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Full text of "Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin"

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Univers ity  of  Toronto 


http://www.archive.org/details/diekunstundgesch05schl 


Die 

Kunst-  und  Geschichts-Denkniäler 

des  Grossherzogthums 

Mecklenburg- Schwerin. 

Im  Auftrage 
des   Grossherzoglichen   Ministeriums   des   Innern 

herausgegeben 
von  der 

Commission  zur  Erhaltung  der  Denkmäler. 


V.  Band: 

Die  Amtsgerichtsbezirke 

Teterow,    Malchin,   Stavenhagen,    Penzlin, 

Waren,  Malchow  und  Röbel 

bearbeitet 
von  Geh.  Hofr.  Prof.  Dr.  Friedrich  SchHe, 

Direktor  des  (Jrossh.  Museums  und  der  Giossh.  Kunstsammlungen. 


Mit   einem   Anhang   über  einige   ältere   Denkmäler  ausserhalb    Landes 
und  einem  Generalregister  über  alle  fünf  Bände. 


Schwerin  i.  M.   1902. 

Druck  und  Vertrieb  der  liarcnsprungschen  Hofbuchdruckerei. 
Kommissionär  K.  V.  Köhler,   Leipzig. 


Vorrede. 


ach  iktn  \'orreclen  in  den  \oraufgehenden  vier 
<^I^'Wr>r^^'W^^'.  Bänden  hat  der  Verfasser  zu  dem  jetzt  voll- 
^-.(y-  'ij'ilSiilBS        endeten    fünften    und    letzten   Band    des  Werkes 

der  mecklenburgischen  Kunst-  und  Geschichts- 
Denkmäler  nichts  weiter  zu  sagen,  als  dass  er 
hierin  zum  ersten  Mal  bei  der  Herstellung  des 
Textes  selber  einen  freiAvilHoen  Mitarbeiter  gefunden  hat,  dem  er 
sich  zu  lebhaftem  Danke  verpflichtet  fühlt.  Es  ist  Herr  Kammerherr 
l'lrich  Graf  von  Oeynliausen,  der  seine  Müsse  dazu  benutzt  hat, 
uni  die  Güter- Geschichten  in  den  Amtsgerichtsbezirken  Malchin, 
Stavenhagen,  Waren,  Malchow,  und  zum  Theil  auch  im  Amts- 
gerichtsbezirk Röbel,  in  gleicher  Weise,  wie  es  der  Verfasser  ge- 
wohnt war,  zusammenzustellen,  und  der  nun  mit  Erfolg  dazu  über- 
gegangen ist,  solche  Lokalgeschichten  auch  für  andere  Plätze,  die 
durch  den  Plan  des  Werkes  ausgeschlossen  waren,  anzufertigen, 
und  zwar  auf  breiterer  Grundlage,  als  es  in  dem  Werk  der  mecklen- 
burgischen Kunst-  und  Geschichts-Denkmäler  thunlich  war.  Es  ist 
nicht  daran  zu  zweifeln,  dass  derartige  Ergänzungen  überall  sehr 
willkommen  werden  geheissen  werden.  hn  Uebrigen  sind  es  be- 
sonders die  von  Herrn  Pastor  Karsten  (jetzt  in  \'ellahn)  in  den 
Kirchen  des  Amtsgerichtsbezirkes  Röbel  mit  grosser  Gewissenhaftigkeit 
gemachten  Aufzeichnungen  gewesen,  welche  des  Verfassers  Arbeit  in 
bequemer  Weise  erleichtert  haben. 

Bei  der  mühseligen  Herstellung  des  vici  ihcliigen  Gencralregisters 
zu  allen  fünf  Bänden,  das  diesem  fünften  Bande  angeschlossen  ist,  haben 
Herr  Oberleutnant  a.  D.  Plüschow,  der  am  Museum  als  Volontär 
thätig  ist,  und  Herr  Ministerialkanzlist  Pass(jw  nützliche  Dienste  ge- 
lei.stct,    theils    durch    Herstellung    von    Zettelau.szügen ,     theils    durch 


Nachprüfuncr  der  Seitenzahlen  in  der  1  )riick- Korrektur.  Der  letzt- 
genannte iiat  auch  den  N'erfasser  während  der  ganzen  zehnjährigen 
Arbeitszeit,  in  iler  ilas  \\\rk  entstanden  ist,  unablässig  durch  Ab- 
schriften dessen,  was  von  den  X'ertrauensniännern  der  Kommission 
und  von  dem  X'crfasser  und  einzelnen  Mitgliedern  der  Kommission 
als  Revisoren  in  die  in  der  X'orrede  des  ersten  Bandes  erwähnten 
Fonnulare  eingetragen  worden  war,  aufs  Beste  unterstützt.  Beiden 
Herren  soll   dafür  an  dieser  Stelle  gedankt  sein. 

Der  dem  Generalregister  voraufgehende  Anhang  enthält  einige 
ältere  mecklenburgische  Kunst-  und  Cieschichts- Denkmäler  ausserhalb 
Landes,  welche  bis  dahin  nicht  so  bekannt  waren,  wie  es  z.  B.  die  herr- 
liche Bronzehgur  der  Herzogin  Katharina  von  Carlo  de  Cesare  im 
Dom  zu  l'Veiberg  und  die  Marmorgruppe  der  Herzoginnen  Marie 
I^)uise  und  Friederike  von  Gottfried  Schadow  im  Schloss  zu  Berlin 
sind,  auf  welche  deshalb  nicht  weiter  einzugehen  war. 

Zuletzt  kann  der  Verfasser  nicht  unterlas.sen,  seine  Freude 
darül>er  auszusprechen,  dass  es  ihm  gelungen  ist,  das  Werk  der 
mecklenburgi.schen  Kunst  und  Geschichts -Denkmäler,  welches  von 
dem  hochseligen  Grossherzog  I'Viedrich  Franz  III.  ins  Leben  gerufen 
und  von  dem  gnädigen  Wohlwollen  Seiner  Hoheit  des  Herzogs  Johann 
Albrecht  als  Herzog- Regenten  getragen  worden,  schon  in  dem  ersten 
Regierungsjahr  Seini-r  Königlichen  1  loheit  des  Grossherzogs  Friedrich 
Franz  IV.  zu  vollenden.  Auch  drängt  es  den  V^erfasser,  hier  darauf 
hinzuweisen,  dass  dieses  Werk  die  ganze  Zeit  hindurch  von  einer 
freundlichen  Haltung  der  Kommissionsmitglieder,  im  Besonderen  von 
der  des  X'or.sitzenden,  des  Herrn  Ministerialdirektors  Schmidt,  dessen 
rühmlich  bekanntes  X'erwaltungsge.schick  keine  Schwierigkeiten  auf- 
kommen liess,  begleitet  gewesen  ist.  I*Ls  hätte  ja  in  der  langen  Zeit 
auch  anders  kommen  und  z.  B.  der  einheitliche  Guss  des  Ganzen 
gestört  werden  können.  Sehr  \iele  Arbeit  hat  es  gegeben,  aber 
auch  .sehr  viele  werthvolle  Anregung,  an  die  der  X'erfasser  sein  Leben 
lang  gerne  zurück  denken   wird.      I  )arum  am   Schluss  ein 

DEO    GRATIAS. 
Schwerin,  den    17.  Januar    1902. 

rVicdrich   Schlic. 


Inhalts -Verzeichniss. 


Amtsgerichtsbezirk  Teterow 
Teterow 
Hohen  -  Mistorf 
Thürkow 
Le\itzo\v 
Jördenstorf  . 
Warnkenhagen 
Diekhof 
Gross  -  Wokern 
Klaber     .      . 
Langhagen   . 
Grubenhagen 
Schorssow     . 
Bülow 
Bristow    . 
Hollen -Denizin 
Burg  Schlitz 
Vorgeschichtliche  Stellen 


Seite 

-83 
I 
24 
29 
32 
35 
41 
44 

45 
48 

51 
53 
63 
66 

71 

79 

82 

224 


II.  Amtsgerichtsbezirk  Malchin  84 — ^152 

Malchin 84 

Gorschendorf 1 1 1 

Remplin 114 

Panstorf 117 

Basedow 118 

J"aulenrost 136 

Gessin 137 

Dahnien 138 

Schwinkendorf 140 

Rittermannshagen 145 

(iiclow 148 

N'orgeschichtliche   Stellen      .  225 

III.  Amtsgerichtsbezirk Stavenhagen 

153  227 

Stavenhagen 153 

Ritzerow       ....  162 

Jiirgenstorf 1  64 

Pribbenow 168 


Kloster  Ivenack 

Borgfeld  . 

Röckwitz 

Zwiedorf 

Wolde     . 

Kastorf    . 

Rosenow 

Kittendorf 

Suiten 

Varchentin 

Varchow 

Bredenfelde 

Briggow 

Tarnow   . 

Vorgeschichtliche  Stellen 


IV.  Amtsgerichtsbezirk  Penzlin 

22I 
Penzlin 
Lübkow  . 
Lapitz 
Puchow   . 
Wrodow  . 
Gross -Helle 
Alt-Rehse 
Krukow  . 
Mallin      . 
Breesen  . . 
Pinnow    . 
Chemnitz 
Woggersin 
Mölln 

Klein-  Helle 
Schwandt 
Passentin 
Gross-  I.ukow 
Marin 

Gross -FIntow 
i.uplow 


Seite 
169 

185 
187 
191 

193 
198 
200 
203 
210 
211 
216 
219 
220 
222 
226 


-325 
228 
249 
250 
252 

253 
254 
255 
257 
258 
260 
263 
265 
268 
270 
277 
279 
280 

-^83 
-85 
287 
288 


VI 


INIIAl   TS- VKKZKlilIMSS. 


\  .  n 

M,.,.. ^cii 

Rumi»hagcn 

(iro>s -Vielen      .... 

Zähren 

Mollensl«»rf 
IVrkatel  . 
I  .ie|Kn 

Kraa.se 

Vorgeschichtliche  Stellen 

V.  Aiiitsiierichtsbezirk   \\  aren 


326 


\\  aren 
l-cdcmw 
Kargow   . 
S|)eck 
Boek 
S<hlon 

Klein  l'laslen 
(iross-  Dratow 
I  >evcn 

(Iro>s-(iievit/. 
Alt  Schönau 
i^nsen 
Rainlxtw 
l  Ini  hshiisen 
Vielist      .      . 
Soinmerstorf 

Klink 

Vcirgcsrhirhtlirhe  Stellen 


Seite 
290 

303 
J04 
306 
310 

3 '5 

.1 '  - 
3M 
455 


390 
326 
346 
350 
351 
353 
356 
361 
362 
364 
365 
371 
375 
37  7 
3  So 

387 
389 
459 


Zislow 

Stuer  

N'orgeschichtlicho   Stellen 


VI 


Amtsgericilb 

.bezirk 

M: 

ilchow 
391- 

-463 

Malchow 

39« 

Ia'xow 

414 

Alt  Schwerin 

4  16 

NVwk'ientin 

420 
422 
424 
427 
429 
432 
43<J 
437 
W 

.\.\2 

VI  1 .   . \  111  t.^<rerichtsbc/i  rk 


Röbel 
464- 


Röhel      . 

1  .iidorf    . 

Nätebow 

Leizen 

.Minzow   . 

Danibeck 

Karchow 

Bütow 

Finken     . 

Massow   . 

Kanibs    . 

Grabow  . 

Kiewe 

Wredenliagc 

Zepkow  . 

Melz  .      . 

Huchholtz 

Krümme] 

Vipperow 

I'riborn    . 

Zielow 

Rechlin   . 

I  .aerz 

Schwarz  . 

Diemitz   . 

Ahrensberg 

Ro.ssow   . 

Netzeband 

Schönberg 

N'orgeschichtliclie  Stellen 

A  11  h  a  n  g  I : 

.Xmelungsborn 
Havelberg    . 
Wisby      .      . 
Kreiberg 
(iandersheim 


Anhang  II : 

Oits-,   Personen-,   Künstler-  und 
Kimsthanflwerker-  Register 


444 

445 
46  I 


■597 
464 
5'2 
520 

523 
526 

527 
534 
537 
538 
540 
541 
545 
547 
55> 
560 
562 
566 
568 
570 
574 
576 
578 
580 

584 
585 
586 

587 
593 
595 
596 


60  I 
608 

609 
6  1  o 
613 


6'5 


Verzeichniss  der  Illustrationen. 


auf    den     Altar     (Licht- 


Teterow. 

Rück   auf  Teterow"   (Kopfleiste)    i. 

Kirche  (Xordseite)   7. 

(Querschnitt   8. 

Grundriss   8. 

Längsschnitt  8. 

Inneres,     Blick 
druck)   8. 

Inneres,     Blick     auf     die     Orgel     (Licht- 
druck)  9. 

Frühgothisches  Portal   (Sakristei)   9. 

Laubwerk- Kapitelle   9. 

Hochgothisches  Triptychon    10. 

Spätgothisches  Triptychon    1 1 . 

Hl.    Maria   mit  dem   Kinde    12. 

Ehemalige  Kanzel    13. 

Messingschüssel   14. 

Grabstein  des  Pleban  Gerh.  Vogelsang  15. 

Wandgemälde  (östliches  (icwölbe)   16. 

Zwei  Fürsten   von   Werle    1 7 . 

Wandmalerei  (westliches  Gewölbe)    18. 

Kelch  [1]    19. 

Rostocker  Thor  20. 
Malchiner  Thor  2  i . 
Aufriss     und     Grundrisse     des    Malchiner 

Thor   22. 
Aufriss     und     Grundrisse     des    Rostocker 

Thor   23. 


H  o  h  e  n  -  M  i  s  t  o  r  f . 
Kirche   25. 

Kirche,   Aufriss  und   Grundrisse    27. 
Ostgiebel   28. 
Fenster-  und  Thürlaibungen   28. 


Lev  i  tzo  w 


Jördensdor  f. 
Kirche   36. 

Aufriss  und   Grundriss   37. 
Giebel  und  Südseite  38. 
Bogen fries  und  Laibungen   3 
Aeltestes  Christusbild  40. 

Schloss  Diekhof  44. 


Gr.  -  Wockern. 
Ansicht  der  Kirche   46. 
Portal  (Xordseite)  47. 

Klaber. 
Grabstein  des  Christofifer  Moltsan   50. 

Gru  ben  hagen. 

Blick   auf  Grubenhagen    55. 

Inneres  der   Kirche   57. 

Maltzahn'sche   Epitaphien   59. 

Leichenstein     der     Katharina     \ 
zahn   60. 

Leichenstein  des  L'lrich  von  Maltzahn  6  i . 

Willkomm    als    Kelch    der    Kirche  (Licht- 
druck)  62. 


Malt- 


Ansicht   33. 


B  ü  1  o  w. 
Kirche   67. 

Aufriss  und  Grundriss  der   Kirche   68. 
Von  der  Ostseite  der  Kirche  69. 

H  r  i  s  t  o  w. 
Kirche  mit  Umgebung   72. 
Altaraufsötz  (Lichtdruck)  74. 
Kanzel  (Lichtdruck)   75. 
Orgel -Empore   75. 
Epitaph   als  Stuhlbekrönung   75. 
Taufständer   76. 
Messingschüssel   7  7 . 
Grabstein   des   Hans   Hahn    78. 


VIII 


VFRZKICMNISS   PKK    ILLUSTRATIONEN. 


Hohen-  Dem/in. 
Wappen  des  H.  A.  v.  der  Osten  80. 


Hi:r>;  >chlit/  (Lichtdruck)  82. 


Malchin. 

Ansicht  der  Stadt  (Kopfleiste)   84. 

Bombardement  der  Stadt  i.  Januar  1761 
(Lichtdruck)  92. 

(tfundriss  der  Kirche  94. 

(Querschnitt  der  Kirche  95. 

Friese  an  der  Kirche  96. 

Inneres,  Blick  auf  den  Altar  (Licht- 
druck) 96. 

Inneres,  Blick  auf  die  Urgel  (Licht- 
druck) 97. 

Früherer  Altaraufsatz   98. 

Flügel  des  Altaraufsatzes  99. 

Alte  Kanzel    100. 

TaufsL'inder   101. 

(»rabstein  des  Nikolaus   Breide    103. 

Fruhgothischer  Kelch    104. 

Fuss  des  Kelches    105. 

Kalensches  Thor   106.    107. 
Slcinthor    108.    109. 
\lt.  r  W.irtthurm   iio. 


Grabstein     des    Joacliim    Hahn    und    der 

Dorothea  von  Putlitz    128. 
Grabstein  der  Anna  Hahn    129. 


Alter  Theil   des  Schlosses    131. 

Aeltere  Theile  des  Schlosses    132. 

Ausgrabungen  im   Schlossgarten    133, 
,  Schloss    zur    Zeit    der    Stüler"  sehen    Um- 
I       bauten    134. 

Schloss  Basedow  (von  Haupt)   134. 

Schloss  (innerer  Hof)   135. 

Schloss,  Gartenseite   135. 


Schloss  Faule nrost    136. 


Gorschendorf. 
Kelch  [i]  114. 

Schloss  Rcmplin  (Lichtdruck)   114. 

Basedow. 
Kirche   119. 
Orgel  Km porc   120. 
.Miaraufsatz  (Li(htdruck)   120. 
T  ijjcn    121. 

122. 
•I    123. 
•^  Mahnschcs  Kpitaph    124. 
Kpitaph    de»  Werner    Hahn    (Lichtdruck) 

124 
Kpitaph  de«  Kimo  Hahn    125. 
Hahn    126. 
'  le   H.itin    127. 

Grabniem    des   Joachim    Hahn    und    der 
Lucic  Fineke   128. 


Schwinkendorf. 
Inneres  der   Kirche    141. 
Grabstein  des  Otto   Hahn    142. 
Grabstein   des   Dietrich  van  dem   Werder 
143- 


Ritter  mannshagen. 
Strebepfeiler  an  der  Kirche   146. 


Gielow. 
Grundriss  der  Kirche    150. 
Granitfünte   151. 


Stavenhagen. 

Blick  auf  die  Stadt  (Kopfleiste)    153. 
Altes  Siegel  der  Stadt   154. 
Kirche,  Südseite   159. 
Kirche  mit  Thurm    160. 
Schloss   162. 


Jürgensdorf. 
Altaraufsatz    165. 
Grabstein  des  Henning  Christoph  v.  Höbe 

166. 
Taufbecken    167. 


Pribbenow. 
Altaraufsatz    168. 


Ivenack. 

Fernblick   auf  das  Schloss    170. 

Khemal.   Kloster- Wirthschafsshaus   [1707] 

176. 
Facciata  und  inwendige  Gestalt  des  fürst- 
lichen  Hau.ses   176. 
I  Uralte   Kichen    178. 


VERZEICIINISS   DER   ILLUSTRATIONEN. 


IX 


Kirche    179. 

Grabsteindes  Klosterprobstes  A.  Gilow  180. 
V.  Koppelow'sches  Marmor-Epitaph  (Licht- 
druck)  180. 
Glockenbild    181. 


Parkanlagen    182.    183.    184.    223. 
Schloss    183. 


Röckwitz. 
Kirche   189. 
Inneres  der  Kirche    190. 


Z  w  i  e  d  o  r  f . 
Kirche,  Südseite    192. 
Kirche,  Westseite   193. 

Wolde. 
Kirche    195. 
Altaraufsatz    196. 
Kelch,  Ciborium  und  Kanne  (Lichtdruck) 

196. 
Taufschale   197. 


Rosenow. 

Mittelstück  eines  gothischen  Triptychons 


Kittendorf. 
Kirche   203. 
3   Portale   204.    205. 
Inneres  der   Kirche   206. 
Altar  (Lichtdruck)   206. 
Empore   207. 

Schloss   209. 


Varchentin. 
Ansicht   213. 
Inneres  der  Kirche   214. 

Schloss   216. 


Penzlin. 

Stadtansicht  (Koj)flei.stej    228. 

Kirche,   Ostseite    240. 

Grundriss   241. 

2   Friese   242. 

Inneres  der  Kirche  (Lichtdruck)  242. 

Gesims,   Laibungen,   Blenden   243. 


Alte  Burg   245. 

Theile  der   Burg   246.    247. 


Klein-Helle. 
Spätgothisches  Triptychon   278. 


Ankershagen. 
Kirche   293. 
Grundriss  294. 

Inneres  der  Kirche  (Lichtdruck)   294. 
Querschnitt,   Laibungs-Profile   295. 
Altes  Fenster  im   Schiff  der  Kirche   296. 
Gewölbe  und   Pfeiler   297. 
Taufbehälter  208. 


Herrenhaus  (Vorderansicht)   299. 
Herrenhaus  (Gartenansicht)   300. 
Alte  Festungsmauer  im   Garten   301. 
2  Pläne  zum  alten  Haus  auf  dem  Wicken- 
werder 302. 


Zähren. 
Blick  auf  die   Kirche   311. 
Grundriss  312. 
Ostseite  312. 
Längsschnitt  313. 
Xordseite  313. 
Pforte,   Gesims,   Rippe  314. 


Peckatel. 
Ansicht  319. 

Spätgothisches  Triptychon   320. 
Glockeninschrift  321. 


Liepen. 
Blick  auf  die   Kirche  322. 


Waren. 

Blick  auf  die  Stadt  326. 

Altes  Siegel  334. 

Grundriss   der  St.  Georgen-Kirche   338. 

Inneres  der  Kirche,    Blick  auf  den   Altar 

(Lichtdruck)  338. 
Inneres,  Blick  auf  die  Orgel  (Lichtdr.)  339. 
Obergaden,   Profile   339. 
Cirundriss  der   Marien- Kirche   341. 
Fenster,   Kalifgesimse,   Fries  341. 
Thurmeingangs- Halle,  Chorgiebel   342. 
Thurmportal   343. 
Altar  und   Kanzel  344. 
Taufständer  345. 


VKRZKICIIMSS    DKU    11,1  l  S  TKA HONEN'. 


Sc  h  I  on. 
Cinindriss  der  Kirche  357. 
Kirche  und   l-iiiKSM-linitt   ,558.   359. 
Keniier  der  Sudseite  3O0, 


Gross-Gievitz. 
Ansicht  366. 

Kirche.    Cnindriss    und   Längschnitt   367. 
Thurmeinganj;  36S. 
RoHianische  StcinUintc  369. 
Marmor -Kpilaph  des  K.  C"hr.  v.  Voss  370. 


Alt-Scliönaii. 
Kapelle  372. 

West    und  Oslgiebel  373. 
(irundriss  373. 
Fenster-  und  Thüren -Profile  374. 

Ulrichshusen. 
Schloss  (Lichtdruck)  380. 

Vi  eil  st. 
(Irundriss  der  Kirche  384. 
Kirche  385. 
Ostscite  des  Chors  386. 


Malchow. 


Blick  auf  die   .-^i.nii   (Kopri<'is(c)   301. 

Hotowsches  \V3p|)en   405. 

.Malchowcr  Stadtsiegcl   405. 

IMick  auf  die  Klosterkirche(Kopfleistc)  40S. 

Klosterkirche  409. 

Inneres  der  früheren   Kirche   410. 

Inneres  der  jct/Agen   Kirche  410. 


Kelch     1 
Kelch    3 
Kelch  (7 

Kirche  4 

411. 
4.2. 
4.3- 

Grüssow. 
35- 

Kirche  4 
Portal  de 

S  i  e  1 0  w, 

38 

r  Sudseite  439. 

Burg  Stuer  447  4^1    452. 
Bur«   Stiur  (I  ,  )  448 

(tothiMhcN    I  44y. 

Burg-Cininflr  ;i^^_ 


Griindriss  der   Jiiirg  .iiif  cIlmii    Werder  bei 

Penzlin   456. 
Griindplan  der  alten  Befestigung  zu  Frei- 

dorf  458. 


Röbel. 

Blick   auf  die  Stadt  (Ko|)fleiste)   464. 
lüick   auf  St.  Marien  (Ko])fleiste)   479. 
.Marienkirche   480. 
Inneres  der  Marienkirche,    Blick   auf  den 

Altar  (Lichtdruck)   481. 
Inneres    der  Marienkirche,    Blick   auf   die 

Orgel  (Lichtdruck)  482. 
Zwei   frühgothische  Portale   48  1 . 
Hauptansicht     des     Chors     ([-"arbendruck) 

482. 
Wandmalereien    der    Cewolbe    483.    484. 

485. 
Wandmalereien  (Farbendruck)  483. 
Spätgothisches  Triptychon   486. 
Zwei   Hochreliefs:     Krschaffung    der   Fva; 

Der  Sündenfnll    487. 
Ehemalige  Triumphbogen -Cruppc   488. 
Kelch  [i]  489. 
.Altes  'l'auf backen  490. 
Kelch   [3]  49'- 

(Irundi)lan    von   St.    Nikolai  4«) 2. 

Inneres  der   Kirche,    Blick   auf  den    .\ltnr 

(jjchtdruck)   492. 
Inneres  der   Kirche,     B.lick   auf  die   Orgel 

(Lichtdruck)  493. 
Chorgiebel   493. 
Sakristei -C-iebel   493. 
Nor(l])ortal   494. 
Siidjxjrtal   495. 
Bogenband  496. 
F'enster  im   Chor  496. 
Altes   Portal    in    (k-n    Altarraum    496 
Pfeiler  490. 

I'ortal    zwisclien  'i'hurm    und    Kirciie   496. 
W  a|)penschild    des  Probstes   Werner  497. 
Khemaliger  Altaraufsatz   498. 
Flügel   zum   .Mtaraufsatz   499. 
Glas  ans  dem   XV.  Jahrhundert   501. 
W'eihurkunde   von    1490      501. 
Kinzelhci'en      vom     I  )ominikancr-("icstuhl 

504-    505- 
Dominikaner- Gestühl  (Doppel   Lichtdruck) 

504.    505- 
Stuhlbekrönungen    505. 


VKKZKICIIMSS    DER    ILI.US  TKAl  lONKN. 


XI 


Vom  ehemaligen  Gestühl   506. 
Stu]ill)ekrönung   507. 
Stuhlwangen    508. 
Kelcli    [1]    509. 
Bell    ^lo. 


("jeräthscliaften   des  Amtes  der   Maurer  in 

Röbel   (Lichtdruck)   510. 
Zwei   Pulverhörner   511. 
Hifthorn    ^11. 


I ,  u  d  o  r  f . 


Kirche   513. 
Grundriss   514. 
Längsschnitt   515. 
Querschnitt   515. 
Inneres  der   Kirche   517. 


Leizen. 
Knuth'scher  (Jrabstein   525. 


Minzo w 
Schwedensclianze   527. 


Dambeck. 
Kirchenruine   530. 
Priesterpforte   531. 
Zwei   Messingschüsseln    532.    533. 


Karcho  w. 


Altaraufsatz    535. 


K  a  m  b  s. 
Schnitzwerk  aus  der   Kirche   54; 
Kelch   [1]    544. 
M()n^tranz   545. 


Aufgang  zur  Burg   556. 

Plan  der  Burg  5 58. 

Grundrisse     der     ältesten     (icbäude     der 

_  Burg  559 

Theile  der  L'mfassungsmauer  der  Burg  560. 

Melz. 
Gothisches  'l'riptychon    564. 


Laerz. 


Kelch   [1]   582. 
Leuchter   583. 


Rossow. 
Gothisches  Triptychon   591, 


Silberne     Schale,     gefunden     hei     Gross- 
Kelle   597. 


Wredenhagen. 
Blick   auf  Wredenhagen   (Kopfleiste)   551 
Schloss  und    Kirche  (1827)   554. 
Wredenhagen   (i86oj   555. 


Anhang    I. 

A  m  e  1  u  n  g  s  b  o  r  n . 
Klosteransicht   601. 
Westliches     Langhaus     der    Klosterkirche 

604. 
Querschift"    und    Chor    der    Klosterkirche 

605. 
Schild  des  Hauses  Wcrle  607. 


Havelbcrg. 
Schild  des  Hauses  Werle  608. 


Wisby. 
Wappenschild  des  Herzogs  F>ich  609, 


Freiberg. 
Herzogin  Katiiarina  mit  ihrem  Sohn  (nach 

Lukas   Kranach)   610. 
(irabplatte  der   Herzogin    Katharina   611. 


(iandersheim. 
Denkmal   der   Herzoginnen   Christine   und 
Marie   Klisabeth   612. 


Blick  auf  die   Stadt  Teterow  von   Süden   her. 


Amtsgericlitstiezirk  Teterow. 


Die  Stadt  Teterow.') 


')  Im  XIII.  Jahrhundert  Thiterow,  Teterowe,  Theterowe,  Thitterowe,  von  teterev,  Auer- 
hahn,  also  soviel  wie  .\uerhahnstädt.  V};1.  Kuhnel,  M.  Jahrb.  XIA'I,  S.  144.  Sienissen,  M.  Jahrb.  VI, 
.S.   53.      Als  .'Xbkürzunjj  könnte   das   Keuter'sche    »Khanstädtc    gelten. 


Stadt. 


eschichte    der    Stadt.      Schon    im    XII.  Jahrhundert    fällt    ein    heller    Geschieht 
Lichtstreif    in    das    geschichtliche    Dunkel,    in    welchem    derjenige  der 

Theil  des  alten  Circipanerlandes  ruht,  dem  Teterow  mit  seinem 
mitten  im  See  gelegenen  ehemaligen  wendischen  Burgwall  angehört.  Es  ist 
j'ene  Zeit,  in  der  zwei  mächtige  politische  Grössen,  der  Baiern-  und  Sachsen- 
herzog Heinrich  der  Löwe  und  der  Dänenkönig  Waldemar,  beide  im  Dienste 
der  Kirche  stehend  und  gemeinsam  das  Werk  Gottes  fördernd,  beide  aber  von 
ehrgeizigen  Machtplänen  und  zum  Theil  einander  widerstrebenden  politischen 
Interessen  geleitet,  ihre  Hand  auf  das  heidnische  Wendenland  legen,  der  eine 
von  Süden  und  Westen  her,  der  andere  von  Norden  und  Osten  her.  Selbst- 
verständlich kann  hier  nicht  auf  Alles  eingegangen  werden,  was  zur  Beleuchtung 
dieser  Zeiten  und  Verhältnisse  dient.  Ks  mag  deshalb  besonders  auf  das 
neunte  und  zehnte  Kapitel  in  dem  Leben  Bischof  Berno's  von  Wigger  und  auf 
den  von  Lisch  in  wörtlicher  Uebersetzung  veröffentlichten  Bericht  des  Sa.xo 
Grammaticus  iiber  den  Zug  Waldemar's    ins  Circipancrland  verwiesen  werden, 


2  AMTSGERICHTSBEZIRK   TETEROW. 

nach  welchem  der  Konig  uiul  der  dem  Saxo  Granimaticus  befreundete  Bischof 
Absalon  von  Roskilde  im  Jahre  1171  von  Stralsund  aus  durch  Festland  Rügen 
zieht,  mit  unsäglichen  Schwierigkeiten  den  Durchgang  durch  die  Trebelmoore 
bcwcrkstcingt.  dann  den  Hartwald  zwischen  Malchin,  Neu -Kaien  und  Teterovv 
durchquert  und  zu  der  Burg  des  Chotimar  vordringt,  welche  keine  andere  als 
die  im  Teterower  See  gelegene  sein  kann,  die  damals  als  die  am  schwersten  zu 
erobernde  Tnitzburg  des  Circipanerlandes  gegolten  haben  muss.^)  Den  Bericht 
kann  Saxo  sehr  wohl  direkt  aus  dem  Munde  des  Bischofs  Absalon,  der  als 
streitbarer  Herr  an  allen  Fahrlichkeiten  der  Fahrt  und  des  Krieges  den  leb- 
haftesten und  thatkräftigsten  Antheil  nimmt,  empfangen  haben.  Zwar  kommen 
die  cljengenannten  Ortsnamen  nicht  darin  vor,  aber  die  ungemein  anschau- 
liche, echt  epische  Darstellung,  die  an  die  klassischsten  Beispiele  der  Alten 
erinnert,  und  das  starke  Lokal -Kolorit  der  Ivrzählung  haben  für  den,  der 
die  Gegenden  kennt,  eine  solche  Ueberzeugungskraft,  dass,  da  auch  Anfang, 
Richtung  und  Ziel  des  Zuges  sowie  die  noch  heute  vorhandenen  Burg-,  Wall- 
und  Damm -Reste  im  Teterower  See  aufs  Allerbeste  zu  der  Erzählung  passen, 
jeder  Zweifel  an  der  Richtigkeit  der  topographischen  Deutung  des  Berichtes 
durch  Lisch  und  Wigger  verschwindet.*)  Mit  der  Eroberung  der  Burg  und 
ihrer  Wiek  ist  der  Zweck  des  Heerzuges  erreicht,  und  es  erfolgt  nun,  wie 
bereits  im  ersten  Bande  des  Werkes  erzahlt  worden  ist,  unter  Betheiligung 
Chotimar's  und  seiner  Bruder  die  Gründung  des  Klosters  Dargun  durch  dänische 
Mönche  aus  Esrom,  welche  die  Aufgabe  haben,  im  Circipanerlande  einen 
solchen  Stützpunkt  für  christliche  Kultur  zu  schaffen,  wie  ihn  die  Schöpfungen 
Heinrich's  des  Löwen  in  Ratzeburg  und  Schwerin  im  Westen  und  das  von 
Bischof  Berno  gegründete  Kloster  Doberan  im  Norden  des  Wendenlandes  dar- 
stellen. Dass  aber  das  dänische  Kloster  in  Dargun  nicht  von  Bestand  bleibt, 
sondern  schon  11 88  nach  Hilda  bei  Greifswald  übersiedelt  und  1209  durch 
eine  Tochtergründung  des  Klosters  Doberan  ersetzt  w  ird,  ist  ebenfalls  im  ersten 
Bande  auseinandergesetzt  worden.  Hier  kommt  es  ja  auch  nur  darauf  an,  daran 
zu  erinnern,  dass  die  Geschichte  der  Stadt  Teterow  mit  der  Erzählung  des 
Saxo  Grammaticus  vom  Zuge  des  Königs  Waldemar  von  Dänemark  ins  Circi- 
|)anerland  und  der  Erstürmung  der  h\stc  im    Teterower  See  einzusetzen  hat.') 


•)  S«zoOM  Grammatici  IliMoria  danica,  l.il)cr  .\IV  (Edd.  Müller  &  Velschow,  l'ais  IIa,  Tag. 
883—886).  linch.  M.  Jahrb.  XXVI,  S.  181  — 195.  Wigger,  M.  Jalirl).  XXVIII,  S.  143— 186.  Vgl. 
ilaia  dnteti  Annalen,  S.  126/127.    148. 

•)  An  anderer  Stelle,  in  der  Knytiinga-Sage  Über  diesen  Zug,  werden  Stralsund  (Straela), 
TrieiMcc«  (TrÜMiil»)  und  das  östlich  von  (iu.strow  gelegene  Land  Tribcden  (Atrii)iden),  zu  dem 
anch  Teterow  gehört,  genannt.     Vgl.  Lisch,  a.  a.  ().,  S.  186. 

',  K»  kann  nicht  auffallen,  dass  die  älteren  Oeschichtsforscher,  welche  den  Zug  des 
Wdldemar  nach  den  f^ucllcn  erz.Ihlen,  ohne  (»egenden  und  Verhältnisse  im  alten  Ciicipanien  von 
den  Irrlael- Mooren  Über  den  ilartwald  weg  bis  zum  Teterower  See  zu  kennen  (wie  z.  15.  Ludwig 
I.,,  ,  .,  \.  H....1  Getchtchten  III,  S.  203/4,  Uarthold,  Gesch.  von  kUgen  und  Pommern  II, 
idt  in  Halt.  Studien  X,  2,  S.  162),  zu  Darstellungen  und  Auffassungen  kommen, 
*^  ■       'Ti  mccklenburgiftchcn   Forscher,    die  mit   (!eii   in    Betracht   kruiimenden 

^'^  trr  *ind,   nicht   Übereinstimmen. 


GESCHICHTE    DER    STADT   TETEROW.  3 

Indessen  der  Faden  spinnt  sich  nicht  weiter.  Zwischen  dieser  Geschichte 
und  der  ersten  urkundlichen  Nachricht  über  Teterower  Verhältnisse  liegen 
hundert  Jahre.  Damals  sind  die  v^on  IMoltke  die  Grundherrn  sowohl  über  den 
Teterower  See  als  auch  über  die  an  seiner  Ostseite  liegenden  Güter  Sührkow 
und  Niendorf  (ehemals  Teschow),  über  deren  Verkauf  an  das  Kloster  Dargun 
am  I.Januar  1297  der  landesherrliche  Konsens  durch  den  Fürsten  Nikolaus 
von  Rostock  erfolgt.^)  Diese  Gegend  gehört  somit  (und  wie  wir  auch  sonst 
wissen)  in  jener  Zeit  vorübergehend  zur  Herrschaft  Rostock,  welche  im  Jahre 
1300  unter  dänische  Oberlehnsherrlichkeit  geräth,  und  Ritter  Friedrich  von  Moltke 
ist  wenigstens  in  Bezug  auf  den  See  als  Rechtsnachfolger  des  Chotimar  an- 
zusehen, der  hundert  Jahre  früher  als  Burgherr  des  Sees  die  dänische  Eroberung 
erduldet.  Dass  das  aber  nicht  ausreicht,  um  die  Vermuthung  einer  Bluts- 
verwandtschaft zwischen  beiden  zu  begründen,  ist  selbstverständlich.-) 

Zur  selben  Zeit  aber  ist  auch  Teterow  längst  eine  kleine  Stadt  (oppi- 
dum)  mit  Rath  und  Bürgerschaft,  welche  sich  als  solche  schon  am  17.  De- 
cember  1272  dreiundvierzig  im  Dorfe  Baudorf  angekaufte  Hufen  von  Fürst 
Nikolaus  von  W'erle  hat  zu  Stadtrecht  legen  lassen.^)  Andererseits  kommen 
am  18.  I\lärz  1285  zweiundzvvanzig  Hufen  der  städtischen  Feldmark  durch 
Kauf  an  das  Lübecker  Heiligengeist- Stift  und  mit  diesen  Hufen  zugleich  das 
ganze  14  km  nordwestlich  \on  Teterow  gelegene  Dorf  Striesenow,  damals  ein 
Bauerndorf.^)  Aus  einer  Urkunde  vom  20.  December  13 12  ersehen  wir,  dass 
das  Dominikaner-Kloster  zu  Rostock  ein  eigenes  Haus  in  der  Stadt  besitzt, 
und  aus  der  bekannteren  Urkunde  vom  2.  December  13 16  über  die  werlesche 
Landestheilung,  dass  Teterow  zu  demjenigen  Landestheil  gelegt  wird,  von 
welchem  Parchim  die  Vorderstadt  ist. ')  Diese  Zeit  des  XIW  Jahrhunderts,  in 
welcher  die  Stadtvertretung  nicht  selten  als  Zeuge  bei  grösseren  Staatsaktionen 
der  werleschen  Fürsten  mitwirkt,'')  ist  die  Zeit,  in  welcher  die  prächtigen  hohen 
gothischen  Thore  entstehen,  wenn  auch  keine  besondere  Urkunde  darüber  vor- 
handen ist.  Teterow  hat  sich  diese  seine  Stadtzierden  besser  zu  bewahren 
gewusst  als  die  Vorderstadt  Parchim,  obgleich  diese  als  die  grössere  und 
führende  Stadt  im  alten  werleschen  Landestheil  der  kleineren  Stadt  mit  gutem 
Beispiele  hätte  vorangehen  sollen.  Von  guten  ökonomischen  Verhältni.ssen  in 
der  Stadt  zeugt  auch  der  Kirchenbau,  der,  wenn  er  auch  nach  seinem  älteren 


')  M.  U.-H.  2431.  2432.  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  IV,  S.  2.  Ueber  das  zeitweise 
Condominium  der  Linien   Rostock  und   Weile  vgl.  Rudioff,   Hdh.  II,   S.  89.    190. 

*)  M.  Jahrb.  XXVI,  S.  195. 

»)  M.  L'.-B.  1261. 

*)  M.  U.-B.  1788.  Vgl.  3956.  Wie  die  Lübecker  Rechte  in  Vergessenheit  kommen  und  den 
Bauern  neue  Gerechtsame  von  den  Herzögen  und  den  Gottiner  Erbherrn  von  Lehsten  auferlegt 
werden,  wie  sich  dann  aus  diesen  Wirren  am  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  eine  Reihe  von  Pro- 
zessen entwickelt,  woran  die  Bauern  zu  Grunde  gehen:  darüber  handelt  G.  W.  Dittmer  im  M. 
Jahrb.  VIII,  S.  161  — 176:  >Der  reichsgerichtliche  I'fändungsprozess  in  besonderer  Anwendung  auf 
das  mecklenburgische  Dorf,  jetzt  Lehngut  Strisenow.c 

'•>)  M.  U.-B.  3581.  3860. 

*)  M.  U.-B.  6098.  7771.  7772.  9394.  9491.  9560.  10334.  10672.  10678.  11009. 

1* 


4  AMTSGERICHTSHEZIRK   TETEROW. 

Thcil.  dem  Chor,  bereits  dem  Anfan<;e  des  XIII.  oder  gar  schon  dem  lüide 
des  XII.  Jahrhunderts  angehören  wird,  die  grössere  und  höhere  Ausführung 
des  Schiffes  erst  im  XIV.  Jahrhundert  erhalten  haben  wird,  und  dessen  Mauer- 
werk den  I':indruck  grösster  Gediegenheit  macht.  Auch  hören  wir  in  den 
zwanziger  und  dreissiger  Jahren  des  XI\^  Jahrhunderts  wiederholt  von  der 
Stiftung  einer  grösseren  Vikarei  in  der  Kirche  zu  Teterow  durch  den  Priester 
Dietrich  Glashagen,  deren  Patronat  die  Fürsten  von  Werle  übernehmen.')  Um 
die  Verbesserung  der  Teterower  Pfarre  mit  Ackerland  und  Wiesen  macht  sich 
besonders  der  Magister  Johann  Sternberg  verdient,  der  zugleich  Domherr  zu 
Güstrow  und  Kirchherr  zu  Teterow  ist,  und  dem  wir  von  1334 bis  1359  sehr  häufig 
in  den  Urkunden  begegnen.-)  Ein  dritter  Geistlicher,  der  sich  durch  Stiftung  eines 
Altars  in  der  Teterower  Kirche  bemerkbar  macht,  und  von  dem  noch  heute  ein 
sehr  schöner  Abendmahlskelch  und  ein  wohlerhaltener  trefflicher  Grabstein  in 
der  Kirche  Zeugniss  geben,  ist  der  in  den  achtziger  Jahren  des  XIV.  Jahr- 
hunderts genannte  Pleban  Gerhard  Vogelsang.^)  Im  Jahre  1403  kommen  die 
\Vangelin"schen  Vikarei -Stiftungen  hinzu.  ^)  Im  Ucbrigen  aber  hebt  die  an- 
scheinende Wohlhabenheit  ihrer  Hürger  die  Stadt  doch  nicht  aus  der  Reihe 
der  kleineren  Städte  hinaus,  wie  an  ihrer  Stellung  in  den  verschiedenen  Land- 
friedenstraktaten  jener  Zeit  zu  erkennen  ist.  Nachdem  nämiich  Teterow  im 
werle -mecklenburgischen  W-rtrag  vom  16.  Oktober  1351,  gleich  den  Städten 
Grevcsmuhlen,  Gadebusch,  Gnoien,  Ribnitz,  Barth,  Lychen,  Röbel,  Penzlin, 
Malchow  und  Kaien  mit  zehn  Helmen  eingesetzt  worden  und  damit  doppelt 
soviel  wie  Laage,  halbsoviel  wie  Sternberg  und  ein  Drittel  soviel  wie  Malchin 
zu  leisten  hat,  erscheint  es  in  dem  vom  14.  März  1354  gleich  der  kleineren 
Stadt  I^aage  nur  mit  fünf  Mann.^)  Als  Mittelpunkt  einer  werleschen  Vogtei 
wird  Teterow  im  Jahre  1336  zum  ersten  Mal  urkundlich  genannt;  auch  1359, 
als  Fürst  Nikolaus  von  Werle  dem  Henneke  Moltke  auf  Rossewitz  für  Kriegs- 
kosten einen  Theil  der  Bede  aus  den  Vogteien  Güstrow,  Krakow,  Laage, 
Teterow,  Malchin,  Neukaien,  Goldberg  und  Parchim  verschreibt;")  und  be- 
sonders 1380,  als  am  24.  April  d.  J.  I-'ür.st  Lorenz  von  Werle  Stadt  und  Land 
Teterow  an  die  von  Smeker  verpfändet  und  nur  Kirchlehn,  Mannschaft  und 
Kossdienst    sich    /orbehält.')     Wann    dieses    Pfandverhältni.ss    seine    Itndschafl: 


')  M.  U.-B.  4621.   5274.  9953,  Anmkg. 

*)  M.  U.-B.  4621.  7116.  7583.    7921  (honorahilis  vir  magister  J.  St.).    8579. 

*)  li.  r.  H.  1 1 260.  11505-  I^en  Altar  des  (ierhard  Vofjelsang  weiht  am  23.  Ai)ril  1380 
Johann  roo  Taaa,  Weihbischof  des  liischofs  l'hilipp  von  Kammin  (allare  in  angulo  eccle.sie  parro- 
cl  I  h<H«rowc  fundatum  et  dotatum  ob  j»reces  et  rogatum  honoiabilis  viri  domini  (Jherardi 

^"  ■  •'   li'»ti«rewi  omnipotenli.s  dei,   sancte  virgini.s  Marie,   Laiirencii  martyris,    Katlieriiie  vir- 

ginu  ei  omnium  »anctonim  l>eatorum).  Ein  Altar  des  hl.  Laurentius  wird  aiicli  in  einer  bis  jetzt 
nicht  i^Mbocklcn  Urkunde  vom   15.  Juni   1461   genannt. 

*;  Nach  noch  nicht  gedruckten  Urkunden  im  (Jrossh.  Archiv. 

•)  M.U.H.  7524.  7911.    Vgl.  dazu  7731.  9174.    II  378. 

•>  M.  U.B.  5689.  8561. 

^j  M.  U.U  II  261.  Kur  8900  .Mark  lub.  Pfennige  >de  nu  ghcnghc  viide  gheue  sint,  alsze 
dal  drc   LabcMihe  marck   cnc  lodighe  marck  maken.« 


GESCHICHTE    DER   STADT   TETEROW.  5 

erreicht  hat,  ist  unbekannt.  Als  Vögte  von  Teterow  werden  im  XIV.  Jahr- 
hundert Berend  von  Lehsten  (1362)  und  Hartmann  von  Oldenburg  (1363, 
1364)  genannt.^) 

Wie  sich  im  Jahre  1374,  als  die  Parchim-Goldberger  Linie  des  werle- 
schen  Hauses  erlischt,  die  Städte  Parchim,  Malchin,  Teterow  und  Laage  zum 
Schutze  ihrer  Privilegien  mit  einander  verbinden,  ist  früher  bereits  erwähnt 
worden,  ebenso  aber  auch,  wie  unbegründet  die  Sorge  war,  dass  ihnen  davon 
etwas  durch  die  beiden  anderen  Linien  des  Hauses,  die  erbenden  Linien  zu 
Güstrow  und  Waren,  verloren  gehen  könne.-)  Teterow  geht  damals,  wie  nicht 
bloss  zu  vermuthen,  sondern  auch  urkundlich  zu  belegen  ist,  an  die  Güstrower 
Linie  über.^)  Die  erste  mecklenburgische  Privilegienbestätigung  erfolgt  nach 
dem  Aussterben  des  vverleschen  Mannesstammes  im  Jahre  1436,  die  nach- 
folgenden vertheilen  sich  auf  die  Jahre  1469,  1588,  1613,  1619,  1660  und 
1702.  Bei  den  mecklenburgischen  Ländertheilungen  gehört  die  Vogtei  Teterow 
Anfangs  (1520)  zur  Hälfte  der  Schweriner  und  zur  andern  Hälfte  der  Güstrower 
Linie,  bei  der  zweiten  und  dritten  Theilung  (1556  und  161 1)  ausschliesslich 
zur  Güstrower  Linie. ^) 

Ln  Uebrigen  ist  nichts  Erhebliches  aus  der  weiteren  Geschichte  der 
Stadt  zu  berichten.  Einzelheiten  aus  den  Jahren  der  Pest,  der  Kriegsunruhen 
und  der  Stadtbrände  werden  weiter  unten  in  der  Pastoren -Liste  vorkommen. 
Die  bekannten  »Teterower  Stücke«,  lustige  kleine  Erzählungen,  welche  zum 
Theil  den  Weg  in  P'ritz  Reuter's  »Olle  Kamellen«  gefunden  haben,  beweisen, 
dass  guter  plattdeutscher  Humor  in  der  von  hübschen  Hügeln  und  Waldbergen 
eingeschlossenen  weiten  Wiesenniederung,  in  welcher  Stadt  und  See  gelegen 
sind,  noch  nicht  ausgestorben  ist. 

Ausser  den  schon  genannten  Geistlichen  des  Mittelalters,  die  dem 
XIV.  Jahrhundert  angehören,  ist  für  das  letzte  Viertel  des  XIII.  Jahrhunderts 
noch  der  Pfarrer  Johann  von  Reez  zu  nennen,  der  als  Notar,  Kaplan  und 
Beichtvater  der  Fürsten  von  Werle  häufig  genug  vorkommt.  P'ürs  XIV. 
Jahrhundert,  und  zwar  dessen  erstes  Drittel,  ist  der  Pfarrer  Konrad  nach- 
zuholen, unter  dessen  Kirchenrektorat  der  Priester  Dietrich  Glashagen,  wie 
oben  bemerkt  worden,  eine  Vikarei  stiftet.  Dem  Pfarrer  Konrad  folgt  der 
oben  bereits  erwähnte  Pfarrer  Johann  Sternberg,  und  neben  diesem  wird  in 
der  zweiten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  ein  Vikar  Nikolaus  von  Kaien  auf- 
geführt. Die  zeitweise  Verbindung  von  Teterower  Pfarrlehn  und  Güstrower 
Kanonikat,  wie  sie  sich  in  der  Person  des  Johann  Sternberg  darstellt,  wird 
1489  durch  Inkorporicrung  der  Teterower  Pfarre  in  eine  schon  seit  dem  Jahre 
1301  mit  der  Pfarre  zu  Malchin  verbundene  Güstrower  Domherrnstellc  zu 
einer  dauernden  Institution,  d.  h.  zu  einer  Pfründen -Anhäufung,  die  von  vor- 
nehmen Herren  gesucht  wird,    welche  dafür  gering    besoldete  Vikare  mit  dem 


')  M.  U.-B.  9033.  9174.  9307- 

')  M.  U.-B.  10635.     Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  IV,  S.  426. 

»)  M    U.-B.  II  378  (8.  November    13S1).     Vgl.  Rudloff,   Hdb.  d.  m.  Gesch.  II,   S.  645. 

♦)  Rudloff,   Hdb.  III  a,   S.  55.   228.      III  b,   S.  119  120  (.\mt  Güstrow). 


6  AMTSGERICHTSBEZIKK    TETEROW. 

Dienst  betrauen.')  So  macht  es  /..  H.  der  Doctor  iitriiisc|iic  juris  und  Pro- 
fessor an  der  Universität  Rostock  Liborius  Me>er  mit  Genehmigung  des  Bischofs 
von  Kammin  im  Jahre  1494.  da  er  selbst  dem  Dienst  in  Teterow  nicht  nach- 
zukommen vermag.*) 

Und  der  vielbeschäftigte  Kanzler  Hrandanus  Schöneich,  welcher  am 
25.  Januar  1503  von  den  Herzögen  Magnus  und  Balthasar  dem  Güstrower 
Domstift  als  Nachfolger  des  Liborius  Me}er  präsentiert  wird,  und  dem  ein 
paar  Wochen  später  vom  Offizial  der  Präpositur  Güstrow  auch  die  seiner 
Prabende  inkorporierte  Pfarre  zu  Teterow  verliehen  wird,  hat  es  ohne  Zweifel 
ebenso  gemacht.')  Die  Teterower  Kirche  muss  damals  überhaupt  viel  haben 
hergeben  können,  denn  auch  der  in  der  Reformationsgeschichte  Mecklenburgs 
häufig  genannte  stark  papistisch  gesinnte  Detlev  Danquardi,  Ro.stocker  Dom- 
Thesaurarius,  bi.schöflicher  Offizial,  Archidiakon  und  Pfarrherr  zu  Ke.ssin,  zehrt, 
an.scheinend  bis  an  seinen  Tod  im  Jahre  1556,  von  zwei  Fürstenlehnen  der 
Kirche  zu  Teterow.^) 

Der  erste  evangelische  Prediger  zu  Teterow,  der  den  Papi-sten  gegen- 
über einen  schweren  Stand  hat,  ist  Joachim  Mesekow,  er  predigt  die  neue 
Lehre  1541  und  auch  noch  1564  oder  länger.  Zu  seiner  Zeit  hat  die  Kirche 
ausser  dem  ILiuptaltar  noch  elf  Nebenaltäre  und  fiihrt  den  in  früherer  Zeit 
nicht  nachzuweisenden  Titel  St.  Petri  und  Pauli  Pfarrkirche«,  der  auch  in 
späteren  Visitationsprotokollen  des  XVIL  Jahrhunderts  vorkommt.  Schröder 
nennt  für  das  Jahr  i  564  neben  dem  alten  Mesekow  dessen  Sohn  N.  Mesekow 
als  Diakon  und  als  zweiten  Pastor  den  David  Quade,  sowie  später,  etwa  um 
1570,  den  Diakonus  Griphan.'')  Nach  den  im  Gro.ssh.  Archiv  bewahrten  Tete- 
rower Kirchenakten  hei.sst  er  richtiger  Nikolaus  Grifanck  (Gryfanck)  und  ist 
um  1580  sicher  im  Dienst,  aber  vor  ihm  muss  Magister  I  leimradus  Rinckwich 
(Ringwicht)  berufen  .sein,  da  dieser  1595  und  1596  als  erster  vor  Nikolaus 
Grifanck  unterzeichnet.  Uebrigens  wird  neben  dem  alten  Mesekow  1 564  auch 
ein  Kr  Heinrich  Bansow  genannt,  dem  die  in  Verfall  geralhcne  Kirchen- 
ökonomie übertragen  wird.  Nach  Cirifancks  Tode  1608  folgt  Magister  Sieg- 
fried Neumci.ster  als  zweiter  Pa.stor  und  nach  Rinckwich's  Tode  Petrus  Scharling 
(seit  1614,  stirbt  1629  an  der  Pest).  Neben  Scharling  wirkt  .seit  1616  Kaspar 
Mcster.  Dieser  erhält  1629  in  dem  von  Wallenstein  berufenen  Nikolaus  Ring- 
wichl  einen  Kollegen,  welcher  1638  .stirbt.  Beide  erleben  im  Jahre  1632  die 
erste  grosse  Feuer.sbrun.st,  von  der  berichtet  wird.  Mester  versieht  nun  den 
Dien.st  einige  Jahre  hindurch  allein.  1643  soll  er  an  .seinem  Sohn  Johannes 
einen    '',-»<-i0.n    haben.      Aber    die    kaiserliche    Armee    rückt    heran,    und    der 

'/  1,1^1..   .M.Jahrl».  XII,  S.  16/17.      -'^VI,   S.  98.      .\.\.\I,   S.  S5.      .\\.\I.\,    S.  206. 
•)  Schröder,   I'ap.  M.,  S.  2542. 

•)  I.i»ch.   M.  Jahrl».  XII,  S.  338—340.     Vgl.  dazu  VIII,   S.  44  (Zustände  in    retcif)\v  um  1535). 
Vuit.iii.,n»protokullc  der  Kirche  zu  Teterow   von    1535,    154I    und    1552. 

'  'er.  KirchenhUt.  d.  ev.  M.  I,  S.  429.  II,  S.  465.  III,  S.  50.  Er  wird  derselbe 
vcin,  der  1577  <Jie  Fonnula  Concordiae  unterschreibt:  Schröder  III,  .S.  328  (Nicol.-ius  CJryfanius). 
I»er  V.hn   N.  Mc^kow  i%\  vielleicht   der    in   ketzow    (bei  (ior.schendorf)    genannte  Elia.s  Mesekow. 


GESCHICHTE    DER    S'IADT   TETEROW.  7 

Sohn,  um  nicht  enigezogen  zu  werden,  macht  sich  aus  dem  Staube.  Erst 
1646  wird  er  wirklich  der  Gehülfe  des  Vaters,  stirbt  aber  schon  im  Früh- 
sommer 1651.  Nun  wird  Johannes  Schultz  zweiter  Pastor  neben  dem  alten 
Mester,  der  erst  1658  oder  1659  stirbt  und  in  seinem  Schwiegersohn  Joachim 
Krüger  einen  Nachfolger  erhält.  Aber  schon  1661  tritt  Felix  Fidlerus  (Fiedler) 
als  zweiter  Pastor  an  dessen  Stelle.     Schultz  stirbt   1672,   während  Fiedler  als 


Kiiche  zu  'reterow  (\oid>eite). 

Präpositus  (seit  1673)  noch  1704  am  Leben  und  im  Amte  ist.')  Als  zweite 
Prediger  wirken  neben  ihm  Christian  Netzeband  (seit  1673),  Joachim  Mowius 
(seit  1694,  7  1701),  und  seit  1702  Jakobus  Ikasch  (Brasche),  der  noch  1743 
im  Amte  ist.  Zur  Zeit  des  alten  P'iedler  und  des  Jakob  Brasch,  im  Jahre  1702, 
erlebt  Teterow  die  zweite  grosse  Feuersbrunst;  Brasch  erlebt  auch  die  dritte 
im  Jahre  1722.  Neben  Brasch  wirkt  seit  1704  der  aus  Mölln  berufene  Kon- 
.stantin  Fiedler  (zuerst  als  Adjunkt  des  Vaters),  und  seit   1727  (auch  wieder  als 

')  Er  ist  der  Stifter  des   Fieiller'>clien   l.ey.ites  zu  (Juiisten   armer  Scluilkimler.     \'yl.   Millie>, 
die   kirchlichen   Stiftungen  in   Mecklenburg  (1900),   S.  35. 


8 


AMTSGEKICHTSBKZIRK    TKTEROW. 


Itcschrci 

bunft  des 

Baue«. 


flvKtJct'nilV 


Substitut  des  Vaters)  Konstantins  Sohn  Heinrich  Christoph  Fiedler.      1741  bittet 

Brasch.    der    17 17,    als    dänisches    Kriegsvolk    in    der    Stadt    lag,    von    einem 

trunkenen  St>ldaten  schwer  verwundet  worden  war,   um  einen  Substituten.      Er 

erhalt  ihn    in  seinem  Schwiegersohn  X'ollrath  Heinrich  Haue,    der   1760  stirbt. 

Sechs  Jahre  vorher  (1754)  hat  auch 

Fiedler  in  Michael  Sigismund  Herr- 

Hch     einen     Nachl'olger    erhalten. 

Neben  Herrlich  wirken  an  zweiter 

Stelle:  von   1762  an  J.  F.  Haeger, 

der    1770    nach    Gadebusch    geht, 

von  i770anJoh.  Wilhelm  Schultz, 

der  1778  Pastor  und  IVäpositus  in 

Schwaan    wird,    und  von    1779  an 

Joh.    Christian    Gramm    aus    Re}', 

der  1807  aus  dem  Leben  .scheidet. 

Herrlich    stirbt    schon    1780.     Es 

folgen  nun  an  zweiter  Stelle  neben 

Gramm  zuerst  Karl  Leopold  Hintze 

(17S2  bis   1794)  und  nachher  Joh. 

Rudolph  Hrinckmann  (bis  181 1    in 

Teterow,    bis    1838    in    Xeukalen, 

7   1843    als    Emeritus).      Zur    Zeit 

von  Gramm  und  Hintze,  im  Jahre 

'793.    findet    die    vierte    grössere 

Feuersbrunst    statt.      Vgl.    Walter 

a.  a.  O. 


Die  Kirche. 

jEfl  aubeschreibung.  Die  Kirche 
zu  Teterow')  i.st  von  1877 
bis  1880  einem  grö.s.seren  Durch- 
bau unterzogen,  bei  dem  man  die 
Nordseitc  stark  verändert  und  auch 
die  Sakristei  von  der  Nordseite  auf 
die  .Sud.scite  verlegt  hat.     Der  dem 


(gl--4-4-M    I    M    I   10 


Anfange  des  XIII.  Jahrhunderts  angehörende  spätromanisch  gestaltete  Chor  i.st 
ein  Hacksteinbau  mit  Lisenen  und  ruht  auf  einem  Granit.sockel.  Er  wird  im 
Innern  von  zwei  anscheinend  erst  dem  XIV.  Jahrhundert  angehörenden  Kreuz- 
gewölben, mit  gothischem  Rippenprofil,  überdeckt,  deren  Kappen  mit  Gemälden 


n.  .S.  464/65.     Xl.II,  S.  161  fr.     Crull,  M.J.ihil..  X1,V,  .S.  274.  280. 


s-        *^ 


Inneres  der  Kirche  zu  Tetcrow.      Blick   auf  den   Aliar. 


L_ 


Inneres  der  Kirche  zu  Teterow.     Ulick  auf  die  Orgel. 


KIRCHE    zu    TETEROW. 


gefüllt    sind.      Die    mit    hübschen    Laubwerk -Kapitellen 
Gewölberippen    gehen    bis   zum  Fussboden    herunter, 
die  theils 
romani- 
schen , 
theils  früh- 
gothischen 
Nischen- 
bildungen 
unten    an 
der    Nord- 
und  an  der 
Südwand 
des  Chors. 
In  der  Ost- 
wand drei, 
in  den 
Seiten - 
wänden   je 
zweimal 

zwei 
Schlitz- 
fenster ro- 
manischen 
Stils.  Das 
gothische 
Langhaus 
ist    jünger 


v^etzierten  Dienste   der 
Zu  beachten    sind    auch 
als   der 
Chor:    es 
gehört   in 
seinen  An- 
fängen 
ohne  Zwei- 
fel der  früh- 
gothischen 
Zeit   am 
Ende  des 

XIII.  oder 
am    An- 
fange    des 

XIV.  Jahr- 
hunderts 

an  und  war 
zuerst 
wahr- 
scheinlich, 
wie  so  viele 
andere 
Kirchen 
dieser  Zeit, 
mit    einer 
flachen 
Balken- 


Frühgothisches  Portal  (in  der  Sakristei). 


r 

1 

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ri 

^1 

< 

Laubwerk -Kapitelle  im  Chor. 


10 


AMTSGERICHTSHEZIKK   TETEROW. 


und   Hietterdecke 
geschlossen.    Das 

stark      erhöhte 
Mittelschiff    wird 
auf    jeder     Seite 
von    zwei    frei- 
stehenden  acht- 
seitigen  Pfeilern 

von    grosser 
Massigkeit    ge- 
tragen und  durch 
drei  spätgothische 
Sterngewölbe    im 

Charakter   des 
XV.  Jahrhunderts 
geschlossen.    Das 
anscheinend 
gleichaltrige 
schmälere   süd- 
liche   Seitenschiff 
wird    durch    drei 
achttheilige 
Gewölbe    ge- 
schlossen, 
während    in    dem 
sehr  viel  breiteren 
nordlichen  Seiten- 
schiff   mit    Ober- 
licht  drei  vier- 
theilige  Kreuz- 
gewölbe   den 
Raum    über- 
decken.     In    der 
Sakristei,   die    an 

Stelle    einer 

früheren  Vorhalle 

neu    angebracht 

ist,  sieht  man  ein 

frühgothisches 
Prachtportal     mit 
reichem   Kapitell- 

und    Blätter- 
schmuck, ähnlich 
denen    in    Keins- 


KIRCHE    ZU   TETERÜW. 


I  I 


hagen  bei  Güstrow  und  an  anderen  Orten.  Das  Rundbogen]:)ortal  der  alten 
Sakristei  auf  der  Nordseite  ist  zugesetzt,  aber  noch  scliön  erhalten.  Ein  vier- 
seitiger Thurm,  gleich  der  ganzen  Kirche  aus  Backsteinen  aufgeführt,  trägt 
einen  Helm  in  der  Form  einer  niedrigen  vierseitigen  Pyramide. 

In  den  Visitationsprotokollen  von  1552  bis  1646  wird  die  Kirche, 
wie  schon  bemerkt  worden,  wiederholt  als  S.  S.  Petri-  und  Pauli -Pfarrkirche 
bezeichnet.  Ob  sie  diesen  Namen  aucli  schon  im  Mittelalter  führte,  ist  aus 
älteren  Urkunden  nicht  zu  ersehen.  Sie  hatte  ausser  dem  Hauptaltar  elf 
Nebenaltäre.  Es  waren  die  Altäre:  i.  S.  Crucis;  2.  S.  Petri;  3.  S.  Catha- 
rinae;  4.  St.  Laurentii;  5.  8.  Mugdalenae;  6.  St.  Andreae  et  Johannis  Kvan- 
gelistae;  7.  S.  Mariae  im  Thurm;  8.  St.  Bartholomaei;  9.  St.  Jacobi;  10.  S. 
Mariae;     ii.Trium  regum.') 


Spätgothisches  Triptychon. 

.Ausser  der  Hauptkirche  gab  es  noch  eine  S.  Marien-Kapelle  vor 
dem  Malchiner  'l'hor  mit  zwei  Altären,  eine  S.  (Gertruden- Kapelle  eben- 
daselbst mit  einem  .\ltar,  und  eine  S.  (ieorgen-Kapelle  vor  dem  Rostocker 
Thor  mit  einem  Altar.  Sie  scheinen  schon  am  Ende  dos  X\T.  Jahrhunderts 
verschwunden  zu  sein.  Das  St.  (icorgs-  und  Arml)udonstift  dngcgen  ist  von 
Bestand  geblieben.  Von  Kalands- Hinkünften  ist  noch  im  X\'ll.  Jahrhundert 
die  Rede. 

Altar    und   Kanzel    sind    neu,    ebenso    das  Altarbild    (der    auferstandene    .\Itar  unc 
Christus),  eine  Kopie  nach   Plockhorst.  Kan/.el. 

Das    frühere  Triptychon,    ein    trefifhches    hochgothisches   Werk    aus    der  Iriptyc  hör 
zweiten    H.älfte    des    XI\'.  Jalirhunderts,    ist,    soweit    es    auf   die    Schnitzwerke 

')   Vyl.  Lisch,    .M.Jalirl..   XI.II.    .S.   165. 


12 


AMTSGERICnrsnKZIRK    TETEROW. 


ankommt,  noch  gut  erhalten.  Es  hat  seinen  Platz  an  der  Weslwand  des  nörd- 
hchen  Seitenschiffes  gefunden.  Man  sieht  in  der  Mitte  die  Krönung  Mariae 
und  die  stehenden  Gestalten  der  Apostel,  denen  St.  Paulus  und  der  erste 
N!artyrer  der  Kirche,  St.  Stephanus,  zugesellt  sind.  Unten  siebenzehn  Halb- 
figuren. Es  sind  7a\  nennen:  in  der  Mitte  die  hl.  Anna  und  die  hl.  Maria  mit 
dem  Kinde  und  rechts  acht  weibliche  Heilige  (Magdalena,  Kathaiina,  Marga- 
retha,  Dorothea.  Barbara, 
Gertrud,  eine  Heilige  mit 
Palme  'Christine?]  und  eine 
Heilige  in  Nonnentracht,  an- 
scheinend einen  Teller  mit 
Fischen    haltend    [Elisabeth . - 

Amelberga?  EanswidarJ ). 
Links  von  der  Annaselbdritt- 
gruppe:  Erzengel  Michael, 
die  Heiligen  Joh  Haptista, 
I-aurentius,  Georg,  Mauritius 
und  drei  Bischöfe  (Nikolaus, 
Otto,  Erasmusr). 

Triplychon.  An  der  Ostwand  des 

selben    Schiffes    noch     ein 
kleineres  spätgothischcs  Trip 
tychon  aus  der  zweiten  Hälfte 
des  X\'.  Jahrhunderts.  Ausser 
der  hl.  Maria  mit  dem  Kinde 

erkennt  man  oben  zwei 
Ajxjstel  sowie  die  hl.  Katha 
rina  und  die  hl.  Barbara, 
unten  aber  die  beiden  iil 
Johannes  Baptista  und  ICvan 
gclista  sowie  die  hl.  Magda 
Icna  und  die   hl.  Elisabeth.') 


Die  Iil.  .Maria  mit  dem   Kinde. 


')  Beide  Triptycha  sind  so 
ItcfcUigt,  da.*»  dsut  L'inschla(;en  der 
Vorder-    und     liintcrflU(;cI     schwer 

Ut.  Sobald  die  VorderflUgel  des  Hauptwerkes  zusammengeschlagen  .sind,  erl)licl<t  man  auf 
ihnen  und  den  Vorderncitcn  der  IliiitcrflUgel  sechzehn  Hilden  aus  der  I'assionsgeschichte,  die  im 
Inventar  v«>n  1811  einzeln  l>eM:hriel>cn  sind:  I.  Einzug  in  Jerusalem;  2.  Essen  des  Osterlamms; 
'  '  Miane;    4.  Verrath;    5.  Verhöhnung  im    Palast  dos   Kai])has;    6.  (Christus 

*  8.   Dornenkrönung;    9.   Ecce  homo;      10.   Iländewaschen    des   I'ilatus; 

II.  Kreutlraf^unK;  12.  Kreuzigung;  13.  Christus  am  Kreuz,  mit  Johannes  und  Maria;  14.  Grab- 
legung; 15,  Aofentehung;  16.  Cbri»ti  Himmelfahrt.  —  Das  andere  Triptychon  hat  auf  den  Rück- 
»citeii  acht  Bilder  mit  Heiligen -Martyrien.  Vgl.  die  ausführliche  Beschreibung  des  Hauptaltars  bei 
'  '  "  T^hrb.  XI. II,  S.  161—  164.  Lisch  hat  Neigung,  diesen  Schrein  mit  jener  Altarstiftung 
VfjgcUang    in  Vcriiindung    zu    bringen,    welche  von   Kammin    her    am  23.  April   1380 


KIRCHE   ZU   TETEROW. 


13 


Ausserdem    in  einem    besonderen   gothischen  Rahmen    noch  eine  zweite      Die  hl. 
geschnitzte    hl.  Maria    mit   dem   Kinde  in    einer  Strahlenmandorla,    gleich  dem    Maria  mit 
vorhergehenden  Schnitzwerk  aus  dem  XV.  Jahrhundert  stammend.  dem  Kinde. 


LliL'niali;4c    Kanzel    jetzt   im   ■rhuini   auffjCNtellt). 


Die  ehemalige  Kanzel,  ein  treffliches  Werk  der  Renaissance  vom  ImkIc    Khenialige 
des  XVI.  Jalnhundcrts,   ist  jetzt  an  einer  Wand  im  Thurm  aufgestellt.  Kanzel. 


die  bischöfliche  Weihe  erhält:  M.  U.-B.  1 1 260.  Der  Altar  wird  geweiht  »in  honorem  onini- 
potenti.s  dei  sueque  gloriose  genitricis  virginis  Marie,  Laurencii  martiris,  Katherine  virgini.s  et 
omnium  sanctorum  heatoriim.«  Das  könnte  stimmen,  und  da  auch  das  Schnitz  werk  dieses  Altars 
sehr  wohl  zu  der  Zeit  des  (ierhard  V'ogelsang  passt,  so  wäre  es  nicht  unmöglich,  dass  Lisch  mit 
seiner  Vermuthung  Recht  hätte.  —  \'<)n  dem  kleineren  nicht  so  werthvoUen  Triptychon  hat  Lisch 
die   Meinung,   es  möchte  zu   dem  Wuxr  in  der  Marien -Kai)elle  zum  Thurm  (s.  o.  S.  11)  gehört  hahen. 


14 


AMTSCJKKKinsiJKZIUK     IKTKROW. 


l  )rgel- 
rros|>ekt. 


latif 
U'haltcr 

mit 
Messing- 
schuüsel. 


Triumph- 
kreuz. 


Unter 

Khrifl  eines 

Kpilaphs. 


Wapficn. 


Uxken. 


An  der  Westseite  des  Mittelschilies  der  grosse  Barock  -  Prospekt  der 
Orgel,  tler  aus  dem  X\'III.  Jahrhundert  stammt.  Das  Pfeifenwerk  der  Orgel 
wurde    1877  8o  erneuert. 

\'or   dem  Altar    ein    alter    L][othischer    steinerner  Taufbehälter;    in    ihm 
eine  schöne   alte  Messingschüssel    mit    der  Darstellung    der  X'erkündigung  des 
Kngels  an  die  hl. 
Maria.      In    der 
Schüssel  eine  un- 
gewöhnliche 
Legende,     be- 
stehend   aus    den 
sich  wiederholen- 
den Buchstaben 
RKlHVMShwni 

Oberhalb 
des    Triumph- 
bogens das  gross I 
Triumphkreuz 
mit    ilcn    ubcr- 
lebensgrossen 
Nebenfiguren  des 
hl.  Johannes    und 
der  hl.  Maria. 

InderThurm- 
halle,    hinter   der 
Orgel,  die  Unter- 
schrift eines  Epi 
taphs  (nicht  mehr 

das  Kpitaph  selber)  auf  CUNO  HANS  VON  OLDENBURG,  geb.  25.  März  1656, 
gest.  17.  N'o\embcr  173;  auf  .seinem  lühj^nil  Kolhel,  und  seiner  beiden  Ge- 
mahlinniii  DOROTHEA  MARGARETHA  VON  OLDENBURG  a.  d.  H.  Köthel  (Kotel), 
gel)  14.  n.ccmher  1656,  gest.  24.  November  1703,  und  MARIA  CHRISTINA 
VON  LOVTZOW  (Ijiutzowe)  a.  d.  II.  Rensow,  geb.  28.  Januar  1677,  gest.  28. 
Juli    171  I 

'  'bcrhalb  der  Kingangsthür  vom  Thurm  her,  im  Innern  der  Kirche,  die 
Wappen  des  ADAM  CHRISTOFFER  VON  OLDENBURG  auf  Köthel,  geb.  13.  April 
1O91,  gest.  3.  Januar  1736,  und  da.^  .seiner  (iattin  EVA  KATHARINA  VON  ZEPLIN 
a.  d.  H.  Klenz,  geb.  r.  Oktober  1712,  gest.  10.  Juli   1730.') 

Im  Thurm  zwei  grosse  Glocken,  die  grös.scre  ist  1871  von  Ed.  Albrecht 
'"   ^  zweite     1749    von    Otto  Gerhard    Meyer    in     Rostock    gegossen. 


Me.ssing.schüssel. 


hurv; 


r  von  1811    hcKchreil't   noch  einijjc  andere  licnkmäler  der  Familie   von  Olden- 
vorhandcn   sind. 


KIRCHE    ZU   TETEKOW. 


•5 


Eine  dritte  kleinere  Glocke  hängt  aussen  am  Chorgiebcl.  Spuren  einer  Inschrift 
von  unten  nicht  zu  entdecken.  Im  Thurm  ganz  oben,  nach  draussen  gehängt, 
noch  eine  vierte  kleine  Glocke,   welche  der  Kirchenuhr  dient. ^) 


Grabsteine,      Im     Chor  Grabsteine, 
an    der  Nordseite    der  Grab- 
stein   des  Plebanus  Gerhard 
Vogelsang,    gestorben    nach 
dem  Jahre   1383  : 

3.11UO  baiuini  iiullIj;  xx 


oüiit  baminuG  aljcvar- 
öiiG  I  liaijljci.ianli  pic- 
\}a\m§  IjuiiiG  ciiicfic  • 
luiuG  aninia  rcriuicfcat 
in  yaiL\-) 

Auf  dem  Grabstein  ist  der 
Schild  des  Geistlichen  zu 
beachten. 

Hinter    dem    Altar    der 
anscheinend    dem    Knde   des 

XVI.  Jahrhunderts  an- 
gehörende Stein  des  OTTE 
WOTZENITZ  und  der  ELSE 
BELOW  mit  Wappen.  Der 
Wotzenitz'sche  Schild  enthält 
drei  gewässerte  Querbaiken, 
und  die  Helmzier  darüber 
drei  Pfauenfedern,  der  Below- 
sche  den  bekannten  Doppel- 
adler.^*) 


Grabstein  des  Pleban.s  Gerhard  Vogelsang. 


')  Xach  dem  Inventar  von 
l8il  war  die  grosse  Glocke  1779 
zur  Zeit  der  Tastoren  M.  S.  Herrlich  und  Joh.  Christian  Gramm  von  Joh.  Val.  Schulz  gegossen 
worden.  Die  zweite  von  ().  G.  Meyer -Rostock  1749  gegossene  Glocke  enthält  die  Namen  der 
Pastoren  Jakol)  Hrasch,  Heinr.  Christ.  Fiedler  und  Volrath  Heinrich  Hane.  Von  der  dritten  heilst 
es,  sie  habe  die  Inschrift  TETRO  ANNO  r683,  und  von  der  vierten,  sie  sei  ohne  Inschrift. 

*)  Vogelsang  ist  noch  am  29.  März  1383  am  Leben:  M.  U.-B.  II 505.  Die  bei  Lebzeiten 
des  Plebanus  auf  dem  Stein  gelassene  Lücke,  welche  nach  dem  Tode  ergänzt  werden  sollte,  ist 
unau.sgefüllt  geblieben.  Im  mecklenburgischen  L'rkundenbuch  fehlt  bei  1 1  505  der  Hinweis  auf 
1 1 260,  wo  die  Inschrift  dieser  (jrabplatte  und  ebenso  auch  die  des  von  Vogelsang  gestifteten 
Kelches  (nach  Lisch,  M.  Jahrb.  XH,  S.  464  465,  und  XLII,  S.  165  —  167),  bereits  veröfTentlicht 
sind.     Lisch   will    ihm    auch   das  ehemalige  Triptychon    des   Hochaltars   beigelegt  wissen  (s.  o.\ 

»)  Vgl.  Lisch,   M.  Jalnb.  XII,   S.  465.     CruU,   (ieschl.  d.  .Mannschaft,   \.  14   und    N.  (»o^ 


i6 


amtsgkrichtshf:zirk  tetkri>\v 


Die  übrigcMi  Steine  sind  sehr  ahc;etretcn,  auch  der  von  Lisch  auf- 
trefuhrtc  Stein  der  Lutgard  von  Rumpeshagen:  ?lllllO  bOHlilli  niCCiVCI):  in 
;irofn'to  luMtoriini  .u'oiraianiin  pliidiiuu)  et  iacolii  oüiit  (lut)ijljart  uvor 
Imliüiii';.  riimpiMli.iijiMi  er  ijljcvtiubiö  filia  ciu5  •  dim  yro  ci^.*) 

Wand-  Wandgemälde.-)     Bei   der  Restauration   der  Kirche    in    den  Jahren  von 

geniälde.      1877  bis   18S0   fanden  sich    im   Chor  unter    der   Kalktünche    der  Gewölbe  eine 

Menge  wohlerhaltener  Gemälde  des  XIV.  Jahrhunderts      Sie  wurden  behutsam 

blossgclegt  und  bilden  jetzt,  nach  ihrer  Auffrischung  durch  den  Maler  Michaelsen 

aus  Wismar,   eine  werthvolle  Zierde  der  Kirche. 


\\  iiiiclycliiildc   (üslIiclicM    (jcuijllje;. 

I.  Ocstliches  Gewölbe,  südliche  Kappe,  unterer  Theil:  Schöpfungs- 
geschichte der  Welt  in  vier  Bildern  (i.  Geist  Gottes  über  den  Wassern;  2—4. 
ICrschaffung  von  Sonne  und  Mond,  den  vier  h^lementen  und  den  Thieren); 
Fortsetzung  davon:  in  der  westlichen  Kappe  mit  den  Bildern  der  Erschaffung 
des  Adam  und  der  Kva  sowie  mit  der  Darstellung  des  Baumes  der  Erkenntniss, 
und  in  der  südhchen  Kappe  mit  dem  Sündcnfall,  der  Austreibung  aus  dem  Para- 
ul  dem  Brudermorde.  Als  Zwickelfiguren  in  diesen  drei  Kappen  phan- 
Thier-  und  Menschengebilde.  In  dem.selben  östlichen  Gewölbe  sieht 
man    als   grössere,    bis    zum    Scheitel    des   Gewölbes    reichende   Darstellungen 

M.  Jahrb.  XII.  S.  465.     XLV,  S.  289. 
\  l.ii.c  aiuflihrhcJi.  ,„fj  aller  dieser  liiidcr,   auch   mit  licriicksiclUigiiHK  der  Farl)en, 

gicli«  Crull.   M.Jahrli.  XI.\  274—282. 


KIRCHE   zu    TETERÜW, 


17 


erstens  in  der  Südkappe  die  Geisselung,  in  der  Westkappe  die  Kreuzigung, 
in  welcher  als  Figuren  neben  dem  Kreuz  ausser  Maria  und  Johannes  die  hl. 
Katharina  und  ein  heiliger  Bischof  (welcher?)  ^)  zu  bemerken  sind,  und  in  der 
Nordkappe  die  Auferstehung  und  die  Höllenfahrt.  Die  Ostkappe  desselben 
Gewölbes  dagegen  ist  mit  der  Darstellung  des  jüngsten  Gerichts  gefüllt: 
Christus  in  einer  Mandorla  auf  dem  Regenbogen  thronend,  mit  dem  Schwert 
der  Gerechtigkeit  und  der  Lilie  der  Gnade,  die  aus  seinem  ]\Iunde  gehen. 
Dazu  die  vier  Evangelisten -S}mbole,  zwei  geflügelte  Engel  und  zwei  knieende 


Zwei  Fürsten   von   Werle  (Zwickelfiguren   vom  östlichen   Gewölbe). 

Gestalten,  die  ohne  Zweifel  die  hl.  Maria  und  den  hl.  Johannes  Baptista  dar- 
stellen sollen,  wenngleich  der  letztere  nicht  charakteristisch  genug  erscheint. 
Darunter,  als  kleineres  Figurenband,  die  zwölf  Apostel,  alle  sitzend;  um\ 
endlich  als  Zwickelfiguren  zwei  gepanzerte  Fürstenge.stalten  mit  dem  Scliild 
und  der  Fahne  der  Herren  von  Werle,  also  zwei  Fürsten  dieses  Hauses.-) 
Neben  jedem  eine  phantastische  Thicrgestalt. 


')  Nach  CruU  wird  wohl  der  hl.  Nikolaus  anzunehmen  sein,  oder  auch  der  hl.  Otto,  der 
Apostel  der  I'ommern  (mit  Rücksicht  auf  die  Zufjehöri^kcit  der  Telcrower  Kirche  zur  Kammincr 
Diöcese). 

*)  .Mit  Rücksicht  auf  den  llelmschmuck  der  Eürsten  kommt  (ruU  zu  der  .Mcniunfj,  dass  an 
Nikolaus    III.    von    Werle   CiUstrow    (f   1360    oder    61),    der    zuerst    den    l-edorkamni     des    Hauses 


i8 


AMTSCKRICHTSHKZIRK    TKTKROW. 


II.  Westliches  Gewölbe.  Als  unterer  Figurenring  durch  alle  vier 
Kappen  die  Gescliiclite  Christi  von  der  Verkündigung  bis  zum  I^inzug  in 
Jerusalem  in  vierzehn  Hildern.  Als  grössere  Darstelhuigen  darüber:  in  der  Süd- 
kappc  die  Dingung  des  Judas  untl  der  X'errath,  in  der  Westkappe  Christus 
vor  Pilatus,  in  der  Norilkappe  die  Dorncnkrönung  und  Krcuztragung  und  in 
der  Ostkappe  die  Krönung  Mariae  Als  Zwickelfigurcn  in  diesen  vier  Kappen 
der  erhängte  Judas,  zwei  phantastische  Thier-  und  Menschenbildungen  und 
fünf  Bäume. 


Wandmalerei  (wcsiliclies  (Jewolbe). 


Von  dem  verstorbenen  Rcstauratf)r  Michaelsen -Wismar  sagt  Crull  a.  a.  O. 
S.  281,  dass  er  seiner  j<Iaui>haften  \'ersi<  hcriing  gemäss  mit  gewis.senhafter 
Treue  und  l'ictät  den  alten  Umrissen  nachgegangen  sei.  »Verbessert  hat  er 
nur  die  (;eslalicn  der  beiden  Jiiittel  in  der  Darstellung  der  Oeisselung,  welche 
einer  »päteren  Restauration  angehören,  die  sie  unförmlich  stark  gebildet  hatte, 
und  die  Hanner,  in  denen  die  Stierköpfe  weiss  geblieben  waren,  und  ganz  neu 

MccWIenUrg    auf    Meinen    llclm    gem-t«    habe,    und    an    dessen   li.uder   und  Mitregenten,    I'.einlinrd 

»Ol.  Waren   (f  1382J.    gedacht  werden    mUsse.     Ks  J)leiU    al.cr    auch    der  (k-danke  an    die  beiden 

Sühne  ron  Nikolau»  III,.  FUn.t  I^rcnz  (f  1399)  und  Kürst  Johann  V.  (f  1377  „der  78),  die  beide 

■aftlich    da«    Und    Werle- Güstrow    regierten,    nicht    ausgeschlossen.      Auffallend    ist    die 


KIRCHE   ZU   TETEROW. 


19 


gemacht  ein  paar  Zwickel,  indem  er  an  die  Stelle  der  völlig  verloschenen 
Grotesken  Laubwerk  malte,  sowie  die  gleichfalls  fast  unkenntlich  gewordenen 
Gruppen,  welche  Kain's  Mord,  die  Geburt  Jesu  und  Jesus  im  Tempel  lehrend 
darstellen,  die  er  nach  alten  Vorlagen  ergänzte.« 

Kleinkunstwerke,      i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  sechseckigem  Fuss,   Kleinkunst- 
der  nach  innen  geschweifte  Seiten  und  eine  durchbrochen  gearbeitete  Basis  hat.       werke. 
An  den  Rotuli    des  etwas    flachgedrückten  Kelches    der  Name  IIlüSVS.     Am 
Fuss  ein  plastischer  Krucifixus    als  Signaculum.     Um    den  Fuss   in  gothischen 
Minuskeln    die    Umschrift:    V|miC  •  CalicClll    bcöit  •   bll^  x  OtjcrariJllS    UQQCU 
Sanrij  +  plCÜiinU^  •  in    t^CtcrolU.     Die    zugehörige  Patene    ist    ohne  Inschrift 

und  nur  mit  einem  vertieften 
Vierpass  geschmückt.  Keine 
Stempel,  weder  am  Kelch 
noch  an  der  Patene.  —  3. 
Silbervergoldeter  Kelch  auf 
sechspassigem  Fuss,  an  den 
Rotuli  des  Knaufes  abwech- 
selnd Rosen  und  Christus- 
köpfe. Am  oberen  Theil  des 
sechseckigen  Schaftes  Ijclp 
got,  am  unteren  OC  lUavia 
Am  Fuss  als  Signaculum  ein 

plastischer  frühgothischer 
Krucifixus  und  ein  späterer 
silberner  Tartschenschild  mit 
drei  Adlerköpfen.  Stempel 
fehlen.  —  4.  Silbervergoldete 
Patene.    i  7  i  ;   cfeschenkt  von 


GOTFRID  ADELER  und 
ANNA  CATARINA  ADELERS. 
Mit  den  Stempeln  des  Gü- 
strower Goldschmiedes  Len- 
hard  Mestlin  (G  mit  Krone 
und  L  M).  —  5.  6.  Silber- 
vergoldetcr  Kelch  auf  sechs- 
passigem Fuss,  mit  dem  ein- 
gravierten Oldenburg'schcn  Wappen,  sammt  der  silbervergoldeten  Patene  ge- 
stiftet 1737  von  dem  Major  JOACH.  FRIEDR.  VON  OLDENBURG  Beide  Stücke, 
Kelch  und  Patene,  von  demselben  Cnislruwcr  Goklschniicd  wie  4.  —  7.  Kleiner 
silbervergoldeter  Krankenkelch,  1672  von  JOCHIM  SCHMIDT  und  ELISABETH 
MEYLANS  gestiftet.  Von  dem  Gü.strowcr  Goldschmied  Heinrich  Hölscher  (1658 
bis    1706).  —  8.  Silberne  Oblatenpyxis    mit    Doppelmonogramm,    gebildet    aus 


Kelch  (i). 


')  Crull,   GUstrower  Goldschmiede,   M.  Jahrl).  LXIII,   S.  149/150. 


2* 


20 


AMTSGKRICIITSHEZIKK   TETERüW 


den  Buchstaben  H.  D.  H.  ANNO  1760.  Werkzeichen  des  Güstrower  Gold- 
schmiedes Caspar  J  oh.  Livonius  (C  I  LI')  —  9.  Abendmahlskaniie,  neu,  1855 
vom    Grossherzog    FRIEDRICH  FRANZ  II.    gestiftet.    —    lO.  Taufbecken,    neu, 


lias  kubluckcr    Ihor  zu   'leterow. 

cbcnfhli.  v.n  ,.55     _   n.  ,2.  Zwei  Leuchter  von  Alfenide,  gestiftet  1880  von 
Gutsbesitzer  HELD-KI.-Roge. 


'l*horc 
der 


^     ,      TT  t"     ^'i."  "'"'''"'"''"  '*'"  '"='''"="  ^'••"'lid'"'  Thore,  das  Rostocker 
^_        und   <las    Malch,„.r  Thor.    ,,ls  go,l,i,chc    Haute,    des   XIV.  Jal.rlnuulcrts   die 
gross..:  Auf„,crksa,nk..,.     Zwar  haben  die  Giebel,  die  ursprünglich  ohne  Zweifel 


THORE    DER    STADT   TETEROW. 


21 


nach  hochgothischer  Art  scharf  abgetreppt  waren,  in  späterer  Zeit  (wahr- 
scheinHch  erst  im  XVII.  Jahrhundert)  Veränderungen  erUtten,  indem  die  Ab- 
stufungen ihre  jetzige  Umbildung  in  Kurven  erhielten,   wie  sie  dem  Geschmack 


Das  Malcliiner    llior  zu  Teterow. 


der  Renaissance  entsprechend  waren,  auch  ist  die  grosse  Mittelnische  auf  der 
Innenseite  des  Rostocker  Thors  im  Charakter  der  klassicierenden  Phantasie- 
Gothik  aus  dem  ersten  Viertel  des  XIX.  Jahrhunderts  (vgl.  Ludwigslust, 
katholische  Kirche;  Parchim,  Rathhaus;  dazu  die  der  romantischen  Kultur- 
periode angehörende  »modificiertc  Schinkel -Gothik  <  in  Dobbertin  u.  a.  m.) 
umgestaltet  worden:  indessen  thut  der  kleine  Verlust  an  Ursprünglichkeit  der 
grossen  monumentalen  Wirkung  dieser  beiden  untrüglichen  Zeugen  einstmaliger 


22 


AMTSCKKRHTSBEZIKK    TETKKOW 


Jxtrct^^cfnaf^Jl'B 


-I 1 i ( ( 1 1 ( 1 1 ( 1 1 1  TntMK- 


IMstCpskiii    ^m  Ji- 


.■\ulri..   imei   (irundrissc  vom   Malchiner  'Ihor. 


THÜRE    DER   STADT   TETEROW. 


23 


Städte- Blüthe  des  Mittelalters  keinen  Eintrag.  Die  Stadt  Teterow  wird  wie 
heute,  so  auch  hoffentlich  für  alle  zukünftigen  Zeiten  sich  das  Verständniss 
für  den  historischen  und  künstlerischen  VVerth  dieser  Bauten  zu  erhalten  wissen 


6.0^ttpr^riinilriy/6  ■ 


3  ptiffnni\^>(yf  . 
Aufriss  und  Grundrisse   vom   Kostocker  Thor. 

und  niemals  der  Stimme  derjenigen  nachgeben,  welche  für  die  Verwirklichung 
moderner  Verkehrsbedürfnisse  nicht  anders  als  mit  Zerstörung  geschichtlicher 
Denkmäler  und  mit  Verleugnung  der  Pietät  und  des  historischen  Sinnes  sich 
zu  helfen  wissen.  In  dieser  Beziehung  giebt  es  auch  in  Mecklenburg  schon 
viel  zu  viel,  dessen  Verlust  aufrichtig  zu  beklagen  ist. 


,^?^>^,     _-;-J;(r:*.;,"t 


t:Cg^' 


24 


AMTbGEKICH'lSBEZlKK    TETEROW. 


Das  Kirchdorf  Hohen  -  Mistorf/) 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


lass  der  in  einer  zu  Dargun  am  12.  März  1249  von  Bischof  Wilhelm 
von  Kammin  ausgestellten  Urkunde  als  Zeuge  vorkommende  Pfarrer 
Johannes  von  Mistorf,  der  zugleich  Kaplan  des  Fürsten  Horwin  von  Rostock 
ist,  nicht,  wie  Lisch  annahm,  dem  erst  im  Jahre  1342  zu  einem  Filialdorf  mit 
Kapelle  erhobenen  Dorfe  Mistorf  bei  Schwaan  angehören  kann,  sondern  nach 
Hohen -Mistorf  bei  Teterow  zu  versetzen  ist,  und  dass  die  Register  des  Ur- 
kundenbuches  zwischen  beiden  Dörfern  nicht  scharf  genug  unterscheiden,  hat 
der  Verfasser  bereits  früher  darzuthun  Gelegenheit  gehabt.-)  Um  1249  'st 
somit  Hohen -Mistorf  bereits  ein  Kirchdorf  Dazu  passt  der  frühgothische 
Ziegelbau  der  Kirche,  die  mit  ihrem  eigenartigen,  auf  der  Nord-  und  Südseite 
verhältnissmässig  schmal  angelegten,  aber  auf  der  Westseite  mit  der  vollen 
Breite  des  Schiffes  emporgeführten  und  mit  einem  nördlich  und  südlich  ab- 
gewalmten  Satteldach  versehenen  Thurm  an  verschiedene  Kirchen  dieser  Zeit 
in  der  Mark  erinnert.  Wenn  schon  aus  der  Berufung  ihres  Plebans  durch  den 
Kamminer  Bischof  am  12.  März  1249  zur  Zeugenschaft  nach  Dargun  und  aus 
ihrer  I-age  mitten  im  mecklenburgischen  Circipanien  auf  Zugehörigkeit  zur 
Kamminer  Diöcese  geschlossen  werden  durfte,  so  wird  dies  ganz  direkt  durch 
eine  Urkunde  vom  16.  Juni  1305  bezeugt.  Damals  weilt  Bischof  Heinrich  von 
Kammin  zu  Hohen- Mistorf  und  beurkundet  von  dort  aus,  dass  er  die  von 
dem  Kitter  Dietrich  Moltke  zu  Schlakendorf  bei  Neukaien  gegründete  Kirche 
geweiht,  mit  Pfarrgut  bestätigt  und  von  der  Mutterkirche  (ab  ecclesia  matrice) 
zu  Schorrentin  abgetrennt  habe.'^) 

In  der  werleschen  Theilung  der  Länder  Hart  und  Kaien  nach  dem 
Jahre  13 14  wird  Hohen -Mi.storf  mit  einem  Rossdienst  sowie  mit  dreissig  Hufen 
aufgeführt,    von    denen  sechzehn    bedepflichtig   sind.')     Im  Jahre   1328  machen 

')  7  km  öktlicli  von  Teterow,  in  Luftlinie  nur  6  km.  Mistisdorph.  Mist  =  Mikist  =  Ort 
de«  Mik,  Mika,  wie  auch  Miekow:  Kühncl,  .M.  Jahrb.  XI, VI,  S.  95.  Also  wendisch  und  deutsch 
nit    einander    verbunden:     Dorf    des    Mik,    Mika,    Mica. 

*)  M.  Kun«t-  u.  fIcsch.-Dcnkm.  IV,  S.  18.  Anmkg.  2.  Dazu  .M.  U.R.  622:  >Johannes  ple- 
banos  de  Mikti»dorph  caitellonus  domini  Horiuwini.c  Lisch,  M.  lahrb.  VI,  S.  96.  Ebenso  ist 
der  in  den  Urkunden  zwischen  1306  und  1339  mehrfach  vorkommende  Priester  und  s]iätere 
llcban  Hermann  von  l..a(;e,  wie  auch  aus  Nebenumständen  zu  ersehen  ist,  der  Kirche  in  Ilohen- 
Mtstorf  ziuaweiken.    Vgl.  besonders  M.  U.-B.  3597,  ferner  3072  n.,  4691   und  5939  n. 

•)  M.  U.-H.  3007.  Mit  i  lohen  -  Mistorf  werden  somit  auch  Schlakendorf,  Schorrentin  (und 
weiterhin  Hnrch  die  Zeugen  -  Namen)  Köcknitz  und  Levin  als  zur  Kamminer  Diöcese  gehörig  ur- 
ku  i^t.     Ueber   die   ehemalige  Kirche    zu    Schlakendorf   vgl.  AL  Kunst- u.  Gesch. -Denk- 

m.  I       ^IJ), 

.721.     >M)r«torpe  in  deme  lande  tomc  Kaiende, <    heisst   es  bei    der  werleschen 
Iliciiu:!^  »u*  Jaljjc    1347:    M,  U.U.  6779. 


KIRCHDORF    HOHEN-MISTORF. 


25 


sich  die  Brüder  Raven,  Henning  und  Reimar  von  Bück  durch  eine  Memorien- 
stiftung  für  das  Seelenheil  ihres  Vaters,  des  Ritters  Raven  von  Bück,  um  die 
Kirche  zu  Hohen -Alistorf  verdient,  indem  ihr  dafür  Einkünfte  aus  einer  Hufe 
des  Greifsvvalder  Stadtgutes  Trenit  (Tremete)  zugeführt  werden.')  Am  3.  No- 
vember 1352  gründen  die  von  Wozenitz  und  von  Stahl  eine  unter  ihrem 
Familien -Patronat  stehende  gemeinsame  Vikarei  zu  Ehren  der  Apostel  Petrus 
und  Paulus  in  der  Kirche  zu  Mistorf  und  bewidmen  sie  mit  Hebungen  aus 
Damen  und  »Siden« -Remplin -)    Auch  dreizehn  Jahre  später,  als  die  von  Stahl 

ihren  Hof  zu  » Siden  «- 
Remplin  nebst  der 
Mühle  an  Heinrich 
Schnakenburg  ver- 
kaufen, bedenken  sie 
ihre  MistorferVikarei 
aufs  Neue  mit  Ein- 
künften durch  Be- 
lastung des  ver- 
kauften Gutes  mit 
einer  an  sie  abzu- 
gebenden Rente. '^j 
Um  1367  giebt  es 
wieder  einen  Pfarrer 
Johann  zu  Hohen- 
Mistorf,  der  mit  dem 
I  '^^']6  genannten  Jo- 
hann Rüczc  identisch 
ist."*)  Dass  hier  der 
Probst  zu  Güstrow 
die  geistliche 
Zwischen  -  Instanz 
zwischen  der  bischöf- 
lichen Gewalt  und 
der  Kirchenökono- 
mie ist,  beweist  ein  Tausch  von  Rcinshiiger  X'ikarei- Aeckern  in  dem  unter- 
gegangenen Dorfe  Lulow  mit  X'ikarei-Aeckern  in  Hohen -IMistorf,  worüber  sich 
der  Ritter  Hartwig  von  Wozenitz  und  der  Reinshäger  V'ikar  Hermann  Prange 
im  Jahre    1379  mit  einander  vertragen.") 


Kirche   zu   Hohen -Misioif. 


')  Nach  einem  Tianssunit  in  zwei  l>i.sher  nicht  gedruckte»  likunden  vom  27.  und  28. 
.Nngust    1503. 

■")  M.  1-.-15.  7673. 

»)  M.  U.B.  9154. 

*)  M.  U.-B.  9580.   10928. 

*)  M.  U.-B.  II  183.  II  255.  Lulow  einstm.nls  bei  Bartelshagen  (2Vs  km  sUdhch  vom  Knch 
(lorf  W.nrnkenhagen).      Vgl.  Register  des   L'rkundenbuches.     Der  Vikar   Prange    erhält   die   Mistorfer 


26  AMTSGERICIITSBEZIRK   TETEROW. 

Noch  zu  Anfani^  des  X\'I.  Jahrluindcrts  sitzen  die  schon  genannten 
werleschcn  Vasallenfamilien  von  Wozenitz  und  Stahl  auf  oder  an  den  wald- 
reichen Hartbergen  zwischen  Neukaien.  Teterow  und  Malchin,  jene  auf  Teschow, 
diese  auf  Pohnstorf.  Neben  ihnen  werden  I^:ier  Levetzow  (to  Gorloess,  Gorschen- 
dorf?),  Hinrick  vom  Hagen  und  Kersten  Passow,  beide  mit  Antheilen  an 
Hohen -Mistorf.  als  zum  Rossdienst  pflichtige  Ritter  des  Hartlandes  (vpp 
Harthe)  aufgeführt.')  Aber  um  das  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  sind  alle  diese 
alten  Vasallenfamilien,  mit  Ausnahme  des  Passow'schen  und  Levetzow'schen 
Geschlechts,  in  Mecklenburg  erloschen.-)  Zu  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts 
haben  auch  die  erst  im  XVII.  Jahrhundert  ausgestorbenen  von  Marin  (Morin) 
Aniheile  von  Hohen- Mistorf.  Doch  der  Besitz  wechselt  von  einer  Hand  in 
die  andere.  Immer  aber  sind  es  ausser  ihnen  entweder  die  von  Wozenitz, 
oder  die  von  Pa.ssow,  oder  die  von  Levetzow,  die  ihre  Hand  in  Hohen- 
Mistorf  haben. •'')  Im  X\'II.  und  im  Anfange  des  XVIII.  Jahrhunderts  sind  es 
dann  ausser  den  von  Levetzow  auch  die  von  Möller')  und  von  Lowtzow,  bis 
im  Jahre  1730  das  Gut  Hohen -Mi.storf  dauernd  an  die  von  Levetzow  kommt, 
die  es  noch  heute  besitzen. 

Die  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Namen  mittelalterlicher  Geistlicher 
sind  schon  genannt.  Um  1534  ist  der  Küchenmeister  Vicke  Hildebrand  zu 
Butzow  Inhaber  des  ihm  von  Herzog  Heinrich  verliehenen  Kirchlehns.  Später 
—  nach  der  Handschrift  und  den  im  Schreiben  genannten  Personen  zu 
schliessen,  ungefähr  von  1560  bis  70  —  ist  Jochim  Protzen  »Prediger«  zu 
Hohen -Mistorf.  1575  schreibt  Christoph  von  Stralendorfif  auf  Pohnstorf  von 
einem  flüchtig  gewordenen  Mistorfer  Pastor,  nennt  ihn  aber  nicht.  Zwischen 
1585  und  iSf/J  finden  wir  dort  den  Pastor  Joh.  Albrecht.  Die  eingepfarrten 
Gutsherrn  wün.schen  den  P>asmus  Hohl.schacht  an  seine  Stelle  gesetzt  zu 
sehen.  Aber  wir  haben  nicht  ermiltehi  können,  ob  dieser  wirklich  Nachfolger 
geworden.  1610  verlä.sst  Petrus  Paschedag  die  Pfarre  zu  Hohen -Mistorf,  um 
Gehülfe  seines  Vaters  zu  werden.  Für  ihn  wird  der  Teterower  Rektor  Johann 
Zimmer  berufen.  Zwischen  1619  und  1634  (seinem  Todesjahr)  wirkt  dort 
Acgidius  Othmann,  vielleicht  .schon  vor  1619;  von  1634  bis  1642  Andreas 
Wcndt;  von  1643  bis  1660  Johannes  Conrad! ;  von  1661  bis  1682  Christoph 
Meyer;  von  1683  bis  1723,  volle  vierzig  Jahre  lang,  Jakobus  I'>dmann  Krönicke 
(7  1724);  nach  ihm  sein  Sohn  Samuel  Joachim  Krönicke,  der,  weil  er  solitarie 
cinge.setzt  ist,  in  l'"olge  der  politisch -geistlichen   Wirren  zwischen   Herzog  Karl 

Vikarct ■  Aecker.  Wozenitz  nimmt  dafUr  die  l.ulowschcn  Accker,  die  Ijis  dahin  zur  Reinshäger 
Vikarei  gehört  halten. 

')  U»ch,  M. Jahrb.  IX,  S.  399/400.  —  Das  Dorf  Ilagensruhm,  nicht  von  Ruhm,  son- 
dern von  Kaum  al>gelcitct,  maß  noch  an  die  von  Ilagen  auf  dem  Hart- Lande  erinnern,  die  lange 
Sahrkow,  de«»en  l'crtinenz  e»  i«t,  im  Besitz  hatten. 

•)  Gamm,  M.  Jahrb.  XI.  S.  427—458. 

•)  Akten  im  Groiish.  Archiv. 

•;  Im  Jahre  1811  befand  »ich  noch  in  der  Kirche  zu  Hohen -Mistorf  ein  Epitaph  des  1639 
den  10.  C)ktol»er  so  Heiligenthal  geborenen  Herrn  Heinrich  Wilhelm  von  Möller,  der  im  Jahre 
1672  »or  '-nen  Hofe  ermordet  worden  war. 


KIRCHDORF   HOHEN -MISTORF. 


27 


Leopold    und   der  Kaiserlichen    Reichskomniission   1739   sein  Amt    niederlegen 
muss;    zwischen    1739    und    1744   Joh.  Christoph    Martini;    von   1745   bis    zum 


Kirche  zu   Hohen -Mistorf. 


31.  Januar  1799  Nikolaus  Andreas  Ockel;  und 
nach  ihm  sein  1791  eingetretener  zweiter  Sub- 
stitut (sein  erster  Kollaborator  von  1786  an  hicss 
Suderow)  Jakob  Augustin  Giesenhagen,  dessen 
Hauptzeit  den  ersten  vier  Jahrzehnten  des  XIX. 
Jahrhunderts  angehört.^)     S.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  hier  gegebenen  Abbildungen, 
Grundrisse  und  a.  m.  überheben  uns  einer  l^c- 
schreibung.  Leider  hat  sich  die  prächtige  wetter- 
graue Ostwand  des  Chors  durch  einen  Anbau  in 
neuerer  Zeit  eine  T^rweiterung  und  damit  einen 
Verlust  an  ihrer  Ursprünglichkeit  gefallen  lassen  müssen,  ebenso  die  Südseite 
des   Chors   durch    eine  Vorhalle.     Das    gothische    Kreuzgewölbe,    welches    den 


Kirclii 


')  Akten  im  Grossh.  Archiv. 


28 


AMiSGi:RlCHTSI5i:ZlKK    TETEROW. 


Innenrauni  des  Chores  deckt,  wird  durch  untergelegte  Balken  zusammen- 
gehalten, während  die  Deckbalken  des  Bodens  oberhalb  des  Gewölbes  über 
die  seitlichen  Aussenmauern  hinausragen  und  hier  mit  derb  geschnitzten  Holz- 
konsolen verklammert  sind.  Ob  das  Kreuzgewölbe  des  Chors  erst  nach  einem 
Dachsturz  zu  Anfang  des  XIX.  Jahrhunderts  eingewölbt  ist,  wie  die  lokale  Ueber- 

lieferung  wissen  will, 
erscheint     fraglich. 
Das    durch    einen 
steilen    schweren 
Triumphbogen   vom 
Chor    getrennte,    im 
Uebrigen  aber  flach 
gedeckte  Gemeinde- 
haus   ist   kleiner  als 
der  Chor,  wird  aber 
durch  einen  Theil  des 
Thurmraumes    ver- 
grössert,     der     sich 
zum     Gemeindehaus 

hin  mit  einem 
gleichen  Spitzbogen 
wie  der  Triumph- 
bogen vom  Chor  her 
öffnet.  Der  Thurm 
soll  noch  im  vorigen 

Jahrhundert  eine 
Spitze  gehabt  haben, 
die  bei  ihrem  Nieder- 
das  innere  Gewölbe 


» '*"'^".'.,'"'r'"nM   '    I    ' 


/yte^- 


CWrf<w»'.(«  "i^.yi" 


Kirche  /u   Ilolieii- Mi^torf. 


Tafel. 


(«locken. 


fallen,  wie  man  an  der  Ostwand  des  'riuirmcs  sehen  wi 
des  Schiffes  weggebrochen  hat. 

Die  innere  Einrichtung  ist  neu. 

An    dir    Wand    eine    Tafel    mit    kleinen    VVappcnschilden    der    I'^amilie 
VON   BLÜCHER    Icschow.') 

Im  Thurm    hangen    drei    Glocken    (Dm.  i,io,    0,82,    o,6cS  m);    alle   drei 
sind    1839  von   F.  Schünemann  in   Dcmmin  gegossen   worden.-) 

')  E»  »ind  die  Wapiicn  von  I.  llclmuth  Il.irtwij;  von  IJlücher,  geb.  10.  Januar  1745,  ge-st. 
12.  April  1817,  vermfthlt  mit  Sophie  Hedwig  von  Rieben,  geb.  5.  .September  1756,  gest.  10.  März 
1821.  2.  I,andrath  Ernst  Anton  von  KlUcher,  geb.  26.  April  1793,  ge.st.  26.  August  1863,  vermählt 
mit  Karoline  von  Ixvetzow,  geb.  21.  December  1793,  gest.  28.  April  1833.  3.  Oberst  Ilelmuth 
von  Jilucher,  geb.  3.  .Mai  |gi8,  geut.  19.  November  1882,  vermählt  mit  Auguste  von  HlUcher,  geb. 
von  Mcyenn.  geb.  7.  Mai  1827,  ge»t.  19.  März  1883.  4.  Karl  Wilhelm  von  Meycnn,  Kammcrheir 
und  I»ro«t,  geb.  8.  September  1790,  gest.  10.  August  1831,  vermählt  mit  Pauline  von  l'.assewitz, 
geb.  12.  Deccmljcr   1804,  gent.  23.  Oktober   1873. 

')  Von  den  Vorgingcnnncn  dic!>cr  Glocken  h.itte  die  grössle  (nach  dem  Inv.  von  1811  mit 
einem  Dm.  »00  3»/«  Fbm)  gar  keine  Schrift,  wahrend  die  kleinste  von  2  Fuss  Dm.  >Münchsschrift€ 


KIRCHDORF   TIIÜRKOW.  29 

Kleinkunstwcrkc.      i.  Grosser    silberner    Kelch    auf  rundem    Fuss.     An  Kleinkunst 
der    Kupa   das  Wappen    des    Dr.  C.  STURTZ  1698.')     Als    Stempel    eine    drei-       werke, 
thürmige  Burg    mit  Krone  darüber  (Hamburg?).  —  2.  Silbervergoldete  Patene, 
gestiftet  1859  vom  Hausgutspächter  C.  SCHMIDT  zu  Niendorf.^)  —  3.  4.  Grosse 
runde  Oblatenschachtel    und  eine  Abendmahlskanne,    beide   mit   der  Jahreszahl 
1856  und    dem  Namen  des   ERNST    ANTON    V.    BLÜCHER  auf  Teschow.^) 


Das  Kirchdorf  Thürkow.') 


^ous  einer  Urkunde  vom  8.  April  1371  —  eher  erfahren  wir  nichts  —  geht 

hervor,  dass  Thürkow  ein  Gut  der  mit  den  Levetzow's  verschwägerten 

Familie  von  Sukow  ist,  und  dass  der  damalige  Besitzer  Dietrich  von  Sukow, 
als  Erbe  und  Vormund  des  jungen  unmündigen  Werner  von  Sukow  zu  Klever- 
hof,  seinem  ebenfalls  zu  Kleverhof  wohnenden  Oheim  Werner  von  Levetzow 
im  Namen  seines  Mündels  dessen  Besitz  den  damaligen  Rechtsbedingungen 
der  Vormundschaft  gemäss  käuflich  überlässt.-')  Nun  vergehen  über  hundert 
Jahre,  ehe  es  wieder  eine  Nachricht  giebt.  Inzwischen  aber  ist  Thürkow  ein 
Gut  der  Familie  von  Barold  geworden,  als  deren  Hauptsitze  im  Mittelalter 
Dobbin  bei  Krakow,  Dudinghausen  bei  Schwaan  und  Moisall  bei  Bützow  er- 
scheinen. Aber  am  17.  März  1481  (nicht  1418)  verkaufen  die  Brüder  Henneke 
und  Rolofif  von  Barold  die  Güter  Thürkow  und  Appelhagen  (Abelenhagen)  an 
den  mit  ihnen  verschwägerten  Hermann  von  Zepelin.")  Und  nun  bleibt 
Thürkow  bis  zum  Jahre  1796  in  Zepelin'schen  Händen.  Von  1796  bis  1831 
wird    es    Besitz    des  Domdechanten  Hans    Graf  von  Schlitz.      1831    erwirbt    es 


und  die  Jahreszahl  1487,  die  mittlere  aber  %on  3  Kuss  Dm.  1750  von  Otto  Gerhard  Meyer  in 
Rostock  gegossen  war  und  die  Namen  des  Pastors  Nikolaus  Andreas  Ockel  und  der  Vorsteher 
Friedrich   Kanseyer  und  Jochim   Lüders  trug. 

')  Aeltester  Sohn  des  Jakob  Sturtz  (1602 — 1672),  welcher  Besitzer  der  nach  Ilohen-Mistorf 
eingepfarrten  Güter  Sührkow  und  Bukow  wurde.  Der  hier  genannte  Christoph  wurde  im  Juni 
1642  noch  als  Knabe  in  Rostock  immatrikuliert,  Dr.  juris  zu  Altorf  1656,  und  .starb  1698  als  viel- 
beschäftigter Sachwalter  zu  Hamburg.  Nach  Hofmeister,  AUgem.  deutsche  Bibliographie.  Das  Inv. 
von  181 1  fügt  zu  dem  .Sturtz'schen  Kelche  hinzu:  »Dieser  Kelch  ist  im  November  1806  gerettet, 
da  die   beiden   kleinen   silbernen   weggenommen   sind   sammt   den    I'atenen.« 

*)  Niendorf  ist  eingepfarrt  nach  Hohen -Mistorf. 

')  Teschow  i.^t  ebenfalls   nach   Hohen -Mistorf  eingepfarrt. 

■•)  6  km  nördlich  von  Tetcrow.  Von  Kühnel  mit  dem  altslavischen  Stamm  turii  =  Auer 
verbunden:    (Jrt  des  Turek,  Auerhagen,  Auerdorf. 

*)  M.  U.-B.  10  180.    10  183. 

*)  Dieser  Hermann  von  Zepelin  war  mit  Margaretha  von  Barold  a.  d.  H.  Dobbin  vermählt. 
Vgl.  Fromm,  Gesch.  d.  Farn,  von  Zepelin,  S.  128.  Die  Annahme  1418  für  1481  beruht,  wie  die 
Verkaufs -Urkunde  im  Grossh.  Archiv  beweist,  auf  einem  Schreib-  oder  Lesefehler  in  Claus  Josei)h 
von  Behr's  Genealogie  der  Familie  von  Zepelin:  Fromm,  a.a.O.,  Urkunden,  S.  68.  Der  Fehler 
ist  in  Lehsten,  Adel  Mecklenburgs,  übergegangen  und  für  die  genealogischen  Zusammenstellungen 
Fromm's  verhängnissvoll  geworden.  Im  Jahre  1555  l"sen  die  von  Ze])elin  eine  Reihe  landesherr- 
licher Gerechlsame   ab,   doch   bleibt  das   Kirchlehn   ausgenommen. 


30 


AMTSGEKICIirSHKZlRK   TKTERüW 


Friedrich  Graf  von  Hahn,  und  aus  Hahn'schen  Händen  kommt  es  1890  an 
Williehii  Hlohm.  Appelhagen  aber  ist  noch  heute,  also  bereits  über  vier- 
hundertundzuanziij  Jahre,  ein  Zepelin'sches  Gut. 

Ueber  den  Hau  der  Kirche  ist  uns  nichts  überUefert.  Da  aber  Thür- 
kow  im  I^inde  Circipanien  Hegt,  das  seit  der  Mitte  des  XIII.  Jahrhunderts 
zum  Histhum  Kanmiin  gehört,  so  wird  das  Gottesiiaus  von  dorther  seine  Weihe 
empfangen  haben.  Namen  von  mittelalterhchen  Geisthchen  fehlen  ganz.  Um 
1534  haben  die  herzoghchen  Vögte  zu  Güstrow  die  Kirche  zu  verleihen:  Herr 
Jochim  Keding  beschwert  sich  über  Cord  von  Zepelin.  1541  ist  Nikolaus 
Seh«. nicke  der  erste  Prediger  im  Sinne  der  Reformation.  Ev  wird  gelobt  und 
ist  auch  1552  im  Dienst.  Nach  ihm  werden  Joh.  Deneke  und  Wolfgang  Sieg- 
fried genannt,  jener  in  der  Zeit  zwischen  1572  und  1579,  dieser  um  1580, 
aber  die  Akten  lauten  über  beide  nicht  erfreulich.  1580  wird  Joh.  Koster 
(Coster)  von  Herzog  Ulrich  berufen,  er  ist  auch  161 6  noch  im  Dienst.  1638 
wird  Pastor  Zacharias  Altenkirch  vom  Tode  hingerafft,  das  Kirchspiel  und  die 
Pfarre  werden  als  völlig  verwüstet  geschildert.  Die  wenigen  Hofbesitzer,  die 
übrig  geblieben  sind,  bitten  den  Herzog  Adolf  h'riedrich.  sich  zur  Kirche  nach 
Ixvitzow  und  an  den  von  Hans  von  Lowtzow  dort  eingesetzten  jungen  Pastor 
Heinrich  Neusenius  halten  zu  dürfen.  Doch  1643  bekommen  sie  bereits  wieder 
ihren  eigenen  Pastor  in  Balthasar  Hüttenheber.  Diesem  folgt  schon  1647  der 
Teterower  Kantor  Joachim  Geist,  der  aber  auch  nur  kurze  Zeit  dableibt.  Denn 
1652  tritt  Joh.  Georg  Denstedt  an  seine  Stelle.  Ks  folgen  weiter:  1655  Michael 
Hlancke,  1689  Daniel  Perlcnsticker,  1697  Paulus  Roht  (Rohte,  Rathke),  der 
am  6.  Mai  1724  stirbt.  Von  1726  bis  1786  wirken  Joh.  Jakob  Sievert  und 
sein  Sohn  Georg  V^tllrath  Jakob  Sievert,  letztgenannter  erst  seit  den  sieben- 
zigcr  Jahren.  !•>  stirbt  im  h'rühsommer  1786.  1787  wird  Daniel  Knöchel  be- 
rufen {7  28.  Januar    1831).     S.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Kirche.      Die  Kirche  ist  ein  kleiner  auf  einem  Granitfundanient  ruhender 

niedriger  fruhgothi.scher  Ziegelbau  in  h'orm  eines  länglichen  Vierecks.  Im 
Innern  eine  flache  Decke.  Der  O.stgiebel  ist  mit  l^lenden  verziert.  Auf  der 
Südseite  ein  Hingangs- Anbau  und  auf  der  Westseite  ein  mit  der  Kirche  ver- 
bundenes Fachwerk -Glockenhaus,  dessen  h'irst  niedriger  ist  als  der  der  Kirche. 

Altar  Die  innere  Einrichtung   ist    ohne  Hedeutung.     Auf  dem   Altar  ein   Hild 

der  hl.  Maria  mit  dem   l.eiclmam  Christi  (Pietas)  von   Fr.  Oesterreich. 

(;«lUhl.  H<;if  htenswerlh  ist  der  alte  Appelhäger  Hofstuhl   des  CHRIST  :  FRIED 

RICH  VON  ZEPELIN')  und  .seiner  Gemahlin  IDA  DOROTHEA  VON  LEVETZOW, 
mit  ulicrßcjtctztcm  geschnitzten  Allianz -Prunk -Wappen  von    1746. 

(;irK:km.  Im  (iiocken.sluhl    zwei  Glocken.     Die    erste    ist    laut    Inschrift   im  Jahre 

1805  unter  dem  regierenden  Herzog  FRIEDRICH  FRANZ  von  Valentin  Schultz 
zu  Rostock    umgegossen  worden.  —   Die   zweite    hat    die  Inschrift:    vO  •  XCX  • 

-'Un»l  betitzer  de»  nach  Thürkow  cingcpfariicn   kittergutes  Appelhagen. 


KIRCHDORF   TIIÜRKOW.  31 


glorie  •  VPt  •  licnil  •  cum  •  yaCC  •  nuo  •  blli  (Jahreszahl  fehlt,   der 

Schriftring    ist   geschlossen).      Unter   dem    oberen  Schriftring    kleine 

Rundbilder,    ebenso    zwischen    den    einzelnen  Worten. 

eingeritzt  das  nebenstehende  Giesserzeichen  und  ein 

Stäben    sind    ungeschickt    behandelt.    —    Auf   dem   Boden    des    Glockenstuhles 

liegt  noch  eine  dritte  kleine  Glocke,  die  weder  Zeichen  noch  Inschrift  hat. 


eszahl  fehlt,   der       ^11^ 

:hriftring    kleine  X    I 
n.     Am   Mantel       yfV 
1-.     Die  Buch-     ^  ■   ^ 


Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  rundem  F"uss  und  Kleinkunst- 
mit  rundem  Knauf.  Am  Fusse  das  Zepelin'sche  Wappen,  darüber:  O.F.  werke. 
ZIEPLIEN  ANNO  1707.  Als  Stadtstempel  eine  dreithürmige  Burg  mit  dem 
Jahresbuchstaben  C,  und  als  Meisterzeichen  ein  aus  der  Wolke  ragender  Arm, 
der  einen  Schlüssel  hält.  Die  dazu  gehörige  Patene  hat  dieselbe  Umschrift 
wie  der  Kelch.  —  3.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  rundem  P'uss  und  mit  rundem 
Knauf.  Am  Fuss  ein  Drieberg-Zepelin'sches  Allianzwappen,  dazu  die  Anfangs- 
buchstaben A.  D.  und  D.  Z.  ^)  An  ihm  auch  die  Stempel  des  Güstrower 
Goldschmiedes  Heinr.  Hölscher  (1658 — 1706).  —  4.  Ovale  silberne  Oblatendose, 
auf  dem  Boden  die  Buchstaben  A  •  M  •  T.  Dazu  Güstrower  Werkzeichen:  G 
und  C  L  (Christian  von  Lohe,  1698 — ijoir).  —  5.  Neue  silberne  Abendmahls- 
kanne  in  gothischer  Form,  in  der  Verzierung  dem  Kelch  und  der  Patene  \on 
1707  angepasst.  Am  Fuss  das  Zepelin'sche  Wappen  und  die  Buchstaben 
S  •  V  •  Z  •  1893.  Werkzeichen  fehlen.  —  6.  7.  Zwei  alte  Zinnleuchter.  Der 
eine  trägt  die  In.schrift:  DAVIDT  X  SCHONOW  X  1646  X  DOROTHEA  X  ZEPE- 
LIEN.  Der  andere:  HANS  SCHRÖDER  THO  TVRC'W  IN  DAT  GOTTES  HVS  — 
1646  — .     Werkzeichen  bei  beiden  verhiunmert. 

Ein  Vergleich  des  jetzigen  Inhalts  der  Kirche  mit  dem  von  iSii 
zeigt,  dass  hier  seitdem  mit  Kunst-  und  Geschichts- Denkmälern  stark  auf- 
geräumt ist.  Die  ehemaligen  Kancellen  des  Altars  stammten  von  1581, 
der  Altaraufsatz  selbst  mit  einem  Bilde  der  Grablegung  Christi  war  ein  Ge- 
schenk des  in  dänischen  Diensten  gewesenen  Oberstleutnants  JOHANN  VON 
ZEPELIN  vom  Jahre  1686.  Zu  seinem  Gedächtniss  (geb.  1645,  gest.  1720) 
war  auch  eine  Fahne  mit  Inschrift  und  \Va))pen  in  der  Kirche  aufgehängt. 
Ein  dritter  silberner  Kelch  war  mit  dem  Zepelin  ■  Plessen'schen  Allianzwappcn 
und  den  beiden  Namen  JOHANN  ZEPELIN  und  HENRICA  VON  PLESSEN  versehen, 
und  eine  zweite  silberne  Oblatenschachtel  von  runder  Form  trug  die  Jahres- 
zahl 1652  und  die  Namen  und  Wappen  des  JOHANN  VON  ZEPELIN  und  der 
HEDWIG  MARGARETHA  VON  BARSTORFF.  Statt  zweier  zinnerner  Altarleuchtcr 
gab  es  181  I  deren  fiinf.  .Xiuh  war  noch  ein  beim  Absterben  des  auf 
Wotrum  erbgesessenen  JULIUS  GEORG  OTTO  VON  OLDENBURG  im  Jahre  1754 
aufgestellter  Krucifixus  von  Zinn  vorhanden.  Am  Tiiürkower  Hofstuhl  sah 
man  in  Karben  das  Zepelin -Holck'srhe  .\llianzwap|)en  mit  den  beiden  Namen 
VOLRATH  HARTWIG  VON  ZEPELIN  und  LOUISE  FRIEDERICA  GRÄFIN  VON  HOLCKEN, 
die  auch  an  der  im  Jahre  1745  aufgestellten  Kan/el  wiedeikchileii.  An 
dieser  Kanzel  ausserdem  das  Wappen  der  DOROTHEA  EVA  ELISABETH  VON 
OLDENBURG. 

')  Adam   von    DrieherL;    auf  .Spienz,    vor    1650  vermälilt    mit   Dorothea  von   Zepelin   .i.  «!.   II. 
Ai>pelhagen. 


32 


AMTSdKKlCI  1TS15KZ1RK     TK  TEROW. 


Das  Kirchdorf  Levitzow.') 


deschichti 

des 

Dorfes. 


lic  Cjcschichte  des  Gutes  und  Dorfes  beginnt  mit  der  Gründung  der  Kirche 
durch  den  Ritter  Johann  von  Levetzow  im  Jahre  1304.  Der  Gründer 
selbst  freiUch  kommt  schon  von  1292  an  in  mecklenburgischen  Urkunden  vor, 
er  ist  das  Haupt  jener  Adclsfamilie,  die  ihren  Namen  von  der  Mitte  des 
.W'l.  Jahrhunderts  an  in  Loutzouw,  Lautzau,  Lowtzow  verändert  hat,  und  nicht 
nut  i.\c\\  ein  anderes  Wappen  führenden  Herren  von  Levetzow  verwechselt 
werden  darf-)  His  1304  gehören  Gut  und  Dorf  Levitzow  zur  Jördenstorfer 
l'lebanie.  In  diesem  Jahre  aber  werden  die  Dörfer  Todendorf  und  Perow  aus- 
geschieden und  mit  dem  neuerstandenen  Kirchdorf  Levitzow  zu  einer  beson- 
deren Tarochie  verbunden.^)  Der  Kirchherr  zu  Jördenstorf  (damals  Herr  Gerdes), 
wird  mit  Hinkünften  aus  Gross- Methling  entschädigt,  für  deren  Aufbringung 
das  Kloster  Dargun  die  Bürgschaft  übernimmt,  der  Bischof  von  Kammin  giebt 
zu  dieser  W-ränderung  in  seiner  Diöcese  die  Zustimmung,  und  Markgraf  Otto 
von  Brandenburg,  der  damals  als  Oberlehnsherr  des  südlichen  Mecklenburg 
und  im  Besonderen  des  Hauses  Werle  auftritt  und  den  Ritter  Johann  von 
Levetzou  seinen  Vasallen  nennt,  fügt  seine  weltliche  Bestätigung  hinzu.  Zu- 
gleich verleiht  er  dem  Kloster  Dargun  das  Patronat  über  die  Kirche."*)  Dass 
im  Jahre  1305  zwei  Priester  an  der  Kirche  wirken,  deren  ICinkünfte  durch 
kitter  Johann  von  Levitzow  verbessert  werden,  erfahren  w  ir  aus  einer  Urkunde 
vom  30.  September  1305.'')  Damit  aber  ist  unsere  Kunde  aus  dem  Mittelalter  zu 
Knde.  Nur  n<jch  von  den  in  ununterbrochener  Reihe  auf  Levitzow  wohnenden 
Herren  von  Levetzow  (Lowtzow)  giebt  es  einige  Nachrichten,  die  Lisch  im 
M.  Jahrb.  XI,  S.  476—481,  zusammengestellt  hat,  und  auf  die  wir  daher  hier 
nicht  zurückzukommen  brauchen.  Erwähnt  soll  nur  werden,  dass  Ritter 
Johann,  der  Lrbaucr  der  Levitzower  Kirche,  für  sich  und  seine  Vvau  Gertrud 
im  Jahre  1308  eine  Grabstätte  in  der  Klosterkirche  zu  Dargun  erwirbt  und 
mit  vieler  Freigiebigkeit  allerlei  Anordnungen  für  seine  Bestattung  trifft.'') 
I.)fKh  hat  sich  keine  Sjiur  von  der  letzten  Stätte  beider  erhalten. 

Bis    1796    bleiben    die    von    Lowtzow    auf    Levitzow.     In    diesem    Jahre 
übernimmt    die    I*'rau    Geh.  ICtatsräthin    Gräfin    von    Lüttichau    das    Gut.      1799 


',  8  km   nordlich   von  Telcrow.      >()rt  des   Levik,   Lcvioa« :    Ktllinel,    M.  J.ilirh.  XI. VI,   S.  83. 

»;  I.i»ch.   M.  Jahrb.  XI.  S.  476— 81.     l.disten,  Adel  M.'s,  S.  152. 

')  M.  L'.-B.  3930.  Ucl>er  den  llurcnstand  dieser  drei  Dörfer,  ihre  Hede  und  Verpflicbtuiif,' 
tum  Ko««dienM  ijieht  die  Urkunde  3721  (werleschcr  Theilunpsvcrtrafj  iilicr  die  Länder  Kaien  und 
Hart  im  fahre   1314)  weitere  Auskunft. 

'  I     2936.      Vf;l.  ktidlofr,    H<II).  d.  m.  (;csch.  II,   S.  17S.    199. 


•;  M.  ü.-to,  3236. 


KIRCHDORF   LEVITZOW, 


33 


folgt  ihr  der  Oberjägermeister  Kaspar  Heinrich  von  Sierstorpfif,  welcher  acht- 
unddreissig  Jahre  im  Besitz  bleibt.  Seit  1837  aber  ist  das  Gut  in  den  Händen 
der  Familie  Nahmmacher. 

Die  Quellen  über  die  Geistlichkeit  fliessen  nur  spärlich.')  Den  Namen 
des  Bartholomaeus  Theophilus  entnehmen  wir  dem  Kelch  von  1596  (s.  u.). 
Reichlichere  Nachweise  giebt  es  für  Heinrich  Neusenius  {1641  — 1681),  Joh. 
Brügge  (1682 — 1699),  Joh.  Reineccius  (1700 — 17 19)  und  Joachim  Nochland 
(1720 — 1730).  Nach  Nochland's  Tode  bittet  der  Patron  der  Kirche  Eier  Detlev 
von  Lowtzow  (s.  Glocke  und  Kirchenstuhl)  um  Kombinierung  seiner  Kirche 
mit    der    in  Thürkow.     Aber    es    ist    die  Zeit    der  Wirren    unter    Herzog  Karl 


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iiHihii.Ji'SisM.i 


I.evitzow. 

Leopold,  und  er  bleibt  ohne  Antwort,  so  auch  noch  1743.  Zuletzt  geht  aus 
den  Thürkower  Kirchenakten  hervor,  da.ss  die  Kombinierung  thatsächlich  ein- 
getreten und  auf  keinen  Widerstand  gestossen  ist. 

Kirche.  Die  Kirche,  ein  noch  stark  romanisch  anmuthendes  schlichtes 
Bauwerk  aus  Back.stein,  mit  kleinen  Rundbogenfenstern  (drei  im  Osten,  vier  im 
Süden  und  drei  im  Norden)  ruht  auf  einem  Granitfundament  und  bildet  ein  läng- 
liches Viereck  mit  plattem  Chorschluss.  Im  Mauerwerk  überall  der  wendische 
Verband.  Am  We.stende  ein  Fachwcrkthurm  mit  einem  vierseitigen  niedrigen 
Helm.  An  der  Nordseite  eine  Grabkapelle  \om  Jahre  1604,  an  ihr  als 
Schmuck  ein  Lowtzow -Winterfeld'sches  Allianzwappen  in  Terrakotta.  Dieselben 
Wappen  in  Terrakotta  an  der  im  Renaissancestil  erbauten  kleinen  steinernen 
Eingangshalle  vom  Jahre  1619.     Dies  Datum  findet  sich  hier  an  einem  Balken. 


*)  Vgl.    Evangel.    Mecklenburg    I,    .S.   286.    379.      Durch    ein    Versehen    h.it    hier    Schröder 
Leussower  und   l.evitzower   Pastoren   mit  einander  verbunden  (Crotefend). 


Kirrhe. 


34  AM  rS(;KKlCn'ISI{KZIKK   tetkrüw. 

Der  Innenraum  der  Kirche  ist  mit  einer  im  Barockstil  bemalten  Haiken-  und 
Hrctterdecke  überspannt,  die  das  Jahr   1710  aufweist.') 

Ahar  iind  Altar  und   Kanzel  sind  zu  einem   Körper  verbunden. 

Knn.'<-!.  .  1     •  1        t-         1 

Noch  erhalten  ein  kleiner  Johannes  Baptista  mit  emcm  knieendcn  Lngel 

zur  Seite.     Kin  ursprün«,dich  auch  auf  der  anderen  Seite  vorhanden  gewesener 

werk.        Kngel  ist  weggebrochen.     Gothisches  Schnitzwerk  aus  hlichenholz. 

Allianz-  An     der    Xordwand     ein     poljchrom     behandeltes    Allianzwappen     des 

wap|H.'n.      JOCHIM  V .  LOWTZOW    und    der    MARGARETHA   VON   WINTERFELD    mit    dem 
Datum   1620. 

i'runkstiihl.  An    der  Südwand    ein    grosser    Prunkstuhl    mit    dem    Lowtzow-Stralcn- 

dorfi"  .sehen  Allianzwappen  von  1732  (E.D.V-L.        J.M.V»  S.)  -) 

Glocken.  Im    1  hurm    zwei    Glocken.     Die    eine    mit    der    Umschrift:    [^   0  RflX 

C'liOKUI  VdlM  (P'U/  I'ndd.  Die  zweite  hat  oben  als  Inschrift:  LAURENTIUS 
STRAHLBORN  ME  FUDIT  LUBECAE  ANNO  1738.  Im  Felde  auf  der  einen  Seite 
das  Low  t/ow  sehe  Wappen  unil  die  Anfans^sbuchstaben  E  •  D  •  V  •  L»,  auf  der 
anderen  Engeisköpfe  unil  dazwischen   SOLI  DEO  GLORIA. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.      1 .  Silbcrvergoldeter  spätgothischcr  Kelch  auf  sechs- 

»crke.  pnssigeni  l*"uss,  mit  dem  Namen  l|)L'|'liri  am  Knauf.  Am  h\iss  die  Inschrift: 
JOCH  :  LOVZ  :  EX  .  MORBO  •  GRAVI  •  LIBERAT'  •  CVM  •  CONIVGE  •  MAR  : 
WINT  .  DEDIT  •  GRATITUDINIS  •  ERGO  •  ANNO  •  1596.  Dazu  die  eingravierten 
Wappen  beider.  Unter  dem  Inisse:  EO  TEMPORE  PASTOR  BARTHOLV  MEUS 
THEOPHILUS.     Ohne  Werkzeichen.  2.   Kleiner  silberner  Kelch  auf  rundem 

Fns-;,  vom  Rostorker  Goldschmied  Peter  Quistorp  (161  i,  1632).  An  der  Kupa 
die  Inschrift  ADAM  LOWTZOW  und  tlas  Low  tzow'schc  Wappen.  —  3.  Silber- 
vergoldcte  I'aiene  ohne  jedes  Zeichen.  —  4.  Ovale  Oblatendosc,  vom  Güstrower 
Gold.schmied  Lenhard  Mestiin  {1705  — 1739).  -  5.  6.  Zwei  zinnerne  IlenkcKasen 
von  1733.  Malchiner  .Stadtzeichen:  Büffelskoi)f.  Meisterzeichen:  Pelikan  mit 
CK.  —  7.  8.  9.  Drei  gros.se  zinnerne  Leuchter  aus  der  Zopfzeit.  Malchiner 
Stadtzeichen:  Hüfiel.skopf;  Mei.sterzeichen :  I  C  P.  -  9.  Kleiner  Leuchter  mit 
der   Marke   des  englischen  Zinns  von    1786. 


',  Luch,  M.  Jahrb.  XII,  S,  470. 

',   Eier  Detlev  von  l.owtrow  (s.  o.)  .auf  I.evitzow  und  Sühikow,   vcrmiilill   mit   der    >Erl;leliii 
Jungfrau«  Juliane  Mar|;arethc  von  Stralendorff  n.  d.  II.  (Ireven. 


KIRCHDORF  JÖRDENSTORF. 


35 


Das  Kirchdorf  Jördenstorf.') 


Dorfes. 


Is    ältere    und    grössere    Plebanie    ist    uns    das    »in    der    vogede}e    thom    Geschichte 
Kalande«  gelegene  deutsche  Bauerndorf  Jördenstorf  (Jordanstorp,  Jordens-  des 

dorpe)  schon  im  Jahre  1304  bei  der  Gründung  der  Kirche  zu  Levitzow  ent- 
gegengetreten (s.  o.  S.  32).  Damals  ist  Herr  Gerdes  der  Pleban.  Weiteres 
hören  wir  über  Jördenstorf  im  Jahre  1305.  Da  giebt  es  hier  am  3.  April  eine 
grosse  Fürsten -Versammlung,  deren  Spitze  gegen  den  König  von  Dänemark 
gekehrt  ist,  die  aber  z.  Zt.  gar  keinen  praktischen  Erfolg  gehabt  hat:  es  ist 
eine  Berathung  zwischen  den  Fürsten  der  drei  Linien  Rostock,  Mecklenburg 
und  Werle  und  den  brandenburger  Markgrafen  Otto,  Johann,  Hermann  und 
Woldemar  über  die  Wiederauslösung  des  Landes  Rostock  aus  der  dänischen 
Oberlehnshoheit.-)  Im  Jahre  13 18  kommt  abermals  eine  Kunde  von  Jördenstorf. 
Damals  ist  Konrad  Gamm  der  Kirchherr.  Im  Auftrage  seines  Landesherrn, 
des  Fürsten  Johann  von  Werle,  hat  er  für  dessen  Seelenheil  eine  Pilgerreise 
zum  heiligen  Grabe  gemacht.  Zum  Dank  dafür  bestätigt  ihm  der  P^ürst  nicht 
nur  das  von  seinen  Vorfahren  gestiftete  und  ausgestattete  Kirchlehn,  sondern 
er  verbessert  auch  dessen  P^inkünfte  in  erheblicher  Weise  durch  eine  Schenkung 
von  vier  Hufen  in  der  Jördenstorfer  Feldmark  und  durch  Genehmigung  des 
Besitzes  einer  fünften  Hufe,  welche  Reimar  von  Moltke  Gott  zu  lehren  der  Pfarre 
überwiesen  hat.  Dazu  giebt  er  das  Gericht  und  schenkt  der  Pfarre  sieben 
Käthen  (aus  jedem  Käthen  das  Rauchhuhn),  sowie  Holz-  und  Weide- Nutzung. 
Nur  knüpft  er  daran  einige  Bedingungen  für  das  geistliche  Amt,  wie  gebühren- 
freie Verabreichung  des  heiligen  Sakraments  der  Oelung  (»vnd  vor  de  houe 
schal  de  kerckher,  de  dar  den  ist,  tho  allen  krancken  luden  ghan  vnd  in  sinen(!) 
bedde  mith  dem  hilligen  sacrament  de  hilligen  öligen  [geuen]  vnd  neue  pen- 
ninge  darafif  eschen«)  und  Abhaltung  von  Vigilien  und  Seelenmessen  für  das 
vverlesche  Haus  zweimal  im  Jahre  (twyge  des  jares).^) 

Um  1345  ist  Johannes  Dähn  (Dacus)  Pleban  in  Jördenstorf,  dem  wir  ein 
Jahr  später  in  Stavenhagen  begegnen,  wenn  es  derselbe  ist,  und  1367  giebt 
es  wieder  einen  Dominus  Johann  zu  Jördenstorf.^)  Da.ss  es  hier  im  Mittelalter 
ritterschaftlichen  Hufenbesitz  gab,  wird  sowohl  durch  die  Moltke'sche  Schenkung 
im  Jahre  13 18  als  auch  durch  zwei  Kaufverträge  bewiesen.  Am  10.  I'^ebruar 
1359  überla.ssen   die  von  Brizkow  (Brützkow),    welche    den  von  Bülow    stamm- 


')  Gut   12  km  nördlich   von    Teteiow,    14  km   nordwestlich   von    Neukalen. 

*)  M.  U.-n.  2979.      Kudloff,   Ildl).  II,   S.  202. 

*)  M.  L'.-H.  4026.  Die  durch  diese  Urkunde  fjosch-aflenen  «{rossen  I'inkiinfte  der  Pfarre  lie 
stehen  noch  heute.  Auch  die  Juri.sdiktion  liei  der  l'farre  hat  bis  ins  Xi.\.  Jahrhundert  hinein  ge- 
dauert,  ist  aber  seitdem  auf  das  Amtsgericht  übergegangen. 

*)  M.  U.-B.  6550.  6C67.  9673. 

3* 


3^> 


AMTSGKKUIITSnKZIRK    TKTKROW. 


verwandt  sind,')  zwei  Jördenstorfer  Hufen,  die  sie  vom  Kaniminer  Bischof  zu 
Lehn  tragen,  den  Herren  von  Moltke  auf  Strietfeld,  und  am  30.  April  1373 
gewähren  diese  wieder  der  Famihe  Hasse  in  Gnoien  eine  Kornhebung  von 
neun  Drömt  aus  ihren  Jördenstorfer  Hufen  (in  duobus  mansis  silis  in  campo 
ville  Jordenstorp,  in  aduocacia  Xygeucaland).  -) 

Als  letzten  vorreformatorischen  Geistlichen  werden  wir  den  von  Herzog 
Albrecht  eingesetzten  Matthaeus  Stimc  um  1534  anzusehen  haben.  Um  1544 
wird  Nikolaus  Horch  (Harg)  genannt/')  Nachher  Kr  Melchior  Brandt,  der  noch 
15S5  als  Pastor  in  Rittermannshagen  lebt.      1575   ^^i'*^'  Joachim  Grape  berufen, 


Kirclie  zu  Jördenstorf. 

der  über  90  Jahre  alt  wird.  !->  wird  1629  emeritiert,  und  an  seine  Stelle  tritt 
der  von  Wallen.stein  eingesetzte  Christian  Netzeband.')  Aber  schon  1632  folgt, 
noch  bei  Grape's  Lebzeiten,  der  von  Herzog  Hans  Albrecht  von  Mecklenburg 
berufene  Kaspar  Schwarz.  Diesem  wird  1647  Andreas  Ro.senow  substituiert. 
Ks  sind  die  Kriegszeiten:  164^  werden  in  Jördenstorf,  wo  es  vordem  neun 
Hauern  und  sieben  Ko.s.saten  gab,  nur  vier  Personen  geziihlt.^')  Auch  später 
ßiebt  es  noch  vi.l<-  D.ang.salc  dieser  Art  bei  Truppen -Durchmärschen,  welche 

')  Lisch,  M.Jal.rl>.  XXXIII,  S.  88—93. 

•)  M.  {:.h.  8565.    10432. 

■)  In  einem  un«  vorliegenden  Verzcichniss  von  1544  wird  aucli  Jüifjcnstorf  hei  Stavenha<;en 
al«  jurden»torf  aufgeführt.  In  dem  einen  ist  Nik.  Horch  (Harn)  l'aßtor,  in  dem  andern  Joaciiini 
KrUger.  Wenn  nun  Schröder  den  Nik.  Horch  richtig  nach  Jürdenstorf  setzt  (Kvanf;.  M.  III,  S.  203) 
dann  gehurt  der  andere  nach  JUrgcnMorf  hin.     Vgl.  ehendaselb.st   I,  S.  455. 

*,  Im   Verzeichnis»  Lei  Lisch,  M.  Jahil).  XXXVII,  S.  7  fr.,  nicht  mit  auf(,'eftlhrt. 

•,  (.Tolh,   M.Jahrli.  VI.  S.  138.      1703   sind   wieder  66   l'.eiclitkii.rler   im    herfe. 


KIRCHDORF  JORDENSTORF. 


37 


den  Pastor  Rosenow  im  Jahre  1660  veranlassen,  iini  eine  »Sah'a  guardia«  zu 
bitten.  Auf  Rosenow  folgt  1698  Kaspar  Mantzel.  Nach  dessen  Tode  (30.  Sep- 
tember 1735)  tritt  eine  Vakanz  von  dreizehn  Jahren  ein.  Als  Patronatsherrin  in 
allen  Kirchen  des  Darguner  Amtes  will    die  Herzogin  Auguste  einen  Prediger 


c-^cjr^/^Hy.  y^^/, : 


•^'"iiit,,^„3Av. 


Kirche  zu  Jürdenstorf. 

im  Sinne  ihrer  Darguner  Geistlichen  ')  nach  Jördenstorf  gesetzt  haben.  Aber 
die  ganze  Gemeinde  widersteht.  Auch  die  Wirren  zwischen  dem  Herzog  Karl 
Leopold  und  der  Kaiserlichen  Reichskommi.ssion  halten  die  Ordnung  der  Ver- 
hältnisse   auf.      ländlich    kommt    auf  Vorschlag    der    Herzogin    Auguste    Pastor 


•)  Vgl.  .M.  Kunst-  u.  Gesch.    Dcnkm.  I,   S.  527  (546). 


38 


AMrSGl-JKlCllTSBKZlKK   TEIEKÜW. 


Krnst  I.udwifj  Franck  ins  Jördenstorfer  Pfarramt.^)  Indessen  Anfang  und  Ende 
bei  ihm  haben  keinen  gleichen  Klang.  Die  Akten  berichten  in  den  sechziger 
Jahren  des  XVIII.  Jahrhunderts  allerlei  Nachtheiliges  über  ihn.  Ihm  folgt  1768 
Joh.  Andreas  Het.schack  (7  12.  Mai  1795),  und  diesem  1796  Dr.  Joh.  Georg 
Hecker.  spater  Dr.  theol.  und  Konsistorialrath  in  Rostock.     Vgl.  Walter  a.  a.  O. 


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JEjö'i'ifc'«. 


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Kirche  zu  Jördenstorf. 


Kirche.  Kirche,    Den  beigegebenen  Abbildungen  der 

Kirche  sieht  man  .sofort  an,  dass  es  sich  um 
einen  liau  von  grö.s.serer  Bedeutung  aus  dem  An 
fange  des  XIII.  Jahrhunderts  handelt,  dessen  ältester 
Thcil,  der  Chor,  vielleicht  schon  dem  letzten  Viertel 
des  XII.  Jahrhunderts  angehört.  Sein  Gewölbe  ist 
zwar  ein  achtlheiliges  Rippengewölbe,  aber  nicht 
nach  gothi.scher  Art,  sondern  von  jener  romani- 
schen Kuppel-  oder  Hackofen -Form,  wie  sie  in  den 
älteren  mecklenburgi.schen  Stadt-  und  Landkirchen 
nicht  selten  ist.  Der  Kalkputz  am  Chor  und  der 
südlichen  Kingang.shalle  oberhalb  der  Granitplatten 
ist  quadriert.  Schiff  und  Chor  werden  durch  einen 
schweren  Triumphbogen  in  Form  eines  gedrückten 
Spitzbogens  von  einander  getrennt.  Der  Rund- 
boßcnfrics  ist  neu,  aber  durch  alte  Reste  auf  der 
Westseite  vorgezeichnet.  Wie  Chor  und  Langhaus 
ist  auch  der  Thurm  ein  massiger  Ziegelbau,  der 
immerhin    noch    dem     XIII.  Jahrhundert    angehört, 


',  Wilhclmi.   .M.  Jahrli.  XLVIII,  S.  186—197  (Hesetzunß  der  Jördenstorfer   Pfarre). 


KIRCHDORF  jr)RDEN.STÜRF.  39 

wenn  auch  wohl  mehr  dessen  Ende.  Er  hat  ein  rundbogiges  Portal  sowie 
auch  rundbogige  Blenden  und  Schallöfifnungen ,  aber  es  fehlen  die  feineren 
Profilierungen  der  älteren  Zeit.  Wandungen  und  Laibungen  sind  in  jener  ein- 
facheren Art  ausgeführt,  die  z.  B.  die  spätromanische  Kirche  zu  Levitzow  am 
Ende  des  XIII.  Jahrhunderts  aufzuweisen  hat.  Dagegen  giebt  es  auf  der  Süd- 
seite ein  zugesetztes  gutes  frühgothisches  Portal  mit  hübscher  Laibung  in  einem 
vorgeschobenen  Mauerkern,  geradeso  auf  der  Nordseite  ein  solches  mit  einem 
Kapitellglied  in  der  Kämpferlinie.  Leider  haben  der  trefflichen  alten  Kirche 
störende  Anbauten  und  stillose  Zuthaten  in  späterer  Zeit  nicht  erspart  werden 
können. 

Das  Innere  der  Kirche  ist  mit  Werken  der  letzten  Jahrhunderte  gefüllt.        Altar- 
Der   Altaraufsatz    ist    eine    Stiftung    des    HELMUTH   HARTWIG  VON  BLÜCHER      aufsatz. 
auf  Sukow,    Wasdow    und    Bobbin    und    seiner    Frau    ELEONORA  MARIA  VON 
OERTZEN   vom  Jahre   1793,    das  Altargemälde  in   ihm  aber  ein  Geschenk  von 
ANTON  SCHRÖDER  auf  Schrödershof  und  seiner  Ehefrau  SOPHIE,  geb.    HELD. 
Es  stellt    den  Krucifixus    nach  Guido  Reni  von   Andrea  Guglielmi    in  Rom   dar. 

Die  Kanzel    ist  von    1734,    die  Orgel  von    1777.  —  Neben   der   Kanzel  Kanzel, 

ein  Blücher'sches  Epitaph,  gesetzt  von  JÜRGEN  VON  BLÜCHER  auf  Sukow,  1710  Orgel, 

renoviert   auf  Kosten  der  Wittwe  des  ERNST  LUDWIG  VON  BLÜCHER,  MARIE  ^-P'^aph. 
VON  BREDOW.      Auf  dem  Epitaph  das  Gemälde  der  Auferstehung  Christi. 

Im  Chor  auf  der  Südseite  die  Remliner  Empore  mit  Wappen  der  Emporen. 
Familien  VON  KARDORFF  und  VON  OERTZEN.')  —  Aufder  Nordseite  die  Klenzer 
und  Sukower  Empore,  jene  mit  den  Wappen  der  Familien  VON  LEVETZOW 
und  VON  TREUENFELS,  diese  (Sukower)  mit  einer  Reihe  von  Wappen  der 
Familie  VON  BLÜCHER.-)  —  Im  Langhaus  auf  der  Südseite  die  Schröders- 
höfer  Empore  mit  einem  Monogramm  (SCHRÖDER)  von  1868,  die  Klenzer 
Leute -Empore  mit  denselben  Wappen  wie  die  Klenzer  Empore  im  Chor; 
auf  der  Nordseite  aber  die  jetzige  Poggelower  Empore  mit  dem  LEHSTEN- 
BÜLOW'schen  Allianzwappen,  die  jetzige  Schwetziner  Empore  mit  dem 
KETTENBURG- BARNER'schen  Wappen  und  die  jetzige  Schwasdorfer  Empore 
ohne  dergleichen  Schmuck.')  —  Zu  beachten  sind  ferner  zwei  Sukower 
Kirchenstühle  mit  geschnitzten  Wangen  und  Familienwappen.  Der  eine,  an 
der  Nordseite  des  Altarplatzes,  zeigt  die  Namen  und  Wappen  von  LUDER 
BLÜCHER  +  ELSE  SMEKER  +  TONS  BLÜCHER  ^  ELSE  PENS  (Precn  schcs 
Wappen,  also  wohl  PRENS  ;  zu  lesen),  JÜRGEN  BLÜCHER,  LUDER  BLÜCHER 
TONS  SONE  r  ELSE  BLÜCHER  ANNO  1569.  Der  zweite  Stuhl  (der  erste  der 
Mittelreihe)  hat  die  Namen  und  Wappen  von   LUDER  BLÜCHER  TONS  SON   f- 


')  Remlin  von    1494  bi.s    1860  in   KardorfT'schem,   seitdem  in   üertzen'schem  Besitz. 

*)  Klenz  noch  heute  im  Besitz  der  Familie  von  Tieuenfels,  früher,  von  1372  bis  1653  und 
von  1707  bis  1789,  im  Besitz  der  Familie  von  Levetzow.  —  Suckow  von  1505  bis  vor  weniijen 
Jahren  im  Besitz  der  Familie  von  Blücher. 

*)  Die  von  Lehsten  hatten  das  nach  Jördenstorf  eingepfarrte  Gut  Schwasdorf  in  der  Zeit 
von  1607  bis  16 19  und  nachher  wieder  von  1735  an.  —  Die  von  der  Kettcnburg  haben  das  nach 
Jördenstorf  eingei>farrte  Gut  Schwetzin  seit   1683. 


40 


AMTSGERICHTSBEZIKK    TKTKROW 


JÜRGEN  BLÜCHER  -  JÜRGEN  PRENNEN  +  LUDER  BLÜCHER  -\-  ILSE  SME- 
KER  r  ABEL  LUZOW  p  MADDELEN  BLÜCHER  t  ELSE  BLÜCHER  ANNO  1569. 
—  In  der  Kirche  auch  zwei  Brustbilder  ehemaliger  Pastoren  der  Gemeinde: 
JOACHIM  GRAPIUS,    -;-  1632,    iiiul   JOH.  ANDREAS   HETSCHACK,    f    1795    (s.  o.). 

Kucharistie-  In  der  Ostwand,    nördlich  vom  Altar,   ein  Eucharistie -Schrank,    so  alt 

Schrank,  ^vie  die  Kirche.  Auf  der  Innenseite  das  Hrustbild  des  Heilandes  in  schwarzen 
Umri.ssen  und  mit  rother 
Füllung  (Blutstropfen).  Das 
Rild  ist  so  alt  wie  der  Chor 
und  kann  daher  sehr  wohl 
dem  Knde  des  .\II.  Jahr- 
hunderts angehören.  Ks  hat 
in  seiner  ländlichen  Schlicht- 
heit etwas  von  jener  herben 
und  strengen  Auffa.ssung  des 
Königs  der  Könige,  d.  h.  ge- 
wisse Züge,  die  an  die  nor- 
mannischen Christusbilder  in 
Sicilien  erinnern. 

(Hocken.  Im  Thurm  hangen  drei 

Glocken.  Dicgrosstc  ist  1744 
von  Otto  Gerhard  Meyer  in 
Ro.stock  gegossen  und  trägt 
die    \\'n]ipen     des     I  lerzogs 

CARL   LEOPOLD    und    der 
Herzogin  AUGUSTA  zu  Meck- 
lenburg.     l)\e    zweite    tragt 
die     Wappen     des     Herzogs 

CHRISTIAN   LUDEWIG    und 
der  llerzoi^iii   AUGUSTA   und 
i.st    von     Otto   Gerhard    Meyer 
in    Rostock    1749    gegossen 
worden.     Die   dritte,    ohne  I'^mbleme,  goss 


AclteNtes   Christusljild   in    .Mecklenburg. 
(.\iif  der   Innenseite  der  'lliür  eines   Kucharistie- Schranke.s.) 


P.   M.  Hausbrandt   in   Wismar    1866. 


Das  Inventar  von  181  i  fülirt  vier  (Hocken  auf,  eine  dritte  ältere  mit 
(nicht  gelesener)  > Mönchsschrift«  und  eine  vierte  mit  der  blossen  Jahreszahl 
1749.  Als  Lisch  die  Kirche  sah  (es  war  vor  dem  Jahre  1847),  ^nd  er 
dni  C.lorkcn   vor.      Kr  beschreibt  nur  die  älteste,   welche  die  Inschrift  hatte: 

0  xyc  rct  öloric  beni  cum  pacc  •  "Kimo  biii  snccccjicM, 

M.  Jahrb.  Xil.   S    465. 

Va.«»a  »acra.  Vasa  sacra.      1    (iro.sser  silbervergoldeter  gothischer   Kelch  auf   rundem 

Fuss.     Am  verkehrt  angeschrobencn   Knauf  der  Name  iflcfliG.     Am   Fu.ss   die 
In.schrift     DIESER  .  ANNO    1677    DEN    11  .  AUGUSTY    IN    ROSTOCK   VORBRANT 


KIRCHDORF    WARN KEN HAGEN. 


41 


VND  EBENDENSELBEN  JAHRE  IM  MONAT  NOVEMBER  RENOVIRTER  KELCH 
GEHÖRET  IN  DIE  KIRCH  ZV  JÖRDENSDORFF.  Dazu  das  Güstrower  Stadt- 
zeichen G  und  das  Meisterzeichen  Hi  des  Heinrich  Hölscher.  An  der  Kupa 
zwei  Allianzwappen  eingraviert,  als  älteres  das  des  ANTONI  ES  VON  BLÜCHER 
und  der  SOFFIA  CATRINA  VON  KNUTTEN,  und  als  jüngeres  das  des  ERNST 
VON  BLÜCHER  und  der  INA  VON  SCHACK  mit  dem  Datum  1866.  Ohne 
Patene.  —  2.  3.  Grosser  silbervergoldeter  gothischer  Kelch  auf  sechspassigem 
Fuss.  Am  Knauf  die  Ruchstaben  I  S  N  C  R  N  (In  sancto  nomine  Christi 
redemptoris  nostrir).  Am  Fuss  die  Inschrift:  ANNA  DORROTIEA  VON  WARN- 
STÄDT  HAT  DIESEN  KELCH  ZU  GÖRNSTORFF  IN  DIE  KIRCHE  ZUM  STETTEN 
GEDÄCHTNIS  VOREHREN  WOLLEN.  Dazu  ihr  eingraviertes  Wappen,  sowie 
ein  Kreuz  und  eine  Dornenkrone.  Am  Rande  die  Stempel  des  Rostocker 
Goldschmiedes  Jürgen  Müller:  I  M.^)  Dazu  eine  Patene  mit  denselben  Werk- 
stempeln. —  4.  5.  Grosser  innen  vergoldeter  Kelch  auf  rundem  Fuss,  gestiftet 
1756  von  O  •  F  •  H  •  und  D  •  M  •  H  •  Am  Rande  die  Zeichen  des  Rostocker 
Goldschmiedes  Daniel  Halbeck.  Patene  mit  derselben  Bezeichnung.  —  6.  Neue 
runde  Oblatendose  von  1869.  —  7.  Neue  Abendmahlskanne  von  1878,  ge- 
stiftet von   ERNST  VON   BLÜCHER   und    INA  VON  SCHACK. 


Das  Kirchdorf  Warnkenhagen.') 


')  In  der  zweiten   Hälfte  des  XV'H.  Jalirhunderts  th.ätit;. 
')   1 1  km  nordwestlich   von  Teterow. 

*)   Vgl.   Lisch    im    Ortsregister    zu    Hand   IV^    des    mecklenburgischen    l'rkundenwerkes.    — 
.Schildt,   M.  Jahrb.  XLVH,   S.  237  238.  —  Schlie,   M.  Kunst-  u.  (lesch.-Denkm.  IV,  S.  80.   307. 
*)  Nicht  Paul  von   Adrum,   wie   von   Ganini   im   M.  Jahrb.  XI,   S.  427,   angiebt. 


Dorfes. 


ittelalterliche  Urkunden  vor   dem  XV.  Jahrhundert   haben    sich    bis    heute    (icschichte 
nicht  gefunden.     Auffallend  bleibt  es,    dass  jenes  Dorf  Warnkenhagen,  ^^s 

welches  die  noch  im  XIV.  Jahrhundert  auf  Wattmannshagen  sitzenden  Herren 
von  Ketelhodt  im  Jahre  1290  dem  Kloster  Riihn  überlassen,  nicht  das  in  Rede 
stehende  benachbarte,  sondern  jenes  fünfzig  Kilometer  westwärts  auf  Wismar 
zu  gelegene  Warnkenhagen  ist:  allein  spätere  Nachrichten  machen  es  un- 
zweifelhaft, dass  nur  dieses  Warnkenhagen  das  wirkliche  Rühner  Klosterdorf 
ist,  nicht  das  bei  Teterow  gelegene.'')  Hier  ist  es,  wo  von  1458  bis  zur  Mitte 
des  XVII.  Jahrhunderts  die  von  Adrum  über  Höfe,  Hufen  und  Pflugdienste 
verfügen.  1656  haben  die  Gläubiger  des  Augustin  von  Adrum,  des  letzten 
seines  Stammes ')  auf  Zierstorf,  ihre  Hand  auch  in  Warnkenhagen,  das  um 
die.se  Zeit  und  auch  später  als  Pertinenz  von  Zierstorf  angesehen  und  be- 
handelt wird.  Ks  folgen  die  Herren  von  Vieregge  als  Besitzer  von  Zier- 
storf c.  p.  in  Warnkenhagen,  Klein -Roge  und  Bartelshagen  bis  1728,  darauf 
der  Hauptmann   Christian    Ludwig  von    Hein,    von    1752    an    der    Kammerherr 


42  AMTSGKKKinsüK/lRK    TKTIiROW. 

und  Oberforstmeister  Nikolaus  von  Warnstädt,  von  1785  an  der  Amtmann 
Joh.  Christoph  Hennings,  von  1798  der  schon  oft  genannte  Kammerrath  Hahn 
(später  von  Hahn),  von  1803  an  die  Gebrüder  Grafen  von  Hessenstein,  und 
von  1830  an  der  Domänenrath  J.  C.  Pogge.  Dessen  Erben  trennen  1832 
Warnkcnhagcn  von  Zierstorf.  In  der  Famihe  Pogge  bleibt  Warnkcnhagen  bis 
1844.  In  diesem  Jahre  übernimmt  es  Karl  Beruh.  Wilh.  Müller.  Von  ihm 
kommt  es  1863  an  den  Kammerjunker  Otto  Ch  Heinrich  von  Bülovv.  Seit 
1S75  aber  ist  W'arnkenhagen  Schlieffen'scher  Besitz. 

Auf  der  Pfarre  ist  ein  vollständiges  Verzeichniss  der  Geistlichen  von 
1541  an  vorhanden:  Jakobus  Reincke  (Reneke)  von  1541  bis  1588;  Joachim 
Bambam  von  158S  bis  1629;  der  von  Wallenstein  eingesetzte  Johannes  Bannier 
von  1629  bis  1635;')  Joachim  VVillebrand  von  1636  bis  1688;  Christian 
Krichel  von  1688  bis  1725;  Joachim  Christian  Schütz  von  1725  bis  1778; 
und  Johann  L.  Voss  von    1779  bis   1828.     S.  Walter  a.  a.  O. 

Zu  den  hier  Verzeichneten  gesellt  sich  nun  als  vorreformatorischer 
Geistlicher  der  Vikar  Johannes  Bo  .  .  .  .,  dessen  Grabstein  erhalten  ist  (s.  u.). 
Als  zur  Kammincr  Diöcese  gehörig  wird  Warnkenhagen  in  einer  Urkunde  des 
Jahres  1424  (Stiftung  einer  Vikarei  in  Malchow  betreffend)  genannt:  Werneken- 
hagen  dicte  Caminensis  diocesis.  S.  Rudlofif's  handschriftliches  Diplom. 
Mccklenb.,  Vol.  VIII,  fol.  281b.-) 

Kirche.  Kirche.    Die  Kirche  zu  Warnkenhagen  ist  ein  einschiffiger  frühgothischer 

Ziegelbau  auf  einem  Granitfundament.  Chor  und  Langhaus  sind  mit  Strebe- 
pfeilern bewehrt,  jedoch  sind  diese  beim  Chor  eine  Zuthat  des  XIV.  Jahr- 
hunderts, seine  ursprüngliche  Anlage  i.st  die  nach  Art  des  älteren  romanischen 
Stils  mit  Lisenen,  die  noch  an  mehreren  Stellen  hervortreten.  Auch  schliesst 
der  durch  einen  hohen  Triumphbogen  vom  Langhaus  geschiedene  Chor  nach 
allerer  Weise  mit  der  Ostwand  platt  ab.  Kr  ist  mit  zwei  trefflichen  Kreuz- 
gewölben übersjjaimt.  Als  Schmuck  an  den  Aussenmauern  des  Chors  sehen 
wir  einen  abgetreppten  Fries,  wie  er  sich  an  Bauten  aus  der  Zeit  des  Ueber- 
ganges  vom  romanischen  zum  gothischen  Stil  findet  und  später  in  der  Gothik 
herr.schend  wird.  Unter  ihm  ein  Band  in  T^orm  einer  Stromschicht.  Das 
breitere  Gemeindehaus  ist  mit  einer  flachen  hölzernen  Decke  überspannt.  Wie 
an  seinen  Mauern  heute  noch  zu  sehen  ist,  wollte  man  in  alter  Zeit  wölben, 
kam  aber  nicht  dazu.  Sämmtliche  Fen.ster  sind  spitzbogig  geschlossen.  Zu 
beachten  ist  auch  das  treffliche  spätgothische  Thurmportal  mit  einem  schlichten 
Kapitellband  in  der  Kämpferlinie.  Der  im  Westen  vorgesetzte  Thurm  ist  mit 
einem  Kreuzdach  versehen.  !«>  soll  früher  eine  Spitze  gehabt  haben,  die 
heruntergenommen  wurde,  weil  man  ihrer  F'estigkeit  nicht  traute.^)  Am  Ost- 
ende   des   Langhauses    ein    einfacher    Dachreiter,    welcher    eine    kleine    Glocke 

')  Vgl.  Linch,  M.  Jahrb.  XXXVII.  S.  7. 
•)  Grouh.  Archiv  in  Schwerin. 

•)  Jcdenfall»    hatulell    c»    Mch    in    der    ersten    Hälfte    der    achtziger    Jahre    des    XVIII.  Jahr- 
hgndcrti  um    eine  Ke)>aratur    det    schadhaft    gewordenen  Thurmes.     Aber    von    einem    Thurmsturz, 


KIRCHDORF    WAUNKENIIAGEN.  43 

enthält.  An  der  Nordseite  des  Chors  eine  gewölbte  alte  Sakristei,  vor  der 
südlichen  Eingangsthür  eine  Vorhalle,  die  dem  Ansehen  des  alten  Baues  nicht 
zum  Vortheil  gereicht.') 

Der    Altaraufsatz    stammt    aus    dem    Jahre    1785.      Die    Kosten    wurden        Altar- 
seiner Zeit  auf  Betrieb  des  Pastors  VOSS   >  durch  milde  Beitrcäge  guter  Freunde«       aufsatz. 
aufgebracht.      Im    Hauptstock    das    Gemälde    der    Auferstehung,    darunter    als 
kleineres  Bild  das  hl.  Abendmahl.     Säulen  und  Statuen  (die  Evangelisten)  bilden 
das  Rahmenwerk.     Darüber  plastisch  der  Heiland  in  schwebender  Gestalt,  von 
Engeln  umgeben,  ganz  oben  das  Auge  Gottes  in  einer  Strahlenglorie. 

Der  vorhergehende  Altaraufsatz,  eine  Stiftung  der  Frau  Generalmajorin 
VON  HEIN  auf  Gottin  und  des  Hauptmanns  VON  HEIN  auf  Zierstorf  aus  dem 
Jahre    1737,   wurde    1783   durch  Blitzschlag  zerstört. 

Die  Kanzel    ist    eine  Stiftung    des    Herzogs    und    späteren  Grossherzogs      Kanzel. 
FRIEDRICH  FRANZ  I.  aus  dem  Jahre   1788. 

Die  Orgel  ist  neu.  Orgel. 

Verschiedenes,  aber  nicht  besonders  werthvolles  Schnitzwerk  der  alten 
Orgel -Empore  wird  im   Pfarrhause  aufbewahrt. 

Stuhl  auf  der  Südseite  im  Chor:  ^'llllO  •  bOlllini  •  m"fCC"  (Vorderwand      Gestühl, 
des  Stuhles)  COlirab''  •  Clcgljc  •  Ol*  •      Im   Wappen    nur    der    Schrägbalken    zu 
erkennen. 


Bedeutendere  Epitaphien    fehlen   ganz,    doch  mag   die  Gedächtnisstafel          Ge 
der  Ehefrau  des  Pastors  WILBRANT,    geb.  MARGARETHA  SCHULTZ,    gest.   den     dächtniss- 
26.  Juni    1667,  genannt  werden. 


tafcl. 


Im  Fussboden  der  Kirche  drei  Grabplatten  mit  abgetretenen  Inschriften  Grabsteine, 
und  Figuren.      Ein   mittelalterlicher  Stein  hat  die  Inschrift: 

?lna  bni  ^U'  p'nio  d>  i)o(noiMüiiiG  Uir)  bm  ioijauncö  üo 

üicariiiG  in  Uicvnltiijaijc  oi'  <p  co. 

Eine    jüngere  Platte    deckt    die   Ruhestätte    des    Pastors    JOACHIM  US  BAMBAM 
und  seiner  Ehefrau,  und  eine  dritte  die  des   PAUL  VON  ADRUM  (s.  o). 

Im  Glockcnstuhl  des  Thurnics  drei  Glocken.     Die  grösstc  (Dm.  1,28  m)     Glocken. 
ist  laut  Inschrift    1777  von  J.  V.  Schultz    in   Rostock    zur  Zeit  des  Pastors  J.  C. 
SCHÜTZ  luiigegossen.      Der  Gicsser  der  zweiten  Glocke  (Dm.  1,07  m)  ist  Huges 
Collier- Berlin    1875.     Die   klein.ste  Glocke   (Dm.  0,79  m)    i.st    1855   von  C.  Jllies 
in  Waren  umgegossen  worden.-) 


wie  es  die  Sage  will,  ist  in  den  Akten  keine  Rede.  Zwischen  der  ebengenannten  Ke])aratui-  und 
dem  Blitzschlag,  der   1783  den  Altar  zerstört  (s.  o.)  wird  wohl  ein  Zusammenhang  sein. 

')  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XII,  S.  468. 

*)  Die  Vorgängerinnen  der  zweiten  und  dritten  (jlocke  stammten  ebenfalls  von  J.  V.  .Schultz 
und   aus  dem  Jahre    1777. 


44 


AMlSf.KKlCHTSHKZIRK     TETEROW. 


Kleinkunst- 
werke. 


Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Abendmahlskelch  mit  Patene, 
Ijestiftct  i;o6  von  dem  Oberst  und  s]>ateren  Generalmajor  VON  HEIN  auf 
Gottin  und  seiner  Ehefrau,  geb.  VON  BRÜGGMANN  a.  d.  H.  Uldrichsholm. 
Meisterzeichen  (gj),  das  Stadtzeichen  fehlt.')  —  3.  Einfache  silberne  Oblaten- 
d.wc  mit  der  In.«^chrift:  JOHANN  LUDEWIG  VOSS,  PASTOR  IN  WARNKEN- 
HAGEN  1779.  .Mcistcrzcichen  des  1769  in  die  Zunft  eingetretenen  Joh.  Georg 
Rahm  zu  Rostock:  [ifiRJ.  Aber  ohne  Stadtstempel.  —  4.  Kleinere  Patene  mit 
dem  Stempel  (p|).  —  Ausserdem  \erschiedene  neuere  Geräthe:  Berliner  Fabrik- 
arbeiten, theils  von  Assmann- Lüdenscheidt,  theils  von   Ernst. 


Das  (;ut 
I)ic4ihor. 


Schloss  zu   Diekhof. 

dem  nach  Warnkenhagen  hin  eingc])farrtcn  grossen  und  schönen  Gut 
Diekhof-)  giebt  es  schon  in  aller  Zeit  eine  Kapelle.  Doch  ist  sie  im 
XVII.  (wenn  nicht  schon  im  XVI.)  Jahrhundert  eingegangen.  Statt  ihrer  entsteht 
im  Jahre  1768  im  Schlosse  selbst  die  heutige  Schlosskapelle  in  jenen  I^'ormen 
und  Farben,  die  zur  Zeit  des  Uebcrganges  vom  Rokoko  zum  Klassicismus  beliebt 
sind  AEDES  VSVI  PROFANO  OLIM  DiCATAS  AD  SACRARIVM  DOMESTICVM 
APTAVIT  EXORNAVIT  CONSECRAVIT  LVDOVICVS  STATIVS  HAHN  CANON  . 
MAGDEB  .  ET  CVBICVLI  PRAEF  •  ELECTORIS  SAXONIAE  A  .  R  .  S  .  MDCCLXVIII : 
s^j  laut<:t  die  L'eberschrift  f>berl rilb  der  I*jngangsthür  in  den  hellen,  anmuthig 
jjestalteten  Kaum,  in  welchem  Alles  in  Weiss  und  Gold  erglänzt. 

')  I)a»  InvenUr  von   181 1   fuhrt  noch  einen  zweiten  von   llcin'schen   Kelch   auf. 
*;  Vjjl.  I.t»ch,   Alhiim  meckicnh.  Schlösser,   Heft  III  und  IV.     Von    1470  bis  1780   Il.ilin'schcs 
Gut,  vpn    F7'^'  '■••    1845   \Vallmo(lcn-(iim)}om'sches  und  von   1845  an  Ba.s.sewitz'sches  (Jut. 


KIRCHDORF   GROSS -WOKERN.  45 


Das  Kirchdorf  Gross-Wokern.') 

Rrira  okart  oder  W'okert  (Wokerd)  lautet  der  Name  des  alten  Dorfes  zu  Anfang    Geschichte 

' des    XIV.  Jahrhunderts,    das    damals    schon    seit    langem    ein  Kirchdorf         des 

ist.  Denn  wenn  der  Ritter  Deneke  von  Kröpelin,  der  mit  dem  schon  in  den  J^ories. 
siebenziger  Jahren  des  XIII.  Jahrhunderts  genannten  werleschen  Vasallen 
gleichen  Namens  identisch  sein  wird,  zusammen  mit  seiner  Vetternschaft  in 
der  Kirche  zu  Gross -Wokern  eine  Vikarei  gründet,  und  wenn  die  Stifter  dieses 
ausgesprochenermassen  nicht  nur  zu  ihrem  eigenen  Heile,  sondern  auch  zu 
dem  ihrer  geliebten  Vorfahren  und  Gründer  der  Kirche  thun  (in  remissionem 
peccatorum  nostrorum  dilectorum  progenitorum  et  fundatorum  ecclesie  ejusdem, 
sc.  Wokart),  so  muss  die  Kirchengründung  selber  schon  ziemlich  weit  zurück- 
liegen. In  der  That  entspricht  denn  auch  der  wuchtige  alte  Feldsteinbau  aufs 
Allerbeste  dem  spätromanischen  Stil  im  ersten  Viertel  des  XIII.  Jahrhunderts, 
jener  schweren  Zeit,  in  welcher,  wie  die  Geschichte  des  Klosters  Dargun  lehrt, 
die  Geistlichen  des  Circipanerlandes  überall  noch  einen  harten  Kampf  gegen 
das  trotzige  Heidenthum  zu  führen  haben  und  darin  vom  Bisthum  Kammin 
her  berathen  und  unterstützt  werden.  Wie  dieses  um  die  Mitte  des  XIII.  Jahr- 
hunderts seine  Ansprüche  auf  Circipanien  dem  Bisthum  Schwerin  gegenüber 
zur  Geltung  bringt,  ist  in  der  Geschichte  des  Klosters  Dargun  erzählt  worden. 
Demgemäss  ist  es  auch  Bischof  Heinrich  von  Kammin,  der  am  25.  November 
1306  der  vom  Landesherrn  Nikolaus  von  Werle  bereits  am  8.  April  1302  be- 
stätigten Stiftung  der  Familie  Kröpelin,  die  zunächst  dem  Priester  Ern  Konrad 
Pennink  zu  Gute  kommt,  die  geistliche  Konfirmation  ertheilt.^)  Eine  Ver- 
besserung dieser  Vikarei  durch  weitere  P^inkünfte  aus  Hufen  des  Dorfes  Gross- 
Wokern  (majoris  Wokert)  erfolgt  im  September  1364,  als  der  Priester  Johannes 
Phojterock  .ständiger  Vikar  (vic.  perpetuus)  der  Kirche  ist  und  Johannes 
Rumpeshagen  die  Plebanie  dort  inne  hat.^)  Damals  hat  auch  die  P\imilie 
Hasenor  Hufenbesitz  in  Gross -Wokern,  dessen  sie  sich  zu  Gunsten  der  Vikarei 
entäussert.  Ob  sie  aber  neben  oder  nach  der  Familie  Kröpelin  zu  diesem 
Besitz  gekommen  ist  und  ob  sie  noch  weitere  Hufen  dort  hat  oder  behält, 
wird  nicht  gesagt.  Aus  einer  noch  nicht  veröffentlichten  Urkunde  des  Jahres 
1396  ersehen  wir  ferner,  da.ss  auch  Timme  Zorow  und  seine  Söhne  Gerd  und 
Kord  im  XIV.  Jahrhundert  Besitz    in  Wokern    haben,    freilich    nicht    in  Grcss- 


')  6  km  westsüd westlich  von  Totere w.  Kühnel  deutet  den  Namen  auf  »die  Wokert«  und 
erinnert  dabei  an  den  altslavisclien  Wortstanim  krüt-  (i)olnisch  kret  =  Maulwurf ),  der  durch  ()  = 
I'rothesis  zu  dem   Eifjennamen   des   Dorfes  gefülirt  haben   könne. 

*)  M.  L'.-IJ.  2792.  3124.  Kin  I'riester  Ilerniannus  de  Wokart  wird  1318  genannt,  alicr  ob 
er  mit   Dorf  und   Kirche  Gross-Wokern    zu   verbinden    ist,    l)leibt    zweifelhaft:    M.  1.15.3854. 

•'';  .\1.  r.  Ü.  9299. 


46 


A.MTSIJIIKICHTSHKZIRK    lETEUüW. 


Wokern,  sondern  in  dem  anstossenden  Wendisch -Wokern  oder  Lütten -Wokern 
(Klein -Wokern).  Es  sind  vier  Hufen,  die  sie  damals  an  Otto  und  Heine 
von  Wozcnitz  überlassen.  Rund  fünfzig  Jahre  später,  nämlich  1448,  hat 
Henneke  von  Flotow  Besitz  in  beiden  Dörfern.  Als  die  letzte  Itrbin  dieser 
Linie,  Margarethe  von  Flotow,  im  Jahre  1562  stirbt,  werden  beide  Lehne, 
Gross-  und  Klein -Wokern,  von  den  Herzögen  eingezogen  und  bleiben,  trotz 
der  I'rotcste  von  Andreas  und  Christoph  \on  Flotow,  landesherrliches  Do- 
manium.  Als  solches  werden  sie  noch  ein  paar  ALile  im  XVII.  Jahrhundert 
verpfändet,  wie  z.  B.  1648  an  den  Geh.  Rath  Adam  Otto  von  Vieregge  und 
später  an  den  Geh.  Rath  Georg  von  Mecklenburg.') 


Kirche. 


Gross -Wokern. 

Um  1534  wird  als  Pfarrer  zu  Gross-Wokern  ein  Kaspar  Dessin  genannt, 
der  zehn  Jahre  vorher  vom  Güstrower  Probst  als  dem  herkömmlichen  bischöflich- 
kamminschen  Offizial  und  Archidiakon  für  Circipanien  (das  Darguner  Kloster- 
Archidiakonat  Alt- Kaien  au.sgenommen)  eingesetzt  i.st.  Um  1541  finden  wir 
dort  den  Matthaeus  Blumenholz  (Blumenholt),  der  auch  noch  1553  genannt  wird.^) 
Seit  dem  Jahre  1602,  dem  Jahre  der  Berufung  des  Pastors  Joachim  Gott- 
schalk nach  Klaber,  i.st  die  Kirche  zu  Gro.ss -Wokern  mit  der  zu  Klaber 
kombiniert,  wie  der  Pa.stor  selber  in  einem  Aktenstück  sagt,  nicht  erst  seit 
160X,  wie  es  in  einem  .sOhr  viel  späteren  Aktenstück  irrthümlichcr  Weise  heisst. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  spätromani.schcr  hY-ldstcinbau  ohne  Thurm, 
mit    einem    schmalen  Chor    und    einem    etwas    breileren    Langhaus,    die    beide 

')  Vgl.  Akten  im  Grotkh.  Archiv. 

*)  Schröder,  evangel.  .Mecklenb.  I,  S.  282.     Vgl.  S.  429. 


KIRCHDORF   GROSS  -  WOKERN. 


47 


zusammen  durch  elf  Schlitzfenster  erleuchtet  werden.  Die  Laienpforte  auf  der 
Nordseite  ist  ein  treffliches  rein  romanisches  Granitportal;  die  Priesterpforte 
auf  der  Südseite  des  Chors  ist  von  geringerer  Bedeutung.  Die  ehemalige 
Sakristei  an  der  Nordseite  dient  jetzt  als  Holzschuppen,  der  Eingang  dazu 
von  der  Kirche  her  ist  vermauert.  Der  Chor  ist  mit  einem  aus  Granitgeröll 
erbauten  Kuppelgewölbe,  das  Langhaus  aber  mit  zwei  anscheinend  erst  in 
späterer  Zeit  eingesetzten  Kreuzgewölben  geschlossen,  die  aus  Ziegelsteinen  auf- 
gemauert   sind    und    eine    ziemlich    rohe  Rippenbildung    aufweisen.     \"or   dem 


^^^"^^^^ 


Portal  auf  der  Xordseite  der  Kirche. 

Hauptportal  auf  der  Xordseite  liegen  zwei  ehemalige  Kornquetsch -Steine,  die 
als  VVeihwasserbeckcn  gedient  haben  können.  Im  Westen  ein  hölzerner 
Glockenstuhl. 

Der  eingehenden  Beschreibung  dieses  altehrwürdigen  Kirchen])aucs  bei 
Lisch,  M.  Jahrb.  XXI,  S.  264 — 267,  und  dem  Vergleich  mit  den  Kirchen- 
ruinen in  Dambeck  bei  Roebel  und  dem  untergegangenen  Domherren -l'apen- 
hagen  bei  Ulrichshusen,  später  auch  mit  der  Kirche  zu  Semlow,  M.  Jahrb. 
XXIII,  S.  318 — 20,  merkt  man  den  tiefen  Kindruck  an,  den  dieser  alte  Hau 
zu  Gross -Wokern  auf  empfängliclie  (iemiithcr  macht.  Möge  ihm  ein  besseres 
Schicksal  bescliieden  sein  als  seinen  beiden  mccklonhiirgischen  Sclnvester- 
kirchen,  die  dem  Untergange  geweiht  sind.  Bei  l)aiiil)c'ck  wäre  der  Chor 
allenfalls  noch  zu  retten. 


Die  innere  Einrichtung  ist  ohne  Bedeutung. 


48 


AMTSGKRICHTSBEZIRK    TETEROW. 


Clocken.  Die  drei  Glocken    der   Kirche   sind   1892  von  Oberg- Wismar   gegossen 

worden. 

Von  den  älteren  (ilocken  war  nach  Angabe  des  Inventars  von  1 8 1 1 
die  j^ri.ssero  im  Jahre  i  7  5  i  unter  Herzog  CHRISTIAN  LUDWIG  und  z.  Zt.  des  Pastors 
JOHANNES  WALTER  von  O.  G.  Meyer  in  Rostock  gegossen  worden.  Die  andern 
beiden  hatten  keine  Inschriften. 


Kleinkunst- 
wcrke. 


Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  gothischer  Kelch  auf  sechs- 
passigein  l-\i.ss,  am  Knauf  kleine  geflügelte  Engelsköpfe  und  der  Name 
IHESVS.  Keine  Werkzeichen,  auch  nicht  an  der  /Aigehörigen  Patene.  — 
3.  4.  Silberner  Kelch,  mit  einem  aufgehefteten  Krucifixus  als  Signaculum. 
Ohne  Werkzeichen,  auch  nicht  an  der  zugehörigen  Patene.  —  5.  Neugothische 
Abcndmahlskanne.  —  6.  Neugothische  Oblatendose.  —  7.  Schöpflöffel  mit  dem 
Doppel -Monogramm  P-B»  und  dem  Stempel  des  Güstrower  Goldschmiedes 
Lenhard  Mestlin  (1705  — 1739)-  —  8.  Neue  messingene  Taufschale.  —  9.  lO. 
Zwei  .schwere  alte  Messincrleuchter,  gestiftet  von  A  •  M  •  TÖPPELL.M 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Klaber.') 


(leschichti 

des 

Dorfes. 


i 


W.  IC  Geschichte  des  Dorfes  hebt  an  mit  der  Uebervveisung  des  Kirchen- 
patronates  an  das  Güstrower  Domstift  durch  den  Landesherrn  Fürst 
Nikolaus  von  Werle  am  16.  Mai  1303  und  mit  der  schon  nach  zehn  Tagen, 
den  26.  d.  M.,  nachfolgenden  Bestätigung  durch  den  Bischof  Heinrich  von 
Kanmiin.')  Dcmgemäss  begegnen  wir  der  Kirche  auch  später  in  den  Güstrower 
Dom -Statuten.')  Um  1364  ist  Bertrammus  de  Ilaijezel  Kirchenrektor  in  Klaber 
(rector  parrochialis  ecclesie  in  Calaber,  Caminensis  dyocesis),  der  aus  unbekannt 
gebliebenen  Anlä.ssen  auf  einen  Schutzbrief  Kaiser  Karl's  IV.  besonderes 
Gewicht  legt,  welcher  der  Geistlichkeit  in  den  Kirchenprovinzen  Magdeburg 
und  Bremen  wider  die  Bedrückung  durch  weltliche  Gewalten  verliehen  i.st.^) 
Hapezel,  de.s.sen  Name  nicht  in  Hap.sal  übersetzt  werden  muss,  da  er  ohne 
diese  Uebersctzung  viel  verständlicher  ist,  bleibt  aber  auch  der  einzige  mittel- 
alterliche Geistliche  der  mecklenburgischen  Calabria,  den  wir  kennen  lernen. 
Als  Herren  im  Dorfe  begegnen  uns  im  XV.  Jahrhundert  die  Herren  von 
Müggesfeld,  eine  in  Lauenburg,  Holstein  und  Mecklenburg  ansässige  alte 
Adelsfannlie,     deren     Mitglierlcr     in     Mecklenburg     .schon     im     Anfange     des 

')  EbenderKibe  I'ensionarius  Arcn'l  .Mniitz  Töppel  stiftete  im  Jaliie  1717  einen  silbernen 
Kelch,  der  jetzt  in  Klat>er  ixt  (s.  u.). 

*)  10  km  südwestlich  von  Telcmw.  l)c:r  alte  Name  des  XHI.  und  XIV.  Jaluhunderts 
Calabria,   Kalal>cr  mu»«  im  Dunkeln  l.leihen.     Vgl.  KUhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  68. 

»)  M.  L.I'..  2864.  2869. 

*)  ,M.  V.U.  8428. 

*)  M.  U.-B.  7873.  9262. 


GUT   UND   KIRCHDORF   KLABER.  49 

XIV.  Jahrhunderts  als  werlesche  Vasallen  vorkommen.  Sie  haben  das  Gut 
Klaber  und  die  im  Jahre  1726  eingegangene  Schäferei  Klingenberg  nach- 
weislich im  Jahre  1433  inne  und  behalten  beide  Güter  bis  zu  ihrem  Aus- 
sterben im  Jahre  1515.^)  Da  fallen  diese  an  die  Herzöge  zuriick,  die  15 17 
den  Wedige  von  Maltzahn  damit  belehnen.  Maltzahn'scher  Besitz  bleiben  sie 
bis  1648.  In  diesem  Jahre  kommen  sie,  indem  als  Zwischenkäufer  erst  die 
Gebrüder  Hallermann  und  dann  der  Dr.  Neubauer  auftreten,  als  Pfandgüter  an 
den  Generaladjutanten  Zacharias  von  Holstein.  1699  kauft  sie  der  Rittmeister 
Klaus  Christoph  von  Schack;  1706  besitzt  sie  der  Oberhofmeister  und  spätere 
Geh.  Rath  Christian  von  Schack,  dem  Herzog  Friedrich  Wilhelm  1706  das 
Patronat  der  Kirche  überlässt.  Der  Geh.  Rath  von  Schack  verkauft  sie  1726 
an  Gerd  Heinrich  von  Levetzow.  Levetzow'scher  Besitz  bleibt  Klaber  c.  p. 
bis  1765.  Von  1765  an  Thom.storfif'sches  Gut,  kommt  es  als  Pfandbesitz  an 
Jakob  Friedr.  Joachim  von  Bülow,  der  mit  Louise  von  Thomstorff  a.  d.  H. 
Rothspalk  vermählt  ist  (s.  u.  Klingbeutel),  und  von  diesem  1798  an  die 
von  Lowtzow,  die  es  noch  heute  haben. 

1541  ist  Nikolaus  Gilow  vom  Güstrower  Domkapitel  eingesetzter  Pfarr- 
herr zu  Klaber.  Er  ist  auch  1553  noch  da,  offenbar  aber  viel  länger.  Ihm 
folgt  David  Lau  (Lowe,  nicht  David  Bauer),  der  1574  bereits  als  Pa.stor  in 
Wokern  thätig  ist,  aber  acht  Jahre  vorher  in  Klaber  das  Pastorat  innegehabt 
hat.  Lau's  (Lowe's)  Nachfolger  Paulus  Stegemann,  weicher  24  Jahre  Pastor 
in  Klaber  und  dort  nachweislich  schon  1574  im  Pfarramt  ist  (wie  seine  Tochter, 
die  spätere  Pastorin  Zepelin,  im  Jahre  1602  in  einem  Briefe  sagt,  als  sie  schon 
Wittwe  geworden),  unterschreibt  1577  die  Konkordien-Formel.  Ihm  folgt  der 
Schwiegersohn  Kord  Zepelin,  dieser  stirbt  aber  schon  1602  oder  1601. 
1602  folgt  (seit  1608  Pastor  in  Klaber  und  Wokern  zugleich)  Joachim 
Gottschalk,  dem  1635  der  Sohn  Simon  Gottschalk  substituiert  wird.  Simon 
Gottschalk,  nachdem  er  alle  Noth  und  Drangsal  des  Krieges  erfahren  hat  und 
nach  Güstrow  geflüchtet  ist,  stirbt  am  15.  Juni  1638.  Ms  folgen  nun:  Joh. 
Koch  von  1640 — 71,  Barthold  Guhle  von  1672 — 86,  Joachim  Wittmann  von 
1686  bis  1706,  und  Joh.  Laurentius  Grambtzow  (Gramsow)  von  1707  an. 
Grambtzow  lässt  sich  1735  den  David  Joh.  Walter  substituieren,  der  bis  1774 
lebt.  Nach  ihm  folgen:  Joh.  Christian  Lehmann  (1775  — 1780),  Kaspar  Johann 
Christian  Bade  (178 1 — 95)  und  1797  Andreas  Friedr.  Tarnow  (7  18 15).  Siehe 
Walter  a.  a   O. 

Kirche.  Die  Kirche  hat  in  den  Jahren  1872 — "jG  einen  Durchbau  er-  Kirche. 
fahren  und  ist  dabei  aus  einem  alten,  der  Zeit  des  Uebergangs  vom  romani- 
schen zum  gothischen  Stil  angehörenden  gewölbten  Bau,  in  welchem  der 
Triumphbogen  in  seiner  Ursprünglichkeit  erhalten  geblieben  ist,  zu  einem 
.stattlichen,  stark  vergrösserten  Neubau  geworden.  Besonders  erweitert  ist  der 
Chor.     Auf  der  Nordseite    der  Kirche  ist  auch    ein    zugesetztes  frühgothisches 


')  Akten   im   Giossh.  Archiv.     Vtjl.  Schildt,    .M.  Jahih.  LVI,    S.  215.      Kine    Zietjelei    Clinken- 
berg  liegt  noch  jetzt  in  der   Nähe,   gleich   sUdwestlicl»   von   Rothspalk. 

4 


50 


AMTSCKRICIITSÜEZIRK    TKTKROW. 


Innere  Hin 
richtung. 

Cirahstein. 


Glocken. 


Kleinkunst 
werke. 


v,^^» 


Portal  mit  einem  sclilichlon  Kai)itellglicclc  in  der  Kämprcrlinic  unverändert  ge- 
blieben. Dajjcgen  ist  der  drei  Stockwerke  hohe  Thurni  mit  einem  steilen 
achtscitijren  Pyramiiienhelm  völlig  neu. 

Altaraufsatz,      Kanzel      und 
Gestühl   sind   neu. 

An  der  Xordwand  des  Lang- 
hauses ein  alter  Grabstein  mit  dem 
erhaben  gearbeiteten  Hildniss  eines 
kitters  in  voller  Figur:  ANO  • 
1589  •  AM  .  NYEN«JARS  •  DAGE« 
IS  .  DER  .  EDLER  •  VND  •  EREN- 
VEST  .  CHRISTOFFER  MOLTSAN. 
IN  .  GODT  .  SALICH  .  ENTSLAPEN  . 
J«S*G>G*S*  In  den  locken 
\ier  Wappen:  das  Maltzan'sche, 
Huchwald'sche,  Bülow'sche  und 
Warnstedt'sche. 

Im  Thurm  hängen  drei 
Glocken,  die  im  Jahre  1841  von 
F.  Schünemann  in  Denmiin  ge- 
g«)ssen  worden  sind.  Die  beiden 
grös.seren  fuhren  den  Namen  des 
Landesherrn  vmd  ausserdem  die 
Namen  der  Besitzer  der  eingc- 
pfarrten  ritterschaftlichen  Güter, 
des  Predigers,  Kii.sters  und  der 
Juraten. 

Das    Inventar  von    181  i 

giebt  die  Inschriften  der  älteren 

(Hocke    nicht    an,    wohl    aber 

vf)n  der  mittleren  das  Cilorkcn 

f^ic^'^t•^/.c•i^ll<,•n     fic^ 

Rickert  von  Mönke- 

hagen,    dem  vorne 

n()(  li   ein    -f-    /Uf(esL-t/t    i^t. 

KleinkuDStwerke.  i.  2.  Silbervcrgoldeter  gothischer  Kelch,  am 
Knauf  .sechs  getriebene  Chri.stu.sköpfe  und  spätgothisch  stilisierte  eingravierte 
Platter  L'mschrift  auf  dem  Fussc:  HINRICK  •  FRIG  •  DACH  •  ACCHIM  . 
SCHONEVELT  .  ACCHIM  .  SCHMIDT  .  1553  .  HER  NICOLAVS  •  GILOW  KARCK- 
HER  TOM  KLABER  .  1553  HANS  .  ROSTE  .  H  D  .  K  M  .  Zwischen  HANS 
und  ROSTE  «in  aufgelegter  pla.stischcr  Krucifi.xus  als  Signaculum.  Keine 
\Verk/.eich»-n.  auch   ni.  ht  an  der  l^itcne.  3.  .Silbervergoldetcr  Kelch   mit  der 

Inschrift:  ILSABE  •  JOHANNA  .  ANNA  .  TROGEN  •  SEEL  .  H.  •  HOFF  •  RAHT. 
TROGEN    •  JVNGFER   •  TOCHTER   »    HAT  •   DIESEN    •    KELCH    .    DER  •  KLABER- 


99<^ 


(Grabstein   des  ChiistofTer   Moltsan. 


GUT   UND   FILIAL- KIRCHDORF   LANGHAGEN.  51 

SCHEN  .  KIRCHEN  •  IN  •  EWIGEN  •  ANDENCKEN  •  GESCHENKET  •  ANNO. 
1698  •  DEN  .  3  •  DECEMBER.  Meisterzeichen  verhämmert;  das  Stadtzeichen 
scheint  ^  =  Güstrow  zu  sein.  —  4.  Silbervergoldete  Patene  mit  der  Inschrift 
auf  der  Unterseite:  DISEN  •  KELCH  •  GIBET  .  GOTT  •  ZU  •  EHREN  •  HR  . 
AREND  .  MORITZ  TÖPPEL '^  .  PENSIONARIUS  •  DER  •  KIRCH  •  IN  WOCKERN  . 
ANNO  1717.  —  5.  Xeugothische  silberne  Kanne,  geschenkt  von  Freiherrn 
MOELLER  VON  LILIENSTERN  auf  Rothspalk  1868.  —  6.  Neugothisches 
Ciborium.  —  7.  Hijbscher  alter  Schöpflöffel,  dem  in  Wokern  gleich,  aber 
ohne  Monogramm  und  Stempel.  —  8.  Kleiner  zinnerner  Krankenkelch.  Auf 
der  Unterseite  des  Fusses  der  Name  des  Stifters:  1698  WITMAN  P  •  KIRCHE 
ZUM  KLABER.  (Englisch  Zinn.)  —  9.  Alte  getriebene  Messingschüssel,  ge- 
stiftet 1729  von  JOHAN  STUEFF.  —  10.  Noch  eine  Messingschüssel,  reicher 
verziert,  ohne  Inschrift.  —  11.  12.  13.  Drei  hübsche  Vela  mit  farbiger  Blumen- 
stickerei, aus  dem  Anfange  des  XVIII.  Jahrhunderts. 

Das  Inventar  von  181  i  erwähnt  einen  Klingbeutel  mit  der  Inschrift  am 
Bügel:  lACOB  FRIEDRICH  JOACHIM  VON  BÜLOW  33  JÄHRIGER  BESITZER  DES  GVTES 
CLABER  VND  DOROTHEA  SOPHIA  LOVISA  V  BÜLOW  GEB.  VON  THOMSTORFF  A.  D.  H. 
ROTHSPALCK  VEREHREN    DIESES   DER   KIRCHE  ZV  CLABER  1798. 

*  *  * 

Der  Pastor  Tarnow  (s.  o.)  berichtet,  dass  ein  im  Pfarrhause  aufbewahrter  Kasten  mit 
viereckiger  Kasten  von  Eichenholz   1801    in  den  damals  neu  errichteten  Altar     Keliiiuien 
der  Kirche    zu  Klaber   eingemauert  worden  und    in    ihm   die  von  Pastor  Witt-     ""   "•^''''" 
mann    aufgezählten    Reliquien    (cf.  Chronik,   S.   i)    aufbewahrt   seien.     Hei    der 
Restauration  der  Klaberschen  Kirche  in  den  siebenziger  Jahren  des  XIX.  Jahr- 
hunderts  wurde    der   Kasten    im  Altar    gefunden.     Er    ist    durch   ein  Versehen 
des  Baumeisters  Koch  nicht  wieder  eingemauert  worden. 

»Die  Reliquien  sind:  ein  hölzernes  Büchslein,  gelb  angestrichen,  darin 
zwei  kleine  Stücklein  von  Relicjuien,  so  in  Cartuk  gewickelt.  Briefe  vermodert. 
Dabei  etwas  von  einem  grossen  Siegel  mit  Frauengestalt  [hl.  Cäciliel  und 
einem  II.     So  gefunden    1706  von  Pastor  Wittmann.« 

Chronik  auf  der  Pfarre  mit  Angabe  der  Pastoren  von   1 560  an. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Langhagen 

[vormals  Lankavel].') 

fi]Qjeltere  Urkunden  über  Langhagen  vor  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts  scheinen  (ioschichte 
zu    fehlen.     Im  Jahre   1451,    nach    dem  Aussterben   der   von    (oder   von  «^'^'^ 

der)  Oldenstadt,  die  Gut  und  Dorf  zu  Lehn  getragen  haben,  wird  Heinrich  Hahn  >»r  t'^«- 

zu    Kuchelmiss    mit    dem    herzoglichen  Anfall    von    Lankavel    oder    Langli;iL;cn 


hause. 


')  Siehe   Leuchter  in    Wokern. 

*)   13  km   ^ii(Kii(l westlich   von   'l'cterow. 


52 


AMTSGERICHTSHEZIRK    TETKKOW. 


Kirche 


belehnt.')  Von  da  an  bis  /.um  Jahre  1780  gehört  Langhagen  zur  Hahn'schen 
Begiiterung.  In  diesem  Jahre  erwirbt  es  der  Generalleutnant  Joh.  Ludwig  Graf 
von  Wallmoden -Gimborn.  Dieser  iiberlässt  es  1796  dem  schon  öfter  genannten 
Kammerrath  Hahn,  der  1788  in  den  Adelsstand  erhoben  war.  Des.sen  Erben 
behalten  es  bis  1815.  Von  181 5  bis  1846  ist  der  Hof-  und  Kanzleirath  Georg 
Ludwig  von  Wedemeyer  der  Besitzer,  dem  auch  Laiendorf  gehört.  1846 
kommt  Langhagen  an  Adolf  Aug.  Hellm.  Albrecht  Freiherrn  von  Maltzan. 
Der  Freiherrlich -Maltzan'.schen  Linie  gehört  es  auch  heute. 

Die  Kapelle  hat  von  jeher  zur  Mutterkirche  in  Serrahn  gehört.  Vgl. 
M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  IV,  S.  335/336.  Es  scheint  ihr  aber  keine  vor- 
reformatorische  Gründung  voraufgegangen  zu  sein. 

Kirche.  Sie  stellt  sich  als  ein  schlichtes  Fachwerk  in  Form  eines  Vierecks 
dar  und  stammt  aus  dem  Jahre  161 5,  der  ihr  in  gleicher  Breite  vorgesetzte 
Thurm  dagegen  erst  aus  dem  Jahre  171  5.  An  einem  Ausseiibalken  der  Kirche 
die  eingcschnitzte  Inschrift:  HOC  AEDEFICIUM  SACRUM  EXSTRUCTUM  EST 
1616       ANNO    1716. 


Innere  Hin- 
richtung. 

Holztafel. 

(;ias 
inalerei. 


Glocken. 


Kleinkunnt- 
werke. 


Altar,  Kanzel   uiul   Gestühl  sind  ohne  Bedeutung. 

Im  Innern  auf  einer  grossen  Holztafel  eine  mit  Gold  auf  Schwarz  ge- 
malte Inschrift,  welche  besagt,  dass  unter  HAHN  schein  Patronat  und  zur  Zeit 
des  Pa.stors  URBANUS  OESLER-)  im  Jahre  1703  eine  Erneuerung  stattgefunden 
habe.  —  In  den  h'enstern  sieht  man  noch  eine  Anzahl  farbiger  Scheiben  von 
1703,  darunter  folgende  Namen:  HERR  JULIUS  LUDWIG  VON  PEDERSTORFF, 
HOCHFURSTL  .  CAMMERJUNCKER  ANNO  1703;  HERR  EHRENREICH  VON 
MOLTKE  HOCHFÜRSTL  .  MECKL  .  LANDRATH  ANNO  1703;'^)  das  HAHN'schc 
Wappen  «jhne  Namen;  dazu  die  bürgerlichen  Namen:  BADEMÖLLER,  KOITE, 
ZENCKER,  PRANGE,  SCHMIDT  DER  ALTE,  VOSS  DER  SOHN,  GLASOW,  VOS 
DER    ALTE. 

In  dem  kleinen  Thurmaufsat/,  auf  dem  We.stgiebel  zwei  Glocken,  die 
eine  1893  von  C.  Oberg  in  Wismar,  die  andere  1859  von  C.  Jllies  in  Waren 
gegessen. 

iJic  Vorgängerin  der  grösseren  Glocke  war  nach  dem  Inventar  von  181  i 
im  Jahre  17  19  gegossen.  Sie  wurde  bereits  im  Jahre  1778  durch  J.  Valentin 
Schulz- Rostock  umgegossen.  Die  Vorgängerin  der  zweiten  Glocke  war  ohne 
It)S(  lirift. 

Kleinkuostwerke.  1.  Silberner  Kelch  von  1831,  ohne  In.schrift  und 
Stempel.  —  2.  Silberne  Patene,    1716  von  C.  GRÜTZMACHER  gestiftet.     Ohne 

•)  Luch,  Ge«:hl.  Hahn  II,  S.  147.   154.   157.     IV,  S.  177.  224.  227.  231. 

•)  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Dcnkm.  IV,  S.  336. 

•)  Im  Jahre  1698  erfolgte  der  landesherrliche  Konsens  zur  pfandweisen  leberlassung  des 
Gute«  llinzenha(;en  c.  p.  in  Uansow,  Stri(,'^'o\v,  Langhagen  und  Ahrenshagen  an  den  I.andrath 
BogitUv  F,rn»i  von  l'eder»torfr.  Die  eigentliche  BesiUerin  von  Hinzenhagen  war  Maria  Magdalena 
Colhmann,   Ehefrau  det  Oberstleutnants  Joachim  von  Moltke. 


KIRCHDORF    GRUBENHAGEN. 


53 


Stempel.  —  3.  Silberne  Oblatendose,  1669  gestiftet  von  JOHANN  COTHMANN, 
FÜRSTL  .  MECKL  •  KAMM  ERJUNCKER. ^)  Auf  der  Unterseite  ein  undeutlicher 
Stempel.  —  4.  Zinnschüssel,  ohne  Inschrift  und  Stempel.  —  5.  Zinnerne  Wein- 
kanne mit  der  Inschrift:  ECCLESIAE  LANGHAGENSI  SACRUM  »E.H.  BRUM- 
MERSTAEDT  PASTOR  1775,-)  umgegossen  im  Jahre  1848,  wobei  die  alte  Schrift 
konserviert  worden  ist.  —  6.  7.  Zwei  schwere  treffliche  Leuchter  von  Messing 
auf  drei  Füssen,  die  von  ruhenden  Löwen  gebildet  werden,  gestiftet  von 
GUSTAV  WALTER  im  Jahre  1728.  —  8.  Neben  der  Kanzel,  unterhalb  des 
Fensters,  ein  trefflicher  Armleuchter  von  Messing. 


')  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkin.  IV,   S.  337. 

")  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch.- Denkm.  IV,  S.  336. 

')  15  km  südsUdwestlich  von  Teterow. 

*)  M.  U.-H.  547.  1932.  Schild  und  I leimzier  der  von  Grul)e  abgebildet  bei  CruU,  Geschl. 
d.  .Mannschaft,  N.  21.  Weiteres  über  die  Familie  von  Grube  und  ihre  Güter  bei  Lisch,  Gesch.  d. 
Geschl.  von   Maltzan   II,  S.  181  — 183. 

*)  Lisch,  M.  Jahrb.  VIII H,  S.  129.  —  Chri-.toph  Otto  von  Gamm,  in  seinem  .\delsVer- 
zeichniss  um  1775,  M.  Jahrb.  XI,  .S.  442,  lässt  einen  Kaplan  Heinrich  Grube  (in  Diensten  des 
ersten  mecklenburgischen  Herzogs  Albrecht)  den  letzten  seines  Geschlechts  sein.  Aber  es  wird 
das  auf  einer  Verwechslung  mit  dem  in  den  Urkunden  dieser  Zeit  sehr  häufig  genannten  Kaplan 
und   Hofnotar  Heinrich  von   Griben  (Gryben,   Greben)  beruhen. 

•)  Vgl.  M.  U.-15.  7797,  Anmkg. 


Dorfes. 


Das  Kirchdorf  Grubenhagen.^) 

^m   XIII.  Jahrhundert,  aber  anscheinend  nicht  ganz  bis  zur  Mitte  des  XIV.    Geschichte 
Jahrhunderts  hin,  sitzen  auf  der  alten   Hurg  Grubenhagen,  dem  heutigen  des 

Schloss  gleichen  Namens,  gut  i  km  nordnordwestlich  von  Kirch- Grubenhagen, 
die  von  Grube  als  Vasallen  der  Fürsten  von  Werle/*)  Sie  mögen  die  Stifter 
von  Burg,  Dorf  und  Kirche  gewesen  sein,  wie  angenommen  worden  ist,  aber 
ihre  Zeit  ist  damals  abgelaufen.  Denn  beim  Beginn  der  zweiten  Hälfte  des 
XIV.  Jahrhunderts  sind  sie  aus  der  Geschichte  verschwunden.^)  Auffallender 
Weise  wird  unter  jenen  im  Jahre  1353  von  Fürsten  und  Städten  bezwungenen 
Raubburgen,  die  eine  lange  Linie  vom  Nordende  des  Schaalsees  bis  nach 
Perleberg  hinunter  bilden,  auch  die  l^urg  Grubenhagen  genannt.  Wenigstens 
geschieht  dies  in  der  Chronik  des  Wismarschen  Stadtschreibers  Heinrich 
von  Baisee,  der  freilich,  der  lübischen  Detmar- Chronik  entgegen,  irriger  Weise 
die  Ereignisse  auf  1354  statt  auf  1353  setzt.  Und  das  Register  des  Urkunden- 
buches  identifiziert  demgemäss  die  von  Baisee  genannte  Burg  Grubenhagen 
mit  der  gleichnamigen  Burg  in  Circipanien.'')  Da  aber  diese  ganz  aus  der 
erstgenannten  Reihe  herausfällt  und  auch  sonst  als  Raubburg  nicht  bekannt 
ist,  so  muss  an  ein  anderes  Verhältniss  gedacht  werden.  Es  ist  uns  deshalb 
sehr  willkommen,  da.ss  Crull,  der  Herausgeber  der  Baisee -Chronik,  im  mecklen- 
burgischen Jahrbuch  XLIII,  S.  184,  mit  sehr  viel  grösserer  Wahrscheinlichkeit 


54  AMTSCKRICHTSHF.ZIKK    TETEROW. 

die  13  km  siidösllich  von  l'cilcbcri;  gelegene  Burg  Grube  in  der  Mark  dafür 
eingesetzt  hat,  von  der  aus  die  von  Quitzow  noch  im  XV.  Jalirhundert  nach- 
gewiescnermassen,  z.  H.  1447  48,  ilue  Raubzüge  weit  nach  Mecklenburg  hinein 
unternahmen.')  Ks  giebt  somit  keinen  Anlass,  die  bekannte  Bezwingung  der 
mecklenburgischen,  lauenburgischen  un(.\  markischen  Raubburgen  im  Jahre 
1353  mit  der  I''amiliengeschichte  der  von  Grube  oder  von  Maltzan  in  Ver- 
bindung zu  bringen. 

An  die  Stelle  der  von  Grube  nämlich  tritt  auf  Burg  Grubenhagen  das 
alte  Geschlecht  der  von  Maltzan.  Es  scheint,  als  wenn  es  Schulden  waren, 
welche  die  erstgenannten  zur  Veräusserung  ihrer  Güter  brachten.  Wann  aber 
dieser  Uebergang  von  Burg  und  Dorf  Grubenhagen  von  der  einen  an  die 
andere  I'amilie  stattgehabt  habe,  ist  nicht  genau  anzugeben,  nach  Lisch's 
Annahme  nicht  vor  dem  Jahre  13 10,  jedenfalls  aber  vor  1364,  vielleicht 
zwischen  1325  und  1340.'^)  Denn  um  1364  sitzt  bereits  Ritter  Ulrich  von 
Maltzan  (Moltzan)  auf  Grubenhagen.'')  Seit  dieser  Zeit  nun  ist  die  Familie 
von  Maltzan  auf  Grubenhagen  ansässig  geblieben,  also  weit  ins  sechste  Jahr- 
hundert hinein.  Nicht  so  freilich  auch  auf  Kirch -Grubenhagen,  denn  hier  giebt 
es  von  1828  bis  185 1,  also  dreiundzwanzig  Jahre  lang,  eine  Unterbrechung 
durch  die  Familie  Heise  (spiiter  von  Heise- Rothenburg),  und  1877  ist  Kirch- 
Grubenhagen  mit  Vollrathsruhe  und  seinen  Nebengütern  an  den  damaligen 
Oberstleutnant  Hubert  Gustav  Victor  von  Tiele-VVinkler  übergegangen,  dessen 
Familie  noch  heute  im  Besitz  ist.*) 


')  M.  Jahrb.  XVII,  S.  340.      XI,III,   S.  177  178  und    184,   Anmkg. 

*)  Li.sch,  (jesch.  d.  üc'^clil.  von  Maltzan  II,  S.  182,  biintjt  mit  der  Familie  von  (Inihe  eine 
Reihe  alter  I.ehen  in  Verbindung,  wie  Grube  bei  üristow  und  Hoben- Dempzin,  Hof  und  Dorf 
Grobe  zwischen  Krakow  und  Gross-CJrabow  (seit  1796  Cüiarlottenthal  j^ehei.ssen),  Vorwerk  Grube 
zwischen  Krakow  und  Serrahn,  da.s  1791  See -Grube  heis.st.  Hau])tf,'Uter,  au.sser  Grul)enhagen, 
waren  Wangelin  und  Li|>en,  die  noch  zu  Anfanjj  des  .\IV.  Jahrluindcrts  Gruben  \\'an<,'elin  und 
(«ruhen -I.iiHrn  hies.sen. 

•)  M.  U.-H.  9256.  9274.   10121.   11491. 

*)  I)ic  ältere  Grubenhäjjer  Linie  war  bereits  1815  °rlo.schen.  Der  letzte  .seines  Stammes 
war  der  Erlilandmarschall  Cord  Jasper  Eerdinand  von  Mallzalin,  den  sein  .Schwager  von  Dannen- 
l>erfj  am  I.  Dcceniber  1815  im  Duell  erschoss.  Seine  Leiche  wurde  im  Gewüliie  unter  dem  Altar 
der  Kirche  zu  Grubenhagen  beigesetzt.  Es  war  die  letzte,  die  dies  C;ewöli)e  aufnahm.  1861 
wurde  CS  fest  vermauert.  —  Die  übrigen  Linien  des  Geschleclits  der  von  Maltzan  und  Maltzahn  in 
Mecklenburg,  Tommern  und  Schlesien  konnten  ihre  Erbrechte  auf  die  Grul)enhäger  (Jliter  nicht 
sofort  hinlinglich  erweisen,  und  es  trat  daher  bis  zum  Jahre  1822  eine  Verwaltung  unter  Sequester 
ein.  Aller  1822  wurden  die  (illter  freigegeben  und  auf  Anordnung  des  Grossherzogs  Friedrich 
Franz  I.  unter  die  Familienmitglieder  verloosi,  nachdem  sie  zu  ziemlich  gleichen  Theilen  getrennt 
worden  waren.  Das  I'atronat  wurde  auf  Vollrathsruhe  gelegt,  das  seit  1759  der  Wohnsitz  der 
GruticnhAger  Linie  von  Maltzahn  gewesen  war.  Hei  der  Verloosung  kam  Vollrathsruhe  an  die 
l'enzlincr  Linie  von  Maltzan,  also  an  die  Freiherrn  zu  Wartenberg  und  Tenzlin,  die  es  1828  ver- 
kaoften.  1852  erwarb  es  der  Ijindschaftsdirektor  Freiherr  Karl  von  Maltzahn  zurück.  Er  baute 
die  leiden  Cßüler  Vollrathsruhe  und  Hallalit  nebst  dem  Kirchdorf  CIrubenhagen  fast  ganz  neu 
wieder  auf.  Von  ihm  stammt  auch  das  Eingangsportal  in  der  Kirchhofsmauer,  wie  denn  tiberhaujjt 
die  ganze  Kirchhofsmaucr  im  Jahre  1857  auf  Kosten  des  Patrons  der  Kirche  erbaut  worden  ist 
(Nach   Mitthcilungen   des   Herrn   l'aslor   lloyer.; 


KIRCIIDUKF    GR'JBENIIAGEN. 


55 


Der  Name  Kirch -Grubenhagen  ist  kein  alter  Name.  Denn  in  dem  von 
1667  an  geführten  Kirchenbuch  heisst  das  Kirchdorf  einfach  Kirchhagen,  und 
erst  von  1756  an  kommt  der  Name  Kirch-Grubenhagen  auf,  ein  Name,  der 
dann  im  XIX.  Jahrhundert  der  herrschende  wird.  In  alter  Zeit  dagegen  ist 
Grubenhagen  auch  der  Name  für  das  Kirchdorf  (ecclesia  in  Grubenhagen, 
ecclesia  in  villa  Grubenhagen,  plebanus  in  Grubenhagen).  Alle  älteren  Ur- 
kunden über  das  Kircndorf  bis  auf  eine  sollen  bei  einem  Brande  des  Pfarr- 
hauses im  XVII.  Jahrhundert  vernichtet  sein.')  Man  weiss  aber  doch,  dass 
dem  Orte  eine  Art  von  Flecken -Gerechtigkeit  zugestanden  war,  denn  es  durften 
sich  hier  auf  Grund  einer  Maltzan'schen  Verfügung  von  1 546  Handwerker 
jeder  Art  niederlassen,  auch  wurden  bis  1886  jährlich  drei  Märkte  abgehalten.-) 


ISlick  auf  die    Kirche  zu  Ci  ubenhagen. 

Alte  Filial- Kirchen  oder  Filial -Kapellen  der  Kirche  waren  die  von 
Gross -Luckow  und  Klocksin.  Aber  von  beiden  heisst  es  im  Visitations- 
Protokoll  von  1648,  dass  sie  in  den  Kriegsjahren  vernichtet  worden  seien. 
1786  dachte  man  zwar  an  einen  Wiederaufbau  der  Kapelle  in  Klocksin,  aber 
es  kam  nicht  dazu. 

Als  Kirche  im  Lande  Circipanicn  gehört  Kirch-Grubenhagen  selbst- 
verständlich zur  Kamminer  Diöcese.  Aber  es  wird  das  ausserdem  durch  eine 
Urkunde  \()m  16  August  1494  ausdrücklich  bezeugt,  in  welcher  Hischof  Bene- 
dikt von  Kammin,  der  an  diesem  Tage  selber  in  Grubenhagen  anwesend  ist, 
eine  Schenkung  VVedeges  von  Maltzan  an  die  Kirche,  bestehend  in  anderthalb 
Hufen  zum  Zweck  einer  Seelenmessen -Stiftung,   bestätigt") 

Im  Jahre  1288  wird  der  Pfarrer  Dietrich  genannt  (»plebanus  in  Gruben- 
hagen«). Der  nächste,  welchen  wir  urkundlich  zwischen  1399  und  1439  kennen 
lernen,   ist  der  Pleban  Heinrich  Weltzin.')     Da.ss  aber  ausser  dem   Pleban   noch 


')  Nach   schriftlichen   und   nnindiichen   MiltheiUingen   des   llerin   Pastor   lloyer. 
*)  Lisch,  M.Jahrl).  XXIV,  S.  59. 

*)  Lisch,   >L  Jahrb.  XXIV,   S.  63  64.      Diese   Hufen   sind   als   rfariantheil   vom    Ilnfe   zu   Voll 
lathsruhe   in    Kil>i)acht   genommen    worden. 

*)  Schnider,   l'apist.  .Meckl.,   .S.  1674.    1978. 


jö  AMTSGERICIITSBEZIRK   TETEROW. 

Vikare  da  waren,  ersehen  wir  aus  der  angezogenen  Urkunde  des  Bischofs  von 
Kanimin    (plebanus  .   .   .    cum    vicariis    suis).     Und    aus  Akten    des  XVI.  Jahr- 
hunderts ergiebt  sich,    dass  der  Pleban  deren  vier  zur  Hülfe  hatte,    für   die  es 
auch  vier  besondere  Häuser  gab.')     In  der  nachreformatorischen  Zeit  tritt  statt 
der  Vikare    ein  Diakon    dem  Pastor   an    die  Seite.     Aber   nach    dem    dreissig- 
jährigen    Kriege    und    dem    Untergange    der    Filial -Kirchen    in    Klocksin    und 
Gross -Luckow    verschwindet    auch    dieser.      Am     i6.   August     1543    schreibt 
Dr.  Martin  Luther  an    seinen  gelehrten    und  theuren  Freund  Dietrich  Maltzan, 
dass  er  ihm    für  den    sei.  Pfarrer  Balthasar    einen    anderen  senden  werde,    und 
zugleich    mit    dem  Briefe    trifft  Mag.  Johannes    Frisius    ein.     An    dessen   Stelle 
tritt  von   1546  bis   1551   Sebastian  Bock,    unter  welchem    155 1   von    einem  un- 
genannten Diakonus  die  Rede  ist.     Ungefähr  1560  folgt  Mag.  Martinus  Brasche 
(7  1592).     Zu  seinerzeit  wirken  neben  ihm  die  Diakoni  Thomas  Schult  (1580) 
und  Johannes    Capobus    (1581).     Von   1593    bis    1612    folgt    Pfarrer    Eberhard 
Westerhausen,  und  neben  ihm  werden  die  Diakoni  Joachim  Colberg  und  Johann 
Bolte  genannt.     Von    1613  bis  1625   folgt  Mag.  Sebastian  Peschelius,  unter  dem 
Johannes    Kohlhof   als    Diakonus    wirkt.     An    die    Stelle    des    Pe.schelius    tritt 
Simon  Rhode  (Rhodiu.s).   und  an  Kohlhof 's  Stelle,    dessen    1629  als  eines  Ver- 
storbenen ICrwähnung  geschieht,  wird   Heinrich  Otto  (Otte)  gesetzt:    der  letzte 
Diakon.     Von   1635   bis    164 1    werden    keine  Pfarr- Register    geführt,    angeblich 
in  Folge    der  Kriegszeiten,    vielleicht    auch    deshalb   nicht,    weil    Simon   Rhode 
bereits  todt  war,    wenngleich  auf  der  Prediger -Tafel  in  der  Kirche  zu  Gruben- 
hagen   sein  Todesjahr   mit    1638    angegeben  wird.-)      1640  folgt  Christophorus 
Bertram,    unter   dessen   Pastorat   1648    eine    Kirchen -Visitation    stattfindet.     Er 
lebt  bis   1660.      1662   i.st  das  Pfarrhaus  abgebrannt,  der  Pastor  Joachim  Rhode 
wohnt    in    der  Kapellanei    und   i.st    (nach    dem  Visitations- Protokoll    von    1662) 
bereits    drei    Vierteljahre     in    officio    gewesen:     er    ist    der    Sohn    des    Simon 
Rhodius.     Es  folgen  nun  Joh.  Lüning  I  von    1676  bis  1709,  Joh.  Lüning  II  von 
1707  bis    17 II    (Anfangs    als    Sub.stitut)    und   Joh.  Christoph  Wendt  von     171  i 
bis  1738.     Nach  elfjähriger  Vakanz,  in  Folge  langen  Patronatsstreites  zwi.schcn 
dem  von  Bassewitz    auf  Klocksin    und    den   von    Maltzan    auf  Schloss  Gruben- 
hagen,   folgen  von    1749  bis  71    Wilhelm  Studemund   und  von    1773  bis    181 1 
Joh.  Christian  Beeck.     Ucber    ihn    und    seine  Nachfolger   im    XIX.  Jahrhundert 
s.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Kirche.     Die    dem    r)pus    der   Kirchen    des   Ueberganges  vom    romani- 

schen zum  gijthischen  Stil  in  der  ersten  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts  folgende 
alte  Kirche  stellt  sich  mit  ihrem  dreischifTigen  Langhaus  und  einem  aus  Feld- 
steinen erbauten  Chor  sammt  dem  in  den  Innenraum  hineingezogenen  massigen 
Thurm  als  ein  stattliches  Gebäude  dar,  dessen  alter  Bestand  freilich  gründlich 

•)  U»ch.  M.  Jahrb.  XXIV.  S.  56.  59. 

')  In  dic*cr  Zeit  de»  Kricfjcs  und  der  Pestilenz  war  der  Bauern-  und  Kossatenstand  der 
gerammten  <'ieincinde  von  Kirch -Grubenhagen  von  achtundncunzi)^  bewohnten  Gehöften  auf  — 
fünf!  bewohnte  Gehöfte  tusammengcschmolzen :  vgl.  Groth,   .M.  Jahrb.  VI,  .S.  135. 


KIRCHDORF   GRUBENIIAGEN. 


57 


verändert  ist.  Die  Fenster  im  Schiff  erscheinen  als  ältere  romanische  Schlitz- 
formen, im  Chor  aber  als  jüngere  breitere  gothische  Lichtöffnungen,  die  ihre 
Ursprünglichkeit  nicht  bewahrt  haben.  Der  Innenraum  des  Thurmes  ist  mit 
einem  Kreuzgewölbe  geschlossen,  das  Langhaus  dagegen  hat  eine  neuere  Holz- 
decke, die  von  dem  Dachbodenraum  so  viel  wie  möglich  mitnimmt.  Der 
durch    einen  schweren  Triumphbogen  in  Form  eines  gedrückten  frühgothischen 

Spitzbogens  vom 
Langhaus    ab- 
getrennte   Chor, 
dessen     Ostwand 
ursprünglich  glatt 

abschloss,     ist 
gleich  demThurm 
mit  einem  .steiner- 
nen Gewölbe  aus 

Kalktuff    ge- 
schlossen, der  aus 
Ablagerungen 
herstammen 
muss,  die  sich  bei 

Teterow     und 
Gorschendorf  ge- 
funden  haben.') 
Seit  1861    ist  der 
Chor    um    eine 
polygone    Apsis 
vergrössert     wor- 
den,  durch  deren 
Anlage     dcv     ur- 
sprüngliche   Cha- 
rakter der  Kirche 
eine  I^i nbus.se  er- 
litten   hat.-)     Die 
die    Decke    des 
Mittelschiffes 

tragenden  neuen  Säulen  sind  von  I  lolz.  Unter  dem  Chor  ein  Grabgewölbe 
der  Familie  VON  MALTZAN-Cirubenhagen,  jetzt  aber  vermauert  (s.  o.),  und  unter 
der  neuen  Apsis  ein  gewölbter   Raum,   der  als  Leichenkammer  benutzt  wird. 

Der  Altaraufsatz,    sowie   der  Patronats-   und  Pfarrstuhl    im  Chor  sind   Innere  Ein- 
neugothisches    Schnitzwerk    aus    Eichenholz.     Das  Altargemälde,    Christus    am     richtung. 


IniK 


(.Ici     kuclio    /AI    l/rubciiliau 


')  Lisch,    M.  Jahrl).  XXVII,   S.  224. 

*)  Lisch,   .M.  Jahrl).  VIII  H,   S.  128,   l>cschrcil)t   noch   die  alten   C'hoifcn.stcr  als   schmale,    leise 
gespitzte  Fenster  mit  schräge   eingehenden   ungegliederten   Wänden. 


58 


AM  r.s(;i:Kicii  isi;i:/.iRK    ikikrüw. 


Krcu7.,  daneben  Johannes  und  Maria,  ist  von  Professor  Kaselowsky  in  der  Art 
und  Weise  Pfannschmidt's  und  der  Neu-Nazarener  ausgeführt. 

Kanzel.  Die  von  ilcr  lM.>;ur  des  IMoses  i]^etragcne  Kanzel  ist  im  Jahre    1707  von 

dem  Bildhauer  Johann  Vieregge  aus  Rostock  geschnitzt.  In  den  Füllungen  ver- 
schiedene Darstellungen,  wie  Christus  mit  der  Sünderin  beim  Mahl  des  Simeon, 
Cliristus  in  Geth.semane,  Christus  am  Kreuz  und  Magdalena  am  Fuss  des 
Kreuzes,  Chri.stus  als  Salvator  mundi  und  als  Richter. 

Zunuk-  In   der  Sakristei  ein    zurückgesetzter  Altaraufsatz  ')    und  über  ihm   ein 

fjesct/te      geschnitzter  Krucifixus  aus  jüngerer  Zeit.     Ferner  auch  auf  dem  Glockenboden 
Schnitz-      j^,j.  j^^.^j  eines  geschnitzten  Krucifixus. 
werke. 
C.edenk  Neben  der  Kanzel  eine  grosse  Gedenktafel  der  seit  der  Reformation  thcätig 

tafcl.  gcwe.senen  Pastoren,  die,  nach  Angabe  in  der  Unterschrift,  1728  angefertigt 
worden  i.st.  Sic  stimmt  freilich  nicht  ganz  mit  dem  geschichtlichen  That- 
bestande  (s.  o.). 

.\Ialt/.ahn-  Im   Allananm   ferner  zwei    gro.sse  Maltzahn'schc  Epitaphien    in    üppiger 

sehe  Kpi-    Harockschnitzerci,    mit  reicher  Vergoldung  und   Polycliromie.      In    der  Nordost- 

taphien.      ^^^^      j^^j^^,^    ^j^,,^^   j\]^^^ ^    j^^s    j^,^    ADOLF    FRIEDRICH    VON    MOLTZAN,     geb. 

1622  zu  Grubenhagen,  gest.  1697  zu  Wien  Im  Mittelfelde  das  Maltzan'sche 
Wappen  mit  Loucii  als  Schildhaltern  und  umgeben  von  sechs  allegorischen 
Figuren:  FORTITUDO,  SPES,  FIDES,  CARITAS,  JUSTITIA  und  SAPIENTIA.  Ganz 
oben  die  (iestalt  Christi,  dessen  I'uss  oberhalb  des  Hauptes  eines  knieenden 
Ritters  erscheint.  Unten  eine  lange  lateinische  Inschrift  mit  Angaben  über  die 
Lebensstellungen   uikI   Charaktereigenschaften  des  Verstorbenen. 

DOMINO  DN.  A.  F.  DE  MOLTZAN  GENERIS  ANTIQUITATEVIRTUTUM  DIG- 
NITATE  ERUDITIONIS  CLARITATE  ACTORUM  ET  CONSILIORUM  FELICI- 
TATE  VARIARUMQUE  LINGUARUM  SCIENTIA  LONGE  EXCELLENTISSI- 
MO  EQUITI  MECKLENBURGICO  DN  .  IN  GRUBENHAGEN  ET  BOECKE 
ORDINIS  EQUESTRIS  SENATORI  PROViNCIALI  ASSESSORI  SUPREMO 
JUDICII  PROVINCIALIS  GRAVISSIMO  DUCATUS  MECKLENBURGICI  :  MA- 
RESCHALLO  HEREDITARIO  IN  DUCATU  VANDALORUM  :  FIDE  SPE 
CHARITATE  ET  RELIGIONE  EVANGELICA  AD  EINEM  CONSTANTISSIMO 
INGENIl  SUBTILITATE  PRUDENTIAE  RARITATE  CORDIS  PIETATE  VITAE 
INTEGRITATE  MORUM  GRAVITATE  SPLENDIDISSIMO  MENTIS  HUMILI- 
TATE  ORIS  SUAVITATE  ANIMI  GENEROSITATE  DOCTRINAE  ERUDITIONE 
ECCLESIAE  ET  SUBDITORUM  FAVORE  LAUDATISSIMO  NATO  GRUBEN- 
HAG!    1622    D  .  15  .  NOVEMB  .  MORTUO    VIENNAE    1697    D  •  16  •  APRIL  . 

In  der  Sudostecke,    neben  dini   Altar,    das  Kpitaphium    des  VOLLRATH 
LEVIN  VON  MALTZAHN,  Schwiegersohnes   des  vorigen.     Die  Tafcl    gleicht  der 

',  l)\cscr  alle  Allar.-»uf>atz.  ein  Werk  des  liarockstils,  war  eine  Stiftunfj  des  VollraUi  Levin 
von  Maii7alin  und  »einer  drillen  (icnialdin  Ilse  M.nr{;arelhc  von  fii.nmhow  aus  dem  Jahre  1706. 
V|{l.  Inventar  von    181 1. 


KIRCTIDORK   GKUIiENIIAGKN. 


59 


6o 


AMTSCIKKICHTSIJKZIKK    TETKROW. 


vorbeschriebenen,  nur  sind  die  Nebenfiguren  keine  Allegorien,  sondern  Apostel 
und  andere  Heilige.  Unten  ebenfalls  eine  lange  lateinische  Inschrift  mit  der 
Angabe  des  Geburts-  und  Todestages. 

MEMORIAE    DIVAE    INGENUAE    PERILLUSTRIS    AC    GENEROSSISSIMI    DNI  . 

DN»    VOLRATH    LEVIN    A   MOLTZAHN    VETUSTA    GENTE  VIRTUTE    ET    FIDE 

QUI  CONSILIIS  ET  PIETATE 

NATIVO  DUCATUI  ITA  PRAE 

FUIT     UT    QUEM      NATURA 

MARESCHALLUM       HAERE- 

DITARIUM       EUM       MERITA 

CONSILIARIUM     FACERENT 

PROVINCIALEM       FAMILIAE 
SECUNDUS    CONDITOR 

SENESCENTEM    NON    GLO- 
RIAM     QUAE     PER     TOT 

SECLA      SERENA     FULSIT 

SED    FORTUNAM     RESTAU- 

RAVIT    MULTORUM    ET  TO- 

GATAS  ET  SAGATAS   ELUSIT 

INJURIAS  ELIDENDO  AVIDA 

EXTRANEORUM  DESIDERIA 

INHIANTIUM    SEDIBUS    PA- 

TERNIS   AVITISQUE    ET   FE- 

LICI   IMPRIMIS    OMINE  AN- 
TIQUAM     HANG    GENTIS 

SUAE     SEDEM     VINDICAVIT 

SIBIQUE     ET     SUIS     CON- 

FIRMAVIT  .  NATUS   A'1626 

D  .  28  OCTOBR  •  DENATUS 
A   1700   D  .  22  JULIJ  . 

EX    TRIBUS    CONJUGIBUS: 

ILSA     METTA    AB    HAHNEN 

DOROTHEA     SOPHIA     A 

MOLTZAHNEN    •     HOC 

MONUMENTUM      POSUIT 


Kalhariiia    von    .Mallzaliii,    ^'cb.  von   der   Scliulciiburg. 
SUPERSTES   TERTIA    ILSA    MARGAR    :    A    GRAMBOWEN  . 


( .rabstcinc.  Im    .Mt.uraum   der   Grabstein   der   J-'rau    KATHARINA,    LEVIN'S  VON   DER 

SCHULENBURG  Tochter.  vcrn).dilt  in  erster  hJic  mit  ViCKE  VON  DEM  BERGE, 
in  zweiter  mit  CHRISTOFFER  VON  MALTZAHN.  Die  .stark  vertretene  In.schrift 
ist  heute  nicht  mehr  .so  gut  zu  lesen,  wie  vor  sechzig  Jahren,  als  Lisch  sie 
aiif/firhn«t'-  Sie  lautet  voll  ausgeschrieben:  ANNO  1582  DEN  12  .  APRILIS 
UMB  4  UHR  VOR  MITTAGE  IST  DIE  EDLE  VND  VILTHUGENTSAME  CATARINA 
LEVINS    VAN    DER    SCHULENBVRGK    DOCHTER    IN    GOT    DEM  1  HERN    SELICH 


KIRCHDORF   GRUBENHAGEN. 


6l 


ENTSCHLAFFEN  NACHDEM  SY  MIT  IHREN  |  ERSTEN  EHMANNE  II  KINDER 
GHEZEUGET  ALS  FRITZ  VAN  BERGEN  VND  ILSE  VAN  BERGEN  DIDERICK 
MOLTZANS  EHELICHE  HVSFROUWE.  In  den  Ecken  oben  das  Schulenbuig'sche 
und  Ouitzow'sche  Wappen,  unten  das  der  von  dem  Berge  und  der  von  Arnim ; 
unmittelbar    über     dem     Haupte     das     der     Verstorbenen     und     ihrer     beiden 

Ehemänner. 

Ausserdem  zwei  Grabsteine, 
deren  Inschriften  heute  kaum 
mehr  zu  entziffern  sind,  deren 
einen  aber  Lisch  noch  im  Jahre 
1862  sehr  gut  zu  lesen  ver- 
mochte. Er  ist  abgebildet  in 
der  Geschichte  des  Geschlechts 
der  von  Maltzan,  Band  III, 
S.  268.  Voll  ausgeschrieben 
lautet  die  Inschrift: 

?lnna  bomini  incccLli);  |  in 
ÖLMiic  öaijljc  bonati  cpiscopi 
oüiit  olriiiiG  niaitfan  liannic 
gni  ütMiljagljLMi  niai|'Li)alli 
bei*  fjercn  to  iiicliclLMiüordj 
Imbc  ücatc  finc  IjufliroUic 
bc  got  gncbid)  fi. 

Von  dem  dritten  Stein  war 
nur     noch     zu      lesen :     ^UUO 

boinini  mcrccUTj: ') 

An  der  Südwand  hängen 
die  lebensgrossen  Bilder  der 
Pa.storen  LÜNING  (1667 -1709), 

WEN  DT  (1711—1738)  und 
STUDEMUND  (1749— 177  i),  alle 
drei  mit  längeren  lateinischen 
Unterschriften,  weiter  auch  noch 
das  Brustbild  des  Pastors  KAYSEL 
(1812 — 1852). 
alle    drei    umgegossen    im   Jahre    185 1    von 


Ulrich   von   .Maltzahn   mit  seiner  tjattin   Beate, 
gel),  von  Vieret^ije. 


Bilder. 


Im    Thurm    drei    Glocken, 
Schünemann   in   Dcmmin. 


Glücken. 


Die  \'orgängerinnen  dieser  drei  Glocken  waren  sämmtlich  von  Martin 
Heintze  in  l'erleberg  gegossen  worden  (1668  und  167 1)  unter  den  Patronen 
Herzog  Adolph  I'riedrich  sowie  Dietrich  und  Vollrath  Levin  Gevettern  von 
Maltzahn,    dann   aber    tliciis    1720   und    1721    unter    dem    Patronat    des    Herrn 


')  .M.  Jahrb.  VIIIH.   S.  129/130. 


62  AMTsc.KRiriiTsr.r.ziRK   ri:ri-.K()\v 

Kevin  loachiin  von  Malt/ahn.  Erhlandmarsclialls  und  Krbhenn  zum  Gruben- 
hagen, thcils  1753  unter  dem  Patronat  des  Erblandmarschalls  VoUrath  Levin 
von  Malt/ahn  umgegossen  worden.  1720  und  172 1  war  der  schon  oft  ge- 
nannte  Michael  Begun  der  (besser,    1753   Gottfried  Wosack  in  Stralsund. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,      i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  achtpassigem  Fuss, 

werke.  von  169S,  mit  dem  tiüstrower  Stadtzeichen  G  und  dem  hier  undeutlich  ge- 
wordenen, aber  auf  der  zugehörigen  I'atene  wohl  erhaltenen  l\Ici.sterzeichen  HH 
des  Heinr.  Hölscher  (1658 — 1706).  —  3.  4.  Silbervergoldeter  grös.serer  Kelch 
auf  achtpassigem  I^'uss,  ohne  In.schrift,  wahrscheinlich  17  12  gestiftet.  Güstrower 
Arbeit  mit  dem  Meisterzeichen  A  R  des  Abraham  Ratke,  dessen  Thätigkeit  von 
1706  an  nachzuweisen  ist.  Auf  der  zugehörigen  Patene  weder  Stempel  noch 
Inschrift.  —  5.  Silbervergoldeter  Kelch  von  sehr  schöner  Treibarbeit,  ur- 
sprimglich  kein  kirchliches  Geräth,  sondern  ein  profaner  Deckel -Willkomm. 
Am  F"uss  das  eingravierte  Maltzan'sche  Wappen  mit  V  L  M.*)  Rostocker 
Stadtstempel,  dazu  der  Meisterstempel  (^,  der  dem  um  1632  nachweisbaren 
Mei.ster  Hans  Klein  II  angehören  wird.  —  6.  Silberner  Kelch  auf  sechspassigem 
I-'uss,  gestiftet  von  D»E  v»W»g»H  1740  i  •  d  •  G  •  K  • -)  Güstrower  Arbeit 
von  dem  Goldschmied  Caspar  Johann  Livonius:  |cTÜ-  —  7 — 9.  Silberner 
Krankenkelch,  Güstrouer  Arbeit  \on  dem  schon  genannten  Heinrich  Hölscher, 
gestiftet  von  ELISABETH  CAPPELLEN  .  WITWE  MOLTZANEN.  Dazu  Patene 
und  Dose.  —  10.  Silbervergoldcte  runde  Oblatenschachtel  mit  der  Inschrift: 
ZU  GOTTES  EHRE  HABE  ICH  ANNA  MARGRETHA  MALZANN  GEBORNE  VON 
BURKHOLZEN  DIESE  OBLATENSCHACHTEL  IN  DIE  GRUBENHÄGER  KIRCHEN 
VOREHRET  AÖ  1665.  Zeichen  B  (zweites  Zeichen  undeutlich).  —  11.  Silber- 
vergoldete längliche  Oblatenschachtel,  grösser  als  die  vorige,  mit  der  Inschrift: 
ZU  GOTTES  EHREN!  CHRISTINA  WILHELMINA  VON  MOLZAHN,  GEBOHRNE 
REICHS- FREY  :  VON  LÖWEN  ANNO  1726.  Gü.strower  Arbeit  von  dem  schon 
genannten    Andreas  Ratke  12.   Neue    silberne    Abendmahlskanne.     Wagner- 

Hcrlin,    1.^57.  13.  Neue  Taufschale    von    F.  Lippold- Malchin,    gestiftet    1857 

von  A.  FREIH.  V.  MALTZAN  und  LOUISE  V.  MALTZAN,  geb.  V.  TREUENFELS, 
auf  Gro.ss-Luckow.  —  14.  Hecken,  in  Messing  getrieben,  gestiftet  17 14  von 
CHARLOTTE  ELISABETH  FREDENHAGENS,  DAVID  STINTMANS  EHEFRAU.  — 
i;  1^  Zwei  zinneine  Hecken,  das  eine  1653  von  MARIE 
RESEN,  Güstrower  Arbeit  (nebenstehendes  erstes  Zeichen). 
das  andere  1765  von  einem  Ungenannten  (nebenstehendes 
zweites  Zeichen).  —  17.  Klingbeutel,  mit  dem  in  Silber 
Rcsticktcn  Maltzan-Löwen'.schen  Allianzwappen.  Am  Rande  die  Initialen 
L  J  V  M  und  C  W  V  L  (s.  o.  unter  i  i).  —  18—21.  Vier  .schöne  Vela  mit  Gold- 
.slickerci  aus  neuerer  Zeit 


,   Kein   .TiKj.ri  r   :ii~    i'im  r    \./Mi.iili    Ix-viii   Von    .M.illz.alin,   dem   das   zweite    I'nink  •  Kpit.n])!)   ^je- 
Miflcl   »offlen   i*t. 

^)  I>er  .Schln»»  %o\\  hci<(»en:    »in  die  (iruhenhäger  Kirche«   sc.  gestiftet. 


^.«ö  <^ 


w^m 


Ehemaliger  Willkomm  als  Kelch  der  Kirche  zu  Grubenhagen. 


GUT   UND   EHEMALIGES   KIRCHDORF   SCIIORSSOW.  6^ 

In  Schloss-Grubenhagen  steht  noch  eine  Mauerwand  des  alten  Maltzahn-      Schloss- 
schen  Schlosses.    —    Auf  dem    früheren  Schlossplatz    findet    sich    der  Eingang      Gruben- 
zu  einem  unterirdischen  Gange,  der   wegen  Gerölls    und    schlechter  Luft    noch         -igen, 
nicht  hat  erforscht  werden  können.     Ob  er  weit  führt    —    der  Sage    nach  bis 
zur  Kirche    in  Grubenhagen,    zwei    Kilometer    vom    Schloss  Grubenhagen    ent- 
fernt —  ist  zweifelhaft. 

*  ^.  * 

Im  Garten  des  Herrenhauses  zu  Gross -Luckow  steht  eine  alte  Granit-  Gross- 
Fünte,  welche  der  im  zweiten  Bande  der  mecklenburgischen  Kunst-  und  Geschichts-  I-uckow 
Denkmäler  am  Schluss  des  Amtsgerichtsbezirkes  Wismar  abgebildeten,  jetzt 
im  Schlossgarten  zu  Wiligrad  stehenden  Fünte  sehr  ahnlich  ist.  Nach  einer 
Mittheilung  des  Herrn  Baron  von  Maltzan  auf  Schloss  Grubenhagen  ist  der 
Untersatz  in  der  ersten  Hälfte  des  XIX.  Jahrhunderts  durch  Ankauf  von  einem 
Bauern  in  der  Gegend  von  Sternberg  nach  Gross -Luckow  gekommen,  das 
Becken  aber,  das  schwache  Bogen -Verzierungen  zeigt  und  an  dem  früher  ein 
eiserner  Reifen  befestigt  gewesen  ist,  wurde  in  dem  I'^undament  eines  alten 
Gebäudes  auf  dem  Nebenhofe  Bartz  gefunden. 


Das  Gut  und  ehemalige  Kirchdorf  Schorssow.' 


Dorfes. 


]%■  as  Gut  Schorssow  liegt  sowohl  unmittelbar  an    einem    kleineren  See,    der    Geschichte 

^  zum  Gute  selbst  gehört,  als  auch  zugleich  an  dem  westlichen  Ende  des  _^^5 
malerisch  eingebetteten  grossen  Malchiner  Sees,  dessen  Längenachse  die  Richtung 
von  Nordost  nach  Südwest  innehält.  Schon  in  der  zweiten  Hälfte  des  XIV.  Jahr- 
hunderts ist  das  theilweise  auch  von  Bauern  bewohnte  Dorf  Schorssow  im 
Besitz  der  Maltzan  (Maltzahn,  Moltzan).  ^)  Höchst  wahrscheinlich  aber  haben 
sie  es  von  längerer  Zeit  her.  Die  beiden  Brüder,  die  in  den  siebenziger  Jahren 
als  Herren  von  Schors.sow  auftreten,  nennen  sich  Moltzan  und  Hinrick  Moltzan, 
Herrn  Hinrickes  Moltzans  Söhne,  eines  Ritters  von  Schorssow.^)  Dass  der  auf- 
fälliger VVei.se  immer  ohne  Vornamen  genannte  Knappe  Moltzan  zu  den  be- 
deutenderen werleschen  Vasallen  gehört,  bewei.st  der  über  Rechte  und  Einkünfte 
aus  dem  Lande  Malchin  zwischen  ihm  und  den  beiden  Fürsten  Lorenz  und  Johann 
von  Werle  geschlossene  Pfandvertrag  vom  i.  Novbr.  1375.  ')  In  einer  Urkunde 
vom  7.  Juni  1378  bezeichnet  ihn  Fürst  Johann  von  Wcrlc  als  .seinen  ÄLarschall.  •') 


')  lo  km  südlich  von  Teterow.  Die  ältesten  Formen  des  Namens  sind  Schorsowe,  Schortzow, 
Scor.sowc,   Scortzowe.     »Ort  des  Skore.s« :    Kühnel,   M.  Jahrb.  XLVI,   S.  130. 

'■')  M.  U.-H.  10334.  Vor  dem  dreis^igjährigen  Kriege  werden  hier  elf  Kossäten  i,'ezählt: 
Groth,   .M.  Jahrb.  VI,   .S.  135. 

")   M.  U.  1!.  10643. 

*)  M.  U.-H.  10791.      I.i>ch,   (Jeschl.  .\I.  II,   S.  61.   254. 

'■)  M.  {:Ai.  II 113. 


64  AMTSCIKRICIIISIUCZIRK    TETKROW. 

Auch  begegnet  er  uns  in  einer  grossen  Anzahl  von  Urkunden,  in  denen  es 
sich  öfter  um  werleschc  Staatsaktionen  handelt,  als  Zeuge.  ^)  Das  ändert  aber 
nichts  an  der  gegentheiligen  Auffassung  der  Lübecker,  die  ihn  im  Jahre  1385 
in  ihr  \'erzeichniss  der  mit  Krieg  zu  überziehenden  >  Raubritter«  aufnehmen, 
die  wendischen  Städte,  darunter  auch  Malchin,  in  ihren  Bund  hineinziehen 
und  vereint  mit  diesen  ungefähr  zwanzig  Bcrchfride  und  befestigte  Höfe  be- 
zwingen. Wie  bei  diesem  Anlass,  oder  auch  bald  darauf  aus  anderen  Gründen, 
Maltzan  von  Schorssow  von  den  Malchinern  im  Dorfe  Faulenrost  erschlagen 
wird,  wie  Fürst  Johann  von  Werle  dafür  eine  Sühne  fordert  und  diese  Sühne 
von  den  Bürgern  geleistet  wird:  das  alles  ist  durch  Urkunden  und  Chroniken 
aus  jenen  Tagen  klargelegt  und  braucht  hier  nicht  ausführlicher  erörtert  zu 
werden.  *)  Die  von  Maltzahn  halten  sich,  drei  verhältnissmässig  kurze  Unter- 
brechungen abgerechnet,  eine  durch  ihren  Schwager  Arnd  Höbe  von  1447  ^". 
die  andere  durch  ihren  Schwager  Volrath  Preen  in  der  ersten  Hälfte  des 
XVI.  Jahrhunderts  und  die  dritte  durch  zeitweise  Verpfändung  während  einer 
Vormundschaftsperiode  von  1596  an,  auf  Schorssow  bis  in  die  vierziger  Jahre 
des  X\'II.  Jahrhunderts.  ^)  Am  8.  Februar  1645  erhält  der  Lübecker  Bischof 
Herzog  Hans  von  Hol.stein  den  Konsens  zu  einem  auf  dreissig  Jahre  mit  den 
von  Maltzan  abgeschlossenen  Pfandkontrakt  über  Schorssow  c.  p.  Bülow  und 
Tessenow.  \^on  ihm  aber  kommen  diese  drei  Güter,  auch  Ziddorf,  schon  um 
die  Mitte  des  XVII.  Jahrhunderts  an  die  von  Moltke ''),  die  bis  1816  darin 
bleiben.  Ihre  Rechtsnachfolger  sind:  1817  Oberamtmann  Georg  Karl  Friedr. 
Siebmann,  1823  Louise  Gräfin  von  Hahn  (Friedrich  Graf  von  Hahn),  1835 
Gräfin  von  Voss,  geb.  Gräfin  von  Hahn  (Felix,  Graf  von  Vo.ss),  und  1891  der 
Oberstleutnant  von  Thiele -Winkler,  in  dessen  Familie  die  Güter  heute  noch  sind 
mit  Ausnahme  von  Tessenow  und  Ziddorf,  welche  jetzt  zu  dem  Gräfl.  Bassewitz- 
schcn  Grundbesitz  gehören. 

')  M.  U.-H.  10503.  10583.  10672.  1067S.  10763.  10764.  10791.  10857.  11004.  1 1 009. 
11068.  11089.   11093.   11114.   11155.   11261.   11329.   11383.   1 1 399.   11403-   11424.   II535- 

•)  M.  U.  li.  II  665,  Anmkg.  Vyl.  Lisch,  Geschl.  Maltzan  II,  S.  337 — 345.  355 — 358.  M. 
Jahrb.  XV,  S.  6l.  62.  XXXVIII,  S.  176.  Chroniken  der  nieder.sächsi.schen  Städte,  ed.  Kop]imann, 
I,  S.  588  89.  II,  S.  264.  »In  demc  sulvcn  jare  voreneden  sik  de  van  Lubeke  mit  konink  Albert 
van  Swedcn,  vnde  de  konink  loch  darto  sine  stede  Rostok  vnde  Wismar.  Desse  togen  mit  her- 
Schilde  vnde  mankraft  to  vordervende  de  rovere,  de  de  Straten  roveden  vnde  ok  andere  roverie 
dcdcn,  wor  em  dat  .steden  künde.  Ilovetlude  desser  rovere  weren:  Moltzan  van  Scortzowe,  Ilen- 
nckc  Maliin  van  (jhomtowe,  Ilinrik  van  Hvlowe  van  deme  Prensberge,  Ilinrik  Bvlouwe  van 
[C]ritz[owe),  Tidcke  iJuIowe  van  Radem.  Dessen  wannen  se  ere  slote  vnde  ere  vestene  af  vnde 
hreken  sc  vnde  woU  XX  gude  bcrchvredc  vnde  vaslc  hove.  De  sake,  dar  dit  mest  umme  schach, 
wa»,  dat  de  stratenrovcre  de  ko  vor  Molnc  nemen,  de  de  van  Lubeke  vordeghedingheden.«  — 
Da»  Chronikon  Ruft  hebt  allein  den  (jömtower  (Kriedrichsruher)  Mallin  aus  der  Reihe  herau.s, 
»pricht  von  dreissig  zerstörten  Berchfriden  und  setzt  hinzu:  »De  dar  gud  hadden  to  verlesende, 
de  gcvcn  sik  an  (gnaden  des  koningcs  vnd  der  stede  und  worden  entvangen  to  gnaden.  Se  zworen 
truwc  to  holden  vnde  bchclden  ere  gud.< 

•;  Ucber  Arnd  Ilol>c  k.  Lisch,  Ge.schl.  Maltzahn  IV,  S.  505/6  (Urk.  863).  Leber  die  Ver- 
pfindong  von   1596  an  vgl.  Lisch,  Geschl.  Hahn  III,  S.  246.  250. 

*)  Kotuen»  vom  5  Juni   1652. 


GUT    UND    EllKMALlGES    KIRCHDORF   SCIlüRSSOW.  65 

Die  Kirche  zu  Schorssovv  wird  am  25.  März  1403  zum  ersten  Mal  ur- 
kundlich genannt,  als  Hinricus  Moltzan  für  das  Seelenheil  seines  erschlagenen 
Bruders  Moltzan  eine  Vikarei  stiftet  und  deshalb  einen  eigenen  Altar  errichten 
lässt.^)  Rei  dieser  Gelegenheit  erfahren  wir,  dass  die  Kirche  zu  Schorssow 
eine  Filia  der  Mutterkirche  zu  Dahmen  ist.  Da  nun  die  Ruinen  der  Kirche 
noch  heute  den  Stil  der  alten  Feldsteinkirchen  des  XIII.  Jahrhunderts  mit 
sreradem  Chorschluss  erkennen  lassen,  so  können  wir  annehmen,  dass  das  an- 
gegebene  Verhältniss  zu  Dahmen  um  1403  schon  gegen  anderthalb  Jahr- 
hunderte von  Bestand  gewesen  war.  So  bleibt  es  auch  noch  gut  weitere 
hundert  Jahre.  Aber  zur  Zeit  des  lang  dauernden  heftigen  Streites  der  Maltzan 
mit  ihrem  Schwager  Volrath  Preen,  der  sich  als  Gemahl  der  Erbjungfer  Anna 
von  Maltzan  auf  Schorssow  in  den  Besitz  des  Gutes  gesetzt  hatte,  ändert  sich 
die  Sache  gründlich.  Man  ersieht  aus  den  Akten,  im  Besondern  aus  den 
Frageartikeln  wegen  der  Besitznahme  des  Gutes,  da.ss  \"olrath  I'rcen  in 
Schorssow,  wie  man  zu  sagen  pflegt,  das  Oberste  zu  unterst  und  das  Unterste 
zu  oberst  gekehrt  und  schon  vor  1520  die  schön  gewölbte  luid  mit  einer 
Orgel  versehene  Kirche,  ohne  darnach  zu  fragen,  hatte  einreissen  lassen."**)  So 
ist  es  denn  auch  zu  verstehen,  dass,  während  1 507  noch  ein  Schorssower 
Vikar  Jakob  Me}er  urkundlich  angetroffen  wird,  im  Visitationsprotokoll 
von  1541  von  einer  eigenen  Kirche  keine  Rede  mehr  ist,  sondern  Schorssow 
schon  als  zur  Parochie  Bülow  gehörig  verzeichnet  wird,  wohin  es  \'olrath  Preen 
als  Patron  und  zugleich  als  Besitzer  des  Gutes  und  Dorfes  Bülow  im  Namen 
seiner  Hausfrau  Anna  eigenmächtig  gelegt  hatte.''*)  So  erklärt  es  sich  ferner, 
dass  etwas  über  hundert  Jahr .  später,  nämlich  im  X'isitationsprotokoll  der 
Bülower  Kirche  von  1648,  zu  lesen  ist,  dass  die  Filialkirche  zu  Schorssow  \-or 
vielen  Jahren  niedergefallen,  eine  von  ihren  drei  Glocken  widerrechtlich,  d.  h. 
ohne  Konsens  des  Landesherrn  als  obersten  Bischofes,  im  Jahre  1604  durch 
Bernd  Ludolf  Moltzan  nach  Rambow  versetzt,  und  an  Stelle  der  Schorssower 
Kirche,  die  (hier  tritt  nun  der  Irrthum  ein,  weil  man  von  dem  alten  \^er- 
hältniss  zu  Dahmen  nichts  mehr  weiss)  einst  Mater  gewesen,  die  Kirche  zu 
Bülow  als  Mutterkirche  getreten  sei. 

')  Lisch,  Ge.schl.  Maltzan   III,  S.  36 — 39.      Der  Satz  der  von    einem  Schweriner    und   einem 

Kamminer  Geistlichen  beglaubigten   Urkunden -AI)schrift,    auf  den    e.s  hier  ankommt,   lautet: 

prefatam  vicariam  ....  feci  et  facio  ordinanter  annuatim  ad  (juoddam  altare  in  eccle.sia  Schor>o\v, 
que  est  filia  ecclesie  i)arrochialis  Damen,  dotandum  (nicht  dotandani),  quod  (niclit  «[ue)  in  honore 
omnijiotentis  dei,   beate  Marie   virginis  genitricis  ejus   necnon  dccem  niilium  martiruni   ac   sanctis>ime 

Katerine  virginis  construxi In   Kolge  dieser    abschriftlichen   Versehen   bezieht    Lisch    das, 

was  den  Altar  angeht,  auf  die  Kirche  und  lässt  die.se  um  1400  erbaut  sein.  I  )a^s  Lisch  .Anfangs 
kein  richtiges  Hild  von  der  Kirche  hatte,  ist  auch  aus  dem  Vergleich  von  M.  Jahrl).  \I  1>,  S.  104, 
mit  dem  zehn  Jahre  sp.Hteren  Text  in  der  (»esch.  des  Geschl.  v.  Maltzan  III,  .S.  39,  .\nnikg.,  zu 
erkennen. 

*)  Lisch,  Geschl.  v.  .Maltzan  III,  .S.  489—496  (Urk.  854—856!  IV,  S.  391  92  (Urk.  S05). 
S.  476—480  (Urk.  850).      V,   S.  105/6  (Urk.  935).     S.  203  4  (Urk.  984).      S.  225  26  (Urk.  997). 

')  Das  I'atronat  von  Schorssow  finden  wir  u.  a.  im  Jaiire  1475  in  .Maltzan'schen  Händen: 
Lisch,  Geschl.  v.  .M.  III,  S.  391.  Der  .Mtar  der  Vikarei  führt  damals  den  .Namen  des  hl.  M.irtyrers 
Erasmus,   der   vor  den   übrigen    Märtyrern,  denen   er  gewidmet  war,  den   Vorrang  errungen. 


66  AMrsc;KRICHrS15EZlRK    TETKRüW. 

1403  wird  Hermann  Maltzan,  der  den  geistlichen  Beruf  ergriffen  hat, 
Inhaber  der  neu  gestifteten  Vikarei.  1475  ist  der  Vikar  Nikolaus  Dupow 
gestorben ;  an  seine  Stelle  tritt  der  Priester  Otto  Reme,  und  diesem  mag 
nachher  der  schon  genannte  Jakobus  Meyer  gefolgt  sein,  der  möglicherweise  der 
letzte  war.  Alle  diese  Geistlichen  haben  wir  als  zur  Kamminer  Diöcese  gehörig 
anzusehen  Mitten  in  Circipanien  gelegen,  wie  alle  Kirchen  auf  der  Nordseite 
des  Malchincr  Sees,  kann  sie  schon  gar  nicht  anderswohin  gewiesen  werden. 
Als  l-'ilia  der  alten  Kirche  zu  Dahmen  (Damen)  nimmt  sie  überdies  Theil  an 
den  urkundlichen  Erweisen,  welche  für  die  Zugehörigkeit  dieser  Kirche  zur 
Kamminer  Diöcese  schon  aus  dem  XIII.  Jahrhundert  beizubringen  sind.^)  Seit 
X'olrath  l'rcens  Zeit  gehört  wie  bemerkt,  Schorssow  zur  Bülower  Kirche. 

.•\he  In  der  alten  Kirche,  der  Ruine  am  Haussee,  hängen  in  einem  Glocken- 

Kirche,  stuhl  zwei  Glocken.  Die  eine  hat  die  Jahreszahl  ANNO  1696  und  im  Felde 
die  Ins'-hrifl:  ERENTREICH  V  •  MOLTKEN  CATHAR  •  HEDW  •  V  •  VOSSEN  M  . 
MARTIN  KOPPEN  PAST  •  HINRICH  KAESSIN  JOCHIM  GRIFHANKE  JOCHIM 
BASSE  :  VORSTEHER  •  M  •  ERNST  SIEBENBAUM  AUS  ROSTOCK  HAT  MICH 
GEGOSSEN.     Die  (jlocke    ist   jetzt  gerissen.  Die    zweite  Glocke  hat 

in  grösseren  Zwischenräumen  die  Buchstaben:   kl  11  C  (!)  0   C  •  111  li   i  i  I1. 
'IHlino   vCllvifti  lllli'ili).     Im    Felde    das    nebenstehende   Giesserzeichei 


'•'"   4. 


Das  Inventar  von  181  i  erwähnt  auch  eine  kleine  (Blocke  zu  Ziddorf, 
welche  1750  unter  dem  l'atronat  des  Kberhard  Friedrich  Khrenreich  von  Moltke 
und  dem  l'astorat  des  Volhath  Dietrich  Drepper  zu  Bülow  aus  einer  älteren 
Glocke  umgegossen   war. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Biilow.) 

t  .es«;hi<:hte    1^^>-    ^57^  (oder  auch  bis  1373)  ist  Volralh  IIanen.see  der  Besitzer  eines  oder 


O'-'''  auch    des    grössten    I  heiles    vom    Gut    und    Dorfe    Bülow,    wie    man  an 


I  )orfes. 


seinen  letztwilligen  Bestimmungen  zu  Ciniisten  des  dortigen  Kirchherrn  wahr- 
nimmt Auch  sieht  man.  dass  zu  jener  Zeit  noch  eine  ganze  Anzahl  deutscher 
Bauern  dort  wohnen.'')  Diese  werden  erst  durch  den  dreissigjährigen  Krieg 
hinweggeräumt.  Bis  dahin  zählt  man  immer  noch  .sechzehn  Höfe,  nämlich 
zwölf  Vollbauern  und  vier  Ko.ssaten.'')  An  I  lanen.see's  Stelle  aber  treten  ein 
Jahr  .später  die  von  Mollzan  auf  Schor.s.sow.  Sie  einigen  sich  mit  der  Stadt 
Malchin  über  den.selben  Kamp  in  oder  vor  dem  Dorfe,  den  .schon  Volrath 
Hanensee   der   Stadt    zum    Trocknen    ihrer    Netze    überlassen    hatte. ^)      lieber 

•)  M.  U.  li.  439.  758- 

•)    12   km    »Udlich    von    Tcterow,     iinmittell<ar    am    .Malchincr    .See.       »Ort    des    Hui,    Hulac : 
Kuhnel.  M.  Jalirli.  XI.VI.  S.  31. 
•;  M.  U.  H.  10271. 
*)  (.Toth,   M,  Jahrl..  VI,   S.  135. 
*;  M.  L.H.  10643. 


GUT   UND   KIRCHDORF   BÜLOW. 


67 


diittelialb  hundert  Jalire  bleiben  sie  die  Herren.^)  Als  sie  aber  gegen  die 
vierziger  Jahre  des  XVII.  Jahrhunderts  das  schöne  Gut  und  Dorf  Schorssow 
an  den  Bischof  von  Lübeck,  den  Herzog  Hans  zu  Holstein,  verlieren,  da  haben 
die  Güter  Bülow  und  Tessenow  als  Pertinenzen  von  Schorssow  bis  18 16  das- 
selbe Schicksal.  Es  folgen  nämlich  hier  wie  dort  um  die  Mitte  des  XVII. 
Jahrhunderts  die  von  Moltke  im  Besitz.      18 16  übernimmt  Joh.  Heinr.  Degener 

das  Gut  Bülow, 
1845  Joh.  Ad. 
Karl  Christian 

Erbrecht, 
1859   der   Ma- 
jor   a.    D.    VV. 
E.  B.  von  Bü- 
low und    1890 
der  Oberstleut- 
nant v.  Thiele- 
W'inkler,   der 
es   wieder   mit 
Schorssow  wie 
in     alter     Zeit 
vereinigt     hat. 
Heute   ist    Ra- 
ban  von  Thiele- 
Winkler  der 
Herr   von    Bü- 
low,Schorssow 
und  Carlshof 
bei    Hohen- 
Demzin. 

Das  Patro- 
nat  der  Kirche 

zu    Bülow 

schenkt     Chri- 

stofifer,  Fürst 

zu  Wenden  und  Herr  zu  Werle,  schon  im  Jahre  1423  seinem  Marschall  Ulrich 
Maltzan.^)     Von  da  an  haftet  es  am  Besitz  von  Bülow. 

Xamcn  von  mittelalterlichen  Geistlichen  sind  bis  jetzt  nicht  bekannt 
geworden.  1541,  als  der  vielgenannte  \'olrath  Preen  das  Patronat  innehat, 
ist  Heinrich  Sclnvieger  (Tacitus)  Pastor  zu  Bülow.  Zu  seiner  Parochie  gehören 
damals    ausser  Bülow    die    Dörfer    und    Güter   Schorssow,    Tessenow,  Bristow, 


Kiichc   zu    llulow. 


*)  Wie  Volrath  I'recn  im  XVI.  Jahrhuiuicit  eine  Zeit  lang  den  IJoitz  erzwingt,  sielie  hei 
Schorssow.     Vgl.  Lisch,  Gesch.  des  Geschl.  v.  .M.  III,  S.  391   und  491   (Urk.  805  und  855). 

*)  Vgl.  Akten  im  Grossh.  Archiv,  betr.  KrMandmarschallamt  im  Fürstcnthuni  Wenden.  Im 
Besonderen   Evers,   Nachrichten   etc.,  S.  77- 

5* 


6S 


AMTSGKKICHrSHEZikK   TETKROW. 


Ziddorf.       Karstorf    dagegen,     das    früher    auch    dabei    gewesen,    hat    Achim 
von  der  Osten  auf  Ilohcn-Dcmzin  dason  abgenoninicii.     Schwieger's  Nachfolger 


tfefwtt. 


TZcrtaHlt, 


-  Kirche  zu  Biilovv. 


f't*!  I  I  I  I  I  I  I  I  I  I 


-I  I  I 


A     0 


Nacli   /(.•iclinun^jcn    v(jn    I'ries. 


I       I       I 


J       AA^^oXz/y^ 


20 


GUT    UND    KIRCHDORF    HÜLÜW. 


69 


Johann  Ricke  wird  wegen  zeitweiser  Geisteskrankheit  1590  entlassen.  1591 
folgt  Erasmus  Haischacht.  Um  1608  finden  wir  dort  den  Pastor  Arnold 
Stappenbeck,  um  1624  den  Joh.  Preissinger  (Pressinger,  Priessing),  von  1643 
bis  1656  Paul  Gottschalk,  von  1657  bis  1676  Heinrich  Heidemann,  von 
1677  bis  1706  Martinas  Koppe,  von  1707  bis  Ende  der  vierziger  Jahre  Joh. 
Cyriacus  Krauel,  nach   längerer  Vakanz  von   1749   an  Volrath  Dietr.   Drepper, 

um     1 762    den     Pastor 

Schmidt,    und    nach 
dessen    im  Jahre    1774 
erfolgten    Tode    von 
1775     an    den     Pastor 
Daniel    Philipp    Walter 
(7  1832),  den  Vater  des 

späteren    Ober -Hof- 
predigers.     Ueber    ihn 

und    die    Geistlichen 
des   XIX.  Jahrhunderts 
vgl.  Walter  a.  a.  O. 
Ueber    die     Zu- 
gehörigkeit der  Kirche 
während      des      Mittel- 
alters   zur    Kammiiicr 
Diöcese  siehe  oben  bei 
Schorssow,    S.  65,  An- 
merkung  I . 

Kirche.  P'riihgothi- 
sche  Kirche  aus  der 
Zeit  des  XIII.  Jahr- 
hunderts im  Charakter 
des  Ueberganges  vom 
romanischen  zum  go- 
thischen  Stil,  mit  einem 
Feldsteinthurm,  der  ein 
abgewalmtes  Dach 
trägt.  Der  Chor 
schliesst  platt  ab  und 
hat  auf  der  Ostseite 
ein  dreitheiliges,  aus  zusammengestellten  Schlitzen  gebildetes  Fenster,  in 
welchem  ebenso  nach  aussen  wie  nach  innen  hin  romanische  Pilastcr  mit  imten 
abgerundeten  Würfelkapitellen  die  Scheidewand  architektonisch  beleben.  Im 
Chor  ein  Kreuzgewölbe  mit  Rippen.  Von  Süden  her  führt  als  »Priesterpforte« 
ein  stattliches  frühgothisches  Portal  aus  einer  V^orhalle  in  den  Chor.  VAn 
schwerer  Triumphbogen  scheidet  den  Chor  von  dem  durch  frühgothische  zwei- 
theilige F'enster  erleuchteten^flachgedeckten  Langhause. 


Von  der  Ostseite  der  Kirche  zu   15iilow. 


Kirche. 


70  AMTSGEUICHTSBEZIRK    TETEROW. 

Kanzel.  Die  innere  Einrichtung   ist  zum  £jrössten  Theil  neu.     Die  hübsche,   leider 

mit  I-'arlHii  uhcrstriclienc  Kanzel  von  1673  ist  enie  Stiftung  der  KATHARINA 
VON  STRALENDORFF,   W  ittue   des   Oberst  JOACHIM  VON   MOLTKE. 

.\lohke  sehe  In  der  Sakri.stei  auf  der  Nordseite  eine  Moltkesche  Prunkrüstung  und 

Kiistung.     Jie  Re.ste  eines  Moltkeschen  geschnitzten   Wappens.') 

Cllotken.  Im  Thurm  drei  Glocken.      Die  erste  hat  obenheruni  die  Inschrift:   SOLI 

DEO  GLORIA  ANNO  1790.  Im  Felde  die  Inschrift:  SO  MANCHER  SCHWUNG, 
SO  MANCHER  SCHLAG  TRAFEN  MICH,  BIS  ICH  ZERBRACH  •  GLEICH  DEN 
MENSCHEN.  DIE  DA  STERBEN,  MUSS  DER  TOD  MICH  ERST  VERDERBEN  . 
VERWANDELT  DURCH  DES  FEUERS  MACHT  LEB  ICH  NUN  MIT  NEUER 
PRACHT.  GOS  MICH  JOHANN  CHRISTIAN  MEYER  IN  NEUSTRELITZ.  Auf 
der  Rückseite  die  Namen  des  Patrons  CARL  GUSTAV  LUDWIG  VON  MOLTKE 
und  seiner  Gemahhn  MARIA  ELISABETH  CAROLINA  GRÄFIN  VON  BASSEWITZ, 
sowie  die  Namen  des  Pastors  RUDOLPH  FRIEDR.  DAVID  WALTER  und  der 
Kirchenvorsteher  JOHANN  GRIEWAN  und  EHRENREICH  GRIEWAN.  —  Die 
zweite  Glocke  hat  die  Inschrift:  0  VC):  ölouic  djvij'tc  Ucill  Cll  ptUC  •  a  •  Ü  • 
m  •  f  fCdif.     Dazu  die  Giesserzeichen  : 


^+^ 


—  Die  dritte  Glocke  i.st  ohne  Schrift  und  Zeichen. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,      i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  achtpassigem  Fuss, 

wi-rkc.  ,„it  einem  aufgelegten  plastischen  Krucifixus  als  Signaculum  und  dem  ein- 
gravierten Wappen  des  J.  VON  MOLTKE  und  der  A.  M.  VON  DER  LUHE  1651. 
Rost(Jcker  Arbeit  von   L  G  (Lorenz  Gudejohann).      Patene  ohne  Werkzeichen.  — 

3.  Kinc  zweite  silberne  Patene,  gestiftet  von  HANS  TIMME,  hat  das  Werk- 
zeichen des  Güstrower  (ioldschmiedes    I  L   (Johann  oder    Joachim  Lemke).  ^)  — - 

4.  Kleiner  silberner  Krankcnkelch  mit  undeutlichem  Stempel.  —  5.  Runde  sil- 
berne Oblatenschachtel,  von  einem  Güstrower  Meister  mit  undeutlichem  Stempel. 
Auf  dem  Deckel  ein  Monogrannn  aus  S  V  M.  6.  Kleine  Oblatenschachtel 
im  Rokokogeschmack,  von  dem  Warenschen  (W)  Goldschmied  L.  B.  Auf  dem 
Deckel  in  Treibarbeit  ein  Agnus  Dei.  —  7.  Neugothische  Kanne.  —  8.  Tauf- 
schüssel von  Zinn,  neu.  —  9.  Silbervergoldeter  Schöpflöffel,  gestiftet  1754  von 
E  .  F  .  E  .  V  .  M  .      V(,m   .Schweriner  G(ildschmicd   A.  L.  K  (Konow).=') 

'/  AuflKTUaliit   in   einer   Kiste. 

•)  Trull,   M.  Jahrl).  LXIII,  S.  i.yj.     Jolirum  iitii  1662,69,  Joachim  um  1680/1691  nach\veisl)ar. 

•)  Vgl.  Sticda,   M.  Jahrb.  MX,  .S.  iio. 


GUT    UND    KIRCHDORF    BRISTOW.  71 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Bristow/) 

'^^ni  6.  Januar   1297   verkauft  der  Ritter  Friedrich   Moltke    dem   Abt  Johann    (beschichte 

zu    Dargun    sein    nahe    am    Teterower    See    gelegenes    Dorf   Sührkow  des 

(villulam  Scurekendorp)  sammt  vier  Hufen  in  Niendorf  und  macht  zugleich  '^^  ^^' 
beim  Kloster  eine  Anleihe  von  200  Mark  Geldes,  die  er  als  Abzahlung  für 
das  von  ihm  gekaufte  Gut  Bristow  nöthig  hat.-)  Aber  fünfundfünfzig  Jahre 
später,  den  i.  April  1352,  geht  Bristow  als  Lehn  der  Linie  Werle- Goldberg 
an  den  Knappen  Nikolaus  Hahn  über.^)  Ob  direkt  von  den  Herrn  von  Moltke 
oder  aus  anderen  Händen,  die  es  inzwischen  erlangt  haben  könnten,  erfahren 
wir  nicht.  Doch  bleiben  Anrechte  Anderer,  die  an  einzelnen  Bauerhöfen  in 
Bristow  haften,  vorläufig  noch  von  Bestand.^)  Später  mag  das  Gut  auch 
hiervon  frei  geworden  sein.  Hahn'scher  Besitz  ist  es  nun  zunächst  bis  zum 
Jahre  161 6.  Da  kommt  es  an  die  Gläubiger  von  Hans  Hahn,  nur  noch  ein 
Bauhof  und  die  Mühle  zu  Bristow  sammt  einem  Antheil  am  Gute  Grube  ver- 
bleiben ihm  und  seiner  Familie.  Bei  dem  lang  sich  hinschleppenden  Konkurs- 
Verfahren  gehen  endlich  auch  diese  verloren,  und  1687  geht  Bristow  sammt 
seinen  Pertinenzen  Glasow  und  Grambzow  an  den  Landrath  Adam  Henning 
von  Bülow  über.  An  dessen  Stelle  tritt  schon  1693  der  Kammerjunker 
Volrath  Paris  von  Vieregge,  und  noch  in  der  ersten  Hälfte  des  XVIII.  Jahr- 
hunderts kommen  die  Güter  in  den  Pfandbesitz  des  Oberstleutnants  Lickstädt. 
Als  aber  die  von  Hahn  unermüdlich  die  Muthung  ihrer  alten  Lehne  fortsetzen, 
gelingt  es  ihnen  im  Jahre  1752,  aufs  Neue  mit  dem  Lehn  begnadigt  zu  werden. 
Sie  stellen  nun  eine  Reluitionsklage  gegen  die  Fickstädt'schen  Söhne  an, 
kommen  aber  erst  1779  wieder  in  den  thatsächlichen  Besitz  ihrer  Güter. 
Doch  erfreuen  sie  sich  deren  nur  bis  zum  Jahre  1815.'')  Da  wird  Friedrich 
Schläger  der  Rechtsnachfolger,  und  1845  wird  es  Karl  August  Ludwig  Graf 
von  Ba.ssewitz.  Seitdem  sind  Bristow,  Glasow  und  Grube  ]5assewitz'.scher 
Besitz.  Fins  der  denkwürdigsten  Freignisse,  welche  Bristow  erlebt  hat,  ist  der 
von  Werner  Hahn  begonnene  und  von  seinem  Sohn  Hans  fortgesetzte  und 
1597/98  vollendete  Kirchenbau,  ein  Bau,  der  in  seiner  Art  einzig  dasteht.  Im 
Hinblick  auf  den  alten  Werner  nennt  Lisch  ihn  ein  Denkmal  .seiner  Kraft  und 


•)  8  km  südslldösllich  von  Teterow,  am  Malchincr  See.  Den  Namen,  der  schon  im  .\1II. 
Jahrhundert  so  geschrieben  wird  wie  heute,  (Ihersetzt  man  mit  >Llmenorl«  (ahslavi^ch  hrestü  = 
L'lme).     Vgl.  Kiihnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  29. 

-)  M.  U.-H.  2432. 

•)  M.  U.-B.  7597- 

*)  M.  U.-H.  9660.  Vor  dem  dreissigjährigen  Kriege  zählt  Hri^tow  noch  fiinf  Hauern  und 
zwei   Kossäten:    Groth,   M.  Jahrl).  VI,   S.  135. 

"*)  Lisch,  (Jesch.  des  (ieschl.  Hahn  II,  S.  47.  66.  115.  III,  S.  34.  235  fr.  IV,  S.  154  155. 
262.   264.   301.   304.   324. 


72 


AMTSÜi:UICHTSin;ZIKK     1  KTEROW. 


seines  Glaubens.  Das  ist  ohne  Zweifel  richtig.  Aber  es  kann  auch  hiir/.u 
gefügt  werden,  dass,  als  später  Hans  Hahn  in  finanzielle  l^edrängnisse  gcräth, 
diese  Kirchenstiftung  mit  ihren  testamentarisch  festgelegten  Lasten  anfängt, 
einen  Druck  auf  ihn  und  seine  Familie  auszuüben,  der  immer  schwerer  wird. 
Anfangs  hat  diese  Kirche  ihren  eigenen  Tastor.  Ivs  ist  im  Jahre  1600, 
als  Hans  Hahn  den  ersten  beruft.  Doch  haben  wir  seinen  Namen  nicht  zu 
ermitteln  vermocht.  Dabei  hat  Hans  Hahn  sich  verpflichtet,  der  Kirche  zu 
Bulow.  welcher  in  Folge  davon  ihre  Pfarrkinder  zu  Hristow  und  Glasow  ent- 
zogen werden,  ein  Kapital  zu  überweisen,  von  dessen  Zinsen  Pastor  und 
Küster  entschädigt  werden  sollen,   und  auch  allen  sonstigen   friiliercn  Verbind- 


l\i!i_lic    y.u    Ijn-luu    luiL    Liiisjulnii 


lichkeiten  gegen  Kirche,  Wcdem  u.  s.  w.  nachzukommen.  Aber  schon  1624, 
als  Hristow  längst  keinen  eigenen  Pastor  mehr  hat  —  der  zweite  und 
letzte  war  von  1610  bis  1617  der  nach  Roebel  versetzte  Georg  Kenast  ge- 
wesen —  giebt  es  in  diesem  Punkte  V'erdrie.sslichkeiten  aller  Art,  worüber 
l'astf»r  Preissinger  zu  l^ülow,  der  auch  Pa.stor  zu  Hri.stow  ist,  Klage  führt. 
Aehnliche  IJe.schwerden  folgen  1652.  Vier  Jahre  vorher,  nämlich  im  Visitations- 
protokoll von  164«,  heisst  es,  das  Pfarrhaus  in  Hristow  sei  abgebrannt  und 
nicht  wieder  ersetzt  worden,  der  Pastor  .sei  todt.  Darauf  liest  man  im 
Vi.sitationsprotokoll  von  1662,  da.ss  Magister  Adam  Müller  von  Ha.sedow  her 
den  Gotlcsdien.st  in  liristow  verwalte,  weil  hier  kein  Pa.storat  bestehe.  Uebrigens 
wird  die  Gemeinde  sehr  gelobt,  von  der  .schönen  Kirche  aber  bemerkt,  da.ss 
darin  vieles  ruiniert  .sei.  Nach  Adam  Müller  hat  wieder  Pa.stor  Heinrich 
Heideniann  zu  Hulow  die  Cura  zu  Ikistow,  von  1677  an  hat  sie  der  Pastor 
Friedr.  Nikolaus  Idelcr  zu  Hohen-Demzin.  Von  da  an  sind  Hohen-Demzin 
und  Bristow  über  hundert  Jahre  lang  mit  einander  verbunden,    1 790  aber  kehrt 


(]UT    UND    KIRCHDORF    I;RISI(>\V.  73 

Bristovv  zu  Bülow    zurück,    uiul    zut^lcicli    nimmt  die  I-'ilia   die  Mater  mit  sicli: 
auch  Hohen-Demzin  wird  in  diesem  Jahre  mit  Biilow  verbunden. M 

Wenn,  was  mit  Bestimmtheit  weder  zu  bejahen  noch  zu  verneinen  ist, 
Bristow  schon  vor  der  Zeit  der  Kirche  des  Werner  und  Hans  von  Hahn  eine 
ältere  Kapelle  hatte,  so  gehörte  sie  selbstverständlich  ebenso  wie  ihre  Mutter- 
kirche  zu  Bülow  zur  Kamminer  Diöcese,  die  neue  Kirche  aber,  welche  der  Zeit 
nach  der  Reformation  entstammt,  berührt  sich  selbstverständlich  nicht  mehr  mit 
dem  Kamminer  Bischof.     \^gl.   oben  S.  65   (Schorssow). 

Kirche.  Die  ganze  Kirche  i.st  ein  von  sauber  behauenen  Granitquadern  Kirche, 
aufgeführter  eigenartiger  schwerer  Bau  in  Form  eines  Vierecks  und  im  Ge- 
schmack der  Renaissance  vom  Jahre  1597.  Diese  Zahl  findet  sich  an  dem 
Ostgiebel  des  platt  abschneidenden  Chors.  Der  im  Westen  vorgesetzte  Thurm 
ist  ebenfalls  von  unten  bis  oben  ein  schwerer  Granitbau  und  hat  einen 
Helm  mit  einem  laternenförmigen  Aufsatz.  An  der  Xordwand  eine  zugesetzte 
Rundbogenthür  mit  darüber  angebrachter  Kreuzesgruppe  in  einer  Rahmen- 
Einfassung,    die  an   die  h\Trm  eines  Renaissance -Epitaphs  erinnert.-) 

Dem  Aufwand  an  Granitquadern,  die  ohne  Zweifel  aus  einheimischen 
erratischen  Blöcken  gewonnen  sind,  entspricht  die  ganze  innere  Einrichtung, 
in  welcher  eine  überraschende  Pracht  der  Renaissance  in  Marmor-  und  Sand- 
steinarbeit mit  Vergoldung  und   rohchromie  entwickelt  i.st. 

Am  Altaraufsatz  acht  Hoch-Reliefs:  die  Geburt  des  Heilandes  (ober-  Altar- 
halb  des  Durchganges  auf  der  Nordseite),  die  Anbetung  der  hl.  drei  Könige,  aulsatz. 
das  Ostcrlamm  -  Ivssen  und  das  Gebet  in  Gethsemanc  (im  unteren  Mitteltheil), 
die  Kreuzigung,  Auferstehung  und  Himmelfahrt  (alle  drei  im  oberen  Mittel- 
theil) und  endlich  die  Ausgiessung  des  hl.  Geistes  (oberhalb  des  Durchganges 
auf  der  Südseite).  Ausserdem  in  den  Zwickelfeldern  der  Durchgänge  die  vier 
Evangelisten-Sjnibole.  und  hinter  den  die  Kreuzigung  flankierenden  ionischen 
Säulen  die  Apostel  Petrus  und  Paulus  mit  ihren  Attributen.  Dazu  eine  Menge 
von   Versen,  die  sich  auf  alle  diese  plastischen   Werke  beziehen. 

Hinter     dem     Altar     auf    steinernen     Tafeln     das    Testament    Werner     Steinerne 
von  Hahn's  an  seinen  Sohn  Hans:   des  (irundcrs  der  Kirche  an  deren  \'ollender.        1  alein. 
Die  Aufschrift  der  Tafel  lautet: 

EXTRACT  •  WERNER  .  HAHNS  •  TESTAMENT  •  AN  •  SEINEN  . 
EINIGEN  .  SOHN.^'j 

..Extract  aus  des  ehrlichen  und  seligen  Mans  Werner  Hanen  letzten 
..Willen  und   Befehlig  an  seinen  einigen  Sohn. 

..Es  ist  dir  auch,  mein  lieber  Sohn,  die  Lehre,  so  der  alte  Tobias 
..seinem  Sohn  dem  jungen  Tobias  im  4  •  Cap  •  gegeben,    wol    bekant,  das- 

')  Vj,'!   Lisch.  GeschL  Hahn   IIL  S.  238  39. 

-)  Lisch,    M.  Jahrb.  XVH,  .S.  169.   —    Cesch.  des  Ce-chl.  Hahn    HI,   S.  235      23.).   245. 

*)  Nach   Lisch,  Cesch.  des  (Jeschl.  Hahn   Hl,  S.  236—238. 


74  AMTSGERICHTSBEZIRK    TETEROW. 

.selbe  wilt  du  oft  lesen  und  nicht  anders  aufnehmen,  als  wen  ich  dein  gut 
„meinender  Vater  in  meinem  letzten  solches  mündlich  mit  dir  geredet  hette, 
_das  wird  dich  dein  lebelangk  nicht  gereuen  •  Darneben  weistu,  das  ich  zu 
.Bristow  eine  Kapel  oder  kleine  Kirche  erbauwet  und  einen  eigenen  Prediger 
„bei  mir  habe  und  halte,  wan  derselbe  hinwegk  komt,  bin  ich  Willens,  wo 
„mich  unser  lieber  Herre  Gott  lenger  fristet,  dreihundert  Thaler  an  einen 
»gewissen  Ort  zu  belegen,  darvan  en  Pastor  in  der  Nachbarschaft,  der  mihr 
„gefälligk  ist  und  sich  rühmlich  und  fleisigk  in  seinem  Ambt  verhält,  iährlich 
„18  Thaler  Zinsen,  auch  ein  Drömpt  Rocken  und  ein  Drömpt  Gerste  grosse 
„mas  von  meinem  Howe  daselbst  zu  heben  haben  und  davor  auf  die  Son- 
„tage  und  Freitage  auch  auf  die  Mitwochen  predigen  soll  •  Und  weil  die 
„Pastores  auch  ihre  Mängel  haben,  soll  mir  frei  sein  und  bleiben,  auf  vor- 
„fallende  erhebliche  Ursachen  von  einem  auf  den  andern  solches  zu  ver- 
„endern  •  Wurde  ich  aber  von  dem  lieben  Gott  vor  der  Zeit  abgefurdert, 
„wie  ich  in  meinem  Alter  mich  stündlich  vormuthen  mus,  so  wilt  du  mein 
„lieber  Sohn  dieses  also  verordnen  und  was  ich  wolmeinlich  angefangen, 
„vollent  ins  Werk  richten  •  '' 

„Diesen  väterlichen  Willen  und  christlichen  Befehlig  zu  gebührlig  und 
„gehorsamer  folge,  zu  vorderst  aber  Gott  dem  allmechtigen  und  seinem 
„heiligen  Wordt  zu  Ehren,  auch  seinen  hertzliebenden  Öltern  und  ihm  selbst 
„zum  Gedechtnis  hat  der  Edler  und  Ehrenfester  Hans  Han,  vorbemeldten 
„Werner  Hanen  einiger  Sohn,  durch  Hülf  und  Beistand  des  Allmechtigen 
„diese  Kirche  nicht  allein  erweitert  und  renoviret,  auch  die  von  seinem 
„seiigen  Vätern  izt  gedachten  Gelt-  und  Kornhebunge  bis  anhero  richtigk 
„ausgeben  und  folgen  lasen,  sondern  vorpflichtiget  sich  auch  hirmidt,  hen- 
„ferner  vor  sich,  seine  Lehnsfolger,  Erben  und  Erbnehmen  durch  gnedige 
.Verleihung  des  Allmechtigen  diese  Kirche  bei  ihrem  Einkomen,  auch  in 
„guten  Bau  und  Beserung  zu  erhalten  und  derselbigen  viellieber  etwas  zu- 
„kehren,  als  das  geringste  darvon  zu  entwenden  •   • 

„Der  getreue  fromme  Gott  wolle  die  Landesfürsten  und  das  gantze 
„Land,  diese  Gemeine,  Ordt  und  Untertanen,  Lehrer  und  Zuhörer  mit  seinem 
„heiligen  Geist  erleuchten  und  regieren,  auch  in  wahrem  Glauben  bei  reiner 
„Lehr  und  rechten  Gebrauch  der  heiligen  hochwürdigen  Sacramente  wider 
„den  Teufel,  Türeken,  Babst,  Muscowiter,  Spanier,  Calvinisten,  Widertaufer, 
„allen  Secten,  Rotten,  Wulffuchsen  und  falschen  Bruedern  gnedigk  schützen 
.und  erhalten,  auch  vor  Kriegk,  Pestilenz  und  teurer  Zeit  veterlich  behüten 
.im  weltlichen  Regimente  und  haushalten,  auch  einen  jeden  in  seinen 
.beruf  thun  und  lasen  mit  Segen  und  Glück  beiwohnen  und  uns  allen 
.endlich  das  Ende  unsers  Glaubens  nemlich  der  Seele  Seligkeit  darvon 
.bringen  lassen  um  der  Ehre  seines  heiligen  Nhamens  und  seines  lieben 
.Sones  Jesu  Christi  bitter  Leiden  und  Sterbens  willen  hochgelobet  vor  aller 
.Woltat  •  Amen  •  Her  Jesu  Christ  •  Amen  •  Anno  1598  •  H  •  A  • 
„G  •  W  •  Z  .  B  .  G  .  B  .  M  .  S  .  " 


Kanzel   der  Kirclic  zw  Brislow. 


GUT    UNI)    KIRCHDORF    BRISTOW. 


75 


l.'rgei  -  Enijiore. 


^•^"^"- 


riafetfüHti 


Epituph   als   MuhruekronuiiL;. 


76 


AMTSe;KRICnTSlM:ZIKK     TKI  KROW 


('•las  In  den   I'Vnstcin  ausser   andern   Glasmalereien    das    herzogl.    niecklenb. 

inalereicn.  Wappen  um\  die  Wappen  des  lOACHIM  .  HANE  und  der  ANNA  •  VON  •  DER  • 
SCHVLENBURGK  .  GNAD  •  IR  .  GOD  .  (Der  Kitern  des  Werner  und  der  Gross- 
eltern des  Hans  von  Hahn.) 


Kanzel. 


Or^el. 
Prospekt. 


Der  Pracht  des  Altars  entspricht  die  Kanzel.  An  der  Wandung  des 
Aufganges  die  Gestalten  des  Heilandes  und  der  Apostel  Petrus  und  Paulus, 
am  Predigtstuhl  die  Halbfiguren 
der  vier  Evangelisten,  an  der 
Hinterwand  im  Predigtstuhl  das 
Christkind  als  Salvator  niundi 
mit  dem  Weltglobus,  und  oben 
auf  dem  Schalldeckel  eine  An- 
zahl allegorischer  Figuren. 

I'lbenso  ist  der  Orgel - 
Prospekt  vom  Jahre  1601  zu 
beachten,  an  dessen  Brüstung 
dieGestalten  der  GRAM  MATTICA, 
DIALECTICA.  RHETORICA,  MV- 
SICA,  ARITMETICA,  ASTRO- 
NOMIA  und  GEOMETRIA  an 
gebracht  sind.  Am  Prospekt 
weiter  das  Distichon: 

ORGANA  DECANTANT  CHRI- 
STO LAVDESQVE  DECUS- 
QVE 

ET  RECREANT  VARIIS  PEC- 
TORA  NOSTRA  SONIS  . 

Ktuas  tiefer  <iiL-  Initialen  des 
stiftenden  I*!hepaars  und  ihrer 
Sinnsprüche  und  die  Jahres- 
zahl  1601. 

I>cr    Pfeifen -Prospekt  l  aufsiäiulcr. 

hatte  I  8  I  I  noch  seine  alten 

Thüren  mit  Malereien:  Jakol/s  Trauin,   Isaak's  Ojjferung,   der  brennende  Huscli 
des  Mrjses  u.  s.  w. 

Der   Taufständer    der    Kirche    ist    nicht    mehr    der    ursj)rüngliche.      An 

ihm  gab  es  einst   einen   reichen  iMgurenschnnick,   dazu  am  Deckel   die  Initialen: 

H-H.Q.W.Z.B.,     J.V-A.,     G.B.M.S.      ANNO    A    NATO    CHRISTO 

Messing-     1600.     .\ber  nocli  vorhanden   i.st  die  zu  ihm  gehörige  gro.s.se  prächtige  Messing- 

schu5.sel.     Schüssel    mit    dem    Hilde    der    Verkündigung    des    Kngels    an    die    hl.   Maria. 


Tauf 
Schüssel 


GUT    UND    KIRCHDORF   BRlSTüW. 


n 


Zwischen  beiden    im    Hintergrunde    ein  Blumentopf   mit   einer   blühenden  LiHe, 
und  dariaber  die  Taube  als  Sinnbild  des  hl.  Geistes. 

Zur  Rechten    des   Altars,    also   an    der   Südwand    der    Kirche,    mit    der    Steinerne 
Wand  verbunden,  eine  steinerne  Stuhlbekrönung  mit  den  Wappen  des  HANS        Stuhl- 
HAHN     und     seiner    beiden     Gemahlinnen     ILSE  VON  ARNIM     und     ILSE  VON    'jekrönimg. 
HALBERSTADT. 


Messingschüssel. 


Grabsteine.  Der  Grabstein  des  HANS  HAHN  (1558,  7  1633)  zeigt  ('iral)stcine. 
sein  Bild  in  ganzer  Rittergestalt.  Der  bei  Lisch  ')  abgedruckten  langen  Inschrift 
fehlen  die  Data.  Sie  sind  unausgefüUt  geblieben.  An  den  Pxken  die  Wappen 
der  von  Hahn,  von  der  Luhe,  von  Veltheini  und  Halberstadt.  Dagegen  enthalt 
der  Grabstein  von  Hans  Hahn's  erster  I^^hefrau,  ILSE  VON  ARNIM,  wenigstens 
das  Datum  des  Todes,  nämlich:    DEN  •  22  .  SEPT  .  1605. 


')  VgL  Lisch,  CieschL  Hahn  HI,  S.  255/57.  Von  H.ms  Hahn'.s  zweiter  Frau,  Ilse  von 
Halljerstadt,  weiss  man,  dass  sie  die  Schieckenszeit  der  Jalire  1637  und  1638  ül)erlebte.  In 
einem  Bericht  an  den  Herzog  Adolph  Friedrich  vom  l8.  August  1639  heisst  es:  »Hans  Hauen 
Erben  zu  Bristow,  lebet  die  Witbe,  ist  in  Kostogk,  der  HofT  ist  wüste.«  Wahrscheinlich  liat  auch 
sie  ihr  Begräl)niss  in   der   Kirche  zu   Bristow  gefunden. 


7S 


AMTSC;KRICnTSI?EZIRK    TKTKROW. 


C.loiken.  Im  Tluirm  drei  Glocken,  sämnitlich  im  Jahre   1598  von    Clawes    Bincke 

in   Wismar   ^^ei^osscn    uiul    mit    den  Stifternamen    HANS    HANE  und    ILSE    VON 
ARNIM  versehen. 


Grabstein  des   Hans   Hahn   und  dessen    erster   Khcfrau   Ilse  von   Arnim. 


Kleinkunst-  Kleinkunstwcrke.      1.2.  Silberner    Kelch    auf  sechspassif^em    Fuss,   mit 

werke.  aufgclej^ter  jjla.sli.scher  Kreii/.es^nijjpe  als  Sii^nacuhuii.  Auf  der  Unterseite  des 
Fusses  die  Inschrift:  DER  KIRCHGEN  ZU  BRISTOW  ANNO  1725  •  D  •  20«  JULY. 
Vom  Güstrower  Goldschmied  L»M.  (Lenhard  Mestlin).  l-lbenso  die  l'atene.  — 
3.  4.  Silberner  Kelch  auf  sechspassigem  Vuss,  mit  aufgelegter  plastischer 
Kreuzesgnippc  als  Signaculum.  Auf  der  Unterseite  des  Fusses  eingraviert: 
JACOB  MÜLLER   HAT  DIESEN    KELCH   DER   KIRCHEN  ZU   BRISTOW  VEREHRET 


GUT    UND   KIRCHDORF   HOHEN -DEMZIN.  79 

ANNO  1752,  D  .  8  .  JANUARI.  Vom  Malchiner  Goldschmied  D  •  I  •  W.  Patene 
ohne  Schrift  und  Zeichen.  —  5.  Längliche  achtseitige  Oblatendose  vom  Gü- 
strower Goldschmied  Lenhard  Mestlin.  —  6.  Neugothische  Kanne,  gestiftet  von 
CARL  GRAF  BASSEWITZ  und  Gemahlin  MARGARETHE  GEB  •  GRÄFIN  V  •  D  . 
SCHULEN  BURG.  —  7.  Altes  Messing -Taufbecken  mit  der  Scene  der  Ver- 
kündigung. —  8.  9.  Zwei  Messing- Leuchter  ohne  Datum,  der  eine  gestiftet 
laut  Inschrift  von  JOCHGIM  RESING  und  WARNER  STEN,  der  andere  von 
JOCHGIM  WVLF.  —  10.  Kleiner  silbervergoldeter  Schöpflöftel  ohne  Inschrift 
und  Stempel. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Hohen -Demzin.') 


I^jj  rühmittelalterliche     Urkunden     fehlen.        Aber     vom     ersten     Viertel     des    Geschichte 

XV.  Jahrhunderts  her  sind  die  von  der  Osten,  eine   schon  im  XIII.  Jahr-  des 

hundert  in  Pommern  und  Mecklenburg  ansässige  Adelsfamilie,  als  Herren  von  L)ortes. 
Hohen-Demzin  und  Karstorf  nachzuweisen.  Der  letzte  von  ihnen,  der  Kloster- 
hauptmann Johann  Dietrich  von  der  Osten  in  Dobbertin,  nimmt  aber  Ende  der 
sechziger  Jahre  des  XVIII.  Jahrhunderts  aus  Mecklenburg  einen  unrühmlichen 
Abgang  und  wird  flüchtig.')  Aus  seiner  Konkursmasse  erwirbt  Joachim  Joh. 
Friedrich  von  Müller  1788  die  Güter,  tritt  sie  aber  schon  1791  an  den  1786 
von  König  Friedrich  Wilhelm  II.  von  Preuss^n  in  den  Freiherrnstand  und  1793 
mit  dem  Prädikat  »Freiherr  von  Labes  gen.  Graf  von  Schlitz«  in  den  Grafen- 
stand erhobenen  späteren  Domdechanten  und  Geh.  Legationsrath  Hans 
Graf  von  Schlitz  ab.  Dieser  stirbt  am  25.  Juli  1831  mit  Hinterlassung  einer 
einzigen  Tochter,  Johanna  Carolina  Louise,  vermählten  Gräfin  Bassewitz,  deren 
Nachkommen  heute  im  Besitz  der  Güter  sind.  Die  Reihe  der  Geistlichen  von 
Hohen-Demzin  beginnt  für  uns  erst  im  XVH.  Jahrhundert,  aus  früherer  Zeit 
haben  wir  keine  Nachrichten.  Um  1660  ist  der  alte  Pastor  Christophorus 
Conradi  gestorben.  Er  ist  über  vierzig  Jahre  zu  Hohen-Demzin  im  Amte 
gewesen  und  hat  alle  Noth  und  alles  Flend  des  dreissigjährigen  Krieges  mit 
seiner  Gemeinde  durchlebt.  V^on  sechzehn  Höfen  in  Hohen-Demzin,  auf  denen 
es  vorher  zwölf  Bauern  und  vier  Kossäten  gab,  ist  1648  nur  noch  einer  von 
Menschen  bewohnt,  und  Karstorf,  wo  acht  Höfe  waren,  hat  1648  gar  keinen 
mehr.^)     Auf  Conradi   folgt    1662  Christian  Karsten  (Carstenius),    welcher   1675 

')  7  km  südlich  von  Teteiow.  Nach  Kiilinel  >()rt  des  Demeta,  Deniesa<  :  -M.  Jahil).  .\L\'I, 
Seite   39. 

")  Nach  Akten  im  Grossh.  Archiv.  Am  21.  November  1768  wird  wegen  >muthvvilligen 
Concurses  und  eingestandener  Falsorum<  ein  Steckbrief  gegen  ihn  erlassen.  Im  März  1771  wird 
er  auf  die  Festung  Dömitz  gebracht,  aber  nach  anderthall)jähriger  (Jefangenschaft  am  i .  ( »ktober 
1773  mit  Landesverweisung  begnadigt.  Sein  einziger  Sohn  Johann  Dietrich  stirbt  als  Student  auf  der 
Universität  Leipzig. 

')  Groth,   \L  Jahrb.  VL   S.  135. 


8o 


AMISÜKKICUTSHEZIRK    TETKKUW 


Kirrhe. 


stirbt.      1676  wird  Mag.  Friedr.  Nik.  Ideler   berufen,    der   1702  als  Pastor  und 

Präpositus  nach  Schwaan  übersiedelt.     Ideler  übernimmt   1677    auch    die  Cura 

von  Bristow.     Ihm  folgt  Stephanus  Hane  (Hahn),  von   1702    bis   1742.      Nach 

längerer  \'akanz  wahrend  der  bekannten  Wirren  /.wischen  Herzog  Karl  Leopold 

und  der  Kaiserlichen  Reichskommission  wird  endlich  im  Jahre  175  i  Johann  Diet- 
rich von   Neulich 
(V^onneilich)  be- 
rufen (7  1773). 

Nach  dessen  Tode 

übernehmen     die 

Pastoren  zu  Tete- 

row   den    Dienst; 

1 790    aber    geht 

auf     einen     \'or 

schlag   des  oben 

genannten    1  ierrn 

von    Müller,    zu 

welchem     die 

landesherrliche 

Zustimmung   er 

folgt,  die  I  lohen 

Demziner  Kirche, 

wie    schon   S.  73 

erwähnt     worden 

ist,  als  vagierende 

Mutterkirche    zur 

Kirche    in    Hulow 

über.       Man     hat 

aber    in   Aussicht 

genommen,   dem 

nächst  in  Demzin 

wieder  ein  eigene 
Pastorat  zu  er- 
richten. 

Uehcr  die 
ehemalige  Zu- 
gehörigkeit  der 

mitten     in    Circi- 

panien    gelegenen    alten    Demziner   Kirche    zur    Kamminer    Diöcese    kann    kein 

Zweifel  bestehen,  wenn  auch  kein  ausdrückliches  Zeugniss  dafür  vorliegt.     Siehe 

oben  S.  O5,  Anmkg.  i    (Schorssow). 

Kirche.  Die  Kirche,  1872  umgebaut,  ruht  auf  einem  hohen  Granit- 
fundament und  hat  einen  ('liorschluss  aus  dem  Achteck  sowie  einen  ganz  aus 
Granit  aufgeführten  Thurm   nüt  einer  achtseitigen  steilen    I  lelmspilze. 


Wappen  des   HeiTirich   Adam   von   der  Osten. 


GUT   UND    KIRCHDORF    HOHEN -DEMZIN.  8l 

Im  Innern  ist  Alles  neu.  Auf  dem  Altar  ein  auf  Goldgrund  gemalter  Innere  Ein- 
Krucifixus  von  Fischer- Poisson  1871.  Auf  der  Xordseite  der  Kirche,  draussen,  richtung 
ein  Denkstein  der  gräflichen  Familien  VON  SCHLITZ  und  BASSEWITZ-SCHLITZ  ^^er  Kirche, 
(nach  1861),  und  ein  anderer  kleinerer  Stein  mit  der  Angabe:  HIER  RUHEN 
DIE  VON  DER  OSTEN,  WELCHE  SEIT  1427  BIS  ZUM  JAHRE  1788  AUF  KAR- 
STORF GESESSEN.  Unter  dem  Chor  die  von  aussen  mit  einer  eisernen  Platte 
geschlossene  BASSEWITZ-SCHLITZ'sche  Gruft  (1871).  Im  Innern  der  Kirche, 
und  zwar  an  der  Xordwand,  ein  aus  Holz  geschnitztes  und  bemaltes  grosses 
Wappen  mit  kriegerischen  Emblemen  und  einer  Unterschrift,  welche  besagt, 
dass  der  kurfürstlich -brandenburgische  Generalquartiermeister  HEINRICH  ADAM 
VON  DER  OSTEN,  grundgesessen  auf  Schildberg,  Karstorf  und  Wildberg,  am 
28.  September  1626  zu  Schildberg  geboren  und  2.  August  1682  zu  Karstorf 
gestorben  sei.  Ausserdem  im  herrschaftlichen  Stuhl  ein  geschnitztes  und  be- 
maltes neues  BASSEWITZ-MALTZAN'sches  Allianzwappen.  An  der  Wange 
desselben  Stuhls  treffliche  neugothische  Schnitzerei  mit  dem  BASSEWITZ- 
BÜLOW'schen  Allianzwappen. 

Im    Thurm    zwei    Glocken.      An    der    grösseren    Glocke    die    Inschrift:     Cilocken. 
LOBET  DEN   HEREN   LOBET  IN    MIT  HELLEN  CYMBELN,  LOBET   IN    MIT  WOL- 
KLINGENDEN   CYMBELN  .  CL    PSALM    CHRISTOPHORUS    CONRADUS    PASTOR 
ANNO  DNI  1620.     Auf  der  Vorderseite  ein  reichverziertes  Kreuz.      Giesscr  nicht 
genannt.   —  Die  zweite  Glocke  ist  ohne  Inschrift  und  Zeichen. 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldcter  gothischer  Kelch  auf  sechs-  Kleinkiinst- 
passigem  Fuss.  Am  Knauf  der  Name  IHESVS.  Kein  Signaculum.  Auf  der  werke. 
Unterseite  des  Fusses  die  Aufschrift:  GOTT  ZU  EHREN  VN  DT  DEM  HOCH- 
HEILIGESTEN  SACRAMENT  ZV  ZIRDE  VEREHRET  DISEN  KELCH  IN  DIE  HO- 
HEN DEMZVNSCHEN  KIRCHEN  H  .  GEORG  WILHELM  VON  DER  OSTEN  •  AO 
1653.  Keine  Werkzeichen,  auch  nicht  an  der  zugehörigen  Patene.  —  3.  4. 
Silberner  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss,  mit  aufgelegtem  plastischen  Kruci- 
fixus  als  Signaculum  und  dem  eingravierten  Osten'schen  Wappen  sowie  den 
Initialen  J-D-V.O»  sammt  der  Jahreszahl  1736.  Güstrower  Arbeit  von  Lenhard 
Mestlin.  Patene  ohne  Inschrift  und  Zeichen.  —  5.  Kleiner  silberner  Kranken- 
kelch, gestiftet  1859  von  A.  und  S.  WURZBACH.')  Als  Werkzeichen  ein  ein- 
gestempeltes S.  —  6.  7.  Neugothische  Deckelkanne  und  neugothische  Oblaten- 
schachtel, mit  den  Initialen  des  Stifters  A  •  B  •  S  •  unter  einer  Grafenkrone 
(von  Ha.s.sewitz- Schlitz).  —  8.  Messingene  Taufschale  von  1856.  —  9.  Zinnerner 
Klingbeiitel  mit  Sanimetbeutel  und  aufgesticktem  Osten'schen  Doppelwappcn 
von    1745    (J  •  D  •  V  •  D  •  O  .    und   D  •  C  •  V  •  D  •  O  •). 


')  Kllster  und    Eelirer   zu   Hohen   Denizin. 


82  AMTSGERICinSliEZlRK    TETEROW. 


Burg  Schlitz. 

Irei  Kilometer  weiter  südlich  von  Hohen-Demzin  treffen  wir  das  von  jeher 
als  Pertinenz  dazu  t^ehörige  alte  von  der  Osten'sche,  jetzt  Gräflich 
Schiit/.  Bassewitzsche  Gut  Karstorf,  auf  dessen  Feldmark  der  schon  bei  Hohen -Demzin 
erwähnte  Hans  Labes,  seit  1786  Freiherr  und,  nach  Adoption  durch  den 
Grafen  Johann  luistachius  von  Schlitz  gen.  von  Görtz,  seit  1793  mit  dem 
Prädikat  Freiherr  von  Labes,  gen.  Graf  von  Schlitz«  in  den  Grafenstand  er- 
hoben, zur  Frinnerung  an  die  ihm  gewordenen  neuen  Namen  und  Titel  die 
beiden  Ort.schaften  Burg  Schlitz  und  Görzhausen  gegründet  hat.^)  Wenn  wir 
hier  nun  Hurg  Schlitz,  das  als  breiter  Schlossbau  weiss  aus  dem  Grün  hervor- 
leuchtet, besondeis  erwähnen,  so  geschieht  es  weniger  wegen  irgend  welcher 
Besonderheiten  der  Architektur,  die  im  Ganzen  bei  bequemer  Weiträumigkeit 
.schlicht  und  einfach  gehalten  ist,  als  wegen  der  besonderen  Art  der  Verbin- 
dung von  Kunst  und  Natur  in  jenem  klassicierenden  Geschmack  vom  Ende 
des  Will  und  Anfange  des  XIX.  Jahrhunderts,  dem  z.  B.  das  ältere  Ludwigs- 
lust, sowie  das  ältere  Doberan  sammt  den  älteren  Theilen  von  Heiligendamm 
ihre  ICntstehung  danken.  Dieser  Art  von  Schöpfungen,  die  eine  hinter  uns 
liegende  höchst  bcmerkenswerthe  Periode  des  kla.ssicierenden  Geschmacks  re- 
präsentieren, eine  Periode,  die  das  grosse  Publikum  ihres  zeitlichen  Zusammen- 
treffens wegen  gerne  mit  dem  französischen  Namen  »Empire«  bezeichnet,  obwohl 
dieser  Name  ihren  wirklichen  Zeit-Umfang  keineswegs  deckt  und  das  ganze 
Empire  vom  Standpunkte  seiner  Kunst  sogar  nur  als  eins  ihrer  Produkte  an 
einer  bestimmten  Stelle  anzu.sehen  i.st,  schliesst  sich  Burg  Schlitz  als  eine  der 
hervorragendsten  Leistungen  der  Garten-  und  Landschaft.skunst  jener  längst  ver- 
gangenen herrlichen  Tage  an,  die  in  Literatur  unt]  Kunst  soviel  Glanz  über 
Deutschland  ergossen  haben.  Wir  können  hier  in  keine  genauere  Einzel- 
beschreibiing  eintreten,  aber  es  ist  nicht  zuviel  gesagt,  wenn  wir  das  Land- 
schaft.sbild,  welches  sich  von  der  Rampe  des  Schlosses  oder  von  den  Platt- 
formen der  Dächer  (jder  oben  vom  Thurm  vor  dem  Beschauer  ausbreitet,  als 
ein  Paradies  bezeichnen,  gross,  weit  und  vollendet  schön  in  den  Formen  seiner 
Hügel    und  Thäler,    Wälder    und    l'elder,    Baumgruppen    und    Garten-Anlagen, 

•)  Hohen -Schlitz  bei  Thllrkow  und  (iörzhausen  ersclicincii  i8o2  zum  ersten  Mal  im  Slaats- 
kalcndcr,  Hohen -Schiit/  mit  Thllrkow  im  ritterschaftlichen  Amt  Otlstrow  verbunden,  (jörzhausen 
zukommen  mit  Karstorf  und  Hohen  Demzin  im  ritlerschaftlichcn  Amt  Stavenhagen.  Hurg-Schlitz 
dagegen  erhält  aU  neue  Anla(,'e,  <lie  1806  bc(;(ninen  und  1816  zum  ersten  Mal  bezogen  wird,  erst 
am  17.  Januar  1817  die  laii<lesherrliche  ficnchmigung  zur  l-lllirung  eines  eigenen  Namens.  Zugleich 
wird  c%  zum  llauptgut  erhoben  und  <la.s  bisherige  llauptgut  Karstorf  zu  einer  I'ertinenz  von  jenem 
gemacht. 


Burg  Schlitz. 


BURG   SCHLITZ.  83 

aus  denen  überall  hübsche  Dörfer  mit  Kirchthürmen  hervorlugen ,  und  in  deren 
Mitte  wie  eine  grosse  blaue  Perle  der  Malchiner  See  sich  ausdehnt.  Von  diesem 
eigenartigen  kultur-  und  kunstgeschichtlichen  Gesichtspunkte  aus  wollen  auch  die 
sechsunddreissig  Denkmäler  beurtheilt  sein,  die,  grösstentheils  sauber  aus  errati- 
schen Granitblöcken  der  Feldmark  hergestellt  und  theilweise  mit  eingemeisselten 
Versen,  Sprüchen,  Dedikationen  u.  dgl.  m.  versehen,  den  weiten  Park  und  Wald 
füllen  und  überall,  an  Wegen  und  Stegen  und  auf  freien  Plätzen,  den  Wanderer 
an  die  alte  klassische  Zeit  mit  ihrer  feinen  Empfindsamkeit  erinnern.  Mögen 
einzelne,  z.  B.  P}ramiden  mit  genauer  Angabe  der  Entfernung  von  Regensburg 
und  andern  Plätzen,  nach  denen  heute  im  neuen  Reich  nicht  mehr  gefragt 
wird,  für  die  aber  der  alte  Geh.  Legationsrath  und  Graf  irgend  ein  Interesse 
hatte,  für  den  Betrachter  etwas  Auffälliges  haben  und  mehr  wie  Spielereien 
denn  wie  ernst  gemeinte  Dinge  erscheinen :  was  thut  das  dem  Platze,  wo  sie 
stehen?  Ist  doch  die  Hauptsache  die,  dass  so  ein  Denkstein,  sei  es  auf 
grünem  Rasen,  sei  es  vor  einem  geschmackvoll  gruppierten  Hintergrunde  von 
Gebüsch  und  Bäumen,  wirkungsvoll  sich  abhebt.  Das  ist  aber  bei  allen  der 
Fall.  Es  wäre  daher  schade,  wenn  auch  nur  ein  einziges  dieser  alten 
schlichten,  glücklicherweise  aber  äusserst  dauerhaften  Monumente  verschwände.') 
Die  Bauzeit  des  Schlosses  währte  von   1806  bis    1823. 


Vorgeschichtliche  Plätze 

s.  am  Schluss  des  Amtsgerichtsbezirks  Staxenhagen. 


')  Wir  bemerken  dies  absichtlich,  weil  in  der  Vaterlandskunde  von  Kaabe-Quade  I, 
S.  1103,  eine  Bemerkung  darüber  zu  lesen  ist,  welche  zeigt,  dass  die  alte  Kunst  der  I.and.schafts- 
gärtnerei  in  Burg  Schlitz  nicht,  wie  es  hätte  sein  müssen,  vom  Standpunkte  ihrer  Zeit  aus  ver- 
standen und  beurtheilt  worden  ist.  —  Vgl.  Lisch  und  Wedenieyer,  Alinim  mecklenb.  .Schlösser  und 
Landgüter,   Heft  3   und  4,   S.  29 — 32.   —   Lisch,   Mecklenburg  in   Bildern   H,   S.  54—56. 


Ansicht  von   Malchin  aus  der  ersten   Hälfte  des   XIX.  jahrhundeits. 


Amtsgericlitstiezirk  laichin. 


Gescliichte 

der 

Stadt. 


Die  Stadt  Malchin;) 

'eschichte  der  Stadt.  Als  im  Anfaiif^e  des  XIII.  Jahrhunderts  das 
westlicli  \on  der  Stadt  Seehausen  in  der  Ahmark  i;elcgene  Cistei'- 
cien.ser- Nonnenkloster  Arendsee  seine  Besitzun<;"en  bis  in  das 
niecklenhnrijisclie  Circipanien  ausdehnt,  da  giebt  es  zwischen  Malchin  und 
W'argentin,  einem  erst  im  Jahre  1788  völlig  eingegangenen  Kirchdorf,  dessen 
unmittelbar  am  Alalchiner  See  gelegene  Feldmark  jetzt  mit  der  von  Basedow 
verbunden  i.st,  einen  ICichwald,  in  welchem  h'iichsgruben  (uo.sgrouen)  vorhanden 
sind,  die  als  Grenzpunkte  genannt  werden.  Das  ist  das  erste  Mal,  dass  der 
Name  Malchin  urkundlich  vorkommt:  es  geschieht  in  jener  Schenkungsurkunde 
des  Herzogs  Kasimar  von  Pommern,  in  welcher  er,  der  damals  Herr  von 
Circii)anicn  ist,  das  Dorf  VVargentin  mit  dem  halben  Wargentiner  See  am 
26.  Juni  1215  zu  Denmiin  dem  genannten  Kloster  überweist.''')  Es  wird  nicht 
angedeutet,  aber  man  empfangt  den  I'jndruck-,  dass  Malchin  um  diese  Zeit 
noch  ein  Dorf  ist.  Auch  steht  es  fest,  dass  der  grosse  schöne  See  seinen 
heutigen  Namen  noch  nicht  fülirt,  sondern  ganz  und  gar  zu  Wargentin  gehört 
und    den    Namen   *  Wargentiner  See«    auch    dann    noch    lange    behält,    als    die 


")  Im  XIII.  Jahrhundert  Malekin,  .Malcliyn,  Malechin  {,'eschi  ichcn :  >()it  des  Malek«  (alt- 
Btavi%ch  malü  =  klein):  Kuhiicl,  M.  lalnli.  ,\1,VI,  S.  89.  Deutsch  also  iinfjefähr  dasselbe  wie 
»Kleinhagen«. 

•)  M,  U.-H.  219.  371.  3715.  Vf;l.  Lisch,  .M.Jahih.  XV,  S.  1—22  (C.esch.  der  Besitzungen  des 
Kloster»  Arcnducc  in   Mcckleiiliur^;,   im    licsoiKlern   der    Di'irfcr  War^-eiilin   und   Köfjelin). 


GESCHICHTE    DER   STADT    MALCHIN.  85 

Besitzveihältnisse  \  öllig  andere  geworden  sind.  Aber  eine  grössere,  städtische 
Einrichtungen  zustrebende  Gemeinde  wird  Malchin  auch  damals  schon  gewesen 
sein,  denn  sonst  würde  es  uns  im  Jahre  1236  kaum  als  eine  fertige  Stadt  mit 
Kirche,  Pfarrer  und  Bürgern  entgegengetreten  sein,  als  eine  Stadt,  welcher 
Fürst  Nikolaus  von  Werle,  nachdem  Circipanien  in  demselben  Jahr  wieder  an 
Land  Mecklenburg  gekommen,  am  7.  April  dieses  Jahres  das  Schwerinsche 
Stadtrecht  verleiht.')  Dass  die  Kirche  gleich  den  meisten  unseres  Landes  der 
hl.  Jungfrau  Maria  und  dem  hl.  Evangelisten  Johannes  gewidmet  war,  erfahren 
wir  aus  jener  Urkunde  des  Bischofs  Wilhelm  von  Kammin,  in  welcher  er  am 
14.  Januar  1247  das  Filial-Verhältniss  der  Ba.sedower  zur  Malchiner  Kirche 
feststellt.-)  Um  diese  Zeit  giebt  es  auch  bereits  eine  mit  landesherrlichen 
Privilegien  ausgestattete  Mühle  zu  Malchin.'')  Uneinigkeiten  zwischen  der  Stadt 
und  dem  Kloster  Dargun,  welchem  das  benachbarte  Dorf  Gielow  geliört,  führen 
unter  Mithülfe  der  Landesherrn  und  des  Kamminer  Bischofs  Hermann,  der 
öfter  in  der  Stadt  weilt,  allmählich  zu  Ausgleichen:  die  Stadt  erhält  den  Wald 
zwischen  ihrer  und  der  Gielower  Feldmark;  das  Klosterdorf  Gielow  bekommt 
das  nicht  ganz  rechtmä.ssig  auf  seiner  Feldmark  angelegte  und  nach  Malchin 
eingepfarrte  Dorf  Moizle  zurück;  es  erfolgt  eine  bestimmte  Abgrenzung  des 
Hofes  Gielow,  auf  welchem  der  Darguner  Magister  Curiae  die  V^erwaltung  führt; 
und  endlich  leistet  das  Kloster  Spanndienste  beim  Malchiner  Brückenbau, 
wofür  es,  mit  einem  seinerseits  zu  leistenden  Zuschlag  von  Geld,  vom  Brücken- 
zoll befreit  wird:  alles  das  in  der  Zeit  von  1253  bis  1283.*)  Dass  das  Ver- 
hältniss  der  Stadt  zu  dem  nahen  Pommernlande  durch  die  einschneidenden 
politischen  Veränderungen  keine  nachhaltige  Trübung  erfahren  hat,  beweist 
eine  von  Herzog  Bogislav  am  20.  Juni  1286  zu  Ukermünde  crtheilte  Zoll- 
vergünstigung für  den  Malchiner  Handel  und  Verkehr  in  Anklam  und  anderen 
Städten  seines  Landes:  der  Zoll  soll  dort  nicht  höher  sein  als  in  dem  nahe 
gelegenen  Demmin.*^)  Das  gute  Verhältniss  der  Stadt  zum  l'ürstenhause  Weile 
aber  erfährt  eine  weitere  Bestätigung  durch  die  am  26.  Juni  1294  gegebene 
Genehmigung  zur  Erwerbung  sowohl  der  Pcene-Mühle  vor  der  Stadt  als  auch 
des  Wargentiner  Sees,  von  dem  natürlich  der  dem  Kloster  Arendsee  gehörende 
Theil  auszunehmen  i.st,  wenngleich  dies  nicht  besonders  gesagt  wird.")     Wenn 

')  M.  U.  I).  449.   7667.     Vijl.  .M.  Kunst-  u.  Gesch.  -  Denkm.  I,   S.  519  (537). 

*)  M.  U.-B.  589.     Vgl.  2404. 

»)  M.  U.-B.  595- 

*)  M.  U.-B.  721.  857.  858.  913.  1335.  1435.  1436.  i6S4.  Das  Dorf  Moizle  wird  im  XIV. 
Jalirluindert  nicht  mehr  genannt.  Schildt,  M.  Jahrb.  I. VI,  S.  205.  Zu  beachten  ist  auch  die  Be- 
freiung des  Klosters  Dargun  vom  Ausfuhr -Verbot,  das  für  Malchin  in  Betreff  von  Kornfrüchten 
erlassen  worden  war,  im  Jahre  1310:  M.  U.B.  3384.  6431.  Uebrigens  hören  wir  1357  wieder  von 
einem  Vergleich  neuer  Zwistigkeiten :  M.  U.-B.  8332.  Die  Legende  von  einem  Burgenbau  bei 
Malchin  im  Jahre  1261  gegen  pommersche  Raubritter,  welche  sich  auf  gar  keine  Urkunde  stützt, 
trotzdem  aber  in  viele  Bücher,  auch  in  Kaabe-Quade's  Vaterlandskunde,  eingedrungen  ist,  geht 
wahrscheinlich   auf  eine   Nachricht   in    Kiüvcr's   Beschreibung   Mecklenburgs,    11,   .S.  2S0,   zurück. 

^)  M.  U.-B.  1853.    1854. 

")  M.  U.-B.  2290.  Vgl.  7668.  10672.  Der  Kloster- Antheil  am  See  kommt  später  an  die 
von   Hahn   und  heisst  schon   im   XIV.  Jahrhundert    »das   Hahnen -Wasser« :   Li-.ch,  a.a.O.,   S.  13. 


$6  AMTSGERICHTSKKZIRK    MALCHIN. 

wir  diesen  Nachrichten  über  die  Kntwickeking  der  Stadt  noch  hinzufügen,  dass 
vierzehn  Ilufcn  im  Dorfe  Tessenow,  welche  der  Kirche  in  Malchin  gehören, 
mit  Genehmigung  des  Kamminer  Bischofs  und  Domkapitels  sowie  auch  des 
Fürsten  Nikolaus  von  Werle  an  das  Kloster  Doberan  verkauft  werden  und 
dieses  auch  in  den  Besitz  der  Malchiner  Mühle  gelangt,  so  ist  damit  alles, 
was  Pur  das  XIII.  Jahrhundert  urkundlich  feststeht,  angegeben   worden.*) 

Am  4.  September  1301  inkorporiert  Fürst  Nikolaus  von  Werle  die 
Pfarre  zu  Malchin  mit  allen  ihren  Einkünften  einer  der  Domherrenstellen  zu 
Güstrow,  verpflichtet  aber  ihren  jeweiligen  Inhaber  —  damals  ist  es  Martin 
von  Maliin  --  jedem  der  dreizehn  Domherren  wöchentlich  vierzehn  Prabenden- 
brote  zu  liefern,  wie  sie  ein  Scheffel  feinen  und  reinen  Weizenmehls  hergiebt, 
wogegen  die  Domherren  wiederum  den  Bcschluss  festsetzen,  auch  den  P^ürsten 
und  seine  Gemahlin  in  diese  Präbendenbrot- Gemeinschaft  aufzunehmen  und 
nach  dem  Schloss  in  Güstrow  gleichfalls  im  P'all  der  Anwesenheit  des  P^ürsten, 
oder  auch  wenn  die  Fürstin  allein  anwesend  sei,  dieselbe  Zahl  von  Broten  ab- 
zugeben.') Der  Stadt  Malchin  aber  giebt  derselbe  Fürst  am  25.  Mai  1302 
einen  Beweis  seines  W'ohlwollens  und  Vertrauens  dnmit,  dass  er  ihr  den  dritten 
Theil  der  Gefälle  des  Gerichts  in  der  Stadt  und  auf  dem  Stadtfelde  verleiht 
und  zugleich  für  eine  Stellvertretung  der  fürstlichen  Vögte  im  Fall  ihrer  Ab- 
wesenheit durch  den  Rath  der  Stadt  Sorge  trägt  ■^)  Ein  paar  Jahre  später 
hören  wir  von  einer  Krebsmühle  bei  Malchin  (Creuetesmolen),  welche  dem 
Ritter  Friedrich  von  Kardorfif  gehört.  P>  vermacht  sie  aber  am  6.  Juli  1 306 
dem  Kloster  zu  Dargun  mit  der  Bedingung,  dafür  für  sich  und  die  Seinigen 
die  letzte  Ruhestätte  im  Kloster  zu  erhalten')  13 10.  den  6.  Februar,  geht  der 
Antheil,  den  die  Stadt  an  der  Aussen-Mühle  (ante  ciuitatcm)  seit  1294  inne 
hat,  an  das  Kloster  Doberan  über,  zugleich  auch  das  Pligenthum  dieser  Mühle, 
die  wir  nach  dem  in  der  Urkunde  gebrauchten  Ausdruck  weder  mit  der  Krebs- 
mühle noch  mit  der  Mühle  in  der  Stadt,  die  das  Kloster  seit  1298  inne  hat, 
verwechseln  dürfen.'") 

In  den  Streitigkeiten  und  Kämpfen  der  Jahre  131 5  und  13 16,  in  denen 
l*"urst  Johann  von  Werle  eine  zweifelhafte  Rolle  spielt,  indem  er  Anfangs  auf 
Seiten  des  Königs  P>ich  und  seiner  Bundesgenossen  steht,  dann  aber  zur 
Partei  des  Markgrafen  Waldemar  von  Brandenburg  tritt  und  gleich  darauf  im 
Treffen  bei  Pu[>l(nv  von  seinen  nunmehrigen  Gegnern  gefangen  genommen 
wird,  niuss  er,  statt  ein  Lösegeld  zu  bezahlen,  unter  der  Bedingung  des  Ver- 
lustes,   am   23.  März    131^;   Haus,   Stadt    und   Land   Malchin  auf  sechs  Jahre  für 

•)  M.  L'.-H.  2436.  2443.  2446.  2502.  2621. 

*)  M.  U.-H.  275.  2854.  2868.  2887.  2908.  4218.  4598.  5130.  6743.  6744.  8428.  11453. 
Vgl.  Schröder,   Pap.  M.,   S.  871 — 73.  879. 

*)  M.  v.n.  2796. 

«)  M.  U.-B.  3101. 

•)  M.  L'.-B.  3373.  Diese  MUhle  vor  der  Stadt  wird  später  einfjegangen  sein:  heute  ist 
antMf  der  Krcl>Miiiilil«;  nur  die  grosse  Mühle  in  der  Stadt  vorhanden.  Vgl.  auch  M.  U.-15. 
9454    9801- 


GESCHICHTE    DEk    STADT    MALCHIN.  87 

10  000  Mark  löthigen  Silbers  dem  Könige  und  zugleich  dem  Fürsten  Heinrich 
von  Mecklenburg  zum  Pfände  setzen,  sowie  dem  kurz  vorher  von  ihm  beim 
Dorfe  Mölln  gefangen  genommenen  Grafen  Heinrich  von  Schwerin  unentgeltlich 
die  Freiheit  wiedergeben.^)  Die  Stadt  Malchin  leistet  bald  darauf  dem  Fürsten 
Heinrich  von  Mecklenburg  die  Pfandhuldigung,  aber  sie  nimmt  es  damit  nicht 
ernst  und  treu  genug,  wie  Kirchberg  erzählt,  ohne  darüber  weitere  Andeutungen 
zu  geben.-)  Wie  unterdessen  Fürst  Johann  von  W'erle  vom  Domkapitel  zu 
Güstrow  (bei  der  werleschen  Landestheilung  am  2.  December  13 16  war 
Malchin  an  die  Parchim-Goldberger  Hälfte  gekommen)  am  6.  September  13 18 
die  zur  Einlösung  von  Malchin  erforderliche  Summe  geschenkt  erhält,  diese 
Summe  aber  nur  als  Darlehn  angesehen  wissen  will,  wenn  der  Bischof  von 
Kammin  die  Schenkung  nicht  genehmigt,  erfahren  wir  aus  einer  besonderen 
Urkunde,  die  für  die  Verhältnisse  jener  Zeiten  charakteristisch  ist.^)  Im 
Uebrigen  hält  das  Haus  Werle,  beunruhigt  und  misstrauisch  geworden  durch 
die  Machtentwicklung  des  Fürsten  Hemrich  von  Mecklenburg,  in  der  Folge 
zum  König  von  Dänemark  und  sichert  sich  zugleich  durch  ein  Bündniss  mit 
Pommern.  Man  nimmt  dabei  wahr,  dass  der  Verlust  von  Lübz  mit  der  Türe, 
wie  es  begreiflich  erscheint,  besonders  schwer  empfunden  wird  und  dass 
Malchin  politisch  und  strategisch  als  einer  der  Hauptstützpunkte  der  Herren 
von  Werle  angesehen  wird.^)  Diese  Bedeutung  Malchins  tritt  vierzig  Jahre 
später  ganz  besonders  in  dem  Vertrage  zwischen  Herzog  Albrecht  von 
Mecklenburg  und  Herzog  Barnim  zu  Stettin  am  29.  August  1355  über  die 
Eventual-Succession  hervor,  insofern  die  Beschlussfassung  über  Malchin  vor- 
behalten bleibt.'') 

Den  16.  Juni  1330  hören  wir  von  einer  X'^erpfändung  der  Bede  des 
Landes  Malchin  durch  die  Fürsten  von  Werle  an  die  Gebrüder  Kossebade.'') 
Die  weitere  innere  und  äussere  P'ntwickelung  der  Stadt  ist  aus  dem  Bruchstück 
einer  Stadtrechnung  von  1331/32  zu  erkennen,  insofern  sich  ergiebt,  dass  in- 
zwischen ein  Heiligengeiststift  gegründet  ist  und  dass  Mauern  und  Thore  vor- 


')  M.  U.-H.  3818.  V^'l.  Dettmar- Chronik  (ed.  Kopi)maniry  I,  S.  429.  Rudlofl".  Hdl).  d.  ni. 
Gesch.  n,  S.  217 — 222. 

')  Reimchronik  von  Ernst  von  Kirchber^,  ed.  Westphalen,  Mon.  intd.  IV,  S.  810.  Rudlofl', 
Hdl).  d.  m.  Gesch.  II,   S.  222. 

>\Vev  iVK\e  ir  •.jcrrc  wolle  \\n 
Ter  hübe  \\&>  riii-  ^c^  ron  ülalcbv""' 
—  .sagt  der  alte    Kirchherf;. 

»)  M.  L'.-r..  4005.     Vgl.  dazu   3860.   7771.   7772. 

*)  M.  L'.-H.  4358.  6393.  9174.  9394-  9560.  Vgl.  Hand  IV  der  M.  Kunst-  u.  (Jesch.-Denkni., 
S.  513  und  514.  In  den  Eandfriedensbiindnissen  der  späteren  Zeit  steht  Malchin  mit  30  Mann 
eingeschrieben,  also  auf  gleicher  Stufe  wie  Neubrandenburg,  nur  überboten  von  I'archim,  Wismar 
und  Rostock.  Selb.st  Güstrow  bleil)t  dahinter  zurUck,  die  meisten  übrigen  Städte  aber  stellen  nur 
zehn   Mann:    M.  U.B.  7524.   7717,  .\nmkg.    791'- 

'-)  M.  L'.-B.  8125. 

')  M.  r.-H.  5154.  Sjiäter  sind  die  von  Harnekow  im  I'fandbesitz  der  Hede  aus  der  Vogtei 
Malchin:  M.  U.-15.  7378.  1359,  den  18.  Januar,  erhalten  auch  die  von  Moltke  einen  .\ntheil  daran: 
M.  U.-H.  8561. 


88  AMTSGEKICHTSHEZIRK    MALCHIN. 

haiulen  sind,  unter  ihnen  das  mehrmals  genannte  Wargentiner  Thor.^)  That- 
sachhch  findet  sich  denn  auch  schon  wenige  Jahre  nachher  der  gewiss 
nicht  bloss  bildlich  gemeinte  Ausdruck  »intra  muros  Malchin«  in  einer  Urkunde 
vom  22.  Januar  1338.-)  Zugleich  hören  wir  von  einer  erheblichen  Stiftung 
des  Malchiner  Bürgermeisters  Gerlach  Dempzin  und  seiner  Ehefrau  Gertrud, 
womit  diese  eine.sthcils  das  Heiligengeiststift  bedenken,  anderntheils  ein  Armen- 
haus für  nicht  weniger  als  zwölf  hülfsbedürftige  Personen  einrichten.  Auch 
andere  wohlliabende  Familien  in  der  Stadt,  wie  die  von  Reez,  Gube  und 
Sachow  werden  um  diese  Zeit  genannt,  die  sich  um  eine  Vikarei  in  der 
Malchiner  Kirche  verdient  machen.'^)  Deshalb  hat  sich  hier  auch  ein  Platz 
für  den  P'ranziskaner  -  Orden ,  die  fratres  minores,  gefunden,  von  denen 
bereits  eine  Strasse  den  Namen  trägt.^)  Dass  sich  die  Cisterciensermönche 
zu  Dargun  dort  in  anscheinend  noch  umfangreicherer  Weise  ausgebreitet  haben, 
erklärt  sich  aus  den  bereits  in  der  ersten  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts  vor- 
handenen Beziehungen   zwischen  Stadt   und  Kloster,    die   oben   erwähnt   sind.^) 

Noch  vor  dem  Abscheiden  des  Hauses  Werle  aus  der  Geschichte  em- 
pfängt das  bi.sherige  gute  Verhältniss  zur  Stadt  einen  schweren  Stoss.  Ein 
besonderer  äusserer  Anlass  ist  unbekannt.  Wir  erfahren  aber  aus  einer  Ver- 
söhnungsurkunde vom  II.  Juni  1372,  dass  sich  der  Trotz  des  selbstbewussten 
Bürgerthums  jener  Zeiten  während  der  Minderjährigkeit  des  Fürsten  Johann  d.  ä. 
zu  einer  Gewaltthat  hat  hinreissen  lassen,  nämlich  zur  Niederreissung  des  fürst- 
lichen Hauses  oder  Schlosses  in  der  Stadt,  das  mit  einem  Wall  umgeben  war. 
I-'ürst  Johann  von  Werle  söhnt  sich  zwar  mit  der  Stadt  wieder  aus,  aber  er 
verkauft  den  Wall  und  die  Stelle  des  abgebrochenen  Hauses  zu  Bürgerrecht 
und  wendet  der  eigenmächtigen  Stadt  den  Rücken.*') 

Es  naht  die  Zeit  des  Aussterbens  der  Goldbergcr  Linie  des  Hauses 
Werle.  Unsicher  über  ihre  Zukunft  verbinden  sich  die  Städte  Parchim, 
Malchin,  Teterow  und  Laage  am  23.  September  1374  zu  gegenseitigem  Schutz 
ihrer  Privilegien.'')  Aber  das  Haus  Werle  behält  die  Oberhand,  und  Malchin 
geht  auf  die  Güstrower  Linie  über.  In  einem  Streit  der  Stadt  mit  den  von 
.Maltzan  um  den  an  Sclujrssow  angrenzenden  Tlicil  des  Wargentiner  oder 
Malchincr  Sees   behält  jene  Recht,    und    die  Herren   von  Werle   bestätigen    ihr 

')  M.  L.-H.  5273.     Das    Steinthor  wird    zehn  Jahre    sjiäter    genannt    (freilich  nicht   in    einer 

Original -rrkundc,  sondern  —  wa.s  nicht  zu  übersehen  ist  —  in  deren  Abschrift  aus  dem  XVI. 
Jahrhundert):  M.  U.-B.  6198  (.  .  .  agri  jacenlis  extra  ciuitatem  infra  valuam  lapideam  et  aliam  valuam 

propric  Wargantinns  (I)  nuncupatam).  Das  Milhlenthor  wird  1 381  zum  ersten  Mal  urkundlich  ge- 
nannt:  M.  U.-H.  II  352. 

*)  M.  L'.-IJ.  5847.  ^'^,'l.  7^)51,  Annikg.  Die  Stadliiiaucrn  werden  .lucli  1372  uikundlicli  ge- 
nannt: M.  U.-B.  10334. 

')  M.  r.H. 6198. 

♦;  M.  U.U.  5847. 

*)  M.  U.-lJ.  6431   (habitacioncm,   curiani,   domuni   lapideam,   et  horreum  aliatiuc   cdificia  .... 
in  ciuitatc  nostra  Malchin   .   .   .  habent  .-ibl)as  et  conucntus).      Vgl.  M.  U.-15.  7651.   8332. 
•)  M.  U.  H.  10334. 
*)  .M.  U.  H.  10635. 


GESCHICHTE    DER    STADT    MALCHIN.  89 

am  29.  December  1374  aufs  Neue  den  Hesitz  des  Sees  und  der  Peene-Mühle 
vor  der  Stadt. ^)  Indessen  das  Verhältniss  zwischen  der  Landesherrschaft  und 
dieser  ist  vorläufig  noch  ein  bedingtes.  Das  sieht  man  sowohl  an  der  Ein- 
schränkung der  Huldigung  im  Jahre  1374  durch  den  vom  Malchiner  Rath 
gemachten  Hinweis  auf  die  Rechte  der  mecklenburger  Herren,  obwohl  doch 
diese  damals  noch  nicht  daran  denken  konnten,  die  werleschen  Lande  in  Besitz 
zu  nehmen,  als  auch  an  der  über  die  bedingte  Huldigung  unter  grosser  Zeugen- 
Betheiligung  aufgenommenen  Urkunde  vom  4.  Januar  1375.")  Die  hierin  kund 
gegebene  Vorsicht  entspringt  nämlich  dem  für  eine  Zeitdauer  von  vierzehn 
Jahren  geschlossenen  und  daher  noch  nicht  abgelaufenen  Rostocker  Vertrage 
vom  31.  Oktober  1366  zwischen  denen  von  Werle  einerseits  und  denen  von 
Mecklenburg  andererseits,  wenngleich  darin  auch  der  vor  der  Zeit  eingetretene 
Todesfall  Johanns  d.  ä.,  des  letzten  Herrn  von  Werle -Goldberg,  der  sich,  wie 
festgesetzt  war,  im  Jahre  1378  mit  der  mecklenburgischen  Herzogin  Euphemia 
vermählen  sollte,  nach  allen  Richtungen  hin  auf  das  Gründlichste  vorgesehen 
war.^)  Indessen,  da  sich  dieselbe  Herzogin  bald  darauf  mit  Fürst  Johann  d.  j. 
von  der  Linie  Werle -Güstrow  vermählt,  so  bleiben  die  seit  dem  genannten 
Vertrage  bestehenden  Freundschafts-  und  Verwandtschaftsverhältnisse  zwischen 
beiden  Theilen  dieselben,  und  die  angewendete  Vorsicht  der  Stadt  Malchin 
gelangt  zu  keiner  praktischen  Bedeutung.  Auch  hindert  das  in  keiner  Weise 
die  weitere  politische  Fntwickelung  durch  Verträge  verschiedener  Art  zwischen 
dem  Landesfürsten  und  seinen  Vasallen  auf  einer  Seite  und  der  Stadt  auf 
anderer  Seite.'*)  .Man  war  eben  in  jenen  Zeiten  nicht  allzu  empfindsam;  im 
Gcgentheil  genossen  gewaltthätiges  und  rücksichtsloses  Vorgehen  weithin  eine 
gewisse  Duldung  und  selbst  Entschuldigung,  wie  z.  B.  die  Ueberlistung  und 
Gefangcnnchmung  des  Ritters  Johann  von  Stralendorfif  durch  den  Malchiner 
Bürger  Adrian  Breide  im  Sommer  1383  und  der  von  einer  grösseren  Anzahl 
Malchincr  Bürger  bei  Gelegenheit  eines  Wortstreites  an  dem  Schorssower 
Maltzan  im  Frühjahr  1385  zu  Faulenrost  in  Gegenwart  des  Fürsten  Johann 
von  Werle  begangene  Todschlag  beweisen.^)  War  der  Fall  unangenehmerer 
Art,  wie  z.  B.  der  letztgenannte,  dann  half  man  sich  und  seinem  Gewissen 
durch  den  l^au  einer  Sühnekapelle  und  durch  Memorienstiftungen,  nahm  es 
aber  auch  damit  nicht  allemal  ernst,  wie  aus  einer  Urkunde  vom  25.  März  1403 
in  dieser  Schorssower  Sache   zu   ersehen  ist.'')     Der  Erschlagene  war  seit  dem 

*)  M.  U.-B.  10339.  10643.  10672. 

»)  M.  U.-B.  10678. 

*)  M.  U.-H.  9560.     KiidloiT,   H(ll).  d.  m.  (iesch.  II,  S.  470.  493.   511. 

*)  M.  U.  15.  1 1  1 13.    II  155.    1 1  378.    11444.    11451.    1 1  664. 

*)  M.  l'.  I).  1 1  524.  11665.  Acbnliche  V'eigewaltigunfjen  wie  dem  Joliann  StralendorlT  ge- 
schahen 1394  dem  Heyne  Plessen,  1400  dem  Koneke  Eggherdes,  1410  dem  Henneke  von  dem 
Kaland,  Gheiwen  und  Keiner  .Steffen,  1534  dem  Jürgen  Hogendorp  und  1536  dem  Matthia.s  Kerk- 
dorp,  wie  urkundlich  nachzuweisen  ist.  Verzeichnisse  der  Ritterschaft  im  Lande  Malchin  giebt  es 
von  1425  und  1491:  Lisch,  M.  Jahrl).  XXXVIII,  S.  176.  Abgedruckt  in  Gesch.  des  Geschlechts 
Maltzan   II,   S.  555,   und   IV,   S.  21 1. 

»)  Lisch,  (iesch.  des  Geschl.  Maltzan  III,  S.  36  (Urk.  468).  Vgl.  dazu  II,  S.  356  (Irk.  338); 
S.  365  (l'rk.  341);    S.  371  (L'rk.  344);    S.  374  (frk-  345)-     M- Jahrb.  XV,  S.  61. 


90  AMTS(;KRI(IITSr.KZIRK    MALCHIN. 

I.  November  1375  Pfandherr  des  Landes  Malchin  gewesen,  da  ihm  und  seinen 
Erben  an  diesem  Tage  von  den  beiden  h'ürstcn  Lorenz  und  Johann  von  VVerle 
das  Hundekorn,  sowie  das  höchste  und  niederste  Gericht  sanimt  allen  Unter- 
thanenpflichten  im  ganzen  Lande  Malchin  für  die  Summe  von  1800  Mark 
lubischer  Pfennige  überlassen  worden  waren.')  An  seine  Stelle  tritt  nun  der 
Bruder  Heinrich  von  Maltzan  als  Pfandherr  der  Vogtei  (vaghed  der  voghedye 
to  Malchin).-) 

Das  bedeutsamste  P>eigni.ss  für  die  Stadt  gegen  Ende  des  XIV.  Jahr- 
hunderts ist  —  wenn  wir  von  dem  im  Jahre  1382  geschehenen  Ankaufe  des 
Schnakenburg'schen  kleinen  Gutes  Pisede  zur  städtischen  Kämmerei  absehen 
—  der  grosse  Brand  der  Kirche  im  Jahre  1397.  Dabei  verliert  die.sc  ihren 
gesammten  Inhalt  an  Schmuck,  Gewändern,  Büchern,  Kelchen,  Leuchtern  und 
allem  Andern,  was  zu  ihrem  Bestände  nöthig  ist.  Wir  erfahren  das  aus  einem 
Ablassbrief  des  Kamminer  VVeihbischofs  Johann,  Bischof  von  Garda  in  partibus, 
der  am  6.  Juni  des  Jahres  in  der  Stadt  anwesend  ist  und  in  diesem  Briefe 
nicht  bloss  einen  weitreichenden  Ablass  gewährt,  sondern  die  Aussendung  von 
Boten  zur  Ein.sannnlung  milder  Gaben  gestattet.^)  Da  entsteht  nun  der  statt- 
liche hochgothische  Bau  der  heutigen  Kirche  an  Stelle  der  älteren  und  niedrigeren 
spätromanischen  Kirche  aus  der  ersten  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts  (s.  u.). 
Der  Uebergang  der  Stadt  an  das  Haus  Mecklenburg  nach  dem  Aussterben 
des  Mannesstammes  der  letzten  Linie  des  Hauses  Werle  im  Jahre  1436 
und  die  dew  Herzögen  \on  Mecklenburg  noch  im  selben  Jahre  dargebrachte 
Huldigung;  die  I^ventualhuldigung  an  das  Haus  l^randenburg,  das  bei  dieser 
Gelegenheit  am  12.  April  1442  zu  Wittstock  das  Zugeständniss  der  Eventual- 
Succession  von  Mecklenburg  erreicht  hatte,  und  die  noch  im  selben  Jahre  am 
Abend  v(jr  Hinnnelfahrt  erfolgte  Privilegienbestätigung  durch  die  Markgrafen 
Friedrich  d.  ä.  und  Friedrich  d.  j.; ')  der  Ankauf  der  Binnenmühle  vom  Kloster 
Doberan  durch  (]cu  Rath  im  Jahre  145 1;  das  von  den  beiden  Herzögen 
Heinrich  d.  ä.  und  Heinrich  d.  j.  von  Mecklenburg  erlassene  Verbot  im  Jahre 
1460,  weiterhin  noch  liegende  Gründe  in  Malchin  an  Geistliche  zu  vermachen 
und  bei  Lebzeiten  zu  überlas.sen  —  bei  Verlust  des  der  Landesherrschaft 
anheimfallenden  Vermögens  uud  vom  Veräu.s.serer  überlassenen  Gutes,  sowie 
bei  Strafe  der  Vertreibung  der  dawider  handelnden  Geistlichen  aus  der  Stadt, 
es  sei  denn,  dass  es  mit  Kath  und  Willen  der  Bürgermeister  und  Rathmannen 
geschehen  und  da.ss  in  diesem  Ivillc  den  ICrben  der  Stifter  die  Wiedereinlösung 
des  gestifteten  Gutes  mit  baarem  Gelde  verblieben;    die  Privilegienertheilungen 


•)  M.  U.  B.  1 1 665. 

")  Lisch,  a.  a.  ().  II,   S.  378  (Urk.  347). 

■)  M.  U.B.  II405.  M.  Jahrb.  XXXI,  S.  93— 95.  I)al)ei  wird  versehentlich  als  besonderer 
Schutzpatron  der  hl.  Johannes  Haptista  an  die  Stelle  des  in  der  Kamminer  Konfuniatioiisurkunde 
Tom    14.  Januar   1247   richtig  genannten   hl.  Johannes   P^angelista  gesetzt. 

*)  KudlofT,  Hdb.  d.  m.  CJcsch  II,  S.  41.  178.  742—746.  749  —  754.  Vgl.  M.  Kunst- u.  Gesch.- 
Denkm.  IV,  .S.  582.  —  Unter  den  .Malchiner  Urkunden  und  Akten  finden  sich  in  der  Zeit  von 
1286  bis   1697   Ul>cr  zwanzig  fürstliche   Privilegien  -  Bestätigungen. 


GESCHICHTE    DER    STADT    MALCHIN.  9I 

vom  Rath  an  die  Schöngewandschneider  1463,  an  die  Kaufleute- Gilde  ebenfalls 
1463,  und  an  das  Haak-  oder  Haken-Amt  15 10,  die  am  6.  März  1489  ge- 
schehene Einverleibung  der  Teterower  Pfarre  in  die  Malchiner  Pfarre  und 
damit  zugleich  in  das  Güstrower  Domstift  zwecks  Aufrechterhaltung  der 
Mallin'schen  Präbendenbrot- Stiftung  (s.  o.):  das  sind  die  Hauptmomente  in 
der  Entwickelung  städtischer  Verhältnisse  des  XV.  Jahrhunderts  und  schon 
darüber  hinaus.^) 

Ueber  die  Kirchen -Reformation  in  Malchin,  für  die  der  eben  erwähnte 
Erlass  der  beiden  mecklenburgischen  Herzöge  vom  Jahre  1460  fast  wie  ein 
früher  Vorbote  erscheint,  hat  Lisch  einen  lesenswerthen  längeren  Aufsatz  im 
M.  Jahrb.  XVI,  S.  98 — 125,  niedergelegt,  auf  den  wir  hier  verweisen.-)  In 
Malchin  giebt  es  einen  harten  Widerstand,  spät  erst  unterliegt  das  Alte  dem 
Neuen.  Im  Jahre  1561,  nach  Antritt  des  Darguner  Erbes  durch  den  Herzog 
Ulrich,  schenkt  dieser  das  in  Malchin  gelegene  Haus  des  Klosters  mit  Hof 
und  allen  dazu  gehörenden  liegenden  Gründen,  aber  mit  Ausnahme  aller 
Hebungen  an  Zehnten  und  aus  Holzungen  und  Wiesen  sowie  alles  dessen, 
was  sonst  um  des  Klosters  willen  jährlich  dahin  gebracht  worden  sei,  seinem 
bewährten  Rath  Kruse  auf  Varchentin  und  dessen  Erben.  Zugleich  erhält 
der  Amtmann  in  Dargun  den  Befehl,  den  Ebengenannten  sofort  in  seinen 
Besitz  einzuweisen.^) 

Mit  dem  Beginn  des  Reformationszeitalters  tritt  das  Intere.sse  an  den 
Stadtgeschichten  vor  dem  der  Landesgeschichte  zurück.  So  ist  es  denn  auch 
ebensosehr  und  mehr  noch  ein  landesgeschichtlicher  Akt  als  ein  stadt- 
geschichtlicher, wenn  bei  der  »Totaldivision«  der  Herzogthümer  Schwerin  und 
Güstrow  im  Jahre  1621  neben  der  schon  seit  1572  für  die  Landtagsversamm- 
lungen dienenden  Stadt  Sternberg  im  Herzogthum  Schwerin  die  Stadt  Malchin 
im  Herzogthum  Güstrow  für  die  umschichtig  in  dem  einen  und  dem  anderen 
Landestheil  abzuhaltenden  gemeinsamen  Landtage  der  Ritter-  und  Landschaft 
eingesetzt  wird. ')  Die  noch  übrig  bleibende  Geschichte  des  X\TI.,  X\TII. 
und  des  Anfanges  des  XIX.  Jahrhunderts  ist  im  Wesentlichen  eine  Leidens- 
geschichte, besonders  die  des  dreissigjährigen  Krieges,  durch  welchen  die 
Blüthe  des  Bürger-  und  Bauernstandes  vernichtet  wird.'')  Wir  verweisen  in  dieser 
Beziehung  auf  die  aus  den  Stadtbüchern  wie  »Kraut  und  Rüben«  zusammen- 
gestellten chronistischen  Aufzeichnungen  in  dem  Büchlein  von  Herm.  Christian 
Heinrich  (iotthardt:  »Sagen  der  Vorzeit  Malchins  und  Denkwürdigkeiten  der 
Stadt  während  der  letzten  drei  Jahrhunderte,  zusammengetragen  aus  mündlichen 


')  Vgl.  Urkunden  und  Akten  im  (Irossh.  .\rcliiv.  Dazu  oben  S.  5  (hei  Teterow).  Lisch, 
M.  Jahrb.  XH,  S.  16.   17.     X.\.\L  S.  85. 

»)  Vgl.  .M.  Jahrb.  VIII,  S.  44. 

•)  Nach  bisher  nicht  gedruckten  Urkunden  der  Stadt  Malchin.  Abschriften  im  (Irossherrogl. 
Archiv.    Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  I,  S.  527  (546). 

*)  Assecurations- Revers  Art.  XIV.   XXIIf.      RudlofT,    Hdb.  d.  m.  Gesch.  II,   S.  209. 

*)  Es  sollen  einst  300  (!)  Tuchmacher  in  .Malchin  ihr  Hrot  gefunden  haben:  (Jotthardt,  a.  a.  ()., 
Seite  34. 


92  AM  rSGKUICllTSlJKZIRK    MALCHIN. 

Uebcrlieferungen,  städtischen  Urkunden  und  eigenen  Heobaclitungen.«  Malchin, 
1862,  gedruckt  bei  J.  W.  Piper. ^) 

Besondere  Erwähnung  verdienen  das  persönliche  Eingreifen  und  der 
Besuch  des  Herzogs  Gustav  Adolph  in  Malchin  nach  der  grossen  Feuersbrunst 
am  3.  Juni  1663;-)  die  tausend  Drangsale  während  des  nordischen  Krieges, 
wobei  die  Stadt  die  Fischereigerechtigkeit  auf  dem  grossen  See  verliert,  indem 
sie  diese  stückweise  an  die  umliegenden  Güter  verkauft;^)  das  Bombardement 
der  von  den  Schweden  besetzten  Stadt  in  der  Nacht  vor  Neujahr  1762  durch 
die  Preussen,^)  die  Einquartierung  von  Russen  im  Jahre  1805  und  von  Franzosen 
unter  Murat  im  Jahre  1806,  wobei  die  Kirche  als  Heu-  und  Stroh -Magazin 
benutzt  wird,'')  und  endlich  die  Bildung  des  »Reform Vereins«  im  März  1848 
und  des  »Constitutionellen  Vereins«  im  September  desselben  Jahres,")  wobei  man 
an    die  ergötzlichen   Schilderungen   in  P^ritz  Reuters   »Stromtid«    erinnert   wird. 

In  diesen  letzten  Dingen  macht  sich  das  erste  politische  Wiederaufleben 
bemerkbar,  ein  Wiederaufleben,  das  seitdem  besonders  im  Handel  und  Verkehr 
zugenommen  hat.  Indessen  finden  sich  selbst  in  den  erwähnten  Leidenszeiten 
allerlei  Thatsachen,  welche  beweisen,  dass  die  Kraft  zum  Schaffen  niemals 
ganz  erlahmte.  Wir  rechnen  dahin  z.  B.  die  Gründung  einer  Synagoge  im 
Jahre  1764  und  deren  Neubau  1837,  den  Bau  eines  Schulhauses  1782  und 
dessen  Neubau  1846/47,  sowie  endlich  den  Neubau  des  Rathhauses  im  Jahre 
1842,  wobei  man  im  Thurmknopf  des  alten  Hauses  eine  lange  Mittheilung 
aus  dem  Jahre  1745  fand,  in  welchem  eine  durchgreifende  Restauration  des 
Hauses  stattgefunden  hatte.') 

\^on  vor-  und  nachreformatorischen  Geistlichen  ist  eine  grosse  Zahl 
Namen  überliefert,  für  die  wir  theils  auf  die  Verzeichnisse  in  den  Personen- 
und  Standcsregi.stern  des  mecklenburgischen  Urkundenbuches,  theils  auf  die 
kleine  Schrift  des  Pa.stors  Chri-stian  Alard  (171 2 — 1723)  über  das  Jubelfest  der 
Reformation  im  Jahre  1717,^)  auf  Schrödcr's  papistisches  Mecklenburg  und  die 
Geschichte  der  Malchiner  Kirchenreformation  im  M.  Jahrb.  XVI,  S.  98  bis  125, 
verweisen,  dazu  auch  auf  einen  nur  im  Manu.skript  vorhandenen  Cleemann'schcn 


')  F"Ur  das  Ende  des  .W'I.  und  den  Anfanjj  des  .\\I  I.  Jaliilninderls  siiul  die  Sadenwatlier'schen 
Aufzcichnun;;en  licnutzt,  für  die  letzten  elf  Jahre  des  dieissi{jjäliri{;en  Krieges  und  die  nachfolgenden 
Zeiten  die  des  lUIrgermeisters  llarthold  Zahindt,  des  15ürgeinieisters  Lorenz  (Joldschmidt  u.  a.  m. 
(Gotthardt,  a.  a.  O.,  S.  23.  40.  50.  120).  —  Zu  den  Nachrichten  aus  dem  dreissigjährigen  Krieg 
ist  für  dessen   Anfang  auch   Klüver,   Beschr.  M.'s,   II,   S.  280 fT.,   heranzuziehen. 

*,  (iotthardt,  a.  a.  O.,  S.  44. 

•)  Gotthardt,  a.  a.  O.,  S.  46—50. 

*)  Gotthardt,  a.  a.  <^).,  S.  55^-  I>azu  ist  besonders  ein  von  i'ogge-tJevczin  im  Malcliiiicr 
General- Anzeiger  vom  5.  und  10.  März  1899  veröffentlichter  .\uszug  aus  dem  Tagebuch  des 
Malchiner  Kupfentchmicdes  Michael  Kriedr.  Uehm  zu  vergleichen. 

*,  Gotthardt,  a.  a.  O.,  S.  65  ff. 

•)  Gotthardt,  a.  a.  ().,  S.  72  (f. 

')  (iolthardt,  a.  a.  ().,  S.  14.    19.  20.   36.  37. 

*)  Malchinsches  l>cnckmahl  nach  ahgelegleni  evangelisch -lutherischen  Jubelfest  ....  des 
1717.  Jahren  ....  von  Christian  .Alaid,  (JlKtrow  bei  Job.  L<-mbkcn,  .S.  27 — 40.  42 — 44  (Aus  Ver- 
zcichnisM^n   von  Kirchlchncn,   Kalands- Summarien,   und  aus  Kircliciil)ilchern  des  .W'II.  J.Tlirluiiiderts). 


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KIRCHE   ZU    MALCHIN,  93 

Nachtrag  zu  dessen  Repertorium  universale  (im  Grossherzoglichen  Archiv). 
Das  Alard'sche  Verzeichniss  reicht  bis  zu  seiner  eigenen  Person.  Er  stirbt 
den  1 1 .  November  1723.  Es  folgen  Friedrich  Wilhelm  Krüger  (1725  — 1755) 
und  Augustin  Grapius  (1728 — 1733),  Samuel  Sigismund  (1735  — 1762)  und 
J.  H.  A.  Müller  (1755 — 1787,  f  1792),  Joh.  Andr.  Fabricius  (1763  — 1799)  und 
Joh.  Christoph  (nicht  Christian)  Lehmann  (1787 — 181 1,  Kollaborator  des 
gemüthskrank  gewordenen  Pastors  Müller).  Ueber  die  Geistlichen  des  XIX.  Jahr- 
hunderts s.  Walter  a.  a.  O.  Seit  dem  ersten  Adventssonntage  1848  ist  Malchin 
der  Sitz  einer  Superintendentur.  ^) 


Die  Kirche. 

aubeschreibung.     Die  Kirche  zu  Malchin  ist  ein  vornehm  wirkender  hoher     Beschrei- 
Backsteinbau,    dessen  Chor    mit  drei  Seiten  aus   dem  Achteck  schliesst     hmig  des 
und  dessen  dreischiffiges  Gemeindehaus  einen  von  beiden  Seiten  her  erleuchteten  «lues. 

Obergaden  hat.  Die  mit  schwarzglasierten  gothischen  Thonfriesen  verzierten 
Gesimse  des  Obergadens  sind  alt,  d.  h.  sie  gehören  dem  nach  dem  Jahre  1397 
begonnenen  Bau  an  (s.  o.),  die  der  Seitenschiffe  dagegen  stammen  aus  dem 
Jahre  1870.  Der  Grundriss  und  die  Abbildungen  ersetzen  nun  zwar  im 
Uebrigen  die  weitere  Beschreibung,  aber  sie  lassen  nicht  erkennen,  was  und 
wieviel  von  der  ausgebrannten  alten  Kirche  in  die  neue  übergegangen  ist. 
Nur  soviel  sieht  man  auch  aus  ihnen,  dass  hier  verschiedene  alte  und  neuere 
Theile  schliesslich  zu  einem  Ganzen  vereinigt  worden  sind,  wie  es  nicht  von 
Anfang  an  erdacht  worden  war.  Von  der  alten  Kirche  steht  noch  heute  die 
südliche  Wand  der  Abseite  mit  ihren  romanischen  Ecklisenen,  von  denen  die 
östliche  durch  den  ersten  Strebepfeiler  des  jüngeren  Baues  beinahe  ganz  ver- 
deckt ist.  Demgemäss  fehlen  auf  dieser  Seite  die  gothischen  Strebepfeiler  und 
jene  Granitsockelbildungen,  die  an  dem  jüngeren  l^au  wahrzunehmen  sind. 
Auch  sind  noch  Spuren  der  ehemaligen  romanischen  Fensterlaibungen  zu 
erkennen,  die  man  ausgehauen  und  durch  breitere  gothische  I'enster  ersetzt 
hat.  P'erner  ist  im  Innern  der  angebauten  Kapelle  auf  dem  Weslende  noch 
etwas  von  dem  südlichen  Theil  des  ehemaligen  Westgiebels  der  alten  romani- 
schen Kirche  zu  erkennen.-)  Es  sind  dies  der  Rest  eines  Rundbogenfrieses 
unter  einer  zweifachen  Stromschicht  und  ein  Fensterschlitz  mit  schräge  ein- 
gehenden Wandungen.')  Ueberhaupt  enthält  der  ganze  südwestliche  Theil 
auch  sonst  im  Innern  soviele  Spuren  vom  Bestände  des  alten  Baues,  dass  es 
ein  Leichtes  sein  würde,  diesen,  der  höchst  wahrscheinlich  eine  drei.schiffige 
Hallenkirche  von    gleicher   Breite  war   und    ein  Gemeindehaus  von    der    Länge 


•)  Gotthardt,   a.  a.  C).,   S.  37. 

*)  Auch  in  der  Doheraner  Abteikiichc  und  im  Schweriner  Dom  sind  die  sddwesthchen 
Theile  des   Haiies  die  Träger  des  alten   Hestandes. 

*)  Oberhalb  des  romanischen  Frieses  erscheint  (als  erste  Konccssion  an  die  KrUhgothik) 
eine   vertiefte   vierbliitterige   Kleeblatt -Verzierung. 


94 


AMTSGERICHTSBEZIRK    MALCHIN. 


dreier    Ge- 
wölbejoche 
hatte,    ganz 
wieder  so  auf- 
zubauen wie  er 
einst  aussah. 
Als  wesentlich 

Neues    er- 
scheint   dann 
ihm  gegenüber 
in    dem    zwei- 
ten   Kirchen- 
bau   die    Er- 
höhung   des 
Mittelschiffes 
zu    einem 
Obergaden, 
sowie  dessen 
Erweiterung 
nach    Osten 
hin  um   je  ein 
Gewölbejoch 
in    allen     drei 
Theilen  (wobei 

es    dahin- 
gestellt bleiben 
kann,  ob  man, 

wie    Lisch 

meint, Anfangs 

an  seitliche 

Ausladungen 

durch  ein 

Querschiff 

dachte),   und 

endlich 

auch 
der    An- 
bau   des 
hohen 
Chores 

mit 
seinem 
Poly- 
gonal- 


KIRCHE    ZU    MALCHIN. 


95 


schluss.^)  Am  auffälligsten  aber  erscheint  der  Thurmbau,  der,  auf  der  Nord- 
seite der  Kirche  liegend,  mit  seiner  Breitseite  nur  die  nördliche  Hälfte  der 
Kirche  deckt,  und  dessen  inneres  Gemäuer  durch  einen  nachträglich  plump 
in  die  Mitte  gesetzten  schweren  Stützpfeiler  des  Glockenstuhls  einen  sehr  wenig 
erfreuenden  Anblick  bietet.  Wie  ist  diese  eigenthümliche,  dem  Bau  von  1397 
angehörende  Anlage  zu  erklären?  W^ollte  man  zwei  Thürme  neben  einander 
haben  und  kam  der  zweite  Thurm  in  Folge  des  dazwischen  tretenden  stattlichen 


üfnim,  pmmi 


Kapellenbaues  im  Westen  nicht  zur  Ausführung?  Oder  war  diese  Kapellen- 
Idee  die  erste  und  trat  in  Folge  davon  der  Thurm  seine  althergebrachten 
Rechte  auf  die  Mitte  an  die  Kapelle  ab,  zu  welcher  dann  noch  eine  Vor- 
halle hinzukam:  Die  Antwort  ist  nicht  leicht.  Was  uns  betriftt,  .so  möchten 
wir  dem  letztgenannten  Verh.iltni.ss  den  Vorzug  geben;  zu  völliger  Gewi.ssheit 
hierüber  alier  werden  wir  deshalb  niemals  gelangen,  weil  es  über  den  Thurm- 
bau an  Urkunden  und  älteren  Akten  fehlt,  und  weil  aus  den  Mauern  ganz  allein 
auch  nicht  immer  unfehlbare  Schlüsse  gezogen  werden  können,  wenig.stens 
nicht   über   alle  Punkte,    die    dabei    in   I-'rage    kommen.     Nur   das  möchte  man 


')  Am    Chor    ist    zu    beachten,    dass    .sein    .schwarz    {jla.sierter    Fries    ein    anderes    gothisches 
Mu.ster  zeigt  als  der  des  Schiffes  der  Kirche. 


96 


AMlStJERlClITSHKZlKK    MALCHIN. 


für  ausgemacht  halten,    dass  die  alte  romanische  Kirche  des  XIII.  Jahrhunderts 
keinen  Thurm  hatte.     W'cärc  dieser   irgendwie   beabsichtigt  gewesen,   so  würde 
man  die  Westseite  der   Kirche   nicht  mit  jenen  trefflichen   Blenden-  und  Fries- 
Verzierungen  versehen  haben,  von 
denen  noch  heute  ein  ansehnlicher 
Theil    hinter    dem    spätgothischen 
Bau  sichtbar  wird.    Die  Bedachung 
des  jetzigen  Thurmes  stammt  aus 
der  zweiten  Hälfte  des  X\'II.  Jahr- 
hunderts.    Man    ersieht    das    aus 
dem  Visitationsprotokoll  von  1662, 
in    welchem    es    heisst,    dass    die 


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Vom   Westgiebel  der  Kirche. 
(Innerhallj  der  Marienkaiielle.) 


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im  Jahre  1648  im  Monat  Februar 
heruntergefallene  Spitze  »in  et- 
was wieder  a  u  f  f  ge  b  a  u  e  t«, 
aber  noch  nicht  wieder  vollends 
fertig  sei.') 
Altar-  Der  Altaraufbau  ist  ein  Werk 

aufbau.  (Jcs  klassicierenden  und  romanti- 
sierenden Geschmacks  vom  kjide 
des  zweiten  Jahrzehnts  im  XIX. 
Jahrhunflert;  an  ihm  berühren  sich 
die  Formen  antiker  Säulen  und 
antiken  Gebälks  mit  denen  der 
I*hanta.sie-     oder     »modificierten«  ....,, 

r^ach   /cicniuinfjcii   von    rnes. 

Gothik     des     XIX.    Jahrhunderts. 

Seine  .schönen  mattrosafarbenen  Säulen    aber  sind    nicht  aus  Marmor,    sondern 
•)  Vgl,  Lisch.   M.  J.ihrh.  XXXI,   S.  82—95. 


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Inneres  der  Kirche  zu   Malchin.      Blick  auf  den   Altar. 


Innen s  (1(  r  Kirche  zu  Malchin.     Blick  auf  die  Orgel, 


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KIRCHE   ZU   MALCHIN.  97 

aus  Stucco-Lustro  hergestellt.  Sie  fassen  ein  Gemälde  ein,  das  die  Kreuzigung 
Christi  darstellt  und  eine  Arbeit  des  angeblich  aus  Malchin  gebürtigen  Malers 
Wilhelm  Krüger  ist,  der  damals  (1824)  und  noch  lange  nachher  in  Dresden 
lebte.  Ausserdem  gereicht  dem  Altar  ein  trefflicher  Krucifixus  von  Silber  auf  Krucifixus. 
einem  Bronzefuss  zum  Schmuck,  welcher  der  Kirche  am  i.  Januar  1894  über- 
wiesen wurde. 

An  der  Westwand  der  Kirche  hängt  der  frühere  Altaraufsatz,  eine  Früherer 
unrechter  Weise  arg  vernachlässigte  Holzschnitzerei  mit  Polychromie  und  Ver-  Altar- 
goldung,  ein  Werk  vom  Anfange  des  XV.  Jahrhunderts,  ohne  Zweifel  jenes  ^"'satz. 
Triptychon,  das  den  Hauptaltar  der  neuen  Kirche  nach  dem  grossen  Brande 
von  1397  zierte.  Das  Mittelstück  enthält  die  Krönung  der  Jungfrau  Maria, 
aber  es  ist  dabei  zu  beachten,  dass,  wie  es  in  der  vorreformatorischen  Zeit 
sicher  nicht  war,  beide  Figuren  ihre  Plätze  gewechselt  haben:  sie  wenden  sich 
gegenseitig  den  Rücken  zu.  Sehr  zu  würdigen  ist  das  Schnitzwerk  in  der 
Basis  der  Mittelgruppe:  es  sind  alttestamentliche  Halbfiguren  mit  Spruch- 
bändern. Unter  den  Nebenfiguren  zu  jeder  Seite  der  Mittelgruppe  fallen  oben 
die  beiden  Schutzheiligen  der  Kirche,  Johannes  Evangelista  und  der  später 
ihm  zugesellte  Johannes  Baptista,  als  nächste  oben  rechts  und  links  ins  Auge. 
Es  sind  im  Ganzen  sechsunddreissig  Heiligenfiguren,  unter  ihnen  die  zwölf 
Apostel.  Die  Rückseiten  der  Innenflügel  und  die  beiden  Seiten  der  Aussen- 
flügel  sind  bemalt  mit  neutestanientlichen  Scenen  aus  der  Leidensgeschichte 
und  mit  Darstellungen  aus  dem  Leben  des  Evangelisten  St.  Johannes. 

Eine  eingehende  Beschreibung  aller  Schnitzfiguren  und  Bilder,  an  denen 
auch  die  niederdeutschen  Inschriften  von  vielem  Interesse  sind,  finden  wir 
bei  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXI,  S.  8q — 92,  worauf  wir  verweisen.  Hier  wollen 
wir  nur  auf  das  Nachdrücklichste  betonen,  dass,  wenn  irgend  ein  mittel- 
alterliches Kunstwerk  eine  bessere  Erhaltung  und  Wiederher- 
stellung verdient,  es  dieses  Triptychon  ist  (ebenso  sehr  wie  das 
alte  Werk  in  der  Kirche  zu  Tempzin). 

Die  Kirche  hatte  es  im  Mittelalter  auf  dreissig  Altäre  gebracht  (neun- 
undzwanzig Nebenaltäre  neben  dem  Hauptaltar).  Es  hat  sich  davon  ein 
genaues  Verzeichniss  mit  allen  Intraden  aus  dem  Jahre  1549  erhalten,  das 
von  Christian  Alard,  a.  a.  O.,  S.  27 — 30,  und  siebenzig  Jahre  später  auch  in 
Schröder's  Kirchenhistorie  des  evangelischen  Mecklenburg  I,  S.  396-398, 
abgedruckt  ist.  Man  begreift  daher  die  Erweiterung  der  Kirche  durch  eine 
grosse  Kapelle  im  Westen,  für  die  der  Thurm  ebenso  zum  Eingange  diente 
und  noch  heute  dient,  wie  für  die  Hauptkirche.  Ein  eigener  Name  für  diese 
Kapelle  ist  nicht  überliefert,  aber  sie  wird  ohne  Zweifel  jene  Kapelle  sein, 
in  welcher  nach  dem  ebengenannten  X'erzeichniss  wenigstens  vier  .Mtäre  unter- 
gebracht waren.  ^)  Demgemäss  würden  für  die  Kirche  noch  sechsundzwanzig 
Altäre  übrig  bleiben.  Von  ihnen  gehörte  je  einer  auch  den  Dominikanern 
und  den  Franziskanern. 

KanzeL     Die   jetzige  Kanzel    ist  ein    neugothisches  Werk   unserer  Zeit.       Kanzel. 


')  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXI,  S.  88,  hat  Neigung,  sie  als  > Marien -Kapelle«  zu  bezeichnen. 
Wir  glauben  aber,  dass,  wenn  sie  diesen  Namen  wirklich  geführt  häUe,  er  >ich  auch  erhalten 
haben  würde. 

7 


98 


AMTSGER1CIITS15KZIRK    MALCHIN. 


KIRCHE   ZU   MALCHIN. 


99 


100 


AMTSGKRTCHTSREZIRK    MALCHIN. 


Alu- 
Kanzel. 


Orgel 


Künstlerisch  bedeutender  erscheint  die  alte  Kanzel,  ein  Schnitzwerk 
der  Renaissance  vom  Jahre  1571.  Sie  steht  jetzt  unter  dem  Raths-Chor. 
Ihr  Verfertiger  hiess  Hans  Boeckler,  der  nach  einem  aus  Stettin  gekommenen 
Vorbilde  arbeitete.  Das  Cleld  dazu  (104  Fl.  =  52  Rthlr.)  war  von  einzelnen 
Mitgliedern  aus  der  Gemeinde  aufgebracht.  Von  dem  übrig  gebliebenen 
Gelde  (6  Fl.  6  ßl.  =  3  Tlilr.  6  ßl.)  wurde  ein  messingener  W'andarm  mit 
Leuchter  beschafft.*) 

An  der  Vorderseite  der  Kanzel  in  säulenverzierten  Nischen  die  vier 
Kvangeli.sten.  Darunter,  auf  einem  \\'appenschilde  mit  drei  Herzen,  der 
Name  des  Stifters  CONRADUS  FROLIKE.'j  Die  Jahreszahl  1571  findet  sich  am 
Schalldcckel. 

Orgel.  Die  jetzige  Orgel  mit  ihrem  Prospekt  .stammt  von  dem  Rostocker 
Orgelbauer  Paul  Schmidt  und  ist  1780  errichtet.  Die  Empore  wurde  von  dem 
Zimniermeistcr  Deichert  und  dem  Tischlermeister  Joh.  Sponholz  verfertigt,  die 
Malerei  und  Vergoldung 
von  den  Malern  Pet. 
Joh.  Koch  aus  Güstrow 
und  Justus  Chr.  Hans 
Heiberg   in    Malchin. 

Die     1779    ab- 
gebrochene    alte 

( )rgel      war      1570 
fertig     geworden : 
»Anno     1567     in 

vespera    circumcisi- 

onis   Dei  hat  E.  E. 

Rath     nn't     Meister 

Fabian  Peters, 
Orgelbauern,     um 

eine  neue  Orgel  zu 

bauen  verdinget,  da 

die    Bürger    Geld 

zugeleget   und  Um- 

speisung  gethan  und 

ist    anno    1570    die 

C)rgel  gar  fertig  ge- 
worden   und    von 
Meister    Peter 

Boeckel,   .Maler,  gc- 

siaffiret    und    ge- 
liefert.     Das     Holz 

dazu    ist    aus    dem 

Stadtholz  genommen  und  ist  auf  Angaben  des  Orgelbauers  nach   Daumen   /oll 

dick  geschnitten  worden   und   hat  etliche  Wochen   in  Wasser  rotten  müssen   und 

hernach  aufgesteigert  gediirret  worden,  eodem  provisore«  (sc.  Dr.  Sadenwather).^) 


Ahe  Kanzel. 


Granit- 


\'or  dem  Chor  ein  schön    geschliffenes  Granitbecken  (Taufbecken)  mit 

lierkcn  mit  Granitdeckel  auf  eLsernem  Ständer,   der  Restauration   in   den  zwanziger   laliicn 
Deckel. 

\  (jotth.-irdl,   a.  a.  ().,  S.  24  (nach  Sadenwatlier's  Aufzeiclinungen).    —     '^)  Nach  dem  Iineiitai 
von    1811    ein   liäckcr  der  Stadl   Mnlcliin.     —     *;  (ioUhardt,   a.  a.  ().,   .S.  24  und   34. 


KIRCHE    ZU    MALCHIN. 


lOI 


des  XIX.  Jahrhunderts  angehörig. ^)    —    Oberhalb  des  Konfirmandensaales  wird     Triumph- 
jetzt  die  grosse  aus  Holz  geschnitzte  Triumphkreuz- Gruppe  der  alten  Kirche       kreuz- 
aufbewahrt (der  Gekreuzigte,   Maria  und  Johannes).  uruppe. 

Grosses     Renaissance  -  Epitaphium     mit    zwei     Hauptfeldern     und     zwei  Epitaphien. 
Seitenfeldern.      In    dem    oberen    Hauptfelde    die  Auferstehung   Christi,    in    dem 

. unteren    die  Auferstehung  des  Lazarus,    in 

den  beiden  Seitenfeldern  Johannes  und 
Paulus,  jedes  Feld  mit  Bibelsprüchen.  Unter 
den  beiden  Mittelfeldern  die  Inschrift:  ANO 
1599  DEN  24  MAI  HAT  DER  ERBARE  UND 
VORNEME  ZEVERIN  KRUSE  DIS  EPI- 
TAPHIUM SAMT  SEINER  LIEBEN  HAUS- 
FRAWEN  DER  KIRCHEN  ZUR  ERE  UND 
SICH  ZUM  GEDECHTNIS  V0(  FERTIGEN 
LASEN. 

Noch  ein  zweites  Epitaphium  aus  dem 
Jahre  1676.  Im  Hauptfeld  die  Auferstehung, 
auf  zwei  Nebenfeldern  je  ein  Bibelspruch, 
unten  die  Inschrift:  DIESE  GRABMAHL 
HAT  MATTI  ZIMERMAN  SEINEN  SOHN 
MATT  •  DER  1675  D  •  4  FEB  •  GEBOH  • 
1676    D  .  7    SEPT  .  SETZEN    LASSEN. 


Grosse  Stundentafel  einer  Kirchen- 
uhr vom  Jahre  1 596.  Auf  einem  oberen  ^ 
Felde  die  zwölf  Himmclszeichen,  auf  einem 
unteren  eine  Uhr  mit  Zifferblatt,  rechts 
davon  ein  h'ngel  mit  der  Unterschrift: 
CAMPANA  QUANDO  EDIT  SONUM  TUBAE 
MEMOR  SIS  ULTIMA  E;  links  ein  Gerippe 
mit  der  Unterschrift:  ELAPSA  CEU  HAEC 
CLEPSYDRA,  SIC  VITA  LABETUR  TUA. 
l)ic.\rnic  beider  Figuren  sind  beweglich  und 
stehen  mit  den  über  ihnen  angebrachten 
Glocken  in  X'^erbindung,  die  beim  Stunden 
Wechsel  von  ihnen  angeschlagen  werden 
und  von  denen  jede  die  Inschrift  hat: 
DATVM  MALGIN  1596.  Au.sserdem  noch 
zwei  auf  den  Engel,  der  die  Viertelstunden  anschliigt,  und  den  Tod,  der  die 
Vollstundenschläge  besorgt,  sich  beziehende  Inschriften.      Die  eine  lautet: 

FORMA  VIRI   ROSEIS  DIDUCENS  ORA   LABELLIS 
DISCRETOS  RICTU  SIGNAT  HIANTE  SONOS. 


Stiindeii- 

afel   einer 

Kirchen- 

uhr. 


TaufNtänder. 


')  Lisch,   M.  Jalirl).  X.X.XI,   .S.  .S9,   erw.Hlint  nucli   den   alten    I  auUtcin   der   Kirche:    eins  jener 
alten  Oranithecken  spätromanischen  Stils  aus  der  Zeit  der  ersten   Kirchenjjrilndung. 


I02 


AMTSr.EKICHTSBHZlRK    MALCHIN. 


Kron- 
leuchter. 


Wand- 
leuchter. 


Oel- 
gemälde. 


C'ilorken. 


Die  andere: 

QUANDO  VIDES  VERTI   CLEPSYDRAM    MORTIS  AB  UMBRA 

PROPEDIEM    MORTIS  TE  MEMINISSE  DEC  ET  . 
EN  TIBI   QUAM    RAPIDO   LABUNTUR  TEMPORA  CVRSU 
DUM  SISTIS  GRESSUS,  JAM   BREVIS  HORA  FUGIT. 

Unter  dem  Zilierblatt  liegen  zwei  au.s  Holz  geschnitzte  Widder,    die  einstmals 
beim  Schlagen  der  Uhr  mit  ihren  Köpfen  zusammenstiessen.') 

In  der  Kirche  zwei  Kronleuchter  von  Messing,  der  eine  mit  der  Inschrift: 
ECHHARD  •  KRULL  .  MARIA  MÖLLERS  •  A  •  1752;  der  zweite:  DISE.CRONE. 
HABEN  .  S  •  ASMUS  •  GRISEN  •  VND  •  ANNA  •  BENEKENS  .  SEMPTLICH(E)  . 
KINDER  .  ALS  HANS  ZACHARIAS  •  U  •  CATHARINA  •  DIE  GRISEN  •  ZUM  •  GE- 
DECHTNISS  •  IHRER  .  S  •  E  •  IN  •  DIE  .  KIRCHE  .  V  •  E  .  ÄO  •  1616. 

An  den  Wanden  acht  messingene  Wandleuchter,  ähnlich  denen  in  den 
Rostocker  Kirchen.  An  dem  einen  die  Inschrift:  H  .  ZACHARIAS  KRUSE. 
ELISABETH  TIMMEN  ANNO  1598.  Die  Wappen  dieses  Leuchters  (H  Z  K  — 
E  B  Ti  linden  sicli  auch  an  einem  zweiten  mit  der  Inschrift:  LAVRENZ 
BENEKE  ELISABET  RATEKEN  ANNO  1591.  An  einem  dritten  Leuchter:  PAWEL 
BIDERMOLLER  ELSEBE  GRIPERS ;    an   einem   vierten:   ONNA  •  1589. 

Zwei  Oelgemälde,  Luther  und  Melanchton,  sind  von  geringer  Bedeutung, 
ebenso  ein  Hild  aus  dem  Jahre  1742  (Memento  mori),  das  von  JOH.  FRID. 
S  ELL  IN   gestiftet   i.st. 

Im  Thurm  vier  Glocken.  Die  grösste  Glocke  (Dm.  1,53  m)  hat  eine 
lange  Inschrift,  aus  der  hervorgeht,  dass  sie  ursprünglich  im  Jahre  1561  von 
Mattheus  Mattes  gegossen  wurde,  1808  einen  Riss  bekam  und  1824  von  den 
Gebrüdern  Schwenn  in  Stettin  umgegossen  werden  musste.')  —  Von  der 
zweiten  Glocke  ist  die  werthvolle  Erzkrone  abgesägt  und  durch  ein  Colller'sches 
Gehänge  ersetzt.     Inschrift:    0  #  XCX  #  tjlovic  cg^  vpL*#^LMli  #  Clim#pai:C# 

rt  (%>  fiuibatc  (!)  #  (Um  #  ipo  #  öic  #  ftcati  # 

iaCOBi  <^^  .ipoftali.  Unter  der  Inschrift  zuerst  das 
nebcn.stehende  Zeichen  und  darauf  das  bekannte  Zeichen 
des  Rikert  von  Mönkehagen.  Die  dritte  Glocke,  eben- 

falls  mit   einem   Collier'srhen   (ichänge,   hat   die  Inschrift:     1H1    D   VCf   glOViC   VPß 

belli  cu  pacc  auo  biii  nicccclpp);!  ante  fcftii  paffc  Ijcii)  iljö  inaiia 

aniia.  Unter  der  Jahreszahl  im  Felde  die  eingerissene  Figur  des 
Täufers  Johannes.  Darunter  das  nebenstehende  Giesserzeichcn.  — 
Die  vierte  Glocke,  ohne  Inschrift  und  Zeichen,  ist  gleichfalls  durch 
ein  neues  Collier'sches  Gehänge  an   ihrem  Werthe  geschädigt. 


•)  Die  letzte  WicdcrhcrstcUunfj  der   Uhr  fand    1721    statt. 

*)  Vgl.  Inventar    181 1.     Matthaeus   Matz,    der   Glockengiesser,    war    zugleich    Kathshcir    in 
Roebel:    Vgl.  Gotthardt,  a.  a.  ().,  S.  23. 


KIRCHE   ZU    MALCHIN. 


103 


Von    den  Grabsteinen    in    der    Kirche  verdient    nur    ein    in    die  Wand  Grabsteine. 
links  vom  Altar  eingemauerter  eine  eingehendere  Beachtung.     Es  ist  der  Stein 
des    Güstrower    Domherrn    und    Malchiner    Kirchherrn    Nikolaus    Breide.      Er 
zeigt    dessen  Bild    in   geistlicher  Tracht   und  hat   die  Inschrift:    JCllllO   boinini 

\mtcd%j:%  (Lücke)  ofiiit  bominiis  nicolaii^  BriMiöc  ca^'hioniai^  guftr'  Incnfis 

Ijiiius     ccilcfic    plcb  amiG  • 

OratC    bCUm    liro  CO,     An  der 

Tracht  ist  die  mit  Pelzwerk  be- 
setzte Almucia  (Almucium)  des 
Domherrn  zu  beachten.  *) 


Kleinkunstwerke,      i.    2. 
Frühgothischer  Kelch  aus  dem 
XIII.  Jahrhundert,    auf   rundem 
F"uss  und  mit  stark  ausladendem 
Knauf.     Auf   dem    Fuss    sechs 

spitzovale  Silberplatten  mit 
Passionsdarstellungen  in  Flach- 
relief: der  Verrath  des  Judas, 
Christus  vor  Pilatus,  die  Kreuzi- 
gung, Dornenkrönung,  Geisse- 
lung  und  Kreuztragung,  sämmt- 
lich  dreifigurig.  Dazwischen  auf- 
gelegter plastischer  Schmuck 
von  gothisch  stilisierten,  leider 
aber  theilweise  weggebrochenen 
Eicheln  und  Eichenblättern.  Am 
Knauf    acht    Rädchen    (Rotuli, 

Rotulae)  mit  fünfblättrigen 
Blumen  in  Email.  Kein  Sig- 
naculum.  Dariiber  und  darunter, 
auch  am  oberen  und  unteren 
Schafttheil,  aufgelegte  gothisch 
stilisierte  Weinblätter.  Keine 
Werkzeichen,  auch  nicht  an  der 
zugehörigen  vierpassigen  Patene. 

Der    Kelch    gehört    zu    den    allerältesten    in    Mecklenburg    und    ist    von 
hohem  Werthe. 

—  3.  4.  Der  Holstein'sche  Kelch,    auf  sechspassigem   Fuss,   dessen  Felder  mit 
aus    einer    Blattfläche    geschnittenen    Silberranken     belegt    sind.       Aehnlicher 


Grabstein  des   Nikolaus  Breide. 


Kleinkunst- 
werke. 


')  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXL\,  S.  205 — 208.  Der  Kanonikus  Nik.  Hreidc  war  noch  14SS  am 
Leben.  Er  hielt  den  .Stein  somit  seit  1480  für  sich  bereit.  Der  Apotheker  Krüger,  welcher  ihn 
über  250  Jahre  später  fllr  sich  erwarb,  ist  der  Vater  des  späteren  (jUstrower  Arztes  Dr.  Krüger- 
Hansen,   welcher  sich   weithin    Kuf  erwarb. 


I04 


AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 


Schmuck  am  Knauf  und  am  unteren  Theil  der  Kupa.     Am  oberen  Schafttheil 
die   SicTla    lESVM.      Am    unteren    Schafttheil    MARIA.     Ohne   Signaculum. 


l-iühgolhischei    Kelch   {l). 

Inschrift  ZV  GEDECHTNIS  HABE  ICH  ZACHARIAS  HOLSTEIN  HABE  DISEN 
KELCH  IN  DIE  KIRCHE  IN  MALGIN  VERERET  Ä  •  1653.  Keine  Wcrkzeichen. 
auch  nicht  an  der  l'alcnc.  5    6.  S.lbcrvergoldeler  Kelch  von  1715,  gestiftet 


KIRCHE   ZU   MALCHIN. 


105 


von  dem  Oeconomen 
ELISABETH  ENGEL. 
Auf  der  Patene  keine 
auf  drei  Kugelfüssen, 
von  CHRISTOPFER  M 
die  Abendmahlsscene, 
Spruch:    IN    DIESEN 


SAMUEL  LUDWIG  SCHULTZ  und  seiner  Hausfrau  MARIA 
Vom    Güstrower    Goldschmied    Lenhard    Mestlin:    L.  M. 

Werkzeichen.  —  7.  Kreisrunde  silberne  Oblatenschachtel 
mit   hübscher  Treibarbeit   im  Barockstil,    gestiftet    1696 

ÜLLER.  An  der  Wandung  drei  ovale  Felder,  im  ersten 
im    andern    das  Gebet    in  Gethsemane,    im    dritten    der 

GEFÄS    IST    DAS    BROT    DES    LEBENS   •   WER    WÜRDIG 


I'"uss  vom   nebenstehenden   Kelch  (i) 


DAVON  ISSET,  DEM  WIRD  NIMMER  HUNGERN  SONDERN  DAS  EWIGE  LEBEN 
HABEN.  Auf  dem  Deckel  gleichfalls  drei  Felder  mit  der  Kreuztragung, 
Kreuzigung  und  Auferstehung.  Werkzeichen  zwei  gekreuzte  Bischofsstäbe  und 
Meisterzeichen  ^^ .  —  8.  Finfache  kreisrunde  silberne  Oblatenschachtel,  17 18 
gestiftet  von  M  •  LUDERS.  Als  Stadtzeichen  eine  dreithürmige  I^urg  mit  dem 
Jahresbuchstaben  L.  Meisterzeichen  undeutlich.  —  9.  Schlanke  silberne  Deckel- 
kanne in  klassicierendem  Stil,  vom  Malchiner  Meister  l«F«  H.  —  10.  ICine 
grössere  silberne  Kanne  von   1896. 


io6 


AMTSGERICHTSHEZIRK    MALCHIN. 


Ehemalige   1^^     '   (len  ehemaligen  Kapellen   der  Stadt  steht  nur  noch   die  Heiligengeist- 
Kapellen.    A-^A**'      Kai)clle,  die  seit  vielen  Jahren  als  Spritzenhaus  dient.     Es  ist  ein  kleiner 
unscheinbarer  vierseitiger  gothischer  Bau  des  XIV.  Jahrhunderts.     Doch  ist  zu 
beachten,  dass 

Chr.    Alard. 
a.  a.  O.,  S.  30, 
im  Jahre  17 17 

nicht    sicher 
angeben  kann, 
ob     sie     ihren 
Xanien    mit 
Recht    führt 
oder    nicht. 
Die     Heiligen- 
geist-Kapelle 

ist    in    der 
zweiten  Hälfte 
des  XVI.  Jahr- 
hunderts   eine 
Filiale    der 
St.  Johannis- 
oder    Haupt- 
kirche   der 
Stadt.     Sie 
wird   I  577  aus 
ihrem     Verfall 
wieder    her- 
gestellt  und 
Donnerstags 
zum    Gottes- 
dienst    ge- 
braucht.') 


Kalensches  Thor. 


Wo  einst  die  Heiligenkreuz- Kapelle  stand,  weiss  Niemand.  Die  St. 
Jürgen -Kai)elle  soll  auf  dem  Friedhof  vor  dem  Mühlenthor  gestanden  haben, 
die  für  den  Mord  des  Moltzan-Schorssow  (s.  o.)  als  Sühnkapelle  errichtete 
St.  Kra.smus- Kapelle  dagegen  nach  einer  Nachricht  auf  dem  »Stadthof«,  nach 
der  anderen  ebenfalls  vor  dem  Mühlenthor  zu  finden  gewesen  sein.  Die 
St.  Katharinen- Kapelle  stand  vor  dem  Wargentiner  Thor,  soll  später  als  Haus 
für  kranke  Reisende  (Klendenliaus)  eingerichtet  und  im  Jahre  1554  abgebrochen 
sein.  Die  St.  (Gertruden- Kapelle  wird  wieder  vor  dem  Mühlenthor  gesucht. 
Endlich    soll    die    Kalands- Bruderschaft,    welcher    zahlreicher    Adel    aus    der 


')  flotthardt,  a.  a.  ().,  S.  25.  99, 


THORE  UND  THURME  ZU  MALCHIN. 


107 


Nachbarschaft  angehörte,  ihr  Haus  (»Papen-Collation«  geheissen)  auf  dem 
Wedenhof  am  >  Papenstieg«  in  der  Nähe  der  St.  Johannis- Kirche  gehabt 
haben. M 


Von   den  vier  Thoren,    welche  ehemals  die  Stadt  Malchin  besass,    sind   Thore  der 
noch    vorhanden    das    Kalen'sche    im    Norden    und    das    Steinthor    im  Süden,       Stadt. 

deren   äussere 

Fassaden  aus  den 

beigegebenen 

Photographien 

ersichtlich  sind. 

Das    westliche 

Wargentiner  und 

das    östliche 
Mühlenthor    sind 
erst  im  XIX.  Jahr- 
hundert    abge- 
brochen worden.'^) 
Das     am     besten 
erhaltene    Thor 
ist  das  nördliche, 
welches  durch  die 
Munificenz  Seiner 
Königlichen    Ho- 
heit    des    (Iross- 
herzogs  vor   eini- 
gen Jahren  restau- 
riert    worden 


Kalensches  Thor. 


Bül 


')  Alard,  a.  a.  ()., 
^-  33-  34-  —  Sclno- 
der,  Gesch.  des  evan- 
gelischen Mecklenb.  I, 
'S.  398.  399-  —  Ciott 
hardt,  a.  a.  ().,  S.  13. 
*)  Zur  Zeit  des 
dreissigjährigen  Krie- 
ges war  da.s  Mühlen- 
thor noch  ein  drei- 
faches, an  dem  man 
das    äussere,    mittlere 

und    innere     unter- 
schied.     Das    äussere 
war    das    letzte,     wel- 
ches    abgebrochen 
wurde.     Gotthardt, 
a.  a.  ().,  S.  1 1. 


loS 


AMTSGERICHTSBEZIRK    MALCHIN. 


ist.*)  Beide  Thore,  dem  Stile 
Ziegeln  (zum  Theil  gla- 
sierten) im  XV.  Jahr- 
hundert erbaut  worden. 
Nach  der  Stadtseite 
zu  sind  sie  etwa  bis 
zur    halben    Höhe    der 

Fensterbögen  mit 
einem  schrägen  Dache 
gedeckt.  Der  innere 
Kaum  des  unteren  Ge- 
schosses, zu  dem  man 
früher      durch     Seiten- 

trepi)en     gelangen 
konnte,  wurde  noch  in 
der    ersten    I  lälfte    des 
vorigen  Jahrhunderts  als 
Gefängniss    benutzt. 
Unmittelbar    an    die 
Thore    schloss    sich 
früher  die  Stadtmauer 
an,    welche  von   einem 
jetzt    vollständig    zu- 
geschütteten    Wall- 
graben umgeben  war.-) 
In    der  Nähe   des   ehe- 
maligen    östlichen 
(Mühlen-)  Thores    steht 
noch     ein     viereckiger 
aus  Ziegeln  gemauerter 


nach  der  nordischen  Gothik  angehörig,  sind  aus 


')  Auch  das  sUdliche 
Steinthor  ist  vor  einitjen 
Jahren  restauriert,  nachdem 
CS  schon  bis  zum  Durchf^angs- 

bogen  herunterjjebrochen 
war.  Vergleiche  Akten  der 
fjrossherz.  Kommission  zur 
Krh.  d.  Denkmäler.  —  Das 
Kalcnsche  Thor  war  einst- 
mals ein  Doppel -Thor:  (jott- 
hardt,  a.  a.  O.,  S.  12. 

')  Den  Zug  der  Stadt- 
mauer kann  man  in  den  An- 
lagen zwischen  Steinthor  und 
NVargentiner  Thor  noch  heute 
sehen. 


Slcinllior. 


h.  Tint<rct  Gttm^rmn . 


THORE    UND   TIIÜRME   ZU   MALCHIN. 


109 


hoher  Thurm,    welcher  an  Höhe  die  vorhin  genannten  Thore  bedeutend  über-      'l'hurm. 
ragt.     Sein    Inneres    ist    in    einem  starlc  x'erfallenen  Zustande.     Sein  Aeusseres 
macht    einen  besseren   Eindruck.     Man  nimmt  an  den  Giebehi  wahr,    dass   sie 
seiner  Zeit    im  Geschmack   der  Renaissance   aus    der   zweiten  Hälfte  des  XVI. 

Jahrhunderts  zugestutzt 
sind.  Wahrscheinhch 
diente  er  alsWartthurm 
nach  Pommern  hin,  um 
die  Alalchiner  vor  plötz- 
hchen  Ueberfällen  zu 
warnen.  Ein  anderer  Ehemaliger 
hoher  Thurm  war  einst-  »Fangel- 
mals der  hohe  »Fangel- 
thurm«  an  der  Wall- 
Mauer.  der  1799  ab- 
getragen wurde.  »Er 
stand  da  —  sagt  Gott- 
hardt,  a.  a.  O  ,  S.  12 
und  [3  — ,  wo  jetzt 
(1862)  auf  dem  Striet- 
feld  an  der  Mauer  das 
kleine  Häuschen  ein- 
gebaut ist.« 


thurm 


Sleinthor. 


3  Oberer  Guuitlnv. 


Ueber  die  Anlage 
eines  alten  Burgwalles 
in  Form  eines  grossen 
etwas  gerundeten  Vier- 
ecks von  ungefähr  vier- 
zig Meter  Durchmesser 

und    durchschnittlich 
zwei  Meter  Höhe  findet 
man  Näheres  bei  Lisch, 

M.  Jahrb.  XXXVIII, 
S.  174 — 178.  Er  liegt 
»eine  gute  Viertelstunde 
südöstlich  von  der  Stadt 
vor  dem  Mühlenthor, 
in  den  weiten  Wiesen 
an  der  Oberen  Peene, 
welche  aus  dem  See 
von  Rittermannshagen 
kommt  und  bei  Malchin 


Alter 
P>u  rgwall. 


HO 


AMTSGERICIITSBEZIRK    MALCHIN. 


GUT  UND  KIRCHDORF  GORSCHENDORF.  I  1 1 

in  die  grosse  Peeiie  fliesst,  jenseits  des  Flusses  von  der  Stadt  aus  gesehen, 
und  zwar,  nach  allgemeinen  Bestimmungen,  zwischen  der  Oberen  Peene  und 
der  Chaussee  nach  Stavenhagen,  in  der  Gegend  nach  dem  Hainholze  zu.« 

*  *  * 

In    der    Nähe    von    Malchin,    und    zwar    anscheinend    in    oder    bei    den    Alte  lUirg 
Wiesenstücken    nach    Kummerow    und    dem    Kummerower   See    hin,    die    noch     Kiekinde- 
heute  von  Obrigkeitswegen  als   »Kiekdepen«   bezeichnet  werden,    lag   die  einst        pene. 
den  Herren  von  Thun  gehörende  alte  Burg  Kiekindepene,  die  in  den  Urkunden 
aus  der  ersten  Hälfte  des  XW.  Jahrhunderts  mehrfach  genannt  wird.') 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Gorschendorf. 


orschendorf,  im  ehemaligen  Lande  Hardt  und  nahe  am  Kummerower  See    Geschichte 
gelegen,    ist    ein    altes    Levetzow'sches    Lehn.      Schon    im   Jahre    1363  des 

erscheint  »Arnoldus  de  Lewetzowe  in  villa  Ghuratzendorp  habitans«  als  Zeuge,  'Jorfes. 
1369  wohnen  dort  Günther  und  Arnd  Lewytzowen,  deren  Geschlecht  auch 
sonst  in  jener  Gegend  reich  begütert  war  und  zum  Theil  es  noch  heutigen 
Tages  i.st.^)  Die  Familie  bleibt  bis  Anfang  des  XVIL  Jahrhunderts  im  Besitz 
des  Gutes,  denn  unter  dem  4  April  1605  erhält  Abraham  Winterfeld  Konsens 
und  Lehnbrief  über  Gorschendorf,  welches  er  aus  dem  Arnd  Levetzow'schen 
Konkurse  für  22800  fl.  gekauft  hat.^)  Der  Winterfeld'sche  Besitz  dauert  nur 
kurze  Zeit,  es  tritt  Konkurs  ein,  und  165 1  erwirbt  Arnd  von  Levetzow  das 
Gut  für  22000  fl.  zurück.  Doch  ist  auch  dies  nicht  auf  lange  Dauer,  da 
Axel  Arnd  von  Levetzow  es  1687  an  des  Klaus  Moltke  hinterlassene  Wittwe 
verkauft,  und  diese  es  im  Jahre  1691  an  Joachim  Gabriel  von  Klitzing  für 
9000  fl.  wieder  veräussert.  Nachdem  von  Seiten  der  von  Levetzow  (1691)  auf 
alle  Lehnrechte  verzichtet  worden,  wird  Gorschendorf  gegen  eine  Zahlung  von 
400  Thalern  vom  Herzog  Gustav  Adolf  allodificiert  und  der  Allodialbricf  für 
Joachim  Gabriel  von  Klitzing  den  2.  Mai   1692  ausgestellt. 

Die  von  Klitzing  haben  Gorschendorf  bis  zum  Jahre  1724  besessen:  da 
wird  Ulrich  Christoph    von   Blücher    ihr    Rechtsnachfolger.'')     V'^on    i]cn   Herren 

')  M.  U.-B.  4396.  4503.  4802.   5169.   5225.   5544.  —   I.i>ch,   M.  Jaliil).  XX.W'III,  S.  17S. 

*)  5  km  nördlich  von  .Malchin.  Im  .\I\'.  Jahrhundert  Ghoratzendorp,  Guratsendorpe, 
Ghorissendorp  geheis.sen.  Nach  Kiihnel,  der  an  die  altslavischen  Wortstämme  »gor-  Hrand,  goreti 
brennen  und  gorazdü  klug«  erinnert,  .soviel  wie  Dorf  des  (Jorac,  was  soviel  sein  wurde  wie 
»Brandshof«    oder    »Kliigsdorf«. 

»)  M.  U.-B.  9163.  9998.    loiSo. 

*)  Zu  gleicher  Zeit  belehnt  ihn  der  Herzog  Karl  zu  Mecklenburg  mit  dem  Patronat  der 
Kirche  zu   (lorschendorf.     Vgl.  Kirchenakten   im  Grossh.  Archiv. 

')  Nachdem  inzwischen  Herzog  Friedrich  Wilhelm  die  Regierung  des  Ilerzogthums  Güstrow 
angetreten    hatte,    und    Cjabriel   von   Klitzing    mit    Hinterlassung  von    Kindern    gestorben    war,    ver- 


112  AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 

von  Blücher  kommt  das  Gut  1797  an  Henning  Friedrich  Engel  und  von  diesem 
an  den  Hauptmann  Anton  Christoph  Caspar  von  Wickede.  1820  kauft  es 
Adolf  Friedr.  Peters  und  1841  der  Hofrath  Gustav  von  Kühlewein,  dessen 
Rechtsnachfolger  1846  Carl  Wilhelm  Wendhausen  wird.  Von  diesem  ersteht 
es  1862  die  Grossherzogliche  Kammer.  Seit  1873  aber  befindet  es  sich  in  der 
Verwaltung  der  Behörde  des  Grossherzoglichen  Haushalts. 

Ks  giebt  eine  Urkunde  vom  27.  Juni  1366  mit  Siegelbändern  von 
Pergamentstreifen,  welche  aus  zerschnittenen  älteren  Urkunden  gewonnen  sind, 
die  für  die  damals  Lebenden  keine  Bedeutung  mehr  hatten.  Auf  einem  dieser 
Bänder  ist  von  einem  Kirchenrektor  in  Ghorissendorp  die  Rede  und  zugleich 
der  Name  eines  Demminer  Probstes  de  Gard  angegeben,  also  der  eines  höheren 
Geistlichen  aus  der  Kamminer  Diöcese:  —  —  —  de  Gard,  officialis  prepositi 
Dymjn.,  discreto  viro  rectori  ecclesie  in  Ghorissendorp.^)  Den  Namen  des 
Gorschendorfer  Plebanus  erfahren  wir  nicht,  aber  wir  ersehen,  dass  schon  vor 
1366  eine  Kirche  in  Gorschendorf  vorhanden  war.  Nur  weiss  Niemand,  wie 
lange  vorher.  Dies  ist  das  einzige  Zeugniss  dieser  Art,  das  bis  jetzt  aus  dem 
Mittelalter  auf  uns  gekommen  ist.  Im  Uebrigen  beginnt  die  Reihe  der 
Gorschendorfer  Pastoren  für  uns  erst  mit  Petrus  Beckmann,  der  zwischen  1567 
und  1587  nachzuweisen  ist.-)  Um  1590  ist  Petrus  Hensel  Pastor  in  Gorschen- 
dorf. Nach  einer  Vakanz  durch  Tod  folgt  1608  Nikolaus  Potlingius.  Aber 
161 3  ist  bereits  Peter  Bruno  an  seiner  Stelle.^)  Dieser  lässt  sich  1645  seinen 
Sohn  Samuel  adjungieren.    Dem  Samuel  Bruno  folgt   1658  Christian  Güstrow; 

suchte  der  Hofrath  Schäffer  das  Gut  von  den  Erben  zu  erwerben  und  erklärte  sich  dem  Herzog 
gegenüber  bereit,  dasselbe  wieder  als  Lehn  in  Empfang  zu  nehmen.  Friedrich  Wilhelm  hatte 
nämlich  die  AUodifikation  nicht  anerkannt  und  für  ungültig  erklärt.  Indessen  die  Veräusserung 
scheiterte  an  dem  Widerspruch  des  Vertreters  der  Klitzing'schen  Erben,  welcher  für  diese  dem 
Herzog  gegenüber  die  Konservierung  des  Gutes  beanspruchte,  und  zwar  unter  Aufrechterhaltung 
seiner  Eigenschaft  als  AUod.  Der  Herzog  bestand  indessen  auf  seinem  Willen,  und  nach  mannig- 
fachen vergeblichen  Hitten  erklärte  der  Klitzing'sche  Vertreter,  Hans  Kaspar  von  Klitzing,  sich 
bereit,  das  Gut  für  seinen  Pflegling  Kaspar  Christoph  auch  als  Lehn  anzunehmen.  Dies  wurde 
ihm  dann  durch  Bescheid  vom  4.  Juli  17 10  unter  Vorbehalt  der  Zahlung  des  üblichen  Laudemiums 
zugestanden.  Am  27.  März  leistete  Kaspar  von  Klitzing  den  Lehneid.  Obwohl  er,  unter  Hinweis 
auf  die  er.st  gezahlte  AUodialitäts- Gebühr  von  400  Thalern,  Befreiung  von  der  Zahlung  des  Lau- 
demiums erbat,  musste  er  dennoch  loo  Dukaten  Sjjccies  entrichten.  Ausserdem  wurde  die  Aus- 
lieferung des  inzwischen  crtheilten  Lehnbriefes  an  den  neuen  Vasallen  davon  abhängig  gemacht, 
dass  er  vorher  einen  Revers  unterschreibe,  in  welchem  er  auf  Ausübung  der  hohen  Jagd  verzichte, 
und  sein  Protest  mit  dem  Bescheide  zurückgewiesen,  »es  sei  bei  Ertheilung  von  Lehnbriefen  überall 
also  geschehene.  Klitzing  unterschrieb,  und  nun  trat  Gorschendorf  in  die  Reihe  derjenigen  ritter- 
ftchaftlichcn   CJUtcr  ein,   welche  im  Anfang  des  vorletzten  Jahrhunderts  ihre  hohe  Jagd  verlieren. 

')  M.  U.-H.  95CX),  Anmkg. 

*)  Nicht  bis  i6io,  wie  Schliemann  im  Archiv  für  Landeskunde  XI,  S.  275,  annimmt. 
Wlhrend  der  Amtsdaucr  des  Petrus  Beckmann  scheint  eine  Zeitlang  eine  Vertretung  durch  den 
Pastor  Qua.st  zu  .Schorrentin  stattgefunden  zu  haben.  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  I  (2.  Aufl.), 
S.  617,  Anmkg. 

•)  F'etni.«  Bruno  übernimmt  1639  auch  das  Pastorat  in  Schorrentin.  Der  Sohn  Samuel 
Bruno  behSit  e»  bis  an  seinen  Tod  im  Jahre  1658.  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  I  (2.  Aufl.) 
S.  616,  Anmkg.  3. 


GUT    UNI)    KIRCHDORF-  GÜRSCHENDÜRF.  II3 

diesem  1682  Lamentius  Sommer,  der  bis  1704  zu  Gorschendorf  im  Amte  ist. 
Die  Pastoren  des  XVllI.  Jahrhunderts  sind:  Jakob  Vick  (1704 — 17 11),  Andr. 
Melchior  Zernotitzky  (1712- — 1727),  Christian  Heinrich  PauH  (1727 — 1757), 
Joh.  Aug.  Hermes  (1759 — 1765),  der  spätere  Darguner  Präpositus  Severus 
(1766 — 1774)  und  Clamor  Jochim  Kiehnann  (1774 — 1807).  Nach  Kiehnann's 
Tode  wird  die  Pfarre  in  Gorschendorf  mit  der  in  Neukaien  verbunden.  Das 
bleibt  so  bis  über  die  Mitte  des  XIX.  Jahrhunderts  hinaus.')  Ueber  die  Ver- 
hältnisse im  XIX.  Jahrhundert  s.  Walter  a.  a.  O. 

Bis  in  den  dreissigjährigen  Krieg  hinein  giebt  es  in  dem  benachbaiten 
Retzow  eine  Filialkirche,  die  einstmals  Materkirche  von  der  in  Gorschendorf 
war.  Wann  sich  dies  Verhältniss  umkehrt,  ist  nicht  bekannt,  anscheinend 
schon  im  Mittelalter.-)  Zur  evangelischen  Zeit  sind  wieder  zwei  eigene  Pastoren 
in  Retzow  nachzuweisen,  Elias  Mesekow  und  nach  ihm  Heinr.  Gosslar.  Ks 
ist  das  in  den  sechziger  Jahren  des  X\T.  Jahrhunderts.  Aber  sie  müssen,  da 
die  Wedem  nicht  wieder  aufgerichtet  ist,  beim  Bauern  einliegen.  Daher  nimmt 
denn  auch  in  dieser  Zeit  das  eigene  Pastorat  in  Retzow  sehr  schnell  wieder 
ein  luide.  Das  Inventar  von  181 1  spricht  noch  von  den  Rudera  der  Retzower 
Kirche  und  von  zwei  Glocken  auf  dem  dortigen  Kirchhof,  doch  sind  diese 
Rudera  die  eines  versuchten  Wiederaufbaues  in  den  dreissiger  Jahren  des 
XVIII.  Jahrhunderts,  der   1740  ins  Stocken  geräth. 

Kirche.     Die  Kirche  ist  ein   Neubau  der  allerjüngsten  Zeit.  Kirche. 

Ihre  Vorgängerin  war  ein  schlichter  Fachwerkhau  vom  Jahre  i593  ohne 
jede  architektonisciie  Bedeutung.  Im  Innern  eine  niedrige  flache  Decke. 
Kanzel  und  Altar,  zu  einem  Körper  vereinigt,  stanunten  aus  derselben  Zeit. 
.\n  ihrem  (lehäuse,  das  in  seinen  Formen  an  die  Altäre  in  Gnoien,  Prestin 
u.  s.  w.  erinnerte,  gab  es  einige  Figuren  aus  einem  ehemaligen  gothischen 
'rri])tychon. 

Glocken.     Zwei  Glocken,   die  grössere,    1859  \on    E.  Schüne-  1  (ilocken. 

mann    in     Demmin     gegossen.       Die     kleinere     mit     der     Inschrift: 

O   rcv    ijloric   xj.ic  luMii   iiini  j.i.iic  ano  ici'cc)Lii   (das  in  fehlt). 

Dazu  das  nebenstehende  (Glockenzeichen. 


^ 


Grabsteine.  In  der  siidwesllichen  i'".cke  der  Kiichc  lag  der  di-s  Pastors  (Iral)steine. 
JOACHIM  CLAMOR  KIELMANN  (geb.  C>.  April  1738,  gest.  12.  Apiil  1807).  — 
Auf  dem  l'riedhol  ausscrlialh  der  Kirche  ein  zu  beachtendes  schnnedeeisernes 
Gitter  (in  der  .Art  der  Niens'schen  -Arbeit  aus  I,ud\\  igslust)  um  den  Stein  der 
Frau  WILHELMINE  SOPHIE  LUDOVIKA  VON  WICKEDE,  gel)  xon  Hlucher,  geb. 
18.  P^bruar    1767,   gest.   16.  Dix-ember    1798 

In   der  Kirche  .selb.st  viele  kleine  Wappenschild  •  der  MOLTKE,  KLITZING.      W.ippen- 
BLÜCHER,  WICKEDE  mit    denen    ihrer   krauen,    wie    sie    sich   aus  den   jinigeren       ^<  Iiilde. 
Besitzverhältnissen    des    Dorfes    und    Gutes    ei  klaren    (s.  o.).      Diese    Schildrben 
dienten   als   Zierrath    fin-  .Särge. 

')  Schlicmanii,   a    n    <>.   S.  270  fr.    3471".    609  (T. 
')  Schlicniann,   a.  a.  (  >.,   S.  270—275.    614. 


114 


AMTSGERICHTSBEZIRK    MALCHIN. 


Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,     i.   Min  sehr  zu  beachtender  Kelch  auf  rundem   Fuss 

werke.  aus  der  zweiten  HaUte  des  Xl\'.  JalirhvuKlerts,  mit  den  Wappen  der  beiden 
Adelsfamihen  KALAND  (des  Mannes)  und  VOSS')  (der  Frau).  Beide  Wappen 
mit  durchsiclitiger  I'^mailtuUung. 
Der  zwischen  ihnen  als  Signaculuni 
aufgelegte  Kruciti.xus  hat  noch 
ganz  die  Formgebung  der  älteren 
Christusbilder  des  XIII.  Jahrhun 
derts.  Am  Knauf  der  Name  IhH- 
SVS.     am     Schaft     oben     jlUM'VlG 

nal.sarciiUö),  unten  iiiaria  joljaii^ 

IK§.  —  2 — 4  Silberner  Kelch  mit 
dem  Stempel  des  in  den  ersten 
Jahrzehnten  des X VI II.  Jahrhunderts 
thätigen  Rostocker  Goldschmiedes 
Hinrich  Steffen  Bornemann.  Dazu 
Oblatendose  und  l'atcne.  .Xuf  der 
Oblatendose  der  Name:  M  •  E  • 
VON  WAHNKEN  WITWE  VON  DER 
LÜHEN.  5.    Silberne     Kanne, 

neu.  6.  7.  Zwei  zinncrneLcuchter, 
der  eine  mit  dem  Namen  DAVID 
CHRISTIAN  GÄTCKE  1718,  der 
.'mdcic     mit     dem     .\amen     ELIAS 

ZIEL   1732        Heide     ohne     W^erk- 

Kclcli  ,1  . 

zeichen.    —     6.  7.   Zwei     zinnerne 

lilumenvasen  mit  Henkeln.  Heide  haben  als  Stadtzeichen  den  werlcschen 
Stierkopf  in  einem  Kreis.  Als  Mei.sterzeichcn  das  Bild  eines  auf  seinem  Neste 
sitzenden  Pelikans  und   die   Initialen   C  K. 


(ies<:hichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Remplin.') 

^  Gut  l\emi)lin  erscheint  urkundlich  zuerst  1 2.S3  als  Fjgcnthum  des 
Bischofs  von  Kanmiin  und  besteht  aus  zwei  Dörfern,  welche  llohen- 
und  Siden-  bzw.  Ciross-  und  Klein -Rem])lin  genannt  werden  (in  villa  Magno 
kepclyn,  in  Parvo  Keppclyn,  utrumque  Rempl)-n,  ambe  ville  Rampelin,  Alta 
villa  Rampelyn)       Im    Jahre    1 2<S3   vcrgiebt    der  Bischof  Hebungen    aus    beiden 


die     einen      >  steigenden'      l'uclis     im     W'aiiiK-n- 


')  ()t\er     statt     Voss     eine     andere     laniilie, 
icbilde  fuhrt. 

•)  5  km  wcstnordwesilich  von  NLilcliin.  Im  ,\I  IL  l.-ilii  luindcrl  l\c)ielyn,  Kcpixlin,  K.imiielyn 
Ke»chricV)en.  Kuhnel,  M.  Jahrb.  XLVL  S.  118,  erinnert  an  das  altslavische  repa  -  Ruhe  und  auch 
an   den   Stamm    rap-.      I>artiach    »Drf    des    RTph    oder   Ra])ela<. 


GUT    UND    KIRCHDORF   REMPLIN.  I  I  5 

Gütern  an  das  Kloster  henack,  welchem  sie  von  Nikolaus  von  Werle  am 
I.  Juli  1300  bestätigt  werden.^)  Im  Besitz  des  Hofes  und  der  Mühle  von 
Siden-Rempiin  finden  wir  1352  die  Familie  der  Stahl,  welche  am  3.  No- 
vember d.  J.  zusammen  mit  den  von  Wozenitz  auf  Dahmen  eine  Vikarei  in 
der  Kirche  zu  Hohen -Mistorf  stiften,  bei  der  sie  Patronat  und  Präsentations- 
recht mit  einander  theilen.-)  Sie  verkaufen  aber  ihren  Hof  nebst  der  Mühle 
im  Jahre  1363  dem  Hinrik  Schnakenburg  (Snakenborghe),  dessen  Rechtsnach- 
folger 142 1  Klaus  Wozenitz  wird.-')  Allein  schon  im  Jahre  1405  erscheinen 
neben  ihnen  die  von  Hahn  im  Besitze  eines  Theiles  der  beiden  Güter,  und 
nachdem  1425  der  Bischof  Siegfried  von  Kammin  den  Eckhard  Hahn  auf 
Wendisch -Wargentin  mit  fünfzehn  Hufen  in  Siden-Rempiin  und  allen  Gütern, 
welche  er  schon  in  Hohen- Remplin  besass,  belehnt  hat,  und  auch  die 
von  Wozenitz  ihren  Antheil  den  Herren  von  Hahn  überlassen  haben,  sind 
die  Güter  hiemit  anscheinend  vollständig  in  Hahn'schen  Besitz  übergegangen. 
Wenigstens  ist  von  irgend  welchem  Mitbesitz  künftig  nicht  mehr  die  Rede.^) 
Unter  mannigfachem  Wechsel  zwischen  den  einzelnen  Linien  halten  die  von  Hahn 
ihren  schönen  Besitz  bis  zum  Jahre  18 16  fest.  In  diesem  Jahre  erwirbt  der 
Fürst  Georg  Wilhelm  von  Schaumburg- Lippe  das  Gut  Remplin.  \"on  diesem 
kauft  es  1848  der  Landschaftsdirektor  von  Maltzahn  auf  Sonniierstorf,  um  es 
vier  Jahre  später  dem  Herzog  Georg  von  Mecklenburg- Strelitz  zu  überlassen, 
der  das  in  einem  prachtvollen  Park  gelegene  Schloss  durch  \'or-  und  Anbauten 
nach  Entwürfen  des  Geh.  Regierungsrathes  Hitzig  in  Berlin  erweitert  und  mit 
kostbaren  Denkmälern  aller  Art  gefüllt  hat.  Jetzt  sind  es  seine  Nachkommen, 
die  sich  dieses  schönen  Besitzes  erfreuen. 

Eine  nach  Hohen -Mistorf  eingepfarrte  Kapelle  wird  hier  wahrscheinlich 
schon  im  Mittelalter  vorhanden  gewesen  sein.  Genannt  wird  sie  freilich  erst 
im  Jahre  1647,  als  das  Dorf  gleich  allen  andern  umher  wüste  liegt.  Auch 
heute  gehört  die  Rempliner  Kirche  zur  Kirche  in  Hohen-Mistorf,  doch  ist  sie  nicht 
mehr  Filia,  sondern  hat  seit  1879  die  Rechte  einer  Mater  vagans,  die  von 
der  eingegangenen  Panstorfer  Kirche  auf  sie  übertragen  wurden.  Im  XVIII. 
Jahrhundert  ist  übrigens  zeitweise  die  Cura  der  Rempliner  Kirche  bei  der  in 
Basedow  gewesen,  z.  B.  unter  dem  Pastorat  des  Joachim  Rudolf  \'ick  von  1713 
an,  aber  mit  Wahrung  der  Rechte  des   Pastors  in   Hohen-Mistorf.'') 

Kirche.      Die  neue  vom  Geh.  Oberbaurath   Daniel  erbaute  Kirche  ist  ein       Kirche. 
Ziegelbau    in   Kreuzform    mit  einem   Chorscliluss    aus  dem  Sechseck   (nicht  aus 
dem  Achteck).     Nur  der  letzte  Thcil  dos  Chorschlusses  ist  gewölbt,  der  übrige 


')  M.  U.-B.  1666.  2614.  \'^\.  3721.  —  Ueher  zeitweise  Anrechte  und  von  einer  Iland  in 
die  andere  wechselnde  Einkünfte  der  von  Kaland,  von  Keez  und  des  Klosters  Dargun  vgl.  M. 
U.M.  5251.  6690.  6691.   6697. 

*)  M.  U.-B.  7673. 

')  M.  U.M.  9154. 

*)  Vgl.  Lisch,   f.esch.  d.  Cleschl.  Hahn    II,   .S.  64. 

'■)  Vgl.  Kirchenakten   von   Hohen -Mistorf  im   Grossh.  Archiv. 

8» 


Il6  AMTSGERICHTSBEZIRK    MALCHIN. 

Raum    ist    nur    mit     einer    den    Formen    des    Dachgebälkes    folgenden    Holz- 
verkleidung überspannt.     Im   Innern  ebenfalls  alles  neu.  *) 

.Marmor-  Als   Aufsatz    auf   dem    Marmor  -  Altar    der    Raphael'sche    Verklärungs- 

.\ltar.        Christus,  gemalt  von   HELENE,   Herzogin  zu   Mecklenburg -Strelitz,  1877. 

Uronze-  \'or  dem  Altar  ein  Bronze -Engel  mit  Taufschale. 

Kngel. 
.Marmor-  Auf  der  Südseite  im  Chor  eine  Marmortafel   mit  der  Inschrift: 

''*'^^'  MARIE,  GROSSHERZOGIN   MUTTER  VON   MECKLENBURG  STRELITZ, 

GEB  .  PRINCESSIN    VON    HESSEN 
ERBAUTE  DIESE   KIRCHE   IM  JAHRE  1878  ZUR  EHRE  GOTTES  UND  ZUR 
ERINNERUNG  AN  ZWEI    HEISSGELIEBTE    BINNEN  ZWANZIG  TAGEN   IHR 

ENTRISSENE   KINDER 

GEORG    HERZOG    ZU    MECKLENBURG    GEST  •  20  •  JUNI    1876,    GELIEBT 

UND    VEREHRET     IN    ALLEN    LEBENSSTELLUNGEN.     BEGRÜNDER    DER 

FIDEI-COMMISS-HERRSCHAFT    REMPLIN,    UND    CAROLINE,    HERZOGIN 

ZU   MECKLENBURG,  GEST  •  1  •  JUNI  1876,    DEREN  GANZES  LEBEN   NUR 

MENSCHENFREUNDLICHEN  ZWECKEN  GEWIDMET  WAR. 

NaiiK-n  der 

Kcfallenen  -^"'^   ^^^    (jcgenseite    die    Namen    der    1813 — 15,     1870/71     gefallenen 

Krieger.      Krieger  der  Gemeinde. 

Ciemiilde.  Auf  der   südlichen    Empore   drei    Gemälde  -  Kopien:    i.  Kreuztragender 

Christus,  gemalt  1875;  2.  Johannes  von  Domenichino;  3.  Italienischer  Christuskopf. 

(;i<><kcn.  Glocken.     Im  Thuim  zwei  Glocken,      i.   Grosse   schöne   Glocke,    z.  Zt. 

des  Basedower  Pastors  JOH.  VICK  im  Jahre  1689  gegossen  von  M.  Vites 
Siebenbaum  aus  .Schwerin.  Die  zweite  hat  die  Inschrift:  ♦  inCCCi")L*)L*V*iii  "^ 
0  luauia.  Heide  Glocken  stammen  aus  der  Kirche  zu  Alt-Panstorf,  in  der 
seit  dem  Neubau  der  Rempliner  Kirche  kein  Gottesdienst  mehr  abgehalten  wird. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,      i.   2.  Silberner    Kelch,    gestiftet    von    JOH  »VICK« 

werke.  PENSIN  •  1685  REMPLIN  ET  LIEPEN.  W'erkzeichen  des  Gü.strower  Gold- 
.schnuedes  Job.  Friedr.  Molstorf;  G  und  I  F  M.  l'atcne  ohne  Zeichen  und  Schrift. 
—  3.  4.  Noch  ein  silberner  Kelch.  Malchiiicr  Arbeit.  .Stempel:  M  und  D  I  W. 
Dazu  eine  Patene.  —  5.  6.  Abendmahlskanne  und  Oblatendose,  ganz  neu, 
er.stere  vom  Goldschmied  BEHMEN.  —-  7.8.  Zwei  treffliche  Messing- Leuchter 
aus  der  Kirche  zu  Alt  Panstfjrf  befinden  sich  im  Schloss. 

';  iTliher  auf  dem   Wirllischaft.shof    eine    einfache   vierseitifje   Kapelle,    die   nach   Vollendung 
der  neuen   Kirche   abgebrochen  wurde. 


GUT   UND   KIRCHDORF   PANSTORF. 


117 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Panstorf.*) 


Die  Kirche  7a\  Panstorf  steht  heute  noch  an  ihrer  alten  Stelle,  aber  todt 
und  leer.  Mit  ihrem  Chorschluss  aus  dem  Achteck  stellt  sie  sich  als  ein 
festes  solides  gothisches  Mauerwerk  aus  dem  XIV.  Jahrhundert  dar.  Dazu 
stimmt  es,  dass  wir  1366  von  einem  Kirchherrn    »Ilinric,  perner  to  Panstorpe« 


')  Tanstorf  liegt  8  km  westnonl weltlich  von  Malchin.  Die  alte  Sclncihweise  i>t  l'antacen- 
dorj).  Daher  ist  die  .Ableitung  KühneK  vom  altslavischen  ))atu  Weg  der  früheren  .Siem>sen'schen 
von  >panna  =  Mädchen«  im  M.  Jahrb.  VI,  S.  53,  vorzuziehen.  »Dorf  des  l'ajak«,  wie  Kühnel 
im   .M.  Jahrb.  übersetzt,   würde  deutsch   soviel  heissen   wie    >  Wegestorf <    oder    »Strassen«. 

')  M.  U.U.  3721. 

»)  M.  U.-B.  10348. 

*)  M.  U.-B.  10250,  Anmkg. 

*)  Lisch,  Gesch.  d.  Geschl.  Ilalin  III,  .S.  23  ff. 


Dorfes. 


uf  Panstorf  sitzen    im  Jahre    13 14    die  von  Moltke,^)    später  aber  die  von    Geschichte 
Nossentin.      Im    Jahre     1372    versichert    Fürst    Laurentius    von    Werle  des 

seinem  Vasallen  und  Rath  Marquard  Nossentin  den  Besitz  des  höchsten  Gerichts 
und  Rossdienstes  »in  deme  dorpe  to  Panstorpe,  dat  licht  up  deme  Harte. «^) 
Doch  die  von  Nossentin  sind  schon  vor  1372  im  Besitze  Panstorfs  gewesen, 
wie  ein  Pergamentstreifen  nachweist,  an  welchem  das  Siegel  zu  vorgenannter 
Versicherungsurkunde  gehangen  hat.^)  Ihre  Rechtsnachfolger  sind  die  von 
Hahn.'^)  Das  Kirchenpatronat  imd  die  Mühlenzufuhr  in  Panstorf  besitzen  die 
Hahn  schon  1380.  Als  aber  um  1426  Reimar  von  Nossentin  gestorben,  ge- 
langen sie  in  den  vollständigen  Besitz  des  Dorfes.  Reimar  von  Nossentin 
hinterlässt  nämlich  drei  Erbtöchter,  Anna,  Katharina  und  Czye,  von  denen  die 
erste  mit  Nikolaus  Hahn  auf  Basedow  (Nikolaus  V),  die  zweite  mit  Hennecke 
von  Lehsten  auf  Wardow  und  die  dritte  mit  Radeke  von  Kardorff  auf  Granzow 
und  Wöpkendorf  verheirathet  ist.  Von  diesen  drei  Erbtöchtern  und  ihren 
Ehemännern  ersteht  Lüdecke  III  Hahn,  Vater  von  Nikolaus  V,  das  Gut  mit 
allen  Gerechtigkeiten,  Herrlichkeiten  und  Gericht  und  erhält  die  landesherrliche 
Genehmigung  dazu  am  22.  Januar  1470,  sodass  Panstorf  nunmehr  ganz  in 
Hahn'schen  Besitz  übergeht.  In  diesem  verbleibt  es  bis  1816.  Im  Jahre  1792 
wird  der  alte  Hof  zu  Panstorf  niedergerissen,  und  es  entsteht  ein  neuer  Hof 
an  einer  anderen  Stelle  der  Feldmark.  In  Folge  davon  thcilt  sich  das  Dorf 
in  Alt-  und  Neu-Panstorf,  und  Neu-Panstorf  wird  Pertinenz  von  Alt-Panstorf. 
Mit  dem  Rempliner  Besitz  gehen  auch  Alt-  und  Neu-Panstorf  1816  auf  den 
Fürsten  Georg  Wilhelm  von  Schaumburg- Lipjje  über.  Von  diesem  kommen  sie 
1848  an  den  Landschaftsdirektor  von  Maltzahn  auf  Sommerstorf  1853  kauft 
sie  der  Herzog  Georg  von  Mecklenburg- Strelitz,  dessen  Nachkommen  jetzt  im 
Besitz  sind. 


Kirche. 


Il8  AMTSGERICHTSBEZIRK    MALCHIN. 

hören.')  Ihr  hoher  .schlanker  mit  Schindchi  gedeckter  Thurm  ziert  weithin  die 
Gegend.  Schon  i8ii  wurden  ihr  die  Glocken  genommen.  Der  Charakter 
einer  Mater  vagans,  den  sie  hatte,  wurde  1879  ^^^  ^'^  ^^"  erbaute  Kirche  in 
Remplin  übertragen.  An  diese  wurde  auch  die  Panstorfer  Gemeinde  (die  aus 
den  Dörfern  Panstorf  und  Wendischhagen  bestand)  gewiesen.  Also  mit 
Remplin  zugleich  nach  Hohen -Mistorf,  wohin  Panstorf  schon  einmal  zeitweise, 
nämlich  vom  dreissigjährigen  Kriege  her  bis  zum  Jahre  1662,  gehört  hatte. 
Dieser  Uebergang  im  Jahre  1879  bedeutete  zugleich  einen  Wechsel  aus  der 
Präpositur  Malchin  hinüber  zur  Präpositur  Neukaien. 

In  alter  Zeit  hatte  die  Panstorfer  Kirche  ihren  eigenen  Pastor.  Der 
letzte  war  Johannes  Kiselius,  den  die  Noth  des  drei-ssigjährigen  Krieges  vertrieb.") 
1648  ist  das  Dorf  menschenleer.^)  Sobald  sich  nachher  wieder  Menschen 
anfinden,  ist  es  die  Kirche  zu  Hohen -Mistorf,  die  sie  bei  sich  aufnimmt. 
Das  dauert  bis  1662.  Mit  diesem  Jahr  geht  die  Panstorfer  Kirche  zur  Kirche 
in  Hasedow  über.  In  Folge  davon  nennen  sich  für  die  nächste  Zeit  die 
Pastoren  in  Ba.sedow  Pastoren  zu  Basedow  und  Panstorf,  so  z.  B.  noch  Chri.stian 
Alard  (1690 — 1713).  1713  gewährt  Herzog  Friedrich  Wilhelm  dem  Oberst 
Levin  Ludwig  von  Hahn  auf  Remplin  die  Bitte,  Panstorf  mit  Remplin  zu- 
sammen zu  Basedow  legen  zu  dürfen  (s.  Remplin).  Aber  der  Superintendent 
wahrt  die  Rechte  des  Pastors  in  Hohen- Mistorf,  und  später  nennt  sich  der 
dortige  Pastor  wieder  Pastor  zu  Hohen -Mistorf  und  Panstorf:  so  z.  B.  Giesen- 
hagcn  im  Inventar  von  181 1.  Seit  1879  aber,  nach  Uebertragung  der  Rechte 
der  Panstorfer  Mater  vagans  auf  Remplin,  heisst  der  Pastor  zu  Hohen-Mistorf 
Pastor  zu  Hohen-Mistorf  und  Remplin. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Basedow/) 

(]eschichte    QSji^"  Geschichte  des  Gutes  Basedow   im   Lande  Circipanicn    beginnt    mit  der 
^^s  -'      hLinverleibung   seiner    Kirche    am    14.  Januar    1247    durch    den    Bischof 

Wilhelm  von  Kammin  in  die  Malchiner  Kirche,  indem  er  sie  dieser  als  Tochter- 
kirche zuweist.  Zugleich  bestätigt  er  ihren  Ackerbesitz,  der  in  zwei  Hufen  zu 
Basedow  und  in  ebensoviel  Hufen  zu  Licpcn  besteht,  setzt  ihren  Pfarrsprengel 
fest,  der  ausser  Ba.sedow  fünf  Dörfer  umfasst  (die  noch  bestehenden  Gessin, 
Liepen  und  Sagel,  .sowie  die  untergegangenen  Gutisdorp  und  Nykasiusdorp) 
und  genehmigt  die  Schenkung  der  hjnkünfte  von  einer  Hufe  in  Basedow  an 
den    Pleban    auf    Lebenszeit    durch    den    Theodoricus    Luch,    der    damals    als 

•)  M.  U.-H.  9449. 

*)  Die  Namen  von  früheren  Pastoren  haben  wir  nicht  ermittelt,  aiisfjenommen  den  vor- 
genannten einzigen  aus  dem   Mittelalter. 

•)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  136. 

*)  8  km  sUd.sUdwe.stlich  von  Malchin.  Nach  KUhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  23,  ^  >()rt 
des  Kazdaf.     Vgl.  Ba.storf. 


Dorfes. 


GUT    UND    KIRCHDORF   BASEDOW. 


119 


ucrlescher  Vasall  auf  Basedow  sitzt.')  Wie  lange  diese  dem  Lande  Pommern 
und  Mecklenburg  angehörende  alte  Adelsfamilie  hier  und  sonst  in  der  Um- 
gegend ansässig  gewesen  ist,  ist  nicht  bekannt.-)  Als  Rechtsnachfolger  der 
Luch    erscheint   das    schon    1287   auf   den  Gütern  Lupendorf  und  Schlakendorf 

nachzuweisende 

Geschlecht     der 

Hahn    (Gallus) 

vom   Jahre    1337 

an.     Nämlich  am 

3.    Mai     dieses 

Jahres  giebt  Fürst 

Johann    III.  von 

Werle-Goldberg 

den  Brüdern 
Nikolaus,   Kck- 
hard,    Matthias 
und    Nikolaus 
Hahn    die    Güter 
Basedow,    Gessin 
und    Liepen    zu 
erblichem   Lehn. 
Mit   dem   h>werb 
dieser  drei  Dörfer 
aber,    besonders 
dem    von    Base- 
dow, beginnt  die 

Blüthe  des 
Hahn  sehen  (jc- 
schleclits,  welches 
diese  Güter  bis 
auf  den  heutigen 
Tag    festgehalten 

Kirche   zu    Hascdow.  hat.  '') 

Namen  mittelalterlicher  Plebane  sind  nicht  überliefert.  Das  Register 
des  M.  Jahrb.  führt  freilich  irrthümlich  den  Ritter  Theodoricus  Luch  als  Base- 
dower Pleban  auf,  aber  den  müssen  wir  abweisen.  Dagegen  ist  der  in  einer 
Urkunde  am  i.  April  1481  als  Zeuge  genannte  »her  Johan  Tessen,  der  Manen 
vicarius  to  Bazedouwe«    nicht    zu    übersehen.      I*>st    die  evangelische  Zeit  hebt 

')  M.  U.-H.  589.  Vt;l.  die  IJe.stätigung  durcl»  den  Kürslen  Nikolaus  von  Werle  am  11.  Iiili 
1296:    M.  U.-H.  2404. 

')  Die  letzte  ihres  (Jeschlechts  war  I.ihurg  Luch,  die  mit  Ewald  von  Kami)t;r  (f  vor  1506) 
vermählt   war:    Li.sch,   Gesch.  d.  (Jeschl.  Hahn   I,   .S.  91. 

*)  M.  U.-B.  1896.  1906.  5764.  Zur  weiteren  (jeschichte  von  I{a>edow  sind  zu  vergleichen 
die  Urkunden  7009.  7489.  9449.  11  004.  Hesonders  aber  das  vierbändige  Werk  von  Lisch,  (jesch. 
d.  Geschl.  Hahn  (Schwerin,   Stiller'sche   Hof  buchhandlung,    1844 — 1856). 


I20 


AM'iSGKRKirrSHKZlRR    MALCHIN. 


mit  einer  vollständigeren  Reihe  an.  Um  1587  wird  Stephan  Holste  genannt. 
Wahrscheinhch  war  er  schon  1577  da,  denn  er  gehört  in  diesem  Jahre  zu 
jenen  Pastoren  im  Amte  Stavenhagcn,  welche  die  Konkordienformel  unter- 
schreiben.') Um  1610  giebt  es  eine  Vakanz  durcli  Tod.  Herzog  Karl 
empfiehlt  den  Herren  von  Hahn  als  Patronen  der  Kirche  den  Christian  Koppen 
(Coppius)  aus  Mirow  als  guten  Prädikanten.  Ob  er  Pastor  wird,  ist  aus  den 
uns  zu  Gebote   stehenden  Akten   nicht    zu  ersehen,    aber  wahrscheinlich   ist  es. 


JÜick   auf  diu   ( )rgel -Einjioro. 

1645  wird  J(.>l)ann  Adam  Miillcr  hcnifcn,  aber  erst  1648  iiUrc.duciert.  Ks 
folgen:  1664  Joachim  Heinrich  I-'ahricius,  i6<S7  Job  Lorenz  Müller,  1690 
Chri.stian  Alard,  1713  Joach.  Rudolph  Vick,  1753  (vielleicht  schon  etwas  früher) 
Joh.  Samuel  Martini,  und  1783  Matthias  Georg  Christoph  VVüstney  (f  1822). 
Vgl.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  hie  der  ersten  lliilfle  des  XIII.  Jalnliuiulcrts  angehörende 
Kirche  hat  einen  d(^n  Zeiten  des  Ueberganges  vom  romanischen  zum  golhischen 
Stil  entsprechenden  platt  abschliessenden  Chor,  der  bis  nahe  unter  das  Dach 
aus  Granitfindlingen  mit  <iuadrierten  Kalkfugen  aufgefiihrt  ist.  Das  Schiff 
diigcgen  ist  ein  Ziegelbau  derselben  Zeit,  in  welchem  der  wendische  Verband 
vorherrscht.     Die  Giebel    beider,    des  Schiffes    wie   des   Chors,    der    für    diesen 


*)  Schröder,  evang.  Mcckl.  III,   .S.  329. 


AUaraufsatz  <! 


\  « 


\ 


\ 


Jic  zu  Basedow. 


GUT    UND    KIKCHDURK    HA.SKDÜW. 


121 


Theil  ebenfalls  der  Backstein -Ziei;el  nicht  entbehren  kann,  sind  mit  Blenden 
geschmückt.  Ob  der  ältere  Bau  der  Kirche  schon  im  XV.  Jahrhundert  durch 
Ludeke  (III)  Hahn,  den  bekannten  thatkraftigen  Vertrauensmann  der  Herzöge 
untl  eifrigen  I'^rbauer  von  l'^estungen  und  Thürmen  im  Lande,  eine  Um- 
gestaltung in  golhischem  Sinne  erfuhr,  wie  Lisch  (a.  a.  O.  III,  S.  45)  meint, 
müssen  wir  dahingestellt  sein  lassen.  Sämmtliche  Fenster  sind  heute  dreitheilig 
und  si)itzbogig  geschlossen.  Sie  stammen  in  ihrer  jetzigen  Gestaltung  aus 
neuerer  Zeit,  nämlich  aus  den  Jahren  1855  bis  57.  Ebenso  hat  der  Thurm 
bei  dieser  Gelegenheit  in  seinem  oberen  Theil  eine  völlig  neue  Gestalt  erhalten. 
Als  Neuerungen  sind  übrigens  auch  die  Aufsätze  auf  den  Giebeln  von  Schiff 
v\nd   Chor  in   der   Mitte  und  an  den  Seiten  ins  Auge  zu  fassen. 

Im  Innern  ist  der  Chor  mit  einem,  das  Langhaus  mit  drei  niedrigen 
gerippten  Kreuzgewölben  geschlossen.     Steiler  erscheint  das  Gewölbe   im  Chor, 

flacher  gespannt  sind  die  im 
Schiff  und  anscheinend  auch 
jünger  als  jenes,  alle  mit  ein- 
ander aber  mit  jener  hand- 
werksmässigen  Unbeholfenheit 
ausgeführt,  wie  sie  sich  in  zahl- 
reichen Kirchen  des  Mittel- 
alters zeigt 

.An  der  Südseite  des  Chors 
eine  neuere  Sakristei  gothischen 
Stils;  an  der  Südseite  des 
Mittelschiffes,  vor  dem  Haupt- 
eingang, eine  kleine  Vorhalle, 
die  ebenfalls  neu  ist.  An  der 
Xordseite  des  Chors  dagegen 
eine    grosse    Kapelle    als    Krb- 

begräbniss    für  die    grälliche   k'amilic  vom    ICnde   der    fünfziger  Jahre    des  XIX. 

Jahrhunderts. 

Der  Altaraufsatz  ist  ein  reiches  Werk  der  Renaissance  des  XVI.  Jahr- 
hunderts aus  bestem  Sandstein  und  mit  vielen  Relief- l'jnlagen  aus  weissem 
Marmor.  Die  Abbildung,  welche  wir  hier  geben,  überhebt  uns  einer  ein- 
gehenderen Beschreibung.  Das  Abendmahl  hat  den  Ilauptplatz  erhalten.  Auch 
erscheinen  die  Einsetzungsworte  des  Abendmahls  als  Haupt -Inschrift  des  Altar- 
werkes. Darunter,  in  der  Basis,  der  Gebetskampf  in  Gethsemane.  Seitlich  vom 
Abendmahl  die  Kreuzigung  und  die  Auferstehung,  im  oberen  Theil  aber  die 
Himmelfahrt.  Als  hjnfassung  der  drei  Hauptbildwerke  in  der  Mitte  dienen  die 
Statuen  der  vier  I-Aangelisten.  Unter  dem  Bilde  der  Himmelfahrt  die  \'erse  der 
Apo.stelgeschichlc  I,  9  11.  Ueber  dem  .\i)cndniahl :  CHRISTUS  IST  UMB 
UNSER  SUDE  WILLEN  IN  DE  TODT  GEGEBEN  UNDT  UMB  UNSER  GERECH- 
TIGKEIT WILLEN  AUFERSTANDEN.    Ueber  dem  Gebet  in  Gethsemane:  WACHET 


l']()zcs>iuiis-.Slaiu;cn. 


.\ltar- 
aufsatz. 


122 


AMTSGERICllTSiJEZIKK    MALCHIN. 


UND  BETET.  DAS  IHR  NICHT  IN  ANFECHTUNG  FALLET  •  MEIN  VATER  ISTS 
NICHT  MVGLICH,  DAS  DIESER  KELICH  VAN  MIHR  GEHE  ICH  TR(etc.).  Links 
und  rechts  neben  der  Kreuzigung:  DIS  SEIN  DES  EDLEN  UN  DT  EHRENVESTEN 
WERNER  HANEN  UNDT  SEINER  VIELTUGENTSAME  LIEBE  HAUSFRAUWE 
ANNA  VAN  DER  LUHE  SELIGER  ACHT  AHNEN.  DIS  SEIN  DES  EDLEN  UNDT 
EHRENVESTEN  CHUNE  HANEN  SELIGER  UNDT  SEINER  VIELTUGENTSAME 
LIEBE  HAUSFRAUWE  SOPHIA  VÄ  DER  SCHULENBURGK  AUCH  SELIGER  ACHT 
AHNEN.  Darüber  je  aciit  Wappen. 
In   der  Bekrönung    dieses   Flügels: 

NON   HANC  EFFIGIEM  CHRISTI 

SED    CHRISTVM   ADORA 
AD  DEXTRAM  PATRIS  QVI   SINE 

FINE  REGIT. 

Links  und    rechts  neben   der  Auf- 
erstehung   im    rechten    Seitenstück 

die     Inschriften:      DIS    SEIN     DES 
EDLEN     UNDT     EHRENVESTEN 

JOACHIM     HANEN    CHRISTOFFER 

SELIGER    SOHNS     UNDT    SEINER 

VIELTUGENTSAME    LIEBE    HAUS- 

FRAUW     DOROTEAG   '     •   GEBORN 

VAN     POTLITZ    ACHT    AHNEN.    — 
DIS     SEIN      DES     EDLEN      UND 
EHRENVESTEN      HANS     HANEN, 

WERNERS     SOHNS,      UNDT     SEI- 
NER   VIELTUGENTSAME     LIEBE 

HAUSFRAUW    JLSE     VAN     ARNIM 

ACHT    AHNEN.     Dazu     die     .schon 

bei   liristow  vorgekommenen  Sigla 

der   Siiuisprüche:    G  •  W  •  Z  •   B. 

G  •  B  .  M  •  S  •  1592    IM    MAIO  •  H^. 

In     der     Hekrönung    dieser    Seite 

die   Worte: 


Tauf  Itcliältcr. 


PARTA  TIBI    ILLIVS  VERE  VERISSIMA  PROBRIS 
GLORIA  SVNT  CHRISTI  VVLNERA  VITA  TIBI.') 

Kanzel.  Die  Kanzel   hat  südlich  an  der  hxke  vom   Chor  und  Schilf  ihren   l'latz. 

Kriicifixiis.    Darüber  der  alte  Triumphbogen -Krucifixus  mit   Maria  und  Johaiuies. 

Or;,'fl.  Die  Orgel  -  Empore    ist    ein    reiches  I<enai.s.sance- Schnitzwerk  des  XVI. 

Jahrhimdcrts.      Der  Orgel -Prospekt  selber  aber  mit  seinen  Risaliten  ist  hundert 
Jahre  junger  und  stammt  aus  dem  Jahre    1680.      Die  Inschrift  lautet: 

')  Ucber  den   Altar  vgl.  Lisch,  CJeschl.  Ilalii)    III,   .S.  239 — 241.     Als  ,Sinns])riiche  der  .Siglen 
schUgt  Grotcfcnd   vor:    >fi<>tt   wende's  zum   JJestcn«    und    >(Jott  bewahre  meine  .Sinne«. 


GUT  UND  KIRCHDORF  BASEDOW. 


123 


ORGANA  DECANTANT  CHRISTO  LAUDESQUE  DECUSQUE» 
ET  RECREANT  VARIIS  PECTORA  NOSTRA  SONIS. 
ANNO  CHRISTI  1680  FRID  •  HAHN.'; 

In  der  Sakristei  ein  aus  Holz  geschnitzter  Johannes  Baptista,  auch  zwei      Schnitz- 
Prozessions -Stangen  mit  Engehi.  werke. 

Im  Chor  steht  ein  achtseitiger  hölzerner  Taufbehälter,    der  nicht  mehr        Tauf- 
gebraucht wird.      In    seinen   acht  Füllungen  Apostelbilder,    auf  den    acht  drei-     behälter. 

seitigen 
Deckelflächen 
die  Bilder  der 
Evangelisten, 
des    Heilandes 
luid    des  Jo- 
hannes   Bap- 
tista,   ausser- 
dem   das 
HAHN '.sehe 
und    LUHE 
sehe  Wappen. 
Im  Innern  eine 
grosse 
Messing-  Messig- 

schüssel     mit      schlisse!, 
den   schon   oft 
erwähnten  viel- 
gedeuteten 
Legenden. 


Messingschüs.sel. 


Epitaphien. 

An  der  Nord- 
seite des  Chors 
ein  Epi- 
taphium, das  die  ganze  Wand  einnimmt  und  wie  der  Altar  aus  feinem  Sand- 
stein mit  Einlagen  von  Marmor  hergestellt  ist.  Es  ist  dem  Elternpaarc  Werner 
Hahn  und  seiner  Anna  von  der  Luhe  gewidmet  von  ihrem  Sohn  HANS  HAHN. 
In  der  Mitte  drei  fast  lebensgrosse  knieende  Gestalten  und  hinter  ihnen  der 
Sohn;  beiden  gegenüber  die  Gattin  und  Mutter.  In  der  Mitte  ein  Marmor- 
Relief:  Christus  mit  der  Siegesfahne  tritt  den  Drachen  zu  Boden.  Das  Relief 
wird    in    acht    kleinen    Gruppen  von    den    Marterwerkzeugen    Christi    umgeben. 


Epitaphien. 


*)  Beide,  Kanzel  und  Orgel,  sind  Stiftungen  des  Och.  K.iths  Friedr.  ll.ihn,  der  zum  Katholi- 
cismus  übertrat,  aber  nichtsdestoweniger  die  väterliche  Kirche  nach  wie  vor  mit  Gaben  bedachte: 
Lisch,  Geschl.  Hahn  III,  S.  360.  Leber  eine  Kepar.itur  der  Orgel  im  .\ IX.  Jahrhundert  s.  Lisch, 
a.  a.  O.  IV,  .S.  304. 


124 


AM  rst;Kuicnrsi;i;ziRK  Malchin. 


In  der  Bckrönung  des  Werkes  nieluere  allegorische  Gestallen,   in  der  Mitte  die 
Caritas  (nicht  die  hl.  Maria!)  u.  s.  w.     Ausser  verschiedenen  Bibelsprüchen  auch 
eine   lange 

Inschrift    mit 

der   Lcbens- 
ge.schichte  des 
I'^hepaares  und 

der    Angabe, 
dass  der  Sohn 

HANS    HAHN 
seinen   Kitern 

dies    Epi- 
taphium   im 

Jahre    1594 

habe   setzen 
lassen. ') 

An      der 
Nordseite    des 
Langhauses, 
in    der    mitt- 
leren   Fenster- 
nische,   und 
fast  das  ganze 
Fenster    ver- 
deck'end,    ein 
zweites    Kpi- 

taphium. 
Oben  als  Relief 
eine    Dar- 
stellung  der 
Auferstehung 
und    in    der 

Mitte    die 

Kreuzigung. 

V^or   dieser 

fünf   freie 

plastische   fJe 

.stalten,  welche 

knieen:    links 

Berndt   von 

der  Schulenburgk,   rechts  seine  I<:hefrau  Anna   Hahn,    dazwischen  drei   Kinder, 
Lcvin,    Gudel    und    Ilse    von    der    Schulenburgk.      Zu    jeder    Seite    .sechzehn 


Scliiilcilliint;-  II.'iliii'scliL-i    I^iutapli. 


')  Lbch,  (Jc.schl.  Ilalih    Hl,   .S.  241—243.     \'n\.  (Jraltstcinc. 


M 


GUT  UND  KIRCHDORF  BASEDOW. 


125 


Ahnenwappen.  Nach  der  Inschrift  am  Fuss  ist  dies  Epitaphium  von  BERNDT 
VON  DER  SCHULENBURGK  seiner  am  9.  Januar  1589  im  27.  Lebensjahre  ent- 
schlafenen Ehefrau  in  demselben  Jahre  gestiftet.') 

An  der  westlichen  Ecke  der  Nordwand,  das  t^anze  Fenster  vcidcckend, 
ein  dem   Kuno  Hahn  und  seinen   beiden  Frauen  gewidmetes  drittes  Epitaphium. 

Im  Aufsatz,  die  Mitte  des  ganzen  Werkes 
einnehmend,  die  liegende  Statue  der  ersten 
Gemahlin  Kuno's,  Gödel  von  Maltzan. 
Unten  nebeneinander  die  gleichfalls  liegen- 
den Gestalten  Kuno's  und  seiner  zweiten 
Gemahlin,  der  Sophie  von  der  Schulen- 
burg. Ausserdem  sind  die  zweiundzwnnzig 
Kinder  Kuno's  (acht  Söhne  und  vierzehn 
Töcliter)  aus  beiden  Ehen  in  kleineren 
Figuren  knieend  und  betend  dargestellt. 
Zu  beachten  ist  auch  die  Anordnung  der 
Ahnentafeln. 

Rechts  imd  links  und  über  den  Figuren 
verschiedene  Bibelsprüche.  Unter  der  Ge- 
stalt der  Goedel  von  Maltzan  die  Inschrift: 
ANNO  1575  DEN  FREITAGK  VOR  LETARE 
IST  DIE  EDLE  UND  VIEL  TUGENTSAME 
GUEDEL  MOLTZAN  IM  HEREN  ENT- 
SCHLAFFEN, NACHDEM  SIE  VIER  SOHNE 
UND  ZEHEN  TOCHTER  GEZEUGET  HATTE. 
DER  SEHLE  GOT  GNADE«  Unter  den 
beiden  unteren  Hildsanlen:  ANNO  1590 
DEN  21  •  JANUARII  IST  DER  EDLE  UND 
EHRENVESTE  CUNO  HANE  ERBGESESSEN 
ZV  BASEDOW  UND  LIREN.  INHABER  DES 
HAUSES  SEHEBURGK  ZUR  LIREN  IN 
GOTT  DEM  HERREN  SALICH  ENTSCHLAF- 
FEN .  GOTT  VORLEIHE  IHM  EINE  FROV- 
LICHE  AUFERSTEHUNG  .  UND  ANN01591. 
DEN  21  .  OCTOBRIS  IST  SEINE  LIEBE 
HAUSFROWE  DIE  EDLE  UND  VIEL  TU- 
GENTSAME SOPHIE  VON  DER  SCHULENBURGK  ZU  SEHEBURGK  IN  WAH- 
RER ERKENTNIS  CHRISTI  SANFT  IM  HERREN  ENTSCHLAFEN  UND  ALDAHR 
CHRISTLICH  ZUR  ERDEN  BESTEDIGET.  HAT  IHM  EHESTAND  VIER  SOHNE 
UND  VIER  TOCHTER  GEZEUGET  .  S  •  G  •  C  Ganz  unten  sieht:  ANNO  1593.^; 
i-Xn  der  Xcjrdscite,  zwischen  Chor  und  Schiff,  und  am  Triumphboi^cn 
(jetzt    innerhalb  des  herr.schaflliclicn  Chors),   ein  kleines  Epitaphium   des  Paris  (I) 

')  Lisch,   (Jesclil.  Halm    l\,   .S.  19,   35  -37.      .S.  u.  (iralistoine. 

*)  Lisch,   flesch.  (1.  'iociil.  ll.nlin    1\',   S.  20  iiinl    21.     X'f^l.  (;ial)stcine. 


E])il,T])li    (lc>    l\iiiiii    Ilalin 


126 


AMTSGERICHTSHEZIRK    MALCHIN. 


Epitaph   des   l'aris  ^1^  Hahn   und  seines   Sohnes   l'aris  (H). 


Hahn    (71565)    und    seines    Solincs    Paris    (II,    f    15H7).      Im    Mittelstück    drv 
Gekreuzigte.     Zu    seinen    Fü.ssen    knieend    Vater    und     Stalin.      Daneben    die 


GUT   UND   KIRCHDORF   BASEDOW. 


127 


t         I        f. 


{      l 


Ahnenwappen.  Unter  den  Figuren  der  Spruch  aus  Jesaias  LIII:  DER  HERR 
WARF  UNSER  ALLER  SUNDE  AUFF  IHN.  Rechts  die  Inschrift:  PARYS  HAN 
DER  ELTER  DES  JUNGEN  VATER,  links:  PARYS  HANE  DER  JUNGER  DES 
ALTEN  SOHN.  Als  Unterschrift  eine  lange  Inschrift,  aus  der  hervorgeht,  dass 
CATARINA  VON  BÜLOW  ihrem   nach  zweijähriger  Ehe  gestorbenen  Gemahl  und 

ihrem  1587  im  Alter  von  zweiund- 
zwanzig Jahren  durch  einen  Unglücks- 
fall ums  Leben  gekommenen  Sohne 
dies  Epitaphium  habe  setzen  lassen.') 
In  einer  Fensternische  der  Nord- 
wand, nach  dem  Chor  zu,  ein  fünftes, 
zum  Theil  durch  eine  Empore  ver- 
decktes P3pitaphium,  das  des  165 1 
gestorbenen  Landraths  und  Erbland- 
marschalls Claus  Hahn.  Im  Mittel- 
felde der  gekreuzigte  Christus,  neben 
ihm  die  knieende  und  zu  ihm  auf- 
schauende Gestalt  des  Verstorbenen. 
Das  Epitaphium  ist  halb  durch 
die  herrschaftliche  Empore  verdeckt. 
Unten  eine  lange  Inschrift,  aus  der 
hervorgeht,  dass  der  Sohn  CHRISTIAN 
FRIEDRICH  HAHN  und  der  Enkel 
WEDIGE  CHRISTIAN  HAHN  dies  Epi- 
taphium haben  setzen  lassen.-) 

Grabsteine.  An  der  Südwand  (irabsieine. 
des  Chors  ein  Grabstein  vom  Ende 
des  XVI.  Jahrhunderts.  Im  Felde 
eine  betende  Frau  mit  der  Ueber- 
schrift  zu  Häuptcn:  CHRISTI  STER- 
BEN IST  MEIN  EWIGES  LEBEN. 
Die  Umschrift  ist  unleserlich,  l^ben- 
daselbst  ein  zweiter  Stein,  der  einen 
betenden  Ritter  darstellt.  Umschrift: 
ANNO  1590  DEN  21  .  JANVARII  IST 
DER   EDLER  VND  ERNVESTER  KONE 

HAHN     ERBGESESSEN     ZV     BASEDOV     VND     M(uggenburg)    GOTSEL ') 

An    der    Südwand    des    Schiffes,    der    Kanzel    zunächst,    ein    grosser  Stein    mit 

')  Lisch,  Geschl.  Hahn  IV,  S.  2S.  41. 

')  Dem  Vater  gesetzt  von  dem  .Sohne,  dem  zum  Kathohci.smus  übergetretenen  Geh.  Katli 
Friedrich  Hahn  (1624 — 1701):  Lisch,  (Je.schl.  Hahn  HI,  .S.  338 — 362,  besonders  S.  360.  D.ns 
Denkmal   wurde  erst   nach   dem  Tode  des  älteren  Stifters  vollendet  und  ist  daher  mit    1702  datiert. 

^)  Lisch,   Gesch.  d.  Geschl.  Hahn  IV,  .S.  20  (Kuno  I,  S.  2 — 22).     S.  o.  Fpitaphien. 


Giabhlciii   dc.>    Konc    Ihiliii. 


128 


AMTSGERICHTSHEZIRK    .MALCHIN. 


GUT   UND    KIRCHDORF   BASEDOW. 


129 


dem  Bilde  eines  Mannes  und  einer  Frau  und  einer  nur  theihveise  zu  lesenden 
Inschrift.  Es  ist  der  des  JOACHIM  HANE  (f  1600)  und  seiner  Gemahlin,  der 
LUCIE  FINEKE  (f  vor  1619).^)  Ebendaselbst  ein  Stein  mit  dem  Bilde  einer 
betenden  Frau.      Inschrift:    ANNO  1589  DEN  9  .  JANUARII  IST  DIE  EDLE  VND 

TVGENTSAME   ANNA    MA- 
NEN,    DES    EDLEN    VNDT 

ERENVESTEN    BERNDT 

VAN  DER  SCHVLEN- 
BVRGK  EHELICHE  HAVS- 
FRAW  IN  GODT  SELICH- 
LICHEN  ENTSCHLAFFEN, 
DER  SEHLEN  GODT  GNE- 
DIGK  VNDT  BARMHERT- 
ZIGK  SEI.-')  An  demselben 
Ort  noch  ein  Stein  mit 
dem  Bilde  eines  Mannes 
und  einer  Frau.  Die  In- 
schrift ist  jetzt  nicht  mehr 
genau  zu  entziffern.  Nach 
einer  Abschrift  aus  dem 
Jahre  18 16  lautete  sie: 
ANNO  1598  DEN  15 • 
FEBR  .  IST   DER      EDLER 

[GESTRENGER      UND 
EHRENVESTER  JOACHIM 

HAN     CHRISTOPHERS 
SEL    SOHN    IN    GOTT  SE- 
LIG    ENTSCHLAFEN 
UNDT    DE  N   15   MA  RTI  .  . 

ALHIER    BEGRABEN  . 
ANNO DEN   .... 

IST  DIE  EDLE  UND 
WOHLGEBORN  DORO- 
TEA     VON    PUTLITZ     IN 

GODT     SELICH     ENT- 


Grabstein  der  Anna  Hahn, 
Gemahlin   des  Berndt  von   der  Schulenburek. 


SCHLAFFEN  UND  ALHIE  BEGRABEN.  Sterbejahr  und  Tag  sind  nicht  aus- 
gefüllt.^) —  Die  vier  erstgenannten  Grabsteine  lagen  bis  vor  wenigen  Jahren 
im  Chor  der  Kirche,  der  letztgenannte  in  der  nordwestlichen  Ecke  des  Schiffes. 

Unten    im    Thurm     der     Kirche    ist    eine    Reihe    minderwerthiger,    im 
Renaissancestil    auf  Molz    gemalter  Bilder  aus  dem  Jahre   1704  aufgestellt,    die 


')  Lisch,   Gcschl.  Hahn  HI,   S.  198 — 201. 
')  Lisch,   Geschl.  Hahn  IV,   S.  19.  35—37. 
";   Lisch,   Gesclil.  II. ihn  III,   .S.  30I— 305. 


Zurück- 

<(estellte 

JJilder  im 

Thurm. 


Vyl.  o.  Ejjitaphien. 


130  AMTSGERICHTSBEZIRK    MALCHIN. 

früher  an  der  Südseite  des  Schiffes  ihren  Platz  hatten.  Je  ein  oberes  und  das 
darunter  befindhche  l^ild  gehören  zusammen,  und  zu  je  zwei  Bildern  gehören 
immer  drei  Inschriften.  Man  sieht  die  Sündfluth  und  die  Taufe  des  Kämmerers 
durch  Philippus,  den  Sündenfall  und  Christi  Geisselung,  Christi  Geburt  und 
Chri.sti  Grablegung  u.  s.  w.     Im  Ganzen  sind  es  zwanzig  Bilder. 

Glocken.  Im  Thurm    zwei  Glocken,    die    im   Jahre    1843    von    C.  Illies   in  Waren 

gegossen  sind.  Gestiftet  sind  sie  von  FRIEDRICH  GRAF  HAHN  und  AGNES 
GRÄFIN   HAHN,   geb.  GRÄFIN  SCHLIPPENBACH. 

Das  Inventar  von  181 1  enthält  folgende  Notiz:  »In  dem  von  Mauer- 
steinen massiv  aufgeführten  Thurm  sind  ausser  der  zur  Kirchenuhr  gehörigen 
kleinen  Glocke  gar  keine  Glocken  vorhanden,  weil  die  ganze  ehemals  schöne 
Thurmspitze  von  der  Kuppel  an  bis  zu  dem  Gemäuer  den  29.  Sei)tcmber  1766 
nebst  allen  Pfarrgebäuden  abgebrannt  ist,  die  Glocken  zusammengeschmolzen 
und  grösstentheils,  bis  auf  einen  vor  zwei  Jahren  verkauften  Ueberrest,  verbrannt 
sind.  <      -Auf  dem    Kirchhofe  war  damals  eine  kleine   Glocke  von    17  13. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.      i.  2.   Grosser    Kelch    in    klassicierendem    Stil,    vom 

werke.  Malchiner  Goldschmied  Harck,  ebenso  die  Patcne.  —  3.  4.  Kleiner  silber- 
vergoldeter Kelch  auf  rundem  PTi.ss,  mit  einem  aufgenieteten  plastischen 
Krucifi.xus  als  Signaculum.  Der  ausladende  Knauf  mit  Falten  erinnert  an 
spätromanische  Formen.  Keine  Werkzeichen,  auch  nicht  an  der  Patene.  — 
5.  6.  Kanne  und  Oblatendose,  neu,  von  KS47,  letztgenannte  aus  einer  älteren 
umgearbeitet  \'<)m  Malcbiner  Goldschmied  F.  Lippold.  Die  Kanne  ist  von 
FRIEDRICH  GRAF  HAHN  und  AGNES  GRÄFIN  HAHN,  geb  GRÄFIN  SCHLIPPEN- 
BACH, gestiftet,')  —  7.  Messingenes  Taufbecken  von  1669  mit  der  Angabe, 
da.ss  es  der  ehemaligen  Kirche  zu   Wargcntin  gehört  hat. 


Schloss  zu  f^M  as  zur  Geschichte  des  Schlosses  beigebracht  werden  kann,  ist  nicht  viel, 
Basedow.  V^^^  immerhin  aber  mehr  als  bei  allen  anderen  alten  Adelssitzen  unseres 
Landes.  Es  i.st  das  dem  trefflichen  p-amilien- Archiv  in  Ba.sedow  zu  danken, 
für  welches  von  jeher  in  besonderer  Weise  Sorge  getragen  worden  ist.  Nach- 
dem es  Jahrhunderte  lang,  schon  vom  Mittelalter  her,  inmitten  des  alten  Baues 
einen  eigenen  gewölbten  Raum  eingenommen  hatte,  wurde  im  XIX.  Jahrhundert 
ein  besonderer,  freistehender  .steinerner  Gewölbebau  neben  dem  Sekretariat  dafür 
aufgeführt,  in  welchem  alle  archivalischen  Dokumente  jetzt  wohlbewahrt  ruhen.-) 
Den  Anfang  zu  einem  festen  Bau  in  Ba.sedow  hat,  wie  Lisch  glaubt 
vermuthcn  zu  dürfen,  .schon  jener  Nikolaus  Mahn  gemacht,  welcher  am 
I.April  1352  mit  Bristow  belehnt  wurde.  Inde.s.sen  muss  es  dahin  gestellt 
bleiben,  ob  diesem  Bau  jene  Ruinen  angehören,  die  heute  hinter  dem  Schloss 
im  Garten  gefunden  werden,  aber  mit  vielen  neueren  Zuthaten  versehen  sind.'') 


')  Siehe  Glocken. 

»)  Lisch,  Gesch.  d.  CJcschl.  Hahn  H,  S.  5. 

•)  Lisch,  a.  a.  ().  U,  S.  48:     »Ohne  Zweifel    uiilein.'ilim    er    die    cr.ste   Anla^jc    des    .Schlos.ses 
zu   Basedow,   von   dem   noch    lllicr   und   unter   der  Erde   kräftige    Ruinen    V(n  banden   sind«. 


GUT   UND    KIRCHDORF   BASEDOW. 


131 


Gewiss  freilich  ist,    dass  sich  in  den  unzweifelhaft  alten  Theilen  dieser  Ruinen 
die  der  gothischen  Zeit  angehörenden  Ziegelverbandsweisen  finden,  die  wendische 


Alter  'l'lieil  des  Schlosses   Hasedow  'I Unterseite; 


wie  die  polnische.  Klarer  tritt  der  feste  Bau  des  Mittelalters  aus  einer  Urkunde 
vom  4.  September  1467  und  deren  Anhängsel  aus  dem  Jahre  1473  hervor, 
worin  sich  Oheim  Lüdeke  und  sein  Nefle  Hans  über  das  Schloss  zu  Basedow 

9* 


132 


AM  rsCJKRICll  rSHKZlKK    MALCHIN. 


vertr.isjen,  und  woraus  man  ersieht,  dass  besonders  Lüdeke  es  war,  der  viele 
Kosten  an  den  Hau  gewandt  hatte.  Lüdeke  soll  die  eigentliche  Obhut  über 
das  Schlo.ss.  Ilans  aber  seine  Wohnung  darin  haben,  und  jeder  die  Hälfte  des 
Moffeldes  für  sich  benutzen.  Während  der  Vormundschaft  über  Hans  hatte 
Lüdeke  den  Haujitthurm,  die  iMauern,  die  Gräben,  die  V^orburg  und  die  Bau- 
höfe von  Grund  aus  neu  gebaut.  Er  verzichtet  nun  im  Uebrigen  auf  einen 
Ersatz    von   seinem  Neffen,    doch  soll  diesem  sein  Antheil  an  dem  Hauptthor- 


Aelteie  Tlieile  des  Schlosses   Hasedow  (Vorderseite). 

gebäudc  (dem  obersten  Thor)  mit  250  Mark  Lübisch  angerechnet  werden  und 
das  Gebäude  .selbst  dafür  als  Pfand  in  Lüdekes  Hand  bleiben.  Gemeinschaftlich 
.soll  beiden  das  Gewölbe  für  die  Armbrüste,  Pfeile,  ]iüchsen,  für  Pulver  und 
Briefe  (Urkunden)  gehören,  doch  soll  jeder  daneben  ein  Gewölbe  für  sich 
besitzen.  Ferner  soll  das  Thor  vor  der  Vorburg  als  Pfand  für  100  Mark 
Lübisch  zu  Lüdeke's  Verfügung  stehen,  mit  dem  Thor  auch  die  beiden  Thürme 
auf  der  Vorburg,  die  er  auf  eigene  Kosten  hat  bauen  la.ssen.') 

iJieser  Lüdeke   i.st   derselbe,    den    wir  in  der  Geschichte  der  Stadt  Plan 
als  Vertrauensmann  der  mecklenburgischen  Herzöge  kennen  gelernt  haben,  der 

')  Lisch,  a.  n.  O.  H,   Lrk.,   S.  136 — 142  (Nr.  246). 


GUT    UND    KIRCHDORF    BASEDOW. 


133 


gut  zwanzig  Jahre  früher  als  landesherrlicher  Vogt  die  Burg  in  Flau  befestigt, 
die  Lenzburg  an  der  Eide  erbaut,  mit  starker  Hand  dem  wilden  Raubwesen 
jener  Zeiten  entgegentritt  und  mit  seiner  Gattin  Jutta  Preen  die  letzte  Ruhe- 
stätte in  der  Klosterkirche  zu  Dargun  findet.^) 

Nach  Lüdeke's  Zeit  hören  wir  erst  im  Jahre  1 5 1 3  wieder  von  einem 
Neubau,  den  der  Landrath  Joachim  Hahn  auf  dem  Schlosshofe  zu  Basedow 
errichtet,  und  zu  dem  ihm  der  Herzog  Heinrich  und  dessen  Gemahlin  Helena 
am    15.  Juni  desselben  Jahres  (zehn  Tage  nach  seiner  Vermählung)  zwei  gemalte 


Ausgrabungen  im  Schlossgarten  zu  Basedow. 


Fenster  verehren.  Joachim  Hahn  hat  sich  seines  »neuen  Hauses«  noch  über 
die  Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts  hinaus  erfreuen  können.  »Dies  ist  (sagt  Lisch 
im  Jahre  1855),  nachdem  die  mittelalterlichen  Gebäude  bis  auf  geringe  Reste 
nach  und  nach  abgebrochen  sind,  ohne  Zweifel  der  noch  vorhandene  ältere 
Theil  des  Schlosses  Basedow,  welcher  in  der  Mitte  steht  und  sich  im 
rechten  Winkel  an  den  neuesten  (im  Jahre  1.S91  durch  Brand  zerstörten)  Bau 
anlehnt.«  Zugleich  hält  Lisch  auch  den  an  diesen  Theil  angesetzten  Thurm  mit 
der  Jahreszahl    1552   für  einen   Bau  Joachim's  und  seiner  Gemahlin,    welche  die 


•)  M.  Kunst-   und    fle.sch.-Dcnkm.  IV,    S.  5S1.   582.      I,    S.  548   (567).     Lisch,    a.  a.  O.   III, 
Seite   I  —  50. 


134 


AMTSGERICllTSHKZIRK    MALCHIN. 


Siglen  ihrer  unbekannten  Sinnsprüche  hinzugefügt  haben.')  Sie  stehen  gleich 
oberhalb  der  Eingangsthür  in  diesen  Thurm.  Auch  nach  der  Gartenseite  hin 
kommt  von  diesem  älteren  Theil  des  Schlosses  aus  dem  XVI.  Jahrhundert 
noch  ein  ansehnliches  Stück  zur  Erscheinung.  Vor  allen  Dingen  ist  hier  ein 
alter  Giebel  mit  angesetztem  Trcppenthurm  zu  beachten,  der  von  unten  her 
vierseitig  emporsteigt  und  sich  oben  in  ein  Rund  umsetzt.  Auch  ist  im  an- 
stossenden  Giebel  selbst  noch  der  Kern  des  alten  Mauerwerks  deutlich  zu  er- 
kennen.   Alles  Andere  auf  dieser  Seite  ist  im  Sinne  der  alten  Formen  erneuert. 


Scliloss   i;a>edo\v   zur  Zeit   dci'   Stiiler'schcii    L  niljauten. 


Der  nächste  grössere  Neubau  findet  unter  dem  ersten  Grafen  I'Vied- 
rich  II  im  Anfange  des  XIX.  Jahrhunderts  statt.  h>  lässt  den  alten  Flügel 
rechts  a'm  Aufgange  abbrechen  und  einen  neuen  Hau  mit  einem  hohen 
Tluirm  aufführen.  »Dieser  Flügel  (sagt  Lisch  im  Jahre  1856)  ist  gegenwärtig 
das  herrschaftliche  Wohngebäude  und  unter  dem  jetzigen  Grafen  durch  den 
(jeheimen  Oberbaurath  Stüler  aus  Berlin,  welcher  auch  alle  anderen  neuen 
Gebäude  in  Basedow  aufgeführt  hat,  erhöhet  und  geschmackvoll  ausgebauet 
und  eingerichtet.«;*) 

Aber  auch  von  diesem  alten  I'Mügel  steht  heute  nur  noch  der  untere 
Theil   des   Thurmes.     Am    12.  Januar   1891    brannte   der  ganze   Bau   gründlich 

')  Lisch,  a.  a.  O.  III,  S.  143. 
*)  Lisch,  a.  a.  O.  IV,  S.  304. 


.Schlüis  zu   I5asedüw.      Innerer   Hof  mit  dem   Pracht-Portal  am    Haiiplschen  Neubau. 


GUT   UND    KIRCHDORF    BASEDOW. 


05 


nieder,  nur  die  Umfassungsmauern  blieben  stehen.  Dagegen  konnte  das  grosse 
Thorgebäude  gerettet  werden.  Es  ist  daher  heute  der  einzige  Theil  jener  am 
Ende  der  dreissiger  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts  ausgeführten  Bauten,  in  denen 
sich  der  klassicierende  und  nach  engUscher  Art  zugleich  gothisierende  Geschmack 
der  Stüler'schen  Periode  offenbart.  An  die  Stelle  des  niedergebrannten  grossen 
Flügels  zur  Rechten  erhebt  sich  jetzt  ein  seit  dem  Jahre  1891  unter  der 
Leitung    des    Architekten     Professor    Dr.    Haupt    entstandener    Prachtbau    im 


Schloss  Basedow,   wie  es  jetzt  ist  (von  der  Gartenseite). 


Geschmack  nordischer  Rcnais.sancc,  als  deren  glänzendste  Leistung  sich  das 
grosse  Portal  im  Innern  des  Hofes  darstellt.  Den  herrlichen  Hau  schmückt 
die  Inschrift : 

FRIDERICVS  •  FRANCISCVS  •  COMES  •  HAHN  •  ET  •  THERESA  •  COMI- 

TISSA  .  HENCKEL- DONNERSMARCK  .  HANG  •  DOMVM  •  ET  •  TVRRES. 

IGNE   •   CONSVMPTAS    •    E  •  CINERE   •    IN    •    NOVVM    .  SPLENDOREM  . 

MAIORVM  .  RITV  •  ERIGI  •  IVSSERVNT.') 


')  Vgl.  auch    die   .Abbildung    des    früheren   .Schlosses    vor    1891    bei   Lisch    und   Wedemeyer, 
Album  meckl.  Schlösser  und  Landgüter,   lieft   I    und  2.     Ebendort  Te.xt  dazu. 


136 


AMTSGERICIITSBEZIRK   MALCHIN. 


Das  Gut  Faulenrost. 

Ciiit         ^^{ehn  Kilometer  südöstlich  von  Basedow  liegt  das  Hahn'sche  Schloss  Faulen- 

Faulenrost.   I£=J      rost.      Einst,    vom    XIII.  bis    zum    XV.  Jahrhundert,    als    Villa    Rostok, 

Villa  Rozstock,  Vulen  Rozstok,  \^ilenrosteke,  Vulrostke,  Vulenrostke  im  Besitz 


Schloss  Faulenrost. 


der  alten  Adelsfamilie  Ro.stock  (nachhci"  Kostkc)  f^cht  das  Gut  am  i.  November 
1494  an  den  Ritter  Klaus  Hahn  zu  Basedow  über  und  ist  seitdem  in  dessen 
F'amilie  verblieben.  Seit  dem  l^Lnde  des  XVII.  Jahrhunderts  ist  der  Name 
Faulenro.st  üblich  geworden.  Das  stattliche  Schloss  mit  seinen  Nebengebäuden 
ist  ein  im  französischen  Stil  des  XVIII.  Jahrhunderts  erdachter  und  ausgeführter 
Bau  von  sehr  ansehnlichen  Verhältni.ssen,  den  der  durch  sein  tragisches  Geschick 
bekannt  gewordene  Klaus  Ludwig  Ilahn  im  Jahre  1760  errichten  und  mit 
entsprechenden  au.sgedehnten  Parkanlagen  versehen  liess.')  Ueber  die  frühere 
Kapelle  in  Faulenrost  s.  Rittermannshagen,  S.  146. 


')  Lisch  und  Wedemeyer,  a.  a.  ().,  Heft  8 — 12,  S.  68. 


GUT    UND    FILIAL- KIRCHDORF   GESSIN.  137 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Gessin.') 

as  Geschick  des  Dorfes  Gessin   ist   eng  mit  dem   von  Basedow    verknüpft.    CIcschichte 
Noch    ehe   jenes    in    Hahn'schen    Besitz    übergeht,    vereinigt    es  I^ischof         des 
Wilhehn    von    Kammin    mit    Basedow,    indem    er    durch    eine    Urkunde    vom       Dorfes. 
14.  Januar   1247    die  Gründung    und  Bewidmung    der  Pfarre   zu  Malchin  sowie 
die  ihrer  Tochterkirche  zu  Basedow  bestätigt  und  unter  den  Dörfern  der  letzt- 
genannten   auch    »Jacin«    aufzählt.-)     Neunzig  Jahre    später,    am    3.   Mai    1337, 
verleiht   Johann    III.    von    Werle- Goldberg    den    Brüdern    Nikolaus,    Eckhard, 
Mathias  und  Nikolaus  von  Hahn  ausser  Basedow  auch  die  Dörfer  Gessin  und 
Liepen    zu    erblichem   Lehn,    und   von  da  an  bleibt  nun  Gessin  ununterbrochen 
mit  Basedow  verbunden.^) 

Kapelle.      Die    aus  h\>ldsteinen    und  Ziegeln   aufgebaute    pfeilcrbcu  ehrte      Kapelle, 
gothische  Kapelle   hat   einen   Chorschluss   aus  dem   Achteck  und  slelli  sich  als 
ein    Bau    aus    dem    XIV.  Jahrhundert    dar.      Der    Innenraum    ist    mit    niedrigen 
gerippten  Kreuzgewölben    geschlossen    und    wird    durch    fünf   schmale  l^lenden 
erleuchtet. 


der 
Kapelle. 


Die   innere  Einrichtung    ist   ohne  Ik-deutung.      Die  Kanzel   fehlt   ganz.')   Innere  Kin- 
Auf  dem  Altar  stehen  zwei   Leuchter,  der  eine  ist    1700  von  HANS  SCHMIDT,      riclitung 
der   andere    1706  von    SOPHIA  H ACKERT    gestiftet.     Beide    haben    als  Slenipel 
den  werleschen  Büfifelskopf,   der  zugleich  als  Stadtzeichen  für  Malchin  anzusehen 
ist,  und  ein   Meisterzeichen    in   I'orni    einer  undeutlichen   Hausmarke  +^ 

Als  vasa  sacra  werden  die  in  Basedow  benutzt. 

Vor  der  Westwand  der  Kapelle,  deren  Giebel  mit  fünf  schmalen  Blenden      (Hocke, 
belebt    ist,    .steht    ein    offener    Glockenstuhl,    in    welchem    eine    einzige    kleine 
Glocke  ohne  Inschrift  hängt. 


*)  6  km  sUdsiidwestlich  von  Malchin.  Kühnel,  .M.  Jahrb.  XL\1,  -S.  49,  verbindet  den  alten 
Namen  Jacin  mit  dem  altslavi.schen  Stanmi  jacu  =  stark  und  übersetzt  ihn  mit  >()rt  de.s  J.-ik<. 
Das  wäre  unj^'efähr    >.Starkenha<,'en<.     .\nders  Siems-<en   im   .M.  Jahrb.  VI,   S.  53. 

-)  M.  L-.-15.  589. 

')  Lisch,  (Jeschi.  Hahn  II,  S.  22  (T. 

*)  Die  Kaiielle  wird  nur  für  den  .Mjendmahl.sdienit  verwandt  Zweimal  im  Jahr  rindet  eine 
Predigt  vom   Altar  aus   statt. 


13» 


AMTSGERICHTSBEZIRK    MALCHIN. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Dahmen. 


Geschichte 

des 
Dorfes. 


||as  am  Südende  des  Malchiner  Sees  gelegene  Kirchdorf  Dahmen  gehört 
zum  Sprengel  des  Bischofs  von  Kammin.  Im  Oktober  1235  schenkt 
Bischof  Konrad  von  Kammin  dem  Domkapitel  zu  Güstrow  theils  zu  neuen 
Präbenden,  theils  zum  gemeinschaftlichen  Genüsse  der  Domherrn,  theils  zu 
einer  Memoria,  die  Zehnten  von  vierundsechzig  Hufen  zu  Jahmen,  Dahmen 
(Damene),  Granzow,  Klein -Methling,  Beestland  und  Klein-Dalwitz.^)  Der  Ver- 
wirklichung dieser  Spende  steht  jedoch  der  Widerspruch  des  Bisthums  Schwerin 
entgegen,  denn  erst  am  24.  September  1255  ist  Konrad's  Nachfolger,  der 
Bischof  Hermann,  im  Stande,  diese  Schenkung  zu  bestätigen,  nachdem  er, 
wie  er  sich  ausdrückt,  die  Zehnten  im  Lande  Circipanien  mit  vieler  Mühe  und 
vielen  Kosten  erstritten  hat.  Aus  Dahmen  werden  dreizehn  Hufen  verliehen.') 
Hier  sitzen  im  Jahre  1352  die  VVozenitze,  welche  am  3.  März  desselben 
Jahres  mit  den  Stahl  auf  Siden-Remplin  eine  Vikarei  in  der  Kirche  zu 
Hohen -Mistorf  stiften  und  Hebungen  dazu  legen,  sich  auch  über  die  Ausübung 
des  Patronats  daselbst  und  des  Präsentationsrechts  einigen.')  Mittels  Urkunde 
vom  12.  März  1371  gelangen  die  Güter  Dahmen,  Sagel  und  Moltzow  an  die 
von  Maltzan,  wenn  auch  zunächst  blos  pfandweise.-')  Aber  am  18.  März  1462 
wird  ihnen  ihr  Besitz  bestätigt,  den  sie  dann  ununterbrochen  bis  zum  Jahre 
1877  festhalten.")  In  diesem  Jahre  wird  der  Oberst  a.  D.  Hubert  Gustav 
Viktor  von  Tiele- Winckler  ihr  Rechtsnachfolger,  heute  ist  einer  von  dessen 
Söhnen  im  Besitz. 

Aus  Aufzeichnungen  des  Pastors  Kaspar  Breslach  (Bretschlag),  der 
1645,  im  Jahre  seiner  Berufung,  das  Kirchenbuch  anlegt  und  sich  Pastor  zu 
Dahmen  und  Rambow  nennt,  erfahren  wir  die  Namen  von  vier  Vorgängern, 
den  Pastoren  Henrikus  Hermundt,  Magister  Andreas  Voigt,  der  eine  nennens- 
werthe  Bibliothek  hinterlassen,  Johann  Bent  und  dessen  Schwiegersohn  Arnold 
Stappenbeck.')  Hermundt  ist  der  unmittelbare  Vorgänger  von  Bretschlag.  Vor 
Hermundt  ist  Voigt  und  vor  diesem  Stappenbeck  Pastor.  Dessen  Wittwe  lebt 
noch  zu  Bretschlag's  Zeit  in  Rambow  und  theilt  ihm  über  die  Pfarrverhältnisse 
das  mit,  was  für  ihn  wissenswerth  i.st.  Leider  aber  erfahren  wir  nichts  über 
die  Zeit    dieser  Vorgänger,   von   denen  Bent   der   älteste   ist.     Auch  ist  diesen 


*)  16  km  sudwestlich  von  M.ilcliii),  am  Kiulc  des  fjios.scii  Sees.  Im  XIII.  Jalirluimkrt 
»l)aitiene<  geheissen.  Der  altslavische  Familienname  Dahm  oder  Dalims  ist  noch  lieute  von  alter 
Zeit  her  in   Mecklenburg  sehr  gebräuchlich.     Daher  der  Ortsname  :   Kühnel,   M.  Jahrb.  XLVI,  S.  36. 

»)  M.  U.K.  439- 

•)  M.  U.-H.  758. 

«)  M.  U.-H.  7673. 

»)  M.  V.h.  10  174. 

•)  S.  bei   Lisch,  Geschl.  Malizan,   Urk.  .Sammlung  Nr.  287.  468.   581.   712.   819. 

')  S.  o.  HUlow,   S.  69. 


GUT   UND   KIRCHDORF   DAHMEN. 


139 


vieren  der  auf  der  Glocke  von  161 4  genannte  Magister  Jakob  Knüppel 
noch  zuzugesellen,  wenn  nicht  etwa  »Meister  Gottlieb  Knüppel«  als  Glocken- 
giesser  verstanden  werden  soll.  Zu  Bretschlag's  Zeit  sind  Dahmen  und  Rambow 
zwei  verödete  Dörfer.^)  Wann  Dahmen,  dessen  Kirche  im  Visitationsprotokoll 
von  1648  als  Mater  vagans  aufgeführt  wird,  mit  Rambow  verbunden  worden, 
ob  lange  oder  kurze  Zeit  vor  dem  dreissigjährigen  Kriege,  wissen  wir  nicht. 
Seit  dieser  Zeit  aber  sind  beide  Kirchdörfer  nachweislich  zusammen  geblieben. 
Bretschlag  lebt  bis  1663.  Ihm  folgen:  Joachim  VVarneke  von  1664  an,  Johann 
Meineke  1678  nach  anderthalbjähriger  Vakanz,  nach  Meineke's  Tode  im  Jahre 
1732  PViedrich  Heinrich  Hacker,  dessen  Wittwe  1771  genannt  wird,  und  von 
1771  bis  1806  Enoch  Friedrich  Studemund.-)  Ueber  die  Geistlichen  des 
XIX.  Jahrhunderts  s.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  auf  einem  behauenen  Granitsockel  errichtete  Kirche  ist 
ein  frühgothischer  Backsteinbau  mit  wettergrauen  trefflichen  Ziegeln,  in  dem 
der  wendische  Verband  vorherrscht.  Der  Chor  schliesst  platt  ab.  Auf  der 
Südseite  ein  zugesetztes  gothisches  Portal  ohne  Kämpfer  und  Kapitell.  Im 
Chor  ein  dreitheiliges  gothisches  Fenster,  die  übrigen  Fenster  sind  ebenfalls 
spitzbogig,  aber  theils  einfache  schmale  Schlitze,  theils  paarweise  angeordnete 
Lichtöfifnungen  An  der  Nordseite  eine  Sakristei  mit  Kreuzgewölbe.  Der 
Iiinenranm  ist  mit  zwei  gerippten  Kreuzgewölben  geschlossen.  P3in  Thurm  ist 
nicht  vorhanden.   An  der  Südostseite  ein  Anbau,  der  als  Materialienkammer  dient. 

Der  Altaraufsatz  der  Kirche  ist  mit  sechs  Oelbildern  aus  der  Passions- 
geschichte geschmückt,  die  einem  gothischen  Triptychon  des  XV.  Jahrhunderts 
entnommen  sind,  wie  das  Gebet  in  Gethsemane,  Gefangennahme  Christi, 
Christus  vor  Pilatus,  die  Kreuztragung  mit  der  hl.  Veronika,  der  Krucifixus 
mit  Johannes  und  Maria  und  die  Kreuzabnahme.  —  Im  Uebrigen  bietet  das 
Innere  nichts  Bemerkenswerthes.  Doch  giebt  es  dort  noch  ein  paar  alte 
gothische  Schnitzgruppen:  eine  sitzende  Madonna  mit  dem  Jesuskinde,  eine 
Annaselbdrittgrupi^c  und  eine  Gruppe  aus  einer  Kreuzigungsscene. 

Im  Glocken,stuhl  südlich  von  der  Kirche  drei  Glocken.  Die  erste  hat 
die  Inschrift:  r^  0  RHX  Hh  (rliüRIH  +  VHUl  Hh  (IVSH  +  PÄOH  ©.  — 
Die  zweite  i.st  ohne  Inschrift  und  Zeichen,  die  dritte  hat  die  Inschrift:  1614 
VOLRAD   LVTKE   MOLTZAHN     •    M  •  lACOB  KNVPPEL. 

Kleinkunstwerke.  Kelch,  Palene,  Ciborium,  neu,  ohne  Inschrift  und 
Zeichen.  —  Zwei  Zinnlcuchter,  der  eine  1648  von  JOCHIM  FLEISTEN  und 
DOROTHEA  HAKERS,  der  zweite  1729  von  JOH  •  DIETR  .  SCHRÖDER 
gestiftet.  .Auf  jenem  als  Stemi)el  das  Güstrow'er  Stadtwappen,  auf 
diesem  der  nebenstehende  Meisterstempel. ^) 

')  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  136. 

*)  Nicht  C.  F".  Studemund,  wie  er  unrichtiger  Weise  im  Staat.skalender  und  bei  Cleemann  heisst. 

•)  Vgl.  M.  Kunst-  und   Gesch. -Denkm.  I,  S.  494. 


Kirche. 


.Altar- 
aufsatz. 


(Hocken. 


140 


AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Schwinkendorf.') 


as  zur  Hahn'schen  Begüterung  gehörige  Schwinkendorf  kommt  schon  sehr 
früh  als  Kirchdorf  vor.  Denn  am  7.  Juni  1271  legt  der  Bischof  Heinrich 
von  Kamniin  das  Dorf  Rambow,  welches  bisher  nach  Schwinkendorf  (Swineken- 
dorp)  eingepfarrt  war,  zum  Kirchspiel  Domherrenhagen. ^)  Die  Besitzverhältnisse 
sind  ursprünglich  sehr  getheilt;  erst  nach  und  nach  gelangen  die  von  Hahn 
in  das  volle  Eigenthum  des  schönen  Gutes. ^)  Lüdeke  (II)  Hahn  kauft  am 
17.  März  1440  zunächst  von  den  Gebrüdern  Joachim  und  Andreas  von  Kosboth 
auf  Torgelow  und  dem  Heinrich  Konstin  auf  Rittermannshagen  29  Mark 
3  Schillinge  jährliche  Pacht  aus  sieben  Bauerhufen  in  Schwinkendorf,  und  am 
24.  Juni  1446  verlassen  die  beiden  Frauen  Jabel  Rodesche  und  Tzimmersche 
vor  dem  Voigteigericht  in  Stavenhagen  ihm  ihre  Rittermannshäger  Güter, 
nämlich  einen  halben  Hof  mit  einer  halben  Hufe,  einer  Worth  bei  der  Pfarre 
und  einer  andern  bei  der  Zicgelsclieune.  Am  i  i  März  1445  verkauft  Barthold 
von  Schönau  dem  Lüdeke  drei  Uöfe  mit  drei  Hufen  nebst  Pacht,  Dienst  und 
Rauchhuhn.  Auch  die  Herzöge  haben  Eigenthum  in  Schwinkendorf.  Aber 
Heinrich  der  Aeltere  und  Heinrich  der  Jüngere  verpfänden  es  am  18.  Oktober 
1454  dem  Lüdeke  (III)  Hahn  auf  Ba.sedow  (ür  500  rheinische  Goldgulden, 
nämlich  50  Lübische  Mark  sowie  (//-i  Drömt  Korn  und  Pacht,  ausserdem  für 
weitere  500  rheinische  Goldgulden  das  höchste  Gericht.  Schon  am  i.  April  1456 
und  15.  November  1461  machen  beide  Herzöge  hieraus  ein  endgültiges  Ver- 
hältniss  und  versichern  dem  Lüdeke  auch  das  Patronat  der  Kirche.  Herzog 
Ulrich  bestätigt  diese  Verfügung  seines  Vaters  vom  15.  November  1461  am 
16.  Januar  1470.  Als  endlich  Lüdeke  1475  den  ihm  bereits  als  Pfand  gehörenden 
letzten  Schwinkendorfer  Anthcil  der  Rostke's  auf  l^\-iulenrost  für  472 '/a  Mark 
erwirbt,  da  sind  die  Hahn  in  den  alleinigen  Besitz  gelangt,  und  bereits  in 
einem  Lehnregister  von  1491  wird  Claus  Hahn,  des  Lüdeke  Sohn,  als  einziger 
Besitzer  von  Schwinkendorf  genannt."*) 

Gei.stliche  des  Mittelalters  werden  uns  nicht  genannt.  Der  erste  evan- 
geli.sche  Gei.stliche  um  1541  ist  Joachim  Stritt.  Nach  ihm  eine  Lücke  bis 
zum  Pastor  Andreas  Conrad!  (1619,  7  1631).  Diesem  folgt  1632  Jakob 
Wackerow,  doch  vertreibt  ihn  im  Jahre  1638  die  Kriegsnotli  nach  Dithmarsen. 
Die    Visitation    von    1648    trifft    in    Schwinkendorf    keinen    Pastor    an.      Vier 


')  14  km  sUdsUdwestlich  von  Malchin.  Swinekendorp,  Swynekendorp,  Tzuinekendoippe 
(alUlavisch  svinija  =  Schwein)  ist  nach  Ktlhnel,  .M.  Jahrl).  XLVI,  S.  132,  ru  verstehen  als  >Dorf 
der  Svinek«. 

*)  M.  U.-B.  II,   1229. 

*)  Ueber  Anrechte  der  von   keez  s.  M.  U.-]{.  6198. 

*)  Lisch,  Gesch.  d.  Geschl.  Hnhn  11,  S.  91  ff.     IM,  S.  18  fi". 


GUT    UND    KIRCHDORF   SCIIWINKENDORF. 


141 


Personen  zählt  das  Dorf,  während  vorher  neun  Bauerstellen  und  sieben  Kossäten- 
höfe  den  Bestand  gebildet  haben.  ^)  Die  Vakanz  der  Pfarre  dauert  noch  bis 
1653.  Da  wird  Henricus  Bernhardi  berufen.  Es  folgen:  1673  Joachim  Bulsz, 
1706  Augustinus  Grapius,  17 10  Joh.  Frühling  (Rieling),  1717  Joh.  Gottfried 
Rümker,  1745  Joachim  Susemihl,  1762  Ad.  Augustin  Beckmann,  1773  F"ranz 
Ernst  Lange  und  1784  Erh.  Ludw.  VVilh.  Friedr.  Brummerstädt  (7  1825).  Ueber 
ihn  und  seine  Nachfolger  im  XIX.  Jahrhundert  s.  Walter  a.  a.  O. 


Inneres  der   Kirche   zu  Schwinkendorf. 


Als  Filialen  treffen  wir  im  XVII.  Jahrhundert  (1648  und  1662)  die 
heute  nicht  mehr  vorhandenen  Kirchen  und  Kapellen  zu  Heinrichshagen, 
Langwitz,  Lupendorf  und  Tressow. 

Kirche.  Frühgothische  Kirche  mit  später  vorgebautem  Thurm,  dessen 
wettergraue  Steine  eine  treffliche  Patina  zeigen.  Das  alte  frühgothische  Portal 
im  Westen  liegt  nicht  in  der  Achse  des  Thurms.  Auch  die  Priesterpfortc 
auf  der  Südseite  des  Chors,  die  jetzt  in  eine  Vorhalle  führt,  hat  frühgothischen 
Charakter.  Im  zweigetheilten  Schiff  sieht  man  an  den  ohne  Zweifel  verschiedene 
Male  veränderten  Lichtöffnungen  noch  die  Nachwirkungen  der  älteren  Form 
romanischer  Schlitzfenstcr.  Im  Chor  nord-  und  südw.ärts  je  ein  zweitheiliges, 
im  Osten  ein  dreitheilig  angelegtes  Fenster  mit  Neuerungen  aus  jüngerer  Zeit. 

»)  Groth,   M.  Jahrb.  VI,  S.  135. 


Kirche. 


142 


AxM'lSGERICIlTSBEZlRK    MALCHIN. 


Ein  breiter  und  schwerer  Triumphbogen  in  Form  eines  Stichbogens  scheidet 
Schiff  und  Chor,  und  zwei  achtseitige  Pfeiler  mit  >alten«  Diensten  theilen  das 
Gemeindehaus  in  zwei  Schiffe,  von  denen  jedes  mit  drei  Sterngewölben 
spätgothischer  Zeit  geschlossen  ist,  während  der  Chor  nur  ein  einziges  einfaches 
Kreuzgewölbe  aus  früherer  Zeit  aufzuweisen  hat.^) 

Ahar.  Der    Altar    hat 

einen     Aufsatz      im 

Geschmack     der 
Sjiatrenaissance    des 
X\'II.   Jahrhunderts. 


Grabsteine.  An  der  Hinter- 

wand des  Chors,  zu 
beiden     Seiten     des 
Altars,      sind     zwei 
Grabsteine    auf- 
gestellt,    die     in 
früherer      Zeit      vor 

dem    Altar     lagen. 
Der  eine  enthält  die 
Figuren    des   Ritters 
Hahn    auf   llinrichs- 

hagen     und    seiner 
Gemahlin       In     den 

vier     Fcken    sind 

vier    Wappen    ein- 
gemeisselt.     In    dem 

unter  den  beiden 
I'iguren  befindlichen, 
durch  einen  verti- 
kalen Strich  in  zwei 
gleiche  llälftcn  ge- 
theilten  Kaum  die 
In.schrift:  ANNO 
1596  DEN  .  29  . 
MAN  HORA  VESPER 

TINA  IST  DER  EDLER  VND  ERENFESTER  .  OTTO   HANE  ZUM   HEINRICHS  HAGEN 
JOACHIMI   SELIGER    SOHN    IN   GOT  SELICHLICHEN    ENTSCHLAFFE;  N)  AETATIS 

SUAE  33  .    Rechts:  ANNO  1 DIE  .  .  .  HORA IST    DIE    EDLE  VND  VIEL- 

TUGENTSAME    BRIGITTA    VON    TROTHEN    OTTO    HANES    SELIGER    EHELICHE 

HAUSFRAW   IN  GOTT  SELICHEN,   ENTSCHLAFREN;  AETATIS  SUAE )     Auf 

dem  zweiten  Stein  ist  in  Ritterrüstung  die  h'igur  des  Dietrich  van  dem  Werder 

')  Vgl.  Beschreibung  der   Kirche  bei   Lisch,    .NL  Jahrb.  VIII  15,   S.  127. 
*)  Vgl.  Liüch,  {Je.sch.  d.  (ie.schl    Hihn  III,  S   268. 


(Jrab.stcin    des    (  nio    lialin    iiiui    >t;inir    (  .cnialilni    liri'-iHa    \< 


Tiolliun. 


GUT   UND    KIRCHDORF   SCHWIXKENDORF. 


143 


abgebildet,  daneben  acht  Wappen.  Umschrift:  ANNO  •  1589  •  DEN  •  28  •  NO- 
VEMBRIS  IST  DER  GESTRENGE  EDLE  VND  ERNVESTE  DIETRICH  VAN  DEM 
WERDER  VF  GORZ ALTERS  58 IN  G.ODT)  SELIGLICH  ENTSCHLAF- 
FEN .  DESSEN  SELE  GOT  GNEDIG  SEIN  WOLLE  .>) 

Im  Thurm  drei  grosse     Glocken. 
Glocken.    Die  erste  Glocke 
hat    auf    der    einen    Seite 
des    Feldes    die   Inschrift: 

1847  WARD  ICH  GE- 
STIFTET 

1893  HAT  MICH  EIN 
BLITZSTRAHL  VER- 
NICHTET 

1894  BIN    ICH  NEU    ER- 
STANDEN 

NUN  LAUT  ICH  WIEDER 

ALLEN    LANDEN  . 
ZU  GOTTES  EHR  . 
F  .  F  .  H  .    B  .     c^     C  • 
OBERG    WISMAR     HOF- 
GLOCKENGIESSER  . 

Auf  der  entgegengesetzten 
Seite  des  F'eldes:    FRIED- 
RICH    FRANZ     GRAF 
HAHN      BASEDOW,      ERB- 
LANDMARSCHALL,   PA- 
TRON   .    THERESE     GRÄ- 
FIN    HAHN     GB.  GRÄFIN 
HENCKEL-DONNERS- 
MARCK  .     Darüber  die 
,iy)  ^         Wappen   beider,    darunter 

Ü&f,  V-    ,  XI  !    -  -^aff^c-jg^  D  •  A  .  RISCHE     PASTOR. 

—  Die  Inschrift  der  zu  eilen 
Glockelautet:  PATRONUS: 
FR  .  FR  .  COM  ES  HAHN  -  BASEDOW  W  .  W  •  W  •  W  •  G  •  W  •  -  PASTOR  ;  D  . 
A  .  RISCHE  .  O  LAND  LAND  LAND  HÖRE  DES  HERREN  WORT  •  C  .  OBERG 
WISMAR  HOFGLOCKENGIESSER.  Auf  der  entgegengesetzten  Seite  das 
Ilahn'.schc  Wappen  und  die  Worte:  ANNO  DOMINI  1894.  ICH  LAUT  GOTTES 
EHR.  —  Inschrift  der  dritten  Glocke:  EX  IGNE  FULMINIS  RESURREXI  SUM- 
TIBUS  PAROCHI   ET  PAROCHIANORUM    NEC   NON   OBERGII  OPERA  1894-      Auf 


Grabstein   dc^   Uictiicli   van   dem   Wcrtlor. 


')  VgL  Lisch,  Gesch.  d.  Geschl.  Hahn  IV,  S.  19.   34. 
*)  Wie.   wo,    wann,   was  Gott  will. 


144  AMTSGERICHTSBEZIRK    MALCHIN. 

der  cnti^coengesetzten  Seite:  KOMMET,  DENN  ES  IST  ALLES  BEREIT.  C 
OBERG  WISMAR  HOFGLOCKENGIESSER.  —  Auf  einem  freistehenden  Stuhl 
südHch  vom  Thurm  eine  kleine  Glocke,  die  sog.  Schulglocke.  Wappen  und 
Inschrift:  F.G.H.  A  .  G  .  H  .  GEB  •  S  . ')  Um  den  Ring:  LASSET  DIE  KINDLEIN 
ZU   MIR  KOMMEN  .  RICHTE  DU   LEHRER  DEIN  AMT  REDLICH  AUS. 

Die  \'orgängerinnen  dieser  (ilocken  waren  nach  dem  Inventar  von 
iSii:  I.  eine  grosse  im  Jahre  17 13  von  Michael  Begun  aus  Friedland  ge- 
gossene  Glocke  mit  dem   Spruch : 

WAS  GOTTES  HAND  DURCH  STRAHL  UND  FLAMMEN  RÜHRET 
WIRD  WIEDERUM  DURCH  SEEGEN  AUFGEFÜHRET. 

Dazu  macht  der  Pastor  Brummerstädt  den  Zusatz:  »In  ehen  diesem  Jahre 
(1713)  am  Himmelfahrtstage  Nachmittags  ist  die  hiesige  sehr  hohe  Thurm- 
spitze  von  einem  Blitzstrahl  getroffen  und  bis  auf  das  Mauerwerk  nieder- 
gebrannt.« —  2.  Eine  mittlere  Glocke  mit  gothischer  Majuskelschrift:  0 
KHX  6LÜK1H  XPH  VBUI  (IVSft  PÄCIB.  —  Eine  kleinere  Glocke  des 
X\'l.  Jahrhunderts  mit  gothischer  Minuskelschrift  und  dem  Namen  der  hl. 
Katharina:  .^aillta  CatCUiua  •  klllUO  tOlllilli  lUCCl'Llllii.  Dazu  das  Glocken- 
zeichen :  ^^^    ^\t 


/\ 


Kleinkunst-  Klcinkunstwerke.     i.  2.  Grosser  silberner  Kelch,  ursprünglich  im  klassi- 

werke.  cierendeii  Stil  tles  X\'II1.  Jahrhunderts  gearbeitet,  1847  erneuert  von  F.  G.  H. 
und  A.  G.  H.  S.  Ohne  Stempel.  Die  zugehörige  Patene  stammt  vom  Malchiner 
Goldschniicd  M.  Lippold.  —  3.  Krankengeräth,  neu,  gestiftet  von  H  •  SELL- 
SCHOPP  und  Frau  LISETTE,  geb.  HILLMANN  (1854— 1 892).  —  4.  Gros.ser 
Zinnkelch,  ohne  Zeichen.  —  5.  Kleiner  Zinnkelch,  1700  von  ANNA  SOPHIA 
BULSSIN  gestiftet.^)  —  6.  Ein  kleineres  Geräth  für  Kranken-Kommunion,  von 
Zum.  —  7.  Gro.s.se  Oblatendose,  neu  (Sy  &,  Wagner-Berlin).  —  8.  Zinnerne 
Dose,  kreisrund,  auf  drei  Fü.ssen,  auf  dem  Deckel  ein  plasli-scher  Hahn.  Als 
englisches  Zinn  gestempelt  von  einem  1756  ins  Malchiner  Zinngiesseramt  ein- 
getretenen Meister.  ■ —  9.  Kanne,  neu,  gestiftet  1847  von  F.  G.  H.  und  A.  G.  H.  S. 
(s.  o ).  —  10.  Grosse  Mcssingschüssel  mit  dem  doppelköi)figcn  Reichsadler, 
laut  Inschrift  1679  der  Kirche  zu  Schwinkcndorf  als  Taufbecken  verehrt  von 
ILSE  DOROTHEA  VON  MOLTZAHNEN  VND  FRAW  ZEPELINEN.  —  II.  Des- 
gleichen, kleiner,  mit  dem  liilde  des  Sündenfalls  in  der  Mitte.  --  12.  Desgleichen, 
neu,  von  Messing,  gestiftet  von  F.  G.  H.  —  13 — 16.  Vier  Zinnleuchter,  von 
denen  ein  Paar  1701  von  CLAUS  HARTWICH  VENDT,  und  das  andere  Paar 
1654  von  ADAM   MÖLLER   gestiftet   ist. 


')    Vgl.  II.Tscrlow. 

*)  S.  o.  I'astor  Hulsz. 


GUT  UND  KIRCHDORF  RITTERMANNSHAGEN.  I45 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Rittermannshagen.') 

ittermannshagen,  im  alten  Lande  Schloen  (terra  Zlone)  gelegen,  gehört  Geschichte 
Anfangs  zum  Sprengel  des  Bischofs  zu  Kammin.  Aber  am  6.  März  1260  des 
überweist  der  Bischof  Hermann  von  Kammin,  in  Folge  des  bekannten  Ver-  i-'ortes. 
gleiches  zwischen  beiden  Diöcesen,  das  Dorf  Rittermannshagen  mit  Genehmigung 
des  Kamminer  Domkapitels  dem  Bisthum  Schwerin.^)  Der  weltliche  Besitz 
des  Gutes  ist  in  alter  Zeit  ein  ausserordentlich  wechselnder.  Im  Jahre  1349 
belehnen  die  Fürsten  Johann  III.  und  Nikolaus  v^on  Werle  die  von  Babbezin  mit 
viereinhalb  Hufen  aus  Rittermannshagen. ^)  Im  XV.  Jahrhundert  erscheinen 
die  Konstin  (Kunstin)  und  die  Rostke  als  gleichzeitige  Besitzer  von  Antheilen 
am  Dorfe.  Schon  damals  gehen  Antheile  an  dem  Gut  von  diesen  auf  die  von 
Hahn  über.  Daneben  erscheinen  später  die  von  Holstein  und  Wangelin,  deren 
Besitz  nach  und  nach  ganz  an  die  von  Stafifeld  zu  kommen  scheint.  Jedenfalls 
gelangen  die  von  Hahn  dadurch,  dass  sie  ani  10.  August  1680  von  Johann 
Albrecht  von  Staffeid  dessen  Antheil  an  Rittermannshagen  kaufen,  in  den 
ungetheilten  Besitz  dieses  Gutes,  den  sie  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  bewahrt 
haben. ^)  Vor  1648  giebt  es  acht  Bauern  und  einen  Kossäten  in  Rittermanns- 
hagen, in  diesem  Jahre  aber  zählte  man  nur  drei  Personen  im  Dorfe,  1703 
aber  sind  wieder  vierundvierzig  Beichtkinder  bei.sammen.-^) 

Ausser  dem  in  Anmkg.  i  genannten  Plebanus  Johannes  ist  kein  weiterer 
Name  von  Geistlichen  des  Mittelalters  auf  uns  gekommen.  Erst  in  der  zweiten 
Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts,  zur  Zeit  des  Hahn'schen  Patronats,  treten  uns 
Personen  und  V^crhäitnisse  wieder  näher.  Zwischen  1556  und  1567  ist  Sigismund 
Predole  Pastor  in  Rittermannshagen,  vielleicht  schon  von  früherer  Zeit  her 
und  auch  noch  einige  Jahre  später.  Aber  1571  ist  Melchior  Brand  bereits 
an  seiner  Stelle.  Er  unterschreibt  1577  die  Konkordienformel  und  wird  auch 
noch  1579  dort  angetroffen.*')  1599  giebt  es  einen  Pastor  Schönen/,  in  Rittcr- 
mannshagen,  der  in  diesem  Jahre  dem  Andenken  seines  gestorbenen  Söhnchens 
eine  Tafel  stiftet.     S.  Inventar   18 11.     Später,   und   zwar  bis   1636,    wirkt  dort 


')  15  km  südlich  von  Malchin.  Die  anscheinend  nur  in  den  beiden  Kamminer  Urkunden 
vom  6.  März  1260  vorkommende  enge  Verbindung  von  Rittermannshagen  und  Mertensdorf  (uilla 
Riddermanneshagen  cum  tota  parrochia  Mertinenstorpe),  von  denen  das  eine  zur  Terra  Slone  und 
das  andere  zur  Terra  Malchow  (Malichowe)  zählt,  hat  etwas  Auffallendes.  Jedenfalls  ist  Ritter- 
mannshagen im  XIV.  Jahrhundert  selber  ein  Kirchdorf.  Der  Kirchherr  Johannes  wird  im  J.ihre 
'.173   >plebanus  in   Riddermanshaghen<   bezeichnet:    M.  U.-H.  10404  und   10432. 

")  M.  U.-H.  857.  858. 

")  M.  U.-B.  6978. 

*)  Lisch,  Gesch.  d.  Geschl.  Hahn  III.  .S.  61  ff. 

■•)  Groth,   M.Jahrl).  VI,  S.  136. 

*)  Schröder,  evangel.  Meckl.  III,  .S.  79.  329.  4S5. 

10 


146 


AMTSGEklCIlTSUKZlKK    M.\I.c:iIIN. 


Kirche. 


Joh  Reiche.  Ob  zwischen  Schönenz  und  Reiche  noch  einer  oder  mehrere  da 
waren,  können  wir  nicht  sagen.  Reiche's  Wittwe  wird  die  Gattin  seines  Nach- 
folgers, des  Jakob  Witte,  der  in  den  Visitationsprotokollen  von  1648  und  1662 
als  Pastor  der  beiden  menschenleer  gewordenen  Gemeinden  in  Demzin  und 
Rittermannshagen  genannt  wird.')  Dabei  erfahren  wir,  dass  Demzin  die 
Mutterkirche  ist  und  die  Kirchen  zu  Rittermannshagen  und  Faulenrost  als 
deren  Töchter  angesehen  werden.  Aber  in  Demzin  ist  zu  jener  Zeit  weder 
Pfarrhaus  noch  Küsterei,  der  Pastor  wohnt  daher  in  Rittermannshagen.  Von 
seinen  beiden  Kirchen  ist  die  zu 
Demzin  in  besserem  Zustande.  An 
der  Rittermannshäger  Kirche  sind  am 
Grünen  Donnerstag  1634  während  des 
Gottesdienstes  Thurm  und  Gemeinde- 
haus zusammengestürzt.  Nur  der  Chor 
ist  stehen  geblieben,  und  die  Predigt 
wird  daher  von  der  Zeit  an  vom  Altar 
aus  gehalten.  Als  verfallen  wird  auch 
die  Kapelle  in  Faulenrost  geschildert, 
in  der  aber  dennoch  zeitweise  Gottes- 
dienst abgehalten  wird.  Vierzehn 
Jahre  später  freilich  heisst  es  von 
dieser  schon,  dass  sie  ganz  nieder- 
liege, während  in  den  andern  beiden 
Kirchen  derselbe  Zustand  fortdauert. 
1684  folgt  Albertus  Ilelmich  als  Pa.stor, 
1706  Zacharias  Suscmihl,  1752  (als 
Adjunkt)  des-sen  Sohn  Herm.  Lau- 
renlius  Su.semihl,  und  1773  Joh.  Fried- 
rich Hecker  (7  1807),  welchem  1786 
der  Sohn  Joh.  Albr.  Fricdr.  Hecker 
adjungiert  wird  (7  1837).  Siehe 
Walter  a.  a.  O 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  frühgothischer  Ziegelbau  auf  bchauenem 
Granitsockel  und  mit  erneuerten  Fenstern.  Am  Chor,  der  platt  abschliesst, 
zwei  starke  Strebepfeiler,  von  denen  der  eine,  und  zwar  der  auf  der  Südost- 
ecke, einen  von  aussen  her  zugänglichen  ganz  kleinen  Raum  mit  seitlicher 
Lichtöffnung  in  sich  schlicsst.^)  Ein  einfaches  Kreuzgewölbe  mit  Rippen  deckt 
das  Innere  des  Chors,  während  das  Langhaus  mit  einer  unter  dem  Dachstulil 
sitzenden  Holzverkleidung  übcrspaimt  und  also  nicht  gewölbt  ist.  Der  Triiimph- 
bogen  hat  noch  etwas  von  der  Schwere  des  älteren  Stils,  erscheint  aber  nicht 

')  Groth,  M.Jahil).  VI.  .S.  136. 

*)  Wozu  mag  dieser  Inncniaum  des  l'feileis,  in  dem  nicht  mehr  als  eine  Person  silzen 
oder  »tehen  und  durch  die  l,ichtü(Tnini(,'  hindurchsehen  kann,  |,'edient  hal)en:  Als  lUisskapelle? 
Keclusenzelle  :<     Todlenlcuchte-       Hof^1ei^ter). 


Strebe])feilcr  an   der  Südostecke  der  Kirche. 


GUT   UND   KIRCHDORF   RITTERMANNSIIAGEX.  I47 

SO  gedrückt  wie  in  manchen  anderen  Kirchen  aus  der  Zeit  des  XIII.  Jahr- 
hunderts. Auf  der  Nordseite  des  Chors  ein  zugemauertes  Portal  frühgothischen 
Stiles.  Auf  derselben  Nordseite  im  Langhaus  ein  zweites  zugesetztes  Portal  in 
vorgeschobenem  Mauerkern,  und  ihm  gegenüber  auf  der  Südseite  ein  drittes, 
das  nicht  mehr  als  Eingang  dient.  Dafür  ist  der  Eingang  später  in  etwas 
geschmackloser  Art  und  Weise  in  die  Westmauer  der  Kirche  eingebrochen. 
Die  ehemalige  Sakristei  auf  der  Nordseite  des  Chors  ist  schon  in  alten  Zeiten 
zu  einer  Grabkapelle  gemacht  worden.  Später  ist  auf  der  Ostseite  eine  zweite 
Grabkapelle  hinzugekommen.  Die  innere  Einrichtung  der  Kirche  bietet  nichts 
Bemerkenswerthes. 

Von  dem  alten  Triptychon  des  XV.  Jahrhunderts  wird  noch  die  Mittel-  Triptychon. 
gruppe  aufbewahrt:  die  hl.  Maria  mit  dem  Kinde  auf  dem  Mond  und  in  einer 
Strahlenmandorla,    dazu  unten  rechts  ein  knieender  Ritter,    links  ein  knieender 
König,  hinter  dem  ein  stehender  Herzog  sichtbar  wird. 


Glocken. 


7? 


In  der  Hahn'schen  Gruft  auch  noch  ein  altes  Triumphkreuz.  Triumph- 

kreuz. 
Im  Westgiebel    der  Kirche   zwei  Glocken  über  einander.     Die  eine  hat 

oben  am  Ring  in  gothischen  Minuskeln  die  Inschrift:  tjclp  l  OlJOt  I  tjclp  l 
manja  :  bt  I  aÜCV  l  not  :  ausserdem  ein  Rundbild  mit  der  Kreuzi- 
gungsgruppe und  das  nebenstehende  Giesserzeichen.  Auch  sonst 
noch  im  Felde  kleine  Relieffiguren  und  Rundbildchen  in  der  Grösse 
eines  Fünfmarkstückes.  —  Die  andere  Glocke  ist  1875  unter  dem 
Patronat  des  Grafen  CUNO  HAHN   von  Ed.  Albrecht  in  Wismar  gegossen  worden. 

Das  Inventar  von  181 1  zählt  drei  Glocken  auf,  ausser  der  heute  noch 
vorhandenen  älteren  Glocke  eine  zweite  mit  dem  bekannten  Spruch:  O  Vtji 
gloi'ic  Ctt  •  und  eine  dritte,  die  im  Jahre  1793  unter  dem  Patronat  Friedrichs 
von  Hahn  zur  Zeit  des  Pastors  Becker  von  Cliristian  Meyer  zu  Neustrelitz 
gegossen  worden  war.  Ausserdem  bemerkt  Pastor  Becker,  dass  die  Kirche 
noch  eine  vierte  Glocke  gehabt  habe,  die  jetzt  (181 1)  auf  dem  Kirchhof  zu 
Demzin  angebracht  sei  und  dort  bei   Beerdigungen  gebraucht  werde. 

Kleinkunstwerke,  i.  Silbervergoldeter  frühgothischer  Kelch  auf  rundem  Kleinkunst- 
Fuss  und  mit  gefälteltem  Knauf.  Stempel  verdrückt.  —  2.  Silbervergoldeter  werke, 
gothischer  Kelch  auf  sechspassigem  Fu.ss,  mit  aufgenietetem  plastischen 
Krucifixus  als  Signaculum.  Am  Knauf  Blätter  und  Rosen.  Am  oberen  Theil 
des  .sechsseitigen  Schaftes  der  Name  iljClUp,  am  unteren  Theil  U^KRIJ?. 
—  3-  4-  Silberner  Kelch  auf  rundem  Fuss,  1707  vom  Güstrower  Gold- 
schmied Molstorf.  Die  zugehörige  Patenc  ist  ohne  Stempel.  - —  5.  Längliche 
achtscitige  Oblatendose,  vom  Malchincr  (loldschmicd  D  •  I  •  W.  —  6.  Silberne 
Deckelkanne,  I.S64  von  Graf  CUNO  HAHN  der  Lan.sener  Kirche  gestiftet.  — 
7.  Taufbecken  von  Messing,  neu.  —  8.  9.  Zwei  Zinnleuchter,  der  eine  1688 
von  CHRISTIAN  RITZEROW  geschenkt  (1854  umgegossen),  der  andere  von 
JOCHIM  MÖLLER  1719  geschenkt  (ebenfalls  1854  umgego.s.sen).  Keine  VVerk- 
zcichcn. 

10» 


14S 


AMTSGERlCinsiiK/IRK.    MALCHIN. 


Das  Kirchdorf  Gielow. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


cchs  Kilometer  südlich  von  Malchin,  auf  fruchtbarstem  Boden,  liegt  das 
Kirchdorf  Gielow,  welches  mit  1483  Einwohnern  zu  den  grössten 
Dörfern  des  Landes  zählt.  In  seiner  um  die  Mitte  des  XIII  Jahrhunderts  ab- 
gefassten  polnischen  Chronik  erwähnt  Bischof  Boguphal  von  Posen  des  Dorfes 
Gielow  als  einer  Burg  (castrum)  mit  dem  Zusatz  »a  crassitudine  terre  dicitur«.") 
Kurz  nach  Beginn  der  Christianisierung  des  Landes  Malchin  wird  Gielow 
(Chylowe,  Chylow,  Ghilow)  Darguner  Klostergut.  Denn  am  5.  August  1228 
bestätigt  Herzog  Wartislaw  von  Pommern  dem  Kloster  den  Besitz  der  Dörfer 
Gielow  (Chylow)  und  Benitz,  welche  Ritter  Jenecke  von  Verchen  »ob  salutem 
anime  matris  sue«  geschenkt  hat.^)  Auch  Bischof  Konrad  von  Kammin,  zu 
dessen  Sprengel  der  Ort  gehört,  verleiht  dem  Kloster  mehrere  Zehnten  im 
Dorfe  selbst,  und  Fiirst  Nikolaus  von  Werle  bestätigt  die  Verchen'sche  Schenkung 
am  12.  August  1240.')  Indessen  ist  der  Umfang  dieser  Gabe  nicht  ganz  un- 
bestritten, und  namentlich  muss  sich  das  Kloster  von  der  Stadt  Malchin 
mannigfache  Anfechtung  seines  Gebietes  gefallen  lassen.  So  z.  B.  beansprucht 
Malchin  den  zwischen  Gielow  und  der  Stadt  gelegenen  Wald  schon  bald  nach 
Uebergang  des  Dorfes  an  das  Kloster.  Fürst  Nikolaus  von  Werle  schlichtet 
den  Streit  dadurch,  dass  er  dem  Kloster  mittels  einer  Urkunde  vom  15.  Mai  1253 
als  Entschädigung  für  den  Verzicht  auf  den  Wald  das  Dorf  Vipernitz  verleiht.^) 
Manchen  Streit  zwischen  dem  Klo.ster  Dargun  und  der  Stadt  Malchin  über 
die  Grenzen  des  Hofes  Gielow  legt  der  Fürst  in  seiner  F"ürsorge  für  das  ihm 
ans  Herz  gewachsene  Kloster  am  10.  Mai  1277  persönlich  bei,  indem  er  die 
(jrenzen  ein  für  alle  Male  feststellt  und  die  Stadt  veranlasst,  diese  nun- 
mehr anzuerkennen.'')  Auch  in  anderer  Weise  war  das  Kloster  bei  Ueber- 
gabc  des  Gutes  geschädigt  worden,  indem  man  auf  einem  Theile  davon  ohne 
des  Klosters  Zustimmung  das  später  wieder  untergegangene  Dörfchen  Moizle 
(Muscliz)  angelegt  hatte.  Das  war  zur  Zeit  der  Minderjährigkeit  des  jungen 
Fürsten  Nikolaus  von  Werle  und  seiner  Brüder  geschehen.  Aus  Reue  hierüber 
und  um  seine  Zuneigung  zum  Abt  Heinrich  von  Dargun  zu  beweisen,  verleiht 
der  Fürst  nunmehr  dieses  neue  Dorf  Moizle  dem  Kloster.     Dies  geschieht  am 

')  Nach  Kliliiiel,  M  Jahrh.  XLVI,  S  49,  .soviel  wie  »Ort  des  Cliil«,  was  auf  deutscli  soviel 
wie  >IJösendorf«  oder  >  Krunimcndorf«  licissen  könnle.  Doch  ist  die  Deutung  von  Hoguphal  zu 
beachten. 

*;  M.Jahrl».  XXVII,  .S.  128. 

•)  M.  V.h.  355- 

♦)  M.  U.-H.  402.  514. 

»)  M.  u.-n.  721. 

";  M.  l'.-I'..  i.,35.   1436. 


KIRCHDORF   GIELOW.  I  49 

22.  Februar  1261.^)  Ueber  zwanzig  Jahre  später,  nämlich  am  5.  Mai  1281, 
befreien  die  Fürsten  Heinrich,  Johann  und  Bernhard  von  Werle  die  Kloster- 
mühlen zu  Gielow,  Röcknitz,  Pannekow,  sowie  elf  Hufen  zu  Moizle  von  allen 
Abgaben  und  Lasten,  und  Bischof  Hermann  von  Kammin  bestätigt  diese  neue 
Gnadenerweisung  am  27.  Mai  1282.-)  Dabei  ist  zu  beachten,  dass  das  Dorf 
Gielow  damals  noch  keine  Kirche  hat.  Wir  erfahren  aus  der  fürstlichen 
Urkunde  vom  5.  Mai  128 1,  dass  die  Einwohner  von  Gielow  und  Benitz  (im 
XV.  Jahrhundert  untergegangen)  vom  Kamminer  Bischof  dem  Duckower  Pfarr- 
sprengel zugewiesen  sind.  Auch  1307  ist  es  noch  so.^)  Mit  der  Säkularisation 
des  Klosters  Dargun  im  Jahre  1552  fällt  Gielow  an  die  Landesherrschaft  zurück, 
doch  nicht  ohne  weitläufige  Streitigkeiten  mit  den  von  Maltzan  auf  Gruben- 
hagen. Diesem  Geschlecht  ist  seiner  Zeit  wegen  der  entlegenen  Lage  Gielows 
das  Schutzverhältniss  über  das  Dorf  durch  das  Kloster  übertragen,  und  die 
von  Maltzan  beziehen  dafür  eine  beträchtliche  Anzahl  von  Geiällen  und 
Abgaben  aus  dem  Dorfe.  Allein  das  Schutzverhältni.ss  wird  Mitte  des  X VL  Jahr- 
hunderts vom  Kloster  aufgerufen  und  damit  zugleich  der  Anspruch  auf  Fortfall 
dieser  Bezüge  der  von  Maltzan  erhoben.^)  Aber  diese  sind  damit  keines- 
wegs einverstanden,  sondern  beanspruchen  jene  Bezüge  als  ein  wohlerworbenes 
Recht,  da  sie  bisher  selbstständig  darüber  verfügt  und  sie  z.  B.  gelegentlich 
auch  verkauft  haben.  Den  Sitten  jener  Zeit  entsprechend,  geht  es  bei  diesen 
Streitigkeiten  nicht  ohne  Gewaltthätigkeiten  ab,  unter  denen  aber  in  erster 
Linie  die  Bauern  zu  leiden  haben.  Ihre  endgültige  Regelung  findet  die 
Angelegenheit  erst  unter  dem  Herzog  Hans  Albrecht,  welcher  den  von  Maltzan 
auf  Grubenhagen  ihre  theils  unbestrittenen,  theils  bestrittenen  Antheile  in 
Gielow  durch  Vertrag  vom  3.  Juli  1618  für  die  Summe  von  1800  fl.  abkauft. 
Damit  geht  nun  das  Dorf  ganz  und  gar  an  die  Landesherrschaft  über. 

Schon  im  Mittelalter  ist  es  kein  unbedeutender  Ort.  Vor  dem  dreissig- 
jährigen  Kriege  enthält  Gielow  sechzehn  Bauern.  Aber  nach  dem  Kriege  ist  es 
eine  vollständig  wüste  Feldmark  mit  nur  drei  Einwohnern.'')  Heute  ist  Gielow 
in  aufblühender  Entwickelung  begriffen.  Es  hat  sechzehn  Erbpächter,  acht- 
undfünfzig Büdner  und  sechsundzwanzig  Häusler,  dazu  allerlei  grösseren  Ge- 
werbe- und  Geschäftsbetrieb.  »De  Gielowsche  Mahl«  ist  durch  Fritz  Reuter 
weltbekannt  geworden. 

Schon  lange  vor  den  Zeiten  der  Reformation  ist  die  Kirche  zu  Gielow 
P^ilia  der  Kirche  zu  Duckow.*')  Dies  Verhältniss  währt  bis  1766.  Als  in 
diesem  Jahre  Duckow  zu  einer  Mater  vagans  mit  Anschlu-ss  an  Zcttcmin  wird, 
geht  Gielow    mit.')     Aber    1837   löst  sich   Gielow   von   Zettcmin   und   schlics.st 

')  M.  U.-B.  913. 
-)  M.  U.-B.  1578.    1629. 
*)  M.  U.-B.  3166. 

*)  Lisch,  Gesch.  der  Hahn   1\',  4. 
*)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  138. 

')  Vgl.   die   Visitationsprotokollc    des    Darguner    .\mtes    von    1560    und    1648    und    des  Neu- 
kalenschen   Amtes  von    1662. 

')  Stuhr,   die   Kirchenhücher  Mecklenburgs,    .M.  Jahrb.  I,X,   S.  34. 


I50 


AMTSGERlCHrSHKZIRK    MALCHIN. 


sich  der  Malchiner  Kirche  an,  bis  es  endHch  im  Jahre  1862  seinen  eigenen 
Pfarrsprengel  erhält. 

Kirche.  Kirche.     Die  aus  dem  Anfang  des  XIV.  Jahrhunderts  stammende  Kirche 

mit  FüUmauern,  in  denen  Backsteine  und  Feldsteine  mit  einander  abwechseln, 
ist  im  Jahre  1897/98  einem  grösseren  Umbau  unterzogen  worden.  Der  frühere 
Chor  mit  Schluss  aus  dem  Achteck  steht  nicht  mehr  da,  statt  dessen  ist  ein 
neuer  Enveiterungsbau  eingetreten,  der  dem  Grundplan  die  Kreuzform  gegeben 


LSiii:3=^i{:;.T3i:ij 


Oruiulriss  der  Kirche  zu   Clielovv.     (Bis  Ostern    1897.) 

Umriss  der  Emporen   bis    1897.  —  ._. —  .._.  Or^el   bis    1897. 

Neubau    1897/98. 

a.  Alter  Taufstein   von   (Kranit,      b.   l'redigerstuhi.      c.   I'fanstuhl.     d.    Iliiirichsfelder  Stulil. 

e.   Kirchenvorsteherstuhl.      f.   Mühlenstuhl.      g.   Ilolzwärterstuhl, 

A.  .Massiver  Windfang,    1839  errichtet,    1897  abgerissen. 


Innere  Kin- 
richtung. 


hat.  Dabei  sind  die  Schlitzfenster  der  Kirche  von  Bestand  geblieben,  haben 
aber  eine  Erneuerung  ihrer  Wandungen  und  Laibungen  erfahren.  Dem  Portal 
ist  ein  neuer  Mauerkern  mit  Treppengiebel  vorgesetzt.  Der  Thurm,  welcher 
bei  weitem  nicht  die  Breite  der  Kirche  hat,  i.st  alt,  seine  Spitze  aber  stammt 
aus  dem  Umbau  von  1897/98  und  i.st  nach  einer  eigenhändigen  Skizze  des 
hochseligen  Grcssherzogs  Friedrich  F"ranz  III.  errichtet.  Im  Innern  eine  flache 
Bretterdecke.  Auch  die  alte  Kirche  hatte  seit  dem  drei.ssigjährigen  Kriege 
eine  flache  Decke,  war  aber  ursi)ri.inglich  mit  drei  Kreuzgewölben  geschlossen. 
Die  ganze  Einrichtung  ist  neu.  Als  Altarbild  Christus  und  der  ver- 
sinkende Petrus  von   Bertha  Albin. 


KIRCHDORF   GIET.OW 


151 


Das  älteste  Stück  in  der  Kirche  ist  eine  roh  behauene  Granitfünte, 
deren  Körper  mit  tief  eingegrabenen  seltsamen  Kopfformen  und  mit  Hlatt-  und 
Ringbildungen  bedeckt  ist.  Unter  den  Köpfen  der  Stierkopf  von  W'erle.  Als 
Taufbecken    dient    ein    sechseckiges    zinnernes    Becken,    das    von    KATHARINA 


Fünte  und 
Tauf- 
becken. 


Granitfünte. 

HÖFFSCHEN  und  SOPHIE  ELISABETH  SÜLVEREN  1666  gestiftet  ist. 
Ivs  hat  als  Malchiner  Stadt/.eichen  den  lUiliclskopf,  dazu  zweimal 
nebenstehendes  Meisterzeichcn. 

Eine   ähnliche  Fünte   zu  Treptow  a.  d.  Tollense.      Ferner  eine  der  Gie- 
lower  Fünte  verwandtes  Stück  als  Traufe  vor  der  Zettemincr   Kirche. 

Im   riiurm  zwei  Glocken.      Die  älteste,  welche   1756  nach  einem  grossen     (ilorken. 
Brande,  der  am    14.  April    1755  fast  das  ganze  Dorf  und  auch  den  Thurmiiclm 
verzehrte,    aus    dem     Metallgut     der    geschmolzenen     beiden     älteren     Glocken 
gegos.sen   ist,    hat   die   Inschrift:    FÜRST    FRIEDERICH    SCHÜTZT,      EIN    RÖNN- 


152  AMTSGERICHTSBEZIRK    MALCHIN. 

BERG  WACHT,  EIN  WILCKE  LEHRT,  DA  ICH  GEMACHT-  ICH  RUF'  VOM 
HEILIGEN  ORT  :  KOMMET,  HÖRET  GOTTES  WORT  •  Darüber:  ICH  BIN 
DURCHS  FEUER  GEFLOSSEN,  DA  MICH  JOHANN  VALENTIN  SCHULTZ')  GE- 
GOSSEN •  1756  •    —   Die  zweite   Glocke  ist  1849  von  lilies  in  Waren  gegossen. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.       1.   2.   Silberner    Kelch    auf   rundem    Ihiss    mit    Ver- 

werke.  zierungen  in  klas.sicierendem  Geschmack,  1835  vom  Goldschmied  H.  Gotthardt 
in  Malchin  angefertigt.  Ebenso  die  Patene.  —  3.  Deckelkanne,  neu.  — 
4.  Eine  zweite  Kanne  von  Silber,  geschenkt  1898  von  Ihrer  Kaiserlichen  Hoheit 
der  Frau  Gros.sherzogin  ANASTASIA  —  5.  Oblatendose,  neu,  1874  gestiftet  von 
FRIEDRICH  WILHELM  GREFFRATH  zu  Liepen.  —  6.  Achtseitiges  Taufbecken 
von  Zinn,  aus  dem  Jahre  1755,  als  Stadtzeichen  der  Malchinsche  Büffelskopf 
und  ein  Meisterzeichen  mit  den  Initialen  I.  I.  S.  —  7.  Geräth  für  die  Kranken- 
kommunion, von  Zinn,  gestiftet   1748   von  ANDREAS  WAGENKNECHT. 


Vorgeschichtliche  Plätze 

s.  am  Schluss  des  Amtsgerichtsbezirks  Stavenhagen. 


')  Aus  Rostock. 


Blick  auf  die  Stadt  Stavenhagen. 


Amtsgerichtstiezirk  Stavenhagen. 


Die  Stadt  Stavenhagen. 


Stadt. 


eschichte  der  Stadt.     Das  Land  Stavenhagen  (der  Stovenhai^en)  hat   Geschichte 
seinen  Xanien  von  der  Adelsfamihe  der  Stove,  die  es  im  XIII.  Jahr-  ^^^ 

hundert  von  den  Ponimerherzögen  zu  Lehn  tragen  und  mögHcher- 
weise  schon  vom  XII.  Jahrhundert  her  ihren  Sitz  auf  jenem  alten  Castrum 
haben,  den  heute  das  Schloss  zu  Stavenhagen  einnimmt.  Dass  dieses  Land 
damals  ziemlich  dieselbe  Ausdehnung  hat  wie  der  heutige  Amtsgerichtsbezirk 
Stavenhagen,  ist  daran  zu  sehen,  dass  nicht  bloss  Ivenack  und  Basepohl 
zum  Gebiet  des  Burgherrn  Reimbern  von  Stove  gehören,  sondern  auch  Siilten 
und  die  in  gerader  Luftlinie  von  Norden  nach  Süden  fünfzehn  Kilometer  weit 
von  einander  entfernten  Dörfer  Fahrenholz  (Vorneholt)  und  Kleeth  (Kleth)  aus- 
drücklich als  im  Lande  oder  in  der  Vogtei  Stavenhagen  gelegene  Dörfer 
urkundlich  aufgeführt  werden.')  Auf  welche  Rechtstitel  hin  das  Land  Staven- 
hagen einst  an  Pommern  gekommen,  ob  Circipanien  oder  das  ganze  Peene- 
Gebiet  von  der  Neukalenschen  bis  zur  Kittendorfer  Peene  und  darüber  hinaus 
als  ein  Theil  des  alten  Lcutizier- Landes  oder  geradezu  als  das  ganze  pom- 
mersche  Leutizier-Land  angesehen  wurde  (woraufhin,  und  zwar,  wie  nicht 
zu  übersehen  ist,  bei  einschneidenden  Verfügungen  über  dieses  Land,  Herzog 
Kasimar  IL  sich  im  Jahre  1215  princeps  Leuticiorum  und  Bischof  Konrad  von 
Katnmin  sich   im  Jahre   1220    dei    gracia  Caminensis   ecclesie   et  Pomcranorum 


*)  M.  U.-B.  691.  1249.  2065.  2895.  6970.  7103.   Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  .\XV,  S.  277. 


•54 


AMTSGKK1C11TS15KZIRK    STAVENIIAGKN. 


et  Leuticiorum  episcopus  nennt),  ob  dieses  Land  einstmals  von  dem  Schutz 
und  Hülfe  suchenden  Pribislav  in  der  zweiten  Hälfte  des  XII.  Jahrhunderts 
zeitweise  an  rommern  abgetreten  wurde  und  nachher  bei  der  Wiedereroberung 
im  Anfange  der  dreissiger  Jahre  des  XIII,  Jahrhunderts  von  Pommern  vor- 
laufig noch  behalten  wurde,  ob  das  pommcrsche  Recht  auf  einer  Belehnung 
durch  Heinrich  den  Löwen  beruhte,  oder  ob  die  Verhältnisse  noch  ganz  anders 
waren:  —  alles  das  liegt  ebenso  im  Dunkeln  wie  Anlass  und  Zeitpunkt  der 
Wiedergewinnung  durch  die  Fürsten  von  Werle  am  Ende  des  XIII.  oder  im 
Anfange  des  XIV.  Jahrhunderts.')  Dagegen  sind  es  unumstössliche  Thatsachcii. 
dass  Haus,  Stadt  und  Land 
Stavenhagen  bis  über  1282 
hinaus  unter  ausschliesslich 
pommer.scher  Herrschaft  sich 
befinden,  dass  die  Erhebung 
Stavenhagens  zur  Stadt  durch 
die  Herzöge  Wartislav  III. 
von  Pommern -Demmin   und 

Barnim    I.    von   Pommern- 
Stettin    geschehen   ist  (wenn    1)^;^ 
wir  auch  den  ungefähr  in  die 
Mitte  des  XIII.  Jahrhunderts 

fallenden  Zeitpunkt  dieser 
ICrhebung  nicht  genau  an- 
geben können),  dass  die  zu 
Treptow  ausgestellte  Urkunde 
des  I  lerzogs  Bogislav  II.  vom 
29.  Mai  1282  in  Betreff  aller 
Stadtrechte  nur  eine  Be- 
statigungsurkunde  ist,  dass  die  Fürsten  von  Werle  (soweit  dies  nachzuweisen 
ist)  nicht  vor  1290  an  den  Staatsaktionen  im  Lande  Stavenhagen  sich  be- 
theiligen und  ihr  angeblicher,  immerhin  aber  gewiss  in  irgend  einer  P'orm  zu 
Recht  bestehender  Pfand- Anspruch  sich  auf  eine  verdächtige  Urkunde  von 
1282  (ohne  Datum)  .stützt,  da.ss  Pommern  erst  am  20.  Januar  13 17  in  Folge 
enger  verwandt.schaftlicher  Verbindung  mit  den  h'urstcn  von  Werle  auf  Haus, 
Stadt  inid  Land  .Stavenhagen  in  förmlicher  Weise  Verzicht  leistet,  sowie  dass 
die  Stadt  noch  im  Jahre  1353  den  steigenden  pommerschen  Greif  in  ihrem 
grcssen  Stadtsiegel  führt.-) 


Altes   .Siej^el   der   Stadi   Sia\  enliat,'cn. 


')  M.  L'.-H.  219.  272.  446.  458.  491.  Dazu  Liscli ,  M.  Jahili.  III,  S.  27.  28.  Heyor,  M. 
Jahrb.  XI,  S.  43.  44.  Lisch,  Gesch.  des  Ge.schl.  Maltzan  II,  .S.  284.  285.  Wiese,  ültei  die  Cister- 
cien»er  in  Darßun,  S.  29.  Schhe,  M.  Kunst-  u.  (Jesch.-I)eiikm.  I,  .S.  517,  .Anmkjj.  3  (535,  Aiimkg.  3) 
und  519  (537).  Ueher  die  I.eutizier  s.  Wijrfjer,  Annalen,  S.  114  ff.  l'ciiei-  die  Ciicipaner  eben- 
da-selbst  S.  117.    118.      Wagner,   VVendenzeit  (M.  (iesch.  in   Kinzeldarstelluiigen,   lieft   II),  S.  5. 

*)  .M.  L'.-I'..  861.  932.  1630.  i'J3i.  2065.  2181.  3874.  —  Dazu  I'rtlmers:  Die  angebliche 
Verpfändung  des   Landes  Stavenhagen    im    [alne    1282.     .Setiin,    bei   Ileiitke   u.   I.el.cling    1^85.   — 


GESCHICHTE    DER    STAUT   STAVENHAGEN. 


35 


Die  anfängliche  Unsicherheit  des  Besitzes  auf  werlescher  Seite  merkt 
man  besonders  in  dem  der  pommerschen  Verzichtleistung  voraufgehenden 
Jahre  1316.  In  einer  Klausel  in  dem  bekannten  Rendsburger  Vertrag  vom 
23.  März  13 16,  dessen  Spitze  gegen  Brandenburg  gerichtet  ist  und  dem  die 
Fürsten  von  Werle  beitreten,  nachdem  sie  kurz  vorher  als  brandenburgische 
Bundesgenossen  üble  Erfahrungen  gemacht  haben,  sagen  ihre  neuen  Freunde, 
der  König  Erich  von  Dänemark,  Herzog  Erich  von  Sachsen,  Fürst  Wizlav 
von  Rügen,  Fürst  Heinrich  von  Mecklenburg,  die  Grafen  Nikolaus  und  Heinrich 
von  Schwerin  und  der  Bischof  Hermann  von  Schwerin  Folgendes:  »Wegen 
des  Hauses  und  Landes  zu  Stavenhagen  sollen  wir  Herren  einen 
neuen  Rechtsspruch  fällen;  will  aber  Herzog  Otto  (von  Pommern- 
Stettin)  darüber  den  Herren  von  Werle  irgend  Unrecht  und  Gewalt 
thun,  so  sollen  wir  Herren  allen  denen  von  Werle  helfen  mit  aller 
unserer  INIacht  diesseit  der  See.«  Ebenso  ist  in  dem  werleschen  Theilungs- 
vertrage  vom  2.  December  13 16,  in  welchem  das  Land  Kaien  dem  Güstrower 
und  das  Land  Stavenhagen  dem  Parchim-Goldberger  Theil  zugelegt  wird,  die 
nachstehende  Abmachung  nicht  zu  übersehen:  »Spreke  we  mit  rechte  oder 
mit  orloge  vppe  de  lant  thome  Stouenhaghen  vnde  Kalant,  dat  se 
van  vns  quemen,  dat  skole  wy  beyde  like  weren.  Ghynke  vnser 
eme  desser  lant  en  äff,  mit  weide  oder  mit  rechte,  den  scaden 
scole  wy  beyde  hebben.« ')  Aber  wie  gesagt,  schon  am  20.  Januar  1317 
macht  der  Heirathsvertrag  zwischen  Herrn  Johann  d.  j.  von  Werle  und  der 
Herzogin  Mechtild,  der  Tochter  Herzog  Otto's  von  Pommern -Stettin,  diesen 
unsichern  politischen  Verhältnissen  in  Betreff  des  Landes  Stavenhagen  für  alle 
Zeiten  ein  I^nde,  I  lerzog  Otto  verzichtet  endgültig  auf  sein  Einlösungsrecht, 
und  Stavenhagen  ist  seit  diesem  Tage  von  den  mecklenburgischen  Landen 
wenigstens  nicht  mehr  getrennt  worden,  wenngleich  das  Gelüsten  darnach 
noch  wieder  zum  Vorschein  gelangt.-) 

Was  nun  die  Stadt  selbst  betrifft,  so  vertiient  es  Beachtung,  dass  dort 
schon  im  XIII.  Jahrhundert  der  Gewinn  von  Salz  und  Eisen  aus  dem  heimischen 
Boden  durch  Anlegung  von  Salinen  und  ICisengruben  (»salinis  et  ferrifodinis«, 
oder,  wie  es  in  späteren  Uebersetzungen  heisst,  »mit  sültten  edder  solttspennige, 
isergrouen«,  auch  zolten,  morkulen«  und  »mit  .soltbörne  vnd  i.sergrufften«)  ins 
Auge  gefasst  wird.'*)  Doch  hat  sich  hier  offenbar  kein  grösserer  und  länger 
dauernder  Betrieb  dieser  Art  entwickelt,  denn  sonst  würde  es  wohl  Nachrichten 
davon  geben.  Nur  der  Name  des  südlich  gelegenen  Dorfes  Suiten  und  ferner 
der  Umstand,  dass  unmittelbar  bei  Stavenhagen  selbst  in  den  zwanziger  Jahren 
des    XIX.  Jahrhunderts    wieder    soviel    eisenhaltiges    Was.ser    gefunden    wurde, 


Das  prächtige  alte  ]K)mmersclu;  Siegel  der  Stadt  ist  al)gel)ildet  hei  I,i><ch,  M.  J.ilirli.  .\ V,  S.  J55. 
M.  U.-H.  1630.  —  lungere  Privilegien -He.stätigungen  giebt  e.s  von  1606,  1613,  1662,  1691,  1703, 
1720,    1736  und    1749 

•)  M.  U.-B.  3818.   3860.      V^^l.  dazu   Kudlofl,    Ildh.  II.   S.  217—226. 

*)  M.  U.U.  3874.      Kiidlofr,  a.  a.  O.  H,   S.  232.     Wigger,   M.  J.nhrl..  I.,   S.  235. 

»)  M.  U.  H.  1630.     Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  VII,  S.  54.  55. 


156  AMTSGEKICIITSIIKZIUK    STAVEXIIAGEN. 

dass  daraufhin  ein  Mineralbad  eröffnet  werden  konnte  (welches  aber  nur  wenige 
Jahre  bestand),  dient  den  urkundlichen  Nachrichten  aus  dem  XIII.  Jahrhundert 
über  diese  Dinge  zur  Bestätigung.')  VAn  Plcban  Gerhard  wird  1260  genannt.-) 
Als  N'ögte  und  Burgmannen  aber  sitzen  auf  dem  alten  Stove'schen  Castrum 
die  durch  besonders  viele  Privatsiegel  des  XIII.  und  XIV.  Jahrhunderts  bekannt 
gewordenen  Herren  von  Voss,  zuerst  als  pommersche  und  dann  als  werlesche 
Vasallen.*)  Doch  nachdem  später  eine  Verpfändung  von  Burg  und  Land 
Stavenhagen  durch  Fürst  Johann  III.  von  Werle  stattgehabt  —  an  wen  wird 
nicht  gesagt  —  und  das  Kloster  Dobbertin  dem  Fürsten  durch  Ankauf  der 
Seen  bei  Drewitz,  Cramon,  Malkwitz  und  Kraz  die  Möglichkeit  verschafft, 
Burg  und  Land  im  Jahre  1332  wieder  einzulösen,  treten  andere  Adelsfamilien 
im  Amt  der  Burgmannen  und  landesherrlichen  Vögte  in  Stavenhagen  auf,  wie 
z.  B.  die  von  Schönberg  in  den  dreissiger  Jahren,  die  von  Breide  und  Kessln 
in  den  vierziger  und  fünfziger  Jahren,  und  die  von  Maltzan  in  den  sechziger 
und  siebenziger  Jahren  des  XIV.  Jahrhunderts.^)  Auch  hören  wir  von  neuen 
Verpfändungen  des  Landes  Stavenhagen  erst  durch  Johann  IV.  von  Werle 
und  nachher  durch  seine  Frben  und  Oheime,  die  Fürsten  und  Brüder  Lorenz 
und  Johann  von  Werle,  an  die  von  Maltzan  im  Jahre  1375.'')  Dabei  ist  es 
nicht  ohne  Interesse  wahrzunehmen,  wie  bei  den  Realpolitikern  jener  Tage  der 
zwischen  Pommern  und  Werle  im  Jahre  13 17  geschlossene  Vertrag  über  Haus, 
Stadt  und  Land  Stavenhagen  wieder  in  Vergessenheit  kommt,  obgleich  in  der 
Urkunde  darüber  klar  und  deutlich  ausgesprochen  ist,  »dat  nen  man  by  vnsen 
dagen  edder  na  vnsen  dagen  schal  edder  ne  mach  vppe  de  vorbenande  land 
vorderen  edder  spreken«.  Denn  am  29.  August  1355  erkennt  der  weit 
schauende  Herzog  Albrecht  von  Mecklenburg  dem  Herzog  Barnim  d.  ä.  von 
Pommern -Stettin  gegenüber  dessen  Lehn- und  Ileimfallsrecht  an  Land  Staven- 
hagen an,  wogegen  dieser  jenem  die  Vormundschaft  für  die  Wittwc  und  Kinder 
des  Fürsten  Nikolaus  IV.  von  Werlc-Goldberg  sowie  das  P^ventual-Successions- 
recht  auf  dessen  übrige  Lande  zugesteht.")  Darauf  entwickelt  sich  das  wieder 
aufgewärmte  alte  Verhältniss  in  der  Art  weiter,  dass  am  6.  November  1368 
Johann  IV.  von  Werle- Goldberg  und  am  9.  April  1377  seine  Oheime  und 
Krben,  die  Inirsten  Lorenz  und  Johann  von  Werle- Güstrow  die  pommersche 
Oberlehnshoheit  über  das  Land  Stavenhagen  anerkennen. '')  Indessen  macht 
Pommern  bei    dem  Uebergange   der  werleschen  Länder  im  Jahre    1436  an  das 


')  Vgl.  die  lustige  Geschichte  von   dem  Stavenhäger  Gesundl)iunneii   in  Kcuter's  Schurr -Muir. 
*)  M.  U.-H.  861. 

*)  M.  U.-l',.  172;.    2181.    2015.    2640.    2747.    4081.    4321.      V^'l.  Lisch,    M.  Jahrb.   XXXIII, 
S.  200 — 204. 

\  .\i.  r.-i{.  5369.  5370.  5950.  5951.  6431.  6934.  7499.  7520.  7597.  7771.  7772.  10763. 
10764.  10784.  II 009.  II 471. 

•)  M.  L'.-IJ.  9394.    10763.    10764.      Vgl.   Lisch,    .M.  Jahrh.  XVII ,    S.    123.    124.    126.     Gesch. 
des  GeschL  Maltzan   II,  .S.  1S6--190.  277     285. 
•)  M.  U.-15.  8125. 
')  .M.  L'.-Ii.  9838.    ii(jo9. 


GESCIIICII  IE    DF.R    STADT    STAVENHACJEN.  1  57 

Haus  Mecklenburg  von  seinem  Reluitionsrechte  keinen  Gebrauch,  und  Schloss 
wie  Vorwerk  Stavenhagen  werden  gemeinsamer  Besitz  der  beiden  herzoglichen 
Linien  Mecklenburg  und  Stargard.  ^) 

Im  Uebrigen  giebt  es  bis  jetzt  aus  dem  XV.  Jahrhundert  nur  wenige 
Mittheilungen  von  grösserem  Belang.  Am  17.  December  141 4  übernehmen 
die  von  Maltzan  Haus,  Stadt  und  Land  Penzlin  als  Pfand  von  den  beiden 
Fürsten  Balthasar  und  Christoph  von  Werle  und  erhalten  ausserdem  das  Ver- 
sprechen, dass  in  Betreff  von  Kauf  und  Verkauf  ihrer  Güter  im  Lande  Staven- 
hagen ihren  Wünschen  auf  jede  Art  Rechnung  getragen  werden  soll.-)  Dies 
vielleicht  im  Hinblick  auf  die  bereits  beabsichtigte  Wiedereinlösung  des  Landes. 
Um  diese  zu  ermöglichen,  verpfänden  die  Fürsten  von  Werle  im  Jahre  141 5 
die  Vogtei  Kaien  an  Heinrich  von  Kalant.  In  diesem  Jahre  mag  Stavenhagen 
frei  geworden  sein.  Wenigstens  kann  es  damit  zusammenhängen,  dass  I'\ir.st 
15althasar  von  Wenden  im  Januar  1416  an  den  »langhen  Henning  Kossebade« 
220  lübische  Mark  aus  dem  Lande  Stavenhagen  überträgt.^)  W'enn  wir 
noch  hinzufügen,  dass  nach  dem  Uebergange  des  Landes  Stavenhagen  an 
das  Haus  Mecklenburg  der  tapfere  Lüdeke  Hahn  nicht  bloss  das  Land  Flau, 
sondern  auch  das  Land  Stavenhagen  als  herzoglicher  Vogt  unter  seinen 
Schirm  nimmt  und  hier  bis  über  1455  hinaus  seines  Amtes  waltet,  und  dass 
in  den  dreissiger  Jahren  des  XVI.  Jahrhunderts,  nachweislich  1531,  Hans 
von  Ouitzow  auf  dem  Schloss  zu  Stavenhagen  als  herzoglicher  Vogt  sitzt,  dass 
sich  die  Kirchen- Reformation  im  Lande  ohne  besondere  Vorgänge  vollzieht, 
sowie  dass  am  Ende  desselben  Jahrhunderts  die  Herzogin  Elisabeth,  die  Ge- 
mahlin des  Herzogs  Ulrich,  dem  aus  einem  St.  Jürgen -Stift  hervorgegangenen 
Armenhause  der  Stadt  eine  Stiftung  für  sechs  hiilfsbedürftige  Leute  überweist, 
so  ist  damit  eigentlich  alles  berichtet,  was  in  dieser  Zeit  vom  X\'  Jahrhundert 
her  durch   das  XVI.  Jahrhundert  hindurch  eine  gewisse  Bedeutung  hat.*) 

Bei  der  Landestheilung  im  Jahre  1520  kommt  das  Amt  Stavenhagen 
an  die  Güstrowsche  Linie.")  Auch  im  I'ahrenholzer  Vertrag  von  1611  ver- 
bleibt es  dem  Herzogthum  Güstrow.")  Sehr  schwer  nimmt  der  dreissigjahrif^e 
Krieg  das  ganze  Amt  mit,  und  nur  langsam  heben  sich  wieder  Bevölkerung 
und   Wohlstand.')     Davon    zeugen    im   X\'III   Jahrhundert    die  Erneuerung   des 

')  KudlofT,  Hdb.  d.  ni.  (lesch.  II ,  S.  741.  Sclioii  1426  ),'icbt  es  einen  Vcrtrajj  zwischen 
Pommern  und  Mecklenburg,  wonach  der  Streit  zwischen  ihnen  iiber  Stavenhagen  ein.stweilen 
ruhen   soll.     Vgl.  Urkunden   im   Grossh.  Archiv. 

-)  Lisch,   Gesch.  des  (leschl.  Maltzan   II,   S.  494— 50I. 

')  Noch  nicht  gedruckte  Urkunden  im  Grossh.  Archiv.  Vgl.  Lisch,  Gesch.  des  Geschl. 
.Mahzan  II,  S.  285. 

*)  Lisch,  Geschl.  Hahn  II,  S.  98.  .M.  Jahrb.  .\VI,  S.  i  10  und  in  (liricf  des  I'r.^idikanten 
Thomas  Ader])ul). 

"')  Kudloff,  Hdb.  III,  I,  S.  228.  Ueber  die  Grösse  des  Amtes  .Stavenhagen,  das  \m  Jahre 
1570  auch  das  Land  Malchin  sowie  die  Vogteien  l'enzlin  und  Waren  in  sich  begreift,  s.  eben- 
daselbst S.  226,   Anmkg.  i. 

")  Kudloff,  Hdb.  HL  2,  S.  120. 

^  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  .S.  i -^2 — 138  (Tabellarische  Uebersicht  über  die  Kirchen  und  l'farrcn 
im   .\mte  Stavenhagen   n.nch   den    Visitationsprotokollen   von    1648). 


158  AMTSGERICHTSI5KZ1RK    STAVKNIIAGEN. 

Stadt -Reglements  von  1775  an,  der  Bau  der  Kirche  am  Ende  der  siebenziger 
und  Anfange  der  achtziger  Jahre,  das  Aufhören  der  Amtssässigkeit  des  Städt- 
chens im  Jahre  1789^)  und  der  Bau  des  Rathhauses  im  Jahre  1790.  Zwar 
bringt  das  Jahr  1806  wieder  schwere  Kriegsdrangsale,  die  Stadt  erduldet  eine 
Plünderung,  aber  diese  und  die  nachfolgende  Zeit  {1808  bis  1845),  in  welcher 
der  Vater  des  plattdeutschen  Dichters  Fritz  Reuter  als  Bürgermeister  der  Stadt 
deren  Gemeinwesen  zu  leiten  hat,  wird  auch  wieder  Ursache  zu  bedeutenden 
literarischen  Denkmälern,  womit  der  berühmte  Sohn  des  Bürgermeisters  den 
Namen  von  Stadt  und  Land  —  es  ist  nicht  zuviel  damit  gesagt  —  durch  die 
Welt  getragen  hat.  Ks  sind  vor  allen  Dingen  »Ut  de  Franzosentid«,  »de 
Stromtid«   und   »Meine  Vaterstadt  Stavenhagen«. 

Ausser  dem  schon  genannten  Pleban  Gerhard,  dem  ersten,  der  uns  im 
XIII.  Jahrhundert  entgegentritt,  kennen  wir  noch  einen  zweiten  aus  diesem 
Zeitabschnitt,  den  Kirchherrn  Albertus  um  1293.  Ebenso  sind  aus  der  ersten 
Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  zwei  Plebane  bekannt  geworden,  Pfarrer  Heinrich 
und  Pfarrer  Johann  Däne.  Damit  hören  die  Nachrichten  bis  zum  XVI.  Jahr- 
hundert auf.  In  den  Jahren  1534,  1541  und  1552  giebt  es  Mittheilungen  über 
den  Kirchherrn  Johann  Parrmann,  welcher  der  Reformation  beitritt.  Damals 
ist  Ritzerow  noch  kein  P''ilial  von  Stavenhagen,  denn  es  hat  noch  in  Joh. 
Wagenknecht  seinen  eigenen  Pastor,  der  auch  die  heute  nicht  mehr  vorhandene 
Kirche  in  Grischow  bedient,  deren  Patronat  ebenso  wie  das  in  Ritzerow  die 
Aebtissin  zu  Ivenack  ausübt.  Ebenso  bildet  damals  noch  Jürgenstorf  mit 
seinen  I-'ilialen  Pribbenow  und  Krummsee  (wo  es  heute  keine  Kirche  mehr 
giebt)  ein  eigenes  Kirchspiel,  dessen  Kirchherr  Joachim  Büngcr  ist,  1560  folgt 
in  Stavenhagen  Pastor  Eberhard  Telius,  der  1577  die  Konkordienformel  unter- 
zeichnet. Er  ist,  wie  dem  Visitationsprotokoll  von  1603  zu  entnehmen  ist,  in 
diesem  Jahre  noch  am  Leben,  hat  aber  einen  Pfarrverweser  in  Ern  Otto 
We.scnberg.  Auch  ist  Ritzerow  um  diese  Zeit  bereits  zu  Stavenhagen  über- 
gegangen, ebenso  Grischow  zu  Ivenack.  Auf  Wesenberg  folgt  (das  Jahr 
.selbst  i.st  nicht  bekannt)  Joachim  Walter,  den  die  Kriegsnoth  vertreibt.  Er 
.stirbt  1638  in  Rostock.  1640  wird  Johann  Telius  berufen,  der  bis  1668  hin 
lebt  und  im  Amte  ist.  Vorher  ist  er  zwanzig  Jahre  lang  Pastor  in  Gülzow 
gewesen,  wo  iCo^  Pastor  Knill  seit  sechsunddreissig  Jahren  im  Amte  ist,  und 
1607  Pastor  Chry.sostomus  Suderow  als  dessen  Nachfolger  genannt  wird. 
Damals  hat  auch  Scharpzow  eine  Kirche,  welche  Filia  der  Gülzower  Kirche 
ist.  Das  Patronat  beider  Kirchen  aber  hat  >-der  Stovenhagen«,  also  der 
I-andesherr.  Als  aber  Johannes  Telius  sein  Amt  in  Stavenhagen  antritt,  da 
versieht  er  den  Dienst  nicht  bloss  in  der  Stadt  und  in  Ritzerow,  sondern  auch 
in  Gülzow,  .Scharpzow  um\  Jürgenstorf  und  dessen  P'iliale  Pribbenow.^) 
Ueberall   sind   die   Kirchen   verwüstet,   überall   ist  die  Bevölkerung  bis  auf  einen 


')  Kalck,    fillicr  un<l   Aemtcr   II,   .S.  73.      AkUii    im    (irossi).  Archiv,    lictr.   Kiitwurf    uiul     Be- 
stätigunf;  des  Stadt -kc(ilements  von    1775  liis   1782. 

*^  Kriimmsee   suclit  urnl    findet    L'nicrkimfl   tiei   cIlt  Kirche  zu    Ivenack. 


GESCHICHTE    DER    STADT   STAVKNHAGEN. 


'59 


Kleinen  Rest  zusammengeschmolzen.  Man  sehe  die  Zahlen  bei  Groth  a.  a.  O. 
und  lese  die  Visitationsprotokolle  von  1643,  1648,  1662.  Jüroenstorf  hat  bis 
1638  seinen  eigenen  Pastor  gehabt.  Als  1597  der  alte  Conradus  Philipp,  der 
1577  die  Konkordienformel  unterzeichnet  hat,  selig  entschlafen  ist,  da  sorgen 
die  von  Voss  auf  Luplow,  welche  das  Patronat  von  Jürgenstorf  wider  die 
von  Hahn  auf  Basedow  behaui)tcn,  für  einen  Nachfolger  in  der  Person  des 
Pastors  Daniel  Weinholz.     Aber  wie  viele  andere  Pastoren  treibt  auch  ihn  der 


Kirclic   i.u   ."-iiavciihatiL-ii. 


Krieg  von  der  Pfarre,  und  er  stirbt  ebenso  wie  der  Stavcnhäger  Walter  in 
Rostock.  Die  Verhältnisse  verändern  sich  nicht  unter  dem  Nachfolger  von 
Telius,  dem  1668  erwählten  Pastor  Bernhard  Kellermann,  von  dem  es  auch 
1678  Nachrichten  giebt.  Nicht  anders  wird  es  unter  dem  Pastor  Adam 
Joachim  Koch,  den  wir  1695  bereits  als  Kellermann's  Nachfolger  xorfinden.') 
Zwar  wird  1717  unter  dem  mit  dem  Gute  erlangten  Patronat  des  Henning 
Jürgen  von  Höbe  in  Jürgenstorf  eine  eigene  Pfarre  wieder  erriclitet,  um  welche 
sich  der  Pastor  Joh.  Friedr.  Hartmann  zu  Kittendorf  bewirbt.  Und  17 19 
handelt  es  sich  darum,  auch  das  alte  h'ilial  Pribbenow  wieder  zu  seiner  ehe- 
maligen Mutterkirche  zu  legen.  Aber  alles  das  erscheint  nur  vorübergehend. 
Denn   der  von    der   Herzogin    Magdalena   Sibjlla    als   Inhaberin    ihres  Witthum- 

')  Vfil.  Stuhl,   .M.  Jahrh.  I.X,   S.  91. 


i6o 


AMTSGEKIClllSHKZIUK    STAVKNIIAGEN. 


Kirche. 


Altar 
aufsatz. 


Amtes  Stavenhagen  im  Jahre  1709  zu  Koch's  Nachfolger  berufene  Magister 
und  spätere  Präpositus  des  Malchinschen  Zirkels,  Justus  Henricus  Rümcker, 
hat  bald  wieder  die  \'er\valtung  von  Pribbenow.  Rümcker  stirbt  1763.  Es 
folgt  ihm  Joh.  Ludwig  Knöchel,  welcher  1797  als  zweiundachtzigjähriger  Greis 
um  einen  Substituten  bittet.  ^)  Er  erhält  ihn  in  Jakob  Bernhard  Johann 
Schmidt,  der  1802  sein 
Nachfolger  wird  und 
1843  stirbt.  S.  Walter 
a.  a.  O. 


1 


irche.  Die  Ab- 
bildungen der 
Kirche  veranschau- 
lichen die  Art  ihrer 
Anlage  in  Kreuzform 
sowie  den  nüchternen 
klassicierenden  Stil  des 
XV'III.  Jahrhunderts  zur 

Genüge    (s.  o.).     Im 
Ucbrigen  stellt  sie  sich 
als  ein  gut  ausgeführter 
Ziegelbau      dar.       Der 

Innenraum     ist     mit 
einer  flachen  Decke  ge- 
schlossen.      Er    ent- 
spricht    in     seiner    Er- 
scheinung der  Schlicht- 
heit des  Aeusscren. 

Die     frühere 
Kirche      war      ein 

Fach  werkbau. 
Von     Reparaturen 

ist  seit  1600  oft  in  den  Akten  die  Rede.  1643  ^^'^''d  sie  von  den  Kaiser- 
lichen arg  mitgenonunen.  Weitere  Erneuerungen  finden  1661,  1669  und 
1682   statt. 

Als  Altaraufsatz  ein  Gemälde  von  J.  H.  Suhrland  in  Ludwig.slust:  die 
Auferstehung  Christi,  ein  (icmälde,  das  die  l^inwirkungen  von  I^'indorff  und 
Dietericy  offenbart.  Ivs  i.st  ein  Geschenk  des  Gros.sherzogs  FRIEDRICH 
FRANZ  I.  in  einem  .sehr  'aiten  Rokoko -Rahmen. 


Kirche   zu  Stavenhagen. 


';  Von  kUmcker  und  Knöchel  gah  es  früher  (s.  Inventar  181 1)  Hilder  in  der  Kirche,  die 
mit  Unterschriften  versehen  waren.  Darnach  war  KUmcker  1683  geboren  und  bei  seinem  Tode 
im  53.  Amtsjahr.  Von  Knöchel  hiess  e.s,  dass  er  17 16  geboren  war,  dass  er  1749  in.s  geistliche 
Amt  kam,    1782   die   neu   erbaute  Kirche  einweihte   und   den    19.  Ai)ril  1802   aus  dem   Lcl)en   schied. 


KIRCHE   ZU   STAVENHAGEN. 


l6l 


Die    Kanzel,    ein    schlichtes    Werk    im    Geschmack    der    Renaissance,      Kanzel, 
stammt  aus  der  älteren  Kirche.   —  Der  Taufstein  ist  neu.  Taufstein. 

In    der   Kirche    liegen    mehrere    Grabplatten    aus   jüngerer    Zeit,    unter        Grab- 
andern    die  des  Präpositus   RÜMCKER,    7   1763   (s.  o.),    und    die    eines  Fräulein      platten. 
CHARLOTTE  VON  DER  LUHE  aus  dem  Anfange  des  XIX.  Jahrhunderts  mit  der 
charakteristischen  Inschrift:    EIN  ENGEL  WAR    IN    IHR   ZUR  WELT  GEKOMMEN, 
SIE  WAR  DER    ELTERN    LIEB    UND    LUST       DIE    EWIGE    NATUR    HAT   SIE  ZU- 
RÜCK GENOMMEN       UND  DRÜCKT  SIE  IRGENDWO  AN   IHRE  BRUST. 

Im   Thurm    drei    Glocken.      Die    grösste    trägt    die    Inschrift:    %   ailllO     Glocken. 

#  1585  t§]  gotl^  i^  iod^im  #  grUttcniaViLa*   5^  biuüum  t#i  ijomini  rgj  ma* 

ntt  t§J  in  etCrilUin,  Hierunter  ein  verwischtes  Rundbild  von  ziemlicher 
Grösse,  vielleicht  ein  Wappen.  —  Die  zweite  Glocke  ist  alt,  ohne  Inschrift 
und  Meisterzeichen.   —  Die  dritte  ist   1864  von  Jllies  in  Waren  gegossen. 

Ueber  die  Glocke  von  1585  und  ihren  Giesser,  den  Jochim  Grütz- 
macher zu  Neubrandenburg,  giebt  es  Nachrichten  aus  den  Jahren  1585  bis 
1587  im  Grossh.  Archiv  (Stavenhäger  Kirchenakten).  Das  Inventar  von  181 1 
enthält  nichts  Näheres  über  die  Glocken. 

Kleinkunstwerke,      i.  2.    Kleiner   gothischer  Kelch    mit    der  Jahreszahl   Kleinkunst- 
1637  am  oberen  Annulus  und  dem  Namen  iljcfliG  am  Knauf.     Auf  dem  sechs-       werke, 
passigen  Fuss  die  Stifternamen  des  JOHANN  VON  GRABOW  und  der  SOPHIA  VON 
RESTORFF  sowie  beider  Wappen.^)     Keine  Werkzeichen,  auch  nicht  an  der  zu- 
gehörigen Patene.  —  3-  4-  Grösserer  Kelch  auf  rundem   Fuss;    auf  der  Unter- 
seite  des   Flusses    die    Inschrift:    CHRISTIAN  SCHRÖDER,    ANNA  MARGARETHA 
REVTERN,    NICOLAS    REVTER,    CHRISTIAN  ALEXANDER    REVTER    UND  FRIED- 
RICH    REVTER,    FÜRSTLICHE    BEAMBTE    ZU    STAVENHAGEN    HABEN     DIESES 
GERÄHT    DER    STAVENHAGENSCHEN    KIRCHEN    ZUM    ANDENCKEN    VERERET 
ANNO  1712.     Vom  Güstrower  Goldschmied  Lenhard  Mestlin.     Dazu  eine  Patene. 
—  5.  6.  Silbervergoldeter   gothischer    Kelch  von    mittlerer    Grösse,    auf   scchs- 
pa.ssigem  F'uss.^)     Unter  dem  Fuss  die  Inschrift:    MARTIN  KRAKOW    FLOREN- 
TINA WESTPHALIN.     Keine  Werkzeichen,  auch  nicht  an  der  Patene.  —  7.  Sil- 
bernes Geräth  zur  Kranken -Kommunion:    Kelch,   Patene,  (^blatenschachtel  und 
Weinflasche.     In.schrift    unter    dem    Kelch:     M  .  I  •  H  .  RVMKER  .  P  .  STAVEN- 
HAGEN .  ANNO    1731     HAT    DIES    ZUR    KRANKEN  -  COMMUNION    GESCHENKT. 
Vom  Malchiner  Goldschmied   D  •  J  •  W.   —  8.  Grosse  zinnerne  Patene     X  .k\ 
ohne  Inschrift.     Als  Werkzeichen    der   werlesche    Stierkopf,    daneben     IL    H 
die    Reste    von    zwei    Ikichstaben    und    das    nebenstehende    Meister-     >^J_^/ 
zeichen.  —  9.  Ovale  Oblatenschachtel  von  Zinn,   mit  einem  eingravierten  Kruci- 
fixus  auf  dem   Deckel,    1778    gestiftet   von  JOHANN  CHRISTIAN   LADENDORFF. 


')  Sophia  von  Kestorff,  die  Wittwe  des  am  5.  Kehiuar  1636  ver.stoihcnoii  Jo.ichiin 
von  (liabow,  Pfandinhabers  des  Amtes  Stavenhagen,  erhjjescs.sen  auf  Woosten.  Der  Kelch 
erscheint  somit  als  eine  Stiftung  zu  Ehren  des  Verstorbenen,  sowohl  von  der  Wittwe  wie  von 
deren   Schwager  und   Mitvormund,   dem   Hruder  des  Verstorbenen,  Johann   von   Grabow. 

*)  Vernachlässigt,   verdient  eine   Wiederherstellung. 

11 


l62 


AMTSGERICHTSBEZIRK   STAVEN HAGEN. 


Ohne  Wcrkzeiclieii.  ■ —  lo.  Runde  getriebene  Messiiio-Taufschale,  in  der  Mitte 
die  X'erkimdiiüjung  mit  einer  Legende,  welche  die  Buchstaben  W  •  J  •  S  •  H  • 
N»B»J»R»A«J»E.  bilden.  Ein  andermal  ist  der  Schluss  A»  J  •  H  .  N  •  E  • 
—  II.  Neue  silberne  Kanne.  —  12.  Silberner  SchöpfUififel  mit  den  Initialen: 
C  •  S  •  A  •  M  •  R  .')  —  1213.  Zwei  zinnerne  Leuchter,  der  eine  171 1  von 
HANS  SOLTZ  und  MARTHA  RASEN,  der  andere  1712  von  GERHARD  WASCHER. 
Werkzeichen  nicht  gefunden. 


Sog. 
Sc  bloss. 


."-Mii^.  .sclilu--   zu    .Sta\  eiilia'^cn. 

Neben  der  Stadt,  auf  dem  Schlossberge,  ringsum  von  einem  ab- 
getragenen Walle  umgeben,  das  Schloss,  z.  Zt.  Sitz  des  Amtsgerichts  und 
des  Domanialamts.  Ursprünglich  für  die  Herzogin  Magdalena  Sibylla  ein- 
gerichtet, aber  nicht  von  ihr  bezogen.  S.  o.  S.  1 59/160  und  M.  Kunst-  u. 
Gesch. -Ücnkm.  IV,  S.  195.^) 


(Jeschichtc 

des 

iJorfes. 


Das  Filial- Kirchdorf  Ritzerow.') 

ü92it/.cro\v     ist    ein     der     alten    Terra    Stavenhagen     angehörendes     grosses 

—        Domanial-Kirchdfjrf,    welches  bereits  im  Jahre   1276  eine  Pfarre  besitzt. 

Herzog  Wartislav  von   Pommern    verleiht   es    in   demselben  Jahre  dem  Kloster 

Ivcnack,    welchem    es    bis    zur   Säkularisierung    angehört.')     Am    1.  Juni    1300 

',  Vgl.  den  zweiten    Kelch   mit   den   l)ci<lcn    Namen   SCHRÖDER  ini<l   REUTER. 

')  Vgl,  Keuter'N   Werke,   .'^chun-.Murr. 

*)  yit  km   sddü^llich   von   Stavenhagen. 

♦)  .M.  L'.li.  762. 


FILIAL- KIRCHDORF   RITZEROW.  163 

bestätigt  diesen  Besitz  mit  anderen  Klostergütern  zusammen  auch  Fürst 
Nikolaus  \'on  Werle.^)  In  späterer  Zeit  müssen  die  landesherrlichen  Abgaben 
in  Ritzerow,  im  Besonderen  die  an  Bede,  Münzpfennigen,  Hundekorn,  Diensten 
u.  s.  w.  den  von  Maltzan  verpfändet  gewesen  sein,  da  sie  von  diesen  am 
6.  December  1381  mit  Ausnahme  des  Manndienstes  weiter  verpfändet  werden, 
nämlich  an  den  Knappen  Arnd  Wosten.-)  Die  von  Westen  sind  übrigens 
nur  mit  geringem  Grundbesitz  während  des  XV.  Jahrhunderts  zu  Ritzerow 
angesessen  und  veräussern  ihn  überdies  an  die  von  Gustekow.^)  Nachdem 
Ivenack  in  den  fünfziger  Jahren  des  XVI.  Jahrhunderts  säkularisiert  worden, 
gelangt  Ritzerow  an  die  landesherrliche  Verwaltung  zurück.  Unter  dieser 
macht  es  die  schwere  Zeit  des  dreissigjährigen  Krieges  durch,  nach  dessen 
Ende  nur  vier  Personen  im  Orte  gezählt  werden,  während  schon  gelegentlich 
der  Verpfändung  der  landesherrlichen  Gefälle  im  Jahre  1381  sechzehn  Hufen- 
besitzer genannt  werden.  Es  sind:  Bernd  by  der  Beke,  Gustecowe,  Krummenze, 
Sperlink,  Bergheman,  GoUenbeke,  Goscalk,  Zagher,  Perkowe,  VVentorp,  Kethel, 
Tornowe,   Gronowe,   Moryn  und  zwei  Burmeister. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Stavenhagen. 

Kirche.    Die  Filial- Kirche  zu  Ritzerow  ist  ein  Neubau  aus  den  sechziger      Kirche. 
Jahren    des    XIX.  Jahrhunderts.      Ihr    Thurm    stammt    sogar    erst    von     1884. 
Der    Chor    ist    mit    drei    Seiten    aus    dem    Achteck    gebildet.     Die    innere  Ein- 
richtung der  Kirche  hat  keine  Bedeutung. 

Im  Thurm    drei    Glocken.     Die    grösste    ist    1837    von  Schünemann    in     Glocken. 
Demmin    gegossen    worden.')     Die    zweite    hat    gar   keine    Inschrift. 
Die  dritte  hat  den  iriittelalterlichen  Anruf:   O  VCj:  gloric  xpc  biMli 
cum    paCC    anno    bni    niCCCCi:):,    dazu    das    nebenstehende   Gie.sscr- 
zeichen. 


lemann    11 


Kleinkunstwerke,  i — 3.  Neuer  Kelch,  gestiftet  1889  von  ANNA  IBEN-  Kk-inkunst- 
DORFF.  Dazu  Patene  und  Oblatendose,  alles  von  Prüfer- Berlin.  - —  4.  Zinnerner  werke. 
Kelch;  gestiftet  1660  von  CASPER  BOLTE.  Von  einem  Rostocker  Zinngicsscr. 
—  5.  6.  Zinnerner  Kelch  mit  Patene,  gestiftet  1735  von  HANS  WAGENKNECHT. 
Mit  der  Marke  des  englischen  Zinns  und  den  Meister-Initialen  F  •  S.  — 
7.  Zinnerner  Kelch,  gestiftet  1741  von  BERNHARD  KROGER.  Stempel  un- 
deutlich. —  8.  Achtseitige  zinnerne  Weinflasche  von  1731,  Als  Stadtzeichen 
der  werleschc  Stierkqpf  und  als  Meisterstempel  ein  Pelikan  mit  den  Initialen 
C  •  K.  —  9 — 15.  Sieben  Zinnlcuchtcr,  jeder  mit  dem  \amcii  seines  Stifters: 
ANNA  BOLTEN  1660;  DAVID  KRASEMANN  1680;  HANS  NEVENDORF  1680; 
CLAUS  HOMEYER  1699;  MÄRTEN  WAGENKNECHT  1729;  FRIEDERICH  WAGEN- 
KNECHT 1735;    BLEICHERT  ERNST  KRÜGER  1752. 


')  M.  U.-B.  2614. 

^  M.  U.-B.  1 1  383. 

*)  Vgl.  Akten   im  (Irossli.  .Archiv. 

*)  Das   Inventar  von    181 1    enthält   keine   .\ngaben   über  ihre   Vorgängerin. 


11' 


164 


AMTSGEKIC11TS15EZ1RK    STA VEN HAGEN. 


Das  Filial- Kirchdorf  Jürgenstorf.') 


(leschichte 

des 

Dorfes. 


as  Hlüchcr'sclic  Dorf  und  Gut  Jürgen.stoiT  grenzt  mit  einem  Theil  an 
die  ehemals  zum  Klo.ster  Ivenack  gehörenden  Ortschaften.  Es  i.st 
daher  begreiflicli,  wenn  da.s  Kloster  seine  Wünsche  auch  auf  Jürgenstorf 
richtet  und  sich  141  i  durch  Fürst  Christoph  von  Wenden  bezeugen  lässt, 
dass  er  sowolil  von  seinen  Vorfahren  wie  von  den  pommerschen  Herzögen 
Briefe  gesehen,  in  welchen  neben  anderen  auch  Dorf  »Joerdensdorp«  mit  aller 
Bede,  Pacht  etc.  aufgeführt  sei.-)  Indessen  scheint  das  Kloster  mit  diesem 
Bemühen  kein  Glück  gehabt  zu  haben,  denn  in  keiner  sonst  bekannten  älteren 
Urkunde  wird  Jürgenstorf  unter  den  Besitzungen  des  Klosters  aufgeführt.  Im 
Gegcntheil  vergiebt  noch  15 16  Lütke  Moltzan  in  Demmin  der  Klosterjungfrau 
Elze  Wulfes  zu  Ivenack  eine  Hebung  von  fünf  Mark  Sundisch  aus  diesem 
Dorfe,  welche  nach  ihrem  Tode  dem  Kloster  bleiben  sollen,  ist  also  jedenfalls 
im  Besitze  eines  Theiles  des  Dorfes,  und  wenn  auch  das  Kloster  im  Jahre  1434 
die  Hebungen  zweier  Vikareien  aus  Jürgenstorf  verkauft,  so  beweist  das  nichts 
für  ein  ausgedehnteres  Eigenthum  in  und  an  dem  Dorfe.  Erst  im  Jahre  15 16 
gelingt  es  dem  Kloster,  in  den  Besitz  eines  grösseren  Antheils  zu  gelangen, 
indem  es  von  Eggert  Voss  zu  Flotow  wiederkäuflich  acht  Höfe  und  Hufen 
erwirbt,  die  bei  der  einige  Jahrzehnte  später  erfolgenden  Säkularisierung  an 
den  Landesherrn  zurückgefallen  sein  werden.  Ueberhaupt  steht  das  Gut 
damals  zum  grö.ssten  Theil  in  Voss'schem  Eigenthum.  Am  15.  März  1483 
verkauft  Claus  Voss  auf  Rumpshagen  den  Brüdern  Claus  und  Otto  Hahn  auf 
Ba.sedow  das  halbe  Dorf  Jürgenstorf  und  den  halben  Vos.shagen  mit  Aus- 
nahme dessen,  was  die  von  Moltzan  besitzen,  für  511  Mark  Lübisch  zu 
erblichem  Besitz.  Die  Käufer  erhalten  die  landesherrliche  Belehnung  am 
25.  Januar  1484.  Der  Moltzan'sche  Antheil  aber,  welcher  nicht  gross  gewesen 
sein  kann,  verschwindet  vollständig  aus  der  Geschichte  dieses  Gutes,  er  wird 
daher  wohl  in  den  Voss'schen  Besitz  aufgegangen  sein.  Die  von  Hahn  ver- 
kaufen ihren  Antheil  161 1  an  Wedege  von  Stafield,  welchem  die  von  Voss 
zwei  Jahre  früher  schon  einen  Theil  des  ihnen  verbliebenen  Restes  verpfändet 
hatten.  Lchnbricf  und  Konsens  werden  ihm  am  30.  Januar  161 2  ertheilt. 
Im  Jahre  1666  muthen  die  Staffcld  zum  letzten  Mal.  1671  thun  dies  auch 
die  Voss'schen  Ivrben  in  Betreff  ihres  yXnlheils  am  Lehn.  Thatsächlich  kehrt 
dieses  am  12.  Juli  1702  wieder  in  den  Besitz  der  von  Voss  zurück,  wobei 
indessen  der  Landesherr,  dem  damaligen   l^rauchc  entsprechend,  sich  die  hohe 


')  4  km  südlich  vdd  Stavenha^jen.  L  rs])riinf;lich  (tl.  h.  vom  XV.  bis  zum  XVIII.  Jalirliunclcrt) 
Jördenstorf  fjeheissen,  also  von  [ordanus  und  nicht  von  Oeorj,'  alizuleiten.  l'riilicre  niitlelallorliche 
Urkunden  fclilen. 

*)   Nicht  gedruckte   Urkmifle   im   Orossh.  Arcliiv. 


FILIAL- KIRCHDORF    lÜRGENSTORF. 


l6'. 


Jagd  vorbehält,  ohne  freilich  dieses  Recht  thatsächlich  auszuüben.  Aber  die 
von  Voss  haben  keine  Freude  an  ihrem  Besitz,  welcher  fast  werthlos  aus  dem 
dreissigjährigen  Kriege  hervorgegangen  war.  Von  neun  Bauern  und  sieben 
Kossäten  sind  1648  gar  keine  mehr  da  Nur  vier  Personen  leben  im  Dorfe, 
und  die  Gehöfte  und  Felder  liegen  wüst  und  unbebaut  da.  Mag  auch  im 
Jahre    1703    die    Zahl    der   Beichtkinder    wieder    auf  sech.sundsechzio-    cvestieo-en 


All.ir.uil'-ut, 


sein,  so  kann  die  ICrtragsfähigkcit  des  Gutes  doch  nur  eine  sehr  geringe 
gewesen  sein.')  Unaufhörliche  Verpfändungen  sind  die  P'olge  dieser  traurigen 
Verhältnisse.  Für  Summen  von  neunhundert  bis  zu  zwölfhundert  Thalern 
geht  das  Gut  von  einem  Pfandinhaber  auf  den  anderen  über,  um  .schliesslich 
bei  Henning  Christoph  von  Höbe  hängen  zu  bleiben,  den  die  Lehnkammer 
als  Eigcnthümcr  oder  Vasallus    bezeichnet,    ohne  dass  er  es  jemals  auf  (jrund 


*)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  138. 


i66 


AMTSGER1CHTS15KZ1RK    STAVENIIAGEN. 


älterer  Lehnrechtstitel  gemuthet  hätte.  Letzteres  besorgen  die  Voss  unentwegt 
weiter,  können  aber  den  gänzlichen  Verlust  des  Gutes  nicht  aufhalten,  das 
1786  von  den  Hobe's  auf  den  Rittmeister  August  Friedrich  von  Lowtzow  auf 
Gross-Lunow  übergeht.  Dieser  empfängt  1789  die  Belehnung.  Aber  schon 
1798  wird  der  Kammerherr  Gustav  Dietrich  von  Oertzen  auf  Kittendorf  dessen 
Rechtsnachfolger.  In  Oertzen'schen  Händen  bleibt  das  Gut  bis  1869.  Da 
erwirbt  es  Friedrich  Helmuth  Anton  \on  Blücher,  dessen  Familie  es  noch 
heute  hat. 

Ueber  die  geistlichen  Verhältnisse  s.  o.  S.  1 59  bei  Stavenhagen. 

Kirche.  Kirche,     Die    Filial- Kirche    zu   Jürgenstorf,    welche    im    dreissigjährigen 

Kriege  untergegangen  war  (s.  o.),  ist  1700  neu  erbaut.  Der  untere  Theil  des 
Thurmes  ist  noch  ein  gothisches  Ueberbleibscl  aus  dem   XIV.  Jahrhundert. 


Cjiabbtein   du;   iiciiiiin;^   (.lin>loph  von   Höbe. 


.Altar-  Der  Altaraufsatz,  ein  spätgothischcs  Triptychon  des  XV.  Jahrhunderts, 

aufsatz.  enthält  im  Mitlelschrein  die  figurenreichc  Darstellung  der  Kreuzigung  und  als 
Nebenfiguren  die  vier  Apo.stel  Jakobus  minor,  Matthaeus,  Bartholomaeus  und 
Jakobus  major,  während  in  den  beiden  Flügeln  die  übrigen  acht  Apostel  an- 
gebracht sind,  alle  mit  langen  Spruchbändern,  auf  denen  ihre  Namen  stehen. 
In  der  Gruppe  am  Kreuz  fällt  rechts  ein  gepanzerter  Ritter  auf,  in  welchem 
vielleicht  der  Stifter  des  Werkes  zu  erkennen  ist.  Oberhalb  des  Triptychons 
Knu.ifixiis.   die  Grupjjc  des  Krucifixus  mit  Maria  und  Johannes  in  dreiviertel  Lebensgrösse. 


Kanzel 


Taufstein. 

Olas- 
malerei. 


An  der  Kanzel  mit  der  Jahreszahl  1718  die  Bilder  der  vier  Evangelisten. 
Aus.serdem  sind  hier  zwei  Wappen  mit  der  Unterschrift:  HENNING  CHRI- 
STOPH   V  .  HÖBE   1715,    MARIA    DOROTHEA    V  .  BLÜCHER    1715  (s.  o.). 

Der  alte  Taufstein  liegt  in  zwei  Stücken   im  Thurm. 

Im  herrschaftlichen  Stuhle  ein  buntes  Glasfenster,  das  den  Evan- 
gelisten Johannes  darstellt.  Dazu  die  Unterschrift:  GOTT  ZU  EHREN  VER- 
EHRET DIESES   FENSTER  OTTE  THOMSEN   ANNO   1714.     Vor    dem   Stuhl    drei 


FILIAL-  KIRCHDORF  JÜRGENSTORF. 


167 


Wappenpaare,    die    der    Familien    VON    BLÜCHER    und    VON    RIEBEN 
OERTZEN    und   VON   BODDIEN,     VON   HÖBE   und   VON   BLÜCHER. 


VON 


Die  Kirche  hat   zwei  alte  Glocken.     Die  eine  enthält  die 

Inschrift:  Ijclp  ijot  •  0  vcx  glotic  cfiftc  iiLMii  cltiii  pacc  anicn 
Ijclf    niai'ia    Uiuija    (aiut.i    ratcuina    oua    pro    iioöiG    ticlini. 

Dazu  als  Bild  eine  Bischofsfigur  und  das  nebenstehende  Glocken- 
zeichen.    Die  andere  hat  die  Inschrift:    4:>  r^j:  gloric    criftc   lUMli    cUm   patC, 


X 


(jlocken. 


Taufbecken. 


Vor  dem   Altar  der   Grabstein   des   HENNING    CHRISTOPH    VON    HÖBE,    (Irabstein. 
geb.  1659,  gest.  1728,  dazu  sein   Familienwappen. 


Kleinkunstwerke,  i.  2.  Kelch  mit  der  In.schrift:  DIESEN  KELK  HABE 
ZU  GOTTES  EHREN  IN  DER  JÜRGENSTÖRFFER  KIRG  ZUM  ANDENCKEN  VER- 
EHREN WOLLEN  ADOLFF  FRIEDRICH  VON  STAFFELD  D.I.JANUAR  Ao  1715. 
Stadtzeichen:  drei  Thürme;  Meisterzeichen:  D  B.  Auf  der  Patcne  die  In- 
schrift: CATRINA  MARIE  A  VON  STAFFELD  GEBORNE  VON  DER  LÜHEN.  Dazu 
das  Staffeld'sche  Wappen  mit  drei  Messern.')  —  3.  Messingenes  Taufbecken 
mit   der    Darstellung    des    Siindenfalles.    —    4-  5-  Zwei    zinnerne    Leuchter,    der 


')  Die  Familie  von   Staffeid   besass  damals   Krummsee,   das  einst  zur  Jürgenstorfer  Ciemeinde 
gehörte.     S.  o.  S.  158. 


I\leiiikunst- 
ucrke. 


i68 


AMTSGERICHTSBEZIKK    STA  VENU  AGEN. 


eine  von  DAVID  HILDEMANN  1715,  der  andere  von  CHRISTIAN  HILLMANN  1716. 
Beide  mit  den  schon  genannten  Stempeln  des  Meisters  C  K  mit  dem  Pelikan. 
(S.  o.  S.  163.)  —  6.  Altardecke  mit  den  einijestickten  Wappen  und  Namen 
C  .  D.  VON    HOBEN    und    B  •  A.M   VON   POWISCHEN  1718. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Filial-Kirchdorf  Pribbenow.') 

ribbenow  wird  schon  im  XIII.  Jahrhundert  Dargunsches  Klosterdorf.     Am 
8.   März    1260    giebt    nämlich    Herzog    Wartislav    von    Pommern    dem 
Kloster  den  Besitz  des  Dorfes,   und  gleich  darauf  verleiht   ihm  Bischof  Hermann 


Im 


Altaiaufsatz. 


von  Kammin  den  Zehnten  daraus. ')  ICinc  neue  Bestätigung  erfolgt  am  27.  Mai 
1282.')  Xach  der  Säkularisierung  des  Klo.sters  geht  das  Dorf  in  die  Ver- 
waltung   des  Amtes    Stavenhagen    iiber,    unter    welcher    es    sich,    nachdem    es 


*)  Benedicta  Anna. 

•)  4kni  stlfllich  von  Stavenhagen.     Pribignewe  =  Wachsmuth.     Vgl.  M.  Jahrb.  XI.VI,  S.  iii. 

•)  M.  U.U.  861.  862.     V(,'l.  1071.   1269. 

*)  .M.  U.U.  1629. 


FILIAL- KIRCHDORF    PRIBBENOW.    —    KLOSTER    IVEXACK.  169 

durch    den    dreissigjährigen    Krieg    völlig    verwüstet    worden    war,    zu    einem 
blühenden  Domanialdorf  entwickelt  hat.') 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Stavenhagen. 

Kapelle.     Die  Kapelle    zu    Pribbenow    ist    ein  F"achwerkbau    mit    einem      Kapelle. 
Dachreiterthürmchen    auf  dem    Westende.     Ihre    innere    Einrichtung    ist    ohne 
Bedeutung. 

Als  Altaraufsatz  dient   ein    älteres    gothisches  Triptychon    mit  Schnitz-        Altar- 
figuren:   in  der  Mitte  die  hl.  Maria  mit  dem  Kinde,  umgeben  von  Engeln;    in      aufsatz. 
den  Flügeln    die   zwölf  Apostel.     Das    kleine  Werk    stammt   aus   der    früheren 
Kirche  zu  Stavenhagen.    —    Nur  eine   kleine  Glocke  giebt  es,    die   1793  von 
Joh.  Chr.  Meyer   gegossen  worden  ist. 

Kleinkunstwerke,      i.  2.  Grösserer  zinnerner  Kelch  mit  Patene,  gestiftet  Kleinkunst- 
1843   von  J  .  F  .  VOSS.   —   3.  4.  Xoch  ein   zinnerner  Kelch   mit  Patene,  gestiftet       werke. 
1752  von  JACOB  HILMAN.     PInglisches  Zinn,   Stempel  undeutlich.   —   5.  6.  Zwei 
zinnerne  Leuchter,  der  eine   1734  von  CHRISTIAN  VOSS,  der  andere    1738  von 
ADAM  JOCHIM  CAREL  geschenkt.      Als  Stempel  der  werlcsche  Büffelskopf  und 
der  Pelikan  mit  den  Initialen  C  •  K.  (s.  S    163.    168). 


Das  Kloster  Ivenack. 


1  m-  argun    ist    die    erste,    Ivenack    die    zweite    grosse    Feldkloster-Stiftiuig    im    (lescliichte 

mecklenburgischen    Circipanien,     das     dem     Heidcnthum     nur    auf    das  des 

AUerschwerste    abgerungen  war.      Es    ist    am    15.  Mai    1252,    als    Ritter    Keim-  f>s  ers. 

bern  von  Stoue  von  seiner  Burg  Stouenhagen  aus  zur  Ehre  Christi  und  seiner 
glorreichen  Mutter  einen  Cisterciensernonnen -Konvent  in  seinem  Dorfe  Ivenack 
(Ivenach)  begründet.^)  Er  verleiht  diesem  niciit  nur  den  Ort  selbst  nebst  dem 
See,  an  dem  er  liegt,  sondern  auch  die  Kirche  zu  Basepohl  (Bospole)  und  die 
zwischen  beiden  Dörfern  damals  vorhandenen  Inseln  oder  Werder.  In  der 
That:  der  hervorragende  gute  Grund  und  l^oden  sowie  die  anziehenden  Wald- 
und  Wasser-Verhältnisse  werden  diese  Gegend  schon  damals  als  zur  Anlage 
eines  ackerbautreibenden  Klosters  besonders  geeignet  haben  erscheinen  lassen. 
Die  zur  Diöcese  des  Kamminer  Bischofes  gehörende  Stiftung  erfreut  sich  bald 
der  Gunst  und  Förderung  von  Seiten  der  pommerschen  Herzöge  und  Anderer. 
Im   Jahre   1256  verleiht    Herzog  Wartislav  \'on    P(jmmern    auch    seinerseits   als 


')  Groth,   M.Jahrl).  VI,   S.  136, 

*)  5  km  ostnordöstlich  von  Stavenhagen.  KUhnel,  .M.  J.ihrh.  .\I,VI,  S.  63,  leitet  den  Namen 
von  dem  altslavischen  Wort  iva  =  sali.x  helix  ---  Weide  ab  und  Übersetzt  ihn  mit  » Weidenort  € 
(Weidendorf). 

»)  .M.  U.-B.  691. 


I70 


AMTSCJERlCinSliKZlRK    S  TAVENIlACiEN. 


Landesherr  dem  Kloster  die  zwischen  Ivenack  und  Basepohl  liegenden  Werder 
sowie  die  Pfarrdörfer  Zolkendorf  (Soldekedorp),  Grischow  (Grossow),  Rit/.erow 
(Ricerow),  Klockow  (Clokow),  beide  (Gross-  und  Klein)  Basepohl  (utrumque 
Bozepol),  sowie  Ankun  und  Kossocendorp,  von  welchen  die  beiden  letzt- 
genannten wahrscheinlich  schon  wahrend  des  Mittelalters  in  einen  Theil  der 
vorgenannten  Feldmarken  aufgegangen  sein  werden.^)  Auch  gestattet  der 
Herzog  am  15.  December  1261  dem  Vikar  Bernhard  Honig  (Bernardus  Mel) 
die  Schenkung  zweier  Hufen  im  Dorfe  Buchholz  (Bokholt),  bestätigt  dem 
Kloster  das  Eigenthum  an  ihnen  und  schenkt  selbst  den  halben  Zehnten  in 
den  Dörfern  Gutzkow  (Gostekow)  und  Takun  (in  Vorpommern).^)  1264  ver- 
leiht Herzog  Barnim  von  Pommern  dem  Kloster  Ivenack  schon  im  Voraus 
das  Eigenthum  von  hundert,  beliebig  an  irgend  einem  Platze  in  seinen  Landen 


Fernblick  auf  Ivenack. 


ZU  erwerbenden  Hufen  und  fügt  am  6.  hY-Ijruar  1265  das  Patronat  der  Kirche 
in  Sophienhof  (Cerbcnzin)  bei  Loiz,  sowie  am  28.  Juli  1265  das  Eigenthum 
des  Dorfes  Glendelin,  südlich  von  Demmin,  hinzu.'')  Immer  mehr  wächst  der 
Besitz  des  Klosters  an  Land  und  Gefällen:  in  der  Zeit  von  1271  bis  1276 
werden  Wrodow,  Fahrenholz  (Vorenholt),  zehn  Hufen  in  Pinnow  (im  Lande 
Gädebehn)  und  das  Dorf  Neuendorf  im  Lande  Loiz  erworben.')  Als 
am  31.  Januar  1283  Bi.schof  Hermann  von  Kammin  dem  Kloster  alle  Be- 
sitzungen und  Zehnten  bestätigt,  nennt  er  bereits  folgende,  theils  mecklen- 
burgische, theils  pommersche  Ortschaften :  Ivenack  (Yucnac),  Grischow  (Grescow), 
P'ahrenholz  (Vorenholt),    Wrodow,    Pinnow,    Wackerow  (Wakkarow),    Gutzkow 


')  M.  U.-B.  762.  Vgl.  Schildt,  .M.  Jalirli.  lA'I,  S.  214.  lici  diesen  i;esit7.anf,'al)cii  miiss  freilicli 
im  Auge  behalten  werden,  da.ss  es  .sich  nicht  immer  sofort  um  die  ganzen  Dörfer,  sondern,  wie 
z.  H.  bei  beiden  IJaseiiohl,  nicht  selten  nur  um  die  ersten  Antlitile  und  um  Iilosse  Ilolningen 
handelt. 

*)  M.  U.-H.  932. 

•)  M.  U.U.  1000.  1037.  1053.  Vgl.  1094. 

*)  M.  U.  15.  1227.  1249.  1405.  /,u  1405  vgl.  4699.  5739.  5912.  9790. 


KLOSTER    IVENACK.  17I 

(Gustecow),  Zwiedorf  (Tvedorp),  Glendelin  (Glandelyn),  Hasseldorf  (Hassendorp), 
Buchholz  (Bucholt),  W'ittenwerder,  Neiiendorf  (Xyendorp),  Gross-  und  Klein- 
Remplin  (Magnuni  et  Parvum  Reppelyn),  Sophienhof  (Cerberzyn),  Benzin 
(Bentcyn),  Kastorf  (Kerstiansdorp),  Rosenow,  Galenbek  (Golenbek),  Goddin, 
Klockow  und  Relyn  (Lindenberg).')  Inzwischen  ist  Fürst  Nikolaus  von  Werle 
in  den  alleinigen  Besitz  von  Circipanien  gekommen  und  bestätigt  nunmehr 
auch  seinerseits  dem  Kloster  alle  Güter  und  Freiheiten,  wenngleich  die  Urkunde, 
die  diese  Bestätigung  enthält,  keine  zweifellos  echte  Original -Urkunde  ist, 
sondern  als  eine  spätere,  etwas  nachlässig  hergestellte  Anfertigung  bezeichnet 
werden  muss,  mit  welcher  man  sich  und  Andere  anscheinend  über  den  Verlust 
einer  mehr  oder  minder  ähnlich  lautenden  Original -Urkunde,  die  es  schon 
gegeben  haben  wird,  hinwegzutäuschen  suchte.-)  Im  Uebrigen  ist  es  zweifel- 
los, dass  der  Güterbesitz  inzwischen  wiederum  erheblich  zugenommen  hatte, 
z.  B.  um  fünf  Hufen  in  \'anselow  bei  Demmin,  zwei  Hufen  in  Zwiedorf  und 
zwei   Hufen   in   Gnevkow  (X^orpommern).'^) 

Die  weiteren  Urkunden  des  XIV.,  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts  bis  zur 
Auflösung  des  Klosters  im  Jahre  1555  können  sich,  soweit  die  materielle 
Bedeutung  ihres  Inhaltes  in  Betracht  kommt,  mit  den  grossen  Fundations- 
urkunden  des  XIII.  Jahrhunderts  nicht  messen,  aber  sie  zeigen  den  unauf- 
haltsamen Fortschritt  des  ausgedehnten  W'irthschaftsbetriebes  auf  eingeschlagener 
Bahn  und  liefern  ausserdem  den  Beweis,  dass  das  Vertrauen  der  Bevölkerung 
zu  diesem  Betriebe  kein  einziges  Mal  auch  nur  vorübergehend  erlahmte, 
sondern  bis  zuletzt  in  fortwährendem  Steigen  begriffen  war.  Anders  als  bei 
anderen  Klöstern  und  geistlichen  Stiftungen  des  Landes:  man  vergleiche  nur 
Neukloster,  Tempzin  u.  a.  m.,  welche  zeitweise  von  schweren  w  irthschaftlichen 
Krisen  heimgesucht  waren. 

Als  weitere  Besitzvermehrungen  in  der  ersten  Hälfte  des  XIV.  Jahr- 
hunderts sind  zu  verzeichnen:  das  nahe  bei  Ivenack  gelegene  Dorf  Weitendorf 
und  zehn  Hufen  in  Wackerow,  beide  im  Jahre  1302;  die  Zehnten  von  Glendelin 
in  Vorpommern,  zehn  Hufen  in  Pinnow  im  Lande  Neu-Brandenburg  oder 
Gädebehn  (in  terra  Ghotebende)  und  das  Figcnthum  des  Dorfes  Fahrenholz 
im  Jahre  1303;  die  Anwartschaft  auf  die  nach  dem  Tode  ihrer  derzeitigen 
Inhaber  eintreten  sollende  Finverleibung  zweier  Pfarren  im  Jahre  1304,  nämlich 
der  zu  Kastorf  und  der  zu  Sophienhof  (Cerbencin  in  Vorpommern),  welcher 
ein  Jahr  später  die  Kapelle  zu  Kletzin  als  Tochterkirche  angeschlossen  wird; 
die  für  Kleider  und  Schuhe  zu  verwendenden  Finkünfte  aus  der  Kukuksmühle 
im  Jahre  1307;')  die  von  Fürst  Xikolaus  von  Werle  zur  Stiftung  einer  Vikarei 
verliehene  Bede  aus  neun  Hufen  zu  Weitendorf  im  Jahre  1309;  zwei  Hufen 
zu  Hohen-Brünzow  in  Vorpommern  zu  einer  Memorienstiftung  für  die  Familie 
von  Frteneburg  im  Jahre    13 10;     ein  Kapital  von  einhundert  Mark  wendischer 

*)  M.  U.-B.  1666.     V5.I.  dazu    1533.    1822.   1S43.    187S. 

')  M.  U.-B.  2614.     Vgl.  Prümers,  Angebliche  Verpfändung  des  y\nites  St.ivenhagen,  S.  8. 

';  M.  U.-H.  2232.  2237.  2274. 

*)  Die   Lage  dieser  Mühle   ist  aiisclieiiiciul   unbekannt. 


172  AMTSGEKICIITSHEZIKK   STAVENIIAGEN. 

Pfennige  für  eine  gleiche  Stiftung  des  Konrad  Voss  im  Jahre  13 19;  ein 
Abgaben -Erlass  des  Bischofs  Konrad  von  Kammin,  der  vorläufig  seiner 
Schwester  Ermgard  auf  Lebenszeit  zu  Gute  kommen  soll,  im  Jahre  1321;  und 
endlich  Hebungen  aus  Schossow  bei  Treptow,  welche  Ritter  Matthias  Voss 
und  seine  Gattin  Beatrix  zu  Gunsten  ihrer  ins  Kloster  eingetretenen  Tochter 
iMargarethe  am  24.  Juli  1324  stiften.^)  Die  unentwegt  festgehaltene  Gunst  der 
weltlichen  Landesherren  in  Pommern  und  Werle  aber  offenbart  sich  in  zwei 
Konfirmationsbriefen  dieser  Zeit,  sowie  in  dem  am  ii.  Juni  1349  von  Fürst 
Johann  III.  von  VVcrle  ertheilten  Privileg  der  freien  Wahl  des  Probstes  »wy 
Johannes  van  gades  gnaden  ej'n  here  to  Werle,  myth  vnsem  eigen  fryen  vnde 
guden  willen  vnde  mith  rade  vnser  rhede  hebben  auergeuen  vnde  auergeuen 
hirmith  den  closteriunckfrowen  to  luenack  frye  vnde  vullenkamen  gewalt  vnde 
macht  erhe  praweste  edder  vorweser  na  rade  crer  olderen  tho  erwelende  vnde 
[aJfifto[setten]de,  alszo  dat  w}-  edder  vnse  eruen  edder  aduocate[n]  [ejdder  stede- 
holder  edder  ampthlude  s/.e  yn  nynem  [stucke]  hy[nderen];  sunder,  wen  sze  vns 
hyrynne  vmme  v[nsere]  hulpe  bidden,  wille  wy  enn  helpen,  alsze  wy  van  gade, 
wen  sick  vnse  lifif  vnde  szele  scheiden   schal,  wedder  to   entfangen  bogeren.«^) 

In  die  zweite  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  fällt  die  schrittweise  Er- 
werbung des  Dorfes  »Hillefeld«  im  Jahre  1355,  das  in  der  Nähe  von  Fahren- 
holz gelegen  war;  ferner  allerlei  geschäftliche  Beziehung  zur  Stadt  Rostock, 
deren  Patriziertöchter  uns  in  dieser  Zeit  mehrfach  als  Ivenacker  Kloster- 
jungfrauen begegnen;  ein  Vergleich  am  8.  November  1382  mit  Fürst  Johann  Vf. 
von  Werle  über  die  dem  Kloster  gehörenden  beiden  Dörfer  Grischow  und 
Weitendorf;  der  Bau  einer  Kapelle  durch  Wedege  von  Buggenhagen  in  der 
Zeit  von  1388  auf  1389  neben  seinem  Burgsitz  zu  Wolde,  und  die  Einverleibung 
dieser  unter  seinem  Patronat  verbleibenden  Kapelle  mit  ihren  P2inkünften  als 
h'ilia  in  die  Kastf)rfer  Parochic,  deren  Patronat  das  Kloster  hat;  die  Stiftung 
von  Seelenmes.sen  und  einer  damit  verbundenen  jährlichen  Mahlzeit  des  Klostcr- 
konventes  mit  Hebungen  aus  dem  ponmierschen  Dc^rfe  Schmarsow  durch  den 
Ritter  Bernhard  von  Mall/an  am  25.  März  1389;  und  endlich  die  P>wcrbung 
von  Pachten  aus  Antheilen  der  Familie  von  der  Osten  an  Gross- Basepohl  im 
Jahre    1398  als  erster  Schritt  zum  Ankauf  von  ganz  Basepohl.'') 

Von  zahlreichen  einzelnen  Hebungen  abgesehen,  die  bald  hie,  bald  da 
erworben  werden   und   bisweilen   von  einer  lland   in  die  andere  gehen,  sind  die 

')  M.  ['.■]'>.  2810.  2826.  2849.  2850.  2895.  2961.  2995.  3157.  3329.  3356.  4077.  4282. 
4548.  4699. 

*)  M.  U.-15.  2754.  2937.  6973. 

')  M.  U.U.  8035.  8143.  8859.  9087.  9620,  Anmkg.  II471.  I.i.scli,  Geschl.  Maltzan  II, 
S.  376 — 378.  Noch  nicht  (jedruckte  Urkunden  von  1388,  1389  und  1398  im  Gro.ssh.  Archiv.  — 
»Ilillcfeldc  ist  die  pommersche  Feldmark  >Krusemark.shagen€  ((Jrotefend).  Von  Hillefeld  geht 
freilich  im  Jahre  1404  durch  Verkauf  an  Ritter  Heinrich  Vo.ss  zum  Lindenberge  ein  Theil  wieder 
au.s  dem  IJesitz  des  Kloster.s  heraus.  —  Auch  dem  Kloster  seihst  vermacht  Kitter  Wedege  Huggen- 
hagen  bei  Gelegenheit  einer  Stiftung  vrjn  Seelenmessen  für  seine  (Jattin  (!e(Te  (.S()])hie),  die  vor 
einem  Altar  der  Kirche  zu  Ivenack  begraben  liegt,  eine  Reihe  bedeutender  Einkünfte  im  Jahre 
1405.  —   Klein -IJasepohl   wird   nicht   lange   vor    1499   vcjni  Kloster  Ivenack   ervsorbcn. 


KLOSTER   IVENACK.  I73 

wichtigsten  Entvvicklungs-Momente  in  der  Geschichte  des  klösterhchen  Wirth- 
schaftsbetriebes  während  der  ersten  Hälfte  des  mit  Urkunden  reichgesegneten 
XV.  Jahrhunderts :  ^)  die  Ueberweisung  des  Kirchlehns  zu  Varchentin  durch 
Fürst  Christoph  zu  Wenden  um  seiner,  seines  Bruders  und  seiner  Kitern  Selig- 
keit willen  an  das  Kloster  im  Jahre  1409  und  die  Genehmigung  zum  Ankauf 
von  Grund  und  Boden  sowie  von  Fischerei-Gerechtigkeiten  in  demselben  Dorfe, 
wo  auch  die  Kalandsherrn  zu  Waren  Einkünfte  haben,  die  sie  im  Jahre  14 10 
dem  Kloster  überlassen;  der  Ankauf  von  Hufen  in  Goddin  und  Tützpatz  in 
den  Jahren  14 10  und  141 2;  die  Erwerbung  eines  Erbes  im  Dorfe  Tenzerow 
(Vorpommern)  im  Jahre  1418;  die  Stiftung  einer  Vikarei  durch  den  Probst 
Gerd  Bertekow  (Berkow)  im  Jahre  1420;  weitere  Erwerbungen  von  Hebungen 
und  Antheilen  in  Gross-Basepohl  in  den  Jahren  1420,  1422,  1424,  1442,  1445, 
desgleichen  in  Varchentin,  in  Sarow  (V'orpommern),  Hasseldorf,  Gross-Giewitz, 
Ritzerow,  Jürgenstorf,  Haselow,-)  Mölln  und  Briggow  in  derselben  Zeit;  die 
grosse  Maltzan'sche  Vikareien-Stiftung  mit  jährlich  60  Mark  Sundisch  aus 
zwölf  Hufen  im  Dorf  und  Gut  Loischentin  im  Jahre  1427  und  deren  Bestäti- 
gung durch  den  Bischof  Siegfried  von  Kammin  am  12.  November  1429: 
....  »an  de  closterkerke  to  Yuenacke  tho  e}ner  ew}ghen  vyckarien  to  dem 
altare,  dat  an  de  norden  syde  nedden  an  de  zuluen  kerken  müret  ys  vnde  dar 
wy  Moltzane  vnse  gruft  vor  hebben,  myd  wyllen  vnde  ghunst  des  prauestes 
vnde  der  ebdyssen  vnde  des  ghantzen  conuentes,  dar  Euteke  Moltzan  vnser 
vader,  Anna  vnse  müder  vnde  Katherina,  Hinrik  Moltzans  husvrowe  vnde 
Ghereke  Moltzan  vor  lygghen  synt,  des  de  preystere  tho  demc  suluen  altare 
ok  dechth}ch  wesen  scholen.  Vortmer  to  desser  vorscreuen  vjxaryen  schal 
de  prauest,  de  nu  yst  vnde  to  eweghen  t}den  zyne  nakomere  twc  preystere 
holden,  vnde  de  scholen  anders  an  deme  clostere  n}n  ambacht  hebben,  men 
dat  se  de  vycaryen  waren  scholen  nnd  myssen,  alzo  dat  alle  daghe  schal 
misse  werden  to  deme  vorscreuen  altare  ....  Wer  ok,  dat  Got  affkere,  dat 
vnse  siechte  vorstorue  der  Moltzane  vnde  n}ne  Moltzane  mecr  weren,  zo  schal 
de  rad  tho  Malchyn  van  vnser  Moltzane  weghen  to  ewighen  t\den  vor  der 
preystere    tho    der    vorscreuen    v}car}en    de    bede    tho    deme    praueste    vnde 

ebdissen    stede    vnde   ghentsliken  beholden X'ortmer    desse    vorscreuen 

twe  preystere  van  der  Moltzane  weghen  scholen  nnd  alle  den,  dede  praueste 
syn  edder  werden  to  luenacke,  hebben  erlyke  \'\ye  koste,  alzo  dat  zee  scholen 
to  ewyghen  tyden  tho  des  prauestes  tafeilen  alle  daghe  ethen  vnde  dr}nken, 
alze  der  daghe  t}d  )s.  Ok  scholen  de  bexden  pre\  stere,  de  tho  der  t\d  dar 
zyn,  hebben  an  deme  closterehaue  vrje  hu.synghe  vnde  voringhe,  alzo  see 
z}'ch  de  prauest  zuluen  bruket  myd  zynen  pre}stercn  an  der  dornitzen  vnde 
kokenen.  Ok  wan  vnde  wo  vaken  de  prauest  mit  z\nen  anderen  pre)steren 
coUacie  drynket,  so   scholen  de    twe    vicarjen    pre)stere    vr\e    collacien    niede 


')  Grösstentheils  nocli  nicht  gedruckte  L'ikundon  im  Gro^sh.  Archiv,  /ur  Mah/.iii'-chcii 
Stiftung  des  Jahres   1427  vgl.  Lisch,  (leschl.  Maltzan   M,  .S.  585 — 593. 

*)  Khemals  hei  Kittendorf  gelegen  (jetzt  .Mittelhof),  also  nicht  untergegangen  im  .\\1.  Jahr 
hundert   wie  früher  angenommen   wurde  (Grotefend).      Vgl.  Schildt,   M.  Jahrli.  LVI,  S.  214. 


174  AMTSGERICIITSBEZIRK    STAVENIIAGEN. 

dniikeii,  lyke  den  anderen  prj-steren« ;  ^)  und  endlich  die  von  den  auf  den 
Gütern  Markow  und  Gutzkow  u.  a.  m.  angesessenen  Jakob  und  Lippold  von 
Woosten  (Wüsten,  Wüsten)  im  Jahre  1436  mit  nicht  unerheblichen  Mitteln 
gestiftete  ewige  Vikarei. 

So  bedeutende  Stiftungen  wie  diese  hat  die  nachfolgende  Zeit  der 
zweiten  Hälfte  des  XV.  und  ersten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  nicht  mehr 
aufzuweisen.  Dennoch  geben  rund  sechzig  Urkunden  aus  dieser  Zeit  ein  Bild 
von  dem  überaus  regen  und  lebhaften  Geld-  und  Geschäftsverkehr  im  Kloster, 
in  dessen  Kundschaft  —  um  es  so  auszudrücken  —  ausser  den  schon  früher 
genannten  nach  und  nach  auch  die  theils  mecklenburgischen,  theils  pommerschen 
Dörfer  und  Güter  Breesen,  Gädebehn,  Schwandt,  Luplow,  Rosenow,  Flotow, 
Gantschendorp ,  Strehlow,  Toitin,  Dratow,  Deven,  Wolde,  Clempenow, 
Schossow,  Lindenberg,  Wolde,  Gültz,  Bredenfelde,  Jürgenstorf,  Klockow, 
Varchovv,  Kargow,  Bellin  u.  a.  m.,  oder  besser  gesagt,  deren  Inhaber  und  Be- 
sitzer mit  ihren  Interessen  eintreten.  Auch  haben  diese  Urkunden  dadurch 
keine  geringe  lokalgeschichtliche  Bedeutung,  dass  bei  dieser  Gelegenheit  ihre 
damaligen  Besitzer  zum  Vorschein  kommen.  Aber  im  Ganzen  und  Grossen 
handelt  es  sich  um  eine  Menge  von  Kleinigkeiten,  aus  denen  nur  wenige  be- 
deutendere Momente  hervorragen,  wie  z.  B.  der  weitere  Erwerb  von  Antheilen 
in  Goddiu  in  den  Jahren  1452,  1454  und  1465;  die  Ueberweisung  von  jährlich 
7  Mark  Sundisch  durch  den  Abt  zu  Dargun  als  Buss-  und  Sühnegeld  an  die 
Ivenackcr  Xonne  Ghese  von  Zepelin  für  den  durch  einen  Darguner  Priester 
geschehenen  Mord  ihres  Bruders  im  Jahre  1467;  die  Zustimmung  Herzog 
Albrecht's  VI.  von  Mecklenburg  im  Jahre  1482  zu  der  durchgeführten  Ver- 
pfändung von  ganz  Gross-Bascpohl  durch  Henning  von  der  Osten  an  das 
Kloster;  der  Ankauf  von  Klein  Basepohl  nicht  lange  vor  1499  von  Heinrich 
von  Heidebrek  auf  Clempenow  und  die  landesherrliche  Genehmigung  dazu  von 
Pommern  her;  die  Stiftung  einer  Bade.stube  für  die  Klosterjungfrauen  im 
Jahre  1499  durch  den  Probst  Michel  Weger  mit  allerlei  kleinen  Annehmlich- 
keiten, zu  denen  u.  a.  für  jede  alle  vierzehn  Tage  aus  dem  Bade  kommende 
Sanctimonialis  ein  Malchinscher  Stuten  sowie  ein  Quart  Bier  gehören;  die 
Fest.setzung  des  Zinsfusses  durch  die  Herzöge  Magnus  und  Balthasar  im 
Jahre  1502  auf  6  Procent,  während  früher  der  hohe  Satz  von  10  Procent  im 
Geschäftsverkehr  gegolten  hatte;  und  endlich  im  Jahre  1520  die  Erwerbung 
des  Kru.se'schen  Antheils  in  Varchow  sowie  des  von  der  Schulcnburg'schcn 
Anthcils  an  Klein-Basepohl. 

Aber  die  Reformation  steht  vor  der  Thür.  Wir  können  hier  nicht  alle 
Namen  von  Pröbsten,  Aebtissinnen,  Priori.ssinnen  und  Nonnen  aufzählen,  die 
im  Mittelalter  bekannt  geworden  sind,  sondern  müssen  uns  damit  begnügen, 
in  dieser  Bezielning  auf  die  Regi.ster  des  mecklenburgischen  Urkundenwerkes 
zu  verweisen.  Doch  mögen  hier  aus  den  noch  nicht  gedruckten  Urkunden 
des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts  folgende  genannt  werden  :   Aebtissin  Margarethe 

')  Li.sch,   Geschl.  Maltzan    II,   S.  585—592  (Lrk.  CCCCXXVII). 


KLOSTER    IVENACK.  175 

Rostock  um  1404  und  1409,  Probst  Gerhard  Eertekow  um  141 1,  1420  und 
1434/)  die  Aebtissin  Adelheid  von  Maltzan  um  1488  und  der  Probst  Michel 
Weger  um   1499. 

Die  letzte  Aebtissin  ist  Anna  von  Kamptz,  unter  welcher  der  Ueber- 
gang  von  der  alten  in  die  neue  Zeit  statthat.  Denn,  wie  die  Inschrift  auf 
der  grossen  Glocke  zu  Ivenack  (s.  u.)  ausweist,  sind  ihr  im  Jahre  1555  bereits 
zwei  fürstliche  Verwaltungsbeamte,  Clawes  Peutz  als  Prafekt  und  Otto  Schröder 
als  Quästor,  sowie  ein  lutherischer  Geistlicher  Eddeling  als  Prediger  (concionator) 
beigeordnet.  Im  Uebrigen  ist  aus  den  Rentereirechnungen  nachzuweisen,  dass 
noch  im  Jahre   1557  Klosterjungfrauen  zu  Ivenack  wohnen.-) 

Im  Ruppiner  Machtspruch  vom  i.  August  1556  wird  Ivenack  zunächst 
unter  denjenigen  Jungfrauenklöstern  genannt,  welche  den  Ständen  überlassen 
werden  sollen.  Nachdem  hierzu  aber  schliesslich  andere  Klöster  bestimmt 
werden,  verfällt  es  der  landesherrlichen  Verwaltung  als  »Amt  Ivenack«.  Im 
Jahre  1586  wird  das  Amt  Ivenack  dem  Herzog  Sigismund  August  zum  Xie.ss- 
brauch  eingeräumt,  welcher  1600  stirbt.^)  Später  wird  es  Witthumsamt  der 
Herzogin  Eleonora  Maria,  der  dritten  Gemahlin  des  Herzogs  Hans  Albrecht  II., 
welche  es  von  1636  bis  zu  ihrem  Tode  (1657)  inne  hat.  Nachher  verfügt 
wieder  Herzog  Gustav  Adolph  über  beide  Aemter,  Ivenack  und  Stavcnhagen. 
Seine  Wittwe,  die  Herzogin  Magdalene  Sib}lla,  hat  aber  nur  das  Amt 
Stavenhagen  als  Witthum  (s.o.  S.  159/160).  Von  den  Schrecken  des  dreissig- 
jährigen  Krieges  wird  der  Ort  so  hart  mitgenommen,  dass  im  Jahre  1649  ^o" 
acht  Hauern  und  siebenzehn  Kossäten  "gar  keine  mehr  da  sind.  Bleiben  doch 
im  ganzen  Kirchspiel  von  einunddreissig  Bauern  und  sechsunddreissig  Kossäten 
nur  acht  Bauern  und  ein  Kossat  übrig.  Dabei  ist  Basepohl,  das  im  Jahre 
1649  ganz  wüst  und  menschenleer  ist  und  wo  einst  sechzehn  Bauern  und  neun 
Kossäten  gewohnt  haben,  als  eigenes  Kirchspiel,  das  es  damals  war,  gar  nicht 
mitgerechnet.')  Der  Besitz  des  Klosters  besteht  bei  seiner  Aufhebung  aus 
folgenden  Gütern:  Ivenack,  Gross-  und  Klein -Basepohl,  Zolkendorf,  Fahrenholz, 
Klockow,  Wackerow,  Weitendorf,  Grischow,  Krummsee,  Goddin  und  Briggow . 
Alle  diese  bilden  noch  heutigen  Tages  das  Amt  Ivenack.  Nur  Briggow  zählt 
jetzt  zum  Amte  Stavenhagen.  Ausserdem  werden  Gefälle  aus  Rosenow, 
Galenbeck,  Kittendorf,  Tützpatz,  Stavenhagen,  Bredenfelde,  Mölln,  Ritzerow, 
Markow,  Sarow,  Ganschendorf  und  Kastorf  verzeichnet,  welche  Ortschaften  im 
Eigenthum  Dritter  stehen. "") 

Ueber  das  Amt  Ivenack  wird  am  10.  April  1709  ein  Tauschvertrag 
zwischen  dem  Herzog  P'riedrich  Wilhelm  einerseits  und  dem  Geheimrath  Ernst 
Christoph  von  Koppelow  andererseits  abgeschlossen.  Dieser  giebt  dafür  seine 
Güter    Bakendorf,    Gammelin,    Vicz    und     Radelübbc     fort,    denn    der    Herzog 


')  Vgl.  auch   Lisch,   M.  Jahrb.  XL,   S.  215. 

■•')  Lisch,   .\L  Jalirh.  XL,   S.  215. 

")   Lisch,   .M.  Jahrl).  LX,   .S.  106.      XIII,   S.  177.      \Vii,'f,'ei,    M.  Jahrh.  L,   S.  2<)2. 

*)  (Jioth,    M.  Jährt).  \l,   S.  135. 

■'')  Akten   im  Grossh.  Archiv. 


176 


AMTSGERICIITSBEZIRK   STAVENHAGEN. 


wünscht  sein  Amt  Walsmühlen  abzurunden,  daneben  aber  auch  ausreichendes 
Land  für  seine  Parforcejagd  zu  gewinnen,  und  die  Herzöge  Karl  Leopold  und 
Christian  Ludwig  geben  im  Mai  desselben  Jahres 
ihren  Konsens  zu  diesem  Vertrage,  welcher  im  Juli 
bereits  ausgeführt  wird.') 

Vom  Geheimrath  von  Koppelow  erbt  auf  Grund 
gegenseitigen  Testaments  seine  überlebende  Ehegattin 
Juliane,  geb.  von  Franck,  die  Besitzung  und  vermählt 
sich  in  zweiter  Ehe  mit  Helmold  von  Plessen  auf 
Cambs,    der    im  Jahre   1740    als  Königlich    polnischer 


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Ehemaliges  Kloster -Wirthschaftshaus.     [1707.] 
(Länge  80  Schritt.) 

und    kursächsischer  Geheimer  Rath    in    den   Reichsgrafenstand   erhoben   wird. 2) 
Die    Gräfin    .stirbt    am    21.   Mai     1747.     Auf   Grund    des    von    ihr    errichteten 
Testaments,    und 
weil  die  Ehe  un- 
beerbt geblieben, 
wird     nunmehr 
deren    hinter- 
lassener    Gatte 
Eigenthümer    der 
Güter,   welche  er 

zu    einem    Fa- 
milien-Majorat er- 
hebt  und   dem 
Sohne    seiner 
Schwester,     Frei- 
herrn   I  lelmuth 
Hurchard  Hartwig  von  Maltzahn  a.  d.  H.  Kummerow,  vermacht.     Dieser  nimmt 
mit    ICrmächtigung    des    Königs    I'Viedrich  IL    von    Preusscn    und    des    Kaisers 
Joseph  II.   für    sich    und  den   jedesmaligen  Majoratsbcsitzer,    einer  Bestimmung 
des    p:rbla.s.sers    gemäss,    den    lilcl    Gr.if    von    Plcsscn    an,     und    seine    Nach- 


»Facciata  und   inwendige  Gestalt  des  Fitrstl.  Hauses  Ivenack.«      [1707-] 
(LiiiiKf  60  Sclirilt.) 


')  S.  Akten  im  Grossh.  Arcliiv. 

*)  Vgl.  M.  Kunst-  und   fiesch.-I  )cnkm.  III,   S.  13. 


KLOSTER   IVENACK.  177 

kommenschaft  ist  noch  heutigen  Tages  im  Besitze  dieses  schönen  Majorates, 
welches  am  14.  Februar  1838  die  Genehmigung  des  Mecklenburgischen  Landes- 
herrn erhalten  hat. 

Als  im  Jahre   1541   zu  Ivenack  die  erste  grössere  Kirchenvisitation  statt- 
findet, da  heisst  der  Weltgeistliche  oder  Pleban    der  Ivenacker  Gemeinde,  der 
von  den  Klosterjungfrauen  eingesetzt    ist,    Lübbert  Schönfisch.      Er    hat    auch 
die  Kapellen  zu  Zolkendorf,  Klockow,  Weitendorf  und  Wackerow  zu  bedienen, 
die  heute  lange  nicht   mehr    vorhanden    sind,    nachweislich    aber    noch    in    der 
zweiten  Hälfte  des  XVII.  Jahrhunderts  ihre  Cura  von  Ivenack  her  empfangen. 
Von  den  vier  Vikareien  der  Kirche  zu  Ivenack  (s.  o.)  zehren  1541  Gerd  Süverke, 
Kalandsdekan    und  Küchenmeister   zu  Neu-Kalen,*)   Jochim  Trebel,    der  Stadt- 
sekretarius  zu  Malchin,  Nikolaus  Swarte,  der  Pastor  zu  Duckow,  und  ein  vom 
Kapitel  zu  Güstrow    präsentierter    Marquard  Fineke.      Ausserdem    giebt    es   in 
der  Nachbarschaft  mehrere  Kirchdörfer  mit  eigenen  Pastoraten,  in  denen  heute 
weder  Kirche  noch   Pfarre  mehr    vorhanden    sind,    wie    z.  B.  Basepohl,    dessen 
letzter  Pa.stor,  Wolfgang  Glaser,    in    dem    grossen  Todesjahr   1638    das  Leben 
verliert,-)    und    das    daher    schon     1649    mit    Ivenack    vereinigt    wird;     ferner 
Grischow,  dessen  Kirchherr  im  Jahre    1541  Johann  Wagenknecht  ist,  das  aber 
bereits    im  Jahre   1620   als    Filia    von  Ivenack    verzeichnet    wird;    und    endlich 
Fahrenholz,  wo  es  1650  einen  Pastor  Laurentius  Dagius  (Tagius)  giebt,  während 
es   1662,  in  jener  Zeit,  als  das  Land    durch    den    grossen  Krieg    menschenleer 
geworden  war,  schon  Filia  von  Ivenack  i.st.     Dagegen    gehört   die  Kapelle  zu 
Krummsee  (heute  ist  nur  noch  ein  Kirchhof  da),  die  1620  als  Filia  bei  Ivenack 
ist,  wie  auch  heute  wieder  die  Leute  im  Dorf  nach  Ivenack  zur  Kirche  gehen, 
im  Jahre   1662  (und  zwar  schon  seit   1649)    ^-^"'    Kirche    in   Jürgenstorf'')      Als 
erster  evangelischer  Geistlicher  unter  fürstlichem   Patronat    tritt  uns  der    oben- 
genannte Eddeling  im  Jahre   1555    entgegen.      Ihm    folgt,    ungefähr    von    1565 
an  und  bis   1607  im  Leben    und  Amt,    Thomas    Severus.      1608    wird    Martin 
Müller  berufen   [f  1625).     Damals,    1608,    ist    der    Oberst    Klaus    von    Peccatel 
Geheimer   Rath    und    Pfandinhaber    des    Amtes    Ivenack.       1626    wird    Paulus 
Agricola,  der  Schwiegersohn  des  Thomas  Severus  berufen.     ICs  folgen:    1670 
Andreas  Michael,  zuerst  als  Substitut  des  Agricola;    1682  (nach  Michaels  Tode 
im  Jahre   1681)  Joh.   Philipp  Weigel,    der   171 1    zur  Präpositur  in  Malchin    be- 
rufen   wird;    171 1    der  Gadebuscher    Pastor  Christian  Berends  (7  17 13);    1714 
Franz  Joachim    Schulz    (7  1747);    nach    ihm    von    1749    an    Pastor    Bärenwald 


•)  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  I,  S.  591   (2.  Aull.  S.  612). 

*)  Von  1574  bis  1592  ist  Kriedr.  Wieneke  Pastor  zu  Basepohl,  den  wir  später  in  Ka.storf 
finden.  Um  1598  gieht  Cleeniann  in  seinem  Syliahus  (histroviensis  den  Martin  Knik  als  Pastor 
zu  Basepohl  an. 

*)  Das  Inventar  von  i.Sii  erwähnt  noch  in  sechs  ehemaligen  Kirchdörfern  je  eine  (Hocke: 
in  CJrischow,  Weitendorf,  Klockow,  IJnsepolil,  /olkendorf  und  Wackerow.  Sie  hahen  freilich 
durchweg  Jahreszahlen  des  Will.  Jahrhunderts,  werden  aber  wahrscheinlich  L'mgilsse  aus  ehe- 
maligen  Kapellen   (Hocken   sein. 

12 


178 


AMTSGERICHTSBEZIRK   STAVENIIAGEN. 


(7  1772);  darauf  von  1773  an  Job.  Nikolaus  von  Scheven,  dem  bereits  1778 
der  Sohn  Joachim  August  von  Scheven  adjungiert  wird.  Der  Vater  stirbt  1795, 
der  Sohn   18 10.     S.  Walter  a.  a.  O. 


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Uralte  Eichen  Ijei  Iveiiack. 


Kirche.  Kirche.     Die  alte  Kirche,  ein  Bau  aus  der  Mitte  des  XIII.  Jahrhunderts, 

soll  im  drei.ssigjährigen  Kriege  bis  auf  die  Mauern  zerstört  worden  .sein.  Der 
Thurm,  nach  einer  Skizze  von  1709  am  ncirdlichen  Tjngangc,  nach  einer 
Ansicht  von  1789  bereits  am  We.stende  stehend,  i.st  in  den  Jahren  1867  und 
1868  in  die  bekannten  F'ormen  des  klassicierenden  Stils  gebracht  worden, 
doch  sind  hierbei  die  drei  untersten  Stockwerke  in  gleicher  Höhe  mit  den 
Mauern  der  Kirche  stehen  geblieben.  Das  h>dge.scho.ss  des  Thurmes  i.st  mit 
einem  alten  Kreuzgewölbe  gedeckt  und  dient  z.  Zt.  als  Leichenhalle.  Zu  be- 
achten i.st  hier  die  aus  dem  Thurm  in  die  Kirche  führende  Thür,  welche  aus 
ungehobelten  dicken   und  breiten   I'^ichenplanken  zusammengefugt  i.st  und  noch 


KLOSTER   IVENACK. 


179 


ein  altes  einfaches  Riegelschloss  hat.  In  dem  zweiten  Geschoss  des  Thurmes 
sieht  man  noch  an  den  Wänden  die  Ansätze  der  ehemaligen  Wölbung.  Die 
Kirche  selbst  ist  seit  dem  Anfange  des  XVIII.  oder  vielleicht  schon  am  Ende 
des  XVII.  Jahrhunderts  mit  flacher  Decke  geschlossen  worden,  doch  lassen 
sich  auch  hier  noch  Spuren  der  früheren  Wölbung  nachweisen.  Die  sieben 
Fenster  im  Rundbogen  mit  Rosetten  darüber  stammen  aus  neuerer  Zeit, 
indessen  ist  bei  einzelnen  die  Form  des  ehemaligen  Spitzbogens  im  Mauer- 
werk noch  zu  erkennen. 
Im  Uebrigen  sind  die 
mittelalterlichen  Spuren 
des  älteren  Baues  ziem- 
lich verwischt.  Nur  in 
der  Vorhalle  auf  der 
Nordseite  steckt  noch 
ein  Rest  gothischer 
Wölbung.  Eben- 
daselbst ist  auch  ein 
frühgothisches  Ein- 
gangsportal erhalten, 
dessen  Wandung  und 
Laibung  aus  kräftigen 
Viertelrundstäben  von 
vortrefflichem  Ziegel- 
material gebildet  sind. 
Nicht  zu  übersehen  ist 

auch  der  aus  dem 
Achteck  gebildete  go- 
tliische  Chorschluss  mit 
Strebepfeilern,  die  frei- 
lich heute  mit  Kalk- 
putz  überzogen    sind.') 


Kirche  zu   Ivenack. 


Der     Altaraufsatz        .\ltar 
stammt  aus  dem  XVIII.      aiifsatz. 
Jahrhundert,    ist   1869  mit    einigen  Veränderungen    restauriert    und    enthält    ein 
Bild  von  Professor  Schubert-Berlin:   Christus  am   Oelberge.     Auf  dem  Altar  ein    Krucifixiis 
Krucifixus  aus  Marmor.     An  den  Altarschranken  aus  dem  Anfange  des  XVI.        Altar- 
Jahrhunderts    in    Holzschnitzerei    vier    Wappen:    das    PECCATEL'schc    mit    der  «'liraiiken. 
Unterschrift:    CLAUS   VON    PECCATEL,    VATER    UND   SOHN,    das   MOLTKE  sehe, 
das    HELPTE'sche    und    das    STRALENDORFF  sehe,    letztere    drei    ohne    Unter- 
schrift. 

Die  Kanzel,  ein  Werk  vom  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts,   i.st  mit  Bibel-      Kan/el. 
Sprüchen    aus    dem  alten    und   neuen  Testament  bemalt.     Im  Schalldeckel    der 


')  Vgl.  Beschreibung  der  Kirche  bei  Lisch,   ^L  Jahrb.  VI  H,  S.  loi  — 103.     XI„  S.  214 — 216. 

12* 


i8o 


AMTSGERICHTSBEZIKK   STAVEN'l LAGEN. 


Name    FRANCISCUS    JOACHIMUS     SCHULTZ  .   PAST 

zahlen  an  der   Kanzel  sind:    98  (=1598),  und  1716. 


1714.     Sonstige  Jahres- 


Cic^tiilil.  Am  herrschaftlichen  Stuhl,  der  aus  der  Mitte  des  XVIII.  Jahrhunderts 

stammt,   ein  gemaltes   Wappen  der  Grafen  VON  PLESSEN. 

Kpitnph.  Am    meisten    in    der    Kirche    zu    beachten    ist    das    grosse    prunkvolle 

Marmor -Epitaphium  des  Geheimraths  ERNST  CHRISTOPH  VON  KOPPELOW 
(1659 — 1721)'  ^^'^  Werk  eines  Meisters  H.  J.  Bulle')  im  Barockstil.  Die  Ab- 
bildung dieses  Epitaphiums  erspart  uns  dessen  Beschreibung.  Eigenartig  ist 
die  Anbringung  der  Ahnenwappen  des  Verstorbenen  und  derer  seiner  Ge- 
mahlin, der  MARGARETHE  JULIANE  VON  FRANCK.  Als  Unterschrift  eine 
lange  Inschrift  des  Inhalts,  dass  der  Verstorbene  Erbherr  auf  Ivenack  war, 
aus  dem  Hause  Möllenbeck  stammte,  und  dass  seine  Linie  mit  ihm  zu  Grabe 
gegangen  sei. 

C.rabstein.  Grabstein    des    Klosterprobstes    Andreas    Gilow    in    der    Vorhalle    des 

Thurmes.      Der    Stein    zeigt    in    einfachen     Konturen     den    Probst    in    ganzer 


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(iinliMcin   des   ]N.l()stcrproi)stes   Aiulieas   (iilow. 

Figur,  mit  dem  Kelch  in  der  Hand.  In  den  vier  Ecken  die  Iwangclisten- 
S)mbole.      Die   Umschrift  lautet  voll  ausgeschrieben: 

?lnna  boinini  imcijLiliii  ipfo  bic  fniiiti  üiMiebiiti  nüü.iti^  oftiit 
liciunaüiliö  büiiiiiuiö  ?lnbii*a^i  öOliloliu*  yrcpüfitu?  Ijuju?  nio* 
iiaftci'ii  :  oratc  pro  aniiiia  ejus.-) 

Olockcn.  Im   Thurm    vier    Glocken.      Die    kleinste    Glocke,    welche    leider    einen 

Sprung  hat,  ist  ohne  Jahreszahl,  aber  sie  zeigt  schöne  gothische  Verzierungen 
und  die  Inschrift:  O  •  rcj:  •  fllOViC  •  VPL'  •  blMli  •  Clllll  •  pACC  •  ^fuciiaiil. 
—  Die  zweite  Glocke,  grös.ser  als  die  vorhergehende,  hat  dieselbe  Inschrift  in 
Spiegelschrift.    —  Die  dritte  und  grösste  Glocke  hat  die  nachstehende  In.schrift: 

*  t^nno  •  poft  •  crn'iftimi  •  natuni  •  Jü^  •  cclii  •  funbntur  •  nionaftciiuni  • 

')  Im    KUnstlci-I.cxiKon   iiiclif   .Tuff^efiinden. 

*)  Andreas  Gilow  ist  ein  aus  Urkunden  vom  Jahre  1362  an,  in  welchem  er  schon  als 
Priester  zu  Ivenack  leht,  mehrfach  nachzuweisender  Mann:  .M.  U.-H.  9087.  11 471.  11 419.  —  Der 
Stein   verdient  aufgerichtet  zu   werden.      Vyl.  Lisch,   .\I.  Jalirh.  VIJ{,   S.  102. 


*<s  iVfti  '< 


von  Koppelow'sches  Marmor-Epitaphium  in  der  Kirche  zu  Ivcnack. 


KLOSTER    IVENACK. 


I8l 


iiicnacfi  •  a  •  rcmücrna  •  de  •  itoueii  •  iiiljaöitantc  caftrimi')  •  ftoiiLMi^ 
IjagiMi  •  ^CiiiiD  •  .1X5  •  ti  •  lli  •  IjaL'  •  opus  •  fieri  •  fanctiant  •  aiiiia  • 
t{ampt3cn  •   atiüabiiTa   •   iialiicG   •   pcntsc   •  prcfcct'    Otto  •  .^crDbcr  • 

r^UCftOr  .....  ebtldimj  •  COncianatar.  Unter  dem  Anfang  der  Inschrift 
die  zweimalige  Darstellung  eines  alten  Klostersiegels  zwischen  einer  weiblichen 

und  einer  männ- 
lichen Figur  in 
der    Tracht     des 

XVI.    Jahr- 
hunderts.    Eine 
ähnliche    Dar- 
stellung,    aber 
ohne     das     oder 
die    Siegel,    sieht 
man  auf  der  ent- 
gegengesetzten 
Seite ,     und 
darunter     fol- 
gendes  Gi  esser- 
zeichen : 


5>c 


Glockenbild. 


sowie  den  Xaincn 

HANS  X  KAR- 
CHOF.-)    —     Die 
vierte     Glocke, 
kleiner    als    die 
_  vorige,      trägt 

die   Inschrift:    HONOREM    DEI    SUB    SER  •  DUCE    DNO    GUSTAVO  -  ADOLPHO    : 
AD     USUM      ECCLESIAE      IVENACIENSIS     PRAEF     :  GUSTAVO      RUELIO    : 

PASTORE   JOHANNE    PHILIPPO    WEIGELIO  REPARATA    ET    AUCTA    :   ANNO 

MDCXIV. 


•)  Nicht  l'nbrtbitrttore   (Ci\ivi   in   "^t.,   wie  bei   lisch,    M.  Jahrb.  XI.,   .'^.  215,    imcl   schon   im 
M.  Jahrb,  VIH,   S.  103,   zu   lesen   ist. 

-)  Ein   anderes  Kloster.siegel    ist  von    Lisch,    .M.  Jahrb.  XL,    .S.  21,    abgebildet.      Dieses    zeijjt 
eine  thronende  hl.  Maria  mit  dem   Kinde   und   der  Umschrift: 

S'  SÄUdTd  .  U/7vlll(l  .  11/  .  H(l!/7v(l+. 

Das  auf  der  Glocke  von  1555   abgebildete  jiingere  Siegclbild   zeigt  eine  stehende   hl.  Maria   mit   dem 
Kinde  und  die  schwer  zu  lesende  und   kaum   mit  Sicherheit   zu   i)ehau|)tende   Umschrift: 

^'  inonialirin  •  i  •  nion  •  ifciiarf. 


l82 


AMTSGERICHTSBEZIRK   STAVENHAGEN. 


Kleinkunst  Kleinkunstwerke,     i .  Silbervergoldeter  Kelch  auf  sechsseitigem  Fuss  und 

werke.  niit  sechsseitigem  Knauf.  An  der  Kupa  eingraviert  unter  einer  fünfzackigen 
Krone  das  Wappen  und  die  Namen  des  HELMUTH  VON  PLESSEN  und  das 
der  JULIANE  MARGARETHE  VON  FRANCKEN  mit  dem  Datum  1726.')  Zeichen: 
(S)  CE)-  —  -•  Silbervergoldeter  schlanker  Kelch,  aber  ohne  Wappenschmuck 
und  Inschrift.  Von  demselben  (vielleicht  Schweriner)  Meister  wie  i.^)  — 
3.  4.  Zwei  gleiche  Patenen  aus  sehr  viel  jüngerer  Zeit,  mit  den  Zeichen:  fS] 
Tj^j^l .  —  5.  Längliche  achtseitige  silberne  Oblatenschachtel  mit  einem  ein- 
gravierten Krucifixus  auf  dem  Deckel.  Auf  der  Unterseite  unter  dreizackiger 
Krone  ein  Doppelmonogramm,  bestehend  aus  H  und  C.  Dazu  die  Jahreszahl 
1733.  Von  einem  Malchiner  Meister  D  •  J  •  W.  —  6.  j.  Zwei  Henkelkannen 
aus  neuester  Zeit.  —  8 — 10.  Kleines  silbernes  Krankengeräth,  neu,  von  Sy  & 
Wagner-Berlin.  —  ii.  Silbervergoldeter  Schöpflöffel,  mit  einem  Griff  in 
Renaissance -Geschmack,  von  1881.  —  12.  Silbervergoldete  Klingbeutel- Ein- 
fa.ssung  mit  Ornamenten  aus  der  Zeit  von  1720 — 1730.  —  13.  14.  Messing- 
Kronleuchter  aus  dem  XVIII.  Jahrhundert  und  ein  neuer  Kronleuchter  von  1882. 


')  Vgl.  Epitaph. 

*)  Um   die   Mitte    des  XVIII.  Jahrhunderts    ist  ein   (Joldschmied  Madauss    in   Schwerin    nach- 
zuweisen. 


l'ark- Anlagen   des  Schlosses  zu   Ivenack. 


Schloss   zu   ivenacK. 


chloss.  Das  in  wundervollen  Gartenanlagen  nahe  am  See  gelegene 
Schloss  enthält  nur  noch  in  seinen  Fundamenten  einzelne  wenige  Ueber- 
reste  von  einem  älteren  Klostergebäude,  verräth  aber  im  Wesentlichen  den 
Charakter  des  XVIII.  Jahrhunderts. 

Vor  eini- 
gen   Jahren 

sind    im 
Keller     des 

Schlosses 

zwei    Steine 

mit     den 

Wappen 

und      Titeln 

des    Ihr 
zogs   SIG IS- 
MUND 
AUGUST 
und     seiner 
(jemalilin 
CLARA 
MARIA    V(in 
l'ommern- 


Schloss 

zu 
Ivenack. 


Aus  dem  Schlosspark  zu  Ivenack. 


i84 


AMTSGEKICirrSHEZIRK    STAVEMIAGEN. 


Stettin  gefunden  \\t)rden.  Der  eine  Stein  entliiilt  die  Wappen,  der  andere  die 
Titel:  VON  GOTTES  GNADEN  SIGISMUNDUS  AUGUSTUS  HERTZOCK  ZU 
MECKLENBURG  FÜRST  ZU  WENDEN  GRAF  ZU  SCHWERIN  DER  LANDE 
ROSTOCK  U . STARGARD  HERR,  und:  VON  GOTTES  GNADEN  CLARA  MARIA 
GEBOREN  ZU  STETTIN  POMMERN  HERTZOGIN  ZU  MECKLENBURG  FÜRSTIN 
ZU  WENDEN  GREFIN  ZU  SCHWERIN  DER  LANDE  ROSTOCK  U  .  STARGARD 
FRAW.     S.  o.  S.   175. 

Einen  Begriff  von  der  früheren  Beschaffenheit  der  Klosterbauten  bald 
nach  der  Säkularisation  gewinnt  man  aus  der  erhaltenen  Zeichnung  vom 
Jahre    1707.     S.  o.  S.  176. 

Die  berühmten  uralten  Eichen  des  Parks  (s.  S.  178)  sind  ohne  Zweifel 
schon  7.ur  Zeit  der  Klostergründung  vor  sechshundertfüiifzig  Jahren  sehr  statt- 
liche Bäume  gewesen. 


Aus  dem   Schlosspark   zu   Ivenack. 


GUT    UNI)    KIRCIIDOR?'   BOUGFELD.  185 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Borgfeld.') 

[  ^-  as    jetzt    zur    Ivenacker    Begüterung    gehörende    Gut    Borgfeld     wird    im    (beschichte 
XIII.    Jahrhundert     von    den    Herzögen    von    Pommern    dem     Kloster  ^^^ 


Verchen    v^erliehen.      Urkundlich    erscheint    es    zuerst    am    8.   April    1279,    als       ^^ortes. 
Bischof  Hermann  von  Kammin    die  Zehnten    bestätigt,    welche  sein  Vorgänger 
dem  Kloster  Verchen    in  Borgfeld   geschenkt   hat.-)     Ein    zweites  Mal    wird  es 
genannt,    als  am    8.   September    1287  die  Herzöge  Bogislav,    Barnim  und  Otto 
von  Pommern  jene  Schenkung  bestätigen.^) 

Im  Jahre  1407  finden  wir  auf  dem  Gute  die  Drake  als  Vasallen  des 
Klosters.  Sie  erhalten  sich  ihren  Besitz  über  die  Reformationszeit  hinaus  bis 
zum  Jahre  1579.  In  diesem  Jahre  stirbt  das  Geschlecht  mit  Antonius  Drake 
aus.  Und  nun  fällt  das  Gut  als  eröffnetes  Lehn  an  den  Landesherrn  (Herzog 
Ulrich)  zurück,  der  es  seinem  zur  Familie  der  Kruse  gehörenden  Rath  Joachim 
Krause  auf  Varchentin  etc.  verleiht  und  diesem  den  Lehnbrief  am  12.  März  1588 
ausstellt.^)  Doch  die  Kruse  behalten  es  nicht  lange,  sie  verkaufen  es  161 1 
an  Joachim  Thun  zu  Schlemmin.  1688  fällt  es  in  Konkurs.  Aus  diesem 
ersteht  es  1694  Rudolf  Christian  von  Marschall.  1750  verkaufen  es  dessen 
Nachkommen  an  den  Grafen  Helmold  von  Plessen,  den  Besitzer  der  Ivenacker 
Begüterung.  Bei  der  Stiftung  des  Ivenacker  Majorates  durch  Graf  Helmold 
wird  Borgfeld  diesem   beigefügt  und  gehört  somit  noch  heute  dazu 

Im  Jahre  1534  ist  Tüzen  das  Hauptkirchdorf,  zu  welchem  die  Dörfer 
Borgfeld  und  Kriesow,  die  damals  beide  Filialkapellendörfer  sind,  gehören. 
Damals  ist  Joh.  Appell  seit  längerer  Zeit  Kirchherr  zu  Tüzen.  1 562  wird 
Joh.  Gylovv  als  solcher  genannt,  1603  Joachim  Schonow,  der  damals  bereits 
27  Jahre  seines  Amtes  dort  waltet  und  daher  1576  berufen  sein  wird.  Auch 
die  Kapelle  zu  Markow  empfängt  um  diese  Zeit  ihre  Cura  von  Tüzen.  Nach 
Schonow  wird  Joachim  Strigelius  Pastor  in  Tüzen.  Aber  als  der  Krieg  die 
Dörfer  entvölkert,  als  Tüzen,  Borgfeld  und  Kriesow  ganz  öde  und  wüste  liegen 
und  nur  noch  in  Markow  drei  l^-uiern  übrig  geblieben  sind,  da  geht  Striegel 
nach  Dänemark  und  wird  dort  Feldprediger. ^)  Tüzen  hört  auf,  ein  Kirch- 
spiel zu  sein  und  ist  es  nie  wieder  geworden. 

Da  wenden  sich  die  Blicke  nach  Fahrenholz,  wo  Pastor  und  Kirche 
die  Schreckenszeit  überdauert  haben.      1541,    als  die  Kirclie    noch    unter    dem 


')   10  km  östlich   von   .Stavenhagen. 
-)  M.  U.-B.  1489. 
*)  M.  U.-R.  1923. 
*)  Akten  im  Grossh.  .\rchiv. 

*)   1650  hat  er  Lust,   nach  Tüzen   zurückzukehren,    erh.ilt    auch    die   Krlaultniss    dazu.      .Mut 
es  wird  nichts  aus  der  Sache. 


lS6  AMTSGERICHTSHEZIRK    STAVENHAGEN. 

Patronat  des  Klosters  zu  Ivenack  steht,  ist  Kurt  Fröhlich  Kirchherr  zu 
Fahrenholz,  1603  ist  es  seit  langen  Jahren  der  alte  Bartholomaeus  Micke,  der 
noch  zehn  Jahre  im  Amte  bleibt  und  161 3  stirbt.  16 14  folgt  Joachim 
Lentulus;  und  1648,  als  die  Herzogin  Eleonora  Maria,  die  dritte  Gemahlin  des 
Herzogs  Hans  Albrecht  IL,  Inhaberin  des  Amtes  Ivenack  ist  und  als  solche 
das  Patronatsrecht  in  den  Kirchen  des  Amtes  ausübt,  wird  der  Kantor 
Laurentius  Dagius  aus  Richtenberg  in  Pommern  zum  Pastor  in  Fahrenholz 
berufen.  Als  dieser  hört,  dass  Joachim  Strigelius  nach  Tüzen  zurückkehren  will, 
bittet  er  um  dauernde  Vereinigung  der  Pfarren  zu  Tüzen  und  Fahrenholz. 
Doch  geht  er,  noch  ehe  es  zu  dieser  Vereinigung  kommt,  aus  Fahrenholz  fort 
und  wird  Pastor  in  Malchow.  Von  1654  an  giebt  es  nun  mehrere  Jahre  lang 
gar  keinen  Pastor  zu  Fahrenholz.  Das  Pfarrhaus  wird  sogar  an  den  Pächter 
der  Pfarrländereien  auf  vier  Jahre  vermiethet.  Schon  damals  werden  wohl, 
ebenso  wie  hundert  Jahre  später,  für  die  Gottesdienste  predigende  Studenten 
und  für  die  Actus  ministeriales  ordinierte  Pa.storen  aus  der  Nachbarschaft  aus- 
geholfen haben.  Endlich  wird  1661  wieder  in  Daniel  Bergmann  ein  Pastor 
für  Fahrenholz  gewonnen,  Tüzen  wird  1662  mit  Fahrenholz  vereinigt,  und  in 
der  F'olge  bilden  diese  beiden  Dörfer  mit  Borgfeld,  Kriesow  und  Markow  zu- 
sammen eine  Parochie.  So  bleibt  es  bis  an  das  Ende  der  vierziger  Jahre  des 
XVIII.  Jahrhunderts.  Auf  Bergmann,  der  1672  wegen  verschiedener  gegebener 
Aergernisse  seines  Amtes  entsetzt  wird,  folgt  1674  der  Teterower  Kantor 
Georgius  Reuschelius  als  Pastor  in  Fahrenholz.  Ihm  wird  17 18  Christian  Köhn 
als  Substitut  an  die  Seite  gesetzt.  Nach  Reuschel's  Tode  wird  er  Pastor  und 
lebt  bis  1739.  Nun  bringen  Uneinigkeiten  zwischen  dem  Herzog  Karl 
Leopold  und  dem  damaligen  Inhaber  des  Patronats,  dem  obengenannten  ersten 
von  Plessen  auf  Ivenack,  eine  Unterbrechung,  die  bis  zum  Jahre  1750  dauert. 
Die  Aushülfe  wird  so  besorgt,  wie  oben  bereits  angedeutet  worden  ist. 
Endlich  wird  im  Jahre  1750,  nachdem  ein  landesherrlicher  Befehl  an  den 
Patronus  ergangen,  der  Pastor  H.  C.  Gerlach  berufen.  Aber  er  erhält  seine 
Wohnung  auf  dem  Hofe  im  Dorfe  Borgfeld,  welches  von  Plessen  durch  Kauf 
an  sich  gebracht  hat.  Und  endlich  gelingt  es  diesem  auch,  die  landes- 
herrliche Genehmigung  zur  Verlegung  der  Pfarre  von  Fahrenholz  nach  Borgfeld 
sowie  die  Erlaubniss  zu  einem  Kirchenbau  in  Borgfeld  zu  erlangen.  1774  wird 
der  Bau  vollendet,  die  r\ihrenhol/,cr  Kirche  und  Pfarre  gehen  ebenso  ein  wie 
weiland  die  Tüzener,  und  Gerlach  wirkt  noch  bis  ans  Ende  der  achtziger 
Jahre  des  XVIII.  Jahrhunderts.  1790  folgt  ihm  Ludwig  Bernhard  Christian 
Groth.     S.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Kirche.     Die    Kirche    i.st    im  Jahre    1774    fest    und    gut    aus  Ziegeln    im 

kiassicierenden  Stil  jener  Zeit  erbaut.  Sie  hat  einen  Chorschluss  aus  dem 
Achteck  und  einen  eingebauten  Thurm  auf  der  Westseite.  Der  Innenraum 
ist  mit  flacher  liretterdecke  geschlossen. 

Glocken.  Im  Thurm  zwei  Glocken  ohne  Inschriften,  von  ziemlich  gleicher  Grösse, 

von    denen    die    eine    ganz    ohne   jeden  Schmuck   ist,    während  die  andere  um 


GUT   UND    KIRCHDORF   RÖCKWITZ.  187 

den  oberen  Ring  Laub-  und  Blumengewinde  zeigt.     So   schon  im  Jahre   181 1. 
Angaben  über  Guss  und  Giesser  fehlen. 

Kleinkunstwerke.  i — 4.  Zwei  silbervergoldete  Kelche  von  gleicher  Kleinkunst- 
Form.  Beide  Kelche  haben  einen  sechsseitigen  Fuss  und  Knauf  und  zeigen  werke, 
an  der  Kupa  das  eingravierte  Plessen'sche  Wappen.  Als  Stadtstempel  ein 
dreithürmiges  Thor  und  als  Meisterstempel  die  Initialen  T  und  A.  Die  zu- 
gehörigen beiden  silbervergoldeten  Patenen  zeigen  dasselbe  Wappen,  haben 
aber  keine  W'erkzeichen.  —  5.  6.  Kleiner  silbervergoldeter  Kelch  mit  der 
Inschrift:  ERRETTET  HAST  DU  MICH  GAR  OFT,  GANZ  WUNDERLICH  UND 
UNVERHOFFT  1765.  Unter  dem  Fuss  eine  Klappe,  welche  die  Initialen 
F»J»F»E»  verschliesst.  Der  Stadtstempel  ist  undeutlich,  der  des  Meisters 
enthält  die  Initialen  A  •  S.  Zu  diesem  Kelch  eine  kleine  Weinflasche,  von  dem 
Malchiner  Goldschmied  Harck.  —  7.  Schadhafter  Zinnkelch  mit  der  Inschrift: 
LENORA  KISBACHEN  1727.  Als  Stempel  eine  Rose.  —  8.  Kreisrunde 
silberne  Oblatenschachtel  mit  den  eingravierten  Initialen  und  Namen  A  •  E» 
FREUNDTEN  •  C  •  M  .  ^  C  •  MUNSTERN  1739.  Vom  Malchiner  Goldschmied 
D  I  W.  —  9.  Taufbecken  von  Messing,  mit  der  Darstellung  von  Josua  und 
Kaleb,  welche  die  Traube  tragen.^)  —  10.  Taufschale,  neu,  von  Sy  &  Wagner- 
Berlin.  —  II.  Silberne  Kanne,  geschenkt  1859  von  AD  •  GRAF  V  •  PLESSEN.  — 
12.  13.  Zwei  zinnerne  Altarleuchter,  auf  drei  Kugelfüssen  ruhend,  an  dem  einen 
noch  ein  Schild  mit  den  beiden  Namen:  C  •  MÜNSTER  •  A  •  E  •  FREUNDTEN 
1736.  Werkzeichen  nicht  gefunden.  —  14.  Weis.sseidenes  Velum  mit  reicher 
Blumenstickerei,  in  der  Mitte  eine  fünfzinkige  Krone  und  die  Jahreszahl  1753. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Röckwitz.') 

§^löckwitz,    früher    Radekenuice,    auch    Rcckevitz    genannt,    erscheint    zuerst    Cieschichte 
urkundlich    im    Jahre    1286,    als    die    Herzöge  Bogislav    und   Otto   von  ^^^ 

Pommern  die  Grenzen  des  Dorfes  Japsow  bestimmen,  welches  sie  dem  Kloster  ories. 
Reinfeld  geschenkt  haben.  Seine  Ländereien  sollen  sich  u.  A.  erstrecken 
»usque  ad  terrum  Radekenuice«.^)  Dann  tritt  es  uns  erst  im  XVI.  Jahr- 
hundert wieder  entgegen,  und  zwar  im  Besitz  der  Maltzan  auf  Wohle  imd 
Gutzkow.  Wahrscheinlich  ist  es  zugleich  mit  diesen  Gütern  in  ihre  Hände 
gekommen.     Ein  Theil  von  Röckwitz   gehört  nach  Wolde,    ein   anderer  Theil, 

')  Schlichter  als  das  Weitendorfer  Taufbecken.  \'gl.  .M.  Kunst-  und  (Joch.  Denkm.,  Üd.  I, 
^-  459  (475)- 

*)  14  km  östlich  von  Stavenhagen.  Die  alte  P'orm  Kadekevitz  =  Nachkommen  des  Kadik. 
Radü  altslavisch  =  froh.  .-Mso  ungefähr  soviel  wie  > Freudenberg«.  Vgl.  KUhnel,  M.  Jahrb.  XI, VI. 
.Seite   120. 

»)  M.  L'.-B.  1872. 


l88  AMISGEKlCin.SBEZlRK    S  1  AVENIIAGEN. 

nämlich  drei  Bauern,  7,11  Gutzkow.  Es  theilt  daher  die  Schicksale  und  den 
Erbgang  dieser  Güter,  wie  es  bei  der  Geschichte  der  Dörfer  Wolde,  Kastorf 
u.  a.  m.  angedeutet  werden  wird.  Bekanntlich  gelangen  die  von  Maltzan  1650 
wieder  in  den  Besitz  der  ihnen  durch  Erbgang  und  in  den  Wirren  des 
dreissigjahrigen  Krieges  verloren  gegangenen  Woldeschen  Stammgüter.  Gutz- 
kow c.  p.  wird  von  den  Maltzan -Preen'schen  Erben  1693  an  den  Kapitän 
Lorenz  von  Blücher  verkauft  und  von  diesem  allodificiert,  doch  sieht  er  sich 
1702  dazu  gezwungen,  dasselbe  Gut  von  Herzog  Friedrich  Wilhelm  wieder 
als  Lehn  zu  empfangen  und,  wie  damals  herkömmlich,  auf  die  hohe  Jagd  zu 
verzichten.  Während  nun  die  von  Maltzan  Wolde,  die  Blücher  aber  Gutzkow 
besitzen,  gehört  Röckwitz  noch  immer  als  Pertinenz  zu  beiden  Gütern.  Die 
hieraus  entstehenden  ünzuträglichkeiten  zu  heben,  schliessen  am  18.  December 
1731  Klaus  Berend  von  Maltzan  auf  Wolde  und  Adam  Christoph  von  Blücher 
auf  Gutzkow  einen  Vertrag,  in  welchem  sich  jener  nicht  bloss  aller  Rechte 
auf  Röckwitz  zu  Gunsten  des  andern  begiebt,  sondern  diesem  auch  seinen 
ganzen  Besitzantheil  überlässt.  Dieser  Vertrag  erhält  im  folgenden  Jahre  die 
landesherrliche  Genehmigung.')  Bis  zum  15.  Oktober  1808  bleibt  Gutzkow 
mit  Röckwitz  in  Blücher'schen  Händen:  an  diesem  Tage  aber  verkauft  es  der 
Major  Friedrich  von  Blücher  seinem  Schwiegersohn,  dem  Grafen  F"riedrich 
Ludwig  Alexander  von  Moltlce.  Doch  die  französischen  Kriege  sind  Anlass, 
dass  über  Moltke's  Vermögen  der  Konkurs  ausbricht,  aus  welchem  es  dessen 
Gattin  18  19  erwirbt.  Diese  Frau  versteht  es,  den  Besitz  unter  den  schwierigsten 
Verhältnissen  zu  erhalten.  Da  aber  ihr  einziger  Sohn  vor  ihr  stirbt,  erreicht 
sie  die  Allodifikation  der  Güter  und  erhebt  sie  zugleich  zu  einem  Familien-Fidei- 
kommiss,  um  sie  dem  Sohn  ihrer  Tochter  Amalia,  welche  mit  Friedrich  Karl 
Albrecht  von  Maltzan  vermählt  ist,  zu  hmterlassen.  Somit  kommt  nach  ihrem 
1862  erfolgten  Tode  Gutzkow  mit  Röckwitz  wieder  an  die  von  Maltzan  zurück 
und  ist  noch  heute  in  deren  Besitz.-) 

Wie  über  die  in  die  zweite  Hälfte  des  XIIL  Jahrhunderts  zu  setzende 
Kirche,  so  fehlt  es  auch  über  die  an  ihr  wirkenden  Geistlichen  des  Mittel- 
alters an  jeder  Nachricht.  l*>st  mit  dem  Jahre  1579  giebt  es  etwas  Licht. 
In  dem  Visitaticjnsprotokoll  dieses  Jahres  heisst  es  nämlich,  dass  das  Kirch- 
lehn zu  Röckwitz  den  Draken  (von  Drake  oder  Dracke)  gehört  habe  und  von 
die.sen  an  die  Maltzahn  gekommen  sei.  Aber  Hauptkirche  sei  nicht  die  in 
Röckwitz,  sondern  die  in  dem  ponmierschen  Dorfe  Tützpatz,  wovon  1570  her 
I'>  Joachim  Helmich  wirke,  dem  Schossow  und  Röckwitz  als  Filialen  über- 
wiesen .seien.  Seit  vier  Jahren  aber,  also  seit  1575,  habe  er  auch  die  Cura 
der  Kirchen  zu  Zwiedorf  und  Wolde;  und  endlich  sei  noch  die  Kapelle  zu 
Gutzkow  zu  nennen,  diese  als  Pertinenz  der  Kirche  zu  Röckwitz.  PLtwas  anders 
stellt  sich  die  Sache  nach  einem  Notariats-Instrument  von  1576,  welches  in  einem 
in  die  Zeit  von   1626  bis    1634  fallenden  Prozess  produciert  wird,  den  Joachim 

')  Akten  im  GrossJi.  Arcliiv. 

*)  ^^'KH'-T.   Kamille  von   HlUcher,    1(2,   S.  264. 


GUT   UND   KIRCHDORF   RÖCKWITZ. 


189 


Kleinow  auf  Kastorf  und  Yolrath  Preen  auf  VVolde  des  Patroiiats  in  Röckwitz 
wegen  mit  einander  führen.  Nach  diesem  Notariats-Instrument  Hegt  der 
Schwerpunkt  in  dieser  Frage  ganz  anderswo:  »Das  Kirchenlehn  zu  Rekewitz 
—  so  lautet  es  —  gehöret  gen  Twidorfif  und  gehöret  gen  Gutzkow.«  Man 
sieht,  dass  bereits  im  XVI.  Jahrhundert  eine  starke  Verwirrung  in  die  Sache 
gekommen  war,  im  Uebrigen  wird  es  sich  im  Jahre  1579  thatsächhch  so  ver- 
halten   haben,    wie    es    im  Visitationsprotokoll    dieses  Jahres    angegeben  wird. 

Im  Jahre  1603  aber 
liegen  die  Verhältnisse 
wieder  anders:  in  dem 

Visitationsprotokoll 
dieses  Jahres  ist  von 
Tützpatz  keine  Rede 
mehr:  da  heisst  es,  das 
Patronat  der  Kirche  zu 
Röckwitz  gehöre  halb 
nach  Gutzkow  und  halb 
zu  den  Preeuen  auf 
W'olde,  und  als  Filial 
wird  nur  Zwiedorf  ge- 
nannt. Damals  ist 
Thomas  Stindtmann 
(Stintmann)  Pastor  zu 
Röckwitz  und  Zwiedorf, 
und  zwar  von  1591  an. 
Er  bleibt  bis  1609  auf 
seiner  Stelle,  wird  dann 
aber  I  lofprediger  des 
Herzogs  Karl  von 
Mecklenburg.  Sein 
Nachfolger  in  Röckwitz 
und  Zwiedorf  wird  16 10 
Joachim  Zabel  (7  1626). 
Mit  dessen  Tode  be- 
ginnt der  schon  genannte  Patronatsstreit  über  Röckwitz  zwischen  Kastorf  und 
Wolde.  Indessen  werden  zunächst  noch  zwei  Pastoren  genannt:  Walter  loschen 
(1627 — 31)  und  Matthacus  Sager  von  1633  an.  Dann  folgen  die  schlimmen 
Kriegsjahre,  und  1648  hei.sst  es  im  Visitationsprotokcjll,  dass  kein  lebendiger 
Mensch  in  Röckwitz  existiere,  das  Dorf  sei  wüste,  dagegen  sei  die  gewölbte 
Kirche  noch  in  gutem  Zustande,  ebenso  auch  der  Altar.  Und  wie  in  Röck- 
witz, so  sei  auch  in  Zwiedorf  kein  Mensch  angetroffen  worden,  Patron!  seien 
die  Prcene  auf  dem  Wolde.  Pjnen  Pastor  giebt  es  erst  wieder  im  Jahre  1653, 
es  i.st  Samuel  Schnitze,  den  auch  das  Protokoll  von  1662  als  im  Amte  be- 
findlich   aufführt   (7  1692).      Nach    ihm    finden  wir    PVanz  Wilhelm  Franck    als 


Kirche   zu   Röckwitz. 


ipo 


AMTSGERICIITSBEZIRK   STAVENIIAGEN. 


Pastor  7.U  Röckwitz,  Zwiedorf  und  Wolde  (f  1728).  Nach  einer  Vakanz  von 
neun  Jahren  tritt  Christoph  Lorenz  Krambeer  ein  (f  1774);  darauf  Johann 
Gotthilf  IMiculci  (7  1799).  Ueber  das  XIX.  Jahrhundert  s.  Walter  a.  a.  O. 
Gegenwärtig  ist  Baron  von  Maltzahn  auf  Gutzkow  Patron  der  Kirche  zu 
Röckwitz,  und  Ida  Gräfin  von  Schwerin,  geb.  von  Werthern,  auf  Wolde, 
Patronin  der  Kirchen  zu  Zwiedorf  und  W'olde.  Die  Kirche  zu  Wolde  aber, 
die  im  XIX.  Jahrhundert  eine  Zeit  lang  (1827 — 1896)  von  Kastorf  her  ver- 
sorgt wurde,  ist  jetzt  als  Mater  vagans  wieder  wie  in  früherer  Zeit  mit  Röck- 
witz verbunden.^) 


Inneres  der  Kirche  zu  Röckwitz. 


Kirche.  Kirche.     Alte    frühgothische  Kirche    mit    plattem  Chorschluss   und  zwei 

niedrig  ansetzenden  Kreuzgewölben  im  Innern,  deren  birnförmig  profilierte 
Diagonalrippen  ein  Kapitellglied  zur  Basis  haben,  welches  die  Dienste  in  der 
Kämpferlinie  umzieht.  An  den  Aussenmauern  ist  noch  Lisenenbildung  zu 
erkennen,  an  dem  zugesetzten  Portal  der  Südseite  aber,  das  spitzbogig  ge- 
schlo.ssen  ist,  tritt  schon  die  gothische  Abfasung  auf.  Der  Thurm  ist  mit 
einem  Laternendach  versehen. 

(;iof;kcn.  Im    Thurm    zwei    Glocken,    welche    beide    im   Jahre    1886    unter    dem 

Patronat  des  FRITZ  FREIHERRN  VON  MALTZAHN  von  dem  Glockengiesser  Ed. 
Albrecht  in   Wismar  gego.ssen  worden  sind. 

')  Vgl.  Stuhr,  M.  Jahrb.  LX,  S.  105.     Walter,  a.  a.  f). 


GUT   UND   KIRCHDORF   ZWIEDORF.  191 

Im  Jahre   181 1   gab  es  nur  eine  Glocke,  die  1721   vom  Meister  Begun 
gegossen  war. 

Kleinkunstwerke,      i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch    auf  rundem  Fuss   mit  Kleinkunst- 
einem  auf  die  Familie  MOLTKE  hinweisenden  Monogramm  unter  einer  Grafen-       werke, 
kröne.     Als  Stadtstempel  ^,    als  Meisterzeichen  ein  steigender  Greif     Patene 
ohne    Zeichen.    —    3.   Krankengeräth    neu,    ebenso    Ciborium    und   Kanne.    — 
4.  Alte    Schale    mit    der    Inschrift:    HENNING   KLOCKNER  1674.    —    5.  Neuer 
flacher  Taufteller,  von  weissem  Metall. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Zwiedorf.') 

[uf  Zu'iedorf  sitzen  in  ältester  Zeit  die  Schönfeld  (Sconevelde).     Aber    im    (icschichte 
Laufe  der  Zeit  erwirbt  Kloster  Reinfeld  den   grössten  Besitz  im  Dorfe.  des 

Schon  vor  1266  verleiht  der  Ritter  Arnold  von  Schönfeld  dem  Kloster  Rein-  i''0'''es. 
feld  vier  Hufen  daselbst,  und  Herzog  Barnim  von  Pommern  giebt  dem  Konvent 
1266  das  Eigenthum  an  diesen  Hufen.-)  1270  schenkt  derselbe  Herzog 
weitere  vierundzwanzig  Hufen,  und  1280  verleiht  Herzog  Bogislav  dem  Kloster 
das  Eigenthum  an  dem  Dorfe.')  Doch  neben  Kloster  Reinfeld  kommt  auch 
Kloster  Ivenack  zu  Grundbesitz  in  demselben  Dorfe.  1283  bestätigt  Bischof 
Hermann  von  Kammin  dem  Kloster  Ivenack  den  Besitz  von  eineinhalb  Hufen 
in  »Tvedorp'<,  und  Arnold  von  Schönefeld  schenkt  1293  demselben  Kloster 
zwei  Hufen  dazu,  dem  Kloster  Reinfeld  aber  sechs  Hufen  und  obendrein  das 
Kirchenpatronat.^)  Ausserdem  vergiebt  er  sechs  Hufen  an  das  Kloster  Dargun, 
wofür  er  sich  und  seiner  P'rau  eine  Leibrente  ausbedingt. •^)  Im  Jahre  1349 
aber  entäussert  sich  das  Kloster  Reinfeld  aller  Zwiedorfer  Besitzungen  für 
750  Mark  Wendisch  an  Heine  Gutzkow,  nur  das  Eigenthums-,  Lehn-  und 
Patronatsrecht  sich  vorbehaltend.'')  Die  von  Gutzkow  verkaufen  im  Jahre  141 1 
Zwiedorf  an  die  von  Wüsten  auf  Tützen  für  700  Mark.')  Aber  schon  am  Ende 
des  XV.  Jahrhunderts  ist  Zwiedorf  in  Maltzan'schem  Besitz  und  gehört  zur 
Begüterung  Wolde  und  Schorssow.  Stets  als  Pertinenz  des  erstgenannten 
aufgeführt,  ist  es  bei  diesem  Gute  bis  auf  den  heutigen  Tag  verblieben. 

Ueber  die  kirchlichen   \'erhältnisse  des  gleich  Röckwitz  und  Wolde  zur 
Kamminer  Diöcese    zählenden  Dorfes    s.    bei  Röckwitz.       1648    sind  Röckwitz 


')  10  km  östlich  von  Stavenhagen. 

«)  M.  U.-R  7183. 

»)  M.  U.-H.  7186.  7203. 

*)  M.  U.-B.  2237,  2747.  7233. 

'•")   M.  U.-B.  7183. 

«)  M.  U.-H.  6902. 

')  Akten  im  (Jrossh.  Archiv.     Li.sch,  Gesch.  des  Geschl.  Mahzan  IV,  S.  215  (Urk.  DCCXIV). 


192 


AMTSGERICIITSBEZIRK    STAVENIIAGEN. 


und  Zwiedorf  wüste  und  menschenleer,    1703    giebt    es    in   beiden  Dörfern   zu- 
sammen wieder  siebenundachtzig  Beichtkinder.^) 

Kirche.  Alter  spätromanischer  Bau  auf  wohlbehaucnem  Granitfundament. 
Die  Wölbung  ist  mit  Rippen  versehen,  deren  Durchschnittsprofil  das  des 
Rundstabes  ist.  Der  Rundstab  herrscht  auch  in  Wandung  und  Laibung  des 
Ostfensters  und  im  Portal  der  W'estseite,  dem  ein  Vorbau  mit  dem  neuen 
Westgiebel  vorgeschuht  ist.  Alt  sind  auch  die  beiden  Dreischlitzgruppen  von 
Fenstern  auf  der  Südseite  und  der    platt    abschliessenden  Ostseite.      Aber    die 


Innere  Kin- 

richtiinj^der 

Kirche. 


(iIo<  ken. 


Kirche   zu   Zwiedorf. 

Wände  zwi.schen  den  Schlitzen  sind  mit  Kalk  überputzt,  ebenso  auch  die 
Blenden  des  0.stgiebels,  der  im  Uebrigcn  alt  i.st.  Die  Kapelle  macht  aussen 
wie  innen  einen  guten  Eindruck. 

Die  innere  Einrichtung  bietet  nichts  Bcmerkenswerthes.  Im  Vorraum 
zur  Kirche  auf  der  Westseite  wird  eine  Reihe  von  Schnitzfiguren  eines  alten 
gothischen  Triptychons  aufbewahrt.  Ein  altes  Lesepult,  der  Ständer  von 
I-'Jch(!nholz,  der  y\ufsatz  von  Tannenholz,  hat  die  Inschrift:  C  •  N  •  ANNO  1623» 
H  •  O  •  S  •  Ausserdem  wird  auch  eine  Menschenhand  aufbewahrt,  die  nach 
einer  Mittheilung  im  Röckwitzer  Archiv  sich  im  Jahre  1648  auf  dem  Altar 
der  Zwiedorfcr  Kirche  gefunden  haben  soll.  Vgl.  M.  Jahrb.  III,  Seite  94;  IX, 
Seite  485. 

Im  We.stgiebel  der  Kapelle  zwei  Glocken,  (\\c  grössere  mit  der  Inschrift: 
O   rrr   glOViC   pp'C   llCIli    dmi   pafc  amen.     Zwischen   den   einzelnen   Wörtern 

')  (Jr.ilh,   .M.Jahrl..  VI,   .S.  137.    138. 


GUT   UND    KIRCHDORF   WOLDE. 


193 


^'^& 


sind  kleinere  und  grössere  Rundbildchen  mit  figürlichen  Darstellungen  angebracht. 
Am  Schlagring  ein  Rundbild  von  7  cm  Durchmesser,  das  in  einem  Blumen- 
und  Blätterkranz  ein  von  einem  Pfeile  durchbohrtes  Herz  enthält.  Kein 
Giesserzeichen.    —    Die    kleinere,    oben    mit    Schnurstreifen    versehene  Glocke, 

hat  keine  Inschrift.     Im 

Felde    die    stehende 
Figur   eines  segnenden 
Bischofs,    daneben    ein 
undeutliches   Rundbild, 
das     wie     ein     Siegel- 
abdruck    aussieht. 
Ausserdem  die  stehende 
Gestalt    des   hl.  Petrus, 
und    daneben    drei     in 
Kleeblattform    zusam- 
mengelegte   Münz- 
abdrücke. 


Die  Vasa  sacra  be-  Vasa  sacra. 
stehen  in  einer  Kanne 
mit  Henkel  und  Deckel, 
in  zwei  Bechern,  die 
als  Kelche  gebraucht 
werden  und  in  zwei 
Patenen.  Alle  diese 
Stücke  sind  von  Silber 
und  stark  \ergoldet. 
Die  Kanne  hat  in  einer 
plastischen  Kartouche 
das  Allianzwai)j)en  des 
der    HELENE  VON  FABRICE.    mb.   GRÄFIN    VON 


Kirclic   zu   Zuiedorf, 


OSWALD  VON  FABRICE  und 
REICHENBACH -LESSONITZ,  dazu  das  Datum  1855.  Stadtzeichen  Ichll,  Meisler- 
zeichen  A  •  F  •  Wm  den  Bechern  hat  einer  Wappen  und  Xamen  des  Mannes, 
der  andere  Wappen  und  Xamen  der  Frau,  und  beide  haben  dieselben  Meister- 
zeichen.    Die  Patenen  haben  beide  den  Stempel  des  Goldschmieds  Thiesenhusen. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Wolde.') 

^A^ils   eine   der   festesten   Burgen    auf  der  Grenze   zwischen   Mecklenburg   und  Cieschithte 
Pommern   spielt  Wolde   im   Mittelalter  eine  bedeutende  Rolle.     Sowohl  <'*-''^ 

die  Herzöge  von  Mecklenburg  als  auch  die  Herzöge  von  Pommern  beanspruchen          «>'' es. 
die  Landeshoheit  über  den  Ort,  welcher  in  Urkunden  nicht  selten  als  -Städtlcin« 


')   12  km  ö.stlich   von   Stavenhagen. 


18 


194  AMTSGERICHTSBEZIRK    STAVENHAGEN. 

bezeichnet  wird;  ninncherlei  Konflikte  werden  dadurch  hervorgerufen,  welche 
ihre  Lösung  keineswegs  immer  auf  friedhchem  Wege  finden.  Der  umwohnende 
Adel,  oft  mächtiger  und  einflussreicher  als  seine  Fürsten,  betheiligt  sich  lebhaft 
an  den  Händeln,  und  es  ist  ebenso  oft  Gewinn-  und  Rauflust,  welche  ihm  das 
Schwert  in  die  Hand  drücken,  als  Vasallentreue.  luidlich  aber  unterliegt  die  Burg 
der  Fürstenmacht;    noch  heute  reden  ihre  Trümmer  von  ihrer  einstigen  Stärke. 

In  wie  weit  die  Annahme,  dass  die  Burg  auf  einer  älteren  wendischen 
Anlage  erbaut  worden,  der  Wirklichkeit  entspricht,  muss  dahin  gestellt  bleiben.^) 
Durchaus  sichere  Spuren  davon  sind  nicht  aufgefunden  worden,  unzweifel- 
haft aber  ist  ihr  hohes  Alter.  Zuerst  mag  die  alte  Familie  der  Wolde  auf  ihr 
gesessen  haben.  Urkundlich  dagegen  begegnen  uns  als  Inhaber  im  Jahre  1292 
die  von  Voss,  die  auch  im  folgenden  Jahrhundert  hier  vorkommen.^')  Damals 
ist  sie  kein  verliehenes  Lehn,  sondern  ein  fürstliches  Schloss,  dessen  Inhaber 
schlo.ssgesessene  Mannen  des  Fürsten  sind.  Damit  erklärt  sich  der  häufige 
Wechsel  seiner  Inhaber.  Am  5.  August  1326  versichert  Henning  von  Winter- 
feld den  Herzog  Albrecht  von  Mecklenburg  seiner  Dienste  auf  der  Burg  und 
hält  sie  ihm  ofifen,  1330  ist  sie  im  Besitz  der  Behr,  1341  der  Knappen  Grube 
und  Otto  Swanow,  dann  der  Buggenhagen,  1381  wohnt  dort  wieder  ein  Voss. ^) 
Fürstlich  Pommerscher  P2influss  herrscht  entschieden  vor,  daher  belehnt  im 
Jahre  1331  am  13.  März  Papst  Johann  zu  Avignon  die  Herzöge  von  Pommern 
ausdrücklich  mit  den  »in  terra  Stetinensi«  gelegenen  Burgen  Osten  und  »Wolt«.') 
Im  Jahre  1428  aber  erlangt  der  angesehene  PZrblandniarschall  Heinrich 
Maltzan  die  erbliche  Belehnung  mit  der  Burg  Wolde,  und  seine  Nachkommen 
sind  dazu  bestimmt,  mit  thatkräftiger  Hand  sowohl  in  die  engere  Geschichte 
un.seres  Vaterlandes  wie  in  diejenige  Deutschlands  einzugreifen.  Die  Macht 
des  auf  Wolde  sitzenden  eigenmächtigen  Ritters  Berend  Maltzan  freilich  fuhrt 
zu  heftigen  Konflikten  mit  den  Herzögen  von  Mecklenburg  und  dem  Herzog 
Bogislav  von  Pommern,  deren  Folge  langjährige  Fehden  sind.  luidlich  gelingt 
es  dem  Herzog  Bogislav  am  29.  August  1491  die  Burg  einzunehmen,  und  nun 
wird  sie  dem  Erdboden  gleich  gemacht. 

Eine  eingehende  Schilderung  dieser  geschichtlichen  P3pisode,  ihrer  Ent- 
wickelung  und  ihres  weiteren  Verlaufes  findet  sich  bei  Lisch,  Geschichte 
des  Geschlechts  Maltzan.'')  Berend  wird  zwar  .seiner  Güter  beraubt,  aber  nach 
geschlossenem  Frieden  im  Jahre  1498  zu  Gnaden  angenommen  und  in  seine 
Güter  wieder  eingesetzt.  Nach  .seinem  1525  erfolgten  Tode  bringt  sich  Vollrath 
Preen  Namens  seiner  Ehefrau,  welche  eine  Tochter  Berend's  ist,  in  den  Besitz 
der  Woldeschen  Güter.  Seine  Nachkommen  wissen  sich  trotz  mannigfacher 
Anfechtung    von  Maltzan'scher  Seite,    theils    durch    Gewalt,    theils    durch    An- 

')  Lisch,  M.  Jahrb.  XXV,  S.  270. 

*)  M.  U.-H.  2181.  2747.  2810.  3494.  3665.  4783.  9114.   11360.     I.i.sch,  Geschl.  Mahzan  II, 
S.  4  (Urk.  CLXXXIV,   Anmkg.). 

*)  M.  U.-B.  4754.   5127.  6M7.  6934. 

♦)  Lisch,  Geschl.  Maltzan    II,  .S.  1   (Urk.  CCXIII).     .M.  U.-B.  5225. 

*)  A.  a.  O.  IV,   S.  14—19-    167  —  179.      Vgl.   dazu   .M.  Jahrb.  XX,   S.  7—9. 


GUT   UND   KIRCHDORF   WOLDE. 


195 


rufung  des  Reichskammergerichts  darin  zu  erhalten.  So  wird  Heinrich  Magnus 
Preen  am  7.  December  1569  auf  Grund  eines  reichskammergerichtUchen 
Urtheils  von  den  Herzögen  von  Pommern  in  das  Gut  VVolde  und  seine  Neben- 
güter eingesetzt,  und  ein  Attest  der  mecklenburgischen  Lehnkammer  vom 
7.  August  1571  bezeugt,  dass  Otto  Preen  die  Woldeschen  Lehne,  soviel  die 
Herzöge  von  Mecklenburg  davon  zu  verleihen  haben,  sämmtlich  zu  Lehn  em- 
pfangen und  den  Lehneid  geleistet  habe.') 

Ln  Jahre  16 13  sind  Preen'sche  Erben,  zum  Theil  Namens  ihrer  P^he- 
frauen,  im  ungetheilten  Besitz  Woldes  c.  p.,  insbesondere  die  von  Below, 
von  der  Luhe,  von  Kehr,  von  Kleinow  und  von  Hahn,  und    die    nachfolgende 


Kirche  zu  Wol 


Zeit  des  dreissigjährigen  Krieges  ist  nicht  geeignet,  Klärung  in  die  ungeord- 
neten Verhältnisse  zu  bringen.  Dies  zu  thun  bleibt  nach  Schluss  des  Krieges 
der  Krone  Schweden  vorbehalten,  welche  kurzer  Hand  1649  50  der 
Familie  Maltzan  zu  ihren  Stammgütern  verhilft  und  iMbcrt  Joachim  Maltzan 
wieder  mit  Wolde,  Kastorf,  Röckwitz  und  Zwicdorf  belehnt.  Von  da  an  bleibt 
Wolde  noch  einhundertneunundzwanzig  Jahre  lang  dem  Geschlecht  erhalten. 
Denn  nachdem  es  im  Ganzen  dreihunderteinundfünfzig  Jahre  lang  bei  ihm  war, 
geht  es  1779  auf  die  Moltke  über,  von  denen  es  1840  Theodor  Hclmuth 
von  Heyden-Linden  erwirbt,  um  es  noch  im  selben  Jahre  dem  (irafcn 
von  Plessen  auf  Ivenack  zu  verkaufen.  Dessen  Rcchtsnaciifolger  ist  185 1 
August  PViedrich  Oswald  von  Fabrice,  von  dem  es  1866  vorgenannter 
von  Heyden-Linden    aufs    Neue    erwirbt.      Doch    schon    1874    verkauft    er    es 


')  Akten  im  Grossh.  Archiv. 


13« 


196 


AMTSGERICHTSBEZIRK   STAVENHAGEN. 


wieder  an  den  Freiherrn  Georg  von  Werthern,  dessen  Tochter  Ida  Gräfin 
Schwerin  noch  heute  die  Eigenthümerin  von  VVolde  ist.  Die  Hoheitsverhält- 
nisse aber  über  W'olde  sind  streitig  gebheben  bis  in  die  neueste  Zeit  und  erst 
1873  durch  einen  zwischen  Mecklenburg  und  dem  Königreich  Preussen 
geschlossenen  Staatsvertrag  in  der  Weise  geregelt,  dass  beide  Landesherr- 
schaften ihren 
Antheil  daran 
haben.      Schloss, 

Kirche     und 
Wirthschaftshof 
sind     mecklen- 
burgisch ,     die 
meisten  Tage- 
löhnerwohnungen 
sind  preussisch. 
Ueber     die 
kirchlichen     Ver- 
hältnisse s.  o.  bei 
Röckwitz. 

Kirche.  Kirche.    Die 

Kirche,     ein 
Ziegelbau  aus  den 
Jahren    1859/60, 
folgt  in  ihrer  An- 
lage   den    mittel- 
alterlichen Cen- 
tralbauten     der 
Baptisterien    und 
trägt  in  der  Mitte 

einen    acht- 
seitigen,   von    24 
kleinen    F'enstern 
erleuchteten 
Obergaden. 
Au-sserdem   drei 
grö.ssere  Licht- 
öffnungen   im 
Unterbau,    eine  auf  der  Nord-,    eine  andere    auf   der  Süd-  und    eine    dritte    (in 
Form    eines    Rundfensters)    auf   der   Westseite.      Auf  der   O.stseitc    bildet    eine 
runde  Apsis  den  Abschluss. 
innere  Ein-  Die  innere  Einrichtung  verräth  eine  .sehr  gediegene  Kunsttischlerei.     Als 

richtung  der  Altaraufsatz    dient   eine    mit    grösster  Feinheit    und  Schönheit    in  l^ronze  aus- 
Kirche,     geführte  Kreuzesgruppe  von  E.  Rietschel  aus  dem  Jahre  1854  (Lauchhammcr.scher 


Allarauf.iatx   (Uronzc-üruppc   von    Kietschelj. 


:iafe^v 


'•4 


GUT    UND    KIRCHDORF    WOLDE. 


197 


Guss).  Die  Gruppe  besteht  aus  dem  Krucifixus  und  der  am  Kreuz  knieend 
niedergesunkenen  Mater  dolorosa.  Hervorzuheben  ist  ferner  die  Schnitzerei  und 
Täfelung  an  der  Kanzel,  dem  herrschaftlichen  Gestühl,  der  Orgel  und  am 
Taufständer. 

Die  Glocken  befinden  sich  in  dem  auf  preussischem   Gebiet   gelegenen     (Hocken. 
Eingangsthor   zum    Friedhof     Sie    sind    daher    im    pommerschen   Inventar  von 
Lemcke  beschrieben. 


Tauf.schale. 

Kleinkunstwerke.  i.  2.  Kleiner  silbervergoldctcr  gothischer  Kelch  des  Klcinkiinst- 
XVI.  Jahrluiiidcrts  auf  scchspassigcm  Ini.ss.  Inschrift:  DIESEN  .  KELCK  .  HABEN»  werke. 
ZV  .  GOTTES.  EHREN  •  IN  •  DIE  •  KIRCHE  •  ZVM  •  WOLDE  •  GEGEBEN  •  WIE» 
FOLGET  .  JOCHIM  •  HAVESCH  •  12  R.  16  ß.  •  CLAVS  •  KROGER  2  R.  JOCHIM. 
NIEMAN  .  2  R.  MICHEL  •  PAPENHAGEN  •  2  R.  DIE  BALEMANSCH  •  2  R. 
JASPER  •  SASSE  •  2  R.  Keine  W'crk/.cichen,  ebenfalls  nicht  an  der  /.ugehorigen 
Patene.  —  3 — 8.  Neue  silbcrvergoldete  Prachtgeräthe,  bestehend  aus  einem 
Kelch  mit  Patene,  einem  Ciborium  auf  hohem  Fuss,  einer  W'einkanne  und 
einer  Taufschale  mit  Wasserkannc,  alle  die.se  Stücke  in  reicher  Treibarbeit 
und  im  klassicierenden  Geschmack,  wie  er  in  Frankreich  zur  Zeit  der  Regence 
im  XVIII.  Jahrhiuidert  herrschte,  ausgeführt  von  einem  Goldschmiede  P.  P.  R.. 
dessen  Meisterzeichen  ein  Kreuz,  ein  Anker  und  ein  Herz  bilden  (Kreuz 
und    Anker    über    Kreuz    gestellt).      Als    Stadtzeichen    ein    mehr    weiblich    als 


igS 


AMTSGERICHTSBEZIKK    STAVENIIAGEN. 


männlich  erscheinender  Kopf  mit  F'lügehi.  Geschenke  des  Herrn  VON  FABRICE 
aus  dem  Jahre  1860.  Als  bildlicher  Schmuck  des  Kelches  und  Ciboriums 
sind  besonders  hervorzuheben:  an  der  Cupa  des  Kelches  die  Halbfiguren  des 
Heilandes,  der  Maria  und  des  Johannes,  am  Deckel  und  am  Gefäss  des  Cibo- 
riums die  Marterwerkzeuge,  und  am  Fuss  des  Kelches  wie  des  Ciboriums  die 
Sinnbilder  des  Pelikans,  Kreuzes  und  Opferlammes.  —  9.  10.  Zwei  grosse 
prächtige  vergoldete  Altarleuchter  mit  den  Wappen  des  Stifters  und  der 
Stifterin:  OSWALD  V  •  FABRICE  und  HELENE  VON  FABRICE,  geb.  GRÄFIN 
VON   REICHENBACH -LESSONITZ  1859. 


Das  Kirchdorf  Kastorf/) 


astorf  kommt  am  25.  April  1280  zum  ersten  Mal  urkundlich  vor:  Herzog 
Barnim  von  Pommern  schenkt  dem  Kloster  Ivenack  acht  Hufen  zu 
>  Kerstianesdorp«.-)  Diese  Schenkung  bestätigt  der  Bischof  Hermann  von  Kammin 
am  31.  Januar  1283  und  verleiht  dem  Kloster  zugleich  das  Patronatsrecht 
über  die  dortige  Kirche.'')  Als  Va.sall  des  Klosters  auf  diesen  vier  Hufen 
wird  damals  Johann  von  Heidebreck  mit  seiner  P2hefrau  auf  Lebenszeit  ein- 
gesetzt.') Siebenzig  Jahre  später  treffen  wir  die  Familie  Voss  auf  Kastorf, 
welche  schon  vom  XIII.  Jahrhundert  her  auf  dem  benachbarten  Woldc  an- 
gesessen sind."')  Im  ersten  Viertel  des  XV.  Jahrhunderts  aber  erwerben  die 
von  Maltzan  auf  Schorssow  die  Burg  Wolde  und  mehrere  umliegende  Güter. 
Darunter  tritt  später  auch  Kastorf  auf.  Sie  halten  es  mit  den  übrigen  Gütern 
fest,  bis  nach  dem  Tode  Bernd  Maltzahn's  dessen  Schwiegersohn  Vollrath  Preen 
theils  auf  Grund  des  Krbjungfernrechts  seiner  Frau,  theils  auf  prozessualischem 
Wege  und  theils  sogar  gewaltsam  den  Besitz  erlangt.")  Daher  finden  wir  im 
Jahre  161 8  Kastorf  im  Besitz  Preen'scher  Erben.  Während  des  dreissigjährigen 
Krieges  aber  sind  die  Zeiten  wenig  geeignet,  eine  Klärung  der  Besitzver- 
hältnisse eintreten  zu  lassen.  Indessen  1649  erhält  Albrecht  Joachim  Maltzan 
von  der  Krone  Schweden  her  wiederum  die  Ik^lchnung  mit  Wolde  und  Kastorf, 
und  168 1  erbietet  sich  Hans  Joachim  Maltzan  zur  Ableistung  des  Lehneides 
hinsichtlich  der  zu  Wolde  gehörenden  Pertinenzen.  Man  kann  somit  sngen, 
dass  die  Besitzverhältnisse  wieder  auf  ihre  älteren  rechtlichen  Grundlagen 
zurückgebracht  sind.  Indessen  haben  sich  die  von  Maltzan  des  Besitzes  nicht 
lange  erfreut.      1740  veräussern  sie  Kastorf  antichretisch  auf  achtzehn  Jahre  an 

')  12  km  ostsUdö.stlicli  von  Slavcnhagcn.   Kerstiancs(lor|),  Kerstcn.stor]),  Kcrstorp.  M.U.-B.8143. 

')  M.U.H.  1533. 

■)  M.  U.-H.  1666.  V(,'l.  2754.  2961. 

*)  M.  U.-B.  1878. 

»)  M.  U.-H.  2181.  7778.  8143.   "3^'0. 

")  Lisch,   f;eschl.  Maitzalin,     No.  175—855.      H,   .S.  4.   40.    538.    598.      IH,   S.  352.   459.   491. 


KIRCHDORF  KASTORF.  199 

Karl  Dettlof  von  Kahlden,  und  1770  verpfänden  sie  es  an  den  Geheimrath 
Julius  Friedrich  von  Burkersroda,  welcher  schon  am  26.  April  1775  stirbt. 
Nachdem  die  von  Maltzan  auf  Erfordern  der  Lehnkammer  das  Lehn  aus- 
geschlagen, wird  es  nach  beendetem  Proklamations- Verfahren  dem  Grafen 
Moltke  auf  Wolde  angeboten.  Dieser  erwirbt  es  1782,  leistet  den  Lehneid 
und  erhält  die  förmliche  Belehnung  am  8.  Februar  1785.  1841  wird  Ernst 
Holz  Rechtsnachfolger  der  von  Moltke,  welchem  1S60  Robert  Ludwig  Gustav 
Holz  im  Besitz  folgt.  Von  diesem  erwirbt  es  1881  Gustav  Baessler.  Seit  1897 
aber  ist  Anna  Hedwig  Baronin  von  Brockdorff,  geb.  Baessler,  Eigenthümerin 
des  Gutes. 

Mittelalterliche  Geistliche  von  Kastorf  sind  bis  jetzt  nicht  bekannt  ge- 
worden. Um  1541  ist  Joachim  Schröder  Pastor  und  zugleich  der  Küster  seiner 
Kirche.  Er  hat  ausserdem  in  jedem  der  drei  übrigen  Dörfer  seiner  Parochie, 
Galenbeck,  Rosenow  und  Knorrendorf,  eine  Filialkapelle  zu  bedienen.  Ihm 
folgt  Dionysius  Sangel,  der  1577  die  Konkordienformel  unterschreibt.  Gegen 
Ende  des  Jahrhunderts,  genauer  seit  1592,  ist  Friedrich  VVieneke  Pastor  in 
Kastorf  und  in  den  genannten  drei  Filialkirchdörfern.  Vorher  ist  er  achtzehn 
Jahre  lang  Pastor  in  Basepohl  gewesen.  Als  F'ridericus  Vinicaeus  unterschreibt 
er  dort  die  Konkordienformel.  Nach  Wieneke's  Tode  wird  161 4  Balthasar 
Breitsprecher  (Breitspreker)  berufen,  aber  bald  erheben  sich  Klagen  wider  ihn, 
und  schon  1623  wird  er  anstössigen  Lebenswandels  halber  seines  Amtes  ent- 
setzt. 1624  folgt  Joachim  Friedrich.  Friedrich  ist  über  1629  hinaus  im  Dienst. 
Ihn  wird  der  dreissigjährige  Krieg  ebenso  fortgefegt  haben  wie  seine  Gemeinde.') 
Denn  als  1645  F'riedrich  Greving  von  der  Herzogin  Eleonora  Maria,  die  das 
Amt  Ivenack  als  Witthumsamt  besitzt,  berufen  wird,  da  hat  bereits  Jahre 
lang  der  Pastor  von  Ivenack  ausgeholfen.  1649  heisst  es  von  der  Kirche  zu 
Galenbeck,  sie  sei  abgebrannt  und  von  der  in  Knorrendorf,  sie  habe  kein 
ordentliches  Dach  mehr.  Dieser  Zustand  ist  auch  noch  1662  derselbe.  Nach 
Greving's  Tode  wird  1667  Hermann  Müller  durch  Herzog  Gustav  Adolf 
berufen.  Müller  erhält  1703  einen  Substituten  in  Andreas  Koppe,  der  nachher 
Pastor  wird,  1709  den  Ivenacker  Patronatswechsel  erlebt  und  17 13  aus  dem 
Leben  scheidet.  Unter  Koppelow'schem  Patronat  tritt  1714  Andreas  Barkow 
die  Pfarre  zu  Kastorf  an.  Ihm  folgt  1724  Jakob  Gerhard,  der  ebenfalls  einen 
Patronatswechsel  erlebt.  Denn  durch  Vertrag  zwischen  Helmold  von  Plessen 
auf  Ivenack  mit  Hans  Bernd  von  Maltzan  zum  Wolde  am  4.  Juni  1730  geht 
das  Patronat  über  Kastorf  auf  den  letztgenannten  über.  Es  folgen  nun  weiter: 
1736  Josias  Andreas  Jäger,  bis  dahin  Pastor  zu  Ankershagen,  und  1774  Johann 
Christian  Sänger  als  Pa.stor  zu  Kastorf  und  Briggow.  Sänger  wird  1827 
emeritiert  und  .stirbt  den  2.  Mai  1831  als  dreiundachtzigjähriger  Greis.  Siehe 
Walter  a.  a.  O. 

Kirche.      Die  Kirche,    ein  Ziegelbau    im    klassicierenden  Stil    von    17S8,      Kirche, 
bildet  ein  längliches  Viereck,  in  dessen  Westseite  ein  Thurm  eingebaut  ist.    Sehr 


')  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  139.   140. 


200  AMTSGERICHTSBEZIRK    STAVENHAGEN. 

verwandt  der  Borgfelder  Kirche.  Im  Innern  eine  flache  Decke  und  eine  der 
Zeit  des  Baues  entsprechende  Einrichtung. 

Kanzel  und  Kanzel  und  Altar  sind  zu  einem  Körper  verbunden. 

Altar, 
(ilocken.  I"i  Thurm    zwei   Glocken.      Die   grössere,    mit   einem   Durchmesser   von 

90  cm,  ist  1788  zur  Zeit  des  Reichsgrafcn  VON  MOLTKE  und  des  Pastors 
SÄNGER  von  J.  C.  Meyer  in  Neustrelitz  gegossen  worden.  Die  zweite,  mit 
einem  Durchmesser  von  70  cm,  ist  1721  von  Michael  Begun  gegossen  worden. 
Sie  hat  als  Schmuck  das  Allianzwappen  des  Geheimen  Raths  ERNST  CHRI- 
STOFFER  VON  KOPPELOW  und  .seiner  Gemahlin  MARGARETHA  JULIANA,  geb. 
VON    FRANKE.      Dazu    der  Name  des  Pastors   ANDREAS  BARCKOW. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,     i .  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  achtpassigem   Fuss. 

werke.  ^\,^  (;]er  Kupa  ein  Allianzwappen.  Das  eine  zeigt  im  Schilde  und  in  der  Helm- 
zier einen  steigenden  Löwen.  Das  andere  zeigt  im  Schilde  zwei  gekreuzte 
Anker  und  darüber  einen  sechsstrahligen  Stern,  in  der  Helmzier  aber  ein 
Hirschgeweih,  dazu  die  Initialen  M  •  S  •  M  •  und  den  Namen  MAGDALENA 
DEMONTRONDT.  Kein  Werkzeichen,  auch  nicht  an  der  Patene.  —  3 — 6.  Kelch, 
Kanne,  Ciborium,  Oblatenteller  von  Silber,  neu.  An  Kelch  und  Kanne  als 
Stadtzeichen  eine  dreithürmige  Burg  und  als  IMeisterzeichen  B  &  G.  Ciborium 
und  Teller  von  Prüfer- Berlin.  Der  Teller  ist  ein  Geschenk  von  HENNING 
BARON    BROCKDORFF    1891. 


)oi  fch 


Das  Filial- Kirchdorf  Rosenow.') 

C.eschicliie   P§ll|osenow  erscheint  urkundlich  zum   ersten   Mal    im    Jahre    1283,    als  Bischof 
^^^  Hermann    von    Kamniin    dem    Khxster    Ivenack    alle    Zehnten     und     Be- 

sitzungen bestätigt.-)  Dabei  werden  nämlich  auch  Zehnten  in  Ivosenow  genannt, 
welches  im  Uebrigen  fürstliches  l'jgenthum  ist.  Am  29.  August  1292  ver- 
leiht Nikolaus  von  Wcrle  das  Dorf  mit  allen  Gerechtsamen,  namentlich  auch 
dem  höchsten  und  niederen  Gericht,  dem  Heinrich  Voss  auf  Wolde  aus  Er- 
kenntlichkeit für  gelei.stete  Krieg.shiilfc,  und  hundert  Jahre  s])äter  berufen  sich 
die  Vcss  auf  diese  Verleihungsurkunde,  als  es  darauf  ankonuiit,  ihr  Recht  auf 
Rcsenow  nachzuweisen."'')  Später  wird  das  Dorf  ein  Stalbom'sches  Lehn,  und 
als  dieses  Geschlecht  zu  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts  mit  dem  Tode  des 
Vicke  Stalbom  erli.scht  imd  das  Lehn  heimfällt,  wird  es  von  den  Herzögen 
Heinrich   und  Albrecht  am    ii.   November    1527    nebst    dem   Gute  Ballin    ihren 

')   12  km    sudöstlich    von   Stavenhafjen.      >Ort    des   Ko7.cna<    (vom   altslavischcn   Stamm   ruza, 
poln.    roza  =  kose).     Kühnel,   M.  Jahrl).  XI.VI,   S.  122.      Also   soviel   wie    *  Kosenliafjen«. 
»)  M.  L'.-H.  1666. 
»)  M.  r.  B.  2 181.    II  360. 


FILTAL-  KIKClIDüKF    KÜSEXOW. 


20 1 


beiden  Kanzlern,  Caspar  von  Schöneich  und  Dr.  W'olfgang  Ketwig,  und  zwar 
jedem  zur  Hälfte,  verhehen.  Wolfgang  Ketvvig's  Erben  verkaufen  ihren  An- 
theil    am     11.   November    1563    ihrem   Schwager  Joachim  von  Arenstorfif,    aber 

1589    finden    wir 
die  von  Arenstorfif 

schon     im     un- 
getheilten  Besitze 

des     Gutes. 
Diese     verkaufen 
es  1696  an  Jürgen 
Christoph    von 
Barner.     Dessen 
Rechtsnachfolger 
wird    1702    Ernst 
von    Blücher. 
Seine     Nach- 
kommen   haben 
es  heute.     Dabei 
ist  ein  Theil   des 
Ortes    Domanial- 
PCigenthum    ge- 
blieben ;    wahr- 
scheinlich  sind 
das     die     Hufen, 
welche  früher  dem 
Kloster   I\enack 
zustanden  und  mit 
dessen   Saculari- 
sierung    in    die 
landesherrliche 
X'erwaltung  über- 
gingen. 

Ueber     die 
kirchlichen  Ver- 
haltnisse    s.     bei 
Kastorf.     Rose- 
now    war    von 
jeher  I'ilial-Kirch- 

dorf  von  Kastorf.      Die  ehemaligen  Eilialcn  Galenbeck   und  Knorrendorf  werden 
seit   1662   nicht   mehr  als  solche  genannt. 

Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  ncugothischer  Ziegelbau    von    1S49     51    in       Kinhe. 
der  Grundform  eines  länglichen   X'ierccks  mit  vorgebautem  Tluirm.     Im  Innern 
eine  flache  Decke.     Altar  und   Kanzel  bieten  nichts  Bemerkenswcrthes. 


ACCeiti-^of  ^n 


Mittel-tiick  eines  gothischen  Trijitychon.s. 


202  AM  TSCiKKICHTSHKZIKK    STAVENHAGEN. 

Triptychon.  Hinter  dem  Altar  das  Mittclstiick  eines  geschnitzten  gothischen  Tripty- 

chons,  welches  die  Darstellung  der  hl.  Maria  mit  dem  Kinde  in  einer  Strahlen- 
mandorla  enthält.  Unten  rechts  ein  Ritter,  welcher  kniet,  unten  links  ein 
thronender  König  oder  Kaiser,  hinter  dem  ein  Herzog  oder  Kurfürst  steht. 
Oben  rechts  das  zu  den  marianischen  Typen  gehörende  Sinnbild  des  Ezechiel 
vor  der  verschlossenen  Pforte,  links  das  andere  des  Moses  vor  Gott  Vater  im 
brennenden  Busch.*)  Als  weitere  Nebenfiguren  in  Nischen  die  hl.  Barbara,  die 
hl.  Katharina,  der  hl.  Georg,  und  ein  nicht  zu  benennender  Bischof.  Auf  dem 
Schrein  noch  ein  paar  Schnitzwerke  von  anderswoher:  ein  Krucifixus  und  zwei 
sitzende  Heilige. 

Wappen.  In    der    Südwand    drei    eingelassene   Zinkwappen,    das    des    F  •  W  •  V. 

BLÜCHER  und  die  seiner  beiden  Gemahlinnen  L  •  (?)  C  •  (?)  V  •  WARDENBURG 
und  F  .  V  .  WOLFRADT  .  Aus.serdem  noch  drei  unbenannte  BLÜCHER'sche 
Wappen. 

(ilocken.  Im  Thurm  zwei   Glocken.     Die    grösste    ist    1841    unter    dem   Patronat 

des  FRIEDR  •  WILH  •  V  •  BLÜCHER  zur  Zeit  des  Pastors  ERNST  NAHM  MACH  ER 
von  C.  Illies  in  Waren  gegossen  worden.  Ebenso  die  zweite  im  Jahre  1862 
unter  dem  Patronat  des  CARL  WILHELM  LEOPOLD  V  •  BLÜCHER  und  zur  Zeit 
des  Pa.stors   F  •  WALTER  . 

Das  Inventar  von  181  1  enthält  keine  Nachrichten  über  die  Inschriften 
der  Vorgängerinnen.  Aber  eine  Mittheilung  von  Lisch  im  M.  Jahrb.  XXVII, 
S.  234,  besagt,  dass  eine  im  Jahre  1861  zum  Uinguss  bestimmte  Glocke 
die   Inschrift  hatle : 

(Giesserzeichen)    15  .  .  +  IjilU!^   Hh  ^UofC^flllt  ^  bC  (Giesserzeichen) 
Ijcft  >¥  ircffC   +  ölOCgC  +  gatlMt  (Giesserzeichen). 
Die   Zehner-Zahl   in   der  Jahreszahl   war   undeutlich.      Lisch  ergänzt  sie  mit  41. 
Der  Giesser  Stofesant    kommt  sonst   bei  uns  nicht  vor.     Leider  ist  das  Giesser- 
zeichen  nicht  angegeben. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,     i.  2.   Silbervergoldeter  Kelch  auf  achtpassigem  Fuss 

werke.  „ijt  dem  Wappen  des  Stifters  OTTO  VON  ARENSTORFF  und  mit  dem  Datum 
1662.  W'erkzeichen  undeutlich.  Auf  der  jüngeren  Patenc  als  Stempel  ein  drei- 
tlnirmiges  Stadtthor  mit  einem  undeutlichen  Jahresbuchstaben  und  dem  Meister- 
.stempel   B  &  G  34.   Kanne  und   Ciborium,    gestiftet    1874  von  dem   Patron 

der  Kirche  C  •  V  •  BLÜCHER.  —  5.  Messing-Schale  mit  Blumen,  Blättern  und 
I'"ruchten  auf  dem  Rande.  —  6.  Neue  Taufschale,  von  Prüfer- Berlin.  — 
7.  <S.  Zwei  versilberte  zinnerne  Leuchter,  der  eine  1679  gestiftet  von  HANS 
KLAEFSADT,  der  andere  1683  von  MICHEL  HINTZE.  Beide  von  Ro.stocker 
Zinngiessein  gcgo.ssen,  der  erstgenannte  von  Andreas  Wösthoff,  der  andere  von 
Olrik  Schlüter-)  —  9 — 12.   Noch   vier   zinnerne  Leuchter. 


')  Das  »Ma.schelrygen<  -  Werk   der   Hasis  fehlt,   daher  ist  da.s  ISildwerk   nacli   unten  gesunken. 
')  Andreas  Wösi    oder  Wilsthoff    trnt     1673    ins    Amt    der    /iini{,'iesser    ein,     Olrik    (Ulrich) 
Schlüter  schon    1671. 


GUT  UND  KIRCHDORF  KITTENDORF. 


203 


B' 


Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Kittendorf.') 

if  Kittendorf,   wo  1338  ein  Knappe  Snerinc  genannt  wird,  und  dessen  Bede    Geschichte 
1349  an  den   Ritter  Heinrich  Dargatz  verpfändet  wird,  wohnt  im  Jahre  ^^^ 

1381    Hartwig    Breide,    dessen    Geschlecht    es    bis   zu    seinem    im  Jahre    1500 

erfolgenden 
Aussterben 
innehat.  ^) 
Zwar     scheint 
das    Kloster 
Ivenack    in- 
zwischen seine 
Augen  auf  den 
werth  vollen 
Besitz    ge- 
richtet   zu 
haben,  denn  es 
lä.sst  sich  141 1 
durch    Fürst 
Christoph   von 
Wenden    be- 
zeugen,  dass 
er  seiner  Vor- 
fahren   und 
einiger  Herren 

zu    Stettin 
Briefe  gesellen, 
iiber    Dörfer 
und    Güter, 
welche  sie  dem 
Kloster    Ive- 
nack    ge- 
schenkt,   unter 
denen    auch 

Kittendorf  mit 
Kirche  zu  Kittendorf.  ,,         ,  ,        ,.    , 

allen   1  lerrlich- 

keiten    und  Pachten    sich   befinde.')      Allein    das  Kloster   kommt    über   einigen 


')  9  km   südlich   von  .Stavenh.igen. 

*)  M.  U.-H.    5890.    6934.    II3S3.       Ucher    die    von    Hrcidc    vgl.   Lisch,    M.  J.ihrh.   XX.XIX, 
S.  205 — 208.     .S.  o.  Grabstein  in  der  Kirche  zu  Malchin. 
')  S.  Akten  im  Grossh.  Archiv. 


204 


AMTSGERICHTSBEZIRK    STAVENHAGEN. 


Pfandbesitz  im  Gute,  den  es 
von  den  Breide's  erwirbt, 
nicht  hinaus,  und  als  das 
Lehn  durch  Aussterben  der 
Breide  an  die  Landesherren 
zurückfällt,  wird  es  ohne 
Weiteres  am  5.  August  1500 
an  Berend  Maltzan  auf  Wolde 
(seit  1501  auch  auf  Penzlin) 
wiederverliehen  ')  Nun  macht 
zwar  N'oUrath  Preen,  weicher 
1454  in  den  Pfandbesitz 
Kittendorfs  gekommen  ist, 
Ansprüche,  indessen  beendet 
ein  X'^ergleich  den  Prozess 
im  Jahre  151  i.  und  Maltzan 
fmdet  den  Gegner  mit  1500 
Gulden  rheinisch  ab.-)  Auch 
das  X'erfahren  gegen  Berend, 
worin  dieser  wegen  Gewalt 
und  Auflehnung  gegen  seinen 
Lehnsherrn  seiner  Güter  be- 
raubt werden  soll,  endet  i  5  16 
mit  einem  Vergleich,  und 
Kittendorf  verbleibt  seinem 
Besitzer  und  somit  dem  Gc- 
schlechte  der  von  Maltzan 
bis  zum  1648  erfolgenden 
Tode  Franz  Joachim's,  worauf 
das  Gut  an  dessen  hinter- 
lassene  Wittwe  Anna  Maria 
von  Blücher,  wiederverhei- 
rathete  von  .Sanitz,  gelangt.'') 

Zwar      melden      sich 

Maltzansche     I  .ehnsvettern 

und    bcan.spruchen    das  Gut, 

erhalten    auch    einen    Mutli- 

schein     am     23.  Juli     1653, 

ch,     Geschl.     Maltzahn 
IV,  S.  322. 

*)  Akten  im  OroMh.  Archiv. 

")  Vgl.  WigKcr.  Cc.chichtc  d. 
»liJclicr  U,    2.   «^  -    ijgch, 

'.c^chichtc  d.  M  S.  ^56. 


l'ortale  der   Kirche. 


GUT    UND    KIRCHDORF   KITTEXDORF. 


205 


doch  beenden  Vergleichsverhandlungen  auch  hier  den  Prozess,  und  Kitten- 
dorf verbleibt  der  genannten  Wittwe.  Nach  ihrem  im  Jahre  1679  erfolgten 
Tode  übernimmt  der  Sohn  das  Gut.  In  der  That  mochte  sein  Besitz  in  An- 
betracht des  Zustandes,  in  welchem  es  aus  dem  dreissigjährigen  Kriege,  »den 
Baner'schen  Zeiten«,  hervorgegangen,  wenig  Verlockendes  haben  und  den 
von  Maltzan  den  Verzicht  erleichtern.  Ist  doch  im  Jahre  1648  von  sechzehn 
Bauern  und  sechzehn  Kossäten  nur  ein  Bauer  vorhanden,  sonst  aber  alles 
niedergebrannt    oder    verwüstet.')      17 18    macht    Kittendorf   die    böse   Zeit   der 

Beschlagnahme  durch  die 
Kommissarien  Karl  Leo- 
pold's  durch.  Durch  I'>b- 
vertrag  vom  16.  April 
175 1  seitens  des  damaligen 
Besitzers  von  Blücher 
kommt  es  an  dessen 
Schwiegersohn,  den  Kam- 
merjunker Georg  Ludwig 
von  Oertzen  aus  dem 
Hause  Lübbersdorf  Seit- 
dem befindet  sich  das 
schöne  Gut  in  Oertzen- 
schen   Händen. 

Wenngleich  die  zwei- 
fellos dem  XIII.  Jahr- 
hundert angehörende  alte 
Kirche  des  Dorfes  in  den 
wenigen  Urkunden  des 
Mittelalters  über  Kitten- 
dorf nicht  genannt  wird 
und  die  Namen  mittelalter- 
licher Geistlicher  bis  jetzt 
nicht  auf  uns  gekommen 
sind,  so  ist  es  doch  höchst 
wahrscheinlich,  dass  Kittendorf  schon  im  Mittelalter  als  eins  der  Hauptdörfer 
in  Circipanien  angesehen  wurde,  und  dass  die  in  der  alten  Vogtei  Stavenhagen 
von  frühester  Zeit  her  reich  begüterten  Herren  von  Voss  die  Patrone  der 
Kirche  waren.  Sie  geben  dies  Patronat  selbst  dann  nicht  auf,  als  nach  denen 
von  Breide  die  von  Maltzan  als  Lehnsträger  eingesetzt  werden.  Die  von  Voss 
müssen  daher  schon  vor  denen  von  Breide  zur  Kirche  und  zum  Dorfe  in  Be- 
ziehungen gestanden  haben,  von  denen  wir  nichts  wissen.  Als  Inhaber  des 
Kirchlehns  werden  sie  1541  zum  ersten  Mal  genannt.  Damals  ist  Nikolaus 
Meyer  Pastor    in   Kittendorf   und    in    dem    benachbarten    Ivenacker  Klosterdorf 


\ma\. 


')  Groth,   M.  Jalirb.  VI,   S.  138.      Wiftier,   (iesch.  der  HlUcher   II,  2,   S.  68  ff. 


206 


AMTSGERICIITSHEZIRK    STAVENIIAGEN. 


Suiten,  dessen  Kirche  zu  der  Kittendorfer  Kirche  von  Alters  her  in  einem 
F"ilial-Verhältniss  steht.  Zwanzig^  Jahre  später  finden  wir  den  Henricus  Holste 
als  Nachfolger  Meyer"s  an  beiden  Kirchen.  Er  wird  1593  emeritiert.')  Ihm 
folgt  Martin  Taumann,  der  1626  stirbt;  diesem  1627  David  Thuring,  den  die 
von  \'oss  auf  Luplow,  P'lotow  und  Rumpshagcn  berufen  haben,  und  welchen 
Franz  Joachim  von  Maltzan  auf  Kittendorf  und  l'enzlin  vergebens  zu  entfernen 
sucht.  1635  ist  abermals  Vakanz  in  Folge  Todesfalles.  Aber  nun  kommen 
die  verheerenden  Krieg.sjahre  1637  und  1638,  in  denen  alles  Leben  auf  dem 
I^nde   erstirbt  und    selbst   die  Gottesdienste    eingestellt  werden  müssen.     Erst 


Inneres  der   Kirche  zu   Kiltendorf. 

im  Jahre  1650  giebt  es  wieder  einen  Pa.stor  in  Kittendorf  und  Suiten:  es  ist 
J'jhann  Poland,  der  in  diesem  Jahre  berufen  wird  und  länger  als  vierzig  Jahre 
im  Dien.ste  bleibt.  Er  erhält  1697  einen  Sub.stituten  an  Joh.  PViedr.  Hartmann, 
für  dcs.scn  Berufung  auch  die  Herzogin -Wittwe  Magdalena  Sibylla  als  Inhaberin 
des  Amtes  Stavenhagen  und  Patronin  zu  Suiten  eintritt.  Ilartmann  wird 
schon  1698  Pastor  und  .stirbt  1734.  I^s  folgen:  1737  C.  Fromm,  1762  C.  H. 
Hahn  (Anfangs  als  Substitut,  7  1793),  1794  Heinrich  Gu.stav  P"lörke  und  (nach 
dessen  Versetzung  im  Jahre  1796)  Karl  Friedrich  Spiegclberg  (1798  — 1807). 
S.  Walter  a  a.  O. 


)  Zn  Ilolstc's  Zeit  wird   SUltcn   zur   Kirche   in   Stavenhagen  gelegt,    zu    I  aumann'.s  Zeit    aber 
bereit«  wieder  mit  Kittendorf  vcrliunden. 


f 


Altar  der  Kirche  zu  Kittendorf. 


GUT   UND    KIRCHDORF   KITTENDORF. 


207 


Kirche.  Die  Kirche,  ein  schwerer  Feldsteinbau,  gehört  der  Zeit  des 
Uebergangs  vom  romanischen  zum  gothischen  Stil  im  Anfange  des  XIII.  Jahr- 
hunderts an.  Der  platt  abschliessende  Chor  ist  mit  einem  Kreuzgewölbe  über- 
spannt. Das  Durchschnittsprofil  der  Rippen  dieses  Gewölbes  ist  nicht  birn- 
förmig,  aber  doch  abgeschrägt  und  mit  einem  Steg  versehen.  Der  Triumph- 
bogen hat  die  Form  eines  gedrückten  Spitzbogens.  Das  breitere  Langschiff 
hat  einen  runden  Pfeiler  in  der  Mitte,  der  mit  plumpen  > jungen«  Diensten 
als  Stütze  für  die  vier  Kreuzgewölbe  dient,  welche  den  Raum  des  Schiffes 
überspannen.  Die  Dienste  am  Pfeiler  theilen  sich  in  vier  breitere  Gurtdien.ste 
und  vier  schmälere  Rippendienste,  letztere  von  gleichem  Durchschnitts -Profil 
wie  im  Chor.  Zu  beachten  sind  die  beiden  frühgothischen  Portale  im  Schiff 
(auf  der  Nordseite  eins,  auf  der  Südseite  das  andere),  beide  in  einem  vor- 
geschobenen abgetreppten  Mauerkern.  Auch  die  »Priesterpforte«  auf  der  Süd- 
seite des  Chors  ist  nicht  zu  übersehen,  besonders  nicht  die  Basis  der  Wandune 


Kirche. 


Emi)or 


und  die  Kapitellbildung  in  der  Kämpferlinie  unter  der  Bogen -Laibung.  Als 
ursprünglich  ist  auch  das  »Dreieinigkeitsfenster«  in  der  Ostwand  des  Chors 
sowie  das  kleine  Schlitzfenster  auf  der  Südseite  des  Langhau.ses  zu  be- 
zeichnen. Im  Westen  eine  von  der  Kirche  in  den  Thurm  hineinführende  Rund- 
bogenpforte.  Der  Thurm  selbst,  ein  schwerer  hoher  Bau,  ist  jünger  als  die 
Kirche. 

Der  Altaraufsatz    ist   ein   unverhältnissmä.ssig  hoher  phantastischer   Bau        .Mt.-ir- 
in    zügellos    zu    einander    gesetzten    und    grösstentheils    schlecht    verstandenen      aufsatz. 
Formen    der    Renais.sance:    eine    Maltzan'sche    Stiftung    vom   Jahre   1603.     Die 
Abbildung    überhebt     uns    einer    eingehenderen    Beschreibung,    da    die    Bilcl- 
schnitzereien    leicht    verständlich    sind.      Nur    von    der    obersten    mag    gesagt 
werden,  dass  sie  Gott  Vater  und  Gott  Sohn  neben  einander  thronend  darstellt, 
und  dass    in  den  Sonnenstrahlen    des  Hintergrundes  auch  die  Taube  als  Sinn 
bild  des  hl.  Geistes  sichtbar  wird. 

Das    ganze   Werk    sieht    aus,    als    wenn    es    dein    Bristower    Altaraufsatz 
nahe  kommen    soll,    der    kurz   vorher  entstanden   war   und    alle   Welt   von   sich 


208 


AMTSGERUIITSUKZIRK    STAVKNIIAGKN. 


reden  machte.      Indessen  weit  siefehlt.      Der  Kittendorfer  Aufsatz  verhält  sich 
zu  dem  Bristower  wie  die  Nacht  zum  Tage. 

Ein    anderer    Altaraufsatz,     ebenfalls    eine    Schnitzarbeit    im    Geschmack 
der   Renaissance,   hiin^t   (>l)erhalb  des   inneren   Rund])ortals  im   Tlnirm. 

Kanzel.  Die    Kanzel,    i^leichfali.s    ein    Werk    der    Renai.ssance,    und    zwar    vom 

Jahre  1 596,  hat  in  ihren  Füllungen  die  Gestalten  des  Heilandes  und  der  vier 
Kvangelisten.  Zu  beachten  ist  der  niederdeutsche  Spruch:  IM  •  ANFANG  •  WAS» 
DAT  .  WORT  .  VND  •  DAT  •  WORDT  .  WAS  •  Bl  •  GADE  .  VND  •  GODT  •  WAS« 
DAT  .  WORT  .  DAT  •  SULUE  •  WAS  •  VAN  •  ANFANG  •  BIE  •  GADE. 

H.n)|utre.  ;\n  der  Empore    der  Gutsherrschaft,    deren  Brüstung"   gleichfalls  ein  be- 

achtenswerthes  Schnitz  werk  ist,  sieht  man  neun  Figuren,  welche  Tugenden 
darstellen,  ausserdem  aber  auch  acht  Doppelwappen  aus  der  Zeit  der 
von   Maltzan,   Blücher  und  Oertzcn. 

(llas-  Im    Fenster    auf   der    Südseite    des    Chors    als    Glasmalereien    mehrere 

inalcreien.    bürgerliche  \Vapj)en,   in  den  h'enstern  des  Langhauses  noch  eine  Reihe  anderer 
Malereien. 


(flocken. 


\'on  den  drei  Glocken  im  Thurm  ist  die  grösste  gesprungen  und  an- 
gebohrt, wird  aber  noch  gebraucht.  Sie  hat  unten  am  Rande  die  ringsum 
laufende  Inschrift:  \]C\V  '  CtOÖ  •  bL*|^  •  lH  •  ftlj(ij)!jinnC  •  tat  •  ili  •  IMICU  •  ijljliblMl  • 
CnbCö  •  (iJlljcUliiniC   ®.'j    -       Die    zweite    Glocke    ist    die    älteste    Glocke    des 


lindes  und  wohl  erhalten, 
lautet:    5  liUlH)   O  DPI   ] 
Die   untere  lautet:    $   :    Sl 

V  ;  H  :  u  ;  I :  (i;  V  ^  ;  F 


Sie  hat  zwei  umlaufende  Umschriften.     Die  obere 

SU  ^7  (la  ^  Ijxxx  ;  vin  ^  hvsä  ^  svro . 
0  ;  K  ;  B  ;  X  ;  ^  :  g  ;  ij  :  o  ;  u  :  i ;  ü  ^  ; 

7^:0:0:.    —    Die   dritte  Glocke  hat  die  Um- 


Kleinkunst- 
wcrke. 


.Schrift:    +  0  rrr  \jiav\c  O  üriftc  O  licni  0  qum  pacc  ©. 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Kleiner  silberner  Kelch  auf  sechspassigem  F"uss 
mit  dem  eingravierten  Parkentin'schen  Wappen  und  den  Buchstaben  M» 
E  •  V  •  P.  Von  dem  Rostocker  Goldschmied  Jürgen  Müller.  Patene  mit  den- 
selben Werkzeichen.  —  3.  4.  Gro.sser  silbervergoldeter  Kelch  auf  sechspassigem 
Fus.s,  ohne  Inschrift,  aus  dem  XVIII.  Jahrhundert.  Auf  dem  Fu.ss  nachstehende 
Stempel  ^  H/.  Patene  ohne  Werkzeichen.  ~  5.  6.  Neusilberner  Kranken- 
kelch mit  Patene.  — ■  7.  Silbernes  Krankengeräth,  ohne  Inschrift  und  Stempel.  — 
H.  Fänglichrunde  silberne  Oblaten.schachtcl.  Auf  dem  Deckel  eingraviert  das 
Parkentin'sche  (Barkcntin)  Wappen  mit  der  Jahreszahl  1692  und  den  Initialen 
M  •  E  •  V  .  B.  9.    Kreisrunde   silberne    Oblaten.schachtel    mit    dem    Sanitz- 

Hlucher'.schen  Allianzwapjien  und  den  Initialen  B  •  S«  und  A  •  M  •  B.^)  Auf 
der  Unterseite  der  Stralsundcr  Stadtstempcl  un(\  der  Mcistcr.stempel  F.  B.  — 
10.  Zinnernes  Taufbecken,  gestiftet  von  JOACHIM  WITT  1696. 

/    ^"'■^''       >■■    einmal    uingego.ssen    werden,    so    würde    es    sicli    cm])fcl)Ion,    von   der   liisclirifl 
vorher  einen  (-yp^abdruck   zu  nehmen.     M.Jalirh.  XL,   S.   192. 

•)  Dan  Sanitz'schc  \Va]<iJcn    zeigt    im    Kelde    drei   VVeinstöcke   und   als   Ilelnizier  drei   l'fauen- 
federn.     lue  Initialen  bedeuten   Hörend  Sanitz  und  Anna  Marie  Wuchers  (.s.  o.). 


GUT  UND  KIRCHDORF  KITTENDORF. 


209 


Schloss  Kittendorf.  Der  Erbauer  des  Schlosses,  dessen  Park -Anlage  Schloss  zu 
zu  den  schönsten  dieser  Art  in  Mecklenburg  gehört,  ist  der  Kammerherr  Hans  Kittendorf. 
Friedrich  von  Oertzen,  der  im  Jahre  1855  mit  dem  Gute  Kittendorf  und  seinen 
Nebengütern  Mittelhof  und  Oevelgünne  ein  Familien -Fideikommiss  errichtete. 
Der  Bau  selbst  folgt  in  seiner  malerischen  Zertheilung  den  gothisierenden 
Tendenzen  des  englischen  Tudorstiles,  wie  er  in  jener  Zeit  in  Mecklenburg 
beliebt  war.^) 


')  Lisch  und  Wedemeyer,    Album    mecklenburgischer    Schlösser    und    Landgüter:     Text  und 
Abbildung  in  den  Heften  8 — 12. 


^.^„M..  i.^JM.t       .    .    


Schloss  zu  Kittendorf. 


11 


210 


AMTSCERICHTSHEZIRK   STA  VENHAGEN. 


Das  Filial-Kirchdorf  Suiten.') 


C.eschichte 

des 

Dorfes. 


|er  Xame  des  Domanialkirchdorfes  Suiten  lässt  erkennen,  dass  hier  früher 
Salz  gesucht  und  gefunden  sein  muss.  Und  in  der  That  werden  noch 
heute  die  Stellen  gezeigt,  wo  die  Salzquellen  gewesen  sein  sollen.  Auch 
spricht  jene  Urkunde  vom  29  Mai  1282,  in  welcher  Herzog  Bogislav 
von  Pommern  die  Stadt  Stavenhagen  und  deren  liegende  Gründe  bestätigt, 
von  Salinen  und  Eisengruben.-)  Sonst  aber  ist  geschichtlich  nichts  weiter 
nachzuweisen.  Das  holsteinische  Kloster  Reinfeld,  welches  Suiten  um  jene 
Zeit  erwarb,  hätte  gewiss  nicht  ermangelt,  das  Salzlager  auszubeuten,  wenn 
der  Nutzen  entsprechend  gewesen  wäre.  Zur  Zeit  der  ersten  urkundlichen 
Erwähnung  sitzt  die  Familie  Voss  in  Suiten.  Auf  deren  Veranlassung  verleiht 
Herzog  Barnim  von  Pommern  dem  Kloster  Reinfeld  am  28.  Mai  1264  das 
Eigenthum  an  zehn  Hufen  im  Dorfe,  und  wenige  Jahre  später  verkaufen 
die  Ritter  Johann  und  Friedrich  Voss  zu  Stavenhagen  auf  ihren  Todesfall 
dem  Kloster  weitere  sechsunddreissig  Hufen  in  Suiten  mit  allen  Rechten  und 
Zehnten,  und  endlich  überträgt  noch  in  demselben  Jahre  der  Herzog  Barnim 
von  Pommern  dem  Kloster  das  volle  Eigenthum  dessen,  was  es  an  Gütern  im 
Üorfe  innehat,  sowie  das,  welches  die  Voss  mit  dem  höchsten  und  niedersten 
Gericht  zu  diesem  Zweck  vor  ihm  aufgelassen  haben. ^)  1271  wiederholen  die 
Vo.ss  den  gleichen  Handel  mit  anderen  achtzehn  Hufen,  denen  Bischof 
Hermann  von  Kammin  1274  den  halben  Zehnten  von  vierundvierzig  Hufen 
hinzufügt.')  lüidlich  erwirbt  das  Klo.ster  den  ungetheilten  Besitz  des  ganzen 
Dorfes  und  weiss  ihn  zu  schützen.'')  In  diesem  Eifer  scheut  es  sich  nicht, 
das  Klo.ster  Dargun  sogar  mit  dem  Interdikt  belegen  zu  lassen.  Das  kam  so: 
Der  Ritter  Nikolaus  Hahn,  der  in  Suiten  Räubereien  begangen  hatte,  war  ge- 
storben und  in  der  Klosterkirche  von  Dargun  beigesetzt  worden.  Kloster  Rein- 
fcld  aber  hatte  den  Plünderer  mit  Interdikt  und  Bann  strafen  lassen  und  ver- 
langte nun  die  FZntfcrniuig  des  Gebannten  aus  geweihter  T'rde.  Dargun  aber, 
welches  die  v(jn  1  Jahn  stets  als  seine  Gönner  verehrt  hatte,  versagt  das  Be- 
gehren Da  erfolgt  der  Bannfluch  von  einem  Kloster  über  das  andere,  und 
es  bedarf  erst  der  Ab.scndung  eines  päp.stlichcn  Specialdeputierten  aus  Avignon 
im   Jahre    1374,    um    die    Sache    aus    der  Welt    zu    schaffen,    die    übrigens    in 


*)  7   km  .südlich  von  Stavenhagen.      Der   Name   verräth   die   niederdeutsclie   Gründung. 

•)  M.  U.B.  1630. 

•)  M.  U.-B.  IO13.   iioo.    IIOI   (Suiten   in   terra  Tucen,   vgl.  Lisch,   .M.  Jahrb.  XXV,   S.  276). 

«)  M    r.-l;    ICH. 

•)  M.  L  .  , 


FILIAL- KIRCHDORF  SÜLTEN.  —  GUT  UND  KIRCHDORF  VARCHENTIN.       211 

ungünstigem  Sinne  für  Reinfeld  endet. ^)  Bis  zur  Säkularisierung  bleibt  Suiten 
klösterlicher  Besitz,  um  dann,  wie  die  übrigen  mecklenburgischen  Güter  dieses 
Klosters  in  früher  bereits  geschilderter  Weise,  für  immer  in  landesherrliche 
Verwaltung  überzugehen.-) 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Kittendorf. 

Kirche.     Die  Kirche  zu  Suiten  ist  ein  gothischer  Neubau  von   1870/73.      Kirche. 
Neu  ist  auch  die  innere  Einrichtung. 


Im  Thurm    zwei    Glocken.     Die    grössere    (Dm.  0,95  m)    stammt    vom     Glocken. 
Jahre  1494,  von  der  Inschrift  war  ausser  der  Jahreszahl  nur  zu  lesen 

O  rcctor  ccli o  et  «ilpljii  iias  aöiiiUa Unter  dem 

Schluss  das  Abbild  einer  Monstranz,  seitwärts  vom  Mantel  das 
nebenstehende  Giesserzeichen.  Die  sehr  kleine  zweite  Glocke  ist 
ohne  Inschrift  und  Zeichen. 


mmt    vom 


Kleinkunstwerke,  i — 3.  Kelch,  Patene  und  Oblatendose,  alle  drei  von  Kleinkunst- 
dem  Malchiner  Goldschmied  F.  W.,  aber  ohne  jede  weitere  Inschrift.  In  den  werke. 
Formen  des  XVIII.  Jahrhunderts.  —  4 — 6.  Kanne  mit  Untersatz,  Kelch  und 
Teller,  alle  neu,  mit  fünf  englischen  Goldschmiedsstempeln.  Geschenke  des 
1806  zu  Hof  Suiten  geborenen  und  in  England  zu  grossem  Vermögen  und 
Ansehen  gelangten  A  •  W  •  F  •  BÖLCKOW.  —  7.  Zinnernes  Becken,  gestiftet 
1700  von  HANS  JAKOB  FRESE  und  MARIE  ELISABETH  FRESE.  Dieselben 
Stempel  wie  an  den  Leuchtern  in  Tarnow. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Varchentin.') 

gralie  erste  urkundliche  Nachricht  über  Varchentin  stanmit  aus  dem  Jahre  1333.    Geschichte 

Freilich    erfahren    wir    nichts    weiter,    als  dass  es    damals  eine  Parochie  des 

ist,  zu  welcher  das  Dorf  Kraase  gehört.^)  Der  Bürgermeister  Nikolaus 
von  dem  Berge,  der  um  die  Mitte  des  XIV.  Jahrhunderts  das  Gemeinwesen 
der  Stadt  Waren  regiert,  ist  der  erste,  der  uns  mit  Besitz  und  Rechten  in 
Varchentin  entgegentritt,  zu  denen  er  im  Jahre  13 50  gelangt. •'")  Derselbe 
Bürgermeister  vermacht  in  seinem  am    11.   August    1360  zu  Waren    errichteten 


Dorfes. 


•)  M.  U.-B.  10666. 

*)  M.  Kunst-  und  Gesch. -Denkm.  II,  .S.  683. 

^)   14  km  südlich   von   Stavenhagen.      »Ort  des   Vargeta«   (vragü   =   Feind,  Teufel):    Kilhnel, 
M.  J.-ihrb.  .\I.VI,   .S    149. 
*)  M.  U.-H.  5433- 
")  M.  U.-B.  7033- 


212  AMTSGERICIITSHKZ1RK   STAVENHAGEN. 

Testament  um  seiner  und  der  Seinigen  Seligkeit  willen  der  Marienkirche  seiner 
Stadt  drei  Hufen  und  sechs  Käthen  zu  A'erghent)  n«,  dem  Pfarrer  in  Varchentin 
selbst  aber  den  dritten  Theil  »des  standen  lütken  Waters«,  welches  mitten  im 
Dorfe  gelegen  ist.')  Diese  Stiftung  wird  am  21.  December  desselben  Jahres 
vom  Domherrn  Gerhard  Koch,  Vikar  des  Bischofs  Albrecht  in  Schwerin, 
bestätigt.-)  Varchentin  gehört  somit  nicht  mehr  zum  Lande  Circipanien  und 
zur  Kamminer  Diöcese,  wie  noch  Kittendorf  und  Suiten.  Ausser  dem  von 
dem  Herge  finden  wir  dort  den  Wedege  Brüsewitz,  welcher  1378  neun  Hufen 
nebst  dem  grossen  See  an  Tönnies  Scherve  und  dessen  beide  Söhne  verkauft, 
die  im  Jahre  1406  fünfzehn  Hufen,  ein  und  ein  halbes  Viertel  am  See  und 
das  höchste  Gericht  zur  Hälfte  an  Klaus  von  Heydebreck  überlassen.^)  Von 
1445  an  aber  gelangen  allmählich  die  Kruse  (Krause)  und  Rostke  neben  den 
Herzögen  in  den  Besitz  verschiedener  Antheile,  sodass  thatsächlich  von  einer 
auffallenden  Zerstückelung  des  Gutes  und  Dorfes  gesprochen  werden  kann. 
Unter  den  Theilbesitzern  mag  besonders  des  Herzogs  Johann  Albrecht  be- 
kannter Land-  und  Hofrath  Joachim  Kruse  genannt  werden,  welcher  um 
die  Mitte  des  .sechzehnten  Jahrhunderts  Antheil- Inhaber  von  Varchentin  ist. 
S.  o.  bei  Malchin  S.  91. 

Den  Kruse'.schen  Antheil  erwirbt  im  Jahre  167 1  der,  Lehnrath  Dr. 
Ferber,  einstweilen  antichretisch  auf  fünfundzwanzig  Jahre,  den  fürstlichen  An- 
theil aber  hat  der  Lehnsherr  inzwischen  tauschweise  an  Kamptz  von  Blumenow 
überwiesen,  von  welchem  er  an  Winterfeld  von  Varchow  übergeht.  Laut 
Protokoll  der  Lehnkammer  vom  17.  März  1691  haben  damals  die  Ferber,  fünf 
Rostke  und  ein  Winterfeld  das  Dorf  und  Gut  Varchentin  im  Besitz.  Doch 
im  Jahre  1693  ist  der  Geheimrath  Johann  Levin  Ferber  Inhaber  des  ganzen 
Gutes,  das  auf  seine  Bitte  von  Herzog  Gustav  Adolf  allodificiert  wird.  Er  wird 
in  dem  am  20.  September  1693  ausgestellten  Allodialbrief  ausdrücklich  als 
alleiniger  Besitzer  des  ganzen  Gutes  c.  p.  anerkannt.')  Indessen  ver- 
anla.sst  Herzog  I^Viedrich  Wilhelm  den  Geheimrath,  auf  die  Allodialität 
zu  verzichten,  und  ertheilt  ihm  unter  dem  17.  December  1701  einen  Lehn- 
brief, in  welchem  die  Erbfolge  dahin  festgesetzt  wird,  dass,  wenn  Gustav 
Ferber  oder  dessen  Descendenten  männlichen  Geschlechts  ohne  Hinterlassung 
männlicher  Leibeserben  versterben  sollten,  seine  und  deren  Descendenten  weib- 
lichen Geschlechts  succedieren  sollen.  So  wird  Varchentin  zu  einem  Kunkel- 
Ichn.  Nach  Gustav's  Tode  folgt  .sein  Sohn,  der  Hofmeister  Joh.  Friedrich 
von  Ferber,  und  als  dieser  1752  ohne  Leibe.serben  stirbt,  übernimmt  .seine 
Schwester,  verwiltwete  von  Klinggräfif,  das  Gut.  Nachdem  in  einem  Prokla- 
mationsverfahren sich  ausser  den  Kruse's  Niemand  gemeldet,  diese  jedoch 
abgewiesen  sind,  überträgt  die  ebengenannte  verwittwete  von  Klinggräfif  das 
Gut    im    Jahre    1760    auf    ihren    Sohn,    den    Etats-    und    Landrath    Christian 


»)  M.  U.-H.  8777. 

«)  M.  U.-H.  8810. 

•)  Akten  im  Grokkh.  Archiv. 

*)  Akten  im  GrosKh.  Archiv. 


GUT    UND    KIRCHDORF   VAKCHENTIN. 


213 


von  Klinggräff.  Von  diesem  kommt  es  1809  ^vieder  an  die  \on  Ferbcr, 
welche  es  1836  dem  Banquier  Gottlieb  Jenisch  verkaufen,  dessen  Tochter 
Maria  Anna,  Gräfin  Grote,  noch  heute  Eigenthümerin  ist. 

Einen  Pleban  Heinrich  Kroppenstädt  finden  wir  schon  1304  in  Varchentin. 
Um  1326  ist  von  einem  »Ferner«  Rudolf  die  Rede,  auch  von  seinem  Kaplan 
Giese.  Um  1350  lernen  wir  ferner  eine  Reihe  von  Bauern  in  Varchentin 
kennen  :  es  sind  lauter  deutsche  Namen,  die  sie  tragen  und  unter  denen  der 
Name  Westphal  hier  wie  anderswo  nicht  fehlt.  Weitere  Pfarrer  des  Mittel- 
alters aber  können  wir  nicht  nennen.  Im  Jahre  1541,  als  die  Parochie  mit 
Clausdorf,  Deven  und  Kraase  schon  dieselbe  Ausdehnung  hat,  welche  sie  heute 


Varchentin. 


besitzt,  und  als  die  von  Kruse  das  Kirchlehn  zu  vergeben  haben,')  ist  Johann 
Sperling  Pastor  zu  Varchentin.  Anfang  der  siebenziger  Jahre  des  X\'I.  Jahr- 
hunderts ist  es  Andreas  Mangelstorff,  der  1577  die  Konkordienfornicl  unter- 
schreibt und  1589  noch  im  Amte  ist.  Nach  ihm  nennt  Clcemann  in  seinem 
Manu.skript  zum  unvollendeten  Syllabus  Gustroviensium  noch  einen  Job,  Mcifarth. 
Von  16 14  bis  1662,  also  48  Jahre  lang,  ist  Joachim  Taumann  Paslor  zu 
Varchentin,  einer  von  den  wenigen  Landgeistlichen,  welche  die  ganze  Leidens- 
zeit des  dreissigjährigen  Krieges  auf  ihrer  Pfarre  überdauern.  Als  er  gestorben 
ist,  wird  Kaspar  Krause  sein  Nachfolger.  Damals,  1664,  sind  Adam  Philipp 
Oldenburg,  Henning  Kruse,  Baltzer  Berg  und  Johann  Re.storfTs  Erben  im 
Besitz  des  Patronats.  167 1,  als  Kaspar  Krause  das  Amt  eines  Hofpredigers 
in  Mirow    übernimmt    und    Michael  Jordan    sein  Nachfolger    wird,    haben    das 


')  Im   Filialdorf  Kraase   hatten   die   Ko.stke  das   Kirchlehn   zu   vergehen. 


214 


AMTSGKRICHTSHKZIRK    STAVKNII AGEN. 


Patronat  Joh.  Lcviii  Fcrber,  die  Kruse  und  Baltzer  Berg.  Jordan  stirbt  bereits 
1678.  Ihm  folgt  Johann  Buchholz  (7  1723),  und  diesem  im  Jahre  1723,  als 
Joh.  Friedr.  von  Ferber  alleiniger  Patron  zu  Varchentin  und  Kraase  ist,  der 
Sohn  Samuel  Heinrich  Buchholz  (7  1732).  Nach  fast  fünfjähriger  Vakanz 
folgt  1737  Joh.  David  Wagener  (f  1756),  und  diesem  im  Jahre  1758  Jakob 
Valentin  Linde   (7    1813).     Ueber  ihn  und  seine  Nachfolger  s.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Kirche.     Die  Kirche  besteht  aus  einem  schmaleren  Chor,  der  mit  einem 

Kreuzgewölbe    überspannt    ist,    dessen  Ursprünglichkeit   nicht   sicher    erscheint, 


liiiicre.-i  der   Kirche   zu   N'archeutiii. 


und  an  dessen  Rippen  keine  feinere  Stabform  entwickelt  i.st.  Die  Oefifnung 
des  Chors  nach  dem  etwas  breiteren  Langhause  hin  wird  durch  zwei  gothische 
Durchgangsbögen  bewirkt,  die  einen  vierseitigen  Pfeiler  zwischen  sich  haben 
und  an  die  Stelle  des  sonst  hier  vorhandenen  einen  Triumphbogens  getreten 
sind.  Das  Langhaus  hat  jetzt  eine  flache  Bretterdecke,  scheint  aber  früher 
ebenfalls  eingewölbt  gewesen  zu  .sein,  und  zwar  so,  dass  der  Scheidepfeiler 
der  beiden  Triumphbogenöffnungen  dabei  als  Träger  verwandt  wurde.  In 
diesem  Falle  kann  man  annehmen,  dass  es  mit  vier  kleineren  Kreuzgewölben 
überspannt  war  und  somit  noch  ein  zweiter  Pfeiler  in  der  Mitte  des  Langhau.ses 
stand,  der  da.s  Langhaus  in  zwei  Schiffe  (Frauen-  und  Männerseite)  theilte. 
Die    Bildung    der    Lichtöffnungen    in    der    platt    abschliessenden    Ostwand    des 


GUT   UND    KIRCHDORF   VARCIIENTIN.  21$ 

Chors  und  in  der  einen  Hälfte  der  Südwand  des  Langhauses  lässt  erkennen, 
dass  die  ursprünglichen  Theile  des  Kirchenbaues  der  Zeit  des  Ueberganges 
vom  romanischen  zum  gothischen  Stile  des  XIII.  Jahrhunderts  angehören. 
Denn  die  alten  Lichtöfifnungen  zeigen  die  bekannte  Schlitzform  der  früheren 
Zeit.  Der  im  Westen  vorgesetzte  Thurm  ist  ein  Holzbau.  Unter  den  archi- 
tektonischen Einzelheiten  der  Kirche  verdienen  die  Portale  auf  der  Nordseite 
und  Südseite  des  Langhauses,  die  innerhalb  eines  vorgeschobenen  und  ab- 
getreppten Mauerkerns  angelegt  sind,  eingehendere  Beachtung.  Der  Ostgiebel 
des  Chors  ist  Fachwerk,  wie  denn  der  ganze  Bau  erkennen  lässt,  dass  er  eine 
Zeit  lang  als  offene  Ruine  dastand.  Im  Innern  ist  die  Kirche  in  allen  ihren 
Theilen  in  den  fünfziger  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  erneuert. 

Der  Predigtstuhl  der  Kanzel  ist  aus  Stein  aufgemauert,  der  Schalldeckel  Innere  Ein- 
gehört   dem   XVII.  Jahrhundert    an    und    trägt    das    FERBER'sche   Wappen.  —     richtung. 
Orgel  und  Taufständer  sind  neu. 

Die  vorhandenen   Bilder  stammen  zwar  aus  älterer  Zeit,    sind  aber  erst    Bilder  und 

in    neuerer    Zeit    vom    Pation    der    Kirche    geschenkt    worden.      Andere    Alter-      zurück- 

thümer,  darunter  der  Torso  eines  grossen  Triumph-Christus,  eine  Mutter  Gottes      gestellte 

mit     dem     Kinde     auf     dem     Schoosse,     und     verschiedene    andere    qothische      "      , 

'  ^  werke. 

Schnitzereien,  sind  in  einem  Nebenraum  untergebracht.  Zu  erwähnen  sind 
ferner  ein  geschnitzter  Taufständer  des  XVI.  Jahrhunderts,  der  von  der  Familie 
ROSTKE  (Rostock)  gestiftet  ist,   die  Reste  eines  Epitaphs  u.  a.  m. 

Im  Thurm  hängen  drei  Glocken.  Die  grös.sere  (Dm.  1,22  m)  hat  die  Glocken. 
Inschrift  SOLI  DEO  GLORIA  und  dabei  die  Angabc,  dass  sie  unter  dem  Etats- 
und Landrath  CHRISTIAN  LUDWIG  KARL  VON  KLINGGRAEFF  und  seiner  Frau 
MARGARETHE  ELISABETH  VON  LÜTZOW  von  Joh.  Christian  Meier  zu  Neustrelitz 
1799  umgegossen  sei,  darüber  Krone  und  Engel.  Die  zweite  (Dm.  1,00  m) 
und  dritte  Glocke  (Dm.  0,73  m)  sind  ohne  Schrift  und  Zeichen. 

Vasa  Sacra.  i.  Silbervergoldeter  gothischer  Kelch  vom  Ivndc  des  \'asa  sacra. 
XIV.  oder  Anfang  des  XV.  Jahrhunderts,  auf  vierpassigem  Fuss,  welcher  .so 
gebildet  i.st,  dass  den  vier  Hauptpässen  vier  kleinere  Pässe  zwischcngefügt 
sind.  Auf  dem  Fuss  ein  kleiner  plastischer  Krucifixus  als  Signaculum, 
diesem  entgegengesetzt  ein  dem  XVI.  Jahrhiuidert  angehörendes  Kru.se'sches 
Wappen  mit  den  Initialen  M  •  K.  In  den  Rotuli  des  Knaufes  der  Name  iljCl'UG. 
eben.so  in  den  Annuli  des  Schaftes  iljcfu^  —  CtiftUG-  —  2.  Silberner  Kelch  auf 
rundem  Fuss,  aus  dem  sich  ein  sechsseitiger  Schaft  entwickelt.  Die  sechs 
Theilflächen  des  Fiisses  sind  mit  Gravierungen  geschmückt;  die  eine  dieser 
Flächen  enthält  das  Wappen  der  MARGRETA  MORDERS  mit  dcni  Datum  1618. 
während  oben  an  der  Kupa  das  Wappen  der  GÖDELL  HÖRN  zu  sehen  ist. 
Arbeit  des  Rostocker  Gold.schmieds  W;inckelmann\  —  3.  Silbervergoldeter 
Kelch  des  XVIII.  Jahrhunderts,  auf  sechspa.ssigem  Fu.ss.  An  der  Kupa  zwei 
Doppelmonogramme  unter  fünfzackiger  Krone,  von  denen  das  eine  F-B-V^O. 
und    das    andere    die  Buchstaben  A  •  J  •  B  •  V  •  O«   enthält.     Als    Stadtstempel 


2l6 


AMTSGERICHTSHEZIRK    STAVENllAGEN. 


ein  drcithüniiiges  Thor,  als  Meisterstenipel  ein  P.  —  4 — 8.  Neuer  silber- 
verf^oldetcr  Kelcli  mit  Patene,  dazu  eine  Oblatendose  und  zwei  Kannen:  alle 
fünf  Stücke  neuere  Hamburger  Arbeiten,  Geschenke  des  Erbherrn  JENISCH 
auf  X'archentin  —  9 — 12.  Krankcngeräth,  geschenkt  von  demselben,  dazu  ein 
kleiner  Krucifixus  und  zwei  Leuchter.  Gleichfalls  Hamburger  Goldschmieds- 
arbeiten. —  13.  Alter  Zinnkelch,  mit  der  Marke  des  englischen  Zinns.  — 
14.  Kleiner  silberner  Schöpflöffel,  ohne  Stempel. 


Schloss  zu  Varchentin. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Varchow. 


Geschichte 

des 

I  )orfes. 


Juf  der  Hurg  zu  Varchow  sitzt  in  alter  Zeit  das  mit  der  mächtigen  Familie 
Holstein  stammverwandte  Geschlecht  der  Kruse.  Schon  am  13.  Juli  1326 
gründen  vier  Mitglieder  die.ser  h'amilie  auf  Varchow  die  Kapelle  in  Lehsten.^) 
Am  22.  März  1342  erscheinen  Reynekinus  und  Th)  dericus  fratres,  dicti  Krusen 
in  villa  Verchowe.')  Nach  Art  vieler  alter  h'amilien  halten  die  Kruse,  welche 
später  auch  Krause  genannt  werden,  ihren  liesitz  lange  fest.  Noch  am  An- 
fang des  siebenzehnten  Jahrhunderts  l)liiht  die  Familie,  welche  inzwischen  auch 
die  benachbarten  Guter  Varchentin,  Kraase  und  liredenfelde  erwirbt,  dann  aber 
beginnt  der  Niedergang  ihres  Besitzes.') 


')  15  km  südlich   von  Stavenhajjen.     >()it  des   Vurch«,   oder   Hoclidorf,   wenn   die   Al)leitun(^ 
von  dem  allslaviKhen   >vrühu<   =  Gipfel  richtig  ist.     Vgl.  KUhnel,  M.  Jahrh.  XLVI,  S.  149. 
*)  M.  U.-H.  4749. 
•)  M.  U.  B.  6196. 
*)  Vgl.  Liwh,  M.  Jahrb.  XXIX,  S.  265  ff. 


GUT    UND    KIRCHDORF   VARCIIOW.  21 J 

Ausser  den  Krusen  haben  aber  auch  die  von  Kamptz  Antheile  in 
Varchow.  Henning  von  Kamptz  erscheint  1420  als  Inhaber  von  vier  Bauer- 
höfen und  acht  Hufen  daselbst.  Dass  dieser  Besitz  ein  sehr  alter  ist,  geht  aus 
einem  Zeugenverhör  vom  Jahre  1574  hervor.  Damals  weiss  keiner  unter  den 
Kamptzen  anzugeben,  wann  und  von  wem  sie  ihn  erworben  haben.  Da  jedoch 
Varchow  Stammlehn  der  Krusen  ist,  und  eine  Margaretha  Kruse  in  ältester 
Zeit  als  Ehefrau  eines  Kamptz  genannt  wird,  scheinen  diese  Güter  von  der 
Familie  Kruse  erheirathet  zu  sein.^)  Die  von  Kamptz  verkaufen  sie  in  den 
Jahren  1696  und  171 1  an  Dietrich  Otto  von  Winterfeld,  der  auch  einen 
Kruse'schen  Antheil  erwirbt.  Doch  im  Jahre  1755  kauft  Joachim  Ernst 
von  Kamptz  den  alten  Besitz  zurück  und  bildet  damit  das  seitdem  selbst- 
ständig gewordene  Gut  Klein- Varchow.-) 

Der  vorher  berührte  Niedergang  des  Kruse'schen  Besitzes  erhellt  aus 
den  unaufhörlichen  Verpfändungen,  welche  sich  durch  das  ganze  siebenzehnte 
Jahrhundert  hindurchziehen  und  mit  dem  im  Jahre  1700  an  Otto  Dietrich 
von  Winterfeld  geschehenen  Verkauf  Varchows  enden. ^)  Winterfeld  erhält 
den  Lehnbrief  über  das  ganze  Gut  Varchow  am  23.  April  1702,  muss  aber 
bei  dieser  Gelegenheit  auf  die  hohe  Jagd  verzichten.  W'ie  bereits  bemerkt 
worden,  veräussert  Winterfeld  den  früheren  Kaniptz'schen  Antheil,  welcher 
später  das  Gut  Klein- Varchow  bildet,  1755  an  Joachim  Ernst  von  Kamptz; 
der  zurückbleibende  Theil,  welcher  nunmehr  das  Gut  Gross- Varchow  bildet, 
geht  1756  in  die  Hände  des  Etatsraths  Christian  von  Klinggräff  über,  von 
dem  ihn  1803  der  Kammerrath  Johann  Karl  David  Zimmermann  erwirbt. 
Dessen  Rechtsnachfolger  ist  1821  der  Rathsherr  Martin  Jenisch  und  1828  der 
Banquier  Gottlieb  Jenisch.  Im  Jahre  1836  erwirbt  der  letztgenannte  das 
Kunkellehn  Varchentin.  1863  wird  auch  Varchow  Kunkellehn,  und  heute  sind 
beide  Güter  im  Besitz  der  Gräfin  Maria  Anna  Grote,  geb.  Jenisch. 

Wie  Varchentin,  so  gehört  auch  Varchow  mit  seinen  älteren  Filialen 
Bredenfelde  und  Lehsten  nicht  mehr  zur  Kamminer,  sondern  bereits  zur 
Schweriner  Diöcese  und  liegt  somit  ausserhalb  des  Landes  Circipanien,  dessen 
Grenze  hier  durch  die  Kittendorfer  Peene  gebildet  wird.  Die  Zugehörigkeit 
zur  Diöcese  Schwerin  ist  überdies  deutlich  aus  jener  Urkunde  vom  13.  Juli  1326 
zu  ersehen,  in  welcher  die  von  den  Bewohnern  des  Dorfes  Lehsten  und  von 
den  Krusen  auf  Varchow  neu  gegründete  Kirche  des  hl.  Nikolaus  zu  Lehsten, 
an  welche  heute  nur  noch  eine  Glocke  eine  Erinnerung  wachruft,  durch  den 
Bischof  Johann  von  Schwerin  als  F"ilia  zur  Kirche  in  Varchow  gelegt  wird.^) 
Damals  giebt  es  hier  einen  Kirchherrn  Thymo  (Timm).  Um  1520  verräth 
uns  die  Glocke  zu  Lehsten  den  Namen  des  Pastors:  es  ist  Nikolaus  Mandüvel. 
Um  1541  ist  Johann  Berckow  Pastor  in  Varchow,  der  (nach  Cleemann)  erst 
im  Jahre   1582  gestorben  sein  soll.     Aber  als  seinen  Substituten    und  späteren 


*)  Vgl.  C.  J.  G.  von   Kamptz,  Geschichte  der  FamiUe  von    Kamptz   1871,  S.  33. 
')  Kamptz,   a.  a.  O.,  §  319  ff. 
•)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 
*)  M.  U.-B.  4749. 


2lS  AMTSCEKiniTSREZIRK    STAVKNHAGEN. 

Nachfoljjer  fnulcii  wir  schon  1575  den  Marliinis  l^rathcring  auf  der  Pfanc.  Er 
unterschreibt  1577  die  Konkordienforniel.  hLine  Zeit  lang  nennt  er  sich 
Martinus  Moenius,  nimmt  aber  spater  den  Namen  Brathering  wieder  an,  wie 
aus  seinen  vielen  Briefen  an  den  Herzog  Uhich  ersehen  werden  kann,  und  ist 
nachweishch  noch  über  1614  hinaus  im  Amt  (nach  Cleemann's  Quellen  bis  1622). 
Ihm  folgt  Johann  Heinrici  bis  in  die  grossen  Unglücksjahre  1637  und  1638, 
die  ihn  y.ugleich  mit  seinen  Pfarrkindern  vertilgen.  Drei  Personen  giebt  es 
1648  in  Lehsten,  während  Varchow  und  Bredenfelde  menschenleer  geworden 
sind.  Doch  165 1  berufen  die  von  Kruse,  als  Inhaber  des  Patronats  von 
alter  Zeit  her,  wieder  einen  Pastor  nach  Varchow :  es  ist  Christian  Arnold 
I^nge  (7  1669).  Es  folgen  weiter:  1670  Joh.  Bernhard  Hartmann  (f  1676), 
1677  Friedrich  Sternhagen  (7  1703),  1704  Nikolaus  Breddin  (f  1738),  1738 
der  Sohn  Christoph  Joh.  Breddin  (7  1753  oder  1754),  1755  Adolph  Christoph 
Brasse  (7  1775)  und  1776  Kord  Joachim  Knöchel  (7  1801).  Ueber  die  Geist- 
lichen des  XIX.  Jahrhunderts  s.   Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  frühgothischer  Ziegelbau  auf  einem  Granit- 

fundament, mit  Chorschluss  aus  dem  Achteck  und  mit  lauter  zweitheiligen 
Fenstern,  deren  Wandungen  und  Laibungen  alt,  deren  Pfostungen  aber  neu 
sind.  Im  Innern  eine  neue  flache  Holzdecke,  wie  denn  überhaupt  die  ganze 
Einrichtung  neu  ist.  Das  Innere  des  alten  Thurms  hat  1860  eine  neue 
Wölbung  erhalten  und  dient  als  Raum  für  die  Taufen.')  In  einem  Anbau 
werden  noch  sieben  gut  geschnitzte  F'iguren  aus  einem  gothischen  Triptychon 
aufbewahrt.  In  der  Kirche  hängen  zwei  grosse  Bilder,  eins  vom  Pastor  Stern- 
hagcn  (gest  1704),  das  andere  vom  Pastor  Breddin,  dem  Schwiegersohn  und 
Nachfolger  jenes. 

Glocken.  Im  Thurm  zwei  Glocken.     Die  grössere  ist  ohne  Inschrift  und  Zeichen. 

Die  kleinere  hat  eine  zweizeilige  rund  herumlaufende  Inschrift  in  gothischen 
.Minuskeln.  Sie  ist  aber  nur  von  einer  Seite  her  erreichbar  und  lässt  sich 
daher  nur  theilwei.se  entziffern:   .  .  .  IjaUG  ÜrolUn*  •  IjiMinilUii  •  UVllfC  •  ilillticft 

ünrlioln  •  iodjiin  •  I.infeni.in  •  U  b  111  i  i*  •  anno  •  btmiini  •  nibUl'iii .... 

Aus  der  Jahrcs/ahl  1568  ist  somit  zu  ersehen,  dass  die  Glocke  zur  Zeit  des 
Pastors  Johann   Berchtnv  (Barkow)  gegossen  worden  ist.-) 

Kleinkunst  Kleinkunstwerke,      i.  2.  (jothischer  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss;    auf 

werke.  ^\^.l]  Kotuli  des  Knaufes  der  Name  IhHSVS.  Als  Signaculum  am  P'uss  die 
Kreuzigungsgruppe.  Keine  Werkzeichen,  weder  am  Kelch  noch  an  der  zu- 
gehörigen Patene.  —  3.  Grösserer  Kelch  des  XVIII.  Jahrhunderts  auf  sechs- 
passigem Fuss,  mit  einem  aufgelegten  Krucifixus  als  Signaculum.  Vom 
Ko.stocker  Meist<-r  DL  (Detlof  Lehmann)  Auf  der  Unterseite  die  In.schrift: 
JFR  •  MARIA  DOROTHEA  STERNHAGEN  ANNO  1719,  24  SEPT.     —    4.  5.   Kelch 

M.  J.ihrb.  Xl„  S.  211. 
;  l»ic   M;;i-!ii  V  6  tn   i  e   bedeuten    »verbiini   (lomitii   inaiict   in  clcrnutn«.     Iliiiler  der  Jahres- 
tahl mag    nutli    der   Name  de.s  Gicssers    folfjcn.      F.s   war    der  (ilcjckc    sehr    sclivvcr    bcizukonimen. 
Vgl,  Könnberg,  M.  Jahrb.  XL,  S.  211. 


GUT   UND    FILIAL-KIRCHDOKF    I5RKDENFELDE. 


219 


auf  rundem  Fuss,  auf  dessen  Unterseite  die  Inschrift  steht:  CHRISTI  ANUS 
SAMUEL  BREDDIEN  23  •  MÄRZ  1736.  Als  Stadtstempel  ein  dreithürmiges 
Thor  und  als  Meisterstenipel  (Tr),  ebenso  auf  der  Patene.  —  6.  Geräth  für  die 
Kranken-Kommunion,  Hamburger  Arbeit  (B  &,  G).  — -  7.  Silbervergoldete  länglich 
runde  Oblatendose,  mit  dem  Namen  der  Stifterin  SOPHIA  CHRISTINA  STERN- 
HAGIN  auf  dem  Deckel.  Stadtzeichen  wie  bei  No.  4  und  5.  Als  Meisterzeichen 
ein  Cursiv-F.  —  8.  Grosse  silberne  Kanne,  1854  von  GOTTLIEB  JENISCH  als 
Patron  der  Kirche  geschenkt.  Hamburger  Arbeit  (B  &  G).  —  9.  Taufbecken 
von  Messing,  mit  Adam  und  Eva  unter  dem  Baum. 


Am  Schulhause  zu  Lehsten  hängt  eine  kleine  Glocke,  die  bei  Sterbe- 
fällen gebraucht  wird.  Sie  soll  ursprünglich  auch  ihren  Platz  auf  dem  Thurm 
zu  Gross -Varchow  gehabt  haben,  aber  später  als  Vergütung  für  Glockengut, 
das  von  Lehsten  zum  Guss  der  Varchowschen  Glocke  geliefert  wurde,  dorthin 
gegeben  sein.  Alles  das  angeblich  noch  vor  dem  dreissigjährigen  Kriege. 
Nach  Niederlegung  der  Kirche  zu  Lehsten  (welche  erst  nach  dem  dreissig- 
jährigen Kriege_ statthatte),  ist  die  Glocke  in  Lehsten  geblieben.     Ihre  Inschrift 

lautet:   aiio  Olli  •  111  •  cfL-L'ij:i:  •  IJLT  iiicDiauG  niaiiblilui  •  tjclp  •  ijab  •  Uiibc 

Ij  •  llianja  •  j^ictcr  •      Zwischen    den  einzelnen  Wörtern    der  Inschrift  .statt  der 
Punkte  kleine  Blatt -Verzieruneen. 


Das  Gut  und  Filial-Kirchdorf  Bredenfelde. 


')  Fa.st  12  km  südsUdöstlich  von  Stavenhagen.  Der  Name  wird  wahrscheinlich  von  der 
alten  Adelsfamilie  der  Krede  al)7.uleiten  sein,  wenngleich  wir  von  deren  Heziehiingen  zum  Cute 
nichts   wissen. 

«)  M.  L'.-H.  7829. 

')  Akten   im   (Irossh.  Archiv. 


Dorfes. 


as  Gut  Bredenfelde  ist  in  alter  Zeit  unter    mehrere   Besitzer    getheilt    und    Geschichte 
kommt     erst     verhältnissmässig    spät     in     eine     einzige    Hand.       Am  des 

12.  November  1353  verleiht  Fürst  Bernhard  von  Werle  den  Gebrüdern 
Henning  und  Hardeloff  Voss  neue  Besitzungen  in  Bredenfelde  und  bestätigt 
ihnen  die  alten  daselbst.-)  Dies  der  eine  Theil.  Der  andere  Theil  wird  von 
den  Krusen  auf  Varchentin  besessen,  bildet  eine  Pcrtinenz  dieses  Gutes  und 
theilt  dessen  Schick.sale  bis  ins  neunzehnte  Jahrhundert. 

Die  von  Voss  halten  ihren  Antheil  bis  zum  Jaiire  1702  fest;  dann 
treten  sie  ihn  an  Vincent  von  Aven  ab,  welcher  am  8.  Oktober  desselben 
Jahres  um  Ertheilung  des  Lehns  über  Bredenfelde  bittet  und  den  Lehn- 
brief   erhält.^)       Nach    des.sen    Tode    übernimmt    sein    Tochtersohn    Friedrich 


220  AMTSCKKkll  rSÜKZIRK    STAVKNUAGEN. 

August  von  Kalkrciith  in  der  Auseinandersetzung  mit  seinen  Miterben  das 
Gut,  um  es  i  ""Jl  dem  Ktatsrath  Christian  von  Klinggräfif  auf  Chemnitz  und 
Pinnow  zu  verkaufen,  welcher  inzwischen  das  Gut  V^archentin  mit  seinen  Per- 
tinenzen,  also  auch  mit  denen  in  Hredenfelde  erworben  hat.^) 

Die  Kruseschen  Antheile  von  I3redenfelde  kommen  theihveise  in  die 
Hände  des  Otto  Dietrich  von  Winterfeld  und  in  die  eines  Gottschalk. 

Nachdem  darauf  die  von  Kruse  ihre  Rechte  im  Jahre  1693  dem  Geheimrath 
Johann  Levin  P'crber  abgetreten  haben,  eri eicht  dieser  von  Herzog  Gustav  Adolf 
die  Allodificierung  V^archentins  nebst  Pertinenzen  und  dessen,  was  er  hinzu- 
erwerben würde.  Doch  die  Ailodialität  des  Besitzes  wird  ihm  durch  Herzog 
Friedrich  Wilhelm  wieder  genommen,  dafür  aber  sein  Besitz  zum  Kunkellehn 
gemacht,  und  nun  gelangen  1719  auch  die  Antheile  des  Winterfeld  und  des  Gott- 
schalk in  seinen  Besitz.  Daher  ist  Bredenfelde  noch  heute  zum  Theil  Mann-, 
zum  Theil  Kunkellehn.-)  Im  Jahre  1752  stirbt  der  Hofmeister  Johann  Friedrich 
von  Ferber  auf  Varchentin,  Bredenfelde  und  Kraase,  ohne  Leibeserben  zu 
hinterlassen.  In  Folge  davon  erhält  seine  Schwester,  die  verwittwete 
von  Klinggräfif,  diese  Güter  in  der  I^>btheilung  und  tritt  sie  1760  ihrem  Sohn, 
dem  Etatsrath  Christian  von  Klinggräfif  ab,  von  dem  oben  bereits  bemerkt  ist, 
dass  er  auch  den  Voss'schen  Antheil  an  Bredenfelde  erwarb.  Nach  seinem 
Tode  übernimmt  1809  Ernst  Moritz  von  Heyden  das  nunmehr  zu  einem 
Ganzen  vereinigte  Gut,  veräussert  es  aber  kurz  vor  seinem  am  29.  December  1815 
erfolgenden  Hinscheiden  an  den  Premier- Leutnant  von  Arenstorfif  aus  dem 
Hause  Sadelkow.  Indes.sen  macht  sein  Neffe  VVichard  Wilhelm  von  Heyden 
das  agnatische  Vorkaufsrecht  hinsichtlich  des  Mannlehn -Theils  geltend  und 
envirbt  1816  Bredenfelde  durch  Vergleich  zurück.  Seitdem  ist  es  Heyden'schcr 
Besitz  geblieben. 

Ueber  die  kirchlichen   Verhältnisse  s.   bei   Varchow. 

Kajjclle.  Kapelle.      Die  Kapelle  in  Bredenfelde  ist  ganz  neu,  ebenso  sind  es  die 

Glocken   und  die   Vasa  sacra. 


Das  Kirchdorf  Briggow.^) 

(Icschichtc   B&^l-'>  Gemeke  Ko.s.sebade    im  Jahre    1350  zu.sammen   mit   .seinen  Vettern  und 

r»    f  Söhnen    den    Berend    Maltzan    und    dessen    Brüder    wegen    zahlreicher 

.schwerer    Vergewaltigungen    .seiner    Besitzungen     mit    Raub    und    Brand    beim 

Herzog  Albrecht  verklagt,  da  nennt  er  unter  .seinen  geschädigten  Gütern  auch 

')  Akten  im  (jrossh.  Archiv. 

•)  Akten   iTi  <^;rossh.  Archiv. 

•;  12  km  s'i<!sUcI<istlich  von  StavcnhaKen.  KUhnel,  M.  Jahrb.  XI.VI,  S.  29,  verbindet  den 
Namen  Iteßerrowe  mit  den  altslavischen  Wort.stämmcn  l)egu  =  Flucht  und  begarl  =  Läufer  und 
ttbersetzt  ihn  mit  »Ort  des  Wgarc    Da.s  könnte  also  soviel  sein  wie  der  deutsche  Ortsname  Lauffen. 


KIRCHDORF   BRIGGOW.  221 

einen  Hof  zu  Briggow  (tu  Begerrowe,  tho  Beggherow).*)  Dreissig  Jahre  später, 
um  1381,  finden  wir  dort  auch  den  Knappen  Günther  Stalbom  angesessen.-) 
Neben  den  von  Stalbom  treten  nachher  im  XV.  Jahrhundert  auch  die  von 
Wozenitz  (Wotzen,  Wutzen)  auf.^)  Die  meisten  Antheile  aber  am  Dorf  erwirbt 
in  der  Folge  das  Kloster  Ivenack,  sodass  es  im  Amtsbuch  von  1 565/1576 
heisst,  das  Dorf  gehöre  dem  Klosteramt  Ivenack  mit  allen  Rechten  und  Ge- 
rechtigkeiten, doch  seien  einzelne  Bauernhöfe  da,  deren  Eigenthum  den  Herren 
Kaspar  Ganz,  Joachim  Arenstorff  und  Kune  Hane  gehöre.  Einige  dieser  An- 
theile gehen  an  die  Familie  Voss  über.  Aber  eine  Konsolidierung  des  Gutes 
gelingt  erst  im  XVII.  Jahrhundert  (1647,  1670,  1674,  1691)  dem  Hans  Friedr. 
von  Krackewitz,  der  am  25.  April  1702  von  Herzog  Friedrich  Wilhelm  den 
Lehnbrief  erwirkt.  In  Krackewitz'schen  Händen  bleibt  Briggow  bis  1791.  In 
diesem  Jahre  geht  es  an  die  Familie  von  Oertzen  über,  die  es  noch  heute 
besitzt. 

Ueber  die  Gründung  der  Kirche  und  ihre  ursprünglichen  Verhältnisse 
ist  nichts  bekannt  geworden.  Um  1638  ist  sie  Filia  der  Kirche  zu  Gross- 
Helle.  1648  ist  an  beiden  Orten  alles  wüste  und  leer.^)  Man  nimmt  einen 
Anschluss  an  Stavenhagen  in  Aussicht,  aber  es  kommt  nicht  dazu.  Im  Visi- 
tationsprotokoll von  1662  heisst  es,  dass  die  von  Arenstorff  das  Patronat 
gehabt  haben.  Es  ist  ferner  eine  aktenmässig  festgestellte  Thatsache,  dass 
der  gen.  von  Krackewitz  mit  dem  Arenstorff'schen  Grundbesitz  auch  das 
Patronat  erwirbt,  und  dass  die  Kirche  unter  Krackewitz'schem  Patronat,  und 
zwar  zusammen  mit  ihrer  ehemaligen  Materkirche  in  Gross -Helle,  in  ein  Filial- 
Verhältniss  zur  Kirche  in  Mölln  tritt,  wie  es  auch  heute  wieder  besteht.  In- 
zwischen aber  ist  sie  mehrfach  hin  und  her  gewandert:  schon  im  XVIII.  Jahr- 
hundert von  Mölln  wieder  fort  zur  Kirche  in  Gross -Varchow  und  von  dieser 
zur  Kirche  in  Kastorf.      Seit    1829  aber    ist   sie  wieder  mit   Mölln  verbunden.-') 

Kirche.     Die  neugothische  Kirche  ist   1866  in  nicht  gerade  glücklichen       Kirche. 
Formen  erbaut.     Im   Innern  eine  flache  Decke,    im  Osten  eine  Apsis  aus  dem 
Achteck.     13ie  innere  I^inrichtung  ist  ebenfalls  neu  und  bietet  nichts  Bemerkens- 
werthes. 

Im  Thurm  drei  Glocken  übereinander.     Die  unterste  und  grös.ste  Glocke     (Hocken. 
(Dm.  0,97  m)  ist    die    jüngere.     Sie  ist  laut  Inschrift    1722  unter  dem   Patronat 
des  CHRISTIAN  FRIEDERICH  V.  KRACKEWITZ,  llochfürstlich  Mecklenburgi.scher 
Kapitän,  und  zur  Zeit  des  Pastors  ANDREAS  BARCKOW  zu  Kastorf  von  Michael 
Begun  gegossen  worden.      Die  zweite  Glocke  (Dm.  0,91    m)  ist  die  ältere.      Sie 


')  M.  U.-B.  7142.  Das  Register  des  Urkundenbuches  identiticiert  allerdings  Briggow  und 
Beggerrowe,  aber  es  ist,  wie  Grotefend  mit  Recht  erinnert,  nicht  zu  übersehen,  dass  es  auch  in 
Pommern  ein   Beggerow  giebt.      Hier  muss  also  auf  weitere   .Vufklärung  gewartet   werden. 

■•')  M.  L'.-B.  1 1  360. 

^)  Akten   im   Grnssh.  Archiv. 

*)  Groth,   M.  Jahrb.  VI,   S.  137. 

')  Stuhr,   Kirchenbücher  .Mecklenlmrgs    .\I.  Jahrb.  I,X,   S.  20.   21. 


222  AMTSGERTCTITSBEZIRK    STAVENHAGEN. 

ist  1696  unter  dem  Patronat  des  HANS  FRIEDRICH  V.  KRACKEWITZ  von  Ernst 
Siebenbaum  gegossen.  Ausserdem  eine  dritte  Glocke.  Aber  sie  ist  so  gehängt, 
dass  sie  sich  nur  mit  den  grössten  Schwierigkeiten  besichtigen  lässt.  Indessen 
ist  uns  ihre  Inschrift  im  Inventar  von  181 1  erhalten.  Darnach  ist  sie  der 
Kirche  von  MARIA  ELEONORA  VON  KRACKEWITZ  geschenkt  und  1742  von 
Joh.  Heinrich  Scheel   in  Stettin  gegossen  worden. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,      i.   2.  Kelch    mit  Patene    von    dem    Güstrower  Gold- 

werke. Schmied  Lenhard  Mestlin,  17 15  von  URSULA  ELISABETH  VON  KRACKEWITZ 
gestiftet.  Am  Fusse  ihr  Wappen.  —  3.  4.  Silbervergoldeter  Kelch  mit  Patene, 
gestiftet  1755  von  S  •  E  •  V.  KRACKEWITZ.  Auf  der  Unterseite  des  Kelch- 
fusses  ein  undeutlicher  Stadtstempcl  neben  dem  Meisterstempel  J.  F.  M.  — 
5.  Länglich  runde  Oblatendose  auf  vier  Füssen,  gestiftet  1749  von  CD.V«  K. 
Auf  der  Unterseite  als  Stadtstempel  ein  Thor  mit  drei  Thürmen,  als  Meister- 
stempel A.  F.  S.  —  6.  Messingbecken  mit  Verzierungen  auf  dem  Rande.  Im 
Innern  der  Name  CHRISTOF  RICHTER  A  .  1703.  —  7.  Neues  Taufbecken,  ge- 
stiftet  1898  von  der  P^amilie  V  •  OERTZEN. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Tarnow.') 

("•eschichte  ^Mn  Tarnow  sitzen  .schon  1273  die  Dargatz.  In  diesem  Jahre  bewidmen 
des  Itt^fli  h>iedrich  und  Gothan  Dargatz  die  Kirchen  zu  Kleeth  und  Tarnow 
Dorfes.  ^^^  verleihen  ihnen  einen  Priester.-)  Im  Jahre  131 2  vergleichen  die  Fürsten 
Nikolaus  und  Johann  von  Werle  einen  Streit  des  Klosters  Reinfeld  mit  den 
Dargatz  wegen  des  Patronates  der  Kirche  in  Kleeth.^)  Weitere  Nachrichten 
aus  dem  Mittelalter  fehlen.  Mit  dem  1505  erfolgten  Aussterben  der  Dargatz 
scheint  das  Gut  an  die  Maltzan  gekommen  zu  sein,  denn  1520  gehört  es  theil- 
weise  zu  Schorssow,  und  später  finden  wir  es  mit  dem  im  Maltzan 'sehen 
Besitz  befindlichen  Gut  Kittendorf  vereinigt.*)  1625  verpfändet  Franz  Maltzan 
Tarnow  an  Daniel  Gebben  auf  20  Jahre  und  1644  auf  weitere  20  Jahre  an 
die  Gebben'schen  Erben,  welche  es  1672  an  Valentin  Christoph  von  Barner 
cedieren.  Bald  darauf  wird  Tarnow  von  den  von  Maltzan  wieder  eingelöst. 
Wenigstens  ist  es  1700  schon  wieder  in  ihrem  Besitz,  diesmal  bis  1779.  Von 
1779  bis  1786  haben  es  die  von  Zülow.  Dann  aber  ist  es  bis  18 19  wieder  in 
Maltzan'schcn  Händen.  1819  hat  es  Georg  Ilabcrland,  1836  Karl  Neumann, 
184«  I*"riedr.  Wilh.  Burchard,  1855  Karl  August  von  Mcjenn,  1860  Joh.  Ileinr. 
Karl  Schüder,  1872  Gustav  Adolf  Bock  und  von  1896  an  bis  jetzt  Gustav 
F'ranz  Wendenburg. 

')  13  km  »UdsUdöstlich   von  Stavenhagen.      >C)rt    des  Tarn«    oder   > Dorndorf ».      Altslavisch 
tronü  =  nom;  Kuhnel  .VI.  Jahrb.  XLVI,  S.  142. 
•)  M.  U.-H.  1300. 
•)  M.  U.-I'..  3538. 
*)  Lisch,  Geschl.   Maltzan    IV,   .S.  492.     Akten   im   (Irossli.   Archiv. 


GUT    UND    FILIAL- KIRCHDORF   TARNOW. 


223 


Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  siehe  bei  Mölln  (Amtsgerichtsbezirk 
Penzlin).  1648  ist  das  Dorf,  in  dem  es  vor  dem  Kriege  sechs  Bauern  und 
einen  Kossäten  gegeben  hat,  v^öllig  wüst  und  menschenleer.  1703  werden 
wieder  vierunddreissig  Beichtkinder  gezählt.*) 

Kapelle.     Die    Kapelle    ist    ein  Fachwerkbau    in   Form    eines    regulären      Kapelle. 
Achtecks    und    mit    einer    flachen  Decke    geschlossen.     Die  innere  Einrichtung 
im    klassicierenden  Stil    des  XVIII.  Jahrhunderts    ist    unbedeutend.     Altar  und 
Kanzel  befinden  sich  an  der  nordwestlichen  Seite. 

Im    freistehenden  Glockenstuhl    neben    der  Kapelle   zwei  Glocken,    eine     CUocken. 
grössere    und    eine   kleinere.     Beide   sind    1760   unter  dem  Patronat  des  KARL 
LUDWIG   VON   VIEREGGE   von   Joh.  Val.  Schultz    in   Ro.stock   greorossen    worden. 


Kleinkunstwerke,      i — 3.  Zwei    Zinnkelche    und    eine    Zinnpatene,    alle  Kleinkunst- 
drei mit  der  Marke  des  englischen  Zinns.  —  4 — ^.  Zwei  Zinnleuchter,  der  eine       werke, 
gestiftet    laut    Inschrift    von    PETER  WULF  1692,    der    andere    von 
FRANTZ   BOOCHMANN  1692.      Bei  beiden  als  Stadtstempel  der  wer- 
lesche  Stierkopf  und  der  nebenstehende  Meisterstempel. 


1 ,    uti    eine 


»)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  137. 


Au.-i   dem   Schlosspark    /u    I\Lnack. 


224  VORGESCHICHTLICHE   STELLEN. 


Die  wichtigsten  vorgeschichtlichen  Stellen 

in  den  Amtsgerichtsbezirken  Teterow,   Malchin  und  Stavenhagen. 

Amts-  Atntsgerichtsbezirk   Teterow.      Teterow.      Kegelgrab    an    der 

gerichts-     Eisenbalin    bei     Teterow,    worin    zerbrochene    Aschenurnen    mit    zerbrannten 
hc'zirk       Kinderknochen,   ein  Ring  und  eine  Nadel  aus  Bronze,  sowie  mehrere  Spindel- 
steine  und  Perlen  gefunden  wurden.     Lisch,  M.  Jahrb.  XXIX,  Q.-B.,  S.  2. 

Auf  der  »Borgwallinsel«  im  Teterower  See  ein  Burgwall,  ca.  lOO  Schritt 
lang  und  40  Schritt  breit,  8  m  über  dem  Wasserspiegel.  Lisch,  M.  Jahrb. 
XXVI,  S.  181.     Siehe  o.  S.  i   und  2. 

Pampow.  Beim  Bau  des  neuen  Hofes  fand  man  1847  mehrere  Urnen 
von  schwarzer  und  brauner  Farbe  mit  und  ohne  Henkel  und  mit  Verzierungen, 
die  auf  einen  alteisenzeitlichen  Begräbnissplatz  schliessen  lassen.  Lisch,  M. 
Jahrb.  XIII,  S.  381. 

Levitzow.  In  einem  früheren  Grabhügel  fand  man  im  Anfang  des 
XVlIl.  Jahrhunderts  einen  (römischen)  Becher  von  dunkelblauem  Glase,  der 
sehr  schön  erhalten  war.  Er  wird  im  Grossherzoglichen  Museum  aufbewahrt. 
Lisch,  M.  Jahrb.  XXXVII  B,  S.  234.  —  Ueber  neuerdings  gefundene  Urnen- 
gräber und  VVohngruben  ist  noch  nichts  näheres  bekannt  geworden. 

Bülow.  Am  See  ein  schöner,  jetzt  ebengemachter  Burgwall  wendischen 
Charakters. 

Klein -Lukow.  Nicht  weit  vom  Malchiner  See  bei  Klein -Lukow  findet 
sich  ein  Hügel  mit  einem  Krdwall,  der  »Burgwall«  genannt.  Lisch,  M.  Jahr- 
buch IV  B,  S.  93,  XXXVIII,  S.  163.  Ueber  einen  Moorfund  jüngerer  Bronze- 
zeit, sehr  ähnlich  denen  von  Basedow  und  Dahmen,  vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII, 
Seite  376. 

Grubenhagen,  Moltzow  und  Vollrathsruhe.  Die  Feldmarken  von 
Grubenhagen,  Ilallalit,  Steinhagen  und  Vollrathsruhe  sind  mit  heidnischen 
Gräbern  übersäet,  während  mitten  dazwischen  die  Feldmark  von  Glocksin, 
wahrscheinlich  durch  die  Ackerkultur,  völlig  rein  von  Steinen  und  Grabhügeln 
ist.  Li.sch,  M.  Jahrb.  VI  B,  S.  70.  Beltz,  Vorgeschichte,  S.  37.  Untersucht 
sind  erst  wenige:  eine  Au.sgrabung  des  Dr.  Beltz  bei  Hallalit  1900  ergab  in 
einem  sehr  grossen  Kegelgrabe  und  anschliessendem  niedrigen  Grabhügel  sehr 
werthvolle  Funde  aus  der  älteren  Bronzezeit  (im  Besitz  des  Herrn  von  Tiele- 
Winckler  auf  VoUnithsruhe). 

Hallalit.  In  den  Tannen  ein  zum  Theil  noch  erhaltenes  Hünengrab; 
vgl.  Beltz,  .M.  Jahrb.  LXVI,  S.  126. 


Malchin. 


VORGESCHICHTLICHE   STELLEN.  22$ 

Amtsgerichtsbezirk    Malchin.     Malchin.     Der  »Kätelberg«,  un-        Amts- 
gefähr    eine   Viertelmeile   von    der   Stadt   entfernt,    ist  ein  früherer  Begrähniss-      gerichts- 
platz.      Man    fand    dort    unverbrannte    Gebeine,    eine   granitene    Steinaxt,    eine     ^j^'^'/ 
Urne  mit  verbrannten  Knochen  und  zwei  bronzene  Beschläge.     Ritter,  M.  Jahr- 
buch VI  B,  S.  31.    —    Eine  Viertelstunde   südöstlich   von   der  Stadt   liegt  der 
»Borgwall«.     Der  Burgwall   bildet  ein  grosses  rundliches  Viereck,    welches  ca. 
125   Schritt  im  Durchmesser  hat  und  sich  ca.   2  Meter  noch  über  die  Wiesen- 
höhe erhebt.    Dieser  Burgwall  mag  in  heidnischer  Zeit  der  Sitz  der  Verwaltung 
des  Landes  Malchin  gewesen  sein.     Lisch,  M.  Jahrb.  XXXVIII  B,  S.  174.     Im 
Jahre   1822  wurden  unter  einem  Steine  mehrere  Bronzedolche  ganz  alter  Form 
angetroffen.     Vgl.  zuletzt  Beltz,   Vorgeschichte,  S.  304.  —  Ueber  ein  im   Hain- 
holze  1894  zerstörtes  Urnenfeld,    dessen  Funde  zerstreut  sind,    ist  leider  nichts 
Näheres  zu  ermitteln  gewesen. 

Gorschendorf.  An  der  Chaussee  von  Neu -Kaien  wurden  1852  vier 
eisenzeitliche  grosse  Urnen  gefunden,  worin  sich  zerbrannte  Knochen  befanden. 
Lisch,  M.  Jahrb.  XXI,  S.  241.  F^in,  anscheinend  wendisches,  Skelettgräberfeld 
ist   1894  aufgedeckt. 

Pisede.  Einen  an  der  Rostock -Neubrandenburger  Chaussee  gelegenen 
grossen  ovalen  Begräbnissplatz  von  ungefähr  22  Meter  Länge  und  16  Meter 
Breite,  in  welchem  ein  Hünengrab,  zwei  Kegelgräber  und  ausserdem  noch  be- 
sondere Urnen  mit  nicht  unbedeutenden  bronzezeitlichen  Funden  entdeckt 
wurden,  beschreibt  ausführlich  Lisch,  M.  Jahrb.  XXI,  S.  234. 

Basedow.  Auf  der  Feldmark  des  Gutes,  ungefiihr  500  Schritte  vom 
Malchiner  See,  stand  ein  Kegelgrab,  in  dem  man  Waffen  und  Geräthe  von 
Bronze  fand,  die  im  Grossherzoglichen  Museum  aufbewahrt  werden.  Lisch, 
M.  Jahrb.  XXXVI  B,  S.  134.  135.  Die  Feldmark  ist  ungemein  reich  an  vor- 
geschichtlichen Denkmälern:  im  Park  zwei  .steinzeitliche  Hünengräber;  am 
Fuchsberge  rechts  von  der  Chaussee  jungstein/.eitliche  Flachgräber;  vgl.  Beltz, 
M.  Jahrb.  LXIV,  S.  125.  Die  zahlreichen  Hügel  im  .  Thiergarten  <  haben  sich 
bei  Gelegenheit  des  Chausseebaues  1898  und  durch  Ausgrabungen,  die  Dr.  Beltz 
damals  und  seitdem  wiederholt  vorgenommen  hat,  als  Grabhügel  erwiesen, 
die  zum  Theil  der  Steinzeit,  zum  Theil  der  jüngeren  Bronzezeit  angehören; 
erhalten  i.st  ein  grö.s.seres  Steinkistengrab,  vgl.  Beltz,  M.  Jahrb.  LXIV,  S.  123. 
Ueber  einen  jungbronzezeitlichen  Moorfund  berichtet  Lisch,  M.  Jahrb.  Xl\',  S.  320. 
—  Die  Lage  des  Schlosses  und  einige  Funde  machen  es  wahrscheinlich,  da.ss 
es  sich  auf  den  Fundamenten  eines  wendischen  Burgwalls  erhebt. 

Demzin.  Ueber  eine  schöne,  wohl  einem  Grabe  entstammende  Lanzen- 
spitze  vgl.  Beltz,  M.  Jahrb.  LXI,  S.  210. 

Lupendorf.  I-'in  1899  bekannt  gewordenes  Urnenfeld  i.st  noch  nicht 
weiter  untersucht. 

Schwinkendorf.       1842    wurden    hier    römische    Gegenstände    gefunden 
Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  VIII  B,  S.  51. 

15 


226  VORGESCHICHTLICHE   STELLEN. 

Rothenmoor.  Früher  gab  es  ein  Hünengrab  an  einem  Berge  am  Gross- 
Stüder  See.  darin  zertrümmerte  Urnen  gefunden  wurden.  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII, 
S.  362.  Die  Feldmark  ist  überhaupt  reich  an  Gräbern.  Ein  Kegelgrab  mit 
einer  Steinkiste  liegt  nicht  weit  vom  Dorfe  hart  am  Wege  nach  Dahmen. 
Fbcnda.selbst  mehrere  Grabstätten,  worin  bronzene  Hals-  und  Armringe,  Heftel 
und  Knöpfe  gefunden  wurden.  Lisch,  M.  Jahrb.  VII  B,  S.  24  und  XVI, 
Seite  260. 

Sagel.  Auf  der  Feldmark  ein  Burgwall.  Nahebei  der  »Hexenberg« 
und  auf  dem  Felde  Peschendorf«  eine  runde  Stelle  von  26  Schritt  im  Durch- 
messer, die  mit  einem  alten  verfallenen  Graben  umgeben  ist.  Lisch,  M.  Jahr- 
buch W  H,  S.  92.  Auf  derselben  Sageischen  Feldmark  wurde  eine  Steinkiste 
von  fünf  starken  Granitblöcken  freigelegt.  Darin  zwei  Kinderskelette  und  noch 
einige  Knochen.     Lisch,  M.  Jahrb.  VIII  B,  S.  90. 

Dahmen.  Ueber  einen  jungbronzezeitlichen  Moorfund  vgl.  Lisch,  M.Jahr- 
buch X,  S.  283.     Beltz,   Vorgeschichte,  S.  71. 


Amts  Amtsgerichtsbezirk     Stavenhagen.       Stavenhagen.       An    der 

gerichts-  Grenze  des  Stadtfeldes  lag  ein  im  Jahre  1283   urkundlich  erwähntes  Hünengrab 

,   ^"^  >,sepulchrum   gigantis«.     Die  Stelle,    wo   dieses  Grab   gelegen,    ist   der   heutige 

Staven-  j^^^^^j^  j j^^,     M.  Jahrb.  III  B,  S.  116. 

nagen.  '^  ■'  ' 

Neu -Bauhof.  1860  wurde  im  Moor  ein  Fund  von  Bronzen  gemacht, 
die  zu  den  ältesten  des  Landes  gehören.    \^gl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XXVI,  S.  144. 

Basepohl.  Von  einem  in  cien  achtziger  Jahren  angeschnittenen  und 
zerstörten   L'rnenfelde  ist  leider  nichts  erhalten  als  diese  Nachricht. 

Reutershof.  Auf  dem  Acker  des  Gutes  fanden  sich  Grabstätten,  die 
durch  Steinsetzungen  im  Frdboden  gebildet  wurden,  in  deren  Mitte  ein  oder 
mehrere  Urnen  standen.  In  der  grö.sseren  lagen  ein  Hing  von  2'  2  Centimeter 
Durchmesser  und  ein  offener  Armring  von  Bronze.  Beltz,  .M.  Jahrb.  XLVII, 
S.  292;    über  spätere  F'unde  M.  Jahrb.  LXI,  .S.  209. 

Fahrenholz.  In  der  Nähe  (nach  einer  Beschreibung  von  1584)  ein  alter 
»Wendenkirchhof«,  eine  dem  Pa.stor  und  Küster  als  Acker  zugewiesene  vor- 
geschichtliche Grab.stätte,  für  welche,  wie  man  sieht,  im  XVI.  Jahrhundert  der 
Name  »wendischer  Kirchhof"  gebraucht  wurde.  Von  wie  langer  Zeit  her,  ist 
natürlich  nicht  zu  sagen.     Lisch,   M.  Jahrb.  XXV,  S.  248. 

Bei  Kastorf  und  Wolde  liegen  Burgwälle  wendischen  Clian.kters  (vgl. 
Li.sch,  M.  Jahrb.  XXV,  S.  270  und  272),  welche  zu  dem  ausgedehnten  Befe.sti- 
gungs.system  an  der  Grenze  des  Tollen.ser-  und  Rhedarieilandcs  gehören.  Vgl. 
Beltz,  Vorgeschichte,  S.  162  und  vier  Karten  zur  Vorgeschichte  von  Mecklen- 
burg IV. 


VüRGESClIICHTLiCHE   STELLEN.  22/ 

Kittendorf.  Ein  Hünengrab  wird  genannt:  M.  Jahrb.  III  B,  S.  119.  — 
Beim  Bau  der  Chaus.see  von  Waren  nach  Stavenhagen  wurde  auf  der  Feldmark 
Kittendorf  ein  Hügelgrab  aufgebrochen,  worin  eine  Urne  mit  zerbrannten 
Knochen  und  auf  derselben  ein  kleines  gehenkeltes  Gefäss  aus  'ihon  zum 
Vorschein  kamen.  Lisch,  M.  Jahrb.  XII,  S.  414.  Das  Grab  wurde  später  als 
ein  »Römergrab«  angesprochen,  nachdem  man  noch  ein  unverbranntes  Skelett 
mit  Bronze-  und  Silbersachen  römischen  Ursprungs  gefunden  hatte.  Lisch, 
M.  Jahrb.  XXXVII  B,   S.  223. 

Clausdorf.  Ein  Urnenfeld  älterer  Eisenzeit  ist  1900  von  Dr.  Bcltz 
untersucht  (noch  nicht  veröffentlicht,  Funde  im  Grossherzoglichen  Museum).  — - 
Am  See  ein  kleiner  wendischer  Burgwall;  nahe  dabei  wendische  Brandgruben 
(Wohn-  oder  Grabstätten.'). 

Varchentin.  Ueber  Gräber  der  jüngeren  Bronzezeit  vgl.  Li.sch,  M.  Jahr- 
buch X,  S.  286.     Beltz,   M.  Jahrb.  LXI,  S.  219. 


Schliesslich  mag  hier  nachgetragen  werden,  dass  im  Pfarrgarten  zu 
Borgfeld  L^eberreste  einer  alten  Befestigung  erhalten  sind,  die  freilich  weniger 
auf  die  vorgeschichtliche  Zeit  als  auf  das  Mittelalter  hinweisen.  Sie  sind 
im  Geviert  angelegt  und  etwas  erhöht.  Der  innere  Umfang  beträgt  ungefähr 
400  Schritt.  Auch  ist  der  Platz  auf  drei  Seiten  von  einem  5 — 6  Meter  breiten 
Graben  umgeben,  während  er  nach  Westen  hin  an  einen  kleinen  Teich  anstösst. 
Schmidt,  M.  Jahrb.  XLVI  B,  S.  309. 


Hlick   auf  die   Stadt    renzliii. 


Amtsgericlitsliezirk  Penzlin. 


Geschichte 

der 

Stadt. 


Die  Stadt  Penzlin.') 

eschichte  der  Stadt.  Zum  ersten  Mal  urkundlich  genannt  wird  der 
Ort  als  Dorf  unter  vielen  anderen  Dörfern  im  Jahre  1170  bei  der 
Gründung  des  Klosters  Hroda,  das  Fürst  Kasimar  von  Pommern 
dem  Domstifte  zu  Havelberg  überweist^)  Es  sind  im  Tollense- Lande  die 
Dörfer  Hroda  (Bruode),  Weitin  (Woiutin),  Chemnitz  (Caminiz),  Woggersin 
(Wogarzin),  Lebbin  (Szilubin),  Kalübbe  (Calubye),  Passentin  (Patsutin),  Wulken- 
zin  (VVolcazcin),  Krukow  (Crukowe),  das  untergegangene,  anscheinend  zwischen 
Krukow  und  Alt-Rehse  gelegen  gewesene  Michnin,')  Penzlin  (Pacelin),  Gross- 
Vielcn  (Vilim),  Klein -Vielen  (Vilim  Carstici),  1  lohen -Zicrit/.  (Cyrice),  Wustrow 
(Wuzstrowc,  castrum  cum  villa),  ferner  im  Rhedarier- Lande  (Kaduir)  oder  Lande 
Stargard  Podewall  (Pcjclulin),  die  untergegangenen  Dörfer  Tribenow  (Tribinowc) 
und  Wigon  (Neubrandenburger  l'"eldmark),  Küssow  (Cussowe),  Warlin  (Werdclin, 
Tuardulin),    die    nicht    mehr   vorhandenen    Dobre    und   Step  (Neubrandenburger 

')  I>ie  .iltestc   Form  des  Namens  ist  I'acelin  (1170).      Dann    folijcn   l'entzclin  (1230),    I'acirin 
(1254),  PcnUdlin  (1263)    und   I'cnzellin  (1273;  11.  s.  w.      Nach   Ktlhnel    »Ort  des   Tecela«. 

*)  M.  i;.-H.  95. 

•)  Schildl,  M,  Jahrb.  LVI,  .S.  211.     Vgl,  dazu   I.iscli,    M.  Jalirl..  III,   S.   13,   Anmkfj.  i.     Viel- 
leicht gleichbedeutend  mit  M.nllin.     S.  u.  S.  255,  Anmky.  2. 


GESCHICHTE    DER   STADT   PEXZLIN.  229 

Feldmark)/)  Rowa  (Rouene),  Prillwitx  (Priulbiz),  die  ehemaligen  Dörfer  Nicakowe 
und  Malke  (östlich  von  Prilhvitz),  Cammin  (Kamino),  Karlshof  bei  Cammin 
(Lang),  Riepke  (Ribike),  Säbel  (Tsaple),  Gross-  und  Klcin-Xemerow  (Ximyrow), 
das  ehemalige  Malkowe  bei  Stargard,  Stargard  selbst,  sowie  das  ganze  Gebiet 
zwischen  der  Liepz,  dem  Woblitz-See  (stagnum  Woblesko)  und  der  Havel  bis 
nach  Götebend  (Chotibanz)  hinauf,  wobei  dann  die  derzeit  wüst  gelegenen 
Dörfer  zwischen  Vielen,  Götebend,  der  Liepz  und  der  Havel  noch  im  Besonderen 
wiederholt  werden.  Doch  muss  hierzu  bemerkt  werden,  dass  die  Bestätigungs- 
urkunde von  1182  etwas  sparsamer  mit  den  Namen  umgeht  und  dass  es 
Gründe  giebt,  die  Urkunde  von  1170  für  eine  spätere  Unterschiebung  zu  halten, 
wenngleich  die  Mehrzahl  der  in  ihr  vorgebrachten  Thatsachen  durch  nach- 
folgende echte  Bestätigungsurkunden  als  bestehende  erwiesen  werden.-)  In  der 
Bestätigungsurkunde  von  1182  steht  nichts  weiter  als:  ...  .  confirmamus 
videlicet  uillam  Bröd  ...  et  has  uillas:  W'igon,  Woitin,  Reze  et  Wolcaz, 
Cameniz,  X'ilin  et  desertas  uillas,  que  a  Uilin  inter  fines  Chotebanz,  Lipiz  et 
Hauulam  iacent.  Und  darauf  wird,  wie  auch  in  der  Urkunde  von  1  170,  die 
Saline   in  Golchen  (Cholchele)  nördlich  von  IVeptow  hinzugefügt.*) 

Dem  sei  wie  ihm  wolle:  für  die  Geschichte  \()n  Penzlin  hat  es  eine 
Bedeutung,  bei  dieser  Gelegenheit  jenes  weite  mecklenburgische  Gebiet  ein  bis 
zwei  deutsche  Meilen  weit  im  Umkreis  von  Broda  und  Neubrandenburg  und 
nach  Südwesten  zu  —  wenn  die  Angabe  in  den  älteren  Urkunden  genau  zu 
nehmen  ist  —  sogar  mehr  als  doppelt  so  weit  ins  Auge  zu  fassen,  über  welches 
damals  der  Herzog  von  Pommern  gebietet,  und  festzustellen,  dass  Penzlin  davon 
umfasst  und  zugleich  mit  allen  andern  genannten  Ortschaften  der  Havelberger 
Diöcese  zugewiesen  wird.  W  ie  nun  dieses  Gebiet  des  alten  Tolensaner-  und 
Rhedarier- Landes,  das  in  clen  Verwüstungskriegen  des  Sachsenherzogs  Heinrichs 
des  Löwen  hart  mitgenommen  war,  einige  Jahrzehnte  sjiätcr  nicht  mehr  unter 
der  Herrschaft  der  pommerschen  Herzöge  sondern  unter  der  des  Heinrich 
Borwin  und  seiner  Söhne  steht,  ohne  dass  die  Ursache  dieser  Vcränderiuig, 
die  Art  und  Weise,  wie  sie  geschah,  und  der  Vertrag,  durch  den  sie  besiegelt 
ward,  bekannt  geworden  wären,  das  ist  einer  Urkunde  des  Jahres  1263  zu 
entnehmen.  Aus  dieser  Urkunde,  in  welcher  der  Stadt  Penzlin  von  I-'ürst 
Nikolaus  von  Werle  ihre  Privilegien  bestätigt  werden,  ist  zu  ersehen,  dass 
Penzlin  von  dem  Vater  des  Fürsten,  Heinrich  Borwin  dem  jüngeren,  der  von 
12 19  an  Mitregent  ist  und  1226  aus  dem  Leben  scheidet,  zur  Stadt  erhoben 
und  mit  dem  Schweriner  Stadtrecht  bewidmet  worden  war:  ein  h-reigni.ss,  das 
zwischen  12  19  und  1226  und  unter  anderen  politischen  X'erhältnissen  geschehen 
sein  mus.ste  als  denen  von  1170  um\  11S2.')  Mochte  nun  freilich  dieses 
Brodaer  Gebiet,    soweit  es  jetzt  nicht  mehr  zu   l'onunern  gehörte,    ebenso  wie 


')  Lisch,    .M.  (aliil).  UI,    ■^.  17.   30. 
«)   Heyer,   M.  Jahrb.  XXXVII,   S.  114. 

*)  M.  U.-H.  135.      Vgl.  Lisch,   .M.  Inhrl).  IH,   S.  22,   über  die    >descrtao  villae«.     Ebendaselbst 
S.  148  bis   150  über  die   Havelseen. 

*)  M.  U.-H.  987.     Vgl.  kudloO,   Hdb.  1,  S.  205. 


230  AMTSCJERICIITSHEZIRK    rKNZl.IN. 

wieder  ein  Jahrzehnt  später  auch  das  nördlich  davon  gelegene  Circipanien,^) 
für  Mecklenburg  noch  Längere  Zeit  hindurch  ein  unsicherer  Besitz  bleiben,  der 
durch  den  Wechsel  des  Verhältnisses  zu  Pommern  und  Brandenburg  gefährdet 
werden  konnte:'')  so  ist  doch  zu  begreifen,  dass  das  Kloster  Broda  in  der 
Folge  ebenso  eifrig  die  Bestätigungen  seines  Besitzes  durch  die  mecklen- 
burgischen Herren,  d.  i.  die  Herren  von  Werle,  wie  die  durch  die  pommerschen 
Herzöge  suchte.^)  Uebrigens  lassen  es  sich  die  Herren  von  Werle  angelegen 
sein,  auch  an  ihrem  Theile  den  Besitz  des  Klosters  erheblich  zu  vermehren, 
indem  sie  ihm  folgende  Güter  und  Rechte  überweisen,  für  welche  eine  Urkunde 
vom  23.  April  1273  grundleglich  zu  machen  ist,  nicht  aber,  wie  früher  ge- 
schehen, jene  Urkunde  vom  24.  April  1 230,  welche  als  eine  spätere  Ableitung 
aus  der  vorhergenannten  von  1273  und  ausserdem  als  eine  Fälschung  erwiesen 
ist,  da  sie  einen  zum  Theil  erst  im  XIY.  Jahrhundert  eingetretenen  Besitzstand 
des  Klosters  als  einen  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts  vor- 
handenen hingestellt  wissen  will.^)  Die  Güter  und  Rechte,  welche  dem  Kloster 
von  werlescher  Seite  im  Jahre  1273  zu  Theil  werden  und  wobei  auch  Penzlin 
eine  erhebliche  Rolle  spielt,  sind  die  Kirche  zu  Waren  mit  Dorf  und  fünfzehn 
Hufen  zu  Schwenzin,  ein  Antheil  an  den  drei  obersten  Aalwehren  zwischen 
der  Müritz  und  dem  Kölpin,  d.  h.  deren  Nutzniessung  in  jeder  zehnten  Nacht, 
PVeidorf  (Vrychdorp  oder  Bornhof  bei  Ankershagen)  mit  fünfzig  Hufen  und 
mit  drei  Seen  (cum  tribus  stagnis.  de  quibus  effluit  aqua  que  Hauele  nuncupatur), 
zehn  Hägerhufen  zu  Rumpshagen,  die  Kirche  zu  Ankershagen  mit  fünftehalb 
Hufen,  die  Kirche  zu  Penzlin  mit  zwölf  zur  Wedem  gehörenden  Morgen  Ackers 
sammt  der  Kirche  und  zwei  Hufen  auf  dem  Schmort,'')  acht  Hufen  zu  Klokow, 
von  deren  I'Lrtrag  das  Kloster  die  Cura  für  die  Vikarei  auf  dem  fürstlichen 
Schlosse  zu  Penzlin  zu  übernehmen  hat,  und  endlich  das  Kigenthum  der  Mühle 
zwischen  Freidorf  und   Pieverstorf.") 

')  M.Kunst-  u.  Gesch. -Denkni.  I,   .S.  519  (537).      V,   .S.  85  (iM.nlchin)  und    154    (.Stavenh.ifjen). 

*)  M.  l'.-I{.  1449,  Anmkg.     V'j,'l.  Wchrmann,    liamim  von  Weile,  M.  jaliih.  I.XIII,   .S.  132.    134. 

•)  M.  U.-H.  377.  563- 

*)  Wigger,  .M.  U.-15.  1284,  Aiimkt;.  Vj;l.  Lisch,  M.  Jahrh.  III,  S.  32  und  33.  Wie  die 
Urkunde  377,  .so  ist  auch  die  Urkunde  vom  22.  .SeiHeiuljer  1312  (Nr.  35^)3)  ein  sjoäteres  .Machwerk 
und  aus  gleichen  (»runden  wie  jene  als  eine  Kälschuiig  anzusehen.  Wiikliche  oder  vcrnieinlliche 
KcchtsansprUche  mit  'l'ranssumplen  durchzusetzen,  die  zu  diesem  Zweck  eigens  zurechtgemacht 
wurden,  war  eine  weit  verbreitete  und  lanjje  dauernde  Unsitte  des  Mittelalters:  vgl.  auch  Ko])|)- 
mann  im  M.  Jahrb.  LVI,  .S.  232,  zu  .M.  V.M.  7230  (die  grosse  .Mühle  zu  Penzlin  mit  .Stndtsee  und 
Oljcrtcich  bctrefTend). 

'-)  .VI.  U.  H.  1695. 

"^  M.U.H.  1284.  I>as  I'atronat  über  die  Kirche  in  (Jross- Lukow  erhält  Broda  erst  am 
30.  Juli  1304,  und  die  I'atronate  der  Kirchen  zu  l-alkenhagen  mit  der  'l'ochterkirche  zu  .Schönau, 
zu  Federow  mit  der  Tochterkirche  zu  Kargow,  luid  zu  Schlön  erhält  Hroda  am  14.  März  1331, 
indem  e«  dafUr  das  I'atronat  Über  die  Kirche  zu  Waren  an  die  l'Ursten  zu  Werle  zurtlckgiebl. 
Vgl.  M.  U.U.  2945.  5226.  5247.  Dazu  die  späteren  Hestätigungsurkunden  der  Fürsten  von  Werle, 
Mecklenburg  und  des  Fapst'-s  Alexander  VI.  a.  d.  II.  Horgia  aus  dem  XV.  Jahrhundert  (bezw.  1402, 
1482,  ISOO),  welche  durch  die  gefälschte  Urkunde  vom  24.  April  1230  getäuscht  wurden.  Vgl. 
Lioch,    M.  Jahrb.   III,    S.  206 — 210.   229.    230.      Nicht    zu    tibersehen    ist    bei    der  Aufzählung    der 


GESCHICHTE    DER    STADT    PENZLIN.  23I 

Dass  die  Stadt  Penzlin  den  Mittelpunkt  einer  \''ogtei  bildet,  ersieht 
man  zuerst  aus  einer  Urkunde  vom  12.  März  1274')  1283  fungieren  drei 
Geistliche  an  der  dortigen  Kirche,  der  Pleban  Dietrich  und  zwei  Kaplane,  die 
Priester  Nikolaus  und  Jakobus.  Es  ist  dies  zu  jener  Zeit,  als  F'ürst  Heinrich  I. 
von  Werle  auf  Grund  einer  werleschen  Landestheilung,  von  der  wir  sonst 
nichts  wissen,  in  demjenigen  Theile  die  Herrschaft  hat,  in  welchem  Penzlin 
liegt.-)  Wie  dann  nach  semer  Ermordung  durch  die  eigenen  beiden  Söhne 
Nikolaus  und  Heinrich  am  8  Oktober  12>;1  der  ältere  Sohn  das  Land  verlässt 
und  der  jüngere  längere  Zeit  auf  dem  Schloss  zu  Penzlin  residiert,  bis  ihn  hier 
die  strafende  Hand  Nikolaus  II.  von  Werle  ereilt,  indem  es  einem  der  X'asallen 
des  letztgenannten,  dem  Heinrich  von  Goldstedt,  im  Jahre  1307  oder  1308 
gelingt,  Stadt  und  Burg  Penzlin  ihm  abzunehmen:  das  alles  erfahren  wir  nur 
zum  geringeren  Theile  aus  Urkunden,  zum  grösseren  aber  aus  den  Annalisten 
und  Chronisten  jener  Zeit.  Die  Kombinierung  beider  aber  bietet  Schwierig- 
keiten, auf  die  wir  hier  nicht  eingehen  können.^)  Thatsache  ist,  dass  Nikolaus  II. 
von  Werle,  Herr  zu  Parchim  und  Güstrow,  nach  X^ertreibung  der  Vatermörder 
im  Lande  Penzlin  die  Zügel  in  die  Hand  nimmt,  und  dass  wir  daher  die  Ver- 
leihung des  >  Grapenwerders«  bei  Penzlin  an  die  von  Rosenhagen  am  28.  Sep- 
tember 1309  keinem  anderen  Nikolaus  von  Werle  als  ihm  zuzuschreiben  haben. ^) 
Am  28.  November  131  i  vollzieht  auch  sein  Bruder  und  Mitregent,  Fürst  Johann 
von  Werle,  einen  Regierungsakt  zu  Penzlin.')  Nach  dem  Tode  Nikolaus  II. 
im  Jahre  1316  aber  gehen  bei  der  nunmehrigen  werleschen  Landestheilung 
Stadt  und  Land  Penzlin  in  diejenige  Hälfte  über,  von  welcher  Güstrow  die 
Vorderstadt  ist.")  Es  sind  die  Gebiete  von  Güstrow,  Krakow,  Plan,  Röbel, 
Penzlin,  Kaien  und  Waren,  die  (mit  Ausnahme  von  Waren)  solange  vereinigt 
bleiben,  als  das  Haus  Werle- Gü.strow  besteht,  das  den  Besitz  der  beiden  davon 
getrennten  Linien  Werle-Parchim- Goldberg  (1316— 1374)  und  Werle-Waren 
(1347 — 1425)  zuletzt  wieder  an  sich  nimmt,  d.  i  also  bis  zu  dem  voll.ständigen 
Erlö.schen  des  Hauses  Werle  im  Jahre  1436.")  In  dieser  Zeit  von  1316  bis 
1436  lösen  vier  Für.stengenerationen  einander  ab.  Doch  residieren  sie  nicht 
auf  ihrer  Burg  in  Penzlin,  sondern  auf  der  in  Güstrow.  Die  I^urg  zu  Penzlin 
wird  daher  Wohnsitz  der  fürstlichen  Vögte,  z.  B.  des  Heine  von   Ht)lstein,  der 


Patronate  der  Ausdruck   der  päp.stlichen   Urkunde    »jus   patronatus  seu  presentandi  per>«)nas  idoneas 

ad  parrochiales  ecclesias  opidorum    et   villarum Uauelhergensis    ac    aliarum  diocesium  .  .  .  .€ 

(d.  i.  der  Havelberger  und   Schweriner   Diöcese). 

')  M.  l.-B.  13 17. 

«)  M.  U.P..  1695.      V{jl.  Wigger,   M.  Jahrb.  I.,   S.  223. 

')  Ueber  das  ältere  ()uellen  -  Material  und  die  einschlägige  neuere  Literatur  vgl.  Wigger, 
Stammtafeln,  M.  Jahrb.  I„  S.  224.  227.  —  Koppmann,  Detmar- Chronik  I,  S.  372.  Stichert, 
Nikolaus  II.  von  Werle  (Kostocker  Schulprogramm  von  1S91).  Koppmann.  Zur  Cesch.  Nikolaus  II. 
von  Werle,  M.  J.ahrb.  LVI,  S.  230 — 236.  —  Wehrmann,  Harnim  von  Werle,  M.  Jahrl».  I.XIII 
S.  130—137. 

*)  M.  U.H.  3345.      Dazu   Wigger,    M.  J.ihrb.  l,.   S.  227. 

»)  M.  U.  B.  3498. 

")  M.  U.B.  3860. 

')  Wigger,   M.  Jahrb.  L,  S.  253. 


232  AMTSGF.RKHTSHEZIRK    l'ENZLIN. 

uns  in  der  ersten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  (1328 — 1341)   als  ein  einfluss- 
reicher Mann  entgegentritt. 

In  welcher  Weise  damals  Fürst  Johann  von  Werk  gewaltthätigen 
Vasallen  seines  Landes  gegenüber  die  Geistlichkeit  schützt,  zeigt  der  Fall 
seines  Hofkaplans,  des  Penzliner  Kirchherrn  Arnold,  im  Jahre  1317.  Diesen 
hat  Siegfried  Metzeke  mit  Wort  und  That  auf  das  Allerschw  erste  verletzt. 
Metzeke  und  nicht  weniger  als  vierzehn  Helfershelfer  haben  ihn  mit  W'orten 
geschmäht  und  ausserdem  mit  Schlägen  und  Verwundungen  aufs  Uebelste 
zugerichtet.  Dafür  wird  Metzeke  zunächst  mit  einer  empfindlichen  Vermögens- 
strafe angesehen,  dann  aber  auch  sammt  seinen  Komplizen  zu  einer  Büsser- 
Prozession  verurtheilt,  die  darin  besteht,  dass  sämmtliche  fünfzehn  Uebelthäter 
an  einem  von  dem  geschädigten  Pfarrer  zu  bestimmenden  kirchlichen  Festtage, 
nur  mit  Hemd  und  Hosen  bekleidet  (depositis  omnibus  indumentis,  camisia 
tarnen  et  bracis  retentis)  und  ein  Wachslicht  in  der  Hand  tragend,  vom 
Thatort  her  in  die  Stadt  gehen  (deuoto  accessu),  einen  Umgang  auf  dem 
Kirchhofe  machen  (cum  tota  dccencia),  von  den  fünfzehn  Wachslichtern  acht 
dem  beleidigten  Pfarrer  übergeben  (die  er  seiner  Kirche  stiften  möge,  wenn  er 
wolle),  mit  den  sieben  übrigen  Lichtern  aber  sieben  andere  Kirchen  der 
Hrodaer  Präpositur  besuchen  und  auf  deren  Kirchhöfen  den  gleichen  Umgang 
mit  Zurücklassung  je  eines  Lichtes  vollziehen.^)  Zwei  Jahre  später,  13 19, 
hören  wir  von  einem  Kaland  zu  Penzlin  und  von  der  Stiftung  einer  Vikarei  an 
dem  den  Kaland.sherren  gehörenden  St.  Annen -Altar  in  der  Pfarrkirche  durch 
die  Gebruder  Wokenstedt  (Wakenstedt)  auf  Gross- Lukow.^')  Auch  von  Privaten 
in  der  Stadt  werden  Pfarrer  und  Pfarrkirche  reichlich  bedacht.^)  Die  Stadt 
selbst  vergrössert  ihre  Kämmerei  durch  Ankauf  des  Dorfes  Schmort  im  Jahre 
1327.*)  Mit  einer  Hebung  von  achtzehn  Mark  aus  drei  Hufen  in  Schmort 
und  mit  einem  Wisj^el  Roggen  und  Gerste  aus  der  dortigen  Mühle  stiftet 
acht  Jahre  später  der  dem  Vogte  Heine  Holstein  eng  befreundete  Kirchherr 
Walter  in  Penzlin  eine  Vikarei  bei  den  Domherren  in  der  Kirche  zu  Proda, 
und  Heine  Holstein  bestätigt  wiederum  zwei  Jahre  darauf  nicht  bloss  diese 
That  .seines  Freundes,  sondern  fügt  aus  eigenem  Vermögen  noch  einen  Wispel 
Kornes  hinzu,  der  aus  derselben  Schmorter  Mühle  zu  heben  ist.'')  Walter  aber 
ist  inzwischen  selber  Kanonikus  von  Broda  geworden.  Auch  des  Weiteren 
erfreut  sich  Broda  einer  Vermehrung  .seiner  pjnkünfte  durch  Vermittlung  des 
Bi.schofs  Dietrich  von  Havelberg  nicht  bloss  aus  den  Kirchen  zu  Neubranden- 
burg, Anker.shagen,  Lukow  und  Wulkenzin,  sondern  auch  aus  der  von  Penzlin. 
Aus  der  Penzliner  Kirche,  welche,  wie  wir  im  Jahre  1348  bei  Gelegenheit 
einer  Aufbesserung  der  Wokenstedfschen  Vikarei  erfahren,  den  Titel  Nikolai- 

•)  M.  U.-B.  3940. 

■)  M.  U.-B.  4042.     V^l.  dazu  6834.    10872. 
•)  M.  U.-B.  4687.  4rjr,^. 
•)  M.  U.-B.  4835. 

)  M.  U.-B.  5619.    5740.    6139.     Vfjl.  auch    die    Ilolstein'sche    Memorienstiftung    von    1346: 
M.  U.B.  6657. 


GESCHICHTE    DER    STADT    PENZLIN.  233 

Kirche    (ecclesia    parrochialis    beati    Nicolai)    führt,     ist    es    eine    Hebung    von 
jährlich   50  Mark  Wendisch.^) 

Bei  der  Schlichtung  von  Streitigkeiten  zwischen  denen  von  Werle  auf 
einer  Seite  und  dem  Bischof  Heinrich  von  Schwerin  und  dem  Herzog  Albrecht 
von  Mecklenburg  auf  anderer  Seite  durch  den  Herzog  Rudolf  von  Sachsen 
setzen  Nikolaus  III.  und  Bernhard,  Fürsten  von  Werle  (in  der  zweiten  Gene- 
ration nach  der  Theilung  von  13 16),  am  2.  Juli  1342  für  ihr  Versprechen,  sich 
dem  Schiedsspruch  zu  untenverfen,  Schloss,  Stadt  und  Land  Penzlin  zum 
Pfände.^)  Indessen  kommt  es  nicht  zu  diesem  Schiedsspruch,  sondern  es  tritt 
dafür  bald  nachher  eine  auch  in  den  nachfolgenden  Jahren  mehrmals  wieder- 
holte und  aufs  Neue  bekräftigte  Erbvereinigung  und  Krbverbrüderung  zwischen 
Werle  und  Mecklenburg  ein,  welche  auf  die  Dauer  werthvoller  und  wirkungs- 
voller wird  als  ein  einmaliger  Schiedsspruch.^)  Daraufhat  es  selbstverständlich 
keinen  Einfluss,  dass  bei  der  abermaligen  Theilung  des  Werle- Güstrower 
Landes  am  14.  Juli  1347  Penzlin  mit  Röbel,  Wredenhagen  und  Waren  ver- 
einigt wird.^) 

In  der  Folgezeit  werden  die  Bündnisse  und  Verträge  zwischen  den 
Häusern  Werle  und  Mecklenburg  mehrfach  erneuert.^)  Auch  stellen  sich  die 
Fürsten  von  Werle  dadurch,  dass  sie  ihre  Lande  im  Jahre  1374  von  der 
Krone  Böhmen  zu  Lehn  nehmen,  ebenso  unter  den  Schutz  Kaiser  Karl's  IV., 
wie  es  die  mecklenburgischen  Herzöge  schon  im  Jahre  1348  gethan  hatten, 
indem  sie  sich  ihre  Lande  als  Reichslehn  von  demselben  Kaiser  bestätigen 
Hessen.**)  Die  Stadt  Penzlin,  welcher  Fürst  Bernhard  von  Werle  am  11.  Januar 
1353  Freiheit  von  dem  bisherigen  Ausfuhrzoll,  der  für  Getreide  und  Waaren 
bezahlt  werden  musste,  verliehen  hatte,  wird  für  die  Landfriedenskontingente  mit 
zehn  Mann  eingeschätzt,  ganz  ebenso  wie  die  Städte  Grevesmühlen,  Gnoien, 
Gadebusch,  Ribnitz,  Bard,  Ljxhen,  Roebel,  Teterow,  Malchow,  Plan  und 
Neukaien.')  F"ür  den  Verkehr,  den  das  Kloster  Broda  mit  der  Stadt  unterhält, 
ist  es  von  Wichtigkeit,  dass  der  Krukower  Pfarrer  Johann  von  Reval  am 
10.  März  1356  auf  seinen  Todesfall  dem  Kloster  ausser  seinem  beweglichen 
Nachlass  auch  einen  Hof  in  der  Stadt  vermacht,  um  damit  seine  Dankbarkeit 


')  M.  U.-B.  5960.    Vgl.  6834. 

*)  M.  U.-B.  6223. 

')  M.  U.-B.  6254.  6271.  6434.    kudiofr,  iidii.  II,  s.  285. 

*)  M.  U.-B.  6779. 

*)  M.  U.-B.  7524.   7712.   7731.   7771.  7881.  7911.  8234.  9008.  9935.   10560. 

*)  M.  U.-B.  10561.    10569.     Vgl.  d-izu  6860. 

')  M.  U.-B.  7524.  7698.  Die  bei  769S  in  der  .\nmerkung  aufgeworfene  Krage,  ob  nicht 
>adducentibus<  statt  >abducentibus<  geschrieben  werden  müsse,  ist  an  sich  berechtigt.  Denn  das 
vel  der  mittelalterlichen  Urkunden  dieser  Zeit  und  Gattung  ist,  dem  klassischen  Sprachgebrauch 
entgegen,  in  der  Kegel  gleich  aut  und  nicht  gleich  sive.  In  diesem  Kall  würde  es  sich  dann  um 
die  Kreiheit  nicht  bloss  von  einem  Ausfuhrzoll,  sondern  auch  von  einem  Einfuhrzoll  handeln. 
Allein  der  Verfa.-^ser  des  Wort-  und  Sach- Registers  zum  Urkundenbuch  (s.  angaria,  Ausfuhr,  Zoll, 
unplicht)  zieht  es  vor,  hier  nur  den  .\usfuhr-Zoll  und  daher  »abducentibusc  stehen  und  »vel« 
gleich   ».seuc   gelten  zu  lassen. 


234  AMTSGERICHTSI5KZIRK    PENZLIN. 

für  die  ihm  gewahrte  Bruderschaft  und  Theihialinic  an  den  guten  Werken 
sowie  für  das  N'ersprechen  eines  Begräbnisses  innerhalb  des  Klosters  zu  be- 
zeugen.') Zu  den  weiteren  \"ortheilen,  die  das  Kloster  aus  der  Stadt  /.u  ziehen 
weiss,  gehört  auch  die  Inkorporierung  der  Penzlincr  Pfarrkirche  zAigleich  mit 
der  Neubrandenburger  und  der  Ankershager  Kirclie  am  15.  September  1354 
durch  den  l^ischof  Burchard  von  Havelberg,  um  dem  angeblich  von  übel- 
wollenden Menschen  und  Gewalthabern,  von  Räubern,  Dieben  und  Feuers- 
brünsten häufig  und  arg  mitgenommenen  Kloster  (ex  creberrimis  malignancium 
et  tyrannorum  incursibus  variisque  rapinis  et  incendiis)  damit  aufzuhelfen. 
Die  Sache  erlebt  übrigens  noch  zwanzig  Jahre  später  eine  von  Rom  her  an- 
geordnete gründliche  Nachprüfung.-) 

Während  der  Zeit,  in  welcher  Penzlin  zum  Hause  Werle-Waren  gehört 
und  unter  der  Herrschaft  des  Fürsten  Bernhard  II.  steht,  sind  es  besonders 
zwei  Vasallen,  die  uns  als  einflussreiche  Vertrauensmänner  des  Landesherrn 
urkundlich  bekannt  werden,  zuerst  Klaus  von  Plasten  in  den  fünfziger  und 
sechziger  Jahren  des  XIV.  Jahrhunderts,  der  eine  Zeitlang  Pfandinhaber  der 
Länder  Waren  und  Penzlin  ist,  und  von  1378  an  Wedege  von  Plote,  den  der 
Fürst  zum  Hauptmann  der  Länder  Waren  und  Penzlin  ernennt  und  mit  den 
weitgehendsten  Befugnissen  au.sstattet.^)  Von  Wedege  von  Plote  geht  drei- 
undzwanzig Jahre  später,  nämlich  am  30.  August  1395,  die  Hälfte  des  Landes 
Penzlin  zu  treuen  Händen  an  die  von  Voss  über.^)  Und  nun  nähert  sich  die 
Zeit,  wo  die  von  Maltzan  als  Pfandherren  an  die  Reihe  kommen.  Zuerst  im 
Jahre  14 14.  Am  14.  December  dieses  Jahres  nämlich  beurkunden  die  Fürsten 
Balthasar  und  Christoph  von  Werlc,  die  letzten  ihres  Hauses,  dass  sie  dem 
Lüdeke  Maltzan  und  seinem  Sohne  Heinrich  Haus,  Stadt  und  Land  Penzlin 
mit  der  grossen  und  kleinen  Bede,  allem  Hundekorn,  allen  Zehnten,  mit 
Katen-  und  Münzpfennigen,  mit  Wasser,  Weide,  Holz,  mit  Mühlen,  Zöllen, 
mit  allen  Bauern-  und  l^urgdiensten,  mit  allem  Acker-  und  l'flugwerk,  höchstem 
und  niedenstem  (jericht,  mit  Bruchgefällen  und  .sonstigen  Nutzniessungen  aller 
Art  für  3000  Mark  guter  lübischer  Silberpfennige  verpfändet  haben,  und  zwar 
so,  da.ss  alle  in  diesem  Pfandgebiet  wohnenden  Leute  bei  den  Maltzanen 
bleiben,  auch  Burgermeister,  Rathmannen  und  ganze  Gemeinde  zu  Penzlin 
ihnen  huldigen,  das  Schloss  aber  den  I^'ür.sten  offen  bleiben  solle,  ohne  dass 
dies  jenen  zum  Nachtheil  gereichen  dürfe.'') 

■)  M.  U.-B.  8203. 

*)  M.  U.-B.  7982.  9118.  10719.  10760.  10762.  10770. 

■)  M.  U.U.  9008.  II  119. 

*)  Ungedrucklc   Urkunde  im  Grossh.  Archiv.      Vj^l.  Lisch,   CJcschl.  Maltzan    II,   S.  501. 

*)  Lisch,  (Jeschl.  Maltzan  III,  S.  494—501.  Die  zu  dem  Pfandgehiet  (,'ehörende  und  bc- 
»onder«  namhaft  gemachte  Walwens- MUhle  l)ei  Chemnitz  heis.st  später  Ktisels- Mühle  (Lisch,  a.  a.  ()., 
S.  501^,  ««t  aber  heute  nicht  mehr  da.  Lisch  vermuthet  nicht  ohne  Grund,  dass  diese  Ver- 
pflndung  den  I^andcs  Penzlin  im  Jahre  I414  im  Zusammenhang  stehe  mit  der  Wiedereinlösung 
de»  I^andeft  Stavenhagcn  ;uis  Maltzan'schen  Händen  um  dieselbe  Zeit.  Vgl.  a.  a.  O.,  S.  285.  — 
Ueber  die  Walwens -Muhle,  die  ihren  Namen  von  dem  Probst  Walwanus  zu  Hroda  (1283— 1309) 
fuhrt,  vgl,  BoU,  Chronik  der  Stadt  Neuhrandenburg,   .S.  22.   307. 


GESCHICHTE    DER    STADT    PENZLIN.  235 

Wie  sehr  aber  derartige  Verpfändungen,  bei  denen  wesentliche  Hoheits- 
rechte der  Fürsten  allzu  leichten  Kaufes  preisgegeben  wurden,  dem  landes- 
herrlichen Ansehen  schadeten,  das  wird  durch  nichts  mehr  bewiesen  als  durch 
jene  urkundlich  bekannt  gewordenen  vier  Raub-  und  Beutezüge  des  vorhin 
genannten  Heinrich  Maltzan,  die  er  mit  zahlreichen  ritterbürtigen  Komplicen 
aus  der  Penzliner  Gegend  (.  .  .  ok  meneliken  de  wonen  vnde  hussittende  sin 
in  deme  lande  to  Pentzelin)  und  überhaupt  aus  dem  Lande  W'erle  in  den  Jahren 
1426  bis  1428  gegen  die  mecklenburgischen  Lande  unternimmt,  als  die  Herzogin 
Katharina  die  Vornuindschaft  über  ihre  minderjährigen  Söhne,  die  Herzöge 
Heinrich  und  Johann,  ausübt.  Der  erste  Zug  führt  die  beutelustigen  Kämpen 
bis  in  die  Gegend  von  Schwerin  nach  Pinnow  und  Steinfeld,  wo  Ochsen, 
Kühe,  Schweine,  Schafe,  Pferde  und  Plünderwaare  (plunderware)  mitgenommen 
werden.  Der  zweite  Zug  geht  bis  nach  Xeubukow  und  Xeukloster,  der  dritte 
in  die  Vogtei  Mecklenburg  nach  Lübow,  Masslow,  Moltow  und  Wietow,  und 
der  vierte  in  die  Schwaaner  Gegend:  alles  das  mit  einer  Schädigung,  die  nach 
den  damaligen  Verhältnissen  über  30000  Mark  Lübisch  berechnet  wird.  Das 
Schlimmste  aber  ist,  dass  sogar  der  werlesche  Landesherr  die  Eide  seiner 
Vorfahren  gegen  die  blutsverwandten  Herzöge  von  Mecklenburg  vergisst,  »dar 
de  van  Wenden  suluen  to  siner  kokene  alTkregh  ix  stighe  ko}'e  vnde  iiii''  schap, 
de  sin  voget  Werneke  Cremmon  vamme  Sterneberge  dreff  mit  sinem  knechte 
Bertolt  Hockenoghen.«^)  Und  ein  ganz  besonders  unritterliches  Gepräge  er- 
halten diese  Raubzüge  dadurch,  dass  die  Minderjährigkeit  der  mecklenburgischen 
Herzöge  und  die  Regentschaft  einer  Frau  ohne  Anstand  dazu  ausgenutzt 
werden.  Bei  solchen  Anschauungen  in  der  Vasallenschaft  des  Landes  kann 
es  kaum  Verwunderung  erregen,  dass  das  Raubwesen  im  X\'.  und  X\'L  Jahr- 
hundert zuletzt  geradezu  sportmässig  betrieben  wird  und  endlich  das  \'erlangcn 
nach  einer  gründlichen  und  durchgreifenden  Reformation  aller  Verhältnisse 
überall  in  der  Welt  zu  Tage  tritt. 

Xachdem  darauf  zehn  Jahre  später  die  mecklenburgischen  Herzöge  in 
die  Herrschaft  über  die  werleschen  Lande  eingetreten  sind  und  am  14.  Decembcr 
des  Jahres  1436  auch  von  Penzlin  Besitz  ergriffen  haben,  da  fügen  sich  selbst- 
verständlich auch  die  Pfandinhaber  des  Landes.-)  Als  aber  nach  drittehalb 
Jahrzehnten  die  mecklenburgischen  Herzöge  die  Rückgabe  des  halben  ver- 
pfändeten Landes  Penzlin  fordern  und  damit  bei  Joachim  und  Lüdeke  Maltzan 
(vvanachtig  thome  Wolde)  auf  Weigerung  stos.sen,  da  bleibt  jenen  nichts  als 
die  Aussicht  auf  eine  offene  Fehde,  um  derentwillen  sie  am  14.  Oktober  1462 
mit  dem  Bischof  Wedege  von  llavelberg  ein  Bundni.ss  .schlies.sen.^)  Doch  wird 
glücklicher  Wei.se  nichts  daraus,  denn  .schon  am  i.  December  1463  kommt  es 
in  Waren  zu  einer  Einigung  zwischen  beiden  Theilen,  den  Herzögen  auf  einer 
und   den    »duchtigen    leuen   getruwen  Jachynune   vnd   Ludeken   Moltzane   tome 


')  Lisch,  (ieschl.  .M.-iltz.m    II,   S.  574—77     Lrk.  CCCCX.W). 

*)  RudlolT,   Hdb.  U,  S.  741. 

•)  Lisch,  Ceschl.  Mahzan   IH,  S.  304—306  (L'rk.  DLX.X.MV). 


236  AMTSGERICHTSBEZIRK    PENZLIN. 

Wolde  vnd  eren  heren  vnd  frunden«  auf  der  andern  Seite.  Die  Herzöge  ver- 
sprechen zu  Martini  nächsten  Jahres  3000  Mark  Sundisch  (dredusent  Stralen 
niarc  penninge)  und  ausserdem  noch  300  Mark  Finkenaugen  zu  bezahlen,  wofür 
die  von  Maltzan  die  Urbede  (Orbör)  eingelöst  und  wiederversetzt  hatten;  die 
von  Maltzan  dagegen  machen  sich  anheischig,  Schloss,  Stadt  und  Vogtei 
Penzlin  wieder  zu  übergeben  und  alle  Urkunden,  die  sie  darüber  von  den 
wendischen  Herren  haben,  auszuliefern.*)  Doch  bleibt  dieser  Vertrag  ein  un- 
vollzogenes  Pergament,  wie  Urkunden  vom  20.  März  1464,  13.  Juli  1467  und 
18.  Juli  1475  hinlänglich  beweisen,  welche  Mahnungen  um  die  ausgebliebenen 
Zahlungen,  erneute  Versprechungen  und  sogar  die  Zurückweisung  einer 
Beschwerde  der  von  Maltzan  beim  Rostocker  Rath  durch  den  Herzog  Heinrich 
enthalten.-)  Das  Ende  dieser  Sache  ist  endlich  jene  berühmte  Fehde  des  er- 
bitterten Bernd  Maltzan  auf  VVolde  mit  den  Herzögen  Albrecht  und  Magnus 
von  Mecklenburg,  von  welcher  neben  den  lübischen  Chroniken  auch  zahlreiche 
Urkunden  berichten,'^)  und  aus  der  man  erkennt,  dass  die  Penzliner  Sache  der 
Kern  und  Schwerpunkt  ist,  dass  aber  zuletzt,  trotz  vieler  Schwierigkeiten, 
welche  die  wechselnde  Haltung  des  betheiligten  Pommern -Herzogs  verursacht, 
die  Autorität  der  mecklenburgischen  Landesherren  das  Uebergewicht  erlangt.^) 
Der  eigenmächtige  und  gewaltige  Bernd  bezwingt  sich  selber,  lenkt  ein  und 
gilt  endlich  in  seinen  alten  Tagen  als  der  trefflichste  und  verständigste  Rath 
des  jungen  Herzogs  Heinrich,  für  den  er  in  den  Jahren  15 12  und  15 13  die 
wichtig.sten  Missionen  auszurichten  hat,  wie  auch  schon  im  Jahre  1500  für 
dessen  Vater,  den  Herzog  Magnus. 

Die  Abtretung  von  Schloss,  Stadt  und  Land  Penzlin  an  die  Herzöge 
erfolgt  am  6.  August  1479,  und  die  Entschädigung  der  von  Maltzan  auf  Wolde 
besteht  darin,  dass  sie  die  Güter  Gädebehn,  Klein -Helle,  Krukow  und  die 
Anwartschaft  auf  die  Lehngüter  Gutzkow  und  Tützpatz  erhalten.'')  Bei  der 
nachfolgenden  Landestheilung  am  13.  Januar  1480  unter  die  drei  Brüder,  die 
Herzöge  Albrecht  (VL),  Magnus  (II.)  und  Balthasar,  erhält  der  erstgenannte 
das  ganze  Fürstenthum  Wenden  mit  y\usnahmc  der  Stadt  Waren,  des  Landes, 
der  Stadt  und  Vogtei  Penzlin,  des  Klosters  Broda,  des  Landes  und  der  Stadt 
Röbel  sowie  der  Vogtei  Wredenhageii  und  der  Bede  in  dieser.  Diese  aus- 
genommenen Theile  und  die  übrigen  Lande,  Mecklenburg,  Stargard,  Rostock, 
Gnoien  und  die  Grafschaft  Schwerin  kommen  zu  gesammter  Hand  an  die 
Herzöge  Magnus  und  Balthasar.  Doch  reserviert  sich  Herzog  Albrecht  u.  a. 
die    Fischerei    bei   Waren,    einen    See    bei    Penzlin    und    die    Hoheit    über    die 


•)  Lisch,  Geschl.  Maltzan   IIF,  S.  316.  317  (Urk.  I)LXXXVIII>      KudlolT,   Hdb.  II,  S.  782. 

»)  lA%ch,  Oschl.  Maltzan  III,  S.  328.  329.  343—45.  393.  394  (Urk.  DXCIV.  DCIII. 
DCXXVIII;. 

•)  Vgl.  l)€sonders  Urk.  DCLVIII  und  DCLIX  bei  Lisch,  a.  a.  O.  IV,  S.  59—64. 

*)  Fline  ausführliche  Darstellung  dieser  Fehde  mit  allen  Quellen  ist  in  der  Gcscliichtc  des 
GeM:hlecht.s  Maltzan  von  Li.sch,  IV,  S.  7  —  19  enthalten.  Urkunden  DCXXXVI-  DCl.IV.  IX  I.\III. 
DCLIX. 

•)  Lisch,  a.  a.  O.  IV,  S.  59—64  (Urk.  DCI.VIII   und   DCLIX). 


GESCHICHTE   DER   STADT   PENZLIN.  237 

Brodaer  Klostergüter  in  der  Vogtei  Stavenhagen,  während  die  Brüder  die 
Ablager- Rechte  in  den  Malchower  und  Dobbertiner  Klostergütern  behalten.') 
Als  Herzog  Albrecht  1483  stirbt,  da  treten  die  Herzöge  Magnus  und  Balthasar 
auch  in  dessen  Herrschaft  zu  gesammter  Hand  ein.^)  Und  nun  erleben  wir, 
dass  der  »gewaltige«  Berend  Maltzan,  von  dessen  Thaten  und  Unternehmungen 
alle  Welt  zu  erzählen  wusste,  bereits  im  Jahre  1 500  wieder  im  Pfandbesitz 
von  Schloss  und  Stadt  Penzlin  erscheint,  und  dass  dieser  Pfandbesitz,  der  wie 
kein  anderer  des  Schweisses  der  Edlen  werth  befunden  war,  ein  Jahr  darauf, 
nämlich  am  16.  und  18.  Juli  1501,  von  den  Herzögen  Magnus  und  Balthasar 
und  den  Söhnen  des  erstgenannten,  den  jungen  Herzögen  Heinrich  (V.),  Erich 
und  Albrecht  (V^II.),  in  ein  Maltzan'sches  Erblehn  zu  gesammter  Hand  um- 
gewandelt wird.'^)  Tempora  mutantur  nos  et  mutamur  in  illis.  Darauf  werden 
Rath  und  Bürgerschaft  der  Stadt  Penzlin  von  den  Herzögen  ihrer  Huldigungs- 
pflicht entlassen  und  an  ihren  neuen  Herrn  auf  Wolde  verwiesen,  der  ihnen 
alle  bisherigen  landesherrlichen  Privilegien  bestätigt.*)  Und  nachdem  derselbe 
Bernd  ein  Jahr  vorher,  nämlich  den  5.  August  1500,  mit  dem  Hauptgute 
Kittendorf  und  allen  dazu  gehörenden  anderen  Nebengütern,  auf  denen  das 
ausgestorbene  Geschlecht  der  von  Breide  gesessen  hatte,  belehnt  worden  war, 
fügen  die  Herzöge  am  14.  August  1501  die  bisher  von  Henning  Stute  auf 
Dewen  zu  Lehn  getragenen  und  nun  vor  ihnen  aufgelassenen  Güter  und 
Dörfer  Ave  und  Marin  nebst  dem  Acker  auf  dem  Schmorter  Felde  und  der 
dortigen  Mühle  hinzu,  und  am  16.  Juni  1503  auch  die  ihm  verpfändet  gewesenen 
Güter  Gädebehn  (Gotebende)  und  Ka.storf.^)  Weitere  Belehnungen  erfolgen 
am  12.  September  1505  (mit  dem  vierten  Theil  des  Schlosses  und  »Städtchens« 
Prillwitz  und  den  dazu  gehörenden  Gütern,  die  Heinrich  von  Heidebreke  an 
Bernd  Maltzan  abgestanden  hat)  und  am  18.  Juni  15 10  (mit  dem  durch  Aus- 
sterben der  \on  Passentin  heimgefallenen  Lehngut  Passentin).*')  Zwar  kommt 
es  noch  einmal  im  Jahre  15 14  zu  schweren  Irrungen  zwischen  den  Herzögen 
und  dem  Bernd  Maltzan  theils  in  Folge  von  unbegreiflichen  Vergewaltigungen, 
womit  sich  dieser  an  denen  von  Putlitz  und  Bülow  vergangen,  theils  aber  auch 
wegen  Besitzstreitigkeiten,  und  Bernd  ist  nahe  daran,  seine  Güter  zu  verlieren, 
doch  wird  das  Aeus.serste  zu  rechter  Zeit  durch  Fürbitte  seiner  Gemahlin 
Gödel  von  Alvensleben  beim  Kurfürsten  von  Brandenburg  abgewandt.  Der 
Kurfürst  übernimmt  die  Vermittlung,  auch  andere  hohe  Herren  verwenden  sich 
für  ihn,  und  so  kommt  es  am  28.  März  15 16  zu  einem  Vergleich,  durch 
welchen  Bernd  unter  der  Verpflichtung,  den  Herzögen  einen  Monat  lang  mit 
.sechzig  Reisigen  zu  dienen,  in  .seine  Güter  Penzlin  und  Kittendorf  wieder  ein- 


')  Kudloff,  Hdb.  n,   S.  823.  824. 
*)  ^Vigger,   M.  Jahrb.  L,   S.  195.    197.   200. 

^)  Lisch,   a.  a.  O.  IV,    S.  161  — 179    (L  rkuiule    DCCH   [a— e]    ff.,    besonders    DCCLXH    und 
DCCLXXIX). 

*)  A.  a.  ().  IV,  Urk.  DCCIAVUI.  DCCI.XIX.   DCCLXX. 

•')  A.  a.  ().  IV,  Irk.  DCCLXVII.  DCCI.XXI.  DCCLXXXIII. 

«)  A.  a.  O.  IV,  Urk.  DCCI.XXXVIII.   D(  CCXIV.     Vgl.  dazu  DCCCXVI. 


238  AMTSC;KRICirrSHE/IRK    I'KNZLIN. 

gesetzt  wird ')  Es  erfolgt  sogar  am  i  S.Januar  1517  eine  neue  förmliche  Be- 
lehnung mit  Stadt  und  Schloss  Penzlin.  die  mit  der  vom  18.  Juli  1501  wörtlich 
übereinstimmt.-)  Von  da  ab  hören  wir  nichts  mehr  von  Bernd  bis  zu  seinem 
im  Jahre  1525  erfolgten  Tode.  Der  alte  fehdelustige  Recke  des  Mittelalters 
wird  den  Geist  der  anbrechenden  neuen  Zeit  erkannt  haben,  und  auf  dem 
Schloss  zu  I'enzlin,  wo  er  zuletzt  wolinte,  wird  jene  Stille  des  Alters  über  ihn 
gekommen  sein,   für  welche  der  Lärm   in  der  Welt  nicht  mehr  taugt. 

Die  Familiengeschichte  der  von  Maltzan  und  die  Stadtgeschichte  von 
I'enzlin  fliessen  von  nun  an  so  zusammen,  dass  wir  für  diese  auf  jene  ver- 
weisen können  und  daher  nur  noch  bemerken  wollen,  dass  von  den  beiden 
Söhnen  des  alten  Berend,  Joachim  und  Georg,  der  erstgenannte  im  Jahre  1529 
die  Herrschaft  Wartenberg  in  Schlesien  ankauft,  dass  daraufhin  beide  Brüder 
am  2.  August  1530  vom  König  Ferdinand  von  Böhmen  und  Ungarn  zu  »Frei- 
herrn zu  Wartenberg  und  Penzhn«  ernannt  und  als  solche  von  Kaiser  Karl  V. 
am  12.  August  1530  bestätigt  werden,  dass  Joachim  die  Wartenbergsche  und 
(ieorg  die  Penzlinsche  Linie  begründet,  welche  1774  ausstirbt,  dass  aber  schon 
am  28.  März  1702  durch  den  Puchower  Vertrag  Stadt,  Schloss  und  Vogtei 
Penzlin  auf  die  Wartenbergsche  Linie  übergehen,  sowie  dass  am  4.  Oktober 
1777  zwischen  den  von  Maltzan  und  der  Stadt  Penzlin  ein  Vergleich  statt- 
findet, durch  (\cn  diese  jenen  einen  Theil  der  von  ihr  bis  dahin  bestritten 
gewesenen  Rechte,  wie  z.  B.  Verpflichtung  der  Stadt  zur  Huldigung,  das  Recht 
der  Rathswahl,  die  Fräulein -Steuer,  das  Recht,  das  Maltzan'sche  Wappen  an 
das  Rathhaus  und  an  die  Thore  zu  schlagen,  u.  a.  m.,  für  3300  Thaler  Gold 
abkauft  und  ihre  volle  Unmittelbarkeit  und  Landsässigkeit  erlangt.'^)  Die 
Nieder- Gerichtsbarkeit,  welche  sich  die  von  Maltzan  vorbehalten,  verliert  erst 
im  Jahre  1879  durch  die  neue  Gerichtsorganisation,  ihre  frühere  Bedeutung, 
sodass  heute  von  den  ehemaligen  Privilegien  hauptsächlich  nur  noch  das 
Kirchen -Patronat  und  die  Urbede  übrig  geblieben   sind.'') 

Für  alles  Uebrige  aus  der  Geschichte  der  Stadt  verweisen  wir  hier  auf 
die  Chronik  von  dem  ehemaligen  Penzliner  Studtschul-Rektor  P^duard  Danneil, 
die  1873  '"1  Selbstverlage  des  Verfassers  erschienen  ist.  U.  a.  findet  sich  darin 
auf  Seite  61  —  jo  ein  im  Anschluss  an  die  Geschichte  der  Kirche  gegebenes 
Verzeichniss  der  Präpositi  und  Pastoren  evangelischer  Zeit,  das  bald  nach  der 
Reformation  anhebt.  Wenn  es  aber  auf  Seite  64  heisst,  dass  die  Geistlichen 
vor  der  Reformation  völlig  unbekannt  seien,  so  ist  das  nicht  richtig.  Ausser 
den  schon  oben  genannten  Plebanen  und  Vikaren  giebt  es  noch  eine  gar  nicht 
kleine  Reihe  anderer,  deren  Namen  aus  Urkunden  auf  uns  gekommen  und  in 
den  Personen -Registern  des  mecklenburgischen   Urkundenbuches  (unter  Penzlin) 

•)  A.a.O.  IV,  Urk.DCCCXXXI—DCCCXXXIV.  DCCCXXXVII.   DCCCXLI— DCCCXLIV. 

•)  A.  a.  O.  V.  Urk.DCCCCVI.   UCCCCX. 

*)  A.  a.  O.  V,  Urk.  DCCCCXXV'I.  DCCCCXXVII.  M(  XI.  K,l.  Daimcil,  Clironik  der  IUhk 
und  Stadt  Penzlin  'I'.riizli:,    187-,  .  S.  21.  33.   34.  38fr. 

*)  Der  Damm?',!!  •'":  iS'Jö  durch  die  fJrossherzoyliche  Kefjieriin},'  für  2500  Tliulcr  :il)- 
|{elö»t  und    1867   gäi  ivl.en.     iJanneil,   a.  a.  <).,   .S.  21. 


GESCHICHTE    DER    STADT    PENZI.IN.  239 

ZU  finden  sind.  Aber  auch  über  die  Geistlichen  nach  der  Reformation,  und 
im  Besonderen  nach  der  noch  vor  1552  erfolgten  Aufhebung  des  Prämonstra- 
tenser-Klosters  Broda,  welches  das  l^atronat  der  Penzhner  Kirche  besessen 
hatte,  giebt  es  mehr  Nachrichten,  als  bis  jetzt  bekannt  waren.  Sie  finden  sich 
in  den  Akten  des  Grossherzoglichen  Archivs,  welche  das  ebengenannte  Patronat 
betreffen,  das  die  von  Maltzan  auch  im  XVI.  und  XVII.  Jahrhundert  ohne 
weitere  Verbriefung  als  das  ihrige  angesehen  wissen  wollen.  Am  23.  Juni  1606 
berufen  sich  nämlich  die  von  Maltzan,  deren  Ansprüche  der  Herzog  Ulrich  im 
Jahre  1594  durchaus  nicht  anerkannt  hatte,  darauf,  dass  ihre  Vorfahren,  \'ater 
und  Grossvater,  die  Penzliner  Pastoren  eingesetzt  hätten,  so  z.  B.  den  Pastor 
Stephan  Gebhard,  der  später  von  ihnen  abgesetzt  sei  und  bei  Heinrich  Schnieker 
als  Pastor  zu  Belitz  ein  Unterkommen  getunden  habe,  und  nach  diesem  den 
Pastor  Heinrich  Dorgelow  (Dorgeloe),  der  im  Jahre  1565  an  der  Pest  gestorben 
sei.  Nach  dessen  Tode  sei  Andreas  Vielitz  von  ihnen  berufen  worden,  ebenso 
der  ihm  zugesellte  Kaplan  Bernd  und  dessen  Nachfolger  Joachim  Schwampe 
sowie  auch  der  Kaplan  Kaspar  Koch  (der  offenbar  als  dritter  Geistlicher  an 
der  Kirche  und  ihren  Filialen  zu  dienen  hat).  An  die  Stelle  von  \^ielitz  (7  1593) 
sei  Nikolaus  Burmeister  berufen  worden,  und  als  dann  von  ihnen,  den  von 
Maltzan,  als  zweiter  neben  Burmeister  Er  Marcus  gewünscht  worden  sei,  da 
habe  Herzog  Ulrich  den  Kaspar  Koch  dafür  eingesetzt.  Das  sei  auf  Betrieb 
von  dessen  Verwandten  und  PVeunden  in  der  Stadt  und  wider  ihre  Wünsche 
geschehen.  Kombiniert  man  nun  diese  Nachrichten  mit  anderen  Angaben  und 
z.  B.  mit  der  in  Schröders  evangelischem  Mecklenburg  III,  S.  329,  über  die 
Unterschriften  der  Formula  Concordiae  im  Jahre  1577,  so  ergiebt  sich  die 
Reihenfolge  der  evangelischen  Pastoren  wie  folgt:  bald  nach  1552  P>  Stephan 
Gebhard  und  nach  dessen  Abgang  Er  Heinrich  Dorgelow  (7  1565).  Es  folgt 
Er  Andreas  Vielitz  (7  1593).  Sein  erster  Kaplan  ist  Er  Bernd,  der  schon  vor 
1577  gestorben  sein  muss,  da  in  diesem  Jahre  der  nach  Bernd's  Tode  berufene 
Er  Joachim  Schwampe  mit  Vielitz  zusammen  die  Konkordienformel  unterschreibt. 
Aber  als  dritte  Unterschrift  eines  Penzliner  Geistlichen  finden  wir  1 577  die 
des  Joannes  Godschalcus,  von  dem  die  Akten  des  Archivs  nichts  zu  berichten 
wissen.  An  des.sen  Stelle  tritt  1581  Er  Kaspar  Koch,  auf  den  die  von  Maltzan 
später  nicht  gut  zu  sprechen  sind.  Denn  als  es  sich  1594.  "ach  der  Berufung 
des  Ern  Nikolaus  Burmeister  in  die  Stelle  von  Vielitz,  um  den  zweiten  Geist- 
lichen handelt,  da  sagt  der  für  Koch  eintretende  Rath  der  Stadt  in  einem 
Schreiben  an  den  Herzog  Ulrich  vom  8.  November  1594.  dass  Koch  dreizehn 
Jahre  lang  Prediger  in  Penzlin  gewesen  .sei.  Burmei.ster  al)er.  der  vor  .seiner 
Berufung  nach  Penzlin  sechs  Jahre  lang  in  Ribnitz  Pastor  und  Rektor  .scholae 
gewesen  (al.so  von  1589  bis  1595)  lebt  bis  1632  und  erhält  1628  einen  Sub- 
stituten an  Nikolaus  Meinichius.  Inzwischen  ist  Koch  gestorben  (1616)  und 
als  zweiter  Geistlicher  Joachim  Schreck  (Schreccius)  1617  an  .seine  Stelle  ge- 
treten, der  bis  1622  in  Penzlin  als  Prediger  wirkt  und  dann  nach  Gadebusch 
geht.  Im  Jah'e  16^2  sind  M  Stephanus  Lehni;inn  (I.eomannus)  und  Nikolaus 
Meinke  (Meinichius)    die    beiden   Prediger,    von    einem    dritten    ist    keine   Rede 


240 


AMTSGERlCIlTSliEZlRK   TENZLlN. 


mehr.  Lehmann  wird  also  1628  oder  1633  der  Nachfolger  von  Schreccius, 
also  zweiter  Prediger,  geworden  sein,  nach  Burmeister's  Tode  aber  erster,  und 
Hiirmeisters  Substitut  Meinke  als  zweiter  an  Lehmann's  Stelle  getreten  sein. 
1643  dagegen,   als   die  alles  Leben   hinraftenden   harten  Kriegsjahre    1637  und 

1638  ihre  Wir- 
kung gethan 
haben,  da  scheint 
Meinke  der  ein- 
zige Prediger  in 
Penzlin  zu  sein. 
Er  stirbt  1653. 
Von  da  ab  stim- 
men die  Nach- 
richten in  Dan- 
neils Chronik  mit 

den   Akten   im 
Archiv. 

Die  V.  Maltzan 

erneuern    1 6 1 7 

und    1628    ihre 

Versuche ,    das 
Patronat     der 

Kirche    als    das 
ihrige     zu    er- 
streiten.    Aber 
vergebens.      Erst 
am  I  5.  Ajjril  1702 

lässt    sich    der 
Herzog  Friedrich 

Wilhelm    bereit 
finden,  dem  Haron 
und  (Jberst  Hans 

Heinrich    von 
Maltzan  eine  förm- 
liche Confirmatio 
juris  patronaius  zu  ertheilen.') 

Dass  Puchow  in  kirchlicher  Beziehung  schon  1326  mit  Penzlin  ver- 
bunden ist,  lä-sst  eine  Urkunde  dieses  Jahres  erkennen.-)  Es  wird  daher  die 
dort  schon  im  Mittelalter  erbaute  Kirche  oder  Kapelle  ebenso  zur  Havelberger 
Diöcese  gehört  haben  wie  die  Penzliner  Mutterkirche  selber.  Dasselbe  gilt 
ohne  Zweifel  auch  von  den  zwei  anderen  Filialen  Lübkow  und  Lapitz,  die  uns 


Ua.'i   Ost -Ende  der  Kirche  zu   l'enzlin. 


')  Vgl.  I.«hnakten  von  Penzlin  im  Grossh.  Archiv. 
•)  M.  ü.B.  4687. 


KIRCHE   ZU    PENZLIN. 


241 


fctkimYvAVVm- 


•  »»•J  Htta    ?)M\U<VvMW»f 


(^nitidriss  der   Kirche  zu   l'enzlin. 


lli 


242 


AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 


freilich  als  solche  urkundlich  nicht  eher  denn  im  Jahre  1582  bei  Gelegenheit 
der  vom  Herzog  Ulrich  angeordneten  Visitation  entgegentreten.^)  Ein  nega- 
tiver Beweis  hierfür  ist  der,  dass  ihre  Namen  nicht  in  dem  schon  öfter  an- 
gezogenen »Verzeichnus  der  Pfarrlehen  und  Kirchenn  in  den  Schwerinischen 
Stifitssprengel  gehörig«  vorkommen.-)  Ueber  das  kirchliche  Verhältniss  von 
Wrodow  s.  unter  W'rodow . 


Beschrei 

bung  des 

Baues. 


Die  Kirehe. 

[^•^aubeschreibung.     Die  Pfarrkirche,  oder  St.  Nikolai -Kirche,  zu  Penzlin  be- 
steht aus  einem  dreischiffigen  Langhaus,  einer  im  Jahre  1877  angebauten 


Apsis,  deren  Ostwand  platt  abschliesst,  und  aus  einem  über  dem  Westende  auf- 
steigenden Thurm,  dessen  Höhe  nach  einem  Brande  von  1725  so  verkürzt  ist, 
dass  das  Walmdach  unmittelbar  über  dem  Dachfirst  des  Langhauses  anfängt. 
Der  Ostgiebel  des  Langhauses  läuft  seit  1877  in  einen  fialenartigen  Mauer- 
aufsatz aus,  in  welchem  die  sogen.  Klingglocke  hängt.  Unter  dem  Dach  des 
Thurmes    ein  aus   gothischen  Vierpässen    zusammengesetzter  Fries,    unter  dem 


Unter  dem   Dach   des  Thurmes. 


Unter  dem  Dach  der  Seitenkapelle. 


Altar. 


Dach  des  Schiffes  ein  aus  Rund-  und  Kleeblattbögen  kombinierter  Fries,  und 
unter  dem  Dache  der  Seitenkapelle  ein  abgetreppter  Zickzackfries.  An  der 
Süd-  und  Westseite  finden  sich  auch  noch  mehrere  Rundmarken  und  Längs- 
rillen. Der  stark  modernisierte  Innenraum  ist  mit  spitzbogigen  Rippengewölben 
eingedeckt.  Die  an  der  Südwestseite  angebaute  Kapelle,  welche  der  Familie 
von  Maltzan  als  Grabkapelle  dient,  ist,  wie  aus  dem  verwitterten  Mauerwerk 
und  besonders  aus  dem  hier  gebrauchten  gedrückten  frühgothischen  Spitzbogen 
geschlo.s.sen  werden  darf,  wesentlich  älter  als  der  im  steileren  hochgothischen 
Ik>gen  aufgeführte  Hauptbau.  Die  früher  allem  Anscheine  nach  gewölbt 
gewesene  Kapelle  hat  jetzt  ein  roh  aufgesetztes  —  innen  unverkleidet  ge- 
bliebenes —  Satteldach  Ein  hohes,  jetzt  bis  auf  eine  kleine  Thür  zu- 
gemauertes Portal  lä.sst  darauf  schliessen,  dass  die  Kapelle  im  Mittelalter  einen 
Thcil  der  Kirche  bildete,  also  wohl  die   »Garwekamer«   oder  Sakristei  war. 

Das    Gemälde    im   Aufsatz    des   Altars   aus    dem    Ende    des    XIX.  Jahr- 
hunderts stammt  von  Profe.ssor  Kannengiesser-Neustrelitz.     An  der  Vorderwand 

;  Dai,.,*.,.    ,.,1      »,.,,,,    er    auch   die   Visitationen   von     1534  und    1541    heranzieht.      Sie    ent- 
halten nicht*  von  der  unter  da»  Hrodaer  Kloster- Patronat  gekommenen   l'enzliner  Kirche. 
•)  Vgl.  NVigger,  Annaki;.         132.    133. 


Inneres  der  Kirche  zu  renzlin. 


KIRCHE   ZU   PENZLIN. 


243 


des  älteren  Altaraufbaues  die  Wappen  des  JOSEPH   FREIHERRN  VON   MALTZAN 
und  der  JOHANNE  GRÄFIN  VON  LUCKNER. 

Die    in  Holz    geschnitzte  Kanzel    ist    ein  Werk   vom   Ende    des   XVIII.  Kanzel. 
Jahrhunderts. 

An    dem    Orgel -Prospekt    im    Zopf- Stil       Orgel- 

vom  Ende  des  XVIII.  Jahrhunderts  dieselben  Prospekt. 


Wappen  wie  am  Altar. 


"^   ■  V  '^Xi  ^***-^^TVW 


^ Ueber  den  Chorschranken  eine  alte  Land-         .Alte 

Jt^ "  Sturm  -  Fahne     mit     der     Inschrift:     DIESER  Landsturm- 

ÜTuiUttimic.  "  FAHNE     FOLGEND,    VERTHEIDIGTE     IM     BE-        ^'ahne. 

^  FREIUNGSKRIEGE    1813  •   DER     LANDSTURM 

DES  PENZLINER  KREISES  DIE  GRÄNZEN 
DES  VATERLANDES.  Unter  einem  F.  F.  (ein  Monogramm  mit  Krone)  ein 
Rosenkranz  mit  der  Inschrift:  WELCKE  NIMMER.  Unter  dem  Penzliner  Stadt- 
wappen die  Inschrift:    NIEMALS  RUCKWÄRTZ  1804. 

Die  Glocken  der  Penzliner  Kirche  gehören  sämmtlich  jüngeren  Zeiten 
an,  d.  h.  als  Umgüsse  aus  älteren  Glocken.  Ks  sind  ihrer  drei.  Die  grö.sste 
ist  1791  unter  dem  Patronat  des  Freiherrn  JOSEPH  VON  MALTZAN  von  Joh. 
Christ.  Meyer  in  Xeustrelitz  gego.ssen  worden;  die  mittlere  1820  von  Valentin 
Schultz  zu  Rostock,  und  die  kleinere  1735  unter  dem  Patronat  des  Freiherrn 
OTTO  JULIUS  VON  MALTZAN  von  dem  Penzliner  Glockengiesser  J.  C.  Altrichter.') 

')  Die  mittlere   (Jlocke  hatte  eine   Vorgängerin   von    dem   Penzliner  (Jlockengiesser  J.  C".  .\lt 
richter.      Die   In.schriften   aller  drei   Glocken   sind   vollständig  bei   Danneil,   a.  a.  Ü.,  S.  56,   zu  lesen. 

16« 


(ilocken. 


244  AMTSGKKRHTSHE/IRK    PENZLIN. 

Grabstein.  Grabstein.      In    der   Mitte    der  Kirche    ein   Stein    mit    einer    eigenartigen 

Inschrift:  ALHIER  RUHET  IN  GOTT  EIN  FRÜHEZEITIG  VERWELKTES  BLÜME- 
LEIN  LUDEWICUS  DIETERICH  GEBHARDT  DERSELBE  IST  GEBOHREN  IN  DER 
VORSTADT  PERWER  VOR  SALTZWEDEL  D  •  13  •  JULIJ  ANNO  1716  U  •  IST 
SEELIG  ALHIER  VERSTORBEN  DEN  10TEN  APRIL  1736  SEINES  ALTERS  19 
JAHR  9  MONAHT  LEICHENTEXT  HIOB  16  V  22  •  U  •  17  C  •  V  1  •  (Hier  folgt 
der  gan7e  Text  )  VALE  TERRA  SALVE  COELUM  •  DIESES  HABEN  ZUM  WOL- 
VERDIENTEN  ANDENCKEN  LEGEN  LASSEN  J  •  GEBHARDT  E  •  M  •  RIEM- 
SCHNDERIN. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.      i.  2.  Abendmahlskelch,    aus   einem    älteren  profanen 

werke.  Trinkgefass  im  Jahre  1837  umgearbeitet.  Mit  schwebenden  Putten  an  der 
Kupa.  Der  Fuss  ist  neu.  Die  Inschrift  des  älteren  Theiles  besteht  in  Namen 
und  Jahreszahl:  GEORGUS  JULIUS  VON  MALTZAN,  FREIHERR  V  .  PENZLIN 
UND  WARTENBERG  •  1702.  Ohne  Stempel.  Die  jetzt  dazu  gebrauchte  Patene 
ist  neu.  (p)  (TfG)  3.  4.  Kelch  mit  der  In.schrift:  EX  RUINA  INCENDII  1725 
DEN  11  SEPTEMBER  REPARARI  CURAVERUNT  1731  PASTORES  ET  OECON  . 
Stadtzeichen  ein  drcithüriniges  Thor,  Meisterzeichen  (Fr).  Patene  mit  den- 
selben Zeichen.  —  5.  6.  Zinnkelch  von  1691,  mit  der  Bezeichnung  EHRENS 
SCHMIDT.  Patene  mit  der  Bezeichnung  ES.  —  7.  8.  Zinnkelch  aus  dem 
Will.  Jahrhundert,  im  Kelchboden  eingestempelt  eine  weibliche  Figur  mit 
W  N  Die  Patene  hat  als  Stempel  ein  dreithürmiges  (das  Friedländer r)  Thor 
und  als  Meisterzeichen  GH.  —  9.  Noch  ein  Kelch  mit  dem  Güstrovver  Stadt- 
zeichen (G)  und  dem  .Meisterstempel  des  zwischen  1698  und  1701  nachweis- 
baren Joh.  Hans  Friedr.  Molstorf:  (pM)  —  '^-  Ovale  Oblatendose  von  1733, 
mit  einem  Monogramm  aus  den  Buchstaben  J.  J.  L.  unter  einer  Krone,  darunter 
Painr/.weige.  Inschrift:  GOTT  ZU  EHREN  UND  ZUM  GESEGNETEN  AN- 
DENCKEN DER  LINDEMANNISCHEN  FAMILIE  IN  PENZLIN  GAB  DIESES  DER 
KIRCHEN  DASELBST  JOHANN  JACOB  LINDEMANN.  Als  Stadtzeichen  ein 
Adler,  und  als  Meisterzeichen  ein  D  in  einem  Barockschild,  ausserdem  auch 
das  Beschauzeichen  in  I-'orm  eines  Zickzackstriches: '^'^''»''^^•»'''^.  —  11.  Schenk- 
kanne von  1835  mit  den  Stempeln  [p]  und  (FfG)  (J-  F.  Gotthardt  in  Penzlin, 
s.  o.).  —  12.  LötTcIchen  mit  denselben  Zeichen  wie  die  Kanne.  —  13.  14.  Zwei 
Zinnleuchter  mit  später  angesetzten  Füssen  und  der  Inschrift:  CHRISTIAN 
FRIEDRICH  STOLL  CATRINA  MARIA  STOLLN  1760.  Stempel:  Friedländer  (?) 
Thor   und   W  N.  15.  Klingebeutel    mit   der   Inschrift   auf  der  Tiille:    BARON 

FERDINAND  MALTZAHN  1794   D  •  26ten  SEPT. 


BURG   PENZLIN. 


245 


Burg  Penzlin.') 


ördlich  von  der  Stadt,  ungefähr  siebenzig  Schritte  von  dem    letzten   eng- 
geschlossenen Häuser-Komplex  entfernt,  liegen  neben  einander  die  »alte« 
und    die    »neue«    Burg.     Die    neue  Burg    ist   ein   erst  im  XIX.  Jahrhundert  er- 


Die   Burg 
Pen/.lin. 


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Die  alte   Hurg  I'eiulin. 


bautes,  äu.sserlich  einfach  erscheinendes  gro.sses  geräumiges  >Hcrrenhauss  das 
mit  einer  Burganlagc  im  Sinne  des  Mittelalters  nichts  als  den  zu  drei  Vierteln 
ziemlich    schroff  und  tief  zu  Wa.sscr  und  Wiese   abfallenden  IMatz    gemcin.sam 


*)  Wir  folgen  hier  einem  lesensweithen  .Xufsatze  von  Otto  Piper,  den  er  in  den  ..Mecklb. 
Anzeigen<  Nr.  69  (24.  März  1883)  veröffentlicht  hat:  > Mecklenburgische  Hurgreste.  II.  Penzlin.« 
—  Eine  weitverbreitete  Ansicht  der  Hurg  von  Penzlin  ist  die  von  Gottheil  im  >Mecklcnb.  Album« 
(Hamburg -Herendsohn);  aber  sie  ist  derart  mit  willkürlichen  malerischen  Zusätzen  versehen,  mit 
ThUrmen  und  gothi^chen  Wandbildungen  aller  Art,  dass  sie  dem  wirklichen  Bestände  gegenüber 
als  werthlob  bezeichnet  werden  muss. 


246 


AMTSGERICIITSREZIRK    PENZLIN. 


hat  und  zu  einem  X'iertel  mit  einem  gleich  hohen  Landrücken  zusammen- 
hangt. Die  .südHch  von  der  neuen  Burg  und  jenseits  der  genannten,  burg- 
grabenartig  vertieften  Schlucht  gelegene  alte  Burg  aber  stellt  sich  als  Rest 
einer  in  der  Zeit  der  Renaissance  mehrfach  veränderten  mittelalterlichen  Anlage 
dar,  die  wir  uns  nach  Analogie  anderer  Bauten  dieser  Art  (in  Wismar,  Parchim, 
Malchin  u.  s  \v.)  anscheinend  so  vorzustellen  haben,  dass  sie  zu  einem  Theile 
die  Stadtmauer  be- 
rührte oder  in  sich 
aufnahm  und  dass 
der  etwas  höher  ge- 
legene, jetzt  wieder 
mit  der  alten  Burg 
durch  eine  Holz- 
brücke verbundene 
Platz  der  neuen  Burg 
die    -Verbürg«   oder 

das  »Vorwerk« 
(ouvrage  avancc)  zu 
bilden  bestimmt  war. 
Die  alte  Burg  be- 
steht aus  zwei  recht- 
winklig an  einander 
liegenden  Gebäude- 
theilen,  deren  Archi- 
tektur   freilich    nach 

aussen    hin     auch 

nichts    Burgartiges 

mehr  aufzuweisen 
hat.  Die  erwähnte 
I  loizbrücke  führt  von 
dem  Hügel  der  neuen 
Burg  zu  einem  spitz- 
bogig  geschlos-senen  ^'^  ''"^''''  '^^''  ^^^"'^  ^"'^'  l'enzi.n. 
Eingänge  des  Längsgebäudes  der  alten  Bing  liinubcr.  Bei  diesem  spitzbogigen 
Eingange  sieht  man  das  älteste  Mauerwerk  der  Burg,  soweit  dessen  Verwitterung 
hierauf  schliessen  lässt.  Die  Spitzbogenthür  »fuhrt  zunächst  in  einen  Raum,  der 
wie  noch  deutlich  zu  sehen  ist,  seiner  Zeit  in  seinem  ganzen  Umfange  von  einem 
Rauchfangmantel  überdacht  war.  Wir  haben  hier  also  eine  vormalige  Küche 
nicht  geringen  Alters  und  damit  dieselbe  Einrichtung  wie  z.  B.  auf  dem  noch 
erhaltenen  Falken.stein  im  Harz,  wo  auch  ein  nur  für  Kussgänger  passierbarer 
Nebeneingang  durch  die  Küche  in  den  Burghof  führt.« 

Neben  dieser  Spitzbogenthür,  und  zwar  da,  wo  Längs-  und  Quergebäude 
an    einander   stossen,    haben    sich  Spuren    des    ehemaligen  Berchfrits  der  Burg 


BURG   PENZLIN. 


247 


gefunden/)  ebenso  ungefähr  fünfzig  Schritt  zu  beiden  Seiten  des  Herchfrits  die 
Spuren  von  Vertheidigungsthürmen  in  der  Mauer,  welche  Burg  und  Stadt  um- 
schloss.  EndHch  sieht  man  noch  im  Evdgeschoss  des  Ouergebäudes  eine  mit 
gothisclien  Kreuzgewölben  überdeckte  Halle,  doch  wird  man  auch  sofort 
gewahr,   dass  sie  durch    eingesetzte  Scherwcände  ihre  Wirkung  verloren  hat. 

Zur  Zeit   aber   interessieren   an    der  alten  liurg   weitaus  am  meisten  die 
erhaltenen   » Hexenkeller «. 

Aus  einem  niedrigen  Balkenkeller  unter  dem  Längsgebäude  führt  unter 

einer    Fallthüre    eine 

enge    Steintreppe    von 

achtzehn    Stufen    in 

einen   zweiten   völlig 

finsteren   Keller   hinab, 

welcher,  6,75  zu  2,75  m 

in  der  Grundfläche 
messend,  mit  Ziegeln 
ausgemauert  und  mit 
einem  Tonnengewölbe 
übersi)annt  ist.  An  der 
einen  Längsseite  dieses 
Kellers  zeigen  sich  nun 
in  halber  Wandhöhe 
drei  Nischen  von  1,75  m 
Höhe  und  0,92  m  Breite, 
deren  untere  Hälfte  etwa 
3  5  cm,  die  obere  doppelt 
so  weit  hineinspringt. 
.Auf  diese  inmitten  der 

Mauer   angebrachten 
Steinsitze    wurden    der 

Tradition  nach  die 
Hexen  angeschlossen, 
und  in  der  That  zeigen 
die  bei  allen  Xischeii  gleichartig  in  die  ^Lauer  eingelassenen,  jetzt  zumeist  ab- 
gebrochenen, zum  Theil  aber  noch  mit  daran  hängenden  runden  Klammern 
erhaltenen  I'jseiibolzen  unwiderleglich,  dass  hier  Menschen  am  1  lals,  der  Brust, 
beiden  Armen  und  h'ussen  enge  an  die  Wand  angeschlossen  worden  sind. 
Zum  Theil  noch  erhaltene  starke  Hesjjen  u  s.  w.  lassen  ausserdem  erkennen, 
dass  jede  Xisciie  durch  eine  schwere  Thür  abgeschlossen  wurde,  während  ein 
für  jede  derselben  aus  der  Mauer  herausragender  länglicher  Felsstein  offenbar 
ein  Ausheben   dieser    Thur  \erhindern  sollte. 


Ein    Theil   dei"  alten    liiir''   l'enzlin. 


•)  Als  Beweis  für  das  Vorhandensein  eines  Berchfrits  an  dieser  Stelle  dient  auch  eine  auf 
dem  <Juergebäude  herauskoniniende,  jetzt  etwa  in  drei  Meter  lliihe  frei  in  die  I.uft  ausmündende 
enge  Wendeltreppe. 


248 


AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 


A'on  diesem  Keller  führen  vier  Stufen  wieder  aufwärts  in  einen  zweiten 
ahnlichen,  aber  nur  4. SO  zu  1,45  m  in  der  Grundfläche  messenden  Keller,  der 
gleichfalls  drei  Ilexennischen  enthält,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  dieselben 
hier  des  besonders  einspringenden  Absatzes  für  die  Füsse  (vom  Knie  ab)  und 
deshalb  auch  der  engen  vor  die  Nischen  zu  legenden  Thüren  entbehren. 
Ausserdem  bringt  hier  eine  25  cm  weite  und  5  m  lange,  durch  die  Decke  auf- 
wärts geführte  Röhre  wenn  auch  kein  Licht,  so  doch  spärliche  frische  Luft 
zu,  während  zugleich  von  diesem  Keller  die  enge  Wendeltreppe  in  der  Wand- 
dicke aufwärts  führt,  die,  wie  eben  (S.  247,  Anmkg.  i)  bemerkt,  vormals  in 
den  jetzt  abgebrochenen  Berchfrit  ausmündete.  —  An  den  nischenfreien  Wänden 
beider  Kellerräume  finden  sich  noch  weitere  abgebrochene  Eisenbolzen  zur  ein- 
facheren Ankettung  von  Gefangenen.« 

Diese  Keller,  welche,  wie  Piper  a.  a.  O.  nachgewiesen  hat,  zu  dem, 
was  wir  über  die  Art  der  Einkerkerung  der  Hexen,  über  ihre  Torturen  und 
besonders  über  die  V^orschriften  des  Malleus  maleficarum  wissen,  aufs  Beste 
passen,  weisen  somit  auf  einen  Bau,  der  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des 
XVL  Jahrhunderts  entstand,  als  in  Mecklenburg  die  systematische  Verfolgung 
der  Hexen  bereits  begonnen  hatte  (1562).  Damit  schrumpft  aber  das,  w^as 
von  der  frühmittelalterlichen  Burg,  wie  sie  einst  unter  den  Fürsten  von  Werle 
bestand,  noch  übrig  geblieben,  zu  einigen  Mauerresten  zusammen,  deren 
genaue  Abgrenzung  von  den  jüngeren  Theilen  überdies  auf  Schwierigkeiten 
stösst  und  kaum  noch  Bedeutung  hat.') 


Stadt- 
mauer. 


Stadt- 
thorc. 


m  .Mittelalter  war  die  Stadt  da,  wo  sie  nicht  von  Wasser  und  Sumpf  ge- 
schützt wird,  von  einer  hohen  Ziegelmauer  umgeben.  Davon  ist  noch 
ein  gut  Theil  erhalten,  aber  man  findet  keinerlei  besondere  Vorrichtungen  zur 
\'ertheidigung.  Vor  der  Mauer  findet  man  nach  der  Landseite  zu  zwei  tiefe, 
zumei.st  noch  erhaltene  Gräben,  die  jetzt  durch  einen  abgeplatteten  Wall  ge- 
trennt sind.  Stadtthore  giebt  es  nicht  mehr,  auch  keine  sonst  irgendwie  noch 
bemerkenswerth  erscheinenden  Gebäude. 


Wall.  Die  Stadtfeldmark  war  einstmals  von  einem  breiten  Wall  umgeben,  der 

theilwei.se  noch  erhalten  i.st. 


(irapcn-  Grapenwerder.     Auf  der  l'"cldmark    fnidct    sich    eine  rings  von  Wasser 

wcrder.      und    (jetzt)    Wiesen     umgebene    ca.    15000    Quadrat- Ruthen    grosse    Insel,    der 

Grai>cnwerder   (so  schon  in  einer  Urkunde  von    1 309  genannt),    und  auf  deren 

höchsten  Theile   eine    kreisrunde    etwa    200  Schritt    im    Durchmesser    haltende 


')  Vgl.  Lisch   und    Wcdemeyer,    Album    mecklenl).  Schlösser    und   l.aiulgüter,    Heft    i    und   2, 
S.  3  und  4. 


GUT    UND    FILIAL- KIRCHDORF    l.ClJKüW.  249 

Erderhöhung  mit  ca.  10 — 12'  hohen,  nahezu  senkrechten,  mit  Gestrupi)  be- 
wachsenen Rändern,  während  von  einer  anderen  Seite  noch  ein  minder  hoher 
Steilrand  sich  abzweigt.  Der  Grapenwerder  darf  nicht,  wie  es  im  M.  Jahr- 
buch XXXVII,  S.  66,  geschehen  ist,  mit  dem  Werder  verwechselt  werden. 
Ueber  beide  Plätze  Ausführlicheres  weiter  unten  S.  455  fif.    (Vorgesch.  Stellen.) 


Das  Gut  und  Filial-Kirchdorf  Lübkow.') 

m  Jahre  1274  gehört  das  Dorf  Liibkow  mit  seiner  Kirche  zu  jener  umfang-  Geschichte 
reichen  Begüterung  in  der  Vogtei  Penzlin,  welche  mit  ihren  Kirchlejinen  des 
(cum  collatione  beneficiorum  seu  ecclesiarum)  von  Fürst  Nikolaus  von  W'erle  'Dorfes. 
am  12.  März  desselben  Jahres  den  Rittern  und  Brüdern  Bernhard  und  Heinrich 
von  Peccatel  und  theihveise  auch  dem  Ritter  Raven  (Corvo)  zu  ge-sanmiter 
Hand  verliehen  wird.^)  Wie  lange  Lübkow  ein  Peccatel'sches  Gut  blieb,  wissen 
wir  nicht.  Denn  die  Urkunden  schweigen  nach  1274  mehr  als  drittehalb  Jahr- 
hunderte lang.  Um  1538  besitzen  die  von  Maltzan  einen  Katen  im  Dorfe. 
Aber  neben  ihnen  haben  auch  die  von  Barnefleth  Unterthanen  daselbst.  Doch 
Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  ist  das  Dorf  anscheinend  ganz  und  gar  in 
Maltzan'schen  Händen.  Am  30.  Mai  161 7  kauft  Hans  von  Blankenburg  das 
Gut  Lübkow  cum  pertinentiis  et  juribus  in  Prilhvitz,  Rehse,  Passentin,  Peccatel 
und  VVustrow  für  15  000  Gulden,  erhält  aber  den  landesherrlichen  Konsens 
dazu  erst  am  6.  December  1625  und  vergleicht  sich  darüber  mit  Ilsabe  von 
Owstein,  Jürgen  Maltzan's  Wittwe,  im  selben  Jahre.  P2nde  des  X\'II.  Jahr- 
hunderts haben  wieder  die  von  Maltzan  Gut  und  Dorf,  verpfänden  es  aber 
theilweise  an  einen  Steding.  Zu  Anfang  des  XVIII.  Jahrhunderts  finden  wir 
Lübkow  in  den  Händen  des  Kammerjunkers  Gustav  Friedrich  von  Walsleben, 
welcher  am  20.  l'^ebruar  1702  den  Lehnbrief  über  Lübkow  und  Krukow  erhält, 
da  das  Geschlecht  der  von  Blankenburg  ausgestorben  sei  Am  26.  Mai  17 16 
verpfändet  Ulrich  Wedege  von  Walsleben  die  Güter  Lübkow  und  Krukow  an 
Ernst  Friedrich  von  Kosboth.  und  nun  bleiben  die  von  Kosboth,  bei  allem 
Streit  zwischen  den  von  Maltzan  und  von  W'alsleben  über  das  jus  revocationis 
und  trotz  verschiedener  I^inlösungsversuche,  als  Pfandbesitzer  bis  1785  im  Besitz. 
Seitdem  ist  Lübkow  wieder  bei  der  freiherrlichen  Linie  der  von  Maltzan  Penzlin. 
Ueber  das  kirchliche  Verhältniss  s.  bei   Penzlin. 

Kapelle.      Die  Kapelle   ist   ein    nach   einem   Brande   aufgefulirtcr  kleiner     Kapelle. 
Bau  von   fa.st  quadratischer  Anlage  aus  dem  Jahre    1827,    welcher  von  Ziegeln 
mit   eingemischten  Granitsteinen,    wie   sie   besonders  im  Sockel   verwandt  sind, 

')  3  km  südöstlich   von    renr.lin.      I.ubhechowe  r^    Liehcnilorf,   Ort   do   l.uhech,    I.ul>ik  (alt- 
-slavisch  Ijuhu   =  lieh).      KUhnel,    M.  J.-ihrl..  XI.VI,   S.  S7. 
«)  .M.  U.-Il.  1317. 


250 


AMTSGKRKiriSUK/IKK    I'KNZl.lN. 


(Hocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


aufgeführt  ist  uiui  der  damals  henschciidcn  Zoi)ri,n:)lhik  rol<;t.  Der  Innenrauni 
ist  mit  ilacher  Hretterdecke  geschlossen.  Die  innere  l^inrichtuno-  i.st  ohne 
Hedcutung. 

In  dem  kleinen  Hol/.thürmchen,  welches  auf  der  Westseite  aus  dem 
Dache  herauswächst,  hängen  drei  Glocken.  Die  beiden  ersten  sind  nach  der 
Inschrift  zum  Ersatz  einer  vom  h^uer  zerstörten  Glocke  unter  Maltzan'schem 
Patronat  sowie  zur  Zeit  des  Pastors  CHRISTOPH  LUDWIG  MÜLLER  gestiftet 
und  von  dem  Glockengiesser  Johann  Christian  Meyer  im  Jahre  1782  gegossen 
worden.')  Die  dritte  ganz  kleine  Glocke  oben  in  der  Thurmspitze  ist  nicht 
zu  erreichen  -) 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbcrvergoldeter  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss, 
laut  In-^chrift  an  der  Kupa  im  Jahre  1729  gestiftet  vom  Amtmann  E«  E» 
WEYLANDT  ZUM  WERDER.  Als  Stadtstempel  einköpfiger  Adler,  und  als 
Meisterstempel  STVMER.  /\n  der  Patene  keine  Zeichen.  —  3.  OblatenschaclUcl, 
neu.  —  4.  Zinnerne  Taufschale,  neu. 


(»eschirhtt^ 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Filial -Kirchdorf  Lapitz.') 

I künden  des  Mittelalters  scheinen  zu  fehlen.  In  vorgeschichtlicher  Zeit 
giebt  es  hier  eine  besonders  grosse  wendische  Burganlage  mit  mehr 
als  gewöhnlich  ausgebreiteter  Pcsicdelung.')  Aus  dem  geschichtlichen  Dunkel 
aber  tritt  Lapitz  erst  in  neuerer  Zeit,  nämlich  zu  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts, 
heraus.  Damals  gehört  es  zu  den  Gütern,  welche  die  I  lerzöge  Heinrich  und 
Albrecht  von  .Mecklenburg  dem  Ritter  Bernd  von  Maltzan  verpfänden.')  Die 
weitere  Geschichte  des  (jutes  und  Dorfes  bcliandclt  nun  eine  fortlaufende 
Keihe  von  ganzen  und  theilweisen  Verpfändungen  und  Afterverpfändungen,  so 
z.  H.  an  Jakob  \on  Vieregge,  der  sein  Anrecht  1629  dem  Dr.  Wasmund  über- 
lä.sst;  an  Joachim  und  P'riedrich  von  (Juilitz,  die  ihre  Anrechte  1633  an  die 
C)ekf)nomie  des  Gü.strower  TJornes  abtreten,  und  an  den  im  Jahre  1662  von 
Schweden  her  in  den  Adelsstand  erhobenen  Joachim  l^igel,  der  von  1656  an 
Pfandherr  von  Lapitz.  Wrodow  und  Gro.ss- Helle  i.st  und  1687  einen  Antheil 
in  Lapitz  an  Albrecht  von  Krackewitz  abgiebt.  In  Lapitz  haben  übrigens 
auch  die  von  Maltzan  dem   von  Lngel   nicht  alles  überlassen,  es  kommen  daher 


)  I).Tk   I'atrnii.it    haUcn    sich    die   von    Maltzan   bei   der  Verpfändung  des  (lutes    vorlielialtcn. 

*)  Nacli  dem   Inventar  von    181 1    eljcnfalls  von  Joh.  f'hristian   Meyer  gegossen. 

)  5  '""  nördlich  von  Peu/Iin.  I.apze  entweder  von  lapa  =  Klaue,  Härla])p,  lycopodium; 
oder  von  lap-l.ipica  Falle.     Kllhncl,   M.  Jahrh.  XLVI,  S.  81.     Darnach   also  entweder  soviel   wie 

»Klauendorf«,    .l'.-itendi.rf«    oder    .inllcndorfc;   —   eine  ganze  Auswahl. 

*)  I.i»ch.   M.J.ihrh,  XXV,  S.  270.  278  —  281.     XXVI,  .S.  304. 

•)  Lisch,  ficschl.  Maltzan  IV,  S.  459—463  (Urk.  DCCCXLII). 


GUT    UND    FILIAL- KIRCHDORF   LAPITZ.  25  I 

auch  im  XVIII.  Jahrhundert  weitere  Verpfändungen  von  einzelnen  Antheilen, 
Bauern  und  Kossäten,  aus  ihren  Händen  vor.  Als  Inhaber  von  Lapitzer 
Pfandantheilen  treten  uns  entgegen  Christoph  Krauthof  (1702),  der  Oberst- 
leutnant von  Scharfenberg  (1705),  der  Oberstleutnant  von  Keyserlingk  (1737 
bis  1788),  Adolf  Friedrich  von  der  Lancken  (1788 — 181 1),  Karl  Friedrich  von 
Peccatel  auf  Wrodow  (1762)  und  Graf  von  Bolza  auf  Gevezin  (1777),  die  beiden 
letztgenannten  als  Afterpfand-Inhaber  von  den  von  der  Lancken  und  Keyserlingk 
her.  Ein  Maltzan'scher  Reluitions-Versuch  im  Jahre  1784  hat  kein  praktisches 
Ergebniss.  181 1  kauft  Hofrath  Siemerling  das  Lehngut  Lapitz,  und  1814  geht 
es  an  Joh.  Gottlieb  Neumann  über,  dessen  Familie  noch  heute  im  Besitz  ist. 
Ueber  das  kirchliche  Verhältniss  s.  bei  Penzlin. 

Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  F"ach\verkbau  in  Form   eines  \'ierecks  ohne      Kirche. 
Thurm  und  mit  flacher  Balkendecke  im   Innern. 

Im  Altaraufsatz  oberhalb  eines  grossen  hohen  Abendmahlgemäldes  ein        Altar- 
weiss   gestrichenes    spätgothisches  Triptychon,    dessen    Mittelstück    in    Schnitz-      aufsatz. 
figuren    die    Scene    der    Kreuzigung    enthält,    während    jeder    der    Flügel    vier 
Heiligenfiguren  zeigt,  die  zu  je  zweien  über  und   neben  einander  geordnet  sind. 

Im    freistehenden  Glockenstuhl    neben    der    Kirche    zwei   Glocken.      Die     Glocken, 
erste    hat    die    Inschrift:     DEI     IN     HONOREM     BARONES    A    MALZANEN    SUB 
PASTORATU   M  .  JO  •  SCHRECCII  ANNO  1620.     Die  zweite    hat   nur  die  Jahres- 
zahl  1620. 

Kleinkunstwerke.  i.  2.  .Silberner  Kelch  auf  scchspassigem  Fuss  mit  Klc-inkunst- 
der  Aufschrift:  JOCHIM  •  FRIDERICH  •  QVILITZ.  LEVTENANT  •  ANNO  1658.  werke. 
Keine  W'erkzeichen,  auch  nicht  an  der  zugehörigen  Patene.  —  3.  Kleine 
Oblatendose  von  Neusilber.  —  4.  Zinnerne  Weinkanne,  neu  (Kurtz-Stuttgart). 
—  5.  Taufschüssel  von  Messing,  neu.  —  6.  Zinnschale,  gestiftet  1696  von 
JOCHEN  KRVMSEE  Stralsunder  Stadtzeichen,  Meisterzeichen  *  9^,  *  .  —  7.  S. 
Zwei  /iiuicrnc  Altarleuchter,  der  eine  mit  der  Aufschrift:  JOCHIM  KRVMSEE 
HANS  KRVMSEE  1695;  der  andere  mit  der  Aufschrift:  MICHEL 
DRVHLL  1695;  hei  erstgenanntem  der  werlesche  Stierkopf  als 
Stadtstempel,  und  nebenstehendes  Meisterzeichen,  bei  dem  andern  I 
das  Stralsunder  Stadtwappen  und  als  Meisterzeichen  drei  Sterne 
mit  der  Zahl  91.  —  9 — 13.  Au.sserdem  noch  fünf  zurückgesetzte  Zinnleuchter 
von   1654,    1655,    1674,    1687  und    1726. 


h 


252 


AMTSGERICIITSBEZIRK   PENZLIN. 


Das  Gut  und  ehemalige  Filial- Kirchdorf  Puchow.' 


Geschichte 

des 

I  )orfes. 


m  ersten  Viertel  des  XIV.  Jahrhunderts  wohnt  in  Puchow,  das  damals 
wie  auch  noch  lange  nachher  aus  einer  Anzahl  von  PZinzelhöfen  besteht, 
der  Knappe  Petersberg.  Wenigstens  nehmen  wir  an,  dass  er  es  ist,  dessen 
Wittwe  im  Jahre  1326  den  Penzliner  Kirchherrn  mit  der  Stiftung  eines  Gefälles 
von  jährlich  zwölf  Hühnern  im  Dorfe  Puchow  erfreut.^)  Als  ein  deutsches 
Bauerndorf  tritt  es  uns  auch  in  einer  Urkunde  vom  i<S.  Juli  1501  entgegen, 
durch  welche  es  in  jene  Pegüterung  aufgenommen  wird,  mit  der  die  mecklen- 
burgischen Herzöge  den  Berend  Maltzan  belehnen.')  In  der  Folge  entwickelt 
sich  hier  nun  ebenso  wie  anderswo  auf  ähnlichen  ritterschaftlichen  Dörfern 
Verpfändung  und  Afterverpfändung  von  einzelnen  Antheilen  zu  schönster 
Blüthe.  So  sind  z.  B.  zu  Anfang  des  XVII.  Jahrhunderts  Hans  Angermünde 
und  Lukas  Schröder  die  Pfandherrn  von  Maltzan'schen  Höfen.  Auch  hören 
wir  von  einem  »Vorwerk«  Puchow,  das  mit  dem  Rittergut  Klein-Lukow  ver- 
bunden ist,  welches  Bernd  Lüdeke  von  Holstein  1623  an  Magnus  von  Bülow 
verkauft.  Gleichzeitig  giebt  es  Vieregge'sche  Pfandanrechte,  die  1629/30  an 
Dr.  Jasmund  und  an  Jürgen  Höppener  übergehen.  1636  sind  Oberstleutnant 
Joachim  P^ngel  und  der  Friedländer  Bürgermeister  Joachim  Quilitz  Pfand- 
inhaber der  Güter  Werder  und  Puchow.  In  diese  Pfandrechte  treten  1649/50 
Dr.  Ja.smund's  Wittwe  und  Oberstleutnant  Gregorius  Zicglcr  ein.  Um  dieselbe 
Zeit  bricht  über  den  genannten  Bülow'schen  Pfand- Anthcil  der  Konkurs  aus. 
Im  X\'III.  Jahrhundert  sind  die  von  der  Lanken  und  von  Hacke  nachher  auch 
ein  von  Raven  die  Pfandinhaber,  die  von  der  Lanken  am  längsten  (1702  bis 
1805)  1805  kauft  Leutnant  Anton  von  l^erg  das  Gut,  itS39  Hermann  von  Voss, 
1855  Wilhelm  Mecklenburg  imd  1878  Ulrich  I^'reiherr  von  Maltzan,  der  es 
nebst  Rahnenfelde  nach  langer  Fntfremdung  für  die  I*"amilic  von  Maltzan 
zurückerworben  hat. 

Dass  die  ehemalige  Kirche  zu  Puchow  von  jeher  mit  der  Penzliner 
verbunden  war,  ist  .schon  aus  der  oben  angezogenen  Urkunde  von  1326  zu 
erkennen.  Bis  ins  XVII.  Jahrhundert  hinein  dauert  dies  Verhältniss.  Ks  hat 
sich  nämlich  aus  dem  Jahre  1659  eine  Nachricht  erhalten,  welche  sagt,  dass 
die  Kirche  zu  Puchow  »vor  einigen  Jahren«  abgebrannt  sei.  In  Folge  dessen 
seien  zwei  Glocken  (also  noch  vor  1659)  nach  Broda  gekommen.  Damals  sei 
Gregorius  Ziegler  Besitzer  von  Puchow  gewesen.     Wir  wissen  aber  von  Ziegler, 


\  4  km  nördlich   von   I'enzlin.      »Ort  des   I'ucha« :    KUhnel,   M.Jahrl).  XLVI,   S.  II2. 

»)  M.  i:.-H.  4687.     Vfjl.  dazu   3345. 

■)  Lisch,  CIcschl.  Mahzan    IV,   S.  324  ff.  (lik.  DCCI.XIX). 


GUT    UND    FILIAL- KIRCHDORF    WRODOW.  253 

dass  er  1650  seinen  Besitz  antrat  (s.  o.)      Also  muss  die  Kirche  zwischen   1650 

und    1659  abgebrannt  sein.     Seitdem  hat  Puchow  keine  Kirche  mehr.     Indessen 

giebt  es    auf  dem  Kirchhof  zu  Puchow    noch    eine    von    ihren    alten  Glocken,      Glocken. 

welche  die  Inschrift  hat: 

\}tip  +  gatt  Hh  marin  +  linti*  +  aniui  +  uiif  +  brübbc  +  ifttc  bcfbl* 
Uert^)  anno  +  boniini  +  öufent  +  cctLC  +  Inibe  +  ijc  + . 


M 


')  =^  echt  versilbert.  Der  Verf.  des  Inventars  von  181 1  liest  1409  statt  1509  und  hat 
gleich  vielen  Andern  mit  den  Worten  iffe  t»efv"»lvcvt<  nicht  fertig  werden  können,  weil  fort- 
während if  und  te  getrennt  genommen  wurden  und  bei  dem  nachfolgenden  vefuIvCVt  statt  t» 
im  Anfange  V  gelesen  und  an  das  lateinische  Verbum  resolvere  gedacht  wurde.  Auch  wüs.ste  man 
gerne,  wie  es  sich  mit  dieser  Versilberung  verhält,  da  die  Sache  technisch  in  hohem  (Jrade  be- 
denklich erscheint,  und  erfahrungsmässig  oft  von  Versilberung  geredet  worden  ist,  wo  sie  that- 
sächlich  nicht  vorhanden  war.     Vgl.  Otte,  Glockenkunde,  S.  70  ff. 

•)  Fast  7  km  nördlich  von  Penzlin.  Ktthnel  erinnert  an  das  altslavische  Wort  vrcdu  =  Aussatz, 
Geschwür.      >Schwärend()rf    - 

»)  M.U.H.  1227.     Vgl.  1533.   1666.   2614.   2754.  2937. 

*)  Lisch,  Geschl.  .Maltzan  IV,  S.  459—463  (Lrk.  DCCCXLU), 

*)  M.  U.  M.  1666. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Wrodow.') 

urch   ein  Geschenk  des  Herzogs  Barnim  von  Pommern  wird  Wrodow  im    (beschichte 
Jahre     1271     Ivenacker    Klosterdorf. ^)      Nach    der    Säkularisierung    des          ^^^ 
Klosters  kommt  Wrodow  an  die  mecklenburgischen  Herzöge.     Diese  verpfänden         ^^  ^^' 
es    an    Bernd    von    Maltzan    (s.  o.)."^)      Durch    weitere    Verpfändung    kommt    es 
1656   an  Joachim  Engel    (vgl.  Lapitz),     17 17    an   den    Oberst   von   Barner   und 
175 1     an    Gotthard    Karl    Friedrich    von    Peccatel;      1785    verkaufen    die    von 
Maltzan    das  Gut  Wrodow    »cum    connexis«    an    den    Hauptmann    von  Zieten; 
1795   geht  es   an  Karl   Martin  Greffrath  iiber  und    1818    an  Joh.  Gottlieb  Xeu- 
mann,   dessen  Nachkommen  noch  heute  im  Besitz  sind. 

Da  der  Bischof  von  Kammin  am  31.  Januar  1283  dem  Kloster  Ivenack 
die  Zehnten  in  Wrodow  bestätigt,  so  ist  daraus  zu  ersehen,  dass  dieses  im 
Mittelalter  der  Kamminer  Diöcese  zugetheilt  war.'')  Die  spätere  Zutheilung 
des  Dorfes  und  seiner  Kapelle  an  die  der  Havelberger  Diöcese  angehörende 
Kirche  zu  Penzlin,  die  uns  in  dem  ersten  Penzliner  Visitationsprotokoll  \^on 
1582  entgegentritt,  kann  daher  erst  in  der  Zeit  nach  der  Durchfiihrung  der 
Reformation  geschehen  sein.  Doch  fehlt  es  an  einem  Dokument  darüber. 
Ob  es  vorher  mit  dem  benachbarten  Gross-Helle  verbunden  war,  ist  aus  dem 
Visitationsprotokoll  von  1541  nicht  zu  ersehen.  Hier  werden  nur  Schwandt 
und  Briggow  als  zugehörige  Dörfer   genannt. 

Kirche.      Die    Kirche    ist    ein    Fachwerkbau    in    P^orm    eines    länglichen       Kirche. 
Vierecks  mit  flacher  Decke  im  Innern.     Thurm   fehlt. 


-\M 


AMlSCiKRKH  rsUKZlRR    PENZLIN. 


Altar  und 
Kanzel, 
Ciloike. 


Kelch. 


Altar  und  Kanzel  sind  zu  einem  Körper  verbunden. 

l'jne  kloine  Glocke,  ausserhalb  des  Gebäudes  hängend, 
hat  die  Inschrift:  lU.ina  l)i'lp  Uli.  Dabei  ist  als  Trennungs- 
zeichen eine  Art  Paragraphen -Zeichen  verwandt.  Ausserdem 
das  nebenstehende  Glockengiesserzeichen. 

Der  Abendmahlskelch  der  Kirche  ist  neu  und  ohne  Bedeutung 


<tr 


(«eschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  ehemalige  Kirchdorf  Gross- Helle/) 

Is  Kirchdorf  tritt  uns  Gross -Helle  gleich  bei  seiner  ersten  urkundlichen 
Erwähnung  im  Jahre  1363  entgegen.  Damals  ist  Dominus  Johannes 
Ribe  Plebanus  in  »Groten  Helle«.  Im  XV.  Jahrhundert  kommt  das  Gut  von 
den  Herzögen  an  Berend  von  Maltzan  (s.  o.  bei  Wrodow).  Von  1656  an  ist 
es  im  Pfandbesitz  des  Joachim  Engel  (s.  o.  bei  Lapitz).  Von  175 1  hat  es 
Gotthard  Karl  Eriedr.  von  Peccatel  auf  Wrodow.  Von  1785  an  bis  1802  ist 
es  wieder  in  Maltzan'schem  Besitz.  1802  kauft  es  der  Hofrath  Karl  David 
Heinrich  Lüders  und  18 16  der  Leutnant  Flügge,  in  dessen  Nachkommen.schaft 
es  heute  noch  ist. 

Wenn  schon  Wrodow  während  des  Mittelalters  zu  Circipanien  und 
somit  zur  Kamminer  Diöce.se  gehört,  so  muss  das  auch  mit  dem  nördlich 
davon  gelegenen  Gross- Helle  sammt  seinen  Filialen  Schwandt  und  Briggow 
der  Fall  gewesen  sein,  zumal  diese  von  Penzlin  her  jenseits  des  Wasser- 
gebietes der  Kittendorfer  Peene  liegen,  zu  dem  auch  der  Schwandter  See 
gezählt  wird.  Gro.ss- Helle,  zu  de.s.sen  Kirche  vom  Mittelalter  her  bis  in  die 
Zeit  des  drei.ssigjährigen  Krieges  hinein  die  Kirchen  zu  Briggow  und  Schwandt 
als  Tochterkirchen  gehören,  ist  .seit  1637  .seines  Gotteshauses  beraubt:  ein 
Brand  vernichtet  es  nämlich  in  diesem  Jahre.  Die  Kirche  zu  Mölln  übernimmt 
die  Kura.  Aber  seit  1723  hat  sie  die  Penzliner  Kirche.  Im  Jahre  1800  wird 
ein  Wiederaufbau  der  Kirche  zu  Gross- Helle  ins  Auge  gefa.sst,  doch  es  kommt 
nicht  dazu.  Zur  Zeit  wird  der  Gottesdien.st  für  Gro.ss -Helle  in  der  Kirche  zu 
Schwandt  abgehalten,  dessen  Kirche  1723  ebenfalls  zu  Penzlin  gelegt  worden 
war,    gegenwärtig    aber   von   Mölln  her  ihre   gei.stliche  Versorgung   empfängt.^) 


8  km   nördlich   von  iV-nzlin.     I)cr  .\nme   hat   deutschen  Klai 
l>ci   Kuhnel,  M.  Jahrb.  XLVI. 

*)  Vgl.  .Stuhr.   M.  Jahrb.  I,X,   S.  41.   71.  87. 


und    Imdut   .sicli   daher   nicht 


GUT   UND    KIRCHDORF   ALT- REHSE.  255 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Alt-Rehse.' 


')  Fast  6  km  südöstlich  von  Penzlin.  Der  alte  Name  >Keze<  des  XII.  und  XIII.  Jahr- 
hunderts wird  mit  dem  altslavischen  »reka«  =  Fluss  verbunden  und  als  >ürt  am  Wassere  ge- 
deutet, also  vielleicht  soviel  wie  >Seedorf<.  Vgl.  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  117.  Oder  »Beken- 
dorfi?     Vgl.  Heyer,   M.  Jahrb.  XXXII,  S.  144. 

')  M.  U.-B.  135.  Vgl.  dazu  95.  Lisch,  M.  Jahrb.  III,  .S.  13,  .\nmkg.,  nimmt  an,  dass  das 
1170  genannte  Michnin  mit  Rehse  identisch  sei.  .Sollte  nicht  möglicherweise  der  spätere  Name 
•Mallin  damit  irgend  einen  Zusammenhang  haben?  Zu  M.  L'.-H.  135  vgl.  HoU,  Chronik  der  Stadt 
Neubrandenburg,  S.  303,   Anmkg. 

'"  M.  U.-B.  3016.  3563.  5275.  5276.  Vgl.  auch  die  späteren  Urkunden  von  1402.  14S2 
und    1500  bei  Lisch,   M.  Jahrb.  III,   S.  206— 210.   229,230. 


Dorfes. 


Is  am  16.  August  des  Jahres  11 70  Fürst  Kasimar  von  Pommern  in  der  Geschichte 
schon  bei  PenzUn  angezogenen  und  als  spätere  Unterschiebung  für  ein  des 
verlorenes  Original  verdächtigten  Urkunde  dem  Havelberger  Domstift  das 
Dorf  Broda  mit  vielen  andern  Dörfern  und  Gütern  in  der  Nachbarschaft  zur 
Gründung  eines  Klosters  überweist,  da  fehlt  zwar  vorläufig  noch  der  Name  des 
Dorfes  Reze  dazwischen,  aber  zwölf  Jahre  später  findet  er  sich  bereits  in  jener 
weniger  angreifbaren  Bestätigungsurkunde  des  Herzogs  Bogislav,  die,  wenn  auch 
nicht  datiert,  doch  nach  dem  Juni  1182,  d.  h.  nach  Kasiinar's  Tode,  dem 
Kloster  Broda  zur  Sicherung  seines  Besitzthums  ertheilt  wird.-)  Beim  Kloster 
bleibt  Rehse  bis  zu  dessen  Auflösung  um  die  Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts. 
Und  zwar  sind  es  beide  Dörfer,  in  denen  das  Kloster  seine  Hand  hat,  Alt- 
Rehse  und  Neu -Rehse,  deren  Feldmarken  an  einander  stossen.^)  Auch  er- 
fahren wir  aus  der  Urkunde  des  Papstes  Alexander  VT.  vom  27.  Oktober  1500, 
dass  das  Kloster  Broda  das  Patronatsrecht  der  Kirche  zu  Alt -Rehse  besitzt 
(necnon  Pentzelin,  Smorte  cum  Resze).  Schon  zur  Zeit  des  Klosters  haben 
die  von  Maltzan  auf  Penzlin  Antheile  an  Alt -Rehse.  1538  sind  es  zwei  (ehe- 
mals Bardenflet'sche)  Bauhöfe,  im  XVIII.  Jahrhundert  dagegen  ist  immer  von 
drei  Bauhöfen  die  Rede,  deren  Geschichte  in  nichts  als  in  einer  Reihe  fort- 
laufender Verpfändungen  besteht :  im  XVI.  Jahrhundert  an  Jakob  Zitwitz  und 
Jochim  Arenstorff;  im  XVII.  Jahrhundert  an  Bertram  Schmieterlow,  die  Stadt- 
kämmerei  in  Penzlin,  an  Christoph  Peccatel,  Hans  Blankenburg,  Jochim  und 
Jakob  Vieregge,  Friedr.  Arenstorff,  an  den  Bürgermeister  Krauthof  in  Güstrow, 
den  Major  Gregorius,  Christian  Wagner  und  Joachim  Barnekow;  im  XVIII.  Jahr- 
hundert an  die  von  Winterfeld,  von  Engel,  bis  im  letzten  Viertel  desselben 
Jahrhunderts  die  von  Maltzan  wieder  selber  auf  Alt- Rehse  sitzen  und  es  nun 
bis  1849  festhalten.  Als  Besitzer  folgen:  1849  Joh.  Karl  Friedr.  Wendlandt, 
1851  Johann  Strasen  und  1857  Carl  Otto  Ferd.  Mcrcker.  Von  Hermann 
Mercker  erwirbt  1892  August  Beese  das  Gut,  von  diesem  1897  Ludwig  Baron 
von  Hauff,    der   es,    mit    Annahme    des    landesherrlichen    Vorkaufsrechtes    und 


256  AMTSGERICIITSBEZIRK   PENZLIN. 

besonderer  Bestimmungen  über  die  Erbfolge,  aus  einem  Lehn  in  ein  Allod 
umwandeln  lasst. 

L'eber  die  Pastoren  in  Alt-Rehse  sind  wir  nur  mangelhaft  unterrichtet. 
Am  26.  November  1627  spricht  Herzog  Hans  Albrecht  seinen  Tadel  darüber 
aus,  dass  die  Pfarre  von  Alt-Rehse  nun  schon  ins  dritte  Jahr  vakant  sei. 
Dieser  Tadel  trifft  den  Alt-Rehser  Antheil  am  Maltzan'schen  Patronat.  Aus 
einem  Schreiben  der  Sabina  Meyer,  sei.  Krn  Adams  Friederichs  nachgelassener 
Wittwe,  vom  23.  Januar  1628  erfahren  wir  ferner,  dass  Adam  Friederich  über 
dreissig  Jahre  Pastor  zu  Alt-Rehse  gewesen  und  an  der  Pest  gestorben  sei. 
Aus  beiden  Schriftstücken  folgt  somit,  dass  er  ungefähr  um  1594  berufen 
worden.  Eine  dritte  Nachricht  besagt,  dass  er  am  28.  August  1625  starb 
und  Pastor  von  Alt-Rehse,  Krukow  und  Mallin  gewesen.*)  Ueber  seinen  Vor- 
gänger und  darüber,  ob  die  genannten  drei  Kirchen  schon  vor  der  Refor- 
mation mit  einander  verbunden  gewesen,  giebt  es  keine  Nachricht.  Wohl 
aber  wissen  wir,  dass  die  Kirche  zu  Krukow  im  XIV.  Jahrhundert  ihre  eigenen 
Plebane  hatte,  die  als  Geistliche  der  Havelberger  Diöcese  in  allerlei  Verbin- 
dung mit  dem  Kloster  Broda  standen.  Auf  Friederich  folgt  dessen  Schwieger- 
sohn, der  Friedländer  Kantor  Petrus  Zimmermann:  der  Rehser  Maltzan  wider- 
strebt ihm  Anfangs  sehr,  aber  die  anderen  Maltzane  und  der  von  Blankenburg 
auf  dem  Werder,  die  ihn  schon  am  19.  Juli  1626  berufen  haben,  bringen  ihn 
endlich  durch.  Zimmermann  ward  ein  Opfer  des  dreissigjährigen  Krieges  ge- 
worden sein,  denn  sein  Nachfolger  Er  Andreas  Cato  wird  1642  berufen.  Nach 
Cato's  Tode  wird  Jakobus  Nemptzow  im  Jahre  1668  Pastor.  Ihm  folgt  1683 
Immanuel  Meinichius,  der  Sohn  des  Penzliner  Meinichius,  der  17 16  an 
Melchior  Eppen  einen  Substituten  erhält.  Eppen  wird  am  11.  Oktober  17 16 
in  der  Kirche  zu  Krukow  ins  Amt  gewiesen,  weil  die  zu  Alten  Rehse  wüste 
liegt  und  erst  im  Jahre  1727  wieder  hergestellt  wird.  Eppen  soll  nach  1736 
gestorben  sein.  1745  folgt  Joh.  Gottlieb  Hinrichs  (Ilinrichsen),  welcher  1766 
stirbt,  1768  Joach.  Joh.  Wachenhuscn,  der  1771  stirbt,  1773  Ad.  P'riedr.  Müller, 
und  diesem  1793  Pa.stor  Joh.  Ern.st  Zorn  (7  21.  April  18 17).     Vgl.  Walter  a.  a.  O. 

Kinhe.  Kirche.      Die    Kirche    ist    ein    gothischer    Neubau    von    I^Y^ldstcinen    und 

Ziegeln  aus  den  Jahren  1889  — 1893.  Im  Westen  ein  mit  einem  Pyramiden- 
helm versehener  Thurm  aus  gleichem  Material,  aber  schmäler  als  die  Kirche 
und  im  oberen  Theil  aus  Fachwerk  aufgeführt.  Auch  die  innere  Einrichtung 
i.st  neu. 

(ilockcn.  Im  Thurm  zwei   Glocken.      Die  grössere  ist  von  (nisseiscn   und  hat  die 

In.schrift:  JOSEPH  REICHSFREIHERR  VON  MALZAHN  ALTEN 
REHSE  DEN  1  •  NOVBR  .  ANNO  1791.  Die  zweite,  von  Bronze, 
.stammt  aus  dem  XVI.  Jahrhundert  und  zeigt  keine  In.schrift, 
wohl  aber  das  nebenstehende  Giesserzeichen. 

)  Er  wird  im  Tann?    i':..S   ni.f  dem    Kelch   der   Kirche  zu   Maliin  genannt. 


GUT    UND    FILIAL- KIRCHDORF    KRUKOW.  257 

Kleinkunstwerke.  i.  2.  Stark  vergoldeter  silberner  Kelch  auf  sechs-  Kleinkiinst- 
passigem  Fuss.  Am  Knauf  der  Name  ifjcfUS.  Am  Fuss  ein  Allianzwappen  werke, 
mit  den  Initialen  T  •  G  •  und  A  •  K  •  Als  Stadtzeichen  ein  dreithürmiges  Thor, 
und  als  Meisterzeichen  der  Stempel  Bi-  Auf  der  zugehörigen  Patene  die 
vollen  Xamen  der  Stifter  zu  den  Wappen:  THOMAS  GREGORIUS  MAJOR  und 
ANNA  KRAUTHOF  sowie  die  Jahreszahl  1647.  Dieselben  Werkzeichen  wie  am 
Kelch.  —  3.  Ciborium,  neu,  gestiftet  von  Pastor  LUCIUS.  —  4.  Weinkanne, 
neu,  ohne  Zeichen.  —  5.  6.  Kleiner  Zinnkelch,  laut  Inschrift  1748  gestiftet 
von  JOHANN  MESMAN.  Als  Stadtzeichen  ein  dreithürmiges  Thor,  und  als 
Meisterzeichen  der  Stempel  C.  H.  1713.  Der  zugehörige  Oblatenteller  hat  eben- 
falls als  Stadtzeichen  ein  dreithürmiges  Thor,  als  Meisterzeichen  aber  den 
Stempel  I  D  H  1739.  —  7.  Zinnkelch,  ohne  Aufschrift.  Als  Stadtzeichen  ein 
dreithürmiges  Thor,  und  als  Meisterzeichen  der  Stempel  I.  P.  B.  M.  1742.  ■ — • 
8.  Zinnkelch,  laut  Inschrift  an  der  Kupa  gestiftet  von  SAMUEL  GOTTLIEB 
FRIEDRICH  KLESSEN  1761.  Ohne  VVerkzeichen.  —  9.  Zinnkelch,  ohne  Auf- 
schrift und  ohne  Werkzeichen.  —  10 — 12.  Drei  zinnerne  Patenen,  von  denen 
eine  das  genannte  dreithürmige  Thor  als  Stadtzeichen  und  dasselbe  Meister- 
zeichen  hat  wie  die  unter  6  aufgeführten  Zinngeräthe. 


Das  Gut  und  Filial-Kirchdorf  Krukow.') 


1 


)orfes. 


ie  Rehse,  so  wird  nach  der  schon  mehrfach  genannten  Kasimar'schen  Geschichte 
Urkunde  auch  Krukow  seit  1170  zu  den  Brodaer  Kloster- Dörfern  _  ^^s 
gezählt.-)  Eine  engere  Verbindung  zwischen  dem  Kloster  und  dem  Dorf 
sammt  seiner  Kirche  erhellt  denn  auch  —  wenigstens  im  XIV.  Jahrhundert  — 
aus  der  Stiftung  des  Krukower  Pfarrherrn  Johann  von  Reval,  der  auf  seinen 
Todesfall  dem  Kloster  einen  Hof  zu  Penzlin  sowie  seine  ganze  bewegliche 
Habe  am  10.  März  1356  vermacht.^)  Dass  aber  Krukow  im  Mittelalter  ein 
Bauerndorf  ist,  erkennt  man  aus  dem  Stiftungsbriefe  der  Kord'schen  Vikarei 
im  Kloster  Hroda  vom  21.  März  1358.^)  Auch  im  XVII.  Jahrhundert  giebt 
es  noch  Bauern  und  einen  Schulzen  im  Dorfe.  Später  aber  werden  sie  nicht 
mehr  genannt. 

Sicher    ist,    dass    das  Kloster  Broda    nicht   das   ganze  Dorf  gehabt  hat. 
Denn    als    herzogliche    Vasallen    sitzen    dort    im    XV.   Jahrhundert    zuerst    die 


')  4  km  nordöstlich  von  Penzlin.  .\lslavi>ch  kruki'i  =  Rahe.  .\lso  soviel  wie  Rahendoif«. 
»Ort  des  Kruke.  Vgl.  Kiihnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  77.  Siemssen,  .M.  Jahrb.  VI,  S.  53.  Heyer, 
M.  Jahrb.  XXXII,  .S.  144. 

*)  M.  U.-H.  95.  563.  Vgl.  auch  die  Bestätigung  des  Besitzes  durch  Bischof  Thidericus  von 
Mavelberg  am   24.  März    1328  bei   Lisch,   M.  Jahrb.  III,  S.  202. 

')  M.  U.-B.  8203.      Ein   Krukower   l'leban   Balduin   wird    1376  genannt:    M.  L  .15.  6S34. 

*)  M.  U.-B.  8470. 

17 


258  AMTSGERICIITSBEZIRK    PENZLIN. 

von  Kargow  und  dann  die  von  Bardenflet.  Die  Fischerei  aber  auf  dem  grossen 
Krukow -Malliner  See  haben  seit  1443  die  mecklenburgischen  Herzöge,  die  zu 
Beginn  des  XVI.  Jahrhunderts  u.  a.  aucii  das  Gut  und  Dorf  Krukow  an  die 
von  Malt7.an  verpfänden.')  In  der  Vo\ge  hören  wir  von  weiteren  Verpfändungen 
des  Gutes  durch  die  von  Maltzan  an  Jakob  Zitwitz,  Hans  von  Blankenburg 
u.  a.  m.,  bis  im  Jahre  1702,  gegen  Verzichtleistung  auf  die  hohe  Jagd,  der  mit 
einer  von  Maltzan  vermählte  Gustav  Friedrich  von  Walsleben  den  Lehnbrief 
über  die  Güter  Krukow  und  Lübkow  erhält.  17 16  verpfändet  Ulrich  Wedige 
von  Walsleben  beide  Güter  an  den  Major  Ern.st  Friedrich  von  Kosboth.  Aus 
diesem  Pfandvertrag  wird  1725  ein  Verkaufsvertrag,  und  nun  bleiben  die  Güter 
Krukow  und  Lübkow  bis  1785  (nicht  1781)  in  Ko.sboth'schem  Besitz.  I7<S6 
aber  gehen  beide  wieder  in  den  Besitz  der  Penzliner  von  Maltzan  über,  die 
sie  heute  noch  haben. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Alt-Rehse. 

Kapelle.  Kapelle.     Die  Kapelle  ist  ein  aus  Feldsteinen  und  Ziegeln  aufgeführter 

und  im  Innern  flachgedeckter  Neubau  aus  der  ersten  Hälfte  des  XIX.  Jahr- 
hunderts und  stellt  ein  V^iereck  mit  einem  eingebauten  schmalen  Thurm  dar, 
der  mit  einem  kleinen  ]'}ramidenhelm  versehen  ist.  Die  innere  Einrichtung 
ist  ebenfalls  neu.  —  Hinter  der  platt  abschliessenden  Ostwand  steht  noch  die 
alte  Kirche,  ein  niedriger  Bau,  der  jetzt  als  Schuppen  benutzt  wird. 

Glocke.  Der    ziemlich    grossen    Glocke    im    Thurm    i.st    ohne    Gefahr    nicht    bei- 

zukommen,  anscheinend  ist  sie  nicht  alt.  Das  Inventar  von  1811  giebt  an, 
dass  sie   1738  gegossen  worden  sei. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.      i — 3.  Kelch,    Patene  und   Oblatenschachtel  sind   neu 

werke.  und  1858  von  ULRICH  VON  MALTZAN  gestiftet.  Sie  haben  die  Stempel  fp} 
jt^k'^HSEl  [\2\.  —  4.  Taufbecken,  neu,  1856  vom  Goldschmied  Lippold  in 
.Malcliiii.  -  5  S.  \'ier  zinnerne  Standleuchter,  der  eine  gestiftet  1661  von 
CHRISTIAN  BUWMANN,  der  zweite  von  NEINS  JENSZEN  1661,  beide  versilbert; 
der  dritte  und  vierte  sind  ohne  Inschrift.  Diese  beiden  haben  als  Stempel 
ein  dreithürmiges  Thor  und  die  Meisterinitialen  W  N.  Auch  sind  sie  jünger 
und  gehören  der  klassicierenden  Periode  des  XV^III.  Jahrhunderts  an. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Mailin.') 

(leschichtc   li\«i»e   Krukow,    .so  ist    auch  Mailin    im   Mitlclaltcr    ein   Bauerndorf,    das    theil- 
des         ""~     wei.se   dem    Klo.ster  Broda    gehört,    an    dem    aber    auch    im    XIV.  Jahr- 
hundert die  von  Woken.stedt  (Wakenstädt)  einen  Antheil  haben.     Der  Knappe 

')  Vgl    Urkunde  vom  8.  Mai    1516  hei   Lisch,   (Je.schl.  Maltzan  IV,   S.  459  ff. 

*;  5  km  no  '■  ,11  I'cnzlin.     Altslavisch  malina  =  Hinihceic.     Also  vielleicht  »Ilimlieer- 

dorf « ;  oder  »Or  vom  altslavischen  malü  :i^  klein,  und  in  diesem  Falle  soviel  wie 
»Klein«,    »Kleincii«. 


Dorfes. 


GUT   UND    FILIAL- KIRCHDORF   MALLIN.  2$^ 

Heinrich  Wakenstädt  begründet  nämlich  am  22.  März  1348  zu  Memorien  für 
sich  und  die  Seinen  mit  den  Einkünften  aus  acht  MalMner  Hufen  eine  Vikarei 
in  der  Kirche  des  hl.  Nikolaus  zu  Penzlin.')  An  zweien  dieser  Hufen  sichert 
sich  übrigens  Klaus  von  Giewitz  am  25.  Mai  1376  seine  Anrechte  auf  Zeit 
seines  Lebens.  ^) 

Im  XV.  Jahrhundert  gehört  Mailin  zu  den  Gütern,  an  welchen  die 
von  Maltzan  vom  Kloster  Broda  her  Anrechte  gewinnen.-^)  Wie  sie  dann  in 
den  Besitz  des  ganzen  Dorfes  Maliin  gelangen,  in  welchem  vorläufig  noch  dem 
Matthias  Kargow  ein  Hof  verbleibt,  ersieht  man  aus  einer  Urkunde  vom 
28.  Oktober  1446.*)  Die  weitere  Geschichte  des  Dorfes  besteht  nun  in  der 
Folge  aus  einer  Reihe  von  Verpfändungen:  im  XVII.  Jahrhundert  an  Bertram 
Schmieterlow,  Joachim  Ihlefeldt,  Johann  Stüneke,  Theodor  Meyer,  Heinrich 
Dreves  und  Dr.  Krauthoff;  im  XVIII.  Jahrhundert  an  den  Güstrower  Kupfer- 
schmied Richter,  den  Leutnant  Kloss,  an  Hans  Christoph  von  Dechow,  an 
Kunstmann  und  an  Ernst  Werner  von  Raven.  Aber  bald  nach  der  Mitte  des 
XVIII.  Jahrhunderts  nehmen  die  von  Alaltzan  das  Gut  wieder  an  sich.  1781 
hören  wir  von  eigenmächtigen  Verlegungen  von  Bauern  aus  Mailin  nach 
Lübkow.  In  Maltzan'schen  Händen  bleibt  Mailin  bis  1857.  Da  kauft  es 
Andreas  Ludwig  Schröder,  und  von  diesem  erwirbt  es  1869  Karl  Ludwig  Baron 
von  Hauff,    dessen  Söhne   das  Lehn    im  Jahre   1888    in   ein  Allod    umwandeln. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Alt-Rehse. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  Ziegelbau  im  klassicierenden  Stil  des  XX'III.  Kirche. 
Jahrhunderts  und  stellt  einen  einzigen  ungetheilten  Raum  dar,  der  im  Osten 
mit  drei  Seiten  aus  dem  Achteck  geschlossen  ist.  Im  Innern  eine  flache 
Bretterdecke.  Der  Thurni  wächst  auf  dem  Westende  aus  der  Dachkonstruktion 
heraus  und  ist  mit  einer  offenen  Laterne  bekrönt.  In  der  Wetterfahne  die 
Jahreszahl   1757. 

Von    der    inneren    Einrichtung    ist    nichts   weiter    zu   erwähnen,    als   dass   Iiukt*.-  Kin- 
Kanzel   und   Altar   zu   einem   Körper  verbunden  sind.  richtiin^. 

Im   Thurm   hängen   drei   Glocken,    alle  drei    1877   von    C.  Voss  &  Sohn   in     Cilockcn. 
Stettin  gegossen.      Die  grösste  trägt   die  Widinnngs- Inschrift:    ZUM   ANDENKEN 
IHRES  AM   7TEN  JANUAR  1876  VERSTORBENEN    MANNES,    DES    BARON    LOUIS 
VON    HAUFF,    SCHENKTE    DIESE    GLOCKE    DER    KIRCHE    ZU     MALLIN     SEINE 
GATTIN   KAROLINE  VON   HAUFF  GEB  •  REICHERT  FRIEDE   SEI    MIT  EUCH. 

—  Auch  die  zweite  ist  von  dcv  Baronin  VON  HAUFF  gestiftet  ZUM  AN- 
DENKEN IHRES  NAMENS  —  Auf  dem  Kirchenboden  eine  au.s.ser  (Gebrauch 
gesetzte  gusseiserne  (jlocke,   die    1828   in   Ik-rlin   gegossen   ist. 

')  M.  U.-B.  6834.   10872. 
*)  M.  U.-R.  10889. 

')  Urkunden   vom   3.  .\u<,'iist    1428   und    vom    i3.|;uHiar    1420   liei    I.i-cli,    (lochl.  Mallzaii   II, 
^-  595  ff-   599-      Dazu   Anmkjj.  zur   Lrkunde   vom   22.  Juli    1519. 
*)  Lisch,   Geschl.  Mahzan   111,   S.  164  ff.  (Irk.  i>X.\II). 

17* 


26o  AM  rS(;KRICH  rM!i:/IKK    TKN/IIK. 

\'on  den  Vorgängerinnen  der  beiden  Bronze -Glocken  war  die  eine 
1690  gegossen  und  trug  den  Namen  des  Patrons  Jürgen  Heinrich  von  iMaltzan 
sowie  den  des  Pastors  Immanuel  Meinig  (Meinichius)  und  des  Kirchen- 
vorstehers Peter  Krey.  Von  der  andern  giebt  das  Inventar  von  181  i  nichts 
weiter  an. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,      i.  2.   Stark    vergoldeter    silberner    Kelch    auf  sechs- 

werke, passigeni  I-\iss  mit  einem  eingravierten  Krucifixus  als  Signaculuni.  Die  Stelle 
der  Rotuli  am  Knauf  nehmen  kleine  plastische  gefliigelte  Engelsköpfc  ein. 
Auf  der  rntcrseite  des  Inisscs  die  nachfolgciule  Inschrift:  DISER  KELCK 
INT  GADESHVS  MALLIN  WICHT  35  LOD  •  DER  PASTOR  H  :  ADAM  FREDRICH. 
CLAVS  LOSEHANT  MÄRTEN  STRATFELT  VORSTENDER  •  ANNO  1608  IN  DEN 
OSTERN.  Als  Stadtzeichen  ein  dreithürmiges  Thor,  und  als  Aleisterzeichen 
der  Stempel  ß^.  Die  dazu  gehörige  Patene  ist  ohne  Werkzeichen.  —  3.  Sil- 
bernes Ciborium,  neu,  der  Kirche  1898  geschenkt.  —  4.  5.  Taufschale  und 
Taufkanne.  —  6.  Silberner  Schöpflöffel,  ohne  Abzeichen,   neu. 


I»..rl, 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Breesen.') 

('•eschichte   ira^'ii   XI\'.   und   W.  Jahrhundert  giebt  es  mehrere  rilterbürtige  Familien   im 
des  iB^Ja      jjorf  mit  Höfen  und  Antheilen  an  der  Feldmark.     Wir  hören  von  denen 

von  I.ankow  (1342,  1356),  Wodarg  (1342),  Wörpel  (1393,  14 10).  Steen  (1400), 
Gotebend  (1408,  1414),  Buk  (1427  und  1436)  und  Parsenow  (1393  1491).^) 
Von  ihnen  scheinen  die  letztgenannten  durch  schrittweisen  Ankauf  der  Antheilc 
der  anderen  zuletzt  die  alleinigen  Herren  des  Dorfes  geworden  zu  sein  Aber 
mit  dem  Anfange  des  XVI.  Jahrhunderts  erfahren  wir  nichts  mehr  von  ihnen, 
freilich  auch  nichts  von  den  u<'ichsten  VerRigungen  der  mecklenburgischen 
Herzöge  nach  dem  Aussterben  der  von  Parsenow  und  dem  dadurch  verursachten 
Heimfall  ihrer  Lehne.  Erst  im  Jahre  1545  giebt  es  wieder  eine  Nachricht:  da 
verschreibt  Herzog  Albrecht  den  llof  Hreesen  für  eine  Anleihe  von  3000 
Gulden  an  Balthasar  Fichstedt.  Den  1<S.  Juli  1553  kommt  derselbe  Hof  auf 
fünf  Jahre  als  Pfand  für  2000  Gulden  an  Kevin  Kamptz  auf  Plasten,  und,  nach 
Ablauf  dieser  Zeit,  samnii  dem  hall)en  Dorf  Pinnow,  mittelst  Permutations- 
Kontraktes  vom  8.  November  1558  für  die  ehemaligen  Priorei-Cjüter  Gross- 
Hichsen  und  Goddin  c.  p  ,  an  den  fürstlichen  Rath  Johann  von  Lucka.-')  1595 
erwirbt  Jakob  von  Holstein  auf  Gross-Vicien,   I''.hemann  der  Kordula  von  I.ucka, 

■Mich    von   l'enzlin.      Altslavisch   l)icza  =   lÜrkc,   also   soviel    wie    'Hirkendorf'. 
\j;l.  Kiihi..!,   M  J.jiirl*.  XLVI,  S.  28. 

»)  M.  LH.  f,i',^,.  r,i,,y.  82^0.     I):i/.ii  .\klcn  im  C.rossii.  Archiv.     V^l.  .M.  jaliil..  .\\XII,  S.  Iio, 
Anmerkung  5. 

*)  S-   A  .  M^tr.i:.'(;s    zwischen    dem    I  lerzo^  Joiiaiin    .Mlirecht    und    dem    Kalb    von 

Lucka  im  M.  J  225 — 227. 


GLT    LXI)    KU«  III/OKK    IJKKI- SlON.  261 

auch  die  .indt-re  I  Ihlfte  des  Dorfes  und  ^Jllle-^  Pmiiow  von  Kinns  \on  Oldeii 
bni-o-,  (!•  •■  sie  l^~9  von  l\un<>  I  laiiii  .iiil  I^i-edow  «r  landen  hallet  Alii" 
naclidein  durch  denselben  Jakob  von  HoLstem  auf  GrossA'ielen  eme  Zeit  hing 
Hreesen  an  Klaus  Preen  zum  W'olde  und  Pinnow  an  Valentin  Voss  auf  Flotow 
verpfändet  gewesen  war,  gehen  beide  Güter  durch  Kauf  an  Friedrich  von 
Aschersleben  auf  Chemnitz  über,  der  u.  a.  die  landesherrlichen  Konsense  zu 
Verfügungen  über  Pinnow  im  Jahre  1612  erhalt  Die  von  Aschersleben  be- 
halten Breesen  bis  1656.  Da  kauft  es  der  Hauptmann  Christian  von  Krauthof. 
Aber  zwei  Jahre  früher  hat  bereits  der  Oberst  Hans  Engel  einen  Antheil  daran 
(ein  Achtel)  erworben.  Und  wenn  auch  die  von  Krauthof,  welche  am 
20.  Oktober  1694  den  Allodialitätsbrief  iiber  Breesen  erhalten  imd  darüber 
später  mit  Herzog  Friedrich  Wilhelm,  der  die  Allodialilät  nicht  gelten  lassen 
will,  in  einen  Rechtsstreit  vor  dem  Reichskammergericht  gerathen,  das  Gut 
noch  lange  bis  ins  X\'III.  Jahrhundert  festhalten,  so  werden  doch  die  von  Hngel 
noch  vor  Mitte  desselben  Jahrhunderts  ihre  Rechtsnachfolger  und  sind  noch 
heute  im  Besitz  des  Gutes. 

Aus  dem  Visitationsprotokoll  von  1534  ersieht  man,  dass  das  Kirchlehn 
zu  Breesen  vom  Landesherrn  vergeben  wird.  Herzog  Albrecht  hat  es  1532 
dem  Cord  Danneel  verliehen.  Zugleich  wird  angegeben,  dass  Pinnow  dahin 
eingepfarrt  ist.  Da  nun  Pinnow  nachweislich  zur  Diöcese  des  Bischofs  von 
Kanimin  gehört,  so  folgt  aus  diesem  vorrcformatorischen  Verhältniss  beider 
Kirchen  zu  einander,  dass  auch  Breesen,  für  welches  es  an  direkten  Zeug- 
nissen gebricht,  dem  Sprengel  von  Kammin  und  dem  Lande  Circipanien 
zuzuweisen  ist.  Das  leuchtet  noch  mehr  ein,  wenn  man  auf  der  Land- 
karte bemerkt,  dass  es  nördlich  von  Pinnow  liegt.  Ferner  ist  für  Breesen 
das  Visitationsprotokoll  der  Kirche  zu  Chemnitz  vom  Jahre  1575  zu  be- 
achten —  dieses  enthält  nämlich  gelegentlich  eines  darin  mitgetheilten 
Zeugen -X'crhörs  eine  Reihe  von  Nachrichten  über  nicht  weniger  als  vier- 
zehn zum  grossten  Theil  noch  \om  Prämonstratenser- Stift  Broda  als  Inhaber 
des  Patronats  über  die  der  Diöcese  Kammin  angehörende  Kirche  zu  Chemnitz 
berufene  und  daher  vom  Bischof  dieser  Diöcese  bestätigte  Geistliche,  von 
denen  aber  nur  der  erste  in  Chemnitz  gewohnt  hat,  die  andern  dagegen, 
nachdem  das  Pfarrhaus  zu  Chemnitz  abgebrannt  und  nicht  wieder  aufgebaut 
war,  bald  auf  dieser,  bald  auf  jener  benachbarten  W'edem  ihren  Wohnsitz 
aufgeschlagen  haben  (s.  Chemnitz).  Darunter  finden  sich  nun  nicht  weniger 
als  drei  Geistliche,  die  von  Breesen  aus  die  Cura  in  Chemnitz  besorgt  haben. 
Ivs  sind  der  neunte,  elfte  und  zwölfte  innerhalb  der  erwälinten  Reihe:  Cord 
Danneel,  Marcus  \'arenhi)lt  und  Jochim  l'nger.  deren  kurze  Amtsdauer,  oder 
besser  gesagt  Inhaberschaft  des  Chemnitzer  Pfarrlehns.  noch  in  die  fünfziger 
Jahre  des  X\'L  Jahrhunderts  fallen  wird.  X'arenholt  war  z.  B.  zugleich 
Kanonikus  des  der  I  lavelberger  Diöcese  angehörenden  Stiftes  Broda.  \'on 
1556  an  ist  Joachim  Voigt  (von    1558    an  unter  Lucka'schem  Patronat)  Pa.stof 


')  Lisch,   M.Jahil).  V,   S.  217  (Familienverhältnisse  des   Kanzlers  Joli.  von    I.iicka). 


202  AMTSGKKICHTSHFZIRK    I'ENZLIN. 

ZU  Hreesen  iiiui  rimiow.  r>  stirbt  15S2.  Ihm  lolt^t  1585  Simon  Arends,  ein 
nnwürtlij^er  Geistlicher,  der  nach  fünfundzwanzii^jahriger  Amtsthätigkeit  von 
dem  oben  genannten  Jakob  von  Holstein  auf  Gross  Vielen,  dem  Ehemann  der 
Kordula  von  Lucka.  zahlreicher  höchst  unstatthafter  Begangenschaften  angeklagt 
und  überfuhrt  wird.  \'on  1612  an  ist  Petrus  Schütte  Pastor  zu  Breesen  und 
I'innow.  Wie  lange,  wissen  wir  nicht.  164.S  ist  Johannes  Colerus  da,  unter 
dem  Patronat  der  von  Aschersleben.  Zu  seiner  Zeit  sind  Kirche,  Wedein  und 
Pastorat  niedergebrannt.  Der  Gottesdienst  wird  daher  (1648)  auf  dem  grossen 
Saal  des  Herrenhauses  abgehalten.  1649  übernimmt  er  die  Pfarre  zu  Gadebehn 
(Gotebende)  mit  dem  I'ilial  Klein- Helle,  nachdem  der  letzte  Pastor  Christoph 
Schneidewin  verstorben:  unter  X'oss'schcm  Patronat.  Hier  herrscht  dieselbe 
X'erwüstung  wie  in  I^reesen  und  Pinnow.')  Noch  im  Jahre  1662  sagt  Colerus 
bei  Gelegenheit  der  X^isitation  seiner  Kirchen,  dass  er  sein  eigener  Küster  sei. 
1671,  unter  dem  Patronat  des  Christian  Krauthof  zu  Breesen  imd  des  Adam 
Christoph  V'o.ss  zu  Piimow,  wird  Matthaeus  Jurisius  zum  Pastor  erwählt  (-]*  1703). 
1704  folgt,  nur  auf  ein  Jahr,  Pastor  Wetzenow,  1707  Albertus  Pauli  (s.  Glocke 
von  1741)-  1752  finden  wir  den  Christian  Friedrich  Kcibel  als  Pastor  adjunctus 
in  Breesen.  Nach  seinem  Tode  folgt  1789  Aug.  Jakob  P'riedrich  Sponholz 
(7    18 19).     S.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Kirche.      P^ie    Kirche    ist    ein    von    den    Gebrüdern    Krauthoff   im   Jahre 

1712  errichteter  Fachwerkbau  in  I'orm  eines  länglichen  Vierecks.  Auf  dem 
Westende  ein  aus  dem  Dachstuhl  hervorkonnnender  ilunni,  der  eine  mit 
einer  offenen  Laterne  bekrönte  glockenförmige  Haube  trägt.  Im  Innern  eine 
flache  Decke. 


Innere  Kin-  Die  jetzige  Einrichtung  der  Kirche  entspricht  mehr  der  Zeit  des  klassi- 

richtiing  Gierenden  Geschmacks  aus  dem  Anfange  des  XIX.,  als  der  des  Barockstils  des 
tr  in  e.  )(Y]jj  Jahrhunderts.  An  der  Iicrrschaftüchen  Empore,  welche  sich  in  einem 
südlichen  Anbau  befindet,  sieht  man  das  Wappen  des  HENNING  KRAUTHOFF 
mit  der  Jahreszahl  1712.  Daneben  das  Wappen  des  ADOLF  VON  ENGEL  und 
das  seiner  Gemahlui  FRIDERICKE  VON  BÜLOW  nut  dcv  Jahreszahl  1832.  (ie 
nannt  sei  auch  ein   Bildniss  des   Pastors   KEIBEL,  ■[•  1789.'^) 

•otkcn.  Im    'Ihurm    himgen    zwei    Glocken.      Die    grössere    ist     1741     \'on    Otto 

Gerhard  Meyer  in  Rostock  unter  dem  Patronat  des  HANS  DAVID  VON  ENGEL 
und  dem  Pastorat  des  ALBERTUS  PAULY  gegossen  worden,  die  kleinere  im 
Jahre   1728  von   Michael  Begun   in   I''riedland. 

Kleinkunst  Klcinkunstwerke.     i .  2.  Silberner  Kelch  auf  .sechspassigem  Fu.ss.    Anden 

werke        K«4uli  ties  Knaufes  in  grünem  ICmail  die  Ikichstabcn  \]  g  3^1^79-     Der  Kelch 

und  die  /ngchörige  Patene  sind  vcm  dem  Ro.stocker  Goldschmied  Jürgen  Müller 

M.  Jnhrh.  VI,  S.  137. 
''  :tct:    Herr  Christian   Friedrich  Keibel,  geb.  zu  Strasburg  in  der 

Uckermark    17  --•o'-    zu   Breesen    und   Pinnow    1752    und   Pastor  zu  Woggersin 

1760,  starb  d.  ^ 


GUT    UND    KIRCHDORF   PINNOW.  263 

gemacht.  —  3.  4.  Silbervergoldeter  grosser  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss,  laut 
Inschrift  vom  Jahre  1746.  An  der  Kupa  die  eingravierten  Wappen  des  HANS 
DAVID  VON  ENGEL  und  seiner  Gattin  KATHARINA  DOROTHEA  VON  HOINCK- 
HUSEN.  \'om  Güstrower  Goldschmied  Cl  L  (Caspar  Johann  Livonius.  Von 
demselben  auch  die  Patene.  —  5.  Zinnernes  Krankengeräth,  der  Schrift  nach 
aus  dem  XVIII.  Jahrhundert.  Werkzeichen  nicht  vorhanden.  —  6.  Silberne 
kreisrunde  Oblatenschachtel,  auf  dem  Deckel  die  Initialen  C  •  L  •  K  »(rauthoff) 
1694.  Auf  der  Unterseite  ein  anscheinend  aus  SS  gebildetes  Doppel -Mono- 
gramm. —  7.  Kanne,  neu,  von  Humbert-Berlin.  —  8.  Grosser  Oblatenkasten 
von  Silberblech,  im  Deckel  eine  kleine  Platte  von  Gusseisen  mit  dem  Abend- 
mahl des  Lionardo  da  Vinci.  Hin  Geschenk  des  Geh.  Kammerrath  ADOLPH 
V.  KAMPTZ  bei  Gelegenheit  der  Einweihung  der  renovierten  Kirche  im 
Jahre   1832. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Pinnow/) 

ie  erste  urkundliche  Nachricht  über  Pinnow   im   Lande  Gädebehn  (in  terra    Geschichte 
Ghotebant)    ist    eine    Schenkung    von    zehn     Hufen    im    Dorfe    an    das  des 

Kloster  Ivenack  durch  den  Herzog  Barnim  von  Pommern  am  10.  April  1272.^)  i-'orles. 
Bischof  Hermann  von  Kamm  in  bestätigt  dem  Kloster  die  Zehnten  von  diesen 
Hufen  am  31.  Januar  I283.'')  Um  die  Mitte  des  XIV.  Jahrhunderts  wohnt  ein 
ritterbürtiger  Mann  mit  Namen  Berthold  Döring  in  Pinnow,  der  als  Zeuge  und 
Bürge  in  einer  V^ertragsurkunde  zwischen  Henning  Brasche  und  dem  Klo.ster 
Reinfeld  vorkommt.*)  Wie  dann  über  einhundertsechzig  Jahre  später  der  be- 
kannte mächtige  Bernd  Maltzan  den  halben  Theil  von  Pinnow  aus  der  Hand 
der  Herzöge  Heinrich  und  Albrecht  als  Pfand  erhält,  ersieht  man  aus  einer 
Urkunde  vom  8.  Mai  1516.')  Wie  aber  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahr- 
hunderts zuletzt  das  ganze  Dorf  Pinnow  an  die  I'anülie  von  Lucka,  und  von 
dieser  im  XVII.  Jahrhundert  an  die  von  Aschersleben  kommt,  ist  bereits  bei 
Breesen  (S.  261)  erwähnt  worden.  h'riedr.  von  Aschersleben  erhält  am 
27.  August  1612  den  landesherrlichen  Konsens  über  die  \'crsciireibung  des 
Gutes  Pinnow  an  seine  Schwiegermutter  Margarethe  von  Blankenburg,  Wittwe 
des  Otto  von  Blankenburg.     Von  den  Familien  Aschersleben  und  Blankenburg 


')  14  km  nördlich  von  l'enzlin.  .•\lt>laviscli  juni  ^  Haumstamm.  Also  soviel  wie  >Haum- 
garten«.  Vgl.  Kilhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  107.  —  Im  ersten  Register  des  Meckl.  Urkiinden\verke> 
(Bd.  IV)  sind  Pinnow  in  der  pommerschen  Enklave  und  Pinnow  im  Lande  flädehehn  irrthtlmlicher- 
weise  zu  einem  Dorf  zusammengeworfen.  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XXV,  S.  268  ff.  (Burg  und  Land 
(jolebant). 

*)  M.  U.  15.  1249.      V^;l.  1533.   2614.   2754.   2S95. 

»)  .M.  U.B.  1666. 

*)  M.  U.B.  7778. 

*)  Lisch,  Geschl.  .Maltzan   IV,  S.  459  fr.  (DCCCXLII).     Vgl.  dazu  S.  492  (DCCCLV). 


264 


amtsc;errhtshf,zirk  penzlin. 


kommt  das  Gut  1668  an  Reiinar  lernst  von  \'oss  auf  Chemnitz,  1700  aber 
verkauft  der  Oberhofmeister  von  \'o.ss  die  Güter  Chemnitz  und  Pinnow  an 
Werner  Friedr.  KHnggrätif  und  dessen  Bruder.')  Beide  Güter  sind  noch  heute 
in  den  Händen  der  Herren  von  KhnggräfT. 

Ueber  die  kirchHchen  \'erhältnisse  s.  bei  Breesen 

Kinhc.  Kirche.     Die    Kirche    ist    ein    Fachwerkbau    aus    der   ersten    Hälfte    des 

Will.  Jahrhunderts  (in  der  Wetterfahne  C  •  F  •  V  •  K.  1730)  und  der  in  Breesen 
sehr  ähnüch,  nur  finden  wir  hier  einen  Chorschkiss  mit  drei  Seiten  aus  dem 
Achteck.-)  Im  Innern  eine  flache  Decke.  Im  Westen  ein  sich  aus  dem  Dach- 
stuhl entwickelnder  Thurm  mit  Pyramidenhelm. 

Inneres.  Die  innere  Einrichtung  ist  einfach. 

Glocken.  Im   Thurm    zwei    Glocken,    die    beide    im    Jahre    1855    von    C.  Illies    in 

Waren  gegossen  sind.^) 

Kleinkunstwerke,  i — 3.  Silberner  Kelch  auf  rundem  Fuss,  mit  einer 
langen  Inschrift,  welche  besagt,  dass  die  Pinnowsche  Kirche  im  Jahre  18 13 
ihren  alten  silbernen  Kelch  dem  Vaterlande  opferte  und  nach  dem  Siege  der 
Verbündeten  über  Napoleon  den  jetzigen  als  Ersatz  erhielt.  Der  Kelch,  die 
dazu  gehörige  Patene  und  die  kreisrunde  Oblatenschachlel  zeigen  dieselben 
Stempel,  nämlich  eine  dreithürmige  Burg  und  den  Namen  REHMER.^)  —  4.  Sil- 
berne Kanne,  gestiftet  von  F.  und  J.  VON  KLINGGRÄFF.  Stempel:  C  A.  Beu- 
mers- Düsseldorf.  —  5 — 7.  Ciborium,  Sammelbecken  und  Taufschale,  alle  drei 
Stücke  von  Zinn,  von  C.  W.  Kurtz- Stuttgart.  —  8.  Zinnerner  Oblatenteller, 
ebendaher. 


')  Die  Helehnung  erfolgt  am   27.  Juni    1702. 

')  Die  Vorgängerin    dieser    Kirche    oder    Ka]ielle   war    ein    im    Jahre     1623    von     Friedrich 
von  Aschersleben  errichteter   Hau.      .Nach   .\kten   im   (Iro.ssh.  .\rchiv. 

*  Das  Inventar  von  i8ii  fuhrt  drei  (Hocken  auf:  eine  mit  der  In.schrift: 
hclp  atot  vn  mnvia  oc  anna  anuo  ^01nil1i  mcccclvvüt;  die  andere  mit  der 
In-chnft:   b\\\c  Flocte   horfh  tbo   vninoix>   ftintbe   jncob  pntron  flnno  ^o= 

mini    mccccppip,    und    mit    dem    nebenstehenden   (ilocken;.;iesser  -  Zeichen ;     sowie 
endlich  eine  dritte  hochhängende  Glocke,  deren  Inschrift   nicht  zu   entzifl'ern    war. 

*)  Fehmer  soll  ein  alter  Goldschmied  in  Neubrandenburg  gewesen  sein,  wie  Dr.  Hofmeister 
»chreibL  Wenn  das  richtig  ist,  dann  hätten  wir  das  dreithürmige  Ihor  als  .Stempel  auf  Gold- 
and  Silber- Arbeiten  in  Neubrandenburg  und  Umgegend  auf  diese  Stadt  und  nicht,  wie  bisher,  auf 
Fricdland  als  Stadtzeichen  zu  deuten.  Derselbe  theilt  mit:  >In  unserm  Hesitz  befinden  sich  Kried- 
linder  SillterlöfTel  von  1815  etc.,  diese  zeigen  \^\,  spätere  \'P\.  Dagegen  zeigen  alle  in  unserm 
'  '  '  -itz  befindliL'hen  Silbersachen  aus  Neubrandenburg  (die  ältesten  von  1809)  das  drei- 
hor.c 


GUT    UND    KIRCHDOKF    CHEMNITZ.  265 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Chemnitz.') 

e  für  eine  spätere  Unterschiebung  gehaltene  und   mit  Einfügung  späterer   C.eschichte 
thatsächlicher  Verhältnisse  verbesserte,   in  Wirklichkeit    aber    auf  diese  ^'^^ 

Art  gefälschte  Schenkungsurkunde  des  Fürsten  Kasimar  von  Pommern,  für  I Dorfes, 
welche,  wie  die  bessere  Urkunde  des  Herzogs  Bogislav  von  1182  beweist, 
ein  verloren  gegangenes  Original  mit  wahrscheinlich  etwas  bescheidener  an- 
gegebenen Besitzverhältnissen  des  Klosters  Broda  vorhanden  gewesen  sein 
muss,  lässt  Chemnitz  schon  im  XII.  Jahrhundert  als  ein  dem  Stifte  Havelberg 
und  von  diesem  wieder  dem  ebengenannten  Kloster  überwiesenes  Dorf  und  Gut 
erkennen.-)  Aber  es  gehört  nicht  wie  Broda  zur  Havelberger,  sondern  vielmehr 
zur  Kamminer  Diöcese,  denn  am  7.  Juni  1305  bezeugt  Bischof  Heinrich 
von  Kammin,  dass  er  die  Kirche  im  Dorfe  Chemnitz  und  ihren  Hauptaltar  zu 
Ehren  der  heiligen  Jungfrau  Maria  und  der  hl.  Katharina  geweiht  und  be- 
widmet habe.^)  Weitere  Hebungen  aus  zwei  Katen,  dem  des  Beneke  Seyszen- 
megher  und  dem  des  Henneke  Wytte,  erwirbt  das  Kloster  Broda  im  Jahre 
1363  von  der  Familie  Mughesveld.^)  In  grö.sserem  Umfange  tritt  dort  Ende 
des  XIV.  Jahrhunderts  die  ritterbürtige  Familie  der  Kruse  oder  Krause 
auf.  Man  sieht  das  an  \'erträgen  mit  dem  Kloster  Broda,  wobei  es  sich 
ausser  Einkünften  verschiedener  Art  auch  um  das  Patronatsrecht  über  die 
Kirche  handelt,  und  an  einem  Verkauf  von  fünfzehn  Hufen  im  Dorfe,  mehreren 
Plätzen,  die  als  Kampe  bezeichnet  werden,  der  Mühle,  zwei  \'ikarei-Hufen  u.  a.  m. 
an  die  gleichfalls  ritterbürtige  Familie  Stalbom.  Der  \>rtrag  mit  Broda 
gehört  dem  Jahre  1394,  der  mit  den  Stalbom  dem  Jahre  1398  an."^)  Auch 
lernen  wir  mehrere  Geistliche  des  X\'.  Jahrhunderts  kennen,  darunter  den 
Bertram  Wuggcrsin.  welchen  das  Kapitel  zu  Broda  kraft  seines  Patronats- 
rechtes  dem  Kamminer  Bischof  Konrad  Bonow  am  14.  Xovember  141 3  zur 
Pfarre  in  Chemnitz  an  Stelle  des  verstorbenen  Henricus  Beckmann  vorschlägt, 
ferner  den  X'ikar  Johann  Wolkow.  an  dessen  Vikarei  Henning  Stalbom  und 
seine  l'Lhefrau  Diliana  zwei  Hufen  und  einen  Hof  im  Januar  1425  verkaufen, 
und  endlich  den  Ikodaschen  Kanonikus  Nikolaus  Vlatow,  den  .sein  eigenes 
Kapitel  im  Jahre  1462  zu  der  durch  den  Tod  des  Plcban  Heinrich  Bernd 
vakant  gewordenen  Pfarre  in  Chemnitz  vorschlägt  und  mit  de.ssen  Ein.setzung 
der  Bischof  Henning  von  Kammin    einverstanden  ist,  wenn  nicht  an  einem  in 


')    II   km    nordnordö.stlich    von    Penzlin.      Ingefähr     .soviel    wie     >Steinl>eck«.      Altslavisch 
kameni  =  Stein.     .S.  KUhnel,  .M.  Jahrb.  XLVI,  S.  33. 

»)  M.  U.-B.  90.    135.     Vgl.  dazu  377.   563.  3563.  7062. 

*)  M.  U.B.  3004. 

*)  M.  U.-B.  9190. 

*)  Noch   nicht  gedruckte   Urkunden   im  drossh.  .\rchiv. 


266  AMTSGERICIITSBEZIRK    PENZLIN. 

Greifswald  von  seinem  Offizial  Peter  Reper  anzusetzenden  Termin  von  irgend 
welcher  Seite  erhebliche  Einwände  erhoben  werden  sollten.  Zu  Anfang  des 
X\T.  Jahrhunderts  (leider  fehlt  eine  genauere  Festsetzung  der  Zeit)  ist  der 
Schweriner  Domherr  Heinrich  Schröder  im  Besitz  der  Chemnitzer  Pfründe. 
Hine  weitere  lange  Reihe  von  Geistlichen  als  Inhaber  der  Chemnitzer  Pfarre 
in  der  ersten  Hälfte  des  X\T.  Jahrhunderts  werden  im  Visitationsprotokoll  von 
'575  genannt,  aber  mit  wenigen  Zeitangaben:  unter  nicht  weniger  als  vierzehn 
Pfarrinhabern  die  ersten  sechs  bis  1539,  die  anderen  acht  bis  1573,  mit  Aus- 
nahme des  letzten  sämmtlich  unter  dem  Patronat  des  Kapitels  zu  Broda  ein- 
gesetzt, aber  alle  nur  kurze  Zeit  mit  dem  Pfarrlehn  ausgestattet  und  daher 
wahrscheinlich  auch  in  keinem  lebendigeren  Verhältniss  zu  ihrer  Gemeinde. 
Der  erste  ist  Er  Hermann;  der  hat  noch  auf  der  Wedem  in  Chemnitz  gewohnt, 
ist  aber  später  nach  Weitin  verzogen.  Ganz  allgemein  heisst  es  im  Protokoll 
von  1575,  die  Wedem  in  Chemnitz  sei  vor  ungefähr  zwanzig  Jahren  nieder- 
gebrannt und  nicht  wieder  aufgebaut,  es  mag  das  aber  auch  schon  länger  her 
gewesen  sein.  Der  zweite  ist  Jasper  Tornow  zu  Weitin ;  der  dritte  der 
Brodasche  Küchenmeister  Jochim  Krissow ;  der  vierte  Peter  Backhuss,  der 
ebenfalls  von  Broda  aus  die  Cura  leitet;  der  fünfte  Matthias  Tegeler;  der 
sechste  Gerd  Ungemakt,  der  um  1539  die  Cura  in  Wulkenzin,  Rehse  (Neu- 
Rehse)  und  Chemnitz  hat;  der  siebente  der  Wulkenziner  Pleban  Cassube;  der 
achte  Joh.  Nels  (Cornelius)  zu  Gevezin;  der  neunte  Kord  Danneel  zu  Breesen ; 
der  zehnte  Karsten  Schmidt  zu  Gevezin,  gleich  dem  achten  und  neunten  vom 
Probst  Ulrich  zu  Broda  eingesetzt;  der  elfte  der  Kanonikus  (»ein  Brodascher 
Herr«)  Marcus  Varenholt,  der  auch  das  Pfarrlehn  zu  Breesen  hat;  der  zwölfte 
Jochim  Unger  zu  Breesen,  nur  auf  ein  Jahr;  der  dreizehnte  Thomas  Negen- 
dank  zu  Gädebehn  (Gotebende),  das  damals  noch  Kirchdorf  ist,  auf  drei  Jahre; 
der  vierzehnte  Nikolaus  Dambeck  zu  Gevezin,  der  fünf  Jahre  lang  die  Cura 
der  Kirche  zu  Chemnitz  hat,  von  dem  zu  Pullitz,  der  sich  an  Stelle  des  Stiftes 
das  Patronat  >/angemasst«  hat,  eingesetzt  ist  und  am  Tage  vor  Martini  des 
Jahres   1573  stirbt. 

Diese  Aufzählung  sagt  mehr  als  viele  Worte.  Sie  ist  ein  Bild  von  der 
Veräusserlichung  des  kirchlichen  Lebens  in  jener  Zeit  und  lässt  zugleich  er- 
kennen, wie  eine  Mutterkirche  zu  einer  Pxclesia  vagans  wird.  Denn  von  da 
an  bis  auf  den  heutigen  Tag  ist  die  Kirche  zu  Chemnitz  aus  diesem  Ver- 
hältniss nicht  wieder  herau.sgekommen.  Zunächst  sucht  sie  ihr  geistliches 
Hrod  bei  der  Kirche  zu  Wulkenzin,  von  1575  bis  1721,  dann  bei  Weitin  bis 
1808,  <l;ir:iiir  Ix-i   M()l]n  bis    1872,  und  seitdem  bei  Breesen.') 

';  Wie  1;.  ..  ;zii. -Chemnitz  nach  dem  'l'ode  des  oben  erwähnten  Nikolaus  l)aml)eci<,  so 
tritt  auch  in  \V\:l!:.,-nzi.'^  nach  dem  Tode  des  I'.-istors  Klein.sorge  im  sellien  Jahre  1573  (Kreitag 
nach  rfmgstcii  >■::.■■.  '.  nnz  ein,  die  noch  im  Jahre  1575  gelegentlich  der  Chemnitzer  Visitation 
nicht  )>ehohcn  1  .r.  •.-^■]''.  aher  finden  wir  den  Pastor  Joachim  Kniel>usch  in  Wulkenzin  (höchst- 
wahncheinlich  den  von  .  1  röder  in  seinem  evangel.  Meckl.  III,  S.  329,  genannten  Klehasch,  der 
au«M:r  in  Wulkct.  -Kehse    und  Chemnitz    die  Cura  hat).     Ebenso  seine   Nachfolger: 

von   1579  an   JJcr  on   1597  an  Andrea.s  Cato,  um  1631/34  liernhard  Gotthun,  von 


GUT   UND    KIRCHDORF   CHEMNITZ.  267 

Um  zu  den  weltlichen  Verhältnissen  zurückzukehren:  —  die  letzte  ihres 
Geschlechtes  ist  Anna  Stalbom,  die  Ehefrau  des  Bertram  Holstendorp.  Nach 
ihrem  Tode  im  Jahre  1568  fällt  das  halbe  Gut  Chemnitz  an  die  Brüder 
Christoph,  Kaspar  und  Balthasar  von  Schöneich,  die  die  Anwartschaft  darauf 
hatten.  Balthasar  verkauft  seinen  Antheil  c.  p.  in  Ballin  (im  Lande  Stargard) 
an  Johann  von  Restorfif,  der  am  8.  Juli  1587  den  landesherrlichen  Konsens 
und  Lehnbrief  erhält.  Aber  der  Restorfifsche  Besitz  geht  zwanzig  Jahre  später 
an  die  sechs  Brüder  und  Vettern  von  Aschersleben  (Hans,  Georg,  Otto, 
Friedrich,  Kaspar  und  Ern.st)  über.  Sie  erhalten  am  19.  April  1607  den  Konsens 
und  Lehnbrief  über  ihren  Ankauf,  der  in  einem  Wohnhof  zu  Chemnitz,  drei 
Bauern  und  sieben  Kossäten  ebendaselbst,  einem  Bauern  und  zwei  Kossäten 
zu  Briggovv,  einem  Bauern  und  zwei  Kossäten  zu  Passentin,  der  Walwes- 
(später  Küsels-)  Mühle,  sowie  aus  iq'/^  Gulden  Pacht  aus  Weitin  und  1^/2  Gulden 
aus  Woggersin  sammt  allem  Zubehör  besteht.  Derselbe  Besitz  geht  anti- 
chretice  zu  vierzigjährigem  Xiessbrauch  fünfzehn  Jahre  später,  und  mit  landes- 
herrlicher Zustimmung  vom  28.  Januar  1622,  an  Philipp  Julius  von  Platen  über, 
von  die.sem  aber  1648,49  an  die  Brüder  Joachim  und  Otto  von  Aschersleben 
sowie  an  deren  Schwager  Heinrich  von  Bibow  zurück.  Diesen  Aschers- 
leben'schen  Antheil  erwirbt  1661  der  auf  Lukow  erbgeses.sene  Stallmeister 
Adam  Christoph  von  Voss,  dazu  aber  auch  von  den  Brüdern  Joachim  und 
Hans  Friedrich  von  Fngel  den  in  zwei  nach  Gevezin  hin  gehörenden  Bauer- 
höfen bestehenden  Antheil  in  Chemnitz.  Wie  dann  im  Jahre  1700  beide  Güter, 
Chemnitz  und  Pinnow,  von  den  von  Voss  an  die  von  Klinggräfif  übergehen, 
ist  bereits  bei   Pinnow  erwähnt  worden.      S.   o.   S.  264. 

Kirche.  Alte  Feldsteinkirche  aus  der  Zeit  des  Ueberganges  vom  Kirche, 
romanischen  zum  gothischen  Stil,  geweiht  1305  (s.  o.).  Sie  bildet  einen 
einzigen  Raum  in  Form  eines  Vierecks,  ohne  Scheidung  von  Chor  und  Lang- 
haus, mit  flacher  Balkendecke  im  Innern.  In  voller  Ursprünglichkeit  sind 
erhalten  die  drei  P'ensterschlitze  in  der  platt  abschliessenden  Ostwand,  sowie 
das  Eingangsportal  mit  einfacher  Granitwandung  auf  der  Südseite.  Als  im 
Ganzen  neu  sind  zu  bezeichnen  die  hohe  Westwand  mit  dem  ihr  vorgesetzten 
Holzthurm,  s(n\ie  die  vier  Fensterpaare  in  den  beiden  Langwänden.  Auf  der 
Nordseite  befand  sich  vormals  eine  Sakristei.     Die  innere  h^inrichtung  ist  neu. 

An  der  Rückwandung  des  herrschaftlichen  Stuhles  verschiedene  Wappen      Cicstiihl. 
der   Familien    KLINGGRÄFF  und    LÜTZOW. 

1649  an  (iiacli  lan<;er  V'akaiiz)  Christian  Satorius,  von  1662  an  Maj^niis  Richter,  vcin  1664  an 
liernhard  SchuUz,  der  1705  an  Jdli.  L'lrici  einen  Siil)stituten  erhält.  Llrici  stirbt  1718.  1722  wird 
der  l'atron  von  Khnfjyräft"  an  .\h- Keh.se  j;ewie.sen.  Die  Alt-Keh.ser  Pastoren  fUr  Chemnitz  sind 
K)>l)en,  Hinrichsen  und  Wachenhusen  (s.  o.  S.  256).  Nach  Wachenhusen's  Tode  wird  C'heninitz 
mit  Weilin  verVninden  (seit  1773).  Die  Weitiner  Pastoren  ftlr  Chemnitz  sind  Hehm  (bis  1791)  und 
I.oholm  bis  1807).  1808  erfolgt  die  Verbindung  mit  Mölln  z.  Zt.  des  Pastors  Wagner  und  1872 
mit  Hreesen  z.  Zt.  des  Pastors  Weber  (jetzigen  Dompredigers  in  Schwerin),  l'ebcr  die  Pasloren 
des  Xl.X.  Jahrhunderts  in   .Mölln    und  IJreesen   s.  Walter  a.  a.  i). 


268 


AMTSGKKICinSHKZlRK    PENZLTN. 


(ilocken.  Im    Glockentluirm    drei    Glocken.      Die    erste    ist    laut    Inschrift    zur  Zeit 

des  Pastors  J  •  J  •  BEHM  von  J.  V.  Schultz  zu  Rostock  im  Jahre  1781  uni- 
ge.s^ossen.  die  zweite  und  dritte  sind  alte  Glocken,  aber  ohne  Inschrift  luul 
Zeichen. 

Kleinkunstwerke,  i.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss. 
Unter  dem  Fuss  eingra\iert  das  Platen-I.iideritz'sche  Allianzwappen  und  die 
Inschrift:  PHILIP  JVLIVS  V .  PLATE  •  ELISABEHT  HEDWICH  V.  LVDERITZ  1636. 
—  2 — 5.  Kelch,  Patene,  Ciborium  und  Kanne  von  Zinn,  alle  vier  Stücke  von 
C.  W.  Kurtz- Stuttgart.  —  6.  Grosser  alter  Zinnkelch  ohne  Inschrift  und  Zeichen. 
--  7.  Achtseitiges  Messing- Becken,  gestiftet  von  ANNA  s:- RINGKWICHTS.  — 
<S  1 3  Sechs  zinnerne  Leuchter,  gestiftet  laut  Inschrift  von:  ELISEBET 
SCHWEPPEN  1635,  PHILIP  JVLIVS  VAN  PLATEN,  ELISEBET  HEDEWIGH  VAN 
LVDERITZ  1644,  JOCHIM  KOPPE  1648,  ELISABETT  VON  ASSCHERSLEHVENT 
1657,   HANS   MENTZEL  untl  ILSBE  VOTS  1677,  ANNA  MARIA  NVRENBERG  1681. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Woggersin/) 

as  Dorf  Woggersin  gehört  zu  der  schon  öfter  erwähnten  grossen  Güter- 
schenkung des  Fürsten  Kasimar  von  Pommern  an  das  Prämonstratenser- 
stift  Broda  im  Jahre  1170,  die  der  Bischof  von  Havelberg  bestätigt.-)  Aber 
es  ist  zu  beachten,  dass  es  in  der  Bestätigungsurkunde  des  Herzogs  Bogislav 
von  1182  fehlt.  Ferner  anzunehmen,  dass  es  von  Anfang  an  und  dauernd  zur 
Havelberger  Diöcese  gehört  habe,  wäre  schon  deshalb  gewagt,  weil  z.  B.  auch 
Chemnitz  zugleich  mit  Woggersin  aufgeführt  wird,  das  später  nachweislich  dem 
Bischof  von  Kammin  unterstellt  ist.  S.  o.  S.  265.  Dennoch  giebt  es  bei 
Woggersin  einen  Grund  für  die  Zuschreibung  an  Ilaxelberg,  der  in  einer 
Urkunde  vom  20.  December  1346  zu  Tage  tritt.  Hier  sieiit  man  nämlich 
deutlich,  dass  die  Brüder  Konrad  und  PZbel  von  Woggersin  (Wughersin),  die 
ihren  Xamen  offenbar  von  dem  Dorf  als  ihrem  Stammgut  tragen,  sowie  die 
von  I^nkow,  die  nachher  bis  ins  XVI.  Jahrhundert  hinein  darauf  erbgese.ssen 
sind,  ein  besonderes  kirchliches  Interesse  für  Zirzow  bekunden,  welches  nach- 
weislich  zur  Havelberger  Diöcese   gehört.'')     Denn    der   Pfarrer    von  Zirzow   ist 

')  16  km  nordnordijsilich  von  l'enzlin.  l>ie  im  XII.  Jalirlumtieit  vorkoiiimciule  Sclircihweise 
Wogarzin  will  Kuhntl  mit  dem  alt.slavischen  Wort  ogarfi  verbinden,  das  eine  Art  Jagdhund  hc- 
detitct.  Aber  er  macht  selber  ein  Fragezeichen  zu  der  Deutung  >f)rt  des  Ogarka«.  Wäre  es 
richtig,  so  hiesse  da.s  soviel  wie  ungefähr  »llundehagen«.  Der  Slavist  I'iof.  I'orwolf  setzt  den 
Namen  \VM;;;;.j;,in  gleich  mit  Vogardin  und  weiNt  auf  das  altslavische  Wort  ograda  -  -  saepes  = 
Z.iiin  bin       I  1     Vachträge  S.  185. 


\    M.  1.1;'  7. 
Chemnitz  zur  Kam  im 


'  *ie   Annahme  von    Wigger,    ;\iiiiab>n,    S.    133,    dass    /irzow  gleich 
;i;liüre,   ist  somit  irrthllmlicli. 


GUT    UND    KIRCHDORF   \VOGGERSIN.  269 

es,  dem  die  genannten  Knappen  von  Woggersin  zu  Seelenmessen  für  ihre 
Eltern,  sechs  Schwestern  und  sich  selber  auf  alle  Zeit  eine  erhebliche  Stiftung 
von  VViesenland  vermachen,  und  zwar  unter  Zeugenschaft  des  Plebans  und  des 
Vikars  vom  Dorfe  Woggersin,  das  damit  auch  seinerseits  als  Kirchdorf  um 
1346  erwiesen  wird.  Dies  enge  Verhältniss  lässt  sich  aber  bei  Kirchen  aus 
zwei  verschiedenen  Diöcesen  kaum  vorstellen.  Es  kommt  hinzu",  dass,  wenn 
sich  die  Grenze  zwischen  der  Kamminer  und  Havelberger  Diöcese  zwischen 
Chemnitz  und  Zirzow,  wie  es  der  Eall  ist,  nach  Norden  hinaufzieht,  Woggersin, 
welches  östlicher  als  Zirzow  gelegen  ist,  nicht  gut  mehr  zur  Kamminer  Uiöcese 
gezogen  werden  kann,  sondern  bei  der  Havelberger  Diöcese  zu  verbleiben  hat. 
Doch  ist  zuzugeben,  dass  diese  Beweisführung  den  Werth  eines  direkten  Zeug- 
nisses nicht  aufwiegt.     Ein  solches  ist  uns  aber  bis  jetzt  nicht  beschieden. 

Im  Jahre  1424  wird  ein  Antheil  an  Woggersin,  den  der  verstorbene 
Jochim  Dransow  gehabt  hat,  an  Vicke  Stalbom  von  Fürst  Christoph  zu 
Wenden  verliehen.  Diesen  Antheil  verkauft  Vicke's  Sohn  Lüdeke  zehn  Jahre 
später  an  Henneke  Holstein,  den  Ehemann  seiner  Schwester.  Einer  der  An- 
theile  aber,  den  die  Lankow  an  Woggersin  haben,  kommt  nach  dem  Aussterben 
des  Lankow'schen  Mannesstammes  an  den  zu  Woggersin  wohnenden  Eitel 
Schenk  von  Kaldern,  der  mit  Köne  Lankow  vermählt  i.st.  Ebenderselbe 
Schenk  von  Kaldern  übernimmt  auch  als  Pfand  im  Jalire  154S  den  genannten 
Holstein'schen  Antheil  an  Woggersin  c.  p.  in  Kalübbe  und  Mölln,  nämlich  zu 
Woggersin  den  Viehhof  mit  achtehalb  Hufen  auf  der  Feldmark  Kalübbe, 
dabei  zehn  Höfe  und  zwei  Käthen  mit  siebenzehn  dreiviertel  Hufen  auf  dem 
Felde  Kalübbe,  wofür  jährlich  einhundertneunzehn  Mark,  zwölf  Rauchhühner 
und  zwölf  Zehntlämmer  gegeben  werden,  sowie  endlich  zu  Mölln  drei  Höfe 
mit  sechseinviertel  Hufen  sammt  einem  Antheil  am  Möllner  See  Und  ein 
Jahr  darauf  übernimmt  er  pfandweise  auch  den  andern  an  Herzog  Heinrich 
heimgefallenen  und  von  diesem  an  .seinen  Hofmarschall  Christoph  Lin.stow  1549 
zu  Lehn  gegebenen  Lankow'schen  Antheil  an  Woggersin  c.  p.  in  Kalübbe.') 
Dieser  Linstow'sche  Antheil  an  Woggersin  und  Kalübbe  geht  in  weiterer  \'er- 
pfändung  1593  an  Elar  Voss  für  zehntausend  Gulden  auf  sechzehn  Jahre  über, 
der  Holstein'sche  Antheil  aber,  nachdem  die  an  F!itel  Schenk  von  Kaldern 
geschehene  und  1556  auf  dreissig  Jahre  erneuerte  Verpfändung  abgelaufen 
war,  durch  Verkauf  zu  erblichem  Besitz  an  Hermann  Warburg,  dem  am 
3.  Juli  1 595  der  landesherrliche  Kon.sens  ertheilt  wird.  Nachdem  dann  auch 
der  Warburg'schc  Antheil  noch  eine  Reihe  von  Verpfändungen  durchlaufen 
hat  (1623  an  Christoph  Bunsow,  1632  an  Joh.  Lo.ssius),  ebenso  der  Linstow'.sche 
(an  den  Dom  zu  Gü.strow  von  Mitte  des  N\'II.  Jahrhunderts  bis  16S1,  zwei 
wü.st  gewordene  l^auernhufen  in  Woggersin  .seit  1650  auch  an  l-'ranz  Warnke), 
werden  die  von  Linstow  im  Laufe  des  N\'III  Jahrhunderts  auch  die  Herren 
des  Warburg'.schcn  Antheils  und  besitzen  ganz  Woggersin  nul  Kalübbe  und 
Neuhof   bis     i<Si6.      In    diesem    lahre    geht    der    ebengenannte   Besitz   an   Ileinr. 


»)  Vgl,  M.  Jahrl).  V,  S.  275.     .M,  S.  454. 


270  AMTSCKRKH  rSHKZlRK    rKNZI.lN. 

Joh.  Friedr.  Blanck  über,  1830  an  Rudolf  Ludwig"  Griesebach  und  1848  an 
Hermann  Wackerow.  Aus  Wackerow'schem  Eigenthum  kommen  1859  Kalübbe 
und  Xeuhof  an  Karl  August  Heinrich  Berlin,  und  Woggersin  1860  an  Hermann 
Krey.  in  dessen  Familie  es  heute  noch  ist. 

\'on  den  mittelalterlichen  Geistlichen  zu  Woggersin  lernen  wir  nur  den 
Pleban  Heinrich  und  den  \"ikar  Johann  kennen,  die  um  1346  im  Amte  sind. 
Nach  der  Reformation  aber  wird  die  Kirche  /.u  einer  Mater  vagans,  die  an 
Weitin  gewiesen  wird,')  aber  im  Jahre  1756,  nachdem  der  Weitinsche  Pastor 
David  Kmanuel  Walter  seines  Amtes  enthoben  worden  war,  dem  Pastor  Keibel 
zu  Breesen  übergeben  wird  und  seitdem   mit  Breesen  verbunden  geblieben  ist. 

Kirche.  Kirche.     Die    Kirche    ist    ein    Fachwerkbau    vom    Jahre    1788    in    Form 

eines  länglichen  Vierecks,  mit  einem  Thurm,  welcher  vierseitig  aus  dem  Dach- 
stuhl hervorwächst  und  eine  mit  einer  Spitze  versehene  glockenförmige  Haube 
trägt.     Im  Innern  eine  flache  Balkendecke. 

Inneres.  Die  schlichte  innere  Einrichtung  stimmt  zur  Zeit  der  Erbauung. 

Im  Thurm  eine  grosse  Glocke  (Dm.  1,04  m),  die  unter  dem  Patronat 
von  R.  L.  GRISEBACH  zur  Zeit  des  Pastors  WILH.  ALBAN  im  Jahre  1833  um- 
gegossen ist.     Gie.sser  nicht  genannt. 

Die   Vorgängerin    dieser   (ilockc   hatte  nach   dem    Inventar  von  181  i    die 

Inschrift:  f}c\\}  rioö  iiiarifl  iiniio  tini  nicccclv):. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.      1      3.  Kelch,    Patene  und  Oblatenschachtel,    gestiftet 

werke.  v(jn  RUDOLPH  LUDWIG  GRISEBACH  auf  Kalübbe  1833  bezw.  1838.  Als 
Stempel  das  dreithürmige  Neubrandenburger  Thor  und  der  Name  c.  PETSCHLER. 
— -  4.  Silberne  Kanne,  gestiftet  von  der  Familie  VON  RÜDIGER  auf  Kalübbe 
1883 — 92.  Stempel:  (S).  —  5.  Zinnerner  Kelch  mit  einem  verputzten  Stempel. 
—  6.  Neues    Taufbecken   von  Zinn,   von   C.  W.  Kurtz- Stuttgart. 


]>■. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Mölln.') 

fieschichte  j^Hlitteialterliche  Urkunden  fehlen.  Dafiir  aber  gelangt  Mölln  bei  den 
^'*"  Chronisten  und  Annalisten  des  XIV.  Jahihunderts  zu  einer  historischen 
Bedeutung.  Hier  ist  es  nämlich,  wo  bei  den  Kämpfen  um  das  Land  Stargard 
Fürst  Johann  von  Werle,  der  Anfangs  auf  Seiten  der  TY'inde  des  Markgrafen  von 
Brandenburg  .steht,  dann  aber  zu  diesem  übergeht,  im  l'iühjahr  13  16  den  Grafen 

■'iisprotokoU   vf)ii    1661    hcisst    es,    ehedem    habe    xler    I.instow«    das    I'atronat 
gehalti,  ruiti     l^t  gehöre  e«  dem   Hom  zu  Güstrow  (s.  o.). 

*)  9  ' '"      '   "zlin.     Altslavisch   mlynu         .Mdlilc.      Alsr)  .Mölln  =  Mülildorf.     Vj,'!. 

Kuhnel,  M.  ja) 


GUT    UND    KIRCHDORF    MÖLLN.  27 1 

Heinrich  von  Schwerin  gefangen  nimmt,  um  gleich  darauf  bei  Luplow  von 
seinen  Gegnern  mit  demselben  Schicksal  bezahlt  zu  werden.')  Nachher  schweigt 
die  Geschichte  von  dem  Dorf  zwischen  Gross-  und  Klein-Helle  zweihundert 
Jahre  lang.  Zu  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts  aber  giebt  es  landesherrliche 
und  ritterschaftliche  Antheile  an  Mölln.  Diese  gehören  den  Holsteinen  auf 
Ankershagen,  die  sich  bis  ins  XVII.  Jahrhundert  als  zuständige  Vasallen  an- 
sehen, wenngleich  ihr  Besitz  von  1620  an  eine  Reihe  von  Verpfändungen 
durchläuft  (1620  an  Joh.  von  Restorff,  1623  an  Jürgen  Magnus  von  Bülow, 
1630  an  Moritz  von  Kardorff,  1632  an  Daniel  Dörksen),  bis  am  Ende  des 
XVII.  Jahrhunderts  das  ganze  Gut  an  den  Hofrath  Heinrich  Schuckmann 
übergeht,  der  am  30.  März  1694  vom  Herzog  Gustav  Adolf  den  Allodialbrief 
über  Mölln  empfängt.  Doch  muss  er  es  sich  gefallen  lassen,  dass  hier  wie 
anderswo  im  Jahre  1702  Herzog  Friedr.  Wilhelm  an  Stelle  des  Allodialbriefes 
einen  Lehnbrief  setzt.  In  der  Familie  Schuckmann,  welche  1732  geadelt  wird, 
bleibt  Mölln  bis  zum  Jahre  1899.  I"  diesem  Jahre  werden  die  Gebrüder 
Glantz  die  Herren  des  Gutes  Mölln. 

Ein  ungemein  wechselndes  Hild  bieten  die  kirchlichen  Verhältnisse  nach 
der  Reformation  bis  in  die  neueste  Zeit  hinein.  Das  Schwinden  von  Kirchen, 
Kapellen  und  Pfarren  schon  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  und 
noch  mehr  in  den  Zeiten  des  dreissigjährigen  Krieges,  die  Verödung  der 
Dörfer  und  das  massenhafte  Aussterben  der  Menschen  in  ihnen,  die  überall 
bei  Vornehm  und  Gering  einreissende  Mittellosigkeit  und  in  Folge  davon  die 
wirklich  vorhandene  Unmöglichkeit,  die  verbrannten  und  verwüsteten  Gottes- 
und  Pfarrhäuser  wieder  herzustellen  und  den  Geistlichen  das  Brod  zu  schaffen: 
alle  diese  Verhältnisse  sind  Ursache,  dass  eine  grosse  Zahl  alter  Mutterkirchen 
genöthigt  werden,  sich  als  »Matres  vagantes.<  unter  eine  einzige  Cura  zusammen- 
zuthun.  Und  die  vielen  ritterschaftlichen  Patronate,  die  dabei  zu  sagen  haben, 
besonders  in  der  Stavenhäger  und  Penzliner  Gegend,  die  Eifersucht  der  alten 
Vasallengeschlechter  unter  einander,  die  oft  bei  den  Predigerwahlen  zum  Vor- 
schein kommt,  die  Zuneigung  und  Abneigung  der  Personen  unter  einander, 
die  zeitweise  Ueberlastung  einzelner  Geistlicher  u.  a.  m  ,  sind  Anlass,  dass 
Verbindungen,  die  eben  geschlossen  sind,  nach  kurzer  Zeit  wieder  gelöst 
werden,  dass  Stetigkeit  und  Ruhe,  deren  alle  Dinge  zu  ihrer  guten  PLntwicke- 
lung  bedürfen,  völlig  verschwinden,  dass  ein  ewiges  Hin  und  Her  allerlei  un- 
erträgliche Wirrsale  schafft,  bei  denen  gewissenlose  Menschen  im  Trüben 
fischen,  und  dass  nicht  selten  auch  das  oberste  Episkopalrecht  des  Landesherrn 
in  ungebührlicher  Weise  ausser  Augen  gelassen  wird. 

Davon  i.st  auch  bei  Mölln  allerlei  Uebles  zu  sagen.  Vielleicht  mehr  als 
anderswo.     Kaum  wird  irgend  eine  Pfarre  ein  .solches  Bild  von  der  1  laltlosigkeit 


')  Kirchberg'.sche  t  hronik  bei  \Vesti)lialci),  Mon.  ined.  IV,  S.  S09  und  Sio.  —  Detniar- 
Chronik,  ed.  Koppmann,  L  S.  429.  —  Rudloff,  Handbuch  d.  meckl.  Gesch.  H,  S.  217 — 222.  Die 
Tagesdata  der  Kän)])fe  bei  Mölln  und  Lu|)lo\v  sind  nicht  fcst(^c>.tellt.  Fallen  die  Ereignisse 
wirklich  noch  in  das  Frühjahr  13 16,  wie  nach  der  l)etmar-<  hronik  anzunehmen  ist,  dann  müssen 
sie  vor  dem  23.  März  1316  stattgefunden  haben,  jenem  Datum  des  Kendsburger  Vertrages,  in 
welchem  darauf  Rücksicht  genommen   wird:    M.  U.-li.  3818. 


272  AMTSC;ERR'HTSHKZ1KK    PENZLIN. 

kirchlicher  Zustände  in  der  zweiten  Hälfte  des  X\^I.  Jahrhunderts  bieten 
wie  die  zu  Mölln.  Sie  kann  geradezu  als  Bild  für  viele  andere  Bilder  dieser 
traurigen  Zeit  gesetzt  werden,  und  es  verlohnt  sich  deshalb,  hier  einmal  aus- 
fuhrlicher  als  es   sonst    im   Rahmen    unseres  Werkes    liegt,    darauf  einzugehen. 

Im  Jahre  1534  ist  Joachim  Schmit  der  Inhaber  des  Kirchlehns,  das  ihm 
im  Namen  der  Landesfürsten  im  Jahre  1526  von  den  Stavenhäger  Beamten, 
dem  \'ogt  Joachim  Welzien  und  dem  Küchenmeister  August  Boie,  verliehen 
ist.  Ausser  diesem  giebt  es  noch  ein  zweites  fürstliches  Lehn  in  der  Kirche 
zu  iMölln.  das  der  Havelberger  Probst  in  der  Neustadt  Roebel  (prawest  to  nien 
Robell)  zu  geniessen  hat.  Im  Filialverhältniss  zu  Mölln  aber  steht  nur  Klein- 
Heile  (Lütken  Helle).  Damals,  und  ebenso  1541,  haben  Kleeth,  Luplow  und 
Gross-Helle  noch  ihre  eigenen  Kirchen  und  Pfarren.  In  Kleeth,  zu  dem  auch 
Tarnow  gehört,  wirkt  1541  Michael  Lowe  (Löwe)  im  Sinne  der  neuen  Lehre, 
in  Luplow  Jochim  Schmidt  und  in  Gross -Helle  ist  ein  alter  achtzigjähriger 
Seelenhirte  Johann  Gustevel,  der  »sich  zu  bessern«  verspricht.  1574  hören 
wir  von  einem  nicht  genannten  Pastor  in  Mölln,  der  seines  Amtes  entsetzt 
wird,  sowie  von  der  Bewerbung  des  Ahrensberger  Pastors  Joh.  Köster, 
1596  aber  ist  von  einer  Wittwe  auf  der  Pfarre  zu  Mölln  die  Rede,  und  1603 
sagt  das  Visitationsprotokoll,  die  Wedem  in  Mölln  sei  verfallen  und  der  Pastor 
wohne  daher  nicht  in  Mölln,  sondern  in  Kleeth.  Somit  bilden  also  damals 
die  beiden  Mutterkirchen  Mölln  und  Kleeth  eine  Kirchengemeinschaft  mit 
einander.*)  Als  Pastor  wirkt  seit  1597  Johannes  Hausmann  in  Kleeth,  als 
dessen  X'orgänger  1590  Elias  Löser  genannt  wird,  der  1577  die  Konkordien- 
formel  unterzeichnet.  1606  aber  bittet  Hausmann,  die  ungesunde  Wedem  in 
Kleeth  verlassen  und  wieder  nach  Mölln  ziehen  zu  dürfen.  Kv  erreicht  seinen 
Wunsch,  wenigstens  finden  wir  ihn  1610,  1613  und  1620  (s.  Glocke)  auf  der 
wieder  hergerichteten   Wedem  in   Mölln. 

Inzwischen  ist  aber  Klein- Helle  von  Mölln  getrennt  und  mit  der  Pfarre 
zu  Gädebehn  (Gotebende)  unter  Voss'schem  Patronat  vereinigt  worden.  In 
Gädebehn  i.st  1618  der  alte  Pastor  Michael  h^eund  gestorben  und  Christoph 
Schncidewin  wird  sein  Nachfolger.  Zugleich  ist  dieser  der  letzte  Pastor  von 
Gädebehn.  Im  schlinnnen  Krieg.sjahr  1637  wird  seine  Kirche  völlig  ver- 
wüstet, er  selbst  aber  wird  nachher  nicht  mehr  genannt.  Von  1649  ^"  suchen 
und  finden  Gädebehn  und  Klein -Helle  ihr  geistliches  Brod  bei  l^ree.sen  (unter 
Colerus),    dann    bei  Ka.storf  (unter    Hermann  Müller)    und    wieder    bei  Breesen 

l>ie  Gründung;  der  Kirche  zu  Kleeth  als  .Mutterkirche  und  der  zu  Tarnow  als  Tochter- 
kirchc  fällt  in  da»  Jahr  1273:  M.  U.-H.  1300.  Vgl.  3538  und  7778.  Im  Jahre  1541,  als  Lowe 
(iJiwe,  \ji\i)  fa-itor  ist,  hat  der  >Hofmeister  zu  Treptow«  das  Kirchlchn  zu  verf^'elien.  1643  heisst 
e*  im  ViMtatK.iisprotoküll,  dass  die  Kirche  zu  Kleeth  .sammt  ihrem  lluiini  haufällig  sei.  1648 
hei»«t  e».  «li'-  Lirchi:  fürstlichen  l'atronates  in  Kleeth  sei  zusamniengestUrzt  und  seihst  in  ihren 
TrUmmem  ni<  b'  'r-}  r  "-^i:?  vorhanden,  das  >Uehnge<  (innere  lOinrichtung)  nebst  dem  Thurm  sei 
durch   AnzUndi  ,0    der  Windnildler  daselbst    gethan,    ganz   bis  auf    den   (Wund    ab- 

gebrannt.     l6f)Z  ! -üth,    wo  zwölf  Hauern   gewesen,    nur    noch    zwei  HUdner    und    der 

Muller. 


1 


GUT   UND   KIRCHDORF   MÖLLN.  273 

(unter  lurisius  s.  o.),  bis  im  Jahre  1704,  als  Aeminga  Pastor  in  Mölln  ist,  beide 
Dörfer  auf  Betreiben  der  Herren  von  Voss  als  Patronatsinhaber  zu  gesammter 
Hand  zu  Mölln  kommen,  dessen  Filia  Klein -Helle  schon  vor  der  Reformation 
gewesen  war. 

Seit  163 1  wirkt  in  Mölln  Thomas  Severus  aus  Ivenack,  wo  ein  gleich- 
namiger Vorfahr  im  XVI.  Jahrhundert  war  (s.  o.  S.  177).  Severus  überdauert 
die  furchtbaren  Kriegsjahre  und  ist  noch  1670  am  Leben  und  im  Amte. 
1643  sagt  er  aus,  dass  von  den  ehemaligen  Bauersleuten  im  Dorf  nur  noch 
einer,  der  Chim  Krasemann,  am  Leben  sei.  Früher,  in  Friedenszeiten,  habe 
er  in  seinem  Kirchspiel  »bei  sechshundert  Leuten«  gehabt.  In  Kleeth  sei  kein 
lebendiger  Mensch  mehr  im  Dorfe  ausser  einem  Knecht,  der  als  Drescher  in 
Grabow'schem  Dienst  stehe.  Die  Kirche  in  Mölln  sei  stark  verwüstet,  habe 
aber  noch  drei  Glocken,  dagegen  sei  aus  der  baufälligen  Kirche  zu  Kleeth 
eine  der  beiden  Glocken  gestohlen.  In  Tarnow  aber,  wo  es  noch  einen 
Bauersmann  gebe,  sei  die  Kirche  besser  erhalten,  eine  der  beiden  Glocken 
jedoch  geborsten.')  1649  klagt  er  über  die  Verwüstungen,  die  ein  heftiger 
Sturmwind  am  14.  Februar  d.  J.  überall  angerichtet  habe,  der  Thurm  seiner 
Kirche  sei  umgeworfen,  zwei  Glocken  seien  heil  geblieben,  eine  aber  zer- 
schmettert. Die  Noth  sei  gross,  er  müsse  selber  seinen  Acker  pflügen,  da  die 
Bauern  ringsum  todt  seien.  Er  bittet,  dass,  da  die  Kirche  in  Gross- Helle  ab- 
gebrannt sei,  die  dahin  gehörenden  Dörfer  Schwandt  und  Briggow  seiner 
Pfarre  zugelegt  werden  möchten.  Der  Brand  der  Kirche  zu  Gross -Helle  hatte 
1637  stattgefunden.  Von  dem  letzten  Pastor  in  Gross -Helle,  Johann  Stamme, 
heisst  es  im  Visitationsprotokoll  von  1662,  dass  er  vor  zwanzig  Jahren  ge- 
storben sein  solle.  Der  Bitte  des  Severus  um  Vereinigung  von  Schwandt  und 
Briggow  mit  Mölln  muss  nachgegeben  sein,  denn  sonst  hätte  nicht  der 
Güstrower  Superintendent  Arnoldi  dem  Pastor  Christian  Sagittarius  zu  Flotow 
im  Jahre  1650  die  Ausübung  des  Predigtamtes  für  die  Gemeinden  in  Gross- Helle 
und  Schwandt  verbieten  und  darauf  hinweisen  können,  dass  hier  der  Pastor 
zu  Mölln  zuständig  sei,  dessen  Einnahmen  dadurch  geschmälert  würden.  Doch 
wird  darin  einige  Jahre  später  wieder  eine  Aenderung  eingetreten  sein,  da  im 
Visitationsprotokoll  von  1662  berichtet  wird,  dass  in  Schwandt  jeden  Sonntag 
von  Ern  Chri.stianus  Arnold  Lange  (alias  Christian  Arnold)  in  V^archow  gepredigt 
werde,  in  der  Kirche  zu  Briggow  aber,  deren  Patronat  einst  den  Fürsten 
gehört  haben  solle  und  jetzt  von  den  Arenstorfifen  beansprucht  werde,  zeit- 
weilig von  dem  Pastor  zu  Mölln  der  Gottesdienst  abgehalten  werde,  obwohl 
sie  öde  und  wiiste  geworden  sei.  Auch  in  Luplow  predigt  er  ebenso  wie  in 
Briggow  jeden  dritten  Sonntag.  Docii  das  Maa.ss  des  Unglücks,  welches 
Severus  erträgt  und  zu  ertragen  versteht,  erreicht  im  Jahre  1661,  als  ihm 
die  kaiserliche  Soldateska  das  Haus  niederbrennt,  seinen  Höhepunkt.  Der 
lande.sherrliche  Befehl  vom  18.  März  1663,  das  Pfarrhaus  wieder  zu  erbauen, 
•stösst    auf   unüberwindliche    Hindernisse.     Das  Amt    in    Stavcnhagen    i.st    nicht 

')  Vgl.  Groth,    M.  J.ihrl..  VL  .S.  137. 


274  AMTSGKKICHTSHKZIRK   TENZLIN. 

im  Stande,  die  Leute  und  das  Holz  zum  Hau  zu  beschaffen,  und  entschädigt 
den  Pastor  einstweilen  mit  zweiunddreissig  Gulden  jährlich,  womit  er  sich 
helfen  möge,  so  gut  es  gehe.  Im  Jahre  1670  wird  der  Befehl  zum  Bau  er- 
neuert, aber  der  alte  Severus  stirbt  darüber  hinweg.  Kr  gelangt  nicht  wieder 
in  ein  ordnungsmässig  eingerichtetes  Pfarrhaus.  Am  8.  September  1674  ergeht 
ein  Mandat  des  Herzogs  Gustav  Adolf  an  die  Patronate  von  Gross -Helle, 
Briggow  und  Schwandt  wegen  Zögerung  (Tergiversierung)  in  der  Besetzung 
der  Gross- Heller  Pfarre.  Auf  die  Androhung  des  Verlustes  des  Patronats 
erwidert  der  Oberst  Joachim  von  Engel')  als  Pfandherr  von  Gross-Helle  im 
Xamen  der  eigentlichen  Patrone  von  Gro.ss- Helle  und  Schwandt,  des  Georg 
Heinrich  Freiherrn  von  Maltzan  zu  Wartenberg  und  Penzlin  und  des  Moritz 
von  W'alsleben  auf  Penzlin,  Leistenow  u.  s.  w.  sowie  des  Patrons  von  Briggow, 
des  Hans  Friedrich  von  Krackewitz  auf  Briggow,  mit  Vorlegung  der  von  ihnen 
.schon  am  14.  August  1674  erlassenen  Vokation  des  Johannes  Nemzovius. 
Aber  daraufhin  findet  die  Eröffnung  statt,  dass  dieses  Vorgehen  als  ein 
V^erstoss  gegen  die  jura  episcopalia  bezeichnet  werden  müsse,  da  die  Berufung 
ohne  Wissen  und  Genehmigung  des  Landesherrn  und  ohne  Zuziehung  des 
Superintendenten  geschehen  sei. 

So  kommt  die  Sache  aufs  Neue  ins  Stocken.  Am  26.  November  1677 
befiehlt  der  Herzog,  nunmehr  bei  Strafe  von  einhundert  Thalern  an  die  Er- 
bauung der  Pfarrgebäude  und  an  die  »hochnöthigc  Besetzung  und  Kombi- 
nation der  Pfarren  von  Gross -Helle,  Schwandt,  Briggow,  Mölln,  Kleelh  und 
Tarnow  zu  denken.  Aber  es  kommt  wiederum  zu  nichts.  Vielmehr  bitten 
die  Herren  von  Voss  im  Jahre  1679,  ihre  inzwischen  ganz  wüst  gewordene 
Kirche  zu  Luplow  an  die  zu  Schwandt  und  Ikiggow  anschliessen  zu  dürfen; 
in  Luplow  wohne  ausser  Joachim  Christoph  Voss  nur  noch  ein  Bauer,  dort 
könne  sich  deshalb  ein  Pastor  durchaus  nicht  halten.  Aus  diesem  Anschluss 
wird  aber  nichts,  denn  wir  erfahren  s[)ätcr,  dass  der  Pastor  Sternhagen  zu 
\'archow  die  Cura  in  Luplow  übernommen  hat.  Am  i.  September  1683 
meldet  der  Superintendent  Schuckmann,  dass  die  Kirche  zu  Mölln  nun  schon 
geraume  Zeit  keinen  Prediger  und  kein  Pfarrhaus  gehabt  habe.  Er  erreicht 
damit,  dass  der  Pfarrhausbau  1684  aufs  Neue  befohlen  wird.  Wirklich  besser 
aber  wird  die  Sache  erst,  als  der  Hofrath  Heinrich  Schuckmann  im  Jahre  1694 
das  Gut  und  auch  das  Patronat  von  Mölln  übernimmt,  womit  ihn  Herzog 
(iuslav  Adolf  beschenkt,  und  als  seit  1692  Konstantin  l^'icdlcr  Pastor  der  bis 
dahin  von  Bree.sen  her  nolhdürftig  versorgten  Gemeinden  zu  Mölln  und  Gro.ss- 
Helle  mit  ihren  'l'ochterkirchen  geworden  ist.-)  Trotzdem  hat  Fiedler  am 
4.  Oktober  1693  darüber  zu  klagen,  dass  der  Pensionär  Nergendorf  zu  Kleeth 
zum  I^au    der  l'farrscheune    nicht    thue,    was    er  schuldig  sei,  sein  Vieh  müsse 

)  Oltcr»!  von  Engel  hat  bis  dahin  für  fJross- Helle  Anschluss  an  die  Kirche  zu  (Jevczin 
(gefunden. 

')  Uriggow  hatte  bis  dahin  Anschluss  an  Kastorf  (unter  I'astor  Hermann  Müller)  fjefunden 
und  geht  daher  nicht  ohne  Widerstrehen  auf  Herzof^liclicn  licfchl  vom  13.  .S(|.tcml)cr  1692  nach 
Mölln  zurück.     Akten  im  (Jrossh.  Archiv, 


GUT   UND   KIRCHDORF   MÖLLN.  ^7^ 

draussen  liegen,  und  der  Wolf  habe  ihm  bereits  grossen  Schaden  zugefügt. 
Doch  der  Herzog  hilft  ihm  mit  einem  strengen  Befehl.  Als  zu  einer  Pfarr- 
gemeinde vereinigt  werden  nun  die  Dörfer  Gross -Helle,  Schwandt,  Briggow, 
Tarnow  und  Kleeth  im  Jahre  1694  aufgezählt.  Konstantin  Fiedler  bleibt 
bis  1704  (s.  o.  S.  7).  Ihm  folgt  der  unter  Voss'schem  Patronat  1701  nach 
Flotow  berufene,  unter  demselben  Patronat  am  16.  December  1703  für  Gäde- 
behn  und  Klein -Helle  gewählte  und  am  12.  P'ebruar  1704  auch  für  Luplow 
bestätigte  Pastor  Joh.  Christoph  Aeminga,')  der,  weil  nirgends  eine  Wedem 
für  ihn  einzurichten  ist,  zu  Plotow  in  einem  X'oss'schen  Katen  wohnt.-)  Am 
19.  Januar  1705  richtet  der  Hofrath  Schuckmann  auf  Mölln  an  den  Herzog 
Friedrich  Wilhelm  die  Bitte,  ihm  dazu  helfen  zu  wollen,  dass  der  Pastor 
Aeminga  durch  eine  Vermittlung  des  Superintendenten  Haberkorn  zu  Güstrow 
und  durch  eine  von  diesem  zu  bewirkende  Vereinbarung  mit  den  Herren 
von  Voss  auch  das  Pastorat  in  Mölln  übernehme  und  die  Wedem  daselbst 
beziehe.  Diesmal  wird  etwas  aus  der  Sache.  Aeminga  wohnt  bald  darauf  in 
Mölln  und  verwaltet  hier  alle  seine  Pfarren  zu  grösster  Zufriedenheit  seiner 
Gemeinden  bis  an  seinen  Tod  im  Jahre  1721,  doch  nicht  anders  als  nachdem  er 
Flotow  im  Jahre  17 12  wieder  abgegeben  hat:  in  der  That  ein  eigenartiges  Bild 
seiner  Zeit.  Als  nach  seinem  Tode  Adolf  Ludwig  Hein  am  Palmsonntag  1723 
in  Mölln  die  Pfarre  antritt,  weist  F.  E.  von  Voss  als  Patronatsherr  die  Gädebehn- 
Klein- Heller  Gemeinde  an  den  Pastor  Baltha.sar  Simonis  in  Gevezin,  doch 
kehrt  sie  1729,  nach  dem  Absterben  des  Simonis  im  Jahre  1728,  nach  Mölln 
zurück.  Ebenso  wird  die  Gemeinde  von  Gross -Helle  und  Schwandt  unter 
Maltzan'schem  Patronat  1723  der  Kirche  zu  Penzlin  zugewiesen  und  bleibt 
bei  dieser.  Hein,  der  in  diesem  Jahr  das  Kirchenbuch  zu  Mölln  anlegt,  fiihrt 
es  bis  zu  seinem  Tode  am  25.  März  1761.  Seine  Amtsführung  fällt  in  die 
Zeit  der  Herrschaft  der  Herzogin  Auguste  über  das  Amt  Stavenhagen.  Für 
Gädebehn  und  Klein -Helle  erhält  sein  Nachfolger  Joachim  Christoph  Hennings 
eine  besondere  Vokation.  P.benso  wird  mit  dem  im  Jahre  1790  nach  Mölln 
berufenen  Pastor  Johann  Dietrich  Wagner  für  Gädebehn  und  Klein -Helle  ein 
besonderer  X'ergleich  abgeschlossen.  Ueber  Wagner  (-f-  1840)  und  die  übrigen 
Geistlichen  des  XIX.  Jahrhunderts  s.  Walter  a.  a.  (). 

Schwandt  kehrt  er.st  im  Jahre  1865  von  Penzlin  unter  die  Cura  von 
Mölln  zurück.  Gro.ss-Helle  aber  bleibt  bei  Penzlin.  Ueber  die  Filial- Kirche 
zu  Tarnow    s.  o.  S.  222.      Die    geographische    Lage    weist    Mölln,    Schwandt, 


')  Gebürtig  aus  Güstrow.  Sein  Vater  l)esass  eine  Tiude  auf  tleni  Kiosterhof  zu  (aistrow. 
Akten   im  CJrossh.  Archiv. 

-)  Von  G.ädehelin  heisst  es  im  Visitationsprotokoll  von  1648,  die  Kirche  sei  ganz  verwüstet, 
der  Thurm  liege  nieder,  zwei  Glocken  wären  auf  den  Krdhoden  gefallen,  dagegen  sei  die  Kirche 
zu  Lütken- Helle  in  gutem  Zustande.  1669  wünscht  Joachim  Zabel  von  Staffeid  al>  l'fandinhaber 
die  Wiederherstellung  der  Kirche  und  macht  darauf  aufmerksam,  dass  zwei  Glocken  der  Gäde- 
behner  Kirche  —  es  werden  die  vorhergenannten  sein  —  schon  seit  1662  auf  dem  Kirchhof  zu 
Klein -Helle  wären.  Mit  ihm  sind  die  von  Voss  bereit,  die  Glocken  zu  veräussern  zum  Üestcn 
des  G.ädel)chner  Kirchenbaues,  und  bitten  um  Konsens.  Aber  es  wird  nichts  daraus,  denn  1704 
heisst  es  bereits,   dass  von    Kirche  und   Wedem   in  Gädebehn   keine   Kudera  mehr  vorhanjlen   •»cien. 

IH» 


276  AMTSGFRirilTSllE/IRK    PFXZl.lN. 

Tarnow  und  Briggow  als  in  Circipanien  gelegene  Ortschaften  an  die  Kamniincr 
Diöcese,  wenngleich  ein  direktes  Zeugniss  dafür  nicht  vorliegt.  S.  o.  bei 
Gross- Helle  S.  254. 

Kirche.  Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  Ziegelbau  vom  Ende  des  XIII.  oder  Anfang 

des  XIV.  Jahrhunderts  und  stellt  einen  ungetheilten  flachgedeckten  Raum  mit 
Schluss  aus  dem  Achteck  dar.  Als  unverfälschte  Einzelheiten  zeigen  sich  in 
der  Westwand  das  frühgothische  Portal,  in  welchem  der  romanische  Rundstab 
und  die  abgefaste  Kante  und  ein  Rundbogen  unterhalb  eines  Spitzbogens  mit 
einander  vereinigt  sind,  sowie  ferner  ein  zugesetztes  Schlitzfenster  auf  der 
Nord.seite  und  neun  spitzbogige  Schildbögen  im  Innenraum.  Neben  der  Kirche 
ein  freistehender  Glockenstuhl. 

.Mtar  und  Altar    und    Kanzel,    zu    einem    Körper    verbunden,    stammen    aus    dem 

Kanzel.      XVIII.  Jahrhundert.     Oberhalb  des  Altars  hängt  ein  gothischer  Krucifixus. 

Empore.  An  der  herrschaftlichen  Empore  finden  sich  viele  Wappen  der  Familie 

VON  SCHUCKMANN,  welche  den  Zeitraum  von    1695 — 1870  umspannen. 

Glas-  Im    Fenster    der    Südseite    auf   Glas    zwei    Namen    von    1559:    ACHIM 

malcrei.      PEMAN   und   CLAWES  HUETH. 

('•lorkcn.  lin    (ilockenstuhl    zwei    Glocken.      Die    eine    davon    hat    die    Tn.schrift: 

Hh  ANNO  MDCXX  GERDT  VON  CÖLN  •  H  •  H  JOHAN  HAUSMAN  P  SOLI  DEO 
GLORIA.')     Die  zweite  hat  nur  die  Jahreszahl  1620. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,      i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch    auf   rundem  Fuss  von 

werke.       dem    Güstrower   Goldschmied    Andreas  Rathke.     Patene    ohne  Werkzeichen.   — 

3.  Kleiner  silbervergoldeter  Becher,  ähnlich  dem  Kelch  unter  i,  aber  ohne 
Inschrift   und    nur  mit    der  Jahreszahl    1890  versehen.     Ohne  Werkzeichen.  — 

4.  Aelterer  Zinnkelch,  mit  der  Marke  des  englischen  Zinns  und  dem  Meister- 
stempel  I.  B.  —  5.  Länglich  silberne  Oblatenschachtel  mit  schrägen  Rundfalten 
am  Deckel.  Auf  dem  Deckel  ein  Doppel -Monogramm  unter  fünfzackiger 
Krone,  bestehend  aus  den  Buchstaben  11  L  (F.)  S.^)  Stadtstempel  S,  Meister- 
stemijel  l«L«K.  —  6.  Taufschüssel  von  Messing,  neu.  —  7.  8.  Zwei  Zinn- 
Icuchter,  der  eine  mit  der  Inschrift  JOCHIM  LVCHT  1685,  der  andere 
mit  BEKE  LANGE  1685.     Der  erste  zeigt  als  Stadtzeichen  einen  Stier- 


kopf und  als  Mei.sterstempel  nebenstehende  Hausmarke  mit  J  und  H. 
Vgl.  Lapitz. 


h 


')  Gerd  von  CüUn,  um  diese  Zeit  (1613 — 1628)  Amtshauiifnvinn  zu  Stavenhagen,  Pfand- 
inhalfcr  von  Grabow  und  I'rUtzen.  Vorher  IJeamtcr  in  Ribnitz.  Seine  iinl)eerl)t  verstorbenen 
Söhne,  (.'hri»toph  und  Joachim,   sind   die   letzten   ihres  Geschlcclits.      Akten   im   (liossh.  Archiv. 

*)  Schuckmann. 


GUT   UND    FILIAL- KIRCHDORF    KLEIN- HELLE.  2// 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Klein-Helle.') 


it  Besitz  und  Rechten  treffen  wir  um  1359  das  alte  Geschlecht  der  Geschichte 
Muggesfeld  in  Klein -Helle  (Lütteken- Helle),  das  sich  uns  im  Uebrigen  des 
als  ein  deutsches  Bauerndorf  darstellt.^)  Im  nachfolgenden  XV.  Jahrhundert  i-'or'es. 
finden  wir  dort  als  Vasallen  der  mecklenburgischen  Herzöge  die  Maltzan,  V^oss, 
Woosten,  Parsow.  Sie  sind  mit  einzelnen  Höfen  im  Dorf  belehnt.  Und  von  den 
Vossen  haben  auch  die  Prillwitzer  Peccatcl  einen  Antheil  in  Pfand  genommen. 
Im  XVI.  Jahrhundert  treten  die  Holstein  auf  Ankershagen  mit  Antheilen  auf,  die 
sie  1 5 1 1  an  das  Kloster  Broda  verpfänden.  Es  sind  in  der  Hauptsache  drei 
Höfe  und  zwei  Käthen  mit  im  Ganzen  sechs  Hufen.  Gegen  Ende  des  XVI. 
Jahrhunderts  aber  übernimmt  Achim  Voss  auf  Rump.shagen  die  Holstcin'schen 
Hufen  und  Höfe,  und  im  XVII.  Jahrhundert  kommen  die  Herren  von  Voss  in 
den  Besitz  des  ganzen  Dorfes.  Sie  haben  auch  das  Patronat  von  Gädebehn 
und  Klein -Helle  zu  gesammter  Hand  (s.  o.  S.  275).  Der  dreissigjährige  Krieg 
vernichtet  die  Blüthe  des  Dorfes:  1648  giebt  es  dort  nur  noch  einen  Bauern, 
während  vorher  sechzehn  Höfe  gezählt  wurden,  nämlich  die  von  sechs  Bauern 
und  von  zehn  Kossäten.  In  Voss'schcm  Besitz  bleibt  Klein -Helle  bis  1759. 
Von  da  an  bis  1789  ist  es  Schuckmann'scher  Besitz.  Dann  hat  es  bis  181 2  der 
Oberstwachtmeister  Barthold  Hans  von  Zülow,  und  von  18 12  an  Hauptmann 
Christian  P21i.sa  Bogislav  von  Eerber.  Ferbcr'.scher  Besitz  bleibt  es  bis  1871. 
Es  folgen  1871  Friedr.  Ludwig  Franz  Reissmann,  1875  A.  Bartold,  noch  im 
selben  Jahre  Rud.  Karl  Helmuth  Bahlcke  und  1898  Karl  Schwanitz,  der  gegen- 
wärtige Besitzer. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Mölln.  Die  geographische 
Eage  nöthigt  dazu.  Klein  Helle  ebenso  wie  Mölln,  Gross -Helle,  Wrodow, 
Gevezin  und  Chemnitz  für  Circipanien  und  die  Kamminer  Diöcese  in  Anspruch 
zu  nehmen.     S.  o.  bei  Gross -Helle. 

Kirche.     Die  Kirche  i.st  ein  Fachwerkbau  in  der  Form  eines  länglichen      Kirrhe. 
Vierecks  mit  flacher  Decke  im  Innern,     Im  Westen  ein  Holzthurm  als  Glocken- 
-stuhl,  dessen  Wetterfahne  mit   B  •  D  •  V  •  S  •  1781   gezeichnet  i.st.^) 

Als  Altaraufsatz    ein    nicht   zu  übersehendes  spätgothisches  Triptychon        .\lt:ir- 
des   XV    Jahrhunderts,    dessen  Schnitzwerk    die    hl.  Maria   mit   dem  Kinde   in      aulsatz. 
einer   Mandorla    darstellt,    von  Engeln    umgeben,    den  Mond    zu    ihren  Fus.sen. 
Als    besonders    zu    beachtende  Figuren    erscheinen    neben    der  Mandorla    oben 
links  der  jugendliche  David  als  Harfenspieler  und  rechts  der  jugendliche  Moses, 


*)   12  km  nördlich   von   renzlin.     Ueber  den    Namen   s.  l)ei  (Jross-Hcl 
»)  M.  U.-B.  8633. 
')  von  Scluickiiiann. 


78 


AMTSGERICHTSHEZIRK    TENZLIN. 


\Vap|)cn. 


(ilo<  ken. 


welcher  sich  anschickt.  \om  rechten  Fuss  einen  Schuh  abzuziehen.^)  Unten 
links  der  schon  öfter  in  Darstellungen  dieser  Art  gefundene  sitzende  König 
mit  einer  Krone,  die  fast  an  eine  Bischofsmitra  erinnert,  und  hinter  ihm 
stehend  der  Herzog  im  Fürstenhut.  Heide  weisen  mit  linker  Hand  und  linkem 
Arm  nach  oben.  Unten  rechts  aber  der  dazu  gehörende  knieende  jugendliche 
Ritter.  In  besonderen  Nischen  daneben  oben  link-s  die  hl.  Gertrud,  rechts  die 
hl.  Maria  Magda- 
lena, unten  je  ein 
nicht  naher  7.u  be- 
stimmender 
Apostel.  Aufden 
Flügeln  die  ge- 
malten Figuren 
des  Petrus  und 
Paulus. 

Unterhalb  der 
Fmpore     im 
Westen     ein 
V . FERBER 
BLÜCHER  sches 
Allianzwappen 
von    Zinn    (Sarg- 
dekoration). 

Im     (ilocken 

stuhl      zwei 

Glocken,    von 

denen     die 

grössere  mit  dem 

Voss'schen  Wap 

pen  laut  Inschrift 


Jahre 


unter  dem    I'atro 


S|i.-iiL;Miluschcs  'IViptychiiii 


nat  des  FRIEDR.  CHRISTOPH  HIERONYMUS  VON  VOSS  (Domprobst  zu  I  lavel- 
bcrg,  Königl.  I'reuss.  (ich.  Justiz-  und  l.egalionsrath,  bevollmiichtigter  Minister 
am  Königl.  iJän.  Hofe  und  ICrbherr  auf  'rrollenhagen,  Podewal  und  Kleinen- 
Helle)  von  C.  D.  Heintze  gegossen  ist,  wahrend  die  andere,  welche  bedeutend 
älter  i.st,  weder  Inschrift  noch  Zeichen  aufweist. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,     i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch.     Am   Knauf  der  Name 

werke        JESVSS(l).    Auf  dem  h'uss  ein  aufgelötheter  Krucifixus  als  Signaculum   und  der 

';  Statt  dieser  beiden  Figuren  sieht  man  sonst  gewöhnlich  zwei  Gni]5pen  aus  der  Reihe  der 
Mariani»chen  Typen  de»  alten  Testaments:  Moses  vor  Gott  Vater  im  lirenncnden  Husch  und 
Ezechiel  vor  der  verschlossenen  I'fortc. 


GUT   UND    FILIAL- KIRCHDORF   SCHWANDT.  279 


zweimal  eingeschlagene  Stempel  (n_RJ.  Patene  ohne  Wcik/.eichen.  —  3.  Silberner 
Deckelpokal,  geschenkt  laut  Inschrift  1870  von  FRIEDERIKE  POLLOW.  Keine 
VVerkzeichen,  nur  (u)  als  Angabe  des  Feingehalts.  —  4.  Kleines  Kranken- 
geräth,  silbervergoldet,  ohne  Werkzeichen.  —  5.  6.  Zwei  Zinnleuchter,  der 
eine  1789  gestiftet  von  C  •  F  •  BÄCKER  (Stempel  undeutlich),  der  andere  1683 
gestiftet  von  CHRISTOFFER  TOLL.  Stadtzeichen  undeutlich  {^:).  Mei.ster- 
zeichen  O.  S.  mit  Hausmarke.  Also  wohl  Rostocker  Arbeit  von  Olrik  (Ulrich) 
Schlüter. 


Das  Gut  und  Filial-Kirchdorf  Schwandt.') 

as   Dorf  Schwandt  (Zwante)  wird    1273   bei  Gelegenheit  der  Gründung  der    Ccscliichte 

Kirchen  zu  Kleeth  und  Tarnow  durch  die  Ritter  Friedrich  und  Gothan  <^'cs 

Dargatz  zum  ersten  Mal  urkundlich  genannt.     Sie  bewidmen  Mutterkirche  und  ^rti:s. 

Tochterkirche  gemeinsam  mit  drei  Hufen,  einer  in  Klccth,  einer  andern  in 
Tarnow  sowie  einer  dritten  in  Schwandt,  imd  setzen  den  Priester  Konrad  für 
beide  Kirchen  ein.^)  Das  l'atronat  darüber  wird  spater  vom  Kloster  Rcinfeld 
erworben.  Die  Nachkommen  der  Dargatz  sind  dessen  ungeachtet  auch  noch  über 
die  Hälfte  des  XI\'.  Jahrhunderts  hinaus  in  Schwandt  ansässig.'')  Zu  Anfang 
des  XVI.  Jahrhunderts  aber  streiten  die  von  Maltzan  mit  den  Herzögen  Heinrich 
und  Albrecht  um  zwei  Bauern  in  Schwandt,  die  sie  als  die  ihrigen  bean- 
spruchen, und  1520  geben  sie  zwei  llöfc  und  einen  Käthen  als  ihren  Besitz 
an  (»item  zweier  hoffe  vnnd  einer  halbenn  kottenn  oder  suldcnn  zu  Schwante^). ^) 
In  den  Maltzan'schen  Besitz  tritt  noch  vor  15  50  Achim  \'oss  auf  Luplow 
durch  einen  Pfandvertrag  ein,  und  1594  kaufen  Achim  und  Adam  \'oss  auch 
die  Oldenburg'schen  Antheile  an  Schwandt.  So  kommen  die  Herren  von  \'o.ss, 
obwohl  sie  deswegen  mit  den  Freiherrn  von  Maltzan  16 14  noch  Streit  iiaben, 
schrittweise  in  den  Besitz  des  ganzen  Dorfes.  Der  drei.ssigjährige  Krieg 
nimmt  das  Dorf  so  mit,  dass  es  1648  völlig  wüst  und  menschenleer  daliegt.'') 
Nachdem  es  bis  1831  in  Vo.ss*schem  Besitz  gewesen  ist,  geht  es  in  diesem 
Jahre  in  die  Gräflich  Schlieffen'sche  Begüterung  über,  der  es  heute  noch  angehört. 
Ueber  die  kirchlichen  Vcrhältni.ssc  siehe  bei  Mölln. 

Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  dem  Will.  Jahrhundert  (i747')  angehörender       Kirche. 
Bau,  welcher  einen    flachgcdeckten  Raum    mit  Schluss   aus    dem  Achteck  dar- 
stellt.    Der  aus  der  Dachkonstruktion  hervorwach.scndc  Thurm  hat  eine  offene 

')  1 1  km  nortlnonhvesllich  von  Penzlin.  Ktlhncl.  M.  Jahrl«.  XI  A'I,  S.  130,  erinnert  an  den 
alt>lavischen  Stamm  svetü  =  stark,  heilif,'.  Wäre  da.s  richtig,  so  hiesse  Schwandt  ungefähr  soviel 
wie    »Hilgendorf»,   oder  auch      Ileiligcnhagen«. 

')  M.  i:.-\i.  1300. 

»)  M.  U.-B.  3538-  7778. 

*)  Akten   im   CJrossh.  Archiv.      Vgl.  Lisch,   Geschl.  M.-iltzan  IV,   S.  492. 

»)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  137. 


28o  AMTSGEKIClITSnKZlRK    riCNZI.IN. 

Laterne  als  Aufsatz.  In  dem  Anbau  auf  der  Nordseite,  welcher  für  die  Gross- 
Helleschc  Empore  angefügt  ist,  befindet  sich  die  Ruhestatte  der  von  Engel 
und  von  Pentz.  Vor  dem  Thurm  im  Westen  ein  neuer  grosser  Anbau,  der 
als  Schlieffen'sches  Erbbegräbniss  dient.  An  der  Südseite  ein  Treppenanbau 
zur  Schwandter  Empore.  An  der  Thür  dieses  Anbaues  ein  kleiner  eiserner 
Schild   für  den  Thürkloi)fcr,  welcher  die  Jahreszahl  1752  enthält. 

Altar  und  Kanzel  sind  zu  einem  Körper  verbunden.  An  der  Schwandter 
Empore  mehrere  zinnerne  Sargwappen  der  Familien  VON  VOSS  und  VON 
SCHLIEFFEN,  ebenso  auch  am  Altar,  unter  denen  auch  VON  ENGEL'sche 
(Gross- Helle)  vorkommen. 

Im  Thurm  hängen  zwei  Glocken.  Die  grössere  ist  laut  Inschrift  1747 
unter  dem  Patronat  des  ADAM  CARL  VON  VOSS  und  seiner  Gemahlin  MARIA 
ELISABETH,  GEB.  VON  DER  HARDT,  sowie  unter  dem  Kompatronat  der  Frau 
BEATA  ELISABETH  WITTWE  VON  ENGEL,  GEB.  VON  ENGEL,  ebendaselbst,  und 
z.  Zl.  der  PenzHner  Pastoren  BALTHASAR  FRIEDR.  SCHEIBEL  und  JON. 
CHRISTIAN  MÜLLER  von  C.  D.  Heintze  gegossen  worden.  Die  kleinere  zweite 
Glocke  trägt  weder  Inschrift  noch  Zeichen,  doch  deutet  ihre  P^orm  auf  ein 
hohes  Alter  hin. 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  rundem  Fuss.  Als 
Signaculum  die  dreihgurige  Kreuzigungsgruppe  auf  einem  Wappenschild.  Der 
Kelch  ist  laut  Inschrift  auf  der  Unterseite  1744  von  BEATA  MAGDALENA 
GIESEN  gestiftet.  Stadtzeichen  das  dreithürmige  Thor  von  Neubrandenburg, 
Meisterstempel  E  T.  Die  Patene  hat  ebenfalls  den  Namen  der  Stifterin  des 
Kelches,  aber  keine  Werkzeichen.  —  3.  Silberne  länglich  runde  Oblaten- 
schachtel. Auf  der  Unterseite  die  Initialen  J  •  J  •  V»  Stempel  undeutlich.')  — 
4.  Silbervergoldete  Taufschale  auf  einem  P'uss;  an  der  Schale  zweimal  das 
Zeichen  S.  und  das  Beschauzeichen  '^^^^'^.  —  5.  6.  Zwei  grosse  versilberte 
Me.ssingleuchter,  gestiftet  von  JULIE  VON  VOSS  1819.  —  ImThurmraum  ausser- 
dem noch  zwei  dreifüssige  Leuchter  zwei   beschädigte  Vasen  von  Zinn. 


Das  Gut  und  Filial-Kirchdorf  Passentin.') 

(Ieschi«lit      If^oilach  jener  öfter  bereits  angezogenen  Urkunde  vom  Jahre    1170,  in  welcher 
'^*'  I'iirst    Kasimar  von   Pommern    dem  Stifte   1  lavelberg    eine    Anzahl    von 

Dörfern    zwecks    (Gründung    des    Klosters  Hroda    überweist,    wird    unter    diesen 

')  Da»  Inventar  von  181 1  beschreibt  eine  silberne  Oblatenschachlcl  mit  der  Insclirift : 
OTTO  CARL   VON  VOSS   (706. 

*j  7  km  nordnordöstlich  von  Penzlin.  Die  alte  Form  de.s  Namens  Patsutin  verbindet 
KUhnel,  .M.  Jahrb.  XLVI,  .S.  104  mit  dem  altslavischen  Wortstamm  pak-,  kroatisch  pacetin  (:=:  stark) 
und  Übersetzt  ihn  rnit  lOrt  des  I'acuta,  Paceta«.  Das  würde  deutsch  iinfjefähr  soviel  sein  wie 
».Starkenhagcn  < . 


iJorfc- 


GUT    UND    I'TLTAL-KTRCIIDÜKF    l'ASSEM  IN.  28l 

Dörfern  auch  Passentin  (Patsutin)  genannt.  ^)  Indessen  diese  Urkunde  ist 
nicht  echt,  und  unter  den  Gründen,  die  wider  sie  und  ihre  Konfirmation 
von  1244  sprechen,  ist  auch  der,  dass  Passentin  in  der  für  echt  gehaltenen 
Bestätigungsurkunde  des  Herzogs  Bogislav  vom  Jahre  1182  und  ebenso  in 
der  auch  ihrerseits  wieder  für  untergeschoben  erklärten  Bestätigungsurkunde 
des  Fürsten  Nikolaus  von  Werle  vom  Jahre  1230  ausgelassen  ist.-)  Dagegen 
scheint  es  sicher  zu  sein,  dass  wir  nach  einer  im  Jahre  1396  von  den  beiden 
Fürsten  Nikolaus  und  Christofter  von  Wenden  vollzogenen  Beglaubigung  einer 
älteren  Urkunde  —  deren  Echtheit  freilich,  ohne  dass  es  zu  unserer  Sache 
etwas  thut,  ebenfalls  angefochten  worden  ist  —  Passentin  für  eine  im  Mittel- 
alter stark  befestigte  Burg  zu  halten  haben,  auf  welcher  die  Bardenfleth 
Sassen,  zu  deren  Gütern  auch  die  grosse  Stadtmühle  bei  Penzlin  nebst  dem 
Stadtsee  gehörte.  Der  Brief  über  diese  Mühle  (so  heisst  es  in  der  ge- 
nannten Beglaubigung)  sei  dem  Gerd  Bardenfleth  bei  Gelegenheit  der  Zer- 
störung der  Burg  Passentin  verloren  gegangen  (»do  Passent}nn  wunncn  vnde 
brakenn  wardt«).  In  welchem  geschichtlichen  Zusammenhange  es  aber  war, 
als  diese  Burg  zerstört  wurde,  das  erfahren  wir  nicht.  Ks  lässt  sich  nur  sagen, 
dass  die  Angabe  den  Eindruck  macht,  als  wenn  das  Ereigniss  in  der  zweiten 
Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  stattgefunden  haben  müsse.-') 

»Die  Burg  lag  an  dem  Südrande  des  Dorfes  in  dem  umfänglichen 
Wiesengrunde  an  den  Ufern  des  Malliner  Sees  und  des  Fischstroms,  welcher 
hier  noch  einen  kleinen  von  Norden  herabkommenden  Bach  in  sich  aufnimmt. 
Die  Wiebeking'sche  Originalkarte  im  Archive  hat  hier  neben  einander  den 
»grossen«  und  »kleinen  Burgwall«,  beide  viereckig,  und  etwas  weiter  nord- 
östlich neben  dem  Dorfe  den  runden  »Möllerwall«.  Dorf  und  Burgwälle  liegen 
jetzt  auf  der  linken,  Mecklenburg-Schwerinschen  Seite  des  Stromes,  welcher 
aber  vielleicht  in  den  letzten  Jahrhunderten  geändert  und  früher  Dorf  und  Burg 
getrennt,  oder  letztere  auf  beiden  Seiten  umflossen  haben  mag,  da  die  Grenze 
zwischen  Passentin  und  Mailin  schon  vor  der  Mitte  des  Will.  Jahrhunderts 
streitig  war.  <*) 

Ob  aber,  wie  Bejer  meint  und  noch  mit  dem  späteren  Verhältniss  der 
Maltzan  und  Holstein  zu  einander  begründet  wissen  will,  aus  diesen  ehemaligen 
Burgwallverhältnissen  auf  nähere  Beziehungen  zur  Burg  Penzlin  geschlossen 
werden  darf,  und  ob  die  Burg  Passentin  zu  den  befestigten  Eingangspunkten 
oder  Pforten  des  Landes  Radvir,  dem  Kcdarierlande  oder  Stargard,  gehört 
habe:  das  wollen  wir  dahin  gestellt  sein  lassen.  Was  uns  betrifft,  so  erscheint 
uns  das  mehr  als  zweifelhaft. 

Nach  den  Bardcnfleth's  finden  wir  auf  Passentin  die  nach  dem  Ort  ge- 
nannte Familie  der  Passentin.  Kord  und  Ilenneke  sind  die  letzten  männlichen 
Nachkommen    ihres    Geschlechts.       Noch    bei    Lebzeiten    des    letztgenannten, 

')  M.  U.-B.  95.      Vgl.   563  (vom  Jahre    1244). 

')  M.  U.-B.   135.  377.     Vgl.  Wigger   zu  M.  U.-B.   12S4.     Beyer,   M.J.-ihrl..  X.XXVII,    .s.  60. 

*)  M.  U.-B.    7230.      Vgl.   Kopumann,   M.  Jahrb.  I.VI,   .S.  232. 

*)  Würllich   ii.ich    Beyer.   .M.  Jahrl..  X.X.Wil,  S.  61. 


282  AMTSGKRICHTSHEZIRK   PENZLIN. 

nämlich  im  Jalire  1510,  i^cben  die  IIcrz(\<^c  Heinrich  uiul  Albrecht  tlem  Penzliner 
Maltzan  die  Anwartschaft  auf  die  Belchniing  mit  Passentin.^)  Aber  auch  die 
Holstein  haben  Pfand- Antheile  daran,  die  sie  15  ii  an  das  Kloster  Broda  ab- 
treten. 1552  aber  wieder  einlösen.  Bald  darauf,  1519,  giebt  es  Streit  zwischen 
ihnen  und  Bernd  Maltzan.'-)  1562  wird  der  I\hiltzan'sche  Anlheil  an  Jakob 
Zitzewitz,  dann  aber  wieder,  und  zwar  noch  vor  I593,  ^"  Joachim  Arenstorff 
verpfändet.  Zu  gleicher  Zeit,  nämlich  1592,  geht  der  Holstein'sche  Antheil 
durch  Kauf  an  Joh.  Restorff  auf  Chemnitz  über,  in  den  Jahren  1609  und  16 10 
aber  kauft  Friedrich  von  Ascherslcben  für  sich  und  seine  Brüder  sowohl  den 
Maitzan'schen  wie  den  Holstein'schen  Antheil.  Darauf  tritt  von  1622  an 
Philipp  Julius  von  Platen  als  Pfandbesitzer  auf  längere  Zeit,  noch  über  1647 
hinaus,  an  die  Stelle  der  von  Aschersleben.  In  gleichen  und  ähnlichen  Rechts- 
verhältnissen folgen  im  XVII.  und  XVIII.  Jahrhundert  die  Familien  Vogelsang, 
Hacke,  Klinggräff,  von  der  Lanken,  Pankert  und  Voss,  bis  endlich  schrittweise 
alle  diese  Anrechte  (1716,  1721  und  vor  1735)  an  die  Brüder  P'riedrich  Wil- 
helm und  Ludwig  von  Haclce  kommen.  Hacke'scher  Besitz  bleibt  Passentin 
bis  I7<S9.  Ks  folgen  1789  Advokat  Christian  Vollrath  Nikolai  und  dessen 
Familie  bis  i852,'')  Ulrich  von  Schack  bis  1862,  Theodor  Karl  August  Ernst 
von  Blücher  bis  1868,  Staatsminister  Theodor  Dietrich  von  Levetzow  bis  1869, 
Leutnant  a.  D.  luigen  Seip  bis  1882,  und  von  diesem  Jahre  an  Wilhelm 
Theodor  Herrn.  Lemke,  der  den  Besitz  heute  mit  Georg  Lemke  theilt. 

Die  Kirche  zu  Passentin,  welche,  ihrer  geographischen  Lage  nach,  im 
Mittelalter  zu  keiner  anderen  als  der  Diöccsc  Havelberg  gehört  haben  kann, 
wenngleich  ein  ausdrückliches  Zeugniss  dafür  nicht  vorliegt,  lä.sst  sich  von  1575 
an  bis  ins  X\'JII.  Jahrhundert  hinein  als  Tochter  der  in  der  Strelitzer 
I'-nklave  liegenden  Mutterkirchc  zu  Gcvezin  verfolgen.  Indessen  schreibt  B.  V. 
von  Krackewitz  auf  Gevezin  im  Jahre  1705,  die  Kirche  zu  Passentin  sei  vor 
vielen  Jahren  zu  Grunde  gerichtet,  es  seien  kaum  noch  Spuren  davon  vor- 
handen.^) Die  Finwohner  von  Passentin  seien  daher  1689  (aufs  Neue)  an  die 
Mater  zu  Gevezin  verwiesen  und  hätten  auch  Grabsteine  in  der  Geveziner 
Kirche,  hielten  sich  aber  z.  Zt.  mehr  nach  Lapitz,  wo  ein  junger  Pastor  predige 
(von  Pcnzlin  her,  s.  o.  S.  240).  Aber  später  finden  wir  Passentin  bei  Wulkenzin 
(von  1727  an),  dann  eine  Zeit  lang  bei  Alt-Rchse  (bis  1747),  doch  seitdem 
wieder  bei   Wulkenzin   in  Mecklenburg- Strelitz. 

Kirche.  Kirche.      l)ie    Kirche,    oder    richtiger   Kapelle,    ist    ein   h'achwerbau  von 

1794,  der  fa.st  ein  Quadrat  darstellt.  Mitten  auf  dem  Mrst  ein  kleiner  Dach- 
reiter mit  einer  offenen  Laterne,  deren  Wetterfahne  ein  N  und  die  Jahreszahl 
1794  zeigt. 

')  Linch,    Geschl.  Mah/.an    IV,    S.  402    -404    (Irk.  1)(  (  (  \l  II.     DCCCXIV).      Vyl.    S.  498 
(IVk.  nCCCXI.VIII).     S.  505  (Urk.  DCCCLXIII). 

•)  Liw:h.  Geschl.  Maltzan   IV,  .S.  485  (Urk.  DCCCLIl). 

•)  Doch  ist  rnsscntin  schon  vor   1780  Nikolai'scher  rfaiidhcsitz. 

)  Im  \'i-it.itiont))r«lokoll   von    1661    hei.s.st  e.s  freilich,   dass  die   Kirche   in    Passentin   henutzt 
werde.      Der  Tliiinii   al»cr  sei   um(,'efallen. 


1 


GUT    UND    KIRCHDORF   GROSS -LUKO'A'.  283 

Die  innere   Einrichtung    ist    einfacli,    Altar  und  Kanzel    sind    zu    einem   Innere  Kin- 
Körper  verbunden.  riclitung. 

Ini   Dachreiter  eine   Glocke   mit    der  Inschrift:    SOLI    DEO   GLORIA  WIL-       ('.locke. 
HELM   NICOLAI   PATZENTIHN  ANNO  1780.") 

Kelch   und   Abendmahlskanne  sind    neu    und  erst    in  den  letzten  Jahren  Vasa  sacra. 
beschafft. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Gross- Lukow.') 

Marum  eine  unter  dem  24.  April    1230  ausgestellte  Urkunde,    nach  welcher   Geschichte 
das    Dorf  Gross -Lukow   schon    um    1230    dem    Kloster  Broda    gehören  ^^t^s 

würde,  als  eine  Fälschung  angesehen  werden  niuss,  hat  Wigger  in  der  An-  1  Wurfes, 
merkung  zu  der  unverdächtigen  Urkunde  des  Fürsten  Nikolaus  I.  von  Werle 
vom  23.  April  1273  überzeugend  dargethan.^)  Thatsächlich  beginnt  das  Ver- 
häitniss  des  Klosters  zum  Dorfe  nicht  eher  als  am  30.  Juli  1304,  an  welchem 
Tage  Fürst  Xil^olaus  II.  von  Werle  dem  Kloster  für  erlittenen  Kriegsschaden 
das  Patronat  der  Kirche  in  Gross- Lukow  sowie  das  der  Tochterkirche  in 
Marin  sammt  dem  Dorfe  Klein -Lukow  und  drei  Kirchen- Hufen  verleiht.^)  Um 
das  Jahr  13  19  treffen  wir  in  Gross- Lukow  die  Gebrüder  Wokenstedt  mit  Besitz 
und  Rechten.  Am  24.  Mai  1339  vermehrt  Bischof  Dietrich  wm  Ila\elbcrg 
die  Einkünfte  des  Klosters  Broda  mit  verschiedenen  Hebungen  aus  den  Kirchen 
zu  Neubrandenburg.  Penzlin,  Ankershagen,  Wulkenzin  und  Lukow,  aus  letzt- 
genannter mit  einer  Hebung  von  zehn  Mark  Wendisch.')  Im  Jahre  1384  aber 
tritt  dort  bereits  die  ritterbürtige  l^amilic  der  Holstein  auf:  es  sind  Hans  und 
Arnd,  die  der  Kirche  zu  Penzlin  Pachte  im  Betrage  von  sechs  Mark  aus 
Gro.ss-Lukow  verschrieben  haben.'")  In  der  I'olge  wird  Gro.ss-Lukow  eins  der 
Hauptgüter  im  Lande  Penzlin  und  bleibt  —  eine  Reihe  von  X^erpHuidungcn 
von  Antheilen  und  Finkünften  im  X\'II.  und  Will.  Jahrhundert  an  die  \'o.ss, 
Restorff,  Bülow,  Peterswald,  Bekendorf,  Langermann,  auch  einen  \oriiber- 
gehenden   W'rkauf   im   Jahre    1730    an    die  \c)n   Warnstedt   abgerechnet  —   bis 

')  S.  <).  S.  282,   Aninkf,'.  3. 

'■')  6  km  noidwestlich  von  I'ciizlin.  Nach  Kiiliiiel,  .M.  Jalirl».  .\I.\'I,  S.  SS,  soviel  wie  jOiI 
des   1,11k,   I.iikri'. 

•';  M.  r.  I).  377.  12S4,  .\nnik^.  Dorl  aiicli  das  Nülhige  über  die  Fälschung  vom  22.  Sep- 
tember 1312:  .M.  U.-H.  3563.  \'g\.  feiner  die  Konfirmationen  der  Fürsten  von  Werle  1402,  der 
Ilerzöi^e  .Magnus  und  lialthasar  von  14S2  und  des  Papstes  Alexander  VL  von  1500  (Urkunden- 
.\l).schrift  im  Grossh.  .\rcbiv):  M.  Jahrb.  III,  S.  206— 2IO.  229  30.  —  Holl,  Chronik  der  Stadt 
Xeubrandenburg,  S.  321,  bezweifelt  auch  die  Echtheit  der  Heurkundung  vom  5.  Mai  1402  und  hält 
sie  für  ein  Machwerk  aus  der  Zeit  nach   1433. 

*)  M.  U.-H.   1284. 

'•)  M.  U.-B.  5960. 

«)  M.  U.U.   II 554. 


2^4  AMlbGKKlCHTSHEZlRK    I'KNZLIN. 

1802  im  Hesit/.  clor  Ivuiiilie  von  Holstein.  Von  1803  bis  1841  haben  es  die 
von  der  Lanken,  von  1841  bis  1852  h^iedr.  Heinr.  Ernst  von  Blücher,  dann 
ein  Jahr  lang  Franz  Döhn,  von  1853  bis  1862  August  Balck,  und  von  1862 
an  Gustav  Ileinr.  Karl  Lukas  von  Oert/.en.  Oertzen'scher  Besitz  bleibt  es  bis 
1S81.  In  diesem  Jahre  folgt  Karl  von  Sittmann,  und  1885  Amtsrath  Karl 
Friedr.  Gudewill,  der  es  heute  noch  hat. 

Um  1375  ist  Ilinricus  Nemerow  Pleban  der  Kirche  in  Gross-Lukow, 
die.  wie  schon  aus  der  oben  angezogenen  Urkunde  von  1339  ersichtlich  ist, 
der  Diöcese  Havelberg  angehört.  Ebenso  gehört  natürlich  die  Filia  Marin 
dahin.  Andere  Geistliche  des  Mittelalters  sind  bis  jetzt  nicht  bekannt  ge- 
worden. Um  1577  unterschreibt  Bartholomaeus  Caelius  (Coelius,  Zelle)  die 
Konkordienformel.  Er  wirkt  als  Seelsorger  in  Gross-Lukow  bis  1610.  Sein 
Nachfolger  Georgius  Grosskopf,  den  Herzog  Hans  Albrecht  IL  kraft  seines 
landesherrlichen  Patronates  beruft,  ist  dort  von  161 1  bis  1636  nachweisbar. 
Vielleicht  war  er  noch  länger  daselb.st  im  Amt.^)  165 1  tritt  Martin  Stern- 
hagen an  seine  Stelle.  Er  wird  von  Herzog  Adolf  Friedrich,  der  für  den 
jungen  Herzog  Gustav  Adolf  die  Vormundschaft  führt,  berufen,  übernimmt 
auch  die  Cura  der  Kirche  zu  Flotow,  dazu  hat  er  die  der  Tochterkirchen 
Ave,  Marin  und  Klein-Lukow.  1695  verliert  er  seinen  Adjunkten  und 
Schwiegersohn  Melchior  läppen  durch  den  Tod,  er  selbst  ist  inzwischen  er- 
blindet. Es  folgt  nun  1695  David  Franck,  der  später  Präpositus  des  Penz- 
linschen  Cirkels  ist.  Die  Cura  von  Flotow  und  Rumpshagen  tritt  er  (nach 
1701)  an  den  oben  S.  275  genannten  und  vielbeschäftigten  Pastor  Aeminga  in 
Mölln  ab,  nimmt  sie  aber  17 13  von  Neuem  auf  seine  Schultern.  L>  stirbt 
1747,  erhält  aber  schon  1742  einen  Helfer  an  seinem  Sohn  Georg  Matthacus 
I'Vanck,  welcher  den  Vater  nur  um  vier  Jahre  überlebt,  er  stirbt  175 1.  1752 
folgt  Joh.  Heinrich  Schimmelmann  [f  1797)  und  1798  Joh.  Benjamin  Ladewig 
(7   1834).     Vgl.  Walter  a.  a.  O. 

Kir(hc.  Kirche.     Die  Kirche    ist    ein    neugothischer  Bau  von    1866    mit  Schluss 

aus  dem  Zwölfeck  und  stellt  im  Innern  einen  ungetheilten  Raum  dar.  Nur  der 
schmälere  Thurm  im  Westen,  der  einen  vierseitigen  Pj'ramidcnhclm  trägt,  ist 
alt  und  gehört  anscheinend  dem  XIV.  oder  XV.  Jahrhundert  an. 

Die  innere  Einrichtung  ist  vollständig  neu. 

Im  Vorraum  ist  das  Mittelstück  eines  alten  spätgolhischen  Triptychons, 
und  über  der  Orgel  das  ehemalige  Triumphkreuz  angebracht. 

Im  Thurm  hiuigen  drei  Glocken  von  0,97  m,  0,78  m  und  0,61  m  Durch- 
messer.    Die  beiden  grössten  sind    1850  von   C.  Jllies  in   Waren  gegossen,    die 


')  Nach  einer  früheren  Pastorentafel  in  der  Kirclic  lel)tc  er  his  1648.  Ein  von  dem  Ver- 
fasser früher  irgendwu  (leider  i.st  die  Fundstelle  nicht  notiert  worden)  gefundener  iTastor  l'aul 
Schoop  in  Grosk-Lukow,  Marin  und  Gros.s-l'lotowc  ist  anderswo  als  vor  Caelius  nicht 
untcrzuhrinRen.  Die  im  Inventar  von  181 1  (genannte  Pastoren -Tafel  liel)t  mit  Caelius  an,  macht 
.il»cr  sofort  einen  Feiilcr,  indem   sie  ihn    1590  slerhen  liissl. 


1 


CUT    UND    FII, IM. -KIRCHDORF    MARIX. 


285 


dritte  ist  ohne  Inschrift,  hat  aber  am  oberen  Rande  fünf  Rundbilder  mit  figür- 
Hchen   Darstellungen.^) 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  in  den  Formen  der  Kleinkunst- 
Spätrenaissance.  An  dem  eiförmig  gebildeten  Knauf  drei  kleine  Engel  in  werke, 
ganzer  Figur,  mit  plastisch  heraustretenden  Köpfen.  Am  runden  Fuss  ein 
breiter  Rand  mit  getriebenem  Laub-  und  Bandehverk.  Auf  der  Unterseite  des 
Fussrandes  eine  Angabe  des  Gewichtes  und  der  Jahreszahl,  wobei  die  Reihen- 
folge ]k\achtung  verdient,  nämlich  so:  W  •  42  L  •  3"  :;  Q  •  ANNO  1721  •  W  •  46 
LOTT.  Der  Kelch  ist  somit  in  späterer  Zeit  verstärkt  worden.  Werkzeichen 
fehlen,  sowohl  am  Kelch,  wie  an  der  zugehörigen  Patene.  —  3.  4.  Silber- 
vergoldeter gothischer  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss.  Am  Knauf  der  Name 
lEHSVS.  Auf  dem  Fuss  ein  plastischer  Krucifixus  als  Signaculum,  dazu  der 
zweimalige  Stempel  F  I  R.  Auf  der  Unterseite  des  Fusses  unter  fünfzackiger 
Krone:  J  •  G  •  B  •  1703.  Patene  ohne  Werkzeichen.  —  5.  Kleiner  silberner 
Krankenkelch  auf  sechsseitigem  Fuss,  im  klassicierenden  Geschmack  vom  I^nde 
des  XVIII.  Jahrhunderts.  An  der  Kupa  ein  Doppelmonogramm,  bestehend 
aus  den  Buchstaben  J  •  V  •  M  •  (vielleicht  J  •  B  •  V  •  M  .)  Stadtzeichen  M  mit 
der  Krone  darüber  und  als  Meisterzeichen  die  Buchstaben  HM.  —  6.  Runde 
silberne  Oblatendose,  auf  dem  Deckel  ein  aufgravierter  Christus.  Auf  der 
Unterseite  zweimal  derselbe  Stempel  wie  bei  3.  —  7.  Längliche  silberne 
Oblatenschachtel.  Auf  der  Unterseite  als  Stadtstempel  das  dreithürmige  Thor 
von  Neubrandenburg,  und  als  Meisterzeichen  (^.  —  8.  Dritte  silberne  Oblatcn- 
dose,  länglich,  mit  getriebenem  Rokoko -Ornament  am  Deckel.  Gestiftet  1781 
von  E  •  E  •  S  •  GEB  •  H.  \''on  demselben  Meister  wie  7.  —  9.  Silberne  W'ein- 
kanne,  gestiftet  von  LUD  •  MÜLLER  auf  Stolpe  und  seiner  Gemahlin  SOPHIE 
GEB  •  NEU  MANN  1841.  Als  Stadtstempel  ein  steigender  Löwe  mit  K,  daneben 
als  Mcisterstcm])cl  der  Name  KASS.  —  lO.  Neues  Taufbecken,  gestiftet  von 
FR»  und  GL.  HUHN  1880.  -  11.  Altes  getriebenes  Messingbecken,  in  der 
Mitte  das  Pünhorn,  verfolgt  von  einem  kläffenden  Hunde  im  Walde,  laut 
In.schrift  cre.stiftet  1703  von    K.  PETER  ATZMANN 


Das  Gut  und  Filial-Kirchdorf  Marin.') 

Ils  Filial-Kirchdorf  der  Mutterkirche  zu  Gro.ss- Lukow,  und  damit  zusammen    Ciesrhichtc 
zur  Diöccse  Ilavelberg    gehörig,    tritt  uns  das  Dorf  Marin    schon    1304  tlt-'s 


entgegen. ')     Zwei  Jahre  später  belehnt  dort  Fürst  Nikolaus  II.  von  Werle  den 


')  Die  Voijijängerinnen  der  beiden  grö.sseren  (ilocken  stammten  nach  dem  Inventar  von  iSii 
au.s  dem  Jahre  1706  und  trugen  die  Namen  de.s  Herzogs  Kriedrich  Wilhelm,  des  Pastors  Dav. 
Franck   und  der  Juraten  Andreas  Schultz  und  Christian   I.oihs.      Der  (licsser    wird    nicht    genannt. 

')  7  km  westlich  von  I'enzlin.  Nach  Kiihnel  ist  der  Name  Marin  (Morin)  als  Ort  des 
Mor  oder  Mar  zu   erklären:   .M.  Jahrl».  .\I.VI,   S.  91. 

*)  M.  L'.-H.   2945. 


I  )orfes. 


286  amts(;krichtsi?ezirk  ticnzlin. 

Ritter  lohann  Holstein  mit  zwanzig  Hufen.')  Indessen  bedeuten  diese  zwanzig 
Hufen  nur  einen  Theil  des  Dorfes,  dessen  Hälfte,  wie  die  von  Holstein  selbst 
1470  erklären,  der  ritterbürtigen  Familie  Marin  gehört.'^)  Mannigfacher  Besitz- 
Wechsel  findet  freilich  auch  hier  wie  anderswo  statt.  Hier  wie  anderswo 
drängen  und  stossen  sich  die  Geschlechter  an  und  durch  einander.  So 
geht  z.  li.  der  Antheil,  den  bis  zum  Ende  des  XV.  Jahrhunderts  Henning 
Stute,  Otto  Stutens  Sohn,  besessen  hat,  nach  dessen  Tode  1501  auf  l^ernd 
Maltzan  über,  und  1505  S  hat  auch  ein  Zweig  der  h\'uiii]ie  Blücher,  von  der 
Otte  Stute  einen  Theil  seines  l^esitzes  gekauft  hatte,  fünfzehn  Hufen  im  Dorfe 
Marin.-')  Die  Brüder  Henning  und  Levin  Marin,  welche  Ende  des  XVI.  Jahr- 
hunderts auf  Ludorf  und  Kelle  wohnen,  verkaufen  1588  einen  Antheil  von 
Marin  an  die  vier  Brüder  Kossebade  (Kosboth)  auf  Torgelow  und  machen 
1589  mit  Christoph  Kamptz  einen  Tauschvertrag  über  einen  anderen  Antheil, 
den  dieser  1597  den  Gebrüdern  Holstein  auf  Ankershagen  überlässt.  1616 
thcilen  Balthasar  Lepel  und  Henneke  Marin  ihren  Besitz  in  Ludorf  und  Marin 
unter  sich.  Die  Lepel'sche  Hälfte  in  Ludorf  und  Marin  kommt  1625  an 
Heinrich  von  der  Lanken.  Im  Jahre  1630  ist  von  zwei  wüsten  Höfen  zu  Marin 
die  Rede,  die  Adam  Kossebade  an  Christoph  Hahn  verpfändet.  Von  1645 
an,  die  ganze  zweite  Hälfte  des  XVII.  Jahrhunderts  hindurch,  muthen  die 
von  Blücher  ihre  alten  Güter  in  Marin.  1648  überlassen  die  Ankershäger  Holstein 
ihren  »Meierhof  zu  Marin  an  Hcinr.  Bibow  zu  Mollenstorf  für  5000  Gulden 
niessbräuchlich  auf  fünfzehn  Jahre.  In  Bibow'schem  Besitz  bleibt  er  aber  bis 
1705,  da  geht  er  als  Pfandbesitz  an  Hans  Matthias  von  Guhlen.  Anscheinend 
aber  nur  auf  kurze  Zeit.  Denn  17 19  sind  die  von  Holstein  wieder  im  Besitz, 
verkaufen  aber  ihre  Hufen  in  Marin  im  Jahre  1721  an  den  Hauptmann 
Christian  von  Blücher  auf  Kittendorf  und  Clausdorf,  dessen  Rechte  später  auf 
den  .Schwiegersohn  Georg  Ludwig  von  (^ertzcn  übergehen.  Ueberhaupt  müssen 
die  erwähnten  Bluchcr'schen  Mutlumgcn  haucht  getragen  haben,  denn  wir 
hören  1^99,  dass  Siegfried  \'<)n  Voss  auf  T'lotow  über  einige  von  Karl 
von  Blücher"s  Vormündern  an  ihn  verpfändete  Hufen  und  Wöfe  zu  Marin  den 
landesherrlichen  Konsens  erhalten  hat.  Um  die  Mitte  des  XVIII.  Jahrhunderts 
finden  wir  die  von  Le  Fort  im  Pfandbesitz  von  Marin.')  Sie  haben  ihn  bis 
1804,  neben  ihnen  wieder  seit  1795  die  von  Oertzen.  1804  aber  wird  Gustav 
Dietrich  von  Oertzen  alleiniger  Besitzer  von  Marin.'')  Marin  bleibt  bis  1874 
Oertzen'.sches  Eigenthum.  Da  wird  Chr.  Mart.  Theod.  Reichhofif  der  Rechts- 
nachfolger, und  seit   1895   ist  es  Karl  von   Rocheid. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.   bei   Gross -Lukow. 

Kirche.  Kirche.     Die  Kirche    ist    ein   P'acliwerkbau   vom  Jahre    1726    mit    einem 

')  M.  U.-H.  3121.  7017. 

•)  Akten  im  Gro.ssh.  Archiv. 

■)  U«ch,  Geschl.  Maltzan  IV,  S.  331   (Urk.  DCCLXXI). 

*)  Sic  hat>cn  aucli   Möllcnhagen  bi.s    183 1    und   Kellnvisch   bis    1795. 

*)  Auch   Fcdcruw,  Scliwarzcnhof  und   I.ehmhor.st  .sind   seine  Güter. 


GUT   UND    KIRCHDORP    GROSS -FLOTOW.  287 

hölzernen,    aus    dem    westlichen    Ende    des    Daches    herauswachsenden    Holz- 
thürmchen. 

Die  innere  Einrichtung  ist  ohne  Redeutuni^. 

Die  einzige  Glocke  (Dm.  0,88  m)    ist    1861    von  C.  Jllies  in   Waren  um-      (^.locke. 
gegossen  worden.') 

Kleinkunstwerke,     i.  2.  Silbervergoldetcr  Kelch  au^"  sechspassigem  Iniss,   Kleinkunst- 
laut   Inschrift    an    der    Kupa    gestiftet    von    JOHAN    VON    HÜLSTEN  •  SOFFIA       werke. 
HEDEWIG  VON    PETERSTORF  .  MARIEN    1690.     Keine  Werkzeichen.     An    der 
Tatene  der  Stadtstempel   P  und  der  Meisterstempel   I.  F.  C.  —  3.  Alte  Mcssing- 
schüssel    mit    der  Darstellung  der  Verkündigung   des  Engels   an  die  hl.  Maria. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Gross-Flotow.') 

l]  ja-  as  Gut  und  Dorf  Flotow  (Vlotow),    das    1418    zuerst    genannt    wird,    hat,    (lescliichte 

wie  noch  heute,  von  jeher  der  ritterbürtigen  I'amilie  Voss  gehört.    Mit         ^^^ 

dem  Gute  und   Dorfe    auch    das  Patronat    der  Kirclie,    wie    es    das  Visitations-  <>ries. 

Protokoll  von  1541  erkennen  lässt.  1534  hat  Michael  Low  das  Pastorat,  1541 
aber  der  Pastor  Joachim  Schmit,  der  auch  Kirchherr  zu  Luplow  ist,  wo  wir 
ihn  schon  1534  finden.-')  Später  ist  David  Wahl  Pastor  zu  Flotow  (7  1596). 
Nachher  finden  wir  dort  von  1627  bis  1649  oder  1650  den  Christian  Schütte 
(Sagittarius),  zu  dessen  Zeit  Georgius  (irosskopf  in  Gross- Lukow  Pastor  ist. 
Unter  dem  1651  nach  Gross-Lukow  berufenen  Pa.stor  Martin  Sternhagen  tritt 
eine  Verbindung  beider  Pfarren  ein.  Aber  unter  dessen  Nachfolger  David 
l'>anck,  den  wir  schon  1698  in  Lukow  finden,  besteht  diese  X'crbindung  an- 
.scheincnd  nicht  mehr.  Denn  1701  hat  PMotow  wieder  seinen  eigenen  Pastor 
in  dem  schon  oft  genannten  Job.  Christoph  Acminga,  der  nachher  von  Mölln 
aus  mehrere  Kirchspiele  verwaltet  (s.  o.  S.  275).  Doch  um  17 12  i.st  es  diesem 
des  Guten  zuviel  geworden,  und  daher  übernimmt  171 3  der  Lukowcr  Pastor 
David  Franck  (7  1747)  aufs  Neue  die  Cura  von  Flotow.  Seitdem  i.st  die 
Kirche  zu  P'lotow,  die  wir  ihrer  geographi.schen  Lage  nach  zur  Diöccse  1  lavel- 
berg   rechnen    mü.s.sen,    bei  der  Kirche  zu  Gross-Lukow  verblieben.^) 

')  Ihre  Vor^'än5,'enn  w.ar  1727  von  Michael  Hegun  gegossen  worden  unter  dem  Patronat 
des  Herzogs   Karl   Leopold   und  dem   l'aslorat  des   David   Franck. 

-;  9  km  nordwestlich  von  IV-nzlin.  Ktlhncl,  M.  Jahrl..  .MAI,  S.  45.  vcrl.indct  den  Namen 
mit   dem   slnvi^chen   Wort  bloto  ^      Sumpf  und   uNersetzt   ihn   d.iher  mit    .SumpfnrK. 

")  S.  hei   I.uplow  S.  289. 

*)  Akten   im  (Jrossh.  Archiv.      Vgl.   Stuhr,    M.  J.ihrl..  I.X,   S.  32. 


288  AMTSCF.KICIITSr.r.ZIRK    PI^NZI-IN. 

Kirclic.  Kirche.     Die  Kirche  ist  ein   Neubau  von    1894  auf  der  Grundlage  eines 

fruhgothischen  Baues  aus  dem  XIII.  Jahrhundert.  In  den  Portalen  und  Fenster- 
wandungen, für  welche  be.sonders  die  Südseite  zu  beachten  ist,  sind  die 
Laibungs    und  Wandungssteine  der  alten  Kirche  verwendet  worden. 

Die   innere  Einrichtung   ist   neu,    ebenso   sind    es  die  zwei  von  Albrecht 
C.Uxkcn.     in   Wismar  gegossenen   Glocken.') 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,     i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss. 

werke.  Rostocker  Arbeit  xon  Jürgen  Müller.  Patene  ebenso.  —  3.  4.  Zinnerner  Kelch, 
gestiftet  von  HANS  BARDMANN,  mit  Patene,  von  einem  Stralsunder  Zinngiesser 
I.  M.  —  5.  6.  Kanne  und  Oblatendose,  neu,  von  Sy  &  Wagner- Berlin.  —  7.  Zinn- 
leuchter, gestiftet  von  D  •  S  •  W  •  1757.  Als  Stadtstempel  das  dreithürmige 
Thor  von  Neubrandenburg,  als  Meisterstempel  die  Initialen  C.  H.  1713.  — 
8.  Desgleichen,  gestiftet  1776  von  MICHEL  LADEN DÖRP.  Als  Stadtstempel 
das  Neubrandenburger  Thor,  der  Meisterstcmj^cl  ist  undeutlich. 


l>orfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Luplow.') 

(Icschichte   R\w{ic  niit  Rosenow,  so  belehnt  F"ürst  Nikolaus  von  Werle  den  Ritter  Heinrich 
fJt-'s  -     -J      Voss  von  Wolde  für  Hülfe  in  der  Kriegsnoth  und  besonders  beim  Bau 

des  Schlosses  Kobelbruck  (Kavelsbruck,  ehemals  in  der  Strelitzer  P'eldmark) 
am  29.  August  1282  auch  mit  dem  Gut  und  Dorf  Luplow,  d.  h.  mit  der  Bede, 
Münzpfennigen,  Diensten,  Gerichten,  mit  I-'rucht  und  Niessbrauch  beider  Dörfer. 
Seitdem  ist  nun  Luplow  bis  heute  unentwegt  ein  Voss'schcs  Gut  geblieben.^) 
Ucbcr  seine  historische  Bedeutung  durch  die  Gefangennahme  des  Fürsten 
Johann  von  Werle,  die  hier  im  h'rühjahr  13  16  statthatte,  s.  o.  S.  271.  Uebrigens 
haben  auch  die  Kosscbadc  (Kosboth)  hier  um  die  Mitte  des  XIV.  Jahrhunderts 
Besitz  und  Rechte,  an  denen  sie,  wie  ihre  Klage  vor  Herzog  Albrecht  nach- 
weist, durch  lierend  Maltzan  und  dessen  15rüder  in  der  Zeit  vor  1350  arg  ge- 
schädigt worden  sind  (item  brande  he  vs  vndc  rouede  vs  af  tür  Lupeglove 
alsc  gut  al.se  VIII  hundert  Lub.  mark).^)  Später  werden  auch  die  Kossebadc'schen 
Anthcilc  Voss'schcs  Figenthum  geworden  sein,  wenngleich  eine  besondere  Ur- 
kunde hierüber  nicht  vorliegt. 

I)as  Inventar  von  iSii  verzeiclinct  vier  (ilocken,  von  denen  zwei  im  j.nlnc  1714  unter 
\o-s  ^i  iH.-m  I'atronat  und  Kranck'schem  I'astorat  von  Micliael  JJegun  und  Hans  Siel)enl)auni  geflossen 
worden   waren.     Leber  die  beiden   anderen  fehlt  es  an   näheren   Anf^alien. 

*)  13  km  nordnordwestlich  von  I'cnzlin.  Den  Namen  des  XIII.  Jahrhunderts  I.upcgloue 
(»pSter  Lupcglauc,  ].u])cgloue,  Luplegowe)  erklärt  Klihncl  als  >()il  des  Lupoglav  (S])altckoi)f)< : 
M.  J.ihrb.  XLVr,  S.  88. 

•)  M,  U.-IJ.  2181.     Dazu   Akten   im   Crossh.  Archiv.      Vgl.  aucji    .M.jaliil).  XXVI,   S.  95-    9S. 

*)  M,  U.-H.  7142,  IJ. 


GUT   UND   KIRCHDORF   LUPLOW.  289 

Die  südlich  von  der  Grenze  des  Landes  Circipanien  und  nordöstlich  von 
Varchow,  der  östlichsten  Kirche  des  Histhums  Schwerin  gelegene  Kirche  unter 
Voss'schem  Patronat  hat  an  Joachim  Schmidt  im  Jahre  1534  ihren  eigenen 
Pastor.  Gleichzeitig  mit  ihm  wirkt  in  Flotow  und  deren  Filia  Rumpshagen 
der  Pastor  Michael  Lowe,  der  ebenfalls  unter  Voss'schem  Patronat  das  Amt 
führt.  Sieben  Jahre  später  aber,  1541,  finden  wir  beide  Kirchen,  die  von 
Luplow  und  Flotow  unter  dem  Pastorat  des  genannten  Joachim  Schmidt 
(Schmit)  mit  einander  vereinigt.^)  Diese  Vereinigung  wird  wohl  das  XVL  Jahr- 
hundert hindurch  vorgehalten  haben. 

Mit  dem  XVIL  Jahrhundert  tritt  allerlei  Wechsel  ein.  Da  finden 
wir  die  Kirche  zu  Luplow  Anfangs  mit  Mölln  verbunden  (s.  o.  S.  273),  später 
mit  Kastorf,  Varchow  und  Kittendorf,  und  im  XIX.  und  XX.  Jahrhundert  wieder 
mit  Varchow.-) 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  F'eldstcinbau  spätgothischen  Charakters  Kirche, 
in  Form  eines  länglichen  Vierecks.  In  den  Lichtöftnungen  herrscht  bereits  der 
Stichbogen,  welcher  die  Zeit  der  Renaissance  ankündigt.  Im  Eingangs- Portal 
auf  der  Südseite  aber,  dem  eine  kleine  Renaissance- Halle  vorgesetzt  ist,  wird 
der  Stichbogen  von  einer  Spitzbogenlaibung  überfangen.  Im  Innern  eine 
flache  Holzdecke.     Der  Thurm  ist  neu. 

Die  Altarwand  ist  ein  mehrtheiliger  Renaissance-Aufbau  vom  Anfange        Altar, 
des  XV^II.  Jahrhunderts  nach  Art  der  Altäre  in  Varchentin,  Gnoien  u.  s.  w. 

Die  Renaissance -Kanzel  stammt  aus  dem  Jahre  161 7  und  die  Empore      Kanzel, 
im   Westen  aus  derselben  Zeit.  hmpore. 

In    der    Kirche    werden    auch     noch    einige    Schnitzfiguren    eines    alten      Schnitz- 
Tript)-chons  aufbewahrt.  figuren. 

Am  Altar  eine  ganze  Reihe  von  Sargschildern  der  Familie  VON  VOSS.        Sarj?- 

schilder, 
In  der  Ostwand  hinter  dem  Altar,  links,  also  nach  Norden  hin,  ein  alter  Kucharistie- 

Eucharistie -Schrank   mit  einem  Thürverschluss,  dessen  Innenseite  mit  Ranken     Schrank. 

bemalt  ist. 


')  Schröder,  evang.  .Mecklenb.  I,  S.  282.  Visitationsprotokoll  von  1541  im  (;ro>sh.  .Vrchiv. 
(Jehörte  die  Kirche  zu  Luplow  einstmals  zur  Diücese  Schwerin  =  Oder  zu  der  von  Kammin  •  Der 
geographischen  Lage  nach,  wenn  sie  ganz  streng  genommen  wird,  zur  Diücese  .Schwerin.  .\her 
es  ist  nicht  zu  übersehen,  dass  sie  in  dem  öfter  genannten  Verzeichniss  der  Kirchen  und  i'farr- 
lehne  des  Stifts  Schwerin  im  Grossherzoglichen  .\rchiv  —  man  mag  über  den  Werth  dieses  Ver- 
zeichnisses denken  wie  man  will  —  nicht  genannt  wird,  und  dass  als  Kittendorfer  l'eenc  und 
somit  als  südliche  Grenze  des  Stifts  Kammin  auch  der  aus  dem  .Schwandter  See  kommende  Mach, 
welcher  Luplow  .streift,  angesehen  wird  (vgl.  ,Sta.-it>kalender).  So  ganz  unmöglich  wäre  es  daher 
nicht,  dass  auch  Luplow  noch  zur  K.-imminer  Diöcese  gehört  hätte.  Doch  bleibt  immer  sehr 
zu  beachten,  dass  Wasserläufe  zwischen  den  Histhümern  bisweilen  eine  scharfe  Grenze  bilden, 
wie  z.  15.  zwischen  Wismar  und  ,\lt- Wismar,  (Uistrow  und  Alt -Güstrow,  .Mtstadt  und  Neu>tadt 
koebel   u.  a.  m. 

-)   Vgl.  .Schröder,  evangel.  Mecklenb.  I,  S.  282.     Stuhr,   .M.  Jahrb.  L.\,   S.  59. 

19 


290  AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZI>IN. 

(blocken.  Im  Thurm  drei  Glocken  übereinander.     Die  erste  ist  laut  Inschrift  und 

Wappen  1858  im  Auftrage  des  Kammerherrn  C.  V.  VOSS  und  seiner  Gemahlin 
A.  J.  GEB.  V.  BUCH  von  C.  Jllies- Waren  gegossen  worden.  Die  zweite,  welche 
das  Allianzwappen  der  VOSS  und  BEHR  zeigt,  ist  1801  von  C.  Miltzow  in 
Neustrelitz  gegossen  worden.  Die  dritte,  welche  die  älteste  ist,  war  nicht  zu 
erreichen.') 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,     i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  sechspa.ssigem  Fuss, 

werke.  laut  Inschrift  auf  der  Unterseite  1737,  den  16.  Juni,  von  JOCHIM  GREFERAHT 
gestiftet.  Vom  Güstrower  Goldschmied  Lenhart  Mestlin,  ebenso  die  zugehörige 
Patene.  —  3.  4.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  rundem  Fuss.  Auf  dem  Fuss  die 
bekannte  dreifigurige  Kreuzesgruppe  als  Signaculum.  Gestiftet  laut  Inschrift 
1739  von  J.  (V.)  VOSS  und  E.  C.  (V.)  KOPPELOW.  Als  Stadtstempel  das  drei- 
thürmige  Thor  von  Neubrandenburg,  und  als  Meisterstempel  die  Initialen 
I  R.  —  5.  Dazu  eine  ovale  silberne  Oblatenschachtel,  welche  dieselben  Stifter- 
namen und  dasselbe  Datum  1739  trägt,  aber  von  einem  Goldschmied  J.  G. 
ausgeführt  ist,  dessen  Stadtzeichen  ein  werlescher  Stierkopf  ist.  —  6.  Noch 
eine  kleine  runde  Oblatenschachtel,  gestiftet  von  ILSABE  JENSEN  1711.  — 
7.  Grosse  Weinkanne,  1889  von  C.  V.  VOSS  und  O.  V.  VOSS,  GEB.  V.  WAR- 
BURG, gestiftet.  —  8.  9.  Kelch  von  Zinn,  gestiftet  von  JOCHIM  SCHMIT  LUP- 
LOW  1648.  Ohne  Stempel.  Die  zugehörige  Patene  hat  keine 
Stiftungs- Inschrift,  als  Stadtzeichen  aber  das  dreithürmige  Thor 
von  Neubrandenburg  und  das  nebenstehende  Meisterzeichen.  — 
10.  II.  Zwei  Zinnleuchter,  der  eine  1671  von  JOCHIM  TRAECHO  (Trechow), 
der  andere  von  JOCHIM  BEHM  1684  gestiftet.  Beide  mit  dem  Rostocker 
Stadtstempel  ^  und  mit  Meisterstempeln,  die  nicht  mehr  völlig  deutlich  sind, 
aber  ohne  Zweifel  der  Zinngiesser- Familie  Schlüter  angehören  (s.  Anhang  zu 
Hand  I  der  M.  Kun.st-  u.  Gesch.  Denkm.). 


i  .c 


Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Ankershagen.') 

schichte   |3mji'    Aufführung  des  Kirchenpatronates    von  Ankershagen    als    dem   Kloster 
"^  liroda  gehfjrig  in  der  mit  dem   24.  April    1230    datierten  Urkunde  377 

des  M.  Urkundenwerks  ist  einer  der  Gründe  für  die  Unechtheit  dieser  Urkunde, 
welche    gleich    anderen    Kloster-Urkunden    in    späterer    Zeit    angefertigt    und 

')  Die  Vorgängerin  der  ersten  Glocke  war,  wie  die  noch  erhaltene  zweite  Glocke,  im 
Jahre  l8oi  von  C.  Miltzow  in  Neu.strelitz  geflossen  worden.  Die  dritte  hat,  nach  dem  Inventar 
von  181 1,  eine  Jahreszahl  aus  dem  XV.  Jalirliundert,  die  man  nicht  ordentlich  las  und  schrieb, 
anKheinend  *nCCCClTfpoiii. 

*)  10  km  westsUdwestlich  von  I'enzlin.  Ueher  die  Möglichkeit  der  Benennung  des  Dorfes 
nach  der  Rache-,  laucnLurgi.schen,  nach  Mecklenburg  eingewanderten  ritterhUrtigen  Familie  Anker 
•.  Li»ch,  M.J.hro.  .•;;.!::,  S.  265.     Vgl.  A.  Graf  von   liernstorff,   M.  Jahrb.  LIX,   .S.  283. 


GUT   UND   KIRCHDORF   ANKERSHAGEN.  29 1 

untergeschoben  wurde,  um  theils  jüngere  wirklich  vorhandene  Rechtstitel  älter 
zu  machen  als  sie  waren,  theils  neue  Rechtstitel  auf  eine  bequeme  und  trügerische 
Art  zu  gewinnen.^)  Denn  dass  die  Kirche  zu  Ankershagen  erst  im  Jahre  1266 
gegründet  und  der  älteren  Kirche  in  dem  benachbarten,  aber  schon  im  Mittel- 
alter und  anscheinend  bereits  im  XV.  Jahrhundert  als  Kirchdorf  eingegangenen 
Dorfe  Freidorf  als  Tochterkirche  vom  Bischof  zu  Havelberg  beigelegt  wurde, 
steht  urkundlich  fest.-)  Ebenso  freilich  auch  das  Verhältniss  des  Klosters 
Broda  zur  Kirche  vom  Tage  der  Gründung  an,  wie  dies  in  der  Fundations- 
urkunde  vom  i.  Mai  1266  selber  deutlich  zu  erkennen  (consentiente  dilecto 
nobis  in  Christo  preposito  in  Broda)  und  in  der  Bestätigungsurkunde  des 
Fürsten  Nikolaus  von  Werle  vom  23.  April  1273  geradezu  ausgesprochen  ist 
(ecclesiam  in  Ankershagen  ....  quam  ecclesia  Brodensis  a  prima  plantatione 
tenuit  libere  et  quiete).  Und  wie  die  Kirche  zu  Ankershagen  mit  fünftehalb 
Hufen  (zwei  Hägerhufen  hatte  schon  Ritter  Eckhard  im  Jahre  1266  geschenkt), 
so  wird  auch  die  Mutterkirche  zu  Freidorf  vom  Fürsten  Nikolaus  mit  fünfzig 
Hufen  und  mit  jenen  drei  Seen  der  Freidorfer  F'eldmark,  aus  denen  die  Havel 
herausfliesst  (cum  tribus  stagnis,  de  quibus  effluit  aqua,  que  Hauele  nuncupatur), 
dem  Kloster  Broda  überwiesen,  dazu  endlich  noch  eine  Zugabe  von  zehn 
Hufen  in  Rump.shagen.-)  Auf  der  Basis  dieser  Schenkung  ruht  deim  auch  an 
ihrem  Theile  die  spätere  reiche  Ausstattung  der  I'farre  zu  Ankershagen  mit 
liegenden  Gründen,  auf  deren  weitere  geschichtliche  Entwickelung  hier  aber 
nicht  eingegangen  werden  kann.^) 

Wie  lange  die  von  Ankershagen  oder  Anker  auf  dem  gleichnamigen 
Dorfe  gesessen  haben,  ist  nicht  festzustellen.  Ein  jüngerer  Knappe  Eghardus 
de  Anckere  wird  noch  1328  dort  angetroffen  und  kann  derselbe  sein,  der  1342 
und  1365  mit  Andern  zusammen  als  Zeuge  aufgeführt  wird.^)  Aber  er  ist 
nicht  der  Herr  des  ganzen  Dorfes.  Sondern  neben  ihm  besitzt  dort  z.  B,  auch 
die  Johanniter -Komthurei  Mirow  .seit  1273  eine  ihr  vom  Fürsten  Nikolaus  I. 
von  Werle  überwiesene  Hufe.  Ferner  ist  es  keineswegs  ausgeschlo.ssen,  dass 
hier  wie  anderswo  in  jenen  Zeiten  des  Mittelalters,  in  denen  der  Trieb,  allein 
der  Herr  im  Dorfe  zu  sein,  noch  nicht  au.sgebildet  war,  nicht  bloss  Bauern- 
höfe in  grösserer  Zahl,  sondern  auch  mehrere  Rittersitze  neben  einander  vor- 
handen waren.     Auf  zwei  solcher  Bauern-  oder  Kossatenhöfe  in  Ankershagen, 


')  M.  U.-K.  377.  Dazu  Wigger,  .\nnikg.  zu  M.  U.-H.  1284.  Vgl.  auch  die  l-älschung  vom 
22.  .SeiHemher  1312:   M.  U.H.  3563.      Ebenso  die  Fälschung  von  I170  und  1230:   -M.  U.-H.  95.   377. 

*)  M.  U.-K.  1080.  1284.  Die  drei  Seen,  von  denen  hier  die  Rede  ist,  werden  die  nördlich 
vom  Dieker  Bruch  gelegenen  sein,  der  jetzt  als  (^ellgebiet  der  Havel  bezeichnet  wird.  Der 
»Mühlensee«  (einer  dieser  drei)  hat  gleiche  Wasserhöhe  mit  dem  Bruch.  —  Da.ss  die  Namen 
Ankershagen  und  Freidorf  schon  in  der  Vergleich.surkunde  zwischen  Havelberg  und  Schwerin  von 
1252  vorkommen  sollen,  ist  ein  Irrthum:  .M.  Jahrb.  I.IX,  S.  282.  Im  Regest  des  Clandrian  und 
Weiteres   haben   wir  nicht  —   steht  nichts  davon:   M.  U.-B.  710. 

')  p:ine  ausfuhrliche  Darlegung  über  die  Ackerkomi)etenzen  der  l'farre  zu  Aiikcrsh.-i^;cn 
s.  bei   A.  Graf  v.  Hernstorff,   M.  Jahrb.  I.IX,   S.  31 1— 314. 

*]  M.  V.M.  4914.  6224.  9340.  Vgl.  Lisch,  .M.  Jahrli.  VIII,  S.  124,  .\nmkg.  liiim  .M. 
Jahrl).  XXIX,   S.   265,   sowie  A.  (iraf  von   Bernstorff,   a.  a.  ( >.,   S.  283. 

!»• 


292  AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 

von  denen  der  eine  die  frühere  Wedem  gewesen  war,  lässt  z.  B.  schon  eine 
Urkunde  vom  14.  April  1328  schliessen.')  So  würde  es  auch  zu  verstehen 
sein,  dass  wir  dort  später,  nämUch  in  der  zweiten  Hälfte  des  XIV.  und  in  der 
ersten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts  (1386,  1422,  1432,  1434,  1435,  1439)  die 
ritterbürtigen  Geschlechter  der  Gelder,  Stalbom  und  Holstein  nach  einander 
antreften.*)  Vielleicht  wohnten  sie  dort  schon  auf  dem  »Wickenwerder«  neben 
einander,  der  Stelle  des  späteren  Herrenhauses  oder  Schlosses  der  Herren 
von  Holstein  zu  Ankershagen. ^)  Wie  dann  bald  nachher,  von  1435  an,  die 
I^aniilie  Holstein  zum  Alleinbesitze  des  Gutes  und  Dorfes  gelangt,  ist  hin- 
länglich bekannt  und  zuletzt  in  zusammenhängender  Weise  von  A.  Graf 
von  Bernstorft"  im  AI.  Jahrb.  LIX,  S.  282 — 314  ausführlich  behandelt  worden. 
Doch  der  \'erfall  des  Vermögens  der  Familie  in  der  zweiten  Hälfte  des 
XVII.  Jahrhunderts'*)  führt  zu  Verpfändungen,  bei  denen  uns  in  kurzer  Zeit 
hinter  einander  die  Joh.  Hauswedel,  Kaspar  Putzar,  Julius  Mörder,  Jakob 
Sturtz,  Melchior  von  Kossebade,  Joh.  Heinr.  von  Erlenkamp,  Klemens 
von  Wangelin,  Philipp  Brandt  als  Pfandinhaber  entgegentreten,  und  zuletzt  im 
Jahre  1743  zu  einem  vollständigen  V^erkauf  des  Gutes  an  den  Hauptmann 
Henning  Leopold  von  Oertzen  auf  Blumenow.  Oertzen'schcs  Gut  bleibt 
Ankershagen  bis  1831.  Es  folgen  nun  als  Besitzer:  1831  der  Gla.shütten- 
meister  Ulrich  Friedrich  Heinrich  Strecker  zu  Klockow,  1854  Ludwig  Voss, 
1875  r>nst  Winckelmann,  1889  Andreas  Graf  von  Bernstorfif,  und  1897 
Oskar  Wolfif. 

Von  vorreformatorischen  Geistlichen  unter  dem  Patronat  des  Klosters 
Broda  werden  in  der  ersten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  Walter  um  1328 
und  Albrecht  um  1330,  und  in  der  zweiten  ein  Pleban  mit  Namen  Johann  um 
1365  genannt.'')  Im  XV.  Jahrhundert  ist  von  141  i  bis  1451  Gerd  Stubben- 
dorf (nicht  Stubbe)  und  1492  Johann  Colberg  als  Pleban  von  Ankershagen 
(später  Prob.st  von  Broda)  nachzuweisen.")  Als  Pleban  an  der  Kirche  zu  Freidorf 
ist  bis  jetzt  nur  einer  bekannt,  Heinrich  Seedorf  um  1365,  der  zugleich  Kanonikus 
des  Prämonstratenserstiftes  Broda  ist.  Damals  also,  in  der  zweiten  Hälfte  des 
XIV.  Jahrhunderts,  hat  die  Kirche  zu  Freidorf  noch  ihre  Bedeutung.  Aber  es 
fallt  auf,  dass  die  nachfolgenden  frommen  Stiftungen  des  XIV.   und  XV.  Jahr- 


')  M.  U.-B.  4914.  Später  zählt  man  dreiunddreissit^  Bauern  und  Kossäten  in  Ankershaj^en. 
1765  sind  sie  auf  sechs  zusammengeschmolzen,  1794  auf  drei:  vgl.  A.  Graf  von  HernslorfT, 
a.  a.  ().,  S.  294. 

*)  Schröder,  Pap.  Meckl.  I,  S.  1572.  II,  S.  1931.  Vgl.  A.  (Iraf  von  Ikrnstorff,  a.  a.  ü., 
S.  284.     Uebcr  die  von  Gelder  ist  auch  Urk.  11736  zu  vergleichen. 

•)  Wie  z.  B.  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  die  Brüder  Jakob  und  Hans 
von   Holstcm. 

*)  1665  lässt  Herzog  Christian  Louis  der  P'amilie  Holstein  den  Vorschlag  machen,  ihm 
Ankershagen  abzustehen.    Doch  es  wird  nichts  aus  der  .Sache.    A.  Graf  v.  liernstorff,  a.a.O.,  S.  291. 

*)  Register  des  Urkundenbuches. 

•)  Vgl.  Kirchenurkunden  von  Ankershagen  im  Grossh.  Archiv  und  Schröder,  I'a]).  Meckl.  II, 
S.  1931  und  2465  (nicht  2965).  Es  darf  also  nicht  gesagt  werden,  dass  über  das  Verhältniss  der 
Geschlechter  (iclder  und  St.-vlbom  zu  Anker.shagen  urkundlich  nichts  feststehe  :    M.  Jahrb.  LIX,  S.  283. 


GUT   UND    KIRCHDORF   ANKERSHAGEN. 


293 


hunderts  aus  den  schon  genannten  ritterbürtigen  Familien  der  Gemeinde, 
soweit  sie  bekannt  geworden  sind,  der  Tochterkirche  in  Ankershagen  zuge- 
wandt werden,  wie  die  von  Köneke  Gelder,  Hennings  Sohne,  geschenkten 
Hebungen  im  Jahre  1386,  die  Memorienstiftung  des  Vicke  Stalbom  von  1422 
um  seiner  und  seiner  Frauen  Seligkeit  willen,  sowie  das  Geschenk  des  Klaus 
Holstein  im  Betrage  von  20  Mark  jährlicher  Pacht  zur  Vikarei  der  hl.  drei 
Könige,  St.  Georgs  und  der  zehntausend  Ritter  im  Jahre  1464.^)  Alles  das 
macht  den  Eindruck,   wie  wenn  schon  damals  die  Kirche   zu  Ankershagen  als 


Kirche  zu   .Aiikershntjen. 

die  bedeutendere  angesehen  und  die  zu  h^eidorf  in  den  1  Untergrund  gedrangt 
worden  wäre.  Auch  der  Ackerverkauf  des  Köneke  Gelder  an  den  Kirchherrn 
Gerd  Stubbendorf  im  Jahre  1432  ist  vielleicht  von  diesem  Gesichtspunkt  aus 
zu  betrachten,  noch  mehr  aber  ohne  Zweifel  der  Umstand,  dass,  nach  Aussage 
des  Joachim  Holstein  im  Jahre  1572,  in  früherer  Zeit  neben  dem  Pfarrer  drei 
Kaplane  in  Ankershagen  gewohnt  haben.-)  Auch  darf  nicht  übersehen  werden, 
dass  bei  den  Vermehrungen  des  h'inkommens  der  Stiftsherren  in  Hroda  durch 
die  Havelberger  Bischöfe  Dietrich  und  Burchard  in  den  Jahren  1339  und  1354 
mit  Hebungen  aus  den  Kirchen  zu  Neubrandenburg,  Penzlin,  Ankershagen  und 


')  Schröder,    Pap.  Meckl.   1,    S.   1572. 

A.  Graf  von  Kernstorff,  a.  a.  ().,  S.  284.  285. 

*)  Schröder,  Pap.  Meckl.  U,  S.   1931. 


M.   f.  H.    II  S24.      .\klen 


('iros>h.    .\rchiv.      \'j»l 


.Ankershäger  Kirchen-Akten  im  Grossh.  .Vrchiv. 


294 


AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 


Lukow  der  Kirche  7a\  Freidorf  mit  gar  keinem  Worte  gedacht  wird.')  Erst 
recht  nicht  in  dem  Visitationsprotokoll  von  i574,  dem  ersten,  das  wir  von 
Ankershagen  besitzen.  Man  möchte  daher  glauben,  dass  Kirche  und  Pfarre 
zu  Freidorf  schon  vor  der  Reformation  eingegangen  waren.  Bestimmtere 
Nachrichten  fehlen.  In  der  vom  Papste  Alexander  VI.  am  27.  Oktober  1500 
erthcilten  Konfirmation  über  die  Brodacr  Patronate  wird  die  Kirche  zu  Freidorf 
anscheinend  zum  letzten  Mal  urkundlich  erwähnt.-) 

Ueber  die  Reihe  der  zum  grössten  Theil  unter  landesherrlichem  Patronat 
(das  nach  der  Reformation  an  die  Stelle  des  Brodaschen  Klosterpatronats  trat) 
berufenen  Geistlichen  des  XVI.,  XVII.,  XVIII.  und  XIX.  Jahrhunderts,  welche 


,,    tf   4    i    > 


('    "^    i   ^    >•>   I«   ii  i>  '•«    1$  it   «j  I»  I)    i» 
Kirclie  /u   Ankershagen  (Pries). 


auch  die  Cura  der  Kirchen  und  Kapellen  zu  Dambt-ck,  Klockow  und  I'iever- 
.storf,  später  auch  die  von  Möllenhagen,  hatten,  finden  wir  bei  A.  Graf 
von  Bcrn.storff  im  M.  Jahrb  FIX,  S.  309 — 311  die  ausgiebigsten  und  zuver- 
lässig.sten  Nachrichten,  welche  thcils  der  Chronik  des  Pa.stors  Mauritius  (1692 
bis   1699),  theils  den  Akten  des  Grossherzoglichen  Archivs  entnommen  sind.'') 


')  M.  U.-B.  5960.  7982. 

»)  M.  Jahrb.  III.  S.  229. 

*j  Die  Kirchen  oder  Kapellen  der  Dörfer  Damheck,  Klockow  und  l'iever.storf  gingen  im 
drcissigjährigen  Kriege  unter,  die  jetzige  Kirche  zu  Möllenhagen  aber  entstand  erst  im  Jahre  1632 
und  wurde,  nachdem  es  —  des  Patronates  halber  —  von  1692  her  allerlei  Schwierigkeiten  ge- 
geben hatte,  1705  zum  ersten  Mal  als  Filia  aufgeführt:  A.  (Iraf  von  Bernstorflf,  a.  a.  ().,  S.  30S. 
309  und  314.  Ueber  die  Bedienung  der  Kirchen  zu  Hock  und  Speck  durch  die  Ka])ellane  und 
Vikare  von  Ankershagen  s.  u.  bei  Hoek  und  Speck. 


GUT   UND    KIRCHDORF   ANKERSHAGEN. 


295 


Wir  begnügen  uns  daher  hier  damit,  darauf  zu  verweisen,  wollen  aber  doch 
erwähnen,  dass  der  Pastor  Schliemann  (1822-1834)  der  Vater  des  in  Ankers- 
hagen geborenen  berühmten  Dr.  Heinrich  Schliemann  ist,  der  durch  seine 
Ausgrabungen,  PZntdeckungen  und  Forschungen  den  älteren  Theil  der  griechi- 
schen Kunstgeschichte  um  einige  wichtige  Kapitel  vermehrt  hat. 

Kirche.  Die  Kirche  7,u  Ankers- 
hagen hat  sich  in  alter  wie  in 
neuer  Zeit  soviel  Veränderungen 
und  Umbauten  gefallen  lassen 
müssen,  dass  sie  heute  nicht  mehr 


Laibungs- Profil  des  friihj,'<)thi>clien    l'ortals 
auf  der  südlichen  Langseite. 


in  ihrer  Ursprünglichkeit  vor  uns 
steht.  Der  zweifellos  älteste  und 
verhältni.ssmä.ssig    noch    heute   am 


^x^mrut 


I.ailiungs- Profil  des  fruligothischen    I'orlals 
auf  der  südlichen   I.angseite. 


Kirche  zu   .Ankershagen  (Pries). 


besten  erhaltene  Thcil  ist  der  Chor, 
der  in  seiner  Grundform  ein 
Viereck  von  7,13  m  Länge  und  5,90  m  lireite  (im  Innern)  bildet  und  sich  mit 
seinen  Schlitzfenstern  und  seinem  steilen  Kuppelgewölbe,  das  durch  zwei  sich 
kreuzende  und  auf  niedrigen  romanischen  Eck-Pilastern  aufsetzende  Diagonal- 
Rippen  von  halbkreisförmigem  Durchschnittsprofil  in  vier  hohe  Kappen  zerlegt 
wird,  als  ein  spätromanischer  Bau  vom  Knde  des  XII.  oder  Anfang  des  XIII. 
Jahrhunderts  darstellt. 

Das    (als  Rechteck  von  7,13  x  9,70  m    angeschlossene)   Schiff  dagegen, 
in  welchem  sich  als  Reminiscenz  an  die  ersten  spätromanischen  Bau-Absichten 


Kirche. 


296 


AMTSÜERICIITSBEZIRK    TENZLIN. 


die  volle  Form  eines  der  jetzt  zugesetzten  oder  auch  veränderten,  in  Mecklen- 
burg als  einzig  in  ihrer  Art  anzusehenden  Rundbogenfenster  mit  doppeltem 
Hlend-Üeberfang  (zunächst  einem  stark  ausladenden  romanischen,  nicht  gothi- 
schen  Kleeblaltbogen  und  dann  einem  gedrückten  frühgothischen  Spitzbogen) 
erhalten    hat,    und    das,    wenn    auch    anscheinend    auf  Ueberwölbung    mit    zwei 


cllt>M«llt, 


II:. 


L. 

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L    .   . 

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jrji.tiiL 


j'iitit»-.. 


Altes  Kenster  im   Schiff  der   Kirche  (iincli   A.  (iraf  von    liernstorff). 


backofcnfornngcn  Kuppeln  nach  Analogie  vieler  anderer  Kirchen  vom  Ende 
des  XII.  oder  Anfang  des  XIII.  Jahrhunderts  angelegt,  ursprünglich  gewiss 
nichts  Anderes  als  eine  hoch  oberhalb  des  'rrium])hbogens  ausgespannte  flache 
Balken-  und  Bretterdecke  hatte,  i.st  in  späterer  Zeit  durch  vier  in  der  Richtung 
von  Ü.sten  nach  Westen  eingesetzte  plumpe  Pfeiler,  von  denen  allein  der  an 
den  Triumphbogen  anstossende  östliche  dem  feineren  und  gediegeneren  älteren 
Stil    in    der  Formengebung    einige  Konzessionen  macht,    in  zwei    lange  Schiffe 


GUT    UND    KIRCHDORF   ANKERSHAGEN. 


>97 


zertheilt  worden,  von  denen  jedes  mit  vier  verliältnissmassig  niedrig  gespannten 
gothischen    Kreuzgewölben    eingedeckt    wurde,  i)      Dadurch    aber,    und    durch 

Alles,  was  damit  zusammen- 
hing,   sind    die    ursprünglich 


angelegten     schönen     Licht- 
und  Portalörtnungen  in  rück- 
sichtslosester und  geschmack- 
losester    Weise     zerstört 
worden. 


(üT'trtri 


Nach  I.A.  (Iraf  von    l!em>t<irir. 


Dieses  Schicksal,  welches 
die  Kirche  im  XI\'.  fahr- 
hundert  erduldet  hat,  ist  von 
allen  das  härteste.  Ihm  stellt 
sich  das  andere  durch  den 
Thurmbau  verursachte  an  die  Seite,  indem  dadurch  das  stattliche,  mit  einer 
Wandung  und  Laibung  von  drei  l'xken  und  drei  Kundstaben  au.sgestattete 
frühgothische  Hauptportal  des  westlichen  Kircheinganges  verdeckt  wurde.-) 
Weitere  Unbill  an  den  Giebeln  und  Dächern  von  Chor  und  Langhaus  erlebte 
die  Kirche  bei  den  Restaurationen  in  den  Jahren  1698,  1699  und  1864,  auf 
die  wir  hier  nicht  eingehen.  Sie  sind  mit  fachzeitschriftlicher  Ausführlichkeit 
von  A.  Graf  Bern.storff,  a.  a.  O.,  S.  298  bis  304  behandelt  worden.  Doch 
möge  bemerkt  sein,  dass  wir  einigen  seiner  Vermuthungen  und  Auffassungen, 
auf  die  es  hier  weniger  ankommt,  nicht  beistimmen  können.') 

')  Vgl.  im  Gro.ssheizogtlium  Mecklenlmrg-.^clnverin  die  Kirchen  zu  Gnoieii,  Tarnow,  Mestlin, 
Schwinkendorf  und  die  durch  einen  Pfeiler  miten  im  .^chilT  getheilten  Langhäuser,  wie  die  in 
Recknitz,    Kittendorf  und   Vielist. 

")  .\uch  am  Dom  zu  CJUstrow  (s.  Hand  IV)  finden  wir  gleichzeitige  Kundhogcn-  und  Spill- 
bogen-Formen,  man  vergleiche  besonders  die  Portale  im  (^uerschiff  mit  KapitcUglicdem  in  der 
Kämpferlinie. 

')  Eine  frühere  kürzere  JJeschieibung  der  Kirche  findet  »ich  l>ei  Lisch,  M.  Jahrb.  VIIL 
S.  124 — 127.     Wir  finden,  dass  sie  in  daiikcnswerther  Weise  alles  Wesentliche   enthält  und  d.nher 


298 


AMTSGERICIITSBKZIKK    PENZLIN. 


Altar  und   Kanzel  sind  neu. 

Beachtung  verdient   ein    hölzerner   achtseitiger  Taufbehälter  vom  Jahre 
1618,    dessen  Grundform    im    XVII.  Jahrhundert    einige    Male    in    Mecklenburg 
vorkommt.')      Die     in     Holz     ge- 
-schnitzte    Inschrift    lautet:     MARCI 
AM    LESTEN    WOL  DAR    GELOVET 

UNDE     GEDOFFT     WERDT,      DE 
WERD      SALICH,      WOL      ÖVERST 
NICH   GELOVET,    DE  WERDT  VER- 
DOMET  WERDEN    1618. 

An  einer  Wand  der  lebens- 
grosse  Krucifixus  des  Triumph- 
bogens. 

Im  Tliurm  drei  Glocken 
aus  der  ersten  Hälfte  des  XV^III. 
Jahrhunderts,  alle  drei  laut  Inschrift 
unter   der  Regierung  des  Herzogs 

KARL  LEOPOLD    gegossen,     die 
kleinere    1730  von    Michael  Begun, 
die     beiden     grösseren     von     Otto 
Gerhard  Meyer  im  Jahre    1746. 

Kleinkunstwerke.  i.Silber- 
vergoldetcr  Renaissance- Kelch  auf 
rundem  Fuss  und  mit  Ausbuch- 
tungen am  Knauf  An  der  Kupa 
das  Allianzwappcn  Holstein- Hol- 
stein und  die  Inschrift:  J  •  F. 
V  .  H  .  A  •  M  •  V  .  H  .  AÖ  1701.  ; 
Am  I-'iiss  der  Güstrower  .Stadt- 
stempel G  und  der  Meisterstempel 
[^  des  Heinrich  Hölscher.  -  -  2. 
3.  Zwei  silberne  I'alenen  mit  den 
Initialen    U  •  V  •  B  .  1843,    dem  rauii.ch;iiier. 


nicht  die  ungünstige  Heurtheilunfj  verdient,  die  ihr  A.  (Iraf  HeriistorlT,  a.  a.  ().,  S.  298,  7.11  'Iheil 
werden  ISsst.  Ucber  da.s,  was  Ijei  einer  solchen  lieschreilmnfj  nothwendi^  und  nicht  nothvvendi};, 
wesentlich  und  unwesentlich  ist,  wird  Lisch  wahrscheinlich  seine  eitjene  {,nit  l)ej,Miindete  Meinung 
gehabt  haben. 

•)  Z.  B.  in  LUbz,  Below.    Vgl.  auch   KlUtz. 

*)  Jochim  Friedrich  von  Holstein  und  Anna  Margaretha,  geb.  von  Holstein.  —  Dieser  Kelch 
i«t  die  einzige  Flrinnening,  welche  sich  an  das  alte  Oeschlecht  der  Holstein  in  der  Kirche  erhalten 
hat.  Früher  gab  es  in  den  Fenstern  der  Kirche  kleine  Waiijienmalereicn  vom  Jahre  1538.  — 
I>ie  Gri1>er  der  von  Holstein  sind  theils  1864,  iheils  erst  1892  zugeschüttet  worden.  Vgl.  A.  Graf 
von  Hernstorff,  a.  a.  O.,  S.  301    und  304. 


1 


GUT   UND    KIRCHDORF   ANKERSHAGEN. 


299 


Meisterstempel  I  F  G  und  dem  Stadtstempel  P.  —  4  Länglichrunde  silberne 
Oblatenschachtel  mit  den  punktierten  Buchstaben  M  S  V  W.  Meisterzeichen 
H  S  B,  Stadtzeichen  undeutlich,  wahrscheinlich  aber  eine  Arbeit  des  Rostocker 
Goldschmiedes  H ei nr.  Steffen  Bornemann,  der  vor  17 12  ins  Amt  der  Gold- 
schmiede eintrat.  —  5 — 8.  Vier  zinnerne  Leuchter  ohne  Stiftungsinschriften. 
Der  eine  hat  die  Jahreszahl  1683  und  als  Stadtzeichen  den  werleschen  Stier- 
kopf, der  zweite  die  Jahreszahl  1706  und  ebenfalls  den  genannten  Stierkopf, 
der  dritte  die  Jahreszahl  1697,  aber  als  Stadtzeichen  ein  dreithürmiges  Thor 
und  als  Meisterzeichen  P  -  W.  Der  vierte,  in  treft'licher  Form,  hat  die  Jahres- 
zahl 1743  und  als  Stadtzeichen  ebenfalls  ein  dreithürmiges  Thor,  als  Meister- 
zeichen aber  C.  H.  1713.  Die  letztgenannten  Leuchter  können  also  sehr  wohl 
Neubrandenburger  Arbeiten  sein. 


Herrenhau.s  zu  Ankershagen. 

F'ur  die  Beschreibung  des  auf  der  Anlage  einer  alten  Wasserburg  er-  Herrenhaus 
bauten  Herrenhauses")  lassen  wir  hier  einem  langjährigen  Bewohner  desselben,  z»  Ankers- 
Herrn  A.  Graf  von  Bern.storff,  das  Wort  (a.  a.  O.,  S.  295   bis  297):  '''*^'-'"- 

»Wann  und  von  wem  das  jetzt  als  Herrenhaus  bewohnte,  früher  .sogen. 
»Neue  Haus«  erbaut  i.st,  darüber  fehlt  es  an  Ueberlieferungen.  Lisch's  und 
ebenso  von  Kamptz's  Annahme,  da.ss  es  zwi.schen  1550  und  1570  erbaut  sei, 
erwei.st  sich  als  irrig,  indem  es  in  dem  Theilungsvergleich  von  1551  .schon 
erwähnt  wird.  Der  Flügel,  in  welchem  sich  die  155 1  genannte  »gewölbte 
grüne  Dönske«  befindet,  ist  aber  offensichtlich  nicht  mit  dem  Hauptthcil  des 
Hauses  gleichzeitig,  vielmehr  er.st  später  an  dasselbe  angebaut,  wie  dieses  eine 


')  Vgl.  Lisch,   .M.Jahrl).  .XXVI,   S.  213. 


;oo 


AMTSGERICHTSHKZIRK    I'ENZLIN. 


in  der  Zwischenwand  befindliche  Schiessscharte  beweist,  welche  durch  den 
Anbau  des  Flügels  unbenutzbar  werden  nuisste.  Wir  dürfen  daher  die  Er- 
bauung des  neuen  Hauses  in  seinem  Haupttheil  noch  weiter  zurückverlegen. 
Ob  die  1551  erwähnte  gewölbte  Dönske  als  Schlosskapelle  gedient  hat,  wissen 
wir  nicht.  Dafür  spricht  ihre  von  Osten  nach  Westen  gestreckte  längliche 
Konstruktion  mit  einer  grossen  Wandnische  in  der  östlichen,  einer  kleineren 
in  der  westlichen  Wand,  welche  sehr  wohl  Altar  und  Kanzel  aufgenommen 
haben  können,  und  einem  tiefen,  rechts  neben  der  östlichen  Nische  befindlichen 
Wandschrank.*)    Von  dem    1551   erwähnten  sogen,  alten  Hause  sind  erkennbare 


Herrenhaus  zu   Ankeisliagen. 


Reste  nicht  mehr  vorhanden.  Für  Lisch's  Annahme,  dass  da.s.selbc  sehr  gross 
gewesen  sei,  finden  wir  keinen  Anhalt,  vielmehr  lässt  der  Recess  von  1551, 
welcher  das  ganze  alte  Haus  mit  einem  Theil  des  neuen  Hauses  zusammen 
in  eine  Kavel  legt,  eher  darauf  schlie.s.scn,  da.ss  das  alte  Haus  nur  klein  ge- 
wesen sei.  Die  südostwärts  an  das  neue  Haus  sich  anschliessende  Mauer 
erklärt  Lisch  mit  Unrecht  für  das  I'jdgeschoss  eines  mächtigen,  viereckigen 
Thurmes.  Ihrer  geringen  Fundamentierung  und  ihrer  gleichen  Konstruktion 
nach  ist  sie  als  Vertheidigungsmauer  anzu.schcn,  wie  die  anderen  zum  Thcil 
noch  wohlerhaltenen  Festungsmauern,  welche  den  hohen  lüdwall  im  Garten 
nach  .Norden  und  Osten  einfa.s.sen.  Wie  diese  i.st  auch  jene  auf  schwachen 
Felscnfundamentcn  bis  zur  Höhe  von  drei  Metern  wesentlich  aus  Backsteinen 
erbaut,  dann  oben  mit  einer  fast  einen  Meter  starken  Lage  von  Felsmauerwerk 
gekrönt,  offensichtlich,    um    derselben    mit    diesem  Abschluss   nach  oben  einen 


')  Anscheinend  dem  Eucharistie -Schrank  der  vorreforniatorischen    Kirche   entsprechend. 


GUT   UND   KIRCHDORF   ANKERSHAGEN. 


301 


Halt  gegen  feindliche  Geschosse  zu  geben.  Von  einem  Thurm  auf  dem  Hause 
zu  Ankershagen  ist  auch  in  den  Untersuchungsakten  gegen  Henning  Holstein 
die  Rede,  und  da  sich  etwas  weiter  nordöstlich,  da,  wo  die  an  das  neue  Haus 
sich  anschliessende  Mauer  unterhalb  des  jetzigen  Waschhauses  durchläuft,  aus 
der  durch  die  Mauer  bezeichneten  Linie  weit  vorspringend  bedeutende  Felsen- 

fundamente  finden, 
die  einem  schweren 
Hau  als  Unterlage 
gedient  haben,  .so 
möchte  wohl  dort 
die  Stelle  zu  suchen 
sein,  an  der  jener  alte 
Thurm  gestanden.« 
»Als  das  älteste, 
wohl  noch  aus  dem 

XV.   Jahrhundert 
stammende  Denkmal 
kriegerischer   Hau- 
kunst   auf   dem    be- 
festigten    Hofe 
Wicken  Werder 
haben    wir    das  von 
Lisch     nicht     be- 
schriebene  grosse 
Kondel,  welches  aus 
der    den  Wall    nach 

Osten  deckenden 
Mauer  weit  in  den 
Sumpf  vorspringt, 
zu  betrachten.  ICs 
ist  aus  riesigen,  im 
Innern  mit  l'V'l.sen 
untermischten  Zie- 
geln erbaut,  welche 
eine  Länge  von  stark 
29  cm,  eine  Breite  von  14'  •.■  cm  und  eine  Stärke  von  12  cm  haben.  Später 
sind  die  in  dem  Mauerwerk  angelegten  Schiessscharten  mit  Ziegeln  umgebaut, 
welche  denen  gleich  sind,  aus  welchen  die  an  das  neue  Haus  sich  an- 
schliessende und  die  nordwärts  den  Wall  deckende  Mauer  hergestellt  ist,  und 
welche  nur  26'  2  cm  lang,  12  cm  breit,  9  cm  stark  sind.  Im  Innern  des 
Rondels  .sehen  wir  zwischen  den  noch  vorhandenen, neun  Schie.s.sscharten  acht 
vermauerte  Schiessscharten,  deren  Seitenwandungen  rechtwinklig  durch  das 
Mauerwerk  gehen,  während  die  späteren  schräge,  zu  schmalen  Schlitzen  eng 
zusammenlaufende  Laibungen  haben.     Den  hohen  Wall   mit  seiner  Umfassungs- 


Alte  P'estungsmauer  im   (iarten   des   Herrenhauses. 


302  AMTSGERICHTSHEZIRK   I'ENZLIN. 

mauer  und   diesem  Rondel   haben  wir  als   die    äussere  Vertheidigungslinie   auf 
der   östlichen,    der   dort    geringen   Breite    der  Wiesenniederung  wegen    angreif- 


>    I    T    1    T   1    [    I    I   I    I    I    I    r    I    I    I    I    I    I    I    I    I    I    I    I    I    I    I    I    I: 


«3tl.«6f. 


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bareren    Seite    der   Festung    zu    denken,    von    der   die  Vertheidiger    sich    dann 
hinter  die  innere,  das  Schloss    enger  umgebende  Mauer  zurückziehen  konnten. 


I'line  luin   alten   Hause  auf  dem   Wickenwerder  (nach   A.  (iraf  von    l'ernstorff). 


GUT   UND   FILIAL- KIRCHDORF   MÖLLENHAGEN.  303 

Auf  dem  Hofe  in  der  nächsten  Umgebung  des  Hauses  stossen  wir  vielfach 
auf  altes,  fest  in  Kalk  liegendes  Ziegelmauerwerk,  und  weitere  Nachgrabungen 
würden  voraussichtlich  Aufschlüsse  über  die  Gestalt  der  alten  Burg  zum 
Wickenwerder,  sowie  über  den  erst  in  diesem  Jahrhundert  zugeschütteten 
unterirdischen  Gang  geben,  welcher  einen  in  Kriegszeiten  zu  sperrenden  K'm- 
gang  zum  neuen  Hause  vermittelt  haben  wird.«') 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Möllenhagen.') 

rts-  und  Personen -Register  des  Mecklenb.  Urkundenbuches  identifizieren  Geschichte 
das  in  einer  Brodaer  Urkunde  vom  23.  März  1365  genannte  Kirchdorf  des 
Oldenhaghen,  das  damals  in  Henning  Kastorf  seinen  eigenen  Pleban  hat,  mit  'Dorfes, 
dem  Dorfe  Möllenhagen.^)  Der  Zusammenhang  von  Personen  und  Sachen,  in 
dem  beide  genannt  werden,  und  die  Unmöglichkeit,  ein  besonderes  Kirchdorf 
Oldenhagen,  wie  es  innerhalb  dieses  Zusammenhanges  denkbar  wäre,  irgendwo 
aufzufinden,  machen  diese  Identifizierung  allerdings  wahrscheinlich,  doch  behält 
sie  so  lange,  als  nicht  weitere  Beweise  dafür  vorzubringen  sind  —  und  gäbe 
es  diese,  so  wären  sie  wohl  in  einer  exegetischen  Note  am  Fuss  der  Ur- 
kunde oder  auch  in  den  genannten  Registern  zum  Vorschein  gekonuncn  — 
den  Charakter  des  Gewagten.  Sollte  sie  sich  aber  noch  weiterhin  richtig 
erweisen,  so  wäre  damit  dargethan,  dass  MöUenhagen  ursprünglich  eine 
Mutterkirche  hatte.  Nur  muss  es  vorläufig  unentschieden  bleiben,  ob  sie  zur 
Havelberger  Diöcese  gehörte,  mag  dies  auch  noch  so  wahrscheinlich  sein. 
Aus  dem  Filial-Verhältniss  der  späteren,  erst  im  Jahre  1632  von  Berend  Lüdeke 
Holstein  erbauten  Kapelle  in  MöUenhagen  zur  Kirche  in  Ankershagen  ist  selbst- 
verständlich auf  das  mittelalterliche  Verhältniss  kein  Schluss  zu  machen.*) 
Wohl  aber  ist  nicht  zu  übersehen,  dass  MöUenhagen  in  dem  schon  öfter  ge- 
nannten Verzeichniss  der  Kirchen  und  Pfarrlehne  des  Stiftes  Schwerin,  das 
ohne  Zweifel  auf  ein  älteres  mittelalterliches  Verzeichniss  zurückgeht,  nicht 
genannt  wird. 

Neben  Bauerhöfen  treten  uns    dort    in    der  Zeit  vom  XVI.  zum  Will. 
Jahrhundert  auch  Rittersitze  der  Holstein  entgegen,  die    bald    von  Mitgliedern 


•)  Die  Hernstoi-nTsche  Beschreibung  enthält  .auch  die  Abbildung  eines  eingcm.-iuerten  Kelief- 
bildes,  denen  ähnlich,  die  wir  in  so  grosser  /.ihl  an  den  fürstlichen  Schlüssern  in  Wismar, 
Gadebusch   und  Schwerin   als  Zierziegel  in   Friesen   verwandt  finden. 

*)  Fast  12  km  westlich  von  l'enzlin.  Das  M  vor  O  würde,  wenn  die  Identifizierung  von 
.MöUenhagen  mit  Oldenhagen  richtig  ist,  eine  Analogie  lu  dem  .M  vor  U  in  Muj.ahl  (Ipahl),  M 
vor  A  in  .Marnesse  (Arensse),  .M  vor  E  in  Mertenehagcn  (Ertenchagen)  und  M  vor  I  in  Micken- 
hagen (Ikenhagen)  u.  s.  \v.  sein  und  als  .\l)schleifung  der  niederdeutschen  Präposition  »tonn  ver- 
standen werden  müssen. 

»)  .M.  f.  15.  9340. 

*)   Vgl.  A.  (Jraf  von    Üernslorfl',    .\l.Jahrb    l.I.\,   S.  314.      Stuhr,   .\l.  J.ilii !..  I  \,   .s.  1 .'    un,.    1; 


304 


AMTSGERICIITSHKZIRK    PENZLIN, 


der  Faniilie,  bald  auch  von  Anderen  als  Pfandbesitzern  und  Pächtern  über- 
nonunen  werden,  wie  z.  B.  in  den  dreis.siger  Jahren  des  XVII.  Jahrhunderts 
von  Hans  von  Schulz  von  Pieverstorf.  Vm\  landesherrlicher  Konsens  zur  An- 
legung einer  Glashütte  in  der  Möllenhäger  Ilölzung  wird  1696  crlhcilt  und 
1717  auf  zwölf  Jahre  erneuert.  Molslein'scher  Besitz  bleibt  Möllenhagen  bis 
1734.  In  diesem  Jahr  geht  das  Gut  an  die  Familie  Le  Fort  über,  die  auch 
die  Güter  Klockow,  Bocksee,  Marin  und  Rethwisch  an  sich  bringt.  Le  Fort'scher 
Besitz  bleibt  Möllenhagen  bis  1831.  Es  folgen:  Paul  Amadeus  von  Frisch 
bis  1834,  Rittmeister  Friedrich  Frnst  Aug.  von  Gundlach  bis  1869,  Friedr. 
Ludw.  Karl  Aug.  Greffrath  und  nachher  dessen  Sohn  F'ranz  bis  1885, 
Aug.  Bätke  bis  1891,  Paul  Schnitze  und  darauf  de.s.sen  P>ben  bis  1898,  und 
von  da  an   Henning  Baron  von  Brockdorff. 

Kirche.  Kirche.     Die    Kirche    im    klassicierenden    Stil    des    XVIII.  Jahrhunderts, 

dem  auch  der  aufgesetzte  Dachreiter  angehört,  ist  zur  Zeit  des  Besitzers 
Grefifrath  stark  erneuert.     Der  Innenraum  ist  plafondartig  gewölbt. 

Altar  und  Altar  und   Kanzel  sind  zu  einem  Körper  vereinigt.     Im  Uebrigen  bietet 

Kanzel.      (üe  innere  Einrichtung  nichts  Bemerkenswerthes. 

(;i,„ke.  Im  Dachreiter  eine  Glocke,  die  im  Jahre  1825   von  J.  Schultz  in  Rostock 

umgegossen  ist.  Die  Inschrift  lautet:  ICH  RUF  ZUR  KIRCH  VERKÜNDIGE 
DAS  GRAB       SAG  AN   DIE  NOTH       UND  RUFE  VON   DER  ARBEIT  AB. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,     i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  des  XVIII.  Jahrhunderts, 

werke.  ge.stiftet  von  G.  LORENTZEN.  Stadtzeichen  S,  Meisterzeichen  undeutlich.  Die 
dazu  gehörige  Patcnc  isi  gestiftet  von  JOACHIM  HASS  1749.  Stadtzeichen  W, 
Meisterzeichen  I  B  F.  —  3.  Silberne  ovale  Oblatenschachtel,  gestiftet  von 
BLEICHART  GOTFRIED  EWERT  ANNO  1752.  Als  Stadtstempel  das  dreithürmige 
1  hör  von  Neubrandenburg,  als  Meisterstempel  die  Initialen  FA.  —  4.  5.  Zin- 
nerner Kelch  von  1783,  englisches  Zinn  mit  den  Meister- Initialen  A  T.  Dazu 
eine  I'atene. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Rumpshagen.') 

Geschichte   K^m   23.  April  1273  verleiht  h'ürst  Nikolaus  I.   von  Werle  dem  Kloster  Broda 
de»         ^Ä«     unter   anderen    Gütern    auch    zehn    Hufen    in    Rumpshagen.-)      Dass    es 
orlcs.      diese   sammt  Mann-  und  Kirchlehn    daselbst    schon  langer  besessen  habe,    das 
soll    die     öfter    erwähnte     falsche     Urkunde     vom     24.    April     1230    darlhun, 
doch    wird    dies   durch    die    vorher   genannte  Urkunde  als  eine  Unwahrheit  er- 
wies« '.rin    von    diesem    weiteren    Besitz    gar    keine    Rede    ist.'')     Den 

'y   r  li   von    I'enzlin. 

•)  M.  U.-b.  377.  35r,3. 


GUT    UND    KIRCHDORF    RUMI'SIIAGEN. 


305 


Klosterbesitz  zu  Rumpshagen  bewirthschaften  die  Ritter  und  Burgmänner 
Bernhard  und  Heinrich  von  Peccatel  zu  Prillwitz,  geben  ihn  aber  am  i.  Januar 
1286  an  die  Stiftsherrn  zurück. ')  Bald  nachher  finden  wir  in  Rumpshagen 
den  Hinne  Voss  als  Vasallen  der  Herren  von  Werle.  Dieses  Verhältniss 
hindert  freilich  nach  den  Anschauungen  des  Mittelalters  in  keiner  Weise  daran, 
dass  zwischen  ihm  und  seinen  Landesherren  eine  Fehde  entsteht  und  aus- 
gefochten  wird,  bei  welcher  »der  Rumpshagen«,  also  der  befestigte  Sitz  des 
Hinne  Voss,  berannt  und  gebrochen  wird.  Doch  eine  Generation  später  wird 
das  wieder  eingetretene  gute  Verhältniss  beider  Theile  dadurch  bekundet,  dass 
Fürst  Bernhard  von  Werle  am  2.  November  1353  den  beiden  Söhnen  des 
alten  Hinne,  den  Brüdern  Henning  und  Hardelof  Voss,  neue  Besitzungen  zu 
Bredenfelde  überweist.  Dabei  gedenkt  der  Fürst  in  gnädiger  Weise  sowohl 
der  Dienste,  die  sie  ihm  erwiesen,  als  auch  des  Schadens,  der  ihrem  Vater 
durch  Zerstörung  der  Burg  von  seinen  Vorfahren  geschehen  sei.-)  Bezüglich 
ihres  V^erhältnisses  zum  Kloster  Broda  ist  nicht  zu  übersehen,  dass,  als  sie 
diesem  am  28.  Februar  1360  eine  Hufe  überlassen,  wiederum  in  gar  keiner 
Weise  von  jenen  Ansprüchen  des  Klosters  an  Mann-  und  Kirchlehn  im  Dorfe 
Rumpshagen  die  Rede  ist,  welche  mit  Hiilfe  der  gefälschten  Urkunde  von 
1230  erschlichen  werden  sollen.  Es  scheint  aber,  als  ob  es  dem  Kloster  in 
späterer  Zeit  mit  dieser  und  der  gefälschten  Konfirmations- Urkunde  vom 
22.  September  13 12  gelungen  ist,  in  den  Besitz  der  angcmassten  Rechte  des 
Mann-  und  Kirchlehns  zu  gelangen.  Denn  nicht  bloss  die  Fürsten  Nikolaus 
und  Christofifer  von  Werle  —  wenn  ihre  Beurkundung  nicht  auch  gefälscht 
worden  ist  (s.  o.  S.  283,  Anmkg.  3)  —  bestätigen  gutgläubig  die  falschen  L'r- 
kunden,  sondern  auch  die  mecklenburgischen  Herzöge  Magnus  und  Balthasar 
und  der  bekannte  Papst  Alexander  VI.  aus  dem  Hause  Boigia.  Es  geschieiit 
dies  bzw.  am   5.  Mai    1402,  am  20.  Juni    1482  und  am  27.  Oktober   1500."') 

In  Voss'schem  Besitz  bleibt  das  Gut  Rumpshagen  bis  zur  Mitte  des 
XVIII.  Jahrhunderts,  wenngleich  es  bisweilen  verpfändet  wird,  so  z.  B.  1714 
(oder  schon  etwas  früher)  an  den  Oberhofküchenmeister  Nerentz.  Von  der 
Mitte  des  XVIII.  Jahrhunderts  an  haben  es  die  von  Gundlach.  Mit  dem 
Gute  auch  das  Patronat  der  Kirche. 

Kirche.  Die  Kirche  hat  einen  Chorschluss  aus  dem  Achteck,  i.st  aber  Kir.  In- 
im  Uebrigen  in  den  nüchternen  Formen  der  Spätrenaissance  des  XVII  und 
XVIII.  Jahrhunderts  erbaut.  Am  Glocken.stuhl  des  im  Westen  aus  dem  Dache 
emporsteigenden  Thurms  die  aufgemalte  Jahreszahl  1779.  Oberhalb  des  west- 
lichen Eingangs  das  Gundlach'.sche  Wappen.  Im  Innern  ist  der  ganze  Raum 
mit  einer  flachen  Holzdecke  überspannt. 


>)  M.  U.-B.  1834. 

■-)  M.  U.-B.  7829.     Sollte    damit    —    wie  Grotcferul    meint    —    «Icr  Inhalt  der  Urkunde   553.^ 
in   ir<,'end  einem  Zusammenhange  sein  =     Zu  dem   Nnm.ii      llinne«    vgl.  M.  U.U.  87;  ?.   .Xmiil.-..    » 
»Ilernienc    dafür  eniiifohlen   wird. 

3)  Vgl.  .M.  J.ihil).  III,   .S.  206.   209.   210  u.  229. 

20 


3o6 


AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 


Altar  und  Die  innere  Einrichtung  ist  dem  Baustil  entsprechend.     Altar  und  Kanzel 

Kanzel,      sind  zu  einem  Körper  verbunden. 

('flocken.  Im  Thurm  hängen  zwei  Glocken.     Die  grössere  (Dm.  0,77  ni)  mit  dem 

(iuiuilachschen  Wappen  und  den  beiden  Namen  ERNST  FRIDERICH  VON 
GUNDLACH  und  CHRISTINA  SOPHIA  FRIDERICA  VON  GUNDLACH  ist  im  Jahre 
1781  von  Johann  Christian  Friedrich  Meyer  in  Berlin  gegossen.  Die  zweite 
(Dm.  0,32  m)  hat  nur  die  Angabe   C  •  D  •  V  •  K  •  ANNO  1765. 


Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.      1.  2.  Versilberter,  innen  sogar  vergoldeter  Zinnkelch, 

werke.  von  H  .  V  .  G  .  (undlach)  A  .  V  .  G  •  GEB  .  V  .  ST  .  1858.  An  der  Kupa  das 
Allianzwappen  beider.  Englisches  Zinn,  mit  dem  Meisterstempel  C.  H.  — 
Ebenso  die  Patene.  —  3.4.  Kelch  und  Patene,  ebenso  wie  die  Stücke  i  und  2. 
Meisterzeichen  W  N.  —  5.  Silberne  Kanne,  gestiftet  1863  von  demselben  Ehe- 
paar. —  6.  Taufschale  desgleichen,  1858. 


(icschithte 

des 

1  )orfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Gross -Vielen.) 

I  ®-.ic  erste  glaubwürdige  Erwähnung  des  Dorfes  Vielen  als  Dorf  des  Klosters 
*^^^^  Hroda  findet  sich  in  jener  Urkunde  des  Herzogs  Bogislav  von  Pommern, 
in  welcher  er  die  Schenkungen  seines  Bruders,  des  P'ürsten  Kasimar,  nach 
de.ssen  Tode  dem  Kloster  bestätigt.^)  Es  muss  daher  als  gewiss  hingestellt 
werden,  dass  auch  die  verloren  gegangene  echte  Schenkungsurkunde  des 
F"ürsten  Kasimar,  für  welche  später  die  schon  öfter  erwähnte  falsche  Urkunde 
mit  der  Jahreszahl  1170  untergeschoben  wurde,  das  genannte  Dorf  bereits  in 
der  Reihe  der  Klostergüter  verzeichnete.  Insoweit  berichtet  also  auch  die 
falsche  Urkunde  nichts  P'alsches.^)  Als  zur  gesammten  Hand  belehnte  Herren 
des  zur  werleschen  Vogtei  Penzlin  gehörenden  Dorfes  finden  wir  hier  seit  1272 
die  Kitter  Bernhard  und  Heinrich  von  Peccatel  sowie  den  Ritter  Raven.  Sie 
theilen  sich  in  die  ganze  Gerichtsbarkeit,  in  alle  Beden  und  Dienste,  und  haben 
alle  Freiheiten  und  Gerechtigkeiten  sowie  auch  das  gleich  allen  Kirchlehnen 
im  I^nde  Penzlin  zur  Diöcese  Havelberg  gehörende  Vielcnsche  Kirchlchn 
gemeinsam.*)  Uebrigens  verfügt  im  Jahre  1342  auch  der  Knappe  Heinrich 
von  Wokenstedt  über  eine  Hebung  aus  einem  Bauernhofe  in  Gro.ss- Vielen  zu 


'j  5  km  südwestlich  von  I'enzlin.  Die  Formen  des  Namens  im  XII.,  XIII.  und  XIV.  Jahr- 
hundert, Vilim,  Vilin,  Magnum  Vilem,  Gioten  Vylim,  verbindet  KUhnel  mit  dem  altslavischen  Wort- 
»tamm  velö  :=  gross  und  übersetzt  ihn  mit  »Ort  des  Velimc:  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  150.  Das  wäre 
alMi  Mviel  wie  »Ort  des  Groot  oder  Groth«  oder  ungefähr  (irothhagen.  Anders  Li.sch,  M.  Jahrb. 
XXlIl.  S.  29.     Wigger,  M.  Jahrb.  XXVIII,  S.  41. 

»)  M.  U.-B.  135.     Vgl.  £63. 

•)  M   U.15.  95. 

*)  M.  U.-li    1317.     Vt'I.  1327. 


GUT    UND    KIRCHDORF   GROSS- VIELEN.  307 

Gunsten  des  Klosters  Wanzka.')  Sechs  andere  Bauernhöfe,  über  welche  1352 
die  Gebrüder  Heine  und  Johann  Holstein  verfügen,  haben  zu  den  Hebungen 
beizusteuern,  womit  diese  eine  Memorien- Stiftung  für  sich  und  ihre  Familie 
im  Kloster  Broda  begründen. 2)  Daraus  folgt  nun  allerdings  noch  keineswegs, 
dass  alle  diese  Familien  auch  befestigte  Rittersitze  im  Dorfe  hatten.  Nach 
den  späteren  Verhältnissen  des  XV.,  XVI.  und  XVII.  Jahrhunderts  freilich 
möchte  man  annehmen,  dass  dies  bei  den  Familien  der  Teccatel  und  Holstein 
der  Fall  war,  vielleicht  auch  bei  dem  zuletzt  (vor  ihrem  Aussterben  1548)  auf 
Clausdorf  erbgesessenen  Geschlecht  der  Bardenfleth,  von  denen  Henning 
Holstein  am  2.  Januar  15 19  ausser  anderen  Gütern  (Zähren,  Dambeck  oder 
Dannenbeck,  wie  es  in  der  Urkunde  heisst,  und  Pieverstorf)  zu  der  einen 
Hälfte,  die  er  bereits  von  den  Vätern  her  besitzt,  auch  die  andere  Hälfte  des 
Dorfes  Gross -Vielen  erwirbt.^)  So  kommt  es,  dass  die  von  Peccatel  sich  von 
diesen  alten  Stammgütern  verziehen  und  den  Schwerpunkt  ihres  Besitzes 
während  des  XVII.  Jahrhunderts  in  den  östlicher  gelegenen,  .sj^äter  zu  Mecklen- 
burg-Strelitz  gekommenen  Gütern  IVillwitz,  Usadel,  Hohenzieritz,  BUimenholz, 
Weisdin,  Blumenhagen,  Zierke  u.  s.  w.  suchen.*)  Doch  bleibt  nach  wie  vor 
Verbindung  und  Verwandtschaft  zwischen  beiden  Familien.  \'on  Hennings 
Söhnen  heirathet  der  vierte,  Hans,  eine  Dorothea  von  Peccatel  aus  Klein- 
Vielen.  Doch  hält  diese  Verwandtschaft  seinen  gleichnamigen  Sohn  Henning 
den  jüngeren  nicht  davon  ab,  1 565  einen  seiner  Vettern  aus  der  Familie 
Peccatel  zu  erstechen.  Eine  Sühne  von  800  Thalern  löst  ihn  »nach  üblichem 
Landesgeprauch«  von  der  Schuld.  Aber  vier  Jahre  später  ereilt  ihn  die 
Nemesis,  als  er  auf  dem  Landtage  zu  Güstrow  von  seinem  Halbbruder  Philipp 
erschlagen  wird,  der  den  Brudermord  mit  3000  Thalern  zu  büssen  hat.-') 

Missliche  Verhältnisse  anderer  Art  treten  in  der  zweiten  Hälfte  des 
XVII.  Jahrhunderts  ein  und  nöthigen  zu  Verpfändung  einzelner  Antheile  des 
Gutes  an  Andere,  z.  B.  an  den  Rostocker  Bürgermeister  Jochim  Klinge  1646, 
an  Christoph  Altwig  Kamptz  1652  und  an  die  Klinge'schen  Erben  1698.  Auch 
ereilt  den  Joachim  PViedrich  von  Holstein  am  26  Januar  1703  das  von  vielen 
Standesgenossen  z.  Z.  des  Herzogs  P^riedrich  Wilhelm  getheilte  weniger  schwere 
Schicksal,  einen  Revers  unterschreiben  zu  müssen,  in  welchem  er  auf  die  Aus- 
übung der  hohen  Jagd  verzichtet  So  konmit  dann  allmählich  die  Zeit  heran, 
in    welcher    derselbe  Joachim    P>iedr.    von    Holstein    ganz    und    gar   auf  Gro.ss- 

')  M.  U.-B.  6224. 

^)  M.  U.H.  8133. 

")  M.Jahih.  XXIII,  S.  26.  27.  244.  Ein  Theil  der  Peccaterschen  Güter,  wie  l.Ubkow  und 
Liepen,  waren  den  Hardenfleth'.s  schon  vor  1408  verpfändet.  Antheile  von  Damheck  (15  Hufen) 
und  Zähren  (7Vs  Hufen)  überliess  Vicke  von  Teccalel  damals  nebst  vielen  anderen  He.siizungcn 
dem  Ritter  Joh.  von  Ileydebreck.  Vj^l.  Lisch,  Geschl.  Maltzan  H,  S.  476—481  (Urk.  CCC'LXXXVI). 
Von  diesem  Ileydebreck  mögen  nachher  auch  Zähren  und  Dambeck  an  die  Hardenllethc  ge- 
kommen  >ein. 

*)  Akten  im  (Jrossh.  Archiv  (Jürgen  l'eccatcl  luoducicrt  seine  Briefschaften  nm   7.  Febr.  1662). 

=*)  Akten  im  Grossh.  Archiv.  Vgl.  Glöckler,  .M.  Jahrb.  XV,  S.  If».  Die  Anmkg.  /u  .M. 
Jahrb.  VIII,   S.  100  (Lisch)  int   in   der    rer.-.oii. 

2Ü« 


3o8  AMTSGKRICHTSHEZIRK    PENZI.IN. 

Vielen  verzichtet.  Zwar  legt  er  dort  noch  17 17  eine  Glashütte  an,  aber  ein 
Jahr  vorher  schon  überlässt  er  das  Gut  pfandweise  auf  zwölf  Jahre  dem 
Johann  Friedrich  Gamm,  in  dessen  Pfandvertrag  für  den  Rest  der  Jahre 
1720  der  Stallmeister  von  Finckh  eintritt.  1729  verpfändet  Joachim  Friedrich 
von  Holstein  Gross-Vielen  aufs  Neue  für  die  Zeit  von  zwölf  Jahren  an  Adolf 
Friedrich  von  Langermann,  und  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVIII.  Jahrhunderts 
kommt  das  Gut  ebenso  wie  Ankershagen  an  die  durch  enge  Verwandt- 
schaft mit  den  von  Holstein  verbundene  Familie  von  Oertzen,  in  deren  Händen 
es  bis  1844  bleibt.  Die  weiteren  Rechtsnachfolger  sind:  1844  Heinr.  Licht- 
wald, 1845  Otto  Berlin,  1846  Ferd.  Burchard,  1865  Oberhofmeister  und 
Kammerherr  Rudolf  von  der  Luhe  und  zuletzt  dessen  Erben  bis  1883,  1883 
Georg  Eugen  Seip  und   1886  Franz  Adolf  Bernhard  Wenck. 

Als  vorreformatorische  Geistliche  werden  der  Pleban  Johann  von  13 10 
bis  1330,  ein  späterer  einfacher  Priester  oder  Vikar  Johann  um  1335  und 
wieder  1348  ein  Pleban  ohne  Namen  urkundlich  genannt.  Um  1378  giebt  es 
einen  Pfarrer  Dietrich  Lukow  in  Gross-Vielen.  Mehr  sind  bis  jetzt  nicht  zum 
Vorschein  gekommen.  Aus  der  evangelischen  Zeit  sind  zu  nennen:  um  1581 
Christofifer  Wendt,  von  1587  bis  162 1  nachweisbar  (und  vielleicht  noch  länger 
dort)  Petrus  Bambam,')  der  sich  als  Pastor  zu  Vielen,  Zähren  und  Mollenstorf 
bezeichnet.  Nach  ihm  wirkt  dort  ein  Daniel  Bauert.  So,  und  nicht  Samuel 
Bauert,  nennt  ihn  sein  Nachfolger  Henricus  Dannecl  in  einem  Schriftstück 
vom  Jahre  1652,  welches  von  pfarrwirthschaftlichen  Sachen  handelt,  giebt  aber 
nichts  über  seine  Zeit  und  deutet  auch  in  keiner  Weise  jene  Sage  an,  nach 
welcher  ihn  die  Kaiserlichen  im  Backofen  verbrannt  haben  sollen.^)  Auf 
Bauert  soll  eine  längere  Vakanz  gefolgt  sein,  während  welcher  die  Cura  von 
Penzlin  her  besorgt  wurde.  Der  nächste  Nachfolger,  Heinrich  Danneel,  ist  in 
Aktenstücken  nur  zwischen  1652  und  1655  nachzuweisen.  Immerhin  aber 
kann  er  jener  alte  Pa.stor  sein,  von  dem  1664  die  Rede  ist,  und  der  damals 
in  Zähren  wohnt.  P>  unterschreibt  sich  nämlich  im  Jahre  1652  ebenso  wie 
Bambam  als  Pastor  von  Gross-Vielen,  Zähren  und  Mollenstorf  und  kann  daher 
sehr  gut  die  Wedem  in  Gro.ss-Vielen  mit  einer  in  Zähren  vertauscht  haben. ^) 
Dieser  nicht  genannte  alte  Pastor  hat  nun  1664  einen  Adjunctus  in  Ern 
Georgias  Martini.  Wie  lange  Martini  das  Amt  führt,  wissen  wir  nicht. 
Jedenfalls  i.st  er  1670  nicht  mehr  da.  Denn  in  diesem  Jahre  kommt  ein 
J<;hanncs  Danneel  als  Pastor  in  Gross-Vielen  vor,  und  1790  folgt  bereits  Magnus 
Danneel,  den  man  bisher  für  einen  Sohn  des  Henricus  Danneel  und  für  einen 
unmittelbaren  Nachfolger  jenes  hat  halten  wollen.  Aber  er  i.st  weder  ein  Sohn 
des  Henricus  noch  ein  Sohn  des  Johannes  Danneel,  weil  er  sich  in  demselben 

';  Einen  Pastor  Joachim   I'.anibam   (,'iel)t  es  zur  selljen   Zeit  in    Wanikcnha^'en,    s.  o.  S.  42. 
*)  Köhler,    Archiv    für  Landeskunde   XVI,   .S.  346    (Nachrichten    Uljcr  das   Kirchspiel  (iross- 
Vielen,   S    3 -»7 — 36^). 

iit    es    aber    auch    der    J'astor  Friedrich   Kreienhrink,    den    der   Verfasser 
früher  ir„  .  lor  von  Gross-Vielen,   Zähren   und  Mollenstorf  (,'efunden   hat,   ohne  aber  die 

Fundstelle  heule  angeben  zu  können. 


GUT   UND   KIRCHDORF   GROSS -VIF.LEN.  309 

Jahr  seines  Antritts  brieflich  darüber  äussert,  dass  es  ihm  unbequem  sei,  die 
Wittwe  seines  Vorgängers  in  seinem  Hause  wohnen  lassen  zu  müssen,  weil  es 
an  einem  besonderen  Wittwenhause  mangele.  So  würde  er  ja  nicht  geschrieben 
haben,  wenn  diese  Wittwe  seine  leibliche  Mutter  oder  Stiefmutter  gewesen 
wäre.  Hier  sind  somit  Berichtigungen  der  bisherigen  Angaben  nöthig.')  Magnus 
Danneel  stirbt  1739,  erhält  aber  bereits  1736  an  Samuel  Fabricius  einen  Sub- 
stituten und  Nachfolger,  der  bis  1772  Pastor  in  Gross -Vielen,  Zähren  und 
Mollenstorf  ist.  Es  folgen  nun:  1773  Ernst  Theodor  Joh.  Brückner  bis  1790 
(gest.  1805  in  Neubrandenburg),  und  von  1790  bis  1804  Philipp  Joachim 
Friedrich  Nahmmacher.  Vgl.  Walter  a.  a.  O.  Das  Patronat  haftet  vom  XVI. 
Jahrhundert  her  und  vielleicht  schon  früher,  am  Besitz  des  Gutes  und  erleidet 
nur  im  Jahre   1709  eine  vorübergehende  Beanstandung.-) 

Kirche.     Die    Kirche    ist    ein    Fachwerkbau    von    1774    in    P'orm    eines      Kirche. 
Vierecks  mit  einem  Schluss  aus  dem  Achteck.     Im  Westen  ein  aus  der  Dach- 
konstruktion hervorsteigender   kleiner  Thurm.      Im  Innern  eine    im   Profil  eines 
Stichbogens  flachgewölbte  hölzerne  Decke. 

Die  innere  Einrichtung  ist  der  Zeit  der  PIrbauung  entsprechend.     Altar  Innere  Kin- 
und  Kanzel  sind  zu  einem  Körper  verbunden.     In  den  seitlichen  X'erzierungen     riihtung. 
des  Altaraufsatzes    die    Oertzen'schen    Initialen    A  •  F  •  V  •  Ö  •    und    F  •  V  •  Ö  . 
Oberhalb     des     herr.schaftlichen     Stuhles     vier     OERTZEN'sche     Sargwappen 
von  Zinn. 

Sechsseitiger  Taufständer    von    weissem    Marmor,     1866    von    F.  BUR-        Tauf- 
CHARD  gestiftet.  Ständer. 

Im  Thurm    zwei  Glocken.      Die    grössere    hat    die   In.schrift:    SOLI    DEO     (ihukcn. 
GLORIA    HER    V    HORTZ  (!)  HAT    MICH    GIESSEN    LASSEN  .  1783    GOSS    MICH 


')  Köhler,  a.  a.  O.,  S.  347. 

*)  In  einem  Brief  an  den  Herzog  Ulrich  vom  Jahre  1587  nennt  Pastor  Hambam  als  Patrone 
für  Gross -Vielen  und  Zähren  die  Vettern  Dietrich  und  Matthias  Holstein  und  für  Mollenstorf  den 
Heinrich  Bibow,  der  an  die  Stelle  des  sei.  Balthasar  Kalden  getreten  sei.  Mit  diesem  Briefe  sucht 
er  beim  Herzog  eine  Visitation  zu  erreichen.  Aber  es  wird  nichts  daraus.  Ebenso  wird  auch 
1661/62  nichts  aus  der  Sache.  Die  Visitatoren  fahren  auf  Befehl  des  Herzogs  Gustav  Adolf, 
vorhandener  Schwierigkeiten  halber  (wegen  der  Patrone-)  an  Clross-Vielen  vorüber.  Auf  diese 
Art  ist  es  gekommen,  dass  überhaupt  kein  Visitationsprotokoll  über  die  Kirche  daselbst  vor- 
handen ist.  Wohl  aber  sehen  sich  die  Visitatoren  bei  dieser  (jelegenheit  Klein -Vielen  an,  wo 
es  bis  dahin  eine  Kirche  unter  Peccatel'schem  Patronat  gegeben  hat.  .\ber  wie  sieht  es  hier 
aus?  Die  Kirche  ist  ganz  niedergefallen,  alles  liegt  öde  und  wüste  da.  Nur  einen  Menschen 
giebt  es  im  Dorfe,  den  Simon  Calib  (Kalübbe),  der  wird  nach  den  früheren  kirchlichen  Verhält- 
nissen gefragt.  Aber  was  er  zu  sagen  weiss,  ist  mangelhaft  und  reicht  nach  keiner  Richtung  hin 
aus.  S.  u.  bei  Peckatel.  —  1709  ist  das  Patronat  vorübergehend  bei  beiden  herzoglichen  Ilausern, 
»so  lange  nichts  anderes  erwiesen <.  Dieser  Erweis  muss  erbracht  .sein,  denn  1736  ist  es  wieder 
bei  den  Gutsherrschaften.  (S.  Zähren).  —  L'eber  das  Schwinden  der  Bauern  im  Kirchspiel  (Gross- 
Vielen,  Zähren  und  Mollenstorf)  s.  Archiv  f.  l.andesk.  XVI,  S.  354.  Nur  in  M..ll.-nvt,.rf  ,-i,l.f  .-, 
noch  drei  Hauswirthe. 


lO 


AMTSGERICHTSBEZIRK    PENZLIN. 


iCleinkunst- 
werke. 


j  .  C  •  MEYER.     Die  zweite  Glocke    ist  alt.     Inschrift:    +  Vjclp  + 

got  +  Unbi:  +  luaria  +. ')  Dazu    das    nebenstehende    Giesser- 

zeichen.     Auf   dem    Boden  der    Kirche    noch    eine    kleine    zer- 
brochene Glocke. 


X 


Kleinkunstwerke,  i — 4.  Hoher  silbervergoldeter  Kelch  des  XVIII.  Jahr- 
hunderts. Auf  dem  Fuss  das  RIEBEN'sche  und  das  LANGERMANN'sche 
Wappen.  Stempel  M,  Meisterzeichen  ^g^.  Auf  der  zugehörigen  silber- 
vergoldeten Patene  befinden  sich  in  der  Mitte  des  Tellers  dieselben  Wappen 
in  derselben  Znsammenstellung  wie  am  Kelch.  Auf  dem  Rande  die  Um.schrift: 
ADOLPH  FRIEDERICH  VON  LANGERMAN,  SEINER  KGL  •  MAJESTÄT  IN 
PREUSSEN  BESTELTER  OBRISTER  BEY  DER  CAVALLERIE,  ERBHERR  ZU 
GROSSEN  VIELEN,  UND  DESSEN  EHEFRAU  CHRISTIANA  JULIANA  GEBOHRNE 
VON  RIIBEN  AUS  DEM  HAUSE  REY  SCHENKEN  ZU  GOTTES  EHREN  DER 
GROSSEN  VIELEN'SCHEN  KIRCHEN  GEGENWERTIGE  PATENE,  KELCH,  OB- 
LATENDOSE UND  KANNE  ANNO  1746.  Die  zuletzt  genannten  beiden  Stücke, 
C)blatendo.se    und    Kanne,    tragen    dieselben    Wappen    und    W^erkzeichen.    — 

5.  Messingenes  Becken    mit    der    Inschrift:    JACOB    FOSSIL   ÄÖ   71    (1671).    — 

6.  Neusilberne  Kanne,  gestiftet  1866  von  CLARA  V.  D.  LUHE,  GEB.  V.  ARNIM- 
KLOCKOW.  —  7.  8.  Zwei  gute  zinnerne  Leuchter,  auf  Klauenfussen  stehend 
und   niit  Rokoko-Ornamenten  verziert,  ohne   Werkzeichen. 


(leschichte 

des 

I  )orfes. 


Das  Gut  und  Filial-Kirchdorf  Zähren.') 

7A^h  am  12.  März  1274  Fürst  Nikolaus  I.  von  Werle  die  Brüder  und  Ritter 
Bernhard  und  Heinrich  Pcccatcl  in  die  Güter  Lübkow,  Ziplow,  Hohen- 
Zieritz,  Stribbow,  Peckatel,  Gross-  und  Klein -Vielen  (Kohlhasen -Vielen),  Bru- 
.storf  und  Langhagen  einsetzt,  da  gehört  au.sser  den  beiden  Vielen  und  Lübkow 
das  Dorf  Zähren  zu  jener  Gruppe,  an  denen  auch  der  Ritter  Raven  als  werle- 
scher  Va.sall  seinen  Antheil  empfängt."'')  Aber  wir  erfahren  nicht,  in  welcher 
Art  diese  zu  gesammter  Hand  verliehenen  Lehnantheile  von  einander  ge- 
schieden oder  den  Dreien  gemeinsam  waren.  Nur  das  wird  gesagt,  dass  sie 
für  die  kleinere  Gruppe  mit  dem  Raven'schen  Antheil  zweihundertvierzig  Mark 
und  für  die  grö.ssere  Gruppe  .sech.shundert  Mark  Wendenpfennige  bezahlt 
haben.  Ferner  bleibt  es  im  Dunkeln,  ob  es  in  Zähren,  um  welches  es  sich 
zunächst  handelt,  eine  Kirche  gab,  fxler  ob  sie  es  waren,  von  denen  die  jetzt 
stehende,    ohne  Zweifel    dem  XIII.  Jahrhundert    angehörende  Kirche  gegründet 

•)  M.  Jahrb.  XL,  S.  202.     Hier  fehlt  die  Angalie  über  das  Gies.serzeichen. 
•)  7  km    südwestlich    von    Tenzlin.      > Nachkommen    des    carn<    (altslavisch    crunü,    polnisch 
ciariTy  ^^  »chwarz):  Kuhnel,  M  Jahrb.  XLVI,  .S.  163.   Das  wäre  verdeutscht  soviel  wie  »Schwarzenhofc. 
•)M.  U.B.  1317. 


GUT    UND    FILIAL- KIRCHDORF    ZÄHREN. 


311 


wurde.  Wie  nachher  das  Geschlecht  der  Bardenfleth  zur  Rechtsnachfolge  der 
Peccatel  in  Zähren  und  anderen  Gütern  gelangt  (in  Zähren  nachweislich  schon 
vor  1449),  und  diese  im  ersten  Viertel  des  XVI.  Jahrhunderts  an  die  Holstein 
übergehen,  ist  schon  bei  Gross -Vielen  zur  Ausführung  gelangt  (s.  o.  S.  307).') 
Als  Henning  Holstein  1565  seinen  Vetter  Peccatel  erstochen  hat,  da  hebt 
seine  Bestrafung  damit  an,  dass  ihm  vor  der  Hand  das  Gut  und  Dorf  Zähren 
entzogen  wird.  Wie  er  sich  aber  nachher,  »üblichem  Landesgeprauch«  ent- 
sprechend, mit  achthundert  Thalern  vom  Morde  abkauft,  ist  bereits  in  der 
Ortsgeschichte  von  Gross -Vielen  erwähnt  (S.  307).  Von  1621  bis  1649  ist 
Zähren  Pfandbesitz,  zuerst  der  Preene,  dann  des  mit  den  Preenen  verwandt 
gewordenen  Klaus  Hahn;  1649  aber  kommt  es  an  Elisabeth  Mack  Duwal, 
die   Wittwe    Adam    Holstein's,    für    loooo   Gulden    zurück.     Doch    1668    sitzt 


Blick   auf  die   Kirche  zu  Zähren. 


schon  wieder  der  Hauptmann  Henning. von  Heidebrecht  (Heidebreke)  auf  dem 
Gute;  er  überlässt  es  1685  dem  Baron  Johann  Heinrich  P2rlenkamp,  der  es 
sofort  zum  Allod  erhebt  und  1696  eine  P>neuerung  des  Allodialitätsbriefes 
erhält.  Aus  Erlenkamp'schem  Besitz  (bis  17 15)  geht  es  später  an  die  schon 
öfter  genannten  Brüder  von  Hacke  über,  die  seit  1716  auch  im  Besitz  der 
Güter  Passentin,  Peckatel  und  Klein -Vielen  sind.  1728  zeigt  Hauptmann  Otto 
Sigismund  von  Behr  an,  dass  er  das  Allodialgut  Zahrcn  vom  Leutnant  Hacke 
gekauft  habe  1736  wird  bereits  der  Behr'sche  Schwiegersohn,  J.  F.  von  Ziethen, 
als    Patron    der    P'ilialkirche    zu    Zähren    genannt.*)     Ziethensches   Gut    bleibt 


')  M.  Jahrb.  XXIH,  .S.  244  (Urkunde  vom  2.  Januar  1519).  Hundert  Jahre  früher  erwirbt 
Achim  von  Heidebreck  auf  Klempenow  mit  achtehall)  Hufen  einen  Antheil  an  Zähren:  vgl.  Lisch, 
(Jeschl.  Maltzan  H,  .S.  478  (Urk.  CCCI..\XXV1  vom  6.  April  1408).  Ferner  M.  J.ihrti.  XIV,  S.  243. 
XXVI,  S.  218. 

*)  Gleichzeitig   bethätigen  sich  bei  der  Berufung  des  jungen   Fabricius  zu  einem 
seines    Vaters    die    Patrone    A.  F.    von    Langermann    von    der    Hauptkirchc    zu    uro»»  \.^.-.. 


3«2 


AMTSGERICIITSHKZIKK    l'KNZLIN. 


Zalircn  bis  17S2.  1782  übernimmt  es  Adolf  Friedrich  von  Oertzen  auf 
Blumenow,  und  1836  Karl  August  von  Arenstorfif,  dessen  Familie  es  heute 
noch  hat. 


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Kirche   zu  Zahlen.     (Nach   Tiies.) 


Als  Filialkirche  von  der 
Mutterkirche  zu  Gross -Vielen  tritt 
uns  die  in  Zähren  schon  1587  ent- 
gegen. Ebenso  haftet  das  Patro- 
nat  nachweislich  vom  XVI.  Jahr- 
hundert her  am  Gute.  Wahrschein- 
lich aber  entstammen  beide  Ver- 
haltnisse schon  der  vorreformatori- 
schen  Zeit  des  Mittelalters. 

Kirche.  Die  Kirche  i.st  ein 
Ihurmloser  und  verhältnissmässig 
sehr  kleiner  Feldsteinbau  des  XIII. 
Jahrhunderts  mit  fiühgothischen 
Stil-P>scheinungen    auf    der    Süd 


O'^fsTi^C^ 


E.    von    BasKwitz     (als    Vertreter    seiner 
Schwft|;er  von  liibow)  von  der  Filialkirche 

ta  Moll^n-torf.     Su-hf.  Kirchen -Akten  von 

'•'  1.   Archiv.  —   1709 

*'■"  ergehend  bei    den    herzoglichen    Häusern,     -so    Innfjc   nicht  ein    and 

wiesen    »ci-.  Iias    gegenwärtige   I'atronatsverhällniss    beruht    auf    einem   Verfjleich    vom 

vemltcr   1770:    Archiv  fUr  Landeskunde  XVI    S.  345. 


eres  er- 
9.   No- 


GUT    UNI)    FIl.IAL- KIRCHDORF   ZÄHREN. 


313 


^äü£jssc(jiil((. 


Seite  des  Chors,  dessen  in  einen  vor^esciiobenen  Mauerkcrn  eingelegte  »Priester- 
Pforte«   in  dieser  Beziehung  zu  beachten  ist.     Etwas  jünger  mögen  die  Blenden 

des    Ostgiebels 

oberhalb  des  platt 

abschliessenden 

Chores   sein, 

welcher  im  Volks- 

niunde   als   »neue 

Kirche«     im 
Gegensatz  zu  dem 

Langhause   be- 
zeichnet    werden 
soll.    Doch  würde 
es  sicher  zu  weit 
gegangen    sein, 
wenn  man  daraus, 
über    das    XIV. 
Jahrhundert     hin- 
aus,    auf    eine 
jüngere   Zeit 

schliessen    wollte.      Von    vorzüglicher    Güte    sind    die    grossen    Ziegel,    welche 
theils  in  der  schon  genannten  Laibung  der  Priester -Pforte,  im  Portal  des  Lang- 
hauses, in  den 
Lichtöffnungen, 
an  einigen  später 
angesetzten    go- 
thischen     Pfeilern 
und  besonders  in 
den    Giebeln    zur 

Benutzung    ge- 
langt   sind.     Das 
im     Innern 
7.33  X  8,30  m 
messende     Lang- 
haus,   dessen 
Längswände 
durch    cjuer    dar- 
über   gelegte, 
nach  aussen    hin- 
ausragende   und 
hier    mit    ent- 
sprechenden Holzblöcken  verankerte  starke  Balken  zusammengehalten  werden.') 

')  Auch    die  Giebel    werden    durch   HulzvcrankeninKcn    gestUt/t,    die    zum  Thcil  dem  Ende 
des  XVHI.  Tahihuiulerts  (A  F  V  Ö  i790)  .inf;ehören. 


TLötSrei^?^. 


314 


AMTSGERICinsnEZlRK    I'ENZLIN. 


wird  von  einer  flachen  Heizdecke  überspannt.  Ob  hier  einstmals  Wölbung  be- 
absichtigt oder  gar  ausgeführt  war,  kann  dahingestellt  bleiben.  Der  durch  einen 
schweren  frühgothischen  Triumphbogen  vom  Langhause  getrennte  und  als  ein 
etwas  schief  gerathenes  \'icreck  angesetzte  Chor,  der  im  Innern  6,25  m  Länge 
und  beim  Triumphbogen  5.90,  an  der  Ostwand  aber  6, lOm  Breite  hat,  ist  mit 
einem  frühgothischen  Kreuzgewölbe  geschlos.sen ,  dessen  Rippen  ein  birn- 
formiges  Profil  aufweisen  und  auf  schlichten,  1,30  m  hohen  Eck-Pilastern  auf- 
setzen.   Von  den 

Lichtötifnungen  ^  

hat    nur    eine    in 
der   nördlichen 
Längswand    des 
I^nghauses,    das 
einstmals  im  Gan- 
zen  deren  vier 
gehabt    hat ,     als 
schmales  romani- 
sches   Schlitz- 
fenster seinen  ur- 
sprünglichen Cha- 
rakter bewahrt, 
die   übrigen    sind 
durch     Neue- 
rungen,    unter 
denen  auch  diese 
kleine  Kirche  viel- 
fach zu  leiden  ge- 
habt   hat,    ent 
stellt  worden. 

Uchcr    der 
Priesterpforte, 
aber    nicht    mehr 
im  Chor,  sondern 
schon  im  östlich- 
sten   Pfeiler    des 

I^anghauses,  eine  kleine  Nische  fiu-  ein  Heiligenbild,  und  unter  der  Nische  eine 
alte  Kornquetsche  von  (Kranit,  die  als  Weihwasserbecken  gedient  haben  wird. 
Auf  der  Nordseite  des  Chors  sieht  man  draussen  die  Reste  einer  ein 
gegangenen  Sakristei  von  3,50  m  im  Quadrat,  die  ähnlich  wie  der  Chor  gewölbt 
gewesen  sein  muss,  und  deren  Fussboden  jetzt  ungefähr  i  ni  tief  unter  der 
Krdc  liegt.  Khemals  führte  von  innen  her  aus  dem  Chor  ein  hjiigang  zur 
Sakri.stci,  der  jetzt  vermauert  ist.  Neben  diesem  vermauerten  PLingang,  in  der 
inneren  Nordwand  des  Chores,  sieht  man  eine  kleine  Nische  für  einen 
Mucharistie-Schrank,  dessen  Verschluss  jetzt  fehlt. 


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GUT   UND   FILTAL- KIRCHDORF   MOLLENSTORF. 


315 


Der  Altar  ist  ein  Werk  des  Barockstils  vom  Jahre  1705,  mit  den  Bildern  Altar, 
der  Taufe  Christi,  des  Abendmahls  und  der  Kreuzigung.  Doch  werden  diese 
Bilder  jünger  sein,  wenigstens  das  der  Taufe,  da  man  unter  diesem  die  Initialen 
O  •  S  •  V  •  B  und  A  .  E  .  V  .  B  antrifft,  die  sich  nur  auf  Otto  Siegmund  von 
Behr  und  dessen  Ehefrau  Anna  Elisabeth  von  Behr  beziehen  können  (s.  o.). 
Die  Kanzel  ist  ebenfalls  von  geringer  Bedeutung. 

In  einem  besonderen  Glockenstuhl  auf  dem  Kirchhofe  hängen  zwei  Glocken. 
Glocken.  Die  eine,  mit  der  Jahreszahl  1706,  wird  von  dem  Freiherrn  VON 
ERLEN  KAMP,  dem  damaligen  Patron  der  Kirche,  angeschafft  sein,  nachdem 
eine  von  der  im  dreissigjährigen  Kriege  zerstörten  Kirche  zu  Pieverstorf  nach 
Zähren  gebrachte  Glocke  wieder  nach  Pieverstorf  hatte  abgegeben  werden 
müssen.  Die  zweite  Glocke,  ein  Geschenk  des  Kammerherrn  C  •  VON  AREN- 
STORFF,  ist  1862  von  C.  Jllies  in  Waren  gegossen  worden.') 


Die    heiligen    Geräthe,    1862 

geschenkt,  sind  neu. 


Kammerherrn    C  •  V  •  ARENSTORFF 


Heilige 
Geräthe. 


')  Das  Inventar  von    181 1    nennt   nur  die  ältere   Glocke   %on    1706. 
')  5  km  westlich   von   Penzlin. 
»)  Lisch,  M.  Jahrtj.  XXIII,  S.  26.  244. 

*)  M.  U.-B.  5619.     Auch    in    der  Urkunde    vom    8.  November    1558    über    den   Lucka' scheu 
Gilterumtau.sch   wird  für   Mollenstorf  Molme.sdorff  gesagt:   M.  Jahrb.  I,   S.  227. 


Dorfes. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Mollenstorf.') 

ittelalterliche  Urkunden  fehlen.  Gewiss  ist  nur,  dass  hier  die  Barden-  Geschichte 
fleth's  bis  zu  ihrem  Aussterben  im  Jahre  1 548  sassen.  Der  letzte  war  ^^^ 
Achim  Bardenfleth.^)  Sehr  wahrscheinlich  ist  es  ferner,  dass  die  Identifizierung 
von  Molmerstorp  und  iMollenstorf,  welche  im  zweiten  Personen -Register  des 
mecklenb.  Urkundenwerkes  angeregt  wird,  richtig  ist.  In  diesem  Fall  hat 
Mollenstorf  bereits  um  1335  eine  Kirche.^)  Ob  sie  aber  Mutter-  oder  Tochter- 
kirche war,  wissen  wir  nicht.  Dass  der  bei  dieser  Gelegenheit  genannte  Geist- 
liche, der  Dominus  Bolekinus,  kein  Pleban,  sondern  nur  ein  einfacher  Priester 
(sacerdos)  ist,  lässt  keinen  weiteren  Schluss  zu,  da  auch  der  neben  ihm  ge- 
nannte Dominus  Joh.  von  Vielen  keinen  höheren  Rang  hat,  von  Gross -Vielen 
aber  mehrere  Plebane  des  Mittelalters  bekannt  sind.  Es  könnte  also  auch  in 
Mollenstorf  selbständige  Plebane  gegeben  haben,  ohne  dass  sie  uns  bekannt 
geworden  wären.  Wenn  aber  im  Archiv  für  Landeskunde  mitgetheilt  worden 
ist,  dass  bis  1 590  eine  eigene  Pfarre  bestanden  habe,  so  ist  das  wenigstens 
insoweit  nicht  richtig,  als  sich  der  Pastor  Petrus  Bambani  im  Jahre  1587  in 
seinem  Gesuch  um  eine  Visitation  klar  und  deutlich  als  Pastor  zu  Vielen, 
Zähren  und  Mollenstorf  unterschreibt.  Im  Uebrigen  könnte  es  schon  so  ge- 
wesen sein.  Doch  fehlt  es  bis  jetzt  an  jeder  zuverlä.ssigen  Kunde.  Auch  in 
der    Folge    bleibt    die    Kirche    zu    Mollenstorf   als    Tochtcrkirchc    mit    der    in 


3l6  A.MTSGER1CHTS15EZIRK    l'ENZLIN. 

Gross- N'ielen  verbunden,  so  sehr  auch  Justus  von  Gundlach,  nachdem  er  1764 
das  Gut  übernommen,  darum  bemüht  ist,  seine  Kirche  zu  einer  Mater  vagans 
zu  machen. ') 

Nach  dem  Absterben  des  Achim  Bardenfleth  verleihen  die  Herzöge 
Johann  Albrecht,  Ulrich  und  Georg  für  sich  und  ihre  Brüder  Christoph  und 
Karl  im  Herbst  des  Jahres  1549  die  eine  Hälfte  des  Gutes  ihrem  Kanzler 
Johann  von  Lucka;  die  andere  Hälfte  aber  erhält  der  Kammerjunker  (damals 
> Kammerdiener-  geheissen)  Jürgen  von  Below.  Lucka  verkauft  seine  Hälfte, 
die  er  unter  dem  Vorbehalt  der  Wiedereinlösung  nach  zehn  Jahren  erhalten 
hat,  im  Jahre  1550  wiederkäuflich  an  die  von  Holstein  auf  Ankershagen. 
Daraus  erklärt  sich  nachher  in  der  Urkunde  vom  8.  November  1558  über  den 
grossen  bekannten  Lucka'schen  Güter -Umtausch  die  ausdrückliche  Verzicht- 
leistung des  Herzogs  Johann  Albrecht  auf  die  dem  Lucka  obliegende  Wieder- 
Einlösung des  verpfändeten  halben  Dorfes  Mollenstorf  (Molmesdorff).  Später 
verschreibt  der  Kanzler  diese  Hälfte  des  Gutes  seiner  Gattin  Margarethe 
Schieferdecker  als  Leibgedinge.  Doch  kommt  diese  Hälfte  von  Mollenstorf 
schon  gegen  das  Knde  des  XVL  Jahrhunderts  in  den  Besitz  der  Holstein,  mit 
denen  sich  die  von  Lucka  verschwägert  haben. ^)  Jürgen  von  Below  dagegen 
verkauft  die  andere  Hälfte  des  Gutes  im  Jahre  1557  an  Balthasar  Kalden. 
Kalden  stirbt  1584.  Sein  Rechtsnachfolger  wird  Heinr.  Biböw  (s.  Glocke). 
Und  nun  bleibt  Mollenstorf  in  den  Händen  der  Bibow,  wenn  die  letzte  weib- 
liche Descendenz  dieser  Linie  mitgerechnet  wird,  bis  1764.  Auch  die  Lucka- 
Holstein'sche  Hälfte,  welche  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVIL  Jahrhunderts  von 
Adam  von  Holstein  auf  Zähren,  durch  Weggabe  bei  der  Vermählung  seiner 
Schwester  als  Leibgedinge,  eine  Zeit  lang  an  die  von  der  Luhe  auf  Schulen- 
berg und  I^'ahrenhaupt  gekommen  war,  geht  noch  vor  Ablauf  des  XVII.  Jahr- 
hunderts auf  Jürgen  von  Bibow  aus  den  Händen  seiner  Schwiegermutter  über.^) 
In  Folge  dessen  wird  er  —  selbstverständlich  unter  Verzichtleistung  auf  die 
hohe  Jagd  —  am  8.  März  1702  mit  beiden  Hälften  von  Mollenstorf,  die 
damals  als  Schwerinscher  und  Güstrowscher  Antheil  von  einander  unterschieden 
werden,  belehnt.  Sibilla  Hedwig  von  Bibow  ist  es  dann,  die  das  Gut  bei 
ihrer  ersten  Vermählung  1736  dem  Albrecht  Leopold  Gans  von  Putlitz,  und 
(nach  dessen  Tode  1755)  bei  ihrer  zweiten  Vermählung  1756  dem  Georg  Ernst 
von  Oldenburg  zubringt.  Aber  Oldenburg  stirbt  noch  im  selben  Jahr.  Miss- 
liche Verhältnisse  aller  Art  hatten  dazu  geführt,  dass  das  Gut  noch  bei  Leb- 
zeiten des  Putlitz  im  Jahre  1743  einem  -Pensionär«  Peters  in  Pfand  gegeben 
war  Die  Wittwe  des  Pensionärs  zieht  1764  vom  Gute  ab,  nachdem  dieses 
Pur  40000  Thlr.  N*/;»  «^n  Justus  von  Gundlach  verkauft  worden  war,  dessen 
Nachkommen  es  noch  heute  haben. 


')  Archiv  für  I^ndcskunde  XVI,  S.  345.  346.  351,  Anmk},'.  2.  Vj,'l.  Könnl)ciR,  M.  Jahrb.  XL, 
S.  193.     Stnhr,  M.  Jahrb.  LX,  S.  97. 

•)  l-i»ch.  M.  Jahrb.  V,  S.  216—218. 

^  Akten  im  f>o«sh,  .\ichiv.  Im  Hesondern  Brief  des  Jürgen  von  Uibow  an  den  Herzog 
Friedrich   Wilhcbn  jc:cml)er  1697. 


GUT   UND   FlUAL- KIRCHDORF   MOLLEN.STORF.  317 

Kirche.     Die    Kirche    ist    ein    alter    frühgotiiischer    Bau    in    Form    eines      Kinhe. 
Vierecks,  das  durch  neu  eingebrochene  Lichtöfifnungen  an  seiner  Ursprünglichkeit 
sehr   eingebüsst   hat.     Der  Innenraum  ist  mit  einer  in   flachem  Stichbogen  ge- 
wölbten   Bretterdecke    überspannt.      Auch    das    Westportal    ist    im    Stichbogen 
geschlossen,  wird  aber  von  einem  Spitzbogen  überfangen. 

Der  Altaraufsatz  ist  ein  Werk  des  Barokstils  von    1750  in  zwei  Stock-        .Mtar- 
werken,    dessen    unterer    Theil    durch    korinthische   Säulen    und    dessen    oberer      aiitsat/,. 
Theil  durch  ionische  Pilaster  flankiert  wird.     In  der  Predella  das  Gemälde  des 
Abendmahls,    im  Hauptstock  die  Kreuzigung,    im  Oberstock  die  Auferstehung 
und  ganz    oben    das  Gottesauge    in    der  Sonne.    Am  Altar   unten  das  BIBOW- 
sche  Wappen,    daneben  ein  anderes  mit  einem  gekrönten  Schwaan. 

Zu  erwähnen  ist  eine  überkalkte  Pietas- Gruppe   aus  einem   gothischeii        l'ietas- 
Triptychon.  (iru|)|)e. 

An  der  Kanzel  drei   Wappen    mit  Unterschriften:    CLARA    VON   WENK-      Kan/cl. 
STERN  1700  .  GEORG  VON   BIBOW  1700  •  JUSTUS  V-GUNDLACH   1764. 

An  einer  Stuhlwange  findet  sich  eingeschnitten  L  •  V  •  B(ibo\\  1  1585.  Stuhl- 

Oberhalb    des    herrschaftlichen    Stuhles    viele    zinnerne  Sargwappen    der       ^^'i^ngt.', 

Familie  VON  GUNDLACH,  auch  an  der  Wand  bei  dem  Pastorenstuhl  BIBOW'.sche        '  ^^^ 

'  Wappen. 

und  PENTZ'sche  Sargschilder  von  Zinn. 

Oberhalb    des    Pastorenstuhles    in    der    Xordostecke    zwei  Trauerfahnen       I  rauei- 
des  dänischen  Majors  CONRAD  V  .  PENTZ  1667—1728.    Vgl.  Inschrift  der  (Blocke.       fahncn, 

Ti-  /^  ,  ,^-i,-i        r-i-o.         1     Kiicharistie- 

In  der  inneren  Ostwand  nach  Aorden  hm  em  alter  huchanstie-bchrank.     Schränk 

Im  Thurm    drei   Glocken.     Die   älteste  (Dm.  0,75  m)   hat   die  Inschrift:     (ihxken. 

D  ncj:  glorie  j:pc  bcni  lU  pacc  •tjcip  i'Uiitc  anii.i  fUifbiljbbc  aiiiin  tiiii  nuiTiiili 

Die  grössere  (Dm.  0,95  m)  hat  nachstehende  Insclirift:  DIESE  GLOCKE  IST 
1729  ZVR  ZEIT  HINRICH  VON  BIBOW  VND  DESSEN  FRAVEN  EVA  DOROTHEA 
VON  PENTZEN  VMBGEGOSSEN  WORDEN  VON  MICHAEL  BEGVN.  Auf  der 
Glocke  ein  grösseres  Rundbild.  Darin  als  Flachrelief  eine  Glocke  mit  schräge 
sich  unter  ihr  kreuzenden  Kanonenläufen,  rechts  und  links  davon  das  Fried- 
länder Wappen  (ein  dreithürmiges  Thor,  zweimal).  Unter  den  Kanonenläufen 
ein  Elephant  und  darunter  M  BEGVN.  -  Die  dritte  kleinere  Glocke  hat  weder 
Inschrift  noch  Zeichen. 

Kleinkunstwerke,    i.  2.  Versilberter  Kelch,  gestiftet  von  C.V.G(undlach)  Kk-inkunst- 
1854.     Patene  ebenso    —   3.  Kleine  runde  Oblatendose,  von  Behmen  Xeu.strelitz.       "t-rke. 

—  4.  Weinkanne,  gestiftet  1861  von  E-V-G-  und  E  .  V  .  G  .  GEB.  V.  B(ul()w)  -  - 
5.  Taufschale,   gestiftet  1880   von  EMILIE  VON  GUNDLACH.  GEB  .  VON  BÜLOW. 

—  5.  6.  Zwei  zinnerne  Leuchter,  der  eine  mit  der  Jahre.szahl  1732  Beide  haben 
als    Stadtstempel    ein    dreithürmiges    Thor    und    als    Meisterstempel  ^^•y|^^ 

7.  Noch  ein  Zinnleuchter,  mit  denselben  Zeichen  und  dem  Xamcn  CLAS 
PETERS  1733  Jetzt  bei  Seite  gesetzt.  Also  5—7  wahrscheinlich  N'eubrandcn 
burger  Arbeiten. 

Auf  dem   Hofe  ein  .sogenannter   1  Opferstein 


3i8  AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Peckatel.') 

Ceschichte  KlWenngleich  die  Ritter  Bernhard  und  Heinrich  von  Peccatel  erst  im  Jahre  1274 
des  lÄiffl  ,jiit  dem  in  der  Vogtei  PenzHn  gelegenen  und  somit  zur  Diöcese  Havel- 
Dorfes,  jjg^g  gehörenden  Dorf  Peckatel  belehnt  werden,  so  lässt  doch  die  Gleich- 
namigkeit von  Ort  und  Geschlecht  schon  auf  ältere  Beziehungen  zwischen 
beiden  schliessen.^)  Ausser  dem  Rittersitz,  auf  dem  der  Burgherr  wohnt,  giebt 
es  hier  eine  Bauernschaft  mit  einem  Schulzen  an  der  Spitze,  deren  Zeugen- 
schaft der  erstgenannte  am  i.  Januar  1325  in  einer  Darguner  Kloster- Angelegen- 
heit verwendet :  Testes  huius  rei  sunt  Ebelingus  scultetus  de  Peckatele  ciuiumque 
communitas  ibidem.^)  In  der  zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  nennt  sich 
die  Familie  »Pickatel«/)  Die  erst  im  XVIII.  Jahrhundert  (1775)  ausgestorbene 
Familie  erhebt  noch  in  der  ersten  Hälfte  desselben  Jahrhunderts  vom  Gute 
Weisdin  her  Ansprüche  an  das  alte  Stammdorf.  Aber  durch  Verpfändung 
und  Verkauf  einzelner  und  mehrerer  Höfe  und  Hufen  hat  sie  es  doch  schon 
vom  XV.  Jahrhundert  her  schrittweise  aus  der  Hand  gegeben,  so  z.  B.  an 
Heinrich  von  Heydebreck  (Heidebreke)  achtundzwanzig  und  eine  halbe  Hufe, 
eine  wüste  Worth,  den  halben  Krug,  anderthalb  Käthen  und  die  halbe  Wind- 
mühle, die  dieser  in  derselben  Gcsammtheit  dem  am  12.  September  1505 
damit  belehnten  Berend  von  Maltzan  überlässt.'^')  Ein  anderer  bis  15 14  an 
Kggerd  Soneke  verpfändet  gewesener  Antheil  wird  in  diesem  Jahre  von  Hans 
von  Peccatel  wieder  eingelöst.  Von  dem  Maltzan'schen  Besitz  verkauft  Georg 
I*>eiherr  von  Maltzan  zu  Penzlin  und  VVartenberg  im  Jahre  1556  wiederkäuflich 
für  eine  Anleihe  von  6900  Ciulden  acht  Höfe  und  achtzehn  Hufen  an  den 
Herzog  Johann  Albrecht.  Von  den  Peccatel'schen  Antheilen  ist  nachher  in 
Akten  von  1593,  1598  und  1646  die  Rede.  So  verpfändet  u.  a.  Jürgen 
von  Peccatel  im  Jahre  1646  den  Schulzenhof  in  Peckatel  für  eine  Anleihe  von 
sechshundert  Gulden  an  den  Rostocker  Doctor  juris  Siebrand.  Dass  sich  die 
von  Peccatel  immer  mehr  auf  ihre  östlicher  gelegenen  Güter  zurückziehen,  ist 
schon  in  der  Ortsgeschichte  von  Gross -Vielen  bemerkt  worden.  Weisdin  ist 
zuletzt  einer  ihrer  Hauptsitze.  1652  hat  Adam  Holstein's  Wittwe  (s.  Mollen- 
storf)  mehrere   wüste  Bauerngehöfte   in  Peckatel.      1685    hat   auch  Hauptmann 

•)  7  km  südlich  von  Penzlin.  KUlinel,  M.  Jahrb.  XI, VI,  S.  105,  hält  es  für  möjjlich,  dass 
dem  Ortsnamen  der  alt.slavische  Personenname  I'ek  (Peek)  zu  (Jriinde  liege  und  vergleicht  damit 
die  t»chechikchen  Ortsnamen  Pecetin  und  I'ekotluky. 

*y  M    U.  H.  1317. 

».   M.  l'    1',.  .icX.-i. 

altzan.   IV,  S.  362—364   (Urk.  DCCLXXXVIII). 


GUT    UND    KIRCIinORF   PECKATEL. 


319 


von  Heidebreck  Rechte  und  Ansprüche,  die  er  neben  anderen  in  Zähren, 
Pieverstorf,  Dambeck  und  Boek  an  den  schon  oft  genannten  Baron  von  Erlen- 
kamp für  3000  Gulden  abtritt.  1704  haben  die  Erben  des  Oberst  von  Aren- 
storff  dreizehn  und  eine  halbe  Hufe,  die  ihnen  von  dem  Baron  von  Maltzan 
überlassen  sind.  Neben  ihnen  finden  wir  dort  als  Erlenkamp'sche  Erben  die 
von  Langermann  mit  Besitz  und  Rechten,  von  1716  an  die  von  Hacke,  die 
gleichzeitig  Passentin  und  Klein- Vielen  besitzen  (s.  o.  282.  311).  Von  1760 
an  ist  neben  Balthasar  Daniel  von  Arenstorfif  Balthasar  Christoph  Vick  Mit- 
eigenthümer  des  Gutes  und  Dorfes;  von  1790  an  hat  es  Kammerherr 
von  Blessen,  der  wegen  weiterer  Legung  von  Bauernstellen  —  heute  giebt  es 
deren  nicht  mehr  in  Peckatel  —  zu  Beschwerden  Anlass  giebt,  und  seit  1795 
sind  die  Penzliner  PVeiherren  von   IMaltzan  im   Besitz. 


Ansicht  von   Peckatel. 


Die  Namen  mittelalterlicher  Geistlicher  fehlen  bis  jetzt.  1568  giebt  es 
eine  Vakanz  in  den  unter  Peccatel'schem  Patronat  verbundenen  Kirchspielen 
Peckatel  und  Lütken- Vielen:  der  alte  Pastor  Er  Jochim  Schutt  (Schutt)  ist  ge- 
storben. Die  von  Maltzan,  sich  ihres  Besitzes  halber  dazu  befugt  haltend, 
setzen  Georg  Schencke  ein.  1607  aber  (vielleicht  schon  früher)  i.st  Gregorius 
Reimer  Pastor  in  Peckatel,  auch  161 1  und  1616.  Ob  noch  langerr  1648 
macht  Jürgen  von  Peccatel  auf  Weisdin  den  Pastor  Augustin  l-berhard.  der 
die  Cura  der  Kirchspiele  PriUwitz,  Hohenzieritz  und  Weisdin  hat,  auch  ziun 
Pastor  des  verödeten  Kirchspiels  Peckatel.  Anscheinend  aber  nur  auf  kurze 
Zeit  Denn  1661  hören  wir  bereits  wieder,  dass  der  Peckatclsche  Pastor 
Heinrich  lüilcnbrock  ein  Jahr  vorher  verstorben  sei.  und  in  Folge  davon  ist 
1664  abermals  die  Rede  von  einer  Verbindung  der  Kirchspiele  unter  dem 
noch  amtierenden  Pastor  Eberhard  in  PriUwitz.  Zwischen  1696  und  1726  .st 
Michael  Christoph  Haselberg  als  Pastor  zu  Peckatel  und  in  den  Filialen  Liepen 
und  Langhagen  nachzuweisen.  S.  Glocke  in  Liepen.  Er  lebt  aber  anscheinend 
bis   1737.     Seine  Wittwe  wird    noch    1750    genannt.     Von    1737  bis   1749   ('" 


3^o 


AMTSGKKUirrsIiK/.IKK    PKNZI.IN. 


Kirt  1k". 


der  Zeit  der  Leopoldinischcii  Wiircn)  ist  anscheinend  \'akanz.^)  1750  heisst 
der  Pastor  joh.  Jakob  Barkow  (7  vor  1804).  Ihm  wird  1781  der  Sohn  Friedr. 
Wilhehii   Harkow  an  die  Seite  gegeben  (7  vor   1824)      Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  gewölbter  gothischer  Neubau  von  1862, 
mit  einem  östlichen  Polygonalschluss  aus  dem  Zwölfeck.  Nach  aussen  hin 
sind  Chor  und  Schiff  unter  einen  First  gebracht. 


S|i;il^r,ilii>clic-.     1  1  i])l)clioii. 

Triptychon.  Auf   dem    Altar    ein    spätgothisches   Triptychon    des    XV.  Jahrhunderts. 

Im   Mittclschrein    die  drei   Gestalten    des  hl.  Dif;nysius,    der  hl.  Maria  mit  dem 
Kinde    und    der  hl    Katliarina.      In    den  Flügeln    die    zwölf  Apostel.      Die  Pre- 
\\a|i|)cn.     delia  ist  neu.  -      In  den  Fenstern  des  Chors  sieben  MALTZAHN'schc  Familien- 
Wappen,  andere  in  anderer  Ausführung  am   herrschaftlichen   Stuhl. 


»)  Stuhr,  M.  Jahrb.  I.X,  .S.  70. 


GUT   UND    KIRCHDORF   FECKATKI.. 


521 


Im  Thurm    drei    Glocken.     Die    grössere   (Dm.  0,94  m)   aus   dem    XV.    ('.locken. 
Jahrhundert  zeigt  im  oberen  Felde  zweimal  die  hl.  Maria  mit  dem  Kinde  unter 
gothischen  Baldachinen  und  drei  münzartige  Rundbilder- Abdrücke.  —  An  der 
zweiten    Glocke    (Dm.  0,70  m)    sieht    man    am    oberen    Ringe    eine    Reihe    zum 
Theil  missverstandener  gothischer  Minuskeln : 

tK.d.ii.roi>o.o.io.u 

auf  deren  Entzifferung  wir  verzichten.  Im  Felde  zwei  kleine  Reliefbilder  von 
Monstranzen  und  ein  Heiligenbild  in  gothischer  Nische.  —  An  der  kleinen 
Glocke  das  Hacke'sche  Wappen  und  die  In.schrift:  WILHELM  OTTO  VON 
HAKE  ERBHERR  VON  KLEIN  VIHLEN  UND  PECCATEL  PATRON  DER  KIRCHE 
ZU  PECCATEL  •  —  L  •  J  •  BARKOW  PASTOR.  Unten:  FECIT  C  •  D  •  HEINTZE 
1767. 

Kleinkunstwerke,  i  2.  Silbervergoldeter  Kelch  des  X\'III.  Jahrhunderts,  Kleinkunst- 
auf rundem  Fuss.  An  der  Kupa  das  Bülow-Buch'sche  Allianzwappen  mit  «erke. 
den  Initialen  O  •  V  •  B  •  Als  Stadtstempel  zweimal  ein  dreithürmiges  Thor 
und  als  Meisterzeichen  die  Initialen  V.  R.,  dazu  ein  Topf  mit  drei  Blumen. 
An  der  zugehörigen  Patene  ein  anderes  Allianzwappen,  das  des  Mannes  ein 
leeres  Feld,  das  der  Frau  das  Bülow'sche,  daneben  die  Initialen  G»J« 
V  •  B  •  Werkzeichen  fehlen.  —  3.  Kleiner  zinnerner  Krankenkelch,  ohne 
Inschrift  und  Werkzeichen.  —  4.  Grössere  zinnerne  Patene.  Als  Stadtzeichen 
ein  dreithürmiges  Thor  und  als  Meisterzeichen  die  Initialen  C.  H.  —  5 — S. 
Kelch,  Patene,  Ciborium  und  Weinkanne,  gestiftet  von  HANS  VON  PLESSEN 
auf  Damshagen  und  INA  VON  PLESSEN,  geb.  VON  BRANDENSTEIN,  bei 
Erbauung    der    Kirche    in    den    sechziger   Jahren    des    Xl.\.  JalHhuuderts.    — 

9.  Silberne  ovale  Oblatenschachtel,  auf  der  Unterseite  der  Xame  des  Stifters 
ERNST  JACOB  VICK  1770.  (S.  o.)  Als  Stadtzeichen  ein  dreithurnngcs  Thor. 
und    als  Meisterzeichen    der    Buchstabe   S.     (Der    Lieper   Filiale    gehörend.)   -- 

10.  Messingene  Taufschale,  neu  —  i  i  — 18.  Acht  Zinnleuchter  aus  dem  XVII. 
und  XVIII.  Jahrhundert.  Stifternamen:  1 .  B  •  V  •  A  •  1685:  jELISEBETH 
ALGRIM  1686;  3.  JOCHIM  WADE  1703;  4.  JOCHIM  PRÄGST  1712;  ;  G  •  V- 
H  .  B  .  C  .  V  .  P  .  ANNA  LUCIE  VON  B  •  1700;  6.  CATARINA  DOROTEA  RID- 
DEN  1717;  7.  FRIDERICH  HOTH  1721;  S  OTTO  FRIDERICH  FRANCK  1774. 
Fast  bei  allen  ein  dreithürmiges  Thor  als  Stadtzeichen. 

Das  dreithürmige  Thor  wird  daher  wohl  auf  Arbeiten  aus  .Neubranden- 
burg wei.sen,  wenngleich  auf  Glocken  nicht  übersehen  werden  darf,  dass  es 
dort  als  Stadtzeichen    des  Friedlander  Giessers  Begun   vorkommt. 


21 


322 


AMTSGEKICMTSHEZIKK    TENZLIN. 


(leschichte 

des 
I  Jorles. 


Das  Gut  und  Filial-Kirchdorf  Liepen.') 


|it  Besitz  und  Rechten  im  Dorf  tieften  wir  im  XIV.  und  XV.  Jahrhundert 
die  alten  ritterbürtigen  Familien  der  Peccatel,  Plasten,  Gelder,  Schwerin 
und  Stalbom.  und  im  XVI.  Jahrhundert  ausser  den  Söneke  auch  die  der 
Ileidebreck  an,  deren  aus  achtund/.wanzig  Hufen  bestehendes  Eigenthum  am 
12.  September  1505  als  herzogliches  Lehn  an  Berend  Maltzan  übergeht.^)  Der 
Maltzan'sche  Besitz  kommt   1556  wiederkäuflich  an  den  Herzog  Johann  Albrecht 


lllick   auf  die   Kirche   zu   j.iei)en. 

(es  sind  die  genannten  achtundzwanzig  Hufen  sammt  den  dazu  gehörenden 
acht  Bauernhöfen  und  zwei  Käthen);  der  Peccatel'schc  Besitz  aber,  welcher 
ursprünglich  der  grö.s.ste  gewesen  zu  sein  scheint,  schwindet  durch  Verkauf 
und  Verpfandung,  wenngleich  Anrechte  und  Ansprüche  nicht  bloss  1569  und 
1620,  sondern  auch  noch  1727  von  einzelnen  Mitgliedern  der  Familie  erhoben 
und  geltend  gemacht  werden.  Im  Uebrigen  sind  es  in  der  zweiten  Hälfte  des 
XVI.  und  nachher  im  XVII.  Jahrhundert  ausser  den   von  Maltzan,  deren  Besitz 


')  12  km  sUdsUdwe.stlich  von  I'enzlin.  Mit  dem  alt.slavischen  Wort  >lii)a  -  linde«  von 
Kuhnel  verbunden:  M.  Jahrb.  XI. VI,  S.  84.  I)ainach  iingefähi  soviel  wie  .  l.indenhof  .  Vgl. 
»IJndcnbeck«. 


A.  Gral 
DCCLXXX 


'luckte   Urkunden   von    1386,    1389  und    1437    im   (iros.sli.  Archiv.      Vgl. 
i   l.il,.  I.IX,    S.  312.   —    I.iscli.    (ifsclil.   .MalUan    IV,    S.   363    (Urkunde 


GUT    UND    FILIAL-KIRCHÜORF   LIEPEN.  323 

bald  wieder  auftaucht,  besonders  die  von  Holstein,  Hans  von  Schulz -Pieverstorf 
und  Jürgen  von  Blankenburg-Prilhvitz,  die  bald  mit  diesen,  bald  mit  jenen 
grösseren  und  kleineren  Antheilen  an  Liepen  genannt  werden.  An  deren 
Stelle  treten  im  XVIII.  Jahrhundert  zuerst  die  von  Langermann,  dann  von 
17 16  an  die  von  Hacke,  und  von  1790  an  der  Kammerherr  Karl  Hartwig  von 
Plessen;  endlich  im  XIX.  Jahrhundert  18 10  Graf  Hlumenthal,  1835  Hermann 
Jahn,  1842  Friedr.  Dudy,  1850  Karl  Krichson,  1854  ]<>nst  Christian  Samuel 
Schwabe,  1878  Emil  Glantz,  1880  F"erd.  Schmidt,  und  von  1884  an  die  von 
Kap-herr. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  siehe  bei  Peckatel.  Im  X'isitations- 
protokoll  von  1661  heisst  es,  das  Kirchlehn  gehöre  von  alten  Zeiten  her  denen 
von  Peccatel,  jetzt  aber  (1661)  hätten  es  die  von  Maltzan  sich  angeeignet. 
Seitdem  haftet  das  Patronat  am  Besitz  des  ritterschaftlichen  Bauerndorfes,  das 
heute  fünf  Erbpächter  zählt. 

Kirche.  Neugothische  Kirche,  aus  Feldsteinen  und  Ziegeln  aufgeführt,  Kirche, 
vom  Ende  des  XIX.  Jahrhunderts,  mit  einem  kleinen  gewölbten  Chor  \on 
rechtwinklicher  Anlage  und  einem  breiteren  und  höheren  Schiff,  das  mit  einer 
der  Dachkonstruktion  sich  anschliessenden  Eindeckuiig  versehen  ist.  Der 
schmälere  Thurm  trägt  einen  P}ramidenhelm.  Die  innere  Einrichtung  ist  ohne 
Bedeutung. 

Die  einzige  Glocke  der  Kirche  ist  1723  von  dem  Giesscr  Michael  Begun      ("•lockf. 
zur  Zeit    des  Pastors   MICH  •  CHPH  •  HASELBERG   in  Peckatel    und    unter  dem 
Patronat  des   FRIDERICH    WILHELM    VON    HACKE  gegossen  worden. 

Kleinkunstwerke.      i.   2.  Silberner    Kelch    ohne    Inschrift    und    Zeichen,  KlL-inkun^i 
von    1857.      An    der    Patene    der    werlesche    Stierkopf  und    der  Meisterstempel       «crke. 
D  p.i)  —  3.  Taufbecken  von  Messing.  46.  Drei  zinnerne  Leuchter.      Der 

erste  gestiftet  von  DOROTHEA  ELISABETH  JULIANE  GUNDLACH  1751.  der 
zweite  von  CHRISTIAN  LANG  1751,  der  dritte  von  JOHAN  CASPER  ANDREAE 
1698.  An  dem  ersten  als  Stadtzeichen  ein  dreithurmiges  Thor  und  als 
Meister.stempel  die  Initialen  C  H  mit  der  Jahics/.ahl  17  .  .  Die  beidc-n  letzt- 
genannten haben  keine  Stempel. 


')  Oblatenschachtel  schon   bei   Peckatel  genannt  (S.  321). 


21' 


324 


AMTSGERICHTSKEZIRK    PENZLIN. 


Das  Gut  und  Filial -Kirchdorf  Kraase.') 

Geschichti'   ffffilii«^"  tlrei  ältesten  Urkunden,  welche  vom  Dorfe  Kraase    handeln,    erbringen 
des  ^"—^      tlen  Beweis,  dass  das  schon  im  frühen  Mittelalter  der  Parochie  Varchentin 

Dorfes.  zi,i;cwiesene  Dorf  Kraase  der  Diöcese  Schwerin  angehört.-)  Das  Schweriner 
Domkapitel  bestätigt  nämlich  am  19.  Juni  1286  dem  Bützower  KoUegiatstift 
unter  andern  Gütern  auch  sieben  Hufen  in  »Crase«,  welche  Bischof  Hermann 
(1262—92)  dem  Stift  für  Messelesen  in  der  Kapelle  der  bischöflichen  Burg 
(pro  missa  in  castro  perpetuo  celebranda)  vermacht  hatte.  Bischof  Gottfried  I., 
der  Nachfolger  (1292 — 13 14),  trifft  nun  des  Weiteren  die  Bestimmung,  dass 
drei  von  ihm  geschaffene  und  mit  den  Zehnten  aus  Kraase  bewidmete  kleinere 
Bützower  Dompräbenden,  auf  deren  Verbesserung  durch  weitere  fromme  Stif- 
tungen er  vergeblich  gehofft  hat,  schrittweise  wieder  eingehen  sollen.  Indessen 
zwanzig  Jahre  später,  den  22.  Juni  1333,  als  Zeiten  und  Verhältnisse  besser 
geworden  sind  (postciuam  intelleximus  redditus  prebendales  canonicorum 
Butzowensis  ecclesie  in  tantum  excrevisse,  quod  cet.),  ruft  Bischof  Ludolf 
(1331  — 1339)  mit  diesen  Einkünften  des  Stiftes  eine  neue  Domherren -Präbende 
ins  Leben.  Wann  die  Kirche  oder  Kapelle  in  Kraase  gegründet  worden, 
wi.ssen  wir  nicht,  anscheinend  noch  im  XIII.  Jahrhundert.  Wenigstens  weist 
der  Feldsteinbau  auf  diese  Zeit.  Das  Filial- Verhältniss  zur  Kirche  in 
Varchentin  aber  ist,  wie  die  letztgenannte  Urkunde  erkennen  lässt,  so  alt  wie 
die  Kirche  selber. 

Aus  dieser  Urkunde  ist  zugleich  zu  ersehen,  dass  es  deutsche  Bauern 
sind,  die  das  Dorf  bewohnen.  Das  Lehn  des  Dorfes  aber  hat  am  Ende  des 
XVI.  Jahrhunderts  die  alte  ritterbürtige  Familie  der  Rostke  oder  Rostock,  die 
ausserdem  in  den  Dörfern  Schlön  und  Varchentin  begütert  ist.  Die  Rostke 
sind  auch  die  Inhaber  des  Kraaser  Kirchlehns.  (S.  o.  S.  212  bei  Varchentin.) 
Zu  Anfang  des  XVII.  Jahrhunderts  haben  auch  die  in  den  Besitz  von  Varchentin 
gekommenen  Kruse  einen  Antheil  an  Kraase.  Als  Pfandbesitzer  treten  nach 
einander  ferner  die  Stoislaf,  Kamptz  und  Ferber  in  die  Rostke'schen  Antheile 
ein.  So  kommt  es,  dass,  obwohl  noch  im  Jahre  1639  der  König  Christian 
von  Dänemark  für  die  I'^haltung  und  Anerkennung  der  Lehns- Ansprüche  der 
Koslke  eintritt,  die  genannten  Güter  und  Dörfer  allmählich  aus  ihren  Händen 
kommen.  1674  bitten  Joh.  Ro.stke's  Vormünder  um  die  landesherrliche  Ge- 
nehmigung  zur  Verpfändung    des  Gutes   und  Dorfes  Kraase  an    den  Lehnrath 


')  ISkoi  we.stnordwestlich  von  l'cnzlin.  (rase,  Craze,  Krase  sind  die  Formen  des  Namens 
im  XIII.  und  XIV.  T.Jirliiiiidcrt,  die  Kuhnel  auf  das  altslavische  Wort  »krasa  —  Schönlieit'  /urück- 
fuhrt  inen    gedeutet    wissen    will:     .die    krasa«.      Also    un^'efähr    soviel    wie 

»SchiJii'.'-, .  i'.ig«. 

*)  ■■'■  ■■■  37 »3-  5433- 


GUT    UNI)    FILIAT.- KIRCHDORF    KRAASK.  325 

Dr.  juris  Ferber.  Der  Ferber'sche  Pfandbesitz  verwandelt  sich  1693  in  ein 
Allod  (s.  o.  S.  212)  und  1701  wieder  rückwärts  in  ein  I.elm  mit  einem  an 
geschlossenen  Revers  über  den  Verzicht  auf  die  hohe  Jagd.  Zwar  meldet 
sich  1702,  und  ebenso  17 14  noch  einmal,  Kaspar  Christoph  Rostke  mit 
Muthungen  seiner  alten  Familien -Lehne,  aber  ohne  praktischen  Erfolg.  Kraasc 
bleibt  bis  1756  in  Ferber'schen  Händen.  Als  Ferber'sches  Gut  wird  es  von 
1738  an  an  den  seit  1721  angestellten  Verwalter  Peter  Langhofi"  verpachtet. 
1756  wird  es  Klinggräff'scher,  1808  Gentzkow'scher  und  184s  Lemcke'scher 
Besitz. 

Kapelle.  Die  Kapelle  ist  ein  alter  Feldsteinbau  vom  Ende  des  XIII.  Kapelle. 
Jahrhunderts  in  Form  eines  länglichen  Vierecks.  Beide  Giebel  aber  sind  in 
Fachwerk  aufgeführt.  In  seiner  Ursprünglichkeit  erhalten  ist  das  kleine  schmale 
frühgothische  Eingangsportal  auf  der  Südseite,  ein  anderes  im  Westen  ist  zu- 
gesetzt. Im  Innern  eine  flache  Balkendecke.  Vor  dem  Südportal  eine  alte 
Kornquetsche  von  Granit  als  Weihwasserbecken.  F^in  Thurm  ist  nicht  vor- 
handen, dafür  steht  südwestlich  von  der  Kirche  ein   freier  Glockenstuhl. 

Die     innere    Einrichtung     ist    ohne    Bedeutung.      Der    Predigtstuhl    der  Innere  Hin 
Kanzel  steht  ebenso  wie  der  in  Varchentin   auf  einem    gemauerten  Steinblock.      nchtung. 
Auf   dem  Schalldeckel    fünf  Schnitzfiguren    aus    einem    ehemaligen    gothischen      Schnitz- 
Triptychon.     Der    grösste  Theil    dieser  Triptychon- Figuren   aber    steht   in  der      tignrcp. 
inneren    westlichen    Portalnische.     Oberhalb    des    herrschaftlichen    Stuhls    fünf 
kleine    Epitaphien    des    XVIII.  Jahrhunderts,    welche   der    Familie   LANG  HOFF 
angehören  (s.  o.). 

Im  freistehenden  Glockenstuhl  hängen  zwei  Glocken,  von  denen  die  eine     ( '.locken. 
1787   von    J.  C.   Meyer,    die   andere  1841    von   Jllies  in    Waren    gegossen    ist.') 

Kleinkunstwerke,      i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  rundem   I'\i.ss,    ge-  Kleinkunst- 
.stiftet   laut   Inschrift   1796  von  CHRISTIAN   CARL   BREMER      Als  Stadtzeichen       "^'•"'^e 
das    dreithürmige  Thor  von  Neubrandenburg,    und    als  Meisterzeichen  die    Ini- 
tialen   C  O;     Patene    ebenso.     —    3.  4.    Oblatendose    und    Kanne    sind    beide 
neu  und  haben  den  Stempel  W  M  F  M. 


Vorgeschichtliche  Plätze 

s.  am  Schluss  des  Amtsgerichtsbezirks  RIalchow 


')  Nach    dem   Inventar    von    181 1    hatte    ihre   Vorgängerin    die   Namen  des   Karl   %on   Khng- 

gräff  und   des  Gustav  Langhoft. 


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lilick   auf  die   Stack   Waren    von    Nordosten   hei 


Amtsgerichtsbezirk  Waren. 


Die  Stadt  Waren.) 

eschichte  der  Stadt.  Am  5  Mai  1402  Icfjen  Probst  und  Prior  des 
Klosters  15r()da  den  P'ürstcn  Nikolaus  und  Christofifer  von  Wenden 
eine  angeblich  von  Fürst  Nikolaus  I.  am  24.  April  1230  aus- 
gestellte Urkunde  vor,  an  deren  Pxlitbeit  jene  nicht  zweifeln.-)  Sie  bestätigen 
diese  Urkunde  in  gutem  Glauben,  und  in  h'olge  dessen  versagen  ihr  auch  die 
mecklenburgischen  Herzöge  Magnus  und  Balthasar  achtzig  Jahre  spiiter,  nämlich 
den  20.  Juni  1482,  durchaus  nicht  ihie  Anerkennung,^)  bidcssen  diese  Urkunde 
ist,  wie  andere  zweifellos  echte  Uikunden  vom  23.  Ajiril  1273,  30.  Juli  1304 
und  14.  März  1331  leicht  erkennen  lassen,  eine  I'älschimg,  womit  die  Landes- 
herren vom  Kloster  hintergangen  werden,  um  durch  eine  unwahre  Zusammen- 
würfelung  geschichtlicher  That.sachen  einen  riicil  des  Klosterbesitzes  alter  zu 
macheiit  als  er  war,  und  den  anderen,   der  einstmals  vorhanden,    dann  aber  in 


l'erwii; 
slavijichcii    V 

»,  M 


rc    Form    ist  Warne.      Kuhncl,    M.  Jalirli.  XI.V'I,    S.    155,    fa.s.st    den    Namen    als 
"f  »ind    deutet  ihn    auf    >die   Varn-,   Varna«.      Zugleich    erinnert    er  an    den   alt- 
.ranü  =  Bchwarz,   Rahe,   vrana   Krähe. 


.->.  209. 


GESCHICHTE    DER    STADT    WAUEN.  327 

aller    Form    Rechtens    aufgegeben    war,    aufs    Neue    als    zu    Recht    bestehend 
erscheinen  zu  lassen.') 

Von  diesem  Lug  und  Trug  des  Klosters  Hroda  wird  auch  die  Stadt 
Waren,  oder  genauer  gesagt,  ihre  dem  hl.  Georg  geweihte  Hauptkirchc  be- 
troffen, und  die  urkundliche  Geschichte  beider,  von  Stadt  und  Kirche,  hebt  in 
unschöner  Weise  damit  an.  Denn  wenn  es  in  diesem  Machwerk  mit  dem 
Datum  des  24.  April  1230  heisst,  dass  das  Kloster  die  Kirche  zu  Waren  mit 
dem  Dorfe  Schwenzin  und  dem  Aalfange  jede  zehnte  Nacht  in  den  drei 
oberen  Wehren  zwischen  der  Müritz  und  dem  Kölpin-See  als  für  alle  Zeiten 
bei  der  Kirche  verbleibenden  Besitz  sein  Eigenthum  nenne,  so  i.st  das  nicht 
seit  dem  24.  April  1230  (oder  gar  noch  viel  länger,  wie  die  Fälschung  glauben 
machen  will),  sondern  thatsächlich  erst  seit  dem  23.  April  1273  der  Fall,  an 
welchem  Tage  Fürst  Nikolaus  I.  von  Werle  dem  Kloster  Broda  den  wirklichen 
Besitz  in  seinem  Gebiete  anweist  und  bestätigt.  Aber  man  sieht,  dass  der 
Te.xt  der  echten  lateinischen  Urkunde  von  1273:  ....  a.ssignavimus  et  con- 
tulimus  ecclesie  Brodensi  perpetuo  et  libere  possidenda:  eccle.siam  Warne, 
villam  Svansin  cum  mansis  quindecim,  in  tribus  capturis  supcrioribus  etiam 
noctem  decimam  in  captura  anguillarum  inter  stagnum  Muriz  et  ac|uam  cjue 
Colpin  puplice  nuncupatur  .  .  .  für  die  untergeschobene  spätere  I'iilschung 
benutzt  ist:  ...  .  dat  wy -)  na  vthwjsinge  older  breue  der  hercn  van  dcme 
Brode,  de  se  vor  vns  ghehat  hebbcn,  scen  vnde  höret  hebben,  gheuen  \iidc 
voregeuen  eem  vnde  eren  ewigen  nakomelynghcn :  de  kcrke  to  Warne  nnd 
deme  to  Swan.syn  dorp  vnde  Schede  mit  voefthc}n  hiiuen,  de  theyndc  nacht 
in  den  bouensteen  dren  aleweren  tusschen  der  Muretzcnn  vnde  dcme  Colpync 
ewighen  b)-  der  kerken  tho  bl inende  ....  Und  wenn  ferner,  was  in  dem 
vorliegenden  Falle  die  Hauptsache  i.st,  die  falsche  Urkunde  zu  erwci.scn  sucht. 
da.ss  ausser  dem  Kirchlehn  zu  Gro.ss-Lukow  (bei  Tcnzlin).  das  thatsächlich 
erst  am  30.  Juli  1304  an  das  Kloster  kommt,  auch  die  Patronate  der  Kirchen 
zu  F'alkenhagcn  (mit  der  Filial- Kapelle  zu  Alt-Schönau),  Federow  (mit  der 
Filial-Kapelle  zu  Kargow)  und  Schlön  schon  vor  1230  des  Klo.stcrs  I-jgenthnm 
gewesen  seien,  so  ist  der  wahre  Sachverhalt  der,  dass  die.sc  cbengcnanntm 
Kirchenpatronate  erst  am  14.  März  1331  aus  dem  Besitz  des  Landesherrn,  des 
Fürsten  Johann  IL  von  Werle,  an  das  Klo.ster  übergehen,  und  zwar  dadurch, 
dass    das    Kloster    dafür    das    Patronat    über    die    Hauptkirche    zu   Waren    und 


')  M.  U.-B.  1284.  2945  5226.  Besonders  \vichti<j  i>t  die  Anmerkung  von  NViRKtr  "' 
Irkunde  1284.  —  Holl,  Chronik  von  Neubrnndenl.iirij.  S.  321/23.  h.Hlt  auch  die  UcurkunduoK 
vom  5.  .Mai  1402  durch  die  Fürsten  Nikolaus  und  ChristofTer  für  eine  Kälschuns  Wenn  er  mit 
dieser  Annahme  Recht  haben  sollte,  dann  wäre  die  läusrhunR  nicht  .schon  1402.  sondern  erst 
1482  gelungen,  als  die  Herzöge  Magnus  und  Haltha.sar  sich  darauf  einlic.ssen,  dem  Kloster  die 
Urkunde  von  1230  und  auch  die  Bestätigung  von  1402  zu  l.eglauhigen.  Wir  gehen  zu,  da.s*  es 
sich  so  verhalten  haben  kann;  es  bleibt  aber  auch  die  andere  Möglichkeit  von  Be>tand.  welcher 
wir  am   Anfange  unseres  Textes  Ausdruck  gegeben  haben. 

*)  So  lässt  das  Kloster  »beer  Niclaus  van  godes  gnaden  herc  to  Wcrile.  schon  1230 
sprechen.  Ob  dieser  Fälschung  in  niederdeutscher  Sprache  noch  eine  lateinische  vo.aufging  ..der 
nicht,  spielt  für  die   Fragen,  auf  die  es  ankommt,  keine  Rolle. 


j_\s  AM  TSCiKKUinSHKZIkK    WAKHN. 

deren  Kigenthuni  in  Schwenzin  und  in  der  Reke  (dem  Abfluss  der  Eide  aus 
der  Müritz  in  den  Kölpin-See)  mit  ausdrücklicher  Zustimmung  des  Bischofs  zu 
Schwerin  sowie  des  Bischofs  und  Domkapitels  zu  Havelberg  an  den  Landes- 
herrn zurückgiebt.')  Des  Pudels  Kern  in  dieser  offenbar  erst  lange  nach 
1331  angefertigten  Fälschung  ist  also  eigentlich  der,  dass  das  Kloster  auf 
eine  bequeme  Art  in  den  Besitz  der  möglicherweise  etwas  zu  billig  weg- 
gegebenen fetten  Pfründe  des  heiligen  Georg  zu  Waren  zurückgelangen  möge. 
Dass  ihm  dies  aber  für  die  letzten  Zeiten  seines  Bestandes  gelungen  ist,  be- 
weisen die  schon  genannten  Konfirmationen  vom  20.  Juni  1482  durch  die 
Landesherren  und  vom  27.  Oktober  1500  durch  Papst  Alexander  VI.^) 

Im  Uebrigen  gehört  die  Stadt  Waren,  deren  Gründungsjahr  unbekannt 
ist.  wahrscheinlich  aber  gleich  dem  \ieler  anderer  Städte  des  Landes  ins  dritte 
Jahrzehnt  des  XIII  Jahrhunderts  fallen  wird,  zur  Diöcese  Schwerin  und  ist 
schon  frühe  vom  XIII.  Jahrhundert  her  bis  zur  Reformation  hin  der  Sitz  eines 
Archidiakonats. ')  Aber  verhältnissmässig  ausserordentlich  klein  ist  der  Vorrath 
von  Urkunden  zur  Geschichte  der  eigentlichen  städtischen  P^ntwicklung.  Und 
doch  muss  dieser  Urkundenschatz  einmal  sehr  gross  gew'esen  sein,  wenn  man 
die  ungewöhnliche  Ausdehnung  des  städtischen  Gebietes  und  den  stattlichen 
Besitz  von  Pachthöfen,  Waldungen,  Wiesen  und  Gewässern  überblickt,  der  den 
von  Parchim  überragt  imd  nur  hinter  dem  von  Rostock  zurückbleibt.  Es  ist 
somit  nicht  möglich,  \on  dem  Wachsen  des  Kommunalvermögens  der  Stadt 
im  Mittelalter  ein  solches  Bild  zu  gewinnen,  wie  es  sich  von  anderen  Städten 
zeichnen  lässt  Als  schwacher  Ersatz  dafür  hat  sich  in  der  Chronik  des 
Kirchberg  ein  anderes  Geschichtsbild  erhalten,  das  der  unfreiwilligen  Theil- 
nahme  der  Stadt  an  jenen  Kriegswirren,  welche  nach  dem  werlcschen  Vater- 
morde im  Jahre  1291  entstehen.  Ivs  ist  jene  ausgeschmückte  Erzählung  von 
der  Einnahme  der  Stadt  durch  i]Qn  jungen  F'ürsten  Heinrich  den  Löwen  von 
Mecklenburg,  der  sich  aus  politischen  Gründen  auf  die  Seite  der  vertriebenen 
Vatermörder  gestellt  hatte,  und  von  der  Ueberrumpclung  der  Leute  Heinrichs 
des  Löwen  in  der  Stadt  durch  einen  bei  Nachtzeit  ausgeführten  Ueberfall  von 
der  Wasserseite  her,  den  Purst  Nikolaus  von  Paichim,  der  Gegner,  zusammen 
mit  den  zu  Schiffe  herangekonmienen  l^ürgern  von  Röbel  und  Plau,  und  an- 
scheinend auch  mit  der  ihm  zugethanen  grösseren  Partei  in  der  Stadt  selbst, 
glücklich  ausführt.^) 


';  M.  U.-B.  5226  und    5247. 

*;  M.  Jahrb.  III,   S.  206 — 210.   229/30. 

';  M.  L'.-H.  1451.  2016.  2507.  2508.  761 1.  8402.  9794.  9837.  10254.  10551.  —  Eine  ander- 
weitig, bei  KlUvcr,  Beschreibung  Mecklenburgs,  Hd.  II,  S.  632,  mit  dem  I  )atuni  des  24.  Juni  1272, 
und  im  Warcncr  WochenblaU  von  1841,  Nr.  7,  mit  dem  Datum  des  22.  Juli  1271,  genannte  Urkunde 
Über  stidti  che  l'rivilcgieii  und  f ierichtsbarkeit  scheint,  wenn  sie  Uberhaujit  jemals  vorhanden  war, 
nicht  wic'!>  I  '  '  ^cii  7.U  sein.  Das  meckl.  Urkundenwerk  enthält  sie  nicht.  Auch  verweist 
Dankcrt  auf  ilm'"K  dieser  Urkunde  durch  eine  am  Abende  der  hl.  drei  Könige  des  Jahres 

1464  crliHMi.  l.hc  dem  Verf-isser  ebenfalls  nicht  bekannt  geworden  ist. 

*)  KiM  I  :  '  :d(M),   Mon.  ined.  I\',   831/32.    Nach   einer  s))äteren  Version  der  .Sage 

auch    mit    Bürgern  \'^\,    ifleschichtliche    Nachrichten    über    die    Stadt    Waren«    im 


GESCHICHTE    DER   STADT    WAREN.  329 

Von  den  grösseren  Gebietser^verbungen  der  Stadt  sind  nur  die  nach- 
folgenden mit  iintrügerischen   Urkunden  zu  belegen: 

1.  Der  Warensche  »VVohld«  noch  vor  dem  Jahre  1292,  wie  aus  einer 
Bestätigungsurkunde  des  Fürsten  Nikolaus  von  Werle  von  diesem  Jahre  deutlich 
hervorgeht.  Es  ist  dies  das  ganze  Waldgebiet,  das  ostwärts  von  der  Muritz 
bis  nach  Speck  und  Boek  hinunter  reicht.  Die  Urkunde  selbst  bezeichnet  ihn 
als  jenes  Wiesen-,  Weide-  und  W^ald-Land,  das  begrenzt  wird  von  den  Dörfern 
Schönberg,  Federow,  Jamen,  Paletze,  Speck  und  Boek,  von  denen  Schönberg, 
Jamen  und  Paletze  nicht  mehr  vorhanden  sind.') 

2.  Durch  Kauf  von  den  werleschen  Fürsten,  den  Brüdern  Günther  und 
Johann  am  10.  März  1306  die  Pachte  von  der  Müritz  und  dem  Fei.sneck-See 
(.  .  .  dat  wy  von  vnsem  freien  willen,  besunderen  ock  vth  ripem  rade  vnsere 
belebenden  manne,  der  gemeinheit  der  borgere  tho  Warnne  die  inboringe  ifit 
pechte  der  vnderschreuenn  sehen,  alse  Muritz  vnd  \'ehessnick,  redelick  verkofl't 
hebbenn  vor  driehundert  marck  wendischer  penninge,  ock  den  suluesten  ge- 
geuen  hebben  die  macht  tho  viskennde  in  den  sehen  mit  twen  waden  vnd 
netten,  ock  andern  instrumenth(en)  vnd  thowen,  mit  welckern  viscke  mögen 
gefangen  werden,  allenthaluen,  wor  idt  ehn  in  den  wateren  euenst  kumpt  .  .  .).*) 

3.  Der  Ankauf  des  Dorfes  Glewest  mit  der  von  den  Landesherrn,  den 
Fürsten  Johann  II.  und  Johann  III.  gewährten  Befugniss,  es  zum  Stadtfelde  zu 
legen:  (.  .  .  wen  sze  szick  (sc.  radtmannen  vnnde  menheit  vnserer  Stadt  Warne) 
vthgekoft  hebben  de  erfflicheit  der  inwanere  desz  sulften  dorpps,  dene  mögen 
sze  de  erfiflickheit  tobreken  vnde  gruntliken  vorstorcn,  alzo  dat  sze  edder  ere 
nauolgere  nicht  scholen  dessze  gesechte  erft'lickheit  vnnde  worde  ofte  ackere 
desszeme  dorpe  vorgesecht  beieggen  namalsz  bogaden,  men  dit  vorgenomede 
dorpp  vnnde  andere  dink,  darbii  bolegen  szint,  scholen  ewich  bKuen  woste  .  .  .).') 

4.  Der  Ankauf  des  Dorfes  Falkenhagen  aus  den  Händen  des  Klaus 
Kamin  am  6.  December   1427.*) 

Das  ist  alles,  was  wir  in  dieser  Richtung  erfahren.  Es  fehlt  vieles,  so 
z.  B.,  um  nur  eins  zu  nennen,  eine  Nachricht  darüber,  wann  das  einstmals  vor 
dem  »Neuen  Thor<  gelegene  Dorf  Melz  (Meli.st),  über  des.sen  Zehnten  der 
Domherr  Erpo  zu  Schwerin  am  S.September   1284  und  der  Bischof  Hermann 


Warener  "Wochenblatt  des  Jahres  1841,  von  Nr.  5  l.is  Nr.  22  und  1842,  Nr.  i  l.is  Nr.  7.  Der 
Verfasser  nennt  sich  nicht.  Es  ist  aber  bekannt,  dass  es  der  emeritierte  Kirchcnr.ith  Joh.  Karl 
Christian  Dankert  ist,  der,  zu  Anfang  der  vierziger  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts  bei  Ilofrath  .Schmidt 
in  Waren  als  Hauslehrer  thätig,  später  Pastor  in  Schorrentin  war.  Vgl.  Lisch.  .M.  Jahrb.  VIII  H. 
S.  122,  Anmkg.  —  Bachmann,  landeskundl.  I.iter.-itur,  S.  471  (Nr.  5426).  —  Walter,  Unsere  I.andcs- 
geistlichen,   unter  .Schorrentin. 

')  M.  r.-H.  2161.  .Schönberg,  ehemaliges  Dorf  zwischen  Federow  und  Waren,  noch  1395 
genannt.  —  J.imen  an  der  Rederang -Bucht,  noch  in  Akten  des  XVI.  Jahrhunderts  genannt.  Vgl. 
den  Jambke-See  auf  der  Schmettau'schen  Karte.  —  Palette,  östlich  von  Jamen;  doch  scheint  in 
der  Feldmark  nichts  mehr  an  diesen   Namen   zu  erinnern.     Vgl.  .Schildt,   M.  Jahrb.  EVI,  S.  218. 

»)  M.  U.-B.  3071. 

')  M.  f.-B.  4584. 

*)  Noch  nicht  gedruckte  Urkunde  im  Grossh.  .\rchiv  zu  Schwerin. 


330  AM  rSGKKIClITSHKZlRK    WARKN. 

von  Schwerin  am  6.  April  1289  Verfügungen  treffen,  das  nachher  im  XIV.  Jahr- 
hundert zu  öfteren  Malen  genannt  wird  und  noch  1379  einen  Schulzenhof  hat, 
den  Kürst  Bernhard  von  Werle  und  seine  Gemahlin  Elisabeth  am  25.  April 
dieses  Jahres  dem  Arnd  Bosekc  überweisen,  eingegangen  und  zur  Stadtfeldniark 
gelegt  worden  ist.')  Andererseits  darf  aber  auch  nicht  übersehen  werden,  dass 
die  stadtischen  Zeitpachthöfe  »Jägerhof«  zwischen  den  beiden  Höfen  Falken- 
hagen uik\  Alt-I'^alkenhagen,  ferner  der  zunächst  östlich  an  Falkenhagen 
grenzende  Rugf^band«,  der  östlich  von  dem  Pfarrgut  Schwenzin  gelegene 
»W'arenshofs  der  »Müritzhof«  und  der  »Warensche  Wold«  am  Rederang- See, 
sowie  endlich  das  Gehöft  »Schlamm«  (noch  weiter  südlich  und  nahe  dem 
Boeker  »Schlamm«)  neue  Anlagen  innerhalb  der  städtischen  Feldmark  sind, 
deren  Xamen  wir  in  dem  grossen  Schmettauschen  Kartenwerk  von  1788/94 
vergebens  suchen.  Diese  Höfe  gehören  nämlich  alle  mit  einander  dem 
XIX.  Jahrhundert  an  und  sind  in  ihrer  Art  Zeugnisse  des  neuen  wirthschaft- 
iichen  Aufschwunges,  den  die  Stadt  im  XIX.  Jahrhundert  genommen,  nachdem 
die  vorhergehenden  drei  Jahrhunde.te  hindurch  das  Blut  in  den  Adern  gestockt 
hatte. ^j  Ob  zu  den  Zeichen  des  Rückganges  in  diesen  Jahrhunderten  auch  der 
im  Jahre  1683  geschehene  Verkauf  der  I^ldenburg  an  der  Reke  zwischen 
Müritz  und  Kölpin-See  durch  lUirgermeister  und  Rath  der  Stadt  Waren  an 
den  Baron  von  Frlenkamp  gerechnet  werden  müsse,  wollen  wir  dahin  gestellt 
.sein  lassen,  möchten  es  aber  wohl  glauben.^) 

\'erhältni.ssmässig  sehr  viel  reicher  ist  der  Urkundenschatz  des  geistlichen 
W'irthschaftsbetriebes  oder  der  beide  Kirchen  unter  einem  Rektorat  ver- 
einigenden Kirchenökonomie. ^)  .Ausser  den  Finkünften  aus  dem  schon  ge- 
nannten Pfarrgut  Schwenzin,  womit  einstmals  die  Grundlage  für  die  Plebanie 
in  Waren  geschaffen  wurde,  werden  folgende  Legate  und  Stiftungen  genannt: 
Im  Jahre  131  5  von  dem  Bürger  Nikolaus  van  der  Mollen  eine  Memorienstiftung 
für  den  verstorbenen  Johannes  Templin,  bestehend  in  einer  Mark  P'inkenaugen 
an  den  Pfarrherrn  in  Waren  aus  vier  Hufen  des  ehemaligen  Dorfes  Schönberg; 
im  selben  Jahr  an  ebendenselben  eine  Mark  Wendisch  zu  ewigen  Zeiten  aus 
einem  Garten  vor  dem  >' Alten  Thor«  vom  l^ürger  Johann  Westphal  und  seiner 
wie  seiner  Frauen  Verwandtschaft;  von  demselben  Weslphal  im  Jahre  1324 
ein  ganzer  Hof  aus.serhalb  des  «Neuen  Thores«  an  den  I'farrherrn,  doch  kann 
der  frühere  Besitzer  des  Hofes,  Hermann  Krüger,  wenn  er  will,  den  Hof  für 
zehn  Mark  Finkenaugen  wieder  einlösen;  im  Jahre  1333  die  Stiftung  einer 
Vikarci  in  St.  Marien  von  den  Gebriidern  Johann  und  Hermann  Templin  mit 
den  Finkünften  aus  drei  Melitzer  Hufen  sammt  dreissig  Joch  Landes  bei  dem 
»Möwenbruch*;  in  deniselben  Jahr  an  den  Pfarrherrn  ein  Hof  ;aisserhalb  des 
»Alten  Th'T'-  \r,n  Joh.  Szokebandt  und  Margarethe  Knoppc.-.  mit  Vorbehalt 
des  NMes.sh  :i-  ihre  Lebenszeit;  ein  Jahr  darauf  eine  Vikarei  in  St.  Georgen 

17^2.  2016.  5-582.  5478.  II 193. 

',   ^«1-  1;.--  I.Mfl>kmi(ie,   I,   S.  299. 

•)  I>ic   von    i  :,    von    1674   lii.s    1776  auf  Vielist.      y\klen   im   (iios.sh.  Archiv. 

«)  Vgl.  l.i.sch.   .M.  Jahrb.  VIII  li,   S.  123. 


GESCHICHTE    DER    STADT    WAKEN.  33  I 

von  den  Brüdern  Nikolaus  und  Heinrich  Blek,  Bürgern  der  Stadt,  mit  den 
Einkünften  aus  drei  Melitzer  Hufen,  wobei  die  aus  dem  Gericht  dem  Rath 
der  Stadt  vorbehalten  bleiben,  als  Ersatz  dafür  aber  wieder  fünf  Mark  aus 
zwei  Gärten  an  der  Müritz  hinzukommen;  1340  von  dem  schon  genannten 
Nikolaus  Blek  an  St.  Georgen  zwei  Hufen  am  X'ielister  Felde;  am  5.  Januar 
1350  eine  Vikarei  in  St.  Marien  von  dem  Bürgermci.ster  Nikolaus  von  dem 
Berge  mit  den  pjnkünften  aus  drei  Hufen  und  sechs  Hau.sstättcn  in  Varchentin, 
die  er  von  Fürst  Bernhard  von  Werle  gekauft  hat;  am  11.  März  1351  die 
Memorienstiftung  des  Warenschen  Pfarrherrn  Johann  Rambow  für  sich  und 
seine  Eltern  mit  einer  vom  Kloster  Malchow  gekauften  Rente  von  fünfzehn 
Mark  zwei  Schillingen,  woran  übrigens  das  Kloster  einen  Anthcil  erhält;  am 
17.  Oktober  1357  an  St  Georgen  bedeutende  jährliche  Geld-  und  Kornhebungen 
von  dem  Warenschen  Rathmann  Dietrich  Mirow  aus  zwei  Hufen  in  Sommer- 
storf und  fünf  Hufen  in  dem  ehemals  zwischen  der  Stadt  und  dem  Dorfc 
Federow  gelegen  gewesenen  Dorfe  Schönberg:  Hebungen,  die  so  ziemlich  alle 
Arten  von  Einkünften  und  Privilegien  umfassen,  wie  sie  im  Mittelalter  gang 
und  gäbe  waren,  und  für  welche  die  Bedingung  die  ist,  dass  der  Pfarrherr  in 
Waren  nach  dem  Tode  des  Mirow,  seiner  Gattin  und  seines  Sohnes,  für  die 
Seelen  der  Verstorbenen  das  ganze  Jahr  hindurch  jeden  Tag  frühmorgens,  ab- 
wechselnd die  eine  Woche  in  St.  Georgen  und  die  andere  in  St.  Marien,  eine 
Messe  lese  (pro  quibus  quidem  bonis  et  redditibus  ad  dotem  sepedicte  ecclesie, 
ut  premittitur,  appositis  rcctor  ecclesie  qui  pro  tempore  fuerit  per  totum  anni 
circulum  in  vna  ebdomada  in  ecclesia  sancti  Georgii  et  in  alia  ebdomada  in 
ecclesia  beate  virginis  in  Warne  continuando  omni  die  hora  matutina  \el  quasi 
ad  celebrandam  vnani  perpetuani  missam  pro  defunctis  vel  aliam  .secundum 
exigenciam  diei  et  ad  memoriam  animarum  supradicti  Thideiici  Myrowcn, 
vxoris  sue  Aluerik  ac  filii  sui  Hermanni  M\towe,  in  mi.ssa  prcdicta  cjue  pro 
defunctis  dicetur  faciendam  pcrpetuo  est  adstrictus);  am  11.  August  1360 
durch  testamentarische  Verfügung  des  Bürgermeisters  Nikolaus  von  dem  Berge, 
des  Stifters  der  obenerwähnten  Vikarei,  an  St.  Marien  sechs  Mark  P'inkenaugcn 
wendischer  Münze  für  sein  Grab,  sowie  eine  Mark  Wendisch  zu  neuem  Gestühl 
und  zu  einem  eichenen  Block  oder  Armgeld.skasten  in  ebenderselben  Kirche; 
am  20.  März  1378  die  Schenkung  eines  Gartens  an  die  Pfarre  zu  Waren  durch 
den  Priester  Hermann  Kriwitz;  am  13.  April  1382  die  Schenkung  der 
»Waseghen-Mühle«  an  der  Pcenc  zwischen  Schwa.storf  und  Dratow.  mit 
Au.sschluss  der  den  von  Kampz  aus  der  Mühle  zur  Zeit  noch  zustehenden 
Einkünfte,  durch  den  Pleban  Dietrich  Rulow,  der  dafür  vierteljahrlich  eine 
Todtenfeier  für  sich  und  seine  p:itern  bedingt  (tho  veer  thyden  in  lU-me  jare. 
na  paschen,  na  suntc  Johannes  baptisten,  na  sunte  Michelc,  na  wynachten, 
myt  al  den  vicariis  vnde  capellanen,  myt  v)'lgen  vnde  myt  mysscn  vnde  (sc. 
we  de  kerkhere  ys)  schal  gheuen  g>-sliken  vicario  vnde  capellane  soos  Lubcschc 
penninghe  tho  der  vjlge,  dre  Lubesche  to  der  mjsse,  we  dar  ieghcnward)ch 
is);  am  13.  März  1431  die  Ueberweisung  von  60  Mark  Lübisch  durch  den 
Marschall    Heinrich    Maltzan    an    eine    Vikarei    in    St.  Georgen,    wofür    er    mit 


jj- 


AMTSCiERICHTSUKZlRK    WAREN. 


Genehmigung  des  Schweriner  Bischofs  Hermann  erblich  den  Antheil  erhält, 
welchen  die  Vikarei  bisher  an  der  Reke  bei  Eidenburg  besessen  hat;  endlich 
am  24.  Juni  1458  die  Schenkung  des  fürstlichen  Burghofes  in  der  Stadt  durch 
Herzog  Heinrich  I\'.  an  St.  Marien,  sammt  der  weiteren  landesherrlichen  Ge- 
nehmigung zu  Ankäufen  von  Erb-   und  Pfandgut  im  Lande  Wenden.^) 

Zu  allerletzt  erfahren  wir  auch  noch  aus  mehreren  Schriftstücken  der 
Jahre  1586  und  1587,  dass  Heinrich  von  Below,  erbgesessen  auf  Kargow,  die 
halbe  Feldflur  Gemekenhagen,  welche  nordwestlich  von  Kargow  liegt,  von  der 
Kirche  zu  Waren  her  für  eine  jährliche  Heuer  in  Nutzniessung  hat,  und  dass 
er  von  dem  ihm  dabei  zugestandenen  Vorkaufsrecht  mit  der  Summe  von 
siebenzehnhundert  Gulden  ein  Jahr  später  Gebrauch  macht. ^)  Aber  eine  Ur- 
kunde über  den  ohne  Zweifel  sehr  viel  früheren  Zeitpunkt  dieser  Erwerbung 
durch  die  Kirche  ist  nicht  auf  uns  gekommen. 

Ausser  den  bisher  aufgezählten  Kirchen -Urkunden  giebt  es  nun  noch 
einige,  welche  geistliche  Personen  und  deren  Interessen  betretTen.  Doch  sind 
sie  pri\'atgeschäftlichen  Inhaltes,  auf  den  es  hier  nicht  ankommt,  und  es  mögen 
daher  nur  ihrer  zwei,  die  eine  von  1439  und  die  andere  von  15 14,  genannt 
werden,  welche  erkennen  lassen,  dass  es  in  Waren  ebenso  wie  an  vielen 
anderen  Orten  während  des  Mittelalters  einen  Kaland  giebt,  zu  dessen  Auf- 
gaben bekanntlich  nicht  bloss  die  Abhaltung  von  Memorien,  sondern  auch  die 
Ausübung  von  Werken  der  christlichen  Liebe  und  Barmherzigkeit  gehört.^) 

Ueber  die  sonstige  innere  Entwicklung  der  Stadt  fiiessen  die  Schrift- 
(luellen  älterer  Zeit  nur  äusserst  spärlich.  Von  der  Einrichtung  des  Rathes 
wissen  wir  nicht  mehr,  als  was  Monnik  im  Jahre  15 16  in  seinem  Bericht  über 
die  Gewohnheiten  der  mecklenburgischen  Städte,  der  die  Grundlage  für  die 
Entstehung  der  Polizeiordnung  des  Landes  abgegeben  hat,  vorbringt.  Er  sagt 
von  Waren:  Hir  sint  \'II  personenn  in  deine  rade  vnd  sust  plegen  dar  XII 
to  wesenn.  —  Die  raethkoste  deytt  eynn  nie  rathmann  nha  synen  gefallen, 
wenns  emhe  geleuett,  darto  biddet  eynn  jeder  nha  synem  willen  die  frunde 
vnnd  den  radt.  —  Item  e}'nn  nie  borgermeister  gifft  nicht,  kemerer  geuenn 
ok  nichts.  -  Die  raethkoste  warhet  vam  sondage  bet  vp  denn  donredag.  — 
Die  kemerer  nheinenn  in  der  stadt  gutt  vnnd  doenn  deme  rade  reckenschop. 
—  Vann  deme  rade  vnnd  dem  kerckherrn  werdenn  geordent  vorstender  der 
gotshuser,  vnnd  die  doenn  den  suluenn  reckenschop  des  jares  eynns.') 

Auch  die  späteren  Privilegienbestimmungen  der  Landesherrn  geben  in 
dieser    Richtung    keine    Aufschlü.sse    über    die   Verhältnisse    in    früherer    Zeit.") 

';  M.  U.-B.  3730.  3731.  4499.  5382.  5383.  5478.  6016.  7033.  8402.  8777.  II  182.  11424. 
Ufcch.  (Jeschl.  Maltzan  II,  S.  605  (Urk.  CCCCXXXVII).  Schröder,  I'ap.  Meckl.,  II,  S.  2121/22. 
lHuu  angedruckte  Urkunden  aus  dem  XV.  und   XVI.  Jahrhundert  im  Grossh.  Archiv. 

'J  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXIV,  S.  176.   177. 

*)  Akten  im  Grossh.  Archiv.     Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  VIII  H,  S.  124. 

)  P.  Croth  die  Entstehung  der  mecklenburgischen  I'olizeiordnung  vom  Jalnc  1516:  M.  Jahr- 
buch  L\ 

/  lic   Ucstätigungsbricfe    von    1549,    1588,    1609    und    1666.      Vgl.  Akten   im 

Grosah.  Arch:.. 


GESCHICHTE    DER   STADT   WAREN.  333 

Als  Rechtsgrundlage  gilt  das  gemeine  Recht.  Auf  einzelne  Partikularrechte 
fällt  erst  von  1589  an  etwas  mehr  Licht.')  Einen  Anklang  an  die  alte  Zeit 
enthält  die  am  26.  Februar  17 13  erlas.sene  Bürgensprache:  Statuta  urbanica 
urbis  Warnae.-)  \'on  den  älteren  Amtsrollen  ist  nur  die  der  Leinewandweber 
erhalten,  die  der  Rath  der  Stadt  (damals  aus  acht  Personen  bestehend)  am 
27.  Mai  1334  erlässt.-^)  Doch  lernen  wir  die  übrigen  Aemter  und  Gilden  der 
Stadt  sammt  einem  Theil  ihrer  Gewohnheiten  und  Gebräuche  aus  dem  schon 
genannten  Monnick'schen  Bericht  von  15 16  näher  kennen:  es  sind  aus.ser  der 
Kaufleutegilde,  Schützengilde,  Elendengilde  und  dem  schon  genannten  Leinewand- 
weberamt die  Aemter  der  Schuhmacher,  Bäcker.  Knochenhauer,  Schneider, 
Krämer,  Schmiede,  Kürschner  und  Fischer.*)  Letztgenanntes  Amt,  das  für  die 
Stadt  bis  in  die  Gegenwart  hinein  eine  besondere  Bedeutung  gehabt  hat,  erhält 
am  31.  Mai  1723  vom  Rath  der  Stadt  eine  neue  Amtsrolle,  nachdem  das  Amt 
erklärt  hat,  dass  ihm  seine  alte  Rolle  von  1472  und  auch  deren  Erneuerung 
vom  28.  Mai  1628  abhanden  gekommen  seien.  Wahrscheinlich  war  aber  auch 
die  Rolle  von  1472  schon  die  Wiederholung  oder  Erneuerung  einer  älteren  Rolle, 
da,  wie  oben  bereits  erwähnt  ist,  ausser  dem  Feissneck-See  der  nördliche  Theil 
der  Müritz  schon  1306  durch  Kauf  an  die  Stadt  kam,  während  der  südliche 
Theil  in  dem  Besitz  werlescher  Vasallen  war,  wie  einer  Urkunde  von  1375  zu 
entnehmen  ist,  durch  welche  die  Gewässer  dieses  Theiles  von  den  Fürsten  Lorenz 
und  Johann  von  Werle  an  die  Gebrüder  Regendanz  (Regedantz)  verliehen  werden, 
während  sie  bis  dahin  die  in  Waren  wohnenden  Kröcher  besessen  hatten.") 

\"on  der  Betheiligung  der  Stadt  an  den  Wirren  in  der  Zeit  unmittelbar 
nach  dem  werleschen  Vatermorde  ist  oben  bereits  die  Rede  gewesen.  Bei  der 
ersten  werleschen  Landestheilung  am  2.  December  13 16  bleibt  Waren,  bis  zu 
der  vorläufig  noch  ausgesetzten  Entscheidung  über  Malchin,  halb  bei  der  einen 
und  halb  bei  der  anderen  Linie  des  Hauses,  kommt  aber  nachher  an  den 
Güstrower  Landestheil,  also  zu  derjenigen  Städtegruppe,  von  welcher  Güstrow 
die  Vorderstadt  ist:  es  sind  dies  die  Städte  Güstrow,  Krakow,  Plau,  Röbel, 
Penzlin,  Xeukalen  und  Waren. ^)  Dass  Waren  in  dieser  Zeit  neben  Güstrow  die 
vornehmste  Stadt  ist,  sieht  man  sowohl  an  der  gemein.samen  Burgschaft  beider 
für  ihren  Fürsten  Nikolaus  III.  bei  dem  Abschluss  eines  einjährigen  Waflen- 
.stillstandes  am  19.  März  1344  zwischen  diesem  und  den  Herzögen  von  Pommern, 
als  auch  an  dem  ausnehmend  schönen  und  prächtigen  grossen  Siegel,  das  sie 
bei  dieser  Gelegenheit  als  äusseres  Zeichen  ihrer  Würde  und  Bedeutung  ver- 
wendet.") Bei  der  abermaligen  werleschen  Landestheilung  am  14.  Juli  1347. 
in  welcher  Waren,    Röbel,   Wredcnhagen    und  Penzlin    die    Hauptpunkte  eines 


•)  V.  Kamptz,  Civiliecht  I,  Theil  i.  S.  40.  236-239.  300.  3K). 

^)  V.  Kamptz,   a.  a.  O.  II,   S.  328—331. 

»)  M.  U.-B.  5525. 

*)  I'.  Groth,  a.  a.  ().,  S.  225  —  230. 

'^)  M.  U.-H.  10675. 

*)  M.  U.-B.  3860. 

'')  M.  ü.-B.  6392.      Vgl.  auch   6434. 


334 


AMTSGERlCllTSliEZlRK    WAREN. 


besüiidercn  Gebietes  abgeben,  wird  Waren  zur  Residenz  erhoben  und  bleibt 
es  bis  zu  dem  Aussterben  der  Werle-Warenschen  Linie  im  Jahre  1425.')  Kine 
in  der  Nähe  von  St.  Marien  gelegene,  oft  besuchte  und  bewohnte  landesherr- 
liche Burg  giebt  es  freilich  schon  von  alter  Zeit  her.  Sie  wird  der  Hauptsitz 
des  Werle-Warenschen  Hauses.  Eine  ganz  genaue  Angabe  ihrer  Lage  ist 
freilich  bis  jetzt  nicht  möglich  gewesen.  Wie  sie  1458  Eigenthum  von  St. 
Marien  wird,  ist  oben  schon  angedeutet  worden.  His  Ende  des  XV.  Jahr- 
hunderts sollen  ihre  Baulichkeiten  noch  gestanden  haben. 

In  den  bekannten 
vielen  Landfriedens-  und 
anderen  Verträgen  des 
XIV.  Jahrhunderts  nimmt 
Waren  jederzeit  eine  an- 
gesehene Stelle  ein.^) 
h'inen  eigenthümlichen 
Eindruck  macht  jene  Ur- 
kunde vom  14.  Oktober 
1363,  mit  welcher  sich 
die  Stadt,  angeblich  un- 
beschadet der  werleschen 
Oberherrlichkeit,  auf  fünf 
Jahre  in  den  Schutz  des 
Herzogs  Albrecht  von 
Mecklenburg  begiebt.^) 
Aber  die  Sache  erklärt 
sich  theils  aus  der  durch 
dieTheilungen  des  Landes 
stark  geschwächten  Haus- 
macht der  ]''ürsten,  theils 
und  ganz  besonders  aus  dem  schon  in  den  fünfziger  Jahren  eingetretenen  Pfand- 
verhältniss,  durch  welches  der  Herzog  allerlei  Einkunftsrechte  aus  dem  Lande 
Waren  gewonnen  hatte,  wenngleich  am  23.  Juni  1362  das  Land  Waren  selbst  von 
den  Herren  von  Werle  wieder  eingelöst  worden  war.  Doch  bleibt  dieser  That- 
sache  gegenüber  Herzog  Albrecht  noch  lange  Pfandherr  der  Lande  Krakow  und 
Plan,  von  Plan  sogar  bis  zum  Jahre  1375.'')  Bald  nachher  mü.s.sen  Uneinig- 
keiten der  Stadt  Waren  mit  den  I  lanscstädten  vorgekommen  sein,  welche  aus 
j>oliti.schen  Gründen  den  Handel  nnt  Dänemark  untersagt  hatten.  P^s  scheint, 
als  ob  die  Kaufleute  in  Waren  diesem  oder  auch  einem  anderen  durch  ge- 
meinsame Interessen  veranlassten  Gebot    nicht  nachtrekommcn   waren,    denn  es 


Altes  Siegel  der  Stadt   Waren. 


■,  M.  V.U.  6779. 

';  M.  U.-B.  6437.  752,».  7731.  7771.  7.SS1.  7911.  9935.  11664. 

V  .V  i:.-B.  9205. 

''    K242   ;n;ich   der   <  heniiiitz'sclicn   Chronik).   9008.   9051.   9937.    10769. 


GESCHICHTE    DICK   STADT    WAREN.  335 

Steht    zur    Frage,    ob    der    Handelsverkehr    mit    Waren    in    Folge    dessen    ein- 
zustellen sei  oder  nicht. i)     Das  Ende  der  Sache  erfahren  wir  nicht. 

Die  letzten  urkundlichen  Nachrichten  des  XIV.  Jahrhunderts  über  Waren, 
welche  hier  eine  Erwähnung  verdienen,  sind  die,  dass  Fur.st  Ik-rnhard  von 
Werle  am  S.Juli  1378  den  Wedege  von  Plote  zum  Hauptmann  der  Länder 
Waren  und  Penzlin  bestellt,  und  dass  sich  Fürst  Johann  VI.  von  Werle,  der 
die  vorletzte  Generation  der  Linie  Werle -Waren  vertritt,  in  einer  Urkunde 
vom  26.  September  1383  als  »vann  godds  gnaden  here  van  Warn  vnnd  ouer 
dat  landt  to  Wenden«   nennt. ^) 

Die  wichtigsten  politischen  Ereignisse  des  XV.  Jahrhunderts  sind  dann: 
der  Uebergang  von  Stadt  und  Land  Waren  sammt  dem  Lande  zu  Weiulen 
nach  dem  Tode  des  Fürsten  Christofifer  in  der  Schlacht  bei  IVitzwalk  am 
25.  August  1425  an  das  Haus  Güstrow,  das  Aussterben  dieses  Hau.scs  mit 
dem  Fürsten  Wilhelm  elf  Jahre  später,  am  7.  September  1436,  und  der  dadurch 
verursachte  Uebergang  der  gesammten  werleschen  Lande  an  da.s  I  laus  Mecklen- 
burg und  das  erwähnte  Eingehen  des  fürstlichen  Hauses  zu  Waren  im  Jahre 
1458.  Das  Haus  selbst  soll,  wie  schon  bemerkt  worden,  noch  bis  1500  hin 
gestanden  haben. 

Im  XVI.  Jahrhundert  beschäftigen  die  Reformationsgedanken  und  die 
sich  anschliessende  verderbenschwangere  grosse  Kirchenspaltung  die  Geister 
und  Gemüther  aller  Menschen,  im  XX'II.  folgt  die  entfesselte  Kriegsfuric  mit 
Pest  und  Elend,  Noth  und  Tod,  und  verheert  Stadt  und  I.aiul  in  fürchter- 
lichster W'eise,  im  XVIII.  aber  lastet  tiefste  l^rschlaffung  auf  allen  lebenden 
Wesen  und  verwandelt  jeden  Schaffensdrang  in  ein  unfruchtbares  l'liilisterthum, 
das  Niemandem  frommt.  Das  ist  auch  die  Geschichte  der  Stadt  Waren  in 
dieser  Zeit  Wen  freut  es  davon  zu  hören?  Dazu  giebt  es  mehrere  gro.sse 
Brände,  die  den  Wohlstand  der  Bürger  aufs  Schwerste  schädigen,  1568,  1637, 
1656,  1671,  1699.^)  Kurzum,  es  ist  nicht  mehr  das  Bild  der  schwellenden 
Knospe  und  aufbrechenden  Blume,  das  die  Geschichte  der  Stadt  im  Mittelalter 
bietet,  es  ist  das  weniger  schöne  Bild  des  verwelkenden  Gewächses.  I-jst  im 
XIX.  Jahrhundert  rafft  sie  sich  langsam  wieder  empor,  und  wenn  die  Stadt 
heute  in  ihrer  Gesammt- Erscheinung,  in  ihrem  Leben  und  in  ihrer  Rührigkeit 
die  meisten  der  übrigen  Mittelstädte  Mecklenburgs  überragt,  so  ist  es  ganz 
besonders  das  Verdienst  des  erst  vor  wenigen  Jahren  verstorbenen  Burger 
meisters  Schlaaff,  der  fast  vier  Jahrzehnte  hindurch  dem  Gemeinwesen  vor- 
gestanden hat  und  über  Feindschaften  und  Hindernis.se  hinweg  die  Stadt 
gehoben  und  mit  ei.sernen  Schienen.strängen  nach  allen  Richtungen  hin  au.s 
ihrer  Absperrung  und   Vereinsamung  herau.sgerissen  hat. 

Am  Schluss  seiner  geschichtlichen  Nachrichten  über  die  Stadt  Waren 
geht  Dankert  auf  Personalien  aller  Art  ein  und  giebt  u.  a.  auch  die  X'erzeich- 

')  .M.  U.-H.  974S 
*)  M.  U.-H.  II  119.    II  527. 

")  \g\.  I).^nkel•t,   a.  a.  C).,    .\r.  15,    17      L^^-l'cr  den  gn.s«.eii  Hra.ul  vom  22    Aj.iil  u»,<t  ;  .  i.clilet 
das  iil:este   Kirchenliucli  (Wolff). 


33^  AMTSGEKlCinsUKZIRK    WAREN. 

nisse  der  Geistlichkeit.  In  Betreff  der  vorreformatorischen  geben  jetzt  die  Re- 
gister des  mecklenb.  Urkundenwerkes  eine  reiche  Ergänzung,  welche  sich  noch 
mehren  wird,  sobald  die  Urkunden  des  X\^  Jahrhunderts  an  die  Reihe  kommen. 
F'ür  die  Geistlichkeit  nach  der  Reformation  bieten  die  Kirchenakten  im  Gros.sh. 
Archiv  und  ebenso  die  Kirchenbücher  auf  der  Pfarre  zu  Waren  einige  Hc- 
richtigungen,  die  hier  nachgetragen  werden  mögen.  Heinrich  Wehen  (nicht 
Weher)  wird  im  \^isitationsprotokoll  von  1541  42  als  ein  gelehrter  und  christ- 
licher Prediger  gerühmt.  Neben  ihm  wirkt  als  Kapellan  Steffen  Monnich,  der 
gleiches  Lob  erhält.  Als  dritter  wird  der  »Schulmeister«  Bartholomaeus 
Michaelis  genannt,  ein  gelehrter  Geselle«.  Dagegen  ist  der  Stadtschreiber 
(nach  altem  Herkommen  ohne  Zweifel  ebenfalls  Theologe)  »ein  arger  Papist 
und  Verfolger  des  Wortes  Gottes.«^) 

1576  (nicht  1574)  wird  Johann  Pauli  berufen.  In  einem  Schreiben  des 
Magistrats  vom  11.  Juli  1576  heisst  es,  dass  dem  alten  Er  Jochim«  nunmehr 
noch  ein  Unterhalt  ausgewirkt  werden  müsse,  neben  dem  bis  dahin,  und  zwar 
seit  drei  Jahren,  Christoffer  Weede  sich  des  Predigtamtes  befleissigt  habe. 
Also  der  Vorgänger  von  Pauli  ist  nicht  der  1541  genannte  Wehen,  sondern 
der  alte  »Er  Jochim-,  ohne  Zweifel  kein  anderer  als  der  von  Dankert  genannte 
Joachim  Weinholz,  welchen  bereits  das  Warener  Visitationsprotokoll  von  1559 
als  Kirchherrn  vorführt.  Christoffer  Weede  aber  ist  vielleicht  der  Nachfolger 
des  von  Dankert  um  1563  genannten  Kaspar  Bornemann.  Im  Jahre  1577 
wirkt  neben  Pauli  als  zweiter  Pastor  Joachim  F"rederkink,  und  als  dritter  wird 
in  Schröder's  evangel.  Mecklenburg  III,  S.  329,  Jakob  Voss  genannt.  Alle 
drei  unterschreiben  1577  die  Konkordien-Eormel.  Pauli  wird  noch  im  selben 
Jahr  nach  Wismar  berufen.  An  seine  Stelle  tritt  Gelmerus  Waldberg  (Nemero- 
montius),  der  nun  mit  Erederkink  bis  zu  dessen  Tode  im  P>ühjahr  1587 
zusammenwirkt.  Waldberg  stiibt  im  Frühjahr  1597.  Als  zweiter  neben  ihm 
führt  nach  Frederkink's  Tode  Christian  Schwante  (Suantenius)  das  Amt.  Sein 
Kollege  wird  1 598  der  junge  VValdbcrg,  der  sich  ebenso  wie  sein  Vater 
Gelmerus  Xemeromontius  nennt. '■^)  Schwante  stirbt  1624  (nicht  1620)  an  der 
Pest,  der  jüngere  Waldberg  ist  schon  am  20.  November  1622  gestorben.  Nun 
fehlen  mehrere  Nachrichten.  Nachdem  Petrus  Bambam,  der  Sohn  des  gleich- 
namigen Pastors  in  Gross- Vielen,  durchs  Mxamen  gefallen  i.st,  wün.scht  die 
Stadt  den  Joachim  Schönemann  zu  erhalten.  Vielleicht  wird  er's,  und  zwar 
neben  Georg  Arendt.  Aber  wenn  er  es  wird,  dann  höchstens  bis  163 1. 
Denn  von  163 1  an  ist  neben  Arendt  bereits  Nikolaus  Grundt  im  Amte. 
Arendt  stirbt  am  Montage  nach  Trinitatis  1638  (nicht  1646).  Grundt  aber 
lebt  bis  1677.  Neben  ihm  wirken:  zuerst,  als  Nachfolger  von  Arendt,  Georg 
Helmichius  (f  im  December  1660),  dann  von  1662  an  Joh.  Weltzien  (f  im 
Januar    1673)    und    als    dritter   von    1674    an    Chri.stian  Ilämmcrich,    der    1676 

I   ^'•"     *'  i  .•.Mi.ii-j.rotulcoll    v<in     1^34     nciiiil    nN    Inli.ilier    des    I'fanlclins    seit     1509    einen 
Heinrich  Weinbolz. 

*)  In  der  Kohtocker  Universität« -Matrikel   wird   der   .\anie   .N'einoriinontius  i^^eschrieben. 


ST.    GEORGEN -KIRCHE   ZU   WAREN.  337 

nach  Rendsburg  berufen  wird.  Grundt  erlebt  auch  noch  die  I^erufung  des 
Joachim  Rehfeld  (f  14.  August  17 15).  x\eben  Rehfeld  i.st  seit  1677  %ach 
Grundt's  Tode)  Simon  Gabriel  Rosenow  zweiter  Pastor  (7  24.  August  1686). 
Diesem  folgt  1687  Otto  Joachim  Haveniann  (7  i.  März  1722,  emeritiert 
schon  17 18).  Und  nun  rücken  wir  in  jene  Nachrichten  bei  Dankert  ein,  welche 
sich  bei  weiterer  Kontrole  durch  Kirchenakten  und  Kirchenbuch  durchweg  als 
richtig  erweisen.  Die  Genannten  sind  Christian  Dreyer  (von  1717  an, 
gest.  8.  September  1734),  Joach.  Joh.  Flohr  (von  1718  an,  1747  abgesetzt,  gest. 
19.  Mai  1761),  Joh.  Friedr.  Daries  (von  1735  an,  gest.  8.  Juni  1 769), ')  Christian 
Daniel  Graumann  (von  1747  an,  gest.  26.  Januar  1764).  Joh.  Aug.  Hermes 
(von  1765  bis  1774,  nicht  1772,  später  in  Jerichow,  Magdeburg  und  zuletzt 
in  Quedlinburg),  Friedr.  Traugott  Schmidt  (von  1770  bis  1813),  später  in 
Gnoien^);  Joh.  Friedr.  Schneider  (von  1774  bis  1804).  Ueber  die  Geistlichen 
des  XIX.  Jahrhunderts  s.  Walter  a.  a.  O. 


Die  St.  Georgen -Kirche. 

ils^jaubeschreibung.      Ihr    jetziges    Aussehen    verdankt    die    Kirche    einer    1*>-     Beschrd- 

neuerung    ihres    ganzen    Baues   in   den    fünfziger  Jahren   des   XIX.  Jahr-     ''"ng  des 

hunderts  durch  den  Baurath  Krüger.  Leider  hat  sie  dabei  ihren  ganzen  alten  '^^"es. 
Chor  eingebüsst,  der,  nach  der  Beschreibung  bei  Lisch  im  M.  Jahrb.  V  B,  S.  120, 
ein  allerdings  nicht  mehr  in  seiner  Ursprünglichkeit  erhaltener  Feldsteinbau 
aus  der  Zeit  des  Ueberganges  vom  romanischen  zum  gothischcn  Stil  vom 
Anfange  des  XIII.  oder  gar  noch  vom  Ende  des  XII.  Jahrhunderts  war.  Be- 
sonders gedenkt  Lisch  einer  Pforte  mit  Rundbogenschluss  auf  der  Südseite  des 
Chors,  deren  Wandung  und  Laibung  aus  wohl  bchauenem  Granit  gebildet  war 
und  deshalb  in  irgend  einer  Weise  und  an  irgend  einer  Stelle  hätte  erhallen 
werden  sollen,   am   besten  an   ihrer  ursprünglichen  Stelle. 

Der  grosse  Brand  der  Stadt  am  Sonntage  Cantale  des  Jahres  1 568, 
vier  Wochen  nach  Ostern,  hatte  auch  die  Kirchen  arg  mitgenommen.  Ks  wird 
erzählt,  dass  nur  ihre  Mauern  stehen  geblieben  waren.  Gleiche  Wirkungen 
hatte  der  grosse  Brand  von  1699  Es  ist  daher  wohl  zu  glauben,  dass  die 
Kirche,  wie  Lisch  sagt,  vor  ihrer  Erneuerung  ein  durchaus  unerquickliches 
Ansehen  hatte.  Wie  der  Chor,  .so  stand  auch  das  drei.schifFige  Gemeindehaus 
ohne  Wölbung  da,  nur  mit  Balken   und  Brettern  eingedeckt. 

Auf  die  Jahreszahl  14 14  hin,  die  man  frühei  auf  einem  Steine  des 
Thurmes  las,  glaubte  man  den  Bau  des  drei.scliiffigen  Gemeinilehau.ses  in  dieses 


')   Verfasser    von    »Etwas    zur    Geschichte    und    Hcschreibung    •'■r    >,„ .  LI,  ..1,1..  ..s.  li.-n    .Sladl 
NW-ihreni    in   Mantzel's  IJützowschen   Ruhestunden   XVII,  .S.  66  bis  71. 

-)  Verfasser  von    >To|)ograi)hische   l'.eschrcihung  der  .St.-idt  Wahren-    in    ...Neue  .\IunatNM:hrift 
von   und  für  Mecklenburg».    Erster   [.ihp.'.inir.     Elftes  .Stilck.     November   1792   (^.S.-38i     -300 . 

22 


33» 


AMTSGERICHTSKEZIRK    WAREN. 


Jahr  setzen    zu  dürfen.     Prüft    man   aber    die    noch    erhaltenen  alten  Bautheile, 

besonders    die  Formen    der   Fenster   des  Obergadens  im  Mittelschifif,    in   deren 

Wandung    und    Lai- 

bung     der    Wechsel 

zwischen     Rundstab 

und     rechtwinkligen 

scharfen  Kanten    zu 
beachten    ist,    so 

kann  man  sich  dem 

Findruck  edler  Früh- 
gothik  vom  Ende 

des  XIII.  oder  auch 

dem     Anfange     des 
XIV.  Jahrhunderts 

nicht    entziehen. 
Eigenthümlich    ist 
der    Einsatz    von 

blumen-    oder 
knospenartig   aus 
dem    äussersten 

Gliede    der    Bogen- 
laibung    heraus- 
ragenden   Form- 
steinen,   wie    sie    in 

dieser    Weise    sonst 

nicht     in     Mecklen- 
burg   vorkommen 

und    wie    sie   ausser 

bei    den    Fenstern 

auch  bei  den  kleinen 

Hlendnischen    neben 

ihnen    zu    sehen 
sind.')    Aber   auch 


')  Lisch  nennt  .sie 
>  Sperberköpfe«.  Aller- 
dings cr.scheincn  sie  aus 
der  Kerne  fast  wie  hervor- 
Mehende  plastische  Vogel- 
köpfc.  Genauer  besehen 
aljer  haben  ».ic  besonders 
da,  wo  sie  zu  dreien 
nelicn  einander  geordnet 
sind  (wie  z.  B.  in  der 
Spitze  des  Bogens)  das 
Aussehen  von  kleeblatt- 
artigen  liiidungen. 


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Nacli    I'rics  und   Werner. 


Inneres  der  St.  Georgenkirche  zu   Waren.     Blick  auf  den  Altar. 


Inneres  der  St.  Georgenkirche  zu  Waren.     Blick  auf  die  Orgel. 


ST.    GEORGEN -KIRCHE   ZU   WAREN. 


339 


hierin  meldet  sich  jenes  Princip,  das  uns  in  einer  ganzen  Reihe  schöngebildeter 
Portale  in  frühgothischen  Kirchenbauten  entgegengetreten  ist.  Man  denke  nur  an 
Steffenshagen,  Parkentin,  Bützow,  Güstrow,  VVattmannshagen,  Teterow  u.  a.  ni. 

Es    ist    dies   jene    dem    norddeut- 
,Hi..,nn,i,t.!i,.i,i  II '  s<  -,.'Jl.i,i,u'.'.'.-;miii  I        scheu     Ziegelbau     in     besonderer 

Weise  eigene  Art,  die  Hogen- 
laibung  vom  Kapitellgliede  in  der 
Kämpferlinie  herauf  mit  zierlich 
gebildeten  Gliedchen  aller  Art,  mit 
Scheiben,  Radchen,  Sternen,  Ro- 
setten, Blättern,  Blumen  und 
Knospen  zu  schmiicken.  Beson- 
ders erfreuen  sich  die  »Priester- 
pforten« im  Chor  dieser  Auszeich- 
nung, die  oft  mit  diesem  Schmuck 
wie  besäet  erscheinen.  Diese  Nei- 
gung aber  verschwindet,  wenigstens  soweit  unser  Ziegelbau  dabei  in  Betracht 
kommt,  in  der  nachfolgenden  Zeit  der  Hochgothik  und  Spätgothik  ganz 
und  gar. 

Darum   ist   es   durchaus   nicht   angebracht,    die  Jahreszahl    1414   auf  das 
Schiff  von  St.  Georgen   anzuwenden.     Sie   muss  dem  Thurm  gelassen  werden, 


Obergaden. 


■J(nV\ Jl  i<  vw"  v< vv  JVv.^W*\  va^^Al.- 


oAäaxfl 


Y- 


des.sen  Mauerwerk  den  polnischen  Verband  (ein  Läufer,  ein  Binder)')  aufweist, 
und  der  hier  wie  anderswo  als  letzter  Baukörper  aus  dem  X\'.  Jahrhundert 
den  Schluss  des  Ganzen  bildet. 

Frühgothischer  Charakter  ist  glücklicherwei.se  auch  den  Scheidebugen 
im  Innern  verblieben,  eben.so  den  Ni.schen  oberhalb  des  Triumphbogens, 
während  die  gedrungenen  acht.seitigen  Pfeiler  von  der  Frühzeit  nichts  weiter 
haben  und  zeigen  als  die  ihr  noch  vom  romani.schen  Stil  her  anhaftende 
Schwere  und  Massigkeit. 

';  OtteWernicke,  Hdb.  I,  S.  43  (5.  Aufl.)  nennt  diesen  Verliand  >\vendisch<  und  den,  welchen 
man  in  Mecklenburg  .  wendisch <  nennt,  den  »gothischeii.  Verband. _  Wir  müssen  hier  bei  unserer 
Weise  bleiben.  (Jothisch  sind  sie  beide,  beide  auch  bedingt  durch^das  Kullmaucrwcrk  aller  Zeit  ; 
und  schliesslich  ist  polnisch  und  wendisch  etwas  Nahverwandtes.  Aber  fllr  .Mccklenburu  mus» 
der  Verband  mit  zwei  Läufern  und  einem  Binder  als  der  ältere  in  Anspruch  gcnDmmen  werden, 
welcher  in  den  > wendischen«  Städten  an  der  See  der  herrschende  war,  und  der  andere  mit  einem 
Läufer  und  einem   Minder  hat  als  der  nachfolgende  jUngere  zu  gelten. 


340 


AMTS(;ERICnTSlU';ZIRK    WAKEN. 


Das  für  die  Küster-  und  Organisten -Wohnung  dienende  alte  Haus  auf 
der  Südseite  der  Kirclie  soll   im   Mittelalter  dem   Kaland  gedient  haben. 

Die  innere  Einrichtung  der  Kirche  entstammt  der  Zeit  der  genannten 
Krneuerung  durch  den  Haurath  Krüger  in  den  fünfziger  Jahren  des  XIX.  Jahr- 
hunderts. Die  Glasmalereien  im  Chor  wurden  von  Ernst  Gillmeister  nach 
ICntwürfen  \on  Gaston  Lenthe  ausgeführt.  Es  sind  die  Gestalten  des  auf- 
erstehenden Christus,  des  Moses  und  des  Jesaias;  unter  dem  Heiland  nach 
Art  einer  Predella  die  Grablegung. 

An  einem  Pfeiler  des  südlichen  Seitenschiffes  ein  in  Stein  gehauenes 
Epitaphium  mit  Wappen  und  Kriegs -luiiblemen;  die  Inschrift  besagt,  da.ss 
es  dem  ADAM  CHRISTOPHER  VON  HOLSTEIN,  Oberstleutnant  in  dänischen 
Diensten,  geboren  den  lO.  h^ebruar  1683  zu  Klink  und  gestorben  den  29.  Juli  17  12 
in  Marchienne  in  Flandern,  zum  Andenken  gesetzt  worden  sei. 

Oberhalb  des  Triumphbogens  auf  getrennten  Sockeln  die  alte  drei- 
figurige  Krucifixus- Gruppe,  eine  treffliche  gothische  Holzschnitzerei,  an- 
scheinend aus  dem   XI\\  Jahrhundert. 

Zwei  Oelbilder,  die  l^mmahus -Jünger  und  Petri  l^'ischzug,  sind  ohne 
künstlerische  Bedeutung. 

Im  Thurm  hängen  vier  Glocken.  Die  grösste  ist  laut  Inschrift  im  Jahre 
1699  von  M.  Ernst  Siebenbaum  in  Rostock  gegossen,  die  beiden  nächstfolgenden 
im  Jahre  1769  von  Johann  Valentin  Schultz- Rostock,  und  die  kleinste  1842  von 
C.  Jllies  in   Waren. 

Kleinkunstwcrke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  mit  Patene  ohne  Inschrift. 
Stadtzeichen  W,  Meisterzeichen  C  O:  vom  Goldschmied  Christian  Osten  in 
Waren,  um  die  Mitte  des  XIX.  Jahrhunderts.  —  3 — 6.  Kelch,  Patene,  Ciborium 
und  Kanne  (Sy  &  Wagner- Berlin),  gestiftet  1872  vom  Rentner  STEIN-Waren, 
nachdem  die  1.S57  durch  Gaben  der  Gemeinde  beschafften  Geräthe  gestohlen 
worden   waren.  7.  Taufbecken,   neu. 


Die  St.  Marien -Kirche. 

[aubeschreibuny.  Die  St.  Marien -Kirche  ist  gleich  deni  Schiff  von  St. 
(jcorgen  ein  frühgothischer  Backsteinbau  vom  ICnde  des  XIII.  oder 
Anfang  des  XIV.  Jahrhunderts.  Der  Chor,  aus  hel.sen  hochgeführt,  schlie.s.st 
mit  der  O.stwand  platt  ab.  Chor  und  Langhaus  sind  beide  mit  einfachen 
Strebepfeilern  bewehrt.  Das  Innere  bildet  einen  ungetheilten  Raum  und  ist 
nüt    einer    flachen   Decke    ge.schlo.s.sen.      Trotzdem    läs.st    sich    im   Chor   an    den 


ST.    MARIEN- KIRCHE    ZU    WAREN. 


341 


'    ■     ■    "    I    I     I     I    T    T— - 


Gruiidriss  der  St.  Marien -Kirche  zu   Waren. 
(Xiuli  .Kufmessunir  von  Zimmernicister  Klein  und  MuurcrnuisUr  <.»rl.(.r  cln.«iflli>t.) 


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t^wtt(^  ^t>  vwi-it-  ?</!,<: tv4.<-v^Vt>  . 


beiden    Fenster- 
.schlitzen     der     O.st- 
und  Südseite,  ebenso 


an  dem  Charakter 
des  l"riiiniphbo«;ens 
die  alte  Kirche  aus 
der  letzten  Zeit  tles 


l  'chcr},Mn^.s     vom 

romanischen    zum 

jjothi-schen  Stil  noch 


04- 


AMTSGKRICHTSHKZIKK    WAREN. 


sehr    wohl    erkennen.      Das 

Langhaus  dagegen  mit 
seinen  hohen  dreitheiligen 
Fenstern  athmet  bereits  den 
Geist  des  späteren  gothischen 
Geschmackes  in  der  ersten 
Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts. 
Dass  die  Kirche  1333  schon 
da   war,    zeigen    uns  ja    die 


Urkunden  (s.  o.).  Alt  sind 
in  der  Wandung  und  Hogen- 
laibung  der  Fenster  der  Süd- 
seite die  beiden  ersten,  sich 
an    einander    schliesscnden 

breiten      Halbwulste     der 
Au.ssenseite,   ebenso  auf  der 
Nordseite     die     statt     dieser 

angeordneten    rechtwinklig 

1  ifMtXtn 


St.  Marien -Kirche  zu   Waren.     (I'rie.s.) 


ST.    MARIEN -lilRCHE    ZU   WAREN. 


343 


gebildeten  scharfen  Kanten.     Der  gleichen  frühgothischen  Zeit  gehört  auch  das 
aus    rechtwnikhgen    Kanten    und    kleineren    Rundstäben    gebildete    Portal    der 

Xordseite  an ,  das  jetzt 
leider  durch  einen  Vor- 
bau   verdeckt    wird. 
Unzweifelhaft  jünger 
dagegen    erscheinen 
die   beiden   Portale   im 
Thurm    und    auf  der 
Südseite,     in     deren 
VV^andungen    und    Lai- 
bungen   sich    bereits 
die    birnenförniigcn 
Profile    und   die    durch 
Hohlkehlen  abgefastcn 
Zwischenglieder  einer 
späteren    Stufe    der 
Gothik     bemerkbar 
machen.     Das  Pfosten- 
werk   der    Fenster    ist 

schlecht    und    plump 
gearbeitet    und    gehört 

wahrscheinlich   einer 
der     früheren     Restau- 
rationen der  Kirche  an. 
Im    Westen     in     der 
Längsachse   des   Lang- 
hauses   der    Thurm, 
bestehend     aus     einem 
quadratischen    gothi- 
schen    Unterbau    mit 
einem     barock    gestal- 
teten   Hclmaufsatz    aus 
Thu.m-iv„tal.  ^^^^^    >^\'Ij,    Jahrhun- 

dert.     An     der     nörd- 
lichen   Ecke    am    Choransatz    die    Sakristei,    die    ebenso    wie    der    Chor    aus 


im 


»»  ^»^^w^^»("^ 


F'elsen    erbaut    ist.       Das    Thurmportal     i.st     als     eine     kleine    Vorhalle     mit 


344 


AMTSCJKKlClirSHK/jKK    WAREN. 


einem  Kreuzgewölbe  gestaltet.  Kndlich  ist  noch  an  der  südlichen  Seite 
des  Chors  ein  jetzt  mit  Blendmauerwerk  gefüllter  Spitzbogen  zu  beachten, 
welcher  den  Anschein  hat,  als  ob  in  ihm  der  Ansatz  zu  einem  früheren  Ver- 
bindungsgange erkannt  werden  dürfte,  der  zu  dem  verschwundenen  Burghause 
der  Herren  von  W'erle  hinul)crgefiihrt  haben  könnte,  das  ja  in  der  Nähe  der 
Kirche  lag,  wenngleich,  wie 
bereits  bemerkt  worden,  die 
Stelle  nicht  ohne  Weiteres 
genau  anzugeben  ist.^) 

Mit  dieser  äusseren  go- 
thischen  Schale  kontrastiert  nun 
sehr  stark  der  innere  Kern, 
welcher  der  Restauration  der 
Kirche  im  Anfange  der  neun- 
ziger Jahre  des  XVIII.  Jahr- 
hunderts durch  den  herzog- 
lichen Ilofbaurath  Husch  aus 
Ludwigslust  enlstammt,  der  uns 
bei    den    Ludwigsluster    Bauten 

bereits     mehrfacli     entgegen- 
getreten   ist.     I*2r   ist   auch    der 

Baumei.ster  des  Thurmhelms. 
Die  Neueinrichtung  der  Kirche, 
welche  dem  damals  herrschen- 
den klassicierenden  (ieschmack 
folgt,  erforderle  im  Ganzen  drei 
Jahre,  1792  war  sie  vollendet, 
und  die  neue  Weihe  der  Kirche, 
welche  vom  dreissigjährigen 
Kriege  her  über  einhundert- 
fünfzig Jahre  lang  wüst  und 
leer  gestanden  hatte,  erfolgte  am 
26.  August    desselben  Jahres.^) 

Altar    und    Kanzel    sind  Altar  mul  Kanzel. 

zu  einem  Körper  verbunden,  und 

—  man  mag  gegen  den  Zcjpfstii  jetzt  sagen,   was  man   will  -  -  die  Verhallnisse 

in  dieser  Zusammenfugung  mit  ihrer  Un)gebung  sind  keineswegs  zu  verachten. 

(Jestühl,     Gestühl    und    Emporen    ])assen    dazu,    wenngleich    sie    nichts   Besonderes    dem 

Kmporen,    Auge    bieten.     Beachtung    verdient    ein    .schmiedeei.serner  Taufständer,    der    in 

'        .seinen    kla.ssicierenden    Formen    ganz    auffällig    an    die    Arbeiten    der    Familie 

Niens    m    Ludwig.slust   erinnert    und    wahrscheinlich    mit    dem    Baumeister    von 

•   Jahrb.  VlII  15,  .S.  123,  Anmkg. 
*;  .Seil'.-    Monat.s&chrift  von   und   fUr   .Mccklcnluir},'  des  Jahres    1792,   .S.  383. 


ST.    MARlKX-KIIv'CIIK   ZU    WARKN. 


345 


dort  gekommen  ist.  Als  Taufschüssel  dient  ein  zinnernes  Hecken  vom  Jahre 
1817,  nach  den  Stempeln  von  einem  W'arener  Zinngiesser  I  B  Jochim  Baass  , 
welcher    1793   ins  Amt  getreten  ist. 

Die  Kirche  hatte  bis  dahin  nur  eine  kleine,  nach  aussen  gehängte 
Einläute -Glocke.  Jetzt,  nachdem  sie  im  Jahre  1901  zur  zweiten  Pfarrkirche 
der  Stadt  mit  eigener  Gemeinde  erhoben  worden  ist,  hat  sie  auch  ihr  eigenes 
grösseres  Geläut  erhalten.^) 


(ilocke. 


*)  ^^S^-  Meckl.  Zeitung  vom  6.  Juli   1901,  Beilage. 


Tauf.ständer. 


346 


AMTSGEKTCHTS15EZIRK    WAREN. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Federow.') 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


pn  der  mit  dem  Datum  des  24.  April  1230  versehenen  Fälschung  Nr.  377 
im  M.  U.-B.  abgesehen,  wird  Federow  zuerst  am  9.  April  1289  erwähnt, 
als  der  Bischof  Hermann  von  Schwerin  seinem  Domkapitel  Zehnten  im  Lande 
Waren  (Warne),  darunter  auch  »in  Vederowe«  verleiht.^)  Im  Jahre  1292  wird 
die  Grenze  des  »Warenschen  Wohid«  bestimmt,  welchen  Nikolaus  von  Werle 
der  Stadt  Waren  geschenkt  hat,  und  dabei  als  Grenzfeldmark  diejenige  der 
villa  X'ederowe«  genannt.^)  Ausser  der  Fälschung  vom  24.  April  1230 
giebt  es,  wie  schon  öfter  berührt  worden  ist,  noch  eine  zweite  vom  22.  Sep- 
tember 13 12,  in  welcher  sich  das  Kloster  Broda  vom  Fürsten  Nikolaus  von 
Werle  alle  seine  Besitzungen,  darunter  auch  das  ganze  Dorf  Vederowe,  bestätigen 
lässt.*)  Indessen  Gut  und  Dorf  Federow  selbst  haben  dem  Kloster  niemals 
gehört,  nur  das  Kirchlehn  ist  es,  welches  dadurch  an  das  viel  begehrende  Stift 
gelangt,  dass  Fürst  Johann  von  Werle  am  14.  März  1331  das  Patronatsrecht 
über  die  Kirche  zu  Federow  und  deren  Tochterkirche  zu  Kargow  mit  Ge- 
nehmigung des  Bischofs  Johannes  von  Schwerin,  zu  dessen  Diöcese  Waren, 
I'^ederow  und  Kargow  gehören,  gegen  das  der  Kirche  zu  Waren,  welches  dem 
Kloster  bis  dahin  zugestanden  hat,  umtauscht."')  Dieser  Patronatsbesitz  wird 
am  22.  Mai  1331  vom  Kapitel  und  am  i.  Juni  1331  vom  Bischof  zu  Havelberg, 
zu  dessen  Diöcese  Broda  gehört,  verbrieft  und  bestätigt.") 

Ob  der  im  Jahre  1330  vorkommende  Knappe  Klaus  P'ederow  einem  im 
Dorfe  Federow  angesessenen  Geschlecht  angehört,  lässt  sich  nicht  nachweisen; 
unwahrscheinlich  i.st  es  nicht.  Wirklich  nachweisbar  i.st  als  erster  auf  Federow 
ange.se.s.sener  Lehnsmann  der  Marschall  Klaus  Tamme,  welchen  die  Herren 
Klaus  und  Christoph  von  Werle  1406  mit  Gut  und  Dorf  belehnen.  Die 
Herzöge  Heinrich  von  Stargard  und  Heinrich  von  Mecklenburg  verleihen  1455 
aber  auch  Hennecke  von  Holstein  auf  Wickenwerder  (Ankershagen)  das  höchste 
Gericht  da.selbst,  und  Alles,  was  sie  dort  haben,  wozu  Hennecke  1463  noch  vom 
Domherrn  Johann  Stendal  in  Güstrow  und  dem  Bürger  Berend  Wichmann  in 
Ro.stock  den  Grundbesitz  erwirbt,  welchen  diese  in  Federow  haben.  Man  sieht 
also,   dass   hier,   wie   auf  den  meisten  Gütern    und  Dörfern  in  Mecklenburg,  in 


heiter 


'■ ,  7   km  südöstlich   von   Waren.     Nach   KUhnel,   M.  Jahrh.  XI.VI,   S.  45,   mit   vcchü 
zu  verbinden.     Also  ungefähr  .soviel  wie   »Erohdorfc 

»)  M.  U.K.  2016. 

■)  M.  U.-B.  2 161. 

♦)  M.  U.-B.  3562. 

•)  M.  U.-B.  5226. 

)  M.  U.-B.  5247.  Ueher  die  späteren  Bestätigungen  durch  die  werlcschcn  und  mecklen- 
hurgi«chcn  Landesherren  und  den  I'apst  Alexander  VI.  s.  M.  Jahrb.  III,  S.  206  ff.  229/30  und  oben 
.Seite  327,  Anmkg.  i. 


GUT   UND    KIRCHDORF   FEDEROW.  347 

alter  Zeit  in  der  Regel  mehrere  Vasallen  neben  einander  begütert  sind.  Aus 
dieser  Gemeinsamkeit  des  Besitzes  entstehen  aber  zahlreiche  Irrungen,  die  zu 
langen  Prozessen  führen.  147 1  cediert  Klaus  Tamme  seinem  Schwiegersohn 
Joachim  von  Kamptz  die  Hälfte  seines  Federower  Besitzes  als  Brautschatz,  und 
1513  tritt  er  ihm  den  Besitz  ganz  ab.  In  den  Jahren  1588  und  1589  ver- 
pfändet Dietrich  Holstein  drei,  bezw.  sechs  Bauernhufen  an  den  von  Wangelin 
auf  Vielist  antichretisch.  Der  gemeinsame  Besitz  dauert  so  unter  mancherlei 
Streitigkeiten  fort,  bis  am  Ende  des  XVII.  Jahrhunderts  die  von  Oldenburg 
anfangen,  sich  in  Federow  festzusetzen,  wo  inzwischen  auch  der  Rittmeister 
Sibrandt  von  Sechein  mehrere  Bauernhufen  durch  Adjudication  erworben  hat, 
an  denen  Jürgen  Oldenburg  die  Rechte  des  Pfandbesitzes  gewinnt.  Am 
16.  März  1696  schliesst  dieser  mit  Joachim  Friedrich  von  Holstein  auf  Ankers- 
hagen und  am  30.  August  mit  dem  Oberstleutnant  Christian  Ulrich  von  Kamptz 
Kaufverträge  über  deren  Antheile  an  Federow  ab  und  erwirbt  im  folgenden 
Jahre  auch  den  Antheil  des  Rittmeisters  von  Sechein,  worauf  er  am  28.  No- 
vember 1701  einen  Lehnbrief  über  ganz  Federow  erhält.*)  Die  von  (Oldenburg 
bleiben  nun  bis  1767  im  Besitz.  In  diesem  Jahre  kauft  der  Kammerherr 
Georg  Ludwig  von  Oertzen  das  Gut.  Er  wird  am  2.  März  1769  damit  be- 
lehnt. Sein  Rechtsnachfolger  ist  1820  der  Amtmann  Enoch  Samuel  Lembke, 
und  dessen  Nachfolger  1862  der  Landrath  Friedrich  Nikolaus  Rudolf  von 
Maltzan.  1880  ersteht  es  der  Advokat  Wilhelm  Heinrich  Friedrich  KruU,  und 
1885  das  Grossherzogliche  Ministerium  des  Innern,  welches  daraus  eine  Neben- 
station für  das  Landarbeitshaus  zu  Güstrow  gemacht  hat. 

Mittelalterliche  Geistliche  sind  mit  Namen  nicht  auf  uns  gekommen. 
Der  erste  evangelische  Geistliche,  der  genannt  wird,  ist  Jochim  Darsekow.  An 
seine  Stelle  tritt  1586  Ulrich  Lehmann,  der  nachweislich  auch  1592  noch  da 
ist,  1 594  aber  bereits  als  Pastor  in  Neubrandenburg  wirkt.  Mit  den  beiden 
Kirchen  zu  Federow  und  Kargow,  deren  Verhältniss  als  Mutter-  und  Tochter- 
kirche zu  einander  unentwegt  dasselbe  geblieben  ist,  das  es  zur  Zeit  der 
Schweriner  Diöcese  im  Mittelalter  war,  sind  von  der  zweiten  Hälfte  des  XVI. 
Jahrhunderts  her  auch  die  Kirchen  zu  Speck  und  Boek  verbunden,  die  vormals 
(nach  Ausweis  eines  Berichtes  zweier  herzoglicher  Kommissarii,  des  Pa.stors 
Hermann  Kamptz  zu  Neubrandenburg  und  des  Amtmannes  Johann  Restorff  zu 
Stargard,  vom  23.  September  1589)  von  den  Kapellanen  in  Anker.shagcn  mit 
der  im  Brodaer  Stift  gebräuchlichen  Havelberger  Agende,  wovon  in  jeder 
dieser  beiden  Kirchen  damals  ein  Exemplar  vorhanden  i.st,  bedient  worden 
war.  Damit  stimmt  denn  auch  eine  Mittheilung  im  Visitationsprotokoll  der 
Kirche  zu  Ankershagen  vom  Jahre  1574,  nach  welcher  Hans  und  Jakob 
von  Holstein  auf  Ankershagen  mit  P2inwilligung  des  Philipp  von  Holstein  und 
der  »Wittfrawe<  zu  Zaren  den  Beschluss  gefasst  haben,  Boek  und  Speck 
zusammenzulegen  und  zu  Speck  eine  VVedem,  die  es  für  diese  beiden  Dörfer 
bis    dahin    nicht    gegeben,    zu    erbauen    und    diese    mit    Acker,   Wiesen,    Holz, 


*)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 


34^  AMTSGF.RICHTSHEZIKK    WARI^N. 

Messkorn  ii.  s.  w.  auszustatten,  sodass  ein  Pastor  dort  seinen  Unterlialt  haben 
könne.  Doch  ersieht  man  wieder  aus  dem  genannten  Bericht  von  1589. 
dass  diese  guten  Absichten  unverwirkHchte  fromme  Wünsche  gebHeben 
sind.  Indessen  gewinnt  man  aus  diesen  Mittheilungen  die  Ueberzeugung, 
dass  die  Kirchen  oder  Kapellen  zu  Speck  und  Boek,  wie  es  auch  die  geo- 
graphische Lage  mit  sich  brachte,  vor  der  Reformation  als  h'ilialkapellen 
der  zur  Havelberger  Diöcese  gehörenden  Kirche  zu  Ankershagen  angesehen 
und  mit  der  Havelberger  Agende  bedient  wurden,  und  daher  nicht,  wie  es 
geschehen  ist,*)  der  Schweriner  Diöcese  zugerechnet  werden  können,  gleich 
Federow,  Kargow  und  Dratow,  die  wirklich  dahin  gehören.  Als  nega- 
tiver Beweis  kommt  hinzu,  dass  Speck  und  Boek  nicht  im  Verzeichniss  der 
Pfarrlehne  und  Kirchen  des  Schwerinschen  Sprengeis  aus  der  zweiten  Hälfte 
des  XV.  Jahrhunderts  mitaufgeführt  sind.  Bewiesen  wäre  somit  ungefähr 
soviel,  dass  die  mittelalterliche  Grenze  zwischen  der  Schweriner  und  Havel- 
berger Diöcese  von  der  Müritz  an  den  Feldscheiden  zwischen  Federow, 
Kargow  und  Dratow  auf  einer  Seite  und  der  von  Speck  auf  der  andern  ent- 
spricht und  somit  eine  entschiedene  Richtung  nach  Nordost  hat,  welche  es 
sehr  annehmbar  macht,  auch  Möllenhagen  und  P'lotow  auf  der  Havelberger 
Seite  zu  lassen,  auf  die  ja  auch  sonst  alle  Umstände  bei  diesen  beiden  Kirchen 
hinweisen. 

Nach  Ulrich  Lehmann's  Zeit  ist  Er  Johann  Albrecht  Pastor  bis  1604.  Er 
wird  in  den  Kirchenakten  von  Federow  zwischen  1598  und  1604  wiederholt 
genannt.  \^on  1604  bis  16 17  ist  es  l^altzer  Wunne  (s.  u.).  1618  wird  Clemens 
Sutorius  berufen.  l^r  schildert  die  Leiden  des  dreissigjährigen  Krieges  mit 
bewegenden  Worten  in  einem  Briefe  vom  18.  December  1634  an  seinen 
Lande.sherrn.  Doch  kommt  er  über  alles  Unglück  leidlich  hinweg  und  ist 
noch  1675  und  später  im  Dienst.  1679  folgt  ihm  Johann  Matthaeus  Birkcn- 
städt;  diesem  wieder  der  Sohn  Matthaeus  Christoffer  Birkenstädt  (f  17.  Oktober 
1763).  F.S  folgt  für  die  nächsten  drei  Jahrzehnte,  aber  erst  von  1764  an, 
Joh.  Rudow,  (f  II.  April  1793),^]  und  auf  diesen  1794  l-'riedr.  Ilcinr.  Voss 
(f    1836).     Vgl.  Walter  a.  a.  O. 

Obwohl  das  Patronat  nach  Auflösung  des  Klosters  Broda  auf  den 
Lande.sherrn  hätte  übergehen  sollen  und  dies  auch  wiederholt  in  den  Kirchen- 
akten des  XVL  Jahrhunderts  zum  Ausdruck  kommt,  so  hat  sich  die  Sache 
dennoch  so  entwickelt,  dass  es  nachher  am  Besitz  des  Gutes  haftet.  Seitdem 
daher  das  Grossherzogliche  Ministerium  des  Innern  Besitzer  von  Federow 
geworden  ist,  hat  es  auch  die  Rechte  und  Pflichten  des  Kirchenpatrons  über- 
nommen. 

Kirche.  Kirche.      Die  Kirche  ist  ein  kleiner  frühgothischer  hY-ldsteinbau   in  h'orm 

eines  laiiglichen  Vierecks.  Das  ursprüngliche  Portal  auf  der  Süd.seite  (jetzt 
zugesetzt)    entspricht    dem  Charakter    und    der  Zeit    des  Baues   aus    dem   I'*ndc 

'/  ^^'KK*^''"   Annalcn,   S.  133, 
*)  .Sluhr.   M.  Jahrh.  I.X,  .S.  32. 


GUT    UND    KIRCHDORF   FEDEROW.  349 

des  XIII.  oder  Anfang  des  XIV,  Jahrhunderts.  Es  hat  ein  einfaches  Kapitell- 
glied, welches  so  tief  unter  der  Kämpferlinie  sitzt,  da.ss  die  darüber  liegende 
Bogenlaibung  sich  als  gestelzter  Spitzbogen  darstellt.  Im  Innern  eine  flache 
Holz-  und  Bretterdecke. 

Die  innere  Einrichtung   ist   ohne  Bedeutung.     An    der  Xordwand    zwei  Innere  Kin- 
SCHUCKMANN'sche  Allianzwappen  von  Zinn.     S.  Kargow.  richtung. 

Im  Glockenthurm  zwei  Glocken.     Die    grössere   (Dm.  0,70  m)    ist    18S7     Glocken. 
von    Ed.  Albrecht    in  Wismar    umgegossen.')      Die    kleine   (Dm.  0,42  m)    ist    alt 
und  stammt  aus    dem  Jahre   1494.     Oben   um   die  Haube  herum 

die  Inschrift:  V  aUc  uiaria  ijracia  plcna  biiG  tccli  micccjrciiii  v       1  1  V^ 

Daneben    ein    Giesserzeichen.      Im     Felde    ist    die    Glocke    mit        '  1/^ 
einer    ganzen    Reihe  von    Figuren  verziert:    es    sind    ein    Krieger        ^^ 
mit    Lanze    (also    wohl    der    hl.  Georg);    ferner    die    hl.  Jungfrau 
Maria  als  Mater  Misericordiae,   unter  ihren  Armen   je  drei  anbetende  lang  be- 
kleidete   Figuren;    die   hl.  drei    Könige;     Moses    vor   dem    feurigen    Busch    mit 
der    Gestalt    des    Herrn    darüber,    und   zuletzt    das   Bild    einer    Monstranz    mit 
einem  zweitheiligen  Gehäuse,  in  deren  jedem  zwei  Engel  die  Eucharistie  (oder 
geweihte  Hostie)  in  Gestalt  einer  kreisrunden  Scheibe  emporhalten. 

Hier  nia<^  angeschlossen  werden,  dass  1811  noch  ein  Hildniss  des 
Pastors  Baltzer  Wiinne  in  der  Kirche  war.  Die  Unterschrift  gab  an,  dass  er 
nach  dreizehnjähriger  Amtsthätigkeit  an  der  Kirche  zu  l-'ederow  am  28.  No- 
vember  16 17    verstorben   sei. 

Kleinkunstwerke.  I.  2.  Silbervergoldeter  Kclcli  mit  dem  .Malt/an- 
Korckwitz'schen  Allianzwappen  und  der  In.schrift:  HERMANN  FREIHERR  VON 
MALTZAN  U.EVA  FREIFRAU  VON  MALTZAN  GEB.  VON  KORCKWITZ  SCHENK- 
TEN DER  KIRCHE  ZU  FEDEROW  DIESEN  KELCH  IN  DANKBARER  ERINNE- 
RUNG AN  DIE  GEBURT  IHRES  SOHNES  HEINRICH  NICOLAUS  ZU  FEDEROW 
AM  28  .  OCTOBER  1871.  Dazu  eine  Patene.  \'on  einem  Gold.schmied  Günther. 
—  3.  4.  Abendmahl.skanne  mit  der  Umschrift  auf  dem  l-'usse:  1873  GESCHENK 
DES  FREIHERRN  V  .  MALTZAN  UND  DER  FREIFRAU  V  •  MALTZAN  GEB  •  V  . 
KORCKWITZ  AN  DIE  KIRCHE  ZU  FEDEROW.  Ohne  Stempel,  angeblich  vom 
Rostocker  Goldschmied  Kerfack.  Von  diesem  auch  das  Ciborium  in  Form 
einer  kreisrunden  Schachtel.  —  5—8.  Zwei  zinnerne  Kelche  mit  Patcncn 
Stempel  verdrückt.  —  9.  Me.ssing.schüs.sel  in  Treibarbeit,  gestiftet  von  SAMUEL 
HINRICH  HEITMAN  1757.  —  10 — 13.  Zwei  ältere  und  zwei  jüngere  Zinnleuchter. 
Die  beiden  älteren  von  1688,  der  eine  von  HANS  BARG,  der  andere  von 
MARIA  ZIZOWEN  gestiftet.  Stempel  verdruckt.  Die  jüngeren  von  1821.  der 
eine  von  JAKOB  CHRISTIAN  RENTNER,  der  andere  von  JOHANN  REINCKE 
gestiftet,   beide  von  einem   Zinngie.sser    F  K. 

*  ^  * 


')  Ihre   Vor-ängeiin  w.ir   1787  von  J.  l'.  Meyer  gcRossen  worden  und  tniR  den  Naiiicn  de» 
l'astois    joh.inn    Kitdow.      S.  Invent.ir    l8ll. 


350 


AMTSGERICHTSBEZIRK    WAREN. 


Guss- 
eiseme 
riatten. 


\'or  dem  Backofen  der  Wittwe-Dieckmann'schen  Wohnung  steht  eine 
gusseiserne  Platte  (44  x  64  cm),  die  in  der  Mitte  erhöht  darstellt,  wie  der 
Ivngcl  die  Ilagar  tröstet. 

Vor  dem  Backofen  des  Altentheilers  Witt  eine  gleiche  Platte  (28  x  64  cm), 
die  die  hl.  Maria  mit  dem  Chri.stkind  zeigt.  Darunter  sind  zu  erkennen  die 
Buchstaben  V  I  N  C.  Aus  anderen  Buchstabentheilen  und  den  Intervallen 
scheint  .sich  AMICITIA   VINCIT  OMNIA  zu  ergeben. 


(leschichte 

des 

i  )orfes. 


Kirdie. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Kargow.') 

argow  ist  von  ältester  Zeit  her  ein  Filial -Kirchdorf  von  Federovv.^)  Was 
über  des  letzteren  Zugehörigkeit  zum  Kloster  Broda  gesagt  worden, 
gilt  auch  für  Kargow.  Auf  Kargow  sitzen  im  XIV.  Jahrhundert  die  Pritzbuer 
und  darnach  die  Kastorf.  Nach  deren  Aussterben  im  Jahre  i  547  fällt  das  Lehn 
heim  und  wird  nun  im  folgenden  Jahre  an  Klaus  Below  verliehen,  der  es  1461 
seinen  Söhnen  abtritt.'^)  Die  Zeiten  des  dreissigjährigen  Krieges  machen  auch 
diesem  Besitz  ein  Ende.  Das  Gut  verfällt  dem  Konkurs.  1633  erwirbt  es 
Sigismund  August  von  Thomstorf.  Er  empfängt  den  Lehnbrief  am  28.  Mai  1636, 
verkauft  es  aber  1688  dem  Baron  von  Erlenkamp.*)  Im  Antoni -Termin  des 
Jahres  1741  wird  es  Schuckmann'scher  Besitz.  Solcher  bleibt  es  bis  1839, 
dann  aber  wird  es  für  iiSoooThlr.  Gold  an  L.  Nicolai  verkauft,  von  dem  es 
1866  C.  J.  Neumann  ersteht,  dessen  Nachkommen  es  heute  noch  besitzen. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Federow.  Das  Patronat  ist 
hier  ebenso  wie  bei  Federow  mit  dem  Besitz  des  Gutes  verbunden  worden. 

Kirche.  Die  Kirche  zu  Kargow  ist  gleich  der  in  Federow  ein  früh- 
gothischer  Feldsteinbau  in  Form  eines  länglichen  Vierecks  vom  Ende  des  XIII. 
oder  Anfang  des  XIV.  Jahrhunderts.  Zwei  frühgothische  Portale  führen  ins 
Innere,  jedoch  ist  das  des  Thurmes  zugesetzt.  In  den  Wandungen  und  Lai- 
bungen dieser  Portale  wechseln  rechtwinklig  geformte  Kanten  mit  Rundstäben 
ab,  und  in  der  Kämpferlinie  dient  ein  entsprechender  Rundstab  als  Kapitell- 
glied. In  der  Ostwand  drei  spätromanische  Schlitzfenster,  in  deren  Wandungen 
und  Laibungen  ebenfalls  rechtwinklige  Kanten  und  Rundstäbe  abwechseln. 
Von  den  Fenstern  der  beiden  Lang.seiten  hat  das  auf  dem  westlichen  Ende 
der   Nordseite   gelegene,    in    welchem    zwei    Fcnstcrschlitzc    durch    einen    über- 


')  7  km  ost»Udö.stlich  von   Waren.     >Ort  des  Karga» :    Kilhnel,   M.Jahil).  XIA'I,   S.  65.     Un- 
gefähr fcovicl  wie   >llabicht.shagenc :    altsl.  Kragiij  =:  Habicht. 
•)  M.  V.U.  5226.   '5247. 
•)  Akten   im  <'ilo>^^ll.  .\rchiv. 
*)  Akten  im   <>i'.s  h.  Archiv. 


GUT   UND    KIRCHDORF   SPECK.  35  I 

gespannten  gedrückten  Spitzbogen  zusammengefasst  werden,  allein  seine  Ur- 
sprünglichkeit bewahrt.  Im  Innern  eine  flache  Bretter-  und  Balkendecke.  Die 
Kirche  hat  im  Ganzen  viele  Aehnlichkeit  mit  der  Fcderower,  nur  ist  das 
Eingangsportal  in  Kargow  nicht  auf  der  Süd-,  sondern  auf  der  Xordseite. 
Neben  dem  Portal  auf  der  Nordseite  ein  Weihwasserbecken  von  Granit. 

Von  der  inneren  Einrichtung  mag  der  Herrenstuhl  mit  dem  SCHUCK-   Innere  Ein- 
MANN-LINSTOW'schen  Allianzwappen  hervorgehoben  werden.')  richtung. 

Ausserdem    bewahrt   die  Kirche   noch    fünf  zinnerne  Allianzwappen  der     Wappen. 
Familie  VON  SCH UCKMANN  auf. 

Auf  dem  Altartisch  zwei  zinnerne  Leuchter  von  C.  Jllies-Waren  (1823)      Leuchter, 
Ein  messingenes  Becken,  gestiftet  1708  von   DANIEL  KOG  und  STEFFEN  KOG       Hecken. 

Im   Glockenstuhl  eine  Glocke  von  0,80  m  um.   mit  der  Inschrift:  Glocke. 

GOTT  LOB'   ICH 
DIE  LEBENDEN   RUF'   ICH 
DIE  TOTEN   BEWEIN'  ICH 
LEOPOLD  NICOLAI    KIRCHENPATRON. 
Unten:     MICH  GOSS  C.  JLLIES  IN  WAREN  1841.-) 

Als  Vasa  sacra  werden  die  zu  Federow  benutzt.  Vasa  sarra. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Speck.') 

Ipeck    ist   ein    alter  HoLsteinscher    Besitz.     Urkundlich  wird    es    zuerst    im   Geschichte 


Jahre  1274  erwähnt,  als  Nikolaus  von  Werle  der  Stadt  Röbel  den  «^es 
Düstern  Wohld  zwischen  der  Müritz  und  dem  Specker  See  verkauft.')  Als 
darauf  derselbe  Fürst  der  Stadt  Waren  1292  den  ihr  von  seinem  Oheim  ge- 
schenkten Warenschen  Wohld  bestcätigt,  nennt  er  als  Grenzen  die  Gebiete  von 
Schonenberghe,  Vederowe,  Jamene,  Paletzke,  Specke  etc.'')  In  dem  Landes- 
theilungsvertrag  zwischen  den  Fürsten  Johann  und  1  lenning  von  Werle  vom 
2.  December  1316  wird  »Specken  <  dem  Parchim  -  Malchower  Theile  zu- 
getheilt.*^)  Ueber  die  ältesten  Besitzer  des  Dorfes  und  Gutes  verlautet  nichts, 
aber  solange  die  Holstein  auf  Ankershagen  sitzen,  wird  Speck  als  Terlinenz 
dieses  Gutes  angesehen  und  ist  .somit  seit  dem  XI\'.  Jahrhundert  Holstein'schcr 

»)  Johann   Friedrich   von   Schuckmann   und   Katharina  Maria  von   Linstow. 
2)  Das  Inventar    von     1811    führt    ebenfalls    nur    eine  Glocke    auf:     »hat    eine    Inschrift 
^'chaht,   die   aber  jetzt  unleserlich   ist.« 
•'')   15  km   südöstlich   von   Waren. 
*)  M.  U-H.  1342. 
'-)  M.  U.-H.  2 161.     S.  o.  S.  329. 
«)  M.  U.-B.  3860. 


352  AMTSGERICIITSHEZIRK    WAKEN. 

Besitz.  Das  bleibt  so  bis  ins  XX'III  Jahrhundert.  Am  24.  Januar  1739  schliesst 
Jakob  Ernst  von  Holstein  auf  KHnk  mit  Ludwig  Reimar  von  Rohr  einen 
Pfandvertrag  über  Speck  ab,  welcher  am  16.  August  1741  lehnsherrlich  ge- 
nehmigt wird  und  zwölf  Jahre  später  zur  gänzlichen  Veräusserung  des  Gutes 
an  Ludwig  Reimar  von  Rohr  führt,  der  am  23.  Februar  1753  mit  Speck 
belehnt  wird.  Rechtsnachfolger  der  Rohr  ist  18 12  der  Forstrath  Karl  Wilhelm 
von  Haugwitz,  dessen  Nachkomme  gleichen  Namens  noch  heute  im  Besitz  des 
Gutes  ist. 

Lieber  die  kirchlichen  Verhältnisse    s.    bei  Federow.     Ebenso    wie    dort 
ist  hier  das  Patronat  mit  dem  Besitz  des  Gutes  verbunden. 

Kirche.  Kirche.     Die  Kirche  in  Speck  ist  ein  Phantasie -Neubau  aus  der  ersten 

Hälfte  des  XIX.  Jahrhunderts  mit  Anklängen  an  romanische  und  an  gothische 
Formen.  Der  Chor  hat  gothischen  Polygonalschluss  aus  dem  Achteck,  aber 
rundbogige  Schlitzfenster.  Das  Langhaus  hat  dreitheilige  rundbogige  Fenster 
mit  frühgothischem  Alasswerk.  Beide,  Chor  und  Langhaus,  haben  eine  Holz- 
decke mit  Kassettenmalerei  in  Blau,  Roth  und  Gold. 

Der    Platz    einer    älteren    Kirche    war    südwestlich  von    dieser,    der    der 
allerältesten  Kirche  dagegen  nordöstlich  von  der  gegenwärtigen. 

Innere  Hin-  Die    innere  Einrichtung   (Orgel -Empore,   Kanzel,   Herren-  und  Prediger- 

richtung  stuhl)  sind  in  klassicierenden  Formen  ausgeführt,  bei  denen  die  aufgelegten, 
theils  geschnitzten,  theils  gemalten  Ornamente  an  den  klassicierenden  Ge- 
schmack in  den  bekannten  Thon-  und  Steingutgefässen  des  Engländers  Wedg- 
wood  erinnern.  An  der  Orgel  -  Empore,  welche  keine  wirkliche  Orgel, 
sondern  nur  eine  Orgelblende  enthält,  sieht  man  in  einem  länglichen  Oval  auf 
blauem  Grunde  die  Wappen  von  O.  F.  V.  ROHR  und  seiner  Gattin  L.  B. 
V.  RAMIN. 

(ilucke.  Im    Ilniim    eine  von    ALFRED    HERMANN    OTTO   VON    HAUGWITZ    1863 

gestiftete  und  \'on  C.  J  Mies -Waren  gegossene  Glocke  von  80  cm  Dm.  mit  der 
In.schrift:    HOC  SIGNUM   MAONI   REGIS  EST.') 

Vasa  Sacra  Vasa    Sacra.      1.2.   Silbervergoldeter    Kelch,    gestiftet     1819    von    OTTO 

VON  ROHR.  Dazu  eine  Patene.  Beide  angefertigt  vom  Warenschen  Gold- 
schmied Friedrich;  ästen).  —  3.4.  Zinnerner  Kelch  und  Patene, 
gestiftet  1728  von  F.V.R.  mit  den  Stempeln  eines  Waren.schen 
Zinngiessers.  --  5.  Neues  Taufbecken  von  Assmann- Lüdenscheid- 
Herlin.  —  6.  7.  Zwei  zinnerne  Leuchter  in  klassicicrendem  Geschmack  von 
dem  Warenschen  Zinngiesser  Irochim)  Bfaass)  1793. 

iJas  Inventar    von    181 1     spricht    von    einer  kleinen   Olocke,    enthält    aber  keine   näheren 
An(;al>cn  darUlter. 


GUT   UNI)    KIRCHDORF    HOEK.  353 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Boek.') 

n  der  Nordwestgrenze  des  alten  Landes  Turne  oder  der  Komthurei  Geschichte 
Mirovv  liegt  das  Gut  Boek,  welches  schon  im  XIII.  Jahrhundert  zum  ^^s 
wesentlichsten  Theil  im  Besitz  des  Geschlechtes  der  Ritter  von  Havelberg  ist,  or'es. 
das  in  der  Geschichte  der  Müritzgewässer  und  des  Landes  Turne  eine  wich- 
tige Rolle  spielt.^)  Der  Stammhalter  dieses  Geschlechtes  in  Mecklenburg, 
Johannes  von  Havelberg,  erscheint  1273  im  Besitz  von  Boek  an  der  Müritz. 
Sein  Sohn  Bertoldus  verhandelt  im  selben  Jahre  wegen  der  Mühle  in  Boek, 
die  sich  im  Besitz  der  Johanniter-Ritter  zu  Mirow  befindet  und  welcher  eine 
grosse  Wichtigkeit  beigelegt  wird,  wie  das  in  damaliger  Zeit  mit  allen  Mühlen 
der  Fall  ist.')  Diese  Mühle  hat  den  Ilavelberg's  fortwährend  V^eranlassung  zu 
Klagen  über  Beeinträchtigung  ihrer  Ländereien  und  in  Folge  davon  zu  Ent- 
schädigungs- Forderungen  gegeben,  so  dass  sich  die  Herrn  von  Werle  auf 
Grund  langwieriger  Verhandlungen  zwischen  den  Interessenten  veranlasst  sehen, 
dem  Orden  1276  den  Besitz  der  Mühle  zu  bestätigen  und  die  Söhne  des 
Johannes  von  Havelberg,  Bertold  und  Heinrich,  zu  bewegen,  dass  sie  allen 
Ansprüchen  entsagen,  welche  sie  wegen  des  Laufes  des  Mühlwassers  haben 
könnten.*)  Vorher  aber  entschädigt  Nikolaus  von  Werle  den  Johannes  von 
Havelberg  mit  Geld  dafür,  dass  er,  zum  Ablassen  von  Müritzwasscr.  durch 
seine  Besitzungen  in  Boek  einen  Kanal  gräbt.") 

Die  Havelberg  sitzen  in  Boek  bis  ins  XIV.  Jahrhundert  hinein,  worauf 
sie  allmählich  aus  der  Gegend  verschwinden.  Ausser  ihnen  finden  wir  den 
Ritter  Retzow  (Ritzecow)  mit  Besitz  und  Rechten  in  Boek.  Kr  ist  es  z.  B., 
der  dem  Kloster  Neuenkamp  die  Gerichtsbarkeit  über  die  Bocker  Mühle  ver- 
kauft, was  am  25.  Januar  1301  vom  F'ürsten  Nikolaus  von  Werle  bestätigt 
wird.")  Daher  wird  auch  dem  Kloster  Neuenkamp  vom  Fürsten  Nikolaus  die 
Mühle  da.selbst  übergeben,  wobei  es  dunkel  bleibt,  wie  sich  das  Verhaltniss 
zur  Komthurei  Mirow  stellt.') 

Ausser  dem  Ritter  von  Retzow  treffen  wir  später  auch  die  Brü.sehavcr 
in  Boek.  Es  i.st  dies  zur  Zeit  des  Niederganges  der  Havelberg,  und  es  nui.ss 
als  ein  Zeichen  der  Ohnmacht  der  Mirower  Komthurei  und  des  ge.schwundenen 


')   18  km  südsüdöstlich   von  NVaren. 

*)  Lisch,   .M.Jahrl..  II,   S.  63  IT.,   95  «"■     -M.  U- H-    1295-    '342-    I'M6.   2388. 

»)  Lisch,  a.  a.  ().,  S.  63  fr. 

*)  M.  U.-B.   1396. 

')  M.  U.-B.   1295. 

«)  M.  U.-B.  2727. 

')  M.  U.-B.   1308. 

23 


354  AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 

Einflusses  der  Havelberg  angesehen  werden,  dass  die  Brüsehaver  dem  Kloster 
Neuenkamp  gestatten,  die  Mühle  weiter  abwärts  zu  verlegen.^) 

Nun  fehlt  es  einige  Zeit  hindurch  an  urkundlichen  Nachrichten.  Wir 
merken  nur,  dass  Bock  im  Laufe  der  Jahre  in  den  Besitz  der  Holstein  gelangt 
ist,  welches  Geschlecht  u.  a.  auf  den  benachbarten  Gütern  Ankershagen, 
Möllenhagen,  Federow  u.  s.  w.  angesessen  ist.  Es  sind  dies  jene  Güter  und 
Dörfer,  die  sie  im  Laufe  des  XI\\  und  XV.  Jahrhunderts  erwerben,  festhalten 
und  noch  im  X\'L  Jahrhundert  durch  anderweitigen  Erwerb  vermehren.  Der 
Stifts-  und  klösterliche  Besitz  verschwindet  mit  der  Durchführung  der  Refor- 
mation. So  auch  in  Boek.  Nachher  beginnen  mit  dem  dreissigjährigen  Kriege 
die  Zeiten  der  Noth  und  damit  jene  Verpfändungen,  durch  welche  eine  kaum 
zu  lösende  Wirrniss   in  die  Besitz\'erhältnisse  der  Güter  kommt. 

Schon  1610  werden  von  den  Holstein  die  Boeker  Tannen  verpfändet. 
1645  werden  der  Kirche  zu  Federow  drei  Bauern  und  der  Antheil  an  der 
Boeker  Mühle  verpfändet.  Auch  Joachim  Maltzan  auf  Grubenhagen  hat  in- 
zwischen erheblichen  Besitz  daselbst  erlangt.  1651  werden  dem  Joachim  Kriegow 
drei  verpfändete  Bauern  zugesprochen.  Desgleichen  gehören  dort  dem 
Henning  von  Hej'debreck  auf  Zähren  einige  Bauernhufen.  Dieser  verkauft 
seinen  Besitz  am  11.  Juni  lö/.S  an  Heinrich  Stegemann.  Uebrigens  hat  auch 
Federow,  welches  inzwischen  aus  Holstein'schen  Händen  an  Jürgen  Oldenburg 
übergegangen  ist,  von  dem  Holstein'schen  Besitze  her  noch  einen  Antheil  an 
Boek.  Jürgen  Oldenburg  kauft  ferner  das  Dorf  und  Gut  Zähren  von  Henning 
von  Hejdebreck  und  gewinnt  damit  zugleich  die  von  He)'debreck  pfandweise 
besessenen,  ihm  adjudicierten  Boeker  Antheile.  Nach  dem  Tode  Joachim 
Maltzan's  verpfänden  dessen  Erben  1700  einige  von  ihren  Boeker  Antheilen  an 
Friedrich  Sittmann.  Als  dieser  noch  in  demselben  Jahre  stirbt,  melden  sich 
zum  Empfange  des  ihrer  Ansicht  nach  geöffneten  Lehens  Retzow  auf  Eick- 
horst  des  Sittmann  hinterlassene  VVittwe  im  Namen  ihrer  Kinder,  Maltzan's 
Bruder  Christian  I-Viedrich  zu  Rostock  und  Joachim  Dietrich  Plessen  auf  Tor- 
gclow.     Es  wird  aber  einstweilen  nur  der  Sittmann'sche  Pfandbesitz  verlängert. 

Im  Jahre  17 10  haben  noch  Antheil  an  Boek  die  Sittmann'schen  Erben 
mit  ihrem  Stiefvater,  ferner  die  Maltzan's  und  Jürgen  Oldenburg  wegen  seines 
Gutes  Federow.  Der  erst-  und  letztgenannte  aber  treten  ihre  Rechte  an 
Dietrich  von  Plessen  aufTorgelow  ab,  welcher  einen  Lehnbrief  erwirkt.  Indessen 
hat  auch  Jürgen  Oldenburg  in  früherer  Zeit  Hol.stcin'sche  Antheile  an  Boek 
erworben.  Diese  verkauft  er  1720  an  Otto  Christoph  von  Ribbeck,  welcher 
.schon  vorher  Sittmann'sche  Antheile  erworben  hat,  die  durch  Heirath  an 
den  Geh.  Rath  von  Schuckmann  gekommen  waren.  Dieser  Wirrniss  macht 
endlich  Jakob  Ern.st  von  HoLstein  ein  hjKlc  durch  Anstrengung  eines  gro.sscn 
Reluitionsprozesses  gegen  .sämmtliche  Inhaber  Bocker  y\ntheile,  au.sgenommen 
den  Inhaber  des  F'ederower  Antheils,  de.s.sen  Recht  er  anerkennt.  I^r  ge- 
winnt den  Prozess,    ftndet   sich  mit    dem  Inhaber   des  P'ederowschen  y\ntheiles 

';  M.  U-B,  9269. 


GUT   UND   KIRCHDORF   BOEK.  355 

ab  und  wird  nun  im  Jahre  1746  vom  Herzog  Karl  Leopold  mit  dem  ganzen 
Gute  bewidmet,  das  bei  dieser  Gelegenheit  allodificiert  wird.  Die  Allodifikation 
aber  wird  später  nicht  anerkannt.  Selbstverständlich  ist  während  dieser  Zeit 
der  Zerstückelung  das  Gut  sehr  heruntergekommen,  die  Reluition  und  der 
Prozess  haben  viel  Geld  gekostet,  und  daher  verkauft  Holstein  das  Gut  schon 
in  demselben  Jahre  an  Ernst  Friedrich  von  Raven  auf  Vielist,  welcher  es  17S0 
dem  Baron  von  Schorlemer  auf  zwanzig  Jahre  antichretisch  verpfändet.  Dieser 
nutzt  die  zwanzig  Jahre  nicht  ganz  aus,  1797  ersteht  es  der  Geh.  Raths- 
Präsident  Ulrich  Otto  von  Dewitz.  Sein  Rechtsnachfolger  ist  1805  der 
Regierungsrath  Karl  Wilhelm  Friedrich  David  von  Peutz,  von  dessen  Frben 
es  1836  der  Vice- Landmarschall  Adolf  Friedrich  Karl  von  Oertzen  erwirbt. 
1842  hat  es  der  Klosterhauptmann  Karl  Peter  Baron  Le  Fort,  dessen  Nach- 
kommen noch  heute  im  Besitz  sind. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  I'ederow.  Nachdem  die  Kirche 
zu  Boek  die  letzten  Jahrhunderte  hindurch  ohne  ausreichende  historische 
Gründe  als  vagierende  Mutterkirche  angesehen  und  als  solche  zu  Federow 
gelegt  worden,  ist  sie  seit  dem  XIX.  Jahrhundert,  und  zwar  seit  i«Si5,  in 
gleichem  Charakter  mit  der  Kirche  zu  Rechlin  verbunden  worden.')  Das 
Patronat  haftet  vom  XVL  Jahrhundert  her  am   Besitz  des  Gutes. 

Kirche.     Die  Kirche   stammt   aus  dem  Jahre   1.S47   und    ist    im  Stil  der      Kirche, 
romantischen  Gothik  dieser  Zeit  erbaut.-) 

Die  innere   Einrichtung    ist  dementsprechend.     Die  Kanzel  steht  hinter  Iiiiktc  Kin- 
dem    freistehenden   Altar,    ungefähr    i'/j  m    höher    als   dieser.     Auf  dem   Altar     richtiinj,'. 
ein   Krucifix  von  Neusilber.      Die    Kirche  wird    auf   den    neuen  (jerätlicn    ^tets 
als  Johannes -Kirche  bezeichnet. 

Im    Thurm    hängen    zwei    Glocken    von    66    und  44  cm    Durchmesser.     (Pocken. 
Beide    sind     in     den     vierziger    Jahren     des    vorigen    Jahrhunderts    von    dem 
Patron  der  Kirche,   Baron    VON  LE  FORT,  gestiftet  und  von    C.  Jllies  in  Waren 
gegossen. ') 

Kleinkunstwerke,      i.  2.  Kelch  von  1844  mit  Patene,  beide  ohne  Werk-  kkinkunst- 
zeichen.   —  3—6.  Kelch,   Patene,  Oblatendose  und   Kanne,    neu,  von   Hossauer        werke. 
Berlin.    —    7—9.  Krankengeräth  von   1892   (Sy  &  Wagner -Berlin).    —     10.  Tauf- 
becken   von    Messing,    von    1856.    —    11.   Ein    zweites   Taufbecken    von    1S9S 
(Reinecke -Hannover).  —   12.  13.  Zwei  Leuchter,  neu. 


»)  Stuhr,  M.  Jahrb.  LX,  S.  18.  76. 

*)  Vgl.  darüber  bei   Dobbertin. 

»)  Von  den  Vorgängerinnen  h.itte  nur  eine  eine  Inschrift:  sie  war  1723  r.  /t.  des  r.iston. 
M.  Chr.  Birkenstädt  und  unter  dem  Patron-it  de.s  ().  Chr.  von  Kibbeck  und  seiner  (lemahhn  S.ib.na 
Dorothea  von    Knoblauch  gegossen   worden.      Von   wem,   verschweigt  da.s   Invent-ir  von    iSn. 


28« 


3?6 


AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Schlön. 


Cleschichte 

des 

Dorfes. 


jchlön  ist  in  frühester  Zeit  ein  Ort  von  grösserer  Bedeutung-.  Ein  ganzer 
Landstrich  näniHch  wird  nach  ihm  das  Land  Schlön  »terra  Zlone«  ge- 
nannt, und  schon  im  Jahre  1218  kommt  der  Ort,  welcher  zur  Schweriner 
Diöcese  gehört,  urkundlich  vor.-)  Im  Jahre  1265  präsentieren  Gemeke  und 
Bernd  Plasten  den  Johann  Schröder  zu  einer  Vikarei  an  der  Kirche  zu  Schlön.'') 
Auch  hier  findet  wie  in  Kargow  und  Federow  ein  Austausch  der  Patronate 
zwischen  dem  Fiirsten  Johann  IL  von  Werle  und  dem  Kloster  Broda  statt, 
welches  fiir  das  Patronat  der  Kirche  zu  Waren  u  a.  das  in  Schlön  eintauscht.^) 
Im  Jahre  1333  wird  dem  Notar  des  Fürsten  Johann  von  Werle  vom  Probst 
und  Konvent  zu  Broda  die  Pfarrerstelle  zu  Schlön  verliehen.'') 

Im  XVI  Jahrhundert  finden  wir  das  Geschlecht  der  Rostke  als  Besitzer 
von  Schlön,  welches  bis  dahin  anscheinend  dem  Landesherrn  gehörte.'')  I^rst 
der  dreissigjäbrige  Krieg  bringt  auch  diesen  Besitz  zum  Wanken.  Im  Jahre 
1623  bitten  die  Vormünder  des  Erdmann  Rostke  um  Erlaubniss  zur  Ver- 
pfändung des  Gutes  Schlön,  und  am  25.  April  1626  wird  der  Konsens  über 
die  von  Zacharias  Rostke  vorgenommene  Verpfändung  des  Gutes  an  Kurt 
Restorfif  auf  einundzwanzig  Jahre  ertheilt.  1655  wird  Schlön  dem  Hans  Gräve- 
nitz  für  10882  Gulden  adjudiciert.  Trotzdem  muthen  die  Rostke  das  Gut  und 
Dorf,  an  dem  sie  immer  noch  einen  Antheil  haben,  in  den  Jahren  1661, 
1669  und  1670.  Indessen  der  Amtmann  Christian  von  Grävenitz  verkauft  es 
unbekümmert  darum  in  den  Jahren  1680 — 1684  an  die  Gebrüder  Kosboth 
auf  Torgelow.  Und  nun  überlässt  Kaspar  Rostke  1685  den  ihm  gebliebenen 
Antheil  an  Schlön  dem  Baron  von  Erlenkamp  für  2000  Gulden.  1687  hat 
dieser  auch  den  Kosboth'schen  Antheil  erworben.  Noch  im  Jahre  1689  muthen 
die  Rostke  Gut  und  Dorf  Schlön;  aber  der  Muthschein  wird  ihnen  verweigert. 
Erlenkamp  veräu.ssert  elf  Jahre  .später,  1701,  seinen  Besitz  an  Kurt  Rcstorff. 
Am    2.  März    1702    erhält    dieser    den    Lehnbrief   über    das    ganze  Gut  Schlön. 

')  9  km  nordöstlich  von  Waren.  Hei  dem  alten  Namen  Slone  erinnert  Kiihnel,  M.  Jahrh. 
XLVI,  S.  129,  an  die  beiden  Adjektive  »sülanü  =  zusammengeflossen«  und  »slony  =  salzig«, 
giebt  also   keine  Entscheidung. 

^  M.  V.M.  857,  Vgl.  240n.,  wo  die  Bemerkung:  >Zlone  terra  resignatur  capitulo  llauel- 
bergensi  a  Caminensi  episcopo«  mit  Hedenken  aufzunehmen  ist,  wie  auch  von  den  Herausgebern 
de»  Urkundenbuches  geschehen.  Denn  das  oft  genannte  mittelalterliche  Verzeichniss  der  dem 
Schweriner  Stifte  angehörenden  Kirchen  und  l'farrlehne  nennt  ausdrücklich  auch  Schlön  und 
Dratow. 

»;  M.  U.  H.   1029. 

*)  M.  U.-B.  5226,  5247. 

*;  M.  U.-li.  5470. 

•)  Vgl.  M.  U.-H.  tiy,i. 


GUT    UND   KIRCHDORF  SCIII.ÖN. 


357 


Ein  Theil  desselben,  »das  Ueberende«,  hat  stets  zum  Gute  Torgelow  gehört. 
Dieses  Gut  kauft  1703  der  Landrath  von  Plessen  für  26900  Thaler,  und 
nun  erwirbt  er  im  folgenden  Jahre  auch  Schlön  nebst  dem  Patronat  der 
Kirche  und  der  hohen  Jagd.')  1726  erwirbt  beide  Güter  der  Obrist  Levin 
Ludwig  III.  Hahn  Seine  Nachkommen  verkaufen  sie  in  der  Krbregulierung 
1785  an  den  Kammerherrn  Karl  August  von  Behr-Xegendank,  dessen  Ge- 
schlecht noch  heute  diese  inzwischen  zum  Familienfideikommiss  erhobene  Be- 
sitzung innehat.^) 

Ein  Vikar  Johann   Schröder   wird   1265    genannt.     Er   wird,   wie   schon 
oben    bemerkt    worden,    von    den   Gebrüdern  Genicke    und    leerend    Plasten    zu 


J — I — J — U 


'^  y  &  j'   ^Z*- 
j I — I — I— J — 


(.ruiulii-^   der    Kiiclic    zu    Sclilmi.      I'rio. 

einer  Vikarei  in  der  Kirche  zu  Schlön  vorgeschlagen.  V\w  1333  hat  der 
Notar  des  Fürsten  Johann  von  VVerle  das  Kirchlchn  zu  Schlön  vt)in  Kloster 
Broda  erhalten,  1355/56  kommt  ein  Pleban  oder  Kirchenrektor  Hermann 
Blankensee  zu  Schlön  als  Zeuge  in  einer  Urkvmde  vor,  und  zehn  Jahre  später 
in  Dratow  ein  Pleban  Nikolaus  vom  Sunde.  Mehr  mittelalterliche  Geistliche 
sind  bis  jetzt  nicht  auf  uns  gekommen. 

In  der  Zeit  nach  der  Reformation  bleiben  die  Kirchen  zu  Schlön  und 
Dratow  noch  lange  von  einander  getrennt.  In  Schlön  folgen  im  \VI.  Jahr- 
hundert auf  einander  Joh.  Lobis  (Lobys,  nicht  Tobys,  um  1541/42).  Jochim 
Sperling  (um    1567  und  später),   Joachim   Ilete  (um    1575.    '577)   »"^^  Nikolaus 

■)  Akten  im  Gros.sh.  Archiv. 

«)  Lisch,  Geschl.  Hahn  HI.  S.  1  \i  \    IV,  S.  142,   149. 


358 


AMTSGKRICllTSMKZIRK    WAREN. 


Meibaum  (noch    1613   im  Dienst);  in  Dratow  aber  Ewald  Purhagen  (um  1541), 
Andreas  Witte  (um    1577),  Johann  Schleier  (um    1586)  Jochim  Werth  (Wehrdt, 

um  1620,  s.  u.  Glocke),  und  der  letzte  ist 
Arnold  Krebs  (Kreps),  welcher  1652  be- 
rufen wird,  und  dem  kaum  noch  einer 
vorangegangen  sein  mag,  den  wir  nicht 
kennen.  Er  hat  einst  dem  Kapuzinerorden 
angehört  und  ist  zum  Protestantismus  über- 
getreten. Vierzehn  Jahre  lang  ist  er  Pastor 
in  Dratow,  hat  Weib  und  Kind  und  er- 
weist sich  als  ein  tüchtiger  und  ernster 
Mann,  auf  den  seine  Gemeinde  etwas  hält. 
Da  packt  ihn  die  Gewissensangst  wegen 
Verletzung  des  Gelübdes  der  Ehelosigkeit, 
das  er  einstmals  als  Mönch  abgelegt  hat, 
und    das    Ende   ist,    dass    er    1666    Pfarre, 


.-t-, -4 -,-.<-. -4  -|-|-.-|-.-.-<-l-..-4.<-J-t- 


^.  cJ/'n/j^/'/e. 


Kirche  zu   Schlöii.      Pries. 

Haus,  Weib  und  Kind  aufgiebt  und  in  die  Irre  geht.  Seine  Abschied.sbriefe 
sind  erhalten  und  geben  Zeugniss  von  der  tiefen  Ang.st,  die  ihn  um  Seele 
und  Seligkeit  ergriffen  hat.  Die  Kirche  zu  Dratow  wird  nun  zu  einer  Mater 
vagans,  tritt  aber  von  1712  an  in  eine  dauernde  Verbindung  mit  Schlön.  In 
Schlön  sind  inzwischen  folgende  Prediger  auf  einander  gefolgt:  von  16 17  an 
Kaspar  Pippow  (nicht  Bibow),  der  bis  in  die  dreissiger  Jahre  im  Amte  i.st,  und 
den  die  Kriegsnoth  von  Haus  und  Hof  treibt.  1637  hei.sst  es,  die  Kirche  .sei 
gründlich  verwüstet  (»total  ruiniert«)  und  der  Pastor  in  exilio  gestorben. 


GUT    UND    KIRCHDORF   SCHLÖN. 


359 


Nun  tritt  eine  lange  Vakanz  von  mehr  als  dreizehn  Jahren  ein  I->st 
1650  wird  wieder  ein  Pastor  berufen.  Es  ist  Johann  Henning,  der  bis  1660 
in  Schlon  bleibt.     Ihm  folgt  im  selben  Jahr  Henricus  Schmidt,  der  nach  acht- 

undvierzigjähriger  Amtsthätigkeit  1708  in 
Christian  Dietrich  Meten  (von  der  Meden) 
einen  Substituten  erhält  und  bis  171 1  im 
Amte  ist.  Schmidt  bedient  ausser  seiner 
Hauptkirche  in  Schlön  auch  die  Kapellen  zu 
Torgelow  und  Klein -Plasten.  In  Gross- 
Plasten  hat  es  auch  eine  Kapelle  gegeben, 
aber  sie  liegt  nach  Angabe  des  Visitations- 
protokolles  von  1661  ganz  danieder.  Auch 
die  Kirche  Dratow  hat  damals  noch  eine 
P'ilialkapelle  in  Schwastorf,  welche  zu  dieser 
Zeit     der     genannte     unglückliche    Arnoldus 


jjy^f^'/'/^  //a//*-  ^r 


Kirche  zu  Schlön.      i'ries. 


Krebs  verwaltet.  171 2  folgt  David  Petrus  Zilius  als  Pastor  in  Schlon  und 
Dratow  (7  1736).  Nach  längerer  Vakanz  wird  1742  l>nst  Harthold  Sclienck 
sein  Nachfolger.')  Diesem  folgt  1760  Christoph  l'riedrich  Seger  (7  13. Januar 
178 1).  Von  1784  an  i.st  Karl  August  Benold  Pastor  in  Schlön  (7  3.  Februar 
1791),  und  1792  tritt  Friedr.  Hermann  Heckmann  an  seine  Stelle  (7  7.  Juni 
1852).     S.  Walter  a.  a.  O 


')  Im  letzten  .\mt.sjahi    des  I';i.>lors  Schenck   vernichtet  eine   Fcucrshrunsl  da*   rfarrhiiii  •   "".I 
be.schädigt  auch  die  Kirche  und  den  Thurm  zu  Schlön.     Daher  die  Zahl   1765  am  Thurm. 


36o 


AMTSGERICIl''"'^I5K/IRK    WARKN. 


Kirche. 


Altar, 

Kanzel, 

( jlockcn. 


Kkinkiinst- 
werke. 


^'Si~.n-  *iv/--  a'f 


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Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  charakteristischer  Feldsteinbau  aus  der 
Zeit  des  Ueberganges  vom  romanischen  zum  gothischen  Stil  des  XIII.  Jahr- 
hunderts, aber  durch  Neuerungen  vielfach  entstellt.  Wie  vortrefflich  die  alte 
Kirche  einstmals  in  ihrer  Gesammtwirkung  erschienen  sein  nniss,  zeigt  die  in 
ihrer  Ursprünglichkeit  erhalten  gebliebene 
romanische  Fenstergruppe  auf  der  Südseite 
des  Schiffes.  Alle  übrigen  F'enster  haben 
ihre  alte  Form  verloren.  Ebenso  sind  auch 
die  Portale  ohne  jede  Bedeutung.  Der  Chor 
ist  mit  einem  scharfgratigen  Kreuzgewölbe 
geschlossen.  Das  etwas  höhere,  aber  mit 
dem  Chor  unter  einem  einzigen  Dachfirst  ver- 
einigte Gewölbe  des  Schiffes  stellt  sich  als 
ein  durch  rundwulstige  Diagonalrippen  ab- 
getheiltes  Kreuzgewölbe  dar,  zu  dessen 
Stütze  ein  schlanker  achtseitiger  Pfeiler 
dienen  soll,  welcher  erst  spater  eingeschoben 
ist  und  keine  günstige  Vorstellung  von  den 
Ansichten  seines  Baumeisters  über  Druck, 
Schub  und  Last  des  Gewölbes  erweckt.  Die 
Trennung  zwischen  Chor  und  Schiff  wird 
durch  einen  flach  gespannten  breitgurtigen  Rundbogen  bewirkt,  welcher  mög- 
licherweise ebenfalls  nicht  von  Anfang  an  in  dieser  Form  beabsichtigt  war. 
Viel  stilentsprechender  erscheint  der  als  gedrückter  Si)itzbogen  sich  dar- 
.stellende  Trcnnungsbogen  zwischen  Schiff  und  Thurm .  dessen  Innenrauni 
zwecks  Aufnahme  der  Orgel -Empore  zum  Schiff  der  Kirche  hinzugenonimen 
i.st.  Der  Thurm,  welcher  wenig  jünger  sein  wird  als  die  übrige  Kirche,  trägt 
einen  vielgliedrigen  Helm  im  Ge.schmack  des  Barockstils. 

Der  Altaraufsatz  i.st  ein  Werk  des  Barockstils,   ebenso  die   Kanzel. 

Im  Thurm  hängen  zwei  Glocken.  Die  grössere  ist  ein  im  Jalirc  i<S92 
ausgeführter  ümguss  aus  einer  älteren  Glocke  und  als  .solcher  eine  Stiftung 
des  H.  V.  BEHR-NEGENDANK  und  .seiner  Gemahlin  A.  V.  BEHR  -  NEGENDANK, 
geb.  Gräfin  BLÜCHER.  Der  Gie.s.ser  ist  Gustav  Collier  in  Zchlcnilorf.')  —  y\uf 
der  kleineren  Glocke  die  Inschrift:  GEHÖRIG  DER  KIRCHE  ZU  ALT  SCHLOEN. 
ANNO  1829  GOSS  MICH    HACKENSCHMIDT- BERLIN. 

Kleinkunstwerke.  i  5.  Zwei  silberne  Kelche,  Lübecker  Arbeit  des 
W'III  Jahrhunderts,  der  eine  mit  dem  Mei.sterzeichen  I  H  D,  der  andere  mit 
S  F  S  (.-),  dazu  zwei  silberne  Patenen  ohne  Zeichen  und  eine  silberne  Oblaten- 
schachtel, die  aus  neue.ster  Zeit  ist.  Sämmtliche  fünf  Stücke  sind  ohne 
In.schrift  C   Zinnerne  Weinkanne,  ohne  Inschrift.    —    7.  Messingenes  Tauf- 

;  Ihre  Vorgängerin  war  1730  von  Lorenz  .Stralilhorn  in  I,(ll)eck  gegos.sen  worden.  Die 
Kirche  hatte    1811   nur  dic^c  eine  Glocke. 


GUT    UND    FILIAl.-KIRCIinORF    KI. KIN  -  l'I.. ASTEN.  361 

becken  vom  Jahre  1652,  gestiftet  von  ANNA  PRANGERS.  -  8.  Noch  ein 
messingenes  neues  Taufbecken.  —  9.  10.  Zwei  zinnerne  Altarleuchtcr,  der 
eine  1750  von  JOCHIM  IHRNST  BURMESSTER,  der  andere  1756  von  ADAM 
LANG  gestiftet.  Beide  von  dem  Warcnschen  Zinngiesser  I  D  E  1749.  —  11. 
12.  Noch  zwei  zinnerne  Leuchter,  mit  der  Marke  des  enghschen  Zinns,  von 
einem  Zinngiesser  C  F  B  1725,  der  eine  gestiftet  von  JÜRGEN  CHRISTOFFER 
STINDTMANN,   der  andere   von   N«  BEHRENS  1729. 


Das  Gut  und  Filial-Kirchdorf  Klein -Plasten.') 

lein-Pla.sten  hat  laut  einer  Urkunde  des  Kloster  Hroda  .schon  im  Jahre  12S4    Ceschichtc 

und  zwar  als  wendisches  Dorf  bestanden  -)    Das  Gut  gehört  ursprüngUch  des 

der  P'amilie  der  Plasten,  seit  1450  aber  der  auf  zahlreichen  Gütern  in  der  '  f»«"  cn. 
Nachbarschaft  angesessenen  Familie  Voss,  v'on  welcher  es  ums  Jahr  1498 
Flermann  Kamptzens  Vormünder  erwerben.  Endgültig  freilich  verkauft  Wedege 
Voss  Klein- Plasten  er.st  15  14  an  Hermann  Kamptz,  und  zwar  für  3000  Gulden 
Rhein. ^)  Die  von  Kamptz  halten  das  Gut  bis  1789  fest.  In  diesem  Jahre 
verkaufen  sie  es  für  33  500  Thaler  Gold  an  den  Hauptmann  August  von  Blücher, 
dessen  Nachkomme  Ernst  von  Blücher  es  1852  an  Adolf  Hermann  von  Boddin 
für  150000  Thaler  wiederverkauft.  1893  besitzt  es  Adolf  Friedr.  Schmahl, 
1894  Max  Fleischmann  und  .seit   1898  Ernst  von  Blücher. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnis.se  s.  bei  Schlön,  wo  erwähnt  worden 
ist,  dass  auch  Gross- Plasten  bis  ins  XVII.  Jahrhundert  hinein  eine  eigene 
Kapelle  hatte. 

Kapelle.      Die   Kapelle  zu   Klein- Pla.sten  ist  ein  schlichter  Bau  aus  dem      Kapelle. 
Jahre    1731,    den    die    damalige  Besitzerin,    Margarethe  Elisabeth   von   Kamjitz, 
geb.  von  Langermann,  errichten  Hess. 

Das  Innere  bietet  nichts  Besonderes.     Altar  und  Kanzel  sind  zu  einem      Inneres. 
Baukörper    verbunden.      Von    den    beiden   Glocken    ist    die    grö.ssere    im  Jahre     ('.locken. 
1747   unter  dem  Patronat   des  CA. VON   KAMPTZ   undS-CVON  SCHUCKMANN 
.sowie    unter    dem   Pa.storat    des    E.  B  .  SCHENCK   von  Joh.  Gottfried  Wosack  gc- 
go.s.sen  worden.     Die  kleinere  dagegen  ist  1794   von  J.  C.  Meyer  /u   Ncustrelitz 
gegos.sen  und  enthält  keine  weiteren  Angaben  über  die  Patrone  und  den  Pastor. 
Die   Vasa    sacra    der   Kapelle,    Kelch.    Oblatiiitrlk-r    und   Kanne,    sind    neu   und   \  as;i  sa.  r.i 
um    1870  von   Frau   VON   BODDIEN.   geb.  VON  ARNIM,   geschenkt   w(trden 


')   II  km    ostnordöstlich    von    W.^icn.      .l'last-,    j)Io.-.t.      -    llufc:    Klihncl.    M.  Jahrb.   MAI 
S.  107.     Also  soviel  wie    >Hiifendorf<. 

2)  V.  Kamptz,  Familiengeschichte  der  Kamptz,  S.  34  i*  75  ff-     M.  Jahrl).  XIV.  S.  334. 
»)  V.  Kamptz,  a.  a.  ().,  S.  1831!..  S.  28. 


362  AMTSGERICHTSBEZIRK    WAREN. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Gross -Dratow.') 

Geschichte  fSfflross- Dratow    erscheint    urkundlich    zuerst    im  Jahre   1284,  als    der  Bischof 
des  l^s-sl      Hermann  von  Schwerin  die  im  Schweriner  Dom    vom  Domherrn  Erpo 

Dorfes.  gestiftete  \'ikarei  bestätigt,  welche  dieser  mit  Zehnten  aus  den  Dörfern  Melitz, 
Deutsch -Pla.sten  und  Deutsch- Dratow  bewidmet  hat.-)  Die  Bezeichnung  der 
letzteren  beiden  Orte  als  »Deutsch«  berechtigt  zu  der  Annahme,  dass  schon 
zur  wendischen  Zeit  Orte  gleichen  Namens  an  gleicher  Stelle  bestanden  haben. 
Das  wird  denn  auch  durch  das  Dasein  der  Dörfer  Klein -Dratow'  und  Klein- 
Plasten  in  unmittelbarer  Nähe  bestätigt.  Man  weiss  ja,  dass  die  deutschen 
Kolonisten,  welche  Mecklenburg  im  XII.  und  XIII.  Jahrhundert  besiedelten, 
keine  Gemeinschaft  mit  den  vorgefundenen  Wenden  hielten.  Das  führte  dann 
entweder  zu  deren  völliger  Vertreibung  oder,  wie  in  den  allermeisten  Fällen, 
zur  Anlegung  eines  neuen  Dorfes  in  der  Nähe  des  alten  sowie  zur  Unter- 
scheidung mit  Deutsch-  oder  Gross-  von  Wendisch-  oder  Klein-. 

Ob  die  Familie  Dratow,  welcher  der  Knappe  Nikolaus  angehört,  der  im 
Jahre  1365  als  Zeuge  vorkommt,  in  Gross-Dratow^  angesessen  war,  lässt  sich 
urkundlich  nicht  nachweisen,  wohl  aber  tritt  schon  im  Jahre  1378  Hermann 
Camptze  /de  dar  wonet  tu  Dratowe«  auf,^)  sodass  Dratow  als  der  Stammsitz 
dieser  alten  Adelsfamilie  angesehen  werden  muss,^)  welche  nach  einer  unge- 
druckten Brodaschen  Urkunde  »antea  a  prima  plantatione«  daselbst  sitzt.  Sie 
wird  daher  mit  den  deutschen  Kolonisten  eingewandert  sein,  wie  es  der  münd- 
lichen und  schriftlichen  Tradition  dieses  Geschlechtes  entspricht.  Trotz  viel- 
facher Bedrängniss,  namentlich  in  den  schweren  Zeiten  der  vorletzten  beiden 
Jahrhunderte,  versteht  es  das  Geschlecht  der  Kamptz,  sich  auf  dem  alten  Besitz 
bis  zum  Jahre  1792  zu  halten.  Da  wird  Gross-Dratow  an  den  Amtmann 
Knoch  Lembcke  verkauft,  dessen  Geschlecht  heute  auch  bereits  über  hundert 
Jahre  auf  diesem  Gute  sitzt. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.   bei  Schlön. 

Kirthe.  Kirche.      Die    Kirche    ist    ein    längliches    Viereck,    welches    aus    einem 

älteren  I'Y'ldslcinbau  des  XIII.  Jahrhunderts  und  aus  einem  jüngeren,  ebenso 
gro.ssen  Fachwerk- Anbau  im  Osten  aus  dem  XVIII.  Jahrhundert  besteht.  Beide 
Theile  haben  eine   gemeinsame  flache   Halkcn-  und   Brcttcrdccke.      Im  Westen 

•)   1 1  km  ÖMÜch   von  Waren.     Altslavi.sch  :   der-,  tlern-,  drali         scliindcii.     Killmcl,    M.  jalnl) 
XI.VI.   S.  42.     Also  ungefähr  soviel   wie    »Schindcrhajjcn«. 
',  M.  U.B.  1752. 

•)  M.  L'.-IJ.  iii^,.>.    11424.     V.  Kami)tz,   Kamilienfjeschichte  der  Kami^z,  S.  20  fT. 
*)  V.  Kamptz,  clvtiida.     iJoll,  (Jeschichte  des  Landes  Stargard   I,  S.  52. 


GUT    UND    KIRCIIIKJKF    GROSS- DkATüW. 


363 


ein  schmälerer  Feldsteinthurni  mit  einer  vierseitigen  Helmp\ramide.  Auf  dem 
herrschaftlichen  Chor  mehrere  Langermann-,  Schuckmann-  und  Kamptz'sche 
Allianzwappen  aus  Zinn.  Ausser  der  Dratower  Empore  giebt  es  noch  zwei 
Herrenstühle  für  Schwastorf  und  Klein -Dratow. 

Die  innere  Einrichtung  ist  den  mangelhaften  architektonischen  Ver- 
hältnissen entsprechend.     Die  Kanzel  befindet  sich  über  dem  Altar. 

Vor  dem  Altar  liegen  drei  Leichensteine  aus  dem  XVIII.  Jahrhundert: 
MARIANNE  VON  KAMPTZ,  gest.  1781,  ADOLPH  VON  KAMPTZ,  gest.  1781, 
GEORG  VON   KAMPTZ,   gest.   1789. 

Flin  gusseiserner  Taufständer  trägt  die  Inschrift:  EINGEWEIHT  BEI 
DER  TAUFE  VON  ANNA  DOROTHEA  LEMCKE  3  .  JULI  1866  •  LASSET  DIE 
KINDLEIN   u.  s.  w. 

Auf  dem  Thurm  hängen  drei  Glocken.  Die  erste  Glocke  hat  die 
Inschrift:  DIE  HERREN  GUTSBESITZER  C  •  LEMCKE  AUF  GR.  DRATOW.  F. 
RICHTER  AUF  KL-  DRATOW  UND  G.SAURKOHL  AUF  SCHWASTORF  LIESSEN 
DIESE  GLOCKE  IM  JAHRE  1853  VON  C  •  ILLIES  IN  WAREN  GIESSEN.  — 
Die  zweite  Glocke  trägt  die  Inschrift:  LEVIN  KAMZE,  PHILIPP  KAMZE. 
PATRONE  DIESER  KIRCHEN;  EHR.  JOCHIM  WERDT  PASTOR  A  •  D  •  1620. 
Die  dritte  hat  die  kurze  In.schrift:  HANS  VOS  GOS  MICH  IN  LÜNEBURG 
ANNO   1680. 

Kleinkunstwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch,  gestiftet  1714  von 
J  .  C  •  V  •  KAMTZ  und  M  •  E  •  V  •  LANGERMAN.  Ohne  Werkzeichen.  Des 
gleichen  die  Patene.  —  3.  Zinnerner  Kelch,  gestiftet  1714  von  J  •  C  •  V  •  K. 
und  M  .  E  .  V  .  L .  Keine  Werkzeichen.  —  4  1'-'"  kleinerer  desgleichen  mit 
denselben  Initialen  und  denselben  Jahreszahl,  mit  vcrciuctschtcn  Wcrk/richen.  — 

5.  Silberne  Kanne,  gestiftet  von  C  •  und   H  •  LEMCKE- GR  •  DRATOW  1868.  — 

6.  Ovale  silberne  Oblatenschachtel,  1737  gestiftet  von  J  '  d-,  wie  es  sich  aus 
einem  bekrönten  Doppelmonogramm  auf  dem  Deckel  ergiebt.  Stadtzeichen 
{M}  (Malchin),  Mei.sterzeichen  [gw]  (Joh.  Dietr.  Westphal)  —  7.  Längliche  zin- 
nerne Oblaten.schachtel,  gestiftet  1796  von  H  •  J  •  BROCKMANN  Von  einem 
Zinngiesser  Ehlers.  Englisches  Zinn.  —  8.  Silberner  Oblatenteller,  1735  ge- 
stiftet von  GOTTFRIED  LIPHARD.  —  9.  Zinnerne  Taufschalc  von  1856.  Keine 
Werkzeichen.  —  10.  11.  Zwei  Zinnleuchter  von  vcr.schiedener  Form,  der  cme 
1737  gestiftet  von  CORNELIUS  CLAUS  BRAUER,  nnt  undeutlichen  an.schei 
ncnd  Friedländer  Stempeln,  der  andere  1766  gestiftet  von  JOHANN  HUDDEL- 
BECK    und   ILSABE   HEDWIG  BARGEN,   ebenfalls  mit   undeulliclKn   Stempeln 

')    Die    Vorg.änsierM.    war    1704    t-  /t.  des    I'a.s.ors    Schmidt    und    unter    dem    l'«tr..n.-it    von 
Chn.stoph  AIhrecht  von  Kamptz  gegossen  worden.    Von  wem,  verschweigt  das  Inventar  von  181 1. 


-Mtar, 
Kanzel. 

Leichen- 
steine. 


lauf- 
Ntander. 


(ilorken. 


Kk'inkunst- 
werkc. 


364 


AMISCJKKICinsnKZIRK    WARKN. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Deven. 


t  icschichte 

des 

Porfes. 


Kirche. 


ffi.|c\cn  ist  jetzt  ein  I'^ilial- Kirchdorf  von  Varchentin.     Einstmals  war  es  ein 

Kirchdorf  für  sich,  denn  im  Jahre   1373  ist  Rambold  Szanewitz  Pfarrer 

»in  Diven  <.^)  Die  Besitzverhältnisse  sind  ungemein  verwickelt.^)  Zuerst  treten 
die  Kargow  in  Deven  und  dortiger  Gegend  auf.  Sie  veräussern  in  der  ersten 
Hälfte  des  X\^.  Jahrhunderts  ihre  Besitzungen  in  Holz-Liepen  an  Lüdeke  Hahn 
auf  Basedow;  und  als  am  24.  F'ebruar  1469  der  letzte  Kargow  stirbt  und  sein 
Besitz  in  Deven,  welcher  aus  sechs  Hufen  und  zwei  Käthen  besteht,  heimfällt, 
wird  Lüdeke  Hahn  auf  Basedow  unter  der  Bedingung  damit  belehnt,  dass  er 
sich  mit  des  Kargow  hinterlassener  Wittwe  wegen  ihres  Leibgedinges  abfinde 
und  sie  keinen  Schaden  leide. •^)  Ausserdem  besitzt  Hans  Smort  in  Waren 
einen  Hof  und  dazu  gehörende  Hufen  zu  Deven,  ebenso  Drewes  von  Kosboth 
drei  Höfe  und  sechstehalb  Hufen  nebst  einem  Käthen  und  dem  Mühlenkamp. 
Beide  Antheile  erwirbt  Lüdeke  Hahn's  Sohn  Nikolaus;  er  wird  von  Herzog 
Heinrich  am  4.  Oktober  1472  und  am  15.  Oktober  1475  damit  belehnt.*) 
Auch  die  Stute  und  Brüsewitz  sind  zu  Deven  begütert.  Die  Brüsewitz  ver- 
kaufen 1456  dem  Knappen  Heinrich  Stute  und  seinem  Sohn  Otto  zehntehalb 
freie  Hufen,  fünf  Bedehufen,  zwei  Hunger'sche  Hufen  (es  kommt  dort  ein  sog. 
Hunger'scher  Hof  vor)  und  mehrere  Käthen;  die  Stute  erwerben  1507  von  den 
Kosboth's  (Kossebade)  zwei  Hufen.  Im  Jahre  1572  erlischt  das  Geschlecht 
der  Stute  Da  verleiht  Herzog  Johann  Albrecht  den  heimgefallenen  Devener 
Antheil  dieses  Geschlechtes  an  Jürgen  Below  auf  Kargow.'")  In  den  Besitz 
des  Gutes  und  Dorfes  theilen  sich  daher  nun  noch  die  Hahn  und  Below. 
Die  von  Hahn  treten  ihren  Antheil  16 10  theilwei.se,  1633  aber  ganz  an 
Kckhardt  Kamptz  auf  Plasten  ab,  dessen  Nachkomme  Christoph  Ernst  ihn  1764 
dem  Besitzer  des  anderen  Anthcils,  Kammerjunker  Heinrich  Otto  von  Below, 
verkauft.")  So  gelangt  Dcvcn  endlich  in  eine  Hand.  Rechtsnachfolger  der 
Below  ist  1837  Advokat  Albrecht  Karl  Ludwig  Voss.  i<S56  besitzt  Friedr. 
Karl  Chri.stian  Vo.ss,  1879  Ik'rnhard  Söllner,  1886  Legationsrath  a.  I).  Graf 
Grote  und  .seit   1887  Otto  (iraf  Grote  das  .schöne  Gut. 

Ueber  die  kirchlichen   Verhältnisse  s.   bei   Varchentin. 

Kirche.     Die  Kirche   ist  ein   alter  Feldsteinbau,    welcher   ein    längliches 
'l:  mit  steilem  .Satteldach  darstellt  und  dem  Tj'pns  der  Kirchen  zu  ]<'ederow, 

"^'    '    -H.  10501.      fOil  des   JJeveii':    Kühiicl,    .M.  Jahr)..  ,\IAI,   .S.  40. 
(i.'.chl.  Hahn   III,   S.  20. 
*,  Li^ch,  a.  a.  (). 

•)  Lisch,  GccM.  üahn   III,  S.  59.   71  f. 
*)  Akten   iiu  hiv. 

')  V.  Kampi/  -.LTlite,   S.  384. 


\;, 


GUT    UND    KIRCHDORF   GROSS -GIEVITZ.  365 

Kargow  und  Alt-Schönau  folgt,  im  Ganzen  aber  einfacher  gehalten  ist  und  der 
charakteristischen  Merkmale  ermangelt,  durch  welche  jene  ausgezeichnet  sind. 
Die  aus  guten  Ziegelsteinen  aufgeführten  Giebel  sind  mit  Blenden  verziert. 
Der  ganze  Innenraum  ist  mit  flacher  Hretterdecke  geschlossen. 

Altar  und   Kanzel   im  Barockstil  des  XVIII.  Jahrlunnlerts  sind  zu  einem    Altar  und 
Körper  vereinigt,  doch  sind  zum  Schmuck  des  Altars  acht  geschnitzte  Figuren      Kanzel, 
aus  einem   früheren  gothischen  Triptychon  benutzt  worden.  1  n|)tychon. 

Die    der    Kanzel    gegenüber    im   Westen    aufgebaute    Empore    zeigt    ein      Kmpore. 
BELOW'sches  Familienwappen  ohne  weitere  Angaben. 

Im  Glockenstuhl  befinden  sich  zwei  Glocken;    die  grössere  ist  im  Jahre     (Hocken. 
1841    von    C.  Jllies-Waren    gegossen,')    die   kleinere   hat    weder  Inschrift   noch 
Datum    und  ist  nur  mit  einem   Medaillon  geziert,    das  einen  einköpfigen  Adler 
in   Relief  zeigt. 

Kleinkunstwerke.  i.  2.  Silbervcrgoldctcr  Kelch,  gestiftet  1880  von  Kk-inkiinst- 
TRAUGOTT  SÖLLNER  und  Frau,  geb.  HENRIETTE  WOLLM ER  (den  Hltern  des  werke. 
BERNHARD  SÖLLNER,  dessen  Namensinitialen  an  der  Cupa  verewigt  sind). 
Dazu  eine  Patene.  —  3.  Silbervergoldete  Patene  mit  den  Initialen  H.L.F.G.M 
Keine  Stempel.  —  4.  5.  Zwei  Zinnleuchter,  gestiftet  1698  vun  BASTIAN 
MVNSTER.  Ohne  Stempel.  (Andere  Vasa  sacra  der  Kirche  zu  Dcven  befinden 
sich   in  Varchentin.) 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Gross-Gievitz.') 

I^älross-Gievitz,   am  Xordcnde  des  Torgelower  Sees  belegen,  ist  in  alter  Zeit    beschichte 

^^     ein  von  der  Osten'sches  Gut,    kommt  aber  schon  im  XIV.  Jahrhundert         d« 

in  Vo.ss'schen  Besitz,  in  welchem  es  sich,  einige  Unterbrechungen  abgerechnet, 

noch  heutigen  Tages  befindet.      Vom   Kummerower  See  und  von  Demmin  her 

dringt    das  Geschlecht    der   \'oss    schon    im    XIII.  Jahrhundert    in    die  Gegend 

von  Stavenhagen    vor    und    erscheint   .sehr   oft    in    der    Umgebung    der  Herren 

von  Werle.-^)      Am    i.    November    1332    verleiht  Johann  III.    von    Wcrle   dem 

Friedrich  Voss  zur  gesammten   Hand  mit  Gott.schalk  von  der  O.sten,  .so  lange 

dieser    lebt,    die   von  der  Osten.schen  Güter  Gro.ss-    und   Klcm  (iievitz.      Nach 

beider  Tode  .sollen   allein   die   I-jben   des  Vicke  \'oss  die  Guter  besitzen.     1  Jaf.ir 


')  Die  Vorgängerin  dieser  Glocke  war  von  H.  J.  Meyer  unter  dem  Patronat  von  II.  • ».  von  Holau 
und  E.  E.  von  K.impU  zur  Zeit   des  l'asior.  Linde  (in  Varchentin   l758-'8'3)  ßogosMrn    »ordcn. 

*)  1 1  km  nordnordö.>llich  von  Waren.  Kuhncl  verbindet  die  alten  Formen  de«  Namen. 
Gywirt.e,  tWverz  mit  dem  alt-slavischen  Wort  gvorü,  gvor.ci  ---  Wasserblase:  M.  Jahrb.  XI.VI. 
S.  49.      Daher   .die  Jeverec  (Jeverka).    und   vielleicht  soviel   wie    .Seedorf. . 

=•)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXIII,  S.  20off. 


366 


AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 


sollen  der  Voss  und  seine  Erben  dem  Fürsten  jedes  Jahr  um  Weihnachten 
eine  Tonne  Honig  liefern.^)  Damals  gehört  Gievitz  zum  Lande  Malchow, 
welches  die  Flotow  auf  Stuer  seit  Mitte  des  XIV.  Jahrhunderts  in  Pfandbesitz 
haben.  Sie  beanspruchen  daher  auch  die  Oberhoheit  über  Gievitz.  Daraus, 
oder  auch  aus  einem  inzwischen  daselbst  erworbenen  Antheil,  erklärt  es  sich, 
wenn  zwei  Vettern  von  h'lotow  in  den  Jahren  1488  und  1489  ihr  Gut  Gievitz 
an  Nikolaus  Hahn  auf  Basedow  verpfänden,  obwohl  damals  auch  Wedege 
\'oss  als  Besitzer  erscheint.'^)  Uebrigens  nisten  die  Hahn  sich  allmählich 
immer  mehr  in  Gievitz  ein.  1489  verpfändet  Hans  Vo.ss  zu  Plasten  an  Klaus 
Hahn  auf  Basedow  sein  Gut  zu  Gross -Gievitz,  und  15 19  verkauft  Wedige 
Voss  dasselbe  an  Achim   Hahn.     Auch  die  Flotow  haben  um  diese  Zeit  that- 


Gro.ss- Gievitz. 


sächlich  einen  Antheil  an  Gievitz.  Sie  verpfänden  ihm  1564  auf  zwanzig  Jahre 
an  Joachim  Kruse  auf  Varchentin,  und  nach  Ablauf  dieser  Zeit  erbitten  sie 
den  landesherrlichen  Konsens  zu  weiterer  Verpfändung.  So  kommt  es,  dass 
1606  nur  die  Hahn  und  F^lotow  Besitzer  von  Gross- Gievitz  sind.  Aber  seit 
1609  verpfändet  Otto  Hahn  auf  Basedow  seinen  Antheil  an  dem  Gut  nach 
und  nach  den  Vos.sen  und  verkauft  es  endlich  161 6  an  Karl  Valentin,  Levin 
Ulrich  und  Friedrich  Voss,  des  sei.  Jürgen  Vo.ss  Söhne.  Die  I^lotow  haben 
inzwi.schen  ihren  Antheil  an  Johann  Barncr  auf  zwanzig  Jahre  antichrcti.sch 
überlassen  Als  aber  nach  dessen  Tode  Konkurs  ausbricht,  cedicrcn  die 
Gläubiger   am   .1.  März   1652    den  Barner'schen  Antheil    an    Gro.ss- Gievitz    den 


')M.L.-...  ,,.'4 

*)  Li»ch,  Geschl.  Hahn   III,  S.  133fr. 


GUT   UND   KIRCHDORF  GROSS -GIEVITZ. 


367 


Herren   von    Voss,    und    seitdem    haben    diese    ihr    schönes    Gut    nicht    uieder 
aus  den  Händen  gelassen. 

MittelalterHche  GeistHche   sind   bis  jetzt   nicht  bekannt  geworden       Der 
erste,  welcher  aus  einem  im  Archiv  aufbewahrten  X'crzeichniss  von  Pre(ii<.ern 
die  an  den  Synoden  ni  der  Zeit  von   1540  bis   ,546  theilgenommen  habcMr  als 
Pfarrer   zu  Gross-Gievitz   (Gewerze)    genannt    wird,    ist  Bartholomaeus  Michael 


-^ 


Kirche  zu   Gross-Gievitz. 


Im  Jahre  1604  stirbt  Er  Henning  Bremer,  nachdem  er  in  die  vieiundvicrzig 
Jahre  Pastor  in  Gievitz  gewesen.  Sein  Schwiegersohn  und  Nachfolger  ist 
Laurentius  W'itting  (161 4,  1621).  Im  Visitationsprotokoll  von  1621  wirti  er 
als  ein  Mann  von  vierzig  Jahren  genannt.  Kr  kommt  auch  noch  im  Protokoll 
von  1648  vor,  ist  aber  damals  nicht  mehr  in  (jievitz,  sondern  zu  I.ibau  in 
Kurland.  Ihn  wird  also  wohl  der  dreissigjahrige  Krieg  vertrieben  haben. 
Uebrigens  hatte  er  vorher  schon  eiinnal,  nämlich  im  Jahre  1612,  seinen  Dienst 
aufgesagt.  Das  Patronat  haben  damals  die  I-'lotow  auf  Stuer.  imd  zur  (Jenw-mdc 
gehören  die  Dcirfer  KIcin-Gievitz  und  Hungerstorf,  wo  bis  in  den  .Anfang  des 


3^8 


AMTSGERICI ITSMEZIRK    WAREN. 


tenircfe 


W'II.  Jahrhunderts    Kapellen    bestanden    haben,    die    nun    nicht  mehr    da  sind. 

Von  Schönau  keine  Rede. 

Damals   hat    aber    auch  Lansen    noch    sein    eigenes  Pastorat.      1605    ist 

dort    Er    Elias    Hemdes    Pastor.      1625    ist    ein    alter    Pastor    da,    als    dessen 

Patrone     der     auf    Lansen    erbgesessene    Joh.    Babbzien    (Babetzin),     der    auf 

Schönau  pfandgescssene  Hinrick  Zepelin,   und  llippol}ta  von  Blücher  angegeben 

werden,    des   einst    ebenfalls   auf  Schönau    pfandgesessenen  und   auf  Daberkovv 
erbgesessenen 

Franz     von 
Blücher    nach- 
gelassene Wittwe. 

Man  sieht  daran, 

dass  Schönau  mit 
Lansen    verbun- 
den   ist.      Ein 

junger    Theologe 

meldet  sich,  Hein- 
rich Lachmund, 
für    die    Pfarre 

und  die  Tochter. 

Aber    es    scheint 

nicht,    als   ob    er 

ans  Ziel   gelangt. 

Denn      1635      i.st 

dort     ein     Pastor 

Joh.   Kobier,   und 
im   Visitations- 
protokoll   von 
1648    wird    als 

vorletzter     Pastor 

zu  Lan.sen  ein  Joachim   Bier  genannt. 

Auch    in    Lansen    verändert    der    grosse    Krieg    des    XVIL  Jahrhunderts 

alle  Verhältnis.se. 

Als  1642  Bartholomaeus  Thasaeus  als  Nachfolger  des  Witting  von  den 
Stuer.schen  Flotow's  nach  Gross -Gievitz  berufen  wird,  da  iibcrnimmt  er  auch 
die  Kura  von  Lansen  und  Schönau,  und  nun  bleibt  Lansen  lange  Zeit  hin- 
durch mit  Gievitz  verbunden.  So  unter  dem  Nachfolger  des  Tha.saeus, 
Daniel  Statins  (1667  Ijis  17 17),  unter  Johann  iMiccIrich  Schwarzkopf  (1718  bis 
1749),  Andreas  Barkow  (1747  bis  1753)  und  Gottlieb  iMiedrich  Wucke  (1754 
bis  1771).  Als  aber  1773  Adolf  Augu.stin  Beckmann  (y  18 10)  berufen  wird, 
geht  Lan.sen  als  vagierende  Mutterkirche  zur  Kirche  in  Rittermannshagen  über, 
Schönau  aber  verbleibt  bei  Gievitz.')     S.   Walter  a.  a.  (). 


•)  Stuhr,  M.  Jahrb.  LX,  S.  35.  53.  78.  86. 


GUT    UND    KIRCHDORF   GROSS -GIEVITZ. 


369 


Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  alter  Feldsteinbau  aus  der  Zeit  des  Ueber- 
ganges  vom  romanischen  zum  gothischen  Stil  im  Anfange  des  XIll.  Jalir- 
hunderts.  Der  Chor  ist  mit  einem  Halbkugelgewölbe 
geschlossen,  während  das  etwas  höhere  Schiff  zwei 
schmälere  Gewölbe  ohne  Rippen  hat.  In  der  Ostwand 
eine  aus  drei  spätromanischen  SchlitzölTnungen  gebil- 
dete Fenstergruppe,  deren  mittlerer  Schlitz  leider  zu- 
gesetzt ist  und  daher  wirkungslos  erscheint,  während 
in  den  Seitenschlitzen  noch  etwas  von  der  ursprüng- 
lichen Wandung  und  Laibung  mit 
Rundstabbildung  übrig  geblieben 
ist.  Auf  der  Südseite  des  Chors 
ein  durch  Neuerungen  arg  ver- 
dorbenes Fenster;  auf  der  Nord- 
seite aber  gar  keine  I.ichtöfl'nung, 
da  hier  eine  grosse  Hnipore  an- 
gebracht ist.  Der  Chor  öffnet  .sich 
nach  dem  Langhause  hin  nut 
einem  niedrigen  Triumphbogen  in 
der  I^'orm  eines  gedrückton  gothi- 
schen Spitzbogens.  Die  1-Vnster 
des  Langschiffes  haben  sich  stil- 
widrige Erneuerungen  gefallen 
lassen  müssen.  Dagegen  verdient, 
ausser  der  jetzt  in  die  Sakristei 
führenden  ehemaligen  xTriester- 
pforte«,  das  ältere  Portal  auf  der 
Südseite  mit  seiner  schönen  früh- 
gothischen  (iliedeiung  (Rundslal), 
ausgekehlte  I'.cken,  K:ij)itell  und 
Wechsel  \-on  glasierten  unil  un 
glasierten  Steinen)  die  eingehendste 
Würdigung,  ebenso,  und  fast  noch 
mehr,  die  in  die  Westseite  des 
Tluirmes  eingela.s.sene  und  mit  einem  Hackofengewölbe  geschlossene  l'ortalhalle. 
In  dem  kleinen  Gewölbe  der  Vorhalle  findet  man  nämlich  dieselbe  l-'elder- 
cintheilung,  welche  in  vielen  alten  Chorgewölben  vorkommt.  Das  Charak- 
teristische ist  dabei  ein  aus  einem  Wulst  gebildeter  Kreis,  der  die  aus  den 
Ecken  her  aufsteigenden  RuiKlstabripi)en  aufninunt,  durch  welche  das  Gewölbe 
in  vier  Kappen  eingelhcilt  wird.  Heachtung  verdient  auch  die  Wandung  der 
Portalhalle  mit  ihren  abgefas'ten  Ecken  und  Kapitellgliedern,  die  an  ahn 
liehe  Formen  zu  Xeuklo.ster  erinnern.  Die  Vorhalle  las.st  erkennen,  da.ss  der 
Feld.steinthurm  sehr  bald  nach  dem  Langhausc  erbaut  ist.  Dazu  stinnncn 
auch    seine  Lichtöffnungen    in    der    Form    von    zwei    Schlitzen    auf  joder  Seite. 

24 


Kirthe. 


Komani.sche   .Stciiifuiile. 


370 


AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 


9. 


Stein- 
fünte. 


die   durch    eine    Hlendnische    mit    dem    Schluss    eines   gedrückten    Spitzbogens 
zusammengefasst  werden. 

\eben  dem   Portal  anf  der  Südseite  der  Kirche  eine  romanische  Stein- 
fünte  dc-s  XII.  oder  XIII.  Jahrhunderts. 


i 


Marmor- Epita|)h   des   Ernst  Christo])h   von   Voss. 

Marmor-  In    dc-r    Kirche    ein    mit    vielen    kriegerischen    iMiiblemen    geschmücktes 

Kpitaph.     Marmor -Epitaph   des    ERNST  CHRISTOPH  VON  VOSS,    welcher    in    Ilannover- 

.schen    iJic-    'Tid     und    Mrbherr    auf   (iross-    und     Klein -Gicvitz,    Flotow, 

Luplow,   K.  ,   Klein- Helle  und  Jiredenfelde  war,    geb.   1654,    vermiihlt 


GUT    UNI)    FILTAI, -KIRCHDORF    ALI -SCIIÖNAU.  37I 

1692   mit  Anna  Magdalena  von  Witzendorff  aus  dem   Hause  Zecher  und  <;est. 

den    14.  September   1720.      Darunter    der   Grabstein    des  Khepaarcs    in   jenem    (Jrah^tcin. 

Geschmack  des  Barockstils,    dem    auch    ein  Tiieil   der   älteren  l^inrichtung  der 

Kirche  entstammt. 

In    der  Südostecke    des    Chors    ein    gutes   Gemälde    aus   der  Werkstatt    Gemälde. 

des    Lukas  Cranach,    welches    eine    in    freier  Landschaft    sitzende  Madonna    mit    (•edacht- 

dem  heiligen   Kinde  und  mit    herumspielenden  kleinen  Kngelgestalten  darstellt.  "'^''" ' ''»•*^'". 

Daneben  jüngere  Gedächtniss-Tafeln  der  Gräflich  VOSS'schen  Familie;    ferner        ,'  '  • 

.        .  nialercien. 

ebensolche  als  Glasmalereien   in  den  beiden  Fensterschlitzen  der  ( )st\vand. 

Im  Thurm    drei   Glocken,    die  grösste    mit    der    Inschrift    in   gothischen     (ilocken. 
Majuskeln:    c^  ':  Ü  RH-^'   6L0RI6B    VHUl   UÜSÜ    PaÜH    OfffVa.     Ob   der 

auffällig  gebildete  Schluss,  der  aus  einem  Majuskel -0,  drei  minuskelartig 
erscheinenden  fff,  einem  wieder  majuskelartig  auftretenden  V  und  Schluss  (J 
besteht,  die  Zahl  1395  bedeuten  soll,  wollen  wir  dahin  gestellt  sein  lassen. 
Unmöglich  wäre  es  nicht.  —  Die  mittlere  und  kleinere  Glocke  sind  ohne 
Inschrift  und  Zeichen. 

Kleinkunstwerke,      i.    2.    Silbervergoldeter     Kelch,     gestiftet     ir)f)3    von  Kleinkunst- 
ERNST    CHRISTOFFER    V.    VOSS     und     ANNA    MAGDALENA    V.    WITZENDORF        werke. 
Kelch  mit  dem  Meisterstempel  @)  und  einem  undeutlichen  Stadtstempel.     Die 
Patene  von    H.  Holscher- Güstrow:    @©    —   3-4-  Desgleichen,   grös.ser,    ohne 
Inschrift.      Zeichen:   [^    (^.  5.  6.  Desgleichen,    klein.    Krankenkelch:    |ET|. 

Stadtstempel  undeutlich.  —  7.  Längliche  Oblaten.schachtel.  gestiftet  1752  v..n 
JOH.  FRIEDR.SCHWARTZKOPFF,  Lastor  in  Gievit/,  und  CATH.  ELIS.  SCHWARTZ- 
KOPFFEN,   geb.  MEYERN,   mil   den  Warenschcn   Stempeln    (wj  (J]  S    Neue 

Kanne    "^estiftet  von  AUG.  GRAF  V.VOSS  1827.     Anscheinend  Berliner  Stempel 


Das  Gut  und  Filial-Kirchdorf  Alt-Schönau.') 

as  ganze  Mittelalter   hindurch,    vom  XIII.  Jahrhundert    her.    ist  die  Kirche   beschichte 
zu  Alt-Schönau,  die,  etwas  vom  Dorf  entfernt,  einsam  auf  einem  Hügel  «^^s 

liegt,  Tochterkirche  der  Kirche  zu  Ivalkenhagen  und  steht  gleich  dieser  v..m 
13'' März  1331  an  unter  dem  Latronat  des  Stiftes  Hroda.^«)  Als  aber  im  drcissig- 
jährigen  Kriege  die  Kirche  zu  h'alkenhagcn  zu  einem  Trümmerhaufen  wird  und 
der  Name  des  Dorfes  eine  Zeit  lang  von  der  Landkarte  verschwindet,  um  erst 
im   XIX.  Jahrhundert   an    zwei  Stellen  der  alten   I'ekinur  unter  l-.inwirkung  der 

')  9  km   nördlich   von   W.iren. 

-)  M.  U.-H.  5226.   5247.     Vgl.  a.'.7.u  377.   '284.   .NnrnkR..    1293.    besonder«  auch  .lic   ' 
rungen   ül.er  die  kirchlichen   Vcrh.Hllnisse  von  Waren,  ol.en  S.  327.  *««**  «>*«  Vrluiu\ctx  von    ■.,..-• 
1482   und    1500   im    M.  lahrl..  111,   S.  206-210,   229/30. 

•J4" 


0/- 


AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 


Warenschen  Stadt- Oekonoiiiie,  der  die  Flur  seit  1427  gehört,  wiederaufzutauchen, 
da  sucht  Schönau  ebenso  wie  Lansen  das  geistliche  Brod  bei  der  Kirche  zu 
Gievitz.  Lansen  freilich  geht  im  XVITI.  Jahrhundert  zu  Rittermannshagen 
über,  Schönau  aber  bleibt  bei  Gievitz.') 

Bei  der  werleschen  Landestheilung  am  2.  December  13 16  wird  Schönau 
gleich  Gross-  und  Klein -Gievitz,  soweit  es  den  Rossdienst  angeht,  zu  dem 
Tarchim- Malchowschen  Theil  gelegt.^)  Mit  Besitz  und  Rechten  treten  uns 
im  X\^  Jahrhundert  die  Flotow  auf  Stuer  und  die  Schönow  auf  Schönau 
selbst  entgegen,  jene  als  Pfandbesitzer  des  Landes  Malchow,  diese  als  die 
Lehnsinhaber  am  Dorfe.  Die  von  Flotow  verpfänden  ihre  Gerechtsame  1488 
an  Klaus  Hahn  auf  Basedow;    die  Schönow    aber   sind  seit   1404  unbestrittene 


Die  Kapelle  zu  Alt -Schönau. 

Besitzer,  sie  haben  das  Dorf  von  den  Fürsten  Klaus  und  Christoph  von  Werle 
zu  Lehn  empfangen.'^)  Indessen  im  Jahre  1607  verlieren  sie  es,  nachdem  sie 
es  schon  1 599  an  Ventz  von  Blücher  verpfändet  haben.  Diese  Verpfändung 
wird  nämlich  zu  einem  antichretischen  Verkauf,  zu  welchem  der  landesherrliche 


')  In  seiner  Beschreibung  der  Stadt  Waren  l)ei  Mantzel,  Biitz.  Ruhestunden  XVII,  .S.  70, 
sagt  l'astor  iJarjes  im  Jahre  1765:  »An  dem  Falckenhäger  See  ist  noch  ein  Stück  Mauerwerk  von 
einer  vormaligen  Kapelle.  Der  Ort  heisst  noch  der  l'alckenhäger  Kirchhof«.  —  Schmidt  in  seinen 
geschichtl.  Nachr.  Über  die  Stadt  Waren  vom  Jahre  1841  sagt:  (Falkenhagen)  »wurde  (im  dreissig- 
jihrigen  Kriege)  so  gründlich  zerstört,  dass  auch  kein  einziger  von  den  Bauern  dort  blieb,  dass 
der  Acker  Jahre  lang  unbebaut  lag  und  theilweise  Waldungen  dort  aufschlugen,  unter  denen  man 
noch  jetzt  die  Spuren  ehemaliger  Bearbeitung  erkennen  kann.  Falkenhagen  hatte  eine  eigene 
Kirche,  wovon  noch  wenige  Ruinen  zu  Anfange  des  vorigen  Jahrhunderts  sichtl)ar  waren.  Sie 
stand  auf  der  Stelle  zwischen  dem  Falkenhäger  See  und  Tief-Waren,  welche  noch  jetzt  der  Falken- 
häger  Kirchhof  heisst  und  erst  vor  etwa  dreissig  Jahren  urbar  gemacht  ist.  Der  jetzige  Ilof 
Falkenhagen  und  die  Meierei  sind  später  angelegt.«   —  Vgl.   Karte  von  Schmettau. 

*J  M.  U.-B.  3860. 

*)  Akten  int  CJ!os-,li.  Archiv. 


GUT    UND    FII.IAL- KIRCHDORF   ALT- SCIIÖNAU. 


373 


Konsens  am  20.  November  1607  ertheilt  wird.  So  kommt  es,  dass  161 9  die 
hinterlassenen  Kinder  des  Ventz  von  Blücher  die  alleinigen  Besitzer  von  Schönau 
sind.     Aber  auch  hier  sieht  man  die  Ein\virkiint,^en  des  grossen  Krieges.     Einen 


Kapelle  zu  Alt-Schr.nau. 

Antheil  am  Gute  erwirbt  nämlich  Kurt  Bchr  und  muthet  ihn  am  24.  Januar  1659. 
Acht  Jahre  später  endlich  cedieren  die  Blücher  ihren  Antheil  an  Schönau  1667 
dem  Landrath  Hans  Friedrich  von  Lehsten  auf  VVardow,  welchem  am  14.  Oktober 
desselben  Jahres  der  Lehnbrief  ertheilt  wird.     Der  I^ndralh  erwirbt  anscheinend 


374 


AMTSGEKKUTSHKZIRK    WAREN. 


alle  anderen  Antheilc  hinzu,  denn  am  16.  Marx,  1671  enipfängt  er  den  Konsens 
und  Lehnbrief  über  das  ganze  Gut,  aber  schon  16S4  verkauft  er  es  an  den 
Baron  Johann  Hinrich  von  lulenkamp  für  Sooo  Gulden.  Dieser  lässt  es  1686 
allodificieren  Im  Jahre  1726  kauft  die  Wittwe  des  Oberstleutnants  von  Voss 
zu  Gross-Gievitz  das  Gut  für  15000  Thaler.  In  Voss'schen  Händen  verbleibt 
nun  Schönan  mit  geringen  Unterbrechungen,  bis  es  1899  hY-rdinand  Meisenburg 
und    1900  Friedrich  Kolz  erwirbt. 

Kapelle.  Kapelle.     Die  Kapelle  ist  ein  frühgothischer  Feldsteinbau  in  T^orm  eines 

länglichen  \'ierecks,  aber  zu  irgend  einer  Zeit,  die  nicht  angegeben  werden 
kann,    verfallen    und     erneuert.      Die 

Ansätze    zu     den    beiden    Gewölben,  Sc^^c^^ia^-. 

mit  denen  der  Innenraum  ohne  Zweifel 
einstmals  geschlossen  war,  sind  noch 
vorhanden.  Jetzt  überspannt  ihn  eine 
flache  Balken-  und  Bretterdecke.  In 
dem  Portal  auf  der  Südseite  werden 
Wandung  und  Laibung  belebt  durch 
die  Abwechselung  von  Rund-  und 
Birnstab  nach  Art  des  Uebergangcs 
von  der  Frühgothik  zur  Ilochgothik. 
Auch  giebt  es  dort  die  dieser  Ge- 
schmacksrichtung entsprechende  Ab- 
fasung  an  der  Aussenkante.  Die 
beiden  h'cn.sterschlitze  der  Ostwand 
sind  aussen  und  innen  mit  Viertel- 
Rundstäben  des  gleichen  trefflichen 
Ziegelmaterials  eingefasst,  welches  an 
dem  Portal  der  Südseite  verwandt 
ist.  Abfasung  und  Viertel -Rundstab 
zeigen  auch  die  etwas  breiteren,  wohl- 
gebauten Lichtöffnungen  der  Lang- 
seiten, welche  mit  einem  gedrückten 
Spitzbogen    ge.schlos.sen    sind.      Man 

zählt  zwei  I^Y-nster  auf  der  Süd-  und  eins  auf  der  Nordscite.  Auf  der  West- 
seite ein  jetzt  zugesetztes  grösseres  Portal  in  einem  vorgeschobenen  Mauerkern. 
In  diesem  zweifellos  ursprünglichen  alten  Portal  werden  Wandung  und  Laibung 
aus  fünf  Kanten  gebildet,  von  denen  die  inneren  vier  die  frühgothische  Ab- 
fasung haben.  Sehr  zu  beachten  sind  auch  die  mit  einem  reichen  Blenden- 
werk in  gutem  Mauer.steinmaterial  verzierten  Spitzgiebel  der  West-  und  Ost- 
seite. Die  durch  den  Gewölbesturz  weggerissenen  oberen  Theile  der  vier  Feld- 
steinmauern der  Kirche  sind  durch  .schlechteres  Ziegelwerk  späterer  Zeit  ergänzt. 
Ein  Fundament  auf  der  Westseite  zeigt,  dass  der  jetzige  Glockenstuhl  einen 
etwas  umfangreicheren  Vorgänger  hatte. 


\U   .Sch()iiaii. 


GUT   UND    KIRCHDORF   LANSEN. 


375 


Die  innere  Einrichtung  ist  ohne  Bedeutung. 

Hinter  der  Orgel  ein  spätgothischer  Schnitzschrein,  dessen  Mittelstück 
mit  den  drei  grösseren  Figuren  der  hl.  Maria,  des  hl.  Georg  und  eines  nicht 
mehr  zu  bestimmenden  hl.  Bischofs  gefüllt  ist,  während  in  den  Flügeln  zwölf 
kleinere  F'iguren  erscheinen,  welche  jederseits  in  zwei  zu  dreien  angeordneten 
Gruppen  über  einander  angebracht  sind.  Unter  diesen  kleineren  Figuren  sind 
zu  erkennen  die  hl.  Annaselbdritt-Gruppe,  der  hl.  Johannes  Evang.,  die  hl. 
Maria  Magdalena,  der  hl.  Jakobus  der  Aeltere  und  die  hl.  Barbara.  Bei  den 
Uebrigen  fehlen  die  Attribute. 

An  der  innern  Xordwand  der  Kirche  zwei  Gräflich  VOSS'sche  Zinnschilde. 

An  dem   Portal  der  Südseite  ein  Weihwasserbecken  von  Granit. 

Im     Glockenstuhl     zwei     Glocken,     eine    jüngere    von       ^^^^^^ 
1852,    von    C.  Jllies-Waren    gegossen,    die    keine  Vorgängerin 
hatte,  und  eine  ältere  mit  dem  nebenstehenden  Giesserzeichen. 


AA, 


Inneres. 

Schnitz- 
schrein. 


Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch,  gestiftet  1852  von  L«  G. 
V  •  V  •  G  •  V  .  B .  (Louise  Gräfin  v.  Voss,  geb.  v.  Behr).  Keine  Stempel,  auch 
nicht  an  der  zugehörigen  Patene.  —  3 — 7.  Kleinerer  Kelch,  Patene,  Oblatcn- 
schachtel  und  Kanne,  ohne  Stempel.  Alle  vier  Stücke  Geschenke  der  gen. 
Gräfin  LOUISE  V.  VOSS  vom  Jahre  1852.  --  8.  Zinnerne  Patene,  ohne  Zeichen. 
—  9.  10.  Zwei  Zinnleuchter,  der  eine  1766  gestiftet  von  JOHANN  C  •  LANZ 
und  REGINA  BERGEN,  der  andere  1823  von  JOHANN  JOACHIM  ERNST  PETERS, 
der  letztgenannte  i.st  von  dem  Warenschen  Zinngiesser  l(ochim  Baass  1793 
angefertigt.  —   ii.  Von  dem.selben  Zmngiesser  auch  eine  Zinn.schale. 


Zinn- 
•-childe. 
Weih- 
wasser- 
hecken. 
( "i locken. 

Kieinkunst- 
werke. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Lansen.') 

las    Dorf    und    Gut    Lan.sen     gehört    nachweislich    vom    XV.  Jahrhundert    ( ;c>chiihte 


(1481)  her,  vielleicht  aber  schon  in  frühester  Zeit,  dem  alten  ritter- 
hurtigen  Geschlecht  der  Babbezin,  deren  letzter.  Augu.st  Friedrich,  das 
Lehnrecht,  das  er  auf  Lansen  hat,  im  Jahre  1700  an  Andreas  von  Pritzbuer 
abtritt.^)  Damals  haben  die  Pritzbuer  nämlich  .schon  ihren  Antheil  am  Gute. 
Das  hat  sich  folgenderma.s.sen  zugetragen.  Im  Jahre  1619  giebt  Johann 
von  Babbezin  einen  Antheil  an  Lan.sen  für  13000  (iulden  als  Pfand  an 
Vollrath   von    Bassewitz    auf   Hohen  I.ukow.       Dieser    Antheil    geht    1663    auf 


>)  12  km  nördlich  von  Waren.  V„n  Kühnd.  M.  Jahrb.  XI.VI.  S.  8l.  mit  .ihsUv.sch  U^u  -  . 
Ilain,  oder  auch  mit  la/.Inü.  polni.sch  lag  -  Sumpfboden  l$ruch  zu  verbinden.  Demnach  »Iw 
ungefähr    soviel    wie    > Ilaindorf«    oder  »Brookdorf«. 

')  V.  Camm,  Verzeichniss  des  mecklenburgi>chen  Adels  im  M.  Jahrb.  \l.  S.  429.  ^-^^  'h" 
schon    1698  sterben.     S.  Akten   im   ürossli.  Archiv. 


de; 
Dorfes. 


0/ 


76 


AMTSGKRICHTSBEZIRK   WAREN. 


Kirche. 


Christus- 
bikl. 

Weil) 
Wasser- 
becken, 
Flinte. 

(licxken. 


Christian  von  Bernhard  über.  Al.s  dann  im  Jalirc  1694  der  Babbczin'sche 
Antheil.  der  noch  geblieben,  aber  für  12000  Gulden  an  die  Familie  Karnatz 
in  Güstrow  verpfändet  ist,  von  dieser  als  Pfandgut  an  Andreas  von  Pritzbuer 
weitergegeben  wird,  da  erwirbt  dieser  mit  seinen  Brüdern  Gustav  und  Joachim 
zu.sanimcn  auch  die  Anrechte  auf  den  Bernhard'schen  Antheil,  sodass  den  drei 
Pritzbuer  bereits  am  14.  Juni  1694  der  landesherrliche  Expektanzbrief  auf  das 
ganze  Gut  Lansen  ertheilt  werden  kann.  Pritzbuer'sches  Gut  bleibt  es  bis  1762, 
dann  wird  es  Meyenn'scher  Besitz  bis  1793,  Randow'scher  Besitz  bis  1797, 
und  seitdem  gehört  es  niit  Schvvarzenhof  zur  Begüterung  der  Gräflich 
Hahn'schen  Linie  auf  Basedow.') 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  des  Dorfes,  das  mit  Schwarzenhof 
zusammen  früher  eine  eigene  Parochie  bildete,  s.  bei  Gievitz.  Seit  1773  ist  die 
Kirche  zu  Lansen  als  Mater  vagans  mit  der  Kirche  zu  Rittermannshagen 
verbunden. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  gothischer,  mit  Pfeilern  bewehrter  und  mit 
Blenden  am  Westgiebel  geschmückter  Ziegelbau  auf  behauenem  Granitsockel 
und  hat  einen  Schluss  aus  dem  Achteck.  Die  PY-nsterpfosten  (.sämmtlich  in 
zweitheiligen  P^enstern)  sind  neu.  Eine  flache  Ilolzdecke  überspannt  den 
Innenraum. 

Die  innere  Einrichtung  ist  neu. 

Auf  dem  Kirchenboden  ein  alter  Christus  als  Triumphbild,  von  Drei- 
viertel -  Lebensgrösse. 

In  der  Kirche,  rechts  vom  Eingange  auf  der  Südseite,  ein  Weihwasser- 
becken, ganz  gleich  den  bekannten  alten  Quetschniühlen. 

Drau.ssen  \'or  der  Westseite  der  Kirche  steht  eine  alte  Granitfünte. 

Im  Glockcnstuhl  westlich  von  der  Kirche  drei  Glocken.  Die  eine  hat 
auf  der  einen  Seite  des  Feldes  die  In.schrift:  CHRISTIAiNi  VON  BERNHARDT 
PATRONUS  ILSEBE  DOROTHIA  VON  WREEDEN  HAT  DISE  KLOCK  G  LASEN, 
und  daneben  die  Wappen  beider  mit  der  Unter.schrift:  ANNO  1690;  auf  dcr 
anderen  Seite  aber:  DANIEL  STACIUS  PASTOHR  ZU  Gl  WITZ  UND  LANSE 
PAUL  SCHRÖDER  VOHRSTEHR  DER  KIRCH  ZU  LANSE.  Am  Schlagring: 
M  .  VITES  SIEBENBAUM  GOSS  MICH   IN  SCHWERIN. 

Die  zweite  (jlocke  zeigt  eine  sitzende  I-'igur  mit  segnend  erhobenen 
Händen,  dann  die  Inschrift:  *  lj{i)if  *  00t  *  \n\bC  *  lUiiria  *  lllOÖCV  *  O.ldC^. 
Unter  dieser  In.schrift  mehrere  kleine  Bildchen:  eine  sitzende  Bischofsfigur, 
ein  Agnus  Dei  mit  Kreuz  unter  einer  gothischen  Architektur,  und  zuletzt  in 
hau.sartiger  Umrahmung  die  Anbetung  Chri.sti  durch  die  heiligen  drei  Könige. 

Die  dritte  Glocke  führt  im  P'elde  das  HAHN'.sche  Wappen  mit  C»G« 
H  •  1865.     Gegossen  von   C.  Jllies   in   Waren. 


•)  Akten  im  Grossh.  Archiv.     V^'l.  Lisch,  (ieschl.  Hahn   IV,  .S.  302.  328. 


GUT    UND    KIRCHDORF   RAMBOW.  377 


Kleinkunstwerke,      i.   2.    Silberner    Kelch    auf   rundem    Fuss.      An    der  Kk-inkunst- 
Kupa    der    PRITZBUER'sche    Doppeladler    ohne    Köpfe.      Dazu     die     Initialen       werke. 
S.A.S.V-M    .    W.V.P.  1722.     Vom  Malchiner  Goldschmied   D  I  West- 
phal).     Patene  ohne  Zeichen.  3.  4.  Desgleichen  von  1747,  mit  Fatene,  beide 

laut    Inschrift    gestiftet    von    V.  C.  STUDMANN    und    mit   den    Stempeln    S    und 
•^q'.   —   5.  Runde  Obiatendose,   neu  (Sy  &  Wagner- Berlin). 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Rambow.' 


j§|  anibow    wird    zuerst    in    einer    Urkunde    vom    7.   Juni    1 27 1    genannt,    als   (lescluchte 
Bischof  Hermann  von  Kammin  das  Dorf,  welches  bisher  nach  Schwinken-  ^*-'s 


dorf  eingepfarrt  ist,  zum  Kirchspiel  Domherrenhagen  (Papenhagen)  legt.-)  'Dorfes. 
Dieses  Dorf  dient  zur  Ausstattung  des  1226  gestifteten  Domherren.stiftes 
zu  Giistrow  und  wird  ihm  1240  als  »Hägerdorf«  verliehen.'')  Domherren- 
hagen ist  längst  verschwunden,  seine  Kirche  liegt  als  versteckte  Ruine  in 
einem  Wäldchen  oberhalb  der  Burg  Ulrichshusen,  und  seine  Feldmark  ist 
in  die  des  frühestens  im  XV.,  wahrscheinlich  aber  erst  im  XV^I.  Jahr- 
hundert entstandenen  Dorfes  Ulrichshusen  und  in  die  des  Gutes  Rambow 
aufgegangen.  Rambow  ist  Maltzan'scher  Besitz  von  ältester  Zeit  her.  Zu 
Anfang  des  XVIII.  Jahrhunderts  aber  gelangt  der  Baron  von  Frlenkamp  in  den 
Besitz  von  Ulrichshusen  und  Rambow,  das  als  Pertinenz  von  l'lrichshu.scn 
angesehen  und  behandelt  wird,  und  erst  im  Jahre  1776  gelingt  es  dem 
Landmarschall  Lüdeke  von  Maltzan,  Ulrichshusen  mit  Rambow  wieder  zunick- 
zuerwerbcn.  Am  Schluss  der  Lehnssequestration  der  Maltzan'schen  Güter  in  der 
Zeit  von  18 16— 1823  (s.  o.  S.  54,  Anmkg.)  wird  Rambow  von  Ulrich.shu.sen  ge- 
trennt und  zu  Moltzow  gelegt,  mit  dem  es  noch  heute  verbunden  und  zugleich 
in  Maltzan'.schen  Händen  ist,  während  Ulrich.shusen  seit  1841  zu  der  Hahn- 
sehen  Begüterung  gehört.^) 

Durch  die  oben  angezogene  Urkunde  vom  7.  Juni  1271  wird  bewiesen, 
dass  Rambow  damals  noch  kein  Kirchdorf  ist,  .sondern  dass  die  oberhalb  des 
Dorfes  im  Holz  gelegene  Ruine  von  >  Domherrenhagen c  das  anscheinend  eben 
erst  fertig  gewordene  Gotteshaus  ist,  zu  dem  sich  die  Kinwohnerschaft  von 
Rambow,  die  bis  dahin  nach  dem  5  km  östlich  gelegenen  Scinvinkendorf  zur 
Kirche  gegangen  ist,  in  Zukunft  zu  halten  hat.')     Zugleich  geht  daraus  hervor. 


•)   16  km  nördlich   von    W.iren.      »Ort  de.s  Kami.«:    Kllhnel,    M.Jahrl..  XI. VI,   S.  115. 

*)  M.  V.h.  1229. 

»)  M.    lahrb.     IV 15,    S.   91;     IX,    S.  457.      lisch,    (Icschl.   Malt7an    III,    S.   262.      I)cr»cll>c. 

Geschl.  Hahn   I,   S.  85—87. 

*)  I.i.sch     und    Wedemeyer.    Alhum    mecklenlnirKi.scher    Schlösser    und     !.andK"<.  r      IMt    .S 

und   9,   S.  80. 

■')  Vj;l.  M.  I.-ihrl).  LVI,    S.  205.      Hier    sind    irrthUmlichcr   Weise  Dorf    und    Kirche    .u         >m 

ver.schiedcne   Ortschaften   verzeichnet. 


378  AMTSGERICHTSHEZIRK   WAREN. 

dass  die  erloschene  I'arochie  Domherrenhagen  oder  Papenhagen  sammt  Rarnbow 
während  des  Mittelalters  zur  Diöcese  Kammin  gehört.  Das  Vorhandensein 
des  Dorfes  Domherrenhagen  oder  Papenhagen,  das  zu  den  Einkünften  einer 
der  Güstrower  Domprabenden  beizutragen  hat/)  lässt  sich  an  der  Hand  einiger 
Urkunden  bis  ins  X\'.  Jahrhundert  verfolgen.  1436  wird  davon  noch  wie  von 
etwas  \'orhandenem  gesprochen,'')  am  8.  Mai  1458  aber  heisst  es  bereits  ur- 
kundlich, dass  beide  l-'eldmarken,  Papenhagen  und  Marquardeshagen,  wüst 
seien.-)  Das  letztgenannte  Dorf  hat  sich  wieder  zu  einem  der  stattlichsten 
Höfe  und  Dörfer  erhoben,  das  andere  aber  ist  untergegangen.  Wie  und 
warum,  wissen  wir  nicht.  Immerhin  mag  die  alte  Kirche  noch  eine  Zeit  lang 
benutzt  worden  sein,  dann  aber  hat  man,  anschemend  erst  in  der  zweiten 
Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts,  die  Rambower  Kirche  an  ihre  Stelle  treten 
lassen.  In  den  General -Visitationsprotokollen  von  1534  und  1541/42  wird 
weder  die  eine  noch  die  andere  erwähnt,  was  vielleicht  daran  liegt,  dass  die 
eine  schon  aufgegeben  und  die  andere  noch  nicht  da  war.  Erst  das 
Visitationsprotokoll  von  1648  erwähnt  sie,  die  eine  als  Ruine  der  alten  Papen- 
häger  Kirche,  die  andere  als  mit  der  Parochialkirche  in  Dahmen  verbunden.^) 
Zugleich  erfahren  wir,  dass  Rambow  noch  eine  Filialkapelle  in  Moltzow  und 
Dahmen  eine  in  Sagel  hat,  die  es  heute  beide  nicht  mehr  giebt. 

Die    Pastoren    von    Dahmen    und    Rambow    sind    bereits    bei    Dahmen, 
S.  138/39  aufgezählt. 

Kirche.  Kirche.     Die    Kirche    ist    ein    jüngerer    Feldsteinbau    aus    der    Zeit    der 

Renaissance  mit  einem  diesem  Geschmack  entsprechenden  Ostgiebel,  an 
welchem  die  horizontalen  Bänder  sowie  die  Belastung-skörper  auf  den  beiden 
Dachschrägen  zu  beachten  sind,  wie  sie  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahr- 
hunderts üblich  werden  und  lange  noch  im  XVII.  Jahrhundert  beliebt  bleiben. 
Der  Innenraum  erscheint  als  ein  einziges  langes  flachgedecktes  Viereck.  Im 
Westen  ein   Feldsteinthurm,  der  nicht  die  Breite  des  Kirchenkörpers  hat. 

Altar-  Die  innere  Einrichtung  stammt  aus  der  Zeit  der  P>bauung  der  Kirche, 

aufsatz,  soweit  es  sich  um  Altar  und  Kanzel  handelt.  Der  Altaraufsatz  erinnert  an 
an/e .  ^^^  -^^  Gnoien,  Prestin,  Dambeck  bei  Röbel  u.  s.  w.,  doch  fehlen  hier  die 
Schnitzwerke.  Statt  deren  sehen  wir  acht  Gemälde  aus  der  Passionsgeschichte. 
Die  Kanzel  aber  enthält  in  ihren  Füllungen  vier  geschnitzte  und  bemalte 
Wappenschildc,  den  Kardorff '.sehen  mit  D«V«K.,  den  Maltzan'schen  mit 
D  •  V  •  M.,  den  v.  Berge'schcn  mit  J  •  V  •  B.  und  den  quadrierten  Schulen- 
burg'.schen  Schild  mit  D  •  V  •  S  • 

Kinpore.  An        r    Empore    auf    der    Nordseite    neben    dem    Altar    das    Maltzan- 

Hülow'.sche  Allianzwappen  mit  den  Unterschriften  L  •  A  •  V  •  MOLTZAHN  und 
M  .  F  .  v  .  BÜLOW. 

-y  .1  l  1',  H428. 

*)  Lisch,  (.eschl.  Maltzan   III,  S.  261/62.     Derselbe,  (leschl.  Halm    I,  S.  85     87.     M.  Jahrb. 
IVB,  S.  92;    IX,  S    '57;    X,  S.  263;    XXIII,  S.  317. 

*)  V^;1.  die   lij-.ie.'^kungen  zur  Kirche   von  Schors.sow  oben  S.  65;   besonders  auch   Anmkg.  i. 


GUT    UND    KIRCHDOUF    RAMBOW, 


379 


An  der  inneren  Südseite  die  Rüstung  des  schwedischen  Obersten  KARL     Kustung, 
DIEDRICH  VON  RUTH    (Rot)    sowie    als    eine    Art    Epitaph    sein    geschnitztes     ^Vappen. 
Wappen  von  1657,  dessen  Unterschrift  besagt,  dass  er  unter  anderen  Würden 
auch    die    eines  Stadtkommandanten  von  Elbing   besass,    1592    geboren  wurde 
und    1656  starb. 

Am  wichtigsten  aber  sind  die  beiden  geschnitzten  Holzwappen  an  der  Hol/- 
äusseren  Ostwand  der  Kirche,  weil  sie  ohne  Zweifel  die  der  Grunder  und  wappcn. 
Erbauer  darstellen.  Es  sind  BEREND  LVDOLF  MOLTZAHN  und  seine  Gattin 
ANNA  V  .  STAFFHORST.  Leider  ist  die  Jahreszahl  oberhalb  der  Wappen  weg- 
gebrochen. Aber  man  weiss,  dass  Berend  Ludolf,  der  mit  seiner  Gattin 
inschriftlich  auch  an  den  Mauern  des  Schlosses  Ulrichshusen  vorkommt,  1639 
aus  dem  Leben  schied  und  anscheinend  um  1620  in  den  alleinigen  liesitz  des 
Gutes  Ulrichshusen  gelangte.  h>  wird  daher  auch  der  h>bauer  der  Kirche 
zu  Rambow  sein. 

Im  Thurm  zwei  Glocken,  die  grosse  ohne  Inschrift  und  Gies.serzeichen,     ('ilix-kcn. 
die  kleine  1703   unter   dem  Pastorat   von  JOHANN  MEINEKE  (zu  Dahmen  und 
Rambow)    gegossen.     Giessernamen    und   Zeichen    weder   auf  der    einen    noch 
auf  der  andern  Glocke.^) 

Kleinkunstwerke.  i.  2.  3.  Sehr  grosser  silber\ergoldetcr  Kelch  auf  Kleinkunst- 
achtpa.ssigem  Euss,  mit  Patene,  gestiftet  von  CARL  DIDERICHSOHN  ROT  und  werke. 
ANNA  SOPHIA  VON  HOLTZENDORFF,  deren  beider  Wappen  nebeneinander  auf 
dem  Fuss  des  Kelches  eingraviert  sind.  Keine  Stempel.  Dazu  eine  kreis- 
runde silberne  Oblatenschachtel,  auf  deren  Deckel  dieselben  Wappen  und 
Inschriften  angebracht  sind.  Auch  diese  ohne  Stempel.  —  4.  l'^ine  sechs- 
seitige silberne  Flasche  mit  Schraubdeckel.  Auf  einer  der  Seiten  eingraviert 
das  Arnim'sche  Wappen  mit  den  Initialen  I  E  V  A  •  1670.  Auf  der  Unterseite 
des  F'usses  der  Nürnberger  Stadtstempel  mit  dem  Mei.sterstempel  C  H  oder 
G  H  in  Ligatur:  ^  ^.  —  5.  6.  Kleiner  silberner  Krankenkelch,  gestiftet 
1778  von  Wittwe  ILSABE  ELEONORA  VON  MOLTZAHN.  geb.  VON  STRALEN- 
DORFF.  An  der  Kupa  das  SlralcndortV'schc  und  das  Maltzan  sehe  W  api^ii. 
ebenso  auf  der  zierlichen  Patene.  Auf  dem  Eusse  ein  verputzter  Güstrowscher 
Stempel.  —  7.  <S.  Grösserer  silbervergoldeter  Kelch,  1745  gestiftet  von 
JOACHIM  HINRICH  SCHMIDT  für  die  Kirche  zu  Dahmen  Dazu  eine  Patene 
mit  einem  undeutlich  gewordenen  Güstrowschen  Stempel.  -  9.  lO.  Kleines 
zinnernes  Krankengeräth  ohne  Stempel.  —  i  1 .  Kleine  kreisrunde  silberne 
Oblaten.schachtel,  1626  gestiftet  von  ANNA  MOLZAN  Keine  Zeichen.  —  12. 
13.  Zwei  zinnerne  Leuchter,  1730  gestiftet  von  JAKOB  RÜNITZ  Keine  Werk- 
zeichen. —  14.  Noch  ein  zinnerner  Löffel,  gestiftet  von  JOHANN  DANIEL 
MÖLLER  und  D.  E.  LANSEN,  verehelichten  MÖLLERN.  1786.  j-.benlalls  ohne 
Stempel. 


>)  Vgl.  oben  S.  65. 


38o  AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 

iTnrre  zu  Auf  der  Pfarre  zu  Rambow  werden  die  Reste  eines  aus  der  Kirche  zu 

Rainbüw.  Dahnien  stammenden  gothischen  Triptychons  aus  dem  XV.  Jahrhundert  auf- 
bewahrt, darunter  zwei  Tafehi  einer  Predella  mit  den  Halbfiguren  der  vier 
lateinischen  Kirchenväter.  Ferner  zwei  schlecht  erhaltene  Flügel  mit  Malereien, 
welche  auf  der  einen  Seite  als  Schutzheilige  der  Kirche  die  hl.  Maria  mit  dem 
Kinde  und  die  Annaselbdritt- Gruppe  darstellen,  während  auf  der  anderen  Seite 
Passionsblumen  sind  oder  waren. 

Auf  der  Pfarre  zu  Rambow  auch  mehrere  alte  lateinische  und  deutsche 
Drucke,  welche  1623  durch  MARKWART  MOLTZAN  zum  Gebrauch  der  Prediger 
gestiftet  worden  sind. 

*  *  * 

Ruine  in  In    der    »Kirchenkoppel«,    der    Stätte    des    eingegangenen    Kirchdorfes 

''<-■'■         Domherrenhagen  oder  Papcnhagcn,    liegt   mitten   unter  Bäumen  die  Ruine  der 

Kirchen-  ^^^^  bereits  erwähnten  alten  P^ldsteinkirche  aus  dem  XIII.  Jahrhundert.  Es 
stehen  noch  die  Giebelwände  und  einzelne  Theile  der  Seitenwände,  sodass 
man  die  Grundform  eines  länglichen  Vierecks  erkennt.  Die  ganze  Ruine,  deren 
Kalkverband  immer  mehr  schwindet,  macht  den  I^indruck,  als  ob  sie  wohl 
demnächst  durch  die  langsame  aber  stetige  Arbeit  der  Baumwurzeln  im  Erd- 
boden auseinander  gesprengt  werden  wird. 


koppele 


Das  Schloss  Ulrichshusen. 

Schloss  Ktim  Südufer  des  Ulrich.shuscr  Sees,  dem  Kirchdorf  Rambow  gegenüber,  liegt 
l'Irichs-  IRS  die  ß^rg  Ulrichshu.scn,  ein  stattlicher  Bau  aus  der  Zeit  der  Renaissance, 
*"""**-*"•  der  thcils  in  die  zweite  Hälfte  des  XVI.,  theils  in  die  erste  Hälfte  des  XVII. 
Jahrhunderts  fällt.  Auf  der  Südseite  ein  runder  Thurm,  der  »Windelstein«  mit 
Wendeltreppe,  nach  Südosten  hin  ein  Thorhaus.  lun  unterirdischer  Gang  — 
so  i.st  die  Sage  —  führte  einst  zu  der  »wüsten  Kirche«  in  Domherrenhagen. 
Vor  einigen  Jahren  ist  das  Schloss  im  Innern  durch-  und  umgebaut  worden, 
um  als  Wohnsitz  dienen  zu  können. 

Da  die  frühere  Beschreibung  des  Burgsitzes  mit  seiner  Abbildung  bei 
Li.sch  und  Wedemeyer,  Album  mecklenburgi.schcr  Schlösser  und  Landgüter, 
Heft  8  und  9,  S.  77  ff.,  einen  dauernden  Werth  gewonnen  hat,  .so  lassen  wir 
.sie  hier  unverkürzt  folgen: 

«Das  Gebäude  steht  auf  einem  erhöheten  Burgraume;  diesen  schlicsst 
ein  jetzt  etwas  verfallener  Wallgraben  ein,  über  den  man  ehemals  wohl  auf 
einer  Zugbrücke  an  die  .sogenannte  Vorburg  oder  das  äussere  Thor  gelangte, 
welches  jetzt,  v.ic  die  Zugbrücke,  fehlt,  lieber  einen  schmalen  gemauerten 
Weg,    den  zu  beiden  Seiten  gezinnte  Mauern  ein.schlies.sen,   gelangt  man  dann 


SCHLOSS   ULRICHSHÜSEN. 


3«' 


an  das  Thorhaus  oder  das  Binnenthor,  welches  eine  gewölbte,  durch  starke 
Thorflügel  befestigte  Auffahrt  hat  und  sich  an  das  Hauptgebäude  anschliesst.. 
»Die  Aussenseite  des  Thorhauses  ist  im  Styl  der  norddeutschen  Renaissance 
mit  Bildwerken  und  Memorialtafeln  in  gebranntem  Thon  geschmückt;  über 
dem  Eingange  ist  eine  Tafel  von  roth  gebranntem  Thon  eingemauert,  welche 
durch  eine  verzierte  Leiste  in  zwei  Theile  getheilt  wird.  Dem  I<:intretenden 
links  befindet  sich  auf  derselben  oben  das  Brustbild  des  Erbauers  Ulrich 
Maltzan  in  Medaillonform,  darunter  das  Maltzansche  Wappen,  und  unter 
diesem  die  Inschrift: 

Ulrichshausen  ist  mein  Nahm 

wer  Herberg  in   mir  will   han 

der  nem  vor  gut  Stubn  und  Gemak 

und  was  Küch  und   Keller  vermag 

und   nem  den  willen  vor  die  That 

so  wird  dem  Gaste  guter  Rat. 

»Rechts  von  der  Leiste  steht  auf  derselben  Tafel  oben  da.s.selbe  männliche 
Brustbild  in  Medaillonform,  darunter  das  von  Kardorff'sche  Wappen,  und  unter 
diesem  eine  Inschrift,  aus  welcher  jedoch  ein  Stück  schon  1750  ausgesprungen 
war.  Nach  einer  vor  etwa  fünfzehn  Jahren  genommenen  Aufzeichnung  war 
davon  lesbar: 

Ulrichshausen         — 

Ulrich   Moltzan   D 

Margreta   Kerdorff  D 

Half  fleissig  dazu  w  .  .  .  .  dri  .  . 

Und   ist  vollend   mit  h  .  .  .  .  es  hi .  .  . 

Dem  gebort  vor  allen   Dingen. 

»Neben  dieser  Tafel  sind  links  zwei  männliche,  rechts  zwei  weibliche 
l^rustbilder  aus  gebranntem   Thon,  einander  gegenüber  und  zugekehrt. t 

»Das  Hauptgebäude  ist  drei  Stockwerke  hoch.  Ueber  dem  I*!rdgc.schossc 
von  behauenen  Quadern  erheben  sich  zwei  Stockwerke  in  Ziegelbau,  welche 
in  Charakter  und  Ausführung  den  fürstlichen  Schlössern  zu  Schwerin,  Wismar 
und  Gadebusch  ähnlich  sind.  Die  nach  (^.sten  und  Westen  gehenden  Giebel- 
Seiten  sind  oberhalb  der  drei  Stockwerke  mit  gezinnten  Rändern  unil  anderen 
Ziegelornamentcn  versehen.  Auf  dem  östlichen  Giebel  steht  mit  ei.scrnen 
Buchstaben : 

BERNDT  LUDOLPH    MOLTZAHN.         ANNA  VON   STAFFHORST. 

darunter,  ein   Stockwerk  niedriger,   das  Distichon: 

IGNIBUS   HAEC  PERIIT  STRUCTURA.  AST  CONDIDIT  ILLAM 
BERNDT  LUDOLPH   MOLTZAHN,  STET  SINE  CLADE   DIU. 

»Der  hier  erwähnte,  wohl  nur  partielle  Brand  fiel  in  die  Zeiten  des 
dreissigjährigen  Krieges  (1624).  Das  Jahr  der  baulichen  Wiederherstellung 
bezeichnet  an  der  Süd.seite  des  Hauptgebäudes  mit  eisernen  Zirt'ern  die  /.ilil 
1626.     Dieses    Feuer    mag    auch    den    viereckigen  Thurm    zerstört    haben,    der 


382  AM  TSdKRK  H  rsHKZIKK    WAREN. 

noch    im    siebzehnten    Jalirhundcrte    in    der    Mitte    des    Burgraums    frei    stand. 
Dieser  sogenannte  Bergfrit  diente  als  Wart-  und  Gefängnissthurm.« 

-Hin  anderer  Thurm  des  aUen  Bauwerkes  ist  erhalten.  Es  ist  dies  ein 
sich  an  die  Mitte  der  südlichen  Langseite  des  Hauptgebäudes  anlehnender, 
aus  denselben  Materialien  erbaueter  runder  Thurm,  der  die  Mauerhöhe  des 
Gebäudes  noch  um  ein  Stockwerk  überragt  und  dann  durch  eine  offene  Gallerie 
und  ein  sechseckiges,  mit  Metallplatten  eingedecktes,  in  eine  Spitze  auslaufendes 
Dach  gekrönt  wird,  in  der  Form,  wie  deren  von  dem  alten  Schweriner 
Schlosse  noch  in  dem  Neubau  erhalten  sind.  Der  Thurm  dient  als  Treppen- 
haus. Auf  der  Wendeltreppe  oder  dem  Windelstein  gelangt  man  von  den 
obersten  Stockwerken,  wo  auch  der  sogenannte  Redoutensaal  sich  befand,  bis 
in  die  schönen  geräumigen  Keller  hinab.  An  diesem  Thurme  befinden  sich 
drei  Tafeln  über  einander,  in  jedem  Stockwerk  eine.  Jede  dieser  Tafeln  hat 
oben  zwei  Wappen:  neben  dem  Maltzan'schen  Wappen  steht  (dem  Beschauer 
rechts)  auf  der  obersten  Tafel  das  Kardorff'sche  Wappen,  auf  der  mittleren 
das  Wappen  der  Familie  von  dem  Berge,  welche  mit  dem  Landrath  Fritz 
von  dem  Berge,  dem  Schwiegervater  des  Dietrich  von  Maltzan,  am  10.  De- 
cember  1623  im  Mannsstamme  ausstarb,  und  auf  der  untersten  das  Staff- 
horst'sche  Wappen.  Unter  diesen  Allianz -Wappenbildern  trägt  jede  Tafel 
eine  Inschrift.  Der  Inhalt  der  obersten  Tafel  ist  nicht  mehr  zu  entziffern  ge- 
wesen; doch  enthielt  sie  die  Jahreszahl,  den  Namen  des  Erbauers  und  seiner 
Frau,  und  eine  Anwünschung  des  göttlichen  Segens.     Unter  der  zweiten  Tafel 

stehen  die  Verse: 

Diesem   Dietrich   Moltzahn  succedirt 
Und  selbigen  Sitz  häreditirt: 
Aus  adeligem  Stamm   berühmet  weit 
Hat  des  von  dem   Berg  sich  drauf  bereit 
Die  beiden  denselben  zur  adlichen   Preiss 
Verbessert  haben  mit  grossem   Fleiss. 

-Die  Verse  der  dritten  Tafel  sind  in  der  Mitte  durch  eine  Linie  getheilt 
und  lauten  also: 

Nach  Dietrich  Moltzahn  sel'gen   Dot  Hat  es  geschickt  der  liebe  Gott 

Dass    Behrend    Ludolph    Moltzahn    durchs  Als  Miterb  dieses  Guts  genoss 

Loos  Aus    altem    adlichem   Stamm    gar  wohl 
Ehiich  mit  Anna  von  Staffhorst  genannt  bekannt 

Dasselb    nicht   lange    bewohnet  in   Freud  Denn  da  sie  gewesen  alle  beid 

Im  anderen   Land  das  Haus  verbrannt  Da  man  gezählet  hat  zur  Hand 

Tausend  sechshundert  zwanzig  vier  Nach  Christi  Geburt  vermeld   ich  dir 

Von  ihm  wieder  erbauet  von  neu  Im    sechsundzwanzigsten  dieses  Gebäu 

Gott  dasselb  fortan  segne  mehr  Zu  seines  göttlichen   Nahmens  Ehr. 

und  darunter  die  Memorialzahl: 

ESTO  tVta  DoMVs,  CVra  serVante  IehoVa, 

deren  ZahlbuchsUben  die  Jahre.szahl    1626  ausmachen.« 

»Die  L'-n;^-  d'.s  Gebäudes  beträgt  97  Fu.ss;    die  von  dem  vorstehenden 
Thurme  bez(.:'::i-^<:t'-   Mitte  nimmt  die  23  l'^u.ss  breite  Diele  und  Küche  ein;   an 


GUT   UND    KIRCHDORF   VIELIST.  383 

diese  Räume,  welche  nach  hinten  über  die  Fronte  hinaus  gebaut  sind  und  in 
einem  schmäleren  Stallgebäude  endigen,  stossen  auf  jeder  Seite  zwei  Stuben, 
eine  nach  Süden  und  eine  nach  Norden  gehend,  von  21  Fuss,  dann  weiter  je 
zwei  klemere  von  16  Fuss  Breite.  Dem  östlichsten  Theil  der  Südfronte  ist 
noch  ein  bis  an  das  Thorhaus  gehender  Gebäudetheil,  17  F'uss  tief  und  12  Fuss 
breit,  vorgebaut,  so  dass  der  Ostgiebel  eine  etwa  doppelt  so  grosse  Ausdehnung 
hat  als  der  westliche.  Nördlich  und  östlich  wird  die  Hurg  und  ihre  Umgebung 
von  dem  Ulrichshusen'schen  See  begrenzt,  der  auch  Kukuk-See  (Guckguck- 
See)  genannt  wird.« 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Vielist.' 


rkundlich    wird    Vielist,    eine    alte    Wangelin'sche    Besitzung,    zuerst    am    C.eschichte 
8.   November   1264    genannt,    als    Bi.schof   Hermann   von   Schwerin    der         ^^^ 
Gemahlin  des  Ritters  Vredebern,  aus  dem  Geschlecht  der  Ketclhot,  Margaretha,       •'"•'fes. 
den  Zehnten  des  Dorfes  Vielist  (Vilist)  verleiht.*)     Von  demselben  Bi.schof  er- 
hält   das  Schweriner  Domkapitel    am  6.  April    1289    eine    Reihe    von  Zehnten 
im  Lande  Waren,  darunter  auch  solche  in  Vielist. ')     Ks  sind  daselbst  zwciunti- 
dreissig    Hufen,    von    denen    jede    acht    Schillinge    an    das    Domkapitel    von 
Schwerin  geben  soll.^) 

Ob  es  vor  den  W'angelin  noch  andere  Besitzer  (wie  etwa  das  alte 
ritterbürtige  Geschlecht  der  Vilist,  Vielitz)  von  Vielist  gegeben  hat,  wi.s.sen  wir 
nicht.  Im  Anfange  des  XVI.  Jahrhunderts  aber  gehört  Vielist  nachweisbar  zu  den 
vielen  Gütern,  welche  die  Wangelin  in  dortiger  Gegend  innehaben.  Als  bevor- 
zugte Vasallen  erscheinen  sie  öfter  in  nächster  Umgebung  ihrer  I^indesherrn  '') 
Am  23.  März  1593  erwirbt  Joachim  Wangelin  die  Fi.scherei  auf  der  Kekc  bei 
Eidenburg  von  Herzog  Ulrich  für  366  Gulden  16  Schillinge  und  1594  auch  die- 
jenige, welche  dort  dem  Kloster  Dobbertin  gehört.  Während  des  dreissigjahrigen 
Krieges  geht  der  Besitz  von  Vieli.st  dem  X'crfali  und  der  Zerstückelung 
entgegen.  1629  liegt  bereits  ein  Antheil  an  Vieli.st  in  Konkurs;  1637  ver- 
pfändet Hieronymus  Wangelin  das  Gut  für  8(X)0  Gulden  an  Sabina  (Juilzow. 
sei.  Jürgen  Wangelin's  Wittwe.  1645  verpfändet  die  Witlwe  Christian 
Wangelin's,  Dorothea  Bibow,  den  Gebrüdern  Bülow  auf  Harkensee  und  Tluschow 
das  Gut  für  13000  Gulden,  nachdem  es  noch  vor  dem  Tode  ihres  Gatten  in 
Konkurs  verfallen  war,  aus  dem  sie  es  mit  ihrem  Vermögen  erworben  hatte/) 


»)  7  km  nordnordwestlicli  von  Waren.  Kulu.ol.  M.  Jal.rl..  XI.VI.  S.  150  erinnert  .in  da« 
altslavische  Adjektiv  velii  =^  gross  uiul  deutet  den  Namen  als  >  Nachkommen  des  vcl  ..  Da*  uirr 
also  ungefähr    »Clrossendorf«. 

''")   M.  U.-H.  1024. 

*)  M.  U.-B.  2016. 

*)   M.  U.-H.  5899. 

')  M.  U.-15.  6389,  Anmkg.  M.  J.ihii..  VI,  S.  150;  IX.  S.  170. 

')  Akten   im   (Jros.sh.  Arcliiv. 


3^^4 


AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 


1648  haben  die  Töchter  des  Hieroinimis  Wangelin,  verehelichte  Bonow  und 
W'arnstedt,  Antheil  an  Vieh.st.  Die  letztgenannte  kauft  das  Gut  von  der 
Dorothea  Bibow  im  Jahre  1653  für  28500  Gulden.  Auch  die  Restorff  haben 
durch  V'erschwägerung  Anrechte  erworben.  Allmählich  aber  fängt  die  Familie 
von  Erlenkamp  an,  sich  hier  festzusetzen:  1674  erwirbt  sie  den  Warnstedt- 
Honow'schen  Antheil.  Ueber  den  Restorfif'schen  Besitz  ist  inzwischen  Konkurs 
ausgebrochen,  und  im  Jahre  1682  gelangt  nun  Baron  Hans  Erlenkamp  in  den 
Besitz  des  .ganzen  Gutes.  In  Erlenkamp 'sehen  Händen  bleibt  es  bis  1761. 
In  diesem  Jahre  kauft  es  der  Kriegsrath  von  Meyenn.  Von  dessen  Geschlecht 
geht  es   1896  auf  Eduard  Waldemar  Weber  über. 


I   I  I  I  I 


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''Wltl'tA.. 


(iruiidriss  der   Kirche   7a\   V'iclist.     (l'iies.) 


In  einem  Schriftstück,  das  dem  Jahre  i  508  oder  1  509  angehören  mag  und 
das  so  .sauber  geschrieben  i.st  wie  eine  gute  Urkunde  jener  Zeit,  theilt  Heinrich 
Wangelin  auf  Vielist  seinem  Landesherrn  mit,  dass  .sein  Kirchherr  gestorben 
ist,  und  bittet  um  l'>insetzung  eines  andern.  Darauf  finden  wir  im  Visitations- 
protokoll von  1534  den  Heinrich  Wienholt  als  Pastor  in  Vielist,  und  zwar 
von  1510  an.  Damals  hat  auch  Sommerstorf  noch  seinen  eigenen  Kirchherrn, 
als  welchen  wir  von  1526  an  den  Joachim  Stritz  kennen  lernen.  Dann  aber  klafft 
eine  lange  Lücke  von  fast  einem  Jahrhundert.  Aus  einem  zu  Anfang  des 
Jahres  1614  geschriebenen  Wangelin'schen  Bericht  an  Herzog  Hans  Albrecht 
ersehen  wir,  dass  im  Sommer  des  Jahres  161 3  die  Pe.st  in  Vielist  gehau.st  und 
u.  a.  auch  den  Pastor  mit  Frau  und  sechs  Kindern  hingerafft  hat.    Nur  ein  Sohn 


GUT   UND   KIRCHDORF  VIELIST. 


385 


ist  verschont  geblieben,  für  den  Pastor  Geinier  Waldberg  (Woldtberg)  und 
Bürgermeister  Kaspar  Lobis  in  Waren  die  Vormundschaft  übernehmen  wollen. 
Aber  den  Namen  des  verstorbenen  Pastors  erfahren  wir  nicht.  Sein  Nach- 
folger ist  Christian  Koppe,  der  1625  im  Amte  und  im  Jahre  1633  (vor  dem 
16.  Februar)  aus  dem  Leben  scheidet.  In  der  nachfolgenden  Unglückszeit 
wird  die  Kirche  gleich  vielen  andern  leer  gestanden  haben  und  ihres  Hirten 
beraubt  gewesen  sein.  Erst  165 1  wird  wieder  einer  berufen:  Nikolaus  Stolze, 
der  noch  1677  in"»  Dienste  ist.  Ihm  folgt  1679  Erich  Oswald,  der  1695  noch 
da  ist.  1698  folgt  Laurentius  Boccius  (7  16.  Januar  1733).  Nach  einer  Vakanz 
von  vier  Jahren  wird  Joachim  Christoph  Roering  berufen  (7  14.  März  175 1): 
er  stirbt  einsam  und  allein  auf  der  Rückfahrt  von  Sommerstorf  nach  Viel  ist 
und    kommt   todt  auf  seinem  Pfarrhof  an.     Seine  Nachfolger    im  X\'III.  Jahr- 


■frn/y 

ttfRti 


Kirche  zu  Vielist  (Südseite;. 

hundert  sind  Samuel  Ernst  Boccius  (der  Sohn  des  Laurentius  B.)  von  1752  bis 
zu  seinem  Tode  am  21.  Oktober  1766,  und  Arend  Ileinr.  Christian  Barnewitz 
von   1767  bis  zu  seinem  Tode  im  April    1805. 

Ueber  die  Geistlichen  im  XIX.  Jahrhundert  s.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  Feldsteinbau  des  XIII.  Jahrhunderts  mit 
quadrierten  Kalkfugen.  In  der  Ostwand  des  Chors  das  von  einer  Blende  ubcr- 
fasste  bekannte  »Dreieinigkeits- Fenster'^  in  romani.scher  Bildungsform,  mit  Kund- 
.stab  und  Kante  und  aus  trefflichem  Ziegelmaterial.  Der  Fries  der  Kirche,  in  den 
die  Blende  hineinschneidet,  ist  ein  romanischer  Rundbogenfries  von  ganz  vor- 
züglich gebrannten  Formsteinen.  Die  Seitenwändc  des  Chors,  die  denselben 
Fries  hatten,  lassen  erkennen,  dass  hier  einst  je  zwei  Fenstergruppen  waren, 
die  durch  je  zwei  schmale  romanische  SchlitzötTnungcn  gebildet  wurden. 
Diese  sind  später  zugesetzt  und  durch  ein  stillos  eingebrochenes  neues  F.-  ' 
ersetzt  worden.  Die  Wölbung  des  Chors,  jetzt  ein  durch  Grate  in  Felde, 
getheiltes  Kreuzgewölbe,    war   ursprünglich  wahrscheinlich    ein   höheres   Kugcl- 

25 


Kirche. 


\S6 


AM  rsCKRICiriSüKZlRK    WARKN. 


Altar  un<l 
Kanzel. 


(»locken. 


gewölbe.  Nach  dem  ScliilV  hin  öUnct  sich  der  Chor  mit  einem  breiten, 
schweren  Triumphbogen  in  stark  ausgesprochener  Spit/cbogenform.  Das  Schiff, 
welches  ursprünghch  auf  jeder  Seite  durch  sechs,  in  Gruppen  zu  zweien  an- 
geordnete schmale  Schlit/.fen.ster  erleuchtet  war,  ist  ebenfalls  ein  wuchtiger 
Feldsteinbau,  welcher  ziemlich  gleichzeitig  mit  dem  Chor  aufgeführt  sein  wird, 
aber  im  Jahre  1566  (wie  sowohl  die  gefundene  Zahl,  als  auch  die  Ausführung 
des  Baues  erkennen  lässt)  durch  eine  starke  Neuerung  im  Geschmack  der 
Renaissance  gründlich  verändert  ist. 
Diese  Neuerung  besteht  in  der  Er- 
richtung eines  Rundpfeilers  dorisch- 
toskanischer  Anordnung  in  der  Mitte, 
der  dazu  dient,  um  vier  durch  Grate 
eingetheilte  Kreuzgewölbe  von  glei- 
cher Art,  wie  das  des  Chors  zu 
tragen.  In  jedem  Scheitel  dieser  Ge- 
wölbe, ebenso  wie  in  dem  des  Chors, 
ist  als  Schluss  eine  Blätter- Rosette  in 
Flachrelief  und  im  Renaissance -Ge- 
schmack angebracht.  Diesen  neuen 
Gewölben  zu  Liebe  sind  jedenfalls 
zwei  stillose  Fenster  eingebrochen  und 
die  ursprünglichen  Schlitzfenster  zu- 
gesetzt worden.  Die  schon  in  alter 
Zeit  auf  der  Nordseite  des  Chors  an- 
gesetzte alte  Sakristei  ist  zur  Zeit 
des  Barons  von  Erlenkamp  zu  einer 
Grabkapelle  eingerichtet  worden.  Die 
Portale  der  Südseite  (Priesterpforte 
im  Chor  und  Laienpforte  im  Schiff) 
sind  aus  Granit  aufgeführt  und  haben 
dementsprechend  eine  scharfkantig 
gebildete    Wandung     und     Laibung. 

Der  Thurm,  ein  etwas  jüngerer  Granitbau,  lä.s.st  in  .seinen  oberen  Fachwerk- 
theilen  und  in  seiner  flachen  vierseitigen  Maube  erkennen,  dass  sein  Bau  ver- 
schiedene Schicksale  erlebt  hat. 

Neben  der  C'hori)forte  finden  sich  zwei  Kornquetschen  vorgeschicht- 
licher Zeit,  die  als  Weihwasserbecken  gedient  haben  koiuicn. 

Die  ganze  innere  Einrichtung  der  Kirche,  in  welcher  Altar  und  Kanzel 
einen  Baukörper  bilden,  verräth  den  klassicierendcn  Stil  vom  ICnde  des  vorigen 
Jahrhunderts  und  gehört  ohne  Zweifel  dem  Jahre  1794  an,  welches  neben  dem 
Jahr  1566  c:!s  weiteres  Jahr  einer  Kirchen-Erneuerung  an  dem  Pfeiler  in  der 
Mitte  des  Schiffes  genannt  wird. 

Im  -,    drei    Glocken.      Die    beiden     grösseren    sind     1789 

••n''>     d/  fi  CARL  ERNST  BLEICHERT  VON    MEYENN    und     dem 


"  inriDLiJOCDr' 


-rt^ 


Ostscite  des  Chors. 


GUT   UNI)    KIRCHDORF   SOMMERSTOKK.  3.S7 

Pastorat  des  AHRND  HEINRICH  CHRISTIAN  BARNEWITZ  von  Johann  Christian 
Meyer  ,n  Neustrelitz  gegossen  worden.  -  Die  kleine  Glocke  ist  1844  von 
C.  Jl  lies -Waren  umgegossen  worden.') 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  mit  Patene,  gestiftet  Kleinkunsi- 
1854  von  ERNST  V.  MEYENN  zu  seiner  goldenen  Hochzeit,  dem  Vater  des  wc-rkc. 
spateren  Kammerherrn.  Beide  in  profanen  Formen.  —  3.  4.  Kleiner  silbcr- 
vergoldeter  Renais.sance- Kelch,  gestiftet  1667  von  JÜRGEN  ERNST  VON 
RESTORFF  und  .seiner  Gattin  BARBARA  AGNES  VON  HOLSTEIN.  Nürnberger 
Arbeit  von  einem  Meister,  dessen  Stempel  undeutlich  ist.  Die  dazu  gehörTgc 
Patene  i.st  ohne  Stempel.  —  5.  Runde  silberne  Oblatenschachtel  mit  dem 
Xamen  ANDREAS  TREGARDT  auf  dem  Deckel.  —  6.  7.  Zwei  Zinnleuchter  von 
1794,   von  dem  Röbeler  Zinngiesser  J.ochim)  H  enzky). 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Sommerstorf.') 

j^^  ommerstorf  wird   urkundlich  zuerst  am  6.  April  1289  genannt,  als  Hischof  C.eschichte 

Hermann    von    Schwerin    dem    Domkapitel    Zehnten    im    Lande    Waren  d^s 

verleiht.-^)    Fa.st  siebenzig  Jahre  später  erfahren  wir,  dass  der  Rathmann  Dietrich       '^"rft-s. 
Mirow     in     Waren     der     Kirche    seiner   Stadt     Hebungen     überweist,     welche 
ihm    in    Sommerstorf    zustehen.      Fürst    Bernhard    von    Werle    bestätigt    diese 
Schenkung  am    17.  Oktober   1357.') 

Einen  selbstständigen  Besitz  hat  Sommenstorf  anscheinend  niemals  ge- 
bildet, wenigstens  nicht  in  späterer  Zeit.  Wo  immer  es  uns  begegnet,  steht 
es  in  enger  Verbindung  mit  Grabow,  dem  späteren  Grabowhöfe,  welches  in 
Wangelin'schen  Händen  ist,  und  thcilt  dessen  Schicksale.  Als  im  Jahre  1646 
Hieronjmus  Wangelin  mit  Hinterlassung  von  zwei  Töchtern  stirbt,  übernehmen 
seine  Schwiegersöhne,  der  Ritter  Bonow  und  Wilhelm  Warnstedt,  Namens 
ihrer  Ehefrauen  seinen  Antheil  an  Grabow  und  Sommerstorf,  während  Bernd 
Christian  Wangelin  ebenfalls  lehn-  und  antheilsberechtigt  bleibt.  Den 
Hieronymus'schen  Antheil  erwerben  1685  der  Baron  von  Krienkamp  und  der 
von  Bülow  auf  Plüschow,  auch  erwirbt  der  erstgenannte  im  selben  Jahre  die 
Anrechte  des  Bernd  Chri.stian  Wangelin.  Fünfzehn  Jahre  später,  nämlich  im  Jahre 
1700,  verkauft  der  von  Bülow  .seinen  Antheil  an  Karl  Friedrich  von  Koppelow 


')  Auch   die  Vorgängerin   dieser  kleinen   (ilocke  stammte  auN  dem  jaiire  1789  un<i  von  dem 
(llockengiesser  J.  C.  Meyer  in   Neustrelitz. 

'■)   12  km   nordnordwe.stlich   von   Waren. 
•';  M.  U.-15.  2016. 

*)  M.  i.n.  8402. 


3S8  AMTSGERICIITSBKZIRK   WAREN. 

für  7200  Thaler.  Der  lülenkanipsche  Theil,  welcher  inzwischen  allodificiert 
ist,  wird  1762  vom  Kriegsrath  von  Meyenn  auf  Vielist  gekauft,  1788  aber 
erwirbt  ihn  der  Justizrath  Christian  F'riedr.  Ludw.  Schmidt.^)  Die  von  Koppelow 
verpfänden  ihren  Besitz  in  Grabow  und  Sommerstorf  1757  auf  zehn  Jahre  an 
Andreas  David  Röper  zu  Neubrandenburg.  Dieser  tritt  sein  Pfandrecht  dem 
Kriegsrath  von  Me}enn  ab,  doch  bald  nachher  wird  der  gen.  Justizrath  Schmidt 
der  Eigcnthümer  und  damit  der  Herr  des  ganzen  Gutes.  Von  Schmidt  erwirbt 
1790  Landmarschall  Friedrich  von  Hahn  Grabow  und  Sommerstorf,  und  die 
Halm  besitzen  daher  beide  Güter  und  Dörfer  noch  heute. 

Ueber   die    kirchlichen    Verhältnisse    s.  bei  Vielist.     Seit    dem    dreissig- 
jährigen  Kriege  ist  die  Kirche  zu  Sommerstorf  Tochterkirche  von  der  zu  Vielist. 

Kirche.  Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  frühgothischer  Backsteinbau  in  Form  eines 

länglichen  Merecks  auf  einem  wohlbehauenen  Granitsockel.  Die  kleinen 
gothischen  Lichtöfifnungen,  in  der  Ostseite  eine,  auf  den  Langseiten  je  zwei, 
haben  in  ihrer  scharfkantig  gegliederten  Wandung  und  Laibung  ihre  Ursprüng- 
lichkeit bewahrt,  nur  fehlt  ihnen  das  innere  Steinpfostenwerk  (ursprünglich  gewiss 
nur  ein  Pfosten).  Das  Innere  der  Kirche  wird  von  zwei  Kreuzgewölben  mit 
birnförmig  profilierten  Rippen  überspannt.  Von  besonderem  Interesse  ist  das 
frühgothische  Portal,  welches  von  dem  es  verdeckenden  Thurm  her  ins  Innere 
fuhrt.  Seine  Gliederung  besteht  aus  einem  inneren  romanischen  Rundbogen- 
stab, welcher  von  einer  Wandung  und  Laibung  mit  flachgedrücktem  Spitz- 
bogenschluss  überfasst  wird.  Diese  Wandung  und  Laibung  enthält  zwei  ab- 
gefas'te  Glieder,  zwischen  denen  ein  Rundstab  liegt.  Oberhalb  des  Spitz- 
bogens, dessen  Mauerkern  etwas  vorgeschoben  ist,  erhebt  sich  ein  wimperg- 
artiges flaches  Dreieck.  Der  hierüber  emporgeführte  jüngere  Thurm  im 
Westen  ist  ein  etwas  schmälerer  Bau  von  P'eldsteinen  mit  eingemischten 
Ziegeln,  ebenso  fest  und  solide,  wie  die  ganze  Kirche.  Der  Ostgiebel  ist  mit 
einem  hübschen  Blendenwerk  verziert. 


Schnitz- 
fif{uren. 


Kanzel  und  Die    innere  Einrichtung    gehört,    gleich    der    der  Vielister   Kirche,    dem 

Altar,  I^nde  des  Will.  Jahrhunderts  an,  doch  sind  in  dem  Ueberbau  von  Kanzel 
und  Altar,  die  zu  einem  Körper  verbunden  sind,  dreizehn  kleine  polychrom 
mit  Gold  behandelte  Schnitzfiguren  zur  Verwendung  gekommen,  welche  den 
Heiland  und  die  zwölf  Apostel  darstellen  und  ursprünglich  einem  gothischen 
Triptychon  des  XV.  Jahrhunderts  angehört  haben  werden. 

Glocken.  Im  Thurm    zwei   neuere  Glocken   aus  der  Zeit  des  Gräflich   Hahn'schen 

Patronats,  die  eine  1858  von  C.  Jllies  Waren,  die  andere  1893  von  C.  Oberg 
Wismar  gegossen.  Dazu  als  dritte  und  kleinste  Glocke  eine  ältere,  welche  am 
5.  April    1683   von   Hans  Mancke  in   Lüneburg  gegossen  worden  ist.**) 

')  Akten   i.n  n,o,sl..  Archiv. 

/  I-'it  iIlt    lieiden    neucien   (ilockcn   waren    1746    unter    dem   I'atronat   des 

Ern»t  CnriMoph    •.' 1  r,\v    und    des   Ernst  Johann   von   Erlcnkani])    sf)\vie   unter  dem    I'astfjrat 

de»  J.  C.  koering   von   (.(/li.c:    \Vo.sack  in  .Stralsund  gego.s.sen   worden. 


GUT   UND    KIRCHDORF    KLINK. 


389 


Kleinkunstwerke,     i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  ohne  Inschrift,  mit  dem  Kleinkunst- 
Stadtzeichen    [Mj    und    dem    Aleisterstempel    pTHJ      Dazu    eine  Patenc   ohne       «crke. 
Werkzeichen.    —    3.  Silberne  Kanne,   gestiftet   von    LOUISE  GRÄFIN   V  •  HAHN 
bei  ihrer  Einsegnung   am   23.  März    1823    in  der  Kirche  zu  Sommerstuif.      .Mn 
dem  Stadtzeichen  \M\  und  dem  Meisterzeichen  \FH]. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Klink. 


link,   in  der  Nähe  der  Reke  oder  Kldeverbindung  zwischen  Müritz  und  dem   Cesrhichtc 
Kölpin-See  gelegen,  ist  schon  in  alter  Zeit  Hesitz  der  Hahn  auf  Solzow         des 
und  Damerow,  welche  damit  die  wichtige  Eidebrücke  beherrschen.-)    Schon  im       ^^^^k-s. 
XIII.  Jahrhundert  sind  die  Hahn  und   Pritzbuer  auf  Grabenitz    die  Herren    de.s 
ganzen  Kölpin-Sees  und  verfügen  über  des.sen  Ei.scherei,    welche  sie   im  I^iufe 
des  folgenden  Jahrhunderts  dem   Kloster  Malchow  abtreten.^) 

Am  29.  Juni  1375  verkauft  Eckhard  Hahn  (IV)  sein  Gut  Klink  (niyn 
ghud  to  der  Clyncken  dat  b\-  der  Eldencn-Bruggen  Kcht),  welches  wüst  ist,  den 
Gebrüdern  Gamm  auf  Werder  mit  der  Bedingung,  es  nach  vier  Jahren  wieder 
zurückkaufen  zu  können.  Doch  wird  von  diesem  Reservatrecht  kein  Gebrauch 
gemacht.')  Die  Gamm  verkaufen  Klink  im  März  1490  an  Lorenz  von  Helow 
auf  Nossentin.  Dem  Below'schen  Besitz  aber  macht  der  dreissigjährige  Krieg 
ein  Ende.  Das  Gut  verfällt  dem  Konkurs,  aus  dem  es  Mitte  des  XV'II.  Jahr- 
hunderts die  Holstein  auf  Ankershagen  für  9  500  Gulden  erstehen.  Wiederholte 
Versuche  der  Below,  ihr  (iut  wieder  einzulösen,  schlagen  fehl,  die  Holstein 
behalten  es,  obwohl  die  Below  unverdrossen  weiter  muthen.  lüidlich  erliegen 
auch  die  Holstein  den  Wirren,  die  das  Land  Mecklenburg  im  XVIII.  Jahr- 
hundert heimsuchen.  Schon  1747  sind  sie  zu  einer  V^erpfandung  auf  fünf- 
undzwanzig Jahre  genöthigt,  aber  1751  bricht  der  Konkurs  aus.  Aus  diesem 
erwirbt  es  Johann  Eriedrich  Kahler,  dessen  Ge.schlecht  es  bis  1891  fe.st  hält. 
1892  hat  es  Eugen  Hahn,  1897  Walter  Reinhold  Hermann  und  seit  1898 
Arthur  Schnitzler. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Sietow  im  Amtsgericht-sbezirk 
Malchow. 

Kapelle.     Die  Kapelle  ist  ein  ein.schiffiger  Back.steinbau  ohne  Thurm  in      K.i|)cllc. 
der    Eorm    eines    länglichen    Vierecks    und    stammt    aus    den   Jahren    1736    bis 
1742.     Der  Chor  ist  ausnahmsweise  nach  Westen  gerichtet,   während  man  im 


')  8  km    .südwestlich    von    Waren.      Alt.slavisch    kiinü    =  Winkel.    |>olnisch    klin   ^^    Keil: 
Kühne],   M.  Jahrb.  Xl.VI,   S.  70.      Abo   wohl  uni,'efähr  soviel   wie    . Winkclhagcn«. 
■•')   Lisch,   (leschl.  Hahn    II.   .S.  248. 
3)  M.  l-.-h.  6725. 
*)  Lisch,  Geschl.  Hahn   11,  S.  260  (CCXIX).     M.  U.-B.  10749. 


390  AMTSGKRICIITSHK/.IRK    \VAREN. 

Osten  eine  herrschaftliche  Empore  angebracht  hat,  die  \oni  b\i.ssboden  her  um 
vier  Stufen  erhöht  ist.  Der  Iniienraum  ist  mit  einem  flachgespanntcn  Tonnen- 
gewölbe eingedeckt.  Die  Fenster,  fast  viereckig  erscheinend,  sind  oben  mit 
einem  kleinen  Rundbogen  überspannt.  Ucbcr  der  Eingangsthür  ein  Holstcin- 
Hulowsches  .Mlianzwappen  mit  der  Unterschrift:  JAKOB  ERNST  VON  HOLSTEIN 
und  ELISABETH  SOPHIA  VON  BÜLOW;  dazu  die  Jahreszahl  1736.  An  der 
Westseite  der  Kirche,  doch  mit  dieser  nicht  in  Verbindung  stehend,  eine 
Begräbnisskapelle  der  Gutsherrschaft. 

\ltar  und  Altar   und    Kanzel    sind    zu    einem    Körper  verbunden.      Hier    dieselben 

Kanzel.      Wappen  und  Unterschriften  wie  über  der  Eingangsthür. 

C'.locken.  In  einem  Glockenstuhl  neben  der  Kirche  zwei  Glocken,  die  beide    1738 

von  dem  Eübecker  Giesser  Laurentius  Strahlborn  gegossen  sind. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.      i — 3.   Schön    gearbeiteter    silbervergoldeter    Kelch, 

werke.  clazu  Patene  und  Oblatendose,  alle  drei  Stücke  mit  dem  HOLSTEIN  -  BÜLOW- 
schen  Allianzwappen  verziert,  Kelch  und  Patene  von  dem  Schweriner  Gold- 
schmied F  G.,  Oblatendose  dagegen  von  dem  Gü.strower  Goldschmied  Lenhard 
Mestlin.  —  4.  Zinnerner  Kelch,  gestiftet  von  J  •  E  •  V  •  HOLSTEIN  1745. 
Englisches  Zinn  von  dem  Giesser  I.  H.  S.  —  5.  6  Zwei  grössere  Zinnleuchter 
auf  je  drei  Klauenfüssen,  1739  von  dem  Stifter  der  Kirche  geschenkt.  Eng- 
lisches Zinn  von  dem  Zinngiesser  I.  H.  S.  —  7.  8.  Zwei  kleinere  Zinnlcuchter 
auf  rundem  Fuss,  der  eine  1770  gestiftet  von  FRIEDRICH  LAGEMANN  und 
seiner  Gattin  ILSABETA  CATHARINA  NEHLSEN,  der  andere  1781  von  HANS 
JÜRGEN  NEHLS  und  .seiner  Gattin  SOPHIA  CHRISTINE  HAGEN.  IkMde  von 
dem  schon  genannten   Röbeler  Zinngiesser  J^ochim)  H  enskyj. 


Vorgeschichtliche  Plätze 

s.  am  Schluss  des  Amtsgerichtsbezirks  Malchow. 


Ansicht  der  Stadt   Malchow  von   der  Wasserseite  h« 


Amtsgerichtsbezirk  Malchow. 


Stadt  und  Kloster  Malchow.') 

eschichte    der   Stadt    und    des    Klosters.     Schon    friihcr,   als   die   Vr     Cicsrhichic 
künden  zu  reden  .infanj^en,  erzählen  .Annalisten  inul  Chronisten  von     «'f"  Stadt 
Malchow.      Ks   frcschieht   die.s   bei    Gelegenheit   lies    "ros.scn   Kreuz-      """  "*-'* 
Zuges  gegen  die  mecklenburgischen  und  pommer.schen  Wenden  im  Jahre  i  147,         "'  *"'    ' 
jenes    Zuges,    dem    die    ganze    eiuopäische    Christenheit    mit    gesjiannter   Auf- 
merksamkeit folgt,  und  welcher  der  Anfang  eines  erbitterten  sicbenzehnjahrigen 
Kampfes  ist.^)     Damals  ist  Malchow  wiederholt,    am   Anfange  wie  am  Schlu.ss 
dieses  Ringkampfes   zwischen  Christen   und  Heiden,    der  Schauplatz  geschicht- 
licher Begebenheiten.     Als  im  Sommer  des  Jahres   1147   Xiedcrsachsen,   Danen 
und  Brandenburger  von  verschiedenen   I'unkten  her  ins  I^ind  eindringen,  zieht 
eine   der   Heersäulen    nach    Malchow   und   brennt   dort   sowohl   den    Ort   selber 
als  auch  im  Besonderen  ein  Götzenheiiigthum  nieder,  das  ausserhalb  des  Ortes 
liegt   (fanum    etiam    cum    idolis,    quod   erat    ante   ciuitatem    Malchou,    cum    ipsa 

')  Die  alten  Formen   des  Namens  sind  Malchou,   .Melict>{ii\   Maiachou,  Malacowc.  \' 
Malachowe,   Malchowe,    hei    denen   wir  in  der   Deutunj;  Uher  den    »Ort  des   Mainch,   M... 
hinau.skommen.      Vgl.  Malach  hei   Dargun    >in  conlinio  uillc,   in  <|na   hnhitnt   Mnlach«  :    Ml     1 
(1219).       Altslavi.sch    malü   ^^  klein.      Also    vielleicht    soviel    wie    der    dcniMlu-    ti,ist.im.-     .'. 
oder   »Kleinen«. 

*)   Vgl.  Wißger,   im   I.ehen  des   Hischofs   Herno,    M.  Jahr!..  .X.WIU.    -.  si   nis  .,,       ,  .■    :    ,:.r 
.Schiifti|uellen   ehendaseihst  S.  55,   .Annikg. 


392  AMTSGERICIITSBEZIRK    MALCHüW. 

ciuitate  concreinauerunt).')  Welcher  Art  dies  Heiligthum  war,  wird  mit  keinem 
Worte  weiter  angedeutet.  Sehr  viel  ernsterer  Natur  aber  ist  das  zweite  Er- 
eigniss,  das  in  das  Schlussjahr  dieser  das  Land  verheerenden  Kämpfe,  nämlich 
ins  Jahr  1164,  fällt.  Der  Baiern-  und  Sachsenherzog  Heinrich  der  Löwe, 
welcher  seine  politischen  Errungenschaften  im  Wendenlande  durch  die  fort- 
währenden Aufstände  des  Volkes  immer  wieder  in  Frage  gestellt  sieht  und 
besonders  darüber  erbittert  ist,  dass  Fürst  Pribislav  die  sächsische  Besatzung 
der  Burg  Mecklenburg  im  Februar  des  Jahres  1164  vernichtet,  sowie  einige 
Zeit  später  die  der  Burg  Malchow  zum  Abzüge  genöthigt  und  selber  den  Platz 
hier  eingenommen  und  besetzt  hat,  beschliesst  nunmehr,  zu  dem  äussersten 
Mittel  zu  greifen.  Er  rückt  mit  einem  Heer  vor  Malchow  und  lässt  hier  den 
bereits  zum  Christenthum  übergetretenen  Bruder  des  Pribislav,  den  Fürsten 
Wertislav,  welchen  er  zu  Anfang  des  Jahres  1 163  bei  der  Belagerung  der 
Burg  Werle  zum  Gefangenen  gemacht  hatte  und  seitdem  als  Geisel  betrachtete, 
vor  den  Augen  beider  Heere  erhängen.-) 

W'ie  dann  Pribislav  bei  den  pommerschen  Fürsten  einstweilen  eine 
Zufluchtsstätte  findet,  wie  aber  sein  Widerstand  durch  die  Kette  tragischer 
Ereignisse  endlich  gebrochen  wird,  wie  sein  Land  immer  mehr  zur  Einöde 
wird,  wie  die  wendische  Bevölkerung  schaarenweise  zu  den  Dänen  und  Pommern 
flieht  und  von  diesen  erbarmungslos  an  die  Polen,  Sorben  und  Böhmen  ver- 
kauft wird:    das  kann  hier  nur  angedeutet  werden.^) 

Malchow  aber  wird  sich,  gleich  anderen  Gegenden  und  Ortschaften  im 
Lande,  durch  einen  desto  stärkeren  Zuzug  niederdeutscher  Kolonisten  gehoben 
haben.  Das  ersieht  man  aus  zahlreichen  L'^rkunden  der  nachfolgenden  Zeiten 
des  XIII.  und  XIV.  Jahrhunderts,  welche  Malchower  Privatangelegenheiten  zum 
Inhalt  haben,  und  in  denen  uns  die  P^amilicn  Storni,  Pape,  Fuhrmann,  Grapen- 
giesser,  von  der  Wiek,  Bäcker,  von  Utrecht,  Düsterwold,  Schwager,  von  Büne, 
Rovemann,  von  Biestorf,  Eier,  Pelzer,  Roggc,  Ditmar,  Rantze,  Vogt,  Krevts- 
dorf,  von  Kisserow,  von  Dambeck,  von  Göhren,  Katzow,  Martens,  Spiring, 
Metzeke,  Hövet,  Gamelichte,  Hörn  u.  a.  m.  entgegentreten  Dabei  kann  es 
dahingestellt  bleiben,  ob  einzelne  unter  ihnen,  wie  die  einen  gleichen  Schild 
im  Siegel  führenden  Familien  Düsterwold,  Eier,  Vogt  und  Krevtsdorf,  als  eine 
Art  Stadt- Patriziat  anzusehen  sind  oder  nicht. '') 

')  Vgl.  Annal.  Magdeb.  ad  annum  I147.  —  ^Vigge^,  a.  a.  O.,  S.  57.  —  Der.selhc,  Mecklenb. 
Annalen,  S.  113a.  126a.  —  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  9.  —  Die  oft  behandelte  falsche  Schreibung 
Malchon  fUr  Malchou  kann  mittlerweile  liei  Seite  gelassen  werden. 

*J  W'ßger,  a.a.O.,  S.  119.  126.  127.  143.  148.  149.  Lisch,  a.a.O.,  (S.  5—12.  18),  hält 
den  Hurgwall  von  Laschendorf,  der  in  nordöstlicher  Richtung  vom  Kloster  gelegen  ist,  für  den 
Schauplatz  dieser  Ereignisse.  Dass  zugleich  mit  dem  Fürsten  Wertislav  ein  l'ritzbuer  und  ein 
Gamm  hingerichtet  worden  .sei,  ist  eine  Sage,  als  deren  älteste  (Quelle  der  dem  Ende  des  XVI. 
und  Anfange  des  XVII.  Jahrhunderts  angehörende  Latomus  (in  seinem  handschriftlichen  Werke 
vom  mccklenburgi.schen  Adel^  zu  bezeichnen  ist.  In  den  Genealogien  beider  Familien  (Lisch, 
a.  a.  O.,  S.  18 — 29  und  Gritzner,  M.  Jahrb.  LXV,  S.  305 — 316)  fehlt    es   an   jedem  Anhalte   dafür. 

*)  ^^'gßc,  a.  a.  O.,  S.  152.   153.    159. 

*)  Vgl.  Personen -Register  des  Meckl.  Urkundenbuchs.     Li.sch,    M.  Jahrb.  XXXII,    S.  46  — 53. 


GESCHICHTE    DER    STADT    UND   DES    KLOSTERS   MALCHOW.  393 

Das  Nächste,  das  uns  darauf  urkundlich  mitgetheilt  wird,  ist  die  He- 
widmung  des  Bisthuins  Schwerin  im  Januar  11 70  durch  den  Kaiser  Barbarossa 
u.  a.  mit  Parchim,  Cuthin  (Ouetzin)  und  Malchow  sammt  allen  Dörfern  auf 
beiden  Seiten  des  Flusses  Eide,  die  zu  diesen  Burgen  gehörten  (Parchim  quoque, 
Cuthin  et  Malechowe,  cum  omnibus  villis  ex  utraque  parte  aluei  que  dicitur 
Eide  ad  ipsa  castra  pertinentibus).')  Dass  bei  dieser  Bewidmung  des  Bisthums 
Schwerin  das  ältere  Recht  des  Bisthums  Havelberg  auf  die  Landstriche  süd- 
wärts der  Eide  übersehen  wurde,  ist  schon  öfter  von  uns  berührt  worden.'^) 
Das  mag  davon  gekommen  sein,  dass  man  sich  damals  über  die  geographischen 
Verhältnisse  der  oberen  Eide  sowohl  bei  ihrem  Einlauf  in  die  Müritz  von 
Darze,  Käselin,  Fincken,  Massow,  Zepkow  u.  s.  w.  her,  als  auch  über  ihren 
Auslauf  aus  der  Müritz  als  Reke  in  den  Kölpin-See  nicht  so  klar  und  einig 
war  wie  heute,  obwohl  es  immerhin  zu  beachten  bleibt,  dass  an  Stelle  der 
späteren  P'ischerei  »Eidenburg  <  an  der  Reke  schon  im  Jahre  1290  von  dem  Aal- 
fang »bei  der  Eidenbrügge«  die  Rede  ist,  ebenso  auch  gut  fünfzig  Jahre  später.') 

Dass  aber  das  Bisthum  Schwerin  nach  dem  im  Jahre  1252  erfolgten 
Vertrage  mit  Havelberg  den  ihm  durch  den  Hohenstaufenkaiscr  gewahrten 
Besitz  im  Lande  Malchow  behielt,  wird  durch  Zeugenkundschaften  und  Unter- 
suchungen aus  dem  X\'I.  Jahrhundert«  bestätigt.  Darnach  gehören  zum 
Lande  IMalchow  folgende  Pfarren  mit  ihren  eingepfarrten  Dörfern  und  Kapellen, 
»südlich  vom  Malchowschen  See:  Alt -Malchow  (Kloster),  Satow,  Grüssow, 
Poppentin,  Lexow;  nördlich  vom  See:  Neu -Malchow  (Stadt),  Alt -Schwerin 
(jedoch  sollte  Schwerin  selbst  noch  zum  Amte  Plau  gehören),  Nossentin,  Kieth, 
Wangelin,  Lütgendorf,  Jabel.  Als  südliche  Grenze  wird  übereinstimmend  an- 
gegeben das  Dorf  Darze,  und  namentlich  ein  Bach,  der  von  dort  durch  Stuer 
in  den  Planer  See  fliesst,  und  wo  ein  grosser  Graben  und  eine  Landwehr 
gegen  die  Mark  (mit  einem  Schlagbaum)  befindlich  ist.  Gegen  Norden  bildete 
die  Pfarre  Wangelin  die  Grenze.  < ')  Ausserdem  wird  bei  der  Ordnung  der 
Grenzen  der  Bisthümer  Kammin  und  Schwerin  am  6.  März  1260  gesagt,  da.ss 
auch  das  bei  Rittermannshagen  gelegene  Mertinsdorp  noch  zum  Lande  >Lnlchow 
(ad  terram  Malichowe)  gehöre.") 

Als  Stadt  mit  Schwerinschem  Recht  tritt  uns  Malchow  mit  einem 
Stiftungsbriefe  vom  Hause  Werle  am  14.  März  1235  zum  ersten  Mal  urkundlich 
entgegen.'')  Ihre  Kirche,  die  in  Urkunden  des  XV.  Jahrhunderts  St.  Georgen- 
kirche heis.st,  wird  1256  zum  ersten  ^L^1  in  Verbindung  mit  den  Kirchen  zu 
Kieth  und  Jabel  genannt,  als  Fürst  Nikolaus  den  Geistlichen  dieser  drei  Kirchen. 
Plebanen  und  Priestern,  und  denen  in  der  Prob.stei  Alt-Robel.  die  Vergünstigung 
zu  Theil  werden  lässt,  über  ihr  Vermögen  testamentarisch  in  Dritt -iheilungen 


')  M.  U.-B.  91. 

-)  M.  Kunst-  u.  Gesch.-Denkm.  III,   S.  298.      IV,   S.  421. 

^)  M.  U.-B.  2048.  617 1. 

*)  Wörtlich  nach  Lisch,  a.  a.  < ).,  S.  15. 

••)  M.  U.-H.  857.     S.  o.  S.  145,   Anmkg. 

«)  M.  U.-B.  433- 


394  AMTSGEKICllTSUKZIKK    MAIAIIOW. 

für  die  Kirchen,  die  l*'reiinde  und  die  Armen  xcrfü^en  zu  diufen.')  Von  der 
Stadtkirche  in  Xoua  Malchowe  nniss  aber  in  alter  Zeit  schärfer,  als  die  iilteslen 
Urkunden  selber  es  thun,  die  Kirche  tho  Olden  Malchowe  unterschieden  werden. 
Diese  ist  die  \'orgängerin  der  heutigen  Klosterkirche  in  dem  Dorfe  Alt- 
Malchow,  jene  die  der  heutigen  Kirche  in  Neu-Malchow  oder  Stadt  Malchow. 
So  /..  B.  geht  es  in  der  Urkunde  vom  25.  November  1284  nur  aus  dem  Zu- 
sammenhange mit  (.\en  Besitzverhältnissen  im  Dorfe  Roez  hervor,  dass  die  hier 
genannte  Kirche  in  Malchow  nicht  die  Stadtkirche,  sondern  die  des  hl.  Johannes 
Baptista  im  Dorfe  Alt- Malchow  ist.^)  Der  Name  Alt-Malchow  begegnet  uns 
urkundlich  zum  ersten  Male  im  Jahre  1285,  als  die  Fürsten  von  Werle  für  die 
Länder  Roebel,  Malchow^  und  Wenden  das  Landding  in  die  Dörfer  Priborn, 
Alt-Malchow  und  Zepkow  verlegen.^)  Kin  paar  Jahre  später  aber,  bei  Ge- 
legenheit der  Verlegung  des  Büsserinnen- Klosters  von  der  Neustadt  Roebel 
nach  dem  Dorfe  Alt-Malchow,  lässt  sich  erkennen,  dass  beide  Kirchen,  die  im 
Dorfe  Alt-Malchow  und  die  in  der  Stadt  Neu-Malchow  sowie  auch  die  in 
Lexow,  bis  dahin  unter  eine  Plebanie  zusammengefasst  sind."*)  Denn  es 
handelt  sich  darum,  den  Malchower  Pleban  Hermann  für  den  Verlust  der 
Kirche  zu  Alt-Malchow  an  das  neue  Kloster  zu  entschädigen.  Die  enge  Ver- 
bindung beider  Kirchen  in  Malchow  bis  zu  dem  Zeitpunkte  der  Uebersiedlung 
des  Klosters  ist  daher  möglicherweise  die  Ursache,  warum  dieser  Hermann 
früher  nur  »plebanus  de  Malchowe«  genannt  wird.')  Ob  er  mit  dem  späteren 
Probst  Hermannus  L,  der  im  Jahre  1 303  die  Verwaltung  führt,  identisch  ist, 
müssen  wir  dahingestellt  sein  lassen.") 

Diese  Verlegung  des  Büsserinnen -Klosters  aus  der  Neustadt  Roebel, 
welche  der  i  lavelberger  Diöcese  angeh()rt,  im  Jahre  1298  in  das  Dorf  Alt- 
Malchow  und  in  die  Schweriner  Diöcese,  sowie  seine  langsam  sich  vollziehende 
Umwandlung  in  ein  Cistercienser- Nonnenkloster,  als  welches  es  in  einer  päpst- 
lichen Bulle  vom  18.  März  1474  zum  ersten  Mal  bezeichnet  wird,  sind  für  die 
Geschichte  und  lüitwicklung  der  Stadt  Malchow  wichtiger  als  vieles  Andere, 
das  uns  urkundlich  im  XIII.  Jahrhundert  überliefert  worden  ist,  wie  z.  B.  die 
Erwerbung  des  Grüssowschen  Wassers,  dessen  hjgenthum  ihr  am  30.  Juni  1287 
von  Fürst  Nikolaus  von  Werle  überwiesen  wird,  oder  w  ie  die  durch  denselben 
P'ürsten  ge.schehene  Verleihung  des  P^igenthumes  der  langen  Brücke  bei  der 
Stadt  am  13.  April  1292,  die  bis  dahin  den  Bürgern  Walter  Pote  und  P>ich 
gehört  hatte,  oder  wie  die  Verpfändung  eines  Drittels  vom  höheren  und  niederen 
Gericht  innerhalb  der  Stadt  und  PY'ldmark  Malchow  durch  ebendenselben 
P'ürsten  am  9.  Oktober  1299.'')      Als  Pathengeschenk  überwei.st  Inir.st  Nikolaus 


')  M.  U.-B.  763. 

*)  M.  U.-H.  1758. 

»)  M.  U.-H.  1781. 

*)  M.  U.-li.  2503.  2506. 

*)  M.  U,-1J.  1863.  1903.  2226.  2718.  2719. 

•)  M.  U.-B.  2845. 

';  M.  U.-B.  1914.  2160.  2574. 


GESCHICHTE    DER    STADT    UND    DES    KLOSTERS    MAI.CHOW.  395 

von  Wci-le  dem  neuen  Kloster  am  21.  Mai  1298  mit  Zustimmung  seiner  Mutter 
Sophie  und  seiner  Brüder  drei  Kirchen- Patronate,  nämlich  die  von  Alt-Malchow, 
Neu-Malchow  (utriusque  ecclesie  Malchowe)  und  Lexow.  Zugleich  befiehlt  er. 
dass  das  Kloster  neben  der  Kirche  zu  Alt-Malchow  aufgebaut  werde.')  im 
Uebrigen  haben  sich  alle  wichtigeren  Schriftstücke,  welche  den  Gepflogenheiten 
der  damaligen  Verwaltungs-Weise  gemäss  für  die  Neuordnung  der  Verhältnisse 
die  Grundlage  bildeten,  bis  heute  erhalten.  Es  sind  dies:  erstens  die  bischöf- 
liche Genehmigung  und  Einweisung  des  Klosters  in  den  Schweriner  Sprengel 
durch  den  Bischof  Gottfried  von  Schwerin  auf  Grund  eines  Vertrages  zwischen 
ihm  und  dem  Bischof  Johannes  von  Havelberg;  zweitens  die  \'ermittlung  eines 
Vertrages  zwischen  dem  Kloster  und  dem  Pleban  Hermann  über  die  Abtretung 
der  Kirchen  zu  Malchow  und  Lexow;  drittens  eine  Bestätigung  dieser  Ver- 
träge durch  das  Domkapitel  zu  Schwerin  und  zugleich  die  Unterordnung  des 
Klosters  unter  das  Archidiakonat  zu  Waren,  sowie  ausserdem  viertens  eine 
besondere  Vollziehung  der  Schenkung  auch  durch  das  genannte  Domkapitel.') 
Den  heiligen  Johannes  Baptista  findet  der  Konvent  als  Schutzheiligen  der 
Kirche  zu  Alt-Malchow  vor,  die  hl.  Maria  Magdalena  aber  bringt  er  als  Schutz- 
patronin des  Klosters  von  Roebel  her  mit.  Daher  liest  man  am  15.  März  1376 
die  Bezeichnung  »sanctimonialibus  monasterii  sancti  Johannis  baptiste  ac  sancte 
Marie  Magdalene  in  ]\Ialchow<,  während  es  z.  B.  am  19.  Juli  1360  kürzer  heisst 
»monasterium  sancte  Marie  Magdalene  in  Malchowe«,  und  am  3.  März  1363 
»monasterium  sancti  Johannis  Baptiste  in  Malchowe«.  Die  Klo.sterkirche  allein 
aber  führt  nur  den  Titel  des  hl.  Johannes  Baptista  und  heisst  oft  kurzweg  nur 
ecclesia  sancti  Johannis.  Am  14.  Juli  1480  findet  sich  die  Ikzeichnung  ccclcsia 
beati  Johannis  Baptiste  monasterii  monialium  antique  Malchow.') 

Unter  den  übrigen  Malchower  Kloster- Urkunden  sind  diejenigen,  welche 
sich  auf  die  Erwerbung  von  Gütern  und  die  Ausdehnung  des  Wirth.schafts- 
betriebes  beziehen,  die  anziehenderen,  wenngleich  sie  im  Ganzen  kein  anderes 
Bild  darbieten  als  das  der  übrigen  Kloster  des  Landes,  die  wir  bereits  an 
un.sern  Blicken  haben  vorüberziehen  la.ssen.  1299  dreizehn  Hufen  in  dem  ehe- 
maligen Dorfe  Lebbin  und  der  halbe  Zehnte  vom  ganzen  Dorf,  wofür  aber 
dem  Landesherrn  alljährlich  zu  Weihnachten  ein  Paar  Stiefel  zu  entrichten 
sind;»)  1303  zwei  Hufen  in  Zielow  als  Geschenk  vom  Kitter  Dietrich  I'apc 
für  die  Aufnahme  seiner  Tochter  ins  Klo.ster;')  1309  ein  vor  der  Stadt  ge- 
legener Hof  (Neuhof),  den  bis  dahin  der  Ritter  Ludolf  von  Sternberg  besessen 
hat;")    13 10    zwei   Hufen    in   Lexow,    wo    das   Kloster   bereits  das  Patronat  der 

>)  M.  U.-li.  2503. 

*)  M.  U.-H.  2505.  2506.  2507.  2508. 

8)  Usch,  M.  lahil..  X.WII,  S.  248—250  (Siegel  des  Klostersl  -  Zur  C.csch.  des  (»rden» 
der  lUisserinnen   vgl'  Crotefend   in   den   .Mitth.  d.  Vereins  f.  Gesch.  u.  Alt.  in   Frankfurt  VI.  S.  30I  ff. 

*)  M.  U.  n.  2576.  In  seiner  C.e.schichte  der  drei  I.andesklüster.  S.  16.  verwechselt  Juliu» 
Wiygers  Lel.bin  mit  Loppin  und  übersetzt  ohne  rwingende  CrUnde  da*  .uno  pari  caliß.rum.  der 
Urkunde  mit  einem    Paar   Hosen   statt  mit  einem   I'aar  Stiefeln. 

••)  M.  U.-H.  2S45. 

•>)  .M.  U.-i!.  32S8. 


390  AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCIIOW. 

Kirche  innehat  (s.  o.)-/)  13 14  ein  Feld  und  eine  Wiese  zwischen  dem  Poppen- 
tiner  See  und  dem  Dorfe  Roez,  die  bis  dahin  in  Pritzbuer'schem  Besitz  ge- 
wesen;-) 1320  zwei  Hufen  in  Grüssow  und  fünf  in  Roez,^)  welche  bis  dahin 
im  Hesitz  der  ritterbürtigen  Familie  Sparow  gewesen;  1330  aus  den  Händen 
der  Familie  Pape  der  nahe  am  Kloster  gelegene  ehemalige  Hof  Wicksol;*) 
1332  und  1333  verschiedene  Hebungen  aus  dem  Kölpin-See  und  Antheile 
am  Aalfang  von  den  Familien  Hahn,  Pritzbuer  u.  a.;"")  1336  der  Gamm'sche 
Antheil  der  Dörfer  Deutsch-  und  Wendisch -Wangelin  mit  der  alten  Mühle 
daselbst;^)  1338  Hebungen  aus  der  neuen  Mühle  zu  Rehberg  vom  Knappen 
Heinrich  Tessemer;')  1339  Hebungen  aus  der  Mühle  zu  Kölln  von  der  Familie 
Köln;*^)  1340  die  Hälfte  der  Güter  und  des  Werders  Damerow  von  der  Familie 
Rumpeshagen;")  in  demselben  Jahr  Hebungen  aus  dem  Dorfe  Spitzkuhn  von 
dem  Knappen  Johann  Bune,  der  seine  Schwestertochter  Adelheid  Maltzan  im 
Kloster  untergebracht  hat;'")  Hebungen  aus  dem  Hof  des  Johann  von  Gerden 
zu  Sietow,  dessen  Brudertochter  im  Kloster  ist;")  1341  vier  Hufen  in  (Gruben-) 
Liepen  von  Nikolaus  Kaland,  und  einen  Tag  darauf  der  ganze  Gamm'sche 
Besitz  im  selben  Dorfe,  mit  Ausnahme  des  an  Liepen  haftenden  Kirchen- 
patronats  zu  W' angelin,  das  vorläufig  noch  in  Gamm 'sehen  Händen  bleibt  ;^^] 
1344  der  ganze  Wangelin'sche  Besitz  in  Wendisch -Damerow;'^)  1346  und 
1347  weitere  Pritzbuer'sche  Fischereigerechtigkeiten  im  Kölpin-See  und  im 
Klinker  Antheil  an  der  Müritz,  Lepzow'sche  Hebungen  aus  der  Mühle  zu 
Walow,  Gamm'sche  Hebungen  aus  dem  Dorfe  Goldewin,  sowie  das  ganze 
Dorf  Loppin,  das  Johann  Gamm  und  Jakob  von  Werle  bis  dahin  als  werlesche 
Vasallen  innegehabt  haben;'^)  1351  fünf  Hufen  und  sieben  Morgen  Ackers  im 
ehemaligen  Dorfe  Klippatendorf  bei  Zislow  als  Legat  des  verstorbenen  Knappen 
Heinrich  Wittenburg,  sowie  aus  den  Händen  der  Pritzbuer  eine  Hufe  zu 
Poppentin  und  weitere  Hebungen  aus  dem  Kölpin-See;'"')  1352  Hebungen  aus 
dem  Hofe  Beilin  von  der  P'amilie  Bellin,  die  eine  Verwandte  im  Kloster  hat;'") 
1353    das    Dorf  Neu-Drewitz    aus    den    Händen    des  Malchower  Bürgers  Gerd 


«)  M.  U.-B.  3369. 

»)  M.  U.-H.  3680. 

')  M.  U.-H.  4191. 

*)  M.  U.-R5170.   5314. 

»)  M.  U.-H.  5344.   5386.  5944. 

")  M.  V.U.  5675.      Vgl.  dazu   Lisch,   (Jesclil.  Maltzan  II,   .S.  397  (Urk.  CCCLIII). 

')  M.  U.U.  5868. 

*)  M.  V.M.  5972. 

*)  M.  U.i'..  6040. 
"')  M.  U.-l«.  6058.  Vgl.  6618. 
")  M.  U.-M.  6068. 

")  M.  I'.li.  6099.  6100.  6105.  6152. 
'■)  M.  1.1'..  6461.  6466. 

'*/  .M.  U.-h.  6591.  6618.  6621.  6645.  6646.  6722.  6723.  6726.  6727.  6737.  6808.  6816. 
Ueber  den  Jakob  v.  Werle  v-1.  Lisch,  M.  Jahrh.  XXXII,  S.  20.  21. 
»»;  .M.  U.:;.  ;,|75.  752S.  Vgl.  11787. 
••)  M.  r.  -,.  •  '.s. 


GESCHICHTE   DER   STADT   UND   DES   KLOSTERS   MALCHOW.  397 

Ysermengher;!)  1355  der  vierte  Theil  der  Hardersmühle  bei  Malchow  von 
dem  Bürger  Vogedeke  und  dessen  Bruder  ni  Malchow;*)  1356  IVeen'sche 
Hebungen  aus  Goldewin;')  1357  der  Waghelsche  Besitz  zu  Poppentin,  und 
1358  der  in  dreizehn  Höfen  und  Hufen  und  anderen  Gütern  bestehende  Pritz- 
buer'sche  Besitz  ebendaselbst;^)  1363  der  vierte  Theil  der  Tibbolds- Mühle  zu 
Malchow  als  Geschenk  von  dem  dortigen  Bürger  Ludolf  Elers;')  1366  FIo- 
tow'sche  Hebungen  verschiedener  Art  aus  Kisserow  und  Loppin.  sowie  der 
Rantze'sche  Erb-Antheil  an  der  Härders- Mühle;")  1374  eine  Berkhahn'sche 
Rente  aus  Goldewin,  die  Mühle  zu  Grüssow  aus  Elers'schem  Besitz,  Flotowsche 
Hebungen  aus  Wangelin,  eine  Pritzbuer'sche  Rente  aus  Poppentin,  sowie  Hof 
und  Dorf  Laschendorf  von  der  Familie  V'riberg;')  in  der  zweiten  Hälfte  der 
siebenziger  Jahre  des  XIV.  Jahrhunderts  (1375  bis  1379)  ein  Dusterwold'scher 
Hof  mit  zwei  Hufen  zu  Kisserow  und  verschiedenen  Hebungen  aus  diesem 
Dorf,  wie  auch  aus  Petersdorf,  der  Hof  des  Storni  Schwickow  zu  Kisserow 
mit  sechs  Hufen,  der  Flotow'sche  Hof  zu  Kisserow  mit  vier  Hufen  und  zwei 
Käthen,  ebendaselbst  Hufen  und  Höfe  der  Familie  Pape,  ferner  zu  W'alow 
eine  halbe  Hufe  mit  den  zugehörigen  W'orthen  von  der  Familie  Grambow,  zu 
Grüssow  fünf  Hufen  und  Höfe  aus  der  Hand  des  Priesters  Albrecht  Smede, 
dazu  Flotow'sche  Hebungen  aus  demselben  Dorfe,  von  der  Familie  Krevcstorp 
die  Schwertfeger- Mühle  und  von  der  Familie  Wangelin  eine  Rente  aus  Damerow 
und  die  ehemalige  Kutzeker  Mühle ;^)  1383  die  ehemalige  Schwichower  Muhlc 
von  Dietrich  von  Flotow;'')  1384  eine  Hebung  aus  Hufen  in  Kogel  von  Henning 
Poppentin;'")  1385  Einkünfte  aus  vier  Hufen  und  Höfen  in  Grüssow  mit  Vor- 
behalt des  Rückkaufes  von  Henneke  von  Flotow  zu  Grüssow;")  1387  der 
Tesmer'sche  Hof  mit  sechs  Hufen  zu  Wangelin,  und  Einkünfte  aus  einer 
Reihe  von  Hufen  im  Gut  und  Dorfe  Walow  von  Henneke  von  Flotow'*):  — 
das  sind  im  Wesentlichen  die  l-Lrwerbungen  des  Klosters  im  XIV.  Jahrhundert. 
Und  vergleicht  man  damit  den  jetzigen,  immer  noch  bedeutend  erscheinenden 
Güterbesitz,  so  sieht  man,  dass  das  Kloster  den  weitaus  grössten  Theil  dieser 
Erwerbungen  noch  heute  sein  Eigen  nennt.  Im  XV.  Jahrhundert  smd  folgende 
Dörfer  und  Güter,  mit  denen  allerlei  geschäftliche  Verbindungen  schon  in 
früherer  Zeit  angeknüpft  waren,  hinzugekommen:    1402  das  Dorf  Damerow  und 

')  M.  U.-B.  7826.  7840. 

•■')  M.  U.-H.  8124. 

»)  M.  U.-B.  8184. 

*)   M.  U.-B.  8359.  8459.  8460.  8471. 

'^)   M.  U.-H.  9145- 

'■')  M.  U.-B.  9459-  9460.  9467- 

')  M.  U.-H.  10517.  10523.  10573  •o5«4-  '0644-  V^l.  10775  »•">  «oSsy-  Auf  l^hen- 
dorf  bezieht  sich  auch  eine  noch  nicht  gedruckte  Urkunde  vom  2 1 .  .ScptemlKjr  1396. 

"J  M.  U.-H.  10750.  10751.  10804.  10805.  10806.  10810.  loSii.  10843.  1098a.  I09Q5- 
II  004.  II  016.  II  019.  II  083.  II  149-  11186.  Vgl.  II  547- 

»)  M.  U.-B.  1 1  520. 
"»)  M.  U.-B.  II  587. 
";  M.  U.-B.  11731- 
'*)  M.  U.-H.  II  867.  II  873.  11S78. 


^gS  AMTSGERICIITSBEZIKK    MAI.CIIOW. 

die  ehemalige  Kuzekcr  Mühle  \on  Ileniieke  Wangelin;  1410  die  Güter  und 
Dörfer  Hagenow  und  Jabel  von  Henneke  Hahn,  Lüdeke's  Sohn  von  Basedow, 
und  von  Fürst  Christoffer  von  Wenden;-)  1423  das  Dorf  Alt-Drewitz,  woran 
bis  dahin  die  Linstow  theilgehabt  haben,  während  Neu-Drewitz  schon  seit 
1353  dem  Kloster  gehört;-)  und  148 1  das  Dorf  Sembzin  von  der  Familie 
der  Grambow.  Diesen  h^werbungen  gegenüber  treten  alle  anderen  des 
X\'.  Jahrhunderts  an  Bedeutung  zurück,  wie  z.  B.  die  Hälfte  der  Windmühle 
vor  dem  Neuen  Thore  zu  Waren,  die  der  Priester  Joh.  Katzow  1407  dem 
Kloster  schenkt;  weitere  vier  Hufen  in  Jabel  im  Jahre  141 4,  die  bis  dahin 
noch  dem  Heinrich  Gelder  zu  Lansen  gehört  haben;  der  »grosse  Hof  zu 
Grüssow  vor  dem  Walower  Ende«,  den  am  7.  Januar  1437  Vicke  Flotow  um 
seiner  Seligkeit  willen  schenkt;  alljährlich  zwei  Drömt  Mehl  aus  der  Poppen- 
tiner  Mühle  als  Stiftung  der  P"amilie  Metzeke  im  Jahre  1445;  1450  eine 
Anzahl  Kornhebungen  in  dem  später  wüst  gewordenen  Dorfe  Lübow,  das 
ehemals  südlich  vom  Dorfe  Drewitz  lag,  und  wo  man  schon  damals,  wie 
vielleicht  auch  heute  noch,  Buchweizen  baut;  der  Linstow'sche  Antheil  an  der 
Mühle  zu  Hohen -Wangelin,  welchen  das  Kloster  am  6.  Januar  1502  für  ein- 
hundertzehn rheinische  Gulden  erwirbt;  Pachte  aus  Hufen  und  Höfen  des 
Hahn'schen  Dorfes  Demzin  im  Jahre  1509,  und  viele  andere  kleinere  Hebungen 
und  lünkünfte,  von  denen  eine  grosse  Zahl  noch  nicht  veröffentlichter  Urkunden 
im  Grossh.  Archiv  und  im  Kloster -Archiv  ausführlicher  handelt. 

Dass  auch  in  späterer  Zeit  noch  Veränderungen  innerhalb  des  Güter- 
besitzes vorkommen,  zeigt  der  in  der  Geschichte  des  Klosters  Dobbertin  be- 
rührte Umtausch  von  Roez  gegen  Penkow  im  letzten  Drittel  des  XYII.  Jahr- 
hunderts.^) Die  Dörfer  Cramon  und  Kraaz  werden  zwischen  161 3  und  161 8 
von  der  Familie  Quitzow  erworben,  die  1536  damit  belehnt  worden  war, 
nachdem  Reimar  von  Hagen,  der  letzte  seines  Geschlechts,  das  die  Güter  bis 
dahin  zu  Lehn  getragen  hatte,  aus  dem  Leben  geschieden  war.  Kraaz  gehört 
übrigens  Anfangs  nur  zur  Hälfte  dem  Kloster,  die  andere  Hälfte  wird  erst 
17 19  durch  Umtausch  gegen  zwei  Jabclsche  Klosterbauern  erworben.^)  Ebenso 
ist  es  mit  Wangelin,    dessen    letzte  Anthcile   erst   17 14  vom  Kloster   erworben 


')  Lisch,   Ge.schl.  Hahn    11,   S.  99  (Uik.  CCXXX). 

-)  Ueber  die  früheren  Besitzer  von  Alt-Drewitz  vgl.  Lisch,  (Jeschl.  .Maltzaii  II,  S.  410 
(Urk.  CCCLX). 

*;  Kunst-  u.  (Jesch.- Denkm.  IV,  S.  355,  Anmkg.  I.  Line  Miltlicilunfj  des  Herrn  Pastors 
Schnell  zu  Kloster  Malchow  aus  Prozess -Akten  in  ])uncto  veneficii  1668  ergiebt,  dass  der  Umtausch 
im  Jahre  1668  noch  nicht  geschehen  war.  Er  findet  somit  in  der  Zeit  zwischen  1668  und  1688 
statt.  Eine  Nachricht  in  dem  vom  Küchenmeister  Heinrich  Hugge  geschriebenen  Amtsbuch 
(Th.  II)  vom  Jahre  1697,  ^^^  'm  Kloster  aufbewahrt  wird,  giebt  an,  dass  bei  dem  Eintausch 
de»  Dorfes  i'enkun  zugleich  mit  Koez  auch  die  dem  Kloster  Malchow  seit  13 10  zugehörig  ge- 
wesenen beiden  Lexower  Hufen  an  das  Klo.ster  Dobljertin  gegeben  worden  .seien,  sodass  in  Folge 
dessen  fUr  da.H  Kloster  Malchow  von  Lexow  nichts  weiter  als  die  Kirche  mit  ihrem  Jus  patronatus 
Uhrig  blieb. 

*)  Auch  ein  'ITieil  der  Feldmark  Viere  wurde  zugleich  mit  Kraaz  schon  161318  erworben. 
L'cbcr  da«  Vier" sehe  Feld  s.  bei  Schildt,   M.  Jahrb.  LVI,  S.  207. 


GESCHICHTE    DER    STADT    UND    DES    KLÜSTEUS    MALCHOW.  399 

werden  (s.  u.  S.  428).  Als  verhältnissmässig  jüngsten  Besitz  dürfen  wir  das 
Dorf  Malkwitz  bezeichnen,  das  ehemals  ebenso  wie  Cramon  Linstowsches  und 
dann  Raven'sches  Kigenthum  war.  Freilich  finden  wir  schon  im  Jahre  1724 
einen  erheblichen  Antheil  von  Malkwitz  als  Pfandgut  beim  Kloster,  als 
alleiniges  Klostereigenthum  aber  wird  es  erst  voni  Jahre  1S03  an  im  Staats- 
kalender aufgeführt.  Dagegen  verschwindet  um  diese  Zeit  der  Antheil,  den 
bis  dahin  das  Kloster  Malchow  an  dem  Flotow'schen  Dorf  und  Gut  Grussow 
hat,  nachdem  schon  1785/86  vom  Kloster  drei  Bauernhöfe  zu  Grussow  an 
den  Hauptmann  von  Flotow  auf  Kogcl  verkauft  worden  waren.') 

Mit  den  Gütern  mehren  sich  die  Kirchen -Patronate.  So  kommt  als 
viertes  am  14.  Februar  1352  das  der  Kirche  zu  Grüs.sow  durch  eine  Schenkung 
des  Fürsten  Nikolaus  von  Werle  hinzu. ^)  Doch  gehört  es  heute  wieder  mit 
dem  Dorf  und  Gute  der  Familie  von  Flotow.  Dagegen  besitzt  das  Kloster 
seit  141  o  das  Patronat  in  der  Kirche  in  Jabel;  ebenso  hatte  es,  solange  eine 
Kirche  im  Dorfe  Hagenow  war,  auch  in  dieser  das  Patronat,  wie  am  21.  Ok- 
tober 1449  und  am  6.  Juli  1453  urkundlich  bestätigt  wird.'*)  Und  noch  heute 
gehören  ihm  von  alter  Zeit  her  die  Patronate  in  den  Kirchen  zu  Hohcn- 
Wangelin  und  Poppentin. 

P'erner  melden  die  Urkunden  Manches  von  frommen  Stiftungen,  von 
Aufnahmen  einzelner  Stifter,  wie  des  schon  früher  oft  genannten  Güstrowschen 
Bürgers  Jakob  Wörpel  und  seiner  P'rau  Katharina  am  23.  Mai  1339,  in  die 
Fraternität  des  Klosters,^)  von  der  Theilnahme  an  den  guten  Werken  des 
Konvents,  welche  z.  B.  der  Nonne  Bertha  VVimann  und  ihren  Verwandten  am 
14.  Mai  1355  zu  Theil  wird/'')  sowie  von  Memorien  und  Vikareien.  Unter 
diesen  mögen  hier  genannt  sein  die  Memorienstiftung  des  Pfarrers  Joii.  Kambow 
in  Waren  am  11.  iMärz  1351;  die  des  Probstes  Johann  Kat/.ow  am  19.  Juli 
1360;  die  am  i.  PY>bruar  1427  von  dem  Priester  Nikolaus  Hagedorn  und 
Hartwig  Bonsack  »to  olden  Malchow  in  der  karkcn  to  sunte  Johannesc  ge- 
stiftete und  am  20.  Mai  1429  vom  Bischof  von  Schwerin  bestätigte  Vikarei; 
die  Memorienstiftung  des  Güstrowschen  Bürgers  Hinrick  X'ughc  vom  23.  August 
1432;  die  der  Margarethe  Preen  vom  10.  September  1437;  die  auf  dem  Chor 
der  Klosterkirche  am  3.  März  1445  dem  hl  Martin  und  der  hl.  Katharina  zu 
I'lhren  gestiftete  Vikarei  der  von  Flotow  auf  Sluer,  von  welcher  uns  mehrere 
Inhaber  bekannt  werden,  wie  Johannes  Hake,  Hermann  Kaghe  und  Johannes 
Roleke,  und  endlich  eine  zum  St.  Michaelis- Altar  in  der  Klosterkirche  ge 
hörende  Vikarei,  deren  Stifter  nicht  genannt  wird,  welcher  aber  Heinrich 
Gamm  auf  dem  Gammenwerder  im  Jahre  1522  eine  Summe  von  20  Mark 
Lübisch  schuldig  ist.'') 


')  Nach  Akten   im   (iiossh.  .Archiv. 

")  M.  U.-15.  7580.   7660. 

^)  Nicht  gedruckte   Urkuiulcn   im   Cro.ssh.  Arcliiv. 

*)  M.  V.h.  5959- 

'-)  M.  U.-B.  8084. 

'■)  M.  L'.-B.  7435.    8063.    8770.    8795.      Dazu    Kudluff's    hand^chriflliche»    I)i|.lom..i.w    .Ic 

Klo-sters  .M.ilchow  im   (Irossh.  Archiv. 


400  AMTSGERICIITSBEZIRK    MAT,CIIOW. 

Dass  übrigens  das  Kloster  schon  in  der  ersten  Zeit  seines  Bestehens 
keineswegs  immer  von  dem  Wohlwollen  und  der  guten  Gesinnung  seiner  Zeit- 
genossen getragen  wird,  zeigt  die  Klage  des  Probstes  und  Konventes  wider 
die  Ritter  Nikolaus  von  Peccatel,  Ghemekinus  Kossebode,  die  Brüder  Rumpes- 
hagen,  Werner  Kranz,  Gerlach  von  Vicheln  und  Arnold  von  Liepen  in  den 
vierziger  Jahren  des  XIV.  Jahrhunderts,  welche  sich  der  weltlichen  Gerechtigkeit 
zu  entziehen  suchen.')  In  diesem  Sinne  wird  auch  der  Schutzbrief  des  Ritters 
Ulrich  von  Maltzan  auf  Grubenhagen  zu  beurtheilen  sein,  den  er  dem  Kloster 
am  5.  April  1364  über  die  Dörfer  Wangelin  und  Liepen  ausstellt.^)  Noch  im 
Jahre  1 546  giebt  es  Uneinigkeiten  über  diese  beiden  Dörfer  zwischen  denen 
von  Gamm  und  dem  Kloster,  die  durch  fürstliche  Kommissarien  verglichen 
werden;  ebenso  über  anderen  Besitz,  Fischerei-,  Wald-  und  Wasser- Gerechtig- 
keiten, im  Jahre  1546  mit  den  von  Belovv  auf  Klink  und  Lebbin,  die  eben- 
falls durch  einen  Vergleich  beendet  werden;  und  endlich  noch  im  Jahre  1595 
über  Fischerei -Gerechtigkeiten  mit  denen  von  Flotow  auf  Stuer,  die  durch 
den  Herzog  Ulrich  geschlichtet  werden.  Zu  dieser  Zeit  sind  bereits  weltliche 
Provisoren  an  die  Stelle  des  geistlichen  Probstes  getreten.^) 

Was  sonst  noch  über  Angelegenheiten  des  Klosters  urkundlich  ge- 
meldet wird,  ist  von  geringerer  Bedeutung,  doch  mag  man  davon  ausnehmen 
einen  Ablassbrief  des  Bischofs  Konrad  Loste  im  Jahre  1492  zu  Gunsten  von 
Klosterbauten,  die  Gewährung  der  Erblichkeit  des  Schulzenamtes  gegen  eine 
jährliche  Abgabe  von  neun  Gulden  Münze  und  acht  Schilling  Lübisch  an  den 
alten  verdienten  Dorfschulzen  Hinrick  Nagel  und  dessen  Nachkommen  in 
Klein-Rehberg  am  13.  December  1532,  und  die  Ertheilung  einer  Krug- 
gerechtigkeit sowie  die  Erlaubniss  zum  Aufbau  eines  Kruges  im  Klosterdorf 
Liepen  an  den  Peter  Kaie  aus  Wangelin  am  18.  November  1591,  »nachdem 
er  sich  eine  Zeit  hero  bei  denen  vom  Adel  hin  und  wieder  im  Dienste,  wie 
einem  redlichen  reisigen  Knechte  gebühret,  verhalten,  und  nach  seiner  Ge- 
legenheit unter  das  Kloster,  weil  er  darunter  geboren,  niederzula.ssen  und  ge- 
beten, ihme  eine  Stätte  auf  des  Klosters  Grund  und  Boden  zu  vergönnen  zu 
bebauen '. 

Ueber  alle  dem  Kloster  angehörenden  Personen  geben  die  Register  des 
mecklenburgischen  Urkundenwerkes  bis  zum  Ende  des  XIV.  Jahrhunderts  die 
ausreichendste  Auskunft.  Wir  wollen  daher  hier  im  Anschluss  daran  nur 
noch  die  Pröbste,  beziehungsweise  Verweser  und  Provisoren,  sowie  die 
Priorinnen  und  Unterpriorinnen  nennen,  die  uns  im  Urkundenschatz  des  XV. 
und  XVI.  Jahrhunderts  entgegengetreten  sind.  Um  1386  ist  Gerd  Bomgarden 
Probst  und  Ida  von  Hagen  Priorin;  um  1396  ist  Johann  Katzow  Probst;  um 
1410  Heinrich  Wulf,  und  neben  ihm  Ilsabc  von  Pritzbuer  Priorin,  die  auch  1414 
noch   als   solche    genannt  wird,    während    Hermann   König    als    Prob.st    gefolgt 


')  M.  U.-B.  6080. 

')  M.  U.-B,  9256,     Vyl.  LLsch,  Geschl.  M.-iUzan   II,  .S.  i8o      183. 

')  Vgl.  Urkunden  im  Gro.ssh.  Archiv. 


GESCHICHTE   DER   STADT   UND   DES   KLOSTERS   MALCHOW.  4OI 

ist;i)  1450  haben  Probst  Nikolaus  Reeps  und  Priorin  Margarethe  Kolres 
die  Vorstandschaft  im  Kloster;-)  1475  ist  Peter  Warnstorp  Probst,  aber  schon 
1476  steht  Joh.  Roghemann  an  seiner  Stelle,  den  wir  auch  noch  1478  dort 
finden,  als  bereits  Adelheid  von  Plessen  Priorin  ist.  Diese  ist  auch  1481 
noch  da,  während  neben  ihr  Herr  Hinrick  Vaghet  als  Probst  und  Anna 
Metzeke  als  zweite  Priorin  (sonst  Unterpriorin)  genannt  werden.  1484  i.st 
Jutta  von  Hahn  Priorin,  1508  Katharina  von  Hahn,  und  neben  ihr  als  Probst 
Herr  Johann  Grabow.  Beide  sind  auch  1520  noch  auf  ihrem  Posten,  wahrend 
Margarethe  von  Grüssow  (Grüskouwen)  Unterpriorin  ist.  Johann  von  Grabow 
kommt  auch  1532  noch  als  Probst  vor,  nachher  nicht  mehr.  Von  1534  bis 
zu  seinem  Tode  1538  ist  Dr.  juris  Heinrich  von  Hülow  Probst.^)  1546,  bei 
Gelegenheit  des  Vergleiches  zwischen  denen  von  Below  und  dem  Kloster, 
werden  in  der  hier  stehenden  Reihenfolge  aufgeführt:  Anna  von  Wangelin 
als  Priorissa,  Peter  Weffinger  als  Verweser  und  Elisabeth  von  Rohr  als  Sub- 
priorissa.  1580  ist  Anna  von  Rohr  Priorin, ^)  und  1591  sind  der  bekannte 
Rath  Henning  Krause  (Kruse)  zu  Varchow  und  Johann  von  Kramon  zu 
Woserin  die  alleinigen  weltlichen  Provisoren  des  Klosters. 

Die  Anweisung  des  Klosters  an  den  Adel  des  Landes  wird  bereits  in 
einem  P>lass  der  vom  Herzog  bestellten  Visitatoren  des  Klosters  vom  22.  Ok- 
tober 1557  deutlich  ausgesprochen,  während  die  wirkliche  rechtliche  üebcr- 
weisung  an  die  Landstände  erst  durch  die  bekannten  Sternberger  Reversalen  vom 
2.  und  4.  Juli  1572  geschieht.^)  Die  Reformation  war  in  aller  Stille  und  ohne 
eine  Spur  jenes  Widerstandes,  den  ihr  z.  B.  das  Kloster  Dobbertin  entgegen- 
setzte, in  die  Mauern  des  Klosters  eingezogen,  ebenso  in  die  Stadt.  Martin 
Bambam  (Bamban),  der  Prediger  auf  der  einen  und  auf  der  andern  Seite  des 
Wassers,  in  der  St.  Johannis- Kirche  des  Klosters  und  in  der  St.  Georgcn- 
Kirche  der  Stadt,  ein  im  Jahre  1523  vom  Weihbischof  zu  Schwerin.  Dietrich 
von  Seba.ste,  geweihter  Priester,  hatte  nach  seiner  An.stcllung  als  Pastor  an 
der  St.  Georgen -Kirche  der  Stadt,  nachdem  er  hier  schon  seit  dem  Jahre  152S 
als  Vikar  gewirkt  hatte,  im  Sinne  der  neuen  Lehre  zu  i)redigcn  liegonnen. 
Er  erhält  1568  auch  die  Pfarre  zu  Lexow  als  Filial  des  Klosters  und  lebt 
noch  1580,  im  Amte  unterstützt  von  seinem  Sohne,  dem  Kaplan  Ik-rmi 
Bambam. '') 

Bei  einem  Blick  auf  die  weitere  städtische  Entwicklung  wahrend  des 
Mittelalters  finden  wir,  dass  sich  anscheinend  in  dem  angeseheneren  Theil  der 
Büro-erschaft    zu  Anfang   des    XIV.  Jahrhunderts   ein    besonderes    Interesse    für 


»)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXVH,  S.  249. 

*)  Lisch,   M.  Jahrb.  XXXIX,  S.  109  (nir  (loch.  <l.-s  nuchwcizens\ 

*)  Lisch,  M.  Jahrb.  XII,  S.  237. 

*)  Lisch,   M.  Jahrb.  XXII,  .S.  107. 

'-)  Schröder,  Kirchenhi.st.  des  evanfj.  .Mecklenburgs  III.  S.  I32ff.  Kranck.  AI.«  n.  N«ie» 
Mecklhg.  X,  S.  232-238.  Lisch.  .M.  Jahrb.  XXII.  S.  106.  Wiggcrs.  Ce.ch.  der  drei  mccUcnb. 
L.indesklöster.  S.  87.  Viereck,  die  Kechtsverhältnissc  der  vier  n.ccklenb.  J,.nßfrauc..kl..»trr  II. 
l'.eil.  I.  S.  2.     Dazu  I,  S.  71  ff. 

'•)  Lisch,   M.  Jahrb.  XXII,   S.  105. 


-HJ 


402  AMTSGERICIITSHEZIRK    MALCIlüW. 

den  Mühlenbetricb  zu  erkennen  i^iebt.  Ivs  ist  geradezu  auffallend,  wieviele 
X'erträge  einzelner  Bürger  über  die  in  der  Stadt  und  deren  Naclibarschaft  an- 
gelegten Mühlen  auf  uns  gekommen  sind.  Man  sieht  daran,  dass  diese  für 
die  städtischen  Wirthschaftsverhältnisse  eine  ebenso  hervorragende  Bedeutung 
hatten  wie  für  die  klösterlichen.')  Weitere  Gevverke  treten  in  den  Urkunden 
nicht  hervor.  So  findet  sich  z.  B.  von  der  späteren  Tuchmacherei,  die  in 
Malchow  bis  ins  XIX.  Jahrhundert  hinein  in  besonderer  Blüthe  war  und  noch 
heute  in  gutem  Gange  ist,  in  alter  Zeit  keine  Spur.  Auch  der  Trieb  auf 
Vergrösserung  der  städtischen  Feldmark,  die  von  Fürst  Nikolaus  von  Werle 
im  Jahre  1235  mit  vierzig  Hufen  eingesetzt  war,  und  welcher  er  die  Be- 
rechtigung zur  Schweinemast  und  Viehweide,  auch  zur  beliebigen  Fällung  von 
Brenn-  und  Bauholz  in  der  Forst  und  Feldmark  Geline  hinzugefügt  hatte,  tritt 
bei  Malchow  weniger  hervor  als  bei  anderen  Städten.^)  Es  ist  nur  Weniges 
dieser  Art  zu  verzeichnen.  So  kauft  z.  B.  die  Stadt  am  14.  März  1334  einen 
Wald  bei  Nossentin  von  dem  Knappen  Henning  Pape  und  dessen  Angehörigen.^) 
Doch  ist  dieser  Wald,  der  zwischen  No.ssentin  und  dem  schon  vor  1558  ein- 
gegangenen Dorf  Locken  gelegen  war  und  zu  dessen  örtlicher  Bestimmung 
die  in  Wiesen  umgewandelten  drei  Seen  einst  dienten,  welche  die  Schmettau'sche 
Karte  noch  als  Wangelin-See,  Belower  See  und  Lochser  See  nördlich  von 
Nossentiner  Hütte  verzeichnet,  seit  langem  kein  Stadtgebiet  mehr,  sondern 
gehört  jetzt  zur  Malchower  Klosterforst. 

Von  ebenso  geringer  Bedeutung  ist  das  Hervortreten  der  Stadt  in 
äusseren  Angelegenheiten.  In  dieser  Beziehung  sind  zu  erwähnen:  1304  die 
bei  Gelegenheit  des  Bündnisses  zwischen  dem  Fürsten  Nikolaus  von  Werle 
und  dem  Grafen  Gunzelin  von  Schwerin  der  Stadt  auferlegte  und  geleistete 
Huldigung  für  den  letztgenannten;'*)  1309  das  der  Johanniter-Komthurei  zu 
Mirow  bewiesene  Entgegenkommen  der  Stadt  mit  Befreiung  vom  Brücken-, 
Wege-  und  Durchgangszoll;'')  1316  die  Verbindung  der  Stadt  bei  der  Landes- 
theilung   im    Hause  Werle    mit    demjenigen  Theil,    von    welchem    Parchini    die 

*)  M.  U,-B.  2162.  2939.  2959.  3661.  3961.  5675.  5868.  5972.  8124.  8267.  9145.  9467. 
10523.  10995.  I1083.  II  149.  II  520.  Dazu  Urkunden  vom  1 6.  März  1391  ;  15.  August  1402; 
18.  August  1407;  18.  December  1445;  25.  Novemljer  1482;  30.  Juni  1488;  17.  Januar  1501  ; 
29.  April  1507;     1541  (ohne  Datum);    3.  Februar   1546. 

*)  Vielleicht  steckt  der  Name  Geline  in  der  VorsiIl)e  jener  im  Jahre  1697  genannten 
> Globahn«,  einem  .sUdlich  des  Sees  gelegenen  Landstrich,  der  als  Viehtrift  und  als  Holzung  ge- 
kennzeichnet wird:  „„Die  Stadt  hat  übers  Wasser  eine  wüste  Dorfstätte  gehabt,  so  vormals 
Globahn  geheissen.""  „Die  Stadt  genoss  damals  aber  wenig  davon,  ,, ,,da  die  GrUssower,  die 
Petersdorfer,  der  HrantmUller  und  der  Vormüller  eine  grosse  Menge  Vieh  für  eine  schlechte 
Heuer  darauf  trieben,"'-  „und  auch  Tannen  darauf  standen.  Die  Stadt  hat  jetzt  auf  dem  Südufer 
ihr  Jägergehöft,  bedeutende  Holzung,  Wiesen  und  ihr  Torfmoor,  sowie  die  Ziegelei":  Lisch, 
M.  Jahrb.  XXXII,  S.  39.  Die  vom  Fürsten  Nikolaus  geschenkten  vieizig  Hufen  lagen  zum  grössten 
'ITieil  auf  dem  Xordufer  des  Sees. 

•)  M.  U.U.     ^g. 

*)  M.  U.-h.  3.,  :. 

")  M.  U.-H.  3241.  Ein  Vertrag  mit  dem  Kloster  Dol)l)ertin  ül)er  die  Durchfahrt  vf)n  Wagen 
kommt    1356  zu   Si.-ir,-;    •    M,  U.-}}.  8204. 


GESCHICHTE    DIR    STADT    UND    Dl-S    KI.OSTKRS    MALCIIOW.  403 

Vorderstadt  \vird;i)  1346  die  Verschreibung  von  Stadt  und  Land  Malchow  als 
Leibgedinge  für  die  Fürstin  Agnes,  die  Tochter  Ulrich's  IL  von  Lindo\v-Rui)pin, 
und  Gemahlin  des  Fürsten  Nikolaus  IV.  von  Werle;^)  135 1  die  Einschätzung 
der  Stadt  mit  zehn  Mann  für  das  Landfriedens-Kontingent;^)  und  1354  die 
Stellung  der  Stadt  bei  der  Verpfändung  des  Landes  Malchow  an  die  Flotow, 
sowie  die  ihr  bei  dieser  Gelegenheit  ertheilte  besondere  Versicherung  des 
landesherrlichen  Schutzes.^)  Dieser  Pfandvertrag  des  Landesherrn  mit  den 
Herren  von  Flotow  kann  wohl  als  das  einschneidendste  l'>eigniss  in  der 
mittelalterlichen  Stadtgeschichte  von  Malchow  bezeichnet  werden.  Zwar  ist 
die  Original -Urkunde  nicht  mehr  vorhanden,  aber  ihr  Inhalt  ergiebt  sich  voll- 
ständig aus  einer  vom  Fürsten  Christoffer  von  Wenden  am  15.  Juni  141 5  voll- 
zogenen Erneuerung,  welche  (wegen  der  darin  genannten  Zeugen  Hinrick  und 
Olrick  Maltzan)  im  zweiten  Bande  der  Urkunden -Sammlung  zur  Geschichte  des 
Geschlechts  Maltzan,  S.  504  bis  508,  abgedruckt  ist.  »Witliken  vmme  groter 
not  willen  vnser  olderen«,  wie  Fürst  Christofier  sagt,  war  den  Flotowen,  idar 
ere  olderen  vore  vnde  vmme  rumeden  de  stat  vnde  sloth  Tribbezesc  (also  in 
jener  Zeit,  als  die  Häuser  Mecklenburg  und  Werle  das  Festland  Rügen  an 
Pommern  verloren),'')  der  Pfandbesitz  von  Stadt  und  Land  Malchow  sowie  von 
der  Sommer- Bede  aus  dem  Lande  Malchin  für  eine  Summe  von  scch.stausend 
löthigen  Mark  Silbers  überwiesen  worden:  »Aldus  so  schal  de  stat  Malchow 
vnde  dat  gantze  land  m}d  der  samerbede  to  Malchin  vorbenomed,  so  id  licht 
an  allen  sinen  enden,  in  alle  sinen  .scheden,  myt  aller  siner  tobehoringe,  mit 
alleme  anualle,  myt  aller  losinghe,  myt  aller  herschop,  myt  allcme  hcrenrechte. 
myt  alle  vnde  dar  nicht  vt  to  nemende,  der  vorbenomedcn  \'lotowcn  vnde 
erer  rechter  eruen  bruklicke  pant  wesen  vnde  bliuen,  so  quid,  frig,  vnbeworren. 
so  vse  olderen  dat  frigest  brukelken  beseten  hebben,  vs  edder  vsen  rechten 
eruen  edder  vsen  nakomelinghen  dar  nicht  ane  to  beholdende  edder  to 
hebbende,  men  de  losinghe«.  Mit  dieser  die  weiteste  Deutung  und  den 
weitesten  Niessbrauch  zulassenden  Verpfandungsurkunde  treten  nun  die  von 
Flotow  thatsächlich  in  alle  landesherrlichen  Rechte  über  Stadt  und  I^md 
Malchow  ein.  Demgemä.ss  bestätigen  sie  z.  B.  am  heiligen  Dreikonigstage  des 
Jahres  1423  der  ganzen  Einwohnerschaft  von  Stadt  und  Land  Malchow  und 
auch  dem  besonders  dabei  genannten  Rath  der  Stadt  alle  Privilegien,  die 
diese  bisher  genossen  haben.  Dass  auch  die  oberste  Gerichtsbarkeit  über 
Stadt  und  Land  dazu  gehörte,  war  selbstverständlich.  Daher  kann  denn  auch 
die  Zusicherung  der  von  Flotow,  die  sie  am  8.  März  1354  den  Mannen  des 
Landes  und  der  ganzen  Bürgerschaft  der  Stadt  au.sstellen.  nicht  den  Sinn 
haben,  den  die  Ueberschrift  im  Urkundenbuche  angiebt.  >Ucber  Stadt  und 
Mannen  der  Landschaft  kein  Recht  ausüben  wollen.:  das  wäre  ja  das  Gcgcntheil 


')  M.  U.-B.  3860. 

*)  M.  U.-I5.  6669. 

»)  M.  U.-B.  7524.    7717,  .\nmkt'.    7731.    79"- 

*)  M.U.-H.7907.  7908.     Vgl.  9394.   "633.     !>-«   tJrull.    M.Jahrh.  I.UI.    S.  355-  Anrnkg. 

•'-)  RuclloO;   Ildl).  cl.  M.  Cesch.  II,  S.  3"— 3«5. 
^  26» 


404  AMTSGER1CHTS15EZIUK   MALCIlüW. 

von  dem,  was  abgemacht  worden  war.  Die  Worte  »juxta  omneni  iusticiam 
et  ins  penitus  aiiiittere«  sind  vielmehr,  wie  Crull  nachgewiesen  hat,  eine 
unzureichende  Uebersetzung  der  herkömniHchen  Wendung  »bi  aller  rechticheit 
vndc  rechte  dorchut  latenx.')  Die  von  Flotow  machen  sich  damit  anheischig, 
die  hergebrachten  Rechte  und  Privilegien  von  Stadt  und  Land  Malchow  in 
keinem  Punkte  irgend  wie  anzutasten  und  zu  verletzen.  Wenn  es  aber  in 
dieser  langen,  fast  ein  halbes  Jahrtausend  dauernden  Periode  des  P^lotow'schen 
Pfandrechtes  ohne  allerlei  schMcrere  und  leichtere  Konflikte  nach  oben  wie 
nach  unten  nicht  ganz  abgeht,  so  kann  das  keine  Verwunderung  erregen.  So 
i.st  z.  B.  1681  von  einem  Verlust  des  vierten  Theiles  der  Jurisdiktions- Gefälle 
ex  delicto  die  Rede.^)  Doch  wollen  alle  diese  Dinge  immer  aus  den  Ver- 
hältnissen ihrer  Zeit  und  nicht  mit  dem  Massstabe  unserer  Zeit  verstanden 
und  beurtheilt  sein.  Im  Uebrigen  unterlassen  es  die  seit  1436  an  die  Stelle 
der  werleschen  Fürsten  getretenen  Herzöge  von  Mecklenburg  niemals,  in  ihren 
nachfolgenden  Bestätigungen  (1436,  1469,  1477,  1505,  1549)  neben  denen 
von  Flotow  auch  den  Rath  und  die  Bürgerschaft  von  Malchow  sowie  alle 
Einwohner  des  Landes  als  gleichmässig  in  ihren  Rechten  zu  erhaltende  und 
zu  schützende  Unterthanen  hervorzuheben.  Dieses  Verhältniss  hat  erst  im 
Jahre  1837,  beziehungsweise  1838,  durch  Verträge  mit  der  Landesherrschaft 
und  der  Stadt  seine  Endschaft  erreicht.'^)  Doch  mag  es  die  Ursache  davon 
sein,  dass  »der  ringhaltende  Vogel  auf  dem  von  Flotow'schen  Helm  mit  dem 
ringhaltenden  Vogelkopfe  im  Siegel  der  Stadt  Malchow  (in  dem  übrigens  das 
»Herz«  wohl  zutreffender  als  >, Seeblatt«  anzusehen  sein  dürfte)  in  Zusammen- 
hang steht«  .  .  .  Dann  würden  aber  die  von  P^lotow  den  Vogel  von  der  Stadt 
entlehnt  haben,  nicht  diese  von  jenen,  da  der  Vogelkopf  bereits  13 18  im 
Malchower  Siegel  sich  zeigt.«") 

Eine  besondere  Geschichte  haben  die  Brücken  und  Fähren  der  Stadt, 
die  als  Inselstadt  ins  Leben  getreten  war.  Die  nach  Nordwesten  ans  Land 
führende  kürzere  »Stadtbrücke«,  von  der  es  keine  urkundliche  Ueberlieferung 
giebt,  wird  wahrscheinlich  ebenso  lange  und  ebenso  früh  dagewesen  sein,  wie 
die  »lange  Brück-e  (longus  pons)«,  welche  einstmals,  und  zwar  schon  vor  der 
Klosterzcit,  die  Stadt  mit  dem  Dorfe  Olden- Malchow  verband.  Diese  Brücke, 
die  von  zwei  Malchower  Bürgern,  Pote  und  Erich,  angelegt  worden  war, 
wird  im  Jahre  1292  vor  I^'ürst  Nikolaus  als  Privatbesitz  aufgelassen  und 
nunmehr  von  diesem,  wie  .schon  bemerkt  worden,  der  Stadt  Malchow  als 
Eigenthum  überwiesen.  Aber  ihre  l^rhaltung,  bei  der  es  sich  um  eine  Länge 
von  achthundert  Fu.ss  handelt,    macht  .schon  im  XVI.  Jahrhundert  die  grö.s.sten 

')  M.  Jahrb.   LIII,    S.   355,   Annikf,'.      Dazu   \Voitie<,nsler    in    lid.   XVII   des   L'ikuiuleiiluiclie.s 
unter  >atnittere<. 

*;  Klüver,  Beschreibung  .Mecklenburgs  II,  S.  283. 

'    Lisch.  M.  Jahrb.  \.\ XII,  S.  17. 

Wiirllich  nach  Crull,   M.  Jahrb.  1,111,   S.  355  (bei  r.esi)reclning  eines  l'aares  kleiner  .Scliiank- 
"'"'  '«"n    das    dem   Flotow'schen  ähnliche,    aber  wegen   des   Unterschiedes  niclit   mit   ihm 

^^  li^    \V.a|)i)eti    der    \vcsi|ili:ilisch -niedersäch.sischen   Chalong,    gen.  (jehle,    vorkommt). 


GESCHICHTE    DER    STADT    UND   DES    KLOSTERS   MAI.CHOW 


405 


Schwierigkeiten  und  veranlasst  eine  Unterstützung  der  Stadt  durch  den  Herzog 
Uhich  mit  zweihundert  Gulden,  die  bei  der  Güstrower  Stadtkämnierei  mit 
fünf  Prozent  Zinsen    zur  Unterhaltung   der  Brücke   belegt  werden.     Da  kommt 

das  schlimme  Kriegsjahr  1637  heran  und 
mit  ihm  eine  Zerstörung  der  Brücke.  Diese 
Zerstörung  führt  1675,  beim  Rückzuge  der 
Schweden  aus  der  Mark,  zu  einer  völligen 
Vernichtung,^)  sodass  an  eine  Wiederher- 
stellung nicht  zu  denken  ist.  Klagen  im 
Jahre  1639  und  1694  enthüllen  diesen 
Zustand.     Aber    das    Unglück    wird    noch 


Flotow'sches  Wappen. 

wieder   die    alte   Insel.     Da    giebt 
grossen    Stadtbrand,    bei    dem    nur 


grösser.  Am  23.  April  1697  zerstört  ein 
Brand  die  ganze  Stadt  mit  Kirche,  Rath- 
haus  und  Thoren,  kein  einziges  Haus 
bleibt  stehen.  Da  denkt  die  Bürgerschaft 
allen  Ernstes  daran,  die  In.sel  zu  verlassen, 
dies  um  so  mehr,  als  die  Stadt  nach  Ver- 
lust der  alten  langen  Brücke  zum  Kloster 
hinüber  nahrlos  dagesessen  habe.  Doch 
die  Bürgerschaft  beruhigt  sich  und  bezieht 
es  am  27.  Xovember  1721  einen  zweiten 
dreissig  Wohnungen  stehen  bleiben,  und 
aufs    Neue    entsteht    der    Wunsch,    auf   dem    »festen    I^nde-^    sich    anzubauen. 

Der  Herzog  Karl  Leopold  giebt  am 
10.  Juli  1723  den  Bescheid,  dass  er  die 
»Wiederbebauung  der  Stadt  placidire,  auch 
permittire,  wenn  einige  draus.sen  bauen 
wollten.«  Beides  geschieht,  und  nun  ent- 
steht in  der  »neven  Stadt  Malchowe«,  wie 
sie  im  Gegensatz  zum  Dorf  »Olden  Mal- 
chowe« im  Mittelalter  hei.vst,  zum  ersten 
Mal  eine  Unterscheidung  zwischen  Altstadt 
und  Neustadt. 

Endlich  kommt  am  13.  Mai  1727  ein 
Kontrakt  zwischen  der  Stadt  und  dem 
»Schififsbaumeister«  Heinrich  Watermann 
zu  Stande,  nach  welchem  dieser  auf  seine  Kosten  und  für  .seinen  Nutzen  eine 
Fähre  erbaut.  Diese  l<'ähre  hat  bis  zur  Mitte  des  XIX.  Jahrhunderts  bestanden. 
d.  h.  bis  zur  Vollendung  des  jetzigen  Dammes  am  26.  Februar  1846«)  und  der 
dadurch  veranla.ssten  Verlegung  der  Durchfahrt  Pur  I<:idekahnc  auf  die  andere 
Seite  der  Stadt  zwischen  der  nunniehrij;en  Alt-  und  Neustadt  Malchow.     Da.s.s 


Malchower  Stadtsiegel. 


*)  Franck,  Altes  u.  Neues  Meckl.  XIV.  S.  282. 

«)  Ein   Werk  des  thatkräftigen  Bürgermei.sters  Meyer  (».  Denkstein  am  Damm). 


406  AMTSGERICHTSHEZIKK    MALCIIOW. 

es  übrigens  auch  auf  dieser  Seite  nicht  immer,  z.  B.  nicht  am  Ende  des  XVIII. 
Jahrhunderts,  eine  Brücke  gab,  sodass  der  Verkehr  mit  dem  festen  Land  auch 
hier  nicht  anders  als  mit  Böten  und  mit  einer  Fähre  stattfinden  konnte, 
ersieht  man  aus  der  grossen  Schmettauschen  Karte  von  1788  bis  94.  Hier 
ist  die  Stadt  als  eine  abgeschlossene  Inselstadt  eingetragen,  vollkommen  ent- 
sprechend der  Beweglichkeit  ihrer  Klagen  aus  dem  XVII.  Jahrhundert. 

Die  grossen  Wellen  der  Geschichte,  welche  die  Stadt  11 64  in  den 
Angrififskriegen  Heinrich's  des  Löwen,  1637  im  dreissigjährigen  Kriege  und 
1675  in  den  Kämpfen  des  Grossen  Kurfürsten  berührt  haben,  kommen  1806 
noch  einmal  in  ihre  Nähe,  als  nach  der  Schlacht  bei  Jena  die  unter  dem 
Befehl  des  Oberst  von  York  stehenden  Truppen  der  sich  zurückziehenden 
preussischen  Nachhut  am  i.  November  d.  Js.  auf  der  Nossentiner  Heide,  gegen 
sieben  Kilometer  nordöstlich  von  der  Stadt,  in  einem  scharfen  Gefecht  mit 
den  sie  verfolgenden  Franzosen  zusammenstossen.  Im  Uebrigen  aber  sind  alle 
Spuren  der  älteren  Geschichte  der  Stadt  durch  die  genannten  grossen  Brände 
so  sehr  vernichtet,  dass  nirgends  mehr  ein  Mauerwerk  ein  Bild  davon  giebt 
und  nur  noch  Urkunden  und  Siegel,  wie  Lisch  richtig  bemerkt,  die  Zeugen 
ihrer  Vergangenheit  sind.^) 

Auch  die  Malchower  Kirchen  sind  von  unten  bis  oben  völlig  neue 
Bauten,  sowohl  die  im  Kloster  wie  die  in  der  Stadt.  Ehe  wir  aber  darauf 
eingehen,  mag  hier  noch  in  herkömmlicher  Weise  das  Verzeichniss  ihrer  Geist- 
lichkeit von  den  ersten  grossen  Visitationen  des  XVI.  Jahrhunderts  an  bis  zum 
Beginn  des  XIX.  Jahrhunderts  hin  folgen. 

Bei  der  Visitation  von  1534,  als  eben  an  Stelle  des  alten  Johann 
von  Grabovv  der  schon  genannte  Dr.  Heinrich  von  Bülow  als  Probst  eingetreten 
ist,  bringt  das  Kloster  viele  Beschwerden  über  Verkürzungen  seines  Eigenthums 
und  seiner  Einkünfte  durch  den  benachbarten  Adel  vor,  besonders  durch  die 
von  Linstow,  Wangelin,  Belovv  und  Flotow.  Als  Beichtherr  der  Nonnen  fungiert 
1541  Er  Dionysius  Hoge,  der  von  der  neuen  Lehre  nichts  wissen  will.  Die 
Visitatoren  berichten,  dass  er  erklärt  habe,  von  der  römischen  Kirche  niemals 
abgehen  zu  wollen,  doch  versagen  sie  ihm  nicht  das  Zeugniss  guter  Gelehr- 
samkeit. Er  hat  auch  den  Dienst  in  Lexow.  Neben  ihm  giebt  es  einen  zweiten 
Kaplan,  Heinrich  Säbel,  der  zugleich  der  Kirche  in  Grü.s.sow  vorsteht.  Der 
eigentliche  Kirchherr  der  Stadt  aber  ist  Johann  Möller,  welcher  ebenfalls  als 
Papist  bezeichnet  wird.  Damals  giebt  es  auch  noch  eine  St.  Gertruden -Kapelle^) 
und  eine  Hl.  Kreuz -Kapelle,  beide  ausserhalb  der  Stadt  gelegen,  ferner  einen 
Kaland  und  natürlich  auch  eine  Reihe  von  Vikaren,  zu  denen  jener  bereits 
genannte  Martin  Bambam  gehört,  der  nach  Möller  Pastor  wird  und  im  Sinne 
der  neuen  Lehre  wirkt  (S.  o.).  Neben  ihm,  ebenfalls  der  neuen  Lehre  folgend, 
erscheint   schon    1550    Er   Laurentius    Betke,    doch    wird    er    beschuldigt,    die 


')  M.  Jahrb.  XXXll,  S.  44. 

*)  Ueber   die    noch    1650    .stehende   fJertruden-Kai)ellc-    vg].   Lisch,    .M.  Jahrb.  XXXII,    .S.  40, 
Anmkg.  40. 


GESCHICHTE   DER   STADT   UND   DES   KLOSTERS   MALCHOW.  407 

Einkünfte  der  Hl  Kreuz- Kapelle  treulos  verwaltet  zu  haben.  Wienachherder 
jüngere  Bernd  Bambam  dem  Vater  zur  Seite  tritt  (seit  1568),  ist  oben  schon 
erwähnt  worden.  Er  wird  der  Nachfolger  des  Vaters  und  bleibt  bis  1620  im 
Dienst.  Ihm  folgt  Laurentius  Franke  (7  10.  Juli  1630),  nachdem  er  neben  ihm 
als  Diakon  oder  zweiter  Pastor  schon  von  1 593  an  thätig  gewesen  war.  Ebenso 
wirken  neben  einander  Magister  Rudolf  von  Ankum  und  Johann  Landgraf, 
jener  schon  von  1620  an  als  Diakon  neben  Franke,  dieser  aber  (Landgraf) 
nachher  als  Diakon  neben  Ankum.  Beide  werden  im  .schlimmen  Krieg.sjahr 
1638  vom  Tode  hingerafft.  Es  folgt,  und  zwar  nunmehr  als  einziger  Seel- 
sorger, Jakob  Anselius  (Ansei,  Ansehl),  der  1639  Frankes  Wittwe  heirathet 
und  ausser  Stadt  und  Kloster  Malchow  auch  die  durch  Krieg  und  Fest 
verödete  Umgegend  mit  Gottes  Wort  und  Trost  versieht.  Er  erreicht  ein 
hohes  Alter  und  stirbt  erst,  nach  fünfzigjähriger  Amtsverwaltung,  im  Jahre 
1689.  Nicht  weniger  als  fünf  Diakoni  treten  von  165 1  her  neben  ihm  auf: 
Martin  Lange  (später  Pastor  in  Ribnitz),  Laurentius  Dagius  oder  Tagius 
(1661,  7  1663),')  Johann  Meyer  (1665,  7  25.  April  1676),  Heinrich  Sprockhof 
(1677,  7  vor  dem  12.  Oktober  1680)  und  Bernhard  Stegmann,  16S0,  seit  lö.Sg 
Pastor  und  gestorben  1697  alsbald  nach  dem  grossen  Brande,  bei  dem  er,  wie 
Cleemann  erzählt,  eine  gute  Bibliothek  verlor.  Schon  ein  Jahr  nach  ihm  stirbt 
Matthias  Strumpf,  der  seit  1690  als  Diakon  neben  ihm  thätig  gewesen  war. 
Es  folgen  nun  Joh.  Ad.  Hartmann  als  Pastor  von  1698  bis  zu  seinem  Tode  1739, 
und  neben  ihm  als  Diakoni  zuerst  Joh.  Christoph  Wendt  (1701  bis  171 1,  nachher 
Pastor  in  Grubenhagen)'^)  und  dann  von  17 12  an  Joachim  Janenzky,  der  nachher 
als  Pastor  in  Malchow  von  1739  bis  zu  seinem  Tode  am  3.  April  1754  im 
Amte  ist.  Neben  ihm  von  1748  an  als  Diakon  Joh.  Sigismund  Frank,  der 
nach  Janenzky's  Tode  bis  zu  seinem  eigenen  Tode  am  24.  Oktober  1763  Pastor 
ist;  und  neben  Frank  von  1755  an  Barth.  Fcrd.  Scheel,  der  1763  Pa.sti»r  Pri- 
marius wird  und  als  .solcher  am  26.  Januar  1.S08  .stirbt.  leidlich  neben  Scheel 
als  Diakoni:  Chr.  Heinr.  Brummerstädt  (1764,  7  10.  December  1775).  J"'^ 
Christian  Behm  (1777,  f  7.  Mai  1791)  und  Chri.stian  Ludwig  Palack  (1792, 
f  23.  Juli  18 10).  Ueber  die  Geistlichen  des  XIX.  Jahrhunderts  s.  Walter  a.  a.  O. 
Am  Schluss  mag  erwähnt  werden,  dass  das  Patronat  der  Stadtkirche 
am  18.  April  1825  vom  Kloster  auf  den  Magistrat  der  Stadt  übergegangen  i.st.-') 


')  Früher  in   Fahrenholz,   s.  o.  S.  186. 

«)  S.  o.  S.  56. 

»)  Lisch,   .M.  Jahrb.  X.X.XII,  -S.  44. 


Blick  auf  die   Klosterkirche  zu  Malchow. 


Die  Klosterkirche. 


Die 

Kloster- 
kirche. 


on  der  ältesten  Klosterkirche  ist  nichts  mehr  erhalten.  Zu  Anfang  der 
vierziger  Jahre  stand  noch  der  alte  Chor.  Lisch,  der  die  alte  Kirche 
gesehen  hat,  beschreibt  sie  mit  folgenden  Worten:  »Die  Klosterkirche  ist 
unbedeutend:  ein  oblonges  Schiff  mit  einem  oblongen  Chor  aus  Feldsteinen, 
ohne  Seitenschiffe  und  Gänge,  ohne  Pfeiler  und  Wölbung,  ohne  architektonischen 
Schmuck.  Das  einzig  Bemerkenswerthe  sind  die  drei  ohne  Gliederung  schräge 
eingehenden  schmalen  Fenster  aus  der  Zeit  des  Uebergangsstyls  in  der  geraden 
Altarwand.  Das  Innere  ist  in  den  letzten  Jahrhunderten  im  Renaissance.styl 
nicht  geschmackvoll  aufgeputzt.  Von  dem  Kreuzgange  steht  ungefähr  noch 
die  Hälfte  in  den  Grundmauern,  jedoch  ohne  architektonische  hjgenthümlich- 
keiten,  vielmehr  schon  mit  Gebälk  überlegt  und  modernisiert.«') 

I'.s  haben  sich  alte  Abbildungen  erhalten,  die  uns  das  Innere  ver- 
anschaulichen. 

An  Stelle  dieser  alten  Kirche,  die  um  die  Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts 
fünf  Altäre  und  Altar-Lehne  zählte  (Lehn  auf  dem  Jungfrauen  -  Chor ;  Lehn  zu 
Unserer  Frauen -Altar;  Lehn  zum  hl.  Kreuzaltar;  St.  Jodoci-Lehn;  St.  Michaelis- 
Lehn),  wurde  in  den  Jahren  von  1844  bis  1849  eine  vollständig  neue  Kirche 
errichtet,  die  hier  ebenfalls  in  einer  Ansicht  von  der  Wa.sserseite  als  Kopf- 
leiste wiedergegeben  wird.  Aber  auch  diese  Kirche  steht  nicht  mehr,  sie  ist 
in  der  Johannis- Nacht  des  Jahres  1888  vollständig  ab-  und  ausgebrannt,  nur 
der  Thurm  und  die  Mauern  blieben  stehen.  Was  davon  benutzt  werden 
konnte,  das  ist  bei  dem  Neubau  des  damaligen  Oberbauraths  Daniel  in  den 
Jahren   1888  bis   1890  wieder  zu   lehren  gekommen. 


•)  M.  Jahrb.  VIII B,  S.  133. 


KLOSTERKIKCHK    ZU    MAI.CIIOW 


409 


Eine  Erwähnung  verdienen  sowohl  die  im  Neubau  zur  Verwcn.lung  (ilxsbilder 
gelangten  Glasbilder  aus  Innsbruck  als  auch  das  figurenreiche  Altargemäldt  Al.ar  ' 
der  Kreuzesgruppe  von   Karl  Andreae.  Kcmalde. 


Klosterkirche  zu   Malchow. 

Im   Thurin   hangen   zwei   Glocken.      Die   älteste  hat    die   Inschrift:    BAR-     (Hocken. 
BARA    ROSTKEN     DOMINA  +  ELISABETH    BUCHWOLT    PRIORIN  +  ANNA    CAP- 
PELLEN  +  UND    ENGEL    KNUTEN    SACASTEN  <;    +  JOACHIM    CARSTENS    KUCH- 


MEISTER    ANNO    1614. 


Die   zweite   (ik)ckc    ist   laut   Inschrift 


•(>   unter   «liT 


Domina     SOPHIE     MAGDALENA     VON     PRESSENTIN,      den      Provisoren      VON 


4IO 


AMTSGERlCinSHKZIKK    MAI.CIIOW. 


KLOSTERKIRCHK    ZU    MALCIIOW. 


411 


BLÜCHER  auf  Finken  und  VON  WELTZIEN  auf  Sammit  sowie  dem  Kloster- 
hauptmann  VON  OERTZEN  auf  Leppin  von  dem  Rostocker  Glockengiesser 
Johann  Valentin  Schultz  aus  einer  älteren  umgegossen  worden.  —  Eine  dritte 
Glocke  von  Eisen  aus  Berlin  1828  ist  zurückgestellt  worden.  —  Ausserdem 
hat  das  Kloster  noch  eine  vierte  Glocke,  welche  1858  von  C.  Jllies  in  Waren 
aus  guter  Bronze  gegossen  worden  ist. 

Kleinkunstwerke.  i.  2.  Frühgothischer  silbervergoldeter  Kelch  auf  Kleinkunst- 
rundem Fuss,  mit  einem  aufgelegten  plastischen  Krucifixus  als  Signaculum.  »erke. 
Auf  dem  plattgedrückten  Knaufe  oben  und  unten  kleine  getriebene  Kund- 
bildchen mit  Köpfen. 
In  den  mit  dunkel- 
blauem Ismail  gefüllten 
Rotuli  kleine  Rosetten. 
Die  zugehörige  I'atene 
hat  eine  \'ertiefung 
in  V^ierpassform.  — 
3.  4.  Silbervcrgoldeler 
hochgothischcr  Kelch 
auf  sechsseitigem  Fuss, 
mit  aufgelegter  plasti- 
scher Kreuzesgruppc  als 
Signaculum.  Die  sechs 
Seiten  des  Fusses  und 
der  Knauf  sind  mit  aus- 
gegründetem Blattwerk 
verziert.  Auf  den  Ro- 
tuli des  Knaufes  die 
Buch-staben  ilKl'^"  (■)< 
unmittelbar  darüber  die 
InsrliriÜ:    f.ll'par   lllCl 

iljior  X  X  üaitlj.i.vir 
maria;  darunter:  aU(r) 
iiKiri.i  ijr.ui.i  plnia 
boinmui  tcciUiii,'     Die 

l'atene  ebenso  vertieft 
wie  die  zu  Nr.  i.  —  5.  6.  Spätgothischer  silberner  Kelch  auf  .sechspassigem 
Fuss,  mit  dem  Namen  \\]C\\3^  in  den  Rotuli  des  Knaufes,  und  mit  der  Jahres- 
zahl 150-  (?).  Am  Fuss  eingraviert  die  dreihgurigc  Kreuzesgruppe  und  Ranken- 
werk. "  Die  Patene  ohne  Bedeutung.  7  «  Silbervergoldeter  Kelch  aus  dem 
Jahre  174S  mit  dem  VON  BOTH'schen  Wappen  und  der  Inschrift:  MEIN.  JESUS. 
NIMM  .  MICH  .  AN  •  MICH  •  DURST  •  NACH  •  DEINEM  •  BLUJ^- 
Stempeln  des  Wismarschen  Goldschmiedes  Joh.  Dietrich  Gade  ^ 
eine  silberne  Batene.  -  9-  K^n^e  silberne  Ublatendose  aus  dem  Jahre  i'  ■:, 
oben  mit  einem  Blätterkranz    verziert.     Ohne  Stempel.    -    10.  Ovale  silberne 


Kelch  (i). 


.Mit     den 
3       1> 


412 


AMTSGERICIITSHKZIRK    MALCIIOW 


Oblatendose,  1743  von  H.  E.  V.  BOTH)  gestiftet,  mit  einem  eingravierten 
Familienwappen.  \'on  demselben  Goldschmied  wie  7  und  8.^)  —  11.  12.  Zwei 
neue  silberne  Kannen  von  1859  ^^^^  1861,  gestiftet  von  der  Domina  CHAR- 
LOTTE VON  FLOTOW  und  der  Konventualin  VON  WELTZIEN.  Von  Fr.  Emil 
Gerike-Ikrlin.  —    13.  14.  Zinnkelch,    gestiftet    von   ERTMANN  SCHRÖDER  1647. 


Kelch  (3). 

Vom  Güstrower  Zinngiesser  H  P  L,  dazu  eine  Patene.  —  15.  Altes  Messing- 
becken, mit  gothischen  Lilien  und  Sternen  am  Rande,  in  der  Mitte  der  (iruss 
des  Engels  an  die  Maria  mit  der  bekannten  und  vielfach  bezweifelten  Luther- 
I.egende.  Spätere  Kingravierung:  D  S  1641.  —  16.  Neue  versilberte  Messing- 
Taufschale  von  1856,  vom  Malchiner  Gold.schmied  Lippold.  —  17.  Silberner 
Rokoko-Schild    (17  cm    hoch,     16  cm    breit),    der    einst    an    einer   Altardecke 

;  Im  Stempel  ist  das  D  nicht  au.sgeprägt,  .sodas.s  man  leicht  bloss  l  G  liest. 


STADTKIKCIIE    ZU    MALCIIOW 


4'3 


Kelch  (7). 


(S)  m 


gesessen  haben  soll,   einen  Krucifixns  unter  Rankenwerk  darstellend,  aus  dem 
Jahre   1778.     Gesüftet  von  J  y,  F.  und  O  C  F.     Gustrower  Arbeit  von   PGP, 

—  18.  Silberner  Klingbeiitcl,  ge- 
stiftet von  D.  E.  V.  B  ÜLOW  1746, 
mit  Familienwappen.  \'<m  dein 
Rostocker  Goldschmied 

Lorenz    Joh.   Röper.    

19.    20.     Zwei     schon     getriebene 
silberne    Leuchter,     gestiftet    von 
der    Konvcntiialin     SOPHIE    VON 
LÜCKEN  1861,  von  Fr.  Emil  Gerike 
Berlin.   —  21.  22.  Zwei  einfachere 
silberne  Leuchter   im    klassicicren- 
den    Stil,    ohne   Werkzeichen,    ge 
stiftet  vom  Klo.sterhauptmann  VON 
OERTZEN.    _    23.  \'on  ebendem 
selben,    unter  Mitbetheiligung   des 
Pastors    SCHEVEN,    ein    auf   dem 
Altar  stehender  versilberter  Kruci- 
fixus,   von  Vollgold  &  Sohn   lirrlin 
—  24-27.  Vier  zinnerne  Leuchter, 
gestiftet     1-93    von    der    späteren 
Doniina      D.     VON     OLDENBURG 
I^nglisches  Zinn   nnt   dem  Stempel 
von  J.  C  Henscky. 

^>  * 


In    der    Friedhofs- Kapelle    ein    gus.seiserner  Krucifixus,    1860  von    der  Krutitixus. 
Konventualin  VON  ARENSTORFF  geschenkt.     Aus  Ilsenlnirg  bezogen. 


Die  Stadtkirche. 

ie  Stadtkirche  ist  in  den  Jalncn  1870  1873  als  Kreuzkirche  mit  Holz- 
Wölbung  im  Innern  unter  Leitung  des  damaligen  Baumeisters  Georg 
Daniel  aus  Schwerni  neu  erbaut  worden.  Auch  ihre  Vorgängerin  war  keine 
alte  Kirche.  Sie  stammte  aus  dem  Jahre  1816.  Liscli  nennt  sie  1S43  »ein 
ganz  neues  Gebäude«.')  Von  der  durch  mehrfachen.  Hrand  beschädigten  alten 
Kirche  ist  keine  Beschreibung  auf  uns  gekommen.  Wir  wissen  nur  aus  einem 
zwischen  1540  und  15 50  verfassten  Protokoll  über  Malchower  Lehne  oder 
Bencfizien,  dass  sie  vier  Altäre  mit  Lehnen  hatte,  den  St.  Jürgen  Altar,  St. 
Andreas-Altar,  den  »Xeucn  Altar«  mit  der  Kommende  von  Ern  Joh.  Curdcs, 
und  den  St.  Katharinen- Altar. 


')  -M.Jalnl).  VIII  1{,   .S.  133.     .Sie  lag  dn,   wo  sich  jetzt  das  1880  crl.aui. 
crhel)t,    also   in    der   Altstadt,    während    die   ntm-    Kiioho    iiiicn    Platx    in   der    N 


Die 
Stadt 
kirrhe. 


414 


AMTSGKUICH  rSHEZlRK    MAI.CIIOW. 


Altar-  \'on  dem   Kunst -Inhalt    der  neuen   Kiiclic    mag   das  Altargetnälde    (die 

gemälde,     Kreuzesgruppe  von  Theodor  Fischer)    genannt  werden,    und   ferner  das  Bildniss 
Hildniss.      jgg  Pastors   FERDINAND  STOLZENBURG   (1840— 1886),    geb.  181 1,   gest.    1887, 
welcher    den    Bau    der    Kirche    durch    unermüdliches    l^nsammeln   von    Liebes- 
gaben möglich  machte. 

(ilutken.  Im   Thurm   drei   Glocken.      Die  grosse    ist  am    16.  September   1736  von 

Lorenz  Strahlborn  gegossen;  die  mittlere  hat  die  Inschrift:  GEGOSSEN  ANNO 
MDCXCVIII  .  UMGEGOSSEN  1835  BEI  J  •  C  •  HAACK  IN  ROSTOCK;  die  kleine 
von  Ed.  Albrecht  in  Wismar  gegossene  Stundenglocke  ist  ein  Geschenk  des 
Hofzimmermeisters  JOH.  VIRCK  und  seiner  Frau  MARIE,  geb.  REEPS,  vom 
10.  November   1883. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,      i.  Grösserer  neugothischer  Kelch   ohne  Stempel.  — 

werke.  2.  3.  Grösserer  neuer  Kelch  mit  Patene,  ohne  Stempel,  geschenkt  von  Dr.  med. 
PENTZ.  —  4.  5.  Kanne  und  Oblatenschachtel,  neu,  geschenkt  von  demselben 
1856.  —  6.  Kleiner  silberner  Krankenkelch,  von  dem  Güstrower  Goldschmied 
Lenhard  Mestlin.  —  7.  Taufbecken,  neu.  —  8.  9.  Zwei  silberne  Leuchter,  1865 
geschenkt  von  dem  Uhrmacher  H.  F.  MICHAEL.  —  10 — 13.  Vier  zinnerne 
Leuchter,  in  der  Form  ganz  übereinstimmend  mit  denen  der  Klosterkirche, 
wobei  die  Stempel  des  Röbelschen  Zinngiessers  H.  Krummbügel  zu  beachten  sind: 


ROBELl 


14.    15.   Zwei    zinnerne    Deckelkannen.     Ohne    Inschrift    und    Stempel. 
Messingene  Taufschale,  neu.  —    17.  Altes  Sammelbecken  von  Messing. 


16. 


Das  Filial- Kirchdorf  Lexow/) 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


a-  ie  Geschichte  Lexows  fällt  mit  derjenigen  der  Klöster  Malchow  und 
Dobbertin  zu.sammen,  mit  welchen  es  seit  frühester  Zeit  in  engster 
Verbindung  .steht.  Als  das  Nonnenkloster  vom  Orden  der  Büsserinnen  auf 
der  Neustadt  Röbel  am  29.  Mai  1298  durch  Hischof  Gottfried  von  Schwerin 
nach  dem  Dorfe  Alt- Malchow  verlegt  wird,  schenkt  I"'ürst  Nikolaus  von  Werle 
dem  Kloster  mit  Einwilligung  seiner  Brüder  und  seiner  Mutter  Sophie  das 
Patronat  der  Kirchen  zu  Alt-Malchow,  Neu-Malchow  und  Lexow.^)  Das 
Patronat  über  die  Lexower  Kirche  hat  Kloster  Malchow  noch  heutigen  Tages; 
aber  seinen  geringen  Grundbesitz,    den    es  Anfangs   hatte,    hat   es  aufgegeben. 

•)  7  km  südöstlich  von  Malchow.      >C)rt  des  Lek.sa«:   Kühncl,   M.  J.ilirh.  XI.VI,  S.  84. 
^   M    l'.-H.  2503.  2505.  2506.  2507.  2508. 


FIIJAI.- KIRCHDORF   LEXOW.  415 

Dieser  befindet  sich  seit  dem  Kintausch  des  Dorfes  Penkun  für  das  Dorf  Roez 
beim  Kloster  Dobbertin.  S.  o.  S.  398,  Anmkg.  3.  Ixxow  hat  daher  seit  dieser 
Zeit  ausser  dem  Landesherrn  nie  einen  anderen  Oberherrn  gehabt  als  jenes 
Kloster  und  gehört  im  Uebrigen  schon  seit  dem  Jahre  1345  zu  denjenigen 
Gütern,  welche  Dobbertin  bis  ins  XVII.  Jahrhundert  hinein  in  Röbel  durch 
seinen  Geschäftsführer,  den  Sandprobst,  verwalten  lässt.  Als  Vorgänger  im 
Besitz  der  Klosterhufen  zu  Lexow  vor  1345  werden  die  werleschen  \'asallen 
Hennekinus  Budde  und  Gerhard  Pape  genannt.  Der  Buddesche  Besitz  scheint 
der  ältere  zu  sein.  Pape  erhält  nachher  für  sich  und  seine  Gattin  eine  lebens- 
längliche Rente  vom  Kloster  Dobbertin.') 

Ueber  die  geistlichen  Verhältnisse  siehe  bei  Malchow. 

Kirche.    Die  Kirche  zu  Lexow  ist  ein  kleiner  P^ldstcinbau  mit  ausscrlich       Kinhe. 
gerundetem,    innen   aber  polygonal  gestaltetem  Chorschluss.     I^ci    ihrer   grund- 
lichen Erneuerung   im  Jahre   1888   wurde  sie   mit  einem  Tluirm  versehen.     Im 
Innern  eine  hölzerne  Wölbung,  früher  eine  flache  Ilolzdecke. 

Die  Kanzel,  deren  Fuss  1887  erneuert  ist,  war  zusammen  mit  der  alten      Kanzel. 
Altarwand,    nach    einer   Inschrift    auf   der    Rückseite    der   letzteren,    z.  Zt.  des 
Küchenmeisters  HEINRICH  DUGGE  und  der  Kirchenvorsteher  FRANTZ  SCHÖN- 
FELD und   HINRICH  HAGEDORN   aufgestellt  worden.-) 

Unter  der  Treppe  steht  ein  alter  Taufengel,  der  in  einem  kranzartig  Tauf- 
gebildeten Rahmen  früher  die  unter  den  Klcinkunstwerkcn  aufgeführte  längliche  cn^jcl. 
Messingschale  hielt,  offenbar  derselben  Zeit  wie  die  Schale  (1726)  angclu)rcnd. 

Im  Thurm  eine  kleine  Glocke  ohne  Inschrift.  (Hocke. 

Kleinkunstwerke,  i.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss.  Kleinkunst- 
Am  Fuss  hübsche  Treibarbeit  im  Barockstil,  vom  Rostocker  Meister  Jürgen 
Müller.  Am  Knauf  in  Email  eingelassen  I  H  S  (Jesus)  N  (nazarenus)  R  (rcx) 
I  (Judaeorum).  An  der  Kupa  eine  In.schrift,  welche  besagt,  dass  der  Kelch 
unter  dem  Pastorat  von  JOHANN  CHRISTOPH  WENDT  im  Jahre  1706  von  der 
Gemeinde    der  Kirche    überwiesen    worden    ist.  2.  Patcne    vom  Gustrt.wcr 

Goldschmied  Lenhard   Mestlin.    —    3.  Kleiner   Zinnkclch   vom    R<.. stocker  Zinn 
giesser  Martin  Blawkogel.     Als  Stifter  nennt  sich    JÜRGEN   SALAMON  1655. 
4.  5.  Oblatendose  und  Patene,  neu.  —  6.  7.  Neugothische  Taufkannc  von  Zinn 
aus  Stuttgart,  dazu  ein  Becken  8.  Ovales  Messingbecken  nut  getriebenem 

Rande  und  der  Jahreszahl  1726.  -  9.  Rundes  Me.ssingbecken,  gestiftet  1661 
von  CLAS  und  MAGRET  HAGDORN.  —  lO.  Grosses  neues  Kinsatzbeckcn  von 
Messing,  ohne  f.guralcn  Schmuck.  -  II.  Zinnerner  Leuchter,  gestiftet  von 
CATHARINA  HAGEDORN  1771,  vom  Malchower  Zinngies.scr  CSD. 

^^^J^M.JM.  Vllir..  S.  ..7-  ..9;  XXXII.  S.  .5.  36.     M.  U.-B.  6S49.  6550.  74o8. 
«)  Dugge  kommt   noch   .697  i"    den  Akten  vor.    Hagedorn    al»er    war   169S  ".cht  mehr  .m 

Amte.      S.  o.  S.  398,   Anmkg.  3. 


wt-rk« 


4i6 


AMTSGEKICIITSBEZIRK    MAI.CIIUW. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Alt-Schwerin. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


m  Süden  und  Südwesten  vom  Flauer  See  begrenzt,  auch  sonst  umgeben 
und  durchsetzt  von  zahh'eichen  mehr  oder  weniger  grossen  Gewässern, 
liegt  in  waldreicher  Gegend  die  grosse  Feldmark  Schwerin,  wofür  seit  Mitte 
des  XVI  Jahrhunderts  der  Name  Alt- Schwerin  aufkommt.  Die  Geschichte 
dieses  Dorfes  reicht  bis  in  die  mecklenburgische  Vorzeit  zurück,  in  seinen 
Hainen  walten  wendische  Priester  des  Dienstes  ihrer  Götzen.  Aber  es  ist  hier 
nicht  der  Ort,  Kaiser  Otto  I.  auf  seinem  Feldzuge  zu  folgen,  welchen  er, 
vom  Lechfelde  zurückkehrend,  955  gegen  die  Obotritenfürsten  Nacco  und 
Stoignew  unternimmt,  die  in  die  wendische  Mark  eingefallen  sind  und  seine 
Krblande  verwüstet  haben.  Bei  Alt- Schwerin  (so  nimmt  man  an)  wird  am 
16.  Oktober  die  Schlacht  an  der  Raxa  geschlagen,  und  im  Hain  (am  Tauchow- 
See.')  findet  Stoignew  sein  Knde.^)  Auch  die  Geschichte  des  Kreuzzuges  des 
Markgrafen  Albrecht  des  Bären  im  Jahre  1147,  welcher  diese  Gegend  mit 
60000  (!)  Streitern  durchzieht,  kann  hier  nur  oberflächlich  berührt  werden. 
Aufs  Neue  werden  die  Dörfer  und  Städte  der  Wenden  zerstört,  und  ihre  Tempel 
mit  den  Götterbildern  gehen  in  Flammen  auf.  Wenige  Jahre  später  durch- 
cjiiert  der  strenge  Baiern-  und  Sachsenherzog  Heinrich  der  Löwe  das  Land, 
und  Niklot's  Sohn  büsst  vor  Malchow  seine  Vaterlandsliebe  mit  schimpflichem 
Tod.  Wer  sich  mehr  in  diese  Geschichte  Alt- Schwerins  und  seiner  Umgebung 
vertiefen  will,   der  kann  auf  die  in  Anmerkung  i    citierte  Abhandlung  von  Beyer 


')  7  km   nordwestlich   von   Malchow.      Uel)er  den   als  »Tliicigarlen«  gedeuteten   Namen   siehe 
Kühnel,   .M.  Jahrb.  XLVI,  .S.  131.      Beyer,  M.Jahrli.  XXXII,   S.  58 — 134  (die  wendischen  Schwerine). 

')  Die  Veimuthung  Beyer's,  a.  a.  ().,  S.  88,  hat  für  den,  der  die  Gegend  kennt,  wie  z.  B. 
der  Verfasser,  etwas  geradezu  Ueberzeugendes,  sie  trifft  in  der  That  alles  Wesentliche  im  Bericht 
des  Widukind,  wie  besonders  die  strategischen  Vortheile  dessen,  der  südlich  von  der  Reke  stand, 
gegenüber  dem,  der  nördlich  davon  aufgestellt  war,  sobald  es  sich  darum  handelte,  unbemerkt 
weiter  westlich  einen  Uebergang  zu  finden.  Auch  erscheint  nichts  natürlicher  und  ungezwungener 
als  die  Annahme,  dass  hier  die  Gegner  zuerst  auf  einander  stiessen,  sei  es  an  der  Eldenburger 
keke,  sei  es  an  der  Görenschen  Reke,  welche  der  westlichsten  Reke  beim  »Lenz«  um  zehn  Kilo- 
meter näher  ist.  Deshalb  haben  sich  auch  die  mecklenjjuigischen  CJeschichtsforscher  ^^  igger  und 
Sass  rückhaltlos  der  Beyer'schen  Annahme  angeschlossen,  und  erstgenannter  hat  seine  anfängliche 
Identifizierung  von  Reke  und  Recknitz  fallen  lassen.  Mit  Recht,  denn  etwas  Unnatürlicheres  wie 
diese  kann  kaum  erdacht  werden.  Indessen  bleil)t  15eyer's  Annahme  eine  Hypothese,  gegen  die 
der,  welcher  dazu  Lust  hat,  den  alten  Unsinn  von  der  Recknitz  immer  wieder  aufs  Neue  hervor- 
holen kann.  Vgl.  Wigger,  M.  Annalen,  S.  122,  Anmkg.  i.  M.  Jahrb.  XLV,  S.  9;  LIII,  Q.-B.  4,  .S.  8. 
Wagner,  Wendenzeit,  S.  74.  75.  184  (19).  Viel  interessanter  als  diese  Frage  ist  die  'l'hatsachc, 
dass  wir  in  der  Schlacht  an  der  Raxa  das  erste  grosse  gescjiichtliclie  Ereigniss  auf  mecklen 
burgischem  Grund  und  Boden  zu  verzeichnen  haben,  das  auf  einen  bestimmten  Tag  fällt.  Denn 
nach  den  Annalen  des  Klosters  St.  Gallen  fand  die  Schlacht  am  St.  Gallus-Tage  des  JaJires  955 
(den    16.  Oktober)  statt. 


GUT    UND    KIRCHDORF    ALT- SCHWERIN.  417 

in  den  Jahrbüchern  des  Vereins  für  Mecklenburgische  Geschichte  und  Alter- 
thumskunde  verwiesen  werden,  in  welcher  er  alles  Material  zusammengetragen 
findet.  1)  Für  uns  gewinnt  der  Ort  ein  weiteres  Interesse  durch  die  Urkunde 
vom  9.  September  117 1,  in  welcher  der  Sachsenherzog  Heinrich  der  Löwe  das 
Histhum  Schwerin  bestätigt  und  zweier  Dörfer  im  Lande  Moritz  und  Warne 
erwähnt,  die  zu  Tafelgütern  des  Bischofs  bestimmt  werden.  Von  diesen  ist 
das  eine  nach  Bejer's  gut  begründeter  Meinung  das  damals  noch  zu  Circipanien 
gerechnete  Dorf  Alt- Schwerin.^)  Urkundlich  wird  der  Ort  zuerst  am  6.  März 
1289  genannt,  als  Bischof  Hermann  von  Schwerin  dem  Domkapitel  Zehnten 
im  Lande  Waren  anweist  und  unter  den  dazu  gehörenden  Dörfern  auch 
»Zwerin«  aufführt.^)  Im  Jahre  1330  wird  er  zum  zweiten  Mal  genannt,  er  ist 
in  den  Besitz  der  Gamm  gelangt,  welche  von  da  an  vielfältig  als  auf  »Zwerin« 
sitzend,  vorkommen.  Dazu  gehört  auch  die  mit  der  Feldmark  verbundene  Halb- 
insel >  Werder«.*)  Die  Gamm  verbleiben  im  ungestörten  Besitz  des  alten 
Lehnes  bis  zum  Anfang  des  XVII.  Jahrhunderts.  Da  beginnt  die  Zerstückelung 
und  der  Niedergang  des  Besitzes  durch  Verpfändung  und  Verkauf  einzelner 
Antheile.  Es  fangen  nunmehr  die  in  der  Nachbarschaft  reich  begüterten 
Wangelin  an,  sich  auch  in  Alt- Schwerin  festzusetzen  und  erwerben  nach  und 
nach  den  ganzen  theils  verpfändeten  theils  in  dritte  Hand  adjudicierten  Gamm- 
schen  Besitz.  Die  Zeiten  des  dreissigjährigcn  Krieges  sind  auch  nicht  geeignet, 
eine  Familie  zu  erhalten,  geschweige  denn,  ihr  wieder  aufzuhelfen,  wenn  einmal 
der  Niedergang  begonnen  hatte.')  Im  Jahre  1720  i.st  Alt- Schwerin  ganz  in 
Wangelin'schen  Händen  und  bleibt  es  bis  1786.  Im  folgenden  Jahre  hat  es 
der  Hauptmann  Ernst  F'riedr.  August  von  Flotow,  und  nun  folgt  ein  au.sscr- 
ordentlich  lebhafter  Besitzwechsel.  1791  hat  es  der  Kammerherr  Theodosius 
von  Levetzow,  1798  der  Etatsrath  Graf  Lüttichau,  1802  der  Oberjägermeister 
Kaspar  Heinrich  von  Sierstorff,  1804  der  Kanmierherr  Ernst  Werner  von  Ravcn, 
1840  der  Advokat  Ludwig  Friedrich  Schnitze,  1841  E.  Mierendorf,  1846  Friedr. 
Greffrath  und  1869  Josua  Klockmann.  Von  dessen  Familie  kommt  Alt- 
Schwerin   1901   an  Johannes  Schlutius  auf  Karow. 

Von  den  mittelalterlichen  Geistlichen  des  Dorfes  sind  bis  jetzt  nur  zwei 
mit  Namen  auf  uns  gekommen:  der  Tlcban  Ludolf  Elers  (um  1375,77)  ""d 
neben  ihm  gleichzeitig  der  Vikar  Albertus  Faber  (Schmidt). 

Unter  den  nachreformatori.schen  Pastoren  wird  zuerst  Nikolaus  Abel 
genannt.  Doch  bleibt  er  nur  bis  1569  auf  der  Pfarre.  Er  beschwert  sich  1571 
darüber,  dass  er  von  .seinem  Nachfolger  nicht  das  für  die  Winter-  und  Sommer- 
saat ausbedungene  Geld  im  Betrage  von  75  Gulden  erhalten  könne.  Dieser. 
Gregorius  Malow,  geräth  bei  Antritt  seines  Amtes  sofort  mit  den  Gammen 
in  heftige  Streitigkeiten   und   tritt   daher  schon    1571    von  seiner  l'farrc   wieder 

»)  Vgl.  auch  Beyer,   M.  Jahrl..  -XIII.  S.  151,  und  I.Uch.  cl>cnda»clb*t,  S.  i88ff. 

»)  M.  Jahrb.  XXXil,  S.  93.     M.  LH.  100.   141-    149-    «S«-  398- 

^)  M.  U.U.  2016. 

*)  M.  U.-15.  6646.  6704.    10749.     AHt-n   i«"  (irosnh.  Archiv:    .C.ammc.  Wo.wr«. 

^)  Akten   im   (;r<)s>li.  Archiv. 

27 


41 S  AMTSGERICIITSREZIRK   MALCHOW. 

ab.')  Es  folgt  1572  Nikolaus  Schröder,  aber  wir  wissen  nicht,  wie  lange  er  im 
Amte  bleibt.  Um  1584  heisst  der  Pastor  Hinricus  Vicke  (s.  Glocke).  Um  1600 
ist  dort  ein  unwürdiger  Seelenhirte,  Mauritius  Ilovel,  der  als  solcher  schon  früh 
erkannt  wird,  aber  dennoch  auf  der  Pfarre  bleibt.  Er  wird  1616  auf  richter- 
lichen Spruch  hin  abgesetzt.  Sein  Nachfolger  Job.  Ilelwig  stirbt  bereits  im 
Jahre  162 1.  Joachim  VVolfius,  welcher  1622  berufen  wird,  wirkt  über  1629 
hinaus.  Aber  von  seinem  Nachfolger  Joachim  Jabelmann  heisst  es  im  Visitations- 
protokoll von  1650,  dass  er  längst  gestorben  sei.  Nach  langer  Zeit  erhält 
Alt-Schwerin,  das  bis  1604  unter  Gamm'schen  Patronat  gewesen,  dann  aber 
(bei  einem  Umtausch  mit  dem  Patronat  zu  Wangelin)  unter  das  Kloster  Malchow 
gekommen  war.  wieder  einen  Pastor  in  Nikolaus  Stoltze,  der  auch  die  Cura  in 
Nossentin  übernimmt,  das  von  nun  an  bis  zum  Jahre  1901  mit  Alt- Schwerin 
verbunden  bleibt.  1654  oder  1655  folgt  ihm  Nikolaus  Wiggers,  der  lange 
Jahre  im  Amte  bleibt,  bis  1697.  Ebenso  sein  1698  ins  Amt  gerufener  Stief- 
sohn Joh.  Vette  (7  im  Winter  von  1746/47).  Dessen  Sohn  und  Nachfolger, 
Joh.  Simon  \^ette,  bleibt  ebenfalls  bis  zu  seinem  Tode  am  27.  März  1787  im 
Dienst  zu  Alt- Schwerin.  P3s  folgen:  1788  Detl.  Hartwig  Dietr.  Heinr.  Zander, 
der  1796  nach  Lohmcn  zieht,  und  1796  Joh.  Christian  Georg  Ladewig  (•]-  18 18). 
S.  Walter  a.  a.  O. 

Das  Patronat   hat   das  Kloster  Malchow   später  wieder   abgegeben.     Es 
haftet    schon    seit    langen    Zeiten    am    Besitz    von    Alt -Schwerin    und    Sparow. 

Kirche.  Kirche.     Die  kleine  einschiffige  Kacksteinkirche  i.st  ein  mit  flacher  Decke 

geschlossenes  schlichtes  Gebäude.  Auf  der  Südseite  ein  gutes  frühgothisches 
Portal.  Der  jetzige  Thurm  ist  vor  etwa  dreissig  Jahren  neu  aufgeführt.  An 
der  Ost-  und  Nordseite  je  eine  alte  Grabkapelle. 

Kanzel  und  Kanzel    und    Altar    sind    zu    einem    Körper    vereinigt.     Im    Altaraufsatz 

Altar,        tlas    heilige  Abendmahl    als    Oelgemälde.      Dazu    zwei    kleinere    Oelbilder,    je 
(ieinälde.     ^.j^^^^^   Engel.skopf  darstellend. 

Hölzerne  Alte   gothische   hölzerne  Pietas,    fast   '/-'   Meter  hoch,    mit  brauner  Oel- 

I'ietas.       färbe  überstrichen. 

Tauf-  Auf   dem    Kirchenboden    ein    Taufbehälter    vom   Jahre    1699,     i   Meter 

behälter.  hoch,  achteckig.  Sechs  von  den  Poldern  sind  mit  Wappen  und  Namen  ver- 
schen, die  beiden  andern  Felder  mit  Arabesken  geschmückt.  In  den  Poldern: 
LUDWIG  V  .  WANGELIN,  ANNA  CATHARINA  V  •  GRIEBEN,  BERENDT  LUDWIG 
V  .  WANGELIN,  ANNA  V  •  REMMIN,  FRIEDRICH  CHRISTOPF  V  •  WANGELIN, 
ANNA  CATHARINA  VON   HANEN. 

r.rabstcine.  Vor   dem   Altar   z\\(-i   Grabsteine.      Unter   dem    einen    ruht  der  P^reihcrr 

JOACHIM  CHRISTOPH  VON  WENDHAUSEN,  gestorben  den  II.  Oktober  1724, 
72  Jahre  alt,  königlich  gro.ssbrittannischer  und  fürstlich  braunschweig- lüne- 
burgi.scher  Gehenurath   und   Pfandinhaber  des  mecklenburgischen  y\mtes  Plan  -) 

')  VkI.  I.is'l  Wii,  .S.  183/84. 

')  M.  Kun  ;  -nkm.  IV,   S.  584. 


GUT   UND   KIRCHDORF   ALT- SCHWERIN. 


419 


Unter  dem  zweiten  Stein  ruht  die  dritte  Ehefrau  des  ebengenannten,  MARIA 
ELISABETH     BARONESSE    VON    WENDHAUSEN,     <;cl)     VON    WANGELIN,     gest. 

18.  März   1757,   ']']  Jahre  alt.') 

In  der  östlichen  Grabkapclle  befindet  sicli  ein  :^r|,,ssrr  Steinsar(|  mit 
der  Inschrift:  ANNO  1745  GÜRGEN  CHRISTOPH  VON  WANGELIN  •  FRIEDRICH 
CHRISTOPH  VON  WANGELIN  •  ANNA  CATHARINA  VON  HANEN  Au.sserdeni 
verschiedene  Bibelsprüche.  In  der  nördlichen  Kapelle  zwei  ^r(»>c  Steinsärge, 
laut  Inschrift  die  Ruhestätten  des  Generalleutnants  CHRISTIAN  FRIEDERICH 
VON  WANGELIN,  gest.  1755  den  6.  Januar,  und  seiner  Ehefrau  ADELHEID 
AUGUSTA  VON  WANGELIN,  geb.  VON   HEESPEN,  ge.st.  175.S   den    15.  Januar. 

Im  Thurni  hängen  drei  Glocken,  zwei  grosse  und  eine  kleine.  Die 
grösste  hat  die  nachstehende  Inschrift:  ANNO  MCCCCCLXXXIIII  HEFT  MI  DAVIT 
VOWTECH  PARCHIMENSIS  IN  GADES  NAMEN  GEGATEN  GOTTES  WORDT  ZV 
HÖREN  Sl  EIN  IDER  VNVORDRATEN  DE  CASPELJVNKERN  SINDT  CHRISTOFFER 
ENGELKE  HANS  HENNICK  MORITZ  LEVIN  DE  GAMMEN  PASTOR  HINRICVS 
VICKE  DE  VORSTENDER  ACHIM  WISE  HANS  TIES  JACOB  HASSE  ACHIM 
KNVPPEL.  —  Die  mittlere  Glocke,  gegossen  15 19,  ist  im  Jahre  1869  von 
Jllies   in    Waren   umgegossen   worden.')  Die  kleine   Glocke.     1704   gcgoNscii. 

hat  die  Inschrift:  PATRONI  JOACHIMUS  PRITZBUER,  ANNA  CATH  .  HANEN. 
W  •  JOHANN  WANGELINEN,  GABRIEL  GAMM,  PASTOR  JOHANN  VETTE.  VOR- 
STEHER JOCHIM    KRÄPELIN,   HANS  KNÜPPEL. 

Kleinkunstwerke.')  i.  2.  Zinnerner  Kelch  mit  der  Stiftungs-In.schrift: 
BERENDT  PRANG  1661.  Dazu  eine  Patene.  Stempel  undeutHch.  der  eines 
Meisters  CD  (J  Dr).   —  3.  4.   Zinnerner  Abendmahlskelch  auf  hölzernem  Fuss, 


mit    der    Inschrift:    S  •  H  •  BR  •  1821.     Auf   der    zugehörigen    Patene:     S 


BR 


1820.     Güstrower    Zinngie.s.ser,    Meisterstc-mpel    undeutlich. 


H 

.\clKI 


messingener  Kelch,  gestiftet  1858  von  W.  NEKEL,  —  6.  Desgl.  Kanne,  ohne 
In.schrift.  Henniger-Berlin.  —  7.  Kleiner  silberner  Krankenkelch  mit  Patene. 
Stempel   F  oder  E  (.-). 

Im   Pfarrhause  ein  mittelalterlicher  Helm. 


Stein- 
sar^e. 


Glocken. 


Kleinkunst- 
wt-rke. 


.MtcrUchn. 


Das  im  Jahre  1733  erbaute  Herrenhaus  von  Alt -Schwerin  i.st  aus  Hack 
steinen  aufgebaut,  hat  ein  hohes  gewölbtes  Erdgescho.ss  und  eine  .steinerne 
Freitreppe  mit  schmiedeeiserner  Brü.stung.  An  dem  Hause  da^  WANGELIN  ^,  h- 
Wappen  und  die  Jahreszahl   1733, 

.)   Die     erste     Frau     war    I).,r.,tl.ea     Klisal.etl,    v.m    Wctulhausc,     ..u-     .».•.,.•     M.u...    An..-.!... 

von    Haacke. 

•■=)    Das   Inventar   von    1811    bemerkt  nur.  dass  sie    ,Monchs>chrift.    hatte. 

=»)    Na«h    .\nfjal.e    des    Inventars    von    18, 1     wurden    .l.e    iltcrcn    «UKrrncn    V«».    «er.    .m 


Herrenhaus 
zu  AU- 

^rhwcrin. 


Jahre    1806   eine   Heute  der  plündernden  .Soldaten. 


420  AMTSGERICHTSBEZIRK   MAl.CHOW. 


Das  Kirchdorf  Nossentin.') 

Gcscliichte   'B^jüc  ersten  urkundlichen  Nachrichten  über  Nossentin  stammen  vom  ii.Mai 

des         ' und    I2.  November   13 17.     Da  erfahren  wir,    dass   die   in  Nossentin  an- 

ortcs.  sässigen  Geschlechter  der  Dessin,  Nossentin  und  Kressin  unter  dem  Protektorat 
des  Klosters  Malchow  den  Bau  einer  Kapelle  durchgesetzt  haben,  und  dass 
Bischof  Hermann  von  Schwerin  auf  Bitte  der  Einwohnerschaft  die  Weihung 
dieser  Kapelle  vollzogen  hat.^)  Ausser  den  genannten  finden  wir  dort  mit 
Besitz  und  Rechten  im  XIV.,  XV.  und  XVI.  Jahrhundert  auch  andere  Familien 
der  Mannschaft,  wie  die  Rodenbeck  (diese  schon  von  1347  an),  Kosegard 
(Kotzegard),  Metzeke  (Meske),  Below,  Flotow,  Röggelin  und  Wangelin  neben 
einander.  Sie  haben,  wie  es  im  Mittelalter,  im  Gegensatz  zu  dem  heutigen 
Gros.sgrundbesitz,  herkömmlich  ist,  im  Dorfe  ihre  besonderen  Hufen  und  Höfe, 
auf  denen  sie  entweder  selber  sitzen,  oder  die  sie  auch  durch  ihre  Bauern  be- 
wirthschaften  lassen.  Von  diesen  durch  Urkunden  bezeugten  Vasallenfamilien 
sind  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  nur  noch  drei  vorhanden, 
die  sich  in  den  Besitz  der  grossen  Feldmark  Nossentin  (mit  Antheilen  in  Silz, 
Sparow,  Locken,  Loppin,  Jabel,  Malkwitz,  Kraaz,  Hinrichsberg,  Kieth,  Wangelin, 
Cramon,  Gaarz  u.  s.  w.)  theilen.  Es  sind  die  Flotow,  Below  und  Wangelin. 
\'on  diesen  dreien  aber  gelangen,  nach  voraufgegangener  langjähriger  Ver- 
pfändung der  grossen  Flotow'schen  und  Below'schen  Antheile,  die  von  Wangelin 
durch  Ankäufe  am  20.  Oktober  und  22.  November  1624  in  den  Alleinbesitz 
von  Nossentin.^) 

Doch  schon  1636  tritt  Vicke  von  Wangelin  den  Below'schen  Antheil 
für  II 000  Gulden  an  Joh.  Albrecht  von  Maltzan  wieder  ab.  .Und  1696  geräth 
der  Wangelin 'sehe  Besitz  in  Konkurs.  Aus  dem  Konkurs  kauft  Eggerd  Chri- 
stoph Knut  das  Gut  Nossentin  am  ii.  November  1692,  nachdem  vorher  schon 
eine  Reihe  der  oben  genannten  Antheile  an  die  Nachbarn  auf  den  angrenzenden 
h'cldmarken  abgegeben  sind.  Auf  Knut  folgt  als  dessen  h>be  im  Jahre  1702 
der  Schwiegersohn  Jochim  \on  Pritzbuer.  Von  diesem  Zweige  der  Pritzbuer 
kommen  die  Güter  Nossentin,  Sanz  und  Sparow  durch  Kauf  im  Jahre  1725 
an  den  mit  ihnen  verschwägerten  und  im  Fürstenthum  Calenberg  begüterten 
Ernst  Chri.stian  von  Holle.  Im  Jahre  1747  kauft  sie  Ern.st  Friedr.  von  Raven, 
und  1789  werden  sie  vom  regierenden  Herzog  erworben.  Demgemäss  führt 
der  Staatskalender  >;Se.  regierende  herzogliche  Durchlaucht«  bis  zum  Jahre 
1803  als  Besitzer  die.ser  drei  (nitcr  im   ritterschaftlichen  Amt  Lübz  auf.      1803 

')  8  km  nordnordösllicli  von  .Makliow.     »Ort  des  NosHa':    Kiiliiicl,    .M.  jalirl).  XI, \1,   S.  loi. 
»)  M.  U.U.  3895.  3937. 

*)  iJer  llotov.'  'liL-  Antheil   wird   am   20.  ()kt<)l)er   1624   mit   25400   (hildcn,   der  JJelow'sche 
am  22.  November  de-  cIKlh  Jahres  mit    I2000  Gulden  bezahlt. 


KIRCHDORF  NOSSENTIN.  42  I 

aber  gehen  sie  an  die  Grossherzogliche  Kammer  über.  Nossentin  bleibt  von 
da  an  im  Domanium,  aber  Sanz  und  Sparow  werden  der  Ritterschaft  im 
Jahre  18 12  zurückgegeben.  Von  18 12  bis  1850  sind  sie  in  Gräflich  Blücher- 
schem  Besitz  und  seit   1850  in  dem  der  Familie  Xeckel. 

Nossentin,  das  gegenwärtig,  nämlich  seit  dem  Jahre  1901,  wieder  seine 
eigene  Pfarre  hat,  ist  seit  1651  der  Kirche  zu  Alt-Schwerin  affiliiert  gewesen. 
Vorher  hatte  es  bereits  seinen  eigenen  Pfarrhof.  Aus  dem  Visitationsprotokoll 
von  1541  ist  zu  ersehen,  dass  damals  der  oben  S.  406  genannte  Vikar  Laurentius 
Betke  zu  Malchow  den  Dienst  in  der  Kirche  zu  Nossentin  versieht,  deren  Lehn 
oder  Patronat  »die  Jungfrauen  zu  Malchow«  haben.  1578  ist  Laurentius  Francke 
Pastor  daselbst;  er  wünscht  seiner  schmalen  Einkünfte  wegen  versetzt  zu 
werden.  Endlich  heisst  es  im  Visitationsprotokoll  von  1650,  dass  der  letzte 
Pastor  von  Nossentin,  Christoph  Schmidt,  im  Jahre  1638  gestorben  sei.  Das 
sind  die  drei  einzigen  Namen,  die  bis  jetzt  auf  uns  gekommen  sind.  Das 
Patronat  ist  an  den  Landesherrn   übergegangen. 

Kirche.      Jüngerer    stilloser    Backsteinbau     in     Form    eines     länglichen      Kirche. 
Rechtecks    mit    auf   beiden  luiden    abgewalmtem  Satteldach  und    aufgesetztem 
Dachreiter,    der    die  INIitte    des    Firstes    einnimmt.      Im    Innern    eine    verschalte 
Decke.  1) 

Die  innere  Einrichtung    ist   klassicierenden  Stils    und  stammt    aus  dem   Innere  Kin- 
Anfang  des  XIX.  Jahrhunderts.  Hrhiunj?. 

In    einem    besonderen    Glockenstuhl    zwei    Glocken,     von    tlencn    liie     C.ltK-kcn. 
grössere    1864  von    C.  Jllies-Waren    gegos.scn    ist  -i     Du-    kKiiurc    i-t    laut    In- 
schrift   1750    unter    dem    Patronat   von    ERNST  FRIEDRICH  VON  RAVEN.    Erb 
herrn  auf  Nossentin  und  Bock,  von  C.  D.  Heintze  gegossen  worden. 

Die  Vasa  sacra,  zwei  silbervergoldete  Kelche  mit  Patenen.  ein  Ciborium   \  nsa  sacra. 
und  eine  Deckelkanne,  sind  neu.')     Ebenso  die  Taufschale   aus  Messing. 


Auf   der    Nossentiner    Feldmark,    in    der   X..Iu-    der   Jabclschen  Tannen      i5l"«»HT 
und   der  mecklenburgischen  Südbahn,   das  Blücher- Denkmal,    zur    l-rinnerung    l>c-nk.nal. 
an  das  am   2.  Oktober  1806  dort  stattgefundenc  Gefecht  zwischen  den  I'rcu.s.sc-n 
und    den    Franzo.sen,    feierlich   enthüllt    am  2.  Oktober   1856.     Es    i.st    ein  vier- 
seitiger Granitblock  mit  einem  Adler  und  zwei  Rundbildern  von  Gusscisen. 

>)  Im  Jahre  181 1   stand  die  jetzige  Kirche  noch  nicht.     DamaU.  und  zwar  *chon  .cit  UoRcr 
Zeit,   wurde  der  Gottesdienst  in  einem  Saale  des  Herrenhauses  abgehalten. 

^)  Ihre  VorKänf^erin  stammte,  wie  die  zweite  Glocke,  aus  dem  Jahre   lyS"- 
3)  Die  älteren   Vasa  sacra  gingen  bei  der  Plünderung  m.  Jahre   1806  verloren. 


122 


AMTSGERICHTSBEZIRK    MALCIIÜW. 


Das  Kirchdorf  Jabel.') 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


D 


eher  die  ältesten  Besitzverhältnisse  im  Dorfe  Jabel  sind  wir  nicht  aus- 
reichend unterrichtet,  es  fehlt  an  Urkunden.  Wie  aber  in  der  zweiten 
Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts,  bald  nach  1369,  die  Hälfte  des  Dorfes  in  Hahn- 
schen  Besitz  gekommen,  und  zwar  an  die  Solzow'sche  Linie  des  Hauses, 
erzählt  Lisch  in  seiner  Geschichte  des  Geschlechtes  Hahn  II,  S.  70  fif.  Bald 
darauf  verpfändet  Liideke  Hahn  seine  Hufen  in  Jabel  und  auch  im  be- 
nachbarten Dorfe  Hagenow  für  sechshundert  Mark  Lübisch  an  das  Kloster 
Malchow.  Wann  dies  geschehen,  ist  nicht  zu  sagen,  Henneke  Hahn  aber, 
Lüdekc's  Sohn,  spricht  es  in  einer  Urkunde  vom  21.  December  1410  geradezu 
aus."^)  An  diesem  Tage  nämlich  wird  aus  der  Verpfändung  ein  Verkauf  zu 
erblichem  Besitz  an  das  Kloster,  den  Fürst  Christofifer  am  21.  September 
141 1  bestätigt,  und  der  noch  einmal,  am  21.  Oktober  1449,  zu  einer  ur- 
kundlichen Festsetzung  führt.*)  Ausserdem  überweist  Fürst  Christoffer  gleich- 
zeitig dem  Kloster  Malchow  die  andere  Hälfte  des  Dorfes.  Beide  Gönner 
des  Klosters  haben  Angehörige  in  dessen  Mauern,  Fürst  Christofifer  seine 
Schwester  Agnes,  und  Henning  Hahn  seine  Schwestern  Elisabeth  und  Ida. 
Indessen  bleibt  immer  noch  ein  zu  Nossentin  gehöriger  Antheil  übrig,  den  das 
Kloster  nicht  hat.     Diesen  erwirbt  es  erst  im  Jahre   1785   durch  Vergleich.^') 

Früher  als  von  den  Besitzverhältnissen  des  Dorfes  hören  wir  von  seiner 
Kirche.  Schon  1256  wird  sie  mit  ihrem  Pfarrer  genannt.  In  die  Zehnten  des 
Dorfes  theilen  sich  der  Bischof  und  das  Domkapitel  von  Schwerin,  und  die 
kirchliche  Oberaufsicht  führt  in  nächster  Instanz  der  Archidiakon  von  Waren, 
bezw.  dessen  Vertreter,  als  welcher  z.  B.  1339  der  Pleban  von  Karow  fungiert.'') 
Auch  ist  im  Jahre  1346  von  einem  Neubau  der  Kirche  die  Rede  und  von 
einem  vierzigtägigen  Ablass  zur  I<'örderung  des  Baues  durch  alle  Gläubigen. 
Diesen  Ablass  ertheilt  der  der  Schweriner  Diöcese  benachbarte  Bischof  von 
Ratzeburg. ')  Neben  der  Barmherzigkeit  des  allmächtigen  Gottes  ist  es, 
wie  üblich,  die  Autorität  der  Apostel  Petrus  und  Paulus,  die  um  fleissiger 
Gaben    willen    besonders    geltend    gemacht    wird.     Doch   gilt   als  Hauptschutz- 


*)  14  km  nordö.stlich  von  Malchow.  Altslavisch  jablu  =  A])fell)aum,  also  wie  Kiihiicl 
deutet,    >A|ifelbaumort«:   M.  Jahrb.  XLVI,   S.  60.      V^M.  -M.  Kunst-  u.  Gesch. -I  Jcnkm.  III,   S.  171. 

*J  Lisch,  Geschl.  Hahn  II,  S.  99.  Die  Annahme  von  I'cntz  ((iesch.  des  Kirchspiels  Jabel. 
S.  5J,  dass  die  Ver])fändung  schon    1346  stattgehabt  habe,   lässt  sich   urkundlich   nicht  erweisen. 

*)  Lisch,  a..a.().,  S.  1 14/15  ((X^XXXVIII).  Vgl.  auch  Urkunde  vom  6.  Januar  1404  auf 
S.  74—77  (CCXXIII).  Schröder,  Wismarsche  Erstlinge,  S.  iio.  Pap.  Mecklenburg,  S.  1757.  Die 
Schenkung  des  Fürsten   Christoph   existiert    als  bisher   nicht  gedruckte   Urkunde   im  Grossh.  Archiv. 

*)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 

•)  M.  U.-B.  763.  2016.   5233.   5921.  7296. 

')  M.  U.-Ii.  6633.     Schröder,   I'aj).   .Meckl.,   S.  1277. 


KIRCHDORF  JABEL.  ^2^ 

heiliger  der  Kirche  der  Sanctus  Georglus.  Das  Patronat  aber  gehört,  wenn 
nicht  schon  früher,  wenigstens  seit  1410  oder  141 1  dem  Kloster  Malchow  und 
wird  diesem  durch  alle  nachfolgenden  kirchlichen  Visitationsprotokolle  des 
XVI.  und  XVII.  Jahrhunderts  bestätigt. 

1320  giebt  es  einen  Pleban  Gerhard  von  Stüvendorf  in  Jabel.  Weitere 
Namen  sind  bis  jetzt  nicht  bekannt  geworden.  Um  1500  soll  der  Probst  in 
Malchow  selbst  sechsmal  jährlich  Gottesdienste  in  Jabel  abgehalten  haben.*) 
Es  lässt  sich  somit  ziemlich  sicher  annehmen,  dass  für  die  übrige  Zeit  im 
Jahre  Vikare  des  Klosters  Malchow  den  Dienst  gehabt  haben.  Um  diese  Zeit 
ist  wieder  von  einem  gro.ssen  Ablass  zu  Gunsten  der  Kirche  die  Rede,  der 
von  vielen  Kardinälen  in  Rom  selbst  unterzeichnet  worden,  und  den  die 
Bürgerin  Elisabeth  Brummer  und  ihr  Sohn,  ein  Student  der  Theologie,  von 
ihrer  Pilgerreise  zur  heiligen  Stadt  selber  mitgebracht  haben  sollen.  Der 
Schweriner  Bischof  Konrad  Loste  lä.sst  diesen  Brief  durch  bischöflichen  Erlass 
vom  10.  August  1500  in  seiner  Dioce.se  bekannt  machen.  Bücher,  Kelche, 
Lichter,  Decken  u.  a.  m.  hat  die  Kirche  dringend  nöthig,  und  zu  deren  Be- 
.schafifung  soll  der  Brief  wesentlich  dienen.  Seine  Früchte  wird  er  getragen 
haben,  denn    1505   erhält  der  Glockenstuhl  auch  eine  weitere  Glocke.'-) 

Die  evangelischen  Pa.storen  werden  von  Peutz  mit  grosser  Ausführlichkeit 
behandelt,  weshalb  hier  ihre  Namen  genügen  mögen:  1541  Joachim  Sperling; 
um  1577  (auch  1583)  Johann  Albrecht,  welcher  die  Konkordienformcl  unter- 
schreibt; Joh.  Gartz  (Gratz)  um  1602  und  bis  gegen  1626;  Joachim  Ik-ntzing 
von  1626  bis  1638,  der  ein  Opfer  dc^  Krieges  um\  der  Pest  wird;  Joachim 
Bier  von  1640  bis  1665;  Friedrich  Hingst  von  1668  bis  1677;  Martin  Balke 
von  1678  bis  1732;  Zacharias  Heinrich  Balke,  der  Sohn,  von  1732  bis  1760, 
und  von  1760  bis  18 10  der  schon  1756  als  Adjunkt  angestellte  Schwiegersohn 
des  Zacharias  Balke,  Joachim   Friedr.  Storch.      \'gl.  Balck,   Farn.  Balcke,  S.  33. 

Kirche.  Bei  dem  Brande  des  Dorfes  Jabel  im  Jahre  1859  wurde  auch  Kirche, 
die  Kirche  stark  beschädigt  und  in  Folge  davon  im  Jahre  1868  durchgebaut 
und  restauriert.  Sie  gehört  also  in  ihrer  jetzigen  Gestalt  der  neueren  Zeit  an, 
doch  stammen  die  Fundamente  und  die  Mauern  bis  zu  zweidrittcl  der  Höhe 
noch  aus  älterer  Zeit,  ebenso  die  zwei  unteren  Stockwerke  des  Thurmes.  Die 
alten  Theile  des  Langhauses  haben  den  wendischen  \'erband,  das  jimgerc 
Gemäuer  des  Thurmes  hat  mehr  den  polnischen.  Der  einschiffige  Innenraum 
der  Kirche  ist  mit  einer  flachen  Decke  überspannt.  Die  Sakristei  ist  der  ein- 
zige von  der  Restauration  unberührt  gel)liebene  Thcil  der  alten  Kirclie.  Sie 
liegt  auf  der  Nordseite  des  Chors  und  hat  zwei  flachgespannte  Kreuzgewölbe, 
deren   plump  gebildete  Rippen  ein   ([uadratisches  Durch.schnittsprofil  aufwei.sen. 

In    der   Kirchhofsmauer    ein    Granitstein    mit    einer   Nische,    die    wahr     Kirthhofs- 
scheinlich  einstmals  mit  tlem   Hilde  eines  Schutzheiligen  gefüllt  war.^)  inauer. 

')  Nachrichten   bei   den    rfairakten   in  Jahel.      S.  l'entz,   a.  a.  (>.,  S.  6. 
*)  Pentz,   a.  a.  O.,   S.  6.   7. 

^)  Vgl.  Toilenwinkel   l)ei   Rostock   und   Kanimin   bei   I.aagc    im   er>ten   Hände  der   M.    Kun.sl 
u.   Gesch. -Denkm. 


424 


AMTSGERICIITSBEZIKK    MAI.(  1U)\V 


Altar-  In    dem    neugothischen  Altaraufsatz   ein   Gemälde   von   Theodor  Fischer 

aufsatz.      1868,   darstellend  die  Kreuzesgruppe   (Johannes,  Maria  und  Maria  Magdalena). 

Eucharistie-  In  der  Sakristei  auf  der  Nordseite  ein  alter  quadratischer  Wandschrank 

Schrank,     als    ehemaliger    Eucharistie ~  Schrank ,    ohne    Thür.      Ihm    gegenüber    an    der 
krucihxus.   Wand  ein  kleiner  hölzerner  Krucifixus  vom  Ende  des   XIV.  oder  Anfang  des 
X\^  Jahrhunderts,  der  als  Triumphkreuz  gedient  haben  wird.     An  den  Kreuzes- 
armen Vierpässe  zur  Aufnahme  der  Evangelisten -Symbole,  die  nicht  mehr  da 
Kichene      sind.     Jetzt    mit    brauner    Oelfarbe     überstrichen.      Ferner    ebendaselbst     zwei 
Rahmen,     eichene   Rahmen    zu    den    Grabsteinen    des   i8iO  verstorbenen    Pastors    Storch 
und  de.s.sen  Ehefrau,  gestorben  1798.     Inschrift:  JOACHIM  FRIEDRICH  STORCH 
55  JAHRE  PREDIGER.  GEBOREN   1732,    GESTORBEN  1810.   -    SOPHIA    ELISA- 
BETH STORCH,  GEBORENE  BALCK,   GEBOREN  1731,   GESTORBEN  1798   (s.  o.). 

Hol/bild.  Auf  dem  Boden    des  Küsterhauses    ein  Ueberrest  von  einem   Holzbilde 

des  hl.  Georg  aus  der  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts,  des  Schutzheiligen  der 
Kirche  im  Mittelalter  (s.  o.). 

Glocken.  Im    Thurm    hängen     drei    neue    grosse    Glocken,     1862    gegossen    von 

C.  Jllies-W'aren.     Die  vier  alten  Glocken  sind  1859  beim  Brande  geschmolzen.') 

Vasa  Sacra.  Die  Vasa  sacra.   Kelch,    Patene,    Ciborium   und  Deckelkanne,  sind  vom 

Jahre  1867  (Sy  &  Wagner- Berlin).  Ein  messingenes  Becken  vom  Jahre  1661 
mit  der  Inschrift:  ADAM  X  BAHRENFLETH  X  CATHARINA  X  HEISEN  X  ANNO 
1661.  Auf  dem  Altartisch  zwei  neugothische  Messingleuchter,  in  der  Sakristei 
zwei  zinnerne  Leuchter  mit  der  Jahreszahl  1806,  von  dem  Röbeler  Zinngiesser 
H.  Krummbügel. 


Das  Kirchdorf  Kieth.') 


( icschi  eilte 

des 

Dorfes. 


m 


US  Dorf  Kieth  hat  schon  1256  seine  Kirche  und  seinen  Kirchherrn.  Das 
ergiebt  sich  aus  einer  nicht  datierten  Urkunde  dieses  Jahres,  in  welcher 
Fürst  Nikolaus  von  Werle  der  Geistlichkeit  in  der  Probstei  (Alt-)  Röbel,  und 
ausserdem  den  Plebanen  und  Priestern  von  Malchow,  Kieth  und  Jabel,  das  Recht 
testamentarischer  Verfügung  über  ihr  Vermögen  und  die  P^-eiheit  ihrer  Leute 
von  Zöllen  und  öffentlichen  Diensten  verleiht. ■')  Zwei  Jahre  später  wird  denn 
auch  der  Pleban  Stephanus  zu  Kieth  als  Zeuge  in  einer  Urkunde  des  Bischofs 
von  Schwerin  aufgeführt.'')     1338  kommt  auch  ein   Priester  P^iedrich  von  Kieth 

')  1402,  1505  und  1690  (Vites  .SicbeubauiTij  w.-ircn  die  D.nla  der  älteren  (ilockcn,  deren 
Inschriften   Pcntz,  a.  a.  ().,  S.  6,   7   und  29  mittlicilt. 

*)  15  km  nordnordwestlich  von  Malchow.  Altslavi.sch  kyta  ^  Zweige,  I'lechtwcrk.  -  C)it, 
wo  Zweige,  Flechtwcrk  sind«:    KUhnel,   M.  Jahrb.  XLVI,   S.  67. 

»)  M.  U.-B.  763. 

*)  M.  U.  B.  823. 


KIRCHDORF    KIKTH. 


425 


vor.i)  Was  wir  sonst  noch  aus  dem  Mittelalter  in  kirchlicher  Beziehung 
erfahren,  ist  dies,  dass  die  zwei  gute  deutsche  Meilen  nördlich  von  Malchow 
gelegenen  Kirchdörfer  Kieth,  Wangelin  und  Lütgendorf  ebenso  wie  Alt- Schwerin, 
Nossentin  und  Jabel  zum  Lande  Malchow  gerechnet  werden,  welches  seinerseits 
wieder  öfter  aufs  Engste  mit  dem  Lande  Waren  verbunden  und  geradezu  als 
ein  Theil  dieses  Landes  erscheint.-)  Damit  ist  denn  auch  ein  Fingerzeig  dafür 
gegeben,  die  diesen  beiden  Landen  und  damit  zugleich  dem  Bisthum  Schwerin 
angehörenden  Kirchen  dem  Archidiakonat  Waren  zuzuweisen,  wie  es  z.  B.  von 
den  Kirchen  zu  ALilchow,  Jabel  und  Karow  ausdrücklich  bezeugt  ist.^)  Die 
Grenze  zwischen  den  Bisthümern  Kammin  und  Schwerin  wird  somit  in  dieser 
Gegend  durch  die  Pfarrsprengel -Scheiden  zwischen  Dobbin  und  Kieth  sowie 
die  zwischen  Wangelin  und  Lütgendorf  einerseits  und  Grubenhagen  andererseits 
festgelegt.*) 

Bei  der  Kirchenvisitation  im  Jahre  1541  beschweren  sich  die  Visitatoren 
darüber,  dass  Pastor  und  Jiiraten  nicht  erschienen  sind.  Ob  mit  Zustimmung 
der  Linstow  auf  Linstow,  die  von  alter  Zeit  her  das  Patronat  der  Kirche  zu 
Kieth  (to  dem  Kythe)  haben  und  zugleich  auch  die  Gutsherren  von  Kieth  sind, 
das  noch  heute  als  Pertinenz  von  Linstow  angesehen  und  behandelt  wird,  das 
erfahren  wir  nicht.  Es  lässt  sich  aber  annehmen.  Einige  Jahre  später  — 
genau  ist  es  nicht  anzugeben  —  begegnet  uns  in  den  Kirchen -Akten  von 
Kieth  ein  Pastor  Andreas  Hoppius.  Darauf  wird  erzählt,  dass  Er  Niklas 
Rope  im  Jahre  1572  auf  öffentlicher  Strasse  ermordet  worden  sei.  1597  ist 
wieder  Vakanz  durch  Tod.  Die  Vakanz  dauert  anscheinend  bis  1603.  Ivs 
bewirbt  sich  zwar  ein  Daniel  Winholt,  aber  wir  erfahren  nicht,  ob  er  die 
Pfarre  erhält.  Am  29.  März  1641  schreibt  Pastor  Joachim  Baumann  in  Xeu- 
Röbel,  dass  er  sieben  Jahre  lang  als  Pastor  in  Kieth  gedient  habe,  und 
beschwert  sich  bei  Herzog  Adolf  Friedrich  darüber,  dass  ihm  die  Linstow 
erhebliche  Kornlieferungen  schuldig  geblieben  seien.  1648  heisst  es,  die 
Kirche  sei  verwüstet  und  stehe  leer,  seit  Baumann's  Abgange  sei  kein  Pastor 
mehr  gewesen,  auch  gebe  es  nur  wenig  F^ingepfarrte  in  der  vom  Kriege  hart 
mitgenommenen  Gemeinde.  luidlich  beruft  Christoph  von  Linstow  auf  Linstow 
den  Johannes  Jordan  zum  Pastor  von  Kieth  und  auch  von  Wangelin,  das  bis 
zum  dreissigjährigen  Kriege  seinen  eigenen  Pastor  hatte.'')  Jordan  tritt  1649 
beide  Pfarren  an  und  ist  1678  noch  im  Dienst,  doch  zeigt  er  eine  solche  Vor- 
liebe für  Advokatur- Geschäfte,  dass  ihm  das  zu  zweien  Malen,    1667  und  1678, 


')  M.  U.-B.  5890. 

-)   M.  U.-B.  2016.      Vgl.  Wigger,   Annalen,   S.  113.      I,i>cli,   .M.  Jahil..  .\\.\II,   S.  15. 

^)  M.  U.-H.  2507.  5921.  Dass  diese  letzgenannte  L'rkunde  >r.  /t.  hei  K.irow  nicht  mit 
aufgeführt  ist,  liegt  daran,  dass  sie  im  Oitsregister  des  elften  Bandes  des  mecklenlmrgischen  Ir- 
kundenwerkes  tiheisehen  ist.  Die  historische  Wichtigkeit  der  L'rkunde  beruht  hexinders  darauf, 
da.ss  der  Pleban  von  Karow,  Johannes  Priborn,  als  Viceprobst  des  Archidinkonats  Waren  eingesetzt 
wird  und  kirchliche  Angelegenheiten  in  Jabel  zu  ordnen  hat. 

*)  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch.-Denkm.  IV,  S.  338;   V,  S.  55. 

*)  S.  bei   Wangelin. 


426  AMTSGERICIITSHEZIKK    MAI.CIIÜW. 

verwiesen  wird.  1678  oder  79  muss  er  gestorben  sein,  denn  1680  tritt  Ilenricus 
Krüger  die  beiden  Pfarren  an  (7  1721).  In  der  Zeit  der  nun  eintretenden  und 
durch  die  Wirren  unter  Herzog  Karl  Leopold  bis  1734  verlängerten  Vakanz 
übernimmt  der  Sohn  Friedrich  Christoph  Krüger  die  Predigten  und  der  Pastor 
Vette  zu  Alt- Schwerin  die  Amtsgeschäfte.  1735  wird  Friedrich  Christoph 
Krüger  nach  Goidberg  berufen.  Es  folgen  nun:  1737  Joh.  Christoph  Bühring 
(7  2.  Juni  1780)  und  1781  Christian  Jakob  Voss,  vorher  Rektor  in  Plau,  (7  24. 
September   1807).     S.  Walter  a.  a.  O. 

Ueber  die  mehrfach  unterbrochene  spätere  Verbindung  der  Kirche  zu 
Kicth  mit  der  während  des  Mittelalters  zur  Kamminer  Diöcese  gehörenden 
Kirche  zu  Dobbin  s.  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  IV,  S.  138. 

Die  von  Linstow  auf  Linstow  behalten  Kieth,  wo  sie  schon  im  Jahre  1366 
sitzen,  wie  nachher  auch  auf  W^angelin  und  Lütgendorf,  bis  zum  Jahre  1802, 
wenn  man  eine  längere  Periode  der  Verpfändung  (von  1735  an  an  den  Jäger- 
meister Bogislav  Hinrik  von  Steinsdorf  und  später  bis  1795  an  Joh.  Christan  Seitz) 
nicht  abrechnen  will.')  Von  1803  bis  1809  sind  die  Güter  und  Dörfer  Linstow, 
Kieth  und  Bäbelin  c.  p.  sowie  das  Patronat  über  Kieth  in  den  Händen  des 
Justizraths  Dr.  Daniel  Christian  Jakob  Bolte,  bezw.  in  denen  seiner  Erben  und 
Gläubiger.  Von  1809  bis  18 14  hat  sie  der  Oberforstmeister  von  Behmen,  darauf 
ein  Jahr  lang  Friedrich  Schläger,  dann  bis  181 7  der  Staatsrath  Joh.  Christian 
Friedr.  Scharnweber,  und  von  18 17  bis  1827  die  Familie  Vogel  (s.  Grabstein). 
Aus  den  Händen  der  Vogel'schen  Kreditoren  gelangen  1827  die  Güter  und 
Dörfer  Linstow,  Hinrichshof,  Bornkrug,  Klein- Bäbelin  und  Kieth  an  die  Gross- 
herzogliche Kammer,  die  noch  heute  darüber  verfügt  und  Linstow  und  Kieth 
als  eine  Pachtung  beisannnen  gelassen  hat. 

Kirche.  Kirche.      Die  in   Form    eines   länglichen  Vierecks  aufgeführte  Kirche  ist 

ein  Ziegelbau,  der  in  seiner  ersten  Anlage  der  Zeit  der  Frühgothik  entstammt, 
aber  Anfangs  der  siebenziger  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts  umgebaut  ist.^) 
Als  älteste  Theile  des  Baues  verdienen  die  Portale,  das  eine  auf  der  Nord- 
seite, das  andere  auf  der  Südseite,  besondere  Beachtung:  jenes  hat  ein 
Kapitellglied  in  der  Kämpferlinie,  dieses  hat  keins.  In  den  Wandungen  und 
Bogenlaibungen  beider  Portale  aber  wechseln  breite  Au.skehlungen  und  ent- 
sprechend kräftige  Viertel -Rundstiibe  mit  einander  ab.  Ms  bleibt  fraglich,  ob 
die  W^ölbung  jemals  zur  Ausführung  kam.  Man  kennt  die  Kirche  nur  mit 
einer  flachen  Balken-   und   Bretterdecke.      Der  Thurm   ist  neu. 

Die  innere  Einrichtung  ist  neu.  Die  Holzfiguren  des  früheren  alten 
Altars  sind  in  den  achtziger  Jahren  des  \origen  Jahilunulcrts  abhanden  ge- 
kommen.') 

(Grabsteine.  Im   Mittelgang  vor  dem  Altar  zwei  Grabsteine,  der  des   Dr.  med.  et  chir. 

ALBRECHT  HEINRICH  JULIUS  ZELLER,   gestorben   am    7.  April    1791,    und   der 

';  M.  V.n.  9560  A   und    H. 

*)  Vgl.  Beschreibung  der  Kirche   bei   Lisch,   .M.  Jahrb.  XL,   .S.  212. 

•)  Angeblich   an   einen   Händler  verkauft. 


KIRCHDORF    WANGELIX. 


427 


der  Frau  DOROTHEA  AMALIA  SOPHIA  ZELLER,  rreb.  SCHLICHTING,  trest.  den 
17.  December  1813.  —  Auf  dem  Friedhofe  noch  ein  Grabstein  des  CARL 
FERDINAND  ERNST  VOGEL,  Besitzer  des  Gutes  Linstow,  gestorben  30.  No- 
vember  1823   (s.  o.). 

In  der  Kirche  fünf  Oelgemälde  geringen  Werthes,  die  durch  Schenkung         Oel- 
dahin  gekommen  sind:^)    die  Weisen  aus  dem   Morgenkinde,    Jesus  als  Knabe     gemälde. 
im   Tempel,  die  Verklärung,   Kreuzabnahme  und  die  Schweisstuch-Scene. 

Im  Thurm  zwei  grosse  Glocken,    die  eine    ohne  Inschrift   und  Zeichen,     ('.locken, 
die  andere   1879  von   Ed.  Albrecht  in   Wismar  gegossen.-) 

Kleinkunstwerke.       i.    Zinnerner    Kelch     mit     der     Inschrift:      DIESEN   Kleinkunst- 
KELCH   HAT  VOREHRT  HANS    HAGEL  VON    DREPS   ZU  GOTTES    EHREN    IN    DI       werke. 
KIRCH   ZUM    KIET  1676.     Güstrower     Stadtzeichen,     Meisterzeichen:     HD.S. 
—    2.  Zinnerne    Patene    mit    dem    Röbeler    Stadtzeichen     und    dem        ^ 
verschlungenen  Meisterstempel  J  II  L(:),  darunter  1765.  3.  4.  Xeugothischer 

Kelch  mit  Patene.  —  5.  Silberne  Obiatendose,  von  Steusloff- Güstrow  1862. 


Dorfes. 


Das  Kirchdorf  Wangelln.) 

ohen-Wangelin,    dem   Kloster  Malchow  gehörend,    ist  eine  alte  wendische   (Icschichte 
^      Ansiedlung,     welche    sich     bei     der    Germanisierung    des     Landes    im  ^^^ 

XII  Jahrhundert  in  die  beiden  Dörfer  \Vangel)'n  Teutonica  und  VVangelin 
Slavicalis  scheidet.  Ilauptbesitzer  sind  dort  in  frühester  Zeit  die  Grube,  welche 
auch  Liepen  haben  und  beiden  Ortschaften  die  Namen  Gruben -Liepen  und 
Gruben -W^angclin  geben.  Johann  Grube,  mit  Schulden  belastet,  verkauft  am 
26.  December  13  19  den  Güstrower  Bürgern  Nikolaus  Glöde  und  Dietrich  Krug 
vierundzwanzig  Mark  Hebungen  aus  zwölf  Hufen  in  Wangclin  für  200  Mark  mit 
Vorbehalt  des  Rückkaufes  innerhalb  dreier  Jahre,  und  I'urst  Johann  von  Werle 
bestätigt  diesen  Handel  in  demselben  Jahre*)  Unter  den  Hauern,  die  damals 
in  VVangelin  wohnen,  fallen  melirere  wendische  Namen  auf  wie  Milicke,  Ben«), 
Tessan,  Tessessa  und  Cegedarghe.  1320  verkaufen  die  (»rube  ihren  Besitz 
theils  an  die  Knappen  I  leinrich  und  Walter  Samekow,  theils  an  die  Brüder 
Gotcmar  und  Heinrich  Gamm,  an  jene  gewisse  Gckihebungen,  an  diese  the 
Güter    Gruben -Liepen    sowie    Deut.sch-    und    Wendisch  Gruben -VVangelin.    und 


')  Vgl.  die   IJilder  in   der   Kirche  zu    Dobhiii. 

*)  Auch   die   Vorjj.ängerin   dieser  Glocke   war  ohne   In>chrift.      S.  Invent.ir    i.Sii. 

')  14  km  nördlich  von  M.ilchow.  Kdhnel,  M.  J.ihrh.  XI. VI,  .S.  153,  erinnert  an  das  all- 
slavische  Wort  agli  =  Kohle  und  übersetzt  den  Namen  niit  >Kohlenort«  oder  auch  ><»rt  des 
Waigel.«         Das     wäre    also    nach    deutscher  .\rt    soviel    wie   Kohlendorf    oder    WangcUtorf 

*)  M.  U.  H.  4«5'-  4152 


428  AMTSGERICIITSBEZIRK    MALCHOW. 

die  beiden  Fürsten  Johann  von  W'erle  belehnen  damit  die  letztgenannten  am 
i6.  März  desselben  Jahres.')  Ausser  den  Gamm  finden  wir  aber  auch  bald 
nachher  die  Wangelin  daselbst,  denen  Johann  von  W'erle  am  20.  December 
1342  die  Beden  von  den  sechs  Hufen  ihres  eigenen  Hofes  verkauft.-)  Ebenso 
haben  die  Flotow  Hebungen  aus  Wangelin  entgegenzunehmen.^)  Indessen 
allmählich  fasst  das  Kloster  Malchow  Fuss  in  Wangelin,  indem  es  am  27.  Juni 
1336  den  Gammen  ihren  ganzen  Wangeliner  Besitz  abkauft  und  auch  vom 
Güstrower  Bürger  Jakob  Wörpel  Hebungen  aus  dem  Dorfe  empfängt,  wofür 
es  ihn  und  seine  Ehefrau  Catharina  in  die  Fraternität  des  Klosters  aufnimmt.*) 
Auch  von  Hennecke  Flotow  empfängt  es  pfandweise  Beden  und  Hundekorn  aus 
Wangelin,  in  welchem  den  Flotow  auch  noch  später  Burgdienste  und  Ablager 
zustehen.'')  Im  XVI.  Jahrhundert  sind  es  die  Linstow,  die  neben  den  Flotow 
und  Wangelin  dort  sitzen.  Christoph  Linstow  verkauft  seinen  Antheil  1699 
auf  10  Jahre  antichretisch  an  den  Kornet  Koch,  die  Wangelin  aber  erwerben 
1629  den  Flotow'schen  Antheil,  um  ihn  bald  nachher  nebst  ihrem  eigenen 
Antheil  an  Kloster  Malchow  abzutreten.  Fünfundachtzig  Jahre  später,  nämlich 
17 14,  erwirbt  dieses  auch  den  Koch'schen  Besitz  nebst  dem,  was  die  Linstow 
noch  haben,  und  wird  dadurch  Herr  des  ganzen  Dorfes. 

Ein  Geistlicher  »Hermannus  de  Wangelin«  wird  schon  1244  genannt, 
ein  Vicerektor  Jakob  in  Wangelin  1358.  1541/42  hat  Joachim  Barss  die 
Pfarre  in  Wangelin,  und  bis  1637  Magister  Matthias  Schäum,  dem  die 
Soldateska  die  Kirche  verwüstet  und  das  Haus  ausplündert,  wie  er  es  selber 
in  einem  Briefe  beschreibt.  Später  heisst  es,  er  sei  anderswohin  ausgewandert. 
Aber  wohin,  wird  nicht  gesagt.  Dass  er  von  den  Kaiserlichen  in  einem  Teich 
ertränkt  sei,  ist  somit  eine  durch  nichts  begründete  Erzählung.")  Nach  dem 
Kriege,  von  1649  ^">  wird  die  Kirche  zu  Wangelin  mit  der  von  Kieth  ver- 
einigt (s.  o.  S.  425).  Das  Verhältniss  dauert  bis  nach  Krüger's  Tode  im  Jahre 
1721.  Da  erreicht  das  Kloster  Malchow,  das  als  Herr  des  ganzen  Dorfes 
auch  in  den  Besitz  des  Kirchenpatronates  gelangt  war  und  wahrscheinlich  den 
lange  dauernden  Kiether  Kirchenkonflikt  voraussah  und  an  seinem  Theile  zu 
vermeiden  wünschte,  im  Jahre  1724  die  Verbindung  der  Kirche  in  Wangelin 
mit  der  zu  Jabel,  die  ebenfalls  unter  dem  Kloster  stand.  Und  nun  bleibt 
Wangelin,  trotz  der  weiten  Entfernung  (12  km),  bis  zum  Jahre  1864  mit  Jabel 
verbunden.') 
Kirche.  Kirche.     Die  Kirche   ist  ein  gothischer  I^acksteinbau  auf  einem  Granit- 

fundament  aus  dem  Anfang  des  XIV.  Jahrhunderts,    mit  Polygonalschlu.ss  aus 

')  M.  U.-B.  4161.  4175. 

»)  M.  U.-H.  6257. 

')  M.  L'.-I'..  10573. 

*;  M.  U.-H.  5675.  5959.  -Nur  das  Kirclici)i):iU()iiat  likilit  in  den  Händen  dcrv  (iannii:  vg\. 
M.  U.-H.  6152.     Auch  9256. 

*;  M.  U.-H.  10573. 

*)  I'entz,  Gesch    des  Kirchspiels  Jabel,  S.  31. 

';  Pentz,  a.  a.  O.,  S.  32.  Dieses  Verhältniss  von  1724  bis  1864  ist  hie  und  da  übersehen 
worden.     .M.  Jahrb.  LX,  S.  43.  47.  99.     V(,'l.  auch   Halck,  a.  a.  O.,   S.  34. 


GUT   UND    KIRCHDORF   LCtGENDORF.  429 

dem  Achteck.  Die  Wölbung  ist  niedrig  und  flachgespannt;  ihre  Rippen  haben 
ein  birnförmiges  Durchschnittsprofil.  Der  Raum  des  Thurmes  ist  mit  zur 
Kirche  gezogen.  Ueberall  wendischer  Ziegel -Verband,  auch  im  Thurm.  1S68/69 
hat  eine  Erneuerung  stattgefunden. 

Als  Altarbild  die  Kreuzesgruppe  (Johannes,  Maria  und  Maria  Magdalena)    Altarljüd. 
von  Theodor  Fischer- Poisson,    1869. 

Draussen  im  Freien  eine  alte  Granitfünte.  Kiinte. 

Im  Thurm  drei  Glocken,  zwei  grös.sere  und  eine  kleinere.  Davon  nur  (;iockcn. 
eine  mit  Inschrift  und  Jahreszahl,  welche  besagt,  dass  sie  1769  /..  Zt.  des 
Pastors  STORCH  unter  dem  Kloster- Provisorat  des  VICTOR  WILHELM  VON 
OERTZEN  auf  Leppin  und  des  FRIEDR.  WILH.  HANS  VON  LOWTZOW  auf  Gaarz 
sowie  unter  dem  Klosterhauptmann  HANS  SIGISM.  CHRISTOPH  VON  OERTZEN 
auf  Ankershagen,  unter  dem  Kompatron  CHRISTOPH  OTTO  VON  GAMM  auf 
Göhren  und  unter  dem  Küchenmeister  FRANZ  ADAM  FUHRMANN  von  Joh. 
Val.  Schultz  in  Rostock  gegossen  worden  ist. 

Kleinkunstwerke,     i — 4.  Kelch  und  Patene,  Deckelkanne  und  Oblaten-  Kk-inkunst- 
dose,  neu,  vom  Jahre  1S67.  —  5.  6.  Zinnerner  Kelch  mit  Patene,  ohne  Inschrift       «crke. 
und  Werkzeichen.    —    7.  Zinnerne  Deckelkanne,    ebenfalls    ohne  In.schrift  und 
Zeichen.    —    8.  9.  Zwei  Taufbecken,   neu.    —    10.  ii.Zwei  zinnerne  Leuchter, 
ohne  Inschrift  und  Werkzeichen.    —    12.   13.  Zwei    neugothische  Leuchter  von 
Messingguss.    —     14.  In   der  Mitte  der  Kirche  ein  neuer  Messingkronleuchtcr. 


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Das  Gut  und  Kirchdorf  Lütgendorf.') 

as    von    alter   Zeit    her    zum  Lande  Malchow    und    damit    zur  Schweriner  (beschichte 
Diöcese-)  zählende  Dorf  Lütgendorf  hat  schon  1304  eine  Kirche,  welcher         *'*^s 
die  Wangelin    auf  Glans,    dem    späteren  Blücherhof,      thor   ehre   de   h.  apostcl         or  es. 
Jacobi  vnd  Bartholomei«   acht   Hufen    in  Glans    selbst  verleihen.-')    Da  Lütgen- 
dorf zum  bischöflichen  Tisch  nach  Schwerin  hin   Hebungen  zu  leisten  hat,    so 
ist    es    geradezu    als    bischöfliches  Tafelgut   zu   bezeichnen.*)     Bereits  im  Jahre 
1383    sitzt    auf  Lütgendorf  das    Geschlecht    der    Linstow,    welches    lange    Zeit 
hindurch    zu    den    angesehensten    des    Landes    gehört    und    es  versteht,    diesen 
Besitz   Jahrhunderte     hindurch     festzuhalten.'^)      Der     letzte    Besitzer    i.st    Hans 


')   17  km   nordnoidöstlich   von   Malclunv. 

•■')  Lisch,   M.Jahrl).  XXXII,   S.  15.      V^i.  d.n/u    .M.  V.U.  91.  857. 

')  iM.  U.-H.  2935   mit   .Vnniki;. 

*)  M.  U.B.  5233.   7296. 

'-)  M.  V.U.  115 14. 


430  AMTSGERICHTSBEZIKK    MALCHOW. 

Rudolf  von  Linstow,  welcher  das  Gut  1748  muthet  und  1752  stirbt.  Nach 
seinem  Tode  muthet  es  allerdings  noch  der  Hauptmann  Günther  von  Linstow, 
aber  Hans  Rudolfs  W'ittwe,  welche  den  Kriegsrath  von  der  Luhe  auf 
Sophienhof  wiedergeheirathet  hat,  ist  im  Besitz.  Von  der  Lehnkammer 
aufgefordert,  ihr  Recht  nachzuweisen,  zeigt  sie,  dass  sie  auf  Grund  eines 
Testamentes  ihres  verstorbenen  Ehegatten,  sich  mit  Günther  von  Linstow  ver- 
gleichsweise auseinandergesetzt,  und  dieser  ihr  gegen  Zahlung  einer  Entschädi- 
gung das  Gut  und  seine  Ansprüche  auf  dasselbe  cediert  habe,  worauf  ihr  der 
landesherrliche  Konsens  zu  diesem  Abkommen  am  19.  Februar  1754  gewährt 
wird.  Den  Lchneid  aber  leistet  trotzdem  im  Jahre  1761  die  VVittwe  des  eben 
erwähnten  verstorbenen  Günther  von  Linstow  Namens  ihrer  Kinder.  Indessen 
gelingt  ihnen  nicht  die  Reluition  des  Lehnes.  Daher  verkaufen  der  Kriegs- 
rath von  der  Luhe  und  seine  Ehegattin  das  Gut  Lütgendorf  am  24.  Oktober 
1763  an  den  Bürgermeister  Urban  Nauert  in  Malchow,  und,  als  dieser 
sich  zur  Erfüllung  des  Kontraktes  unfähig  erweist,  am  24.  November  1764 
an  Ernst  Werner  von  Raven  auf  Nossentin.  Nachdem  dieser  in  Konkurs 
verfallen,  ersteht  es  1789  Helmuth  Ludwig  von  Blücher,  von  dessen  Erben  es 
1793  der  Hauptmann  Hans  Heinrich  Ludwig  von  Arnim  kauft.  In  Arnim- 
schen  Händen  bleibt  es  bis  1848.  Von  da  an  ist  August  Christian  Emanuel 
von  Hintzenstern  Eigenthümer;  nach  ihm  1876  Karl  Helmuth  Gerhard  Gisbert 
von  Blessen  auf  Reez,  bezw.  dessen  Erben  bis  1897.  1898  hat  es  Louise 
von  Blessen,  geb.  von  Restorff,  1899  Karl  Axel  Freiherr  von  Maltzahn  und 
seit   1900  Heinrich  Wessel  auf  Bohnstorf. 

Einen  Geistlichen,  genannt  Nikolaus  von  Lütgendorf,  finden  wir  als 
Zeugen  in  einer  Urkunde  vom  29.  September  13 10,  von  da  ab  aber  bis  zur 
zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  keinen  mehr.  Nach  der  Reformation  ist 
Henning  Bankow  Bastor,  der  lange  Zeit  als  Seelsorger  wirkt.  Er  unterschreibt 
1577  die  Konkordien-Formel  und  lebt  noch  über  1600  hinaus.  Sein  Nach- 
folger, Joachim  Bars  (Barss,  Baars),  geräth  schon  1605  mit  den  Linstowen  in 
Streit.')  Doch  haben  nicht  diese,  sondern  die  Flotovv  auf  Stuer  das  Batronat 
der  Kirche.  Ob  auf  Grund  ihrer  Bfandherrlichkeit  über  das  Land  Malchow, 
oder  auf  einen  andern  an  irgend  welchen  Besitz  geknüpften  Recht.stitel  hin, 
erfahren  wir  nicht.  Das  furchtbare  Kriegs-  und  Todesjahr  1637  rafft  auch  den 
Bastor  Barss  aus  dem  Leben,  und  es  folgt  nun  hier  wie  vieler  Orten  anderswo 
eine  lange  Vakanz.  Erst  im  Jahre  1657  erhält  Lütgendorf  wieder  einen  Bastor 
in  Henricus  Ulrici,  der  aber  schon  1664  stirbt  und  während  seiner  kurzen 
Amtsführung  in  den  Schweden -Kriegen  vieles  und  schweres  Ungemach  von 
durchziehenden  Kriegsvölkern  zu  erdulden  hat,  wie  er  es  selber  kurz  vor  seinem 
Tode  in  einem  Briefe  ausführlich  .schildert.  Ihm  folgt  1665  bis  1678  Erich 
Oswald.  Als  es  sich  in  den  siebenziger  Jahren  um  Wiederherstellung  der 
verwüsteten  Kirche  handelt,  ist  es  den  Flotowen  auf  Stuer  ansciieinend  unmög- 
lich, ihren  Verpflichtungen  als  Batronatshcrrcn  nachzukommen.    Deshalb  treten 

')  Vgl.  Anmkg.  zu   M.  U.  15.  2935. 


GUT   UND    KIRCHDORF   LÜTGENDORF.  43 1 

sie  das  Patronat  über  Lütgendorf,  dessen  Verlust  ihnen  bereits  angedroht  war, 
im  Jahre  1677  an  Eier  von  Linstow  auf  Lütgendorf  ab.  Von  diesem  Zeitpunkt 
an  ist  es  somit  an  den  Besitz  dieses  Gutes  geknüpft.  Im  Uebrigen  hatten  die 
Linstow  schon  vorher  insoweit  einen  gewissen  Antheil  daran,  als  sie  das 
Patronat  über  die  Kapelle  zu  Gaarz  besassen,  die  zur  Kirche  von  Lütgendorf 
gehörte.  Auf  Oswald,  der  sich  1678  versetzen  lässt,  folgen:  1679  Christianus 
Ulricus  Catovius  (71715),  1716  Joachim  Chri.stoph  Grantzow  (emer.  1767),  und 
1767   Heinr.  Ad.  Behm  (7  1802).     S.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  alter  einschiffiger  Feldsteinbau  ohne  Thurm  Kirche, 
aus  dem  XIII.  Jahrhundert,  mit  flacher  Balkendecke  und  einem  Üstgiebel  von 
Fachwerk  und  Backsteinen.  Es  haben  soviele  X'eränderungen  stattgehabt, 
dass  heute  nur  noch  der  spitzbogige  Haupteingang  auf  der  Südseite,  der  in 
einem  vorgeschobenen  und  oben  abgetreppten  Mauerkern  angebracht  ist,  eine 
Aufmerksamkeit  verdient.  Auf  dem  Dach  am  Ostgiebel  eine  bekrönte  Wetter- 
fahne mit  der  Jahreszahl  1775. 

Im  Innern  sind  Altar  und   Kanzel   zu  einem   Körper  vereinigt.  .Altar  und 

A        o      1  •     1     T      --1  ,  ,  ,-  Kanzel, 

Am  bophienhofer  Chor,  dem  ehemaligen   Patroiiat.sstuhl.    sieht  man  auf     Wappen 

einer  Tafel  das  Linstow'sche  und  das  Lowtzow'sche  Wappen  mit  den  Unter- 
schriften: HANS  RUDOLPH  VON  LINSTOW,  ELISABET  SOPHIA  VON  LINSTOW. 
GEBOHRNE  VON   LOTZOW  A  1746.  Ferner  über  dem  jetzigen  i'alionat.s.stuhl 

vier  "Wappen,  zwei  HINTZENSTERN  sehe  P^inzelwappen  und  zwei  Allianzwappen 
der  Familien  ARNIM   und   BLÜCHER   mit  dem   Datum:    D  •  6  •  APRIL  1839. 

Ueber  dem  Pastorenstuhl  ebenfalls  mehrere  Wappen.  Unten  links  ein 
Allianzwappen  der  Familien  Kamptz  und  Dorne  mit  der  Unterschrift:  CHRI- 
STOPH ALBRECHT  VON  KAMPTZ  und  LOUISE  FRIEDERICE  AMALIE  VON 
DORNE;  unten  rechts  das  Dorne-Lützow'sche  ^Allianzwappen  mit  den  beiden 
Namen  HERMANN  VON  DORNE  und  MARIA  ELISABETH  VON  LÜTZOW;  (.bcn 
zwei  hjnzelwappen  der  Familie  von  Frisch  mit  tler  Unterschrift:  HR  •  DIEDE- 
RICH  VON   FRISCH. 

In   der  Ostwand  nordwärts  ein  kleiner  \iereckiger  ehemaliger  Eucharistie-  Kucharistie- 
Schrank,  ohne  Thür.  Schrank. 

Ausserdem  zwei    unbedeutende  Bilder    in  der  Kirche   aus   neuerer  Zeit:       Hilder. 
die  Taufe  Christi   im  Jordan   und  die  Auferstehung. 

Ueber  dem  Pastorenstuhl  ein  steinernes  Epitaphium,  dessen  Mitte  ein  Kpitaph. 
Relief  mit  der  Darstellung  des  jüngsten  (lerichts  enthalt.  Darunter  die  Ge- 
stalten der  in  der  l'iiterschrift  genannten  Personen.  Die  Unteischiift  lautet: 
ANNO  1588  DEN  18  MARTY  IST  DER  EDLER  UND  EHRENVESTER  JO- 
CHIM .  LINSTOW  .  DER  •  JUNGER  ERBGESESSEN  THO  •  LVTKENDORP  UND. 
WVCKERSIN  IN  •  GODT  •  DEN  •  HERN  •  SALICH  •  ENTSLAFFEN  •  DA  •  ER 
VIERDHALF  .  JHAR  •  IM  ESTANDE  •  GELEBET  •  EINEN  •  SOHN  •  UN  2  DOCH- 
TER   GEZEUGET  •  VNDT  •  HADT  •  DIE  •  EDLE    VNDT    VIELTUEGENTSAME     KA 


432 


AMTSGERICHTSBEZIRK    MALCIIOW. 


TRINA  WINTERFELTS  •  DIT  EPITHAFIUM  IHREN  •  LIEVEN  EHEMANNE  UNDT 
SOHN  THO   CHRISTLICHEM    GEDECHTENUS    SETSE    LASSEN  •  1591  • 

Grabstein.  Zwischen   dem    Altar    und    dem    rastorenstuhl    ein    Grabstein    mit    der 

Gestalt  eines  betenden  Ritters,  ohne  Unterschrift.  Die  Gestalt  stellt  wahr- 
scheinlich denselben  LINSTOW  dar,  der  durch  das  vorhergenannte  h^pitaphium 
verewigt  wird.^) 


C'i  locken. 


Kleinkunst- 
werke. 


In  dem  neben  der  Kirche  stehenden  Glockenstuhl,  der  eine  Wetterfahne 
mit  den  Initialen  O  •  E  •  V  •  A  •  GEB  •  V  •  B  •  1819  [O.  Elisabeth  von  Arnim, 
geb.  von  Blücher)  trägt,  hängen  drei  Glocken,  die  sämmtlich  i86o  von 
C.  Jllies  in  Waren  unter  dem  Patronat  des  AUGUST  VON  HINTZENSTERN  ge- 
gossen sind.-) 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  im  klassicierenden  Stil, 
mit  Patene,  gestiftet  laut  Inschrift  unter  dem  Kelchfu.ss  von  J.C»BAHLMANN 
AUF  SOPHIENHOF  D  .  24  •  DECB  •  1830.  Mit  undeutlichen  Stempeln.  Patene 
ohne  Stempel.  —  3.  Längliche  silberne  Oblatendose,  mit  einem  aufgelegten 
plastischen  Krucifixus  auf  dem  Deckel,  gestiftet  von  JACOB  REINECKE  und 
CHRISTIANA  DOROTHEA  FRIEDERICA  REINICKEN  1756.  Mit  undeutlichen 
Stempeln.  —  4.  Zinnerne  Abendmahlskanne  mit  dem  VON  HINTZENSTERN- 
schen  Wappen,  ohne  Stempel,  neu.  —  5.  Zinnernes  Taufbecken,  neu.  — 
6.  7.  Kleiner  Zinnkelch  für  Krankenkommunion,  mit  Patene.  Ohne  Stempel. 
—  8.  Noch  eine  kleine  Patene  für  Krankenkommunion,  ohne  Stempel.  — 
9.  10.  Zwei  zinnerne  Altarleuchtcr,  auf  beiden  die  Inschrift:  HERR  HANS 
RUDOLF  (Ludolf.')  VON  LINSTOW  ANNO  1745.  Stempel  nicht  gefunden.  — 
II.  12.  Zwei  neue  Leuchter. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Grüssow. 


(leschichte    ^>w^'"n  Grüssow  wi.sscn  wir  genau,  wann  es  zum  Kirchdorf  erhoben  ist,  denn 

des mittels    Urkunde    vom    6.  März   1255    verleiht   der    Bischof   Rudolf  von 

^^  ^^'  Schwerin  der  Kapelle  daselbst  bei  deren  Weihe  einen  Ablass  und  zwei  Hufen, 
eine  zu  Kogel  und  die  andere  zu  Grüssow,  ausserdem  legt  er  die  Dörfer 
Grüssow,  Walow,    Zislow  und  Globen    zu   der  Kirche.')     Das  letztgenannte    ist 


')  Der  Stein  ist  e.s  wcrth,   aufgenommen   und   an   die   Wand  gestelll   zu   werden. 

*)  Von  den  Vorgängerinnen  hatte  nur  eine  eine  Inschrift,  laut  deren  sie  1747  z.  /-.  des 
I'astors  Joachim  Chri.stoj)h  (Jrantzow  unter  dem  i'atronat  des  Hans  l<ud()l|)!i  von  I, instow  und 
.seiner  (lemahlin  IClisabcth  So])hie,  geb.  von  I.owtzow,  von  joli.  (iollfricd  W'osaeck  in  Slralsinid 
gegossen  war. 

*)  4  km  südlich  von  Malchow.  Altslav.  f^rusa  Uirnliaiuii.  Also  .  Uirnliaumort  ■!  :  Kiilmcl, 
M.  Jahrl»   XLVI,  S.  5S. 

♦)  M.  U.-J5.  747. 


GUT   UND   KIRCHDORF   GRÜSSOW.  433 

inzwischen  untergegangen  und  wird  bereits  1697  als  wüste  Dorfstelle  bezeichnet.') 
Walovv  und  Zislow^  aber  sind  selbst  Kirchdörfer  geworden.  Am  30.  Mai  135 1 
urkundet  Fürst  Nikolaus  von  Werle  zu  Grüssow  in  eigener  Person,  und  in  einer 
Urkunde  vom  14.  Februar  1352  schenkt  derselbe  Fürst  dem  Kloster  Malchow 
die  Kirche  zu  Grüssow  mit  der  Genehmigung,  sie  dem  Kloster  zu  inkorpo- 
rieren.-) Schon  vorher  haben  die  Fürsten  Johann  und  Johann  von  Werle  dem 
Klo-ster  Malchow  zwei  Hufen  in  Grüssow  verliehen.'')  Das  .schliesst  natürlich 
nicht  aus,  dass  ausser  dem  fürstlichen  Hause  auch  Andere  Eigenthum  im 
Dorfe  haben  und  darüber  verfügen.  So  wird  z.  B.  1294  Ritter  Johann  von 
Grüssow  genannt,  w^elcher  dem  Pfarrer  Heinrich  daselbst  für  seine  Kirche  am 
23.  P'ebruar  die  Einkünfte  von  zwei  Hufen  schenkt,  denen  er  das  Holz  von  einer 
Hufe  in  seinem  Dorfe  Kummerow  hinzufügt.^)  Diese  Familie,  welche  ihren 
Namen  vom  Orte  selbst  erhalten  haben  wird,  ist  dort  seit  langem  angesessen. 
In  einer  Urkunde  vom  24.  September  1304  wird  Johannes  de  Grüssow  erwähnt 
und  dabei  bemerkt,  dass  der  derzeitige  Inhaber  der  Grüssower  Mühle  sie  von 
dessen  Vater  und  Grossvater  her  besessen  habe.'')  Wie  überall,  so  ist  auch 
die  Mühle  in  Grüssow  während  des  Mittelalters  ein  werthvoller  Besitz,  über 
den  sich  der  Fürst  die  Oberherrlichkeit  besonders  vorzubehalten  pflegt. 
Denn  in  ebenderselben  Urkunde  belehnt  er  den  Malchower  Bäcker  Nikolaus 
mit  dieser  Mühle,  und  am  10.  Februar  13 18  verleiht  Johann  von  Werle  dem 
Johann  Düsterwold  die  Anwartschaft  darauf')  Mehrere  Jahrzehnte  später  aber 
ist  Ludolf  Elers  Inhaber  der  Mühle  und  tritt  sie  dem  Kloster  Malchow  am 
16.  Januar   1374  ab.") 

Ausser  der  Familie  Grüssow  hat  auch  der  Knappe  Johann  Rusboge 
Eigenthum  im  Orte,  denn  er  schenkt  der  Pfarre  am  31.  März  1325  ein  Feld 
und  einen  Hopfengarten.*^)  Ebenso  die  Familie  Raven  »van  der  Specke;, 
welche  1357  dem  Bürger  Albrecht  Schmidt  in  Malchow  zahlreiche  Grundstücke 
verkauft.")  Aber  es  machen  sich  auch  bereits  die  Flotow  in  Grüssow  bemerkbar, 
sie  verpfänden  oder  verleihen  daselbst  Grundbesitz  in  den  Jahren  1377  und 
1385,  und  es  liegt  die  Vermuthung  nahe,  da.ss  diese  damals  schon  mächtige 
P^amilie  als  Nachfolgerin  der  Grüssow  mit  deren  Gütern  belehnt  worden  ist.'") 
Denn  um  die  Mitte  des  XI\'.  Jahrhunderts  erli.scht  dies  Geschlecht,")  und  es 
gelingt  den  Flotow  bald,  sich  in  den  Besitz  des  ganzen  Dorfes  zu  setzen.  Nur 
das  Kloster  Malchow  behält  dort  etwas  Land,  wie  aus  einem  Lehnverzeichniss 


1)  Schildt,  M.  Jahrb.  LVI,  S.  206. 

2)  M.  U.-H.  7475.  7580.  7660. 
»)  M.  U.-15.  4 191. 

*)   M.  U.-15.  22S2. 

*)  M.  V.M.  2959. 

«)  M.  U.-B.  3961. 

')  M.  U.-B.  10523. 

")  M.  U.-H.  4604.  58S1.  V},'1.  3680. 

»)  M.  U.-B.  8349.  Vt;l.  10843. 
">)  M.  U.-B.  II  016.  II73'- 
")  M.  Jahrb.  XI,  S.  442. 

28 


434  AMTSGERICIITSBEZIRK    MALCHOW. 

von  1587  hervorgeht,  ebenso  kehrt  die  Mühle  nicht  wieder  an  das  Gut  zurück.^) 
Grüssow  verbleibt  der  Familie  Flotow  bis  1834.  In  diesem  Jahre  kommt  es 
in  die  Hände  des  Pastors  G.  W.  Alb.  Kollmann.  Doch  dessen  Nachkommen 
geben  es  schon  nach  einigen  Jahrzehnten  wieder  an  Karl  Friedrich  August 
von  Flotow  zurück,  der  1864  im  Staatskalender  als  Figenthümer  aufgeführt 
wird,  und  seitdem  hat  sich  Grüssow  in  Flotow'schen  Händen  erhalten. 

Aus  dem  XIII.  Jahrhundert  lernen  wir  einen  Pfarrer  Heinrich  kennen, 
aus  der  ersten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  die  Pfarrer  Gottschalk  und  Johann, 
sowie  den  Kaplan  Burchard,  und  aus  der  zweiten  Hälfte  desselben  Jahrhunderts 
die  Pfarrer  Heinrich  Sommer  und  Johann  Dambek.^)  Dass  Grüssow  der 
Schweriner  Diöcese  angehört,  erhellt  noch  besonders  aus  einer  Urkunde  vom 
12.  April  1331.^)  Um  1541  wird  Heinrich  Säbel  Kirchherr.  Später  hat 
Joachim  Dickmann  die  Pfarre,  welcher  1589  stirbt.  Ihm  folgt  1591  Joh.  Schmidt 
(7  1607),  und  diesem  Balthasar  Wege  (7  1636).  Nach  längerer  Vakanz  wird 
1652  der  Pastor  Petrus  Leo  eingesetzt.  Er  hat  auch  die  von  jeher  mit  Grüssow 
verbunden  gewesenen  Filialen  Walow  und  Zislow  zu  verwalten/*)  Wie  Krieg 
und  Pest  auch  in  dieser  Gegend  gehaust  haben,  enthüllen  die  Angaben  über 
die  Bauern  in  den  Dörfern:  in  Grüssow  sind  im  Jahre  1664  von  achtzehn  noch 
sieben  vorhanden,  in  Walow  von  vierundzwanzig  acht,  und  in  Zislow  von 
sechzehn  nur  noch  drei.  Der  genannte  Petrus  Leo  ist  auch  1672  noch  im 
Amt.  1674  folgt  Joh.  Winhold  Gerdes  (f  1694),  1697  Joh.  Joachim  Beselin 
(t  ^736).  Nach  ihm  soll  Mag.  Barthold  Daries  introduciert  werden,  aber  die 
bekannten  kirchlichen  und  politischen  Wirren  dieser  Zeit  lassen  es  nicht  dazu 
kommen.  Noch  1745  spielen  sich  unbeschreibliche  Zustände  ab.  1748  stirbt 
Daries,  sechsunddreissig  Jahre  alt.  Es  folgen  nun:  1750  Joh.  Christian  Thede 
(7  1765)  und  1767  Ernst  Leberecht  Reussner  (f  1827).  Zu  Reussner's  Zeit, 
und  zwar  den  18.  Juni  1785,  giebt  das  Klo.ster  das  Patronatsrecht  über  Grüssow 
an  die  von  Flotow  ab.  Ueber  die  Geistlichen  des  XIX.  Jahrhunderts  siehe 
Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Kirche.      Die  Kirche   ist    ein  gut   gefugter    alter  Feld.steinbau    des  XIII. 

Jahrhunderts  mit  quadriertem  Kalkputz.'')  Diese  Quadrierung  besteht,  wie  an 
manchen  anderen  Kirchen  des  Landes,  aus  tief  eingeritzten  und  anscheinend 
mit  rother  Farbe  gefüllten  Linien.  In  der  flach  ab.schlie.ssenden  Ostwand 
sitzen  drei  gleich  gro.sse  romanische  Fenster.schlitze,  nicht  in  der  Bildung  des 
)i.Dreieinigkeits- Fensters«,  sondern  in  grö.sserer  Entfernung  von  einander. 
Ebenso  giebt  es  drei  Schlitze  auf  der  Nordseite  und    ausserdem  auf  derselben 


')  M.  U.-B.  10843.    1 1  904.      Akten   im   CJiossh.  Archiv. 

*)  Register  des  mecklenburgischen   Urkundenwerkes. 

")  M.  U.-B.  5233. 

*)  Zislow  war  übrigens  im  .\V1.  Jahrhundert  durch  die  von  Flotow  eine  /eil  lang  von 
Grüssow  getrennt  gewesen.     Vgl.  Visitations-Protokoll  von    1541/42. 

')  Beschreibung  bei  Lisch,  M.  Jahrb.  XVI,  S.  291.  Der  Hau  litt  sehr  im  dreissigjährigcn 
Kriege.     Noch  im  Jahre    1664   war  die   Kirche  mit  .Stroh  gedeckt. 


GUT   UND   KIRCHDORF  GRUSSOVV. 


435 


Seite  ein  spätromanisches  oder  frühgothisches,  später  zugesetztes  Portal  mit 
einem  Kapitellband  in  der  Kämpferlinie.  Besonders  gut  erscheint  der  Kalk- 
putz in  den  Wandungen  und  Bogenlaibungen  der  alten  Fenster,  wo  sich 
Spuren  von  Bemalung  gefunden  haben.  Auf  der  Südseite  ein  zweitheiliges 
Fenster,    das    beim    Abbruch    der    angelehnten    Grabkapelle    aus    einem    Mi.ss- 

verständniss    der 

alten    Architektur 

hervorgegangen    ist. 

Das     Innere     des 
Thurmes  i.st  mit  zur 
Kirche  gezogen. 

I'jne  kleine  Stein-    Steintafel. 

tafel  an  der  Ostseite 

meldet,    dass    die 

Kirche    1856    zur 

Zeit    des    Domänen- 

laths     ALBERT 

KOLLMANN     auf 

Grüssow     und      des 

l'räpositus    ADOLF 

KNESER    erneuert 

worden   ist. 


Kirche    zu  Grüssow. 


Die  innere  Ein- 
richtung ist  t^)hnc 
Bedeutung. 

Auf  dem  Kirchen- 
boden ein  hölzerner 
Taufständer .      wel- 
cher     16S5     von 
CHRISTOPH  WEN  DT,    Pensionär    zu  Kogel,    gestiftet  ist.     Ausserdem    mag  ein 
mit  Messingblech  beschlagener  alter  Kasten  genannt  werden,  der  als     Block« 
für  Opfer-  und  Armengeld  gedient  haben  kann. 

In  der  Kirche  FLOTOW'sche  und  KARDORFFscIk-  Zinnwappen,  die  als 
Sargverzierungen  gedient  halben. 

Im  Thurm  zwei  Glocken,    1S42  umgegossen  von  C  Jllies-Waren.') 

Kleinkunstwerke,  i — 3.  Neusilberner  Kelch,  1847  gestiftet  von  FRIEDA 
und  LOUISE  KOLLMANN  Patene  aus  demselben  Metall,  desgleichen  auch  die 
Kanne.  —  4.  5.  Zinnerner  Kelch,  gestiftet  1747  von  MARIA  WULFFEN.  JÜR- 
GEN HECHTEN's  nacheelassener  W'ittwe.     Dazu  eine  Patene  von  Zum  mit  zwei 


Innt-re  Kin- 
richtiui':. 


lauf- 
ständcr. 


»Block«. 


W  appcn. 


(ilücken. 

Klcinkunst- 
werke. 


')  Das   Inventar    von     i8il    l)07.eichnet    ilio   Inschriften    iler    alten   (Jiockcn    als    »unleserliche 
Münchsschrirt«. 

2H» 


436 


AMTSGERICIITSHEZIRK    MAI.CIIOW. 


bürgerlichen  Wappen  und  den  Initialen  M  •  P  •  B  .  des  Mannes  und  E  •  K  • 
der  Frau,  sowie  mit  der  Jahreszahl  1669  und  den  Stempeln  des  Rostocker  Zinn- 
giessers  Martin  Blawkogel.  —  6.  7.  Kleiner  Krankenkelch  mit  Patene,  beide 
von  Zinn.  Ohne  Stempel.  —  8.  9.  Desgl.,  Krankenkelch  und  Patene,  von 
Silber,  neu.  —  10.  Ovale  silberne  Oblatendose.  Als  Werkzeichen  ein  Adler 
und  der  Name  ABEK:C.  —  11.  12.  Zwei  grosse  zinnerne  Leuchter,  ohne  In- 
schrift, mit  den  Stempeln  des  Röbelschen  Zinngiessers  H.  Krummbügel. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Walow.'] 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Kirche. 


Cllockcn. 


as  Dorf  Walow  erscheint  urkundlich  zuerst  am  6.  März  1255,  als  Bischof 
Rudolf  von  Schwerin  die  Kapelle  in  Grüssovv  weiht  und  ihr  ausser 
Grüssow,  Zislow  und  Globen  auch  das  Dorf  Walow  zulegt,  das  jetzt  ein 
Filial -Kirchdorf  von  Grüssow  ist.^)  Am  24.  Juli  1266  verleiht  derselbe  Bischof 
dem  Magister  Erpo  in  Schwerin  zwei  Hufen  in  Walow  als  Ersatz  für  eine 
Hufe  in  Rittermannshagen. ^)  Etwas  bunter  als  die  kirchlichen  sind  die  welt- 
lichen Besitzverhältnisse  in  alter  Zeit.  Eine  ganze  Anzahl  Inhaber  von  Grund 
und  Boden  tritt  uns  neben  und  nach  einander  in  Walow  entgegen.  Gerslav 
(Jaroslaus)  von  Walow,  ein  Pritzbuer  von  Kargow,  Pritzbuer  und  Dubislav  von 
Kelle,*)  das  Kloster  Malchow,  Gerhard  von  Berne  und  Machorius  und  Hildebrand 
von  Lepzou%  Thidericus  Budde,  die  Gebrüder  von  Grambow  und  Konrad  von 
Havelberg  verfügen  dort  über  Höfe,  Hufen  und  Mühlenrechte.  Indessen  er- 
scheinen bereits  im  Jahre  1384  die  F"lotow  nicht  bloss  als  Besitzer  von  Hufen, 
sondern  auch  als  Inhaber  des  höchsten  Gerichts  in  Walow  und  werden  bald 
die  einzigen  Herren  im  Dorf.') 

Als  Filia  der  Kirche  zu  Grüssow  wird  die  Kapelle  zu  Walow  zuerst 
im  Visitationsprotokoll  von  1541/42  aufgeführt.  Höchst  wahrscheinlich  war 
sie  es  von  Anfang  an,  wie  sie  es  noch  heute  ist.  Ihr  Mauerwerk  hat  manchen 
Wechsel  durchgemacht. 

Kirche.  Die  jetzt  stehende  Kirche  oder  Kapelle  ist  ein  Fachwerkbau 
in  Form  eines  Vierecks  aus  dem  Jahre  1845.  Eine  flache  Holz-  und  Bretter- 
decke überspannt  den  Innenraum.  Auf  dem  Westende  des  Firstes  ein  kleiner 
Dachreiter,  der  eine  oben  zugespitzte  glockenförmige  Haube  trägt. 

Im  Thurm  zwei  Glocken,  welche  beide  1894  von  C.  Oberg  in  Wismar 
gego.sscn  sind.") 


')  7  km  südlich    von   Malchow.      -Ort   des  V.nl-:    Kühne),    M.Jaliil).  XI, VI,   S.  153. 

*)  M.  U.-Ii.  747. 

')  M.  U.-H.  1091. 

*)  Ueber  den   von   Walow    und   die   I'iitzlnier  \^\.  Grilzncr  im  Nl.  Jnhil).  i.W,  S.  305(7. 

')  M.  U.-H.  5386.   5598.  6621.  7408.   7803.  8280    8349.    10805.    10S06.    1081 1.    11633. 

")  Das  Inventar  von    181 1    fehlt. 


GUT    UND    FILIAL- KIRCHDORF   WALOW.    —    KIRCHDORF   SIETOW.  437 

Kleinkunstwerke.  1—4.  Kelch,  Patene,  Oblatendose  und  Kanne  sind  Klcinkimst- 
neu.  Der  silberne  Kelch  ist  eine  Stiftung  von  AUGUST  ADAM  PHILIPP  werke. 
MATTHIAS  VON  FLOTOW  auf  Woldzegarten  und  seiner  (icmahliii  LOUISE  CARO- 
LINE ADOLFINE  ERNESTINE  EVELINE,  geb.  VON  LÜTZOW,  aus  dem  Jahre  1844. 
Berliner  Arbeit.  Die  Patene  ist  von  CAROLINE  VON  FLOTOW,  "eb.  VON 
BLÜCHER,  1838  gestiftet,  die  Oblatendose  von  ebenderselben  und  auch  von 
LOUISE  VON  FLOTOW  1855,  ebenso  die  Kanne.  —  5.  6.  Zwei  zinnerne  Kelche 
von  1754  und  1766.  —  7.  Das  Taufbecken  ist  eine  galvanoplastische  Nachbildung 
der  bekannten  Hohenzollern -Taufschale.  —  8.  9.  Zwei  zinnerne  Leuchter 
von   1 800. 


Das  Kirchdorf  Sietow.') 

as     Dobbertinsche     Klo.stergut    Sietow    ist     ursprünglich     Higcnthuni     des    Ciesthichtc 
werleschen  Hauses.     P^nde    des   XIH.  Jahrhunderts  gehört  es  der  Mutter  i'^'s 

des  Fürsten  Nikolaus  von  Werle,  der  P\irstin  Sophie.  Sie  verkauft  es  dem  ''«»ries. 
Ritter  Dietrich  von  Gerden,  welchen  Fürst  Nikolaus  am  6.  Juli  1300  damit 
belehnt.-)  Die  Gerden  sitzen  noch  1340  auf  Sietow,  aber  schon  bald  nachher 
gewinnt  das  Kloster  Dobbertin  Grundbesitz  im  Orte.  Johannes  von  Gerden  ver- 
kauft diesem  am  24.  Februar  1342  seinen  Antheil  an  Sietow,  sowie  die  Schamper 
Mühle,')  und  noch  in  demselben  Jahre  verleihen  die  P'ursten  Nikolaus  und 
Bernhard  III.  dem  Kloster  das  ganze  Dorf  Sietow,  welches  es  von  Ritter 
Johannes  und  dessen  Bruder  Heinrich  von  Gerden  erworben  hat,  zu  Mannrecht, 
also  als  Lehn.^)  Doch  die  grosse  Gunst,  welche  die  Fürsten  von  Werle  den 
Klöstern  entgegenbringen,  bewegt  die  fürstlichen  Brüder  Nikolaus  und  Bern- 
hard, am  13.  März  1344  aus  dem  Lehn  ein  freies  Figenthum  zu  machen  und 
als  Geschenk  das  Patronat  der  Kirche  in  Sietow  hinzuzufügen  ^)  Seit  dieser 
Zeit  ist  Sietow  dem  Klo.ster  Dobbertin  verblieben.  Ivs  gehört  nebst  den 
Gütern  Laerz,  Schwarz,  Diemitz,  Lexow  und  Roez  der  Sand-Probstei  an  und 
wird  daher  mit  diesen  zusammen  durch  einen  in  Röbel  wohnenden  Geschiills- 
führer  des  Klosters,  den  Sandprobst,  verwaltet.")  Zu  diesem  Zweck  besitzt 
das  Kloster  einen  eigenen  Hof  in  Röbel,  welcher  neben  dem  Dominikaner- 
kloster   liegt.     Der  Dobbertiner   Sandprobst   und    Kloslerhof  verschwinden   aus 

')  Gut  II  km  o.stsüdöstlich  von  Malchow.  Die  alten  rormcn  de.s  Namens  Sytecowe  und 
Sithecov  verbindet  Kiihnel,  .M.  Jahrb.  XLVl.  S.  134,  mit  dem  altslavischen  Wort  /.yto,  iitüku  = 
Leben  oder  auch  mit   zito,    zytko  =  (.letreide. 

*)  M.  U..I5.  2618.  Früher  wurde  auch  die  Urkunde  1283  auf  Sietow  lierogcn.  Allein  das 
Urkundenbuch  liest  richtig  Silowe,   nicht   Sitowe.      Vj;l.   M.  Jahrb.  XV!,   .S.  213. 

»)  M.  U.-H.  6068.  619 1. 

*)  M.  U.-H.  6229. 

■•)  M.  U.-H.  6390. 

")  Lisch,   M.  Jahrb.  VIII  1!,   S.  117. 


43S 


AMTSGKRICIITSBEZIRK    MALCIIOW. 


Röbel  erst  im  Laufe  des  XVII.  Jahrhunderts,  nachdem  im  dreissigjährigen 
Kriege  das  Kornhaus  heruntergerissen  und  die  umliegenden  Gebäude  »sehr 
ruinirt«   waren. ^) 

Um  1328  wird  ein  Pfarrer  Johann  genannt,  dann  aber  klafft  eine  grosse 
Lücke  bis  1 541  42.  Um  diese  Zeit  ist  Martin  Bamme  (Bomme)  der  Inhaber 
des  Kirchlehns,  wohnt  aber  in  Malchow  und  hat  auch  Einkünfte  aus  Poppentin 
und  Klink.  Ein  paar  Jahre  später  hat  Simon  Trechow  beide  Kirchen  als 
Pastor  zu  versorgen.  Er  stirbt  im  Sommer  1584,  nachdem  er,  wie  seine  Wittwe 
schreibt,  vierzig  Jahre  hindurch  den  Dienst  versehen.    Nach  ihm  nennt  Cleemann 


Kirclie  zu   Sietow. 


einen  Pastor  Bartholomaeus,  dem  die  Magd  das  Haus  angezündet  haben  soll. 
Zur  Zeit  des  dreissigjährigen  Krieges  ist  Joachim  Tilichius  Pastor,  stirbt 
aber  in  dem  unheilvollen  Jahre  1638.  ]">  hat  nur  die  Cura  der  Kirche  zu 
Sietow.  Neben  ihm  wirkt  in  l'oppcntin  Kr  Matthias  Pritzkovv,  doch  hei-sst  es 
auch  von  ihm  im  Visitationsprotokoll  des  Jahres  1650,  dass  er  schon  lange 
todt  sei.  Es  folgt  nun  von  1652  bis  1656  Johann  Hagemann,  der  später  als 
Pa.stor  in  Röbel  bis  1685  lebt.  Im  Jahre  1657  wird  Johann  Heine  berufen, 
doch  1678  seines  Amtes  wieder  entsetzt.  Ihm  folgt  David  Pristaff  von  1679 
bis  1684.  Ob  Heine  und  Pristaff  auch  die  Cura  von  Poi^pentin  hatten,  ist 
nicht  nachzuweisen,  an  sich  aber  nicht  unwahrscheinlich.  Volle  Gevvissheit 
darüber    haben  wir   erst   wieder    bei    dem    nächsten  Pa.stor  Johann  Müller    von 


«)  M.Jahrl,.  VIII,  S.  118. 


KIRCHDORF  SIETOW. 


439 


1686  bis  1724.  Bis  zu  seiner  Berufung  sind  die  von  Flotow  die  Inhaber  des 
Patronats  der  Kirche  zu  Poppentin,  am  21.  August  1682  aber  überlassen  sie 
es  dem  Kloster  Alalchow,  und  von  diesem  Zeitpunkt  an  hat  somit  der  Pastor 
von  Sietow  und  Poppentin,  wie  auch  heute  wieder,  zwei  verschiedene  Kloster- 
Patronate  über  sich,  das  von  Dobbertin  und  das  von  Malchow. 

Es  folgt  1725  Joachim  Christian  Bohn  (emer.  1756),  der  unter  den  Wirren 
zwischen    dem   Herzog  Karl  Leopold    und    der    Kaiserlichen    Reichskommission 

schwer  zu  leiden  hat  und 
auch  nicht  zur  Cura  von 
Poppentin  gelangt.  Hier  sind 
es  die  Malchower  Pastoren 
Janenzky  und  F'rank,  die  in 
dieser  unglückseligen  Zeit  den 
Dienst  übernehmen  müssen, 
jener  von  1726  bis  1748, 
dieser  von  1748  bis  1758. 
I->st  am  13.  Juli  1758  tritt 
die  alte  X'ereinigung  von 
Sietow  und  Poppentin  wieder 
ein.  Ks  folgen:  1756  David 
Peter  Z\lius.  Anfangs  als 
Substitut,  seit  1758  aber 
Pastor  beider  Kirchen,  ge- 
storben 1779;  17S0  der  Sohn 
Georg  Joachim  Ad.  Zjlius 
(■;-  1786);  1787  Otto  Gottfr. 
hViedr.  Heinr.  PLngel  (7  181 3). 
S.  Walter  a.  a   O. 

Auch  die  Kirche  zu 
Klink  ist  als  vagierende 
Mutterkirche  von  ältester  Zeit 
her  mit  der  zu  Sietow  ver- 
bunden gewesen.     S.  S.  389. 

Kirche.  Die  Kirche  zeigt  eine  gemischte  Bauwei.se.  Ihr  Chor  ist  aus 
Feldsteinen  aufgeführt,  ihr  Langhaus  aber  nur  zum  Thcil,  und  zwar  im 
östlichen  Ansatz.  Doch  wieder  ganz  aus  P'eldsteinen  sind  die  beiden  unteren 
Stockwerke  des  Thurmes  errichtet,  freilich  mit  nicht  so  guter  und  sorgfältiger 
Zusammenfügung  wie  am  Chor  und  Langhaus.  Das  obere  Stockwerk  tia- 
gegen  ist  im  Holzverbande  ausgeführt.  Der  alte  Thurmhelm  soll  P'nde  des 
XVIII.  Jahrhunderts  bei  einem  Sturm  heruntergeworfen  sein.  In  der  ( )slwan(i 
des  Chors  drei  romanische  Schlitze  mit  glatt  eingehenden  Waiulungen  uiul 
Bogenlaibungen,  aber  nicht  als  ^^Dreieinigkeitsfenster«  gestaltet,  sondern  ebenso 
wie  bei  der  Kirche  zu  Grüs.sow  in  breiteren  Abständen  von  einander.  Alle 
übrigen    Fenster    sind    bei    späteren    Erneuerungen    in    die   I«"orm    zweitheiliger 


i'ortal   auf  der  Südseite  der   Kirch 


Kirche. 


440  AMTSGERICHTSBEZIKK    MALCIIOW. 

gothischer  Fenster  gebracht.  Dagegen  verdient  wieder  ein  zugesetztes  gothi- 
sches  Portal  auf  der  Nordseite,  mit  zwei  Rundstäben  und  zwei  scharfen  recht- 
winkhgen  Kanten  in  der  Wandung  und  Laibung,  eine  grössere  Werthschätzung, 
ebenso  ein  zweites  gleiches  Portal  auf  der  Südseite,  das  noch  im  Gebrauch  ist. 
Ganz  alt  ist  auch  die  aus  Granitcjuadern  gebildete  Priesterpforte  auf  der  Süd- 
seite des  Chors,  doch  hat  sie  einen  neuen  Einsatz  aus  Backsteinen,  der  den 
Fenstern  aus  den  vierziger  Jahren  des  XIX.  Jahrhunderts  entspricht.  Ferner 
mag  der  aus  zwei  Stromschichten  von  Ziegeln  gebildete  Friesschmuck  unter 
den  Blenden  des  Chor- Giebels  nicht  übersehen  werden.  Der  Triumphbogen 
im  Innern  ist  als  gedrückter  Spitzbogen  gestaltet.  Aber  nirgends  schliesst  sich 
eine  Wölbung  an  ihn  an.  Die  Decke  der  Kirche  stellt  im  Chor  wie  im  Lang- 
haus ein  Spiegelgewölbe  dar,  das  mit  einer  Kalkverschalung  (Verputzung  mit 
Kalk)  versehen  ist. 

-Mtar.  Der   ehemalige  Schnitzaltar   ist   verschwunden,    ebenso   alle   älteren  Ein- 

richtung.sgegenstände.      Der    jetzige    Altaraufsatz    enthält    ein    Gemälde    von 

Andreae,    das    den    auf    dem    Meere    wandelnden    Christus    darstellt,    der    den 

sinkenden  Petrus  ergreift.     Der  Rahmen  ist  eine  tüchtige  Schnitzarbeit  von  dem 

*  verstorbenen  Bildhauer  Siegfried   in  Güstrow. 

(Hocken.  Im    Thurm    drei    Glocken.      Die    grösste    von     1708    hat    die    Inschrift: 

ALS  DIESE  GLOCKE  1708  UMTGEGOSSEN,  IST  PEI  DER  SITOWER  KIRCHEN 
H  •  JOHANNES  MÜLLER  PASTOR,  HANS  BEIER  UNDT  JOCHIM  SIMANN  VOR- 
STEHER PEI  DERSELBEN  GEWESEN  •  GOTT  BEWAHRE  SIE  VOR  ALLEM  UN- 
GLÜCK .  MICH  GOSS  M  .  CHRISTIAN  SIEGEMUND  MEBERT.  —  Die  mittlere 
ist  ohne  Inschrift  und  Zciclicn,  die  kleinste  trägt  die  Inschrift:  GELOBT  SEI 
JESUS  CHRISTUS  IN  EWIGKEIT!  AMEN  .  GEGOSSEN  1588  .  UMGEGOSSEN 
1865  VON   C  .  ILLIES,   HOFGLOCKENGIESSER   IN  WAREN.') 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,     i.  2.  Silberner  Kelch  mit  Patene,   beide  gestiftet  laut 

werke.  In.schrift  17 14  von  CHRISTINA  HEIDTMANS.  Stempel  undeutlich,  anscheinend 
von  einem  Malchower  Goldschmied.  —  3 — 5.  Kelch,  Patene  und  Weinkanne 
von  Neusilber,  gestiftet  1847  von  E.  F.  VON  GUNDLACH  u\u\  E.  VON  GUND- 
LACH,  geb.  VON  BÜLOW.  —  6.  Silberne  Oblatendose,  ohne  Abzeichen,  an- 
scheinend zu  I  und  2  gehörig  und  also  auch  wohl  von  17 14.  —  7.  Neues 
Krankengeräth,  Berliner  Arbeit.  —  8.  9.  Zwei  grosse  zinnerne  Leuchter  aus 
der  Zeit  des  klassicierenden  Stils,  von  dem  Röbelschen  Zinngiesser  Krummbügel. 
—  10.  II.  Zwei  neue  Messingleuchter,  gestiftet  vom  Klosterhauptmann  Graf 
VON  BERNSTORFF. 

'y  Ihre    Vorgängerin    hatte    n.ich    .\ngal)e    des     Inventars    von     i8ii     »Mönchssclirifl«,    die 
damal.s  Niemand   glaubte  lesen   zu  brauchen. 


KIRCHDORF    rori'ENTIN. 


441 


Das  Kirchdorf  Poppentin.' 


oppentin  ist  ein  altes  Stammgut  der  Prit/.buer,  welche  im  Lande  Malchow    beschichte 
ausserdem   Kelle  und  Kargow   besitzen,   und  deren  Hauptgut  Grabcnitz  ^es 

ist.  Schon  im  Jahre  1333  und  1347  kommen  die  von  Pritzbuer  zu  Poppentin  •^"»"'"«-'S- 
als  Zeugen  urkundlich  vor,  und  später  vergeben  sie  mehrfach  einzelne  ihrer 
Güter  an  das  Kloster  Malchow.^)  Auch  die  Pritzbuer  auf  Grabenitz  haben 
Grundstücke  daselbst,  und  die  Zugehörigkeit  von  Poppentiner  Grund  und  Hoden 
zu  Grabenitz  hat  sich  bis  ins  XIX.  Jahrhundert  erhalten,  als  längst  keine  Pritz- 
buer mehr  in  Grabenitz  sitzen.'^)  Antheile  an  Poppentin  gehören  auch  noch 
anderswohin.  So  besitzen  z.  B.  im  Jahre  1561  die  Below  auf  Klink  und 
Kargow  drei  Höfe  und  zwei  Worthen  daselbst,  das  Kloster  Malchow  aber  hat 
längst  bedeutenden  Grundbesitz  in  Popj)entin,  und  1592  verkaufen  die  Flotow 
auf  Stuer  auch  das  Poppentiner  Burglehn  an  das  Kloster.')  1691  besitzen  die 
Gamm  die  Güter  und  Dörfer  Lebbin  und  Göhren,  beide  zugleich  mit  Antheilen 
in  Poppentin,  ebenso  haben  die  Below  das  Gut  Wendhof  mit  einem  Antheil 
an  Poppentin.  Ein  Klinker  und  ein  Grabenitzer  Antheil  werden  in  der 
zweiten  Hälfte  des  XVIIL  Jahrhunderts  von  den  Gundlach  auf  Hinrichsberg 
und  später  von  Baron  Le  Fort  auf  VVendhof  erworben.  Um  den  Unzuträglich- 
keiten dieser  Zustände  in  Poppentin,  welches  als  »Kommuniongut«  bezeichnet 
wird,  ein  Ende  zu  machen,  vereinigen  sich  1809  das  Kloster  ^Lilchow,  der 
Baron  Le  Fort  auf  W^endhof,  der  Major  von  Grape,  welcher  inzwischen  von 
den  Gammen  die  Güter  Göhren  und  Lebbin  erworben  hat,  der  Oberforstmeister 
von  Lücken  auf  Grabenitz  und  der  Inhaber  der  Pfarre,  zu  einem  Aus- 
einandersetzungsvertrage, in  welchem  Grabenitz  allen  Rechten  entsagt  und 
eine  »Realtheilung«  unter  den  übrigen  Besitzern  vereinbart  wird,  unter  genauer 
Festsetzung  der  Grenzen  und  aller  Rechte  und  Pflichten.  Nach  erfolgter 
Genehmigung  durch  die  Regierung  besteht  das  so  geordnete  X'erhältniss  noch 
heute  zu  Recht.  Ein  Theil  von  Poppentin,  der  mit  Hof  und  Dorf,  gehört 
dem  Kloster  xMalchow,  ein  anderer  Theil  als  Feldmark  zu  Göhren,  und  ein 
dritter  zu  Wendhof 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnis.se  s.  bei  Sietow.  Der  erste  Rcctor 
ecclesie  zu  Poppentin,  welcher  urkundlich  genaimt  winl,  ist  Johannes  Ditmar 
um    1351. 


')  9  km   östlich   von   Malchow.      .Ort   des   Popeta«:    Kühne!,    M.  J.nhrl..  XI.VI,   S.  109.      .Ml 
slavisch   po])ü  =  rriester. 

*)  M.  L'.-B.  5386.  6722.   752S.    10644. 
»)  M.  U.-B.  8459.  8460.  8471. 
*)  Akten   im   (Jro-sh    Archiv. 


442 


AMTSGERICHTSBEZIRK    MALCIIOW. 


Kirche. 


\ 


Altar, 
Kanzel, 
Orgel. 

Maniior- 
tafel. 

Cilocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  im  Innern  und  Aeussern  vollständig  er- 
neuerter I'eldsteinbau,  an  welchem  anscheinend  nur  die  Ecken  aus  behauenem 
Granit  einen  Anspruch  auf  ein  höheres  Alter  machen  können.  Der  im  Stil 
der  Zopfgothik  errichtete  Thurm  trägt  an  der  Vorderfront  die  Jahreszahl  1822. 
Bei  der  neuen  inneren  Hinrichtung  von  1883  ist  man  so  verfahren,  dass  jeder- 
seits  vier  hölzerne  Bündelpfeiler  den  einschiffigen  Raum  gleichsam  in  drei 
Schifte  theilen.  Dadurch  liess  sich  erreichen,  dass  der  mittlere  Theil  mit  einem 
hölzernen  Tonnengewölbe  überspannt  werden  konnte.  Die  auf  diese  Weise 
entstandenen  schmäleren  Seitenschifi"e  haben  eine  flache  Holzdecke. 

Als  Altarbild  eine  Kopie  des  bekannten  Pfannschmidt'schen  Bildes  der 
Kreuzigung.     Das    recht    hübsche    Schnitzwerk    an    Altar,    Kanzel    und    Orgel 

stammt  aus  dem  Jahre   1883. 

An  der  Nordecke  der  Ostwand  eine  Marmortafel  mit  drei  Namen  der 
Familie  VON  LÜCKEN,   die  ehemals  auf  Grabenitz  sass. 

Im  Thurm  zwei  Glocken,  die  grössere  laut  Inschrift  gegossen  185 1, 
umgegossen    1886;    die    kleinere   gegossen    187 1    von   Ed.  Albrecht  in   Wismar.') 

Kleinkunstwerke.  I.  2.  Silbervergoldeter  Kelch,  gestiftet  17 14  von 
MAGDALENA  SOPHIA  VOGELSANGS,  Wittwe  VON  GAMM.  Dazu  eine  Patene. 
Beide  Stücke  sind  Güstrow'sche  Arbeiten  von  Andreas  Rathke.  —  3.  Silberne 
Kanne,  gestiftet  1861  von  L.  GRAF  BLÜCHER  auf  Blücher.  —  4.  Kleine  läng- 
liche   Oblatenschachtel    auf   vier    Kugelfüssen,    ohne  Inschrift    und  Zeichen.  — 

5.  Kleines  Krankengeräth,  bestehend  aus  Kelch,    Patene  und  Oblatenschachtel. 

6.  7.  Zwei  grosse  zinnerne  Leuchter  im  klassicierenden  Geschmack  von  1824, 
den  Sietowschen  nachgebildet  von  Carl  Jllies- Waren.  —  8.  Messingenes  Tauf- 
becken,  neu. 


(leschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Satow.) 

atow  im  Lande  Malchow  ist  eins  von  den  Gütern,  mit  welchen  Andreas 
Flotow  im  Jahre  1344  von  Für.st  Johann  III.  von  Werle  belehnt  wird. 
Ausgenommen  von  der  Belehnung  sind  acht  Hufen,  welche  dem  Vicke  Schwerin 
zu.stehen  und  drei  Hufen,  welche  dem  Pfarrer  daselb.st  gehören.  Im  Jahre  1363 
wird  ein  Pfarrer  Peter  Sagelow  «tho  der  .Satow«  als  Zeuge  erwähnt,  und  im 
Jahre  1379  zieht  —  wenn  diese  etwas  auffallende  Angabe  richtig  ist  und  wirklich 
das  bei   Malchow  gelegene  .Satow  verstanden  .sein  soll  —   ein  Zug  rittcrbürtiger 


')  Von  ihren  Vorgängerimic-ti  hatte  die  eine  »Mönchsschrift«,  während  die  andere  1704  von 
Ernst  .Siebenbaum  gegossen    war. 

*)  8  km  .stldsUdwestUch  von  .Malchow.  Leber  den  Namen  vgl.  iM.  Kun.st-  und  (iesch.- 
Denkm.  III,   S.  540,  Anmkg.  I. 


GUT   UND   KIRCHDORF   SATOW 


443 


Schnapphähne,  welcher  in  der  Gegend  von  Schwaan  Kaufleute  ausgeraubt 
hat,  über  Satow  zum  Fürsten  von  VVerle- Waren.')  Wann  die  Schwerin'schen 
Hufen  zu  Satow  in  Flotow'schen  Besitz  gekommen  sind,  ist  nicht  mehr  fest- 
zustellen, aber  im  Jahre  1587  scheint  das  eine  vollzogene  Thatsache  zu  sein, 
weil  in  dem  Verzeichniss  ihrer  Lehngüter  das  Dorf  Satow  von  den  Flotow  ohne 
Angabe  einer  Beschränkung  des  Besitzes  aufgeführt  wird.  Es  ist  bis  auf  den 
heutigen  Tag  den  Herren  von  Flotow  verblieben. 

Andere  mittelalterliche  Geistliche  als  der  Genannte  sind  mit  ihren 
Namen  bis  jetzt  nicht  auf  uns  gekommen.  Bei  der  Visitation  von  1541  42 
erscheinen  weder  der  Pastor  noch  die  Ju raten.  Das  Patronat  haben  von 
Alters  her  die  von  Flotow,  die  im  XVII.  Jahrhundert  das  Kirchspiel  Satow 
lange  Zeit  hindurch  mit  Stuer  verbinden.  Der  Pa.stor  Petrus  Acestus  Frank 
z.  B.  (1650 — 1667)  ist  Pastor  beider  Kirchen  und  auch  der  von  Priborn,  wie 
aus  dem  Visitationsprotokoll  von  1652  hervorgeht,  in  welchem  darüber  Klage 
geführt  wird,  dass  das  Kirchspiel  Satow  ganz  verwüstet  sei.  An  eine  Wieder- 
aufrichtung der  Pfarre  zu  Satow  scheint  denn  auch  bis  1700  hin  nicht 
wieder  gedacht  zu  sein.  Erst  von  diesem  Jahre  an  finden  wir  wieder  eigene 
Pastoren  daselbst:  1700  Heinr.  Christoph  Theodor  Zumkumpf  (-•-  1716)  und 
1717  Johann  Stüdemann,  der  bis  zu  seinem  Tode  am  Anfange  des  Jahres  1737 
im  Amte  ist.  Nach  ihm  giebt  es  eine  lange  \\ikanz.  Es  ist  ja  die  Zeit  der 
Wirren  zwischen  dem  Herzog  Karl  Leopold  und  der  Kaiserlichen  Reichs- 
kommission, die  auf  viele  Kirchen  unseres  Landes  ihre  Schatten  wirft.  Nach- 
her folgen:  1746  Job.  Nik.  Meyer  (7  1760)-')  und  1761  Job.  Georg  Speck  (•■•  1803). 
Ueber  die  Geistlichen  des  XIX.  Jahrhunderts  s   W\-ilter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  in  einem  minderwerthigcn,  mit  Backsteinen  Kirdie. 
vermischten  Feldsteingefüge  aufgeführt  und  bildet  ein  längliches  Viereck  mit 
einem  Chor,  dessen  Ostwand  platt  abschliesst.  Der  Chor,  der  durch  einen 
schweren  Triumphbogen  von  dem  Langhause  abgetrennt  wird,  ist  der  ältere 
und  zugleich  besser  erhaltene  Theil  der  Kirche,  doch  ermangelt  er  eben.so  wie 
das  Langhaus  der  Wölbung.  Die  Fenster  sind  mit  einem  eisernen  Rahmen- 
werk versehen  und  haben  ihre  Ursprünglichkeit  vollständig  verloren.  Dagegen 
verdient  das  frühgothüsche  Portal  des  Ilaupteingangs  in  einem  vorgeschobenen 
Mauerkern  einige  Beachtung.  Der  Ostgiebel  des  Chors  ist  mit  Blenden  ver- 
sehen, unter  denen  eine  doppelte  Strom.schicht  als  Frie.sschnuick  entlang  läuft. 

')  M.  U.-B.  6401.  9171.  II  184.  Auch  Anderen  ist  diese  Heziehung  des  Namens  Satow 
auf  das  Dorf  im  Lande  Malchow,  wie  sie  im  Ortsrefjister  des  XIX.  Handcs  des  mecklcnhurnischcn 
Urkundenwerkes  stattfindet,  aufgefallen.  Dr.  Hofmeister  schreibt:  .Diese  so  allerdings  schwer 
erklärliche  Notiz  möchte  sich  anders  auflösen  lassen.  Die  Schnapphähne  ziehen  versus  dominum 
de  Waren  (jedenfalls  IJernhard  H.).  Wo  sich  dieser  aber  zur  Zeit  aufhält,  ist  nirgends  gct-agt, 
jedenfalls  zwintjt  nichts  dazu,  den  Fürsten  zu  dieser  Zeit  gerade  in  Waren  selbst  zu  suchen. 
Die  Kostocker  wissen  genau,  dass  die  Friedensbrecher  über  Satow  sich  zurückgezogen  haben  und 
ungefähr,   dass  .-ie  zum   Warenschen   Fürsten   wollen:   —   also  Satow  l>ci   Rostock!« 

«)  Stuhr,   M.  Jahrb.  l.X,  S.  85. 

»)  Die  Kirche  bewahrte  früher  ein  bildniss  von  ihm.     S.  Inventar   iSii. 


444 


AM  rSGERICIlTSHKZIRK    MALCHÜW. 


Der  Thiirm  ist  neu  und  stammt  aus  dem  Jahre  1888.  Beim  l^ngani^  in  die 
W'estthür  ist  ein  altes  steinernes  Weihwassergefäss  eingelassen. 

Die  innere  Einrichtung  ist  ohne  Bedeutung. 

Ge-  In  der  Kirche  vier  Geschlechts-Tafeln    in  Form    hölzerner  Schilde  mit 

schlechts-     Wappen    und  Namen,    zur   Erinnerung    an    verstorbene  Mitglieder    der  Familie 
I  afein.       ^q,^   FLOTOW. 

Cirabstc'in.  \'or  dem  Altar  eine  grosse    doppelte  Grabsteinplatte  mit  den  Figuren 

eines  Mannes  in  Ritter- Rüstung  und  einer  Frau  in  langen  Gewändern.  Nach 
der  nur  noch  theihveise  zu  entziffernden  Unterschrift  i.st  es  die  Ruhestätte  des 
HANS  ANDREAS  V.  FLOTOW  und  .seiner  Ehefrau  ANNA  HANEN  (weiteres  war 
nicht  zu  entziffern).^) 

('.locken.  Die  Glocken    sind    1855   von  C.  Jllies    in  Waren    umgegossen  worden.^) 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.     1—4.  Silbervergoldeter  Kelch  mit  Patene,  gestiftet  1853 

werke.  von  C.  F.  A.  VON  FLOTOW  auf  Kogel  und  seiner  Gemahlin  CAROL.  GEB.  FREIIN 
VON  MEDEM.  Von  ebendenselben  eine  Deckelkanne  und  eine  Oblatenschachtel. 
■ —  5.6.  (Grösserer  Zinnkelch  mit  Patene  von  1791,  gestiftet  vom  Zimmermeister 
J.  H.  H.  KRÜGER.  Stempel  des  englischen  Zinns  mit  dem  Namen  des  Giessers 
J.  0.  Henscky  aus  Röbel.  —  7.  Kleinerer  Zinnkelch,  gestiftet  von  A  •  S  •  K  •  1730. 
—  8 — 10.  Silbervergoldeter  Krankenkelch  mit  Patene  und  Oblatenschachtel, 
1875  gestiftet  von  GEORG  V.  FLOTOW-Kogel.  —  ii.  Taufbecken,  neu,  ohne 
Inschrift.  —  12.  13.  Zwei  Zinnleuchter,  beide  von  1700,  der  eine  von  KARSTEN 
VOS,  der  andere  von  HANS  MÜNSTER  gestiftet.  Ohne  Stempel.  —  14.  15. 
Zwei  neue  Leuchter  von    1853,  von  demselben  Stifter  wie    i — 4. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Zislow. 


CJeschichte 

des 

I  )orfes. 


^^Jislou    ist,    nach   Lisch,    eine    alte    germanische  Residenz   und  Tempelstätte 
mit    einer    ziemlich    starken    Bevölkerung    gewesen.')      Urkundlich    wird 


Zislow  zuerst  am   6.  März    1255   erwähnt,  als  Bischof  Rudolf  von  Schwerin  die 


')  Vgl.  Flotow'.sches  Kaniilienhuch,  S.  32.  Lisch,  (^eschl.  Hahn  IH,  S.  270,  las  noch  die 
ganze  In.schrift.  Die  Grabstätte  ist  die  jenes  Hans  Andreas  von  Flotow,  der  mit  Anna  von  Hahn 
vermählt   war  und  im  dritten  Viertel  des  XVI.  Jahrhunderts  auf  Woldz.cgarten   und  Tönchow  wohnte. 

*)  Von  ihren  Vorgängerinnen  war  die  eine  im  Jahre  1727  z.  Zt.  des  Pastors  Joh.  Stildeniann 
und  unter  dem  Patronat  von  Adam  Ernst  Friedrich  von  P'lotow  und  Joh.  Ulrich  von  llotow  von 
dem  Glockengiesser  C.  Ileintze  in  Herlin  mit  der  Inschrift  SOLI  SANCTAE  TRIADI  GLORIA  gegossen 
worden.     Die  andere  hatte   > Mönchsschrift*,  welche  nicht  gelesen  zu  werden  brauchte. 

*)  10  km  südwestlich  von  Malchow.  Die  alte  Form  Zitzelow  ist  nach  Kilhnel,  M.  Jahrb. 
XLVI,  S.  161,  gleich   >Ort  des  ciceU. 

*)  Lisch.   M.  Jahrb.  XVII,   .S.  5—9. 


GUT    UND    FILIAL- KIRCHDORF    ZISLOW.  445 

Kapelle  von  Grüssow  weiht  und  ihr  u.  a.  das  Dorf  »Zitzelow«  zulegt.')  Wann 
es  in  den  Besitz  der  Flotow  gekommen,  ist  urkundlich  nicht  nachweisbar. 
Das  Lehnregister  der  Flotow  von  1587  führt  es  bereits  auf.  Das  benachbarte, 
längst  untergegangene  Dorf  Klippatendorf  ist  um  die  Mitte  des  XI\'.  Jahr- 
hunderts Havelberg'sches  und  Swartepape'sches  Lehn,  spater  auch  P'lotow'scher 
Besitz.  Vielleicht  sind  beide,  Zislow  und  Klippatendorf,  beim  Aus.sterben 
jener  F'amilien  um  1400  von  der  Familie  Flotow  erworben,  welcher  damals 
das  ganze  Land  Malchow  verpfändet  ist.^) 

Die  Kirche  zu  Zislow  ist  von  alter  Zeit  her  eine  Filia  der  Kirche  zu 
Grüssow  (s.  o.)  und  mit  dieser  bis  zum  Jahre  18S6  verbunden  gewesen.  Erst 
seit  diesem  Jahre  gehört  sie  zur  Kirche  von  Satow.  Im  X'isitations- Protokoll 
von  1649  50  heisst  es,  in  Zislow  sei  eine  Kapelle  gewesen,  sie  sei  aber  unlängst 
niedergefallen.  1746  ist  die  Kapelle  wieder  soweit  hergerichtet,  dass  darin 
gepredigt  werden  kann.  Das  Kloster  Malchow,  welches  damals  noch  das 
Patronat  über  Grüssow  cum  filiabus  hat  (s.  o.  S.  434),  spricht  daher  dem 
Herzog  Karl  Leopold  die  Bitte  aus,  das  neue  Gotteshaus  durch  den  zu- 
ständigen Superintendenten  oder  dessen  Stellvertreter  weihen  lassen  zu  wollen. 

Kapelle.      Die    Kapelle   zu    Zislow    ist   ein    einfacher   h'achwerkbau    mit      Kapelle, 
einem  Schluss  aus  dem  Achteck  und  stammt  wohl  aus  dem  X\'II.  Jahrhundert. 
Im  Jahre    1889  i.st  sie  einer  Restauration  unterzogen.     Sie  ist  ohne  Thurm. 

Die  innere  Einrichtung  ist  ohne  Bedeutung. 

In    einem    besonderen  Glockenstuhl    findet   man    eine  Glocke  aus  Gu.ss-      ('.locke. 

stahl,  die   1874  aus  Bochum  bezogen  wurde. 

Als  Vasa   sacra    ein    Kelch,    eine    Patene,    eine    Oblatendo.se    und    eine  Vasa  sacra. 
Kanne,  alle  vier  silbervergoldet  und  neu.  —  Auf  dem  Altar  zwei  Zinnleuchter. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Stuer.') 


I  )orfes. 


m    -südlichen  p:nde    des  Planer  Sees,    eine  halbe  Meile   landeinwärts,    liegt    Geschichte 
^     die  Burg  Stuer,    welche  vor  Gründung   der    Stadt    Plan    in    den   Jahren       ^  '^C's 

1225 1235   dem  ganzen  See  den   Namen  des  »lacus  Sturich.se  ■    giebt.     Unter 

dieser  Bezeichnung  erwähnt  seiner  die  Urkunde  des  Pap.stcs  Alexander  HI. 
vom  März  11 78,  in  welcher  das  Bisthum  Schwerin  be.stätigt  wird.*)  Am 
6.  April  1289  verleiht  Bischof  I  lerm.inn  von  Schwerin  dmi  Domkapitel  Zehnten 


»)  M.  U.-B.  747. 
-)  M.  U.-B.  5910. 

•■')    II    km    südsikhvestlicli    von    .Malchow.      Klthncl,    M.  Jährt,.  XI.VI,    .S.  140,    verzichtet  auf 
eine   l.eslimmte  Deutung'  und  erinnert   nur  an  die  Wörter  »slurÜ  ^      Cillc«    und    .«z«ur  =   KaHe«. 
*)  M.  U.-H.  124.      Lisch,    M.  Jahrb.  XIV,   S.  17.    196  ff-      XVII,  S.  72. 


440  AMTSGERICHTSHEZIKK    MALCIIOW. 

»in  Sture-  im  Lande  Waren,  welches  damals  das  Land  Malcliow  mitumfasst.^) 
Auf  der  Burg  sitzt  im  Jahre  1240  ein  Ritter  des  Dobriner  Ordens,  Conradus 
de  Sture.-)  Aber  bald  nach  der  Germanisierung  des  Landes  treten  hier  die 
Flotow  auf.  Sie  leiten  ihren  Ursprung  von  dem  Ritter  Henricus  de  Vlotowe 
ab,  welcher  schon  1230  erwähnt  wird  und  wahrscheinlich  dem  älteren  Zweige 
der  Familie  in  der  Gegend  von  Westphälisch- Minden  angehört.^)  Am  29.  Sep- 
tember 1 340  belehnen  Nikolaus  III.  und  Bernhard,  die  Fürsten  von  Werle,  ihren 
Vasallen  Andreas  von  Flotow  mit  allen  Figenthumsgerechtigkeiten  und  F"rei- 
heiten  des  ganzen  Dorfes  Stuer  und  der  Mühle  daselbst,  und  schon  im  Jahre  1344 
wird  dieser  Besitz  durch  eine  \\  eitere  Belehnung  mit  vielen  anderen  Gütern  im 
Lande  Malchow  vermehrt.*)  Damit  beginnt  die  Blüthe  des  Flotow'schen 
Geschlechts,  welches  eine  wichtige  Stellung  nicht  blos  in  der  Umgebung 
und  im  Rathe  seiner  Fürsten  einnimmt,  sondern  zeitweise  sogar  deren  un- 
bequemer Gegner  wird.  Den  Höhepunkt  ihrer  Macht  erreichen  die  Flotow,  als 
ihnen  im  Jahre  1354  das  ganze  Land  Malchow  und  1366  Schloss,  Stadt  und 
Land  Röbel  vom  Herzog  Albrecht  von  Mecklenburg  verpfändet  werden,  wodurch 
sie  eine  der  Oberherrlichkeit  ähnliche  Macht  erlangen.^)  Röbel  wird  1376 
wieder  eingelöst,  Land  Malchow  aber  bleibt  in  ihrem  Besitz,  und  im  Jahre 
141 5  erneuert  Fürst  Christofifer  von  Wenden  den  Pfandbesitz  der  Stadt  und 
des  Landes  Malchow.  Wirkungen  dieses  Besitzes  haben  sich  sogar  bis  in 
die  neuere  Zeit  erhalten.")  Als  die  Flotow  auf  Erfordern  ihres  Lehnsherrn, 
des  Herzogs  Ulrich  von  Mecklenburg,  im  Jahre  1587  ein  Verzeichniss  ihres 
in  Mecklenburg  belegenen  Lehnbesitzes  einreichen,  enthält  es  folgende  Güter: 
Stuer,  Satow,  Rogeez,  Suckow,  Zislow,  Priborn,  Zietlitz,  Grüssow,  Walow, 
Zierzow,  Woldzegarten,  Kogel,  drei  Bauern  in  Vipperow,  drei  Bauern  und 
drei  erbliche  Pachthufen  in  Jabel.  Weiter  folgende  »wüste«  Feldmarken: 
Kraz,  Sanz,  Viere,  Biestorf,  Overland,  Tangan,  Laerz,  Kressin,  Wendisch- 
Massow,  Tönchow,  Klippate,  Käselin;  dazu  die  Stuersche,  Darzer,  Zislower 
und  die  Burgmühle.  Von  den  wüsten  Feldmarken  sind  inzwischen  viele  wieder 
bebaut,  aber  die  Dörfer  Kraz,  Viere,  Overland,  Tangan,  Kressin,  Wendisch- 
Massow  und  Klippate  sind  untergegangen.^)  Ausserdem  führen  die  Plotovv  eine 
Anzahl  Seen  auf  und  nennen  auch  damals  den  Planer  See  den  »Sthurischen«.  Als 
Hauptsitz  aber  gilt  die  Burg  zu  Stuer. **)  Und  doch  ist  es  im  dreissigjährigen 
Kriege  nahe  daran,  dass  Stuer  verloren  geht.  In  ihrer  Verlegenheit  nämlich 
bieten  es  die  Flotow  ihrem  Lehnherrn  zum  Kaufe  an,  allein  es  zerschlagen  sich 


')  M.  U.-B.  2016.     Wigger,  Meckl.  Annalen,  S.  113. 

*J  M.  U.-B.  511. 

')  (iustav  V.  l'lotow,  Heiträge  zur  (beschichte  der  Kamille  v.  I"'lotow,  S.  3.  v.  Lehsten,  Adel 
Mecklenburg.s,  S.  71. 

*)  M.  U.-B.  6069.  6401.  6834.  7988.  7390.  8933.  9171.   11225. 

')  M.  ISAi.  7008.  7907.  9008.  9054 — 9057.  9437.  9459.  Lisch,  M.  Jahrli.  Xlll,  S.  191  fl. 
XXXII,   S.  16. 

")  Lisch,  Geschl.  Maltzan  II,  S.  504—508  (CCCXCV). 

')  SchiUit,  .M.  Jahrl).  LVI,  S.  206.  207. 

•)  Sass,   Geschlecht   Oertzen  VI,   S.  252.      M.  Jahrb.  XXXll,   S.  17  fl. 


GUT   UND    KIRCHDORF   STUER. 


447 


die  Verhandlungen.  1)  Wiederholte  Brände,  namentlich  einer  im  Jahre  1660  sind 
zuletzt  die  Veranlassung,  dass  die  Burg  als  Wohnsitz  aufgegeben  uird  und 
dass  es  zur  Aufrichtung  von  Alt-  und  Xeu-Voruerk  Stuer  kommt  Unterdess 
treten  im  Laufe  der  Zeiten  allerlei  Unklarheiten  in  den  Besitzverhaltnissen 
auf.  Besonders  verursacht  ein  nach  Polen  verschlagener  Zweig  der  Familie 
eine  Zeit  lang  mancherlei  Schwierigkeiten.  Indessen  ein  Separationsvertra- 
von    1796    macht    diesem    Zustande    ein    Ende,    vor   allen    hilft   dazu   ein    Ver 

gleich ,  den  Georg 
Friedrich  von  Flotow 
in  den  Jahren  1802  3 
zu  Stande  bringt. 
Der  Erfolg  davon 
ist  u.  A.  die  einheit- 
liche Gestaltung  der 

Feldmark  Stuer. 
Ganz  Stuer-Vorwerk 
wird     mit    ihr    ver- 
einigt    und     der 
grossen     Feldmark 
durch  Anlegung  von 
Neu-Stuer   eine   an- 
dere     und      bessere 
wirthschaftliche    Ge- 
staltung  gegeben. 
Aber  jetzt  ereilt  den 
alten  Stammsitz  ein 
anderes     Miss- 
geschick.     Georg 
I''ricchich  von  I-'Iotow 
vcrkault     ihn     1.S30 
an      den      Landrath 
Gustav  Diedrich  von 
Oertzen    für    SocxxD 

Thaler  N  «/s.  *) 
Zwar  gelingt  .seinem 
Sohn  Karl  Friedr.  August  der  Rückerwerb  von  den  üertzen'schen  Erben  im 
Jahre  1853  ^^^^  1 1 0000  Thaler.  Aber  ganz  ihn  zu  retten,  dazu  ist  er  nicht 
mehr  im  Stande,  Neu-Stuer  war  nämlich  schon  im  Jahre  1844  an  die  Ge- 
brüder Hagemeister  verkauft  worden.  Doch  der  Kern  des  alten  Stammgutes 
ist  der  Familie  verblieben. 

Schon    im    frühen    Mittelalter   giebt    es   eine    Kirche    in    Stuer,    wie    die 
Zeugenschaft   des   Plebanus    Herrn  l'berhard  (»Euertt,  pcrner  tlio  dem  Sture^) 

')  Akten  im  Cirossh.  Archiv. 

*)  Sa.ss,  Gesch.  der  Oertzen  VI,  S.  252  tl. 


Burtj  Stuer. 


448  AMTSGEKICHTSBEZIRK    MALCIIOW. 

auf  einer  Flotow'schen  X'cikaufs- Urkunde  vom  3.  Juli  1363  erweist.  Dass 
Stuer  zur  Diöcese  Schwerin  gehört,  wird  in  der  schon  angeführten  Urkunde 
vom  6.  April  1289  über  Zehnten  im  Lande  Waren  geradezu  ausgesprochen. 
Daraus  lässt  sich  schliessen,  dass  es  auch  zum  Archidiakonat  Waren  zu  rechnen 
ist,  welches  den  östlichen  Winkel  der  Diöcese  Schwerin  füllt,  der  von  dem 
Kamminschen  Circipanien  und  der  Diöcese  Havelberg  umspannt  wird  und 
im  Westen  nachweislich  über  Jabel  hinweg  bis  Karow  und  Malchow,  viel- 
leicht aber  noch  über  diese  hinweg  bis  an  die  Archidiakonate  Dobbertin 
und  Parchim  reicht.  Jedenfalls  dürfen  wir  die  Kirchen  des  Landes  Malchow 
dem  Warener  Archidiakonat  zuweisen.  Dem  widerspricht  auch  nicht  eine 
Urkunde  vom  17.  Juli  1480,  durch  welche  der  Offizial  des  Archidiakonats 
Waren,  Barthold  Kruse,  dem  Priester  Hermann  Kaghe  eine  unter  dem  Patronat 
der  Flotow  zu  Stuer  stehende  Vikarei  in  der  Klosterkirche  zu  Malchow  verleiht. 
Er  thut  dies  auf  Bitten  der  Flotow  »de  castro  Stüre  Swerinensis  diocesis  ad  quos 
jus  patronatus  pleno  jure  dinoscitur  pertinere«.  Es  versteht  sich  aber  von  selbst, 
dass  diese  Urkunde  zunächst  nur  als  ein  neuer  Beweis  für  die  Zugehörigkeit 
der  Kirche  in  Stuer  zur  Diöcese  Schwerin  in  Anspruch  genommen  werden 
kann.  Bei  den  »Flotowen  thom  Stur«  muss  sich  schon  frühe  eine  Hinneigung 
zur  Reformation  gefunden  haben.  Denn  am  5.  Juni  1532  richtet  ein  schon 
.sechs  Jahre  lang  bei  ihnen  als  Hauslehrer  bediensteter  und  zugleich  mit  der 
Anwartschaft  auf  die  Kirche  zu  Stuer  bedachter  junger  Geistlicher  C3'riacus 
von  Bernborch  an  den  Herzog  Heinrich  die  Bitte,  er  möge  ihm  doch  dazu 
helfen,  dass  er  durch  dessen  Sohn,  den  Herzog  und  Bischof  Magnus,  jene 
Salbung  und  W^eihe  erlange,  die  ihm,  dem  Prädikanten  des  Evangeliums,  von 
einem  andern  Bischof  der  alten  Kirche  nicht  wohl  mehr  werden  könne,  an  die 
aber  das  christliche  Volk  so  sehr  gewöhnt  sei,  dass  es  sich  einen  richtigen 
Pastor  mit  der  Berechtigung  des  Zuganges  zum  Altar  und  zu  den  Sakramenten 
nicht  anders  als  mit  dieser  Weihung  und  Salbung  vorstellen  könne. ^)  Dass 
der  Bitte  nachgegeben  worden  ist,  können  wir  dem  Visitationsprotokoll  von 
1541/42  entnehmen.  Denn  in  diesem  Jahre  ist  Cyriacus  Bernborch  thatsächlich 
wohlbestallter  Pastor  zu  Stuer,  der  als  ein  frommer  und  gelehrter  Mann  gerühmt 
wird  und  ausser  dem  Kirchspiel  Stuer,  zu  welchem  au.sserdem  noch  drei  Dörfer 
gehören,  auch  die  Kirche  zu  Priborn  mit  den  dazu  gehörenden  beiden  Ort- 
schaften Darss  und  Meyenburg  zu  seiner  Cura  zählt.  Daran  sieht  man  zugleich, 
dass,  da  die  letztgenannten  drei  Ortschaften  schon  im  Gebiet  der  Diöcese 
Havelberg  liegen,^)  die  alten  Diöcesan- Grenzen  um  diese  Zeit  bereits  ins 
Wanken  gekommen  sind.  1569  wird  ein  Christofifer  Sudow  (Sudov)  Pastor  in 
Priborn  und  Stuer,  und  1587  wohnt  der  Pastor  Joh.  Kokeritz  zu  Priborn.  Es 
scheint  somit,  als  ob  aus  irgend  einem  unbekannt  gebliebenen  Grunde  die 
Wedem  zu  Priborn  vor  der  in  Stuer  den  Vorzug  erhalten  habe.  Nach  dem 
dreissigjährigen  Kriege  ist  es  wieder  anders,  da  wohnt  Peter  Acestus  F>anck, 
Pastor    zu    Stuer    und    Priborn,    auf  der  Wedem    in  Stuer.     Auch   wird  damals 

')  Lisch,  M.  Jahrb.  XXVI,  S.  55  —  59. 

*)  Meckl.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  IV,  .S.  625. 


GUT    UND   KIRCHDORF  STUEK. 


449 


das  verödete  Kirchspiel  Satow  mit  dem  zu  Stuer  verbunden.  Ks  folgen  nun 
m  ununterbrochener  Reihe:  1668  Joh.  Seyer  (f  1680),  1681  Georg  Lukow 
(t  1704),    1705  Christoph  Heinr.  Delbrück  (f  1747),  und  schon  1742  als  Adjunkt 

.    des  Vaters  der 
1    Sohn    Paschen 
Friedr.    Del- 
brück (7  iSoo). 
Ueber    die 
Geistlichen 
des  XIX.  Jahr- 
hunders    siehe 
Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Kircht 

Die  Kirche  ist 
ein    Fachvverk- 
bau  vom  Jahre 
1750   in   h\)rm 
eines     läng- 
lichen   \'ier- 
c'cks.     hii     In- 
nern    eine 
flache     Decke. 
Die   Fenster 
sind  viereckig. 
Im  W'estcn  ein 
mit    einem 
achtseitigen 
gleich   ober- 
halb    des 
Thurmkörpers 
eingezogenen 
I'xramidcn- 
hclm  bekrönter 
Thurm,  dessen 
unteres  Stock- 
werk als  Mauer- 
werk   auf- 
geführt ist,  während  das  obere  nur  ein  mit  Brettern  bekleidetes  Fachwerk  ist. 
Auf  der  Xordseite  der  l'jiigang  und  davor  eine  Vorhalle. 

Als  Altaraufsatz  dient  ein  ge.schnit/tes  gothisches  Triptychon.    Im  Mittel-       .\lLar- 
schrein   die  Kreuzigungs-Scene,    links   oben   eine  Anna.selbdritt-(jruppe,    unten      aufsatr. 
St.  Petrus,    rechts  oben  St.  Antonius,    unten    St.  Katharina,    die  letztgenannten 
drei    mit    ihren  Attributen.     Die   geöffneten    Seitenflügel    zeigen    Malereien    auf 

29 


(iothi^clic-    lri|il\ 


450 


AMTSGERICIITSBEZIRK    MALCIIUW. 


Kanzel, 

Tauf- 

ständer, 

Gestühl. 


Wappen. 


(i  locken. 


Kleinkunst- 
werke. 


Holz,  links  die  Geisselung  und  den  Gebetskanipf  in  Gethsemane,  rechts  Christi 
Kreuztragung  und  die  \^erurthcilung  durch  Pilatus.  Auf  den  Rückseiten 
der  Flügel  sieht  man  die  Bilder  der  vier  ^Evangelisten  mit  ihren  Attributen, 
sämmtlich  mit  Schreiben  beschäftigt.  Im  Mitteltheil  der  Predella  in  Schnitz- 
arbeit die  Grablegung.  Auf  den  geöffneten  P'lügeln  rechts  und  links  jetzt 
je  ein  Gesangbuchvers,  früher  irgend  eine  Heiligenmalerei.  Auf  der 
Rückseite  der  Flügel  als  spätere  Malerei  die  Plinsetzung  des  Abendmahls, 
links  davon  das  P'lotow'schc,  rechts  das  Hlücher'sche  Wappen,  darüber: 
AUGUSTIN  DIETRICH  VON  FLOTOW,  KATHARINA  ELIESABET  VON  BLÜCHER. 
ANNO  1688.') 

Das  Schnitzwerk  gehört  der  zweiten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts 
(ca.  1460)  an  und  zeigt  eine  auffallende  Verwandtschaft  mit  dem  Altaraufsatz 
im  Dom  zu  Güstrow.  Anscheinend  sind  beide  Werke  von  demselben  Meister. 
Die  Malereien  sind  viel  später  und  wahrscheinlich  das  Ergebniss  einer  Restau- 
ration im  Auftrage  des  auf  der  Rückseite  der  Predella -Flügel  genannten 
Flotow'schen  P^hepaares  im  Jahre   1688. 

Kanzel  und  Taufständer,  beide  im  Stil  der  Spät- Renaissance,  sind  mit 
Oel färbe  übermalt. 

Hinter  dem  Altar  eine  alte  Stuhlwange,  am  Seitenbrett  eingeschnitten: 
HERTWIG  V  .  FLOTOW  ANNO  1688.  Vorne  drei  Flotow'sche  Wappen  mit  den 
drei   Namen    HARTWIG,  AUGUSTIN    und    FRIEDRICH  VON  FLOTOW. 

Links  vom  Altar  ein  Stuhl  mit  mehreren  gemalten  Wappen;  man  sieht 
zwei  FLOTOW'sche,  ein  BLÜCHER'sches  und  ein  LÜDERITZ'sches.  —  Ausserdem 
in  der  Kirche  zahlreiche  Wappenschilde  von  Zinn,  deren  Mehrzahl  Mitgliedern 
der  P\amilie  FLOTOW  angehört. 

Im  Thurm  zwei  Glocken.  Die  grösste  (Dm.  i,oo  m)  hat  die  nach- 
stehende Inschrift:  oben  SOLI  DEO  GLORIA;  auf  der  vorderen  Seite  des 
Prides:  PATRONUS  HERR  MAJOR  GEORG  FRIEDRICH  DIETRICH  PHILIPP 
VON  FLOTOW  PASTOR  M  •  JOHANN  GOTTFRIED  LEUE  KIRCHENVORSTEHER 
JOHANN  ULRICH  LORENZ  JÜRGEN  SCHRÖDER.  Auf  der  cntgegcnocsctztcn 
Seite  des  P'eldes:  GEGOSSEN  IM  JAHRE  1823  VON  VALENTIN  SCHULTZ  IN 
ROSTOCK.  —  Die  kleinere  Glocke  (Dm.  0,75  m)  hat  die  gleiche  Inschrift  und 
die  Jahreszahl    1822.'') 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Gro.sser  silbervergoldctcr  Kelch.  Auf  der  Unter- 
.seite    des  Fu.sses    die  Inschrift:    A  •  E  •  F  •  V  •  FLOTAU  ET  B  •  A  •  S  •  V  •  FLO- 


^)  Nach  dem  Flotow'schen  Familienbuch,  S.  34,  war  Augustiii  Dietrich  von  Flotovv  .schon 
1678  gestorben. 

*)  Von  ihren  Vorgänfjerinnen  war  die  eine  17 19  unter  dem  l'atronat  von  Pa.schen  Fried- 
rich von  Flotow,  Casj^ar  Dietrich  von  Flotow,  Gottlieb  'l'ufjendreich  von  Flotow  und  Catharina 
Elisabeth  von  Flotow  und  zur  Zeit  des  Pastors  Christo])h  Heinrich  Delliriick  (Delbriifjk)  von 
Michael  Hegun  gegos.sen  worden,  die  andere  (ohne  nähere  Personen- Angabenj  I747  von  C.  1). 
lleintze. 


GUT    UND    KIRCHDORF   STUER. 


45' 


TAU  G  .  B  .  V  .  SCHEELEN  SCHENCKEN  DIESSES  DER  KIRCHEN  ZU  STUER 
AUS  WAHRER  LIEBE  ZUR  EHRE  GOTTES  .  ANNO  1747  .  3  DECBR.  Ausserdem 
noch  der  Bibelvers  aus  i .  Korinther  XI,  28:  DER  MENSCH  ABER  PRÜFE  u.  s.  w. 
Dazu  eine  Patene.  Beide,  Kelch  und  l'atene,  von  dem  Gustruwcr  Cjoldscliniied 
Christian  Kielmann.  —  3.  Silberne  Oblatenschachtel  mit  dem  Blücher'schen 
Wappen  und  den  Initialen  C.E»B»W.V«F»  1687.')  Von  einem 
Giistrower  Goldschmied  J  H  J,  der  bis  jetzt  nicht  bekannt  t^eworden  ist.-)  — 
4.  Neue  Kanne,  geschenkt  von  F  •  V  •  B  •  und  M  •  V  •  B  •  1861  (Bijlow-Rogeez). 
—  5.  Neues  Krankengeräth  von  Silber  (Kelch,  Patene,  Oblatendose),  gestiftet 
1875  von  GEORG  V.  FLOTOW-Kogel.  Keine  Werkzeichen.  —  6.  Zinnkelch, 
anscheinend  Warenscher  Stempel.  —  7.  Taufschale,  neu.  —  8.  9.  Zwei 
messingene  Becken.  Inschrift  auf  dem  einen:  WIEBKE  KAERSTENS  1696.  — 
10.  II.  Zwei  Zinnleuchter,  gestiftet  von  W.  HECHTEN  1800  und  1801.  Mal- 
chower  Stempel  vom  Zinngiesser  J  C  H. 


*)  Die  Initialen  sollen  heissen:    Cathaiina   Elis.-il)etii   lilücher  Wittwe   von   Klotow. 
■-)  Vgl.  Crull,   NL  Jahrb.  LXIII,  S.  149. 


Burg  Stuer. 


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452 


AMTSGERICIITSHEZIRK    MALCIIOW. 


Burgruine  zu  Stuer. 


Burgruine 
zu  Stuer. 


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eher    die    Burgruine    zu    Stuer,    von    welcher    hier    mehrere    grössere    und 
kleinere    Lichtdruck-Aufnahmen    gegeben    sind,    die    hoffentlich    Jeder- 
mann erfreuen  werden,  hat  Hofrath  Dr.  jur.  Piper  eine  sehr  gründliche  archäo- 
logische   Studie 
veröffentlicht,  die 
1887    im    Verlag 
bei    Brünslow- 
Neubrandenburg 
erschienen  ist,  und 
auf   die   wir    hier 
als  auf  eine  lesens- 
werthe     Abhand- 
lung  verweisen. 
Im  Uebrigen  aber 
mag  es  genügen, 
wenn  wir  die  kür- 
zere Beschreibung 

in    seinem    be- 
kannten   Burgen- 
Werk,  S.  571/72, 
sammt    dem    bei- 
gegebenen Grund- 
plan    hierher- 
setzen. Sie  lautet: 
>>  Durch      eine 
früher    wohl    un- 
passirbare 
Wiesenfläche 
führt  der  Burgweg 
m  in  die  Vorburg 
A  an  einer  Stelle, 
wo    noch    aus- 
springende   niedrige    Mauerreste    ein    vormaliges    festes  Thorgebäude    erkennen 
lassen.     Die    (mit    neuen    kleinen    Gebäuden    besetzte)   Vorburg,    deren    Grenze 
nördlich  jetzt  unbestimmt  in  die  Wiese  verläuft,   ist  von  der  Ilauptburg  B  durch 
einen  ca.    1 1  m  breiten  Graben  getrennt,  w  eichen  senkrechte  I^\itlermaucrn  aus 
unbehauenen  Findlingen  einfassen.     Die  darüber  in  ein  nicht  mehr  vorhandenes 
Thorhaus    der  Ilauptburg    führende  Brücke    war    durch    einen    in    i\cn   (Kraben 


BURGRUINE   ZU   STUER. 


453 


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454 


AM  TSCiKRlClllSUKZlRK    MAI.CIIOW. 


vorspringenden  länglich  halbrunden  Thurm  vertheidigt,  zu  welchem  eine  Treppe 
aus  dem  Keller  des  anstossenden  Gebäudes  f  den  Zugang  bildete.  Von  den 
Bauwerken  der  Hauptburg  ist  über  der  Erde  fast  nur  noch  der  ca.  17,5  m 
hohe  Stumpf  des  Wohnthurmes  a  \on  11,3  m  äusserer  und  G,']  m  innerer 
Seitenlänge  erhalten,    dessen  über  dem  Eingangsstockwerk  belegenes  Geschoss 


Woluiiliurni   .luf  üurtj  Stucr. 


durch  kleine  Eenstcr  massig  erhellt  ist.  Um  diesen  an.scheinend  dem  XIII. 
Jahrhundert  angehörenden  Wohnthurm  schlo.ssen  sich  (wie  ich  durch  Aus- 
grabungen feststellte)  später  ringsum  die  Wohngebäude  f  der  vier  Eamilien 
von  Flotow,  welche  die  Burg  als  Ganerben  besassen.  Der  äussere  Burgwall  c, 
vor  welchem  südlich  noch  ein  zweiter  gelegen  haben  soll,  hat  bei  e  eine 
Ausbuchtung.  Derselbe  .stand  hier  mit  einem  schmalen  Rücken  festeren  Landes 
in  Verbindung,  welche  letztere  durch  den  Graben  g  aufgehoben  werden  musste. 
Das  hier  zum  Schutze  der  Ikug  gegen  einen  Angriff  errichtete  Bauwerk  lässt 
sich  in  seiner  ursprünglichen  Form   nicht  mehr  feststellen.« 


VORGESCHICHTLICHE   STELLEN.  455 


Die  wichtigsten  vorgeschichtlichen  Stellen 

in   den  Amtsgerichtsbezirken   Penzlin,   Waren   und   Malchow. 

Amtsgerichtsbezirk    Penzlin.     Penzlin.     Die  \'er\vechslung  von       Amts 
»Werder«   und   »Grapenwerder«    im   Meckl.  Jahrb.  XXXX'II,  S.  66,    hat   schon     K«.rithts- 
öfter  7Ai  Irrthümern  geführt,  denn  e.s  ist  leicht  zu  übersehen,  dass  Lisch  diesen       "*-''-'r'^ 
Irrthum  von  Beyer  bereits  in  demselben  Bande  des  Jahrbuches  auf  S.  170  und 

171    richtig-  gestellt  hat. 

Es  mag  hier  deshalb  das  folgen,  was  der  durch  seine  Burgenkundc* 
bekannt  gewordene  Hofrath  Dr.  jur.  Piper,  früher  Bürgerniei.ster  in  Penzhn, 
über  beide  Plätze  niedergeschrieben  hat: 

»Auf  der  Feldmark  (der  Stadt  Penzhn,  nördlich)  findet  sich  eine  rings 
von  Wasser  und  jetzt  Wiesen  umgebene  ca.  i  5  ooo  Quadratruthen  grosse  In.sel, 
der  sog.  »Grapenwerder«,  so  schon  m  einer  Urkunde  von  1 309  genannt, 
und  auf  deren  höchstem  Theile  eine  kreisrunde,  etwa  200  Schritte  im  Durch- 
messer haltende  »motte«  mit  ca.  3  bis  4  m  hohen,  nahezu  senkrechten,  mit 
Gestrüpp  bewachsenen  Rändern,  während  von  einer  Seite  noch  ein  minder 
hoher  Steilrand  sich  abzweigt.  Auf  Grund  von  Nachgrabungen  ist  der  Beweis 
zu  führen,  dass  diese  »inotte<  nie  einen  wallartig  erhöhten  Rand  hatte  (al.so 
die  Behauptung  von  Lisch,  dass  dies  bei  uns  immer  der  Kall  gewesen  sei, 
nicht  zutrifft )  Nachgrabungen  ergaben  hier  und  in  unmittelbarer  Nähe  au.s.ser 
Thierknochen   und  \erbrannten  Lehmplatten  Scherben  von   I lenkelkrügen  < ') 

Dies  über  den     Grapenwerder«. 

Und  nun  über  den     Werder« : 

»Auf  einetn  in  den  »Grossen  Stadt.see  .  hineinragenden  Landvorsprung, 
der  vom  übrigen  Festlande  durch  einen  alten  Graben  getrennt  und  .so  zur 
Insel  gemacht  ist,  erhebt  sich  ein  450  Schritte  im  äusseren  Umkreis  mes.sender. 
aussen  etwa  acht  Meter,  innen  halb  so  hoher  Ringwall.  Innerhalb  dcs.selben 
habe  ich  vor  einigen  Jahren  das  Kellerge.schoss  zu  einem  ziemlich  umfänglichen 
alten  Burghause  zum  Theil  ausgegraben.  (Ansätze  zu  Tonnengewölben  mit 
drei  starken  Mittelpfeilern.  Die  Bauweise  die  gewöhnliche:  unbearbeitete 
Felsen,  zumeist  mit  grossen  Ziegeln  verblendet.  An  den  l*xkcn  der  Pfeiler 
sind  diese  abgefas't.)    Daneben  ein  mit  Fel.sen  au.sge.setzter  Brunnen  (vielleicht 

M  V"l.  Lisch,   M.  I.ihrb.  XXV,  S.  271.     .N.icli   Mittheiluntj  des   Herrn   Dr.  Heltz  sind  di.-   l>i'' 
gefundenen  Scheiben   nicht  germanischen,  sondern  wendischen  l'rsprung». 


456 


VORGESCIIICIITI.ICIIE   STELLEN. 


auch  das  Verliess  eines  Berchfrits).  An  Fundstücken  ist  lediglich  ein  thönerner 
Spinnwirtel  zu  erwähnen.  Nach  Spuren  weiterer  Bauwerke  habe  ich  vergebens 
auf  der  Insel  gesucht.  Dieselben  werden  also  nebst  Befestigungswerken 
(Pallisaden)  aus  Holz  gewesen  sein.  \'on  der  Burg,  die  vermuthlich  in  einen 
älteren  Wall  hineingebaut  wurde  (wie  in  Norddcutschland  nicht  selten)  ist 
urkundlich  oder  durch  Ueberlieferung  nichts  bekannt.  Sie  scheint  zu 
Maltzan'scher  Zeit  (also  1404)  nicht  mehr  erhalten  gewesen  zu  sein.  Der 
Rest  ist  offenbar  sr.  Zt.  bis  auf  die  Grundmauern  abgetragen  und  der  Platz 
geebnet  worden.  Der  Name  »Radegastinsel«  ist  dem  Platz  erst  vor  ca.  100 
Jahren  beigelegt  worden.« 

Vgl.  Lisch,    Meckl.  Jahrb.  XXXVII,    S.    170.    171.     Die    von   Piper   ge- 
nannten Mauerreste  waren  es,  die  auf  Grotefend  und  den  Verfasser  bei  einem 


(jrundplan   der  Burg  auf  dem    »Werder« 


Besuche  vor  einigen  Jahren  den  Kindruck  machten,  als  ob  sie  den  S.  249  ge- 
nannten jüngeren  Jahrhunderten  angehören  könnten.  In  dieser  Beziehung 
verdient  das,  was  Lisch  über  den  im  Jahre  i<So6  verstorbenen  Phantasten 
Joseph  F'reiherrn  von  Maltzan  bemerkt,  einige  Beachtung.  Die  »Abfasung« 
der  Kanten  freilich,  wenn  diese  öfter  vorkommen  sollte,  würde  allerdings  mehr 
zur  Gothik  des  Mittelalters  passen.     Das  Ziegelmass  war  29  x  10  x  14  cm. 

Zu  der  alten  Werder- Anlage  bemerkt  Dr.  Beltz:  »Trotz  mangelnder 
Funde  ist  der  wendische  Ursprung  des  Burgvvalls,  dessen  neuerer  Name  Rade- 
gast Beyer  zu  so  gewagten  Kombinationen  verführte,  wahrscheinlich.« 

Line  andere  Umwallung  liegt  südwestlich  vom  Hofe  Werder  im  See, 
vom  festen  Lande  durch  einen  Ellernbruch  geschieden;  auch  hier  sind  ent- 
scheidende l'unde  noch  nicht  gemacht. 


VORGESCHICHTLICHE   STELLEN. 


457 


Kalübbe.  P\mde  aus  römischen  Skelettgräbern  sind  in  das  Xeubranden- 
burger  Museum  gekommen. 

Pieverstorf.     Südlich  vom  Hofe  ein  wendischer  Burgwall. 

Lapitz.  Zwischen  den  Seen  von  Lapitz  und  Mailin,  am  Südende  des- 
selben, liegt  ein  grosser  wendischer  Burgwall,  jetzt  =  Fischerwerder«  genannt. 
In  diese  Wiese  hinein  erstreckt  sich  vom  Gute  Lapitz  her  eine  flache  Erhebung, 
anscheinend  künstlicher  Art,  ungefähr  150  m  lang  und  100  m  breit,  in 
Form  eines  Vierecks.  Eine  ausführliche  Beschreibung  bei  Lisch,  ^L  Jahrb.  XXV, 
S.  278 — 281.  Der  Burgwall  wird  jetzt  abgetragen  Eine  Untersuchung  von 
Dr.  Beltz  1901  ergab,  dass  die  unregelmässige  Form,  die  Li.sch  so  auffiel,  dass 
er  den  Namen  »Burgwall«  vermied  und  dafür  »Stadt«  einsetzte,  sich  so 
erklärt,  dass  die  ursprüngliche  Anlage,  die  auf  einer  natürlichen  Insel  lag, 
später  erweitert  wurde.  Von  dem  Lapitzer  Walle  führte  eine  Brücke  durch 
die  sumpfige  Niederung  in  der  Richtung  auf  den  »Grapenwerder-.  Die  Zu- 
sammengehörigkeit der  drei  starken,  nahe  bei  einander  gelegenen  Befestigungs- 
werke (Penzlin  2  km,  Grapenwerder  i  km)  ist  kaum  abzuweisen.  Ueber  die 
Bedeutung  dieser  Befestigungslinie,  der  stärksten  im  Lande,  vgl.  Bcltz,  Vor- 
geschichte, S.  162. 

Puchow.  Auf  der  Feldmark  Puchow,  an  der  Landstrasse  von  Penzlin 
nach  Stavenhagen,  erhebt  sich  ein  natürlicher  Bergkamm  einige  zwanzig  Meter 
hoch.  Am  nördlichen  Ende  dieses  Rückens,  welcher  i Räuberberg«  heisst, 
soll  die  »Burg  Lapitz«  gestanden  haben.  Ueberreste  sind  freilich  bis  jetzt 
nicht  entdeckt.     Lisch,  M.  Jahrb.  XXV,  S.  271. 

Auf  der  Feldmark  Puchow  sind  1894  zahlreiche  und  gut  charakterisierte 
wendische  Wohngruben  gefunden  und  von  Dr.  Beltz  untersucht;  ebenso  ergab 
sich,  dass  der  »Heuwerder«  bei  dem  \^Jrwcrk  Rahnenfelde  eine  wendische  An- 
siedlung  barg. 

Maliin.     Ueber  Kegelgrabfunde  s.  Lisch,  M.  Jahrb.  XII,  S.  413. 

Passentin.  Neben  dem  Gutshofe  sind  die  Gräben  einer  Wasserburg 
nebst  Vorburg  (in  runder  Form)  erkennbar.  Die  vorhanden  gewesenen  Erd- 
erhöhungen sind  vor  Jahrzehnten  zur  Wiesenauffüllung  abgetragen.  Nach 
Bericht  eines  älteren  Tagelöhners  ist  dabei  u.  A.  :  allerhand  Fi.scnzeugt  aus- 
gegraben, jedoch  imbeachtet  bei  Seite  geworfen  worden. 

Mölln.  Ueber  eine  Burgu  all -Anlage  s.  Li.sch,  .M.  Jahrb.  XXV,  S.  270. 
Lisch  sah  darin  die  Ilauptburg  des  Gaues  Gotebant  (Gädebehn). 

In  den  Tannen  ist  1893  ein  ausgedehntes  Urnenfeld  der  älteren  Eisenzeit 
von  Dr.  Beltz  ausgegraben. 

Gädebehn.  Im  nordö.stlichen  Fjide  des  Mollnschen  Sees,  unmittelbar 
neben  dem  Hofe  Gädebehn,  liegt  ein  runder  Burgwall  von  unbeiieutendcr 
Höhe  und  Grösse.     Lisch,  M.  Jahrb.  XXV.  S.  272. 


45» 


VORGESCHICHTLICHE   STELLEN. 


Gross -Flotow.  Auf  der  Feldmark  des  Gutes  nach  früheren  Angaben 
mehrere  durch  Einfassung  mit  grossen  Steinen  kennthch  gemachte  Hünengräber. 
Ambr.  Eberhard,  M.  Jahrb.  IV  H,  S.  70,  und  VI,  S.  35 — 41.  Doch  giebt  der 
Bericht  kein  ausreichendes  Bild;  die  Hügel  machen  vielmehr  den  Eindruck 
natürlicher   Bildungen;    die  Funde  sind  anscheinend  wendisch.     (Beltz.) 

Mollenstorf.  Zwischen  dem  Dorfe  und  den  dazu  gehörigen  Bauerhöfen 
liegen  drei  grössere  Hügelgräber.  Die  an  Ort  und  Stelle  herrschende  Meinung, 
dass  die  Gräber  schon  untersucht  seien,  ist  nicht  recht  anzunehmen,  da  die 
Gräber  sich  gleichmässig  unter  der  Oberfläche  halten. 


,1.  See.     b.  >Kiichhof«.    c.  Kleinerer  Hügel,    d.  Grösserer  Hügel,    c.  Damm.    f.  Crosser 
Steinwall.     g.   Kleiner    Steinwall,      h,    i,    k.    Steinsetzungen,    Letztere    auf    einem    an- 
scheinend gleichfalls  aus  grossen   Steinen   gebildeten   schmalen   Hügelrücken  und  sich 
am   Ende,  ähnlich   wie  h,   verzweigend.') 


Gnin<l|)lan   der  alten   Befestigung  zu  Ereidorf. 


Freidorf.  Wörtlich  nach  Piper:  «Auf  der  ungewöhnlich  sleinereichen 
Feldmark  ist  eine  von  Seen  und  Sumpf  umgebene  Halbinsel  von  etwa  200 
Schritt  Durchmesser  auf  der  Landseite  durch  einen  mächtigen,  ca.  200  Schritt 
langen,  20  Schritt  breiten  luid  3  Meter  hohen  Wall  von  grossen  Findlings- 
blöcken geschützt,  an  welchen  Wall  sich  landeinwärts  noch  weitere  mauerartige 
Stein.setzimgen    anschliessen.     Auf  der    Halbinsel    liegt    parallel    dem  Steinwall 


*)  Vgl,  auch   von   Huchwald,    Protokolle  der   dneralversanimlung   der   Deutschen   (Jeschichts- 
vereine  in  Schwerin    1890,  S.  119. 


vx)K(;ks(hichii.iciie  stellen.  459 

ein  zweites  Vertheidigungswerk  in  Form  einer  90  Schritte  langen  Doppelreihe 
sehr  grosser  (jetzt  zumeist  in  das  weiche  Erdreich  eingesunkener)  Steine. 
Gegenüber  am  äussersten  Rande  der  Halbinsel  findet  sich  eine  kreisrunde 
Erhöhung,  deren  etwa  manneshoher  steiler  Rand  mit  einer  Trockenmauer  von 
Feldsteinen  ausgesetzt  ist,  der  »Kirchhof«  genannt.  Seitwärts  von  demselben, 
gleichfalls  am  Rande  der  flalbin.sel,  liegt  ein  winziger  künstlicher  Hügel,  aus 
welchem  1889  verbrannte  Klehmstaken  und  Urnenscherben  ausgegraben  wurden. 
Ein  zweiter,  etwas  grösserer  künstlicher  Hügel  liegt  an  einer  anderen  Stelle, 
der  Halbinsel  gegenüber,  im  Wasser.  Derselbe  war  nur  durch  einen  noch 
vorhandenen  kurzen  Erddamm  und  eine  Hrücke  zu  erreichen.  Auch  bei 
diesem  Hügel  ergab  die  Ausgrabung  viele  rothgebrannte  Klehmstaken 
und  Scherben,  ausserdem  einen  alten  Sporn.  Früher  vorgenommene  Nach- 
forschungen sollen  auf  der  Halbinsel  mancherlei  Funde  wie  Wendenkämme, 
Pfeilspitzen  u.  dergl.  ergeben  haben,  die  in  das  Neustrelitzer  Museum  ge- 
kommen sind.  Verglaste  Steine  etwa  bis  zur  Kopfgrös.se  finden  sich  auf  dem 
befestigten  Terrain  ziemlich  zahlreich,  ohne  dass  jedoch  anscheinend  ein 
eigentlicher  »Schlacken wall  vorhanden  gewesen  wäre.  Nach  Versicherung 
des  Besitzers,  Herrn  Rittmeisters  von  Bülow-Weiidorf,  hat  hier  nie  eine  Glas- 
hütte gestanden. 

(Ein  ähnlicher  grosser  Steinwall  findet  sich  meines  Wissens  im  Mecklen- 
burgischen noch  am  Feldberger  See.)« 

Peccatel.  Auf  der  Feldmark,  da  wo  die  Grenzen  von  Adamsdorf  und 
Klein-Vielen  zusammenstossen,  liegt  auf  dem  Hügelrücken  der  »grosse  Geld- 
berg«, d.  i.  ein  Kegelgrab  von  fast  8  m  Höhe  und  ungefähr  36  m  Durch- 
messer; ausgegraben  1844.  Funde  im  Grossh.  Museum.  Lisch,  M.  Jahrb.  X, 
Seite  274. 

Liepen.  Nördlich  vom  Dorfe  ein  Begräbnissplatz  aus  der  Zeit  der 
Bronzeperiode.     J.  Ritter,   M.  Jahrb.  X,  S.  294.     Lisch,  M.  Jahrb.  XI,  S.  395. 

Adamsdorf.  Bei  dem  früher  Kostel  (Kuh.stall)  genannten  Gute  liegt  ein 
grosser  Stein  wall  von  fa.st  V4  Meile  Länge;  in  dessen  Nähe  ein  heidnischer 
und  ein  chri.stlicher  Friedhof.      Lisch,   M.  Jahr!)    .X.Xlll.  S.  31. 


1  .inn 


Amtsgerichtsbezirk    Waren.    Waren.     Die  Umgegend  der  .Stadt       .\mts- 
Waren    enthält   eine    ausserordentliche   Fülle  von   Resten  vorgeschichtlicher  Bc-      ^'|^j"*.Jj^' 
Siedlung,    die    im    folgenden    nach    den  verschiedenen  Oertlichkeitcn  aufgeführt       ^*^'•"■ 
werden    .sollen.      Zu    Grunde    gelegt    i.st    eine    Untersuchung    der    bctrefrcndcn 
Vorkommnisse  durch  Dr.  Beltz  im  Sommer   1899. 

In    den   »Warcner  Tannen«    südlich    vom  Orte    an    der  Murit/.  ist  man 
am   Rederang- See   auf  die  Spuren  eines  Pfahlbaues  gestosscn;    am   Rande  des 


460  VüRÜESCIIICIITLICHE    STELLEN. 

Teufelsbruchs  sind  alteisenzeitliche  Gräber  und  Wohngruben  nachgewiesen, 
während  ein  bei  dem  Försterhause  vermuthetes  Urnenfeld  noch  seiner  Unter- 
suchung harrt.  Einige  auffallende  Hügel  in  den  Ecktannen  (Schlag  2)  und 
nahe  dem  Wienpietschsee  (Schlag  25  und  26)  haben  sich  dagegen  bei  der 
Untersuchung  als  Dünenbildungen  erwiesen.  —  In  einer  Insel  des  Feisnecksees 
liegt  ein  wendischer  Burgwall  mit  noch  deutlich  erkennbarer  Umwallung. 

An  der  Müritz  und  Reke  sind  seit  Jahren  zahllose  Feuersteingeräthe, 
zum  Theil  in  unfertigem  Zustande,  gefunden,  offenbar  die  Abfälle  einer  sog. 
Feuersteinmanufaktur,  wie  sie  in  dieser  Gegend  häufig  sind  (vgl.  Klink  und 
Eidenburg).  —  Nördlich  von  Bellevue,  in  einer  sumpfigen  Niederung,  eine  wall- 
artige Erhöhung  »Alt -Waren«,  ganz  im  Charakter  wendischer  Burgwälle,  aber 
durch  Funde  bisher  nicht  gesichert. 

Im  Werder  liegen  eine  grosse  Anzahl  grösserer  und  kleinerer  Hügel, 
deren  künstlicher  Ursprung  zweifellos  ist.  Eine  Ausgrabung  von  Dr.  Beltz 
ergab  darin  Brandstellen  und  Gebeinreste,  welche  aber  zu  einer  zeitlichen 
Bestimmung  nicht  ausreichen.  —  Ein  schöner  hier  gemachter  Depotfund  der 
älteren  Bronzezeit  ist  1899  als  Schenkung  des  Senators  Geist  in  Waren  an 
das  Grossh.  Museum  gekommen. 

In  den  »Seeblänken«  liegen  im  südöstlichen  Theile  drei  Hünengräber, 
die  sog.  Heistersteine,  alle  schon  zerstört,  aber  in  ihrer  Form  und  Anlage 
(Kammern  aus  mächtigen  Granitblöcken  mit  Umfassungssteinen  auf  ovalen 
Hügeln)  deutlich  erkennbar.  —  Links  von  der  Chaussee  zwischen  einer 
Schneise  und  der  Scheide  liegen  vier  stattliche  und  regelmässige  Hügel  in 
der  Form  von  Kegelgräbern.  —  Nahe  der  Torgelower  Scheide  ist  ein  lang- 
gestreckter Hügel,  dem  Steinkisten  mit  Urnen  in  der  Art  der  jüngeren  Bronze- 
zeit entnommen  sein  sollen;  eine  Untersuchung  von  Dr.  Beltz  ergab  hier 
wendische  Wohngruben. 

Eidenburg.  An  der  Eide,  zwischen  dem  Müritz-  und  Kölpin-See,  stand 
eine  Steingeräth- Fabrik,  was  aus  vielen  dort  gefundenen  Massen  von  Abfall 
und  verunglückten  Steingeräthen  hervorgeht.     Lisch,  M.  Jahrb.  XXXVIII,  S.  105. 

Klink.  Die  Feldmark  Klink  war  früher  sehr  reich  an  vorgeschicht- 
liclicn  i'Lmdstellen  der  verschiedensten  Art,  die  eine  grosse  Anzahl  von  Gegen- 
ständen, besonders  aus  der  Stein-  und  Bronzezeit,  für  das  Grossh.  Museum 
ergeben  haben.  Jetzt  i.st  das  meiste  zerstört.  Li.sch,  M.  Jahrb.  HIB,  S.  41.64; 
VIIB,  S.  46;    XIII,  S.  361.  382.     Seidel,  M.  Jahrb.  XIV,  S.  309. 

Steinzeitlich  waren  mehrere  Hünengräber  (vgl.  Beltz,  M.  Jahrb.  LXIV, 
S.  109,  wo  die  ältere  Litteratur  angegeben  ist)  und  eine  »Feuersteinmanufaktur« 
(vgl.  ebenda  .S.  135);  bronzezeitlich  Kegelgräber,  ein  Urnenfeld  (vgl.  Beltz, 
M.  Jahrb.  XLVII,  S.  294)  und  ein  Moorfund  (vgl.  Li.sch,  M.  Jahrb.  XIX,  S.  316). 

Sommerstorf  und  Vielist.  Einstmals  zahlreiche  Kegelgräber,  von 
denen  viele  eingegangen  sind.  Lisch,  M.  Jahrb.  VIII B,  S.  93.  Ueber  einen 
Moorfund  von   Vielist  vgl.  Beltz,   .M.  Jahrb.  LH,  S.  4. 


VORGESCHICHTLICHE   STELLEN.  461 

Sophienhof.  »Blocksberg«.  M.  Jahrb.  IIB,  S.  1 14.  Im  Moor  daselbst 
wurden  1842  verschiedene  Bronze -Schmucksachen  gefunden:  zwei  Diademe, 
zwei  cylindrisch  gewundene  Armschienen  und  ein  Paar  brillenförmige  Haar- 
spangen.    Lisch,  M.  Jahrb.  MIIB,  S.  53.  54. 

Molzow.  Auf  der  Feldmark  viele  heidnische  Kegelgräber  und  am 
Südostrande  des  Begräbnissplatzes  ein  Steinkreis  von  dreizehn  grossen  Granit- 
pfeilern. Der  Kreis  hat  fast  8  m  Durchmesser,  die  Pfeiler  etwas  über  1  m 
Höhe.  In  der  Wiese  ein  lang  gestreckter  Hügel,  ein  Hünengrab  von  fast 
30  m  Länge,  gut  6  m  Breite  und  '4  m  Höhe.  Das  Grab  war  der  Länge 
nach  mit  grossen  Steinkisten  gefüllt,  in  denen  man  eine  Menge  Urnen,  darunter 
mehrere  vollständig  erhaltene    fand.     Li.sch,    M.  Jahrb.  \'IB,   S.  70.    134 — 138. 

Levenstorf.  Niedrige  Gräber  jüngerer  Bronzezeit,  in  denen  u.  a.  eine 
kleine  Urne  mit  Asche  und  einigen  zerbrannten  Knochen  gefunden  wurde. 
Li-sch,   M.  Jahrb.  XIII,  S.  375. 

Gross-  und  Klein -Dratow.  .Mehrere  Gräber  werden  erwähnt  von 
Lisch,  M.  Jahrb.  VIII B,  S.  93.  —  Ein  grösserer  Moorfund  aus  der  Bronzezeit 
ist  M.  Jahrb.  LIV,  S.  102,  besprochen. 

Klein -Plasten.  Auf  der  Feldmark,  ca.  \->  X'icrtelmeile  vom  Hofe  ent- 
fernt, wurde  im  Jahre  1847  ^^'^  grosses  Gräberfeld  aufgedeckt.  Ivs  gab  Urnen 
von  schwarzer  und  brauner  Farbe,  darin  Schnuick-  und  Gebrauchs -Gegen- 
stände von  Bronze  und  Eisen,  ferner  Lanzenspitzen,  Schildbuckel  und  Mes.ser 
aus  Eisen,  und  einen  Spindelsteiii.     Lisch,  M.  Jahrb.  XIV,  S.  334. 


Amtsgerichtsbezirk    Malchow.      Alt-Schwerin.      In    den    Tannen  Amts- 

zahlreiche  niedrige  Hügel  mit  Grabstätten  der  jüngeren  Bronzezeit.     Kitter  und  fienchfs- 

Li.sch,   M.  Jahrb.  XII,  S.  413.     Li.sch,  M.  Jahrb.  XVII,  S.  367.     Funde  im  Gross-  ^l^^'^^^^. 
herzoglichen   Museum.     Vgl.  Lisch,   M.  Jahrb.  XVII,  S.  367. 

Sparow.  In  der  Nähe  des  Dreuitzer  Sees  und  von  Drcwitz  selbst  ein 
schönes  und  gro.sses  Hünengrab,  benannt  x> Grab  des  Wendenkönigs«.  Lorenz, 
M.  Jahrb.  IVB,  S.  70.  Kegelgrab  und  Urnenfeld.  Li.sch,  M.  Jahrb.  VI  H.  S.  70. 
und  s.  Beltz,  Karte  II  zur  Vorgeschichte  von  Mecklenburg.  Ueber  die  Deutung 
des  Namens  »Sparow«  als  Kampfplatz«  und  die  Möglichkeit  seiner  Bezieiuing 
auf  die  Schlacht  an  der  Raxa  (s.  o.  S.  416)  vgl.  Sass,  M.  Jahrb.  I.III.  (JB.  IV. 
Seite  8. 

Nossentin.  Auf  der  Feldmark  einige  heidni.sche  Graber.  M.  Jahrb. 
VIB,  S.  70.  In  der  nördlichsten  kleinen  Bucht  des  Flee.scn  ■  Sees,  hart  am 
Ufer,    befand    sich    eine   Feuerstcingeräth- Manufaktur,    was   aus   zahlreich    dort 


402  VORGESCinCllTI.IClIK    STKl.LKN. 

gefundenen    Feuersteinsplittern,    Blöcken    und   Werkzeugen    hervorgeht.     Lisch, 
M.  Jahrb.  XXXIII  B.  S.  120. 

Damerow.  Am  nördlichen  Ufer  des  Kölpin-Sees  eine  Feuerstein- 
Manufaktur  und  ein  alter  Begräbni-ssplatz.  Lisch,  M.  Jahrb.  VII B,  S.  46. 
Ueber  Gräber  s.  Ritter,   M.  Jahrb.  XIII,   S.  374. 

Loppin.  Bei  dem  Dorfe  Loppin  findet  sich  ein  alter  Wall  in  der  Form 
eines  Halbkreises. 

Jabel.  Kegelgrab  und  Feuerstein -Manufaktur.  Lisch,  M.  Jahrb.  VII  B, 
S.  46.  XIII,  S.  375.  Auf  einer  Halbinsel  im  See  zahlreiche  Hügel,  die  zum 
Theil  natürliche  Bildungen  sein  mögen,  aber  auch  Bronzegegenstände  ergeben 
haben,  so  dass  ein  Theil  wenigstens  als  Kegelgräber  anzusprechen  ist.  Vgl. 
Beltz,   .M.  Jahrb.  LXI,  S.  216. 

Blücherhof  bei  V^ollrathsruhe.  In  der  Mitte  des  sog.  »Hünen -Keller- 
Schlages  wird  noch  im  Jahre  1872  ein  gewaltiges  Hünengrab  der  Steinzeit 
erwähnt.  Das  Grab  wird  als  frei  auf  einem  Hügel,  der  nach  Nord  und  Ost 
steil  abfällt,  während  nach  Süd  und  West  der  Zugang  durch  Beackerung  ge- 
ebnet ist,  beschrieben  von  Bülow,  M.  Jahrb.  XXXVIII,  S.  iii.  Doch  war 
darüber  nichts  zu  erfahren  (Beltz).  Von  den  Hügelgräbern  der  Feldmark 
Lütgendorf  weiss  man,  dass  ihrer  sechzehn  bereits  früher  abgetragen  und  dass 
die  darin  gefundenen  Altsachen  an  die  Alterthümer- Sammlung  in  Schweiin 
abgeliefert  sind.     Beltz,   M.  Jahrb.  LIV,  S.  98. 

Liepen.  Aus  hier  zerstörten  Kegelgräbern  Funde  im  Grossh.  Museum 
zu  Schwerin  und  im  Museum  in  Güstrow. 

Cramon.  Fin  schönes  Hünengrab  mit  wohlerhaltencm  Grabinncrn  — 
welches  erhalten  bleiben  soll  —  und  interessantem  Inhalt  ist  1900  von  Dr.  Beltz 
ausgegraben.     Vgl.  M.  Jahrb.  LXVI,  S.  1 1  5  fif. 

Bei  Alt-Gaarz  liegt  noch  ein  Hünengrab;  über  ein  bei  Neu-Gaarz 
ausgegrabenes  berichtet  Struck  im   M.  Jahrb.  XXXIV,   S.  201. 

Kölpin-See.  Am  südlichen  Ufer  des  Kölpin-Sees,  Damerow  gegen- 
über, befanden  sich,  nach  h\mden  an  Feuersteinspänen,  hLisensachen,  Gefäss- 
scherben,  Kohlen  u.  s.  w.  zu  schliessen,  eine  Feuerstein -Manufaktur  und  ein 
Begräbnissplatz.     Lisch,  M.  Jahrb.  VII  B,  S.  46. 

Laschendorf.  Fine  Gräbenstätte:  Li.sch,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  380.  Am 
Seeufer  ein  grösserer  Burgvvall  mit  steilen  Wällen,  der  sog.  »Wiwerbarg«  (miss- 
bräuchlich  auch  Werleburg  genannt),  in  dem  man  mit  gutem  Grunde  die 
civitas  Malchow,  gegen  die  sich  der  Kreuzzug  von  1  147  richtete,  vermuthct 
hat.     Vgl.  Li.sch,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  5. 

Grüssow.  Auf  dem  h'elde,  nicht  weit  vom  Hofe,  mehrere  versunkene 
Steinki.sten    ältesten  Datums    und    einige   jüngere.     In  einer  der  letztgenannten 


VORGESCIIICIITLICIIE   STELLEN.  463 

Reste    einer    nicht    verbrannten    Leiche    und    zahlreiche    Glasscherben.      Li.sch, 
M.  Jahrb.  XVI,  S.  252. 

Lexow.     Auf  dem  Studeberge  ein  verfallenes  Hünengrab. 

Woldzegarten.  Ueber  eine  Anzahl  im  Jahre  1897  ausgegrabener  und 
erhalten  gebliebener  Steinkisten  berichtet  Heltz,  M.  Jahrb.  LXI\',  S.  120. 

Zislow.  Nahe  am  östlichen  Ufer  des  südlichen  Theiles  des  Planer 
Sees,  auf  einem  mächtigen  natürlichen,  ungefähr  30  m  hohen  Plateau,  liegt 
ein  hoher  Burgwall  unbestimmten  Ursprungs.  Der  Wall  misst  ungefähr 
200  Schritt  in  der  Länge  und  100  Schritt  in  der  Breite.  Bei  Nachgrabungen 
fanden  sich  zahlreiche  Gefässscherben.     Lisch,  M.  Jahrb.  XVII,  S.  5  ff. 

Stuer.  Sechs  Hünengräber  in  geringer  Hntfernung  von  einander  werden 
von  Ritter,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  360,  be.schrieben.  Jetzt  sind  noch  erkennbar 
zwei  Gräber  bei  Bad  Stuer,  links  von  der  Chaussee,  eins  bei  Dorf  Stuer  in 
den  Tannen  und  eins  bei  Stuer  Vorwerk  links  \on  der  Chaus.^^ce.  Ueber 
niedrige  Hügelgräber  bei  Neu-Stuer  vgl.  Beltz,  iM.  Jahrb.  LXI,  .S.  191.  Lin 
Urnenfeld  ältester  Eisenzeit  bei  Dorf  Stuer  ist    1898  von   Dr.  Beltz    uniersucht. 

Suckow.  Vier  Kegelgräber  mit  Urnen  und  vielen  Werkzeugen  aus 
Bronze  sowie  mit  Knochenresten.  Ritter,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  367.  Noch  jetzt 
ist  eine  Anzahl  niedriger  Gräber  hier  erhalten. 

Sembzin.  Hügelgräber,  theils  mit  Funden  aus  der  Eisenzeit,  theils  mit 
Bronzefunden.  Lisch,  M.  Jahrb.  X,  S.  290;  XIX,  S.  311.  Beltz,  M.  Jahrb.  LXI, 
Seite  212. 

Sietow.  Hünengrab  und  ein  Hügelgrab  der  jüngeren  Bronzeperiode. 
Beltz,  vier  Karten  zur  Vorgeschichte  von  Mecklenburg  I  II.  M.  Jahrb.  LXI. 
S.  188.  Die  Feldmark  ist  reich  an  vorgeschichtlichen  Fund.stalten,  deren 
P>gebnisse  auf  dem   Hofe  Sietow  aufbewahrt  werden. 


Blick   auf  die   Stadt   Köbel  von   ( )sten   her. 


AmtsgericlitslDezirk  Eötiel 


(icschichte 

der 

Stadt. 


Die  Stadt  Röbel. ) 

eschichte  der  Stadt.  Ohne  Zweifel  reicht  die  Gründung  von  Röbel, 
wie  die  der  mci.sten  Ort.schaften  in  unseren  mecklenburgi.schen 
Landen,  tief  in  die  vorgeschichtliche  Zeit  hinein.  Wenn  aber 
schon  im  Beginn  des  XVI.  Jahrhunderts,  nämlich  in  der  15 19  zu  Köln  am  Rhein 
gedruckten  »Vandalia«  des  Hamburger  Domherrn  und  Rostocker  Professors 
Albert  Krantz,  die  Vermuthung  ausgesprochen  wird,  die  Stätte  von  Röbel 
könne  die  im  Lande  der  Riederer  (auch  Riaderi,  auch  Redares,  wie  sie  schon 
im    X.  Jahrhundert    in    offenbarem    Zusammenhange     mit    dem    Namen    ihrer 


')  Die  alten  Formen  de.s  Namen.s  im  XIII.  Jalirhundert,  Kobele,  Rohole,  erklärt  Kiihnel  al.s 
>Ort  des  kobola« :  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  20.  Andere  leiten  den  Namen  von  dem  slavischen  Wort- 
stamm  row  (böhmisch  hrob  =  Graben,  Gruft)  ab  und  identificicren  ihn  aucli  mit  dem  der  Stadt 
kevval:  Beyer,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  120.  Noch  wieder  Andere  erinnern  an  das  slavische  Wort 
robel  =  Sperling  (s.  Raabe-Quade,  Vaterlandsk.  I,  S.  522).  Endlich  wurde  auch  l)is  ins  XVII.  und 
XVIII.  Jahrhundert  hinein  ein  altes  Bildwerk  draussen  an  der  Marienkirche  auf  der  Altstadt, 
welches  angeblich  den  Götzen  »Rabal<  (in  Wahrheit  aber  sicher  einen  sehr  frühe  vergessenen 
Heiligen,  vielleicht  den  hl.  Laurentius)  darstellte  und  durch  ein  (jitterwerk  geschlitzt  wurde,  mit 
dem  Namen  der  Stadt  in  Verbindung  gebracht.  Vgl.  I.atomus,  Genealochronicon  megajiolit.  bei 
Westphalen,  Mon.  ined.  IV,  S.  234.     Klüver,  Beschr.  Meckl.  II,  S.  340.    .Schröder,  l'a]).  M.,  S.  641/47. 


GESCHICHTE   DER   STADT   RÖBEL.  465 

Tempelburg  urkundlich  genannt  werden,  während  die  gleichzeitigen  und  die 
späteren  Annalisten  und  Chronisten  daraus  den  Namen  der  Redarii,  Rederarii 
und  Retharii  machen) ')  zu  suchende  Tempelburg  Rethre  sein,  so  beweist  das 
nur,  dass  Krantz  aus  den  durchaus  ungenügenden  alten  Beschreibungen  der 
im  Anfange  des  XII.  Jahrhunderts  vom  Erdboden  spurlos  verschwundenen 
Tempelburg  als  das  allein  Wesentliche  jene  Angabe  von  der  durch  Wald  ge- 
schützten Lage  des  Ortes  am  Westufer  eines  grösseren  Sees  gleich  Anderen 
richtig  herausgefunden  hat.-)  Dass  diese  Angabe  aber  für  eine  genauere  und 
sichrere  örtliche  Bestimmung  nicht  ausreiche,  scheint  er  besser  eingesehen 
zu  haben  als  Andere,  die  schon  am  E^nde  des  XVI.  Jahrhunderts  für  die 
Lage  von  Rethre  am  Westufer  des  Tollense  -  Sees  mit  Lebhaftigkeit  eintreten. 
Denn  er  erspart  sich  jene  langen  Ausführungen  und  Beweisversuche,  mit 
denen  Viele  bis  in  die  neueste  Zeit  hinein  das,  was  blos.se  Vermuthung 
ist  und  bleiben  wird,  mit  unzureichenden  Gründen  als  eine  wissenschaftlich 
unbestreitbare  Thatsache  hinzu.stellen  bemüht  sind.')  Dem  gegenüber  .steht 
fest,  dass  zu  Röbel  schon  in  ältester  Zeit  eine  landesherrliche  Burg  vor- 
handen ist,  auf  welcher  z.  B.  im  Jahre  1227  Unislav  von  Havelberg  als 
Burgmann  (castellanus  de  Robole)  der  das  Land  gemeinsam  regierenden 
vier  mecklenburgischen  Fürsten  Johann.  Nikolaus,  Heinrich  und  Pribislav 
urkundlich  genannt  wird,  ein  Mann,  der  auch  sonst  häufig  vorkonuiit,  und 
ausser  dem  im  XIII.  Jahrhundert  eine  gros.se  Zahl  anderer  Burgmänner 
bekannt  geworden  ist.  Unter  ihnen  mehrere  Mitglieder  der  Familie  Pritz- 
buer. *)  Auch  erfahren  wir,  freilich  erst  in  späterer  Zeit,  wo  diese  alte 
Fürstenburg  gelegen  hat."")  »Man  sagt,  dass  für  Röbel  nordwestwärts,  auf  einem 
ziemlichen  hohen  Berge,  die  Herrn  von  Werle  ein  Haus  gehabt,  welches 
nach  Anzeigung  der  nicht  weit  davon  aufgeschossenen  Hügel  oder  Schanz- 
gruben durch  Krieg  ohne  Zweifel  von  den  Markgrafen  von  Brandenburg,  weil 
sonsten  des  Orts  Niemand  mit  den  Herrn  von  Werle  Krieg  geführet,  destru- 
ieret  und  verwüstet,  und  auf  die  wüste  Stätte  jetzo  eine  Windmühle  gebawet 
ist«:  —  so  erzählt  Latomus    in   seinem  Genealochronicon  megapolitanum,    das 


•)  M.  U.-B.  13.    16.    18.    19.   20.      Vgl.  Wigger.   .\nnalen,   S.  57.  82.  86,  88.    II9.    120. 

*)  Grotefend,   M.  Jahrb.  I.IV,  S.  180.     Wagner,   Wendeiueit,  S.  25.   177  (39)- 

=*)  M.  Jahrb.  HI,  S.  21.  22.  XIX,  .S.  172.  203.  221.  XXVIII.  S.  6.  16.  37.  XXXII, 
S.  134—146.  XXXVII,  S.  55.  63.  138.  182.  LH,  S.  29.  31.  320.  LIV.  S.  153—180.  I.V. 
S.  261.     LVI,  S.  245.     LVII,  S.  350. 

*)  M.  U.-B.  334.  S.  das  Personen -Register  des  nieckl  rrkundenbuches  unter  Köbel.  Kerner 
Gritzner,   M.  Jahrb.  LXV,   S.  311. 

■')  Bei  Westphalen,  Mon.  ined.  IV,  S.  235.  Das>  .u.s.,  nordwestwärts  von  der  .MtMadt 
Röbel  gelegene  Windmühlenberg  nicht  mit  dem  südwestlich  v..n  der  Neust.idt  köbcl  gelegenen 
Mühlenberge  —  worauf  I.i-ch,  M.  Jahrb.  XlII,  S.  426,  hinweist,  und  der  ebenfalls  >chon  im  XV. 
Jahrhundert  (1432  und  1454)  urkundlich  als  Mtlhlenberg  genannt  wird  —  identisch  ist,  lehrt  ein 
Blick  auf  das  Messtischblatt.  .\us  der  Urkunde  von  1432  geht  zwar  an  und  ftlr  sich  nicht  hervor, 
dass  die  damals  von  den  mecklenburgischen  Herzögen  der  Stadt  erl.iuble  .Anlage  einer  Windmühle 
auf  die  der  Neustadt  gehörende  MUhle  geht,  aber  der  Zusammenhang  aller  Verhältnisse  lÄsst 
kaum  andere  Annahme  zu;  und  die  Urkunde  von  1454  sp.ichl  nur  von  dieser.  .kahtsWindlM..llc. 
heisst  sie   in   der  späteren    Aufschrift   iles   Privilegiums   von    1432. 

30 


466  AMTSGERICIITSHEZIRK    RÖBKL. 

er  im  Jahre  1610  verfasst  hat.  Die  Annahme  einer  Zerstörung  durch  die 
Markgrafen  steht  in  der  Luft,  aber  dass  dieser  Berg  ehemals  Besitz  des  landes- 
herrüchen  Hauses  war,  geht  unzweideutig  aus  einer  Urkunde  vom  11.  No- 
vember 1485  hervor,  in  welcher  die  auf  der  Neustadt  (>in  der  stad  to  Nigen- 
Rabel«)  wohnenden  Dominikaner  zu  Röbel  (der  Prior,  Subprior,  Lesemeister 
und  die  gemeine  Bruderschaft)  den  W'indnuihlenberg  vor  der  Altstadt  Röbel 
(»den  wintmolenberch,  belegen  xppe  der  aldcn  stad«)  mit  allen  Gärten  :\.u\ 
ihm  und  um  ihn  herum  der  Stadt  überlassen  und  dabei  hervorheben,  dass  er 
ihnen  einstmals  vom  seligen  Herzog  Heinrich  von  Stargard  (7  1466)  über- 
wiesen worden  sei.  Vom  Schlosse  aber  ist  keine  Rede  mehr,  sondern,  wie 
bemerkt,  nur  von  Gärten  auf  und  an  dem  Berge.')  Jenes  wird  somit  durch 
die  Herzöge  von  Stargard  in  der  Zeit  zwischen  1366  (in  welchem  Jahre  es 
noch  stand,  vgl.  M.  U.-B.  9437)  und  1466  aufgegeben  und  abgebrochen  sein, 
wenn  es,  wie  wir  glauben  möchten,  mit  der  von  Latomus  aufgezeichneten 
mündlichen  Ueberlieferung  des  XVI.  Jahrhunderts  seine  Richtigkeit  hatte. 

Dass  Stadt  und  Land  Röbel  bereits  in  der  zweiten  Hälfte  des  XIII. 
Jahrhunderts  der  Linie  Werle  angehören,  die  von  1235  an  in  der  Geschichte 
auftritt,  wird  durch  vier  Urkunden  dieser  Zeit  erwiesen,  in  denen  Fürst 
Nikolaus  I.  Regierungshandlungen  zu  Röbel  vollzieht.  ^)  Zwar  machen  die 
brandenburger  Markgrafen  schon  in  dieser  frühen  Zeit  Versuche,  hier  ebenso 
als  Oberlehnsherrn  aufzutreten  wie  nachher,  bis  zum  Jahre  1347  hin,  über  das 
Land  Stargard,  die  Lieze  und  die  Ture.^)  Doch  verstehen  es  die  Fürsten 
von  Werle,  sich  dieser  Ansprüche  zu  erwehren;  nur  bleiben  Stadt  und  Land 
Röbel  nicht  länger  als  bis  zum  Jahre  1362  in  ihrer  Hand.  Da  gehen  beide, 
worauf  wir  unten  zurückkommen  werden,  als  Pfand  an  die  stammverwandten 
mecklenburgischen  Herzöge  über  und  werden  vom  Jahre  1376  an  zusammen 
mit  dem  Schlosse  Wredenhagen,  der  Herrschaft  Stargard  einverleibt,  die, 
wenn  auch  von  einer  besonderen  Linie  des  mecklenburgischen  Hauses  von 
1352  bis  zum  Jahre  1471  regiert,  als  Territorial  -  PLigenthum  während  der  eben- 
genannten Periode  mit  dem  übrigen  Herzogthum  Mecklenburg  ein  gemein- 
schaftliches Ganzes  ausmacht.'*) 

Die  wichtigsten  P>eignisse  in  der  Geschichte  von  Röbel  während  des 
XIII.  Jahrhunderts  sind:  die  Erhebung  des  Ortes  Neu -Röbel  zur  Stadt  und 
die  Verleihung  des  Schweriner  Statu tar- Rechtes  an  diese  durch  Fürst  Heinrich 


*)  >Myt  allen  garden  vmme  den  berch  vnde  vppe  den  berch  van  deme  stadtgrauen  an 
bethe  to  der  Dwerstrate  (Qiierstras.se),  dhar  de  prestere  wanen,  vnde  der  garden,  de  dar  ligghen 
vmme  de  waninghen.«  In  den  Visitalions- Protokollen  von  1577  und  1619  heisst  diese  zur  Alt- 
stadt zählende  und  in  St.  Marien  eingepfarrte  Mühle  »Ilovedes-  oder  Hovet-Mühle«  =  llaupt- 
mUhle. 

*)  M.  U.-B.  499.   557.   558.  636. 

*)  Rudioff,  Hdb.  I,  .S.  218.  11,  .S.  41.  431.  Vgl.  .M.  IS.-h.  6794  (Urk.  vom  16.  Oktober  1347, 
in  welcher  König  Karl  den  I'ür.sten  Albrecht  und  Johann  von  Mccklcnlnirg  das  Land  .Stargard 
und  alle   sonstigen   vormals  brandenlnirgischen    Lehen   als   Keichslehen   verleiht). 

*)  kudloff,   a.  a.  O.  II,   S.  634.   638.   793.   800. 


GESCHICHTE    DER   STADT    RÖBEL.  467 

Borwin  II.  (12 19— 1226); ')  die  Gründung  und  Einrichtung  eines  Klosters  der 
büssenden  Schwestern  in  der  Neustadt  Röbel  mit  Genehmigimg  und  Unter- 
stützung des  Fürsten  Nikolaus  I.  von  Werle,  der  von  1235  bis  1277  regiert;-) 
der  Ankauf  des  »Düstern  Wohld«  (auf  der  anderen  Seite  der  Müritz  zwischen 
dieser  und  dem  Specker  See)  sowie  die  Erwerbung  von  fünfzehn  Hufen  zu 
Stadtrecht  in  dem  ehemals  an  den  Grenzen  der  Feldmark  Solzow  und  Zielow 
gelegenen  und  1575  nachweislich  nicht  mehr  vorhandenen  Dorfe  Küssekow 
(Kusskow)  mit  landesherrlichen  Genehmigungen,  deren  eine  von  Fürst  Niko- 
laus I.  am  25.  August  1274  und  die  andere  von  Fürst  Nikolaus  II.  (1283 
bis  1316)  am  12.  November  1284  ertheilt  wird;')  die  Stiftung  eines  zur 
sächsischen  Provinz  des  Ordens  zählenden  Dominikaner -Klosters  sowie  die 
Bestimmung  des  Dorfes  Priborn  als  Platz  für  das  Landding  des  Landes  Röbel 
im  Jahre  1285;^)  der  weitere  Erwerb  der  vier  Kint'schen  Hufen  in  Küssekow 
durch  die  Stadt  mit  Bestätigung  von  Fürst  Nikolaus  II.  am  4.  Juni  1288;^) 
die  Einweihung  des  Hauptaltars  in  der  St.  Nikolai -Kirche  der  Neustadt  Röbel 
durch  Bischof  Heinrich  IL  von  Havelberg  in  der  Zeit  zwischen  1270  und 
1290; '')    die  landesherrliche  Bestätigung  des  schon  der  Zeit  Nikolaus  I.  (7  1277) 


^)  M.  U.-B.  911.  Eine  genauere  Angabe  über  das  Jahr  der  Erliebung  des  Ortes  Röbel  zur 
Stadt  ist  dieser  Bestätigungs- Urkunde  vom   21.  Januar    1261    nicht  zu   entnehmen. 

*)  Leber  die  Entwicklung  dieses  Klosters  auf  dem  (irund  und  Boden  von  Malchow  s.  o. 
^-  394 — 401-  Auch  für  die  Klostergriindung  in  Röbel  fehlt  ebenso  wie  für  die  .Stadtgründung 
ein  genaueres  Datum.  Aus  der  .Schenkungsurkunde  des  Fürsten  Nikolaus  I.  vom  25.  /Vugust  1274 
ist  nur  zu  ersehen,  dass  das  Kloster  damals  bereits  besteht.  Fürst  Nikolaus  überweist  für  den 
Wirthschaftsbetrieb  der  Nonnen  dreizehn  Hufen,  die  sich  auf  die  benachbarten  Dörfer  Küssekow, 
Zilow,  Priborn,  Huchholz,  Spitzkuhn  und  lUitow  vertheilen.  Davon  kommen  fünf  auf  Küssekow, 
drei  auf  Bütow  und  je  zwei  auf  die  anderen  Dörfer.  Was  wir  sonst  noch  von  dem  Büsserinnen- 
kloster  aus  der  Zeit  seines  Bestandes  in  Röbel  erfahren,  beschränkt  sich  auf  eine  Bestätigung  der 
von  Papst  Gregor  IX.  am  23.  Oktober  1232  ertheilten  Ordensregel  durch  Papst  Nikolaus  IV.  am 
I.Januar  1291  von  Orvieto  aus.  Es  handelt  sich  hiebei  für  das  innere  Kloster  um  da,s  Ordens- 
kleid und  die  Kegel  des  hl.  .\ugustinus  sowie  um  die  Einrichtungen  der  Nonnen  des  hl.  Sixtus  zu 
Rom.  Dass  dagegen  für  den  äusseren  Wirthschaftsbetrieb  ganz  und  gar  die  .Art  und  Weise  der 
Cistercienser- Klöster  vorbildlich  wurde,  und  zwar  in  solchem  Grade,  dass  das  Malchower  Kloster 
in  einer  päpstlichen  Bulle  vom  18.  März  1474  geradezu  als  Cistercienser -Kloster  bezeichnet  wird, 
ist  oben  S.  394  bereits  erwähnt  worden.  Auch  sonst  gicbt  es  Zeugnisse  über  den  gelegentlichen 
Uebertritt  der  Rüsserinnen- Klöster  zu  einem  der  grösseren  Orden,  wie  den  Franziskanern  und 
Dominikanern.  Dass  aber  für  das  Leben  und  die  Wirthschaftsverhältnisse  in  einigen  dieser 
Klöster  schon  frühe  die  Kegel  des  hl.  Heiiedikt  und  die  Einrichtungen  des  Cistercienser- Ordens 
zur  Geltung  gelangten,   beweist  eine   Bulle  des   Papstes  Gregor   IX.  vom    10.  Juni    1227,    in   welcher 

dies   geradezu    ausgesprochen    ist: inprimis    si<iuidem    statuentes    ut    ordo    monasticus    cjui 

secundum  deum  et    beati  Benedicti    regulam  atiiue    institucionem  Cisterciensium    fratnim    m  codcm 

monasterio  institutus  esse    dinoscitur  perpetuis    ibidem  temporibus  inviolabiliter    obscrvetur 

S.  (irotefend.  Die  büssenden  Schwestern  der  heiligen  .Maria  Magdalena  in  Deutschland,  .Milth.  d. 
V.  f.  (iesch.  u.  Alt.  i.  Frankfurt,   VI,  S.  301  ff.     Lisch,   .M.  Jahrb.  XXI,  S.  293/94- 

^)   M.  U.-B.  1342.    1757.      .Schildt,    M.Jahrl..  LVI,   S.  217. 

*)  M.  U.-B.  1771.   1781. 

*)  M.  U.-B.  1962. 

«)  Lisch,   M.Jahrl).  XXXIll,   S.  151  —  154-      ^'-  ^'•■^^-  T^^^- 


46S  AMTSGERICIITSHEZIRK    K()BEI,. 

anc^ehörenden  Wollweher- Privilegiums  vom  6.  Januar  1291;')  eine  Schenkung 
von  Hebungen  an  das  Heiligen -Geist- Hospital  zu  Röbel  durch  den  Bürger 
Heinemann  Kint  am  19.  Februar  1298,'^)  und  die  Uebersiedelung  des  ge- 
nannten Nonnenklosters  von  Röbel  nach  Malchow  im  Mai  oder  Juni  desselben 
Jahres  sowie  die  Einweisung  der  bis  dahin  in  Alt -Röbel  angesiedelt  gewesenen 
Dominikaner- Mönche  in  die  verlassenen  Wohnungen  der  Nonnen  auf  der 
Neustadt/^) 

Aus  den  wohlerhaltenen  Urkunden,  welche  diese  letztgenannte  Sache 
betreften,  geht  ferner  mit  Bestimmtheit  hervor,  dass  das  bis  zum  Jahre  1252 
lange  und  heftig  umstrittene  Grenzverhältniss  zwischen  den  Diöcesen  Schwerin 
und  Havelberg  für  das  Röbeler  Gebiet  so  geordnet  war,  dass  die  Neustadt 
Röbel  dem  Bischof  von  Havelberg,  das  Dorf  Alt -Röbel  aber  dem  Bischof 
von  Schwerin  unterstellt  war  und  ausserdem  jeder  Bischof  seinen  Archidiakon 
dort    hatte*)     Ferner    mag    bemerkt  werden,    dass    in    der    zweiten  Hälfte    des 

XIII.  Jahrhunderts  auch  eine  Marien -Bruderschaft  in  Röbel  bekannt  wird,  die 
ihre  Mitglieder  in  beiden  Theilen  des  Ortes  hatte. '^j  Uebrigens  findet  sich 
die  Bezeichnung   »Altstadt«    für  Alt- Röbel    schon    bald    nach   dem  Beginn  des 

XIV.  Jahrhunderts,  doch  nur  als  Sprachgebrauch,  nicht  auch  als  Folge  einer 
besonderen  amtlichen  Erhebung,  welche  nachweislich  nicht  stattgehabt  hat.") 
Ein  (wahrscheinlich  jährlicher)  Wechsel  zwischen   altem  und  neuem   Rath,   wie 


')  M.  U.-B.  2102.  Eine  neuere  Zunftrolle  des  Amtes  vom  30.  Januar  1463  s.  bei  Lisch, 
M.  lahil).  .XlII,  S.  351/52:  .  ( )k  schal  he  (der  Lehrling)  van  vnheruchteghen,  erliken,  framen 
luden  vtghekamcn  wesen  vnde  ghebaren  van  alle  synen  veer  anen,  de  niclit  Wendes,  niclit  lynen- 
wefers,   nicht  ])yiiers,   nicht  eghens  synt  ghewesen,   .szo  syk  dat  behoret   in   en   werk.« 

■-)  M.  U.-l'..  2486. 

3)  M.U.-li.  2503-2508. 

*)  Vgl.  M.  1.-15.  2997.  3349.  9195.  9793. 

'■")  M.  U.-H.  1772.  Von  einer  Bruderschaft  S.  Petri  und  Pauli  hören  wir  zum  ersten  Mal  im 
Jahre  1351  und  von  der  Kalands- Gesellschaft  im  Jahre  1359:  M-  U.-B.  7458.  7473-  8300.  8628. 
.Noch  im  Jahre  1780  —  und  zwar  in  einem  .*\ntwortschreil)eii  der  herzoglichen  Regierung  vom 
I.  November  d.  J.  —  findet  eine  Entscheidung  dahin  statt,  dass  die  Einkünfte  der  Brüderschaft, 
mit  Ausschluss  der  Altstadt  Röbel,  bloss  an  die  Neustädter  Consorten  fallen  sollen. 

°)  M.  U.-B.  3953.  Dazu  Urk.  3349.  10988.  Der  Name  »Altstadt«  ist  denn  auch  im  XV. 
Jahrhundert  üblich  geblieben,  wie  die  oben  schon  citierte  Urkunde  vom  11.  November  1485  über 
den  WindmUhlenberg  »vppe  der  alden  stad<  erweist.  Ebcnsf)  im  XVI.  Jahrlnuidert  (s.  Visitations- 
protokoll von  1534):  Demgemäss  Urkunden  auch  noch  im  XVIL  Jaluluindert  (1631  und  1637) 
Bürgermeister  und  Kath  in  folgender  Form:  .Wir  Bürgermeister,  Uath,  ,\eItcilcuto  und  Vicrtlieils- 
männer,  auch  allgemeine  Bürgerschaft  beider  .Städte  Alten- und  Neuen- Röbell.«  Nichtsdestoweniger 
kommt  Ende  des  XVIL  Jahrhunderts  durch  den  Brodneid  der  Bürger  in  der  Neustadt  ein  .Streit 
auf,  der  bis  in  die  dreissiger  Jahre  des  XVIIL  Jahrhunderts  hinein  mit  grosser  Erbitterung  von 
beiden  Seiten  geführt  wird.  Rath  und  Bürgerschaft  der  Neustadt  sprechen  der  Altstadt  das  Recht 
zum  Betriebe  der  Branntweinbrennerei  und  der  Niederlassung  von  Handwerkern  und  allerhand 
sonstigen  bürgerlichen  »Kommerzienc  ab  und  bemühen  sich,  die  Altstadt  wieder  zum  Dorf  herab- 
zudrücken, obwohl  sich  deren  Einwohner  darauf  berufen,  dass  sie  das  Bürgerrecht  haben  und  an 
allen  publicis  oneribus  iheilnchmen.  Die  Stadt -Akten  von  Rö))el,  soweit  sie  das  Gro.ssh.  Archiv 
besitzt,  enthalten  keine  endgültige  I"-ntscheidung.  Es  scheint  vielmehr,  als  ob  die  .Sache  mit  dem 
Absterben   <lcr    Personen,   die   den   Streit   erregt    haben,    von    selber   zur  Ruhe   gekonnncn   ist. 


GESCHICHTE    DER   STADT    KÖBEI..  469 

in   anderen  Städten   des  Landes,    ist  zum    ersten    Mal   aus   einer  Urkundr  vom 
30.  März    1334  zu  erkennen.^) 

Wie  die  Entwickelungsmomente  des  XIII.  Jahrhunderts,  so  lassen  sich 
auch  die  des  XIV.  Jahrhunderts  für  die  Ort.sgeschichte  kurz  zusammenfassen, 
zumal  es  bis  zum  Jahre  1362  an  grösseren  politi.schen  Hreignis.sen  fehlt.  Als 
Dinge  von  geringerer  Bedeutung  mögen  erwähnt  werden:  die  Belehnung  des 
Ritters  Konrad  Büne  mit  dem  von  dem  Lübecker  Bürger  Gödeke  X'rctui) 
gekauften  Zoll  zu  Röbel  durch  Fürst  Nikolaus  II.  von  Werle  am  12.  Mar/. 
1303;-)  die  Bestimmung  der  Stadt  als  Einlager  für  die  mecklenburgischen 
und  werleschen  Fürsten  im  Falle  der  Nichterfüllung  des  Jörden.storfer  Vertrages 
vom  3.  April  1305,  an  dem  auch  Brandenburg  beiheiligt  war,  und  der  seine 
Spitze  gegen  den  König  Erich  von  Dänemark  kehrte;  ■')  die  Verbindung  von 
Röbel  unter  Güstrow  als  Vorderstadt  mit  Waren,  Penzlin,  Kaien,  Krakow  und 
Flau  im  werleschen  Theilungsvertrag  vom  2  December  1316;"*)  die  Abtretung 
des  Patronats  der  Kirche  zu  Kambs  durch  die  beiden  Fürsten  Johann  II. 
und  III.  von  Werle  an  den  Bischof  von  Havelberg  Heinrich  III  ,  und  der  dafür 
erfolgte  Eintausch  des  Patronats  über  die  Präpositur  oder  das  Archidiakonat 
in  der  Neustadt  am  22.  Oktober  1320;')  die  Theiliiahme  der  Stadt  Röbel  an 
der  Bürgschaft  für  Innehaltung  des  \'ertrages  zwischen  Fürst  Johann  II.  und 
Fürst  Johann  III.  über  den  Pfandbesitz  in  der  Prignitz  am  5.  Oktober  1332;'') 
die  halbjährliche  Abwechslung  zwischen  den  Städten  Güstrow  und  Röbel  als 
Residenz  während  der  gemeinschaftlichen  Regierungszeit  der  I*'ürsten  Nikolaus  III. 
und  Bernhard  von  Werle  in  der  Zeit  von  1341  bis  1347;")  die  Verbindung 
von  Röbel  und  Wredenhagcn  mit  Waren  und  Penzlin  in  dem  weiteren  werle- 
schen Theilungsvertrage  vom  14.  Juli  1347,  und  der  Uebergang  der  Residenz 
von  Röbel  nach  Waren;'*)  die  Einschätzung  der  Stadt  in  das  Landfriedens- 
Kontingent  mit  zehn  Mann;'')  die  I-'ürsorge  des  Fürsten  Bernhard  für  den 
Mschmarkt  in  Röbel  bei  Gelegenheit  den  Verkaufes  der  Vippcrowschen  Ge- 
wässer an  die  Johanniter- Komthurei  in  Mirow  am  24.  April  1361,  eine  Für- 
sorge, die  in  ähnlicher  Weise  auch  später,  als  das  Land  Köbcl  bereits  an 
Mecklenburg  verpfändet  ist,  von  den  Fürsten  Lorenz  und  Johann  \'.  von  Werk- 
bewährt   wird,    als   im  Jahre    1375    ein   'Iheil    der  (lewasser  der   Muritz.    welche 

')  M.  l.-H.  5511.  Wie  0  im  Ik-siinn  des  .\\I.  Jahrhunderts  in  Köhel  nnt  dorn  k.ilh  und 
mit  anderen  städtischen  Dini,'en,  z.  1!.  bei  Hochzeiten,  Kindtaufen  und  in  den  (Juden  und  Aemlern 
der  KauHeule,  Schulimacher,  Wollen« eher,  Hacker.  Schmiede,  Schlächter  und  Schneider  gehalten 
wurde,  zeigt  der   .Monnick'sche   Bericht   von    1516  bei  Croth.   M.  Jahrb.  I.VII,  S.  230  33. 

«)  M.  U.-15.  2857. 

')  M.  L'.-B.  2979.  Für  l!randenl)urg  wurde  die  Wahl  des  (Jrtes  als  Einlager  zum  Einreiten 
auf  Salzwedel.   Spandau,  Templin   und  Sandow  beschränkt. 

*)   M.  V.U.  3860. 

*)  M.  L'.-r..  4222. 

«)  M.  U.-15.  5338- 

')  .M.  U.-H.  6169. 

")  M.  l'.-I$.  6779. 

«)  M.  U.-H.  7524-  77'7-  773«-  777'-  79' "• 


4/0  AMTSGERICHTSHEZIRK    RUBEL. 

bis  dahin  die  von  Kröcher  zu  Waren  besessen  haben,  an  die  Brüder  Regendanz 
übergeht;')  und  endlich  eine  Reihe  von  Vil-careicn -Stiftungen  und  anderer 
theils  geistlicher,    theils    weltlicher  Privat -Angelegenheiten.'^) 

Das  einschneidendste  Ereigniss  des  XIV.  Jahrhunderts  ist,  wie  oben 
schon  bemerkt  worden,  die  durch  die  Erbverbrüderung  der  beiden  Häuser 
Mecklenburg  und  W'erle  vom  20.  Juli  1344'')  gleichsam  vorbereitete  oder  doch 
wenigstens  sehr  erleichterte  Verpfändung  von  Schloss,  Stadt  und  Land  Röbel 
durch  den  Fürsten  Bernhard  II.  von  Werle  an  den  Herzog  Albrecht  II.  von 
Mecklenburg  am  10.  März  1362.*)  Dabei  mag  nicht  übersehen  werden,  dass 
Albrecht's  ältester  Sohn,  Herzog  Heinrich  III.,  fünfzehn  Jahre  später  Bern- 
hard's  Schwiegersohn  wird,  indem  er  sich  im  Jahre  1377  in  zweiter  Ehe  mit 
dessen  Tochter  Mechthild  vermählt. "')  Von  dieser  Staatsaktion  zeugt  eine 
ganze  Reihe  von  Urkunden,  in  denen  alles  Nöthige  über  die  Sicherung  beider 
Häuser  gegen  einander,  die  Wahrung  des  Leibgedinges  [welches  der  Fürstin 
Elisabeth,  Bernhard's  Gemahlin  (gest.  nach  1391  und  vor  1410),  im  Lande 
Röbel  zugesagt  warl,  über  die  Verpflichtungen  beider  Theile  gegenüber  den 
Schlössern  und  Burgmannen  zu  Röbel  und  Wredenhagen,  über  den  Bau  eines 
fürstlichen  Hauses  in  der  Stadt,  über  \'erschiedene  Huldigungen  und  Privi- 
legien-Bestätigungen, über  die  Rechte  und  die  Stellung  des  mächtigen  Ge- 
schlechts der  Floiow  auf  Burg  Stuer  und  über  die  Güter  des  Grafen  Otto 
von    Fürstenberg    im    Lande    Röbel,    die    an    dessen    Schwiegersöhne    aus    den 


1)  M.  U.-B.  8869.  10675. 

'0  M.  U.-H.  2997.  3349.  3953-  5190.  5291-  55"-  5598.  6991.  7458.  7473.  7545.  8130. 
8207.  8300.  8453.  8628.  8718.  8763.  8774.  8777.  8832.  Unter  den  .Stiftiinj^'en  von  V^ikareien 
sind  zu  nennen:  die  des  Neu-Röbelschen  Bürgers  Berthold  von  Zernow  in  .St.  Nikolai  anf  der 
Neustadt  am  14.  Mai  1305  ob  reuerentiam  et  gloriam  dei  et  sanctissime  virginis  Marie,  sanctoruni 
apostolorum  Fliilippi  et  Jacobi  et  sancte  virginis  Catharine,  mit  der  ausdrücklichen  Bestimmung 
darüber,  dass  das  Patronat  nach  dem  Ableben  des  .Stifters  auf  den  Archidiakon  und  den  Rath  der 
Stadt  übergehen  soll,  und  mit  dem  charakteristischen  Zusätze,  dass  der  Inhaber  immer  ein  Priester 
sein  soll,  kein  .Scliolar,  keine  persona  infamis,  kein  bibulus,  kein  lesserator,  kein  fornicator;  die 
der  N'eu-Röbelschen  Bürger  Gerhard  und  Siegfried  in  derselben  Kirche  am  i6.  Januar  13 18  oh 
reuerentiam  dei  omni])otentis,  sanctissime  virginis  et  matris  ejus  Marie  saiictique  Johannis  evan- 
geliste  et  sancti  Johannis  V)a]itiste  sanctorum<|ue  omnium,  mit  äimlichen  Bestimmungen  und  Ein- 
schränkungen wie  die  vorgenannte  Vikarei ;  die  vom  Dorf  und  (lut  Kelle  her  gestiftete  Pritzlnier- 
Berne'sche  Vikarei  in  St.  Marien  auf  der  .\ll-ta(h  am  Altar  des  hl.  Johannes  Evangelista  am 
II.  Juni  1335;  die  Vikarei  des  Neu-Röbelsclion  Bürgers  Nikolaus  von  (iüstrow  in  .St.  Nikolai  auf 
der  Neustadt  am  14.  August  1349  zu  Eiiren  des  hl.  A]>ostels  Bartholomaeus;  und  die  des  Neu- 
Röbelschen  Bürgermeisters  l.udolf  Wokers  in  derselben  Kirche  am  9.  September  1355  ohne  nähere 
Angaben.  Kerner  ist  von  der  Stiftung  eines  Altars  der  Bruderschaft  S.  Petri  et  Pauli  in  Neu- 
Röbel  im  Jahre  1351  und  sonst  die  Rede  (in  honorem  Dei  omnipotentis,  beate  Marie  virginis, 
apostolorum  Petri  et  Pauli  omniumciue  aliorum  apo.stolorum,  trium  Regum  et  Marie  Magdalene)^ 
sowie  von  drei  durch  den  Rath  der  Stadt  im  Flecken  Mirovv  unterhaltenen  Vikareien,  die  auf 
besondere  Beziehungen ,  oder  doch  wenigstens  auf  ein  gutes  nachbai  schaftliches  Verhältniss 
zwischen  .Stadt  und  Johanniter- Komthurei   in   Nemerow  und  Mirow  schliessen    lassen. 

»)  M.  U.-B.  6434. 

*)  M.  U.-B.  9008. 

')  M.  U.-B.  10988. 


GESCHICHTE   DER   STADT   RÖBEL.  47 1 

Familien  der  Putlitz,  Moltke  und  Maltzan  übergegangen  waren  und  deren 
Inhaber  sich  nun  mit  ihren  Mannen  dem  Herzog  verpflichten  —  zur  Sprache 
kommt.  ^)  Hieran  schliesst  sich  dann  in  weiterer  Folge  ein  zweiter  Vertrag 
zwischen  den  beiden  Kontrahenten  vom  18.  Oktober  1363  über  entstandene 
Irrungen,  sowie  das  Versprechen  des  Fürsten  Bernhard,  den  Herzog  Albrecht  zu 
dessen  geplantem  Zuge  über  die  See  mit  zwanzig  Helmen  zu  unterstützen,') 
ferner  die  Weiterverpfändung  von  Stadt  und  Land  Röbel  durch  Herzog  Albrecht 
an  Andreas  von  Flotow  am  6.  Januar  1366,  ausgenommen  »herschop  vnde  man- 
schep,  orsedenest  vnde  kerkleen  gheystlik  vnde  werlik«,  und  endlich  — 
offenbar  nach  der  im  Uebrigen  nicht  urkundlich  bezeugten  VV'iedereinlösung 
aus  der  Hand  des  Andreas  von  Flotow  —  die  Ueberweisung  von  Stadt  und 
Land  Röbel  durch  Herzog  Albrecht  an  seinen  Bruder  Johann,  den  ersten 
Herzog  der  Linie  Stargard,  welcher  die  Huldigung  der  Stadt  am  19.  Oktober 
1376  entgegennimmt.^)  Seitdem  sind  Stadt  und  Land  Röbel  zunächst  beim 
Hause  Mecklenburg -Stargard  und  dann  beim  Hause  Mecklenburg- Schwerin 
für  immer  verblieben.  Ja,  es  kommt  noch  vor  dem  Aussterben  des  werleschen 
Fürstenstammes  so  weit,  dass,  als  die  Fürsten  Christoph  und  Balthasar  von 
Werle  mit  ihren  Vettern,  den  mecklenburgischen  Herzögen  beider  Linien,  im 
Jahre  141 5  in  Krieg  gerathen  und  Fürst  Christoph  dabei  gefangen  genommen 
wird,  Land  und  Stadt  Röbel  mit  dem  Schlosse  Wredenhagen  am  8.  März  1416 
ohne  allen  Vorbehalt  erb-  und  eigenthümlich  an  die  Herzöge  Johann  IV.  und 
Albrecht  V.  von  Mecklenburg  sowie  Johann  II.  und  Ulrich  I.  von  Stargard 
übergehen.  Dennoch  behält  der  Besitz  den  Charakter  des  Pfandbesitzes,  wie 
sowohl  aus  der  am  20.  Februar  141 8  urkundlich  niedergelegten  Aeu.sserung  der 
Fürsten  von  Werle  ;vnde  wy  edder  vnse  eruen  scholen  noch  willen  en  edder 
eren  eruen  desse  vorscreuene  stad  vnde  land  Robele  nummer  afflozen«  als 
auch  daraus  hervorgeht,  dass  die  Fürsten  Balthasar,  Wilhelm  und  Christoph 
von  Wenden  am  25.  November  desselben  Jahres  von  der  Stadt  Röbel  mit 
Einwilligung  der  mecklenburgi.schen  Herzöge  eine  Erbhuldigung  entgegen- 
nehmen und  dafür  ihre  Privilegien  bestätigen.')  Eine  praktische  Bedeutung 
freilich  hat  dieses  Verhältni.ss  nie  gewonnen,  da  sich  die  nach  dem  Aus- 
sterben des  werleschen  Mannesstammes  im  Jahre  1436  noch  übrig  gebliebene 
einzige  werlesche  Prinzessin  Katharina  im  Jahre  1454  mit  dem  Herzog 
Ulrich  II.  von  Stargard  vermählt  und  somit  die  Verbindung  beider  Lande 
befestigt.')     Aber  ohne  Störungen  des  Besitzes   geht  es  auch   in  Zukunft  nicht 


•)  M.  U.-B.  9007.  9009.  9010.  9054.  9055-  9056.  9057.  9175-  ^'k'-  KudlofT,  Hdb.  II. 
S.  464  und  640ff.  Li.sch,  Ge^chl.  M.ilt/an  II,  S.  174.  .M.  jahrl..  XIII,  S.  188-196.  Hcyi-r. 
M.  Jahil).  XXXII,  S.  124. 

■•')  Zu  den   Ileeifahiten   des   Herzogs  Albrecht  über  See  in  dieser  Zeit  (nach   Dänemark   und 

Schweden)  vgl.  KudlofT,   Hdb.  H,   S.  461—463. 

')  M.  U.R.  9207.  9437.  9768.    10853.   10904.   10934. 

^;  Rudioff,  Hdb.  n,  S.  564-568.  575-578.  -  Lisch.  M.  Jah.b.  XIII.  .S.  191,192.  Daiu 
nocii   nicht  gedruckte   Urkunden   im  Grossh.  Archiv. 

•)  \Vi<,'-,'er,  M.  I.-ihrh.  I.,  S.  2i6.  260.  Vgl.  da/.u  Lisch,  f.cschl.  M.iltran  HI,  S.  I15  (l'r- 
künde  DVII). 


47-  AMTSGERICHTSHEZIRK    RÖBKL. 

ab,  denn  es  braucht  nur  daran  erinnert  zu  werden,  dass,  wie  das  Land 
Röbel  am  6.  Januar  1366  an  die  von  Flotow  und  am  10.  August  1391 
ebenso  vorübergehend  an  die  von  Grambow  verpfändet  war,')  so  noch  im 
XVIII.  Jahrhundert  das  dazu  gehörende  Amt  Wredenhagen  mit  Eldena,  Plan 
und  Marnitz  zu  jenen  vier  Aemtern  zählt,  die  in  Folge  der  Wirren  unter 
Herzog  Karl  Leopold  vierundfünfzig  Jahre  lang  (von  1733  bis  1787)  von 
Preussen  mit  Beschlag  belegt  waren  und  nur  mit  äusserster  Mühe  von 
Mecklenburg  zurückerworben  wurden.^) 

Was  sonst  noch  an  Urkunden  des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts  auf- 
zufinden gewesen,  ist  nicht  von  solchem  Belang,  dass  es  sich  verlohnte,  auf 
den  Inhalt  ausführlicher  einzugehen.  Ein  Blick  in  das  »Ordelle  Boeck  der 
Stat  Rabel«  mit  allerlei  stadtgeschichtlichen  Nachrichten  aus  der  Zeit  von 
1479  bis  1643,  auch  über  die  grossen  Stadtbrände  von  1510,  1525  und  1536 
und  den  Brand  des  Pfarrhauses  auf  der  Neustadt  im  November  1539,  zeigt 
das  des  Weiteren  deutlich  genug. "^j  Genannt  aber  mag  werden  eine  Bruder- 
schafts-Ordnung vom  Jahre  1402,  die  von  Mant/.el  mit  einem  ganz  unsinnigen 
Titel  und  mit  vielen  Druck-  und  Lesefehlern  veröfifentlicht  ist."*)  Es  ist  die  der 
Bruderschaft  S.  Petri  und  Pauli,  die  ihren  Platz  in  St.  Nikolai,  der  »Pfarr- 
kirche ")  der  Neustadt,  hat,  sich  der  Gunst  des  Probstes  dieser  Kirche,  des 
Herrn  Werner  Babbetzin,  erfreut  und  auch  an  dem  Herrn  Werner  Morin  in 
»Olden  Rabel     ein  besonders   angesehenes  Mitglied  besitzt. 

Ferner  mag  gesagt  werden,  dass  gegen  zweihundert,  grösstentheils  in 
Regesten  vorhandene  Urkunden  aus  dem  XV.  inid  XVL  Jahrhundert  sich  aus- 
schliesslich auf  die  Verwaltung  des  kirchlichen  Vermögens  von  St.  Marien  und 
St.  Nikolai  sowie  auf  das  der  »gemeinen  Bruderschaft«  S.  S.  Petri  et  Pauli 
beziehen.  Es  sind  durchweg  Schuldverschreibungen,  aus  denen  nicht  blo.ss 
das  Wachsen  des  Vermögens,  sondern  auch  die  vielfache  geschäftliche  Ver- 
Ijindung  der  beiden  Kirchen -Oekonomien  mit  den  alten  Vasallenfamilien  auf 
den  benachbarten  Rittergütern  zu  ersehen  ist,  wie  z.  B.  von  1443  bis  1454 
mit  den  Wulf  auf  Zierzow,  von  1450  bis  1582  mit  den  in  ältester  Zeit  auf 
Ludorf  und  später  überall  bei  und  in  Röbel  reich  begüterten  Morin  (Marin), 
von  1450  bis  1543  mit  den  Knuth  auf  Priborn  und  Leizen,  von  1466  an  mit 
den  Grambow  auf  Lepzow  (Marienfelde)  und  Wildknhl,  von  1467  bis  1567 
mit  den  Retzow  auf  Retzow,  Rechlin  und  Leppin,  von  1468  bis  1569  mit  den 
Ketelhodt  auf  Kambs,  von  1471  bis  1567  mit  den  Ilahn  auf  Ahrensberg, 
Melz  und  Solzow,  von  1483  bis  1546  mit  den  I^^riberg  (l'reiberg)  aufKarchow, 
1483  mit  den  Below  auf  Loppin,   von  1509  bis  1567  mit  den  Kerberg  (Kerkberg) 


•)  Li.sch,   M.  Jahrl).  XIII,  S.  333/335.     (icschl.  .Maltzan   II,  S.  524/525  (L'rk.  CCCCIV). 

*)  Vgl.  V.  .Schultz.,   M.  Jahrl).  I.IX,   .S.  I— 85. 

*)  Lisch,    M.  Jahrl).  XXXII,   S.  149  —  153. 

*)  Hlltzow.sche  Ruhestunden  XXII,  .S.  16  ff.  Der  Titel  lautet:  »lunrichtun^  eines  l'iater- 
klo.sters  zu   Neuen -Röhel  von    1402.« 

*)  Als  >  Pfarrkirche«  der  Neustadt  wird  St.  Nikolai  auch  in  einem  )).'i|)stlichen  Krlas>  vom 
10.  I)cccml»cr    1371    vf)n   Avi(jnf)n   aus  bezeichnet:    M.  L'.-l>.  10263. 


GESCHICHTE    DER    STADT    RÖBEL.  473 

ZU  Krummel  und  1572  mit  den  Prignitz  auf  Finken.  Von  grösserer  Bedeutung 
für  die  Oekonomie  von  St.  Marien  sind  im  XV.  und  XVI.  Jahrhundert:  die 
Schenkung  von  Holz  jeder  Art,  Eichen.  E.schen,  Ellern.  Birken,  Buchen  aus 
dem  Gute  Zierzow  durch  die  Wulf  im  Jahre  1443.  so  oft  und  soviel  die 
Kirche  dessen  benöthigt  sei;  eine  Reihe  von  Erwerbungen  an  Grund  und 
Boden  in  Wackstow  von  1454  bis  1500;  die  Verbesserung  der  Vikareien  an 
den  Altären  St.  Catharinae  und  St.  Philipp!  et  Jacobi  1454  durch  die  schon 
genannten  Wulf  auf  Zierzow  und  1462  durch  den  Probst  Hermann  I^tzeke; 
ein  am  2.  März  1493  ertheilter  vierzigtägiger  Ablass  zu  Gunsten  der  St.  Georgs- 
Kapelle  in  der  Altstadt  Röbel;  die  Erwerbung  des  ganzen  Hofes  Lepzow 
(jetzt  Marienfelde)  von  den  Granibow  auf  Wildkuhl  in  der  Zeit  von  15 12  bis 
1516;  die  Schenkung  eines  (heute  noch  vorhandenen)  goldenen  Kelches  für 
den  Altar  St.  Antonii  durch  Laurentius  Morin  im  Jahre  1533;  und  der  Schuld- 
brief des  Henning  .Morin  vom  Jahre  1582  auf  zweihundert  Gulden,  welche  die 
Vorsteher  von  St.  Marien  für  gekauftes  Silber  gehoben  und  ihm  angeliehen 
haben,  nachdem  Herzog  Ulrich  vier  Jahre  vorher  dazu  die  Erlaubni.ss  ertheilt 
hatte.  Ebenso  haben  für  die  St.  Nikolai -Pfarrkirche  besondere  Bedeutung: 
die  Stiftung  zweier  Vikareien  im  Jahre  1410  durch  den  Probst  Werner  Babzin; 
die  Ablösung  der  Dörfer  X'ipperow,  Solzow  und  Zielow  von  der  noch  im 
Jahre  1454  durch  Herzog  Heinrich  d.  ä.  von  Stargard  in  ihren  Einnahmen 
erheblich  verbesserten  Probstci  im  Jahre  1456;  ')  ein  Beneficium  der  Herzöge 
Heinrich  d.  ä.  und  Heinrich  d.  J.  an  die  Tideherren  oder  Priester  zu  den 
St.  Marien-Zeiten  im  Jahre  1463;  die  demselben  Zwecke  dienenden  Grambow- 
schen  Stiftungen  von  Einkünften  aus  Spitzkuhn,  Vipperow  und  Xätebow  in 
der  Zeit  von  1464  bis  1468;  und  der  Fundationsbrief  des  Gregorius  Keller- 
mann vom  Jahre  1484  zu  einem  Altar  in  St.  Nikolai,  mit  Einkimftcn  aus 
Karchow,  Zielow,  Karbow,   Kanibs,   I.udorf  und  aus  Röbel  .selber. 

Endlich  verdienen  Erwähnung:  die  herzogliche  Genehmigung  zum  Bau 
einer  Windmühle  vor  der  Stadt  im  Jahre  1432  (es  kann  dies  nur  diejenige 
sein,  die  vor  der  Neustadt  liegt); ^)  die  V^ermehrung  der  Einkünfte  der  neu- 
städtischen Probstei  durch  Herzog  Heinrich  d.  ä.  von  der  Stargarder  Linie 
am  7.  September  1454  mit  den  später  sogenannten  Vijjperowschen  Pfarr- 
hufen; die  V^crpfändung  des  Dorfes  Minzow  durch  ebendenselben  im  Jahre 
1460  an  die  Stadt  Röbel;  die  Privilegienbestätigung  von  1467  durch  Herzog 
Ulrich  II.;  die  schon  oben  erwähnte  X'eriassung  des  Muhlenberges  vor  der 
Altstadt,  der  den  Dominikanern  geschenkt  worden  war,  am  II.  November 
1485  an  die  Stadt;  die  Privilegienbestätigung  des  Herzogs  Albrecht  von  1526; 
die  Genehmigung  zur  Verlegung  eines  Jahrmarktes  van  Wredenhagcn  nach 
Röbel  im  Jahre  1558  (am  13.  August  von  Herzog  Johann  Albrecht  und  am 
20.  Augu-st  von  Herzog  Ulrich  ertheilt);   die  Privilegienbestätigung  durch  Herzog 

')  Mantzel,    I'.ütz.  Ruhest.  .Will.  S.  38/42. 

*)   1550  wird   die   Hälfte  des   Herfjes    dem    herzoglichen   Vogt    zu   Wredenhagcn    iiIkti  » '-^'•" 
Noch   nicht  j-edriicktc   Urkunden  im  Stadt -.Vrchiv  zu   R.il.el. 


474  AMTSGERICHTSBEZIRK    RUBEL. 

Johann  vom  5.  August  1588  und,  als  letzte  dieser  Art,  die  von  Herzog 
Friedrich  Wilhelm  am   18.  Januar   1703. 

Ueber  den  in  der  Zeit  seines  Nachfolgers  in  der  Regierung,  des  Herzogs 
Karl  Leopold,  bis  über  1732  hinaus  mit  grosser  Erbitterung  gefiJhrten  Streit 
zwischen  Neustadt  und  Altstadt  wegen  der  von  der  letztgenannten  mit  vieler 
Zähigkeit  festgehaltenen  Bürgerrechte  ist  oben  S.  468,  Anmkg.  6,  bereits  die 
Rede  gewesen. 

Dass  der  Stadt  ebensowenig  wie  allen  anderen  Städten  Mecklenburgs 
die  bekannten  Drangsale  des  XVII.  und  XVIII.  Jahrhunderts  erspart  blieben, 
kann  man  sich  denken.  Wie  der  dreissigjährige  Krieg  das  Land  ringsum 
mitnahm,  zeigt  die  mit  Zahlen  zu  belegende  furchtbare  Entvölkerung  der 
Kirchspiele  im  Jahre  1649,  auf  die  wir  im  Einzelnen  zurückkommen  werden.') 
1640  erlebt  die  Stadt  ganz  in  ihrer  Nähe  —  auf  dem  altstädtischen  Felde 
beim  Schaus-See^)  - —  ein  Gefecht  zwischen  sieben  Kompagnien  schwedischen 
Volkes  und  den  Brandenburgern  unter  dem  Oberst  Goldacker,  wobei  zwei- 
hundert Schweden  auf  dem  Platze  bleiben.  1670  giebt  es  einen  grossen  Brand 
in  der  Neustadt,  bei  dem  auch  das  alte  Rathhaus  verloren  geht.  Auch  1727 
findet  ein  grosser  Brand  statt,  und  abermals  181 1:  da  brennen  auf  der  Alt- 
stadt dreiundvierzig  Häuser  nieder. •')  Im  Uebrigen  hat  die  Stadt  bis  in  unsere 
Tage  hinein,  fern  von  allem  Weltverkehr,  in  stiller  Abgeschiedenheit  verharrt 
und  erst  in  allerjüngster  Zeit  den  Schienenstrang  einer  Sekundär-Eisenbahn  an 
ihre  Mauern  herangelassen. 

Intere.ssanter  ist  die  Entwicklung  der  kirchlichen  Verhältnisse.  Die 
beiden  Plebane  von  Röbel,  der  von  St.  Marien  in  Alt-Röbel  und  der  von 
St.  Nikolai  in  Neu -Röbel,  sind  zugleich  Archidiakone  ihrer  Bischöfe,  jener  der 
des  Bischofs  von  Schwerin,  dieser  der  des  Bischofs  von  Havelberg.  Das 
erhellt  schon  aus  den  urkundlich  bekannt  gewordenen  Verhältnissen  der  beiden 
ersten  Archidiakone  oder  Pröbste,  die  oft  als  Zeugen  bei  geistlichen  und  welt- 
lichen Akten  genannt  werden,  des  Johann  von  Gneve  an  St.  Marien  (1284 
bis  1308)  und  des  Johann  Storni  (1284 — 1318).^)  So  bleibt  es  denn  auch  unent- 
wegt bis  zur  Reformation  im  XVI.  Jahrhundert,  wie  es  die  beiden  General- 
Protokolle  von  1534  und  1541  geradezu  aussprechen:  »De  prawestye  mit  der 
kercken  vp  der  Oldenstadt  is  der  fürstenn  leben,  besitter  her  Johannes  Jaster, 
vorlennt  dorch  beide  fürstenn  anno  xx,\  (1530).«  Aehnlich  lautet  es  bei  der 
Kirche  auf  der  Neustadt,  wo  im  Jahre  1534  Herr  Heinrich  Matthäi  als  Probst 
und  Kirchherr  genannt  wird,  eingesetzt  durch  beide  Fürsten  im  Jahre  15 12. 
Ferner   geht    aus    einer  Mittheilung    im   Visitation.sprotokoll    von    1534    hervor, 


')  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  140/141. 

*)  Der  Schaus-See  existiert  nicht  inclir.  Man  l'indct  ilin  iiocli  auf  der  Sclimetlau'schün 
Karte  in   der  .Mitte  zwischen   der  Altstadt   Röbel   und   dem   Dorfe  Gotthun. 

')  Klüver,   Heschr.  .Mecklcnburj^s   II,   S.  242.      Raabe-()uadc,   .M.  Vaterlandsk.  I,   S.  523. 

*;  Unter  den  vielen  Urkunden,  die  sich  hierauf  beziehen,  sind  besonders  2997  und  5598 
für    das   Dopjielverhältniss    Ijeider   geistlicher  Herren    zu   vergleichen.      Vgl.   auch    Lisch,    M.  Jahrb. 

xiir,  s.  427. 


GESCHICHTE    DER    STADT    RÖHEI..  475 

dass  der  Schweriner  Archidiakon  über  sechs  Kirchen,  der  Havelberger  aber 
über  dreiunddreissig  Kirchen  den  Bann  oder  das  jus  synodale  hat:  -Item 
noch  hefift  de  pravest  (in  der  olden  stath)  auer  VI  parkerken  buten  Robell  dat 
geistlyke  rychte  van  olders  her  <  und  Item  noch  heftt  ock  dysse  prauest  (\n 
der  nygen  stath)  Jurisdictionen!  synodalem  auer  XXXIII  parkerken  vnder  em 
belegen.«^)  Da  nun  in  einer  vom  Bischof  von  Havelberg  am  19.  Februar  1298 
ausgestellten  Urkunde  ausser  dem  Pleban  von  Melz  auch  die  Plebane  von 
Dambeck  und  Leizen  als  Zeugen  aufgeführt  werden,  so  dürfen  wir  mit  Fug 
und  Recht  annehmen,  dass  die  Grenze  zwischen  den  Diöcesen  Schwerin  und 
Havelberg,  soweit  sie  im  Lande  Röbel  in  Betracht  kommt,  in  östlicher 
Richtung  von  Burg  und  Dorf  Stuer  (Schwerinschen  Stiftes)  auf  die  Mitte  von 
Alt-  und  Xeu- Röbel  zulief  und  dabei  das  damals  zur  Parochie  Dambeck  ge- 
hörende Dorf  Minzow  auf  der  Havelbergschen  Seite  liegen  Hess.')  Somit 
wären  die  dreiunddreissig  '^)  Kirchen  des  Havelbergers  von  dort  nach  Süden 
hin  zu  suchen,  die  sechs  Schweriner  aber  (mit  Einschluss  des  östlich  übers 
Wasser  weg  gelegenen  Dorfes  Gneve)*)  nordwärts  von  dieser  Grenze. 

Bezüglich  der  übrigen  Archidiakone  oder  Pröbste  in  Röbel  verweisen 
wir  auf  die  Personen -Register  des  Urkundenbuches.  Es  können  hier  nicht 
alle  Xamen  aufgezählt  werden.  Wohl  aber  wollen  wir  die  Namen  der- 
jenigen vorreformatorischen  Pröbste  oder  Archidiakone  hierhersetzen,  die  uns 
im  Röbeler  Urkundenschatz  des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts,  so  weit  er  uns 
bekannt  geworden  ist,  entgegengetreten  sind.  Auf  der  Neustadt  sind  es: 
Werner  Babzin  (Babbetzin)  in  Urkunden  von  1389  bis  141 2;  Otto  Retzow, 
urkundlich  bezeugt  von  1454  bis  1484,  und  Hinricus  Matthäi  in  Urkunden 
von  15 12  bis  1534.  r:benso  auf  der  Altstadt  Johannes  Morin  (7  1412),  Her- 
mann Lotzeke  in  der  Zeit  von  1454  bis  1462.  und  Johannes  Jaster  von  1530 
bis    1534. 

Ferner  mag  angeführt  werden,  was  Lisch  über  die  letzten  Zeiten  des 
Dominikanerklosters  zusammengetragen  hat:  Das  Dominikanerkloster  zu  Röbel 
lag  in  der  Neustadt  an  der  Stadtmauer  und  des  Klosters  Balken  waren 
in  die  Stadtmauer  gefas.st.«  Es  bestand  aus  dem  »Mönchhofe«  mit  Kirche, 
Kirchhof,  Kloster  und  Baumgarten;  vor  dem  Kloster  hatte  es  eine  »Stätte*, 
drei  Buden,  an  der  I-xke  der  Mühlenstrasse  eine  Bude  und  ausserdem  in 
der  Stadt  noch  drei  Buden  (von  denen  fünf  Buden  im  Jahre  1620  ab- 
brannten), einen  Teich  (Mönchteich)  und  mehrere  Ländereien  und  Holzungen 
in  der  (iegend  der  Stadt.  Wann  das  Kloster  säkularisiert  worden,  ist 
ungewi.ss,  wahr.schcinlich  zwi.schcn  1530—40.  Als  im  Jahre  155S  (nach 
Latomus    in  Westph.  Mon.  ined.  IV,   234)    der    letzte    Prior  Thomas    I^mbcrli 


')  Lisch,   M.  lahrl).  VIII,   S.  117. 

^)  M.  r.-H.  2486.      Vgl.  auch    Lisch,    M.  Jahrl..  XIX,    S.  403:     «r     ^icht    die     Grente    im 
Allgemeinen    ebenso,    spricht    sich    aber    Über    die    Dörfer    Min.ow.     Leizen    und    DamlMrcU    n..h, 


weiter  aus. 


«)  Nicht  dreiundzwanng,   wie   es  versehentlich   im   M.  Jahrb.  XIII.  S.  427.   hci.vt. 
*)  Beyer,   M.  Jahrb.  XXXIl.  S.  121. 


47^  AMTSGKKICHTSHl'V.lRK    KÖHKT,. 

gestorben    war,    ward    das    Kloster    allmählich    abgebrochen    und    die    Steine 
wurden    nach  Wredenhagen    zum  Bau    gefahren.     Im   Jahre    1568  stand  (nach 
Archiv- Akten)    das    Kloster    wüste,    es    wurden    Steine    davon    verschenkt    und 
verkauft;     1577    grenzte    noch    eine    Scheuer    an    den    Chor    der  Kirche,    1602 
lag    auf   dem    Platze,    wo    die    Kirche    gestanden    hatte,    noch    Steingrus.     In 
dieser  Zeit  werden   die  Chorstühle    in    die    neustädter  Kirche  geschafft  worden 
sein.     Von    Leichensteinen    und    anderen    Alterthümern,    da    das    Kloster    auch 
ein  fürstlich -werlesches  Hegräbniss  war,  ist  wohl  manches  untergegangen;    die 
Urkunden   fehlen   ganz.     Am    17.  Mai    1587  schenkte   der  Herzog  Karl    seinem 
Hofprediger    Mag.  Johannes    Andreae    zu    Mirow    aus    Dank    für    seine    gute 
Amtsführung      eine   wüste  Stätte   auf  dem  Mönchhofe,    wo   zuvor  das  Kloster 
gestanden    hatte,«    zum    erblichen    Eigenthum.     Am    15.  April    1589    verkaufte 
Mag.   Andreae    das    Haus,     welches    er    auf    dem    Mönchhofe    zu    Röbel    ge- 
bauet   hatte,    nebst    der    dazu    gehörigen    Stätte    an    den    Amtmann    Joachim 
Schröder  zu  Mirow,  und  am   24.  Februar   1605   \erkauften  J.  Schröder's  Erben, 
zu    Röbel    wohnhaft,    >  die   wüste    Klosterstätte    zu    Röbel,    so    weit    das    ganze 
Gebäu  des  Mönchklosters    in    seiner  Circumferenz    begriffen    gewesen    und    ge- 
standen,   mit    aller  (ierechtigkeit,    ausgenommen    den  Theil,    den   der    Zimmer- 
mann   Berend    bewohnte,  <     an    Joachim    von    Below    auf    Hinrichsberg.     Die 
von  Below  baueten    hier    einen  Hof  und  besassen    denselben  mit   alter  klöster- 
licher   Freiheit.      Gegen    die    Mitte    des    XVII.  Jahrhunderts    war    Hieronymus 
Gerlach    Sandprobst    des    Klosters    Dobbertin    geworden;     im    dreissigjährigen 
Kriege    war    des    Klosters    Kornhaus     ganz       heruntergerissen:     und     Below's 
Mönchhof  >.sehr  ruinirtv .     Weil  nun  die  Below  den  Hof  nicht  benutzen  konnten 
und  Gerlach    gerne    seinen  Verpflichtungen    nachkommen    wollte,    so   verkaufte 
am    16.  April    165 1     Ike   von    Below    seinen       in    Röbel    belegenen    Klosterhof 
mit    dem    Hau.se,    mit   Kirchstühlen    und   Begräbni.ss    in    der  Altstadt  und  Neu- 
stadt, mit  allen  Freiheiten    und  Gerechtigkeiten,    als    eine  unstreitige   fürstliche 
Freiheit    und  Gerechtigkeit     an   Hieron\mus  Gerlach    zu    einem   Erbkaufe.      So 
kam    der  1  lof   in    bürgerlichen   Besitz,    wenn    auch    noch    lange    über    die   P'rei- 
heiten    desselben    gestritten   ward.      Im  Jahre    1702    be.sass   den   Hof  noch  Ger- 
lach's  Sohn,  der  Burgemeister  Hier()n)-mus  Christoff  Gerlach,  und  die  von  Below 
machten  einen  vergeblichen   Versuch,   den   Hof  zu   reluieren.« ') 

Als  erster  Prädikant  im  .Sinne  der  neuen  Lehre  wirkt  auf  der  Neustadt 
der  von  Herzog  Heinrich  berufene  Nikolaus  F>ancke.  ICr  wird  1539  in  Ver- 
bindung mit  einem  Brande  .seines  Hauses  in  dem  Ordelle  Boeck  der  Stat 
Kabel"  genannt.  Aber  .schon  1541  finden  wir  nach  Ausweis  des  Visitations- 
protokollcs  auf  der  Xeust.'idter  Probstei  und  Pfarre  Imu  Joachim  Kunicke  und 
neben  ihm  auf  der  Altstädtcr  Probstei  und  Pfarre  Eni  Joachim  Priepert  (Pripert, 
Prieperde).     Beide  werden   als    fromme   und  gelehrte  Leute  gerühmt. 

';  hinen  Zusatz  Über  die  letzten  Schicksale  des  letzten  Dominikaner  -  I'rior>  Thomas  1-aiti- 
l)ertus  findet  man  hei  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXII,  S'  153.  —  Die  Angabe  eines  Franziskanerklosters 
in  kobel  im  Ort.srefjiMei  des  .\'X.  I'.andes  bernht  auf  einem  [rilhnm;  ein  solches  hat  es  in  Köl.el 
niemals  (^cfjebcn. 


GESCHICHTE    DER    STADT    RnREI..  4j;- 

Bleiben  wir  nun  zunächst  bei  der  Altstadt.  Priepert  stirbt  1557.') 
Neben  ihm  wirkt  als  Diakonus  seit  1551  Jakob  Herg  (Montanus),  der  als 
solcher  auch  unter  dem  auf  Priepert  folgenden  Probst  Laurentius  Regedantz 
weiter  wirkt  und  als  zweiten  Diakon  einen  Joachim  Gabler  zur  Seite  hat 
(s.  Kelch  in  St.  Marien),  dann  aber  selber  Probst  wird  und  bis  1592  lebt.-) 
Auf  Berg  folgt  an  erster  Stelle  Augustin  Raderecht  von  1593  bis  1631. 
Als  Diakonus  neben  Berg  und  Raderecht  wirkt  über  vierzig  Jahre  lang  Johann 
Möller,  nämlich  von  156S  bis  1610.  Zugleich  mit  ihm  wird  in  der  Zeit  von 
1568  bis  1573  als  Prädikant  der  Vikar  oder  Diakonus  Paul  Drewes  genannt,  der 
für  die  Altstadt  wie  auch  für  die  Neustadt  mitgewirkt  zu  haben  scheint.  An 
derselben  zweiten  Stelle,  die  Möller  bis  zu  .seinem  Tode  im  Oktober  1610 
innehat,  finden  wir  nachher  von  161 2  an  Plrnst  Schwichtcnberg  (gestorben 
8.  Februar  1622)  und  darauf  Daniel  von  Ankum,  der  nach  Berg's  Tode  1631 
in  die  erste  Stelle  einrückt,  1638  von  der  Pest  weggerafft  wird  und  von  1632 
an  als  Diakon  neben  sich  den  Heinrich  Burmeister  hat,  der  im  August  1638. 
nach  Ankum's  Tode,  in  die  erste  Stelle  einrückt,  aber  schon  vor  dem  .Monat 
Oktober  desselben  Jahres  ebenfalls  von  der  Pest  ereilt  wird.  Kr  scheint  auch 
in  der  Neustadt  als  Diakon  gedient  zu  haben  (s.  u.).  Man  sieht  an  diesen 
redenden  Thatsachen  die  Noth  der  Zeit  und  das  l'.lend  des  dreissigjahrigen 
Krieges  auch  in  der  Stadt.  1639  wird  M.  Joachim  Hase  (Hascnius)  aus 
Wesenberg  berufen,  er  stirbt  1669.  Xeben  ihm  wirkt  als  Diakon  für  die 
Neustadt  wie  für  die  Altstadt  Joh  Hagemann  seit  dem  i.  August  1657. 
Hagemann  rückt  nach  Hase's  Tode  1669  in  die  erste  Stelle  auf.  neben 
ihm  wirkt  als  Diakon  Joh.  Brallius,  der  als  .solcher  in  Aktenstücken  von  167 1 
vorkommt  und  am  23.  März  1681  .stirbt.  Der  .Nachfolger  von  Brallius  ist 
Christian  Albert  Hink  (Hincke)  seit  dem  8.  Oktober  1682.  Nach  Hagemann's 
Tode  (11.  Mai  1685)  wird  Hink  erster  Pa.stor  der  Alt.stadt;  seit  1705  Prä- 
positus,  stirbt  er,  84  Jahre  alt,  am  7.  Juni  1740.  Da  von  1685  kein  Diakon 
neben  ihm  genannt  wird,  so  mag  der  im  November  1686  berufene  und  am 
16.  December  1717  verstorbene  Diakon  der  Neustadt,  Christian  Pristaff,  auch 
als  Diakon  der  Altstadt  fungiert  haben.  \'on  17 19  an  aber  finden  wir  wieder 
einen  Diakon  der  Altstadt  neben  Hink,  es  ist  Joh.  Chri.stoph  Schertling,  der 
den  alten  Hink  um  zwei  Jahre  überlebt  und  .somit  ganz  kurze  Zeit  sein  Nach 
folger  ist,  nämlich  bis  zum  24.  December  1742.  Ks  folgt  der  Sohn  Dietrich 
Chri.stian  Schertling,  vom  10.  März  1743  bis  zum  14.  Februar  1754.  Hin  be- 
sonderer Diakon  der  Altstadt  wird  nicht  neben  ihm  genannt,  ebcn.so  nicht 
neben    seinen    Nachfolgern:   Joh    Khrenfried    Schröder    (vom  Augu.st    1754    bis 


')  Nicht   1551,   auch   nicht    1568,   wie   sonst    angesehen   wird. 

»)  Die  Deutung  des  korrumpierten  Namen.s  KEdUANTVP  (vgl.  den  hier  angelogenen 
Kelch  in  St.  Marien)  auf  Regedantz  gewinnt  dadurch  an  W.ihrscheinlichkcit.  da»*»  da»  Inventar 
von  181 1  ein  längst  verschwundenes  Epitaphium  mit  langer  Inschrift  beschrcil.t.  in  welchem  die 
CaUin  des  Jakol,  lierg,  der  unter  dem  Probst  Laurentius  K.  al>  Diakonus  iliei.te.  den  Namen 
Kunigunde     Regedantz    führt.      Jak..b    Uerg    wird    somit    der    Schwiegersohn    seines    l'rol.sirs    ge 


Wesen    sein. 


478  AMTSGERICHTSHF./.IRK    RÖHEL. 

ZU  seinem  Tode  am  9.  März  1772),  Joh.  Jakob  liecker  (introduciert  22.  August 
1773  und  gestorben  6.  Juni  1777)  und  Johann  Heinrich  Behrens  (von  1778 
an,  Präpositus  seit  1804  und  gestorben  am  23.JUH  1813).  Vgl.  Walter  a.  a.  O. 
Jetzt  zur  Neustadt  zurück.  Nach  Joachim  Kunicke  wird  1549  Ernst 
Rothmann  als  Prädikant  genannt,  der  spiiter  Probst  und  Ilofprediger  des 
Herzogs  Johann  Albrecht  wird.  Nach  ihm  nimmt  Hartholomaeus  Sperling  die 
Stelle  des  Probstes  ein,  wir  finden  ihn  in  den  Kirchenakten  von  1 562  an  und 
über  1581  hinaus.  Neben  ihm  an  zweiter  Stelle  wirken  Jürgen  Buchholz 
(nachzuweisen  zwischen  1568  und  1577)  sowie  Thomas  Schmidt  (Faber,  Fa- 
britius),  der  1579  bereits  da  ist,  aber  schon  vor  dem  Advent  von  1586  stirbt. 
Als  Probst  von  St.  Nikolai  wirkt  darauf  Samuel  Häseke  (nachzuweisen  von 
1589  an,  gestorben  vor  1604).  Um  1604  beruft  Herzog  Karl  den  Matthäus 
Kuno,  der  im  Jahre  161 7  stirbt.  Neben  ihm  wird  Mauritius  Sadler  (Sadeler) 
genannt,  der  aber  schon  am  5.  März  161 5  stirbt.  Mit  der  schon  im  selben 
Jahre  erfolgenden  Berufung  des  Sohnes  Andreas  Sadeler  (f  16 18)  hat  der 
Rath  der  Stadt  kein  Glück,  da  der  Herzog  Adolf  Friedrich  diesen  Eingriff 
in  sein  Patronatsrecht  Anfangs  zurückweist  und  den  M.  Georg  Kienast  (Kenast) 
161 7  einsetzt,  der  ebenso  wie  seine  Amtsbrüder  auf  der  Altstadt  entweder 
1637  oder  1638  vom  Tode  hingerafft  wird.  Neben  Kienast  werden  als 
Diakoni  genannt  Laurentius  Dinte  (berufen  1620,  schon  gestorben  162 1), 
Christian  Leomann  (1621,  1636  noch  im  Amt)  und  ein  Amsel,  der  1630  ge- 
storben sein  soll.^)  Von  1638  an  aber  hat  die  Neustadt  wieder  ihren  eigenen 
Diakon  in  Joach.  Baumann,  der  1656,  als  wieder  geordnetere  Verhältnisse  ein- 
treten, erster  Pastor  wird  und  im  Juni  167 1  stirbt.  Neben  ihm  von  1656  an, 
als  Diakon  für  Alt-  und  Neustadt,  der  obengenannte  Hagemann.  Baumann's 
Nachfolger  ist  Friedr.  Neander  (seit  1672,  aber  schon  todt  im  März  1673).  Als 
Hauptpastoren  folgen  Friedrich  Dörk  (Dörkes,  vom  Oktober  1674  an,  ge- 
storben 24.  P'ebruar  1704,  Präpositus  seit  1688)  und  Joh.  Christian  Siggelkow 
(vom  Januar  1705  an  bis  zu  seinem  Tode  am  11.  April  1747).  Als  Diakoni 
wirken  neben  beiden  Christian  Pristafif  (1686 — 1717,  s.  o.),  Gottfried  Krück 
(1719 — 1732)  und  vom  December  1732  an  Joh.  Joachim  Duncker,  der  1748 
Präpositus  wird  und  am  19.  December  1757  stirbt.  Ihm  folgt  an  erster  Stelle 
mit  dem  Namen  des  Grossvaters  (s.  Altstadt)  Joh.  Christoph  Schertling,  der, 
am  26.  März  1747  introduciert,  1759  Präpositus  wird,  1797  sein  Jubiläum  feiert 
und  am  15.  .Mai  1804  aus  dem  Leben  scheidet.  Als  Diakoni  wirken  neben 
ihm  Otto  Heinr.  Möhring  (1759 — 1789),  Ad.  Gottlieb  Susemihl  (1789 — 1797, 
später  in  Kreien)  und  Gottlieb  Theod.  Zehlicke,  der  1813  Präpositus  wird  und 
am  6.  September   1834  stirbt.     S.  Walter  a.  a.  O. 

')  Wir  finden  den  Namen  des  Amsel  hei  Schröder,  Kirchengesch.  M.'s  I,  S.  424,  und  darauf 
auch  im  Cleemann'schen  Syllabus  (justroviensium,  sind  ihm  aber  in  den  uns  zugänglichen  Akten 
nirgend.s  begegnet. 


Klick   auf  die   Marienkirche  zu   Kübel    von  der   \Va.sser>eite   her;. 


St.  Marien  auf  der  Altstadt. 


gl  aubeschreibung.      Die   Kirche    ist    ein    Hallenbau  von    Backstein    mit   drei     Beschnei- 

gleich  hohen  Schiften  und  mit  einem  platt  abschliessenden  einschiffigen     ''""ß  des 

Chor.  Während  dieser  noch  ganz  den  Eindruck  eines  Baues  aus  der  ersten  ßai'es. 
Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts  macht,  sieht  man  dem  Langhause  sehr  bald  die 
Umgestaltung  in  späterer  Zeit  an,  ja  die  Netz-  und  Sternwölbung  kann  .sogar 
recht  gut  dem  XV.  Jahrhundert  angehören,  doch  fehlt  es  darüber  an  Doku- 
menten. Der  Thurm  aber  in  seiner  jetzigen  neugothischen  Gestalt  ist  von 
dem  Baurath  Krüger  in  der  Zeit  von  1849  bis  51  ausgeführt.  Der  alte  Thurm 
ermangelte  der  Spitze,  wie  dies  auf  einer  Abbildung  bei  Lisch,  Mecklenburg 
in  Bildern  IV',  S.  49  ff.  zu  sehen  ist.  Er  war  mit  einem  Satteldach  versehen. 
Im  Gemeindehause  fehlen  alte  Kapitelle  ganz  und  gar,  dagegen  finden  sich 
solche  im  Chor.  Hier  entsprechen  sie  als  runde  Wulste  den  Bündel -Rund- 
stäben unter  den  Schildbögen  und  den  Diagonalrippen  der  Kreuzgewölbe.  Das 
Langhaus  ist  mit  sechs  Gewölben  eingedeckt.  Es  sollte  deren  ursprünglich 
neun  haben,  es  sind  jedoch  nur  die  dem  Chor  zugewandten  ersten  sechs  aus- 
geführt, die  drei  westlichen  hat  man  sich  gespart.  Der  so  gebildete  ungewölblc 
Raum  ist  durch  eine  Wand  von  der  übrigen  Kirche  geschieden  und  dient 
jetzt  als  Vorhalle.  Die  älteren  noch  an  die  Backofenform  erinnernden  Kreuz- 
gewölbe des  Chors  zeigen  Rippen,  die  aus  der  Eorm  des  Rundstabes  gebildet 
sind,  die  des  Langhauses  dagegen  verrathen  mit  ihren  birnförmig  profilierten 
Rippen  die  spätere  Gothik.  Doch  haben  die  unter  ihnen  siehenden  Pfeiler 
ihren  frühgothischen  Charakter  bewahrt,    nur  sind  sie,    wahrscheinlich  bei   l-!in- 


48o 


AMTS(iKRlCirrSIU:/.IRK    ROHKl. 


Setzung  der  Gewölbe,  ihrer  Kapitelle  verlustig"  gegangen,  die  sie  einst  gehabt 
haben  werden.  Die  Fenster  der  Kirche  sind  säninitlich  Schlitzfenster  mit  leise 
gespitztem  Hogenschluss  aus  der  Zeit  des  Ueberganges  vom  romanischen  zum 
gothischen    Stil.      Auch    sonst   hat    die    Kirche    in    ihrem   Aeusseren    sich    den 


.Maricnkirclie  zu   Köbel  (iiacli   ZcicliiuiUL;   von    Krüjjer). 


spätroinanischen  Charakter  erhalten,  wie  Sockel,  Lisenen,  Reste  von  Rund- 
bogen •I'Vicsen  und  die  schönen  frühgothischen  Portale  auf  der  Nord-  und 
Südseite  beweisen.  Auf  der  Xordseite  des  Chors  liegt  die  Sakristei,  die  mit 
einem  Kuppelgewölbe  geschlossen  ist. 

Ob  die  Kirche  auf  einem  heidnischen  j^urgwail  oder  gar  auf  einer  heid- 
nischen Tempelstätte  erbaut  sei,  können  wir  daiiingestellt  sein  lassen:  I,is(li, 
M.  Jahrb.  Vlll,   S.   114.      XIII,   S.  425.      Heyer,    M.  jnlirl).  XXXII,   S,   119. 


rnnercä  <ler  M-iriinkirthc    /n   Kobel.      Blick  auf  den   Altar. 


Inneres  der  Maricnkirclic  zu   Kübel,      lilick  auf  die  Orgel. 


ST.    MARIEN   ZU   RÖBEL. 


481 


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482  AM  rS(;KUlCll  TSnK/.IKK    R()nKI.. 

Wand-  Wandmalereien.     Als   bei   der  Restaurierung   der  Kirche   im  Jalire   1850 

nialereien.  aucli   ilie   Dekorierung  der  Wände  und   Gewölbe  in   Ueberlegung  gezogen   und 

zu  diesem  Zweck  der  Kalkputz  aus  dem  Jahre  1701  entfernt  wurde,  fanden 
sich  alte  Wandmalereien  von  höchstem  Interesse.  Doch  glaubte  man  damals, 
auf  ihre  Wiederherstellung  verzichten  zu  sollen,  und  begnügte  sich  deshalb 
mit  der  Anfertigung  von  Kopien  durch  den  Hofmaler  C.  Schumacher.  Die 
Malereien  selber  wurden  daher  wieder  zugedeckt.')  Von  diesen  Kopien,  die 
im  (irossli  Museum  aufbewahrt  werden,  hat  Lisch  die  wichtigsten  in  der 
Zeitschrift  für  Bauwesen,  1852,  August,  veröffentlicht  und  mit  einem  'le.xt 
begleitet,   den   wir  hier  sammt  den   Zeichnungen   wörtlich   wiedergeben: 

»Das  Schift'  hat  vor  der  L'ebertünchung  mit  Kalk  im  Rohbau  gestanden. 
Der  Chor  ist  dagegen  ganz  bemalt.  Um  diese  Malereien  gut  aufnehmen  zu 
können,  ward  der  Chor  zur  Zeit  der  Erbauung  mit  einem  ganz  dünnen,  festen, 
glatten  Kalkputze  bedeckt.  Es  ist  gewiss  irrig,  wenn  man  glaubt,  dass  die 
alten  Ziegelkirchen  immer  ganz  im  Rohbau  und  gefugt  gestanden  hätten; 
vielmehr  ist  überall,  wo  Malereien  angebracht  werden  sollten,  der  Grund  fest- 
geputzt. Es  sind  schon  Seitenkapellen  entdeckt,  welche  ganz  geputzt  und 
bemalt  sind.  Die  Malerei  des  Chores  ist  folgendermassen  konstruiert.  Auf 
dem  Fussboden  stehen  ringsumher  niedrige  Rundbogen- Arkaden  ^)  welche  in 
den  Putz  leicht  eingerissen  und  gemalt  sind.  Diese  Arkaden  stehen  auf 
kurzen,  mit  einer  dünnen  Platte  bedeckten  Pilastern,  auf  denen  Halbkreis- 
bogen ruhen,  welche  aus  abwechselnd  rothen  und  blauen  Quadern  gemalt 
sind.  Die  Flächen  unter  diesen  Arkaden  sind  nicht  gemalt,  sondern  zeigen 
den  ungefärbten,  gelblichgrauen,  festen  Putz.  Darüber  sind  die  Wände  bis 
zu  den  Gewölben  ganz  roth  gemalt  und  gross  (juadriert,  so  dass  Steine,  von 
grösserem  Format  als  Ziegel,  nachgeahmt  werden;  diese  übrigens  einfache, 
jedoch  sehr  hübsche  Malerei  ist  also  ganz  dekorati\-.  Das  Roth  ist  äusserst 
schön  und  milde,  und  fast  mehr  orange  als  roth.  Die  beste  Ansicht  giebt 
die  am  vollständigsten  dekorierte  und  erhaltene  westlichste  Hälfte  der  Süd- 
wand. Die  Quadrierung  ist  durch  Linien  hervorgebracht,  welche  bald  weiss 
sind,  bald  mehr  ins  Bläuliclie,  bald  ins  (iraue  spielen.  Die  Fensterlaibungen 
sind  weiss.  Die  Wulste,  welche  die  Fenster  einfassen,  sind  rein  dunkelziegel- 
rotli;  in  der  Wölbung  der  Fenster  sind  diese  rothen  Wulste  mit  wechselnden 
halben  Scheiben  aus  blauen  und  weissen  koncentri.schen  Kreisen  verziert:  eine 
Verzierung,  welche  an  eine  sehr  frühe  Zeit  erinnert.  Mit  eben  solchen  halben 
Scheiben  sind  die  dunkelziegelrotlien  Gewölberippen  oder  Wulste,  welche  die 
Seitenwände  von  den  Gewölben  scheiden,  verziert.  l'm  aber  die  rothen 
Wandtlächen  etwas  zu  brechen,  sind  die  Fenster  mit  breiten,  weissen  Pilastern 
auf  den  Wandflächen  eingefasst;  die  Pilaster  haben  fein  in  Grau  gezeich- 
nete, jedoch  schon  sehr  verwischte  Kapitale,  welche  weisse  Bogen  über  den 
Fensterwölbungen  tragen.  Die  schmalen  Wandflächen  oder  Pfeiler  zwischen 
je  zwei  also  gekuppelten  I'enstern  werden  von  diesen  Pilastern  gerade  gefüllt, 
und  sind  mit  bläulichen,  senkrechten,  wellenförmigen  Parallelbändern  ge- 
schmückt. Eben  so  sind  die  Konsole,  welche  den  Gurtbogeii  zwischen  beiden 
(iewölben  tragen,  mit  schuppen  förmigen  Verzierungen  bedeckt,  an  der  Süd- 
wand in  Blau,  an  der  IVordwand  in  Roth.  Neben  den  Fenstern  stehen  auf 
weissen  Scheiben   die   in  Hochroth  schön   ausgemalten  bischöflichen  Weihkreuze 

'y  .M.J.ihrl..  XVI,  S.  290  91.     XVII,  S.  376     385. 

*)  Aehnlichc  Ark.acleii  iind  W.TiicImalereien  sind  zu  (Itrscll)en  Zeit  in  der  auch  ini  Uel)Ci- 
ganßs-Stile  erWaueten  Kirche  zu  .Methlcr  lici  Dortmund  entdeckt,  \''^\.  Deutsclics  Kunsihlnlt  1S51, 
.\o.  39.   S.  30S. 


Hauplansichl  dos  Cliors. 

ST,  MARIEN  ZU  ALT-RÖBEL. 


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WrzicriiiKi  des  oslln  li»  n  (.iiiUxiijciis 


WAXD.MAl.KREIEN    IN    ST.    MARIEN    ZU    kfiBEL 


4«3 


)estliches  (jewölbe  des  Chors 


t  )estliche   Kapiuv 


Westliches  (Jesvölbe  tles  Chors,   westliche   Kappe. 


Oestliches  (iewölbe 

des  Chors,   nördliche 

Kappe. 


( >C!>tlicheH  (iewt>ll>c 

des  Chors,  sUdhche 

Kapi«. 


Rundbild   im   Schliiss  des  östlichen   (.horgewöliic'«. 


:ir 


484 


AMTSGERICHTSHK/IKK    KOHKI. 


mit  rothen  und  blauen  IMattverzierungen.  Die  (ie\völl)eripi)en  sind  mit 
mehreren  Bändern,  abwechselnd  in  Blau  und  Gelb,  Roth  und  Weiss,  Blau 
und  Roth,  auch  Roth  mit  halben  Scheiben  in  Blau  und  Weiss  bemalt.  Die 
Gewölbekappen  sind  weiss  geputzt,  tragen  aber  auf  dem  weissen  Grunde 
einen  reichen  Schmuck  in  Malereien  von  Arabesken  und  Figuren.  Die  Ara- 
besken sind  noch  sehr  natürlich  gehalten.  Unmittelbar  an  den  Gewölberippen 
liegen  nach  oben  sich  verjüngende  Baum- Aeste,  von  denen  Zweige  auslaufen, 
welche  sich  in  Ranken  und  Blättern  verlieren.  Wo  dieses  Gezweige  zu  voll 
werden  würde,  sind  Aeste  als  abgehauen  dargestellt.  In  dem  östlichen  Ge- 
wölbe sind  alle  Arabesken  nur  gelb;  in  dem  westlichen  Gewölbe  sind  sie 
abwechselnd  roth  und  blau.  Das  westliche  Gewölbe  hat  einen  Schlussstein. 
Das  östliche  Gewölbe  hat  statt  dessen,  wie  viele  Kirchen  in  der  Mitte  des 
Landes  um  die  Stadt  Güstrow  aus  derselben  Bau -Periode,  eine  mit  einem 
Wulst  umfasste  Scheibe,  welche  hier  zu  einem  Medaillon  benutzt  ist.  Der 
westliche  (jurtbogen  zwischen  Chor  und  Schiff,  der  arcus  triumphalis,  unter 
welchem   das  grosse,    aus   Holz    geschnitzte   Krucifi.\    mit   Maria  und  Johannes 


.\u>  des  östlichen   (JewölheUaiipe  des   \ve<tlicliei)   (  hurtjewölbes. 


steht,  ist  schlechtweg  roth  (juadriert.  Der  östliche  (iuitbogen  zwischen  dem 
ersten  und  zweiten  Chorgewölbe  ist  al)er  sehr  reich  und  eigenthiimlich  be- 
malt. Auf  gelbem  (irunde  stehen  neun  Medaillons,  welclie  in  grauem,  gelbem, 
blauem  oder  rothem  Grunde  eben  so  viele  Brustbilder  weltlicher,  wie  es 
scheint  fürstlicher  Personen  tragen.  Leider  lassen  sich  die  Personen  wohl 
nicht  ermitteln;  wahrscheinlich  sind  sie  aber  aus  der  Ivimilie  der  (unten  zu 
nennenden)  im  Jahre  I283  verwittweten  Fürstin  Sophie  von  Werle.  Zwischen 
je  zwei  Medaillons  stehen  auf  dem  gelben  (irunde  des  Gurtbogens  schöne 
Blätter- Arabesken  in  Rothbraun,  mit  weissen  Kii)])en,  und  begleitenden  Blätter- 
formen in  Blau  und  Weiss.  Die  Seitenflächen  des  Gurtbogens  sind  gelb  uiid 
weiss  (juadriert.  Eine  höchst  wichtige  Verzierung  steht  über  dem  westlichen 
Fensterpaare  der  Südwand,  der  jetzt  zugemauerten  Rundi)ogenpforte  des 
Chores  gegenüber,  nämlich  ein  grosses  Wa])pen  der  l'iirsten  von  Werle,  im 
gelben  Schilde  ein  schwarzer  Stierkopf,  ganz  in  den  Formen,  wie  es  die 
Siegel  aus   der  zweiten    Hälfte  des   XIII.  Jahrhunderts  zeigen. 

>'Üie  Malereien  an  den  (iewölben  sind  el)ens()  merkwürdig  für  die 
höhere  Kunstgeschichte,  als  die  Dekoration  der  Wände  von  Kintluss  auf  die 
Verzierung    der    Ziegelkirrhen    sein    mag;    diese   Gemälde    tragen    den    unver- 


WANDMAI.KKKIKN    IN    Sl.    MAUIKN    7X    RÖBP:L. 


48i 


^ 


Aus  der  südlichen   Gewölbekappe  des  westlichen  Chorgewölbes. 


kennbaren  Charakter  des  Xlll.  Jahrhunderts,   sowohl   in   dem   (leiste   der  Kom- 
position,  als  in   den   Konturen   der  Ausführung. 

»Oestliches  Chorgewölbe  (über  dem  Altare).  Die  Arabesken  dieses 
Gewölbes  sind  ganz,  und  nur  gelb;  die  Farben  der  Figuren  sind  blau,  roth. 
gelb;  das  (ielb  ist  vorherrschend.  Auch  die  Heiligenscheine  sind  in  Gelb 
oder  Roth.    i.Oest- 

lichc  Gewölbe- 
kappe. Die  Kreuzi- 
gung Christi.  In 
der  Mitte  Christus 
an  einem  T-  förmi- 
gen Kreuze  hän- 
gend,    mit    einem 

anliegenden 
Schurze  von  den 
Rippen  bis  gegen 
die  Kniee  beklei- 
det, mit  einer  ro- 
then  Scheibe  um 
das  Haupt,  welches 

den  Querbalken  des  Kreuzes  überragt.  Unter  dem  Kreuze  sind  zwei  kleine 
Figuren  ohne  Heiligenschein,  entweder  die  Donatoren,  oder  Maria  Magdalena 
und  Joseph  von  Arimathia.  Ueber  dem  Kreuze  schweben  unter  einer  an  die 
Schlussscheibe  gelehnten  Wolke  Kn^el,  von  denen  jedoch  nicht  viel  mehr  zu 
erkennen  ist.  An 
jeder  Seite  dieser 
Kreuzigungs-  Dar- 
stellung steht  eine 
Figur,  welche  fast 
noch  ein  Mal  so 
gross  ist,  als  die 
Figuren  der  Kreuzi- 
gungs-Gruppe: 
rechts  vom  Kreuze 
Maria,  links  Johan- 
nes tlv.  —  2.  Nörd- 
liche Gewölbe- 
kappe. Eine  weib- 
liche Heilige,  die 
heil.  Katharina  {?), 
deren  Verehrung 
im    Mittelalter    an 

einem     Neben- 
Altare   der  Kirche 
vorkommt.    —    3 
Südliche  Gewölbe- 
kappe.     Ein  anbetender  männlicher  Heiliger,    wahrscheinlich    der  .\postel  An- 
dreas.   —    4.   Westliche    Gcwölbekai)pe.      Ein    anbetender    kleiner,    geflügelter 
Engel,   mit   über  die   Hrust  zusammengelegten   Armen    und    gekreuzten   Heinen. 
ixäs  Medaillon   auf  der  Srhlussscheibe  enthält  das  Brustbild   des  segnenden 

Christus  in   Wolken. 

Westliches    Chorgcwolbe.      Die   weniger    reichen    Arabesken   haben 
rothe   oder   blaue   Zweige   und    Ulatler.      .\uch    in   den   Figuren   sind    K..th   und 


Aus  der  westlichen 

Gewölbeka])pe  des 

östlichen   Choräle wöll)es. 


Aus  der  nördlichen 

Gewölbekapi>e  des  westlichen 

ChorRCWölbes. 


486 


AMTSGERICHTSREZIRK    RÖBEL. 


Blau  vorherrschend.  5.  üestliche  Gewölbekappe.  Der  heilige  Georg,  den 
Lindwurm  tödtend.  —  6.  Nördliche  G>ewölbekappe.  Ein  mannlicher  Heihger 
in  Ritterrüstung,  mit  einem  Schwerte  in  der  Hand:  der  heilige  Heinrich  oder 
der  heilige  Alexander:  —  7.  Südliche  Gewölbekappe.  Simsen,  den  Löwen 
zerreissend.  —  8.  Westliche  Gewölbekapi^e,  zunächst  am  Schiffe.  Das  Thier 
der  Apokalypse  mit  zwei  Hörnern  (Apokal.  XIII,    11).« 

»Nicht  minder  interessant  ist  eine  alte  Malerei  auf  der  der  Stadt  zu- 
gekehrten südlichen  Aussenwand  des  Chores,  eine  Verzierung,  welche  ohne 
Zweifel  aus  der  Zeit  der  Erbauung  der  Kirche  stammt,  jedoch  im  Jahre  1850 
so  verfallen   war.    dass    sie  nicht    mehr   erhalten    werden    konnte.      Unter    den 


S|)ät^'othisclies  'l'rii)tycliciii. 

Fenstern  steht  ein  Gurtgesims,  welches  geputzt  ist  und  auf  hübschon,  kleinen 
Ziegelkonsolen  ruhet,  welche  alle  verschieden  sind.  Dieses  (iesims  hatte  auf 
bläulichem  Grunde  ein  gemaltes  vielfarbiges  Zickzackband,  welches  eine  Strom- 
schicht von  Ziegeln  darstellt.« 

/'Alle  diese  Malereien  stammen  ohne  Zweifel  aus  dem  XIII.  Jahrhundert. 
Der  ernste,  tiefe  Stil  der  Malerei,  die  hohe,  schlanke  Gestalt  der  Figuren, 
die  Einfachheit  in  den  Konturen  und  Farben,  die  Rundbogen- Arkaden,  die 
bischöflichen  Weihekreuze,  ohne  Zweifel  die  Weihkreuze  aus  der  ersten 
Weihung  der  Kirche  u.  a.  in.,  reden  für  eine  sehr  frühe  Zeit,  die  Zeit  der 
Erbauung  des  Chores  1220  — 1230.  —  Dagegen  spricht  das  werlesche 
Wappen,  welches  in  jener  frühen  Zeit  noch  gar  nicht  so  ausgebildet  war,  für 
die  zweite  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts,  als  die  Fürstin  Sophie  hier  einen 
ungewöhnlich  grossen  geistlichen  Hofstaat  um  sich  versammelte  und  eine 
zahlreiche  Familie  hatte,  welche  in  den  Porträts  dargestellt  zu  sein  scheint. 
Dies  würde  zu  der  Zeit  stimmen,  in  welcher  das  Schiff  der  Kirche  neu 
gebaut  ward.   —  Für  die  erste  Zeit   der   Erbauung  der  St.idt   und   der   Kirche 


ST.    MARIEN    ZV    RÖBEL. 


487 


ist  die  Malerei  an  einein  kleinen,  entlegenen  Orte  aiuh  viel  zu  kunstreich, 
da  sie  schon  einen  hohen  Bildungsgang  in  mehreren  (bewerben  voraussetzt, 
den  Röbel  um  1230  noch  nicht  hatte.  .Auch  scheint  die  Malerei  nicht  mit 
einem  Male  fertig  geworden  zu  sein.  Die  .Malerei  an  dem  eigenthumlich 
konstruierten  Gewölbe  über  dem  .\ltare,  welche  sich  mehr  in  sanltern  Karben 
(vorherrschend  gelb)  und  in  einem  reinem,  edlern  Stile  hält,  scheint  alter  zu 
sein,  als  die  Malerei  des  westlichen  Gewölbes,  welche  mehr  in  härtern  Farben 
(roth  und  blau)  gehalten  ist,  und  mehr  zu  der  Dekoration  der  Wände  stimmt, 
welche  das  werlesche  Wappen  aus  der  zweiten  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts 
tragen.  Das  werlesche  Fürstenhaus,  welches  im  Jahre  1436  ausstarb,  war  in 
Röbel  nur  in  der  zweiten  Hälfte  des  Xlll.  Jahrhunderts  blühend.  So  \  iel 
ist    gewiss,    dass    die   Remaking    des  Cliores    in    der  Zeit    zwischen    12^0   und 


Die  Erschaffung  der  Eva. 


(S.  S.  488.) 


Der  .Sündenfall. 


1260  angefangen  und  sicher  noch  im  Xlll.  Jahrhundert  vollendet  ist.  Dass 
die  Malerei  vor  der  Mitte  des  XIV.  Jahrhunderts  vollendet  sei,  beweisen  einige 
jetzt  nicht  mehr  klar  zu  erkennende  alte  Wappen  und  Inschriften,  welche 
auf  die  erste  Malerei  aufgetragen  waren.« 


.\llar 
aiifsat/. 


Als  Altaraufsatz   ein  grcsses  Oelt^a-niiilde    mit   der  Darstelhint,^    des   hl. 
Abendmahls,  das   1852  vom  Hofmaler  G.  Lenthe- Schwerin  aus^'efuhrt  ist. 

Der  ehemalige  Altarschrein,  ein  spatgothi.sches  Triptychon  niii  Werken  I  riptychun 
der  Plastik  und  Malerei  des  XI\'.  Jahrhunderts,    aber  von  geringer  Bedeutung, 
steht  zur  Zeit  in  der  Sakristei  der  Kirche.     1- ine  eingehende  Heschreibimg  findet 
sich  bei  Lisch,  M.  Jahrb.  XXI,  S.  2S9,   auf  die  wir    hier  eben.so   verwei.sen  wie 
auf  die  beigegebene  Abbildung. 

Der  alte  .\ltar  /ei-l  in  <ler  Mitte  die  hl.  Maria,  mit  dem  Kinde  auf  dem 
\rm  und  auf  dem  lbiibm<.nd  stehen.l.  und  daneben  zwei  Figuren  um 
kleineren    Diu.ensionen.    aber  anscheinend   ni<  l.t    vm   «lerselben   Schnit/erhand. 


488 


AM  rSCKRTCirrSHKZlKK    RnHEL. 


Die  eine  mag  den  hl.  Johannes  Baptista  darstellen  sollen ;  die  andere  aber, 
eine  besser  gearbeitete  weibliche  Heilige,  niuss  zweifelhaft  bleiben.  In  den 
Flügeln  oben  links  der  hl.  (ieorg  und  die  hl.  Barbara,  oben  rechts  die  hl. 
Katharina  und  der  hl.  Jakobus  major;  unten  links  der  hl.  Justus  und  die  hl. 
Apollonia  (so  nach  den  l'nterschriften,  die  aber  in  sjniterer  Zeit  erneuert  sind), 
unten  rechts  die  hl.  (iertrud  und  der  hl.  Nikolaus.  Bezüglich  der  eigenthiim- 
lichen  Zusätze  aus  anderen  Altaren,  womit  dieser  kleine  Altar  umkleidet  und 
zu  einem  grösseren  gemacht  war,  verweisen  wir  auf  die  Beschreibung  bei 
Lisch,  in  welcher  auch  die  (lemäldetafeln  ausführlich  zur  (icltung  kommen. 
Von  den  plastischen 
Werken,  die  diesem 

Altar   hinzugefügt 

waren,    sind    ein 

zelne    schon    /.u 
Lisch's     Zeit      iii^ 

(jrossherzoo  liehe 

Museum  gekom- 
men, unter  ihnen 
als  älteste  Stücke 
derFrühgothik  zwei 
Hoch -Reliefs  mit 
den  Darstellungen 
der  Krschaft'ung  der 
Kva  und  des  Sün- 
denfalles, und  als 
Stücke    der  Hoclv 

und    Spätgothik 
eine  Annaselbdritt- 

(iru])pe,     ein    St. 
Vitus   u.  a.  m. 

Triumj)!!-  An     der    West- 

bogen-      ^vand  der  südlichen  Ab- 
(.ruppe.     ggjjg     ^gg    Langhau.se.s 
i.st  zur  Zeit  die  lebens- 

j^rrossc    Gruppe    des 
ehemaligen    Triumph- 
bogens aufgestellt,    ein 
ungleich    trefflicheres 
Werk  als  der  ehemalige 
Schnitzaltar.  

Kanzel.  Die  Kanzel   mit  ^  in 

den  geschnitzten  F'igurcn  der  vier  Kvangelisten  ist  neu.') 

Taiifsfein.  iJer  Taufstein   ist  neu.     Am   P\iss  die  Statuetten  der  vier  Kvangelisten. 

(iranit-  Auf   dem    Kirchenplatze    liegt    ein    ausgehöhlter    Granitblock,    der    als 

block.        Weihwasserbecken   credient  haben   wird. 


')   I>ic   :ilte    Kanzel    war   ein    Werk   <lcs    I^arockstils   (iluic    Datum.      S.  Inventar    l8ll. 


ST.    MARIEN    ZU    RÖREI.. 


489 


Die    drei    Fenster    des    Chorgiebels    sind    mit    neuer    Glasmalerei    von        t.Liv 
E.  Gillmeister  versehen.      In  der  Mitte  die  Himmelfahrt,  rechts  und  links  davon      i'ialerei. 
je  zwei   Evangelisten.     Unter  der  Figur  im   Mittelfenster  ein  Rundbild  mit  dem 
Bilde  der  hl.  Maria,   unter  den  Figuren  der  andern   beiden  Fenster  in  derselben 
Weise  die  Bilder  des  Moses  und  des  hl.  Johannes  Baptista. 

Als    Wandmalerei    zwischen     den     beiden     Fensterschlitzen     des    dem       Wand 
Triumphbogen  zunächst  liegenden  Gewölbejoches  auf  der  Südseite  der  werlesche      niak-rci. 
Stierkopf:   der  einzige   Rest  der  oben   geschilderten  Wandmalereien.     S.  S  484 

In     der     Sakristei     zwei     hölzerne    Hol/ernc 
Tafeln  mit  den  Namen  der  an  St.  Marien       lafeln. 

angestellt  gewesenen  evangelischen  Geist- 
lichen, von  JOACHIM  PRIPERT.  go-t 
1557.  an  bis  HEINRICH  FRIEDRICH 
FRANZ  PASSOW,   gest.  18S0. 

Hinter  dem  Altar  zwei  dem  X\'.  Grabsteine. 
Jahrhundert,  und  zwar  demselben  Jahre 
141 2  angehörende  Grabsteine,  auf  jedem 
die  F"igur  eines  konsekrierenden  Priesters 
und  ein  Wappen.  Der  eine  Stein  ist 
leider  überbaut.  Die  Umschrift  des  einen 
lautet  voll  ausgeschrieben  und    ergänzt: 

?lniia  boininl  iiiacrrii    in  hit 

aüiir  baiiiiiiiiii  ii'lu'ri'iibuö  nio  bi" 
niaiuii  ;iuc|.iai'itii'3  m  an  ririii.i  robclc  • 
iLiri.iuncö  bt*  iiiounn  y.Uin*  riiii^  er 
iiba  m.UL'r  imuö  •  ov.uc  pro  cid.    /.u 

den  I^'üsseii  der  Marin  sehe  Wappenschild 
mit  zwei  aufgerichteten,  von  einander  ge- 
kehrten Angelhaken.  —  Die  Aufschrift 
des   anderen   Steines  lautet:    'JlnilO   bo 

mini    nuiicvli    [in    bii* oiiiit  baniinii'.i    yctniii    rob  iMnoliuT    per 

pctuuQ  liiiarinö   in   antiiina  roüclc  •  ciui  aniina  rcnnicfcat  in  paic.    Zu 

den    I^'ussen    ein    Wapjjeiischild     mit    zwei    koncentrischcn    Drittheilkreisen,    die 
mit  der  Oefifnuiig  nach  aussen  gekehrt  sind.') 

Im  Thurm  hängen  drei  Glocken  (Dm.  1,40m.    1,1  Jm  und  0,92  ni).    Alle    Glocken 
drei  sind  laut  Inschrift  Umgüsse  von  C.  Jllies  in  Waren  aus  dem  Jahre  1851.'"') 


l\clcll     ylj. 


')  Lisch,  M.  Jahrb.  Villi!,  S.  113.  Auf  dem  ersten  Stein  liest  Lisch  >plel>anus€  fur  ilas 
den  Köbeler  kirchlichen  Verhältnissen  hesser  entsprechende  >prepositus<,  welches  Crull  vor- 
geschlagen hat. 

-)  Eine  von  den  vier  Vorgängerinnen  stammte,  nach  Lisch  a.  a.  <  >..  ans  dorn  Jahn-  1577 
.\ber  Lisch  theilt  nur  den  .\nfang  ihrer  Inschrift  mit:  niltlO  •  ^Olnlnl  •  m  •  ^  »  IrUMI  •  hclp  • 
riOt.      Die    Kortsetziin!,'    [jiebt    «las   Inventar   von    l8il,    n:im!ich      hflp    ttOt    Vt    nOt    •    Aittun^i    I* 

nrot  •  ^en  ^nr  irf  mi  vp  rorlct    i*nt  i^  ^ticnnt  ^c  im  vorrct.     \  01.  den  ubn-on  <;!..ik,.i 


490 


AMTSGEKlCH'rSHKZlKK    ur^RKT, 


Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  sechspassigeni  Fuss 
und  sehr  reich  verziert.  Auf  einer  der  Fu.ssflächen  ein  pla.stischer  Krucifixus, 
auf  einer  andern  die  eingravierte  Figur  des  hl.  Antonius  mit  Schwein  und 
Kreuz,  auf  der  gegenüberliegenden  Fläche  ein  Band  mit  der  Inschrift  lOfCllt^ 
lUdrill.  In  den  Rotuli  des  Knaufes  die  in  blaues  Email  eingelassenen  Buch- 
staben des  Xaniens  j  1]  C  f  li  S  ,  oberhalb  des  Knaufes  sind  in  die  sechs  Seiten 
des    Griffes 

dieselben 
Buchstaben 
eingelassen, 

unterhalb 

in  derselben 

Weise 

111  a  r  i  a. 

Patene  ein- 
fach silber- 
vergoldet. ') 

—    3-   4. 

Silberver- 
goldeter 

Kelch  auf 
sechspassi- 
gem   Fuss, 

mit  einem 
plastischen 

Krucifixus 
als  Signacu- 

lum.     Im 

Uebrigen 

nur  spät- 

gothische 
eingravierte 

Verzierun-  ''^^'^^  Taufbecken. 

gen  am  Schaft  wie  am'  Knauf.  Ebenso  an  der  Patene.  Auf  der  Unterseite 
des  Fusses  die  eingravierten  Xainen  PREPOSITUS  LORENTZ  REGDANTVP(!)  ■') 
DOMINE  'JACOBUS  BERCH  JOACHIM  GABEL  DIACONl,  deren  Schrift- Charak- 
tere auf  die  zweite  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  weisen.  Keine  Werkzeichen. 
Am  Knauf  sechsmal  der  Buchstabe  M  (Maria).  -  5.  6.  Gros.ser  silbervergol- 
deter   Kelch    mit     Patene.     Von     1736.      Keine    Werkzeichen.    —    7.   Silberne 

waren  zwei  im  Jahre  1706  von  Ca>i)ar  Ileinr.  Ca.stel  aus  Frankfurt  a.  M.  gegossen  worden,  lieber 
die  vierte  wird  im  Inventar  von    181 1   nichts  gesagt. 

')  Ueber  den  Kelch  hat  sich  eine  Urkunde  erhalten  (s.  o.),  welche  sagt,  dass  er  eine 
Schenkunij  des  I.aurentius  .Marin  vom  Jahre  1533  für  den  ehemaligen  St.  Antonius- Altar  in  .St. 
Marien    sei. 

*)  Der  Name   i^f   offenbar  versttimmeit.      kegedantz  soll  er  heissen.     S.  o.  S.  477. 


ST.    NIKOLAI    ZU    RÖBEL. 


49' 


Abendmahlskanne  mit  Elfenbeingriff,  gestiftet  vom  Pastor  H.  F.  F.  PASSOW  /u 
Alt-Robel  am  13.  März  1853.  -  8.  Ovale  silberne  Oblatendose  mit  einem 
BULOW  sehen  Allianzwappen  aus  der  Rokokozeit.  Auf  dem  Schilde  der  Frau 
oben,    nach    rechts,    zwei    Pferdeköpfe;    darunter    nach    rechts    ein    springender 

Löwe    und  .  .  , 

jene    viel    um- 

unten    nach 

rechts     wieder 

ein  Pferdekopf 

Endlich    als 

Helmzier  der 

Leibeinerjung- 

frau.     Undeut- 
liches   Stadt- 
zeichen.     Mei- 
ster-Stempel 
G.  E.  —  9. 
Taufkanne, 
neu.    —    10. 

Silbernes 
Taufbecken, 
neu.    —     II. 
Altes    Tauf- 
becken   von 

Messing,     mit 
Darstellung 
des    Sünden - 

falles  in  Treib 
arbeit.  Als 
Umschriften 


AiZtT 


strittene 
Legenden,  die 

uns    schon 
öfter  begegnet 

sind.      Auf 
dem  Rande  in 

lateinischer 

Kursivschrift 

der  Name  des 

Stifters:  es  ist 

der     des 
Pastors    JOH. 

BRALLIUS 

und     seiner 
(iattiii    ANNA 
MARGARETA 

HASE.  — 
12  15.  \'ier 
neugothi.sche 
Altarleuchter 
von  Messing. 
—  16.  Kron- 
leuclitcr  von 
Messing,     neu. 


Kelch  (3). 


St.  Nikolai  auf  der  Neustadt. 


Kj^  aubeschreibung.      Die  in  der  zweiten  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts  erbaute     IVschrei 
St.  Nikolai -Kirche    auf  der  Neustadt    ist    gleich    der    dem   Anfange  des     '"'"K  ^*^'^ 


gleich 

XIII.  Jahrhunderts  angehörenden  Marien-Kirche  ein  drcischiffiger  Hallenbau  von  •^•'»»t's 
Backstein  mit  einem  einschiffigen  schmäleren  und  niedrigeren  Chor,  dessen 
Ostwand  platt  abschliesst.  Im  Langhause  gewahrt  man  noch  die  alten  Hündel 
pfeiler  mit  ihren  romanischen  Würfelkapitellen,  nimmt  aber  auch  hier  gleich 
wahr,  dass  die  Kreuzgewölbe  mit  ihren  Rippen  der  späteren  (iothik  angehören, 
während     tlic    des    Chors     die    P'orm     von    flachgespaiuiten    ii\alc'n    Hack(»fen 


492 


AMTSCKKiniTSUK/IRK    ROHKl. 


ST.    NIKOLAI    ZU    UÜBKI. 


493 


I 


L'^ti^*Vv 


J>-,^> 


a     V 


I 


494 


AMTSGKRICHTSHEZIRK    ROBKl.. 


Gewölben  haben  und  gar  keine  Rippen  aufweisen.  ^)  Neun  gothische  Kreuz- 
gewölbe sind  es.  womit  die  drei  gleich  hohen  Schiffe  des  Langhauses  ein- 
gedeckt sind.  •  Ueberall  sieht  man  die  bekannten  Schlitzfensterformen  aus  der 
Zeit  des  Ueberganges  vom  romanischen  zum  gothischen  Stil.  Alle  haben  leise 
gespitzten  Bogenschluss  und  glatt  eingehende  Schmiegen,  die  von  einem  Rundstab 
eingefasst  sind.  Der  Rundstab  ist  auch  angewandt  bei  der  F^infassung  der 
Schildwände  und  Schildbögen,  sowie  an  der  Chorseite  des  Triumphbogens 
und  beiden  Seiten 
des  Scheidbogens 
der  beiden  Chor- 
hälften. Auf  der 
Nordseite  ein  treff- 
liches frühgothisches 
Portal,  niedrig,  mit 
Kapitellglied    in  der 

Kämpferlinie. 
Das    Portal   auf  der 
Südseite    i.st    eben- 
falls frühgothisch, 
desgleichen     das 
eigenartige    Portal 
zwischen    Thurm 
und     Kirche. 
Durch     den     Anbau 
auf    der    Südseite 
wird   leider  die   alte 
Priesterpforte    ver- 
deckt.    (Siehe  das 
zugesetzte    romani- 
sche    Portal     im 
Chor    auf    S.  496.) 
Das  Dachgesimse 
des    Chors     ist    ge- 
schmückt mit  einem 
Bogenfries,    abge- 
trejjptem   Fries    und 

mit  Stromschicht- 
friesen, ebenso  der  Giebel,  welcher  aus.serdem  ein  breites  Band  des  »Opus 
spicatum«  und  allerlei  Blenden  von  verschiedener  Art  aufzuweisen  hat.  Die 
Langhauswände  sind  ebenfalls  mit  Friesen  ge.schmückt,  aus.serdem  finden  sich 
auch  noch  Strom.schichtfric.se  an  der  Sakristei  und  an  den  bei  Gelegenheit 
der  Flinwölbung  der  Schiffe  angesetzten  späteren  Strebepfeilern.     Die  Sakristei 

')    Ueher    die    im    Chor    heliehte    Erleichlenintj    des    .Mauerwerkes    durch     KinsetzuniLj    von 
Töpfen   s.  Lisch,   M   Jahrl..  XXXIII.   S.  162. 


I'ortal  auf  der   Noidseite. 


ST.    NIKOLAI    ZU    KÜBEL. 


495 


ist  ein  Bau  aus  ältester  Zeit.  Sie  liegt  auf  der  Xord.seite  der  Kirche  und 
hat  e.n  flachgespanntes  Backofengewölbe.  Auch  auf  der  Südwand  des  Chors 
noch  ein  Raum,  der  gegenwärtig  als  Geräthekammer  dient.  Als  dritter  Anbau 
ist  endlich  ein  rechteckiger  Raum  zu  nennen,  den  man  auf  der  Xordseitc  des 
Langhauses  findet. 

Der  vierseitige  Thurm    im  Westen,    ebenfalls    ein    Bau    des  Mittelalters, 
aber  anscheinend  jünger  als  Chor  und  Langhaus,   trägt  eine  achLseitige  Helm- 
pyramide,   die    aus 
vier  gothischen  Gie- 
beln    des    Thurm- 
mauerwerks    ent- 
wickelt  ist.      An  der 
Südwand  des  Lang- 
hauses befinden  sich 
in     Kniehohe     zahl- 
reiche   Rundmarken 
und   Längsrillen.') 

')  Herr  Pastor  Karsten 
(früher  in  köbel,  jetzt  in 
Vellahn)  theilt  darüber 
Folgendes  mit : 

>In  dem  Aufsatze  des 
Herrn  Pastor  Dr.  Krüger 
in  Lül)z  »Längsrillen 
und  K u n d m a r k e n  an 
mecklenburgischen 
Kirchen«  ;^cf.  M.  Jahrb. 
XI.VI,  p.  315)  findet  sich 
die  Bemerkung:  >I)ie 
Neusiädtische  Kirche  in 
Köbel  hat  an  der  Süd- 
seite, an  der  ( )stseite  und 
am  \Vest})ortale  etwa  30 
bis  40  Kundmarken,  aber 
keine  I^ngsrillen.«  Diese 
enl  schieden  nicht  auf 
.\utopsie,  sondern  auf 
irgend  einem  ungenauen 
Bericht  beruhende  Notiz 
möchte  ich  berichtigen : 
in  Wirklichkeit  befinden  sich  an  der  Ljciiannteii  Kirche  die  Längsrillen  in  grösserer  Zahl  als  die  Kund- 
marken, und  zwar  sind  die  meisten  unter  ihnen  so  deutlich,  dass  sie  schwer  zu  übersehen  sind.  An  der 
ganzen  Südseite  des  Langhauses  bemerkt  man  Kundmarken  und  lüngsrillen  bunt  durcheinander,  ohne 
eine  erkennbare  Ordnung :  an  manchen  .Stellen  drängen  sie  sich,  an  andern  sind  sie  spärlicher. 
An  der  Ostwand  des  Chors  sind  einige  vereinzelte  Kundmarken  sichtbar,  allerdings  keine  I  ih 
rillen;  doch  sind  hier  gerade  bei  der  Kestauralion  viele  neue  .Steine  eingefügt  worden, 
nicht  ausgeschlossen  ist,  dass  auf  den  weggenommenen  alten  Steinen  sich  auch  I^ngsrillen  kunncn 
befunden   haben.      .\n   <ler   Westwand,   rechts   vom  'l'hurme  (nicht   am    > Westporlale«,   wie  es  in  «Icr 


Portal  auf  der  Südseite. 


496 


amts(;ki<ichtshk/.ikk  K( »hei. 


-1      r 


yen»t€trlAAt  Gi?or>  Jty.v.is. 


Xi  Tvi,  u  tu  t  l'>:"a"> 


Ini.cres  der  NikoUikirche  zu  Rubel       lUick  auf  die  Orgrl. 


Innerei,  der  Nikolaikirchc  zu  Röbel.     Blick  auf  den   Altar. 


ST.    NIKOLAI    ZU    KÜBEL 


497 


Wandmalereien.     Ein    gleiches    Geschick    wie    die    in    St.  Marien    ge-       Wand- 
fundenen  Wandmalereien  haben  auch  die  gehabt,    welche   1867   bei  Gelegen-    inalereien. 
heit  der  Wiederherstellung  der  Nikolai  -  Kirche  entdeckt  wurden :   sie  sind  noch 
im  selben  Jahre    wieder   zugedeckt    worden,    und    wir    müssen    uns   daher   mit 
der  Beschreibung  begnügen,   welche  Lisch  im  M.  Jahrb.  XXXIII.  S.  155  —  159, 
davon  hinterlassen  hat. 

Am  Triumphbogen  an  der  dem  Schiffe  zugekehrten  Seite: 

»In  der  Mitte  thront  auf  einem  Sessel  ein  Bischof,  von  unten  in  I^bens- 
grösse  erscheinend,  mit  Bischofsmütze  und  Bischofsstab,  die  rechte  Hand  zum 
Segen  erhebend,  wie  es  scheint;  es  sind  von  der  Hand,  welche  zum  Schwüren  (I) 
gegen  das  Gesicht  aufgerichtet  scheint,  nur  drei  Finger  zu  sehen.  Üie  Klei- 
dung ist  sehr  reich  in  glänzenden  Farben.  Nach  allen  .Andeutungen  scheint 
dies  der  hl.  Nikolaus  zu  sein,  der  Schutzpatron  der  Kirche.  Rechts  neben 
ihm  kniet  eine  weibliche  Gestalt  in  dunklem  CJewande  mit  Kopftuch,  etwas 
darreichend  oder  empfangend.  Hinter  dieser  Figur  steht  ein  Knabe  mit 
wenig  gebogenen  Knieen.  Links  hinter  dem  Bischöfe 
steht  ein  Werk  mit  Thürmchen  und  andern  Verzierungen, 
jedoch  etwas  unklar,  wie  eine  Monstranz  oder  eine  Kirche. 
Dahinter,  also  im  Zwickel  rechts  in  der  .Ansicht,  ist  rechts 
gelehnt  der  hierneben  abgebildete  W  appenschild  von  alten, 
grossen  Formen,  33"  hoch  und  25"  im  Schildeshnupt 
breit:  in  goldenem  Felde  zwei  gekreuzte  schwarze  Lilien- 
stäbe und  in  dem  dadurch  gebildeten  Winkel  drei 
schwarze  Sterne  enthaltend.« 

Dieser  Wappenschild  ist  der  des  Probstes  Werner 
Babzin,  der,  wie  oben  S.  475  bereits  bemerkt  worden  ist,  von  1389  bis  141 2 
urkundlich  nachgewiesen  werden  kann.  Wir  finden  ihn  ganz  so  an  einer 
Urkunde  aus  dem  Jahre  1390.')  Damit  fallen  natürlich  alle  Auseinander- 
setzungen über  dieses  Wappen  im  M.  Jahrb.  XXXIII,  S.  156,  und  alle  Schluss- 
folgerungen über  die  Zeit  dieser  Malereien,  die  Lisch  in  das  XIIL  Jahrhundert 
verweisen  wollte. 

G  e  w  ö  1 1)  e  m  a  1  e  r  e  i  e  n. 

»Bei  der  Abnahme  der  Kalktünche  während  der  Restaur.ition  ergab  es 
sich,  dass  auch  die  Ciewölbe  mit  Malereien  geschmückt  waren,  welche  ohne 
Zweifel   bei  der  Vollendung  der  einzelnen   'l'heile  aufgetragen   wurden.: 

Gewölbemalereien   im   Chor. 

»In  dem  Kuppelgewölbe  im  Osten,  über  dem  Altare,  war  an  der  ( )st- 
seite  Christus  mit  zwei  Schwertern  am  Munde,   nach  Oftenb.  Job.  I,    16:      Und 


obigen  Bemerkung  heisst,  denn  dieses  befindet  sich  im  Thurmgel)äudc)  zeigt  sich  noch  eme  keihe 
von  Längsiillen  und  endlich  an  der  Nordwand  des  Thurmes  .selbst  vereinzelte  Kundmarken  ;3  ..der  4) 
und  hie  und  da  eine  schwache  Spur  von  Längsrillen.  Die  Marken  liegen  alle  in  der  Zone  zwischen 
'/«  und  I  m  über  dem  Hoden;  nur  die  Kundmaiken  am  ihurm  liegen  etwas  höher.  Die  IJings- 
rillen  stehen  sämmtlich  senkrecht,  nur  eine  einzige  wagerechte  habe  ich  gefunden.  Sic  haben  alle 
dieselbe  Länge:  10  cm,  Steinhöhe,  niemals  reichen  sie  über  die  Kuge  hinaus.  Ihre  Tiefe  ist  vcr 
schieden.  Die  Ränder  sind  sehr  verwaschen,  sie  machen  den  Eindruck  hohen  .\Ilers.  Die  Kund 
marken  haben  2-3  cm  Durchmesser,  sind  ganz  cirkelrund  und  bilden  eine  regelmässige  .Sch.iab- ; 
Hohrspitzen  sind  nicht  erkennbar.  .\n  der  Altstädter  Ki.che  habe  ich  keine  solche  Marken  gc 
funden.' 

')   M.  L'.-M.  12  1S2. 

32 


49S 


AMI.s(;KRI(II1'SHK/.IKK    rohki.. 


aus  seinem  .Munde  ging  ein  scharfes  zweischneidiges  Schwert.«  Jedoch 
thronte  Christus  nicht  in  der  Mandorla  (Osterei),  einer  Ellipse  in  den  Regen- 
bogenfarben. Aber  die  Gestalt  war  an  vier  Ecken  von  den  vier  Evangelisten- 
Svnibolen  umgeben.  Ueber  Christus  schwebt  ein  Engel;  beide  haben  das 
Gesicht  gegen  Westen  gewandt.  An  jeder  Seite  Christi  sitzen  zwei  Apostel 
auf  Banken.  Die  übrigen  acht  Apostel  sitzen  auf  Bänken,  je  vier  zusammen, 
an  den  beiden  Haui)tseiten  des  Gewölbes  rechts  und  links.  Das  westliche 
Chorgewölbe  enthielt  in  der  Kuppel  nur  Linien -Ornamente,  jedoch  schwebten 
in   den  Zwickeln  oder   Pendentifs   Engel   mit   Posaunen.      .\lle  diese   Malereien 


S.  .S.  500.      l.licmaliger  Altaiaufsatz.     Jetzt   1111    .\liiscuin    zu   Scluvcnii. 

haben  nicht  erhalten  werden  können,  theils  weil  der  alte  Putz  oft  bei  der 
leisesten  Berührung  abfiel,  theils  weil  zur  Restaurierung  der  Gemälde  die 
Mittel  fehlten.' 

Gewölbemalereien   im   Schiff. 

y.Von  jedem  Schlussstein  aus  wächst  eine  grosse,  \erschieclcnfarbige 
heraldische  Lilie  in  jede  der  vier  Kappen  eines  jeden  (iewölbcs  hinein. 
Gegenüber  wächst  von  jeder  breiten  Seite  der  (;ewöll)ek:ii)pen  von  den  Scliild- 
l)Ogen  eine  gleiche  Lilie  gegen  die  vom  Miltclpimkte  komnuiuk-  Lilie  hinan. 
Unten  in  den  Zwickeln  sitzen  grosse,  groteske  Köpfe  allerlei  -Art,  welche 
jedoch  meistentheils  nicht   mehr  zu  erkennen  sind.     Die  (lewölberippen  werden 


•ST.   NIKOLAI   ZU   KÖBEL. 


499 


y°"  ^'"o" .  \'^^^^''^''  ^^^  denen  kleine,  nach  den  Gewölbekappen  hin  ge- 
oflfnete  Halbkre.se  stehen,  auf  deren  Verbindungspunkten  Kleeblätter  stehen 
wie  die  \erzierungen  geschnitzter  Baldachinbogen  Alle  diese  Rippen -Ver- 
zierungen sind  roth.  Alle  diese  Ornamente  sind  gut  erfunden,  jedoch  etwas 
leicht  ausgeführt.  Von  den  Köpfen  in  den  Zwickeln  sind  zwei  besonders 
bemerkenswerth.  In  dem  Ciewölbezwickel  links  zunächst  über  der  nordlichen 
Mittelthur  des  Schiftes  ist  ein  gekrönter  Stierkopf  mit  weit  auseinander  stehen- 
den, sehr  kräftigen,  halbmondförmigen  Hörnern,  welche  lebhaft  an  die  Siegel 
der  Pursten  von  Werle  aus  der  zweiten  Hälfte  des  XIII.  lahrhunderts  erinnern 


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S.  S.  500.      i-lugel   vom    cneniaiigen    .\iiaraulsatz.      im    .>ui^cuiii    zu    .■^cii»  ciin. 

In  dem  schräge  gegenüberstehenden  Gewölbezwickel  links  zunächst  über  der 
südlichen  Mittelthur  des  Schiffes  ist  ein  ungekrönter  Stierkopf  mit  kräftigen, 
aber  mehr  gebogenen,  mit  den  Spitzen  fast  zusammenstcosenden  Hörnern  und 
einem   starken   Haarwulsl  auf  der  Stirne  zwischen  den   Hörnern.* 

W'andm  alereien. 
»Alle  Seiten  wände  der  Kirche  haben  nach  sicliem  Zeichen  in  alten 
Zeiten  im  Rohbau  gestanden  und  keine  oder  nur  wenig  Verzierungen  in 
Malerei  gehabt.  Im  Chor  waren  die  Steine  der  Schildbogen  abwechselnd 
blau  und  weiss  bemalt.  Im  Chor  war  zwischen  je  zwei  ^'en^tern  eine  kleine 
gejjutzte    Kläche,    auf  denen    ein   Weihkreuz    stanti.      Nur    auf    der  Wand  des 

32" 


500  AM  rS(;KKI("iriSHKZlKK    KOHKl,. 

südlichen  Seitenschiffes  links  neben  der  Kingangsthür  gerade  unter  dem  west- 
lichsten. Fensterpaar  war  eine  Fläche  mit  Kalk  geputzt  und  mit  figürlichen 
Darstellungen  bemalt.  Wahrscheinlich  hat  dieser  Schmuck  früher  neben  einem 
Xebenaltar  gestanden.  Die  Darstellung  enthiüt  drei  fast  lebensgrosse  weib- 
liche Heiligenfiguren.  In  der  Mitte  war  eine  weibliche  Figur  im  Kopftuch 
mit  einer  kindlichen  Figur  auf  jedem  Arme,  also  ohne  Zweifel  die  hl.  Anna 
mit  der  Jungfrau  Maria  und  dem  Christkinde  (»sulfdrudde«).  Zur  rechten 
Hand  derselben  ist  eine  weibliche  Figur,  welche  auf  dem  linken  Arme  ein 
Kind  hält  und  mit  der  rechten  Hand  etwas  (einen  Apfel?)  hinreicht,  also 
ohne  Zweifel  wohl  Maria  mit  dem  Christkinde.  Zur  linken  Hand  der  hl. 
Anna  stand  eine  schöne,  gekrönte  Jungfrau  mit  langem,  wallendem  Haar,  mit 
einem  Stabe  oder  Schwerte  in  der  linken  Hand  und  etwas  (einem  Rade?) 
auf  dem  rechten  Arme,  mehr  als  wahrscheinlich  die  hl.  Katharina,  die  >  Braut 
des  Christkindes«.  Die  Figuren  und  Attrii)ute  waren  niclit  mehr  ganz  zu 
erkennen,  jedoch  die  Ciesichter  noch  ziemlich  gut  erhalten  und  sehr  fein  und 
lieblich  gezeichnet.  Ks  wird  also  neben  diesem  Bilde  ein  Annen -Altar  ge- 
standen haben.  Uebcr  dem  Bilde  hatte  eine  Inschrift  in  zwei  Reihen  in 
kräftiger  gothischer  Minuskel  gestanden,  von  der  jedt)cli  leider  nichts  mehr 
zu  erkennen  war,  als  höchstens  llt  oder  Uli.  Rechts  neben  derselben  Thür 
unter  dem  östlichen  Fenster  ward  auch  ein  bischöfliches  \\'eihkreuz  bloss  ge- 
legt: auf  einem  weissen,  runden  Schilde  mit  rother  Einfassung  ein  einfaches 
rothes   Kreuz,    wie  häufig. 

Altar.  Die  Altarwand    besteht    au.s  einem    neugothi.schen   Aufsatz  von  Eichen- 

holz, welcher  einen  aus  Holz  geschnitzten  gro.ssen  Krucifixus  trägt.     Letzterer 
ist  von  einem  Bildschnitzer  in  Paderborn  gemacht  worden. 

Der  alte,  jetzt  im  Museum  stehende  Altaraufsatz  ist  ein  grosses,  dem 
Knde  des  XV.  Jahrhunderts  angehörendes  Triijtychon  mit  l)oi)pelrtügeln,  also 
eigentlich  ein  Pentaptychon,  mit  Schnitzwerken  und  mit  Malereien,  nicht  ge- 
rade ein  Werk  höchster  Kunst,  immer  aber  noch  beachtenswerth.  Im  Mittel- 
schrein die  hl.  Maria  mit  dem  Kinde,  in  einer  Strahlenmandorla  und  auf  dem 
Monde  stehend,  umgeben  von  Wolken  mit  musicierenden  und  anbetenden 
Engeln,  von  denen  aber  nur  noch  die  l)eiden  untersten  vorhanden  sind. 
Neben  ihr  in  zwei  Reihen  nebeneinander  (aber  noch  im  Mittelschrein  unter- 
gebracht) acht  Heilige,  links  oben  die  hl.  Annaselbdritl  (Mettertia)  und  der 
hl.  Nikolaus,  rechts  oben  der  hl.  Christoi)horus  und  die  hl.  Katharina  mit  dem 
Rade;  links  unten  aber  die  hl.  Magdalena  und  der  hl.  Ceorg,  und  rechts 
unten  der  hl.  Erasnuis  und  die  hl.  Barbara.  In  den  Flügeln  im  (ianzen 
sechzehn  plastische  Figuren:  die  zwölf  Apostel  und  ausserdem  unten  rechts 
der  hl.  Antonius,  ein  Ritter  (der  hl.  Mauritius?)  und  zwei  weibliche  Heilige, 
von  denen  die  mit  der  Kirche  die  hl.  (iertrud  oder  auch  die  hl.  Hedwig  (?)  sein 
kann,  die  andere  aber  unbestimmt  bleiben  muss.  Auf  den  Aussenseiten 
dieser  Flügel  und  auf  den  andern  beiden  Flügeln  giejjt  es  ausserdem  sech- 
zehn neutestamentliche  Bilder:  Verkündigung,  Heimsuchung,  Geburt  des  hl. 
Kindes,  Beschneidung,  Anbetung  der  hl.  drei  Könige,  Darstellung  im  Temi)el, 
die  Flucht  nach  .\egypten,  Christus  als  Knabe  im  'rem])el,  C.ebet  am  Oel- 
berge,  (iefangennehmung  Christi,  Ecce  homo,  Kreuztragung,  Versi)Ottung, 
(ieisselung.  Kreuzigung  und  Dornenkrönung.  Eine  Fortsetzung  dieser  Bilder- 
reihe bis  zur  Himmelfahrt  oder  auch  Ausgiessung  des  hl.  (ieistes  werden  wir 
auf  den  Aussenseiten  der  .Aussenflügel  anzunehmen  hal)cn,  doch  sind  hier 
alle  Spuren   ehen  aligcr   Malerei    verschwunden. 


ST.    MKOI.AI    ZU    RÖRP:I. 


;oi 


Ueber  den   Fund    einer   Weih -Urkunde    des 
kleinen   (ilase   bei   Gelegenheit  des   Abbruches  der 


(ilas  des   XV.  Jalirlniiulf rts,   in   natürlicher  (Irösse. 

gegeben,     in    welcher    die    Nikohii  ■  Kirche    in    de 
dastand,    nämlich   /wix  heii    1270   und    i2()0. 


Altars  in  einem  grünlichen 
alten  steinernen  Mensa  im 
Jahre  1S67  vgl.  Lisch, 
M.  Jahrb  XXXIli,  Seite 
151  54  und  Seite  163. 
Nach  dieser  l'rkunde 
weihte  der  Generalvikar 
des  Bischofs  Busso  I  von 
Havelberg,     der     Ueih- 

bischof  Johannes  vcjn 
Adramytium  in  partibus 
inhdelium,  am  10.  Augii>-t 
1490  aufs  Neue  ilen 
Kirchhof,  die  Kirche  und 
den  Altar  der  Kirche  /u 
Khren  der  hl.  Jungfrau 
Maria  und  des  hl.  Niko- 
laus. Dabei  wurde,  \\\e 
Lisch  es  (durch  Vcr- 
gleichung  eines  Siegel 
restes  mit  erhaltenen 
Siegeln  desselben  Stem- 
pels) mit  grosster  Wahr- 
scheinlichkeit   dargethan 

hat,     das    Siegel     des 
Bischofs  Heinrich  IL  von 
Ha\elberg    (1270--Q0), 
welches  der  ersten  Weih 
Urkunde  der  Kirche  imd 

ihres  Hauptaltars  an 
gehörte,  in  dasselbe  Glas 
hineingethan.  Ks  ist  da- 
mit natürlich  ^nähernd 
zugleich  die  Zeit  an- 
Nciistadl     Kobi-i     \ulU-ndel 


**► 


ouutrttu 


'Cb 


NVcih    Irkundf  <li-.   .\lt.nrs   >nm    10.  .\umist    1490. 


502  AMTSGERICHTSKEZIRK    RÖBEL. 

Kanzel.  Die  Kanzel   ist  neu.      Die  alte  war  ein  Werk  des  Barockstils  von  1667. 

Gestühl.  Gestühl.      An    den    beiden    Längswänden    des    Chors    sieht    man    eine 

Anzahl  hochgothischer,  dem  ehemaligen  Kirchenraum  des  Dominikaner- 
Klosters  entnommener  Chorstühle  aus  Eichenholz  mit  reichem  Schnitzwerk  und 
mit  Inschriften.  Eine  fortlaufende  Inschriftenreihe  zieht  sich  über  das  ganze 
Gestiihl  hin,  ausserdem  ist  die  Rückwand  jedes  einzelnen  Stuhles  mit  einer 
besonderen  Inschrift  versehen.  Doch  ist  die  Reihenfolge  in  der  oberen  Inschrift 
von  Anfang  an  in  keinem  Zusammenhange  mit  der  in  der  unteren  der  Stühle 
gewesen.  Jene  enthält  die  Namen  der  Ordensprovinz  Sachsen,  diese  erstreckte 
sich  auf  alle  übrigen  Ordensprovinzen  der  alten  Welt.  Jetzt  ist  das  ganze 
Stuhlwerk  dunkelbraun  getönt,  vor  der  Restauration  aber  sollen  die  Buch- 
staben mit  bunten  Farben  bemalt  gewesen  sein.  Auch  fehlen  seit  der  letzten 
Restauration  mehrere  Stühle,  über  deren  Verbleib  Niemand  Auskunft  geben 
kann!  Statt  ihrer  dreissig,  die  Lisch  noch  zählte,  sind  es  heute  nur  sechs- 
undzwanzig. Wo  sind  die  anderen  vier  mit  ihren  Schrifturkunden  geblieben? 
Sollten  sie  wiedergefunden  werden,  so  wäre  es  am  zweckmässigsten,  sie  unter 
sachkundiger  Leitung  dem  alten  Gestühl  wieder  einzufügen,  oder  aber  dem 
Grossh.  Museum  zur  Aufbewahrung  anzuvertrauen. 

Fortlaufende  Inschrift  in  der  Bekrönung  des  Gestühls:') 
BRHWHUSIS    1225.     HKHhORDeiVSIS    1229.     hKLBHRSTÄDan- 

sis  [ S0RÄ(nai/siS]2)  1241.    RVPi»ensis  1246.    IxK- 

DeRSLÄVHWSIS  1251  STRVSBHRGHUSIS  1254.  [ROSTOGli- 
(IHUSIS  125(i.  PKIUSLÄVIBUjSIS  1275.  PÜS^^'^^ÄLKGöUSlS  1277. 
BRÄUUHUBVRGHUSIS  1292.  ^^''MSSfiKRIHUSIS  1293.  BÄRLI- 
«HnSIS   1297.  SUHLÜORFHUSIS   1.S89.      BRVSWRlKGenSIS 

1.310.     TÄRBÄTdl/SIS    1300.     RÜBOLHUSIS    12H5.     liTfLiLanSIS 
'1271.      SHhVSHUSiS    1255.     i   [6iRIFS'''7ÄIjI)HRSIS    12.54.     SVR- 
UHRSIS    1251       RI6HRSIS   1244.     hÄWBVRGHI/SIS    [.  .  .  .  LIP- 
CHWSIS    12  29      h^rBKlHI/SIS   1229.     SttÄÖDBBVRGBnSIS   1224. 

Die    übrigen    Inschriften    an    den    Rückwänden    der    einzelnen 
Stühle: 

I.  Puoiiiiui.i  ijcriiianic  iiiKvioi'iG  Ijaüct  comuMitiiis  in  tjoRanbia  et  in 

cpifcouatii  tr.iiL'itcn fi  iiuVrioriri  in  t»ucatu  ijLiric. 
1.  Puouincfa  rl)oiafana  Ijaüer  fuo?  lonncntnc.  in  i^ifo  bncatb  niagna 

baftonio.') 
3.  prouincia  ilicrofoliniit.ina  pcrpancos  liaüet  conucntu?  in  rcgnip. 
(4.  vlnno  boniini  i.siy  pcv  nie  fiatrcni  Urüannni  ..j^dnnnan.] 

')  Die  eingeklanimcitcii  Iii>chiifteii  w.-ireii  im  J.-iliic  184;,  noch  v(jili.-in(Jen  und  können 
daher  erst  bei  der  letzten   Kestnuration  der  Ver.ständni.sslosigkeit  zum  Opfer  gefallen  sein. 

*)  Lisch  liest  SOKACIENSIS,  Schröder  und  Invent.ir  181 1  haben  SEZ.XZIENSIS.  Da.s  alte 
Majuskel -U  ist  dem   C   allzu  ,'ihnlich   geworden. 

■  I»er  Schnitzer  hat  verkehrterweise  t><t|>OI)i6  statt  i^nfiOlliö  (,'eseizt.  Eigentlich  sollte 
rnfCOniC   dastehen. 


ST.    NIKOI.AI    ZU    ROBEI. 


503 


5.  .^rauiucia  tcrrc  faiutc  tjaüct  \mi  romiciitiiG  in  iljcniMirm  n  in 
rcono  cipri  bfqnc  ab  partes  arnuMiic. 

6.  Pronincia  laniüarbic  Ijaöct  üiog  conniMitue  in  boniinio  üononicnü 
bcrancnfi  pabncnfi  fcrrariiMifi  Ucncccnn. 

7.  Pronintia  tialjcniic   Ijabct   mos   conucntns  in   ipfo   iiMjna   et   in 
morania. 

8.  i^it  cft  JlCaai^  ctjboniabarii. 

9.  .Praiiincia  Ungaric  Ijaüct  (uog  conncntnG  in  bngaria  in  pannonia 
in  fianonia  et  in  balniacia. 

10.  pronincia   fax'onie   Ijaüet   fnoG    tamientur.   non   in  veijniG,    i'cb  111 

biucrfiG  niarrijianatiünG  bncatiünö  et  bominiiG  binerns. 
[11.  *Cl)DrnG  •  .-^ebes  niccentarir.. 

12.  Pronincia  angiie  Ijaüet  fnor.  lannentus  per  tatiiin  iftiib  reijniun 
et  per  totani  Vualiiani  et  liiüernie  parteni. 

13.  pronincia  bacic  Ijaüet  connentna  fnoG  in  ipi'o  reijno  in  i'luecia  et 
in  reijno  norlnegie. 

14.  pronincia  liiüernie  tjaüet  inoG  connentnö  per  ipfam  liiüerinam  et 
per  totnni  reijnnni  i'cljotie. 

15.  Pronincia  Ijifpanie  ijaüet   uiog  connentn-ji  in  triüns  reijniG  üibe 
licet  conipiiftelle  portngaiie  nanerie  in  ijallicia. 

16.  Pronincia  francie  ijaüet  üidg  connentnö  in  ipfo  regno  et  in  mir 
gnnbia  in  üicarbia  per  lottijoringiani  fiantiriani  et  ür.iiiaiuiiiin. 

17.  Pronincia  roiiiana  Ijaüet  (uog  connentnG  per  partes  fioreiuie  iii 
ronianbiola  in  tijni'c.inia  et  in  partiüns  c.iinpanie. 

18.  Pronincia  cicilic  Ijaüet   fnos   connentns   in   ipi'o   iiifiiia   cuiii.i   in 

terra   laÜoriS   et  (Fortsetzuno    im   Stuhl    19) 

jy.  ^^anaria  et  in  franconia  et  in  alfacia  et  per  totnni  rertiuiin  a 
üafilea  per  coioniam  lifsune  üni'cobncis.') 

20.  pronincia  polonie  ijaüet  fnos  coniientns  in  priicia  in  üirb.i  in  po 
lonia  in  ponierania  in  i'lefia  et  in  caiTnüia. 

21.  l)ic  eft  .^ebes  cantoris. 

22.  Cljorns  •  Uocns  eüboinabarij.   (S.  Zciclmuni^i 

23.  Pronincia  ijrecie  Ijauet  i'nos  connentns  in  conitaiitinopoii  in 
aiieranbria  in  eijipto  et  iiiic  ünbiijne  biiatata. 

24.  Pronincia  arroijonie  Ijaüet  i'nos  connentns  in  ipio  reijiio  er  in 
catijaionia  et  in  reijno  annitanie. 

2.S.  Pronincia  lomüarbie  üiperioris  li.iüet  injs  connentns  per  niebio^ 
lannni  per  annaninni  per  papiani  et  per  boinininni  lannenfniiii. 

126.   Hon  ciainor  feb  amor  i'onat  m  aiire  T'ei  •  "Vn-rnarbns. 

2-.  jl^.nita  nnonne  alia  inonai'teri.i  nioniaiinin  iimr  iiiu  ciira  orbinis 
et  binerfis  cinitatiüns. 

*)  Herzogenl)ii>cli. 
-)  Genua. 


504 


AMTSGERICHTSBEZIRK    RÖBEI. 


Einzel  -  Zeichnungen 

vom  Dominikaner -Ciestülil, 

von   Herrn    Pastor   Karsten, 

(früher   in   Kübel,  jetzt 

in   \'ellahn\ 


\7^ 


^F 


c 


V.4X 


l^mTmEMHEETIT 


ö.  prauiiuia  proiiiiicic  Ijafict  fiios  lomiLMitUG  in  boniinio  nionti?'  pcffo^ 

Iniii  i*t  in  ;inrtiünr.  auinionio  in  n^ono  ni.irc.irlini. 
9.  JltoaiQ  rLnnn-cnbi  patriö  prauincialiö.    (S.  Zeichnung.) 
o.  Proninci.i  ^lynlii*  [)nlict  fnos  conniMitu?  per  ipfam ] 

Schon    in    äUerer  Zeit    waren,   wio   Wigger  im   AI.  U.-B.  zu   761    angiebt, 
durcli   Verschneidung    des  Gestühls    bei    dem  Conventus   Halberstadensis    und 

dem  Conventus  Ham- 
burgensis  die  Jahres- 
zahlen  der  Gründung 

verloren  gegangen. 
Das     bestätigt     sicli , 
wenn    man    die    Auf- 
zeichnung   in    Schrö- 
der's    Pap.    Meckl.    I, 

S.  644  —  647,  vor 
dem  Jahre  1741  mit 
der  von  Lisch  im  Jahre 
1841  vergleicht.  In- 
zwischen, d.  h.  zwi- 
schen 1741  und  1841, 
hatten  aber  auch  Um- 
wechslungen der 
Rücklehnen,  worauf 
es  weniger  ankam,  und 
Umsetzungen  in  der 
langen  Ueberschrift 
des  Kloster- Verzeich- 
nisses der  sächsischen 
Ordensprovinz  statt- 
gehnl)t,  bei  denen  es 
einer  grösseren  Vor- 
sicht bedurfte.  Auch 
dies  ergiebt  sich  aus 
dem  Vergleich  von 
Schröder  und  Lisch, 
sowie  aus  der  schrift- 
lichen Aufzeichnung 
im  Inventar  von  181  1, 

die  Abweichungen 
\on  beiden  enthält. 
Indessen  alles  das  ist 
nicht  so  schlimm  wie  der  oben  bereits  angedeutete  \erlust  der  vier  Domini- 
kaner-Stühle, welche  erst  bei  Gelegenheit  der  letzten  Restauration  der  Kirche 
in  der  Zeit  von  1867  bis  1869  ^"f  die  Seite  gebracht  wurden.  Es  sind  dies 
diejenigen,  welche  in  dem  vorstehenden  Verzeichniss  eingeklammert  sind: 
erstens  jener  Sitz  mit  dem  Namen  des  Urban  Schumann,  der  das  Gestühl  im 
Jahre  15  19  herstellte  und  mit  dessen  Namen  zugleich  der 'I'itel  SORÄVIBU- 
SIS  verloren  wurde,  dessen  Jahreszahl  1241  nun  fälschlich  zu  Halberstadt 
gesetzt  ist-,  zweitens  der  Stuhl  des  Succentors  und  drittens  der  der  Provinz 
Apulia,  womit  zugleich  in  der  Ueberschrift  die  Titel  des  Rostocker  und  des 
Prenzlauer  Konventes  verloren    gingen;    viertens    der    Stuhl    mit    dem   Spruch: 


^1  .j^iKfSiWR 


't<. 


ST.    NIKOLAI    ZU    RHREI,. 


>"> 


»Non  clamor  cet.<,  mit  dem,  wie  d\s  fnihere  Reihenfolge  bei  Schröder  er- 
kennen lässt,  die  Ueberschrift  des  Leipziger  Konventes  sammt  der  ersten  Hälfte 
seiner  Jahreszahl  1229  verloren  wurde.  Auch  fand  wiederum  eine  Verschiebung 
der  Rücklehnen  statt.  Unter  der  Ueberschrift  Prinslauiensis 
stand  z.  B.  bis  dahin  der  Stuhl  der  Provincia  Hungariae.  Diesen 
wollte  man  behalten  und  verzichtete  deshalb  auf  den  Stuhl 
der  Provincia  Apuliae.  der  verhältniss- 
mässig  den  geringsten  geographischen 
Inhalt  hatte  und  unter  der  Ueberschrift 
des  Conventus  Brandenburgensis  stand. 
Endlich  sei  noch  bemerkt,  dass  die 
Jahreszahlen,  welche  von  Lisch  noch 
vor  dieser  letzten  gewaltthätigen  Um- 
änderung festgestellt  wurden,  von  Schrö- 
der nicht  immer  richtig  gelesen  worden 
sind.     Besonders   oft   verwechselt    er  2 


f^^^^ 


FW  —     ■' 


und   4   und   5  mit   8. 


Dem   Domini- 


kaner-Orden waren  einstmals  die  Fürsten 
Heinrich  und  Bernhard  von  \\'erle  bei- 
getreten, die  Söhne  des  Fürsten  Johann  L  und  der  Fürstin  Sophie,  einer  ge- 
borenen Gräfin  von  Lindow-Ruppin,  welche,  anfänglich  zu  Plau  als  Wittwe 
wohnend,  von  1291  an  in  Röbel  ihren  Aufenthalt  nahm  und  1301  noch  am 
Leben,  aber  1304  bereits  verstorben  war.  Vgl.  Wigger,  M.  Jahrb.  L,  S.  225 
und   233.     Vgl.  o.  S.  484/85. 

Von  anderem  Gestühl   mögen   vier  im  Grossh.  Museum  aufbewahrte,   der 
Hochgothik  angehörende  Wangen  genannt  werden,   die  eine  ganz  vortreffliche. 


Aussenseite. 


Innenseite. 


Stuhlbekrönung  aus  St.  .Nikolai,   im    .Museum   7u   Schwerin.      XV.  Jahrhundert. 

in    grossem    Stil    ebenso    geschickt  wie    kräftig    imtl    wirkungsvoll    aiisgctuhrte 
Schnitzerei  aufweisen,   welche  wiinlig  ist,    mit   den   besten    Arl.i-itcn   .lic^rr  An 


;o6 


AMTSGERICHTSBEZIRK    K'  >KV.\. 


in  I  )()l)cian  und  Wismar  auf  gleiche  Stufe  gestellt  zu  werden.  \'on  Interesse 
sind  auch  die  Spuren  ursprünglicher  Bemalung  in  Orün  und  Roth.  Hier  mögen 
auch  die  vier  Wangen  mit  der  Darstellung  der  hl.  drei  Könige  im  Museum 
/.u   Schwerin   erwähnt   werden.      S.  S.  508. 

Im  Schweriner  Museum 
ausserdem  noch  ein  aus 
St.  Nikolai  in  Röbel  ge- 
kommener Belt,  dessen 
,  aus  Holz  geschnitzte 
Gru])])e  zwei  knieende 
Engel  darstellt,  die  eine 
.Monstranz    empor  halten. 


-K^ 


'<i 


m,-^ 


Vom    elieiiinli;.;(ii    <  icstühl    in    .Sl.  Nikolai;     nl/i    im    Museum    zu    Scliw  ltmi. 
.Xnf.nii^   des    X\'I.  |alirliim(U'rts. 

Holzkofifer.  Im   ;\nh.'ui  auf  der  Südseite  des  Chors  befindet  sich  ein  alter  mit  Eisen 

beschlaL;cncr  Holzkoffer,  uclchrr  rlie  Habseligkeiten  der  cin.st  auf  dem  Markte  in 
Kobcl     hingerichteten     KATARINA  VON    KETELHODT    i:ntha!t(  11     hat.  Kbcn 


ST.    MKOI.AI    ZU    KOBEL 


507 


daselbst  eine  aus  Holz  geschnitzte  Annaselbdritt- Gruppe,  die  fast  lebensgross  Schnitz- 
ist,  ferner  gleichfalls  aus  Holz  geschnitzt,  aber  etwas  kleiner,  der  Torso  eines  «erke. 
hl.  Georg  zu  Pferde. 


Becken 


Der  Taufstein  ist  neu.     Als  Taufschale   dient    ein    schlichtes  kupfernes    Taufstein. 


.f 


In  der  Kirche  findet   sich  auch   noch  die  Schale  einer  alten  Fünte  aus  Schale. 

Kalkstein  mit  schönen   romanischen  Verzierungen.')    -^    An  der  Xordseite  des  ('ranit- 

Thurmes    liegt   ein    mit  einer  tiefen    runden    Höhlung  versehener  Granitblock.  ^'^•■*'- 
der  vielleicht  eine  noch  ältere  Fünte  war. 

In    der     Blendnische    an    der    Gemälde. 
Xordseite  des  Chors  ein  Gemälde 
mit    den    drei    Frauen     und    dem 
l'^ngel     am     heiligen    Grabe.      Von 

ALBERT  NIEDERHÖFFER,  dem 
Sohn  des  frijheren  Pastors  NIEDER 
HÖFFER   zu   Alt-Röbel. 

Hinter  dem  Altar  drei  Grab    Crabsteine. 
steine,    von    denen     der     mittlere 
die     Ruhestätte    des     Rathmannes 

ADAM   FRIEDRICH   SCHRÖDER, 
des  Stifters  der  Robeier  hVcischule 
(gestorben    1779).    und    die    seiner 

Fhefrau   ELISABETH   (Todesjahr 
undeutlich)  deckt.     Die  In.schriften 
der    beiden     andern    Steine     sind 
nicht  mehr  zu  entziffern.  —  Ferner 
ist    in    die    Wand    des    südlichen 
Seitenschiffes    eine    ei.serne    Grab 
platte   mit    Inschrift  und   \Vai)])en 
eingelassen,  die  früher   im   Haupt- 
gange   der    Kirche     la^;     und    die 
Ruhestätte     des     LAURENTIUS 
KASSUBIUS  deckte,   welcher,    nachdem   er  dreissig  Jahre    lang   Pastor  zu   .Meltz 
und   Buchholz    gewesen,    im  unheilvollen    Kriegs-  und    Pestjahr    163S    zu    Röbel 
starb.      Neben  der  Inschrift  vier  einzelne  Gestalten.     Aus  der   langen  In.schrift. 
die   den  ehemaligen  Platz  als  Begräbniss   mehrerer  Mitglieder  der  Familie  kenn 
zeichnet,  ist  ferner  zu  entnehmen,  dass  die  Grab])latte  von  .seinem  letzten  Sohn 
erster   Khe,    CHRISTIAN  KASSUBE,  sr.  Zt.   Buchhändler  in   Dänemark  und   Nor- 
wegen.   1673  gestiftet  worden  ist.-) 


StuhlljekrönunjT  aus  St.  Nikolai;    jetzt  im   Mii.seum 
zu   Schwerin.      .W.   lahrhundert. 


.')  M.  Jahrb.  XIX,  S.  407. 

«)  Lisch,   M.  Jahrb.  XXXIIL  S.  162. 


;oS 


AMTSGEKICHTSHF./IRK    R(  >BF.l. 


(liurkeii.  Im   Thurni    hänij^en    \ier    Glocken.      Die    grösste  (Dm.   1,36  m)    hat    die 

Inschrift:  +  0  l'Cr  ijiarif  lUMli  illlll  pflCi\  Ausserdem  in  I'^aclirelief  die  etwa 
10  cm  hohe  Figur  eines  thronenden  Bischofs,  gerade  dariiber  eine  andere  Figur, 
welclie  durch  Beschädigung  unkenntlich  geworden  ist,  vielleicht  ein  Krucih.xus. 
Links  neben  der  fraghchen  Figur  in  ganz,  kleinen  Minuskeln  der  Xame  i)illlG 
bülÜLTil).  rechts  von  der  Bischofsfigur  .111110  tilli  (die  Jahres- 
zahl bis  auf  zwei  X  ganz  verwischt).  Auf  der  entgegengesetzten 
Seite  mitten  im  Felde  das  bekannte  Giesserzeichen  des  Rickert 
von   Mönkehagen  vom    Ende    des    XI\^.    und    Anfang    des    X\\ 


.Xnhetunj^   der  hl.  drei    Köiiij^e.      (.Stiihlwangen   des   .W.    Inlii  luindcrts,   im    Orossh.  iMuseuni.) 

S.  S.  506. 


Ä 


Jahrhunderts.')  —  Der  Durchmesser  der  zweiten  Glocke  hetrrigt 
1,30  m.  Die  Inschrift  lautet:  XVC  tllC  lailtii  illlüii  liOl*  UUM  fOll^ 
foiiat  aubi  in  unregelmässig  .stehenden  Buchstaben.  Am  Anfang 
und  Abschluss  der  Inschrift  das  nebenstehende  Zeichen.  —  Dritte 
Glocke  (Dm.  1.27  m).  Inschrift:  0  xex  gloric  VPi*  lUMli  Clllll  vaiT 
ganz  im  Charakter  der  zweiten  Glocke,  doch  steht  hier  das  neben 
stehende  Zeichen  über  der  Schriftreihe  und  ist  kleiner  als  die  Buch 
Stäben  der  Inschrift.  -  Durchmesser  der  vierten  Glocke  0.96  m 
Inschrift:  CHRISTE  LAUDI  TUAE  QUOS  VOX  MEA  CONSONAT  AUDI  A.D. 
1408'j  .  UNTER    DER    REGIERUNG    DES   GROSSHERZOGS    FRIEDRICH    FRANZ 


A 


')  V;;l.  ht.  Marien   und   .St.  Nikolai   in    Ku->l(>ck. 
*)   Das  Inventar   von  181 1    hat  hier  den  /usal/: 


in   die   l>eali  .XuL-iisliiii.     .\iu:h  nennt   es   noch 


ST.    NIKOI.AI    ZI     kOBEL 


509 


PATRONS  DER  ST-  NICOLAI  KIRCHE  AUF  KOSTEN  DES  FROMMEN  BÜRGERS 
JOHANN  CHRISTIAN  HÖNECKE  IM  JAHRE  1863  UMGEGOSSEN  VON  CJLLIES 
HOF-GLOCKENGIESSER  IN  WAREN. 

Kleinkunstwerke.    I.Silber-  Kleinkunst 

vergoldeter     Kelch     auf    sechs-        «erke. 

passigem    Fuss    und    mit    dem 

Namen    Üjcfbs    auf  den  Rotuli 

des    Knaufes.     Auf   dreien    der 

sechs  halbkreisförmig  auslaufen 

den    Flächen    des    Fusses    sind 

vollrunde  Figuren  befestigt:  ein 

Kruciti.xus,  ein   l"-ngel,  der  eine 

Leiter  und  eine  Lanze  trägt,  und 

ein    anderer     l.ngel.     der    auch 

einen  Gegenstand  in  den  Händen 

gehalten    hat,    der  aber    .sammt 

den   Händen    abgebrochen    und 

verloren  gegangen  i.st  (jetzt  als 

Buch     und     Schwert     ergänzt). 

Die  Kupa  ist  neu.     Keine  Werk- 

zeichen    —  2   Silbervergoldeter 

Kelch  auf  sechspassigem   Fuss. 

In    den   Kotuli    des   Knaufes    in 

hellblauem     ICmail     der     Name 

lESUS  und  ein  stehendes  Kreuz. 

liiter    dem    Fu.ss    der    Stempel 

(^Q)         3.  Silbervergoldete  alte 

Patene.      ( )hne  Werkzeichen. 

6.   Faufkanne,  gestiftet  1884 

Abenduiahlskanne   mit    Deckel    in 


Kolch  (I). 


4.  5.  Abendmahlskanne  und  ( )blatendose,  neu 
von  J.  F.  HACKBUSCH.  --  7.  Alte  zinnerne 
Hunipenforni.  \'oni  (nistrower  Zinngiesscr  V.  G.  L.  16  85.  S  /innerne  1  auf- 
kanne,  gestiftet  von  J  •  C  •  HINSCKY  «S.D.  RON  FELDEN  1771.  i^nglisches 
Zinn  mit  undeutlichen  Stempeln.  —  9  12.  \'ier  messingene  Kollcktcnbeckin 
mit  Randverzierungen  in  getriebener  Arbeit,  laut  Inschrill  von  ADAM  STEIN 
1730   gestiftet.    —     13.   Neues    laufbecken,    von    Lippold  Malchin.  14      17. 

Vier  neugothische  Altarleuchter  aus  Zink,  zwei  gro.ssere  und  zwei  kleinere.  - 
18 — 22.  Fünf  alte  ungleich  bessere  runde  Leurliti-r  von  Messing,  der  klein.ste 
von  1604.  Gewidmet  von  KLOCKENGETTERS  KINDERN  —  23.  Die  Altar 
und  Kanzelgewänder:  ein  .\ntependium,  zwei  .Mtartucher,  \'elum.  Korporale 
und  eine  Kanzelpultdecke  sind  neu  und  vom  mecklenburgischen  l'aramenten- 
verein   «relicfcrt. 


ciiu-    fiinfte    (ilocke     oliiie    Inschrift    ^vielleicht    «in:,     welche    jettt     im    (iieliel.mfoatre     tle%    (  horc» 

häiiL;!    iinrl    v<m   <linii>>>en    ^ichll>:ir  i>t). 


510 


AMTSGERICHTSHKZIRK    ROBEL 


Stadtmauer.  Die  Stadtmauer  um  die  Neustadt  ist  /.um  grössten  Theil  erhalten.     An 

den  Strecken  aber,  wo  sie  niedergelegt  ist,  sind  noch  die  Fundamente  sichtbar. 
Indessen  sind  diese  in  einem  mangelhaften  Zustand.    Mauerthürme  sind  nirgends 
mehr  da,   wohl  aber  lässt  sich   hin  und  wieder  auf  das  frühere  Vorhandensein 
eines    Thurmes    schliessen.     An    einer    sol- 
chen Stelle  (z.  B.  an  der  westlichen  Mauer, 
jetzt    Umfassung    des    ersten     Pfarrgrund- 
stücks) befindet  sich  ein  Stromschicht- Fries. 
Das    Material    der    Mauer    ist    ein    grosser 
schwerer    Backstein,    doch    sind    nach    Art 
des    Mittelalters   als   innere  F^üUung    mehr- 
fach Felsen  verwendet.     Die  Altstadt  weist 
keine  Spur  von  Befestigungen  auf. 

Mühlen-  Der   Mühlenberg   der  Altstadt,    die 

l>erg.  Stätte  der  früheren  fürstlichen  Burg  (s.  o.), 
stellt  sich  als  ein  kreisrunder,  oben  ab- 
geflachter Kegel  von  ziemlich  bedeutender 
Höhe  dar  und  ist  jedenfalls  kün.stlich  auf- 
getragen. Irgendwelche  Spuren  von  Ge- 
mäuer sind  nicht  mehr  sichtbar.') 

Landwehr.  Dagegen  ist  von  der  Landwehr,   die 

sich  von  der  Wackstower  Scheide  bis  zum 
Glien-See  hinzieht,  noch  ein  ganzes  Stück 
erhalten.  Sie  scheidet  die  Röbeler  Feld- 
mark von  dem  Wackstower  und  Dam- 
becker Gebiet  und  hat  stellenweise  eine 
beträchtliche  Erhöhung,  sowie  an  jeder 
Seite  einen  Graben. 


Altes  Auf   einem    Balken    über   der   Thür 

Schulhaus,  des  alten  Schulhauses  ist  eingeschnitten: 
EXTRUCTUM  PUBLICUM  HOCCE  SCHOLAE 
AEDIFICIUM  1709  REPARATUM  1757. 


lieh  (s.  S.  506)  in   halber  Grösse. 


Kleinkunst 
und   Kunst- 
gewerbe. 

(iemälde. 


Im  Besitz  des  Maurermeisters  Wolter  zu  Röhel  befindet  sich  ein  altes 
Gemälde  auf  Leinewand,  das  jüngste  C.cricht  darstellend.  Es  hat  sich  früher 
in  der  St.  Nikolai- Kirche  befunden  und  ist  l)ci  (k-r  letzten  Restauration  aus 
der  Kirche  entfernt   worden. 


Altes  y.unfv  Das  alte  Zunftgeräth  der  Maurer,  bestehend  in  einer  gro.ssen  Zahl  von 

gerath  der  Zinngefä.ssen,    einem    Zunftschild,     zwei    Laden    (von     175 1     und     17S9),     /-vvei 
Maurer.      


')  Lisch,   M.  Jahrb.  XIII,   S.  42S/2C>. 


Gcr.Hlhschaflcn   «k-s   Amli-    -Icr    Maurer   tn    koi.fl. 


KLEINKUNST    UNI)    KUNSTGEWERBH. 


511 


Schafferstäben  und  einer  Sammelbüchse,  hat  das  Grossh.  Museum  /.ii  Schwerin 
käuflich  erworben. 

Ueber  ein    in  Röbel   gefundenes  altes  Pulverhorn   aus  Hirschhorn,    ans        Ahes 

dem  XVI.  Jahrhundert,  s.  M.  Jahrb. Pulverhorn. 

XIV,  S.  350.  Zu  beachten  sind 
die  Kostüme  der  aus  der  Fläche 
herausgearbeiteten  Figuren   (Mann 


rulverhorn   aus   Kübel. 


rulverhorii   .lus   Krakow. 


und  F'rau.)  Wir  reihen  hier  ein  ahnliches  an,  das  in  Krakow  beim  Au.sgraben 
eines  Kellers  gefunden  ist  und  derselben  Zeit  angehört,  s.  M.  Jahrb.  XXXV, 
Q.-B.  I,  S.  7.  Ferner  ein  aus  dem  Jahre  1581  stanniiendes  und  aus  Hoizen- 
burg  gekommenes  Hifthorn  von  Büffelhorn  inii  l'igurcn  und  dem  italienischen 
Spruch:  NON  PENSA  LHVON  CHE  CODE  IN  FESTA  ET  CANTO  CHE  AL  FIN  IL 
RISO  Sl  CONVERTI  IN  PIANTOANO  1581:    .M   Jalirb.  Xll.   S    .\4>j 

M  LHVON  —  rhnnmo. 


Hifihom   .lus   boizenburg. 


512 


AM'lS(iKRKH'ISIiF.ZlRK    KOHKI,. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Ludorf.' 


Cifstliicht 
des 
1  )orfes. 


ic  Einweihung  der  als  ein  ftühgothisches  Üktogon  erbauten  Kirche  zu 
Ludorf  am  8.  Mai  1346  durch  den  Bischof  Burchard  von  Havelberg  zu 
Ehren  der  hl.  Jungfrau  Maria  und  des  hl.  Märtyrers  Laurentius  und  die  Be- 
widmung  der  Kirche  mit  zwei  Hufen  in  Ludorf,  drei  Hufen  in  Priborn,  sowie 
mit  den  ICinkünften  von  zwei  Mark  Silbers  aus  Zielow:  das  ist  die  erste  ur- 
kundliche Ueberlieferung  über  das  Dorf  und  Gut  Ludorf  im  XIV.  Jahrhundert, 
zugleich  bis  jetzt  die  einzige  aus  diesem  Jahrhundert.-) 

Mit  dieser  Thatsache  fallen  alle  früheren  Vermuthungen  über  diesen 
einzig  in  seiner  Art  in  Mecklenburg  dastehenden  Bau.  Dass  die  Oktogonal- 
Anlagen  häufiger  in  Italien  als  in  Deutschland  gefunden  werden,  ist  bekannt.-^) 
Unbekannt  aber  bleibt,  welchen  Anlass  es  gab,  um  in  dem  kleinen  Dorfe 
Ludorf  an  der  Müritz  Gebrauch  davon  zu  machen.  Ebenso  wird  es  wahr- 
scheinlich niemals  aufgehellt  werden,  ob,  wie  Beyer  in  bedenklicher  Weise 
vermuthct  hat,  die  im  Jahre  1341  mit  Fürst  Bernhard  von  Werle  vermählte 
Gräfin  Elisabeth  von  Holstein- Plön,  welcher  gewisse  Dörfer  und  Güter  im 
Lande  Röbel  als  Leibgedinge  verschrieben  waren,  die  Gründerin  des  Ortes 
und  der  Kirche  zu  Ludorf  war,  oder  ein  anderer,  z.  B.  einer  der  Herren 
von  Marin  (Morin),  die  im  Anfange  des  XV.  Jahrhunderts  als  Besitzer  des 
Gutes  Marin  mit  dem  zugehörenden  Ludorf  und  zugleich  als  Patronatsherren 
der   Kirche    auftreten/')     Diese    behalten  die  Nachbardörfer  Marin  und  Ludorf, 


*)   5  km  östlich   von   Hobel. 

'»)  M.  r.-B.  6649.     Vfrl.  Lisch,   M.  Jahrb.  XVI,  S.  294—299.     XXV,  S.  308. 

*j  Die  nächsten  Analogien  zu  dem  Oktogonalbau  in  Ludorf  bieten  wohl  die  romanischen 
Centralbauten  in  Franken,  z.  B.  die  Kapellen  und  Kirchen  in  Oberwittighausen,  Standorf,  be 
sonders  die  in  (Jrünsfeldhau.sen,  Altenfurth  und  die  Kapelle  U.  L.  Frau  in  Wiirzburg.  Vgl.  Schulz, 
Denkmalpflege  III,  Nr.  14,  S.  105  ff. 

*)  Beyer,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  125/27.  v.  Bülow,  M.  Jahrb.  XXXIV,  S.  192/93-  Uas  Leib- 
gedinge der  Herzogin  Elisabeth  bildete  keineswegs  einen  zusammenhängenden  Güter -Komplex, 
sodass  man  etwa  die  Behauptung  aufstellen  könnte,  Ludorf  müsse  miteingeschlossen  gewesen  sein. 
Deshalb  giebt  es  auch  gar  keinen  Orund  zu  der  Annahme,  dass,  als  im  Jahre  1410  die  Güter 
dieses  Leibgedinges  (vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  192 — 94)  an  die  in  diesem  Jahre  neu  gegründete 
Linie  der  Hahn-Solzow  übergingen,  das  Dorf  und  Gut  Ludorf  in  Ilahn'schen  Be.sitz  gekommen 
sein  müsse,  wie  Beyer  bei  Ausdehnung  .seiner  Hypothese  glauben  machen  will.  Im  Gegenlheil 
weisen  alle  Verhältni.sse  und  Umstände  darauf  hin,  dass  die  schon  im  XIII.  Jahrhundert  als 
werlesche  Vasallen  in  Röbel  und  Umgegend  auftretenden  und  im  XIV.  Jahrhundert  u.  a.  mit  Besitz 
in  Kres.sin,  Zielow,  Vipperow,  Buchholz,  .Schwarz  u.  s.  w.  nachzuweisenden  Herren  von  Marin  oder 
Morin,  die  zwei  Angelhaken  im  Wapjjen  führen  und  thatsächlich  mit  dem  alten  grossen  Hofe 
Marin  oder  Morin,  l<ei  dem  Ludorf  noch  im  Jahre  1614  als  zugehörender  kleinerer  Hof  aufgeführt 
wird,  im  engsten  Zusammenhange  stehen  und  daher  schon  viel  früher  zu  Ludorf  und  seiner  Kirche 
als    Gutsherren     in    Beziehung    gesetzt     werden    müssen     als    dies    bis    jetzt    durch    Urkunden    fest- 


GUT   UND   KIRCHDORF  LUDORF.  51, 

wenn  auch  nicht  gan.,  so  doch  theilweise,  bis  ..un,  Jahre  ,659.  dem  Todesjahr 
des  Levm  Ludw.g  von  Marin.  Doch  scheint  es,  als  ob  der  Name  Mar.n 
schon  damals  vor  dem  Namen  Ludorf  in,  Schwinden  begrift-en  gewesen.    Denn 

zustellen  gewesen  ist.    That- 
sache  ist,  dass  die  von  Marin 
im   Jahre    1427    anscheinend 
seit  langer  Zeit  im  Hesitz  von 
Ludorf  sind.    Denn  das  Regest 
einer  am  Abend  des    10.  No- 
vember   d.  J.    ausgefertigten 
L'rkunde  lautet:    >()tto  vnde 
Heinrich   Moryn,    dede    won- 
liaftig  sin:  tho  Morjn  in  deme 
haue,     dede     licht     in     deme 
lande  tho   Hobele,   verkaufen 
den  von    Hlilcher    das    halbe 
dorf  Moryn,  dat  dar  licht  in 
<ieme     lande     tho     l'enzlin.c 
1541     heisst     es     in     Akten, 
welche  sich  auf  Streitigkeiten 
liier  die   Fischerei    zwischen 
der  Komthurei   zu    Nemerow 
und    denen    von     Marin     l»e- 
iiehen,    >  Peter,  Curt  und  Ige 
die  Marinen  auf  Ludorf,  c  und 
den     26.   Juni    1614     spricht 
Henning  M.arin  d.  ä.  von  sei- 
nem    >Stammlehn    Marin 
■der  Ludorf.«     1616  giebt 
is  Akten   über  eine  Theilung 
der  Guter  Ludorf  und  Mann 
wischen  Henneke  Marin  und 
Halthasar     Lepel.       16 18 
idressiert  I  Icrzog  Adolf  Fried- 
rich   ein  .Schreiben    an   Hen- 
ning .Morin   zu   Marin.     1643 
muthet  Klaus  von  Lepel  nach 
dem  Absterben   seiner   Vettern,  der  lirüder  IJaltha-sar  und   Klaus  von   Lepel  das  C'.ut   Ludorf.     .\l>er 
es  scheint  nicht,   als  wenn   die  Muthung  einen  praktischen  Erfolg  gehabt  habe,  denn  das  Visitations- 
protokoll von    1649    nennt    unter    den   Eingepfarrten   vom   .Adel    nur    den    I'atronus   Henneke   Marin 
und  Friedrich   Kerberg's   Wittwe   und  beschreibt  den   tr.iurigen  Tod  des  .älteren   Henneke   Marin   zu 
Röbel  im  Jahre    1638:    >I)er  'riuirmb  ist   niedergefallen   und  sint  die  glocken  daraus   wegk,    welche 
der  Patronus   Henneke   Marin   dem   Bericht  nach   verkaufl't   vnd  dafür  ein   pferd   gekauft  haben   soll. 
Es  ist  aber  dabey  glaubwürdig  berichtet,  dass  Henneke  Marin  mit  Verkaufung  der  glocken  weinigs 
glucks  oder    segens    gehabt,    bevorab  er    bald    darauff   im    elende  Ao.  1638    an    der    roten   Ruhr  zu 
Röbel  gestorben   und   nicht  so  viel   nachgelassen,  dass  er  ehrlich   zur  Erden   bestattet   worden,   »on- 
dern  es  hat  ihn   das  gekauffte   pferdt  auff  einer  .Schlope  im  Sarcke  zum  grabe  trecken  mUskcn,   vnd 
ist  also  ohne  Ceremonien   begraben   worden,     Inmassen  auch   erwehntes  pferd   nicht    lange  darnach 
in   einen   brunnen  gefallen   und  gestorben.«    —    1662   aber,    als  es    keinen   .Marin   mehr  giebt,   nennt 
das  Visitationsprotokoll    als    Patrone    den   Jakoi»    Ernst    Knuth    und    den    Dctlof    Kett>crg.  —  .Alle 
diese   Verhältnisse  sind  in    früherer  Zeit  nicht    genügend    berücksichtigt  worden,    vor    allen   Dingen 


Kirche    /u    l.udml. 


33 


5M 


AMISfJKkUHrSHKZlKK    R(>HKI.. 


während  im  Jahre  1614,  als  die  Hci^üteruni;  nahe  daran  ist,  der  alten  erb- 
gesessenen Familie  verloren  zu  gehen,  Ludorf  nur  als  kleine  Pertinenz  von 
Marin  genannt  wird,  reden  die  Msitationsprotokolle  von  1649  '^'"'^  '662  nicht 
mehr  von  Marin,  sondern  nur  noch  von  Ludorf,  das  bis  zum  Jahre  1659  ^t"^' 
Adelsfamilien    zu  Besitzern  hat,    die  von   Marin,    \on  Knuth    und  von  Kerberg 


yC 


(Jriindriss   der   Kirche   y.u   l.iulorf  (nach   /iiifjelmann). 

(Kerkberg).     Nach    dem  Tode    des    oben    genannten    Levin  Ludwig  von   Marin 
theilen    sich    die    beiden    letztgenannten    Familien    in    die  Herrschaft,    und    erst 


hat  man  die  beiden  fiUter  Mai  in,  das  zur  Kitterschaft  des  Amtes  Neustadt  zählende  iMaiin  bei 
I'enzlin  und  das  mit  Ludorf  zu  einer  Feldmark  verbundene  Marin  an  der  Milrit/.  hei  Knhei,  beide 
die  Stammsitze  der  alten  Adelsfamilie  Marin,  nicht  immer  scharf  fjenufj  t^eschieden  und  die  ehe- 
malige IJedeutung  dieses  letztgenannten   allzusehr   übersehen. 


GUT   UND    KIRCHDORF   LUDüRF. 


515 


Kirche  zu   I.udorf  (nach  Zingelmann'schen  Zeichnungen 


•Xi' 


5l6  AMTSGERICHTSHKZIRK    KÖBKl.. 

1686  koiiinien  die  \on  Kiuith  in  den  Alleinbesitz  der  Begüterung,  die  von 
nun  an  unter  dem  Namen  Ludorf  zu  einem  einzigen  Lehngute  konsolidiert 
wird,  über  welches  der  Oberkammer junker  Adam  Levin  von  Knuth  am  14.  Juli 
1688  den  Lehnbrief  erhält.  •)  Der  Ludorfer  Mannesstamm  der  Herren  von  Knuth 
ist  mit  dem  \'ater  der  bisherigen  Besitzerin  B.  von  Schulse  erloschen,  welcher 
als  Erbtochter  des  J.  E.  von  Knuth  auf  Ludorf  bei  der  im  Jahre  185  i  erfolgten 
Umwandlung  des  Lehns  in  ein  Allod  das  Erbjungfernrecht  vorbehalten  wurde.  ^) 

Was  nun  die  geistlichen  Verhältnisse  betrifft,  so  scheint  es,  als  ob  die 
Kirche  zu  Ludorf,  obwohl  ihr  Charakter  als  Mutterkirche  bis  auf  den  heutigen 
Tag  unentwegt  aufrecht  erhalten  worden  ist,  niemals  einen  eigenen  Pfarrer 
und  eine  eigene  W'edem  gehabt  hat,  wenigstens  nicht  vom  XVL  Jahrhundert 
her.  Den  beiden  grossen  GeneraLVisitationsprotokollen  von  1534  und  1541 
ist  zu  entnehmen,  dass  damals  die  Cura  von  den  Geistlichen  zu  Röbel  besorgt 
wurde.  Später  aber  (um  1571)  ist  Ludorf  eine  Zeit  lang  mit  Vipperow  ver- 
bunden, doch  Ende  des  XVL  Jahrhunderts  finden  wir  es  schon  wieder  bei 
Röbel.  So  sagt  z.  B.  der  Diakonus  Johann  Möller  zu  Röbel  in  einem  Schreiben 
aus  dem  Jahre  1606,  dass  er  seit  acht  Jahren  in  der  Kirche  zu  Ludorf  predige 
und  die  Sakramente  reiche.  Nach  ihm,  bis  in  die  Zeit  des  dreissigjährigen 
Krieges  hinein,  ist  es  Er  Joachim  Warneke,  der  sowohl  in  Ludorf  als  auch  in 
der  früher  (um  1570)  mit  Kambs  verbundenen  Kirche  zu  Nätebow  den  Dienst 
hat  und  gleich  seinem  Vorgänger  in  Röbel  wohnt.  Wie  die  Ludorfer,  hat 
auch  die  Nätebovver  Kirche  den  Charakter  als  Mater  festgehalten.  Sie  steht 
damals  von  alter  Zeit  her  unter  dem  Patronat  der  Herren  von  Prignitz  auf 
Nätebow,  Bollewick  und  Below.  Nach  dem  dreissigjährigen  Kriege  folgt  aber 
eine  lange  Zeit  völliger  Verödung.  1649  wohnt  in  Ludorf  nur  die  oben- 
genannte Wittwe  von  Kerberg,  die  übrigen  Gehöfte  aber,  die  von  zwei  Bauern 
und  zwei  Schäfern,  stehen  leer  oder  sind  verwüstet.  Ebenso  wohnt  in  Nätebow, 
wo  ehedem  elf  Bauern  und  zwei  Kossäten  den  Bestand  des  Dorfes  gebildet 
haben,  kein  Mensch  mehr.  Von  Nätebow  heisst  es  ferner,  dass  der  Patron 
der  Kirche,  Otto  Prignitz,  die  bisherige  Verbindung  mit  Kambs  —  die  ja  nur 
von  kurzer  Dauer  gewesen  sein  kann  —  aufgehoben  und  seine  Kirche  als 
F'ilia  zu  der  in  Ludorf  gelegt  habe.  Indessen  1662  gehen  die  paar  Leute  zu 
Ludorf,  die  sich  inzwischen  wieder  angefunden  haben,  nach  Zielow  zur  Kirche, 
wo  der  Pastor  von  Vipperow  predigt;  die  von  Nätebow  aber,  wo  es  wieder 
vier  Bauern  giebt,  suchen  ihr  geistliches  Brod  zu  Röbel.  P2ndlich  folgen  von  1667 
an  wieder  eigene  Pastoren  für  Ludorf  und  Nätebow:  es  sind  Christian  Molt- 
niann  bis  1678  und  Andreas  Willebrand  bis  1687.  Beide  wohnen  wie  ihre 
Vorgänger  in  Röbel.  Als  aber  Willebrand  im  Jahre  1687  Pa.stor  zu  Dambeck 
wird,  gehen  Ludorf  und  Nätebow  zur  Dambecker  Kirche  über,  und  zwar  als 
kombinierte  Mutterkirchen,   nicht  als  Eiliae.     In  diesem  Verhältniss  bleiben  sie 

';  Rittmeister    Jakol»    Ernst    von    Knuth    auf  I.eizen    und    Piihoin    war    1640    mit    Eli.salielh 
von   .Marin   vermählt:    .\1.  Jahrb.  X\'I,   S.  298.      XVII,   S.  222. 

*)  Im   November  des  Jahres    1901    ist  auch  die   Frau   von   Schulse   verstorben. 


GUT    UND    KIRCHDORF    LUDORF. 


517 


auch  unter  dem  Pastor  Christian  Willebrand,  der  seinem  Vater  im  Jahre  .710 
substituiert  wird.  Aber  .732  tritt  abermals  eine  Aenderung  ein:  da  werden  beide 
Kirchen  wieder  von  Dambeck  getrennt.  Ludorf  wird  auf  lietreiben  des  Geh 
Raths  von  Knuth  mit  Vipperow  verbunden.  Xatebow  aber,  das  damals  bereits 
in  Langermann'schem  Besitze  ist,  geht  wieder  einmal  zur  Pfarre  von  Kambs 
über.  Jetzt  sind  beide  Parochiae  ambulatoriae  aufs  Xeue  bei  Kobd.  Ludorf 
seit    1776,    Xätebow  seit    1793.') 


Iiinere.s   der    Kirche  zu    I.udorf. 

Kirche.  Die  beigegebenen  Zeichnungen  und  i'hotographien.  der  (irund- 
riss,  Ouer-  und  Längsschnitt,  die  Ansichten  \<)m  Inneren  und  .Aeusseren,  über 
heben  uns  einer  ausführlichen  Heschreibung.  Wir  wollen  tlaher  nur  darauf 
hinweisen,  wie  sehr  der  Bau,  trotz  seiner  Anlehnung  an  eine  ungewöhnliche 
Grundform,  vom  Charakter  jener  Kirchenbauten  des  Ueberganges  vom  romani 
sehen  zum  gothischen  Stil  beeinflusst  worden  i.st.  Dahin  gehört  vor  allen 
Dingen  der  niedrige  Ansatz  und  das  verhältnissmassige  steile  Aufsteigen  des 
kugelförmigen  achtkappigen  Gewölbes  im  Mittelbau,  die  Dicke  und  Schwere 
der  Mauern  und  die  vorherrschende  Schlit/.form  der  l'"enster.  wahrend  die 
Gewölberippen  mit  ihrem  birnförmigen  Durch.schnitts  Profil,  die  äusseren  Strebe- 
pfeiler und  der  Stromschicht  Fries    den   jiingeren  Stil    der    mittlerweile  iiberall 

')  Vgl.  Kircluii-   und    K<»n>iNtori.nlaktcii   im  (;r<iN>licr/oj;l.  Archiv.     Dazu   «Irntli,  .M.  Jahrb.  VI. 
S.  140,141.      I.iscli,   .M.  L-ihrl..  XVl,   S.  299.     .Stuhr.   .M.  Jahri>.  I..\.   .S.  58  und  65. 


Kirche. 


5lS  AMTSGERICHTSBEZIRK    RriHEI.. 

massgebend  gewordenen  Gothik  zeigen.')  Was  aber  neuerer  Zusatz  ist,  das 
sieht  man  an  der  Schraffierung  in  der  Zeichnung.  Am  Chor  sind  ausser  Back- 
steinen auch  Felsen  verwendet.  Der  Mittelbau  sowie  auch  der  Chor  tragen 
thurmartige  Bedachungen,  die  des  erstgenannten  Theiles  ist  von  ansehnlicher 
Höhe,  achtseitig,  und  läuft  in  eine  schlanke  Spitze  aus,  die  des  letztgenannten 
Theiles  ist  rund  und  bedeutend  niedriger.  Im  Westen  eine  Vorhalle  von  ver- 
hältnissmässig  beträchtlicher  Höhe,  in  deren  Obergeschoss  die  Orgel  steht. 
Unter  dem  Dache  hängt  die  Glocke.  An  der  Nord-  und  Südseite  zwei  gleiche 
dreiseitige  Abseiten,  die  aus  einem  Sechseck  konstruiert  sind.  Die  südliche 
Abseite  dient  als  herrschaftlicher  Stuhl,  die  nördliche  als  Gruftgewölbe.  Ein 
zweites  Grabgewölbe  ist  in  neuerer  Zeit  an  die  Nordwestseite  angesetzt.  Auf 
einem  Ziegel  des  Einganges  zu  der  X'orhalle  liest  man  die  eingekratzte,  an 
sich  ziemlich  bedeutungslose  Inschrift:  ANNO  1577  X  0  CLA'  RIEK,  die  wir 
hier  nur  deshalb  aufführen,  weil  sie  im  M.  Jahrb.  XVI,  S.  296,  ausführlicher 
behandelt  ist.-) 

Nicht  ohne  Interesse  ist  die  Beschreibung  der  Kirche  in  den  beiden 
Visitationsprotokollen  von  1649  und  1662.  In  jenem  heisst  es:  »Die  Kirche 
ist  in  vier  Creutzen  vnd  4  .\rkenern  vnd  oben  rund  gebawet,  auf  der  Itali- 
äner  arth,  gantz  gewelbet,  inwendig  sehr  verwüstet,  die  gräber  geöffnet,  die 
Fenster  weg.  Beim  altar  ein  gemauert  predigstuell.«  In  diesem:  »Ludorft 
eine  Mater- Kirche,  vaciret  anjetzo.  Ist  nach  der  Italiäner  art  in  vier  Run- 
dehlen  gebawet,  oben  rundt  gewelbet,  inwendig  sehr  verwüstet,  die  Fenster 
darauss.     Beim  altar  ist  ein  gemauerter  Predigstuel.« 

Innere  Hin-  Im   Altaraufsatz  das  Gemälde  der  Kreuzigung.      Nach   Ary  Scheffers.  — 

richtung  j^  f]Qj^  F'üllungen  der  Kanzel  die  Figuren  der  vier  Evangelisten.  —  Der  Tauf- 
«rcie.  gtgjj,  ,^^,^  schwarzem  Marmor  ist  neu.  —  In  der  Apsis  ein  kleiner  viereckiger 
Eucharistie -Schrank.  —  Ueber  dem  Eingang  zu  dem  Gruftgewölbe  befinden 
sich  drei  messingene  Votivtafeln  mit  Inschriften,  die  sich  auf  verstorbene  Mit- 
glieder der  Familie  VON  KNUTH  beziehen.  Endlich  auch  an  der  Thür  zur 
Gruft,  sowie  über  dem  herrschaftlichen  Stuhl,  zahlreiche  zinnerne  Wappen  von 
KNUTH 'sehen  Familienmitgliedern.^) 

Glas-  In  dem   nordö.stlichen   und    nordwestlichen  Fenster   allerlei    kleine  Glas- 

malereien, malereien.  die  aus  der  alten  Kirche  zu  Priborn  hierher  gebracht  worden  sind. 
Einige  enthalten  bildliche  Darstellungen  wie  z.  B.  Evas  Erschaftung,  Christi 
Verkündigung,  Christi  Taufe  im  Jordan,  den  guten   Hirten  u.  a.  m. 

(iitterthiir.  Vor    der    eichenen  Flügelthür,    welche    den   Eingang   zum    Gruftgewöibe 

verschliesst,    ist   eine    zweiflügelige  Gitterthür    aus    Schmiedeeisen   angebracht. 

')  Alles  i.st  alt  und  urspiilnglich.  Von  einer  erst  später  und  etwa  wider  den  anfänglichen 
Plan  geschehenen  Einwölhung  kann  unseres  Hedlinkens  keine  Rede  sein.  In  dieser  Hezieluing 
theilen  wir  nicht  die  von  Lisch  im  .M.  Jahrb.  XVI,  S.  295,  au.sge.sprochene  .Ansicht,  auf  die  er 
übrigens  neun  Jahre   später  (M.  Jaiirb.  X.W,   S.  308/9)  nicht    wieder  zurückkommt. 

*)  Nur  ixt  dort   nicht    1177,    sondern    1577   zu    lesen.      Vgl.  ferner   M.  Jahrb.  XXV,   S.  308  ff. 

xr.,  s.  192 

')  Eine  genauere    I5esclircii»uni,'   alier   dieser  Stücke   im    iii\L-ntar   \iiii    iSii. 


GUT    UND    KIKCHDOKF    I.UDOKK. 


5«y 


Hier  findet  man  eine  Inschrift,  welche  besagt,  dass  im  Augustnionat  des  Jahres 
1736  ADAM  LEVIN  VON  KNUTH,  Erbherr  auf  Ludorf  und  Gneve.  diese  Ruhe- 
stätte für  sich  und  seine  Ehegattin,  Frau  CORNELIA  VON  KNUTH.  habe  her- 
stellen lassen. 

Von    diesem    Ehepaar    stammt    auch    die    cinzii^c    Glocke,    uclclu-    die      Glocke. 
Kirche    hat    (Dm.  0,50  m).     Ihre    Inschrift    lautet:    SOLI    DEO   GLORIA  •  HERR 
ADAM   LEVIN  V  •  KNUTH    FRAU  CORNELIA   V  •  KNUTH  •  ANNO  1709  •  PATRON 
DER    KIRCHE    ZU    LUDORF  •  HABE   ZU    GOTTES    EHREN    DIESE    GLOCKE    UM- 
GIESSEN    LASSEN. 

Kleinkunstwerke.  13.  Silbervergoldeter  Kelch  mit  I'atene  und  runder  Kleinkunst 
Oblatenschachtel,  alle  drei  mit  dem  eingravierten  Knuthschen  Wappen  und  werke. 
den  Initialen  A  •  L  •  K.  Vgl.  die  Glocken -In. seh  rift.  —  4.  5.  Silbervergoldete 
Abendmahlskanne,  ebenfalls  mit  dem  Knuth'schen  Wappen,  laut  .Aufschrift  im 
September  1854  von  MARIANNE  V  •  KNUTH.  JOSEF  ERNST  V  •  KNUTHS 
WITTWE,  gestiftet.  \'on  ebenderselben  eine  Taufkanne.  —  6.  Zinnkelch,  von 
JOACHIM  SINNIKE  und  seiner  Frau  KATHARINA  PAROW  1669  gestiftet.  Zinn 
zeichen  undeutlich.  —  7.  Kleiner  Zinnkelch,  1762  gestiftet  von  einer  Wittwe 
BURMEISTER.  Englisches  Zinn.  —  8  Noch  eine  Patene  von  Zinn.  — 
9.  10.  Neben  dem  Altar  stehen  auf  steinernen  Postamenten  /wii  ■^^■h^  sch\\rrf 
Bronze  Leuchter  mit  Stifterwappen  und  der  In.schrift:  HER  ADAM  LEVIN  KNUT 
ZV  GIESELFELT  LUDORF  UNT  ASENDRUP  RITTER  1698.  11    Mitten  in  der 

Kirche  ein  vom   Gewölbe  herunterhängender  Kronleuchter  von  Messing. 


Ueber  der  Hausthür  des  Herrenhauses  befindet  sich  folgende  Inschnii  Herrenhaus 
mit  Goldbuchstaben  auf  einer  schuar/m  'ralel:  ANNO  1693  HAT  H  •  ADAM  /u  l-udorf. 
LEVIN  VON  KNUTH  RITTER  DEN  UHRALTEN  ADELSCHEN  HOFF  LUDORFF 
ANHERO  TRANSPORTIREN  UND  NEU  BAUEN  LASSEN  •  GOTT  LASSE  DIESES 
HAUS  WOHLBEGLÜCKT  BESTEHEN  UND  EHE  NICHT  ALS  MIT  DER  WELT 
VERGEHEN.  Darüber  das  von  Knuth'sche  Wappen  h'erner  sieht  man  in  dem 
oberen  Thürbalken  eine  In.schrift:  MORITZ  JAKOP  JOCHIM  GEBRODERE  DE 
KNUTH  ANNO  DOMINI  1576.  Dazu  dreimal  das  Knuth  .sehe  \\.ii)piii  Da-- 
Stuck  sass  aber  früher  an  dem   Herrenhause  zu  Leizen. 

*  * 

Nicht    weit    von    dem    jetzigen    Hofe    sieht    man    m    einer  Wiese    einen         Alte^ 
kün.stlich  aufgeworfenen   runden,  jetzt  mit  Husch  und  Häumen  bestandenen  und       '"^"^^^' 
von    einem    Graben    umgebenen    Ilugel.      Auf  diesem   Hügel    hat    nachweislich 
die  alte  Ludorfer  Burg    gestanden,    welche    erst    um    das  Jahr   1693    (vgl.  die 
Inschrift  am  jetzigen  Herrenhaus)  eingegangen  ist.     Es   i.st  dies  die  alte  Hurg- 
Stätte  von  Marin,  welche  C.  Ch.  von   Hulow  im   M.  jahrb   X.\XI\'.  S    192,  mit 

')   Die  .-iii-sei    1.11(1. .if  j;enannlen   Ortsch.iften    heuen    Inridc  auf  .Seeland  ( Irni».   Danmark   III. 

S.  447    1111(1    514). 


520 


AMTSGERICHTSBEZIRK    RÖBEL. 


folgenden  Worten  beschreibt:  »Die  Reste  der  mittelalterlichen  Burg  des  Ge- 
schlechts von  IVIorin  finden  sich  noch  einige  hundert  Schritte  nordwestlich  von 
Ludorf  entfernt  am  Saume  des  sog.  Altenhöfer  Bruchs.  Ein  umwallter,  vvald- 
bedeckter  Hügel  von  etwa  50  □  Ruthen  Grundfläche,  wird  ringsum  von  einem 
ziemlich  tiefen  Graben  und  auch  von  Teichen  und  Wiesen  umschlossen  und 
noch  der  >  Schlossberg«  genannt.  Das  Material  des  alten  Schlosses  soll  nach 
dem  dreissigjährigen  Kriege  7,um  Bau  des  jetzigen  Herrenhauses  in  Ludorf 
verwandt  sein.  Doch  sieht  man  noch  im  Innern  der  L^mwallung  mehrere 
grosse  Steine,  Bauschutt  u.  dergl.  Auf  der  Direktorial -Karte  ist  auf  der  diese 
Umwallung  zunächst  begrenzenden  Ackerfläche  der   »alte  Hof«   verzeichnet.« 


Der  Der  nördliche  Vorsprung  der  Halbinsel,  welche  die  Ludorfer  Feldmark 

Steinhorn.     bildet,  heisst   »der  Steinhorn«.     Er  stellt  sich  als  ein  ziemlich  hohes,  zur  Müritz 

steil  abfallendes  \'orgebirge  dar.      Oben  eine  fast  quadratische  Fläche,  an  den 

drei    der    Müritz    zugekehrten   Seiten    aber    erkennt    man    noch    mit   ziemlicher 

Deutlichkeit  ehemalige  wallartige  Erhöhungen.^) 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Nätebow. 


Geschichte 

des 

iJorfes. 


l  W-N^''  Dorfname  Nedebuh  \\ird  am   21.  Januar  1261    bei  Gelegenheit  der  Fest- 

Setzung  der  Feldmark  von  Röbel  zum  ersten  Mal  urkundlich  genannt.^) 

1305  werden  Einkünfte  aus  Nätebow  bei  der  von  dem  Röbelschen  Bürger  Berthold 
von  Zernow  in  St.  Xikolai  auf  der  Neustadt  gestifteten  Vikarei  erwähnt.')  1331 
aber  hat  Nätebow  bereits  seine  eigene  Kirche,  eine  »Ecclesia  beate  Marie 
virginis "  mit  drei  Altären,  welche  sämmtlich  von  dem  Ritter  Konrad  Büne  mit 
ICinkünften  aus  den  Dörfern  Nätebow,  Bollewick  und  h'inken  bewidmet  werden. 
Es  sind  die  Altäre  der  hl.  Jungfrau  Maria,  der  hl.  Katharina  und  der  der 
Apostel  Matthaeus  und  Andreas.^)  Bischof  Dietrich  von  Havelberg  bestätigt 
diese  Stiftungen  neunzehn  Jahre  später,  als  der  Ritter,  in  dem  wir  auch  den 
Gründer  und  Erbauer  der  Kirche  zu  erkennen  haben  werden,  schon  todt  ist. 
Ferner  lernen  wir  drei  Vikare  kennen,  die  sich  der  eben  genannten  P'inkünfte 
zu  erfreuen  haben.  Es  sind  Johann  von  Cessin,  Johann  Rodepape  und  Arnold 
Ferber.     Ausser  denen  von  Bune  finden  wir  am  h^nde   des  XIV.  Jahrhunderts 

')  Beyer,  M,  Jahrb.  XXXII,  S.  128.     v.  Biilow,  M.  Jahrh.  XXXIV,  S.  192. 

*)  3  km  südwestlich  von  Röbel.  Die  alten  l'ormen  des  Namens,  Nedebuh,  Nedebovv,  ver- 
bindet Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  98,  mit  der  altsiavischen  Nefjation  ne-  und  dem  Wort  dybati  = 
schleichen  und  deutet  ihn  als  »Ort  des  Nedyba».  Das  wäre  denn  ungefähr  das  deutsche  »Laufenc 
oder   > Rennerdorf'. 

')  M.  U.-H.  911. 

*)  M.  U.-H.  2997. 

*)  M.  U.-B.  5218.  7072. 


GUT    UND    KIRCHDORF   NÄTEBOW.  521 

die  von  Rostke  und  Freiberg  mit  Besitz  und  Rechten  in  Nätebow,')  im  XV. 
und  XVI.  Jahrhundert  auch  die  von  Wardenberg  und  Prignitz,  und  im  XVII. 
die  von  Arenstorff,  Grambow,  Pauli  und  Schmiede.  Aber  1682  kommt  der 
Schmiede'sche  Schwiegersohn,  Rittmeister  Kaspar  Christoph  von  Ungermann. 
in  die  Schmiede -Prignitzschen  und  1702  auch  in  die  Grambow- Powisch'.schcn 
und  Freiberg'schen  Antheile,  und  noch  heute  sind  seine  Nachkommen  im 
Besitz  einer  ansehnlichen  Begüterung,  welche  au.s.scr  Xätebow  die  benachbarten 
Dörfer  und  Höfe  Carlshof,  Dambeck,  Karchow.  i:tlenkamp.  Bollewick  und 
Spitzkuhn  umfasst. 

Ueber    die    kirchlichen  Verhältnisse    s.  o.  bei  Ludorf  sowie    bei    heizen 
und  Kambs.-) 

Kirche.  Die  Kirche,  ein  alter  Backsteinbau  aus  der  Zeit  des  Ueber-  Kirrhc. 
ganges  vom  romani.schen  zum  gothischen  Stil,  hat  die  Form  eines  länglichen 
Vierecks  und  verdankt  ihre  jetzige  Gestaltung  einer  Restauration  vom  Jahre  1682. 
Doch  macht  sich  noch  an  den  Aussenwänden  das  alte  romanische  Li.senen- 
System  bemerkbar.  Auch  giebt  es  hier  keine  Strebepfeiler.  Der  Innenraum  ist 
mit  zwei  gothischen  Kreuzgewölben  überspannt.  In  der  Ostwand  ein  grösseres 
dreitheiliges  gothisches  Fenster,  in  der  Nord-  und  Südwand  der  nach  Osten 
gelegenen  Hälfte  je  ein  zweitheiliges  Fenster,  während  in  der  westlichen  Hälfte 
jederseits  noch  die  Form  eines  älteren  Schlitzfensters  sichtbar  wird,  das  jetzt 
vermauert  und  daher  nur  noch  als  Blende  vorhanden  ist.  An  sämmtlichen 
vier  Innen -Wänden  sieht  man  unten  Rundbogen -Nischen,  die  bis  auf  den 
Fussboden  reichen.  Von  den  ehemaligen  Portalen  der  Kirche  ist  das  auf  der 
Südseite  noch  im  Gebrauch.  Fs  hat  eine  frühgothische  Wandung  und  Bogen- 
laibung.  Von  dem  im  Westen  angebauten  Thurm  ist  nur  noch  das  Unter- 
geschoss  vorhanden,  der  obere  Fheil  i.st  im  X\'l!l.  Jahrhundert  durch  Brand 
zerstört  und  steht  als  Ruine  da. 

Als  Altaraufsatz  dient  ein  s])ätgothischer  doppelflügeliger  Schrein  nut  .\har- 
gut  ausgeführten  Schnitzwerken.  Im  Mittelstück  die  geschnitzten  Figuren  der  aiifsat/. 
hl.  Maria  mit  dem  Kinde,  zu  den  Seiten  der  hl.  Johannes  Bapt.  und  der  lil. 
Johannes  Evang.  In  den  geöffneten  \'orderflügeln  je  vier  Heilige,  zu  zweien 
übereinander.  Links  (vom  Be.schauer)  der  hl.  Andreas,  die  hl.  Katharina,  der 
hl.  Jakobus,  die  hl.  Gertrud;  rechts:  die  hl.  Magdalena,  der  hl.  Bartholomacus. 
die  hl.  Margarethe,  der  hl.  Thomas.  Die  äu.sseren  Seiten  der  vorderen  Altar 
flügel,  sowie  beide  Seiten  der  hinteren  Flügel  sind  mit  je  einer  grossen 
Heiligenfigur  bemalt,  zum  Theil  vergangen,  zum  Theil  noch  erhalten.  Auch 
hier    ist    die    Ausführung    gut    und    .sorgfältig.     Zu    erkennen    sind    noch    die 


>)  M.  U.R.  II 419. 

*)  Im  Visitationsprotokoll  von  1534  steht,  d.-iss  das  Kirchlehn  vom  kitter  Koiir«d  von  Hunc 
an  die  Fürsten  gefallen  sei.  .Man  wisse  aber  nicht,  wie  es  von  diesen  an  die  von  IVi(»niti  Be- 
kommen sei,  die  es  11.  a.  dem  Dominikaner -Prior  Thomas  I.am|>erti  verliehen  halien  S.  Vi»i 
tations  -  Protokoll    von     1541.      Die    von    Prignitz    besitzen    es    noch    1662.      N'.ichhcr    h.->l«-n    es    die 

von    I.angerniann. 


522 


AM  rSCKRICIITSHK/.IRK    RCIHKI. 


hl.  Margaretila,  der  hl.  Antonius  und  der  hl.  Harthoioniaeu.s.  In  der  Ecke 
bei  dem  hl.  Bartholoniaeu.s  befindet  .sich  das  Grambow-Prignitz'sche  Wappen 
(gekrönter  Eberkopf  mit  blutigem  Halse)  und  daneben  die  Inschrift:  T^ailicl 
152::  priLillliö.')  An  der  Predella  des  Altars  Namen  und  Wappen  des 
CASPAR  CHRISTOFF  LANGERMANN,  Churfürstl.  Brandenb.  Rittmeisters,  und 
der  ELEONORE  MARGARETHE  LANGERMANN,  geb.  SCHMIDEN.  Auf  der 
Fläche  des  kleinen  hölzernen  Altarpultes  steht  eingeschnitten  ILSEBE  BER- 
KEN    1729. 

Kanzel.  An    der    Xordwand    die    Kanzel,    eine    gute    Tischlerarbeit    im    Renais- 

sance-Stil. 
Taufengel.  Neben  der  Kanzel  ein  hölzerner  Taufengel  mit  einem   zinnernen  Becken 

in  Muschelform. 

Gedenk-  In    der  Kirche    eine  Gedenktafel    über    die    Restauration  von    1682    mit 

tafel.         der   Inschrift:    ANNO  1682    HAT  HERR    LEUTTENAND    BERNHARDT  CHRISTIAN 

SCHMIDT    UND     HERR     RITHMEISTER     CASPAR     CHRISTOPH      LANGERMANN 

DIESE   BAUFELLIGE  NÄHTBOER   KIRCHE  ANGEFANGEN  ZU    REPARIREN. 

Krun-  Vor    dem   Altar    hängt   ein    kleiner    messingener    Kronleuchter   mit    der 

leuchter.      Jn.schrift:    BERENT  FOLRAT  TELLER  1682. 

Glocke.  In  dem  hölzernen  Glockenstuhl  ausserhalb  der  Kirche  hängt  eine  Glocke 

mit  der  Inschrift:  CLAUS  HINRICH  VIERECK  MARGARETHA  LUCIA  BROCK- 
TORFF  ANNO  1699     M  •  E  •  S  .  B  •  R  .'^) 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.       1.    Silbcrvergoldeter     gothischer    Kelch    auf    sechs- 

werke, passigem  Fu.ss,  auf  jedem  Felde  des  Fu.sses  eins  oder  mehrere  der  Marter- 
werkzeuge Christi  eingraviert.  An  den  sechs  Rotuli  des  Knaufes  die  fünf 
Buch.staben  des  Namens  lliavia  und  eine  Lilie.  Am  Schaft  oben  noch  einmal 
der  Name  Iliatia,  darunter  der  Name  ÜjcfUG.  Keine  Werkzeichen.  —  2.  Sil- 
bervergoldete Patene  mit  einem  Agnus  Dei  auf  dem  Rande  Inschrift:  ANNA 
MARGARETHA  PAVLIN  GEBORNE  SCHVTZENREICHINN.  Keine  Werkzeichen. 
—  3.  Länglichrunde  silberne  Oblatenschachtel.  .\uf  dem  Deckel  das  Langer- 
mann'.sehe  Wappen  mit  der  Umschrift:  CASPAR  CHRISTOF  LANGERMAN 
RITMEISTER  SCHENKET  DISES  ALS  PATRONVS  DER  NACHTBOER  KIRCHEN 
ZVHR   EHRE  GOTTES  ANNO  1687.  —   4.  5.  Zwei   messingene   Altarleuchter. 


')  Dieser  au.s  Finken  stammende  Zweifj  der  I'aniilic  (lianibow,  welcher  später  die  Güter 
Below,  Nätebow  und  BoUewick  besitzt,  führt  von  aUer  Zeit  her  den  Namen  I'rignitz  (Prieg- 
nitz),  wie  eine  Urkunde  vom  I.März  1399  erweist:  >lk  oldc  l'hilyjis  Cramhowe  vnde  ik  olde 
Hans  fJramhowe,  Danneies  zone,  anders  ghenomet  de  I'ryggenytzen,  wonaftych  to  den  Vynken, 
liekennen  vnde  heti'ighent  u.  s.  w.  Auch  hier  zweimal  das  Wa])])en  mit  dem  ?^herko]>f.  Ferner 
der  iN'ame   Daniel. 

*)  Aus  Kritzkow  erworlicn ,  nach  iSii.  Das  Inventar  von  181  l  crwiilinl  aucli  nur 
eine  Glocke,  gieht  aher  an,  dass  keine  Insclinft  darauf  sei.  —  Ein  Zweig  der  von  Vieregge 
(Viereck)  hatte  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVII.  Jahrhunderts  Rechtsansprüche  an  Dammwolde: 
M,  Kunst-  u.  fiesch.-Denkm.  IV,  S.  G2-J .  Das  hier  genannte  Ehei)aar  hatte  die  (iüter  .Subsin  und 
I.anlow   bei    l.nage.      Vgl.  I'.and    I    dir    M.  Kunst-  u.  (Jesch.- DcidsUi.  liii    Krilzkow   .S.  460  (475)- 


GUT    UND    KIR{  HIHJKI     I.KIZKN.  523 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Leizen.') 

chon  im  Jahre  1298  giebt  es  einen  Plebanus  Segelke  in  Leizen  und  (lesthichte 
also  auch  eine  Kirche. ^j  Der  Pleban  ist  zugleich  mit  denen  zu  Dambeck  des 
und  Melz  der  zur  Havelberger  Diöcese  gehörenden  Probstei  oder,  was  dasselbe  l^or^es. 
ist,  dem  Archidiakonat  der  Neustadt  Röbel  unterstellt.  Diesem  Verhältniss 
widerspricht  es  nicht,  wenn  wir  im  Visitationsprotokoll  von  1541  die  Nachricht 
finden,  dass  der  Dominikaner-Prior  Thomas  Lamperti  der  Inhaber  der  Kirch- 
lehne oder  Pfründen  aus  Nätebow  und  Leizen  ist.  Wie  in  Nätebow  die 
von  Prignitz,  so  sind  in  Leizen  die  von  Knuth  im  N\'I.  Jahrhundert  (und 
wahrscheinlich  schon  von  älterer  Zeit  her)  die  Patrone  der  Kirche,  die  es  ohne 
Zweifel  dem  Prior  des  Klosters  gestattet  haben  werden,  einen  X'ikar  als  Mieth- 
prie.ster  für  Leizen  einzu.setzen.  Ivs  wird  aber  1541  keiner  genannt.  Die 
von  Knuth  haben  das  Patronat  bis  zur  Mitte  des  XV'III.  Jahrhunderts.  Doch 
sind  sie  nicht  diese  ganze  Zeit  hindurch  die  alleinigen  Besitzer  des  Gutes. 
Im  XVI.  Jahrhundert  finden  wir  dort  z.  B.  neben  ihnen  die  von  Rostke  und 
Freiberg,  wenn  auch  nur  als  Pfandberechtigte.  Im  Jahre  1700  vermahlt  sich 
Jakob  Ernst  von  Knuth  auf  Leizen  mit  Anna  Marie  Schröder.  Dieser  Ehe 
entspriesst  ein  einziger  Sohn  Gottfried  Ernst.  Doch  der  Vater  stirbt  schon 
am  22.  September  1704,  als  der  Sohn  erst  ein  Kind  von  vier  Jahren  i.st.  Die 
Mutter  vermählt  sich  nun  zum  zweiten  Mal  mit  jenem  Kapitän  i  lolly,  der  in 
einer  der  früheren  Glocken -Inschriften  genannt  wird  (s.u.);  seit  1709  ist  sie 
mit  ihm  verheirathet  Aber  1721  ist  sie  bereits  wieder  VVittwe.  Sie  vermählt 
sich  in  diesem  Jahre  zum  dritten  Mal  mit  Joachim  Detle\'  W'arneke,  wird  aber 
zum  dritten  Mal  Wittwe.  Als  solche  nennt  sie  sich  1723  in  einem  Brief  als 
»Anna  Marie  Warneke  Possessorin«  des  Gutes  Leizen.  bezeichnet  aber  ihren 
Sohn  erster  Ehe,  Gottfried  Ernst  von  Knuth,  als  Lehnsnachfolger.  Dieser 
muthet  das  väterliche  PZrbe  im  December  1722.  Ob  er  das  Gut  übernommen 
hat,  war  aus  den  Akten,  soweit  sie  dem  Verfasser  zugänglich  waren,  nicht  zu 
ersehen.  Gewiss  ist,  dass  Leizen  sich  .schon  vor  1753  in  Gundlach'schen 
Händen  befindet.     So  auch  heute  noch. 

Wie  sich  die  gei.stlichen  Verhältnisse  gleich  nach  1541  gestalten,  wissen 
wir  nicht  des  Näheren.  Das  Visitationsprotokoll  von  1649  giebt  an.  dass 
vorher  ein  eigener  Pastor  in  Leizen  mit  Xamcn  Vitus  Ubsalpicus  gewesen  sei. 
auch  sei  Leizen  zeitweise  von  Röbel  und  von  Finken  versorgt  worden,  nun  aber 
(1649)  sei  es   mit  der  Kirche  in   Dambeck   verbunden       \'<»n    zwölf  Bauern  vor 

')  10  km  westlich  von  Röbel  entfeint.  .  Ila«eNtrauchort«  Ul.er>el/t  Kuhncl.  M.  Jahrl».  Xl.VI. 
S.  82,  den  Xamcn,  indem  er  um  mit  dtin  .^!tslavi^chcn  Stamm  l^ska,  polnisch  les/cxyna.  tschechisch 
lestna,   verbindet. 

«)  M.  U.-I!.  2486. 


524  AMTSGEKICIITSHKZIKK    RÖBEL. 

dem  Kriege  seien  nur  noch  drei  vorhanden.')  1650  wird  Lei/.en  mit  Finken 
(od.  Finken -Dammwolde)  verbunden,  wo  Heinrich  Sibeth  (bis  1659)  Pastor 
geworden.-)  So  bleibt  es  dann  unter  dessen  Nachfolgern,  den  Pastoren 
Jakobus  Riebe  und  Georg  Pagenkopf  (Pagenkopp)  bis  über  171 3  hinaus.'^) 
1723  aber  wird  Leizen  als  parochia  ambulatoria  zu  Karchow  gelegt,  doch  er- 
scheint es  schon  1728  wieder,  wie  einstmals  im  XVI.  Jahrhundert,  in  Ver- 
bindung mit  Röbel,  von   wo  es  noch  heute  seine  Cura  empfängt.*) 

1^'rche.  Kirche.     Die  einschiffige  Kirche  hat  die  Form  eines  länglichen  Vierecks 

und  ist  zum  grössten  Theil  aus  I'elsen  aufgeführt,  nur  im  westlichen  Theil 
finden  sich  Backsteine  und  Felsen  durcheinander  gemischt.  Im  Innern  eine 
flache  Bretterdecke.  An  der  Ostwand  drei  romanische  Schlitzfenster  mit  glatt 
eingehender  Wandung  und  Laibung.  Die  gleiche  Anordnung  dreier  Schlitz- 
öffnungen auf  der  Südseite  des  Chors.  Im  Langhaus  auf  jeder  Seite  zwei 
Fenster  mit  Stichbogenschluss.  Das  Thurmportal  hat  eine  neuere  Gestaltung 
im  Barockstil  und  ist  mit  dem  Gundlach'schen  Wappen  geschmückt.  Auf  dem 
Westende  des  Firstes  ein  hölzernes  Dachreiterthürmchen.  Auf  der  Nordseite 
eine  unverhältnissmässig  grosse  Gruftkapelle  aus  jüngerer  Zeit.'') 

Altar-  Den  Altaraufsatz  bildet  ein  restaurationsbedürftiges  spätgothisches  Trip- 

aufsatz, tychon.  Im  Mittelstück  der  Vorderseite  die  Krönung  der  Maria.  Auf  den 
Flügeln  zu  beiden  Seiten  in  zwei  Reihen  übereinander  je  drei  Heiligenfiguren. 
Links  oben  der  hl.  Jakobus  major,  die  hl.  Elisabeth,  der  hl.  Johannes  Baptista; 
unten  die  hl.  Maria  Magdalena,  ein  unbekannter  Apostel  und  die  hl.  Anna- 
selbdritt- Gruppe.  Rechts  oben  der  hl.  Johannes  Evang.,  der  Apostel  Petrus  (r), 
die  hl.  Barbara;  unten  die  hl.  Katharina,  der  Apostel  Paulus  (?)  und  die  hl. 
Gertrud.  Die  Malereien  auf  der  Rückseite  der  Flügel  sind  sehr  vergangen; 
im  Allgemeinen  ist  nur  soviel  zu  erkennen,  dass  es  sich  um  legendarische  und 
nicht  um  biblische  Scencn  handelt. 

.Malt-rei.  An  der  Decke  der  Kirche  handwerksmässige  Barockmalerei. 

(irabstein.  Neben    dem    Altar    liegt    ein    gut    erhaltener    mittelalterlicher    Grabstein 

mit  dem  Knuth'schen  Wappen  in  der  Mitte  und  den  vier  Evangelisten -S)-m- 
bolen    in    den    Pxken.      Dazu    die  Umschrift:    'Jlinia  I  blli  !  111  :  i:l'C  •  U'IC    f^^  ' 

fi  pt'  •  fcftü  •  inid)  •  ^>  Ijinric'  Hiiut  •  bc  •  piiilioni  }  lij-or  •  cV  inarga'etii 

fpcgclÖ'Q'  •  or  •  <p  •  Ci*  •      Der  stein   verdient  aufgerichtet  zu  werden.") 

Waffen,  An  der  Xordwand  verschiedene  Waffen,    und    unter    einem  Degen  eine 

\f>tivtafel.    Votivtafel,    welche    besagt,    dass    die    trauernde  Gattin    des    Majors   THEODOR 

WILH.  VON    DRIGALSKI    den    Degen    ihres    ]<>hemannes,    der    an    seinen    in    der 

',  M.  Jahrl..  VI,   S.  141. 

»)  S.  Finken. 

»)  Vgl.  M.  Kunst-  u.  C;e.sch.-Denkm.  IV,  S.  628. 

*)  Akten  im  Archiv.     Kllr   1728  vgl.  Stuhr,   M.  J.ihrl».  I-X,  .S.  54. 

<•)  Lisch,  M.Jahih.  XV,  S.  286.     XXXII,  .S.  153  fKIessen).     Xl„  S.  192. 

•;  Lisch,  M.  Jahrb.  XXV,  S.  311.     Mit  Lithographie.     Kehlt  im   M.U.H. 


Im  Thurm    zwei 


(ilocken. 


GUT    UND    KlRCFIDUKr    I.EIZEN.  -  •>  - 

Schlacht  bei  Denneuitz  am  6.  September  .8,3  erhaltenen  Wunden  starb  m 
der  Kirche  zu  Leizen,  ,hrem  Geburtsorte,  zu  ewigem  Andenken  habe  'auf- 
hangen  lassen. 

Glocken    (Dm.    1,00  m  und  0,80  m).     Beide   sind    aus 

den  alten  Glocken  von  1527 
lind  171 1  (so  steht  im  Um- 
giiss,  nicht  1700  wie  im 
Inventar  von  181  i.  und  auch 
nicht  1709.  wie  bei  I.i.sch, 
M.  Jahrb.  XXVII,  S.  233)  im 
Jahre  1860  auf  Anweisung 
des  Patrons.  MAX  LUDWIG 
VON  GUNDLACH  auf  Leizen, 
\on  C.  Jllies  in  Waren  um- 
gegossen worden.') 

Kleinkunstwerke,      i.   2.   Kkinkunsi- 
Aelterer    silbervergoldeter         werke, 
kleiner  Kelch  auf  .sechspassi- 
gem   Fuss   mit    einem   plasti- 
schen    Krucihxus.     daneben 

eingraviert  Johannes  und 
•Maria  Auf  den  .seciis  Kotuli 
des  Knaufes  in  gothischen 
Minuskeln  die  Buchstaben 
des  Namens  iljcfllS  Die 
selben  Buchstaben  an  den 
sechs  Seiten  des  Griffes  ober 
halb  des  Knaufes,  aber  unter- 
halb des  Knaufes  die  Buch- 
staben Iliaria  Am  Fuss  die 
Iiischnll:     T^iCG   '.   U.llC  I 

Dort  :  in  :  «t'mrhljlnr  to  : 
itin'tiMi  :  ^omao  :  Piölirr 
I>rirlicG    T^.iMiiirl    1591  • 

Uli    VrU    lO.  ')      Kerne   Werk 


Knuth'.scher   (Jrabstein  (nach   Zeichnimi;  im   .\I.  Jahrb.). 

zeichen,    auch    nicht    an    der    zugehörigen    I'atene.     -      3.  4.  Grösserer    silbcr- 


')  Das   Inventar  nennt   vier  Glocken,    zwei  von    1527   und   eine   von  1709  ;odcr  1711-).      1  >ic 

beiden    ältesten    hatten    den    .N'amen    des   Meisters  I'eter;    was  sonst    auf    ihnen    stand,    ist    aus    der 

verdorbenen  Abschrift  nicht  zu  erkennen.  I)ie  dritte  CJlocke  trug  den  Namen  des  /eitweili|;cn 
(Jut.sinhabers  Franz    Leopold    Ilolly  (s.  o.),    den    des    I'aslors  Jakolius    Hiebe   (Reil>c^    und    die    der 

Vorsteher   Jakob    Seedorf   und    Michael    Hacker.  .Sie    war    gegos.scn    von    .M.  Chh.stian    Sicgmund 

.Mebert.  Die  vierte  Glocke  war  ohne  Inschrift.  Im  M.  Jahrb.  .\XVII,  S.  233,  i»i  au«  MoUy  ver- 
kehrter Weise  der  Name   Köln  tjemacht. 

'"')  =  wiegt   25  I.oth. 


526 


AMTSCKKICiriSnK/IRK    ROHF.l.. 


\ergoldeter  Kelch  mit  dem  xoii  (jundlach'schcn  Wappen  und  der  Inschrift: 
ERNST  FRIEDRICH  VON  GUNDLACH  1756.  Als  Stempel  auf  der  Unter- 
seite des  Kelches  der  werlesche  Stierkopf  und  |c  E  s|,  ebenso  auf  der  Patene. 
—  5.  Zinnerne  Patene,  nicht  mehr  im  Gebrauch.  Inschrift:  JACOB  1665  RUMP. 
ANNA  SCHROEDERN.  Undeutlicher  Stadtstempcl  und  Meisterstempel  H  P  L. — 
6.  7.  Zwei  zinnerne  Altarleuchter,  einer  davon  mit  dem  Monogramm  C»W.W« 
V»K»1688.  Keine  Werkzeichen.  —  8.  Klingelbeutel  mit  silbernem  Teller, 
darauf  das  von  Gundlach'sche  W^appen.     Inschrift:   C»S»F»V»G»  1755. 


Das  Kirchdorf  Wlinzow.') 


(ieschichte 

des 

I  )orfes. 


Kirche. 


on  Minzow  wissen  wir  aus  alter  Zeit  nur,  dass  dort  die  von  Below  im 
Jahre  141 2  zwölf  Hufen  besitzen  und  dass  es  im  Jahre  1460  vom  Herzog 
Heinrich  von  Mecklenburg  eine  Zeit  lang  an  die  Stadt  Röbel  verpfändet  ist. 
Im  Uebrigen  bleibt  es  landesherrliches  lügenthum,  bis  es  1667  dem  Andreas 
Pritzbuer  überlassen  wird.  Indessen  im  Jahre  1704  erwirbt  die  Lehnkammer 
das  Dorf  zurück.  Zwar  entspinnt  sich  ein  langjähriger  Reluitionsprozess  der 
Pritzbuer'schen  Erben  gegen  den  Lehnsherrn.  Doch  wird  dieser  Prozess  im 
Jahre  1756  durch  einen  Vergleich  erledigt,  indem  sich  der  klägerische  Theil 
mit  einer  namhaften  Summe  Geldes  abfinden  lässt.**)  Minzow  ist  vor  dem 
dreissigjährigen  Kriege  ein  blühendes  Dorf.  Denn  es  besitzt  vor  dem  Kriege 
nicht  weniger  als  vierundzwanzig  Bauern  und  sechs  Kossäten,  am  Schluss  des- 
.selben  allerdings  nur  acht  Personen.^)  Seit  dem  Jahre  1863  ist  es  ein  Kirch- 
dorf, während  es  bis  dahin  nach  Dambeck  eingepfarrt  war. 

Kirche.  Die  neu  erbaute  Kirche  ist  ein  einschiffiges  Gebäude  in  Form 
eines  länglichen  Vierecks  mit  einer  Chornische  im  Osten.  Im  Innern  decken 
vier  schmale  Kreuzgewölbe  den  Raum.  Im  Westen  ein  mit  einem  P}'ramiden- 
helm  versehener    Thurm.     An  der  Nordseite  des  Chors  eine  Sakristei. 

Inneres.  Die  innere  Einrichtung  ist  neu. 

filocken.  Im    Thurm    zwei    kleinere    Glocken,    die    laut    kurzer  Inschrift    aus    den 

Jahren  1 703  und  I  704  stammen  und  nur  den  Spruch  SOLI  DEO  GLORIA  haben.') 

Vasa  .Sacra.  Vasa  sacra.      i.  Silbervergoldeter  Kelch    auf  sechspassigem  Fuss.     Als 

StadLstempel    S,    als    Meisterstempel    SCHMIDT,    dazu    die    Jahre.szahl    1862.   — 

')  8  km   westlich   von    I<<il)el.      Nach    KiihncI,   M.  Jahrb.  XLVI,   .S.  94         »Ort  des  Minest, 

*)  Akten   im   f  jrossh.  Archiv. 

«)  Groth,   .M.  Jahrb.  VI,   .S.  141. 

*)  Nach  dem  Inventar  von  1811  zu  urtheilcn,  wird  die  eine  der  alten  l)and)eck';r  Kirche 
entnommen  sein.  Vielleicht  auch  die  andere,  wenngleich  das  Inventar  von  181  i  (I)aml)ecl<,  lUitow 
und    Karchow  kommen   daliei   besonders  in   I'elracht)  keinen   Aidiall    liiiict. 


KIRCIIDükl-    MIX/.OW. 


2.  Silberne  Patene.   —  3.  Neues  messingenes  Taufbecken,  ohne  Hcdeutunji. 
4.  Neusilbernes  Taufbecken.  —   5.  6.  Alter  Zinnkelch  mit  Patene. 


Zwischen  den  Wiesen  des  Dambecker  Sees  und  den  Wiesen  des  Glien-   S<hweden- 

Sees,   auf  Minzowscher  Feldmark,  ein   fast  einen  Kilonieter  lan'^er  Krduall.  der      s«  li.-.n/.- 


.< 


\ 


stellenweise  zwei  bis  drei  Mannshohen  liat  und  nn  \  oikr  die  Schweden- 
schanze genannt  wird.  Indessen  eine  geschichtliche  Hegrundung  für  duseii 
Namen  giebt  es  nicht.  Vielleicht  diente  der  Wall  zur  Absperrung.  S.  die 
Plan -Skizze   von    Herrn    Pastor   Krusten  X'eliahn   (früher  in    Köbel). 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Dambeck. '^ 

rkundlich    im   Jahre    1261    zum    ersten    Mal    genannt,    tritt    uns    Dambeck    (KMhulitc 


ebenso  wie  Leizen  und  Melz  als  fertiges,  zur  Diöccsc  Havclbcrg  und 
zum  Archidiakonat  der  Neustadt  Röbel  gehörendes  Kirchdorf  mit  einem  eigenen 
Pleban  Menricus  noch  im  selben  Jahrhundert  entgegen.*)    Die  alte  Kirche  aber. 


')   8  km    westlich  von  K.ihel.     .Mtslavi.sch  dahu 
döri«.    Ikendörp.      Kuhnel,   M.  Jahrl-.  Nl  .VI.   S.  36. 
•-■)   M.  l  .  15.  911.   2486. 


Eiche.     »Eichwaldort«.   Eichcndorf,  Ekcn 


Ics 
I  )<»rfi*^. 


528  AMISCJKRICHTSHKZIRK    RÖBP:L. 

welche  damals  vielleicht  schon  zwei  oder  drei  Menschengenerationen  hindurch 
gedient  hatte,  steht  heute,  unter  Bäumen  versteckt,  als  eine  Ruine  einsam  und 
verlassen  eine  ziemliche  Strecke  von  den  Gebäuden  des  Hofes  und  Dorfes 
entfernt.  In  der  ersten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  sitzt  der  werlesche 
Knappe  Otto  von  Roggentin  auf  Dambeck,  wahrscheinlich  aber  nicht  als 
einziger  Vasall,  sondern  nach  dem  Herkommen  jener  Zeiten  mit  Andern  seines 
Standes  zusammen.  Ob  aber  dazu  auch  die  von  Gamm  zu  rechnen,  deren 
einer  am  30.  November  1380  als  Knappe  zu  Dambeck  genannt  wird,  muss  im 
Dunkeln  bleiben,  denn  dieser  könnte  auch  zu  jenem  Dambeck  gezogen  werden, 
das  siidlich  von  Parchim  liegt.')  Später  finden  wir  dort,  nachweislich  vom 
X\\  Jahrhundert  her  (s.  o.  S.  472),  die  von  Freiberg,  welche  zugleich  das  Gut 
Karchow  haben.  Doch  die  Akten  berichten  schon  während  des  dreissigjährigen 
Krieges  von  einem  grossen  Konkurse,  der  1642  ausbricht.  Dabei  geht  Dambeck 
verloren  und  kommt  an  die  von  der  Luhe  auf  Schulenberg.  Den  25.  No- 
vember 1653  erhält  darüber  V'olrath  Friedrich  von  der  Luhe  den  landes- 
herrlichen Konsens  und  Lehnbrief.  In  Lühe'schen  Händen  bleibt  Dambeck 
bis  zum  Jahre  1743,  wenngleich  das  Gut  zwanzig  Jahre  lang,  von  1692  bis 
17 12,  an  den  Oberst  Kaspar  Christoph  von  Langermann  auf  Nätebow, 
Bollewick  und  Spitzkuhn,  verpfändet  ist.  1743  aber  wird  Hauptmann  Georg 
Friedrich  von  Bassewitz  auf  Klocksin,  der,  nach  dem  Erlöschen  des  Mannes- 
stammes  der  von  Freiberg  im  Jahre  1721,'^)  in  den  Besitz  von  Karchow  ge- 
kommen ist,  durch  Kauf  auch  Herr  des  Gutes  Dambeck.  In  Bassewitz'schcm 
Besitz  bleiben  Dambeck  und  Karchow  bis  1791.  Nachdem  darauf  der  schon 
oft  genannte  Kammerrath  Otto  Konrad  von  Hahn  ein  Jahr  lang  beide  Güter 
besessen  hat,  gehen  sie  an  Ludwig  Christoph  Baron  von  Langermann -Erlen- 
kamp über,  dessen  Familie  sich  ihrer  noch  heute  erfreut. 

Seit  1528  ist  Joachim  Berg  unter  landesherrlichem  Patronat  und  Freiberg- 
schem  Kompatronat  Kirchherr  von  Dambeck,  Karchow,  Bütow  und  Minzow.  Das 
Visitationsprotokoll  von  1541/42  nennt  ihn  einen  Papisten.  1587  wird  Er 
Blasius  Böttcher  (Boddeker)  genannt,  der  zu  Karchow  wohnt.  Zwischen  1 593 
(vielleicht  schon  etwas  früher)  und  1636  hat  Christoph  Strieger  die  Cura  der 
drei  Kirchen  zu  Karchow,  Dambeck  und  Bütow. ^)  Nach  seinem  Tode  wird 
Wilhelm  von  Ankum  berufen.  Aber  schon  1644  tritt  Joachim  Hausmann  für 
ihn  ein,  der,  obwohl  öfter  viel  Klagens  über  ihn  ist,  er  auch  einmal  (um  1662) 
eine  Zeitlang  suspendiert  wird,  dennoch  bis  zu  seinem  Tode  im  Jahre  1687  im 
Amte  bleibt.  Ihm  folgt  jener  Andreas  Willebrand,  Pa.stor  zu  Ludorf  und 
Nätebow,  der  die.se  Pfarren  beibehält  und  der  Gründer  einer  grossen  Pastoren - 
Familie  wird,  welcher  auch  der  ehemalige  Doberaner  Superintendent  Wille- 
brand angehört.  Dem  Andreas  Willebrand  wird  17 10  der  Sohn  Christian  sub- 
stituiert, diesem  wieder  1 747  der  Sohn  Jonas  Christian,  und  dem  letztgenannten 


')  M.  U.-B.  5386.    Vgl.  6191.  6761.  II  295. 

*)  S.  da.s  Ganim'.sche  Verzeichnis.s  bei  1-i.sch,  M.Jahrl).  XI,  S.  440. 

•*)  Im   rastoren-Verzeichniss  zu   UUtow  irrthllmlich   Chri.stoph   Steigeius  genannt. 


Kinhen- 
liaues. 


GUT    UND    KIRCHDORF    DAMBPXK.  529 

abermals  im  Jahre  1794  der  Sohn  Karl  Friedrich  Willebrand,  welcher  sich  1802 
mit  der  Baronesse  Christiane  von  Langermann  vermahlt  und  bis  zum  Jahre  1814 
am   Leben  und  im  Amte  bleibt.     S.  Walter  a.  a.  O. 

Wir  geben  hier  die  Beschreibung  des  alten  Kirchenbaues  von  Dambeck  Heschrei- 
so,  wie  er  bei  Lisch,  M.  Jahrb.  XV,  S.  283  bis  286,  zu  hndcn  i.st,  d.  i.  im  •'""g  ^^ 
Jahre   1850,  als  noch  Gottesdienst  in  ihm  gehalten  wird:  _  f*''f" 

»Auf  dem  Felde  des  ritterschaftlichen  Hofes  Dambek  bei  Robe!  zwischen 
Minzow  und  Dambek,  auf  den  Ufern  eines  Sees,  steht  im  freien  Felde  unter 
Bäumen  und  dichtem  Gestrüpp  ein  wundersames  Gebäude,  die  Kirche  von 
Dambek,  jetzt  auch  die  »Kirche  von  Minzow <^  genannt,  von  der  Dorfschaft 
Minzow  allein  in  dem  noch  erhaltenen  Theile  als  Gotteshaus  benutzt,  in  dem 
andern  als  Ruine;  während  das  ehemalige  Schiff  in  den  offenen  Trümmern 
der  Ringmauern  sich  in  die  Luft  erhebt,  ist  der  Chor  der  Kirche  mit  einem 
Strohdache  bedeckt.  Die  Merkwürdigkeit  dieser  I'>scheinung  wird  aber  noch 
bedeutend  durch  die  Bauweise  erhöhet,  in  welcher  das  Gebäude  aufgeführt  i.st. 
Die  ganze  Kirche  ist  nämlich  von  Feldsteinen,  d.  h.  von  Granitgeschiebe,  ge- 
baut, und  zwar  nicht  allein  in  den  Ringmauern,  sondern  auch  in  allen  Wöl- 
bungen, im  Bodenpflaster  u.  s.  w.  Es  ist  kein  einziges  Stück  Ziegelstein  in 
und  bei  der  Kirche  zu  entdecken.  Die  Aussenfläche  der  Mauern  ist  von  bc- 
hauenen  Granitsteinen;  das  Innere  der  Mauern  ist  mit  kleinen  Feldsteinen  von 
gewöhnlicher,  verschiedener  Form  in  Kalk  gefüllt.  Der  ganze  Sockel  der 
Kirche  besteht  aus  sorgfältig  behauenen,  gegliederten  Granitblöcken.  Alle 
Wölbungen,  in  Thüren,  Fenstern,  Bögen  und  Deckengewölben,  sind  im  Rund- 
bogen ausgeführt;  von  Spitzbogen  ist  nirgends  eine  Spur  zu  fuiden.  Die 
Kirche  ist  daher  ohne  Zweifel  die  allerälteste  in  ihrer  Gegend  und  eine  der 
ältesten  im  ganzen  Lande:  sie  stammt  wahrscheinlich  noch  aus  dem  XII.  Jahr- 
hundert, höchstens  aus  dem  Anfange  des  XlII.  Jahrhunderts,  immer  aber  aus 
den  allerersten  Zeiten  des  Christenthums  im  südöstlichen  Meklenburg.  Daher 
ist  an  der  Kirche  auch  noch  kein  Ziegel  zu  finden;  als  sie  gebaut  ward,  hatte 
man  hier  noch  keine  Ziegelöfen,  wenn  auch  der  Baumeister  schon  Ziegel  ge- 
sehen haben  konnte.« 

»Der  Chor  der  Kirche  ist  ein  (juadrat;  er  hat  an  jeder  Seite,  auch 
hinter  dem  Altare,  zwei  schmale,  mit  glatter  Wandung  schräge  eingehende, 
rund  gewölbte  Fenster,  von  denen  jedoch  die  beiden  an  der  Xord.seite,  ohne 
Zweifel  wegen  des  Anbaues  der  Sakristei,  vermauert  sind.  Die  Pforte  in  der 
Südwand  ist  aus  behauenen  (iranitquadern  im  Rundbogen  gewölbt  und  sehr 
wohl  erhalten;  die  Gesimse  sind  mit  Linien  verziert.  Selbst  der  alte  l'nterbau 
des  Altars  ist  von  behauenen  Granit(|uadern.  Der  Chor  i.st  jetzt  mit  einer 
Balkendecke  bedeckt;  jedoch  stehen  noch  in  den  vier  Kcken  die  glatten,  ab- 
gerundeten Widerlager  aus  Feldsteinen,  welche  früher  ohne  Zweifel  ein  halb 
kugelförmiges  Feldsteingewölbe  trugen,  das  den  ganzen  Raum  überdeckte,  wie 
man  es  noch  oben  an  den  Ringmauern  bemerken  kann,  welche  sich  mehr  zu 
Rundung  neigen.  Der  Scheidebogen  zwi.schen  Chor  und  Schiff  ist  im  Rund 
bogen  gewölbt.« 


530 


AMTSGEKICIITSHK/IRK    K()HKI,. 


»An  die  Nordwand  des  Chors  ist  die  mit  demselben  zu  gleicher  Zeit 
gebauete  Sakristei  angelehnt,  ein  fast  ganz  dunkles,  in  seiner  Art  einziges  Ge- 
bäude, welches  noch  jetzt  als  Beichtstuhl  benutzt  wird.  Sie  ist  ebenfalls  ganz 
und  gar  aus  Feldsteinen  gebauet:  die  Wände  sind  aus  Feldsteinen,  das  halb- 
kugelförmige Gewölbe  ist  aus  Feldsteinen,  selbst  der  Fussboden  ist  mit  Feld- 
steinen gepflastert.  Merkwürdig  sind  die  Reste  einer  uralten  Wandmalerei, 
welche  mit  dem  Bau  von  gleichem  Alter  zu  sein  scheint.     Unter  den  Gewölbe- 


Kiiclicnruiiie   zu   iJauihcck. 

kappen  sind  die  Seitenwände  im  regelmässigen  Halbkreise  oder  Rundbogen 
abgeschnitten.  Dieser  die  Seitenwände  unter  den  Gewölbckai)pen  begrenzende 
Rundbogen  ist  auf  einem  uralten,  .sehr  dünnen,  groben  Kalkputz  mit  einer 
Borde  verziert,  welche  ungefähr  -'/^  1''"^«  breit  i.st.  Sie  besteht  aus  einer 
doppelten  Reihe  rechts  hin  laufender  Rauten,  welche  abwechselnd  und  entgegen- 
gesetzt dunkelroth  und  hellgelb  (oder  weisslich)  sind.  Diese  Borde  i.st  in  allen 
Linien  durch  nicht  tiefe,  aber  scharfe  Fugen  abgegrenzt.  Zu  beiden  Seiten 
läuft  eine  dicke  rothe  Linie  parallel.  Fs  sind  ausserdem  noch  mehr  Spuren 
von  Wandmalerei  vorhanden,  so  z.  11  unter  den  Widerlagern  der  Gewölbe, 
jedoch  nicht  mehr  klar  zu  erkennen." 

-Chor  und  Sakri.stei  sind  mit  Stroh  gedeckt,  auch  wohl   noch  das    ein- 
zige Beispiel  im  Lande.« 


GUT    UND    KIRCHDOKK    DAMHECK. 


5J 


»An  den  Chor  schliesst  sich  da.  Schiff,  ein  nicht  unbedeutender  kann, 
dessen  Hohe  auch  zien.lich  gross  gewesen  ist,  «ie  <ler  noch  stehende  östliche 
Giebel  be«^,set.  Dieser  Theil  der  Kirche  ist  jetzt  Ruine  und  ,n„her  n,i, 
dtchtem  Gebüsche  bewachsen.  Die  Seitenmauern  stehen  «nn  Theilc  «ohi  „,«:h 
in    /,  Ihrer  Höhe  und  sind  eben  so  gebauet,  wie  der  Chor  und  die  Sakristei; 

die  ehemaligen  Ab- 
theilungen  und  Oeff- 
nungen    lassen    sich 
nicht  mehr  klar   er- 
kennen.    Wahr- 
scheinlich   hat    man 
beim   Bau    die  Wöl- 
bunt;  mit  Feldsteinen 
gewagt,  aber  die  Ge- 
wölbe sind  späterhin 
emgestiirzt,  und  man 
hat  weder  Muth  noch 
Mittel     gehabt,     die 
Kirche   herzustellen; 
und  so  ist  das  Schiff 
als  Ruine  stehen  ge 
blieben,    nachdem 
man     den    Hogen 
zwischen    Chor    und 

Schiff  vermauert 
iiatte.c 

V  Diese  Kirchen 
tuine  von  Dambek 
oder  Minzow  ist  der 
Kirchenruine  von 
Tapenhagen  oder 
Kambow  an  Bau- 
material  und  Baustil 

sehr    ahnlich    und 

beide     niögen     wohl 

die    ältesten    Feld- 


I'riestei])forte  auf  der  Südseite  des  Chors. 


steinbauten  im  Lande  sein  (vgl.  o.  S.  ^/6).  —  Die  Geschichte  uiu\  der  Verfall 
der  Kirche  lassen  sich  noch  klar  genug  verfolgen.« 

»Dass  die  Sage  schon  an  der  Geschichte  eines  so  seltsamen  Gebäudes 
umgestaltend  arbeitet,  ist  nicht  zu  verwundern.  In  Minzow  erzahlt  man:  die 
Kirche  habe  einst  zu  einer  Stadt  (iellin*  gehört,  von  welcher  noch  ein  nahes 
Holz  den  Namen  Gellin  führe  Die  ganze  Sage  ist  aber  grundlos,  da  an 
dieser  Stelle  und   überhaupt  in  ilci    I'larre  kein   Dorf  (jellin  existierte. < 


•M* 


532 


AMTSGERlCirrSHKZIRK    RCH^Kl. 


»Die  Geschichte  redet  dagegen  ganz  klar  und  verständhch.  Nach  den 
Akten  und  Kirchen- Visitationsprotokollen  gehörte  die  Kirche  inniier  zu  dem 
ritterschaftlichen  Hofe  Dambek,  welcher  bis  in  das  XVII.  Jahrhundert  ein  altes 
Lehn  der  von  Freiberg  war;  die  Pfarre  war  früher  auch  in  dem  zu  dem  Hofe 
gehörenden  Dorfe  Dambek,  in  welchem  auch  die  Kirche  stand.  Eingepfarrt 
waren  die  Dörfer  Dambek   mit  dem   Hofe,   Minzow,   Karchow  und  Bütow.  < 

»Karchow  und  Bütow  hatten  eigene  J'ilialkirchen;  die  Dorfschaft  Minzow 
ging  nach   Dambek  zur  Kirche.      In   neueren   Zeiten  ward  der   Hof  Dambek  an 


Messing.schü.s.sel  (.s.  S.  534). 

eine  andere  Stelle  verlegt  und  das  dazu  gehörige  Dorf  ging  ein;  die  Herrschaft 
des  Hofes  Dambek  wandte  sich  nach  dem  Tilial  Karchow  zur  Kirche,  da  die 
Kirche  zu  Dambek  verfiel.  Und  so  kam  es,  dass  die  Pfarre  nach  Karchow 
verlegt  ward,  und  nur  die  Dorfschaft  Minzow  an  ihrem  Rechte  fest  hielt  und 
die  allein  stehende   Kirche  zu   Minzow  besuchte  « 

»Die  Kirche  ward  wahrend  des  dreissigjährigen  Krieges  baufällig  und 
gleich  nach  demselben  absichtlich  in  den  jetzigen  Zustand  versetzt.  Ivs  heisst 
bei  der  Kirchenvisitation  vom  Jahre  1649:  Dambeck.  Die  Kirche  und  das 
Chor    ist  von    alten    Feltsteinen    gebawet,    ist    von  8  gebind    mit    einem    gantz 


GUT   UND   KIRCHDORF    DAMBECK.  5,3 

vnduchtigen  strohtache,  vnd  ist  das  tach  über  5  gebinde  gantz  weg.  Ueberm 
Chor  smt  auch  grosse  Lecken.  Vorsteher  sollen  das  übrige  tach  von  der 
Kirchen  wegnehmen  vnd  das  Chor  damit  aussbessern.  Vom  Thurm  negst  an 
der  Kirchen  von  Holtzwerck  gebawet  ist  die  spitze  abgefallen  vnd  ist  darin 
eine  glocke.     Pfarhauss  ist  nicht  alhir  zu  Dambeck,  sondern  zu  Karchow.<  . 

»Diese  Anordnung  ward  auch  ausgeführt,  denn  im  Jahre  166-  war  die 
Kirche  schon  wüst.  Es  heis.st  in  dem  Protokolle  der  Kirchenvisitation  vom 
Jahre   1662:    »Dambeck.     Diese   Kirche   ist   biss   ans   Chor   niedergefallen    biss 


.Me.s.sinjj.schU.ssel  (s.  S.  534). 

vfs  Mauerwerck   viui   uirt  itzo    nicht    darin    gepredigt,    weilen  Jochimus  Ilauss- 
mann    wegen    seines    ärgerlichen    lebenss    ab  officio    suspendieret    worden. «€ 

»P!ndlich  hei.sst  e.s  in  einem  Zeugenverhöre  vom  Jahre  1687:  >Interr. 
Wo  die  .Minsower  in  die  Kirche  gehen:  Kesp  .Sie  gingen  in  die  sogenandtc 
Dambecker  Kirche,  so  im  wüsten  l*V-lcie  und  '  4  Meile  v«)n  ihnen  belegen, 
worin  der  Karchowsche  Prediger  |)redige.*» 

Im  I.S.Jahrhundert  wird  wiederholt  ge.sagt,  ilie  Dambecker  Kirche  liege  nut 
drei  Seiten  im  Dambecker  Ilofacker  und  mit  der  vierten  Seite  am  Dambecker  See  « 


534  AM  rSCERKMIISÜE/IKK    UriREI,. 

Ict/ige  Aus-  Die   jetzige   Ausstattung    des  Chorraumes,    soweit    sie    noch    vorhanden 

stattiinji  der  ist,  lässt  den  Renaissancestil  erkennen,  namenthch  im  Altaraufsatz  und  in  der 
Knclio.  Kanzel.  Der  hohe  Altaraufsatz  enthält  acht  von  Säulen  und  Pilastern  ein- 
gefasste  Tafeln,  auf  denen  sich  ältere  bemalte  Holzfiguren  abheben,  die  ohne 
Zweifel  einem  gothischen  Triptychon  entnonnnen  sind.  (Vgl.  die  Altaraufsätze 
in  Gnoien  und  Prestin.)  Die  Kanzel  ist  mit  den  Bildern  der  vier  Evangelisten 
bemalt. 

.Messing-  \'^on  besonderem  Interesse  sind  zwei  im  Grossh.  Museum  sich  befindende, 

schusseln,  ^jer  zweiten  Hälfte  des  XVII.  Jahrhunderts  angehörende  Messingschüsseln,  die 
im  Torfmoor  bei  Dambeck  gefunden  wurden,  und  über  deren  Fund  und  Er- 
werbung im  Jahre  1857  Lisch  im  M.  Jahrb.  XXIII,  S.  289,  einen  ausführlichen 
Bericht  veröffentlicht  hat,  auf  den  wir  hier  verweisen.  Das  Becken  mit  dem 
Gruss  des  Engels  misst  53  cm,  das  andere  mit  einem  Phantasie -Wappen  63  cm. 
Hier  soll  nur  bemerkt  werden,  dass  beide  als  Prachtschüsseln  in  ihrer  Art  zu 
beurtheilen  und  demgemäss  sehr  viel  höher  einzuschätzen  sind  und  heute  auch 
eingeschätzt  werden,  als  es  sr.  Zt.  a.  a.  O.  geschehen  ist.  Auch  ist  zu  be- 
achten, dass  beide  Schüsseln  denselben  Stempel  haben:   |r  s|. 

Kurgstelle.  Westlich  vom   Dambecker   Herrenhause   befindet    sich    hart   am  See  ge- 

legen noch  ein  Ueberrest  einer  alten   Burgstelle  (wallartige  Erhöhungen). 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Karchow.') 

(ieschithtc   jHHm  XW .  Jahrhundert  sitzt  ein  Pritzbuer  auf  Karchow  (Priscebur   de  Karg- 
des  '      how).-)      Vom    XV.    Jahrhundert    her    aber    ist    Karchow    ein    Gut    der 

von  I'reiberg,  die  es  später  als  ihren  Stannnsitz  ansehen  und  bezeichnen  und 
möglicherweise  dort  schon  neben  oder  vor  dem  erstgenannten  Pritzbuer  erb- 
gesessen gewesen  sein  können.  Auf  Karchow  bleiben  sie  bis  ins  XVIII.  Jahr- 
hundert hinein.  Neben  ihnen  aber  gewinnen  die  von  der  Luhe -Schulenberg, 
von  Rapp-Necheln  und  Daniel  Koch  zu  Karchow  zeitweise  gewisse  Antheile 
am  Gute.  Nachdem  die  Freiberg  im  Mannesstannn  1721  erloschen  sind,  wird 
Karchow  Besitz  des  Hauptmannes  Georg  I'Viedrich  von  Bassewitz,  der  später 
auch  das  Gut  Dambeck  kauft.  Dieser  Bassewitz'sche  Besitz  geht  1791  auf 
den  Kammerrath  Otto  Konrad  von  Hahn  und  1792  auf  den  Baron  Ludwig 
Christoph  von  Langermann -ICrlenkamp  über,  dessen  TLrben  ihn  noch  heute  in 
Händen  haben. 


Dorfes. 


')  Fast  7  km  südwestlich  von  Rolicl.  Vielleiclit  soviel  wie  I  laiiiclitsdorf».  Klilinel  er- 
innert an  den  altslavischcn  Stamiri  >krag-,  kar>j-  und  das  Wort  kraguj  -  Habicht«  und  deutet  den 
Namen  als  »Ort  des  Karga«  M.  [ahrh.  XI, VI,  S.  65.  Anders  in  den  Nachträgen,  S.  178,  wo  (nach 
Courtenay)  die  Stämme  krüh-  und   krüg-  und   die  Wörter  kriihovo  (karchowo)  herangezogen  werden. 

*)  .M.  U.U.  53S6. 


GUT    UND    FIIJAI- KIRCHDORF    KARCHOW. 


535 


Ueber  die  geistlichen  Verhältnisse  s.  bei  Dambeck.  Vor  dem  dreissig- 
jahngen  Kriege  zählte  Karchow  fünfzehn  Hauern  und  fünf  Kossäten  von 
denen    1649  ""f  noch  zwei  Kossäten  übrig  waren.') 

Kirche.      Die    im   Jahre    1688    erbaute    Kirche    ist    ein    schlichter   vier-      Kirche 
seit.ger    I-achwerkbau    ohne    Thurm    und    Vorhallen.^)      Im    Innern    eine   flache 
Decke.     Neben  der  Kirche  ein  Glockenstuhl. 

Als  Altaraufsatz  dient  ein  Rahmen  aus  der  Zeit  der  Spätrenaissance  mit        Mtar- 
emem  hineingesteckten  gothischen  Tript)chon   in  l-arbcn  und  Vergoldung.     Im      aufsatz. 


Alt.iraufsatz. 

Mittelstück  die  Kreuzigungsgruppe  mit  vielen  Figuren  und  den  Kreuzen  der 
Schacher.  In  den  Seitenflügeln  acht  Heiligenfiguren,  in  jedem  Mugcl  vier. 
Links:  die  hl.  Annaselbdritt- Gruppe,  der  hl.  Johannes  Hapt.,  eine  weibliche 
Heilige  und  der  Ap<jstel  St.  Jakobus  maj.  Rechts:  die  hl  K.itharina,  der  hl. 
Andreas,  die  hl.  Agnes  und  ein  nicht  zu  bestinnneiuler  .Apostel  .\uf  den 
Rückseiten  der  Flügel  finden  sich  Spuren  von   Malereien. 

An  der  Kanzel  der  Name  der  .Stifterin:  JUNGFRAU  ANNA  MARIA  V. 
D  .  LUHE  DEDIT  ME  1692.  Ferner  die  Inschrift:  GOTT  ZU  EHREN  IST  DIESE 
KIRCHE  VON  GRUNDT  AUSS  NEU  GEBAUET  ANNO  1688  ET  89  .  PATRONEN: 
H  .  HINRICH   ANDREAS  VON   FREIBERG  •  H  •  ADOLF  ANDREAS  V  .  D  .  LUHE  • 


K.in/il 


';  Groth,   M.  jalirl).  VI,   S.  141. 
*)  Lisch    AL  Jahrl).  XL,  .S.  190. 


536  AMTSGERICHTSBEZIRK    KOHEL. 

H  .  HANS  ERNST  VON  FREIBERG  •  H  .  ANDREAS  WILLEBRANDT  PASTOR  . 
ACH    HR   ERHALT  UNS   DEIN  WORT. 

Altar-  An  den  Altarschranken   und  an   dem   herrschaftlichen  Stuhl   findet  sich 

schranken,   die  Inschrift:    H  •  HINRICH  ANDREAS  V.  FREIBACH  •  (!)  ^^   F  .  SOPHIA  HEDE- 
WIG V  •  BLÜCHER  1692. 

Glocken.  Im    Glockenstuhl    zwei    Glocken,    die    eine    von    0,73,    die    andere    von 

0,60  m  Durchmesser.  Beide  haben  die  Inschrift:  DIE  VON  DER  LUHE  •  DIE 
VON  FREIBERGE  .  DANIEL  JANUS  SUPERINT  .  JOACHIMUS  HAUSMANN  PA- 
STOR •  MARTIN    HEINTZE  AUS  PERLEBERG   ME  FECIT  ANNO  1670. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,      i.  Silbervergoldeter  Kelch    mit  Spätrenaissance-Ver- 

werke.       zierungen    um    die   Kupa.      Der    Knauf  des   Griffes    sowie    der    Fuss    sind    mit 
getriebenen  Engelsköpfen  und  Früchten  verziert.    Inschrift:  CASPAR  CHRISTOFF 
VON     LANGERMANN,     OBRISTLIEUTNANT    ANNO     1694   •    ELISABETH     KATHA- 
RINA   VON    LANGERMANNIN    GEBOHRENE    FREY- 
FREWLEIN   VON  ERLENCAMP.    —    2    Silbervergol- 
deter   Kelch,    schlichte    Arbeit    ohne  Verzierungen. 


^  ^  ,  D  P 

Am    Fuss   das    nebenstehende  Familienwappen   der  '^ 

DUPUITS    (du    Puits)    und    an    der    Unterseite    des- 
selben  die  Inschrift :    DIESER   KELCH    IST  ZUM  GE- 

DECHTNIS  VEREHRET  DER  KIRCHE  ZU  KARCHOW  1723  .  Güstrower  Arbeit 
von  Lenhard  Mestlin.')  —  3  Silbervergoldete  Patene.  Von  demselben  Gold- 
schmied. —  4.  Silbervergoldete,  kreisrunde  Oblatenschachtel  mit  getriebener 
Randverzierung  wie  am  Kelch  Nr.  i.  —  5.  Silbervergoldete  Abendmahlskanne 
mit  Verzierungen  wie  am  Kelch  Nr.  1,  gestiftet  laut  Inschrift  von  WILHELM 
BARON  VON  LANGERMANN- ERLENCAMP,  BERTHA  BARONIN  VON  LANGER- 
MANN -  ERLENCAMP,  GEB  .  LÜBBE  25  .  MÄRZ  1866.  —  6.  7.  Zwei  Messing- 
leuchter, gestiftet   1866  von  demselben  Ehepaar. 


Granit-  Im   Pfarrgarten    befmden    sich  zwei    muldenförmig    ausgehöhlte  Granit- 

hlöcke.      blocke.     (Quet.schmühlen.-) 


')  Charlotte  Amalie  Diipuits,  Tochter  des  Gideon  Dupuits  auf  Vietow  und  Wehnendorf 
und  der  Katharina  Dorothea  von  I'reen ,  vermählte  sich  mit  Dietrich  Otto  von  der  Luhe  auf 
Damheck,  wurde  aber  schon  1712  Wittwe.  Vgl.  geneal.  Tabellen  von  Pentz  im  Crossh.  Archiv. 
Dazu  Petschow  in   Hand  I  der  M.  Kunst- u.  Gesch.- Denkm. 


GUT    UND    FII.IAI.    KIRCIIDUKF    BÜTüW 


537 


Das  Gut  und  Filial-Kirchdorf  Bütow.' 


Kirche.  Die  Kirche  ist  zum  Thcil  massiv  in  Hackstein,  /.um  Theil  in 
Fachwerk  aufgeführt  und  bildet  ein  längliches,  im  Innern  flachgedecktes  Viereck. 
Die  Fenster  auf  der  Nordseite  sind  viereckig,  in  der  Stirnwand  auf  der  Süd- 
seite spitzbogig.  Im  Westen  ein  aus  Felsen  gemauerter  Thurm  mit  einem 
niedrigen  vierseitigen   P\ramidenhelm. 

Der  Altaraufsatz  ist  ein  Komjwsitwerk,'')  d.  h.  ein  Renaissancegehäusc 
mit  einzelnen  Figuren,  die  einem  älteren  gothischen  TriptNchon  entnommen 
sind;  alles  mit  Oelfarbe  übermalt.  Auf  der  Rückseite  zwei  Inschriften.  v«)n 
denen  die  eine  die  Namen  der  lutherischen  Prediger  angiebt,  die  von  154« 
bis    1748  an  der  Kirche  amtiert  haben,  während  die  zweite  meldet,  dass  Herr 

')  10  km  westsUdwestlich  von  K.ihcl.  Die  alte  Form  Hiitecowc  de  XIII.  Jahrhundert» 
übersetzt  Kühnel  als  »Ort  des  Hudekt  und  erinnert  im  Nachtrag  an  die  serbischen  Formen  Huta. 
Hutko,  Butovit:  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  32  u.   175- 

*)  M.  l'.-B.  1283.  9578. 

»)  M.  Kunst-  u.  Cesch.-Denkm.  IV,  S.  626/27. 

♦)  Groth,  M.  Jahrb.  VI.  .S.  141. 

*)  Vgl.  Gnoieii.   Ticstin   und   Dambeck   l»ei   Köbel. 


Dorfes. 


jchon  im  Jahre  1273  gewinnt  das  Nonnenkloster  zu  Röbel  drei  Hufen  zu  Hutow.  Geschichte 
Andere  elftehalb  Hufen  verpfändet  dort  Vicke  Hüne  am  23.  December  1 366  des 
dem  Heinrich  Knuth  und  dessen  Bruderkindern. ^)  Später  sitzen  die  einen 
Zweig  der  alten  Adelsfamilie  Grambow  bildenden  IVignitz  auf  Finken  und 
Bütow.  Und  zwar  bis  zum  Jahre  1620  hin.  Da  geht  das  Dorf  Butow  zu- 
gleich mit  Finken  und  Dammwolde  an  Vicko  Ludwig  von  Lepel  über.  Nach 
dem  grossen  Lepel'schen  Konkurse  des  Jahres  1650  haben  eine  Zeit  lang  die 
Gläubiger,  besonders  Johann  Sibrand  von  Sechein  und  die  Wittwe  des  General- 
majors von  Vieregge,  sowie  deren  Pensionarius  Kurt  Iwochtmann,  ihre  Hände 
in  Bütow.  Nach  der  Mitte  der  siebenziger  Jahre  des  XVII.  Jahrhunderts  aber 
kommen  die  von  Pritzbuer  in  den  Besitz  von  Finken  sammt  den  dazu  ge- 
hörenden Gütern  und  Dörfern.  Sie  erwirken  und  erhalten,  nach  Abfindung 
der  Anrechte  des  Rittmeisters  Hartwig  P!rnst  von  Bülow,  am  4.  März  1692 
den  Allodialbrief  über  P'inken,  Bütow,  Dammwolde  und  die  Schäferei  Knüpjiel- 
damm.^)  In  den  Pritzbuer'schen  Besitz  aber  tritt  schon  1720  der  Kammer- 
junkerjulius Ludwig  von  Pederstorf  ein,  und  den  Pederstorfen  folgt  1760  der  im 
Jahre  18 14  in  den  Grafenstand  erhobene  Zweig  der  Familie  Blücher,  der  das 
Gut  heute  noch  hat.  während  das  Patronat  der  als  Filia  von  jeher  mit  Dam- 
beck -  Minzow  verbundenen  Kirche  landesherrlich  geblieben  ist.  \'or  dem 
dreissigjährigen  Kriege  hatte  Bütow  sechzehn  Bauern  und  vier  Kos.saten. 
Davon   waren    1649  '''^"'  "och  drei   Kossäten  vorhanden.'') 


Kirche. 


.Mtar- 
aufsat/. 


538 


AMTSGERlCiriSHKZIRK    KÖ1?KI,. 


(i  locken. 


^Ifinkunst- 
werke. 


HINRICH  VALENTIN  VITZENHUSEN  als  Administrator  der  beiden  Güter  Finken 
und  Knüppeldamm  den  Altar  im  Jahre  1734  habe  renovieren  und  bemalen 
lassen. 

Im  Tluirm  hänji^en  zwei  Glocken.  Xach  den  Inschriften  ist  die  älteste 
1708  von  M.  Ernst  Siebenbaum,  die  zweite  aber  1750  zur  Zeit  des  Pastors 
JONAS  CHRISTIAN  WILLEBRANDT  von   C.  D.  Heintze  gegossen  worden. 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  3.  Xeugothischer  silberner  Kelch,  desgl.  Patene 
und  Ciborium,  von  Heinersdorff-Berlin.  —  4.  Messingenes  Becken  mit  der 
Inschrift   MATIHS  EHRKE  aus  Bitau  (!)    1720. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Finken.' 


deschichte 

des 

Dorfes. 


jm  Templiner  Landfriedens- Vertrage  zwischen  Werle  und  Brandenburg  am 
25.  Oktober  13 10  wird  beschlossen,  dass  die  Garanten  des  Vertrages, 
Herr  Grube  von  Grubenhagen,  Herr  Berthold  von  der  Osten,  Herr  Klaus 
von  Bück  und  Herr  Droiseke  von  Kröcher,  zweimal  des  Jahres  zur  Besprechung 
aller  Interessen  auf  beiden  Seiten  in  Finken  (ton  Finken)  zusammenkommen 
sollen,  und  etwas  über  zwanzig  Jahre  später  hören  wir  zum  zweiten  Male  ur- 
kundlich von  F'inken,  als  es  sich  um  Festsetzung  von  Einkünften  für  die 
Vikareien  in  der  Kirche  zu  Xätebow  handelt.  Es  ist  das  am  24.  Februar  1331. 
Da  giebt  es  auch  aus  Finken  drei  Mark  Silbers  zum  St.  Marien- Altar. ^)  Aber 
wer  die  Herren  von  Finken  sind,  erfahren  wir  erst  am  i.  März  1399.'')  Um 
diese  Zeit  wohnt  dort  ein  Zweig  der  alten  Familie  Grambow  mit  dem  Bei- 
namen »de  Pr^'ggenytzen«,  also  jene  erst  am  luide  des  XVII.  Jahrhunderts  er- 
loschene Adelsfamilie,  welche  später  nur  den  Xamen  Prignitz  (Priegnitz)  führt, 
aber,  wMe  erklärlich  ist,  un\erändert  den  h'berkopf  des  Grambow'schcn  Waj^pens 
beibehält.  Auf  h^inkcn  bleiben  die  Prignilz  bis  1620.  Wie  dann  die  von  Lepel, 
Sechein,  Vieregge,  Pritzbuer,  Pederstorf  und  Blücher  im  Besitze  folgen,  ist 
schon  im  IV.  Bande  der  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  S.  626/27  bei  der  Orts- 
geschichte von  Dammwolde  und  oben  S.  537  bei  der  von  Bütow  gesagt  worden. 
Ebenso  ist,  da  der  Pfarrsitz  im  Jahre  1708  von  Finken  nach  Dammwolde  ver- 
legt worden,  die  Darstellung  der  kirchlichen  Verhältnisse  in  Finken  schon  bei 
Dammwolde  (a.  a.  O.  IV,  S.  627/28)  erfolgt.  Indem  wir  hierauf  verweisen, 
haben  wir  nur  noch  hinzuzufügen,  dass  sich  aus  den  inzwischen  eingeordneten 
Konsistfjrial- Akten  des  Grossherzoglichen  Archivs  noch  zwei  Geistliche  ge- 
funden haben,  die  in  die  Lücken  des  Dammwolder  Verzeichnisses  einzutragen 
sind,    nämlich    (vor    dem    1605    berufenen   Pastor    Paul   Vettingk)    der    zwischen 

'     n  km   weststidwesilich   vfui    I<öl)cl. 

«j  .M.  U.-H.  3424   5218. 

■)  S.  o.  .S.  522,  Anmk;,'.  i   f.Mtar.iiifsatz  in  Nätel.ow;.     Vgl.  .M.  Jabrl).  XIII,  .S.  333  (Lrk.  XLIV). 


GUT    UNI)    KIKCilDoKK    FIN'KKN. 


539 


1599  und  1605  nachzuweisende  Pastor  Baltzcr  Wege,  der  möglicherweise  schon 
lange  vor  1599  da  war;  ferner  zwischen  1650  und  1659  der  Pastor  Heinrich 
Sibeth,  für  dessen  Zeitbestimmung  in  Finken  drei  Momente  zu  beachten  sind: 
im  Visitationsprotokoll  von  1649  heisst  es  nämlich,  dass  kein  Pastor  in  Finken 
sei,  der  letzte  (Pinnow)  sei  1638  gestorben.  Und  in  einem  Briefe  des  Jahres  1661, 
also  ein  Jahr  vor  der  Berufung  des  Nikolaus  Thomaeus,  wird  darüber  geklagt, 
dass  Finken  schon  wieder  zwei  Jahre  lang  verwaist  sei.  Endlich  giebt  es 
Akten  vom  Jahre  1656  und  1657  aus  der  Zeit  der  Amtsführung  des  Pastors 
Heinrich  Sibeth.') 

Mit  den  beiden  kombinierten  Mutterkirchen  Finken  und  Dammwolde  i.st 
seit  dem  Jahre  161 9  auch  die  Lücken'sche  Patronatkirche  zu  Massow  als  va- 
gierende  Mutterkirche  \erbunden.  X'orher  war  sie,  wie  nunmehr  den  Akten 
zu  entnehmen  ist,   mit  der  Kirche  zu   Kambs  verbunden. 

Kirche.      Die  Kirche  ist  ein  Backsteinbau  des  Will.  Jahrhunderts  (von       Kirche. 
1735?)  in   Form  eines  Vierecks.     Auf  der  Mitte  des  Haches  ein  hölzernes  mit 
Holzschindeln  gedecktes  Dachreiterthürmchen.      hjnige  Schritte  von  der  Kirche 
entfernt    steht    eine    anscheinend    derselben    Zeit    wie    die    Kirche    angehörende 
Gruftkapelle. 

Altar  und  Kanzel  sind  Werke  des  Barockstils. 

Von  Interesse  ist  der  dem  Geschmack  der  Renais.sance  am  l-'nde  des 
XVI.  und  am  Anfange  des  XVII.  Jahrhunderts  angehörende  Taufbehälter  aus 
Sandstein.  Auf  einer  runden  Säule  mit  achteckigem  Sockel  ruht  ein  acht- 
seitiger Beckenbehälter,  dessen  Seitenllächen  unten  abgerundet  sind.  Jede 
Seite  zeigt  eine  Reliefdarstellung  mit  einzelnen  Buch.staben  darüber  und  auch 
zum  Theil  darunter.  Die  RciicflMlcKr  /ri-cn  :  Philip])  Melanchton,  Dr.  Martin 
Luther,  den  Eberkopf  des  GRAMBOW- PRIGNITZ. sehen  Wai)pens,  das  V.  D. 
LÜH Esche  Wappen.  Christi  Taufe  im  Jordan,  Jesus  und  Xikodemus,  Jesus 
segnet  die  Kinder,  Christi  Auferstehung,  aber  die  Jahreszahl  fehlt.')  Der 
Beckeneinsatz  mit  dem  Gräflich    BLÜCHERschen   Wappen  ist  neu. 

Kleinerer  Grabstein  aus   .saiidM.in,    in    (Kr    Mitte    durchgehrochen.      In     Clrabslcin. 
.Schrift:  ANNO   1599  24    DIE  JANUARY   OBIIT  ILSECKE  WEGEN  J  .  W  .  D  .  M  . 

E  .  L.') 

Im  Thurm  eine  kleine  Glocke,  am  oberen  Rande  derselben 
die  Buchstaben  llinvia,  auf  der  anderen  Seite  li  Ulf'.  Auf  dem 
Rande  selbst  das  Gie.sserzeichen,') 

Kleinkunstwerke.  i  2.  Silhervi-rgoldetcr  Kelch  vt.n  1727,  v«)m 
Rostocker  Goldschmied   Lorenz  Johann  Röper.     Patene    von   cbcndem.selben. 


Mtar  und 
Kanzel, 
Tauf- 

bchalter. 


% 


Cilorkc. 


Kleinkunst- 
werke. 


*)  S.  o.  S.  524  bei   I.eizen. 

»)  Zu  verRleichen   sind  die  Ta«n)ehälter  in  St.  CJeorjicn  /u  l'archim  un.i  ...  Iic-i... k.  .k,.» 

«j  .S.  o.   die   Fol-e    der   I'astoren    hei   D.-iml.eck    mit    dem   .\achtr.-H;    Lei   Kinkcn.      I>ic  S.t;la 
hedeuten:   Ich   wcis.s,  dass  mein   Erlöser  leht. 

*)   Das    Inventar  von    1811    hchauptct    .h-   (.l.-cLc   sei  ohne   In-schnft. 


540 


AMTSGERICHTSBEZIRK    RÖBEL. 


3.  Zinnerner  Kelch  ohne  Inschrift.  EngUsches  Zinn  von  dem  Röbeler  Zinn- 
giesser  J.  C.  Henscky.  —  4.  Längliche  silberne  Oblatendose  mit  anscheinend 
Nürnberger  Stempeln  des  XVIII.  Jahrhunderts,  aber  ohne  künstlerische  Bedeu- 
tung. —  5.  6.  Zwei  zinnerne  Altarleuchter  mit  der  Jahreszahl  1735.  Von 
dem  Malchower  Zinncfiesser  C.  G.  D. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Kirche. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Massow.') 

n  der  ersten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  giebt  es  noch  ein  wendisches 
^^^  Dorf  des  Namens  Massow,  das  als  »Wendisch  Marsowe«  seit  1344  zur 
Flotow'schen  Begüterung  gehört,  südöstlich  von  dem  andern  Massow  liegt, 
welches  somit  den  Beinamen  »Deutsch«  geführt  haben  wird,  und  Ende  des 
X\'I.  Jahrhunderts  bereits  verlassen  ist.'^)  Wenn  wir  dann  aus  einem  Regest 
einer  Urkunde  des  Jahres  1367  ersehen,  dass  um  die.se  Zeit  die  von  Below 
auf  Massow  (  tho  Marschow«)  wohnen,  so  kann  dies  nicht  gut  ein  anderes 
als  dasjenige  sein,  welches  heute  noch  im  Amte  Wredenhagen  liegt. ^)  Aber 
die  von  Below  behalten  es  nicht.  Schon  1502  hören  wir  von  einem  Ern.st 
von  Lücken  auf  Massow,  und  von  dieser  Zeit  an  ist  die  h^nmilie  dieses  Namens 
(Lücke,  Lucka)  nicht  wieder  vom  Gute  gewichen,  wenngleich  es  ihr  im  XVI. 
und  XVII.  Jahrhundert  durch  die  von  Fahlen,  von  Weltzien,  von  Rohr,  von 
der  Lanken  und  von  Preen,  welche  zeitweise  in  den  Besitz  einzelner  Antheile 
gelangen,  schwer  gemacht  wird,  sich  darin  zu  behaupten.  Auch  gelingt  es 
ihr  erst  im  Jahre  1593,  drei  Bauerngehöfte  zu  erwerben,  die  bis  dahin  landes- 
herrlich waren. 

Die  Kirche  zu  Massow  finden  wir  unter  Lücken'schem  Patronat  154T  mit 
Finken  und  Dammwolde  verbunden,  .sie  wird  aber  nach  der  Reformation  eine 
Mater  vagans  und  ist  später  mit  Kambs  vereinigt.  1619  geht  sie  wieder  zu 
Einken-Dammwolde  zurück  und  bleibt  nun  bei  diesen  beiden  Kirchen  bis  zum 
Ende  des  XVII.  Jahrhunderts.  Von  1701  an  aber  ist  sie  wieder  bei  Kambs. 
Auch  im  XVIII.  Jahrhundert  fmdet  wieder  mehrfacher  Wech.sel  nach  Damm- 
wolde und  Kiewe,  .sowie  im  XIX.  Jahrhundert  (18 lo)  auch  ein  Wech.sel  nach 
Satow  hinüber  statt.    Seit  1844  ist  sie  wieder  bei  Dammwolde.    S.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  im  Jahre  1843  in  Form  eines  länglichen  Vierecks  erbaute 
Kirche  ist  ein  .schlichter  Bau  mit  einem  Chorschluss  aus  dem  Achteck.  Als 
Hauptbaumaterial  sind  F'el.sen  verwandt,  nur  die  PLinfas-sungen  der  Thüren  und 
Fenster  sowie  die  Ecken  sind  aus  liickstcincn  gemauert. 

')  In  fler  Luftlinie  14  km  südwestlich  von  Röhel  entfernt,  aiier  Itber  Ze])kow  und  Wildkuhl 
gcßcn  18  km.  Die  alte  l-'orm  Marsowe  deulet  KUhnel,  M.  jahrh.  XLVI,  S.  92,  als  >()rt 
des  .Vlares.' 

*)  M.  l'.-M.  6401.     Schil.h,    .M.  jalnl..  I.VI,   S.  217. 

»)  M.  V.h.  9579. 


GÜTKR    UND    KlKCMDuKFKR    MASS(nV    UM)    KAMKs.  541 

Kanzel  und  Altar  sind  zu  einem   Korper  vereinigt.  Kanzel  und 

Im    Thurm    eine    Glocke    von    0,67  m    Durchmesser    mit    der    Inschrift-        ■^'''"■• 

ANNO    1722    GOS    MICH     CHRISTIAN     HEINZE    VON    BERLIN    .    GVRGEN    HEIN-       *''"'"''''" 

RICH  VON  LVCK  MAGDALENA  CHRISTIANA  VON  FLOTOW   Lücken  ^chc.  Wappen. 

Flotow'sches  Wappen)    CAROLUS    SIMON    FAST  .   CHIRCHEN  VORSTEHER  JO- 

HAN   NELS. 

Vier  zinnerne  Altarleuchter.  Der  erste  hat  die  Initialen  H  •  V  •  L-  Altar- 
M  .  V  .  V.  Dazu  das  Lückensche  und  X'iereggesche  Wappen  mit  der  Jahres-  Icuchter. 
zahl  1596,  sowie  die  Inschrift:  GOTTVATER.  Der  zweite  hat  die  gleichen 
Initialen  und  Wappen,  sowie  die  Inschrift:  GOTT  SOHN.  Der  dritte  ebenfalls 
die  Initialen  und  Wappen  und  die  Inschrift:  GOTT  HEILIGER  GEIST.  Alle 
drei  haben  den  Stempel  des  späteren  Güstrower  Giessers  LH.Degener,  der 
anscheinend  erst  bei  einer  Reparatur  im  XVIII.  Jahrhundert  zur  \'erwendung 
kam.  Der  vierte  Leuchter,  ohne  Giesserzeichen,  hat  eine  lange  Inschrift,  aus 
der  hervorgeht,  dass  er  eine  .Stiftung  der  Konventualin  des  Stiftes  zum  heiligen 
Grabe  ALBERTINE  VON  L'ESTOCQ  vom  Jahre    1.S43   ist. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Kambs. 


as    Erste,    was    wir   von   Kambs    urkundlich    erfahren,    i.st    die    Bestätigung    C.eschichte 
eines  Patronatstau.sches  am   22.  Oktober   1320.*)     Die  Fürsten  Johann  II.  ^^ 

und  Johann  III.  von  Werle  nehmen  das  I'atronat  der  Probstei  in  der  Neustadt  •^o'"'^- 
Röbel  und  geben  dafür  dem  Hischof  Heinrich  von  Havelberg  das  l'atronat 
der  Kirche  zu  Kambs.  Das  Zweite  ist  dann  eine  am  7  Mai  1350  vollzogene 
Stiftung  zum  Besten  der  Kambser  Pfarre  durch  die  Brüder  Gerhard  und 
Ludolf  Ketelhodt  mit  der  Verpflichtung  der  Kambser  Plebane  zu  Seelenmessen 
für  das  Ketelhodt'sche  Geschlecht.  Die  Gabe  besteht  in  einem  am  Kirchhof 
zu  Kambs  gelegenen  Käthen  mit  der  jährlichen  Abgabe  von  acht  Hühnern 
und  allen  darauf  ruhenden  Diensten  und  Gerechtsamen. ')  Hin  nur  mit  .seinem 
Anfangsbuchstaben  II.  genannter  Pleban  von  Kambs  kommt  übrigens  schon 
1270  vor,  sodass  wir  das,  was  heute  noch  an  ältesten  Bautheilcn  der  Kamb.scr 
Kirche  erhalten  ist,  noch  vor  diese  Zeit  setzen  dürfen,  besonders  den  l-"eldstein 
bau  und  das  romanische  Portal.')  Die  von  Ketelhodt  können  recht  wohl 
schon  um  diese  Zeit  hier  angesessen  gewesen  sein,  denn  sie  werden  im 
XIII.  Jahrhundert  als  werlesche  und  auch  als  mecklenburgische  N'asallen  häufig 

')  8  km    südlich    von   Köbel.     Kuhiiel,    M.  Jahrb.   .\I.VI,   S.  64,   erinnert    an    das    altsJaviKhe 
Wort   kapa  (polnisch  kepn'l  Mu-siiisil   und  deutet  den    N.imen:    ».Niif  der  Flus>- In«.el.« 

«)  M.  U.U.  4222. 
»)  M.  U.-H.  7075. 
*)  M.  U.-l!.  II 99. 


542  AMTSGEKICinsliKZIKK    RÖMEL. 

genannt.  Urkundlich  nachweisbar  sind  sie  freiHch  im  Besondern  zu  Kambs  erst 
v'on  1350  an.  Aber  sie  sind,  wie  es  in  dieser  frühen  Zeit  die  Regel  ist,  nicht 
die  einzigen  X'asallen  im  Dorfe.  Mit  ihnen  haben  hier  im  XV.  Jahrhundert 
z.  B.  die  Moltke,  Maltzan,  und  im  XVI.  auch  die  Gamm  Höfe,  Hufen  und 
Gerechtsame.  Auch  hören  wir  hier,  wie  öfter  im  südlichen  Mecklenburg  und 
besonders  im  Lande  Röbel,')  im  Jahre  1586  von  einem  Lehnschulzen.  Es  ist 
Kaspar  Holm,  dem  ebenso  wie  seinem  Sohne  Jochim  Holm  der  Herzog  Karl 
von  Mecklenburg  das  von  den  Li  ritzen  her  ererbte  Schulzengericht  in  Kambs 
bestätigt  und  neu  verleiht.  Ferner  gewinnen  im  XVIL  Jahrhundert  auch  die 
von  Rohr,  Knuth,  Rcichknecht  u.  a.  m.  theils  durch  Erbgang,  theils  durch 
Kauferwerb  grössere  und  kleinere  Antheile,  sodass  das  Dorf  mit  seiner  Feld- 
mark, wenn  auch  zum  grossen  Theile  bis  1790  hin  in  Ketelhodt'schem  Besitz 
bleibend,  dennoch  ein  »Kommuniondorf«  ist  und  als  solches  in  Akten  der 
siebenzigcr  Jahre  des  WHIL  Jahrhunderts  oft  genannt  wird.  Nachdem  der 
Ketclhodt'sche  Antheil  1790  auf  Adolf  Albrecht  Wilhelm  von  Flotow  zu 
W'ildkuhl  übergegangen  ist,  erwirbt  ihn  1792  die  herzogliche  Kammer,  um  ihn 
dem  landesherrlichen  Domanium  einzuverleiben.  Zugleich  übernimmt  sie  für 
den  Landesherrn  das  Kiichen-Patronat,  weiches  in  der  Zeit  der  Reformation 
nach  Ausweis  des  Visitationsprotokolles  von  1541/42  vom  Havelberger  Bischof 
auf  den  Landesherrn  übergegangen  war,  später  aber  von  den  Ketelhodten  fest- 
gehalten wurde,  indem  sie  1618  dem  Herzog  1  lans  Albrecht  II.  und  165  i  dem 
Herzog  Adolf  Friedrich  gegenüber  die  Behauptung  aufstellten,  es  sei  ihnen  am 
14.  Juni  1607  vom  Herzog  Karl  auf  Grund  eines  Vergleiches  förmlich  ab- 
getreten worden.  Thatsache  ist,  dass  die  von  Ketelhodt  nach  Herzog  Adolf 
Friedrich's  Tode  das  Kiiclicn-Patronat  haben  und  ausüben,  bis  es  1791  wieder 
von  der  herzoglichen  Kammer  zur  Supcrintendentur  in  Güstrow  gelegt  wird. 
Als  evangelischen  Geistlichen  in  Kambs  lernen  wir  zwischen  1539  und 
1569  Paul  Drewes  kennen.  P^r  hat  auch,  ebenso  wie  seine  Nachfolger,  Karbow 
zu  bedienen,  wo  es  über  den  dreissigjährigen  Krieg  hinaus  eine  Kirche  oder 
Kapelle  giebt,  die  1671  (oder  etwas  früher)  durch  ]-5rand  vernichtet  wird.  Auf 
Drewes,  gegen  den  Jürgen  Ketelhodt  als  Patron  mit  grosser  pjgenmächtigkeit 
vorzugehen  versucht,  folgt  1569  Blasius  Böttcher  (Böddeker),  den  wir  1587  in 
Dambeck  finden.  I'j- unterschreibt  1577  die  Konkordien-P^ormel,  ob  er  das  aber 
als  Pastor  in  Kambs  oder  in  Daml:)cck  gcthan,  ist  nicht  nachzuweisen.  Ihm 
mag  Valentin  Sadler  gefolgt  sein,  dessen  Tochter  in  erster  Ehe  bis  1604  mit 
dem  Pastor  Stephan  Runge  zu  Kambs  und  nachher  in  zweiter  t^he  mit  dem 
1606  berufenen  Michael  Grosche  (Krosche,  Groschius,  Kroschius)  verheirathet 
ist,  welcher  161 5  wegen  unsittlicher  Handlungen  die  Pfarre  verliert  und  des 
Landes  verwiesen  wird.  An  .seine  Stelle  tritt  Jakob  Reppentin,  der  1624 
durch  einen  Sturz  ums  Leben  kommt.  Darauf  folgt  Joh  Neumann  (Neomann), 
er  i.st  noch  nach  1635  im  Dien.st,  flüchtet  aber  in  der  Kriegsnoth  nach  Röbel 
und  .stirbt  hier  mit  allen  Seinigen  an  der  Pest.     1649,  als  in  Kambs,  wo  früher 

•)  Lisch,  M.Jalirl..  XIII,  S.  194/96. 


GUT    UND    KIRCH  DORF    KAMHS. 


543 


zwölf  Bauern  gewohnt  haben,  nur  noch  drei  Personen  am  Leben  sind,  heisst 
es  im  Visitationsprotokoll,  dass  Xeumann  der  letzte  Pastor  gewesen.  Die 
Kirche  sei  bis  auf  das  Mauerwerk  eingefallen.     Der  nächste  ist  nun  von  1661 


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an  Joachim  Stoppel  (Stoppelius),  der  bis  1667  lebt.  Ks  folgen  weiter:  Job. 
Kasp.  Hornemann  (1668 — 1695),  Karl  Simon  Simonis  (1699 — 1729,  auch  als 
Pastor  für  Massow,  s.  o.  540),  Gottfried  Lohmann  (1730      1739,  auch  für  Nate- 


'kl  t^ 


\^  nS 


v-» 


*^v-sVs^-^. 


Schnitzwerke  au.s  der   Kirclu-   zu    K.iiiihs  (im  (;r.)>sh.  Miisciiiii  . 

bow),     Andreas    Nikolaus    Willebrand    (1742-1778).    Joh.     Hernh.    SuscmihI 
(i779_i783)  und  Joachim  Christian  Ilübener  (1784  — 1827).    S.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  Feldstcinbau  in  Form  eines  länglichen  Vier-      Kirche. 
ecks,  mit  wohl  behauenen  Hcken,  nur  der  ostliche  Üiebcl  ist  vom   Dachansatz 


544 


AMTSGERICIIISHK/IKK    KÖHKL. 


Innere  Ein- 
richtung. 

Figuren 
vorn   ehe- 
maligen 
Triptychon, 


(Hocken. 


Kieinkunst- 
werke. 


an  aus  Hacksteinen  aufgeführt.  Der  untere  Thurnirauni,  welcher  gleiche  Breite 
mit  dem  Langhause  hat,  dient  zur  Vergrösserung  des  Innern  der  Kirche  und 
öffnet  sich  nach  dieser  hin  mit  einem  verhältnissmässig-  breiten  und  hohen 
Spitzbogen.  Es  fehlen  aber  die  Gewölbe.  Der  ganze  Innenraum  ist  mit  einer 
flachen  Balken-  und  Bretterdeckc  überspannt.  Die  Fenster  haben  alle  mit  ein- 
ander ihre  Ursprünglichkeit  verloren,  sie  stellen  sich  als  stillose  viereckige 
Lichtötlnungen  dar.  Das  Aeussere  des  überall  stark  erneuerten  Feldsteinbaues 
weist  auf  das  XIII.  Jahrhundert, 
besonders  das  hübsche  rund- 
bogige  romanische  Portal  auf 
der  Südseite,  das  mit  einem 
schlichten  Kapitellgliede  ver- 
ziert ist,  aber  nach  aussen  hin 
durch  einen  späteren  gothi- 
schen  Ueberbau  verdeckt  wird. 
Der  Thurm  trägt  ein  Satteldach, 
aus  welchem  ein  hölzerner  Dach- 
reiter heraussteigt.  An  der  Xord- 
seite  der  Kirche  eine  Feldstein- 
kapelle.') 

Die  ganze  innere  Ein- 
richtung gehört  dem  XIX.  Jahr- 
hundert an.  Von  dem  früheren, 
noch  von  Lisch  im  Jahre  1877 
(M.  Jahrb.  XLII,  S.  186/87)  er- 
wähnten Triptychon  des  Altars 

sind     die     besser     erhaltenen 
P'iguren  dem  Grossherzoglichen 

Museum    in    Schwerin    über- 
wiesen worden. 

T       ^-1  ■   t-^t       1  Kelch   (i). 

Im  Ihurm  drei  Glocken, 
eine  grosse  ohne  Inschrift  und  Giesserzeichen  und  zwei  kleinere.  Von  diesen 
ist  die  eine  laut  Inschrift  1708  vom  Pa.stor  CAROLUS  SIMON  und  seiner  Ehe- 
frau gestiftet  und  von  Ernst  Siebenbaum  gegossen  worden,  während  die  andere 
erst  in  neuerer  Zeit  umgcgos.sen  ist.  Sie  zeigte  angeblich  ein.stmals  das  Jahr  i  529'^) 
und  den   Xamcn   des  Giessers   Peter  in   Kamptze. 

Kleinkunstwerke.  1.  .Silbervergoldctcr  golhischer  Kelch  auf  sechs- 
pa.ssigem  Fu.ss.  Am  Knauf  in  hellblauem  Email  der  Xame  IHESUS,  auf  der 
Cntcr.scite  des  Fu.s.scs  die  Inschrift:  KAROLUS  •  SIMON  •  PASTOR  •  KAMPZEN- 
SIS  •  EJUS  •  UXOR   .   ELISABETH   •  ZACHOWEN   •   ET  •   PRIVIGNA  .  DOROTHEA 


'>  Li.,ch.   .M.Jalnk  XI-U,  .S.  i86. 

*)  Nach   dem   Inventar  von    l8li    nicht   tlas  Jahr   1529,   sondern    1518. 


FILIAL- KIRCH  DORF   GkABOW. 


545 


ELISABETH    .    HAHNEN    .    DEDERUNT  .    HUNC   .   CALICEM    .    IN    •    HONOREM. 
DEI  .  ANNO  .  1706  •  DIE  25  MARTII  •  Wcrkv.eichen  (§G)  2.  K.nc  I'.ucu.  nnt 

der     Inschrift:      DIESES     HAT     ZU 
GOTTES     EHREN     GEGEBEN     LU- 

CRETIA    V  .  KETTELHOT    1705  . 
Dazu    ein    eingraviertes    Wappen, 
welches   im  Felde    und   ebenso   in 
der  Helmzier  einen  einzigen  Kessel- 

hiit    mit    Flügeln    zeigt.     Keine 
Werkzeichen.     -      3  —  5.    Kanne. 
Ubiatenschachtel    und  Taufbecken 
sind    neu.    das    letztgenannte    von 
1856.    die    Oblatenschachtel    von 

1877.  Keine  Werkzeichen.  — 
6  Noch  ein  Taufbecken  \on 
1858.  —  y- — 10  Zwei  Paare  zin 
nerner  Leuchter,  ein  grö.sseres  und 
ein  kleineres  Der  eine  der  beiden 
kleineren  Leuchter  ist  i8cK)  von 
MARIE  ELISABETH  KNUTH  geb. 
PRAHLOWEN  gestillct  und  von 
einem  Robeier  Zinngiesser  gefertigt, 

dessen  Doppelmonogramm  an- 
scheinend in  J.  H.')  aufzulö.sen  ist, 
während  der  andere  olinc  In.schrilt 
um\  Werkzeichen  ist.  Ebenso  ist 
das  grössere  und  altere  I'aar  (mit 
Fu.ss  und  Schaft  im  Barockstil) 
ohne  Inschrift  und  Werkzeichen. — 

.M(jiisti  .ui/',.  I  •     11-    1  ■ 

II.  l-ndlich  eine  aus  der  vor 
reformatorischen  Zeit  stammende  leere  Monstranz  in  gothischcn  Formen,  von 
Bronze.     Glas  und   »Möndchen«   (Hostien -Halter)  fehlen. 


Das  Filial- Kirchdorf  Grabow.') 

!'m  Jahre  1344  gehört  Grabow  zu  jenen  Duileni,  mit  denen  die  von  Fi<>t<'u    *  .is- mihte 
belehnt    werden.      Sie    erhalten    das    ganze    Dorf  (villam    (irabowc    lo-  des 

taliter).-^)      1516  aber  finden   wir  an   ihrer  Stelle  die  durch   Verwandt.schaft  und 
Güterbesitz  mit  ihnen  verbundenen  Herren  von  Rohr.     Als  1619  ein  Zusammen- 


')  Also  wohl  kein   Anderer  als  Joachim   llcii.sky. 
*)   19  km  .sildwe.stlich   von   Köbel.     (Jrabow    von  j;ralt 
>Büchen,   Böken.«      Xg\.   Kühncl,   M.  Jahrl..  XI.Vl,  S.  55. 
8)  M.  U.-B.  6401. 


Buche,    aKo    >  Buchen(lorf4    oder 


86 


I  )orrcs. 


546  AMTSGERICHTSBEZI KK    RUBEL. 

bruch  des  Rohr'schcn  X^erniögcns  erfolgt,  kauft  Hans  von  Holstein,  mit  dem 
Gute  Schönberg-  als  Hauptgut,  die  dazu  gehörenden  Dörfer  Rossow,  Buchholz, 
Roggentin  und  Grabow  und  erhält  darauf  am  i6.  Mai  1629  den  landesherr- 
lichen Konsens.  Von  den  Pflugdiensten,  welche  die  Grabower  Bauern  zu  leisten 
haben,  gehen  1630  durch  Kauf  sieben  an  Jürgen  von  Quitzovv  und  1669  zwei 
an  Volrath  Levin  von  Maltzan  über.  Gegen  luide  des  Jahrhunderts  aber 
(1689)  kommt  Eggert  Christoph  von  Knuth  in  den  Alleinbesitz  des  Dorfes 
und  auch  des  Kirchenpatronats.  Er  lässt  1695  seinen  ganzen  Besitz,  bestehend 
in  den  Dörfern  und  Gütern  Below,  Grabow,  Buchholz,  Melz,  Karbow,  Solzow, 
Priborn  und  in  einigen  Hufen  in  den  Feldmarken  von  Karchow  und  Küsskow  ^) 
(Küssow)  allodificieren.  Von  1701  an  ist  seine  VVittwe  die  Herrin  dieser  Be- 
güterung  (s.  Glocke  von  171 1).  Aber  1720  kommt  die  Ehefrau  des  Amtmannes 
Seitz  für  7700  Thaler  in  den  Besitz  der  ihr  vom  Grafen  Knuth  verkauften  Dörfer 
Below  und  Grabow  und  auch  in  den  des  Kirchenpatronates  zu  Grabow. 
Allein  die  Bauernschaft  des  Dorfes,  welche  schon  von  17 16  und  17 17  her 
durch  russische  Einquartierungen  und  Kriegskontributionen  schwer  zu  leiden 
gehabt  hat  und  auch  darüber  klagbar  geworden  ist,  dass  sie  der  Reihe  der 
fürstlichen  leibeigenen  Bauernschaften  zugerechnet  worden,  macht  der  Familie 
Seitz  viel  zu  schaffen.  Daher  kommt  es,  dass  im  Jahre  1776  der  auf  Below 
erbgesessene  Stallmeister  K.  L.  von  Seitz  das  Dorf  Grabow  als  Allodialgut  für 
5000  Thaler  N^/s  an  die  sechzehn  Hausleute  des  Dorfes  zu  freiem  Eigenthum 
verkauft.  Somit  gehört  die  Dorfschaft  Grabow  als  Allodial- Bauerschaft  seit 
dieser  Zeit  zu  jenen  sechs  ausserdomanialen  bäuerlichen  Gutskommünen,  von 
denen  drei  im  Amte  Wredenhagen  (Buchholz,  Grabow  und  Zielow),  eine  im 
Amte  Plau  (Rossow),  eine  im  Amte  Lübz  (Wendisch -Priborn)  und  eine  im 
Amte  Boizenburg  (Niendorf)  belegen  sind.^) 

Kirche.  Kirche.      Die    Kirche    ist    ein    Neubau    vom    Geh.    Hofbaurath    Möckel. 

Sie  hat  einen  aus  dem  Achteck  gebildeten  Chorschluss  mit  drei  Rundfen.stern. 

Im  Innern  eine  neue  hLinrichtung. 

Glocken.  Im    Thurm    zwei    Glocken,    eine    grössere,    umgegossen    1877    von    Ed. 

Albrecht  in  Wismar,  und  eine  kleinere,  gegossen  1844  von  C.  Jllies  in  Waren. ^) 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.       i — 3.    Silbervergoldeter    Kelch,    Patene    und    runde 

werke.  Oblatendo.se,  alle  drei  nach  den  beiden  Stempeln  W  und  LÖ  von  dem  Gold- 
.schmied  Osten  in  Waren.  —  4.  Silberne  Kanne  mit  Henkel  und  Deckel  von 
1878,  von  dem  Röbeler  Gold.schmied   Ludewig. 

•)  Untergegangen;    s.   Schildt,   M.  Jahrb.  LVI,   S.  217. 

*)  Böhlau,   M.  I.andrecht  III,   S.  277/278. 

*)  Von  den  Vorgängerinnen  war  die  grös.sere  171 1  uiiler  dem  I'atronat  der  Frau  (Jelieim- 
räthin  von  Knuth  vom  Glockengiesser  Christian  Siegniund  .Mehcrt  gegossen  worden.  Die  kleinere 
hatte  keine   Inschrift. 


KIRCHDORF    KIEVE.  547 


Das  Kirchdorf  Kleve.') 

ie  mittelalterlichen  Nachrichten  über  das  Bauerndorf  Kieve  sind  spärlich,  (beschichte 
für  seine  Ortsgeschichte  aber  bedeutsam  genug.  Im  Jahre  1 3  1  i  niuulich,  ^^^ 
das  jener  kurzen  Zeit  angehört,  in  welcher  der  Markgraf  von  Brandenburg  I Dorfes. 
über  einen  Theil  des  südlichen  Mecklenburg  bis  zum  festen  Thurm  von  Lübz 
hinauf  gebietet,  wird  das  ganze  Dorf  Kieve  PÜgentluim  des  weit  davon  ent- 
fernten, am  Rhein  gelegenen  und  der  Diöcese  von  Köln  angehörenden  Cister- 
cienserklosters  Altenkamp,  des  Mutterklosters  von  Amelungsborn.*)  Markgraf 
Waldemar  schenkt  das  Dorf  Kieve  dem  Kloster  Altenkamp  als  Kntgelt  für 
allerlei  Unbill,  die  es  von  ihm  erlitten  hat  (villam  Kiewen  et  eiusdem  uille 
fundum,  proprietatem,  possessionem  et  libertatem,  cum  omni  iure,  iurisdictione, 
iudicio  capitali  et  manuali,  cum  iure  patronatus,  cum  distinctione  terminorum 
quos  ab  antiquo  habuit  et  in  presens  habet).  Doch  müssen  die  Mönche  dafür 
100  Mark  brandenburgischen  Silbers  und  Gewichtes  an  ihn,  den  Markgrafen 
Waldemar,  entrichten.  Die  Sache  wird  übrigens  erklärlicher,  wenn  wir  uns 
vorstellen,  dass  das  rheinische  Cistercienserkloster  schon  seit  fast  achtzig  Jahren 
in  der  Nachbarschaft  von  Kieve  einen  grösseren  Wirth.schaftsbctricb  errichtet 
hatte,  dem,  wie  es  im  Mittelalter  üblich  war,  ein  »Rector  bonorum  €  vor- 
gestanden haben  wird.  Den  Älittelpunkt  dieses  Betriebes  bildet  nämlich  der 
anscheinend  erst  von  den  Mönchen  errichtete  Kotzer  Hof')  am  See  gleichen 
Namens  mit  fünfzig  Hufen  Landes,  die  schon  am  30.  December  1232  als 
Geschenk  des  Fürsten  Nikolaus  von  Rostock  an  das  Kloster  gekommen  waren. 
Diesen  Besitz  nun  mit  den  dazu  gehörenden  auf  der  Kotzer  (oder  Mönch-, 
jetzt  Wittstocker)  Heide  gelegenen  Dörfern  Glawe,  Wüsterade,  Gross- Berlin. 
Schönfeld  und  Winterfeld  bestätigt  der  Markgraf  den  Mönchen  zugleich  mit 
der  Ausfertigung  des  Kaufbriefes  über  Kieve,  dessen  Bauern  damit  unter  den 
milden  Krummstab  des  Abtes  getreten  sind.'*)  Unter  geistlichem  Regiment,  in 
erster  Instanz  unter  einem  vom  Kloster  Altenkamp  entsendeten  Rector  bonorum, 
bleibt  Kieve  mit  den  eben  genannten  Dörfern  der  Kotzer  Heide  zu.sammen 
bis  zur  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts.  Zeitweise  N'erpfandungen  dieses  ihres 
Besitzes    im  Wendenlande   durch   die  Altenkamper  Mönche   an    die  von  Ame- 


1)  14  km  südlich  von  Rubel.  Alt.slavisch  kyj  --  Knüttel.  Keule.  Also  vielleicht  soviel  wie 
>Keulendorf<:   Kuhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  68.     Oder   .Knütteln.   KnU,,,>eln.  = 

*)  Altenkamp,  das  1122  vom  Kloster  Morimund  in  l.olhrinKcn  acgrüniict  worden  war. 
errichtet  1125  das  Kloster  Amelungsborn.  unweit  Ilolzminden.  noch  n.äher  Inri  S««itoldendorf. 
Amelungsborn  aber  wird  1170  Mutterkloster  von  Doberan.  und  Dobcran  1209  .Mu.lerkloMcr  von 
Dargun,   nachdem  der  erste  von   Esrom  geschickte  dänische   Konvent  die>e*  verla.s.en  hatte. 

»)  Jetzt  der  Mönchshof  südlich  von  Wredenhagen.  gleich  jenseits  de»  Mönchiec». 

♦)  M.  U.-H.  410.  3475-     I'-^ch.  M.  Jahrb.  II,  .S.  94-     XIII.  S.  31a. 

86« 


548  AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 

lungsborn  und  W'alkenried,  wo\on  wir  bald  nachher  im  XIV.  Jahrhundert 
hören,  werden  auf  das  durch  die  Herrscher  von  Werle- Brandenburg  ge- 
schaftene  und  der  Dankbarkeit  für  die  Verdienste  des  Cistercienser- Ordens 
entsprungene  Verhältniss  keinen  wesentlichen  Einfluss  gehabt  haben. ^)  Doch 
um  die  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts  wird  das  anders.  Die  weite  Entfernung 
des  Klosters  Altenkamp  von  der  Kotzer  Heide,  die  immerfort  zunehmende 
Unsicherheit  aller  Verhältnisse  in  diesem  raubfehdelustigen  Jahrhundert,  und 
diese  und  andere  Gründe  mehr,  werden  Anlass,  dass  das  Kloster  seinen  ge- 
sammten  Besitz  im  Jahre  1436  vertragsmässig  an  die  Stadt  Wittstock  ab- 
giebt.  Aber  die  Hoheitsrechte,  die  Fragen  über  die  Dienste,  Bede,  oberste 
Gerichtsbarkeit,  den  Zoll  u.  a.  m.,  soweit  sie  für  diese  Güter  in  Betracht 
kommen,  verursachen  zahlreiche  Streitigkeiten  zwischen  den  mecklenburgischen 
Herzögen  und  der  Stadt  Wittstock,  »Streitigkeiten,  deren  Verhandlung  ganz  un- 
gewöhnliche Massen  von  Papier  verlangte,  und  welche  endgültig  erst  im 
Jahre  1841  beigelegt  wurden,«  wenngleich  die  förmliche  Abtretung  der  beiden 
Dörfer  Kleve  und  Mönchhof  durch  die  Stadt  Wittstock  an  die  Herzöge  schon 
1445  erfolgt  war.^)  Aus  der  Zeit  des  Streites  im  XVI.  Jahrhundert  (1556) 
stammt  eine  Plan -Skizze  von  der  Hand  des  Kanzlers  Johann  von  Lucka,  die 
Lisch  im  M.  Jahrb.  XIII,  S.  312,  veröffentlicht  hat,  und  die  wir  hier  ebenso 
wiedergeben.^)  Das  Dorf  Kieve  aber  wird  im  XVI.  Jahrhundert  aus  einem 
Klosterdorf  wieder  zu  einem  herzoglichen  Domanialdorf,  wie  es  das  vor  Zeiten 
im  XIII.  Jahrhundert  gewesen  war. 

Wie  heute,  so  sind  schon  in  ältester  Zeit  die  drei  Kirchen  zu  Kieve, 
WVedenhagen  und  Zepkow  zu  einer  Parochie  mit  einander  verbunden.  Die 
Kirchen  zu  Kieve  und  Wredenhagen  sind  Mutterkirchen,  die  zu  Zepkow  ist 
Filia.  Zwar  dreht  sich  das  Verhältniss  im  XVII.  Jahrhundert  eine  Zeitlang 
um,  da  wird  in  den  Visitationsprotokollen  von  1649  und  1662  Wredenhagen 
zur  alleinigen  Mutterkirche,  und  Kieve  und  Zepkow  werden  beide  als  Filiae 
bezeichnet.  Die  Wedem  in  Kieve  ist  nämlich  niedergebrannt,  und  der  Pastor 
wohnt  in  Wredenhagen.  Aber  mit  dem  XVIII.  Jahrhundert  tritt  das  alte  Ver- 
hältniss, in  welchem  Kieve  als  Mutterkirche  den  Vorrang  hat,  wieder  ein.  Um 
1534  und  bis  1545  hin  ist  Pancratius  Schwefer  Kirchherr,  über  den  es  allerlei 
Klagen  giebt.  Nach  ihm  (ob  schon  gleich,  oder  ob  noch  erst  ein  anderer 
kommt,  können  wir  nicht  nachweisen)  ist  Joh.  Hanck  Pastor;  er  unterschreibt 
1577  die  Konkordienformel,  stirbt  aber  noch  vor  dem  27.  April  1596.  Von 
1596  bis  1604  folgt  David  Suderow,  und  nach  dessen  Tode  1604  Petrus 
Franck,  der  das  ganze  Unglück  des  drei.ssigjährigen  Krieges  erlebt  und  1638 
in   Wittstock    stirbt,    wohin    er    geflüchtet    war.     Zwar    wird    schon    1645    '» 


*)  M.  U.-H.  3981.  4262. 

»)  Lisch,  M.Jahrh.  XIII,  S.  139.  141/42.  Vgl.  v.  Schultz,  M.  Jahrb.  LIX,  S.  75.  77.  Das 
mecklenhurgische  Recht  der  Jagd,  Mast,  Hob.ung,  IlUtung  und  Schafahtrift  in  der  Wittstockcr 
Heide  wurde  erst  1841  durch  die  Stadt  Wittstock  für  die  Summe  von  192000  Mark  abgelöst: 
Raabe-Quade,   Vaterlandskuude  I,  S.  825. 

•)  S.  nebenstehend. 


KIRCHDORF   KIEVE. 


549 


Erdmann  Zinnobius  wieder  ein  Nachfolger  bestellt,  aber  wo  ist  seine  Gemeinde 
geblieben?  Als  er  1649  die  erste  Visitation  nach  dem  furchtbaren  Kriege  er- 
lebt, da  giebt  es  in  Kleve,  wo  einst  dreissig  Bauern,  ein  Schulze,  ein  Pfarr- 
bauer und  acht  Kossäten  gewohnt  haben,  nur  noch  fünf  Personen,  ferner  in 
Wredenhagen,  wo  vordem  zehn  Bauern  und  drei  Kossäten  ansässig  gewesen 
sind,  nur  noch  einen  Bauern  und  einen  Kossäten,  und  in  Zepkow,  wo  der 
Zustand  verhältnissmässig  am  günstigsten  ist,  statt  dreizehn  bewohnter  Gehöfte 
nur  noch  sechs.  Wie  lange  Zinnobius  nach  1649  gewirkt  hat,  wissen  wir 
nicht.  Um  1661  wird  Joachim  Grantzow  berufen.  Zu  dessen  Zeit  haben 
sich  die  Verhältnisse  soweit  gebessert,  dass  in  Kleve  wieder  neun  Gehöfte 
von  sechs  Bauern  und  drei  Kossäten  bewohnt  werden,  während  in  Wreden- 
hagen und  Zepkow  noch  dieselben  Zahlen  gelten  wie  1649.  Grantzow  lässt 
sich   1698  seinen  Schwiegersohn  Friedr.  Klähn  substituieren,  aber  Klähn  stirbt 


Note  3   zu  Seite   548 : 

Bericht  der  Grenitz  mit  denen   von   Wystock  (1556): 
Wistock. 

1 — I  Die  alte   I.andwere. 

(_)  Rauchsteter  bergk. 


Die  grentzbeume.  I)a.s  Wasser  die   Dorss. 

Die  neue   I.andwere. 


Die.se  fünf  Feldmarcken  seindt 
ein  holtz  oder  beide  gewest 
die  kotzscher  beide  genantb, 
oder  wie  es  die  Wystocker 
nennen,  die  Daberheide,  vnd 
wirdt  durch  das  rbaden,  hur- 
korn  und  scbefferei  der  fiir- 
sten  Wildtbane  vorterbt  one 
alle  irer  f.  g.  nutz  vnd,  wirdt 
den  vertregen  zuwider  ge- 
handelt. 


Groten   Berlin. 

D 

Feldtmark. 
Die  zum  Olden  Berlin 
haben  sie  zur  hur,  ist 
auch   geradet. 

Das   Eichholtz. 

D 

Darin  haben  sie  auch 
viel    rhaden   lassen. 


n 


U    1)  _2 


Schonefelde. 

G 


te 


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«    r 
-    i.    " 

—  J3  >- 


Berlin. 

G 


Die  Feldtmarckt 
Winterfeit. 

G 

vnd   die  zum   Kife 

geben   die  hur 

darvon. 


Der  Hager  Feldt. 


G 
Glaue. 


Ubers  Feldt 
Glaue  für 

Berlin  vnd 
Dranse 
furbei. 


Kiue. 

D 


Die   Khuler 
Mhule. 


Über  der  Hager  Feldt 
leit  die  wüste  Feldtmarck 
Wusterode  gehet  bis  an 
die   Dorss. 


Wusterrode. 

G 


Belou. 

G 

Hinter  der  Hager  Feldt  auf 
der  rechten  Hand  leit  der 
kegnitzer  Fehlt  Belou  ge- 
nant, das  gehet  bi&s  in» 
Wasser    die    I  )nrss    genanth. 


Wredenhagen. 

D 

^  ^  3  ü 
US   M 
S  'S  «-  >A  "t: 

u  Ä  ^   o 

u     1)     U   "fl 


.\uf  der  rechten  scitcn  ist  das  Feldt  zum 
Hagen,  das  gehet,  wie  die  Wi»tocker  hc- 
richten,  am  Wystocker  Wege  liiw  m  den 
grundt,  aber  wie  die  Hager  l>erichten,  biss 
oben  auf  den  berg  vber  dem  gründe,  bis* 
an  die  ptluchfharcn.  die  Wistocker  hal>en 
den  grundt  rhaden  la.ssen  vnd  den  paurcn 
ru  (irabau  verhuret. 


550 


AMTSGERICIITSHEZIKK    ROBEI,. 


Kirche. 


Altar. 


(ilocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


noch  im  selben  Jahre.  Und  nun  folgt  von  1701  an,  Anfangs  als  Substitut, 
Christian  Joachim  Behm.  An  dessen  Stelle  tritt  1731  der  Sohn  Andreas 
Christian  Behm  (7  23.  December  1780),  und  diesem  folgt  178 1  Joh.  Gottfried 
Strvxk,  der  die  Cura  von  Massow  mitübernimmt,  in  Wredenhagen  den  Brand 
der  Kirche  erlebt  und  am    16.  Juli    1809   stirbt.     S.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  frühgothischer,  in  gemischter  Weise  aus 
Felsen  und  Hacksteinen  aufgeführter  Bau,  den  man  in  späteren  Zeiten  vielfach 
umgeändert  hat.  Der  ungetheilte  Innenraum  ist  mit  einer  flachen  Bretterdecke 
überspannt.     Im  Westen  ein  hölzerner  Glockenstuhl  in  Form  eines  Thurmes.^) 

Der  Altar  ist  ein  Werk  des  Barockstils.  Oben  die  Krucifixus- Gruppe, 
darunter  als  Mittelstück  das  Gemälde  der  Auferstehung  (auf  Holz),  und  an  der 
Predella  die  Abendmahlseinsetzung.  Laut  Inschrift  hat  den  grössten  Theil  des 
Altars  1682  der  Schneidergesell  HANS  LEUSSOW  verehret.  Links  und  rechts 
vom  Altar  zwei  kleine  Seitenbilder  mit  Unterschriften.  Links:  DER  PASTOR 
LOCI  H  .  JOACHIM  GRANTZOW  FAST  .  AET  •  50  •  MINIST  •  21  •  SERVA  DEUS 
VERBUM  TUUM.  Rechts  der  Stifter:  HANS  LEUSSOW  SEINES  ALTERS  52, 
auf  einem  rothen  Tisch  seine  Schneidergeräthschaften  neben  sich  liegen  habend. 

Im  Thurm  drei  Glocken,  zwei  grössere  und  eine  kleinere.  Von  den 
grösseren  ist  die  eine  1837,  die  andere  aber  1860  von  J.  C.  Haack  in  Rostock 
umgegossen  worden;    von   Haack  auch  die  kleinere  Glocke.^) 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  von  1703,  mit  dem 
Meisterstempel  (^5).  Patene  desgleichen.  —  3.  4.  Silbervergoldeter  Kelch,  1735 
von  PETER  MÖLLER  gestiftet,  mit  den  Stempeln  des  Güstrower  Goldschmiedes 
Joh.  Heinrich  Klähn  (jITk)-  Patene  desgleichen.  —  5.6.  Zinnerner  Kelch,  gestiftet 
von  JOCHIM  KOPP  1659.  Stadtzeichen:  zwei  gekreuzte  Bischofstäbe,  dazu  der 
Stempel  des  Meisters  I  L  mit  einem  Zweig.  Patene  desgleichen.  —  7.  Abend- 
mahl.skanne,  neu.  —  8.  Runde  silberne  Oblaten.schachtel,  gestiftet  17 19  von 
ANNA  CATHARINA  BÖTTEKERS,  » Au.sgäberin«  auf  dem  Mönchshof. '^j  Von  dem- 
selben Goldschmied  wie  Kelch  i.  —  9.  Geräth  für  Krankenkommunion,  neu, 
Berliner  Arbeit. 


»)  Lisch,   .M.  Jahrb.  XL,  S.  192. 

*)  Von  den  Vorgängerinnen  waren  zwei  von  Joh.  Valentin  Schulz  zu  Rostock  gegossen 
worden,  die  eine  1761  und  die  andere  1785.  Die  dritte  war,  soweit  die  mangelhaften  Nachrichten 
des  Inventars  von    181 1   erkennen  lassen,  eine  mittelalterliche  Glocke. 

*)  Jenseits  des  Mönchsees,  Wredenhagen  gegenüber.  Der  Münchsee  hiess  im  XUL  und 
XIV.  Jahrhundert  Kotzer  See  und  der  Monchshof  Hof  Kotze.    Vgl.  M.  U.-B.  410,  Anmkg.  3475.  3982. 


Blick  auf  Wredenhageii  (nach  einer  Zeichnung  von    iSj; 


Das  Kirchdorf  Wredenhagen. 


^]   13  km  südlich   von   Köbel. 

*)  M.  U.B.  1754.  1757.  1781.   \'^\.  2228.  2618.   Lisch.  M.Jahrl).  \\  II,  >.  ick)    \\\II.  >.  3S. 

*)  M.  U.B.  1772.   2388.   Vfjl.  6761.     V^l.  Boll.   M.  Jahrb.  XIII.  S.  iii. 

*)  M.  U.-H.  3818.  Ausser  dem  dänischen  Könit;  sind  es  llerzoc  Wirlav  v..n  kuncn.  ilertoK 
Erich  von  Sachsen,  Bischof  Hermann  von  Schwerin,  Ilcinnch,  Herr  von  Mecklenburg,  Nikolau» 
und  Heinrich,  Grafen  von  Schwerin,  sowie  Nikolaus,  Johann  und  Hennekc,  die  Herren  von  Werl«. 


Dorfe« 


n    den    achtziger  Jahren    des    XIII.  Jahrhunderts    i.st    wiederholt    von    der   C.eschichti 
»neuen  Burg  Wenden     (novum  ca.strum  W'enedhen,   Wenden)  die  Rede,  «^^ 

von  der  au.s  die  Fürsten  von  Werle  Urkunden  erlassen.")  Als  ihre  \'a.sallcn 
wohnen  dort  u.  a.  die  von  Pritzebuer,  auch  wird  man  einen  Ritter  Hriino,  der 
im  Jahre  1296  >Castellanus  in  Novo  Castro«  genannt  wird,  ohne  Zweifel  als 
werleschen  Burgmann  in  Wredenhagen  anzusehen  haben.')  Dass  aber  eine 
ins  Grenzland  gesetzte  Feste  wie  diese  in  den  fehdelustigen  Jahrhimderten  des 
Mittelalters  für  den  Nachbar,  sobald  er  den  Krieg.spfad  beschritt,  eine  grosse 
Verlockung  bieten  musste,  scheint  Jedem  begreiflich,  der  noch  heute  die  hohe 
Anlage  der  Burg  besieht  und  von  da  nach  Süden  hin  ins  I^nd  schaut.  So 
finden  wir  denn  auch,  dass  die  Burg  Wredenhagen  schon  im  zweiten  Jahr- 
zehnt des  XIV.  Jahrhunderts  in  die  I  lande  der  Markgrafen  Waldemar  und 
Johann  gerathen  war.  Denn  im  Rendsburger  Vertrage  vom  23.  März  13 16, 
in  welchem  sich  unter  dem  \'ortritt  des  dänischen  Königs  Erich  eine  Anzahl 
norddeutscher  Herren  zu  einem  Bündniss  gegen  die  Brandenburger  zusammcn- 
thut,  heisst  es  in  der  Uebersetzung  des  L'rkundenbuches:  »T^erner  sollen  wir 
vorgenannten  Herren  alle  nimmer  Frieden  .schlie.s.sen  mit  dem  Markgrafen 
Waldemar  und  dem  Markgrafen  Johann,  bevor  wir  den  Herren  von  Werle 
wieder  verholfen  haben  zu  dem  Neuen  Hause  zu  Wredenhagen,  mit  allen 
Grenzen,  mit  Jagd,  Seen,  mit  Mannen  und  Dienern,  welche  dazu  liegen,  mit 
aller  Nutzung.«*)     So  erklärt   es    sich  weiterhin,    da.ss    es    im  werle.schen  Thei- 


552  AMTSGERICIITSBEZIRK    R(;')BEL. 

lungs-\>rtrage  vom   2.  December   1316  heisst:    »Wert  vns    dat   laut    vnde    dat 
hus  tho    deme    Njgenhus  weddcr    in   vnse    baut    mit    rechte,    mit    denste,    mit 
weide,  dat  scal  vnser  beyder  wesen,  hus,    man,   vnde  laut.«')     Nun  hätte  man 
nach    dem    heftigen    und    für    die   Mecklenburger    siegreich  verlaufenen  grossen 
Kampfe,    der    inzwischen    an    einem    der    Tage    des    Augustmonats    desselben 
Jahres    1316    bei    Schultendorf   unweit    Gransee    ausgefochten    war,    annehmen 
sollen,  dass  es  dem   Rendsburger  Vertrage  gemäss  da/.u  gekommen  wäre,  das 
Haus    Werle    in    Wredenhagen    wieder    einzusetzen.     Statt    dessen    lesen    wir 
darüber  im  Templiner  h'riedens- Instrument  vom    24.  November   1317  eine  Be- 
kundung   des    Marlcgrafen    W'aldemar    wie    folgt:     »Nos    quoque    dicto    nostro 
genero  contulimus    dictum    castrum   Eldenborch  et  castrum   Wredenhagen   cum 
vasallis    et    terris    attincntibus,    et    ipsos    castellanos    predictorum    castrorum  et 
vasallos    terrarum    homagium    facere    iussinius    ipsi    domino  Magnopolensi,   ita, 
si  sine    herede    filio    decesserimus,    quod    absit,    quod    dicta    castra    Eldenborch 
et  Wredenhagen    cum   vasallis    et    terris    ad    ea   spectantibus    ad    ipsum    gene- 
rum    nostrum   et    suos    heredes  legitimos    debent    deuolui    et  eorum   iusta    bona 
perpetuo    permanere.«'-^)      Markgraf  Waldemar    überweist    somit    die  Eidenburg 
bei  Lübz  imd  die  Burg  Wredenhagen  mit  Vorbehalt  der  Oberlehnsherrlichkeit 
einstweilen  seinem    Schwager,    dem    Eürsten   Heinrich  von  Mecklenburg.     Doch 
erhält    diese  Abmachung    in    der    am   Tage   darauf,    den    25.  November    13 17, 
erfolgenden     Bestätigung    tles    dänischen     Königs    einen     Zusatz,     in     welchem 
andererseits    die  Oberlehnsherrlichkeit    des    König.s    zu    ihrem    Rechte    gelangt: 
»Et    econtra     dominus     marchio     pro     sc     ipso    solo     castrum    Eldeneborg    et 
Vredenhagen    et  Me}'enburg    ciuitatcm    cum    castro    cum   suis    attinenciis  nobis 
et  domino  Magnopolensi    etiam    titulo    pignoris   obligauit.«      Auch  werden  alle 
drei   Eestungen  zunächst  noch    den   beiden    brandenburgischen  Vasallenfamilien 
von    Reder   und   von   Kröcher  zur  Bewahrung  anvertraut,   nachdem   sie,  wie  aus 
der    Urkunde    vom     24.    Xovember     hervorgeht,    dem    Eürsten    Heinrich     von 
Mecklenburg  als  I^urgmannen  gehuldigt   haben  '')     Das  Haus  Werle  aber  behält 
bei  diesen  und  den   nachfolgenden   Verpflichtungen   der    drei   genannten  Macht- 
haber  unter   sich   vorläufig   das   Zusehen,    es   wird   gar    nicht   dabei    erwähnt.^) 
Er.st    am   23.  Mai    1329,    als    zwölf  Jahre    vergangen    sind    und    Eünst  Heinrich 
der  Löwe  von  Mecklenburg  kurz  vorher,    am   22.  Januar   1329,    die  Augen  ge- 
schlossen   hatte,    finden    wir    die    Mirsten    von    Werle    wieder    auf    ihrer    Burg 
Wredenhagen.'*)     Und  von  nun  an  wissen  sie,    wie  die  Verträge  mit  Mecklen- 
burg   und    l^randenburg  und    unter    sich  von    1344,    1345,    1347  un<^    '359   c""" 
weisen,  ihren  alten  Besitz  sich  zu  erhalten   und  verweilen  oft  und  lange  auf  der 
Burg,     wie    zahlreiche    Urkunden    erweisen.")     Zwar    blickt    immer    noch    die 


')  M.  L'.-I{.  3860.      .Xy^c'iilnis  jMeicli    W  rc(lcnliaf,'cn. 

')  M.  U.-I5.  3942. 

.»;  M.  VA',.  3943. 

*)  M.  V.U.  3944. 

»)  M.  L-.-H.  5057.   Vf^l.  5686. 

"y  .M.  L'.li.  6434.  6503.  (fjf>\.  6808.  7i;73.  7771.   7772.  7840.  9394-   10675.     V^;!.  Kudloff, 

Hdb.  11,  S.  271.   286.   348. 


KIRCHDORF   WREDENHAGEN.  553 

brandenburgische    Oberlehnsherrlichkeit    hie    und    da    zwischen  den  Zeilen  hin- 
durch,   allein  sie  gewinnt  keine  rechte  praktische  Bedeutung.')     Doch  mit  der 
oben  S.  470  ff.  schon    berührten  Verpfandung   des  Landes    Röbel   durch    Fürst 
Bernhard  von  Werle  an  den  Herzog  Albrecht  von  Mecklenburg  in  den  ersten 
Märztagen  des  Jahres  1362  wird  die  Sache  wieder  anders.     Da  tritt  das  Haus 
Mecklenburg    aufs    Xeue,    aber   nicht    allein,    sondern    mit    dem    Hause  Werle 
zusammen  in  den  Besitz  der  Burg  Wredenhagen  ein,  die  vorher  schon  sammt 
dem  Schloss  zu  Röbel  an  die  von  Flotow  auf  Stuer  verpfändet  gewesen  war.*) 
Zugleich  verspricht  Herzog  Albrecht,  dem  Fürsten  ein  Wohnhaus  in  Röbel  zu 
erbauen.     Alles  das  und  weiter,  wie  ungefähr  fünfzig  Jahre  später,  noch  vor  dem 
Aussterben    des  werleschen  Mannesstammes,    Land    und  Stadt  Röbel  mit  dem 
Schlo.ss    zu  Wredenhagen    am    8.  März   14 16    ohne   jeden  Vorbehalt    erb-  und 
eigenthümlich    an    die  Herzöge  Johann   IV.  und  Albrecht  V.  sowie  Johann  IL 
und  Ulrich  I.  von    Stargard    abgetreten   werden    und   (seit   1376)  an    die    letzt- 
genannte   Linie    des    Hauses    kommen    und    bis    147 1    verbleiben:    alles    das 
ist   oben  S   470  und  471    bereits  auseinandergesetzt   worden.     Zwar  hören  wir 
von    neuen    Verpfändungen    des    Schlos.ses    an   einzelne    Vasallen    des    I-andes, 
so    ist    z.   B. ,    noch    zur    Zeit    der    gemeinsamen    Oberherrschaft    der    Häuser 
Mecklenburg   und  Werle,    Eckhard    von    Dewitz   um    1384   im    Pfandbesitz   des 
Schlosses  von  Wredenhagen.')     Anscheinend    von    langer   Zeit   her.     Denn    er 
ist    der    älteste  Sohn    jenes    Grafen  Otto  von    Fürstenberg,    dessen    Krben    am 
12.  Juli    1363    dem    Herzog  Albrecht    ihre    Güter    im    Lande   Röbel    aufla.ssen, 
wahrscheinlich  in  keiner  anderen  Absicht,  als  um  sie  von  ihm  als  Lehn  zurück- 
zuerhalten.*)    So  erklärt    es  sich,    dass  Eckhard  von  Dewitz,    der   sich    in    der 
Urkunde  vom   27.  April    1384,    welche    für   die    damaligen  Zeiten  und  \'erhalt- 
nisse  ausserordentlich  charakteristisch  ist,  mit  dem  Schlo.ss  Wredenhagen  dem 
I^rzbischof  Albrecht  von  Magdeburg  in  dem  bevorstehenden  Kriege  gegen  die 
Mark    Brandenburg    und    gegen  Wedige    von    Plote    und    ihre   Helfer    für   eine 
Summe  von    200  Mark    brandenburgischen    Silbers    und    magdeburgischen  Ge- 
wichtes voll  und  ganz  zur  Verfügung  stellt,  die  Herren  von  Wenden  als  Grund- 
herren und  den   Herzog  Johann   von   Mecklenburg -Stargard   als  Pfandherrn  der 
Burg  Wredenhagen  von   den    Feinden,    gegen   die    er    im    Dien.st    des    Magde- 
burgers  den    Kampf   aufzunehmen    unweigerlich    bereit    i.st.    au.sdrucklich    aus- 
nimmt. •^) 

1391     findet    eine  Verpfändung    des    Landes    Robcl    an    die  von   Gram- 

bow  statt.") 

Als  im  Jahre   1438    die    damals  regierenden   Herzoge  von  Mecklenburg. 
Johann  III.    und   Heinrich  d.  ä.    von   der   Linie   Stargard    an   einem  Theil   und 

')  M.  U.-B,  8006. 

»)  M.  U.-B.  9007.  9008.  9010.  9054-    9207-   lO""*'»      ^^-l    •■'^'^»''   ^'•  Jahrl».  XIll.  S.  188  l.u 
192.     Beyer,   M.  Jahrb.  -X.XXH,  S.  124. 
»)  M.  U.-B.  II  588. 

*)  M.  U.-B.  9175.  Vgl.  Lisch,  C.eschl.  MalUan  II.  S.  172—175-  M- Jahrb.  XXXVIII.  .S.  87-91. 
»)  Vgl.  den  gleichlautenden  Vertr.ig  der  Herren  «1  F'iitlitr.  vom  selben  Tage  im  M.  U.-B.  1 1  S»*»- 
«)  Beyer,  .M.  Jahrb.  XXXII.  .S.  124. 


554 


AMTSGKKICH  rSHK/IRK    KOHKI.. 


Heinrich  IV.  (der  Dicke)  und  Johann  \\  von  der  Linie  Mecklenburg  am  andern 
Theil,  das  Schkiss  Wredenhagen  von  jeder  Verpfändung  frei  wieder  in  ihren 
Händen  haben/)  da  wird  ausgemacht,  dass  Herzog  Heinrich  d.  ä.  es  mit  allen 
seinen  Einkünften  drei  Jahre  lang  für  sich  allein  innehaben  und  gebrauchen 
soll.  Derselbe  Herzog  Heinrich  d.  ä.  gewährt  fimfundzwanzig  Jahre  später,  im 
Johannistermin  1463,  zusammen  mit  seinem  Sohne  Herzog  Ulrich  II.  (dem 
letzten  Herzog  der  Linie  Stargard)  seinem  Vasallen  Heinrich  von  Ketelhodt 
einen  Hof,  welcher  vor  dem  Schloss  Wredenhagen  gelegen  ist,  um  davon 
jährlich  eine  Abgabe  von  sechzehn   Hühnern  erheben  zu  können.-) 


Wredenhagen  im  Jahre    1S27   (nach  einer  Zeichnung). 

Im  Jahre  i  505  überlassen  die  mecklenburgischen  Herzöge  Balthasar  und 
Heinrich  V.  dem  Dietrich  von  Bevernest,  der  schon  längere  Zeit  im  Pfandbesitz 
des  Amtes  Wredenhagen  und  damit  auch  im  Niessbrauch  des  Schlosses  ge- 
wesen i.st,  diesen  ganzen  Pfandbesitz  von  Neuem  auf  sieben  Jahre.'')  Ihm  folgt 
unter  Herzog  Heinrich  V.  und  Herzog  Albrecht  VII.  in  gleichem  Besitz  von  15  14 
an  Nikolaus  von  Peutz,  den  wir  noch  1525  dort  finden,  von  da  an  aber  nicht 
mehr.  1530  i.st  Hans  Falke  der  Vogt  des  Herzogs  Heinrich  zu  Wredenhagen, 
1539  aber  werden  Johann  Andresen  und  Asmus  Schröder  als  herzogliche 
Hauptleute  (houethlude  tome  Wredenhagen)  genannt.*) 


*)  Aus  wessen   Händen,   wird   nicht   mitgetheilt. 

*)  Akten   im  Grossh.  Archiv. 

•)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXIII,  S.  53.  Die  Herzöge  Jiahha.sar  und  Ileinricli  urkiindeTi  in  Wreden- 
hagen bei  Gelegenheit  eines  Aufenthahe^  dasell).st  am  25.  September  1482.    M.  Jahrb.  11,  S.  279/80. 

*)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  152.  Dazu  schriftliches  N'erzeichniss  der  \ögte  und  .Amtleute 
im  Grossh.  Archiv. 


KIRCHDORF    WREDENHAGEN. 


5?3 


Von  1571  an  residiert  Herzog  Karl  auf  dem  Schloss  zu  Wredenhagen 
nachdem  ,hm  von  seinen  Brüdern  die  Aemter  Neukalden  und  Wredenhagen  ab- 
getreten und  die  Güter  der  Komthurei  Mirow  zur  Hälfte  bereits  ,569  in  seine 
Hände  gelangt  waren.  Sein  Interesse  für  Wredenhagen  aber  hatte  er  schon 
1568  damit  bekundet,  dass  er  seinen  Entschluss  erklärte,  den  begonnenen 
Neubau  der  Kirche  zu  vollenden.  Im  Jahre  ,586  tritt  in  Folge  eines  Ver- 
gleiches Herzog  Ulrich  an  seine  Stelle.')  Nach  Herzog  Ulrichs  Zeit  aber  hat 
Wredenhagen  aufgehört,  als  Fürstensitz  benutzt  zu  werden.     Was  für  Einkünfte 


Wredenhagen   im   .\1.\.  Jalirhiindert. 

damals  zum  Schlosse  Wredenhagen  gerechnet  wurden,  besonders  auch  aus 
verschiedenen,  dem  Kloster  Amelungsborn  von  alter  Zeit  her  zuständigen 
Dörfern  der  Lieze,  die  Mecklenburg  langsam  verloren  gegangen  sind,  ersieht 
man  aus  mehreren  Verzeichnissen  der  Jahre  1556  und  1557.  Als  Hcstätigung 
kommt  ein  Verzeichniss  solcher  I'^inkünfte  von    1654  hinzu.') 

Weitere  Verpfändungen,  die  aber  allmählich  den  Charakter  von  Ver- 
pachtungen im  Sinne  unserer  heutigen  Zeit  annehmen,  weil  es  mit  dem  !*>- 
starken  der  landesherrlichen  Macht  nach  der  Reformation  immer  mehr  auf 
hörte,  jene  weitgehenden  Rechte  aller  Art  mitzuverpfanden,  deren  X'erlust  dem 
Landesherrn  häufig  lästig  und  widerwärtig  werden  musste,  finden  auch  im  W'II. 
und  XVIII.  Jahrhundert  statt.  So  hören  wir  1673  von  einem  I'fandkontrakt 
über  Wredenhagen,  der  mit  einem  gewissen  Spreckel  abgeschlossen  ist  und  in 


*)  Lisch,  M.  Jahrb.  IX,   S.  105.    106.     XX,  S.  52. 
*)  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  135—142.  297—312. 


556 


AMTSGERICHTSHKZIRK    RUBEL 


den  zu  Beginn  des  XVIII.  Jahrhunderts  ein  Graf  Bielke  eintritt.  Graf  Bielke 
hat  auch  das  Patronat  der  Kirche  7.u  W'redenhagen,  wie  es  heutzutage  in 
Pachtkontrakte  nicht  mehr  eingeschlossen  zu  werden  pflegt.^)  Um  17 12  folgt 
in  ähnlichem  Verhältniss  der  spätere  Geheime  Kammerrath  Joachim  Heinr. 
Brandt,  der  1749  (also  während  der  preussischen  Pfandherrschaft  über  das  Amt 
W'redenhagen  von  1734  bis  1787)  in  den  Adelsstand  erhoben  wird  und  dessen 
Sohn  Gottlieb  Heinrich  bis  zu  seinem  Tode  1770  im  Pfandbesitz  der  Aemter 
Plau    und  W'redenhagen    bleibt.'^)      Aber    an  Stelle    des    ehemaligen  Burgsitzes 


Aufgang  zur  Burg   Wredenhagen. 

mit  seinen  Burglehnen  ist  inzwischen  ein  mit  .seinen  Wirthschaftsgebäuden, 
Scheunen  und  Stallungen  maleri.sch  hineingcklemmter  Pachthof  getreten,  zu 
dem   Hinrich.shof  und  Mönch.shof  als  Nebenhöfe  hinzugelegt  sind. 

lieber  die  geistlichen  Verhältnis.se  s.  bei  Kleve.  Von  den  Namen 
mittelalterlicher  Geistlicher  ist  nur  einer  auf  uns  gekommen,  der  des  Pfarrers 
Johannes  zwi.schen  1354  und  1361,  welcher  als  Rector  ecclesie  in  Wredenhagen 
oder  auch  als  Pa.stor  tom  Wredenhagen  bezeichnet  wird.  Aber  er  genügt,  um 
zu  erkennen,  dass  in  Wredenhagen  während  des  Mittelalters  eine  eigene  Ple- 
banie  war,  die  den  Anlass  dazu  zu  geben  vermochte,  dass  der  Kirche  bei  ihrer 
schon    früh    erfolgten    Kombinierung    mit    Kleve -Zepkow    der    Charakter   einer 


')  S.  Kirchenakten   von   Wredeiihagen. 

*)  Lisch,   M.Jahrb    XVII,   S.  238.    v.  Schultz,  .M.  Jahrh.  LIX,  S.  13.  49.   58—60.   71.   75.   80. 


KIRCHDORF    WREDENHAGEN. 


S57 


»Mater«  gewahrt  blieb.  Auch  ersieht  man  aus  der  Urkunde  von  1361  ')  die 
enge  Verbindung  der  Kirche  mit  der  Frobstei  in  Neustadt  Röbel  und  der 
Diöcese  Havelberg. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  etwas  nüchterner  Bau  vom  Ende  des  Kirche. 
XVIII.  Jahrhunderts  in  Form  eines  länglichen  Vierecks,  mit  flacher  Decke  im 
Innern.  An  Stelle  des  am  Ende  der  achtziger  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts 
abgebrannten  Thurmes  steht  jetzt  ein  neuer  Thurm,  welcher  der  Kirche  ent- 
sprechend im  gleichen  Geschmack  des  klassicierenden  Zopfes  wie  der  vorige 
errichtet  ist.^) 

Die    innere    Einrichtung     bietet    nichts    Hcmerkenswcrthes.      Altar    und  innere  Kin- 
Kanzel  sind  zu  einem  Körper  verbunden.  rirhiung. 

Die  früheren  Glocken  sind  beim   Brande  des  Thurmes  vernichtet,   jetzt     (il«K:ken. 
hat  die  Kirche  zwei  neue  Glocken  von  H.  Collier- Berlin   1890.^) 

Kleinkunstwerke,      i.  2.  Silbervergojdeter  gothischer    Kelch   auf  sechs-  Klcinkunst- 
passigem   Fuss,    in    der   Form    ganz    gleich    dem    der  Kirche   zu   Kambs.     Auf      «erke. 
den  Rauten  des  Knaufes  in  hellblauem  Fniail   der  Name  lESUS  luul  ein  Kreuz. 
Unter    dem    Fusse    eingraviert:     ANO    1709    WAHR  .  PAST  •   H   •  CHRISTIAN 
JOACHIM    BEHM   ZU   WREDENHAGEN       Stempel   (NG)       Derselbe  Stempel    auf 
der  Patene.    —    3.  Silbervergoldeter   spätgothischer    Kelch,    auf  sechspassigem 
Fuss,    mit    spätgothi-schen    Masswerkformen.     Ausserdem    als    Signaculum    ein 
plastischer   Krucifixus.     An    den    Rauten    des    Knaufes,    die   theilweise   verletzt 
sind,  der  Jesus -Name.     Zwischen  den  Rauten  kleine  Türkisen  (nicht  mehr  alle 
da).    —   4.  Neues  Krankenkommunion.sgeräth  (Kelch,  Patene,  Üblalendose).   — 
5.  Zinnerne  Weinkanne,  neu.  —  6.  7.  Zwei  Taufbecken,   ein  älteres  von  Zinn, 
1677    gestiftet  von  JAKOB   WEISE  und   MARIE   HARNEISCH,    und  ein  jüngeres 
von  Messing  von  1857.    Das  zinnerne  von  einem  dustrower  Gies.ser  M.  V.  B. 
8.  9.  Zwei  treffliche  Altarleuchter  von  Messing  in  Treibarbeit,  mit  dem  Stifter- 
namen ANDREAS  HES  1708. 

>)  M.  U.-B.  8832. 

*)  Die  Vorgängerin  dieser  Kirche  war  die  von  Herzog  Karl  erbaute,  welche  wir  uii-v 
ähnlich  wie  die  zu  Rambow  im  Geschmack  der  Renaissance  ausgeführt  denken  mUisen.  Vgl. 
o.  S.  378.  Sie  wurde  im  Anfange  der  achtziger  Jahre  des  XVIIl.  Jahrhunderts  durch  Feuer  icn.t6rt. 
und  es  währte  lange,   bi.s  Pastor  Stryck  einen   Neubau  durchsetzte. 

3)  Von  ihren  Vorgängerinnen  war  die  eine  von  1695,  die  andere  von  1785.  Die  letzt- 
genannte war  von  Joh.  Val.  Schultz-Rostock  z.  Zt.  des  Pastors  Stryck  gegossen  worden.  Von  der 
anderen   wird  der  Giesser  im  Inventar  von    181 1    nicht  genannt. 


558 


AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 


Burg  Wredenhagen. 


I^^rg         ?^'^"  ^^^  ehemaligen  Burg  sind  bedeutende  Reste  vorhanden,  zunächst  zwei 

\\  reden-     '^    ^      alte  Bauten,  die  eine  rechts,  die  andere  links  vom  Aufgange,  mit  meter- 

hagen.       dicken    Mauern    aus    Backsteinen.     Von    ihnen    scheint    der    grössere    Bau    zur 


'fe 


Linken  der  ehemahge  Bergfrit  gewesen  zu  sein,  während  der  andere  als  eine 
Art  »Wohnthurm'<  daneben  wird  verwandt  worden  sein.  Ferner  zieht  sich 
um  den  ganzen  Burghügel  eine  zum  grossen  Theil  noch  erhaltene  Umfassungs- 
mauer, in  die  (ausser  dem  jüngeren  Herrenhaus)  mehrere  der  alten  Wirthschafts- 


BURG    WKKDKN MAGEN. 


559 


-^ie   aUc^tt^v     ürUxu>.U  dt«^T^üv^ 


Sn^  llUttolia.vn   (X«*tcw  ■^^i»r1(^^t«A«~»«^><y-a^v«A 


ipüiif^i 


zfj^Y. 


-^^-uf*:- 


_  ,%\->MA.  g-v.. 


560 


AMTSGEKICIITSHKZIRK    RüHEL 


gebäude  hineinspringen.')  Zu  beachten  ist  auch  ein  kellerartigcs  Gewölbe,  in 
das  man  von  aussen  hinein  steigt,  mit  zwei  Oefinungen,  die  durch  die  Ring- 
mauer gebrochen  sind,  mit  der  es  gleichfalls  in  Verbindung  steht.  Die  Oeff- 
nungen  will  man  für  Schiessscharten   halten.     Der  Hügel    selbst,    auf  dem  der 


Theile  der   alten   Umfassungsmauer  der   Burg. 

Burghof  steht,  scheint  kün.stlich  aufgetragen  zu  .sein.  Ihn  umgab  seiner  Zeit 
ein  tiefer  Wallgraben.  VÄn  altes  Bild  auf  der  Burg  zeigt  den  einst  über 
alle  Gebäude  hinwegragenden  Thurm  am  Thor  in  seiner  Verbindung  mit  der 
Burgmauer. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Kirchdorf  Zepkow.') 

as   Bauerndorf  Zepkow    mu.ss    schon    im    XIII.  Jahrhundert    zu   den   ange- 

seheneren  Dörfern  im   Lande  Wenden   gehört   haben,    denn   sonst   wäre 

nicht   von    Fürst  Nikolaus  von   Werle    im   Jahre    1285    bestimmt    worden,    dass 
hier    die  Ding-Tage    des    Landes    Wenden    (tcrminorum    castri    dicti    Wenden) 


')  Angeldich  zum  Theil  aus  den  Steinen  des  abgebrochenen  Dominikanerklosters  in  RiJbel 
erbaut.     S.  o.  .S.  476. 

*)  13  km  südwestlich  von  köbel.  Cepekowe  um  1285  geheissen  ~  »Ort  des  Cepik«.  Alt- 
slavisch  ct!p  =  Spross:   KUhnel,   M.  Jahrb.  XI.VI,   S.  165. 


KIRCHDORF   ZEPKOW.  -g, 

Oder  des  Amtes  Wredenhagen  in  Zukunft  abgehalten  werden  sollten  ')  Das 
ist  Alles,  was  wir  aus  dem  Mittelalter  über  Zepkow  erfahren  Dass  es  bereits  im 
XIII.  Jahrhundert  ein  Kirchdorf  war,  lä>st  sich  sowohl  aus  dieser  Bedeutung 
als  auch  aus  den  Fundamenten  der  Kirche  selber  schliessen.  welche  an  die 
Bauweise  dieses  Jahrhunderts  erinnern.  Und  dass  alle  Kirchenvis.tations- 
protokolle  des  XVI.  und  XVII.  Jahrhunderts  Zepkow  in  engstem  Parochial- 
verbände  mit  Kleve  und  Wredenhagen  und  die  Kirche  als  Fil,a  der  Kirche  zu 
Kieve  vorführen,  sowie  dass  die  Jahr  aus  Jahr  ein  ihr  Korn  und  ihren  Kohl 
bauenden  Bauern  des  Dorfes  in  den  Zeiten  des  dreissigjahrigen  Krieges  glimpf- 
licher davon  kommen  als  alle  ihre  Nachbarn,  i.st  .schon  bei  Kieve  gesagt  worden. 

Kirche.       Die    Kirche    ist    ein    Zicgeincubau    in    Form    eines    länglichen       Kirche. 
Vierecks  und  auf  einer  alten  Feldsteingrundlagc  des  Xlll.  Jahrhunderts  erbaut. 
Der  Innenraum   ist  flach  gedeckt.      Im   Westen  ein  thurmartiger,  mit  Holz  ver- 
kleideter Glockenstuhl. 

Die    innere  Einrichtung    ist    neugothi.schen    Stils    und    (.hne   Bedeutung.  Innere  Hin- 
Altar  und  Kanzel  sind  zu  einem  Kör[)er  vereinigt.  richtung. 

Im  Glockenstuhl  zwei  Glocken.      Die  grö.s.ste  ist    1873   von   Ed.  Albrecht     Clo.krn, 
in   Wismar  gegossen,^)  die  kleinste,   ohne  Jahreszahl    und   ohne  Gie.s.serzeichen. 
zeigt    als    Inschrift    die    Namen    JOCHIM    PREN.   JOCHIM  ZELIKE  um!   PAGEL 
ARENDT. 

Kleinkunstwerke.  i.  2.  Zinnerner  Kelch  mit  lier  Inschrift  DANIEL  Kltinkunst- 
LAMP  DOROTHEA  LEMKEN  1730.  Fnglisches  Zinn  vom  Zinngiesser  J.  C.  Pol-  ^  -■ 
chow.  Patene  ebenso.  —  3.  Zinnkelch  mit  dem  .\amen  der  Stifterin  MARIE 
PREHNS  1658.  Stadtzeichen:  zwei  gekreuzte  Bischofsstabe,  als  Mei.stcrzeichcn 
eine  Blume  und  die  Buchstaben  IL.  —  4.  Zinnpatene  ohne  Meisterzeichen,  mit 
den  beiden  Stifternamen  CHRISTIAN  KLUGGE  und  CATHARINA  PREHNS  1729. 
Englisches  Zinn.  —  5.  Zinnerne  achtMitiL;e  Kanne  inil  1  JcckcUcisclilu.ss,  von 
1766,  mit  dem  Stifternamen  JOH.CHR.  SEGBUSCH  1766.  \'on  dem  Kobeler  Zinn- 
giesser I.  H,ensky).  —  6.  Neue  zinnerne  WeinkaniR'  mit  (iiiff  und  Deckel 
7.  Zinnernes  Taufbecken,  gestiftet  1675  von  MARTINS  OTTE  1675. 
Stadtzeichen:  werlescher  Stierkopf  in  stehendem  (^\al.  Mei.sterzeiciien  : 
—  8 — II.  Vier  zinnerne  Leuchter.  Der  erste,  gestiftet  1739  von 
H.  J.  KÄHTER.  hat  undeutliche  Stempel;  der  zweite,  gestiftet  1695  von  ERD- 
MANN LEMM,  hat  als  Stadtzeichen  zwei  gekreuzte  Bi.schofs>labe  mit  der  Jahrrs 
zahl  1693,  Meisterzeichen  undeutlich;  der  dritte,  ohne  Stempel,  hat  die  Namen 
ELISABETH  SCHOOF,  CHRISTIAN  LEMMEN  WITWE  1711  ILSE  LEMMEN  WITWE; 
der  vierte,  mit  den  Stempeln  di-s  Kclchr>  iintir  .\r  ^,  tia;4t  «lie  .siiliiT- 
namen:   DANIEL  LAMB  1663  und   MARIE  HENNINGS  1662. 

')  M.  L'.-B.  1781.  Vgl.  Heyer,  C.esch.  il.  V<.lk>Kerichtc.  M.  Jahrb.  XIV.  S.  114.   X.WII.  .S.  16.34. 
*)  Ihre   Vorgängerin   war    1785   von  Joli.   Valentin  Schultz   in    Rostock  gego<»en  worden. 


»0 


^62  AM  ISCKklCinsHKZIRK    RiMU:!.. 


Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Melz/) 

(icscliichte   S^^jns   dem  \'orkommen    eines    Plebans  Ileideiireich    zu    Melz    im  Jahre    1298 
dt-'s  -   -l     als  Zeuge   in    einer  Beurkundung    durch    den  Landesherrn,    den  Bischof 

von  Havelberg  und  seinen  Archidiakon  in  der  Neustadt  Röbel  haben  wir  den 
Schluss  zu  ziehen,  dass  Melz  damals  schon  ein  Kirchdorf  und  jenen  dreiund- 
dreissig  Kirchen  beizuzählen  ist,  welche  im  Jahre  1534  den  Archidiakonats- 
sprengel  des  Probstes  auf  der  Neustadt  Röbel  ausmachen.^)  Als  Fürst  Bern- 
hard von  Werle  1362  das  Land  Röbel  an  LIerzog  Albrecht  von  Mecklenburg 
verpfändet,  da  gehört  Melz  zu  jenen  Dörfern  des  Leibgedinges  der  Fürstin 
IClisabeth,  welche  von  dieser  X'erpfändung  ausgenommen  sind  und  bleiben,  so 
lange  die  Fürstin  lebt.^)  Beide,  Fürst  Bernhard  und  Fürstin  Flisabeth,  ver- 
leihen daher  ohne  Zuziehung  des  Herzogs  Albrecht  dem  Schulzen  Arnd  Boseke 
im  Dorf  sein  Schulzenamt  sammt  den  dazu  gehörenden  I'.inkiinftcn  als  ein  erb- 
liches Lehn:  .  .  .  .  twe  houen  in  deme  suluj'gen  dorpe  Meltze:  dey  e)ne  houen 
scal  he  vnde  s)'ne  eruen  hebben  fry  myt  pacht,  bedc,  huiidekornc,  wc)de, 
grasz  vnde  mj-t  aller  fr)-hc)'th,  alsze  se  licht  b}-nncn  crer  scheydc,  inen  daian 
beholdcn  wy  vnsz  dat  hogcste  richte,  watcr  xiuie  holt;  de  andern  houen  scal 
he  \nde  syne  eruen  hebben  m)-t  bede,  hundekoine,  dcynste,  we}-de,  grasz 
vnde  nnt  aller  fi}he)-th,  hjranne  bcholden  w\-  vns  dat  hogeste  rychte,  watcr 
vnde  holt,  an  desser  sulu\-gen  eynen  houen  lathe  w)  cm  n\nc  pacht.«'')  Aus 
dem  Hof  des  Bauern  Tideke  Schmidt  in  Melz  kommen  1379  ICinkünfte 
zur  Baukasse  und  zu  Memorien  an  St.  Marien  zu  Alt- Röbel  und  an  deren 
Probst.-^) 

Dass  die  Güter  des  Leibgedinges  der  Fürstin  Elisabeth  nach  deren  Tode 
an  den  Ritter  Klaus  Hahn  am  14.  August  141  o  als  erbliches  Lehn  übergehen, 
ist  oben  S.  512  bereits  gesagt  worden.  In  der  Solzow'schen  Linie  der 
von  ILahn,  die  damit  begründet  wird,  bleiben  diese  Güter  über  zweihundert 
Jahre.  Doch  haben  in  Melz  auch  die  von  Marin  im  XVL  Jahrhundert  ihre 
ünterthanen,  und  seit  1644  besonders  auch  Jakob  lernst  von  Knuth,  der  im 
Jahre  1654  den  Meierhof  Melz  von  Joachim  von  Ilahn  auf  Solzow  für  die 
Summe    von    14342  'Jhalern    an    sich    bringt.      Indessen    das    Dorf    ist    damals 

\  9  km  südlich  von  Kölicl.  Uen  Namen  verliiiidet  Ktihnel  fjloicli  denen  von  Melilz  und 
Meilen  mit  dem  altslavischen  Wort  mell  -  Untiefe.  K.s  wäre  demnach  nach  einem  Namen  zu 
.suchen,  der  unj:jefähr  da.s  au.sdiUckte,   was    >Ort  an   einer  Unliefe»    ist:    M.  Jahrb.  XI, \I,   S.  93. 

*)  M.  L'.-H.  2486.     M.  Jahrb.  VIII  li,  S.  117. 

')  M.  U.-B.  9008.  9054.  \g\.  I.i.sch,  M.  Jahrl).  XIII,  S.  192—194.  333-3.37-  I'-eyer,  Mcckl. 
Jahrb.  XXXII,  .S.  124. 

*;  .M.  U.-I5.  II  193  A  u.  li.  Leber  die  l.ehn.scliul/.en  im  Amte  Kübel  \g\.  Lisch,  M.  Jahrb. 
XIII,  S.  194—196.     V^l.  Kambs,  S.  542. 

'    M.  U.-L.  II  211. 


GUT    UND    KIK(  IIDOUK    MKI.Z.  563 

entvölkert.  Von  zwanzig  Bauern  und  acht  Kossäten,  die  es  vor  dem  Kriege 
zählte,  sind  nur  noch  zwei  Bauern  und  ein  Kossat  übrig  geblieben.  Doch 
werden  1662  schon  wieder  fünf  Vollbauern  und  im  Jahre  1703  im  Ganzen 
sechsundsiebenzig  Seelen  zu  Melz  gezählt.  Der  Knuth  sehe  Besitz  wächst. 
1695  erhält  Eggerd  Christoph  von  Knuth  den  Aliodialbrief  über  die  Dorfer 
und  Güter  Melz,  Below.  Karbow,  l^uchholz,  Grabow.  Solzow.  l'riborn  und 
einige  Hufen  in  Küssow  und  Karchow.  Melz  bleibt  bis  1732  ein  Knuth- 
sches  Gut,  da  geht  es  an  die  Herren  von  Ferber  über,  die  noch  heute  im 
Besitz  sind. 

Andere  mittelalterliche  Geistliche  als  der  obengenannte  Heidenreich  sind 
bis  jetzt  nicht  bekannt  geworden.  Aus  einem  X'erzeichniss  des  l'astors 
Georgius  Gategast  vom  Jahre  1602,  in  welchem  er  .sechs  seiner  \'or«jängcr  im 
XVI.  Jahrhundert  aufzählt,  von  denen  noch  die  Leute  im  Dorf  wissen,  dass 
sie  alle  auch  in  Buchholz  die  Cura  gehabt  haben,  ersehen  wir,  da.ss  aus  der 
Zeit  vor  der  Reformation  (  in  ])apatu  )  noch  zwei  in  I'>innerung  waren:  Hcn- 
riciis  Gr\se  und  Nikolaus  Rower.  An  Rower  schliesst  sich  der  im  \'isi- 
tationsprotokoll  von  1541  42  genannte  Joachim  Seedorf  an,  der  erste  evan- 
gelische Pastor,  welcher  nach  einer  Amtshandlung  in  Huchholz  plötzlich  auf  dem 
dortigen  Kirchhofe  stirbt.  Ihm  folgt  Johann  Suderow,  der  auf  dem  Heim- 
wege von  Buchholz  nach  Melz  über  das  Eis  des  Melzer  Sees  geht,  einbricht 
und  ertrinkt.  Jakobus  Goldschmidt  aber,  der  nach  ihm  ins  Amt  kommt, 
wird  erstochen;  von  wem  und  bei  welcher  Gelegenheit,  wird  nicht  gesagt. 
Nach  ihm  ist  Herr  Paulus  Ouast  dreizehn  Jahre  lang  Pastor  in  Melz,  »ist 
nach  Schorrentin  gezogen  und  lebet  noch  (1602).')  Dann  sagte  Gatega.st 
von  sich  selber:  ist  29  Jahre  zu  Melz  gewesen,  ist  im  17.  Jahr  in  seinem  ab- 
wesende abgebrannt,  und  hat  uS  Jahre  zu  Buchholz  geprediget.  Aber  weil 
die  Buchholzer  die  abgebrannten  Wedcm-Gebew  nicht  haben  wollen  helfen 
wieder  aufbawen,  wie  zu  vorn  geschehen,  hat  er  Buchholz  aus  Befehl  seines 
Junkern  und  Kirchenpatroni  K.  W.'^)  mus.sen  verlassen  und  nicht  aus  Muth 
willen,  wie  der  Junker  Hans  Rohr  schreibet.  \'on  160.S  bis  1638  i.st  I^iuren- 
tius  Kassubc  Pastor  zu  Melz  und  Buchholz,  den  die  Kricgsnoth  nach  Kobel 
hin  in  den  Tod  treibt  (s.  o.  S.  507).  Es  folgen  nun  die  Jahre,  in  welchen  die 
Dörfer  von  Menschen  leer  geworden  sind.  Wie  in  Melz  (s.  •> ).  so  leben  auch 
in  Buchholz  nur  wenige  Personen,  das  Visitationsprot<ikoll  von  1649  giebl 
deren  acht  an,  während  vorher  neunundzwanzig  Bauerngehofte  im  Dorfe  sind. 
Da  uhernehmcn  die  Pastoren  in  Kambs  die  Cura.  Stoppel  und  iJMrncmann 
(s.  o.  S.  543).  Aber  1669  werden  Melz  und  Buchholz  von  Kambs  wieder  ab 
gesondert,  und  die  Reihenfolge  der  Pastoren  für  beide  Dörfer  ist  nun:  Heinrich 
Schmidt  ([669-1673),  Urban  Elei.scher  (1674-1712).  Helmuth  Heinrich 
Schulz  (1712-1749),  Joachim  Urban  Schulz  (1752-1797)  "»^'  "<-'•"••  Andreas 
Ludwig   Willcbrand  (179«      >'^4S)      ^   ^^altcr  a.  a.  O. 

')  Vgl.  .M.  Kunst-  u.  (Icsch.  Dc.km.  I  ,2.  AuH.  .  .s.  Ol«,   .Xinnk-.  J 
')  EL'cenl   von    ll.nlin   .iiif  M'l' 


564 


AMTSGERICHTSBEZIRK    RÖBEL 


KirciK', 


Seit  1872  ist  auch  Krümniel,  das  von  I1S42  an,  wie  auch  schon  früher 
(1712 — 14  und  1756-83),  mit  Laerz,  sonst  aber  von  alter  Zeit  her  immer  mit 
Gaarz  vereinigt  gewesen  war,  mit  der  Kirche  zu  Melz  verbunden.') 

Kirche.  .\n  Stelle  der  im  Jahre  18 16  abgebrochenen  alten  Kirche  aus 
dem  Jahre  1552  ist  eine  neue  entstanden,  die  uns  als  eine  schlichte  Backstein- 


kirchc  in  Form  eines  länglichen  Vierecks  entgegentritt.  Der  Innenraum  ist 
mit  einer  flachen  Decke  überspannt.  Im  Westen  ein  Thurm,  der  mit  einem 
niedrigen  Pyramidendach  versehen  ist.  Im  Osten  eine  (jruftkapelle.  Im  Innern 
über  der  Ivingangsthur  liest  man  die  Inschrift:  DIESE  KIRCHE  IST  IN  DEM 
TRAURIGEN    REGEN     UND    UEBERSCH WEMMUNGSJAHR     1816    VOM     DERZEI- 

')  S.  Stuhr,  M.Jahrl).  l.X,   S.  51.     Walter,   CJeislliche  des  XIX.  Jalirliunclcits  (unter  Krilmmel). 


GUT   UND    KIRCHDORF   MELZ.  565 

TIGEN  PATRON  DER  KIRCHE  UND  GUTHS- BESITZER  ZU  MELZ  HERRN 
FRIEDRICH  AUGUST  VON  FERBER  IM  63  JAHRE  SEINES  WOHNSITZES 
DASELBST  UND  DEM  83  JAHRE  SEINES  ALTERS  ERBAUET  WORDEN  •  SOLI 
DEO   GLORIA.') 

Als  Altaraufsatz  ein  gothisches  Triptychon.  Im  Mittclstuck  die  hl  Altar- 
Maria  mit  dem  Christuskinde  auf  einem  Halbmond  stehend  In  den  vier  aiifsaiz. 
Ecken,  halb  so  gross  wie  die  Mittelfigur,  je  zwei  Figuren  und  zwar  oben  links 
der  hl.  Petrus  und  die  hl.  Klisabeth,  oben  rechts  der  hl.  Jakobus  major  und 
eine  nicht  zu  bestimmende  weibliche  Heilige,  unten  links  der  hl.  Apostel  Paulus 
und  die  hl.  Barbara,  unten  rechts  der  hl.  Bartholomäus  und  die  hl.  Katharina. 
Sämmtliche  Figuren  sind  aus  Holz  geschnitzt  und  bemalt.  Die  beiden  Flügel 
sind  innen  und  aussen  mit  Malereien  bedeckt  Werden  sie  geöffnet,  .so  sieht 
man  links  oben  die  Beschneidung  und  unten  die  Heimsuchung,  rechts  oben 
die  Geburt  des  hl.  Kindes  und  unten  die  Anbetung  der  heiligen  drei  Könige. 
Die  Rückseiten  der  Flügel  zeigen  in  vier  gro.s.sen  Bildern  den  Gruss  des  Kngels 
an  die  hl.  Maria  und  die  Apostel  Paulus  und  Petrus  in  Dreiviertel -Lebensgrösse. 

An   der  Empore  zur  Rechten  des   .Altars  (herrschaftliche  Loge)  mehrere     \Vap|K'n. 
gemalte  Wappen  der  Familie  VON  FERBER  und  ihrer  Frauen  nnt  Unterschriften 
aus  den  Jahren    17  50 — 1881. 

Im  Thurm   zwei   gro.sse   mittelalterliche    Glocken    mit   der   Inschrift:    0     ('.locken. 
RBX   C-LORIB   (IhRlSTH   VHIH  (IVM/   PnCIH,  aber  ohne  Giesserzeichen  und 
ohne  Datum. 

Kleinkunstwerke.  1—4.  Zwei  Kelche  neuerer  Zeit  in  klassicierendem  Kleinkunst- 
Geschmack,  mit  drei  Stempeln  (J  K  (?) .  A  und  S);  dazu  zwei  Patenen.  An-  werke, 
scheinend  den  vierziger  Jahren  des  XIX.  Jahrhunderts  angehörig.  -  5.6.  Eine 
kreisrunde  Oblatenschachtel  und  eine  Kanne  mit  Henkel  und  Deckel,  welche 
1868  von  FRIEDRICH  AUGUST  V.  FERBER  zum  Andenken  an  eine  ver.storiiene 
Tochter  gestiftet  ist.  vom  Ciold.schnucd  L.  GieseSchwerin.  —  7.  Zinnkelch,  ge- 
stiftet von  DREWES  WENT  1671.  Als  Stempel  das  Malchow.sche  Stadtwappen 
und  eine  Blume  mit  I  L.  -  8.  Silberner  Klingbeutel,  gestiftet  v..n  WILHELM 
V.  FERBER,  CHARLOTTE  V.  FERBER.  ANTONIE  V.  BLÜCHER.  GEB.  V.  FERBER 
und  FRIEDERIKA  V.  FERBER  ( )luic  Datum,  an.scheincnil  den  letzten  Decennien 
des  XIX.  Jahrhunderts  angehörig  —  9.  10.  Zwei  Zinnleuchter,  gestiftet  1747 
von  J  •  F  .  V  .  F  .  und  A  •  M  •  V  •  B  .  Englisches  Zinn,  vom  Meister  I  H  S 
—  II.  12.  Zwei  Zinnleuchter,  als  Mei.ster.stempel  eine  Topfblume  mit  den 
Initialen  I  B,  der  Stadtstempel  ist  nicht  deutlich. 

Das  Inventar  von  iSi  i  erwähnt  ein  Hiidniss  des  Pastors  Trhan  Klcischcr 
(geb.  zu  Ruppin  1645  am  Tage  Martini,  gest.  16.  April  1716.  nachdem  er 
42  Jahre  lang  Prediger  zu  .Melz  und  Huchholz  gewesen)  und  ein  Kpitaph  des 
Pastors  Henricus  Schmidius  (geb.  zu  Wernigerode  im  .\ugust  .62..  se.t  1669 
Pastor  in  Melz  und  Puchholz.  gest.  29.  Nov.  1673.  begralKrn  m  M.  Nikolai 
zu  Röbel). 


')  Lisch.   M.  lahrl).  XL,   .'^.  IQO. 


566 


AMTSGERICIITSHK/.IRK    Rol'.Kl,. 


Das  Kirchdorf  Buchhoiz. 


Cieschichte 

des 

Dorfes. 


ucliliolz  koiiinit  urkundlich  schon  im  Jahre  1273  vor,  als  am  16.  April 
desselben  Jahres  Nikolaus  von  W'erle  dem  Nonnenkloster  zu  Röbel  drei- 
zehn Hufen  verleiht,  von  denen  zwei  -mu  Bocholte^<  liegen.-)  Bis  zur  nächsten 
Nachricht  aber  vergehen  sechsundachtzig  Jahre.  Da  verkauft  l^ernhard  von 
Werle  am  14.  August  1349  dem  Bürger  Nikolaus  von  Güstrow  zu  Röbel  sechs 
Hufen  in  / Buchholte«,  die  von  den  Bauern  Walow,  Croger,  Godtschalk,  Ryke 
und  Butekow  bebaut  werden  und  vom  Käufer  zur  Bewidmung  einer  Vikarei 
in  der  Kirche  zu  Neu -Röbel  verwandt  werden  sollen.  Das  Patronat  dieser 
X'^ikarci  hat  die  l-'amilie  (jüstrow  inne,  nach  deren  y\ussterben  aber  soll  es  an 
den  Probst  und  den   .Magistrat  von  Neustadt   Röbel   fallen.'^) 

Später  gehört  das  Dorf  zum  Leibgedinge  der  Fürstin  P^lisabeth  von  Werle. 
Als  deren  Gemahl,  F"ürst  Bernhard,  dem  Herzog  Albrecht  \on  Mecklenburg 
Schloss,  Stadt  und  Land  Röbel  am  10.  März  1362  verpfändet  und  die  Dörfer 
namentlich  "aufgeführt  \\erden,  die  zum  Leibgedinge  der  h'ürstin  gehören  und 
während  ihrer  Lebenszeit  \-on  der  X'erpfändung  ausgeschlossen  sein  sollen, 
wird  unter  ihnen  auch  »Bokholte  genannt.')  I^eim  wirklichen  Antritt  des 
Pfandbesitzes  aber  durch  den  Herzog,  am  30.  Juni  1362,  werden  die  Dörfer 
Ikichholz  und  Semzin  nicht  mehr  unter  den  Leibgedingsgütern  aufgeführt,  sie 
werden  also  auf  irgend  eine  Weise  der  I^'ürstin  abgelöst  und  vergütet  sein. 
Ob  sie  von  dem  zusammenhängenden  I  lauptverbande  der  Güter  zu  entfernt 
waren,  oder  ob  sie  wegen  der  Strassenzüge  eine  gewi-sse  militärische  Wichtigkeit 
für  den  Herzog  hatten,  oder  ob  noch  ein  anderer  Grund  vorhanden  war, 
mü.ssen  wir  dahingestellt  sein  lassen.')  Daher  gelangen  auch  beide  Güter  nicht 
an  die  Hahn,  während  die  andern  Leibgeding.sgüter,  die  »von  der  edlen  Frau 
Klzeben,  Herrn  Bernds  ehelichen  Frau  angestorbnen  Güter«,  dem  Klaus  Hahn 
auf  Damerow  am  14.  August  1410  erblich  verliehen  werden.  Dagegen  wird 
l^uchholz  im  Jahre  1455  ein  Rohr'sches  Lehen,  welches  Herzog  Heinrich  der 
Ackere  dem  Bernd  Rohr  verleiht.  ICs  bleibt  diesem  Geschlecht  bis  1629  er- 
halten. Da  geräth  es  in  Konkurs  und  geht  aus  diesem  nebst  dem  Rohr'schen 
Gut  Scliönberg  an  Hans  Llolstein  über.'')  Und  nun  beginnen,  den  Zcitläufen 
entsprechend,  zahlreiche  Verpfändungen  und  Adjudikalioncn  einzelner  Thcile 
des  Df^rfes    bald    an    diesen,    bald    an    jenen.      Ausser   den   I  lol.stein   finden  wir 


'      14  km  südlich   von    l<ul)cl. 

■■     M.  l.-l!.  12S;,.      .M.  I.il.rl..  .W  I,   S.  21.;. 

■     M.  l  .15.  6991.   7055. 

*)  .M.  r.H.  9CK/;. 

■')  .M.  L'.-l'..  9054.   9055.   <io^6.  9057.     Lisch,   <  Icschkchi    Ihilm    II,   S.  271  IC. 
")  Akten   im  (liossli.  Arcliiv.     Vgl.   Lisch  .1.  a.  <  •. 


KlkCHDOkl-     l!l(  IIIIOI./..  567 

die  Ouitzow,  Koch.  Schroeder,  Kamp»z  und  Konow  als  Antheils- Inhaber,  bis 
das  vielbegüterte  Geschlecht  der  Kniith  im  Jahre  1689  die  Hand  auf  Huchholz 
legt  und  dessen  Antheile  zusammenkauft  Am  20.  August  1695  empfangt 
Eggerd  Christoph  Knuth  den  Allodialbricf  über  ganz  Huchholz  Aber  zu 
Anfang  des  Will.  Jahrhunderts  haben  es  schon  wieder  die  von  Kerber  auf 
Melz,  und  von  diesen  kommt  es  an  die  von  Raven  auf  Hoek.  Kigcnthumliche 
Verhältnisse  der  Buchholzer  Hauern  und  daraus  folgende  unaufhörliche  Streitig- 
keiten und  Prozesse  mit  der  Grundherrschaft  veranlassen  im  Jahre  1764  den 
Kammerherrn  O.  Ch.  von  Raven,  das  Dorf  an  die  damals  zweiundzwanzig 
freien  Bauersleute,«  die  in  ihm  wohnen,  als  Allodialgut,  einschliesslich  der 
hohen  Jagd,  für  einen  Preis  von  10500  Thlr.  N-.i  zu  verkaufen.  Die  Hauern 
hatten  nämlich  von  jeher  ihren  Gutsherrschaften  die  Dienste  verweigert,  sich 
auch  über  falsche  \^eranlagung  zu  den  Landessteuern  beklagt  und  immerfort 
behauptet,  freie  Bauern  zu  sein:  >Es  sei  ihnen  wohl  bewusst,  dass  sie  zwar 
als  Einwohner  des  Dorfes  Buchholz,  dem  Eigenthiuiier  desselben  rationc  juris- 
dictionis  mit  Schirmpflicht,  keineswegs  aber  mit  Leibeigenschaft  verwandt  seien. 
Denn  wir  frei  und  Niemand  unterthänige  Leute  sind,  welche  theils  unsere 
Väter  und  Grossväter  aus  Sachsen  und  der  Mark  Ikandenburg  etc.  als  freie 
Leute  sich  in  Mecklenburg  und  in  dies  Dorf  begeben,  und  auf  einem  grünen 
Brink  aus  unseren  eigenen  Mitteln  ohne  des  Ortes  Obrigkeit  Hülfe  nicht  allein 
gebaut,  sondern  auch  \'ieh  und  Saat  und  was  sonsten  zu  einer  I^ndwirthschaft 
gehöret,  auf  unsere  Kosten  sich  angeschalit,  also,  dass  ausser  Grund  und  Hoden, 
unsere  Höfe,  Vieh  und  Fahrniss  und  alle  I  labseligkeiten  uns  eigenthumlich  ge- 
hören. Nun  haben  weder  wir,  noch  unsere  X'orfahren,  jemals  Hofdienstc  geleistet.  - 
Da  nun  aus  der  Zeit  vor  dem  grossen  Kriege  aktenmässig  niemals  von  Frei- 
bauern die  Rede  ist,  so  handelt  es  sich  hier  unzweifelhaft  um  eine  neue  Kolo- 
nisation nach  dem  dreissigjährigen  Kriege,  an  dessen  Ende  sich  im  ganzen 
Dorfe,  wie  oben  schon  gesagt  worden  ist  (S.  563),  nur  acht  Personen  auffinden 
lassen,  während  dort  vorher  vierundzwanzig  Hauern  wohnen.  I'ur  den  tüch- 
tigen Sinn  der  Bauern  spricht  es,  dass  sie  1777  .selb.st  eine  .Kommunalordnung 
für  das  Gut  Buchholz  aufstellen,  welche  zwar  niemals  regiminell  bestätigt, 
aber  trotzdem  immer  in  (Jeltung    gewesen    ist       Später   tritt   eine  ^  mg 

über  die   Dorfarmenpflcge   hinzu,    welche   die  Armenlast    im   Wc.scir  -n 

einzelnen    Gehöften   als  Xaturallast   zutheilt.     Am  28.  November   i.^'  'h 

wird  regierungsseitig  eine  neue  Dorfordnung  und  ein  Statut   über  die   Inli  ^tai 
erbfolge    gegeben,   nachdem  schon    1S56   die  Separation  der  l'"eldmark.    welche 
ursprü^nglPch    der    gemein.samen    Dreifelderwirth.schaft    unterworfen    ist,    vorge- 
nommen worden  war.') 

Ueber  die  kirchlichen  X'erhältni.s.se  und  im  Besonderen  über  die  ZwistiR- 
kciten  zwischen  dem  Paln,natsherrn  l-ggerd  Hahn  zu  Melz  zur  Zeit  des  Pastors 
Grecrorius  Gategast  und  dcu  Hauern  zu  Huchholz,  die,  von  jeher  dem  Melzer 
Parochial- Verbände  angehörend,  gewisse  kirchliche  Haulasten  ableh.K-n,  ist 
bei   Melz  die  Rede  gewesen. 

'j   li..l)l.ui,    .MccUll..  I..iiidrcclit  11 1     >    ■:74ll'- 


568  AMTSr,F.RICIITSI?EZlKK    ROKEI.. 

Kirche.  Kirche.       Die    Kirche    ist    ein    friihs^otliisclicr    l^acksteinbau    auf    einem 

Granitsockel  in  Form  eines  lano^lichen  Vierecks.  Auf  der  Nord-  und  Südseite 
je  ein  charakteristi.sches  spitzbogiiijes  Portal,  in  welchen  Riindstäbe  und  ab- 
gefas'te  Ecken  abwech.seln,  ohne  dass  dabei  Kapitellglieder  angewandt  worden 
wären.  Alle  Fenster  sind  gleichmässig  im  Spitzbogen  geschlossen.  Im  Innern 
eine  flache  Decke.  Im  Westen  ein  massiver  Backsteinthurm  mit  einem  aus 
dem  Viereck  ins  Achteck  umsetzenden  Melm.  Der  Thurm  hat  von  Norden 
nach  Süden  einen  offenen  Durchgang,  welcher  durch  mächtige  Spitzbogen- 
öffnungen gebildet  wird.  An  der  Nordseite  des  Langhauses  eine  Vorhalle, 
welche  das  genannte  frühgothische  Portal  verdeckt. 

-\ltar-  Der  Altaraufsatz  ist  ein  Renaissancegehäuse    mit   geschnitzten  Figuren, 

aiitsatz.      jn  der  Mitte  der  Krucifixus  mit  Johannes  und  Maria,  zu  jeder  Seite  als  kleinere 

Figuren  (die  eine  über  der  anderen)  je  zwei  Evangelisten.     Die  F"iguren  stammen 

nicht  aus  einem  älteren  gothischen  Triptychon,  sondern  sind  zugleich  mit  dem 

Holzgehäuse  angefertigt  worden. 

Cilorken.  Im  Thurm    zwei    Glocken,    beide    von    C.  Jllies- Waren    gegossen,    1855 

und    1867.') 

Kleinkunstwerke,  i.  2  Silberner  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss,  dem 
XVIII.  Jahrhundert  angehörig.  Als  Stadtzeichen  eine  heraldische  Lilie,  und  als 
Meisterzeichen  die  Ruchstaben  F  C  M.  Dazu  eine  Patene.  —  3.  4.  Oblaten- 
schachtel von  Neusilber,  desgleichen  eine  Kanne  mit  Deckel  und  Henkel.  — 
5.  6.  Zwei  zinnerne  Kelche,  von  denen  der  eine  das  Zeichen  des  englischen  Zinns 
mit  den  Meisterinitialcn  H  K  und  der  Jahreszahl  1808  aufweist.  —  7 — 10.  Vier 
Zinnleuchter,  alle  von  verschiedener  l''orm,  der  eine  gestiftet  1670  von  HANS 
ZABEL  und  ANNA  ROSYNS,  der  andere  1662  von  ELISABETH  STHALBERGS, 
e.V.  F  .  H.,  der  dritte  1705  von  M.  MATTHIAS  PIHEL  und  MARIA  BOLTEN 
und  der  vierte  181  5  von  H.  C.  H.  KUGEL.  Der  von  1670  hat  als  Stadtzeichen 
gekreuzte  l^ischofsstäbe  und  als  Meisterstempel  die  Initialen  I  L  mit  der  Blume, 
der  von  1662  ebenso;  der  von  1705  hat  auch  die  gekreuzten  Bischofsstäbe, 
aber  die  Meisterinitialcn  I  M  mit  der  Topfblume,  der  von  18 15  aber  stammt 
von  dem   Röbeler  Mei.ster   Krummbügel  (H   K  mit  der  Jahreszahl    1806). 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Krümmel.') 

^^m  23.  November  1237  beurkundet  I'^ürst  Nikolaus  von  Rostock  die  Grenzen 
und  Scheiden  des  Dobbertiner  Klosterbezirks.     Da  heisst  es:   Im  Lande 
Turne  das  Dorff  Lositz  (Lärz)  mit  vierzig   Hufen  und  dreissig  Hufen  zwischen 


')  Im   Inventar  von    i8li    ist  nur  eine  Glocke  mit  der  Jahreszahl    1473  genannt. 
*)  Südö.stlich   von  Köbel,  über  Vijiperow   17  km,  über  Huchholz  20  km.     Die    alten  Formen 
des   Namens  Crumemir    und    Cruniincre    verbindet   KUhnel    mil    dein    .-iltsl.-ivisclicn    Wort    kromc  = 


GUT    UND    KIUCIIDOKF    KKÜMMEl..  569 

Crumemir  und  Zwertitz  (Schwartz).  Und  als  am  15.  Uccembcr  1274  Nikolaus 
von  Werle  und  seine  Söhne  Heinrich  und  Johann  dieses  Privileg  des  Klosters 
Dobbertin  erneuern,  bestimmen  sie  dessen  Grenzen  vusque  ad  terminos 
Crummere«.^)  Ueber  die  Besitzverhältnisse  von  Krümmel  in  ältester  Zeit 
wissen  wir  nichts  Bestimmtes.  Ks  deutet  aber  Vieles  darauf  hin.  dass  schon 
früh  die  Kerkberge  auf  dem  Gute  sitzen,  eine  märkische  Vasallenfamilic, 
welche  ihre  Stammgüter,  u.  a.  das  Gut  Kehrberg,  in  der  Nähe  von  IVitzwalk 
hatte.  Am  12.  Mai  1370  verkaufen  Otto  und  Hartmut  Romer  dem  Hetcke 
von  Kerkberghe  und  dem  Otto  Retzow  das  Recht  der  Einlösung  ihres  Gutes 
zu  Leussow,  und  am  29  August  1370  verkauft  derselbe  Retzow  dem  Bctcke 
Kerkberghe  seine  Besitzungen  in  demselben  Dorfe.-)  Die  Kerkberg  (auch 
Kerberg,  Kercberg  geschrieben)  breiten  sich  allmählich  weiter  aus  und  erwerben 
z.  B.  Besitz  in  Rechlin  und  Retzow,  verschwinden  dann  aber  auf  einige  Zeit 
in  der  Geschichte,  um  im  Jahre  1497  als  erbgese.ssene  Besitzer  in  Krummcl 
wieder  aufzutauchen.  Dieser  Besitz  scheint  aber  schon  länger  der  ihrige  zu 
sein,  denn  es  unterscheiden  sich  bereits  zwei  nach  ihren  Hauptgutern  be- 
zeichnete Linien,  nämlich  die  Kerkberg  auf  Kehrberg  und  die  auf  Krummel. 
Die  letztgenannten  sind  damals  bereits  so  mächtig,  dass  sie  ihre  Vettern 
wegen  Besitzstreitigkeiten  mit  Fehde  überziehen  und  ihnen  einen  Schaden  von 
800  Gulden  zufügen.-^)  Im  Anfang  des  X\'I.  Jahrhunderts  sind  die  Hauptgutcr 
der  Krümmeier  Linie  Krümmel,  Retzow  und  Klopzow.  Darnach  theilt  sich 
dieser  Zweig  abermals,  und  zwar  in  die  schwarze  Linie  auf  Krümmel  und  in 
die  weisse  auf  Retzow  und  Klopzow.  Jene  stirbt  1^73  im  männlichen  Stamme 
mit  Henning  von  Kerkberg  aus.  Ueber  Krümmel  ist  inzwischen  der  gros.sc 
Krieg  mit  allen  seinen  Schrecken  dahergezogen.  Noch  am  17.  März  1674 
heisst  es  in  einem  gerichtlichen  Aktenstück:  »Actum  Krummel  auff  schl. 
Henning  Kerberges  ganz  wüsten  Hoeffe,  wo.selbst  nichts  zu  hnden,  alss  die 
rudera  des  HoelTs  und  ein  alter  bauwfelliger  Stall.*)  Ausser  den  Kerkberg's 
sitzen  aber  nicht  blos  auf  Krümmel  .sondern  auch  auf  anderen  Kerkberg".schcn 
Gütern  schon  im  Anfang  des  X\'L  Jahrhunderts  die  Rohr  auf  Neuhaus,  aber 
die  Veranlassung  dieses  Gemein.schaftsverhältni.sses  ist  nicht  bekannt.  Daher 
wird  in  dem  Lehnsrevers  der  Rohr  vom  Jahre  15 16  über  ihre  gesammtcn  Guter 
auch  Krümmel  aufgeführt.  Sie  muthen  wiederholt  ihren  halben  Antheil  an  dem 
Gute  und  werden  damit  belehnt,  bis  Martin  Rohr  am  10.  Januar  1 5S3  den 
Kon.sens  zum  Verkauf  der  Hälfte  der  Feldmark  nebst  der  halben  Feldmark 
Göhren  für  loooo  Gulden  an  Lcvin  Marin  erhält.  Fin  gegen  l-^nde  des  Jahr- 
hunderts vom  Herzog  Karl  unternommener  N'ersuch,  das  (iut  zu  kaufen,  kt.mml 
über  einen  kurzen  Pfandbesitz  nicht  hinaus.     In   den  Jahren    1606— 1609   aber 


draussen,    fern,  weit,    drausscn    berühmt,    und    deutet    .sie    als    »Ort   de»  krom^mfr  —  Kernrohm. 
M.  Jahrb.  XLVI,  S.  17. 

')  M.  U.B.  469-   •347- 

*)  M.U.H.  10054.    10092.    10616.     \'^i\.   l.i>ch.   M.Jahrh.  XII.  S.  43. 

»)  Lisch,   M.  Jahrb.  XII,  S.  47. 

*)  Li.sch,  a.  a.  ().,  S.  49. 


570  AMTSGEKICIITSHKZIRK    K(')I!KI.. 

verkaufen  die  Marin  ihren  halben  Antheil  an  Christopli  Arenstorff  für  i  i  500 
Gulden.  Der  landesherrliche  Konsens  und  der  Lehnbrief  werden  darüber  am 
20.  Oktober  161 2  ertheilt.  Auch  erwirbt  Arenstorff  1625  die  Schäferei  zu 
Göhren.  Der  letzte  Kerkberg'sche  Antheil,  der  durch  Heirath  an  Hans  Heinrich 
von  Oldenburg  gekommen  war,  gelangt  im  Jahre  1705  für  700  Thaler  an  den 
Leutnant  Georg  Otto  von  Arenstorff,  so  dass  von  da  an  ganz  Krümmel  in 
den  l^esitz  dieses  Geschlechtes  kommt.')  Seit  1896  aber  ist  das  Gut  Eigen- 
thum  des  Fürsten  Georg  von  Schaumburg- Lippe. 

Ueber  die  kirchlichen  \'erhältnisse  s.  bei  Melz. 

Kirche.  Kirche.      Die    in    Fachwerk    ausgeführte    kleine  Kirche    stellt    einen    un- 

getheilten  Raum  in  Form  eines  länglichen  XHerecks  dar  und  ist  im  Innern  mit 
flacher  Bretterdecke  geschlossen.  In  der  Wetterfahne  der  achteckigen  Thurm- 
spitze  die  Jahreszahl    1734. 

Innere  Ein-  Die    innere    Einrichtung    entstammt    der  Zeit    des  Barockstils    aus    dem 

richtung.     Will.  Jahrhuiidci  t.     Kanzel   und   Altar  sind  zu  einem   Körper  verbunden. 

Knipore.  An    der    Empore    auf    der    Xordseite    eine    Anzahl    ARENSTORFF'scher 

Familien -Wappen  in  Zinn.  Ausserdem  in  den  Fenstern  einige  auf  Glas  ge- 
malte Wappen   der  I-'amilie. 

(Hocken.  Im  Thurm  zwei  alte  Glocken,   eine  grosse  ohne  Inschrift  und 

(jie.sserzeichen,  eine  kleine,    ebenfalls    ohne  Inschrift,    aber  mit  dem 
nebenstehenden  ( iiesserzeichen. 


ijias    ge- 


KleinkuuNt-  Kleinkunstwerke,      i.   2.   Silbervergoldeter  Kelch  auf  rundem  Fuss,  laut 

werke.  Inschrift  1852  von  A.  V.  ARENSTORFF  gestiftet.  Dazu  eine  Patene.  Von 
dem  Röbeler  Goldschmied  F.  Ludewig.  -  3.  4.  Zinnkelch  mit  Fatene,  ohne 
Stempel  und  Inschrift.  —  5.  l'^ine  ältere  Taufschüssel  von  Messing,  in  der 
Mitte  die  Verkündigung  des  I^ngels  an  die  Maria,  um  welche  die  vielfach  ge- 
deutete bekannte  Legende  herumläuft.  6.  j.  Zwei  Zinnleuchter  von  1735, 
von  dem  Rostocker  Zinngicsser  I  V  (Jochim  Voss),  der  in  seinem  Stempel  die 
Jahreszahl    17(18)  führt. 


Das  Kirchdorf  Vipperow.') 

OescliiciUe    P^t  MM'^"''^^^'    '^'^    schon    sehr    friih    ein    bedeutender    Ort,    nach    welchem    ein 

f't"^  ganzer    Landstrich      Land    Vipperow«    genannt    wird,    und    kommt    ur- 

Dorfes.       )<i,ndlich    zuerst    im    Jahre    1178    vor,    als    Papst    Alexander  III.    das    Bisthum 


')  Der  weithin  heknimt  !,'e\vor(ienc  Kiie^'s-  und  Raclieziif,'  eiI1e^  der  .Arenstorff  auf  Krlimmel 
gej;en  den  Flecken  Mirow  in  den  vierzij^er  Jaliren  des  XIX.  Jalirluuulerls  —  wohl  die  letzte  K.\]ilo- 
sion  ritterlicher  Raul)-  und  Kehdelust  in  Deutschland  —  mag  hier  nur  mit  diesen  wenigen  Worten 
Erwähnung  finden. 

'j  S  km   stldslldöstlich   von    Köhel.      Die  alten    loinien   des   Namens  \'e])ro\ve   und  Vipperowe 


KIKCIIDOKI-    MITKROW.  5-, 

Schwerin  bestätigt.  In  der  früheren  Stiftungsurkimde  Heinrichs  des  Löwen 
vom  Jahre  11 70  wird  der  Ort  zwar  nicht  genannt.  Aber  nach  der  vor- 
genannten Urkunde  vom  März  1 178  gehen  die  Grenzen  des  Sprengeis:  a  Zucrin 
ex  una  parte  usque  Vepro«,  und  die  Hestätigungsurkunden  der  I'äp.ste  Urban  III  . 
Clemens  III.  und  Cölestin  IV.  stimmen  damit  ubercin.')  I-Veihch  gehört  das 
westHch  von  der  südhchen  iMüritz.  den  X'ipperowschen  Gewässern,  gelegene 
Land  Vipperow  selber  nicht  zur  Schweriner  Diöcese,  es  bildet  vielmehr  das 
Archidiakonat  Röbel  im  Bistluim  Havelbcrg.  Wie  Alles  das  erst  nach  langem 
Streit  zwischen  beiden  Diöcesen  festgestellt  wird,  weil  nach  der  Urkunde  Kaiser 
Ottos  vom  Jahre  946  die  Eide  die  Grenze  des  Histhums  liavelberg  bilden 
sollte,  die  obere  i:ide  aber  westlich  von  der  Müritz  an  verschiedenen  Stellen 
gesucht  wurde,  ist  schon  öfter  berührt  worden. 2)  Erst  am  16.  L'ecember  1252 
kommt  hierüber  ein  Vergleich  zu  Stande,  durch  den  das  Land  Röbel  oder 
Vipperow  dauernd  an  liavelberg  abgetreten  wird.')  Obwohl  nun  X'ipperow 
als  ein  gros.ser  Ort  von  neunuiulvierzig  Hauerhufen  und  als  Sitz  einer  Burg  er- 
scheint, deren  Spuren  noch  in  unserer  Zeit  sichtbar  geblieben  sind,  so  wird 
es  doch  sehr  bald  von  der  Burg  Wenden  (Wenedhen)  zu  Wredenhagen  an 
Bedeutung  überflügelt,  welche  nach  Malchows  Niedergang  neu  erbaut  i.st  und 
die  alte  grosse  Strasse  von  liavelberg  über  Wittstock  zur  Kldenburg  und 
weiter  nach  Demmin  —  die  X'erbindiuig  zwischen  l.lbe  und  Demmin 
beherrscht.  Die  Bezeichnung  Lruid  X'ippcrowt  verschwindet  daher  mit  dem 
XIII.  Jahrhundert. 

Auch  tragen  die  späteren  Besitzverhaltnis.se  zur  Verminderung  der  Be- 
deutung \on  X'^ipperow  bei.  Nach  dem  einige  Jahre  vor  14 10  erfolgten  Tode 
der  h'ürstin  h^lisabeth,  der  Gemahlin  des  I-'ürsten  Bernhard,  zu  deren  Leil>gedinge 
ein  Theil  von  X'ipperow  gehört  hat,  fnulen  wir  dort  zwei  grössere  Antheile  in 
den  Händen  wcrlescher  X'asallen,  den  einen  in  denen  tler  (Jiiitzow  schon  gleich 
beim  Beginn  des  XX'.  Jahrhunderts,  den  andern  aber  in  denen  der  Knuth  auf 
Leizen.  Dieser  letztgenannte  Antheil  ist  zwar  erst  von  14.SS  an  als  Knuth'scher 
Besitz  nachzuweisen,  gehört  aber  der  I'amilie  ohne  Zweifel  schon  viel  früher. 
Ausserdem  hat  das  Kloster  Ameliuigsborn,  dem  der  Dank  für  die  erste 
christliche  Civilisierung  des  Landes  nie  verges.sen  wurden  ist.  seit  dem 
17.  März  1291  eine  Ilufc  in  Vipperow.  und  von  dem,  was  noch  im  Besitz 
des  Landesherrn  geblieben  ist,  gehen  drei  Höfe  nnl  \lu(cn  im  Jahre  1454  als 
Geschenk  Herzog  1  Icinrichs  d.  ä.  an  die  IVob.stei  der  Neustadt  Röbel.  es  sind 
dies  die  oft  goiianiiten  X'ipperowschen  Tfarrhufen  Weiterhin  kommt  ein 
Grambow  mit  IV-.sitz  um\  Rechten  in  X'ippcrow  vor,  doch  mag  er  nur  Pfand- 
besitzer frewesen  .sein  I-.ndlich  erwerbi-n  auch  die  von  Hahn  auf  Solzow  im 
Jahre  1477  die  Pachte  aus  sieben  Hufen,  doch  werden  diese  Hufen  kein  Privat- 
im XII.  utul  XIII.  lahrhiin.lert  leitet  Ktlhncl  von  dem  alt*lnvi»chcii  Wort  vc|»ri  EUr  «b  und 
deutet  sie  als    iKhoroit    :     .M.  Jahil..  XI.VI,   S.  152. 

')  M.  L'.-li.  100.    124.    141.    149-    '62. 

*)  M    l     II    14.     l  eher  die   .Vippenurschen  «iewa»«er«    vgl.  I.Uch.   M.  J;»hr»..  II.  S.  loa. 

»J  M.  l  .  li.  71U.      Lisch,   M.Jnbri.    ||     s    im>       MX.   S.  40J. 


572  AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 

eigentluini,  sondern  bleiben  in  landesherrlichem  Besitz.  Der  Quitzow'sche 
Antheil  geht  durch  Kauf  im  Jahre  15 15  an  die  Kerkberg  zu  Krümmel  über. 
Als  ihn  1525  die  Komthurei  zu  Mirow  als  Lehn  begehrt,  wird  der  landes- 
herrliche Konsens  versagt.  Dreizehn  Jahre  später,  1558,  ist  er  wieder 
in  landesherrlichem  Besitz  und  vergrössert  somit  in  erheblicher  Weise  den 
Domanialantheil  des  Dorfes,  wie  dies  auch  der  schon  vor  der  Reformationszeit 
verschwindende  Amelungsborner  Klosterantheil  thut.  Der  Knuth'sche  Antheil 
aber  geht  im  Beginn  des  XVIII.  Jahrhunderts  auf  die  von  Ferber-Melz  über 
und  wird  von  diesen  erst  im  Jahre  1804  an  die  herzogliche  Kammer  ab- 
getreten.*) Seitdem  ist  wieder  das  ganze  Dorf  Vipperow  beim  Domanium  und 
gehört  als  solches  zum  Amte  Wredenhagen. 

Mittelalterliche  Geistliche  sind,  soweit  wir  den  Urkundenschatz  bis  jetzt 
kennen,  mit  Namen  nicht  auf  uns  gekommen.  Von  1505  an  und  noch  1534 
ist  Simon  Gerardi  der  Kirchherr  von  Vipperow,  Priborn  und  Zielow,  1541 
aber  finden  wir  an  seiner  Stelle  als  ersten  evangelischen  Geistlichen  den 
Joachmi  Warnke,  ohne  dass  ihm  freilich  ein  völlig  befriedigendes  Zeugniss 
von  den  Visitatoren  ausgestellt  würde.  Wie  lange  er  im  Amte  geblieben, 
lässt  sich  nicht  feststellen.  Zwischen  1594  (vielleicht  schon  früher)  und  1609 
ist  Johann  Salius  Pa.stor  der  genannten  drei  Kirchen.  Ihm  folgt  1609  Nikolaus 
Schmidt  (Schmidius),  der  die  Zeiten  des  dreissigjährigen  Krieges  überdauert 
und  noch  über  1654  hinaus  (anscheinend  bis  1659)  im  Amte  ist.  Er  sieht 
die  Bevölkerung  seiner  Dörfer  um  sich  wegsterben:  in  Vipperow  giebt  es  im 
Jahre  1649  von  sechsundzwan/.ig  Bauern  und  neun  Kossäten  nur  noch  acht 
Bauern  und  zwei  Kossäten,'^)  in  Priborn  von  ehemals  vierzehn  Bauern  und  drei 
Kossäten  nur  noch  sechs  Bauern,  und  in  Zielow  von  zwölf  Bauerfamilien  nur 
noch  vier  Pensonen.  Das  Pfarrhaus  ist  1639  niedergebrannt,  und  der  Pastor  wohnt 
in  einem  Katen.  Ks  folgen:  Joh.  Christoph  Baumann  (1659 — 72),  Nikolaus 
Stechow  (1674 — 1704),  Martin  Wendt  (1705 — 21),  Joachim  Oertling  (1721  —  47), 
Joh.  Friedr.  Christoph  Senst  (1749  —  75),  Jakob  Peter  Unger  (1776—88)  und 
Christoph  Karl  Joh.  Passow  (1789 — 1821).     S.  Walter  a.  a.  O. 

Ausser  den  von  jeher  gleich  der  Mutterkirche  unter  landesherrlichem 
Patronat  gewesenen  Mlialkirchen  zu  Klein -Priborn  und  Zielow  ist  auch  die 
vagierende  Mutterkirche  adeligen  Patronats  zu  Ludorf  mehrfach  im  XVI.,  XVII. 
und  XV'III.  Jahrhundert  bald  kürzere,  bald  längere  Zeit  mit  der  Kirche  in 
Vipperow  verbunden  gewesen. 

Kirche.  Kirche.      Die  Kirche  ist  ein  Feldsteinbau  aus  dem  XIII.  Jahrhundert  in 

Form  eines  länglichen  Vierecks,  mit  flacher  Decke  im  Innern.  Die  oberen 
Theile  beider  GicbcKvände  und  die  pjnfassungcn  der  P'en.ster  und  Portale  sind 
in  Backstein  ausgeführt.     Im  O.sten  ein  spätromani.sches  ..Dreieinigkeitsfenster«, 


•)  M.  U.-B.  2110.  Akten  im  (Jiossh.  Archiv,  hesoiuleis  Wigger,  Bericht  vom  Q.Juli  1885. 
Mantzel,  Butz.  Ruhest.  XXIII,  S.  38  ff.     Lisch,    Geschl.  Hahn   II,    S.  270  ff.     M.  Jahrb.  XIII,  S.  137. 

')  1662  werden  im  Visitationsprotokoll  in  Vipperow  aufgeführt:  zwei  I  lenenhauern,  zwei 
I'farrbauern  und  drei    Ko.ssaten,   also  im  Ganzen   nur  sieben   Hofbesitzer. 


KIRCHDORF   VIPPKROW.  5^3 

die  übrigen  Lichtöffnungen  sind  in  gleicher  Weise  Schhtzfenster  mit  leise  jje- 
spitztem  Bogenschluss.  Die  Portaleinfassung  auf  der  Südseite  zeigt  Spitz- 
bogenschluss.  Ein  Thurm  ist  nicht  vorhanden.  Dafür  wächst  aus  dem  mitt- 
leren Theil  des  VVestgiebels  ein  kleiner  Dachreiter  in  I-'acinverkbau  hervor,  der 
ein  achtseitiges  Pyramidendach  hat.  An  der  Xordseite,  neben  einander  und 
unter  einem  Dache,  eine  Sakristei  und  eine  \'orhalle.  Die  Sakristei  ist  ge- 
wölbt, die  Vorhalle  aber  hat  nichts  weiter  als  den  Dachstuhl  über  sich. 

Als  Altaraufsatz    dient  der  Mittelschrcin    eines   gijthischen  Triptychons       Aliar- 
mit  Schnitzwerken.     In  der  Mitte  die  hl.   Maria  mit  dem  Kinde  auf  dem  Halb-      aufsau. 
mond    stehend.      Links    und    rechts    daneben,    in    zwei    Reihen    übereinander. 
Apostel  und  weibliche  Heilige.     Links  der  hl.   Petrus,  die   hl.   Magdalena,    der 
hl.  Jakobus,    die   hl.   Katharina,    rechts    die    hl.   Barbara,    der   hl.  Johannes,    ilie 
hl.   Elisabeth  und  der  hl.   Matthaus. 

In  der  Vorhalle  noch  einige  Seitenthcile  des  ehemaligen  alten  Kirchen-        .Mtes 
gesttihls,  welche  mit  allegorischen  Figuren  bemalt  sind.  (icstuhl. 

Im    Thürmchen    zwei    Glocken.      Die    grö.ssere    (Dm    0.88  m)    ist    von     C.irxkcn. 
C.  D.  Heintze  im  Jahre  1747  zur  Zeit  des  Pastors  JOACHIM  OERTLING  gegessen. 
Die  zweite,  jüngere  (Dm.  0,76  ni),   ist    1838  von   Hackenschmidt  in  Berlin  z.  Zt. 
des  Pastors   B.  C.  F.  WACHENHUSEN  gegos.sen.') 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  .ichtpassigem  I-'uss.  Kleinkunst 
Am  Knauf  aber  nicht  acht,  sondern  nur  sechs  Rotuli.  uiul  auf  jedem  Rotulus  werke, 
das  IHS- Monogramm.  Die  Inschrift  am  Kelch  lautet:  DISER  KELCH  IST  GE 
MACHT  IM  JAHRE  1606  UNDT  IST  ZU  DEN  ZEITEN  PFARR  GEWESEN  H.  JO- 
HANN SALLIUS  -f  PALM  REDENTZ  ACHIM  VÖLKER  BEIDE  VORSTEHER  DES 
GOTTESHAUSES  ZU  VIPPEROW.  52  LOTT.  Keine  \\  erkzeichen.  auch  nu  ht  ;m 
der  zugehörigen   Patene.  3.   4.    .Silbervergoldeter   Kelch    mit    einem    kleinen 

vergoldeten  Krucifixus  auf  dem  Fu.s.se.  bLseluHt:  IN  HON  •  DEI  ET  IN  USUM 
HUJS  '  ECCLESIAE  VIPP.HUNC  CALICEM  CUM  PATENA  DEDIT  MART.WENDT 
H  •  T  •  PAST  •  1719.  Von  dem  (lU.strouer  CioUl.schmied  Lenhard  Mestiin.  I  ).i/u 
eine  Patene.  —  5.  Zinnerner  Krankenkelch,  enghsches  Zinn  mit  den  Initialen 
C  H.     Dazu   Patene   und  Oblatendose.  6.   Neuer   silbervergoldeter   kleinerer 

Krankenkelch.    —    7.    Neue    Abendmahlskanne    mit    Deckel    und    Henkel 
8.   Zinnerne    Taufschüssel,    als    Stadtzeichen    zwei    gekreuzte    Bischofsslabc.    als 
Meisterzeichen  die   schon   öfter   genannte  Blume  mit   I  L.  9     Ivin  Messing- 

becken  von  1854.  —  10  P^ine  ausser  Gebrauch  gesetzte  getriebene  Tauf^chalc 
von  Mes.sing,  ohne  In.schrift.  Auf  dem  l^)den  die  Darstellung  von  Mariac 
Verkündigung.  —  11  — 14.  Vier  au.sser  Gebrauch  gesetzte  zinnerne  Altar 
leuchter,  alle  von  verschiedener  I-'orm  un<l  Grosse-  Stifternamen:  am  ei>ten 
JACOB  DREWES  1662;  am  zweiten  MARIE  BRUNS  •  GRETH  ....  VEREHREN 
DIESEN  LEUCHTER  DER  VIPPEROWSCHEN  KIRCHEN  ZU  GOTTES  EHREN  1662; 
am   dritten   CLAUS  KAECKER  1700;    am    vierten    M  •  E  •  K  •   1790 

')  Ihre     Vo.tiäiiK'eiin     war     i6y2    vuii     M.     Vites    .Siebe. .1.. «um     ut..i     M.     I  m.m     >.ri.,-i.t..ium. 
(ilockengies.seni   in   .Schwerin,  gegossen   worden.      Inventar  181 1. 


574 


AMTSGERKI  IISUK/.IRK    RÖHEL. 


Das  Filial-Kirchdorf  Priborn. 


deschiclitc 

des 

I  )orfes. 


IS  Erste,  was  wir  von  Priborn  urkundlich  erfahren,  ist  dies,  dass  das 
ferne  von  Mecklenburg  in  den  braunschweigischcn  Landen  gelegene 
Cistercienserkloster  Amelungsborn  einen  Antheil  am  Dorfe  gewinnt.  Am 
26.  Mai  1239  giebt  nämlich  Fürst  Nikolaus  I.  von  Werle  dem  Kloster  die 
Mühle  zu  Priborn  in  eine  Art  Erbpacht.-)  Auch  das  Nonnenkloster  zu  Röbel, 
das  P2nde  des  XIII.  Jahrhunderts  nach  Malchow  verlegt  wird,  gewinnt  dort 
vierunddreissig  Jahre  später,  den  16.  April  1273,  durch  denselben  Fürsten 
Hesitz  und  Rechte  an  zwei  Hufen,  die  er  zusammen  mit  elf  anderen  auf  die 
benachbarten  Dörfer  vertheilten  Hufen  den  Büsserinnen  der  hl.  Magdalena  als 
Geschenk  überweist.'')  Weiterhin  wird  das  Dorf  Priborn  durch  eine  gemein- 
.same  Verfügung  der  Söhne  des  Fürsten  im  Jahre  1285  zum  Ort  der  Landding- 
Tage  im  Lande  Röbel  bestimmt.^)  Der  Amelungsborner  Mühlenbetrieb  aber 
geht  am  17.  März  1291  wieder  in  die  Hände  des  Landesherrn  zurück,  indem  das 
Kloster  dafür  und  für  eine  hinzugelegte  Summe  von  220  Mark  Pfennig- Geldes 
verschiedene  Hufen  ausser  in  Priborn  selber  auch  in  Solzow  und  Vipperow 
(s.o.  S.  571)  sowie  einen  Antheil  an  der  Fischerei -Gerechtigkeit  in  der  Müritz 
und  endlich  auch  das  pjgenthum  der  obcicn  Schilder  Mühle  erwirbt.^)  Die 
Priborner  Mühle  aber  finden  wir  elf  Jahre  später  als  Eigenthum  in  den  Händen 
der  Grafen  Burchard  und  l'lrich  von  Lindow,  welche  die  Oheime  der  jungen 
werleschcn  Fürsten  waren,  und  in  denen  der  beiden  Ritter  Konrad  Büne  und 
Nikolaus  von  Malin.'')  Als,  wieder  über  vierzig  Jahre  später,  am  8.  Mai  1346, 
die  Kirche  von  Ludorf  eingeweiht  und  dotiert  wird,  da  gehören  zu  dieser  Do- 
tation auch  drei  Hufen  in  Priborn  mit  allen  Rechten  und  Privilegien.')  Und 
als  ungefähr  um  dieselbe  Zeit,  oder  auch  ein  paar  Jahre  früher,  der  P'ürst 
Bernhard  von  Wcrie  seiner  Gemahlin,  der  P'ür.stin  PLlisabeth,  ihr  Leibgedinge 
fe.stset/.t,  da  gehören  u.  a.  auch  sieben  Hufen  in  Priborn  dazu.**)  Wie  dann 
nach  dem  noch  vor  1410  erfolgten  Tode  der  l-'ürstin  ihre  Leibgedingsgüter 
mit  wenigen  Ausnahmen  an  die  Hahn-Damerow  übergehen  und  durch  diesen 
Besitz    die    Linie    Ilahn-Solzou     begründet    wird,     i.st    oben    .schon    mehrfach 


')  10  km    südsiidüstlich   von    Rüliel.      fcljer    die   .\l-lL-ilun<,'    und    D.nitiinj;    des    i\nnien.s   vljI. 
M.  Kunst-  u.  (iesch.-DeiiUm.  IV,   S.  623,   Anmkäi.  I. 

')  M.  U.-H.  499. 

»)  M.  U.-H.  1283. 

*:  M.  U.-B.  1781.     Vgl.  Heyer,  z.  flescli.  d.  Volksj,'ciiclilc,   M.  jalnl).  XIV,   S.  loS— 190. 

•'';  .VI.  l'.-H.  21 10.     Schilde,   nordöstlich   von   \Vitl.>,tock. 

'■•)  M.  f.-IJ.  2S25. 

')  .M.  L'.-H.  66,9. 

")  M.  f.l'..  900S.   (jt,S\.     \-^l.  H.y.-i     \l    I.ImI,,  \\\II     S.   i2.[. 


FII.IAI.-KIRCHhOkF    l'KlliORN.  575 

berührt  worden.')  Der  Amelungsborner  Hesit/  in  IViborn  scheint  schon  vor  1410 
vom  Kloster  wieder  aufgegeben  zu  sein,  da  er  nie  wieder  als  noch  bestehend 
erwähnt  wird.-)  Ausser  den  Hahn,  die  ihren  Besitz  in  den  Jahren  1470  und 
1474  durch  Erwerbung  weiterer  Hufen  in  Priborn  zu  vergrössern  suchen, 
kommen  dort  die  von  Knuth  mit  Besitz  und  Rechten  vor.  und  zwar  nach- 
weislich schon  vor  1370.')  Diese  scheinen  schon  damals  bedeutenden  Besitz 
in  Priborn  gehabt  zu  haben.  Denn  sonst  hatte  sich  jener  Henricus  Knuth  auf 
seinem  Grabstein  gewiss  nicht  mit  dem  Zusätze  de  Pryborn  bezeichnet.  Die 
Hahn-Solzow  dagegen  verlegen  von  1461  an.  wie  es  scheint,  ihren  Schwer- 
punkt nach  dem  in  diesem  Jahre  erworbenen  Schloss  und  Stadtchen  Ahrens- 
berg  und  haben  von  Priborn  zuletzt  anscheinend  kaum  mehr  als  blosse  Pachte 
und  Dienste  gehabt. •*)  Doch  werden  noch  1614  Unterthancn  von  ihnen  in 
Priborn  genannt.  Dagegen  gewinnen  neben  den  von  Knuth  die  von  Marin 
auf  Ludorf  am  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  erhebliche  Antheilc  an  Priborn. 
Den  Marin'schen  Meierhof  zu  Priborn  kauft  aber  Wenzel  Knuth  auf  I.eizcn  für 
die  Summe  von  2200  Gulden  und  erhalt  darüber  im  Jahre  1637  den  landes- 
herrlichen Konsens  und  Lehnbrief'')  Zwar  hören  wir  in  den  fünfziger  Jahren, 
als  in  Priborn  von  ehemals  siebenzehn  Gehöften  nur  ni)ch  sechs  bewohnt 
werden,  von  Antheilen,  die  vorubergeliend  dem  einen  und  dem  andern  Glaubiger 
adjudiciert  sind.")  Aber  die  von  Knuth  bleiben  die  I  lauptherrcn  im  Dorfe.  Sie 
erwerben  1695  den  AUodialbrief  ausser  über  andere  (iutcr  auch  über  ihren  Besitz 
in  Priborn  und  tausclien  1702  zwei  dort  noch  vorhandene  Domanialbauern 
gegen  Besitz  in  Grabow  und  Below  um.  Aber  dreissig  Jahre  spater  geht  ihr 
Besitz  an  die  Herren  von  l'crber  über,  die  seitdem  das  Dorf  als  Pertinenz  zu 
Melz  ihr  pjgen  nennen.') 

Ueber  die  kirchlichen   X'erhältnisse  s.   bei   \'i])perow. 

Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  volLständig  neues  Gebäude  aus  den  .sechziger      Kirche. 
Jahren  des  XLX.  Jahrhunderts  mit  einem  polygonalen  Chor.schlu.ss. 

Auch     die     innere    Einrichtung     ist     neu.      Altargemäldc    v..n     Fischer    Innere  Hin- 
Poisson  1869.  ^" '^'""«• 

Aus  der  alten  Kirche   ist  ein  Glasfenster  mit  dem  Wappen  des  Herzogs        (;ia>- 
CARL   von    1591    herübergenommen. ")  ensier. 

Im   Thurm  drei  Glocken,    eine  grössere    und    zwei  kleinere.     Davon  ist     (;io<-kcn. 
nur  eine  der  beiden  kleineren  mit  einer  Inschrift  und  auch  mit  Gdockcnzeichen 


')  .S.  o.  S.  512.    362. 

-)  Lisch,   -NL  Jalul).  -XIH,   S.  137. 

=»)  Liscii,   NL  Jalirl..  .WV,   .S.  311. 

*)  Lisch,   t;e.sclil.  Hahn    II,  -S.  273. 

■•)  Leber  vei  «andisch.iftliche   Veil.indiinKcn  der  KnuCh.   M.nhi.   ni.d   .Mann   s    l.i^h.   M.Jali.l.. 

.\VL   S.  29S. 

'■•)  .\n    die    von    Ihan,    CiamlM.w   und    Liil-Lo. 

•)  S.  bei    .Mclz,   .S.  563. 

")  S.  o.  S.  555. 


576 


AMTSGERICHTSBEZIRK   RUBEL. 


versehen:    .111110  ',  boillilli   •  lllilli*  ',  iCfCCVlTli  • 
f  •  Vt  •  i-i.itrDim  •  üibbi*  •  lior  •  liii^  •  iljs  •  rtU's  • 

bllfc'  •    Mliilinialicr    (nebenstehendes    Glocken- 
zeichen) tjt*ll.i  iljS  •    Uazu  der  Name  des  Giessers: 

prtcr  iii.itlj!i  •') 


/A+ 


Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,      i.   2.  Zinnerner    Kelch,    dazu    eine    Patene,    gestiftet 

werke.  ,719  von  JOACHIM  SCHUMACHER  und  MARIA  QUACKES,  beide  ohne  Werk- 
zeichen. —  3.  4.  Kleiner  zinnerner  Kelch,  (jtienbar  gleichfalls  aus  dem  XVIII. 
Jahrhundert.  An  der  zugehörigen  Patene  erkennt  man  noch  die  VVerkzeichen 
H  L  1715.  —  5 — 8.  \"ier  zinnerne  Leuchter,  alle  von  verschiedener  Form  und 
dem  X\'II.  Jahrhundert  angehörig  (1663  von  PETER  und  FRANZ  KOEP  zu 
Priborn,  1685  einer  von  V.  A.  WOLTERS  und  ein  anderer  von  FRIEDRICH 
ZANDER,    1694   von  JAKOB  SCHUMACHER    und   MARGARETHE  GÄULEN. 


Geschichte 

des 

I  )orfes. 


Das  Filial- Kirchdorf  Zielow.') 

as  Dorf  Zielow  wird  im  Jahre  1237  zum  ersten  Mal  bei  einer  Bestimmung 
i.iber  das  Dobbertiner  Klostergebiet  genannt.  Das  Kloster  hat  hier 
Einkünfte  aus  .sechs  Hufen.  Doch  behält  es  sie  nur  bis  zum  Jahre  1274.  Da 
tauscht  es  sie  gegen  das  Dorf  Grobe  im  Lande  Malchin  (wohl  Grube  bei 
Teterow)  wieder  um.'^)  Dagegen  erhalt  gut  anderthalb  Jahre  vorher,  nämlich 
den  16.  April  1273,  das  Nonnenkloster  in  Röbel  zwei  Hufen  in  Zielow."*) 
Dazu  kommen  fünf  Jahre  nach  der  Uebersiedelung  dieses  Klosters  nach  Malchow, 
am  7.  Januar  1303,  zwei  Hufen  hinzu,  die  Ritter  Dietrich  Pape  bei  Gelegen- 
heit der  Aufnahme  seiner  Tochter  ins  Kloster  dem  Probst  und  den  Nonnen 
als  Geschenk  überwei.st.'*)  Als  dritten  Interessenten  an  Zielow  lernen  wir  am 
8.  Mai  1346  die  an  diesem  Tage  eingeweihte  Kirche  zu  Ludorf  kennen,  die 
eine  Hebung  von  zwei  Mark  Geldes  aus  Zielow  erhält.  Von  wem,  wird  nicht 
gesagt,  vielleicht  von  einem  Mitgliede  der  Familie  Marin,  die  uns  hier  wie 
anderswo  im  Lande  Röbel  schon  im  XIV.  Jahrhundert,  im  Hesondern  am 
23.  Juni  1358,  als  werlesche  Vasallen  mit  Besitz  und  Rechten  entgegentritt.^) 
Marin'sche  Antheile  giebt  es  noch  im  XVTI.  Jahrhundert  in  Zielow,  wo  wir  in 
dieser  Zeit   auch    die  mit   ihnen   verwandten  alten  Vasallen -]<\'miilien  der  Kerk- 

'j  f»!*»  ^    sancta  Katharina. 

^,  6  km   südöstlich   von   Kübel.     Sylowe  im  -XIII.,   .Silow   im  XIV.   und  Zielow   im   -Wli.  Jahr- 
hundert.    »Ort  des  Zila«,   von    zilü  =r  lebend?     Vfjl.   Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  166. 
•)  M.  U.-U.  469.    1347.     .M.   Kunst-  u.   Cesch.-Denkm.  IV,   S.  352,   Anmcikun},'  i. 
*)  M.  U.-H.    1283. 
»)  M.  V.h.  2845. 
•)  M.  V.U.  6649.  8493.  8869.     Vyl.  o.  S.  512/13. 


FILIAI.-KIRCHDÜKF   ZIKI.OW.  57- 

berg,  Rostke,  Knuth,  Lepel  und  Poguisch  finden.  \'on  ihnen  gewinnen  die 
von  Knuth  am  Ende  des  X\1I.  Jahrhunderts  den  X'orrang.  1649  war  die 
vor  dem  dreissigjährigen  Kriege  auf  zwüU"  Gehöfte  vertheilte  Hauernschaft 
auf  vier  Personen  zusammengeschmolzen,  1662  aber  sind  schon  wieder  fünf 
Bauern  da,  die  sich  im  Laufe  des  XVIII.  Jahrhunderts  bis  zur  Zahl  acht  ver- 
mehren. Aber  vielen  Streit  giebt  es  zwischen  ihnen  und  den  von  Knuth  auf 
Ludorf  wegen  angeblich  allzuharter  Bedrückung  mit  Hofdiensten  Da  cnt- 
schliesst  sich  im  Jahre  1821  der  damalige  Besitzer  von  Ludorf  und  Gnevc,  der 
Oberhauptmann  A.  E.  von  Knuth,  sein  »altväterliches  Lehn<,  wie  er  es  nennt, 
den  acht  Hauswirthen  in  Zielow  für  die  Summe  von  9100  Thalern  zu  ver- 
kaufen. Der  Grossherzog  giebt  die  Genehmigung,  und  .seitdem  sind  nun 
der  Schulze  und  die  sieben  Bauern  in  Zielow  »Eigenthümer  des  Gutes*  und 
bilden  als  solche  eine  »Lehnbauernschaft  im  Amte  Wredenhagen.') 
Ueber  die  kirchlichen  Verhaltnisse  s.  bei  Vipperow. 

Kirche.     Die  im  Jahre   1834    neu    erbaute  Kirche    ist   ein   kleines  unan-      Kirrhe. 
sehnliches    Fachwerkgebäude,    welches    in    seinem    Westende    ein    Dachreiter- 
thürmchen  trägt,  das  gleichfalls  in  Fachwerk  ausgeführt  ist. 

Als  Altaraufsatz  ein    roh    gemaltes  Oelgemälde,    das    den    gekreuzigten        Altar- 
Heiland   darstellt.      In   der  Ecke    rechts   die  Inschrift:   ZUM  CHRISTLICHEN  AN-       aufsatz. 
DENKEN    IST    VOM    HOCHADLICHEN    HAUS  LUDORFF    VON    DER   HOCHWOHL- 
GEBORNEN   FAMILIE    VON    KNUTHEN    DIESES    BILD    ÄÖ  1728  ALHIER    IN   DER 
ZIELOWSCHEN   KIRCHE  VOREHRET  WORDEN. 

Ferner    zwei     zinnerne     Wappenschilder     mit     dem     V(jn     Knuth  sehen     \Va|t|»en- 
Wappen  und  dem  Namen   H  •  A  •  E  •  VON  KNUTH.  schilder. 

Im  Thurm  zwei  Glocken.      Die  eine  hat  die  Inschrift:    tljo   +   'Jti'UniO     «Üocken. 

+  j^iigcu  +  Ijort  +  ijciic  +  fioHc  +  Un  +  :(.uop  +  aorcmcU  +  ijcip  ilio 
nniiD   b  •  inccccjrltii   Ücrftcu  rUsiH   giiii   UrritiMi   lorijc  araiiu'rt.'i      Knn 

Giesserzeichen.     Die  andere  Glocke  ist  ohne  Inschrift  und  Zeichen 


')  Vgl.  Böhlau,  M.  Landiecht  III,  S.  279,80. 

*)  Vgl.  M.  Jahrb.  XXVII,  S.  234.  Wann  diese  (Hocke  aus  Steffen.shagen  nach  Zielow  vcr 
setzt  ist,  haben  wir  nicht  ermitteln  können.  Das  Inventar  von  1811  enthält  sie  l»ercit».  Lisch 
will  >goss  michc  an  Stelle  von  gotemek  lesen,  eben.so  (Irotefend.  mit  Hinweis  auf  das  \»c»t- 
elbische  »mek<  für  »michc.  Aber  in  diesem  Falle  bleibt  das  nicht  ru  iHrseitigcnde  »her«  vor 
dem  Namen  Makoi><  eine  sehr  auffällige  Hezeichnung  für  den  Glockcngiesscr.  L'nd  anderer»cit» 
kann  der  Kirchherr  nicht  gut  mit  dem  ihm  zukommenden  Titel  »her«  an  einer  Stelle  fehlen,  wo 
drei  Kirchgeschworene  —  andere  können  es  nicht  wohl  sein  —  mit  Namen  genannt  werden.  I»t 
aber  »her  jacop«  der  Kirchherr,  dann  hat  es  keinen  Sinn,  gotemek  (I.tsch  liest  gothmek)  mit 
»goss  mich«  zu  übersetzen.  In  diesem  Falle  wäre  es  besser,  »gotemek«  als  Namen  zu  nehmen, 
der  mit  der  bekannteren  Form  Gotgemak  (oder  (Jotgemakede.  Gotghcmakede.  (iodghemakedc. 
(ihotghemakede  u.  >  w.)  identisch  sein  könnte.  Oder  aber  man  mUsjte  den  Kirchherm  «Ibtt 
zum  Glockengiesser  machen.  Ktwas  durchaus  .Sicheres  ist  somit  durchaus  nicht  lu  sagen.  .\uch 
nicht  darüber,  ob  es  da>  entferntere  mecklenburgische  .StefTenshagen  ist,  um  da»  e»  Mch  handelt. 
oder,  wie  man  gl.iuben  möchte,  das  näher  gelegene  märkische  .StefTenshagen.  oder  n.nrh  ein  änderet. 
z    15   das  bei  Greifswald  gelegene  pommersche  StefTenshagen. 

87 


578 


AMTSGEKICHTSHKZIRK    ROHEL. 


Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.       i.    2.    Zinnkelch    und    l'atenc,    ohne    Inschrift;    die 

werke.  Patene  hat  den  Meisterslcnii)el :  F.  L.  ■ —  3.  Zinnkelch  mit  dem  Namen  der 
TRINNA  WATOWES  ANNO  1652  DEN  4  •  SEPTEMBER.  —  4.  Kleine  mit 
zwei  Gritien  versehene  Zinnschaie  (friiher  Taufbecken)  mit  dem  Stifternamen 
J.  CHRISTIAN  MAHNCKE  1756.  Mit  dem  Stadtstempel  von  Waren  und  dem 
Meistcrstenipcl  I  D  B  1749.  —  5.  Messingtaufbecken,  neu.  —  6.  Viereckiges 
Zinngefäss  mit  dem  Stifternamen  HANS  JACOB  HACKELBUSCH  1679.  Es  hat 
früher  als  Weinbehälter  bei  Krankenkommunionen  gedient.  —  7 — 9.  Drei 
zinnerne  Altarlcuchter  von  verschiedener  Form,  jeder  mit  einer  Inschrift: 
JOHANN  ZURBIER  1688;  JOHANN  JOCHEN  BUCKMANN  1699;  JOHANN 
RÜSCK  1718.     Dazu  der  ganze  \"ers  5    des    II.  Kapitels    aus    der  Apokalypsis. 


* 


Alter 


Am  Hintergebäude   des  Lehrerhauses    ein    alter  Granitstein,    der    einst 


Granitstein,  als  Quetschmiihle  diente. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Rechlin.'j 


(jeschichte 
des 

I  )orfes. 


lii^ls  ein  Bauerndorf,  in  welchem  Beteke  von  Kerkberg  (Kerberg)  drei  Hufen 
besitzt,  die  er  am  24.  August  1 374  an  den  Knappen  Jakob  Zartwitz 
verkauft,  tritt  uns  Rechlin  in  der  zweiten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  ur- 
kundlich entgegen.-)  Die  von  Kerkberg,  deren  Hauptgut  später  das  Dorf 
Krümmel  ist,  halten  sich  mit  Besitz  und  Rechten  in  Rechlin  bis  zum  Aus- 
sterben ihres  Mannesstammes  im  Anfange  des  XVIII  Jahrhunderts.  Mit  ihnen 
haben  aber  auch  die  in  Retzow,  Leppin,  Roggentin  und  Klopzow  angesessenen 
von  Retzow  erhebliche  Antheile  am  Dorfe  bis  ins  XVII.  Jahrhundert  hinein. 
Ihnen  gehört  z.  B.  das  Kirchlehn.  Der  Besitz  beider  Familien  geht  nun  im 
Anfange  des  XVIII.  Jahrhunderts  auf  die  von  Barnewitz  und  17 10  auf  den 
Oberst  Kaspar  Christoph  von  Langermann  über,  aber  1729  für  die  Summe  von 
28000  Thalern  wieder  an  I'Viedrich  von  Barnewitz  zurück.  Als  darauf  mit  dem 
Tode  des  zweijährigen  Karl  Friedr.  August  von  Barnewitz  im  Jahre  1741  der 
Manncsstamm  der  Barnewitz  in  Mecklenburg  erlischt,^)  da  tritt  eine  vormund- 
schaftliche Verwaltung  dieser  Güter  ein.  Doch  kommen  sie  schon  1754  an 
die  von  Lowtzow  und  von  diesen  1787  an  die  von  Hammerstein,  welche  sie 
heute  noch  haben. 

1541    be.sitzt   Matthaeus   von    Retzow    zu    Leppin    das    Kirchenpatronat. 
Kirchherr  aber  ist  Johannes  Kutze,    der    auch    die    iMlialen    zu  Roggentin    und 


')  In  der  Luftlinie  und  übers  Wasser  9  km  südöstlich  von  Köhel  entfernt;  auf  dem  Land- 
wege über  Vipperow  aber  15  km  entfernt.  Die  alte  Lorm  des  Namens  im  XIV.  Jahrhundert 
Keddechlyn  deutet  Kühnel,  mit  Hinweis  auf  den  altslavischen  Stamm  radü  =  flink,  bereit,  froh, 
als   »Ort  des  Kadechla« :   M.  Jahrl).  XI.VI,  S.  116. 

»)  M.  U.M.   10616. 

*y  (Jamm'sches   Verzeichniss   Ijei   Lisch,    .M.  Jihrl).  .\I,   .S.  423. 


GUT    UND    KIKCHDOKF    KECHLIN.  579 

Klopzow  versorgt.  Nach  ihm  klaftt  eine  mehr  als  hundertjährige  Lücke  in 
den  kirchlichen  Nachrichten.  Um  1662  ist  .Simon  Riaeus  Pastor  zu  Rechhn. 
Er  hat  auch  die  Kura  in  den  Kirchen  zu  Roggentin,  Retzow  und  Leppin.  und 
seine  Patrone  sind:  für  Roggentin  und  Rechlin  Joachim  Ernst  von  Retzow  zu 
Retzow,  Kaspar  von  Gadow  zu  Lei^pin  und  Hans  Kaspar  von  Reckentin  zu 
Leppin;  für  Retzow  aber  der  genannte  Joachim  Ernst  von  Retzow  und 
Christoph  von  Barnewitz;  sowie  endhch  für  Leppin  die  Jungfrau  Anna  von  Kerk- 
berg.  Aber  die  Kapelle  zu  Leppin  steht  nicht  mehr,  sie  ist  eingestürzt. 
1676  brennt  auch  die  Kirche  in  Rechlin  ab,  1689  aber  ist  sie  wieder  her- 
gerichtet. Von  1685  bis  1723  ist  Joachim  Röring  Pastor.  Dann  folgt  eine 
lange  Vakanz  bis  173 1.  Da  heisst  es,  alle  drei  Kirchen  (Rechlin.  Roggentin. 
Retzow)  seien  baufällig.  Die  nachfolgenden  Pa.storen  sind:  von  1731  — 1748 
Andreas  Christian  Behrens,  von  1751  — 1783  Joh.  Ad.  Heyden.  und  von  17S5 
bis    1808  Friedr.  Samuel  Latzke.     \^gl.   Walter  a.  a.  O. 

Nachdem  im  Jahre  1787  die  Kirchen  in  Rechlin  und  in  Retzow  bau- 
fällig geworden,  kommt  es  1791  zu  einem  Vertrage,  nach  welchem  beide  ab- 
gebrochen werden  sollen.  Als  Kirche  für  die  ganze  Parochie  .soll  entweder 
Roggentin  dienen,  oder  es  soll  anderswo  eine  ganz  neue  Kirche  gebaut 
werden.  In  der  That  werden  die  Kirchen  zu  Rechlm  und  Retzow  abge- 
brochen, und  die  in  Roggentin  dient  darauf  als  einzige  Kirche.  Da  kommt 
es  1802  zu  einem  neuen  \"ertrage:  in  Rechlin  soll  eine  neue  Kirche  gebaut 
werden.  Aber  die  Kriegszeiten  sind  der  Ausführung  im  Wege.  Erst  im 
Jahre  18 16  beginnt  der  Neubau,  und  dieser  Neubau  dauert  volle  sechzclui 
Jahre.  Endlich  i.st  man  1832  so  weit,  dass  der  Bau  geweiht  werden  kann. 
Und  nun  kommt  die  Reihe  des  Abbrechens  an  die  Kirche  in  Roggentin.  Die 
Wedem  aber  ist  diese  ganze  Zeit  über  an  ihrer  alten  Stelle  in  Rechlin  ver- 
blieben, auf  der  sie  heute  noch  steht.') 

Kirche.      Die    Kirche    stannnt,    wie   oben    sch«)n    bemerkt    worden,    aus      Kirche, 
dem  Jahre    1816  und    athmet    daher  den    nüchternen    kla.ssicierenden  Stil  jener 
Zeit.      Das  Langhaus   hat  ein  Satteldach,  das  nach  O.sten    hin    abgewählt  i.st. 
Im   Westen  ein    schmälerer  Thurm  mit  niedrigem    vierseitigen   P\  ramidenhelm. 
Im  Innern  eine  flache  Decke. 

Kanzel    und   Altar    sind    zu    einem    Körper    verbunden.     Am  Altar   die   Kanzel  und 
Flügel  2)    eines    spätgothischen    rript>chons   (Gruss    des    Engels,    Heimsuchung.        •^•'a»". 
Anbetung    des   Kindes    durch  Joseph  und  Maria,    Anbetung    der   heiligen    drei 
Könige,    ausserdem    noch    vier  lünzelheilige).     Am   Untersatz   die  Wappen  des 
auf  der   ovalen  Oblatendo.se   der  Kirche  (s.  u.)  genannten   LANGERMANN  ^hrn 
Ehepaares. 

An   der  Empore   auf  der   Südseite  das    HAMMERSTEIN  m  In-    \\ai.iKi.  Ki. ...... 

')  Aus    den    .\kten    der    oherkirchenräthliclien    KcKistralur.      Die    AnRal^n    111    den    S(aal% 
kalendein  dieser  Jahre  stimmen   nicht  damit  Ubcrciii.  r.ie   sind   irrig. 

0  Angel.hch  aus  einer  der  beiden  al.Kel'r"chciicn    Kirclicn  tu   Kctn.w   und   K.^u«-ntiM. 

87» 


'I  i . 


58o 


AMTSGERICIITSISEZIRK    RÖHEl,. 


Ä 


Krucifixus.  An    der    Orgelempore    hangt    ein    sehr    kleiner    Krucifixus,    welcher    zu 

einem   früheren  Altaraufsatz  gehört  haben  mag.     Am  Fussc  des  Kreuzes  Maria, 
Johannes  und  Magdalena.     Unten  am  Kreuz  ein  'l'otenkopf. 

Glocken.  Im  Thurm    drei    Glocken.     Die    grösste  (Dm.  0,93  m),    hat    eine   sie    in 

zwei  Reihen  umziehende  Inschrift.     Zuerst,  und  zwar  theihveise  in  Spiegelschrift 
und  auf  den  Kopf  gestellt,  zwei  unverständliche  Worte  in  gothischen  Majuskeln: 

H6LM  q.  sn3DiaBaBa 

Dazu  nebenstehendes  Glockenzeichen.     Zweite  Reihe:    ?lliC   .Jl^ariil 
giMcig  ^ilciia  biis  tccVrni  ÜLMicbiita  tU  in  niliIii:riüliG  et  üiMtcbcli'j 

fl'G  Uuiö  tbi-')  Am  oberen  Rande  abwechselnd  vier  grössere  und 
vier  kleinere  Rundbildchen.  Die  kleineren  enthalten  die  symbolischen 
Attribute  der  Evangelisten,  die  grösseren  stellen,  wie  es  scheint,  Scenen  aus 
der  Marien -Legende  dar.  Die  zweite  Glocke  (Dm.  0,64  m)  ist  ohne  Inschrift 
und  Zeichen,  die  dritte  (Dm.  0,44  m)  hat  als  Inschrift  in  gothischen  Minuskeln: 

O  +  iTj;  +  gloric  +  ypc  >i<  biMii  iiini  patc 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,      i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  rundem  Fuss,    mit 

werke.  der  Inschrift:  DIESER  KELCH  IST  IN  DER  KIRCHEN  ZU  RETZOW  VOREHRET 
1655.  Da/.u  ein  eingraviertes,  in  einem  einzigen  gespaltenen  Schilde  vereinigtes 
BARNEWITZ— PENTZ'sches  PZhewappen.-)  Patene  silbervergoldet.  —  3.  Silberne 
Abendmahlskanne,  neu,  gestiftet  1882  von  HELENE  V.  HAMMERSTEIN.  — 
4.  Ovale  silberne  Oblatendo.se  mit  der  Inschrift:  FRAU  ELISABETH  CATRINA 
GEBOHRENE  BARONESSE  VON  ERLENCAMSEN  DES  HERRN  OBRISTEN 
VON  LANGERMANN  EHELIEBSTE  SCHENKT  DIESE  SCHACHTEL  ZUR  EHRE 
GOTTES  DER  ROGGENTINSCHEN  KIRCHEN  •  ANNO  1707.  Auf  der  Unter- 
seite der  Stempel  (CS).  —  5.  6.  Zwei  silberne  Altarleuchter,  beide  mit  der 
Inschrift:     M.  V.  H.(ammerstein),  GEB.  V.  A.(renstorff),   D.  13.  MAI  1864. 


(leschichtc 

des 

Dorfes. 


Das  Kirchdorf  Laerz.) 

eit    dem    23.   November  1237,    also    schon    weit    ins    siebente   Jahrhundert 
hinein,    gehört    das    im    Lande    Turne    gelegene    Bauerndorf   Laerz    mit 
vierzig  Hufen  als  Schenkung  des  Fürsten  Nikolaus  I.  von  W'eric  und  als  Kern 


')  ^cneMctue  fvuctue  rentriö  tiii. 

*)  Chri.stoph  von  IJarncwitz  auf  Gross -Zielen  und  Retzow,  war  in  erster  Ehe  mit  ll.sahe 
Sophie,  einer  'lochtei  des  Adam  von  I'entz  auf  Wailitz  und  in  zweiter  Ehe  (seit  1669)  mit  Anna 
von   Le]>el,   einer  Tfjchter  des   Klaus   Ernst  von   Lepel  auf  Einken   vermälilt. 

^)  Ueber  Vippeiow  14  km  südüstlich  von  Röbel.  Die  alten  Formen  des  N.nmens  wie  I.ositz, 
Lusiz,  I.oziz,  Lozit,  Losetz,  Loscitz,  Lozitce  im  .XlII.  Jalnhiindert  und  endlich  Loretze,  l.ortze  im 
XIV.  Jahrhundert  verbindet  KUhnel  mit  dem  altslavischen  Wort  losi  =  Elenthier  und  übersetzt 
d-iher  Laerz  als   »Elenlhierort« :    .M.  Jahrb.  XLVI,  .S.  81. 


KIRCHDORF    LAERZ. 


5.SI 


der  oft  genannten  Sandprobstei  zum  Kloster  Dobbertin.')  Gewisse  Ansprüche 
freilich,  welche  in  dieser  frühen  Zeit  das  Kloster  Krevese  in  der  Altmark 
daran  zu  haben  glaubt,  werden  in  Folge  Schiedsspruches  im  Jahre  1249  nV^t 
Geld  abgefunden.-)  Einen  Theil  der  Laerzer  Hauern  lernen  wir  gelegentlich 
eines  Streites  zwischen  Junkern  und  Bauern  im  Jahre  1385  mit  theils  wen- 
dischen, theils  deutschen  Xamen  kennen:  es  sind  Wotenow,  Hukghclmast, 
Bomgarden,  Rump  und  Arnsberg.-')  Und  wie  Laerz,  so  gehören  auch  die 
etwas  sijdlicher  gelegenen  Dörfer  Schwarz  und  Diemitz  mit  ihren  Zehnten,  die 
der  Bischof  von  Havelberg  dem  Konvent  überweist,  zum  Kloster  Dobbertin. 
jenes  mit  dreissig  Hufen  gleichfalls  schon  seit  1237  und  dieses  durch  Kauf 
vom  Ritter  Wolter  von  Malchow  seit  dem  Jahre  12S2.  Auch  schenkt  Mark- 
graf Albrecht  von  Brandenburg,  zum  Zeichen  der  angenommenen  (^bcrlehns- 
herrlichkeit  über  die  werleschen  Lande,  dem  Klo.ster  in  diesem  Jahre  das 
Patronat  der  Kirche  zu  Schwarz.^)  Die  markgriiflichen  Privilegien  des  Klosters 
Dobbertin  erneuert  dann  einundvierzig  Jahre  spater,  als  sich  die  politischen 
Verhältnisse  wieder  vortheilhafter  für  Mecklenburg  gestaltet  haben,  Fürst 
Heinrich  der  Löwe  am  2.  März  1323  von  Sternberg  aus.^)  Dass  die  dem 
Kloster  gehörenden  dreissig  Hufen  in  Schwarz  im  Uebrigen  nicht  den  ganzen 
Bestand  des  Dorfes  ausmachen,  ersieht  man  daraus,  dass  vierundzwanzig 
Hufen  daselbst  im  Jahre  1358  aus  dem  Besitz  der  Komthurei  Mirow  als  Pfand 
an  die  von  Marin  übergehen.'"') 

Weitere  kirchliche  Nachrichten  als  die  vorstehenden  giebt  es  nicht  aus 
dem  Mittelalter.  1524  wird  Thomas  Zander  Kirchherr  von  Laerz  und  dessen 
Filialen  in  Schwarz  und  Diemitz.  F!r  ist  auch  1557  noch  da,  als  in  den 
ersten  Tagen  des  Oktobers,  mit  vielem  Widerstreben  von  Seiten  des  Klostcr- 
konvents,  eine  evangelische  \'isitation  stattfindet.')  Wie  lange  er  diese  Visi- 
tation, in  der  er  anscheinend  glimpflich  genug  wegkommt,  noch  überdauert, 
erfahren  wir  nicht.  Aber  1569  wird  Israel  Rhodius  sein  Nachfolger,  der  auch 
1584,  und  vielleicht  noch  ins  XVII.  Jahrhundert  hinein,  im  Amte  ist.  Nach 
ihm  hören  wir  bis  1639  nichts  mehr.  Da  aber  wird  Nikolaus  Rcppcntin 
berufen,  welcher  bei  der  Visitation  von  1649  .sechsundvierzig  Jahre  zahlt. 
1649  giebt  es  in  Laerz  von  vormals  sechsundzuanzig  Bauern  und  sechs  Kos.satcn 
nur  noch  vierzehn  Bauern,  in  Schwarz  von  zweiunddreissig  Bauern  noch  zwölf 
und  in  Diemitz  von  zehn  Bauern  noch  sieben.  Man  sieht,  dass  diese  D«irfcr. 
die  hinten  im  schwer  passierbaren,  von  Seen  und  Waldern  durchzogenen 
Lande  Turne  gelegen  sind,  trotz  dieser  starken  Verminderung  ihrer  Bevölkerung 
immer  noch    besser    davon    gekommen    sind    als    die    meisten    anderen    in    der 


»)  M.  U.-B.  469.  790.  9S.V  "347    «•>6.;   6390. 

«)  M.  U.-H.  634. 

'j  M.  U.-B.  II  684. 

*)  M.  U.-H.  469.   790.    ifiio.    1963.     V).;!.  da/ii    1513. 

")  M.  U.-B.  44  «8. 

«)  M.  U.-B.  8493. 

')  Lisch,   M.  Jahrb.  NXII.   S.  I17. 


582 


AMTSGERICinSHKZIRK    KOHEL 


Nachbarschaft.  Die  Kirche  in  Laerz  war  1626  neu  gebaut  worden,  aber 
ihren  Thurni  hatte  der  Wind  umgeweht,  dagegen  waren  die  Kapellen  in 
Schwarz  und  Diemitz  um  1649/50  in  ziemlich  gutem  Zustande.  Nachdem 
Pastor  Reppentin  im  Jahre  1671  wegen  schwerer  Vergehungen  seines  Amtes 
entsetzt  worden,  wird  1673  Christoj^h  Permin  berufen.  Ihm  folgt  17 10 
Christoph  Lohmann,  und  diesem  1747  Joh.  Heinrich  Heerder,  welcher  den 
23.  Januar  1798  im  Alter  von  88  Jahren  aus  dem  Amt  und  dem  Leben  scheidet. 
Ueber  seinen  1799  berufenen  Nachfolger  Friedr.  Ludwig  Eichmann  (f  1835) 
und  die  übrigen  Geistlichen  des  XIX.  Jahrhunderts  s.   Walter  a.  a.  O. 

Bis  zum  Jahre  1867  sind  die 
Kirchen  zu  Schwarz  und  Diemitz 
Filialen  \on  Laerz  gewesen.  Seitdem 
aber  ist  ein  eignes  Pastorat  in  Schwarz 
errichtet  und  Diemitz  diesem  als 
Filialkirchdorf  zugelegt  worden  S. 
Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Kirche.      Die    im    Jahre     1724 

neu  erbaute  Kirche  ist  ein  Fach- 
werkbau in  Form  eines  länglichen 
V^ierecks  mit  flacher  Decke  im  Innern. 
Im  Westen  ein  kleiner  Thurm,  der 
ebenfalls  ein  Fachwerkbau   ist. 

.\ltar  und  Altar    und     Kanzel,     Schnitz 

Kanzel.  werke  des  Barockstils,  sind  zu  einem 
Körper  vereinigt.  Oben  eine  strahlcn- 
werfende  Sonne  in  blauem  h\'lde 
Auf  jeder  Seite  der  Sonne  eine  aus 
Holz  geschnitzte  Fvangelistcnfigur. 
F!s  sind  Matthaeus  und  Lukas.  Die 
beiden  andern  Fvangelisten,  Markus 
und  Johannes,  stehen  vuitcn  zu  jeder 
Seite  der  Kanzel.  Auf  dei'  Rucl^wand 
GESCHENKET     VON     JOHANN      PERMIN 


Kelch   ii 


K'J- 


die  Inschrift:  DIESES  ALTAR  IST 
GEMAHLT  VON  G  •  FRIEDR  . 
HERTZOG  ANNO  1739.  Weiter  noch  die  Namen  des  Herzogs  CARL  LEOPOLD 
als  Fpiscopus,  des  Klosterhauptmanns  JOACHIM  VON  BASSEWITZ,  lubherrn 
auf  Lütten -Walm.storf  und  Wendorf,  des  Sandprobstes  JOACHIM  JAKOBSEN, 
des  Küchenmeisters  GOTTL.  KRULL  und  der  Kirchenvorsteher  MICH.  SCHO- 
MAKER  und  ANDR.  DEMOHN.  Vor  dem  Altar  mehrere  Ilolzrahmen  als  Ein- 
fassung von  Grabstiitten  mit  Inschriften,  von  denen  die  des  Pastors  JOHANN 
HEINRICH  HEERDER  fgeb.  1710,  gest.  1 798)  und  seiner  Gattin,  .sowie  die  der 
Pastorin  MARIE  CHARLOTTE  CAROLINE  EICHMANN  (geb.  1775,  gest.  1821) 
erwähnt  sein  mögen. 


KIRCHDORF   LAERZ. 


5«3 


In  der  Kirche  ein  hölzerner  Tauf  behälter  mit  einem  eingesetzten  Tauf- 
becken das  von  einem  helmartigen  Aufsatz  bedeckt  wird.  Daran  der  Name 
des  Stifters  J.  LOHMANN  P.  L.  (s.  o  ). 

In  der  Kirche  zwei  Kronleuchter, 
der  eine  besteht  aus  aufgereihten  Glas- 
prismen, der  andere,  dessen  oberer 
Theil  einen  Doppeladler  darstellt,  ist 
von  Holz. 

Rechts  vom  Altar  hängt  an  tler 
Ostwand  das  lebensgrosse  Oelbild  des 
Pastors  JOHANN  LOHMANN  in  Amts- 
tracht (s.  o.). 

Im  Thurm  zwei  Glocken.  Die 
grössere  (Dm.  0,85  m)  hat  die  Inschrift: 
DIR  JESU  ZU  EHREN  ICH  ZEICHEN 
MUS  GEBEN  ICH  RUFE  ZUR  KIRCHEN 
ZUM  BETEN  ZUR  BUSS  ICH  DIENE 
DEN  MENSCHEN  IM  STERBEN  UND 
LEBEN  WER  SEELIG  WILL  WERDEN 
EINSTELLEN  SICH  MUSS  •  Weiter: 
SOLI  DEO  GLORIA  •  JOCH  •  VON  BAS- 
SEWITZ  KLOSTER-HAUPTMANN  •  F. 
MUNDHEIM  SAND -PROBST  •  JOH  . 
LOHMANN  PASTOR  •  H  •  ZILLMANN 
DER  SCHULTZ  •  J  •  RECHLIN  UND  C. 
DOHMS  VORSTEHER  •  C  •  S  •  ME- 
BERT  GOSS  MICH  ANNO  1724.  Die 
kleinere  (jlocke  (Dm.  0,67  m)  hat  die 
L,^Ieiche  Inschrift  wie  die  grössere,  nur 
Icliicn   hier  die   \'erse. 


Tauf 
behälter. 


Kron- 
leuchter. 


Oelhild. 


(i locken. 


I.eiicliler. 


Klrinkunstwerke.        i.    2      Silber-  Kleinkunst- 
vergoldclcr     spatgothischer     Kelch,     auf      werke. 
sechspassigem    Fuss,     mit    stark    entwickeltem    Faltenknauf,     welcher    statt    der 
sonst  üblichen  Rotuli  sechs  plastische  gothi.sche  Sternblumen  enthielt.    Oberhalb 
und  unterhalb  des  Knaufes  je  ein  durchbrochen  gearfieiteter  Annulus.     Uebcr 
dem  oberen  .Annulus  eine  plastische  gothische  Hlattverzierung,   in    welcher  die 
Cupa    sitzt.     Unterhalb   des    unteren  Annulus    eine    um    des   Fu.sscs   willen    ins 
Sechseck   übergehende  gleichartige  gothische  lilattverzierung.     Auf  einem   der 
Felder  des  F'usses  ein  aufgenietetes  Rundbild,  das  mit  schwarzem  Ivmail  gefüllt 
ist,    aus   welchem   das  Jesus -Monogramm    in  gothischen   Minuskeln  hervorsiehl 
Zum    Kelche    eine    alte    Patene.      Heide   ohne   Stempel.     —    3 — 6.   Zwei    gute 
zinnerne  Kelche  mit  Patenen,  beide  ohne  Stempel.   ---   7    (letriebeiie  achtsciligc 
Messingschüssel,     auf    der    Rückseite    die    Inschrift:      GESTIFTET    1672    VON 


584  AMTSGERICIITSBEZIRK   RÖBEI,. 

MARC  R  ETA  DOROTHEA  und  ADAM  BEI  ER.  —  8.  Kleine  zinnerne  Taufschale 
mit  dem  Namen  M.  E.  PERMIN.  Als  Zinnstempel  ein  Adler  und  als  Meister- 
stempel die  Initialen  E.  K.  (17)40.  —  9.  lo.  Zwei  grosse  silberne  Altarleuchter, 
60  cm  hoch,  mit  der  Inschrift:  ZUM  GEDECHTNIS  GESCHENKT  DER  KIRCHE 
ZU  LAERTZ  ÄÖ  1723  VON  JOHANN  PERMIN.  Von  dem  Rostocker  Goldschmied 
Daniel  Halbeck.')  —  ii.  12.  Zwei  zinnerne  Altarleuchter  mit  den  Namen 
JOCHIM  ZILMER  •  M  •  WESKEN  •  M  •  SCHUMACHER  •  M  .  C  •  ZILMERS  (auf 
dem  einen),  und  mit  dem  Datum  LÄRTZ  DEN  12  •  AUGUST  1739  (auf  dem 
andern). 

*  *  * 

Denkmal.  \'or  der  Brücke,  welche  über  den  die  Grenze  zwischen  Laertz  und  Vietzen 

bildenden  Scheidegraben  führt,  steht  ein  Denkmal,    ein  einfacher  Granitpfeiler 

mit  der  Bezeichnung: 

J.  K.    t  1863. 

Hier    ward    ein  Bauer  J.  Koeppen    von    seinem  Knecht    erschlagen,    die 
Gemeinde  hat  ihm  den  Denkstein  sfesetzt. 


Das  Kirchdorf  Schwarz.') 

Ueber  alles  Geschichtliche  s.  bei  Laerz. 

Kirche.  Kirche.     Die  im  Jahre   1767  in  Form  eines  länglichen  Vierecks  erbaute 

l^acksteinkirche  ist  ein  solide  ausgeführter  Bau  im  Geschmack  des  damals  be- 
ginnenden klassicierenden  Stils.  Am  Aeussern  beachte  man  die  dorisch -tos- 
kanische  Pfeiler-  und  Gesimsordnung.  Im  Innern  eine  flache  Decke  und  Er- 
leuchtung des  ganzen  Raumes  durch  grosse  Lichtöffnungen  mit  Stichbogen- 
schluss.     In  der  Wetterfahne  der  Thurmspitze  die  Jahreszahl    1767. 

.■\ltar-  Der    Altaraufsatz    ist    in     massvoll     gehaltenem    Rokokostil    ausgeführt 

aufsatz,      und    enthält    in    seiner  Mitte    die  Kanzel.     An    der  Hinterseite    des  Altars  die 
Kanzel.       Inschriften:     JOHANN     JAKOB     RIBE     KÜSTER       CHRISTIAN     NITZEL    SCHUL- 
MEISTER  1769   .   HANNS   SEELIG    LEHN-SCHULTZ   •   HANS   STEHLMANN   ALS 
KIRCHEN-VORSTEHER    1769.^ 

')  Die  besten  Arbeiten,  die  bisher  von   ihm  iijesehen  .sind. 

')  Ueber  Vipperow  und  I.aerz  23  km  sUdsiidöstlich  von  Köbel.  Die  alten  l'ormcn  des 
Namens  wie  Zwcrtitz,  Swertz,  Suirtitz,  Sueititce,  .Sweitze,  Zwerze  im  XIII.  Jahrhundert  und 
Swcrtze  im  XIV.  Jahrhundert  verbindet  KUhnel  mit  dem  altslavischen  Stamm  svricT  =  ("irill  und 
übersetzt  daher  Schwarz  mit   »Orillenort»,  oder   »Ort  des  Sverc:    M.  Jahrl).  XLVI,  S.  131. 

*;  Auch  der  heulitje  I.ehiischulze  ist  ein  Seelig.  Wie  sich  hier  und  ebenso  in  Laerz  und 
Diemitz  die  Lehn  Verhältnisse  bei  einzelnen  (Gehöften  (von  I.ehnbauern,  I.ehnkossaten,  Lehnbddnern 
und  I/chnhäuslern)  gebildet  haben,   lässt  sich  iieutc  nicht  niclir  urkundlich  nacluveisen.     Die  Annahme 


KIRCHDORF   SCinVAKZ     -     MI.IAI.- KIKCIIDükl.    DIEMITZ. 


505 


Am  Klosterstuhl  die  Xanu-n  der  ,n,  Jahre  i;r.<^  anUicrendcn  beiden  C.c^tühl 
Klosterprovisoren  BERTHOLD  FRIEDRICH  VON  BERNSTORFF,  HANS  FRIED- 
RICH  CHRISTIAN  VON  KRACKEWITZ  und  des  Klosterhauptmanns  AUGUST 
FRIEDRICH  VON  STRAHLENDORFF  Im  Stuhl  selbst  der  Xame  des  Küchen- 
meisters ENGEL  PASCHEN  FRIESE.  Im  Predit^erstuhl  der  Name  des  Pastors 
JOHANN   HENRICH   HEERDER   (s.  b    I.aerz). 

In  der  Kirche  ein  hölzerner  Taufbehälter  mit  helmartigem  Deckel  und        Tauf- 
emgesetztem  Taufbecken.  l»ehalter. 

ImThurm  zwei  Glocken.     Die  grössere  (Dm.    1,00  m)  ist  im  Jahre  1S2;     C.lorkcn 
von    Hackenschmidt    in    Berlin    gegos.sen.')  Die    zweite,    altere,    mit    einem 

Durchmesser  von  0,75  m,  ist  ohne  Inschrift. 

Die  Vasa  sacra   sind   sämmtiich    neu.      Die  beiden  Altarleuchter  zeigen   Vasa  sarra. 
Nachahmungen  altromanischer  Formen,  in  neuer  Metalllegierung. 


Das  Filial- Kirchdorf  Diemitz.') 

Ueber  alles  Geschichtliche  s.   bei  Laerz. 

Kirche.     Die  im  Jahre  1765   in  Form  eines  länglichen  V^ierecks  erbaute      Kirche. 
Hacksteinkirche   hat   denselben  klassicierenden   Stil    wie   die   zu  Schwarz,   auch 
ist    die   Ausführung    ebenso    tüchtig  und  gut,    aber    nicht    von    derselben  Aus- 
prägung des  Stils,  es  fehlen  z.  H.  die  dorisch -toskanischen  I'ila.ster.     Dagegen 
ist  die  innere  Einrichtung  der  in  Schwarz  ausserordentlich  ahnlich. 

Altar    und  Kanzel,    beide    im  Rokokostil,    sind    zu    einem  Körper    vcr-    .Mtar  und 
einigt.      Zu    beiden    Seiten    der    Kanzel,    oben    und    unten,    je    zwei    hölzerne      Kanzel. 
Evangelistenfiguren. 

Hinter  dem   Altar  als   Reste  aus  der   älteren  Kirche   eine   aus  Holz   gc-      S«  linitz- 
schnitzte  Kreuzigungs- Gruppe  von  minderwerthiger  Arbeil.     Ebenda  auch  eine       werke. 
Pietas-Gruppe. 


von  Kamptz  (Beitr.  z.  Meckl.  Staats  und  Trivatrccht  11,  .S.  3  ff.),  d.v.s  die  Schulzen -Ixhne  au*  den 
Zeiten  der  märkischen  Landeshoheit  herst.nmmen,  mag  vielfach  zutreffen,  aber  nicht  in  jedem  Falle. 
Man  denke  nur  an  die  aus  Urkunden  bekannt  K<-'^*'"'*'cne  Verleihung  eines  erblichen  .Schulten- 
I.ehns  durch  Kürst  IJernhard  und  P'llrstin  Elisabeth  von  Werle  im  Jahre  1379  an  Arnd  Itoscke  in 
Melz  und  an  die  ähnliche  Verleihung  oder  richtiger  Hestätigung  eines  ererbten  l.ehni>chuhenamlc% 
durch  Herzog  Karl  ini  Jahre  1586  an  Kaspar  Holm  und  dessen  .Sohn  Jochim  Holm  in  Kamb%. 
S.  o.  S.  542  und  562. 

')  Ihre    Vorgängerin   war  ohne   Inschrift. 

*)  29  km  südöstlich  von  K«ibel.  Himit/  =  .Nachkommen  de»  Dima«:  Kuhnel,  M.  Jahr 
bucli  XI.VI,   S.  40. 


586 


AMTSGERICHTSBEZIRK    ROREI, 


Tauf- 
behälter. 


Leuchter. 
Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


Hölzerner  Tauf  behälter  mit  eingesetztem  Hecken  und  mit  einem  helm- 
artigen Aufsatz.  Inschrift:  DIES  IST  EIN  GESCHENK  DES  HANSZ  CHRI- 
STOFFEL LANGE  1805. 

Hölzerner  Kronleuchter,  ohne  Bedeutung. 

Im  Thurm  zwei  Glocken.  Die  grössere  ist  neu,  von  Oberg- Wismar 
gegossen.*)  Die  kleinere  (Dm.  0,48  m)  hat  die  Inschrift:  SOLI  DEO  GLORIA. 
J  .  V  .  SCHULTZ  ME  FECIT  ROSTOCHII  •  Dazu  das  Datum  1765  und  die 
Namen  des  Klo.sterhauptmanns  DIETRICH  VON  DER  OSTEN,  Erbherrn  auf  Kar- 
storf und  Hohcn-Demzin,  der  beiden  Kloster- Provisoren  FRIEDR  •  LUDWIG 
VON  VIEREGGE,  Herrn  auf  Subzin  und  Kronskamp,  und  AUGUST  VON 
STRALENDORFF,  Herrn  auf  Gamehl  und  Pätow,  sowie  des  Pastors  JOH. 
HEINR  .  HEERDER  und  des  Küchenmeisters  ENGELKE  PASCHEN  FRIESE. 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  mit  Patene  aus  der 
ersten  Hälfte  des  XVIII.  Jahrhunderts,  von  dem  Rostocker  Goldschmied 
Hans  Steffen  Bornemann.  —  3.  Zinnerner  Kelch  (ausser  Gebrauch),  ohne  Werk- 
zeichen, aber  mit  dem  Namen  J  •  STERK  1769.  -—  4.  5.  Zwei  kleine  zinnerne 
Taufschalen,  eine  mit  der  Inschrift:  JOCHIM  FRIEDRICH  KNÜTTEL  1814,  die 
andere  1766  gestiftet  von  M.  S.  P.  Die  Stempel  sind  verquetscht.  —  6.  Sechs- 
seitige zinnerne  Flasche  mit  aufgeschrobenem  Deckel -Verschluss,  als  Rehälter 
für  den  Wein  bei  Kranken-Kommunionen,^)  mit  dem  Namen:  HINRICH 
LANG  1721.  —  7.  8.  Zwei  zinnerne  Altarleuchter,  der  eine  von  JOCHIM 
TEDRAN  und  SUSANNA  FINKEN  1665,  der  andere  gestiftet  von  ASMUS  LANGE 
und  MARGARETA  TITENS  1665.  Heide  von  einem  Rostocker  Zinngiesser,  aber 
der  Meisterstetnpel  ist  undeutlich. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Ahrensberg. 


CJeschichte 

des 

Dorfes. 


chloss  Ahrensberg  ist  in  alten  Zeiten  eine  wichtige  Feste.  Fs  bildet  mit 
diesem  Namen  und  dem  dazu  gehörenden  Landgebiet  ein  eigenes 
Ländchen,  .  territorium'<,  zu  welchem  damals  anscheinend  auch  das  Dorf  Strelitz 
gehört,  und  ist  Figenthum  des  Histhums  Havclberg.')  Von  diesem  tragen  es 
die  Grafen  von  Lindow  zu  Lehn,  welche  die  l^urg  gründen.  Im  Jahre  1305 
aber  haben  die  Markgrafen  von  Brandenburg  das  Ländchen  mit  Gewalt  ein- 
genommen und  besitzen  es  nun  mit  mehreren  anderen  Schlössern  im  südlichen 
Theile  des  Stargarder  Landes.     Zwölf  Jahre  später,  im  Templiner  Frieden  von 


')  Ihre   Vorgänfjerin   halte  dieselbe   Inschrift,   welche   noch    heule   die   kleine   (Jlocke  hat. 
»)  S.  Zielow. 

•)  5  km  südöstlich    von   Wesenherg  im   (irossherzof^'thuni   .Mecklenburg- Strelitz.     36  km  süd- 
östlich von   köhel  (über  Vipperow,  I.aerz  und  Mirow). 

*)  M.  r.-H.  2980.   2983.   8049.      'isch,   (Je.schl.  Hahn  II,   S.  249  ff. 


GUT    VSD    KIRCHDORF   AHRENSBERG.  587 

13 17,  welcher  den  zwischen  Mecklenburg  und  Brandenburg  um  das  I^ind 
Stargard  geführten  Krieg  beendet,  wird  bestimmt,  dass  die  Schlosser  Ahrens- 
berg,  Konow  u.  a.  m.  gebrochen  und  nicht  wieder  aufgebaut  werden  sollen.') 
In  dem  Vertrage  vom  24.  September  1329  aber  (auf  der  Görneschen  Hrucke  bei 
Wittstock  zwischen  Markgraf  Ludwig  von  Brandenburg  und  der  Vormundschaft 
der  Herzöge  Albrecht  und  Johann  von  Mecklenburg)  erhalten  die  letztgenannten 
vom  Markgrafen  nicht  blos  das  Land  Stargard  zu  Lehn,  sondern  auch  Lychen. 
Eidenburg  mit  der  Türe,  Wesenberg,  Haus  und  Stadt  mit  der  Lieze,  Ahrens- 
berg  und  Strelitz.^)  Ahrensberg  ist  damals  wahrscheinlich  bereits  im  Besitz 
des  Ritters  Otto  von  Dewitz,  der  im  Jahre  1348  vom  Kaiser  Karl  IV.  in  den 
Grafenstand  erhoben  und  am  21;.  Januar  1349  mit  Schlo.ss,  Land  und  Mann 
Schaft  Fürstenberg,  Schloss  und  Stadt  Strelitz,  Schlo.ss  und  Stadt  Ahrensberg 
u.  a.  m.,  sammt  den  zugehörigen  Landen  und  Mannschaften  von  den  Herzögen 
belehnt  wird.^)  Aber  lange  haben  die  von  Dewitz  Ahren.sberg  nicht  behalten. 
Am  20.  Januar  135 1  sitzt  dort  schon  das  Geschlecht  der  Bu.s.se  von  der  Dolle, 
auch  die  von  Schwerin  haben  dort  Anrechte,  wie  denn  seitdem  der  Besitz 
dort  sehr  wechselt.^)  In  der  ersten  Hälfte  des  X\^  Jahrhunderts  (1438) 
haben  es  die  Osterwald,  den  18.  März  1449  Martin  Döhren  und  Klaus  I-'alken- 
berg,  1454  Marschall  Achim  Plate  zu  We.senberg  und  Bus.se  von  Domen. 
Endlich  kommt  Ahrensberg  an  die  Linie  der  Hahn-Solzow. 

Achim  Plate  nämlich,  der  Letzte  seines  Stammes  und  Inhaber  der  Erb- 
landmarschall würde  im  Lande  Stargard,  verkauft  Ahrensberg  1461  an  I'xkhard 
Hahn,  den  Sohn  des  Nikolaus  Hahn  auf  Solzow.  Dieser  Zweig  des  Geschlechtes 
Hahn  erhebt  nun  Ahrensberg  zu  seinem  Hauptsitz,  und  von  dieser  engen 
Verbindung  des  Schlosses  Ahrensberg  mit  dem  im  Amte  Wredenhagen 
liegenden  Hause  Solzow  i.st  es  gekommen,  dass  Ahrensberg,  welches  nach 
dem  Aussterben  der  Linie  Solzow  an  die  Linie  Ba.sedow  übergeht,  stets  bei 
dem  Herzogthum  Mecklenburg -Schwerin  geblieben  ist  und  noch  heute  zum 
Lande  Röbel  oder  zum  Amt  Wredenhagen  gerechnet  wird,  mithin  eine  Enklave 
im  Lande  Mecklenburg- Strelitz  bildet. •')  Nach  Achim  von  Tlates  im  Jahre  1464 
erfolgenden  Tode  geht  auch  die  h>blandmarschall würde  an  die  Hahn  auf 
Kuchelmiss  über,  indem  sie  von  den  Herzogen  im  Jahre  1469  auf  Schloss 
Pleetz  gelegt  wird.  Zwar  erleidet  der  Hahnsche  Besitz  1645  eine  Unter- 
brechung, indem  Adam  von  Holstein,  der  eine  Tochter  des  I.udekc  Hahn  auf 
Ahrensberg  geehelicht  hat,  das  Gut  auf  (irund  der  l-'ordcrungen  seiner  Gattin 
aus  ihren  Ehe-  und  Erbgeldern  erwirbt.  Ivs  ruhen  aber  im  Uebrigcn  so  viele 
Schulden  auf  dem  Gut,  dass  eine  gro.sse  Zerstückelung  desselben  und  eine 
allmähliche  Adjudicierung  an  viele  Gläubiger  stattfmdet.  Diese  kauft  nach  und 
nach    in    den  Jahren    1647—1649   der  schwedische  Oberst  Tobias  Mac  Duwalt 


»)  M.  U.-B.  3943-     Vßl-  3942- 
»)  M.  U.-B.  5081.  5082. 
')  M.  U.-B.  6915. 
*)  M.  U.-B.  7409.  8153.  8207. 
*)  Lisch,   Cleschl.  Hahn  II,  S. 


274. 


588  AMTSGERICIITSHEZIRK    KÜliKl.. 

zusammen,  welcher  darüber  am  ii.  Oktober  1653  den  landesherrlichen  Konsens 
und  Lehnbrief  empfängt.')  Doch  ist  das  Gut  durch  den  dreissit^jährigen  Krieg 
so  entwerthet,  dass  dessen  VViedererwerb  der  Linie  der  Hahn -Basedow  (einige 
Zeit  nach  dem  Aussterben  der  Linie  Sol/.ow)  keine  Mühe  macht.  Ahrensberg 
bleibt  bis  1856  in  ILihn'schen  Händen,  dann  aber  kommt  es  an  den  Ober- 
jägermeister Friedrich  von  Voss,  1876  an  Ferdinand  Saran  und  1878  an  den 
regierenden  Fürsten  von  Schaumburg -Lippe.-) 

Die  Ahrensberger  Geistlichen  lernen  wir  erst  von  der  zweiten  Hälfte 
des  X\l.  Jahrhunderts  an  kennen.  Damals  ist  noch  das  südlich  davon  gelegene 
Dorf  Priepert  als  Filial- Kirchdorf  mit  Ahren.sberg  verbunden.  In  den  sieben- 
ziger  Jahren  des  XVL  Jahrhunderts  ist  Johannes  Küster  (Custerus)  Pastor,  er 
unterschreibt  die  Konkordienformel.  Ihm  folgt  1581  Johann  Gantzkow 
(Gantschow)  aus  Wesenberg,  und  diesem  1608  der  gleichnamige  Sohn,  von 
welchem  der  X'ater  gehofft  hatte,  er  werde  der  Baculus  senectutis  suae«  sein. 
Doch  stirbt  der  Vater  vorher.  Den  Sohn  treffen  wir  noch  1629  im  Amte, 
aber  er  überdauert  nicht  den  dreissigjährigen  Krieg.  Denn  in  den  vierziger 
Jahren  ist  bereits  Johann  V^etter  an  seiner  Stelle.  Diesen  ersetzt  1653  der 
unter  dem  Patronat  des  Tobias  Mac  Duwalt  berufene  Andreas  Wöldeke,  der 
über  fünfzig  Jahre  Pastor  zu  Ahrensberg  ist  und  am  12.  Februar  1707  stirbt. 
Ks  folgen:  von  1707  bis  1748  Justus  Andreas  Schenk,  von  1747  bis  zu  seinem 
am  12.  Mai  1792  erfolgten  Tode  der  Sohn  Friedr.  Christoph  Schenk,  und  .seit 
1793  Karl  Christian  Budler  (7  1833).     Vgl.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Kirche.      Die    Kirche    ist    ein    schlichter    Fachwerkbau    in    Form    eines 

länglichen  Vierecks.  Mit  ihrem  klassicierenden  Stil  aus  der  zweiten  Hälfte 
des  XVIII.  Jahrhunderts  erinnert  sie  an  die  Kirchen  zu  Diemitz  und  Schwarz, 
zeigt  aber,  entsi^rcchcnd  dem  Holzverband,  eine  leichtere  Bauweise.  Im  Innern 
eine  flache  Balken-  und  Bretterdecke.  Im  Westen  ein  Thurm,  dessen  Helm 
glockenförmig  aufsetzt,  in  .seiner  Verjüngung  aber  noch  einmal  zwiebeiförmig 
ausladet. 

(irab-  Auf  dem   Kirchhofe   eine   von   dem  Kammerpräsidenten  und  Oberjäger- 

kapelle, mei.stcr  VON  VOSS  (s.  o.)  erbaute  Grabkapelle.  Ueber  dem  Portal  das  Wappen 
des  Frbauers,  an  dem  Vordergicbel  eine  Kopie  des  Christuskopfes  von 
Thorwaldscn. 

.Ah.'ir.  Im   Allaraufsatz  ein  Gemälde    mit  der  Darstellung  des  Gebets  in  Geth- 

Kanzc'l.      semanc.    —  Die  Kanzel   ruht  auf  einer  aus  Holz  geschnitzten  Fngelfigur. 

Kinpore.  Auf  der  Süd.seite  eine  Hahn'sche  Empore,  aber  ohne  nähere  geschicht- 

liche Andeutungen. 

Wappen.  Am   Orgelchor    hängen    zwei    kleine    zinnerne  Wappen,    ein    Hahn'.sches 

mit   dem    Namen    des    KLAUS   LÜDECKE   VON    HAHN,    untl  ein   Doppelwappen 


')  Li.sch,  r.eschl.  Hahn  II,   .S.  355  fr      Ks   sind   zum   Tlicil   völlig'  verödete  (Idiöflc  und  Iliifen. 
';  Lisch,   Ge.schL  Mahn  IV,   S.  175  ff. 


KIKCniKJKl-    KOSSOW 


589 


Hahn-Hamincrstcin  mit  den  Xamcn  der  CHARLOTTE  ANGELIKA  BARONIN 
VON  HAMMERSTEIN  und  des  LEVIN  LUDEWIG  VON  HAHN.  Ferner  ein 
grosses  Doppel wapp.n  aus  Ilulx.  mit  tlcn  beiden  \amen:  CASPAR  •  VALEN- 
TIN :  V  :  BUCH  und  MARIA  :  MAC  :  DVWALL.  überhalb  und  unterhalb  des 
Wappens  eine  längere  Inschrift  über  das  Leben,  den  I-hestand  und  den  Tod 
der  Frau,  zum   Theil   in   X'ersen. 

Im  Thurm    zwei    Glocken.     Die   grö.ssere   i.st    1899   von    M.  A  O.  Ohison     (;iocken. 

in   Lübeck  gegos.sen,^)    die  kleinere  hat   in  gothischen   .Minu.skcin  die  In.schnft: 

PLn'Mini  öoinini  iiianct  in  etcniUni  aiuio  nicafclrrbiü. 

KleinUunstwerke.  i.  2.  Silbervcrgoldeter  Kelch  mit  I'atene,  ohne  Kleinkunst- 
Inschrift.  Heide  mit  dem  Güstrower  Stadtzeichen  und  dem  Stempel  des  werke. 
Meisters  Andreas  Rathke  —  3.  Silbcrvcrgoldele  Oblatenschachtcl  in  länglich 
runder  Form,  ohne  Inschrift.  Von  demselben  Meister  wie  Kelch  und  Patene. 
—  4.  Silberne  Weinkanne  in  neugothischem  Stil.  187577  gestiftet  von 
FERDINAND  SARAN,  Patron  der  Kirche  zu  Ahrensberg.  —  5.  Zinnerner  Kelch 
vom  Gustrower  Zinngie.s.ser  H.  I.  D.  —  6.  In  Messing  getriebene  achtseitige 
Schüssel  mit  der  eingeritzten  Darstellung  der  Taufe  im  Jordan  und  der  Um- 
schrift am  Rande:  DIESES  TAUFBECKEN  HAT  MACHEN  LASSEN  HERR 
ANDREAS  WÖLDKE  PASTOR  ZUM  ARRENSBERGK  ANNO  1687  IM  MAY  GOTT 
UND  DER   KIRCHE  ZU   EHREN.  7.  8.  Zwei   neuere   Leuchter. 


Das  Kirchdorf  Rossow.' 


5  as  Kirchdorf  Rossow  gehört  zum  alten  Lande  Lieze  im  Sudosten  Mecklen- 
burgs und  ist  neben  dem  anderen  Theil,  in  welchem  das  Dorf  Netze- 
band liegt,  der  einzige  Ueberrest,  welchen  Mecklenburg  von  der  Lieze  behalten 
hat.  Die  Gegend  südlich  von  Wredenhagen  nämlich,  ungefähr  zwi.schen 
Wredenhagen,  Wittstock.  Ruppin.  Reinsberg  und  Zechlin  bildet  das  alte  I^nnd 
Lieze,  welches  vom  XIII.  Jahrhundert  her  zu  Mecklenburg  gehört  luid  1274 
zum  ersten  Mal  in  einer  LVkunde  erwähnt  wird,  nach  welcher  die  Do.sse  das 
Havelberger  Stiftsland  vom  Gebiet  der  Herren  von  Werle.  der  terra  dicta 
Liza<  scheidet.')  Im  XIV. — XVT.  Jaiirhundert  werden  die  Dörfer  Schweinrich, 
Berlin,  Scwckow  und  Dran.se  Dörfer  auf  >der  Lieze*  genannt.  Sic  sind 
dem  Kloster  Amclungsborn  .schon  vor   1256  überwiesen,  wie  denn  fast  samnil 


')  Die   Vorgängerin   war   1723  von   .M.  Iteguii  gegossen   worden:    Inventar   iSlI 

*)   15  km    .«ilidsUdö.slIich    von   Wittstock       42   km    slidlich    von   KöImtI.     kot^ou«,   kc)«»ou 

»Ort  des  Kosac :   M.  J.ihrb.  .\I.\T,  S.  122.     Im  J.ilirc  1421  licisst  c» :    >llaii|itüorir  Konsum   imOlicr- 

Liezlendeken.« 

»)   M.  l  .  15.    1327.     Vgl.  .M.J.nhii..  II.  S.  93.    XXIX.  S.  7. 


Geschichie 

des 

I  )orfe8. 


590  AMISGKKKUTSUKZIRK    RÖBEL. 

liehe  Ortschaften  dieses  Ländchens  in  ^eistliclien  Händen  sind.  So  haben 
hier  z.  B.  auch  die  Klöster  Arendsee  in  der  Altniark,  Altenkamp  a./Rh.  und 
das  entfernte  Dünamünde  bei  Riga  ausgedehnte  Besitzungen.^)  Aber  alle  diese 
Klostergüter  gelangen  wegen  der  Schwierigkeit  ihrer  Bewirthschaftung  schon 
im  XIV.  Jahrhundert  in  andere  Hände.  Besonders  sind  es  die  Bischöfe  von 
Havelberg  und  die  Stadt  Wittstock,  die  diese  Gelegenheit  zur  Vergrösserung 
ihrer  Territorien  benutzen.  Doch  giebt  es  über  die  Grenzverhältnisse  sowie 
über  Episkopalrechte  und  die  landesherrlichen  Hoheitsrechte  vielen  Streit, 
wenngleich  die  Oberhoheit  Mecklenburgs  über  die  Lieze  im  Ganzen  nie  an- 
gezweifelt wird.  Zwar  geht  sie  im  Jahre  1276  von  Werle  an  Brandenburg  ver- 
loren, aber  seit  dem  Templiner  Frieden  ist  sie  wieder  in  den  Händen  der  Linie 
Mecklenburg  und  wird  von  dieser  in  einem  Vertrage  vom  24.  September  1329 
nebst  dem  Lande  Stargard  aufs  Neue  von  Brandenburg  zu  Lehn  genommen.-) 
Dem  entsprechend,  verleiht  denn  auch  Herzog  Johann  von  Mecklenburg- 
Stargard  am  20.  December  1353  dem  Henning  Behr  das  Marschallamt  des 
Landes  Stargard  mit  allen  Gefällen  aus  der  Lieze,  die  Netzebander  Güter  mit 
eingeschlossen.^)  Allein  im  XV.  und  XVL  Jahrhundert  gehen  den  Herzögen  von 
Mecklenburg  ihre  Rechte  an  der  Lieze  schrittweise  verloren.  Nur  Rossow  und 
Netzeband  c.  p.  verbleiben  ihnen  dadurch,  dass  sie  damals  Lehen  der  mächtigen 
Herren  von  Rohr  sind,  die  man  nicht  ohne  Weiteres  zu  übersehen  wagt.  Auf 
die  ebengenannten  von  Behr  waren  nämlich  zuerst  die  von  Gadow  und  seit 
14 18  die  von  Rohr  als  Lehnsträger  gefolgt.  Diese  sitzen  noch  zu  Anfang  des 
XVIL  Jahrhunderts  auf  Rossow.  Doch  gewinnen  schon  in  den  ersten  Jahr- 
zehnten die  mit  ihnen  verschwägerten  von  Quitzow  Antheile  am  Gute  und 
haben  u.  a.  auch  das  Kirchenpatronat,  das  sie  im  Jahre  1619  bei  der  Ein- 
setzung des  Pastors  Ottomann  (s.  u.)  bethätigen.  Eine  grössere  Verkehrung 
der  Besitzverhältnisse  tritt  im  Jahre  1629  ein,  als  Wallenstein  in  seiner  Eigen- 
schaft als  vom  Kaiser  eingesetzter  Landesherr  und  unter  dem  Titel  des  Herzogs 
von  Friedland  am  19.  December  d.  Js.  den  Hans  Holstein  mit  Rossow  belehnt, 
dessen  Nachkommen  sich  hier  bis  ans  PLnde  des  XVTL  Jahrhunderts  halten. 
Aber  neben  ihnen  gewinnen  auch  andere  ritterbürtige  Familien  Antheile  ver- 
schiedener Art,  wie  z.  B.  die  von  Lüderitz,  von  der  Weyden,  von  Schlieben, 
von  Barnewitz  u.  A.  m.,  bis  endlich  von  1689  an  der  brandenburgische  Geh. 
Rath  Konrad  von  Stillen  allmählich  sämmtliche  Antheilhaber  auskauft  und 
1695  vom  Herzog  Gustav  Adolf  mit  ganz  Rossow  belehnt  wird.  Konrad  von 
Stillen  stirbt  1699.  Ihm  folgt  sein  Sohn,  diesem  aber  sehr  bald  der  General- 
major von  Stillen,  welchem  Herzog  I^Viedrich  Wilhelm  17 12  Hof  und  Dorf 
Rossow  abkauft.  Beide  werden  nun  dem  Domanium  einverleibt  und  zum  Amt 
Wredenhagen  gelegt.  Die  Grossherzogliche  Kammer  aber  verkauft  das  Dorf 
am     27.    Oktober    1836    als    selbstständiges    rittcrschaftlichcs    Allodialgut    für 


')  Lisch.   M.  Jahrb.  II,   S.  92.     XIII,   S.  135.     XIV,  S.  70.     XV,  S.  15  ff.     XXIX,  S.  7  ff. 
»;  M.  U.h.  4358.    5081.   6860  A.  I'..     Vgl.   15oll,   (Jesch.  d.  L.  .Staifjaid  I,   S.  8iff. 
')  M.  U.-H.  7859.  8456.     .S.  die  Ortsgeschichte    von   Nctzelmiid.      l-erner   Lisch,    Ceschlechl 
Behr  I,  S.  47. 


KIRCHDORF    ROSSOW 


59» 


-7  777  Rthlr.  an  die  dortigen  achtundzwanzig  Hauswirihc  und  reserviert  der 
Landesherrschaft  nur  das  Kirchenpatronat.  die  Schule,  die  Aufkunfte  aus  dem 
IÜTr-.?  J"d--.-l..)      Der    Hof  Rossow    aber   wird    ebenfalls   als 

Allodial^R,  tergut    verkauft,    ihn    erwirbt    der    Gutsbesitzer    von    Lucken    auf 
/ahrensdorf,  doch  nur  auf  kurze  Zeit.    Denn  schon  seit  ,846  sitzt  auf  dem  Gut 
das  Geschlecht   der  Karstedt,    welches   daraus   ein  Fideikommiss  gemacht  hat 
Der  erste  lutherische  Geistliche,  welcher  genannt  wird,  ist   Kr  Nikolaus 
Runge,  er  ist  um   1619  ein   alter  Mann.      Er   hat   auch    .n  Ragelin    gepredigt 
die  Kura    im    Filial    Netzeband    aber    einem    Geistlichen    aus    der    Mark    über- 


<  njthi>clic>  Ti  iiitycliDii. 

lassen.  An  Runge's  Stelle  tritt  Kaspar  Ottomann,  der  schon  nach 
wenigen  Jahren  durch  einen  Raubmord  auf  der  Landstras.se  ums  Leben  kommt. 
1624  wird  in  Folge  dessen  unter  Quitzow'.schem  Tatronat  der  Kaplan  Joachim 
Bittorf  aus  Wittstock  berufen.  Wie  lange  er  im  Dienst  bleibt,  haben  wir 
nicht  ermittelt.  1648  folgt  Nikolaus  Weissensee  als  Pastor,  der  bis  zum  Knde  der 
siebenziger  Jahre  Pastor  ist,  zu  R<issow  unter  I  lolstein'schem  und  Luderitz.schem 
Patronat,  zu  Netzeband  unter  ilolstein'schem  Patronat  und  zu  Sclmnberg  unter 
Lüderitz'schem  und  von  der  Jahne'.schem  Patronat.  1681  folgt  Georg  Karchow 
(f  1707),  1707  Nikolaus  Schulz  (•*•  1714),  1715  Georg  Karl  W(»lf  (emeritiert  1747), 
1747  Christoph  Karl  Wolf  (7  1798),  und  1798  Joh.  Chri.stt»ph  Jak.  Fromm,  der 
sich   1805   nach  Ribnitz  berufen  lässt.     S.  Walter  a.  a.  O. 

')  Böhlau,  M.  Landrecht  111,  S.  280/81. 


592  AMTSGERICHTSBEZIRK    RÖHEL. 

Kirche.  Kirche.     Die  in  r'orm  eines  länglichen  Vierecks  erbaute  Kirche  ist  ein 

mittelalterlicher  Feldsteinbau  mit  flacher  Decke  im  Innern.  Der  Ostgiebel  ist 
mit  Blenden  verziert,  im  Uebrigen  aber  stark  erneuert.  Auf  jeder  der  beiden 
Langseiten  befinden  sich  drei  mit  flachem  Stichbogen  geschlossene  Fenster. 
Vor  dem  Eingang  auf  der  Südseite  eine  Vorhalle.  Im  Westen,  etwa  einen 
halben  ]\Ieter  von  der  Kirche  entfernt,  ein  hoher  hölzerner  Glockenstuhl. 

Altar-  Der  Altaraufsatz  wird  gebildet  aus   dem  Mittelstück  eines  mit  Schnitz- 

aufsatz, werken  gefüllten  gothischen  Triptychons,  das  sich  als  ein  treffliches  Werk  des 
XIV.  Jahrhunderts  darstellt.  Jedoch  hat  dieses  nicht  mehr  seine  ursprüngliche 
Gestalt.  Einfassung  und  Bekrönung  sind  fremdartige  Zuthaten,  theils  .  im 
Barock-  und  Rokokostil,  theils  in  neugothischem  Geschmack.  In  der  Mitte 
die  Krönung  Mariae.  Hierunter  der  Krucifixus  mit  Maria  und  Johannes; 
dazu  jederseits  oben  die  Halbfigur  eines  Propheten:  Jesaias  und  Jeremias. 
Rechts  und  links  von  der  Hauptgruppe  die  zwölf  Apostel  mit  Attributen,  die 
nicht  immer  stimmen,  jeder  mit  einem  Spruchband,  auf  dem  der  Name  steht. 
An  Stelle  der  Predella  eine  spätere  Inschrift:  DEN  20.MAJUS  ANNO  1607 
(1667?)  RENOV.1737.  Besondere  Beachtung  verdienen  der  frühgothische  Kruci- 
fixus in  der  Mitte  unter  der  Krönung  Mariae  und  die  Spruchbänder  der 
Apostel.  Von  den  Flügeln,  welche  wahrscheinlich  nur  Malereien  enthielten, 
ist  keine  Spur  mehr  vorhanden. 

(ilocken.  Im  Glockenstuhl  zwei  Glocken.     Die   grosse   hat    1,10  m  Durchmesser, 

ist  schmucklos  und  trägt  nur  am  oberen  Rande  eine  mittelalterliche  Inschrift, 
die  aber  der  ungünstigen  Lage  wegen  nicht  zu  entziffern  war.  —  Die  zweite 
Glocke  (Dm.  0,75  m)  ist  laut  Inschrift  im  Jahre  1717  zur  Zeit  des  Pastors 
G.  C.  WOLF  von  M.  C.  S.  Mebert  in  Neu-Ruppin  gegos.sen.') 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.      i.   Zinnkelch     mit     der    Inschrift:    A  •  M  •  GROTEN, 

werke.  VEREHELICHTE  TILSEN  1762  Keine  Zeichen.  —  2.  Zinnpatene,  gestiftet  von 
ANNA  MARIA  MOSOLS  1688.  Von  einem  Ziiingiesser  I.  B.,  der  einen  Blumen- 
topf niit  drei  Blumen  als  Zeichen  hat.  3.  4.  Zwei  zinnerne  Altarlcuchter, 
der  eine  mit  der  Inschrift:  PETER  TYE  VEREHRET  ZU  ROSSOW  1649,  der 
andere  mit  der  In.schrift:  HANS  KROGER  LEINWEBER  1650.  Als  Stadtstempel 
bei  beiden  zwei  gekreuzte  Bi.schofstäbe,  als  Meisterzeichen  ein  Zweig  mit  drei 
Bluthen  und  den  Initialen   I.  L.  —   5.  Taufbecken  von  Messing,  neu. 

'y  r.ei  den  Visitationen  von  1661,  1663,  1666,  1667,  werden  bereits  zwei  (ilocken,  eine 
grosse  und  eine  kleine,  eiw.Hlint.  Die  kleine  ist  17 17  umgetjossen  worden.  Die  gios.se  ist  jeden- 
falls die  noch   vorhandene. 


GUT    UND    FII.IAI  -KIkCHDOkK    NETZEBANI).  593 


Das  Gut  und  Filial-Kirchdorf  Netzeband.') 

^  es  Ortes  Netzeband   geschieht   zuerst  in   einer  Urkunde  vom  9.  Mai  1232   (icschichte 


Erwähnung,  in  welcher  die  Ritter  Johann  und  Gerhard  von  Ploto  dem  d« 
Kloster  Arendsee  zweiundvierzig  Hufen  Landes  schenken,  »inter  Nyzzebant  •^«'"fes 
et  dominum  abbatem  de  Dunemunde  super  Tymanize  fluuium.c*)  Eine  weitere 
Erwähnung  des  Ortes  fuhrt  uns  in  die  wilde  Zeit  des  mittelalterlichen  Faust- 
rechtes. Um  die  Mitte  des  XIV.  Jahrhunderts  ist  nämlich  der  Marschall  von 
Behr  Herr  auf  Netzeband  und  den  dazu  gehörenden  Gütern  Drusedow,  Grüne- 
berg, Rägelin,  Dargitz,  Rotstil  ^)  u.  s.  w.  Da  erhebt  er  Klage  bei  seinem  Lehn- 
herrn, dem  Herzog  Albrecht  von  Mecklenburg,  gegen  den  Grafen  von  Lindow 
und  die  von  Rohr,  und  zwar  über  Gewaltthätigkeiten,  welche  sie  ihm,  seinem 
Sohne  sowie  seinen  Gütern  und  Bauern  angethan.  Sie  haben  ihm  zu  Xctze- 
band  Haus  und  Hof  abgenommen  und  für  tausend  Mark  Silbers  Schaden  daran 
zugefügt,  sie  haben  seinen  Sohn  erschossen,  obwohl  ihnen  dieser  niemals  etwas 
zu  Leide  gethan;  sie  haben  das  Dorf  Xetzeband  abgebrannt,  so  dass  er  drei 
Jahre  hindurch  keine  Pacht  erheben  konnte;  sie  haben  Kirche,  Kirchhof  und 
Speicher  verwüstet,  das  Glockenhaus  erbrochen,  die  Kirchcnglocken  fortgeführt, 
die  Scheunen  im  Dorfe  niedergebrannt  und  überhaupt  das  ganze  Dorf  arg 
behandelt,  was  auf  achtzig  Mark  Schaden  zu  rechnen.  Die  Bauern  zu  Netzeband 
fangen  sie  und  lassen  sie  nur  gegen  dreissig  Pfund  Brandenburgsch  wieder 
frei,  auch  das  Holz  hauen  sie  ab,  was  ein  Schade  von  anderthalb  hundert 
Mark  Silbers  geworden.  Sein  Korn  haben  sie  abgemäht  und  fortgefahren : 
dreierlei  Saat,  Roggen,  Gerste  und  Hafer,  wohl  an  hundert  Mark  Silbers  werth, 
ausserdem  haben  sie  an  Schaffleisch  und  Kuhfleisch,  an  allerlei  Geräth,  an 
Pfannen  und  Grapen  und  son.stigen  Dingen,  wie  sie  ein  ehrbarer  Mann  in 
seinem  Hause  zu  halten  pflegt,  im  Werthe  von  hundert  Mark  Silbers  geraubt, 
sie  haben  seinen  Teich  ausgestochen  und  au.sgefischt,  was  auf  fünfzig  Mark 
Silber  zu  rechnen.  U.  s.  w.,  u.  s.  w.^)  Ebenso  ist  auf  den  anderen  Gutern 
gehaust  worden.  Wir  können  aber  annehmen,  dass  der  beschädigte  Ritter 
nicht  ermangelt  haben  wird,  Gleiches  mit  Gleichem  zu  vergelten,  und  dürfen 
nicht  vergessen,  dass  es  damals  nach  dem  Grundsatz  ging:  > Stehlen  und 
Rauben  ist  keine  Schande,  das  thun  die  Besten  im  I-ande  «  Netzeband 
gehört    wie    Rossow    zur    Lieze    und    gilt    als    einer    von    deren    Hauptplalzcn. 

*)  6  km   südlicher   als  kossow,  48  km   südlich    von    kciUl.     Nach   Kuhnel    »ovie!    wie   .die 
Ndcebadc    vom  net-  =  anzünden,   anfachen:   M.  Jahrb.  XI.VI,   S.  99. 
')  M.  V.-U.  403. 

■)  Rotstil,  untergegangen  bei   Neu-Ruppin. 
♦)  M.  U.-B.  8456. 

88 


594  \MTSGERICHTSBEZIRK    RÖBEL. 

Aber  die  Herzöge  von  Mecklenburg  kommen,  wie  oben  bei  Rossow  erwähnt 
worden,  im  Laufe  des  XVI.  und  XVII.  Jahrhunderts  durch  fremdnachbarliche 
\>rgewaltigung  um  den  grössten  Theil  dieses  Landes,  und  nur  die  dortigen 
Lehngüter  bleiben  ihnen   erhalten. 

Im  Jahre  141 S  werden  Otto  und  Meinecke  Rohr  mit  Netzeband  be- 
lehnt, welches  nun  über  zweihundert  Jahre  in  ihrer  Familie  bleibt.  1620  fällt 
Xetzeband  wieder  an  den  Landesherrn  zurück  und  wird  in  Administration 
genommen.  Am  9.  Mai  1647  bittet  der  Kammerjunker  und  Kapitän  Jürgen 
von  Mecklenburg  um  Belehnung  mit  dem  Gute,  und  Herzog  Adolf  Friedrich 
hat  auch  Anfangs  Neigung,  es  ihm  zuzusagen.  Indessen  kommt  es  nicht 
dazu.  Denn  auf  dem  Xachlass  des  verstorbenen  Herzogs  Hans  Albrecht  ruht 
eine  so  grosse  Schuldenlast,  dass  zu  deren  Deckung  das  Gut  verpfändet  werden 
muss.  Das  geschieht  1649  an  die  von  Holstein.  Aber  die  von  Holstein  ver- 
fallen dem  Konkurs,  und  aus  diesem  erwirbt  es  Friedrich  von  Barnewitz,  der 
darüber  am  27.  März  1691  den  Allodialbrief  empfängt,  später  aber,  am 
14.  Januar  1702,  das  Gut  auf  Begehren  des  Herzogs  Friedrich  Wilhelm  wieder 
als  Lehn  übernimmt.  Im  Jahre  1741,  mit  dem  Tode  des  letzten  männlichen 
Nachkommen  des  Friedrich  von  Barnewitz,  fällt  das  Lehn  heim.  Es  entstehen 
nun  langwierige  Prozesse  mit  den  Erbtöchtern,  welche  sich  auf  eine  Allodialitäts- 
erklärung  des  Herzogs  Karl  Leopold  berufen.  In  Folge  davon  wird  das  Gut 
dem  Gatten  der  einen,  dem  Generalmajor  von  Wrangel,  im  Jahre  1762  über- 
lassen. Von  diesem  kauft  es  1773  der  Generalmajor  von  Königsmark,  dessen 
Familie  es  mit  den  dazu  gehörigen  Lieze- Dörfern  noch  heute  als  Fideikommiss 
in  Händen  hat. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  oben  bei  Rossow. 

Kirche.  Kirche.     Die  im  Jahre   1834  in  Form  eines  länglichen  Vierecks  erbaute 

Kirche  folgt  dem  klassicierenden  Stil  jener  Zeit  und  hat  im  Innern  eine  flache 
Decke.  Zwei  Reihen  von  toskanisierenden  Säulen  theilen  das  Innere  bis  zum 
Chorraum  hin  gleichsam  in  drei  Schiffe.  Im  Westen  der  Kirche  ein  schmälerer 
Thurm  gleichen  Stils. 

Altar  und  Die    innere  Einrichtung    ist    überaus    einfach    und    nüchtern.     Altar  und 

Kanzel,      Kanzel     sind    zu     einem    Körper    vereinigt.      An    der    Empore    das    Gräflich 
Kinpore.      KÖNIGSMARK'.sche  Wappen. 

(iiocken.  Im  Thurm    zwei    Glocken,    eine    grö.ssere    und    eine    kleinere.     Jene    ist 

1728  von  Christian  Heintze  in  Berlin  gego.ssen  und  zeigt  Wappen  und  Namen 
des  FRIEDRICH  VON  BARNEWITZ,  sowie  den  Namen  seiner  (iattin  DOROTHA 
MARGARETHA  VON  DER  LUHE  und  den  des  Pastors  GEORG  KARL  WOLFF.  — 
Die  zweite  Glocke  ist  1780  von  J.  C.  Meyer  gegossen  und  trägt  den  Namen 
der  Frau  Generalin  VON  KÖNIGSMARK  und  den  des  CARL  CHRISTOPH  WOLFF, 
Predigers  in  Rossow,  Netzband  und  Schönberg.') 

';  Das   Inventar  von    1811    erwähnt   fünf  gro.sse   figurierte  (Jrabsteine  der   Fnniilie   von   Rohr, 
darunter  zwei   ältere  ohne    Data  und   drei  jüngere  mit    Daten  (1560,    1560,    1596). 


GUT    UND    FILIAL- KIRCHDORF   SCHÖNBERG. 


595 


Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  vom  Jahre  1703.  auf  KicnKunst- 
dem  Fuss  ein  eingraviertes  Barnewitz -Lühe'sches  p:hewappen  mit  den  Initialen  «crke. 
F  •  V  .  B  .  (des  Mannes)  und  D  .  M  .  V  .  D  .  L  .  (der  Frau).  S.  o  Am  Kelch 
ein  Stadtzeichen,  welches  zwei  gekreuzte  I^ischofsstäbe  darstellt,  und  ein 
Meisterstempel  mit  den  Initialen  GW;  an  der  zugehörigen  Patenc  nichts.  iJie 
Jahreszahl  1703  steht  unter  dem  Fhewappen  des  Kelches.  —  3.  Getriebenes 
Taufbecken  von  Messing  mit  der  Verkündigung  Maria  und  der  In-k.inntrn 
und  vielfach  gedeuteten  Legende.  In.schrift  auf  dem  Rande:  DIESES  BECKEN 
VEREHRET  HANS  MASSE  VND  ANNA  WITKOPFS  INS  GOTTESHAUS  ZU 
NIETZEBANDT  DEN  20  •  OCTOBER  ANNO  1674. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Schönberg. 


•in 


1  ^1  ^^    gleich    Rossow    und    Xetzeband    zur    Lieze    zählende    Gut    und    Dorf  Geschichte 

Schönberg    tritt    uns    im    XVI.  Jahrhundert    als    eine    blo.s.se    Feldmark  des 

entgegen,  die  zu  dem  in  Rohr'schen  Händen  befindlichen  Netzeband-Rossower  l^orfes. 
Güterkomplex  gehört.  Am  Ende  des  X\'I.  Jahrhunderts  wird  das  Dorf  neu  auf- 
gebaut und  zu  einer  selbstständigen  Ortschaft  erhoben.  In  Rohr'schen  I  landen 
bleibt  das  Gut,  bis  es  im  Jahre  1629  ebenso  wie  Ro.ssow  von  Hans  Holstein 
erworben  wird,  den  Wallenstein  damit  belehnt.  1  lolstein  \erkauft  davon  einen 
Antheil  an  Daniel  von  Lüderitz,  welcher  1633  um  Helehnung  bittet.  Aber 
auch  ein  von  der  Jahne  hat  Antheil  am  Gut,  den  er  1676  an  den  Rittmeister 
Joachim  Hans  von  Joergass  verkauft.  So  gehen  beide  Antheile,  der  Lüde- 
ritz'sche  und  der  Joergass'sche,  eine  Zeit  lang  neben  einander  her.  Der  letzt- 
genannte kommt  1701  an  Otto  Friedrich  von  Barner.  Am  26.  April  1718 
vereinigt  endlich  der  Oberforstmeister  von  Joergass  beide  mit  einander.  Aber 
das  Gut  bleibt  dieser  Familie  nur  kurze  Zeit  erhalten.  Unter  dem  Leutnant 
von  Joergass  bricht  ein  Konkurs  aus,  aus  welchem  es  1752  von  Moritz  Joachim 
von  Arenstorff  erworben  wird.  Arenstorff  erhält  am  lO.  Februar  1757  den 
Lehnbrief  über  Schönberg,  überlässt  es  aber  bald  darauf  dem  Hauptmann 
Joachim  Gustav  von  Ferber,  welcher  damit  am  23.  Februar  1769  belehnt  wird. 
Später  tritt  häufiger  Besitzwechsel  ein;  179c)  hat  es  der  Generalmajor  Wilhelm 
von  Romberg,  1795  Peter  Georg  Krell,  dessen  Familie  es  bis  1865  festhält. 
1866  sitzt  VVilh.  Karl  Risselmann  auf  Schonberg.  1S74  Julius  Gustav  Arendt. 
und  seit  1882  der  Frblandhofmeister  Kammerhnr  Karl  Hans  Konstantin  (iral 
von  Königsmark. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s,  bei   R«..s.si.w. 

Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  schlichter  Fachwerkbau  in  der   l-"orm  eines      Kirche. 

länglichen    Vierecks    mit    polygonalem    Chorschluss.      An    der    W  cstM-ite    r 
Fachwerkthurm  mit   I  lolzverschalung. 


>)  9  km   südlicher  .nl^   Ko^-n«.    51  km  sUdlich   von   kül«l. 


:»M« 


Sg6  AMTSGEklCIIISMK/.lkK    RÖHEL. 

Altar  und  j    Altar    und    Kanzel    sind   Werke    des    Barockstils    vom   Jahre    1702,    mit 

Kanzel.  unschönen  Malereien  auf  gekalkten  Brettern.  Der  Altar  ist  von  C  •  S  •  VON 
JORGAS  und  M  •  E  •  VON  WARTENBERGEN  sowie  von  F  •  O  •  VON  BERNER 
(Barner)  und  M  •  R  •  V  •  JORGASSEN  gestiftet.  An  der  Vorderseite  der  Altar- 
kanzellen steht  der  Name  Christopfer  Krusemark  (vermuthlich  der  des  Verfertigers 
von  Altar  und  Kanzel). 

Glocke.  Die  kleine  Glocke  ist   1896  von  C.  Oberg  in  Wismar  umgegossen.*) 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,     i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss, 

werke.  jm  Charakter  des  XX'III.  Jahrhunderts.  Nach  der  Inschrift  gestiftet  von  HANS 
ALBRECHT  V  .  JÜRGAS  und  HELENE  ELISABETH  V  .  WACKENITZ  ANNO 
MDCCXXV.  Auf  der  Unterseite  des  Fusses  undeutliche  Stempel.  Dazu  eine 
Patene,  welche  ebenso  wie  der  Kelch  mit  dem  eingravierten  Ehewappen  des 
Stifterpaares  versehen  ist.  —  3-  4-  Zwei  zinnerne  Leuchter  mit  den  Namen: 
JOACHIM  GUSTAV  VON  FERBER  1786  und  ANNA  SOVIA  LEOPOLDINA  VON 
KLITZING  1786.     Englisches  Zinn  mit  dem  Stempel   I  S  1785. 


Die  wichtigsten  vorgeschichtlichen  Stellen 

in  dem  Amtsgerichtsbezirk  Röbel. 

Röbel.  Heidnischer  Burgvvall,  ein  ziemlich  hohes  Plateau  mit  schroffen 
Abfällen,  am  Nordende  der  Stadt.  Jetzt  steht  auf  demselben  die  altstädter 
Kirche  (Marienkirche).  Lisch,  M.  Jahrb.  VIIIB,  S.  1 14.  Beyer,  M.  Jahrb.  XXXII, 
S.  119.  —  Auf  dem  Mühlenberg  in  der  Alt-Stadt  wird  ein  wendischer  Burg- 
wall vermuthet.  —  Im  Alt-Röbelschen  Kirchenholze  sind  schon  vor  langer 
Zeit  Urnen  mit  Eisensachen  gefunden,  die  auf  ein  alteisenzeitliches  Urnenfeld 
schliessen  lassen.     Vgl.  Friderico-F'rancisceum  S.  94.     M.  Jahrb.  IIB,  S.  76. 

Gr.-Kelle.  Nahe  der  Schamper- Mühle  einige  P>dhügel,  anscheinend 
bronzezeitliche  Gräber,  bereits  erwähnt  im  M.  Jahrb.  VIIIB,  S.  228.  —  Im  Jahre 
1837  wurde  einem  Grabhügel  ein  sehr  interessanter  Fund  römischer  Alter- 
thümer  entnommen,  unter  denen  besonders  eine  silberne  Schale  hervorragt. 
Vgl.  M.  Jahrb.  HIB,  S.  42.  V  B.Anhang.  VIIIB,  S.  93.  Beltz,  Vorgeschichte, 
Seite   117. 

Dambeck.     Im  Park  ein  erhaltenes  Hünengrab. 

Ludorf.  Auf  der  Halbinsel  Steinhorn  ein  anscheinend  wendi.scher 
Burgwall;  vgl.  M.  Jahrb.  XXXIV,  S.  191. 

Wildkuhl.  Bronzezeitliche  Flachgräber  (mit  Leichenbrand).  Beltz,  M. 
Jahrb.  LXI,  S.  219. 


')  Die   Vorgängerin    stammte    aus    dem  Jahre    1728   und   war  von   M.  F.  C.  Heintze  in   Berlin 
gegossen. 


VORGESCHICHTLICHE   STELLEN. 


597 


Vipperow.  Dem  Dorfe  gegenüber  auf  einer  kleinen  Insel  in  der  Muritz 
ein  wendischer  Burg^vall,  benannt  der  » Borgwall. .    Lisch.  M.  Jahrb.  XIX.  S.  335. 

Klopzow.  Eine  Steinsetzung  in  Form  der  sog.  Steintänze  wird  be- 
schrieben und  als  »Dingstätte«  gedeutet  von  Fromm,  Arch.  f.  I^ndesk.  XI\',  S.  36. 

Retzow.  Auf  einem  Hügel  grosse  Steinsetzungen  im  Charakter  der 
Hünengräber.     Beltz,  vier  Karten  zur  Vorgeschichte  Meckl.  I. 

Laerz.  Erwähnt  werden  Flachgräber,  die  aber  noch  nicht  untersucht 
sind.     Beltz,  vier  Karten  zur  Vorgeschichte  Mecklenburgs  III. 

Ahrensberg.  Der  Gutshof  ist  eine  alte  Burgstätte,  er  war  ehemals  von» 
Drewen-See  umgeben  (daher  der  Name  Hofwerder)  und  nur  durch  eine  Zug 
brücke  zugänglich,  jetzt  aber  i.st  er  durch  einen  Damm  mit  dem  Dorfe  ver- 
bunden, und  die  Spuren  der  Hurg  sowohl  wie  des  alten  Wartthurms  neben 
der  Zugbrücke  sind  verschwunden. 

Bei  der  Planierung  des  Gutshofes  sind  Menschengebeine  in  grosser  An- 
zahl gefunden,  die  auf  eine  alte  Grabstätte  schlies.sen  lassen,  welche  wendisch 
sein  kann.  Auch  ist  vor  einigen  Jahren  eine  gros.se,  .sehr  roh  gearbeitete 
Urne  ausgegraben,  die  aber  in  viele  Stücke  zerfallen  ist.  Desgleichen  sollen 
auch  Waffen  gefunden  sein.  Eine  wissenschaftliche  Untersuchung  dieser  Stätte 
hat  bis  jetzt  nicht  stattgefunden. 

Rossow.  Seit  Jahren  sind  hier  auf  einem  au.sgedehnten  Felde  Urnen 
zerstört,  die,  nach  den  im  Grossh.  Museum  zu  Schwerin  befindlichen  Resten 
zu  urtheilen,  einem  bronzezeitlichen  Urnenfelde  entstammen.  Eine  sachgemas.se 
Untersuchung  ist  noch  nicht  erfolgt. 

Netzeband.  \'on  der  früheren  Feste  Netzeband  ist  nichts  mehr  vor- 
handen. Der  Burgwall  ist  in  neuerer  Zeit  abgetragen.  Die  an  der  Netze- 
bander  und  Drusedower  Grenze  vorhanden  gewesenen  Hünengräber  sollen  in 
den  fünfziger  Jahren  auf  \'eranla.ssung  des  Grafen  von  König.smark  geottn«! 
und  die  gefundenen  Alterthümer  nach  Berlin  gesandt  worden  sein. 


Silberne  .Schale  aus  der  römischen  Kaiser/eit.  ijefunden  hei  tiro».  Kelle. 


ANHANG  I. 


'  lieber  einzelne  ältere  mecklenburgisclie 
Kunst  und  öeschichtsdenkmäler 

ausserhalb  Landes. 


-*— ^<®^— •- 


1.    Das    Kloster    Anieluni(sborn    und    der   Schild    tics    Hauses  W'crlc 

im  Choro^ewölbe  der  Klosterkirche. 
II.   Der  Schild    des   Hauses  W'erle    auf   tiem    (irabstrin    des   Hisrhofs 

Johannes  (y  1292)  im   Dom   /u   Haxdberj^. 
111.    Der  Schild  des  Herzogs  Erich  von  Mecklenburg  r/  '397)  in  ^Uu 

Ruinen   der   Doniinikanerkirche  /.u   \\'isb\ . 
IV'.   Die    Messingplattc     der    Herzogin     Katharina    von     .Mecklenl)urg 

(y  1561),   Gemahlin    Herzog   Heinrichs   xon   .Sachsen  -  Mt'issen.   im 

Dom   zu   bVeiljerg. 
V.    Das    Denkmal    der    beiden    Herzoginnen    Christine    (•]•   1693)    und 

Marie   Elisabeth    (y    1712»   von    M(*cklenburg   als   Aebtissinnen   zu 

Gandersheim    in    der   Kirche  .S.S.  Anastasii    et   Innoceniii    daselbst. 


Kh»stci     All 


I. 

Das  Kloster  Anielunnshorii   iiiul  der  Schild  des   IIaii>cs 
Werlc  im  (^horj^cw ölbc  der  Klosterkirche. 


er  von  Kreiensen  nach  Hul/ininden  fahrt,  der  sieht  >;leirh  hinter  der 
Station  Stadtoldendorf  auf  einen  kurzen  Augenblick  /wischen  zwei  hohen 
Waldbergen  mit  Nadelholz  einen  etwas  niedrigeren  Mügel  mit  einer 
Klosteranlage   auftauchen,    welche   als   schönes   landschaftliches  Bild  die 

Blicke  auf  sich   zieht.      Das   ist   die   im  Jahre  1135')   vom    Kloster  .\ltcnkam|»  a.  Rh. 

her  bezogene  Cistercienser- Abtei  .Amelungsborn  auf  dem   .Auersberge,  eine  der  drei 

')  Dürre,    Beitr.  z.  (Jesch.  d.  •  ist.  .Milci   in   Anieluiin*l'<>rn    in    «ler  /«il»chiifl  ile»   Vcicin»  fui 

.Medersachsen    1S76,  .S.  184/185. 


602  KLOSTER    AMKLUNG8BORN. 

Enkelinnen  des  lothringischen  Klosters  Morimond  und  eine  der  Urenkelinnen  von 
Cisterz  oder  Citeaux  in  Frankreich.')  Seit  langen  Zeiten  ist  nun  die  ehemalige 
Abtei  ein  Wirthschaftshof,  eine  herzoglich -braunschweigische  Domäne,  die  früheren 
Klosterbauten  sind  verschwunden,  und  nur  die  langgestreckte  Kirche  mit  einem 
rhurm  auf  der  Vierung,  die  in  ihrer  Anlage  lebhaft  an  die  Darguner  Kirche  er- 
innert, sowie  die  wohlerhaltene,  einen  \erhältnissmässig  grossen  Raum  umspannende. 
Klostermauer,  bei  der  dem  Mecklenburger  auch  wieder  sofort  die  Klostermauern 
von  Doberan  und  Dargun  ins  Gedächtniss  kommen,  sind  die  letzten  kräftigen 
Spuren  des  Mittelalters.  Aber  seine  grosse  geschichtliche  Bedeutung  hat  dieses 
Kloster  des  Weserlandes  als  Mutterkloster  von  Doberan  und  Dargun  für  die  mecklen- 
burgische Kultur-  und  Kirchengeschichte  nicht  verloren.  Die  muss  ihm  bleiben. 
In  diesen  Kirchen-  und  Klostermauern  von  Amelungsborn,  deren  Gründung 
einstmals  der  heilige  Bernhard  selber  im  Jahre  1129  mit  Worten  flammender  Be- 
geisterung in  einem  Briefe  begrüsst  hatte,  der  noch  erhalten  ist,'^)  in  diesen  Mauern 
war  es,  wo  Bischof  Berno  bald  nachher  zu  seinem  schweren  Beruf  im  Wenden- 
lande jenseits  der  Elbe  erstarkte.  Von  hier  rief  er  später  den  ersten  Konvent  nach 
Althof,  und  als  diesem  die  Märtyrerpalme  zu  Theil  geworden,  den  zweiten  nach 
Doberan.  Von  hier  aus  pilgerten  spcäter  die  Vater-.-Xebte  gen  Norden,  um  die  ihnen 
obliegenden  Visitationen  in  Doberan  und  Dargun  vorzunehmen.  Von  hier  aus 
erhielten  auch  die  Rectores  bonorum  auf  den  Haupthöfen  des  Klosters  zu  Satow 
in  der  Vogtei  Schwaan  und  zu  Dranse  auf  der  Lieze  ■^)  ihre  Weisungen,  und  alle 
wichtigeren  Todesfälle,  die  auf  den  Klostergütern  vorkamen,  wurden  in  die  Anni- 
versarien auf  dem  Auersberge  eingetragen.^)  Wie  sich  aber  der  werlesche  Land- 
besitz des  Klosters  Amelungsborn  vom  XIll.  bis  zum  XV.  Jahrhundert  hin  von  der 
Lieze  herauf  über  Kleve,  Priborn  und  Solzow  bis  nach  Vipperow  mit  Kinschluss 
des  Fischfanges  in  den  Gewässern  der  Müritz  erstreckte,  ist  uns  gerade  in  den 
letzten  Ortsgeschichten  des  Landes  Röbel  mehrfach  entgegengetreten.  Und  wie  das 
Bewusstsein  dieser  vielfachen  engen  und  werthvollen  Verbindung  zwischen  Amelungs- 
born und  Land  Mecklenburg  auch  dann  noch  in  lebhaftem  (iedächtniss  war,  als 
die  Aebte  des  Klosters  wegen  der  grossen  Entfernung  und  Itesonders  wegen  der 
immer  mehr  einreissenden  Unsicherheit  aller  Verhältnisse  im  XV.  Jahrhundert  iliren 
letzten   Landbesitz  auf  der  Lieze  aufgegeben   und  veräussert  hatten,')  beweist  nichts 


')  Vgl.  Li.sch,  M.  Tahrb.  XIII,  S.  219.  leber  die  (^)iiellen  zur  (Jeschichte  von  Anieluiifjsborn 
s.  Dürre  a.  a.  O.,  S.  180.  Vgl.  M.  U.-15.  X.  S.  619  und  620,  aus  den  Veizciclinissen  des  Klosters 
Ebrach:    Abbatia    de   Doberan    in   Sclavia    prope   Kode.stock,    Mor[imundi]    proneptis,    neptis  Cainpi, 

filia  Amelsbrunne Abbatia  de    Dargon   in  Sclavia,   Moi[imundi]  abncptis,   proneptis  Campensis, 

neptis  Amel.sbrunne,   filia  Doberan. 

';  Wigger,   M.  Jahrb.  XXVIII,  S.  97/98. 

';  Ehemals  werlesches  Gebiet,  die  Vogtei  Schwaan  freilich  nur  bis  1301.  S.  Meckl.  Kunst- 
und   Gesch. -Denkm.  IV,   .S.  2. 

*j  Schmidt,  .M.  Jahrb.  III,  S.  36:  ein  ungenügender  .\uszug  aus  den  » Anniversaria  fratrum 
et  benefactorum  ecclesiae  Amelungsbornensis«  (mit  kritischen  und  exegetischen  Noten  herausgegeben 
von  Dürre  in  der  Zeitschrift  des  historischen  Vereins  für  .Nieders.-ichsen  1877,  S.  i  — 106).  Dieses 
Nekrologium  enthält  mehrere  Eintragungen,  die  sich  auf  den  nicht  weit  von  Wittstock  lielegenen 
Wirthschaftsbetrieb  zu  Dranse  beziehen,  die  aber  weder  von  Schmidt  in  seinem  Auszuge,  noch 
von  Dürre  in  seinen  kriti.schen  und  exegetischen  Noten  l)er«cksichtigt  worden  sind,  z.  H.  zu 
Januar   5,   6,   22;    Februar  21,   23;    März    i;    Mai    15,   26. 

Von  diesen  übergangenen  Eintragungen  ist  die  zum  23.  Februar  am  meisten  zu  beachten: 
VII  Kai.  Mart.  obiit  Christina  ducissa  I'olonie  familiaris.  Vgl.  dazu  M.  U.H.  396  und  Wigger  (Meckl. 
Jahrb.  L,  S.  148)  der  Christina,  die  Ciemahlin  Heinrich  Borwins  II.,  zu  einer  Tochter  König 
Wilhelms  I.  von  Schottland  macht.  Dürre,  a.  a.  O.  (1877),  S.  73,  setzt  ihren  Tod  (aus  (irUnden 
der  Amelungsborner  Handschrift)  vor  1291/92.  —  Zu  der  übersehenen  Eintragung  vom  6.  Januar 
und   der  nicht   übersehenen  Eintragung  zum   20.  Oktober  sind   M.  U.H.  556   und  557  zu  vergleichen. 

'■;  Ausfuhrliche  Darstellung  aller  dieser  Verhältnisse  bei  Lisch,  NL  jnlnli.  XIII,  S.  116—142. 
Dazu   Urkunden   ebendaselbst  S.  269 — 312. 


KLOSTER    AMELUNGSBORN.  603 

mehr  als  das  bekannte  ausführliche  Schreiüen  des  Abtes  Kberhard  vom  21.  Juni  1502 
an  die  Herzöge  Magnus  und  Balthasar  von  Mecklenburg,  womit  er  sich  das  nach 
alter  Ueberlieferung  ihm  allein  zustehende  Visitationsrecht  über  Doberan  zu  er- 
halten suchte.^) 

Deshalb  scheint  es  uns  nicht  unangemessen,  am  Schluss  des  fünften  Bandes, 
mir  dem  unsere  Aufgabe  erledigt  ist.  drei  Bilder  der  Abtei  Amelungsbom  zuzu- 
fügen, welche  besser  als  alle  Beschreibungen  eine  Anschauung  von  dem  Kloster 
geben.  ^) 

Wie  schon  erwähnt,  fällt  in  dem  Landschaftsbilde  die  Aehnlichkeit  der  Anlage 
mit  Dargun  auf.  Hier  wie  dort  ein  älteres  romanisches  Langhaus  mit  dem  Frin«ip 
des  Stützenwechsels,  anders  freilich  im  Hausteinbau  als  im  Ziegelbau.  Hier  wie 
dort  ein  jüngerer  und  höherer  gothischer  Bau  des  Querschiffes  und  des  Chores,  in 
Amelungsborn  freilich  nach  dem  älteren  Herkommen  des  Ordens  mit  plattem 
Abschluss,  in  Dargun  aber  (ebenso  wie  in  Doberan)  mit  dem  reicher  und  malerischer 
wirkenden  Schluss  eines  polygonalen  Kai»ellenkranz  nach  .\rt  und  Weise  französischer 
Kathedralen.-^)  Hier  wie  dort  ein  (ilorkt-nthürmchen  spaterer  Zeit  als  Dachreiter 
auf  der  Vierung.  Das  Amelungsborner 'Ihürmchen  wurde  zwischen  1588  und  i5«)8 
vom  Abte  Vitus  Buch  erbaut,^)  das  Darguner  ist  früher  errichtet  wordiii,  denn  es 
wird   bereits  auf  der  Darguner  Denktafel  (1464 — 147Q)  genannt 

Wer  dann  ins  Innere  der  Kirche  tritt,  den  erfreut  zunach.^i  der  si  buchte 
dreischiffige  Bau  des  romanischen  Langhauses  aus  dem  XIL  Jahrhundert  mit 
seinen  wechselnden  Pfeilern  und  Säulen,  deren  Würfelkapitelle  zwar  keine  be- 
sonders reiche  Formen-Entwickelung  aufweisen,  aber  dennoch  sehr  anziehend  wirken. 
Besonders  reizend  erscheinen  die  Kapitelle  der  kleineren  Säulen  unter  der  Orgel- 
empore, und  von  hübscher  Wirkung  ist  auch  das  •  Rosen fenster«  der  Westwand. 
Wer  aber  weiter  aus  dem  Langhause  zur  Betrachtung  der  gothischen  Theile  der 
Kirche  aus  dem  XIV.  Jahrhundert  übergeht,  dem  drängen  sich  stilistische  l'nter- 
schiede  zwischen  dem  (^uerschiff  und  seiner  Vierung  einerseits  und  dem  verhaltniss- 
massig  langen  Chorende  andererseits  auf,  bei  welchem  die  basilikale  Anlage  des 
Langhauses  mit  drei  Schiften,  einem  Mittelschiff  mit  Obergaden  und  zwei  niedrigeren 
Seitenschiffen,  beibehalten  worden  ist.  Vor  allen  sind  es  die  breiten  schweren  und 
am  unteren  Knde  mit  Vorschiebung  kleiner  horizontaler  Stäbchen  schräge  ab 
getreppten  Dienste  unter  den  breiten  Ouergurtbogen  der  Vierung,  die  durch  ihre 
Plumpheit  auffallen,  und  ebenso  die  mächtigen  vierseitigen  Pfeiler  der  Vierung, 
welche,  wenn  sie  auch  vom  statisch -dynamischen  Cesichtspunkte  aus  als  wohl 
begründete  Stützen  erscheinen  und  an  ihren  Kanten  durch  Ausschneidung  zu 
gothischen  Stäben  mit  birnförmigem  Durchschnittsprotil  gelangt  sind,  dennoch  zu 
der  Fortsetzung  des  Chores  mit  achtseitigen  Pfeilern,  deren  Kapitelle  den  Blatt- 
und  Figurenschmuck  der  Hochgothik  aufweisen,  in  einem  C.egensatze  stehen,  wie 
er  nur  aus  wenigstens  zwei  verschiedenen  Bauplänen  von  zwei  verschiedenen  Archi- 
tekten zu  zwei  verschiedenen  Zeitläuften  zu  erklaren  ist.  Kurzum,  in  der  Vierung 
treten  Erscheinungsformen  aus  der  Zeit  des  Uebergangs  vom  romaniMhen  zum 
gothischen  Stil  oder  Zeichen  der  Frühgothik  vom  Knde  des  XIIL  oder  Anfang  <les 
XIV.  Jahrhunderts  auf,  während  der  weitere  Choransatz  selber  auf  eine  spatere 
Zeit   um   die   .Mitte  des  XIV.  Jahrhunderts  oder  bald  nachher  hinweist.') 

'     .\I.  lahrh.  VI,   S.   177  (T. 

*)  Wir  verdanken  die..e  Hilder  der  trefflichen  Anstall  de»  Herrn  Otto  I.ielHrrt  in  ll..l,n..n.len 

»)  Dieser  L'nteischied   ist   von   Dürre,  a.  a.  <>.    1876).  S.  195.   übersehen   worden 

*)  Dürre,  n.  a.  O.  (1876^.  S.  199.    v««??).  S.  32  und   85.     V.lu.  Huch  .M  der  lefUe  AM.  der 

in   das   Nekrologium  des   Klosters  eingetragen  ist. 

••)  Auch    in    unserm    mecklenburgischen    Ziegelbau    frühgoihischcr    /eil.    oder. 

sagt     aus    der   Zeit    des   Leberganges    vom    romanischen    /um    gothischen  Slil.    Riebt    r 


6o4 


KLOSTER    AMELUNGSKOKN. 


Damit  stimmen  denn  auch  die  urkundlichen  Nachrichten  aus  Amehmgsborn. 
die  den  Abt  Bertram  in  den  Jahren  1303  und  1304  allerlei  Erweiterungs-  und 
Ausdehnungsarbeiten  vornehmen   lassen,   \on  denen  u.  a.  recht  wohl  auch   die  Kirche 


Westliches   I.anyhaus  der    KlosterUiiche. 

selber  in  ihrem  Querhause  betroffen  sein  kann.  Dazu  stinunen  ferner,  soweit  es 
den  jüngeren  östlichen  'I'heil  angeht,   die  Nachrichten  vom  Abt  Kngelhard  (seit  1354) 

Formen  abgeschräfjter  hreilcr  Dienste  unter  enlspiecliendcn  schweieren  (hiilböfjen,  so  7..  B.  im 
Dom  zu  (;Ustrow  (IV,  S.  201^,  in  der  Kirche  /u  I<einsh.it,'cii  (IV,  S.  302  ,  im  Chor  von  St.  Marien 
zu   köbel  (V,  S.  479)  und  anderswo. 


KLOS  IKK    AMKI.L  NGSI«  )KN. 


605 


Bau  des  neuen  Chores  .p  nl      0    „"  T    ,  r',         "  "" '    '"  «'^'^'''Wc'ndorf  zun, 


Oiier.schid    und    ('ln>r  licr    Kluslcrkirchc. 


und  die  von  einer  Gustedt'schen  .Meiiu»riensliftiinK  am  25.  April  1363  in  dem 
nygen  Köre,  ^t ')  Nicht  aber  vermögen  wir  den  vier  \Vapj)enschilden  im  Haupt- 
gewölbe   des  Chores,    die    als  lehnende  Schilde,    wie    die  Abbildung   zeigt  und  wie 


»)  Dürre,  a.  a.  O.  (1876),  S.  198/99.     ,1877).  S,  21    t.  5.  April). 


6o6  Kl.OSIKK    AMKI.UN'CSHORN. 

Lisch  richtig  angegeben  hat.')  auf  den  Rijjpcn  des  (ie\vc)ll)es  sitzen  und  daher  niclit 
als  Schhisssteinscheiben  bezeichnet  werden  können,  eine  besondere  baugeschichthche 
Bedeutung  beizulegen,  wenigstens  nicht  in  dem  Sinne,  in  welchem  es  von  Grotefend 
im  M.  Jahrb.  1,XIV,  S.  263  ff.,  versucht  worden  ist.  Ks  sind  die  Wappen  der 
Häuser  Braunschweig,  Werle,  Homburg  und  Kberstein.  Sollten  die  Wappen  von 
Werle  und  Braunschweig,  wie  Grotefend  annimmt,  wirklich  Ehewappen  sein,  so 
würde  nach  der  Art  ihrer  Anbringung,  Werle  den  männlichen  und  Braunschweig 
den  weiblichen  Theil  zu  bedeuten  haben,  es  sei  denn,  dass  man  sich  in  Bezug  auf 
die  Stellung  nicht  auf  die  Regel,  sondern  auf  Ausnahmen  von  der  Regel  berufen 
wollte,  wie  sie  hie  und  da,  z.  B.  in  einzelnen  Siegeln  fürstlicher  Frauen  des  XIII. 
und  XIV.  Jahrhunderts  und  bei  der  Darstellung  von  Eltern-Wappen  auf  Grabsteinen 
geistlicher  Herren  gefunden  werden.  Diese  beiden  Wappen  können  daher  nicht 
als  Wappen  Heinriciis  des  Fetten  von  Braunschweig  und  der  Fürstin  Rixa  von 
Werle  gedeutet  werden.  Es  kommt  hinzu,  dass  kein  einziges  urkundliches  Zeugniss 
über  eine  Bethätigung  dieses  Ehepaares  am  Bau  der  Kirche  vorhanden  ist,  und 
dass  die  Annahme,  als  ob  die  Fürstin  Rixa,  von  Gedanken  an  den  ungesühnt  ge- 
l)liebenen  Mord  des  Vaters  durch  ihre  Brüder  gecjuält,  in  Wohlthaten,  die  sie  dem 
Kloster  Amelungsborn  erwiesen,  Beruhigung  gesucht  haben  könne,  und  als  ob  das 
dankbare  Kloster  in  Folge  davon  noch  in  späterer  Zeit,  in  welcher  der  Sohn  dieses 
Ehepaares  als  Bischof  von  Hildesheim  auch  Ordinarius  loci  von  Amelungsborn  ge- 
wesen, diesem  und  den  Eltern  zu  Ehren  die  Wappen  von  Werle  und  Mecklenburg 
habe  anbringen  lassen,  ebenfalls  jener  dokumentarischen  Begründung  entbehrt, 
welche  nothwendig  ist,  wenn  Hypothesen  und  Kombinationen  dauernden  Werth 
bekommen  sollen.  Aber  auch  auf  einen  werleschen  Fürsten  und  eine  braun- 
schweigische  Herzogin  die  gedachten  beiden  Wappen  zu  beziehen,  fehlt  es  an  Anlass, 
wenigstens  an  einem  zwingenden  Anlass,  obwohl  solche  Verbindungen  zwischen  beiden 
Häusern   mehrmals   stattgefunden   haben. ^) 

Dagegen  könnte  bei  den  anderen  beiden  Wappen,  den  Wappen  der  gräf- 
lichen Geschlechter  Homburg  und  Eberstein,  die  vorgeschlagene  Verbindung  und 
ihre  Beziehung  auf  den  Grafen  Otto  von  Eberstein  und  die  Gräfin  Agnes  von  Hom- 
burg angenommen  werden,  wenn  nur  nicht  auch  für  dieses  Ehepaar  wiederum  die 
urkundlichen  Dokumente  über  engere  Beziehungen  zum  Bau  des  Chores  fehlten. 
Nach  dem  ganzen  Charakter  aber,  welchen  die  Anniversaria  des  Klosters  haben, 
müssen  wir  annehmen,  dass,  wenn  sich  dieses  Ehepaar  um  den  Bau  des  Chores  so 
verdient  gemacht  hätte,  dass  ihm  vor  allen  anderen  Mitgliedern  des  Geschlechts  die 
hol|e  Ehre  zu  Theil  geworden  wäre,  den  Häusern  Braunschweig  und  Werle  gegen- 
über mit  einem  Wappenpaar  bedacht  zu  werden,  dann  auch  das  besondere  V^erdienst 
um  den  Bau  des  Chores,  ebenso  in  den  Anniversarien  irgend  wie  zum  Ausdruck 
gebracht  worden  wäre  wie  das  des  Abtes  Engelhard  und  das  des  Stadtoldendorfer 
Bürgers  Johannes  Bole. 

Unserer  Meinung  nach  darf  nicht  übersehen  werden,  dass  die  vier  Schilde, 
in  haljjer  Höhe  des  (jewölbes  auf  den  Rip])en  stehend,  einen  Kreis  bilden,  alle 
vier  als  lehnende  Schilde  in  gleicher  Richtung.  Somit  könnten  ja,  wenn  es  Ehe- 
wappen .sein  sollten,  nicht  weniger  als  vier  Verbindungen  erdacht  werden,  und  jede 
dieser  vier  Verbindungen  Hesse  sich  möglicherweise  auf  mehrere  geschichtliche  Fälle 
beziehen.  Das  aber  gäbe  zuletzt  einen  historischen  Rattenkönig,  den  Niemand  zu 
untersuchen  Lust  haben  würde.  Deshalb  inöcliten  wir  glauben,  dass  diese  Amelungs- 
borner  Schilde  gar  keine  EhewajjjK'n  sein  sollen.  Wer  die  eine  grosse  Fülle  lokal- 
geschichtlicher Thatsachen    enthaltenden    Anniversaria    durchsieht,    der    findet    bald, 


')  M.  Jahrb.  XXII,  .S.  222. 

*)  Vgl.  Lisch,   .M.  Jahrb.  XVIII,   S.  189 — 223  (VcMl)indunfjen  des  fdistl.  Hauses  Weile  mit  dem 
hcrzogl.  Hause   Hraunschweif^-LUnehurgj. 


KLOSTKR    AMEI.UNGSBOKN. 


607 


dass  unter  den  vielen  Benefactores  des  Klosters  vier  Geschlechter  als  meist  genannte 
über  alle  anderen  thurmhoch  hinausragen:  es  sind  erstens  die  Herzöge  von  Braun- 
schweig als  Landesherren,  zweitens  die  vom  alten  Borwin  her  stets  dankbar  ge- 
bliebenen Fürsten  von  VVerle  im  Wendenlande.')  drittens  die  Grafen  von  Homburg, 
deren  einer  als  Stifter  des  Klosters  gefeiert  wird,  und  viertens  die  (Irafen  von 
Eberstein,  deren  etwa  zwanzig  im  Nekroiogium  des  Klosters  als  Benefactores 
gezählt  werden.  Was  Wunders  also,  wenn  die  Wappen  dieser  vier  (ieschlechter 
im  Kreise  herum  das  Hauptgewölbe  des  Chores  zieren,  dessen  Steine  im  Uebngcn 
eine  so  deutliche  Formensprache  reden,  dass  ihre  geschichtliche  Behandlung  durch 
weitere  Dokumente  kaum  noch  gestützt  zu  werden  braucht.*) 


*)  Im  mecklenburgischen  Urkundenhuch,  soweit  es  jetzt  erschienen  ist,  linden  wir  ein 
Vieitelhundert  Urkunden,  die  .sich  auf  AmeUmgsborn  beziehen.  Und  zwar  sind  die  wichtigsten 
Verleihungen  an  da.s  Kloster  die  der  Dörfer  und  Hofe  Satow  und  Dranse,  von  denen  jene  ins 
Jahr  12 19  und  diese  mit  verschiedenen  Erweiterungen)  in  das  Jahr  1233  fällt.  M.  U.-H.  257,  414, 
418,  537,  556,  557  und  558.  Dazu  kommen  dann  die  späteren  werleschcn  He>tätigungsurkunden. 
unter  denen  die  aus  den  Jahren  1274,  1287  und  I2<»i  die  wichtigsten  sind.  M.  U.H.  1314.  1893 
und  21 10.  Aber  den  Wirthschafisbetrieb  in  Satow  giebt  .\melungsborn  mit  Zustimmung  des  Vatcr- 
abtes  in  Altenkamp  schon  am  2.  Februar  1301  wieder  auf  (i>ropter  nimiam  distanciam).  Das  Tochter- 
kloster Doberan  übernimmt  diesen  Retrieb  und  giebt  dafür  an  das  Mutterklostcr  Amelungslnim  twei 
seiner  Salzpfannen  in  der  Saline  zu  Lüneburg:  .M.  U.-H.  2729.  Man  hat  dat>ei  den  Kindruck,  als  ob 
die  politischen  Veränderungen  dieses  Jahres,  im  besonderen  der  Uebergang  der  Vogtei  Schwaan  vom 
Hause  Werte  an  das  Ilaus  Mecklenburg  (das  zu  Amelungsbom  in  einem  kühleren  Verhältniss  steht, 
wie  dies  besonders  in  dem  bekannten  sjiäteren  I'aternitäts-  und  Visitationsstreit  zum  Ausdruck 
kommt)  recht  wohl  mitgewirkt  haben  könne.  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XIM,  S.  116  — 134.  .Mit  Ur 
künden  ebendaselbst  S.  269 — 296  Am  13.  Januar  1350  bestätigen  die  Herzöge  Albrecht  und 
Johann  von  Mecklenburg  dem  Kloster  Doberan  den  Besitz  von  Satow  als  Amelungsborner  Schenkung, 
die  auf  werleschen  Privilegien  beruhe  (in  priuilegiis  dominorum  de  Wcric):  M.  L  .  H.  7037.  Der 
erwähnte  Streit  zwischen  beiden  Klöstern  wird  am  i.  Mai  1362  beigelegt:  M.  U.-H.  9030-  Und  so 
fehlt  denn  auch  nicht  der  .\melungsborner  .\bt  auf  dem  grossen  Kirchweihfeste  in  Dolurran  am 
4.  Juni  1368:  M.  U.-B.  9794.  Der  grosse  \Virthschaft»betrieb  im  südöstlichen  Mecklenburg,  den 
das  Kloster  Amelungsborn  vom  Hofe  Dranse  auf  der  Lieze  ausfuhren  lässt,  erhscht  emt  in  der 
Mitte  des  XV.  Jahrhunderts,  wie  bereits  in  der  ( )rt.sgeschichte  des  Dorfes  Rossow  o.  S.  590  crwihnt 
worden  ist.     Vgl.  Li.sch,  M.  Jahrb.  XHI.  S.  135—142.    Mit  Urkunden  ebenda.selbst  von  S.  302—312. 

*)  Dürre  lässt  diese  \Va|)pen  merkwürdigerweise  in  seiner  Geschichte  des  Klosters  gani 
unberücksichtigt,  er  erwähnt  sie  gar  nicht  einmal.  Dem  gegenüber  bleibt  es  da*  Verdienst  von 
Lisch,  in  seiner  voitreflhchen  IJeschieibung  der  Kirche  .M.  Jahrb.  XXII.  S.  213  bis  223)  zuerM  die 
Aufmerksamkeit  auf  sie  hingelenkt  zu  haben.  Wenn  er  es  aber  unterlägst,  irgend  welche  um 
ständlicheren  Geschichtshypothesen  anzuknüpfen,  so  mag  es  davon  gekommen  sein,  dass  ihm  das 
Nekroiogium  des  Klosters  nur 


in  jenem  dürftigen  .\uszuge 
vorlag,  welchen  ihm  der.Vrchi- 
var  Schmidt  für  das  dritte 
Mecklenburgische  Jahrbuch 
(S.  36)  übersandt  hatte.  Doch 
einerlei,  warum  und  wie  es 
geschah,  wir  sind  auch  heute 
noch,  wo  das  Nekroiogium  in 
der  Dürre'schen  Ausgabe  ganz 


und  gar  vor  uns  liegt,  mit 
Lisch  in  diesem  Tunkte  ein- 
verstanden, gel>cn  al>er  (»rote- 
icnd  Recht .  wenn  er  da» 
Wappen  von  Wcrle  als  sei- 
>  hes  l)estimmt  l>czcichnet  und 
\on     dem     ihm      l>cigclegten 

>  allgemeinen       Ivpu»     de» 
mecklenburgischen  Wap|Hrn»« 
iefrcit   wissen   will. 


6o8 


DEU    SCIIII.I)    DKS    IIAISKS    WKRLK. 


II. 


Der  Schild  des  Hauses  Werle  auf  dem 

Grabstein  des  Bischofes  Johannes  L  von  Havelberg 

im  Dom  zu  Havelberg. 


er  Bischof  Johannes  von  Havelberg,  dessen  Erinnerung  der  Zweitälteste  Grabstein 
des  Havelberger  Domes  aufbewahrt,  war  der  Sohn  des  Markgrafen  Johann's  II. 
von  Brandenburg  und  der  Fürstin  Hedwig,  Tochter  des  Fürsten  Nikolaus  I.  von  Werle. 
Er  starb  nach  kaum  einjähriger  Regierung  als  postulierter  Bischof  im  Jahre  1292. 
Auf  seinem  Grabstein  sehen  wir  den  Schild  des  Vaters  unten  neben  dem  linken 
Bein  der  dargestellten  Bischofsfigur,  also  heraldisch  links,  den  der  Mutter  aber  unten 
heraldisch  rechts.') 


')  Grotefend  verweist  in  seiner  Besprechung  dieses  Grabsteines  (M.  Jahrb.  LXIV,  S.  261/262) 
auf  zwei  andere  Grabsteine  geistlicher  Herren,  welche  die  Wappenschilde  der  Eltern  in  gleicher 
Stellung  zu  einander  zeigen  und  von  denen  der  eine  (der  des  Priesters  Ludolf  Nygendorp  im 
Kloster  zum  hl.  Kreuz  in  Rostock,  f  1406)  im  ersten  Bande  der  Mecklenb.  Kunst-  und  Geschichts- 
iJenkmäler,  S.  214  (215)  abgebildet  ist.  Vgl.  Wigger,  M.  Jahrb.  L,  S.  225.  Lotz,  Kunsttopogr.  I, 
.Seite  284. 


DER   SCHILD   DES   HERZOGS   ERICH    VON    MECKLENBURG. 


609 


IIL 


Der  Wappenschild 

des  Herzogs  Erich  von  Mecklenhurn  (t  t^Ul)  in  der 

Ruine  der  Dominikanerkirche  zu  Wisby. 


err  Reichsantiquar  Hans  Hildehrand  schreibt  dem  Verfasser  in  einem  Hriefe, 
datiert  aus  ßorghohn,  19.  VIII.  96:  .Vor  wenigen  Jahren  habe  ich  inner- 
halb des  Friedhofes  der  Marienkirche  zu  Wisby  ein  Stück  vom  GraMenkmale 
des    Herzogs    Erich  von   Mecklenburg   ausgegraben.      Das    Denkmal    l)estand    offen 

bar  aus  einem  sargähnlichen  Deckstein  mit 
zwei  erhabenen  (liebelstücken.  Was  ich  aus- 
gegraben habe,  ist  das  eine  (iiebelstuck  mit 
dem  mecklenburgischen  Wappen,  von  neben- 
stehender Form.  Das  Stück  ist  gegenwärtig 
in  der  Ruine  der  dem  hl.  Nikolaus  ge- 
widmeten Dominikanerkirche  zu  Wisby  auf- 
gehoben. ■<    >lm   vorigen  Jahrhundert 

war  auch  das  zweite  (Jiebelstück  noch  vor- 
handen, ist  aber  jefzt  leider  versihollen.« 
Herzog  Frich  ist  der  älteste  Sohn  des 
Schwedenkönigs  und  Herzogs  Albrecht  IH. 
von  Mecklenburg,  von  dem  die  Doberaner 
Cienealogie  erzählt,  dass  er,  nachdem  der  Vater  das  Reich  verloren,  sich  zur  Wieder- 
eroberung desselben  aufgemacht,  die  Insel  Clothland  mit  der  Stadt  WiNbv  glücklich 
eingenommen  und  besetzt  habe,  aber  schon  nach  kurzer  Zeit  gestorl>cn  sei.  Das 
wird  durch  andere  Nachrichten,  besonders  durch  die  Chronik  der  Minoriten  zu  Wisby, 
bestätigt,  welche  hinzufügt,  dass  Herzog  Frich  am  26.  Juli  des  Jahres  1397  ge- 
storben sei  und  sein  Grab  in  St.  Marien  zu  Wisby  erhalten  habe. ')  Zur  Be- 
stätigung dieser  Angabe  dient  nun  wieder,  wie  man  sieht,  der  Fundbericht  des 
Herrn  Reichsantiquars  Hildebrand,  dem  wir  ausserdem  auch  die  hier  wieder- 
gegebene Zeichnung  zu  verdanken   haben. 

')  Vgl.  Lisch,   .M.  Jahrb.  .\1,  S.  24.     Wigger,   NL  Jahrb.  L,  S.  184. 


89 


6io 


MESSINüri.ATTE    DER    HERZOGIN    KATHARINA. 


IV. 

Die  Grabplatte 
der  Herzogin  Katharina  im  Dom  zu  Freiberg. 


ie   Herzogin  Katharina,    um    die   es  sich    hier   handelt,    war    eine  Tochter  des 
Herzogs  Magnus  II.   (Meckl.  Kunst-  und  Gesch.-Denkm.  III,  S.  645/47)  und 
der  Herzogin  Sophie    (deren   schöne    Bronzeplatte  jetzt   in   der  St.  Marienkirche   zu 
Wismar   liegt,    M. 
Kunst-   u.    Gesch.- 
Denkm.  II,  S.  54) 
und     das     sechste 
Kind    dieser    Ehe. 
Vgl.    Wigger,     M. 
Jahrb.  L,    S.   278. 
Bei  Gelegenheit  des 
grossen  Turniers  zu 
Ruppin    im    Jahre 
15  I  2  wurde  sie  »vp 

den    vastelanend 
(24.  Februar)   .  .   . 

deme  eddelen 
herenhertich  Hein- 
richen tho  Missen 
....  thogesecht 
vnde  thosamen  dar 
ock  \ortruwet  \an 
dem  biscop  Jhe- 
ronimo  des  Stiftes 
tho  Brandenborch. 
Vnde  vp  den  so 
nier  sint  se  tho- 
samen kamen  tho 
Dreszden   vnde  de 

koste   gheholden 
dar  suluest  'j  Nach 
Nachrichten  in  den 

Archiven   langte 
Herzog  Heinrich  \". 

mit    dem     Braut 


')  Slajjgert   in  .sei 
ner  Thronik  :  .M.  Jahr);. 

III,   .S.  HO.     Vf/l. 
\Vi««er,   .\I.  Jahrl>.  I., 
S.  282. 


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ß!^^^^^^^l 

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Il<.'i/.i)t{iii    Kalh.inna   mit   ihrem   .-lohiie,   dem    I  rm/.eii    .Montz. 
(Nach   Lukas  Kianach.) 


MESSINGFLATTE   DER    HERZOGIN    KATHARINA. 


^\: 


ANNO-MD  LXIDEN  VI  IVNII  IST  WE  DVRCHI 
HOCHCEBORNE  FVRSllNVND  FRAVFILAV  KATHARIN>E 
CEBORNE  HERZOGIN  ZV  MKKELBVRC  HERZOGIN  ZV  S/^CH 
SENLANTCREVININ  DVRINGF.N  MARCGREVIN  ZVMESEN 
HERTZOC  HEINRICHS  ZV  SACHSEN  ^HOCHLOBLCHER 
VND  SELIGER  GEDECHTNVS  GEMAHLSEUCUCH  IM  HERN 
EKTSLAFEN  DERER. SEL  GOT  GNAD  VND  LEIT ALHI  BEGRABEN 


(jraliplatte   der  Hcrz<)<^iii    Katli.inii.i    im    |)<>iii    tw   I 


6ii 


»9« 


6l2       DENKMAL   DER    HERZOGINNEN   CHRISTINE   UND    MARIE    ELISABETH. 

zuge  zu  Freiberg  am  5.  Juli  an  und  dauerte  die  Hochzeit  vom  6.  bis  zum  9.  Juli. 
Katharina  ward  die  Mutter  des  späteren  Kurfürsten  INIoritz  von  Sachsen,  verlor 
aber  ihren  Gemahl  schon  am  18.  August  1541  und  starb  nach  der  Inschrift  auf 
der  vorstehenden  Platte  am  6.  Juni  1561.  Von  ihrer  Schönheit  sprachen  die  Zeit- 
genossen.') Als  im  Januar  1547  ihr  jüngerer  Bruder,  Herzog  Albrecht  VII.,  in  der 
Kirche  zu  Doberan  beigesetzt  wurde,  war  sie  mit  ihren  unvermählten  Töchtern  zu- 
gegen. Weltbekannt  ist  das  oft  kopierte  Bild  von  der  Hand  des  Lukas  Kranach, 
das  sie  mit  ihrem  Sohne,  dem  Prinzen  Moritz,  darstellt:  Kat.  d.  Grossh.  Gemälde- 
galerie Nr.  880,  S.  532.  Vgl.  Distel,  Kunstchronik  XXIII  (1887/88),  S.  246.  515. 
Derselbe:    Bilder  aus  Freibergs  Vergangenheit  8  (Mitth.  d.  Fr.  A.-V.,   Heft  25). 


»)  Lisch,  M.  Jahrb.  VIII,  S.  196.     Vgl.  auch  XXII,  S    152. 


Denkmal  der  Herzoginnen  Christine  und  Marie  Eli.sabeth 
in    der    Kirche    SS.  .Ana.stasii    et    Innocentii    zu    Ciandersheim. 


DENKMAL   DER   HERZOGINNEN   CHRISTINE    UND   MARIE   ELISABETH.       613 


Das  Denkmal  der  beiden  Herzoginnen  Christine  (t1()9:^) 

und   Marie   Elisabeth  (t  1712)    von    Mecklenbiiri»    in    der 

Kirche  SS.  Anastasii  et  Innocentii  zu  (iandersheiin. 


eide  Herzoginnen  sind  Töchter  des  Herzogs  Adolf  Friedrich  I.  aus  zweiter 
Ehe  mit  Maria  Katharina,  Tochter  des  Herzogs  IiiHus  Kmst  von  Hraimschweig 
zu  Dannenberg.  Die  Herzogin  Christine  wurde  am  8.  August  i63(>  geboren.')  Am 
9.  August  1681  wurde  sie  Aebtissin  zu  dandersheim  und  starl)  als  solche  den 
30.  Juni    1693.-) 

Die  Herzogin  Marie  Elisabeth  hatte  1701  auf  Grund  einer  väterlichen  Ver- 
fügung sich  mit  List  in  den  Besitz  des  durch  den  Tod  ihrer  Schwester  Juliane 
Sibylle  erledigten  Klosters  Rühn  gesetzt,  war  zwar  daraus  entfernt,  erlangte  es 
aber  doch  am  15.  September  1705  durch  einen  Vergleich  aufgrund  eines  Spniches 
des  Reichskammergerichtes  wieder.  Nach  ihrem  'l"ode  soll  sie  nicht  zu  (»anders- 
heim,  wo  sie  Aebtissin  geworden  war,  sondern  im  Fiirstl.  Begräbniss  zu  Rühn  bei- 
gesetzt worden   sein.^)     Wigger,   M.  Jahrb.  L,   S.  299. 

Im  Aufbau  erinnert  das  Denkmal  zu  Gandersheim  in  mancher  Beziehung 
an  das  in  ähnlichem  Stil  ausgeführte  Denkmal  der  Herzogin- Aebtissin  Sophie 
Agnes  zu  Rühn,  die  eine  Tochter  erster  Ehe  des  Herzogs  Adolf  Friedrich  l  mit 
der  Gräfin  Anna  .NLarie  von  (Jstfriesland  und  somit  eine  Halbschwester  der  gen. 
beiden   Aebtissinnen   zu  Gandersheim   war:   M.  Kunst-  u.  Gesch.  Denkm.  IV,   S.  88.*) 


*)  S.  Tagebuch   des   Herzogs  Adolf  Friedrich,   M.  Jahrl).  XII.  S.  1 10. 

')  Vgl.  I.  V.  Klein,  Fortsetzung  des  Joh.  Friedr.  v.  Chemnitz  hist.-gencal.  Nachr.  aller  mecklen- 
burgischen  Kegenten   bis  aufs  Jahr   1722,  S.  70.      Dazu   Wigger,   M.  Jahrb.  L.  S.  .99. 

»)  Klein,  a.  a.  Ü.,  S.  71. 

*)  Mit  Hülfe  einer  Spende  durch  den  hochseligen  (iroshberzog  Friedrich  Krinz  III.  wurde 
das  Denkmal  im  Jahre  1895  einer  Frneuerung  unterzogen.  Die  zu  der  beigegebenen  Abbddung 
benutzte   Photographie  ist  der  Güte  des   Herrn    Keklors   Dr.  F.  Hrackebusch  zu  verdanken. 


ANHANG  II. 


Orts-,  Personen-,  Künstler-  und 
Kunsthandwerker -Register 


über  alle  fünf  Bande. 


Verzeichniss 


derjenigen  Ortschaften,  welche  in  der  Reihe  der   Städte.  Kirchdörfer 
und  vorgeschichtlichen  Plätze  ausführlicher  behandelt  sind. 

(Die  eingeklammerten   Zahlen   [nur  bei  dem  ersten   Bande]  beziehen  sich 
auf  die  Seiten  der  zweiten   Auflage.) 


A. 

Adamsdorf  V,  459. 
Admannshagen  III,  724. 
Ahrensberg  V,  586—589.  597. 
Althagen   I,  380.  (389). 
Althof  III,  682—692. 
Altkaien  s.  Kaien. 
Ankershagen  V,  290 — 303. 

B. 

Badegow  III,  384. 

Badendiek  IV,  267. 

Badow  III.  73—74. 

Baebelin   III,  465 — 467. 

Bakendorf  III,  13 — 14. 

Balow  III,  213 — 215. 

Bandekow  III.  122. 

Bandow  IV,  182. 

Bantin   III,  153. 

Banzin  III,  93. 

Banzkow  II,  666—668. 

Barkow  IV,  612 — 614. 

Barnekow   II,  336. 

Barnin   III,  331—332-  382. 

Bartelstorf  I,  341-  (347)- 

Basedow  \',  119— 135.  225. 

Basepohl   \',  226. 

Basse  I,  492—502.  (509—5191.  S'4-  (532)- 

Bauhof.   Neu-   b   Stavenhagen   V,   226. 

Baumgarten  I\',  119— 121. 

Behren-Lübchin   I,  503—506.    520-524).   514. 

(532). 
Beidendorf  II,  295—301. 
Belitz  I,  473—479-  (489—496)- 
Bellin  IV,  320—326.  417. 
Below  IV,  408—411. 
Bennin  III,  136—137. 
Benthen  IV,  543—546- 
Bentwisch  I,  320—324.  (324— 3»9)- 
Benzin  i>.  Kehna  II,  520. 


Benzin  i>  l.ibz  IV,  539 — 541. 

Berendshagen  IV,  112 — 114. 

Bergrade  I\',  475—477. 

Bernitt  IV,  108— 112. 

Besitz   III.  155. 

Biendorf  III,  533—536- 

Biestow  I.  303—307-  (306—310). 

Bibow  III    472—474.  478. 

Blankenhagen  I,  371—374-  (380—384). 

Blengow   111    722. 

Blievenstorf  III,  300 — 301. 

Blücher  III    140 — 142. 

Blücherhof  V,  462. 

Bobzin   IV,  032. 

Boddin  I.  510—513.  (528—531). 

Boek  \     353-355- 

Boitin   !\',  129—132.  184. 

Boizenburg  III,   in  — 122.   154. 

Bölkow   l\',  415. 

Bollbrücke  III,  7-:4 

Bolz  IV.  186. 

Borg  I,  381-  s39o). 

Borgfeid  V.  185—187.  227. 

Borkow   IV,   174—176.  186. 

Börzow   II.  409—412.  420. 

Bössow   II,  351—356. 

Brahlstorf  III,   155. 

Braunsberg   I\',  416. 

Bredenfelde  \',  219—220. 

Breesen   V.  260 — 263. 

Brenz   III.  297—300.  315. 

Bnggow  V,  220—222. 

Bnstow   V,  71—79- 

Broda  III.  312. 

Broock   IV.  541—542- 

Brudprsdorf  I.  568— 573- (S**— 593)-  S«6l6o8 

Brüel   III.  3S6-395.  478. 

Brunow   II!    215—217.  314. 

Brunshaupten   III.  530-533    723- 

Brunstorf  I.  308.  (408). 

Brütz   IV.  400-404. 

Brütz.  Gro»»-  II    ^o«;  — ^oq. 


6i8 


ORTS -REGISTER. 


Brütz.  Langen-  II,  658—659.  685. 
Brüsewitz  II,  6S7. 

Buchholz   b.  Gadebusch  II,   520. 
Buchholz   h.  Brüel   III,   430—432. 
Buchholz   b.  Schwaan   IV,   26 — 27. 
Buchholz  b.  Kübel  V,  566—568. 
Bukow.  Alt-  III,  488—490.  721. 
Bukow,  Neu-  III,  480—488.  721. 

BUlOW  b.  Kehna  II,   519. 
BÜlOW  b.  Crivitz   III,   363—366. 
BÜlOW  b.  Malchin   V,   66--70.   224. 

Burg.  Hohe  IV,  185. 
Burow  IV,  560—561, 
Bütow  V,  537—538. 
Bützow  IV,  41—74.  183. 

c. 

Cambs  II,  657. 

Cammin  b.  Laage  I,  446—454.  (461— 469)  (497). 

Camin   b.   Wittenburg  III,   94 — 96.    153. 

Chemnitz  V,  265—268. 
Christianenhof  (b.  Tessin)  I,  438.  (453). 
Clausdorf  V,  227. 
Conow  III,  167 — 171. 
Consrade  II.  664—665.  686. 
Cramon  II,  645—648  V,  462. 
Crivitz  III,  317—331-  382. 

D. 

Dabei  IV,  172—174.  185.  186. 
Dahmen  V,  138—139.  226. 

Dambeck  b.  Schwerin   II,   641—645. 

Dambeck  b.  Balow  III,  210 — 213.  314. 

Dambeck    b.  Wredenhagen    V,    527  —  534.    596. 

Damerow  b.  Goldberg  IV,  419. 

Damerow  b.  Domsuhl  TV,  470—471.  633. 

Damerow  V,  462. 

Damm  b.  Dargun  I,  585.  (606). 

Damm   t)    I'archim   IV,  491 — 494. 

Dammerstorf  I,  398.  (408). 

Dammwolde  IV,  626 — 629. 

Damshagen   II,  357 — 361. 

Dänschenburg  I,  374—376.  (384—386). 

Dargelütz  IV,  488—490, 

Dargun   I,  516—563.  (534—582).  585.  (606). 

Darss  IV,  571 — 572. 

Dassow  ir,  392 — 401.  420, 

Demen   III,  344—347. 

Demzin   V,  225. 

Demzin,  Hohen-  V,  79—81. 

Deperstorf  I,  ('497). 

Dersenow  fll,  143. 

Deven  \',  364—365. 

Diedrichshagen  II,  412 — 416. 

Diemitz  V,  585—586. 

Dierhagen  I,  (372—373)-  379— 380. 

Dierkow  I,  341-  (347). 

Döbbersen  III,  69—73. 

Dobbertin  IV,  349—371.     418. 

Dobbin   IV,  338—341.  417.  418. 

Doberan   III.  551—681.  724. 

Dömitz   IIT,  156—167. 

Domsühl   i\',  473—475-  630. 

Dratow,  Gross-  V,  362—363.  461. 


Dratow.  Klein-  V,  461, 
Drefahl  III,  218. 
Dreilützow  III,  79— 8i. 
Dreveskirchen  III,  491—496.  723. 
Drüsewitz  I,  438,  (453). 
Dudinghausen  l,  480.  (497). 
Dümmer  III,  153. 
Dummerstorf  I,  34'.  (347). 
Düssin  III,  155. 
Dütschow  III,  305—306. 

E. 

Eichsen,  Gross-  II,  493—502. 
Eichsen,  Mühlen-  II,  503—504. 
Eickelberg  IN',  148—153.  185. 
Eickhof  IV,  185.  186. 
Eldena  III,  192 — 200. 
Eidenburg  V,  460. 
Elmenhorst  II,  375—379 

F. 

Fahrenhaupt  I,  398  (408). 

Fahrenholz  b.  Schwaan  IV,  182. 

Fahrenholz  b. Ivenack  V,  226. 

Farpen,  Neu-  11,  334. 

Faulenrost  V,  136. 

Feldhusen  II,  420. 

Federow  V,  346—350- 

Finken  \',  538—540. 

Finkenthal  I,  583—584.  (603—605).  585.  (606). 

Flessenow  II,  685. 

Flotow,  Gross-  V,  287—288.  458. 

Franzenberg  I,  598-  (619). 

Frauenmark  IV,  477—482. 

Freidorf  V,  458. 

Fresendorf  I,  34«    (347) 

Friedrichsdorf  III,  723 

Friedrichshagen  II,  416—419. 

Friedrichshöhe  I,  341-  (347). 

Friedrichsruh  III,  383. 

G. 

Gaarz,  Alt-  1».  Neubukow  III,  507—513.  722. 

Gaarz,  Alt-  b.  Vollrathsruhe  V,  462 
Gaarz,  Neu-  b.  Neul)ukow  HI,  721. 
Gädebehn  b.  Crivitz  III,  385. 

Gädebehn   b.  Stavenhagen   V,   457. 

Gaegelow   b    Wismar    n,    337. 

Gaegelow   b.  Sternberg    IV,    167 — 172.    186. 

Gadebusch  II,  456—487. 
Gallin  III,  135—136. 
Gagzow  II,  334- 
Gallentin  II,  685. 
Gamehl   II,  335 
Gammelin  III,  9— «3-  «52. 
Ganzlin   IV,  618—620.  633. 
Garwitz   I\',  465 — 469. 
Gehlsdorf  I,  34>-  (347)- 
Gehmkendorf  I,  598.  (619). 
Gerdshagen  III,  723- 
Gersdorf  III,  724 
Gessin  V,  137 
Gielow  V,  148—152. 


ORTS- REGISTER. 


619 


Gievitz,  Gross-  V,  365—371. 

Gischow  IV,  558—559. 

Glaisin  IIL  315. 

Glashagen  III,  724. 

Gnemern  IV,  185. 

Gnevsdorf  IV,  615—617. 

Gnoien  I,  482—492.  (499—509).  514.  (532). 

Godems,  Gross-  III,  309 — 310. 

Goethen  III,  383. 

Golchen  b.  BrUel  ITT,  478. 

Goldbeck  II,  419. 

Goldberg  IV,  342 — 349.  418. 

Goldebee  II,  251—254. 

GoldenbOW  (A.  Wittenburg)  III,    154. 

Goldenbow  (A.  Crivitz)  III,  384. 

Goldenitz  III,  155. 

Göldenitz  IV,  19 — 20. 

Goldenstädt  II.  670 — 671. 

Gorlosen  III,  201 — 204.  314. 

Goritz  I,  481.  (498^ 

Görnow,  Gross-  IV,  185.  186. 

Görnow.  Klein-  IV,  185. 

Gorschendorf  \',  iii— 114.  225. 

Görslow  11.  660 — 661.  685. 

Gottmannsförde  II,  687. 

Grabow  111,  176— 191.  313. 

Grabow  b.  Wredenhagen    V,   545 — 546. 

Grambow  II,  451 — 455. 

Gramnitz  III,  152. 

Granzin  b.  ilagenow  III,  132-133.  152. 

Granzin  b.  Boizenburg  III,  155. 

Granzin  b.  Lübz  IV,  549 — 551. 

Grebbin   IV,  484 — 486.  630. 

Grenz,  Gross-  IV,  24—26. 

Gresse  111.  125 — 128. 

Gressow  II,  302—311. 

Greven  b.  liolzenburg  III,  134 — 135. 

Greven  b.  i,itl)7  IV,  556—558. 

Grevesmühlen   II.  339— 35'- 

Grünenhagen  IV,  186. 

Grünenhof  III,  152. 

Grüssow  V,  432 — 436-  462. 

Grubenhagen  V,  53—63.  224. 

Gülze  111.  123 — 124. 

Güstow  11,  520. 

Güstrow  1\',  187—265.  413. 

Gutendorf.  Alt-  I,  398.  (408). 

Gutendorf,  Neu-  I,  398.  (408). 

H. 

Haeven   111,  478- 
Hagenow  IFI,  1—6. 
Hallaiit  V.  224. 
Hanstorf  III,  717— 72i- 
Heiligenhagen   III,  543—546.  723 
Helle.  Gross-  V,  254. 
Helle,  Klein-  V,  277—279. 
Helm   III.   153- 
Hermannshagen  IV,  183. 
Herzfeld   111.  306—308.  315- 
Herzberg   IV,  411— 4«3- 
Hinzenhagen  IV,  417. 
Hohenfelde  fll,  724- 
Hohenkirchen  II,  312—318. 
Holdorf  II.  '.20. 


Holzendorf  b.  Hrud   III,  421—424 
Holzendorf  b.  .Stemlxrrg   IV,    186. 
Hornstorf  II,  235—240. 
Horst  IV.   1S3. 
Hundehagen  III,  723. 
Hundorf  II.  6.S5. 
Hundorf.  Gross-  II,  520. 
Hundorf.  Klein-   II,  520. 

I.  J. 

Jabel  b.  Doniit/  III.  171—175. 
Jabel  b  .\i.ilcho\v  V,  422 — 424.  462. 
Jamel  II.  422. 
lassewitz.  Alt-  II,  336. 
Jesar.  Kirch-  III,  18—19. 
Jesendorf  III.  474—477. 
Ilow  II.  334. 
Jördensdorf  V,  35—41. 
Jörn>torf  I II,  722. 
Jürgenshagen  IV,  106—107. 
iürgenstorf  V,   164—168. 
Ivenack  \',  169—184. 
Ivendorf  III,  724. 

K. 

Kägsdorf  III,  723. 

Kaien.  Alt-   1.  577—583.  (597—603).  585.  (606^ 

>    NfuK.ilen. 
Kalkhorst  II,  379—392. 
Kalübbe  V,  457. 
Kambs   n   .Schwaan   IV.   20 — 24. 
Kambs  i'   K'ibcl  V,  54>  — 545- 
Kämmerich  I,  585.  (606). 
Karbow  IV,  569—570. 
Karcheez    Kirch  (;ce7     IV.   27<>— 2S1. 
Karchow  V,  534  — 5.3'>- 
Kargow  \'.  350 — 351. 
Kann.  Alt-  III,  536— 5.?9 
Karow   1\'.  599—603.  633. 
Karrenzin  III,  308—309. 
Karstadt  III.   191  —  192. 
Kastahn  II,  421. 
Katelbogen  IV,   183. 
Kastorf  \'.   198— 2o<j.  226. 
Kavelstorf  IV,  28— u- 
Kelle.  Gross-  V.  596. 

Kessln   I,  2.(1  —  298.    294—301).  342.  v347- 
Kieth   V,  424—427. 
Kieve  V.  S47— 55o- 
Kirchdorf  .mf  Poe!  II.  222—234. 
Kittendorf  V.  203-  2*«».  227. 
Klaber   V.  48—5' 
Kläden   IV.  418. 
Kladow   III.  339—342 
Kladrum   III.  357— 360. 
Ktingendorf  IV,  182. 
Klink   \  .    vS'»— 390.  460 
Klinken   III.  374— .U9.  383- 
Klopzow  V.  507 
Klupss   IV,  414. 
KIÜ8S   III,  219—220 
Klütz    II.  361—374. 
Kneese   I.  400    (4'oV 
Kobrow  IV.   185. 


620 


ORTS -REGISTER. 


Köchelstorf  IL  336. 

Kirch-Kogel  IV,  388—391. 

Kolbow  III  313. 

Kölpin-See  V,  462. 

Kölzin  III,  153. 

Kölzow  I.   394—397  (404—407)  39».  (408). 

Körchow  IIL  81—84.  153- 

Kossebade  IV,  487—488. 

Kraak  IIL  20—25. 

Kraase  V,  324 — 325. 

Krakow  IV,  314—319.  416. 

Krebsförden  IL  686. 

Kreien  IV,  565—567.  632. 

Kritzkow    b.   Laage    I,    457—460.    (472—475). 

480.  (497). 
KritzOW  b.  Crivitz   III,   385. 

Kronskamp  I,  480.  (497). 

Kröpelin  III,  514—522.  723. 

Krukow  V,  2578". 

Krümmel  V,  568—570. 

Krusenhagen  II,  334. 

Kuchelmiss  IV,  417. 

Kucksdorf  I,  399-  (409). 

Kühlenstein  II,  419. 

Kuhlrade  I,  365—367-  (373—376). 

Kuhs  IV,  414. 

Kuppentin  IV,  603—610.  633. 


L. 

Laage  L  439—445-  (454—460).  480.  (497). 

Laase  III,  470 — 472. 

Laasch,  Gross-  III,  270—272.  314. 

Labentz,  Gross-  III,  478. 

Lambrechtshagen  III,  706—709. 

Langhagen  V,  51— 53- 

Lanken  IV,  552 — 555. 

Lankow  11,  687. 

Lansen  V,  375-377- 

Lantow,  Klein-  L  479-  (497)- 

Lapitz  V,  250—251.  457. 

Lärz  V,  580—585.  597. 

Laschendorf  V,  462. 

Leezen  11,  685. 

Leisten  IV,  633. 

Lefzen  V,  523—526. 

Letschow  IV,   182. 

Leussow  III,  272—275.  315. 

Levenstorf  V,  461. 

Levitzow  V,  32 — 34.  224. 

Lexow  V,  414—415.  463. 

Lichtenhagen  IIL  698 — 706. 

Liepen  b.  Tessin  I,  435.  (451). 

Liepen   b.  .Malchin   V,   322 — 323.  459. 

Liepen   b.  Penzlin   V,  462. 

Leikendorf  I,  597.  (619). 

Levin  I,  564-568.  (583-587)- 

Lohmen  IV,  382—387.  419. 

Loiz  IV,  186 

Loppin  V,  462. 

Lübberstorf  III,  479. 

Lübkow  V,  249—250 

Lüblow  IIL  295 — 296, 

Lübow  IL  265—275. 

Lübsee   b.  kehna   IL   447-45'- 


LÜbsee  b.  Krakow  IV,  331 — 334. 
Lübstorf  IL  685. 
Lübtheen  IIL  145—147.  155. 
Lübz  IV,  512 — 538.  631. 
Lüdershagen  IV,  327—331.  417. 
Ludorf  V,  512—520.  596. 
Ludwigslust  IIL  229 — 269.  314. 
Lukow,  Hohen-  IV,  103 — 105.  183. 
Lukow,  Gross-  b.  renzlin  V,  283 — 285. 
LuckOW,   Klein-  b.  Volhathsruhe  V,    224. 

Lupendorf  V,  225. 
Luplow  V,  288 — 290. 
Lüsewitz,  Gross-  I,  437-  (453)- 
Lüssow  IV,  286—291.  414. 
Lütgendorf  V,  429 — 432. 
Lutheran  IV,  538—539. 
Lüttenmark  III,  128 — 129. 


M. 


Malchin  V,  84—111.  225. 

Malchow  V,  391 — 414. 

Mallin  V,  258—260.  457. 

Malow  IV,  630. 

Manderow  11,  337- 

Marin  V,  285—287. 

Markow,  Gross-  I,  597.  (618 — 619). 

Marlow  I,  388—394.  (398—404). 

Marnitz  IV,  502—506.  631. 

Marsow  III,  90 — 93. 

Martensdorf  II,  336. 

Massow  V,  540—541. 

Matzlow  IV,  494 — 496. 

Mechelstorf  IIL  722. 

Mecklenburg  IL  276  —  286.  336. 

Meetzen  11,  488. 

Meierstorf  IV,  506—507. 

Melkof  IIL  151- 

Melz  V,  563—565- 

Menkendorf  III,  312. 

Meschendorf  III,  723. 

Mestlin  FV,  371—376.  419. 

Metein  II,  685. 

Meteln,  Alt-  IL  638—640. 

Methling,  Gross-  L  574— 577- (593— 597)-  586. 

(607). 
Methling,  Klein-  L  586.  (608). 
Minzow  V,  526—527. 
Mirow  IL  668—669. 
Mistorf  IV,  17—18. 
Mistorf,  Hohen-  V,  24—29. 
Moisall  IV,  114— 116. 
Möllenbeck  III,  221—224.  313. 
Möllenhagen  V,  303—304. 
Mollenstorf  V,  3'5— 3i7-  458- 
Möllin  Fl,  520. 
Mölln  V,  270—276.  457. 
Moltenow  IV,  183. 
Moltzow  V,  224.  461. 
Muchow  III,  225—226.  313. 
Muess  IL  685. 
Mulsow  IIL  496 — 498. 
Mummendorf  IL  402 — 405. 
Müsselmow  III,  424—427- 


ORTS -REGISTER. 


621 


N. 

Nätebow  V,  520 — 522. 

Neese  III,  204 — 207. 

Nesow  IL  519. 

Netzeband  V,  593—595.  597. 

Neuburg  II,  241—250.  334. 

Neuenkirchen  b.  Wittenburg  II],  65— 6S. 

Neukirchen  b.  Schwaan  lY,  96—10^    18' 

Neuhof  III,  68-69. 

Neukaien  I,  587—593-  (610—615).   598.  (619) 

Neukloster  (Sonnenkamp)    HI,    445—464.    470 

Neustadt  III,  276—295.  '»^    ^  '»    -»/y- 

Niehagen  I,  380.  (389). 

Niehusen  I,  380.  (389). 

Nieköhr,  Gross-  I,  515.  (533). 

Nieköhr.  Neu-  I,  515.  (533). 

Niendorf  III,  144. 

Niendorf,  Gross-  III,  354  —  356. 

Niendorf,  Klein-  IV,  562. 

Nossentin  V,  420 — 421.  461. 

Nostorf  III,  131  — 132. 

o. 

Oettelin  IV,  133—134. 

P. 

Paarsch  IV,  465. 

Pampow  b.  .Schwerin   II,   677—678.   686. 
Pampow  (.\.-G.  Teterow)  V,   224. 

Pankow.  Gross-  IV,  562—564. 
Parchim  I\',  420—464.  629. 
Parkentin  III,  710—717. 
Parkow  IV,  183. 

Parum   b.  Wittenburg   III,   77—78. 
Parum  b.  Güstrow  IV^  282—286. 
Passee  III,  498—499. 
Passentin  V,  280—283.  457. 
Passin  I\',  77-78. 
Passow  IV,  548. 

Peckatel    b.  Crivitz   II.   665-666.   686. 

Peckatel   b.  Penzlin   V,   318 — 321.   459. 

Penzin  III,  395— 397- 

Penzlin  V,  228  —  249.  455. 

Perlin  III,  74—76.  153. 

PetSChow   I,  418-424-  (43'   -439).    437-  U52) 

Picher  111,  27—31. 

Pieverstorf  V,  457. 

Pinnow   b.  Crivitz   III,   332—337. 
Pinnow  (bei   Penzlin)  V,   263      264. 

Pisede  V,  225. 
Plaaz  IV,  414 
Plasten.  Klein-  V,  361.  461. 
Plüschower  Mühle  II,  422. 
Plate  II,  661-663.  686. 
Plau  IV,  574—599-  632. 
Plauerhagen  IV,  610— 611. 
Pokrent  II,  510—512. 
Polchow  I,  468  -472.  (483—488)- 
Poltnitz,  Adelig  III.  316. 
Poltnitz.  Fürstlich  III,  316. 
Poppentin  \',  441—442. 
Porep  IV,  509—511. 
Poserin,  Gross-  IV.  392—395- 


Pravtshagen,  Gross-  II,  421. 
Preensberg  II,  336. 
Prestin  III.  348—354. 
Pribbenow  V,  168—169. 
Priborn  b  kubd  V,  574-576. 
Priborn.  Wendisch-  IV,  623—626 
Prisannewitz  IV,  182. 
Pritz,  Hohen-  IV.  176- 178.  186. 
Pritzier  III,   14S— 150.    155 
Prokent,  Alt-  II,  520. 
Proseken  II,  319—330.  336. 
Prüzen  IV,  281—282. 
Puchow  V,  252—253.  457. 


Q. 


Qualitz  1\',  117— iiy. 
Quetzin  IV,  633. 

R. 

Radelübbe  III,  152. 

Raden.  Gross-  IV,  156—159,  186 

Radepohl  III,  384. 

Raduhn   III,  380 — 382.  384. 

Rakow  III.  722. 

Rambow  V,  377—380. 

Rankendorf  II,  419. 

Rechlin  V.  578—580. 

Recknitz  l\',  292-  298. 

Reddershof  I,  433.  (448). 

Redefin   III,   ^i — 35. 

Redentin  II.  334. 

Rederank  III,  723. 

Reez  IV,  34-  35.  182. 

Rehna  II.  423 — 446.  519. 

Rehse.  Alt-  \',  255—257. 

Reinshagen   IV,  298—304.  414. 

Reinstorf  l\',   183. 

Remplin  V,   114 — 116. 

Rensdorf  II I.   124—125. 

Retgendorf  II,  649—652.  685. 

Rethwisch   III,  692—697.  724. 

Retschow  III.  546—550.  723 

Retzow  l\',  020 — 622.  633.  V,  597, 

Reutershof  V.  226. 

Ribnitz  I.   ;»;,— 363.  (348— 371I  380.  (389). 

Ridsenow.    Gross-    I,    473  —  473.    (489).    481. 

IV>S\. 

Rittermannshagen  V,  145  —  147. 
Ritzerow   \     i'j     163. 
Röbel   \.  4''4  — 511.  596 
Röckwitz  V.   187—191. 
Roggendorf  II,  517—519. 
Roggenstorf  II,  405 — 409.  430. 
Roggow  III,  722. 
Rom   l\.  4'M'     4'>i 
Rosenberg  II.  ()X7. 
Rosenow  \'.  200 — 202.» 
Rosin,  Kirch-  IV.  270—271. 
Rossewitz  I,  465—468.  (480—483). 
R08SOW  V.  589  ff.  597. 
Rostock   I.   1—280.  (1-383). 
Rothenmoor  V.  236. 
Rövershagen  I.  315 — 319.  (w 
Ruchow  l\'    163 — 167.  185.    I 


622 


ORTS -REGISTER. 


Ruest  IV,  376—378. 
Rühn  TV.  78—96. 
Rumpshagen  V,  304 — 306. 
Russow  III.  503—506.  723. 
Ruthenbeck;III.  369—372.  382. 
Ruthenbeck.  Neu-  III,  382. 

S. 

Sagel  V,  226. 

Salitz.  Gross-  II,  513—516. 
Sammit.  Alt-  IV,  319—320.  416. 
Sanitz  J.  425—432.  (440-447)- 
Sarmstorf  IV,  291—292.  414. 

Satow  l>.  Schwaan  III,   540 — 542.   723. 
Satow  b.  Flau   V,   442 — 444. 

Schaliss  III,  153. 

Scharstorf  IV,  182. 

Schlemmin  IV,  183. 

Schlieffenberg  IV,  304—307. 

Schlieven  IV,  629. 

Schlitz.  Burg  V,  82. 

Schlön  \',   ^56 — 361. 

Schlütow  I,  585-  (606). 

Schönau.  Alt-  V,  371-375- 

Schönberg  V,  595—596. 

Schorrentin  I,  594—596.  (615—618). 

Schwarz  V,  584—585. 

Schorssow  V,  63—66. 

Schulenberg  I,  398.  (408). 

Schwaan  IV,   i  — 15.  i8r. 

Schwandt  V,  279—280. 

Schwerin  II,  521—630.  684. 

Schwerin.  Alt-  V,  417—419.  461. 

Schwinkendorf  V,  140 — 144.  225. 

Selpin   I,  438.  (453> 

Sembzin  V,  463. 

Serrahn   IV,  334—337-  4i7- 

Severin  IV,  482—484.  629. 

Siemen.  Gross-  III,  724- 

Sietow  \'.  437—440.  463. 

Siggelkow  IV,  501—502.  630. 

Slate  I\',  497—500.  630. 

Sommerstorf  V,  387—389.  460. 

Sonnenkamp  (Xeuklostei)  III,  445 — 464. 

Sophienhof  V,  461. 

Speck  \',  351—352. 

Spornitz  III,  302 — 305.  315. 

Spren.z  Hohen-  IV,  35—40. 

Stäbelow  I,  298—302.  (302—306). 

Stassow  I  ''453). 

Stavenhagen  V,  153—162.  226. 

Steffenshagen  III,  523—530.  723. 

Steinbeck  II,  520. 

Steinhagen  IV,  184. 

Steinfeld,  Raben-  III,  385- 

Sternberg   I\',   134—148.  185.  186. 

Sternkrug  (y.u  Meierstorfj  II,  422. 

Stielen,  Neu-  II,  336- 

Stolpe  III,  301 — 302. 

Stormstorf  I,  434.  (450). 

Stralendorf  II,  679—681.  686. 

Strameuss  III.  479- 

Stubbendorf  I,  Uio).  586.  (607). 

Stück,  Kirch-  II,  631—635. 

Stuer  V    445—454.  463. 


Stülow  III,  724. 

SuckOW   h.  Güstrow    IV,   266 — 267.   414. 
Suckow   1).  rarchim   IV,    507^509. 
SuckOW   1).  Malchow   V,   463. 
Sukow  b.  Crivitz   III,   338 — 339. 

Sülstorf  II,  672—677. 
Sülte  II,  671—672. 

Suiten   b.  Hrüel  III,   419—421. 
Suiten   b.  Stavenhagen   V,   210 — 211. 

Sülze  1,  382—386.  (391-398). 

T. 

Tarnow  b.  lUitzow  IV,  124 — 128.  183.  184. 

Tarnow   b.  Stavenhagen   V,   222 --223. 

Tarzow  III,  479- 

Tasohow  IV,  182. 

Tatow  II,  335- 

Techentin  IV,  405—407. 

Tempzin  III,  397 — 418. 

Tessenow  IV,  630. 

Tessin  I,  401—405.  (411 — 416). 

Tessin  b.  Brüel  III,  478. 

Tessin.  Gross-  b.  Warin  III,  467 — 469. 

Tessin,  Gross-  und  Klein-  IV,  416. 

Teterow  V,  i — 23.  224. 

Teutendorf  I,  434-  (450). 

Teutenwinkel  1,  325—341.  (329—346).  342.(347). 

Thelkow  I,  410 — 414.  (421 — 426).  435.  (450). 

Thulendorf  I,  307 — 310.  (311 — 314). 

Thürkow  V,  29 — 31. 

Toddin  HI,  7—9.  152. 

Tramm  III.  372—374.  383. 

Trebbow,  Gross-  II,  636—637. 

Trechow.  Langen-,  Kapelle  IV,  75 — 77.  184. 

Tressow  II,  336. 

Triwalk  II,  336. 

u. 

Uelitz  ITI,  26—28. 
Ulrichshusen  V,  380 — 383. 

Upahl   1>.  Grevesmühlen   II,   421. 

Upahl,  Gross-  IV,  276—278.  416. 
V. 

Valluhn   III,  109— iio.  153. 

Varchentin  V,  211 — 216.  227. 

Varchow  \',  216—219. 

Vellahn   III,  84—90. 

Viechein.  Hohen-  II,  287—295.  336. 

Vielen.  Gross-  \',  306 — 310. 

Vielitz  V,  383-387.  460. 

VietlÜbbe   b.  (Jadebusch    II,   489 — 493. 

Vietlübbe  b.  Lubz  IV,  572—573-  632. 

Vilz  I,  405—410.  (416—421).    432.  (447)    433. 

(448J. 
Vimfow  IV,  419 
Vipperow  V,  570—573-  597- 
Vitense  II,  519- 
Vogelsang  I,  433-  (448) 
Vogtshagen  I,  342.  (347)- 
Vollrathsruhe  V,  224. 
Volkenshagen  I,  310—314.  (314—319)- 
Vorbeck  III,  342—344.  385. 


ORTS -REGISTER. 


623 


w. 

Walkendorf  I,  415—418.  (426—430).  436.(451). 

Walow  Y,  436—437. 

Wamckow  IV,  178—181. 

Walsmühlen  III,  153. 

Wangelin  IV,  633. 

Wangelin  V,  427—429. 

Waren  V,  326-345.  459. 

Warin  III,  432 — 444.  478. 

Warin.  Klein-  III,  478. 

Warnemünde  I,  281 — 290.  (284 — 294). 

Warnkenhagen  b.  Hutzow  IV,  183. 

Warnkenhagen  b.  Teterow  V,  41—44. 

Warlitz  III,  35—37-  152- 

Warnow  IV,  123—124. 

Warsow  III,  14 — 17. 

Wasdow  I,  507—510.  (524—528).  515.  (533). 

Wattmannshagen  IV,  307—313. 

Weberin  III,  385 

Weisin  IV,  546—547. 

Weitendorf  b.  Tes.sin  I,  455—457.  (47c— 472). 

Weitendorf  b.  Laage  I,  460 — 464.  (475—480). 

Weitendorf  b.  Wismar  11,  331—332. 

Wendorf  III,  384- 

Wendorf,  Neu-  I,  438.  (453). 

Werle  i).  (Jiabow  111,  207    210. 

Werle,  Burg,  1).  Schwaan  1\',  181. 

Wessin  III,  360—362 

Westenbrügge  III,  499-503- 

Westhof  III,  723- 

Wiechmannsdorf  Hl,  723. 

Wiek  IV,  181.  182. 

Wiendorf  IV,  15—16. 

Wildkuhl  V,  596. 

Wilsen  b.  Lübz.  IV,  568.  632. 

Wilsen  u.  Wilser  Hütte  b.  Krakow  IV.  417. 

Wismar  II,  i     221    333, 

Wittenburg  III,  38    <>4- 

Wittenförden  II,  6S2— 683.  686. 

Witzin  IV,   i59-'63-  185- 

Wöbbelin  III.  296—297. 

Woggersin  V,  268—270. 

Wokern.  Gross-  V,  45—48. 


Wokrent  IV,  183. 

Wolde  V,  193—198.  226. 

Woidzegarten  V,  463. 

Wolkow  I    5S8.  ■609), 

Woltersdorf.  Gross-  II.  337. 

Woosten  IV,  396—400. 

Woserin  IV,  378—381.  418. 

Wotenitz  II.  420. 

Wredenhagen  V,  551—560. 

Wrodow  \  ,  253—254. 

Wulfsahl  III,  311— 312.  316. 

Wulfshagen  1.  367—370.  (376—380). 

Wustrow  I.  376—378.  (386—389).  380.  (389). 


z. 

Zähren   \'.  310—315. 

Zahrensdorf  111,  137  —  140. 

Zapel   111,  .^67— 369.  382. 

Zarchin   IV,  633. 

Zarnekow  1,  588.  (609). 

Zarnewanz  I,  433   (449)- 

Zarrentin  III.  97  —  109. 

Zaschendorf  111,  427—430. 

Zeez  l\.  182. 

Zehna  i\',  272—275. 

Zepelm   IV,  74—75- 

Zepkow  \',  560— 5()i. 

Zernin   IV   121-^123. 

Zickhusen  II,  640—641.  685. 

Ziegendorf  III,  220—221. 

Zielow  \ ,  576  —  578. 

Zierzow  111,  226     228. 

Zieslübbe  IV,  47'— 473- 

Zislow  \  .  444—445.  463. 

Zittow   II,  652—656. 

Zwiedorf  V,  191  —  193- 

Zülow   II,  68t>. 

Zülow   IV,   180. 

Züsow   I II,  479- 

Zurow   11,  255  — 204. 

Zweedorf  (\.   IJoizenburg)  III,    129     131.    155. 

Zweedorf  (A.  Neubukow)  III.  722. 


Vepzeiehniss 


derjenigen    Familien    und   Einzelpersonen,    welche    mit   Denkmälern 

verschiedener  Art,  sowie  mit  Stiftungen  und  Schenkungen  von 

Kunstgegenständen   vertreten  sind. 

(Die  eingeklammerten  Zahlen   [nur  bei  dem   ersten   Bande]   beziehen   sich 
auf  die  Seiten  der  zweiten  Auflage.) 


A. 

Abbe  III,  142. 

Abjörnsson  III,  247. 

Acidalius  IV,  458. 

Adam  II,  102. 

Adeler  V,  19. 

Adrum  v.  I,  553  (572).  V,  43. 

Aepinus  IV,  404. 

Agricola  III,  341. 

Ahlefeld  v.  II,  355.  369. 

AhrenS  (Arendt,   Arens,  Arns)  I  (373).   380.    III, 

147.  347.  V,   561. 
Albinus  I,  290  (293). 
Alen  V.  I,  208  (209). 
Algrim  V,  321. 
Alheydis  I,  213  (214). 
Alkenius  IV,  297. 
Allem  I,  366  (375). 
Altrock  V.  I,  53  (52). 
Andreae  III,  105.  V,  323. 
Anthony  I,  576  (596).  580  (601).  584  (605). 
Aquarius  III,  460. 
Arendt    Arens,  Arns)  s.  Ahrens. 

Arenstorff  v.  V,  202.  315.  413.  570. 

Arnim  v.  V,  77.  78.  122.  310.  361.  431. 

Arnswaldt  v.  III,  432. 

Aschersleben  v.  V,  268. 

Attendorn  v.  I,  543  (563). 

Atzmann  V^  285. 

Augusttn  III,  381. 

Ave  ir,  4'9- 

Averberg  v.  III,  497.  539.  725. 

Axekow  V.  III,  672—674. 


B. 


Bachauw  I,  454  ^469). 
Bäcker  V,  279. 
Bacmeister  I,  (58;  603. 
Bade  II,  671.  IV,  570. 
Bademöller  V,  52. 


Badinck  IV,  244. 

Bahimann   (Balemann)   IV,     15.    331.    610.     V, 

197-  432. 
Bahrenfleth  V,  424. 
Balk  V.  II,  317. 
Balrüss  I,  378  (389). 
Bambam  IV,  246.     V,  43. 
Banzkow  II,  55. 
Bapsien  IV,  269. 
Bärcholtz  IV,  395. 
Bardenfleth  I,  552  (571). 
Bardmann  V,  288. 

Barenbruge  (Barenbrughe,    Barenbrügge)  I,    221 

(222I 

Barg  II,  644.    V,  349.  363. 
Barken  v.  III,  341. 

Barkentin  (Berkentin)  s.   Parkentin. 

Barnekow  v.  I,  201  (202).  210(211).  IV,  14.  89 
Barner  v.  (Hemer)  I  (58).  604.  II,  366.  373 

656.  III,  76.  359.  364.  366.  430.  476 

477.  542.  721.     IV,  157.  222.     V,  39.   596 
Barnewitz  v.  I,  453  (468).  456  (471).    111,476 

IV,  528.  529.  622.    V,  580. 
Barold  v.  I,  459  (474)-    IV,  89.  339.340.  341. 
Barsse  v.  II,  298.  299.  442.  492. 
Barsow  (s.  Passow). 
Bart  I  (58). 
Bartels  v.  II,  252. 
Bärttling   I  (58)  604. 
Bärtram  III,  495. 
Bassewitz  v.  I,  88  (90).   194  (195).  297  (300). 

354  (360).    355  (361).    417  (430),    453  (468). 

456  (471).  471(486).  477  (494).  494  (513)  bis 

497    (515)-    499   (517)-    501    (517)-      II.  259. 

271-  273.   355.  441.   511.     III,   76.  473.  476. 

IV,    104.   105.288.368.370.371.     V,  79.  81. 
Bastian  I,  563  (582). 
Bauer  III,  212.  213.  214. 
Baumann  Hiuwmann)  II,  97.  355.     V,  258. 
Baumgarten  I,  217  (218). 
Bavendererden  III,  216. 
Beckendorf  v.  III,  431. 


l'ERSONEN-RKGISTER. 


62; 


Becker  l  30.  149  Cisij.  262  C264).  553  (572).  ' 

II,  516.    ni,  59.  330.     IV,  551. 
Beckmann  II,  628. 
Beerling  s.  Behrling. 

Beermann   s.   Behrmann. 

Beese  iBese)  I,  302  (305).     IV,  27. 

Behm   V,  290.  557. 

Behn  (Beben)  I,   376  (386).     IV,  620. 

Behnke  (Behncke,  Beneke)  II,  644.  656.   111, 

137.  V.  102. 
Bahr  V.  (Behr-Negendank)  I,  354  C360).  400 

(420).  429  (444).    471  (488).  498  (515).  49(, 

(516).  502  (518).  505  (523).  513  (531).  552 

(571).   II,  285.  318.  327.  332.  453.  50S. 

515.  661.   III,  474-  476.  477-  659.  701. 

720.  IV,  296.  325.  362.  369.  370.  371.  386. 

545-  546.  548.  V,  290.  315.  360. 
Behrbom  I,  405.  416. 
Behrend  IV,  616. 

Behrens  (Berens,  Bäiens,  Bärend.-)  I,  116(119). 

123  (125).  370  (379).  405  (416).   III,  226. 

360.  503.  542.  706.  716.   IV,  301.  V, 

361. 
Behrling  (Beerling)  111,  170. 
Behrmann  1,  369  (378).     11,  567. 

Beier   >.   Beyer. 

Belloc  de  IV,  71. 

Below  V.  II,   S'ß-   644.      \\\  275.    325.    3S0. 

609.     V,  15.  365. 
Bennit  IV,  386. 
Benthien  I,  306  (309). 

Berg  (Berch)  I,  306(309).  IV,  568.  V.  375.  490. 
Berg  v.   I,  53<52)-  3'3(3>7V  , 

Berge  v.  dem  V,  60.  ' 

Bergen  zum  I,  96  (97)- 
Bergk  v.  1.  46(48). 
Berken  v.  V,  522. 

Berkholtz  (Berckholz,    Bergholz)  V.   H,    I3'- 

Berndes  111,  120. 

Berner  111,  28. 

Bernewin  I.  218  (219). 

Bernhard   III,  669. 

Bernstorff  v.  II,  386.  387.  410.  411.  453-  455- 

504.     111,  80.     IV,   92.  93-    100.    loi.  481. 

V,  440.  585- 
Bertekow  v.  I,  547  1566). 
Berteke  dSertha)  111,  105, 
Berthold  1\',  222. 

Beselin  1  (58).  97  (98).  118(121).  603. 
Beste  III,  512. 
Beust  1,  58(56\ 
Beutvür  II,  666. 
Bevernest    v.    1.    428    (443 >•    429  (445)-     '^' 

52'K 
Beyer    Beier)  1,  306(309).     V,  584. 
Beytin  (Beytien)  IV,   159- 
Bibow  V.   I.  463  (479)-  506(523  524;-     III-  502. 

S03.  510.  511.  512.  535-  539-  672.    I\,  102. 

113.   146.     V,  3'7- 
Bidermoller  V,  102. 
Biel  V.  11    326.  332.  388. 
Bielke  v.  IV.  494. 
Bierstedt  III.  379- 
Bilderbeck  v.  III,  332- 
Billerbeck  I,  54'  (560). 
Bims  I  Bims>e)  I,   290(293^-     '"•  -»'2      "'     >'"' 


Birkenstädt  l\,  550. 

Birnith   111    715. 

Bischofshausen  v.  II.  504. 

Blaffert  II,  3S5. 

Blanchert  1,  477  (494). 

Blanck  ( Ulank)  I.  354  (360).  377  (388).  424  (439). 

4»4  45".     II.  327.     IV.  ;;; 
Blankenburg  1.  505(5231 
Blecker  II.  .17. 

Bliffernicht  I.  64(65).  98(99). 
Block  I    214  (215). 
Blome  V.  1\'.  39. 
Blücher  v.  I,   269(271).     II,   273.     III.  476. 

i\,  302.  369.  371.  6o<).     V,  28.  29.  39.40. 

41.  113.  166.  167.  202.  208.  278.  360.  431. 

437-  442.  536.  539    550-  565- 
Bock  II    286.     IM,  76.  342. 
Bock  III    347. 

Bockholdt  I.  370  (379).   453  U68).      III.   666. 
Böckler  <B..cler)  I,  373  (383).  i2<t  (44;i      IV. 

1 7  j 
Böckmann  v.  1    431  (446). 
Bockwoldt  V.  -.  Hiichw.ild. 
Böddeker  II    4S.  75.  105.     III.  437.     IV.  72. 
Bodd(n  V.  I,  53  (521.     III,  53«).     V.  167    361. 
Bodeyn   III,  228. 
Bohl  V.   II,  64S. 
Bohnsack  II.   165. 
Bo(e   I  \     244. 
Bökholdt  II.  102. 
Bolbuck  IV,  486. 
Boldewin  II,  479- 
Boldt  1    297  (301).     II.  239. 
Böickow  V.  211. 
Bole  1    318(322).     II.  240. 
Bolkebar  II.  2i'>. 
Bollbrügge  III.  i9>-     IV.  >b2. 
Bolte  III,  203.    V.  163. 
Bolten  11.  630.     V.  163.  568 
Boltzendahl  IV,  33.1 
Bonhorst  III    2>«;. 
Bömer  I    iS- (3971 
Boochmann  V,  223 
Borch   1 1    4«2. 
Bording   I    124(126). 
Borger  III,  271. 
Borgert   IV.  46<). 
Borghes  ({«orfjes)  I.  219 '220V 
Borke  v.   I.  208  ;209). 
Bormetten  IV.  92. 
Bornemann  Ml.  472. 
BornffIdt  v.   M,  252      HI.  206. 
Bornstedt  v.   Ml.  228. 
Bosselmann  II,  361. 
Both  V.   1    .o'>(36a).  445(460).     II.  3<">     '" 

(.    2-\;    476.     IV.  291.  481.     V,  411. 
Bothmer  v.  M.  374- 
Bötteker  V,  550. 

Botticher  (lümicher)  I.   123(125).     III.  499 
Boypn  V.   IM.  171. 
Bracke  M,  250.     IV.  57"- 
Brnllius  \',   \'H 
Brambugus  IM,  3W 
Brand  (Hrandt)  I.   13**  0*0     f-^  i'7"'      '" 

,.Si      IV.    118.    374-    375     378     391     «43 


40 


626 


l'EkSONEN-  REGISTER. 


Brandenstein   11.  299.     \' 
Brandes  1,  421  (437)- 
Brauer  111.  13.     V,  363. 
Braun   111.  417- 
Brasch  iHiasche)  i\'.  45S. 
Breddin   \".  21S.  21«). 
Bredow  v.  III.  271.     V.  39. 
Breide   1    552   571 1.     V,  103. 
Breidenbacli  v.  IV.  222. 


564.  566.  568. 


\' 


;52). 


!5- 


326. 


Breitenstern  v.  1. 

Breithor  11.   lou. 

Bremer  1\'.  561. 

Brenke   Hl.  312. 

Brenne   II    286. 

Brenner  IV,  376. 

Breuil  du  1,  58(56.  58).  60?. 

Brock  V.  II,  386. 

Brockdortf  v.  II.  368.  575.     V. 

Brocken  v.  IV,  105.  341. 

Brockes  II,  509. 

Brockmann  I,  323  (328).    V,  363 

Broker  J.  113  ;ii5). 

Brömse  v.  II.  384.     IV,  330. 

Bronsart  von  Schellendortf  W 

Bruche  v.   IV,  89. 

Brüdigam   I,  370  (379)- 

Brügge   11.   176. 

Brüggmann  v.  V,  44. 

Bruhsaber  III,  498. 

Briijer  1\'.  244. 

Brummer  I,  306  (3091 

Brummerstädt  V,  53. 

Brun  (Brün    I,  370(379) 

BrÜning     Hruning}  II,   28 

Brunswick   I,  207  (208). 

Brüsehaber  v.   IV,  166. 

Brüseke  II.  216. 

Buch  V.  V,  290.  321.  589. 

Buchholz  I,  562(581).     IL 

Buchien  1.  575  (596). 

Buchow  II,  249. 

Buchs-Schwobach  I,  212(213). 

Buchwald  (Bockwoldt)  v.  11,  398.  400.    IV,  27. 

H<).    158.   325.   326.   341.      V,    50. 
Buck   11.  361. 
Buckmann  V,  578. 
Buggenhagen  I.  552  (571). 
Budda   1\'.   ro4. 
Bühring   II,  635.     I\',  614. 
Buk   II    479- 

BukOW  (Bucow)  I,   221  (222). 
Bulle  (Hüllej  I,   150  (151).     II,  442. 
Bülow  V.  I,  88  (91).  296  (300).   357  (362;.  386 

(396).    413  (425)-    445  (460).    453  (468).    456 

(47I).  501(518).  552(571).  11,418.419.453 
455.  469.  478.  501.  502.  508.  515. 562. 563 
644.  648.  650.  651.  III,  89.  90.  92.  123 
147.  341.  344.  426.  429.  431.  437- 459- 476 
487.  490.  502.  510.  545.  549.  550.  659  bis 
662.  IV,  27.  68.  116.  145.  157.  158.  171 
180.  181.  282.  318.  325.  326.  334.  369.  370 
371.  380.  528.  529.  545.  609.  V.  39.  50 
81.  262.  317.  321.  378.  390.  4'3-  440.  45' 
490. 

Bulten   I.  370(379)- 

Bulsz  \,  144- 


II.  52. 

II-  45I-  573- 
286.      III,  204. 


239-     IV, 


Bung  II,  379 

Burchard  (Horchard'l  TU,  381.     V,   309. 

Burder  1,  462  (.478). 

Burenius  1,  40  (39). 

Burgmann   1,  59.  165(167). 

Bürkholz  v.  V,  62. 

Burmeister  (Burmester)    I,    430  (446).      II,    97. 

154.  209.     III.    19.   106.   123.   144.      IV,  68. 

V,  361.  519. 
Burow  II,  97. 
Burr  IV,  567. 
Burschaper  I,  171  (172). 
Busacker  III,  171. 
Busch  III,  708.     IV,  246. 
Busse  (Buss)  I,  310  (314).    IV,  494. 
Büter  IV,  269. 
Butz  II,  379. 
Butzer  IV,  247. 
Bützow  V.  I,  194(195)     313(317)- 

C. 

Caland   s.   Kaland. 
Calander  s.  Kalander. 
CalSOW   s.   Kalsow. 

Camen  T,  217  (218). 

Camerarius  I,  78  (80).  80  (82).  98  (99). 

Campe  v.  III,  n. 

Camptz  V.   s.   Kamptz. 

Capellen  v.  V,  62. 
Carel  V,   169. 
Carow  .s.   Karow. 
Carstens  s.   Karstens. 
CaSSUbiuS   s.    Kassubius. 

Celichius  IV,  385. 

Cempe  II    560. 

Chradeder  (-)  III,  142. 

Chrlstiani  I,  62. 

Clandrian  II,  65. 

Clasen  (c:iassen)  I  349  (354).  444  (459).    II,  407. 

III,  67. 
Clatt  I,  387  (397)- 
Claus(< "lausen,  Claves)  I,  378(389).   IV,  174.  457. 

Clausenheim  v.  I,  477  (494)-     HI.  83.  84.  89. 

Clausing  IV,  244.  347. 

Cleveheu  II,  647. 

Clevena  I\',  244. 

Cling  (Clinge)  I  (58).  604.  370  (379). 

Clinthen  (Clinthius)  II,  109.  148.  156. 

Coberow  I,  150(151). 

Cohen  II,  630. 

Colberg  II,   148. 

Cölle  II,  488. 

Collen   >.    Köllen. 

Conradi   II,  328. 
Cordeshagen  III.  328. 
Cossebade  v.  s.  Kosboth. 

Cothmann    (Kothmann)    I,    43.       IV,    222.    337. 

V,  53- 
Cramon  v.  I,   452  (468).     III,  423.  424.     IV, 

157.  175.  380. 
Crotogino  IV,  223. 
Crudopius  II,  148.  153. 

Cruger  (('rügcr)  s.    KrUf^er. 
Crull   s.   Krull. 
Curland  T,  221  (222), 


PERSONEN-  REGISTER. 


627 


D. 


Dabeler  III,  373. 

Dabelow  IV,  568.    Vgl.  Dobau. 

Daberstein  (Dabeistein)  s.  Daverstei» 

Dade  I,  378  (389). 

Dahse  III,  415. 

Dale  II,  567. 

Dalhelm  III,  25. 

Dalvitz  IV,  296. 

Damcke  III,  147. 

Danckwardt  IV,  75. 

Danek  IV,  572. 

Dänemark,  Mitglieder   des    regierenden    ILnu^e- 

L   234  (235).     m,  645.     IV,  62.  66. 
Daniel  III,  217. 

Dankver  (Danckwardt)  II,   2i6. 

Danneel   (Dernein   I,   370fr.  (379  ff.).     111,  59. 

140.  251. 
Dannenberg  v.  LI,  453. 
Dannenberg  III,  204. 
Dargun  II,  140.  214. 
Darm  IV,  567. 
Darn  IV,  571. 
Darzow  II,  442. 
Dattenberg  IV,  442. 
Daversten  I.  94  (96). 
Dechow  V.  I.  372  (382).    III,  476. 
Decken  v.  der  II,  509. 
Dedewich  I.  263  (265). 
Degingk  v.  III,  429. 
Dehn  v.  JII.  128.  142. 
Dellen  III,  25. 
Demontrondt  V,  200. 
Densow  IV,  25. 

Derneil   s.   Danneel. 

Desborch  II,  349. 

Dessin  v.  IV.  370.  607. 

Detert  I,  452  (467)- 

Detlof (Dethloff,  Detleff)  I,    124(126.    149(151). 

290(293).     III.  533.     IV.   159. 
Detmer  IL  519. 
Dewerth  III,  274. 
Deutsch  I.  89  (91). 
Dieckman  IV,  378. 
Dien    Dine)  III,  31.  228. 
Diessenbruch  I  f373)  380. 
Diestel  II.  443.  655.  656.  657.  659. 
Dinners  III.  228. 
Dinggrav  II,  49-  98-     IV,  348. 
Dippel  IV,  70. 
Ditmar  IV,  616,  617. 
Ditten  v.  III,  208.  209.  212.  214.  362. 
Ditze  II    116.  117- 

Dobau   vgl.    Dabelow. 

Dobbertin  III.  6. 
Dobbin  I.  218  (219). 
Dober  I,  98  (99)- 
Ooberan  IV.  2qf>. 
Dohse  III    274 
Dolch  III,  25. 
Dolge  IV,  555. 
Doli  IV,  407- 
Dömelow  III,  702. 
Donaht  II    314 


Dopp  IV.  102. 

Oöpke  II,  516. 

Döring  v.  I.  85(87).     lU.  72.  74. 

Dorne  v.  II.  383-  384    385.  392-     V    431. 

Dosebeck  III.  702. 

Dreps  V.  V   427. 

Drevenstede  I.  123   125;  274  (277). 

Drewes  I    123(125).     II,  405.     V.  573. 

Dreyer  III,  285.  417. 

Driberg    Drieberg;  II,  64S.     IV.  38.  39.  40. 

Drigalski  V,  524. 

Driver  III.  362. 

Droishagen    Dmlshagcn)  II,  209. 

Drühl  \     251. 

Ducht  1\'.  491. 

Duncker  III.  207.     IV.   159.  488.  561. 

Dunkelmann  IV.  622. 

Duriar  II     156. 

DÜring      Duhring.     DUringk)    I.     116(119).       I|. 

350-  387. 

DupuitS    du  Puits;  1.  421   (434'.  422  (437\  423 

(438;.     V,   536. 
Duve  III.  106. 
Duwall  V.  589. 


i:. 

Eddelandis  I.  191  (192). 
Eckhorst  (Eckorst)  II.  663. 
Efert   -    I.vers. 

Eggebrecht  I,    305  (308).   306  (309-      II.  49. 

154.  208. 
Eggers  I,  370(379)-     IV.  176. 
Ehlers   Klersi  I.  114(116).    II.  640.     III.  165. 

?42      IV,  539.  542 
Ehrke  \  .  538. 
Eichholz  III.  106. 
Eichmann  V.  582. 
Eixen   1 1.  97. 
Eksen  1!    62. 
Eiderhorst  v.  I.  53  (52 
Eier  I.  242  (244). 
Eiern    Khlem    V.  I    414   426 

Elers   ^    Khler.s. 

Elich  I    .?72(382;. 

Elmhof  II.  97-  209. 

Emme  II,  575. 

Engel   II    68.  328 

Engel  v.   III    429 

Engelbrecht   I.   150(151) 

Engelke  IV,  438-  542. 

Enghart  II,  61.  148. 

Eisner  III.  59 

Elvern   III.  344 

Erasmus  I.  .»44  1459) 

Erlenkamp  v.  V,  315.  536.  580. 

Ertmann  ;l-,iihmann    II.  419.     ('• 

Eschenbe  l\',  622. 

Eschenbury  IV.  275.  320. 

l'Estocq  s.  !x4tr»c'|. 

Eter  iV    347. 

Evermans  II.  355- 

Evers    Kwers,  Kwert,  Efert,  Evenle« 

444  (459V    II.  234    in    '^" 
V.  304 

40« 


IV.  387 


IV.  118.  542      V.   105. 

V.  262.  263.  280. 


l\ 


628 


PERSONEN  -  REGISTER. 


F. 

Faber  III.  1S9. 

Fabrice  v.  II,  512.  518.  519.    V,  193.  198. 

Fabricius  I,  373  (382).  561  (581).     IV,  559. 

Faget  I.  510  (528). 

Fahrenhorst  I,  336(340- 

Falk    F.ilkel  IV,  348. 

Falkenhan  III,  459. 

Fanter  1.  366  J75).     IV,  570. 

Fehr  v.  d.  II,  97. 

Fehland    Feland^  III,  6. 

Feldt  II.  361. 

Feihering  II,  240. 

Ferber  V.  I,  471(487).    III,  431.    V,  215.  27S. 

565.  596. 
Fertens  II,  419. 

Ficke  (Fieke)  III,   506.     IV,   252. 
Fidler  I,  59. 

Finck  (Fincke,   Finke     I,     124  (126).      Tl.    350. 

IV,  69.   112.  303.     V,   586. 

Fineke  (Finecke)  V.  II,  271.    III,   720.    IV,   39. 

222.    275.    289.       \,     129. 

Finmann  IV,  70. 

Fischer  III,  415.  422. 

Flege  II.  386. 

Fleisten  \'.  139- 

Flotow  V.  I,    431  (446).    543  (563;.    552  (57I,- 

III,  215.   534.    720.       IV,   32.  35.  362.  562. 

V,  4t2.  435.  437.  444.  450.  451.   541. 
Flotow  IV,  347. 

Fluge  I,  56  55 . 

Fohs  (Fos)  I,    124    126)    1373)  380.      V.Ljl.  Voss. 

Foht  IV,  75. 

Folcher  v.  I,  506  (524). 

Földtner  III,  203. 

Folschen  I,  348  '354> 

Frätwurst    Freluwurst)  I,  (373)  380. 

Frahm   drani,    I'rnnini)  II,    443.    518.      TU,    147. 

IV,  375- 
Franck  v.  III.  13. 

Franck  n-raiik   lll,  106.  190.    1\',  145.    \',  179. 

iXi.   321. 

Franz  Caspar  III,  264. 

Fratscher  II.  261. 

Fredenhagen  V,  62. 

Frederus  I,  98  99). 

Freiberg  v.  IV,  176.     V,  536. 

Freiburg  v.  I,  85(84.     IV,  609. 

Frentzke  IV,  407. 

Frese  I.  510(528;.  III,  55.  347.     \',  211. 

Fretwurst   s.  Frätwurst. 

Freundt    irUndt    I,  510(528.     \\  187. 

Fridag   \'.  50. 

Friederici  II,  292.  294. 

Friedrich  III,  171. 

Frielingen  II,  G^y. 

Friese  \',  585. 

Frisch  v.  \.  431. 

Fred   I\',  475- 

Fromm  I,  349  '354J- 

Frolike  V,  98. 

Fröwke  CFrövkej  II,  656. 

Fründt   s.  Freundt. 

Fuchs   11    681. 

Fuhrmann  I,  562  (581;. 


I  Gabel  V,  490. 
1  Gade  II,  361. 

Gamm  v.  IV,  289. 

Gans  IV,   120.  222. 

Gardelin   l\',  24. 

Garnatz  II,  209. 

Garves  I\',  564. 

Gätcke  V,  114. 

Gaul  V,  576. 

Gebhardt  X,  244. 

Geismar  v.  II,  379- 

Gelenhausen  v.  III, 


G. 


390. 


II.  80. 


GerdeS  ><-">herdes,   Gherardus)  I,    (58).    210  (2ll). 
305  (309^.   604.      II,   61.    109. 

Gerke  I,  63.  274(277).    IV,  481. 
Gerling  I,  513(530- 
Gerloff  I,  408  (419). 
Gerrahn  I\',  376. 

Gertrud  (Ghcseke)    III,    105. 

Geyersperger  III,  165. 
Ghnemer  I,  62  (61)- 

GielOW  (Gilow,   Gilauw)  II,   379.      V,    50.    180. 

Gierke  III,  302. 

Giertz  IV,  292. 

Giese  Ili,  30.  204.     T\',  438.     V,  280. 

Giesenhagen  IV,  523. 

Gilhof  1  \',  494-  495-  496. 

Giwertze  v.  III,  670. 

Glasow  A',  52. 

Glöde  III,  512. 

Glöwe  r\',  370. 

Gluck  !\',  220. 

Glüer  V.  I,  313  (317)- 

Gnoien  (Gnouen)  V.  I,  202  (203\ 

Godhan  (Gode,  Godt)  III,  209.  347. 

Goeben  v.  I,  506  (523).    in,  208. 

Goeden  v.  III,  495- 

Goegener  (Goedner?;  IM,  374. 

Gode,   Godt  s.  (Jodhan. 

Göhren  v.  HI,  150. 

Golcen  v.  II,  644. 

Goldeniss    (iolnitz)  1,  171  (172).     \\.  75. 

Goldensee  v.  III,  57- 

Goldstädt    (Joldstedej  I,   264(266).      II,    154. 

Goldstein  v.  I,  148  (150}. 
Gorrissen  v.  I\',  159. 
Görss  II,  605. 
Gösch  IV,  275. 
Goslik  I,  452  (467). 
Gösman  IV,  610. 
Gottfried  II,  561. 

Gottschalk     (iossschalk,    CJoszhalk)  I,   210(211). 

jtjy    ^lüi.  457  (472).     III,   666.     IV,  488. 
Götze  11.  109. 
Graber  I\',  133. 
Grabow  v.  I,  310  (314)-  427  '443)-  428  (444). 

538   (557:-    552   (570-     II,   254.     III,   362. 

IV,  340.    371.  391.  399.  400.  481.  489.  545. 

V,  161. 

Grabow   fGrahauj   IV,    292. 

Gradner  I,  378  (389). 
Grambow  v.  \',  539. 
Grambow  IV,  602. 
Grampe  I,  218  (219;. 


PERSONEN  -  REGISTER. 


629 


V,  40. 


III,  84.  22S. 


290. 


Grantzin  IV,  435. 
Grantzow  V,  550. 
Grape  v.  I,  349  f354  • 
Grape  r(iiapius)  iv,  252 
Grapengiesser  IV,  550. 
Gräve  IV.  617. 
Grävenitz  v.  I,  (52   53. 

Greff    Greffe)   III,    144. 
Gretfrath  (Greferaht    V, 
Gregorius  V,  257. 
Grentze  (Chensce)  V.  I.  88  (90). 
Gretmann  IV,  228. 
Grieben  v.  V,  418. 
GriefFenhagen  II,  509. 
Grimm  III,  59. 
Griper  V,  102. 
Grisebach  V,  270. 
Grisen  V,  102. 
Gristow  V.  I  373  ,382). 
Groben  von  der  IV.  337. 
Grogen  IV.  523. 
Gromann  III,  395- 
Gronewoldt  II,  479. 
Groningk  (Groninch)  III,  332. 

Grot  ^Grote,   Groth)    I.   52  (50).    65 

IV.    133.    159.  391.     V,    592. 
Grött  I.  387  (397)- 
Grove  III,  131- 
Grube  v.  IV,  622. 
Grube  I.  76(7^)- 
Grüenberg  III.  142- 
Grundgrieper  IV,  25. 
Grützmacher  V,  52. 
Gudejohann  III,  546 
Gudeknecht  II,  350. 
Guhlke  111,  226. 
Gule  1.  52  (5o\  65.  170  (171)- 
Güldener  v.  I,  297  (300). 
Gülen  V.  III,  80.     IV.  527. 
Gundlach   III,  6.  9.  25. 
Gundlach    v.    V.    306.     317. 


III.  476. 


IV 
III. 


243- 

19- 


323.     440.     5: 


Gunnlbertus  IV.   545- 
Gussmann  v.  I,  396  ^406). 
Gyscow  1    208  (209). 


H. 


Haacke     Hacke,   Haacker)  II.   274.   379- 

Haalwart  III,  59- 

Haas  (Haa.se,  Hase)  II.   240.     IV,    12.  407.491. 

56S.     V,  49'- 
Habant  III    3« 
Habisch  111    417 
Hackbusch  V,  509. 
Hacke  v.  II,  263. 
Hackelbusch  V,  578. 
Hackert  \     i37- 
Hadeler    ll'adler)  I,  96(97)-    H.  68.    111.  490- 

Hafemann  (Havemann;  I,    77  (79)-  97  (98)-      H- 

240.  56.S.     III,  503.     IV.  407- 
Hagdorn  V,  4'5- 
Hagemann  II.  5"9- 

Hagemeister  HI,  530-  532-     H.  242-  244 
Hagen  v.   1.   S53  'S72)-     IV,   132-   «37 


Hagen  W  390. 

Hagenow  v.  I.  88(91).  552  (571).     III.  476. 

Hager  II.   109. 

Hager  IV.  500. 

Hägert  III.  310. 

Hahn  v.  1.  116(119.  337  (34» ■•  3"* 

(4o6\    498  (515).    538  (557 „    54 

55»  (570).  553(572).    II.  634.    1\     ..,.^7- 

337      V,  44.  73.  76.  77.  78.    122.   123.  124 

125.    126.     127.     129.     130.    142.     147.     \-r6 

389.  418.  419.  545.   588.   589. 
Hahn  v.  IV,  330. 
Hahn  II    109      III    17 
Haker  \'    130 
Halberstadt  v.   II.   453.    502.    508.    655.    659 

(.f)i.    III    iS.  19.  30.  95.  336.  423.427.431. 

720      W.    172.     V,  77. 
Hallervord  I    42. 
Hamann  III    717. 
Hamburg   II.  286. 

Hammerstein  v.  III.  67.  292.    V.  579.  580.  589. 
Han    ll:^nc)  I.  477  (494).  478  (494).    IV,  385, 
Hancke  III.  421. 
Haneke  1.  209  210). 
Hannemann  II.  479- 
Hannoteau  I.  42  (40). 
Hansen  II.  240.  560. 

Harbrech     ll.irhrccht)   II,    118.     IV.  469.  475. 
Hardenberg  v.  III,  67. 

Härder  I   302(305.324(328).  111.495    IV.  25 
Hardt    v.    d.    I.    420  (433-    423    (43'<)-    424 

Hardt  IV    i.s 

Hardtwich  >.  Ilartwifj. 

Haren  v.  II.  55. 

Harm   l\'    47' 

Harmsen  IV    564. 

Harnack  III    459-  499- 

Harneisch  \".     57 

Hartig  II    390. 

Hartmann   I    459(474)-  464(479)-     H-  677 

Hartwig  v.  IV,  609. 

Hartwig     llanvicus.     Hardtwich)    I,     122   (124^ 

345    V.5       in     "67-     IV,  531 
Hasberg  v.  III.   150. 
Hase   -    Haas. 

Häseler  v.  I.  596  618).    II.  «»so. 
Hass    Hasse)  II,  327.    III,  510.    r  .  385   386. 

\'    ^04 
Hattpnbach  II.  454- 
Hauer   I     3S'  G57)- 
Hauff  V.   V    259. 
Haugwitz  v.   V.  352. 
Haupt   II    "I. 
Hausbrandt  IV.  375. 

Hauschildt    Hausschiidt)  II.  077       •"    25. 
Hausen  v.  I,  444  (459 
Hausmann  I    45"'  (.475)- 
Hnuswrdel   I    421  (433)- 
Havc  vom  H.  209. 
Havpsch   V.   197. 
Hecht   \     45" 
Heerder  V.   582. 
Heide  v.  III.  461. 
Heidemann  I    56«  (581). 
Heidpnsleben  II.  677. 


630 


PERSONEN  -  REGISTER. 


Heidtmann   (Ileitmann")    I,    57.    562   (5S1).      II. 

450      \'.   349-  440. 
Heimburg  v.  1  (57).  603. 
Heincke  (.Heineke)  III,  549.  550. 
Hein  v.  V,  43.  44. 
Hein   .Heyn)  IV.  469. 
Heine  U,  97- 
Heinen  v.  I,  54- 
Heinrich  I.  289  (293).    III,  64. 
Heise  IV,  246.    V,  424. 
Held    Heldtj  m.  506.     V,  20.  39. 
Helms  I.  576  (596).    II,  665. 
Helmstede  II,  324.  326. 
Helpte  V.  V,  179. 

Henk  Henck,  Henke,  Hencke)  III,  6.  28.  417. 
IV.  496. 

Hengfoss  II,  648. 

Henig  IV.  496. 

Hennemann  II.  311.    III,  204. 

Henning  (Hennings  I,  351  (357).  370(379-  380- 

II,  407.     III,  300.     IV,  494.     V,  561. 
Hentzen  I.  290(293). 
Hermann     Hermans)   I,    543    ;563\      III,    381. 

IV,  228.  442. 
Hermes  II,  150.  160.  688.    III,  217. 
Hersen  HI,  503. 

Hertzberg  (Herzbeig)  II,  61.  148. 
Hess  in.  347-    V,  557. 
Hetschack  V,  40. 
Heuckendorf  II,  316. 
Heyde  v.  d.  II,  519- 
Heyn  I.  575  (596). 
Hilbrant  III,  308. 
Hilgendorff    (Hiljendorf)    I,    490    (497  .     IV, 

570. 
Hill  I,  76(78)- 
Hillmann   (Hildemann)  II,    260.      V.    144.    168. 

Hiltermann  I,  214  (215). 

Hincke  I,  296  (299).    IV,  246. 

Hindt  I,  513  <^53i) 

Hinrichs  I,  348(3541-  49'  1508).  567<587i- 

Hinsky  V,  509. 

Hintze    Mlinze)    I.     477    (494»-      HI.    379-      V, 

202. 
Hintzenstern  v.  V,  43'-  432- 
Hinzmann  I,  378  (389). 
Hinzpeter  (Hintzpeter)  I.  444  (4591-     I\''  441- 

442. 
Höbe  V.  I,  ($2)  53-   506  (523)    508  (526).  509 

(526).   538  C557).  565  (5851.  566  (586).  567 

($86).   576   C596).    IV,   89.  303.  529.    V,  166. 

167.    168. 
Hoff  V,   151. 
Hofmann  H,  272. 
Höfner  I    459  '^4751- 
Hogreve  HI    59. 
Hoinckhusen  v.  V.  263. 

Holdorp   (H'.ldnrf)   II.    144.   645. 

Holloger  I    56C581.  604. 

Holst  (^Hol^tiusj  III,  339.     IV.    126. 

Holstein  (Holste.  Ilolstenj  V.  I,  53  (52;.  191 
(i')2).  355  06u.  552  ^57U-  H,  655.  III,  59- 
529.  IV,  165.  370  529.  V.  104.  287.  298. 
340.  387    390- 

Holsten   Hl    702. 

Holtz  II,  285. 


Holtzendorff  v.  V,  379. 

Homeyer  V.  163. 

Homoth  IV,  491. 

Hoofein  II,  443- 

Hopfgarten  v.  II.  263. 

Höpener  iHöpner)  IV,  171.  292. 

Hoppe  (Hoppe)  I.  30.  62.  63.  64.  95  (96).   121 

(123).     III,  356- 
Horler  I,  119  (122). 
Hörn  L  216(217).  221  (^222).     V,  215. 
Hornemann  II,  419-    Hl,  56. 

Hortz   s.  V.  (/)eit7.en. 
Hoth  V.  321 
Hovel  III.  105. 
Hovier  II.  118. 
Hovisch  II.  442- 
Hübner  II.  553- 
Huchmeister  II.  450- 
Huddelbeck  V.  363. 
Huhn  V.  285. 

Hünemörder  V.  (Ilunenmördei  .  IlUnmöider. 
Hühnmörder)  I.  309  ('313)-  3IO  (SM)-  323 
(328).     II,   254. 

Hunemorder  I,  302(3051. 

Hugk  III.  120. 

Hundt  V.  II,  492. 

Hüniken  III.  342. 

Husfelt  IV.  561. 

Huth  (Hueth)  V.  III.   397-     V.  276. 

Huther  II.  683. 


I.  J. 


JaOObi    (Jacobus,    Jacob,    Jakobs)    I, 

356  (362).     III,  666.     IV,  486. 
Jagow  V.  IV,  313. 
Jäger  IV,  331. 

Jahn  V.  d.  III,  206.  207.    IV,  104. 
Jahnke  (Janeck)  I,  (373)  380.     III,  475- 
Jallas  III,  175- 
Janentzky  III,  209. 
Jantzen  I,  290  (293). 
Janus  IV,  227. 
Jarchow  II,  66. 

Jasmund  v.  IL  285.     IV,  385.  390. 
Jaster  II,  253. 
Javert  HI,  275. 
IbendorfT  V,  163. 

Ide  H,   672.      Vgl.  Jiden. 

Jeger  IV.  437 
Jenderick  I,  85  (88). 
Jengel  HI,  217. 
Jenisch  V,  216.  219. 

Jensen   (Jenszen)  V,   258.   290. 

Jeppe  I,  580  (601 ). 
Jeseke  III.  417- 
Jiden  IH.  532.     Vgl.  ido. 
Johann  II.  567. 
Johannsen  IV,  617. 

Jorck   (]ovke)   V.   I,   201    (202).      III,   530. 

Jordan  I.  1 16  (119)-    HI,  417- 
Jörgass  (Jurgas.s)  V.  V.  596. 
Jörn  CJornsj  II,  683.     IV,   292. 
Joseph  F.  255  (^256). 
Iserlohn  (L'.seicnloi  v.  III,  460. 


148  (150). 


FKUSONEN  -  REGISTER. 


631 


Judelius  IL  68. 
Juhl  II.  155  (271). 
Junge  II,  232.  284. 
Jürges  I.  457  (472V 


458  14741.    459  (475t. 


K. 


Käcker  V,  573. 

Kafen  (Kaven)  II,  479.     IV,  494. 

Kahl  III.  536. 

Kahler  II.  471. 

Kahte  I.  369  (378). 

Kähter  V^  561. 

Kaland    (Kalant,    Kalden.    Kahlden)    v.    I. 

(2o6).  538(557).  552  1571).     V.    ,14. 
Kalander  I,  451  C467). 
Kalff  I,  552  (570- 

KalSOW   (Calsow)  II,   316. 

385. 

Kämmerer  IV,  244. 
Kamptz  V.   I.  387  (397). 

263.  363.  431. 
Kanzler  I.  118  1 121 1. 

Karbarch   V.   s.   Kerkberg,   Kerberg. 
Kardorff  V.  ^Kerkdorp,   Kerkdoif)  I.  53  152). 

(218).    404  (415).    409  (4201.    508  (526). 

(557)-  551  »570.  552  (5711.  S(>(>  1585'- 

35-     V,  39.  435. 
Karkhof  s.   Kirchhof. 

Karnatz  IV,  244.  320.  390. 
Karow  II.  46 
Karsten  V,  451. 

Karstens  (Carstens.   Kastens)  I.   576(596). 

(601 ).     II.  683.     m,   550.     IV.   620. 
Kasau  I.  418  (430)- 

Kasten   s.   Karsten. 

KaSSUbiuS   (Cassubiusi    V.   507. 

Katt  (Katte)  I,  444  (.459I-     IV.  457- 

Kaufeldt  (Kauffeldt)  U.  372.    III.  336.  33; 

Kaysei  V.  61. 

323  (328 

II.  275 


205 


III.   142.      IV.  376. 


I\',    337     369-      V 


217 
538 
IV. 


580 


324  (329).   370 


Keding  (Käding)  I. 
(379,)-  387  (397»- 
Kegel  I.  116  (1191- 
Keibel  V,  262. 
Keil  I.  502  (519). 
Kelpin  I,  116(119). 
Kempe  I.  306  (309)-     HI-  55°- 

Kerkberg  V.  (Kerberg,    Kirchberg  1    I  \' 
Kerkdorf  s.    Kardorff. 
Kerkhof  s.   Kirchhof. 

Kessler  III.  7i7- 

Ketelhodt  v.  III.  57      V,  5o6.  545- 

Kettenburg  v.  d.  I.  355  <36i).  477  (494 

510.   721       IV.  247.     \',   39- 
Ketzedorp  v.  II.  567 
Kielmann  V,  113. 
Kieselbach  IV,  285. 
Kindler  II,  3«' 
Kiepen  III,   n. 
Kirchberg   V.  s.   Kerkberg. 
Kirchhof  I.  56(55)-  <58)  603.  89  (9')-  97 

11.   .553 
Kirchringen  (Kerkring)  v.  IN.  t'op. 
Kisbach  V.  187. 
Kiser  III.  475- 
Kistenmakpr  !.  221  (222). 


S.  228. 


III. 


(98). 


111.  93 
i.  88  (91 ). 

III,  25 


II.   286.    III. 


267. 


Kladow  II,  97.  330. 
Kläfsath  s.  Klevesath. 
Klähn    iKlehcnius)    I, 

III.   25. 
Klankow  IV.  469. 
Klapprode  I,  296  1299) 
Klebsahl    (Klevesal.    Klevesadel)    III.    487.    488. 

5-- 
Kiehenius  ^.  Klähn. 
Kieimann  111.  136. 
Klein  v.  I.  54  (53). 

KleinOW   1  Klenowi   V. 

246    331. 
Klenz  iKIentzi   II.  677. 
Klepper  III.  121. 
Klessen  V.  257. 
Kleveheu  1  )  II,  647. 
Kievenow  IV.  386. 
Klevesath  V.  202. 
Klinge  I.  98  (99). 
Klinggräff  v.  V.  264. 
Klingmann  IV.  292. 
Klitzing  v.   V.   113.  596. 
Klockmann  III.  106. 
Klockner  \'.  191. 
Klotze  I.  123  ( 125). 
Kluth  (Khidt)  II,  671. 
Klugge  \'.  561. 
Klüver  II.  415. 
Knacke  I\'    561. 
Knaustorff  v.  III.  12. 
Knebusch  I\'.  551. 
Knesebeck    v.    d.    1.   *$&).  63.  64.    333  1324). 

lil.  73.  127.  292.  427. 
Knevel  III.  132. 

Knickenberg  I.  96(971.  167(1691. 
Knipphausen  v.  II.  453. 
Knüll   I.  2i^S  13011. 

Knuth  V.  V.  41.  518.  519.  524.  577. 
Knuth  (Knuht)  IV.  471.     V.   54^. 
Knüttel  V,  586. 
Koch    Kock.  Kogi  I,  123(125».  513  (53«  I.    II. 

.)7    573    644.     IV,  475.     V.  351. 
Köckert  II    i«»» 

Kohlhans-Stralendortr  v.  III.  423 
Köhn      K.liiw      I     296    i2c<iM.    III     444      IV. 

2i|2. 

Koite  V.  52. 

Koke  II    286. 

Kolbach  I.  369  t.378i. 

KÖllen    '  ..Uen.   Köln)  V.   I.   318  («3'.    i;83    6o3) 

iV,  312.  330. 
Kollinck  I,  456(471^ 
Kollmann  V.  435. 
Kolmorgen  IV,  561. 
Kolsovy  I.  457  t47*>- 
Kolzov*  i    452  U«'?)- 
Koneke  I\".  (>i4 
Könpmann  v.  III.   150. 
Königsmark  v.  N'.   5''4 
Könike  I\'.  4'»> 
Konow  IV.  348. 
Konrad   III,  560. 
Koop   III.   131 
Köp   \     576. 
Kopmann  I,  62. 


6;2 


PERSONEN  -  REGISTER. 


Kopp   (Koi>i>e)   111,   475.      \'.   26S.    550  I 

Koppelmann  II,  470.  | 

Koppelow  V.  I,  1491151).  427,443).  428(443).  I 

431  14401.     11,    655.     111,    2:2.    223.    224. 

IV.  291.  489.  563.  591.     \',  180.  290. 
Koppen  V,  584. 
Korckwitz  V.  V,  349. 
Kordes  I.  171  (172).    IV,  376. 
Körner  111,  297. 
Kortüm  1,  221  (222).     IV,  275. 
Kosboth  (Kossebade,  Cossebode)  v.  I.   220(221).   , 

IV.    3^^.   320. 
Koss   V.   I,    409  (420).   449  (464).   450  (466). 

451  (,468;.  452  (,468).  367  (587).    III,  56. 
Kosse  I,  50.  I 

Kosten  (Koster)  II,    216.    261.     111,    536.     IV, 

407.  411. 

Kothmann   s.  Cothmann. 

Kraaz  (C  laco  I,  213  (214). 

Krackewitz  (Krakevitz.  Crakevitz)  v.  I.  213(214). 
356     (362).     499   (516).     IV.    371.     V.    222. 

585- 
Krage  IL  116. 
Krakow  V.  161. 
Krahn  111.  410.  415.     1\'.  531. 
Krampe  I.  218  (219). 
Kras  (Kia-s.s)  1,  584(605).     II.  III. 
Krasemann  V,  163. 
Krauet     Krouwel)    I.    76  (78).    150  (151).    169 

1170J. 
Krause  111.  536. 
Krauthoff  v.  V.  257.  262.  263. 
Kree   -    Krev. 

Kreitz  111,  96. 

Kremer  I.  274  (277).  513  (531). 

Krempien  IV,  15. 

Krey  (Kice)  ill,  373.  374. 

Kriegsheim  v,  I,  53  (52). 

Krisow  I.  296  (300). 

Krivitz  I.  453  1468).     IV.  458. 

Kroger   s.  Krüger. 

Kröpelin  III.  495- 

Kresse  111.  695. 

Krouwel   s.  Krauel. 

Krüger    (Kroger,    Kruger,   Cruger)   II,    97.    300. 

III.    135.  308.   332.  495.  721.      IV,    loi.  243. 

265.      V,    163.   197.  444.  592. 
Krull    (Krulle,    Crull)  I,    116  (ii8j.     121    I124). 

125   (127;.    274  (277).      II.    316.    317.       IV, 

437.      V,   102. 
Krumling  iv,  269. 
Krumsee  V.  251. 
Kruse  V.  i  V,  370.  371. 
Kruse  1.    205   (206;.    288  (292;.     II,    97.    112. 

114      111,  213.  415.  417.  670      IV,  15.  626. 

\'.    loi.    102. 

Krusemarck  v.  IV.  '09. 
Kugel  V.  568. 
Kühl  II,  61. 
Kühne  III.  302. 
Kulemann  I.  210  (21 1;. 
Kulicke  I.  296  C300J. 
Kummerow  U,  355. 
Kupas  III.  217. 
Kurzrock  v.  II,  598. 
Kütemeyer  II.  56S. 


L. 


Lachmund  l\',  15. 

Ladendorf  (Ladendürp)  V,   161.  288. 

Ladewiges  v.  I,  566  (585). 

Laffert  v.  111,  64. 

Lafrentz   I.  (58). 

Lagemann  \'.  390. 

Laie   l\',  390- 

Lamb  (i,anil)ius,    I.amp)    I\',   490.      V,    561. 

Lamm  III,  19. 

Lammeshovet  I\',  107. 

Lamprecht  I,  562  (581). 

Lancken  v.  d.  1,  421  (434)-  423  (438). 

Lanckhof  s.  Langhof. 

Landsberg  v.  IV,  341. 

Lang  (Lange)  I,  196  (197).  11,  261.  III,  147. 

IV,  40.  292.  334.  629.  V,  276.  323.  586. 
Langefeld  1,  124  (126).  314  (318). 
Langen  v.  IV,  102. 
Langen-Steinkeller  v.  II,  499. 
Langermann  v.  1,  53  (52).  V,  310.  363.  522. 

536.  579.  580. 
Langgut  III,  330. 

Langhof  (Langhoff,  Lanckhof)  IV,   390.     V,  325. 
LanS  s.  Lanz. 

Lantau  I,  370  (379). 

Lanz  V,  375-  379- 

Lauck  III,  207. 

Laurentz  TV,  347. 

Lauw  (Louwe)  I,  324  (329).    TU,  332. 

Ledebur  v.  IV,  548. 

Leddeghe  IL  330. 

Leers  v.  11,  493-  499-  501.  502.  504. 

Lefers  III,  444. 

Lefort  (Le  Fort)  V.  IV,  371.     V,  355. 

Lehmann  v.  I,  410  (421). 

Lehmann  (Lemann)  1,(52)53.    111,506.    IV,  147. 

Lehmkuhl  11,  502. 

Lehsten  (Lesten,  Leisten)  v.  I,  50.  355  (361). 
356  (362).  445  (460).  459  (474).  477  (494). 
513  (531)-    538   (557)-    552  (571)-    553  (572). 

III,  497-     IV,    303.  486.   528.  622.     V,   39. 
Leiszow  s.  Leu.ssow. 

Lern  III,  135. 

Lembke  (Lemhcke,  Lemcke,  Lemke)  I,  53  (52). 
370    (379)-      IT,    233.      III,     120.     165.     166. 

IV,  494.  617.  626.     V,  363.  561. 
Lemm  V,  561. 

Lemmeier  (Lemmelder)  I,  65.  97  (99). 
Lenthe  (Lente)  111,  190.  217. 
Lentz  I,  302  (306).  II,  118.  III,  717. 
Lepel  V.  I.  498  (515).  IT,  350.  370.  508.655. 

r.56.  IV,  89.  145. 
Lepper  I,  350  (356)- 
Leschebrand  v.  L  464  (479). 
Lesemann  III,  167. 
Lestocq  (L'Estoc<|)  v.  V,  541. 
Leue  IV,  626. 
Leussow  II,  663.  \',  550. 
Levers  II,  519- 
Levetzow  v.  I,  (57)  603.  194  (195).  309  (313). 

313  (3J7)-  323  (328).  499  (516).  552  (571). 

595  (617).  596  (618).  TU,  90.  549.  659. 

721.   IV,  296.  318.  330.  337.  609.  V, 

30.  39. 


PERSONEN  ■  REGISTER. 


Ö33 


Liebeherp  v.  TIT,  497. 
Lievens  v.  II,  272.  274. 
Liliensparre  II,  öS. 

Linck  (l.incke)  IV,    561.    568. 

Lindemann     I,    u>     ]]] .    4S.S.     IV,    40.     V 

244. 
Lindenberg  I  (3h; 
Lindener  111,  120. 
Linsen  IV,  608. 
Linsing  I,  171  (172). 
Linstow  V.  II,  648.     III,  720.     IV,  325.  326. 

334-  339-  380.  381.  394.  399.  602.     V.  351. 

431-  432- 
Lippe-Weissenfels  v.  IV,  70. 
Liphard  \'.  363. 
Lisebarg  II,  407. 
Liskow  III,  510. 
Livonius  IV,  269. 
Lobes  II,  677. 
Lockevitz  I,  126  (128). 
Lohe  V.  III,  352. 
Lohmann  V,  583. 
Lopper  I,  318  (323). 
Lorentzen  V,  304. 
Lormann  I,  370  (379). 
Losehand  V,  260. 

Loste  I,  301  (305).    II,  552.  567.    IV,  56.  59. 
Löwe  1,  348  (354). 
Löwen  V.  V.  62. 
Lowtzow  V.    I,   552  (57>)     553  (572)      II,  354 

III,  720.     IV,  529.     V.  33.  34.  431. 
Lubahn  II,  669. 
Lübbecke  II,  516.    III,  22r). 
Lubcke  s.  I.ühke. 
Lübeck  V.  IV.  33. 
LÜbke    I.uhcke)  III,  311.  467.  469. 
Lucas  II,  479- 
Lucht  V,  276. 

Lücken  v.  V,  413.  442.  541. 
Luckner  v.  V,  243. 
Lucius  V,  257. 
Lucow  >.  Lukow. 
LudeCUS    (Liideke,    Liidken)    I,    222    (224).    323 

(3271. 

Lüderitz  v.  \  ,  268.  450. 

Lüders  (l.udeis)  I,  603(37)  96(97)-  167(169% 
II,  414.  III,  131.  165.  217.  417.  IV.  55. 
V,  103. 

Luffe  II,  479- 

Luhe  V.  d.  I,  350  iiS^')-  355  (361)-  360  (366). 
3«7  (397)-  39«  (402).  392  (402).  396  (406).  397 
(407J.  404  (415).  408  (420).  413  (425).  4'4 
(423).  424  (439)-  428  (443)-  429  (AU)  H. 
285.  384.  398.  399-  553-  644  III.  487-  5'o- 
512.  534-  535-  545-  677-  720.  IV.  219.  366. 
370.  386.  400.  484.  507.  529.  V.  70.  114. 
122.  123.  161.  167.  310.  535.  539. 

Lühne  v.  d.  s.  Möller. 

Lukow  IV,  147-  386. 

Lüneburg  (Luneborch)  III.    13'-      '\>   375- 

Lüning  V,  61. 

Lunow  I,  310  (3'4). 

Lunte  III,  466. 

Lürr  III.  13'- 

Lütens  III.  226. 

Luthc  V.  d.   II,  118. 


Lütkehenneke  II,  97. 

Luttermann  I.  255(256).  370(379». 

Lützow  V.  I.  356  (361).  II.  48«.  508.  509 
315.  516  518.  572.  III.  8.  59.  60.  7a.  89 
90.  93  «25  149-  150-  250.  359.  393-  S05 
506.  IV.  151.  152.  153.  289.  370.  607.  609 
V.  40.  267.  431.  437. 

M. 

Maass  (.Mahs)    I.    392    (403).     II.    412.    IM 

717 
Madaus  III.  224. 

Mahncke   (M.mke.    Mannkc)    II.   317,      IV,   564. 

\  .    578. 

Make  II.  240. 

Malchien  IV,  628.  629. 

Malchow  II.  97. 

Maitzan  Maluahn)  V.  I,  407  (515).  539  (5571 
55'  <57o)  552  (57«)  II.  453  IH.  364 
510.  512.  IV,  89.  114.  341.  362.  366.  413 
529.  V.  50.  57.  58.  60.  61.  62.  81.  125. 
139.  144.  207.  243.  244.  245.  256.  258.  320 
340.    '^78.  379-  380.  381.  382. 

Mandelslohe  v.  I.  340  (346). 

Manderow  III.  417. 

Manegolt  I.  221  (222). 

Mann  I.  205  (267).  604  (58).  76  C78). 

Mantzel  I.  288  (292) 

Marci  IV,  244.  246. 

Markward  (Marckwardt,  Maniuardus)  I.  541 
ivoj       IV.  473.  494. 

Marien  IV.  341. 

Marin  (Mc.rm    v.  V,  4S9. 

Märten  .Martcns.  Mcrtcn,  .Mcrtcn»)  I,  370  (379). 
454  (469).      II.   216.     IV,  625. 

Martin  III.  666. 

Marwaf  I    380  (373). 

Masius  IV,  124. 

Maurin   1\',  561. 

Maximilian  I.  255  (256). 

Mecklenburg  V.,  Mit{;licdcr  dn  regierenden 
ll.Tu~cs  I  Mccklcnl)urg  und  NVcrlc)  I.  2^.  119 
(121.     104(166).     171    (172)  274 

(277).    276  (279)     348  (354>.  350 

(355)-  353(359).  355  (361)  .v'»  .■  .  53« 
(557).  55«  (570).  555(574).  556(575-  5^7 
(586).  II,  54.  272.  273.  275.  280.  293 
348.  442.  473.  474-  478-  555-  556.  557 
560.  574.  577.  583.  584.  594.  599.  625. 
663.681.  III,  121.  166.  171.  200.  218.246. 
249.  250.  251.  263.  264.  265.  266.  267.  268. 
271.  273.  283.  378.  458.  466.  624.  62$  626 
628.  633.  634.  636.  640.  641.  643.645  647. 
649.  655.  678.  684.  691.  717.  IV.  17.  06. 
68.  85.  87.  88.  92.  93.  96.  112.  148  203. 
204.  208.  210.  212.  213.  215.  ai6  218.  323. 
224.  326.  229.  267.  370.  404.  441.  523.  $39- 
5:?'  5VV  535-  541-  570  622.  V,  ao.  43. 
II'.    I  ;j    160.   183.  575. 

Mecklenburi}  v.  I.  42X  (44;       IV.  aSi. 

Medem  v.  \  .  444 

Meding  v.   III    149- 

Medling  >  M-idlin«)  I.  370  (379).  370  (380). 

Mecrhiimb  v.  I,  54      IV.    .;i     101     101.   ii.i 
114-  370- 

tl 


634 


PERSONEN  -  REGISTER. 


Meese  II.  109. 

Meiden  II,  4S0. 

Meier  Meiger)  II,  216. 

Mein   Meyne)  III,    144.   306,   66q. 

Meincke  (.Meineke)  I,   370  (379).      II,    118. 

Meinshausen  III,  267. 

Meibory   III.  312. 

Meltzer  III,  330.  331. 

Mense  II,  216. 

Mentzel  V,  268. 

Merten   s.  Marten. 

Meschede  v.  I,  207  (208). 
Mesmann  \',  257. 
Meteleke  I.  370  (380). 
Metterhausen  I,  461  (477)- 
Mevius  II.  50.    IV,  153. 
Mewes  III,  217. 
Meybom  v.  I,  203  (204^. 
Meyenn  v.  I,  579  (600).  Y,  387. 
Meyer  I,  169(170).  290(294).  32 

123.    IV,  334.  442. 
Meylan  V,  19. 
Meyne  s.  Mein. 
Michael  (Michaelis,   Micheli 

204.     IV,  590.  617.  619 
Michelstorf  v.  I.  334  (340J 
Middendorf  II,  114- 
Mietz  III,  214. 
Milhan  I,  374  (384)-     HI, 
Mirow  TI,  663. 
Missfeldt  11,  663. 
Mochov  II,  216. 
Molenwolt  1.  149  ('SO- 
Möllendorf  V.  II,  285.  659.    IN,  427. 

490.  52«^ 
Möller- Lilienstern  v. 
Möller  V.  d.  Lühne  II 

Möller  .'^.  -Müller. 

Molner  I,  219  (220  . 

Moire  ■>-.  Müller. 

Moltke  V.  I,  53  ($2)-   94  (^95) 


I, 


17- 


(328)- 


374  (384). 
.  414- 


IV,  489. 


V,   51. 
I,   502. 


)3o  (336J. 


(337)- 


143  ('45)- 
335  (340J 


'50 
336 


"5U 

(34U-  337  (342,  343)-  33»  (343)-  339  ^545) 
349  (354)-  354  C360).  355  (361).  3^8  (378) 
369  C378).  372  (382).  391  (402).  396  f4o6) 
408  (419J.  409  (420).  410  (421).  470  (486) 
471  (488;.  495  (513).  497  ^515).  498  (515J 
499  (516).  501  <'5i7)-  502  (519^  506  (523 
>24).  551  C57U-  II.  359-  III.  675.  676 
I  \',  89.  462.     V,  52.  70.   113.   179.   191. 

Moltkow  I,  58.  603  (56). 

Monich  (Mönnich,  .Monnik)  II,  208.  404.    IV,  2<S0 

Morand  Ilf,  121. 

414  (426J.      I\',    31S.    320.     \' 


Mörder  v.    I. 


Möring  I,  47  ''48;. 
Moryn   V.  .s.  .Marin. 
Mosel  V,  592. 
Möwe  II,  240. 
Moyelke  II.  165. 
Mozellenburch  If,  35''>. 
Mülbe  V.  d.  III,  72    73. 
Muchow  l\'.  499. 
Müller  V.  II,  44'- 

Müller  (Mulle.  Molle,  .Möller,  Moire)  I.  54  (53). 
58.    62  C611     65  (60).   86  f88j.    97  ((jfj).   149 


(151).  165  (166).  297  (301).  378  (389).  387 
(397)-  431  (446).  562  (581).  II,  148.  294. 
330-  369.  III,  13-  58.  76.  140.  226.  330. 
339-  556.  372.  443-  458.  510-   522.  536.  697. 

IV,  27.    159.   285.    292.  381.  386.  472.  620. 

V.  7S.   102.  105.  144.   147.  285.  379.  550. 
Mulsow  \\\  89.  496. 

Mummendorp  II,  165. 

Mundt  III,    129. 

Münster  (Munster)   v.  I,   64  (65).    88   (90).     1O8 

(HO). 
Münster  (Munster)   V,    187.   365.  444. 
Murr  IV,  75. 
Muss  IV,  121. 
Mütze!  III,  670. 

N. 

Nacke  I,  187  (189).  222  (223). 

Nagel  v.  III,  56. 

Nann  II,  272. 

Nasau  III,  219.  220. 

Naue  IV,  628. 

Nedden  zur  II,  568.    III,  30.  31. 

Medden  III,  165. 

Negendank  v.  (vgl.  I5elir)    I,    313   (317).    43° 

1,445)-    477  (493)-     H.    294.    318.    325.    326. 

327.   328.   332,  372.  401.     IV,    132.   158. 
Nehls  V,  390. 
Neiman  III,  550. 
Nekel  V,  419. 
Nemzowius  I,  306  (309). 
Nenthow  I,  107  (iio). 
Nese  IV.  243    555. 

Nettelbladt  v.  I,  (58).  97  (98).  16S  (170). 
Neubauer  TV.  441. 

Neuenkirchen   V.   s.  Nienkirchen. 
Neukrantz  I,  84  (85). 
Neulich  v.  I,  376  (386). 
Neumann  II,  451. 
Neumeier  III,  417. 
Neutmann  JJ,  274. 
Nevendorf  V,  163. 
Niebuhr  (N'iebur)  II,  97.  240. 
Niederhöffer  V,  507. 
Niehenck  I,  59.  165  (166). 
Nielsen  I,  567  (587). 

Niemann  (Niman)  J,  378(389).     III,  226.  539. 
IV.  496.    V,  197. 

Niendorf  (Nyendorp,   Nygendorp)   I,    214   (215). 

2iy  (220).     IV,  475- 
Nienkirchen  v.  I,  414  (426). 
Nikolaus  III,  527. 
Normann  v.  IV.  404. 
Nortmann  v.  IV.  296. 
Nurenberg  V,  26S. 

NÜSCh   (.Nu.schc;    III,   374.      IV,  622. 
Nygendorp  s.  Niendorf. 


(). 


Ockel  II,  65.  154. 
Ode  I,  213  '214). 
Odeslo  I,  220  (221). 
Oehlerking  II,  488. 


PERSONEN  -  REG  ISTER. 


63: 


Oerkewitz  I,  567  ("587). 

Offliger  IV.  320 

Ohlendorff  v.  111,  127. 

Öhmke  Ohmken.  Ohmke,  Ohmken)  II,  401.    I\ 

242. 
Ohrtmann  (Ortmann)  I,  573  (592).     ]V.  411. 
Oldenburg  v.  1,  368(378).  53^(557)    552(57« 

505   ;585)     II.    271.    492.     III,    549.     IV. 

166.  303.  304.  312.  318.  319.  339.  400.     \' 

14.  19-  413- 
Oldenburg  II,  666. 
Oldewelt  I,  405  (416). 
Oertzen  v.  I,  396  (4o6\  462  (477).  513  (531 

II,  572.  651.  655.    III.    II.  223.  490.  494. 

505.  506.  511.  676.  720.    IV,  32.  113.  114 

146.  609.  622.    V,   39.  167.   222.   300    41; 
Olearius  I,  421  '437). 

Ortmann   s.  Ohrtmann. 

Osten  V.  d.  I  538  5571.  531  (570;.  V.  Si. 
Osten -Sacken  v.  IV,  325. 
Otts  V,  561. 
Otto  II.  147-  148. 
Oeynhausen  v.  III,  90. 


P. 

Pagel  IV,  147. 

Pann  II,  668. 

Panneke  I'anneken).  III,  170.  171. 

Papenhagen  1,  113  (115)-  V,  197. 

Parkentin  (liarkentin,  Perkentin,  l'icrkentin  v. 
I.  355  (361).  428  (444)  11,  146.  3S4.  38«.. 
387-  397-  39S.  401.  501-  560-  572.  III.  12.; 
273.      IV,    166.    178.     V,   208. 

Parkow  I,  169  (171), 
Parow  V,  519. 

ParSOW   s.  Pa.'Jsow. 

Paschen  11.  677. 

Paschetag  (l'aschedach)  I,  458    474)- 

Passau    i'assow)  V,  489.  491. 

PasSOW  l'arsow,  Barsow  v.  11.  56S  III.  3(0 
IV,  218.  219.  274.  275.  386.  404  52S.  520 
545.  622. 

Paulsen  v.  II.  508. 

Pawels  ii'aiir  I,  50.  603  (58).     V.  3 


V.  179 
162.   3S1 


Peccatel  v.  11.  47-  285.    III,  427- 
Pederstorf  v.    111,   336-   393-    IV 

t>2S.     V.   52. 
Pegel  II.  20S. 

Petersdorff  v.  I\'.  17'      V,  2S7. 
Peitzner  IL  119 
Pele  II.  637. 
Pemann  V,  276. 

Pensin  ll'enzin)  IV,   121.     V,   Il6(). 
Pentz  V.  II,  271.  324.  366.  367.    III,  (..  >   >). 

72.    ')2.    95.    147-    '49-    «74-    >75-   426.    505. 

506.     IV.  391.  527-  529-  622.    V,  317    580. 
Pentz  111,  271.    V,  4 «4. 
Permin  fl'cimien)  I,  351  (357)-     ^,  582    =■''1 
Perow  I.  21S  (219». 
Persewale  II,  103. 

Peters  d'eteisen.  l'eterson)  I,  603  (57).  339 
1^44  1  '>70  (379)  4'7  <43o^  ".  97-  25°. 
«.44    (.70.     IV.  391.  407.     V.  3«7.  375- 

Petraeus  I,  37«  (379) 


Petri  IV,  375. 
Pfitzner  IV.  442. 

Piel     l-.ehel.   I'il)   I,  65,66).      IV.    I',.     V,  56«. 

Pinckpanck  111.  356. 

Pingel   II.  209.     III.  379.     IV,  471.  472.  475. 

4^^.   49'J.   555. 

Pinnow  II.  516. 

Pipeloch  I,  370  (380). 

Piper  I.  351  (356). 

Pistonus  11.  349 

Pita  i\.  222.' 

Pladccius  II.  61. 

Plagemann    I.    116  (1191.     II.    14S.     MI. 

\y.  407. 
Piat  le  IV,  71. 
Plate     I'lahtc.    I'bdt)    I.    318   (32',l     II. 

11 1    487.  666. 
Platen  v.  1,  421  (434)-     V.  268. 
Plessen  (i'le»)  v.  I,  356  (361)   424  (439). 

(444t    552  (570-     II.  42-  247-  249-  250. 

292.  306.  307.  308.  309.  310.  317.  350 

355-  359    366    367.  369    370.  372.  373. 

387.  389.  498.  499.  501.  504.  508.  509. 

572.  650.  655.   656.  657.     III.    9    80. 

417.  423.  424.  426.  427.  429.  431.476. 

510.  549.     IV,    32.  89.  143.    165.    166. 

413    529-  558.     V,  179-  181.  321. 
Plönnies    l'lonnius)  II,  374.     III,  421. 
Ploukov  II,  112. 
Plüskow  V.  I.  356  (362^     III,    510.  511 

I\     ')3.   icx)    101.  370.  371. 
Podewils  V.  I,  477  '493). 
Podein  i    350  (356  . 
Poggenberg  IV,  566. 
Pogwisch  il'owisch»  v.  IV.  220.   221.     V, 
Pohl  1\'.  475- 
Pohley  I.  55  (541 
Polchow  IV.  442 
Poll    r,.liius)  IV,  162.  246. 
Pollandt  V.  I,  53    52) 
Pollow  V,  279. 
Pommern  (Herzoge  JUrjjen  und  Ulrich  von)  III. 

--  1 
Ponink  i  1 1.  417. 
Poose  II.  232. 
Porthun  III,  120. 
Possei    I'n^sil;  IV,  174      V,  310. 
Prägst  -   Prahst. 
Pragstorf  I,  116(119»- 
Prahlow  (Pralow)  IV,  6ao.  6a6. 
Prahst  (Prags!)  I,  306(309).     V.  321. 
Prange  (Pranger.  Prank)  IV.  391.     V.  $2. 

»■'*. 
Preen  v.  I.  88  (91).   150  (151).  194  l«95) 
',17).    420  (434).    421  (434)-    4"  (437 > 

43S;.    424  (439).    4»9  (444      450    466  - 

(468).    464  (479).    547  (567)    548  «5''7' 

(572)     II,  644.    III.  12.  43«-  477-  542. 

IV.    30.    33     89     105.    131.    158.    370. 

V     ?Q.  40. 
Prphn   \'.   561. 
Prenger  II.  239. 
Pressentin  V.  II.  263.  659.    III.  35«- 3S« 

y.2.      IV,   145    147.  318.  609. 
Prestin  IV.  407. 
Pretorius  III.  3<>9- 

II» 


.;o6. 


429 
288. 

353 
384. 
567. 
393 
505- 
318. 


512. 


168. 


361. 

3«3 
423 
45» 
552 
545. 
5»9. 


3S3 


6-^6 


PERSONEN  -  RKGTSTER. 


Priestaf  I.  491  (508). 

Prignitz  (Priegjnitz)  v.  V,  522.  539. 

Pripert  V.  489- 

Pritzbuer  v.  IV,  221.    V,  377. 

Prizelius  11,  316. 

Probst  I.  491  308). 

Proel  II,  440. 

PrÖSCh  (Plüsche)  III,   25.  337. 

Proyte  I,  120  (122). 

PuitS   du   s.  Dupuits. 

Putlitz  V.  V,  122.  129. 
Pütter  I,  386  (396).  387  (397). 

Q. 

Quacke  V,  576. 

Quilitz  V,  251. 

Quistorp    I,    58.    59.    93  (94)     165  (166).    370 

(379). 
Quitzke  II,  400. 
Quitzow  V.  I,    497  (515^-     TV,   362.   371.  4S3 

4S4. 

R. 

Rabe  IV,  s6i. 
Radem  v,  III,  705. 
Radioff  III,  76. 

Radow  (Radovius)  I,  82  (83).  89  (91). 
Räht  IV,  626. 
Ramin  v.  V,  352. 

Ramp   fkampe)  I,   604  (58).      n,    103.    104. 

Randow  v.  IV,  457. 

Randt  II,  677. 

Ranitz  II,  98.  203. 

Rantzau   v,   II,    348.    518.    665.    III,   9.   227. 

IV,  38.  163.  247. 
Rase  V,  162. 
Rassow  II,  472. 

Rastorff  V.   s.  RestorfT. 

Rathke  (katheke)   II,   97.      V,    102. 

Rathsack  II,  667.  668.  670. 

Ratnack  III,  67. 

Raven  v.  I,  463  (478).     II,  262.  366. 

Rausch  II,  453. 

Rebarch  I,  366  (375). 

Redelin  IV,  564. 

Reding  II,  443. 

Rehden  v.  IV,  318. 

Rehwoldt  IV,  128. 

Regedantz  \'.  490. 

Regentrogk  IIF,  542. 

Reiche  III.  mi- 

Reichenbach -Lessonitz  v.  V,  193.  198. 

Reimers  (Kcmers;  I.   567   ('587J.      II,   659.      I\', 

304. 

Reinecke   (Reineke,    Reinckc,   Reinke;    III,   477. 

^■■  349-  432. 

Remmin  v.  V,  418. 

Rehse  V.  62. 

Rentner  V,  349. 

Resing  V,  79. 

Restorff  CkastoifT)  v.    1,    552    (571,   572).       II. 

386.  454.     III,  167.  208.  222.    IV,  92.  165. 

166.  296.  391.  602.     V,  161.  387. 


Retzekow  I,  212  (213). 
Reusch  IV,  244 


Reuter  1,  81  (82).  98(99).    II,  64S.    III,  171, 
IV,  387-    V,  161. 


Reventlow   v.    II,    261.    332.    348,    37S.    643, 

III,  549.  675.  720.     IV,  30,  31. 
Rheder  I,  46. 

Richardi  IV,  89. 

Richartz  I,  124  (126). 

Richter  I,   85  (87).     III.    140.     IV,  172.   228. 

31S.  387.  573.  595.     V,  222. 
Ridde  V,  321. 
Rieben  v.  I,    509  (527).     IV,    609.     V,    167. 

310. 
Ribow  II,  48. 
Riedel  II,  441. 
Riedemann  I,  65. 
Riesenberg  III,  192.  271. 
Riewe  III,  716. 
Riewolt  III,  532. 

Riga   s.  Hermann. 

Ringkwicht  (Rin;j;\vigi'i   T,   459  (475).     V,    268. 
Rike  1,  (58). 
Risch   IV,  568. 
Ritzerow  V,  147. 
Ritzmann  III,  147. 

RÖbcke   (külipke)   I,    336  (:;4i).      II,    668. 

Rodde  V.  IV,  128. 

Rode    (Kohde)    I,    270    (273).      III,    338.    339. 

IV,  496- 
Rodeler  II,  317. 
Rodemoiner  V,  489. 
Rodolph  I,  544  (564). 
Rogge  IV,  561. 
Rogmann  III,  305. 
Rohck  III,  6. 
RÖhpke  s.  Röbcke. 

Rohr  V.  III,  147.     IV,  609.     V,  352. 
Rohr  III,  342. 

RÖhrdanZ  (Rührdantz,  Rohrdans)  III,   466.      l\\ 

441.   539- 
Roloff  I,  119  (121).     IV,  385. 
Rönckendorff  II,  668.  670. 
Rönfelden  V,  509. 
Röper  III,  539. 
Röring  II,  102. 
Rosengard  I,  220  (221). 
Rosenow  IV,  123. 
Rosin  (Rosyn)  V,   568. 
Ross  I,  370  (379)- 
Rossovius  IV,  390. 
Rostock    (Rostke)    V.    I,    540   (559).    546  (566). 

V,  215. 
Roste  \',  50. 

Rostke   s.  Rostock. 
Rot   fkoti)   s.  kuth. 

Rotermund  v.    I,    338   (343)-    372   (382).     IV, 

223.  557. 
Rothe  II,  252. 
Rother  III,  557. 
Rover  I,  418  (430). 
Rübe  IV,  348. 
Rubien   II,  385. 
Rüde  I,  451  (4^7)- 
Rüdiger  v.  V,  270. 
Rudolph  II,  56U. 


PERSONEN  -  REGISTER. 


637 


Rüge  I,  64  (65-)     IL  154. 

Ruger  II,  1 14. 

Rullmann  I.  429  (444). 

Rümcker  V,  161. 

Rump  (Rumpff;  IV,  567.  568.  572.     V,  526 

Runge  (Runghe)  I,  80  (81).    II.   143.     III,  44; 

486. 
Rünitz  V,  379. 
Rusch  IV,  561. 
Rüsck  V,  578. 
Rusenberg  III,  147. 

Russland   (Kaiserin   Katharina  von)   HJ.    166. 
Rust   I,   352  (357)- 
Ruth  V.  V,  379. 

Ruth   (Roth,   Hott,   Rot)   III,   42  1. 
Ruting  II,  519 
Rütze  V.  IV,  32. 

S. 
Sachgow  s.  Znchow. 
Sachse  I,  297  (300). 

Sachsen  (Herzog  Joh.  Friedrich  von)  1,119(1211 

164  {i6b). 

Sahlmann  IV,   133. 

Sala  V.  IV,  274.  325.  326. 

Salamon  V,  415. 

Sandberg  II,  516. 

Sandow  [\,  247. 

Sanitz  v.  V,  20S. 

Saran  \'.  589 

Sarkander  I,  380(601).  584(603) 

Sasse  I,  603  (58).   222  (224).   370  (379).   vM 

(565).  561  (580).     II,  203      V.  107. 
Sauerbirn  III,  6. 
Säwekauw  (Sevekow)  IV,  124 
Schabbelius  II,   140.  209. 
Schachschneider  III,  329. 
Schacht  II,  325 
Schack  V.  I,   45«  (4<J7)-   50-  (5 '9)    .S79  (600). 

5S1  (ooi)     II,  263.  271    274.  400    401.  454 

455.   508.   553.  659.  6S0.  681      III,  II    59. 

80.  125.  342.  424-     IV.  157.   15S.  163.  4S1. 

V   41 
Schade  v.  I    53  (52) 
Schademöller  III,  527 
Schalburg  IV,  551. 
Schaller  III,  56. 
Schänick   I,  376  (3S6). 
Scharenberg   IIF,  265. 
Scharffenberg  iScharflfenltcr^kl  V.  II,  2S4      III 

150.  227. 
Scharrenhorst  v.  1\'.   im 
Scharping     (Schaipinck)     I.    307    (5S7)      IV 

Schartow  III.  329. 
Schatelia  IV,  37<>. 
Schauenburg  I\',  203 
Schaumburg- Lippe  1\',  165. 
Scheel  v.  I\',  17' 
Scheffel  II,  97 
Scheffer  IV,  247. 
Schell  I.  3«X  (323)- 
Schenck  v.  IV,  368. 
Scher  III,  535- 
Schermer  I,  150  (isO- 


Schertling  I.  431  ('446^. 

Schilden  v.   III.  .»2    03. 

Schimmelmann  I,  03. 

Schipman  l\'.  292. 

Schirlentius  I.  421  (437). 

Schlaveke  IV,  391. 

Schlecher  III.  275. 

Schied  oclilcde»  IV.  542.  620. 

Schlee  IV,  376. 

Schlie  '.-^chhiei  I.  562(581) 

Schlieffen  v.  IV.  304.  313.    V.  280. 

Schliemann  ■/liemann)  IV.  3S6.  407.  411. 

Schlippenbach  v.  V,  130. 

Schlitz  V.  V,  Si. 

Schlowe  II.  656. 

Schlüter  (siuter)  I.  116(119). 

Schmaggyl  III,  59. 

Schmal  III.  165. 

Schmecker  i.Smecker,  Smekerl  v.  I,   201   (202). 

476  (493>     552  '57«).    553  (S7Jt.     II.   648. 

\  .  3'i. 
Schmersaal  III.  495. 
Schmettau  v.  II,  635. 
Schmidt  iSchmid,  .Schmidius,  .Smidt.  Smit,  Smill) 

I.    \"i>  i^ot)).  4«4  U26).   536  (555».  549  (568). 

562    (5811.    580   (6oi>.    584    (6051.       II.    68. 

148.  283.     111,217.  226    379-  4'>o      IV.  241. 

292-  34«    622.  629     V,   19.  29    50.   52.    137 

244.   290.  379.  522. 
Schmitt  V.  IV,  609. 
Schmill  II.  669. 

Schnehen  v.  III,  150.  (nicht   v.  Schuchen). 
Schneider  11.  671. 
Schnepel   IV.  374.  403. 
Schnittler  I.  05  (96).  96  (98). 
Schnöbet  III.  203. 
Schnohr  (.Schnor»  II.  49.  50.  66. 
Schofelt  III.  4<)4- 
Schoknecht  I.  567  (587). 

Schomaker  1. •Schumacher)  I,  603  (58).   223  (224). 
437  <472).    5«o  (52St.      II.    iiS       III.    H" 

V.  576. 

Schomann  II.  240. 

Schone  I.   i<»i  («9Z>. 

Schöneich  v.  II.  45-  64.  65.  500.  553. 

Schonermarck  I.  44  (45) 

Schondorff  I  \'.   361. 

Schönemann   IV,  62S. 

Schönfeld     1  >chonfcldi,    Schonvell,    Schonetrell) 

I.   ;;.'  ( >7ii.     II,   102.  274      V.  50. 
Schoppingk  (.Schöi>pinß)  v.  III,  697. 
Schonow  V,  31. 
Schoof  V,  561. 
Schöpffer  v.  IV,  243. 
Schorler  I    349  (355) 
Schosse  V.  II,  TiSti 
Schrader  I,  233  (234». 
Schröder  (Schröder)  1. 55.  213(214"».  357(362). 

567  (587).    II.  61    114.  2S4.  473.  516     III. 

209.  212.  539  IV.  244.  37S  ■,r,t  ;(;9  617 
620.      V.    31     39.     139      IM  7-    5*6- 

S.  Skreder. 

Schuchen    -    Schnehen. 

Schuckmann  v.  II,  508.     V.  »76.  J49.  351. 

Schulenburg   v.  d.   V.  60.    76     79.    122.    124- 


6^S 


PERSONEN -REGISTER. 


Schulte  (Schult,  Schuldt,  Schulz,  Schultz,  Schultze, 
Schulze)  I,  53.  366  (375).  370  (379\  567 
(587).  603  (58).  II,  681.  III,  217.  469. 
IV,  320.  411.  494.  607.  60S.  6jS.  V,  105. 
17Q. 

Schultetus  l.  65.  336  (,341). 

Schumacher  s.  Schomaker. 

Schuslow  III,  719. 

Schuref  v.  I,  53  (52). 

Schutte  II.  144. 

Schütz  V.  III,  37- 

Schütz  (Schütze,  Schutz,  Schützen)   II,5II.      III. 

7(1.  530.     IV,  39.  252.  319. 
Schwansee  II.  385. 
Schwarck  III,  697. 
Schwartz  v.  II,  503.  504. 
Schwartz   (Schwardt)    II,     240.     IV,     159.     S. 

Sw  arte. 
Schwarzkopf  (Swartekop)    II,    51.   97.    112.  146. 

\'.  371. 

Schwass  (Schwertze,   Swertze)  V.   III,   709. 
Schwassmann  (Schwasmann)  IV,   438. 

Schweder  >  Swoder. 

Schweinsteiner  I.  562  (582). 

Schwenn    Sven)  II,  681. 

Schwepre  V,  268. 

Schwerin  v.  I,  331  (336).     IV,  296. 

Schwert  I.  567  (587)- 

Schwulges  IV,  180. 

Sconebom  I,  98  (99)- 

Seberow  v.  III,  89. 

Sebes  I,  30  (58). 

See  V.  II,  350. 

Seedorf  T,  387  (397)- 

Seehase  JI.  637.     III,  6.  170.     IV,  132. 

Seehasen  IV,  570. 

Seeger  I,  380   373)- 

Seeler  II,  260. 

Seemann  I,  302  (305)- 

Sehe  V.  I,  428  (443). 

Sehestädt  v.  III,  150. 

Segbusch  V,  561. 

Seiher  (Seyer;  111,   421.      IV,    568. 

Seitz  V.  IV,  176. 

Sele  II,  299. 

Seliger  I,  409  f42o;. 

Selmers  I,  370  (379)- 

Sellin   V,  102. 

Sellschopp  V,  144. 

Sengbusch    ^Sengebusch)     I,     296    (300).      I\'. 

Senske  I,  418  ^430). 
Sesemann  III,  105. 
Seitegast  II,   117. 
Sever   I.   575  '597)      Hl.   545- 
Severin  III,  12. 

Seyer   '>.  Seiher . 

Sibeth  I,  393  (403). 

Sibrand  I.  89  ('91).  97  (98).  168  (169). 

Sickel  ni.  200. 

Siedelmann  IV,  247. 

Siefried   II.  239. 

Siegbod  III.  559. 

Siems  I.  37^'  (i^f>)- 

Sienknecht  II,  443- 

Sievert  II,  663. 


Siggelkow   (Sidielkow)   IL    272  (?).    292.    29..;. 

()S<>.    III.  421. 
Sildekow  (-)  s.  zittow. 
Silkendal  II.  479- 
Silier  1.  603  (58). 

Simon    (Simonis)   IV.    375.      V.    544. 

Sinnike  V.  519. 

Sittmann  v.  II,  401.  406    407.  ^oS. 
Skeppenche  Tl.  480. 
Skreder  (^.  Schi  öder)  III.   213. 
Siede  (Sleilaniis)    I.    170  (171).     II,    2S5.      IV. 
571- 

SIesius  IV.  616.  617. 
Slois  II.  165. 
Slone  II.  582. 
Smedes  I,  603  (58). 
Söger  1,  380  (373). 
Sohst  I,  593  (615). 
Söllner  V,  365. 
Soltau  IV.  378. 
Soltwedel  IV.  376. 
Soltz  V.  162. 
Sommer  IV.  145. 
Sondershausen  IL  441. 

Sossenheim   uSossenheme)    III,  476. 

Spalding  IV,  244. 

Specktin  IV,  334. 

Sperling  v.  I,  260  (262).  335  (341).  423  (437) 
509  (527).  604  (58).  IL  47.  294.  360-  415- 
650,  651.    III,  171.  362.  395-  417.  430-  431- 

IV,  145    157    158.  296.  413.  591. 
Spitznas  v.  I,  53  (52). 

Sponholz  II.  234. 

Spörke  v.  IL  391. 

Sprengel  v.  III,  127. 

Sprengel  IL  109.  656. 

Springinsguth  IL  61. 

Stack  T\'.  319. 

Stademann  II,  240. 

Staffeid  V.  V,  167. 

Staffhorst  v.  III.  11.     V,  379,   s8i.  382 

Stalberg  (sthalberg)  V,  568. 

Stalkopfr  IL  61. 

Stall  I.  552(571). 

Stallknecht  IL  440. 

Stang    Stani^e^  II,  233.  644.  645.     III,  490. 

stark    staick)  I,  568  (587).     IV,  591  (625). 

Staudinger  W,  334- 

Stavenhagen  III,  472. 

Stavenow  I,  290  (293). 

Steffen  111,  147- 

Stegmeister  III,  96. 

Stein  (Sten)  I,  150  (151).     IV,   291     542.  5(.i 

V.  79-   340.   509- 

Steinbeck  (Stenhek)  I,  392  (403). 
Steinkopff  I.  57^^  (596)- 
Steinmann    II,  504. 
Stelmann  l\',  247. 

Stenbek  s.  Stemheck. 
Stenbringh  L  203  ^204). 
Stenfeld   IL  97- 

Stenhagen    Steinha!,'cn)  I\',   320. 
Stenglin  v.   IV,  113. 
Stenmetzer  L  123  (125). 
Stcnvord   II,  301. 
Sterk  V,  586. 


PERSONEN  -  REGISTER. 


639 


Stern  v.  III,  133. 

Sternberg  (Sterneberch)  I.  405  (4i6j.     IV.   541. 

567- 

Sternhagen  V.  218.  219. 
Stever  III.  512. 
Sthalberg  s  Stalherg. 
Stieber  1,  575  (596). 
Stier  (Stil)  IIJ.  135. 
Stieten  v.  II,  114.  209. 
Stilmacher  III,  129. 
Stindtmann  V,  361. 

Stir  s.  .suer. 

StotFer  IV,  128. 
Stoll  V,  245. 
Stolp  II,  144 

Stolt  (Stolte)  III,   213       IV,   292. 

Stolzenburg  V,  414. 

Storch  V.  III,  431      1\'    243. 

Storch  V,  424. 

Storm  V.  II,  353    354- 

Stornier  III,  17. 

Stralendorff  v.  I,  33'  (337)-  43°  (445)-  S^*^ 
(527).  579  (600).  581  (601).  II,  64.  65.  86. 
252.  254.  259.  262  263.  353.  415.  498.49«). 
501.  502.  643.  III,  364.  395.  432.  475 
476.  511.  IV,  158.  219.  318.  371.  399 
526.    ^29.    557.   602.     V,   34.   70.   179.   370 

5S5- 
Strassburg  (Strasburg)  II,  61. 

Stratfelt  V,  260. 

Striberit  (Striberich)  III.   170.    171. 

Ströfen  v.  I,  409  (420;. 

Strübing  I,  53  (52)- 

Struck  II,  659. 

Strunkede  v.  IV,  318. 

Stüdemann  (Studmann)  I,  (490.     IV,   442-     \' 

.■i77- 
Studemund  V,  60. 
Stuhr  (.Stouhr)  III,  717- 
Sturz  (.sturtz)  I,  373  (382).    V.  20. 
Stüve   StiitO  II.  97.  144-  214     V,  51. 
Svantenius  I,  93  (94;- 
Suchting  I,  64.  65. 
Suckow  V.  I,  2<x)(20i  .  552(570- 
Suderow  IV.  4'i 
Suhm  V.  II,  503    504- 
Suhr  IV,  500. 

Suhrbier  (Zurbier)  I,  370  (379^      V.  57S 
Sülver  V,  151. 

SusemihI    Susemiel)  II.    loo.      I\,   617. 
Süsskind  II,  599- 
Sugei  (.Siiw^ei)  I,  149  (151). 
Sweder  IV,  25. 
Sylveke  IV,  246. 

T. 

Tadewoldes  1.  454(469)- 
Tamm  (  lam)  IV,  390. 
Tank  I.  255(256). 

Tarne  Witz  (Tarnevitzi   V.    II.    263.   36S. 
Tarnow  I,  30''  (309).     H.  39«     H^  55"     "^ 

244 
Techentin  II,  668. 
Tede  H,  97- 
Tedran  V,  586. 


Teides  IV,  386. 

Teissen  II.  68. 

Teller  V,  522. 

Templin  I,  584  (605). 

Tessien  I.  370(379). 

Testmann  IV.  561 

Thier  III.  417. 

Thieme  (Thimc)  III,  466. 

Thien     lien;  v.   II.  373.  690. 

Thoms  I.  459  1474)- 

Thormann   1 1.  65.  115.  1 17. 

Thudendorp    ri'houlendorp  )    v.      I.     I<)6.    40S 

Ui''  ■ 
Thun  V.   11.  061.     IV,  59.  529. 
Thurecow  (  lurekow)  I.  56(55).  603  (57). 
Tiburtius  I    506  (523). 
Tidemann  II.  479. 
Tiede     Vnh-    II.  443.     111    274. 
Tielke  11 1.  56.  59. 

Tiesenhusen  v.  I.  273    276.     HI.  697. 
Tilse  l\'.  495-  561.     V,  592. 
Timm     Tiniine)   IV,    124.      V.   7u.   I02. 
Tienen  >>.  Ihien)  v. 
Titen  V.  5S6. 
Todde  II,  272. 

Toll  i  lollc    I,  290  (293).     V.  279. 
Töllner  v.  I,  89  (91). 
Töllner  I,  405  (4>6\ 
Tolzien  (Tolzihn)  IV,  75. 
Toms  IM,  25. 
Töppel    (Toi)|>cliu5^     I.    370    f379).     576    (596). 

V    4S.  5'- 
Trallow  IV,  541- 
Trapman  IV,  400. 
Trechow    I  r;icho)  V,  290. 
Tregardt  \',  3^7- 
Treskow  v.   1.  461    All)- 
Tretow   II    361.     III,  506. 
Trendelburg  11,  <)7. 

Treuenfels  v.    111.   67.     IV,   4"3-     V.   39.  62 
Trog   \     5" 
Trotha  v.   \'    142 
Türck    111    474 
Twestreng  v.  IV,  406. 
Twist   I.  306  (309). 
Tye   \'.  592. 
Tzolkow  IV,  456. 


u. 

Uhle  III.  341 

Ulrich    rilcnch^  III.  417      IV.  275- 

Upahl   IV    319. 

UscrenIo    iM-rlohn)  v.   111,  4<>o- 

Uterharck  1,  49«    508. 

Uurne  I.  566  (585)- 


Varnrholt   II,   I43- 
Vcithusen   II.  37-   «35-  209.  2f>4. 
Vi'ndt   \      M4 
Vermehren  III.  203. 

Vick    \>ckr    I,  212  (ai3)      111.167      l\.J9« 
V,  321. 


640 


PERSONEN -REGISTER. 


Vieregge  (Vehregge,  Viereck)  v.  I,  296  (300") 
32::  v527)-  393  (403).  429  (444)-  459  (474) 
461  (477)  462  (477).  463  (47S\  464  (4S0; 
466  U81).  II,  271.  442.  III,  545.  IV.  39 
153.  221.  223.  296.  297.  303.  313.  V,  541 

Vieth  III,  310. 

Vietinghoff  v.  III,  420.     IV,  31. 

Vincke  v.  W.  395. 

Vinke  III,  477- 

Virck  \'.  414- 

Visschahl  III.  228. 

Vitzenhusen  V,  53S. 

VIeghe  I.  209  (2io\ 

Vogel  IV,  319.    V,  427. 

Vogelsang  v.  III,  512.  IV,  289.  290.  V,  15. 
10.  442. 

Voisan  1,  366  (375}. 

Vöicker  (Völckers,    Volcker),     II,    412.      III,    6. 

IV,    loi. 
Volsche  I,  351  (357). 
Vonneilich  s.  Neulich. 
Vooght  II,   100. 
Voss  V.  III.  206.  207.     IV,  89.  221.  222,     V, 

114.  280.  289.  370.  371.  375.  588. 

Voss  (Vo.s)  I,  150  (151).  169  (170).  378  (389). 

380  (373).  593  (615).  III,  341.  V,  43.  44. 

52.  169.  444. 
Vrame  II.  209. 
Vreyholt  I,  150  (151). 
Vot  ^',  268. 
Vughe  I,  218  (219). 


W. 

Wachenhusen  IL  6S0. 

Wackenitz  V,  596. 

Wackerbart    (Wackerbai th)    V.    II,    553.    575 

III,    431.    535.    720.     IV,    116.    163.    288 

289. 
Wade  (Wede)  V,  321. 
Wädekin  II,  688. 
Wahnschafft  IV,  254. 
Wag  nknecht  V,   152.  163. 
Wahnke  v.  V,  1 14. 
Wake  I,  370  (380). 
Wale  1,  540(559). 
Wallis  III,  342. 
Walsleben  v.  I,  295(299).  297(301).  331(337;- 

338  (343).  424  (439)-  427  (442).    II,  325-  530. 

332-      IV,  341-  394    395- 
Walther  (Walter)  II.  232.     IV,  92.     V,  53. 
Walton  I,  98  (99)- 

Wangelin  v.  III.  720.     IV,   152,    V,  418.  419. 
Wandtschneider  I\',  555. 
Warburg  v.   \',  290. 

Wardenberg   WardenburR)  v.  IV.  489.     V,  202, 
Wardmünd   1  Waidmunde)   II,   360.   361. 
Warendorp   (Warendorff,   Warenstoi]))  v.   I,   213 

'214,1-    552  (571)-      IV,    171 

Warmer  II,  519. 

Warneke  (Warnecke,   Warncke,   WainKe)  II,   68. 

644.      HI,   373. 
Warne  I,  150  (151). 
Warning  IV^  542. 
Warnow  III,  477. 


Warnstädt  (Wam.stedt)  V.  T,  471  (488V  567 
(5S7  .  580  (600).  III,  303.  400  IV,  288. 
4S6.  545.     V.  41.  50. 

Wartenberg  v.  V,  596. 

Wascher  \',  162. 

Wassermann  II,  330. 

Watow  V,  578. 

Weber  I,  53  (52).    IV,  375- 

Wedege  (Wedige)  I,  96(98).  124(127). 

Wedel  V.  III,  341- 

Wedow  I,  149  (151). 

Wege  V,  539. 

Wegener  III,  285.     IV.  625. 

Weide  v.  d.  III,  215. 

Weiger  I,  563  (582), 

Weinhagen  v.  III,  429. 

Weise  A',  557. 

Weider  I,  262  (264). 

Welle  I,  123  (125). 

Weltzien  (Weltzin.  Welzien,  Welzin)  I,  322  (327). 
499(516).  II,  263.  366.  598.  IV,  318.  320. 
370.   375.    545.   561.     V,  412. 

Wendhausen  v.  V,  418.  419. 
Wendland  v.  III.  341. 

Wendt  (Went,  Wente)  I,  297  (301).  424  (439). 
567  (587)-  II,  635.  IV.  533.  V.  61.  435. 
565-   573- 

Wenkstern  v.  II,  307.    III,  175.  362.    V, 
Werder  v.   (v.  dem,   zum)   III,    149.     V, 


317- 
143- 


Werkmann  II,  102.  165. 

Werle  s.  .Mecklenburg. 

Wesebom  II,  294. 

Weser  v.  IIT,  671. 

Wesken  V,  584. 

Wessel  I,  454  (469)-  457  (472).    IV,  244. 

Weimer  I,  218  (219). 

Westphalen  v.  III,  n. 

Westphal  (Westpfahl,  Westfahl  u.  s.  w.)  I,  298 
(301).  370  (380).  581  (601).  III,  532.  IV, 
128.      V,    161. 

Westendorp  III,  533. 

Wetstein   (Wetzstein)   II,   652.      III,   30. 

We  tering  v.  III,  417- 

Wettering  II,  292. 

Weyhe  v.  d.  II,  553. 

Weylandt  V,  250. 

Wickede   v.    I,    357  (362\     II,  386.    IV,  609. 

V.  .13- 
Wiechmann  (Wichmann)  II,  470.  519.    111,369. 
Wien  I,  53  (52). 
Wiencke  II,  681. 

Wiese  I,  368(378).  369(378\  III,  228.    IV,  378. 
Wietze  III,  203. 

Wieger  (Wiegen)  T,  567(587).     U.  404. 
Wiese  rwise)  III.  561.  608.  671.  678. 
Wiggers  1,  306(309).    II,  405. 

Wilcke  (Wilcken,  Wilckens,  WilUinus)  II,  109. 
III,    55.  669.     IV,    16. 

Wilde  I,  201  (202). 

Wilgohs  I,  380(373). 

Wilhelmi  I,  297  (301). 

Wlllcbrand  (Wilhrant)  I,  82  (84).  409(420).  V,  43- 

Willrath  III,  362. 

Wilsnack  I,  593  (615). 

Windt  II,  144. 


PERSONEN-  REGISTER. 


641 


Winkelmann  III,  ic6. 
Winkler  I,  445  460). 
Winter  I,  376  r,86). 
Winterfeld  v.  II,  661. 

609.     V,  33.  34. 
Wippert  III,  477. 
Wirkes  II,  209. 

Wise   s.   Wiese. 

Wische  V.  d.  i.  414  426J.  562  1581).  584:605 

Wischmann  IV,  16. 

Witman  V,  51. 

Witt    Witte    I.   201   ,202;.   20S  f209).    374  v384 

II,  45I-     IV,  69.  147.  500      V,  208. 
Wittenburg  (Wittenborch)  I,  567  (587\    11,671 

III.  347- 
Wittling  III,  697. 
WitzendorfT  II.  511.     V.  371. 
Wöhler  III,  706. 

Wohnsfleth  (Wohnsflöht)  III.  12S    142 


IV,    114. 

Wrisberg  v.  11,  512. 
Wrost   I.  'iS.  99. 

II.    143-      III 

120.    54" 

Wübbernitz  III.  48S. 

III.   212     512. 

IV.  55s 

Wunsen   IW  567. 
Wurzbach  V.  81. 
Würzburg  v.  III,  120. 
Wüsthof  III.   163    167. 
Wutscetze  I.  209  (210). 

V.   3Sm 
553 

150  ( 1 51  .    II.  264 


Wölcke  Wüldke)  III.  140. 
Wolde  V.  I,  335  340).     II, 
Woidenbarch  IV,  390 
Wolf  (Wulff,  Wulf,  WullTl  I, 

498.   516.       III,    56.    59.    129.       IV,  66.   391 

496.   568.     V,   79.   223.  435. 
Wolfradt  v.  V,  202. 
Wolf  lefr  I,  264  (266). 
Wollenberg  I    302  (306J. 
Wollenweber  v.  II,  102. 
Woller  I.  491  .508). 
Wolters  V,  576. 
Wolzow  V.  III,  56. 
Wopersnow  v.  II,  153- 
Wordenhoff  III,  550- 
Woserin   II,  3'7- 
Wöstenbarg  II,  668. 
Wotinneke  I,  567  (587)- 
Wotzenitz  V,  15. 
Wrangel  v.  II,  53-  40o. 
Wrede  (Wreedc)  V.  V,  376. 


Yde  I.  21 


:14V 


Y. 


Z. 


Zabel  V,  568. 

Zachariae  I.  562  (581;. 

Zachow  (S.ichgow)  IV,  475.  494.     V,  544. 

Zander  III.  4<)o.  521.     IV,  375.  614.     V,  576. 

Zarncke  III,  473. 

Zecherien  I.  471  (487). 

Zelike  V,  561. 

Zeller  V,  426.  427. 

Zencker  V.  52. 

Zepelin  (Zeplm;  v.    1.   396  :,4o6).     II,  644.     V. 

14    30-  3«-   «44 
Zeplin  I    378  (3S9). 
Zernotitzky  IV,   102. 
Zerrann  IV,  61 1. 
Ziel  \.  114 
Zilmer  V    5S4. 
Zimmermann  V,  101. 
ZittOW     iziiltkow)  II.   272 
Zitzow  V,  349 

Zliemann   •*.  Schhcmann 

Züle  V.  III.  84.  92. 

Zülow  V.  I.  55-     II.  310.  6S0.  6S1.     111.  550. 

7J<.      IV,   172.  381    399- 
Zurbier  >.  Suhrbier. 


Vepzeiehniss 

der  mit  Werken  vertretenen  Künstler. 


(A.  =  Architekt,     E.  =  Bildhauer,    Ing.  =  Ingenieur,    M.  =  Maler,     Mn.  =  Malerin. 

Wo  unter  einem  Namen  mehrere  Mitglieder  einer  Künstler- Familie  zusammengefasst 

smd,   tritt   der  Zusatz  Fam.   [=  Familie]   ein.) 

(Die   eingeUlanimeiteii   Zahlen   [nur  bei   dem   ersten    Bande]   beziehen   sich 
auf  die  Seiten  der  zweiten   Auflasje.) 


OHC- 


A. 

Albin,  Mn.,  11,  639.     111,  301.     V,   150. 
Andreae,  M.,  I.  475  (A92)-    Hl-  423-  494-  661. 
665.     IV,  31.  383.     V,  409.  440- 

B. 

Barka.  A.,  11,  176.     III,  262.  268. 

Berwald.  H..  II,  626. 

Block,   .M.  Kam.,    I,    60.    84  (^86).    93   (94>.    94 

(951.     118(121).    214(215).    235    (236;.    323 

(327).     II.    131.     III.  678. 
Böcke!   (Bökel),    -M.,    II,    586.      IV,    86.     213. 

V     100. 
Bormann,  B.,  IV,  234.  236. 
Brandin,  A.  u.  B.,  I,  353  (359)-     IL  202.  203 

JV,  213.  214.  217.  254.  366.  399. 
Bremen.  Hinrik  van,  .\.,  II,  74.  127. 
Brunow.  B.,  II.  625.  626.     IV,  462. 
Brunswig,  a.,  11,  164. 
Bulle.  B.,  111.  72.  104.     \',  179. 
Busch.  Joh.  Joach.,  A.,  III,  242,  255. 
Busch.  Joh.  Georg,  B.,  III,  269. 

c. 

Canow,  M.,  III,  95. 
Cauer,  B.,  n,  595. 
Chiaramela,  A.,  II,  586. 
Coppens,  B.,  II,  559 
Cornelius  v.,  M.,  11,  572. 
Cranach.  M.,  \',  371. 

I). 

Daniel.  A.,  111,  267      V.  115. 

Demmler,  .\.,  II,  617—624. 

Dieussart,  A.  u.  B.,  I,  535  r554;.     IV,  218. 

Döteber,  B.,  III,  656.  659.     IV,   524. 

Dü88ler,  -Mn.,  IV,  628. 


Eckstein,  H.,  III, 


E. 

242.  243. 

F. 


Findorff,  M.,  111,  243—246. 
Fischer-Poisson,M.  Fam.,  11,292.  348.  404.  448. 

593.672.     III.    164.  296.  332.  526.    IV,  123. 

169.  509.   550.     V.  81.    414.    424.    429.   575. 
Fiohr,  M.,  111,  335. 
Floris,  B.,  II,  586. 
Frey,  A.,  IV,  493- 

G. 


572.  582.  592.  596. 


Georg,  A.,  TT,  186. 
Genschow,  B.,  11,  620. 

Giilmeister.   Glasmaler,  11, 

IV,  367-     V,  339-  488. 
Grote,  A.,  II,  34.  35 

H. 


Hammerstein  v.,  ing.,  JII,  292. 
Hamilton  de,  M.,  IV,  251. 
Haubitz,  A.,  II,  481.  585.  603.  606. 
Haupt,  A.,  V,  135. 
HeidelofF,  A.,  IV,  306. 
Hertzog,  M-,  I,  165(166).     V,  582. 
Hille,  M.,  III,  338. 
Houdon,  B.,  III,  257. 

K. 

Kaplunger,  B.,  III,  255.  256.  257.  268. 
Knesebeck  v.  d.,  Ing.,  III,  292. 

Krommeny    (Krummeney),     M.,     IH,     637.    678. 

IV,  213. 
Krüger,  A.,  II,  581.  595.     III,  310.  612.    IV, 

548.    V,  340   479. 


KÜNSTLER  ■  REGISTER. 


643 


L. 

Lange,   M.,   I.   53(^^355'      H.  6S1.     111.  272 

431.  457.     IV,  561.  590. 
Lenthe,  M.,  I.  372(382).  386(396).  39»  U02) 

579    (6oo\      II,    551.    573.    582.    592.    396. 

III,  251.    443.    466.    519.       IV.    131.    295. 
365-  367-  374-  380.  522.  614.     V,  340.  487- 

Luckow,  A ,  II,  194. 

M. 

Martens  i.Menens),  A.,  II,  75.  12S. 

Möckel,  A..  III,  300.  659.  665.  691.  700.  702 

IV.  433- 

Münster  v.,  A.,  II,  12S. 

O. 

Oenicke.  .Mn.,  111,  297. 
Orley  van,  M.,  IV.  234. 
Oesterreich,  M..  V,  30. 
Overbeck,  M.,  II.  388. 

P. 

Parr,  A.-Fam.,   II,   553.   585-   586.     I\.  ^?4- 

257-  353- 
Pfannschmidt.  Karl  Gottfr.  M.   II.   S^l-  5'" 

IV,  337- 
Pfannschmidt.  Ernst,  M.,  III,  223. 
Piloot,    Gerd  Evert,    Ing.  u.  A  .    II,  224.  608. 

6171t.     111.  22.  659. 
Pommerencke,  M  .  I.  595  «617)     H-  663. 

Ouellinus,  Thomas,  i:    IV,  220. 

R. 

Ramp,  A.,  T,  135  ('37) 
Rauch,  Christian,  H.,  II,  625. 
Reutz.  iny.,  11,  578- 
Rietschel,  E.,  B.,  v,  196. 


Rode.  M  .  I.  76  (78). 
Rodtschilder,  A.,  IV',  259. 
Rouw.  !■•     III.  265. 
Rumeschotel  (Kiimescotcl .  A..  I,  17. 

s. 

Schadelock,  A.  u.  H..  I,  76  (78). 

Schadow,  r. ,  I.  269  (2711. 

Schaicken.  M.  I  <U  ■ 

Schinkel.  a  .  IV    v>^ 

Schmidt.  Mn  .  11.  50S. 

Schröder,  ü  Kam .  II.  586.  5S7.  589 

Schubert.  M  ,  V.  179 

Schumacher.  M.,  V.  4S2 

Semper.  a     II.  618. 

Seydewitz  v..  In-.  III.  260. 

Steinhäuser.  H.  II.  387- 

Stever.  m  .  II.  t>i-  596.   HI.  343-   IV,  366.  367. 

Stockmann.  15..  I  (80».  io6(io8,(. 

Strempel,  -M..  IV,  26. 

Stüler.  A  .  II.  619.     V.  134. 

Sturm.  A..  II.  ';7S.     HI.  292. 

Suhrlandt.   .M.-Fam..    I,    348  (354)-   4^7  (44») 

IJ.  640.     HI.   146    2i6.  245.  246.  262.  265. 

299.  328.     V,   160. 

T. 

Techel.  A.,  H,  383      IV.  333- 
Thormann.  .\..  H.  38 


Vischer.  \>..  H.  356 
Voss.  A..  II.  3S1. 


\\ 


3J5 


Werner,  r. .  III.  656.  659.     I\ 

Wilck.  M  .  II.  <^2i. 

Wilde.  M  .  H.  306-  383-  637 

Willebrand.  A..  H.  55«-  618 

Wilgohs.  lt.  H.  386.  625.     1\,  366 

Wolff.  1!.  III.  257 

Wünsch.  A  .  II.  "22. 


Vet^zeichniss 

der  mit  Workcii  vcrtretciieii  Kiiiistliiiiuhverker. 

(B.  =  Bildhauer.      G.  =^  Goldschmied.      Gg.  =  Glockengiesser.     Gl.  =  Glaser. 
M.    =    Maler.       Mm.    =    Maurermeister.        T.    =    Tischler.       Zg.   =  Zinngiesser. 
/-ni.  =  Zimmermeister.     Wo  unter  einem  Namen  mehrere  Mitglieder  einer  Künstler- 
Familie  zusammengefasst  sind,   tritt  der  Zusatz  Fam.   [=:  Familie]  ein.) 


(Die  eingeklaniiiicrten   Zahlen   [nur  bei  dem  eisten   Bande]  beziehen  sich 
auf  die  Seiten  der  zweiten  .\uflage.) 


A. 

Adam,  (j.,  T.  405  ('416).  410  ("421). 

Ahlstorff,  y.'i,  IV,  341. 

Albrecht.  Ed.,  Hg..  I,  296(299).  338(344).  348 

t354i-    377  1388).    450  C466).     II,  238.   272. 

516.    555.   663.   666.     III,    5.   105.   146.   170. 

219.  226.  297.  310.  369.  379.  431.  502.691. 

IV,  118.  124.  347.  484.  494.  511.  561.  573. 
609.  V.  14.  147.  190.  288.  349.  414.  427. 
442.  W>-  561. 

Albrecht,  Th,,  Mm.,  I,  133  (135). 
Altrichter,  <.g.,  V,  243. 

Appelstädt,    l\un.stt'ii)fei,   II,   630. 

Armovitz    (versehenthch    einmal    Witz    gelesen). 

(ii,'..    II.    407.    441.     511.       III,    37.    67.    80 

\\.  470. 

Assmann,    O.,    III,    191.   382.     IV,   118.  617 

V,  44-  352. 


B. 

Baasz.  /g.,  V,  345.  352.  375. 
Bachmann,  !>.,   III.  255.  269. 
Badino,  /iegler,  HI,  243. 
Bauer.    Kunstgärtner,    III,    294. 

Bauerfeit,  .M..  I,  317  (322;. 

Baumann,  f)rgelbaner,   I,  404  (415). 

Becker,  c;.,  i,  62.   373  (384).   405  (416).     \\ . 

.)3" 
Bechlin,  /g..   IV,  71.  12X.  132.  286.  326.  3S1. 
Beckmann  niecckmannj,    H.,    II,   37       III.   .16S. 

473- 
Begun,  <.g.lam.,  I,  561  ''581J.     II,  293.    III, 

'90     353-    3^'2.    415.    431.    466.     IV,    171. 

3'«-    325-  395-  475-  495-  .559-     V,   62.    144. 

191.   200.  221.  262.  298.  317.  323. 
Behmen,  C,  V,  116.  317. 


Behnke,  Uhrmacher,  III,  243. 

Behrens,  Friedr,,  1!.,  III,  269. 
Behrens,  G.,  I\',  15.  285. 
Beitz,  G.,  II,  212. 
Belitz,  G.,  IV,  112. 
Belsen,  Gl.,  IV,  306. 
Bergmann,  B.,  I,  25. 
Bermann,  B.,  II,  188. 
Berner,  G.,  II,  233. 
Berninger.  B.,  IV,  217. 
Beumers,  G.,  V,  264. 
Beussmann,  Zg.,  IV,  163.  551. 

Biber  (Hieber),   (;g.  Farn.,    IH,   84.    123. 

Bilenberg,  G.,  II,  210. 

Binke    (Hincke,    Binge),   Gg.,    II.    404.      III,    5. 

IV,  242.     V,   78- 
Bitterlich,  G.,  III,  308.    IV,  509. 

Blaukogel  (Blawkogel),  Zg.-Fam.,  I,  454  (469). 
510  (528).     TU,  706.      [V.    121.      \',  436. 

Blleffert,  T.,  III.  243. 

Bock,  M.,  III,  246. 

Böckenhagen,  Kupferscliiiiicd,  IV,  306. 

Bohle,   r.,  II,  87. 

Bohn,  G.,  IV,  407. 

Boie,  Gg.,  I,  417  (430). 

Boldt,  T.,  III,  256. 

Bomgard,  G.,  II,  154. 

Borchert,  Zg.,  III,  215. 

Borger,   <  )rgelbauer,    I,    30. 

Bernau,  Mm.,  II,  586. 

Bornemann,  G.,  I,  62.  95  (96).  121  (123).  167 
('lögj-  397  C407)-  405  (416).  409  (421).  410 
(421).  423  (439).  431  (446).  453  (468).  471 
(487).  477  (494).  502  (519).  510  (527).  513 
<'53i)-  575  (S9^>)-  11.  210.  211  V.  114.  299. 
586. 

Boeth  fl'.ot).  Mm.,  II,  186. 

Borstelmann,  Gg.,  III,  214.  218.  223. 


KUNSTHANDWERKER -REGISTER. 


645 


Both,  R  ,  IIT,  243. 

Böttcher.  Heinr.,  r,.,  u,  213.     m   490 

Böttcher,  J..  M..  m,  75. 

Boyse.  /-.,  I.  478(4951-     HI.  706. 

Brandenburg,  H.,  I.  30 

Brandner,  G.,  I,  373  (384^. 

Brandt,  (ig.,  II.  294      iv,  566. 

Brentelin,  Gg.,  iv,  37. 

Brockmann,  G.,  II.  318.     Ill,  461.  467. 

Bromann,  M.,  I,  25. 

Bruhn.  T.,  I,  140  (142). 

Brun,  Gnr.  III,  285. 

Brunswig    (Hrunswick).    G..     I,     339   (344).     ;-s 

(3SS).  III.  680.  IV.  25.      •:>    -' 
Burchard,  Uhrm.,  I.  30. 
Busch.  C.  G.,  II,  330.  III.  467. 
Busch,  J.  J.,  B.,  III,  269. 
Busch,  J.  6.,  T.,  IV,  306. 
Busgl  (:-),  Zg.,  IV,  620. 


c. 

Calame,  Mm..  III,  266. 

Campen,  van.  s.  Kämpen. 

Castel,  Gg.,  I,  476(-i92V   572(592).     in,    HO. 

I2S.     139.       IV,    211. 

Cato,  G.,  II,  114.    166.    233.    240.    294.    20'» 

350.     III,  444-  469-  476.   512. 

Christian,  T.,  II,  5S6. 

Christiansen,  T.,  II.  551.  5.S1.     III.  (,12      |\' 
365.  366. 

Clement,   Dachdecker,    I\',   306. 

Cohn,  G.,  IV,  15. 
Colhws,  Gg.,  IV,  87. 

Collier,    Gg.-Fannlie.    I,    409    (420).      III,     130 
139.   490.      IV,   367.      V.   43.    102.    360.   557. 

Conradi,  d.,  IV,  166. 
Cuny,  G.,  I,  513  (531). 


D. 

Dabeistein.  H.-Fani.,  II,  559. 

Däge.  M..  I,  353  f3S9)- 

Dam  van.    Gi; ,  II.    637.    6-j  i      III    2r7.   337 

IV,  4S6. 
Danckwardt.  (ii;.,  II,  34S.  37S      111,  35.    106 

I\-,  441. 
Degener,  /.^'.,  I,  510(528).  513(5311.     V.  541 

DegtOW.   ."^chmietl,    II.    559. 
Dehn,   Drechsler,   III,   243. 

Deichert,  Zm.,  V.  loo. 

Denitz,  G.,  IV,  24.  71.  153. 

Denker,  G.,  II,  65. 

Depner.  /g.,  I.  373  (380). 

Dewitz.  G.,  III,  226. 

Dingelstädt,  .M.,  III.  243- 

Dittberg        (D  L  .  <;  l-mi..  11.  350.  401.  656. 

Dixon,  Zg.  rani..   III.  495- 

Drebing.  Zg-Inm..  III.  379      IV.  4S6. 

Dreyer,    iopfer.  III.  243. 

Dribhagen.  .M.,  I.  45'*>  '474» 

Drummer.  ('•.,  III.  73 

Dunitz.  I..,  III,  397- 

Düren  van.  Zicgler,  II,  i.ss.  586.  603. 

Düsing.  g..  III,  539- 


E. 


Ebel.  G..  IV.  442 
Eggeler,  G..  II.  loy.  2S6. 
Eggers.  Gg..  III.  697. 
Ehlers.  Zg ,   V,  363. 
Eichner,  M.,  I,  165  (166» 
Emmerich.  G.,  II,  65.  116.  285 
Enderlein.  <;..  III,  93. 
Engel.  '  >  -dl..,  II.   137. 
Einsiedel.   Meinmetz.  IV,  307. 
Engelbrecht.  G  .  II.  390. 
Erdmann.  G  .  II.  407. 
Ernestin,  (ig..  II.  285. 
Ernst.  (;.,  II.  637.     IV. 
Evers,  G.,  I,  64. 
Evers,  B.  u.  T..  III.  2S4 


.  614.     1 
IV    453 


44 


F. 


Falk.  G.,  II,  350. 

Fehmer,  G.,  V,  264. 

Fick.  ('..,  II.  577.  5S3.     in.  72.  76.  106.  lao. 

2'>5.     IV,   112. 
Finck.  G..  II,  414.   493.    504.    516.   6S3.     III. 

''3-     IV,   102.  603. 
Fischer,  B..  IV    566. 
Floris.  G.-Fam..  FII.  512.  342      IN"    1  •, 
Fortdran,  G.,  IV.  iS 
Fowtehen  ^Kowtekc.    lontcgci.    Gg.    I.  92  (93'' 

o::    ')4).     III.  362.      IV.  4»,9. 
Frehse,  G.,  V,  25S. 
Frese.  G.,  II,  299. 
Friedeberg.  (;.,  11.  405.    IV.   12S 
Friese.   « »rgelb..    I,   348(354).   417(4*9;.    443 

US*^        II.    667    669       III.    271     272.    347 

364.  612.     IV.  60.S. 
Funck.  (':,  IV,  116. 
Fungk.  ."Steinmetz,   II.   3S6. 
Fues.   Meinnictz,   II,    586. 
Fycke  -    Vicke. 


(.. 

Gade,  G,..Fani.,  II.   in.   313.    350.   354.   394 

3'**    374    419-     III.  4<i9    49S.  499,      V,  411. 

Gade.  '  »rgcli..,  I.  78   So). 

Gage,  (g,  II.  414.  44i-  516.     III.  164. 

Gehrhardt.  <:.  III.  165. 

Geiger,  Mm  .  IV.  306. 

Geitner,  KupfcrM-hnncd,  III.  343. 

Gerber,   Sculcnwirker,   III.   251 

Gcrke  ((;crckc\  (J..  I,  6,;    iw.  o- 

Gcrdt.  .M.,  I.  107  ( 1 10 

Gerdt.  Glaser.  II.   186. 

Gerike.  G..  IV,  118.  540.     V.  412.  413. 

Giese,  G  Farn.,  I,  376  386»  3S8  tjgSj.  11.  350. 

285.  361.  379  407.  411  479  513.  663.665. 
668.  678.  III,  200.  207.  336.  305.  306,  337 
371  424.  495.   IV,  15.  103.  173.  V.  565 

Giese.  /m.,  III,  243. 

Glavatz  (nicht  (;i.Tn.nf-\  «»n:'-"      •    -•■   - 

Gottespfennig.  /^  I  .im  .  I,  ; 

Z'tS     301        314     319).     3jy    ,,,,.     j,,      .  ..i 
378  (389)  388(39»)  4*4  (439)     in.  54«   550 
70'>    7I7-  73I- 


646 


KUNSTHANDWERK  KR -REGISTER. 


Gotthardt,  G.Fam.,  V,   152.  244. 
Gräfe,  ci.,  111.  243. 

Gramelsdorff.   Kupferschmied.    III,   267. 
Grawert  (Gr.Tvert).  Cjij.-Fain.,    II.    $oS.     IV.    Ii6. 
I  20. 

Greve.  M.,  IV,  143. 

Griebe,  M-,  II.  396. 

Grot.  Gg.,  II.  99. 

Grote.  T.,  I,  30. 

Groth.  T..  I.  loS  (iio). 

Grundtgrieper.    /g..    1,   369  (378).   (376).   3S0 

1  "31. 
Gruneberg,  M.,  II,  442. 
Grützmacher,  Gg.,  V,  161. 
Gudehus.  M.,  I,  476  (-192). 
Gudejohann,  G.,  I,  306  (310).     \'.  70. 
Guglielmi.  M..  V.  39. 

II. 

Haack,  M.,  I,  30. 

Haack,  G^j.  u.  Eisengiesser,  I,  91  (93).   372  (582). 

II,  657.  III.  221.  708.  IV,  113  285-  334- 
390.  400.  509.  611.     V,  550. 

Haack,   Schmied,   III,   243 
Haase,   Klemijner.  IV.   306 
Hackenschmidt,  Gl,^  ,  y,  360.  573.  585. 

Hahn.   Schmied.   III,   243. 

Halbeck.   G.,    I,   95  (96).   96  (97).    121  (123). 

274  (277).   290  (293).   297  (300J.   314  (318) 

323  (328).   366  (375).    387  (397).   490  (507). 

491  (508).    506  (523).    513  (531).    III,   487. 

495.    306.    530.    708.      IV,    14-    16.   27.    123. 

V,  41.  584. 
Händler,  .M.,  I,  490  (507)- 
Hans.  r..  u  T.,  T,  107  (iio). 
Hantelmann,  C)rgelb.,  II,   136 
Harck.  g  ,  V,  130.  187. 
Hartigh  fllartig),  B.,  T.  25.  78  (80).   108  (iio). 
Hassenberg,  B.  u.  T.,  II,  359. 
Hausbrandt,  Gg.-Fam.,  1,  338  (343).  348  (354) 

396  (407J.    496  (514).    561   (580).     II,    99 

232.  249.  261.  285.  298.  37S.  4M.  418.450 
471.  504.  518.  596.  648.  651.  659.  665.  669 

III,  16.  19.  25.  35.  80.  139.  142.  170.  174 

200.  218.  273.  308.  329.  369.  374.  472.  473 
476.  490.  532.  549.  IV,  16.  23.  33.  171 
267.  274.  278.  280.  290.  297.  304.  320.  407 
413.  465.  489.   542.    570.  617.  622.     V,  40 

Hecht,  Zg.,  I,  318(323). 

Hecht.  Töpfer.   III,  243. 

Heiberg,  M.,  V,  100. 

Heide  v.  d.,  Gg.,  IIL  88.  133. 

Heiden,  G.,  III,  421.  IV  66.  102.  118.  457. 
45X,  482.  506. 

Heincke,  G.,  IV,  626. 

Heine,  G.,  II,  64. 

Heinersdorff,  G.,  I,  373  (384).  510  (528).  JI, 
512.  670.  ill,  142.  170.  191.  212.  218.  224. 
297.  424.     IV,  348.     V.  538. 

Heintze  nicinzej.   Gg. -Kam.,    III,   206.   212.   217. 

IV,  509.  511.  564.  626.  V,  61.  278.  321 
42 »•   53^'-  538.   54'-   573-   594- 

Heitmann.  !'• ,  II,  539- 

Hemminghusen  CHcmminckhu'.en  ,  Gg.,  II,  516. 
III.  .».5. 


Henninger,  G.,  IV,  271.  6io.  617.    V,  419. 

Henningk,  Gigelb.,  II,  470. 

Henszky,  Zg..  V,  387.  390.  413.  444.  540.  545. 

561. 
Herbert,  G.,  II,  67S. 

Hermann  (Herrn,   Erzgiesser,    IV,   451. 

Hermen  s.  Mun.stcr. 
Heyden,  Mm.,  IV,  306. 
Heylandt,  (>.,  IV,  337. 

Hinrich   s.  Bremen. 

Hirt,  Gg.,  IT.  643.  648.     III,   251.   301.    IV, 

166. 
Hoffgaard,  M.,  I,  76  (78). 
HefTmann,  Zg .  III,  312.  382. 
HohenSChild  ^llohenschildt),  M..  I,  25.  105  (108). 

108  (i  io\     IV,  312. 
Hogehus,  Gg.,  1,  313  (318). 
Hölscher,  G.,  I,  596  (618).     III,  709.    IV.  40. 

71.    166.  227.   252.   313.  326.  381      V,   19. 

31.  41.  62.  29S.  371. 
Hornemann.   G.-Fam.,    I,   63.    120  (123).    278 

(2S2).  478  (494).    II,  628. 
Hossauer,  G.,  I,  464  (479)-    HI.  92.    IV,  368. 

477-     V,  355. 
Hoyer,  G  ,  I,  274  (277). 
Hulsemann,  Zg.,  I,  324  (329). 
Humbert,  g.,  iv,  114.  307.     V,  263. 

I.  J. 

Jakob,  1;.,  11,  559- 

Jenssen,  M.,  I,  30  (31). 

Igel,  G.,  III,  96. 

Jheger.  Gg.,  III,  505. 

Illies,  (ig.,  I,  450  (466).  580  (600).  584  (604) 
II.  590.  596.  III,  217.  263.  304.  337.  IV 
180.  242.  269.  278.  290.  307.  313.  337-495 
533-  541-  548.  592.  V,  43.  52.  130.  152 
161.  264.  284.  287.  290.  325.  340.  351.  352 
355-  363-  365-  375-  376.  387-  388.  411.  421 
424-  432-  435  440.  442.  489-  509-  525 
546.  568. 

Jost,   G.,   II,    153. 

Jürst,  G.,  III,  81.  353.    I\^  123.  407.  477.  567 


K. 


Kahl,  G.,  III,  67.  106. 

Kahle,  Mm.,  I,  104  (106). 

Kählert,  T.,  I,  25. 

Kampen  v.,  Gg.,  II,  582.    III,  133.     IV,  378. 

Kania,   r.,  II,  551 

Kannengiesser,  M.,  V,  242. 

Kaselowsky,  M..  V,  58. 

Kass,  G.,  V,  285. 

Kassuba,  T.,  II,  551. 

Kempener.  M.,  I,  46- 

Kerfack,    (..,    1,    95  (97)-    506  (524).     IV,   24. 

V,  349- 
Kersten,  Orgell).,  I,  476  (492). 
Keymann,  Gg.,  II,  407. 
Kielmann,  G.,  IV,  247.     \',  451. 
Kindt.  M.,  I,  165  (166). 

Kitzrow,   Kimstschlos.ser.    III,   267. 

Klähn,  G.,  IV,  159     V,  550. 


KUNSTHANDWERKER -REGISTER. 


647 


Klein,  G.,   I,  167  (169).    168  (i-jo).   424  (439. 

430  (446).  562  (58 1). 
Kleymann.  G^'.,  Ili,  4S7. 

Klingmann   (Klmckmann.    Klinkmann  I     1:      |     '; 

76  (78).     IV,  366. 
Knüppel,  Gg.,  V,  139. 
Koch  =  (H  P  K),  G.,  II,  450. 
Koch,  M.,  III,  243.     V,  100. 

Koch,   Zm..   III,   267. 

Könecke,  Mm.,  II,  560. 

Könemann,  B.,  II,  559. 

König,  Zg.,  III.  469. 

Konow  =  (A  L  K),  G.,  I,  275  (27S1.    II,  635 

637.  648.     111,  347-     V,  70. 
Koop,  Gl.,  III,  267. 
Koppen,  G.,  III,  503.     I\',  391. 
Kossei,  B.,  II,  317. 
Köster,  M.,  IV,  217. 
Krämer,  G.,  I.  357  (363).  370  (380). 
Krause.  G.,  IV,  227. 

Krause,  M,  1,  475  (492).   111,659.  IV,  131.  410. 
Kreiten.  ('•.,  IV,  242. 
Kremer,  Mm.,  II,  162. 
Krische,  Gtj.,  lll,  95. 
Kroger,  üi^'elh..  11.  136. 
Krüger,  G.,  111.  680.  697. 
Krüger,  G,  IV,  219. 
Krüger,  M.,  III,  243.  46S.  473.  67S. 
Krüger.  .M.,  V,  97. 

Krummbügel,  Zg.,  V,  414.  424.  436.   440.  5CS 
Krummstroh.  G.,  III,  142. 
Krus.  1; .  III.  83. 
Krusemark,  ü.,  V,  596. 
Kuchmeister,  Gg.,  V,  409. 
Kühl,  Gg.,  III,  68. 
Kurtz,  G.,  III,    151.   175.     IV,   27.   407.  614 

V,  251.  264.  268.  270. 
Kurz,  G.,  III.  63. 


L. 


Ladegast.  Orgelb.,  II,  551. 

Lampert.  H.,  lII,  266. 

Landre,  (ig.,  II.  360.  518.  555.  59S.  667. 

302.  4S7.     IV.  506. 
Langberg,  M  .  III,  475. 

Lange,    Kunstschmied,    III.   245 

Lau.  M.,  III.  218. 

Lauterbeck,  .M.,  III,  659 

Lavenpries,  Gg.,  I,  34. 

Lehmann,  (i.  Kam.,  I,  63.  95  (97)-  96  C97) 

(426).    424  (439).    478  (494)-    584  (604). 

546    716.     V,  218. 
Lehsten,   Gelbgiesser,   II.  65     150     160. 

Lellmann,  G.,  IV,  286. 

Lembke,  G.,  I,  563(582).     V.  70. 

Lenthe.  Gravem,  II,  355.  4 "2.  50«.     III. 

495    5<».v     IV,  55'- 
Leonhardt.  (■ .  i-  3j8  (323). 
Lenz,  Kr/.giessei,   IV.  307. 
Lepzow.  M.    IV.  434. 
Lilie,  Mm.,  111,  266. 

Lippert.  Gelhgiesser.   IV.    V»6. 

LippOld.    G  -I:in'  .     ^'      '   •       '  -"      Ml      ?:>^ 


41.J 
III 


490 


Livonius.   ('.      IV.   226    269.   391.     V.  30.  6». 

~'< '- 
Lofberg  (Löflxirj:).  Gr..   IM    344      |V.   12K 
Lohe  V..  G  ,  V.  31. 
Löhr.   Mcinmet7.   IH,   256. 
Lomberg,  <;.,  IV,  275. 
Lübeke.  G  ,  I.  274    277;. 
Lüdeke.  Mm.,  V.  131.  132. 
Ludewig,  G.,  V,  570. 
Lyra  v.,  .Mm.,  II,   1S8 


M. 

Madaus.  G.,  H.  583 

Magnus        (P  M  .  i.  .  II    4S4. 

Malm     Lipfcr    II    63...  ■ 

Mancke,  <.-  .  V,  38S. 

Marggraf.  M  .  I,  25. 

Marne  de,   l>rechsler,   III.   243 

Marx.  '  »rgcll).,  I.  25. 

Maschmann,  .M.,  III.  104 

Matthes  (.Maths,  .Matie,  Gg.-F.im.    I.  1 1 1  (114. 

\ .    102.   576. 
Mebert.  Gg..  V,  440.  583.  592. 
Mehler.  Gg.,  II,  272.  293  499   67«..     IM.  203. 

IV    148.  572. 
Mehlmann.  Zg  .  IV,  132. 
Meier.   1.,  II,  551. 
Menckin,  G.,  II.  300. 
Mestlin,  G..   IV,   15.  40.  181.  226.  227.  jqi. 

341.  348.  381.     V,    19.  34.   48    78.   79.  81. 

105.  161.  222.  290.  390.414.  415-  53^- 573. 
Meyer.  !•.  I.  lo.Sdio).  140(142). 
Meyer.  Otto  Gerh..  <.g,  I.  110(112).  ISJCSS- 

356  (362;.  370  (379;.    377  (388)    512  (531). 

II.  471-  583-  639.  III.  55-  3.?o  364  444 
459.  4S7-  400  527.  539.  702.  IV.  16.  101. 
456.  «.II.     V.   14.  40    4.S.  262.  298. 

Meyer.  Joh.  Chr..   «ig.    V.   70.   169.  200.  215 

243.  :;;<.     ;i"     WS-  .?6i.  387. 
Meyer.  Joh.  Chr.  Friedr.  «ig  ,  V.  306. 
Meyer.  Joh.  Casp..  <;•.:■  III    3o.  ai9- 
Meyer,    i      l\     ;  ;7 
Meyfeld.  (ig.  III.  135 
Meyne.   Kupferschmied,   IV.   361. 
Michael.  G..  I.  369(378       III.   5=8-  S59. 
Michael.  G..  IV.  413.  45S. 
Michaelsen  (Michelsen,  M..    II     104.    133.   150. 

;js       I\.  410.     V.   16.   18. 
Michel.  Mm.  II,  188.  603. 
Michel.  M..  I.  107  (MO). 
Midow.  H.,  IV,  217 
Miltzow,  Gg  .  V,  290. 
Möhrcr,  T.,  II.  581. 
Moll.  G.  I.  405(4i6\ 
Möller,  H..  II,  40.  50. 
Möller,  Hans.  '•     II    ?<>8. 
Möller.  Joh.  Christoph.  •• .  I    506  reaxV 
Möller,   r..  1.  SV 
Möller.  T..  IV.  307. 
Molstorf.  <"...  I.  576  (5v-     *'•    >'  »     '-.       • 

II'.    147.  244. 
Mönkehagen,  Gg.   1.  34-  «5»    "^     is«.!  — 

2S<)  (293>     305     3»»^  •    .»S' 

III.  ijo.  534.  542    550-  : 
120.  127.  404.    V.  io.  ti' 


648 


KUNSTHANDWERKER  -  REGISTER. 


Mors.   Orgelb  .  II.   553. 

Mowitz,  I?..  III.   166. 

MowitZ.    Kleminier.    I.   302  (306). 

Vull.   Gg..   III.  68. 

Müller.  G.-F.-im,.  I.  121  (124").  122  (1241.  169 
*i7o).  297  (300)  310  (314)  318  (323).  34<j 
(355-  366  (375\  393  (403).  409  (421).  414 
(426).  431  (446).  491  (50S).  506  (524I  510 
(527).  513  (531)  567  (5S7).  580  (601).  III, 
200.  4S7.  550.  697.  IV.  101;.  121.  132.  441. 
V.  41.  20S.  262.  28S.  415.  " 

Müller,   Gell)g.esser.    III.   220. 

Müller,  .Schmied,  IV,  307. 

Müller,   Steinmetz.   IV.   306. 

Müller,  T..  I.  105  (loS). 

Müller.   Uhrm.ncliei-,   IV.   307. 
Mumm   (Mumt.   G.,   II,   583.   652. 

Münster  v.,  li.,  II,  559. 

Nehls.  Ziegleim..  IV.  306. 
Niemeyer,  T..  III.  243. 

Mens,    Kuiistsclilüsser-Fam.,   III.    190.   203.    243 
245.  267.  271.     IV,  271. 


o. 

Oberg,   Gg.,  I,   606  (93).    II.  309.    III,  301. 

473-    5"-     IV,  113.   481.     V.  52.  143.   144. 

388.  436.  596. 
Ohison,  Gg.,  V,  589. 
Oldendorf,  Gg..  II.  442. 
Olfen.  M.,  III.  267. 
Oelmann,  Gg.,  III,  147. 
Oesten,  G.,  V.  340.  352.  546. 
Orbach,  M.,  II.  s86. 
Othbrech,  Gg.,  II.  665. 


P. 

Paepcke,  Gelhgiesser,  III,  220. 

Pauli,  Zm.,  II,  559. 

Pawel,  T..  III,  213. 

Pawlowsky,  H.,  IV,  307. 

Percham,  -Mm.,  I,  267  (270). 

Peter,  Gg.,  V.  544. 

Peters,  G.,  III,  395. 

Peters,  (Jrgell).,  V.  100. 

Peters,  T.,  II,  551. 

Petersen,  T.,  11,^398. 

Petschler,  G  ,  V,  270. 

Petters,  R,  II.  551.  5S1. 

Pfrenger,  T.,  III:  243. 

Philippi,  M..  IV.  548. 

Pisani.  H,  III,  266. 

Pitschner,  G..  III,  19. 

Plaucr,  Gg.,  II,  399. 

Polchow,  Zg  .  Ili;  204.    V,  561. 

Pommer,  Kimst.schlo.sser,  IN',  306. 

Poreibe,  G.iam.,  II,  153.  263.    III,  175.  490. 

Poreibe,  15.,  I\',  625. 
Porepe,  Zg ,  III,  217. 
Press,  Zg ,  I,  581* (601).  584  (605). 


Pressier,  Mm.,  III,  243. 

Preu,  H..  III.  128. 

Pribbenow.   iDpfer,  II,  630. 

Printz.  G.,  II,  264.  286.  329. 

Pristaff,  Mm.,  III,  547. 

Prüfer,  G.,  I,  310  (314).  593  (615).    III,  204. 

305     IV,  112.  307.  376.  378.  564.    V,  163. 

200.  202. 

Q. 

Quade,  B.  u.  T.,  II,  45.  87.  88. 

Quirling,  G.,  TU,  35.  304.  306.  308.  362.    IV, 

442. 
Quistorp,  G.-K.'im.,   T,  64.   318(323).  454(469). 

IV,  102.     V,  34. 

R. 

Rabe,  M.,  IV,  .307. 

Radchen,  G.,  I,  562  (582). 

Rahm,   G.-Fam.,    I,    276  (279).    323  (328).    369 

(378).    II,  213.  310.  373.    ifl,  506.  721. 

V,  44. 

Rathke    (Ratke),  Andreas,  G.,  I,   296   (300). 

302  (305). 
Rathke  (Rathken),   Abrah.,   G.,    I,    502   (519). 

IV,  171.  226.  337.   387.    V,  62.   276.  442. 

589- 
Regenfart,  B.,  II,  86.  87.  88. 
Reimers,   G.,   II,    113.    114.   329.      TII,    535. 

IV,  158. 
Reincke,  Zg.,  I,  297  (301).    IV,  16.  24.  26. 
Reinecke,  Gelbg.,  V,  355. 

Reinhold,   Kunsttischler,  II,   551. 

Remmler,  Oigelb.,  IV,  307. 

Reppien,  M.,  III,  475. 

Reuss,  G.,  I,  387  (397).  423  (438).    IV,  123. 

Ribe,  Gg.,  I,   109  (112).   153  (155).   567  (586). 

III,  520. 

Richter,  Kupferschmiedefam.,  IV,  247.  348.  596. 
Richter,  T.,  II,  581. 

Riebow    (Ribow),    G.-Fam.,    I,     123    (125).     169 
(170).   366(375).     III,   506. 

Rieck,  Mm.,  III,  547. 

Riedeweg,  Gg.,  II,  138. 

Rit  van  der,  Gg.,  III,  88. 

Rohde,  B.,  IV,  285. 

RÖhrdantz  (Röhrdanz),  Zg.,  I,  405  (416).   III, 

697.  717. 
Röper,  G.,  I,  (279).  387  (397).  397  (407).  423 
(438).  424  (439).  453  (468).  471  (487).  562 
(581).  572  (592).  593  (614)-  III.  529-  535- 

IV,  102.  105.  174.  282.  V.  413-  539- 
Rose,  G.,  II,  451.  516.  593.  III,  67.  120.  250. 

337- 
Rotermund,  B.,  IV,  306. 
Runge,  Orgelb.,  III,  174. 
Rusch,  .Steinmetz,  III,  659. 
Rust,  G.,  IV,  226.  319.  387. 

s. 

Sabelmann,  Zm.,  IV,  306. 
Sager,  (;.,  III,  67. 
Schacht,  Zg.,  III,  721. 
Schäffer,  T.,  I,  140(142). 


KUNSTHANDWERKER- REGISTER. 


649 


Scheel,  Gg.,  V,  222. 

Scheele,  G.,  II,  5i<S.    III.  462.    IV.  nS.  121. 

506. 
Scheft.  T..  II,  582. 
Schale.  Gg..  I,  89(91). 
Schlegel  =  (i  H  Sj,  G.,  II,  361. 
Schleicher,  Steinmetz,   IV.  307. 
Schlick,  G.,  III,  552. 

Schlüter  (Slütei),  Zg.-Fam.,  I,  310  (314).  324 
(329).  367  (376).  457  (472)  510  (528).  III. 
546.      V,  202.  279.  290. 

Schmahl,  M.,  1,  354  (360). 

Schmidt,  Gg.,  I,  392  (402). 

Schmidt  =  (C  S),  G.,  II,  311.  442.  IV.  227. 
331.     V.  526. 

Schmidt,    Ilofgärtner.    III.   266. 

Schmidt,   Orgelb..   I,   25.      III,   243.      \'.    100. 

Schmidt.  Zg.,  III,  469. 

Schmit.  H.,  IV.  622. 

Schmittinger.  Orgelb.,  I,  537  (555). 

Scholinus,  P-.,  II,  582. 

Schomaker,  Mm.,  I,  105  (107). 

Schönfeld,  Uhim.,  I,  30. 

Schönfeldt,  G.,  II,  379. 

Schorler,  G.,  I,  409  (421).  453  (468).  510 
(527  •  593  (615)-  IV,  40.  114- 

Schröder,  G.,  I,  307  (310). 

Schultz,  Gg.-Fam.,  I,  153  154).  296  ,299) 
301  (305).  313  (318).  317  (322).  322  f327) 
377  (388X  386  (396).  392  (402\  397  (407) 
421  (433).  428  ,443).  476  492).  490  (507 
497  (514)-  513  (531  •  n,  249.  273.  309 
324.  418.  678.  III.  5.  307.  311.  329.  394 
397.  420.  487.  499.  502.  520.  542.  549.  721 
IV,  13-  18.  25.  27.  37.  78.  104.  123.  147 
291.  297.  313.  318.  347-  375-  394-  486.491 
502.  507.  614-  V,  30.  43.  52.  152.  223 
243.  268.  304.  340.  411.  429.  450.  586. 

Schumacher.  Schmied,  in,  243. 

Schünemann.  (Jg.  Kam..  1,413(424).  428(443). 
470  (486  .  508  (526).  572  (592).  575  (595- 

592   (614).     595   (dl-).       V.     28.    50.    61.    113 
163. 

Schuster,  (ig-  I,  366  (375). 

Schütz.  G..  II.  355.  419. 

Schütz.    I".,  III,  473- 

Schwant,  T.,  III,  715. 

Schwarz.  T.,  II,  551. 

Schwenn,  Gg.  Kam,,  V,  102. 

Seger.  /g.-Kam.,  I,  (373)- 

Segewetz,  Schmied,   II,   559- 

Seiler.  Gl.,  IV,  306. 

Sellin.  M  ,  I,  II.  60  (61). 

Serrius.   r.,  I,  76  (78). 

Siebenbaum,  Gg.-Kam.  I,  3'4  (3«8).  39«  (4o.^ 
497  (514).  572  592).  II,  43-  254-  324 
371.  670.  III,  84.  92.  95.  144-  27'-  309 
381.  423.  545.  697.     IV,  211.  241.  375-  404 


116.  222.  340.  376.  538. 
IV,    366.   406      V, 


477.  594.  622.     V 

544. 
Siegfried,    r. .    Mi 

440. 
Sievert.  ü..  III.  243.  255. 
Sperling,  oigelb.,  I,  108  iiu>\.  140  1142 
Sponholz,  T..  V,  100. 
Stahl,  /ii...  ir.  666. 


Steffen.  G.,    I,  306  (310.  387  (397).    IV.  27. 

105. 
Stein,  Orgelb.,   I,   140  (142). 
Sternberg.  Gg.,  II.  41. 
SteuslofT.  G.,  I,  410  (4211.     IV.  20.  166.271. 

\     4-7. 
Stichmann.  G.,  I.  471  (487). 
Stoll.  M  .  IV,  493. 

Stolp.    Werkmeister.    II.    128. 

Strahlborn.  Gg.-Fam.,  I.  39.  9K93).  153(155) 
317  (322  .  404  4151.  443  458).  470  {486) 
II,  139.  273.  324.  378.  404.  418.  450.  454 
555.  III,  12  14.  30.  72.  75.  105.  190.285 
304.  347.  476.  495.     IV,  570.     V.    34.  414 

Strasburg  JStrassburgl,  G.,   II.  210.  374.     III 

Vj;        I\'.    114.    123. 

straube  -^  (S  F  St.  G.,  II,  361. 

Strauss,  .M..  II.  188. 

Stümer.  g.  V,  250. 

Sudrow.  '.-  ,  I,  366  (375  . 

Sy  &.  Wagner,  G  ,  I.  314  (318).     II.  574.  681. 

683.    HI,  200.  207.  431.  462.  490.  495. 

542.  IV,  34.  102.  123.  128.  348.  407.  533. 
546-  551.  595.  617.  V.  144.  182.  187.  288. 
340.  353-  377-  424.  • 


Taddei,  n.   III.  -">" 

Tempel.  M..  IV.  118. 

Tesche.  M  ,  II.  88.  iio. 

Thies.  /.-.  III.  84. 

Thiesenhusen,  <;     I.   572    592;     III.  28.    V 

Torfstecher.  '•  .  11    212    360. 


V. 


Vaal,   1..  II,  5S2. 

Vanino,  Mm.,  III.  243. 

Vanoni.  U.  Kam..  III.  243. 

Velthofen.  H..  II.  586. 

Vicke    (l\ckc.  Vycke).    Zg.Fam..    I.   302  (305). 

324  (328).    414  (426).    454  (4691      III,    469. 

536.     IV,   121. 

Vitu«,  c;..  I,  43'  «446). 

Vogt,  M..    1.  93  (95'- 

Vogt        H  V).  (i.  II.  230. 

Vollgold.  G,  V.  4«3- 

Vorbeck.  Gg.  IV.  195- 

Voringk.  Mm  .  II.  603. 

Vos.  «.;;,   III.  226.     IV.  566      V.  363. 

Voss.  (ig. -Kam.,   V,   259. 

Voss,  G  .   IV.   546. 

VO88,  /K-Fam..   I,  95(97)    2'»S  (3"0   307  (3«o) 

376     386).    424    (439>      ill.    359      IV.  75- 

4S2.     V    S70- 


W. 


Waage.  /•,: .  IV.  568. 
Wagener.  M..  I.  30- 
Wagner  »  Sy. 
Walter.  I«.  II.  5*6. 


6;o 


KUNSTH  ANDWKKKKK  -  REGISTER. 


Warkentin.  Cl;.,  111.  io6. 
Wegener.  ü.,  1,  289  (292). 
Weihnacht.  M..  IV,  306. 
Weis,  r..,  111.  226. 
Wellmann,  /.g.,  I.  502  (,519)- 

Westen.   Cielbgiesser,    IV,    159.   387. 

Westphal.  (ig.,  IV,  211.  441. 
Westphal.  C,  V,  363.  377- 
Wichmann     -  (I  W),  (l-,  II.  389- 
Wichtenthal.   Erzgiesser,   IV.   591. 
Wiechmann.  .M.,  1,  94  (.95)- 
Wiese,  (i-iam..  III,  149.     1\',  626. 
Wiibrandt.  M.,  1,  30. 
Wilde.  -M.,  111,  208. 
Willers,  G.,  II,  116. 
Wilw.  G.,  II,  574. 
Winckler.    i'..  111,  243. 
Winckelmann.  r. ,  II.   559- 
Winckelmann,  g.  V,  -215. 


Winzer.  Orgelb.,  I,  140  (142). 
Witt,  T.,  111,  468. 

Witz  s.  Armowitz. 

WollO  ,\V<>illo\    Gg.,     II.    414.    441-    5 >6.      HI, 
164.' 

Woltersdorf,  B.,  1,  77  (78). 

Wosack,  Gg..  V,  62.  361. 

WÖSthoff, /g.,  I,  457  (472).   568(587).   576(596). 

596   618).     III,  539.     V,  202. 
Wulf,   Gg.-Kam.,    II,   639.      III,    iio.  460. 


z. 


Zach,  Gg..  1,  348(354,.     III,  624. 

Zeller       (PGZ),  G.-Fam.,  11,  214.  404.  691. 

Zepplin,  Ci ,  11,  648. 

Ziegner,  Gg.  III,  209. 

Zimmer,  B  ,  I,  11. 


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6876  Die  Kunst-  iind  GeschichtF- 

M5S3  Denkmäler  des  Grossherzogtbr 

Mecklenburg-Schwerin