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http://www.archive.org/details/diekunstundgesch05schl
Die
Kunst- und Geschichts-Denkniäler
des Grossherzogthums
Mecklenburg- Schwerin.
Im Auftrage
des Grossherzoglichen Ministeriums des Innern
herausgegeben
von der
Commission zur Erhaltung der Denkmäler.
V. Band:
Die Amtsgerichtsbezirke
Teterow, Malchin, Stavenhagen, Penzlin,
Waren, Malchow und Röbel
bearbeitet
von Geh. Hofr. Prof. Dr. Friedrich SchHe,
Direktor des (Jrossh. Museums und der Giossh. Kunstsammlungen.
Mit einem Anhang über einige ältere Denkmäler ausserhalb Landes
und einem Generalregister über alle fünf Bände.
Schwerin i. M. 1902.
Druck und Vertrieb der liarcnsprungschen Hofbuchdruckerei.
Kommissionär K. V. Köhler, Leipzig.
Vorrede.
ach iktn \'orreclen in den \oraufgehenden vier
<^I^'Wr>r^^'W^^'. Bänden hat der Verfasser zu dem jetzt voll-
^-.(y- 'ij'ilSiilBS endeten fünften und letzten Band des Werkes
der mecklenburgischen Kunst- und Geschichts-
Denkmäler nichts weiter zu sagen, als dass er
hierin zum ersten Mal bei der Herstellung des
Textes selber einen freiAvilHoen Mitarbeiter gefunden hat, dem er
sich zu lebhaftem Danke verpflichtet fühlt. Es ist Herr Kammerherr
l'lrich Graf von Oeynliausen, der seine Müsse dazu benutzt hat,
uni die Güter- Geschichten in den Amtsgerichtsbezirken Malchin,
Stavenhagen, Waren, Malchow, und zum Theil auch im Amts-
gerichtsbezirk Röbel, in gleicher Weise, wie es der Verfasser ge-
wohnt war, zusammenzustellen, und der nun mit Erfolg dazu über-
gegangen ist, solche Lokalgeschichten auch für andere Plätze, die
durch den Plan des Werkes ausgeschlossen waren, anzufertigen,
und zwar auf breiterer Grundlage, als es in dem Werk der mecklen-
burgischen Kunst- und Geschichts-Denkmäler thunlich war. Es ist
nicht daran zu zweifeln, dass derartige Ergänzungen überall sehr
willkommen werden geheissen werden. hn Uebrigen sind es be-
sonders die von Herrn Pastor Karsten (jetzt in \'ellahn) in den
Kirchen des Amtsgerichtsbezirkes Röbel mit grosser Gewissenhaftigkeit
gemachten Aufzeichnungen gewesen, welche des Verfassers Arbeit in
bequemer Weise erleichtert haben.
Bei der mühseligen Herstellung des vici ihcliigen Gencralregisters
zu allen fünf Bänden, das diesem fünften Bande angeschlossen ist, haben
Herr Oberleutnant a. D. Plüschow, der am Museum als Volontär
thätig ist, und Herr Ministerialkanzlist Pass(jw nützliche Dienste ge-
lei.stct, theils durch Herstellung von Zettelau.szügen , theils durch
Nachprüfuncr der Seitenzahlen in der 1 )riick- Korrektur. Der letzt-
genannte iiat auch den N'erfasser während der ganzen zehnjährigen
Arbeitszeit, in iler ilas \\\rk entstanden ist, unablässig durch Ab-
schriften dessen, was von den X'ertrauensniännern der Kommission
und von dem X'crfasser und einzelnen Mitgliedern der Kommission
als Revisoren in die in der X'orrede des ersten Bandes erwähnten
Fonnulare eingetragen worden war, aufs Beste unterstützt. Beiden
Herren soll dafür an dieser Stelle gedankt sein.
Der dem Generalregister voraufgehende Anhang enthält einige
ältere mecklenburgische Kunst- und Cieschichts- Denkmäler ausserhalb
Landes, welche bis dahin nicht so bekannt waren, wie es z. B. die herr-
liche Bronzehgur der Herzogin Katharina von Carlo de Cesare im
Dom zu l'Veiberg und die Marmorgruppe der Herzoginnen Marie
I^)uise und Friederike von Gottfried Schadow im Schloss zu Berlin
sind, auf welche deshalb nicht weiter einzugehen war.
Zuletzt kann der Verfasser nicht unterlas.sen, seine Freude
darül>er auszusprechen, dass es ihm gelungen ist, das Werk der
mecklenburgi.schen Kunst und Geschichts -Denkmäler, welches von
dem hochseligen Grossherzog I'Viedrich Franz III. ins Leben gerufen
und von dem gnädigen Wohlwollen Seiner Hoheit des Herzogs Johann
Albrecht als Herzog- Regenten getragen worden, schon in dem ersten
Regierungsjahr Seini-r Königlichen 1 loheit des Grossherzogs Friedrich
Franz IV. zu vollenden. Auch drängt es den V^erfasser, hier darauf
hinzuweisen, dass dieses Werk die ganze Zeit hindurch von einer
freundlichen Haltung der Kommissionsmitglieder, im Besonderen von
der des X'or.sitzenden, des Herrn Ministerialdirektors Schmidt, dessen
rühmlich bekanntes X'erwaltungsge.schick keine Schwierigkeiten auf-
kommen liess, begleitet gewesen ist. I*Ls hätte ja in der langen Zeit
auch anders kommen und z. B. der einheitliche Guss des Ganzen
gestört werden können. Sehr \iele Arbeit hat es gegeben, aber
auch .sehr viele werthvolle Anregung, an die der X'erfasser sein Leben
lang gerne zurück denken wird. I )arum am Schluss ein
DEO GRATIAS.
Schwerin, den 17. Januar 1902.
rVicdrich Schlic.
Inhalts -Verzeichniss.
Amtsgerichtsbezirk Teterow
Teterow
Hohen - Mistorf
Thürkow
Le\itzo\v
Jördenstorf .
Warnkenhagen
Diekhof
Gross - Wokern
Klaber . .
Langhagen .
Grubenhagen
Schorssow .
Bülow
Bristow .
Hollen -Denizin
Burg Schlitz
Vorgeschichtliche Stellen
Seite
-83
I
24
29
32
35
41
44
45
48
51
53
63
66
71
79
82
224
II. Amtsgerichtsbezirk Malchin 84 — ^152
Malchin 84
Gorschendorf 1 1 1
Remplin 114
Panstorf 117
Basedow 118
J"aulenrost 136
Gessin 137
Dahnien 138
Schwinkendorf 140
Rittermannshagen 145
(iiclow 148
N'orgeschichtliche Stellen . 225
III. Amtsgerichtsbezirk Stavenhagen
153 227
Stavenhagen 153
Ritzerow .... 162
Jiirgenstorf 1 64
Pribbenow 168
Kloster Ivenack
Borgfeld .
Röckwitz
Zwiedorf
Wolde .
Kastorf .
Rosenow
Kittendorf
Suiten
Varchentin
Varchow
Bredenfelde
Briggow
Tarnow .
Vorgeschichtliche Stellen
IV. Amtsgerichtsbezirk Penzlin
22I
Penzlin
Lübkow .
Lapitz
Puchow .
Wrodow .
Gross -Helle
Alt-Rehse
Krukow .
Mallin .
Breesen . .
Pinnow .
Chemnitz
Woggersin
Mölln
Klein- Helle
Schwandt
Passentin
Gross- I.ukow
Marin
Gross -FIntow
i.uplow
Seite
169
185
187
191
193
198
200
203
210
211
216
219
220
222
226
-325
228
249
250
252
253
254
255
257
258
260
263
265
268
270
277
279
280
-^83
-85
287
288
VI
INIIAl TS- VKKZKlilIMSS.
\ . n
M,.,.. ^cii
Rumi»hagcn
(iro>s -Vielen ....
Zähren
Mollensl«»rf
IVrkatel .
I .ie|Kn
Kraa.se
Vorgeschichtliche Stellen
V. Aiiitsiierichtsbezirk \\ aren
326
\\ aren
l-cdcmw
Kargow .
S|)eck
Boek
S<hlon
Klein l'laslen
(iross- Dratow
I >evcn
(Iro>s-(iievit/.
Alt Schönau
i^nsen
Rainlxtw
l Ini hshiisen
Vielist . .
Soinmerstorf
Klink
Vcirgcsrhirhtlirhe Stellen
Seite
290
303
J04
306
310
3 '5
.1 ' -
3M
455
390
326
346
350
351
353
356
361
362
364
365
371
375
37 7
3 So
387
389
459
Zislow
Stuer
N'orgeschichtlicho Stellen
VI
Amtsgericilb
.bezirk
M:
ilchow
391-
-463
Malchow
39«
Ia'xow
414
Alt Schwerin
4 16
NVwk'ientin
420
422
424
427
429
432
43<J
437
W
.\.\2
VI 1 . . \ 111 t.^<rerichtsbc/i rk
Röbel
464-
Röhel .
1 .iidorf .
Nätebow
Leizen
.Minzow .
Danibeck
Karchow
Bütow
Finken .
Massow .
Kanibs .
Grabow .
Kiewe
Wredenliagc
Zepkow .
Melz . .
Huchholtz
Krümme]
Vipperow
I'riborn .
Zielow
Rechlin .
I .aerz
Schwarz .
Diemitz .
Ahrensberg
Ro.ssow .
Netzeband
Schönberg
N'orgeschichtliclie Stellen
A 11 h a n g I :
.Xmelungsborn
Havelberg .
Wisby . .
Kreiberg
(iandersheim
Anhang II :
Oits-, Personen-, Künstler- und
Kimsthanflwerker- Register
444
445
46 I
■597
464
5'2
520
523
526
527
534
537
538
540
541
545
547
55>
560
562
566
568
570
574
576
578
580
584
585
586
587
593
595
596
60 I
608
609
6 1 o
613
6'5
Verzeichniss der Illustrationen.
auf den Altar (Licht-
Teterow.
Rück auf Teterow" (Kopfleiste) i.
Kirche (Xordseite) 7.
(Querschnitt 8.
Grundriss 8.
Längsschnitt 8.
Inneres, Blick
druck) 8.
Inneres, Blick auf die Orgel (Licht-
druck) 9.
Frühgothisches Portal (Sakristei) 9.
Laubwerk- Kapitelle 9.
Hochgothisches Triptychon 10.
Spätgothisches Triptychon 1 1 .
Hl. Maria mit dem Kinde 12.
Ehemalige Kanzel 13.
Messingschüssel 14.
Grabstein des Pleban Gerh. Vogelsang 15.
Wandgemälde (östliches (icwölbe) 16.
Zwei Fürsten von Werle 1 7 .
Wandmalerei (westliches Gewölbe) 18.
Kelch [1] 19.
Rostocker Thor 20.
Malchiner Thor 2 i .
Aufriss und Grundrisse des Malchiner
Thor 22.
Aufriss und Grundrisse des Rostocker
Thor 23.
H o h e n - M i s t o r f .
Kirche 25.
Kirche, Aufriss und Grundrisse 27.
Ostgiebel 28.
Fenster- und Thürlaibungen 28.
Lev i tzo w
Jördensdor f.
Kirche 36.
Aufriss und Grundriss 37.
Giebel und Südseite 38.
Bogen fries und Laibungen 3
Aeltestes Christusbild 40.
Schloss Diekhof 44.
Gr. - Wockern.
Ansicht der Kirche 46.
Portal (Xordseite) 47.
Klaber.
Grabstein des Christofifer Moltsan 50.
Gru ben hagen.
Blick auf Grubenhagen 55.
Inneres der Kirche 57.
Maltzahn'sche Epitaphien 59.
Leichenstein der Katharina \
zahn 60.
Leichenstein des L'lrich von Maltzahn 6 i .
Willkomm als Kelch der Kirche (Licht-
druck) 62.
Malt-
Ansicht 33.
B ü 1 o w.
Kirche 67.
Aufriss und Grundriss der Kirche 68.
Von der Ostseite der Kirche 69.
H r i s t o w.
Kirche mit Umgebung 72.
Altaraufsötz (Lichtdruck) 74.
Kanzel (Lichtdruck) 75.
Orgel -Empore 75.
Epitaph als Stuhlbekrönung 75.
Taufständer 76.
Messingschüssel 7 7 .
Grabstein des Hans Hahn 78.
VIII
VFRZKICMNISS PKK ILLUSTRATIONEN.
Hohen- Dem/in.
Wappen des H. A. v. der Osten 80.
Hi:r>; >chlit/ (Lichtdruck) 82.
Malchin.
Ansicht der Stadt (Kopfleiste) 84.
Bombardement der Stadt i. Januar 1761
(Lichtdruck) 92.
(tfundriss der Kirche 94.
(Querschnitt der Kirche 95.
Friese an der Kirche 96.
Inneres, Blick auf den Altar (Licht-
druck) 96.
Inneres, Blick auf die Urgel (Licht-
druck) 97.
Früherer Altaraufsatz 98.
Flügel des Altaraufsatzes 99.
Alte Kanzel 100.
TaufsL'inder 101.
(»rabstein des Nikolaus Breide 103.
Fruhgothischer Kelch 104.
Fuss des Kelches 105.
Kalensches Thor 106. 107.
Slcinthor 108. 109.
\lt. r W.irtthurm iio.
Grabstein des Joacliim Hahn und der
Dorothea von Putlitz 128.
Grabstein der Anna Hahn 129.
Alter Theil des Schlosses 131.
Aeltere Theile des Schlosses 132.
Ausgrabungen im Schlossgarten 133,
, Schloss zur Zeit der Stüler" sehen Um-
I bauten 134.
Schloss Basedow (von Haupt) 134.
Schloss (innerer Hof) 135.
Schloss, Gartenseite 135.
Schloss Faule nrost 136.
Gorschendorf.
Kelch [i] 114.
Schloss Rcmplin (Lichtdruck) 114.
Basedow.
Kirche 119.
Orgel Km porc 120.
.Miaraufsatz (Li(htdruck) 120.
T ijjcn 121.
122.
•I 123.
•^ Mahnschcs Kpitaph 124.
Kpitaph de» Werner Hahn (Lichtdruck)
124
Kpitaph de« Kimo Hahn 125.
Hahn 126.
' le H.itin 127.
Grabniem des Joachim Hahn und der
Lucic Fineke 128.
Schwinkendorf.
Inneres der Kirche 141.
Grabstein des Otto Hahn 142.
Grabstein des Dietrich van dem Werder
143-
Ritter mannshagen.
Strebepfeiler an der Kirche 146.
Gielow.
Grundriss der Kirche 150.
Granitfünte 151.
Stavenhagen.
Blick auf die Stadt (Kopfleiste) 153.
Altes Siegel der Stadt 154.
Kirche, Südseite 159.
Kirche mit Thurm 160.
Schloss 162.
Jürgensdorf.
Altaraufsatz 165.
Grabstein des Henning Christoph v. Höbe
166.
Taufbecken 167.
Pribbenow.
Altaraufsatz 168.
Ivenack.
Fernblick auf das Schloss 170.
Khemal. Kloster- Wirthschafsshaus [1707]
176.
Facciata und inwendige Gestalt des fürst-
lichen Hau.ses 176.
I Uralte Kichen 178.
VERZEICIINISS DER ILLUSTRATIONEN.
IX
Kirche 179.
Grabsteindes Klosterprobstes A. Gilow 180.
V. Koppelow'sches Marmor-Epitaph (Licht-
druck) 180.
Glockenbild 181.
Parkanlagen 182. 183. 184. 223.
Schloss 183.
Röckwitz.
Kirche 189.
Inneres der Kirche 190.
Z w i e d o r f .
Kirche, Südseite 192.
Kirche, Westseite 193.
Wolde.
Kirche 195.
Altaraufsatz 196.
Kelch, Ciborium und Kanne (Lichtdruck)
196.
Taufschale 197.
Rosenow.
Mittelstück eines gothischen Triptychons
Kittendorf.
Kirche 203.
3 Portale 204. 205.
Inneres der Kirche 206.
Altar (Lichtdruck) 206.
Empore 207.
Schloss 209.
Varchentin.
Ansicht 213.
Inneres der Kirche 214.
Schloss 216.
Penzlin.
Stadtansicht (Koj)flei.stej 228.
Kirche, Ostseite 240.
Grundriss 241.
2 Friese 242.
Inneres der Kirche (Lichtdruck) 242.
Gesims, Laibungen, Blenden 243.
Alte Burg 245.
Theile der Burg 246. 247.
Klein-Helle.
Spätgothisches Triptychon 278.
Ankershagen.
Kirche 293.
Grundriss 294.
Inneres der Kirche (Lichtdruck) 294.
Querschnitt, Laibungs-Profile 295.
Altes Fenster im Schiff der Kirche 296.
Gewölbe und Pfeiler 297.
Taufbehälter 208.
Herrenhaus (Vorderansicht) 299.
Herrenhaus (Gartenansicht) 300.
Alte Festungsmauer im Garten 301.
2 Pläne zum alten Haus auf dem Wicken-
werder 302.
Zähren.
Blick auf die Kirche 311.
Grundriss 312.
Ostseite 312.
Längsschnitt 313.
Xordseite 313.
Pforte, Gesims, Rippe 314.
Peckatel.
Ansicht 319.
Spätgothisches Triptychon 320.
Glockeninschrift 321.
Liepen.
Blick auf die Kirche 322.
Waren.
Blick auf die Stadt 326.
Altes Siegel 334.
Grundriss der St. Georgen-Kirche 338.
Inneres der Kirche, Blick auf den Altar
(Lichtdruck) 338.
Inneres, Blick auf die Orgel (Lichtdr.) 339.
Obergaden, Profile 339.
Cirundriss der Marien- Kirche 341.
Fenster, Kalifgesimse, Fries 341.
Thurmeingangs- Halle, Chorgiebel 342.
Thurmportal 343.
Altar und Kanzel 344.
Taufständer 345.
VKRZKICIIMSS DKU 11,1 l S TKA HONEN'.
Sc h I on.
Cinindriss der Kirche 357.
Kirche und l-iiiKSM-linitt ,558. 359.
Keniier der Sudseite 3O0,
Gross-Gievitz.
Ansicht 366.
Kirche. Cnindriss und Längschnitt 367.
Thurmeinganj; 36S.
RoHianische StcinUintc 369.
Marmor -Kpilaph des K. C"hr. v. Voss 370.
Alt-Scliönaii.
Kapelle 372.
West und Oslgiebel 373.
(irundriss 373.
Fenster- und Thüren -Profile 374.
Ulrichshusen.
Schloss (Lichtdruck) 380.
Vi eil st.
(Irundriss der Kirche 384.
Kirche 385.
Ostscite des Chors 386.
Malchow.
Blick auf die .-^i.nii (Kopri<'is(c) 301.
Hotowsches \V3p|)en 405.
.Malchowcr Stadtsiegcl 405.
IMick auf die Klosterkirche(Kopfleistc) 40S.
Klosterkirche 409.
Inneres der früheren Kirche 410.
Inneres der jct/Agen Kirche 410.
Kelch 1
Kelch 3
Kelch (7
Kirche 4
411.
4.2.
4.3-
Grüssow.
35-
Kirche 4
Portal de
S i e 1 0 w,
38
r Sudseite 439.
Burg Stuer 447 4^1 452.
Bur« Stiur (I , ) 448
(tothiMhcN I 44y.
Burg-Cininflr ;i^^_
Griindriss der Jiiirg .iiif cIlmii Werder bei
Penzlin 456.
Griindplan der alten Befestigung zu Frei-
dorf 458.
Röbel.
Blick auf die Stadt (Ko|)fleiste) 464.
lüick auf St. Marien (Ko])fleiste) 479.
.Marienkirche 480.
Inneres der Marienkirche, Blick auf den
Altar (Lichtdruck) 481.
Inneres der Marienkirche, Blick auf die
Orgel (Lichtdruck) 482.
Zwei frühgothische Portale 48 1 .
Hauptansicht des Chors ([-"arbendruck)
482.
Wandmalereien der Cewolbe 483. 484.
485.
Wandmalereien (Farbendruck) 483.
Spätgothisches Triptychon 486.
Zwei Hochreliefs: Krschaffung der Fva;
Der Sündenfnll 487.
Ehemalige Triumphbogen -Cruppc 488.
Kelch [i] 489.
.Altes 'l'auf backen 490.
Kelch [3] 49'-
(Irundi)lan von St. Nikolai 4«) 2.
Inneres der Kirche, Blick auf den .\ltnr
(jjchtdruck) 492.
Inneres der Kirche, B.lick auf die Orgel
(Lichtdruck) 493.
Chorgiebel 493.
Sakristei -C-iebel 493.
Nor(l])ortal 494.
Siidjxjrtal 495.
Bogenband 496.
F'enster im Chor 496.
Altes Portal in (k-n Altarraum 496
Pfeiler 490.
I'ortal zwisclien 'i'hurm und Kirciie 496.
W a|)penschild des Probstes Werner 497.
Khemaliger Altaraufsatz 498.
Flügel zum .Mtaraufsatz 499.
Glas ans dem XV. Jahrhundert 501.
W'eihurkunde von 1490 501.
Kinzelhci'en vom I )ominikancr-("icstuhl
504- 505-
Dominikaner- Gestühl (Doppel Lichtdruck)
504. 505-
Stuhlbekrönungen 505.
VKKZKICIIMSS DER ILI.US TKAl lONKN.
XI
Vom ehemaligen Gestühl 506.
Stu]ill)ekrönung 507.
Stuhlwangen 508.
Kelcli [1] 509.
Bell ^lo.
("jeräthscliaften des Amtes der Maurer in
Röbel (Lichtdruck) 510.
Zwei Pulverhörner 511.
Hifthorn ^11.
I , u d o r f .
Kirche 513.
Grundriss 514.
Längsschnitt 515.
Querschnitt 515.
Inneres der Kirche 517.
Leizen.
Knuth'scher (Jrabstein 525.
Minzo w
Schwedensclianze 527.
Dambeck.
Kirchenruine 530.
Priesterpforte 531.
Zwei Messingschüsseln 532. 533.
Karcho w.
Altaraufsatz 535.
K a m b s.
Schnitzwerk aus der Kirche 54;
Kelch [1] 544.
M()n^tranz 545.
Aufgang zur Burg 556.
Plan der Burg 5 58.
Grundrisse der ältesten (icbäude der
_ Burg 559
Theile der L'mfassungsmauer der Burg 560.
Melz.
Gothisches 'l'riptychon 564.
Laerz.
Kelch [1] 582.
Leuchter 583.
Rossow.
Gothisches Triptychon 591,
Silberne Schale, gefunden hei Gross-
Kelle 597.
Wredenhagen.
Blick auf Wredenhagen (Kopfleiste) 551
Schloss und Kirche (1827) 554.
Wredenhagen (i86oj 555.
Anhang I.
A m e 1 u n g s b o r n .
Klosteransicht 601.
Westliches Langhaus der Klosterkirche
604.
Querschift" und Chor der Klosterkirche
605.
Schild des Hauses Wcrle 607.
Havelbcrg.
Schild des Hauses Werle 608.
Wisby.
Wappenschild des Herzogs F>ich 609,
Freiberg.
Herzogin Katiiarina mit ihrem Sohn (nach
Lukas Kranach) 610.
(irabplatte der Herzogin Katharina 611.
(iandersheim.
Denkmal der Herzoginnen Christine und
Marie Klisabeth 612.
Blick auf die Stadt Teterow von Süden her.
Amtsgericlitstiezirk Teterow.
Die Stadt Teterow.')
') Im XIII. Jahrhundert Thiterow, Teterowe, Theterowe, Thitterowe, von teterev, Auer-
hahn, also soviel wie .\uerhahnstädt. V};1. Kuhnel, M. Jahrb. XIA'I, S. 144. Sienissen, M. Jahrb. VI,
.S. 53. Als .'Xbkürzunjj könnte das Keuter'sche »Khanstädtc gelten.
Stadt.
eschichte der Stadt. Schon im XII. Jahrhundert fällt ein heller Geschieht
Lichtstreif in das geschichtliche Dunkel, in welchem derjenige der
Theil des alten Circipanerlandes ruht, dem Teterow mit seinem
mitten im See gelegenen ehemaligen wendischen Burgwall angehört. Es ist
j'ene Zeit, in der zwei mächtige politische Grössen, der Baiern- und Sachsen-
herzog Heinrich der Löwe und der Dänenkönig Waldemar, beide im Dienste
der Kirche stehend und gemeinsam das Werk Gottes fördernd, beide aber von
ehrgeizigen Machtplänen und zum Theil einander widerstrebenden politischen
Interessen geleitet, ihre Hand auf das heidnische Wendenland legen, der eine
von Süden und Westen her, der andere von Norden und Osten her. Selbst-
verständlich kann hier nicht auf Alles eingegangen werden, was zur Beleuchtung
dieser Zeiten und Verhältnisse dient. Ks mag deshalb besonders auf das
neunte und zehnte Kapitel in dem Leben Bischof Berno's von Wigger und auf
den von Lisch in wörtlicher Uebersetzung veröffentlichten Bericht des Sa.xo
Grammaticus iiber den Zug Waldemar's ins Circipancrland verwiesen werden,
2 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
nach welchem der Konig uiul der dem Saxo Granimaticus befreundete Bischof
Absalon von Roskilde im Jahre 1171 von Stralsund aus durch Festland Rügen
zieht, mit unsäglichen Schwierigkeiten den Durchgang durch die Trebelmoore
bcwcrkstcingt. dann den Hartwald zwischen Malchin, Neu -Kaien und Teterovv
durchquert und zu der Burg des Chotimar vordringt, welche keine andere als
die im Teterower See gelegene sein kann, die damals als die am schwersten zu
erobernde Tnitzburg des Circipanerlandes gegolten haben muss.^) Den Bericht
kann Saxo sehr wohl direkt aus dem Munde des Bischofs Absalon, der als
streitbarer Herr an allen Fahrlichkeiten der Fahrt und des Krieges den leb-
haftesten und thatkräftigsten Antheil nimmt, empfangen haben. Zwar kommen
die cljengenannten Ortsnamen nicht darin vor, aber die ungemein anschau-
liche, echt epische Darstellung, die an die klassischsten Beispiele der Alten
erinnert, und das starke Lokal -Kolorit der Ivrzählung haben für den, der
die Gegenden kennt, eine solche Ueberzeugungskraft, dass, da auch Anfang,
Richtung und Ziel des Zuges sowie die noch heute vorhandenen Burg-, Wall-
und Damm -Reste im Teterower See aufs Allerbeste zu der Erzählung passen,
jeder Zweifel an der Richtigkeit der topographischen Deutung des Berichtes
durch Lisch und Wigger verschwindet.*) Mit der Eroberung der Burg und
ihrer Wiek ist der Zweck des Heerzuges erreicht, und es erfolgt nun, wie
bereits im ersten Bande des Werkes erzahlt worden ist, unter Betheiligung
Chotimar's und seiner Bruder die Gründung des Klosters Dargun durch dänische
Mönche aus Esrom, welche die Aufgabe haben, im Circipanerlande einen
solchen Stützpunkt für christliche Kultur zu schaffen, wie ihn die Schöpfungen
Heinrich's des Löwen in Ratzeburg und Schwerin im Westen und das von
Bischof Berno gegründete Kloster Doberan im Norden des Wendenlandes dar-
stellen. Dass aber das dänische Kloster in Dargun nicht von Bestand bleibt,
sondern schon 11 88 nach Hilda bei Greifswald übersiedelt und 1209 durch
eine Tochtergründung des Klosters Doberan ersetzt w ird, ist ebenfalls im ersten
Bande auseinandergesetzt worden. Hier kommt es ja auch nur darauf an, daran
zu erinnern, dass die Geschichte der Stadt Teterow mit der Erzählung des
Saxo Grammaticus vom Zuge des Königs Waldemar von Dänemark ins Circi-
|)anerland und der Erstürmung der h\stc im Teterower See einzusetzen hat.')
•) S«zoOM Grammatici IliMoria danica, l.il)cr .\IV (Edd. Müller & Velschow, l'ais IIa, Tag.
883—886). linch. M. Jahrb. XXVI, S. 181 — 195. Wigger, M. Jalirl). XXVIII, S. 143— 186. Vgl.
ilaia dnteti Annalen, S. 126/127. 148.
•) An anderer Stelle, in der Knytiinga-Sage Über diesen Zug, werden Stralsund (Straela),
TrieiMcc« (TrÜMiil») und das östlich von (iu.strow gelegene Land Tribcden (Atrii)iden), zu dem
anch Teterow gehört, genannt. Vgl. Lisch, a. a. ()., S. 186.
', K» kann nicht auffallen, dass die älteren Oeschichtsforscher, welche den Zug des
Wdldemar nach den f^ucllcn erz.Ihlen, ohne (»egenden und Verhältnisse im alten Ciicipanien von
den Irrlael- Mooren Über den ilartwald weg bis zum Teterower See zu kennen (wie z. 15. Ludwig
I.,, , ., \. H....1 Getchtchten III, S. 203/4, Uarthold, Gesch. von kUgen und Pommern II,
idt in Halt. Studien X, 2, S. 162), zu Darstellungen und Auffassungen kommen,
*^ ■ 'Ti mccklenburgiftchcn Forscher, die mit (!eii in Betracht kruiimenden
^'^ trr *ind, nicht Übereinstimmen.
GESCHICHTE DER STADT TETEROW. 3
Indessen der Faden spinnt sich nicht weiter. Zwischen dieser Geschichte
und der ersten urkundlichen Nachricht über Teterower Verhältnisse liegen
hundert Jahre. Damals sind die v^on IMoltke die Grundherrn sowohl über den
Teterower See als auch über die an seiner Ostseite liegenden Güter Sührkow
und Niendorf (ehemals Teschow), über deren Verkauf an das Kloster Dargun
am I.Januar 1297 der landesherrliche Konsens durch den Fürsten Nikolaus
von Rostock erfolgt.^) Diese Gegend gehört somit (und wie wir auch sonst
wissen) in jener Zeit vorübergehend zur Herrschaft Rostock, welche im Jahre
1300 unter dänische Oberlehnsherrlichkeit geräth, und Ritter Friedrich von Moltke
ist wenigstens in Bezug auf den See als Rechtsnachfolger des Chotimar an-
zusehen, der hundert Jahre früher als Burgherr des Sees die dänische Eroberung
erduldet. Dass das aber nicht ausreicht, um die Vermuthung einer Bluts-
verwandtschaft zwischen beiden zu begründen, ist selbstverständlich.-)
Zur selben Zeit aber ist auch Teterow längst eine kleine Stadt (oppi-
dum) mit Rath und Bürgerschaft, welche sich als solche schon am 17. De-
cember 1272 dreiundvierzig im Dorfe Baudorf angekaufte Hufen von Fürst
Nikolaus von W'erle hat zu Stadtrecht legen lassen.^) Andererseits kommen
am 18. I\lärz 1285 zweiundzvvanzig Hufen der städtischen Feldmark durch
Kauf an das Lübecker Heiligengeist- Stift und mit diesen Hufen zugleich das
ganze 14 km nordwestlich \on Teterow gelegene Dorf Striesenow, damals ein
Bauerndorf.^) Aus einer Urkunde vom 20. December 13 12 ersehen wir, dass
das Dominikaner-Kloster zu Rostock ein eigenes Haus in der Stadt besitzt,
und aus der bekannteren Urkunde vom 2. December 13 16 über die werlesche
Landestheilung, dass Teterow zu demjenigen Landestheil gelegt wird, von
welchem Parchim die Vorderstadt ist. ') Diese Zeit des XIW Jahrhunderts, in
welcher die Stadtvertretung nicht selten als Zeuge bei grösseren Staatsaktionen
der werleschen Fürsten mitwirkt,'') ist die Zeit, in welcher die prächtigen hohen
gothischen Thore entstehen, wenn auch keine besondere Urkunde darüber vor-
handen ist. Teterow hat sich diese seine Stadtzierden besser zu bewahren
gewusst als die Vorderstadt Parchim, obgleich diese als die grössere und
führende Stadt im alten werleschen Landestheil der kleineren Stadt mit gutem
Beispiele hätte vorangehen sollen. Von guten ökonomischen Verhältni.ssen in
der Stadt zeugt auch der Kirchenbau, der, wenn er auch nach seinem älteren
') M. U.-H. 2431. 2432. Vgl. M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. IV, S. 2. Ueber das zeitweise
Condominium der Linien Rostock und Weile vgl. Rudioff, Hdh. II, S. 89. 190.
*) M. Jahrb. XXVI, S. 195.
») M. L'.-B. 1261.
*) M. U.-B. 1788. Vgl. 3956. Wie die Lübecker Rechte in Vergessenheit kommen und den
Bauern neue Gerechtsame von den Herzögen und den Gottiner Erbherrn von Lehsten auferlegt
werden, wie sich dann aus diesen Wirren am Ende des XVI. Jahrhunderts eine Reihe von Pro-
zessen entwickelt, woran die Bauern zu Grunde gehen: darüber handelt G. W. Dittmer im M.
Jahrb. VIII, S. 161 — 176: >Der reichsgerichtliche I'fändungsprozess in besonderer Anwendung auf
das mecklenburgische Dorf, jetzt Lehngut Strisenow.c
'•>) M. U.-B. 3581. 3860.
*) M. U.-B. 6098. 7771. 7772. 9394. 9491. 9560. 10334. 10672. 10678. 11009.
1*
4 AMTSGERICHTSHEZIRK TETEROW.
Thcil. dem Chor, bereits dem Anfan<;e des XIII. oder gar schon dem lüide
des XII. Jahrhunderts angehören wird, die grössere und höhere Ausführung
des Schiffes erst im XIV. Jahrhundert erhalten haben wird, und dessen Mauer-
werk den I':indruck grösster Gediegenheit macht. Auch hören wir in den
zwanziger und dreissiger Jahren des XI\^ Jahrhunderts wiederholt von der
Stiftung einer grösseren Vikarei in der Kirche zu Teterow durch den Priester
Dietrich Glashagen, deren Patronat die Fürsten von Werle übernehmen.') Um
die Verbesserung der Teterower Pfarre mit Ackerland und Wiesen macht sich
besonders der Magister Johann Sternberg verdient, der zugleich Domherr zu
Güstrow und Kirchherr zu Teterow ist, und dem wir von 1334 bis 1359 sehr häufig
in den Urkunden begegnen.-) Ein dritter Geistlicher, der sich durch Stiftung eines
Altars in der Teterower Kirche bemerkbar macht, und von dem noch heute ein
sehr schöner Abendmahlskelch und ein wohlerhaltener trefflicher Grabstein in
der Kirche Zeugniss geben, ist der in den achtziger Jahren des XIV. Jahr-
hunderts genannte Pleban Gerhard Vogelsang.^) Im Jahre 1403 kommen die
\Vangelin"schen Vikarei -Stiftungen hinzu. ^) Im Ucbrigen aber hebt die an-
scheinende Wohlhabenheit ihrer Hürger die Stadt doch nicht aus der Reihe
der kleineren Städte hinaus, wie an ihrer Stellung in den verschiedenen Land-
friedenstraktaten jener Zeit zu erkennen ist. Nachdem nämiich Teterow im
werle -mecklenburgischen W-rtrag vom 16. Oktober 1351, gleich den Städten
Grevcsmuhlen, Gadebusch, Gnoien, Ribnitz, Barth, Lychen, Röbel, Penzlin,
Malchow und Kaien mit zehn Helmen eingesetzt worden und damit doppelt
soviel wie Laage, halbsoviel wie Sternberg und ein Drittel soviel wie Malchin
zu leisten hat, erscheint es in dem vom 14. März 1354 gleich der kleineren
Stadt I^aage nur mit fünf Mann.^) Als Mittelpunkt einer werleschen Vogtei
wird Teterow im Jahre 1336 zum ersten Mal urkundlich genannt; auch 1359,
als Fürst Nikolaus von Werle dem Henneke Moltke auf Rossewitz für Kriegs-
kosten einen Theil der Bede aus den Vogteien Güstrow, Krakow, Laage,
Teterow, Malchin, Neukaien, Goldberg und Parchim verschreibt;") und be-
sonders 1380, als am 24. April d. J. I-'ür.st Lorenz von Werle Stadt und Land
Teterow an die von Smeker verpfändet und nur Kirchlehn, Mannschaft und
Kossdienst sich /orbehält.') Wann dieses Pfandverhältni.ss seine Itndschafl:
') M. U.-B. 4621. 5274. 9953, Anmkg.
*) M. U.-B. 4621. 7116. 7583. 7921 (honorahilis vir magister J. St.). 8579.
*) li. r. H. 1 1 260. 11505- I^en Altar des (ierhard Vofjelsang weiht am 23. Ai)ril 1380
Johann roo Taaa, Weihbischof des liischofs l'hilipp von Kammin (allare in angulo eccle.sie parro-
cl I h<H«rowc fundatum et dotatum ob j»reces et rogatum honoiabilis viri domini (Jherardi
^" ■ •' li'»ti«rewi omnipotenli.s dei, sancte virgini.s Marie, Laiirencii martyris, Katlieriiie vir-
ginu ei omnium »anctonim l>eatorum). Ein Altar des hl. Laurentius wird aiicli in einer bis jetzt
nicht i^Mbocklcn Urkunde vom 15. Juni 1461 genannt.
*; Nach noch nicht gedruckten Urkunden im (Jrossh. Archiv.
•) M.U.H. 7524. 7911. Vgl. dazu 7731. 9174. II 378.
•> M. U.B. 5689. 8561.
^j M. U.U II 261. Kur 8900 .Mark lub. Pfennige >de nu ghcnghc viide gheue sint, alsze
dal drc LabcMihe marck cnc lodighe marck maken.«
GESCHICHTE DER STADT TETEROW. 5
erreicht hat, ist unbekannt. Als Vögte von Teterow werden im XIV. Jahr-
hundert Berend von Lehsten (1362) und Hartmann von Oldenburg (1363,
1364) genannt.^)
Wie sich im Jahre 1374, als die Parchim-Goldberger Linie des werle-
schen Hauses erlischt, die Städte Parchim, Malchin, Teterow und Laage zum
Schutze ihrer Privilegien mit einander verbinden, ist früher bereits erwähnt
worden, ebenso aber auch, wie unbegründet die Sorge war, dass ihnen davon
etwas durch die beiden anderen Linien des Hauses, die erbenden Linien zu
Güstrow und Waren, verloren gehen könne.-) Teterow geht damals, wie nicht
bloss zu vermuthen, sondern auch urkundlich zu belegen ist, an die Güstrower
Linie über.^) Die erste mecklenburgische Privilegienbestätigung erfolgt nach
dem Aussterben des vverleschen Mannesstammes im Jahre 1436, die nach-
folgenden vertheilen sich auf die Jahre 1469, 1588, 1613, 1619, 1660 und
1702. Bei den mecklenburgischen Ländertheilungen gehört die Vogtei Teterow
Anfangs (1520) zur Hälfte der Schweriner und zur andern Hälfte der Güstrower
Linie, bei der zweiten und dritten Theilung (1556 und 161 1) ausschliesslich
zur Güstrower Linie. ^)
Ln Uebrigen ist nichts Erhebliches aus der weiteren Geschichte der
Stadt zu berichten. Einzelheiten aus den Jahren der Pest, der Kriegsunruhen
und der Stadtbrände werden weiter unten in der Pastoren -Liste vorkommen.
Die bekannten »Teterower Stücke«, lustige kleine Erzählungen, welche zum
Theil den Weg in P'ritz Reuter's »Olle Kamellen« gefunden haben, beweisen,
dass guter plattdeutscher Humor in der von hübschen Hügeln und Waldbergen
eingeschlossenen weiten Wiesenniederung, in welcher Stadt und See gelegen
sind, noch nicht ausgestorben ist.
Ausser den schon genannten Geistlichen des Mittelalters, die dem
XIV. Jahrhundert angehören, ist für das letzte Viertel des XIII. Jahrhunderts
noch der Pfarrer Johann von Reez zu nennen, der als Notar, Kaplan und
Beichtvater der Fürsten von Werle häufig genug vorkommt. P'ürs XIV.
Jahrhundert, und zwar dessen erstes Drittel, ist der Pfarrer Konrad nach-
zuholen, unter dessen Kirchenrektorat der Priester Dietrich Glashagen, wie
oben bemerkt worden, eine Vikarei stiftet. Dem Pfarrer Konrad folgt der
oben bereits erwähnte Pfarrer Johann Sternberg, und neben diesem wird in
der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts ein Vikar Nikolaus von Kaien auf-
geführt. Die zeitweise Verbindung von Teterower Pfarrlehn und Güstrower
Kanonikat, wie sie sich in der Person des Johann Sternberg darstellt, wird
1489 durch Inkorporicrung der Teterower Pfarre in eine schon seit dem Jahre
1301 mit der Pfarre zu Malchin verbundene Güstrower Domherrnstellc zu
einer dauernden Institution, d. h. zu einer Pfründen -Anhäufung, die von vor-
nehmen Herren gesucht wird, welche dafür gering besoldete Vikare mit dem
') M. U.-B. 9033. 9174. 9307-
') M. U.-B. 10635. Vgl. M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. IV, S. 426.
») M U.-B. II 378 (8. November 13S1). Vgl. Rudloff, Hdb. d. m. Gesch. II, S. 645.
♦) Rudloff, Hdb. III a, S. 55. 228. III b, S. 119 120 (.\mt Güstrow).
6 AMTSGERICHTSBEZIKK TETEROW.
Dienst betrauen.') So macht es /.. H. der Doctor iitriiisc|iic juris und Pro-
fessor an der Universität Rostock Liborius Me>er mit Genehmigung des Bischofs
von Kammin im Jahre 1494. da er selbst dem Dienst in Teterow nicht nach-
zukommen vermag.*)
Und der vielbeschäftigte Kanzler Hrandanus Schöneich, welcher am
25. Januar 1503 von den Herzögen Magnus und Balthasar dem Güstrower
Domstift als Nachfolger des Liborius Me}er präsentiert wird, und dem ein
paar Wochen später vom Offizial der Präpositur Güstrow auch die seiner
Prabende inkorporierte Pfarre zu Teterow verliehen wird, hat es ohne Zweifel
ebenso gemacht.') Die Teterower Kirche muss damals überhaupt viel haben
hergeben können, denn auch der in der Reformationsgeschichte Mecklenburgs
häufig genannte stark papistisch gesinnte Detlev Danquardi, Ro.stocker Dom-
Thesaurarius, bi.schöflicher Offizial, Archidiakon und Pfarrherr zu Ke.ssin, zehrt,
an.scheinend bis an seinen Tod im Jahre 1556, von zwei Fürstenlehnen der
Kirche zu Teterow.^)
Der erste evangelische Prediger zu Teterow, der den Papi-sten gegen-
über einen schweren Stand hat, ist Joachim Mesekow, er predigt die neue
Lehre 1541 und auch noch 1564 oder länger. Zu seiner Zeit hat die Kirche
ausser dem ILiuptaltar noch elf Nebenaltäre und fiihrt den in früherer Zeit
nicht nachzuweisenden Titel St. Petri und Pauli Pfarrkirche«, der auch in
späteren Visitationsprotokollen des XVIL Jahrhunderts vorkommt. Schröder
nennt für das Jahr i 564 neben dem alten Mesekow dessen Sohn N. Mesekow
als Diakon und als zweiten Pastor den David Quade, sowie später, etwa um
1570, den Diakonus Griphan.'') Nach den im Gro.ssh. Archiv bewahrten Tete-
rower Kirchenakten hei.sst er richtiger Nikolaus Grifanck (Gryfanck) und ist
um 1580 sicher im Dienst, aber vor ihm muss Magister I leimradus Rinckwich
(Ringwicht) berufen .sein, da dieser 1595 und 1596 als erster vor Nikolaus
Grifanck unterzeichnet. Uebrigens wird neben dem alten Mesekow 1 564 auch
ein Kr Heinrich Bansow genannt, dem die in Verfall geralhcne Kirchen-
ökonomie übertragen wird. Nach Cirifancks Tode 1608 folgt Magister Sieg-
fried Neumci.ster als zweiter Pa.stor und nach Rinckwich's Tode Petrus Scharling
(seit 1614, stirbt 1629 an der Pest). Neben Scharling wirkt .seit 1616 Kaspar
Mcster. Dieser erhält 1629 in dem von Wallenstein berufenen Nikolaus Ring-
wichl einen Kollegen, welcher 1638 .stirbt. Beide erleben im Jahre 1632 die
erste grosse Feuer.sbrun.st, von der berichtet wird. Mester versieht nun den
Dien.st einige Jahre hindurch allein. 1643 soll er an .seinem Sohn Johannes
einen '',-»<-i0.n haben. Aber die kaiserliche Armee rückt heran, und der
'/ 1,1^1.. .M.Jahrl». XII, S. 16/17. -'^VI, S. 98. .\.\.\I, S. S5. .\\.\I.\, S. 206.
•) Schröder, I'ap. M., S. 2542.
•) I.i»ch. M. Jahrl». XII, S. 338—340. Vgl. dazu VIII, S. 44 (Zustände in retcif)\v um 1535).
Vuit.iii.,n»protokullc der Kirche zu Teterow von 1535, 154I und 1552.
' 'er. KirchenhUt. d. ev. M. I, S. 429. II, S. 465. III, S. 50. Er wird derselbe
vcin, der 1577 <Jie Fonnula Concordiae unterschreibt: Schröder III, .S. 328 (Nicol.-ius CJryfanius).
I»er V.hn N. Mc^kow i%\ vielleicht der in ketzow (bei (ior.schendorf) genannte Elia.s Mesekow.
GESCHICHTE DER S'IADT TETEROW. 7
Sohn, um nicht enigezogen zu werden, macht sich aus dem Staube. Erst
1646 wird er wirklich der Gehülfe des Vaters, stirbt aber schon im Früh-
sommer 1651. Nun wird Johannes Schultz zweiter Pastor neben dem alten
Mester, der erst 1658 oder 1659 stirbt und in seinem Schwiegersohn Joachim
Krüger einen Nachfolger erhält. Aber schon 1661 tritt Felix Fidlerus (Fiedler)
als zweiter Pastor an dessen Stelle. Schultz stirbt 1672, während Fiedler als
Kiiche zu 'reterow (\oid>eite).
Präpositus (seit 1673) noch 1704 am Leben und im Amte ist.') Als zweite
Prediger wirken neben ihm Christian Netzeband (seit 1673), Joachim Mowius
(seit 1694, 7 1701), und seit 1702 Jakobus Ikasch (Brasche), der noch 1743
im Amte ist. Zur Zeit des alten P'iedler und des Jakob Brasch, im Jahre 1702,
erlebt Teterow die zweite grosse Feuersbrunst; Brasch erlebt auch die dritte
im Jahre 1722. Neben Brasch wirkt seit 1704 der aus Mölln berufene Kon-
.stantin Fiedler (zuerst als Adjunkt des Vaters), und seit 1727 (auch wieder als
') Er ist der Stifter des Fieiller'>clien l.ey.ites zu (Juiisten armer Scluilkimler. \'yl. Millie>,
die kirchlichen Stiftungen in Mecklenburg (1900), S. 35.
8
AMTSGEKICHTSBKZIRK TKTEROW.
Itcschrci
bunft des
Baue«.
flvKtJct'nilV
Substitut des Vaters) Konstantins Sohn Heinrich Christoph Fiedler. 1741 bittet
Brasch. der 17 17, als dänisches Kriegsvolk in der Stadt lag, von einem
trunkenen St>ldaten schwer verwundet worden war, um einen Substituten. Er
erhalt ihn in seinem Schwiegersohn X'ollrath Heinrich Haue, der 1760 stirbt.
Sechs Jahre vorher (1754) hat auch
Fiedler in Michael Sigismund Herr-
Hch einen Nachl'olger erhalten.
Neben Herrlich wirken an zweiter
Stelle: von 1762 an J. F. Haeger,
der 1770 nach Gadebusch geht,
von i770anJoh. Wilhelm Schultz,
der 1778 Pastor und IVäpositus in
Schwaan wird, und von 1779 an
Joh. Christian Gramm aus Re}',
der 1807 aus dem Leben .scheidet.
Herrlich stirbt schon 1780. Es
folgen nun an zweiter Stelle neben
Gramm zuerst Karl Leopold Hintze
(17S2 bis 1794) und nachher Joh.
Rudolph Hrinckmann (bis 181 1 in
Teterow, bis 1838 in Xeukalen,
7 1843 als Emeritus). Zur Zeit
von Gramm und Hintze, im Jahre
'793. findet die vierte grössere
Feuersbrunst statt. Vgl. Walter
a. a. O.
Die Kirche.
jEfl aubeschreibung. Die Kirche
zu Teterow') i.st von 1877
bis 1880 einem grö.s.seren Durch-
bau unterzogen, bei dem man die
Nordseitc stark verändert und auch
die Sakristei von der Nordseite auf
die .Sud.scite verlegt hat. Der dem
(gl--4-4-M I M I 10
Anfange des XIII. Jahrhunderts angehörende spätromanisch gestaltete Chor i.st
ein Hacksteinbau mit Lisenen und ruht auf einem Granit.sockel. Er wird im
Innern von zwei anscheinend erst dem XIV. Jahrhundert angehörenden Kreuz-
gewölben, mit gothischem Rippenprofil, überdeckt, deren Kappen mit Gemälden
n. .S. 464/65. Xl.II, S. 161 fr. Crull, M.J.ihil.. X1,V, .S. 274. 280.
s- *^
Inneres der Kirche zu Tetcrow. Blick auf den Aliar.
L_
Inneres der Kirche zu Teterow. Ulick auf die Orgel.
KIRCHE zu TETEROW.
gefüllt sind. Die mit hübschen Laubwerk -Kapitellen
Gewölberippen gehen bis zum Fussboden herunter,
die theils
romani-
schen ,
theils früh-
gothischen
Nischen-
bildungen
unten an
der Nord-
und an der
Südwand
des Chors.
In der Ost-
wand drei,
in den
Seiten -
wänden je
zweimal
zwei
Schlitz-
fenster ro-
manischen
Stils. Das
gothische
Langhaus
ist jünger
v^etzierten Dienste der
Zu beachten sind auch
als der
Chor: es
gehört in
seinen An-
fängen
ohne Zwei-
fel der früh-
gothischen
Zeit am
Ende des
XIII. oder
am An-
fange des
XIV. Jahr-
hunderts
an und war
zuerst
wahr-
scheinlich,
wie so viele
andere
Kirchen
dieser Zeit,
mit einer
flachen
Balken-
Frühgothisches Portal (in der Sakristei).
r
1
i
*
ri
^1
<
Laubwerk -Kapitelle im Chor.
10
AMTSGERICHTSHEZIKK TETEROW.
und Hietterdecke
geschlossen. Das
stark erhöhte
Mittelschiff wird
auf jeder Seite
von zwei frei-
stehenden acht-
seitigen Pfeilern
von grosser
Massigkeit ge-
tragen und durch
drei spätgothische
Sterngewölbe im
Charakter des
XV. Jahrhunderts
geschlossen. Das
anscheinend
gleichaltrige
schmälere süd-
liche Seitenschiff
wird durch drei
achttheilige
Gewölbe ge-
schlossen,
während in dem
sehr viel breiteren
nordlichen Seiten-
schiff mit Ober-
licht drei vier-
theilige Kreuz-
gewölbe den
Raum über-
decken. In der
Sakristei, die an
Stelle einer
früheren Vorhalle
neu angebracht
ist, sieht man ein
frühgothisches
Prachtportal mit
reichem Kapitell-
und Blätter-
schmuck, ähnlich
denen in Keins-
KIRCHE ZU TETERÜW.
I I
hagen bei Güstrow und an anderen Orten. Das Rundbogen]:)ortal der alten
Sakristei auf der Nordseite ist zugesetzt, aber noch scliön erhalten. Ein vier-
seitiger Thurm, gleich der ganzen Kirche aus Backsteinen aufgeführt, trägt
einen Helm in der Form einer niedrigen vierseitigen Pyramide.
In den Visitationsprotokollen von 1552 bis 1646 wird die Kirche,
wie schon bemerkt worden, wiederholt als S. S. Petri- und Pauli -Pfarrkirche
bezeichnet. Ob sie diesen Namen aucli schon im Mittelalter führte, ist aus
älteren Urkunden nicht zu ersehen. Sie hatte ausser dem Hauptaltar elf
Nebenaltäre. Es waren die Altäre: i. S. Crucis; 2. S. Petri; 3. S. Catha-
rinae; 4. St. Laurentii; 5. 8. Mugdalenae; 6. St. Andreae et Johannis Kvan-
gelistae; 7. S. Mariae im Thurm; 8. St. Bartholomaei; 9. St. Jacobi; 10. S.
Mariae; ii.Trium regum.')
Spätgothisches Triptychon.
.Ausser der Hauptkirche gab es noch eine S. Marien-Kapelle vor
dem Malchiner 'l'hor mit zwei Altären, eine S. (Gertruden- Kapelle eben-
daselbst mit einem .\ltar, und eine S. (ieorgen-Kapelle vor dem Rostocker
Thor mit einem Altar. Sie scheinen schon am Ende dos X\T. Jahrhunderts
verschwunden zu sein. Das St. (icorgs- und Arml)udonstift dngcgen ist von
Bestand geblieben. Von Kalands- Hinkünften ist noch im X\'ll. Jahrhundert
die Rede.
Altar und Kanzel sind neu, ebenso das Altarbild (der auferstandene .\Itar unc
Christus), eine Kopie nach Plockhorst. Kan/.el.
Das frühere Triptychon, ein trefifhches hochgothisches Werk aus der Iriptyc hör
zweiten H.älfte des XI\'. Jalirhunderts, ist, soweit es auf die Schnitzwerke
') Vyl. Lisch, .M.Jalirl.. XI.II. .S. 165.
12
AMTSGERICnrsnKZIRK TETEROW.
ankommt, noch gut erhalten. Es hat seinen Platz an der Weslwand des nörd-
hchen Seitenschiffes gefunden. Man sieht in der Mitte die Krönung Mariae
und die stehenden Gestalten der Apostel, denen St. Paulus und der erste
N!artyrer der Kirche, St. Stephanus, zugesellt sind. Unten siebenzehn Halb-
figuren. Es sind 7a\ nennen: in der Mitte die hl. Anna und die hl. Maria mit
dem Kinde und rechts acht weibliche Heilige (Magdalena, Kathaiina, Marga-
retha, Dorothea. Barbara,
Gertrud, eine Heilige mit
Palme 'Christine?] und eine
Heilige in Nonnentracht, an-
scheinend einen Teller mit
Fischen haltend [Elisabeth . -
Amelberga? EanswidarJ ).
Links von der Annaselbdritt-
gruppe: Erzengel Michael,
die Heiligen Joh Haptista,
I-aurentius, Georg, Mauritius
und drei Bischöfe (Nikolaus,
Otto, Erasmusr).
Triplychon. An der Ostwand des
selben Schiffes noch ein
kleineres spätgothischcs Trip
tychon aus der zweiten Hälfte
des X\'. Jahrhunderts. Ausser
der hl. Maria mit dem Kinde
erkennt man oben zwei
Ajxjstel sowie die hl. Katha
rina und die hl. Barbara,
unten aber die beiden iil
Johannes Baptista und ICvan
gclista sowie die hl. Magda
Icna und die hl. Elisabeth.')
Die Iil. .Maria mit dem Kinde.
') Beide Triptycha sind so
ItcfcUigt, da.*» dsut L'inschla(;en der
Vorder- und liintcrflU(;cI schwer
Ut. Sobald die VorderflUgel des Hauptwerkes zusammengeschlagen .sind, erl)licl<t man auf
ihnen und den Vorderncitcn der IliiitcrflUgel sechzehn Hilden aus der I'assionsgeschichte, die im
Inventar v«>n 1811 einzeln l>eM:hriel>cn sind: I. Einzug in Jerusalem; 2. Essen des Osterlamms;
' ' Miane; 4. Verrath; 5. Verhöhnung im Palast dos Kai])has; 6. (Christus
* 8. Dornenkrönung; 9. Ecce homo; 10. Iländewaschen des I'ilatus;
II. Kreutlraf^unK; 12. Kreuzigung; 13. Christus am Kreuz, mit Johannes und Maria; 14. Grab-
legung; 15, Aofentehung; 16. Cbri»ti Himmelfahrt. — Das andere Triptychon hat auf den Rück-
»citeii acht Bilder mit Heiligen -Martyrien. Vgl. die ausführliche Beschreibung des Hauptaltars bei
' ' " T^hrb. XI. II, S. 161— 164. Lisch hat Neigung, diesen Schrein mit jener Altarstiftung
VfjgcUang in Vcriiindung zu bringen, welche von Kammin her am 23. April 1380
KIRCHE ZU TETEROW.
13
Ausserdem in einem besonderen gothischen Rahmen noch eine zweite Die hl.
geschnitzte hl. Maria mit dem Kinde in einer Strahlenmandorla, gleich dem Maria mit
vorhergehenden Schnitzwerk aus dem XV. Jahrhundert stammend. dem Kinde.
LliL'niali;4c Kanzel jetzt im ■rhuini auffjCNtellt).
Die ehemalige Kanzel, ein treffliches Werk der Renaissance vom ImkIc Khenialige
des XVI. Jalnhundcrts, ist jetzt an einer Wand im Thurm aufgestellt. Kanzel.
die bischöfliche Weihe erhält: M. U.-B. 1 1 260. Der Altar wird geweiht »in honorem onini-
potenti.s dei sueque gloriose genitricis virginis Marie, Laurencii martiris, Katherine virgini.s et
omnium sanctorum heatoriim.« Das könnte stimmen, und da auch das Schnitz werk dieses Altars
sehr wohl zu der Zeit des (ierhard V'ogelsang passt, so wäre es nicht unmöglich, dass Lisch mit
seiner Vermuthung Recht hätte. — \'<)n dem kleineren nicht so werthvoUen Triptychon hat Lisch
die Meinung, es möchte zu dem Wuxr in der Marien -Kai)elle zum Thurm (s. o. S. 11) gehört hahen.
14
AMTSCJKKKinsiJKZIUK IKTKROW.
l )rgel-
rros|>ekt.
latif
U'haltcr
mit
Messing-
schuüsel.
Triumph-
kreuz.
Unter
Khrifl eines
Kpilaphs.
Wapficn.
Uxken.
An der Westseite des Mittelschilies der grosse Barock - Prospekt der
Orgel, tler aus dem X\'III. Jahrhundert stammt. Das Pfeifenwerk der Orgel
wurde 1877 8o erneuert.
\'or dem Altar ein alter L][othischer steinerner Taufbehälter; in ihm
eine schöne alte Messingschüssel mit der Darstellung der X'erkündigung des
Kngels an die hl.
Maria. In der
Schüssel eine un-
gewöhnliche
Legende, be-
stehend aus den
sich wiederholen-
den Buchstaben
RKlHVMShwni
Oberhalb
des Triumph-
bogens das gross I
Triumphkreuz
mit ilcn ubcr-
lebensgrossen
Nebenfiguren des
hl. Johannes und
der hl. Maria.
InderThurm-
halle, hinter der
Orgel, die Unter-
schrift eines Epi
taphs (nicht mehr
das Kpitaph selber) auf CUNO HANS VON OLDENBURG, geb. 25. März 1656,
gest. 17. N'o\embcr 173; auf .seinem lühj^nil Kolhel, und seiner beiden Ge-
mahlinniii DOROTHEA MARGARETHA VON OLDENBURG a. d. H. Köthel (Kotel),
gel) 14. n.ccmher 1656, gest. 24. November 1703, und MARIA CHRISTINA
VON LOVTZOW (Ijiutzowe) a. d. II. Rensow, geb. 28. Januar 1677, gest. 28.
Juli 171 I
' 'bcrhalb der Kingangsthür vom Thurm her, im Innern der Kirche, die
Wappen des ADAM CHRISTOFFER VON OLDENBURG auf Köthel, geb. 13. April
1O91, gest. 3. Januar 1736, und da.^ .seiner (iattin EVA KATHARINA VON ZEPLIN
a. d. H. Klenz, geb. r. Oktober 1712, gest. 10. Juli 1730.')
Im Thurm zwei grosse Glocken, die grös.scre ist 1871 von Ed. Albrecht
'" ^ zweite 1749 von Otto Gerhard Meyer in Rostock gegossen.
Me.ssing.schüssel.
hurv;
r von 1811 hcKchreil't noch einijjc andere licnkmäler der Familie von Olden-
vorhandcn sind.
KIRCHE ZU TETEKOW.
•5
Eine dritte kleinere Glocke hängt aussen am Chorgiebcl. Spuren einer Inschrift
von unten nicht zu entdecken. Im Thurm ganz oben, nach draussen gehängt,
noch eine vierte kleine Glocke, welche der Kirchenuhr dient. ^)
Grabsteine, Im Chor Grabsteine,
an der Nordseite der Grab-
stein des Plebanus Gerhard
Vogelsang, gestorben nach
dem Jahre 1383 :
3.11UO baiuini iiullIj; xx
oüiit baminuG aljcvar-
öiiG I liaijljci.ianli pic-
\}a\m§ IjuiiiG ciiicfic •
luiuG aninia rcriuicfcat
in yaiL\-)
Auf dem Grabstein ist der
Schild des Geistlichen zu
beachten.
Hinter dem Altar der
anscheinend dem Knde des
XVI. Jahrhunderts an-
gehörende Stein des OTTE
WOTZENITZ und der ELSE
BELOW mit Wappen. Der
Wotzenitz'sche Schild enthält
drei gewässerte Querbaiken,
und die Helmzier darüber
drei Pfauenfedern, der Below-
sche den bekannten Doppel-
adler.^*)
Grabstein des Pleban.s Gerhard Vogelsang.
') Xach dem Inventar von
l8il war die grosse Glocke 1779
zur Zeit der Tastoren M. S. Herrlich und Joh. Christian Gramm von Joh. Val. Schulz gegossen
worden. Die zweite von (). G. Meyer -Rostock 1749 gegossene Glocke enthält die Namen der
Pastoren Jakol) Hrasch, Heinr. Christ. Fiedler und Volrath Heinrich Hane. Von der dritten heilst
es, sie habe die Inschrift TETRO ANNO r683, und von der vierten, sie sei ohne Inschrift.
*) Vogelsang ist noch am 29. März 1383 am Leben: M. U.-B. II 505. Die bei Lebzeiten
des Plebanus auf dem Stein gelassene Lücke, welche nach dem Tode ergänzt werden sollte, ist
unau.sgefüllt geblieben. Im mecklenburgischen L'rkundenbuch fehlt bei 1 1 505 der Hinweis auf
1 1 260, wo die Inschrift dieser (jrabplatte und ebenso auch die des von Vogelsang gestifteten
Kelches (nach Lisch, M. Jahrb. XH, S. 464 465, und XLII, S. 165 — 167), bereits veröfTentlicht
sind. Lisch will ihm auch das ehemalige Triptychon des Hochaltars beigelegt wissen (s. o.\
») Vgl. Lisch, M. Jalnb. XII, S. 465. CruU, (ieschl. d. .Mannschaft, \. 14 und N. (»o^
i6
amtsgkrichtshf:zirk tetkri>\v
Die übrigcMi Steine sind sehr ahc;etretcn, auch der von Lisch auf-
trefuhrtc Stein der Lutgard von Rumpeshagen: ?lllllO bOHlilli niCCiVCI): in
;irofn'to luMtoriini .u'oiraianiin pliidiiuu) et iacolii oüiit (lut)ijljart uvor
Imliüiii';. riimpiMli.iijiMi er ijljcvtiubiö filia ciu5 • dim yro ci^.*)
Wand- Wandgemälde.-) Bei der Restauration der Kirche in den Jahren von
geniälde. 1877 bis 18S0 fanden sich im Chor unter der Kalktünche der Gewölbe eine
Menge wohlerhaltener Gemälde des XIV. Jahrhunderts Sie wurden behutsam
blossgclegt und bilden jetzt, nach ihrer Auffrischung durch den Maler Michaelsen
aus Wismar, eine werthvolle Zierde der Kirche.
\\ iiiiclycliiildc (üslIiclicM (jcuijllje;.
I. Ocstliches Gewölbe, südliche Kappe, unterer Theil: Schöpfungs-
geschichte der Welt in vier Bildern (i. Geist Gottes über den Wassern; 2—4.
ICrschaffung von Sonne und Mond, den vier h^lementen und den Thieren);
Fortsetzung davon: in der westlichen Kappe mit den Bildern der Erschaffung
des Adam und der Kva sowie mit der Darstellung des Baumes der Erkenntniss,
und in der südhchen Kappe mit dem Sündcnfall, der Austreibung aus dem Para-
ul dem Brudermorde. Als Zwickelfiguren in diesen drei Kappen phan-
Thier- und Menschengebilde. In dem.selben östlichen Gewölbe sieht
man als grössere, bis zum Scheitel des Gewölbes reichende Darstellungen
M. Jahrb. XII. S. 465. XLV, S. 289.
\ l.ii.c aiuflihrhcJi. ,„fj aller dieser liiidcr, auch mit licriicksiclUigiiHK der Farl)en,
gicli« Crull. M.Jahrli. XI.\ 274—282.
KIRCHE zu TETERÜW,
17
erstens in der Südkappe die Geisselung, in der Westkappe die Kreuzigung,
in welcher als Figuren neben dem Kreuz ausser Maria und Johannes die hl.
Katharina und ein heiliger Bischof (welcher?) ^) zu bemerken sind, und in der
Nordkappe die Auferstehung und die Höllenfahrt. Die Ostkappe desselben
Gewölbes dagegen ist mit der Darstellung des jüngsten Gerichts gefüllt:
Christus in einer Mandorla auf dem Regenbogen thronend, mit dem Schwert
der Gerechtigkeit und der Lilie der Gnade, die aus seinem ]\Iunde gehen.
Dazu die vier Evangelisten -S}mbole, zwei geflügelte Engel und zwei knieende
Zwei Fürsten von Werle (Zwickelfiguren vom östlichen Gewölbe).
Gestalten, die ohne Zweifel die hl. Maria und den hl. Johannes Baptista dar-
stellen sollen, wenngleich der letztere nicht charakteristisch genug erscheint.
Darunter, als kleineres Figurenband, die zwölf Apostel, alle sitzend; um\
endlich als Zwickelfiguren zwei gepanzerte Fürstenge.stalten mit dem Scliild
und der Fahne der Herren von Werle, also zwei Fürsten dieses Hauses.-)
Neben jedem eine phantastische Thicrgestalt.
') Nach CruU wird wohl der hl. Nikolaus anzunehmen sein, oder auch der hl. Otto, der
Apostel der I'ommern (mit Rücksicht auf die Zufjehöri^kcit der Telcrower Kirche zur Kammincr
Diöcese).
*) .Mit Rücksicht auf den llelmschmuck der Eürsten kommt (ruU zu der .Mcniunfj, dass an
Nikolaus III. von Werle CiUstrow (f 1360 oder 61), der zuerst den l-edorkamni des Hauses
i8
AMTSCKRICHTSHKZIRK TKTKROW.
II. Westliches Gewölbe. Als unterer Figurenring durch alle vier
Kappen die Gescliiclite Christi von der Verkündigung bis zum I^inzug in
Jerusalem in vierzehn Hildern. Als grössere Darstelhuigen darüber: in der Süd-
kappc die Dingung des Judas untl der X'errath, in der Westkappe Christus
vor Pilatus, in der Norilkappe die Dorncnkrönung und Krcuztragung und in
der Ostkappe die Krönung Mariae Als Zwickelfigurcn in diesen vier Kappen
der erhängte Judas, zwei phantastische Thier- und Menschenbildungen und
fünf Bäume.
Wandmalerei (wcsiliclies (Jewolbe).
Von dem verstorbenen Rcstauratf)r Michaelsen -Wismar sagt Crull a. a. O.
S. 281, dass er seiner j<Iaui>haften \'ersi< hcriing gemäss mit gewis.senhafter
Treue und l'ictät den alten Umrissen nachgegangen sei. »Verbessert hat er
nur die (;eslalicn der beiden Jiiittel in der Darstellung der Oeisselung, welche
einer »päteren Restauration angehören, die sie unförmlich stark gebildet hatte,
und die Hanner, in denen die Stierköpfe weiss geblieben waren, und ganz neu
MccWIenUrg auf Meinen llclm gem-t« habe, und an dessen li.uder und Mitregenten, I'.einlinrd
»Ol. Waren (f 1382J. gedacht werden mUsse. Ks J)leiU al.cr auch der (k-danke an die beiden
Sühne ron Nikolau» III,. FUn.t I^rcnz (f 1399) und Kürst Johann V. (f 1377 „der 78), die beide
■aftlich da« Und Werle- Güstrow regierten, nicht ausgeschlossen. Auffallend ist die
KIRCHE ZU TETEROW.
19
gemacht ein paar Zwickel, indem er an die Stelle der völlig verloschenen
Grotesken Laubwerk malte, sowie die gleichfalls fast unkenntlich gewordenen
Gruppen, welche Kain's Mord, die Geburt Jesu und Jesus im Tempel lehrend
darstellen, die er nach alten Vorlagen ergänzte.«
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf sechseckigem Fuss, Kleinkunst-
der nach innen geschweifte Seiten und eine durchbrochen gearbeitete Basis hat. werke.
An den Rotuli des etwas flachgedrückten Kelches der Name IIlüSVS. Am
Fuss ein plastischer Krucifixus als Signaculum. Um den Fuss in gothischen
Minuskeln die Umschrift: V|miC • CalicClll bcöit • bll^ x OtjcrariJllS UQQCU
Sanrij + plCÜiinU^ • in t^CtcrolU. Die zugehörige Patene ist ohne Inschrift
und nur mit einem vertieften
Vierpass geschmückt. Keine
Stempel, weder am Kelch
noch an der Patene. — 3.
Silbervergoldeter Kelch auf
sechspassigem Fuss, an den
Rotuli des Knaufes abwech-
selnd Rosen und Christus-
köpfe. Am oberen Theil des
sechseckigen Schaftes Ijclp
got, am unteren OC lUavia
Am Fuss als Signaculum ein
plastischer frühgothischer
Krucifixus und ein späterer
silberner Tartschenschild mit
drei Adlerköpfen. Stempel
fehlen. — 4. Silbervergoldete
Patene. i 7 i ; cfeschenkt von
GOTFRID ADELER und
ANNA CATARINA ADELERS.
Mit den Stempeln des Gü-
strower Goldschmiedes Len-
hard Mestlin (G mit Krone
und L M). — 5. 6. Silber-
vergoldetcr Kelch auf sechs-
passigem Fuss, mit dem ein-
gravierten Oldenburg'schcn Wappen, sammt der silbervergoldeten Patene ge-
stiftet 1737 von dem Major JOACH. FRIEDR. VON OLDENBURG Beide Stücke,
Kelch und Patene, von demselben Cnislruwcr Goklschniicd wie 4. — 7. Kleiner
silbervergoldeter Krankenkelch, 1672 von JOCHIM SCHMIDT und ELISABETH
MEYLANS gestiftet. Von dem Gü.strowcr Goldschmied Heinrich Hölscher (1658
bis 1706). — 8. Silberne Oblatenpyxis mit Doppelmonogramm, gebildet aus
Kelch (i).
') Crull, GUstrower Goldschmiede, M. Jahrl). LXIII, S. 149/150.
2*
20
AMTSGKRICIITSHEZIKK TETERüW
den Buchstaben H. D. H. ANNO 1760. Werkzeichen des Güstrower Gold-
schmiedes Caspar J oh. Livonius (C I LI') — 9. Abendmahlskaniie, neu, 1855
vom Grossherzog FRIEDRICH FRANZ II. gestiftet. — lO. Taufbecken, neu,
lias kubluckcr Ihor zu 'leterow.
cbcnfhli. v.n ,.55 _ n. ,2. Zwei Leuchter von Alfenide, gestiftet 1880 von
Gutsbesitzer HELD-KI.-Roge.
'l*horc
der
^ , TT t" ^'i." "'"'''"'"''" '*'" '"='''"=" ^'••"'lid'"' Thore, das Rostocker
^_ und <las Malch,„.r Thor. ,,ls go,l,i,chc Haute, des XIV. Jal.rlnuulcrts die
gross..: Auf„,crksa,nk..,. Zwar haben die Giebel, die ursprünglich ohne Zweifel
THORE DER STADT TETEROW.
21
nach hochgothischer Art scharf abgetreppt waren, in späterer Zeit (wahr-
scheinHch erst im XVII. Jahrhundert) Veränderungen erUtten, indem die Ab-
stufungen ihre jetzige Umbildung in Kurven erhielten, wie sie dem Geschmack
Das Malcliiner llior zu Teterow.
der Renaissance entsprechend waren, auch ist die grosse Mittelnische auf der
Innenseite des Rostocker Thors im Charakter der klassicierenden Phantasie-
Gothik aus dem ersten Viertel des XIX. Jahrhunderts (vgl. Ludwigslust,
katholische Kirche; Parchim, Rathhaus; dazu die der romantischen Kultur-
periode angehörende »modificiertc Schinkel -Gothik < in Dobbertin u. a. m.)
umgestaltet worden: indessen thut der kleine Verlust an Ursprünglichkeit der
grossen monumentalen Wirkung dieser beiden untrüglichen Zeugen einstmaliger
22
AMTSCKKRHTSBEZIKK TETKKOW
Jxtrct^^cfnaf^Jl'B
-I 1 i ( ( 1 1 ( 1 1 ( 1 1 1 TntMK-
IMstCpskiii ^m Ji-
.■\ulri.. imei (irundrissc vom Malchiner 'Ihor.
THÜRE DER STADT TETEROW.
23
Städte- Blüthe des Mittelalters keinen Eintrag. Die Stadt Teterow wird wie
heute, so auch hoffentlich für alle zukünftigen Zeiten sich das Verständniss
für den historischen und künstlerischen VVerth dieser Bauten zu erhalten wissen
6.0^ttpr^riinilriy/6 ■
3 ptiffnni\^>(yf .
Aufriss und Grundrisse vom Kostocker Thor.
und niemals der Stimme derjenigen nachgeben, welche für die Verwirklichung
moderner Verkehrsbedürfnisse nicht anders als mit Zerstörung geschichtlicher
Denkmäler und mit Verleugnung der Pietät und des historischen Sinnes sich
zu helfen wissen. In dieser Beziehung giebt es auch in Mecklenburg schon
viel zu viel, dessen Verlust aufrichtig zu beklagen ist.
,^?^>^, _-;-J;(r:*.;,"t
t:Cg^'
24
AMTbGEKICH'lSBEZlKK TETEROW.
Das Kirchdorf Hohen - Mistorf/)
Geschichte
des
Dorfes.
lass der in einer zu Dargun am 12. März 1249 von Bischof Wilhelm
von Kammin ausgestellten Urkunde als Zeuge vorkommende Pfarrer
Johannes von Mistorf, der zugleich Kaplan des Fürsten Horwin von Rostock
ist, nicht, wie Lisch annahm, dem erst im Jahre 1342 zu einem Filialdorf mit
Kapelle erhobenen Dorfe Mistorf bei Schwaan angehören kann, sondern nach
Hohen -Mistorf bei Teterow zu versetzen ist, und dass die Register des Ur-
kundenbuches zwischen beiden Dörfern nicht scharf genug unterscheiden, hat
der Verfasser bereits früher darzuthun Gelegenheit gehabt.-) Um 1249 'st
somit Hohen -Mistorf bereits ein Kirchdorf Dazu passt der frühgothische
Ziegelbau der Kirche, die mit ihrem eigenartigen, auf der Nord- und Südseite
verhältnissmässig schmal angelegten, aber auf der Westseite mit der vollen
Breite des Schiffes emporgeführten und mit einem nördlich und südlich ab-
gewalmten Satteldach versehenen Thurm an verschiedene Kirchen dieser Zeit
in der Mark erinnert. Wenn schon aus der Berufung ihres Plebans durch den
Kamminer Bischof am 12. März 1249 zur Zeugenschaft nach Dargun und aus
ihrer I-age mitten im mecklenburgischen Circipanien auf Zugehörigkeit zur
Kamminer Diöcese geschlossen werden durfte, so wird dies ganz direkt durch
eine Urkunde vom 16. Juni 1305 bezeugt. Damals weilt Bischof Heinrich von
Kammin zu Hohen- Mistorf und beurkundet von dort aus, dass er die von
dem Kitter Dietrich Moltke zu Schlakendorf bei Neukaien gegründete Kirche
geweiht, mit Pfarrgut bestätigt und von der Mutterkirche (ab ecclesia matrice)
zu Schorrentin abgetrennt habe.'^)
In der werleschen Theilung der Länder Hart und Kaien nach dem
Jahre 13 14 wird Hohen -Mi.storf mit einem Rossdienst sowie mit dreissig Hufen
aufgeführt, von denen sechzehn bedepflichtig sind.') Im Jahre 1328 machen
') 7 km öktlicli von Teterow, in Luftlinie nur 6 km. Mistisdorph. Mist = Mikist = Ort
de« Mik, Mika, wie auch Miekow: Kühncl, .M. Jahrb. XI, VI, S. 95. Also wendisch und deutsch
nit einander verbunden: Dorf des Mik, Mika, Mica.
*) M. Kun«t- u. fIcsch.-Dcnkm. IV, S. 18. Anmkg. 2. Dazu .M. U.R. 622: >Johannes ple-
banos de Mikti»dorph caitellonus domini Horiuwini.c Lisch, M. lahrb. VI, S. 96. Ebenso ist
der in den Urkunden zwischen 1306 und 1339 mehrfach vorkommende Priester und s]iätere
llcban Hermann von l..a(;e, wie auch aus Nebenumständen zu ersehen ist, der Kirche in Ilohen-
Mtstorf ziuaweiken. Vgl. besonders M. U.-B. 3597, ferner 3072 n., 4691 und 5939 n.
•) M. U.-H. 3007. Mit i lohen - Mistorf werden somit auch Schlakendorf, Schorrentin (und
weiterhin Hnrch die Zeugen - Namen) Köcknitz und Levin als zur Kamminer Diöcese gehörig ur-
ku i^t. Ueber die ehemalige Kirche zu Schlakendorf vgl. AL Kunst- u. Gesch. -Denk-
m. I ^IJ),
.721. >M)r«torpe in deme lande tomc Kaiende, < heisst es bei der werleschen
Iliciiu:!^ »u* Jaljjc 1347: M, U.U. 6779.
KIRCHDORF HOHEN-MISTORF.
25
sich die Brüder Raven, Henning und Reimar von Bück durch eine Memorien-
stiftung für das Seelenheil ihres Vaters, des Ritters Raven von Bück, um die
Kirche zu Hohen -Alistorf verdient, indem ihr dafür Einkünfte aus einer Hufe
des Greifsvvalder Stadtgutes Trenit (Tremete) zugeführt werden.') Am 3. No-
vember 1352 gründen die von Wozenitz und von Stahl eine unter ihrem
Familien -Patronat stehende gemeinsame Vikarei zu Ehren der Apostel Petrus
und Paulus in der Kirche zu Mistorf und bewidmen sie mit Hebungen aus
Damen und »Siden« -Remplin -) Auch dreizehn Jahre später, als die von Stahl
ihren Hof zu » Siden «-
Remplin nebst der
Mühle an Heinrich
Schnakenburg ver-
kaufen, bedenken sie
ihre MistorferVikarei
aufs Neue mit Ein-
künften durch Be-
lastung des ver-
kauften Gutes mit
einer an sie abzu-
gebenden Rente. '^j
Um 1367 giebt es
wieder einen Pfarrer
Johann zu Hohen-
Mistorf, der mit dem
I '^^']6 genannten Jo-
hann Rüczc identisch
ist."*) Dass hier der
Probst zu Güstrow
die geistliche
Zwischen - Instanz
zwischen der bischöf-
lichen Gewalt und
der Kirchenökono-
mie ist, beweist ein Tausch von Rcinshiiger X'ikarei- Aeckern in dem unter-
gegangenen Dorfe Lulow mit X'ikarei-Aeckern in Hohen -IMistorf, worüber sich
der Ritter Hartwig von Wozenitz und der Reinshäger V'ikar Hermann Prange
im Jahre 1379 mit einander vertragen.")
Kirche zu Hohen -Misioif.
') Nach einem Tianssunit in zwei l>i.sher nicht gedruckte» likunden vom 27. und 28.
.Nngust 1503.
■") M. 1-.-15. 7673.
») M. U.B. 9154.
*) M. U.-B. 9580. 10928.
*) M. U.-B. II 183. II 255. Lulow einstm.nls bei Bartelshagen (2Vs km sUdhch vom Knch
(lorf W.nrnkenhagen). Vgl. Register des L'rkundenbuches. Der Vikar Prange erhält die Mistorfer
26 AMTSGERICIITSBEZIRK TETEROW.
Noch zu Anfani^ des X\'I. Jahrluindcrts sitzen die schon genannten
werleschcn Vasallenfamilien von Wozenitz und Stahl auf oder an den wald-
reichen Hartbergen zwischen Neukaien. Teterow und Malchin, jene auf Teschow,
diese auf Pohnstorf. Neben ihnen werden I^:ier Levetzow (to Gorloess, Gorschen-
dorf?), Hinrick vom Hagen und Kersten Passow, beide mit Antheilen an
Hohen -Mistorf. als zum Rossdienst pflichtige Ritter des Hartlandes (vpp
Harthe) aufgeführt.') Aber um das Ende des XVI. Jahrhunderts sind alle diese
alten Vasallenfamilien, mit Ausnahme des Passow'schen und Levetzow'schen
Geschlechts, in Mecklenburg erloschen.-) Zu Anfang des XVI. Jahrhunderts
haben auch die erst im XVII. Jahrhundert ausgestorbenen von Marin (Morin)
Aniheile von Hohen- Mistorf. Doch der Besitz wechselt von einer Hand in
die andere. Immer aber sind es ausser ihnen entweder die von Wozenitz,
oder die von Pa.ssow, oder die von Levetzow, die ihre Hand in Hohen-
Mistorf haben. •'') Im X\'II. und im Anfange des XVIII. Jahrhunderts sind es
dann ausser den von Levetzow auch die von Möller') und von Lowtzow, bis
im Jahre 1730 das Gut Hohen -Mi.storf dauernd an die von Levetzow kommt,
die es noch heute besitzen.
Die bis jetzt bekannt gewordenen Namen mittelalterlicher Geistlicher
sind schon genannt. Um 1534 ist der Küchenmeister Vicke Hildebrand zu
Butzow Inhaber des ihm von Herzog Heinrich verliehenen Kirchlehns. Später
— nach der Handschrift und den im Schreiben genannten Personen zu
schliessen, ungefähr von 1560 bis 70 — ist Jochim Protzen »Prediger« zu
Hohen -Mistorf. 1575 schreibt Christoph von Stralendorfif auf Pohnstorf von
einem flüchtig gewordenen Mistorfer Pastor, nennt ihn aber nicht. Zwischen
1585 und iSf/J finden wir dort den Pastor Joh. Albrecht. Die eingepfarrten
Gutsherrn wün.schen den P>asmus Hohl.schacht an seine Stelle gesetzt zu
sehen. Aber wir haben nicht ermiltehi können, ob dieser wirklich Nachfolger
geworden. 1610 verlä.sst Petrus Paschedag die Pfarre zu Hohen -Mistorf, um
Gehülfe seines Vaters zu werden. Für ihn wird der Teterower Rektor Johann
Zimmer berufen. Zwischen 1619 und 1634 (seinem Todesjahr) wirkt dort
Acgidius Othmann, vielleicht .schon vor 1619; von 1634 bis 1642 Andreas
Wcndt; von 1643 bis 1660 Johannes Conrad! ; von 1661 bis 1682 Christoph
Meyer; von 1683 bis 1723, volle vierzig Jahre lang, Jakobus I'>dmann Krönicke
(7 1724); nach ihm sein Sohn Samuel Joachim Krönicke, der, weil er solitarie
cinge.setzt ist, in l'"olge der politisch -geistlichen Wirren zwischen Herzog Karl
Vikarct ■ Aecker. Wozenitz nimmt dafUr die l.ulowschcn Accker, die Ijis dahin zur Reinshäger
Vikarei gehört halten.
') U»ch, M. Jahrb. IX, S. 399/400. — Das Dorf Ilagensruhm, nicht von Ruhm, son-
dern von Kaum al>gelcitct, maß noch an die von Ilagen auf dem Hart- Lande erinnern, die lange
Sahrkow, de«»en l'crtinenz e» i«t, im Besitz hatten.
•) Gamm, M. Jahrb. XI. S. 427—458.
•) Akten im Groiish. Archiv.
•; Im Jahre 1811 befand »ich noch in der Kirche zu Hohen -Mistorf ein Epitaph des 1639
den 10. C)ktol»er so Heiligenthal geborenen Herrn Heinrich Wilhelm von Möller, der im Jahre
1672 »or '-nen Hofe ermordet worden war.
KIRCHDORF HOHEN -MISTORF.
27
Leopold und der Kaiserlichen Reichskomniission 1739 sein Amt niederlegen
muss; zwischen 1739 und 1744 Joh. Christoph Martini; von 1745 bis zum
Kirche zu Hohen -Mistorf.
31. Januar 1799 Nikolaus Andreas Ockel; und
nach ihm sein 1791 eingetretener zweiter Sub-
stitut (sein erster Kollaborator von 1786 an hicss
Suderow) Jakob Augustin Giesenhagen, dessen
Hauptzeit den ersten vier Jahrzehnten des XIX.
Jahrhunderts angehört.^) S. Walter a. a. O.
Kirche. Die hier gegebenen Abbildungen,
Grundrisse und a. m. überheben uns einer l^c-
schreibung. Leider hat sich die prächtige wetter-
graue Ostwand des Chors durch einen Anbau in
neuerer Zeit eine T^rweiterung und damit einen
Verlust an ihrer Ursprünglichkeit gefallen lassen müssen, ebenso die Südseite
des Chors durch eine Vorhalle. Das gothische Kreuzgewölbe, welches den
Kirclii
') Akten im Grossh. Archiv.
28
AMiSGi:RlCHTSI5i:ZlKK TETEROW.
Innenrauni des Chores deckt, wird durch untergelegte Balken zusammen-
gehalten, während die Deckbalken des Bodens oberhalb des Gewölbes über
die seitlichen Aussenmauern hinausragen und hier mit derb geschnitzten Holz-
konsolen verklammert sind. Ob das Kreuzgewölbe des Chors erst nach einem
Dachsturz zu Anfang des XIX. Jahrhunderts eingewölbt ist, wie die lokale Ueber-
lieferung wissen will,
erscheint fraglich.
Das durch einen
steilen schweren
Triumphbogen vom
Chor getrennte, im
Uebrigen aber flach
gedeckte Gemeinde-
haus ist kleiner als
der Chor, wird aber
durch einen Theil des
Thurmraumes ver-
grössert, der sich
zum Gemeindehaus
hin mit einem
gleichen Spitzbogen
wie der Triumph-
bogen vom Chor her
öffnet. Der Thurm
soll noch im vorigen
Jahrhundert eine
Spitze gehabt haben,
die bei ihrem Nieder-
das innere Gewölbe
» '*"'^".'.,'"'r'"nM ' I '
/yte^-
CWrf<w»'.(« "i^.yi"
Kirche /u Ilolieii- Mi^torf.
Tafel.
(«locken.
fallen, wie man an der Ostwand des 'riuirmcs sehen wi
des Schiffes weggebrochen hat.
Die innere Einrichtung ist neu.
An dir Wand eine Tafel mit kleinen VVappcnschilden der I'^amilie
VON BLÜCHER Icschow.')
Im Thurm hangen drei Glocken (Dm. i,io, 0,82, o,6cS m); alle drei
sind 1839 von F. Schünemann in Dcmmin gegossen worden.-)
') E» »ind die Wapiicn von I. llclmuth Il.irtwij; von IJlücher, geb. 10. Januar 1745, ge-st.
12. April 1817, vermfthlt mit Sophie Hedwig von Rieben, geb. 5. .September 1756, gest. 10. März
1821. 2. I,andrath Ernst Anton von KlUcher, geb. 26. April 1793, ge.st. 26. August 1863, vermählt
mit Karoline von Ixvetzow, geb. 21. December 1793, gest. 28. April 1833. 3. Oberst Ilelmuth
von Jilucher, geb. 3. .Mai |gi8, geut. 19. November 1882, vermählt mit Auguste von HlUcher, geb.
von Mcyenn. geb. 7. Mai 1827, ge»t. 19. März 1883. 4. Karl Wilhelm von Meycnn, Kammcrheir
und I»ro«t, geb. 8. September 1790, gest. 10. August 1831, vermählt mit Pauline von l'.assewitz,
geb. 12. Deccmljcr 1804, gent. 23. Oktober 1873.
') Von den Vorgingcnnncn dic!>cr Glocken h.itte die grössle (nach dem Inv. von 1811 mit
einem Dm. »00 3»/« Fbm) gar keine Schrift, wahrend die kleinste von 2 Fuss Dm. >Münchsschrift€
KIRCHDORF TIIÜRKOW. 29
Kleinkunstwcrkc. i. Grosser silberner Kelch auf rundem Fuss. An Kleinkunst
der Kupa das Wappen des Dr. C. STURTZ 1698.') Als Stempel eine drei- werke,
thürmige Burg mit Krone darüber (Hamburg?). — 2. Silbervergoldete Patene,
gestiftet 1859 vom Hausgutspächter C. SCHMIDT zu Niendorf.^) — 3. 4. Grosse
runde Oblatenschachtel und eine Abendmahlskanne, beide mit der Jahreszahl
1856 und dem Namen des ERNST ANTON V. BLÜCHER auf Teschow.^)
Das Kirchdorf Thürkow.')
^ous einer Urkunde vom 8. April 1371 — eher erfahren wir nichts — geht
hervor, dass Thürkow ein Gut der mit den Levetzow's verschwägerten
Familie von Sukow ist, und dass der damalige Besitzer Dietrich von Sukow,
als Erbe und Vormund des jungen unmündigen Werner von Sukow zu Klever-
hof, seinem ebenfalls zu Kleverhof wohnenden Oheim Werner von Levetzow
im Namen seines Mündels dessen Besitz den damaligen Rechtsbedingungen
der Vormundschaft gemäss käuflich überlässt.-') Nun vergehen über hundert
Jahre, ehe es wieder eine Nachricht giebt. Inzwischen aber ist Thürkow ein
Gut der Familie von Barold geworden, als deren Hauptsitze im Mittelalter
Dobbin bei Krakow, Dudinghausen bei Schwaan und Moisall bei Bützow er-
scheinen. Aber am 17. März 1481 (nicht 1418) verkaufen die Brüder Henneke
und Rolofif von Barold die Güter Thürkow und Appelhagen (Abelenhagen) an
den mit ihnen verschwägerten Hermann von Zepelin.") Und nun bleibt
Thürkow bis zum Jahre 1796 in Zepelin'schen Händen. Von 1796 bis 1831
wird es Besitz des Domdechanten Hans Graf von Schlitz. 1831 erwirbt es
und die Jahreszahl 1487, die mittlere aber %on 3 Kuss Dm. 1750 von Otto Gerhard Meyer in
Rostock gegossen war und die Namen des Pastors Nikolaus Andreas Ockel und der Vorsteher
Friedrich Kanseyer und Jochim Lüders trug.
') Aeltester Sohn des Jakob Sturtz (1602 — 1672), welcher Besitzer der nach Ilohen-Mistorf
eingepfarrten Güter Sührkow und Bukow wurde. Der hier genannte Christoph wurde im Juni
1642 noch als Knabe in Rostock immatrikuliert, Dr. juris zu Altorf 1656, und .starb 1698 als viel-
beschäftigter Sachwalter zu Hamburg. Nach Hofmeister, AUgem. deutsche Bibliographie. Das Inv.
von 181 1 fügt zu dem .Sturtz'schen Kelche hinzu: »Dieser Kelch ist im November 1806 gerettet,
da die beiden kleinen silbernen weggenommen sind sammt den I'atenen.«
*) Niendorf ist eingepfarrt nach Hohen -Mistorf.
') Teschow i.^t ebenfalls nach Hohen -Mistorf eingepfarrt.
■•) 6 km nördlich von Tetcrow. Von Kühnel mit dem altslavischen Stamm turii = Auer
verbunden: (Jrt des Turek, Auerhagen, Auerdorf.
*) M. U.-B. 10 180. 10 183.
*) Dieser Hermann von Zepelin war mit Margaretha von Barold a. d. H. Dobbin vermählt.
Vgl. Fromm, Gesch. d. Farn, von Zepelin, S. 128. Die Annahme 1418 für 1481 beruht, wie die
Verkaufs -Urkunde im Grossh. Archiv beweist, auf einem Schreib- oder Lesefehler in Claus Josei)h
von Behr's Genealogie der Familie von Zepelin: Fromm, a.a.O., Urkunden, S. 68. Der Fehler
ist in Lehsten, Adel Mecklenburgs, übergegangen und für die genealogischen Zusammenstellungen
Fromm's verhängnissvoll geworden. Im Jahre 1555 l"sen die von Ze])elin eine Reihe landesherr-
licher Gerechlsame ab, doch bleibt das Kirchlehn ausgenommen.
30
AMTSGEKICIirSHKZlRK TKTERüW
Friedrich Graf von Hahn, und aus Hahn'schen Händen kommt es 1890 an
Williehii Hlohm. Appelhagen aber ist noch heute, also bereits über vier-
hundertundzuanziij Jahre, ein Zepelin'sches Gut.
Ueber den Hau der Kirche ist uns nichts überUefert. Da aber Thür-
kow im I^inde Circipanien Hegt, das seit der Mitte des XIII. Jahrhunderts
zum Histhum Kanmiin gehört, so wird das Gottesiiaus von dorther seine Weihe
empfangen haben. Namen von mittelalterhchen Geisthchen fehlen ganz. Um
1534 haben die herzoghchen Vögte zu Güstrow die Kirche zu verleihen: Herr
Jochim Keding beschwert sich über Cord von Zepelin. 1541 ist Nikolaus
Seh«. nicke der erste Prediger im Sinne der Reformation. Ev wird gelobt und
ist auch 1552 im Dienst. Nach ihm werden Joh. Deneke und Wolfgang Sieg-
fried genannt, jener in der Zeit zwischen 1572 und 1579, dieser um 1580,
aber die Akten lauten über beide nicht erfreulich. 1580 wird Joh. Koster
(Coster) von Herzog Ulrich berufen, er ist auch 161 6 noch im Dienst. 1638
wird Pastor Zacharias Altenkirch vom Tode hingerafft, das Kirchspiel und die
Pfarre werden als völlig verwüstet geschildert. Die wenigen Hofbesitzer, die
übrig geblieben sind, bitten den Herzog Adolf h'riedrich. sich zur Kirche nach
Ixvitzow und an den von Hans von Lowtzow dort eingesetzten jungen Pastor
Heinrich Neusenius halten zu dürfen. Doch 1643 bekommen sie bereits wieder
ihren eigenen Pastor in Balthasar Hüttenheber. Diesem folgt schon 1647 der
Teterower Kantor Joachim Geist, der aber auch nur kurze Zeit dableibt. Denn
1652 tritt Joh. Georg Denstedt an seine Stelle. Ks folgen weiter: 1655 Michael
Hlancke, 1689 Daniel Perlcnsticker, 1697 Paulus Roht (Rohte, Rathke), der
am 6. Mai 1724 stirbt. Von 1726 bis 1786 wirken Joh. Jakob Sievert und
sein Sohn Georg V^tllrath Jakob Sievert, letztgenannter erst seit den sieben-
zigcr Jahren. !•> stirbt im h'rühsommer 1786. 1787 wird Daniel Knöchel be-
rufen {7 28. Januar 1831). S. Walter a. a. O.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein kleiner auf einem Granitfundanient ruhender
niedriger fruhgothi.scher Ziegelbau in h'orm eines länglichen Vierecks. Im
Innern eine flache Decke. Der O.stgiebel ist mit l^lenden verziert. Auf der
Südseite ein Hingangs- Anbau und auf der Westseite ein mit der Kirche ver-
bundenes Fachwerk -Glockenhaus, dessen h'irst niedriger ist als der der Kirche.
Altar Die innere Einrichtung ist ohne Hedeutung. Auf dem Altar ein Hild
der hl. Maria mit dem l.eiclmam Christi (Pietas) von Fr. Oesterreich.
(;«lUhl. H<;if htenswerlh ist der alte Appelhäger Hofstuhl des CHRIST : FRIED
RICH VON ZEPELIN') und .seiner Gemahlin IDA DOROTHEA VON LEVETZOW,
mit ulicrßcjtctztcm geschnitzten Allianz -Prunk -Wappen von 1746.
(;irK:km. Im (iiocken.sluhl zwei Glocken. Die erste ist laut Inschrift im Jahre
1805 unter dem regierenden Herzog FRIEDRICH FRANZ von Valentin Schultz
zu Rostock umgegossen worden. — Die zweite hat die Inschrift: vO • XCX •
-'Un»l betitzer de» nach Thürkow cingcpfariicn kittergutes Appelhagen.
KIRCHDORF TIIÜRKOW. 31
glorie • VPt • licnil • cum • yaCC • nuo • blli (Jahreszahl fehlt, der
Schriftring ist geschlossen). Unter dem oberen Schriftring kleine
Rundbilder, ebenso zwischen den einzelnen Worten.
eingeritzt das nebenstehende Giesserzeichen und ein
Stäben sind ungeschickt behandelt. — Auf dem Boden des Glockenstuhles
liegt noch eine dritte kleine Glocke, die weder Zeichen noch Inschrift hat.
eszahl fehlt, der ^11^
:hriftring kleine X I
n. Am Mantel yfV
1-. Die Buch- ^ ■ ^
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf rundem F"uss und Kleinkunst-
mit rundem Knauf. Am Fusse das Zepelin'sche Wappen, darüber: O.F. werke.
ZIEPLIEN ANNO 1707. Als Stadtstempel eine dreithürmige Burg mit dem
Jahresbuchstaben C, und als Meisterzeichen ein aus der Wolke ragender Arm,
der einen Schlüssel hält. Die dazu gehörige Patene hat dieselbe Umschrift
wie der Kelch. — 3. Silbervergoldeter Kelch auf rundem P'uss und mit rundem
Knauf. Am Fuss ein Drieberg-Zepelin'sches Allianzwappen, dazu die Anfangs-
buchstaben A. D. und D. Z. ^) An ihm auch die Stempel des Güstrower
Goldschmiedes Heinr. Hölscher (1658 — 1706). — 4. Ovale silberne Oblatendose,
auf dem Boden die Buchstaben A • M • T. Dazu Güstrower Werkzeichen: G
und C L (Christian von Lohe, 1698 — ijoir). — 5. Neue silberne Abendmahls-
kanne in gothischer Form, in der Verzierung dem Kelch und der Patene \on
1707 angepasst. Am Fuss das Zepelin'sche Wappen und die Buchstaben
S • V • Z • 1893. Werkzeichen fehlen. — 6. 7. Zwei alte Zinnleuchter. Der
eine trägt die In.schrift: DAVIDT X SCHONOW X 1646 X DOROTHEA X ZEPE-
LIEN. Der andere: HANS SCHRÖDER THO TVRC'W IN DAT GOTTES HVS —
1646 — . Werkzeichen bei beiden verhiunmert.
Ein Vergleich des jetzigen Inhalts der Kirche mit dem von iSii
zeigt, dass hier seitdem mit Kunst- und Geschichts- Denkmälern stark auf-
geräumt ist. Die ehemaligen Kancellen des Altars stammten von 1581,
der Altaraufsatz selbst mit einem Bilde der Grablegung Christi war ein Ge-
schenk des in dänischen Diensten gewesenen Oberstleutnants JOHANN VON
ZEPELIN vom Jahre 1686. Zu seinem Gedächtniss (geb. 1645, gest. 1720)
war auch eine Fahne mit Inschrift und \Va))pen in der Kirche aufgehängt.
Ein dritter silberner Kelch war mit dem Zepelin ■ Plessen'schen Allianzwappcn
und den beiden Namen JOHANN ZEPELIN und HENRICA VON PLESSEN versehen,
und eine zweite silberne Oblatenschachtel von runder Form trug die Jahres-
zahl 1652 und die Namen und Wappen des JOHANN VON ZEPELIN und der
HEDWIG MARGARETHA VON BARSTORFF. Statt zweier zinnerner Altarleuchtcr
gab es 181 I deren fiinf. .Xiuh war noch ein beim Absterben des auf
Wotrum erbgesessenen JULIUS GEORG OTTO VON OLDENBURG im Jahre 1754
aufgestellter Krucifixus von Zinn vorhanden. Am Tiiürkower Hofstuhl sah
man in Karben das Zepelin -Holck'srhe .\llianzwap|)en mit den beiden Namen
VOLRATH HARTWIG VON ZEPELIN und LOUISE FRIEDERICA GRÄFIN VON HOLCKEN,
die auch an der im Jahre 1745 aufgestellten Kan/el wiedeikchileii. An
dieser Kanzel ausserdem das Wappen der DOROTHEA EVA ELISABETH VON
OLDENBURG.
') Adam von DrieherL; auf .Spienz, vor 1650 vermälilt mit Dorothea von Zepelin .i. «!. II.
Ai>pelhagen.
32
AMTSdKKlCI 1TS15KZ1RK TK TEROW.
Das Kirchdorf Levitzow.')
deschichti
des
Dorfes.
lic Cjcschichte des Gutes und Dorfes beginnt mit der Gründung der Kirche
durch den Ritter Johann von Levetzow im Jahre 1304. Der Gründer
selbst freiUch kommt schon von 1292 an in mecklenburgischen Urkunden vor,
er ist das Haupt jener Adclsfamilie, die ihren Namen von der Mitte des
.W'l. Jahrhunderts an in Loutzouw, Lautzau, Lowtzow verändert hat, und nicht
nut i.\c\\ ein anderes Wappen führenden Herren von Levetzow verwechselt
werden darf-) His 1304 gehören Gut und Dorf Levitzow zur Jördenstorfer
l'lebanie. In diesem Jahre aber werden die Dörfer Todendorf und Perow aus-
geschieden und mit dem neuerstandenen Kirchdorf Levitzow zu einer beson-
deren Tarochie verbunden.^) Der Kirchherr zu Jördenstorf (damals Herr Gerdes),
wird mit Hinkünften aus Gross- Methling entschädigt, für deren Aufbringung
das Kloster Dargun die Bürgschaft übernimmt, der Bischof von Kammin giebt
zu dieser W-ränderung in seiner Diöcese die Zustimmung, und Markgraf Otto
von Brandenburg, der damals als Oberlehnsherr des südlichen Mecklenburg
und im Besonderen des Hauses Werle auftritt und den Ritter Johann von
Levetzou seinen Vasallen nennt, fügt seine weltliche Bestätigung hinzu. Zu-
gleich verleiht er dem Kloster Dargun das Patronat über die Kirche."*) Dass
im Jahre 1305 zwei Priester an der Kirche wirken, deren ICinkünfte durch
kitter Johann von Levitzow verbessert werden, erfahren w ir aus einer Urkunde
vom 30. September 1305.'') Damit aber ist unsere Kunde aus dem Mittelalter zu
Knde. Nur n<jch von den in ununterbrochener Reihe auf Levitzow wohnenden
Herren von Levetzow (Lowtzow) giebt es einige Nachrichten, die Lisch im
M. Jahrb. XI, S. 476—481, zusammengestellt hat, und auf die wir daher hier
nicht zurückzukommen brauchen. Erwähnt soll nur werden, dass Ritter
Johann, der Lrbaucr der Levitzower Kirche, für sich und seine Vvau Gertrud
im Jahre 1308 eine Grabstätte in der Klosterkirche zu Dargun erwirbt und
mit vieler Freigiebigkeit allerlei Anordnungen für seine Bestattung trifft.'')
I.)fKh hat sich keine Sjiur von der letzten Stätte beider erhalten.
Bis 1796 bleiben die von Lowtzow auf Levitzow. In diesem Jahre
übernimmt die I*'rau Geh. ICtatsräthin Gräfin von Lüttichau das Gut. 1799
', 8 km nordlich von Telcrow. >()rt des Levik, Lcvioa« : Ktllinel, M. J.ilirh. XI. VI, S. 83.
»; I.i»ch. M. Jahrb. XI. S. 476— 81. l.disten, Adel M.'s, S. 152.
') M. L'.-B. 3930. Ucl>er den llurcnstand dieser drei Dörfer, ihre Hede und Verpflicbtuiif,'
tum Ko««dienM ijieht die Urkunde 3721 (werleschcr Theilunpsvcrtrafj iilicr die Länder Kaien und
Hart im fahre 1314) weitere Auskunft.
' I 2936. Vf;l. ktidlofr, H<II). d. m. (;csch. II, S. 17S. 199.
•; M. ü.-to, 3236.
KIRCHDORF LEVITZOW,
33
folgt ihr der Oberjägermeister Kaspar Heinrich von Sierstorpfif, welcher acht-
unddreissig Jahre im Besitz bleibt. Seit 1837 aber ist das Gut in den Händen
der Familie Nahmmacher.
Die Quellen über die Geistlichkeit fliessen nur spärlich.') Den Namen
des Bartholomaeus Theophilus entnehmen wir dem Kelch von 1596 (s. u.).
Reichlichere Nachweise giebt es für Heinrich Neusenius {1641 — 1681), Joh.
Brügge (1682 — 1699), Joh. Reineccius (1700 — 17 19) und Joachim Nochland
(1720 — 1730). Nach Nochland's Tode bittet der Patron der Kirche Eier Detlev
von Lowtzow (s. Glocke und Kirchenstuhl) um Kombinierung seiner Kirche
mit der in Thürkow. Aber es ist die Zeit der Wirren unter Herzog Karl
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iiHihii.Ji'SisM.i
I.evitzow.
Leopold, und er bleibt ohne Antwort, so auch noch 1743. Zuletzt geht aus
den Thürkower Kirchenakten hervor, da.ss die Kombinierung thatsächlich ein-
getreten und auf keinen Widerstand gestossen ist.
Kirche. Die Kirche, ein noch stark romanisch anmuthendes schlichtes
Bauwerk aus Back.stein, mit kleinen Rundbogenfenstern (drei im Osten, vier im
Süden und drei im Norden) ruht auf einem Granitfundament und bildet ein läng-
liches Viereck mit plattem Chorschluss. Im Mauerwerk überall der wendische
Verband. Am We.stende ein Fachwcrkthurm mit einem vierseitigen niedrigen
Helm. An der Nordseite eine Grabkapelle \om Jahre 1604, an ihr als
Schmuck ein Lowtzow -Winterfeld'sches Allianzwappen in Terrakotta. Dieselben
Wappen in Terrakotta an der im Renaissancestil erbauten kleinen steinernen
Eingangshalle vom Jahre 1619. Dies Datum findet sich hier an einem Balken.
*) Vgl. Evangel. Mecklenburg I, .S. 286. 379. Durch ein Versehen h.it hier Schröder
Leussower und l.evitzower Pastoren mit einander verbunden (Crotefend).
Kirrhe.
34 AM rS(;KKlCn'ISI{KZIKK tetkrüw.
Der Innenraum der Kirche ist mit einer im Barockstil bemalten Haiken- und
Hrctterdecke überspannt, die das Jahr 1710 aufweist.')
Ahar iind Altar und Kanzel sind zu einem Körper verbunden.
Knn.'<-!. . 1 • 1 t- 1
Noch erhalten ein kleiner Johannes Baptista mit emcm knieendcn Lngel
zur Seite. Kin ursprün«,dich auch auf der anderen Seite vorhanden gewesener
werk. Kngel ist weggebrochen. Gothisches Schnitzwerk aus hlichenholz.
Allianz- An der Xordwand ein poljchrom behandeltes Allianzwappen des
wap|H.'n. JOCHIM V . LOWTZOW und der MARGARETHA VON WINTERFELD mit dem
Datum 1620.
i'runkstiihl. An der Südwand ein grosser Prunkstuhl mit dem Lowtzow-Stralcn-
dorfi" .sehen Allianzwappen von 1732 (E.D.V-L. J.M.V» S.) -)
Glocken. Im 1 hurm zwei Glocken. Die eine mit der Umschrift: [^ 0 RflX
C'liOKUI VdlM (P'U/ I'ndd. Die zweite hat oben als Inschrift: LAURENTIUS
STRAHLBORN ME FUDIT LUBECAE ANNO 1738. Im Felde auf der einen Seite
das Low t/ow sehe Wappen unil die Anfans^sbuchstaben E • D • V • L», auf der
anderen Engeisköpfe unil dazwischen SOLI DEO GLORIA.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. 1 . Silbcrvergoldeter spätgothischcr Kelch auf sechs-
»crke. pnssigeni l*"uss, mit dem Namen l|)L'|'liri am Knauf. Am h\iss die Inschrift:
JOCH : LOVZ : EX . MORBO • GRAVI • LIBERAT' • CVM • CONIVGE • MAR :
WINT . DEDIT • GRATITUDINIS • ERGO • ANNO • 1596. Dazu die eingravierten
Wappen beider. Unter dem Inisse: EO TEMPORE PASTOR BARTHOLV MEUS
THEOPHILUS. Ohne Werkzeichen. 2. Kleiner silberner Kelch auf rundem
Fns-;, vom Rostorker Goldschmied Peter Quistorp (161 i, 1632). An der Kupa
die Inschrift ADAM LOWTZOW und tlas Low tzow'schc Wappen. — 3. Silber-
vergoldcte I'aiene ohne jedes Zeichen. — 4. Ovale Oblatendosc, vom Güstrower
Gold.schmied Lenhard Mestiin {1705 — 1739). - 5. 6. Zwei zinnerne IlenkcKasen
von 1733. Malchiner .Stadtzeichen: Büffelskoi)f. Meisterzeichen: Pelikan mit
CK. — 7. 8. 9. Drei gros.se zinnerne Leuchter aus der Zopfzeit. Malchiner
Stadtzeichen: Hüfiel.skopf; Mei.sterzeichen : I C P. - 9. Kleiner Leuchter mit
der Marke des englischen Zinns von 1786.
', Luch, M. Jahrb. XII, S, 470.
', Eier Detlev von l.owtrow (s. o.) .auf I.evitzow und Sühikow, vcrmiilill mit der >Erl;leliii
Jungfrau« Juliane Mar|;arethc von Stralendorff n. d. II. (Ireven.
KIRCHDORF JÖRDENSTORF.
35
Das Kirchdorf Jördenstorf.')
Dorfes.
Is ältere und grössere Plebanie ist uns das »in der vogede}e thom Geschichte
Kalande« gelegene deutsche Bauerndorf Jördenstorf (Jordanstorp, Jordens- des
dorpe) schon im Jahre 1304 bei der Gründung der Kirche zu Levitzow ent-
gegengetreten (s. o. S. 32). Damals ist Herr Gerdes der Pleban. Weiteres
hören wir über Jördenstorf im Jahre 1305. Da giebt es hier am 3. April eine
grosse Fürsten -Versammlung, deren Spitze gegen den König von Dänemark
gekehrt ist, die aber z. Zt. gar keinen praktischen Erfolg gehabt hat: es ist
eine Berathung zwischen den Fürsten der drei Linien Rostock, Mecklenburg
und Werle und den brandenburger Markgrafen Otto, Johann, Hermann und
Woldemar über die Wiederauslösung des Landes Rostock aus der dänischen
Oberlehnshoheit.-) Im Jahre 13 18 kommt abermals eine Kunde von Jördenstorf.
Damals ist Konrad Gamm der Kirchherr. Im Auftrage seines Landesherrn,
des Fürsten Johann von Werle, hat er für dessen Seelenheil eine Pilgerreise
zum heiligen Grabe gemacht. Zum Dank dafür bestätigt ihm der P^ürst nicht
nur das von seinen Vorfahren gestiftete und ausgestattete Kirchlehn, sondern
er verbessert auch dessen P^inkünfte in erheblicher Weise durch eine Schenkung
von vier Hufen in der Jördenstorfer Feldmark und durch Genehmigung des
Besitzes einer fünften Hufe, welche Reimar von Moltke Gott zu lehren der Pfarre
überwiesen hat. Dazu giebt er das Gericht und schenkt der Pfarre sieben
Käthen (aus jedem Käthen das Rauchhuhn), sowie Holz- und Weide- Nutzung.
Nur knüpft er daran einige Bedingungen für das geistliche Amt, wie gebühren-
freie Verabreichung des heiligen Sakraments der Oelung (»vnd vor de houe
schal de kerckher, de dar den ist, tho allen krancken luden ghan vnd in sinen(!)
bedde mith dem hilligen sacrament de hilligen öligen [geuen] vnd neue pen-
ninge darafif eschen«) und Abhaltung von Vigilien und Seelenmessen für das
vverlesche Haus zweimal im Jahre (twyge des jares).^)
Um 1345 ist Johannes Dähn (Dacus) Pleban in Jördenstorf, dem wir ein
Jahr später in Stavenhagen begegnen, wenn es derselbe ist, und 1367 giebt
es wieder einen Dominus Johann zu Jördenstorf.^) Da.ss es hier im Mittelalter
ritterschaftlichen Hufenbesitz gab, wird sowohl durch die Moltke'sche Schenkung
im Jahre 13 18 als auch durch zwei Kaufverträge bewiesen. Am 10. I'^ebruar
1359 überla.ssen die von Brizkow (Brützkow), welche den von Bülow stamm-
') Gut 12 km nördlich von Teteiow, 14 km nordwestlich von Neukalen.
*) M. U.-n. 2979. Kudloff, Ildl). II, S. 202.
*) M. L'.-H. 4026. Die durch diese Urkunde fjosch-aflenen «{rossen I'inkiinfte der Pfarre lie
stehen noch heute. Auch die Juri.sdiktion liei der l'farre hat bis ins Xi.\. Jahrhundert hinein ge-
dauert, ist aber seitdem auf das Amtsgericht übergegangen.
*) M. U.-B. 6550. 6C67. 9673.
3*
3^>
AMTSGKKUIITSnKZIRK TKTKROW.
verwandt sind,') zwei Jördenstorfer Hufen, die sie vom Kaniminer Bischof zu
Lehn tragen, den Herren von Moltke auf Strietfeld, und am 30. April 1373
gewähren diese wieder der Famihe Hasse in Gnoien eine Kornhebung von
neun Drömt aus ihren Jördenstorfer Hufen (in duobus mansis silis in campo
ville Jordenstorp, in aduocacia Xygeucaland). -)
Als letzten vorreformatorischen Geistlichen werden wir den von Herzog
Albrecht eingesetzten Matthaeus Stimc um 1534 anzusehen haben. Um 1544
wird Nikolaus Horch (Harg) genannt/') Nachher Kr Melchior Brandt, der noch
15S5 als Pastor in Rittermannshagen lebt. 1575 ^^i'*^' Joachim Grape berufen,
Kirclie zu Jördenstorf.
der über 90 Jahre alt wird. !-> wird 1629 emeritiert, und an seine Stelle tritt
der von Wallen.stein eingesetzte Christian Netzeband.') Aber schon 1632 folgt,
noch bei Grape's Lebzeiten, der von Herzog Hans Albrecht von Mecklenburg
berufene Kaspar Schwarz. Diesem wird 1647 Andreas Ro.senow substituiert.
Ks sind die Kriegszeiten: 164^ werden in Jördenstorf, wo es vordem neun
Hauern und sieben Ko.s.saten gab, nur vier Personen geziihlt.^') Auch später
ßiebt es noch vi.l<- D.ang.salc dieser Art bei Truppen -Durchmärschen, welche
') Lisch, M.Jal.rl>. XXXIII, S. 88—93.
•) M. {:.h. 8565. 10432.
■) In einem un« vorliegenden Verzcichniss von 1544 wird aucli Jüifjcnstorf hei Stavenha<;en
al« jurden»torf aufgeführt. In dem einen ist Nik. Horch (Harn) l'aßtor, in dem andern Joaciiini
KrUger. Wenn nun Schröder den Nik. Horch richtig nach Jürdenstorf setzt (Kvanf;. M. III, S. 203)
dann gehurt der andere nach JUrgcnMorf hin. Vgl. ehendaselb.st I, S. 455.
*, Im Verzeichnis» Lei Lisch, M. Jahil). XXXVII, S. 7 fr., nicht mit auf(,'eftlhrt.
•, (.Tolh, M.Jahrli. VI. S. 138. 1703 sind wieder 66 l'.eiclitkii.rler im herfe.
KIRCHDORF JORDENSTORF.
37
den Pastor Rosenow im Jahre 1660 veranlassen, iini eine »Sah'a guardia« zu
bitten. Auf Rosenow folgt 1698 Kaspar Mantzel. Nach dessen Tode (30. Sep-
tember 1735) tritt eine Vakanz von dreizehn Jahren ein. Als Patronatsherrin in
allen Kirchen des Darguner Amtes will die Herzogin Auguste einen Prediger
c-^cjr^/^Hy. y^^/, :
•^'"iiit,,^„3Av.
Kirche zu Jürdenstorf.
im Sinne ihrer Darguner Geistlichen ') nach Jördenstorf gesetzt haben. Aber
die ganze Gemeinde widersteht. Auch die Wirren zwischen dem Herzog Karl
Leopold und der Kaiserlichen Reichskommi.ssion halten die Ordnung der Ver-
hältnisse auf. ländlich kommt auf Vorschlag der Herzogin Auguste Pastor
•) Vgl. .M. Kunst- u. Gesch. Dcnkm. I, S. 527 (546).
38
AMrSGl-JKlCllTSBKZlKK TEIEKÜW.
Krnst I.udwifj Franck ins Jördenstorfer Pfarramt.^) Indessen Anfang und Ende
bei ihm haben keinen gleichen Klang. Die Akten berichten in den sechziger
Jahren des XVIII. Jahrhunderts allerlei Nachtheiliges über ihn. Ihm folgt 1768
Joh. Andreas Het.schack (7 12. Mai 1795), und diesem 1796 Dr. Joh. Georg
Hecker. spater Dr. theol. und Konsistorialrath in Rostock. Vgl. Walter a. a. O.
^n
JEjö'i'ifc'«.
._^L..I
..lL-
Kirche zu Jördenstorf.
Kirche. Kirche, Den beigegebenen Abbildungen der
Kirche sieht man .sofort an, dass es sich um
einen liau von grö.s.serer Bedeutung aus dem An
fange des XIII. Jahrhunderts handelt, dessen ältester
Thcil, der Chor, vielleicht schon dem letzten Viertel
des XII. Jahrhunderts angehört. Sein Gewölbe ist
zwar ein achtlheiliges Rippengewölbe, aber nicht
nach gothi.scher Art, sondern von jener romani-
schen Kuppel- oder Hackofen -Form, wie sie in den
älteren mecklenburgi.schen Stadt- und Landkirchen
nicht selten ist. Der Kalkputz am Chor und der
südlichen Kingang.shalle oberhalb der Granitplatten
ist quadriert. Schiff und Chor werden durch einen
schweren Triumphbogen in Form eines gedrückten
Spitzbogens von einander getrennt. Der Rund-
boßcnfrics ist neu, aber durch alte Reste auf der
Westseite vorgezeichnet. Wie Chor und Langhaus
ist auch der Thurm ein massiger Ziegelbau, der
immerhin noch dem XIII. Jahrhundert angehört,
', Wilhclmi. .M. Jahrli. XLVIII, S. 186—197 (Hesetzunß der Jördenstorfer Pfarre).
KIRCHDORF jr)RDEN.STÜRF. 39
wenn auch wohl mehr dessen Ende. Er hat ein rundbogiges Portal sowie
auch rundbogige Blenden und Schallöfifnungen , aber es fehlen die feineren
Profilierungen der älteren Zeit. Wandungen und Laibungen sind in jener ein-
facheren Art ausgeführt, die z. B. die spätromanische Kirche zu Levitzow am
Ende des XIII. Jahrhunderts aufzuweisen hat. Dagegen giebt es auf der Süd-
seite ein zugesetztes gutes frühgothisches Portal mit hübscher Laibung in einem
vorgeschobenen Mauerkern, geradeso auf der Nordseite ein solches mit einem
Kapitellglied in der Kämpferlinie. Leider haben der trefflichen alten Kirche
störende Anbauten und stillose Zuthaten in späterer Zeit nicht erspart werden
können.
Das Innere der Kirche ist mit Werken der letzten Jahrhunderte gefüllt. Altar-
Der Altaraufsatz ist eine Stiftung des HELMUTH HARTWIG VON BLÜCHER aufsatz.
auf Sukow, Wasdow und Bobbin und seiner Frau ELEONORA MARIA VON
OERTZEN vom Jahre 1793, das Altargemälde in ihm aber ein Geschenk von
ANTON SCHRÖDER auf Schrödershof und seiner Ehefrau SOPHIE, geb. HELD.
Es stellt den Krucifixus nach Guido Reni von Andrea Guglielmi in Rom dar.
Die Kanzel ist von 1734, die Orgel von 1777. — Neben der Kanzel Kanzel,
ein Blücher'sches Epitaph, gesetzt von JÜRGEN VON BLÜCHER auf Sukow, 1710 Orgel,
renoviert auf Kosten der Wittwe des ERNST LUDWIG VON BLÜCHER, MARIE ^-P'^aph.
VON BREDOW. Auf dem Epitaph das Gemälde der Auferstehung Christi.
Im Chor auf der Südseite die Remliner Empore mit Wappen der Emporen.
Familien VON KARDORFF und VON OERTZEN.') — Aufder Nordseite die Klenzer
und Sukower Empore, jene mit den Wappen der Familien VON LEVETZOW
und VON TREUENFELS, diese (Sukower) mit einer Reihe von Wappen der
Familie VON BLÜCHER.-) — Im Langhaus auf der Südseite die Schröders-
höfer Empore mit einem Monogramm (SCHRÖDER) von 1868, die Klenzer
Leute -Empore mit denselben Wappen wie die Klenzer Empore im Chor;
auf der Nordseite aber die jetzige Poggelower Empore mit dem LEHSTEN-
BÜLOW'schen Allianzwappen, die jetzige Schwetziner Empore mit dem
KETTENBURG- BARNER'schen Wappen und die jetzige Schwasdorfer Empore
ohne dergleichen Schmuck.') — Zu beachten sind ferner zwei Sukower
Kirchenstühle mit geschnitzten Wangen und Familienwappen. Der eine, an
der Nordseite des Altarplatzes, zeigt die Namen und Wappen von LUDER
BLÜCHER + ELSE SMEKER + TONS BLÜCHER ^ ELSE PENS (Precn schcs
Wappen, also wohl PRENS ; zu lesen), JÜRGEN BLÜCHER, LUDER BLÜCHER
TONS SONE r ELSE BLÜCHER ANNO 1569. Der zweite Stuhl (der erste der
Mittelreihe) hat die Namen und Wappen von LUDER BLÜCHER TONS SON f-
') Remlin von 1494 bi.s 1860 in KardorfT'schem, seitdem in üertzen'schem Besitz.
*) Klenz noch heute im Besitz der Familie von Tieuenfels, früher, von 1372 bis 1653 und
von 1707 bis 1789, im Besitz der Familie von Levetzow. — Suckow von 1505 bis vor weniijen
Jahren im Besitz der Familie von Blücher.
*) Die von Lehsten hatten das nach Jördenstorf eingepfarrte Gut Schwasdorf in der Zeit
von 1607 bis 16 19 und nachher wieder von 1735 an. — Die von der Kettcnburg haben das nach
Jördenstorf eingei>farrte Gut Schwetzin seit 1683.
40
AMTSGERICHTSBEZIKK TKTKROW
JÜRGEN BLÜCHER - JÜRGEN PRENNEN + LUDER BLÜCHER -\- ILSE SME-
KER r ABEL LUZOW p MADDELEN BLÜCHER t ELSE BLÜCHER ANNO 1569.
— In der Kirche auch zwei Brustbilder ehemaliger Pastoren der Gemeinde:
JOACHIM GRAPIUS, -;- 1632, iiiul JOH. ANDREAS HETSCHACK, f 1795 (s. o.).
Kucharistie- In der Ostwand, nördlich vom Altar, ein Eucharistie -Schrank, so alt
Schrank, ^vie die Kirche. Auf der Innenseite das Hrustbild des Heilandes in schwarzen
Umri.ssen und mit rother
Füllung (Blutstropfen). Das
Rild ist so alt wie der Chor
und kann daher sehr wohl
dem Knde des .\II. Jahr-
hunderts angehören. Ks hat
in seiner ländlichen Schlicht-
heit etwas von jener herben
und strengen Auffa.ssung des
Königs der Könige, d. h. ge-
wisse Züge, die an die nor-
mannischen Christusbilder in
Sicilien erinnern.
(Hocken. Im Thurm hangen drei
Glocken. Dicgrosstc ist 1744
von Otto Gerhard Meyer in
Ro.stock gegossen und trägt
die \\'n]ipen des I lerzogs
CARL LEOPOLD und der
Herzogin AUGUSTA zu Meck-
lenburg. l)\e zweite tragt
die Wappen des Herzogs
CHRISTIAN LUDEWIG und
der llerzoi^iii AUGUSTA und
i.st von Otto Gerhard Meyer
in Rostock 1749 gegossen
worden. Die dritte, ohne I'^mbleme, goss
AclteNtes Christusljild in .Mecklenburg.
(.\iif der Innenseite der 'lliür eines Kucharistie- Schranke.s.)
P. M. Hausbrandt in Wismar 1866.
Das Inventar von 181 i fülirt vier (Hocken auf, eine dritte ältere mit
(nicht gelesener) > Mönchsschrift« und eine vierte mit der blossen Jahreszahl
1749. Als Lisch die Kirche sah (es war vor dem Jahre 1847), ^nd er
dni C.lorkcn vor. Kr beschreibt nur die älteste, welche die Inschrift hatte:
0 xyc rct öloric beni cum pacc • "Kimo biii snccccjicM,
M. Jahrb. Xil. S 465.
Va.«»a »acra. Vasa sacra. 1 (iro.sser silbervergoldeter gothischer Kelch auf rundem
Fuss. Am verkehrt angeschrobencn Knauf der Name iflcfliG. Am Fu.ss die
In.schrift DIESER . ANNO 1677 DEN 11 . AUGUSTY IN ROSTOCK VORBRANT
KIRCHDORF WARN KEN HAGEN.
41
VND EBENDENSELBEN JAHRE IM MONAT NOVEMBER RENOVIRTER KELCH
GEHÖRET IN DIE KIRCH ZV JÖRDENSDORFF. Dazu das Güstrower Stadt-
zeichen G und das Meisterzeichen Hi des Heinrich Hölscher. An der Kupa
zwei Allianzwappen eingraviert, als älteres das des ANTONI ES VON BLÜCHER
und der SOFFIA CATRINA VON KNUTTEN, und als jüngeres das des ERNST
VON BLÜCHER und der INA VON SCHACK mit dem Datum 1866. Ohne
Patene. — 2. 3. Grosser silbervergoldeter gothischer Kelch auf sechspassigem
Fuss. Am Knauf die Ruchstaben I S N C R N (In sancto nomine Christi
redemptoris nostrir). Am Fuss die Inschrift: ANNA DORROTIEA VON WARN-
STÄDT HAT DIESEN KELCH ZU GÖRNSTORFF IN DIE KIRCHE ZUM STETTEN
GEDÄCHTNIS VOREHREN WOLLEN. Dazu ihr eingraviertes Wappen, sowie
ein Kreuz und eine Dornenkrone. Am Rande die Stempel des Rostocker
Goldschmiedes Jürgen Müller: I M.^) Dazu eine Patene mit denselben Werk-
stempeln. — 4. 5. Grosser innen vergoldeter Kelch auf rundem Fuss, gestiftet
1756 von O • F • H • und D • M • H • Am Rande die Zeichen des Rostocker
Goldschmiedes Daniel Halbeck. Patene mit derselben Bezeichnung. — 6. Neue
runde Oblatendose von 1869. — 7. Neue Abendmahlskanne von 1878, ge-
stiftet von ERNST VON BLÜCHER und INA VON SCHACK.
Das Kirchdorf Warnkenhagen.')
') In der zweiten Hälfte des XV'H. Jalirhunderts th.ätit;.
') 1 1 km nordwestlich von Teterow.
*) Vgl. Lisch im Ortsregister zu Hand IV^ des mecklenburgischen l'rkundenwerkes. —
.Schildt, M. Jahrb. XLVH, S. 237 238. — Schlie, M. Kunst- u. (lesch.-Denkm. IV, S. 80. 307.
*) Nicht Paul von Adrum, wie von Ganini im M. Jahrb. XI, S. 427, angiebt.
Dorfes.
ittelalterliche Urkunden vor dem XV. Jahrhundert haben sich bis heute (icschichte
nicht gefunden. Auffallend bleibt es, dass jenes Dorf Warnkenhagen, ^^s
welches die noch im XIV. Jahrhundert auf Wattmannshagen sitzenden Herren
von Ketelhodt im Jahre 1290 dem Kloster Riihn überlassen, nicht das in Rede
stehende benachbarte, sondern jenes fünfzig Kilometer westwärts auf Wismar
zu gelegene Warnkenhagen ist: allein spätere Nachrichten machen es un-
zweifelhaft, dass nur dieses Warnkenhagen das wirkliche Rühner Klosterdorf
ist, nicht das bei Teterow gelegene.'') Hier ist es, wo von 1458 bis zur Mitte
des XVII. Jahrhunderts die von Adrum über Höfe, Hufen und Pflugdienste
verfügen. 1656 haben die Gläubiger des Augustin von Adrum, des letzten
seines Stammes ') auf Zierstorf, ihre Hand auch in Warnkenhagen, das um
die.se Zeit und auch später als Pertinenz von Zierstorf angesehen und be-
handelt wird. Ks folgen die Herren von Vieregge als Besitzer von Zier-
storf c. p. in Warnkenhagen, Klein -Roge und Bartelshagen bis 1728, darauf
der Hauptmann Christian Ludwig von Hein, von 1752 an der Kammerherr
42 AMTSGKKKinsüK/lRK TKTIiROW.
und Oberforstmeister Nikolaus von Warnstädt, von 1785 an der Amtmann
Joh. Christoph Hennings, von 1798 der schon oft genannte Kammerrath Hahn
(später von Hahn), von 1803 an die Gebrüder Grafen von Hessenstein, und
von 1830 an der Domänenrath J. C. Pogge. Dessen Erben trennen 1832
Warnkcnhagcn von Zierstorf. In der Famihe Pogge bleibt Warnkcnhagen bis
1844. In diesem Jahre übernimmt es Karl Beruh. Wilh. Müller. Von ihm
kommt es 1863 an den Kammerjunker Otto Ch Heinrich von Bülovv. Seit
1S75 aber ist W'arnkenhagen Schlieffen'scher Besitz.
Auf der Pfarre ist ein vollständiges Verzeichniss der Geistlichen von
1541 an vorhanden: Jakobus Reincke (Reneke) von 1541 bis 1588; Joachim
Bambam von 158S bis 1629; der von Wallenstein eingesetzte Johannes Bannier
von 1629 bis 1635;') Joachim VVillebrand von 1636 bis 1688; Christian
Krichel von 1688 bis 1725; Joachim Christian Schütz von 1725 bis 1778;
und Johann L. Voss von 1779 bis 1828. S. Walter a. a. O.
Zu den hier Verzeichneten gesellt sich nun als vorreformatorischer
Geistlicher der Vikar Johannes Bo . . . ., dessen Grabstein erhalten ist (s. u.).
Als zur Kammincr Diöcese gehörig wird Warnkenhagen in einer Urkunde des
Jahres 1424 (Stiftung einer Vikarei in Malchow betreffend) genannt: Werneken-
hagen dicte Caminensis diocesis. S. Rudlofif's handschriftliches Diplom.
Mccklenb., Vol. VIII, fol. 281b.-)
Kirche. Kirche. Die Kirche zu Warnkenhagen ist ein einschiffiger frühgothischer
Ziegelbau auf einem Granitfundament. Chor und Langhaus sind mit Strebe-
pfeilern bewehrt, jedoch sind diese beim Chor eine Zuthat des XIV. Jahr-
hunderts, seine ursprüngliche Anlage i.st die nach Art des älteren romanischen
Stils mit Lisenen, die noch an mehreren Stellen hervortreten. Auch schliesst
der durch einen hohen Triumphbogen vom Langhaus geschiedene Chor nach
allerer Weise mit der Ostwand platt ab. Kr ist mit zwei trefflichen Kreuz-
gewölben übersjjaimt. Als Schmuck an den Aussenmauern des Chors sehen
wir einen abgetreppten Fries, wie er sich an Bauten aus der Zeit des Ueber-
ganges vom romanischen zum gothischen Stil findet und später in der Gothik
herr.schend wird. Unter ihm ein Band in T^orm einer Stromschicht. Das
breitere Gemeindehaus ist mit einer flachen hölzernen Decke überspannt. Wie
an seinen Mauern heute noch zu sehen ist, wollte man in alter Zeit wölben,
kam aber nicht dazu. Sämmtliche Fen.ster sind spitzbogig geschlossen. Zu
beachten ist auch das treffliche spätgothische Thurmportal mit einem schlichten
Kapitellband in der Kämpferlinie. Der im Westen vorgesetzte Thurm ist mit
einem Kreuzdach versehen. !«> soll früher eine Spitze gehabt haben, die
heruntergenommen wurde, weil man ihrer F'estigkeit nicht traute.^) Am Ost-
ende des Langhauses ein einfacher Dachreiter, welcher eine kleine Glocke
') Vgl. Linch, M. Jahrb. XXXVII. S. 7.
•) Grouh. Archiv in Schwerin.
•) Jcdenfall» hatulell c» Mch in der ersten Hälfte der achtziger Jahre des XVIII. Jahr-
hgndcrti um eine Ke)>aratur det schadhaft gewordenen Thurmes. Aber von einem Thurmsturz,
KIRCHDORF WAUNKENIIAGEN. 43
enthält. An der Nordseite des Chors eine gewölbte alte Sakristei, vor der
südlichen Eingangsthür eine Vorhalle, die dem Ansehen des alten Baues nicht
zum Vortheil gereicht.')
Der Altaraufsatz stammt aus dem Jahre 1785. Die Kosten wurden Altar-
seiner Zeit auf Betrieb des Pastors VOSS > durch milde Beitrcäge guter Freunde« aufsatz.
aufgebracht. Im Hauptstock das Gemälde der Auferstehung, darunter als
kleineres Bild das hl. Abendmahl. Säulen und Statuen (die Evangelisten) bilden
das Rahmenwerk. Darüber plastisch der Heiland in schwebender Gestalt, von
Engeln umgeben, ganz oben das Auge Gottes in einer Strahlenglorie.
Der vorhergehende Altaraufsatz, eine Stiftung der Frau Generalmajorin
VON HEIN auf Gottin und des Hauptmanns VON HEIN auf Zierstorf aus dem
Jahre 1737, wurde 1783 durch Blitzschlag zerstört.
Die Kanzel ist eine Stiftung des Herzogs und späteren Grossherzogs Kanzel.
FRIEDRICH FRANZ I. aus dem Jahre 1788.
Die Orgel ist neu. Orgel.
Verschiedenes, aber nicht besonders werthvolles Schnitzwerk der alten
Orgel -Empore wird im Pfarrhause aufbewahrt.
Stuhl auf der Südseite im Chor: ^'llllO • bOlllini • m"fCC" (Vorderwand Gestühl,
des Stuhles) COlirab'' • Clcgljc • Ol* • Im Wappen nur der Schrägbalken zu
erkennen.
Bedeutendere Epitaphien fehlen ganz, doch mag die Gedächtnisstafel Ge
der Ehefrau des Pastors WILBRANT, geb. MARGARETHA SCHULTZ, gest. den dächtniss-
26. Juni 1667, genannt werden.
tafcl.
Im Fussboden der Kirche drei Grabplatten mit abgetretenen Inschriften Grabsteine,
und Figuren. Ein mittelalterlicher Stein hat die Inschrift:
?lna bni ^U' p'nio d> i)o(noiMüiiiG Uir) bm ioijauncö üo
üicariiiG in Uicvnltiijaijc oi' <p co.
Eine jüngere Platte deckt die Ruhestätte des Pastors JOACHIM US BAMBAM
und seiner Ehefrau, und eine dritte die des PAUL VON ADRUM (s. o).
Im Glockcnstuhl des Thurnics drei Glocken. Die grösstc (Dm. 1,28 m) Glocken.
ist laut Inschrift 1777 von J. V. Schultz in Rostock zur Zeit des Pastors J. C.
SCHÜTZ luiigegossen. Der Gicsser der zweiten Glocke (Dm. 1,07 m) ist Huges
Collier- Berlin 1875. Die klein.ste Glocke (Dm. 0,79 m) i.st 1855 von C. Jllies
in Waren umgegossen worden.-)
wie es die Sage will, ist in den Akten keine Rede. Zwischen der ebengenannten Ke])aratui- und
dem Blitzschlag, der 1783 den Altar zerstört (s. o.) wird wohl ein Zusammenhang sein.
') Vgl. Lisch, M. Jahrb. XII, S. 468.
*) Die Vorgängerinnen der zweiten und dritten (jlocke stammten ebenfalls von J. V. .Schultz
und aus dem Jahre 1777.
44
AMlSf.KKlCHTSHKZIRK TETEROW.
Kleinkunst-
werke.
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Abendmahlskelch mit Patene,
Ijestiftct i;o6 von dem Oberst und s]>ateren Generalmajor VON HEIN auf
Gottin und seiner Ehefrau, geb. VON BRÜGGMANN a. d. H. Uldrichsholm.
Meisterzeichen (gj), das Stadtzeichen fehlt.') — 3. Einfache silberne Oblaten-
d.wc mit der In.«^chrift: JOHANN LUDEWIG VOSS, PASTOR IN WARNKEN-
HAGEN 1779. .Mcistcrzcichen des 1769 in die Zunft eingetretenen Joh. Georg
Rahm zu Rostock: [ifiRJ. Aber ohne Stadtstempel. — 4. Kleinere Patene mit
dem Stempel (p|). — Ausserdem \erschiedene neuere Geräthe: Berliner Fabrik-
arbeiten, theils von Assmann- Lüdenscheidt, theils von Ernst.
Das (;ut
I)ic4ihor.
Schloss zu Diekhof.
dem nach Warnkenhagen hin eingc])farrtcn grossen und schönen Gut
Diekhof-) giebt es schon in aller Zeit eine Kapelle. Doch ist sie im
XVII. (wenn nicht schon im XVI.) Jahrhundert eingegangen. Statt ihrer entsteht
im Jahre 1768 im Schlosse selbst die heutige Schlosskapelle in jenen I^'ormen
und Farben, die zur Zeit des Uebcrganges vom Rokoko zum Klassicismus beliebt
sind AEDES VSVI PROFANO OLIM DiCATAS AD SACRARIVM DOMESTICVM
APTAVIT EXORNAVIT CONSECRAVIT LVDOVICVS STATIVS HAHN CANON .
MAGDEB . ET CVBICVLI PRAEF • ELECTORIS SAXONIAE A . R . S . MDCCLXVIII :
s^j laut<:t die L'eberschrift f>berl rilb der I*jngangsthür in den hellen, anmuthig
jjestalteten Kaum, in welchem Alles in Weiss und Gold erglänzt.
') I)a» InvenUr von 181 1 fuhrt noch einen zweiten von llcin'schen Kelch auf.
*; Vjjl. I.t»ch, Alhiim meckicnh. Schlösser, Heft III und IV. Von 1470 bis 1780 Il.ilin'schcs
Gut, vpn F7'^' '■•• 1845 \Vallmo(lcn-(iim)}om'sches und von 1845 an Ba.s.sewitz'sches (Jut.
KIRCHDORF GROSS -WOKERN. 45
Das Kirchdorf Gross-Wokern.')
Rrira okart oder W'okert (Wokerd) lautet der Name des alten Dorfes zu Anfang Geschichte
' des XIV. Jahrhunderts, das damals schon seit langem ein Kirchdorf des
ist. Denn wenn der Ritter Deneke von Kröpelin, der mit dem schon in den J^ories.
siebenziger Jahren des XIII. Jahrhunderts genannten werleschen Vasallen
gleichen Namens identisch sein wird, zusammen mit seiner Vetternschaft in
der Kirche zu Gross -Wokern eine Vikarei gründet, und wenn die Stifter dieses
ausgesprochenermassen nicht nur zu ihrem eigenen Heile, sondern auch zu
dem ihrer geliebten Vorfahren und Gründer der Kirche thun (in remissionem
peccatorum nostrorum dilectorum progenitorum et fundatorum ecclesie ejusdem,
sc. Wokart), so muss die Kirchengründung selber schon ziemlich weit zurück-
liegen. In der That entspricht denn auch der wuchtige alte Feldsteinbau aufs
Allerbeste dem spätromanischen Stil im ersten Viertel des XIII. Jahrhunderts,
jener schweren Zeit, in welcher, wie die Geschichte des Klosters Dargun lehrt,
die Geistlichen des Circipanerlandes überall noch einen harten Kampf gegen
das trotzige Heidenthum zu führen haben und darin vom Bisthum Kammin
her berathen und unterstützt werden. Wie dieses um die Mitte des XIII. Jahr-
hunderts seine Ansprüche auf Circipanien dem Bisthum Schwerin gegenüber
zur Geltung bringt, ist in der Geschichte des Klosters Dargun erzählt worden.
Demgemäss ist es auch Bischof Heinrich von Kammin, der am 25. November
1306 der vom Landesherrn Nikolaus von Werle bereits am 8. April 1302 be-
stätigten Stiftung der Familie Kröpelin, die zunächst dem Priester Ern Konrad
Pennink zu Gute kommt, die geistliche Konfirmation ertheilt.^) Eine Ver-
besserung dieser Vikarei durch weitere P^inkünfte aus Hufen des Dorfes Gross-
Wokern (majoris Wokert) erfolgt im September 1364, als der Priester Johannes
Phojterock .ständiger Vikar (vic. perpetuus) der Kirche ist und Johannes
Rumpeshagen die Plebanie dort inne hat.^) Damals hat auch die P\imilie
Hasenor Hufenbesitz in Gross -Wokern, dessen sie sich zu Gunsten der Vikarei
entäussert. Ob sie aber neben oder nach der Familie Kröpelin zu diesem
Besitz gekommen ist und ob sie noch weitere Hufen dort hat oder behält,
wird nicht gesagt. Aus einer noch nicht veröffentlichten Urkunde des Jahres
1396 ersehen wir ferner, da.ss auch Timme Zorow und seine Söhne Gerd und
Kord im XIV. Jahrhundert Besitz in Wokern haben, freilich nicht in Grcss-
') 6 km westsüd westlich von Totere w. Kühnel deutet den Namen auf »die Wokert« und
erinnert dabei an den altslavisclien Wortstanim krüt- (i)olnisch kret = Maulwurf ), der durch () =
I'rothesis zu dem Eifjennamen des Dorfes gefülirt haben könne.
*) M. L'.-IJ. 2792. 3124. Kin I'riester Ilerniannus de Wokart wird 1318 genannt, alicr ob
er mit Dorf und Kirche Gross-Wokern zu verbinden ist, l)leibt zweifelhaft: M. 1.15.3854.
•''; .\1. r. Ü. 9299.
46
A.MTSIJIIKICHTSHKZIRK lETEUüW.
Wokern, sondern in dem anstossenden Wendisch -Wokern oder Lütten -Wokern
(Klein -Wokern). Es sind vier Hufen, die sie damals an Otto und Heine
von Wozcnitz überlassen. Rund fünfzig Jahre später, nämlich 1448, hat
Henneke von Flotow Besitz in beiden Dörfern. Als die letzte Itrbin dieser
Linie, Margarethe von Flotow, im Jahre 1562 stirbt, werden beide Lehne,
Gross- und Klein -Wokern, von den Herzögen eingezogen und bleiben, trotz
der I'rotcste von Andreas und Christoph \on Flotow, landesherrliches Do-
manium. Als solches werden sie noch ein paar ALile im XVII. Jahrhundert
verpfändet, wie z. B. 1648 an den Geh. Rath Adam Otto von Vieregge und
später an den Geh. Rath Georg von Mecklenburg.')
Kirche.
Gross -Wokern.
Um 1534 wird als Pfarrer zu Gross-Wokern ein Kaspar Dessin genannt,
der zehn Jahre vorher vom Güstrower Probst als dem herkömmlichen bischöflich-
kamminschen Offizial und Archidiakon für Circipanien (das Darguner Kloster-
Archidiakonat Alt- Kaien au.sgenommen) eingesetzt i.st. Um 1541 finden wir
dort den Matthaeus Blumenholz (Blumenholt), der auch noch 1553 genannt wird.^)
Seit dem Jahre 1602, dem Jahre der Berufung des Pastors Joachim Gott-
schalk nach Klaber, i.st die Kirche zu Gro.ss -Wokern mit der zu Klaber
kombiniert, wie der Pa.stor selber in einem Aktenstück sagt, nicht erst seit
160X, wie es in einem .sOhr viel späteren Aktenstück irrthümlichcr Weise heisst.
Kirche. Die Kirche ist ein spätromani.schcr hY-ldstcinbau ohne Thurm,
mit einem schmalen Chor und einem etwas breileren Langhaus, die beide
') Vgl. Akten im Grotkh. Archiv.
*) Schröder, evangel. .Mecklenb. I, S. 282. Vgl. S. 429.
KIRCHDORF GROSS - WOKERN.
47
zusammen durch elf Schlitzfenster erleuchtet werden. Die Laienpforte auf der
Nordseite ist ein treffliches rein romanisches Granitportal; die Priesterpforte
auf der Südseite des Chors ist von geringerer Bedeutung. Die ehemalige
Sakristei an der Nordseite dient jetzt als Holzschuppen, der Eingang dazu
von der Kirche her ist vermauert. Der Chor ist mit einem aus Granitgeröll
erbauten Kuppelgewölbe, das Langhaus aber mit zwei anscheinend erst in
späterer Zeit eingesetzten Kreuzgewölben geschlossen, die aus Ziegelsteinen auf-
gemauert sind und eine ziemlich rohe Rippenbildung aufweisen. \"or dem
^^^"^^^^
Portal auf der Xordseite der Kirche.
Hauptportal auf der Xordseite liegen zwei ehemalige Kornquetsch -Steine, die
als VVeihwasserbeckcn gedient haben können. Im Westen ein hölzerner
Glockenstuhl.
Der eingehenden Beschreibung dieses altehrwürdigen Kirchen])aucs bei
Lisch, M. Jahrb. XXI, S. 264 — 267, und dem Vergleich mit den Kirchen-
ruinen in Dambeck bei Roebel und dem untergegangenen Domherren -l'apen-
hagen bei Ulrichshusen, später auch mit der Kirche zu Semlow, M. Jahrb.
XXIII, S. 318 — 20, merkt man den tiefen Kindruck an, den dieser alte Hau
zu Gross -Wokern auf empfängliclie (iemiithcr macht. Möge ihm ein besseres
Schicksal bescliieden sein als seinen beiden mccklonhiirgischen Sclnvester-
kirchen, die dem Untergange geweiht sind. Bei l)aiiil)c'ck wäre der Chor
allenfalls noch zu retten.
Die innere Einrichtung ist ohne Bedeutung.
48
AMTSGKRICHTSBEZIRK TETEROW.
Clocken. Die drei Glocken der Kirche sind 1892 von Oberg- Wismar gegossen
worden.
Von den älteren (ilocken war nach Angabe des Inventars von 1 8 1 1
die j^ri.ssero im Jahre i 7 5 i unter Herzog CHRISTIAN LUDWIG und z. Zt. des Pastors
JOHANNES WALTER von O. G. Meyer in Rostock gegossen worden. Die andern
beiden hatten keine Inschriften.
Kleinkunst-
wcrke.
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter gothischer Kelch auf sechs-
passigein l-\i.ss, am Knauf kleine geflügelte Engelsköpfe und der Name
IHESVS. Keine Werkzeichen, auch nicht an der /Aigehörigen Patene. —
3. 4. Silberner Kelch, mit einem aufgehefteten Krucifixus als Signaculum.
Ohne Werkzeichen, auch nicht an der zugehörigen Patene. — 5. Neugothische
Abcndmahlskanne. — 6. Neugothische Oblatendose. — 7. Schöpflöffel mit dem
Doppel -Monogramm P-B» und dem Stempel des Güstrower Goldschmiedes
Lenhard Mestlin (1705 — 1739)- — 8. Neue messingene Taufschale. — 9. lO.
Zwei .schwere alte Messincrleuchter, gestiftet von A • M • TÖPPELL.M
Das Gut und Kirchdorf Klaber.')
(leschichti
des
Dorfes.
i
W. IC Geschichte des Dorfes hebt an mit der Uebervveisung des Kirchen-
patronates an das Güstrower Domstift durch den Landesherrn Fürst
Nikolaus von Werle am 16. Mai 1303 und mit der schon nach zehn Tagen,
den 26. d. M., nachfolgenden Bestätigung durch den Bischof Heinrich von
Kanmiin.') Dcmgemäss begegnen wir der Kirche auch später in den Güstrower
Dom -Statuten.') Um 1364 ist Bertrammus de Ilaijezel Kirchenrektor in Klaber
(rector parrochialis ecclesie in Calaber, Caminensis dyocesis), der aus unbekannt
gebliebenen Anlä.ssen auf einen Schutzbrief Kaiser Karl's IV. besonderes
Gewicht legt, welcher der Geistlichkeit in den Kirchenprovinzen Magdeburg
und Bremen wider die Bedrückung durch weltliche Gewalten verliehen i.st.^)
Hapezel, de.s.sen Name nicht in Hap.sal übersetzt werden muss, da er ohne
diese Uebersctzung viel verständlicher ist, bleibt aber auch der einzige mittel-
alterliche Geistliche der mecklenburgischen Calabria, den wir kennen lernen.
Als Herren im Dorfe begegnen uns im XV. Jahrhundert die Herren von
Müggesfeld, eine in Lauenburg, Holstein und Mecklenburg ansässige alte
Adelsfannlie, deren Mitglierlcr in Mecklenburg .schon im Anfange des
') EbenderKibe I'ensionarius Arcn'l .Mniitz Töppel stiftete im Jaliie 1717 einen silbernen
Kelch, der jetzt in Klat>er ixt (s. u.).
*) 10 km südwestlich von Telcmw. l)c:r alte Name des XHI. und XIV. Jaluhunderts
Calabria, Kalal>cr mu»« im Dunkeln l.leihen. Vgl. KUhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 68.
») M. L.I'.. 2864. 2869.
*) ,M. V.U. 8428.
*) M. U.-B. 7873. 9262.
GUT UND KIRCHDORF KLABER. 49
XIV. Jahrhunderts als werlesche Vasallen vorkommen. Sie haben das Gut
Klaber und die im Jahre 1726 eingegangene Schäferei Klingenberg nach-
weislich im Jahre 1433 inne und behalten beide Güter bis zu ihrem Aus-
sterben im Jahre 1515.^) Da fallen diese an die Herzöge zuriick, die 15 17
den Wedige von Maltzahn damit belehnen. Maltzahn'scher Besitz bleiben sie
bis 1648. In diesem Jahre kommen sie, indem als Zwischenkäufer erst die
Gebrüder Hallermann und dann der Dr. Neubauer auftreten, als Pfandgüter an
den Generaladjutanten Zacharias von Holstein. 1699 kauft sie der Rittmeister
Klaus Christoph von Schack; 1706 besitzt sie der Oberhofmeister und spätere
Geh. Rath Christian von Schack, dem Herzog Friedrich Wilhelm 1706 das
Patronat der Kirche überlässt. Der Geh. Rath von Schack verkauft sie 1726
an Gerd Heinrich von Levetzow. Levetzow'scher Besitz bleibt Klaber c. p.
bis 1765. Von 1765 an Thom.storfif'sches Gut, kommt es als Pfandbesitz an
Jakob Friedr. Joachim von Bülow, der mit Louise von Thomstorff a. d. H.
Rothspalk vermählt ist (s. u. Klingbeutel), und von diesem 1798 an die
von Lowtzow, die es noch heute haben.
1541 ist Nikolaus Gilow vom Güstrower Domkapitel eingesetzter Pfarr-
herr zu Klaber. Er ist auch 1553 noch da, offenbar aber viel länger. Ihm
folgt David Lau (Lowe, nicht David Bauer), der 1574 bereits als Pa.stor in
Wokern thätig ist, aber acht Jahre vorher in Klaber das Pastorat innegehabt
hat. Lau's (Lowe's) Nachfolger Paulus Stegemann, weicher 24 Jahre Pastor
in Klaber und dort nachweislich schon 1574 im Pfarramt ist (wie seine Tochter,
die spätere Pastorin Zepelin, im Jahre 1602 in einem Briefe sagt, als sie schon
Wittwe geworden), unterschreibt 1577 die Konkordien-Formel. Ihm folgt der
Schwiegersohn Kord Zepelin, dieser stirbt aber schon 1602 oder 1601.
1602 folgt (seit 1608 Pastor in Klaber und Wokern zugleich) Joachim
Gottschalk, dem 1635 der Sohn Simon Gottschalk substituiert wird. Simon
Gottschalk, nachdem er alle Noth und Drangsal des Krieges erfahren hat und
nach Güstrow geflüchtet ist, stirbt am 15. Juni 1638. Ms folgen nun: Joh.
Koch von 1640 — 71, Barthold Guhle von 1672 — 86, Joachim Wittmann von
1686 bis 1706, und Joh. Laurentius Grambtzow (Gramsow) von 1707 an.
Grambtzow lässt sich 1735 den David Joh. Walter substituieren, der bis 1774
lebt. Nach ihm folgen: Joh. Christian Lehmann (1775 — 1780), Kaspar Johann
Christian Bade (178 1 — 95) und 1797 Andreas Friedr. Tarnow (7 18 15). Siehe
Walter a. a O.
Kirche. Die Kirche hat in den Jahren 1872 — "jG einen Durchbau er- Kirche.
fahren und ist dabei aus einem alten, der Zeit des Uebergangs vom romani-
schen zum gothischen Stil angehörenden gewölbten Bau, in welchem der
Triumphbogen in seiner Ursprünglichkeit erhalten geblieben ist, zu einem
.stattlichen, stark vergrösserten Neubau geworden. Besonders erweitert ist der
Chor. Auf der Nordseite der Kirche ist auch ein zugesetztes frühgothisches
') Akten im Giossh. Archiv. Vtjl. Schildt, .M. Jahih. LVI, S. 215. Kine Zietjelei Clinken-
berg liegt noch jetzt in der Nähe, gleich sUdwestlicl» von Rothspalk.
4
50
AMTSCKRICIITSÜEZIRK TKTKROW.
Innere Hin
richtung.
Cirahstein.
Glocken.
Kleinkunst
werke.
v,^^»
Portal mit einem sclilichlon Kai)itellglicclc in der Kämprcrlinic unverändert ge-
blieben. Dajjcgen ist der drei Stockwerke hohe Thurni mit einem steilen
achtscitijren Pyramiiienhelm völlig neu.
Altaraufsatz, Kanzel und
Gestühl sind neu.
An der Xordwand des Lang-
hauses ein alter Grabstein mit dem
erhaben gearbeiteten Hildniss eines
kitters in voller Figur: ANO •
1589 • AM . NYEN«JARS • DAGE«
IS . DER . EDLER • VND • EREN-
VEST . CHRISTOFFER MOLTSAN.
IN . GODT . SALICH . ENTSLAPEN .
J«S*G>G*S* In den locken
\ier Wappen: das Maltzan'sche,
Huchwald'sche, Bülow'sche und
Warnstedt'sche.
Im Thurm hängen drei
Glocken, die im Jahre 1841 von
F. Schünemann in Denmiin ge-
g«)ssen worden sind. Die beiden
grös.seren fuhren den Namen des
Landesherrn vmd ausserdem die
Namen der Besitzer der eingc-
pfarrten ritterschaftlichen Güter,
des Predigers, Kii.sters und der
Juraten.
Das Inventar von 181 i
giebt die Inschriften der älteren
(Hocke nicht an, wohl aber
vf)n der mittleren das Cilorkcn
f^ic^'^t•^/.c•i^ll<,•n fic^
Rickert von Mönke-
hagen, dem vorne
n()( li ein -f- /Uf(esL-t/t i^t.
KleinkuDStwerke. i. 2. Silbervcrgoldeter gothischer Kelch, am
Knauf .sechs getriebene Chri.stu.sköpfe und spätgothisch stilisierte eingravierte
Platter L'mschrift auf dem Fussc: HINRICK • FRIG • DACH • ACCHIM .
SCHONEVELT . ACCHIM . SCHMIDT . 1553 . HER NICOLAVS • GILOW KARCK-
HER TOM KLABER . 1553 HANS . ROSTE . H D . K M . Zwischen HANS
und ROSTE «in aufgelegter pla.stischcr Krucifi.xus als Signaculum. Keine
\Verk/.eich»-n. auch ni. ht an der l^itcne. 3. .Silbervergoldetcr Kelch mit der
Inschrift: ILSABE • JOHANNA . ANNA . TROGEN • SEEL . H. • HOFF • RAHT.
TROGEN • JVNGFER • TOCHTER » HAT • DIESEN • KELCH . DER • KLABER-
99<^
(Grabstein des ChiistofTer Moltsan.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF LANGHAGEN. 51
SCHEN . KIRCHEN • IN • EWIGEN • ANDENCKEN • GESCHENKET • ANNO.
1698 • DEN . 3 • DECEMBER. Meisterzeichen verhämmert; das Stadtzeichen
scheint ^ = Güstrow zu sein. — 4. Silbervergoldete Patene mit der Inschrift
auf der Unterseite: DISEN • KELCH • GIBET . GOTT • ZU • EHREN • HR .
AREND . MORITZ TÖPPEL '^ . PENSIONARIUS • DER • KIRCH • IN WOCKERN .
ANNO 1717. — 5. Xeugothische silberne Kanne, geschenkt von Freiherrn
MOELLER VON LILIENSTERN auf Rothspalk 1868. — 6. Neugothisches
Ciborium. — 7. Hijbscher alter Schöpflöffel, dem in Wokern gleich, aber
ohne Monogramm und Stempel. — 8. Kleiner zinnerner Krankenkelch. Auf
der Unterseite des Fusses der Name des Stifters: 1698 WITMAN P • KIRCHE
ZUM KLABER. (Englisch Zinn.) — 9. Alte getriebene Messingschüssel, ge-
stiftet 1729 von JOHAN STUEFF. — 10. Noch eine Messingschüssel, reicher
verziert, ohne Inschrift. — 11. 12. 13. Drei hübsche Vela mit farbiger Blumen-
stickerei, aus dem Anfange des XVIII. Jahrhunderts.
Das Inventar von 181 i erwähnt einen Klingbeutel mit der Inschrift am
Bügel: lACOB FRIEDRICH JOACHIM VON BÜLOW 33 JÄHRIGER BESITZER DES GVTES
CLABER VND DOROTHEA SOPHIA LOVISA V BÜLOW GEB. VON THOMSTORFF A. D. H.
ROTHSPALCK VEREHREN DIESES DER KIRCHE ZV CLABER 1798.
* * *
Der Pastor Tarnow (s. o.) berichtet, dass ein im Pfarrhause aufbewahrter Kasten mit
viereckiger Kasten von Eichenholz 1801 in den damals neu errichteten Altar Keliiiuien
der Kirche zu Klaber eingemauert worden und in ihm die von Pastor Witt- "" "•^''''"
mann aufgezählten Reliquien (cf. Chronik, S. i) aufbewahrt seien. Hei der
Restauration der Klaberschen Kirche in den siebenziger Jahren des XIX. Jahr-
hunderts wurde der Kasten im Altar gefunden. Er ist durch ein Versehen
des Baumeisters Koch nicht wieder eingemauert worden.
»Die Reliquien sind: ein hölzernes Büchslein, gelb angestrichen, darin
zwei kleine Stücklein von Relicjuien, so in Cartuk gewickelt. Briefe vermodert.
Dabei etwas von einem grossen Siegel mit Frauengestalt [hl. Cäciliel und
einem II. So gefunden 1706 von Pastor Wittmann.«
Chronik auf der Pfarre mit Angabe der Pastoren von 1 560 an.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Langhagen
[vormals Lankavel].')
fi]Qjeltere Urkunden über Langhagen vor Mitte des XV. Jahrhunderts scheinen (ioschichte
zu fehlen. Im Jahre 1451, nach dem Aussterben der von (oder von «^'^'^
der) Oldenstadt, die Gut und Dorf zu Lehn getragen haben, wird Heinrich Hahn >»r t'^«-
zu Kuchelmiss mit dem herzoglichen Anfall von Lankavel oder Langli;iL;cn
hause.
') Siehe Leuchter in Wokern.
*) 13 km ^ii(Kii(l westlich von 'l'cterow.
52
AMTSGERICHTSHEZIRK TETKKOW.
Kirche
belehnt.') Von da an bis /.um Jahre 1780 gehört Langhagen zur Hahn'schen
Begiiterung. In diesem Jahre erwirbt es der Generalleutnant Joh. Ludwig Graf
von Wallmoden -Gimborn. Dieser iiberlässt es 1796 dem schon öfter genannten
Kammerrath Hahn, der 1788 in den Adelsstand erhoben war. Des.sen Erben
behalten es bis 1815. Von 181 5 bis 1846 ist der Hof- und Kanzleirath Georg
Ludwig von Wedemeyer der Besitzer, dem auch Laiendorf gehört. 1846
kommt Langhagen an Adolf Aug. Hellm. Albrecht Freiherrn von Maltzan.
Der Freiherrlich -Maltzan'.schen Linie gehört es auch heute.
Die Kapelle hat von jeher zur Mutterkirche in Serrahn gehört. Vgl.
M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. IV, S. 335/336. Es scheint ihr aber keine vor-
reformatorische Gründung voraufgegangen zu sein.
Kirche. Sie stellt sich als ein schlichtes Fachwerk in Form eines Vierecks
dar und stammt aus dem Jahre 161 5, der ihr in gleicher Breite vorgesetzte
Thurm dagegen erst aus dem Jahre 171 5. An einem Ausseiibalken der Kirche
die eingcschnitzte Inschrift: HOC AEDEFICIUM SACRUM EXSTRUCTUM EST
1616 ANNO 1716.
Innere Hin-
richtung.
Holztafel.
(;ias
inalerei.
Glocken.
Kleinkunnt-
werke.
Altar, Kanzel uiul Gestühl sind ohne Bedeutung.
Im Innern auf einer grossen Holztafel eine mit Gold auf Schwarz ge-
malte Inschrift, welche besagt, dass unter HAHN schein Patronat und zur Zeit
des Pa.stors URBANUS OESLER-) im Jahre 1703 eine Erneuerung stattgefunden
habe. — In den h'enstern sieht man noch eine Anzahl farbiger Scheiben von
1703, darunter folgende Namen: HERR JULIUS LUDWIG VON PEDERSTORFF,
HOCHFURSTL . CAMMERJUNCKER ANNO 1703; HERR EHRENREICH VON
MOLTKE HOCHFÜRSTL . MECKL . LANDRATH ANNO 1703;'^) das HAHN'schc
Wappen «jhne Namen; dazu die bürgerlichen Namen: BADEMÖLLER, KOITE,
ZENCKER, PRANGE, SCHMIDT DER ALTE, VOSS DER SOHN, GLASOW, VOS
DER ALTE.
In dem kleinen Thurmaufsat/, auf dem We.stgiebel zwei Glocken, die
eine 1893 von C. Oberg in Wismar, die andere 1859 von C. Jllies in Waren
gegessen.
iJic Vorgängerin der grösseren Glocke war nach dem Inventar von 181 i
im Jahre 17 19 gegossen. Sie wurde bereits im Jahre 1778 durch J. Valentin
Schulz- Rostock umgegossen. Die Vorgängerin der zweiten Glocke war ohne
It)S( lirift.
Kleinkuostwerke. 1. Silberner Kelch von 1831, ohne In.schrift und
Stempel. — 2. Silberne Patene, 1716 von C. GRÜTZMACHER gestiftet. Ohne
•) Luch, Ge«:hl. Hahn II, S. 147. 154. 157. IV, S. 177. 224. 227. 231.
•) Vgl. M. Kunst- u. Gesch. -Dcnkm. IV, S. 336.
•) Im Jahre 1698 erfolgte der landesherrliche Konsens zur pfandweisen leberlassung des
Gute« llinzenha(;en c. p. in Uansow, Stri(,'^'o\v, Langhagen und Ahrenshagen an den I.andrath
BogitUv F,rn»i von l'eder»torfr. Die eigentliche BesiUerin von Hinzenhagen war Maria Magdalena
Colhmann, Ehefrau det Oberstleutnants Joachim von Moltke.
KIRCHDORF GRUBENHAGEN.
53
Stempel. — 3. Silberne Oblatendose, 1669 gestiftet von JOHANN COTHMANN,
FÜRSTL . MECKL • KAMM ERJUNCKER. ^) Auf der Unterseite ein undeutlicher
Stempel. — 4. Zinnschüssel, ohne Inschrift und Stempel. — 5. Zinnerne Wein-
kanne mit der Inschrift: ECCLESIAE LANGHAGENSI SACRUM »E.H. BRUM-
MERSTAEDT PASTOR 1775,-) umgegossen im Jahre 1848, wobei die alte Schrift
konserviert worden ist. — 6. 7. Zwei schwere treffliche Leuchter von Messing
auf drei Füssen, die von ruhenden Löwen gebildet werden, gestiftet von
GUSTAV WALTER im Jahre 1728. — 8. Neben der Kanzel, unterhalb des
Fensters, ein trefflicher Armleuchter von Messing.
') Vgl. M. Kunst- u. Gesch. -Denkin. IV, S. 337.
") Vgl. M. Kunst- u. Gesch.- Denkm. IV, S. 336.
') 15 km südsUdwestlich von Teterow.
*) M. U.-H. 547. 1932. Schild und I leimzier der von Grul)e abgebildet bei CruU, Geschl.
d. .Mannschaft, N. 21. Weiteres über die Familie von Grube und ihre Güter bei Lisch, Gesch. d.
Geschl. von Maltzan II, S. 181 — 183.
*) Lisch, M. Jahrb. VIII H, S. 129. — Chri-.toph Otto von Gamm, in seinem .\delsVer-
zeichniss um 1775, M. Jahrb. XI, .S. 442, lässt einen Kaplan Heinrich Grube (in Diensten des
ersten mecklenburgischen Herzogs Albrecht) den letzten seines Geschlechts sein. Aber es wird
das auf einer Verwechslung mit dem in den Urkunden dieser Zeit sehr häufig genannten Kaplan
und Hofnotar Heinrich von Griben (Gryben, Greben) beruhen.
•) Vgl. M. U.-15. 7797, Anmkg.
Dorfes.
Das Kirchdorf Grubenhagen.^)
^m XIII. Jahrhundert, aber anscheinend nicht ganz bis zur Mitte des XIV. Geschichte
Jahrhunderts hin, sitzen auf der alten Hurg Grubenhagen, dem heutigen des
Schloss gleichen Namens, gut i km nordnordwestlich von Kirch- Grubenhagen,
die von Grube als Vasallen der Fürsten von Werle/*) Sie mögen die Stifter
von Burg, Dorf und Kirche gewesen sein, wie angenommen worden ist, aber
ihre Zeit ist damals abgelaufen. Denn beim Beginn der zweiten Hälfte des
XIV. Jahrhunderts sind sie aus der Geschichte verschwunden.^) Auffallender
Weise wird unter jenen im Jahre 1353 von Fürsten und Städten bezwungenen
Raubburgen, die eine lange Linie vom Nordende des Schaalsees bis nach
Perleberg hinunter bilden, auch die l^urg Grubenhagen genannt. Wenigstens
geschieht dies in der Chronik des Wismarschen Stadtschreibers Heinrich
von Baisee, der freilich, der lübischen Detmar- Chronik entgegen, irriger Weise
die Ereignisse auf 1354 statt auf 1353 setzt. Und das Register des Urkunden-
buches identifiziert demgemäss die von Baisee genannte Burg Grubenhagen
mit der gleichnamigen Burg in Circipanien.'') Da aber diese ganz aus der
erstgenannten Reihe herausfällt und auch sonst als Raubburg nicht bekannt
ist, so muss an ein anderes Verhältniss gedacht werden. Es ist uns deshalb
sehr willkommen, da.ss Crull, der Herausgeber der Baisee -Chronik, im mecklen-
burgischen Jahrbuch XLIII, S. 184, mit sehr viel grösserer Wahrscheinlichkeit
54 AMTSCKRICHTSHF.ZIKK TETEROW.
die 13 km siidösllich von l'cilcbcri; gelegene Burg Grube in der Mark dafür
eingesetzt hat, von der aus die von Quitzow noch im XV. Jalirhundert nach-
gewiescnermassen, z. H. 1447 48, ilue Raubzüge weit nach Mecklenburg hinein
unternahmen.') Ks giebt somit keinen Anlass, die bekannte Bezwingung der
mecklenburgischen, lauenburgischen un(.\ markischen Raubburgen im Jahre
1353 mit der I''amiliengeschichte der von Grube oder von Maltzan in Ver-
bindung zu bringen.
An die Stelle der von Grube nämlich tritt auf Burg Grubenhagen das
alte Geschlecht der von Maltzan. Es scheint, als wenn es Schulden waren,
welche die erstgenannten zur Veräusserung ihrer Güter brachten. Wann aber
dieser Uebergang von Burg und Dorf Grubenhagen von der einen an die
andere I'amilie stattgehabt habe, ist nicht genau anzugeben, nach Lisch's
Annahme nicht vor dem Jahre 13 10, jedenfalls aber vor 1364, vielleicht
zwischen 1325 und 1340.'^) Denn um 1364 sitzt bereits Ritter Ulrich von
Maltzan (Moltzan) auf Grubenhagen.'') Seit dieser Zeit nun ist die Familie
von Maltzan auf Grubenhagen ansässig geblieben, also weit ins sechste Jahr-
hundert hinein. Nicht so freilich auch auf Kirch -Grubenhagen, denn hier giebt
es von 1828 bis 185 1, also dreiundzwanzig Jahre lang, eine Unterbrechung
durch die Familie Heise (spiiter von Heise- Rothenburg), und 1877 ist Kirch-
Grubenhagen mit Vollrathsruhe und seinen Nebengütern an den damaligen
Oberstleutnant Hubert Gustav Victor von Tiele-VVinkler übergegangen, dessen
Familie noch heute im Besitz ist.*)
') M. Jahrb. XVII, S. 340. XI,III, S. 177 178 und 184, Anmkg.
*) Li.sch, (jesch. d. üc'^clil. von Maltzan II, S. 182, biintjt mit der Familie von (Inihe eine
Reihe alter I.ehen in Verbindung, wie Grube bei üristow und Hoben- Dempzin, Hof und Dorf
Grobe zwischen Krakow und Gross-CJrabow (seit 1796 Cüiarlottenthal j^ehei.ssen), Vorwerk Grube
zwischen Krakow und Serrahn, da.s 1791 See -Grube heis.st. Hau])tf,'Uter, au.sser Grul)enhagen,
waren Wangelin und Li|>en, die noch zu Anfanjj des .\IV. Jahrluindcrts Gruben \\'an<,'elin und
(«ruhen -I.iiHrn hies.sen.
•) M. U.-H. 9256. 9274. 10121. 11491.
*) I)ic ältere Grubenhäjjer Linie war bereits 1815 °rlo.schen. Der letzte .seines Stammes
war der Erlilandmarschall Cord Jasper Eerdinand von Mallzalin, den sein .Schwager von Dannen-
l>erfj am I. Dcceniber 1815 im Duell erschoss. Seine Leiche wurde im Gewüliie unter dem Altar
der Kirche zu Grubenhagen beigesetzt. Es war die letzte, die dies C;ewöli)e aufnahm. 1861
wurde CS fest vermauert. — Die übrigen Linien des Geschleclits der von Maltzan und Maltzahn in
Mecklenburg, Tommern und Schlesien konnten ihre Erbrechte auf die Grul)enhäger (Jliter nicht
sofort hinlinglich erweisen, und es trat daher bis zum Jahre 1822 eine Verwaltung unter Sequester
ein. Aller 1822 wurden die (illter freigegeben und auf Anordnung des Grossherzogs Friedrich
Franz I. unter die Familienmitglieder verloosi, nachdem sie zu ziemlich gleichen Theilen getrennt
worden waren. Das I'atronat wurde auf Vollrathsruhe gelegt, das seit 1759 der Wohnsitz der
GruticnhAger Linie von Maltzahn gewesen war. Hei der Verloosung kam Vollrathsruhe an die
l'enzlincr Linie von Maltzan, also an die Freiherrn zu Wartenberg und Tenzlin, die es 1828 ver-
kaoften. 1852 erwarb es der Ijindschaftsdirektor Freiherr Karl von Maltzahn zurück. Er baute
die leiden Cßüler Vollrathsruhe und Hallalit nebst dem Kirchdorf CIrubenhagen fast ganz neu
wieder auf. Von ihm stammt auch das Eingangsportal in der Kirchhofsmauer, wie denn tiberhaujjt
die ganze Kirchhofsmaucr im Jahre 1857 auf Kosten des Patrons der Kirche erbaut worden ist
(Nach Mitthcilungen des Herrn l'aslor lloyer.;
KIRCIIDUKF GR'JBENIIAGEN.
55
Der Name Kirch -Grubenhagen ist kein alter Name. Denn in dem von
1667 an geführten Kirchenbuch heisst das Kirchdorf einfach Kirchhagen, und
erst von 1756 an kommt der Name Kirch-Grubenhagen auf, ein Name, der
dann im XIX. Jahrhundert der herrschende wird. In alter Zeit dagegen ist
Grubenhagen auch der Name für das Kirchdorf (ecclesia in Grubenhagen,
ecclesia in villa Grubenhagen, plebanus in Grubenhagen). Alle älteren Ur-
kunden über das Kircndorf bis auf eine sollen bei einem Brande des Pfarr-
hauses im XVII. Jahrhundert vernichtet sein.') Man weiss aber doch, dass
dem Orte eine Art von Flecken -Gerechtigkeit zugestanden war, denn es durften
sich hier auf Grund einer Maltzan'schen Verfügung von 1 546 Handwerker
jeder Art niederlassen, auch wurden bis 1886 jährlich drei Märkte abgehalten.-)
ISlick auf die Kirche zu Ci ubenhagen.
Alte Filial- Kirchen oder Filial -Kapellen der Kirche waren die von
Gross -Luckow und Klocksin. Aber von beiden heisst es im Visitations-
Protokoll von 1648, dass sie in den Kriegsjahren vernichtet worden seien.
1786 dachte man zwar an einen Wiederaufbau der Kapelle in Klocksin, aber
es kam nicht dazu.
Als Kirche im Lande Circipanicn gehört Kirch-Grubenhagen selbst-
verständlich zur Kamminer Diöcese. Aber es wird das ausserdem durch eine
Urkunde \()m 16 August 1494 ausdrücklich bezeugt, in welcher Hischof Bene-
dikt von Kammin, der an diesem Tage selber in Grubenhagen anwesend ist,
eine Schenkung VVedeges von Maltzan an die Kirche, bestehend in anderthalb
Hufen zum Zweck einer Seelenmessen -Stiftung, bestätigt")
Im Jahre 1288 wird der Pfarrer Dietrich genannt (»plebanus in Gruben-
hagen«). Der nächste, welchen wir urkundlich zwischen 1399 und 1439 kennen
lernen, ist der Pleban Heinrich Weltzin.') Da.ss aber ausser dem Pleban noch
') Nach schriftlichen und nnindiichen MiltheiUingen des llerin Pastor lloyer.
*) Lisch, M.Jahrl). XXIV, S. 59.
*) Lisch, >L Jahrb. XXIV, S. 63 64. Diese Hufen sind als rfariantheil vom Ilnfe zu Voll
lathsruhe in Kil>i)acht genommen worden.
*) Schnider, l'apist. .Meckl., .S. 1674. 1978.
jö AMTSGERICIITSBEZIRK TETEROW.
Vikare da waren, ersehen wir aus der angezogenen Urkunde des Bischofs von
Kanimin (plebanus . . . cum vicariis suis). Und aus Akten des XVI. Jahr-
hunderts ergiebt sich, dass der Pleban deren vier zur Hülfe hatte, für die es
auch vier besondere Häuser gab.') In der nachreformatorischen Zeit tritt statt
der Vikare ein Diakon dem Pastor an die Seite. Aber nach dem dreissig-
jährigen Kriege und dem Untergange der Filial -Kirchen in Klocksin und
Gross -Luckow verschwindet auch dieser. Am i6. August 1543 schreibt
Dr. Martin Luther an seinen gelehrten und theuren Freund Dietrich Maltzan,
dass er ihm für den sei. Pfarrer Balthasar einen anderen senden werde, und
zugleich mit dem Briefe trifft Mag. Johannes Frisius ein. An dessen Stelle
tritt von 1546 bis 1551 Sebastian Bock, unter welchem 155 1 von einem un-
genannten Diakonus die Rede ist. Ungefähr 1560 folgt Mag. Martinus Brasche
(7 1592). Zu seinerzeit wirken neben ihm die Diakoni Thomas Schult (1580)
und Johannes Capobus (1581). Von 1593 bis 1612 folgt Pfarrer Eberhard
Westerhausen, und neben ihm werden die Diakoni Joachim Colberg und Johann
Bolte genannt. Von 1613 bis 1625 folgt Mag. Sebastian Peschelius, unter dem
Johannes Kohlhof als Diakonus wirkt. An die Stelle des Pe.schelius tritt
Simon Rhode (Rhodiu.s). und an Kohlhof 's Stelle, dessen 1629 als eines Ver-
storbenen ICrwähnung geschieht, wird Heinrich Otto (Otte) gesetzt: der letzte
Diakon. Von 1635 bis 164 1 werden keine Pfarr- Register geführt, angeblich
in Folge der Kriegszeiten, vielleicht auch deshalb nicht, weil Simon Rhode
bereits todt war, wenngleich auf der Prediger -Tafel in der Kirche zu Gruben-
hagen sein Todesjahr mit 1638 angegeben wird.-) 1640 folgt Christophorus
Bertram, unter dessen Pastorat 1648 eine Kirchen -Visitation stattfindet. Er
lebt bis 1660. 1662 i.st das Pfarrhaus abgebrannt, der Pastor Joachim Rhode
wohnt in der Kapellanei und i.st (nach dem Visitations- Protokoll von 1662)
bereits drei Vierteljahre in officio gewesen: er ist der Sohn des Simon
Rhodius. Es folgen nun Joh. Lüning I von 1676 bis 1709, Joh. Lüning II von
1707 bis 17 II (Anfangs als Sub.stitut) und Joh. Christoph Wendt von 171 i
bis 1738. Nach elfjähriger Vakanz, in Folge langen Patronatsstreites zwi.schcn
dem von Bassewitz auf Klocksin und den von Maltzan auf Schloss Gruben-
hagen, folgen von 1749 bis 71 Wilhelm Studemund und von 1773 bis 181 1
Joh. Christian Beeck. Ucber ihn und seine Nachfolger im XIX. Jahrhundert
s. Walter a. a. O.
Kirche. Kirche. Die dem r)pus der Kirchen des Ueberganges vom romani-
schen zum gijthischen Stil in der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts folgende
alte Kirche stellt sich mit ihrem dreischifTigen Langhaus und einem aus Feld-
steinen erbauten Chor sammt dem in den Innenraum hineingezogenen massigen
Thurm als ein stattliches Gebäude dar, dessen alter Bestand freilich gründlich
•) U»ch. M. Jahrb. XXIV. S. 56. 59.
') In dic*cr Zeit de» Kricfjcs und der Pestilenz war der Bauern- und Kossatenstand der
gerammten <'ieincinde von Kirch -Grubenhagen von achtundncunzi)^ bewohnten Gehöften auf —
fünf! bewohnte Gehöfte tusammengcschmolzen : vgl. Groth, .M. Jahrb. VI, .S. 135.
KIRCHDORF GRUBENIIAGEN.
57
verändert ist. Die Fenster im Schiff erscheinen als ältere romanische Schlitz-
formen, im Chor aber als jüngere breitere gothische Lichtöffnungen, die ihre
Ursprünglichkeit nicht bewahrt haben. Der Innenraum des Thurmes ist mit
einem Kreuzgewölbe geschlossen, das Langhaus dagegen hat eine neuere Holz-
decke, die von dem Dachbodenraum so viel wie möglich mitnimmt. Der
durch einen schweren Triumphbogen in Form eines gedrückten frühgothischen
Spitzbogens vom
Langhaus ab-
getrennte Chor,
dessen Ostwand
ursprünglich glatt
abschloss, ist
gleich demThurm
mit einem .steiner-
nen Gewölbe aus
Kalktuff ge-
schlossen, der aus
Ablagerungen
herstammen
muss, die sich bei
Teterow und
Gorschendorf ge-
funden haben.')
Seit 1861 ist der
Chor um eine
polygone Apsis
vergrössert wor-
den, durch deren
Anlage dcv ur-
sprüngliche Cha-
rakter der Kirche
eine I^i nbus.se er-
litten hat.-) Die
die Decke des
Mittelschiffes
tragenden neuen Säulen sind von I lolz. Unter dem Chor ein Grabgewölbe
der Familie VON MALTZAN-Cirubenhagen, jetzt aber vermauert (s. o.), und unter
der neuen Apsis ein gewölbter Raum, der als Leichenkammer benutzt wird.
Der Altaraufsatz, sowie der Patronats- und Pfarrstuhl im Chor sind Innere Ein-
neugothisches Schnitzwerk aus Eichenholz. Das Altargemälde, Christus am richtung.
IniK
(.Ici kuclio /AI l/rubciiliau
') Lisch, M. Jahrl). XXVII, S. 224.
*) Lisch, .M. Jahrl). VIII H, S. 128, l>cschrcil)t noch die alten C'hoifcn.stcr als schmale, leise
gespitzte Fenster mit schräge eingehenden ungegliederten Wänden.
58
AM r.s(;i:Kicii isi;i:/.iRK ikikrüw.
Krcu7., daneben Johannes und Maria, ist von Professor Kaselowsky in der Art
und Weise Pfannschmidt's und der Neu-Nazarener ausgeführt.
Kanzel. Die von ilcr lM.>;ur des IMoses i]^etragcne Kanzel ist im Jahre 1707 von
dem Bildhauer Johann Vieregge aus Rostock geschnitzt. In den Füllungen ver-
schiedene Darstellungen, wie Christus mit der Sünderin beim Mahl des Simeon,
Cliristus in Geth.semane, Christus am Kreuz und Magdalena am Fuss des
Kreuzes, Chri.stus als Salvator mundi und als Richter.
Zunuk- In der Sakristei ein zurückgesetzter Altaraufsatz ') und über ihm ein
fjesct/te geschnitzter Krucifixus aus jüngerer Zeit. Ferner auch auf dem Glockenboden
Schnitz- j^,j. j^^.^j eines geschnitzten Krucifixus.
werke.
C.edenk Neben der Kanzel eine grosse Gedenktafel der seit der Reformation thcätig
tafcl. gcwe.senen Pastoren, die, nach Angabe in der Unterschrift, 1728 angefertigt
worden i.st. Sic stimmt freilich nicht ganz mit dem geschichtlichen That-
bestande (s. o.).
.\Ialt/.ahn- Im Allananm ferner zwei gro.sse Maltzahn'schc Epitaphien in üppiger
sehe Kpi- Harockschnitzerci, mit reicher Vergoldung und Polycliromie. In der Nordost-
taphien. ^^^^ j^^j^^,^ ^j^,,^^ j\]^^^ ^ j^^s j^,^ ADOLF FRIEDRICH VON MOLTZAN, geb.
1622 zu Grubenhagen, gest. 1697 zu Wien Im Mittelfelde das Maltzan'sche
Wappen mit Loucii als Schildhaltern und umgeben von sechs allegorischen
Figuren: FORTITUDO, SPES, FIDES, CARITAS, JUSTITIA und SAPIENTIA. Ganz
oben die (iestalt Christi, dessen I'uss oberhalb des Hauptes eines knieenden
Ritters erscheint. Unten eine lange lateinische Inschrift mit Angaben über die
Lebensstellungen uikI Charaktereigenschaften des Verstorbenen.
DOMINO DN. A. F. DE MOLTZAN GENERIS ANTIQUITATEVIRTUTUM DIG-
NITATE ERUDITIONIS CLARITATE ACTORUM ET CONSILIORUM FELICI-
TATE VARIARUMQUE LINGUARUM SCIENTIA LONGE EXCELLENTISSI-
MO EQUITI MECKLENBURGICO DN . IN GRUBENHAGEN ET BOECKE
ORDINIS EQUESTRIS SENATORI PROViNCIALI ASSESSORI SUPREMO
JUDICII PROVINCIALIS GRAVISSIMO DUCATUS MECKLENBURGICI : MA-
RESCHALLO HEREDITARIO IN DUCATU VANDALORUM : FIDE SPE
CHARITATE ET RELIGIONE EVANGELICA AD EINEM CONSTANTISSIMO
INGENIl SUBTILITATE PRUDENTIAE RARITATE CORDIS PIETATE VITAE
INTEGRITATE MORUM GRAVITATE SPLENDIDISSIMO MENTIS HUMILI-
TATE ORIS SUAVITATE ANIMI GENEROSITATE DOCTRINAE ERUDITIONE
ECCLESIAE ET SUBDITORUM FAVORE LAUDATISSIMO NATO GRUBEN-
HAG! 1622 D . 15 . NOVEMB . MORTUO VIENNAE 1697 D • 16 • APRIL .
In der Sudostecke, neben dini Altar, das Kpitaphium des VOLLRATH
LEVIN VON MALTZAHN, Schwiegersohnes des vorigen. Die Tafcl gleicht der
', l)\cscr alle Allar.-»uf>atz. ein Werk des liarockstils, war eine Stiftunfj des VollraUi Levin
von Maii7alin und »einer drillen (icnialdin Ilse M.nr{;arelhc von fii.nmhow aus dem Jahre 1706.
V|{l. Inventar von 181 1.
KIRCTIDORK GKUIiENIIAGKN.
59
6o
AMTSCIKKICHTSIJKZIKK TETKROW.
vorbeschriebenen, nur sind die Nebenfiguren keine Allegorien, sondern Apostel
und andere Heilige. Unten ebenfalls eine lange lateinische Inschrift mit der
Angabe des Geburts- und Todestages.
MEMORIAE DIVAE INGENUAE PERILLUSTRIS AC GENEROSSISSIMI DNI .
DN» VOLRATH LEVIN A MOLTZAHN VETUSTA GENTE VIRTUTE ET FIDE
QUI CONSILIIS ET PIETATE
NATIVO DUCATUI ITA PRAE
FUIT UT QUEM NATURA
MARESCHALLUM HAERE-
DITARIUM EUM MERITA
CONSILIARIUM FACERENT
PROVINCIALEM FAMILIAE
SECUNDUS CONDITOR
SENESCENTEM NON GLO-
RIAM QUAE PER TOT
SECLA SERENA FULSIT
SED FORTUNAM RESTAU-
RAVIT MULTORUM ET TO-
GATAS ET SAGATAS ELUSIT
INJURIAS ELIDENDO AVIDA
EXTRANEORUM DESIDERIA
INHIANTIUM SEDIBUS PA-
TERNIS AVITISQUE ET FE-
LICI IMPRIMIS OMINE AN-
TIQUAM HANG GENTIS
SUAE SEDEM VINDICAVIT
SIBIQUE ET SUIS CON-
FIRMAVIT . NATUS A'1626
D . 28 OCTOBR • DENATUS
A 1700 D . 22 JULIJ .
EX TRIBUS CONJUGIBUS:
ILSA METTA AB HAHNEN
DOROTHEA SOPHIA A
MOLTZAHNEN • HOC
MONUMENTUM POSUIT
Kalhariiia von .Mallzaliii, ^'cb. von der Scliulciiburg.
SUPERSTES TERTIA ILSA MARGAR : A GRAMBOWEN .
( .rabstcinc. Im .Mt.uraum der Grabstein der J-'rau KATHARINA, LEVIN'S VON DER
SCHULENBURG Tochter. vcrn).dilt in erster hJic mit ViCKE VON DEM BERGE,
in zweiter mit CHRISTOFFER VON MALTZAHN. Die .stark vertretene In.schrift
ist heute nicht mehr .so gut zu lesen, wie vor sechzig Jahren, als Lisch sie
aiif/firhn«t'- Sie lautet voll ausgeschrieben: ANNO 1582 DEN 12 . APRILIS
UMB 4 UHR VOR MITTAGE IST DIE EDLE VND VILTHUGENTSAME CATARINA
LEVINS VAN DER SCHULENBVRGK DOCHTER IN GOT DEM 1 HERN SELICH
KIRCHDORF GRUBENHAGEN.
6l
ENTSCHLAFFEN NACHDEM SY MIT IHREN | ERSTEN EHMANNE II KINDER
GHEZEUGET ALS FRITZ VAN BERGEN VND ILSE VAN BERGEN DIDERICK
MOLTZANS EHELICHE HVSFROUWE. In den Ecken oben das Schulenbuig'sche
und Ouitzow'sche Wappen, unten das der von dem Berge und der von Arnim ;
unmittelbar über dem Haupte das der Verstorbenen und ihrer beiden
Ehemänner.
Ausserdem zwei Grabsteine,
deren Inschriften heute kaum
mehr zu entziffern sind, deren
einen aber Lisch noch im Jahre
1862 sehr gut zu lesen ver-
mochte. Er ist abgebildet in
der Geschichte des Geschlechts
der von Maltzan, Band III,
S. 268. Voll ausgeschrieben
lautet die Inschrift:
?lnna bomini incccLli); | in
ÖLMiic öaijljc bonati cpiscopi
oüiit olriiiiG niaitfan liannic
gni ütMiljagljLMi niai|'Li)alli
bei* fjercn to iiicliclLMiüordj
Imbc ücatc finc IjufliroUic
bc got gncbid) fi.
Von dem dritten Stein war
nur noch zu lesen : ^UUO
boinini mcrccUTj: ')
An der Südwand hängen
die lebensgrossen Bilder der
Pa.storen LÜNING (1667 -1709),
WEN DT (1711—1738) und
STUDEMUND (1749— 177 i), alle
drei mit längeren lateinischen
Unterschriften, weiter auch noch
das Brustbild des Pastors KAYSEL
(1812 — 1852).
alle drei umgegossen im Jahre 185 1 von
Ulrich von .Maltzahn mit seiner tjattin Beate,
gel), von Vieret^ije.
Bilder.
Im Thurm drei Glocken,
Schünemann in Dcmmin.
Glücken.
Die \'orgängerinnen dieser drei Glocken waren sämmtlich von Martin
Heintze in l'erleberg gegossen worden (1668 und 167 1) unter den Patronen
Herzog Adolph I'riedrich sowie Dietrich und Vollrath Levin Gevettern von
Maltzahn, dann aber tliciis 1720 und 1721 unter dem Patronat des Herrn
') .M. Jahrb. VIIIH. S. 129/130.
62 AMTsc.KRiriiTsr.r.ziRK ri:ri-.K()\v
Kevin loachiin von Malt/ahn. Erhlandmarsclialls und Krbhenn zum Gruben-
hagen, thcils 1753 unter dem Patronat des Erblandmarschalls VoUrath Levin
von Malt/ahn umgegossen worden. 1720 und 172 1 war der schon oft ge-
nannte Michael Begun der (besser, 1753 Gottfried Wosack in Stralsund.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf achtpassigem Fuss,
werke. von 169S, mit dem tiüstrower Stadtzeichen G und dem hier undeutlich ge-
wordenen, aber auf der zugehörigen I'atene wohl erhaltenen l\Ici.sterzeichen HH
des Heinr. Hölscher (1658 — 1706). — 3. 4. Silbervergoldeter grös.serer Kelch
auf achtpassigem I^'uss, ohne In.schrift, wahrscheinlich 17 12 gestiftet. Güstrower
Arbeit mit dem Meisterzeichen A R des Abraham Ratke, dessen Thätigkeit von
1706 an nachzuweisen ist. Auf der zugehörigen Patene weder Stempel noch
Inschrift. — 5. Silbervergoldeter Kelch von sehr schöner Treibarbeit, ur-
sprimglich kein kirchliches Geräth, sondern ein profaner Deckel -Willkomm.
Am F"uss das eingravierte Maltzan'sche Wappen mit V L M.*) Rostocker
Stadtstempel, dazu der Meisterstempel (^, der dem um 1632 nachweisbaren
Mei.ster Hans Klein II angehören wird. — 6. Silberner Kelch auf sechspassigem
I-'uss, gestiftet von D»E v»W»g»H 1740 i • d • G • K • -) Güstrower Arbeit
von dem Goldschmied Caspar Johann Livonius: |cTÜ- — 7 — 9. Silberner
Krankenkelch, Güstrouer Arbeit \on dem schon genannten Heinrich Hölscher,
gestiftet von ELISABETH CAPPELLEN . WITWE MOLTZANEN. Dazu Patene
und Dose. — 10. Silbervergoldcte runde Oblatenschachtel mit der Inschrift:
ZU GOTTES EHRE HABE ICH ANNA MARGRETHA MALZANN GEBORNE VON
BURKHOLZEN DIESE OBLATENSCHACHTEL IN DIE GRUBENHÄGER KIRCHEN
VOREHRET AÖ 1665. Zeichen B (zweites Zeichen undeutlich). — 11. Silber-
vergoldete längliche Oblatenschachtel, grösser als die vorige, mit der Inschrift:
ZU GOTTES EHREN! CHRISTINA WILHELMINA VON MOLZAHN, GEBOHRNE
REICHS- FREY : VON LÖWEN ANNO 1726. Gü.strower Arbeit von dem schon
genannten Andreas Ratke 12. Neue silberne Abendmahlskanne. Wagner-
Hcrlin, 1.^57. 13. Neue Taufschale von F. Lippold- Malchin, gestiftet 1857
von A. FREIH. V. MALTZAN und LOUISE V. MALTZAN, geb. V. TREUENFELS,
auf Gro.ss-Luckow. — 14. Hecken, in Messing getrieben, gestiftet 17 14 von
CHARLOTTE ELISABETH FREDENHAGENS, DAVID STINTMANS EHEFRAU. —
i; 1^ Zwei zinneine Hecken, das eine 1653 von MARIE
RESEN, Güstrower Arbeit (nebenstehendes erstes Zeichen).
das andere 1765 von einem Ungenannten (nebenstehendes
zweites Zeichen). — 17. Klingbeutel, mit dem in Silber
Rcsticktcn Maltzan-Löwen'.schen Allianzwappen. Am Rande die Initialen
L J V M und C W V L (s. o. unter i i). — 18—21. Vier .schöne Vela mit Gold-
.slickerci aus neuerer Zeit
, Kein .TiKj.ri r :ii~ i'im r \./Mi.iili Ix-viii Von .M.illz.alin, dem das zweite I'nink • Kpit.n])!) ^je-
Miflcl »offlen i*t.
^) I>er .Schln»» %o\\ hci<(»en: »in die (iruhenhäger Kirche« sc. gestiftet.
^.«ö <^
w^m
Ehemaliger Willkomm als Kelch der Kirche zu Grubenhagen.
GUT UND EHEMALIGES KIRCHDORF SCIIORSSOW. 6^
In Schloss-Grubenhagen steht noch eine Mauerwand des alten Maltzahn- Schloss-
schen Schlosses. — Auf dem früheren Schlossplatz findet sich der Eingang Gruben-
zu einem unterirdischen Gange, der wegen Gerölls und schlechter Luft noch -igen,
nicht hat erforscht werden können. Ob er weit führt — der Sage nach bis
zur Kirche in Grubenhagen, zwei Kilometer vom Schloss Grubenhagen ent-
fernt — ist zweifelhaft.
* ^. *
Im Garten des Herrenhauses zu Gross -Luckow steht eine alte Granit- Gross-
Fünte, welche der im zweiten Bande der mecklenburgischen Kunst- und Geschichts- I-uckow
Denkmäler am Schluss des Amtsgerichtsbezirkes Wismar abgebildeten, jetzt
im Schlossgarten zu Wiligrad stehenden Fünte sehr ahnlich ist. Nach einer
Mittheilung des Herrn Baron von Maltzan auf Schloss Grubenhagen ist der
Untersatz in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts durch Ankauf von einem
Bauern in der Gegend von Sternberg nach Gross -Luckow gekommen, das
Becken aber, das schwache Bogen -Verzierungen zeigt und an dem früher ein
eiserner Reifen befestigt gewesen ist, wurde in dem I'^undament eines alten
Gebäudes auf dem Nebenhofe Bartz gefunden.
Das Gut und ehemalige Kirchdorf Schorssow.'
Dorfes.
]%■ as Gut Schorssow liegt sowohl unmittelbar an einem kleineren See, der Geschichte
^ zum Gute selbst gehört, als auch zugleich an dem westlichen Ende des _^^5
malerisch eingebetteten grossen Malchiner Sees, dessen Längenachse die Richtung
von Nordost nach Südwest innehält. Schon in der zweiten Hälfte des XIV. Jahr-
hunderts ist das theilweise auch von Bauern bewohnte Dorf Schorssow im
Besitz der Maltzan (Maltzahn, Moltzan). ^) Höchst wahrscheinlich aber haben
sie es von längerer Zeit her. Die beiden Brüder, die in den siebenziger Jahren
als Herren von Schors.sow auftreten, nennen sich Moltzan und Hinrick Moltzan,
Herrn Hinrickes Moltzans Söhne, eines Ritters von Schorssow.^) Dass der auf-
fälliger VVei.se immer ohne Vornamen genannte Knappe Moltzan zu den be-
deutenderen werleschen Vasallen gehört, bewei.st der über Rechte und Einkünfte
aus dem Lande Malchin zwischen ihm und den beiden Fürsten Lorenz und Johann
von Werle geschlossene Pfandvertrag vom i. Novbr. 1375. ') In einer Urkunde
vom 7. Juni 1378 bezeichnet ihn Fürst Johann von Wcrlc als .seinen ÄLarschall. •')
') lo km südlich von Teterow. Die ältesten Formen des Namens sind Schorsowe, Schortzow,
Scor.sowc, Scortzowe. »Ort des Skore.s« : Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 130.
'■') M. U.-H. 10334. Vor dem dreis^igjährigen Kriege werden hier elf Kossäten i,'ezählt:
Groth, .M. Jahrb. VI, .S. 135.
") M. U. 1!. 10643.
*) M. U.-H. 10791. I.i>ch, (Jeschl. .\I. II, S. 61. 254.
'■) M. {:Ai. II 113.
64 AMTSCIKRICIIISIUCZIRK TETKROW.
Auch begegnet er uns in einer grossen Anzahl von Urkunden, in denen es
sich öfter um werleschc Staatsaktionen handelt, als Zeuge. ^) Das ändert aber
nichts an der gegentheiligen Auffassung der Lübecker, die ihn im Jahre 1385
in ihr \'erzeichniss der mit Krieg zu überziehenden > Raubritter« aufnehmen,
die wendischen Städte, darunter auch Malchin, in ihren Bund hineinziehen
und vereint mit diesen ungefähr zwanzig Bcrchfride und befestigte Höfe be-
zwingen. Wie bei diesem Anlass, oder auch bald darauf aus anderen Gründen,
Maltzan von Schorssow von den Malchinern im Dorfe Faulenrost erschlagen
wird, wie Fürst Johann von Werle dafür eine Sühne fordert und diese Sühne
von den Bürgern geleistet wird: das alles ist durch Urkunden und Chroniken
aus jenen Tagen klargelegt und braucht hier nicht ausführlicher erörtert zu
werden. *) Die von Maltzahn halten sich, drei verhältnissmässig kurze Unter-
brechungen abgerechnet, eine durch ihren Schwager Arnd Höbe von 1447 ^".
die andere durch ihren Schwager Volrath Preen in der ersten Hälfte des
XVI. Jahrhunderts und die dritte durch zeitweise Verpfändung während einer
Vormundschaftsperiode von 1596 an, auf Schorssow bis in die vierziger Jahre
des X\'II. Jahrhunderts. ^) Am 8. Februar 1645 erhält der Lübecker Bischof
Herzog Hans von Hol.stein den Konsens zu einem auf dreissig Jahre mit den
von Maltzan abgeschlossenen Pfandkontrakt über Schorssow c. p. Bülow und
Tessenow. \^on ihm aber kommen diese drei Güter, auch Ziddorf, schon um
die Mitte des XVII. Jahrhunderts an die von Moltke ''), die bis 1816 darin
bleiben. Ihre Rechtsnachfolger sind: 1817 Oberamtmann Georg Karl Friedr.
Siebmann, 1823 Louise Gräfin von Hahn (Friedrich Graf von Hahn), 1835
Gräfin von Voss, geb. Gräfin von Hahn (Felix, Graf von Vo.ss), und 1891 der
Oberstleutnant von Thiele -Winkler, in dessen Familie die Güter heute noch sind
mit Ausnahme von Tessenow und Ziddorf, welche jetzt zu dem Gräfl. Bassewitz-
schcn Grundbesitz gehören.
') M. U.-H. 10503. 10583. 10672. 1067S. 10763. 10764. 10791. 10857. 11004. 1 1 009.
11068. 11089. 11093. 11114. 11155. 11261. 11329. 11383. 1 1 399. 11403- 11424. II535-
•) M. U. li. II 665, Anmkg. Vyl. Lisch, Geschl. Maltzan II, S. 337 — 345. 355 — 358. M.
Jahrb. XV, S. 6l. 62. XXXVIII, S. 176. Chroniken der nieder.sächsi.schen Städte, ed. Kop]imann,
I, S. 588 89. II, S. 264. »In demc sulvcn jare voreneden sik de van Lubeke mit konink Albert
van Swedcn, vnde de konink loch darto sine stede Rostok vnde Wismar. Desse togen mit her-
Schilde vnde mankraft to vordervende de rovere, de de Straten roveden vnde ok andere roverie
dcdcn, wor em dat .steden künde. Ilovetlude desser rovere weren: Moltzan van Scortzowe, Ilen-
nckc Maliin van (jhomtowe, Ilinrik van Hvlowe van deme Prensberge, Ilinrik Bvlouwe van
[C]ritz[owe), Tidcke iJuIowe van Radem. Dessen wannen se ere slote vnde ere vestene af vnde
hreken sc vnde woU XX gude bcrchvredc vnde vaslc hove. De sake, dar dit mest umme schach,
wa», dat de stratenrovcre de ko vor Molnc nemen, de de van Lubeke vordeghedingheden.« —
Da» Chronikon Ruft hebt allein den (jömtower (Kriedrichsruher) Mallin aus der Reihe herau.s,
»pricht von dreissig zerstörten Berchfriden und setzt hinzu: »De dar gud hadden to verlesende,
de gcvcn sik an (gnaden des koningcs vnd der stede und worden entvangen to gnaden. Se zworen
truwc to holden vnde bchclden ere gud.<
•; Ucber Arnd Ilol>c k. Lisch, Ge.schl. Maltzahn IV, S. 505/6 (Urk. 863). Leber die Ver-
pfindong von 1596 an vgl. Lisch, Geschl. Hahn III, S. 246. 250.
*) Kotuen» vom 5 Juni 1652.
GUT UND EllKMALlGES KIRCHDORF SCIlüRSSOW. 65
Die Kirche zu Schorssovv wird am 25. März 1403 zum ersten Mal ur-
kundlich genannt, als Hinricus Moltzan für das Seelenheil seines erschlagenen
Bruders Moltzan eine Vikarei stiftet und deshalb einen eigenen Altar errichten
lässt.^) Rei dieser Gelegenheit erfahren wir, dass die Kirche zu Schorssow
eine Filia der Mutterkirche zu Dahmen ist. Da nun die Ruinen der Kirche
noch heute den Stil der alten Feldsteinkirchen des XIII. Jahrhunderts mit
sreradem Chorschluss erkennen lassen, so können wir annehmen, dass das an-
gegebene Verhältniss zu Dahmen um 1403 schon gegen anderthalb Jahr-
hunderte von Bestand gewesen war. So bleibt es auch noch gut weitere
hundert Jahre. Aber zur Zeit des lang dauernden heftigen Streites der Maltzan
mit ihrem Schwager Volrath Preen, der sich als Gemahl der Erbjungfer Anna
von Maltzan auf Schorssow in den Besitz des Gutes gesetzt hatte, ändert sich
die Sache gründlich. Man ersieht aus den Akten, im Besondern aus den
Frageartikeln wegen der Besitznahme des Gutes, da.ss \"olrath I'rcen in
Schorssow, wie man zu sagen pflegt, das Oberste zu unterst und das Unterste
zu oberst gekehrt und schon vor 1520 die schön gewölbte luid mit einer
Orgel versehene Kirche, ohne darnach zu fragen, hatte einreissen lassen."**) So
ist es denn auch zu verstehen, dass, während 1 507 noch ein Schorssower
Vikar Jakob Me}er urkundlich angetroffen wird, im Visitationsprotokoll
von 1541 von einer eigenen Kirche keine Rede mehr ist, sondern Schorssow
schon als zur Parochie Bülow gehörig verzeichnet wird, wohin es \'olrath Preen
als Patron und zugleich als Besitzer des Gutes und Dorfes Bülow im Namen
seiner Hausfrau Anna eigenmächtig gelegt hatte.''*) So erklärt es sich ferner,
dass etwas über hundert Jahr . später, nämlich im X'isitationsprotokoll der
Bülower Kirche von 1648, zu lesen ist, dass die Filialkirche zu Schorssow \-or
vielen Jahren niedergefallen, eine von ihren drei Glocken widerrechtlich, d. h.
ohne Konsens des Landesherrn als obersten Bischofes, im Jahre 1604 durch
Bernd Ludolf Moltzan nach Rambow versetzt, und an Stelle der Schorssower
Kirche, die (hier tritt nun der Irrthum ein, weil man von dem alten \^er-
hältniss zu Dahmen nichts mehr weiss) einst Mater gewesen, die Kirche zu
Bülow als Mutterkirche getreten sei.
') Lisch, Ge.schl. Maltzan III, S. 36 — 39. Der Satz der von einem Schweriner und einem
Kamminer Geistlichen beglaubigten Urkunden -AI)schrift, auf den e.s hier ankommt, lautet:
prefatam vicariam .... feci et facio ordinanter annuatim ad (juoddam altare in eccle.sia Schor>o\v,
que est filia ecclesie i)arrochialis Damen, dotandum (nicht dotandani), quod (niclit «[ue) in honore
omnijiotentis dei, beate Marie virginis genitricis ejus necnon dccem niilium martiruni ac sanctis>ime
Katerine virginis construxi In Kolge dieser abschriftlichen Versehen bezieht Lisch das,
was den Altar angeht, auf die Kirche und lässt die.se um 1400 erbaut sein. I )a^s Lisch .Anfangs
kein richtiges Hild von der Kirche hatte, ist auch aus dem Vergleich von M. Jahrl). \I 1>, S. 104,
mit dem zehn Jahre sp.Hteren Text in der (»esch. des Geschl. v. Maltzan III, .S. 39, .\nnikg., zu
erkennen.
*) Lisch, Geschl. v. .Maltzan III, .S. 489—496 (Urk. 854—856! IV, S. 391 92 (Urk. S05).
S. 476—480 (Urk. 850). V, S. 105/6 (Urk. 935). S. 203 4 (Urk. 984). S. 225 26 (Urk. 997).
') Das I'atronat von Schorssow finden wir u. a. im Jaiire 1475 in .Maltzan'schen Händen:
Lisch, Geschl. v. .M. III, S. 391. Der .Mtar der Vikarei führt damals den .Namen des hl. M.irtyrers
Erasmus, der vor den übrigen Märtyrern, denen er gewidmet war, den Vorrang errungen.
66 AMrsc;KRICHrS15EZlRK TETKRüW.
1403 wird Hermann Maltzan, der den geistlichen Beruf ergriffen hat,
Inhaber der neu gestifteten Vikarei. 1475 ist der Vikar Nikolaus Dupow
gestorben ; an seine Stelle tritt der Priester Otto Reme, und diesem mag
nachher der schon genannte Jakobus Meyer gefolgt sein, der möglicherweise der
letzte war. Alle diese Geistlichen haben wir als zur Kamminer Diöcese gehörig
anzusehen Mitten in Circipanien gelegen, wie alle Kirchen auf der Nordseite
des Malchincr Sees, kann sie schon gar nicht anderswohin gewiesen werden.
Als l-'ilia der alten Kirche zu Dahmen (Damen) nimmt sie überdies Theil an
den urkundlichen Erweisen, welche für die Zugehörigkeit dieser Kirche zur
Kamminer Diöcese schon aus dem XIII. Jahrhundert beizubringen sind.^) Seit
X'olrath l'rcens Zeit gehört wie bemerkt, Schorssow zur Bülower Kirche.
.•\he In der alten Kirche, der Ruine am Haussee, hängen in einem Glocken-
Kirche, stuhl zwei Glocken. Die eine hat die Jahreszahl ANNO 1696 und im Felde
die Ins'-hrifl: ERENTREICH V • MOLTKEN CATHAR • HEDW • V • VOSSEN M .
MARTIN KOPPEN PAST • HINRICH KAESSIN JOCHIM GRIFHANKE JOCHIM
BASSE : VORSTEHER • M • ERNST SIEBENBAUM AUS ROSTOCK HAT MICH
GEGOSSEN. Die (jlocke ist jetzt gerissen. Die zweite Glocke hat
in grösseren Zwischenräumen die Buchstaben: kl 11 C (!) 0 C • 111 li i i I1.
'IHlino vCllvifti lllli'ili). Im Felde das nebenstehende Giesserzeichei
'•'" 4.
Das Inventar von 181 i erwähnt auch eine kleine (Blocke zu Ziddorf,
welche 1750 unter dem l'atronat des Kberhard Friedrich Khrenreich von Moltke
und dem l'astorat des Volhath Dietrich Drepper zu Bülow aus einer älteren
Glocke umgegossen war.
Das Gut und Kirchdorf Biilow.)
t .es«;hi<:hte 1^^>- ^57^ (oder auch bis 1373) ist Volralh IIanen.see der Besitzer eines oder
O'-''' auch des grössten I heiles vom Gut und Dorfe Bülow, wie man an
I )orfes.
seinen letztwilligen Bestimmungen zu Ciniisten des dortigen Kirchherrn wahr-
nimmt Auch sieht man. dass zu jener Zeit noch eine ganze Anzahl deutscher
Bauern dort wohnen.'') Diese werden erst durch den dreissigjährigen Krieg
hinweggeräumt. Bis dahin zählt man immer noch .sechzehn Höfe, nämlich
zwölf Vollbauern und vier Ko.ssaten.'') An I lanen.see's Stelle aber treten ein
Jahr .später die von Mollzan auf Schor.s.sow. Sie einigen sich mit der Stadt
Malchin über den.selben Kamp in oder vor dem Dorfe, den .schon Volrath
Hanensee der Stadt zum Trocknen ihrer Netze überlassen hatte. ^) lieber
•) M. U. li. 439. 758-
•) 12 km »Udlich von Tcterow, iinmittell<ar am .Malchincr .See. »Ort des Hui, Hulac :
Kuhnel. M. Jalirli. XI.VI. S. 31.
•; M. U. H. 10271.
*) (.Toth, M, Jahrl.. VI, S. 135.
*; M. L.H. 10643.
GUT UND KIRCHDORF BÜLOW.
67
diittelialb hundert Jalire bleiben sie die Herren.^) Als sie aber gegen die
vierziger Jahre des XVII. Jahrhunderts das schöne Gut und Dorf Schorssow
an den Bischof von Lübeck, den Herzog Hans zu Holstein, verlieren, da haben
die Güter Bülow und Tessenow als Pertinenzen von Schorssow bis 18 16 das-
selbe Schicksal. Es folgen nämlich hier wie dort um die Mitte des XVII.
Jahrhunderts die von Moltke im Besitz. 18 16 übernimmt Joh. Heinr. Degener
das Gut Bülow,
1845 Joh. Ad.
Karl Christian
Erbrecht,
1859 der Ma-
jor a. D. VV.
E. B. von Bü-
low und 1890
der Oberstleut-
nant v. Thiele-
W'inkler, der
es wieder mit
Schorssow wie
in alter Zeit
vereinigt hat.
Heute ist Ra-
ban von Thiele-
Winkler der
Herr von Bü-
low,Schorssow
und Carlshof
bei Hohen-
Demzin.
Das Patro-
nat der Kirche
zu Bülow
schenkt Chri-
stofifer, Fürst
zu Wenden und Herr zu Werle, schon im Jahre 1423 seinem Marschall Ulrich
Maltzan.^) Von da an haftet es am Besitz von Bülow.
Xamcn von mittelalterlichen Geistlichen sind bis jetzt nicht bekannt
geworden. 1541, als der vielgenannte \'olrath Preen das Patronat innehat,
ist Heinrich Sclnvieger (Tacitus) Pastor zu Bülow. Zu seiner Parochie gehören
damals ausser Bülow die Dörfer und Güter Schorssow, Tessenow, Bristow,
Kiichc zu llulow.
*) Wie Volrath I'recn im XVI. Jahrhuiuicit eine Zeit lang den IJoitz erzwingt, sielie hei
Schorssow. Vgl. Lisch, Gesch. des Geschl. v. .M. III, S. 391 und 491 (Urk. 805 und 855).
*) Vgl. Akten im Grossh. Archiv, betr. KrMandmarschallamt im Fürstcnthuni Wenden. Im
Besonderen Evers, Nachrichten etc., S. 77-
5*
6S
AMTSGKKICHrSHEZikK TETKROW.
Ziddorf. Karstorf dagegen, das früher auch dabei gewesen, hat Achim
von der Osten auf Ilohcn-Dcmzin dason abgenoninicii. Schwieger's Nachfolger
tfefwtt.
TZcrtaHlt,
- Kirche zu Biilovv.
f't*! I I I I I I I I I I
-I I I
A 0
Nacli /(.•iclinun^jcn v(jn I'ries.
I I I
J AA^^oXz/y^
20
GUT UND KIRCHDORF HÜLÜW.
69
Johann Ricke wird wegen zeitweiser Geisteskrankheit 1590 entlassen. 1591
folgt Erasmus Haischacht. Um 1608 finden wir dort den Pastor Arnold
Stappenbeck, um 1624 den Joh. Preissinger (Pressinger, Priessing), von 1643
bis 1656 Paul Gottschalk, von 1657 bis 1676 Heinrich Heidemann, von
1677 bis 1706 Martinas Koppe, von 1707 bis Ende der vierziger Jahre Joh.
Cyriacus Krauel, nach längerer Vakanz von 1749 an Volrath Dietr. Drepper,
um 1 762 den Pastor
Schmidt, und nach
dessen im Jahre 1774
erfolgten Tode von
1775 an den Pastor
Daniel Philipp Walter
(7 1832), den Vater des
späteren Ober -Hof-
predigers. Ueber ihn
und die Geistlichen
des XIX. Jahrhunderts
vgl. Walter a. a. O.
Ueber die Zu-
gehörigkeit der Kirche
während des Mittel-
alters zur Kammiiicr
Diöcese siehe oben bei
Schorssow, S. 65, An-
merkung I .
Kirche. P'riihgothi-
sche Kirche aus der
Zeit des XIII. Jahr-
hunderts im Charakter
des Ueberganges vom
romanischen zum go-
thischen Stil, mit einem
Feldsteinthurm, der ein
abgewalmtes Dach
trägt. Der Chor
schliesst platt ab und
hat auf der Ostseite
ein dreitheiliges, aus zusammengestellten Schlitzen gebildetes Fenster, in
welchem ebenso nach aussen wie nach innen hin romanische Pilastcr mit imten
abgerundeten Würfelkapitellen die Scheidewand architektonisch beleben. Im
Chor ein Kreuzgewölbe mit Rippen. Von Süden her führt als »Priesterpforte«
ein stattliches frühgothisches Portal aus einer V^orhalle in den Chor. VAn
schwerer Triumphbogen scheidet den Chor von dem durch frühgothische zwei-
theilige F'enster erleuchteten^flachgedeckten Langhause.
Von der Ostseite der Kirche zu 15iilow.
Kirche.
70 AMTSGEUICHTSBEZIRK TETEROW.
Kanzel. Die innere Einrichtung ist zum £jrössten Theil neu. Die hübsche, leider
mit I-'arlHii uhcrstriclienc Kanzel von 1673 ist enie Stiftung der KATHARINA
VON STRALENDORFF, W ittue des Oberst JOACHIM VON MOLTKE.
.\lohke sehe In der Sakri.stei auf der Nordseite eine Moltkesche Prunkrüstung und
Kiistung. Jie Re.ste eines Moltkeschen geschnitzten Wappens.')
Cllotken. Im Thurm drei Glocken. Die erste hat obenheruni die Inschrift: SOLI
DEO GLORIA ANNO 1790. Im Felde die Inschrift: SO MANCHER SCHWUNG,
SO MANCHER SCHLAG TRAFEN MICH, BIS ICH ZERBRACH • GLEICH DEN
MENSCHEN. DIE DA STERBEN, MUSS DER TOD MICH ERST VERDERBEN .
VERWANDELT DURCH DES FEUERS MACHT LEB ICH NUN MIT NEUER
PRACHT. GOS MICH JOHANN CHRISTIAN MEYER IN NEUSTRELITZ. Auf
der Rückseite die Namen des Patrons CARL GUSTAV LUDWIG VON MOLTKE
und seiner Gemahhn MARIA ELISABETH CAROLINA GRÄFIN VON BASSEWITZ,
sowie die Namen des Pastors RUDOLPH FRIEDR. DAVID WALTER und der
Kirchenvorsteher JOHANN GRIEWAN und EHRENREICH GRIEWAN. — Die
zweite Glocke hat die Inschrift: 0 VC): ölouic djvij'tc Ucill Cll ptUC • a • Ü •
m • f fCdif. Dazu die Giesserzeichen :
^+^
— Die dritte Glocke i.st ohne Schrift und Zeichen.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf achtpassigem Fuss,
wi-rkc. ,„it einem aufgelegten plastischen Krucifixus als Signaculum und dem ein-
gravierten Wappen des J. VON MOLTKE und der A. M. VON DER LUHE 1651.
Rost(Jcker Arbeit von L G (Lorenz Gudejohann). Patene ohne Werkzeichen. —
3. Kinc zweite silberne Patene, gestiftet von HANS TIMME, hat das Werk-
zeichen des Güstrower (ioldschmiedes I L (Johann oder Joachim Lemke). ^) — -
4. Kleiner silberner Krankcnkelch mit undeutlichem Stempel. — 5. Runde sil-
berne Oblatenschachtel, von einem Güstrower Meister mit undeutlichem Stempel.
Auf dem Deckel ein Monogrannn aus S V M. 6. Kleine Oblatenschachtel
im Rokokogeschmack, von dem Warenschen (W) Goldschmied L. B. Auf dem
Deckel in Treibarbeit ein Agnus Dei. — 7. Neugothische Kanne. — 8. Tauf-
schüssel von Zinn, neu. — 9. Silbervergoldeter Schöpflöffel, gestiftet 1754 von
E . F . E . V . M . V(,m .Schweriner G(ildschmicd A. L. K (Konow).=')
'/ AuflKTUaliit in einer Kiste.
•) Trull, M. Jahrl). LXIII, S. i.yj. Jolirum iitii 1662,69, Joachim um 1680/1691 nach\veisl)ar.
•) Vgl. Sticda, M. Jahrb. MX, .S. iio.
GUT UND KIRCHDORF BRISTOW. 71
Das Gut und Kirchdorf Bristow/)
'^^ni 6. Januar 1297 verkauft der Ritter Friedrich Moltke dem Abt Johann (beschichte
zu Dargun sein nahe am Teterower See gelegenes Dorf Sührkow des
(villulam Scurekendorp) sammt vier Hufen in Niendorf und macht zugleich '^^ ^^'
beim Kloster eine Anleihe von 200 Mark Geldes, die er als Abzahlung für
das von ihm gekaufte Gut Bristow nöthig hat.-) Aber fünfundfünfzig Jahre
später, den i. April 1352, geht Bristow als Lehn der Linie Werle- Goldberg
an den Knappen Nikolaus Hahn über.^) Ob direkt von den Herrn von Moltke
oder aus anderen Händen, die es inzwischen erlangt haben könnten, erfahren
wir nicht. Doch bleiben Anrechte Anderer, die an einzelnen Bauerhöfen in
Bristow haften, vorläufig noch von Bestand.^) Später mag das Gut auch
hiervon frei geworden sein. Hahn'scher Besitz ist es nun zunächst bis zum
Jahre 161 6. Da kommt es an die Gläubiger von Hans Hahn, nur noch ein
Bauhof und die Mühle zu Bristow sammt einem Antheil am Gute Grube ver-
bleiben ihm und seiner Familie. Bei dem lang sich hinschleppenden Konkurs-
Verfahren gehen endlich auch diese verloren, und 1687 geht Bristow sammt
seinen Pertinenzen Glasow und Grambzow an den Landrath Adam Henning
von Bülow über. An dessen Stelle tritt schon 1693 der Kammerjunker
Volrath Paris von Vieregge, und noch in der ersten Hälfte des XVIII. Jahr-
hunderts kommen die Güter in den Pfandbesitz des Oberstleutnants Lickstädt.
Als aber die von Hahn unermüdlich die Muthung ihrer alten Lehne fortsetzen,
gelingt es ihnen im Jahre 1752, aufs Neue mit dem Lehn begnadigt zu werden.
Sie stellen nun eine Reluitionsklage gegen die Fickstädt'schen Söhne an,
kommen aber erst 1779 wieder in den thatsächlichen Besitz ihrer Güter.
Doch erfreuen sie sich deren nur bis zum Jahre 1815.'') Da wird Friedrich
Schläger der Rechtsnachfolger, und 1845 wird es Karl August Ludwig Graf
von Ba.ssewitz. Seitdem sind Bristow, Glasow und Grube ]5assewitz'.scher
Besitz. Fins der denkwürdigsten Freignisse, welche Bristow erlebt hat, ist der
von Werner Hahn begonnene und von seinem Sohn Hans fortgesetzte und
1597/98 vollendete Kirchenbau, ein Bau, der in seiner Art einzig dasteht. Im
Hinblick auf den alten Werner nennt Lisch ihn ein Denkmal .seiner Kraft und
•) 8 km südslldösllich von Teterow, am Malchincr See. Den Namen, der schon im .\1II.
Jahrhundert so geschrieben wird wie heute, (Ihersetzt man mit >Llmenorl« (ahslavi^ch hrestü =
L'lme). Vgl. Kiihnel, M. Jahrb. XLVI, S. 29.
-) M. U.-H. 2432.
•) M. U.-B. 7597-
*) M. U.-H. 9660. Vor dem dreissigjährigen Kriege zählt Hri^tow noch fiinf Hauern und
zwei Kossäten: Groth, M. Jahrl). VI, S. 135.
"*) Lisch, (Jesch. des (ieschl. Hahn II, S. 47. 66. 115. III, S. 34. 235 fr. IV, S. 154 155.
262. 264. 301. 304. 324.
72
AMTSÜi:UICHTSin;ZIKK 1 KTEROW.
seines Glaubens. Das ist ohne Zweifel richtig. Aber es kann auch hiir/.u
gefügt werden, dass, als später Hans Hahn in finanzielle l^edrängnisse gcräth,
diese Kirchenstiftung mit ihren testamentarisch festgelegten Lasten anfängt,
einen Druck auf ihn und seine Familie auszuüben, der immer schwerer wird.
Anfangs hat diese Kirche ihren eigenen Tastor. Ivs ist im Jahre 1600,
als Hans Hahn den ersten beruft. Doch haben wir seinen Namen nicht zu
ermitteln vermocht. Dabei hat Hans Hahn sich verpflichtet, der Kirche zu
Bulow. welcher in Folge davon ihre Pfarrkinder zu Hristow und Glasow ent-
zogen werden, ein Kapital zu überweisen, von dessen Zinsen Pastor und
Küster entschädigt werden sollen, und auch allen sonstigen friiliercn Verbind-
l\i!i_lic y.u Ijn-luu luiL Liiisjulnii
lichkeiten gegen Kirche, Wcdem u. s. w. nachzukommen. Aber schon 1624,
als Hristow längst keinen eigenen Pastor mehr hat — der zweite und
letzte war von 1610 bis 1617 der nach Roebel versetzte Georg Kenast ge-
wesen — giebt es in diesem Punkte V'erdrie.sslichkeiten aller Art, worüber
l'astf»r Preissinger zu l^ülow, der auch Pa.stor zu Hri.stow ist, Klage führt.
Aehnliche IJe.schwerden folgen 1652. Vier Jahre vorher, nämlich im Visitations-
protokoll von 164«, heisst es, das Pfarrhaus in Hristow sei abgebrannt und
nicht wieder ersetzt worden, der Pastor .sei todt. Darauf liest man im
Vi.sitationsprotokoll von 1662, da.ss Magister Adam Müller von Ha.sedow her
den Gotlcsdien.st in liristow verwalte, weil hier kein Pa.storat bestehe. Uebrigens
wird die Gemeinde sehr gelobt, von der .schönen Kirche aber bemerkt, da.ss
darin vieles ruiniert .sei. Nach Adam Müller hat wieder Pa.stor Heinrich
Heideniann zu Hulow die Cura zu Ikistow, von 1677 an hat sie der Pastor
Friedr. Nikolaus Idelcr zu Hohen-Demzin. Von da an sind Hohen-Demzin
und Bristow über hundert Jahre lang mit einander verbunden, 1 790 aber kehrt
(]UT UND KIRCHDORF I;RISI(>\V. 73
Bristovv zu Bülow zurück, uiul zut^lcicli nimmt die I-'ilia die Mater mit sicli:
auch Hohen-Demzin wird in diesem Jahre mit Biilow verbunden. M
Wenn, was mit Bestimmtheit weder zu bejahen noch zu verneinen ist,
Bristow schon vor der Zeit der Kirche des Werner und Hans von Hahn eine
ältere Kapelle hatte, so gehörte sie selbstverständlich ebenso wie ihre Mutter-
kirche zu Bülow zur Kamminer Diöcese, die neue Kirche aber, welche der Zeit
nach der Reformation entstammt, berührt sich selbstverständlich nicht mehr mit
dem Kamminer Bischof. \^gl. oben S. 65 (Schorssow).
Kirche. Die ganze Kirche i.st ein von sauber behauenen Granitquadern Kirche,
aufgeführter eigenartiger schwerer Bau in Form eines Vierecks und im Ge-
schmack der Renaissance vom Jahre 1597. Diese Zahl findet sich an dem
Ostgiebel des platt abschneidenden Chors. Der im Westen vorgesetzte Thurm
ist ebenfalls von unten bis oben ein schwerer Granitbau und hat einen
Helm mit einem laternenförmigen Aufsatz. An der Xordwand eine zugesetzte
Rundbogenthür mit darüber angebrachter Kreuzesgruppe in einer Rahmen-
Einfassung, die an die h\Trm eines Renaissance -Epitaphs erinnert.-)
Dem Aufwand an Granitquadern, die ohne Zweifel aus einheimischen
erratischen Blöcken gewonnen sind, entspricht die ganze innere Einrichtung,
in welcher eine überraschende Pracht der Renaissance in Marmor- und Sand-
steinarbeit mit Vergoldung und rohchromie entwickelt i.st.
Am Altaraufsatz acht Hoch-Reliefs: die Geburt des Heilandes (ober- Altar-
halb des Durchganges auf der Nordseite), die Anbetung der hl. drei Könige, aulsatz.
das Ostcrlamm - Ivssen und das Gebet in Gethsemanc (im unteren Mitteltheil),
die Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt (alle drei im oberen Mittel-
theil) und endlich die Ausgiessung des hl. Geistes (oberhalb des Durchganges
auf der Südseite). Ausserdem in den Zwickelfeldern der Durchgänge die vier
Evangelisten-Sjnibole. und hinter den die Kreuzigung flankierenden ionischen
Säulen die Apostel Petrus und Paulus mit ihren Attributen. Dazu eine Menge
von Versen, die sich auf alle diese plastischen Werke beziehen.
Hinter dem Altar auf steinernen Tafeln das Testament Werner Steinerne
von Hahn's an seinen Sohn Hans: des (irundcrs der Kirche an deren \'ollender. 1 alein.
Die Aufschrift der Tafel lautet:
EXTRACT • WERNER . HAHNS • TESTAMENT • AN • SEINEN .
EINIGEN . SOHN.^'j
..Extract aus des ehrlichen und seligen Mans Werner Hanen letzten
..Willen und Befehlig an seinen einigen Sohn.
..Es ist dir auch, mein lieber Sohn, die Lehre, so der alte Tobias
..seinem Sohn dem jungen Tobias im 4 • Cap • gegeben, wol bekant, das-
') Vj,'! Lisch. GeschL Hahn IIL S. 238 39.
-) Lisch, M. Jahrb. XVH, .S. 169. — Cesch. des Ce-chl. Hahn HI, S. 235 23.). 245.
*) Nach Lisch, Cesch. des (Jeschl. Hahn Hl, S. 236—238.
74 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
.selbe wilt du oft lesen und nicht anders aufnehmen, als wen ich dein gut
„meinender Vater in meinem letzten solches mündlich mit dir geredet hette,
_das wird dich dein lebelangk nicht gereuen • Darneben weistu, das ich zu
.Bristow eine Kapel oder kleine Kirche erbauwet und einen eigenen Prediger
„bei mir habe und halte, wan derselbe hinwegk komt, bin ich Willens, wo
„mich unser lieber Herre Gott lenger fristet, dreihundert Thaler an einen
»gewissen Ort zu belegen, darvan en Pastor in der Nachbarschaft, der mihr
„gefälligk ist und sich rühmlich und fleisigk in seinem Ambt verhält, iährlich
„18 Thaler Zinsen, auch ein Drömpt Rocken und ein Drömpt Gerste grosse
„mas von meinem Howe daselbst zu heben haben und davor auf die Son-
„tage und Freitage auch auf die Mitwochen predigen soll • Und weil die
„Pastores auch ihre Mängel haben, soll mir frei sein und bleiben, auf vor-
„fallende erhebliche Ursachen von einem auf den andern solches zu ver-
„endern • Wurde ich aber von dem lieben Gott vor der Zeit abgefurdert,
„wie ich in meinem Alter mich stündlich vormuthen mus, so wilt du mein
„lieber Sohn dieses also verordnen und was ich wolmeinlich angefangen,
„vollent ins Werk richten • ''
„Diesen väterlichen Willen und christlichen Befehlig zu gebührlig und
„gehorsamer folge, zu vorderst aber Gott dem allmechtigen und seinem
„heiligen Wordt zu Ehren, auch seinen hertzliebenden Öltern und ihm selbst
„zum Gedechtnis hat der Edler und Ehrenfester Hans Han, vorbemeldten
„Werner Hanen einiger Sohn, durch Hülf und Beistand des Allmechtigen
„diese Kirche nicht allein erweitert und renoviret, auch die von seinem
„seiigen Vätern izt gedachten Gelt- und Kornhebunge bis anhero richtigk
„ausgeben und folgen lasen, sondern vorpflichtiget sich auch hirmidt, hen-
„ferner vor sich, seine Lehnsfolger, Erben und Erbnehmen durch gnedige
.Verleihung des Allmechtigen diese Kirche bei ihrem Einkomen, auch in
„guten Bau und Beserung zu erhalten und derselbigen viellieber etwas zu-
„kehren, als das geringste darvon zu entwenden • •
„Der getreue fromme Gott wolle die Landesfürsten und das gantze
„Land, diese Gemeine, Ordt und Untertanen, Lehrer und Zuhörer mit seinem
„heiligen Geist erleuchten und regieren, auch in wahrem Glauben bei reiner
„Lehr und rechten Gebrauch der heiligen hochwürdigen Sacramente wider
„den Teufel, Türeken, Babst, Muscowiter, Spanier, Calvinisten, Widertaufer,
„allen Secten, Rotten, Wulffuchsen und falschen Bruedern gnedigk schützen
.und erhalten, auch vor Kriegk, Pestilenz und teurer Zeit veterlich behüten
.im weltlichen Regimente und haushalten, auch einen jeden in seinen
.beruf thun und lasen mit Segen und Glück beiwohnen und uns allen
.endlich das Ende unsers Glaubens nemlich der Seele Seligkeit darvon
.bringen lassen um der Ehre seines heiligen Nhamens und seines lieben
.Sones Jesu Christi bitter Leiden und Sterbens willen hochgelobet vor aller
.Woltat • Amen • Her Jesu Christ • Amen • Anno 1598 • H • A •
„G • W • Z . B . G . B . M . S . "
Kanzel der Kirclic zw Brislow.
GUT UNI) KIRCHDORF BRISTOW.
75
l.'rgei - Enijiore.
^•^"^"-
riafetfüHti
Epituph als MuhruekronuiiL;.
76
AMTSe;KRICnTSlM:ZIKK TKI KROW
('•las In den I'Vnstcin ausser andern Glasmalereien das herzogl. niecklenb.
inalereicn. Wappen um\ die Wappen des lOACHIM . HANE und der ANNA • VON • DER •
SCHVLENBURGK . GNAD • IR . GOD . (Der Kitern des Werner und der Gross-
eltern des Hans von Hahn.)
Kanzel.
Or^el.
Prospekt.
Der Pracht des Altars entspricht die Kanzel. An der Wandung des
Aufganges die Gestalten des Heilandes und der Apostel Petrus und Paulus,
am Predigtstuhl die Halbfiguren
der vier Evangelisten, an der
Hinterwand im Predigtstuhl das
Christkind als Salvator niundi
mit dem Weltglobus, und oben
auf dem Schalldeckel eine An-
zahl allegorischer Figuren.
I'lbenso ist der Orgel -
Prospekt vom Jahre 1601 zu
beachten, an dessen Brüstung
dieGestalten der GRAM MATTICA,
DIALECTICA. RHETORICA, MV-
SICA, ARITMETICA, ASTRO-
NOMIA und GEOMETRIA an
gebracht sind. Am Prospekt
weiter das Distichon:
ORGANA DECANTANT CHRI-
STO LAVDESQVE DECUS-
QVE
ET RECREANT VARIIS PEC-
TORA NOSTRA SONIS .
Ktuas tiefer <iiL- Initialen des
stiftenden I*!hepaars und ihrer
Sinnsprüche und die Jahres-
zahl 1601.
I>cr Pfeifen -Prospekt l aufsiäiulcr.
hatte I 8 I I noch seine alten
Thüren mit Malereien: Jakol/s Trauin, Isaak's Ojjferung, der brennende Huscli
des Mrjses u. s. w.
Der Taufständer der Kirche ist nicht mehr der ursj)rüngliche. An
ihm gab es einst einen reichen iMgurenschnnick, dazu am Deckel die Initialen:
H-H.Q.W.Z.B., J.V-A., G.B.M.S. ANNO A NATO CHRISTO
Messing- 1600. .\ber nocli vorhanden i.st die zu ihm gehörige gro.s.se prächtige Messing-
schu5.sel. Schüssel mit dem Hilde der Verkündigung des Kngels an die hl. Maria.
Tauf
Schüssel
GUT UND KIRCHDORF BRlSTüW.
n
Zwischen beiden im Hintergrunde ein Blumentopf mit einer blühenden LiHe,
und dariaber die Taube als Sinnbild des hl. Geistes.
Zur Rechten des Altars, also an der Südwand der Kirche, mit der Steinerne
Wand verbunden, eine steinerne Stuhlbekrönung mit den Wappen des HANS Stuhl-
HAHN und seiner beiden Gemahlinnen ILSE VON ARNIM und ILSE VON 'jekrönimg.
HALBERSTADT.
Messingschüssel.
Grabsteine. Der Grabstein des HANS HAHN (1558, 7 1633) zeigt ('iral)stcine.
sein Bild in ganzer Rittergestalt. Der bei Lisch ') abgedruckten langen Inschrift
fehlen die Data. Sie sind unausgefüUt geblieben. An den Pxken die Wappen
der von Hahn, von der Luhe, von Veltheini und Halberstadt. Dagegen enthalt
der Grabstein von Hans Hahn's erster I^^hefrau, ILSE VON ARNIM, wenigstens
das Datum des Todes, nämlich: DEN • 22 . SEPT . 1605.
') VgL Lisch, CieschL Hahn HI, S. 255/57. Von H.ms Hahn'.s zweiter Frau, Ilse von
Halljerstadt, weiss man, dass sie die Schieckenszeit der Jalire 1637 und 1638 ül)erlebte. In
einem Bericht an den Herzog Adolph Friedrich vom l8. August 1639 heisst es: »Hans Hauen
Erben zu Bristow, lebet die Witbe, ist in Kostogk, der HofT ist wüste.« Wahrscheinlich liat auch
sie ihr Begräl)niss in der Kirche zu Bristow gefunden.
7S
AMTSC;KRICnTSI?EZIRK TKTKROW.
C.loiken. Im Tluirm drei Glocken, sämnitlich im Jahre 1598 von Clawes Bincke
in Wismar ^^ei^osscn uiul mit den Stifternamen HANS HANE und ILSE VON
ARNIM versehen.
Grabstein des Hans Hahn und dessen erster Khcfrau Ilse von Arnim.
Kleinkunst- Kleinkunstwcrke. 1.2. Silberner Kelch auf sechspassif^em Fuss, mit
werke. aufgclej^ter jjla.sli.scher Kreii/.es^nijjpe als Sii^nacuhuii. Auf der Unterseite des
Fusses die Inschrift: DER KIRCHGEN ZU BRISTOW ANNO 1725 • D • 20« JULY.
Vom Güstrower Goldschmied L»M. (Lenhard Mestlin). l-lbenso die l'atene. —
3. 4. Silberner Kelch auf sechspassigem Vuss, mit aufgelegter plastischer
Kreuzesgnippc als Signaculum. Auf der Unterseite des Fusses eingraviert:
JACOB MÜLLER HAT DIESEN KELCH DER KIRCHEN ZU BRISTOW VEREHRET
GUT UND KIRCHDORF HOHEN -DEMZIN. 79
ANNO 1752, D . 8 . JANUARI. Vom Malchiner Goldschmied D • I • W. Patene
ohne Schrift und Zeichen. — 5. Längliche achtseitige Oblatendose vom Gü-
strower Goldschmied Lenhard Mestlin. — 6. Neugothische Kanne, gestiftet von
CARL GRAF BASSEWITZ und Gemahlin MARGARETHE GEB • GRÄFIN V • D .
SCHULEN BURG. — 7. Altes Messing -Taufbecken mit der Scene der Ver-
kündigung. — 8. 9. Zwei Messing- Leuchter ohne Datum, der eine gestiftet
laut Inschrift von JOCHGIM RESING und WARNER STEN, der andere von
JOCHGIM WVLF. — 10. Kleiner silbervergoldeter Schöpflöftel ohne Inschrift
und Stempel.
Das Gut und Kirchdorf Hohen -Demzin.')
I^jj rühmittelalterliche Urkunden fehlen. Aber vom ersten Viertel des Geschichte
XV. Jahrhunderts her sind die von der Osten, eine schon im XIII. Jahr- des
hundert in Pommern und Mecklenburg ansässige Adelsfamilie, als Herren von L)ortes.
Hohen-Demzin und Karstorf nachzuweisen. Der letzte von ihnen, der Kloster-
hauptmann Johann Dietrich von der Osten in Dobbertin, nimmt aber Ende der
sechziger Jahre des XVIII. Jahrhunderts aus Mecklenburg einen unrühmlichen
Abgang und wird flüchtig.') Aus seiner Konkursmasse erwirbt Joachim Joh.
Friedrich von Müller 1788 die Güter, tritt sie aber schon 1791 an den 1786
von König Friedrich Wilhelm II. von Preuss^n in den Freiherrnstand und 1793
mit dem Prädikat »Freiherr von Labes gen. Graf von Schlitz« in den Grafen-
stand erhobenen späteren Domdechanten und Geh. Legationsrath Hans
Graf von Schlitz ab. Dieser stirbt am 25. Juli 1831 mit Hinterlassung einer
einzigen Tochter, Johanna Carolina Louise, vermählten Gräfin Bassewitz, deren
Nachkommen heute im Besitz der Güter sind. Die Reihe der Geistlichen von
Hohen-Demzin beginnt für uns erst im XVH. Jahrhundert, aus früherer Zeit
haben wir keine Nachrichten. Um 1660 ist der alte Pastor Christophorus
Conradi gestorben. Er ist über vierzig Jahre zu Hohen-Demzin im Amte
gewesen und hat alle Noth und alles Flend des dreissigjährigen Krieges mit
seiner Gemeinde durchlebt. V^on sechzehn Höfen in Hohen-Demzin, auf denen
es vorher zwölf Bauern und vier Kossäten gab, ist 1648 nur noch einer von
Menschen bewohnt, und Karstorf, wo acht Höfe waren, hat 1648 gar keinen
mehr.^) Auf Conradi folgt 1662 Christian Karsten (Carstenius), welcher 1675
') 7 km südlich von Teteiow. Nach Kiilinel >()rt des Demeta, Deniesa< : -M. Jahil). .\L\'I,
Seite 39.
") Nach Akten im Grossh. Archiv. Am 21. November 1768 wird wegen >muthvvilligen
Concurses und eingestandener Falsorum< ein Steckbrief gegen ihn erlassen. Im März 1771 wird
er auf die Festung Dömitz gebracht, aber nach anderthall)jähriger (Jefangenschaft am i . ( »ktober
1773 mit Landesverweisung begnadigt. Sein einziger Sohn Johann Dietrich stirbt als Student auf der
Universität Leipzig.
') Groth, \L Jahrb. VL S. 135.
8o
AMISÜKKICUTSHEZIRK TETKKUW
Kirrhe.
stirbt. 1676 wird Mag. Friedr. Nik. Ideler berufen, der 1702 als Pastor und
Präpositus nach Schwaan übersiedelt. Ideler übernimmt 1677 auch die Cura
von Bristow. Ihm folgt Stephanus Hane (Hahn), von 1702 bis 1742. Nach
längerer \'akanz wahrend der bekannten Wirren /.wischen Herzog Karl Leopold
und der Kaiserlichen Reichskommission wird endlich im Jahre 175 i Johann Diet-
rich von Neulich
(V^onneilich) be-
rufen (7 1773).
Nach dessen Tode
übernehmen die
Pastoren zu Tete-
row den Dienst;
1 790 aber geht
auf einen \'or
schlag des oben
genannten 1 ierrn
von Müller, zu
welchem die
landesherrliche
Zustimmung er
folgt, die I lohen
Demziner Kirche,
wie schon S. 73
erwähnt worden
ist, als vagierende
Mutterkirche zur
Kirche in Hulow
über. Man hat
aber in Aussicht
genommen, dem
nächst in Demzin
wieder ein eigene
Pastorat zu er-
richten.
Uehcr die
ehemalige Zu-
gehörigkeit der
mitten in Circi-
panien gelegenen alten Demziner Kirche zur Kamminer Diöcese kann kein
Zweifel bestehen, wenn auch kein ausdrückliches Zeugniss dafür vorliegt. Siehe
oben S. O5, Anmkg. i (Schorssow).
Kirche. Die Kirche, 1872 umgebaut, ruht auf einem hohen Granit-
fundament und hat einen ('liorschluss aus dem Achteck sowie einen ganz aus
Granit aufgeführten Thurm nüt einer achtseitigen steilen I lelmspilze.
Wappen des HeiTirich Adam von der Osten.
GUT UND KIRCHDORF HOHEN -DEMZIN. 8l
Im Innern ist Alles neu. Auf dem Altar ein auf Goldgrund gemalter Innere Ein-
Krucifixus von Fischer- Poisson 1871. Auf der Xordseite der Kirche, draussen, richtung
ein Denkstein der gräflichen Familien VON SCHLITZ und BASSEWITZ-SCHLITZ ^^er Kirche,
(nach 1861), und ein anderer kleinerer Stein mit der Angabe: HIER RUHEN
DIE VON DER OSTEN, WELCHE SEIT 1427 BIS ZUM JAHRE 1788 AUF KAR-
STORF GESESSEN. Unter dem Chor die von aussen mit einer eisernen Platte
geschlossene BASSEWITZ-SCHLITZ'sche Gruft (1871). Im Innern der Kirche,
und zwar an der Xordwand, ein aus Holz geschnitztes und bemaltes grosses
Wappen mit kriegerischen Emblemen und einer Unterschrift, welche besagt,
dass der kurfürstlich -brandenburgische Generalquartiermeister HEINRICH ADAM
VON DER OSTEN, grundgesessen auf Schildberg, Karstorf und Wildberg, am
28. September 1626 zu Schildberg geboren und 2. August 1682 zu Karstorf
gestorben sei. Ausserdem im herrschaftlichen Stuhl ein geschnitztes und be-
maltes neues BASSEWITZ-MALTZAN'sches Allianzwappen. An der Wange
desselben Stuhls treffliche neugothische Schnitzerei mit dem BASSEWITZ-
BÜLOW'schen Allianzwappen.
Im Thurm zwei Glocken. An der grösseren Glocke die Inschrift: Cilocken.
LOBET DEN HEREN LOBET IN MIT HELLEN CYMBELN, LOBET IN MIT WOL-
KLINGENDEN CYMBELN . CL PSALM CHRISTOPHORUS CONRADUS PASTOR
ANNO DNI 1620. Auf der Vorderseite ein reichverziertes Kreuz. Giesscr nicht
genannt. — Die zweite Glocke ist ohne Inschrift und Zeichen.
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldcter gothischer Kelch auf sechs- Kleinkiinst-
passigem Fuss. Am Knauf der Name IHESVS. Kein Signaculum. Auf der werke.
Unterseite des Fusses die Aufschrift: GOTT ZU EHREN VN DT DEM HOCH-
HEILIGESTEN SACRAMENT ZV ZIRDE VEREHRET DISEN KELCH IN DIE HO-
HEN DEMZVNSCHEN KIRCHEN H . GEORG WILHELM VON DER OSTEN • AO
1653. Keine Werkzeichen, auch nicht an der zugehörigen Patene. — 3. 4.
Silberner Kelch auf sechspassigem Fuss, mit aufgelegtem plastischen Kruci-
fixus als Signaculum und dem eingravierten Osten'schen Wappen sowie den
Initialen J-D-V.O» sammt der Jahreszahl 1736. Güstrower Arbeit von Lenhard
Mestlin. Patene ohne Inschrift und Zeichen. — 5. Kleiner silberner Kranken-
kelch, gestiftet 1859 von A. und S. WURZBACH.') Als Werkzeichen ein ein-
gestempeltes S. — 6. 7. Neugothische Deckelkanne und neugothische Oblaten-
schachtel, mit den Initialen des Stifters A • B • S • unter einer Grafenkrone
(von Ha.s.sewitz- Schlitz). — 8. Messingene Taufschale von 1856. — 9. Zinnerner
Klingbeiitel mit Sanimetbeutel und aufgesticktem Osten'schen Doppelwappcn
von 1745 (J • D • V • D • O . und D • C • V • D • O •).
') Kllster und Eelirer zu Hohen Denizin.
82 AMTSGERICinSliEZlRK TETEROW.
Burg Schlitz.
Irei Kilometer weiter südlich von Hohen-Demzin treffen wir das von jeher
als Pertinenz dazu t^ehörige alte von der Osten'sche, jetzt Gräflich
Schiit/. Bassewitzsche Gut Karstorf, auf dessen Feldmark der schon bei Hohen -Demzin
erwähnte Hans Labes, seit 1786 Freiherr und, nach Adoption durch den
Grafen Johann luistachius von Schlitz gen. von Görtz, seit 1793 mit dem
Prädikat Freiherr von Labes, gen. Graf von Schlitz« in den Grafenstand er-
hoben, zur Frinnerung an die ihm gewordenen neuen Namen und Titel die
beiden Ort.schaften Burg Schlitz und Görzhausen gegründet hat.^) Wenn wir
hier nun Hurg Schlitz, das als breiter Schlossbau weiss aus dem Grün hervor-
leuchtet, besondeis erwähnen, so geschieht es weniger wegen irgend welcher
Besonderheiten der Architektur, die im Ganzen bei bequemer Weiträumigkeit
.schlicht und einfach gehalten ist, als wegen der besonderen Art der Verbin-
dung von Kunst und Natur in jenem klassicierenden Geschmack vom Ende
des Will und Anfange des XIX. Jahrhunderts, dem z. B. das ältere Ludwigs-
lust, sowie das ältere Doberan sammt den älteren Theilen von Heiligendamm
ihre ICntstehung danken. Dieser Art von Schöpfungen, die eine hinter uns
liegende höchst bcmerkenswerthe Periode des kla.ssicierenden Geschmacks re-
präsentieren, eine Periode, die das grosse Publikum ihres zeitlichen Zusammen-
treffens wegen gerne mit dem französischen Namen »Empire« bezeichnet, obwohl
dieser Name ihren wirklichen Zeit-Umfang keineswegs deckt und das ganze
Empire vom Standpunkte seiner Kunst sogar nur als eins ihrer Produkte an
einer bestimmten Stelle anzu.sehen i.st, schliesst sich Burg Schlitz als eine der
hervorragendsten Leistungen der Garten- und Landschaft.skunst jener längst ver-
gangenen herrlichen Tage an, die in Literatur unt] Kunst soviel Glanz über
Deutschland ergossen haben. Wir können hier in keine genauere Einzel-
beschreibiing eintreten, aber es ist nicht zuviel gesagt, wenn wir das Land-
schaft.sbild, welches sich von der Rampe des Schlosses oder von den Platt-
formen der Dächer (jder oben vom Thurm vor dem Beschauer ausbreitet, als
ein Paradies bezeichnen, gross, weit und vollendet schön in den Formen seiner
Hügel und Thäler, Wälder und l'elder, Baumgruppen und Garten-Anlagen,
•) Hohen -Schlitz bei Thllrkow und (iörzhausen ersclicincii i8o2 zum ersten Mal im Slaats-
kalcndcr, Hohen -Schiit/ mit Thllrkow im ritterschaftlichen Amt Otlstrow verbunden, (jörzhausen
zukommen mit Karstorf und Hohen Demzin im ritlerschaftlichcn Amt Stavenhagen. Hurg-Schlitz
dagegen erhält aU neue Anla(,'e, <lie 1806 bc(;(ninen und 1816 zum ersten Mal bezogen wird, erst
am 17. Januar 1817 die laii<lesherrliche ficnchmigung zur l-lllirung eines eigenen Namens. Zugleich
wird c% zum llauptgut erhoben und <la.s bisherige llauptgut Karstorf zu einer I'ertinenz von jenem
gemacht.
Burg Schlitz.
BURG SCHLITZ. 83
aus denen überall hübsche Dörfer mit Kirchthürmen hervorlugen , und in deren
Mitte wie eine grosse blaue Perle der Malchiner See sich ausdehnt. Von diesem
eigenartigen kultur- und kunstgeschichtlichen Gesichtspunkte aus wollen auch die
sechsunddreissig Denkmäler beurtheilt sein, die, grösstentheils sauber aus errati-
schen Granitblöcken der Feldmark hergestellt und theilweise mit eingemeisselten
Versen, Sprüchen, Dedikationen u. dgl. m. versehen, den weiten Park und Wald
füllen und überall, an Wegen und Stegen und auf freien Plätzen, den Wanderer
an die alte klassische Zeit mit ihrer feinen Empfindsamkeit erinnern. Mögen
einzelne, z. B. P}ramiden mit genauer Angabe der Entfernung von Regensburg
und andern Plätzen, nach denen heute im neuen Reich nicht mehr gefragt
wird, für die aber der alte Geh. Legationsrath und Graf irgend ein Interesse
hatte, für den Betrachter etwas Auffälliges haben und mehr wie Spielereien
denn wie ernst gemeinte Dinge erscheinen : was thut das dem Platze, wo sie
stehen? Ist doch die Hauptsache die, dass so ein Denkstein, sei es auf
grünem Rasen, sei es vor einem geschmackvoll gruppierten Hintergrunde von
Gebüsch und Bäumen, wirkungsvoll sich abhebt. Das ist aber bei allen der
Fall. Es wäre daher schade, wenn auch nur ein einziges dieser alten
schlichten, glücklicherweise aber äusserst dauerhaften Monumente verschwände.')
Die Bauzeit des Schlosses währte von 1806 bis 1823.
Vorgeschichtliche Plätze
s. am Schluss des Amtsgerichtsbezirks Staxenhagen.
') Wir bemerken dies absichtlich, weil in der Vaterlandskunde von Kaabe-Quade I,
S. 1103, eine Bemerkung darüber zu lesen ist, welche zeigt, dass die alte Kunst der I.and.schafts-
gärtnerei in Burg Schlitz nicht, wie es hätte sein müssen, vom Standpunkte ihrer Zeit aus ver-
standen und beurtheilt worden ist. — Vgl. Lisch und Wedenieyer, Alinim mecklenb. .Schlösser und
Landgüter, Heft 3 und 4, S. 29 — 32. — Lisch, Mecklenburg in Bildern H, S. 54—56.
Ansicht von Malchin aus der ersten Hälfte des XIX. jahrhundeits.
Amtsgericlitstiezirk laichin.
Gescliichte
der
Stadt.
Die Stadt Malchin;)
'eschichte der Stadt. Als im Anfaiif^e des XIII. Jahrhunderts das
westlicli \on der Stadt Seehausen in der Ahmark i;elcgene Cistei'-
cien.ser- Nonnenkloster Arendsee seine Besitzun<;"en bis in das
niecklenhnrijisclie Circipanien ausdehnt, da giebt es zwischen Malchin und
W'argentin, einem erst im Jahre 1788 völlig eingegangenen Kirchdorf, dessen
unmittelbar am Alalchiner See gelegene Feldmark jetzt mit der von Basedow
verbunden i.st, einen ICichwald, in welchem h'iichsgruben (uo.sgrouen) vorhanden
sind, die als Grenzpunkte genannt werden. Das ist das erste Mal, dass der
Name Malchin urkundlich vorkommt: es geschieht in jener Schenkungsurkunde
des Herzogs Kasimar von Pommern, in welcher er, der damals Herr von
Circii)anicn ist, das Dorf VVargentin mit dem halben Wargentiner See am
26. Juni 1215 zu Denmiin dem genannten Kloster überweist.''') Es wird nicht
angedeutet, aber man empfangt den I'jndruck-, dass Malchin um diese Zeit
noch ein Dorf ist. Auch steht es fest, dass der grosse schöne See seinen
heutigen Namen noch nicht fülirt, sondern ganz und gar zu Wargentin gehört
und den Namen * Wargentiner See« auch dann noch lange behält, als die
") Im XIII. Jahrhundert Malekin, .Malcliyn, Malechin {,'eschi ichcn : >()it des Malek« (alt-
Btavi%ch malü = klein): Kuhiicl, M. lalnli. ,\1,VI, S. 89. Deutsch also iinfjefähr dasselbe wie
»Kleinhagen«.
•) M, U.-H. 219. 371. 3715. Vf;l. Lisch, .M.Jahih. XV, S. 1—22 (C.esch. der Besitzungen des
Kloster» Arcnducc in Mcckleiiliur^;, im licsoiKlern der Di'irfcr War^-eiilin und Köfjelin).
GESCHICHTE DER STADT MALCHIN. 85
Besitzveihältnisse \ öllig andere geworden sind. Aber eine grössere, städtische
Einrichtungen zustrebende Gemeinde wird Malchin auch damals schon gewesen
sein, denn sonst würde es uns im Jahre 1236 kaum als eine fertige Stadt mit
Kirche, Pfarrer und Bürgern entgegengetreten sein, als eine Stadt, welcher
Fürst Nikolaus von Werle, nachdem Circipanien in demselben Jahr wieder an
Land Mecklenburg gekommen, am 7. April dieses Jahres das Schwerinsche
Stadtrecht verleiht.') Dass die Kirche gleich den meisten unseres Landes der
hl. Jungfrau Maria und dem hl. Evangelisten Johannes gewidmet war, erfahren
wir aus jener Urkunde des Bischofs Wilhelm von Kammin, in welcher er am
14. Januar 1247 das Filial-Verhältniss der Ba.sedower zur Malchiner Kirche
feststellt.-) Um diese Zeit giebt es auch bereits eine mit landesherrlichen
Privilegien ausgestattete Mühle zu Malchin.'') Uneinigkeiten zwischen der Stadt
und dem Kloster Dargun, welchem das benachbarte Dorf Gielow geliört, führen
unter Mithülfe der Landesherrn und des Kamminer Bischofs Hermann, der
öfter in der Stadt weilt, allmählich zu Ausgleichen: die Stadt erhält den Wald
zwischen ihrer und der Gielower Feldmark; das Klosterdorf Gielow bekommt
das nicht ganz rechtmä.ssig auf seiner Feldmark angelegte und nach Malchin
eingepfarrte Dorf Moizle zurück; es erfolgt eine bestimmte Abgrenzung des
Hofes Gielow, auf welchem der Darguner Magister Curiae die V^erwaltung führt;
und endlich leistet das Kloster Spanndienste beim Malchiner Brückenbau,
wofür es, mit einem seinerseits zu leistenden Zuschlag von Geld, vom Brücken-
zoll befreit wird: alles das in der Zeit von 1253 bis 1283.*) Dass das Ver-
hältniss der Stadt zu dem nahen Pommernlande durch die einschneidenden
politischen Veränderungen keine nachhaltige Trübung erfahren hat, beweist
eine von Herzog Bogislav am 20. Juni 1286 zu Ukermünde crtheilte Zoll-
vergünstigung für den Malchiner Handel und Verkehr in Anklam und anderen
Städten seines Landes: der Zoll soll dort nicht höher sein als in dem nahe
gelegenen Demmin.*^) Das gute Verhältniss der Stadt zum l'ürstenhause Weile
aber erfährt eine weitere Bestätigung durch die am 26. Juni 1294 gegebene
Genehmigung zur Erwerbung sowohl der Pcene-Mühle vor der Stadt als auch
des Wargentiner Sees, von dem natürlich der dem Kloster Arendsee gehörende
Theil auszunehmen i.st, wenngleich dies nicht besonders gesagt wird.") Wenn
') M. U. I). 449. 7667. Vijl. .M. Kunst- u. Gesch. - Denkm. I, S. 519 (537).
*) M. U.-B. 589. Vgl. 2404.
») M. U.-B. 595-
*) M. U.-B. 721. 857. 858. 913. 1335. 1435. 1436. i6S4. Das Dorf Moizle wird im XIV.
Jalirluindert nicht mehr genannt. Schildt, M. Jahrb. I. VI, S. 205. Zu beachten ist auch die Be-
freiung des Klosters Dargun vom Ausfuhr -Verbot, das für Malchin in Betreff von Kornfrüchten
erlassen worden war, im Jahre 1310: M. U.B. 3384. 6431. Uebrigens hören wir 1357 wieder von
einem Vergleich neuer Zwistigkeiten : M. U.-B. 8332. Die Legende von einem Burgenbau bei
Malchin im Jahre 1261 gegen pommersche Raubritter, welche sich auf gar keine Urkunde stützt,
trotzdem aber in viele Bücher, auch in Kaabe-Quade's Vaterlandskunde, eingedrungen ist, geht
wahrscheinlich auf eine Nachricht in Kiüvcr's Beschreibung Mecklenburgs, 11, .S. 2S0, zurück.
^) M. U.-B. 1853. 1854.
") M. U.-B. 2290. Vgl. 7668. 10672. Der Kloster- Antheil am See kommt später an die
von Hahn und heisst schon im XIV. Jahrhundert »das Hahnen -Wasser« : Li-.ch, a.a.O., S. 13.
$6 AMTSGERICHTSKKZIRK MALCHIN.
wir diesen Nachrichten über die Kntwickeking der Stadt noch hinzufügen, dass
vierzehn Ilufcn im Dorfe Tessenow, welche der Kirche in Malchin gehören,
mit Genehmigung des Kamminer Bischofs und Domkapitels sowie auch des
Fürsten Nikolaus von Werle an das Kloster Doberan verkauft werden und
dieses auch in den Besitz der Malchiner Mühle gelangt, so ist damit alles,
was Pur das XIII. Jahrhundert urkundlich feststeht, angegeben worden.*)
Am 4. September 1301 inkorporiert Fürst Nikolaus von Werle die
Pfarre zu Malchin mit allen ihren Einkünften einer der Domherrenstellen zu
Güstrow, verpflichtet aber ihren jeweiligen Inhaber — damals ist es Martin
von Maliin -- jedem der dreizehn Domherren wöchentlich vierzehn Prabenden-
brote zu liefern, wie sie ein Scheffel feinen und reinen Weizenmehls hergiebt,
wogegen die Domherren wiederum den Bcschluss festsetzen, auch den P^ürsten
und seine Gemahlin in diese Präbendenbrot- Gemeinschaft aufzunehmen und
nach dem Schloss in Güstrow gleichfalls im P'all der Anwesenheit des P^ürsten,
oder auch wenn die Fürstin allein anwesend sei, dieselbe Zahl von Broten ab-
zugeben.') Der Stadt Malchin aber giebt derselbe Fürst am 25. Mai 1302
einen Beweis seines W'ohlwollens und Vertrauens dnmit, dass er ihr den dritten
Theil der Gefälle des Gerichts in der Stadt und auf dem Stadtfelde verleiht
und zugleich für eine Stellvertretung der fürstlichen Vögte im Fall ihrer Ab-
wesenheit durch den Rath der Stadt Sorge trägt ■^) Ein paar Jahre später
hören wir von einer Krebsmühle bei Malchin (Creuetesmolen), welche dem
Ritter Friedrich von Kardorfif gehört. P> vermacht sie aber am 6. Juli 1 306
dem Kloster zu Dargun mit der Bedingung, dafür für sich und die Seinigen
die letzte Ruhestätte im Kloster zu erhalten') 13 10. den 6. Februar, geht der
Antheil, den die Stadt an der Aussen-Mühle (ante ciuitatcm) seit 1294 inne
hat, an das Kloster Doberan über, zugleich auch das Pligenthum dieser Mühle,
die wir nach dem in der Urkunde gebrauchten Ausdruck weder mit der Krebs-
mühle noch mit der Mühle in der Stadt, die das Kloster seit 1298 inne hat,
verwechseln dürfen.'")
In den Streitigkeiten und Kämpfen der Jahre 131 5 und 13 16, in denen
l*"urst Johann von Werle eine zweifelhafte Rolle spielt, indem er Anfangs auf
Seiten des Königs P>ich und seiner Bundesgenossen steht, dann aber zur
Partei des Markgrafen Waldemar von Brandenburg tritt und gleich darauf im
Treffen bei Pu[>l(nv von seinen nunmehrigen Gegnern gefangen genommen
wird, niuss er, statt ein Lösegeld zu bezahlen, unter der Bedingung des Ver-
lustes, am 23. März 131^; Haus, Stadt und Land Malchin auf sechs Jahre für
•) M. L'.-H. 2436. 2443. 2446. 2502. 2621.
*) M. U.-H. 275. 2854. 2868. 2887. 2908. 4218. 4598. 5130. 6743. 6744. 8428. 11453.
Vgl. Schröder, Pap. M., S. 871 — 73. 879.
*) M. v.n. 2796.
«) M. U.-B. 3101.
•) M. L'.-B. 3373. Diese MUhle vor der Stadt wird später einfjegangen sein: heute ist
antMf der Krcl>Miiiilil«; nur die grosse Mühle in der Stadt vorhanden. Vgl. auch M. U.-15.
9454 9801-
GESCHICHTE DEk STADT MALCHIN. 87
10 000 Mark löthigen Silbers dem Könige und zugleich dem Fürsten Heinrich
von Mecklenburg zum Pfände setzen, sowie dem kurz vorher von ihm beim
Dorfe Mölln gefangen genommenen Grafen Heinrich von Schwerin unentgeltlich
die Freiheit wiedergeben.^) Die Stadt Malchin leistet bald darauf dem Fürsten
Heinrich von Mecklenburg die Pfandhuldigung, aber sie nimmt es damit nicht
ernst und treu genug, wie Kirchberg erzählt, ohne darüber weitere Andeutungen
zu geben.-) Wie unterdessen Fürst Johann von W'erle vom Domkapitel zu
Güstrow (bei der werleschen Landestheilung am 2. December 13 16 war
Malchin an die Parchim-Goldberger Hälfte gekommen) am 6. September 13 18
die zur Einlösung von Malchin erforderliche Summe geschenkt erhält, diese
Summe aber nur als Darlehn angesehen wissen will, wenn der Bischof von
Kammin die Schenkung nicht genehmigt, erfahren wir aus einer besonderen
Urkunde, die für die Verhältnisse jener Zeiten charakteristisch ist.^) Im
Uebrigen hält das Haus Werle, beunruhigt und misstrauisch geworden durch
die Machtentwicklung des Fürsten Hemrich von Mecklenburg, in der Folge
zum König von Dänemark und sichert sich zugleich durch ein Bündniss mit
Pommern. Man nimmt dabei wahr, dass der Verlust von Lübz mit der Türe,
wie es begreiflich erscheint, besonders schwer empfunden wird und dass
Malchin politisch und strategisch als einer der Hauptstützpunkte der Herren
von Werle angesehen wird.^) Diese Bedeutung Malchins tritt vierzig Jahre
später ganz besonders in dem Vertrage zwischen Herzog Albrecht von
Mecklenburg und Herzog Barnim zu Stettin am 29. August 1355 über die
Eventual-Succession hervor, insofern die Beschlussfassung über Malchin vor-
behalten bleibt.'')
Den 16. Juni 1330 hören wir von einer X'^erpfändung der Bede des
Landes Malchin durch die Fürsten von Werle an die Gebrüder Kossebade.'')
Die weitere innere und äussere P'ntwickelung der Stadt ist aus dem Bruchstück
einer Stadtrechnung von 1331/32 zu erkennen, insofern sich ergiebt, dass in-
zwischen ein Heiligengeiststift gegründet ist und dass Mauern und Thore vor-
') M. U.-H. 3818. V^'l. Dettmar- Chronik (ed. Kopi)maniry I, S. 429. Rudlofl". Hdl). d. ni.
Gesch. n, S. 217 — 222.
') Reimchronik von Ernst von Kirchber^, ed. Westphalen, Mon. intd. IV, S. 810. Rudlofl',
Hdl). d. m. Gesch. II, S. 222.
>\Vev iVK\e ir •.jcrrc wolle \\n
Ter hübe \\&> riii- ^c^ ron ülalcbv""'
— .sagt der alte Kirchherf;.
») M. L'.-r.. 4005. Vgl. dazu 3860. 7771. 7772.
*) M. L'.-H. 4358. 6393. 9174. 9394- 9560. Vgl. Hand IV der M. Kunst- u. (Jesch.-Denkni.,
S. 513 und 514. In den Eandfriedensbiindnissen der späteren Zeit steht Malchin mit 30 Mann
eingeschrieben, also auf gleicher Stufe wie Neubrandenburg, nur überboten von I'archim, Wismar
und Rostock. Selb.st Güstrow bleil)t dahinter zurUck, die meisten übrigen Städte aber stellen nur
zehn Mann: M. U.B. 7524. 7717, .\nmkg. 791'-
'-) M. L'.-B. 8125.
') M. r.-H. 5154. Sjiäter sind die von Harnekow im I'fandbesitz der Hede aus der Vogtei
Malchin: M. U.-15. 7378. 1359, den 18. Januar, erhalten auch die von Moltke einen .\ntheil daran:
M. U.-H. 8561.
88 AMTSGEKICHTSHEZIRK MALCHIN.
haiulen sind, unter ihnen das mehrmals genannte Wargentiner Thor.^) That-
sachhch findet sich denn auch schon wenige Jahre nachher der gewiss
nicht bloss bildlich gemeinte Ausdruck »intra muros Malchin« in einer Urkunde
vom 22. Januar 1338.-) Zugleich hören wir von einer erheblichen Stiftung
des Malchiner Bürgermeisters Gerlach Dempzin und seiner Ehefrau Gertrud,
womit diese eine.sthcils das Heiligengeiststift bedenken, anderntheils ein Armen-
haus für nicht weniger als zwölf hülfsbedürftige Personen einrichten. Auch
andere wohlliabende Familien in der Stadt, wie die von Reez, Gube und
Sachow werden um diese Zeit genannt, die sich um eine Vikarei in der
Malchiner Kirche verdient machen.'^) Deshalb hat sich hier auch ein Platz
für den P'ranziskaner - Orden , die fratres minores, gefunden, von denen
bereits eine Strasse den Namen trägt.^) Dass sich die Cisterciensermönche
zu Dargun dort in anscheinend noch umfangreicherer Weise ausgebreitet haben,
erklärt sich aus den bereits in der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts vor-
handenen Beziehungen zwischen Stadt und Kloster, die oben erwähnt sind.^)
Noch vor dem Abscheiden des Hauses Werle aus der Geschichte em-
pfängt das bi.sherige gute Verhältniss zur Stadt einen schweren Stoss. Ein
besonderer äusserer Anlass ist unbekannt. Wir erfahren aber aus einer Ver-
söhnungsurkunde vom II. Juni 1372, dass sich der Trotz des selbstbewussten
Bürgerthums jener Zeiten während der Minderjährigkeit des Fürsten Johann d. ä.
zu einer Gewaltthat hat hinreissen lassen, nämlich zur Niederreissung des fürst-
lichen Hauses oder Schlosses in der Stadt, das mit einem Wall umgeben war.
I-'ürst Johann von Werle söhnt sich zwar mit der Stadt wieder aus, aber er
verkauft den Wall und die Stelle des abgebrochenen Hauses zu Bürgerrecht
und wendet der eigenmächtigen Stadt den Rücken.*')
Es naht die Zeit des Aussterbens der Goldbergcr Linie des Hauses
Werle. Unsicher über ihre Zukunft verbinden sich die Städte Parchim,
Malchin, Teterow und Laage am 23. September 1374 zu gegenseitigem Schutz
ihrer Privilegien.'') Aber das Haus Werle behält die Oberhand, und Malchin
geht auf die Güstrower Linie über. In einem Streit der Stadt mit den von
.Maltzan um den an Sclujrssow angrenzenden Tlicil des Wargentiner oder
Malchincr Sees behält jene Recht, und die Herren von Werle bestätigen ihr
') M. L.-H. 5273. Das Steinthor wird zehn Jahre sjiäter genannt (freilich nicht in einer
Original -rrkundc, sondern — wa.s nicht zu übersehen ist — in deren Abschrift aus dem XVI.
Jahrhundert): M. U.-B. 6198 (. . . agri jacenlis extra ciuitatem infra valuam lapideam et aliam valuam
propric Wargantinns (I) nuncupatam). Das Milhlenthor wird 1 381 zum ersten Mal urkundlich ge-
nannt: M. U.-H. II 352.
*) M. L'.-IJ. 5847. ^'^,'l. 7^)51, Annikg. Die Stadliiiaucrn werden .lucli 1372 uikundlicli ge-
nannt: M. U.-B. 10334.
') M. r.H. 6198.
♦; M. U.U. 5847.
*) M. U.-lJ. 6431 (habitacioncm, curiani, domuni lapideam, et horreum aliatiuc cdificia ....
in ciuitatc nostra Malchin . . . habent .-ibl)as et conucntus). Vgl. M. U.-15. 7651. 8332.
•) M. U. H. 10334.
*) .M. U. H. 10635.
GESCHICHTE DER STADT MALCHIN. 89
am 29. December 1374 aufs Neue den Hesitz des Sees und der Peene-Mühle
vor der Stadt. ^) Indessen das Verhältniss zwischen der Landesherrschaft und
dieser ist vorläufig noch ein bedingtes. Das sieht man sowohl an der Ein-
schränkung der Huldigung im Jahre 1374 durch den vom Malchiner Rath
gemachten Hinweis auf die Rechte der mecklenburger Herren, obwohl doch
diese damals noch nicht daran denken konnten, die werleschen Lande in Besitz
zu nehmen, als auch an der über die bedingte Huldigung unter grosser Zeugen-
Betheiligung aufgenommenen Urkunde vom 4. Januar 1375.") Die hierin kund
gegebene Vorsicht entspringt nämlich dem für eine Zeitdauer von vierzehn
Jahren geschlossenen und daher noch nicht abgelaufenen Rostocker Vertrage
vom 31. Oktober 1366 zwischen denen von Werle einerseits und denen von
Mecklenburg andererseits, wenngleich darin auch der vor der Zeit eingetretene
Todesfall Johanns d. ä., des letzten Herrn von Werle -Goldberg, der sich, wie
festgesetzt war, im Jahre 1378 mit der mecklenburgischen Herzogin Euphemia
vermählen sollte, nach allen Richtungen hin auf das Gründlichste vorgesehen
war.^) Indessen, da sich dieselbe Herzogin bald darauf mit Fürst Johann d. j.
von der Linie Werle -Güstrow vermählt, so bleiben die seit dem genannten
Vertrage bestehenden Freundschafts- und Verwandtschaftsverhältnisse zwischen
beiden Theilen dieselben, und die angewendete Vorsicht der Stadt Malchin
gelangt zu keiner praktischen Bedeutung. Auch hindert das in keiner Weise
die weitere politische Fntwickelung durch Verträge verschiedener Art zwischen
dem Landesfürsten und seinen Vasallen auf einer Seite und der Stadt auf
anderer Seite.'*) .Man war eben in jenen Zeiten nicht allzu empfindsam; im
Gcgentheil genossen gewaltthätiges und rücksichtsloses Vorgehen weithin eine
gewisse Duldung und selbst Entschuldigung, wie z. B. die Ueberlistung und
Gefangcnnchmung des Ritters Johann von Stralendorfif durch den Malchiner
Bürger Adrian Breide im Sommer 1383 und der von einer grösseren Anzahl
Malchincr Bürger bei Gelegenheit eines Wortstreites an dem Schorssower
Maltzan im Frühjahr 1385 zu Faulenrost in Gegenwart des Fürsten Johann
von Werle begangene Todschlag beweisen.^) War der Fall unangenehmerer
Art, wie z. B. der letztgenannte, dann half man sich und seinem Gewissen
durch den l^au einer Sühnekapelle und durch Memorienstiftungen, nahm es
aber auch damit nicht allemal ernst, wie aus einer Urkunde vom 25. März 1403
in dieser Schorssower Sache zu ersehen ist.'') Der Erschlagene war seit dem
*) M. U.-B. 10339. 10643. 10672.
») M. U.-B. 10678.
*) M. U.-H. 9560. KiidloiT, H(ll). d. m. (iesch. II, S. 470. 493. 511.
*) M. U. 15. 1 1 1 13. II 155. 1 1 378. 11444. 11451. 1 1 664.
*) M. l'. I). 1 1 524. 11665. Acbnliche V'eigewaltigunfjen wie dem Joliann StralendorlT ge-
schahen 1394 dem Heyne Plessen, 1400 dem Koneke Eggherdes, 1410 dem Henneke von dem
Kaland, Gheiwen und Keiner .Steffen, 1534 dem Jürgen Hogendorp und 1536 dem Matthia.s Kerk-
dorp, wie urkundlich nachzuweisen ist. Verzeichnisse der Ritterschaft im Lande Malchin giebt es
von 1425 und 1491: Lisch, M. Jahrl). XXXVIII, S. 176. Abgedruckt in Gesch. des Geschlechts
Maltzan II, S. 555, und IV, S. 21 1.
») Lisch, (iesch. des Geschl. Maltzan III, S. 36 (Urk. 468). Vgl. dazu II, S. 356 (Irk. 338);
S. 365 (l'rk. 341); S. 371 (L'rk. 344); S. 374 (frk- 345)- M- Jahrb. XV, S. 61.
90 AMTS(;KRI(IITSr.KZIRK MALCHIN.
I. November 1375 Pfandherr des Landes Malchin gewesen, da ihm und seinen
Erben an diesem Tage von den beiden h'ürstcn Lorenz und Johann von VVerle
das Hundekorn, sowie das höchste und niederste Gericht sanimt allen Unter-
thanenpflichten im ganzen Lande Malchin für die Summe von 1800 Mark
lubischer Pfennige überlassen worden waren.') An seine Stelle tritt nun der
Bruder Heinrich von Maltzan als Pfandherr der Vogtei (vaghed der voghedye
to Malchin).-)
Das bedeutsamste P>eigni.ss für die Stadt gegen Ende des XIV. Jahr-
hunderts ist — wenn wir von dem im Jahre 1382 geschehenen Ankaufe des
Schnakenburg'schen kleinen Gutes Pisede zur städtischen Kämmerei absehen
— der grosse Brand der Kirche im Jahre 1397. Dabei verliert die.sc ihren
gesammten Inhalt an Schmuck, Gewändern, Büchern, Kelchen, Leuchtern und
allem Andern, was zu ihrem Bestände nöthig ist. Wir erfahren das aus einem
Ablassbrief des Kamminer VVeihbischofs Johann, Bischof von Garda in partibus,
der am 6. Juni des Jahres in der Stadt anwesend ist und in diesem Briefe
nicht bloss einen weitreichenden Ablass gewährt, sondern die Aussendung von
Boten zur Ein.sannnlung milder Gaben gestattet.^) Da entsteht nun der statt-
liche hochgothische Bau der heutigen Kirche an Stelle der älteren und niedrigeren
spätromanischen Kirche aus der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts (s. u.).
Der Uebergang der Stadt an das Haus Mecklenburg nach dem Aussterben
des Mannesstammes der letzten Linie des Hauses Werle im Jahre 1436
und die dew Herzögen \on Mecklenburg noch im selben Jahre dargebrachte
Huldigung; die I^ventualhuldigung an das Haus l^randenburg, das bei dieser
Gelegenheit am 12. April 1442 zu Wittstock das Zugeständniss der Eventual-
Succession von Mecklenburg erreicht hatte, und die noch im selben Jahre am
Abend v(jr Hinnnelfahrt erfolgte Privilegienbestätigung durch die Markgrafen
Friedrich d. ä. und Friedrich d. j.; ') der Ankauf der Binnenmühle vom Kloster
Doberan durch (]cu Rath im Jahre 145 1; das von den beiden Herzögen
Heinrich d. ä. und Heinrich d. j. von Mecklenburg erlassene Verbot im Jahre
1460, weiterhin noch liegende Gründe in Malchin an Geistliche zu vermachen
und bei Lebzeiten zu überlas.sen — bei Verlust des der Landesherrschaft
anheimfallenden Vermögens uud vom Veräu.s.serer überlassenen Gutes, sowie
bei Strafe der Vertreibung der dawider handelnden Geistlichen aus der Stadt,
es sei denn, dass es mit Kath und Willen der Bürgermeister und Rathmannen
geschehen und da.ss in diesem Ivillc den ICrben der Stifter die Wiedereinlösung
des gestifteten Gutes mit baarem Gelde verblieben; die Privilegienertheilungen
•) M. U. B. 1 1 665.
") Lisch, a. a. (). II, S. 378 (Urk. 347).
■) M. U.B. II405. M. Jahrb. XXXI, S. 93— 95. I)al)ei wird versehentlich als besonderer
Schutzpatron der hl. Johannes Haptista an die Stelle des in der Kamminer Konfuniatioiisurkunde
Tom 14. Januar 1247 richtig genannten hl. Johannes P^angelista gesetzt.
*) KudlofT, Hdb. d. m. CJcsch II, S. 41. 178. 742—746. 749 — 754. Vgl. M. Kunst- u. Gesch.-
Denkm. IV, .S. 582. — Unter den .Malchiner Urkunden und Akten finden sich in der Zeit von
1286 bis 1697 Ul>cr zwanzig fürstliche Privilegien - Bestätigungen.
GESCHICHTE DER STADT MALCHIN. 9I
vom Rath an die Schöngewandschneider 1463, an die Kaufleute- Gilde ebenfalls
1463, und an das Haak- oder Haken-Amt 15 10, die am 6. März 1489 ge-
schehene Einverleibung der Teterower Pfarre in die Malchiner Pfarre und
damit zugleich in das Güstrower Domstift zwecks Aufrechterhaltung der
Mallin'schen Präbendenbrot- Stiftung (s. o.): das sind die Hauptmomente in
der Entwickelung städtischer Verhältnisse des XV. Jahrhunderts und schon
darüber hinaus.^)
Ueber die Kirchen -Reformation in Malchin, für die der eben erwähnte
Erlass der beiden mecklenburgischen Herzöge vom Jahre 1460 fast wie ein
früher Vorbote erscheint, hat Lisch einen lesenswerthen längeren Aufsatz im
M. Jahrb. XVI, S. 98 — 125, niedergelegt, auf den wir hier verweisen.-) In
Malchin giebt es einen harten Widerstand, spät erst unterliegt das Alte dem
Neuen. Im Jahre 1561, nach Antritt des Darguner Erbes durch den Herzog
Ulrich, schenkt dieser das in Malchin gelegene Haus des Klosters mit Hof
und allen dazu gehörenden liegenden Gründen, aber mit Ausnahme aller
Hebungen an Zehnten und aus Holzungen und Wiesen sowie alles dessen,
was sonst um des Klosters willen jährlich dahin gebracht worden sei, seinem
bewährten Rath Kruse auf Varchentin und dessen Erben. Zugleich erhält
der Amtmann in Dargun den Befehl, den Ebengenannten sofort in seinen
Besitz einzuweisen.^)
Mit dem Beginn des Reformationszeitalters tritt das Intere.sse an den
Stadtgeschichten vor dem der Landesgeschichte zurück. So ist es denn auch
ebensosehr und mehr noch ein landesgeschichtlicher Akt als ein stadt-
geschichtlicher, wenn bei der »Totaldivision« der Herzogthümer Schwerin und
Güstrow im Jahre 1621 neben der schon seit 1572 für die Landtagsversamm-
lungen dienenden Stadt Sternberg im Herzogthum Schwerin die Stadt Malchin
im Herzogthum Güstrow für die umschichtig in dem einen und dem anderen
Landestheil abzuhaltenden gemeinsamen Landtage der Ritter- und Landschaft
eingesetzt wird. ') Die noch übrig bleibende Geschichte des X\TI., X\TII.
und des Anfanges des XIX. Jahrhunderts ist im Wesentlichen eine Leidens-
geschichte, besonders die des dreissigjährigen Krieges, durch welchen die
Blüthe des Bürger- und Bauernstandes vernichtet wird.'') Wir verweisen in dieser
Beziehung auf die aus den Stadtbüchern wie »Kraut und Rüben« zusammen-
gestellten chronistischen Aufzeichnungen in dem Büchlein von Herm. Christian
Heinrich (iotthardt: »Sagen der Vorzeit Malchins und Denkwürdigkeiten der
Stadt während der letzten drei Jahrhunderte, zusammengetragen aus mündlichen
') Vgl. Urkunden und Akten im (Irossh. .\rcliiv. Dazu oben S. 5 (hei Teterow). Lisch,
M. Jahrb. XH, S. 16. 17. X.\.\L S. 85.
») Vgl. .M. Jahrb. VIII, S. 44.
•) Nach bisher nicht gedruckten Urkunden der Stadt Malchin. Abschriften im (Irossherrogl.
Archiv. Vgl. M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. I, S. 527 (546).
*) Assecurations- Revers Art. XIV. XXIIf. RudlofT, Hdb. d. m. Gesch. II, S. 209.
*) Es sollen einst 300 (!) Tuchmacher in .Malchin ihr Hrot gefunden haben: (Jotthardt, a. a. ().,
Seite 34.
92 AM rSGKUICllTSlJKZIRK MALCHIN.
Uebcrlieferungen, städtischen Urkunden und eigenen Heobaclitungen.« Malchin,
1862, gedruckt bei J. W. Piper. ^)
Besondere Erwähnung verdienen das persönliche Eingreifen und der
Besuch des Herzogs Gustav Adolph in Malchin nach der grossen Feuersbrunst
am 3. Juni 1663;-) die tausend Drangsale während des nordischen Krieges,
wobei die Stadt die Fischereigerechtigkeit auf dem grossen See verliert, indem
sie diese stückweise an die umliegenden Güter verkauft;^) das Bombardement
der von den Schweden besetzten Stadt in der Nacht vor Neujahr 1762 durch
die Preussen,^) die Einquartierung von Russen im Jahre 1805 und von Franzosen
unter Murat im Jahre 1806, wobei die Kirche als Heu- und Stroh -Magazin
benutzt wird,'') und endlich die Bildung des »Reform Vereins« im März 1848
und des »Constitutionellen Vereins« im September desselben Jahres,") wobei man
an die ergötzlichen Schilderungen in P^ritz Reuters »Stromtid« erinnert wird.
In diesen letzten Dingen macht sich das erste politische Wiederaufleben
bemerkbar, ein Wiederaufleben, das seitdem besonders im Handel und Verkehr
zugenommen hat. Indessen finden sich selbst in den erwähnten Leidenszeiten
allerlei Thatsachen, welche beweisen, dass die Kraft zum Schaffen niemals
ganz erlahmte. Wir rechnen dahin z. B. die Gründung einer Synagoge im
Jahre 1764 und deren Neubau 1837, den Bau eines Schulhauses 1782 und
dessen Neubau 1846/47, sowie endlich den Neubau des Rathhauses im Jahre
1842, wobei man im Thurmknopf des alten Hauses eine lange Mittheilung
aus dem Jahre 1745 fand, in welchem eine durchgreifende Restauration des
Hauses stattgefunden hatte.')
\^on vor- und nachreformatorischen Geistlichen ist eine grosse Zahl
Namen überliefert, für die wir theils auf die Verzeichnisse in den Personen-
und Standcsregi.stern des mecklenburgischen Urkundenbuches, theils auf die
kleine Schrift des Pa.stors Chri-stian Alard (171 2 — 1723) über das Jubelfest der
Reformation im Jahre 1717,^) auf Schrödcr's papistisches Mecklenburg und die
Geschichte der Malchiner Kirchenreformation im M. Jahrb. XVI, S. 98 bis 125,
verweisen, dazu auch auf einen nur im Manu.skript vorhandenen Cleemann'schcn
') F"Ur das Ende des .W'I. und den Anfanjj des .\\I I. Jaliilninderls siiul die Sadenwatlier'schen
Aufzcichnun;;en licnutzt, für die letzten elf Jahre des dieissi{jjäliri{;en Krieges und die nachfolgenden
Zeiten die des lUIrgermeisters llarthold Zahindt, des 15ürgeinieisters Lorenz (Joldschmidt u. a. m.
(Gotthardt, a. a. O., S. 23. 40. 50. 120). — Zu den Nachrichten aus dem dreissigjährigen Krieg
ist für dessen Anfang auch Klüver, Beschr. M.'s, II, S. 280 fT., heranzuziehen.
*, (iotthardt, a. a. O., S. 44.
•) Gotthardt, a. a. O., S. 46—50.
*) Gotthardt, a. a. <^)., S. 55^- I>azu ist besonders ein von i'ogge-tJevczin im Malcliiiicr
General- Anzeiger vom 5. und 10. März 1899 veröffentlichter .\uszug aus dem Tagebuch des
Malchiner Kupfentchmicdes Michael Kriedr. Uehm zu vergleichen.
*, Gotthardt, a. a. O., S. 65 ff.
•) Gotthardt, a. a. ()., S. 72 (f.
') (iolthardt, a. a. ()., S. 14. 19. 20. 36. 37.
*) Malchinsches l>cnckmahl nach ahgelegleni evangelisch -lutherischen Jubelfest .... des
1717. Jahren .... von Christian .Alaid, (JlKtrow bei Job. L<-mbkcn, .S. 27 — 40. 42 — 44 (Aus Ver-
zcichnisM^n von Kirchlchncn, Kalands- Summarien, und aus Kircliciil)ilchern des .W'II. J.Tlirluiiiderts).
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KIRCHE ZU MALCHIN, 93
Nachtrag zu dessen Repertorium universale (im Grossherzoglichen Archiv).
Das Alard'sche Verzeichniss reicht bis zu seiner eigenen Person. Er stirbt
den 1 1 . November 1723. Es folgen Friedrich Wilhelm Krüger (1725 — 1755)
und Augustin Grapius (1728 — 1733), Samuel Sigismund (1735 — 1762) und
J. H. A. Müller (1755 — 1787, f 1792), Joh. Andr. Fabricius (1763 — 1799) und
Joh. Christoph (nicht Christian) Lehmann (1787 — 181 1, Kollaborator des
gemüthskrank gewordenen Pastors Müller). Ueber die Geistlichen des XIX. Jahr-
hunderts s. Walter a. a. O. Seit dem ersten Adventssonntage 1848 ist Malchin
der Sitz einer Superintendentur. ^)
Die Kirche.
aubeschreibung. Die Kirche zu Malchin ist ein vornehm wirkender hoher Beschrei-
Backsteinbau, dessen Chor mit drei Seiten aus dem Achteck schliesst hmig des
und dessen dreischiffiges Gemeindehaus einen von beiden Seiten her erleuchteten «lues.
Obergaden hat. Die mit schwarzglasierten gothischen Thonfriesen verzierten
Gesimse des Obergadens sind alt, d. h. sie gehören dem nach dem Jahre 1397
begonnenen Bau an (s. o.), die der Seitenschiffe dagegen stammen aus dem
Jahre 1870. Der Grundriss und die Abbildungen ersetzen nun zwar im
Uebrigen die weitere Beschreibung, aber sie lassen nicht erkennen, was und
wieviel von der ausgebrannten alten Kirche in die neue übergegangen ist.
Nur soviel sieht man auch aus ihnen, dass hier verschiedene alte und neuere
Theile schliesslich zu einem Ganzen vereinigt worden sind, wie es nicht von
Anfang an erdacht worden war. Von der alten Kirche steht noch heute die
südliche Wand der Abseite mit ihren romanischen Ecklisenen, von denen die
östliche durch den ersten Strebepfeiler des jüngeren Baues beinahe ganz ver-
deckt ist. Demgemäss fehlen auf dieser Seite die gothischen Strebepfeiler und
jene Granitsockelbildungen, die an dem jüngeren l^au wahrzunehmen sind.
Auch sind noch Spuren der ehemaligen romanischen Fensterlaibungen zu
erkennen, die man ausgehauen und durch breitere gothische I'enster ersetzt
hat. P'erner ist im Innern der angebauten Kapelle auf dem Weslende noch
etwas von dem südlichen Theil des ehemaligen Westgiebels der alten romani-
schen Kirche zu erkennen.-) Es sind dies der Rest eines Rundbogenfrieses
unter einer zweifachen Stromschicht und ein Fensterschlitz mit schräge ein-
gehenden Wandungen.') Ueberhaupt enthält der ganze südwestliche Theil
auch sonst im Innern soviele Spuren vom Bestände des alten Baues, dass es
ein Leichtes sein würde, diesen, der höchst wahrscheinlich eine drei.schiffige
Hallenkirche von gleicher Breite war und ein Gemeindehaus von der Länge
•) Gotthardt, a. a. C)., S. 37.
*) Auch in der Doheraner Abteikiichc und im Schweriner Dom sind die sddwesthchen
Theile des Haiies die Träger des alten Hestandes.
*) Oberhalb des romanischen Frieses erscheint (als erste Konccssion an die KrUhgothik)
eine vertiefte vierbliitterige Kleeblatt -Verzierung.
94
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
dreier Ge-
wölbejoche
hatte, ganz
wieder so auf-
zubauen wie er
einst aussah.
Als wesentlich
Neues er-
scheint dann
ihm gegenüber
in dem zwei-
ten Kirchen-
bau die Er-
höhung des
Mittelschiffes
zu einem
Obergaden,
sowie dessen
Erweiterung
nach Osten
hin um je ein
Gewölbejoch
in allen drei
Theilen (wobei
es dahin-
gestellt bleiben
kann, ob man,
wie Lisch
meint, Anfangs
an seitliche
Ausladungen
durch ein
Querschiff
dachte), und
endlich
auch
der An-
bau des
hohen
Chores
mit
seinem
Poly-
gonal-
KIRCHE ZU MALCHIN.
95
schluss.^) Am auffälligsten aber erscheint der Thurmbau, der, auf der Nord-
seite der Kirche liegend, mit seiner Breitseite nur die nördliche Hälfte der
Kirche deckt, und dessen inneres Gemäuer durch einen nachträglich plump
in die Mitte gesetzten schweren Stützpfeiler des Glockenstuhls einen sehr wenig
erfreuenden Anblick bietet. Wie ist diese eigenthümliche, dem Bau von 1397
angehörende Anlage zu erklären? W^ollte man zwei Thürme neben einander
haben und kam der zweite Thurm in Folge des dazwischen tretenden stattlichen
üfnim, pmmi
Kapellenbaues im Westen nicht zur Ausführung? Oder war diese Kapellen-
Idee die erste und trat in Folge davon der Thurm seine althergebrachten
Rechte auf die Mitte an die Kapelle ab, zu welcher dann noch eine Vor-
halle hinzukam: Die Antwort ist nicht leicht. Was uns betriftt, .so möchten
wir dem letztgenannten Verh.iltni.ss den Vorzug geben; zu völliger Gewi.ssheit
hierüber alier werden wir deshalb niemals gelangen, weil es über den Thurm-
bau an Urkunden und älteren Akten fehlt, und weil aus den Mauern ganz allein
auch nicht immer unfehlbare Schlüsse gezogen werden können, wenig.stens
nicht über alle Punkte, die dabei in I-'rage kommen. Nur das möchte man
') Am Chor ist zu beachten, dass .sein .schwarz {jla.sierter Fries ein anderes gothisches
Mu.ster zeigt als der des Schiffes der Kirche.
96
AMlStJERlClITSHKZlKK MALCHIN.
für ausgemacht halten, dass die alte romanische Kirche des XIII. Jahrhunderts
keinen Thurm hatte. W'cärc dieser irgendwie beabsichtigt gewesen, so würde
man die Westseite der Kirche nicht mit jenen trefflichen Blenden- und Fries-
Verzierungen versehen haben, von
denen noch heute ein ansehnlicher
Theil hinter dem spätgothischen
Bau sichtbar wird. Die Bedachung
des jetzigen Thurmes stammt aus
der zweiten Hälfte des X\'II. Jahr-
hunderts. Man ersieht das aus
dem Visitationsprotokoll von 1662,
in welchem es heisst, dass die
— i:- 9-— •
(i'yi.Vjl -zu .VIjUoVw, %■.<. iJta jUtnfwVoi^ifLd
-I« jlin ^HvM-6A/->.VvX'.cefU
^
/^ j -f^^.
f^
Vom Westgiebel der Kirche.
(Innerhallj der Marienkaiielle.)
Sw\T()Wivu\, ,'WikUt^t(oOtC^.
im Jahre 1648 im Monat Februar
heruntergefallene Spitze »in et-
was wieder a u f f ge b a u e t«,
aber noch nicht wieder vollends
fertig sei.')
Altar- Der Altaraufbau ist ein Werk
aufbau. (Jcs klassicierenden und romanti-
sierenden Geschmacks vom kjide
des zweiten Jahrzehnts im XIX.
Jahrhunflert; an ihm berühren sich
die Formen antiker Säulen und
antiken Gebälks mit denen der
I*hanta.sie- oder »modificierten« ....,,
r^ach /cicniuinfjcii von rnes.
Gothik des XIX. Jahrhunderts.
Seine .schönen mattrosafarbenen Säulen aber sind nicht aus Marmor, sondern
•) Vgl, Lisch. M. J.ihrh. XXXI, S. 82—95.
ciwl^K'fwi ioM « 2(w< (tn^AW«^t*^ '
TjjVu^^
M <yio(Kkk\%
'/-
Inneres der Kirche zu Malchin. Blick auf den Altar.
Innen s (1( r Kirche zu Malchin. Blick auf die Orgel,
a
KIRCHE ZU MALCHIN. 97
aus Stucco-Lustro hergestellt. Sie fassen ein Gemälde ein, das die Kreuzigung
Christi darstellt und eine Arbeit des angeblich aus Malchin gebürtigen Malers
Wilhelm Krüger ist, der damals (1824) und noch lange nachher in Dresden
lebte. Ausserdem gereicht dem Altar ein trefflicher Krucifixus von Silber auf Krucifixus.
einem Bronzefuss zum Schmuck, welcher der Kirche am i. Januar 1894 über-
wiesen wurde.
An der Westwand der Kirche hängt der frühere Altaraufsatz, eine Früherer
unrechter Weise arg vernachlässigte Holzschnitzerei mit Polychromie und Ver- Altar-
goldung, ein Werk vom Anfange des XV. Jahrhunderts, ohne Zweifel jenes ^"'satz.
Triptychon, das den Hauptaltar der neuen Kirche nach dem grossen Brande
von 1397 zierte. Das Mittelstück enthält die Krönung der Jungfrau Maria,
aber es ist dabei zu beachten, dass, wie es in der vorreformatorischen Zeit
sicher nicht war, beide Figuren ihre Plätze gewechselt haben: sie wenden sich
gegenseitig den Rücken zu. Sehr zu würdigen ist das Schnitzwerk in der
Basis der Mittelgruppe: es sind alttestamentliche Halbfiguren mit Spruch-
bändern. Unter den Nebenfiguren zu jeder Seite der Mittelgruppe fallen oben
die beiden Schutzheiligen der Kirche, Johannes Evangelista und der später
ihm zugesellte Johannes Baptista, als nächste oben rechts und links ins Auge.
Es sind im Ganzen sechsunddreissig Heiligenfiguren, unter ihnen die zwölf
Apostel. Die Rückseiten der Innenflügel und die beiden Seiten der Aussen-
flügel sind bemalt mit neutestanientlichen Scenen aus der Leidensgeschichte
und mit Darstellungen aus dem Leben des Evangelisten St. Johannes.
Eine eingehende Beschreibung aller Schnitzfiguren und Bilder, an denen
auch die niederdeutschen Inschriften von vielem Interesse sind, finden wir
bei Lisch, M. Jahrb. XXXI, S. 8q — 92, worauf wir verweisen. Hier wollen
wir nur auf das Nachdrücklichste betonen, dass, wenn irgend ein mittel-
alterliches Kunstwerk eine bessere Erhaltung und Wiederher-
stellung verdient, es dieses Triptychon ist (ebenso sehr wie das
alte Werk in der Kirche zu Tempzin).
Die Kirche hatte es im Mittelalter auf dreissig Altäre gebracht (neun-
undzwanzig Nebenaltäre neben dem Hauptaltar). Es hat sich davon ein
genaues Verzeichniss mit allen Intraden aus dem Jahre 1549 erhalten, das
von Christian Alard, a. a. O., S. 27 — 30, und siebenzig Jahre später auch in
Schröder's Kirchenhistorie des evangelischen Mecklenburg I, S. 396-398,
abgedruckt ist. Man begreift daher die Erweiterung der Kirche durch eine
grosse Kapelle im Westen, für die der Thurm ebenso zum Eingange diente
und noch heute dient, wie für die Hauptkirche. Ein eigener Name für diese
Kapelle ist nicht überliefert, aber sie wird ohne Zweifel jene Kapelle sein,
in welcher nach dem ebengenannten X'erzeichniss wenigstens vier .Mtäre unter-
gebracht waren. ^) Demgemäss würden für die Kirche noch sechsundzwanzig
Altäre übrig bleiben. Von ihnen gehörte je einer auch den Dominikanern
und den Franziskanern.
KanzeL Die jetzige Kanzel ist ein neugothisches Werk unserer Zeit. Kanzel.
') Lisch, M. Jahrb. XXXI, S. 88, hat Neigung, sie als > Marien -Kapelle« zu bezeichnen.
Wir glauben aber, dass, wenn sie diesen Namen wirklich geführt häUe, er >ich auch erhalten
haben würde.
7
98
AMTSGER1CIITS15KZIRK MALCHIN.
KIRCHE ZU MALCHIN.
99
100
AMTSGKRTCHTSREZIRK MALCHIN.
Alu-
Kanzel.
Orgel
Künstlerisch bedeutender erscheint die alte Kanzel, ein Schnitzwerk
der Renaissance vom Jahre 1571. Sie steht jetzt unter dem Raths-Chor.
Ihr Verfertiger hiess Hans Boeckler, der nach einem aus Stettin gekommenen
Vorbilde arbeitete. Das Cleld dazu (104 Fl. = 52 Rthlr.) war von einzelnen
Mitgliedern aus der Gemeinde aufgebracht. Von dem übrig gebliebenen
Gelde (6 Fl. 6 ßl. = 3 Tlilr. 6 ßl.) wurde ein messingener W'andarm mit
Leuchter beschafft.*)
An der Vorderseite der Kanzel in säulenverzierten Nischen die vier
Kvangeli.sten. Darunter, auf einem \\'appenschilde mit drei Herzen, der
Name des Stifters CONRADUS FROLIKE.'j Die Jahreszahl 1571 findet sich am
Schalldcckel.
Orgel. Die jetzige Orgel mit ihrem Prospekt .stammt von dem Rostocker
Orgelbauer Paul Schmidt und ist 1780 errichtet. Die Empore wurde von dem
Zimniermeistcr Deichert und dem Tischlermeister Joh. Sponholz verfertigt, die
Malerei und Vergoldung
von den Malern Pet.
Joh. Koch aus Güstrow
und Justus Chr. Hans
Heiberg in Malchin.
Die 1779 ab-
gebrochene alte
( )rgel war 1570
fertig geworden :
»Anno 1567 in
vespera circumcisi-
onis Dei hat E. E.
Rath nn't Meister
Fabian Peters,
Orgelbauern, um
eine neue Orgel zu
bauen verdinget, da
die Bürger Geld
zugeleget und Um-
speisung gethan und
ist anno 1570 die
C)rgel gar fertig ge-
worden und von
Meister Peter
Boeckel, .Maler, gc-
siaffiret und ge-
liefert. Das Holz
dazu ist aus dem
Stadtholz genommen und ist auf Angaben des Orgelbauers nach Daumen /oll
dick geschnitten worden und hat etliche Wochen in Wasser rotten müssen und
hernach aufgesteigert gediirret worden, eodem provisore« (sc. Dr. Sadenwather).^)
Ahe Kanzel.
Granit-
\'or dem Chor ein schön geschliffenes Granitbecken (Taufbecken) mit
lierkcn mit Granitdeckel auf eLsernem Ständer, der Restauration in den zwanziger laliicn
Deckel.
\ (jotth.-irdl, a. a. ()., S. 24 (nach Sadenwatlier's Aufzeiclinungen). — '^) Nach dem Iineiitai
von 1811 ein liäckcr der Stadl Mnlcliin. — *; (ioUhardt, a. a. ()., .S. 24 und 34.
KIRCHE ZU MALCHIN.
lOI
des XIX. Jahrhunderts angehörig. ^) — Oberhalb des Konfirmandensaales wird Triumph-
jetzt die grosse aus Holz geschnitzte Triumphkreuz- Gruppe der alten Kirche kreuz-
aufbewahrt (der Gekreuzigte, Maria und Johannes). uruppe.
Grosses Renaissance - Epitaphium mit zwei Hauptfeldern und zwei Epitaphien.
Seitenfeldern. In dem oberen Hauptfelde die Auferstehung Christi, in dem
. unteren die Auferstehung des Lazarus, in
den beiden Seitenfeldern Johannes und
Paulus, jedes Feld mit Bibelsprüchen. Unter
den beiden Mittelfeldern die Inschrift: ANO
1599 DEN 24 MAI HAT DER ERBARE UND
VORNEME ZEVERIN KRUSE DIS EPI-
TAPHIUM SAMT SEINER LIEBEN HAUS-
FRAWEN DER KIRCHEN ZUR ERE UND
SICH ZUM GEDECHTNIS V0( FERTIGEN
LASEN.
Noch ein zweites Epitaphium aus dem
Jahre 1676. Im Hauptfeld die Auferstehung,
auf zwei Nebenfeldern je ein Bibelspruch,
unten die Inschrift: DIESE GRABMAHL
HAT MATTI ZIMERMAN SEINEN SOHN
MATT • DER 1675 D • 4 FEB • GEBOH •
1676 D . 7 SEPT . SETZEN LASSEN.
Grosse Stundentafel einer Kirchen-
uhr vom Jahre 1 596. Auf einem oberen ^
Felde die zwölf Himmclszeichen, auf einem
unteren eine Uhr mit Zifferblatt, rechts
davon ein h'ngel mit der Unterschrift:
CAMPANA QUANDO EDIT SONUM TUBAE
MEMOR SIS ULTIMA E; links ein Gerippe
mit der Unterschrift: ELAPSA CEU HAEC
CLEPSYDRA, SIC VITA LABETUR TUA.
l)ic.\rnic beider Figuren sind beweglich und
stehen mit den über ihnen angebrachten
Glocken in X'^erbindung, die beim Stunden
Wechsel von ihnen angeschlagen werden
und von denen jede die Inschrift hat:
DATVM MALGIN 1596. Au.sserdem noch
zwei auf den Engel, der die Viertelstunden anschliigt, und den Tod, der die
Vollstundenschläge besorgt, sich beziehende Inschriften. Die eine lautet:
FORMA VIRI ROSEIS DIDUCENS ORA LABELLIS
DISCRETOS RICTU SIGNAT HIANTE SONOS.
Stiindeii-
afel einer
Kirchen-
uhr.
TaufNtänder.
') Lisch, M. Jalirl). X.X.XI, .S. .S9, erw.Hlint nucli den alten I auUtcin der Kirche: eins jener
alten Oranithecken spätromanischen Stils aus der Zeit der ersten Kirchenjjrilndung.
I02
AMTSr.EKICHTSBHZlRK MALCHIN.
Kron-
leuchter.
Wand-
leuchter.
Oel-
gemälde.
C'ilorken.
Die andere:
QUANDO VIDES VERTI CLEPSYDRAM MORTIS AB UMBRA
PROPEDIEM MORTIS TE MEMINISSE DEC ET .
EN TIBI QUAM RAPIDO LABUNTUR TEMPORA CVRSU
DUM SISTIS GRESSUS, JAM BREVIS HORA FUGIT.
Unter dem Zilierblatt liegen zwei au.s Holz geschnitzte Widder, die einstmals
beim Schlagen der Uhr mit ihren Köpfen zusammenstiessen.')
In der Kirche zwei Kronleuchter von Messing, der eine mit der Inschrift:
ECHHARD • KRULL . MARIA MÖLLERS • A • 1752; der zweite: DISE.CRONE.
HABEN . S • ASMUS • GRISEN • VND • ANNA • BENEKENS . SEMPTLICH(E) .
KINDER . ALS HANS ZACHARIAS • U • CATHARINA • DIE GRISEN • ZUM • GE-
DECHTNISS • IHRER . S • E • IN • DIE . KIRCHE . V • E . ÄO • 1616.
An den Wanden acht messingene Wandleuchter, ähnlich denen in den
Rostocker Kirchen. An dem einen die Inschrift: H . ZACHARIAS KRUSE.
ELISABETH TIMMEN ANNO 1598. Die Wappen dieses Leuchters (H Z K —
E B Ti linden sicli auch an einem zweiten mit der Inschrift: LAVRENZ
BENEKE ELISABET RATEKEN ANNO 1591. An einem dritten Leuchter: PAWEL
BIDERMOLLER ELSEBE GRIPERS ; an einem vierten: ONNA • 1589.
Zwei Oelgemälde, Luther und Melanchton, sind von geringer Bedeutung,
ebenso ein Hild aus dem Jahre 1742 (Memento mori), das von JOH. FRID.
S ELL IN gestiftet i.st.
Im Thurm vier Glocken. Die grösste Glocke (Dm. 1,53 m) hat eine
lange Inschrift, aus der hervorgeht, dass sie ursprünglich im Jahre 1561 von
Mattheus Mattes gegossen wurde, 1808 einen Riss bekam und 1824 von den
Gebrüdern Schwenn in Stettin umgegossen werden musste.') — Von der
zweiten Glocke ist die werthvolle Erzkrone abgesägt und durch ein Colller'sches
Gehänge ersetzt. Inschrift: 0 # XCX # tjlovic cg^ vpL*#^LMli # Clim#pai:C#
rt (%> fiuibatc (!) # (Um # ipo # öic # ftcati #
iaCOBi <^^ .ipoftali. Unter der Inschrift zuerst das
nebcn.stehende Zeichen und darauf das bekannte Zeichen
des Rikert von Mönkehagen. Die dritte Glocke, eben-
falls mit einem Collier'srhen (ichänge, hat die Inschrift: 1H1 D VCf glOViC VPß
belli cu pacc auo biii nicccclpp);! ante fcftii paffc Ijcii) iljö inaiia
aniia. Unter der Jahreszahl im Felde die eingerissene Figur des
Täufers Johannes. Darunter das nebenstehende Giesserzeichcn. —
Die vierte Glocke, ohne Inschrift und Zeichen, ist gleichfalls durch
ein neues Collier'sches Gehänge an ihrem Werthe geschädigt.
•) Die letzte WicdcrhcrstcUunfj der Uhr fand 1721 statt.
*) Vgl. Inventar 181 1. Matthaeus Matz, der Glockengiesser, war zugleich Kathshcir in
Roebel: Vgl. Gotthardt, a. a. ()., S. 23.
KIRCHE ZU MALCHIN.
103
Von den Grabsteinen in der Kirche verdient nur ein in die Wand Grabsteine.
links vom Altar eingemauerter eine eingehendere Beachtung. Es ist der Stein
des Güstrower Domherrn und Malchiner Kirchherrn Nikolaus Breide. Er
zeigt dessen Bild in geistlicher Tracht und hat die Inschrift: JCllllO boinini
\mtcd%j:% (Lücke) ofiiit bominiis nicolaii^ BriMiöc ca^'hioniai^ guftr' Incnfis
Ijiiius ccilcfic plcb amiG •
OratC bCUm liro CO, An der
Tracht ist die mit Pelzwerk be-
setzte Almucia (Almucium) des
Domherrn zu beachten. *)
Kleinkunstwerke, i. 2.
Frühgothischer Kelch aus dem
XIII. Jahrhundert, auf rundem
F"uss und mit stark ausladendem
Knauf. Auf dem Fuss sechs
spitzovale Silberplatten mit
Passionsdarstellungen in Flach-
relief: der Verrath des Judas,
Christus vor Pilatus, die Kreuzi-
gung, Dornenkrönung, Geisse-
lung und Kreuztragung, sämmt-
lich dreifigurig. Dazwischen auf-
gelegter plastischer Schmuck
von gothisch stilisierten, leider
aber theilweise weggebrochenen
Eicheln und Eichenblättern. Am
Knauf acht Rädchen (Rotuli,
Rotulae) mit fünfblättrigen
Blumen in Email. Kein Sig-
naculum. Dariiber und darunter,
auch am oberen und unteren
Schafttheil, aufgelegte gothisch
stilisierte Weinblätter. Keine
Werkzeichen, auch nicht an der
zugehörigen vierpassigen Patene.
Der Kelch gehört zu den allerältesten in Mecklenburg und ist von
hohem Werthe.
— 3. 4. Der Holstein'sche Kelch, auf sechspassigem Fuss, dessen Felder mit
aus einer Blattfläche geschnittenen Silberranken belegt sind. Aehnlicher
Grabstein des Nikolaus Breide.
Kleinkunst-
werke.
') Lisch, M. Jahrb. XXXL\, S. 205 — 208. Der Kanonikus Nik. Hreidc war noch 14SS am
Leben. Er hielt den .Stein somit seit 1480 für sich bereit. Der Apotheker Krüger, welcher ihn
über 250 Jahre später fllr sich erwarb, ist der Vater des späteren (jUstrower Arztes Dr. Krüger-
Hansen, welcher sich weithin Kuf erwarb.
I04
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
Schmuck am Knauf und am unteren Theil der Kupa. Am oberen Schafttheil
die SicTla lESVM. Am unteren Schafttheil MARIA. Ohne Signaculum.
l-iühgolhischei Kelch {l).
Inschrift ZV GEDECHTNIS HABE ICH ZACHARIAS HOLSTEIN HABE DISEN
KELCH IN DIE KIRCHE IN MALGIN VERERET Ä • 1653. Keine Wcrkzeichen.
auch nicht an der l'alcnc. 5 6. S.lbcrvergoldeler Kelch von 1715, gestiftet
KIRCHE ZU MALCHIN.
105
von dem Oeconomen
ELISABETH ENGEL.
Auf der Patene keine
auf drei Kugelfüssen,
von CHRISTOPFER M
die Abendmahlsscene,
Spruch: IN DIESEN
SAMUEL LUDWIG SCHULTZ und seiner Hausfrau MARIA
Vom Güstrower Goldschmied Lenhard Mestlin: L. M.
Werkzeichen. — 7. Kreisrunde silberne Oblatenschachtel
mit hübscher Treibarbeit im Barockstil, gestiftet 1696
ÜLLER. An der Wandung drei ovale Felder, im ersten
im andern das Gebet in Gethsemane, im dritten der
GEFÄS IST DAS BROT DES LEBENS • WER WÜRDIG
I'"uss vom nebenstehenden Kelch (i)
DAVON ISSET, DEM WIRD NIMMER HUNGERN SONDERN DAS EWIGE LEBEN
HABEN. Auf dem Deckel gleichfalls drei Felder mit der Kreuztragung,
Kreuzigung und Auferstehung. Werkzeichen zwei gekreuzte Bischofsstäbe und
Meisterzeichen ^^ . — 8. Finfache kreisrunde silberne Oblatenschachtel, 17 18
gestiftet von M • LUDERS. Als Stadtzeichen eine dreithürmige I^urg mit dem
Jahresbuchstaben L. Meisterzeichen undeutlich. — 9. Schlanke silberne Deckel-
kanne in klassicierendem Stil, vom Malchiner Meister l«F« H. — 10. ICine
grössere silberne Kanne von 1896.
io6
AMTSGERICHTSHEZIRK MALCHIN.
Ehemalige 1^^ ' (len ehemaligen Kapellen der Stadt steht nur noch die Heiligengeist-
Kapellen. A-^A**' Kai)clle, die seit vielen Jahren als Spritzenhaus dient. Es ist ein kleiner
unscheinbarer vierseitiger gothischer Bau des XIV. Jahrhunderts. Doch ist zu
beachten, dass
Chr. Alard.
a. a. O., S. 30,
im Jahre 17 17
nicht sicher
angeben kann,
ob sie ihren
Xanien mit
Recht führt
oder nicht.
Die Heiligen-
geist-Kapelle
ist in der
zweiten Hälfte
des XVI. Jahr-
hunderts eine
Filiale der
St. Johannis-
oder Haupt-
kirche der
Stadt. Sie
wird I 577 aus
ihrem Verfall
wieder her-
gestellt und
Donnerstags
zum Gottes-
dienst ge-
braucht.')
Kalensches Thor.
Wo einst die Heiligenkreuz- Kapelle stand, weiss Niemand. Die St.
Jürgen -Kai)elle soll auf dem Friedhof vor dem Mühlenthor gestanden haben,
die für den Mord des Moltzan-Schorssow (s. o.) als Sühnkapelle errichtete
St. Kra.smus- Kapelle dagegen nach einer Nachricht auf dem »Stadthof«, nach
der anderen ebenfalls vor dem Mühlenthor zu finden gewesen sein. Die
St. Katharinen- Kapelle stand vor dem Wargentiner Thor, soll später als Haus
für kranke Reisende (Klendenliaus) eingerichtet und im Jahre 1554 abgebrochen
sein. Die St. (Gertruden- Kapelle wird wieder vor dem Mühlenthor gesucht.
Endlich soll die Kalands- Bruderschaft, welcher zahlreicher Adel aus der
') flotthardt, a. a. ()., S. 25. 99,
THORE UND THURME ZU MALCHIN.
107
Nachbarschaft angehörte, ihr Haus (»Papen-Collation« geheissen) auf dem
Wedenhof am > Papenstieg« in der Nähe der St. Johannis- Kirche gehabt
haben. M
Von den vier Thoren, welche ehemals die Stadt Malchin besass, sind Thore der
noch vorhanden das Kalen'sche im Norden und das Steinthor im Süden, Stadt.
deren äussere
Fassaden aus den
beigegebenen
Photographien
ersichtlich sind.
Das westliche
Wargentiner und
das östliche
Mühlenthor sind
erst im XIX. Jahr-
hundert abge-
brochen worden.'^)
Das am besten
erhaltene Thor
ist das nördliche,
welches durch die
Munificenz Seiner
Königlichen Ho-
heit des (Iross-
herzogs vor eini-
gen Jahren restau-
riert worden
Kalensches Thor.
Bül
') Alard, a. a. ().,
^- 33- 34- — Sclno-
der, Gesch. des evan-
gelischen Mecklenb. I,
'S. 398. 399- — Ciott
hardt, a. a. ()., S. 13.
*) Zur Zeit des
dreissigjährigen Krie-
ges war da.s Mühlen-
thor noch ein drei-
faches, an dem man
das äussere, mittlere
und innere unter-
schied. Das äussere
war das letzte, wel-
ches abgebrochen
wurde. Gotthardt,
a. a. ()., S. 1 1.
loS
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
ist.*) Beide Thore, dem Stile
Ziegeln (zum Theil gla-
sierten) im XV. Jahr-
hundert erbaut worden.
Nach der Stadtseite
zu sind sie etwa bis
zur halben Höhe der
Fensterbögen mit
einem schrägen Dache
gedeckt. Der innere
Kaum des unteren Ge-
schosses, zu dem man
früher durch Seiten-
trepi)en gelangen
konnte, wurde noch in
der ersten I lälfte des
vorigen Jahrhunderts als
Gefängniss benutzt.
Unmittelbar an die
Thore schloss sich
früher die Stadtmauer
an, welche von einem
jetzt vollständig zu-
geschütteten Wall-
graben umgeben war.-)
In der Nähe des ehe-
maligen östlichen
(Mühlen-) Thores steht
noch ein viereckiger
aus Ziegeln gemauerter
nach der nordischen Gothik angehörig, sind aus
') Auch das sUdliche
Steinthor ist vor einitjen
Jahren restauriert, nachdem
CS schon bis zum Durchf^angs-
bogen herunterjjebrochen
war. Vergleiche Akten der
fjrossherz. Kommission zur
Krh. d. Denkmäler. — Das
Kalcnsche Thor war einst-
mals ein Doppel -Thor: (jott-
hardt, a. a. O., S. 12.
') Den Zug der Stadt-
mauer kann man in den An-
lagen zwischen Steinthor und
NVargentiner Thor noch heute
sehen.
Slcinllior.
h. Tint<rct Gttm^rmn .
THORE UND TIIÜRME ZU MALCHIN.
109
hoher Thurm, welcher an Höhe die vorhin genannten Thore bedeutend über- 'l'hurm.
ragt. Sein Inneres ist in einem starlc x'erfallenen Zustande. Sein Aeusseres
macht einen besseren Eindruck. Man nimmt an den Giebehi wahr, dass sie
seiner Zeit im Geschmack der Renaissance aus der zweiten Hälfte des XVI.
Jahrhunderts zugestutzt
sind. Wahrscheinhch
diente er alsWartthurm
nach Pommern hin, um
die Alalchiner vor plötz-
hchen Ueberfällen zu
warnen. Ein anderer Ehemaliger
hoher Thurm war einst- »Fangel-
mals der hohe »Fangel-
thurm« an der Wall-
Mauer. der 1799 ab-
getragen wurde. »Er
stand da — sagt Gott-
hardt, a. a. O , S. 12
und [3 — , wo jetzt
(1862) auf dem Striet-
feld an der Mauer das
kleine Häuschen ein-
gebaut ist.«
thurm
Sleinthor.
3 Oberer Guuitlnv.
Ueber die Anlage
eines alten Burgwalles
in Form eines grossen
etwas gerundeten Vier-
ecks von ungefähr vier-
zig Meter Durchmesser
und durchschnittlich
zwei Meter Höhe findet
man Näheres bei Lisch,
M. Jahrb. XXXVIII,
S. 174 — 178. Er liegt
»eine gute Viertelstunde
südöstlich von der Stadt
vor dem Mühlenthor,
in den weiten Wiesen
an der Oberen Peene,
welche aus dem See
von Rittermannshagen
kommt und bei Malchin
Alter
P>u rgwall.
HO
AMTSGERICIITSBEZIRK MALCHIN.
GUT UND KIRCHDORF GORSCHENDORF. I 1 1
in die grosse Peeiie fliesst, jenseits des Flusses von der Stadt aus gesehen,
und zwar, nach allgemeinen Bestimmungen, zwischen der Oberen Peene und
der Chaussee nach Stavenhagen, in der Gegend nach dem Hainholze zu.«
* * *
In der Nähe von Malchin, und zwar anscheinend in oder bei den Alte lUirg
Wiesenstücken nach Kummerow und dem Kummerower See hin, die noch Kiekinde-
heute von Obrigkeitswegen als »Kiekdepen« bezeichnet werden, lag die einst pene.
den Herren von Thun gehörende alte Burg Kiekindepene, die in den Urkunden
aus der ersten Hälfte des XW. Jahrhunderts mehrfach genannt wird.')
Das Gut und Kirchdorf Gorschendorf.
orschendorf, im ehemaligen Lande Hardt und nahe am Kummerower See Geschichte
gelegen, ist ein altes Levetzow'sches Lehn. Schon im Jahre 1363 des
erscheint »Arnoldus de Lewetzowe in villa Ghuratzendorp habitans« als Zeuge, 'Jorfes.
1369 wohnen dort Günther und Arnd Lewytzowen, deren Geschlecht auch
sonst in jener Gegend reich begütert war und zum Theil es noch heutigen
Tages i.st.^) Die Familie bleibt bis Anfang des XVIL Jahrhunderts im Besitz
des Gutes, denn unter dem 4 April 1605 erhält Abraham Winterfeld Konsens
und Lehnbrief über Gorschendorf, welches er aus dem Arnd Levetzow'schen
Konkurse für 22800 fl. gekauft hat.^) Der Winterfeld'sche Besitz dauert nur
kurze Zeit, es tritt Konkurs ein, und 165 1 erwirbt Arnd von Levetzow das
Gut für 22000 fl. zurück. Doch ist auch dies nicht auf lange Dauer, da
Axel Arnd von Levetzow es 1687 an des Klaus Moltke hinterlassene Wittwe
verkauft, und diese es im Jahre 1691 an Joachim Gabriel von Klitzing für
9000 fl. wieder veräussert. Nachdem von Seiten der von Levetzow (1691) auf
alle Lehnrechte verzichtet worden, wird Gorschendorf gegen eine Zahlung von
400 Thalern vom Herzog Gustav Adolf allodificiert und der Allodialbricf für
Joachim Gabriel von Klitzing den 2. Mai 1692 ausgestellt.
Die von Klitzing haben Gorschendorf bis zum Jahre 1724 besessen: da
wird Ulrich Christoph von Blücher ihr Rechtsnachfolger.'') V'^on i]cn Herren
') M. U.-B. 4396. 4503. 4802. 5169. 5225. 5544. — I.i>ch, M. Jaliil). XX.W'III, S. 17S.
*) 5 km nördlich von .Malchin. Im .\I\'. Jahrhundert Ghoratzendorp, Guratsendorpe,
Ghorissendorp geheis.sen. Nach Kiihnel, der an die altslavischen Wortstämme »gor- Hrand, goreti
brennen und gorazdü klug« erinnert, .soviel wie Dorf des (Jorac, was soviel sein wurde wie
»Brandshof« oder »Kliigsdorf«.
») M. U.-B. 9163. 9998. loiSo.
*) Zu gleicher Zeit belehnt ihn der Herzog Karl zu Mecklenburg mit dem Patronat der
Kirche zu (lorschendorf. Vgl. Kirchenakten im Grossh. Archiv.
') Nachdem inzwischen Herzog Friedrich Wilhelm die Regierung des Ilerzogthums Güstrow
angetreten hatte, und Cjabriel von Klitzing mit Hinterlassung von Kindern gestorben war, ver-
112 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
von Blücher kommt das Gut 1797 an Henning Friedrich Engel und von diesem
an den Hauptmann Anton Christoph Caspar von Wickede. 1820 kauft es
Adolf Friedr. Peters und 1841 der Hofrath Gustav von Kühlewein, dessen
Rechtsnachfolger 1846 Carl Wilhelm Wendhausen wird. Von diesem ersteht
es 1862 die Grossherzogliche Kammer. Seit 1873 aber befindet es sich in der
Verwaltung der Behörde des Grossherzoglichen Haushalts.
Ks giebt eine Urkunde vom 27. Juni 1366 mit Siegelbändern von
Pergamentstreifen, welche aus zerschnittenen älteren Urkunden gewonnen sind,
die für die damals Lebenden keine Bedeutung mehr hatten. Auf einem dieser
Bänder ist von einem Kirchenrektor in Ghorissendorp die Rede und zugleich
der Name eines Demminer Probstes de Gard angegeben, also der eines höheren
Geistlichen aus der Kamminer Diöcese: — — — de Gard, officialis prepositi
Dymjn., discreto viro rectori ecclesie in Ghorissendorp.^) Den Namen des
Gorschendorfer Plebanus erfahren wir nicht, aber wir ersehen, dass schon vor
1366 eine Kirche in Gorschendorf vorhanden war. Nur weiss Niemand, wie
lange vorher. Dies ist das einzige Zeugniss dieser Art, das bis jetzt aus dem
Mittelalter auf uns gekommen ist. Im Uebrigen beginnt die Reihe der
Gorschendorfer Pastoren für uns erst mit Petrus Beckmann, der zwischen 1567
und 1587 nachzuweisen ist.-) Um 1590 ist Petrus Hensel Pastor in Gorschen-
dorf. Nach einer Vakanz durch Tod folgt 1608 Nikolaus Potlingius. Aber
161 3 ist bereits Peter Bruno an seiner Stelle.^) Dieser lässt sich 1645 seinen
Sohn Samuel adjungieren. Dem Samuel Bruno folgt 1658 Christian Güstrow;
suchte der Hofrath Schäffer das Gut von den Erben zu erwerben und erklärte sich dem Herzog
gegenüber bereit, dasselbe wieder als Lehn in Empfang zu nehmen. Friedrich Wilhelm hatte
nämlich die AUodifikation nicht anerkannt und für ungültig erklärt. Indessen die Veräusserung
scheiterte an dem Widerspruch des Vertreters der Klitzing'schen Erben, welcher für diese dem
Herzog gegenüber die Konservierung des Gutes beanspruchte, und zwar unter Aufrechterhaltung
seiner Eigenschaft als AUod. Der Herzog bestand indessen auf seinem Willen, und nach mannig-
fachen vergeblichen Hitten erklärte der Klitzing'sche Vertreter, Hans Kaspar von Klitzing, sich
bereit, das Gut für seinen Pflegling Kaspar Christoph auch als Lehn anzunehmen. Dies wurde
ihm dann durch Bescheid vom 4. Juli 17 10 unter Vorbehalt der Zahlung des üblichen Laudemiums
zugestanden. Am 27. März leistete Kaspar von Klitzing den Lehneid. Obwohl er, unter Hinweis
auf die er.st gezahlte AUodialitäts- Gebühr von 400 Thalern, Befreiung von der Zahlung des Lau-
demiums erbat, musste er dennoch loo Dukaten Sjjccies entrichten. Ausserdem wurde die Aus-
lieferung des inzwischen crtheilten Lehnbriefes an den neuen Vasallen davon abhängig gemacht,
dass er vorher einen Revers unterschreibe, in welchem er auf Ausübung der hohen Jagd verzichte,
und sein Protest mit dem Bescheide zurückgewiesen, »es sei bei Ertheilung von Lehnbriefen überall
also geschehene. Klitzing unterschrieb, und nun trat Gorschendorf in die Reihe derjenigen ritter-
ftchaftlichcn CJUtcr ein, welche im Anfang des vorletzten Jahrhunderts ihre hohe Jagd verlieren.
') M. U.-H. 95CX), Anmkg.
*) Nicht bis i6io, wie Schliemann im Archiv für Landeskunde XI, S. 275, annimmt.
Wlhrend der Amtsdaucr des Petrus Beckmann scheint eine Zeitlang eine Vertretung durch den
Pastor Qua.st zu .Schorrentin stattgefunden zu haben. Vgl. M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. I (2. Aufl.),
S. 617, Anmkg.
•) F'etni.« Bruno übernimmt 1639 auch das Pastorat in Schorrentin. Der Sohn Samuel
Bruno behSit e» bis an seinen Tod im Jahre 1658. Vgl. M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. I (2. Aufl.)
S. 616, Anmkg. 3.
GUT UNI) KIRCHDORF- GÜRSCHENDÜRF. II3
diesem 1682 Lamentius Sommer, der bis 1704 zu Gorschendorf im Amte ist.
Die Pastoren des XVllI. Jahrhunderts sind: Jakob Vick (1704 — 17 11), Andr.
Melchior Zernotitzky (1712- — 1727), Christian Heinrich PauH (1727 — 1757),
Joh. Aug. Hermes (1759 — 1765), der spätere Darguner Präpositus Severus
(1766 — 1774) und Clamor Jochim Kiehnann (1774 — 1807). Nach Kiehnann's
Tode wird die Pfarre in Gorschendorf mit der in Neukaien verbunden. Das
bleibt so bis über die Mitte des XIX. Jahrhunderts hinaus.') Ueber die Ver-
hältnisse im XIX. Jahrhundert s. Walter a. a. O.
Bis in den dreissigjährigen Krieg hinein giebt es in dem benachbaiten
Retzow eine Filialkirche, die einstmals Materkirche von der in Gorschendorf
war. Wann sich dies Verhältniss umkehrt, ist nicht bekannt, anscheinend
schon im Mittelalter.-) Zur evangelischen Zeit sind wieder zwei eigene Pastoren
in Retzow nachzuweisen, Elias Mesekow und nach ihm Heinr. Gosslar. Ks
ist das in den sechziger Jahren des X\T. Jahrhunderts. Aber sie müssen, da
die Wedem nicht wieder aufgerichtet ist, beim Bauern einliegen. Daher nimmt
denn auch in dieser Zeit das eigene Pastorat in Retzow sehr schnell wieder
ein luide. Das Inventar von 181 1 spricht noch von den Rudera der Retzower
Kirche und von zwei Glocken auf dem dortigen Kirchhof, doch sind diese
Rudera die eines versuchten Wiederaufbaues in den dreissiger Jahren des
XVIII. Jahrhunderts, der 1740 ins Stocken geräth.
Kirche. Die Kirche ist ein Neubau der allerjüngsten Zeit. Kirche.
Ihre Vorgängerin war ein schlichter Fachwerkhau vom Jahre i593 ohne
jede architektonisciie Bedeutung. Im Innern eine niedrige flache Decke.
Kanzel und Altar, zu einem Körper vereinigt, stanunten aus derselben Zeit.
.\n ihrem (lehäuse, das in seinen Formen an die Altäre in Gnoien, Prestin
u. s. w. erinnerte, gab es einige Figuren aus einem ehemaligen gothischen
'rri])tychon.
Glocken. Zwei Glocken, die grössere, 1859 \on E. Schüne- 1 (ilocken.
mann in Demmin gegossen. Die kleinere mit der Inschrift:
O rcv ijloric xj.ic luMii iiini j.i.iic ano ici'cc)Lii (das in fehlt).
Dazu das nebenstehende (Glockenzeichen.
^
Grabsteine. In der siidwesllichen i'".cke der Kiichc lag der di-s Pastors (Iral)steine.
JOACHIM CLAMOR KIELMANN (geb. C>. April 1738, gest. 12. Apiil 1807). —
Auf dem l'riedhol ausscrlialh der Kirche ein zu beachtendes schnnedeeisernes
Gitter (in der .Art der Niens'schen -Arbeit aus I,ud\\ igslust) um den Stein der
Frau WILHELMINE SOPHIE LUDOVIKA VON WICKEDE, gel) xon Hlucher, geb.
18. P^bruar 1767, gest. 16. Dix-ember 1798
In der Kirche .selb.st viele kleine Wappenschild • der MOLTKE, KLITZING. W.ippen-
BLÜCHER, WICKEDE mit denen ihrer krauen, wie sie sich aus den jinigeren ^< Iiilde.
Besitzverhältnissen des Dorfes und Gutes ei klaren (s. o.). Diese Schildrben
dienten als Zierrath fin- .Särge.
') Schlicmanii, a n <>. S. 270 fr. 3471". 609 (T.
') Schlicniann, a. a. ( >., S. 270—275. 614.
114
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. Min sehr zu beachtender Kelch auf rundem Fuss
werke. aus der zweiten HaUte des Xl\'. JalirhvuKlerts, mit den Wappen der beiden
Adelsfamihen KALAND (des Mannes) und VOSS') (der Frau). Beide Wappen
mit durchsiclitiger I'^mailtuUung.
Der zwischen ihnen als Signaculuni
aufgelegte Kruciti.xus hat noch
ganz die Formgebung der älteren
Christusbilder des XIII. Jahrhun
derts. Am Knauf der Name IhH-
SVS. am Schaft oben jlUM'VlG
nal.sarciiUö), unten iiiaria joljaii^
IK§. — 2 — 4 Silberner Kelch mit
dem Stempel des in den ersten
Jahrzehnten des X VI II. Jahrhunderts
thätigen Rostocker Goldschmiedes
Hinrich Steffen Bornemann. Dazu
Oblatendose und l'atcne. .Xuf der
Oblatendose der Name: M • E •
VON WAHNKEN WITWE VON DER
LÜHEN. 5. Silberne Kanne,
neu. 6. 7. Zwei zinncrneLcuchter,
der eine mit dem Namen DAVID
CHRISTIAN GÄTCKE 1718, der
.'mdcic mit dem .\amen ELIAS
ZIEL 1732 Heide ohne W^erk-
Kclcli ,1 .
zeichen. — 6. 7. Zwei zinnerne
lilumenvasen mit Henkeln. Heide haben als Stadtzeichen den werlcschen
Stierkopf in einem Kreis. Als Mei.sterzeichcn das Bild eines auf seinem Neste
sitzenden Pelikans und die Initialen C K.
(ies<:hichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Remplin.')
^ Gut l\emi)lin erscheint urkundlich zuerst 1 2.S3 als Fjgcnthum des
Bischofs von Kanmiin und besteht aus zwei Dörfern, welche llohen-
und Siden- bzw. Ciross- und Klein -Rem])lin genannt werden (in villa Magno
kepclyn, in Parvo Keppclyn, utrumque Rempl)-n, ambe ville Rampelin, Alta
villa Rampelyn) Im Jahre 1 2<S3 vcrgiebt der Bischof Hebungen aus beiden
die einen > steigenden' l'uclis im W'aiiiK-n-
') ()t\er statt Voss eine andere laniilie,
icbilde fuhrt.
•) 5 km wcstnordwesilich von NLilcliin. Im ,\I IL l.-ilii luindcrl l\c)ielyn, Kcpixlin, K.imiielyn
Ke»chricV)en. Kuhnel, M. Jahrb. XLVL S. 118, erinnert an das altslavische repa - Ruhe und auch
an den Stamm rap-. I>artiach »Drf des RTph oder Ra])ela<.
GUT UND KIRCHDORF REMPLIN. I I 5
Gütern an das Kloster henack, welchem sie von Nikolaus von Werle am
I. Juli 1300 bestätigt werden.^) Im Besitz des Hofes und der Mühle von
Siden-Rempiin finden wir 1352 die Familie der Stahl, welche am 3. No-
vember d. J. zusammen mit den von Wozenitz auf Dahmen eine Vikarei in
der Kirche zu Hohen -Mistorf stiften, bei der sie Patronat und Präsentations-
recht mit einander theilen.-) Sie verkaufen aber ihren Hof nebst der Mühle
im Jahre 1363 dem Hinrik Schnakenburg (Snakenborghe), dessen Rechtsnach-
folger 142 1 Klaus Wozenitz wird.-') Allein schon im Jahre 1405 erscheinen
neben ihnen die von Hahn im Besitze eines Theiles der beiden Güter, und
nachdem 1425 der Bischof Siegfried von Kammin den Eckhard Hahn auf
Wendisch -Wargentin mit fünfzehn Hufen in Siden-Rempiin und allen Gütern,
welche er schon in Hohen- Remplin besass, belehnt hat, und auch die
von Wozenitz ihren Antheil den Herren von Hahn überlassen haben, sind
die Güter hiemit anscheinend vollständig in Hahn'schen Besitz übergegangen.
Wenigstens ist von irgend welchem Mitbesitz künftig nicht mehr die Rede.^)
Unter mannigfachem Wechsel zwischen den einzelnen Linien halten die von Hahn
ihren schönen Besitz bis zum Jahre 18 16 fest. In diesem Jahre erwirbt der
Fürst Georg Wilhelm von Schaumburg- Lippe das Gut Remplin. \"on diesem
kauft es 1848 der Landschaftsdirektor von Maltzahn auf Sonniierstorf, um es
vier Jahre später dem Herzog Georg von Mecklenburg- Strelitz zu überlassen,
der das in einem prachtvollen Park gelegene Schloss durch \'or- und Anbauten
nach Entwürfen des Geh. Regierungsrathes Hitzig in Berlin erweitert und mit
kostbaren Denkmälern aller Art gefüllt hat. Jetzt sind es seine Nachkommen,
die sich dieses schönen Besitzes erfreuen.
Eine nach Hohen -Mistorf eingepfarrte Kapelle wird hier wahrscheinlich
schon im Mittelalter vorhanden gewesen sein. Genannt wird sie freilich erst
im Jahre 1647, als das Dorf gleich allen andern umher wüste liegt. Auch
heute gehört die Rempliner Kirche zur Kirche in Hohen-Mistorf, doch ist sie nicht
mehr Filia, sondern hat seit 1879 die Rechte einer Mater vagans, die von
der eingegangenen Panstorfer Kirche auf sie übertragen wurden. Im XVIII.
Jahrhundert ist übrigens zeitweise die Cura der Rempliner Kirche bei der in
Basedow gewesen, z. B. unter dem Pastorat des Joachim Rudolf \'ick von 1713
an, aber mit Wahrung der Rechte des Pastors in Hohen-Mistorf.'')
Kirche. Die neue vom Geh. Oberbaurath Daniel erbaute Kirche ist ein Kirche.
Ziegelbau in Kreuzform mit einem Chorscliluss aus dem Sechseck (nicht aus
dem Achteck). Nur der letzte Thcil dos Chorschlusses ist gewölbt, der übrige
') M. U.-B. 1666. 2614. \'^\. 3721. — Ueher zeitweise Anrechte und von einer Iland in
die andere wechselnde Einkünfte der von Kaland, von Keez und des Klosters Dargun vgl. M.
U.M. 5251. 6690. 6691. 6697.
*) M. U.-B. 7673.
') M. U.M. 9154.
*) Vgl. Lisch, f.esch. d. Cleschl. Hahn II, .S. 64.
'■) Vgl. Kirchenakten von Hohen -Mistorf im Grossh. Archiv.
8»
Il6 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
Raum ist nur mit einer den Formen des Dachgebälkes folgenden Holz-
verkleidung überspannt. Im Innern ebenfalls alles neu. *)
.Marmor- Als Aufsatz auf dem Marmor - Altar der Raphael'sche Verklärungs-
.\ltar. Christus, gemalt von HELENE, Herzogin zu Mecklenburg -Strelitz, 1877.
Uronze- \'or dem Altar ein Bronze -Engel mit Taufschale.
Kngel.
.Marmor- Auf der Südseite im Chor eine Marmortafel mit der Inschrift:
''*'^^' MARIE, GROSSHERZOGIN MUTTER VON MECKLENBURG STRELITZ,
GEB . PRINCESSIN VON HESSEN
ERBAUTE DIESE KIRCHE IM JAHRE 1878 ZUR EHRE GOTTES UND ZUR
ERINNERUNG AN ZWEI HEISSGELIEBTE BINNEN ZWANZIG TAGEN IHR
ENTRISSENE KINDER
GEORG HERZOG ZU MECKLENBURG GEST • 20 • JUNI 1876, GELIEBT
UND VEREHRET IN ALLEN LEBENSSTELLUNGEN. BEGRÜNDER DER
FIDEI-COMMISS-HERRSCHAFT REMPLIN, UND CAROLINE, HERZOGIN
ZU MECKLENBURG, GEST • 1 • JUNI 1876, DEREN GANZES LEBEN NUR
MENSCHENFREUNDLICHEN ZWECKEN GEWIDMET WAR.
NaiiK-n der
Kcfallenen -^"'^ ^^^ (jcgenseite die Namen der 1813 — 15, 1870/71 gefallenen
Krieger. Krieger der Gemeinde.
Ciemiilde. Auf der südlichen Empore drei Gemälde - Kopien: i. Kreuztragender
Christus, gemalt 1875; 2. Johannes von Domenichino; 3. Italienischer Christuskopf.
(;i<><kcn. Glocken. Im Thuim zwei Glocken, i. Grosse schöne Glocke, z. Zt.
des Basedower Pastors JOH. VICK im Jahre 1689 gegossen von M. Vites
Siebenbaum aus .Schwerin. Die zweite hat die Inschrift: ♦ inCCCi")L*)L*V*iii "^
0 luauia. Heide Glocken stammen aus der Kirche zu Alt-Panstorf, in der
seit dem Neubau der Rempliner Kirche kein Gottesdienst mehr abgehalten wird.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. 2. Silberner Kelch, gestiftet von JOH »VICK«
werke. PENSIN • 1685 REMPLIN ET LIEPEN. W'erkzeichen des Gü.strower Gold-
.schnuedes Job. Friedr. Molstorf; G und I F M. l'atcne ohne Zeichen und Schrift.
— 3. 4. Noch ein silberner Kelch. Malchiiicr Arbeit. .Stempel: M und D I W.
Dazu eine Patene. — 5. 6. Abendmahlskanne und Oblatendose, ganz neu,
er.stere vom Goldschmied BEHMEN. —- 7.8. Zwei treffliche Messing- Leuchter
aus der Kirche zu Alt Panstfjrf befinden sich im Schloss.
'; iTliher auf dem Wirllischaft.shof eine einfache vierseitifje Kapelle, die nach Vollendung
der neuen Kirche abgebrochen wurde.
GUT UND KIRCHDORF PANSTORF.
117
Das Gut und Kirchdorf Panstorf.*)
Die Kirche 7a\ Panstorf steht heute noch an ihrer alten Stelle, aber todt
und leer. Mit ihrem Chorschluss aus dem Achteck stellt sie sich als ein
festes solides gothisches Mauerwerk aus dem XIV. Jahrhundert dar. Dazu
stimmt es, dass wir 1366 von einem Kirchherrn »Ilinric, perner to Panstorpe«
') Tanstorf liegt 8 km westnonl weltlich von Malchin. Die alte Sclncihweise i>t l'antacen-
dorj). Daher ist die .Ableitung KühneK vom altslavischen ))atu Weg der früheren .Siem>sen'schen
von >panna = Mädchen« im M. Jahrb. VI, S. 53, vorzuziehen. »Dorf des l'ajak«, wie Kühnel
im .M. Jahrb. übersetzt, würde deutsch soviel heissen wie > Wegestorf < oder »Strassen«.
') M. U.U. 3721.
») M. U.-B. 10348.
*) M. U.-B. 10250, Anmkg.
*) Lisch, Gesch. d. Geschl. Ilalin III, .S. 23 ff.
Dorfes.
uf Panstorf sitzen im Jahre 13 14 die von Moltke,^) später aber die von Geschichte
Nossentin. Im Jahre 1372 versichert Fürst Laurentius von Werle des
seinem Vasallen und Rath Marquard Nossentin den Besitz des höchsten Gerichts
und Rossdienstes »in deme dorpe to Panstorpe, dat licht up deme Harte. «^)
Doch die von Nossentin sind schon vor 1372 im Besitze Panstorfs gewesen,
wie ein Pergamentstreifen nachweist, an welchem das Siegel zu vorgenannter
Versicherungsurkunde gehangen hat.^) Ihre Rechtsnachfolger sind die von
Hahn.'^) Das Kirchenpatronat imd die Mühlenzufuhr in Panstorf besitzen die
Hahn schon 1380. Als aber um 1426 Reimar von Nossentin gestorben, ge-
langen sie in den vollständigen Besitz des Dorfes. Reimar von Nossentin
hinterlässt nämlich drei Erbtöchter, Anna, Katharina und Czye, von denen die
erste mit Nikolaus Hahn auf Basedow (Nikolaus V), die zweite mit Hennecke
von Lehsten auf Wardow und die dritte mit Radeke von Kardorff auf Granzow
und Wöpkendorf verheirathet ist. Von diesen drei Erbtöchtern und ihren
Ehemännern ersteht Lüdecke III Hahn, Vater von Nikolaus V, das Gut mit
allen Gerechtigkeiten, Herrlichkeiten und Gericht und erhält die landesherrliche
Genehmigung dazu am 22. Januar 1470, sodass Panstorf nunmehr ganz in
Hahn'schen Besitz übergeht. In diesem verbleibt es bis 1816. Im Jahre 1792
wird der alte Hof zu Panstorf niedergerissen, und es entsteht ein neuer Hof
an einer anderen Stelle der Feldmark. In Folge davon thcilt sich das Dorf
in Alt- und Neu-Panstorf, und Neu-Panstorf wird Pertinenz von Alt-Panstorf.
Mit dem Rempliner Besitz gehen auch Alt- und Neu-Panstorf 1816 auf den
Fürsten Georg Wilhelm von Schaumburg- Lipjje über. Von diesem kommen sie
1848 an den Landschaftsdirektor von Maltzahn auf Sommerstorf 1853 kauft
sie der Herzog Georg von Mecklenburg- Strelitz, dessen Nachkommen jetzt im
Besitz sind.
Kirche.
Il8 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
hören.') Ihr hoher .schlanker mit Schindchi gedeckter Thurm ziert weithin die
Gegend. Schon i8ii wurden ihr die Glocken genommen. Der Charakter
einer Mater vagans, den sie hatte, wurde 1879 ^^^ ^'^ ^^" erbaute Kirche in
Remplin übertragen. An diese wurde auch die Panstorfer Gemeinde (die aus
den Dörfern Panstorf und Wendischhagen bestand) gewiesen. Also mit
Remplin zugleich nach Hohen -Mistorf, wohin Panstorf schon einmal zeitweise,
nämlich vom dreissigjährigen Kriege her bis zum Jahre 1662, gehört hatte.
Dieser Uebergang im Jahre 1879 bedeutete zugleich einen Wechsel aus der
Präpositur Malchin hinüber zur Präpositur Neukaien.
In alter Zeit hatte die Panstorfer Kirche ihren eigenen Pastor. Der
letzte war Johannes Kiselius, den die Noth des drei-ssigjährigen Krieges vertrieb.")
1648 ist das Dorf menschenleer.^) Sobald sich nachher wieder Menschen
anfinden, ist es die Kirche zu Hohen -Mistorf, die sie bei sich aufnimmt.
Das dauert bis 1662. Mit diesem Jahr geht die Panstorfer Kirche zur Kirche
in Hasedow über. In Folge davon nennen sich für die nächste Zeit die
Pastoren in Ba.sedow Pastoren zu Basedow und Panstorf, so z. B. noch Chri.stian
Alard (1690 — 1713). 1713 gewährt Herzog Friedrich Wilhelm dem Oberst
Levin Ludwig von Hahn auf Remplin die Bitte, Panstorf mit Remplin zu-
sammen zu Basedow legen zu dürfen (s. Remplin). Aber der Superintendent
wahrt die Rechte des Pastors in Hohen- Mistorf, und später nennt sich der
dortige Pastor wieder Pastor zu Hohen -Mistorf und Panstorf: so z. B. Giesen-
hagcn im Inventar von 181 1. Seit 1879 aber, nach Uebertragung der Rechte
der Panstorfer Mater vagans auf Remplin, heisst der Pastor zu Hohen-Mistorf
Pastor zu Hohen-Mistorf und Remplin.
Das Gut und Kirchdorf Basedow/)
(]eschichte QSji^" Geschichte des Gutes Basedow im Lande Circipanicn beginnt mit der
^^s -' hLinverleibung seiner Kirche am 14. Januar 1247 durch den Bischof
Wilhelm von Kammin in die Malchiner Kirche, indem er sie dieser als Tochter-
kirche zuweist. Zugleich bestätigt er ihren Ackerbesitz, der in zwei Hufen zu
Basedow und in ebensoviel Hufen zu Licpcn besteht, setzt ihren Pfarrsprengel
fest, der ausser Ba.sedow fünf Dörfer umfasst (die noch bestehenden Gessin,
Liepen und Sagel, .sowie die untergegangenen Gutisdorp und Nykasiusdorp)
und genehmigt die Schenkung der hjnkünfte von einer Hufe in Basedow an
den Pleban auf Lebenszeit durch den Theodoricus Luch, der damals als
•) M. U.-H. 9449.
*) Die Namen von früheren Pastoren haben wir nicht ermittelt, aiisfjenommen den vor-
genannten einzigen aus dem Mittelalter.
•) Groth, M. Jahrb. VI, S. 136.
*) 8 km sUd.sUdwe.stlich von Malchin. Nach KUhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 23, ^ >()rt
des Kazdaf. Vgl. Ba.storf.
Dorfes.
GUT UND KIRCHDORF BASEDOW.
119
ucrlescher Vasall auf Basedow sitzt.') Wie lange diese dem Lande Pommern
und Mecklenburg angehörende alte Adelsfamilie hier und sonst in der Um-
gegend ansässig gewesen ist, ist nicht bekannt.-) Als Rechtsnachfolger der
Luch erscheint das schon 1287 auf den Gütern Lupendorf und Schlakendorf
nachzuweisende
Geschlecht der
Hahn (Gallus)
vom Jahre 1337
an. Nämlich am
3. Mai dieses
Jahres giebt Fürst
Johann III. von
Werle-Goldberg
den Brüdern
Nikolaus, Kck-
hard, Matthias
und Nikolaus
Hahn die Güter
Basedow, Gessin
und Liepen zu
erblichem Lehn.
Mit dem h>werb
dieser drei Dörfer
aber, besonders
dem von Base-
dow, beginnt die
Blüthe des
Hahn sehen (jc-
schleclits, welches
diese Güter bis
auf den heutigen
Tag festgehalten
Kirche zu Hascdow. hat. '')
Namen mittelalterlicher Plebane sind nicht überliefert. Das Register
des M. Jahrb. führt freilich irrthümlich den Ritter Theodoricus Luch als Base-
dower Pleban auf, aber den müssen wir abweisen. Dagegen ist der in einer
Urkunde am i. April 1481 als Zeuge genannte »her Johan Tessen, der Manen
vicarius to Bazedouwe« nicht zu übersehen. I*>st die evangelische Zeit hebt
') M. U.-H. 589. Vt;l. die IJe.stätigung durcl» den Kürslen Nikolaus von Werle am 11. Iiili
1296: M. U.-H. 2404.
') Die letzte ihres (Jeschlechts war I.ihurg Luch, die mit Ewald von Kami)t;r (f vor 1506)
vermählt war: Li.sch, Gesch. d. (Jeschl. Hahn I, .S. 91.
*) M. U.-B. 1896. 1906. 5764. Zur weiteren (jeschichte von I{a>edow sind zu vergleichen
die Urkunden 7009. 7489. 9449. 11 004. Hesonders aber das vierbändige Werk von Lisch, (jesch.
d. Geschl. Hahn (Schwerin, Stiller'sche Hof buchhandlung, 1844 — 1856).
I20
AM'iSGKRKirrSHKZlRR MALCHIN.
mit einer vollständigeren Reihe an. Um 1587 wird Stephan Holste genannt.
Wahrscheinhch war er schon 1577 da, denn er gehört in diesem Jahre zu
jenen Pastoren im Amte Stavenhagcn, welche die Konkordienformel unter-
schreiben.') Um 1610 giebt es eine Vakanz durcli Tod. Herzog Karl
empfiehlt den Herren von Hahn als Patronen der Kirche den Christian Koppen
(Coppius) aus Mirow als guten Prädikanten. Ob er Pastor wird, ist aus den
uns zu Gebote stehenden Akten nicht zu ersehen, aber wahrscheinlich ist es.
JÜick auf diu ( )rgel -Einjioro.
1645 wird J(.>l)ann Adam Miillcr hcnifcn, aber erst 1648 iiUrc.duciert. Ks
folgen: 1664 Joachim Heinrich I-'ahricius, i6<S7 Job Lorenz Müller, 1690
Chri.stian Alard, 1713 Joach. Rudolph Vick, 1753 (vielleicht schon etwas früher)
Joh. Samuel Martini, und 1783 Matthias Georg Christoph VVüstney (f 1822).
Vgl. Walter a. a. O.
Kirche. hie der ersten lliilfle des XIII. Jalnliuiulcrts angehörende
Kirche hat einen d(^n Zeiten des Ueberganges vom romanischen zum golhischen
Stil entsprechenden platt abschliessenden Chor, der bis nahe unter das Dach
aus Granitfindlingen mit <iuadrierten Kalkfugen aufgefiihrt ist. Das Schiff
diigcgen ist ein Ziegelbau derselben Zeit, in welchem der wendische Verband
vorherrscht. Die Giebel beider, des Schiffes wie des Chors, der für diesen
*) Schröder, evang. Mcckl. III, .S. 329.
AUaraufsatz <!
\ «
\
\
Jic zu Basedow.
GUT UND KIKCHDURK HA.SKDÜW.
121
Theil ebenfalls der Backstein -Ziei;el nicht entbehren kann, sind mit Blenden
geschmückt. Ob der ältere Bau der Kirche schon im XV. Jahrhundert durch
Ludeke (III) Hahn, den bekannten thatkraftigen Vertrauensmann der Herzöge
untl eifrigen I'^rbauer von l'^estungen und Thürmen im Lande, eine Um-
gestaltung in golhischem Sinne erfuhr, wie Lisch (a. a. O. III, S. 45) meint,
müssen wir dahingestellt sein lassen. Sämmtliche Fenster sind heute dreitheilig
und si)itzbogig geschlossen. Sie stammen in ihrer jetzigen Gestaltung aus
neuerer Zeit, nämlich aus den Jahren 1855 bis 57. Ebenso hat der Thurm
bei dieser Gelegenheit in seinem oberen Theil eine völlig neue Gestalt erhalten.
Als Neuerungen sind übrigens auch die Aufsätze auf den Giebeln von Schiff
v\nd Chor in der Mitte und an den Seiten ins Auge zu fassen.
Im Innern ist der Chor mit einem, das Langhaus mit drei niedrigen
gerippten Kreuzgewölben geschlossen. Steiler erscheint das Gewölbe im Chor,
flacher gespannt sind die im
Schiff und anscheinend auch
jünger als jenes, alle mit ein-
ander aber mit jener hand-
werksmässigen Unbeholfenheit
ausgeführt, wie sie sich in zahl-
reichen Kirchen des Mittel-
alters zeigt
.An der Südseite des Chors
eine neuere Sakristei gothischen
Stils; an der Südseite des
Mittelschiffes, vor dem Haupt-
eingang, eine kleine Vorhalle,
die ebenfalls neu ist. An der
Xordseite des Chors dagegen
eine grosse Kapelle als Krb-
begräbniss für die grälliche k'amilic vom ICnde der fünfziger Jahre des XIX.
Jahrhunderts.
Der Altaraufsatz ist ein reiches Werk der Renaissance des XVI. Jahr-
hunderts aus bestem Sandstein und mit vielen Relief- l'jnlagen aus weissem
Marmor. Die Abbildung, welche wir hier geben, überhebt uns einer ein-
gehenderen Beschreibung. Das Abendmahl hat den Ilauptplatz erhalten. Auch
erscheinen die Einsetzungsworte des Abendmahls als Haupt -Inschrift des Altar-
werkes. Darunter, in der Basis, der Gebetskampf in Gethsemane. Seitlich vom
Abendmahl die Kreuzigung und die Auferstehung, im oberen Theil aber die
Himmelfahrt. Als hjnfassung der drei Hauptbildwerke in der Mitte dienen die
Statuen der vier I-Aangelisten. Unter dem Bilde der Himmelfahrt die \'erse der
Apo.stelgeschichlc I, 9 11. Ueber dem .\i)cndniahl : CHRISTUS IST UMB
UNSER SUDE WILLEN IN DE TODT GEGEBEN UNDT UMB UNSER GERECH-
TIGKEIT WILLEN AUFERSTANDEN. Ueber dem Gebet in Gethsemane: WACHET
l']()zcs>iuiis-.Slaiu;cn.
.\ltar-
aufsatz.
122
AMTSGERICllTSiJEZIKK MALCHIN.
UND BETET. DAS IHR NICHT IN ANFECHTUNG FALLET • MEIN VATER ISTS
NICHT MVGLICH, DAS DIESER KELICH VAN MIHR GEHE ICH TR(etc.). Links
und rechts neben der Kreuzigung: DIS SEIN DES EDLEN UN DT EHRENVESTEN
WERNER HANEN UNDT SEINER VIELTUGENTSAME LIEBE HAUSFRAUWE
ANNA VAN DER LUHE SELIGER ACHT AHNEN. DIS SEIN DES EDLEN UNDT
EHRENVESTEN CHUNE HANEN SELIGER UNDT SEINER VIELTUGENTSAME
LIEBE HAUSFRAUWE SOPHIA VÄ DER SCHULENBURGK AUCH SELIGER ACHT
AHNEN. Darüber je aciit Wappen.
In der Bekrönung dieses Flügels:
NON HANC EFFIGIEM CHRISTI
SED CHRISTVM ADORA
AD DEXTRAM PATRIS QVI SINE
FINE REGIT.
Links und rechts neben der Auf-
erstehung im rechten Seitenstück
die Inschriften: DIS SEIN DES
EDLEN UNDT EHRENVESTEN
JOACHIM HANEN CHRISTOFFER
SELIGER SOHNS UNDT SEINER
VIELTUGENTSAME LIEBE HAUS-
FRAUW DOROTEAG ' • GEBORN
VAN POTLITZ ACHT AHNEN. —
DIS SEIN DES EDLEN UND
EHRENVESTEN HANS HANEN,
WERNERS SOHNS, UNDT SEI-
NER VIELTUGENTSAME LIEBE
HAUSFRAUW JLSE VAN ARNIM
ACHT AHNEN. Dazu die .schon
bei liristow vorgekommenen Sigla
der Siiuisprüche: G • W • Z • B.
G • B . M • S • 1592 IM MAIO • H^.
In der Hekrönung dieser Seite
die Worte:
Tauf Itcliältcr.
PARTA TIBI ILLIVS VERE VERISSIMA PROBRIS
GLORIA SVNT CHRISTI VVLNERA VITA TIBI.')
Kanzel. Die Kanzel hat südlich an der hxke vom Chor und Schilf ihren l'latz.
Kriicifixiis. Darüber der alte Triumphbogen -Krucifixus mit Maria und Johaiuies.
Or;,'fl. Die Orgel - Empore ist ein reiches I<enai.s.sance- Schnitzwerk des XVI.
Jahrhimdcrts. Der Orgel -Prospekt selber aber mit seinen Risaliten ist hundert
Jahre junger und stammt aus dem Jahre 1680. Die Inschrift lautet:
') Ucber den Altar vgl. Lisch, CJeschl. Ilalii) III, .S. 239 — 241. Als ,Sinns])riiche der .Siglen
schUgt Grotcfcnd vor: >fi<>tt wende's zum JJestcn« und >(Jott bewahre meine .Sinne«.
GUT UND KIRCHDORF BASEDOW.
123
ORGANA DECANTANT CHRISTO LAUDESQUE DECUSQUE»
ET RECREANT VARIIS PECTORA NOSTRA SONIS.
ANNO CHRISTI 1680 FRID • HAHN.';
In der Sakristei ein aus Holz geschnitzter Johannes Baptista, auch zwei Schnitz-
Prozessions -Stangen mit Engehi. werke.
Im Chor steht ein achtseitiger hölzerner Taufbehälter, der nicht mehr Tauf-
gebraucht wird. In seinen acht Füllungen Apostelbilder, auf den acht drei- behälter.
seitigen
Deckelflächen
die Bilder der
Evangelisten,
des Heilandes
luid des Jo-
hannes Bap-
tista, ausser-
dem das
HAHN '.sehe
und LUHE
sehe Wappen.
Im Innern eine
grosse
Messing- Messig-
schüssel mit schlisse!,
den schon oft
erwähnten viel-
gedeuteten
Legenden.
Messingschüs.sel.
Epitaphien.
An der Nord-
seite des Chors
ein Epi-
taphium, das die ganze Wand einnimmt und wie der Altar aus feinem Sand-
stein mit Einlagen von Marmor hergestellt ist. Es ist dem Elternpaarc Werner
Hahn und seiner Anna von der Luhe gewidmet von ihrem Sohn HANS HAHN.
In der Mitte drei fast lebensgrosse knieende Gestalten und hinter ihnen der
Sohn; beiden gegenüber die Gattin und Mutter. In der Mitte ein Marmor-
Relief: Christus mit der Siegesfahne tritt den Drachen zu Boden. Das Relief
wird in acht kleinen Gruppen von den Marterwerkzeugen Christi umgeben.
Epitaphien.
*) Beide, Kanzel und Orgel, sind Stiftungen des Och. K.iths Friedr. ll.ihn, der zum Katholi-
cismus übertrat, aber nichtsdestoweniger die väterliche Kirche nach wie vor mit Gaben bedachte:
Lisch, Geschl. Hahn III, S. 360. Leber eine Kepar.itur der Orgel im .\ IX. Jahrhundert s. Lisch,
a. a. O. IV, .S. 304.
124
AM rst;Kuicnrsi;i;ziRK Malchin.
In der Bckrönung des Werkes nieluere allegorische Gestallen, in der Mitte die
Caritas (nicht die hl. Maria!) u. s. w. Ausser verschiedenen Bibelsprüchen auch
eine lange
Inschrift mit
der Lcbens-
ge.schichte des
I'^hepaares und
der Angabe,
dass der Sohn
HANS HAHN
seinen Kitern
dies Epi-
taphium im
Jahre 1594
habe setzen
lassen. ')
An der
Nordseite des
Langhauses,
in der mitt-
leren Fenster-
nische, und
fast das ganze
Fenster ver-
deck'end, ein
zweites Kpi-
taphium.
Oben als Relief
eine Dar-
stellung der
Auferstehung
und in der
Mitte die
Kreuzigung.
V^or dieser
fünf freie
plastische fJe
.stalten, welche
knieen: links
Berndt von
der Schulenburgk, rechts seine I<:hefrau Anna Hahn, dazwischen drei Kinder,
Lcvin, Gudel und Ilse von der Schulenburgk. Zu jeder Seite .sechzehn
Scliiilcilliint;- II.'iliii'scliL-i I^iutapli.
') Lbch, (Jc.schl. Ilalih Hl, .S. 241—243. \'n\. (Jraltstcinc.
M
GUT UND KIRCHDORF BASEDOW.
125
Ahnenwappen. Nach der Inschrift am Fuss ist dies Epitaphium von BERNDT
VON DER SCHULENBURGK seiner am 9. Januar 1589 im 27. Lebensjahre ent-
schlafenen Ehefrau in demselben Jahre gestiftet.')
An der westlichen Ecke der Nordwand, das t^anze Fenster vcidcckend,
ein dem Kuno Hahn und seinen beiden Frauen gewidmetes drittes Epitaphium.
Im Aufsatz, die Mitte des ganzen Werkes
einnehmend, die liegende Statue der ersten
Gemahlin Kuno's, Gödel von Maltzan.
Unten nebeneinander die gleichfalls liegen-
den Gestalten Kuno's und seiner zweiten
Gemahlin, der Sophie von der Schulen-
burg. Ausserdem sind die zweiundzwnnzig
Kinder Kuno's (acht Söhne und vierzehn
Töcliter) aus beiden Ehen in kleineren
Figuren knieend und betend dargestellt.
Zu beachten ist auch die Anordnung der
Ahnentafeln.
Rechts imd links und über den Figuren
verschiedene Bibelsprüche. Unter der Ge-
stalt der Goedel von Maltzan die Inschrift:
ANNO 1575 DEN FREITAGK VOR LETARE
IST DIE EDLE UND VIEL TUGENTSAME
GUEDEL MOLTZAN IM HEREN ENT-
SCHLAFFEN, NACHDEM SIE VIER SOHNE
UND ZEHEN TOCHTER GEZEUGET HATTE.
DER SEHLE GOT GNADE« Unter den
beiden unteren Hildsanlen: ANNO 1590
DEN 21 • JANUARII IST DER EDLE UND
EHRENVESTE CUNO HANE ERBGESESSEN
ZV BASEDOW UND LIREN. INHABER DES
HAUSES SEHEBURGK ZUR LIREN IN
GOTT DEM HERREN SALICH ENTSCHLAF-
FEN . GOTT VORLEIHE IHM EINE FROV-
LICHE AUFERSTEHUNG . UND ANN01591.
DEN 21 . OCTOBRIS IST SEINE LIEBE
HAUSFROWE DIE EDLE UND VIEL TU-
GENTSAME SOPHIE VON DER SCHULENBURGK ZU SEHEBURGK IN WAH-
RER ERKENTNIS CHRISTI SANFT IM HERREN ENTSCHLAFEN UND ALDAHR
CHRISTLICH ZUR ERDEN BESTEDIGET. HAT IHM EHESTAND VIER SOHNE
UND VIER TOCHTER GEZEUGET . S • G • C Ganz unten sieht: ANNO 1593.^;
i-Xn der Xcjrdscite, zwischen Chor und Schiff, und am Triumphboi^cn
(jetzt innerhalb des herr.schaflliclicn Chors), ein kleines Epitaphium des Paris (I)
') Lisch, (Jesclil. Halm l\, .S. 19, 35 -37. .S. u. (iralistoine.
*) Lisch, flesch. (1. 'iociil. ll.nlin 1\', S. 20 iiinl 21. X'f^l. (;ial)stcine.
E])il,T])li (lc> l\iiiiii Ilalin
126
AMTSGERICHTSHEZIRK MALCHIN.
Epitaph des l'aris ^1^ Hahn und seines Sohnes l'aris (H).
Hahn (71565) und seines Solincs Paris (II, f 15H7). Im Mittelstück drv
Gekreuzigte. Zu seinen Fü.ssen knieend Vater und Stalin. Daneben die
GUT UND KIRCHDORF BASEDOW.
127
t I f.
{ l
Ahnenwappen. Unter den Figuren der Spruch aus Jesaias LIII: DER HERR
WARF UNSER ALLER SUNDE AUFF IHN. Rechts die Inschrift: PARYS HAN
DER ELTER DES JUNGEN VATER, links: PARYS HANE DER JUNGER DES
ALTEN SOHN. Als Unterschrift eine lange Inschrift, aus der hervorgeht, dass
CATARINA VON BÜLOW ihrem nach zweijähriger Ehe gestorbenen Gemahl und
ihrem 1587 im Alter von zweiund-
zwanzig Jahren durch einen Unglücks-
fall ums Leben gekommenen Sohne
dies Epitaphium habe setzen lassen.')
In einer Fensternische der Nord-
wand, nach dem Chor zu, ein fünftes,
zum Theil durch eine Empore ver-
decktes P3pitaphium, das des 165 1
gestorbenen Landraths und Erbland-
marschalls Claus Hahn. Im Mittel-
felde der gekreuzigte Christus, neben
ihm die knieende und zu ihm auf-
schauende Gestalt des Verstorbenen.
Das Epitaphium ist halb durch
die herrschaftliche Empore verdeckt.
Unten eine lange Inschrift, aus der
hervorgeht, dass der Sohn CHRISTIAN
FRIEDRICH HAHN und der Enkel
WEDIGE CHRISTIAN HAHN dies Epi-
taphium haben setzen lassen.-)
Grabsteine. An der Südwand (irabsieine.
des Chors ein Grabstein vom Ende
des XVI. Jahrhunderts. Im Felde
eine betende Frau mit der Ueber-
schrift zu Häuptcn: CHRISTI STER-
BEN IST MEIN EWIGES LEBEN.
Die Umschrift ist unleserlich, l^ben-
daselbst ein zweiter Stein, der einen
betenden Ritter darstellt. Umschrift:
ANNO 1590 DEN 21 . JANVARII IST
DER EDLER VND ERNVESTER KONE
HAHN ERBGESESSEN ZV BASEDOV VND M(uggenburg) GOTSEL ')
An der Südwand des Schiffes, der Kanzel zunächst, ein grosser Stein mit
') Lisch, Geschl. Hahn IV, S. 2S. 41.
') Dem Vater gesetzt von dem .Sohne, dem zum Kathohci.smus übergetretenen Geh. Katli
Friedrich Hahn (1624 — 1701): Lisch, (Je.schl. Hahn HI, .S. 338 — 362, besonders S. 360. D.ns
Denkmal wurde erst nach dem Tode des älteren Stifters vollendet und ist daher mit 1702 datiert.
^) Lisch, Gesch. d. Geschl. Hahn IV, .S. 20 (Kuno I, S. 2 — 22). S. o. Fpitaphien.
Giabhlciii dc.> Konc Ihiliii.
128
AMTSGERICHTSHEZIRK .MALCHIN.
GUT UND KIRCHDORF BASEDOW.
129
dem Bilde eines Mannes und einer Frau und einer nur theihveise zu lesenden
Inschrift. Es ist der des JOACHIM HANE (f 1600) und seiner Gemahlin, der
LUCIE FINEKE (f vor 1619).^) Ebendaselbst ein Stein mit dem Bilde einer
betenden Frau. Inschrift: ANNO 1589 DEN 9 . JANUARII IST DIE EDLE VND
TVGENTSAME ANNA MA-
NEN, DES EDLEN VNDT
ERENVESTEN BERNDT
VAN DER SCHVLEN-
BVRGK EHELICHE HAVS-
FRAW IN GODT SELICH-
LICHEN ENTSCHLAFFEN,
DER SEHLEN GODT GNE-
DIGK VNDT BARMHERT-
ZIGK SEI.-') An demselben
Ort noch ein Stein mit
dem Bilde eines Mannes
und einer Frau. Die In-
schrift ist jetzt nicht mehr
genau zu entziffern. Nach
einer Abschrift aus dem
Jahre 18 16 lautete sie:
ANNO 1598 DEN 15 •
FEBR . IST DER EDLER
[GESTRENGER UND
EHRENVESTER JOACHIM
HAN CHRISTOPHERS
SEL SOHN IN GOTT SE-
LIG ENTSCHLAFEN
UNDT DE N 15 MA RTI . .
ALHIER BEGRABEN .
ANNO DEN ....
IST DIE EDLE UND
WOHLGEBORN DORO-
TEA VON PUTLITZ IN
GODT SELICH ENT-
Grabstein der Anna Hahn,
Gemahlin des Berndt von der Schulenburek.
SCHLAFFEN UND ALHIE BEGRABEN. Sterbejahr und Tag sind nicht aus-
gefüllt.^) — Die vier erstgenannten Grabsteine lagen bis vor wenigen Jahren
im Chor der Kirche, der letztgenannte in der nordwestlichen Ecke des Schiffes.
Unten im Thurm der Kirche ist eine Reihe minderwerthiger, im
Renaissancestil auf Molz gemalter Bilder aus dem Jahre 1704 aufgestellt, die
') Lisch, Gcschl. Hahn HI, S. 198 — 201.
') Lisch, Geschl. Hahn IV, S. 19. 35—37.
"; Lisch, Gesclil. II. ihn III, .S. 30I— 305.
Zurück-
<(estellte
JJilder im
Thurm.
Vyl. o. Ejjitaphien.
130 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
früher an der Südseite des Schiffes ihren Platz hatten. Je ein oberes und das
darunter befindhche l^ild gehören zusammen, und zu je zwei Bildern gehören
immer drei Inschriften. Man sieht die Sündfluth und die Taufe des Kämmerers
durch Philippus, den Sündenfall und Christi Geisselung, Christi Geburt und
Chri.sti Grablegung u. s. w. Im Ganzen sind es zwanzig Bilder.
Glocken. Im Thurm zwei Glocken, die im Jahre 1843 von C. Illies in Waren
gegossen sind. Gestiftet sind sie von FRIEDRICH GRAF HAHN und AGNES
GRÄFIN HAHN, geb. GRÄFIN SCHLIPPENBACH.
Das Inventar von 181 1 enthält folgende Notiz: »In dem von Mauer-
steinen massiv aufgeführten Thurm sind ausser der zur Kirchenuhr gehörigen
kleinen Glocke gar keine Glocken vorhanden, weil die ganze ehemals schöne
Thurmspitze von der Kuppel an bis zu dem Gemäuer den 29. Sei)tcmber 1766
nebst allen Pfarrgebäuden abgebrannt ist, die Glocken zusammengeschmolzen
und grösstentheils, bis auf einen vor zwei Jahren verkauften Ueberrest, verbrannt
sind. < -Auf dem Kirchhofe war damals eine kleine Glocke von 17 13.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. i. 2. Grosser Kelch in klassicierendem Stil, vom
werke. Malchiner Goldschmied Harck, ebenso die Patcne. — 3. 4. Kleiner silber-
vergoldeter Kelch auf rundem PTi.ss, mit einem aufgenieteten plastischen
Krucifi.xus als Signaculum. Der ausladende Knauf mit Falten erinnert an
spätromanische Formen. Keine Werkzeichen, auch nicht an der Patene. —
5. 6. Kanne und Oblatendose, neu, von KS47, letztgenannte aus einer älteren
umgearbeitet \'<)m Malcbiner Goldschmied F. Lippold. Die Kanne ist von
FRIEDRICH GRAF HAHN und AGNES GRÄFIN HAHN, geb GRÄFIN SCHLIPPEN-
BACH, gestiftet,') — 7. Messingenes Taufbecken von 1669 mit der Angabe,
da.ss es der ehemaligen Kirche zu Wargcntin gehört hat.
Schloss zu f^M as zur Geschichte des Schlosses beigebracht werden kann, ist nicht viel,
Basedow. V^^^ immerhin aber mehr als bei allen anderen alten Adelssitzen unseres
Landes. Es i.st das dem trefflichen p-amilien- Archiv in Ba.sedow zu danken,
für welches von jeher in besonderer Weise Sorge getragen worden ist. Nach-
dem es Jahrhunderte lang, schon vom Mittelalter her, inmitten des alten Baues
einen eigenen gewölbten Raum eingenommen hatte, wurde im XIX. Jahrhundert
ein besonderer, freistehender .steinerner Gewölbebau neben dem Sekretariat dafür
aufgeführt, in welchem alle archivalischen Dokumente jetzt wohlbewahrt ruhen.-)
Den Anfang zu einem festen Bau in Ba.sedow hat, wie Lisch glaubt
vermuthcn zu dürfen, .schon jener Nikolaus Mahn gemacht, welcher am
I.April 1352 mit Bristow belehnt wurde. Inde.s.sen muss es dahin gestellt
bleiben, ob diesem Bau jene Ruinen angehören, die heute hinter dem Schloss
im Garten gefunden werden, aber mit vielen neueren Zuthaten versehen sind.'')
') Siehe Glocken.
») Lisch, Gesch. d. CJcschl. Hahn H, S. 5.
•) Lisch, a. a. (). U, S. 48: »Ohne Zweifel uiilein.'ilim er die cr.ste Anla^jc des .Schlos.ses
zu Basedow, von dem noch lllicr und unter der Erde kräftige Ruinen V(n banden sind«.
GUT UND KIRCHDORF BASEDOW.
131
Gewiss freilich ist, dass sich in den unzweifelhaft alten Theilen dieser Ruinen
die der gothischen Zeit angehörenden Ziegelverbandsweisen finden, die wendische
Alter 'l'lieil des Schlosses Hasedow 'I Unterseite;
wie die polnische. Klarer tritt der feste Bau des Mittelalters aus einer Urkunde
vom 4. September 1467 und deren Anhängsel aus dem Jahre 1473 hervor,
worin sich Oheim Lüdeke und sein Nefle Hans über das Schloss zu Basedow
9*
132
AM rsCJKRICll rSHKZlKK MALCHIN.
vertr.isjen, und woraus man ersieht, dass besonders Lüdeke es war, der viele
Kosten an den Hau gewandt hatte. Lüdeke soll die eigentliche Obhut über
das Schlo.ss. Ilans aber seine Wohnung darin haben, und jeder die Hälfte des
Moffeldes für sich benutzen. Während der Vormundschaft über Hans hatte
Lüdeke den Haujitthurm, die iMauern, die Gräben, die V^orburg und die Bau-
höfe von Grund aus neu gebaut. Er verzichtet nun im Uebrigen auf einen
Ersatz von seinem Neffen, doch soll diesem sein Antheil an dem Hauptthor-
Aelteie Tlieile des Schlosses Hasedow (Vorderseite).
gebäudc (dem obersten Thor) mit 250 Mark Lübisch angerechnet werden und
das Gebäude .selbst dafür als Pfand in Lüdekes Hand bleiben. Gemeinschaftlich
.soll beiden das Gewölbe für die Armbrüste, Pfeile, ]iüchsen, für Pulver und
Briefe (Urkunden) gehören, doch soll jeder daneben ein Gewölbe für sich
besitzen. Ferner soll das Thor vor der Vorburg als Pfand für 100 Mark
Lübisch zu Lüdeke's Verfügung stehen, mit dem Thor auch die beiden Thürme
auf der Vorburg, die er auf eigene Kosten hat bauen la.ssen.')
iJieser Lüdeke i.st derselbe, den wir in der Geschichte der Stadt Plan
als Vertrauensmann der mecklenburgischen Herzöge kennen gelernt haben, der
') Lisch, a. n. O. H, Lrk., S. 136 — 142 (Nr. 246).
GUT UND KIRCHDORF BASEDOW.
133
gut zwanzig Jahre früher als landesherrlicher Vogt die Burg in Flau befestigt,
die Lenzburg an der Eide erbaut, mit starker Hand dem wilden Raubwesen
jener Zeiten entgegentritt und mit seiner Gattin Jutta Preen die letzte Ruhe-
stätte in der Klosterkirche zu Dargun findet.^)
Nach Lüdeke's Zeit hören wir erst im Jahre 1 5 1 3 wieder von einem
Neubau, den der Landrath Joachim Hahn auf dem Schlosshofe zu Basedow
errichtet, und zu dem ihm der Herzog Heinrich und dessen Gemahlin Helena
am 15. Juni desselben Jahres (zehn Tage nach seiner Vermählung) zwei gemalte
Ausgrabungen im Schlossgarten zu Basedow.
Fenster verehren. Joachim Hahn hat sich seines »neuen Hauses« noch über
die Mitte des XVI. Jahrhunderts hinaus erfreuen können. »Dies ist (sagt Lisch
im Jahre 1855), nachdem die mittelalterlichen Gebäude bis auf geringe Reste
nach und nach abgebrochen sind, ohne Zweifel der noch vorhandene ältere
Theil des Schlosses Basedow, welcher in der Mitte steht und sich im
rechten Winkel an den neuesten (im Jahre 1.S91 durch Brand zerstörten) Bau
anlehnt.« Zugleich hält Lisch auch den an diesen Theil angesetzten Thurm mit
der Jahreszahl 1552 für einen Bau Joachim's und seiner Gemahlin, welche die
•) M. Kunst- und fle.sch.-Dcnkm. IV, S. 5S1. 582. I, S. 548 (567). Lisch, a. a. O. III,
Seite I — 50.
134
AMTSGERICllTSHKZIRK MALCHIN.
Siglen ihrer unbekannten Sinnsprüche hinzugefügt haben.') Sie stehen gleich
oberhalb der Eingangsthür in diesen Thurm. Auch nach der Gartenseite hin
kommt von diesem älteren Theil des Schlosses aus dem XVI. Jahrhundert
noch ein ansehnliches Stück zur Erscheinung. Vor allen Dingen ist hier ein
alter Giebel mit angesetztem Trcppenthurm zu beachten, der von unten her
vierseitig emporsteigt und sich oben in ein Rund umsetzt. Auch ist im an-
stossenden Giebel selbst noch der Kern des alten Mauerwerks deutlich zu er-
kennen. Alles Andere auf dieser Seite ist im Sinne der alten Formen erneuert.
Scliloss i;a>edo\v zur Zeit dci' Stiiler'schcii L niljauten.
Der nächste grössere Neubau findet unter dem ersten Grafen I'Vied-
rich II im Anfange des XIX. Jahrhunderts statt. h> lässt den alten Flügel
rechts a'm Aufgange abbrechen und einen neuen Hau mit einem hohen
Tluirm aufführen. »Dieser Flügel (sagt Lisch im Jahre 1856) ist gegenwärtig
das herrschaftliche Wohngebäude und unter dem jetzigen Grafen durch den
(jeheimen Oberbaurath Stüler aus Berlin, welcher auch alle anderen neuen
Gebäude in Basedow aufgeführt hat, erhöhet und geschmackvoll ausgebauet
und eingerichtet.«;*)
Aber auch von diesem alten I'Mügel steht heute nur noch der untere
Theil des Thurmes. Am 12. Januar 1891 brannte der ganze Bau gründlich
') Lisch, a. a. O. III, S. 143.
*) Lisch, a. a. O. IV, S. 304.
.Schlüis zu I5asedüw. Innerer Hof mit dem Pracht-Portal am Haiiplschen Neubau.
GUT UND KIRCHDORF BASEDOW.
05
nieder, nur die Umfassungsmauern blieben stehen. Dagegen konnte das grosse
Thorgebäude gerettet werden. Es ist daher heute der einzige Theil jener am
Ende der dreissiger Jahre des XIX. Jahrhunderts ausgeführten Bauten, in denen
sich der klassicierende und nach engUscher Art zugleich gothisierende Geschmack
der Stüler'schen Periode offenbart. An die Stelle des niedergebrannten grossen
Flügels zur Rechten erhebt sich jetzt ein seit dem Jahre 1891 unter der
Leitung des Architekten Professor Dr. Haupt entstandener Prachtbau im
Schloss Basedow, wie es jetzt ist (von der Gartenseite).
Geschmack nordischer Rcnais.sancc, als deren glänzendste Leistung sich das
grosse Portal im Innern des Hofes darstellt. Den herrlichen Hau schmückt
die Inschrift :
FRIDERICVS • FRANCISCVS • COMES • HAHN • ET • THERESA • COMI-
TISSA . HENCKEL- DONNERSMARCK . HANG • DOMVM • ET • TVRRES.
IGNE • CONSVMPTAS • E • CINERE • IN • NOVVM . SPLENDOREM .
MAIORVM . RITV • ERIGI • IVSSERVNT.')
') Vgl. auch die .Abbildung des früheren .Schlosses vor 1891 bei Lisch und Wedemeyer,
Album meckl. Schlösser und Landgüter, lieft I und 2. Ebendort Te.xt dazu.
136
AMTSGERICIITSBEZIRK MALCHIN.
Das Gut Faulenrost.
Ciiit ^^{ehn Kilometer südöstlich von Basedow liegt das Hahn'sche Schloss Faulen-
Faulenrost. I£=J rost. Einst, vom XIII. bis zum XV. Jahrhundert, als Villa Rostok,
Villa Rozstock, Vulen Rozstok, \^ilenrosteke, Vulrostke, Vulenrostke im Besitz
Schloss Faulenrost.
der alten Adelsfamilie Ro.stock (nachhci" Kostkc) f^cht das Gut am i. November
1494 an den Ritter Klaus Hahn zu Basedow über und ist seitdem in dessen
F'amilie verblieben. Seit dem l^Lnde des XVII. Jahrhunderts ist der Name
Faulenro.st üblich geworden. Das stattliche Schloss mit seinen Nebengebäuden
ist ein im französischen Stil des XVIII. Jahrhunderts erdachter und ausgeführter
Bau von sehr ansehnlichen Verhältni.ssen, den der durch sein tragisches Geschick
bekannt gewordene Klaus Ludwig Ilahn im Jahre 1760 errichten und mit
entsprechenden au.sgedehnten Parkanlagen versehen liess.') Ueber die frühere
Kapelle in Faulenrost s. Rittermannshagen, S. 146.
') Lisch und Wedemeyer, a. a. ()., Heft 8 — 12, S. 68.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF GESSIN. 137
Das Gut und Filial- Kirchdorf Gessin.')
as Geschick des Dorfes Gessin ist eng mit dem von Basedow verknüpft. CIcschichte
Noch ehe jenes in Hahn'schen Besitz übergeht, vereinigt es I^ischof des
Wilhehn von Kammin mit Basedow, indem er durch eine Urkunde vom Dorfes.
14. Januar 1247 die Gründung und Bewidmung der Pfarre zu Malchin sowie
die ihrer Tochterkirche zu Basedow bestätigt und unter den Dörfern der letzt-
genannten auch »Jacin« aufzählt.-) Neunzig Jahre später, am 3. Mai 1337,
verleiht Johann III. von Werle- Goldberg den Brüdern Nikolaus, Eckhard,
Mathias und Nikolaus von Hahn ausser Basedow auch die Dörfer Gessin und
Liepen zu erblichem Lehn, und von da an bleibt nun Gessin ununterbrochen
mit Basedow verbunden.^)
Kapelle. Die aus h\>ldsteinen und Ziegeln aufgebaute pfeilcrbcu ehrte Kapelle,
gothische Kapelle hat einen Chorschluss aus dem Achteck und slelli sich als
ein Bau aus dem XIV. Jahrhundert dar. Der Innenraum ist mit niedrigen
gerippten Kreuzgewölben geschlossen und wird durch fünf schmale l^lenden
erleuchtet.
der
Kapelle.
Die innere Einrichtung ist ohne Ik-deutung. Die Kanzel fehlt ganz.') Innere Kin-
Auf dem Altar stehen zwei Leuchter, der eine ist 1700 von HANS SCHMIDT, riclitung
der andere 1706 von SOPHIA H ACKERT gestiftet. Beide haben als Slenipel
den werleschen Büfifelskopf, der zugleich als Stadtzeichen für Malchin anzusehen
ist, und ein Meisterzeichen in I'orni einer undeutlichen Hausmarke +^
Als vasa sacra werden die in Basedow benutzt.
Vor der Westwand der Kapelle, deren Giebel mit fünf schmalen Blenden (Hocke,
belebt ist, .steht ein offener Glockenstuhl, in welchem eine einzige kleine
Glocke ohne Inschrift hängt.
*) 6 km sUdsiidwestlich von Malchin. Kühnel, .M. Jahrb. XL\1, -S. 49, verbindet den alten
Namen Jacin mit dem altslavi.schen Stanmi jacu = stark und übersetzt ihn mit >()rt de.s J.-ik<.
Das wäre unj^'efähr >.Starkenha<,'en<. .\nders Siems-<en im .M. Jahrb. VI, S. 53.
-) M. L-.-15. 589.
') Lisch, (Jeschi. Hahn II, S. 22 (T.
*) Die Kaiielle wird nur für den .Mjendmahl.sdienit verwandt Zweimal im Jahr rindet eine
Predigt vom Altar aus statt.
13»
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
Das Gut und Kirchdorf Dahmen.
Geschichte
des
Dorfes.
||as am Südende des Malchiner Sees gelegene Kirchdorf Dahmen gehört
zum Sprengel des Bischofs von Kammin. Im Oktober 1235 schenkt
Bischof Konrad von Kammin dem Domkapitel zu Güstrow theils zu neuen
Präbenden, theils zum gemeinschaftlichen Genüsse der Domherrn, theils zu
einer Memoria, die Zehnten von vierundsechzig Hufen zu Jahmen, Dahmen
(Damene), Granzow, Klein -Methling, Beestland und Klein-Dalwitz.^) Der Ver-
wirklichung dieser Spende steht jedoch der Widerspruch des Bisthums Schwerin
entgegen, denn erst am 24. September 1255 ist Konrad's Nachfolger, der
Bischof Hermann, im Stande, diese Schenkung zu bestätigen, nachdem er,
wie er sich ausdrückt, die Zehnten im Lande Circipanien mit vieler Mühe und
vielen Kosten erstritten hat. Aus Dahmen werden dreizehn Hufen verliehen.')
Hier sitzen im Jahre 1352 die VVozenitze, welche am 3. März desselben
Jahres mit den Stahl auf Siden-Remplin eine Vikarei in der Kirche zu
Hohen -Mistorf stiften und Hebungen dazu legen, sich auch über die Ausübung
des Patronats daselbst und des Präsentationsrechts einigen.') Mittels Urkunde
vom 12. März 1371 gelangen die Güter Dahmen, Sagel und Moltzow an die
von Maltzan, wenn auch zunächst blos pfandweise.-') Aber am 18. März 1462
wird ihnen ihr Besitz bestätigt, den sie dann ununterbrochen bis zum Jahre
1877 festhalten.") In diesem Jahre wird der Oberst a. D. Hubert Gustav
Viktor von Tiele- Winckler ihr Rechtsnachfolger, heute ist einer von dessen
Söhnen im Besitz.
Aus Aufzeichnungen des Pastors Kaspar Breslach (Bretschlag), der
1645, im Jahre seiner Berufung, das Kirchenbuch anlegt und sich Pastor zu
Dahmen und Rambow nennt, erfahren wir die Namen von vier Vorgängern,
den Pastoren Henrikus Hermundt, Magister Andreas Voigt, der eine nennens-
werthe Bibliothek hinterlassen, Johann Bent und dessen Schwiegersohn Arnold
Stappenbeck.') Hermundt ist der unmittelbare Vorgänger von Bretschlag. Vor
Hermundt ist Voigt und vor diesem Stappenbeck Pastor. Dessen Wittwe lebt
noch zu Bretschlag's Zeit in Rambow und theilt ihm über die Pfarrverhältnisse
das mit, was für ihn wissenswerth i.st. Leider aber erfahren wir nichts über
die Zeit dieser Vorgänger, von denen Bent der älteste ist. Auch ist diesen
*) 16 km sudwestlich von M.ilcliii), am Kiulc des fjios.scii Sees. Im XIII. Jalirluimkrt
»l)aitiene< geheissen. Der altslavische Familienname Dahm oder Dalims ist noch lieute von alter
Zeit her in Mecklenburg sehr gebräuchlich. Daher der Ortsname : Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 36.
») M. U.K. 439-
•) M. U.-H. 758.
«) M. U.-H. 7673.
») M. V.h. 10 174.
•) S. bei Lisch, Geschl. Malizan, Urk. .Sammlung Nr. 287. 468. 581. 712. 819.
') S. o. HUlow, S. 69.
GUT UND KIRCHDORF DAHMEN.
139
vieren der auf der Glocke von 161 4 genannte Magister Jakob Knüppel
noch zuzugesellen, wenn nicht etwa »Meister Gottlieb Knüppel« als Glocken-
giesser verstanden werden soll. Zu Bretschlag's Zeit sind Dahmen und Rambow
zwei verödete Dörfer.^) Wann Dahmen, dessen Kirche im Visitationsprotokoll
von 1648 als Mater vagans aufgeführt wird, mit Rambow verbunden worden,
ob lange oder kurze Zeit vor dem dreissigjährigen Kriege, wissen wir nicht.
Seit dieser Zeit aber sind beide Kirchdörfer nachweislich zusammen geblieben.
Bretschlag lebt bis 1663. Ihm folgen: Joachim VVarneke von 1664 an, Johann
Meineke 1678 nach anderthalbjähriger Vakanz, nach Meineke's Tode im Jahre
1732 PViedrich Heinrich Hacker, dessen Wittwe 1771 genannt wird, und von
1771 bis 1806 Enoch Friedrich Studemund.-) Ueber die Geistlichen des
XIX. Jahrhunderts s. Walter a. a. O.
Kirche. Die auf einem behauenen Granitsockel errichtete Kirche ist
ein frühgothischer Backsteinbau mit wettergrauen trefflichen Ziegeln, in dem
der wendische Verband vorherrscht. Der Chor schliesst platt ab. Auf der
Südseite ein zugesetztes gothisches Portal ohne Kämpfer und Kapitell. Im
Chor ein dreitheiliges gothisches Fenster, die übrigen Fenster sind ebenfalls
spitzbogig, aber theils einfache schmale Schlitze, theils paarweise angeordnete
Lichtöfifnungen An der Nordseite eine Sakristei mit Kreuzgewölbe. Der
Iiinenranm ist mit zwei gerippten Kreuzgewölben geschlossen. P3in Thurm ist
nicht vorhanden. An der Südostseite ein Anbau, der als Materialienkammer dient.
Der Altaraufsatz der Kirche ist mit sechs Oelbildern aus der Passions-
geschichte geschmückt, die einem gothischen Triptychon des XV. Jahrhunderts
entnommen sind, wie das Gebet in Gethsemane, Gefangennahme Christi,
Christus vor Pilatus, die Kreuztragung mit der hl. Veronika, der Krucifixus
mit Johannes und Maria und die Kreuzabnahme. — Im Uebrigen bietet das
Innere nichts Bemerkenswerthes. Doch giebt es dort noch ein paar alte
gothische Schnitzgruppen: eine sitzende Madonna mit dem Jesuskinde, eine
Annaselbdrittgrupi^c und eine Gruppe aus einer Kreuzigungsscene.
Im Glocken,stuhl südlich von der Kirche drei Glocken. Die erste hat
die Inschrift: r^ 0 RHX Hh (rliüRIH + VHUl Hh (IVSH + PÄOH ©. —
Die zweite i.st ohne Inschrift und Zeichen, die dritte hat die Inschrift: 1614
VOLRAD LVTKE MOLTZAHN • M • lACOB KNVPPEL.
Kleinkunstwerke. Kelch, Palene, Ciborium, neu, ohne Inschrift und
Zeichen. — Zwei Zinnlcuchter, der eine 1648 von JOCHIM FLEISTEN und
DOROTHEA HAKERS, der zweite 1729 von JOH • DIETR . SCHRÖDER
gestiftet. .Auf jenem als Stemi)el das Güstrow'er Stadtwappen, auf
diesem der nebenstehende Meisterstempel. ^)
') Groth, M. Jahrb. VI, S. 136.
*) Nicht C. F". Studemund, wie er unrichtiger Weise im Staat.skalender und bei Cleemann heisst.
•) Vgl. M. Kunst- und Gesch. -Denkm. I, S. 494.
Kirche.
.Altar-
aufsatz.
(Hocken.
140
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
Das Gut und Kirchdorf Schwinkendorf.')
as zur Hahn'schen Begüterung gehörige Schwinkendorf kommt schon sehr
früh als Kirchdorf vor. Denn am 7. Juni 1271 legt der Bischof Heinrich
von Kamniin das Dorf Rambow, welches bisher nach Schwinkendorf (Swineken-
dorp) eingepfarrt war, zum Kirchspiel Domherrenhagen. ^) Die Besitzverhältnisse
sind ursprünglich sehr getheilt; erst nach und nach gelangen die von Hahn
in das volle Eigenthum des schönen Gutes. ^) Lüdeke (II) Hahn kauft am
17. März 1440 zunächst von den Gebrüdern Joachim und Andreas von Kosboth
auf Torgelow und dem Heinrich Konstin auf Rittermannshagen 29 Mark
3 Schillinge jährliche Pacht aus sieben Bauerhufen in Schwinkendorf, und am
24. Juni 1446 verlassen die beiden Frauen Jabel Rodesche und Tzimmersche
vor dem Voigteigericht in Stavenhagen ihm ihre Rittermannshäger Güter,
nämlich einen halben Hof mit einer halben Hufe, einer Worth bei der Pfarre
und einer andern bei der Zicgelsclieune. Am i i März 1445 verkauft Barthold
von Schönau dem Lüdeke drei Uöfe mit drei Hufen nebst Pacht, Dienst und
Rauchhuhn. Auch die Herzöge haben Eigenthum in Schwinkendorf. Aber
Heinrich der Aeltere und Heinrich der Jüngere verpfänden es am 18. Oktober
1454 dem Lüdeke (III) Hahn auf Ba.sedow (ür 500 rheinische Goldgulden,
nämlich 50 Lübische Mark sowie (//-i Drömt Korn und Pacht, ausserdem für
weitere 500 rheinische Goldgulden das höchste Gericht. Schon am i. April 1456
und 15. November 1461 machen beide Herzöge hieraus ein endgültiges Ver-
hältniss und versichern dem Lüdeke auch das Patronat der Kirche. Herzog
Ulrich bestätigt diese Verfügung seines Vaters vom 15. November 1461 am
16. Januar 1470. Als endlich Lüdeke 1475 den ihm bereits als Pfand gehörenden
letzten Schwinkendorfer Anthcil der Rostke's auf l^\-iulenrost für 472 '/a Mark
erwirbt, da sind die Hahn in den alleinigen Besitz gelangt, und bereits in
einem Lehnregister von 1491 wird Claus Hahn, des Lüdeke Sohn, als einziger
Besitzer von Schwinkendorf genannt."*)
Gei.stliche des Mittelalters werden uns nicht genannt. Der erste evan-
geli.sche Gei.stliche um 1541 ist Joachim Stritt. Nach ihm eine Lücke bis
zum Pastor Andreas Conrad! (1619, 7 1631). Diesem folgt 1632 Jakob
Wackerow, doch vertreibt ihn im Jahre 1638 die Kriegsnotli nach Dithmarsen.
Die Visitation von 1648 trifft in Schwinkendorf keinen Pastor an. Vier
') 14 km sUdsUdwestlich von Malchin. Swinekendorp, Swynekendorp, Tzuinekendoippe
(alUlavisch svinija = Schwein) ist nach Ktlhnel, .M. Jahrl). XLVI, S. 132, ru verstehen als >Dorf
der Svinek«.
*) M. U.-B. II, 1229.
*) Ueber Anrechte der von keez s. M. U.-]{. 6198.
*) Lisch, Gesch. d. Geschl. Hnhn 11, S. 91 ff. IM, S. 18 fi".
GUT UND KIRCHDORF SCIIWINKENDORF.
141
Personen zählt das Dorf, während vorher neun Bauerstellen und sieben Kossäten-
höfe den Bestand gebildet haben. ^) Die Vakanz der Pfarre dauert noch bis
1653. Da wird Henricus Bernhardi berufen. Es folgen: 1673 Joachim Bulsz,
1706 Augustinus Grapius, 17 10 Joh. Frühling (Rieling), 1717 Joh. Gottfried
Rümker, 1745 Joachim Susemihl, 1762 Ad. Augustin Beckmann, 1773 F"ranz
Ernst Lange und 1784 Erh. Ludw. VVilh. Friedr. Brummerstädt (7 1825). Ueber
ihn und seine Nachfolger im XIX. Jahrhundert s. Walter a. a. O.
Inneres der Kirche zu Schwinkendorf.
Als Filialen treffen wir im XVII. Jahrhundert (1648 und 1662) die
heute nicht mehr vorhandenen Kirchen und Kapellen zu Heinrichshagen,
Langwitz, Lupendorf und Tressow.
Kirche. Frühgothische Kirche mit später vorgebautem Thurm, dessen
wettergraue Steine eine treffliche Patina zeigen. Das alte frühgothische Portal
im Westen liegt nicht in der Achse des Thurms. Auch die Priesterpfortc
auf der Südseite des Chors, die jetzt in eine Vorhalle führt, hat frühgothischen
Charakter. Im zweigetheilten Schiff sieht man an den ohne Zweifel verschiedene
Male veränderten Lichtöffnungen noch die Nachwirkungen der älteren Form
romanischer Schlitzfenstcr. Im Chor nord- und südw.ärts je ein zweitheiliges,
im Osten ein dreitheilig angelegtes Fenster mit Neuerungen aus jüngerer Zeit.
») Groth, M. Jahrb. VI, S. 135.
Kirche.
142
AxM'lSGERICIlTSBEZlRK MALCHIN.
Ein breiter und schwerer Triumphbogen in Form eines Stichbogens scheidet
Schiff und Chor, und zwei achtseitige Pfeiler mit >alten« Diensten theilen das
Gemeindehaus in zwei Schiffe, von denen jedes mit drei Sterngewölben
spätgothischer Zeit geschlossen ist, während der Chor nur ein einziges einfaches
Kreuzgewölbe aus früherer Zeit aufzuweisen hat.^)
Ahar. Der Altar hat
einen Aufsatz im
Geschmack der
Sjiatrenaissance des
X\'II. Jahrhunderts.
Grabsteine. An der Hinter-
wand des Chors, zu
beiden Seiten des
Altars, sind zwei
Grabsteine auf-
gestellt, die in
früherer Zeit vor
dem Altar lagen.
Der eine enthält die
Figuren des Ritters
Hahn auf llinrichs-
hagen und seiner
Gemahlin In den
vier Fcken sind
vier Wappen ein-
gemeisselt. In dem
unter den beiden
I'iguren befindlichen,
durch einen verti-
kalen Strich in zwei
gleiche llälftcn ge-
theilten Kaum die
In.schrift: ANNO
1596 DEN . 29 .
MAN HORA VESPER
TINA IST DER EDLER VND ERENFESTER . OTTO HANE ZUM HEINRICHS HAGEN
JOACHIMI SELIGER SOHN IN GOT SELICHLICHEN ENTSCHLAFFE; N) AETATIS
SUAE 33 . Rechts: ANNO 1 DIE . . . HORA IST DIE EDLE VND VIEL-
TUGENTSAME BRIGITTA VON TROTHEN OTTO HANES SELIGER EHELICHE
HAUSFRAW IN GOTT SELICHEN, ENTSCHLAFREN; AETATIS SUAE ) Auf
dem zweiten Stein ist in Ritterrüstung die h'igur des Dietrich van dem Werder
') Vgl. Beschreibung der Kirche bei Lisch, .NL Jahrb. VIII 15, S. 127.
*) Vgl. Liüch, {Je.sch. d. (ie.schl Hihn III, S 268.
(Jrab.stcin des ( nio lialin iiiui >t;inir ( .cnialilni liri'-iHa \<
Tiolliun.
GUT UND KIRCHDORF SCHWIXKENDORF.
143
abgebildet, daneben acht Wappen. Umschrift: ANNO • 1589 • DEN • 28 • NO-
VEMBRIS IST DER GESTRENGE EDLE VND ERNVESTE DIETRICH VAN DEM
WERDER VF GORZ ALTERS 58 IN G.ODT) SELIGLICH ENTSCHLAF-
FEN . DESSEN SELE GOT GNEDIG SEIN WOLLE .>)
Im Thurm drei grosse Glocken.
Glocken. Die erste Glocke
hat auf der einen Seite
des Feldes die Inschrift:
1847 WARD ICH GE-
STIFTET
1893 HAT MICH EIN
BLITZSTRAHL VER-
NICHTET
1894 BIN ICH NEU ER-
STANDEN
NUN LAUT ICH WIEDER
ALLEN LANDEN .
ZU GOTTES EHR .
F . F . H . B . c^ C •
OBERG WISMAR HOF-
GLOCKENGIESSER .
Auf der entgegengesetzten
Seite des F'eldes: FRIED-
RICH FRANZ GRAF
HAHN BASEDOW, ERB-
LANDMARSCHALL, PA-
TRON . THERESE GRÄ-
FIN HAHN GB. GRÄFIN
HENCKEL-DONNERS-
MARCK . Darüber die
,iy) ^ Wappen beider, darunter
Ü&f, V- , XI ! - -^aff^c-jg^ D • A . RISCHE PASTOR.
— Die Inschrift der zu eilen
Glockelautet: PATRONUS:
FR . FR . COM ES HAHN - BASEDOW W . W • W • W • G • W • - PASTOR ; D .
A . RISCHE . O LAND LAND LAND HÖRE DES HERREN WORT • C . OBERG
WISMAR HOFGLOCKENGIESSER. Auf der entgegengesetzten Seite das
Ilahn'.schc Wappen und die Worte: ANNO DOMINI 1894. ICH LAUT GOTTES
EHR. — Inschrift der dritten Glocke: EX IGNE FULMINIS RESURREXI SUM-
TIBUS PAROCHI ET PAROCHIANORUM NEC NON OBERGII OPERA 1894- Auf
Grabstein dc^ Uictiicli van dem Wcrtlor.
') VgL Lisch, Gesch. d. Geschl. Hahn IV, S. 19. 34.
*) Wie. wo, wann, was Gott will.
144 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
der cnti^coengesetzten Seite: KOMMET, DENN ES IST ALLES BEREIT. C
OBERG WISMAR HOFGLOCKENGIESSER. — Auf einem freistehenden Stuhl
südHch vom Thurm eine kleine Glocke, die sog. Schulglocke. Wappen und
Inschrift: F.G.H. A . G . H . GEB • S . ') Um den Ring: LASSET DIE KINDLEIN
ZU MIR KOMMEN . RICHTE DU LEHRER DEIN AMT REDLICH AUS.
Die \'orgängerinnen dieser (ilocken waren nach dem Inventar von
iSii: I. eine grosse im Jahre 17 13 von Michael Begun aus Friedland ge-
gossene Glocke mit dem Spruch :
WAS GOTTES HAND DURCH STRAHL UND FLAMMEN RÜHRET
WIRD WIEDERUM DURCH SEEGEN AUFGEFÜHRET.
Dazu macht der Pastor Brummerstädt den Zusatz: »In ehen diesem Jahre
(1713) am Himmelfahrtstage Nachmittags ist die hiesige sehr hohe Thurm-
spitze von einem Blitzstrahl getroffen und bis auf das Mauerwerk nieder-
gebrannt.« — 2. Eine mittlere Glocke mit gothischer Majuskelschrift: 0
KHX 6LÜK1H XPH VBUI (IVSft PÄCIB. — Eine kleinere Glocke des
X\'l. Jahrhunderts mit gothischer Minuskelschrift und dem Namen der hl.
Katharina: .^aillta CatCUiua • klllUO tOlllilli lUCCl'Llllii. Dazu das Glocken-
zeichen : ^^^ ^\t
/\
Kleinkunst- Klcinkunstwerke. i. 2. Grosser silberner Kelch, ursprünglich im klassi-
werke. cierendeii Stil tles X\'II1. Jahrhunderts gearbeitet, 1847 erneuert von F. G. H.
und A. G. H. S. Ohne Stempel. Die zugehörige Patene stammt vom Malchiner
Goldschniicd M. Lippold. — 3. Krankengeräth, neu, gestiftet von H • SELL-
SCHOPP und Frau LISETTE, geb. HILLMANN (1854— 1 892). — 4. Gros.ser
Zinnkelch, ohne Zeichen. — 5. Kleiner Zinnkelch, 1700 von ANNA SOPHIA
BULSSIN gestiftet.^) — 6. Ein kleineres Geräth für Kranken-Kommunion, von
Zum. — 7. Gro.s.se Oblatendose, neu (Sy &, Wagner-Berlin). — 8. Zinnerne
Dose, kreisrund, auf drei Fü.ssen, auf dem Deckel ein plasli-scher Hahn. Als
englisches Zinn gestempelt von einem 1756 ins Malchiner Zinngiesseramt ein-
getretenen Meister. ■ — 9. Kanne, neu, gestiftet 1847 von F. G. H. und A. G. H. S.
(s. o ). — 10. Grosse Mcssingschüssel mit dem doppelköi)figcn Reichsadler,
laut Inschrift 1679 der Kirche zu Schwinkcndorf als Taufbecken verehrt von
ILSE DOROTHEA VON MOLTZAHNEN VND FRAW ZEPELINEN. — II. Des-
gleichen, kleiner, mit dem liilde des Sündenfalls in der Mitte. -- 12. Desgleichen,
neu, von Messing, gestiftet von F. G. H. — 13 — 16. Vier Zinnleuchter, von
denen ein Paar 1701 von CLAUS HARTWICH VENDT, und das andere Paar
1654 von ADAM MÖLLER gestiftet ist.
') Vgl. II.Tscrlow.
*) S. o. I'astor Hulsz.
GUT UND KIRCHDORF RITTERMANNSHAGEN. I45
Das Gut und Kirchdorf Rittermannshagen.')
ittermannshagen, im alten Lande Schloen (terra Zlone) gelegen, gehört Geschichte
Anfangs zum Sprengel des Bischofs zu Kammin. Aber am 6. März 1260 des
überweist der Bischof Hermann von Kammin, in Folge des bekannten Ver- i-'ortes.
gleiches zwischen beiden Diöcesen, das Dorf Rittermannshagen mit Genehmigung
des Kamminer Domkapitels dem Bisthum Schwerin.^) Der weltliche Besitz
des Gutes ist in alter Zeit ein ausserordentlich wechselnder. Im Jahre 1349
belehnen die Fürsten Johann III. und Nikolaus v^on Werle die von Babbezin mit
viereinhalb Hufen aus Rittermannshagen. ^) Im XV. Jahrhundert erscheinen
die Konstin (Kunstin) und die Rostke als gleichzeitige Besitzer von Antheilen
am Dorfe. Schon damals gehen Antheile an dem Gut von diesen auf die von
Hahn über. Daneben erscheinen später die von Holstein und Wangelin, deren
Besitz nach und nach ganz an die von Stafifeld zu kommen scheint. Jedenfalls
gelangen die von Hahn dadurch, dass sie ani 10. August 1680 von Johann
Albrecht von Staffeid dessen Antheil an Rittermannshagen kaufen, in den
ungetheilten Besitz dieses Gutes, den sie sich bis auf den heutigen Tag bewahrt
haben. ^) Vor 1648 giebt es acht Bauern und einen Kossäten in Rittermanns-
hagen, in diesem Jahre aber zählte man nur drei Personen im Dorfe, 1703
aber sind wieder vierundvierzig Beichtkinder bei.sammen.-^)
Ausser dem in Anmkg. i genannten Plebanus Johannes ist kein weiterer
Name von Geistlichen des Mittelalters auf uns gekommen. Erst in der zweiten
Hälfte des XVI. Jahrhunderts, zur Zeit des Hahn'schen Patronats, treten uns
Personen und V^crhäitnisse wieder näher. Zwischen 1556 und 1567 ist Sigismund
Predole Pastor in Rittermannshagen, vielleicht schon von früherer Zeit her
und auch noch einige Jahre später. Aber 1571 ist Melchior Brand bereits
an seiner Stelle. Er unterschreibt 1577 die Konkordienformel und wird auch
noch 1579 dort angetroffen.*') 1599 giebt es einen Pastor Schönen/, in Rittcr-
mannshagen, der in diesem Jahre dem Andenken seines gestorbenen Söhnchens
eine Tafel stiftet. S. Inventar 18 11. Später, und zwar bis 1636, wirkt dort
') 15 km südlich von Malchin. Die anscheinend nur in den beiden Kamminer Urkunden
vom 6. März 1260 vorkommende enge Verbindung von Rittermannshagen und Mertensdorf (uilla
Riddermanneshagen cum tota parrochia Mertinenstorpe), von denen das eine zur Terra Slone und
das andere zur Terra Malchow (Malichowe) zählt, hat etwas Auffallendes. Jedenfalls ist Ritter-
mannshagen im XIV. Jahrhundert selber ein Kirchdorf. Der Kirchherr Johannes wird im J.ihre
'.173 >plebanus in Riddermanshaghen< bezeichnet: M. U.-H. 10404 und 10432.
") M. U.-H. 857. 858.
") M. U.-B. 6978.
*) Lisch, Gesch. d. Geschl. Hahn III. .S. 61 ff.
■•) Groth, M.Jahrl). VI, S. 136.
*) Schröder, evangel. Meckl. III, .S. 79. 329. 4S5.
10
146
AMTSGEklCIlTSUKZlKK M.\I.c:iIIN.
Kirche.
Joh Reiche. Ob zwischen Schönenz und Reiche noch einer oder mehrere da
waren, können wir nicht sagen. Reiche's Wittwe wird die Gattin seines Nach-
folgers, des Jakob Witte, der in den Visitationsprotokollen von 1648 und 1662
als Pastor der beiden menschenleer gewordenen Gemeinden in Demzin und
Rittermannshagen genannt wird.') Dabei erfahren wir, dass Demzin die
Mutterkirche ist und die Kirchen zu Rittermannshagen und Faulenrost als
deren Töchter angesehen werden. Aber in Demzin ist zu jener Zeit weder
Pfarrhaus noch Küsterei, der Pastor wohnt daher in Rittermannshagen. Von
seinen beiden Kirchen ist die zu
Demzin in besserem Zustande. An
der Rittermannshäger Kirche sind am
Grünen Donnerstag 1634 während des
Gottesdienstes Thurm und Gemeinde-
haus zusammengestürzt. Nur der Chor
ist stehen geblieben, und die Predigt
wird daher von der Zeit an vom Altar
aus gehalten. Als verfallen wird auch
die Kapelle in Faulenrost geschildert,
in der aber dennoch zeitweise Gottes-
dienst abgehalten wird. Vierzehn
Jahre später freilich heisst es von
dieser schon, dass sie ganz nieder-
liege, während in den andern beiden
Kirchen derselbe Zustand fortdauert.
1684 folgt Albertus Ilelmich als Pa.stor,
1706 Zacharias Suscmihl, 1752 (als
Adjunkt) des-sen Sohn Herm. Lau-
renlius Su.semihl, und 1773 Joh. Fried-
rich Hecker (7 1807), welchem 1786
der Sohn Joh. Albr. Fricdr. Hecker
adjungiert wird (7 1837). Siehe
Walter a. a. O
Kirche. Die Kirche ist ein frühgothischer Ziegelbau auf bchauenem
Granitsockel und mit erneuerten Fenstern. Am Chor, der platt abschliesst,
zwei starke Strebepfeiler, von denen der eine, und zwar der auf der Südost-
ecke, einen von aussen her zugänglichen ganz kleinen Raum mit seitlicher
Lichtöffnung in sich schlicsst.^) Ein einfaches Kreuzgewölbe mit Rippen deckt
das Innere des Chors, während das Langhaus mit einer unter dem Dachstulil
sitzenden Holzverkleidung übcrspaimt und also nicht gewölbt ist. Der Triiimph-
bogen hat noch etwas von der Schwere des älteren Stils, erscheint aber nicht
') Groth, M.Jahil). VI. .S. 136.
*) Wozu mag dieser Inncniaum des l'feileis, in dem nicht mehr als eine Person silzen
oder »tehen und durch die l,ichtü(Tnini(,' hindurchsehen kann, |,'edient hal)en: Als lUisskapelle?
Keclusenzelle :< Todlenlcuchte- Hof^1ei^ter).
Strebe])feilcr an der Südostecke der Kirche.
GUT UND KIRCHDORF RITTERMANNSIIAGEX. I47
SO gedrückt wie in manchen anderen Kirchen aus der Zeit des XIII. Jahr-
hunderts. Auf der Nordseite des Chors ein zugemauertes Portal frühgothischen
Stiles. Auf derselben Nordseite im Langhaus ein zweites zugesetztes Portal in
vorgeschobenem Mauerkern, und ihm gegenüber auf der Südseite ein drittes,
das nicht mehr als Eingang dient. Dafür ist der Eingang später in etwas
geschmackloser Art und Weise in die Westmauer der Kirche eingebrochen.
Die ehemalige Sakristei auf der Nordseite des Chors ist schon in alten Zeiten
zu einer Grabkapelle gemacht worden. Später ist auf der Ostseite eine zweite
Grabkapelle hinzugekommen. Die innere Einrichtung der Kirche bietet nichts
Bemerkenswerthes.
Von dem alten Triptychon des XV. Jahrhunderts wird noch die Mittel- Triptychon.
gruppe aufbewahrt: die hl. Maria mit dem Kinde auf dem Mond und in einer
Strahlenmandorla, dazu unten rechts ein knieender Ritter, links ein knieender
König, hinter dem ein stehender Herzog sichtbar wird.
Glocken.
7?
In der Hahn'schen Gruft auch noch ein altes Triumphkreuz. Triumph-
kreuz.
Im Westgiebel der Kirche zwei Glocken über einander. Die eine hat
oben am Ring in gothischen Minuskeln die Inschrift: tjclp l OlJOt I tjclp l
manja : bt I aÜCV l not : ausserdem ein Rundbild mit der Kreuzi-
gungsgruppe und das nebenstehende Giesserzeichen. Auch sonst
noch im Felde kleine Relieffiguren und Rundbildchen in der Grösse
eines Fünfmarkstückes. — Die andere Glocke ist 1875 unter dem
Patronat des Grafen CUNO HAHN von Ed. Albrecht in Wismar gegossen worden.
Das Inventar von 181 1 zählt drei Glocken auf, ausser der heute noch
vorhandenen älteren Glocke eine zweite mit dem bekannten Spruch: O Vtji
gloi'ic Ctt • und eine dritte, die im Jahre 1793 unter dem Patronat Friedrichs
von Hahn zur Zeit des Pastors Becker von Cliristian Meyer zu Neustrelitz
gegossen worden war. Ausserdem bemerkt Pastor Becker, dass die Kirche
noch eine vierte Glocke gehabt habe, die jetzt (181 1) auf dem Kirchhof zu
Demzin angebracht sei und dort bei Beerdigungen gebraucht werde.
Kleinkunstwerke, i. Silbervergoldeter frühgothischer Kelch auf rundem Kleinkunst-
Fuss und mit gefälteltem Knauf. Stempel verdrückt. — 2. Silbervergoldeter werke,
gothischer Kelch auf sechspassigem Fu.ss, mit aufgenietetem plastischen
Krucifixus als Signaculum. Am Knauf Blätter und Rosen. Am oberen Theil
des .sechsseitigen Schaftes der Name iljClUp, am unteren Theil U^KRIJ?.
— 3- 4- Silberner Kelch auf rundem Fuss, 1707 vom Güstrower Gold-
schmied Molstorf. Die zugehörige Patenc ist ohne Stempel. - — 5. Längliche
achtscitige Oblatendose, vom Malchincr (loldschmicd D • I • W. — 6. Silberne
Deckelkanne, I.S64 von Graf CUNO HAHN der Lan.sener Kirche gestiftet. —
7. Taufbecken von Messing, neu. — 8. 9. Zwei Zinnleuchter, der eine 1688
von CHRISTIAN RITZEROW geschenkt (1854 umgegossen), der andere von
JOCHIM MÖLLER 1719 geschenkt (ebenfalls 1854 umgego.s.sen). Keine VVerk-
zcichcn.
10»
14S
AMTSGERlCinsiiK/IRK. MALCHIN.
Das Kirchdorf Gielow.
Geschichte
des
Dorfes.
cchs Kilometer südlich von Malchin, auf fruchtbarstem Boden, liegt das
Kirchdorf Gielow, welches mit 1483 Einwohnern zu den grössten
Dörfern des Landes zählt. In seiner um die Mitte des XIII Jahrhunderts ab-
gefassten polnischen Chronik erwähnt Bischof Boguphal von Posen des Dorfes
Gielow als einer Burg (castrum) mit dem Zusatz »a crassitudine terre dicitur«.")
Kurz nach Beginn der Christianisierung des Landes Malchin wird Gielow
(Chylowe, Chylow, Ghilow) Darguner Klostergut. Denn am 5. August 1228
bestätigt Herzog Wartislaw von Pommern dem Kloster den Besitz der Dörfer
Gielow (Chylow) und Benitz, welche Ritter Jenecke von Verchen »ob salutem
anime matris sue« geschenkt hat.^) Auch Bischof Konrad von Kammin, zu
dessen Sprengel der Ort gehört, verleiht dem Kloster mehrere Zehnten im
Dorfe selbst, und Fiirst Nikolaus von Werle bestätigt die Verchen'sche Schenkung
am 12. August 1240.') Indessen ist der Umfang dieser Gabe nicht ganz un-
bestritten, und namentlich muss sich das Kloster von der Stadt Malchin
mannigfache Anfechtung seines Gebietes gefallen lassen. So z. B. beansprucht
Malchin den zwischen Gielow und der Stadt gelegenen Wald schon bald nach
Uebergang des Dorfes an das Kloster. Fürst Nikolaus von Werle schlichtet
den Streit dadurch, dass er dem Kloster mittels einer Urkunde vom 15. Mai 1253
als Entschädigung für den Verzicht auf den Wald das Dorf Vipernitz verleiht.^)
Manchen Streit zwischen dem Klo.ster Dargun und der Stadt Malchin über
die Grenzen des Hofes Gielow legt der Fürst in seiner F"ürsorge für das ihm
ans Herz gewachsene Kloster am 10. Mai 1277 persönlich bei, indem er die
(jrenzen ein für alle Male feststellt und die Stadt veranlasst, diese nun-
mehr anzuerkennen.'') Auch in anderer Weise war das Kloster bei Ueber-
gabc des Gutes geschädigt worden, indem man auf einem Theile davon ohne
des Klosters Zustimmung das später wieder untergegangene Dörfchen Moizle
(Muscliz) angelegt hatte. Das war zur Zeit der Minderjährigkeit des jungen
Fürsten Nikolaus von Werle und seiner Brüder geschehen. Aus Reue hierüber
und um seine Zuneigung zum Abt Heinrich von Dargun zu beweisen, verleiht
der Fürst nunmehr dieses neue Dorf Moizle dem Kloster. Dies geschieht am
') Nach Kliliiiel, M Jahrh. XLVI, S 49, .soviel wie »Ort des Cliil«, was auf deutscli soviel
wie >IJösendorf« oder > Krunimcndorf« licissen könnle. Doch ist die Deutung von Hoguphal zu
beachten.
*; M.Jahrl». XXVII, .S. 128.
•) M. V.h. 355-
♦) M. U.-H. 402. 514.
») M. u.-n. 721.
"; M. l'.-I'.. i.,35. 1436.
KIRCHDORF GIELOW. I 49
22. Februar 1261.^) Ueber zwanzig Jahre später, nämlich am 5. Mai 1281,
befreien die Fürsten Heinrich, Johann und Bernhard von Werle die Kloster-
mühlen zu Gielow, Röcknitz, Pannekow, sowie elf Hufen zu Moizle von allen
Abgaben und Lasten, und Bischof Hermann von Kammin bestätigt diese neue
Gnadenerweisung am 27. Mai 1282.-) Dabei ist zu beachten, dass das Dorf
Gielow damals noch keine Kirche hat. Wir erfahren aus der fürstlichen
Urkunde vom 5. Mai 128 1, dass die Einwohner von Gielow und Benitz (im
XV. Jahrhundert untergegangen) vom Kamminer Bischof dem Duckower Pfarr-
sprengel zugewiesen sind. Auch 1307 ist es noch so.^) Mit der Säkularisation
des Klosters Dargun im Jahre 1552 fällt Gielow an die Landesherrschaft zurück,
doch nicht ohne weitläufige Streitigkeiten mit den von Maltzan auf Gruben-
hagen. Diesem Geschlecht ist seiner Zeit wegen der entlegenen Lage Gielows
das Schutzverhältniss über das Dorf durch das Kloster übertragen, und die
von Maltzan beziehen dafür eine beträchtliche Anzahl von Geiällen und
Abgaben aus dem Dorfe. Allein das Schutzverhältni.ss wird Mitte des X VL Jahr-
hunderts vom Kloster aufgerufen und damit zugleich der Anspruch auf Fortfall
dieser Bezüge der von Maltzan erhoben.^) Aber diese sind damit keines-
wegs einverstanden, sondern beanspruchen jene Bezüge als ein wohlerworbenes
Recht, da sie bisher selbstständig darüber verfügt und sie z. B. gelegentlich
auch verkauft haben. Den Sitten jener Zeit entsprechend, geht es bei diesen
Streitigkeiten nicht ohne Gewaltthätigkeiten ab, unter denen aber in erster
Linie die Bauern zu leiden haben. Ihre endgültige Regelung findet die
Angelegenheit erst unter dem Herzog Hans Albrecht, welcher den von Maltzan
auf Grubenhagen ihre theils unbestrittenen, theils bestrittenen Antheile in
Gielow durch Vertrag vom 3. Juli 1618 für die Summe von 1800 fl. abkauft.
Damit geht nun das Dorf ganz und gar an die Landesherrschaft über.
Schon im Mittelalter ist es kein unbedeutender Ort. Vor dem dreissig-
jährigen Kriege enthält Gielow sechzehn Bauern. Aber nach dem Kriege ist es
eine vollständig wüste Feldmark mit nur drei Einwohnern.'') Heute ist Gielow
in aufblühender Entwickelung begriffen. Es hat sechzehn Erbpächter, acht-
undfünfzig Büdner und sechsundzwanzig Häusler, dazu allerlei grösseren Ge-
werbe- und Geschäftsbetrieb. »De Gielowsche Mahl« ist durch Fritz Reuter
weltbekannt geworden.
Schon lange vor den Zeiten der Reformation ist die Kirche zu Gielow
P^ilia der Kirche zu Duckow.*') Dies Verhältniss währt bis 1766. Als in
diesem Jahre Duckow zu einer Mater vagans mit Anschlu-ss an Zcttcmin wird,
geht Gielow mit.') Aber 1837 löst sich Gielow von Zettcmin und schlics.st
') M. U.-B. 913.
-) M. U.-B. 1578. 1629.
*) M. U.-B. 3166.
*) Lisch, Gesch. der Hahn 1\', 4.
*) Groth, M. Jahrb. VI, S. 138.
') Vgl. die Visitationsprotokollc des Darguner .\mtes von 1560 und 1648 und des Neu-
kalenschen Amtes von 1662.
') Stuhr, die Kirchenhücher Mecklenburgs, .M. Jahrb. I,X, S. 34.
I50
AMTSGERlCHrSHKZIRK MALCHIN.
sich der Malchiner Kirche an, bis es endHch im Jahre 1862 seinen eigenen
Pfarrsprengel erhält.
Kirche. Kirche. Die aus dem Anfang des XIV. Jahrhunderts stammende Kirche
mit FüUmauern, in denen Backsteine und Feldsteine mit einander abwechseln,
ist im Jahre 1897/98 einem grösseren Umbau unterzogen worden. Der frühere
Chor mit Schluss aus dem Achteck steht nicht mehr da, statt dessen ist ein
neuer Enveiterungsbau eingetreten, der dem Grundplan die Kreuzform gegeben
LSiii:3=^i{:;.T3i:ij
Oruiulriss der Kirche zu Clielovv. (Bis Ostern 1897.)
Umriss der Emporen bis 1897. — ._. — .._. Or^el bis 1897.
Neubau 1897/98.
a. Alter Taufstein von (Kranit, b. l'redigerstuhi. c. I'fanstuhl. d. Iliiirichsfelder Stulil.
e. Kirchenvorsteherstuhl. f. Mühlenstuhl. g. Ilolzwärterstuhl,
A. .Massiver Windfang, 1839 errichtet, 1897 abgerissen.
Innere Kin-
richtung.
hat. Dabei sind die Schlitzfenster der Kirche von Bestand geblieben, haben
aber eine Erneuerung ihrer Wandungen und Laibungen erfahren. Dem Portal
ist ein neuer Mauerkern mit Treppengiebel vorgesetzt. Der Thurm, welcher
bei weitem nicht die Breite der Kirche hat, i.st alt, seine Spitze aber stammt
aus dem Umbau von 1897/98 und i.st nach einer eigenhändigen Skizze des
hochseligen Grcssherzogs Friedrich F"ranz III. errichtet. Im Innern eine flache
Bretterdecke. Auch die alte Kirche hatte seit dem drei.ssigjährigen Kriege
eine flache Decke, war aber ursi)ri.inglich mit drei Kreuzgewölben geschlossen.
Die ganze Einrichtung ist neu. Als Altarbild Christus und der ver-
sinkende Petrus von Bertha Albin.
KIRCHDORF GIET.OW
151
Das älteste Stück in der Kirche ist eine roh behauene Granitfünte,
deren Körper mit tief eingegrabenen seltsamen Kopfformen und mit Hlatt- und
Ringbildungen bedeckt ist. Unter den Köpfen der Stierkopf von W'erle. Als
Taufbecken dient ein sechseckiges zinnernes Becken, das von KATHARINA
Fünte und
Tauf-
becken.
Granitfünte.
HÖFFSCHEN und SOPHIE ELISABETH SÜLVEREN 1666 gestiftet ist.
Ivs hat als Malchiner Stadt/.eichen den lUiliclskopf, dazu zweimal
nebenstehendes Meisterzeichcn.
Eine ähnliche Fünte zu Treptow a. d. Tollense. Ferner eine der Gie-
lower Fünte verwandtes Stück als Traufe vor der Zettemincr Kirche.
Im riiurm zwei Glocken. Die älteste, welche 1756 nach einem grossen (ilorken.
Brande, der am 14. April 1755 fast das ganze Dorf und auch den Thurmiiclm
verzehrte, aus dem Metallgut der geschmolzenen beiden älteren Glocken
gegos.sen ist, hat die Inschrift: FÜRST FRIEDERICH SCHÜTZT, EIN RÖNN-
152 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
BERG WACHT, EIN WILCKE LEHRT, DA ICH GEMACHT- ICH RUF' VOM
HEILIGEN ORT : KOMMET, HÖRET GOTTES WORT • Darüber: ICH BIN
DURCHS FEUER GEFLOSSEN, DA MICH JOHANN VALENTIN SCHULTZ') GE-
GOSSEN • 1756 • — Die zweite Glocke ist 1849 von lilies in Waren gegossen.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. 1. 2. Silberner Kelch auf rundem Ihiss mit Ver-
werke. zierungen in klas.sicierendem Geschmack, 1835 vom Goldschmied H. Gotthardt
in Malchin angefertigt. Ebenso die Patene. — 3. Deckelkanne, neu. —
4. Eine zweite Kanne von Silber, geschenkt 1898 von Ihrer Kaiserlichen Hoheit
der Frau Gros.sherzogin ANASTASIA — 5. Oblatendose, neu, 1874 gestiftet von
FRIEDRICH WILHELM GREFFRATH zu Liepen. — 6. Achtseitiges Taufbecken
von Zinn, aus dem Jahre 1755, als Stadtzeichen der Malchinsche Büffelskopf
und ein Meisterzeichen mit den Initialen I. I. S. — 7. Geräth für die Kranken-
kommunion, von Zinn, gestiftet 1748 von ANDREAS WAGENKNECHT.
Vorgeschichtliche Plätze
s. am Schluss des Amtsgerichtsbezirks Stavenhagen.
') Aus Rostock.
Blick auf die Stadt Stavenhagen.
Amtsgerichtstiezirk Stavenhagen.
Die Stadt Stavenhagen.
Stadt.
eschichte der Stadt. Das Land Stavenhagen (der Stovenhai^en) hat Geschichte
seinen Xanien von der Adelsfamihe der Stove, die es im XIII. Jahr- ^^^
hundert von den Ponimerherzögen zu Lehn tragen und mögHcher-
weise schon vom XII. Jahrhundert her ihren Sitz auf jenem alten Castrum
haben, den heute das Schloss zu Stavenhagen einnimmt. Dass dieses Land
damals ziemlich dieselbe Ausdehnung hat wie der heutige Amtsgerichtsbezirk
Stavenhagen, ist daran zu sehen, dass nicht bloss Ivenack und Basepohl
zum Gebiet des Burgherrn Reimbern von Stove gehören, sondern auch Siilten
und die in gerader Luftlinie von Norden nach Süden fünfzehn Kilometer weit
von einander entfernten Dörfer Fahrenholz (Vorneholt) und Kleeth (Kleth) aus-
drücklich als im Lande oder in der Vogtei Stavenhagen gelegene Dörfer
urkundlich aufgeführt werden.') Auf welche Rechtstitel hin das Land Staven-
hagen einst an Pommern gekommen, ob Circipanien oder das ganze Peene-
Gebiet von der Neukalenschen bis zur Kittendorfer Peene und darüber hinaus
als ein Theil des alten Lcutizier- Landes oder geradezu als das ganze pom-
mersche Leutizier-Land angesehen wurde (woraufhin, und zwar, wie nicht
zu übersehen ist, bei einschneidenden Verfügungen über dieses Land, Herzog
Kasimar IL sich im Jahre 1215 princeps Leuticiorum und Bischof Konrad von
Katnmin sich im Jahre 1220 dei gracia Caminensis ecclesie et Pomcranorum
*) M. U.-B. 691. 1249. 2065. 2895. 6970. 7103. Vgl. Lisch, M. Jahrb. .\XV, S. 277.
•54
AMTSGKK1C11TS15KZIRK STAVENIIAGKN.
et Leuticiorum episcopus nennt), ob dieses Land einstmals von dem Schutz
und Hülfe suchenden Pribislav in der zweiten Hälfte des XII. Jahrhunderts
zeitweise an rommern abgetreten wurde und nachher bei der Wiedereroberung
im Anfange der dreissiger Jahre des XIII, Jahrhunderts von Pommern vor-
laufig noch behalten wurde, ob das pommcrsche Recht auf einer Belehnung
durch Heinrich den Löwen beruhte, oder ob die Verhältnisse noch ganz anders
waren: — alles das liegt ebenso im Dunkeln wie Anlass und Zeitpunkt der
Wiedergewinnung durch die Fürsten von Werle am Ende des XIII. oder im
Anfange des XIV. Jahrhunderts.') Dagegen sind es unumstössliche Thatsachcii.
dass Haus, Stadt und Land
Stavenhagen bis über 1282
hinaus unter ausschliesslich
pommer.scher Herrschaft sich
befinden, dass die Erhebung
Stavenhagens zur Stadt durch
die Herzöge Wartislav III.
von Pommern -Demmin und
Barnim I. von Pommern-
Stettin geschehen ist (wenn 1)^;^
wir auch den ungefähr in die
Mitte des XIII. Jahrhunderts
fallenden Zeitpunkt dieser
ICrhebung nicht genau an-
geben können), dass die zu
Treptow ausgestellte Urkunde
des I lerzogs Bogislav II. vom
29. Mai 1282 in Betreff aller
Stadtrechte nur eine Be-
statigungsurkunde ist, dass die Fürsten von Werle (soweit dies nachzuweisen
ist) nicht vor 1290 an den Staatsaktionen im Lande Stavenhagen sich be-
theiligen und ihr angeblicher, immerhin aber gewiss in irgend einer P'orm zu
Recht bestehender Pfand- Anspruch sich auf eine verdächtige Urkunde von
1282 (ohne Datum) .stützt, da.ss Pommern erst am 20. Januar 13 17 in Folge
enger verwandt.schaftlicher Verbindung mit den h'urstcn von Werle auf Haus,
Stadt inid Land .Stavenhagen in förmlicher Weise Verzicht leistet, sowie dass
die Stadt noch im Jahre 1353 den steigenden pommerschen Greif in ihrem
grcssen Stadtsiegel führt.-)
Altes .Siej^el der Stadi Sia\ enliat,'cn.
') M. L'.-H. 219. 272. 446. 458. 491. Dazu Liscli , M. Jahili. III, S. 27. 28. Heyor, M.
Jahrb. XI, S. 43. 44. Lisch, Gesch. des Ge.schl. Maltzan II, .S. 284. 285. Wiese, ültei die Cister-
cien»er in Darßun, S. 29. Schhe, M. Kunst- u. (Jesch.-I)eiikm. I, .S. 517, .Anmkjj. 3 (535, Aiimkg. 3)
und 519 (537). Ueher die I.eutizier s. Wijrfjer, Annalen, S. 114 ff. l'ciiei- die Ciicipaner eben-
da-selbst S. 117. 118. Wagner, VVendenzeit (M. (iesch. in Kinzeldarstelluiigen, lieft II), S. 5.
*) .M. L'.-I'.. 861. 932. 1630. i'J3i. 2065. 2181. 3874. — Dazu I'rtlmers: Die angebliche
Verpfändung des Landes Stavenhagen im [alne 1282. .Setiin, bei Ileiitke u. I.el.cling 1^85. —
GESCHICHTE DER STAUT STAVENHAGEN.
35
Die anfängliche Unsicherheit des Besitzes auf werlescher Seite merkt
man besonders in dem der pommerschen Verzichtleistung voraufgehenden
Jahre 1316. In einer Klausel in dem bekannten Rendsburger Vertrag vom
23. März 13 16, dessen Spitze gegen Brandenburg gerichtet ist und dem die
Fürsten von Werle beitreten, nachdem sie kurz vorher als brandenburgische
Bundesgenossen üble Erfahrungen gemacht haben, sagen ihre neuen Freunde,
der König Erich von Dänemark, Herzog Erich von Sachsen, Fürst Wizlav
von Rügen, Fürst Heinrich von Mecklenburg, die Grafen Nikolaus und Heinrich
von Schwerin und der Bischof Hermann von Schwerin Folgendes: »Wegen
des Hauses und Landes zu Stavenhagen sollen wir Herren einen
neuen Rechtsspruch fällen; will aber Herzog Otto (von Pommern-
Stettin) darüber den Herren von Werle irgend Unrecht und Gewalt
thun, so sollen wir Herren allen denen von Werle helfen mit aller
unserer INIacht diesseit der See.« Ebenso ist in dem werleschen Theilungs-
vertrage vom 2. December 13 16, in welchem das Land Kaien dem Güstrower
und das Land Stavenhagen dem Parchim-Goldberger Theil zugelegt wird, die
nachstehende Abmachung nicht zu übersehen: »Spreke we mit rechte oder
mit orloge vppe de lant thome Stouenhaghen vnde Kalant, dat se
van vns quemen, dat skole wy beyde like weren. Ghynke vnser
eme desser lant en äff, mit weide oder mit rechte, den scaden
scole wy beyde hebben.« ') Aber wie gesagt, schon am 20. Januar 1317
macht der Heirathsvertrag zwischen Herrn Johann d. j. von Werle und der
Herzogin Mechtild, der Tochter Herzog Otto's von Pommern -Stettin, diesen
unsichern politischen Verhältnissen in Betreff des Landes Stavenhagen für alle
Zeiten ein I^nde, I lerzog Otto verzichtet endgültig auf sein Einlösungsrecht,
und Stavenhagen ist seit diesem Tage von den mecklenburgischen Landen
wenigstens nicht mehr getrennt worden, wenngleich das Gelüsten darnach
noch wieder zum Vorschein gelangt.-)
Was nun die Stadt selbst betrifft, so vertiient es Beachtung, dass dort
schon im XIII. Jahrhundert der Gewinn von Salz und Eisen aus dem heimischen
Boden durch Anlegung von Salinen und ICisengruben (»salinis et ferrifodinis«,
oder, wie es in späteren Uebersetzungen heisst, »mit sültten edder solttspennige,
isergrouen«, auch zolten, morkulen« und »mit .soltbörne vnd i.sergrufften«) ins
Auge gefasst wird.'*) Doch hat sich hier offenbar kein grösserer und länger
dauernder Betrieb dieser Art entwickelt, denn sonst würde es wohl Nachrichten
davon geben. Nur der Name des südlich gelegenen Dorfes Suiten und ferner
der Umstand, dass unmittelbar bei Stavenhagen selbst in den zwanziger Jahren
des XIX. Jahrhunderts wieder soviel eisenhaltiges Was.ser gefunden wurde,
Das prächtige alte ]K)mmersclu; Siegel der Stadt ist al)gel)ildet hei I,i><ch, M. J.ilirli. .\ V, S. J55.
M. U.-H. 1630. — lungere Privilegien -He.stätigungen giebt e.s von 1606, 1613, 1662, 1691, 1703,
1720, 1736 und 1749
•) M. U.-B. 3818. 3860. V^^l. dazu Kudlofl, Ildh. II. S. 217—226.
*) M. U.U. 3874. Kiidlofr, a. a. O. H, S. 232. Wigger, M. J.nhrl.. I., S. 235.
») M. U. H. 1630. Vgl. Lisch, M. Jahrb. VII, S. 54. 55.
156 AMTSGEKICIITSIIKZIUK STAVEXIIAGEN.
dass daraufhin ein Mineralbad eröffnet werden konnte (welches aber nur wenige
Jahre bestand), dient den urkundlichen Nachrichten aus dem XIII. Jahrhundert
über diese Dinge zur Bestätigung.') VAn Plcban Gerhard wird 1260 genannt.-)
Als N'ögte und Burgmannen aber sitzen auf dem alten Stove'schen Castrum
die durch besonders viele Privatsiegel des XIII. und XIV. Jahrhunderts bekannt
gewordenen Herren von Voss, zuerst als pommersche und dann als werlesche
Vasallen.*) Doch nachdem später eine Verpfändung von Burg und Land
Stavenhagen durch Fürst Johann III. von Werle stattgehabt — an wen wird
nicht gesagt — und das Kloster Dobbertin dem Fürsten durch Ankauf der
Seen bei Drewitz, Cramon, Malkwitz und Kraz die Möglichkeit verschafft,
Burg und Land im Jahre 1332 wieder einzulösen, treten andere Adelsfamilien
im Amt der Burgmannen und landesherrlichen Vögte in Stavenhagen auf, wie
z. B. die von Schönberg in den dreissiger Jahren, die von Breide und Kessln
in den vierziger und fünfziger Jahren, und die von Maltzan in den sechziger
und siebenziger Jahren des XIV. Jahrhunderts.^) Auch hören wir von neuen
Verpfändungen des Landes Stavenhagen erst durch Johann IV. von Werle
und nachher durch seine Frben und Oheime, die Fürsten und Brüder Lorenz
und Johann von Werle, an die von Maltzan im Jahre 1375.'') Dabei ist es
nicht ohne Interesse wahrzunehmen, wie bei den Realpolitikern jener Tage der
zwischen Pommern und Werle im Jahre 13 17 geschlossene Vertrag über Haus,
Stadt und Land Stavenhagen wieder in Vergessenheit kommt, obgleich in der
Urkunde darüber klar und deutlich ausgesprochen ist, »dat nen man by vnsen
dagen edder na vnsen dagen schal edder ne mach vppe de vorbenande land
vorderen edder spreken«. Denn am 29. August 1355 erkennt der weit
schauende Herzog Albrecht von Mecklenburg dem Herzog Barnim d. ä. von
Pommern -Stettin gegenüber dessen Lehn- und Ileimfallsrecht an Land Staven-
hagen an, wogegen dieser jenem die Vormundschaft für die Wittwc und Kinder
des Fürsten Nikolaus IV. von Werlc-Goldberg sowie das P^ventual-Successions-
recht auf dessen übrige Lande zugesteht.") Darauf entwickelt sich das wieder
aufgewärmte alte Verhältniss in der Art weiter, dass am 6. November 1368
Johann IV. von Werle- Goldberg und am 9. April 1377 seine Oheime und
Krben, die Inirsten Lorenz und Johann von Werle- Güstrow die pommersche
Oberlehnshoheit über das Land Stavenhagen anerkennen. '') Indessen macht
Pommern bei dem Uebergange der werleschen Länder im Jahre 1436 an das
') Vgl. die lustige Geschichte von dem Stavenhäger Gesundl)iunneii in Kcuter's Schurr -Muir.
*) M. U.-H. 861.
*) M. U.-l',. 172;. 2181. 2015. 2640. 2747. 4081. 4321. V^'l. Lisch, M. Jahrb. XXXIII,
S. 200 — 204.
\ .\i. r.-i{. 5369. 5370. 5950. 5951. 6431. 6934. 7499. 7520. 7597. 7771. 7772. 10763.
10764. 10784. II 009. II 471.
•) M. L'.-IJ. 9394. 10763. 10764. Vgl. Lisch, .M. Jahrh. XVII , S. 123. 124. 126. Gesch.
des GeschL Maltzan II, .S. 1S6--190. 277 285.
•) M. U.-15. 8125.
') .M. L'.-Ii. 9838. ii(jo9.
GESCIIICII IE DF.R STADT STAVENHACJEN. 1 57
Haus Mecklenburg von seinem Reluitionsrechte keinen Gebrauch, und Schloss
wie Vorwerk Stavenhagen werden gemeinsamer Besitz der beiden herzoglichen
Linien Mecklenburg und Stargard. ^)
Im Uebrigen giebt es bis jetzt aus dem XV. Jahrhundert nur wenige
Mittheilungen von grösserem Belang. Am 17. December 141 4 übernehmen
die von Maltzan Haus, Stadt und Land Penzlin als Pfand von den beiden
Fürsten Balthasar und Christoph von Werle und erhalten ausserdem das Ver-
sprechen, dass in Betreff von Kauf und Verkauf ihrer Güter im Lande Staven-
hagen ihren Wünschen auf jede Art Rechnung getragen werden soll.-) Dies
vielleicht im Hinblick auf die bereits beabsichtigte Wiedereinlösung des Landes.
Um diese zu ermöglichen, verpfänden die Fürsten von Werle im Jahre 141 5
die Vogtei Kaien an Heinrich von Kalant. In diesem Jahre mag Stavenhagen
frei geworden sein. Wenigstens kann es damit zusammenhängen, dass I'\ir.st
15althasar von Wenden im Januar 1416 an den »langhen Henning Kossebade«
220 lübische Mark aus dem Lande Stavenhagen überträgt.^) W'enn wir
noch hinzufügen, dass nach dem Uebergange des Landes Stavenhagen an
das Haus Mecklenburg der tapfere Lüdeke Hahn nicht bloss das Land Flau,
sondern auch das Land Stavenhagen als herzoglicher Vogt unter seinen
Schirm nimmt und hier bis über 1455 hinaus seines Amtes waltet, und dass
in den dreissiger Jahren des XVI. Jahrhunderts, nachweislich 1531, Hans
von Ouitzow auf dem Schloss zu Stavenhagen als herzoglicher Vogt sitzt, dass
sich die Kirchen- Reformation im Lande ohne besondere Vorgänge vollzieht,
sowie dass am Ende desselben Jahrhunderts die Herzogin Elisabeth, die Ge-
mahlin des Herzogs Ulrich, dem aus einem St. Jürgen -Stift hervorgegangenen
Armenhause der Stadt eine Stiftung für sechs hiilfsbedürftige Leute überweist,
so ist damit eigentlich alles berichtet, was in dieser Zeit vom X\' Jahrhundert
her durch das XVI. Jahrhundert hindurch eine gewisse Bedeutung hat.*)
Bei der Landestheilung im Jahre 1520 kommt das Amt Stavenhagen
an die Güstrowsche Linie.") Auch im I'ahrenholzer Vertrag von 1611 ver-
bleibt es dem Herzogthum Güstrow.") Sehr schwer nimmt der dreissigjahrif^e
Krieg das ganze Amt mit, und nur langsam heben sich wieder Bevölkerung
und Wohlstand.') Davon zeugen im X\'III Jahrhundert die Erneuerung des
') KudlofT, Hdb. d. ni. (lesch. II , S. 741. Sclioii 1426 ),'icbt es einen Vcrtrajj zwischen
Pommern und Mecklenburg, wonach der Streit zwischen ihnen iiber Stavenhagen ein.stweilen
ruhen soll. Vgl. Urkunden im Grossh. Archiv.
-) Lisch, Gesch. des (leschl. Maltzan II, S. 494— 50I.
') Noch nicht gedruckte Urkunden im Grossh. Archiv. Vgl. Lisch, Gesch. des Geschl.
.Mahzan II, S. 285.
*) Lisch, Geschl. Hahn II, S. 98. .M. Jahrb. .\VI, S. i 10 und in (liricf des I'r.^idikanten
Thomas Ader])ul).
"') Kudloff, Hdb. III, I, S. 228. Ueber die Grösse des Amtes .Stavenhagen, das \m Jahre
1570 auch das Land Malchin sowie die Vogteien l'enzlin und Waren in sich begreift, s. eben-
daselbst S. 226, Anmkg. i.
") Kudloff, Hdb. HL 2, S. 120.
^ Groth, M. Jahrb. VI, .S. i -^2 — 138 (Tabellarische Uebersicht über die Kirchen und l'farrcn
im .\mte Stavenhagen n.nch den Visitationsprotokollen von 1648).
158 AMTSGERICHTSI5KZ1RK STAVKNIIAGEN.
Stadt -Reglements von 1775 an, der Bau der Kirche am Ende der siebenziger
und Anfange der achtziger Jahre, das Aufhören der Amtssässigkeit des Städt-
chens im Jahre 1789^) und der Bau des Rathhauses im Jahre 1790. Zwar
bringt das Jahr 1806 wieder schwere Kriegsdrangsale, die Stadt erduldet eine
Plünderung, aber diese und die nachfolgende Zeit {1808 bis 1845), in welcher
der Vater des plattdeutschen Dichters Fritz Reuter als Bürgermeister der Stadt
deren Gemeinwesen zu leiten hat, wird auch wieder Ursache zu bedeutenden
literarischen Denkmälern, womit der berühmte Sohn des Bürgermeisters den
Namen von Stadt und Land — es ist nicht zuviel damit gesagt — durch die
Welt getragen hat. Ks sind vor allen Dingen »Ut de Franzosentid«, »de
Stromtid« und »Meine Vaterstadt Stavenhagen«.
Ausser dem schon genannten Pleban Gerhard, dem ersten, der uns im
XIII. Jahrhundert entgegentritt, kennen wir noch einen zweiten aus diesem
Zeitabschnitt, den Kirchherrn Albertus um 1293. Ebenso sind aus der ersten
Hälfte des XIV. Jahrhunderts zwei Plebane bekannt geworden, Pfarrer Heinrich
und Pfarrer Johann Däne. Damit hören die Nachrichten bis zum XVI. Jahr-
hundert auf. In den Jahren 1534, 1541 und 1552 giebt es Mittheilungen über
den Kirchherrn Johann Parrmann, welcher der Reformation beitritt. Damals
ist Ritzerow noch kein P''ilial von Stavenhagen, denn es hat noch in Joh.
Wagenknecht seinen eigenen Pastor, der auch die heute nicht mehr vorhandene
Kirche in Grischow bedient, deren Patronat ebenso wie das in Ritzerow die
Aebtissin zu Ivenack ausübt. Ebenso bildet damals noch Jürgenstorf mit
seinen I-'ilialen Pribbenow und Krummsee (wo es heute keine Kirche mehr
giebt) ein eigenes Kirchspiel, dessen Kirchherr Joachim Büngcr ist, 1560 folgt
in Stavenhagen Pastor Eberhard Telius, der 1577 die Konkordienformel unter-
zeichnet. Er ist, wie dem Visitationsprotokoll von 1603 zu entnehmen ist, in
diesem Jahre noch am Leben, hat aber einen Pfarrverweser in Ern Otto
We.scnberg. Auch ist Ritzerow um diese Zeit bereits zu Stavenhagen über-
gegangen, ebenso Grischow zu Ivenack. Auf Wesenberg folgt (das Jahr
.selbst i.st nicht bekannt) Joachim Walter, den die Kriegsnoth vertreibt. Er
.stirbt 1638 in Rostock. 1640 wird Johann Telius berufen, der bis 1668 hin
lebt und im Amte ist. Vorher ist er zwanzig Jahre lang Pastor in Gülzow
gewesen, wo iCo^ Pastor Knill seit sechsunddreissig Jahren im Amte ist, und
1607 Pastor Chry.sostomus Suderow als dessen Nachfolger genannt wird.
Damals hat auch Scharpzow eine Kirche, welche Filia der Gülzower Kirche
ist. Das Patronat beider Kirchen aber hat >-der Stovenhagen«, also der
I-andesherr. Als aber Johannes Telius sein Amt in Stavenhagen antritt, da
versieht er den Dienst nicht bloss in der Stadt und in Ritzerow, sondern auch
in Gülzow, .Scharpzow um\ Jürgenstorf und dessen P'iliale Pribbenow.^)
Ueberall sind die Kirchen verwüstet, überall ist die Bevölkerung bis auf einen
') Kalck, fillicr un<l Aemtcr II, .S. 73. AkUii im (irossi). Archiv, lictr. Kiitwurf uiul Be-
stätigunf; des Stadt -kc(ilements von 1775 liis 1782.
*^ Kriimmsee suclit urnl findet L'nicrkimfl tiei cIlt Kirche zu Ivenack.
GESCHICHTE DER STADT STAVKNHAGEN.
'59
Kleinen Rest zusammengeschmolzen. Man sehe die Zahlen bei Groth a. a. O.
und lese die Visitationsprotokolle von 1643, 1648, 1662. Jüroenstorf hat bis
1638 seinen eigenen Pastor gehabt. Als 1597 der alte Conradus Philipp, der
1577 die Konkordienformel unterzeichnet hat, selig entschlafen ist, da sorgen
die von Voss auf Luplow, welche das Patronat von Jürgenstorf wider die
von Hahn auf Basedow behaui)tcn, für einen Nachfolger in der Person des
Pastors Daniel Weinholz. Aber wie viele andere Pastoren treibt auch ihn der
Kirclic i.u ."-iiavciihatiL-ii.
Krieg von der Pfarre, und er stirbt ebenso wie der Stavcnhäger Walter in
Rostock. Die Verhältnisse verändern sich nicht unter dem Nachfolger von
Telius, dem 1668 erwählten Pastor Bernhard Kellermann, von dem es auch
1678 Nachrichten giebt. Nicht anders wird es unter dem Pastor Adam
Joachim Koch, den wir 1695 bereits als Kellermann's Nachfolger xorfinden.')
Zwar wird 1717 unter dem mit dem Gute erlangten Patronat des Henning
Jürgen von Höbe in Jürgenstorf eine eigene Pfarre wieder erriclitet, um welche
sich der Pastor Joh. Friedr. Hartmann zu Kittendorf bewirbt. Und 17 19
handelt es sich darum, auch das alte h'ilial Pribbenow wieder zu seiner ehe-
maligen Mutterkirche zu legen. Aber alles das erscheint nur vorübergehend.
Denn der von der Herzogin Magdalena Sibjlla als Inhaberin ihres Witthum-
') Vfil. Stuhl, .M. Jahrh. I.X, S. 91.
i6o
AMTSGEKIClllSHKZIUK STAVKNIIAGEN.
Kirche.
Altar
aufsatz.
Amtes Stavenhagen im Jahre 1709 zu Koch's Nachfolger berufene Magister
und spätere Präpositus des Malchinschen Zirkels, Justus Henricus Rümcker,
hat bald wieder die \'er\valtung von Pribbenow. Rümcker stirbt 1763. Es
folgt ihm Joh. Ludwig Knöchel, welcher 1797 als zweiundachtzigjähriger Greis
um einen Substituten bittet. ^) Er erhält ihn in Jakob Bernhard Johann
Schmidt, der 1802 sein
Nachfolger wird und
1843 stirbt. S. Walter
a. a. O.
1
irche. Die Ab-
bildungen der
Kirche veranschau-
lichen die Art ihrer
Anlage in Kreuzform
sowie den nüchternen
klassicierenden Stil des
XV'III. Jahrhunderts zur
Genüge (s. o.). Im
Ucbrigen stellt sie sich
als ein gut ausgeführter
Ziegelbau dar. Der
Innenraum ist mit
einer flachen Decke ge-
schlossen. Er ent-
spricht in seiner Er-
scheinung der Schlicht-
heit des Aeusscren.
Die frühere
Kirche war ein
Fach werkbau.
Von Reparaturen
ist seit 1600 oft in den Akten die Rede. 1643 ^^'^''d sie von den Kaiser-
lichen arg mitgenonunen. Weitere Erneuerungen finden 1661, 1669 und
1682 statt.
Als Altaraufsatz ein Gemälde von J. H. Suhrland in Ludwig.slust: die
Auferstehung Christi, ein (icmälde, das die l^inwirkungen von I^'indorff und
Dietericy offenbart. Ivs i.st ein Geschenk des Gros.sherzogs FRIEDRICH
FRANZ I. in einem .sehr 'aiten Rokoko -Rahmen.
Kirche zu Stavenhagen.
'; Von kUmcker und Knöchel gah es früher (s. Inventar 181 1) Hilder in der Kirche, die
mit Unterschriften versehen waren. Darnach war KUmcker 1683 geboren und bei seinem Tode
im 53. Amtsjahr. Von Knöchel hiess e.s, dass er 17 16 geboren war, dass er 1749 in.s geistliche
Amt kam, 1782 die neu erbaute Kirche einweihte und den 19. Ai)ril 1802 aus dem Lcl)en schied.
KIRCHE ZU STAVENHAGEN.
l6l
Die Kanzel, ein schlichtes Werk im Geschmack der Renaissance, Kanzel,
stammt aus der älteren Kirche. — Der Taufstein ist neu. Taufstein.
In der Kirche liegen mehrere Grabplatten aus jüngerer Zeit, unter Grab-
andern die des Präpositus RÜMCKER, 7 1763 (s. o.), und die eines Fräulein platten.
CHARLOTTE VON DER LUHE aus dem Anfange des XIX. Jahrhunderts mit der
charakteristischen Inschrift: EIN ENGEL WAR IN IHR ZUR WELT GEKOMMEN,
SIE WAR DER ELTERN LIEB UND LUST DIE EWIGE NATUR HAT SIE ZU-
RÜCK GENOMMEN UND DRÜCKT SIE IRGENDWO AN IHRE BRUST.
Im Thurm drei Glocken. Die grösste trägt die Inschrift: % ailllO Glocken.
# 1585 t§] gotl^ i^ iod^im # grUttcniaViLa* 5^ biuüum t#i ijomini rgj ma*
ntt t§J in etCrilUin, Hierunter ein verwischtes Rundbild von ziemlicher
Grösse, vielleicht ein Wappen. — Die zweite Glocke ist alt, ohne Inschrift
und Meisterzeichen. — Die dritte ist 1864 von Jllies in Waren gegossen.
Ueber die Glocke von 1585 und ihren Giesser, den Jochim Grütz-
macher zu Neubrandenburg, giebt es Nachrichten aus den Jahren 1585 bis
1587 im Grossh. Archiv (Stavenhäger Kirchenakten). Das Inventar von 181 1
enthält nichts Näheres über die Glocken.
Kleinkunstwerke, i. 2. Kleiner gothischer Kelch mit der Jahreszahl Kleinkunst-
1637 am oberen Annulus und dem Namen iljcfliG am Knauf. Auf dem sechs- werke,
passigen Fuss die Stifternamen des JOHANN VON GRABOW und der SOPHIA VON
RESTORFF sowie beider Wappen.^) Keine Werkzeichen, auch nicht an der zu-
gehörigen Patene. — 3- 4- Grösserer Kelch auf rundem Fuss; auf der Unter-
seite des Flusses die Inschrift: CHRISTIAN SCHRÖDER, ANNA MARGARETHA
REVTERN, NICOLAS REVTER, CHRISTIAN ALEXANDER REVTER UND FRIED-
RICH REVTER, FÜRSTLICHE BEAMBTE ZU STAVENHAGEN HABEN DIESES
GERÄHT DER STAVENHAGENSCHEN KIRCHEN ZUM ANDENCKEN VERERET
ANNO 1712. Vom Güstrower Goldschmied Lenhard Mestlin. Dazu eine Patene.
— 5. 6. Silbervergoldeter gothischer Kelch von mittlerer Grösse, auf scchs-
pa.ssigem F'uss.^) Unter dem Fuss die Inschrift: MARTIN KRAKOW FLOREN-
TINA WESTPHALIN. Keine Werkzeichen, auch nicht an der Patene. — 7. Sil-
bernes Geräth zur Kranken -Kommunion: Kelch, Patene, (^blatenschachtel und
Weinflasche. In.schrift unter dem Kelch: M . I • H . RVMKER . P . STAVEN-
HAGEN . ANNO 1731 HAT DIES ZUR KRANKEN - COMMUNION GESCHENKT.
Vom Malchiner Goldschmied D • J • W. — 8. Grosse zinnerne Patene X .k\
ohne Inschrift. Als Werkzeichen der werlesche Stierkopf, daneben IL H
die Reste von zwei Ikichstaben und das nebenstehende Meister- >^J_^/
zeichen. — 9. Ovale Oblatenschachtel von Zinn, mit einem eingravierten Kruci-
fixus auf dem Deckel, 1778 gestiftet von JOHANN CHRISTIAN LADENDORFF.
') Sophia von Kestorff, die Wittwe des am 5. Kehiuar 1636 ver.stoihcnoii Jo.ichiin
von (liabow, Pfandinhabers des Amtes Stavenhagen, erhjjescs.sen auf Woosten. Der Kelch
erscheint somit als eine Stiftung zu Ehren des Verstorbenen, sowohl von der Wittwe wie von
deren Schwager und Mitvormund, dem Hruder des Verstorbenen, Johann von Grabow.
*) Vernachlässigt, verdient eine Wiederherstellung.
11
l62
AMTSGERICHTSBEZIRK STAVEN HAGEN.
Ohne Wcrkzeiclieii. ■ — lo. Runde getriebene Messiiio-Taufschale, in der Mitte
die X'erkimdiiüjung mit einer Legende, welche die Buchstaben W • J • S • H •
N»B»J»R»A«J»E. bilden. Ein andermal ist der Schluss A» J • H . N • E •
— II. Neue silberne Kanne. — 12. Silberner SchöpfUififel mit den Initialen:
C • S • A • M • R .') — 1213. Zwei zinnerne Leuchter, der eine 171 1 von
HANS SOLTZ und MARTHA RASEN, der andere 1712 von GERHARD WASCHER.
Werkzeichen nicht gefunden.
Sog.
Sc bloss.
."-Mii^. .sclilu-- zu .Sta\ eiilia'^cn.
Neben der Stadt, auf dem Schlossberge, ringsum von einem ab-
getragenen Walle umgeben, das Schloss, z. Zt. Sitz des Amtsgerichts und
des Domanialamts. Ursprünglich für die Herzogin Magdalena Sibylla ein-
gerichtet, aber nicht von ihr bezogen. S. o. S. 1 59/160 und M. Kunst- u.
Gesch. -Ücnkm. IV, S. 195.^)
(Jeschichtc
des
iJorfes.
Das Filial- Kirchdorf Ritzerow.')
ü92it/.cro\v ist ein der alten Terra Stavenhagen angehörendes grosses
— Domanial-Kirchdfjrf, welches bereits im Jahre 1276 eine Pfarre besitzt.
Herzog Wartislav von Pommern verleiht es in demselben Jahre dem Kloster
Ivcnack, welchem es bis zur Säkularisierung angehört.') Am 1. Juni 1300
', Vgl. den zweiten Kelch mit den l)ci<lcn Namen SCHRÖDER ini<l REUTER.
') Vgl, Keuter'N Werke, .'^chun-.Murr.
*) yit km sddü^llich von Stavenhagen.
♦) .M. L'.li. 762.
FILIAL- KIRCHDORF RITZEROW. 163
bestätigt diesen Besitz mit anderen Klostergütern zusammen auch Fürst
Nikolaus \'on Werle.^) In späterer Zeit müssen die landesherrlichen Abgaben
in Ritzerow, im Besonderen die an Bede, Münzpfennigen, Hundekorn, Diensten
u. s. w. den von Maltzan verpfändet gewesen sein, da sie von diesen am
6. December 1381 mit Ausnahme des Manndienstes weiter verpfändet werden,
nämlich an den Knappen Arnd Wosten.-) Die von Westen sind übrigens
nur mit geringem Grundbesitz während des XV. Jahrhunderts zu Ritzerow
angesessen und veräussern ihn überdies an die von Gustekow.^) Nachdem
Ivenack in den fünfziger Jahren des XVI. Jahrhunderts säkularisiert worden,
gelangt Ritzerow an die landesherrliche Verwaltung zurück. Unter dieser
macht es die schwere Zeit des dreissigjährigen Krieges durch, nach dessen
Ende nur vier Personen im Orte gezählt werden, während schon gelegentlich
der Verpfändung der landesherrlichen Gefälle im Jahre 1381 sechzehn Hufen-
besitzer genannt werden. Es sind: Bernd by der Beke, Gustecowe, Krummenze,
Sperlink, Bergheman, GoUenbeke, Goscalk, Zagher, Perkowe, VVentorp, Kethel,
Tornowe, Gronowe, Moryn und zwei Burmeister.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Stavenhagen.
Kirche. Die Filial- Kirche zu Ritzerow ist ein Neubau aus den sechziger Kirche.
Jahren des XIX. Jahrhunderts. Ihr Thurm stammt sogar erst von 1884.
Der Chor ist mit drei Seiten aus dem Achteck gebildet. Die innere Ein-
richtung der Kirche hat keine Bedeutung.
Im Thurm drei Glocken. Die grösste ist 1837 von Schünemann in Glocken.
Demmin gegossen worden.') Die zweite hat gar keine Inschrift.
Die dritte hat den iriittelalterlichen Anruf: O VCj: gloric xpc biMli
cum paCC anno bni niCCCCi:):, dazu das nebenstehende Gie.sscr-
zeichen.
lemann 11
Kleinkunstwerke, i — 3. Neuer Kelch, gestiftet 1889 von ANNA IBEN- Kk-inkunst-
DORFF. Dazu Patene und Oblatendose, alles von Prüfer- Berlin. - — 4. Zinnerner werke.
Kelch; gestiftet 1660 von CASPER BOLTE. Von einem Rostocker Zinngicsscr.
— 5. 6. Zinnerner Kelch mit Patene, gestiftet 1735 von HANS WAGENKNECHT.
Mit der Marke des englischen Zinns und den Meister-Initialen F • S. —
7. Zinnerner Kelch, gestiftet 1741 von BERNHARD KROGER. Stempel un-
deutlich. — 8. Achtseitige zinnerne Weinflasche von 1731, Als Stadtzeichen
der werleschc Stierkqpf und als Meisterstempel ein Pelikan mit den Initialen
C • K. — 9 — 15. Sieben Zinnlcuchtcr, jeder mit dem \amcii seines Stifters:
ANNA BOLTEN 1660; DAVID KRASEMANN 1680; HANS NEVENDORF 1680;
CLAUS HOMEYER 1699; MÄRTEN WAGENKNECHT 1729; FRIEDERICH WAGEN-
KNECHT 1735; BLEICHERT ERNST KRÜGER 1752.
') M. U.-B. 2614.
^ M. U.-B. 1 1 383.
*) Vgl. Akten im (Irossli. .Archiv.
*) Das Inventar von 181 1 enthält keine .\ngaben über ihre Vorgängerin.
11'
164
AMTSGEKIC11TS15EZ1RK STA VEN HAGEN.
Das Filial- Kirchdorf Jürgenstorf.')
(leschichte
des
Dorfes.
as Hlüchcr'sclic Dorf und Gut Jürgen.stoiT grenzt mit einem Theil an
die ehemals zum Klo.ster Ivenack gehörenden Ortschaften. Es i.st
daher begreiflicli, wenn da.s Kloster seine Wünsche auch auf Jürgenstorf
richtet und sich 141 i durch Fürst Christoph von Wenden bezeugen lässt,
dass er sowolil von seinen Vorfahren wie von den pommerschen Herzögen
Briefe gesehen, in welchen neben anderen auch Dorf »Joerdensdorp« mit aller
Bede, Pacht etc. aufgeführt sei.-) Indessen scheint das Kloster mit diesem
Bemühen kein Glück gehabt zu haben, denn in keiner sonst bekannten älteren
Urkunde wird Jürgenstorf unter den Besitzungen des Klosters aufgeführt. Im
Gegcntheil vergiebt noch 15 16 Lütke Moltzan in Demmin der Klosterjungfrau
Elze Wulfes zu Ivenack eine Hebung von fünf Mark Sundisch aus diesem
Dorfe, welche nach ihrem Tode dem Kloster bleiben sollen, ist also jedenfalls
im Besitze eines Theiles des Dorfes, und wenn auch das Kloster im Jahre 1434
die Hebungen zweier Vikareien aus Jürgenstorf verkauft, so beweist das nichts
für ein ausgedehnteres Eigenthum in und an dem Dorfe. Erst im Jahre 15 16
gelingt es dem Kloster, in den Besitz eines grösseren Antheils zu gelangen,
indem es von Eggert Voss zu Flotow wiederkäuflich acht Höfe und Hufen
erwirbt, die bei der einige Jahrzehnte später erfolgenden Säkularisierung an
den Landesherrn zurückgefallen sein werden. Ueberhaupt steht das Gut
damals zum grö.ssten Theil in Voss'schem Eigenthum. Am 15. März 1483
verkauft Claus Voss auf Rumpshagen den Brüdern Claus und Otto Hahn auf
Ba.sedow das halbe Dorf Jürgenstorf und den halben Vos.shagen mit Aus-
nahme dessen, was die von Moltzan besitzen, für 511 Mark Lübisch zu
erblichem Besitz. Die Käufer erhalten die landesherrliche Belehnung am
25. Januar 1484. Der Moltzan'sche Antheil aber, welcher nicht gross gewesen
sein kann, verschwindet vollständig aus der Geschichte dieses Gutes, er wird
daher wohl in den Voss'schen Besitz aufgegangen sein. Die von Hahn ver-
kaufen ihren Antheil 161 1 an Wedege von Stafield, welchem die von Voss
zwei Jahre früher schon einen Theil des ihnen verbliebenen Restes verpfändet
hatten. Lchnbricf und Konsens werden ihm am 30. Januar 161 2 ertheilt.
Im Jahre 1666 muthen die Staffcld zum letzten Mal. 1671 thun dies auch
die Voss'schen Ivrben in Betreff ihres yXnlheils am Lehn. Thatsächlich kehrt
dieses am 12. Juli 1702 wieder in den Besitz der von Voss zurück, wobei
indessen der Landesherr, dem damaligen l^rauchc entsprechend, sich die hohe
') 4 km südlich vdd Stavenha^jen. L rs])riinf;lich (tl. h. vom XV. bis zum XVIII. Jalirliunclcrt)
Jördenstorf fjeheissen, also von [ordanus und nicht von Oeorj,' alizuleiten. l'riilicre niitlelallorliche
Urkunden fclilen.
*) Nicht gedruckte Urkmifle im Orossh. Arcliiv.
FILIAL- KIRCHDORF lÜRGENSTORF.
l6'.
Jagd vorbehält, ohne freilich dieses Recht thatsächlich auszuüben. Aber die
von Voss haben keine Freude an ihrem Besitz, welcher fast werthlos aus dem
dreissigjährigen Kriege hervorgegangen war. Von neun Bauern und sieben
Kossäten sind 1648 gar keine mehr da Nur vier Personen leben im Dorfe,
und die Gehöfte und Felder liegen wüst und unbebaut da. Mag auch im
Jahre 1703 die Zahl der Beichtkinder wieder auf sech.sundsechzio- cvestieo-en
All.ir.uil'-ut,
sein, so kann die ICrtragsfähigkcit des Gutes doch nur eine sehr geringe
gewesen sein.') Unaufhörliche Verpfändungen sind die P'olge dieser traurigen
Verhältnisse. Für Summen von neunhundert bis zu zwölfhundert Thalern
geht das Gut von einem Pfandinhaber auf den anderen über, um .schliesslich
bei Henning Christoph von Höbe hängen zu bleiben, den die Lehnkammer
als Eigcnthümcr oder Vasallus bezeichnet, ohne dass er es jemals auf (jrund
*) Groth, M. Jahrb. VI, S. 138.
i66
AMTSGER1CHTS15KZ1RK STAVENIIAGEN.
älterer Lehnrechtstitel gemuthet hätte. Letzteres besorgen die Voss unentwegt
weiter, können aber den gänzlichen Verlust des Gutes nicht aufhalten, das
1786 von den Hobe's auf den Rittmeister August Friedrich von Lowtzow auf
Gross-Lunow übergeht. Dieser empfängt 1789 die Belehnung. Aber schon
1798 wird der Kammerherr Gustav Dietrich von Oertzen auf Kittendorf dessen
Rechtsnachfolger. In Oertzen'schen Händen bleibt das Gut bis 1869. Da
erwirbt es Friedrich Helmuth Anton \on Blücher, dessen Familie es noch
heute hat.
Ueber die geistlichen Verhältnisse s. o. S. 1 59 bei Stavenhagen.
Kirche. Kirche, Die Filial- Kirche zu Jürgenstorf, welche im dreissigjährigen
Kriege untergegangen war (s. o.), ist 1700 neu erbaut. Der untere Theil des
Thurmes ist noch ein gothisches Ueberbleibscl aus dem XIV. Jahrhundert.
Cjiabbtein du; iiciiiiin;^ (.lin>loph von Höbe.
.Altar- Der Altaraufsatz, ein spätgothischcs Triptychon des XV. Jahrhunderts,
aufsatz. enthält im Mitlelschrein die figurenreichc Darstellung der Kreuzigung und als
Nebenfiguren die vier Apo.stel Jakobus minor, Matthaeus, Bartholomaeus und
Jakobus major, während in den beiden Flügeln die übrigen acht Apostel an-
gebracht sind, alle mit langen Spruchbändern, auf denen ihre Namen stehen.
In der Gruppe am Kreuz fällt rechts ein gepanzerter Ritter auf, in welchem
vielleicht der Stifter des Werkes zu erkennen ist. Oberhalb des Triptychons
Knu.ifixiis. die Grupjjc des Krucifixus mit Maria und Johannes in dreiviertel Lebensgrösse.
Kanzel
Taufstein.
Olas-
malerei.
An der Kanzel mit der Jahreszahl 1718 die Bilder der vier Evangelisten.
Aus.serdem sind hier zwei Wappen mit der Unterschrift: HENNING CHRI-
STOPH V . HÖBE 1715, MARIA DOROTHEA V . BLÜCHER 1715 (s. o.).
Der alte Taufstein liegt in zwei Stücken im Thurm.
Im herrschaftlichen Stuhle ein buntes Glasfenster, das den Evan-
gelisten Johannes darstellt. Dazu die Unterschrift: GOTT ZU EHREN VER-
EHRET DIESES FENSTER OTTE THOMSEN ANNO 1714. Vor dem Stuhl drei
FILIAL- KIRCHDORF JÜRGENSTORF.
167
Wappenpaare, die der Familien VON BLÜCHER und VON RIEBEN
OERTZEN und VON BODDIEN, VON HÖBE und VON BLÜCHER.
VON
Die Kirche hat zwei alte Glocken. Die eine enthält die
Inschrift: Ijclp ijot • 0 vcx glotic cfiftc iiLMii cltiii pacc anicn
Ijclf niai'ia Uiuija (aiut.i ratcuina oua pro iioöiG ticlini.
Dazu als Bild eine Bischofsfigur und das nebenstehende Glocken-
zeichen. Die andere hat die Inschrift: 4:> r^j: gloric criftc lUMli cUm patC,
X
(jlocken.
Taufbecken.
Vor dem Altar der Grabstein des HENNING CHRISTOPH VON HÖBE, (Irabstein.
geb. 1659, gest. 1728, dazu sein Familienwappen.
Kleinkunstwerke, i. 2. Kelch mit der In.schrift: DIESEN KELK HABE
ZU GOTTES EHREN IN DER JÜRGENSTÖRFFER KIRG ZUM ANDENCKEN VER-
EHREN WOLLEN ADOLFF FRIEDRICH VON STAFFELD D.I.JANUAR Ao 1715.
Stadtzeichen: drei Thürme; Meisterzeichen: D B. Auf der Patcne die In-
schrift: CATRINA MARIE A VON STAFFELD GEBORNE VON DER LÜHEN. Dazu
das Staffeld'sche Wappen mit drei Messern.') — 3. Messingenes Taufbecken
mit der Darstellung des Siindenfalles. — 4- 5- Zwei zinnerne Leuchter, der
') Die Familie von Staffeid besass damals Krummsee, das einst zur Jürgenstorfer Ciemeinde
gehörte. S. o. S. 158.
I\leiiikunst-
ucrke.
i68
AMTSGERICHTSBEZIKK STA VENU AGEN.
eine von DAVID HILDEMANN 1715, der andere von CHRISTIAN HILLMANN 1716.
Beide mit den schon genannten Stempeln des Meisters C K mit dem Pelikan.
(S. o. S. 163.) — 6. Altardecke mit den einijestickten Wappen und Namen
C . D. VON HOBEN und B • A.M VON POWISCHEN 1718.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Filial-Kirchdorf Pribbenow.')
ribbenow wird schon im XIII. Jahrhundert Dargunsches Klosterdorf. Am
8. März 1260 giebt nämlich Herzog Wartislav von Pommern dem
Kloster den Besitz des Dorfes, und gleich darauf verleiht ihm Bischof Hermann
Im
Altaiaufsatz.
von Kammin den Zehnten daraus. ') ICinc neue Bestätigung erfolgt am 27. Mai
1282.') Xach der Säkularisierung des Klo.sters geht das Dorf in die Ver-
waltung des Amtes Stavenhagen iiber, unter welcher es sich, nachdem es
*) Benedicta Anna.
•) 4kni stlfllich von Stavenhagen. Pribignewe = Wachsmuth. Vgl. M. Jahrb. XI.VI, S. iii.
•) M. U.U. 861. 862. V(,'l. 1071. 1269.
*) .M. U.U. 1629.
FILIAL- KIRCHDORF PRIBBENOW. — KLOSTER IVEXACK. 169
durch den dreissigjährigen Krieg völlig verwüstet worden war, zu einem
blühenden Domanialdorf entwickelt hat.')
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Stavenhagen.
Kapelle. Die Kapelle zu Pribbenow ist ein F"achwerkbau mit einem Kapelle.
Dachreiterthürmchen auf dem Westende. Ihre innere Einrichtung ist ohne
Bedeutung.
Als Altaraufsatz dient ein älteres gothisches Triptychon mit Schnitz- Altar-
figuren: in der Mitte die hl. Maria mit dem Kinde, umgeben von Engeln; in aufsatz.
den Flügeln die zwölf Apostel. Das kleine Werk stammt aus der früheren
Kirche zu Stavenhagen. — Nur eine kleine Glocke giebt es, die 1793 von
Joh. Chr. Meyer gegossen worden ist.
Kleinkunstwerke, i. 2. Grösserer zinnerner Kelch mit Patene, gestiftet Kleinkunst-
1843 von J . F . VOSS. — 3. 4. Xoch ein zinnerner Kelch mit Patene, gestiftet werke.
1752 von JACOB HILMAN. PInglisches Zinn, Stempel undeutlich. — 5. 6. Zwei
zinnerne Leuchter, der eine 1734 von CHRISTIAN VOSS, der andere 1738 von
ADAM JOCHIM CAREL geschenkt. Als Stempel der werlcsche Büffelskopf und
der Pelikan mit den Initialen C • K. (s. S 163. 168).
Das Kloster Ivenack.
1 m- argun ist die erste, Ivenack die zweite grosse Feldkloster-Stiftiuig im (lescliichte
mecklenburgischen Circipanien, das dem Heidcnthum nur auf das des
AUerschwerste abgerungen war. Es ist am 15. Mai 1252, als Ritter Keim- f>s ers.
bern von Stoue von seiner Burg Stouenhagen aus zur Ehre Christi und seiner
glorreichen Mutter einen Cisterciensernonnen -Konvent in seinem Dorfe Ivenack
(Ivenach) begründet.^) Er verleiht diesem niciit nur den Ort selbst nebst dem
See, an dem er liegt, sondern auch die Kirche zu Basepohl (Bospole) und die
zwischen beiden Dörfern damals vorhandenen Inseln oder Werder. In der
That: der hervorragende gute Grund und l^oden sowie die anziehenden Wald-
und Wasser-Verhältnisse werden diese Gegend schon damals als zur Anlage
eines ackerbautreibenden Klosters besonders geeignet haben erscheinen lassen.
Die zur Diöcese des Kamminer Bischofes gehörende Stiftung erfreut sich bald
der Gunst und Förderung von Seiten der pommerschen Herzöge und Anderer.
Im Jahre 1256 verleiht Herzog Wartislav \'on P(jmmern auch seinerseits als
') Groth, M.Jahrl). VI, S. 136,
*) 5 km ostnordöstlich von Stavenhagen. KUhnel, .M. J.ihrh. .\I,VI, S. 63, leitet den Namen
von dem altslavischen Wort iva = sali.x helix --- Weide ab und Übersetzt ihn mit » Weidenort €
(Weidendorf).
») .M. U.-B. 691.
I70
AMTSCJERlCinSliKZlRK S TAVENIlACiEN.
Landesherr dem Kloster die zwischen Ivenack und Basepohl liegenden Werder
sowie die Pfarrdörfer Zolkendorf (Soldekedorp), Grischow (Grossow), Rit/.erow
(Ricerow), Klockow (Clokow), beide (Gross- und Klein) Basepohl (utrumque
Bozepol), sowie Ankun und Kossocendorp, von welchen die beiden letzt-
genannten wahrscheinlich schon wahrend des Mittelalters in einen Theil der
vorgenannten Feldmarken aufgegangen sein werden.^) Auch gestattet der
Herzog am 15. December 1261 dem Vikar Bernhard Honig (Bernardus Mel)
die Schenkung zweier Hufen im Dorfe Buchholz (Bokholt), bestätigt dem
Kloster das Eigenthum an ihnen und schenkt selbst den halben Zehnten in
den Dörfern Gutzkow (Gostekow) und Takun (in Vorpommern).^) 1264 ver-
leiht Herzog Barnim von Pommern dem Kloster Ivenack schon im Voraus
das Eigenthum von hundert, beliebig an irgend einem Platze in seinen Landen
Fernblick auf Ivenack.
ZU erwerbenden Hufen und fügt am 6. hY-Ijruar 1265 das Patronat der Kirche
in Sophienhof (Cerbcnzin) bei Loiz, sowie am 28. Juli 1265 das Eigenthum
des Dorfes Glendelin, südlich von Demmin, hinzu.'') Immer mehr wächst der
Besitz des Klosters an Land und Gefällen: in der Zeit von 1271 bis 1276
werden Wrodow, Fahrenholz (Vorenholt), zehn Hufen in Pinnow (im Lande
Gädebehn) und das Dorf Neuendorf im Lande Loiz erworben.') Als
am 31. Januar 1283 Bi.schof Hermann von Kammin dem Kloster alle Be-
sitzungen und Zehnten bestätigt, nennt er bereits folgende, theils mecklen-
burgische, theils pommersche Ortschaften : Ivenack (Yucnac), Grischow (Grescow),
P'ahrenholz (Vorenholt), Wrodow, Pinnow, Wackerow (Wakkarow), Gutzkow
') M. U.-B. 762. Vgl. Schildt, .M. Jalirli. lA'I, S. 214. lici diesen i;esit7.anf,'al)cii miiss freilicli
im Auge behalten werden, da.ss es .sich nicht immer sofort um die ganzen Dörfer, sondern, wie
z. H. bei beiden IJaseiiohl, nicht selten nur um die ersten Antlitile und um Iilosse Ilolningen
handelt.
*) M. U.-H. 932.
•) M. U.U. 1000. 1037. 1053. Vgl. 1094.
*) M. U. 15. 1227. 1249. 1405. /,u 1405 vgl. 4699. 5739. 5912. 9790.
KLOSTER IVENACK. 17I
(Gustecow), Zwiedorf (Tvedorp), Glendelin (Glandelyn), Hasseldorf (Hassendorp),
Buchholz (Bucholt), W'ittenwerder, Neiiendorf (Xyendorp), Gross- und Klein-
Remplin (Magnuni et Parvum Reppelyn), Sophienhof (Cerberzyn), Benzin
(Bentcyn), Kastorf (Kerstiansdorp), Rosenow, Galenbek (Golenbek), Goddin,
Klockow und Relyn (Lindenberg).') Inzwischen ist Fürst Nikolaus von Werle
in den alleinigen Besitz von Circipanien gekommen und bestätigt nunmehr
auch seinerseits dem Kloster alle Güter und Freiheiten, wenngleich die Urkunde,
die diese Bestätigung enthält, keine zweifellos echte Original -Urkunde ist,
sondern als eine spätere, etwas nachlässig hergestellte Anfertigung bezeichnet
werden muss, mit welcher man sich und Andere anscheinend über den Verlust
einer mehr oder minder ähnlich lautenden Original -Urkunde, die es schon
gegeben haben wird, hinwegzutäuschen suchte.-) Im Uebrigen ist es zweifel-
los, dass der Güterbesitz inzwischen wiederum erheblich zugenommen hatte,
z. B. um fünf Hufen in \'anselow bei Demmin, zwei Hufen in Zwiedorf und
zwei Hufen in Gnevkow (X^orpommern).'^)
Die weiteren Urkunden des XIV., XV. und XVI. Jahrhunderts bis zur
Auflösung des Klosters im Jahre 1555 können sich, soweit die materielle
Bedeutung ihres Inhaltes in Betracht kommt, mit den grossen Fundations-
urkunden des XIII. Jahrhunderts nicht messen, aber sie zeigen den unauf-
haltsamen Fortschritt des ausgedehnten W'irthschaftsbetriebes auf eingeschlagener
Bahn und liefern ausserdem den Beweis, dass das Vertrauen der Bevölkerung
zu diesem Betriebe kein einziges Mal auch nur vorübergehend erlahmte,
sondern bis zuletzt in fortwährendem Steigen begriffen war. Anders als bei
anderen Klöstern und geistlichen Stiftungen des Landes: man vergleiche nur
Neukloster, Tempzin u. a. m., welche zeitweise von schweren w irthschaftlichen
Krisen heimgesucht waren.
Als weitere Besitzvermehrungen in der ersten Hälfte des XIV. Jahr-
hunderts sind zu verzeichnen: das nahe bei Ivenack gelegene Dorf Weitendorf
und zehn Hufen in Wackerow, beide im Jahre 1302; die Zehnten von Glendelin
in Vorpommern, zehn Hufen in Pinnow im Lande Neu-Brandenburg oder
Gädebehn (in terra Ghotebende) und das Figcnthum des Dorfes Fahrenholz
im Jahre 1303; die Anwartschaft auf die nach dem Tode ihrer derzeitigen
Inhaber eintreten sollende Finverleibung zweier Pfarren im Jahre 1304, nämlich
der zu Kastorf und der zu Sophienhof (Cerbencin in Vorpommern), welcher
ein Jahr später die Kapelle zu Kletzin als Tochterkirche angeschlossen wird;
die für Kleider und Schuhe zu verwendenden Finkünfte aus der Kukuksmühle
im Jahre 1307;') die von Fürst Xikolaus von Werle zur Stiftung einer Vikarei
verliehene Bede aus neun Hufen zu Weitendorf im Jahre 1309; zwei Hufen
zu Hohen-Brünzow in Vorpommern zu einer Memorienstiftung für die Familie
von Frteneburg im Jahre 13 10; ein Kapital von einhundert Mark wendischer
*) M. U.-B. 1666. V5.I. dazu 1533. 1822. 1S43. 187S.
') M. U.-B. 2614. Vgl. Prümers, Angebliche Verpfändung des y\nites St.ivenhagen, S. 8.
'; M. U.-H. 2232. 2237. 2274.
*) Die Lage dieser Mühle ist aiisclieiiiciul unbekannt.
172 AMTSGEKICIITSHEZIKK STAVENIIAGEN.
Pfennige für eine gleiche Stiftung des Konrad Voss im Jahre 13 19; ein
Abgaben -Erlass des Bischofs Konrad von Kammin, der vorläufig seiner
Schwester Ermgard auf Lebenszeit zu Gute kommen soll, im Jahre 1321; und
endlich Hebungen aus Schossow bei Treptow, welche Ritter Matthias Voss
und seine Gattin Beatrix zu Gunsten ihrer ins Kloster eingetretenen Tochter
iMargarethe am 24. Juli 1324 stiften.^) Die unentwegt festgehaltene Gunst der
weltlichen Landesherren in Pommern und Werle aber offenbart sich in zwei
Konfirmationsbriefen dieser Zeit, sowie in dem am ii. Juni 1349 von Fürst
Johann III. von VVcrle ertheilten Privileg der freien Wahl des Probstes »wy
Johannes van gades gnaden ej'n here to Werle, myth vnsem eigen fryen vnde
guden willen vnde mith rade vnser rhede hebben auergeuen vnde auergeuen
hirmith den closteriunckfrowen to luenack frye vnde vullenkamen gewalt vnde
macht erhe praweste edder vorweser na rade crer olderen tho erwelende vnde
[aJfifto[setten]de, alszo dat w}- edder vnse eruen edder aduocate[n] [ejdder stede-
holder edder ampthlude s/.e yn nynem [stucke] hy[nderen]; sunder, wen sze vns
hyrynne vmme v[nsere] hulpe bidden, wille wy enn helpen, alsze wy van gade,
wen sick vnse lifif vnde szele scheiden schal, wedder to entfangen bogeren.«^)
In die zweite Hälfte des XIV. Jahrhunderts fällt die schrittweise Er-
werbung des Dorfes »Hillefeld« im Jahre 1355, das in der Nähe von Fahren-
holz gelegen war; ferner allerlei geschäftliche Beziehung zur Stadt Rostock,
deren Patriziertöchter uns in dieser Zeit mehrfach als Ivenacker Kloster-
jungfrauen begegnen; ein Vergleich am 8. November 1382 mit Fürst Johann Vf.
von Werle über die dem Kloster gehörenden beiden Dörfer Grischow und
Weitendorf; der Bau einer Kapelle durch Wedege von Buggenhagen in der
Zeit von 1388 auf 1389 neben seinem Burgsitz zu Wolde, und die Einverleibung
dieser unter seinem Patronat verbleibenden Kapelle mit ihren P2inkünften als
h'ilia in die Kastf)rfer Parochic, deren Patronat das Kloster hat; die Stiftung
von Seelenmes.sen und einer damit verbundenen jährlichen Mahlzeit des Klostcr-
konventes mit Hebungen aus dem ponmierschen Dc^rfe Schmarsow durch den
Ritter Bernhard von Mall/an am 25. März 1389; und endlich die P>wcrbung
von Pachten aus Antheilen der Familie von der Osten an Gross- Basepohl im
Jahre 1398 als erster Schritt zum Ankauf von ganz Basepohl.'')
Von zahlreichen einzelnen Hebungen abgesehen, die bald hie, bald da
erworben werden und bisweilen von einer lland in die andere gehen, sind die
') M. ['.■]'>. 2810. 2826. 2849. 2850. 2895. 2961. 2995. 3157. 3329. 3356. 4077. 4282.
4548. 4699.
*) M. U.-15. 2754. 2937. 6973.
') M. U.U. 8035. 8143. 8859. 9087. 9620, Anmkg. II471. I.i.scli, Geschl. Maltzan II,
S. 376 — 378. Noch nicht (jedruckte Urkunden von 1388, 1389 und 1398 im Gro.ssh. Archiv. —
»Ilillcfeldc ist die pommersche Feldmark >Krusemark.shagen€ ((Jrotefend). Von Hillefeld geht
freilich im Jahre 1404 durch Verkauf an Ritter Heinrich Vo.ss zum Lindenberge ein Theil wieder
au.s dem IJesitz des Kloster.s heraus. — Auch dem Kloster seihst vermacht Kitter Wedege Huggen-
hagen bei Gelegenheit einer Stiftung vrjn Seelenmessen für seine (Jattin (!e(Te (.S()])hie), die vor
einem Altar der Kirche zu Ivenack begraben liegt, eine Reihe bedeutender Einkünfte im Jahre
1405. — Klein -IJasepohl wird nicht lange vor 1499 vcjni Kloster Ivenack ervsorbcn.
KLOSTER IVENACK. I73
wichtigsten Entvvicklungs-Momente in der Geschichte des klösterhchen Wirth-
schaftsbetriebes während der ersten Hälfte des mit Urkunden reichgesegneten
XV. Jahrhunderts : ^) die Ueberweisung des Kirchlehns zu Varchentin durch
Fürst Christoph zu Wenden um seiner, seines Bruders und seiner Kitern Selig-
keit willen an das Kloster im Jahre 1409 und die Genehmigung zum Ankauf
von Grund und Boden sowie von Fischerei-Gerechtigkeiten in demselben Dorfe,
wo auch die Kalandsherrn zu Waren Einkünfte haben, die sie im Jahre 14 10
dem Kloster überlassen; der Ankauf von Hufen in Goddin und Tützpatz in
den Jahren 14 10 und 141 2; die Erwerbung eines Erbes im Dorfe Tenzerow
(Vorpommern) im Jahre 1418; die Stiftung einer Vikarei durch den Probst
Gerd Bertekow (Berkow) im Jahre 1420; weitere Erwerbungen von Hebungen
und Antheilen in Gross-Basepohl in den Jahren 1420, 1422, 1424, 1442, 1445,
desgleichen in Varchentin, in Sarow (V'orpommern), Hasseldorf, Gross-Giewitz,
Ritzerow, Jürgenstorf, Haselow,-) Mölln und Briggow in derselben Zeit; die
grosse Maltzan'sche Vikareien-Stiftung mit jährlich 60 Mark Sundisch aus
zwölf Hufen im Dorf und Gut Loischentin im Jahre 1427 und deren Bestäti-
gung durch den Bischof Siegfried von Kammin am 12. November 1429:
.... »an de closterkerke to Yuenacke tho e}ner ew}ghen vyckarien to dem
altare, dat an de norden syde nedden an de zuluen kerken müret ys vnde dar
wy Moltzane vnse gruft vor hebben, myd wyllen vnde ghunst des prauestes
vnde der ebdyssen vnde des ghantzen conuentes, dar Euteke Moltzan vnser
vader, Anna vnse müder vnde Katherina, Hinrik Moltzans husvrowe vnde
Ghereke Moltzan vor lygghen synt, des de preystere tho demc suluen altare
ok dechth}ch wesen scholen. Vortmer to desser vorscreuen vjxaryen schal
de prauest, de nu yst vnde to eweghen t}den zyne nakomere twc preystere
holden, vnde de scholen anders an deme clostere n}n ambacht hebben, men
dat se de vycaryen waren scholen nnd myssen, alzo dat alle daghe schal
misse werden to deme vorscreuen altare .... Wer ok, dat Got affkere, dat
vnse siechte vorstorue der Moltzane vnde n}ne Moltzane mecr weren, zo schal
de rad tho Malchyn van vnser Moltzane weghen to ewighen t\den vor der
preystere tho der vorscreuen v}car}en de bede tho deme praueste vnde
ebdissen stede vnde ghentsliken beholden X'ortmer desse vorscreuen
twe preystere van der Moltzane weghen scholen nnd alle den, dede praueste
syn edder werden to luenacke, hebben erlyke \'\ye koste, alzo dat zee scholen
to ewyghen tyden tho des prauestes tafeilen alle daghe ethen vnde dr}nken,
alze der daghe t}d )s. Ok scholen de bexden pre\ stere, de tho der t\d dar
zyn, hebben an deme closterehaue vrje hu.synghe vnde voringhe, alzo see
z}'ch de prauest zuluen bruket myd zynen pre}stercn an der dornitzen vnde
kokenen. Ok wan vnde wo vaken de prauest mit z\nen anderen pre)steren
coUacie drynket, so scholen de twe vicarjen pre)stere vr\e collacien niede
') Grösstentheils nocli nicht gedruckte L'ikundon im Gro^sh. Archiv, /ur Mah/.iii'-chcii
Stiftung des Jahres 1427 vgl. Lisch, (leschl. Maltzan M, .S. 585 — 593.
*) Khemals hei Kittendorf gelegen (jetzt .Mittelhof), also nicht untergegangen im .\\1. Jahr
hundert wie früher angenommen wurde (Grotefend). Vgl. Schildt, M. Jahrli. LVI, S. 214.
174 AMTSGERICIITSBEZIRK STAVENIIAGEN.
dniikeii, lyke den anderen prj-steren« ; ^) und endlich die von den auf den
Gütern Markow und Gutzkow u. a. m. angesessenen Jakob und Lippold von
Woosten (Wüsten, Wüsten) im Jahre 1436 mit nicht unerheblichen Mitteln
gestiftete ewige Vikarei.
So bedeutende Stiftungen wie diese hat die nachfolgende Zeit der
zweiten Hälfte des XV. und ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts nicht mehr
aufzuweisen. Dennoch geben rund sechzig Urkunden aus dieser Zeit ein Bild
von dem überaus regen und lebhaften Geld- und Geschäftsverkehr im Kloster,
in dessen Kundschaft — um es so auszudrücken — ausser den schon früher
genannten nach und nach auch die theils mecklenburgischen, theils pommerschen
Dörfer und Güter Breesen, Gädebehn, Schwandt, Luplow, Rosenow, Flotow,
Gantschendorp , Strehlow, Toitin, Dratow, Deven, Wolde, Clempenow,
Schossow, Lindenberg, Wolde, Gültz, Bredenfelde, Jürgenstorf, Klockow,
Varchovv, Kargow, Bellin u. a. m., oder besser gesagt, deren Inhaber und Be-
sitzer mit ihren Interessen eintreten. Auch haben diese Urkunden dadurch
keine geringe lokalgeschichtliche Bedeutung, dass bei dieser Gelegenheit ihre
damaligen Besitzer zum Vorschein kommen. Aber im Ganzen und Grossen
handelt es sich um eine Menge von Kleinigkeiten, aus denen nur wenige be-
deutendere Momente hervorragen, wie z. B. der weitere Erwerb von Antheilen
in Goddiu in den Jahren 1452, 1454 und 1465; die Ueberweisung von jährlich
7 Mark Sundisch durch den Abt zu Dargun als Buss- und Sühnegeld an die
Ivenackcr Xonne Ghese von Zepelin für den durch einen Darguner Priester
geschehenen Mord ihres Bruders im Jahre 1467; die Zustimmung Herzog
Albrecht's VI. von Mecklenburg im Jahre 1482 zu der durchgeführten Ver-
pfändung von ganz Gross-Bascpohl durch Henning von der Osten an das
Kloster; der Ankauf von Klein Basepohl nicht lange vor 1499 von Heinrich
von Heidebrek auf Clempenow und die landesherrliche Genehmigung dazu von
Pommern her; die Stiftung einer Bade.stube für die Klosterjungfrauen im
Jahre 1499 durch den Probst Michel Weger mit allerlei kleinen Annehmlich-
keiten, zu denen u. a. für jede alle vierzehn Tage aus dem Bade kommende
Sanctimonialis ein Malchinscher Stuten sowie ein Quart Bier gehören; die
Fest.setzung des Zinsfusses durch die Herzöge Magnus und Balthasar im
Jahre 1502 auf 6 Procent, während früher der hohe Satz von 10 Procent im
Geschäftsverkehr gegolten hatte; und endlich im Jahre 1520 die Erwerbung
des Kru.se'schen Antheils in Varchow sowie des von der Schulcnburg'schcn
Anthcils an Klein-Basepohl.
Aber die Reformation steht vor der Thür. Wir können hier nicht alle
Namen von Pröbsten, Aebtissinnen, Priori.ssinnen und Nonnen aufzählen, die
im Mittelalter bekannt geworden sind, sondern müssen uns damit begnügen,
in dieser Bezielning auf die Regi.ster des mecklenburgischen Urkundenwerkes
zu verweisen. Doch mögen hier aus den noch nicht gedruckten Urkunden
des XV. und XVI. Jahrhunderts folgende genannt werden : Aebtissin Margarethe
') Li.sch, Geschl. Maltzan II, S. 585—592 (Lrk. CCCCXXVII).
KLOSTER IVENACK. 175
Rostock um 1404 und 1409, Probst Gerhard Eertekow um 141 1, 1420 und
1434/) die Aebtissin Adelheid von Maltzan um 1488 und der Probst Michel
Weger um 1499.
Die letzte Aebtissin ist Anna von Kamptz, unter welcher der Ueber-
gang von der alten in die neue Zeit statthat. Denn, wie die Inschrift auf
der grossen Glocke zu Ivenack (s. u.) ausweist, sind ihr im Jahre 1555 bereits
zwei fürstliche Verwaltungsbeamte, Clawes Peutz als Prafekt und Otto Schröder
als Quästor, sowie ein lutherischer Geistlicher Eddeling als Prediger (concionator)
beigeordnet. Im Uebrigen ist aus den Rentereirechnungen nachzuweisen, dass
noch im Jahre 1557 Klosterjungfrauen zu Ivenack wohnen.-)
Im Ruppiner Machtspruch vom i. August 1556 wird Ivenack zunächst
unter denjenigen Jungfrauenklöstern genannt, welche den Ständen überlassen
werden sollen. Nachdem hierzu aber schliesslich andere Klöster bestimmt
werden, verfällt es der landesherrlichen Verwaltung als »Amt Ivenack«. Im
Jahre 1586 wird das Amt Ivenack dem Herzog Sigismund August zum Xie.ss-
brauch eingeräumt, welcher 1600 stirbt.^) Später wird es Witthumsamt der
Herzogin Eleonora Maria, der dritten Gemahlin des Herzogs Hans Albrecht II.,
welche es von 1636 bis zu ihrem Tode (1657) inne hat. Nachher verfügt
wieder Herzog Gustav Adolph über beide Aemter, Ivenack und Stavcnhagen.
Seine Wittwe, die Herzogin Magdalene Sib}lla, hat aber nur das Amt
Stavenhagen als Witthum (s.o. S. 159/160). Von den Schrecken des dreissig-
jährigen Krieges wird der Ort so hart mitgenommen, dass im Jahre 1649 ^o"
acht Hauern und siebenzehn Kossäten "gar keine mehr da sind. Bleiben doch
im ganzen Kirchspiel von einunddreissig Bauern und sechsunddreissig Kossäten
nur acht Bauern und ein Kossat übrig. Dabei ist Basepohl, das im Jahre
1649 ganz wüst und menschenleer ist und wo einst sechzehn Bauern und neun
Kossäten gewohnt haben, als eigenes Kirchspiel, das es damals war, gar nicht
mitgerechnet.') Der Besitz des Klosters besteht bei seiner Aufhebung aus
folgenden Gütern: Ivenack, Gross- und Klein -Basepohl, Zolkendorf, Fahrenholz,
Klockow, Wackerow, Weitendorf, Grischow, Krummsee, Goddin und Briggow .
Alle diese bilden noch heutigen Tages das Amt Ivenack. Nur Briggow zählt
jetzt zum Amte Stavenhagen. Ausserdem werden Gefälle aus Rosenow,
Galenbeck, Kittendorf, Tützpatz, Stavenhagen, Bredenfelde, Mölln, Ritzerow,
Markow, Sarow, Ganschendorf und Kastorf verzeichnet, welche Ortschaften im
Eigenthum Dritter stehen. "")
Ueber das Amt Ivenack wird am 10. April 1709 ein Tauschvertrag
zwischen dem Herzog P'riedrich Wilhelm einerseits und dem Geheimrath Ernst
Christoph von Koppelow andererseits abgeschlossen. Dieser giebt dafür seine
Güter Bakendorf, Gammelin, Vicz und Radelübbc fort, denn der Herzog
') Vgl. auch Lisch, M. Jahrb. XL, S. 215.
■•') Lisch, .\L Jalirh. XL, S. 215.
") Lisch, .M. Jahrl). LX, .S. 106. XIII, S. 177. \Vii,'f,'ei, M. Jahrh. L, S. 2<)2.
*) (Jioth, M. Jährt). \l, S. 135.
■'') Akten im Grossh. Archiv.
176
AMTSGERICIITSBEZIRK STAVENHAGEN.
wünscht sein Amt Walsmühlen abzurunden, daneben aber auch ausreichendes
Land für seine Parforcejagd zu gewinnen, und die Herzöge Karl Leopold und
Christian Ludwig geben im Mai desselben Jahres
ihren Konsens zu diesem Vertrage, welcher im Juli
bereits ausgeführt wird.')
Vom Geheimrath von Koppelow erbt auf Grund
gegenseitigen Testaments seine überlebende Ehegattin
Juliane, geb. von Franck, die Besitzung und vermählt
sich in zweiter Ehe mit Helmold von Plessen auf
Cambs, der im Jahre 1740 als Königlich polnischer
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O-ClDQOnDnOÜD
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Ehemaliges Kloster -Wirthschaftshaus. [1707.]
(Länge 80 Schritt.)
und kursächsischer Geheimer Rath in den Reichsgrafenstand erhoben wird. 2)
Die Gräfin .stirbt am 21. Mai 1747. Auf Grund des von ihr errichteten
Testaments, und
weil die Ehe un-
beerbt geblieben,
wird nunmehr
deren hinter-
lassener Gatte
Eigenthümer der
Güter, welche er
zu einem Fa-
milien-Majorat er-
hebt und dem
Sohne seiner
Schwester, Frei-
herrn I lelmuth
Hurchard Hartwig von Maltzahn a. d. H. Kummerow, vermacht. Dieser nimmt
mit ICrmächtigung des Königs I'Viedrich IL von Preusscn und des Kaisers
Joseph II. für sich und den jedesmaligen Majoratsbcsitzer, einer Bestimmung
des p:rbla.s.sers gemäss, den lilcl Gr.if von Plcsscn an, und seine Nach-
»Facciata und inwendige Gestalt des Fitrstl. Hauses Ivenack.« [1707-]
(LiiiiKf 60 Sclirilt.)
') S. Akten im Grossh. Arcliiv.
*) Vgl. M. Kunst- und fiesch.-I )cnkm. III, S. 13.
KLOSTER IVENACK. 177
kommenschaft ist noch heutigen Tages im Besitze dieses schönen Majorates,
welches am 14. Februar 1838 die Genehmigung des Mecklenburgischen Landes-
herrn erhalten hat.
Als im Jahre 1541 zu Ivenack die erste grössere Kirchenvisitation statt-
findet, da heisst der Weltgeistliche oder Pleban der Ivenacker Gemeinde, der
von den Klosterjungfrauen eingesetzt ist, Lübbert Schönfisch. Er hat auch
die Kapellen zu Zolkendorf, Klockow, Weitendorf und Wackerow zu bedienen,
die heute lange nicht mehr vorhanden sind, nachweislich aber noch in der
zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts ihre Cura von Ivenack her empfangen.
Von den vier Vikareien der Kirche zu Ivenack (s. o.) zehren 1541 Gerd Süverke,
Kalandsdekan und Küchenmeister zu Neu-Kalen,*) Jochim Trebel, der Stadt-
sekretarius zu Malchin, Nikolaus Swarte, der Pastor zu Duckow, und ein vom
Kapitel zu Güstrow präsentierter Marquard Fineke. Ausserdem giebt es in
der Nachbarschaft mehrere Kirchdörfer mit eigenen Pastoraten, in denen heute
weder Kirche noch Pfarre mehr vorhanden sind, wie z. B. Basepohl, dessen
letzter Pa.stor, Wolfgang Glaser, in dem grossen Todesjahr 1638 das Leben
verliert,-) und das daher schon 1649 mit Ivenack vereinigt wird; ferner
Grischow, dessen Kirchherr im Jahre 1541 Johann Wagenknecht ist, das aber
bereits im Jahre 1620 als Filia von Ivenack verzeichnet wird; und endlich
Fahrenholz, wo es 1650 einen Pastor Laurentius Dagius (Tagius) giebt, während
es 1662, in jener Zeit, als das Land durch den grossen Krieg menschenleer
geworden war, schon Filia von Ivenack i.st. Dagegen gehört die Kapelle zu
Krummsee (heute ist nur noch ein Kirchhof da), die 1620 als Filia bei Ivenack
ist, wie auch heute wieder die Leute im Dorf nach Ivenack zur Kirche gehen,
im Jahre 1662 (und zwar schon seit 1649) ^-^"' Kirche in Jürgenstorf'') Als
erster evangelischer Geistlicher unter fürstlichem Patronat tritt uns der oben-
genannte Eddeling im Jahre 1555 entgegen. Ihm folgt, ungefähr von 1565
an und bis 1607 im Leben und Amt, Thomas Severus. 1608 wird Martin
Müller berufen [f 1625). Damals, 1608, ist der Oberst Klaus von Peccatel
Geheimer Rath und Pfandinhaber des Amtes Ivenack. 1626 wird Paulus
Agricola, der Schwiegersohn des Thomas Severus berufen. ICs folgen: 1670
Andreas Michael, zuerst als Substitut des Agricola; 1682 (nach Michaels Tode
im Jahre 1681) Joh. Philipp Weigel, der 171 1 zur Präpositur in Malchin be-
rufen wird; 171 1 der Gadebuscher Pastor Christian Berends (7 17 13); 1714
Franz Joachim Schulz (7 1747); nach ihm von 1749 an Pastor Bärenwald
•) M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. I, S. 591 (2. Aull. S. 612).
*) Von 1574 bis 1592 ist Kriedr. Wieneke Pastor zu Basepohl, den wir später in Ka.storf
finden. Um 1598 gieht Cleeniann in seinem Syliahus (histroviensis den Martin Knik als Pastor
zu Basepohl an.
*) Das Inventar von i.Sii erwähnt noch in sechs ehemaligen Kirchdörfern je eine (Hocke:
in CJrischow, Weitendorf, Klockow, IJnsepolil, /olkendorf und Wackerow. Sie hahen freilich
durchweg Jahreszahlen des Will. Jahrhunderts, werden aber wahrscheinlich L'mgilsse aus ehe-
maligen Kapellen (Hocken sein.
12
178
AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENIIAGEN.
(7 1772); darauf von 1773 an Job. Nikolaus von Scheven, dem bereits 1778
der Sohn Joachim August von Scheven adjungiert wird. Der Vater stirbt 1795,
der Sohn 18 10. S. Walter a. a. O.
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Uralte Eichen Ijei Iveiiack.
Kirche. Kirche. Die alte Kirche, ein Bau aus der Mitte des XIII. Jahrhunderts,
soll im drei.ssigjährigen Kriege bis auf die Mauern zerstört worden .sein. Der
Thurm, nach einer Skizze von 1709 am ncirdlichen Tjngangc, nach einer
Ansicht von 1789 bereits am We.stende stehend, i.st in den Jahren 1867 und
1868 in die bekannten F'ormen des klassicierenden Stils gebracht worden,
doch sind hierbei die drei untersten Stockwerke in gleicher Höhe mit den
Mauern der Kirche stehen geblieben. Das h>dge.scho.ss des Thurmes i.st mit
einem alten Kreuzgewölbe gedeckt und dient z. Zt. als Leichenhalle. Zu be-
achten i.st hier die aus dem Thurm in die Kirche führende Thür, welche aus
ungehobelten dicken und breiten I'^ichenplanken zusammengefugt i.st und noch
KLOSTER IVENACK.
179
ein altes einfaches Riegelschloss hat. In dem zweiten Geschoss des Thurmes
sieht man noch an den Wänden die Ansätze der ehemaligen Wölbung. Die
Kirche selbst ist seit dem Anfange des XVIII. oder vielleicht schon am Ende
des XVII. Jahrhunderts mit flacher Decke geschlossen worden, doch lassen
sich auch hier noch Spuren der früheren Wölbung nachweisen. Die sieben
Fenster im Rundbogen mit Rosetten darüber stammen aus neuerer Zeit,
indessen ist bei einzelnen die Form des ehemaligen Spitzbogens im Mauer-
werk noch zu erkennen.
Im Uebrigen sind die
mittelalterlichen Spuren
des älteren Baues ziem-
lich verwischt. Nur in
der Vorhalle auf der
Nordseite steckt noch
ein Rest gothischer
Wölbung. Eben-
daselbst ist auch ein
frühgothisches Ein-
gangsportal erhalten,
dessen Wandung und
Laibung aus kräftigen
Viertelrundstäben von
vortrefflichem Ziegel-
material gebildet sind.
Nicht zu übersehen ist
auch der aus dem
Achteck gebildete go-
tliische Chorschluss mit
Strebepfeilern, die frei-
lich heute mit Kalk-
putz überzogen sind.')
Kirche zu Ivenack.
Der Altaraufsatz .\ltar
stammt aus dem XVIII. aiifsatz.
Jahrhundert, ist 1869 mit einigen Veränderungen restauriert und enthält ein
Bild von Professor Schubert-Berlin: Christus am Oelberge. Auf dem Altar ein Krucifixiis
Krucifixus aus Marmor. An den Altarschranken aus dem Anfange des XVI. Altar-
Jahrhunderts in Holzschnitzerei vier Wappen: das PECCATEL'schc mit der «'liraiiken.
Unterschrift: CLAUS VON PECCATEL, VATER UND SOHN, das MOLTKE sehe,
das HELPTE'sche und das STRALENDORFF sehe, letztere drei ohne Unter-
schrift.
Die Kanzel, ein Werk vom Ende des XVI. Jahrhunderts, i.st mit Bibel- Kan/el.
Sprüchen aus dem alten und neuen Testament bemalt. Im Schalldeckel der
') Vgl. Beschreibung der Kirche bei Lisch, ^L Jahrb. VI H, S. loi — 103. XI„ S. 214 — 216.
12*
i8o
AMTSGERICHTSBEZIKK STAVEN'l LAGEN.
Name FRANCISCUS JOACHIMUS SCHULTZ . PAST
zahlen an der Kanzel sind: 98 (=1598), und 1716.
1714. Sonstige Jahres-
Cic^tiilil. Am herrschaftlichen Stuhl, der aus der Mitte des XVIII. Jahrhunderts
stammt, ein gemaltes Wappen der Grafen VON PLESSEN.
Kpitnph. Am meisten in der Kirche zu beachten ist das grosse prunkvolle
Marmor -Epitaphium des Geheimraths ERNST CHRISTOPH VON KOPPELOW
(1659 — 1721)' ^^'^ Werk eines Meisters H. J. Bulle') im Barockstil. Die Ab-
bildung dieses Epitaphiums erspart uns dessen Beschreibung. Eigenartig ist
die Anbringung der Ahnenwappen des Verstorbenen und derer seiner Ge-
mahlin, der MARGARETHE JULIANE VON FRANCK. Als Unterschrift eine
lange Inschrift des Inhalts, dass der Verstorbene Erbherr auf Ivenack war,
aus dem Hause Möllenbeck stammte, und dass seine Linie mit ihm zu Grabe
gegangen sei.
C.rabstein. Grabstein des Klosterprobstes Andreas Gilow in der Vorhalle des
Thurmes. Der Stein zeigt in einfachen Konturen den Probst in ganzer
M
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^'^^nB
A^j^tafl
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E^t'.QLS?iii>iüu.k«'.y' ■
K
^^^^^1
(iinliMcin des ]N.l()stcrproi)stes Aiulieas (iilow.
Figur, mit dem Kelch in der Hand. In den vier Ecken die Iwangclisten-
S)mbole. Die Umschrift lautet voll ausgeschrieben:
?lnna boinini imcijLiliii ipfo bic fniiiti üiMiebiiti nüü.iti^ oftiit
liciunaüiliö büiiiiiuiö ?lnbii*a^i öOliloliu* yrcpüfitu? Ijuju? nio*
iiaftci'ii : oratc pro aniiiia ejus.-)
Olockcn. Im Thurm vier Glocken. Die kleinste Glocke, welche leider einen
Sprung hat, ist ohne Jahreszahl, aber sie zeigt schöne gothische Verzierungen
und die Inschrift: O • rcj: • fllOViC • VPL' • blMli • Clllll • pACC • ^fuciiaiil.
— Die zweite Glocke, grös.ser als die vorhergehende, hat dieselbe Inschrift in
Spiegelschrift. — Die dritte und grösste Glocke hat die nachstehende In.schrift:
* t^nno • poft • crn'iftimi • natuni • Jü^ • cclii • funbntur • nionaftciiuni •
') Im KUnstlci-I.cxiKon iiiclif .Tuff^efiinden.
*) Andreas Gilow ist ein aus Urkunden vom Jahre 1362 an, in welchem er schon als
Priester zu Ivenack leht, mehrfach nachzuweisender Mann: .M. U.-H. 9087. 11 471. 11 419. — Der
Stein verdient aufgerichtet zu werden. Vyl. Lisch, .\I. Jalirh. VIJ{, S. 102.
*<s iVfti '<
von Koppelow'sches Marmor-Epitaphium in der Kirche zu Ivcnack.
KLOSTER IVENACK.
I8l
iiicnacfi • a • rcmücrna • de • itoueii • iiiljaöitantc caftrimi') • ftoiiLMi^
IjagiMi • ^CiiiiD • .1X5 • ti • lli • IjaL' • opus • fieri • fanctiant • aiiiia •
t{ampt3cn • atiüabiiTa • iialiicG • pcntsc • prcfcct' Otto • .^crDbcr •
r^UCftOr ..... ebtldimj • COncianatar. Unter dem Anfang der Inschrift
die zweimalige Darstellung eines alten Klostersiegels zwischen einer weiblichen
und einer männ-
lichen Figur in
der Tracht des
XVI. Jahr-
hunderts. Eine
ähnliche Dar-
stellung, aber
ohne das oder
die Siegel, sieht
man auf der ent-
gegengesetzten
Seite , und
darunter fol-
gendes Gi esser-
zeichen :
5>c
Glockenbild.
sowie den Xaincn
HANS X KAR-
CHOF.-) — Die
vierte Glocke,
kleiner als die
_ vorige, trägt
die Inschrift: HONOREM DEI SUB SER • DUCE DNO GUSTAVO - ADOLPHO :
AD USUM ECCLESIAE IVENACIENSIS PRAEF : GUSTAVO RUELIO :
PASTORE JOHANNE PHILIPPO WEIGELIO REPARATA ET AUCTA : ANNO
MDCXIV.
•) Nicht l'nbrtbitrttore (Ci\ivi in "^t., wie bei lisch, M. Jahrb. XI., .'^. 215, imcl schon im
M. Jahrb, VIH, S. 103, zu lesen ist.
-) Ein anderes Kloster.siegel ist von Lisch, .M. Jahrb. XL, .S. 21, abgebildet. Dieses zeijjt
eine thronende hl. Maria mit dem Kinde und der Umschrift:
S' SÄUdTd . U/7vlll(l . 11/ . H(l!/7v(l+.
Das auf der Glocke von 1555 abgebildete jiingere Siegclbild zeigt eine stehende hl. Maria mit dem
Kinde und die schwer zu lesende und kaum mit Sicherheit zu i)ehau|)tende Umschrift:
^' inonialirin • i • nion • ifciiarf.
l82
AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
Kleinkunst Kleinkunstwerke, i . Silbervergoldeter Kelch auf sechsseitigem Fuss und
werke. niit sechsseitigem Knauf. An der Kupa eingraviert unter einer fünfzackigen
Krone das Wappen und die Namen des HELMUTH VON PLESSEN und das
der JULIANE MARGARETHE VON FRANCKEN mit dem Datum 1726.') Zeichen:
(S) CE)- — -• Silbervergoldeter schlanker Kelch, aber ohne Wappenschmuck
und Inschrift. Von demselben (vielleicht Schweriner) Meister wie i.^) —
3. 4. Zwei gleiche Patenen aus sehr viel jüngerer Zeit, mit den Zeichen: fS]
Tj^j^l . — 5. Längliche achtseitige silberne Oblatenschachtel mit einem ein-
gravierten Krucifixus auf dem Deckel. Auf der Unterseite unter dreizackiger
Krone ein Doppelmonogramm, bestehend aus H und C. Dazu die Jahreszahl
1733. Von einem Malchiner Meister D • J • W. — 6. j. Zwei Henkelkannen
aus neuester Zeit. — 8 — 10. Kleines silbernes Krankengeräth, neu, von Sy &
Wagner-Berlin. — ii. Silbervergoldeter Schöpflöffel, mit einem Griff in
Renaissance -Geschmack, von 1881. — 12. Silbervergoldete Klingbeutel- Ein-
fa.ssung mit Ornamenten aus der Zeit von 1720 — 1730. — 13. 14. Messing-
Kronleuchter aus dem XVIII. Jahrhundert und ein neuer Kronleuchter von 1882.
') Vgl. Epitaph.
*) Um die Mitte des XVIII. Jahrhunderts ist ein (Joldschmied Madauss in Schwerin nach-
zuweisen.
l'ark- Anlagen des Schlosses zu Ivenack.
Schloss zu ivenacK.
chloss. Das in wundervollen Gartenanlagen nahe am See gelegene
Schloss enthält nur noch in seinen Fundamenten einzelne wenige Ueber-
reste von einem älteren Klostergebäude, verräth aber im Wesentlichen den
Charakter des XVIII. Jahrhunderts.
Vor eini-
gen Jahren
sind im
Keller des
Schlosses
zwei Steine
mit den
Wappen
und Titeln
des Ihr
zogs SIG IS-
MUND
AUGUST
und seiner
(jemalilin
CLARA
MARIA V(in
l'ommern-
Schloss
zu
Ivenack.
Aus dem Schlosspark zu Ivenack.
i84
AMTSGEKICirrSHEZIRK STAVEMIAGEN.
Stettin gefunden \\t)rden. Der eine Stein entliiilt die Wappen, der andere die
Titel: VON GOTTES GNADEN SIGISMUNDUS AUGUSTUS HERTZOCK ZU
MECKLENBURG FÜRST ZU WENDEN GRAF ZU SCHWERIN DER LANDE
ROSTOCK U . STARGARD HERR, und: VON GOTTES GNADEN CLARA MARIA
GEBOREN ZU STETTIN POMMERN HERTZOGIN ZU MECKLENBURG FÜRSTIN
ZU WENDEN GREFIN ZU SCHWERIN DER LANDE ROSTOCK U . STARGARD
FRAW. S. o. S. 175.
Einen Begriff von der früheren Beschaffenheit der Klosterbauten bald
nach der Säkularisation gewinnt man aus der erhaltenen Zeichnung vom
Jahre 1707. S. o. S. 176.
Die berühmten uralten Eichen des Parks (s. S. 178) sind ohne Zweifel
schon 7.ur Zeit der Klostergründung vor sechshundertfüiifzig Jahren sehr statt-
liche Bäume gewesen.
Aus dem Schlosspark zu Ivenack.
GUT UNI) KIRCIIDOR?' BOUGFELD. 185
Das Gut und Kirchdorf Borgfeld.')
[ ^- as jetzt zur Ivenacker Begüterung gehörende Gut Borgfeld wird im (beschichte
XIII. Jahrhundert von den Herzögen von Pommern dem Kloster ^^^
Verchen v^erliehen. Urkundlich erscheint es zuerst am 8. April 1279, als ^^ortes.
Bischof Hermann von Kammin die Zehnten bestätigt, welche sein Vorgänger
dem Kloster Verchen in Borgfeld geschenkt hat.-) Ein zweites Mal wird es
genannt, als am 8. September 1287 die Herzöge Bogislav, Barnim und Otto
von Pommern jene Schenkung bestätigen.^)
Im Jahre 1407 finden wir auf dem Gute die Drake als Vasallen des
Klosters. Sie erhalten sich ihren Besitz über die Reformationszeit hinaus bis
zum Jahre 1579. In diesem Jahre stirbt das Geschlecht mit Antonius Drake
aus. Und nun fällt das Gut als eröffnetes Lehn an den Landesherrn (Herzog
Ulrich) zurück, der es seinem zur Familie der Kruse gehörenden Rath Joachim
Krause auf Varchentin etc. verleiht und diesem den Lehnbrief am 12. März 1588
ausstellt.^) Doch die Kruse behalten es nicht lange, sie verkaufen es 161 1
an Joachim Thun zu Schlemmin. 1688 fällt es in Konkurs. Aus diesem
ersteht es 1694 Rudolf Christian von Marschall. 1750 verkaufen es dessen
Nachkommen an den Grafen Helmold von Plessen, den Besitzer der Ivenacker
Begüterung. Bei der Stiftung des Ivenacker Majorates durch Graf Helmold
wird Borgfeld diesem beigefügt und gehört somit noch heute dazu
Im Jahre 1534 ist Tüzen das Hauptkirchdorf, zu welchem die Dörfer
Borgfeld und Kriesow, die damals beide Filialkapellendörfer sind, gehören.
Damals ist Joh. Appell seit längerer Zeit Kirchherr zu Tüzen. 1 562 wird
Joh. Gylovv als solcher genannt, 1603 Joachim Schonow, der damals bereits
27 Jahre seines Amtes dort waltet und daher 1576 berufen sein wird. Auch
die Kapelle zu Markow empfängt um diese Zeit ihre Cura von Tüzen. Nach
Schonow wird Joachim Strigelius Pastor in Tüzen. Aber als der Krieg die
Dörfer entvölkert, als Tüzen, Borgfeld und Kriesow ganz öde und wüste liegen
und nur noch in Markow drei l^-uiern übrig geblieben sind, da geht Striegel
nach Dänemark und wird dort Feldprediger. ^) Tüzen hört auf, ein Kirch-
spiel zu sein und ist es nie wieder geworden.
Da wenden sich die Blicke nach Fahrenholz, wo Pastor und Kirche
die Schreckenszeit überdauert haben. 1541, als die Kirclie noch unter dem
') 10 km östlich von .Stavenhagen.
-) M. U.-B. 1489.
*) M. U.-R. 1923.
*) Akten im Grossh. .\rchiv.
*) 1650 hat er Lust, nach Tüzen zurückzukehren, erh.ilt auch die Krlaultniss dazu. .Mut
es wird nichts aus der Sache.
lS6 AMTSGERICHTSHEZIRK STAVENHAGEN.
Patronat des Klosters zu Ivenack steht, ist Kurt Fröhlich Kirchherr zu
Fahrenholz, 1603 ist es seit langen Jahren der alte Bartholomaeus Micke, der
noch zehn Jahre im Amte bleibt und 161 3 stirbt. 16 14 folgt Joachim
Lentulus; und 1648, als die Herzogin Eleonora Maria, die dritte Gemahlin des
Herzogs Hans Albrecht IL, Inhaberin des Amtes Ivenack ist und als solche
das Patronatsrecht in den Kirchen des Amtes ausübt, wird der Kantor
Laurentius Dagius aus Richtenberg in Pommern zum Pastor in Fahrenholz
berufen. Als dieser hört, dass Joachim Strigelius nach Tüzen zurückkehren will,
bittet er um dauernde Vereinigung der Pfarren zu Tüzen und Fahrenholz.
Doch geht er, noch ehe es zu dieser Vereinigung kommt, aus Fahrenholz fort
und wird Pastor in Malchow. Von 1654 an giebt es nun mehrere Jahre lang
gar keinen Pastor zu Fahrenholz. Das Pfarrhaus wird sogar an den Pächter
der Pfarrländereien auf vier Jahre vermiethet. Schon damals werden wohl,
ebenso wie hundert Jahre später, für die Gottesdienste predigende Studenten
und für die Actus ministeriales ordinierte Pa.storen aus der Nachbarschaft aus-
geholfen haben. Endlich wird 1661 wieder in Daniel Bergmann ein Pastor
für Fahrenholz gewonnen, Tüzen wird 1662 mit Fahrenholz vereinigt, und in
der F'olge bilden diese beiden Dörfer mit Borgfeld, Kriesow und Markow zu-
sammen eine Parochie. So bleibt es bis an das Ende der vierziger Jahre des
XVIII. Jahrhunderts. Auf Bergmann, der 1672 wegen verschiedener gegebener
Aergernisse seines Amtes entsetzt wird, folgt 1674 der Teterower Kantor
Georgius Reuschelius als Pastor in Fahrenholz. Ihm wird 17 18 Christian Köhn
als Substitut an die Seite gesetzt. Nach Reuschel's Tode wird er Pastor und
lebt bis 1739. Nun bringen Uneinigkeiten zwischen dem Herzog Karl
Leopold und dem damaligen Inhaber des Patronats, dem obengenannten ersten
von Plessen auf Ivenack, eine Unterbrechung, die bis zum Jahre 1750 dauert.
Die Aushülfe wird so besorgt, wie oben bereits angedeutet worden ist.
Endlich wird im Jahre 1750, nachdem ein landesherrlicher Befehl an den
Patronus ergangen, der Pastor H. C. Gerlach berufen. Aber er erhält seine
Wohnung auf dem Hofe im Dorfe Borgfeld, welches von Plessen durch Kauf
an sich gebracht hat. Und endlich gelingt es diesem auch, die landes-
herrliche Genehmigung zur Verlegung der Pfarre von Fahrenholz nach Borgfeld
sowie die Erlaubniss zu einem Kirchenbau in Borgfeld zu erlangen. 1774 wird
der Bau vollendet, die r\ihrenhol/,cr Kirche und Pfarre gehen ebenso ein wie
weiland die Tüzener, und Gerlach wirkt noch bis ans Ende der achtziger
Jahre des XVIII. Jahrhunderts. 1790 folgt ihm Ludwig Bernhard Christian
Groth. S. Walter a. a. O.
Kirche. Kirche. Die Kirche i.st im Jahre 1774 fest und gut aus Ziegeln im
kiassicierenden Stil jener Zeit erbaut. Sie hat einen Chorschluss aus dem
Achteck und einen eingebauten Thurm auf der Westseite. Der Innenraum
ist mit flacher liretterdecke geschlossen.
Glocken. Im Thurm zwei Glocken ohne Inschriften, von ziemlich gleicher Grösse,
von denen die eine ganz ohne jeden Schmuck ist, während die andere um
GUT UND KIRCHDORF RÖCKWITZ. 187
den oberen Ring Laub- und Blumengewinde zeigt. So schon im Jahre 181 1.
Angaben über Guss und Giesser fehlen.
Kleinkunstwerke. i — 4. Zwei silbervergoldete Kelche von gleicher Kleinkunst-
Form. Beide Kelche haben einen sechsseitigen Fuss und Knauf und zeigen werke,
an der Kupa das eingravierte Plessen'sche Wappen. Als Stadtstempel ein
dreithürmiges Thor und als Meisterstempel die Initialen T und A. Die zu-
gehörigen beiden silbervergoldeten Patenen zeigen dasselbe Wappen, haben
aber keine W'erkzeichen. — 5. 6. Kleiner silbervergoldeter Kelch mit der
Inschrift: ERRETTET HAST DU MICH GAR OFT, GANZ WUNDERLICH UND
UNVERHOFFT 1765. Unter dem Fuss eine Klappe, welche die Initialen
F»J»F»E» verschliesst. Der Stadtstempel ist undeutlich, der des Meisters
enthält die Initialen A • S. Zu diesem Kelch eine kleine Weinflasche, von dem
Malchiner Goldschmied Harck. — 7. Schadhafter Zinnkelch mit der Inschrift:
LENORA KISBACHEN 1727. Als Stempel eine Rose. — 8. Kreisrunde
silberne Oblatenschachtel mit den eingravierten Initialen und Namen A • E»
FREUNDTEN • C • M . ^ C • MUNSTERN 1739. Vom Malchiner Goldschmied
D I W. — 9. Taufbecken von Messing, mit der Darstellung von Josua und
Kaleb, welche die Traube tragen.^) — 10. Taufschale, neu, von Sy & Wagner-
Berlin. — II. Silberne Kanne, geschenkt 1859 von AD • GRAF V • PLESSEN. —
12. 13. Zwei zinnerne Altarleuchter, auf drei Kugelfüssen ruhend, an dem einen
noch ein Schild mit den beiden Namen: C • MÜNSTER • A • E • FREUNDTEN
1736. Werkzeichen nicht gefunden. — 14. Weis.sseidenes Velum mit reicher
Blumenstickerei, in der Mitte eine fünfzinkige Krone und die Jahreszahl 1753.
Das Gut und Kirchdorf Röckwitz.')
§^löckwitz, früher Radekenuice, auch Rcckevitz genannt, erscheint zuerst Cieschichte
urkundlich im Jahre 1286, als die Herzöge Bogislav und Otto von ^^^
Pommern die Grenzen des Dorfes Japsow bestimmen, welches sie dem Kloster ories.
Reinfeld geschenkt haben. Seine Ländereien sollen sich u. A. erstrecken
»usque ad terrum Radekenuice«.^) Dann tritt es uns erst im XVI. Jahr-
hundert wieder entgegen, und zwar im Besitz der Maltzan auf Wohle imd
Gutzkow. Wahrscheinlich ist es zugleich mit diesen Gütern in ihre Hände
gekommen. Ein Theil von Röckwitz gehört nach Wolde, ein anderer Theil,
') Schlichter als das Weitendorfer Taufbecken. \'gl. .M. Kunst- und (Joch. Denkm., Üd. I,
^- 459 (475)-
*) 14 km östlich von Stavenhagen. Die alte P'orm Kadekevitz = Nachkommen des Kadik.
Radü altslavisch = froh. .-Mso ungefähr soviel wie > Freudenberg«. Vgl. KUhnel, M. Jahrb. XI, VI.
.Seite 120.
») M. L'.-B. 1872.
l88 AMISGEKlCin.SBEZlRK S 1 AVENIIAGEN.
nämlich drei Bauern, 7,11 Gutzkow. Es theilt daher die Schicksale und den
Erbgang dieser Güter, wie es bei der Geschichte der Dörfer Wolde, Kastorf
u. a. m. angedeutet werden wird. Bekanntlich gelangen die von Maltzan 1650
wieder in den Besitz der ihnen durch Erbgang und in den Wirren des
dreissigjahrigen Krieges verloren gegangenen Woldeschen Stammgüter. Gutz-
kow c. p. wird von den Maltzan -Preen'schen Erben 1693 an den Kapitän
Lorenz von Blücher verkauft und von diesem allodificiert, doch sieht er sich
1702 dazu gezwungen, dasselbe Gut von Herzog Friedrich Wilhelm wieder
als Lehn zu empfangen und, wie damals herkömmlich, auf die hohe Jagd zu
verzichten. Während nun die von Maltzan Wolde, die Blücher aber Gutzkow
besitzen, gehört Röckwitz noch immer als Pertinenz zu beiden Gütern. Die
hieraus entstehenden ünzuträglichkeiten zu heben, schliessen am 18. December
1731 Klaus Berend von Maltzan auf Wolde und Adam Christoph von Blücher
auf Gutzkow einen Vertrag, in welchem sich jener nicht bloss aller Rechte
auf Röckwitz zu Gunsten des andern begiebt, sondern diesem auch seinen
ganzen Besitzantheil überlässt. Dieser Vertrag erhält im folgenden Jahre die
landesherrliche Genehmigung.') Bis zum 15. Oktober 1808 bleibt Gutzkow
mit Röckwitz in Blücher'schen Händen: an diesem Tage aber verkauft es der
Major Friedrich von Blücher seinem Schwiegersohn, dem Grafen F"riedrich
Ludwig Alexander von Moltlce. Doch die französischen Kriege sind Anlass,
dass über Moltke's Vermögen der Konkurs ausbricht, aus welchem es dessen
Gattin 18 19 erwirbt. Diese Frau versteht es, den Besitz unter den schwierigsten
Verhältnissen zu erhalten. Da aber ihr einziger Sohn vor ihr stirbt, erreicht
sie die Allodifikation der Güter und erhebt sie zugleich zu einem Familien-Fidei-
kommiss, um sie dem Sohn ihrer Tochter Amalia, welche mit Friedrich Karl
Albrecht von Maltzan vermählt ist, zu hmterlassen. Somit kommt nach ihrem
1862 erfolgten Tode Gutzkow mit Röckwitz wieder an die von Maltzan zurück
und ist noch heute in deren Besitz.-)
Wie über die in die zweite Hälfte des XIIL Jahrhunderts zu setzende
Kirche, so fehlt es auch über die an ihr wirkenden Geistlichen des Mittel-
alters an jeder Nachricht. l*>st mit dem Jahre 1579 giebt es etwas Licht.
In dem Visitaticjnsprotokoll dieses Jahres heisst es nämlich, dass das Kirch-
lehn zu Röckwitz den Draken (von Drake oder Dracke) gehört habe und von
die.sen an die Maltzahn gekommen sei. Aber Hauptkirche sei nicht die in
Röckwitz, sondern die in dem ponmierschen Dorfe Tützpatz, wovon 1570 her
I'> Joachim Helmich wirke, dem Schossow und Röckwitz als Filialen über-
wiesen .seien. Seit vier Jahren aber, also seit 1575, habe er auch die Cura
der Kirchen zu Zwiedorf und Wolde; und endlich sei noch die Kapelle zu
Gutzkow zu nennen, diese als Pertinenz der Kirche zu Röckwitz. PLtwas anders
stellt sich die Sache nach einem Notariats-Instrument von 1576, welches in einem
in die Zeit von 1626 bis 1634 fallenden Prozess produciert wird, den Joachim
') Akten im GrossJi. Arcliiv.
*) ^^'KH'-T. Kamille von HlUcher, 1(2, S. 264.
GUT UND KIRCHDORF RÖCKWITZ.
189
Kleinow auf Kastorf und Yolrath Preen auf VVolde des Patroiiats in Röckwitz
wegen mit einander führen. Nach diesem Notariats-Instrument Hegt der
Schwerpunkt in dieser Frage ganz anderswo: »Das Kirchenlehn zu Rekewitz
— so lautet es — gehöret gen Twidorfif und gehöret gen Gutzkow.« Man
sieht, dass bereits im XVI. Jahrhundert eine starke Verwirrung in die Sache
gekommen war, im Uebrigen wird es sich im Jahre 1579 thatsächhch so ver-
halten haben, wie es im Visitationsprotokoll dieses Jahres angegeben wird.
Im Jahre 1603 aber
liegen die Verhältnisse
wieder anders: in dem
Visitationsprotokoll
dieses Jahres ist von
Tützpatz keine Rede
mehr: da heisst es, das
Patronat der Kirche zu
Röckwitz gehöre halb
nach Gutzkow und halb
zu den Preeuen auf
W'olde, und als Filial
wird nur Zwiedorf ge-
nannt. Damals ist
Thomas Stindtmann
(Stintmann) Pastor zu
Röckwitz und Zwiedorf,
und zwar von 1591 an.
Er bleibt bis 1609 auf
seiner Stelle, wird dann
aber I lofprediger des
Herzogs Karl von
Mecklenburg. Sein
Nachfolger in Röckwitz
und Zwiedorf wird 16 10
Joachim Zabel (7 1626).
Mit dessen Tode be-
ginnt der schon genannte Patronatsstreit über Röckwitz zwischen Kastorf und
Wolde. Indessen werden zunächst noch zwei Pastoren genannt: Walter loschen
(1627 — 31) und Matthacus Sager von 1633 an. Dann folgen die schlimmen
Kriegsjahre, und 1648 hei.sst es im Visitationsprotokcjll, dass kein lebendiger
Mensch in Röckwitz existiere, das Dorf sei wüste, dagegen sei die gewölbte
Kirche noch in gutem Zustande, ebenso auch der Altar. Und wie in Röck-
witz, so sei auch in Zwiedorf kein Mensch angetroffen worden, Patron! seien
die Prcene auf dem Wolde. Pjnen Pastor giebt es erst wieder im Jahre 1653,
es i.st Samuel Schnitze, den auch das Protokoll von 1662 als im Amte be-
findlich aufführt (7 1692). Nach ihm finden wir PVanz Wilhelm Franck als
Kirche zu Röckwitz.
ipo
AMTSGERICIITSBEZIRK STAVENIIAGEN.
Pastor 7.U Röckwitz, Zwiedorf und Wolde (f 1728). Nach einer Vakanz von
neun Jahren tritt Christoph Lorenz Krambeer ein (f 1774); darauf Johann
Gotthilf IMiculci (7 1799). Ueber das XIX. Jahrhundert s. Walter a. a. O.
Gegenwärtig ist Baron von Maltzahn auf Gutzkow Patron der Kirche zu
Röckwitz, und Ida Gräfin von Schwerin, geb. von Werthern, auf Wolde,
Patronin der Kirchen zu Zwiedorf und W'olde. Die Kirche zu Wolde aber,
die im XIX. Jahrhundert eine Zeit lang (1827 — 1896) von Kastorf her ver-
sorgt wurde, ist jetzt als Mater vagans wieder wie in früherer Zeit mit Röck-
witz verbunden.^)
Inneres der Kirche zu Röckwitz.
Kirche. Kirche. Alte frühgothische Kirche mit plattem Chorschluss und zwei
niedrig ansetzenden Kreuzgewölben im Innern, deren birnförmig profilierte
Diagonalrippen ein Kapitellglied zur Basis haben, welches die Dienste in der
Kämpferlinie umzieht. An den Aussenmauern ist noch Lisenenbildung zu
erkennen, an dem zugesetzten Portal der Südseite aber, das spitzbogig ge-
schlo.ssen ist, tritt schon die gothische Abfasung auf. Der Thurm ist mit
einem Laternendach versehen.
(;iof;kcn. Im Thurm zwei Glocken, welche beide im Jahre 1886 unter dem
Patronat des FRITZ FREIHERRN VON MALTZAHN von dem Glockengiesser Ed.
Albrecht in Wismar gego.ssen worden sind.
') Vgl. Stuhr, M. Jahrb. LX, S. 105. Walter, a. a. f).
GUT UND KIRCHDORF ZWIEDORF. 191
Im Jahre 181 1 gab es nur eine Glocke, die 1721 vom Meister Begun
gegossen war.
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf rundem Fuss mit Kleinkunst-
einem auf die Familie MOLTKE hinweisenden Monogramm unter einer Grafen- werke,
kröne. Als Stadtstempel ^, als Meisterzeichen ein steigender Greif Patene
ohne Zeichen. — 3. Krankengeräth neu, ebenso Ciborium und Kanne. —
4. Alte Schale mit der Inschrift: HENNING KLOCKNER 1674. — 5. Neuer
flacher Taufteller, von weissem Metall.
Das Gut und Kirchdorf Zwiedorf.')
[uf Zu'iedorf sitzen in ältester Zeit die Schönfeld (Sconevelde). Aber im (icschichte
Laufe der Zeit erwirbt Kloster Reinfeld den grössten Besitz im Dorfe. des
Schon vor 1266 verleiht der Ritter Arnold von Schönfeld dem Kloster Rein- i''0'''es.
feld vier Hufen daselbst, und Herzog Barnim von Pommern giebt dem Konvent
1266 das Eigenthum an diesen Hufen.-) 1270 schenkt derselbe Herzog
weitere vierundzwanzig Hufen, und 1280 verleiht Herzog Bogislav dem Kloster
das Eigenthum an dem Dorfe.') Doch neben Kloster Reinfeld kommt auch
Kloster Ivenack zu Grundbesitz in demselben Dorfe. 1283 bestätigt Bischof
Hermann von Kammin dem Kloster Ivenack den Besitz von eineinhalb Hufen
in »Tvedorp'<, und Arnold von Schönefeld schenkt 1293 demselben Kloster
zwei Hufen dazu, dem Kloster Reinfeld aber sechs Hufen und obendrein das
Kirchenpatronat.^) Ausserdem vergiebt er sechs Hufen an das Kloster Dargun,
wofür er sich und seiner P'rau eine Leibrente ausbedingt. •^) Im Jahre 1349
aber entäussert sich das Kloster Reinfeld aller Zwiedorfer Besitzungen für
750 Mark Wendisch an Heine Gutzkow, nur das Eigenthums-, Lehn- und
Patronatsrecht sich vorbehaltend.'') Die von Gutzkow verkaufen im Jahre 141 1
Zwiedorf an die von Wüsten auf Tützen für 700 Mark.') Aber schon am Ende
des XV. Jahrhunderts ist Zwiedorf in Maltzan'schem Besitz und gehört zur
Begüterung Wolde und Schorssow. Stets als Pertinenz des erstgenannten
aufgeführt, ist es bei diesem Gute bis auf den heutigen Tag verblieben.
Ueber die kirchlichen \'erhältnisse des gleich Röckwitz und Wolde zur
Kamminer Diöcese zählenden Dorfes s. bei Röckwitz. 1648 sind Röckwitz
') 10 km östlich von Stavenhagen.
«) M. U.-R 7183.
») M. U.-H. 7186. 7203.
*) M. U.-B. 2237, 2747. 7233.
'•") M. U.-B. 7183.
«) M. U.-H. 6902.
') Akten im (Jrossh. Archiv. Li.sch, Gesch. des Geschl. Mahzan IV, S. 215 (Urk. DCCXIV).
192
AMTSGERICIITSBEZIRK STAVENIIAGEN.
und Zwiedorf wüste und menschenleer, 1703 giebt es in beiden Dörfern zu-
sammen wieder siebenundachtzig Beichtkinder.^)
Kirche. Alter spätromanischer Bau auf wohlbehaucnem Granitfundament.
Die Wölbung ist mit Rippen versehen, deren Durchschnittsprofil das des
Rundstabes ist. Der Rundstab herrscht auch in Wandung und Laibung des
Ostfensters und im Portal der W'estseite, dem ein Vorbau mit dem neuen
Westgiebel vorgeschuht ist. Alt sind auch die beiden Dreischlitzgruppen von
Fenstern auf der Südseite und der platt abschliessenden Ostseite. Aber die
Innere Kin-
richtiinj^der
Kirche.
(iIo< ken.
Kirche zu Zwiedorf.
Wände zwi.schen den Schlitzen sind mit Kalk überputzt, ebenso auch die
Blenden des 0.stgiebels, der im Uebrigcn alt i.st. Die Kapelle macht aussen
wie innen einen guten Eindruck.
Die innere Einrichtung bietet nichts Bcmerkenswerthes. Im Vorraum
zur Kirche auf der Westseite wird eine Reihe von Schnitzfiguren eines alten
gothischen Triptychons aufbewahrt. Ein altes Lesepult, der Ständer von
I-'Jch(!nholz, der y\ufsatz von Tannenholz, hat die Inschrift: C • N • ANNO 1623»
H • O • S • Ausserdem wird auch eine Menschenhand aufbewahrt, die nach
einer Mittheilung im Röckwitzer Archiv sich im Jahre 1648 auf dem Altar
der Zwiedorfcr Kirche gefunden haben soll. Vgl. M. Jahrb. III, Seite 94; IX,
Seite 485.
Im We.stgiebel der Kapelle zwei Glocken, (\\c grössere mit der Inschrift:
O rrr glOViC pp'C llCIli dmi pafc amen. Zwischen den einzelnen Wörtern
') (Jr.ilh, .M.Jahrl.. VI, .S. 137. 138.
GUT UND KIRCHDORF WOLDE.
193
^'^&
sind kleinere und grössere Rundbildchen mit figürlichen Darstellungen angebracht.
Am Schlagring ein Rundbild von 7 cm Durchmesser, das in einem Blumen-
und Blätterkranz ein von einem Pfeile durchbohrtes Herz enthält. Kein
Giesserzeichen. — Die kleinere, oben mit Schnurstreifen versehene Glocke,
hat keine Inschrift. Im
Felde die stehende
Figur eines segnenden
Bischofs, daneben ein
undeutliches Rundbild,
das wie ein Siegel-
abdruck aussieht.
Ausserdem die stehende
Gestalt des hl. Petrus,
und daneben drei in
Kleeblattform zusam-
mengelegte Münz-
abdrücke.
Die Vasa sacra be- Vasa sacra.
stehen in einer Kanne
mit Henkel und Deckel,
in zwei Bechern, die
als Kelche gebraucht
werden und in zwei
Patenen. Alle diese
Stücke sind von Silber
und stark \ergoldet.
Die Kanne hat in einer
plastischen Kartouche
das Allianzwai)j)en des
der HELENE VON FABRICE. mb. GRÄFIN VON
Kirclic zu Zuiedorf,
OSWALD VON FABRICE und
REICHENBACH -LESSONITZ, dazu das Datum 1855. Stadtzeichen Ichll, Meisler-
zeichen A • F • Wm den Bechern hat einer Wappen und Xamen des Mannes,
der andere Wappen und Xamen der Frau, und beide haben dieselben Meister-
zeichen. Die Patenen haben beide den Stempel des Goldschmieds Thiesenhusen.
Das Gut und Kirchdorf Wolde.')
^A^ils eine der festesten Burgen auf der Grenze zwischen Mecklenburg und Cieschithte
Pommern spielt Wolde im Mittelalter eine bedeutende Rolle. Sowohl <'*-''^
die Herzöge von Mecklenburg als auch die Herzöge von Pommern beanspruchen «>'' es.
die Landeshoheit über den Ort, welcher in Urkunden nicht selten als -Städtlcin«
') 12 km ö.stlich von Stavenhagen.
18
194 AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
bezeichnet wird; ninncherlei Konflikte werden dadurch hervorgerufen, welche
ihre Lösung keineswegs immer auf friedhchem Wege finden. Der umwohnende
Adel, oft mächtiger und einflussreicher als seine Fürsten, betheiligt sich lebhaft
an den Händeln, und es ist ebenso oft Gewinn- und Rauflust, welche ihm das
Schwert in die Hand drücken, als Vasallentreue. luidlich aber unterliegt die Burg
der Fürstenmacht; noch heute reden ihre Trümmer von ihrer einstigen Stärke.
In wie weit die Annahme, dass die Burg auf einer älteren wendischen
Anlage erbaut worden, der Wirklichkeit entspricht, muss dahin gestellt bleiben.^)
Durchaus sichere Spuren davon sind nicht aufgefunden worden, unzweifel-
haft aber ist ihr hohes Alter. Zuerst mag die alte Familie der Wolde auf ihr
gesessen haben. Urkundlich dagegen begegnen uns als Inhaber im Jahre 1292
die von Voss, die auch im folgenden Jahrhundert hier vorkommen.^') Damals
ist sie kein verliehenes Lehn, sondern ein fürstliches Schloss, dessen Inhaber
schlo.ssgesessene Mannen des Fürsten sind. Damit erklärt sich der häufige
Wechsel seiner Inhaber. Am 5. August 1326 versichert Henning von Winter-
feld den Herzog Albrecht von Mecklenburg seiner Dienste auf der Burg und
hält sie ihm ofifen, 1330 ist sie im Besitz der Behr, 1341 der Knappen Grube
und Otto Swanow, dann der Buggenhagen, 1381 wohnt dort wieder ein Voss. ^)
Fürstlich Pommerscher P2influss herrscht entschieden vor, daher belehnt im
Jahre 1331 am 13. März Papst Johann zu Avignon die Herzöge von Pommern
ausdrücklich mit den »in terra Stetinensi« gelegenen Burgen Osten und »Wolt«.')
Im Jahre 1428 aber erlangt der angesehene PZrblandniarschall Heinrich
Maltzan die erbliche Belehnung mit der Burg Wolde, und seine Nachkommen
sind dazu bestimmt, mit thatkräftiger Hand sowohl in die engere Geschichte
un.seres Vaterlandes wie in diejenige Deutschlands einzugreifen. Die Macht
des auf Wolde sitzenden eigenmächtigen Ritters Berend Maltzan freilich fuhrt
zu heftigen Konflikten mit den Herzögen von Mecklenburg und dem Herzog
Bogislav von Pommern, deren Folge langjährige Fehden sind. luidlich gelingt
es dem Herzog Bogislav am 29. August 1491 die Burg einzunehmen, und nun
wird sie dem Erdboden gleich gemacht.
Eine eingehende Schilderung dieser geschichtlichen P3pisode, ihrer Ent-
wickelung und ihres weiteren Verlaufes findet sich bei Lisch, Geschichte
des Geschlechts Maltzan.'') Berend wird zwar .seiner Güter beraubt, aber nach
geschlossenem Frieden im Jahre 1498 zu Gnaden angenommen und in seine
Güter wieder eingesetzt. Nach .seinem 1525 erfolgten Tode bringt sich Vollrath
Preen Namens seiner Ehefrau, welche eine Tochter Berend's ist, in den Besitz
der Woldeschen Güter. Seine Nachkommen wissen sich trotz mannigfacher
Anfechtung von Maltzan'scher Seite, theils durch Gewalt, theils durch An-
') Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 270.
*) M. U.-H. 2181. 2747. 2810. 3494. 3665. 4783. 9114. 11360. I.i.sch, Geschl. Mahzan II,
S. 4 (Urk. CLXXXIV, Anmkg.).
*) M. U.-B. 4754. 5127. 6M7. 6934.
♦) Lisch, Geschl. Maltzan II, .S. 1 (Urk. CCXIII). .M. U.-B. 5225.
*) A. a. O. IV, S. 14—19- 167 — 179. Vgl. dazu .M. Jahrb. XX, S. 7—9.
GUT UND KIRCHDORF WOLDE.
195
rufung des Reichskammergerichts darin zu erhalten. So wird Heinrich Magnus
Preen am 7. December 1569 auf Grund eines reichskammergerichtUchen
Urtheils von den Herzögen von Pommern in das Gut VVolde und seine Neben-
güter eingesetzt, und ein Attest der mecklenburgischen Lehnkammer vom
7. August 1571 bezeugt, dass Otto Preen die Woldeschen Lehne, soviel die
Herzöge von Mecklenburg davon zu verleihen haben, sämmtlich zu Lehn em-
pfangen und den Lehneid geleistet habe.')
Ln Jahre 16 13 sind Preen'sche Erben, zum Theil Namens ihrer P^he-
frauen, im ungetheilten Besitz Woldes c. p., insbesondere die von Below,
von der Luhe, von Kehr, von Kleinow und von Hahn, und die nachfolgende
Kirche zu Wol
Zeit des dreissigjährigen Krieges ist nicht geeignet, Klärung in die ungeord-
neten Verhältnisse zu bringen. Dies zu thun bleibt nach Schluss des Krieges
der Krone Schweden vorbehalten, welche kurzer Hand 1649 50 der
Familie Maltzan zu ihren Stammgütern verhilft und iMbcrt Joachim Maltzan
wieder mit Wolde, Kastorf, Röckwitz und Zwicdorf belehnt. Von da an bleibt
Wolde noch einhundertneunundzwanzig Jahre lang dem Geschlecht erhalten.
Denn nachdem es im Ganzen dreihunderteinundfünfzig Jahre lang bei ihm war,
geht es 1779 auf die Moltke über, von denen es 1840 Theodor Hclmuth
von Heyden-Linden erwirbt, um es noch im selben Jahre dem (irafcn
von Plessen auf Ivenack zu verkaufen. Dessen Rcchtsnaciifolger ist 185 1
August PViedrich Oswald von Fabrice, von dem es 1866 vorgenannter
von Heyden-Linden aufs Neue erwirbt. Doch schon 1874 verkauft er es
') Akten im Grossh. Archiv.
13«
196
AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
wieder an den Freiherrn Georg von Werthern, dessen Tochter Ida Gräfin
Schwerin noch heute die Eigenthümerin von VVolde ist. Die Hoheitsverhält-
nisse aber über W'olde sind streitig gebheben bis in die neueste Zeit und erst
1873 durch einen zwischen Mecklenburg und dem Königreich Preussen
geschlossenen Staatsvertrag in der Weise geregelt, dass beide Landesherr-
schaften ihren
Antheil daran
haben. Schloss,
Kirche und
Wirthschaftshof
sind mecklen-
burgisch , die
meisten Tage-
löhnerwohnungen
sind preussisch.
Ueber die
kirchlichen Ver-
hältnisse s. o. bei
Röckwitz.
Kirche. Kirche. Die
Kirche, ein
Ziegelbau aus den
Jahren 1859/60,
folgt in ihrer An-
lage den mittel-
alterlichen Cen-
tralbauten der
Baptisterien und
trägt in der Mitte
einen acht-
seitigen, von 24
kleinen F'enstern
erleuchteten
Obergaden.
Au-sserdem drei
grö.ssere Licht-
öffnungen im
Unterbau, eine auf der Nord-, eine andere auf der Süd- und eine dritte (in
Form eines Rundfensters) auf der Westseite. Auf der O.stseitc bildet eine
runde Apsis den Abschluss.
innere Ein- Die innere Einrichtung verräth eine .sehr gediegene Kunsttischlerei. Als
richtung der Altaraufsatz dient eine mit grösster Feinheit und Schönheit in l^ronze aus-
Kirche, geführte Kreuzesgruppe von E. Rietschel aus dem Jahre 1854 (Lauchhammcr.scher
Allarauf.iatx (Uronzc-üruppc von Kietschelj.
:iafe^v
'•4
GUT UND KIRCHDORF WOLDE.
197
Guss). Die Gruppe besteht aus dem Krucifixus und der am Kreuz knieend
niedergesunkenen Mater dolorosa. Hervorzuheben ist ferner die Schnitzerei und
Täfelung an der Kanzel, dem herrschaftlichen Gestühl, der Orgel und am
Taufständer.
Die Glocken befinden sich in dem auf preussischem Gebiet gelegenen (Hocken.
Eingangsthor zum Friedhof Sie sind daher im pommerschen Inventar von
Lemcke beschrieben.
Tauf.schale.
Kleinkunstwerke. i. 2. Kleiner silbervergoldctcr gothischer Kelch des Klcinkiinst-
XVI. Jahrluiiidcrts auf scchspassigcm Ini.ss. Inschrift: DIESEN . KELCK . HABEN» werke.
ZV . GOTTES. EHREN • IN • DIE • KIRCHE • ZVM • WOLDE • GEGEBEN • WIE»
FOLGET . JOCHIM • HAVESCH • 12 R. 16 ß. • CLAVS • KROGER 2 R. JOCHIM.
NIEMAN . 2 R. MICHEL • PAPENHAGEN • 2 R. DIE BALEMANSCH • 2 R.
JASPER • SASSE • 2 R. Keine W'crk/.cichen, ebenfalls nicht an der /.ugehorigen
Patene. — 3 — 8. Neue silbcrvergoldete Prachtgeräthe, bestehend aus einem
Kelch mit Patene, einem Ciborium auf hohem Fuss, einer W'einkanne und
einer Taufschale mit Wasserkannc, alle die.se Stücke in reicher Treibarbeit
und im klassicierenden Geschmack, wie er in Frankreich zur Zeit der Regence
im XVIII. Jahrhiuidert herrschte, ausgeführt von einem Goldschmiede P. P. R..
dessen Meisterzeichen ein Kreuz, ein Anker und ein Herz bilden (Kreuz
und Anker über Kreuz gestellt). Als Stadtzeichen ein mehr weiblich als
igS
AMTSGERICHTSBEZIKK STAVENIIAGEN.
männlich erscheinender Kopf mit F'lügehi. Geschenke des Herrn VON FABRICE
aus dem Jahre 1860. Als bildlicher Schmuck des Kelches und Ciboriums
sind besonders hervorzuheben: an der Cupa des Kelches die Halbfiguren des
Heilandes, der Maria und des Johannes, am Deckel und am Gefäss des Cibo-
riums die Marterwerkzeuge, und am Fuss des Kelches wie des Ciboriums die
Sinnbilder des Pelikans, Kreuzes und Opferlammes. — 9. 10. Zwei grosse
prächtige vergoldete Altarleuchter mit den Wappen des Stifters und der
Stifterin: OSWALD V • FABRICE und HELENE VON FABRICE, geb. GRÄFIN
VON REICHENBACH -LESSONITZ 1859.
Das Kirchdorf Kastorf/)
astorf kommt am 25. April 1280 zum ersten Mal urkundlich vor: Herzog
Barnim von Pommern schenkt dem Kloster Ivenack acht Hufen zu
> Kerstianesdorp«.-) Diese Schenkung bestätigt der Bischof Hermann von Kammin
am 31. Januar 1283 und verleiht dem Kloster zugleich das Patronatsrecht
über die dortige Kirche.'') Als Va.sall des Klosters auf diesen vier Hufen
wird damals Johann von Heidebreck mit seiner P2hefrau auf Lebenszeit ein-
gesetzt.') Siebenzig Jahre später treffen wir die Familie Voss auf Kastorf,
welche schon vom XIII. Jahrhundert her auf dem benachbarten Woldc an-
gesessen sind."') Im ersten Viertel des XV. Jahrhunderts aber erwerben die
von Maltzan auf Schorssow die Burg Wolde und mehrere umliegende Güter.
Darunter tritt später auch Kastorf auf. Sie halten es mit den übrigen Gütern
fest, bis nach dem Tode Bernd Maltzahn's dessen Schwiegersohn Vollrath Preen
theils auf Grund des Krbjungfernrechts seiner Frau, theils auf prozessualischem
Wege und theils sogar gewaltsam den Besitz erlangt.") Daher finden wir im
Jahre 161 8 Kastorf im Besitz Preen'scher Erben. Während des dreissigjährigen
Krieges aber sind die Zeiten wenig geeignet, eine Klärung der Besitzver-
hältnisse eintreten zu lassen. Indessen 1649 erhält Albrecht Joachim Maltzan
von der Krone Schweden her wiederum die Ik^lchnung mit Wolde und Kastorf,
und 168 1 erbietet sich Hans Joachim Maltzan zur Ableistung des Lehneides
hinsichtlich der zu Wolde gehörenden Pertinenzen. Man kann somit sngen,
dass die Besitzverhältnisse wieder auf ihre älteren rechtlichen Grundlagen
zurückgebracht sind. Indessen haben sich die von Maltzan des Besitzes nicht
lange erfreut. 1740 veräussern sie Kastorf antichretisch auf achtzehn Jahre an
') 12 km ostsUdö.stlicli von Slavcnhagcn. Kerstiancs(lor|), Kerstcn.stor]), Kcrstorp. M.U.-B.8143.
') M.U.H. 1533.
■) M. U.-H. 1666. V(,'l. 2754. 2961.
*) M. U.-B. 1878.
») M. U.-H. 2181. 7778. 8143. "3^'0.
") Lisch, f;eschl. Maitzalin, No. 175—855. H, .S. 4. 40. 538. 598. IH, S. 352. 459. 491.
KIRCHDORF KASTORF. 199
Karl Dettlof von Kahlden, und 1770 verpfänden sie es an den Geheimrath
Julius Friedrich von Burkersroda, welcher schon am 26. April 1775 stirbt.
Nachdem die von Maltzan auf Erfordern der Lehnkammer das Lehn aus-
geschlagen, wird es nach beendetem Proklamations- Verfahren dem Grafen
Moltke auf Wolde angeboten. Dieser erwirbt es 1782, leistet den Lehneid
und erhält die förmliche Belehnung am 8. Februar 1785. 1841 wird Ernst
Holz Rechtsnachfolger der von Moltke, welchem 1S60 Robert Ludwig Gustav
Holz im Besitz folgt. Von diesem erwirbt es 1881 Gustav Baessler. Seit 1897
aber ist Anna Hedwig Baronin von Brockdorff, geb. Baessler, Eigenthümerin
des Gutes.
Mittelalterliche Geistliche von Kastorf sind bis jetzt nicht bekannt ge-
worden. Um 1541 ist Joachim Schröder Pastor und zugleich der Küster seiner
Kirche. Er hat ausserdem in jedem der drei übrigen Dörfer seiner Parochie,
Galenbeck, Rosenow und Knorrendorf, eine Filialkapelle zu bedienen. Ihm
folgt Dionysius Sangel, der 1577 die Konkordienformel unterschreibt. Gegen
Ende des Jahrhunderts, genauer seit 1592, ist Friedrich VVieneke Pastor in
Kastorf und in den genannten drei Filialkirchdörfern. Vorher ist er achtzehn
Jahre lang Pastor in Basepohl gewesen. Als F'ridericus Vinicaeus unterschreibt
er dort die Konkordienformel. Nach Wieneke's Tode wird 161 4 Balthasar
Breitsprecher (Breitspreker) berufen, aber bald erheben sich Klagen wider ihn,
und schon 1623 wird er anstössigen Lebenswandels halber seines Amtes ent-
setzt. 1624 folgt Joachim Friedrich. Friedrich ist über 1629 hinaus im Dienst.
Ihn wird der dreissigjährige Krieg ebenso fortgefegt haben wie seine Gemeinde.')
Denn als 1645 F'riedrich Greving von der Herzogin Eleonora Maria, die das
Amt Ivenack als Witthumsamt besitzt, berufen wird, da hat bereits Jahre
lang der Pastor von Ivenack ausgeholfen. 1649 heisst es von der Kirche zu
Galenbeck, sie sei abgebrannt und von der in Knorrendorf, sie habe kein
ordentliches Dach mehr. Dieser Zustand ist auch noch 1662 derselbe. Nach
Greving's Tode wird 1667 Hermann Müller durch Herzog Gustav Adolf
berufen. Müller erhält 1703 einen Substituten in Andreas Koppe, der nachher
Pastor wird, 1709 den Ivenacker Patronatswechsel erlebt und 17 13 aus dem
Leben scheidet. Unter Koppelow'schem Patronat tritt 1714 Andreas Barkow
die Pfarre zu Kastorf an. Ihm folgt 1724 Jakob Gerhard, der ebenfalls einen
Patronatswechsel erlebt. Denn durch Vertrag zwischen Helmold von Plessen
auf Ivenack mit Hans Bernd von Maltzan zum Wolde am 4. Juni 1730 geht
das Patronat über Kastorf auf den letztgenannten über. Es folgen nun weiter:
1736 Josias Andreas Jäger, bis dahin Pastor zu Ankershagen, und 1774 Johann
Christian Sänger als Pa.stor zu Kastorf und Briggow. Sänger wird 1827
emeritiert und .stirbt den 2. Mai 1831 als dreiundachtzigjähriger Greis. Siehe
Walter a. a. O.
Kirche. Die Kirche, ein Ziegelbau im klassicierenden Stil von 17S8, Kirche,
bildet ein längliches Viereck, in dessen Westseite ein Thurm eingebaut ist. Sehr
') Groth, M. Jahrb. VI, S. 139. 140.
200 AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
verwandt der Borgfelder Kirche. Im Innern eine flache Decke und eine der
Zeit des Baues entsprechende Einrichtung.
Kanzel und Kanzel und Altar sind zu einem Körper verbunden.
Altar,
(ilocken. I"i Thurm zwei Glocken. Die grössere, mit einem Durchmesser von
90 cm, ist 1788 zur Zeit des Reichsgrafcn VON MOLTKE und des Pastors
SÄNGER von J. C. Meyer in Neustrelitz gegossen worden. Die zweite, mit
einem Durchmesser von 70 cm, ist 1721 von Michael Begun gegossen worden.
Sie hat als Schmuck das Allianzwappen des Geheimen Raths ERNST CHRI-
STOFFER VON KOPPELOW und .seiner Gemahlin MARGARETHA JULIANA, geb.
VON FRANKE. Dazu der Name des Pastors ANDREAS BARCKOW.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i . 2. Silbervergoldeter Kelch auf achtpassigem Fuss.
werke. ^\,^ (;]er Kupa ein Allianzwappen. Das eine zeigt im Schilde und in der Helm-
zier einen steigenden Löwen. Das andere zeigt im Schilde zwei gekreuzte
Anker und darüber einen sechsstrahligen Stern, in der Helmzier aber ein
Hirschgeweih, dazu die Initialen M • S • M • und den Namen MAGDALENA
DEMONTRONDT. Kein Werkzeichen, auch nicht an der Patene. — 3 — 6. Kelch,
Kanne, Ciborium, Oblatenteller von Silber, neu. An Kelch und Kanne als
Stadtzeichen eine dreithürmige Burg und als IMeisterzeichen B & G. Ciborium
und Teller von Prüfer- Berlin. Der Teller ist ein Geschenk von HENNING
BARON BROCKDORFF 1891.
)oi fch
Das Filial- Kirchdorf Rosenow.')
C.eschicliie P§ll|osenow erscheint urkundlich zum ersten Mal im Jahre 1283, als Bischof
^^^ Hermann von Kamniin dem Khxster Ivenack alle Zehnten und Be-
sitzungen bestätigt.-) Dabei werden nämlich auch Zehnten in Ivosenow genannt,
welches im Uebrigen fürstliches l'jgenthum ist. Am 29. August 1292 ver-
leiht Nikolaus von Wcrle das Dorf mit allen Gerechtsamen, namentlich auch
dem höchsten und niederen Gericht, dem Heinrich Voss auf Wolde aus Er-
kenntlichkeit für gelei.stete Krieg.shiilfc, und hundert Jahre s])äter berufen sich
die Vcss auf diese Verleihungsurkunde, als es darauf ankonuiit, ihr Recht auf
Rcsenow nachzuweisen."'') Später wird das Dorf ein Stalbom'sches Lehn, und
als dieses Geschlecht zu Anfang des XVI. Jahrhunderts mit dem Tode des
Vicke Stalbom erli.scht imd das Lehn heimfällt, wird es von den Herzögen
Heinrich und Albrecht am ii. November 1527 nebst dem Gute Ballin ihren
') 12 km sudöstlich von Stavenhafjen. >Ort des Ko7.cna< (vom altslavischcn Stamm ruza,
poln. roza = kose). Kühnel, M. Jahrl). XI.VI, S. 122. Also soviel wie * Kosenliafjen«.
») M. L'.-H. 1666.
») M. r. B. 2 181. II 360.
FILTAL- KIKClIDüKF KÜSEXOW.
20 1
beiden Kanzlern, Caspar von Schöneich und Dr. W'olfgang Ketwig, und zwar
jedem zur Hälfte, verhehen. Wolfgang Ketvvig's Erben verkaufen ihren An-
theil am 11. November 1563 ihrem Schwager Joachim von Arenstorfif, aber
1589 finden wir
die von Arenstorfif
schon im un-
getheilten Besitze
des Gutes.
Diese verkaufen
es 1696 an Jürgen
Christoph von
Barner. Dessen
Rechtsnachfolger
wird 1702 Ernst
von Blücher.
Seine Nach-
kommen haben
es heute. Dabei
ist ein Theil des
Ortes Domanial-
PCigenthum ge-
blieben ; wahr-
scheinlich sind
das die Hufen,
welche früher dem
Kloster I\enack
zustanden und mit
dessen Saculari-
sierung in die
landesherrliche
X'erwaltung über-
gingen.
Ueber die
kirchlichen Ver-
haltnisse s. bei
Kastorf. Rose-
now war von
jeher I'ilial-Kirch-
dorf von Kastorf. Die ehemaligen Eilialcn Galenbeck und Knorrendorf werden
seit 1662 nicht mehr als solche genannt.
Kirche. Die Kirche ist ein ncugothischer Ziegelbau von 1S49 51 in Kinhe.
der Grundform eines länglichen X'ierccks mit vorgebautem Tluirm. Im Innern
eine flache Decke. Altar und Kanzel bieten nichts Bemerkenswcrthes.
ACCeiti-^of ^n
Mittel-tiick eines gothischen Trijitychon.s.
202 AM TSCiKKICHTSHKZIKK STAVENHAGEN.
Triptychon. Hinter dem Altar das Mittclstiick eines geschnitzten gothischen Tripty-
chons, welches die Darstellung der hl. Maria mit dem Kinde in einer Strahlen-
mandorla enthält. Unten rechts ein Ritter, welcher kniet, unten links ein
thronender König oder Kaiser, hinter dem ein Herzog oder Kurfürst steht.
Oben rechts das zu den marianischen Typen gehörende Sinnbild des Ezechiel
vor der verschlossenen Pforte, links das andere des Moses vor Gott Vater im
brennenden Busch.*) Als weitere Nebenfiguren in Nischen die hl. Barbara, die
hl. Katharina, der hl. Georg, und ein nicht zu benennender Bischof. Auf dem
Schrein noch ein paar Schnitzwerke von anderswoher: ein Krucifixus und zwei
sitzende Heilige.
Wappen. In der Südwand drei eingelassene Zinkwappen, das des F • W • V.
BLÜCHER und die seiner beiden Gemahlinnen L • (?) C • (?) V • WARDENBURG
und F . V . WOLFRADT . Aus.serdem noch drei unbenannte BLÜCHER'sche
Wappen.
(ilocken. Im Thurm zwei Glocken. Die grösste ist 1841 unter dem Patronat
des FRIEDR • WILH • V • BLÜCHER zur Zeit des Pastors ERNST NAHM MACH ER
von C. Illies in Waren gegossen worden. Ebenso die zweite im Jahre 1862
unter dem Patronat des CARL WILHELM LEOPOLD V • BLÜCHER und zur Zeit
des Pa.stors F • WALTER .
Das Inventar von 181 1 enthält keine Nachrichten über die Inschriften
der Vorgängerinnen. Aber eine Mittheilung von Lisch im M. Jahrb. XXVII,
S. 234, besagt, dass eine im Jahre 1861 zum Uinguss bestimmte Glocke
die Inschrift hatle :
(Giesserzeichen) 15 . . + IjilU!^ Hh ^UofC^flllt ^ bC (Giesserzeichen)
Ijcft >¥ ircffC + ölOCgC + gatlMt (Giesserzeichen).
Die Zehner-Zahl in der Jahreszahl war undeutlich. Lisch ergänzt sie mit 41.
Der Giesser Stofesant kommt sonst bei uns nicht vor. Leider ist das Giesser-
zeichen nicht angegeben.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf achtpassigem Fuss
werke. „ijt dem Wappen des Stifters OTTO VON ARENSTORFF und mit dem Datum
1662. W'erkzeichen undeutlich. Auf der jüngeren Patenc als Stempel ein drei-
tlnirmiges Stadtthor mit einem undeutlichen Jahresbuchstaben und dem Meister-
.stempel B & G 34. Kanne und Ciborium, gestiftet 1874 von dem Patron
der Kirche C • V • BLÜCHER. — 5. Messing-Schale mit Blumen, Blättern und
I'"ruchten auf dem Rande. — 6. Neue Taufschale, von Prüfer- Berlin. —
7. <S. Zwei versilberte zinnerne Leuchter, der eine 1679 gestiftet von HANS
KLAEFSADT, der andere 1683 von MICHEL HINTZE. Beide von Ro.stocker
Zinngiessein gcgo.ssen, der erstgenannte von Andreas Wösthoff, der andere von
Olrik Schlüter-) — 9 — 12. Noch vier zinnerne Leuchter.
') Das »Ma.schelrygen< - Werk der Hasis fehlt, daher ist da.s ISildwerk nacli unten gesunken.
') Andreas Wösi oder Wilsthoff trnt 1673 ins Amt der /iini{,'iesser ein, Olrik (Ulrich)
Schlüter schon 1671.
GUT UND KIRCHDORF KITTENDORF.
203
B'
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Kittendorf.')
if Kittendorf, wo 1338 ein Knappe Snerinc genannt wird, und dessen Bede Geschichte
1349 an den Ritter Heinrich Dargatz verpfändet wird, wohnt im Jahre ^^^
1381 Hartwig Breide, dessen Geschlecht es bis zu seinem im Jahre 1500
erfolgenden
Aussterben
innehat. ^)
Zwar scheint
das Kloster
Ivenack in-
zwischen seine
Augen auf den
werth vollen
Besitz ge-
richtet zu
haben, denn es
lä.sst sich 141 1
durch Fürst
Christoph von
Wenden be-
zeugen, dass
er seiner Vor-
fahren und
einiger Herren
zu Stettin
Briefe gesellen,
iiber Dörfer
und Güter,
welche sie dem
Kloster Ive-
nack ge-
schenkt, unter
denen auch
Kittendorf mit
Kirche zu Kittendorf. ,, , , ,. ,
allen 1 lerrlich-
keiten und Pachten sich befinde.') Allein das Kloster kommt über einigen
') 9 km südlich von .Stavenh.igen.
*) M. U.-H. 5890. 6934. II3S3. Ucher die von Hrcidc vgl. Lisch, M. J.ihrh. XX.XIX,
S. 205 — 208. .S. o. Grabstein in der Kirche zu Malchin.
') S. Akten im Grossh. Archiv.
204
AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
Pfandbesitz im Gute, den es
von den Breide's erwirbt,
nicht hinaus, und als das
Lehn durch Aussterben der
Breide an die Landesherren
zurückfällt, wird es ohne
Weiteres am 5. August 1500
an Berend Maltzan auf Wolde
(seit 1501 auch auf Penzlin)
wiederverliehen ') Nun macht
zwar N'oUrath Preen, weicher
1454 in den Pfandbesitz
Kittendorfs gekommen ist,
Ansprüche, indessen beendet
ein X'^ergleich den Prozess
im Jahre 151 i. und Maltzan
fmdet den Gegner mit 1500
Gulden rheinisch ab.-) Auch
das X'erfahren gegen Berend,
worin dieser wegen Gewalt
und Auflehnung gegen seinen
Lehnsherrn seiner Güter be-
raubt werden soll, endet i 5 16
mit einem Vergleich, und
Kittendorf verbleibt seinem
Besitzer und somit dem Gc-
schlechte der von Maltzan
bis zum 1648 erfolgenden
Tode Franz Joachim's, worauf
das Gut an dessen hinter-
lassene Wittwe Anna Maria
von Blücher, wiederverhei-
rathete von .Sanitz, gelangt.'')
Zwar melden sich
Maltzansche I .ehnsvettern
und bcan.spruchen das Gut,
erhalten auch einen Mutli-
schein am 23. Juli 1653,
ch, Geschl. Maltzahn
IV, S. 322.
*) Akten im OroMh. Archiv.
") Vgl. WigKcr. Cc.chichtc d.
»liJclicr U, 2. «^ - ijgch,
'.c^chichtc d. M S. ^56.
l'ortale der Kirche.
GUT UND KIRCHDORF KITTEXDORF.
205
doch beenden Vergleichsverhandlungen auch hier den Prozess, und Kitten-
dorf verbleibt der genannten Wittwe. Nach ihrem im Jahre 1679 erfolgten
Tode übernimmt der Sohn das Gut. In der That mochte sein Besitz in An-
betracht des Zustandes, in welchem es aus dem dreissigjährigen Kriege, »den
Baner'schen Zeiten«, hervorgegangen, wenig Verlockendes haben und den
von Maltzan den Verzicht erleichtern. Ist doch im Jahre 1648 von sechzehn
Bauern und sechzehn Kossäten nur ein Bauer vorhanden, sonst aber alles
niedergebrannt oder verwüstet.') 17 18 macht Kittendorf die böse Zeit der
Beschlagnahme durch die
Kommissarien Karl Leo-
pold's durch. Durch I'>b-
vertrag vom 16. April
175 1 seitens des damaligen
Besitzers von Blücher
kommt es an dessen
Schwiegersohn, den Kam-
merjunker Georg Ludwig
von Oertzen aus dem
Hause Lübbersdorf Seit-
dem befindet sich das
schöne Gut in Oertzen-
schen Händen.
Wenngleich die zwei-
fellos dem XIII. Jahr-
hundert angehörende alte
Kirche des Dorfes in den
wenigen Urkunden des
Mittelalters über Kitten-
dorf nicht genannt wird
und die Namen mittelalter-
licher Geistlicher bis jetzt
nicht auf uns gekommen
sind, so ist es doch höchst
wahrscheinlich, dass Kittendorf schon im Mittelalter als eins der Hauptdörfer
in Circipanien angesehen wurde, und dass die in der alten Vogtei Stavenhagen
von frühester Zeit her reich begüterten Herren von Voss die Patrone der
Kirche waren. Sie geben dies Patronat selbst dann nicht auf, als nach denen
von Breide die von Maltzan als Lehnsträger eingesetzt werden. Die von Voss
müssen daher schon vor denen von Breide zur Kirche und zum Dorfe in Be-
ziehungen gestanden haben, von denen wir nichts wissen. Als Inhaber des
Kirchlehns werden sie 1541 zum ersten Mal genannt. Damals ist Nikolaus
Meyer Pastor in Kittendorf und in dem benachbarten Ivenacker Klosterdorf
\ma\.
') Groth, M. Jalirb. VI, S. 138. Wiftier, (iesch. der HlUcher II, 2, S. 68 ff.
206
AMTSGERICIITSHEZIRK STAVENIIAGEN.
Suiten, dessen Kirche zu der Kittendorfer Kirche von Alters her in einem
F"ilial-Verhältniss steht. Zwanzig^ Jahre später finden wir den Henricus Holste
als Nachfolger Meyer"s an beiden Kirchen. Er wird 1593 emeritiert.') Ihm
folgt Martin Taumann, der 1626 stirbt; diesem 1627 David Thuring, den die
von \'oss auf Luplow, P'lotow und Rumpshagcn berufen haben, und welchen
Franz Joachim von Maltzan auf Kittendorf und l'enzlin vergebens zu entfernen
sucht. 1635 ist abermals Vakanz in Folge Todesfalles. Aber nun kommen
die verheerenden Krieg.sjahre 1637 und 1638, in denen alles Leben auf dem
I^nde erstirbt und selbst die Gottesdienste eingestellt werden müssen. Erst
Inneres der Kirche zu Kiltendorf.
im Jahre 1650 giebt es wieder einen Pa.stor in Kittendorf und Suiten: es ist
J'jhann Poland, der in diesem Jahre berufen wird und länger als vierzig Jahre
im Dien.ste bleibt. Er erhält 1697 einen Sub.stituten an Joh. PViedr. Hartmann,
für dcs.scn Berufung auch die Herzogin -Wittwe Magdalena Sibylla als Inhaberin
des Amtes Stavenhagen und Patronin zu Suiten eintritt. Ilartmann wird
schon 1698 Pastor und .stirbt 1734. I^s folgen: 1737 C. Fromm, 1762 C. H.
Hahn (Anfangs als Substitut, 7 1793), 1794 Heinrich Gu.stav P"lörke und (nach
dessen Versetzung im Jahre 1796) Karl Friedrich Spiegclberg (1798 — 1807).
S. Walter a a. O.
) Zn Ilolstc's Zeit wird SUltcn zur Kirche in Stavenhagen gelegt, zu I aumann'.s Zeit aber
bereit« wieder mit Kittendorf vcrliunden.
f
Altar der Kirche zu Kittendorf.
GUT UND KIRCHDORF KITTENDORF.
207
Kirche. Die Kirche, ein schwerer Feldsteinbau, gehört der Zeit des
Uebergangs vom romanischen zum gothischen Stil im Anfange des XIII. Jahr-
hunderts an. Der platt abschliessende Chor ist mit einem Kreuzgewölbe über-
spannt. Das Durchschnittsprofil der Rippen dieses Gewölbes ist nicht birn-
förmig, aber doch abgeschrägt und mit einem Steg versehen. Der Triumph-
bogen hat die Form eines gedrückten Spitzbogens. Das breitere Langschiff
hat einen runden Pfeiler in der Mitte, der mit plumpen > jungen« Diensten
als Stütze für die vier Kreuzgewölbe dient, welche den Raum des Schiffes
überspannen. Die Dienste am Pfeiler theilen sich in vier breitere Gurtdien.ste
und vier schmälere Rippendienste, letztere von gleichem Durchschnitts -Profil
wie im Chor. Zu beachten sind die beiden frühgothischen Portale im Schiff
(auf der Nordseite eins, auf der Südseite das andere), beide in einem vor-
geschobenen abgetreppten Mauerkern. Auch die »Priesterpforte« auf der Süd-
seite des Chors ist nicht zu übersehen, besonders nicht die Basis der Wandune
Kirche.
Emi)or
und die Kapitellbildung in der Kämpferlinie unter der Bogen -Laibung. Als
ursprünglich ist auch das »Dreieinigkeitsfenster« in der Ostwand des Chors
sowie das kleine Schlitzfenster auf der Südseite des Langhau.ses zu be-
zeichnen. Im Westen eine von der Kirche in den Thurm hineinführende Rund-
bogenpforte. Der Thurm selbst, ein schwerer hoher Bau, ist jünger als die
Kirche.
Der Altaraufsatz ist ein unverhältnissmä.ssig hoher phantastischer Bau .Mt.-ir-
in zügellos zu einander gesetzten und grösstentheils schlecht verstandenen aufsatz.
Formen der Renais.sance: eine Maltzan'sche Stiftung vom Jahre 1603. Die
Abbildung überhebt uns einer eingehenderen Beschreibung, da die Bilcl-
schnitzereien leicht verständlich sind. Nur von der obersten mag gesagt
werden, dass sie Gott Vater und Gott Sohn neben einander thronend darstellt,
und dass in den Sonnenstrahlen des Hintergrundes auch die Taube als Sinn
bild des hl. Geistes sichtbar wird.
Das ganze Werk sieht aus, als wenn es dein Bristower Altaraufsatz
nahe kommen soll, der kurz vorher entstanden war und alle Welt von sich
208
AMTSGERUIITSUKZIRK STAVKNIIAGKN.
reden machte. Indessen weit siefehlt. Der Kittendorfer Aufsatz verhält sich
zu dem Bristower wie die Nacht zum Tage.
Ein anderer Altaraufsatz, ebenfalls eine Schnitzarbeit im Geschmack
der Renaissance, hiin^t (>l)erhalb des inneren Rund])ortals im Tlnirm.
Kanzel. Die Kanzel, i^leichfali.s ein Werk der Renai.ssance, und zwar vom
Jahre 1 596, hat in ihren Füllungen die Gestalten des Heilandes und der vier
Kvangelisten. Zu beachten ist der niederdeutsche Spruch: IM • ANFANG • WAS»
DAT . WORT . VND • DAT • WORDT . WAS • Bl • GADE . VND • GODT • WAS«
DAT . WORT . DAT • SULUE • WAS • VAN • ANFANG • BIE • GADE.
H.n)|utre. ;\n der Empore der Gutsherrschaft, deren Brüstung" gleichfalls ein be-
achtenswerthes Schnitz werk ist, sieht man neun Figuren, welche Tugenden
darstellen, ausserdem aber auch acht Doppelwappen aus der Zeit der
von Maltzan, Blücher und Oertzcn.
(llas- Im Fenster auf der Südseite des Chors als Glasmalereien mehrere
inalcreien. bürgerliche \Vapj)en, in den h'enstern des Langhauses noch eine Reihe anderer
Malereien.
(flocken.
\'on den drei Glocken im Thurm ist die grösste gesprungen und an-
gebohrt, wird aber noch gebraucht. Sie hat unten am Rande die ringsum
laufende Inschrift: \]C\V ' CtOÖ • bL*|^ • lH • ftlj(ij)!jinnC • tat • ili • IMICU • ijljliblMl •
CnbCö • (iJlljcUliiniC ®.'j - Die zweite Glocke ist die älteste Glocke des
lindes und wohl erhalten,
lautet: 5 liUlH) O DPI ]
Die untere lautet: $ : Sl
V ; H : u ; I : (i; V ^ ; F
Sie hat zwei umlaufende Umschriften. Die obere
SU ^7 (la ^ Ijxxx ; vin ^ hvsä ^ svro .
0 ; K ; B ; X ; ^ : g ; ij : o ; u : i ; ü ^ ;
7^:0:0:. — Die dritte Glocke hat die Um-
Kleinkunst-
wcrke.
.Schrift: + 0 rrr \jiav\c O üriftc O licni 0 qum pacc ©.
Kleinkunstwerke, i. 2. Kleiner silberner Kelch auf sechspassigem F"uss
mit dem eingravierten Parkentin'schen Wappen und den Buchstaben M»
E • V • P. Von dem Rostocker Goldschmied Jürgen Müller. Patene mit den-
selben Werkzeichen. — 3. 4. Gro.sser silbervergoldeter Kelch auf sechspassigem
Fus.s, ohne Inschrift, aus dem XVIII. Jahrhundert. Auf dem Fu.ss nachstehende
Stempel ^ H/. Patene ohne Werkzeichen. ~ 5. 6. Neusilberner Kranken-
kelch mit Patene. — ■ 7. Silbernes Krankengeräth, ohne Inschrift und Stempel. —
H. Fänglichrunde silberne Oblaten.schachtcl. Auf dem Deckel eingraviert das
Parkentin'sche (Barkcntin) Wappen mit der Jahreszahl 1692 und den Initialen
M • E • V . B. 9. Kreisrunde silberne Oblaten.schachtel mit dem Sanitz-
Hlucher'.schen Allianzwapjien und den Initialen B • S« und A • M • B.^) Auf
der Unterseite der Stralsundcr Stadtstempcl un(\ der Mcistcr.stempel F. B. —
10. Zinnernes Taufbecken, gestiftet von JOACHIM WITT 1696.
/ ^"'■^'' >■■ einmal uingego.ssen werden, so würde es sicli cm])fcl)Ion, von der liisclirifl
vorher einen (-yp^abdruck zu nehmen. M.Jalirh. XL, S. 192.
•) Dan Sanitz'schc \Va]<iJcn zeigt im Kelde drei VVeinstöcke und als Ilelnizier drei l'fauen-
federn. lue Initialen bedeuten Hörend Sanitz und Anna Marie Wuchers (.s. o.).
GUT UND KIRCHDORF KITTENDORF.
209
Schloss Kittendorf. Der Erbauer des Schlosses, dessen Park -Anlage Schloss zu
zu den schönsten dieser Art in Mecklenburg gehört, ist der Kammerherr Hans Kittendorf.
Friedrich von Oertzen, der im Jahre 1855 mit dem Gute Kittendorf und seinen
Nebengütern Mittelhof und Oevelgünne ein Familien -Fideikommiss errichtete.
Der Bau selbst folgt in seiner malerischen Zertheilung den gothisierenden
Tendenzen des englischen Tudorstiles, wie er in jener Zeit in Mecklenburg
beliebt war.^)
') Lisch und Wedemeyer, Album mecklenburgischer Schlösser und Landgüter: Text und
Abbildung in den Heften 8 — 12.
^.^„M.. i.^JM.t . .
Schloss zu Kittendorf.
11
210
AMTSCERICHTSHEZIRK STA VENHAGEN.
Das Filial-Kirchdorf Suiten.')
C.eschichte
des
Dorfes.
|er Xame des Domanialkirchdorfes Suiten lässt erkennen, dass hier früher
Salz gesucht und gefunden sein muss. Und in der That werden noch
heute die Stellen gezeigt, wo die Salzquellen gewesen sein sollen. Auch
spricht jene Urkunde vom 29 Mai 1282, in welcher Herzog Bogislav
von Pommern die Stadt Stavenhagen und deren liegende Gründe bestätigt,
von Salinen und Eisengruben.-) Sonst aber ist geschichtlich nichts weiter
nachzuweisen. Das holsteinische Kloster Reinfeld, welches Suiten um jene
Zeit erwarb, hätte gewiss nicht ermangelt, das Salzlager auszubeuten, wenn
der Nutzen entsprechend gewesen wäre. Zur Zeit der ersten urkundlichen
Erwähnung sitzt die Familie Voss in Suiten. Auf deren Veranlassung verleiht
Herzog Barnim von Pommern dem Kloster Reinfeld am 28. Mai 1264 das
Eigenthum an zehn Hufen im Dorfe, und wenige Jahre später verkaufen
die Ritter Johann und Friedrich Voss zu Stavenhagen auf ihren Todesfall
dem Kloster weitere sechsunddreissig Hufen in Suiten mit allen Rechten und
Zehnten, und endlich überträgt noch in demselben Jahre der Herzog Barnim
von Pommern dem Kloster das volle Eigenthum dessen, was es an Gütern im
Üorfe innehat, sowie das, welches die Voss mit dem höchsten und niedersten
Gericht zu diesem Zweck vor ihm aufgelassen haben. ^) 1271 wiederholen die
Vo.ss den gleichen Handel mit anderen achtzehn Hufen, denen Bischof
Hermann von Kammin 1274 den halben Zehnten von vierundvierzig Hufen
hinzufügt.') lüidlich erwirbt das Klo.ster den ungetheilten Besitz des ganzen
Dorfes und weiss ihn zu schützen.'') In diesem Eifer scheut es sich nicht,
das Klo.ster Dargun sogar mit dem Interdikt belegen zu lassen. Das kam so:
Der Ritter Nikolaus Hahn, der in Suiten Räubereien begangen hatte, war ge-
storben und in der Klosterkirche von Dargun beigesetzt worden. Kloster Rein-
fcld aber hatte den Plünderer mit Interdikt und Bann strafen lassen und ver-
langte nun die FZntfcrniuig des Gebannten aus geweihter T'rde. Dargun aber,
welches die v(jn 1 Jahn stets als seine Gönner verehrt hatte, versagt das Be-
gehren Da erfolgt der Bannfluch von einem Kloster über das andere, und
es bedarf erst der Ab.scndung eines päp.stlichcn Specialdeputierten aus Avignon
im Jahre 1374, um die Sache aus der Welt zu schaffen, die übrigens in
*) 7 km .südlich von Stavenhagen. Der Name verräth die niederdeutsclie Gründung.
•) M. U.B. 1630.
•) M. U.-B. IO13. iioo. IIOI (Suiten in terra Tucen, vgl. Lisch, .M. Jahrb. XXV, S. 276).
«) M r.-l; ICH.
•) M. L . ,
FILIAL- KIRCHDORF SÜLTEN. — GUT UND KIRCHDORF VARCHENTIN. 211
ungünstigem Sinne für Reinfeld endet. ^) Bis zur Säkularisierung bleibt Suiten
klösterlicher Besitz, um dann, wie die übrigen mecklenburgischen Güter dieses
Klosters in früher bereits geschilderter Weise, für immer in landesherrliche
Verwaltung überzugehen.-)
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Kittendorf.
Kirche. Die Kirche zu Suiten ist ein gothischer Neubau von 1870/73. Kirche.
Neu ist auch die innere Einrichtung.
Im Thurm zwei Glocken. Die grössere (Dm. 0,95 m) stammt vom Glocken.
Jahre 1494, von der Inschrift war ausser der Jahreszahl nur zu lesen
O rcctor ccli o et «ilpljii iias aöiiiUa Unter dem
Schluss das Abbild einer Monstranz, seitwärts vom Mantel das
nebenstehende Giesserzeichen. Die sehr kleine zweite Glocke ist
ohne Inschrift und Zeichen.
mmt vom
Kleinkunstwerke, i — 3. Kelch, Patene und Oblatendose, alle drei von Kleinkunst-
dem Malchiner Goldschmied F. W., aber ohne jede weitere Inschrift. In den werke.
Formen des XVIII. Jahrhunderts. — 4 — 6. Kanne mit Untersatz, Kelch und
Teller, alle neu, mit fünf englischen Goldschmiedsstempeln. Geschenke des
1806 zu Hof Suiten geborenen und in England zu grossem Vermögen und
Ansehen gelangten A • W • F • BÖLCKOW. — 7. Zinnernes Becken, gestiftet
1700 von HANS JAKOB FRESE und MARIE ELISABETH FRESE. Dieselben
Stempel wie an den Leuchtern in Tarnow.
Das Gut und Kirchdorf Varchentin.')
gralie erste urkundliche Nachricht über Varchentin stanmit aus dem Jahre 1333. Geschichte
Freilich erfahren wir nichts weiter, als dass es damals eine Parochie des
ist, zu welcher das Dorf Kraase gehört.^) Der Bürgermeister Nikolaus
von dem Berge, der um die Mitte des XIV. Jahrhunderts das Gemeinwesen
der Stadt Waren regiert, ist der erste, der uns mit Besitz und Rechten in
Varchentin entgegentritt, zu denen er im Jahre 13 50 gelangt. •'") Derselbe
Bürgermeister vermacht in seinem am 11. August 1360 zu Waren errichteten
Dorfes.
•) M. U.-B. 10666.
*) M. Kunst- und Gesch. -Denkm. II, .S. 683.
^) 14 km südlich von Stavenhagen. »Ort des Vargeta« (vragü = Feind, Teufel): Kilhnel,
M. J.-ihrb. .\I.VI, .S 149.
*) M. U.-H. 5433-
") M. U.-B. 7033-
212 AMTSGERICIITSHKZ1RK STAVENHAGEN.
Testament um seiner und der Seinigen Seligkeit willen der Marienkirche seiner
Stadt drei Hufen und sechs Käthen zu A'erghent) n«, dem Pfarrer in Varchentin
selbst aber den dritten Theil »des standen lütken Waters«, welches mitten im
Dorfe gelegen ist.') Diese Stiftung wird am 21. December desselben Jahres
vom Domherrn Gerhard Koch, Vikar des Bischofs Albrecht in Schwerin,
bestätigt.-) Varchentin gehört somit nicht mehr zum Lande Circipanien und
zur Kamminer Diöcese, wie noch Kittendorf und Suiten. Ausser dem von
dem Herge finden wir dort den Wedege Brüsewitz, welcher 1378 neun Hufen
nebst dem grossen See an Tönnies Scherve und dessen beide Söhne verkauft,
die im Jahre 1406 fünfzehn Hufen, ein und ein halbes Viertel am See und
das höchste Gericht zur Hälfte an Klaus von Heydebreck überlassen.^) Von
1445 an aber gelangen allmählich die Kruse (Krause) und Rostke neben den
Herzögen in den Besitz verschiedener Antheile, sodass thatsächlich von einer
auffallenden Zerstückelung des Gutes und Dorfes gesprochen werden kann.
Unter den Theilbesitzern mag besonders des Herzogs Johann Albrecht be-
kannter Land- und Hofrath Joachim Kruse genannt werden, welcher um
die Mitte des .sechzehnten Jahrhunderts Antheil- Inhaber von Varchentin ist.
S. o. bei Malchin S. 91.
Den Kruse'.schen Antheil erwirbt im Jahre 167 1 der, Lehnrath Dr.
Ferber, einstweilen antichretisch auf fünfundzwanzig Jahre, den fürstlichen An-
theil aber hat der Lehnsherr inzwischen tauschweise an Kamptz von Blumenow
überwiesen, von welchem er an Winterfeld von Varchow übergeht. Laut
Protokoll der Lehnkammer vom 17. März 1691 haben damals die Ferber, fünf
Rostke und ein Winterfeld das Dorf und Gut Varchentin im Besitz. Doch
im Jahre 1693 ist der Geheimrath Johann Levin Ferber Inhaber des ganzen
Gutes, das auf seine Bitte von Herzog Gustav Adolf allodificiert wird. Er wird
in dem am 20. September 1693 ausgestellten Allodialbrief ausdrücklich als
alleiniger Besitzer des ganzen Gutes c. p. anerkannt.') Indessen ver-
anla.sst Herzog I^Viedrich Wilhelm den Geheimrath, auf die Allodialität
zu verzichten, und ertheilt ihm unter dem 17. December 1701 einen Lehn-
brief, in welchem die Erbfolge dahin festgesetzt wird, dass, wenn Gustav
Ferber oder dessen Descendenten männlichen Geschlechts ohne Hinterlassung
männlicher Leibeserben versterben sollten, seine und deren Descendenten weib-
lichen Geschlechts succedieren sollen. So wird Varchentin zu einem Kunkel-
Ichn. Nach Gustav's Tode folgt .sein Sohn, der Hofmeister Joh. Friedrich
von Ferber, und als dieser 1752 ohne Leibe.serben stirbt, übernimmt .seine
Schwester, verwiltwete von Klinggräfif, das Gut. Nachdem in einem Prokla-
mationsverfahren sich ausser den Kruse's Niemand gemeldet, diese jedoch
abgewiesen sind, überträgt die ebengenannte verwittwete von Klinggräfif das
Gut im Jahre 1760 auf ihren Sohn, den Etats- und Landrath Christian
») M. U.-H. 8777.
«) M. U.-H. 8810.
•) Akten im Grokkh. Archiv.
*) Akten im GrosKh. Archiv.
GUT UND KIRCHDORF VAKCHENTIN.
213
von Klinggräff. Von diesem kommt es 1809 ^vieder an die \on Ferbcr,
welche es 1836 dem Banquier Gottlieb Jenisch verkaufen, dessen Tochter
Maria Anna, Gräfin Grote, noch heute Eigenthümerin ist.
Einen Pleban Heinrich Kroppenstädt finden wir schon 1304 in Varchentin.
Um 1326 ist von einem »Ferner« Rudolf die Rede, auch von seinem Kaplan
Giese. Um 1350 lernen wir ferner eine Reihe von Bauern in Varchentin
kennen : es sind lauter deutsche Namen, die sie tragen und unter denen der
Name Westphal hier wie anderswo nicht fehlt. Weitere Pfarrer des Mittel-
alters aber können wir nicht nennen. Im Jahre 1541, als die Parochie mit
Clausdorf, Deven und Kraase schon dieselbe Ausdehnung hat, welche sie heute
Varchentin.
besitzt, und als die von Kruse das Kirchlehn zu vergeben haben,') ist Johann
Sperling Pastor zu Varchentin. Anfang der siebenziger Jahre des X\'I. Jahr-
hunderts ist es Andreas Mangelstorff, der 1577 die Konkordienfornicl unter-
schreibt und 1589 noch im Amte ist. Nach ihm nennt Clcemann in seinem
Manu.skript zum unvollendeten Syllabus Gustroviensium noch einen Job, Mcifarth.
Von 16 14 bis 1662, also 48 Jahre lang, ist Joachim Taumann Paslor zu
Varchentin, einer von den wenigen Landgeistlichen, welche die ganze Leidens-
zeit des dreissigjährigen Krieges auf ihrer Pfarre überdauern. Als er gestorben
ist, wird Kaspar Krause sein Nachfolger. Damals, 1664, sind Adam Philipp
Oldenburg, Henning Kruse, Baltzer Berg und Johann Re.storfTs Erben im
Besitz des Patronats. 167 1, als Kaspar Krause das Amt eines Hofpredigers
in Mirow übernimmt und Michael Jordan sein Nachfolger wird, haben das
') Im Filialdorf Kraase hatten die Ko.stke das Kirchlehn zu vergehen.
214
AMTSGKRICHTSHKZIRK STAVKNII AGEN.
Patronat Joh. Lcviii Fcrber, die Kruse und Baltzer Berg. Jordan stirbt bereits
1678. Ihm folgt Johann Buchholz (7 1723), und diesem im Jahre 1723, als
Joh. Friedr. von Ferber alleiniger Patron zu Varchentin und Kraase ist, der
Sohn Samuel Heinrich Buchholz (7 1732). Nach fast fünfjähriger Vakanz
folgt 1737 Joh. David Wagener (f 1756), und diesem im Jahre 1758 Jakob
Valentin Linde (7 1813). Ueber ihn und seine Nachfolger s. Walter a. a. O.
Kirche. Kirche. Die Kirche besteht aus einem schmaleren Chor, der mit einem
Kreuzgewölbe überspannt ist, dessen Ursprünglichkeit nicht sicher erscheint,
liiiicre.-i der Kirche zu N'archeutiii.
und an dessen Rippen keine feinere Stabform entwickelt i.st. Die Oefifnung
des Chors nach dem etwas breiteren Langhause hin wird durch zwei gothische
Durchgangsbögen bewirkt, die einen vierseitigen Pfeiler zwischen sich haben
und an die Stelle des sonst hier vorhandenen einen Triumphbogens getreten
sind. Das Langhaus hat jetzt eine flache Bretterdecke, scheint aber früher
ebenfalls eingewölbt gewesen zu .sein, und zwar so, dass der Scheidepfeiler
der beiden Triumphbogenöffnungen dabei als Träger verwandt wurde. In
diesem Falle kann man annehmen, dass es mit vier kleineren Kreuzgewölben
überspannt war und somit noch ein zweiter Pfeiler in der Mitte des Langhau.ses
stand, der da.s Langhaus in zwei Schiffe (Frauen- und Männerseite) theilte.
Die Bildung der Lichtöffnungen in der platt abschliessenden Ostwand des
GUT UND KIRCHDORF VARCIIENTIN. 21$
Chors und in der einen Hälfte der Südwand des Langhauses lässt erkennen,
dass die ursprünglichen Theile des Kirchenbaues der Zeit des Ueberganges
vom romanischen zum gothischen Stile des XIII. Jahrhunderts angehören.
Denn die alten Lichtöfifnungen zeigen die bekannte Schlitzform der früheren
Zeit. Der im Westen vorgesetzte Thurm ist ein Holzbau. Unter den archi-
tektonischen Einzelheiten der Kirche verdienen die Portale auf der Nordseite
und Südseite des Langhauses, die innerhalb eines vorgeschobenen und ab-
getreppten Mauerkerns angelegt sind, eingehendere Beachtung. Der Ostgiebel
des Chors ist Fachwerk, wie denn der ganze Bau erkennen lässt, dass er eine
Zeit lang als offene Ruine dastand. Im Innern ist die Kirche in allen ihren
Theilen in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts erneuert.
Der Predigtstuhl der Kanzel ist aus Stein aufgemauert, der Schalldeckel Innere Ein-
gehört dem XVII. Jahrhundert an und trägt das FERBER'sche Wappen. — richtung.
Orgel und Taufständer sind neu.
Die vorhandenen Bilder stammen zwar aus älterer Zeit, sind aber erst Bilder und
in neuerer Zeit vom Pation der Kirche geschenkt worden. Andere Alter- zurück-
thümer, darunter der Torso eines grossen Triumph-Christus, eine Mutter Gottes gestellte
mit dem Kinde auf dem Schoosse, und verschiedene andere qothische " ,
' ^ werke.
Schnitzereien, sind in einem Nebenraum untergebracht. Zu erwähnen sind
ferner ein geschnitzter Taufständer des XVI. Jahrhunderts, der von der Familie
ROSTKE (Rostock) gestiftet ist, die Reste eines Epitaphs u. a. m.
Im Thurm hängen drei Glocken. Die grös.sere (Dm. 1,22 m) hat die Glocken.
Inschrift SOLI DEO GLORIA und dabei die Angabc, dass sie unter dem Etats-
und Landrath CHRISTIAN LUDWIG KARL VON KLINGGRAEFF und seiner Frau
MARGARETHE ELISABETH VON LÜTZOW von Joh. Christian Meier zu Neustrelitz
1799 umgegossen sei, darüber Krone und Engel. Die zweite (Dm. 1,00 m)
und dritte Glocke (Dm. 0,73 m) sind ohne Schrift und Zeichen.
Vasa Sacra. i. Silbervergoldeter gothischer Kelch vom Ivndc des \'asa sacra.
XIV. oder Anfang des XV. Jahrhunderts, auf vierpassigem Fuss, welcher .so
gebildet i.st, dass den vier Hauptpässen vier kleinere Pässe zwischcngefügt
sind. Auf dem Fuss ein kleiner plastischer Krucifixus als Signaculum,
diesem entgegengesetzt ein dem XVI. Jahrhiuidert angehörendes Kru.se'sches
Wappen mit den Initialen M • K. In den Rotuli des Knaufes der Name iljCl'UG.
eben.so in den Annuli des Schaftes iljcfu^ — CtiftUG- — 2. Silberner Kelch auf
rundem Fuss, aus dem sich ein sechsseitiger Schaft entwickelt. Die sechs
Theilflächen des Fiisses sind mit Gravierungen geschmückt; die eine dieser
Flächen enthält das Wappen der MARGRETA MORDERS mit dcni Datum 1618.
während oben an der Kupa das Wappen der GÖDELL HÖRN zu sehen ist.
Arbeit des Rostocker Gold.schmieds W;inckelmann\ — 3. Silbervergoldeter
Kelch des XVIII. Jahrhunderts, auf sechspa.ssigem Fu.ss. An der Kupa zwei
Doppelmonogramme unter fünfzackiger Krone, von denen das eine F-B-V^O.
und das andere die Buchstaben A • J • B • V • O« enthält. Als Stadtstempel
2l6
AMTSGERICHTSHEZIRK STAVENllAGEN.
ein drcithüniiiges Thor, als Meisterstenipel ein P. — 4 — 8. Neuer silber-
verf^oldetcr Kelcli mit Patene, dazu eine Oblatendose und zwei Kannen: alle
fünf Stücke neuere Hamburger Arbeiten, Geschenke des Erbherrn JENISCH
auf X'archentin — 9 — 12. Krankcngeräth, geschenkt von demselben, dazu ein
kleiner Krucifixus und zwei Leuchter. Gleichfalls Hamburger Goldschmieds-
arbeiten. — 13. Alter Zinnkelch, mit der Marke des englischen Zinns. —
14. Kleiner silberner Schöpflöffel, ohne Stempel.
Schloss zu Varchentin.
Das Gut und Kirchdorf Varchow.
Geschichte
des
I )orfes.
Juf der Hurg zu Varchow sitzt in alter Zeit das mit der mächtigen Familie
Holstein stammverwandte Geschlecht der Kruse. Schon am 13. Juli 1326
gründen vier Mitglieder die.ser h'amilie auf Varchow die Kapelle in Lehsten.^)
Am 22. März 1342 erscheinen Reynekinus und Th) dericus fratres, dicti Krusen
in villa Verchowe.') Nach Art vieler alter h'amilien halten die Kruse, welche
später auch Krause genannt werden, ihren liesitz lange fest. Noch am An-
fang des siebenzehnten Jahrhunderts l)liiht die Familie, welche inzwischen auch
die benachbarten Guter Varchentin, Kraase und liredenfelde erwirbt, dann aber
beginnt der Niedergang ihres Besitzes.')
') 15 km südlich von Stavenhajjen. >()it des Vurch«, oder Hoclidorf, wenn die Al)leitun(^
von dem allslaviKhen >vrühu< = Gipfel richtig ist. Vgl. KUhnel, M. Jahrh. XLVI, S. 149.
*) M. U.-H. 4749.
•) M. U. B. 6196.
*) Vgl. Liwh, M. Jahrb. XXIX, S. 265 ff.
GUT UND KIRCHDORF VARCIIOW. 21 J
Ausser den Krusen haben aber auch die von Kamptz Antheile in
Varchow. Henning von Kamptz erscheint 1420 als Inhaber von vier Bauer-
höfen und acht Hufen daselbst. Dass dieser Besitz ein sehr alter ist, geht aus
einem Zeugenverhör vom Jahre 1574 hervor. Damals weiss keiner unter den
Kamptzen anzugeben, wann und von wem sie ihn erworben haben. Da jedoch
Varchow Stammlehn der Krusen ist, und eine Margaretha Kruse in ältester
Zeit als Ehefrau eines Kamptz genannt wird, scheinen diese Güter von der
Familie Kruse erheirathet zu sein.^) Die von Kamptz verkaufen sie in den
Jahren 1696 und 171 1 an Dietrich Otto von Winterfeld, der auch einen
Kruse'schen Antheil erwirbt. Doch im Jahre 1755 kauft Joachim Ernst
von Kamptz den alten Besitz zurück und bildet damit das seitdem selbst-
ständig gewordene Gut Klein- Varchow.-)
Der vorher berührte Niedergang des Kruse'schen Besitzes erhellt aus
den unaufhörlichen Verpfändungen, welche sich durch das ganze siebenzehnte
Jahrhundert hindurchziehen und mit dem im Jahre 1700 an Otto Dietrich
von Winterfeld geschehenen Verkauf Varchows enden. ^) Winterfeld erhält
den Lehnbrief über das ganze Gut Varchow am 23. April 1702, muss aber
bei dieser Gelegenheit auf die hohe Jagd verzichten. W'ie bereits bemerkt
worden, veräussert Winterfeld den früheren Kaniptz'schen Antheil, welcher
später das Gut Klein- Varchow bildet, 1755 an Joachim Ernst von Kamptz;
der zurückbleibende Theil, welcher nunmehr das Gut Gross- Varchow bildet,
geht 1756 in die Hände des Etatsraths Christian von Klinggräff über, von
dem ihn 1803 der Kammerrath Johann Karl David Zimmermann erwirbt.
Dessen Rechtsnachfolger ist 1821 der Rathsherr Martin Jenisch und 1828 der
Banquier Gottlieb Jenisch. Im Jahre 1836 erwirbt der letztgenannte das
Kunkellehn Varchentin. 1863 wird auch Varchow Kunkellehn, und heute sind
beide Güter im Besitz der Gräfin Maria Anna Grote, geb. Jenisch.
Wie Varchentin, so gehört auch Varchow mit seinen älteren Filialen
Bredenfelde und Lehsten nicht mehr zur Kamminer, sondern bereits zur
Schweriner Diöcese und liegt somit ausserhalb des Landes Circipanien, dessen
Grenze hier durch die Kittendorfer Peene gebildet wird. Die Zugehörigkeit
zur Diöcese Schwerin ist überdies deutlich aus jener Urkunde vom 13. Juli 1326
zu ersehen, in welcher die von den Bewohnern des Dorfes Lehsten und von
den Krusen auf Varchow neu gegründete Kirche des hl. Nikolaus zu Lehsten,
an welche heute nur noch eine Glocke eine Erinnerung wachruft, durch den
Bischof Johann von Schwerin als F"ilia zur Kirche in Varchow gelegt wird.^)
Damals giebt es hier einen Kirchherrn Thymo (Timm). Um 1520 verräth
uns die Glocke zu Lehsten den Namen des Pastors: es ist Nikolaus Mandüvel.
Um 1541 ist Johann Berckow Pastor in Varchow, der (nach Cleemann) erst
im Jahre 1582 gestorben sein soll. Aber als seinen Substituten und späteren
*) Vgl. C. J. G. von Kamptz, Geschichte der FamiUe von Kamptz 1871, S. 33.
') Kamptz, a. a. O., § 319 ff.
•) Akten im Grossh. Archiv.
*) M. U.-B. 4749.
2lS AMTSCEKiniTSREZIRK STAVKNHAGEN.
Nachfoljjer fnulcii wir schon 1575 den Marliinis l^rathcring auf der Pfanc. Er
unterschreibt 1577 die Konkordienforniel. hLine Zeit lang nennt er sich
Martinus Moenius, nimmt aber spater den Namen Brathering wieder an, wie
aus seinen vielen Briefen an den Herzog Uhich ersehen werden kann, und ist
nachweishch noch über 1614 hinaus im Amt (nach Cleemann's Quellen bis 1622).
Ihm folgt Johann Heinrici bis in die grossen Unglücksjahre 1637 und 1638,
die ihn y.ugleich mit seinen Pfarrkindern vertilgen. Drei Personen giebt es
1648 in Lehsten, während Varchow und Bredenfelde menschenleer geworden
sind. Doch 165 1 berufen die von Kruse, als Inhaber des Patronats von
alter Zeit her, wieder einen Pastor nach Varchow : es ist Christian Arnold
I^nge (7 1669). Es folgen weiter: 1670 Joh. Bernhard Hartmann (f 1676),
1677 Friedrich Sternhagen (7 1703), 1704 Nikolaus Breddin (f 1738), 1738
der Sohn Christoph Joh. Breddin (7 1753 oder 1754), 1755 Adolph Christoph
Brasse (7 1775) und 1776 Kord Joachim Knöchel (7 1801). Ueber die Geist-
lichen des XIX. Jahrhunderts s. Walter a. a. O.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein frühgothischer Ziegelbau auf einem Granit-
fundament, mit Chorschluss aus dem Achteck und mit lauter zweitheiligen
Fenstern, deren Wandungen und Laibungen alt, deren Pfostungen aber neu
sind. Im Innern eine neue flache Holzdecke, wie denn überhaupt die ganze
Einrichtung neu ist. Das Innere des alten Thurms hat 1860 eine neue
Wölbung erhalten und dient als Raum für die Taufen.') In einem Anbau
werden noch sieben gut geschnitzte F'iguren aus einem gothischen Triptychon
aufbewahrt. In der Kirche hängen zwei grosse Bilder, eins vom Pastor Stern-
hagcn (gest 1704), das andere vom Pastor Breddin, dem Schwiegersohn und
Nachfolger jenes.
Glocken. Im Thurm zwei Glocken. Die grössere ist ohne Inschrift und Zeichen.
Die kleinere hat eine zweizeilige rund herumlaufende Inschrift in gothischen
.Minuskeln. Sie ist aber nur von einer Seite her erreichbar und lässt sich
daher nur theilwei.se entziffern: . . . IjaUG ÜrolUn* • IjiMinilUii • UVllfC • ilillticft
ünrlioln • iodjiin • I.infeni.in • U b 111 i i* • anno • btmiini • nibUl'iii ....
Aus der Jahrcs/ahl 1568 ist somit zu ersehen, dass die Glocke zur Zeit des
Pastors Johann Berchtnv (Barkow) gegossen worden ist.-)
Kleinkunst Kleinkunstwerke, i. 2. (jothischer Kelch auf sechspassigem Fuss; auf
werke. ^\^.l] Kotuli des Knaufes der Name IhHSVS. Als Signaculum am P'uss die
Kreuzigungsgruppe. Keine Werkzeichen, weder am Kelch noch an der zu-
gehörigen Patene. — 3. Grösserer Kelch des XVIII. Jahrhunderts auf sechs-
passigem Fuss, mit einem aufgelegten Krucifixus als Signaculum. Vom
Ko.stocker Meist<-r DL (Detlof Lehmann) Auf der Unterseite die In.schrift:
JFR • MARIA DOROTHEA STERNHAGEN ANNO 1719, 24 SEPT. — 4. 5. Kelch
M. J.ihrb. Xl„ S. 211.
; l»ic M;;i-!ii V 6 tn i e bedeuten »verbiini (lomitii inaiict in clcrnutn«. Iliiiler der Jahres-
tahl mag nutli der Name de.s Gicssers folfjcn. F.s war der (ilcjckc sehr sclivvcr bcizukonimen.
Vgl, Könnberg, M. Jahrb. XL, S. 211.
GUT UND FILIAL-KIRCHDOKF I5RKDENFELDE.
219
auf rundem Fuss, auf dessen Unterseite die Inschrift steht: CHRISTI ANUS
SAMUEL BREDDIEN 23 • MÄRZ 1736. Als Stadtstempel ein dreithürmiges
Thor und als Meisterstenipel (Tr), ebenso auf der Patene. — 6. Geräth für die
Kranken-Kommunion, Hamburger Arbeit (B &, G). — - 7. Silbervergoldete länglich
runde Oblatendose, mit dem Namen der Stifterin SOPHIA CHRISTINA STERN-
HAGIN auf dem Deckel. Stadtzeichen wie bei No. 4 und 5. Als Meisterzeichen
ein Cursiv-F. — 8. Grosse silberne Kanne, 1854 von GOTTLIEB JENISCH als
Patron der Kirche geschenkt. Hamburger Arbeit (B & G). — 9. Taufbecken
von Messing, mit Adam und Eva unter dem Baum.
Am Schulhause zu Lehsten hängt eine kleine Glocke, die bei Sterbe-
fällen gebraucht wird. Sie soll ursprünglich auch ihren Platz auf dem Thurm
zu Gross -Varchow gehabt haben, aber später als Vergütung für Glockengut,
das von Lehsten zum Guss der Varchowschen Glocke geliefert wurde, dorthin
gegeben sein. Alles das angeblich noch vor dem dreissigjährigen Kriege.
Nach Niederlegung der Kirche zu Lehsten (welche erst nach dem dreissig-
jährigen Kriege_ statthatte), ist die Glocke in Lehsten geblieben. Ihre Inschrift
lautet: aiio Olli • 111 • cfL-L'ij:i: • IJLT iiicDiauG niaiiblilui • tjclp • ijab • Uiibc
Ij • llianja • j^ictcr • Zwischen den einzelnen Wörtern der Inschrift .statt der
Punkte kleine Blatt -Verzieruneen.
Das Gut und Filial-Kirchdorf Bredenfelde.
') Fa.st 12 km südsUdöstlich von Stavenhagen. Der Name wird wahrscheinlich von der
alten Adelsfamilie der Krede al)7.uleiten sein, wenngleich wir von deren Heziehiingen zum Cute
nichts wissen.
«) M. L'.-H. 7829.
') Akten im (Irossh. Archiv.
Dorfes.
as Gut Bredenfelde ist in alter Zeit unter mehrere Besitzer getheilt und Geschichte
kommt erst verhältnissmässig spät in eine einzige Hand. Am des
12. November 1353 verleiht Fürst Bernhard von Werle den Gebrüdern
Henning und Hardeloff Voss neue Besitzungen in Bredenfelde und bestätigt
ihnen die alten daselbst.-) Dies der eine Theil. Der andere Theil wird von
den Krusen auf Varchentin besessen, bildet eine Pcrtinenz dieses Gutes und
theilt dessen Schick.sale bis ins neunzehnte Jahrhundert.
Die von Voss halten ihren Antheil bis zum Jaiire 1702 fest; dann
treten sie ihn an Vincent von Aven ab, welcher am 8. Oktober desselben
Jahres um Ertheilung des Lehns über Bredenfelde bittet und den Lehn-
brief erhält.^) Nach des.sen Tode übernimmt sein Tochtersohn Friedrich
220 AMTSCKKkll rSÜKZIRK STAVKNUAGEN.
August von Kalkrciith in der Auseinandersetzung mit seinen Miterben das
Gut, um es i ""Jl dem Ktatsrath Christian von Klinggräfif auf Chemnitz und
Pinnow zu verkaufen, welcher inzwischen das Gut V^archentin mit seinen Per-
tinenzen, also auch mit denen in Hredenfelde erworben hat.^)
Die Kruseschen Antheile von I3redenfelde kommen theihveise in die
Hände des Otto Dietrich von Winterfeld und in die eines Gottschalk.
Nachdem darauf die von Kruse ihre Rechte im Jahre 1693 dem Geheimrath
Johann Levin P'crber abgetreten haben, eri eicht dieser von Herzog Gustav Adolf
die Allodificierung V^archentins nebst Pertinenzen und dessen, was er hinzu-
erwerben würde. Doch die Ailodialität des Besitzes wird ihm durch Herzog
Friedrich Wilhelm wieder genommen, dafür aber sein Besitz zum Kunkellehn
gemacht, und nun gelangen 1719 auch die Antheile des Winterfeld und des Gott-
schalk in seinen Besitz. Daher ist Bredenfelde noch heute zum Theil Mann-,
zum Theil Kunkellehn.-) Im Jahre 1752 stirbt der Hofmeister Johann Friedrich
von Ferber auf Varchentin, Bredenfelde und Kraase, ohne Leibeserben zu
hinterlassen. In Folge davon erhält seine Schwester, die verwittwete
von Klinggräfif, diese Güter in der I^>btheilung und tritt sie 1760 ihrem Sohn,
dem Etatsrath Christian von Klinggräfif ab, von dem oben bereits bemerkt ist,
dass er auch den Voss'schen Antheil an Bredenfelde erwarb. Nach seinem
Tode übernimmt 1809 Ernst Moritz von Heyden das nunmehr zu einem
Ganzen vereinigte Gut, veräussert es aber kurz vor seinem am 29. December 1815
erfolgenden Hinscheiden an den Premier- Leutnant von Arenstorfif aus dem
Hause Sadelkow. Indes.sen macht sein Neffe VVichard Wilhelm von Heyden
das agnatische Vorkaufsrecht hinsichtlich des Mannlehn -Theils geltend und
envirbt 1816 Bredenfelde durch Vergleich zurück. Seitdem ist es Heyden'schcr
Besitz geblieben.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Varchow.
Kajjclle. Kapelle. Die Kapelle in Bredenfelde ist ganz neu, ebenso sind es die
Glocken und die Vasa sacra.
Das Kirchdorf Briggow.^)
(Icschichtc B&^l-'> Gemeke Ko.s.sebade im Jahre 1350 zu.sammen mit .seinen Vettern und
r» f Söhnen den Berend Maltzan und dessen Brüder wegen zahlreicher
.schwerer Vergewaltigungen .seiner Besitzungen mit Raub und Brand beim
Herzog Albrecht verklagt, da nennt er unter .seinen geschädigten Gütern auch
') Akten im (jrossh. Archiv.
•) Akten iTi <^;rossh. Archiv.
•; 12 km s'i<!sUcI<istlich von StavcnhaKen. KUhnel, M. Jahrb. XI.VI, S. 29, verbindet den
Namen Iteßerrowe mit den altslavischen Wort.stämmcn l)egu = Flucht und begarl = Läufer und
ttbersetzt ihn mit »Ort des Wgarc Da.s könnte also soviel sein wie der deutsche Ortsname Lauffen.
KIRCHDORF BRIGGOW. 221
einen Hof zu Briggow (tu Begerrowe, tho Beggherow).*) Dreissig Jahre später,
um 1381, finden wir dort auch den Knappen Günther Stalbom angesessen.-)
Neben den von Stalbom treten nachher im XV. Jahrhundert auch die von
Wozenitz (Wotzen, Wutzen) auf.^) Die meisten Antheile aber am Dorf erwirbt
in der Folge das Kloster Ivenack, sodass es im Amtsbuch von 1 565/1576
heisst, das Dorf gehöre dem Klosteramt Ivenack mit allen Rechten und Ge-
rechtigkeiten, doch seien einzelne Bauernhöfe da, deren Eigenthum den Herren
Kaspar Ganz, Joachim Arenstorff und Kune Hane gehöre. Einige dieser An-
theile gehen an die Familie Voss über. Aber eine Konsolidierung des Gutes
gelingt erst im XVII. Jahrhundert (1647, 1670, 1674, 1691) dem Hans Friedr.
von Krackewitz, der am 25. April 1702 von Herzog Friedrich Wilhelm den
Lehnbrief erwirkt. In Krackewitz'schen Händen bleibt Briggow bis 1791. In
diesem Jahre geht es an die Familie von Oertzen über, die es noch heute
besitzt.
Ueber die Gründung der Kirche und ihre ursprünglichen Verhältnisse
ist nichts bekannt geworden. Um 1638 ist sie Filia der Kirche zu Gross-
Helle. 1648 ist an beiden Orten alles wüste und leer.^) Man nimmt einen
Anschluss an Stavenhagen in Aussicht, aber es kommt nicht dazu. Im Visi-
tationsprotokoll von 1662 heisst es, dass die von Arenstorff das Patronat
gehabt haben. Es ist ferner eine aktenmässig festgestellte Thatsache, dass
der gen. von Krackewitz mit dem Arenstorff'schen Grundbesitz auch das
Patronat erwirbt, und dass die Kirche unter Krackewitz'schem Patronat, und
zwar zusammen mit ihrer ehemaligen Materkirche in Gross -Helle, in ein Filial-
Verhältniss zur Kirche in Mölln tritt, wie es auch heute wieder besteht. In-
zwischen aber ist sie mehrfach hin und her gewandert: schon im XVIII. Jahr-
hundert von Mölln wieder fort zur Kirche in Gross -Varchow und von dieser
zur Kirche in Kastorf. Seit 1829 aber ist sie wieder mit Mölln verbunden.-')
Kirche. Die neugothische Kirche ist 1866 in nicht gerade glücklichen Kirche.
Formen erbaut. Im Innern eine flache Decke, im Osten eine Apsis aus dem
Achteck. 13ie innere I^inrichtung ist ebenfalls neu und bietet nichts Bemerkens-
werthes.
Im Thurm drei Glocken übereinander. Die unterste und grös.ste Glocke (Hocken.
(Dm. 0,97 m) ist die jüngere. Sie ist laut Inschrift 1722 unter dem Patronat
des CHRISTIAN FRIEDERICH V. KRACKEWITZ, llochfürstlich Mecklenburgi.scher
Kapitän, und zur Zeit des Pastors ANDREAS BARCKOW zu Kastorf von Michael
Begun gegossen worden. Die zweite Glocke (Dm. 0,91 m) ist die ältere. Sie
') M. U.-B. 7142. Das Register des Urkundenbuches identiticiert allerdings Briggow und
Beggerrowe, aber es ist, wie Grotefend mit Recht erinnert, nicht zu übersehen, dass es auch in
Pommern ein Beggerow giebt. Hier muss also auf weitere .Vufklärung gewartet werden.
■•') M. L'.-B. 1 1 360.
^) Akten im Grnssh. Archiv.
*) Groth, M. Jahrb. VI, S. 137.
') Stuhr, Kirchenbücher .Mecklenlmrgs .\I. Jahrb. I,X, S. 20. 21.
222 AMTSGERTCTITSBEZIRK STAVENHAGEN.
ist 1696 unter dem Patronat des HANS FRIEDRICH V. KRACKEWITZ von Ernst
Siebenbaum gegossen. Ausserdem eine dritte Glocke. Aber sie ist so gehängt,
dass sie sich nur mit den grössten Schwierigkeiten besichtigen lässt. Indessen
ist uns ihre Inschrift im Inventar von 181 1 erhalten. Darnach ist sie der
Kirche von MARIA ELEONORA VON KRACKEWITZ geschenkt und 1742 von
Joh. Heinrich Scheel in Stettin gegossen worden.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. 2. Kelch mit Patene von dem Güstrower Gold-
werke. Schmied Lenhard Mestlin, 17 15 von URSULA ELISABETH VON KRACKEWITZ
gestiftet. Am Fusse ihr Wappen. — 3. 4. Silbervergoldeter Kelch mit Patene,
gestiftet 1755 von S • E • V. KRACKEWITZ. Auf der Unterseite des Kelch-
fusses ein undeutlicher Stadtstempcl neben dem Meisterstempel J. F. M. —
5. Länglich runde Oblatendose auf vier Füssen, gestiftet 1749 von CD.V« K.
Auf der Unterseite als Stadtstempel ein Thor mit drei Thürmen, als Meister-
stempel A. F. S. — 6. Messingbecken mit Verzierungen auf dem Rande. Im
Innern der Name CHRISTOF RICHTER A . 1703. — 7. Neues Taufbecken, ge-
stiftet 1898 von der P^amilie V • OERTZEN.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Tarnow.')
("•eschichte ^Mn Tarnow sitzen .schon 1273 die Dargatz. In diesem Jahre bewidmen
des Itt^fli h>iedrich und Gothan Dargatz die Kirchen zu Kleeth und Tarnow
Dorfes. ^^^ verleihen ihnen einen Priester.-) Im Jahre 131 2 vergleichen die Fürsten
Nikolaus und Johann von Werle einen Streit des Klosters Reinfeld mit den
Dargatz wegen des Patronates der Kirche in Kleeth.^) Weitere Nachrichten
aus dem Mittelalter fehlen. Mit dem 1505 erfolgten Aussterben der Dargatz
scheint das Gut an die Maltzan gekommen zu sein, denn 1520 gehört es theil-
weise zu Schorssow, und später finden wir es mit dem im Maltzan 'sehen
Besitz befindlichen Gut Kittendorf vereinigt.*) 1625 verpfändet Franz Maltzan
Tarnow an Daniel Gebben auf 20 Jahre und 1644 auf weitere 20 Jahre an
die Gebben'schen Erben, welche es 1672 an Valentin Christoph von Barner
cedieren. Bald darauf wird Tarnow von den von Maltzan wieder eingelöst.
Wenigstens ist es 1700 schon wieder in ihrem Besitz, diesmal bis 1779. Von
1779 bis 1786 haben es die von Zülow. Dann aber ist es bis 18 19 wieder in
Maltzan'schcn Händen. 1819 hat es Georg Ilabcrland, 1836 Karl Neumann,
184« I*"riedr. Wilh. Burchard, 1855 Karl August von Mcjenn, 1860 Joh. Ileinr.
Karl Schüder, 1872 Gustav Adolf Bock und von 1896 an bis jetzt Gustav
F'ranz Wendenburg.
') 13 km »UdsUdöstlich von Stavenhagen. >C)rt des Tarn« oder > Dorndorf ». Altslavisch
tronü = nom; Kuhnel .VI. Jahrb. XLVI, S. 142.
•) M. U.-H. 1300.
•) M. U.-I'.. 3538.
*) Lisch, Geschl. Maltzan IV, .S. 492. Akten im (Irossli. Archiv.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF TARNOW.
223
Ueber die kirchlichen Verhältnisse siehe bei Mölln (Amtsgerichtsbezirk
Penzlin). 1648 ist das Dorf, in dem es vor dem Kriege sechs Bauern und
einen Kossäten gegeben hat, v^öllig wüst und menschenleer. 1703 werden
wieder vierunddreissig Beichtkinder gezählt.*)
Kapelle. Die Kapelle ist ein Fachwerkbau in Form eines regulären Kapelle.
Achtecks und mit einer flachen Decke geschlossen. Die innere Einrichtung
im klassicierenden Stil des XVIII. Jahrhunderts ist unbedeutend. Altar und
Kanzel befinden sich an der nordwestlichen Seite.
Im freistehenden Glockenstuhl neben der Kapelle zwei Glocken, eine CUocken.
grössere und eine kleinere. Beide sind 1760 unter dem Patronat des KARL
LUDWIG VON VIEREGGE von Joh. Val. Schultz in Ro.stock greorossen worden.
Kleinkunstwerke, i — 3. Zwei Zinnkelche und eine Zinnpatene, alle Kleinkunst-
drei mit der Marke des englischen Zinns. — 4 — ^. Zwei Zinnleuchter, der eine werke,
gestiftet laut Inschrift von PETER WULF 1692, der andere von
FRANTZ BOOCHMANN 1692. Bei beiden als Stadtstempel der wer-
lesche Stierkopf und der nebenstehende Meisterstempel.
1 , uti eine
») Groth, M. Jahrb. VI, S. 137.
Au.-i dem Schlosspark /u I\Lnack.
224 VORGESCHICHTLICHE STELLEN.
Die wichtigsten vorgeschichtlichen Stellen
in den Amtsgerichtsbezirken Teterow, Malchin und Stavenhagen.
Amts- Atntsgerichtsbezirk Teterow. Teterow. Kegelgrab an der
gerichts- Eisenbalin bei Teterow, worin zerbrochene Aschenurnen mit zerbrannten
hc'zirk Kinderknochen, ein Ring und eine Nadel aus Bronze, sowie mehrere Spindel-
steine und Perlen gefunden wurden. Lisch, M. Jahrb. XXIX, Q.-B., S. 2.
Auf der »Borgwallinsel« im Teterower See ein Burgwall, ca. lOO Schritt
lang und 40 Schritt breit, 8 m über dem Wasserspiegel. Lisch, M. Jahrb.
XXVI, S. 181. Siehe o. S. i und 2.
Pampow. Beim Bau des neuen Hofes fand man 1847 mehrere Urnen
von schwarzer und brauner Farbe mit und ohne Henkel und mit Verzierungen,
die auf einen alteisenzeitlichen Begräbnissplatz schliessen lassen. Lisch, M.
Jahrb. XIII, S. 381.
Levitzow. In einem früheren Grabhügel fand man im Anfang des
XVlIl. Jahrhunderts einen (römischen) Becher von dunkelblauem Glase, der
sehr schön erhalten war. Er wird im Grossherzoglichen Museum aufbewahrt.
Lisch, M. Jahrb. XXXVII B, S. 234. — Ueber neuerdings gefundene Urnen-
gräber und VVohngruben ist noch nichts näheres bekannt geworden.
Bülow. Am See ein schöner, jetzt ebengemachter Burgwall wendischen
Charakters.
Klein -Lukow. Nicht weit vom Malchiner See bei Klein -Lukow findet
sich ein Hügel mit einem Krdwall, der »Burgwall« genannt. Lisch, M. Jahr-
buch IV B, S. 93, XXXVIII, S. 163. Ueber einen Moorfund jüngerer Bronze-
zeit, sehr ähnlich denen von Basedow und Dahmen, vgl. Lisch, M. Jahrb. XIII,
Seite 376.
Grubenhagen, Moltzow und Vollrathsruhe. Die Feldmarken von
Grubenhagen, Ilallalit, Steinhagen und Vollrathsruhe sind mit heidnischen
Gräbern übersäet, während mitten dazwischen die Feldmark von Glocksin,
wahrscheinlich durch die Ackerkultur, völlig rein von Steinen und Grabhügeln
ist. Li.sch, M. Jahrb. VI B, S. 70. Beltz, Vorgeschichte, S. 37. Untersucht
sind erst wenige: eine Au.sgrabung des Dr. Beltz bei Hallalit 1900 ergab in
einem sehr grossen Kegelgrabe und anschliessendem niedrigen Grabhügel sehr
werthvolle Funde aus der älteren Bronzezeit (im Besitz des Herrn von Tiele-
Winckler auf VoUnithsruhe).
Hallalit. In den Tannen ein zum Theil noch erhaltenes Hünengrab;
vgl. Beltz, .M. Jahrb. LXVI, S. 126.
Malchin.
VORGESCHICHTLICHE STELLEN. 22$
Amtsgerichtsbezirk Malchin. Malchin. Der »Kätelberg«, un- Amts-
gefähr eine Viertelmeile von der Stadt entfernt, ist ein früherer Begrähniss- gerichts-
platz. Man fand dort unverbrannte Gebeine, eine granitene Steinaxt, eine ^j^'^'/
Urne mit verbrannten Knochen und zwei bronzene Beschläge. Ritter, M. Jahr-
buch VI B, S. 31. — Eine Viertelstunde südöstlich von der Stadt liegt der
»Borgwall«. Der Burgwall bildet ein grosses rundliches Viereck, welches ca.
125 Schritt im Durchmesser hat und sich ca. 2 Meter noch über die Wiesen-
höhe erhebt. Dieser Burgwall mag in heidnischer Zeit der Sitz der Verwaltung
des Landes Malchin gewesen sein. Lisch, M. Jahrb. XXXVIII B, S. 174. Im
Jahre 1822 wurden unter einem Steine mehrere Bronzedolche ganz alter Form
angetroffen. Vgl. zuletzt Beltz, Vorgeschichte, S. 304. — Ueber ein im Hain-
holze 1894 zerstörtes Urnenfeld, dessen Funde zerstreut sind, ist leider nichts
Näheres zu ermitteln gewesen.
Gorschendorf. An der Chaussee von Neu -Kaien wurden 1852 vier
eisenzeitliche grosse Urnen gefunden, worin sich zerbrannte Knochen befanden.
Lisch, M. Jahrb. XXI, S. 241. F^in, anscheinend wendisches, Skelettgräberfeld
ist 1894 aufgedeckt.
Pisede. Einen an der Rostock -Neubrandenburger Chaussee gelegenen
grossen ovalen Begräbnissplatz von ungefähr 22 Meter Länge und 16 Meter
Breite, in welchem ein Hünengrab, zwei Kegelgräber und ausserdem noch be-
sondere Urnen mit nicht unbedeutenden bronzezeitlichen Funden entdeckt
wurden, beschreibt ausführlich Lisch, M. Jahrb. XXI, S. 234.
Basedow. Auf der Feldmark des Gutes, ungefiihr 500 Schritte vom
Malchiner See, stand ein Kegelgrab, in dem man Waffen und Geräthe von
Bronze fand, die im Grossherzoglichen Museum aufbewahrt werden. Lisch,
M. Jahrb. XXXVI B, S. 134. 135. Die Feldmark ist ungemein reich an vor-
geschichtlichen Denkmälern: im Park zwei .steinzeitliche Hünengräber; am
Fuchsberge rechts von der Chaussee jungstein/.eitliche Flachgräber; vgl. Beltz,
M. Jahrb. LXIV, S. 125. Die zahlreichen Hügel im . Thiergarten < haben sich
bei Gelegenheit des Chausseebaues 1898 und durch Ausgrabungen, die Dr. Beltz
damals und seitdem wiederholt vorgenommen hat, als Grabhügel erwiesen,
die zum Theil der Steinzeit, zum Theil der jüngeren Bronzezeit angehören;
erhalten i.st ein grö.s.seres Steinkistengrab, vgl. Beltz, M. Jahrb. LXIV, S. 123.
Ueber einen jungbronzezeitlichen Moorfund berichtet Lisch, M. Jahrb. Xl\', S. 320.
— Die Lage des Schlosses und einige Funde machen es wahrscheinlich, da.ss
es sich auf den Fundamenten eines wendischen Burgwalls erhebt.
Demzin. Ueber eine schöne, wohl einem Grabe entstammende Lanzen-
spitze vgl. Beltz, M. Jahrb. LXI, S. 210.
Lupendorf. I-'in 1899 bekannt gewordenes Urnenfeld i.st noch nicht
weiter untersucht.
Schwinkendorf. 1842 wurden hier römische Gegenstände gefunden
Vgl. Lisch, M. Jahrb. VIII B, S. 51.
15
226 VORGESCHICHTLICHE STELLEN.
Rothenmoor. Früher gab es ein Hünengrab an einem Berge am Gross-
Stüder See. darin zertrümmerte Urnen gefunden wurden. Lisch, M. Jahrb. XIII,
S. 362. Die Feldmark ist überhaupt reich an Gräbern. Ein Kegelgrab mit
einer Steinkiste liegt nicht weit vom Dorfe hart am Wege nach Dahmen.
Fbcnda.selbst mehrere Grabstätten, worin bronzene Hals- und Armringe, Heftel
und Knöpfe gefunden wurden. Lisch, M. Jahrb. VII B, S. 24 und XVI,
Seite 260.
Sagel. Auf der Feldmark ein Burgwall. Nahebei der »Hexenberg«
und auf dem Felde Peschendorf« eine runde Stelle von 26 Schritt im Durch-
messer, die mit einem alten verfallenen Graben umgeben ist. Lisch, M. Jahr-
buch W H, S. 92. Auf derselben Sageischen Feldmark wurde eine Steinkiste
von fünf starken Granitblöcken freigelegt. Darin zwei Kinderskelette und noch
einige Knochen. Lisch, M. Jahrb. VIII B, S. 90.
Dahmen. Ueber einen jungbronzezeitlichen Moorfund vgl. Lisch, M.Jahr-
buch X, S. 283. Beltz, Vorgeschichte, S. 71.
Amts Amtsgerichtsbezirk Stavenhagen. Stavenhagen. An der
gerichts- Grenze des Stadtfeldes lag ein im Jahre 1283 urkundlich erwähntes Hünengrab
, ^"^ >,sepulchrum gigantis«. Die Stelle, wo dieses Grab gelegen, ist der heutige
Staven- j^^^^^j^ j j^^, M. Jahrb. III B, S. 116.
nagen. '^ ■' '
Neu -Bauhof. 1860 wurde im Moor ein Fund von Bronzen gemacht,
die zu den ältesten des Landes gehören. \^gl. Lisch, M. Jahrb. XXVI, S. 144.
Basepohl. Von einem in cien achtziger Jahren angeschnittenen und
zerstörten L'rnenfelde ist leider nichts erhalten als diese Nachricht.
Reutershof. Auf dem Acker des Gutes fanden sich Grabstätten, die
durch Steinsetzungen im Frdboden gebildet wurden, in deren Mitte ein oder
mehrere Urnen standen. In der grö.sseren lagen ein Hing von 2' 2 Centimeter
Durchmesser und ein offener Armring von Bronze. Beltz, .M. Jahrb. XLVII,
S. 292; über spätere F'unde M. Jahrb. LXI, .S. 209.
Fahrenholz. In der Nähe (nach einer Beschreibung von 1584) ein alter
»Wendenkirchhof«, eine dem Pa.stor und Küster als Acker zugewiesene vor-
geschichtliche Grab.stätte, für welche, wie man sieht, im XVI. Jahrhundert der
Name »wendischer Kirchhof" gebraucht wurde. Von wie langer Zeit her, ist
natürlich nicht zu sagen. Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 248.
Bei Kastorf und Wolde liegen Burgwälle wendischen Clian.kters (vgl.
Li.sch, M. Jahrb. XXV, S. 270 und 272), welche zu dem ausgedehnten Befe.sti-
gungs.system an der Grenze des Tollen.ser- und Rhedarieilandcs gehören. Vgl.
Beltz, Vorgeschichte, S. 162 und vier Karten zur Vorgeschichte von Mecklen-
burg IV.
VüRGESClIICHTLiCHE STELLEN. 22/
Kittendorf. Ein Hünengrab wird genannt: M. Jahrb. III B, S. 119. —
Beim Bau der Chaus.see von Waren nach Stavenhagen wurde auf der Feldmark
Kittendorf ein Hügelgrab aufgebrochen, worin eine Urne mit zerbrannten
Knochen und auf derselben ein kleines gehenkeltes Gefäss aus 'ihon zum
Vorschein kamen. Lisch, M. Jahrb. XII, S. 414. Das Grab wurde später als
ein »Römergrab« angesprochen, nachdem man noch ein unverbranntes Skelett
mit Bronze- und Silbersachen römischen Ursprungs gefunden hatte. Lisch,
M. Jahrb. XXXVII B, S. 223.
Clausdorf. Ein Urnenfeld älterer Eisenzeit ist 1900 von Dr. Bcltz
untersucht (noch nicht veröffentlicht, Funde im Grossherzoglichen Museum). — -
Am See ein kleiner wendischer Burgwall; nahe dabei wendische Brandgruben
(Wohn- oder Grabstätten.').
Varchentin. Ueber Gräber der jüngeren Bronzezeit vgl. Li.sch, M. Jahr-
buch X, S. 286. Beltz, M. Jahrb. LXI, S. 219.
Schliesslich mag hier nachgetragen werden, dass im Pfarrgarten zu
Borgfeld L^eberreste einer alten Befestigung erhalten sind, die freilich weniger
auf die vorgeschichtliche Zeit als auf das Mittelalter hinweisen. Sie sind
im Geviert angelegt und etwas erhöht. Der innere Umfang beträgt ungefähr
400 Schritt. Auch ist der Platz auf drei Seiten von einem 5 — 6 Meter breiten
Graben umgeben, während er nach Westen hin an einen kleinen Teich anstösst.
Schmidt, M. Jahrb. XLVI B, S. 309.
Hlick auf die Stadt renzliii.
Amtsgericlitsliezirk Penzlin.
Geschichte
der
Stadt.
Die Stadt Penzlin.')
eschichte der Stadt. Zum ersten Mal urkundlich genannt wird der
Ort als Dorf unter vielen anderen Dörfern im Jahre 1170 bei der
Gründung des Klosters Hroda, das Fürst Kasimar von Pommern
dem Domstifte zu Havelberg überweist^) Es sind im Tollense- Lande die
Dörfer Hroda (Bruode), Weitin (Woiutin), Chemnitz (Caminiz), Woggersin
(Wogarzin), Lebbin (Szilubin), Kalübbe (Calubye), Passentin (Patsutin), Wulken-
zin (VVolcazcin), Krukow (Crukowe), das untergegangene, anscheinend zwischen
Krukow und Alt-Rehse gelegen gewesene Michnin,') Penzlin (Pacelin), Gross-
Vielcn (Vilim), Klein -Vielen (Vilim Carstici), 1 lohen -Zicrit/. (Cyrice), Wustrow
(Wuzstrowc, castrum cum villa), ferner im Rhedarier- Lande (Kaduir) oder Lande
Stargard Podewall (Pcjclulin), die untergegangenen Dörfer Tribenow (Tribinowc)
und Wigon (Neubrandenburger l'"eldmark), Küssow (Cussowe), Warlin (Werdclin,
Tuardulin), die nicht mehr vorhandenen Dobre und Step (Neubrandenburger
') I>ie .iltestc Form des Namens ist I'acelin (1170). Dann folijcn l'entzclin (1230), I'acirin
(1254), PcnUdlin (1263) und I'cnzellin (1273; 11. s. w. Nach Ktlhnel »Ort des Tecela«.
*) M. i;.-H. 95.
•) Schildl, M, Jahrb. LVI, .S. 211. Vgl, dazu I.iscli, M. Jalirl.. III, S. 13, Anmkfj. i. Viel-
leicht gleichbedeutend mit M.nllin. S. u. S. 255, Anmky. 2.
GESCHICHTE DER STADT PEXZLIN. 229
Feldmark)/) Rowa (Rouene), Prillwitx (Priulbiz), die ehemaligen Dörfer Nicakowe
und Malke (östlich von Prilhvitz), Cammin (Kamino), Karlshof bei Cammin
(Lang), Riepke (Ribike), Säbel (Tsaple), Gross- und Klcin-Xemerow (Ximyrow),
das ehemalige Malkowe bei Stargard, Stargard selbst, sowie das ganze Gebiet
zwischen der Liepz, dem Woblitz-See (stagnum Woblesko) und der Havel bis
nach Götebend (Chotibanz) hinauf, wobei dann die derzeit wüst gelegenen
Dörfer zwischen Vielen, Götebend, der Liepz und der Havel noch im Besonderen
wiederholt werden. Doch muss hierzu bemerkt werden, dass die Bestätigungs-
urkunde von 1182 etwas sparsamer mit den Namen umgeht und dass es
Gründe giebt, die Urkunde von 1170 für eine spätere Unterschiebung zu halten,
wenngleich die Mehrzahl der in ihr vorgebrachten Thatsachen durch nach-
folgende echte Bestätigungsurkunden als bestehende erwiesen werden.-) In der
Bestätigungsurkunde von 1182 steht nichts weiter als: ... . confirmamus
videlicet uillam Bröd ... et has uillas: W'igon, Woitin, Reze et Wolcaz,
Cameniz, X'ilin et desertas uillas, que a Uilin inter fines Chotebanz, Lipiz et
Hauulam iacent. Und darauf wird, wie auch in der Urkunde von 1 170, die
Saline in Golchen (Cholchele) nördlich von IVeptow hinzugefügt.*)
Dem sei wie ihm wolle: für die Geschichte \()n Penzlin hat es eine
Bedeutung, bei dieser Gelegenheit jenes weite mecklenburgische Gebiet ein bis
zwei deutsche Meilen weit im Umkreis von Broda und Neubrandenburg und
nach Südwesten zu — wenn die Angabe in den älteren Urkunden genau zu
nehmen ist — sogar mehr als doppelt so weit ins Auge zu fassen, über welches
damals der Herzog von Pommern gebietet, und festzustellen, dass Penzlin davon
umfasst und zugleich mit allen andern genannten Ortschaften der Havelberger
Diöcese zugewiesen wird. W ie nun dieses Gebiet des alten Tolensaner- und
Rhedarier- Landes, das in clen Verwüstungskriegen des Sachsenherzogs Heinrichs
des Löwen hart mitgenommen war, einige Jahrzehnte sjiätcr nicht mehr unter
der Herrschaft der pommerschen Herzöge sondern unter der des Heinrich
Borwin und seiner Söhne steht, ohne dass die Ursache dieser Vcränderiuig,
die Art und Weise, wie sie geschah, und der Vertrag, durch den sie besiegelt
ward, bekannt geworden wären, das ist einer Urkunde des Jahres 1263 zu
entnehmen. Aus dieser Urkunde, in welcher der Stadt Penzlin von I-'ürst
Nikolaus von Werle ihre Privilegien bestätigt werden, ist zu ersehen, dass
Penzlin von dem Vater des Fürsten, Heinrich Borwin dem jüngeren, der von
12 19 an Mitregent ist und 1226 aus dem Leben scheidet, zur Stadt erhoben
und mit dem Schweriner Stadtrecht bewidmet worden war: ein h-reigni.ss, das
zwischen 12 19 und 1226 und unter anderen politischen X'erhältnissen geschehen
sein mus.ste als denen von 1170 um\ 11S2.') Mochte nun freilich dieses
Brodaer Gebiet, soweit es jetzt nicht mehr zu l'onunern gehörte, ebenso wie
') Lisch, .M. (aliil). UI, ■^. 17. 30.
«) Heyer, M. Jahrb. XXXVII, S. 114.
*) M. U.-H. 135. Vgl. Lisch, .M. Inhrl). IH, S. 22, über die >descrtao villae«. Ebendaselbst
S. 148 bis 150 über die Havelseen.
*) M. U.-H. 987. Vgl. kudloO, Hdb. 1, S. 205.
230 AMTSCJERICIITSHEZIRK rKNZl.IN.
wieder ein Jahrzehnt später auch das nördlich davon gelegene Circipanien,^)
für Mecklenburg noch Längere Zeit hindurch ein unsicherer Besitz bleiben, der
durch den Wechsel des Verhältnisses zu Pommern und Brandenburg gefährdet
werden konnte:'') so ist doch zu begreifen, dass das Kloster Broda in der
Folge ebenso eifrig die Bestätigungen seines Besitzes durch die mecklen-
burgischen Herren, d. i. die Herren von Werle, wie die durch die pommerschen
Herzöge suchte.^) Uebrigens lassen es sich die Herren von Werle angelegen
sein, auch an ihrem Theile den Besitz des Klosters erheblich zu vermehren,
indem sie ihm folgende Güter und Rechte überweisen, für welche eine Urkunde
vom 23. April 1273 grundleglich zu machen ist, nicht aber, wie früher ge-
schehen, jene Urkunde vom 24. April 1 230, welche als eine spätere Ableitung
aus der vorhergenannten von 1273 und ausserdem als eine Fälschung erwiesen
ist, da sie einen zum Theil erst im XIY. Jahrhundert eingetretenen Besitzstand
des Klosters als einen schon in der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts vor-
handenen hingestellt wissen will.^) Die Güter und Rechte, welche dem Kloster
von werlescher Seite im Jahre 1273 zu Theil werden und wobei auch Penzlin
eine erhebliche Rolle spielt, sind die Kirche zu Waren mit Dorf und fünfzehn
Hufen zu Schwenzin, ein Antheil an den drei obersten Aalwehren zwischen
der Müritz und dem Kölpin, d. h. deren Nutzniessung in jeder zehnten Nacht,
PVeidorf (Vrychdorp oder Bornhof bei Ankershagen) mit fünfzig Hufen und
mit drei Seen (cum tribus stagnis. de quibus effluit aqua que Hauele nuncupatur),
zehn Hägerhufen zu Rumpshagen, die Kirche zu Ankershagen mit fünftehalb
Hufen, die Kirche zu Penzlin mit zwölf zur Wedem gehörenden Morgen Ackers
sammt der Kirche und zwei Hufen auf dem Schmort,'') acht Hufen zu Klokow,
von deren I'Lrtrag das Kloster die Cura für die Vikarei auf dem fürstlichen
Schlosse zu Penzlin zu übernehmen hat, und endlich das Kigenthum der Mühle
zwischen Freidorf und Pieverstorf.")
') M.Kunst- u. Gesch. -Denkni. I, .S. 519 (537). V, .S. 85 (iM.nlchin) und 154 (.Stavenh.ifjen).
*) M. l'.-I{. 1449, Anmkg. V'j,'l. Wchrmann, liamim von Weile, M. jaliih. I.XIII, .S. 132. 134.
•) M. U.-H. 377. 563-
*) Wigger, .M. U.-15. 1284, Aiimkt;. Vj;l. Lisch, M. Jahrh. III, S. 32 und 33. Wie die
Urkunde 377, .so ist auch die Urkunde vom 22. .SeiHeiuljer 1312 (Nr. 35^)3) ein sjoäteres .Machwerk
und aus gleichen (»runden wie jene als eine Kälschuiig anzusehen. Wiikliche oder vcrnieinlliche
KcchtsansprUche mit 'l'ranssumplen durchzusetzen, die zu diesem Zweck eigens zurechtgemacht
wurden, war eine weit verbreitete und lanjje dauernde Unsitte des Mittelalters: vgl. auch Ko])|)-
mann im M. Jahrb. LVI, .S. 232, zu .M. V.M. 7230 (die grosse .Mühle zu Penzlin mit .Stndtsee und
Oljcrtcich bctrefTend).
'-) .VI. U. H. 1695.
"^ M.U.H. 1284. I>as I'atronat über die Kirche in (Jross- Lukow erhält Broda erst am
30. Juli 1304, und die I'atronate der Kirchen zu l-alkenhagen mit der 'l'ochterkirche zu .Schönau,
zu Federow mit der Tochterkirche zu Kargow, luid zu Schlön erhält Hroda am 14. März 1331,
indem e« dafUr das I'atronat Über die Kirche zu Waren an die l'Ursten zu Werle zurtlckgiebl.
Vgl. M. U.U. 2945. 5226. 5247. Dazu die späteren Hestätigungsurkunden der Fürsten von Werle,
Mecklenburg und des Fapst'-s Alexander VI. a. d. II. Horgia aus dem XV. Jahrhundert (bezw. 1402,
1482, ISOO), welche durch die gefälschte Urkunde vom 24. April 1230 getäuscht wurden. Vgl.
Lioch, M. Jahrb. III, S. 206 — 210. 229. 230. Nicht zu tibersehen ist bei der Aufzählung der
GESCHICHTE DER STADT PENZLIN. 23I
Dass die Stadt Penzlin den Mittelpunkt einer \''ogtei bildet, ersieht
man zuerst aus einer Urkunde vom 12. März 1274') 1283 fungieren drei
Geistliche an der dortigen Kirche, der Pleban Dietrich und zwei Kaplane, die
Priester Nikolaus und Jakobus. Es ist dies zu jener Zeit, als F'ürst Heinrich I.
von Werle auf Grund einer werleschen Landestheilung, von der wir sonst
nichts wissen, in demjenigen Theile die Herrschaft hat, in welchem Penzlin
liegt.-) Wie dann nach semer Ermordung durch die eigenen beiden Söhne
Nikolaus und Heinrich am 8 Oktober 12>;1 der ältere Sohn das Land verlässt
und der jüngere längere Zeit auf dem Schloss zu Penzlin residiert, bis ihn hier
die strafende Hand Nikolaus II. von Werle ereilt, indem es einem der X'asallen
des letztgenannten, dem Heinrich von Goldstedt, im Jahre 1307 oder 1308
gelingt, Stadt und Burg Penzlin ihm abzunehmen: das alles erfahren wir nur
zum geringeren Theile aus Urkunden, zum grösseren aber aus den Annalisten
und Chronisten jener Zeit. Die Kombinierung beider aber bietet Schwierig-
keiten, auf die wir hier nicht eingehen können.^) Thatsache ist, dass Nikolaus II.
von Werle, Herr zu Parchim und Güstrow, nach X^ertreibung der Vatermörder
im Lande Penzlin die Zügel in die Hand nimmt, und dass wir daher die Ver-
leihung des > Grapenwerders« bei Penzlin an die von Rosenhagen am 28. Sep-
tember 1309 keinem anderen Nikolaus von Werle als ihm zuzuschreiben haben. ^)
Am 28. November 131 i vollzieht auch sein Bruder und Mitregent, Fürst Johann
von Werle, einen Regierungsakt zu Penzlin.') Nach dem Tode Nikolaus II.
im Jahre 1316 aber gehen bei der nunmehrigen werleschen Landestheilung
Stadt und Land Penzlin in diejenige Hälfte über, von welcher Güstrow die
Vorderstadt ist.") Es sind die Gebiete von Güstrow, Krakow, Plan, Röbel,
Penzlin, Kaien und Waren, die (mit Ausnahme von Waren) solange vereinigt
bleiben, als das Haus Werle- Gü.strow besteht, das den Besitz der beiden davon
getrennten Linien Werle-Parchim- Goldberg (1316— 1374) und Werle-Waren
(1347 — 1425) zuletzt wieder an sich nimmt, d. i also bis zu dem voll.ständigen
Erlö.schen des Hauses Werle im Jahre 1436.") In dieser Zeit von 1316 bis
1436 lösen vier Für.stengenerationen einander ab. Doch residieren sie nicht
auf ihrer Burg in Penzlin, sondern auf der in Güstrow. Die I^urg zu Penzlin
wird daher Wohnsitz der fürstlichen Vögte, z. B. des Heine von Ht)lstein, der
Patronate der Ausdruck der päp.stlichen Urkunde »jus patronatus seu presentandi per>«)nas idoneas
ad parrochiales ecclesias opidorum et villarum Uauelhergensis ac aliarum diocesium . . . .€
(d. i. der Havelberger und Schweriner Diöcese).
') M. l.-B. 13 17.
«) M. U.P.. 1695. V{jl. Wigger, M. Jahrb. I., S. 223.
') Ueber das ältere ()uellen - Material und die einschlägige neuere Literatur vgl. Wigger,
Stammtafeln, M. Jahrb. I„ S. 224. 227. — Koppmann, Detmar- Chronik I, S. 372. Stichert,
Nikolaus II. von Werle (Kostocker Schulprogramm von 1S91). Koppmann. Zur Cesch. Nikolaus II.
von Werle, M. J.ahrb. LVI, S. 230 — 236. — Wehrmann, Harnim von Werle, M. Jahrl». I.XIII
S. 130—137.
*) M. U.H. 3345. Dazu Wigger, M. J.ihrb. l,. S. 227.
») M. U. B. 3498.
") M. U.B. 3860.
') Wigger, M. Jahrb. L, S. 253.
232 AMTSGF.RKHTSHEZIRK l'ENZLIN.
uns in der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts (1328 — 1341) als ein einfluss-
reicher Mann entgegentritt.
In welcher Weise damals Fürst Johann von Werk gewaltthätigen
Vasallen seines Landes gegenüber die Geistlichkeit schützt, zeigt der Fall
seines Hofkaplans, des Penzliner Kirchherrn Arnold, im Jahre 1317. Diesen
hat Siegfried Metzeke mit Wort und That auf das Allerschw erste verletzt.
Metzeke und nicht weniger als vierzehn Helfershelfer haben ihn mit W'orten
geschmäht und ausserdem mit Schlägen und Verwundungen aufs Uebelste
zugerichtet. Dafür wird Metzeke zunächst mit einer empfindlichen Vermögens-
strafe angesehen, dann aber auch sammt seinen Komplizen zu einer Büsser-
Prozession verurtheilt, die darin besteht, dass sämmtliche fünfzehn Uebelthäter
an einem von dem geschädigten Pfarrer zu bestimmenden kirchlichen Festtage,
nur mit Hemd und Hosen bekleidet (depositis omnibus indumentis, camisia
tarnen et bracis retentis) und ein Wachslicht in der Hand tragend, vom
Thatort her in die Stadt gehen (deuoto accessu), einen Umgang auf dem
Kirchhofe machen (cum tota dccencia), von den fünfzehn Wachslichtern acht
dem beleidigten Pfarrer übergeben (die er seiner Kirche stiften möge, wenn er
wolle), mit den sieben übrigen Lichtern aber sieben andere Kirchen der
Hrodaer Präpositur besuchen und auf deren Kirchhöfen den gleichen Umgang
mit Zurücklassung je eines Lichtes vollziehen.^) Zwei Jahre später, 13 19,
hören wir von einem Kaland zu Penzlin und von der Stiftung einer Vikarei an
dem den Kaland.sherren gehörenden St. Annen -Altar in der Pfarrkirche durch
die Gebruder Wokenstedt (Wakenstedt) auf Gross- Lukow.^') Auch von Privaten
in der Stadt werden Pfarrer und Pfarrkirche reichlich bedacht.^) Die Stadt
selbst vergrössert ihre Kämmerei durch Ankauf des Dorfes Schmort im Jahre
1327.*) Mit einer Hebung von achtzehn Mark aus drei Hufen in Schmort
und mit einem Wisj^el Roggen und Gerste aus der dortigen Mühle stiftet
acht Jahre später der dem Vogte Heine Holstein eng befreundete Kirchherr
Walter in Penzlin eine Vikarei bei den Domherren in der Kirche zu Proda,
und Heine Holstein bestätigt wiederum zwei Jahre darauf nicht bloss diese
That .seines Freundes, sondern fügt aus eigenem Vermögen noch einen Wispel
Kornes hinzu, der aus derselben Schmorter Mühle zu heben ist.'') Walter aber
ist inzwischen selber Kanonikus von Broda geworden. Auch des Weiteren
erfreut sich Broda einer Vermehrung .seiner pjnkünfte durch Vermittlung des
Bi.schofs Dietrich von Havelberg nicht bloss aus den Kirchen zu Neubranden-
burg, Anker.shagen, Lukow und Wulkenzin, sondern auch aus der von Penzlin.
Aus der Penzliner Kirche, welche, wie wir im Jahre 1348 bei Gelegenheit
einer Aufbesserung der Wokenstedfschen Vikarei erfahren, den Titel Nikolai-
•) M. U.-B. 3940.
■) M. U.-B. 4042. V^l. dazu 6834. 10872.
•) M. U.-B. 4687. 4rjr,^.
•) M. U.-B. 4835.
) M. U.-B. 5619. 5740. 6139. Vfjl. auch die Ilolstein'sche Memorienstiftung von 1346:
M. U.B. 6657.
GESCHICHTE DER STADT PENZLIN. 233
Kirche (ecclesia parrochialis beati Nicolai) führt, ist es eine Hebung von
jährlich 50 Mark Wendisch.^)
Bei der Schlichtung von Streitigkeiten zwischen denen von Werle auf
einer Seite und dem Bischof Heinrich von Schwerin und dem Herzog Albrecht
von Mecklenburg auf anderer Seite durch den Herzog Rudolf von Sachsen
setzen Nikolaus III. und Bernhard, Fürsten von Werle (in der zweiten Gene-
ration nach der Theilung von 13 16), am 2. Juli 1342 für ihr Versprechen, sich
dem Schiedsspruch zu untenverfen, Schloss, Stadt und Land Penzlin zum
Pfände.^) Indessen kommt es nicht zu diesem Schiedsspruch, sondern es tritt
dafür bald nachher eine auch in den nachfolgenden Jahren mehrmals wieder-
holte und aufs Neue bekräftigte Erbvereinigung und Krbverbrüderung zwischen
Werle und Mecklenburg ein, welche auf die Dauer werthvoller und wirkungs-
voller wird als ein einmaliger Schiedsspruch.^) Daraufhat es selbstverständlich
keinen Einfluss, dass bei der abermaligen Theilung des Werle- Güstrower
Landes am 14. Juli 1347 Penzlin mit Röbel, Wredenhagen und Waren ver-
einigt wird.^)
In der Folgezeit werden die Bündnisse und Verträge zwischen den
Häusern Werle und Mecklenburg mehrfach erneuert.^) Auch stellen sich die
Fürsten von Werle dadurch, dass sie ihre Lande im Jahre 1374 von der
Krone Böhmen zu Lehn nehmen, ebenso unter den Schutz Kaiser Karl's IV.,
wie es die mecklenburgischen Herzöge schon im Jahre 1348 gethan hatten,
indem sie sich ihre Lande als Reichslehn von demselben Kaiser bestätigen
Hessen.**) Die Stadt Penzlin, welcher Fürst Bernhard von Werle am 11. Januar
1353 Freiheit von dem bisherigen Ausfuhrzoll, der für Getreide und Waaren
bezahlt werden musste, verliehen hatte, wird für die Landfriedenskontingente mit
zehn Mann eingeschätzt, ganz ebenso wie die Städte Grevesmühlen, Gnoien,
Gadebusch, Ribnitz, Bard, Ljxhen, Roebel, Teterow, Malchow, Plan und
Neukaien.') F"ür den Verkehr, den das Kloster Broda mit der Stadt unterhält,
ist es von Wichtigkeit, dass der Krukower Pfarrer Johann von Reval am
10. März 1356 auf seinen Todesfall dem Kloster ausser seinem beweglichen
Nachlass auch einen Hof in der Stadt vermacht, um damit seine Dankbarkeit
') M. U.-B. 5960. Vgl. 6834.
*) M. U.-B. 6223.
') M. U.-B. 6254. 6271. 6434. kudiofr, iidii. II, s. 285.
*) M. U.-B. 6779.
*) M. U.-B. 7524. 7712. 7731. 7771. 7881. 7911. 8234. 9008. 9935. 10560.
*) M. U.-B. 10561. 10569. Vgl. d-izu 6860.
') M. U.-B. 7524. 7698. Die bei 769S in der .\nmerkung aufgeworfene Krage, ob nicht
>adducentibus< statt >abducentibus< geschrieben werden müsse, ist an sich berechtigt. Denn das
vel der mittelalterlichen Urkunden dieser Zeit und Gattung ist, dem klassischen Sprachgebrauch
entgegen, in der Kegel gleich aut und nicht gleich sive. In diesem Kall würde es sich dann um
die Kreiheit nicht bloss von einem Ausfuhrzoll, sondern auch von einem Einfuhrzoll handeln.
Allein der Verfa.-^ser des Wort- und Sach- Registers zum Urkundenbuch (s. angaria, Ausfuhr, Zoll,
unplicht) zieht es vor, hier nur den .\usfuhr-Zoll und daher »abducentibusc stehen und »vel«
gleich ».seuc gelten zu lassen.
234 AMTSGERICHTSI5KZIRK PENZLIN.
für die ihm gewahrte Bruderschaft und Theihialinic an den guten Werken
sowie für das N'ersprechen eines Begräbnisses innerhalb des Klosters zu be-
zeugen.') Zu den weiteren \"ortheilen, die das Kloster aus der Stadt /.u ziehen
weiss, gehört auch die Inkorporierung der Penzlincr Pfarrkirche zAigleich mit
der Neubrandenburger und der Ankershager Kirclie am 15. September 1354
durch den l^ischof Burchard von Havelberg, um dem angeblich von übel-
wollenden Menschen und Gewalthabern, von Räubern, Dieben und Feuers-
brünsten häufig und arg mitgenommenen Kloster (ex creberrimis malignancium
et tyrannorum incursibus variisque rapinis et incendiis) damit aufzuhelfen.
Die Sache erlebt übrigens noch zwanzig Jahre später eine von Rom her an-
geordnete gründliche Nachprüfung.-)
Während der Zeit, in welcher Penzlin zum Hause Werle-Waren gehört
und unter der Herrschaft des Fürsten Bernhard II. steht, sind es besonders
zwei Vasallen, die uns als einflussreiche Vertrauensmänner des Landesherrn
urkundlich bekannt werden, zuerst Klaus von Plasten in den fünfziger und
sechziger Jahren des XIV. Jahrhunderts, der eine Zeitlang Pfandinhaber der
Länder Waren und Penzlin ist, und von 1378 an Wedege von Plote, den der
Fürst zum Hauptmann der Länder Waren und Penzlin ernennt und mit den
weitgehendsten Befugnissen au.sstattet.^) Von Wedege von Plote geht drei-
undzwanzig Jahre später, nämlich am 30. August 1395, die Hälfte des Landes
Penzlin zu treuen Händen an die von Voss über.^) Und nun nähert sich die
Zeit, wo die von Maltzan als Pfandherren an die Reihe kommen. Zuerst im
Jahre 14 14. Am 14. December dieses Jahres nämlich beurkunden die Fürsten
Balthasar und Christoph von Werlc, die letzten ihres Hauses, dass sie dem
Lüdeke Maltzan und seinem Sohne Heinrich Haus, Stadt und Land Penzlin
mit der grossen und kleinen Bede, allem Hundekorn, allen Zehnten, mit
Katen- und Münzpfennigen, mit Wasser, Weide, Holz, mit Mühlen, Zöllen,
mit allen Bauern- und l^urgdiensten, mit allem Acker- und l'flugwerk, höchstem
und niedenstem (jericht, mit Bruchgefällen und .sonstigen Nutzniessungen aller
Art für 3000 Mark guter lübischer Silberpfennige verpfändet haben, und zwar
so, da.ss alle in diesem Pfandgebiet wohnenden Leute bei den Maltzanen
bleiben, auch Burgermeister, Rathmannen und ganze Gemeinde zu Penzlin
ihnen huldigen, das Schloss aber den I^'ür.sten offen bleiben solle, ohne dass
dies jenen zum Nachtheil gereichen dürfe.'')
■) M. U.-B. 8203.
*) M. U.-B. 7982. 9118. 10719. 10760. 10762. 10770.
■) M. U.U. 9008. II 119.
*) Ungedrucklc Urkunde im Grossh. Archiv. Vj^l. Lisch, CJcschl. Maltzan II, S. 501.
*) Lisch, (Jeschl. Maltzan III, S. 494—501. Die zu dem Pfandgehiet (,'ehörende und bc-
»onder« namhaft gemachte Walwens- MUhle l)ei Chemnitz heis.st später Ktisels- Mühle (Lisch, a. a. ().,
S. 501^, ««t aber heute nicht mehr da. Lisch vermuthet nicht ohne Grund, dass diese Ver-
pflndung den I^andcs Penzlin im Jahre I414 im Zusammenhang stehe mit der Wiedereinlösung
de» I^andeft Stavenhagcn ;uis Maltzan'schen Händen um dieselbe Zeit. Vgl. a. a. O., S. 285. —
Ueber die Walwens -Muhle, die ihren Namen von dem Probst Walwanus zu Hroda (1283— 1309)
fuhrt, vgl, BoU, Chronik der Stadt Neuhrandenburg, .S. 22. 307.
GESCHICHTE DER STADT PENZLIN. 235
Wie sehr aber derartige Verpfändungen, bei denen wesentliche Hoheits-
rechte der Fürsten allzu leichten Kaufes preisgegeben wurden, dem landes-
herrlichen Ansehen schadeten, das wird durch nichts mehr bewiesen als durch
jene urkundlich bekannt gewordenen vier Raub- und Beutezüge des vorhin
genannten Heinrich Maltzan, die er mit zahlreichen ritterbürtigen Komplicen
aus der Penzliner Gegend (. . . ok meneliken de wonen vnde hussittende sin
in deme lande to Pentzelin) und überhaupt aus dem Lande W'erle in den Jahren
1426 bis 1428 gegen die mecklenburgischen Lande unternimmt, als die Herzogin
Katharina die Vornuindschaft über ihre minderjährigen Söhne, die Herzöge
Heinrich und Johann, ausübt. Der erste Zug führt die beutelustigen Kämpen
bis in die Gegend von Schwerin nach Pinnow und Steinfeld, wo Ochsen,
Kühe, Schweine, Schafe, Pferde und Plünderwaare (plunderware) mitgenommen
werden. Der zweite Zug geht bis nach Xeubukow und Xeukloster, der dritte
in die Vogtei Mecklenburg nach Lübow, Masslow, Moltow und Wietow, und
der vierte in die Schwaaner Gegend: alles das mit einer Schädigung, die nach
den damaligen Verhältnissen über 30000 Mark Lübisch berechnet wird. Das
Schlimmste aber ist, dass sogar der werlesche Landesherr die Eide seiner
Vorfahren gegen die blutsverwandten Herzöge von Mecklenburg vergisst, »dar
de van Wenden suluen to siner kokene alTkregh ix stighe ko}'e vnde iiii'' schap,
de sin voget Werneke Cremmon vamme Sterneberge dreff mit sinem knechte
Bertolt Hockenoghen.«^) Und ein ganz besonders unritterliches Gepräge er-
halten diese Raubzüge dadurch, dass die Minderjährigkeit der mecklenburgischen
Herzöge und die Regentschaft einer Frau ohne Anstand dazu ausgenutzt
werden. Bei solchen Anschauungen in der Vasallenschaft des Landes kann
es kaum Verwunderung erregen, dass das Raubwesen im X\'. und X\'L Jahr-
hundert zuletzt geradezu sportmässig betrieben wird und endlich das \'erlangcn
nach einer gründlichen und durchgreifenden Reformation aller Verhältnisse
überall in der Welt zu Tage tritt.
Xachdem darauf zehn Jahre später die mecklenburgischen Herzöge in
die Herrschaft über die werleschen Lande eingetreten sind und am 14. Decembcr
des Jahres 1436 auch von Penzlin Besitz ergriffen haben, da fügen sich selbst-
verständlich auch die Pfandinhaber des Landes.-) Als aber nach drittehalb
Jahrzehnten die mecklenburgischen Herzöge die Rückgabe des halben ver-
pfändeten Landes Penzlin fordern und damit bei Joachim und Lüdeke Maltzan
(vvanachtig thome Wolde) auf Weigerung stos.sen, da bleibt jenen nichts als
die Aussicht auf eine offene Fehde, um derentwillen sie am 14. Oktober 1462
mit dem Bischof Wedege von llavelberg ein Bundni.ss .schlies.sen.^) Doch wird
glücklicher Wei.se nichts daraus, denn .schon am i. December 1463 kommt es
in Waren zu einer Einigung zwischen beiden Theilen, den Herzögen auf einer
und den »duchtigen leuen getruwen Jachynune vnd Ludeken Moltzane tome
') Lisch, (ieschl. .M.-iltz.m II, S. 574—77 Lrk. CCCCX.W).
*) RudlolT, Hdb. U, S. 741.
•) Lisch, Ceschl. Mahzan IH, S. 304—306 (L'rk. DLX.X.MV).
236 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Wolde vnd eren heren vnd frunden« auf der andern Seite. Die Herzöge ver-
sprechen zu Martini nächsten Jahres 3000 Mark Sundisch (dredusent Stralen
niarc penninge) und ausserdem noch 300 Mark Finkenaugen zu bezahlen, wofür
die von Maltzan die Urbede (Orbör) eingelöst und wiederversetzt hatten; die
von Maltzan dagegen machen sich anheischig, Schloss, Stadt und Vogtei
Penzlin wieder zu übergeben und alle Urkunden, die sie darüber von den
wendischen Herren haben, auszuliefern.*) Doch bleibt dieser Vertrag ein un-
vollzogenes Pergament, wie Urkunden vom 20. März 1464, 13. Juli 1467 und
18. Juli 1475 hinlänglich beweisen, welche Mahnungen um die ausgebliebenen
Zahlungen, erneute Versprechungen und sogar die Zurückweisung einer
Beschwerde der von Maltzan beim Rostocker Rath durch den Herzog Heinrich
enthalten.-) Das Ende dieser Sache ist endlich jene berühmte Fehde des er-
bitterten Bernd Maltzan auf VVolde mit den Herzögen Albrecht und Magnus
von Mecklenburg, von welcher neben den lübischen Chroniken auch zahlreiche
Urkunden berichten,'^) und aus der man erkennt, dass die Penzliner Sache der
Kern und Schwerpunkt ist, dass aber zuletzt, trotz vieler Schwierigkeiten,
welche die wechselnde Haltung des betheiligten Pommern -Herzogs verursacht,
die Autorität der mecklenburgischen Landesherren das Uebergewicht erlangt.^)
Der eigenmächtige und gewaltige Bernd bezwingt sich selber, lenkt ein und
gilt endlich in seinen alten Tagen als der trefflichste und verständigste Rath
des jungen Herzogs Heinrich, für den er in den Jahren 15 12 und 15 13 die
wichtig.sten Missionen auszurichten hat, wie auch schon im Jahre 1500 für
dessen Vater, den Herzog Magnus.
Die Abtretung von Schloss, Stadt und Land Penzlin an die Herzöge
erfolgt am 6. August 1479, und die Entschädigung der von Maltzan auf Wolde
besteht darin, dass sie die Güter Gädebehn, Klein -Helle, Krukow und die
Anwartschaft auf die Lehngüter Gutzkow und Tützpatz erhalten.'') Bei der
nachfolgenden Landestheilung am 13. Januar 1480 unter die drei Brüder, die
Herzöge Albrecht (VL), Magnus (II.) und Balthasar, erhält der erstgenannte
das ganze Fürstenthum Wenden mit y\usnahmc der Stadt Waren, des Landes,
der Stadt und Vogtei Penzlin, des Klosters Broda, des Landes und der Stadt
Röbel sowie der Vogtei Wredenhageii und der Bede in dieser. Diese aus-
genommenen Theile und die übrigen Lande, Mecklenburg, Stargard, Rostock,
Gnoien und die Grafschaft Schwerin kommen zu gesammter Hand an die
Herzöge Magnus und Balthasar. Doch reserviert sich Herzog Albrecht u. a.
die Fischerei bei Waren, einen See bei Penzlin und die Hoheit über die
•) Lisch, Geschl. Maltzan IIF, S. 316. 317 (Urk. I)LXXXVIII> KudlolT, Hdb. II, S. 782.
») lA%ch, Oschl. Maltzan III, S. 328. 329. 343—45. 393. 394 (Urk. DXCIV. DCIII.
DCXXVIII;.
•) Vgl. l)€sonders Urk. DCLVIII und DCLIX bei Lisch, a. a. O. IV, S. 59—64.
*) Fline ausführliche Darstellung dieser Fehde mit allen Quellen ist in der Gcscliichtc des
GeM:hlecht.s Maltzan von Li.sch, IV, S. 7 — 19 enthalten. Urkunden DCXXXVI- DCl.IV. IX I.\III.
DCLIX.
•) Lisch, a. a. O. IV, S. 59—64 (Urk. DCI.VIII und DCLIX).
GESCHICHTE DER STADT PENZLIN. 237
Brodaer Klostergüter in der Vogtei Stavenhagen, während die Brüder die
Ablager- Rechte in den Malchower und Dobbertiner Klostergütern behalten.')
Als Herzog Albrecht 1483 stirbt, da treten die Herzöge Magnus und Balthasar
auch in dessen Herrschaft zu gesammter Hand ein.^) Und nun erleben wir,
dass der »gewaltige« Berend Maltzan, von dessen Thaten und Unternehmungen
alle Welt zu erzählen wusste, bereits im Jahre 1 500 wieder im Pfandbesitz
von Schloss und Stadt Penzlin erscheint, und dass dieser Pfandbesitz, der wie
kein anderer des Schweisses der Edlen werth befunden war, ein Jahr darauf,
nämlich am 16. und 18. Juli 1501, von den Herzögen Magnus und Balthasar
und den Söhnen des erstgenannten, den jungen Herzögen Heinrich (V.), Erich
und Albrecht (V^II.), in ein Maltzan'sches Erblehn zu gesammter Hand um-
gewandelt wird.'^) Tempora mutantur nos et mutamur in illis. Darauf werden
Rath und Bürgerschaft der Stadt Penzlin von den Herzögen ihrer Huldigungs-
pflicht entlassen und an ihren neuen Herrn auf Wolde verwiesen, der ihnen
alle bisherigen landesherrlichen Privilegien bestätigt.*) Und nachdem derselbe
Bernd ein Jahr vorher, nämlich den 5. August 1500, mit dem Hauptgute
Kittendorf und allen dazu gehörenden anderen Nebengütern, auf denen das
ausgestorbene Geschlecht der von Breide gesessen hatte, belehnt worden war,
fügen die Herzöge am 14. August 1501 die bisher von Henning Stute auf
Dewen zu Lehn getragenen und nun vor ihnen aufgelassenen Güter und
Dörfer Ave und Marin nebst dem Acker auf dem Schmorter Felde und der
dortigen Mühle hinzu, und am 16. Juni 1503 auch die ihm verpfändet gewesenen
Güter Gädebehn (Gotebende) und Ka.storf.^) Weitere Belehnungen erfolgen
am 12. September 1505 (mit dem vierten Theil des Schlosses und »Städtchens«
Prillwitz und den dazu gehörenden Gütern, die Heinrich von Heidebreke an
Bernd Maltzan abgestanden hat) und am 18. Juni 15 10 (mit dem durch Aus-
sterben der \on Passentin heimgefallenen Lehngut Passentin).*') Zwar kommt
es noch einmal im Jahre 15 14 zu schweren Irrungen zwischen den Herzögen
und dem Bernd Maltzan theils in Folge von unbegreiflichen Vergewaltigungen,
womit sich dieser an denen von Putlitz und Bülow vergangen, theils aber auch
wegen Besitzstreitigkeiten, und Bernd ist nahe daran, seine Güter zu verlieren,
doch wird das Aeus.serste zu rechter Zeit durch Fürbitte seiner Gemahlin
Gödel von Alvensleben beim Kurfürsten von Brandenburg abgewandt. Der
Kurfürst übernimmt die Vermittlung, auch andere hohe Herren verwenden sich
für ihn, und so kommt es am 28. März 15 16 zu einem Vergleich, durch
welchen Bernd unter der Verpflichtung, den Herzögen einen Monat lang mit
.sechzig Reisigen zu dienen, in .seine Güter Penzlin und Kittendorf wieder ein-
') Kudloff, Hdb. n, S. 823. 824.
*) ^Vigger, M. Jahrb. L, S. 195. 197. 200.
^) Lisch, a. a. O. IV, S. 161 — 179 (L rkuiule DCCH [a— e] ff., besonders DCCLXH und
DCCLXXIX).
*) A. a. (). IV, Urk. DCCIAVUI. DCCI.XIX. DCCLXX.
•') A. a. (). IV, Irk. DCCLXVII. DCCI.XXI. DCCLXXXIII.
«) A. a. O. IV, Urk. DCCI.XXXVIII. D( CCXIV. Vgl. dazu DCCCXVI.
238 AMTSC;KRICirrSHE/IRK I'KNZLIN.
gesetzt wird ') Es erfolgt sogar am i S.Januar 1517 eine neue förmliche Be-
lehnung mit Stadt und Schloss Penzlin. die mit der vom 18. Juli 1501 wörtlich
übereinstimmt.-) Von da ab hören wir nichts mehr von Bernd bis zu seinem
im Jahre 1525 erfolgten Tode. Der alte fehdelustige Recke des Mittelalters
wird den Geist der anbrechenden neuen Zeit erkannt haben, und auf dem
Schloss zu I'enzlin, wo er zuletzt wolinte, wird jene Stille des Alters über ihn
gekommen sein, für welche der Lärm in der Welt nicht mehr taugt.
Die Familiengeschichte der von Maltzan und die Stadtgeschichte von
I'enzlin fliessen von nun an so zusammen, dass wir für diese auf jene ver-
weisen können und daher nur noch bemerken wollen, dass von den beiden
Söhnen des alten Berend, Joachim und Georg, der erstgenannte im Jahre 1529
die Herrschaft Wartenberg in Schlesien ankauft, dass daraufhin beide Brüder
am 2. August 1530 vom König Ferdinand von Böhmen und Ungarn zu »Frei-
herrn zu Wartenberg und Penzhn« ernannt und als solche von Kaiser Karl V.
am 12. August 1530 bestätigt werden, dass Joachim die Wartenbergsche und
(ieorg die Penzlinsche Linie begründet, welche 1774 ausstirbt, dass aber schon
am 28. März 1702 durch den Puchower Vertrag Stadt, Schloss und Vogtei
Penzlin auf die Wartenbergsche Linie übergehen, sowie dass am 4. Oktober
1777 zwischen den von Maltzan und der Stadt Penzlin ein Vergleich statt-
findet, durch (\cn diese jenen einen Theil der von ihr bis dahin bestritten
gewesenen Rechte, wie z. B. Verpflichtung der Stadt zur Huldigung, das Recht
der Rathswahl, die Fräulein -Steuer, das Recht, das Maltzan'sche Wappen an
das Rathhaus und an die Thore zu schlagen, u. a. m., für 3300 Thaler Gold
abkauft und ihre volle Unmittelbarkeit und Landsässigkeit erlangt.'^) Die
Nieder- Gerichtsbarkeit, welche sich die von Maltzan vorbehalten, verliert erst
im Jahre 1879 durch die neue Gerichtsorganisation, ihre frühere Bedeutung,
sodass heute von den ehemaligen Privilegien hauptsächlich nur noch das
Kirchen -Patronat und die Urbede übrig geblieben sind.'')
Für alles Uebrige aus der Geschichte der Stadt verweisen wir hier auf
die Chronik von dem ehemaligen Penzliner Studtschul-Rektor P^duard Danneil,
die 1873 '"1 Selbstverlage des Verfassers erschienen ist. U. a. findet sich darin
auf Seite 61 — jo ein im Anschluss an die Geschichte der Kirche gegebenes
Verzeichniss der Präpositi und Pastoren evangelischer Zeit, das bald nach der
Reformation anhebt. Wenn es aber auf Seite 64 heisst, dass die Geistlichen
vor der Reformation völlig unbekannt seien, so ist das nicht richtig. Ausser
den schon oben genannten Plebanen und Vikaren giebt es noch eine gar nicht
kleine Reihe anderer, deren Namen aus Urkunden auf uns gekommen und in
den Personen -Registern des mecklenburgischen Urkundenbuches (unter Penzlin)
•) A.a.O. IV, Urk.DCCCXXXI—DCCCXXXIV. DCCCXXXVII. DCCCXLI— DCCCXLIV.
•) A. a. O. V. Urk.DCCCCVI. UCCCCX.
*) A. a. O. V, Urk. DCCCCXXV'I. DCCCCXXVII. M( XI. K,l. Daimcil, Clironik der IUhk
und Stadt Penzlin 'I'.riizli:, 187-, . S. 21. 33. 34. 38fr.
*) Der Damm?',!! •'": iS'Jö durch die fJrossherzoyliche Kefjieriin},' für 2500 Tliulcr :il)-
|{elö»t und 1867 gäi ivl.en. iJanneil, a. a. <)., .S. 21.
GESCHICHTE DER STADT PENZI.IN. 239
ZU finden sind. Aber auch über die Geistlichen nach der Reformation, und
im Besonderen nach der noch vor 1552 erfolgten Aufhebung des Prämonstra-
tenser-Klosters Broda, welches das l^atronat der Penzhner Kirche besessen
hatte, giebt es mehr Nachrichten, als bis jetzt bekannt waren. Sie finden sich
in den Akten des Grossherzoglichen Archivs, welche das ebengenannte Patronat
betreffen, das die von Maltzan auch im XVI. und XVII. Jahrhundert ohne
weitere Verbriefung als das ihrige angesehen wissen wollen. Am 23. Juni 1606
berufen sich nämlich die von Maltzan, deren Ansprüche der Herzog Ulrich im
Jahre 1594 durchaus nicht anerkannt hatte, darauf, dass ihre Vorfahren, \'ater
und Grossvater, die Penzliner Pastoren eingesetzt hätten, so z. B. den Pastor
Stephan Gebhard, der später von ihnen abgesetzt sei und bei Heinrich Schnieker
als Pastor zu Belitz ein Unterkommen getunden habe, und nach diesem den
Pastor Heinrich Dorgelow (Dorgeloe), der im Jahre 1565 an der Pest gestorben
sei. Nach dessen Tode sei Andreas Vielitz von ihnen berufen worden, ebenso
der ihm zugesellte Kaplan Bernd und dessen Nachfolger Joachim Schwampe
sowie auch der Kaplan Kaspar Koch (der offenbar als dritter Geistlicher an
der Kirche und ihren Filialen zu dienen hat). An die Stelle von \^ielitz (7 1593)
sei Nikolaus Burmeister berufen worden, und als dann von ihnen, den von
Maltzan, als zweiter neben Burmeister Er Marcus gewünscht worden sei, da
habe Herzog Ulrich den Kaspar Koch dafür eingesetzt. Das sei auf Betrieb
von dessen Verwandten und PVeunden in der Stadt und wider ihre Wünsche
geschehen. Kombiniert man nun diese Nachrichten mit anderen Angaben und
z. B. mit der in Schröders evangelischem Mecklenburg III, S. 329, über die
Unterschriften der Formula Concordiae im Jahre 1577, so ergiebt sich die
Reihenfolge der evangelischen Pastoren wie folgt: bald nach 1552 P> Stephan
Gebhard und nach dessen Abgang Er Heinrich Dorgelow (7 1565). Es folgt
Er Andreas Vielitz (7 1593). Sein erster Kaplan ist Er Bernd, der schon vor
1577 gestorben sein muss, da in diesem Jahre der nach Bernd's Tode berufene
Er Joachim Schwampe mit Vielitz zusammen die Konkordienformel unterschreibt.
Aber als dritte Unterschrift eines Penzliner Geistlichen finden wir 1 577 die
des Joannes Godschalcus, von dem die Akten des Archivs nichts zu berichten
wissen. An des.sen Stelle tritt 1581 Er Kaspar Koch, auf den die von Maltzan
später nicht gut zu sprechen sind. Denn als es sich 1594. "ach der Berufung
des Ern Nikolaus Burmeister in die Stelle von Vielitz, um den zweiten Geist-
lichen handelt, da sagt der für Koch eintretende Rath der Stadt in einem
Schreiben an den Herzog Ulrich vom 8. November 1594. dass Koch dreizehn
Jahre lang Prediger in Penzlin gewesen .sei. Burmei.ster al)er. der vor .seiner
Berufung nach Penzlin sechs Jahre lang in Ribnitz Pastor und Rektor .scholae
gewesen (al.so von 1589 bis 1595) lebt bis 1632 und erhält 1628 einen Sub-
stituten an Nikolaus Meinichius. Inzwischen ist Koch gestorben (1616) und
als zweiter Geistlicher Joachim Schreck (Schreccius) 1617 an .seine Stelle ge-
treten, der bis 1622 in Penzlin als Prediger wirkt und dann nach Gadebusch
geht. Im Jah'e 16^2 sind M Stephanus Lehni;inn (I.eomannus) und Nikolaus
Meinke (Meinichius) die beiden Prediger, von einem dritten ist keine Rede
240
AMTSGERlCIlTSliEZlRK TENZLlN.
mehr. Lehmann wird also 1628 oder 1633 der Nachfolger von Schreccius,
also zweiter Prediger, geworden sein, nach Burmeister's Tode aber erster, und
Hiirmeisters Substitut Meinke als zweiter an Lehmann's Stelle getreten sein.
1643 dagegen, als die alles Leben hinraftenden harten Kriegsjahre 1637 und
1638 ihre Wir-
kung gethan
haben, da scheint
Meinke der ein-
zige Prediger in
Penzlin zu sein.
Er stirbt 1653.
Von da ab stim-
men die Nach-
richten in Dan-
neils Chronik mit
den Akten im
Archiv.
Die V. Maltzan
erneuern 1 6 1 7
und 1628 ihre
Versuche , das
Patronat der
Kirche als das
ihrige zu er-
streiten. Aber
vergebens. Erst
am I 5. Ajjril 1702
lässt sich der
Herzog Friedrich
Wilhelm bereit
finden, dem Haron
und (Jberst Hans
Heinrich von
Maltzan eine förm-
liche Confirmatio
juris patronaius zu ertheilen.')
Dass Puchow in kirchlicher Beziehung schon 1326 mit Penzlin ver-
bunden ist, lä-sst eine Urkunde dieses Jahres erkennen.-) Es wird daher die
dort schon im Mittelalter erbaute Kirche oder Kapelle ebenso zur Havelberger
Diöcese gehört haben wie die Penzliner Mutterkirche selber. Dasselbe gilt
ohne Zweifel auch von den zwei anderen Filialen Lübkow und Lapitz, die uns
Ua.'i Ost -Ende der Kirche zu l'enzlin.
') Vgl. I.«hnakten von Penzlin im Grossh. Archiv.
•) M. ü.B. 4687.
KIRCHE ZU PENZLIN.
241
fctkimYvAVVm-
• »»•J Htta ?)M\U<VvMW»f
(^nitidriss der Kirche zu l'enzlin.
lli
242
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
freilich als solche urkundlich nicht eher denn im Jahre 1582 bei Gelegenheit
der vom Herzog Ulrich angeordneten Visitation entgegentreten.^) Ein nega-
tiver Beweis hierfür ist der, dass ihre Namen nicht in dem schon öfter an-
gezogenen »Verzeichnus der Pfarrlehen und Kirchenn in den Schwerinischen
Stifitssprengel gehörig« vorkommen.-) Ueber das kirchliche Verhältniss von
Wrodow s. unter W'rodow .
Beschrei
bung des
Baues.
Die Kirehe.
[^•^aubeschreibung. Die Pfarrkirche, oder St. Nikolai -Kirche, zu Penzlin be-
steht aus einem dreischiffigen Langhaus, einer im Jahre 1877 angebauten
Apsis, deren Ostwand platt abschliesst, und aus einem über dem Westende auf-
steigenden Thurm, dessen Höhe nach einem Brande von 1725 so verkürzt ist,
dass das Walmdach unmittelbar über dem Dachfirst des Langhauses anfängt.
Der Ostgiebel des Langhauses läuft seit 1877 in einen fialenartigen Mauer-
aufsatz aus, in welchem die sogen. Klingglocke hängt. Unter dem Dach des
Thurmes ein aus gothischen Vierpässen zusammengesetzter Fries, unter dem
Unter dem Dach des Thurmes.
Unter dem Dach der Seitenkapelle.
Altar.
Dach des Schiffes ein aus Rund- und Kleeblattbögen kombinierter Fries, und
unter dem Dache der Seitenkapelle ein abgetreppter Zickzackfries. An der
Süd- und Westseite finden sich auch noch mehrere Rundmarken und Längs-
rillen. Der stark modernisierte Innenraum ist mit spitzbogigen Rippengewölben
eingedeckt. Die an der Südwestseite angebaute Kapelle, welche der Familie
von Maltzan als Grabkapelle dient, ist, wie aus dem verwitterten Mauerwerk
und besonders aus dem hier gebrauchten gedrückten frühgothischen Spitzbogen
geschlo.s.sen werden darf, wesentlich älter als der im steileren hochgothischen
Ik>gen aufgeführte Hauptbau. Die früher allem Anscheine nach gewölbt
gewesene Kapelle hat jetzt ein roh aufgesetztes — innen unverkleidet ge-
bliebenes — Satteldach Ein hohes, jetzt bis auf eine kleine Thür zu-
gemauertes Portal lä.sst darauf schliessen, dass die Kapelle im Mittelalter einen
Thcil der Kirche bildete, also wohl die »Garwekamer« oder Sakristei war.
Das Gemälde im Aufsatz des Altars aus dem Ende des XIX. Jahr-
hunderts stammt von Profe.ssor Kannengiesser-Neustrelitz. An der Vorderwand
; Dai,.,*.,. ,.,1 »,.,,,, er auch die Visitationen von 1534 und 1541 heranzieht. Sie ent-
halten nicht* von der unter da» Hrodaer Kloster- Patronat gekommenen l'enzliner Kirche.
•) Vgl. NVigger, Annaki;. 132. 133.
Inneres der Kirche zu renzlin.
KIRCHE ZU PENZLIN.
243
des älteren Altaraufbaues die Wappen des JOSEPH FREIHERRN VON MALTZAN
und der JOHANNE GRÄFIN VON LUCKNER.
Die in Holz geschnitzte Kanzel ist ein Werk vom Ende des XVIII. Kanzel.
Jahrhunderts.
An dem Orgel -Prospekt im Zopf- Stil Orgel-
vom Ende des XVIII. Jahrhunderts dieselben Prospekt.
Wappen wie am Altar.
"^ ■ V '^Xi ^***-^^TVW
^ Ueber den Chorschranken eine alte Land- .Alte
Jt^ " Sturm - Fahne mit der Inschrift: DIESER Landsturm-
ÜTuiUttimic. " FAHNE FOLGEND, VERTHEIDIGTE IM BE- ^'ahne.
^ FREIUNGSKRIEGE 1813 • DER LANDSTURM
DES PENZLINER KREISES DIE GRÄNZEN
DES VATERLANDES. Unter einem F. F. (ein Monogramm mit Krone) ein
Rosenkranz mit der Inschrift: WELCKE NIMMER. Unter dem Penzliner Stadt-
wappen die Inschrift: NIEMALS RUCKWÄRTZ 1804.
Die Glocken der Penzliner Kirche gehören sämmtlich jüngeren Zeiten
an, d. h. als Umgüsse aus älteren Glocken. Ks sind ihrer drei. Die grö.sste
ist 1791 unter dem Patronat des Freiherrn JOSEPH VON MALTZAN von Joh.
Christ. Meyer in Xeustrelitz gego.ssen worden; die mittlere 1820 von Valentin
Schultz zu Rostock, und die kleinere 1735 unter dem Patronat des Freiherrn
OTTO JULIUS VON MALTZAN von dem Penzliner Glockengiesser J. C. Altrichter.')
') Die mittlere (Jlocke hatte eine Vorgängerin von dem Penzliner (Jlockengiesser J. C". .\lt
richter. Die In.schriften aller drei Glocken sind vollständig bei Danneil, a. a. Ü., S. 56, zu lesen.
16«
(ilocken.
244 AMTSGKKRHTSHE/IRK PENZLIN.
Grabstein. Grabstein. In der Mitte der Kirche ein Stein mit einer eigenartigen
Inschrift: ALHIER RUHET IN GOTT EIN FRÜHEZEITIG VERWELKTES BLÜME-
LEIN LUDEWICUS DIETERICH GEBHARDT DERSELBE IST GEBOHREN IN DER
VORSTADT PERWER VOR SALTZWEDEL D • 13 • JULIJ ANNO 1716 U • IST
SEELIG ALHIER VERSTORBEN DEN 10TEN APRIL 1736 SEINES ALTERS 19
JAHR 9 MONAHT LEICHENTEXT HIOB 16 V 22 • U • 17 C • V 1 • (Hier folgt
der gan7e Text ) VALE TERRA SALVE COELUM • DIESES HABEN ZUM WOL-
VERDIENTEN ANDENCKEN LEGEN LASSEN J • GEBHARDT E • M • RIEM-
SCHNDERIN.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. i. 2. Abendmahlskelch, aus einem älteren profanen
werke. Trinkgefass im Jahre 1837 umgearbeitet. Mit schwebenden Putten an der
Kupa. Der Fuss ist neu. Die Inschrift des älteren Theiles besteht in Namen
und Jahreszahl: GEORGUS JULIUS VON MALTZAN, FREIHERR V . PENZLIN
UND WARTENBERG • 1702. Ohne Stempel. Die jetzt dazu gebrauchte Patene
ist neu. (p) (TfG) 3. 4. Kelch mit der In.schrift: EX RUINA INCENDII 1725
DEN 11 SEPTEMBER REPARARI CURAVERUNT 1731 PASTORES ET OECON .
Stadtzeichen ein drcithüriniges Thor, Meisterzeichen (Fr). Patene mit den-
selben Zeichen. — 5. 6. Zinnkelch von 1691, mit der Bezeichnung EHRENS
SCHMIDT. Patene mit der Bezeichnung ES. — 7. 8. Zinnkelch aus dem
Will. Jahrhundert, im Kelchboden eingestempelt eine weibliche Figur mit
W N Die Patene hat als Stempel ein dreithürmiges (das Friedländer r) Thor
und als Meisterzeichen GH. — 9. Noch ein Kelch mit dem Güstrovver Stadt-
zeichen (G) und dem .Meisterstempel des zwischen 1698 und 1701 nachweis-
baren Joh. Hans Friedr. Molstorf: (pM) — '^- Ovale Oblatendose von 1733,
mit einem Monogramm aus den Buchstaben J. J. L. unter einer Krone, darunter
Painr/.weige. Inschrift: GOTT ZU EHREN UND ZUM GESEGNETEN AN-
DENCKEN DER LINDEMANNISCHEN FAMILIE IN PENZLIN GAB DIESES DER
KIRCHEN DASELBST JOHANN JACOB LINDEMANN. Als Stadtzeichen ein
Adler, und als Meisterzeichen ein D in einem Barockschild, ausserdem auch
das Beschauzeichen in I-'orm eines Zickzackstriches: '^'^''»''^^•»'''^. — 11. Schenk-
kanne von 1835 mit den Stempeln [p] und (FfG) (J- F. Gotthardt in Penzlin,
s. o.). — 12. LötTcIchen mit denselben Zeichen wie die Kanne. — 13. 14. Zwei
Zinnleuchter mit später angesetzten Füssen und der Inschrift: CHRISTIAN
FRIEDRICH STOLL CATRINA MARIA STOLLN 1760. Stempel: Friedländer (?)
Thor und W N. 15. Klingebeutel mit der Inschrift auf der Tiille: BARON
FERDINAND MALTZAHN 1794 D • 26ten SEPT.
BURG PENZLIN.
245
Burg Penzlin.')
ördlich von der Stadt, ungefähr siebenzig Schritte von dem letzten eng-
geschlossenen Häuser-Komplex entfernt, liegen neben einander die »alte«
und die »neue« Burg. Die neue Burg ist ein erst im XIX. Jahrhundert er-
Die Burg
Pen/.lin.
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,
Die alte Hurg I'eiulin.
bautes, äu.sserlich einfach erscheinendes gro.sses geräumiges >Hcrrenhauss das
mit einer Burganlagc im Sinne des Mittelalters nichts als den zu drei Vierteln
ziemlich schroff und tief zu Wa.sscr und Wiese abfallenden IMatz gemcin.sam
*) Wir folgen hier einem lesensweithen .Xufsatze von Otto Piper, den er in den ..Mecklb.
Anzeigen< Nr. 69 (24. März 1883) veröffentlicht hat: > Mecklenburgische Hurgreste. II. Penzlin.«
— Eine weitverbreitete Ansicht der Hurg von Penzlin ist die von Gottheil im >Mecklcnb. Album«
(Hamburg -Herendsohn); aber sie ist derart mit willkürlichen malerischen Zusätzen versehen, mit
ThUrmen und gothi^chen Wandbildungen aller Art, dass sie dem wirklichen Bestände gegenüber
als werthlob bezeichnet werden muss.
246
AMTSGERICIITSREZIRK PENZLIN.
hat und zu einem X'iertel mit einem gleich hohen Landrücken zusammen-
hangt. Die .südHch von der neuen Burg und jenseits der genannten, burg-
grabenartig vertieften Schlucht gelegene alte Burg aber stellt sich als Rest
einer in der Zeit der Renaissance mehrfach veränderten mittelalterlichen Anlage
dar, die wir uns nach Analogie anderer Bauten dieser Art (in Wismar, Parchim,
Malchin u. s \v.) anscheinend so vorzustellen haben, dass sie zu einem Theile
die Stadtmauer be-
rührte oder in sich
aufnahm und dass
der etwas höher ge-
legene, jetzt wieder
mit der alten Burg
durch eine Holz-
brücke verbundene
Platz der neuen Burg
die -Verbürg« oder
das »Vorwerk«
(ouvrage avancc) zu
bilden bestimmt war.
Die alte Burg be-
steht aus zwei recht-
winklig an einander
liegenden Gebäude-
theilen, deren Archi-
tektur freilich nach
aussen hin auch
nichts Burgartiges
mehr aufzuweisen
hat. Die erwähnte
I loizbrücke führt von
dem Hügel der neuen
Burg zu einem spitz-
bogig geschlos-senen ^'^ ''"^'''' '^^'' ^^^"'^ ^"'^' l'enzi.n.
Eingänge des Längsgebäudes der alten Bing liinubcr. Bei diesem spitzbogigen
Eingange sieht man das älteste Mauerwerk der Burg, soweit dessen Verwitterung
hierauf schliessen lässt. Die Spitzbogenthür »fuhrt zunächst in einen Raum, der
wie noch deutlich zu sehen ist, seiner Zeit in seinem ganzen Umfange von einem
Rauchfangmantel überdacht war. Wir haben hier also eine vormalige Küche
nicht geringen Alters und damit dieselbe Einrichtung wie z. B. auf dem noch
erhaltenen Falken.stein im Harz, wo auch ein nur für Kussgänger passierbarer
Nebeneingang durch die Küche in den Burghof führt.«
Neben dieser Spitzbogenthür, und zwar da, wo Längs- und Quergebäude
an einander stossen, haben sich Spuren des ehemaligen Berchfrits der Burg
BURG PENZLIN.
247
gefunden/) ebenso ungefähr fünfzig Schritt zu beiden Seiten des Herchfrits die
Spuren von Vertheidigungsthürmen in der Mauer, welche Burg und Stadt um-
schloss. EndHch sieht man noch im Evdgeschoss des Ouergebäudes eine mit
gothisclien Kreuzgewölben überdeckte Halle, doch wird man auch sofort
gewahr, dass sie durch eingesetzte Scherwcände ihre Wirkung verloren hat.
Zur Zeit aber interessieren an der alten liurg weitaus am meisten die
erhaltenen » Hexenkeller «.
Aus einem niedrigen Balkenkeller unter dem Längsgebäude führt unter
einer Fallthüre eine
enge Steintreppe von
achtzehn Stufen in
einen zweiten völlig
finsteren Keller hinab,
welcher, 6,75 zu 2,75 m
in der Grundfläche
messend, mit Ziegeln
ausgemauert und mit
einem Tonnengewölbe
übersi)annt ist. An der
einen Längsseite dieses
Kellers zeigen sich nun
in halber Wandhöhe
drei Nischen von 1,75 m
Höhe und 0,92 m Breite,
deren untere Hälfte etwa
3 5 cm, die obere doppelt
so weit hineinspringt.
.Auf diese inmitten der
Mauer angebrachten
Steinsitze wurden der
Tradition nach die
Hexen angeschlossen,
und in der That zeigen
die bei allen Xischeii gleichartig in die ^Lauer eingelassenen, jetzt zumeist ab-
gebrochenen, zum Theil aber noch mit daran hängenden runden Klammern
erhaltenen I'jseiibolzen unwiderleglich, dass hier Menschen am 1 lals, der Brust,
beiden Armen und h'ussen enge an die Wand angeschlossen worden sind.
Zum Theil noch erhaltene starke Hesjjen u s. w. lassen ausserdem erkennen,
dass jede Xisciie durch eine schwere Thür abgeschlossen wurde, während ein
für jede derselben aus der Mauer herausragender länglicher Felsstein offenbar
ein Ausheben dieser Thur \erhindern sollte.
Ein Theil dei" alten liiir'' l'enzlin.
•) Als Beweis für das Vorhandensein eines Berchfrits an dieser Stelle dient auch eine auf
dem <Juergebäude herauskoniniende, jetzt etwa in drei Meter lliihe frei in die I.uft ausmündende
enge Wendeltreppe.
248
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
A'on diesem Keller führen vier Stufen wieder aufwärts in einen zweiten
ahnlichen, aber nur 4. SO zu 1,45 m in der Grundfläche messenden Keller, der
gleichfalls drei Ilexennischen enthält, nur mit dem Unterschiede, dass dieselben
hier des besonders einspringenden Absatzes für die Füsse (vom Knie ab) und
deshalb auch der engen vor die Nischen zu legenden Thüren entbehren.
Ausserdem bringt hier eine 25 cm weite und 5 m lange, durch die Decke auf-
wärts geführte Röhre wenn auch kein Licht, so doch spärliche frische Luft
zu, während zugleich von diesem Keller die enge Wendeltreppe in der Wand-
dicke aufwärts führt, die, wie eben (S. 247, Anmkg. i) bemerkt, vormals in
den jetzt abgebrochenen Berchfrit ausmündete. — An den nischenfreien Wänden
beider Kellerräume finden sich noch weitere abgebrochene Eisenbolzen zur ein-
facheren Ankettung von Gefangenen.«
Diese Keller, welche, wie Piper a. a. O. nachgewiesen hat, zu dem,
was wir über die Art der Einkerkerung der Hexen, über ihre Torturen und
besonders über die V^orschriften des Malleus maleficarum wissen, aufs Beste
passen, weisen somit auf einen Bau, der erst in der zweiten Hälfte des
XVL Jahrhunderts entstand, als in Mecklenburg die systematische Verfolgung
der Hexen bereits begonnen hatte (1562). Damit schrumpft aber das, w^as
von der frühmittelalterlichen Burg, wie sie einst unter den Fürsten von Werle
bestand, noch übrig geblieben, zu einigen Mauerresten zusammen, deren
genaue Abgrenzung von den jüngeren Theilen überdies auf Schwierigkeiten
stösst und kaum noch Bedeutung hat.')
Stadt-
mauer.
Stadt-
thorc.
m .Mittelalter war die Stadt da, wo sie nicht von Wasser und Sumpf ge-
schützt wird, von einer hohen Ziegelmauer umgeben. Davon ist noch
ein gut Theil erhalten, aber man findet keinerlei besondere Vorrichtungen zur
\'ertheidigung. Vor der Mauer findet man nach der Landseite zu zwei tiefe,
zumei.st noch erhaltene Gräben, die jetzt durch einen abgeplatteten Wall ge-
trennt sind. Stadtthore giebt es nicht mehr, auch keine sonst irgendwie noch
bemerkenswerth erscheinenden Gebäude.
Wall. Die Stadtfeldmark war einstmals von einem breiten Wall umgeben, der
theilwei.se noch erhalten i.st.
(irapcn- Grapenwerder. Auf der l'"cldmark fnidct sich eine rings von Wasser
wcrder. und (jetzt) Wiesen umgebene ca. 15000 Quadrat- Ruthen grosse Insel, der
Grai>cnwerder (so schon in einer Urkunde von 1 309 genannt), und auf deren
höchsten Theile eine kreisrunde etwa 200 Schritt im Durchmesser haltende
') Vgl. Lisch und Wcdemeyer, Album mecklenl). Schlösser und l.aiulgüter, Heft i und 2,
S. 3 und 4.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF l.ClJKüW. 249
Erderhöhung mit ca. 10 — 12' hohen, nahezu senkrechten, mit Gestrupi) be-
wachsenen Rändern, während von einer anderen Seite noch ein minder hoher
Steilrand sich abzweigt. Der Grapenwerder darf nicht, wie es im M. Jahr-
buch XXXVII, S. 66, geschehen ist, mit dem Werder verwechselt werden.
Ueber beide Plätze Ausführlicheres weiter unten S. 455 fif. (Vorgesch. Stellen.)
Das Gut und Filial-Kirchdorf Lübkow.')
m Jahre 1274 gehört das Dorf Liibkow mit seiner Kirche zu jener umfang- Geschichte
reichen Begüterung in der Vogtei Penzlin, welche mit ihren Kirchlejinen des
(cum collatione beneficiorum seu ecclesiarum) von Fürst Nikolaus von W'erle 'Dorfes.
am 12. März desselben Jahres den Rittern und Brüdern Bernhard und Heinrich
von Peccatel und theihveise auch dem Ritter Raven (Corvo) zu ge-sanmiter
Hand verliehen wird.^) Wie lange Lübkow ein Peccatel'sches Gut blieb, wissen
wir nicht. Denn die Urkunden schweigen nach 1274 mehr als drittehalb Jahr-
hunderte lang. Um 1538 besitzen die von Maltzan einen Katen im Dorfe.
Aber neben ihnen haben auch die von Barnefleth Unterthanen daselbst. Doch
Ende des XVI. Jahrhunderts ist das Dorf anscheinend ganz und gar in
Maltzan'schen Händen. Am 30. Mai 161 7 kauft Hans von Blankenburg das
Gut Lübkow cum pertinentiis et juribus in Prilhvitz, Rehse, Passentin, Peccatel
und VVustrow für 15 000 Gulden, erhält aber den landesherrlichen Konsens
dazu erst am 6. December 1625 und vergleicht sich darüber mit Ilsabe von
Owstein, Jürgen Maltzan's Wittwe, im selben Jahre. P2nde des X\'II. Jahr-
hunderts haben wieder die von Maltzan Gut und Dorf, verpfänden es aber
theilweise an einen Steding. Zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts finden wir
Lübkow in den Händen des Kammerjunkers Gustav Friedrich von Walsleben,
welcher am 20. l'^ebruar 1702 den Lehnbrief über Lübkow und Krukow erhält,
da das Geschlecht der von Blankenburg ausgestorben sei Am 26. Mai 17 16
verpfändet Ulrich Wedege von Walsleben die Güter Lübkow und Krukow an
Ernst Friedrich von Kosboth. und nun bleiben die von Kosboth, bei allem
Streit zwischen den von Maltzan und von W'alsleben über das jus revocationis
und trotz verschiedener I^inlösungsversuche, als Pfandbesitzer bis 1785 im Besitz.
Seitdem ist Lübkow wieder bei der freiherrlichen Linie der von Maltzan Penzlin.
Ueber das kirchliche Verhältniss s. bei Penzlin.
Kapelle. Die Kapelle ist ein nach einem Brande aufgefulirtcr kleiner Kapelle.
Bau von fa.st quadratischer Anlage aus dem Jahre 1827, welcher von Ziegeln
mit eingemischten Granitsteinen, wie sie besonders im Sockel verwandt sind,
') 3 km südöstlich von renr.lin. I.ubhechowe r^ Liehcnilorf, Ort do l.uhech, I.ul>ik (alt-
-slavisch Ijuhu = lieh). KUhnel, M. J.-ihrl.. XI.VI, S. S7.
«) .M. U.-Il. 1317.
250
AMTSGKRKiriSUK/IKK I'KNZl.lN.
(Hocken.
Kleinkunst-
werke.
aufgeführt ist uiui der damals henschciidcn Zoi)ri,n:)lhik rol<;t. Der Innenrauni
ist mit ilacher Hretterdecke geschlossen. Die innere l^inrichtuno- i.st ohne
Hedcutung.
In dem kleinen Hol/.thürmchen, welches auf der Westseite aus dem
Dache herauswächst, hängen drei Glocken. Die beiden ersten sind nach der
Inschrift zum Ersatz einer vom h^uer zerstörten Glocke unter Maltzan'schem
Patronat sowie zur Zeit des Pastors CHRISTOPH LUDWIG MÜLLER gestiftet
und von dem Glockengiesser Johann Christian Meyer im Jahre 1782 gegossen
worden.') Die dritte ganz kleine Glocke oben in der Thurmspitze ist nicht
zu erreichen -)
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbcrvergoldeter Kelch auf sechspassigem Fuss,
laut In-^chrift an der Kupa im Jahre 1729 gestiftet vom Amtmann E« E»
WEYLANDT ZUM WERDER. Als Stadtstempel einköpfiger Adler, und als
Meisterstempel STVMER. /\n der Patene keine Zeichen. — 3. OblatenschaclUcl,
neu. — 4. Zinnerne Taufschale, neu.
(»eschirhtt^
des
Dorfes.
Das Gut und Filial -Kirchdorf Lapitz.')
I künden des Mittelalters scheinen zu fehlen. In vorgeschichtlicher Zeit
giebt es hier eine besonders grosse wendische Burganlage mit mehr
als gewöhnlich ausgebreiteter Pcsicdelung.') Aus dem geschichtlichen Dunkel
aber tritt Lapitz erst in neuerer Zeit, nämlich zu Anfang des XVI. Jahrhunderts,
heraus. Damals gehört es zu den Gütern, welche die I lerzöge Heinrich und
Albrecht von .Mecklenburg dem Ritter Bernd von Maltzan verpfänden.') Die
weitere Geschichte des (jutes und Dorfes bcliandclt nun eine fortlaufende
Keihe von ganzen und theilweisen Verpfändungen und Afterverpfändungen, so
z. H. an Jakob \on Vieregge, der sein Anrecht 1629 dem Dr. Wasmund über-
lä.sst; an Joachim und P'riedrich von (Juilitz, die ihre Anrechte 1633 an die
C)ekf)nomie des Gü.strower TJornes abtreten, und an den im Jahre 1662 von
Schweden her in den Adelsstand erhobenen Joachim l^igel, der von 1656 an
Pfandherr von Lapitz. Wrodow und Gro.ss- Helle i.st und 1687 einen Antheil
in Lapitz an Albrecht von Krackewitz abgiebt. In Lapitz haben übrigens
auch die von Maltzan dem von Lngel nicht alles überlassen, es kommen daher
) I).Tk I'atrnii.it haUcn sich die von Maltzan bei der Verpfändung des (lutes vorlielialtcn.
*) Nacli dem Inventar von 181 1 eljcnfalls von Joh. f'hristian Meyer gegossen.
) 5 '"" nördlich von Peu/Iin. I.apze entweder von lapa = Klaue, Härla])p, lycopodium;
oder von lap-l.ipica Falle. Kllhncl, M. Jahrh. XLVI, S. 81. Darnach also entweder soviel wie
»Klauendorf«, .l'.-itendi.rf« oder .inllcndorfc; — eine ganze Auswahl.
*) I.i»ch. M.J.ihrh, XXV, S. 270. 278 — 281. XXVI, .S. 304.
•) Lisch, ficschl. Maltzan IV, S. 459—463 (Urk. DCCCXLII).
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF LAPITZ. 25 I
auch im XVIII. Jahrhundert weitere Verpfändungen von einzelnen Antheilen,
Bauern und Kossäten, aus ihren Händen vor. Als Inhaber von Lapitzer
Pfandantheilen treten uns entgegen Christoph Krauthof (1702), der Oberst-
leutnant von Scharfenberg (1705), der Oberstleutnant von Keyserlingk (1737
bis 1788), Adolf Friedrich von der Lancken (1788 — 181 1), Karl Friedrich von
Peccatel auf Wrodow (1762) und Graf von Bolza auf Gevezin (1777), die beiden
letztgenannten als Afterpfand-Inhaber von den von der Lancken und Keyserlingk
her. Ein Maltzan'scher Reluitions-Versuch im Jahre 1784 hat kein praktisches
Ergebniss. 181 1 kauft Hofrath Siemerling das Lehngut Lapitz, und 1814 geht
es an Joh. Gottlieb Neumann über, dessen Familie noch heute im Besitz ist.
Ueber das kirchliche Verhältniss s. bei Penzlin.
Kirche. Die Kirche ist ein F"ach\verkbau in Form eines \'ierecks ohne Kirche.
Thurm und mit flacher Balkendecke im Innern.
Im Altaraufsatz oberhalb eines grossen hohen Abendmahlgemäldes ein Altar-
weiss gestrichenes spätgothisches Triptychon, dessen Mittelstück in Schnitz- aufsatz.
figuren die Scene der Kreuzigung enthält, während jeder der Flügel vier
Heiligenfiguren zeigt, die zu je zweien über und neben einander geordnet sind.
Im freistehenden Glockenstuhl neben der Kirche zwei Glocken. Die Glocken,
erste hat die Inschrift: DEI IN HONOREM BARONES A MALZANEN SUB
PASTORATU M . JO • SCHRECCII ANNO 1620. Die zweite hat nur die Jahres-
zahl 1620.
Kleinkunstwerke. i. 2. .Silberner Kelch auf scchspassigem Fuss mit Klc-inkunst-
der Aufschrift: JOCHIM • FRIDERICH • QVILITZ. LEVTENANT • ANNO 1658. werke.
Keine W'erkzeichen, auch nicht an der zugehörigen Patene. — 3. Kleine
Oblatendose von Neusilber. — 4. Zinnerne Weinkanne, neu (Kurtz-Stuttgart).
— 5. Taufschüssel von Messing, neu. — 6. Zinnschale, gestiftet 1696 von
JOCHEN KRVMSEE Stralsunder Stadtzeichen, Meisterzeichen * 9^, * . — 7. S.
Zwei /iiuicrnc Altarleuchter, der eine mit der Aufschrift: JOCHIM KRVMSEE
HANS KRVMSEE 1695; der andere mit der Aufschrift: MICHEL
DRVHLL 1695; hei erstgenanntem der werlesche Stierkopf als
Stadtstempel, und nebenstehendes Meisterzeichen, bei dem andern I
das Stralsunder Stadtwappen und als Meisterzeichen drei Sterne
mit der Zahl 91. — 9 — 13. Au.sserdem noch fünf zurückgesetzte Zinnleuchter
von 1654, 1655, 1674, 1687 und 1726.
h
252
AMTSGERICIITSBEZIRK PENZLIN.
Das Gut und ehemalige Filial- Kirchdorf Puchow.'
Geschichte
des
I )orfes.
m ersten Viertel des XIV. Jahrhunderts wohnt in Puchow, das damals
wie auch noch lange nachher aus einer Anzahl von PZinzelhöfen besteht,
der Knappe Petersberg. Wenigstens nehmen wir an, dass er es ist, dessen
Wittwe im Jahre 1326 den Penzliner Kirchherrn mit der Stiftung eines Gefälles
von jährlich zwölf Hühnern im Dorfe Puchow erfreut.^) Als ein deutsches
Bauerndorf tritt es uns auch in einer Urkunde vom i<S. Juli 1501 entgegen,
durch welche es in jene Pegüterung aufgenommen wird, mit der die mecklen-
burgischen Herzöge den Berend Maltzan belehnen.') In der Folge entwickelt
sich hier nun ebenso wie anderswo auf ähnlichen ritterschaftlichen Dörfern
Verpfändung und Afterverpfändung von einzelnen Antheilen zu schönster
Blüthe. So sind z. B. zu Anfang des XVII. Jahrhunderts Hans Angermünde
und Lukas Schröder die Pfandherrn von Maltzan'schen Höfen. Auch hören
wir von einem »Vorwerk« Puchow, das mit dem Rittergut Klein-Lukow ver-
bunden ist, welches Bernd Lüdeke von Holstein 1623 an Magnus von Bülow
verkauft. Gleichzeitig giebt es Vieregge'sche Pfandanrechte, die 1629/30 an
Dr. Jasmund und an Jürgen Höppener übergehen. 1636 sind Oberstleutnant
Joachim P^ngel und der Friedländer Bürgermeister Joachim Quilitz Pfand-
inhaber der Güter Werder und Puchow. In diese Pfandrechte treten 1649/50
Dr. Ja.smund's Wittwe und Oberstleutnant Gregorius Zicglcr ein. Um dieselbe
Zeit bricht über den genannten Bülow'schen Pfand- Anthcil der Konkurs aus.
Im X\'III. Jahrhundert sind die von der Lanken und von Hacke nachher auch
ein von Raven die Pfandinhaber, die von der Lanken am längsten (1702 bis
1805) 1805 kauft Leutnant Anton von l^erg das Gut, itS39 Hermann von Voss,
1855 Wilhelm Mecklenburg imd 1878 Ulrich I^'reiherr von Maltzan, der es
nebst Rahnenfelde nach langer Fntfremdung für die I*"amilic von Maltzan
zurückerworben hat.
Dass die ehemalige Kirche zu Puchow von jeher mit der Penzliner
verbunden war, ist .schon aus der oben angezogenen Urkunde von 1326 zu
erkennen. Bis ins XVII. Jahrhundert hinein dauert dies Verhältniss. Ks hat
sich nämlich aus dem Jahre 1659 eine Nachricht erhalten, welche sagt, dass
die Kirche zu Puchow »vor einigen Jahren« abgebrannt sei. In Folge dessen
seien zwei Glocken (also noch vor 1659) nach Broda gekommen. Damals sei
Gregorius Ziegler Besitzer von Puchow gewesen. Wir wissen aber von Ziegler,
\ 4 km nördlich von I'enzlin. »Ort des I'ucha« : KUhnel, M.Jahrl). XLVI, S. II2.
») M. i:.-H. 4687. Vfjl. dazu 3345.
■) Lisch, CIcschl. Mahzan IV, S. 324 ff. (lik. DCCI.XIX).
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF WRODOW. 253
dass er 1650 seinen Besitz antrat (s. o.) Also muss die Kirche zwischen 1650
und 1659 abgebrannt sein. Seitdem hat Puchow keine Kirche mehr. Indessen
giebt es auf dem Kirchhof zu Puchow noch eine von ihren alten Glocken, Glocken.
welche die Inschrift hat:
\}tip + gatt Hh marin + linti* + aniui + uiif + brübbc + ifttc bcfbl*
Uert^) anno + boniini + öufent + cctLC + Inibe + ijc + .
M
') =^ echt versilbert. Der Verf. des Inventars von 181 1 liest 1409 statt 1509 und hat
gleich vielen Andern mit den Worten iffe t»efv"»lvcvt< nicht fertig werden können, weil fort-
während if und te getrennt genommen wurden und bei dem nachfolgenden vefuIvCVt statt t»
im Anfange V gelesen und an das lateinische Verbum resolvere gedacht wurde. Auch wüs.ste man
gerne, wie es sich mit dieser Versilberung verhält, da die Sache technisch in hohem (Jrade be-
denklich erscheint, und erfahrungsmässig oft von Versilberung geredet worden ist, wo sie that-
sächlich nicht vorhanden war. Vgl. Otte, Glockenkunde, S. 70 ff.
•) Fast 7 km nördlich von Penzlin. Ktthnel erinnert an das altslavische Wort vrcdu = Aussatz,
Geschwür. >Schwärend()rf -
») M.U.H. 1227. Vgl. 1533. 1666. 2614. 2754. 2937.
*) Lisch, Geschl. .Maltzan IV, S. 459—463 (Lrk. DCCCXLU),
*) M. U. M. 1666.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Wrodow.')
urch ein Geschenk des Herzogs Barnim von Pommern wird Wrodow im (beschichte
Jahre 1271 Ivenacker Klosterdorf. ^) Nach der Säkularisierung des ^^^
Klosters kommt Wrodow an die mecklenburgischen Herzöge. Diese verpfänden ^^ ^^'
es an Bernd von Maltzan (s. o.)."^) Durch weitere Verpfändung kommt es
1656 an Joachim Engel (vgl. Lapitz), 17 17 an den Oberst von Barner und
175 1 an Gotthard Karl Friedrich von Peccatel; 1785 verkaufen die von
Maltzan das Gut Wrodow »cum connexis« an den Hauptmann von Zieten;
1795 geht es an Karl Martin Greffrath iiber und 1818 an Joh. Gottlieb Xeu-
mann, dessen Nachkommen noch heute im Besitz sind.
Da der Bischof von Kammin am 31. Januar 1283 dem Kloster Ivenack
die Zehnten in Wrodow bestätigt, so ist daraus zu ersehen, dass dieses im
Mittelalter der Kamminer Diöcese zugetheilt war.'') Die spätere Zutheilung
des Dorfes und seiner Kapelle an die der Havelberger Diöcese angehörende
Kirche zu Penzlin, die uns in dem ersten Penzliner Visitationsprotokoll \^on
1582 entgegentritt, kann daher erst in der Zeit nach der Durchfiihrung der
Reformation geschehen sein. Doch fehlt es an einem Dokument darüber.
Ob es vorher mit dem benachbarten Gross-Helle verbunden war, ist aus dem
Visitationsprotokoll von 1541 nicht zu ersehen. Hier werden nur Schwandt
und Briggow als zugehörige Dörfer genannt.
Kirche. Die Kirche ist ein Fachwerkbau in P^orm eines länglichen Kirche.
Vierecks mit flacher Decke im Innern. Thurm fehlt.
-\M
AMlSCiKRKH rsUKZlRR PENZLIN.
Altar und
Kanzel,
Ciloike.
Kelch.
Altar und Kanzel sind zu einem Körper verbunden.
l'jne kloine Glocke, ausserhalb des Gebäudes hängend,
hat die Inschrift: lU.ina l)i'lp Uli. Dabei ist als Trennungs-
zeichen eine Art Paragraphen -Zeichen verwandt. Ausserdem
das nebenstehende Glockengiesserzeichen.
Der Abendmahlskelch der Kirche ist neu und ohne Bedeutung
<tr
(«eschichte
des
Dorfes.
Das Gut und ehemalige Kirchdorf Gross- Helle/)
Is Kirchdorf tritt uns Gross -Helle gleich bei seiner ersten urkundlichen
Erwähnung im Jahre 1363 entgegen. Damals ist Dominus Johannes
Ribe Plebanus in »Groten Helle«. Im XV. Jahrhundert kommt das Gut von
den Herzögen an Berend von Maltzan (s. o. bei Wrodow). Von 1656 an ist
es im Pfandbesitz des Joachim Engel (s. o. bei Lapitz). Von 175 1 hat es
Gotthard Karl Eriedr. von Peccatel auf Wrodow. Von 1785 an bis 1802 ist
es wieder in Maltzan'schem Besitz. 1802 kauft es der Hofrath Karl David
Heinrich Lüders und 18 16 der Leutnant Flügge, in dessen Nachkommen.schaft
es heute noch ist.
Wenn schon Wrodow während des Mittelalters zu Circipanien und
somit zur Kamminer Diöce.se gehört, so muss das auch mit dem nördlich
davon gelegenen Gross- Helle sammt seinen Filialen Schwandt und Briggow
der Fall gewesen sein, zumal diese von Penzlin her jenseits des Wasser-
gebietes der Kittendorfer Peene liegen, zu dem auch der Schwandter See
gezählt wird. Gro.ss- Helle, zu de.s.sen Kirche vom Mittelalter her bis in die
Zeit des drei.ssigjährigen Krieges hinein die Kirchen zu Briggow und Schwandt
als Tochterkirchen gehören, ist .seit 1637 .seines Gotteshauses beraubt: ein
Brand vernichtet es nämlich in diesem Jahre. Die Kirche zu Mölln übernimmt
die Kura. Aber seit 1723 hat sie die Penzliner Kirche. Im Jahre 1800 wird
ein Wiederaufbau der Kirche zu Gross- Helle ins Auge gefa.sst, doch es kommt
nicht dazu. Zur Zeit wird der Gottesdien.st für Gro.ss -Helle in der Kirche zu
Schwandt abgehalten, dessen Kirche 1723 ebenfalls zu Penzlin gelegt worden
war, gegenwärtig aber von Mölln her ihre gei.stliche Versorgung empfängt.^)
8 km nördlich von iV-nzlin. I)cr .\nme hat deutschen Klai
l>ci Kuhnel, M. Jahrb. XLVI.
*) Vgl. .Stuhr. M. Jahrb. I,X, S. 41. 71. 87.
und Imdut .sicli daher nicht
GUT UND KIRCHDORF ALT- REHSE. 255
Das Gut und Kirchdorf Alt-Rehse.'
') Fast 6 km südöstlich von Penzlin. Der alte Name >Keze< des XII. und XIII. Jahr-
hunderts wird mit dem altslavischen »reka« = Fluss verbunden und als >ürt am Wassere ge-
deutet, also vielleicht soviel wie >Seedorf<. Vgl. Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 117. Oder »Beken-
dorfi? Vgl. Heyer, M. Jahrb. XXXII, S. 144.
') M. U.-B. 135. Vgl. dazu 95. Lisch, M. Jahrb. III, .S. 13, .\nmkg., nimmt an, dass das
1170 genannte Michnin mit Rehse identisch sei. .Sollte nicht möglicherweise der spätere Name
•Mallin damit irgend einen Zusammenhang haben? Zu M. L'.-H. 135 vgl. HoU, Chronik der Stadt
Neubrandenburg, S. 303, Anmkg.
'" M. U.-B. 3016. 3563. 5275. 5276. Vgl. auch die späteren Urkunden von 1402. 14S2
und 1500 bei Lisch, M. Jahrb. III, S. 206— 210. 229,230.
Dorfes.
Is am 16. August des Jahres 11 70 Fürst Kasimar von Pommern in der Geschichte
schon bei PenzUn angezogenen und als spätere Unterschiebung für ein des
verlorenes Original verdächtigten Urkunde dem Havelberger Domstift das
Dorf Broda mit vielen andern Dörfern und Gütern in der Nachbarschaft zur
Gründung eines Klosters überweist, da fehlt zwar vorläufig noch der Name des
Dorfes Reze dazwischen, aber zwölf Jahre später findet er sich bereits in jener
weniger angreifbaren Bestätigungsurkunde des Herzogs Bogislav, die, wenn auch
nicht datiert, doch nach dem Juni 1182, d. h. nach Kasiinar's Tode, dem
Kloster Broda zur Sicherung seines Besitzthums ertheilt wird.-) Beim Kloster
bleibt Rehse bis zu dessen Auflösung um die Mitte des XVI. Jahrhunderts.
Und zwar sind es beide Dörfer, in denen das Kloster seine Hand hat, Alt-
Rehse und Neu -Rehse, deren Feldmarken an einander stossen.^) Auch er-
fahren wir aus der Urkunde des Papstes Alexander VT. vom 27. Oktober 1500,
dass das Kloster Broda das Patronatsrecht der Kirche zu Alt -Rehse besitzt
(necnon Pentzelin, Smorte cum Resze). Schon zur Zeit des Klosters haben
die von Maltzan auf Penzlin Antheile an Alt -Rehse. 1538 sind es zwei (ehe-
mals Bardenflet'sche) Bauhöfe, im XVIII. Jahrhundert dagegen ist immer von
drei Bauhöfen die Rede, deren Geschichte in nichts als in einer Reihe fort-
laufender Verpfändungen besteht : im XVI. Jahrhundert an Jakob Zitwitz und
Jochim Arenstorff; im XVII. Jahrhundert an Bertram Schmieterlow, die Stadt-
kämmerei in Penzlin, an Christoph Peccatel, Hans Blankenburg, Jochim und
Jakob Vieregge, Friedr. Arenstorff, an den Bürgermeister Krauthof in Güstrow,
den Major Gregorius, Christian Wagner und Joachim Barnekow; im XVIII. Jahr-
hundert an die von Winterfeld, von Engel, bis im letzten Viertel desselben
Jahrhunderts die von Maltzan wieder selber auf Alt- Rehse sitzen und es nun
bis 1849 festhalten. Als Besitzer folgen: 1849 Joh. Karl Friedr. Wendlandt,
1851 Johann Strasen und 1857 Carl Otto Ferd. Mcrcker. Von Hermann
Mercker erwirbt 1892 August Beese das Gut, von diesem 1897 Ludwig Baron
von Hauff, der es, mit Annahme des landesherrlichen Vorkaufsrechtes und
256 AMTSGERICIITSBEZIRK PENZLIN.
besonderer Bestimmungen über die Erbfolge, aus einem Lehn in ein Allod
umwandeln lasst.
L'eber die Pastoren in Alt-Rehse sind wir nur mangelhaft unterrichtet.
Am 26. November 1627 spricht Herzog Hans Albrecht seinen Tadel darüber
aus, dass die Pfarre von Alt-Rehse nun schon ins dritte Jahr vakant sei.
Dieser Tadel trifft den Alt-Rehser Antheil am Maltzan'schen Patronat. Aus
einem Schreiben der Sabina Meyer, sei. Krn Adams Friederichs nachgelassener
Wittwe, vom 23. Januar 1628 erfahren wir ferner, dass Adam Friederich über
dreissig Jahre Pastor zu Alt-Rehse gewesen und an der Pest gestorben sei.
Aus beiden Schriftstücken folgt somit, dass er ungefähr um 1594 berufen
worden. Eine dritte Nachricht besagt, dass er am 28. August 1625 starb
und Pastor von Alt-Rehse, Krukow und Mallin gewesen.*) Ueber seinen Vor-
gänger und darüber, ob die genannten drei Kirchen schon vor der Refor-
mation mit einander verbunden gewesen, giebt es keine Nachricht. Wohl
aber wissen wir, dass die Kirche zu Krukow im XIV. Jahrhundert ihre eigenen
Plebane hatte, die als Geistliche der Havelberger Diöcese in allerlei Verbin-
dung mit dem Kloster Broda standen. Auf Friederich folgt dessen Schwieger-
sohn, der Friedländer Kantor Petrus Zimmermann: der Rehser Maltzan wider-
strebt ihm Anfangs sehr, aber die anderen Maltzane und der von Blankenburg
auf dem Werder, die ihn schon am 19. Juli 1626 berufen haben, bringen ihn
endlich durch. Zimmermann ward ein Opfer des dreissigjährigen Krieges ge-
worden sein, denn sein Nachfolger Er Andreas Cato wird 1642 berufen. Nach
Cato's Tode wird Jakobus Nemptzow im Jahre 1668 Pastor. Ihm folgt 1683
Immanuel Meinichius, der Sohn des Penzliner Meinichius, der 17 16 an
Melchior Eppen einen Substituten erhält. Eppen wird am 11. Oktober 17 16
in der Kirche zu Krukow ins Amt gewiesen, weil die zu Alten Rehse wüste
liegt und erst im Jahre 1727 wieder hergestellt wird. Eppen soll nach 1736
gestorben sein. 1745 folgt Joh. Gottlieb Hinrichs (Ilinrichsen), welcher 1766
stirbt, 1768 Joach. Joh. Wachenhuscn, der 1771 stirbt, 1773 Ad. P'riedr. Müller,
und diesem 1793 Pa.stor Joh. Ern.st Zorn (7 21. April 18 17). Vgl. Walter a. a. O.
Kinhe. Kirche. Die Kirche ist ein gothischer Neubau von I^Y^ldstcinen und
Ziegeln aus den Jahren 1889 — 1893. Im Westen ein mit einem Pyramiden-
helm versehener Thurm aus gleichem Material, aber schmäler als die Kirche
und im oberen Theil aus Fachwerk aufgeführt. Auch die innere Einrichtung
i.st neu.
(ilockcn. Im Thurm zwei Glocken. Die grössere ist von (nisseiscn und hat die
In.schrift: JOSEPH REICHSFREIHERR VON MALZAHN ALTEN
REHSE DEN 1 • NOVBR . ANNO 1791. Die zweite, von Bronze,
.stammt aus dem XVI. Jahrhundert und zeigt keine In.schrift,
wohl aber das nebenstehende Giesserzeichen.
) Er wird im Tann? i':..S ni.f dem Kelch der Kirche zu Maliin genannt.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF KRUKOW. 257
Kleinkunstwerke. i. 2. Stark vergoldeter silberner Kelch auf sechs- Kleinkiinst-
passigem Fuss. Am Knauf der Name ifjcfUS. Am Fuss ein Allianzwappen werke,
mit den Initialen T • G • und A • K • Als Stadtzeichen ein dreithürmiges Thor,
und als Meisterzeichen der Stempel Bi- Auf der zugehörigen Patene die
vollen Xamen der Stifter zu den Wappen: THOMAS GREGORIUS MAJOR und
ANNA KRAUTHOF sowie die Jahreszahl 1647. Dieselben Werkzeichen wie am
Kelch. — 3. Ciborium, neu, gestiftet von Pastor LUCIUS. — 4. Weinkanne,
neu, ohne Zeichen. — 5. 6. Kleiner Zinnkelch, laut Inschrift 1748 gestiftet
von JOHANN MESMAN. Als Stadtzeichen ein dreithürmiges Thor, und als
Meisterzeichen der Stempel C. H. 1713. Der zugehörige Oblatenteller hat eben-
falls als Stadtzeichen ein dreithürmiges Thor, als Meisterzeichen aber den
Stempel I D H 1739. — 7. Zinnkelch, ohne Aufschrift. Als Stadtzeichen ein
dreithürmiges Thor, und als Meisterzeichen der Stempel I. P. B. M. 1742. ■ — •
8. Zinnkelch, laut Inschrift an der Kupa gestiftet von SAMUEL GOTTLIEB
FRIEDRICH KLESSEN 1761. Ohne VVerkzeichen. — 9. Zinnkelch, ohne Auf-
schrift und ohne Werkzeichen. — 10 — 12. Drei zinnerne Patenen, von denen
eine das genannte dreithürmige Thor als Stadtzeichen und dasselbe Meister-
zeichen hat wie die unter 6 aufgeführten Zinngeräthe.
Das Gut und Filial-Kirchdorf Krukow.')
1
)orfes.
ie Rehse, so wird nach der schon mehrfach genannten Kasimar'schen Geschichte
Urkunde auch Krukow seit 1170 zu den Brodaer Kloster- Dörfern _ ^^s
gezählt.-) Eine engere Verbindung zwischen dem Kloster und dem Dorf
sammt seiner Kirche erhellt denn auch — wenigstens im XIV. Jahrhundert —
aus der Stiftung des Krukower Pfarrherrn Johann von Reval, der auf seinen
Todesfall dem Kloster einen Hof zu Penzlin sowie seine ganze bewegliche
Habe am 10. März 1356 vermacht.^) Dass aber Krukow im Mittelalter ein
Bauerndorf ist, erkennt man aus dem Stiftungsbriefe der Kord'schen Vikarei
im Kloster Hroda vom 21. März 1358.^) Auch im XVII. Jahrhundert giebt
es noch Bauern und einen Schulzen im Dorfe. Später aber werden sie nicht
mehr genannt.
Sicher ist, dass das Kloster Broda nicht das ganze Dorf gehabt hat.
Denn als herzogliche Vasallen sitzen dort im XV. Jahrhundert zuerst die
') 4 km nordöstlich von Penzlin. .\lslavi>ch kruki'i = Rahe. .\lso soviel wie Rahendoif«.
»Ort des Kruke. Vgl. Kiihnel, M. Jahrb. XLVI, S. 77. Siemssen, .M. Jahrb. VI, S. 53. Heyer,
M. Jahrb. XXXII, .S. 144.
*) M. U.-H. 95. 563. Vgl. auch die Bestätigung des Besitzes durch Bischof Thidericus von
Mavelberg am 24. März 1328 bei Lisch, M. Jahrb. III, S. 202.
') M. U.-B. 8203. Ein Krukower l'leban Balduin wird 1376 genannt: M. L .15. 6S34.
*) M. U.-B. 8470.
17
258 AMTSGERICIITSBEZIRK PENZLIN.
von Kargow und dann die von Bardenflet. Die Fischerei aber auf dem grossen
Krukow -Malliner See haben seit 1443 die mecklenburgischen Herzöge, die zu
Beginn des XVI. Jahrhunderts u. a. aucii das Gut und Dorf Krukow an die
von Malt7.an verpfänden.') In der Vo\ge hören wir von weiteren Verpfändungen
des Gutes durch die von Maltzan an Jakob Zitwitz, Hans von Blankenburg
u. a. m., bis im Jahre 1702, gegen Verzichtleistung auf die hohe Jagd, der mit
einer von Maltzan vermählte Gustav Friedrich von Walsleben den Lehnbrief
über die Güter Krukow und Lübkow erhält. 17 16 verpfändet Ulrich Wedige
von Walsleben beide Güter an den Major Ern.st Friedrich von Kosboth. Aus
diesem Pfandvertrag wird 1725 ein Verkaufsvertrag, und nun bleiben die Güter
Krukow und Lübkow bis 1785 (nicht 1781) in Ko.sboth'schem Besitz. I7<S6
aber gehen beide wieder in den Besitz der Penzliner von Maltzan über, die
sie heute noch haben.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Alt-Rehse.
Kapelle. Kapelle. Die Kapelle ist ein aus Feldsteinen und Ziegeln aufgeführter
und im Innern flachgedeckter Neubau aus der ersten Hälfte des XIX. Jahr-
hunderts und stellt ein V^iereck mit einem eingebauten schmalen Thurm dar,
der mit einem kleinen ]'}ramidenhelm versehen ist. Die innere Einrichtung
ist ebenfalls neu. — Hinter der platt abschliessenden Ostwand steht noch die
alte Kirche, ein niedriger Bau, der jetzt als Schuppen benutzt wird.
Glocke. Der ziemlich grossen Glocke im Thurm i.st ohne Gefahr nicht bei-
zukommen, anscheinend ist sie nicht alt. Das Inventar von 1811 giebt an,
dass sie 1738 gegossen worden sei.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. i — 3. Kelch, Patene und Oblatenschachtel sind neu
werke. und 1858 von ULRICH VON MALTZAN gestiftet. Sie haben die Stempel fp}
jt^k'^HSEl [\2\. — 4. Taufbecken, neu, 1856 vom Goldschmied Lippold in
.Malcliiii. - 5 S. \'ier zinnerne Standleuchter, der eine gestiftet 1661 von
CHRISTIAN BUWMANN, der zweite von NEINS JENSZEN 1661, beide versilbert;
der dritte und vierte sind ohne Inschrift. Diese beiden haben als Stempel
ein dreithürmiges Thor und die Meisterinitialen W N. Auch sind sie jünger
und gehören der klassicierenden Periode des XV^III. Jahrhunderts an.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Mailin.')
(leschichtc li\«i»e Krukow, .so ist auch Mailin im Mitlclaltcr ein Bauerndorf, das theil-
des ""~ wei.se dem Klo.ster Broda gehört, an dem aber auch im XIV. Jahr-
hundert die von Woken.stedt (Wakenstädt) einen Antheil haben. Der Knappe
') Vgl Urkunde vom 8. Mai 1516 hei Lisch, (Je.schl. Maltzan IV, S. 459 ff.
*; 5 km no '■ ,11 I'cnzlin. Altslavisch malina = Hinihceic. Also vielleicht »Ilimlieer-
dorf « ; oder »Or vom altslavischen malü :i^ klein, und in diesem Falle soviel wie
»Klein«, »Kleincii«.
Dorfes.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF MALLIN. 2$^
Heinrich Wakenstädt begründet nämlich am 22. März 1348 zu Memorien für
sich und die Seinen mit den Einkünften aus acht MalMner Hufen eine Vikarei
in der Kirche des hl. Nikolaus zu Penzlin.') An zweien dieser Hufen sichert
sich übrigens Klaus von Giewitz am 25. Mai 1376 seine Anrechte auf Zeit
seines Lebens. ^)
Im XV. Jahrhundert gehört Mailin zu den Gütern, an welchen die
von Maltzan vom Kloster Broda her Anrechte gewinnen.-^) Wie sie dann in
den Besitz des ganzen Dorfes Maliin gelangen, in welchem vorläufig noch dem
Matthias Kargow ein Hof verbleibt, ersieht man aus einer Urkunde vom
28. Oktober 1446.*) Die weitere Geschichte des Dorfes besteht nun in der
Folge aus einer Reihe von Verpfändungen: im XVII. Jahrhundert an Bertram
Schmieterlow, Joachim Ihlefeldt, Johann Stüneke, Theodor Meyer, Heinrich
Dreves und Dr. Krauthoff; im XVIII. Jahrhundert an den Güstrower Kupfer-
schmied Richter, den Leutnant Kloss, an Hans Christoph von Dechow, an
Kunstmann und an Ernst Werner von Raven. Aber bald nach der Mitte des
XVIII. Jahrhunderts nehmen die von Alaltzan das Gut wieder an sich. 1781
hören wir von eigenmächtigen Verlegungen von Bauern aus Mailin nach
Lübkow. In Maltzan'schen Händen bleibt Mailin bis 1857. Da kauft es
Andreas Ludwig Schröder, und von diesem erwirbt es 1869 Karl Ludwig Baron
von Hauff, dessen Söhne das Lehn im Jahre 1888 in ein Allod umwandeln.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Alt-Rehse.
Kirche. Die Kirche ist ein Ziegelbau im klassicierenden Stil des XX'III. Kirche.
Jahrhunderts und stellt einen einzigen ungetheilten Raum dar, der im Osten
mit drei Seiten aus dem Achteck geschlossen ist. Im Innern eine flache
Bretterdecke. Der Thurni wächst auf dem Westende aus der Dachkonstruktion
heraus und ist mit einer offenen Laterne bekrönt. In der Wetterfahne die
Jahreszahl 1757.
Von der inneren Einrichtung ist nichts weiter zu erwähnen, als dass Iiukt*.- Kin-
Kanzel und Altar zu einem Körper verbunden sind. richtiin^.
Im Thurm hängen drei Glocken, alle drei 1877 von C. Voss & Sohn in Cilockcn.
Stettin gegossen. Die grösste trägt die Widinnngs- Inschrift: ZUM ANDENKEN
IHRES AM 7TEN JANUAR 1876 VERSTORBENEN MANNES, DES BARON LOUIS
VON HAUFF, SCHENKTE DIESE GLOCKE DER KIRCHE ZU MALLIN SEINE
GATTIN KAROLINE VON HAUFF GEB • REICHERT FRIEDE SEI MIT EUCH.
— Auch die zweite ist von dcv Baronin VON HAUFF gestiftet ZUM AN-
DENKEN IHRES NAMENS — Auf dem Kirchenboden eine au.s.ser (Gebrauch
gesetzte gusseiserne (jlocke, die 1828 in Ik-rlin gegossen ist.
') M. U.-B. 6834. 10872.
*) M. U.-R. 10889.
') Urkunden vom 3. .\u<,'iist 1428 und vom i3.|;uHiar 1420 liei I.i-cli, (lochl. Mallzaii II,
^- 595 ff- 599- Dazu Anmkjj. zur Lrkunde vom 22. Juli 1519.
*) Lisch, Geschl. Mahzan 111, S. 164 ff. (Irk. i>X.\II).
17*
26o AM rS(;KRICH rM!i:/IKK TKN/IIK.
\'on den Vorgängerinnen der beiden Bronze -Glocken war die eine
1690 gegossen und trug den Namen des Patrons Jürgen Heinrich von iMaltzan
sowie den des Pastors Immanuel Meinig (Meinichius) und des Kirchen-
vorstehers Peter Krey. Von der andern giebt das Inventar von 181 i nichts
weiter an.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. 2. Stark vergoldeter silberner Kelch auf sechs-
werke, passigeni I-\iss mit einem eingravierten Krucifixus als Signaculuni. Die Stelle
der Rotuli am Knauf nehmen kleine plastische gefliigelte Engelsköpfc ein.
Auf der rntcrseite des Inisscs die nachfolgciule Inschrift: DISER KELCK
INT GADESHVS MALLIN WICHT 35 LOD • DER PASTOR H : ADAM FREDRICH.
CLAVS LOSEHANT MÄRTEN STRATFELT VORSTENDER • ANNO 1608 IN DEN
OSTERN. Als Stadtzeichen ein dreithürmiges Thor, und als Aleisterzeichen
der Stempel ß^. Die dazu gehörige Patene ist ohne Werkzeichen. — 3. Sil-
bernes Ciborium, neu, der Kirche 1898 geschenkt. — 4. 5. Taufschale und
Taufkanne. — 6. Silberner Schöpflöffel, ohne Abzeichen, neu.
I»..rl,
Das Gut und Kirchdorf Breesen.')
('•eschichte ira^'ii XI\'. und W. Jahrhundert giebt es mehrere rilterbürtige Familien im
des iB^Ja jjorf mit Höfen und Antheilen an der Feldmark. Wir hören von denen
von I.ankow (1342, 1356), Wodarg (1342), Wörpel (1393, 14 10). Steen (1400),
Gotebend (1408, 1414), Buk (1427 und 1436) und Parsenow (1393 1491).^)
Von ihnen scheinen die letztgenannten durch schrittweisen Ankauf der Antheilc
der anderen zuletzt die alleinigen Herren des Dorfes geworden zu sein Aber
mit dem Anfange des XVI. Jahrhunderts erfahren wir nichts mehr von ihnen,
freilich auch nichts von den u<'ichsten VerRigungen der mecklenburgischen
Herzöge nach dem Aussterben der von Parsenow und dem dadurch verursachten
Heimfall ihrer Lehne. Erst im Jahre 1545 giebt es wieder eine Nachricht: da
verschreibt Herzog Albrecht den llof Hreesen für eine Anleihe von 3000
Gulden an Balthasar Fichstedt. Den 1<S. Juli 1553 kommt derselbe Hof auf
fünf Jahre als Pfand für 2000 Gulden an Kevin Kamptz auf Plasten, und, nach
Ablauf dieser Zeit, samnii dem hall)en Dorf Pinnow, mittelst Permutations-
Kontraktes vom 8. November 1558 für die ehemaligen Priorei-Cjüter Gross-
Hichsen und Goddin c. p , an den fürstlichen Rath Johann von Lucka.-') 1595
erwirbt Jakob von Holstein auf Gross-Vicien, I''.hemann der Kordula von I.ucka,
■Mich von l'enzlin. Altslavisch l)icza = lÜrkc, also soviel wie 'Hirkendorf'.
\j;l. Kiihi..!, M J.jiirl*. XLVI, S. 28.
») M. LH. f,i',^,. r,i,,y. 82^0. I):i/.ii .\klcn im C.rossii. Archiv. V^l. .M. jaliil.. .\\XII, S. Iio,
Anmerkung 5.
*) S- A . M^tr.i:.'(;s zwischen dem I lerzo^ Joiiaiin .Mlirecht und dem Kalb von
Lucka im M. J 225 — 227.
GLT LXI) KU« III/OKK IJKKI- SlON. 261
auch die .indt-re I Ihlfte des Dorfes und ^Jllle-^ Pmiiow von Kinns \on Oldeii
bni-o-, (!• •■ sie l^~9 von l\un<> I laiiii .iiil I^i-edow «r landen hallet Alii"
naclidein durch denselben Jakob von HoLstem auf GrossA'ielen eme Zeit hing
Hreesen an Klaus Preen zum W'olde und Pinnow an Valentin Voss auf Flotow
verpfändet gewesen war, gehen beide Güter durch Kauf an Friedrich von
Aschersleben auf Chemnitz über, der u. a. die landesherrlichen Konsense zu
Verfügungen über Pinnow im Jahre 1612 erhalt Die von Aschersleben be-
halten Breesen bis 1656. Da kauft es der Hauptmann Christian von Krauthof.
Aber zwei Jahre früher hat bereits der Oberst Hans Engel einen Antheil daran
(ein Achtel) erworben. Und wenn auch die von Krauthof, welche am
20. Oktober 1694 den Allodialitätsbrief iiber Breesen erhalten imd darüber
später mit Herzog Friedrich Wilhelm, der die Allodialilät nicht gelten lassen
will, in einen Rechtsstreit vor dem Reichskammergericht gerathen, das Gut
noch lange bis ins X\'III. Jahrhundert festhalten, so werden doch die von Hngel
noch vor Mitte desselben Jahrhunderts ihre Rechtsnachfolger und sind noch
heute im Besitz des Gutes.
Aus dem Visitationsprotokoll von 1534 ersieht man, dass das Kirchlehn
zu Breesen vom Landesherrn vergeben wird. Herzog Albrecht hat es 1532
dem Cord Danneel verliehen. Zugleich wird angegeben, dass Pinnow dahin
eingepfarrt ist. Da nun Pinnow nachweislich zur Diöcese des Bischofs von
Kanimin gehört, so folgt aus diesem vorrcformatorischen Verhältniss beider
Kirchen zu einander, dass auch Breesen, für welches es an direkten Zeug-
nissen gebricht, dem Sprengel von Kammin und dem Lande Circipanien
zuzuweisen ist. Das leuchtet noch mehr ein, wenn man auf der Land-
karte bemerkt, dass es nördlich von Pinnow liegt. Ferner ist für Breesen
das Visitationsprotokoll der Kirche zu Chemnitz vom Jahre 1575 zu be-
achten — dieses enthält nämlich gelegentlich eines darin mitgetheilten
Zeugen -X'crhörs eine Reihe von Nachrichten über nicht weniger als vier-
zehn zum grossten Theil noch \om Prämonstratenser- Stift Broda als Inhaber
des Patronats über die der Diöcese Kammin angehörende Kirche zu Chemnitz
berufene und daher vom Bischof dieser Diöcese bestätigte Geistliche, von
denen aber nur der erste in Chemnitz gewohnt hat, die andern dagegen,
nachdem das Pfarrhaus zu Chemnitz abgebrannt und nicht wieder aufgebaut
war, bald auf dieser, bald auf jener benachbarten W'edem ihren Wohnsitz
aufgeschlagen haben (s. Chemnitz). Darunter finden sich nun nicht weniger
als drei Geistliche, die von Breesen aus die Cura in Chemnitz besorgt haben.
Ivs sind der neunte, elfte und zwölfte innerhalb der erwälinten Reihe: Cord
Danneel, Marcus \'arenhi)lt und Jochim l'nger. deren kurze Amtsdauer, oder
besser gesagt Inhaberschaft des Chemnitzer Pfarrlehns. noch in die fünfziger
Jahre des X\'L Jahrhunderts fallen wird. X'arenholt war z. B. zugleich
Kanonikus des der I lavelberger Diöcese angehörenden Stiftes Broda. \'on
1556 an ist Joachim Voigt (von 1558 an unter Lucka'schem Patronat) Pa.stof
') Lisch, M.Jahil). V, S. 217 (Familienverhältnisse des Kanzlers Joli. von I.iicka).
202 AMTSGKKICHTSHFZIRK I'ENZLIN.
ZU Hreesen iiiui rimiow. r> stirbt 15S2. Ihm lolt^t 1585 Simon Arends, ein
nnwürtlij^er Geistlicher, der nach fünfundzwanzii^jahriger Amtsthätigkeit von
dem oben genannten Jakob von Holstein auf Gross Vielen, dem Ehemann der
Kordula von Lucka. zahlreicher höchst unstatthafter Begangenschaften angeklagt
und überfuhrt wird. \'on 1612 an ist Petrus Schütte Pastor zu Breesen und
I'innow. Wie lange, wissen wir nicht. 164.S ist Johannes Colerus da, unter
dem Patronat der von Aschersleben. Zu seiner Zeit sind Kirche, Wedein und
Pastorat niedergebrannt. Der Gottesdienst wird daher (1648) auf dem grossen
Saal des Herrenhauses abgehalten. 1649 übernimmt er die Pfarre zu Gadebehn
(Gotebende) mit dem I'ilial Klein- Helle, nachdem der letzte Pastor Christoph
Schneidewin verstorben: unter X'oss'schcm Patronat. Hier herrscht dieselbe
X'erwüstung wie in I^reesen und Pinnow.') Noch im Jahre 1662 sagt Colerus
bei Gelegenheit der X^isitation seiner Kirchen, dass er sein eigener Küster sei.
1671, unter dem Patronat des Christian Krauthof zu Breesen imd des Adam
Christoph V'o.ss zu Piimow, wird Matthaeus Jurisius zum Pastor erwählt (-]* 1703).
1704 folgt, nur auf ein Jahr, Pastor Wetzenow, 1707 Albertus Pauli (s. Glocke
von 1741)- 1752 finden wir den Christian Friedrich Kcibel als Pastor adjunctus
in Breesen. Nach seinem Tode folgt 1789 Aug. Jakob P'riedrich Sponholz
(7 18 19). S. Walter a. a. O.
Kirche. Kirche. P^ie Kirche ist ein von den Gebrüdern Krauthoff im Jahre
1712 errichteter Fachwerkbau in I'orm eines länglichen Vierecks. Auf dem
Westende ein aus dem Dachstuhl hervorkonnnender ilunni, der eine mit
einer offenen Laterne bekrönte glockenförmige Haube trägt. Im Innern eine
flache Decke.
Innere Kin- Die jetzige Einrichtung der Kirche entspricht mehr der Zeit des klassi-
richtiing Gierenden Geschmacks aus dem Anfange des XIX., als der des Barockstils des
tr in e. )(Y]jj Jahrhunderts. An der Iicrrschaftüchen Empore, welche sich in einem
südlichen Anbau befindet, sieht man das Wappen des HENNING KRAUTHOFF
mit der Jahreszahl 1712. Daneben das Wappen des ADOLF VON ENGEL und
das seiner Gemahlui FRIDERICKE VON BÜLOW nut dcv Jahreszahl 1832. (ie
nannt sei auch ein Bildniss des Pastors KEIBEL, ■[• 1789.'^)
•otkcn. Im 'Ihurm himgen zwei Glocken. Die grössere ist 1741 \'on Otto
Gerhard Meyer in Rostock unter dem Patronat des HANS DAVID VON ENGEL
und dem Pastorat des ALBERTUS PAULY gegossen worden, die kleinere im
Jahre 1728 von Michael Begun in I''riedland.
Kleinkunst Klcinkunstwerke. i . 2. Silberner Kelch auf .sechspassigem Fu.ss. Anden
werke K«4uli ties Knaufes in grünem ICmail die Ikichstabcn \] g 3^1^79- Der Kelch
und die /ngchörige Patene sind vcm dem Ro.stocker Goldschmied Jürgen Müller
M. Jnhrh. VI, S. 137.
'' :tct: Herr Christian Friedrich Keibel, geb. zu Strasburg in der
Uckermark 17 --•o'- zu Breesen und Pinnow 1752 und Pastor zu Woggersin
1760, starb d. ^
GUT UND KIRCHDORF PINNOW. 263
gemacht. — 3. 4. Silbervergoldeter grosser Kelch auf sechspassigem Fuss, laut
Inschrift vom Jahre 1746. An der Kupa die eingravierten Wappen des HANS
DAVID VON ENGEL und seiner Gattin KATHARINA DOROTHEA VON HOINCK-
HUSEN. \'om Güstrower Goldschmied Cl L (Caspar Johann Livonius. Von
demselben auch die Patene. — 5. Zinnernes Krankengeräth, der Schrift nach
aus dem XVIII. Jahrhundert. Werkzeichen nicht vorhanden. — 6. Silberne
kreisrunde Oblatenschachtel, auf dem Deckel die Initialen C • L • K »(rauthoff)
1694. Auf der Unterseite ein anscheinend aus SS gebildetes Doppel -Mono-
gramm. — 7. Kanne, neu, von Humbert-Berlin. — 8. Grosser Oblatenkasten
von Silberblech, im Deckel eine kleine Platte von Gusseisen mit dem Abend-
mahl des Lionardo da Vinci. Hin Geschenk des Geh. Kammerrath ADOLPH
V. KAMPTZ bei Gelegenheit der Einweihung der renovierten Kirche im
Jahre 1832.
Das Gut und Kirchdorf Pinnow/)
ie erste urkundliche Nachricht über Pinnow im Lande Gädebehn (in terra Geschichte
Ghotebant) ist eine Schenkung von zehn Hufen im Dorfe an das des
Kloster Ivenack durch den Herzog Barnim von Pommern am 10. April 1272.^) i-'orles.
Bischof Hermann von Kamm in bestätigt dem Kloster die Zehnten von diesen
Hufen am 31. Januar I283.'') Um die Mitte des XIV. Jahrhunderts wohnt ein
ritterbürtiger Mann mit Namen Berthold Döring in Pinnow, der als Zeuge und
Bürge in einer V^ertragsurkunde zwischen Henning Brasche und dem Klo.ster
Reinfeld vorkommt.*) Wie dann über einhundertsechzig Jahre später der be-
kannte mächtige Bernd Maltzan den halben Theil von Pinnow aus der Hand
der Herzöge Heinrich und Albrecht als Pfand erhält, ersieht man aus einer
Urkunde vom 8. Mai 1516.') Wie aber in der zweiten Hälfte des XVI. Jahr-
hunderts zuletzt das ganze Dorf Pinnow an die I'anülie von Lucka, und von
dieser im XVII. Jahrhundert an die von Aschersleben kommt, ist bereits bei
Breesen (S. 261) erwähnt worden. h'riedr. von Aschersleben erhält am
27. August 1612 den landesherrlichen Konsens über die \'crsciireibung des
Gutes Pinnow an seine Schwiegermutter Margarethe von Blankenburg, Wittwe
des Otto von Blankenburg. Von den Familien Aschersleben und Blankenburg
') 14 km nördlich von l'enzlin. .•\lt>laviscli juni ^ Haumstamm. Also soviel wie >Haum-
garten«. Vgl. Kilhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 107. — Im ersten Register des Meckl. Urkiinden\verke>
(Bd. IV) sind Pinnow in der pommerschen Enklave und Pinnow im Lande flädehehn irrthtlmlicher-
weise zu einem Dorf zusammengeworfen. Vgl. Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 268 ff. (Burg und Land
(jolebant).
*) M. U. 15. 1249. V^;l. 1533. 2614. 2754. 2S95.
») .M. U.B. 1666.
*) M. U.B. 7778.
*) Lisch, Geschl. .Maltzan IV, S. 459 fr. (DCCCXLII). Vgl. dazu S. 492 (DCCCLV).
264
amtsc;errhtshf,zirk penzlin.
kommt das Gut 1668 an Reiinar lernst von \'oss auf Chemnitz, 1700 aber
verkauft der Oberhofmeister von \'o.ss die Güter Chemnitz und Pinnow an
Werner Friedr. KHnggrätif und dessen Bruder.') Beide Güter sind noch heute
in den Händen der Herren von KhnggräfT.
Ueber die kirchHchen \'erhältnisse s. bei Breesen
Kinhc. Kirche. Die Kirche ist ein Fachwerkbau aus der ersten Hälfte des
Will. Jahrhunderts (in der Wetterfahne C • F • V • K. 1730) und der in Breesen
sehr ähnüch, nur finden wir hier einen Chorschkiss mit drei Seiten aus dem
Achteck.-) Im Innern eine flache Decke. Im Westen ein sich aus dem Dach-
stuhl entwickelnder Thurm mit Pyramidenhelm.
Inneres. Die innere Einrichtung ist einfach.
Glocken. Im Thurm zwei Glocken, die beide im Jahre 1855 von C. Illies in
Waren gegossen sind.^)
Kleinkunstwerke, i — 3. Silberner Kelch auf rundem Fuss, mit einer
langen Inschrift, welche besagt, dass die Pinnowsche Kirche im Jahre 18 13
ihren alten silbernen Kelch dem Vaterlande opferte und nach dem Siege der
Verbündeten über Napoleon den jetzigen als Ersatz erhielt. Der Kelch, die
dazu gehörige Patene und die kreisrunde Oblatenschachlel zeigen dieselben
Stempel, nämlich eine dreithürmige Burg und den Namen REHMER.^) — 4. Sil-
berne Kanne, gestiftet von F. und J. VON KLINGGRÄFF. Stempel: C A. Beu-
mers- Düsseldorf. — 5 — 7. Ciborium, Sammelbecken und Taufschale, alle drei
Stücke von Zinn, von C. W. Kurtz- Stuttgart. — 8. Zinnerner Oblatenteller,
ebendaher.
') Die Helehnung erfolgt am 27. Juni 1702.
') Die Vorgängerin dieser Kirche oder Ka]ielle war ein im Jahre 1623 von Friedrich
von Aschersleben errichteter Hau. .Nach .\kten im (Iro.ssh. .\rchiv.
* Das Inventar von i8ii fuhrt drei (Hocken auf: eine mit der In.schrift:
hclp atot vn mnvia oc anna anuo ^01nil1i mcccclvvüt; die andere mit der
In-chnft: b\\\c Flocte horfh tbo vninoix> ftintbe jncob pntron flnno ^o=
mini mccccppip, und mit dem nebenstehenden (ilocken;.;iesser - Zeichen ; sowie
endlich eine dritte hochhängende Glocke, deren Inschrift nicht zu entzifl'ern war.
*) Fehmer soll ein alter Goldschmied in Neubrandenburg gewesen sein, wie Dr. Hofmeister
»chreibL Wenn das richtig ist, dann hätten wir das dreithürmige Ihor als .Stempel auf Gold-
and Silber- Arbeiten in Neubrandenburg und Umgegend auf diese Stadt und nicht, wie bisher, auf
Fricdland als Stadtzeichen zu deuten. Derselbe theilt mit: >In unserm Hesitz befinden sich Kried-
linder SillterlöfTel von 1815 etc., diese zeigen \^\, spätere \'P\. Dagegen zeigen alle in unserm
' ' ' -itz befindliL'hen Silbersachen aus Neubrandenburg (die ältesten von 1809) das drei-
hor.c
GUT UND KIRCHDOKF CHEMNITZ. 265
Das Gut und Kirchdorf Chemnitz.')
e für eine spätere Unterschiebung gehaltene und mit Einfügung späterer C.eschichte
thatsächlicher Verhältnisse verbesserte, in Wirklichkeit aber auf diese ^'^^
Art gefälschte Schenkungsurkunde des Fürsten Kasimar von Pommern, für I Dorfes,
welche, wie die bessere Urkunde des Herzogs Bogislav von 1182 beweist,
ein verloren gegangenes Original mit wahrscheinlich etwas bescheidener an-
gegebenen Besitzverhältnissen des Klosters Broda vorhanden gewesen sein
muss, lässt Chemnitz schon im XII. Jahrhundert als ein dem Stifte Havelberg
und von diesem wieder dem ebengenannten Kloster überwiesenes Dorf und Gut
erkennen.-) Aber es gehört nicht wie Broda zur Havelberger, sondern vielmehr
zur Kamminer Diöcese, denn am 7. Juni 1305 bezeugt Bischof Heinrich
von Kammin, dass er die Kirche im Dorfe Chemnitz und ihren Hauptaltar zu
Ehren der heiligen Jungfrau Maria und der hl. Katharina geweiht und be-
widmet habe.^) Weitere Hebungen aus zwei Katen, dem des Beneke Seyszen-
megher und dem des Henneke Wytte, erwirbt das Kloster Broda im Jahre
1363 von der Familie Mughesveld.^) In grö.sserem Umfange tritt dort Ende
des XIV. Jahrhunderts die ritterbürtige Familie der Kruse oder Krause
auf. Man sieht das an \'erträgen mit dem Kloster Broda, wobei es sich
ausser Einkünften verschiedener Art auch um das Patronatsrecht über die
Kirche handelt, und an einem Verkauf von fünfzehn Hufen im Dorfe, mehreren
Plätzen, die als Kampe bezeichnet werden, der Mühle, zwei \'ikarei-Hufen u. a. m.
an die gleichfalls ritterbürtige Familie Stalbom. Der \>rtrag mit Broda
gehört dem Jahre 1394, der mit den Stalbom dem Jahre 1398 an."^) Auch
lernen wir mehrere Geistliche des X\'. Jahrhunderts kennen, darunter den
Bertram Wuggcrsin. welchen das Kapitel zu Broda kraft seines Patronats-
rechtes dem Kamminer Bischof Konrad Bonow am 14. Xovember 141 3 zur
Pfarre in Chemnitz an Stelle des verstorbenen Henricus Beckmann vorschlägt,
ferner den X'ikar Johann Wolkow. an dessen Vikarei Henning Stalbom und
seine l'Lhefrau Diliana zwei Hufen und einen Hof im Januar 1425 verkaufen,
und endlich den Ikodaschen Kanonikus Nikolaus Vlatow, den .sein eigenes
Kapitel im Jahre 1462 zu der durch den Tod des Plcban Heinrich Bernd
vakant gewordenen Pfarre in Chemnitz vorschlägt und mit de.ssen Ein.setzung
der Bischof Henning von Kammin einverstanden ist, wenn nicht an einem in
') II km nordnordö.stlich von Penzlin. Ingefähr .soviel wie >Steinl>eck«. Altslavisch
kameni = Stein. .S. KUhnel, .M. Jahrb. XLVI, S. 33.
») M. U.-B. 90. 135. Vgl. dazu 377. 563. 3563. 7062.
*) M. U.B. 3004.
*) M. U.-B. 9190.
*) Noch nicht gedruckte Urkunden im drossh. .\rchiv.
266 AMTSGERICIITSBEZIRK PENZLIN.
Greifswald von seinem Offizial Peter Reper anzusetzenden Termin von irgend
welcher Seite erhebliche Einwände erhoben werden sollten. Zu Anfang des
X\T. Jahrhunderts (leider fehlt eine genauere Festsetzung der Zeit) ist der
Schweriner Domherr Heinrich Schröder im Besitz der Chemnitzer Pfründe.
Hine weitere lange Reihe von Geistlichen als Inhaber der Chemnitzer Pfarre
in der ersten Hälfte des X\T. Jahrhunderts werden im Visitationsprotokoll von
'575 genannt, aber mit wenigen Zeitangaben: unter nicht weniger als vierzehn
Pfarrinhabern die ersten sechs bis 1539, die anderen acht bis 1573, mit Aus-
nahme des letzten sämmtlich unter dem Patronat des Kapitels zu Broda ein-
gesetzt, aber alle nur kurze Zeit mit dem Pfarrlehn ausgestattet und daher
wahrscheinlich auch in keinem lebendigeren Verhältniss zu ihrer Gemeinde.
Der erste ist Er Hermann; der hat noch auf der Wedem in Chemnitz gewohnt,
ist aber später nach Weitin verzogen. Ganz allgemein heisst es im Protokoll
von 1575, die Wedem in Chemnitz sei vor ungefähr zwanzig Jahren nieder-
gebrannt und nicht wieder aufgebaut, es mag das aber auch schon länger her
gewesen sein. Der zweite ist Jasper Tornow zu Weitin ; der dritte der
Brodasche Küchenmeister Jochim Krissow ; der vierte Peter Backhuss, der
ebenfalls von Broda aus die Cura leitet; der fünfte Matthias Tegeler; der
sechste Gerd Ungemakt, der um 1539 die Cura in Wulkenzin, Rehse (Neu-
Rehse) und Chemnitz hat; der siebente der Wulkenziner Pleban Cassube; der
achte Joh. Nels (Cornelius) zu Gevezin; der neunte Kord Danneel zu Breesen ;
der zehnte Karsten Schmidt zu Gevezin, gleich dem achten und neunten vom
Probst Ulrich zu Broda eingesetzt; der elfte der Kanonikus (»ein Brodascher
Herr«) Marcus Varenholt, der auch das Pfarrlehn zu Breesen hat; der zwölfte
Jochim Unger zu Breesen, nur auf ein Jahr; der dreizehnte Thomas Negen-
dank zu Gädebehn (Gotebende), das damals noch Kirchdorf ist, auf drei Jahre;
der vierzehnte Nikolaus Dambeck zu Gevezin, der fünf Jahre lang die Cura
der Kirche zu Chemnitz hat, von dem zu Pullitz, der sich an Stelle des Stiftes
das Patronat >/angemasst« hat, eingesetzt ist und am Tage vor Martini des
Jahres 1573 stirbt.
Diese Aufzählung sagt mehr als viele Worte. Sie ist ein Bild von der
Veräusserlichung des kirchlichen Lebens in jener Zeit und lässt zugleich er-
kennen, wie eine Mutterkirche zu einer Pxclesia vagans wird. Denn von da
an bis auf den heutigen Tag ist die Kirche zu Chemnitz aus diesem Ver-
hältniss nicht wieder herau.sgekommen. Zunächst sucht sie ihr geistliches
Hrod bei der Kirche zu Wulkenzin, von 1575 bis 1721, dann bei Weitin bis
1808, <l;ir:iiir Ix-i M()l]n bis 1872, und seitdem bei Breesen.')
'; Wie 1;. .. ;zii. -Chemnitz nach dem 'l'ode des oben erwähnten Nikolaus l)aml)eci<, so
tritt auch in \V\:l!:.,-nzi.'^ nach dem Tode des I'.-istors Klein.sorge im sellien Jahre 1573 (Kreitag
nach rfmgstcii >■::.■■. '. nnz ein, die noch im Jahre 1575 gelegentlich der Chemnitzer Visitation
nicht )>ehohcn 1 .r. •.-^■]''. aher finden wir den Pastor Joachim Kniel>usch in Wulkenzin (höchst-
wahncheinlich den von . 1 röder in seinem evangel. Meckl. III, S. 329, genannten Klehasch, der
au«M:r in Wulkct. -Kehse und Chemnitz die Cura hat). Ebenso seine Nachfolger:
von 1579 an JJcr on 1597 an Andrea.s Cato, um 1631/34 liernhard Gotthun, von
GUT UND KIRCHDORF CHEMNITZ. 267
Um zu den weltlichen Verhältnissen zurückzukehren: — die letzte ihres
Geschlechtes ist Anna Stalbom, die Ehefrau des Bertram Holstendorp. Nach
ihrem Tode im Jahre 1568 fällt das halbe Gut Chemnitz an die Brüder
Christoph, Kaspar und Balthasar von Schöneich, die die Anwartschaft darauf
hatten. Balthasar verkauft seinen Antheil c. p. in Ballin (im Lande Stargard)
an Johann von Restorfif, der am 8. Juli 1587 den landesherrlichen Konsens
und Lehnbrief erhält. Aber der Restorfifsche Besitz geht zwanzig Jahre später
an die sechs Brüder und Vettern von Aschersleben (Hans, Georg, Otto,
Friedrich, Kaspar und Ern.st) über. Sie erhalten am 19. April 1607 den Konsens
und Lehnbrief über ihren Ankauf, der in einem Wohnhof zu Chemnitz, drei
Bauern und sieben Kossäten ebendaselbst, einem Bauern und zwei Kossäten
zu Briggovv, einem Bauern und zwei Kossäten zu Passentin, der Walwes-
(später Küsels-) Mühle, sowie aus iq'/^ Gulden Pacht aus Weitin und 1^/2 Gulden
aus Woggersin sammt allem Zubehör besteht. Derselbe Besitz geht anti-
chretice zu vierzigjährigem Xiessbrauch fünfzehn Jahre später, und mit landes-
herrlicher Zustimmung vom 28. Januar 1622, an Philipp Julius von Platen über,
von die.sem aber 1648,49 an die Brüder Joachim und Otto von Aschersleben
sowie an deren Schwager Heinrich von Bibow zurück. Diesen Aschers-
leben'schen Antheil erwirbt 1661 der auf Lukow erbgeses.sene Stallmeister
Adam Christoph von Voss, dazu aber auch von den Brüdern Joachim und
Hans Friedrich von Fngel den in zwei nach Gevezin hin gehörenden Bauer-
höfen bestehenden Antheil in Chemnitz. Wie dann im Jahre 1700 beide Güter,
Chemnitz und Pinnow, von den von Voss an die von Klinggräfif übergehen,
ist bereits bei Pinnow erwähnt worden. S. o. S. 264.
Kirche. Alte Feldsteinkirche aus der Zeit des Ueberganges vom Kirche,
romanischen zum gothischen Stil, geweiht 1305 (s. o.). Sie bildet einen
einzigen Raum in Form eines Vierecks, ohne Scheidung von Chor und Lang-
haus, mit flacher Balkendecke im Innern. In voller Ursprünglichkeit sind
erhalten die drei P'ensterschlitze in der platt abschliessenden Ostwand, sowie
das Eingangsportal mit einfacher Granitwandung auf der Südseite. Als im
Ganzen neu sind zu bezeichnen die hohe Westwand mit dem ihr vorgesetzten
Holzthurm, s(n\ie die vier Fensterpaare in den beiden Langwänden. Auf der
Nordseite befand sich vormals eine Sakristei. Die innere h^inrichtung ist neu.
An der Rückwandung des herrschaftlichen Stuhles verschiedene Wappen Cicstiihl.
der Familien KLINGGRÄFF und LÜTZOW.
1649 an (iiacli lan<;er V'akaiiz) Christian Satorius, von 1662 an Maj^niis Richter, vcin 1664 an
liernhard SchuUz, der 1705 an Jdli. L'lrici einen Siil)stituten erhält. Llrici stirbt 1718. 1722 wird
der l'atron von Khnfjyräft" an .\h- Keh.se j;ewie.sen. Die Alt-Keh.ser Pastoren fUr Chemnitz sind
K)>l)en, Hinrichsen und Wachenhusen (s. o. S. 256). Nach Wachenhusen's Tode wird C'heninitz
mit Weilin verVninden (seit 1773). Die Weitiner Pastoren ftlr Chemnitz sind Hehm (bis 1791) und
I.oholm bis 1807). 1808 erfolgt die Verbindung mit Mölln z. Zt. des Pastors Wagner und 1872
mit Hreesen z. Zt. des Pastors Weber (jetzigen Dompredigers in Schwerin), l'ebcr die Pasloren
des Xl.X. Jahrhunderts in .Mölln und IJreesen s. Walter a. a. i).
268
AMTSGKKICinSHKZlRK PENZLTN.
(ilocken. Im Glockentluirm drei Glocken. Die erste ist laut Inschrift zur Zeit
des Pastors J • J • BEHM von J. V. Schultz zu Rostock im Jahre 1781 uni-
ge.s^ossen. die zweite und dritte sind alte Glocken, aber ohne Inschrift luul
Zeichen.
Kleinkunstwerke, i. Silbervergoldeter Kelch auf sechspassigem Fuss.
Unter dem Fuss eingra\iert das Platen-I.iideritz'sche Allianzwappen und die
Inschrift: PHILIP JVLIVS V . PLATE • ELISABEHT HEDWICH V. LVDERITZ 1636.
— 2 — 5. Kelch, Patene, Ciborium und Kanne von Zinn, alle vier Stücke von
C. W. Kurtz- Stuttgart. — 6. Grosser alter Zinnkelch ohne Inschrift und Zeichen.
-- 7. Achtseitiges Messing- Becken, gestiftet von ANNA s:- RINGKWICHTS. —
<S 1 3 Sechs zinnerne Leuchter, gestiftet laut Inschrift von: ELISEBET
SCHWEPPEN 1635, PHILIP JVLIVS VAN PLATEN, ELISEBET HEDEWIGH VAN
LVDERITZ 1644, JOCHIM KOPPE 1648, ELISABETT VON ASSCHERSLEHVENT
1657, HANS MENTZEL untl ILSBE VOTS 1677, ANNA MARIA NVRENBERG 1681.
Das Gut und Kirchdorf Woggersin/)
as Dorf Woggersin gehört zu der schon öfter erwähnten grossen Güter-
schenkung des Fürsten Kasimar von Pommern an das Prämonstratenser-
stift Broda im Jahre 1170, die der Bischof von Havelberg bestätigt.-) Aber
es ist zu beachten, dass es in der Bestätigungsurkunde des Herzogs Bogislav
von 1182 fehlt. Ferner anzunehmen, dass es von Anfang an und dauernd zur
Havelberger Diöcese gehört habe, wäre schon deshalb gewagt, weil z. B. auch
Chemnitz zugleich mit Woggersin aufgeführt wird, das später nachweislich dem
Bischof von Kammin unterstellt ist. S. o. S. 265. Dennoch giebt es bei
Woggersin einen Grund für die Zuschreibung an Ilaxelberg, der in einer
Urkunde vom 20. December 1346 zu Tage tritt. Hier sieiit man nämlich
deutlich, dass die Brüder Konrad und PZbel von Woggersin (Wughersin), die
ihren Xamen offenbar von dem Dorf als ihrem Stammgut tragen, sowie die
von I^nkow, die nachher bis ins XVI. Jahrhundert hinein darauf erbgese.ssen
sind, ein besonderes kirchliches Interesse für Zirzow bekunden, welches nach-
weislich zur Havelberger Diöcese gehört.'') Denn der Pfarrer von Zirzow ist
') 16 km nordnordijsilich von l'enzlin. l>ie im XII. Jalirlumtieit vorkoiiimciule Sclircihweise
Wogarzin will Kuhntl mit dem alt.slavischen Wort ogarfi verbinden, das eine Art Jagdhund hc-
detitct. Aber er macht selber ein Fragezeichen zu der Deutung >f)rt des Ogarka«. Wäre es
richtig, so hiesse da.s soviel wie ungefähr »llundehagen«. Der Slavist I'iof. I'orwolf setzt den
Namen \VM;;;;.j;,in gleich mit Vogardin und weiNt auf das altslavische Wort ograda - - saepes =
Z.iiin bin I 1 Vachträge S. 185.
\ M. 1.1;' 7.
Chemnitz zur Kam im
' *ie Annahme von Wigger, ;\iiiiab>n, S. 133, dass /irzow gleich
;i;liüre, ist somit irrthllmlicli.
GUT UND KIRCHDORF \VOGGERSIN. 269
es, dem die genannten Knappen von Woggersin zu Seelenmessen für ihre
Eltern, sechs Schwestern und sich selber auf alle Zeit eine erhebliche Stiftung
von VViesenland vermachen, und zwar unter Zeugenschaft des Plebans und des
Vikars vom Dorfe Woggersin, das damit auch seinerseits als Kirchdorf um
1346 erwiesen wird. Dies enge Verhältniss lässt sich aber bei Kirchen aus
zwei verschiedenen Diöcesen kaum vorstellen. Es kommt hinzu", dass, wenn
sich die Grenze zwischen der Kamminer und Havelberger Diöcese zwischen
Chemnitz und Zirzow, wie es der Eall ist, nach Norden hinaufzieht, Woggersin,
welches östlicher als Zirzow gelegen ist, nicht gut mehr zur Kamminer Uiöcese
gezogen werden kann, sondern bei der Havelberger Diöcese zu verbleiben hat.
Doch ist zuzugeben, dass diese Beweisführung den Werth eines direkten Zeug-
nisses nicht aufwiegt. Ein solches ist uns aber bis jetzt nicht beschieden.
Im Jahre 1424 wird ein Antheil an Woggersin, den der verstorbene
Jochim Dransow gehabt hat, an Vicke Stalbom von Fürst Christoph zu
Wenden verliehen. Diesen Antheil verkauft Vicke's Sohn Lüdeke zehn Jahre
später an Henneke Holstein, den Ehemann seiner Schwester. Einer der An-
theile aber, den die Lankow an Woggersin haben, kommt nach dem Aussterben
des Lankow'schen Mannesstammes an den zu Woggersin wohnenden Eitel
Schenk von Kaldern, der mit Köne Lankow vermählt i.st. Ebenderselbe
Schenk von Kaldern übernimmt auch als Pfand im Jalire 154S den genannten
Holstein'schen Antheil an Woggersin c. p. in Kalübbe und Mölln, nämlich zu
Woggersin den Viehhof mit achtehalb Hufen auf der Feldmark Kalübbe,
dabei zehn Höfe und zwei Käthen mit siebenzehn dreiviertel Hufen auf dem
Felde Kalübbe, wofür jährlich einhundertneunzehn Mark, zwölf Rauchhühner
und zwölf Zehntlämmer gegeben werden, sowie endlich zu Mölln drei Höfe
mit sechseinviertel Hufen sammt einem Antheil am Möllner See Und ein
Jahr darauf übernimmt er pfandweise auch den andern an Herzog Heinrich
heimgefallenen und von diesem an .seinen Hofmarschall Christoph Lin.stow 1549
zu Lehn gegebenen Lankow'schen Antheil an Woggersin c. p. in Kalübbe.')
Dieser Linstow'sche Antheil an Woggersin und Kalübbe geht in weiterer \'er-
pfändung 1593 an Elar Voss für zehntausend Gulden auf sechzehn Jahre über,
der Holstein'sche Antheil aber, nachdem die an F!itel Schenk von Kaldern
geschehene und 1556 auf dreissig Jahre erneuerte Verpfändung abgelaufen
war, durch Verkauf zu erblichem Besitz an Hermann Warburg, dem am
3. Juli 1 595 der landesherrliche Kon.sens ertheilt wird. Nachdem dann auch
der Warburg'schc Antheil noch eine Reihe von Verpfändungen durchlaufen
hat (1623 an Christoph Bunsow, 1632 an Joh. Lo.ssius), ebenso der Linstow'.sche
(an den Dom zu Gü.strow von Mitte des N\'II. Jahrhunderts bis 16S1, zwei
wü.st gewordene l^auernhufen in Woggersin .seit 1650 auch an l-'ranz Warnke),
werden die von Linstow im Laufe des N\'III Jahrhunderts auch die Herren
des Warburg'.schcn Antheils und besitzen ganz Woggersin nul Kalübbe und
Neuhof bis i<Si6. In diesem lahre geht der ebengenannte Besitz an Ileinr.
») Vgl, M. Jahrl). V, S. 275. .M, S. 454.
270 AMTSCKRKH rSHKZlRK rKNZI.lN.
Joh. Friedr. Blanck über, 1830 an Rudolf Ludwig" Griesebach und 1848 an
Hermann Wackerow. Aus Wackerow'schem Eigenthum kommen 1859 Kalübbe
und Xeuhof an Karl August Heinrich Berlin, und Woggersin 1860 an Hermann
Krey. in dessen Familie es heute noch ist.
\'on den mittelalterlichen Geistlichen zu Woggersin lernen wir nur den
Pleban Heinrich und den \"ikar Johann kennen, die um 1346 im Amte sind.
Nach der Reformation aber wird die Kirche /.u einer Mater vagans, die an
Weitin gewiesen wird,') aber im Jahre 1756, nachdem der Weitinsche Pastor
David Kmanuel Walter seines Amtes enthoben worden war, dem Pastor Keibel
zu Breesen übergeben wird und seitdem mit Breesen verbunden geblieben ist.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein Fachwerkbau vom Jahre 1788 in Form
eines länglichen Vierecks, mit einem Thurm, welcher vierseitig aus dem Dach-
stuhl hervorwächst und eine mit einer Spitze versehene glockenförmige Haube
trägt. Im Innern eine flache Balkendecke.
Inneres. Die schlichte innere Einrichtung stimmt zur Zeit der Erbauung.
Im Thurm eine grosse Glocke (Dm. 1,04 m), die unter dem Patronat
von R. L. GRISEBACH zur Zeit des Pastors WILH. ALBAN im Jahre 1833 um-
gegossen ist. Gie.sser nicht genannt.
Die Vorgängerin dieser (ilockc hatte nach dem Inventar von 181 i die
Inschrift: f}c\\} rioö iiiarifl iiniio tini nicccclv):.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. 1 3. Kelch, Patene und Oblatenschachtel, gestiftet
werke. v(jn RUDOLPH LUDWIG GRISEBACH auf Kalübbe 1833 bezw. 1838. Als
Stempel das dreithürmige Neubrandenburger Thor und der Name c. PETSCHLER.
— - 4. Silberne Kanne, gestiftet von der Familie VON RÜDIGER auf Kalübbe
1883 — 92. Stempel: (S). — 5. Zinnerner Kelch mit einem verputzten Stempel.
— 6. Neues Taufbecken von Zinn, von C. W. Kurtz- Stuttgart.
]>■.
Das Gut und Kirchdorf Mölln.')
fieschichte j^Hlitteialterliche Urkunden fehlen. Dafiir aber gelangt Mölln bei den
^'*" Chronisten und Annalisten des XIV. Jahihunderts zu einer historischen
Bedeutung. Hier ist es nämlich, wo bei den Kämpfen um das Land Stargard
Fürst Johann von Werle, der Anfangs auf Seiten der TY'inde des Markgrafen von
Brandenburg .steht, dann aber zu diesem übergeht, im l'iühjahr 13 16 den Grafen
■'iisprotokoU vf)ii 1661 hcisst es, ehedem habe xler I.instow« das I'atronat
gehalti, ruiti l^t gehöre e« dem Hom zu Güstrow (s. o.).
*) 9 ' '" ' "zlin. Altslavisch mlynu .Mdlilc. Alsr) .Mölln = Mülildorf. Vj,'!.
Kuhnel, M. ja)
GUT UND KIRCHDORF MÖLLN. 27 1
Heinrich von Schwerin gefangen nimmt, um gleich darauf bei Luplow von
seinen Gegnern mit demselben Schicksal bezahlt zu werden.') Nachher schweigt
die Geschichte von dem Dorf zwischen Gross- und Klein-Helle zweihundert
Jahre lang. Zu Anfang des XVI. Jahrhunderts aber giebt es landesherrliche
und ritterschaftliche Antheile an Mölln. Diese gehören den Holsteinen auf
Ankershagen, die sich bis ins XVII. Jahrhundert als zuständige Vasallen an-
sehen, wenngleich ihr Besitz von 1620 an eine Reihe von Verpfändungen
durchläuft (1620 an Joh. von Restorff, 1623 an Jürgen Magnus von Bülow,
1630 an Moritz von Kardorff, 1632 an Daniel Dörksen), bis am Ende des
XVII. Jahrhunderts das ganze Gut an den Hofrath Heinrich Schuckmann
übergeht, der am 30. März 1694 vom Herzog Gustav Adolf den Allodialbrief
über Mölln empfängt. Doch muss er es sich gefallen lassen, dass hier wie
anderswo im Jahre 1702 Herzog Friedr. Wilhelm an Stelle des Allodialbriefes
einen Lehnbrief setzt. In der Familie Schuckmann, welche 1732 geadelt wird,
bleibt Mölln bis zum Jahre 1899. I" diesem Jahre werden die Gebrüder
Glantz die Herren des Gutes Mölln.
Ein ungemein wechselndes Hild bieten die kirchlichen Verhältnisse nach
der Reformation bis in die neueste Zeit hinein. Das Schwinden von Kirchen,
Kapellen und Pfarren schon in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts und
noch mehr in den Zeiten des dreissigjährigen Krieges, die Verödung der
Dörfer und das massenhafte Aussterben der Menschen in ihnen, die überall
bei Vornehm und Gering einreissende Mittellosigkeit und in Folge davon die
wirklich vorhandene Unmöglichkeit, die verbrannten und verwüsteten Gottes-
und Pfarrhäuser wieder herzustellen und den Geistlichen das Brod zu schaffen:
alle diese Verhältnisse sind Ursache, dass eine grosse Zahl alter Mutterkirchen
genöthigt werden, sich als »Matres vagantes.< unter eine einzige Cura zusammen-
zuthun. Und die vielen ritterschaftlichen Patronate, die dabei zu sagen haben,
besonders in der Stavenhäger und Penzliner Gegend, die Eifersucht der alten
Vasallengeschlechter unter einander, die oft bei den Predigerwahlen zum Vor-
schein kommt, die Zuneigung und Abneigung der Personen unter einander,
die zeitweise Ueberlastung einzelner Geistlicher u. a. m , sind Anlass, dass
Verbindungen, die eben geschlossen sind, nach kurzer Zeit wieder gelöst
werden, dass Stetigkeit und Ruhe, deren alle Dinge zu ihrer guten PLntwicke-
lung bedürfen, völlig verschwinden, dass ein ewiges Hin und Her allerlei un-
erträgliche Wirrsale schafft, bei denen gewissenlose Menschen im Trüben
fischen, und dass nicht selten auch das oberste Episkopalrecht des Landesherrn
in ungebührlicher Weise ausser Augen gelassen wird.
Davon i.st auch bei Mölln allerlei Uebles zu sagen. Vielleicht mehr als
anderswo. Kaum wird irgend eine Pfarre ein .solches Bild von der 1 laltlosigkeit
') Kirchberg'.sche t hronik bei \Vesti)lialci), Mon. ined. IV, S. S09 und Sio. — Detniar-
Chronik, ed. Koppmann, L S. 429. — Rudloff, Handbuch d. meckl. Gesch. H, S. 217 — 222. Die
Tagesdata der Kän)])fe bei Mölln und Lu|)lo\v sind nicht fcst(^c>.tellt. Fallen die Ereignisse
wirklich noch in das Frühjahr 13 16, wie nach der l)etmar-< hronik anzunehmen ist, dann müssen
sie vor dem 23. März 1316 stattgefunden haben, jenem Datum des Kendsburger Vertrages, in
welchem darauf Rücksicht genommen wird: M. U.-li. 3818.
272 AMTSC;ERR'HTSHKZ1KK PENZLIN.
kirchlicher Zustände in der zweiten Hälfte des X\^I. Jahrhunderts bieten
wie die zu Mölln. Sie kann geradezu als Bild für viele andere Bilder dieser
traurigen Zeit gesetzt werden, und es verlohnt sich deshalb, hier einmal aus-
fuhrlicher als es sonst im Rahmen unseres Werkes liegt, darauf einzugehen.
Im Jahre 1534 ist Joachim Schmit der Inhaber des Kirchlehns, das ihm
im Namen der Landesfürsten im Jahre 1526 von den Stavenhäger Beamten,
dem \'ogt Joachim Welzien und dem Küchenmeister August Boie, verliehen
ist. Ausser diesem giebt es noch ein zweites fürstliches Lehn in der Kirche
zu iMölln. das der Havelberger Probst in der Neustadt Roebel (prawest to nien
Robell) zu geniessen hat. Im Filialverhältniss zu Mölln aber steht nur Klein-
Heile (Lütken Helle). Damals, und ebenso 1541, haben Kleeth, Luplow und
Gross-Helle noch ihre eigenen Kirchen und Pfarren. In Kleeth, zu dem auch
Tarnow gehört, wirkt 1541 Michael Lowe (Löwe) im Sinne der neuen Lehre,
in Luplow Jochim Schmidt und in Gross -Helle ist ein alter achtzigjähriger
Seelenhirte Johann Gustevel, der »sich zu bessern« verspricht. 1574 hören
wir von einem nicht genannten Pastor in Mölln, der seines Amtes entsetzt
wird, sowie von der Bewerbung des Ahrensberger Pastors Joh. Köster,
1596 aber ist von einer Wittwe auf der Pfarre zu Mölln die Rede, und 1603
sagt das Visitationsprotokoll, die Wedem in Mölln sei verfallen und der Pastor
wohne daher nicht in Mölln, sondern in Kleeth. Somit bilden also damals
die beiden Mutterkirchen Mölln und Kleeth eine Kirchengemeinschaft mit
einander.*) Als Pastor wirkt seit 1597 Johannes Hausmann in Kleeth, als
dessen X'orgänger 1590 Elias Löser genannt wird, der 1577 die Konkordien-
formel unterzeichnet. 1606 aber bittet Hausmann, die ungesunde Wedem in
Kleeth verlassen und wieder nach Mölln ziehen zu dürfen. Kv erreicht seinen
Wunsch, wenigstens finden wir ihn 1610, 1613 und 1620 (s. Glocke) auf der
wieder hergerichteten Wedem in Mölln.
Inzwischen ist aber Klein- Helle von Mölln getrennt und mit der Pfarre
zu Gädebehn (Gotebende) unter Voss'schem Patronat vereinigt worden. In
Gädebehn i.st 1618 der alte Pastor Michael h^eund gestorben und Christoph
Schncidewin wird sein Nachfolger. Zugleich ist dieser der letzte Pastor von
Gädebehn. Im schlinnnen Krieg.sjahr 1637 wird seine Kirche völlig ver-
wüstet, er selbst aber wird nachher nicht mehr genannt. Von 1649 ^" suchen
und finden Gädebehn und Klein -Helle ihr geistliches Brod bei l^ree.sen (unter
Colerus), dann bei Ka.storf (unter Hermann Müller) und wieder bei Breesen
l>ie Gründung; der Kirche zu Kleeth als .Mutterkirche und der zu Tarnow als Tochter-
kirchc fällt in da» Jahr 1273: M. U.-H. 1300. Vgl. 3538 und 7778. Im Jahre 1541, als Lowe
(iJiwe, \ji\i) fa-itor ist, hat der >Hofmeister zu Treptow« das Kirchlchn zu verf^'elien. 1643 heisst
e* im ViMtatK.iisprotoküll, dass die Kirche zu Kleeth .sammt ihrem lluiini haufällig sei. 1648
hei»«t e». «li'- Lirchi: fürstlichen l'atronates in Kleeth sei zusamniengestUrzt und seihst in ihren
TrUmmem ni< b' 'r-} r "-^i:? vorhanden, das >Uehnge< (innere lOinrichtung) nebst dem Thurm sei
durch AnzUndi ,0 der Windnildler daselbst gethan, ganz bis auf den (Wund ab-
gebrannt. l6f)Z ! -üth, wo zwölf Hauern gewesen, nur noch zwei HUdner und der
Muller.
1
GUT UND KIRCHDORF MÖLLN. 273
(unter lurisius s. o.), bis im Jahre 1704, als Aeminga Pastor in Mölln ist, beide
Dörfer auf Betreiben der Herren von Voss als Patronatsinhaber zu gesammter
Hand zu Mölln kommen, dessen Filia Klein -Helle schon vor der Reformation
gewesen war.
Seit 163 1 wirkt in Mölln Thomas Severus aus Ivenack, wo ein gleich-
namiger Vorfahr im XVI. Jahrhundert war (s. o. S. 177). Severus überdauert
die furchtbaren Kriegsjahre und ist noch 1670 am Leben und im Amte.
1643 sagt er aus, dass von den ehemaligen Bauersleuten im Dorf nur noch
einer, der Chim Krasemann, am Leben sei. Früher, in Friedenszeiten, habe
er in seinem Kirchspiel »bei sechshundert Leuten« gehabt. In Kleeth sei kein
lebendiger Mensch mehr im Dorfe ausser einem Knecht, der als Drescher in
Grabow'schem Dienst stehe. Die Kirche in Mölln sei stark verwüstet, habe
aber noch drei Glocken, dagegen sei aus der baufälligen Kirche zu Kleeth
eine der beiden Glocken gestohlen. In Tarnow aber, wo es noch einen
Bauersmann gebe, sei die Kirche besser erhalten, eine der beiden Glocken
jedoch geborsten.') 1649 klagt er über die Verwüstungen, die ein heftiger
Sturmwind am 14. Februar d. J. überall angerichtet habe, der Thurm seiner
Kirche sei umgeworfen, zwei Glocken seien heil geblieben, eine aber zer-
schmettert. Die Noth sei gross, er müsse selber seinen Acker pflügen, da die
Bauern ringsum todt seien. Er bittet, dass, da die Kirche in Gross- Helle ab-
gebrannt sei, die dahin gehörenden Dörfer Schwandt und Briggow seiner
Pfarre zugelegt werden möchten. Der Brand der Kirche zu Gross -Helle hatte
1637 stattgefunden. Von dem letzten Pastor in Gross -Helle, Johann Stamme,
heisst es im Visitationsprotokoll von 1662, dass er vor zwanzig Jahren ge-
storben sein solle. Der Bitte des Severus um Vereinigung von Schwandt und
Briggow mit Mölln muss nachgegeben sein, denn sonst hätte nicht der
Güstrower Superintendent Arnoldi dem Pastor Christian Sagittarius zu Flotow
im Jahre 1650 die Ausübung des Predigtamtes für die Gemeinden in Gross- Helle
und Schwandt verbieten und darauf hinweisen können, dass hier der Pastor
zu Mölln zuständig sei, dessen Einnahmen dadurch geschmälert würden. Doch
wird darin einige Jahre später wieder eine Aenderung eingetreten sein, da im
Visitationsprotokoll von 1662 berichtet wird, dass in Schwandt jeden Sonntag
von Ern Chri.stianus Arnold Lange (alias Christian Arnold) in V^archow gepredigt
werde, in der Kirche zu Briggow aber, deren Patronat einst den Fürsten
gehört haben solle und jetzt von den Arenstorfifen beansprucht werde, zeit-
weilig von dem Pastor zu Mölln der Gottesdienst abgehalten werde, obwohl
sie öde und wiiste geworden sei. Auch in Luplow predigt er ebenso wie in
Briggow jeden dritten Sonntag. Docii das Maa.ss des Unglücks, welches
Severus erträgt und zu ertragen versteht, erreicht im Jahre 1661, als ihm
die kaiserliche Soldateska das Haus niederbrennt, seinen Höhepunkt. Der
lande.sherrliche Befehl vom 18. März 1663, das Pfarrhaus wieder zu erbauen,
•stösst auf unüberwindliche Hindernisse. Das Amt in Stavcnhagen i.st nicht
') Vgl. Groth, M. J.ihrl.. VL .S. 137.
274 AMTSGKKICHTSHKZIRK TENZLIN.
im Stande, die Leute und das Holz zum Hau zu beschaffen, und entschädigt
den Pastor einstweilen mit zweiunddreissig Gulden jährlich, womit er sich
helfen möge, so gut es gehe. Im Jahre 1670 wird der Befehl zum Bau er-
neuert, aber der alte Severus stirbt darüber hinweg. Kr gelangt nicht wieder
in ein ordnungsmässig eingerichtetes Pfarrhaus. Am 8. September 1674 ergeht
ein Mandat des Herzogs Gustav Adolf an die Patronate von Gross -Helle,
Briggow und Schwandt wegen Zögerung (Tergiversierung) in der Besetzung
der Gross- Heller Pfarre. Auf die Androhung des Verlustes des Patronats
erwidert der Oberst Joachim von Engel') als Pfandherr von Gross-Helle im
Xamen der eigentlichen Patrone von Gro.ss- Helle und Schwandt, des Georg
Heinrich Freiherrn von Maltzan zu Wartenberg und Penzlin und des Moritz
von W'alsleben auf Penzlin, Leistenow u. s. w. sowie des Patrons von Briggow,
des Hans Friedrich von Krackewitz auf Briggow, mit Vorlegung der von ihnen
.schon am 14. August 1674 erlassenen Vokation des Johannes Nemzovius.
Aber daraufhin findet die Eröffnung statt, dass dieses Vorgehen als ein
V^erstoss gegen die jura episcopalia bezeichnet werden müsse, da die Berufung
ohne Wissen und Genehmigung des Landesherrn und ohne Zuziehung des
Superintendenten geschehen sei.
So kommt die Sache aufs Neue ins Stocken. Am 26. November 1677
befiehlt der Herzog, nunmehr bei Strafe von einhundert Thalern an die Er-
bauung der Pfarrgebäude und an die »hochnöthigc Besetzung und Kombi-
nation der Pfarren von Gross -Helle, Schwandt, Briggow, Mölln, Kleelh und
Tarnow zu denken. Aber es kommt wiederum zu nichts. Vielmehr bitten
die Herren von Voss im Jahre 1679, ihre inzwischen ganz wüst gewordene
Kirche zu Luplow an die zu Schwandt und Ikiggow anschliessen zu dürfen;
in Luplow wohne ausser Joachim Christoph Voss nur noch ein Bauer, dort
könne sich deshalb ein Pastor durchaus nicht halten. Aus diesem Anschluss
wird aber nichts, denn wir erfahren s[)ätcr, dass der Pastor Sternhagen zu
\'archow die Cura in Luplow übernommen hat. Am i. September 1683
meldet der Superintendent Schuckmann, dass die Kirche zu Mölln nun schon
geraume Zeit keinen Prediger und kein Pfarrhaus gehabt habe. Er erreicht
damit, dass der Pfarrhausbau 1684 aufs Neue befohlen wird. Wirklich besser
aber wird die Sache erst, als der Hofrath Heinrich Schuckmann im Jahre 1694
das Gut und auch das Patronat von Mölln übernimmt, womit ihn Herzog
(iuslav Adolf beschenkt, und als seit 1692 Konstantin l^'icdlcr Pastor der bis
dahin von Bree.sen her nolhdürftig versorgten Gemeinden zu Mölln und Gro.ss-
Helle mit ihren 'l'ochterkirchen geworden ist.-) Trotzdem hat Fiedler am
4. Oktober 1693 darüber zu klagen, dass der Pensionär Nergendorf zu Kleeth
zum I^au der l'farrscheune nicht thue, was er schuldig sei, sein Vieh müsse
) Oltcr»! von Engel hat bis dahin für fJross- Helle Anschluss an die Kirche zu (Jevczin
(gefunden.
') Uriggow hatte bis dahin Anschluss an Kastorf (unter I'astor Hermann Müller) fjefunden
und geht daher nicht ohne Widerstrehen auf Herzof^liclicn licfchl vom 13. .S(|.tcml)cr 1692 nach
Mölln zurück. Akten im (Jrossh. Archiv,
GUT UND KIRCHDORF MÖLLN. ^7^
draussen liegen, und der Wolf habe ihm bereits grossen Schaden zugefügt.
Doch der Herzog hilft ihm mit einem strengen Befehl. Als zu einer Pfarr-
gemeinde vereinigt werden nun die Dörfer Gross -Helle, Schwandt, Briggow,
Tarnow und Kleeth im Jahre 1694 aufgezählt. Konstantin Fiedler bleibt
bis 1704 (s. o. S. 7). Ihm folgt der unter Voss'schem Patronat 1701 nach
Flotow berufene, unter demselben Patronat am 16. December 1703 für Gäde-
behn und Klein -Helle gewählte und am 12. P'ebruar 1704 auch für Luplow
bestätigte Pastor Joh. Christoph Aeminga,') der, weil nirgends eine Wedem
für ihn einzurichten ist, zu Plotow in einem X'oss'schen Katen wohnt.-) Am
19. Januar 1705 richtet der Hofrath Schuckmann auf Mölln an den Herzog
Friedrich Wilhelm die Bitte, ihm dazu helfen zu wollen, dass der Pastor
Aeminga durch eine Vermittlung des Superintendenten Haberkorn zu Güstrow
und durch eine von diesem zu bewirkende Vereinbarung mit den Herren
von Voss auch das Pastorat in Mölln übernehme und die Wedem daselbst
beziehe. Diesmal wird etwas aus der Sache. Aeminga wohnt bald darauf in
Mölln und verwaltet hier alle seine Pfarren zu grösster Zufriedenheit seiner
Gemeinden bis an seinen Tod im Jahre 1721, doch nicht anders als nachdem er
Flotow im Jahre 17 12 wieder abgegeben hat: in der That ein eigenartiges Bild
seiner Zeit. Als nach seinem Tode Adolf Ludwig Hein am Palmsonntag 1723
in Mölln die Pfarre antritt, weist F. E. von Voss als Patronatsherr die Gädebehn-
Klein- Heller Gemeinde an den Pastor Baltha.sar Simonis in Gevezin, doch
kehrt sie 1729, nach dem Absterben des Simonis im Jahre 1728, nach Mölln
zurück. Ebenso wird die Gemeinde von Gross -Helle und Schwandt unter
Maltzan'schem Patronat 1723 der Kirche zu Penzlin zugewiesen und bleibt
bei dieser. Hein, der in diesem Jahr das Kirchenbuch zu Mölln anlegt, fiihrt
es bis zu seinem Tode am 25. März 1761. Seine Amtsführung fällt in die
Zeit der Herrschaft der Herzogin Auguste über das Amt Stavenhagen. Für
Gädebehn und Klein -Helle erhält sein Nachfolger Joachim Christoph Hennings
eine besondere Vokation. P.benso wird mit dem im Jahre 1790 nach Mölln
berufenen Pastor Johann Dietrich Wagner für Gädebehn und Klein -Helle ein
besonderer X'ergleich abgeschlossen. Ueber Wagner (-f- 1840) und die übrigen
Geistlichen des XIX. Jahrhunderts s. Walter a. a. ().
Schwandt kehrt er.st im Jahre 1865 von Penzlin unter die Cura von
Mölln zurück. Gro.ss-Helle aber bleibt bei Penzlin. Ueber die Filial- Kirche
zu Tarnow s. o. S. 222. Die geographische Lage weist Mölln, Schwandt,
') Gebürtig aus Güstrow. Sein Vater l)esass eine Tiude auf tleni Kiosterhof zu (aistrow.
Akten im CJrossh. Archiv.
-) Von G.ädehelin heisst es im Visitationsprotokoll von 1648, die Kirche sei ganz verwüstet,
der Thurm liege nieder, zwei Glocken wären auf den Krdhoden gefallen, dagegen sei die Kirche
zu Lütken- Helle in gutem Zustande. 1669 wünscht Joachim Zabel von Staffeid al> l'fandinhaber
die Wiederherstellung der Kirche und macht darauf aufmerksam, dass zwei Glocken der Gäde-
behner Kirche — es werden die vorhergenannten sein — schon seit 1662 auf dem Kirchhof zu
Klein -Helle wären. Mit ihm sind die von Voss bereit, die Glocken zu veräussern zum Üestcn
des G.ädel)chner Kirchenbaues, und bitten um Konsens. Aber es wird nichts daraus, denn 1704
heisst es bereits, dass von Kirche und Wedem in Gädebehn keine Kudera mehr vorhanjlen •»cien.
IH»
276 AMTSGFRirilTSllE/IRK PFXZl.lN.
Tarnow und Briggow als in Circipanien gelegene Ortschaften an die Kamniincr
Diöcese, wenngleich ein direktes Zeugniss dafür nicht vorliegt. S. o. bei
Gross- Helle S. 254.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein Ziegelbau vom Ende des XIII. oder Anfang
des XIV. Jahrhunderts und stellt einen ungetheilten flachgedeckten Raum mit
Schluss aus dem Achteck dar. Als unverfälschte Einzelheiten zeigen sich in
der Westwand das frühgothische Portal, in welchem der romanische Rundstab
und die abgefaste Kante und ein Rundbogen unterhalb eines Spitzbogens mit
einander vereinigt sind, sowie ferner ein zugesetztes Schlitzfenster auf der
Nord.seite und neun spitzbogige Schildbögen im Innenraum. Neben der Kirche
ein freistehender Glockenstuhl.
.Mtar und Altar und Kanzel, zu einem Körper verbunden, stammen aus dem
Kanzel. XVIII. Jahrhundert. Oberhalb des Altars hängt ein gothischer Krucifixus.
Empore. An der herrschaftlichen Empore finden sich viele Wappen der Familie
VON SCHUCKMANN, welche den Zeitraum von 1695 — 1870 umspannen.
Glas- Im Fenster der Südseite auf Glas zwei Namen von 1559: ACHIM
malcrei. PEMAN und CLAWES HUETH.
('•lorkcn. lin (ilockenstuhl zwei Glocken. Die eine davon hat die Tn.schrift:
Hh ANNO MDCXX GERDT VON CÖLN • H • H JOHAN HAUSMAN P SOLI DEO
GLORIA.') Die zweite hat nur die Jahreszahl 1620.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf rundem Fuss von
werke. dem Güstrower Goldschmied Andreas Rathke. Patene ohne Werkzeichen. —
3. Kleiner silbervergoldeter Becher, ähnlich dem Kelch unter i, aber ohne
Inschrift und nur mit der Jahreszahl 1890 versehen. Ohne Werkzeichen. —
4. Aelterer Zinnkelch, mit der Marke des englischen Zinns und dem Meister-
stempel I. B. — 5. Länglich silberne Oblatenschachtel mit schrägen Rundfalten
am Deckel. Auf dem Deckel ein Doppel -Monogramm unter fünfzackiger
Krone, bestehend aus den Buchstaben 11 L (F.) S.^) Stadtstempel S, Meister-
stemijel l«L«K. — 6. Taufschüssel von Messing, neu. — 7. 8. Zwei Zinn-
Icuchter, der eine mit der Inschrift JOCHIM LVCHT 1685, der andere
mit BEKE LANGE 1685. Der erste zeigt als Stadtzeichen einen Stier-
kopf und als Mei.sterstempel nebenstehende Hausmarke mit J und H.
Vgl. Lapitz.
h
') Gerd von CüUn, um diese Zeit (1613 — 1628) Amtshauiifnvinn zu Stavenhagen, Pfand-
inhalfcr von Grabow und I'rUtzen. Vorher IJeamtcr in Ribnitz. Seine iinl)eerl)t verstorbenen
Söhne, (.'hri»toph und Joachim, sind die letzten ihres Geschlcclits. Akten im (liossh. Archiv.
*) Schuckmann.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF KLEIN- HELLE. 2//
Das Gut und Filial- Kirchdorf Klein-Helle.')
it Besitz und Rechten treffen wir um 1359 das alte Geschlecht der Geschichte
Muggesfeld in Klein -Helle (Lütteken- Helle), das sich uns im Uebrigen des
als ein deutsches Bauerndorf darstellt.^) Im nachfolgenden XV. Jahrhundert i-'or'es.
finden wir dort als Vasallen der mecklenburgischen Herzöge die Maltzan, V^oss,
Woosten, Parsow. Sie sind mit einzelnen Höfen im Dorf belehnt. Und von den
Vossen haben auch die Prillwitzer Peccatcl einen Antheil in Pfand genommen.
Im XVI. Jahrhundert treten die Holstein auf Ankershagen mit Antheilen auf, die
sie 1 5 1 1 an das Kloster Broda verpfänden. Es sind in der Hauptsache drei
Höfe und zwei Käthen mit im Ganzen sechs Hufen. Gegen Ende des XVI.
Jahrhunderts aber übernimmt Achim Voss auf Rump.shagen die Holstcin'schen
Hufen und Höfe, und im XVII. Jahrhundert kommen die Herren von Voss in
den Besitz des ganzen Dorfes. Sie haben auch das Patronat von Gädebehn
und Klein -Helle zu gesammter Hand (s. o. S. 275). Der dreissigjährige Krieg
vernichtet die Blüthe des Dorfes: 1648 giebt es dort nur noch einen Bauern,
während vorher sechzehn Höfe gezählt wurden, nämlich die von sechs Bauern
und von zehn Kossäten. In Voss'schcm Besitz bleibt Klein -Helle bis 1759.
Von da an bis 1789 ist es Schuckmann'scher Besitz. Dann hat es bis 181 2 der
Oberstwachtmeister Barthold Hans von Zülow, und von 18 12 an Hauptmann
Christian P21i.sa Bogislav von Eerber. Ferbcr'.scher Besitz bleibt es bis 1871.
Es folgen 1871 Friedr. Ludwig Franz Reissmann, 1875 A. Bartold, noch im
selben Jahre Rud. Karl Helmuth Bahlcke und 1898 Karl Schwanitz, der gegen-
wärtige Besitzer.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Mölln. Die geographische
Eage nöthigt dazu. Klein Helle ebenso wie Mölln, Gross -Helle, Wrodow,
Gevezin und Chemnitz für Circipanien und die Kamminer Diöcese in Anspruch
zu nehmen. S. o. bei Gross -Helle.
Kirche. Die Kirche i.st ein Fachwerkbau in der Form eines länglichen Kirrhe.
Vierecks mit flacher Decke im Innern, Im Westen ein Holzthurm als Glocken-
-stuhl, dessen Wetterfahne mit B • D • V • S • 1781 gezeichnet i.st.^)
Als Altaraufsatz ein nicht zu übersehendes spätgothisches Triptychon .\lt:ir-
des XV Jahrhunderts, dessen Schnitzwerk die hl. Maria mit dem Kinde in aulsatz.
einer Mandorla darstellt, von Engeln umgeben, den Mond zu ihren Fus.sen.
Als besonders zu beachtende Figuren erscheinen neben der Mandorla oben
links der jugendliche David als Harfenspieler und rechts der jugendliche Moses,
*) 12 km nördlich von renzlin. Ueber den Namen s. l)ei (Jross-Hcl
») M. U.-B. 8633.
') von Scluickiiiann.
78
AMTSGERICHTSHEZIRK TENZLIN.
\Vap|)cn.
(ilo< ken.
welcher sich anschickt. \om rechten Fuss einen Schuh abzuziehen.^) Unten
links der schon öfter in Darstellungen dieser Art gefundene sitzende König
mit einer Krone, die fast an eine Bischofsmitra erinnert, und hinter ihm
stehend der Herzog im Fürstenhut. Heide weisen mit linker Hand und linkem
Arm nach oben. Unten rechts aber der dazu gehörende knieende jugendliche
Ritter. In besonderen Nischen daneben oben link-s die hl. Gertrud, rechts die
hl. Maria Magda-
lena, unten je ein
nicht naher 7.u be-
stimmender
Apostel. Aufden
Flügeln die ge-
malten Figuren
des Petrus und
Paulus.
Unterhalb der
Fmpore im
Westen ein
V . FERBER
BLÜCHER sches
Allianzwappen
von Zinn (Sarg-
dekoration).
Im (ilocken
stuhl zwei
Glocken, von
denen die
grössere mit dem
Voss'schen Wap
pen laut Inschrift
Jahre
unter dem I'atro
S|i.-iiL;Miluschcs 'IViptychiiii
nat des FRIEDR. CHRISTOPH HIERONYMUS VON VOSS (Domprobst zu I lavel-
bcrg, Königl. I'reuss. (ich. Justiz- und l.egalionsrath, bevollmiichtigter Minister
am Königl. iJän. Hofe und ICrbherr auf 'rrollenhagen, Podewal und Kleinen-
Helle) von C. D. Heintze gegossen ist, wahrend die andere, welche bedeutend
älter i.st, weder Inschrift noch Zeichen aufweist.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch. Am Knauf der Name
werke JESVSS(l). Auf dem h'uss ein aufgelötheter Krucifixus als Signaculum und der
'; Statt dieser beiden Figuren sieht man sonst gewöhnlich zwei Gni]5pen aus der Reihe der
Mariani»chen Typen de» alten Testaments: Moses vor Gott Vater im lirenncnden Husch und
Ezechiel vor der verschlossenen I'fortc.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF SCHWANDT. 279
zweimal eingeschlagene Stempel (n_RJ. Patene ohne Wcik/.eichen. — 3. Silberner
Deckelpokal, geschenkt laut Inschrift 1870 von FRIEDERIKE POLLOW. Keine
VVerkzeichen, nur (u) als Angabe des Feingehalts. — 4. Kleines Kranken-
geräth, silbervergoldet, ohne Werkzeichen. — 5. 6. Zwei Zinnleuchter, der
eine 1789 gestiftet von C • F • BÄCKER (Stempel undeutlich), der andere 1683
gestiftet von CHRISTOFFER TOLL. Stadtzeichen undeutlich {^:). Mei.ster-
zeichen O. S. mit Hausmarke. Also wohl Rostocker Arbeit von Olrik (Ulrich)
Schlüter.
Das Gut und Filial-Kirchdorf Schwandt.')
as Dorf Schwandt (Zwante) wird 1273 bei Gelegenheit der Gründung der Ccscliichte
Kirchen zu Kleeth und Tarnow durch die Ritter Friedrich und Gothan <^'cs
Dargatz zum ersten Mal urkundlich genannt. Sie bewidmen Mutterkirche und ^rti:s.
Tochterkirche gemeinsam mit drei Hufen, einer in Klccth, einer andern in
Tarnow sowie einer dritten in Schwandt, imd setzen den Priester Konrad für
beide Kirchen ein.^) Das l'atronat darüber wird spater vom Kloster Rcinfeld
erworben. Die Nachkommen der Dargatz sind dessen ungeachtet auch noch über
die Hälfte des XI\'. Jahrhunderts hinaus in Schwandt ansässig.'') Zu Anfang
des XVI. Jahrhunderts aber streiten die von Maltzan mit den Herzögen Heinrich
und Albrecht um zwei Bauern in Schwandt, die sie als die ihrigen bean-
spruchen, und 1520 geben sie zwei llöfc und einen Käthen als ihren Besitz
an (»item zweier hoffe vnnd einer halbenn kottenn oder suldcnn zu Schwante^). ^)
In den Maltzan'schen Besitz tritt noch vor 15 50 Achim \'oss auf Luplow
durch einen Pfandvertrag ein, und 1594 kaufen Achim und Adam \'oss auch
die Oldenburg'schen Antheile an Schwandt. So kommen die Herren von \'o.ss,
obwohl sie deswegen mit den Freiherrn von Maltzan 16 14 noch Streit iiaben,
schrittweise in den Besitz des ganzen Dorfes. Der drei.ssigjährige Krieg
nimmt das Dorf so mit, dass es 1648 völlig wüst und menschenleer daliegt.'')
Nachdem es bis 1831 in Vo.ss*schem Besitz gewesen ist, geht es in diesem
Jahre in die Gräflich Schlieffen'sche Begüterung über, der es heute noch angehört.
Ueber die kirchlichen Vcrhältni.ssc siehe bei Mölln.
Kirche. Die Kirche ist ein dem Will. Jahrhundert (i747') angehörender Kirche.
Bau, welcher einen flachgcdeckten Raum mit Schluss aus dem Achteck dar-
stellt. Der aus der Dachkonstruktion hervorwach.scndc Thurm hat eine offene
') 1 1 km nortlnonhvesllich von Penzlin. Ktlhncl. M. Jahrl«. XI A'I, S. 130, erinnert an den
alt>lavischen Stamm svetü = stark, heilif,'. Wäre da.s richtig, so hiesse Schwandt ungefähr soviel
wie »Hilgendorf», oder auch Ileiligcnhagen«.
') M. i:.-\i. 1300.
») M. U.-B. 3538- 7778.
*) Akten im CJrossh. Archiv. Vgl. Lisch, Geschl. M.-iltzan IV, S. 492.
») Groth, M. Jahrb. VI, S. 137.
28o AMTSGEKIClITSnKZlRK riCNZI.IN.
Laterne als Aufsatz. In dem Anbau auf der Nordseite, welcher für die Gross-
Helleschc Empore angefügt ist, befindet sich die Ruhestatte der von Engel
und von Pentz. Vor dem Thurm im Westen ein neuer grosser Anbau, der
als Schlieffen'sches Erbbegräbniss dient. An der Südseite ein Treppenanbau
zur Schwandter Empore. An der Thür dieses Anbaues ein kleiner eiserner
Schild für den Thürkloi)fcr, welcher die Jahreszahl 1752 enthält.
Altar und Kanzel sind zu einem Körper verbunden. An der Schwandter
Empore mehrere zinnerne Sargwappen der Familien VON VOSS und VON
SCHLIEFFEN, ebenso auch am Altar, unter denen auch VON ENGEL'sche
(Gross- Helle) vorkommen.
Im Thurm hängen zwei Glocken. Die grössere ist laut Inschrift 1747
unter dem Patronat des ADAM CARL VON VOSS und seiner Gemahlin MARIA
ELISABETH, GEB. VON DER HARDT, sowie unter dem Kompatronat der Frau
BEATA ELISABETH WITTWE VON ENGEL, GEB. VON ENGEL, ebendaselbst, und
z. Zl. der PenzHner Pastoren BALTHASAR FRIEDR. SCHEIBEL und JON.
CHRISTIAN MÜLLER von C. D. Heintze gegossen worden. Die kleinere zweite
Glocke trägt weder Inschrift noch Zeichen, doch deutet ihre P^orm auf ein
hohes Alter hin.
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf rundem Fuss. Als
Signaculum die dreihgurige Kreuzigungsgruppe auf einem Wappenschild. Der
Kelch ist laut Inschrift auf der Unterseite 1744 von BEATA MAGDALENA
GIESEN gestiftet. Stadtzeichen das dreithürmige Thor von Neubrandenburg,
Meisterstempel E T. Die Patene hat ebenfalls den Namen der Stifterin des
Kelches, aber keine Werkzeichen. — 3. Silberne länglich runde Oblaten-
schachtel. Auf der Unterseite die Initialen J • J • V» Stempel undeutlich.') —
4. Silbervergoldete Taufschale auf einem P'uss; an der Schale zweimal das
Zeichen S. und das Beschauzeichen '^^^^'^. — 5. 6. Zwei grosse versilberte
Me.ssingleuchter, gestiftet von JULIE VON VOSS 1819. — ImThurmraum ausser-
dem noch zwei dreifüssige Leuchter zwei beschädigte Vasen von Zinn.
Das Gut und Filial-Kirchdorf Passentin.')
(Ieschi«lit If^oilach jener öfter bereits angezogenen Urkunde vom Jahre 1170, in welcher
'^*' I'iirst Kasimar von Pommern dem Stifte 1 lavelberg eine Anzahl von
Dörfern zwecks (Gründung des Klosters Hroda überweist, wird unter diesen
') Da» Inventar von 181 1 beschreibt eine silberne Oblatenschachlcl mit der Insclirift :
OTTO CARL VON VOSS (706.
*j 7 km nordnordöstlich von Penzlin. Die alte Form de.s Namens Patsutin verbindet
KUhnel, .M. Jahrb. XLVI, .S. 104 mit dem altslavischen Wortstamm pak-, kroatisch pacetin (:=: stark)
und Übersetzt ihn rnit lOrt des I'acuta, Paceta«. Das würde deutsch iinfjefähr soviel sein wie
».Starkenhagcn < .
iJorfc-
GUT UND I'TLTAL-KTRCIIDÜKF l'ASSEM IN. 28l
Dörfern auch Passentin (Patsutin) genannt. ^) Indessen diese Urkunde ist
nicht echt, und unter den Gründen, die wider sie und ihre Konfirmation
von 1244 sprechen, ist auch der, dass Passentin in der für echt gehaltenen
Bestätigungsurkunde des Herzogs Bogislav vom Jahre 1182 und ebenso in
der auch ihrerseits wieder für untergeschoben erklärten Bestätigungsurkunde
des Fürsten Nikolaus von Werle vom Jahre 1230 ausgelassen ist.-) Dagegen
scheint es sicher zu sein, dass wir nach einer im Jahre 1396 von den beiden
Fürsten Nikolaus und Christofter von Wenden vollzogenen Beglaubigung einer
älteren Urkunde — deren Echtheit freilich, ohne dass es zu unserer Sache
etwas thut, ebenfalls angefochten worden ist — Passentin für eine im Mittel-
alter stark befestigte Burg zu halten haben, auf welcher die Bardenfleth
Sassen, zu deren Gütern auch die grosse Stadtmühle bei Penzlin nebst dem
Stadtsee gehörte. Der Brief über diese Mühle (so heisst es in der ge-
nannten Beglaubigung) sei dem Gerd Bardenfleth bei Gelegenheit der Zer-
störung der Burg Passentin verloren gegangen (»do Passent}nn wunncn vnde
brakenn wardt«). In welchem geschichtlichen Zusammenhange es aber war,
als diese Burg zerstört wurde, das erfahren wir nicht. Ks lässt sich nur sagen,
dass die Angabe den Eindruck macht, als wenn das Ereigniss in der zweiten
Hälfte des XIV. Jahrhunderts stattgefunden haben müsse.-')
»Die Burg lag an dem Südrande des Dorfes in dem umfänglichen
Wiesengrunde an den Ufern des Malliner Sees und des Fischstroms, welcher
hier noch einen kleinen von Norden herabkommenden Bach in sich aufnimmt.
Die Wiebeking'sche Originalkarte im Archive hat hier neben einander den
»grossen« und »kleinen Burgwall«, beide viereckig, und etwas weiter nord-
östlich neben dem Dorfe den runden »Möllerwall«. Dorf und Burgwälle liegen
jetzt auf der linken, Mecklenburg-Schwerinschen Seite des Stromes, welcher
aber vielleicht in den letzten Jahrhunderten geändert und früher Dorf und Burg
getrennt, oder letztere auf beiden Seiten umflossen haben mag, da die Grenze
zwischen Passentin und Mailin schon vor der Mitte des Will. Jahrhunderts
streitig war. <*)
Ob aber, wie Bejer meint und noch mit dem späteren Verhältniss der
Maltzan und Holstein zu einander begründet wissen will, aus diesen ehemaligen
Burgwallverhältnissen auf nähere Beziehungen zur Burg Penzlin geschlossen
werden darf, und ob die Burg Passentin zu den befestigten Eingangspunkten
oder Pforten des Landes Radvir, dem Kcdarierlande oder Stargard, gehört
habe: das wollen wir dahin gestellt sein lassen. Was uns betrifft, so erscheint
uns das mehr als zweifelhaft.
Nach den Bardcnfleth's finden wir auf Passentin die nach dem Ort ge-
nannte Familie der Passentin. Kord und Ilenneke sind die letzten männlichen
Nachkommen ihres Geschlechts. Noch bei Lebzeiten des letztgenannten,
') M. U.-B. 95. Vgl. 563 (vom Jahre 1244).
') M. U.-B. 135. 377. Vgl. Wigger zu M. U.-B. 12S4. Beyer, M.J.-ihrl.. X.XXVII, .s. 60.
*) M. U.-B. 7230. Vgl. Kopumann, M. Jahrb. I.VI, .S. 232.
*) Würllich ii.ich Beyer. .M. Jahrl.. X.X.Wil, S. 61.
282 AMTSGKRICHTSHEZIRK PENZLIN.
nämlich im Jalire 1510, i^cben die IIcrz(\<^c Heinrich uiul Albrecht tlem Penzliner
Maltzan die Anwartschaft auf die Belchniing mit Passentin.^) Aber auch die
Holstein haben Pfand- Antheile daran, die sie 15 ii an das Kloster Broda ab-
treten. 1552 aber wieder einlösen. Bald darauf, 1519, giebt es Streit zwischen
ihnen und Bernd Maltzan.'-) 1562 wird der I\hiltzan'sche Anlheil an Jakob
Zitzewitz, dann aber wieder, und zwar noch vor I593, ^" Joachim Arenstorff
verpfändet. Zu gleicher Zeit, nämlich 1592, geht der Holstein'sche Antheil
durch Kauf an Joh. Restorff auf Chemnitz über, in den Jahren 1609 und 16 10
aber kauft Friedrich von Ascherslcben für sich und seine Brüder sowohl den
Maitzan'schen wie den Holstein'schen Antheil. Darauf tritt von 1622 an
Philipp Julius von Platen als Pfandbesitzer auf längere Zeit, noch über 1647
hinaus, an die Stelle der von Aschersleben. In gleichen und ähnlichen Rechts-
verhältnissen folgen im XVII. und XVIII. Jahrhundert die Familien Vogelsang,
Hacke, Klinggräff, von der Lanken, Pankert und Voss, bis endlich schrittweise
alle diese Anrechte (1716, 1721 und vor 1735) an die Brüder P'riedrich Wil-
helm und Ludwig von Haclce kommen. Hacke'scher Besitz bleibt Passentin
bis I7<S9. Ks folgen 1789 Advokat Christian Vollrath Nikolai und dessen
Familie bis i852,'') Ulrich von Schack bis 1862, Theodor Karl August Ernst
von Blücher bis 1868, Staatsminister Theodor Dietrich von Levetzow bis 1869,
Leutnant a. D. luigen Seip bis 1882, und von diesem Jahre an Wilhelm
Theodor Herrn. Lemke, der den Besitz heute mit Georg Lemke theilt.
Die Kirche zu Passentin, welche, ihrer geographischen Lage nach, im
Mittelalter zu keiner anderen als der Diöccsc Havelberg gehört haben kann,
wenngleich ein ausdrückliches Zeugniss dafür nicht vorliegt, lä.sst sich von 1575
an bis ins X\'JII. Jahrhundert hinein als Tochter der in der Strelitzer
I'-nklave liegenden Mutterkirchc zu Gcvezin verfolgen. Indessen schreibt B. V.
von Krackewitz auf Gevezin im Jahre 1705, die Kirche zu Passentin sei vor
vielen Jahren zu Grunde gerichtet, es seien kaum noch Spuren davon vor-
handen.^) Die Finwohner von Passentin seien daher 1689 (aufs Neue) an die
Mater zu Gevezin verwiesen und hätten auch Grabsteine in der Geveziner
Kirche, hielten sich aber z. Zt. mehr nach Lapitz, wo ein junger Pastor predige
(von Pcnzlin her, s. o. S. 240). Aber später finden wir Passentin bei Wulkenzin
(von 1727 an), dann eine Zeit lang bei Alt-Rchse (bis 1747), doch seitdem
wieder bei Wulkenzin in Mecklenburg- Strelitz.
Kirche. Kirche. l)ie Kirche, oder richtiger Kapelle, ist ein h'achwerbau von
1794, der fa.st ein Quadrat darstellt. Mitten auf dem Mrst ein kleiner Dach-
reiter mit einer offenen Laterne, deren Wetterfahne ein N und die Jahreszahl
1794 zeigt.
') Linch, Geschl. Mah/.an IV, S. 402 -404 (Irk. 1)( ( ( \l II. DCCCXIV). Vyl. S. 498
(IVk. nCCCXI.VIII). S. 505 (Urk. DCCCLXIII).
•) Liw:h. Geschl. Maltzan IV, .S. 485 (Urk. DCCCLIl).
•) Doch ist rnsscntin schon vor 1780 Nikolai'scher rfaiidhcsitz.
) Im \'i-it.itiont))r«lokoll von 1661 hei.s.st e.s freilich, dass die Kirche in Passentin henutzt
werde. Der Tliiinii al»cr sei um(,'efallen.
1
GUT UND KIRCHDORF GROSS -LUKO'A'. 283
Die innere Einrichtung ist einfacli, Altar und Kanzel sind zu einem Innere Kin-
Körper verbunden. riclitung.
Ini Dachreiter eine Glocke mit der Inschrift: SOLI DEO GLORIA WIL- ('.locke.
HELM NICOLAI PATZENTIHN ANNO 1780.")
Kelch und Abendmahlskanne sind neu und erst in den letzten Jahren Vasa sacra.
beschafft.
Das Gut und Kirchdorf Gross- Lukow.')
Marum eine unter dem 24. April 1230 ausgestellte Urkunde, nach welcher Geschichte
das Dorf Gross -Lukow schon um 1230 dem Kloster Broda gehören ^^t^s
würde, als eine Fälschung angesehen werden niuss, hat Wigger in der An- 1 Wurfes,
merkung zu der unverdächtigen Urkunde des Fürsten Nikolaus I. von Werle
vom 23. April 1273 überzeugend dargethan.^) Thatsächlich beginnt das Ver-
häitniss des Klosters zum Dorfe nicht eher als am 30. Juli 1304, an welchem
Tage Fürst Xil^olaus II. von Werle dem Kloster für erlittenen Kriegsschaden
das Patronat der Kirche in Gross- Lukow sowie das der Tochterkirche in
Marin sammt dem Dorfe Klein -Lukow und drei Kirchen- Hufen verleiht.^) Um
das Jahr 13 19 treffen wir in Gross- Lukow die Gebrüder Wokenstedt mit Besitz
und Rechten. Am 24. Mai 1339 vermehrt Bischof Dietrich wm Ila\elbcrg
die Einkünfte des Klosters Broda mit verschiedenen Hebungen aus den Kirchen
zu Neubrandenburg. Penzlin, Ankershagen, Wulkenzin und Lukow, aus letzt-
genannter mit einer Hebung von zehn Mark Wendisch.') Im Jahre 1384 aber
tritt dort bereits die ritterbürtige l^amilic der Holstein auf: es sind Hans und
Arnd, die der Kirche zu Penzlin Pachte im Betrage von sechs Mark aus
Gro.ss-Lukow verschrieben haben.'") In der I'olge wird Gro.ss-Lukow eins der
Hauptgüter im Lande Penzlin und bleibt — eine Reihe von X^erpHuidungcn
von Antheilen und Finkünften im X\'II. und Will. Jahrhundert an die \'o.ss,
Restorff, Bülow, Peterswald, Bekendorf, Langermann, auch einen \oriiber-
gehenden W'rkauf im Jahre 1730 an die \c)n Warnstedt abgerechnet — bis
') S. <). S. 282, Aninkf,'. 3.
'■') 6 km noidwestlich von I'ciizlin. Nach Kiiliiiel, .M. Jalirl». .\I.\'I, S. SS, soviel wie jOiI
des 1,11k, I.iikri'.
•'; M. r. I). 377. 12S4, .\nnik^. Dorl aiicli das Nülhige über die Fälschung vom 22. Sep-
tember 1312: .M. U.-H. 3563. \'g\. feiner die Konfirmationen der Fürsten von Werle 1402, der
Ilerzöi^e .Magnus und lialthasar von 14S2 und des Papstes Alexander VL von 1500 (Urkunden-
.\l).schrift im Grossh. .\rcbiv): M. Jahrb. III, S. 206— 2IO. 229 30. — Holl, Chronik der Stadt
Xeubrandenburg, S. 321, bezweifelt auch die Echtheit der Heurkundung vom 5. Mai 1402 und hält
sie für ein Machwerk aus der Zeit nach 1433.
*) M. U.-H. 1284.
'•) M. U.-B. 5960.
«) M. U.U. II 554.
2^4 AMlbGKKlCHTSHEZlRK I'KNZLIN.
1802 im Hesit/. clor Ivuiiilie von Holstein. Von 1803 bis 1841 haben es die
von der Lanken, von 1841 bis 1852 h^iedr. Heinr. Ernst von Blücher, dann
ein Jahr lang Franz Döhn, von 1853 bis 1862 August Balck, und von 1862
an Gustav Ileinr. Karl Lukas von Oert/.en. Oertzen'scher Besitz bleibt es bis
1S81. In diesem Jahre folgt Karl von Sittmann, und 1885 Amtsrath Karl
Friedr. Gudewill, der es heute noch hat.
Um 1375 ist Ilinricus Nemerow Pleban der Kirche in Gross-Lukow,
die. wie schon aus der oben angezogenen Urkunde von 1339 ersichtlich ist,
der Diöcese Havelberg angehört. Ebenso gehört natürlich die Filia Marin
dahin. Andere Geistliche des Mittelalters sind bis jetzt nicht bekannt ge-
worden. Um 1577 unterschreibt Bartholomaeus Caelius (Coelius, Zelle) die
Konkordienformel. Er wirkt als Seelsorger in Gross-Lukow bis 1610. Sein
Nachfolger Georgius Grosskopf, den Herzog Hans Albrecht IL kraft seines
landesherrlichen Patronates beruft, ist dort von 161 1 bis 1636 nachweisbar.
Vielleicht war er noch länger daselb.st im Amt.^) 165 1 tritt Martin Stern-
hagen an seine Stelle. Er wird von Herzog Adolf Friedrich, der für den
jungen Herzog Gustav Adolf die Vormundschaft führt, berufen, übernimmt
auch die Cura der Kirche zu Flotow, dazu hat er die der Tochterkirchen
Ave, Marin und Klein-Lukow. 1695 verliert er seinen Adjunkten und
Schwiegersohn Melchior läppen durch den Tod, er selbst ist inzwischen er-
blindet. Es folgt nun 1695 David Franck, der später Präpositus des Penz-
linschen Cirkels ist. Die Cura von Flotow und Rumpshagen tritt er (nach
1701) an den oben S. 275 genannten und vielbeschäftigten Pastor Aeminga in
Mölln ab, nimmt sie aber 17 13 von Neuem auf seine Schultern. L> stirbt
1747, erhält aber schon 1742 einen Helfer an seinem Sohn Georg Matthacus
I'Vanck, welcher den Vater nur um vier Jahre überlebt, er stirbt 175 1. 1752
folgt Joh. Heinrich Schimmelmann [f 1797) und 1798 Joh. Benjamin Ladewig
(7 1834). Vgl. Walter a. a. O.
Kir(hc. Kirche. Die Kirche ist ein neugothischer Bau von 1866 mit Schluss
aus dem Zwölfeck und stellt im Innern einen ungetheilten Raum dar. Nur der
schmälere Thurm im Westen, der einen vierseitigen Pj'ramidcnhclm trägt, ist
alt und gehört anscheinend dem XIV. oder XV. Jahrhundert an.
Die innere Einrichtung ist vollständig neu.
Im Vorraum ist das Mittelstück eines alten spätgolhischen Triptychons,
und über der Orgel das ehemalige Triumphkreuz angebracht.
Im Thurm hiuigen drei Glocken von 0,97 m, 0,78 m und 0,61 m Durch-
messer. Die beiden grössten sind 1850 von C. Jllies in Waren gegossen, die
') Nach einer früheren Pastorentafel in der Kirclic lel)tc er his 1648. Ein von dem Ver-
fasser früher irgendwu (leider i.st die Fundstelle nicht notiert worden) gefundener iTastor l'aul
Schoop in Grosk-Lukow, Marin und Gros.s-l'lotowc ist anderswo als vor Caelius nicht
untcrzuhrinRen. Die im Inventar von 181 1 (genannte Pastoren -Tafel liel)t mit Caelius an, macht
.il»cr sofort einen Feiilcr, indem sie ihn 1590 slerhen liissl.
1
CUT UND FII, IM. -KIRCHDORF MARIX.
285
dritte ist ohne Inschrift, hat aber am oberen Rande fünf Rundbilder mit figür-
Hchen Darstellungen.^)
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch in den Formen der Kleinkunst-
Spätrenaissance. An dem eiförmig gebildeten Knauf drei kleine Engel in werke,
ganzer Figur, mit plastisch heraustretenden Köpfen. Am runden Fuss ein
breiter Rand mit getriebenem Laub- und Bandehverk. Auf der Unterseite des
Fussrandes eine Angabe des Gewichtes und der Jahreszahl, wobei die Reihen-
folge ]k\achtung verdient, nämlich so: W • 42 L • 3" :; Q • ANNO 1721 • W • 46
LOTT. Der Kelch ist somit in späterer Zeit verstärkt worden. Werkzeichen
fehlen, sowohl am Kelch, wie an der zugehörigen Patene. — 3. 4. Silber-
vergoldeter gothischer Kelch auf sechspassigem Fuss. Am Knauf der Name
lEHSVS. Auf dem Fuss ein plastischer Krucifixus als Signaculum, dazu der
zweimalige Stempel F I R. Auf der Unterseite des Fusses unter fünfzackiger
Krone: J • G • B • 1703. Patene ohne Werkzeichen. — 5. Kleiner silberner
Krankenkelch auf sechsseitigem Fuss, im klassicierenden Geschmack vom I^nde
des XVIII. Jahrhunderts. An der Kupa ein Doppelmonogramm, bestehend
aus den Buchstaben J • V • M • (vielleicht J • B • V • M .) Stadtzeichen M mit
der Krone darüber und als Meisterzeichen die Buchstaben HM. — 6. Runde
silberne Oblatendose, auf dem Deckel ein aufgravierter Christus. Auf der
Unterseite zweimal derselbe Stempel wie bei 3. — 7. Längliche silberne
Oblatenschachtel. Auf der Unterseite als Stadtstempel das dreithürmige Thor
von Neubrandenburg, und als Meisterzeichen (^. — 8. Dritte silberne Oblatcn-
dose, länglich, mit getriebenem Rokoko -Ornament am Deckel. Gestiftet 1781
von E • E • S • GEB • H. \''on demselben Meister wie 7. — 9. Silberne W'ein-
kanne, gestiftet von LUD • MÜLLER auf Stolpe und seiner Gemahlin SOPHIE
GEB • NEU MANN 1841. Als Stadtstempel ein steigender Löwe mit K, daneben
als Mcisterstcm])cl der Name KASS. — lO. Neues Taufbecken, gestiftet von
FR» und GL. HUHN 1880. - 11. Altes getriebenes Messingbecken, in der
Mitte das Pünhorn, verfolgt von einem kläffenden Hunde im Walde, laut
In.schrift cre.stiftet 1703 von K. PETER ATZMANN
Das Gut und Filial-Kirchdorf Marin.')
Ils Filial-Kirchdorf der Mutterkirche zu Gro.ss- Lukow, und damit zusammen Ciesrhichtc
zur Diöccse Ilavelberg gehörig, tritt uns das Dorf Marin schon 1304 tlt-'s
entgegen. ') Zwei Jahre später belehnt dort Fürst Nikolaus II. von Werle den
') Die Voijijängerinnen der beiden grö.sseren (ilocken stammten nach dem Inventar von iSii
au.s dem Jahre 1706 und trugen die Namen de.s Herzogs Kriedrich Wilhelm, des Pastors Dav.
Franck und der Juraten Andreas Schultz und Christian I.oihs. Der (licsser wird nicht genannt.
') 7 km westlich von I'enzlin. Nach Kiihnel ist der Name Marin (Morin) als Ort des
Mor oder Mar zu erklären: .M. Jahrl». .\I.VI, S. 91.
*) M. L'.-H. 2945.
I )orfes.
286 amts(;krichtsi?ezirk ticnzlin.
Ritter lohann Holstein mit zwanzig Hufen.') Indessen bedeuten diese zwanzig
Hufen nur einen Theil des Dorfes, dessen Hälfte, wie die von Holstein selbst
1470 erklären, der ritterbürtigen Familie Marin gehört.'^) Mannigfacher Besitz-
Wechsel findet freilich auch hier wie anderswo statt. Hier wie anderswo
drängen und stossen sich die Geschlechter an und durch einander. So
geht z. li. der Antheil, den bis zum Ende des XV. Jahrhunderts Henning
Stute, Otto Stutens Sohn, besessen hat, nach dessen Tode 1501 auf l^ernd
Maltzan über, und 1505 S hat auch ein Zweig der h\'uiii]ie Blücher, von der
Otte Stute einen Theil seines l^esitzes gekauft hatte, fünfzehn Hufen im Dorfe
Marin.-') Die Brüder Henning und Levin Marin, welche Ende des XVI. Jahr-
hunderts auf Ludorf und Kelle wohnen, verkaufen 1588 einen Antheil von
Marin an die vier Brüder Kossebade (Kosboth) auf Torgelow und machen
1589 mit Christoph Kamptz einen Tauschvertrag über einen anderen Antheil,
den dieser 1597 den Gebrüdern Holstein auf Ankershagen überlässt. 1616
thcilen Balthasar Lepel und Henneke Marin ihren Besitz in Ludorf und Marin
unter sich. Die Lepel'sche Hälfte in Ludorf und Marin kommt 1625 an
Heinrich von der Lanken. Im Jahre 1630 ist von zwei wüsten Höfen zu Marin
die Rede, die Adam Kossebade an Christoph Hahn verpfändet. Von 1645
an, die ganze zweite Hälfte des XVII. Jahrhunderts hindurch, muthen die
von Blücher ihre alten Güter in Marin. 1648 überlassen die Ankershäger Holstein
ihren »Meierhof zu Marin an Hcinr. Bibow zu Mollenstorf für 5000 Gulden
niessbräuchlich auf fünfzehn Jahre. In Bibow'schem Besitz bleibt er aber bis
1705, da geht er als Pfandbesitz an Hans Matthias von Guhlen. Anscheinend
aber nur auf kurze Zeit. Denn 17 19 sind die von Holstein wieder im Besitz,
verkaufen aber ihre Hufen in Marin im Jahre 1721 an den Hauptmann
Christian von Blücher auf Kittendorf und Clausdorf, dessen Rechte später auf
den .Schwiegersohn Georg Ludwig von (^ertzcn übergehen. Ueberhaupt müssen
die erwähnten Bluchcr'schen Mutlumgcn haucht getragen haben, denn wir
hören 1^99, dass Siegfried \'<)n Voss auf T'lotow über einige von Karl
von Blücher"s Vormündern an ihn verpfändete Hufen und Wöfe zu Marin den
landesherrlichen Konsens erhalten hat. Um die Mitte des XVIII. Jahrhunderts
finden wir die von Le Fort im Pfandbesitz von Marin.') Sie haben ihn bis
1804, neben ihnen wieder seit 1795 die von Oertzen. 1804 aber wird Gustav
Dietrich von Oertzen alleiniger Besitzer von Marin.'') Marin bleibt bis 1874
Oertzen'.sches Eigenthum. Da wird Chr. Mart. Theod. Reichhofif der Rechts-
nachfolger, und seit 1895 ist es Karl von Rocheid.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Gross -Lukow.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein P'acliwerkbau vom Jahre 1726 mit einem
') M. U.-H. 3121. 7017.
•) Akten im Gro.ssh. Archiv.
■) U«ch, Geschl. Maltzan IV, S. 331 (Urk. DCCLXXI).
*) Sic hat>cn aucli Möllcnhagen bi.s 183 1 und Kellnvisch bis 1795.
*) Auch Fcdcruw, Scliwarzcnhof und I.ehmhor.st .sind seine Güter.
GUT UND KIRCHDORP GROSS -FLOTOW. 287
hölzernen, aus dem westlichen Ende des Daches herauswachsenden Holz-
thürmchen.
Die innere Einrichtung ist ohne Redeutuni^.
Die einzige Glocke (Dm. 0,88 m) ist 1861 von C. Jllies in Waren um- (^.locke.
gegossen worden.')
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldetcr Kelch au^" sechspassigem Iniss, Kleinkunst-
laut Inschrift an der Kupa gestiftet von JOHAN VON HÜLSTEN • SOFFIA werke.
HEDEWIG VON PETERSTORF . MARIEN 1690. Keine Werkzeichen. An der
Tatene der Stadtstempel P und der Meisterstempel I. F. C. — 3. Alte Mcssing-
schüssel mit der Darstellung der Verkündigung des Engels an die hl. Maria.
Das Gut und Kirchdorf Gross-Flotow.')
l] ja- as Gut und Dorf Flotow (Vlotow), das 1418 zuerst genannt wird, hat, (lescliichte
wie noch heute, von jeher der ritterbürtigen I'amilie Voss gehört. Mit ^^^
dem Gute und Dorfe auch das Patronat der Kirclie, wie es das Visitations- <>ries.
Protokoll von 1541 erkennen lässt. 1534 hat Michael Low das Pastorat, 1541
aber der Pastor Joachim Schmit, der auch Kirchherr zu Luplow ist, wo wir
ihn schon 1534 finden.-') Später ist David Wahl Pastor zu Flotow (7 1596).
Nachher finden wir dort von 1627 bis 1649 oder 1650 den Christian Schütte
(Sagittarius), zu dessen Zeit Georgius (irosskopf in Gross- Lukow Pastor ist.
Unter dem 1651 nach Gross-Lukow berufenen Pa.stor Martin Sternhagen tritt
eine Verbindung beider Pfarren ein. Aber unter dessen Nachfolger David
l'>anck, den wir schon 1698 in Lukow finden, besteht diese X'crbindung an-
.scheincnd nicht mehr. Denn 1701 hat PMotow wieder seinen eigenen Pastor
in dem schon oft genannten Job. Christoph Acminga, der nachher von Mölln
aus mehrere Kirchspiele verwaltet (s. o. S. 275). Doch um 17 12 i.st es diesem
des Guten zuviel geworden, und daher übernimmt 171 3 der Lukowcr Pastor
David Franck (7 1747) aufs Neue die Cura von Flotow. Seitdem i.st die
Kirche zu P'lotow, die wir ihrer geographi.schen Lage nach zur Diöccse 1 lavel-
berg rechnen mü.s.sen, bei der Kirche zu Gross-Lukow verblieben.^)
') Ihre Vor^'än5,'enn w.ar 1727 von Michael Hegun gegossen worden unter dem Patronat
des Herzogs Karl Leopold und dem l'aslorat des David Franck.
-; 9 km nordwestlich von IV-nzlin. Ktlhncl, M. Jahrl.. .MAI, S. 45. vcrl.indct den Namen
mit dem slnvi^chen Wort bloto ^ Sumpf und uNersetzt ihn d.iher mit .SumpfnrK.
") S. hei I.uplow S. 289.
*) Akten im (Jrossh. Archiv. Vgl. Stuhr, M. J.ihrl.. I.X, S. 32.
288 AMTSCF.KICIITSr.r.ZIRK PI^NZI-IN.
Kirclic. Kirche. Die Kirche ist ein Neubau von 1894 auf der Grundlage eines
fruhgothischen Baues aus dem XIII. Jahrhundert. In den Portalen und Fenster-
wandungen, für welche be.sonders die Südseite zu beachten ist, sind die
Laibungs und Wandungssteine der alten Kirche verwendet worden.
Die innere Einrichtung ist neu, ebenso sind es die zwei von Albrecht
C.Uxkcn. in Wismar gegossenen Glocken.')
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf sechspassigem Fuss.
werke. Rostocker Arbeit xon Jürgen Müller. Patene ebenso. — 3. 4. Zinnerner Kelch,
gestiftet von HANS BARDMANN, mit Patene, von einem Stralsunder Zinngiesser
I. M. — 5. 6. Kanne und Oblatendose, neu, von Sy & Wagner- Berlin. — 7. Zinn-
leuchter, gestiftet von D • S • W • 1757. Als Stadtstempel das dreithürmige
Thor von Neubrandenburg, als Meisterstempel die Initialen C. H. 1713. —
8. Desgleichen, gestiftet 1776 von MICHEL LADEN DÖRP. Als Stadtstempel
das Neubrandenburger Thor, der Meisterstcmj^cl ist undeutlich.
l>orfes.
Das Gut und Kirchdorf Luplow.')
(Icschichte R\w{ic niit Rosenow, so belehnt F"ürst Nikolaus von Werle den Ritter Heinrich
fJt-'s - -J Voss von Wolde für Hülfe in der Kriegsnoth und besonders beim Bau
des Schlosses Kobelbruck (Kavelsbruck, ehemals in der Strelitzer P'eldmark)
am 29. August 1282 auch mit dem Gut und Dorf Luplow, d. h. mit der Bede,
Münzpfennigen, Diensten, Gerichten, mit I-'rucht und Niessbrauch beider Dörfer.
Seitdem ist nun Luplow bis heute unentwegt ein Voss'schcs Gut geblieben.^)
Ucbcr seine historische Bedeutung durch die Gefangennahme des Fürsten
Johann von Werle, die hier im h'rühjahr 13 16 statthatte, s. o. S. 271. Uebrigens
haben auch die Kosscbadc (Kosboth) hier um die Mitte des XIV. Jahrhunderts
Besitz und Rechte, an denen sie, wie ihre Klage vor Herzog Albrecht nach-
weist, durch lierend Maltzan und dessen 15rüder in der Zeit vor 1350 arg ge-
schädigt worden sind (item brande he vs vndc rouede vs af tür Lupeglove
alsc gut al.se VIII hundert Lub. mark).^) Später werden auch die Kossebadc'schen
Anthcilc Voss'schcs Figenthum geworden sein, wenngleich eine besondere Ur-
kunde hierüber nicht vorliegt.
I)as Inventar von iSii verzeiclinct vier (ilocken, von denen zwei im j.nlnc 1714 unter
\o-s ^i iH.-m I'atronat und Kranck'schem I'astorat von Micliael JJegun und Hans Siel)enl)auni geflossen
worden waren. Leber die beiden anderen fehlt es an näheren Anf^alien.
*) 13 km nordnordwestlich von I'cnzlin. Den Namen des XIII. Jahrhunderts I.upcgloue
(»pSter Lupcglauc, ].u])cgloue, Luplegowe) erklärt Klihncl als >()il des Lupoglav (S])altckoi)f)< :
M. J.ihrb. XLVr, S. 88.
•) M, U.-IJ. 2181. Dazu Akten im Crossh. Archiv. Vgl. aucji .M.jaliil). XXVI, S. 95- 9S.
*) M, U.-H. 7142, IJ.
GUT UND KIRCHDORF LUPLOW. 289
Die südlich von der Grenze des Landes Circipanien und nordöstlich von
Varchow, der östlichsten Kirche des Histhums Schwerin gelegene Kirche unter
Voss'schem Patronat hat an Joachim Schmidt im Jahre 1534 ihren eigenen
Pastor. Gleichzeitig mit ihm wirkt in Flotow und deren Filia Rumpshagen
der Pastor Michael Lowe, der ebenfalls unter Voss'schem Patronat das Amt
führt. Sieben Jahre später aber, 1541, finden wir beide Kirchen, die von
Luplow und Flotow unter dem Pastorat des genannten Joachim Schmidt
(Schmit) mit einander vereinigt.^) Diese Vereinigung wird wohl das XVL Jahr-
hundert hindurch vorgehalten haben.
Mit dem XVIL Jahrhundert tritt allerlei Wechsel ein. Da finden
wir die Kirche zu Luplow Anfangs mit Mölln verbunden (s. o. S. 273), später
mit Kastorf, Varchow und Kittendorf, und im XIX. und XX. Jahrhundert wieder
mit Varchow.-)
Kirche. Die Kirche ist ein F'eldstcinbau spätgothischen Charakters Kirche,
in Form eines länglichen Vierecks. In den Lichtöftnungen herrscht bereits der
Stichbogen, welcher die Zeit der Renaissance ankündigt. Im Eingangs- Portal
auf der Südseite aber, dem eine kleine Renaissance- Halle vorgesetzt ist, wird
der Stichbogen von einer Spitzbogenlaibung überfangen. Im Innern eine
flache Holzdecke. Der Thurm ist neu.
Die Altarwand ist ein mehrtheiliger Renaissance-Aufbau vom Anfange Altar,
des XV^II. Jahrhunderts nach Art der Altäre in Varchentin, Gnoien u. s. w.
Die Renaissance -Kanzel stammt aus dem Jahre 161 7 und die Empore Kanzel,
im Westen aus derselben Zeit. hmpore.
In der Kirche werden auch noch einige Schnitzfiguren eines alten Schnitz-
Tript)-chons aufbewahrt. figuren.
Am Altar eine ganze Reihe von Sargschildern der Familie VON VOSS. Sarj?-
schilder,
In der Ostwand hinter dem Altar, links, also nach Norden hin, ein alter Kucharistie-
Eucharistie -Schrank mit einem Thürverschluss, dessen Innenseite mit Ranken Schrank.
bemalt ist.
') Schröder, evang. .Mecklenb. I, S. 282. Visitationsprotokoll von 1541 im (;ro>sh. .Vrchiv.
(Jehörte die Kirche zu Luplow einstmals zur Diücese Schwerin = Oder zu der von Kammin • Der
geographischen Lage nach, wenn sie ganz streng genommen wird, zur Diücese .Schwerin. .\her
es ist nicht zu übersehen, dass sie in dem öfter genannten Verzeichniss der Kirchen und i'farr-
lehne des Stifts Schwerin im Grossherzoglichen .\rchiv — man mag über den Werth dieses Ver-
zeichnisses denken wie man will — nicht genannt wird, und dass als Kittendorfer l'eenc und
somit als südliche Grenze des Stifts Kammin auch der aus dem .Schwandter See kommende Mach,
welcher Luplow .streift, angesehen wird (vgl. ,Sta.-it>kalender). So ganz unmöglich wäre es daher
nicht, dass auch Luplow noch zur K.-imminer Diöcese gehört hätte. Doch bleibt immer sehr
zu beachten, dass Wasserläufe zwischen den Histhümern bisweilen eine scharfe Grenze bilden,
wie z. 15. zwischen Wismar und ,\lt- Wismar, (Uistrow und Alt -Güstrow, .Mtstadt und Neu>tadt
koebel u. a. m.
-) Vgl. .Schröder, evangel. Mecklenb. I, S. 282. Stuhr, .M. Jahrb. L.\, S. 59.
19
290 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZI>IN.
(blocken. Im Thurm drei Glocken übereinander. Die erste ist laut Inschrift und
Wappen 1858 im Auftrage des Kammerherrn C. V. VOSS und seiner Gemahlin
A. J. GEB. V. BUCH von C. Jllies- Waren gegossen worden. Die zweite, welche
das Allianzwappen der VOSS und BEHR zeigt, ist 1801 von C. Miltzow in
Neustrelitz gegossen worden. Die dritte, welche die älteste ist, war nicht zu
erreichen.')
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf sechspa.ssigem Fuss,
werke. laut Inschrift auf der Unterseite 1737, den 16. Juni, von JOCHIM GREFERAHT
gestiftet. Vom Güstrower Goldschmied Lenhart Mestlin, ebenso die zugehörige
Patene. — 3. 4. Silbervergoldeter Kelch auf rundem Fuss. Auf dem Fuss die
bekannte dreifigurige Kreuzesgruppe als Signaculum. Gestiftet laut Inschrift
1739 von J. (V.) VOSS und E. C. (V.) KOPPELOW. Als Stadtstempel das drei-
thürmige Thor von Neubrandenburg, und als Meisterstempel die Initialen
I R. — 5. Dazu eine ovale silberne Oblatenschachtel, welche dieselben Stifter-
namen und dasselbe Datum 1739 trägt, aber von einem Goldschmied J. G.
ausgeführt ist, dessen Stadtzeichen ein werlescher Stierkopf ist. — 6. Noch
eine kleine runde Oblatenschachtel, gestiftet von ILSABE JENSEN 1711. —
7. Grosse Weinkanne, 1889 von C. V. VOSS und O. V. VOSS, GEB. V. WAR-
BURG, gestiftet. — 8. 9. Kelch von Zinn, gestiftet von JOCHIM SCHMIT LUP-
LOW 1648. Ohne Stempel. Die zugehörige Patene hat keine
Stiftungs- Inschrift, als Stadtzeichen aber das dreithürmige Thor
von Neubrandenburg und das nebenstehende Meisterzeichen. —
10. II. Zwei Zinnleuchter, der eine 1671 von JOCHIM TRAECHO (Trechow),
der andere von JOCHIM BEHM 1684 gestiftet. Beide mit dem Rostocker
Stadtstempel ^ und mit Meisterstempeln, die nicht mehr völlig deutlich sind,
aber ohne Zweifel der Zinngiesser- Familie Schlüter angehören (s. Anhang zu
Hand I der M. Kun.st- u. Gesch. Denkm.).
i .c
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Ankershagen.')
schichte |3mji' Aufführung des Kirchenpatronates von Ankershagen als dem Kloster
"^ liroda gehfjrig in der mit dem 24. April 1230 datierten Urkunde 377
des M. Urkundenwerks ist einer der Gründe für die Unechtheit dieser Urkunde,
welche gleich anderen Kloster-Urkunden in späterer Zeit angefertigt und
') Die Vorgängerin der ersten Glocke war, wie die noch erhaltene zweite Glocke, im
Jahre l8oi von C. Miltzow in Neu.strelitz geflossen worden. Die dritte hat, nach dem Inventar
von 181 1, eine Jahreszahl aus dem XV. Jalirliundert, die man nicht ordentlich las und schrieb,
anKheinend *nCCCClTfpoiii.
*) 10 km westsUdwestlich von I'enzlin. Ueher die Möglichkeit der Benennung des Dorfes
nach der Rache-, laucnLurgi.schen, nach Mecklenburg eingewanderten ritterhUrtigen Familie Anker
•. Li»ch, M.J.hro. .•;;.!::, S. 265. Vgl. A. Graf von liernstorff, M. Jahrb. LIX, .S. 283.
GUT UND KIRCHDORF ANKERSHAGEN. 29 1
untergeschoben wurde, um theils jüngere wirklich vorhandene Rechtstitel älter
zu machen als sie waren, theils neue Rechtstitel auf eine bequeme und trügerische
Art zu gewinnen.^) Denn dass die Kirche zu Ankershagen erst im Jahre 1266
gegründet und der älteren Kirche in dem benachbarten, aber schon im Mittel-
alter und anscheinend bereits im XV. Jahrhundert als Kirchdorf eingegangenen
Dorfe Freidorf als Tochterkirche vom Bischof zu Havelberg beigelegt wurde,
steht urkundlich fest.-) Ebenso freilich auch das Verhältniss des Klosters
Broda zur Kirche vom Tage der Gründung an, wie dies in der Fundations-
urkunde vom i. Mai 1266 selber deutlich zu erkennen (consentiente dilecto
nobis in Christo preposito in Broda) und in der Bestätigungsurkunde des
Fürsten Nikolaus von Werle vom 23. April 1273 geradezu ausgesprochen ist
(ecclesiam in Ankershagen .... quam ecclesia Brodensis a prima plantatione
tenuit libere et quiete). Und wie die Kirche zu Ankershagen mit fünftehalb
Hufen (zwei Hägerhufen hatte schon Ritter Eckhard im Jahre 1266 geschenkt),
so wird auch die Mutterkirche zu Freidorf vom Fürsten Nikolaus mit fünfzig
Hufen und mit jenen drei Seen der Freidorfer F'eldmark, aus denen die Havel
herausfliesst (cum tribus stagnis, de quibus effluit aqua, que Hauele nuncupatur),
dem Kloster Broda überwiesen, dazu endlich noch eine Zugabe von zehn
Hufen in Rump.shagen.-) Auf der Basis dieser Schenkung ruht deim auch an
ihrem Theile die spätere reiche Ausstattung der I'farre zu Ankershagen mit
liegenden Gründen, auf deren weitere geschichtliche Entwickelung hier aber
nicht eingegangen werden kann.^)
Wie lange die von Ankershagen oder Anker auf dem gleichnamigen
Dorfe gesessen haben, ist nicht festzustellen. Ein jüngerer Knappe Eghardus
de Anckere wird noch 1328 dort angetroffen und kann derselbe sein, der 1342
und 1365 mit Andern zusammen als Zeuge aufgeführt wird.^) Aber er ist
nicht der Herr des ganzen Dorfes. Sondern neben ihm besitzt dort z. B, auch
die Johanniter -Komthurei Mirow .seit 1273 eine ihr vom Fürsten Nikolaus I.
von Werle überwiesene Hufe. Ferner ist es keineswegs ausgeschlo.ssen, dass
hier wie anderswo in jenen Zeiten des Mittelalters, in denen der Trieb, allein
der Herr im Dorfe zu sein, noch nicht au.sgebildet war, nicht bloss Bauern-
höfe in grösserer Zahl, sondern auch mehrere Rittersitze neben einander vor-
handen waren. Auf zwei solcher Bauern- oder Kossatenhöfe in Ankershagen,
') M. U.-K. 377. Dazu Wigger, .\nnikg. zu M. U.-H. 1284. Vgl. auch die l-älschung vom
22. .SeiHemher 1312: M. U.H. 3563. Ebenso die Fälschung von I170 und 1230: -M. U.-H. 95. 377.
*) M. U.-K. 1080. 1284. Die drei Seen, von denen hier die Rede ist, werden die nördlich
vom Dieker Bruch gelegenen sein, der jetzt als (^ellgebiet der Havel bezeichnet wird. Der
»Mühlensee« (einer dieser drei) hat gleiche Wasserhöhe mit dem Bruch. — Da.ss die Namen
Ankershagen und Freidorf schon in der Vergleich.surkunde zwischen Havelberg und Schwerin von
1252 vorkommen sollen, ist ein Irrthum: .M. Jahrb. I.IX, S. 282. Im Regest des Clandrian und
Weiteres haben wir nicht — steht nichts davon: M. U.-B. 710.
') p:ine ausfuhrliche Darlegung über die Ackerkomi)etenzen der l'farre zu Aiikcrsh.-i^;cn
s. bei A. Graf v. Hernstorff, M. Jahrb. I.IX, S. 31 1— 314.
*] M. V.M. 4914. 6224. 9340. Vgl. Lisch, .M. Jahrli. VIII, S. 124, .\nmkg. liiim .M.
Jahrl). XXIX, S. 265, sowie A. (iraf von Bernstorff, a. a. ( >., S. 283.
!»•
292 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
von denen der eine die frühere Wedem gewesen war, lässt z. B. schon eine
Urkunde vom 14. April 1328 schliessen.') So würde es auch zu verstehen
sein, dass wir dort später, nämUch in der zweiten Hälfte des XIV. und in der
ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts (1386, 1422, 1432, 1434, 1435, 1439) die
ritterbürtigen Geschlechter der Gelder, Stalbom und Holstein nach einander
antreften.*) Vielleicht wohnten sie dort schon auf dem »Wickenwerder« neben
einander, der Stelle des späteren Herrenhauses oder Schlosses der Herren
von Holstein zu Ankershagen. ^) Wie dann bald nachher, von 1435 an, die
I^aniilie Holstein zum Alleinbesitze des Gutes und Dorfes gelangt, ist hin-
länglich bekannt und zuletzt in zusammenhängender Weise von A. Graf
von Bernstorft" im AI. Jahrb. LIX, S. 282 — 314 ausführlich behandelt worden.
Doch der \'erfall des Vermögens der Familie in der zweiten Hälfte des
XVII. Jahrhunderts'*) führt zu Verpfändungen, bei denen uns in kurzer Zeit
hinter einander die Joh. Hauswedel, Kaspar Putzar, Julius Mörder, Jakob
Sturtz, Melchior von Kossebade, Joh. Heinr. von Erlenkamp, Klemens
von Wangelin, Philipp Brandt als Pfandinhaber entgegentreten, und zuletzt im
Jahre 1743 zu einem vollständigen V^erkauf des Gutes an den Hauptmann
Henning Leopold von Oertzen auf Blumenow. Oertzen'schcs Gut bleibt
Ankershagen bis 1831. Es folgen nun als Besitzer: 1831 der Gla.shütten-
meister Ulrich Friedrich Heinrich Strecker zu Klockow, 1854 Ludwig Voss,
1875 r>nst Winckelmann, 1889 Andreas Graf von Bernstorfif, und 1897
Oskar Wolfif.
Von vorreformatorischen Geistlichen unter dem Patronat des Klosters
Broda werden in der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts Walter um 1328
und Albrecht um 1330, und in der zweiten ein Pleban mit Namen Johann um
1365 genannt.'') Im XV. Jahrhundert ist von 141 i bis 1451 Gerd Stubben-
dorf (nicht Stubbe) und 1492 Johann Colberg als Pleban von Ankershagen
(später Prob.st von Broda) nachzuweisen.") Als Pleban an der Kirche zu Freidorf
ist bis jetzt nur einer bekannt, Heinrich Seedorf um 1365, der zugleich Kanonikus
des Prämonstratenserstiftes Broda ist. Damals also, in der zweiten Hälfte des
XIV. Jahrhunderts, hat die Kirche zu Freidorf noch ihre Bedeutung. Aber es
fallt auf, dass die nachfolgenden frommen Stiftungen des XIV. und XV. Jahr-
') M. U.-B. 4914. Später zählt man dreiunddreissit^ Bauern und Kossäten in Ankershaj^en.
1765 sind sie auf sechs zusammengeschmolzen, 1794 auf drei: vgl. A. Graf von HernslorfT,
a. a. ()., S. 294.
*) Schröder, Pap. Meckl. I, S. 1572. II, S. 1931. Vgl. A. (Iraf von Ikrnstorff, a. a. ü.,
S. 284. Uebcr die von Gelder ist auch Urk. 11736 zu vergleichen.
•) Wie z. B. in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts die Brüder Jakob und Hans
von Holstcm.
*) 1665 lässt Herzog Christian Louis der P'amilie Holstein den Vorschlag machen, ihm
Ankershagen abzustehen. Doch es wird nichts aus der .Sache. A. Graf v. liernstorff, a.a.O., S. 291.
*) Register des Urkundenbuches.
•) Vgl. Kirchenurkunden von Ankershagen im Grossh. Archiv und Schröder, I'a]). Meckl. II,
S. 1931 und 2465 (nicht 2965). Es darf also nicht gesagt werden, dass über das Verhältniss der
Geschlechter (iclder und St.-vlbom zu Anker.shagen urkundlich nichts feststehe : M. Jahrb. LIX, S. 283.
GUT UND KIRCHDORF ANKERSHAGEN.
293
hunderts aus den schon genannten ritterbürtigen Familien der Gemeinde,
soweit sie bekannt geworden sind, der Tochterkirche in Ankershagen zuge-
wandt werden, wie die von Köneke Gelder, Hennings Sohne, geschenkten
Hebungen im Jahre 1386, die Memorienstiftung des Vicke Stalbom von 1422
um seiner und seiner Frauen Seligkeit willen, sowie das Geschenk des Klaus
Holstein im Betrage von 20 Mark jährlicher Pacht zur Vikarei der hl. drei
Könige, St. Georgs und der zehntausend Ritter im Jahre 1464.^) Alles das
macht den Eindruck, wie wenn schon damals die Kirche zu Ankershagen als
Kirche zu .Aiikershntjen.
die bedeutendere angesehen und die zu h^eidorf in den 1 Untergrund gedrangt
worden wäre. Auch der Ackerverkauf des Köneke Gelder an den Kirchherrn
Gerd Stubbendorf im Jahre 1432 ist vielleicht von diesem Gesichtspunkt aus
zu betrachten, noch mehr aber ohne Zweifel der Umstand, dass, nach Aussage
des Joachim Holstein im Jahre 1572, in früherer Zeit neben dem Pfarrer drei
Kaplane in Ankershagen gewohnt haben.-) Auch darf nicht übersehen werden,
dass bei den Vermehrungen des h'inkommens der Stiftsherren in Hroda durch
die Havelberger Bischöfe Dietrich und Burchard in den Jahren 1339 und 1354
mit Hebungen aus den Kirchen zu Neubrandenburg, Penzlin, Ankershagen und
') Schröder, Pap. Meckl. 1, S. 1572.
A. Graf von Kernstorff, a. a. ()., S. 284. 285.
*) Schröder, Pap. Meckl. U, S. 1931.
M. f. H. II S24. .\klen
('iros>h. .\rchiv. \'j»l
.Ankershäger Kirchen-Akten im Grossh. .Vrchiv.
294
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Lukow der Kirche 7a\ Freidorf mit gar keinem Worte gedacht wird.') Erst
recht nicht in dem Visitationsprotokoll von i574, dem ersten, das wir von
Ankershagen besitzen. Man möchte daher glauben, dass Kirche und Pfarre
zu Freidorf schon vor der Reformation eingegangen waren. Bestimmtere
Nachrichten fehlen. In der vom Papste Alexander VI. am 27. Oktober 1500
erthcilten Konfirmation über die Brodacr Patronate wird die Kirche zu Freidorf
anscheinend zum letzten Mal urkundlich erwähnt.-)
Ueber die Reihe der zum grössten Theil unter landesherrlichem Patronat
(das nach der Reformation an die Stelle des Brodaschen Klosterpatronats trat)
berufenen Geistlichen des XVI., XVII., XVIII. und XIX. Jahrhunderts, welche
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Kirclie /u Ankershagen (Pries).
auch die Cura der Kirchen und Kapellen zu Dambt-ck, Klockow und I'iever-
.storf, später auch die von Möllenhagen, hatten, finden wir bei A. Graf
von Bcrn.storff im M. Jahrb FIX, S. 309 — 311 die ausgiebigsten und zuver-
lässig.sten Nachrichten, welche thcils der Chronik des Pa.stors Mauritius (1692
bis 1699), theils den Akten des Grossherzoglichen Archivs entnommen sind.'')
') M. U.-B. 5960. 7982.
») M. Jahrb. III. S. 229.
*j Die Kirchen oder Kapellen der Dörfer Damheck, Klockow und l'iever.storf gingen im
drcissigjährigen Kriege unter, die jetzige Kirche zu Möllenhagen aber entstand erst im Jahre 1632
und wurde, nachdem es — des Patronates halber — von 1692 her allerlei Schwierigkeiten ge-
geben hatte, 1705 zum ersten Mal als Filia aufgeführt: A. (Iraf von Bernstorflf, a. a. ()., S. 30S.
309 und 314. Ueber die Bedienung der Kirchen zu Hock und Speck durch die Ka])ellane und
Vikare von Ankershagen s. u. bei Hoek und Speck.
GUT UND KIRCHDORF ANKERSHAGEN.
295
Wir begnügen uns daher hier damit, darauf zu verweisen, wollen aber doch
erwähnen, dass der Pastor Schliemann (1822-1834) der Vater des in Ankers-
hagen geborenen berühmten Dr. Heinrich Schliemann ist, der durch seine
Ausgrabungen, PZntdeckungen und Forschungen den älteren Theil der griechi-
schen Kunstgeschichte um einige wichtige Kapitel vermehrt hat.
Kirche. Die Kirche 7,u Ankers-
hagen hat sich in alter wie in
neuer Zeit soviel Veränderungen
und Umbauten gefallen lassen
müssen, dass sie heute nicht mehr
Laibungs- Profil des friihj,'<)thi>clien l'ortals
auf der südlichen Langseite.
in ihrer Ursprünglichkeit vor uns
steht. Der zweifellos älteste und
verhältni.ssmä.ssig noch heute am
^x^mrut
I.ailiungs- Profil des fruligothischen I'orlals
auf der südlichen I.angseite.
Kirche zu .Ankershagen (Pries).
besten erhaltene Thcil ist der Chor,
der in seiner Grundform ein
Viereck von 7,13 m Länge und 5,90 m lireite (im Innern) bildet und sich mit
seinen Schlitzfenstern und seinem steilen Kuppelgewölbe, das durch zwei sich
kreuzende und auf niedrigen romanischen Eck-Pilastern aufsetzende Diagonal-
Rippen von halbkreisförmigem Durchschnittsprofil in vier hohe Kappen zerlegt
wird, als ein spätromanischer Bau vom Knde des XII. oder Anfang des XIII.
Jahrhunderts darstellt.
Das (als Rechteck von 7,13 x 9,70 m angeschlossene) Schiff dagegen,
in welchem sich als Reminiscenz an die ersten spätromanischen Bau-Absichten
Kirche.
296
AMTSÜERICIITSBEZIRK TENZLIN.
die volle Form eines der jetzt zugesetzten oder auch veränderten, in Mecklen-
burg als einzig in ihrer Art anzusehenden Rundbogenfenster mit doppeltem
Hlend-Üeberfang (zunächst einem stark ausladenden romanischen, nicht gothi-
schen Kleeblaltbogen und dann einem gedrückten frühgothischen Spitzbogen)
erhalten hat, und das, wenn auch anscheinend auf Ueberwölbung mit zwei
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Altes Kenster im Schiff der Kirche (iincli A. (iraf von liernstorff).
backofcnfornngcn Kuppeln nach Analogie vieler anderer Kirchen vom Ende
des XII. oder Anfang des XIII. Jahrhunderts angelegt, ursprünglich gewiss
nichts Anderes als eine hoch oberhalb des 'rrium])hbogens ausgespannte flache
Balken- und Bretterdecke hatte, i.st in späterer Zeit durch vier in der Richtung
von Ü.sten nach Westen eingesetzte plumpe Pfeiler, von denen allein der an
den Triumphbogen anstossende östliche dem feineren und gediegeneren älteren
Stil in der Formengebung einige Konzessionen macht, in zwei lange Schiffe
GUT UND KIRCHDORF ANKERSHAGEN.
>97
zertheilt worden, von denen jedes mit vier verliältnissmassig niedrig gespannten
gothischen Kreuzgewölben eingedeckt wurde, i) Dadurch aber, und durch
Alles, was damit zusammen-
hing, sind die ursprünglich
angelegten schönen Licht-
und Portalörtnungen in rück-
sichtslosester und geschmack-
losester Weise zerstört
worden.
(üT'trtri
Nach I.A. (Iraf von l!em>t<irir.
Dieses Schicksal, welches
die Kirche im XI\'. fahr-
hundert erduldet hat, ist von
allen das härteste. Ihm stellt
sich das andere durch den
Thurmbau verursachte an die Seite, indem dadurch das stattliche, mit einer
Wandung und Laibung von drei l'xken und drei Kundstaben au.sgestattete
frühgothische Hauptportal des westlichen Kircheinganges verdeckt wurde.-)
Weitere Unbill an den Giebeln und Dächern von Chor und Langhaus erlebte
die Kirche bei den Restaurationen in den Jahren 1698, 1699 und 1864, auf
die wir hier nicht eingehen. Sie sind mit fachzeitschriftlicher Ausführlichkeit
von A. Graf Bern.storff, a. a. O., S. 298 bis 304 behandelt worden. Doch
möge bemerkt sein, dass wir einigen seiner Vermuthungen und Auffassungen,
auf die es hier weniger ankommt, nicht beistimmen können.')
') Vgl. im Gro.ssheizogtlium Mecklenlmrg-.^clnverin die Kirchen zu Gnoieii, Tarnow, Mestlin,
Schwinkendorf und die durch einen Pfeiler miten im .^chilT getheilten Langhäuser, wie die in
Recknitz, Kittendorf und Vielist.
") .\uch am Dom zu CJUstrow (s. Hand IV) finden wir gleichzeitige Kundhogcn- und Spill-
bogen-Formen, man vergleiche besonders die Portale im (^uerschiff mit KapitcUglicdem in der
Kämpferlinie.
') Eine frühere kürzere JJeschieibung der Kirche findet »ich l>ei Lisch, M. Jahrb. VIIL
S. 124 — 127. Wir finden, dass sie in daiikcnswerther Weise alles Wesentliche enthält und d.nher
298
AMTSGERICIITSBKZIKK PENZLIN.
Altar und Kanzel sind neu.
Beachtung verdient ein hölzerner achtseitiger Taufbehälter vom Jahre
1618, dessen Grundform im XVII. Jahrhundert einige Male in Mecklenburg
vorkommt.') Die in Holz ge-
-schnitzte Inschrift lautet: MARCI
AM LESTEN WOL DAR GELOVET
UNDE GEDOFFT WERDT, DE
WERD SALICH, WOL ÖVERST
NICH GELOVET, DE WERDT VER-
DOMET WERDEN 1618.
An einer Wand der lebens-
grosse Krucifixus des Triumph-
bogens.
Im Tliurm drei Glocken
aus der ersten Hälfte des XV^III.
Jahrhunderts, alle drei laut Inschrift
unter der Regierung des Herzogs
KARL LEOPOLD gegossen, die
kleinere 1730 von Michael Begun,
die beiden grösseren von Otto
Gerhard Meyer im Jahre 1746.
Kleinkunstwerke. i.Silber-
vergoldetcr Renaissance- Kelch auf
rundem Fuss und mit Ausbuch-
tungen am Knauf An der Kupa
das Allianzwappcn Holstein- Hol-
stein und die Inschrift: J • F.
V . H . A • M • V . H . AÖ 1701. ;
Am I-'iiss der Güstrower .Stadt-
stempel G und der Meisterstempel
[^ des Heinrich Hölscher. - - 2.
3. Zwei silberne I'alenen mit den
Initialen U • V • B . 1843, dem rauii.ch;iiier.
nicht die ungünstige Heurtheilunfj verdient, die ihr A. (Iraf HeriistorlT, a. a. ()., S. 298, 7.11 'Iheil
werden ISsst. Ucber da.s, was Ijei einer solchen lieschreilmnfj nothwendi^ und nicht nothvvendi};,
wesentlich und unwesentlich ist, wird Lisch wahrscheinlich seine eitjene {,nit l)ej,Miindete Meinung
gehabt haben.
•) Z. B. in LUbz, Below. Vgl. auch KlUtz.
*) Jochim Friedrich von Holstein und Anna Margaretha, geb. von Holstein. — Dieser Kelch
i«t die einzige Flrinnening, welche sich an das alte Oeschlecht der Holstein in der Kirche erhalten
hat. Früher gab es in den Fenstern der Kirche kleine Waiijienmalereicn vom Jahre 1538. —
I>ie Gri1>er der von Holstein sind theils 1864, iheils erst 1892 zugeschüttet worden. Vgl. A. Graf
von Hernstorff, a. a. O., S. 301 und 304.
1
GUT UND KIRCHDORF ANKERSHAGEN.
299
Meisterstempel I F G und dem Stadtstempel P. — 4 Länglichrunde silberne
Oblatenschachtel mit den punktierten Buchstaben M S V W. Meisterzeichen
H S B, Stadtzeichen undeutlich, wahrscheinlich aber eine Arbeit des Rostocker
Goldschmiedes H ei nr. Steffen Bornemann, der vor 17 12 ins Amt der Gold-
schmiede eintrat. — 5 — 8. Vier zinnerne Leuchter ohne Stiftungsinschriften.
Der eine hat die Jahreszahl 1683 und als Stadtzeichen den werleschen Stier-
kopf, der zweite die Jahreszahl 1706 und ebenfalls den genannten Stierkopf,
der dritte die Jahreszahl 1697, aber als Stadtzeichen ein dreithürmiges Thor
und als Meisterzeichen P - W. Der vierte, in treft'licher Form, hat die Jahres-
zahl 1743 und als Stadtzeichen ebenfalls ein dreithürmiges Thor, als Meister-
zeichen aber C. H. 1713. Die letztgenannten Leuchter können also sehr wohl
Neubrandenburger Arbeiten sein.
Herrenhau.s zu Ankershagen.
F'ur die Beschreibung des auf der Anlage einer alten Wasserburg er- Herrenhaus
bauten Herrenhauses") lassen wir hier einem langjährigen Bewohner desselben, z» Ankers-
Herrn A. Graf von Bern.storff, das Wort (a. a. O., S. 295 bis 297): '''*^'-'"-
»Wann und von wem das jetzt als Herrenhaus bewohnte, früher .sogen.
»Neue Haus« erbaut i.st, darüber fehlt es an Ueberlieferungen. Lisch's und
ebenso von Kamptz's Annahme, da.ss es zwi.schen 1550 und 1570 erbaut sei,
erwei.st sich als irrig, indem es in dem Theilungsvergleich von 1551 .schon
erwähnt wird. Der Flügel, in welchem sich die 155 1 genannte »gewölbte
grüne Dönske« befindet, ist aber offensichtlich nicht mit dem Hauptthcil des
Hauses gleichzeitig, vielmehr er.st später an dasselbe angebaut, wie dieses eine
') Vgl. Lisch, .M.Jahrl). .XXVI, S. 213.
;oo
AMTSGERICHTSHKZIRK I'ENZLIN.
in der Zwischenwand befindliche Schiessscharte beweist, welche durch den
Anbau des Flügels unbenutzbar werden nuisste. Wir dürfen daher die Er-
bauung des neuen Hauses in seinem Haupttheil noch weiter zurückverlegen.
Ob die 1551 erwähnte gewölbte Dönske als Schlosskapelle gedient hat, wissen
wir nicht. Dafür spricht ihre von Osten nach Westen gestreckte längliche
Konstruktion mit einer grossen Wandnische in der östlichen, einer kleineren
in der westlichen Wand, welche sehr wohl Altar und Kanzel aufgenommen
haben können, und einem tiefen, rechts neben der östlichen Nische befindlichen
Wandschrank.*) Von dem 1551 erwähnten sogen, alten Hause sind erkennbare
Herrenhaus zu Ankeisliagen.
Reste nicht mehr vorhanden. Für Lisch's Annahme, dass da.s.selbc sehr gross
gewesen sei, finden wir keinen Anhalt, vielmehr lässt der Recess von 1551,
welcher das ganze alte Haus mit einem Theil des neuen Hauses zusammen
in eine Kavel legt, eher darauf schlie.s.scn, da.ss das alte Haus nur klein ge-
wesen sei. Die südostwärts an das neue Haus sich anschliessende Mauer
erklärt Lisch mit Unrecht für das I'jdgeschoss eines mächtigen, viereckigen
Thurmes. Ihrer geringen Fundamentierung und ihrer gleichen Konstruktion
nach ist sie als Vertheidigungsmauer anzu.schcn, wie die anderen zum Thcil
noch wohlerhaltenen Festungsmauern, welche den hohen lüdwall im Garten
nach .Norden und Osten einfa.s.sen. Wie diese i.st auch jene auf schwachen
Felscnfundamentcn bis zur Höhe von drei Metern wesentlich aus Backsteinen
erbaut, dann oben mit einer fast einen Meter starken Lage von Felsmauerwerk
gekrönt, offensichtlich, um derselben mit diesem Abschluss nach oben einen
') Anscheinend dem Eucharistie -Schrank der vorreforniatorischen Kirche entsprechend.
GUT UND KIRCHDORF ANKERSHAGEN.
301
Halt gegen feindliche Geschosse zu geben. Von einem Thurm auf dem Hause
zu Ankershagen ist auch in den Untersuchungsakten gegen Henning Holstein
die Rede, und da sich etwas weiter nordöstlich, da, wo die an das neue Haus
sich anschliessende Mauer unterhalb des jetzigen Waschhauses durchläuft, aus
der durch die Mauer bezeichneten Linie weit vorspringend bedeutende Felsen-
fundamente finden,
die einem schweren
Hau als Unterlage
gedient haben, .so
möchte wohl dort
die Stelle zu suchen
sein, an der jener alte
Thurm gestanden.«
»Als das älteste,
wohl noch aus dem
XV. Jahrhundert
stammende Denkmal
kriegerischer Hau-
kunst auf dem be-
festigten Hofe
Wicken Werder
haben wir das von
Lisch nicht be-
schriebene grosse
Kondel, welches aus
der den Wall nach
Osten deckenden
Mauer weit in den
Sumpf vorspringt,
zu betrachten. ICs
ist aus riesigen, im
Innern mit l'V'l.sen
untermischten Zie-
geln erbaut, welche
eine Länge von stark
29 cm, eine Breite von 14' •.■ cm und eine Stärke von 12 cm haben. Später
sind die in dem Mauerwerk angelegten Schiessscharten mit Ziegeln umgebaut,
welche denen gleich sind, aus welchen die an das neue Haus sich an-
schliessende und die nordwärts den Wall deckende Mauer hergestellt ist, und
welche nur 26' 2 cm lang, 12 cm breit, 9 cm stark sind. Im Innern des
Rondels .sehen wir zwischen den noch vorhandenen, neun Schie.s.sscharten acht
vermauerte Schiessscharten, deren Seitenwandungen rechtwinklig durch das
Mauerwerk gehen, während die späteren schräge, zu schmalen Schlitzen eng
zusammenlaufende Laibungen haben. Den hohen Wall mit seiner Umfassungs-
Alte P'estungsmauer im (iarten des Herrenhauses.
302 AMTSGERICHTSHEZIRK I'ENZLIN.
mauer und diesem Rondel haben wir als die äussere Vertheidigungslinie auf
der östlichen, der dort geringen Breite der Wiesenniederung wegen angreif-
> I T 1 T 1 [ I I I I I I r I I I I I I I I I I I I I I I I I:
«3tl.«6f.
FTT
bareren Seite der Festung zu denken, von der die Vertheidiger sich dann
hinter die innere, das Schloss enger umgebende Mauer zurückziehen konnten.
I'line luin alten Hause auf dem Wickenwerder (nach A. (iraf von l'ernstorff).
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF MÖLLENHAGEN. 303
Auf dem Hofe in der nächsten Umgebung des Hauses stossen wir vielfach
auf altes, fest in Kalk liegendes Ziegelmauerwerk, und weitere Nachgrabungen
würden voraussichtlich Aufschlüsse über die Gestalt der alten Burg zum
Wickenwerder, sowie über den erst in diesem Jahrhundert zugeschütteten
unterirdischen Gang geben, welcher einen in Kriegszeiten zu sperrenden K'm-
gang zum neuen Hause vermittelt haben wird.«')
Das Gut und Filial- Kirchdorf Möllenhagen.')
rts- und Personen -Register des Mecklenb. Urkundenbuches identifizieren Geschichte
das in einer Brodaer Urkunde vom 23. März 1365 genannte Kirchdorf des
Oldenhaghen, das damals in Henning Kastorf seinen eigenen Pleban hat, mit 'Dorfes,
dem Dorfe Möllenhagen.^) Der Zusammenhang von Personen und Sachen, in
dem beide genannt werden, und die Unmöglichkeit, ein besonderes Kirchdorf
Oldenhagen, wie es innerhalb dieses Zusammenhanges denkbar wäre, irgendwo
aufzufinden, machen diese Identifizierung allerdings wahrscheinlich, doch behält
sie so lange, als nicht weitere Beweise dafür vorzubringen sind — und gäbe
es diese, so wären sie wohl in einer exegetischen Note am Fuss der Ur-
kunde oder auch in den genannten Registern zum Vorschein gekonuncn —
den Charakter des Gewagten. Sollte sie sich aber noch weiterhin richtig
erweisen, so wäre damit dargethan, dass MöUenhagen ursprünglich eine
Mutterkirche hatte. Nur muss es vorläufig unentschieden bleiben, ob sie zur
Havelberger Diöcese gehörte, mag dies auch noch so wahrscheinlich sein.
Aus dem Filial-Verhältniss der späteren, erst im Jahre 1632 von Berend Lüdeke
Holstein erbauten Kapelle in MöUenhagen zur Kirche in Ankershagen ist selbst-
verständlich auf das mittelalterliche Verhältniss kein Schluss zu machen.*)
Wohl aber ist nicht zu übersehen, dass MöUenhagen in dem schon öfter ge-
nannten Verzeichniss der Kirchen und Pfarrlehne des Stiftes Schwerin, das
ohne Zweifel auf ein älteres mittelalterliches Verzeichniss zurückgeht, nicht
genannt wird.
Neben Bauerhöfen treten uns dort in der Zeit vom XVI. zum Will.
Jahrhundert auch Rittersitze der Holstein entgegen, die bald von Mitgliedern
•) Die Hernstoi-nTsche Beschreibung enthält .auch die Abbildung eines eingcm.-iuerten Kelief-
bildes, denen ähnlich, die wir in so grosser /.ihl an den fürstlichen Schlüssern in Wismar,
Gadebusch und Schwerin als Zierziegel in Friesen verwandt finden.
*) Fast 12 km westlich von l'enzlin. Das M vor O würde, wenn die Identifizierung von
.MöUenhagen mit Oldenhagen richtig ist, eine Analogie lu dem .M vor U in Muj.ahl (Ipahl), M
vor A in .Marnesse (Arensse), .M vor E in Mertenehagcn (Ertenchagen) und M vor I in Micken-
hagen (Ikenhagen) u. s. \v. sein und als .\l)schleifung der niederdeutschen Präposition »tonn ver-
standen werden müssen.
») .M. f. 15. 9340.
*) Vgl. A. (Jraf von Üernslorfl', .\l.Jahrb l.I.\, S. 314. Stuhr, .\l. J.ilii !.. I \, .s. 1 .' un,. 1;
304
AMTSGERICIITSHKZIRK PENZLIN,
der Faniilie, bald auch von Anderen als Pfandbesitzern und Pächtern über-
nonunen werden, wie z. B. in den dreis.siger Jahren des XVII. Jahrhunderts
von Hans von Schulz von Pieverstorf. Vm\ landesherrlicher Konsens zur An-
legung einer Glashütte in der Möllenhäger Ilölzung wird 1696 crlhcilt und
1717 auf zwölf Jahre erneuert. Molslein'scher Besitz bleibt Möllenhagen bis
1734. In diesem Jahr geht das Gut an die Familie Le Fort über, die auch
die Güter Klockow, Bocksee, Marin und Rethwisch an sich bringt. Le Fort'scher
Besitz bleibt Möllenhagen bis 1831. Es folgen: Paul Amadeus von Frisch
bis 1834, Rittmeister Friedrich Frnst Aug. von Gundlach bis 1869, Friedr.
Ludw. Karl Aug. Greffrath und nachher dessen Sohn F'ranz bis 1885,
Aug. Bätke bis 1891, Paul Schnitze und darauf de.s.sen P>ben bis 1898, und
von da an Henning Baron von Brockdorff.
Kirche. Kirche. Die Kirche im klassicierenden Stil des XVIII. Jahrhunderts,
dem auch der aufgesetzte Dachreiter angehört, ist zur Zeit des Besitzers
Grefifrath stark erneuert. Der Innenraum ist plafondartig gewölbt.
Altar und Altar und Kanzel sind zu einem Körper vereinigt. Im Uebrigen bietet
Kanzel. (üe innere Einrichtung nichts Bemerkenswerthes.
(;i,„ke. Im Dachreiter eine Glocke, die im Jahre 1825 von J. Schultz in Rostock
umgegossen ist. Die Inschrift lautet: ICH RUF ZUR KIRCH VERKÜNDIGE
DAS GRAB SAG AN DIE NOTH UND RUFE VON DER ARBEIT AB.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch des XVIII. Jahrhunderts,
werke. ge.stiftet von G. LORENTZEN. Stadtzeichen S, Meisterzeichen undeutlich. Die
dazu gehörige Patcnc isi gestiftet von JOACHIM HASS 1749. Stadtzeichen W,
Meisterzeichen I B F. — 3. Silberne ovale Oblatenschachtel, gestiftet von
BLEICHART GOTFRIED EWERT ANNO 1752. Als Stadtstempel das dreithürmige
1 hör von Neubrandenburg, als Meisterstempel die Initialen FA. — 4. 5. Zin-
nerner Kelch von 1783, englisches Zinn mit den Meister- Initialen A T. Dazu
eine I'atene.
Das Gut und Kirchdorf Rumpshagen.')
Geschichte K^m 23. April 1273 verleiht h'ürst Nikolaus I. von Werle dem Kloster Broda
de» ^Ä« unter anderen Gütern auch zehn Hufen in Rumpshagen.-) Dass es
orlcs. diese sammt Mann- und Kirchlehn daselbst schon langer besessen habe, das
soll die öfter erwähnte falsche Urkunde vom 24. April 1230 darlhun,
doch wird dies durch die vorher genannte Urkunde als eine Unwahrheit er-
wies« '.rin von diesem weiteren Besitz gar keine Rede ist.'') Den
'y r li von I'enzlin.
•) M. U.-b. 377. 35r,3.
GUT UND KIRCHDORF RUMI'SIIAGEN.
305
Klosterbesitz zu Rumpshagen bewirthschaften die Ritter und Burgmänner
Bernhard und Heinrich von Peccatel zu Prillwitz, geben ihn aber am i. Januar
1286 an die Stiftsherrn zurück. ') Bald nachher finden wir in Rumpshagen
den Hinne Voss als Vasallen der Herren von Werle. Dieses Verhältniss
hindert freilich nach den Anschauungen des Mittelalters in keiner Weise daran,
dass zwischen ihm und seinen Landesherren eine Fehde entsteht und aus-
gefochten wird, bei welcher »der Rumpshagen«, also der befestigte Sitz des
Hinne Voss, berannt und gebrochen wird. Doch eine Generation später wird
das wieder eingetretene gute Verhältniss beider Theile dadurch bekundet, dass
Fürst Bernhard von Werle am 2. November 1353 den beiden Söhnen des
alten Hinne, den Brüdern Henning und Hardelof Voss, neue Besitzungen zu
Bredenfelde überweist. Dabei gedenkt der Fürst in gnädiger Weise sowohl
der Dienste, die sie ihm erwiesen, als auch des Schadens, der ihrem Vater
durch Zerstörung der Burg von seinen Vorfahren geschehen sei.-) Bezüglich
ihres V^erhältnisses zum Kloster Broda ist nicht zu übersehen, dass, als sie
diesem am 28. Februar 1360 eine Hufe überlassen, wiederum in gar keiner
Weise von jenen Ansprüchen des Klosters an Mann- und Kirchlehn im Dorfe
Rumpshagen die Rede ist, welche mit Hiilfe der gefälschten Urkunde von
1230 erschlichen werden sollen. Es scheint aber, als ob es dem Kloster in
späterer Zeit mit dieser und der gefälschten Konfirmations- Urkunde vom
22. September 13 12 gelungen ist, in den Besitz der angcmassten Rechte des
Mann- und Kirchlehns zu gelangen. Denn nicht bloss die Fürsten Nikolaus
und Christofifer von Werle — wenn ihre Beurkundung nicht auch gefälscht
worden ist (s. o. S. 283, Anmkg. 3) — bestätigen gutgläubig die falschen L'r-
kunden, sondern auch die mecklenburgischen Herzöge Magnus und Balthasar
und der bekannte Papst Alexander VI. aus dem Hause Boigia. Es geschieiit
dies bzw. am 5. Mai 1402, am 20. Juni 1482 und am 27. Oktober 1500."')
In Voss'schem Besitz bleibt das Gut Rumpshagen bis zur Mitte des
XVIII. Jahrhunderts, wenngleich es bisweilen verpfändet wird, so z. B. 1714
(oder schon etwas früher) an den Oberhofküchenmeister Nerentz. Von der
Mitte des XVIII. Jahrhunderts an haben es die von Gundlach. Mit dem
Gute auch das Patronat der Kirche.
Kirche. Die Kirche hat einen Chorschluss aus dem Achteck, i.st aber Kir. In-
im Uebrigen in den nüchternen Formen der Spätrenaissance des XVII und
XVIII. Jahrhunderts erbaut. Am Glocken.stuhl des im Westen aus dem Dache
emporsteigenden Thurms die aufgemalte Jahreszahl 1779. Oberhalb des west-
lichen Eingangs das Gundlach'.sche Wappen. Im Innern ist der ganze Raum
mit einer flachen Holzdecke überspannt.
>) M. U.-B. 1834.
■-) M. U.-B. 7829. Sollte damit — wie Grotcferul meint — «Icr Inhalt der Urkunde 553.^
in ir<,'end einem Zusammenhange sein = Zu dem Nnm.ii llinne« vgl. M. U.U. 87; ?. .Xmiil.-.. »
»Ilernienc dafür eniiifohlen wird.
3) Vgl. .M. J.ihil). III, .S. 206. 209. 210 u. 229.
20
3o6
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Altar und Die innere Einrichtung ist dem Baustil entsprechend. Altar und Kanzel
Kanzel, sind zu einem Körper verbunden.
('flocken. Im Thurm hängen zwei Glocken. Die grössere (Dm. 0,77 ni) mit dem
(iuiuilachschen Wappen und den beiden Namen ERNST FRIDERICH VON
GUNDLACH und CHRISTINA SOPHIA FRIDERICA VON GUNDLACH ist im Jahre
1781 von Johann Christian Friedrich Meyer in Berlin gegossen. Die zweite
(Dm. 0,32 m) hat nur die Angabe C • D • V • K • ANNO 1765.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. 1. 2. Versilberter, innen sogar vergoldeter Zinnkelch,
werke. von H . V . G . (undlach) A . V . G • GEB . V . ST . 1858. An der Kupa das
Allianzwappen beider. Englisches Zinn, mit dem Meisterstempel C. H. —
Ebenso die Patene. — 3.4. Kelch und Patene, ebenso wie die Stücke i und 2.
Meisterzeichen W N. — 5. Silberne Kanne, gestiftet 1863 von demselben Ehe-
paar. — 6. Taufschale desgleichen, 1858.
(icschithte
des
1 )orfes.
Das Gut und Kirchdorf Gross -Vielen.)
I ®-.ic erste glaubwürdige Erwähnung des Dorfes Vielen als Dorf des Klosters
*^^^^ Hroda findet sich in jener Urkunde des Herzogs Bogislav von Pommern,
in welcher er die Schenkungen seines Bruders, des P'ürsten Kasimar, nach
de.ssen Tode dem Kloster bestätigt.^) Es muss daher als gewiss hingestellt
werden, dass auch die verloren gegangene echte Schenkungsurkunde des
F"ürsten Kasimar, für welche später die schon öfter erwähnte falsche Urkunde
mit der Jahreszahl 1170 untergeschoben wurde, das genannte Dorf bereits in
der Reihe der Klostergüter verzeichnete. Insoweit berichtet also auch die
falsche Urkunde nichts P'alsches.^) Als zur gesammten Hand belehnte Herren
des zur werleschen Vogtei Penzlin gehörenden Dorfes finden wir hier seit 1272
die Kitter Bernhard und Heinrich von Peccatel sowie den Ritter Raven. Sie
theilen sich in die ganze Gerichtsbarkeit, in alle Beden und Dienste, und haben
alle Freiheiten und Gerechtigkeiten sowie auch das gleich allen Kirchlehnen
im I^nde Penzlin zur Diöcese Havelberg gehörende Vielcnsche Kirchlchn
gemeinsam.*) Uebrigens verfügt im Jahre 1342 auch der Knappe Heinrich
von Wokenstedt über eine Hebung aus einem Bauernhofe in Gro.ss- Vielen zu
'j 5 km südwestlich von I'enzlin. Die Formen des Namens im XII., XIII. und XIV. Jahr-
hundert, Vilim, Vilin, Magnum Vilem, Gioten Vylim, verbindet KUhnel mit dem altslavischen Wort-
»tamm velö := gross und übersetzt ihn mit »Ort des Velimc: M. Jahrb. XLVI, S. 150. Das wäre
alMi Mviel wie »Ort des Groot oder Groth« oder ungefähr (irothhagen. Anders Li.sch, M. Jahrb.
XXlIl. S. 29. Wigger, M. Jahrb. XXVIII, S. 41.
») M. U.-B. 135. Vgl. £63.
•) M U.15. 95.
*) M. U.-li 1317. Vt'I. 1327.
GUT UND KIRCHDORF GROSS- VIELEN. 307
Gunsten des Klosters Wanzka.') Sechs andere Bauernhöfe, über welche 1352
die Gebrüder Heine und Johann Holstein verfügen, haben zu den Hebungen
beizusteuern, womit diese eine Memorien- Stiftung für sich und ihre Familie
im Kloster Broda begründen. 2) Daraus folgt nun allerdings noch keineswegs,
dass alle diese Familien auch befestigte Rittersitze im Dorfe hatten. Nach
den späteren Verhältnissen des XV., XVI. und XVII. Jahrhunderts freilich
möchte man annehmen, dass dies bei den Familien der Teccatel und Holstein
der Fall war, vielleicht auch bei dem zuletzt (vor ihrem Aussterben 1548) auf
Clausdorf erbgesessenen Geschlecht der Bardenfleth, von denen Henning
Holstein am 2. Januar 15 19 ausser anderen Gütern (Zähren, Dambeck oder
Dannenbeck, wie es in der Urkunde heisst, und Pieverstorf) zu der einen
Hälfte, die er bereits von den Vätern her besitzt, auch die andere Hälfte des
Dorfes Gross -Vielen erwirbt.^) So kommt es, dass die von Peccatel sich von
diesen alten Stammgütern verziehen und den Schwerpunkt ihres Besitzes
während des XVII. Jahrhunderts in den östlicher gelegenen, .sj^äter zu Mecklen-
burg-Strelitz gekommenen Gütern IVillwitz, Usadel, Hohenzieritz, BUimenholz,
Weisdin, Blumenhagen, Zierke u. s. w. suchen.*) Doch bleibt nach wie vor
Verbindung und Verwandtschaft zwischen beiden Familien. \'on Hennings
Söhnen heirathet der vierte, Hans, eine Dorothea von Peccatel aus Klein-
Vielen. Doch hält diese Verwandtschaft seinen gleichnamigen Sohn Henning
den jüngeren nicht davon ab, 1 565 einen seiner Vettern aus der Familie
Peccatel zu erstechen. Eine Sühne von 800 Thalern löst ihn »nach üblichem
Landesgeprauch« von der Schuld. Aber vier Jahre später ereilt ihn die
Nemesis, als er auf dem Landtage zu Güstrow von seinem Halbbruder Philipp
erschlagen wird, der den Brudermord mit 3000 Thalern zu büssen hat.-')
Missliche Verhältnisse anderer Art treten in der zweiten Hälfte des
XVII. Jahrhunderts ein und nöthigen zu Verpfändung einzelner Antheile des
Gutes an Andere, z. B. an den Rostocker Bürgermeister Jochim Klinge 1646,
an Christoph Altwig Kamptz 1652 und an die Klinge'schen Erben 1698. Auch
ereilt den Joachim PViedrich von Holstein am 26 Januar 1703 das von vielen
Standesgenossen z. Z. des Herzogs P^riedrich Wilhelm getheilte weniger schwere
Schicksal, einen Revers unterschreiben zu müssen, in welchem er auf die Aus-
übung der hohen Jagd verzichtet So konmit dann allmählich die Zeit heran,
in welcher derselbe Joachim P>iedr. von Holstein ganz und gar auf Gro.ss-
') M. U.-B. 6224.
^) M. U.H. 8133.
") M.Jahih. XXIII, S. 26. 27. 244. Ein Theil der Peccaterschen Güter, wie l.Ubkow und
Liepen, waren den Hardenfleth'.s schon vor 1408 verpfändet. Antheile von Damheck (15 Hufen)
und Zähren (7Vs Hufen) überliess Vicke von Teccalel damals nebst vielen anderen He.siizungcn
dem Ritter Joh. von Ileydebreck. Vj^l. Lisch, Geschl. Maltzan H, S. 476—481 (Urk. CCC'LXXXVI).
Von diesem Ileydebreck mögen nachher auch Zähren und Dambeck an die Hardenllethc ge-
kommen >ein.
*) Akten im (Jrossh. Archiv (Jürgen l'eccatcl luoducicrt seine Briefschaften nm 7. Febr. 1662).
=*) Akten im Grossh. Archiv. Vgl. Glöckler, .M. Jahrb. XV, S. If». Die Anmkg. /u .M.
Jahrb. VIII, S. 100 (Lisch) int in der rer.-.oii.
2Ü«
3o8 AMTSGKRICHTSHEZIRK PENZI.IN.
Vielen verzichtet. Zwar legt er dort noch 17 17 eine Glashütte an, aber ein
Jahr vorher schon überlässt er das Gut pfandweise auf zwölf Jahre dem
Johann Friedrich Gamm, in dessen Pfandvertrag für den Rest der Jahre
1720 der Stallmeister von Finckh eintritt. 1729 verpfändet Joachim Friedrich
von Holstein Gross-Vielen aufs Neue für die Zeit von zwölf Jahren an Adolf
Friedrich von Langermann, und in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts
kommt das Gut ebenso wie Ankershagen an die durch enge Verwandt-
schaft mit den von Holstein verbundene Familie von Oertzen, in deren Händen
es bis 1844 bleibt. Die weiteren Rechtsnachfolger sind: 1844 Heinr. Licht-
wald, 1845 Otto Berlin, 1846 Ferd. Burchard, 1865 Oberhofmeister und
Kammerherr Rudolf von der Luhe und zuletzt dessen Erben bis 1883, 1883
Georg Eugen Seip und 1886 Franz Adolf Bernhard Wenck.
Als vorreformatorische Geistliche werden der Pleban Johann von 13 10
bis 1330, ein späterer einfacher Priester oder Vikar Johann um 1335 und
wieder 1348 ein Pleban ohne Namen urkundlich genannt. Um 1378 giebt es
einen Pfarrer Dietrich Lukow in Gross-Vielen. Mehr sind bis jetzt nicht zum
Vorschein gekommen. Aus der evangelischen Zeit sind zu nennen: um 1581
Christofifer Wendt, von 1587 bis 162 1 nachweisbar (und vielleicht noch länger
dort) Petrus Bambam,') der sich als Pastor zu Vielen, Zähren und Mollenstorf
bezeichnet. Nach ihm wirkt dort ein Daniel Bauert. So, und nicht Samuel
Bauert, nennt ihn sein Nachfolger Henricus Dannecl in einem Schriftstück
vom Jahre 1652, welches von pfarrwirthschaftlichen Sachen handelt, giebt aber
nichts über seine Zeit und deutet auch in keiner Weise jene Sage an, nach
welcher ihn die Kaiserlichen im Backofen verbrannt haben sollen.^) Auf
Bauert soll eine längere Vakanz gefolgt sein, während welcher die Cura von
Penzlin her besorgt wurde. Der nächste Nachfolger, Heinrich Danneel, ist in
Aktenstücken nur zwischen 1652 und 1655 nachzuweisen. Immerhin aber
kann er jener alte Pa.stor sein, von dem 1664 die Rede ist, und der damals
in Zähren wohnt. P> unterschreibt sich nämlich im Jahre 1652 ebenso wie
Bambam als Pastor von Gross-Vielen, Zähren und Mollenstorf und kann daher
sehr gut die Wedem in Gro.ss-Vielen mit einer in Zähren vertauscht haben. ^)
Dieser nicht genannte alte Pastor hat nun 1664 einen Adjunctus in Ern
Georgias Martini. Wie lange Martini das Amt führt, wissen wir nicht.
Jedenfalls i.st er 1670 nicht mehr da. Denn in diesem Jahre kommt ein
J<;hanncs Danneel als Pastor in Gross-Vielen vor, und 1790 folgt bereits Magnus
Danneel, den man bisher für einen Sohn des Henricus Danneel und für einen
unmittelbaren Nachfolger jenes hat halten wollen. Aber er i.st weder ein Sohn
des Henricus noch ein Sohn des Johannes Danneel, weil er sich in demselben
'; Einen Pastor Joachim I'.anibam (,'iel)t es zur selljen Zeit in Wanikcnha^'en, s. o. S. 42.
*) Köhler, Archiv für Landeskunde XVI, .S. 346 (Nachrichten Uljcr das Kirchspiel (iross-
Vielen, S 3 -»7 — 36^).
iit es aber auch der J'astor Friedrich Kreienhrink, den der Verfasser
früher ir„ . lor von Gross-Vielen, Zähren und Mollenstorf (,'efunden hat, ohne aber die
Fundstelle heule angeben zu können.
GUT UND KIRCHDORF GROSS -VIF.LEN. 309
Jahr seines Antritts brieflich darüber äussert, dass es ihm unbequem sei, die
Wittwe seines Vorgängers in seinem Hause wohnen lassen zu müssen, weil es
an einem besonderen Wittwenhause mangele. So würde er ja nicht geschrieben
haben, wenn diese Wittwe seine leibliche Mutter oder Stiefmutter gewesen
wäre. Hier sind somit Berichtigungen der bisherigen Angaben nöthig.') Magnus
Danneel stirbt 1739, erhält aber bereits 1736 an Samuel Fabricius einen Sub-
stituten und Nachfolger, der bis 1772 Pastor in Gross -Vielen, Zähren und
Mollenstorf ist. Es folgen nun: 1773 Ernst Theodor Joh. Brückner bis 1790
(gest. 1805 in Neubrandenburg), und von 1790 bis 1804 Philipp Joachim
Friedrich Nahmmacher. Vgl. Walter a. a. O. Das Patronat haftet vom XVI.
Jahrhundert her und vielleicht schon früher, am Besitz des Gutes und erleidet
nur im Jahre 1709 eine vorübergehende Beanstandung.-)
Kirche. Die Kirche ist ein Fachwerkbau von 1774 in P'orm eines Kirche.
Vierecks mit einem Schluss aus dem Achteck. Im Westen ein aus der Dach-
konstruktion hervorsteigender kleiner Thurm. Im Innern eine im Profil eines
Stichbogens flachgewölbte hölzerne Decke.
Die innere Einrichtung ist der Zeit der PIrbauung entsprechend. Altar Innere Kin-
und Kanzel sind zu einem Körper verbunden. In den seitlichen X'erzierungen riihtung.
des Altaraufsatzes die Oertzen'schen Initialen A • F • V • Ö • und F • V • Ö .
Oberhalb des herr.schaftlichen Stuhles vier OERTZEN'sche Sargwappen
von Zinn.
Sechsseitiger Taufständer von weissem Marmor, 1866 von F. BUR- Tauf-
CHARD gestiftet. Ständer.
Im Thurm zwei Glocken. Die grössere hat die In.schrift: SOLI DEO (ihukcn.
GLORIA HER V HORTZ (!) HAT MICH GIESSEN LASSEN . 1783 GOSS MICH
') Köhler, a. a. O., S. 347.
*) In einem Brief an den Herzog Ulrich vom Jahre 1587 nennt Pastor Hambam als Patrone
für Gross -Vielen und Zähren die Vettern Dietrich und Matthias Holstein und für Mollenstorf den
Heinrich Bibow, der an die Stelle des sei. Balthasar Kalden getreten sei. Mit diesem Briefe sucht
er beim Herzog eine Visitation zu erreichen. Aber es wird nichts daraus. Ebenso wird auch
1661/62 nichts aus der Sache. Die Visitatoren fahren auf Befehl des Herzogs Gustav Adolf,
vorhandener Schwierigkeiten halber (wegen der Patrone-) an Clross-Vielen vorüber. Auf diese
Art ist es gekommen, dass überhaupt kein Visitationsprotokoll über die Kirche daselbst vor-
handen ist. Wohl aber sehen sich die Visitatoren bei dieser (jelegenheit Klein -Vielen an, wo
es bis dahin eine Kirche unter Peccatel'schem Patronat gegeben hat. .\ber wie sieht es hier
aus? Die Kirche ist ganz niedergefallen, alles liegt öde und wüste da. Nur einen Menschen
giebt es im Dorfe, den Simon Calib (Kalübbe), der wird nach den früheren kirchlichen Verhält-
nissen gefragt. Aber was er zu sagen weiss, ist mangelhaft und reicht nach keiner Richtung hin
aus. S. u. bei Peckatel. — 1709 ist das Patronat vorübergehend bei beiden herzoglichen Ilausern,
»so lange nichts anderes erwiesen <. Dieser Erweis muss erbracht .sein, denn 1736 ist es wieder
bei den Gutsherrschaften. (S. Zähren). — L'eber das Schwinden der Bauern im Kirchspiel (Gross-
Vielen, Zähren und Mollenstorf) s. Archiv f. l.andesk. XVI, S. 354. Nur in M..ll.-nvt,.rf ,-i,l.f .-,
noch drei Hauswirthe.
lO
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
iCleinkunst-
werke.
j . C • MEYER. Die zweite Glocke ist alt. Inschrift: + Vjclp +
got + Unbi: + luaria +. ') Dazu das nebenstehende Giesser-
zeichen. Auf dem Boden der Kirche noch eine kleine zer-
brochene Glocke.
X
Kleinkunstwerke, i — 4. Hoher silbervergoldeter Kelch des XVIII. Jahr-
hunderts. Auf dem Fuss das RIEBEN'sche und das LANGERMANN'sche
Wappen. Stempel M, Meisterzeichen ^g^. Auf der zugehörigen silber-
vergoldeten Patene befinden sich in der Mitte des Tellers dieselben Wappen
in derselben Znsammenstellung wie am Kelch. Auf dem Rande die Um.schrift:
ADOLPH FRIEDERICH VON LANGERMAN, SEINER KGL • MAJESTÄT IN
PREUSSEN BESTELTER OBRISTER BEY DER CAVALLERIE, ERBHERR ZU
GROSSEN VIELEN, UND DESSEN EHEFRAU CHRISTIANA JULIANA GEBOHRNE
VON RIIBEN AUS DEM HAUSE REY SCHENKEN ZU GOTTES EHREN DER
GROSSEN VIELEN'SCHEN KIRCHEN GEGENWERTIGE PATENE, KELCH, OB-
LATENDOSE UND KANNE ANNO 1746. Die zuletzt genannten beiden Stücke,
C)blatendo.se und Kanne, tragen dieselben Wappen und W^erkzeichen. —
5. Messingenes Becken mit der Inschrift: JACOB FOSSIL ÄÖ 71 (1671). —
6. Neusilberne Kanne, gestiftet 1866 von CLARA V. D. LUHE, GEB. V. ARNIM-
KLOCKOW. — 7. 8. Zwei gute zinnerne Leuchter, auf Klauenfussen stehend
und niit Rokoko-Ornamenten verziert, ohne Werkzeichen.
(leschichte
des
I )orfes.
Das Gut und Filial-Kirchdorf Zähren.')
7A^h am 12. März 1274 Fürst Nikolaus I. von Werle die Brüder und Ritter
Bernhard und Heinrich Pcccatcl in die Güter Lübkow, Ziplow, Hohen-
Zieritz, Stribbow, Peckatel, Gross- und Klein -Vielen (Kohlhasen -Vielen), Bru-
.storf und Langhagen einsetzt, da gehört au.sser den beiden Vielen und Lübkow
das Dorf Zähren zu jener Gruppe, an denen auch der Ritter Raven als werle-
scher Va.sall seinen Antheil empfängt."'') Aber wir erfahren nicht, in welcher
Art diese zu gesammter Hand verliehenen Lehnantheile von einander ge-
schieden oder den Dreien gemeinsam waren. Nur das wird gesagt, dass sie
für die kleinere Gruppe mit dem Raven'schen Antheil zweihundertvierzig Mark
und für die grö.ssere Gruppe .sech.shundert Mark Wendenpfennige bezahlt
haben. Ferner bleibt es im Dunkeln, ob es in Zähren, um welches es sich
zunächst handelt, eine Kirche gab, fxler ob sie es waren, von denen die jetzt
stehende, ohne Zweifel dem XIII. Jahrhundert angehörende Kirche gegründet
•) M. Jahrb. XL, S. 202. Hier fehlt die Angalie über das Gies.serzeichen.
•) 7 km südwestlich von Tenzlin. > Nachkommen des carn< (altslavisch crunü, polnisch
ciariTy ^^ »chwarz): Kuhnel, M Jahrb. XLVI, .S. 163. Das wäre verdeutscht soviel wie »Schwarzenhofc.
•)M. U.B. 1317.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF ZÄHREN.
311
wurde. Wie nachher das Geschlecht der Bardenfleth zur Rechtsnachfolge der
Peccatel in Zähren und anderen Gütern gelangt (in Zähren nachweislich schon
vor 1449), und diese im ersten Viertel des XVI. Jahrhunderts an die Holstein
übergehen, ist schon bei Gross -Vielen zur Ausführung gelangt (s. o. S. 307).')
Als Henning Holstein 1565 seinen Vetter Peccatel erstochen hat, da hebt
seine Bestrafung damit an, dass ihm vor der Hand das Gut und Dorf Zähren
entzogen wird. Wie er sich aber nachher, »üblichem Landesgeprauch« ent-
sprechend, mit achthundert Thalern vom Morde abkauft, ist bereits in der
Ortsgeschichte von Gross -Vielen erwähnt (S. 307). Von 1621 bis 1649 ist
Zähren Pfandbesitz, zuerst der Preene, dann des mit den Preenen verwandt
gewordenen Klaus Hahn; 1649 aber kommt es an Elisabeth Mack Duwal,
die Wittwe Adam Holstein's, für loooo Gulden zurück. Doch 1668 sitzt
Blick auf die Kirche zu Zähren.
schon wieder der Hauptmann Henning. von Heidebrecht (Heidebreke) auf dem
Gute; er überlässt es 1685 dem Baron Johann Heinrich P2rlenkamp, der es
sofort zum Allod erhebt und 1696 eine P>neuerung des Allodialitätsbriefes
erhält. Aus Erlenkamp'schem Besitz (bis 17 15) geht es später an die schon
öfter genannten Brüder von Hacke über, die seit 1716 auch im Besitz der
Güter Passentin, Peckatel und Klein -Vielen sind. 1728 zeigt Hauptmann Otto
Sigismund von Behr an, dass er das Allodialgut Zahrcn vom Leutnant Hacke
gekauft habe 1736 wird bereits der Behr'sche Schwiegersohn, J. F. von Ziethen,
als Patron der P'ilialkirche zu Zähren genannt.*) Ziethensches Gut bleibt
') M. Jahrb. XXIH, .S. 244 (Urkunde vom 2. Januar 1519). Hundert Jahre früher erwirbt
Achim von Heidebreck auf Klempenow mit achtehall) Hufen einen Antheil an Zähren: vgl. Lisch,
(Jeschl. Maltzan H, .S. 478 (Urk. CCCI..\XXV1 vom 6. April 1408). Ferner M. J.ihrti. XIV, S. 243.
XXVI, S. 218.
*) Gleichzeitig bethätigen sich bei der Berufung des jungen Fabricius zu einem
seines Vaters die Patrone A. F. von Langermann von der Hauptkirchc zu uro»» \.^.-..
3«2
AMTSGERICIITSHKZIKK l'KNZLIN.
Zalircn bis 17S2. 1782 übernimmt es Adolf Friedrich von Oertzen auf
Blumenow, und 1836 Karl August von Arenstorfif, dessen Familie es heute
noch hat.
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l'i'l^'it t I 1 I I I i I I I I I I I i
'i' ? '1^ '? ]V«V/^-
Kirche zu Zahlen. (Nach Tiies.)
Als Filialkirche von der
Mutterkirche zu Gross -Vielen tritt
uns die in Zähren schon 1587 ent-
gegen. Ebenso haftet das Patro-
nat nachweislich vom XVI. Jahr-
hundert her am Gute. Wahrschein-
lich aber entstammen beide Ver-
haltnisse schon der vorreformatori-
schen Zeit des Mittelalters.
Kirche. Die Kirche i.st ein
Ihurmloser und verhältnissmässig
sehr kleiner Feldsteinbau des XIII.
Jahrhunderts mit fiühgothischen
Stil-P>scheinungen auf der Süd
O'^fsTi^C^
E. von BasKwitz (als Vertreter seiner
Schwft|;er von liibow) von der Filialkirche
ta Moll^n-torf. Su-hf. Kirchen -Akten von
'•' 1. Archiv. — 1709
*'■" ergehend bei den herzoglichen Häusern, -so Innfjc nicht ein and
wiesen »ci-. Iias gegenwärtige I'atronatsverhällniss beruht auf einem Verfjleich vom
vemltcr 1770: Archiv fUr Landeskunde XVI S. 345.
eres er-
9. No-
GUT UNI) FIl.IAL- KIRCHDORF ZÄHREN.
313
^äü£jssc(jiil((.
Seite des Chors, dessen in einen vor^esciiobenen Mauerkcrn eingelegte »Priester-
Pforte« in dieser Beziehung zu beachten ist. Etwas jünger mögen die Blenden
des Ostgiebels
oberhalb des platt
abschliessenden
Chores sein,
welcher im Volks-
niunde als »neue
Kirche« im
Gegensatz zu dem
Langhause be-
zeichnet werden
soll. Doch würde
es sicher zu weit
gegangen sein,
wenn man daraus,
über das XIV.
Jahrhundert hin-
aus, auf eine
jüngere Zeit
schliessen wollte. Von vorzüglicher Güte sind die grossen Ziegel, welche
theils in der schon genannten Laibung der Priester -Pforte, im Portal des Lang-
hauses, in den
Lichtöffnungen,
an einigen später
angesetzten go-
thischen Pfeilern
und besonders in
den Giebeln zur
Benutzung ge-
langt sind. Das
im Innern
7.33 X 8,30 m
messende Lang-
haus, dessen
Längswände
durch cjuer dar-
über gelegte,
nach aussen hin-
ausragende und
hier mit ent-
sprechenden Holzblöcken verankerte starke Balken zusammengehalten werden.')
') Auch die Giebel werden durch HulzvcrankeninKcn gestUt/t, die zum Thcil dem Ende
des XVHI. Tahihuiulerts (A F V Ö i790) .inf;ehören.
TLötSrei^?^.
314
AMTSGERICinsnEZlRK I'ENZLIN.
wird von einer flachen Heizdecke überspannt. Ob hier einstmals Wölbung be-
absichtigt oder gar ausgeführt war, kann dahingestellt bleiben. Der durch einen
schweren frühgothischen Triumphbogen vom Langhause getrennte und als ein
etwas schief gerathenes \'icreck angesetzte Chor, der im Innern 6,25 m Länge
und beim Triumphbogen 5.90, an der Ostwand aber 6, lOm Breite hat, ist mit
einem frühgothischen Kreuzgewölbe geschlos.sen , dessen Rippen ein birn-
formiges Profil aufweisen und auf schlichten, 1,30 m hohen Eck-Pilastern auf-
setzen. Von den
Lichtötifnungen ^
hat nur eine in
der nördlichen
Längswand des
I^nghauses, das
einstmals im Gan-
zen deren vier
gehabt hat , als
schmales romani-
sches Schlitz-
fenster seinen ur-
sprünglichen Cha-
rakter bewahrt,
die übrigen sind
durch Neue-
rungen, unter
denen auch diese
kleine Kirche viel-
fach zu leiden ge-
habt hat, ent
stellt worden.
Uchcr der
Priesterpforte,
aber nicht mehr
im Chor, sondern
schon im östlich-
sten Pfeiler des
I^anghauses, eine kleine Nische fiu- ein Heiligenbild, und unter der Nische eine
alte Kornquetsche von (Kranit, die als Weihwasserbecken gedient haben wird.
Auf der Nordseite des Chors sieht man draussen die Reste einer ein
gegangenen Sakristei von 3,50 m im Quadrat, die ähnlich wie der Chor gewölbt
gewesen sein muss, und deren Fussboden jetzt ungefähr i ni tief unter der
Krdc liegt. Khemals führte von innen her aus dem Chor ein hjiigang zur
Sakri.stci, der jetzt vermauert ist. Neben diesem vermauerten PLingang, in der
inneren Nordwand des Chores, sieht man eine kleine Nische für einen
Mucharistie-Schrank, dessen Verschluss jetzt fehlt.
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GUT UND FILTAL- KIRCHDORF MOLLENSTORF.
315
Der Altar ist ein Werk des Barockstils vom Jahre 1705, mit den Bildern Altar,
der Taufe Christi, des Abendmahls und der Kreuzigung. Doch werden diese
Bilder jünger sein, wenigstens das der Taufe, da man unter diesem die Initialen
O • S • V • B und A . E . V . B antrifft, die sich nur auf Otto Siegmund von
Behr und dessen Ehefrau Anna Elisabeth von Behr beziehen können (s. o.).
Die Kanzel ist ebenfalls von geringer Bedeutung.
In einem besonderen Glockenstuhl auf dem Kirchhofe hängen zwei Glocken.
Glocken. Die eine, mit der Jahreszahl 1706, wird von dem Freiherrn VON
ERLEN KAMP, dem damaligen Patron der Kirche, angeschafft sein, nachdem
eine von der im dreissigjährigen Kriege zerstörten Kirche zu Pieverstorf nach
Zähren gebrachte Glocke wieder nach Pieverstorf hatte abgegeben werden
müssen. Die zweite Glocke, ein Geschenk des Kammerherrn C • VON AREN-
STORFF, ist 1862 von C. Jllies in Waren gegossen worden.')
Die heiligen Geräthe, 1862
geschenkt, sind neu.
Kammerherrn C • V • ARENSTORFF
Heilige
Geräthe.
') Das Inventar von 181 1 nennt nur die ältere Glocke %on 1706.
') 5 km westlich von Penzlin.
») Lisch, M. Jahrtj. XXIII, S. 26. 244.
*) M. U.-B. 5619. Auch in der Urkunde vom 8. November 1558 über den Lucka' scheu
Gilterumtau.sch wird für Mollenstorf Molme.sdorff gesagt: M. Jahrb. I, S. 227.
Dorfes.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Mollenstorf.')
ittelalterliche Urkunden fehlen. Gewiss ist nur, dass hier die Barden- Geschichte
fleth's bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1 548 sassen. Der letzte war ^^^
Achim Bardenfleth.^) Sehr wahrscheinlich ist es ferner, dass die Identifizierung
von Molmerstorp und iMollenstorf, welche im zweiten Personen -Register des
mecklenb. Urkundenwerkes angeregt wird, richtig ist. In diesem Fall hat
Mollenstorf bereits um 1335 eine Kirche.^) Ob sie aber Mutter- oder Tochter-
kirche war, wissen wir nicht. Dass der bei dieser Gelegenheit genannte Geist-
liche, der Dominus Bolekinus, kein Pleban, sondern nur ein einfacher Priester
(sacerdos) ist, lässt keinen weiteren Schluss zu, da auch der neben ihm ge-
nannte Dominus Joh. von Vielen keinen höheren Rang hat, von Gross -Vielen
aber mehrere Plebane des Mittelalters bekannt sind. Es könnte also auch in
Mollenstorf selbständige Plebane gegeben haben, ohne dass sie uns bekannt
geworden wären. Wenn aber im Archiv für Landeskunde mitgetheilt worden
ist, dass bis 1 590 eine eigene Pfarre bestanden habe, so ist das wenigstens
insoweit nicht richtig, als sich der Pastor Petrus Bambani im Jahre 1587 in
seinem Gesuch um eine Visitation klar und deutlich als Pastor zu Vielen,
Zähren und Mollenstorf unterschreibt. Im Uebrigen könnte es schon so ge-
wesen sein. Doch fehlt es bis jetzt an jeder zuverlä.ssigen Kunde. Auch in
der Folge bleibt die Kirche zu Mollenstorf als Tochtcrkirchc mit der in
3l6 A.MTSGER1CHTS15EZIRK l'ENZLIN.
Gross- N'ielen verbunden, so sehr auch Justus von Gundlach, nachdem er 1764
das Gut übernommen, darum bemüht ist, seine Kirche zu einer Mater vagans
zu machen. ')
Nach dem Absterben des Achim Bardenfleth verleihen die Herzöge
Johann Albrecht, Ulrich und Georg für sich und ihre Brüder Christoph und
Karl im Herbst des Jahres 1549 die eine Hälfte des Gutes ihrem Kanzler
Johann von Lucka; die andere Hälfte aber erhält der Kammerjunker (damals
> Kammerdiener- geheissen) Jürgen von Below. Lucka verkauft seine Hälfte,
die er unter dem Vorbehalt der Wiedereinlösung nach zehn Jahren erhalten
hat, im Jahre 1550 wiederkäuflich an die von Holstein auf Ankershagen.
Daraus erklärt sich nachher in der Urkunde vom 8. November 1558 über den
grossen bekannten Lucka'schen Güter -Umtausch die ausdrückliche Verzicht-
leistung des Herzogs Johann Albrecht auf die dem Lucka obliegende Wieder-
Einlösung des verpfändeten halben Dorfes Mollenstorf (Molmesdorff). Später
verschreibt der Kanzler diese Hälfte des Gutes seiner Gattin Margarethe
Schieferdecker als Leibgedinge. Doch kommt diese Hälfte von Mollenstorf
schon gegen das Knde des XVL Jahrhunderts in den Besitz der Holstein, mit
denen sich die von Lucka verschwägert haben. ^) Jürgen von Below dagegen
verkauft die andere Hälfte des Gutes im Jahre 1557 an Balthasar Kalden.
Kalden stirbt 1584. Sein Rechtsnachfolger wird Heinr. Biböw (s. Glocke).
Und nun bleibt Mollenstorf in den Händen der Bibow, wenn die letzte weib-
liche Descendenz dieser Linie mitgerechnet wird, bis 1764. Auch die Lucka-
Holstein'sche Hälfte, welche in der zweiten Hälfte des XVIL Jahrhunderts von
Adam von Holstein auf Zähren, durch Weggabe bei der Vermählung seiner
Schwester als Leibgedinge, eine Zeit lang an die von der Luhe auf Schulen-
berg und I^'ahrenhaupt gekommen war, geht noch vor Ablauf des XVII. Jahr-
hunderts auf Jürgen von Bibow aus den Händen seiner Schwiegermutter über.^)
In Folge dessen wird er — selbstverständlich unter Verzichtleistung auf die
hohe Jagd — am 8. März 1702 mit beiden Hälften von Mollenstorf, die
damals als Schwerinscher und Güstrowscher Antheil von einander unterschieden
werden, belehnt. Sibilla Hedwig von Bibow ist es dann, die das Gut bei
ihrer ersten Vermählung 1736 dem Albrecht Leopold Gans von Putlitz, und
(nach dessen Tode 1755) bei ihrer zweiten Vermählung 1756 dem Georg Ernst
von Oldenburg zubringt. Aber Oldenburg stirbt noch im selben Jahr. Miss-
liche Verhältnisse aller Art hatten dazu geführt, dass das Gut noch bei Leb-
zeiten des Putlitz im Jahre 1743 einem -Pensionär« Peters in Pfand gegeben
war Die Wittwe des Pensionärs zieht 1764 vom Gute ab, nachdem dieses
Pur 40000 Thlr. N*/;» «^n Justus von Gundlach verkauft worden war, dessen
Nachkommen es noch heute haben.
') Archiv für I^ndcskunde XVI, S. 345. 346. 351, Anmk},'. 2. Vj,'l. Könnl)ciR, M. Jahrb. XL,
S. 193. Stnhr, M. Jahrb. LX, S. 97.
•) l-i»ch. M. Jahrb. V, S. 216—218.
^ Akten im f>o«sh, .\ichiv. Im Hesondern Brief des Jürgen von Uibow an den Herzog
Friedrich Wilhcbn jc:cml)er 1697.
GUT UND FlUAL- KIRCHDORF MOLLEN.STORF. 317
Kirche. Die Kirche ist ein alter frühgotiiischer Bau in Form eines Kinhe.
Vierecks, das durch neu eingebrochene Lichtöfifnungen an seiner Ursprünglichkeit
sehr eingebüsst hat. Der Innenraum ist mit einer in flachem Stichbogen ge-
wölbten Bretterdecke überspannt. Auch das Westportal ist im Stichbogen
geschlossen, wird aber von einem Spitzbogen überfangen.
Der Altaraufsatz ist ein Werk des Barokstils von 1750 in zwei Stock- .Mtar-
werken, dessen unterer Theil durch korinthische Säulen und dessen oberer aiitsat/,.
Theil durch ionische Pilaster flankiert wird. In der Predella das Gemälde des
Abendmahls, im Hauptstock die Kreuzigung, im Oberstock die Auferstehung
und ganz oben das Gottesauge in der Sonne. Am Altar unten das BIBOW-
sche Wappen, daneben ein anderes mit einem gekrönten Schwaan.
Zu erwähnen ist eine überkalkte Pietas- Gruppe aus einem gothischeii l'ietas-
Triptychon. (iru|)|)e.
An der Kanzel drei Wappen mit Unterschriften: CLARA VON WENK- Kan/cl.
STERN 1700 . GEORG VON BIBOW 1700 • JUSTUS V-GUNDLACH 1764.
An einer Stuhlwange findet sich eingeschnitten L • V • B(ibo\\ 1 1585. Stuhl-
Oberhalb des herrschaftlichen Stuhles viele zinnerne Sargwappen der ^^'i^ngt.',
Familie VON GUNDLACH, auch an der Wand bei dem Pastorenstuhl BIBOW'.sche ' ^^^
' Wappen.
und PENTZ'sche Sargschilder von Zinn.
Oberhalb des Pastorenstuhles in der Xordostecke zwei Trauerfahnen I rauei-
des dänischen Majors CONRAD V . PENTZ 1667—1728. Vgl. Inschrift der (Blocke. fahncn,
Ti- /^ , ,^-i,-i r-i-o. 1 Kiicharistie-
In der inneren Ostwand nach Aorden hm em alter huchanstie-bchrank. Schränk
Im Thurm drei Glocken. Die älteste (Dm. 0,75 m) hat die Inschrift: (ihxken.
D ncj: glorie j:pc bcni lU pacc •tjcip i'Uiitc anii.i fUifbiljbbc aiiiin tiiii nuiTiiili
Die grössere (Dm. 0,95 m) hat nachstehende Insclirift: DIESE GLOCKE IST
1729 ZVR ZEIT HINRICH VON BIBOW VND DESSEN FRAVEN EVA DOROTHEA
VON PENTZEN VMBGEGOSSEN WORDEN VON MICHAEL BEGVN. Auf der
Glocke ein grösseres Rundbild. Darin als Flachrelief eine Glocke mit schräge
sich unter ihr kreuzenden Kanonenläufen, rechts und links davon das Fried-
länder Wappen (ein dreithürmiges Thor, zweimal). Unter den Kanonenläufen
ein Elephant und darunter M BEGVN. - Die dritte kleinere Glocke hat weder
Inschrift noch Zeichen.
Kleinkunstwerke, i. 2. Versilberter Kelch, gestiftet von C.V.G(undlach) Kk-inkunst-
1854. Patene ebenso — 3. Kleine runde Oblatendose, von Behmen Xeu.strelitz. "t-rke.
— 4. Weinkanne, gestiftet 1861 von E-V-G- und E . V . G . GEB. V. B(ul()w) - -
5. Taufschale, gestiftet 1880 von EMILIE VON GUNDLACH. GEB . VON BÜLOW.
— 5. 6. Zwei zinnerne Leuchter, der eine mit der Jahre.szahl 1732 Beide haben
als Stadtstempel ein dreithürmiges Thor und als Meisterstempel ^^•y|^^
7. Noch ein Zinnleuchter, mit denselben Zeichen und dem Xamcn CLAS
PETERS 1733 Jetzt bei Seite gesetzt. Also 5—7 wahrscheinlich N'eubrandcn
burger Arbeiten.
Auf dem Hofe ein .sogenannter 1 Opferstein
3i8 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Das Gut und Kirchdorf Peckatel.')
Ceschichte KlWenngleich die Ritter Bernhard und Heinrich von Peccatel erst im Jahre 1274
des lÄiffl ,jiit dem in der Vogtei PenzHn gelegenen und somit zur Diöcese Havel-
Dorfes, jjg^g gehörenden Dorf Peckatel belehnt werden, so lässt doch die Gleich-
namigkeit von Ort und Geschlecht schon auf ältere Beziehungen zwischen
beiden schliessen.^) Ausser dem Rittersitz, auf dem der Burgherr wohnt, giebt
es hier eine Bauernschaft mit einem Schulzen an der Spitze, deren Zeugen-
schaft der erstgenannte am i. Januar 1325 in einer Darguner Kloster- Angelegen-
heit verwendet : Testes huius rei sunt Ebelingus scultetus de Peckatele ciuiumque
communitas ibidem.^) In der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts nennt sich
die Familie »Pickatel«/) Die erst im XVIII. Jahrhundert (1775) ausgestorbene
Familie erhebt noch in der ersten Hälfte desselben Jahrhunderts vom Gute
Weisdin her Ansprüche an das alte Stammdorf. Aber durch Verpfändung
und Verkauf einzelner und mehrerer Höfe und Hufen hat sie es doch schon
vom XV. Jahrhundert her schrittweise aus der Hand gegeben, so z. B. an
Heinrich von Heydebreck (Heidebreke) achtundzwanzig und eine halbe Hufe,
eine wüste Worth, den halben Krug, anderthalb Käthen und die halbe Wind-
mühle, die dieser in derselben Gcsammtheit dem am 12. September 1505
damit belehnten Berend von Maltzan überlässt.'^') Ein anderer bis 15 14 an
Kggerd Soneke verpfändet gewesener Antheil wird in diesem Jahre von Hans
von Peccatel wieder eingelöst. Von dem Maltzan'schen Besitz verkauft Georg
I*>eiherr von Maltzan zu Penzlin und VVartenberg im Jahre 1556 wiederkäuflich
für eine Anleihe von 6900 Ciulden acht Höfe und achtzehn Hufen an den
Herzog Johann Albrecht. Von den Peccatel'schen Antheilen ist nachher in
Akten von 1593, 1598 und 1646 die Rede. So verpfändet u. a. Jürgen
von Peccatel im Jahre 1646 den Schulzenhof in Peckatel für eine Anleihe von
sechshundert Gulden an den Rostocker Doctor juris Siebrand. Dass sich die
von Peccatel immer mehr auf ihre östlicher gelegenen Güter zurückziehen, ist
schon in der Ortsgeschichte von Gross -Vielen bemerkt worden. Weisdin ist
zuletzt einer ihrer Hauptsitze. 1652 hat Adam Holstein's Wittwe (s. Mollen-
storf) mehrere wüste Bauerngehöfte in Peckatel. 1685 hat auch Hauptmann
•) 7 km südlich von Penzlin. KUlinel, M. Jahrb. XI, VI, S. 105, hält es für möjjlich, dass
dem Ortsnamen der alt.slavische Personenname I'ek (Peek) zu (Jriinde liege und vergleicht damit
die t»chechikchen Ortsnamen Pecetin und I'ekotluky.
*y M U. H. 1317.
». M. l' 1',. .icX.-i.
altzan. IV, S. 362—364 (Urk. DCCLXXXVIII).
GUT UND KIRCIinORF PECKATEL.
319
von Heidebreck Rechte und Ansprüche, die er neben anderen in Zähren,
Pieverstorf, Dambeck und Boek an den schon oft genannten Baron von Erlen-
kamp für 3000 Gulden abtritt. 1704 haben die Erben des Oberst von Aren-
storff dreizehn und eine halbe Hufe, die ihnen von dem Baron von Maltzan
überlassen sind. Neben ihnen finden wir dort als Erlenkamp'sche Erben die
von Langermann mit Besitz und Rechten, von 1716 an die von Hacke, die
gleichzeitig Passentin und Klein- Vielen besitzen (s. o. 282. 311). Von 1760
an ist neben Balthasar Daniel von Arenstorfif Balthasar Christoph Vick Mit-
eigenthümer des Gutes und Dorfes; von 1790 an hat es Kammerherr
von Blessen, der wegen weiterer Legung von Bauernstellen — heute giebt es
deren nicht mehr in Peckatel — zu Beschwerden Anlass giebt, und seit 1795
sind die Penzliner PVeiherren von IMaltzan im Besitz.
Ansicht von Peckatel.
Die Namen mittelalterlicher Geistlicher fehlen bis jetzt. 1568 giebt es
eine Vakanz in den unter Peccatel'schem Patronat verbundenen Kirchspielen
Peckatel und Lütken- Vielen: der alte Pastor Er Jochim Schutt (Schutt) ist ge-
storben. Die von Maltzan, sich ihres Besitzes halber dazu befugt haltend,
setzen Georg Schencke ein. 1607 aber (vielleicht schon früher) i.st Gregorius
Reimer Pastor in Peckatel, auch 161 1 und 1616. Ob noch langerr 1648
macht Jürgen von Peccatel auf Weisdin den Pastor Augustin l-berhard. der
die Cura der Kirchspiele PriUwitz, Hohenzieritz und Weisdin hat, auch ziun
Pastor des verödeten Kirchspiels Peckatel. Anscheinend aber nur auf kurze
Zeit Denn 1661 hören wir bereits wieder, dass der Peckatclsche Pastor
Heinrich lüilcnbrock ein Jahr vorher verstorben sei. und in Folge davon ist
1664 abermals die Rede von einer Verbindung der Kirchspiele unter dem
noch amtierenden Pastor Eberhard in PriUwitz. Zwischen 1696 und 1726 .st
Michael Christoph Haselberg als Pastor zu Peckatel und in den Filialen Liepen
und Langhagen nachzuweisen. S. Glocke in Liepen. Er lebt aber anscheinend
bis 1737. Seine Wittwe wird noch 1750 genannt. Von 1737 bis 1749 ('"
3^o
AMTSGKKUirrsIiK/.IKK PKNZI.IN.
Kirt 1k".
der Zeit der Leopoldinischcii Wiircn) ist anscheinend \'akanz.^) 1750 heisst
der Pastor joh. Jakob Barkow (7 vor 1804). Ihm wird 1781 der Sohn Friedr.
Wilhehii Harkow an die Seite gegeben (7 vor 1824) Walter a. a. O.
Kirche. Die Kirche ist ein gewölbter gothischer Neubau von 1862,
mit einem östlichen Polygonalschluss aus dem Zwölfeck. Nach aussen hin
sind Chor und Schiff unter einen First gebracht.
S|i;il^r,ilii>clic-. 1 1 i])l)clioii.
Triptychon. Auf dem Altar ein spätgothisches Triptychon des XV. Jahrhunderts.
Im Mittclschrein die drei Gestalten des hl. Dif;nysius, der hl. Maria mit dem
Kinde und der hl Katliarina. In den Flügeln die zwölf Apostel. Die Pre-
\\a|i|)cn. delia ist neu. - In den Fenstern des Chors sieben MALTZAHN'schc Familien-
Wappen, andere in anderer Ausführung am herrschaftlichen Stuhl.
») Stuhr, M. Jahrb. I.X, .S. 70.
GUT UND KIRCHDORF FECKATKI..
521
Im Thurm drei Glocken. Die grössere (Dm. 0,94 m) aus dem XV. ('.locken.
Jahrhundert zeigt im oberen Felde zweimal die hl. Maria mit dem Kinde unter
gothischen Baldachinen und drei münzartige Rundbilder- Abdrücke. — An der
zweiten Glocke (Dm. 0,70 m) sieht man am oberen Ringe eine Reihe zum
Theil missverstandener gothischer Minuskeln :
tK.d.ii.roi>o.o.io.u
auf deren Entzifferung wir verzichten. Im Felde zwei kleine Reliefbilder von
Monstranzen und ein Heiligenbild in gothischer Nische. — An der kleinen
Glocke das Hacke'sche Wappen und die In.schrift: WILHELM OTTO VON
HAKE ERBHERR VON KLEIN VIHLEN UND PECCATEL PATRON DER KIRCHE
ZU PECCATEL • — L • J • BARKOW PASTOR. Unten: FECIT C • D • HEINTZE
1767.
Kleinkunstwerke, i 2. Silbervergoldeter Kelch des X\'III. Jahrhunderts, Kleinkunst-
auf rundem Fuss. An der Kupa das Bülow-Buch'sche Allianzwappen mit «erke.
den Initialen O • V • B • Als Stadtstempel zweimal ein dreithürmiges Thor
und als Meisterzeichen die Initialen V. R., dazu ein Topf mit drei Blumen.
An der zugehörigen Patene ein anderes Allianzwappen, das des Mannes ein
leeres Feld, das der Frau das Bülow'sche, daneben die Initialen G»J«
V • B • Werkzeichen fehlen. — 3. Kleiner zinnerner Krankenkelch, ohne
Inschrift und Werkzeichen. — 4. Grössere zinnerne Patene. Als Stadtzeichen
ein dreithürmiges Thor und als Meisterzeichen die Initialen C. H. — 5 — S.
Kelch, Patene, Ciborium und Weinkanne, gestiftet von HANS VON PLESSEN
auf Damshagen und INA VON PLESSEN, geb. VON BRANDENSTEIN, bei
Erbauung der Kirche in den sechziger Jahren des Xl.\. JalHhuuderts. —
9. Silberne ovale Oblatenschachtel, auf der Unterseite der Xame des Stifters
ERNST JACOB VICK 1770. (S. o.) Als Stadtzeichen ein dreithurnngcs Thor.
und als Meisterzeichen der Buchstabe S. (Der Lieper Filiale gehörend.) --
10. Messingene Taufschale, neu — i i — 18. Acht Zinnleuchter aus dem XVII.
und XVIII. Jahrhundert. Stifternamen: 1 . B • V • A • 1685: jELISEBETH
ALGRIM 1686; 3. JOCHIM WADE 1703; 4. JOCHIM PRÄGST 1712; ; G • V-
H . B . C . V . P . ANNA LUCIE VON B • 1700; 6. CATARINA DOROTEA RID-
DEN 1717; 7. FRIDERICH HOTH 1721; S OTTO FRIDERICH FRANCK 1774.
Fast bei allen ein dreithürmiges Thor als Stadtzeichen.
Das dreithürmige Thor wird daher wohl auf Arbeiten aus .Neubranden-
burg wei.sen, wenngleich auf Glocken nicht übersehen werden darf, dass es
dort als Stadtzeichen des Friedlander Giessers Begun vorkommt.
21
322
AMTSGEKICMTSHEZIKK TENZLIN.
(leschichte
des
I Jorles.
Das Gut und Filial-Kirchdorf Liepen.')
|it Besitz und Rechten im Dorf tieften wir im XIV. und XV. Jahrhundert
die alten ritterbürtigen Familien der Peccatel, Plasten, Gelder, Schwerin
und Stalbom. und im XVI. Jahrhundert ausser den Söneke auch die der
Ileidebreck an, deren aus achtund/.wanzig Hufen bestehendes Eigenthum am
12. September 1505 als herzogliches Lehn an Berend Maltzan übergeht.^) Der
Maltzan'sche Besitz kommt 1556 wiederkäuflich an den Herzog Johann Albrecht
lllick auf die Kirche zu j.iei)en.
(es sind die genannten achtundzwanzig Hufen sammt den dazu gehörenden
acht Bauernhöfen und zwei Käthen); der Peccatel'schc Besitz aber, welcher
ursprünglich der grö.s.ste gewesen zu sein scheint, schwindet durch Verkauf
und Verpfandung, wenngleich Anrechte und Ansprüche nicht bloss 1569 und
1620, sondern auch noch 1727 von einzelnen Mitgliedern der Familie erhoben
und geltend gemacht werden. Im Uebrigen sind es in der zweiten Hälfte des
XVI. und nachher im XVII. Jahrhundert ausser den von Maltzan, deren Besitz
') 12 km sUdsUdwe.stlich von I'enzlin. Mit dem alt.slavischen Wort >lii)a - linde« von
Kuhnel verbunden: M. Jahrb. XI. VI, S. 84. I)ainach iingefähi soviel wie . l.indenhof . Vgl.
»IJndcnbeck«.
A. Gral
DCCLXXX
'luckte Urkunden von 1386, 1389 und 1437 im (iros.sli. Archiv. Vgl.
i l.il,. I.IX, S. 312. — I.iscli. (ifsclil. .MalUan IV, S. 363 (Urkunde
GUT UND FILIAL-KIRCHÜORF LIEPEN. 323
bald wieder auftaucht, besonders die von Holstein, Hans von Schulz -Pieverstorf
und Jürgen von Blankenburg-Prilhvitz, die bald mit diesen, bald mit jenen
grösseren und kleineren Antheilen an Liepen genannt werden. An deren
Stelle treten im XVIII. Jahrhundert zuerst die von Langermann, dann von
17 16 an die von Hacke, und von 1790 an der Kammerherr Karl Hartwig von
Plessen; endlich im XIX. Jahrhundert 18 10 Graf Hlumenthal, 1835 Hermann
Jahn, 1842 Friedr. Dudy, 1850 Karl Krichson, 1854 ]<>nst Christian Samuel
Schwabe, 1878 Emil Glantz, 1880 F"erd. Schmidt, und von 1884 an die von
Kap-herr.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse siehe bei Peckatel. Im X'isitations-
protokoll von 1661 heisst es, das Kirchlehn gehöre von alten Zeiten her denen
von Peccatel, jetzt aber (1661) hätten es die von Maltzan sich angeeignet.
Seitdem haftet das Patronat am Besitz des ritterschaftlichen Bauerndorfes, das
heute fünf Erbpächter zählt.
Kirche. Neugothische Kirche, aus Feldsteinen und Ziegeln aufgeführt, Kirche,
vom Ende des XIX. Jahrhunderts, mit einem kleinen gewölbten Chor \on
rechtwinklicher Anlage und einem breiteren und höheren Schiff, das mit einer
der Dachkonstruktion sich anschliessenden Eindeckuiig versehen ist. Der
schmälere Thurm trägt einen P}ramidenhelm. Die innere Einrichtung ist ohne
Bedeutung.
Die einzige Glocke der Kirche ist 1723 von dem Giesscr Michael Begun ("•lockf.
zur Zeit des Pastors MICH • CHPH • HASELBERG in Peckatel und unter dem
Patronat des FRIDERICH WILHELM VON HACKE gegossen worden.
Kleinkunstwerke. i. 2. Silberner Kelch ohne Inschrift und Zeichen, KlL-inkun^i
von 1857. An der Patene der werlesche Stierkopf und der Meisterstempel «crke.
D p.i) — 3. Taufbecken von Messing. 46. Drei zinnerne Leuchter. Der
erste gestiftet von DOROTHEA ELISABETH JULIANE GUNDLACH 1751. der
zweite von CHRISTIAN LANG 1751, der dritte von JOHAN CASPER ANDREAE
1698. An dem ersten als Stadtzeichen ein dreithurmiges Thor und als
Meister.stempel die Initialen C H mit der Jahics/.ahl 17 . . Die beidc-n letzt-
genannten haben keine Stempel.
') Oblatenschachtel schon bei Peckatel genannt (S. 321).
21'
324
AMTSGERICHTSKEZIRK PENZLIN.
Das Gut und Filial -Kirchdorf Kraase.')
Geschichti' ffffilii«^" tlrei ältesten Urkunden, welche vom Dorfe Kraase handeln, erbringen
des ^"—^ tlen Beweis, dass das schon im frühen Mittelalter der Parochie Varchentin
Dorfes. zi,i;cwiesene Dorf Kraase der Diöcese Schwerin angehört.-) Das Schweriner
Domkapitel bestätigt nämlich am 19. Juni 1286 dem Bützower KoUegiatstift
unter andern Gütern auch sieben Hufen in »Crase«, welche Bischof Hermann
(1262—92) dem Stift für Messelesen in der Kapelle der bischöflichen Burg
(pro missa in castro perpetuo celebranda) vermacht hatte. Bischof Gottfried I.,
der Nachfolger (1292 — 13 14), trifft nun des Weiteren die Bestimmung, dass
drei von ihm geschaffene und mit den Zehnten aus Kraase bewidmete kleinere
Bützower Dompräbenden, auf deren Verbesserung durch weitere fromme Stif-
tungen er vergeblich gehofft hat, schrittweise wieder eingehen sollen. Indessen
zwanzig Jahre später, den 22. Juni 1333, als Zeiten und Verhältnisse besser
geworden sind (postciuam intelleximus redditus prebendales canonicorum
Butzowensis ecclesie in tantum excrevisse, quod cet.), ruft Bischof Ludolf
(1331 — 1339) mit diesen Einkünften des Stiftes eine neue Domherren -Präbende
ins Leben. Wann die Kirche oder Kapelle in Kraase gegründet worden,
wi.ssen wir nicht, anscheinend noch im XIII. Jahrhundert. Wenigstens weist
der Feldsteinbau auf diese Zeit. Das Filial- Verhältniss zur Kirche in
Varchentin aber ist, wie die letztgenannte Urkunde erkennen lässt, so alt wie
die Kirche selber.
Aus dieser Urkunde ist zugleich zu ersehen, dass es deutsche Bauern
sind, die das Dorf bewohnen. Das Lehn des Dorfes aber hat am Ende des
XVI. Jahrhunderts die alte ritterbürtige Familie der Rostke oder Rostock, die
ausserdem in den Dörfern Schlön und Varchentin begütert ist. Die Rostke
sind auch die Inhaber des Kraaser Kirchlehns. (S. o. S. 212 bei Varchentin.)
Zu Anfang des XVII. Jahrhunderts haben auch die in den Besitz von Varchentin
gekommenen Kruse einen Antheil an Kraase. Als Pfandbesitzer treten nach
einander ferner die Stoislaf, Kamptz und Ferber in die Rostke'schen Antheile
ein. So kommt es, dass, obwohl noch im Jahre 1639 der König Christian
von Dänemark für die I'^haltung und Anerkennung der Lehns- Ansprüche der
Koslke eintritt, die genannten Güter und Dörfer allmählich aus ihren Händen
kommen. 1674 bitten Joh. Ro.stke's Vormünder um die landesherrliche Ge-
nehmigung zur Verpfändung des Gutes und Dorfes Kraase an den Lehnrath
') ISkoi we.stnordwestlich von l'cnzlin. (rase, Craze, Krase sind die Formen des Namens
im XIII. und XIV. T.Jirliiiiidcrt, die Kuhnel auf das altslavische Wort »krasa — Schönlieit' /urück-
fuhrt inen gedeutet wissen will: .die krasa«. Also un^'efähr soviel wie
»SchiJii'.'-, . i'.ig«.
*) ■■'■ ■■■ 37 »3- 5433-
GUT UNI) FILIAT.- KIRCHDORF KRAASK. 325
Dr. juris Ferber. Der Ferber'sche Pfandbesitz verwandelt sich 1693 in ein
Allod (s. o. S. 212) und 1701 wieder rückwärts in ein I.elm mit einem an
geschlossenen Revers über den Verzicht auf die hohe Jagd. Zwar meldet
sich 1702, und ebenso 17 14 noch einmal, Kaspar Christoph Rostke mit
Muthungen seiner alten Familien -Lehne, aber ohne praktischen Erfolg. Kraasc
bleibt bis 1756 in Ferber'schen Händen. Als Ferber'sches Gut wird es von
1738 an an den seit 1721 angestellten Verwalter Peter Langhofi" verpachtet.
1756 wird es Klinggräff'scher, 1808 Gentzkow'scher und 184s Lemcke'scher
Besitz.
Kapelle. Die Kapelle ist ein alter Feldsteinbau vom Ende des XIII. Kapelle.
Jahrhunderts in Form eines länglichen Vierecks. Beide Giebel aber sind in
Fachwerk aufgeführt. In seiner Ursprünglichkeit erhalten ist das kleine schmale
frühgothische Eingangsportal auf der Südseite, ein anderes im Westen ist zu-
gesetzt. Im Innern eine flache Balkendecke. Vor dem Südportal eine alte
Kornquetsche von Granit als Weihwasserbecken. F^in Thurm ist nicht vor-
handen, dafür steht südwestlich von der Kirche ein freier Glockenstuhl.
Die innere Einrichtung ist ohne Bedeutung. Der Predigtstuhl der Innere Hin
Kanzel steht ebenso wie der in Varchentin auf einem gemauerten Steinblock. nchtung.
Auf dem Schalldeckel fünf Schnitzfiguren aus einem ehemaligen gothischen Schnitz-
Triptychon. Der grösste Theil dieser Triptychon- Figuren aber steht in der tignrcp.
inneren westlichen Portalnische. Oberhalb des herrschaftlichen Stuhls fünf
kleine Epitaphien des XVIII. Jahrhunderts, welche der Familie LANG HOFF
angehören (s. o.).
Im freistehenden Glockenstuhl hängen zwei Glocken, von denen die eine ( '.locken.
1787 von J. C. Meyer, die andere 1841 von Jllies in Waren gegossen ist.')
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf rundem I'\i.ss, ge- Kleinkunst-
.stiftet laut Inschrift 1796 von CHRISTIAN CARL BREMER Als Stadtzeichen "^'•"'^e
das dreithürmige Thor von Neubrandenburg, und als Meisterzeichen die Ini-
tialen C O; Patene ebenso. — 3. 4. Oblatendose und Kanne sind beide
neu und haben den Stempel W M F M.
Vorgeschichtliche Plätze
s. am Schluss des Amtsgerichtsbezirks RIalchow
') Nach dem Inventar von 181 1 hatte ihre Vorgängerin die Namen des Karl %on Khng-
gräff und des Gustav Langhoft.
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lilick auf die Stack Waren von Nordosten hei
Amtsgerichtsbezirk Waren.
Die Stadt Waren.)
eschichte der Stadt. Am 5 Mai 1402 Icfjen Probst und Prior des
Klosters 15r()da den P'ürstcn Nikolaus und Christofifer von Wenden
eine angeblich von Fürst Nikolaus I. am 24. April 1230 aus-
gestellte Urkunde vor, an deren Pxlitbeit jene nicht zweifeln.-) Sie bestätigen
diese Urkunde in gutem Glauben, und in h'olge dessen versagen ihr auch die
mecklenburgischen Herzöge Magnus und Balthasar achtzig Jahre spiiter, nämlich
den 20. Juni 1482, durchaus nicht ihie Anerkennung,^) bidcssen diese Urkunde
ist, wie andere zweifellos echte Uikunden vom 23. Ajiril 1273, 30. Juli 1304
und 14. März 1331 leicht erkennen lassen, eine I'älschimg, womit die Landes-
herren vom Kloster hintergangen werden, um durch eine unwahre Zusammen-
würfelung geschichtlicher That.sachen einen riicil des Klosterbesitzes alter zu
macheiit als er war, und den anderen, der einstmals vorhanden, dann aber in
l'erwii;
slavijichcii V
», M
rc Form ist Warne. Kuhncl, M. Jalirli. XI.V'I, S. 155, fa.s.st den Namen als
"f »ind deutet ihn auf >die Varn-, Varna«. Zugleich erinnert er an den alt-
.ranü = Bchwarz, Rahe, vrana Krähe.
.->. 209.
GESCHICHTE DER STADT WAUEN. 327
aller Form Rechtens aufgegeben war, aufs Neue als zu Recht bestehend
erscheinen zu lassen.')
Von diesem Lug und Trug des Klosters Hroda wird auch die Stadt
Waren, oder genauer gesagt, ihre dem hl. Georg geweihte Hauptkirchc be-
troffen, und die urkundliche Geschichte beider, von Stadt und Kirche, hebt in
unschöner Weise damit an. Denn wenn es in diesem Machwerk mit dem
Datum des 24. April 1230 heisst, dass das Kloster die Kirche zu Waren mit
dem Dorfe Schwenzin und dem Aalfange jede zehnte Nacht in den drei
oberen Wehren zwischen der Müritz und dem Kölpin-See als für alle Zeiten
bei der Kirche verbleibenden Besitz sein Eigenthum nenne, so i.st das nicht
seit dem 24. April 1230 (oder gar noch viel länger, wie die Fälschung glauben
machen will), sondern thatsächlich erst seit dem 23. April 1273 der Fall, an
welchem Tage Fürst Nikolaus I. von Werle dem Kloster Broda den wirklichen
Besitz in seinem Gebiete anweist und bestätigt. Aber man sieht, dass der
Te.xt der echten lateinischen Urkunde von 1273: .... a.ssignavimus et con-
tulimus ecclesie Brodensi perpetuo et libere possidenda: eccle.siam Warne,
villam Svansin cum mansis quindecim, in tribus capturis supcrioribus etiam
noctem decimam in captura anguillarum inter stagnum Muriz et ac|uam cjue
Colpin puplice nuncupatur . . . für die untergeschobene spätere I'iilschung
benutzt ist: ... . dat wy -) na vthwjsinge older breue der hercn van dcme
Brode, de se vor vns ghehat hebbcn, scen vnde höret hebben, gheuen \iidc
voregeuen eem vnde eren ewigen nakomelynghcn : de kcrke to Warne nnd
deme to Swan.syn dorp vnde Schede mit voefthc}n hiiuen, de theyndc nacht
in den bouensteen dren aleweren tusschen der Muretzcnn vnde dcme Colpync
ewighen b)- der kerken tho bl inende .... Und wenn ferner, was in dem
vorliegenden Falle die Hauptsache i.st, die falsche Urkunde zu erwci.scn sucht.
da.ss ausser dem Kirchlehn zu Gro.ss-Lukow (bei Tcnzlin). das thatsächlich
erst am 30. Juli 1304 an das Kloster kommt, auch die Patronate der Kirchen
zu F'alkenhagcn (mit der Filial- Kapelle zu Alt-Schönau), Federow (mit der
Filial-Kapelle zu Kargow) und Schlön schon vor 1230 des Klo.stcrs I-jgenthnm
gewesen seien, so ist der wahre Sachverhalt der, dass die.sc cbengcnanntm
Kirchenpatronate erst am 14. März 1331 aus dem Besitz des Landesherrn, des
Fürsten Johann IL von Werle, an das Klo.ster übergehen, und zwar dadurch,
dass das Kloster dafür das Patronat über die Hauptkirche zu Waren und
') M. U.-B. 1284. 2945 5226. Besonders \vichti<j i>t die Anmerkung von NViRKtr "'
Irkunde 1284. — Holl, Chronik von Neubrnndenl.iirij. S. 321/23. h.Hlt auch die UcurkunduoK
vom 5. .Mai 1402 durch die Fürsten Nikolaus und ChristofTer für eine Kälschuns Wenn er mit
dieser Annahme Recht haben sollte, dann wäre die läusrhunR nicht .schon 1402. sondern erst
1482 gelungen, als die Herzöge Magnus und Haltha.sar sich darauf einlic.ssen, dem Kloster die
Urkunde von 1230 und auch die Bestätigung von 1402 zu l.eglauhigen. Wir gehen zu, da.s* es
sich so verhalten haben kann; es bleibt aber auch die andere Möglichkeit von Be>tand. welcher
wir am Anfange unseres Textes Ausdruck gegeben haben.
*) So lässt das Kloster »beer Niclaus van godes gnaden herc to Wcrile. schon 1230
sprechen. Ob dieser Fälschung in niederdeutscher Sprache noch eine lateinische vo.aufging ..der
nicht, spielt für die Fragen, auf die es ankommt, keine Rolle.
j_\s AM TSCiKKUinSHKZIkK WAKHN.
deren Kigenthuni in Schwenzin und in der Reke (dem Abfluss der Eide aus
der Müritz in den Kölpin-See) mit ausdrücklicher Zustimmung des Bischofs zu
Schwerin sowie des Bischofs und Domkapitels zu Havelberg an den Landes-
herrn zurückgiebt.') Des Pudels Kern in dieser offenbar erst lange nach
1331 angefertigten Fälschung ist also eigentlich der, dass das Kloster auf
eine bequeme Art in den Besitz der möglicherweise etwas zu billig weg-
gegebenen fetten Pfründe des heiligen Georg zu Waren zurückgelangen möge.
Dass ihm dies aber für die letzten Zeiten seines Bestandes gelungen ist, be-
weisen die schon genannten Konfirmationen vom 20. Juni 1482 durch die
Landesherren und vom 27. Oktober 1500 durch Papst Alexander VI.^)
Im Uebrigen gehört die Stadt Waren, deren Gründungsjahr unbekannt
ist. wahrscheinlich aber gleich dem \ieler anderer Städte des Landes ins dritte
Jahrzehnt des XIII Jahrhunderts fallen wird, zur Diöcese Schwerin und ist
schon frühe vom XIII. Jahrhundert her bis zur Reformation hin der Sitz eines
Archidiakonats. ') Aber verhältnissmässig ausserordentlich klein ist der Vorrath
von Urkunden zur Geschichte der eigentlichen städtischen P^ntwicklung. Und
doch muss dieser Urkundenschatz einmal sehr gross gew'esen sein, wenn man
die ungewöhnliche Ausdehnung des städtischen Gebietes und den stattlichen
Besitz von Pachthöfen, Waldungen, Wiesen und Gewässern überblickt, der den
von Parchim überragt imd nur hinter dem von Rostock zurückbleibt. Es ist
somit nicht möglich, \on dem Wachsen des Kommunalvermögens der Stadt
im Mittelalter ein solches Bild zu gewinnen, wie es sich von anderen Städten
zeichnen lässt Als schwacher Ersatz dafür hat sich in der Chronik des
Kirchberg ein anderes Geschichtsbild erhalten, das der unfreiwilligen Theil-
nahme der Stadt an jenen Kriegswirren, welche nach dem werlcschen Vater-
morde im Jahre 1291 entstehen. Ivs ist jene ausgeschmückte Erzählung von
der Einnahme der Stadt durch i]Qn jungen F'ürsten Heinrich den Löwen von
Mecklenburg, der sich aus politischen Gründen auf die Seite der vertriebenen
Vatermörder gestellt hatte, und von der Ueberrumpclung der Leute Heinrichs
des Löwen in der Stadt durch einen bei Nachtzeit ausgeführten Ueberfall von
der Wasserseite her, den Purst Nikolaus von Paichim, der Gegner, zusammen
mit den zu Schiffe herangekonmienen l^ürgern von Röbel und Plau, und an-
scheinend auch mit der ihm zugethanen grösseren Partei in der Stadt selbst,
glücklich ausführt.^)
'; M. U.-B. 5226 und 5247.
*; M. Jahrb. III, S. 206 — 210. 229/30.
'; M. L'.-H. 1451. 2016. 2507. 2508. 761 1. 8402. 9794. 9837. 10254. 10551. — Eine ander-
weitig, bei KlUvcr, Beschreibung Mecklenburgs, Hd. II, S. 632, mit dem I )atuni des 24. Juni 1272,
und im Warcncr WochenblaU von 1841, Nr. 7, mit dem Datum des 22. Juli 1271, genannte Urkunde
Über stidti che l'rivilcgieii und f ierichtsbarkeit scheint, wenn sie Uberhaujit jemals vorhanden war,
nicht wic'!> I ' ' ^cii 7.U sein. Das meckl. Urkundenwerk enthält sie nicht. Auch verweist
Dankcrt auf ilm'"K dieser Urkunde durch eine am Abende der hl. drei Könige des Jahres
1464 crliHMi. l.hc dem Verf-isser ebenfalls nicht bekannt geworden ist.
*) KiM I : ' :d(M), Mon. ined. I\', 831/32. Nach einer s))äteren Version der .Sage
auch mit Bürgern \'^\, ifleschichtliche Nachrichten über die Stadt Waren« im
GESCHICHTE DER STADT WAREN. 329
Von den grösseren Gebietser^verbungen der Stadt sind nur die nach-
folgenden mit iintrügerischen Urkunden zu belegen:
1. Der Warensche »VVohld« noch vor dem Jahre 1292, wie aus einer
Bestätigungsurkunde des Fürsten Nikolaus von Werle von diesem Jahre deutlich
hervorgeht. Es ist dies das ganze Waldgebiet, das ostwärts von der Muritz
bis nach Speck und Boek hinunter reicht. Die Urkunde selbst bezeichnet ihn
als jenes Wiesen-, Weide- und W^ald-Land, das begrenzt wird von den Dörfern
Schönberg, Federow, Jamen, Paletze, Speck und Boek, von denen Schönberg,
Jamen und Paletze nicht mehr vorhanden sind.')
2. Durch Kauf von den werleschen Fürsten, den Brüdern Günther und
Johann am 10. März 1306 die Pachte von der Müritz und dem Fei.sneck-See
(. . . dat wy von vnsem freien willen, besunderen ock vth ripem rade vnsere
belebenden manne, der gemeinheit der borgere tho Warnne die inboringe ifit
pechte der vnderschreuenn sehen, alse Muritz vnd \'ehessnick, redelick verkofl't
hebbenn vor driehundert marck wendischer penninge, ock den suluesten ge-
geuen hebben die macht tho viskennde in den sehen mit twen waden vnd
netten, ock andern instrumenth(en) vnd thowen, mit welckern viscke mögen
gefangen werden, allenthaluen, wor idt ehn in den wateren euenst kumpt . . .).*)
3. Der Ankauf des Dorfes Glewest mit der von den Landesherrn, den
Fürsten Johann II. und Johann III. gewährten Befugniss, es zum Stadtfelde zu
legen: (. . . wen sze szick (sc. radtmannen vnnde menheit vnserer Stadt Warne)
vthgekoft hebben de erfflicheit der inwanere desz sulften dorpps, dene mögen
sze de erfiflickheit tobreken vnde gruntliken vorstorcn, alzo dat sze edder ere
nauolgere nicht scholen dessze gesechte erft'lickheit vnnde worde ofte ackere
desszeme dorpe vorgesecht beieggen namalsz bogaden, men dit vorgenomede
dorpp vnnde andere dink, darbii bolegen szint, scholen ewich bKuen woste . . .).')
4. Der Ankauf des Dorfes Falkenhagen aus den Händen des Klaus
Kamin am 6. December 1427.*)
Das ist alles, was wir in dieser Richtung erfahren. Es fehlt vieles, so
z. B., um nur eins zu nennen, eine Nachricht darüber, wann das einstmals vor
dem »Neuen Thor< gelegene Dorf Melz (Meli.st), über des.sen Zehnten der
Domherr Erpo zu Schwerin am S.September 1284 und der Bischof Hermann
Warener "Wochenblatt des Jahres 1841, von Nr. 5 l.is Nr. 22 und 1842, Nr. i l.is Nr. 7. Der
Verfasser nennt sich nicht. Es ist aber bekannt, dass es der emeritierte Kirchcnr.ith Joh. Karl
Christian Dankert ist, der, zu Anfang der vierziger Jahre des XIX. Jahrhunderts bei Ilofrath .Schmidt
in Waren als Hauslehrer thätig, später Pastor in Schorrentin war. Vgl. Lisch. .M. Jahrb. VIII H.
S. 122, Anmkg. — Bachmann, landeskundl. I.iter.-itur, S. 471 (Nr. 5426). — Walter, Unsere I.andcs-
geistlichen, unter .Schorrentin.
') M. r.-H. 2161. .Schönberg, ehemaliges Dorf zwischen Federow und Waren, noch 1395
genannt. — J.imen an der Rederang -Bucht, noch in Akten des XVI. Jahrhunderts genannt. Vgl.
den Jambke-See auf der Schmettau'schen Karte. — Palette, östlich von Jamen; doch scheint in
der Feldmark nichts mehr an diesen Namen zu erinnern. Vgl. .Schildt, M. Jahrb. EVI, S. 218.
») M. U.-B. 3071.
') M. f.-B. 4584.
*) Noch nicht gedruckte Urkunde im Grossh. .\rchiv zu Schwerin.
330 AM rSGKKIClITSHKZlRK WARKN.
von Schwerin am 6. April 1289 Verfügungen treffen, das nachher im XIV. Jahr-
hundert zu öfteren Malen genannt wird und noch 1379 einen Schulzenhof hat,
den Kürst Bernhard von Werle und seine Gemahlin Elisabeth am 25. April
dieses Jahres dem Arnd Bosekc überweisen, eingegangen und zur Stadtfeldniark
gelegt worden ist.') Andererseits darf aber auch nicht übersehen werden, dass
die stadtischen Zeitpachthöfe »Jägerhof« zwischen den beiden Höfen Falken-
hagen uik\ Alt-I'^alkenhagen, ferner der zunächst östlich an Falkenhagen
grenzende Rugf^band«, der östlich von dem Pfarrgut Schwenzin gelegene
»W'arenshofs der »Müritzhof« und der »Warensche Wold« am Rederang- See,
sowie endlich das Gehöft »Schlamm« (noch weiter südlich und nahe dem
Boeker »Schlamm«) neue Anlagen innerhalb der städtischen Feldmark sind,
deren Xamen wir in dem grossen Schmettauschen Kartenwerk von 1788/94
vergebens suchen. Diese Höfe gehören nämlich alle mit einander dem
XIX. Jahrhundert an und sind in ihrer Art Zeugnisse des neuen wirthschaft-
iichen Aufschwunges, den die Stadt im XIX. Jahrhundert genommen, nachdem
die vorhergehenden drei Jahrhunde.te hindurch das Blut in den Adern gestockt
hatte. ^j Ob zu den Zeichen des Rückganges in diesen Jahrhunderten auch der
im Jahre 1683 geschehene Verkauf der I^ldenburg an der Reke zwischen
Müritz und Kölpin-See durch lUirgermeister und Rath der Stadt Waren an
den Baron von Frlenkamp gerechnet werden müsse, wollen wir dahin gestellt
.sein lassen, möchten es aber wohl glauben.^)
\'erhältni.ssmässig sehr viel reicher ist der Urkundenschatz des geistlichen
W'irthschaftsbetriebes oder der beide Kirchen unter einem Rektorat ver-
einigenden Kirchenökonomie. ^) .Ausser den Finkünften aus dem schon ge-
nannten Pfarrgut Schwenzin, womit einstmals die Grundlage für die Plebanie
in Waren geschaffen wurde, werden folgende Legate und Stiftungen genannt:
Im Jahre 131 5 von dem Bürger Nikolaus van der Mollen eine Memorienstiftung
für den verstorbenen Johannes Templin, bestehend in einer Mark P'inkenaugen
an den Pfarrherrn in Waren aus vier Hufen des ehemaligen Dorfes Schönberg;
im selben Jahr an ebendenselben eine Mark Wendisch zu ewigen Zeiten aus
einem Garten vor dem >' Alten Thor« vom l^ürger Johann Westphal und seiner
wie seiner Frauen Verwandtschaft; von demselben Weslphal im Jahre 1324
ein ganzer Hof aus.serhalb des «Neuen Thores« an den I'farrherrn, doch kann
der frühere Besitzer des Hofes, Hermann Krüger, wenn er will, den Hof für
zehn Mark Finkenaugen wieder einlösen; im Jahre 1333 die Stiftung einer
Vikarci in St. Marien von den Gebriidern Johann und Hermann Templin mit
den Finkünften aus drei Melitzer Hufen sammt dreissig Joch Landes bei dem
»Möwenbruch*; in deniselben Jahr an den Pfarrherrn ein Hof ;aisserhalb des
»Alten Th'T'- \r,n Joh. Szokebandt und Margarethe Knoppc.-. mit Vorbehalt
des NMes.sh :i- ihre Lebenszeit; ein Jahr darauf eine Vikarei in St. Georgen
17^2. 2016. 5-582. 5478. II 193.
', ^«1- 1;.-- I.Mfl>kmi(ie, I, S. 299.
•) I>ic von i :, von 1674 lii.s 1776 auf Vielist. y\klen im (iios.sh. Archiv.
«) Vgl. l.i.sch. .M. Jahrb. VIII li, S. 123.
GESCHICHTE DER STADT WAKEN. 33 I
von den Brüdern Nikolaus und Heinrich Blek, Bürgern der Stadt, mit den
Einkünften aus drei Melitzer Hufen, wobei die aus dem Gericht dem Rath
der Stadt vorbehalten bleiben, als Ersatz dafür aber wieder fünf Mark aus
zwei Gärten an der Müritz hinzukommen; 1340 von dem schon genannten
Nikolaus Blek an St. Georgen zwei Hufen am X'ielister Felde; am 5. Januar
1350 eine Vikarei in St. Marien von dem Bürgermci.ster Nikolaus von dem
Berge mit den pjnkünften aus drei Hufen und sechs Hau.sstättcn in Varchentin,
die er von Fürst Bernhard von Werle gekauft hat; am 11. März 1351 die
Memorienstiftung des Warenschen Pfarrherrn Johann Rambow für sich und
seine Eltern mit einer vom Kloster Malchow gekauften Rente von fünfzehn
Mark zwei Schillingen, woran übrigens das Kloster einen Anthcil erhält; am
17. Oktober 1357 an St Georgen bedeutende jährliche Geld- und Kornhebungen
von dem Warenschen Rathmann Dietrich Mirow aus zwei Hufen in Sommer-
storf und fünf Hufen in dem ehemals zwischen der Stadt und dem Dorfc
Federow gelegen gewesenen Dorfe Schönberg: Hebungen, die so ziemlich alle
Arten von Einkünften und Privilegien umfassen, wie sie im Mittelalter gang
und gäbe waren, und für welche die Bedingung die ist, dass der Pfarrherr in
Waren nach dem Tode des Mirow, seiner Gattin und seines Sohnes, für die
Seelen der Verstorbenen das ganze Jahr hindurch jeden Tag frühmorgens, ab-
wechselnd die eine Woche in St. Georgen und die andere in St. Marien, eine
Messe lese (pro quibus quidem bonis et redditibus ad dotem sepedicte ecclesie,
ut premittitur, appositis rcctor ecclesie qui pro tempore fuerit per totum anni
circulum in vna ebdomada in ecclesia sancti Georgii et in alia ebdomada in
ecclesia beate virginis in Warne continuando omni die hora matutina \el quasi
ad celebrandam vnani perpetuani missam pro defunctis vel aliam .secundum
exigenciam diei et ad memoriam animarum supradicti Thideiici Myrowcn,
vxoris sue Aluerik ac filii sui Hermanni M\towe, in mi.ssa prcdicta cjue pro
defunctis dicetur faciendam pcrpetuo est adstrictus); am 11. August 1360
durch testamentarische Verfügung des Bürgermeisters Nikolaus von dem Berge,
des Stifters der obenerwähnten Vikarei, an St. Marien sechs Mark P'inkenaugcn
wendischer Münze für sein Grab, sowie eine Mark Wendisch zu neuem Gestühl
und zu einem eichenen Block oder Armgeld.skasten in ebenderselben Kirche;
am 20. März 1378 die Schenkung eines Gartens an die Pfarre zu Waren durch
den Priester Hermann Kriwitz; am 13. April 1382 die Schenkung der
»Waseghen-Mühle« an der Pcenc zwischen Schwa.storf und Dratow. mit
Au.sschluss der den von Kampz aus der Mühle zur Zeit noch zustehenden
Einkünfte, durch den Pleban Dietrich Rulow, der dafür vierteljahrlich eine
Todtenfeier für sich und seine p:itern bedingt (tho veer thyden in lU-me jare.
na paschen, na suntc Johannes baptisten, na sunte Michelc, na wynachten,
myt al den vicariis vnde capellanen, myt v)'lgen vnde myt mysscn vnde (sc.
we de kerkhere ys) schal gheuen g>-sliken vicario vnde capellane soos Lubcschc
penninghe tho der vjlge, dre Lubesche to der mjsse, we dar ieghcnward)ch
is); am 13. März 1431 die Ueberweisung von 60 Mark Lübisch durch den
Marschall Heinrich Maltzan an eine Vikarei in St. Georgen, wofür er mit
jj-
AMTSCiERICHTSUKZlRK WAREN.
Genehmigung des Schweriner Bischofs Hermann erblich den Antheil erhält,
welchen die Vikarei bisher an der Reke bei Eidenburg besessen hat; endlich
am 24. Juni 1458 die Schenkung des fürstlichen Burghofes in der Stadt durch
Herzog Heinrich I\'. an St. Marien, sammt der weiteren landesherrlichen Ge-
nehmigung zu Ankäufen von Erb- und Pfandgut im Lande Wenden.^)
Zu allerletzt erfahren wir auch noch aus mehreren Schriftstücken der
Jahre 1586 und 1587, dass Heinrich von Below, erbgesessen auf Kargow, die
halbe Feldflur Gemekenhagen, welche nordwestlich von Kargow liegt, von der
Kirche zu Waren her für eine jährliche Heuer in Nutzniessung hat, und dass
er von dem ihm dabei zugestandenen Vorkaufsrecht mit der Summe von
siebenzehnhundert Gulden ein Jahr später Gebrauch macht. ^) Aber eine Ur-
kunde über den ohne Zweifel sehr viel früheren Zeitpunkt dieser Erwerbung
durch die Kirche ist nicht auf uns gekommen.
Ausser den bisher aufgezählten Kirchen -Urkunden giebt es nun noch
einige, welche geistliche Personen und deren Interessen betretTen. Doch sind
sie pri\'atgeschäftlichen Inhaltes, auf den es hier nicht ankommt, und es mögen
daher nur ihrer zwei, die eine von 1439 und die andere von 15 14, genannt
werden, welche erkennen lassen, dass es in Waren ebenso wie an vielen
anderen Orten während des Mittelalters einen Kaland giebt, zu dessen Auf-
gaben bekanntlich nicht bloss die Abhaltung von Memorien, sondern auch die
Ausübung von Werken der christlichen Liebe und Barmherzigkeit gehört.^)
Ueber die sonstige innere Entwicklung der Stadt fiiessen die Schrift-
(luellen älterer Zeit nur äusserst spärlich. Von der Einrichtung des Rathes
wissen wir nicht mehr, als was Monnik im Jahre 15 16 in seinem Bericht über
die Gewohnheiten der mecklenburgischen Städte, der die Grundlage für die
Entstehung der Polizeiordnung des Landes abgegeben hat, vorbringt. Er sagt
von Waren: Hir sint \'II personenn in deine rade vnd sust plegen dar XII
to wesenn. — Die raethkoste deytt eynn nie rathmann nha synen gefallen,
wenns emhe geleuett, darto biddet eynn jeder nha synem willen die frunde
vnnd den radt. — Item e}'nn nie borgermeister gifft nicht, kemerer geuenn
ok nichts. - Die raethkoste warhet vam sondage bet vp denn donredag. —
Die kemerer nheinenn in der stadt gutt vnnd doenn deme rade reckenschop.
— Vann deme rade vnnd dem kerckherrn werdenn geordent vorstender der
gotshuser, vnnd die doenn den suluenn reckenschop des jares eynns.')
Auch die späteren Privilegienbestimmungen der Landesherrn geben in
dieser Richtung keine Aufschlü.sse über die Verhältnisse in früherer Zeit.")
'; M. U.-B. 3730. 3731. 4499. 5382. 5383. 5478. 6016. 7033. 8402. 8777. II 182. 11424.
Ufcch. (Jeschl. Maltzan II, S. 605 (Urk. CCCCXXXVII). Schröder, I'ap. Meckl., II, S. 2121/22.
lHuu angedruckte Urkunden aus dem XV. und XVI. Jahrhundert im Grossh. Archiv.
'J Lisch, M. Jahrb. XXXIV, S. 176. 177.
*) Akten im Grossh. Archiv. Vgl. Lisch, M. Jahrb. VIII H, S. 124.
) P. Croth die Entstehung der mecklenburgischen I'olizeiordnung vom Jalnc 1516: M. Jahr-
buch L\
/ lic Ucstätigungsbricfe von 1549, 1588, 1609 und 1666. Vgl. Akten im
Grosah. Arch:..
GESCHICHTE DER STADT WAREN. 333
Als Rechtsgrundlage gilt das gemeine Recht. Auf einzelne Partikularrechte
fällt erst von 1589 an etwas mehr Licht.') Einen Anklang an die alte Zeit
enthält die am 26. Februar 17 13 erlas.sene Bürgensprache: Statuta urbanica
urbis Warnae.-) \'on den älteren Amtsrollen ist nur die der Leinewandweber
erhalten, die der Rath der Stadt (damals aus acht Personen bestehend) am
27. Mai 1334 erlässt.-^) Doch lernen wir die übrigen Aemter und Gilden der
Stadt sammt einem Theil ihrer Gewohnheiten und Gebräuche aus dem schon
genannten Monnick'schen Bericht von 15 16 näher kennen: es sind aus.ser der
Kaufleutegilde, Schützengilde, Elendengilde und dem schon genannten Leinewand-
weberamt die Aemter der Schuhmacher, Bäcker. Knochenhauer, Schneider,
Krämer, Schmiede, Kürschner und Fischer.*) Letztgenanntes Amt, das für die
Stadt bis in die Gegenwart hinein eine besondere Bedeutung gehabt hat, erhält
am 31. Mai 1723 vom Rath der Stadt eine neue Amtsrolle, nachdem das Amt
erklärt hat, dass ihm seine alte Rolle von 1472 und auch deren Erneuerung
vom 28. Mai 1628 abhanden gekommen seien. Wahrscheinlich war aber auch
die Rolle von 1472 schon die Wiederholung oder Erneuerung einer älteren Rolle,
da, wie oben bereits erwähnt ist, ausser dem Feissneck-See der nördliche Theil
der Müritz schon 1306 durch Kauf an die Stadt kam, während der südliche
Theil in dem Besitz werlescher Vasallen war, wie einer Urkunde von 1375 zu
entnehmen ist, durch welche die Gewässer dieses Theiles von den Fürsten Lorenz
und Johann von Werle an die Gebrüder Regendanz (Regedantz) verliehen werden,
während sie bis dahin die in Waren wohnenden Kröcher besessen hatten.")
\"on der Betheiligung der Stadt an den Wirren in der Zeit unmittelbar
nach dem werleschen Vatermorde ist oben bereits die Rede gewesen. Bei der
ersten werleschen Landestheilung am 2. December 13 16 bleibt Waren, bis zu
der vorläufig noch ausgesetzten Entscheidung über Malchin, halb bei der einen
und halb bei der anderen Linie des Hauses, kommt aber nachher an den
Güstrower Landestheil, also zu derjenigen Städtegruppe, von welcher Güstrow
die Vorderstadt ist: es sind dies die Städte Güstrow, Krakow, Plau, Röbel,
Penzlin, Xeukalen und Waren. ^) Dass Waren in dieser Zeit neben Güstrow die
vornehmste Stadt ist, sieht man sowohl an der gemein.samen Burgschaft beider
für ihren Fürsten Nikolaus III. bei dem Abschluss eines einjährigen Waflen-
.stillstandes am 19. März 1344 zwischen diesem und den Herzögen von Pommern,
als auch an dem ausnehmend schönen und prächtigen grossen Siegel, das sie
bei dieser Gelegenheit als äusseres Zeichen ihrer Würde und Bedeutung ver-
wendet.") Bei der abermaligen werleschen Landestheilung am 14. Juli 1347.
in welcher Waren, Röbel, Wredcnhagen und Penzlin die Hauptpunkte eines
•) V. Kamptz, Civiliecht I, Theil i. S. 40. 236-239. 300. 3K).
^) V. Kamptz, a. a. O. II, S. 328—331.
») M. U.-B. 5525.
*) I'. Groth, a. a. ()., S. 225 — 230.
'^) M. U.-H. 10675.
*) M. U.-B. 3860.
'') M. ü.-B. 6392. Vgl. auch 6434.
334
AMTSGERlCllTSliEZlRK WAREN.
besüiidercn Gebietes abgeben, wird Waren zur Residenz erhoben und bleibt
es bis zu dem Aussterben der Werle-Warenschen Linie im Jahre 1425.') Kine
in der Nähe von St. Marien gelegene, oft besuchte und bewohnte landesherr-
liche Burg giebt es freilich schon von alter Zeit her. Sie wird der Hauptsitz
des Werle-Warenschen Hauses. Eine ganz genaue Angabe ihrer Lage ist
freilich bis jetzt nicht möglich gewesen. Wie sie 1458 Eigenthum von St.
Marien wird, ist oben schon angedeutet worden. His Ende des XV. Jahr-
hunderts sollen ihre Baulichkeiten noch gestanden haben.
In den bekannten
vielen Landfriedens- und
anderen Verträgen des
XIV. Jahrhunderts nimmt
Waren jederzeit eine an-
gesehene Stelle ein.^)
h'inen eigenthümlichen
Eindruck macht jene Ur-
kunde vom 14. Oktober
1363, mit welcher sich
die Stadt, angeblich un-
beschadet der werleschen
Oberherrlichkeit, auf fünf
Jahre in den Schutz des
Herzogs Albrecht von
Mecklenburg begiebt.^)
Aber die Sache erklärt
sich theils aus der durch
dieTheilungen des Landes
stark geschwächten Haus-
macht der ]''ürsten, theils
und ganz besonders aus dem schon in den fünfziger Jahren eingetretenen Pfand-
verhältniss, durch welches der Herzog allerlei Einkunftsrechte aus dem Lande
Waren gewonnen hatte, wenngleich am 23. Juni 1362 das Land Waren selbst von
den Herren von Werle wieder eingelöst worden war. Doch bleibt dieser That-
sache gegenüber Herzog Albrecht noch lange Pfandherr der Lande Krakow und
Plan, von Plan sogar bis zum Jahre 1375.'') Bald nachher mü.s.sen Uneinig-
keiten der Stadt Waren mit den I lanscstädten vorgekommen sein, welche aus
j>oliti.schen Gründen den Handel nnt Dänemark untersagt hatten. P^s scheint,
als ob die Kaufleute in Waren diesem oder auch einem anderen durch ge-
meinsame Interessen veranlassten Gebot nicht nachtrekommcn waren, denn es
Altes Siegel der Stadt Waren.
■, M. V.U. 6779.
'; M. U.-B. 6437. 752,». 7731. 7771. 7.SS1. 7911. 9935. 11664.
V .V i:.-B. 9205.
'' K242 ;n;ich der < heniiiitz'sclicn Chronik). 9008. 9051. 9937. 10769.
GESCHICHTE DICK STADT WAREN. 335
Steht zur Frage, ob der Handelsverkehr mit Waren in Folge dessen ein-
zustellen sei oder nicht. i) Das Ende der Sache erfahren wir nicht.
Die letzten urkundlichen Nachrichten des XIV. Jahrhunderts über Waren,
welche hier eine Erwähnung verdienen, sind die, dass Fur.st Ik-rnhard von
Werle am S.Juli 1378 den Wedege von Plote zum Hauptmann der Länder
Waren und Penzlin bestellt, und dass sich Fürst Johann VI. von Werle, der
die vorletzte Generation der Linie Werle -Waren vertritt, in einer Urkunde
vom 26. September 1383 als »vann godds gnaden here van Warn vnnd ouer
dat landt to Wenden« nennt. ^)
Die wichtigsten politischen Ereignisse des XV. Jahrhunderts sind dann:
der Uebergang von Stadt und Land Waren sammt dem Lande zu Weiulen
nach dem Tode des Fürsten Christofifer in der Schlacht bei IVitzwalk am
25. August 1425 an das Haus Güstrow, das Aussterben dieses Hau.scs mit
dem Fürsten Wilhelm elf Jahre später, am 7. September 1436, und der dadurch
verursachte Uebergang der gesammten werleschen Lande an da.s I laus Mecklen-
burg und das erwähnte Eingehen des fürstlichen Hauses zu Waren im Jahre
1458. Das Haus selbst soll, wie schon bemerkt worden, noch bis 1500 hin
gestanden haben.
Im XVI. Jahrhundert beschäftigen die Reformationsgedanken und die
sich anschliessende verderbenschwangere grosse Kirchenspaltung die Geister
und Gemüther aller Menschen, im XX'II. folgt die entfesselte Kriegsfuric mit
Pest und Elend, Noth und Tod, und verheert Stadt und I.aiul in fürchter-
lichster W'eise, im XVIII. aber lastet tiefste l^rschlaffung auf allen lebenden
Wesen und verwandelt jeden Schaffensdrang in ein unfruchtbares l'liilisterthum,
das Niemandem frommt. Das ist auch die Geschichte der Stadt Waren in
dieser Zeit Wen freut es davon zu hören? Dazu giebt es mehrere gro.sse
Brände, die den Wohlstand der Bürger aufs Schwerste schädigen, 1568, 1637,
1656, 1671, 1699.^) Kurzum, es ist nicht mehr das Bild der schwellenden
Knospe und aufbrechenden Blume, das die Geschichte der Stadt im Mittelalter
bietet, es ist das weniger schöne Bild des verwelkenden Gewächses. I-jst im
XIX. Jahrhundert rafft sie sich langsam wieder empor, und wenn die Stadt
heute in ihrer Gesammt- Erscheinung, in ihrem Leben und in ihrer Rührigkeit
die meisten der übrigen Mittelstädte Mecklenburgs überragt, so ist es ganz
besonders das Verdienst des erst vor wenigen Jahren verstorbenen Burger
meisters Schlaaff, der fast vier Jahrzehnte hindurch dem Gemeinwesen vor-
gestanden hat und über Feindschaften und Hindernis.se hinweg die Stadt
gehoben und mit ei.sernen Schienen.strängen nach allen Richtungen hin au.s
ihrer Absperrung und Vereinsamung herau.sgerissen hat.
Am Schluss seiner geschichtlichen Nachrichten über die Stadt Waren
geht Dankert auf Personalien aller Art ein und giebt u. a. auch die X'erzeich-
') .M. U.-H. 974S
*) M. U.-H. II 119. II 527.
") \g\. I).^nkel•t, a. a. C)., .\r. 15, 17 L^^-l'cr den gn.s«.eii Hra.ul vom 22 Aj.iil u»,<t ; . i.clilet
das iil:este Kirchenliucli (Wolff).
33^ AMTSGEKlCinsUKZIRK WAREN.
nisse der Geistlichkeit. In Betreff der vorreformatorischen geben jetzt die Re-
gister des mecklenb. Urkundenwerkes eine reiche Ergänzung, welche sich noch
mehren wird, sobald die Urkunden des X\^ Jahrhunderts an die Reihe kommen.
F'ür die Geistlichkeit nach der Reformation bieten die Kirchenakten im Gros.sh.
Archiv und ebenso die Kirchenbücher auf der Pfarre zu Waren einige Hc-
richtigungen, die hier nachgetragen werden mögen. Heinrich Wehen (nicht
Weher) wird im \^isitationsprotokoll von 1541 42 als ein gelehrter und christ-
licher Prediger gerühmt. Neben ihm wirkt als Kapellan Steffen Monnich, der
gleiches Lob erhält. Als dritter wird der »Schulmeister« Bartholomaeus
Michaelis genannt, ein gelehrter Geselle«. Dagegen ist der Stadtschreiber
(nach altem Herkommen ohne Zweifel ebenfalls Theologe) »ein arger Papist
und Verfolger des Wortes Gottes.«^)
1576 (nicht 1574) wird Johann Pauli berufen. In einem Schreiben des
Magistrats vom 11. Juli 1576 heisst es, dass dem alten Er Jochim« nunmehr
noch ein Unterhalt ausgewirkt werden müsse, neben dem bis dahin, und zwar
seit drei Jahren, Christoffer Weede sich des Predigtamtes befleissigt habe.
Also der Vorgänger von Pauli ist nicht der 1541 genannte Wehen, sondern
der alte »Er Jochim-, ohne Zweifel kein anderer als der von Dankert genannte
Joachim Weinholz, welchen bereits das Warener Visitationsprotokoll von 1559
als Kirchherrn vorführt. Christoffer Weede aber ist vielleicht der Nachfolger
des von Dankert um 1563 genannten Kaspar Bornemann. Im Jahre 1577
wirkt neben Pauli als zweiter Pastor Joachim F"rederkink, und als dritter wird
in Schröder's evangel. Mecklenburg III, S. 329, Jakob Voss genannt. Alle
drei unterschreiben 1577 die Konkordien-Eormel. Pauli wird noch im selben
Jahr nach Wismar berufen. An seine Stelle tritt Gelmerus Waldberg (Nemero-
montius), der nun mit Erederkink bis zu dessen Tode im P>ühjahr 1587
zusammenwirkt. Waldberg stiibt im Frühjahr 1597. Als zweiter neben ihm
führt nach Frederkink's Tode Christian Schwante (Suantenius) das Amt. Sein
Kollege wird 1 598 der junge VValdbcrg, der sich ebenso wie sein Vater
Gelmerus Xemeromontius nennt. '■^) Schwante stirbt 1624 (nicht 1620) an der
Pest, der jüngere Waldberg ist schon am 20. November 1622 gestorben. Nun
fehlen mehrere Nachrichten. Nachdem Petrus Bambam, der Sohn des gleich-
namigen Pastors in Gross- Vielen, durchs Mxamen gefallen i.st, wün.scht die
Stadt den Joachim Schönemann zu erhalten. Vielleicht wird er's, und zwar
neben Georg Arendt. Aber wenn er es wird, dann höchstens bis 163 1.
Denn von 163 1 an ist neben Arendt bereits Nikolaus Grundt im Amte.
Arendt stirbt am Montage nach Trinitatis 1638 (nicht 1646). Grundt aber
lebt bis 1677. Neben ihm wirken: zuerst, als Nachfolger von Arendt, Georg
Helmichius (f im December 1660), dann von 1662 an Joh. Weltzien (f im
Januar 1673) und als dritter von 1674 an Chri.stian Ilämmcrich, der 1676
I ^'•" *' i .•.Mi.ii-j.rotulcoll v<in 1^34 nciiiil nN Inli.ilier des I'fanlclins seit 1509 einen
Heinrich Weinbolz.
*) In der Kohtocker Universität« -Matrikel wird der .\anie .N'einoriinontius i^^eschrieben.
ST. GEORGEN -KIRCHE ZU WAREN. 337
nach Rendsburg berufen wird. Grundt erlebt auch noch die I^erufung des
Joachim Rehfeld (f 14. August 17 15). x\eben Rehfeld i.st seit 1677 %ach
Grundt's Tode) Simon Gabriel Rosenow zweiter Pastor (7 24. August 1686).
Diesem folgt 1687 Otto Joachim Haveniann (7 i. März 1722, emeritiert
schon 17 18). Und nun rücken wir in jene Nachrichten bei Dankert ein, welche
sich bei weiterer Kontrole durch Kirchenakten und Kirchenbuch durchweg als
richtig erweisen. Die Genannten sind Christian Dreyer (von 1717 an,
gest. 8. September 1734), Joach. Joh. Flohr (von 1718 an, 1747 abgesetzt, gest.
19. Mai 1761), Joh. Friedr. Daries (von 1735 an, gest. 8. Juni 1 769), ') Christian
Daniel Graumann (von 1747 an, gest. 26. Januar 1764). Joh. Aug. Hermes
(von 1765 bis 1774, nicht 1772, später in Jerichow, Magdeburg und zuletzt
in Quedlinburg), Friedr. Traugott Schmidt (von 1770 bis 1813), später in
Gnoien^); Joh. Friedr. Schneider (von 1774 bis 1804). Ueber die Geistlichen
des XIX. Jahrhunderts s. Walter a. a. O.
Die St. Georgen -Kirche.
ils^jaubeschreibung. Ihr jetziges Aussehen verdankt die Kirche einer 1*>- Beschrd-
neuerung ihres ganzen Baues in den fünfziger Jahren des XIX. Jahr- ''"ng des
hunderts durch den Baurath Krüger. Leider hat sie dabei ihren ganzen alten '^^"es.
Chor eingebüsst, der, nach der Beschreibung bei Lisch im M. Jahrb. V B, S. 120,
ein allerdings nicht mehr in seiner Ursprünglichkeit erhaltener Feldsteinbau
aus der Zeit des Ueberganges vom romanischen zum gothischcn Stil vom
Anfange des XIII. oder gar noch vom Ende des XII. Jahrhunderts war. Be-
sonders gedenkt Lisch einer Pforte mit Rundbogenschluss auf der Südseite des
Chors, deren Wandung und Laibung aus wohl bchauenem Granit gebildet war
und deshalb in irgend einer Weise und an irgend einer Stelle hätte erhallen
werden sollen, am besten an ihrer ursprünglichen Stelle.
Der grosse Brand der Stadt am Sonntage Cantale des Jahres 1 568,
vier Wochen nach Ostern, hatte auch die Kirchen arg mitgenommen. Ks wird
erzählt, dass nur ihre Mauern stehen geblieben waren. Gleiche Wirkungen
hatte der grosse Brand von 1699 Es ist daher wohl zu glauben, dass die
Kirche, wie Lisch sagt, vor ihrer Erneuerung ein durchaus unerquickliches
Ansehen hatte. Wie der Chor, .so stand auch das drei.schifFige Gemeindehaus
ohne Wölbung da, nur mit Balken und Brettern eingedeckt.
Auf die Jahreszahl 14 14 hin, die man frühei auf einem Steine des
Thurmes las, glaubte man den Bau des drei.scliiffigen Gemeinilehau.ses in dieses
') Verfasser von »Etwas zur Geschichte und Hcschreibung •'■r >,„ . LI, ..1,1.. ..s. li.-n .Sladl
NW-ihreni in Mantzel's IJützowschen Ruhestunden XVII, .S. 66 bis 71.
-) Verfasser von >To|)ograi)hische l'.eschrcihung der .St.-idt Wahren- in ...Neue .\IunatNM:hrift
von und für Mecklenburg». Erster [.ihp.'.inir. Elftes .Stilck. November 1792 (^.S.-38i -300 .
22
33»
AMTSGERICHTSKEZIRK WAREN.
Jahr setzen zu dürfen. Prüft man aber die noch erhaltenen alten Bautheile,
besonders die Formen der Fenster des Obergadens im Mittelschifif, in deren
Wandung und Lai-
bung der Wechsel
zwischen Rundstab
und rechtwinkligen
scharfen Kanten zu
beachten ist, so
kann man sich dem
Findruck edler Früh-
gothik vom Ende
des XIII. oder auch
dem Anfange des
XIV. Jahrhunderts
nicht entziehen.
Eigenthümlich ist
der Einsatz von
blumen- oder
knospenartig aus
dem äussersten
Gliede der Bogen-
laibung heraus-
ragenden Form-
steinen, wie sie in
dieser Weise sonst
nicht in Mecklen-
burg vorkommen
und wie sie ausser
bei den Fenstern
auch bei den kleinen
Hlendnischen neben
ihnen zu sehen
sind.') Aber auch
') Lisch nennt .sie
> Sperberköpfe«. Aller-
dings cr.scheincn sie aus
der Kerne fast wie hervor-
Mehende plastische Vogel-
köpfc. Genauer besehen
aljer haben ».ic besonders
da, wo sie zu dreien
nelicn einander geordnet
sind (wie z. B. in der
Spitze des Bogens) das
Aussehen von kleeblatt-
artigen liiidungen.
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Nacli I'rics und Werner.
Inneres der St. Georgenkirche zu Waren. Blick auf den Altar.
Inneres der St. Georgenkirche zu Waren. Blick auf die Orgel.
ST. GEORGEN -KIRCHE ZU WAREN.
339
hierin meldet sich jenes Princip, das uns in einer ganzen Reihe schöngebildeter
Portale in frühgothischen Kirchenbauten entgegengetreten ist. Man denke nur an
Steffenshagen, Parkentin, Bützow, Güstrow, VVattmannshagen, Teterow u. a. ni.
Es ist dies jene dem norddeut-
,Hi..,nn,i,t.!i,.i,i II ' s< -,.'Jl.i,i,u'.'.'.-;miii I scheu Ziegelbau in besonderer
Weise eigene Art, die Hogen-
laibung vom Kapitellgliede in der
Kämpferlinie herauf mit zierlich
gebildeten Gliedchen aller Art, mit
Scheiben, Radchen, Sternen, Ro-
setten, Blättern, Blumen und
Knospen zu schmiicken. Beson-
ders erfreuen sich die »Priester-
pforten« im Chor dieser Auszeich-
nung, die oft mit diesem Schmuck
wie besäet erscheinen. Diese Nei-
gung aber verschwindet, wenigstens soweit unser Ziegelbau dabei in Betracht
kommt, in der nachfolgenden Zeit der Hochgothik und Spätgothik ganz
und gar.
Darum ist es durchaus nicht angebracht, die Jahreszahl 1414 auf das
Schiff von St. Georgen anzuwenden. Sie muss dem Thurm gelassen werden,
Obergaden.
■J(nV\ Jl i< vw" v< vv JVv.^W*\ va^^Al.-
oAäaxfl
Y-
des.sen Mauerwerk den polnischen Verband (ein Läufer, ein Binder)') aufweist,
und der hier wie anderswo als letzter Baukörper aus dem X\'. Jahrhundert
den Schluss des Ganzen bildet.
Frühgothischer Charakter ist glücklicherwei.se auch den Scheidebugen
im Innern verblieben, eben.so den Ni.schen oberhalb des Triumphbogens,
während die gedrungenen acht.seitigen Pfeiler von der Frühzeit nichts weiter
haben und zeigen als die ihr noch vom romani.schen Stil her anhaftende
Schwere und Massigkeit.
'; OtteWernicke, Hdb. I, S. 43 (5. Aufl.) nennt diesen Verliand >\vendisch< und den, welchen
man in Mecklenburg . wendisch < nennt, den »gothischeii. Verband. _ Wir müssen hier bei unserer
Weise bleiben. (Jothisch sind sie beide, beide auch bedingt durch^das Kullmaucrwcrk aller Zeit ;
und schliesslich ist polnisch und wendisch etwas Nahverwandtes. Aber fllr .Mccklenburu mus»
der Verband mit zwei Läufern und einem Binder als der ältere in Anspruch gcnDmmen werden,
welcher in den > wendischen« Städten an der See der herrschende war, und der andere mit einem
Läufer und einem Minder hat als der nachfolgende jUngere zu gelten.
340
AMTS(;ERICnTSlU';ZIRK WAKEN.
Das für die Küster- und Organisten -Wohnung dienende alte Haus auf
der Südseite der Kirclie soll im Mittelalter dem Kaland gedient haben.
Die innere Einrichtung der Kirche entstammt der Zeit der genannten
Krneuerung durch den Haurath Krüger in den fünfziger Jahren des XIX. Jahr-
hunderts. Die Glasmalereien im Chor wurden von Ernst Gillmeister nach
ICntwürfen \on Gaston Lenthe ausgeführt. Es sind die Gestalten des auf-
erstehenden Christus, des Moses und des Jesaias; unter dem Heiland nach
Art einer Predella die Grablegung.
An einem Pfeiler des südlichen Seitenschiffes ein in Stein gehauenes
Epitaphium mit Wappen und Kriegs -luiiblemen; die Inschrift besagt, da.ss
es dem ADAM CHRISTOPHER VON HOLSTEIN, Oberstleutnant in dänischen
Diensten, geboren den lO. h^ebruar 1683 zu Klink und gestorben den 29. Juli 17 12
in Marchienne in Flandern, zum Andenken gesetzt worden sei.
Oberhalb des Triumphbogens auf getrennten Sockeln die alte drei-
figurige Krucifixus- Gruppe, eine treffliche gothische Holzschnitzerei, an-
scheinend aus dem XI\\ Jahrhundert.
Zwei Oelbilder, die l^mmahus -Jünger und Petri l^'ischzug, sind ohne
künstlerische Bedeutung.
Im Thurm hängen vier Glocken. Die grösste ist laut Inschrift im Jahre
1699 von M. Ernst Siebenbaum in Rostock gegossen, die beiden nächstfolgenden
im Jahre 1769 von Johann Valentin Schultz- Rostock, und die kleinste 1842 von
C. Jllies in Waren.
Kleinkunstwcrke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch mit Patene ohne Inschrift.
Stadtzeichen W, Meisterzeichen C O: vom Goldschmied Christian Osten in
Waren, um die Mitte des XIX. Jahrhunderts. — 3 — 6. Kelch, Patene, Ciborium
und Kanne (Sy & Wagner- Berlin), gestiftet 1872 vom Rentner STEIN-Waren,
nachdem die 1.S57 durch Gaben der Gemeinde beschafften Geräthe gestohlen
worden waren. 7. Taufbecken, neu.
Die St. Marien -Kirche.
[aubeschreibuny. Die St. Marien -Kirche ist gleich deni Schiff von St.
(jcorgen ein frühgothischer Backsteinbau vom ICnde des XIII. oder
Anfang des XIV. Jahrhunderts. Der Chor, aus hel.sen hochgeführt, schlie.s.st
mit der O.stwand platt ab. Chor und Langhaus sind beide mit einfachen
Strebepfeilern bewehrt. Das Innere bildet einen ungetheilten Raum und ist
nüt einer flachen Decke ge.schlo.s.sen. Trotzdem läs.st sich im Chor an den
ST. MARIEN- KIRCHE ZU WAREN.
341
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Gruiidriss der St. Marien -Kirche zu Waren.
(Xiuli .Kufmessunir von Zimmernicister Klein und MuurcrnuisUr <.»rl.(.r cln.«iflli>t.)
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beiden Fenster-
.schlitzen der O.st-
und Südseite, ebenso
an dem Charakter
des l"riiiniphbo«;ens
die alte Kirche aus
der letzten Zeit tles
l 'chcr},Mn^.s vom
romanischen zum
jjothi-schen Stil noch
04-
AMTSGKRICHTSHKZIKK WAREN.
sehr wohl erkennen. Das
Langhaus dagegen mit
seinen hohen dreitheiligen
Fenstern athmet bereits den
Geist des späteren gothischen
Geschmackes in der ersten
Hälfte des XIV. Jahrhunderts.
Dass die Kirche 1333 schon
da war, zeigen uns ja die
Urkunden (s. o.). Alt sind
in der Wandung und Hogen-
laibung der Fenster der Süd-
seite die beiden ersten, sich
an einander schliesscnden
breiten Halbwulste der
Au.ssenseite, ebenso auf der
Nordseite die statt dieser
angeordneten rechtwinklig
1 ifMtXtn
St. Marien -Kirche zu Waren. (I'rie.s.)
ST. MARIEN -lilRCHE ZU WAREN.
343
gebildeten scharfen Kanten. Der gleichen frühgothischen Zeit gehört auch das
aus rechtwnikhgen Kanten und kleineren Rundstäben gebildete Portal der
Xordseite an , das jetzt
leider durch einen Vor-
bau verdeckt wird.
Unzweifelhaft jünger
dagegen erscheinen
die beiden Portale im
Thurm und auf der
Südseite, in deren
VV^andungen und Lai-
bungen sich bereits
die birnenförniigcn
Profile und die durch
Hohlkehlen abgefastcn
Zwischenglieder einer
späteren Stufe der
Gothik bemerkbar
machen. Das Pfosten-
werk der Fenster ist
schlecht und plump
gearbeitet und gehört
wahrscheinlich einer
der früheren Restau-
rationen der Kirche an.
Im Westen in der
Längsachse des Lang-
hauses der Thurm,
bestehend aus einem
quadratischen gothi-
schen Unterbau mit
einem barock gestal-
teten Hclmaufsatz aus
Thu.m-iv„tal. ^^^^^ >^\'Ij, Jahrhun-
dert. An der nörd-
lichen Ecke am Choransatz die Sakristei, die ebenso wie der Chor aus
im
»» ^»^^w^^»("^
F'elsen erbaut ist. Das Thurmportal i.st als eine kleine Vorhalle mit
344
AMTSCJKKlClirSHK/jKK WAREN.
einem Kreuzgewölbe gestaltet. Kndlich ist noch an der südlichen Seite
des Chors ein jetzt mit Blendmauerwerk gefüllter Spitzbogen zu beachten,
welcher den Anschein hat, als ob in ihm der Ansatz zu einem früheren Ver-
bindungsgange erkannt werden dürfte, der zu dem verschwundenen Burghause
der Herren von W'erle hinul)crgefiihrt haben könnte, das ja in der Nähe der
Kirche lag, wenngleich, wie
bereits bemerkt worden, die
Stelle nicht ohne Weiteres
genau anzugeben ist.^)
Mit dieser äusseren go-
thischen Schale kontrastiert nun
sehr stark der innere Kern,
welcher der Restauration der
Kirche im Anfange der neun-
ziger Jahre des XVIII. Jahr-
hunderts durch den herzog-
lichen Ilofbaurath Husch aus
Ludwigslust enlstammt, der uns
bei den Ludwigsluster Bauten
bereits mehrfacli entgegen-
getreten ist. I*2r ist auch der
Baumei.ster des Thurmhelms.
Die Neueinrichtung der Kirche,
welche dem damals herrschen-
den klassicierenden (ieschmack
folgt, erforderle im Ganzen drei
Jahre, 1792 war sie vollendet,
und die neue Weihe der Kirche,
welche vom dreissigjährigen
Kriege her über einhundert-
fünfzig Jahre lang wüst und
leer gestanden hatte, erfolgte am
26. August desselben Jahres.^)
Altar und Kanzel sind Altar mul Kanzel.
zu einem Körper verbunden, und
— man mag gegen den Zcjpfstii jetzt sagen, was man will - - die Verhallnisse
in dieser Zusammenfugung mit ihrer Un)gebung sind keineswegs zu verachten.
(Jestühl, Gestühl und Emporen ])assen dazu, wenngleich sie nichts Besonderes dem
Kmporen, Auge bieten. Beachtung verdient ein .schmiedeei.serner Taufständer, der in
' .seinen kla.ssicierenden Formen ganz auffällig an die Arbeiten der Familie
Niens m Ludwig.slust erinnert und wahrscheinlich mit dem Baumeister von
• Jahrb. VlII 15, .S. 123, Anmkg.
*; .Seil'.- Monat.s&chrift von und fUr .Mccklcnluir},' des Jahres 1792, .S. 383.
ST. MARlKX-KIIv'CIIK ZU WARKN.
345
dort gekommen ist. Als Taufschüssel dient ein zinnernes Hecken vom Jahre
1817, nach den Stempeln von einem W'arener Zinngiesser I B Jochim Baass ,
welcher 1793 ins Amt getreten ist.
Die Kirche hatte bis dahin nur eine kleine, nach aussen gehängte
Einläute -Glocke. Jetzt, nachdem sie im Jahre 1901 zur zweiten Pfarrkirche
der Stadt mit eigener Gemeinde erhoben worden ist, hat sie auch ihr eigenes
grösseres Geläut erhalten.^)
(ilocke.
*) ^^S^- Meckl. Zeitung vom 6. Juli 1901, Beilage.
Tauf.ständer.
346
AMTSGEKTCHTS15EZIRK WAREN.
Das Gut und Kirchdorf Federow.')
Geschichte
des
Dorfes.
pn der mit dem Datum des 24. April 1230 versehenen Fälschung Nr. 377
im M. U.-B. abgesehen, wird Federow zuerst am 9. April 1289 erwähnt,
als der Bischof Hermann von Schwerin seinem Domkapitel Zehnten im Lande
Waren (Warne), darunter auch »in Vederowe« verleiht.^) Im Jahre 1292 wird
die Grenze des »Warenschen Wohid« bestimmt, welchen Nikolaus von Werle
der Stadt Waren geschenkt hat, und dabei als Grenzfeldmark diejenige der
villa X'ederowe« genannt.^) Ausser der Fälschung vom 24. April 1230
giebt es, wie schon öfter berührt worden ist, noch eine zweite vom 22. Sep-
tember 13 12, in welcher sich das Kloster Broda vom Fürsten Nikolaus von
Werle alle seine Besitzungen, darunter auch das ganze Dorf Vederowe, bestätigen
lässt.*) Indessen Gut und Dorf Federow selbst haben dem Kloster niemals
gehört, nur das Kirchlehn ist es, welches dadurch an das viel begehrende Stift
gelangt, dass Fürst Johann von Werle am 14. März 1331 das Patronatsrecht
über die Kirche zu Federow und deren Tochterkirche zu Kargow mit Ge-
nehmigung des Bischofs Johannes von Schwerin, zu dessen Diöcese Waren,
I'^ederow und Kargow gehören, gegen das der Kirche zu Waren, welches dem
Kloster bis dahin zugestanden hat, umtauscht."') Dieser Patronatsbesitz wird
am 22. Mai 1331 vom Kapitel und am i. Juni 1331 vom Bischof zu Havelberg,
zu dessen Diöcese Broda gehört, verbrieft und bestätigt.")
Ob der im Jahre 1330 vorkommende Knappe Klaus P'ederow einem im
Dorfe Federow angesessenen Geschlecht angehört, lässt sich nicht nachweisen;
unwahrscheinlich i.st es nicht. Wirklich nachweisbar i.st als erster auf Federow
ange.se.s.sener Lehnsmann der Marschall Klaus Tamme, welchen die Herren
Klaus und Christoph von Werle 1406 mit Gut und Dorf belehnen. Die
Herzöge Heinrich von Stargard und Heinrich von Mecklenburg verleihen 1455
aber auch Hennecke von Holstein auf Wickenwerder (Ankershagen) das höchste
Gericht da.selbst, und Alles, was sie dort haben, wozu Hennecke 1463 noch vom
Domherrn Johann Stendal in Güstrow und dem Bürger Berend Wichmann in
Ro.stock den Grundbesitz erwirbt, welchen diese in Federow haben. Man sieht
also, dass hier, wie auf den meisten Gütern und Dörfern in Mecklenburg, in
heiter
'■ , 7 km südöstlich von Waren. Nach KUhnel, M. Jahrh. XI.VI, S. 45, mit vcchü
zu verbinden. Also ungefähr .soviel wie »Erohdorfc
») M. U.K. 2016.
■) M. U.-B. 2 161.
♦) M. U.-B. 3562.
•) M. U.-B. 5226.
) M. U.-B. 5247. Ueher die späteren Bestätigungen durch die werlcschcn und mecklen-
hurgi«chcn Landesherren und den I'apst Alexander VI. s. M. Jahrb. III, S. 206 ff. 229/30 und oben
.Seite 327, Anmkg. i.
GUT UND KIRCHDORF FEDEROW. 347
alter Zeit in der Regel mehrere Vasallen neben einander begütert sind. Aus
dieser Gemeinsamkeit des Besitzes entstehen aber zahlreiche Irrungen, die zu
langen Prozessen führen. 147 1 cediert Klaus Tamme seinem Schwiegersohn
Joachim von Kamptz die Hälfte seines Federower Besitzes als Brautschatz, und
1513 tritt er ihm den Besitz ganz ab. In den Jahren 1588 und 1589 ver-
pfändet Dietrich Holstein drei, bezw. sechs Bauernhufen an den von Wangelin
auf Vielist antichretisch. Der gemeinsame Besitz dauert so unter mancherlei
Streitigkeiten fort, bis am Ende des XVII. Jahrhunderts die von Oldenburg
anfangen, sich in Federow festzusetzen, wo inzwischen auch der Rittmeister
Sibrandt von Sechein mehrere Bauernhufen durch Adjudication erworben hat,
an denen Jürgen Oldenburg die Rechte des Pfandbesitzes gewinnt. Am
16. März 1696 schliesst dieser mit Joachim Friedrich von Holstein auf Ankers-
hagen und am 30. August mit dem Oberstleutnant Christian Ulrich von Kamptz
Kaufverträge über deren Antheile an Federow ab und erwirbt im folgenden
Jahre auch den Antheil des Rittmeisters von Sechein, worauf er am 28. No-
vember 1701 einen Lehnbrief über ganz Federow erhält.*) Die von (Oldenburg
bleiben nun bis 1767 im Besitz. In diesem Jahre kauft der Kammerherr
Georg Ludwig von Oertzen das Gut. Er wird am 2. März 1769 damit be-
lehnt. Sein Rechtsnachfolger ist 1820 der Amtmann Enoch Samuel Lembke,
und dessen Nachfolger 1862 der Landrath Friedrich Nikolaus Rudolf von
Maltzan. 1880 ersteht es der Advokat Wilhelm Heinrich Friedrich KruU, und
1885 das Grossherzogliche Ministerium des Innern, welches daraus eine Neben-
station für das Landarbeitshaus zu Güstrow gemacht hat.
Mittelalterliche Geistliche sind mit Namen nicht auf uns gekommen.
Der erste evangelische Geistliche, der genannt wird, ist Jochim Darsekow. An
seine Stelle tritt 1586 Ulrich Lehmann, der nachweislich auch 1592 noch da
ist, 1 594 aber bereits als Pastor in Neubrandenburg wirkt. Mit den beiden
Kirchen zu Federow und Kargow, deren Verhältniss als Mutter- und Tochter-
kirche zu einander unentwegt dasselbe geblieben ist, das es zur Zeit der
Schweriner Diöcese im Mittelalter war, sind von der zweiten Hälfte des XVI.
Jahrhunderts her auch die Kirchen zu Speck und Boek verbunden, die vormals
(nach Ausweis eines Berichtes zweier herzoglicher Kommissarii, des Pa.stors
Hermann Kamptz zu Neubrandenburg und des Amtmannes Johann Restorff zu
Stargard, vom 23. September 1589) von den Kapellanen in Anker.shagcn mit
der im Brodaer Stift gebräuchlichen Havelberger Agende, wovon in jeder
dieser beiden Kirchen damals ein Exemplar vorhanden i.st, bedient worden
war. Damit stimmt denn auch eine Mittheilung im Visitationsprotokoll der
Kirche zu Ankershagen vom Jahre 1574, nach welcher Hans und Jakob
von Holstein auf Ankershagen mit P2inwilligung des Philipp von Holstein und
der »Wittfrawe< zu Zaren den Beschluss gefasst haben, Boek und Speck
zusammenzulegen und zu Speck eine VVedem, die es für diese beiden Dörfer
bis dahin nicht gegeben, zu erbauen und diese mit Acker, Wiesen, Holz,
*) Akten im Grossh. Archiv.
34^ AMTSGF.RICHTSHEZIKK WARI^N.
Messkorn ii. s. w. auszustatten, sodass ein Pastor dort seinen Unterlialt haben
könne. Doch ersieht man wieder aus dem genannten Bericht von 1589.
dass diese guten Absichten unverwirkHchte fromme Wünsche gebHeben
sind. Indessen gewinnt man aus diesen Mittheilungen die Ueberzeugung,
dass die Kirchen oder Kapellen zu Speck und Boek, wie es auch die geo-
graphische Lage mit sich brachte, vor der Reformation als h'ilialkapellen
der zur Havelberger Diöcese gehörenden Kirche zu Ankershagen angesehen
und mit der Havelberger Agende bedient wurden, und daher nicht, wie es
geschehen ist,*) der Schweriner Diöcese zugerechnet werden können, gleich
Federow, Kargow und Dratow, die wirklich dahin gehören. Als nega-
tiver Beweis kommt hinzu, dass Speck und Boek nicht im Verzeichniss der
Pfarrlehne und Kirchen des Schwerinschen Sprengeis aus der zweiten Hälfte
des XV. Jahrhunderts mitaufgeführt sind. Bewiesen wäre somit ungefähr
soviel, dass die mittelalterliche Grenze zwischen der Schweriner und Havel-
berger Diöcese von der Müritz an den Feldscheiden zwischen Federow,
Kargow und Dratow auf einer Seite und der von Speck auf der andern ent-
spricht und somit eine entschiedene Richtung nach Nordost hat, welche es
sehr annehmbar macht, auch Möllenhagen und P'lotow auf der Havelberger
Seite zu lassen, auf die ja auch sonst alle Umstände bei diesen beiden Kirchen
hinweisen.
Nach Ulrich Lehmann's Zeit ist Er Johann Albrecht Pastor bis 1604. Er
wird in den Kirchenakten von Federow zwischen 1598 und 1604 wiederholt
genannt. \^on 1604 bis 16 17 ist es l^altzer Wunne (s. u.). 1618 wird Clemens
Sutorius berufen. l^r schildert die Leiden des dreissigjährigen Krieges mit
bewegenden Worten in einem Briefe vom 18. December 1634 an seinen
Lande.sherrn. Doch kommt er über alles Unglück leidlich hinweg und ist
noch 1675 und später im Dienst. 1679 folgt ihm Johann Matthaeus Birkcn-
städt; diesem wieder der Sohn Matthaeus Christoffer Birkenstädt (f 17. Oktober
1763). F.S folgt für die nächsten drei Jahrzehnte, aber erst von 1764 an,
Joh. Rudow, (f II. April 1793),^] und auf diesen 1794 l-'riedr. Ilcinr. Voss
(f 1836). Vgl. Walter a. a. O.
Obwohl das Patronat nach Auflösung des Klosters Broda auf den
Lande.sherrn hätte übergehen sollen und dies auch wiederholt in den Kirchen-
akten des XVL Jahrhunderts zum Ausdruck kommt, so hat sich die Sache
dennoch so entwickelt, dass es nachher am Besitz des Gutes haftet. Seitdem
daher das Grossherzogliche Ministerium des Innern Besitzer von Federow
geworden ist, hat es auch die Rechte und Pflichten des Kirchenpatrons über-
nommen.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein kleiner frühgothischer hY-ldsteinbau in h'orm
eines laiiglichen Vierecks. Das ursprüngliche Portal auf der Süd.seite (jetzt
zugesetzt) entspricht dem Charakter und der Zeit des Baues aus dem I'*ndc
'/ ^^'KK*^''" Annalcn, S. 133,
*) .Sluhr. M. Jahrh. I.X, .S. 32.
GUT UND KIRCHDORF FEDEROW. 349
des XIII. oder Anfang des XIV, Jahrhunderts. Es hat ein einfaches Kapitell-
glied, welches so tief unter der Kämpferlinie sitzt, da.ss die darüber liegende
Bogenlaibung sich als gestelzter Spitzbogen darstellt. Im Innern eine flache
Holz- und Bretterdecke.
Die innere Einrichtung ist ohne Bedeutung. An der Xordwand zwei Innere Kin-
SCHUCKMANN'sche Allianzwappen von Zinn. S. Kargow. richtung.
Im Glockenthurm zwei Glocken. Die grössere (Dm. 0,70 m) ist 18S7 Glocken.
von Ed. Albrecht in Wismar umgegossen.') Die kleine (Dm. 0,42 m) ist alt
und stammt aus dem Jahre 1494. Oben um die Haube herum
die Inschrift: V aUc uiaria ijracia plcna biiG tccli micccjrciiii v 1 1 V^
Daneben ein Giesserzeichen. Im Felde ist die Glocke mit ' 1/^
einer ganzen Reihe von Figuren verziert: es sind ein Krieger ^^
mit Lanze (also wohl der hl. Georg); ferner die hl. Jungfrau
Maria als Mater Misericordiae, unter ihren Armen je drei anbetende lang be-
kleidete Figuren; die hl. drei Könige; Moses vor dem feurigen Busch mit
der Gestalt des Herrn darüber, und zuletzt das Bild einer Monstranz mit
einem zweitheiligen Gehäuse, in deren jedem zwei Engel die Eucharistie (oder
geweihte Hostie) in Gestalt einer kreisrunden Scheibe emporhalten.
Hier nia<^ angeschlossen werden, dass 1811 noch ein Hildniss des
Pastors Baltzer Wiinne in der Kirche war. Die Unterschrift gab an, dass er
nach dreizehnjähriger Amtsthätigkeit an der Kirche zu l-'ederow am 28. No-
vember 16 17 verstorben sei.
Kleinkunstwerke. I. 2. Silbervergoldeter Kclcli mit dem .Malt/an-
Korckwitz'schen Allianzwappen und der In.schrift: HERMANN FREIHERR VON
MALTZAN U.EVA FREIFRAU VON MALTZAN GEB. VON KORCKWITZ SCHENK-
TEN DER KIRCHE ZU FEDEROW DIESEN KELCH IN DANKBARER ERINNE-
RUNG AN DIE GEBURT IHRES SOHNES HEINRICH NICOLAUS ZU FEDEROW
AM 28 . OCTOBER 1871. Dazu eine Patene. \'on einem Gold.schmied Günther.
— 3. 4. Abendmahl.skanne mit der Umschrift auf dem l-'usse: 1873 GESCHENK
DES FREIHERRN V . MALTZAN UND DER FREIFRAU V • MALTZAN GEB • V .
KORCKWITZ AN DIE KIRCHE ZU FEDEROW. Ohne Stempel, angeblich vom
Rostocker Goldschmied Kerfack. Von diesem auch das Ciborium in Form
einer kreisrunden Schachtel. — 5—8. Zwei zinnerne Kelche mit Patcncn
Stempel verdrückt. — 9. Me.ssing.schüs.sel in Treibarbeit, gestiftet von SAMUEL
HINRICH HEITMAN 1757. — 10 — 13. Zwei ältere und zwei jüngere Zinnleuchter.
Die beiden älteren von 1688, der eine von HANS BARG, der andere von
MARIA ZIZOWEN gestiftet. Stempel verdruckt. Die jüngeren von 1821. der
eine von JAKOB CHRISTIAN RENTNER, der andere von JOHANN REINCKE
gestiftet, beide von einem Zinngie.sser F K.
* ^ *
') Ihre Vor-ängeiin w.ir 1787 von J. l'. Meyer gcRossen worden und tniR den Naiiicn de»
l'astois joh.inn Kitdow. S. Invent.ir l8ll.
350
AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Guss-
eiseme
riatten.
\'or dem Backofen der Wittwe-Dieckmann'schen Wohnung steht eine
gusseiserne Platte (44 x 64 cm), die in der Mitte erhöht darstellt, wie der
Ivngcl die Ilagar tröstet.
Vor dem Backofen des Altentheilers Witt eine gleiche Platte (28 x 64 cm),
die die hl. Maria mit dem Chri.stkind zeigt. Darunter sind zu erkennen die
Buchstaben V I N C. Aus anderen Buchstabentheilen und den Intervallen
scheint .sich AMICITIA VINCIT OMNIA zu ergeben.
(leschichte
des
i )orfes.
Kirdie.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Kargow.')
argow ist von ältester Zeit her ein Filial -Kirchdorf von Federovv.^) Was
über des letzteren Zugehörigkeit zum Kloster Broda gesagt worden,
gilt auch für Kargow. Auf Kargow sitzen im XIV. Jahrhundert die Pritzbuer
und darnach die Kastorf. Nach deren Aussterben im Jahre i 547 fällt das Lehn
heim und wird nun im folgenden Jahre an Klaus Below verliehen, der es 1461
seinen Söhnen abtritt.'^) Die Zeiten des dreissigjährigen Krieges machen auch
diesem Besitz ein Ende. Das Gut verfällt dem Konkurs. 1633 erwirbt es
Sigismund August von Thomstorf. Er empfängt den Lehnbrief am 28. Mai 1636,
verkauft es aber 1688 dem Baron von Erlenkamp.*) Im Antoni -Termin des
Jahres 1741 wird es Schuckmann'scher Besitz. Solcher bleibt es bis 1839,
dann aber wird es für iiSoooThlr. Gold an L. Nicolai verkauft, von dem es
1866 C. J. Neumann ersteht, dessen Nachkommen es heute noch besitzen.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Federow. Das Patronat ist
hier ebenso wie bei Federow mit dem Besitz des Gutes verbunden worden.
Kirche. Die Kirche zu Kargow ist gleich der in Federow ein früh-
gothischer Feldsteinbau in Form eines länglichen Vierecks vom Ende des XIII.
oder Anfang des XIV. Jahrhunderts. Zwei frühgothische Portale führen ins
Innere, jedoch ist das des Thurmes zugesetzt. In den Wandungen und Lai-
bungen dieser Portale wechseln rechtwinklig geformte Kanten mit Rundstäben
ab, und in der Kämpferlinie dient ein entsprechender Rundstab als Kapitell-
glied. In der Ostwand drei spätromanische Schlitzfenster, in deren Wandungen
und Laibungen ebenfalls rechtwinklige Kanten und Rundstäbe abwechseln.
Von den Fenstern der beiden Lang.seiten hat das auf dem westlichen Ende
der Nordseite gelegene, in welchem zwei Fcnstcrschlitzc durch einen über-
') 7 km ost»Udö.stlich von Waren. >Ort des Karga» : Kilhnel, M.Jahil). XIA'I, S. 65. Un-
gefähr fcovicl wie >llabicht.shagenc : altsl. Kragiij =: Habicht.
•) M. V.U. 5226. '5247.
•) Akten im <'ilo>^^ll. .\rchiv.
*) Akten im <>i'.s h. Archiv.
GUT UND KIRCHDORF SPECK. 35 I
gespannten gedrückten Spitzbogen zusammengefasst werden, allein seine Ur-
sprünglichkeit bewahrt. Im Innern eine flache Bretter- und Balkendecke. Die
Kirche hat im Ganzen viele Aehnlichkeit mit der Fcderower, nur ist das
Eingangsportal in Kargow nicht auf der Süd-, sondern auf der Xordseite.
Neben dem Portal auf der Nordseite ein Weihwasserbecken von Granit.
Von der inneren Einrichtung mag der Herrenstuhl mit dem SCHUCK- Innere Ein-
MANN-LINSTOW'schen Allianzwappen hervorgehoben werden.') richtung.
Ausserdem bewahrt die Kirche noch fünf zinnerne Allianzwappen der Wappen.
Familie VON SCH UCKMANN auf.
Auf dem Altartisch zwei zinnerne Leuchter von C. Jllies-Waren (1823) Leuchter,
Ein messingenes Becken, gestiftet 1708 von DANIEL KOG und STEFFEN KOG Hecken.
Im Glockenstuhl eine Glocke von 0,80 m um. mit der Inschrift: Glocke.
GOTT LOB' ICH
DIE LEBENDEN RUF' ICH
DIE TOTEN BEWEIN' ICH
LEOPOLD NICOLAI KIRCHENPATRON.
Unten: MICH GOSS C. JLLIES IN WAREN 1841.-)
Als Vasa sacra werden die zu Federow benutzt. Vasa sarra.
Das Gut und Kirchdorf Speck.')
Ipeck ist ein alter HoLsteinscher Besitz. Urkundlich wird es zuerst im Geschichte
Jahre 1274 erwähnt, als Nikolaus von Werle der Stadt Röbel den «^es
Düstern Wohld zwischen der Müritz und dem Specker See verkauft.') Als
darauf derselbe Fürst der Stadt Waren 1292 den ihr von seinem Oheim ge-
schenkten Warenschen Wohld bestcätigt, nennt er als Grenzen die Gebiete von
Schonenberghe, Vederowe, Jamene, Paletzke, Specke etc.'') In dem Landes-
theilungsvertrag zwischen den Fürsten Johann und 1 lenning von Werle vom
2. December 1316 wird »Specken < dem Parchim - Malchower Theile zu-
getheilt.*^) Ueber die ältesten Besitzer des Dorfes und Gutes verlautet nichts,
aber solange die Holstein auf Ankershagen sitzen, wird Speck als Terlinenz
dieses Gutes angesehen und ist .somit seit dem XI\'. Jahrhundert Holstein'schcr
») Johann Friedrich von Schuckmann und Katharina Maria von Linstow.
2) Das Inventar von 1811 führt ebenfalls nur eine Glocke auf: »hat eine Inschrift
^'chaht, die aber jetzt unleserlich ist.«
•'') 15 km südöstlich von Waren.
*) M. U-H. 1342.
'-) M. U.-H. 2 161. S. o. S. 329.
«) M. U.-B. 3860.
352 AMTSGERICIITSHEZIRK WAKEN.
Besitz. Das bleibt so bis ins XX'III Jahrhundert. Am 24. Januar 1739 schliesst
Jakob Ernst von Holstein auf KHnk mit Ludwig Reimar von Rohr einen
Pfandvertrag über Speck ab, welcher am 16. August 1741 lehnsherrlich ge-
nehmigt wird und zwölf Jahre später zur gänzlichen Veräusserung des Gutes
an Ludwig Reimar von Rohr führt, der am 23. Februar 1753 mit Speck
belehnt wird. Rechtsnachfolger der Rohr ist 18 12 der Forstrath Karl Wilhelm
von Haugwitz, dessen Nachkomme gleichen Namens noch heute im Besitz des
Gutes ist.
Lieber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Federow. Ebenso wie dort
ist hier das Patronat mit dem Besitz des Gutes verbunden.
Kirche. Kirche. Die Kirche in Speck ist ein Phantasie -Neubau aus der ersten
Hälfte des XIX. Jahrhunderts mit Anklängen an romanische und an gothische
Formen. Der Chor hat gothischen Polygonalschluss aus dem Achteck, aber
rundbogige Schlitzfenster. Das Langhaus hat dreitheilige rundbogige Fenster
mit frühgothischem Alasswerk. Beide, Chor und Langhaus, haben eine Holz-
decke mit Kassettenmalerei in Blau, Roth und Gold.
Der Platz einer älteren Kirche war südwestlich von dieser, der der
allerältesten Kirche dagegen nordöstlich von der gegenwärtigen.
Innere Hin- Die innere Einrichtung (Orgel -Empore, Kanzel, Herren- und Prediger-
richtung stuhl) sind in klassicierenden Formen ausgeführt, bei denen die aufgelegten,
theils geschnitzten, theils gemalten Ornamente an den klassicierenden Ge-
schmack in den bekannten Thon- und Steingutgefässen des Engländers Wedg-
wood erinnern. An der Orgel - Empore, welche keine wirkliche Orgel,
sondern nur eine Orgelblende enthält, sieht man in einem länglichen Oval auf
blauem Grunde die Wappen von O. F. V. ROHR und seiner Gattin L. B.
V. RAMIN.
(ilucke. Im Ilniim eine von ALFRED HERMANN OTTO VON HAUGWITZ 1863
gestiftete und \'on C. J Mies -Waren gegossene Glocke von 80 cm Dm. mit der
In.schrift: HOC SIGNUM MAONI REGIS EST.')
Vasa Sacra Vasa Sacra. 1.2. Silbervergoldeter Kelch, gestiftet 1819 von OTTO
VON ROHR. Dazu eine Patene. Beide angefertigt vom Warenschen Gold-
schmied Friedrich; ästen). — 3.4. Zinnerner Kelch und Patene,
gestiftet 1728 von F.V.R. mit den Stempeln eines Waren.schen
Zinngiessers. -- 5. Neues Taufbecken von Assmann- Lüdenscheid-
Herlin. — 6. 7. Zwei zinnerne Leuchter in klassicicrendem Geschmack von
dem Warenschen Zinngiesser Irochim) Bfaass) 1793.
iJas Inventar von 181 1 spricht von einer kleinen Olocke, enthält aber keine näheren
An(;al>cn darUlter.
GUT UNI) KIRCHDORF HOEK. 353
Das Gut und Kirchdorf Boek.')
n der Nordwestgrenze des alten Landes Turne oder der Komthurei Geschichte
Mirovv liegt das Gut Boek, welches schon im XIII. Jahrhundert zum ^^s
wesentlichsten Theil im Besitz des Geschlechtes der Ritter von Havelberg ist, or'es.
das in der Geschichte der Müritzgewässer und des Landes Turne eine wich-
tige Rolle spielt.^) Der Stammhalter dieses Geschlechtes in Mecklenburg,
Johannes von Havelberg, erscheint 1273 im Besitz von Boek an der Müritz.
Sein Sohn Bertoldus verhandelt im selben Jahre wegen der Mühle in Boek,
die sich im Besitz der Johanniter-Ritter zu Mirow befindet und welcher eine
grosse Wichtigkeit beigelegt wird, wie das in damaliger Zeit mit allen Mühlen
der Fall ist.') Diese Mühle hat den Ilavelberg's fortwährend V^eranlassung zu
Klagen über Beeinträchtigung ihrer Ländereien und in Folge davon zu Ent-
schädigungs- Forderungen gegeben, so dass sich die Herrn von Werle auf
Grund langwieriger Verhandlungen zwischen den Interessenten veranlasst sehen,
dem Orden 1276 den Besitz der Mühle zu bestätigen und die Söhne des
Johannes von Havelberg, Bertold und Heinrich, zu bewegen, dass sie allen
Ansprüchen entsagen, welche sie wegen des Laufes des Mühlwassers haben
könnten.*) Vorher aber entschädigt Nikolaus von Werle den Johannes von
Havelberg mit Geld dafür, dass er, zum Ablassen von Müritzwasscr. durch
seine Besitzungen in Boek einen Kanal gräbt.")
Die Havelberg sitzen in Boek bis ins XIV. Jahrhundert hinein, worauf
sie allmählich aus der Gegend verschwinden. Ausser ihnen finden wir den
Ritter Retzow (Ritzecow) mit Besitz und Rechten in Boek. Kr ist es z. B.,
der dem Kloster Neuenkamp die Gerichtsbarkeit über die Bocker Mühle ver-
kauft, was am 25. Januar 1301 vom F'ürsten Nikolaus von Werle bestätigt
wird.") Daher wird auch dem Kloster Neuenkamp vom Fürsten Nikolaus die
Mühle da.selbst übergeben, wobei es dunkel bleibt, wie sich das Verhaltniss
zur Komthurei Mirow stellt.')
Ausser dem Ritter von Retzow treffen wir später auch die Brü.sehavcr
in Boek. Es i.st dies zur Zeit des Niederganges der Havelberg, und es nui.ss
als ein Zeichen der Ohnmacht der Mirower Komthurei und des ge.schwundenen
') 18 km südsüdöstlich von NVaren.
*) Lisch, .M.Jahrl.. II, S. 63 IT., 95 «"■ -M. U- H- 1295- '342- I'M6. 2388.
») Lisch, a. a. ()., S. 63 fr.
*) M. U.-B. 1396.
') M. U.-B. 1295.
«) M. U.-B. 2727.
') M. U.-B. 1308.
23
354 AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Einflusses der Havelberg angesehen werden, dass die Brüsehaver dem Kloster
Neuenkamp gestatten, die Mühle weiter abwärts zu verlegen.^)
Nun fehlt es einige Zeit hindurch an urkundlichen Nachrichten. Wir
merken nur, dass Bock im Laufe der Jahre in den Besitz der Holstein gelangt
ist, welches Geschlecht u. a. auf den benachbarten Gütern Ankershagen,
Möllenhagen, Federow u. s. w. angesessen ist. Es sind dies jene Güter und
Dörfer, die sie im Laufe des XI\\ und XV. Jahrhunderts erwerben, festhalten
und noch im X\'L Jahrhundert durch anderweitigen Erwerb vermehren. Der
Stifts- und klösterliche Besitz verschwindet mit der Durchführung der Refor-
mation. So auch in Boek. Nachher beginnen mit dem dreissigjährigen Kriege
die Zeiten der Noth und damit jene Verpfändungen, durch welche eine kaum
zu lösende Wirrniss in die Besitz\'erhältnisse der Güter kommt.
Schon 1610 werden von den Holstein die Boeker Tannen verpfändet.
1645 werden der Kirche zu Federow drei Bauern und der Antheil an der
Boeker Mühle verpfändet. Auch Joachim Maltzan auf Grubenhagen hat in-
zwischen erheblichen Besitz daselbst erlangt. 1651 werden dem Joachim Kriegow
drei verpfändete Bauern zugesprochen. Desgleichen gehören dort dem
Henning von Hej'debreck auf Zähren einige Bauernhufen. Dieser verkauft
seinen Besitz am 11. Juni lö/.S an Heinrich Stegemann. Uebrigens hat auch
Federow, welches inzwischen aus Holstein'schen Händen an Jürgen Oldenburg
übergegangen ist, von dem Holstein'schen Besitze her noch einen Antheil an
Boek. Jürgen Oldenburg kauft ferner das Dorf und Gut Zähren von Henning
von Hejdebreck und gewinnt damit zugleich die von He)'debreck pfandweise
besessenen, ihm adjudicierten Boeker Antheile. Nach dem Tode Joachim
Maltzan's verpfänden dessen Erben 1700 einige von ihren Boeker Antheilen an
Friedrich Sittmann. Als dieser noch in demselben Jahre stirbt, melden sich
zum Empfange des ihrer Ansicht nach geöffneten Lehens Retzow auf Eick-
horst des Sittmann hinterlassene VVittwe im Namen ihrer Kinder, Maltzan's
Bruder Christian I-Viedrich zu Rostock und Joachim Dietrich Plessen auf Tor-
gclow. Es wird aber einstweilen nur der Sittmann'sche Pfandbesitz verlängert.
Im Jahre 17 10 haben noch Antheil an Boek die Sittmann'schen Erben
mit ihrem Stiefvater, ferner die Maltzan's und Jürgen Oldenburg wegen seines
Gutes Federow. Der erst- und letztgenannte aber treten ihre Rechte an
Dietrich von Plessen aufTorgelow ab, welcher einen Lehnbrief erwirkt. Indessen
hat auch Jürgen Oldenburg in früherer Zeit Hol.stcin'sche Antheile an Boek
erworben. Diese verkauft er 1720 an Otto Christoph von Ribbeck, welcher
.schon vorher Sittmann'sche Antheile erworben hat, die durch Heirath an
den Geh. Rath von Schuckmann gekommen waren. Dieser Wirrniss macht
endlich Jakob Ern.st von HoLstein ein hjKlc durch Anstrengung eines gro.sscn
Reluitionsprozesses gegen .sämmtliche Inhaber Bocker y\ntheile, au.sgenommen
den Inhaber des F'ederower Antheils, de.s.sen Recht er anerkennt. I^r ge-
winnt den Prozess, ftndet sich mit dem Inhaber des P'ederowschen y\ntheiles
'; M. U-B, 9269.
GUT UND KIRCHDORF BOEK. 355
ab und wird nun im Jahre 1746 vom Herzog Karl Leopold mit dem ganzen
Gute bewidmet, das bei dieser Gelegenheit allodificiert wird. Die Allodifikation
aber wird später nicht anerkannt. Selbstverständlich ist während dieser Zeit
der Zerstückelung das Gut sehr heruntergekommen, die Reluition und der
Prozess haben viel Geld gekostet, und daher verkauft Holstein das Gut schon
in demselben Jahre an Ernst Friedrich von Raven auf Vielist, welcher es 17S0
dem Baron von Schorlemer auf zwanzig Jahre antichretisch verpfändet. Dieser
nutzt die zwanzig Jahre nicht ganz aus, 1797 ersteht es der Geh. Raths-
Präsident Ulrich Otto von Dewitz. Sein Rechtsnachfolger ist 1805 der
Regierungsrath Karl Wilhelm Friedrich David von Peutz, von dessen Frben
es 1836 der Vice- Landmarschall Adolf Friedrich Karl von Oertzen erwirbt.
1842 hat es der Klosterhauptmann Karl Peter Baron Le Fort, dessen Nach-
kommen noch heute im Besitz sind.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei I'ederow. Nachdem die Kirche
zu Boek die letzten Jahrhunderte hindurch ohne ausreichende historische
Gründe als vagierende Mutterkirche angesehen und als solche zu Federow
gelegt worden, ist sie seit dem XIX. Jahrhundert, und zwar seit i«Si5, in
gleichem Charakter mit der Kirche zu Rechlin verbunden worden.') Das
Patronat haftet vom XVL Jahrhundert her am Besitz des Gutes.
Kirche. Die Kirche stammt aus dem Jahre 1.S47 und ist im Stil der Kirche,
romantischen Gothik dieser Zeit erbaut.-)
Die innere Einrichtung ist dementsprechend. Die Kanzel steht hinter Iiiiktc Kin-
dem freistehenden Altar, ungefähr i'/j m höher als dieser. Auf dem Altar richtiinj,'.
ein Krucifix von Neusilber. Die Kirche wird auf den neuen (jerätlicn ^tets
als Johannes -Kirche bezeichnet.
Im Thurm hängen zwei Glocken von 66 und 44 cm Durchmesser. (Pocken.
Beide sind in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von dem
Patron der Kirche, Baron VON LE FORT, gestiftet und von C. Jllies in Waren
gegossen. ')
Kleinkunstwerke, i. 2. Kelch von 1844 mit Patene, beide ohne Werk- kkinkunst-
zeichen. — 3—6. Kelch, Patene, Oblatendose und Kanne, neu, von Hossauer werke.
Berlin. — 7—9. Krankengeräth von 1892 (Sy & Wagner -Berlin). — 10. Tauf-
becken von Messing, von 1856. — 11. Ein zweites Taufbecken von 1S9S
(Reinecke -Hannover). — 12. 13. Zwei Leuchter, neu.
») Stuhr, M. Jahrb. LX, S. 18. 76.
*) Vgl. darüber bei Dobbertin.
») Von den Vorgängerinnen h.itte nur eine eine Inschrift: sie war 1723 r. /t. des r.iston.
M. Chr. Birkenstädt und unter dem Patron-it de.s (). Chr. von Kibbeck und seiner (lemahhn S.ib.na
Dorothea von Knoblauch gegossen worden. Von wem, verschweigt da.s Invent-ir von iSn.
28«
3?6
AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Das Gut und Kirchdorf Schlön.
Cleschichte
des
Dorfes.
jchlön ist in frühester Zeit ein Ort von grösserer Bedeutung-. Ein ganzer
Landstrich näniHch wird nach ihm das Land Schlön »terra Zlone« ge-
nannt, und schon im Jahre 1218 kommt der Ort, welcher zur Schweriner
Diöcese gehört, urkundlich vor.-) Im Jahre 1265 präsentieren Gemeke und
Bernd Plasten den Johann Schröder zu einer Vikarei an der Kirche zu Schlön.'')
Auch hier findet wie in Kargow und Federow ein Austausch der Patronate
zwischen dem Fiirsten Johann IL von Werle und dem Kloster Broda statt,
welches fiir das Patronat der Kirche zu Waren u a. das in Schlön eintauscht.^)
Im Jahre 1333 wird dem Notar des Fürsten Johann von Werle vom Probst
und Konvent zu Broda die Pfarrerstelle zu Schlön verliehen.'')
Im XVI Jahrhundert finden wir das Geschlecht der Rostke als Besitzer
von Schlön, welches bis dahin anscheinend dem Landesherrn gehörte.'') I^rst
der dreissigjäbrige Krieg bringt auch diesen Besitz zum Wanken. Im Jahre
1623 bitten die Vormünder des Erdmann Rostke um Erlaubniss zur Ver-
pfändung des Gutes Schlön, und am 25. April 1626 wird der Konsens über
die von Zacharias Rostke vorgenommene Verpfändung des Gutes an Kurt
Restorfif auf einundzwanzig Jahre ertheilt. 1655 wird Schlön dem Hans Gräve-
nitz für 10882 Gulden adjudiciert. Trotzdem muthen die Rostke das Gut und
Dorf, an dem sie immer noch einen Antheil haben, in den Jahren 1661,
1669 und 1670. Indessen der Amtmann Christian von Grävenitz verkauft es
unbekümmert darum in den Jahren 1680 — 1684 an die Gebrüder Kosboth
auf Torgelow. Und nun überlässt Kaspar Rostke 1685 den ihm gebliebenen
Antheil an Schlön dem Baron von Erlenkamp für 2000 Gulden. 1687 hat
dieser auch den Kosboth'schen Antheil erworben. Noch im Jahre 1689 muthen
die Rostke Gut und Dorf Schlön; aber der Muthschein wird ihnen verweigert.
Erlenkamp veräu.ssert elf Jahre .später, 1701, seinen Besitz an Kurt Rcstorff.
Am 2. März 1702 erhält dieser den Lehnbrief über das ganze Gut Schlön.
') 9 km nordöstlich von Waren. Hei dem alten Namen Slone erinnert Kiihnel, M. Jahrh.
XLVI, S. 129, an die beiden Adjektive »sülanü = zusammengeflossen« und »slony = salzig«,
giebt also keine Entscheidung.
^ M. V.M. 857, Vgl. 240n., wo die Bemerkung: >Zlone terra resignatur capitulo llauel-
bergensi a Caminensi episcopo« mit Hedenken aufzunehmen ist, wie auch von den Herausgebern
de» Urkundenbuches geschehen. Denn das oft genannte mittelalterliche Verzeichniss der dem
Schweriner Stifte angehörenden Kirchen und l'farrlehne nennt ausdrücklich auch Schlön und
Dratow.
»; M. U. H. 1029.
*) M. U.-B. 5226, 5247.
*; M. U.-li. 5470.
•) Vgl. M. U.-H. tiy,i.
GUT UND KIRCHDORF SCIII.ÖN.
357
Ein Theil desselben, »das Ueberende«, hat stets zum Gute Torgelow gehört.
Dieses Gut kauft 1703 der Landrath von Plessen für 26900 Thaler, und
nun erwirbt er im folgenden Jahre auch Schlön nebst dem Patronat der
Kirche und der hohen Jagd.') 1726 erwirbt beide Güter der Obrist Levin
Ludwig III. Hahn Seine Nachkommen verkaufen sie in der Krbregulierung
1785 an den Kammerherrn Karl August von Behr-Xegendank, dessen Ge-
schlecht noch heute diese inzwischen zum Familienfideikommiss erhobene Be-
sitzung innehat.^)
Ein Vikar Johann Schröder wird 1265 genannt. Er wird, wie schon
oben bemerkt worden, von den Gebrüdern Genicke und leerend Plasten zu
J — I — J — U
'^ y & j' ^Z*-
j I — I — I— J —
(.ruiulii-^ der Kiiclic zu Sclilmi. I'rio.
einer Vikarei in der Kirche zu Schlön vorgeschlagen. V\w 1333 hat der
Notar des Fürsten Johann von VVerle das Kirchlchn zu Schlön vt)in Kloster
Broda erhalten, 1355/56 kommt ein Pleban oder Kirchenrektor Hermann
Blankensee zu Schlön als Zeuge in einer Urkvmde vor, und zehn Jahre später
in Dratow ein Pleban Nikolaus vom Sunde. Mehr mittelalterliche Geistliche
sind bis jetzt nicht auf uns gekommen.
In der Zeit nach der Reformation bleiben die Kirchen zu Schlön und
Dratow noch lange von einander getrennt. In Schlön folgen im \VI. Jahr-
hundert auf einander Joh. Lobis (Lobys, nicht Tobys, um 1541/42). Jochim
Sperling (um 1567 und später), Joachim Ilete (um 1575. '577) »"^^ Nikolaus
■) Akten im Gros.sh. Archiv.
«) Lisch, Geschl. Hahn HI. S. 1 \i \ IV, S. 142, 149.
358
AMTSGKRICllTSMKZIRK WAREN.
Meibaum (noch 1613 im Dienst); in Dratow aber Ewald Purhagen (um 1541),
Andreas Witte (um 1577), Johann Schleier (um 1586) Jochim Werth (Wehrdt,
um 1620, s. u. Glocke), und der letzte ist
Arnold Krebs (Kreps), welcher 1652 be-
rufen wird, und dem kaum noch einer
vorangegangen sein mag, den wir nicht
kennen. Er hat einst dem Kapuzinerorden
angehört und ist zum Protestantismus über-
getreten. Vierzehn Jahre lang ist er Pastor
in Dratow, hat Weib und Kind und er-
weist sich als ein tüchtiger und ernster
Mann, auf den seine Gemeinde etwas hält.
Da packt ihn die Gewissensangst wegen
Verletzung des Gelübdes der Ehelosigkeit,
das er einstmals als Mönch abgelegt hat,
und das Ende ist, dass er 1666 Pfarre,
.-t-, -4 -,-.<-. -4 -|-|-.-|-.-.-<-l-..-4.<-J-t-
^. cJ/'n/j^/'/e.
Kirche zu Schlöii. Pries.
Haus, Weib und Kind aufgiebt und in die Irre geht. Seine Abschied.sbriefe
sind erhalten und geben Zeugniss von der tiefen Ang.st, die ihn um Seele
und Seligkeit ergriffen hat. Die Kirche zu Dratow wird nun zu einer Mater
vagans, tritt aber von 1712 an in eine dauernde Verbindung mit Schlön. In
Schlön sind inzwischen folgende Prediger auf einander gefolgt: von 16 17 an
Kaspar Pippow (nicht Bibow), der bis in die dreissiger Jahre im Amte i.st, und
den die Kriegsnoth von Haus und Hof treibt. 1637 hei.sst es, die Kirche .sei
gründlich verwüstet (»total ruiniert«) und der Pastor in exilio gestorben.
GUT UND KIRCHDORF SCHLÖN.
359
Nun tritt eine lange Vakanz von mehr als dreizehn Jahren ein I->st
1650 wird wieder ein Pastor berufen. Es ist Johann Henning, der bis 1660
in Schlon bleibt. Ihm folgt im selben Jahr Henricus Schmidt, der nach acht-
undvierzigjähriger Amtsthätigkeit 1708 in
Christian Dietrich Meten (von der Meden)
einen Substituten erhält und bis 171 1 im
Amte ist. Schmidt bedient ausser seiner
Hauptkirche in Schlön auch die Kapellen zu
Torgelow und Klein -Plasten. In Gross-
Plasten hat es auch eine Kapelle gegeben,
aber sie liegt nach Angabe des Visitations-
protokolles von 1661 ganz danieder. Auch
die Kirche Dratow hat damals noch eine
P'ilialkapelle in Schwastorf, welche zu dieser
Zeit der genannte unglückliche Arnoldus
jjy^f^'/'/^ //a//*- ^r
Kirche zu Schlön. i'ries.
Krebs verwaltet. 171 2 folgt David Petrus Zilius als Pastor in Schlon und
Dratow (7 1736). Nach längerer Vakanz wird 1742 l>nst Harthold Sclienck
sein Nachfolger.') Diesem folgt 1760 Christoph l'riedrich Seger (7 13. Januar
178 1). Von 1784 an i.st Karl August Benold Pastor in Schlön (7 3. Februar
1791), und 1792 tritt Friedr. Hermann Heckmann an seine Stelle (7 7. Juni
1852). S. Walter a. a. O
') Im letzten .\mt.sjahi des I';i.>lors Schenck vernichtet eine Fcucrshrunsl da* rfarrhiiii • "".I
be.schädigt auch die Kirche und den Thurm zu Schlön. Daher die Zahl 1765 am Thurm.
36o
AMTSGERICIl''"'^I5K/IRK WARKN.
Kirche.
Altar,
Kanzel,
( jlockcn.
Kkinkiinst-
werke.
^'Si~.n- *iv/-- a'f
■fs /,„/„yr,.r^yj.-,/f
/^«is**.
Kirche. Die Kirche ist ein charakteristischer Feldsteinbau aus der
Zeit des Ueberganges vom romanischen zum gothischen Stil des XIII. Jahr-
hunderts, aber durch Neuerungen vielfach entstellt. Wie vortrefflich die alte
Kirche einstmals in ihrer Gesammtwirkung erschienen sein nniss, zeigt die in
ihrer Ursprünglichkeit erhalten gebliebene
romanische Fenstergruppe auf der Südseite
des Schiffes. Alle übrigen F'enster haben
ihre alte Form verloren. Ebenso sind auch
die Portale ohne jede Bedeutung. Der Chor
ist mit einem scharfgratigen Kreuzgewölbe
geschlossen. Das etwas höhere, aber mit
dem Chor unter einem einzigen Dachfirst ver-
einigte Gewölbe des Schiffes stellt sich als
ein durch rundwulstige Diagonalrippen ab-
getheiltes Kreuzgewölbe dar, zu dessen
Stütze ein schlanker achtseitiger Pfeiler
dienen soll, welcher erst spater eingeschoben
ist und keine günstige Vorstellung von den
Ansichten seines Baumeisters über Druck,
Schub und Last des Gewölbes erweckt. Die
Trennung zwischen Chor und Schiff wird
durch einen flach gespannten breitgurtigen Rundbogen bewirkt, welcher mög-
licherweise ebenfalls nicht von Anfang an in dieser Form beabsichtigt war.
Viel stilentsprechender erscheint der als gedrückter Si)itzbogen sich dar-
.stellende Trcnnungsbogen zwischen Schiff und Thurm . dessen Innenrauni
zwecks Aufnahme der Orgel -Empore zum Schiff der Kirche hinzugenonimen
i.st. Der Thurm, welcher wenig jünger sein wird als die übrige Kirche, trägt
einen vielgliedrigen Helm im Ge.schmack des Barockstils.
Der Altaraufsatz i.st ein Werk des Barockstils, ebenso die Kanzel.
Im Thurm hängen zwei Glocken. Die grössere ist ein im Jalirc i<S92
ausgeführter ümguss aus einer älteren Glocke und als .solcher eine Stiftung
des H. V. BEHR-NEGENDANK und .seiner Gemahlin A. V. BEHR - NEGENDANK,
geb. Gräfin BLÜCHER. Der Gie.s.ser ist Gustav Collier in Zchlcnilorf.') — y\uf
der kleineren Glocke die Inschrift: GEHÖRIG DER KIRCHE ZU ALT SCHLOEN.
ANNO 1829 GOSS MICH HACKENSCHMIDT- BERLIN.
Kleinkunstwerke. i 5. Zwei silberne Kelche, Lübecker Arbeit des
W'III Jahrhunderts, der eine mit dem Mei.sterzeichen I H D, der andere mit
S F S (.-), dazu zwei silberne Patenen ohne Zeichen und eine silberne Oblaten-
schachtel, die aus neue.ster Zeit ist. Sämmtliche fünf Stücke sind ohne
In.schrift C Zinnerne Weinkanne, ohne Inschrift. — 7. Messingenes Tauf-
; Ihre Vorgängerin war 1730 von Lorenz .Stralilhorn in I,(ll)eck gegos.sen worden. Die
Kirche hatte 1811 nur dic^c eine Glocke.
GUT UND FILIAl.-KIRCIinORF KI. KIN - l'I.. ASTEN. 361
becken vom Jahre 1652, gestiftet von ANNA PRANGERS. - 8. Noch ein
messingenes neues Taufbecken. — 9. 10. Zwei zinnerne Altarleuchtcr, der
eine 1750 von JOCHIM IHRNST BURMESSTER, der andere 1756 von ADAM
LANG gestiftet. Beide von dem Warcnschen Zinngiesser I D E 1749. — 11.
12. Noch zwei zinnerne Leuchter, mit der Marke des enghschen Zinns, von
einem Zinngiesser C F B 1725, der eine gestiftet von JÜRGEN CHRISTOFFER
STINDTMANN, der andere von N« BEHRENS 1729.
Das Gut und Filial-Kirchdorf Klein -Plasten.')
lein-Pla.sten hat laut einer Urkunde des Kloster Hroda .schon im Jahre 12S4 Ceschichtc
und zwar als wendisches Dorf bestanden -) Das Gut gehört ursprüngUch des
der P'amilie der Plasten, seit 1450 aber der auf zahlreichen Gütern in der ' f»«" cn.
Nachbarschaft angesessenen Familie Voss, v'on welcher es ums Jahr 1498
Flermann Kamptzens Vormünder erwerben. Endgültig freilich verkauft Wedege
Voss Klein- Plasten er.st 15 14 an Hermann Kamptz, und zwar für 3000 Gulden
Rhein. ^) Die von Kamptz halten das Gut bis 1789 fest. In diesem Jahre
verkaufen sie es für 33 500 Thaler Gold an den Hauptmann August von Blücher,
dessen Nachkomme Ernst von Blücher es 1852 an Adolf Hermann von Boddin
für 150000 Thaler wiederverkauft. 1893 besitzt es Adolf Friedr. Schmahl,
1894 Max Fleischmann und .seit 1898 Ernst von Blücher.
Ueber die kirchlichen Verhältnis.se s. bei Schlön, wo erwähnt worden
ist, dass auch Gross- Plasten bis ins XVII. Jahrhundert hinein eine eigene
Kapelle hatte.
Kapelle. Die Kapelle zu Klein- Pla.sten ist ein schlichter Bau aus dem Kapelle.
Jahre 1731, den die damalige Besitzerin, Margarethe Elisabeth von Kamjitz,
geb. von Langermann, errichten Hess.
Das Innere bietet nichts Besonderes. Altar und Kanzel sind zu einem Inneres.
Baukörper verbunden. Von den beiden Glocken ist die grö.ssere im Jahre ('.locken.
1747 unter dem Patronat des CA. VON KAMPTZ undS-CVON SCHUCKMANN
.sowie unter dem Pa.storat des E. B . SCHENCK von Joh. Gottfried Wosack gc-
go.s.sen worden. Die kleinere dagegen ist 1794 von J. C. Meyer /u Ncustrelitz
gegos.sen und enthält keine weiteren Angaben über die Patrone und den Pastor.
Die Vasa sacra der Kapelle, Kelch. Oblatiiitrlk-r und Kanne, sind neu und \ as;i sa. r.i
um 1870 von Frau VON BODDIEN. geb. VON ARNIM, geschenkt w(trden
') II km ostnordöstlich von W.^icn. .l'last-, j)Io.-.t. - llufc: Klihncl. M. Jahrb. MAI
S. 107. Also soviel wie >Hiifendorf<.
2) V. Kamptz, Familiengeschichte der Kamptz, S. 34 i* 75 ff- M. Jahrl). XIV. S. 334.
») V. Kamptz, a. a. ()., S. 1831!.. S. 28.
362 AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Das Gut und Kirchdorf Gross -Dratow.')
Geschichte fSfflross- Dratow erscheint urkundlich zuerst im Jahre 1284, als der Bischof
des l^s-sl Hermann von Schwerin die im Schweriner Dom vom Domherrn Erpo
Dorfes. gestiftete \'ikarei bestätigt, welche dieser mit Zehnten aus den Dörfern Melitz,
Deutsch -Pla.sten und Deutsch- Dratow bewidmet hat.-) Die Bezeichnung der
letzteren beiden Orte als »Deutsch« berechtigt zu der Annahme, dass schon
zur wendischen Zeit Orte gleichen Namens an gleicher Stelle bestanden haben.
Das wird denn auch durch das Dasein der Dörfer Klein -Dratow' und Klein-
Plasten in unmittelbarer Nähe bestätigt. Man weiss ja, dass die deutschen
Kolonisten, welche Mecklenburg im XII. und XIII. Jahrhundert besiedelten,
keine Gemeinschaft mit den vorgefundenen Wenden hielten. Das führte dann
entweder zu deren völliger Vertreibung oder, wie in den allermeisten Fällen,
zur Anlegung eines neuen Dorfes in der Nähe des alten sowie zur Unter-
scheidung mit Deutsch- oder Gross- von Wendisch- oder Klein-.
Ob die Familie Dratow, welcher der Knappe Nikolaus angehört, der im
Jahre 1365 als Zeuge vorkommt, in Gross-Dratow^ angesessen war, lässt sich
urkundlich nicht nachweisen, wohl aber tritt schon im Jahre 1378 Hermann
Camptze /de dar wonet tu Dratowe« auf,^) sodass Dratow als der Stammsitz
dieser alten Adelsfamilie angesehen werden muss,^) welche nach einer unge-
druckten Brodaschen Urkunde »antea a prima plantatione« daselbst sitzt. Sie
wird daher mit den deutschen Kolonisten eingewandert sein, wie es der münd-
lichen und schriftlichen Tradition dieses Geschlechtes entspricht. Trotz viel-
facher Bedrängniss, namentlich in den schweren Zeiten der vorletzten beiden
Jahrhunderte, versteht es das Geschlecht der Kamptz, sich auf dem alten Besitz
bis zum Jahre 1792 zu halten. Da wird Gross-Dratow an den Amtmann
Knoch Lembcke verkauft, dessen Geschlecht heute auch bereits über hundert
Jahre auf diesem Gute sitzt.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Schlön.
Kirthe. Kirche. Die Kirche ist ein längliches Viereck, welches aus einem
älteren I'Y'ldslcinbau des XIII. Jahrhunderts und aus einem jüngeren, ebenso
gro.ssen Fachwerk- Anbau im Osten aus dem XVIII. Jahrhundert besteht. Beide
Theile haben eine gemeinsame flache Halkcn- und Brcttcrdccke. Im Westen
•) 1 1 km ÖMÜch von Waren. Altslavi.sch : der-, tlern-, drali scliindcii. Killmcl, M. jalnl)
XI.VI. S. 42. Also ungefähr soviel wie »Schindcrhajjcn«.
', M. U.B. 1752.
•) M. L'.-IJ. iii^,.>. 11424. V. Kami)tz, Kamilienfjeschichte der Kami^z, S. 20 fT.
*) V. Kamptz, clvtiida. iJoll, (Jeschichte des Landes Stargard I, S. 52.
GUT UND KIRCIIIKJKF GROSS- DkATüW.
363
ein schmälerer Feldsteinthurni mit einer vierseitigen Helmp\ramide. Auf dem
herrschaftlichen Chor mehrere Langermann-, Schuckmann- und Kamptz'sche
Allianzwappen aus Zinn. Ausser der Dratower Empore giebt es noch zwei
Herrenstühle für Schwastorf und Klein -Dratow.
Die innere Einrichtung ist den mangelhaften architektonischen Ver-
hältnissen entsprechend. Die Kanzel befindet sich über dem Altar.
Vor dem Altar liegen drei Leichensteine aus dem XVIII. Jahrhundert:
MARIANNE VON KAMPTZ, gest. 1781, ADOLPH VON KAMPTZ, gest. 1781,
GEORG VON KAMPTZ, gest. 1789.
Flin gusseiserner Taufständer trägt die Inschrift: EINGEWEIHT BEI
DER TAUFE VON ANNA DOROTHEA LEMCKE 3 . JULI 1866 • LASSET DIE
KINDLEIN u. s. w.
Auf dem Thurm hängen drei Glocken. Die erste Glocke hat die
Inschrift: DIE HERREN GUTSBESITZER C • LEMCKE AUF GR. DRATOW. F.
RICHTER AUF KL- DRATOW UND G.SAURKOHL AUF SCHWASTORF LIESSEN
DIESE GLOCKE IM JAHRE 1853 VON C • ILLIES IN WAREN GIESSEN. —
Die zweite Glocke trägt die Inschrift: LEVIN KAMZE, PHILIPP KAMZE.
PATRONE DIESER KIRCHEN; EHR. JOCHIM WERDT PASTOR A • D • 1620.
Die dritte hat die kurze In.schrift: HANS VOS GOS MICH IN LÜNEBURG
ANNO 1680.
Kleinkunstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch, gestiftet 1714 von
J . C • V • KAMTZ und M • E • V • LANGERMAN. Ohne Werkzeichen. Des
gleichen die Patene. — 3. Zinnerner Kelch, gestiftet 1714 von J • C • V • K.
und M . E . V . L . Keine Werkzeichen. — 4 1'-'" kleinerer desgleichen mit
denselben Initialen und denselben Jahreszahl, mit vcrciuctschtcn Wcrk/richen. —
5. Silberne Kanne, gestiftet von C • und H • LEMCKE- GR • DRATOW 1868. —
6. Ovale silberne Oblatenschachtel, 1737 gestiftet von J ' d-, wie es sich aus
einem bekrönten Doppelmonogramm auf dem Deckel ergiebt. Stadtzeichen
{M} (Malchin), Mei.sterzeichen [gw] (Joh. Dietr. Westphal) — 7. Längliche zin-
nerne Oblaten.schachtel, gestiftet 1796 von H • J • BROCKMANN Von einem
Zinngiesser Ehlers. Englisches Zinn. — 8. Silberner Oblatenteller, 1735 ge-
stiftet von GOTTFRIED LIPHARD. — 9. Zinnerne Taufschalc von 1856. Keine
Werkzeichen. — 10. 11. Zwei Zinnleuchter von vcr.schiedener Form, der cme
1737 gestiftet von CORNELIUS CLAUS BRAUER, nnt undeutlichen an.schei
ncnd Friedländer Stempeln, der andere 1766 gestiftet von JOHANN HUDDEL-
BECK und ILSABE HEDWIG BARGEN, ebenfalls mit undeulliclKn Stempeln
') Die Vorg.änsierM. war 1704 t- /t. des I'a.s.ors Schmidt und unter dem l'«tr..n.-it von
Chn.stoph AIhrecht von Kamptz gegossen worden. Von wem, verschweigt das Inventar von 181 1.
-Mtar,
Kanzel.
Leichen-
steine.
lauf-
Ntander.
(ilorken.
Kk'inkunst-
werkc.
364
AMISCJKKICinsnKZIRK WARKN.
Das Gut und Kirchdorf Deven.
t icschichte
des
Porfes.
Kirche.
ffi.|c\cn ist jetzt ein I'^ilial- Kirchdorf von Varchentin. Einstmals war es ein
Kirchdorf für sich, denn im Jahre 1373 ist Rambold Szanewitz Pfarrer
»in Diven <.^) Die Besitzverhältnisse sind ungemein verwickelt.^) Zuerst treten
die Kargow in Deven und dortiger Gegend auf. Sie veräussern in der ersten
Hälfte des X\^. Jahrhunderts ihre Besitzungen in Holz-Liepen an Lüdeke Hahn
auf Basedow; und als am 24. F'ebruar 1469 der letzte Kargow stirbt und sein
Besitz in Deven, welcher aus sechs Hufen und zwei Käthen besteht, heimfällt,
wird Lüdeke Hahn auf Basedow unter der Bedingung damit belehnt, dass er
sich mit des Kargow hinterlassener Wittwe wegen ihres Leibgedinges abfinde
und sie keinen Schaden leide. •^) Ausserdem besitzt Hans Smort in Waren
einen Hof und dazu gehörende Hufen zu Deven, ebenso Drewes von Kosboth
drei Höfe und sechstehalb Hufen nebst einem Käthen und dem Mühlenkamp.
Beide Antheile erwirbt Lüdeke Hahn's Sohn Nikolaus; er wird von Herzog
Heinrich am 4. Oktober 1472 und am 15. Oktober 1475 damit belehnt.*)
Auch die Stute und Brüsewitz sind zu Deven begütert. Die Brüsewitz ver-
kaufen 1456 dem Knappen Heinrich Stute und seinem Sohn Otto zehntehalb
freie Hufen, fünf Bedehufen, zwei Hunger'sche Hufen (es kommt dort ein sog.
Hunger'scher Hof vor) und mehrere Käthen; die Stute erwerben 1507 von den
Kosboth's (Kossebade) zwei Hufen. Im Jahre 1572 erlischt das Geschlecht
der Stute Da verleiht Herzog Johann Albrecht den heimgefallenen Devener
Antheil dieses Geschlechtes an Jürgen Below auf Kargow.'") In den Besitz
des Gutes und Dorfes theilen sich daher nun noch die Hahn und Below.
Die von Hahn treten ihren Antheil 16 10 theilwei.se, 1633 aber ganz an
Kckhardt Kamptz auf Plasten ab, dessen Nachkomme Christoph Ernst ihn 1764
dem Besitzer des anderen Anthcils, Kammerjunker Heinrich Otto von Below,
verkauft.") So gelangt Dcvcn endlich in eine Hand. Rechtsnachfolger der
Below ist 1837 Advokat Albrecht Karl Ludwig Voss. i<S56 besitzt Friedr.
Karl Chri.stian Vo.ss, 1879 Ik'rnhard Söllner, 1886 Legationsrath a. I). Graf
Grote und .seit 1887 Otto (iraf Grote das .schöne Gut.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Varchentin.
Kirche. Die Kirche ist ein alter Feldsteinbau, welcher ein längliches
'l: mit steilem .Satteldach darstellt und dem Tj'pns der Kirchen zu ]<'ederow,
"^' ' -H. 10501. fOil des JJeveii': Kühiicl, .M. Jahr).. ,\IAI, .S. 40.
(i.'.chl. Hahn III, S. 20.
*, Li^ch, a. a. ().
•) Lisch, GccM. üahn III, S. 59. 71 f.
*) Akten iiu hiv.
') V. Kampi/ -.LTlite, S. 384.
\;,
GUT UND KIRCHDORF GROSS -GIEVITZ. 365
Kargow und Alt-Schönau folgt, im Ganzen aber einfacher gehalten ist und der
charakteristischen Merkmale ermangelt, durch welche jene ausgezeichnet sind.
Die aus guten Ziegelsteinen aufgeführten Giebel sind mit Blenden verziert.
Der ganze Innenraum ist mit flacher Hretterdecke geschlossen.
Altar und Kanzel im Barockstil des XVIII. Jahrlunnlerts sind zu einem Altar und
Körper vereinigt, doch sind zum Schmuck des Altars acht geschnitzte Figuren Kanzel,
aus einem früheren gothischen Triptychon benutzt worden. 1 n|)tychon.
Die der Kanzel gegenüber im Westen aufgebaute Empore zeigt ein Kmpore.
BELOW'sches Familienwappen ohne weitere Angaben.
Im Glockenstuhl befinden sich zwei Glocken; die grössere ist im Jahre (Hocken.
1841 von C. Jllies-Waren gegossen,') die kleinere hat weder Inschrift noch
Datum und ist nur mit einem Medaillon geziert, das einen einköpfigen Adler
in Relief zeigt.
Kleinkunstwerke. i. 2. Silbervcrgoldctcr Kelch, gestiftet 1880 von Kk-inkiinst-
TRAUGOTT SÖLLNER und Frau, geb. HENRIETTE WOLLM ER (den Hltern des werke.
BERNHARD SÖLLNER, dessen Namensinitialen an der Cupa verewigt sind).
Dazu eine Patene. — 3. Silbervergoldete Patene mit den Initialen H.L.F.G.M
Keine Stempel. — 4. 5. Zwei Zinnleuchter, gestiftet 1698 vun BASTIAN
MVNSTER. Ohne Stempel. (Andere Vasa sacra der Kirche zu Dcven befinden
sich in Varchentin.)
Das Gut und Kirchdorf Gross-Gievitz.')
I^älross-Gievitz, am Xordcnde des Torgelower Sees belegen, ist in alter Zeit beschichte
^^ ein von der Osten'sches Gut, kommt aber schon im XIV. Jahrhundert d«
in Vo.ss'schen Besitz, in welchem es sich, einige Unterbrechungen abgerechnet,
noch heutigen Tages befindet. Vom Kummerower See und von Demmin her
dringt das Geschlecht der \'oss schon im XIII. Jahrhundert in die Gegend
von Stavenhagen vor und erscheint .sehr oft in der Umgebung der Herren
von Werle.-^) Am i. November 1332 verleiht Johann III. von Wcrle dem
Friedrich Voss zur gesammten Hand mit Gott.schalk von der O.sten, .so lange
dieser lebt, die von der Osten.schen Güter Gro.ss- und Klcm (iievitz. Nach
beider Tode .sollen allein die I-jben des Vicke \'oss die Guter besitzen. 1 Jaf.ir
') Die Vorgängerin dieser Glocke war von H. J. Meyer unter dem Patronat von II. • ». von Holau
und E. E. von K.impU zur Zeit des l'asior. Linde (in Varchentin l758-'8'3) ßogosMrn »ordcn.
*) 1 1 km nordnordö.>llich von Waren. Kuhncl verbindet die alten Formen de« Namen.
Gywirt.e, tWverz mit dem alt-slavischen Wort gvorü, gvor.ci --- Wasserblase: M. Jahrb. XI.VI.
S. 49. Daher .die Jeverec (Jeverka). und vielleicht soviel wie .Seedorf. .
=•) Lisch, M. Jahrb. XXXIII, S. 20off.
366
AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
sollen der Voss und seine Erben dem Fürsten jedes Jahr um Weihnachten
eine Tonne Honig liefern.^) Damals gehört Gievitz zum Lande Malchow,
welches die Flotow auf Stuer seit Mitte des XIV. Jahrhunderts in Pfandbesitz
haben. Sie beanspruchen daher auch die Oberhoheit über Gievitz. Daraus,
oder auch aus einem inzwischen daselbst erworbenen Antheil, erklärt es sich,
wenn zwei Vettern von h'lotow in den Jahren 1488 und 1489 ihr Gut Gievitz
an Nikolaus Hahn auf Basedow verpfänden, obwohl damals auch Wedege
\'oss als Besitzer erscheint.'^) Uebrigens nisten die Hahn sich allmählich
immer mehr in Gievitz ein. 1489 verpfändet Hans Vo.ss zu Plasten an Klaus
Hahn auf Basedow sein Gut zu Gross -Gievitz, und 15 19 verkauft Wedige
Voss dasselbe an Achim Hahn. Auch die Flotow haben um diese Zeit that-
Gro.ss- Gievitz.
sächlich einen Antheil an Gievitz. Sie verpfänden ihm 1564 auf zwanzig Jahre
an Joachim Kruse auf Varchentin, und nach Ablauf dieser Zeit erbitten sie
den landesherrlichen Konsens zu weiterer Verpfändung. So kommt es, dass
1606 nur die Hahn und F^lotow Besitzer von Gross- Gievitz sind. Aber seit
1609 verpfändet Otto Hahn auf Basedow seinen Antheil an dem Gut nach
und nach den Vos.sen und verkauft es endlich 161 6 an Karl Valentin, Levin
Ulrich und Friedrich Voss, des sei. Jürgen Vo.ss Söhne. Die I^lotow haben
inzwi.schen ihren Antheil an Johann Barncr auf zwanzig Jahre antichrcti.sch
überlassen Als aber nach dessen Tode Konkurs ausbricht, cedicrcn die
Gläubiger am .1. März 1652 den Barner'schen Antheil an Gro.ss- Gievitz den
')M.L.-... ,,.'4
*) Li»ch, Geschl. Hahn III, S. 133fr.
GUT UND KIRCHDORF GROSS -GIEVITZ.
367
Herren von Voss, und seitdem haben diese ihr schönes Gut nicht uieder
aus den Händen gelassen.
MittelalterHche GeistHche sind bis jetzt nicht bekannt geworden Der
erste, welcher aus einem im Archiv aufbewahrten X'crzeichniss von Pre(ii<.ern
die an den Synoden ni der Zeit von 1540 bis ,546 theilgenommen habcMr als
Pfarrer zu Gross-Gievitz (Gewerze) genannt wird, ist Bartholomaeus Michael
-^
Kirche zu Gross-Gievitz.
Im Jahre 1604 stirbt Er Henning Bremer, nachdem er in die vieiundvicrzig
Jahre Pastor in Gievitz gewesen. Sein Schwiegersohn und Nachfolger ist
Laurentius W'itting (161 4, 1621). Im Visitationsprotokoll von 1621 wirti er
als ein Mann von vierzig Jahren genannt. Kr kommt auch noch im Protokoll
von 1648 vor, ist aber damals nicht mehr in (jievitz, sondern zu I.ibau in
Kurland. Ihn wird also wohl der dreissigjahrige Krieg vertrieben haben.
Uebrigens hatte er vorher schon eiinnal, nämlich im Jahre 1612, seinen Dienst
aufgesagt. Das Patronat haben damals die I-'lotow auf Stuer. imd zur (Jenw-mdc
gehören die Dcirfer KIcin-Gievitz und Hungerstorf, wo bis in den .Anfang des
3^8
AMTSGERICI ITSMEZIRK WAREN.
tenircfe
W'II. Jahrhunderts Kapellen bestanden haben, die nun nicht mehr da sind.
Von Schönau keine Rede.
Damals hat aber auch Lansen noch sein eigenes Pastorat. 1605 ist
dort Er Elias Hemdes Pastor. 1625 ist ein alter Pastor da, als dessen
Patrone der auf Lansen erbgesessene Joh. Babbzien (Babetzin), der auf
Schönau pfandgescssene Hinrick Zepelin, und llippol}ta von Blücher angegeben
werden, des einst ebenfalls auf Schönau pfandgesessenen und auf Daberkovv
erbgesessenen
Franz von
Blücher nach-
gelassene Wittwe.
Man sieht daran,
dass Schönau mit
Lansen verbun-
den ist. Ein
junger Theologe
meldet sich, Hein-
rich Lachmund,
für die Pfarre
und die Tochter.
Aber es scheint
nicht, als ob er
ans Ziel gelangt.
Denn 1635 i.st
dort ein Pastor
Joh. Kobier, und
im Visitations-
protokoll von
1648 wird als
vorletzter Pastor
zu Lan.sen ein Joachim Bier genannt.
Auch in Lansen verändert der grosse Krieg des XVIL Jahrhunderts
alle Verhältnis.se.
Als 1642 Bartholomaeus Thasaeus als Nachfolger des Witting von den
Stuer.schen Flotow's nach Gross -Gievitz berufen wird, da iibcrnimmt er auch
die Kura von Lansen und Schönau, und nun bleibt Lansen lange Zeit hin-
durch mit Gievitz verbunden. So unter dem Nachfolger des Tha.saeus,
Daniel Statins (1667 Ijis 17 17), unter Johann iMiccIrich Schwarzkopf (1718 bis
1749), Andreas Barkow (1747 bis 1753) und Gottlieb iMiedrich Wucke (1754
bis 1771). Als aber 1773 Adolf Augu.stin Beckmann (y 18 10) berufen wird,
geht Lan.sen als vagierende Mutterkirche zur Kirche in Rittermannshagen über,
Schönau aber verbleibt bei Gievitz.') S. Walter a. a. ().
•) Stuhr, M. Jahrb. LX, S. 35. 53. 78. 86.
GUT UND KIRCHDORF GROSS -GIEVITZ.
369
Kirche. Die Kirche ist ein alter Feldsteinbau aus der Zeit des Ueber-
ganges vom romanischen zum gothischen Stil im Anfange des XIll. Jalir-
hunderts. Der Chor ist mit einem Halbkugelgewölbe
geschlossen, während das etwas höhere Schiff zwei
schmälere Gewölbe ohne Rippen hat. In der Ostwand
eine aus drei spätromanischen SchlitzölTnungen gebil-
dete Fenstergruppe, deren mittlerer Schlitz leider zu-
gesetzt ist und daher wirkungslos erscheint, während
in den Seitenschlitzen noch etwas von der ursprüng-
lichen Wandung und Laibung mit
Rundstabbildung übrig geblieben
ist. Auf der Südseite des Chors
ein durch Neuerungen arg ver-
dorbenes Fenster; auf der Nord-
seite aber gar keine I.ichtöfl'nung,
da hier eine grosse Hnipore an-
gebracht ist. Der Chor öffnet .sich
nach dem Langhause hin nut
einem niedrigen Triumphbogen in
der I^'orm eines gedrückton gothi-
schen Spitzbogens. Die 1-Vnster
des Langschiffes haben sich stil-
widrige Erneuerungen gefallen
lassen müssen. Dagegen verdient,
ausser der jetzt in die Sakristei
führenden ehemaligen xTriester-
pforte«, das ältere Portal auf der
Südseite mit seiner schönen früh-
gothischen (iliedeiung (Rundslal),
ausgekehlte I'.cken, K:ij)itell und
Wechsel \-on glasierten unil un
glasierten Steinen) die eingehendste
Würdigung, ebenso, und fast noch
mehr, die in die Westseite des
Tluirmes eingela.s.sene und mit einem Hackofengewölbe geschlossene l'ortalhalle.
In dem kleinen Gewölbe der Vorhalle findet man nämlich dieselbe l-'elder-
cintheilung, welche in vielen alten Chorgewölben vorkommt. Das Charak-
teristische ist dabei ein aus einem Wulst gebildeter Kreis, der die aus den
Ecken her aufsteigenden RuiKlstabripi)en aufninunt, durch welche das Gewölbe
in vier Kappen eingelhcilt wird. Heachtung verdient auch die Wandung der
Portalhalle mit ihren abgefas'ten Ecken und Kapitellgliedern, die an ahn
liehe Formen zu Xeuklo.ster erinnern. Die Vorhalle las.st erkennen, da.ss der
Feld.steinthurm sehr bald nach dem Langhausc erbaut ist. Dazu stinnncn
auch seine Lichtöffnungen in der Form von zwei Schlitzen auf joder Seite.
24
Kirthe.
Komani.sche .Stciiifuiile.
370
AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
9.
Stein-
fünte.
die durch eine Hlendnische mit dem Schluss eines gedrückten Spitzbogens
zusammengefasst werden.
\eben dem Portal anf der Südseite der Kirche eine romanische Stein-
fünte dc-s XII. oder XIII. Jahrhunderts.
i
Marmor- Epita|)h des Ernst Christo])h von Voss.
Marmor- In dc-r Kirche ein mit vielen kriegerischen iMiiblemen geschmücktes
Kpitaph. Marmor -Epitaph des ERNST CHRISTOPH VON VOSS, welcher in Ilannover-
.schen iJic- 'Tid und Mrbherr auf (iross- und Klein -Gicvitz, Flotow,
Luplow, K. , Klein- Helle und Jiredenfelde war, geb. 1654, vermiihlt
GUT UNI) FILTAI, -KIRCHDORF ALI -SCIIÖNAU. 37I
1692 mit Anna Magdalena von Witzendorff aus dem Hause Zecher und <;est.
den 14. September 1720. Darunter der Grabstein des Khepaarcs in jenem (Jrah^tcin.
Geschmack des Barockstils, dem auch ein Tiieil der älteren l^inrichtung der
Kirche entstammt.
In der Südostecke des Chors ein gutes Gemälde aus der Werkstatt Gemälde.
des Lukas Cranach, welches eine in freier Landschaft sitzende Madonna mit (•edacht-
dem heiligen Kinde und mit herumspielenden kleinen Kngelgestalten darstellt. "'^''" ' ''»•*^'".
Daneben jüngere Gedächtniss-Tafeln der Gräflich VOSS'schen Familie; ferner ,' ' •
. . nialercien.
ebensolche als Glasmalereien in den beiden Fensterschlitzen der ( )st\vand.
Im Thurm drei Glocken, die grösste mit der Inschrift in gothischen (ilocken.
Majuskeln: c^ ': Ü RH-^' 6L0RI6B VHUl UÜSÜ PaÜH OfffVa. Ob der
auffällig gebildete Schluss, der aus einem Majuskel -0, drei minuskelartig
erscheinenden fff, einem wieder majuskelartig auftretenden V und Schluss (J
besteht, die Zahl 1395 bedeuten soll, wollen wir dahin gestellt sein lassen.
Unmöglich wäre es nicht. — Die mittlere und kleinere Glocke sind ohne
Inschrift und Zeichen.
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch, gestiftet ir)f)3 von Kleinkunst-
ERNST CHRISTOFFER V. VOSS und ANNA MAGDALENA V. WITZENDORF werke.
Kelch mit dem Meisterstempel @) und einem undeutlichen Stadtstempel. Die
Patene von H. Holscher- Güstrow: @© — 3-4- Desgleichen, grös.ser, ohne
Inschrift. Zeichen: [^ (^. 5. 6. Desgleichen, klein. Krankenkelch: |ET|.
Stadtstempel undeutlich. — 7. Längliche Oblaten.schachtel. gestiftet 1752 v..n
JOH. FRIEDR.SCHWARTZKOPFF, Lastor in Gievit/, und CATH. ELIS. SCHWARTZ-
KOPFFEN, geb. MEYERN, mil den Warenschcn Stempeln (wj (J] S Neue
Kanne "^estiftet von AUG. GRAF V.VOSS 1827. Anscheinend Berliner Stempel
Das Gut und Filial-Kirchdorf Alt-Schönau.')
as ganze Mittelalter hindurch, vom XIII. Jahrhundert her. ist die Kirche beschichte
zu Alt-Schönau, die, etwas vom Dorf entfernt, einsam auf einem Hügel «^^s
liegt, Tochterkirche der Kirche zu Ivalkenhagen und steht gleich dieser v..m
13'' März 1331 an unter dem Latronat des Stiftes Hroda.^«) Als aber im drcissig-
jährigen Kriege die Kirche zu h'alkenhagcn zu einem Trümmerhaufen wird und
der Name des Dorfes eine Zeit lang von der Landkarte verschwindet, um erst
im XIX. Jahrhundert an zwei Stellen der alten I'ekinur unter l-.inwirkung der
') 9 km nördlich von W.iren.
-) M. U.-H. 5226. 5247. Vgl. a.'.7.u 377. '284. .NnrnkR.. 1293. besonder« auch .lic '
rungen ül.er die kirchlichen Vcrh.Hllnisse von Waren, ol.en S. 327. *««** «>*« Vrluiu\ctx von ■.,..-•
1482 und 1500 im M. lahrl.. 111, S. 206-210, 229/30.
•J4"
0/-
AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Warenschen Stadt- Oekonoiiiie, der die Flur seit 1427 gehört, wiederaufzutauchen,
da sucht Schönau ebenso wie Lansen das geistliche Brod bei der Kirche zu
Gievitz. Lansen freilich geht im XVITI. Jahrhundert zu Rittermannshagen
über, Schönau aber bleibt bei Gievitz.')
Bei der werleschen Landestheilung am 2. December 13 16 wird Schönau
gleich Gross- und Klein -Gievitz, soweit es den Rossdienst angeht, zu dem
Tarchim- Malchowschen Theil gelegt.^) Mit Besitz und Rechten treten uns
im X\^ Jahrhundert die Flotow auf Stuer und die Schönow auf Schönau
selbst entgegen, jene als Pfandbesitzer des Landes Malchow, diese als die
Lehnsinhaber am Dorfe. Die von Flotow verpfänden ihre Gerechtsame 1488
an Klaus Hahn auf Basedow; die Schönow aber sind seit 1404 unbestrittene
Die Kapelle zu Alt -Schönau.
Besitzer, sie haben das Dorf von den Fürsten Klaus und Christoph von Werle
zu Lehn empfangen.'^) Indessen im Jahre 1607 verlieren sie es, nachdem sie
es schon 1 599 an Ventz von Blücher verpfändet haben. Diese Verpfändung
wird nämlich zu einem antichretischen Verkauf, zu welchem der landesherrliche
') In seiner Beschreibung der Stadt Waren l)ei Mantzel, Biitz. Ruhestunden XVII, .S. 70,
sagt l'astor iJarjes im Jahre 1765: »An dem Falckenhäger See ist noch ein Stück Mauerwerk von
einer vormaligen Kapelle. Der Ort heisst noch der l'alckenhäger Kirchhof«. — Schmidt in seinen
geschichtl. Nachr. Über die Stadt Waren vom Jahre 1841 sagt: (Falkenhagen) »wurde (im dreissig-
jihrigen Kriege) so gründlich zerstört, dass auch kein einziger von den Bauern dort blieb, dass
der Acker Jahre lang unbebaut lag und theilweise Waldungen dort aufschlugen, unter denen man
noch jetzt die Spuren ehemaliger Bearbeitung erkennen kann. Falkenhagen hatte eine eigene
Kirche, wovon noch wenige Ruinen zu Anfange des vorigen Jahrhunderts sichtl)ar waren. Sie
stand auf der Stelle zwischen dem Falkenhäger See und Tief-Waren, welche noch jetzt der Falken-
häger Kirchhof heisst und erst vor etwa dreissig Jahren urbar gemacht ist. Der jetzige Ilof
Falkenhagen und die Meierei sind später angelegt.« — Vgl. Karte von Schmettau.
*J M. U.-B. 3860.
*) Akten int CJ!os-,li. Archiv.
GUT UND FII.IAL- KIRCHDORF ALT- SCIIÖNAU.
373
Konsens am 20. November 1607 ertheilt wird. So kommt es, dass 161 9 die
hinterlassenen Kinder des Ventz von Blücher die alleinigen Besitzer von Schönau
sind. Aber auch hier sieht man die Ein\virkiint,^en des grossen Krieges. Einen
Kapelle zu Alt-Schr.nau.
Antheil am Gute erwirbt nämlich Kurt Bchr und muthet ihn am 24. Januar 1659.
Acht Jahre später endlich cedieren die Blücher ihren Antheil an Schönau 1667
dem Landrath Hans Friedrich von Lehsten auf VVardow, welchem am 14. Oktober
desselben Jahres der Lehnbrief ertheilt wird. Der I^ndralh erwirbt anscheinend
374
AMTSGEKKUTSHKZIRK WAREN.
alle anderen Antheilc hinzu, denn am 16. Marx, 1671 enipfängt er den Konsens
und Lehnbrief über das ganze Gut, aber schon 16S4 verkauft er es an den
Baron Johann Hinrich von lulenkamp für Sooo Gulden. Dieser lässt es 1686
allodificieren Im Jahre 1726 kauft die Wittwe des Oberstleutnants von Voss
zu Gross-Gievitz das Gut für 15000 Thaler. In Voss'schen Händen verbleibt
nun Schönan mit geringen Unterbrechungen, bis es 1899 hY-rdinand Meisenburg
und 1900 Friedrich Kolz erwirbt.
Kapelle. Kapelle. Die Kapelle ist ein frühgothischer Feldsteinbau in T^orm eines
länglichen \'ierecks, aber zu irgend einer Zeit, die nicht angegeben werden
kann, verfallen und erneuert. Die
Ansätze zu den beiden Gewölben, Sc^^c^^ia^-.
mit denen der Innenraum ohne Zweifel
einstmals geschlossen war, sind noch
vorhanden. Jetzt überspannt ihn eine
flache Balken- und Bretterdecke. In
dem Portal auf der Südseite werden
Wandung und Laibung belebt durch
die Abwechselung von Rund- und
Birnstab nach Art des Uebergangcs
von der Frühgothik zur Ilochgothik.
Auch giebt es dort die dieser Ge-
schmacksrichtung entsprechende Ab-
fasung an der Aussenkante. Die
beiden h'cn.sterschlitze der Ostwand
sind aussen und innen mit Viertel-
Rundstäben des gleichen trefflichen
Ziegelmaterials eingefasst, welches an
dem Portal der Südseite verwandt
ist. Abfasung und Viertel -Rundstab
zeigen auch die etwas breiteren, wohl-
gebauten Lichtöffnungen der Lang-
seiten, welche mit einem gedrückten
Spitzbogen ge.schlos.sen sind. Man
zählt zwei I^Y-nster auf der Süd- und eins auf der Nordscite. Auf der West-
seite ein jetzt zugesetztes grösseres Portal in einem vorgeschobenen Mauerkern.
In diesem zweifellos ursprünglichen alten Portal werden Wandung und Laibung
aus fünf Kanten gebildet, von denen die inneren vier die frühgothische Ab-
fasung haben. Sehr zu beachten sind auch die mit einem reichen Blenden-
werk in gutem Mauer.steinmaterial verzierten Spitzgiebel der West- und Ost-
seite. Die durch den Gewölbesturz weggerissenen oberen Theile der vier Feld-
steinmauern der Kirche sind durch .schlechteres Ziegelwerk späterer Zeit ergänzt.
Ein Fundament auf der Westseite zeigt, dass der jetzige Glockenstuhl einen
etwas umfangreicheren Vorgänger hatte.
\U .Sch()iiaii.
GUT UND KIRCHDORF LANSEN.
375
Die innere Einrichtung ist ohne Bedeutung.
Hinter der Orgel ein spätgothischer Schnitzschrein, dessen Mittelstück
mit den drei grösseren Figuren der hl. Maria, des hl. Georg und eines nicht
mehr zu bestimmenden hl. Bischofs gefüllt ist, während in den Flügeln zwölf
kleinere F'iguren erscheinen, welche jederseits in zwei zu dreien angeordneten
Gruppen über einander angebracht sind. Unter diesen kleineren Figuren sind
zu erkennen die hl. Annaselbdritt-Gruppe, der hl. Johannes Evang., die hl.
Maria Magdalena, der hl. Jakobus der Aeltere und die hl. Barbara. Bei den
Uebrigen fehlen die Attribute.
An der innern Xordwand der Kirche zwei Gräflich VOSS'sche Zinnschilde.
An dem Portal der Südseite ein Weihwasserbecken von Granit.
Im Glockenstuhl zwei Glocken, eine jüngere von ^^^^^^
1852, von C. Jllies-Waren gegossen, die keine Vorgängerin
hatte, und eine ältere mit dem nebenstehenden Giesserzeichen.
AA,
Inneres.
Schnitz-
schrein.
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch, gestiftet 1852 von L« G.
V • V • G • V . B . (Louise Gräfin v. Voss, geb. v. Behr). Keine Stempel, auch
nicht an der zugehörigen Patene. — 3 — 7. Kleinerer Kelch, Patene, Oblatcn-
schachtel und Kanne, ohne Stempel. Alle vier Stücke Geschenke der gen.
Gräfin LOUISE V. VOSS vom Jahre 1852. -- 8. Zinnerne Patene, ohne Zeichen.
— 9. 10. Zwei Zinnleuchter, der eine 1766 gestiftet von JOHANN C • LANZ
und REGINA BERGEN, der andere 1823 von JOHANN JOACHIM ERNST PETERS,
der letztgenannte i.st von dem Warenschen Zinngiesser l(ochim Baass 1793
angefertigt. — ii. Von dem.selben Zmngiesser auch eine Zinn.schale.
Zinn-
•-childe.
Weih-
wasser-
hecken.
( "i locken.
Kieinkunst-
werke.
Das Gut und Kirchdorf Lansen.')
las Dorf und Gut Lan.sen gehört nachweislich vom XV. Jahrhundert ( ;c>chiihte
(1481) her, vielleicht aber schon in frühester Zeit, dem alten ritter-
hurtigen Geschlecht der Babbezin, deren letzter. Augu.st Friedrich, das
Lehnrecht, das er auf Lansen hat, im Jahre 1700 an Andreas von Pritzbuer
abtritt.^) Damals haben die Pritzbuer nämlich .schon ihren Antheil am Gute.
Das hat sich folgenderma.s.sen zugetragen. Im Jahre 1619 giebt Johann
von Babbezin einen Antheil an Lan.sen für 13000 (iulden als Pfand an
Vollrath von Bassewitz auf Hohen I.ukow. Dieser Antheil geht 1663 auf
>) 12 km nördlich von Waren. V„n Kühnd. M. Jahrb. XI.VI. S. 8l. mit .ihsUv.sch U^u - .
Ilain, oder auch mit la/.Inü. polni.sch lag - Sumpfboden l$ruch zu verbinden. Demnach »Iw
ungefähr soviel wie > Ilaindorf« oder »Brookdorf«.
') V. Camm, Verzeichniss des mecklenburgi>chen Adels im M. Jahrb. \l. S. 429. ^-^^ 'h"
schon 1698 sterben. S. Akten im ürossli. Archiv.
de;
Dorfes.
0/
76
AMTSGKRICHTSBEZIRK WAREN.
Kirche.
Christus-
bikl.
Weil)
Wasser-
becken,
Flinte.
(licxken.
Christian von Bernhard über. Al.s dann im Jalirc 1694 der Babbczin'sche
Antheil. der noch geblieben, aber für 12000 Gulden an die Familie Karnatz
in Güstrow verpfändet ist, von dieser als Pfandgut an Andreas von Pritzbuer
weitergegeben wird, da erwirbt dieser mit seinen Brüdern Gustav und Joachim
zu.sanimcn auch die Anrechte auf den Bernhard'schen Antheil, sodass den drei
Pritzbuer bereits am 14. Juni 1694 der landesherrliche Expektanzbrief auf das
ganze Gut Lansen ertheilt werden kann. Pritzbuer'sches Gut bleibt es bis 1762,
dann wird es Meyenn'scher Besitz bis 1793, Randow'scher Besitz bis 1797,
und seitdem gehört es niit Schvvarzenhof zur Begüterung der Gräflich
Hahn'schen Linie auf Basedow.')
Ueber die kirchlichen Verhältnisse des Dorfes, das mit Schwarzenhof
zusammen früher eine eigene Parochie bildete, s. bei Gievitz. Seit 1773 ist die
Kirche zu Lansen als Mater vagans mit der Kirche zu Rittermannshagen
verbunden.
Kirche. Die Kirche ist ein gothischer, mit Pfeilern bewehrter und mit
Blenden am Westgiebel geschmückter Ziegelbau auf behauenem Granitsockel
und hat einen Schluss aus dem Achteck. Die PY-nsterpfosten (.sämmtlich in
zweitheiligen P^enstern) sind neu. Eine flache Ilolzdecke überspannt den
Innenraum.
Die innere Einrichtung ist neu.
Auf dem Kirchenboden ein alter Christus als Triumphbild, von Drei-
viertel - Lebensgrösse.
In der Kirche, rechts vom Eingange auf der Südseite, ein Weihwasser-
becken, ganz gleich den bekannten alten Quetschniühlen.
Drau.ssen \'or der Westseite der Kirche steht eine alte Granitfünte.
Im Glockcnstuhl westlich von der Kirche drei Glocken. Die eine hat
auf der einen Seite des Feldes die In.schrift: CHRISTIAiNi VON BERNHARDT
PATRONUS ILSEBE DOROTHIA VON WREEDEN HAT DISE KLOCK G LASEN,
und daneben die Wappen beider mit der Unter.schrift: ANNO 1690; auf dcr
anderen Seite aber: DANIEL STACIUS PASTOHR ZU Gl WITZ UND LANSE
PAUL SCHRÖDER VOHRSTEHR DER KIRCH ZU LANSE. Am Schlagring:
M . VITES SIEBENBAUM GOSS MICH IN SCHWERIN.
Die zweite (jlocke zeigt eine sitzende I-'igur mit segnend erhobenen
Händen, dann die Inschrift: * lj{i)if * 00t * \n\bC * lUiiria * lllOÖCV * O.ldC^.
Unter dieser In.schrift mehrere kleine Bildchen: eine sitzende Bischofsfigur,
ein Agnus Dei mit Kreuz unter einer gothischen Architektur, und zuletzt in
hau.sartiger Umrahmung die Anbetung Chri.sti durch die heiligen drei Könige.
Die dritte Glocke führt im P'elde das HAHN'.sche Wappen mit C»G«
H • 1865. Gegossen von C. Jllies in Waren.
•) Akten im Grossh. Archiv. V^'l. Lisch, (ieschl. Hahn IV, .S. 302. 328.
GUT UND KIRCHDORF RAMBOW. 377
Kleinkunstwerke, i. 2. Silberner Kelch auf rundem Fuss. An der Kk-inkunst-
Kupa der PRITZBUER'sche Doppeladler ohne Köpfe. Dazu die Initialen werke.
S.A.S.V-M . W.V.P. 1722. Vom Malchiner Goldschmied D I West-
phal). Patene ohne Zeichen. 3. 4. Desgleichen von 1747, mit Fatene, beide
laut Inschrift gestiftet von V. C. STUDMANN und mit den Stempeln S und
•^q'. — 5. Runde Obiatendose, neu (Sy & Wagner- Berlin).
Das Gut und Kirchdorf Rambow.'
j§| anibow wird zuerst in einer Urkunde vom 7. Juni 1 27 1 genannt, als (lescluchte
Bischof Hermann von Kammin das Dorf, welches bisher nach Schwinken- ^*-'s
dorf eingepfarrt ist, zum Kirchspiel Domherrenhagen (Papenhagen) legt.-) 'Dorfes.
Dieses Dorf dient zur Ausstattung des 1226 gestifteten Domherren.stiftes
zu Giistrow und wird ihm 1240 als »Hägerdorf« verliehen.'') Domherren-
hagen ist längst verschwunden, seine Kirche liegt als versteckte Ruine in
einem Wäldchen oberhalb der Burg Ulrichshusen, und seine Feldmark ist
in die des frühestens im XV., wahrscheinlich aber erst im XV^I. Jahr-
hundert entstandenen Dorfes Ulrichshusen und in die des Gutes Rambow
aufgegangen. Rambow ist Maltzan'scher Besitz von ältester Zeit her. Zu
Anfang des XVIII. Jahrhunderts aber gelangt der Baron von Frlenkamp in den
Besitz von Ulrichshusen und Rambow, das als Pertinenz von l'lrichshu.scn
angesehen und behandelt wird, und erst im Jahre 1776 gelingt es dem
Landmarschall Lüdeke von Maltzan, Ulrichshusen mit Rambow wieder zunick-
zuerwerbcn. Am Schluss der Lehnssequestration der Maltzan'schen Güter in der
Zeit von 18 16— 1823 (s. o. S. 54, Anmkg.) wird Rambow von Ulrich.shu.sen ge-
trennt und zu Moltzow gelegt, mit dem es noch heute verbunden und zugleich
in Maltzan'.schen Händen ist, während Ulrich.shusen seit 1841 zu der Hahn-
sehen Begüterung gehört.^)
Durch die oben angezogene Urkunde vom 7. Juni 1271 wird bewiesen,
dass Rambow damals noch kein Kirchdorf ist, .sondern dass die oberhalb des
Dorfes im Holz gelegene Ruine von > Domherrenhagen c das anscheinend eben
erst fertig gewordene Gotteshaus ist, zu dem sich die Kinwohnerschaft von
Rambow, die bis dahin nach dem 5 km östlich gelegenen Scinvinkendorf zur
Kirche gegangen ist, in Zukunft zu halten hat.') Zugleich geht daraus hervor.
•) 16 km nördlich von W.iren. »Ort de.s Kami.«: Kllhnel, M.Jahrl.. XI. VI, S. 115.
*) M. V.h. 1229.
») M. lahrb. IV 15, S. 91; IX, S. 457. lisch, (Icschl. Malt7an III, S. 262. I)cr»cll>c.
Geschl. Hahn I, S. 85—87.
*) I.i.sch und Wedemeyer. Alhum mecklenlnirKi.scher Schlösser und !.andK"<. r IMt .S
und 9, S. 80.
■') Vj;l. M. I.-ihrl). LVI, S. 205. Hier sind irrthUmlichcr Weise Dorf und Kirche .u >m
ver.schiedcne Ortschaften verzeichnet.
378 AMTSGERICHTSHEZIRK WAREN.
dass die erloschene I'arochie Domherrenhagen oder Papenhagen sammt Rarnbow
während des Mittelalters zur Diöcese Kammin gehört. Das Vorhandensein
des Dorfes Domherrenhagen oder Papenhagen, das zu den Einkünften einer
der Güstrower Domprabenden beizutragen hat/) lässt sich an der Hand einiger
Urkunden bis ins X\'. Jahrhundert verfolgen. 1436 wird davon noch wie von
etwas \'orhandenem gesprochen,'') am 8. Mai 1458 aber heisst es bereits ur-
kundlich, dass beide l-'eldmarken, Papenhagen und Marquardeshagen, wüst
seien.-) Das letztgenannte Dorf hat sich wieder zu einem der stattlichsten
Höfe und Dörfer erhoben, das andere aber ist untergegangen. Wie und
warum, wissen wir nicht. Immerhin mag die alte Kirche noch eine Zeit lang
benutzt worden sein, dann aber hat man, anschemend erst in der zweiten
Hälfte des XVI. Jahrhunderts, die Rambower Kirche an ihre Stelle treten
lassen. In den General -Visitationsprotokollen von 1534 und 1541/42 wird
weder die eine noch die andere erwähnt, was vielleicht daran liegt, dass die
eine schon aufgegeben und die andere noch nicht da war. Erst das
Visitationsprotokoll von 1648 erwähnt sie, die eine als Ruine der alten Papen-
häger Kirche, die andere als mit der Parochialkirche in Dahmen verbunden.^)
Zugleich erfahren wir, dass Rambow noch eine Filialkapelle in Moltzow und
Dahmen eine in Sagel hat, die es heute beide nicht mehr giebt.
Die Pastoren von Dahmen und Rambow sind bereits bei Dahmen,
S. 138/39 aufgezählt.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein jüngerer Feldsteinbau aus der Zeit der
Renaissance mit einem diesem Geschmack entsprechenden Ostgiebel, an
welchem die horizontalen Bänder sowie die Belastung-skörper auf den beiden
Dachschrägen zu beachten sind, wie sie in der zweiten Hälfte des XVI. Jahr-
hunderts üblich werden und lange noch im XVII. Jahrhundert beliebt bleiben.
Der Innenraum erscheint als ein einziges langes flachgedecktes Viereck. Im
Westen ein Feldsteinthurm, der nicht die Breite des Kirchenkörpers hat.
Altar- Die innere Einrichtung stammt aus der Zeit der P>bauung der Kirche,
aufsatz, soweit es sich um Altar und Kanzel handelt. Der Altaraufsatz erinnert an
an/e . ^^^ -^^ Gnoien, Prestin, Dambeck bei Röbel u. s. w., doch fehlen hier die
Schnitzwerke. Statt deren sehen wir acht Gemälde aus der Passionsgeschichte.
Die Kanzel aber enthält in ihren Füllungen vier geschnitzte und bemalte
Wappenschildc, den Kardorff '.sehen mit D«V«K., den Maltzan'schen mit
D • V • M., den v. Berge'schcn mit J • V • B. und den quadrierten Schulen-
burg'.schen Schild mit D • V • S •
Kinpore. An r Empore auf der Nordseite neben dem Altar das Maltzan-
Hülow'.sche Allianzwappen mit den Unterschriften L • A • V • MOLTZAHN und
M . F . v . BÜLOW.
-y .1 l 1', H428.
*) Lisch, (.eschl. Maltzan III, S. 261/62. Derselbe, (leschl. Halm I, S. 85 87. M. Jahrb.
IVB, S. 92; IX, S '57; X, S. 263; XXIII, S. 317.
*) V^;1. die lij-.ie.'^kungen zur Kirche von Schors.sow oben S. 65; besonders auch Anmkg. i.
GUT UND KIRCHDOUF RAMBOW,
379
An der inneren Südseite die Rüstung des schwedischen Obersten KARL Kustung,
DIEDRICH VON RUTH (Rot) sowie als eine Art Epitaph sein geschnitztes ^Vappen.
Wappen von 1657, dessen Unterschrift besagt, dass er unter anderen Würden
auch die eines Stadtkommandanten von Elbing besass, 1592 geboren wurde
und 1656 starb.
Am wichtigsten aber sind die beiden geschnitzten Holzwappen an der Hol/-
äusseren Ostwand der Kirche, weil sie ohne Zweifel die der Grunder und wappcn.
Erbauer darstellen. Es sind BEREND LVDOLF MOLTZAHN und seine Gattin
ANNA V . STAFFHORST. Leider ist die Jahreszahl oberhalb der Wappen weg-
gebrochen. Aber man weiss, dass Berend Ludolf, der mit seiner Gattin
inschriftlich auch an den Mauern des Schlosses Ulrichshusen vorkommt, 1639
aus dem Leben schied und anscheinend um 1620 in den alleinigen liesitz des
Gutes Ulrichshusen gelangte. h> wird daher auch der h>bauer der Kirche
zu Rambow sein.
Im Thurm zwei Glocken, die grosse ohne Inschrift und Gies.serzeichen, ('ilix-kcn.
die kleine 1703 unter dem Pastorat von JOHANN MEINEKE (zu Dahmen und
Rambow) gegossen. Giessernamen und Zeichen weder auf der einen noch
auf der andern Glocke.^)
Kleinkunstwerke. i. 2. 3. Sehr grosser silber\ergoldetcr Kelch auf Kleinkunst-
achtpa.ssigem Euss, mit Patene, gestiftet von CARL DIDERICHSOHN ROT und werke.
ANNA SOPHIA VON HOLTZENDORFF, deren beider Wappen nebeneinander auf
dem Fuss des Kelches eingraviert sind. Keine Stempel. Dazu eine kreis-
runde silberne Oblatenschachtel, auf deren Deckel dieselben Wappen und
Inschriften angebracht sind. Auch diese ohne Stempel. — 4. l'^ine sechs-
seitige silberne Flasche mit Schraubdeckel. Auf einer der Seiten eingraviert
das Arnim'sche Wappen mit den Initialen I E V A • 1670. Auf der Unterseite
des F'usses der Nürnberger Stadtstempel mit dem Mei.sterstempel C H oder
G H in Ligatur: ^ ^. — 5. 6. Kleiner silberner Krankenkelch, gestiftet
1778 von Wittwe ILSABE ELEONORA VON MOLTZAHN. geb. VON STRALEN-
DORFF. An der Kupa das SlralcndortV'schc und das Maltzan sehe W api^ii.
ebenso auf der zierlichen Patene. Auf dem Eusse ein verputzter Güstrowscher
Stempel. — 7. <S. Grösserer silbervergoldeter Kelch, 1745 gestiftet von
JOACHIM HINRICH SCHMIDT für die Kirche zu Dahmen Dazu eine Patene
mit einem undeutlich gewordenen Güstrowschen Stempel. - 9. lO. Kleines
zinnernes Krankengeräth ohne Stempel. — i 1 . Kleine kreisrunde silberne
Oblaten.schachtel, 1626 gestiftet von ANNA MOLZAN Keine Zeichen. — 12.
13. Zwei zinnerne Leuchter, 1730 gestiftet von JAKOB RÜNITZ Keine Werk-
zeichen. — 14. Noch ein zinnerner Löffel, gestiftet von JOHANN DANIEL
MÖLLER und D. E. LANSEN, verehelichten MÖLLERN. 1786. j-.benlalls ohne
Stempel.
>) Vgl. oben S. 65.
38o AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
iTnrre zu Auf der Pfarre zu Rambow werden die Reste eines aus der Kirche zu
Rainbüw. Dahnien stammenden gothischen Triptychons aus dem XV. Jahrhundert auf-
bewahrt, darunter zwei Tafehi einer Predella mit den Halbfiguren der vier
lateinischen Kirchenväter. Ferner zwei schlecht erhaltene Flügel mit Malereien,
welche auf der einen Seite als Schutzheilige der Kirche die hl. Maria mit dem
Kinde und die Annaselbdritt- Gruppe darstellen, während auf der anderen Seite
Passionsblumen sind oder waren.
Auf der Pfarre zu Rambow auch mehrere alte lateinische und deutsche
Drucke, welche 1623 durch MARKWART MOLTZAN zum Gebrauch der Prediger
gestiftet worden sind.
* * *
Ruine in In der »Kirchenkoppel«, der Stätte des eingegangenen Kirchdorfes
''<-■'■ Domherrenhagen oder Papcnhagcn, liegt mitten unter Bäumen die Ruine der
Kirchen- ^^^^ bereits erwähnten alten P^ldsteinkirche aus dem XIII. Jahrhundert. Es
stehen noch die Giebelwände und einzelne Theile der Seitenwände, sodass
man die Grundform eines länglichen Vierecks erkennt. Die ganze Ruine, deren
Kalkverband immer mehr schwindet, macht den I^indruck, als ob sie wohl
demnächst durch die langsame aber stetige Arbeit der Baumwurzeln im Erd-
boden auseinander gesprengt werden wird.
koppele
Das Schloss Ulrichshusen.
Schloss Ktim Südufer des Ulrich.shuscr Sees, dem Kirchdorf Rambow gegenüber, liegt
l'Irichs- IRS die ß^rg Ulrichshu.scn, ein stattlicher Bau aus der Zeit der Renaissance,
*"""**-*"• der thcils in die zweite Hälfte des XVI., theils in die erste Hälfte des XVII.
Jahrhunderts fällt. Auf der Südseite ein runder Thurm, der »Windelstein« mit
Wendeltreppe, nach Südosten hin ein Thorhaus. lun unterirdischer Gang —
so i.st die Sage — führte einst zu der »wüsten Kirche« in Domherrenhagen.
Vor einigen Jahren ist das Schloss im Innern durch- und umgebaut worden,
um als Wohnsitz dienen zu können.
Da die frühere Beschreibung des Burgsitzes mit seiner Abbildung bei
Li.sch und Wedemeyer, Album mecklenburgi.schcr Schlösser und Landgüter,
Heft 8 und 9, S. 77 ff., einen dauernden Werth gewonnen hat, .so lassen wir
.sie hier unverkürzt folgen:
«Das Gebäude steht auf einem erhöheten Burgraume; diesen schlicsst
ein jetzt etwas verfallener Wallgraben ein, über den man ehemals wohl auf
einer Zugbrücke an die .sogenannte Vorburg oder das äussere Thor gelangte,
welches jetzt, v.ic die Zugbrücke, fehlt, lieber einen schmalen gemauerten
Weg, den zu beiden Seiten gezinnte Mauern ein.schlies.sen, gelangt man dann
SCHLOSS ULRICHSHÜSEN.
3«'
an das Thorhaus oder das Binnenthor, welches eine gewölbte, durch starke
Thorflügel befestigte Auffahrt hat und sich an das Hauptgebäude anschliesst..
»Die Aussenseite des Thorhauses ist im Styl der norddeutschen Renaissance
mit Bildwerken und Memorialtafeln in gebranntem Thon geschmückt; über
dem Eingange ist eine Tafel von roth gebranntem Thon eingemauert, welche
durch eine verzierte Leiste in zwei Theile getheilt wird. Dem I<:intretenden
links befindet sich auf derselben oben das Brustbild des Erbauers Ulrich
Maltzan in Medaillonform, darunter das Maltzansche Wappen, und unter
diesem die Inschrift:
Ulrichshausen ist mein Nahm
wer Herberg in mir will han
der nem vor gut Stubn und Gemak
und was Küch und Keller vermag
und nem den willen vor die That
so wird dem Gaste guter Rat.
»Rechts von der Leiste steht auf derselben Tafel oben da.s.selbe männliche
Brustbild in Medaillonform, darunter das von Kardorff'sche Wappen, und unter
diesem eine Inschrift, aus welcher jedoch ein Stück schon 1750 ausgesprungen
war. Nach einer vor etwa fünfzehn Jahren genommenen Aufzeichnung war
davon lesbar:
Ulrichshausen —
Ulrich Moltzan D
Margreta Kerdorff D
Half fleissig dazu w . . . . dri . .
Und ist vollend mit h . . . . es hi . . .
Dem gebort vor allen Dingen.
»Neben dieser Tafel sind links zwei männliche, rechts zwei weibliche
l^rustbilder aus gebranntem Thon, einander gegenüber und zugekehrt. t
»Das Hauptgebäude ist drei Stockwerke hoch. Ueber dem I*!rdgc.schossc
von behauenen Quadern erheben sich zwei Stockwerke in Ziegelbau, welche
in Charakter und Ausführung den fürstlichen Schlössern zu Schwerin, Wismar
und Gadebusch ähnlich sind. Die nach (^.sten und Westen gehenden Giebel-
Seiten sind oberhalb der drei Stockwerke mit gezinnten Rändern unil anderen
Ziegelornamentcn versehen. Auf dem östlichen Giebel steht mit ei.scrnen
Buchstaben :
BERNDT LUDOLPH MOLTZAHN. ANNA VON STAFFHORST.
darunter, ein Stockwerk niedriger, das Distichon:
IGNIBUS HAEC PERIIT STRUCTURA. AST CONDIDIT ILLAM
BERNDT LUDOLPH MOLTZAHN, STET SINE CLADE DIU.
»Der hier erwähnte, wohl nur partielle Brand fiel in die Zeiten des
dreissigjährigen Krieges (1624). Das Jahr der baulichen Wiederherstellung
bezeichnet an der Süd.seite des Hauptgebäudes mit eisernen Zirt'ern die /.ilil
1626. Dieses Feuer mag auch den viereckigen Thurm zerstört haben, der
382 AM TSdKRK H rsHKZIKK WAREN.
noch im siebzehnten Jalirhundcrte in der Mitte des Burgraums frei stand.
Dieser sogenannte Bergfrit diente als Wart- und Gefängnissthurm.«
-Hin anderer Thurm des aUen Bauwerkes ist erhalten. Es ist dies ein
sich an die Mitte der südlichen Langseite des Hauptgebäudes anlehnender,
aus denselben Materialien erbaueter runder Thurm, der die Mauerhöhe des
Gebäudes noch um ein Stockwerk überragt und dann durch eine offene Gallerie
und ein sechseckiges, mit Metallplatten eingedecktes, in eine Spitze auslaufendes
Dach gekrönt wird, in der Form, wie deren von dem alten Schweriner
Schlosse noch in dem Neubau erhalten sind. Der Thurm dient als Treppen-
haus. Auf der Wendeltreppe oder dem Windelstein gelangt man von den
obersten Stockwerken, wo auch der sogenannte Redoutensaal sich befand, bis
in die schönen geräumigen Keller hinab. An diesem Thurme befinden sich
drei Tafeln über einander, in jedem Stockwerk eine. Jede dieser Tafeln hat
oben zwei Wappen: neben dem Maltzan'schen Wappen steht (dem Beschauer
rechts) auf der obersten Tafel das Kardorff'sche Wappen, auf der mittleren
das Wappen der Familie von dem Berge, welche mit dem Landrath Fritz
von dem Berge, dem Schwiegervater des Dietrich von Maltzan, am 10. De-
cember 1623 im Mannsstamme ausstarb, und auf der untersten das Staff-
horst'sche Wappen. Unter diesen Allianz -Wappenbildern trägt jede Tafel
eine Inschrift. Der Inhalt der obersten Tafel ist nicht mehr zu entziffern ge-
wesen; doch enthielt sie die Jahreszahl, den Namen des Erbauers und seiner
Frau, und eine Anwünschung des göttlichen Segens. Unter der zweiten Tafel
stehen die Verse:
Diesem Dietrich Moltzahn succedirt
Und selbigen Sitz häreditirt:
Aus adeligem Stamm berühmet weit
Hat des von dem Berg sich drauf bereit
Die beiden denselben zur adlichen Preiss
Verbessert haben mit grossem Fleiss.
-Die Verse der dritten Tafel sind in der Mitte durch eine Linie getheilt
und lauten also:
Nach Dietrich Moltzahn sel'gen Dot Hat es geschickt der liebe Gott
Dass Behrend Ludolph Moltzahn durchs Als Miterb dieses Guts genoss
Loos Aus altem adlichem Stamm gar wohl
Ehiich mit Anna von Staffhorst genannt bekannt
Dasselb nicht lange bewohnet in Freud Denn da sie gewesen alle beid
Im anderen Land das Haus verbrannt Da man gezählet hat zur Hand
Tausend sechshundert zwanzig vier Nach Christi Geburt vermeld ich dir
Von ihm wieder erbauet von neu Im sechsundzwanzigsten dieses Gebäu
Gott dasselb fortan segne mehr Zu seines göttlichen Nahmens Ehr.
und darunter die Memorialzahl:
ESTO tVta DoMVs, CVra serVante IehoVa,
deren ZahlbuchsUben die Jahre.szahl 1626 ausmachen.«
»Die L'-n;^- d'.s Gebäudes beträgt 97 Fu.ss; die von dem vorstehenden
Thurme bez(.:'::i-^<:t'- Mitte nimmt die 23 l'^u.ss breite Diele und Küche ein; an
GUT UND KIRCHDORF VIELIST. 383
diese Räume, welche nach hinten über die Fronte hinaus gebaut sind und in
einem schmäleren Stallgebäude endigen, stossen auf jeder Seite zwei Stuben,
eine nach Süden und eine nach Norden gehend, von 21 Fuss, dann weiter je
zwei klemere von 16 Fuss Breite. Dem östlichsten Theil der Südfronte ist
noch ein bis an das Thorhaus gehender Gebäudetheil, 17 F'uss tief und 12 Fuss
breit, vorgebaut, so dass der Ostgiebel eine etwa doppelt so grosse Ausdehnung
hat als der westliche. Nördlich und östlich wird die Hurg und ihre Umgebung
von dem Ulrichshusen'schen See begrenzt, der auch Kukuk-See (Guckguck-
See) genannt wird.«
Das Gut und Kirchdorf Vielist.'
rkundlich wird Vielist, eine alte Wangelin'sche Besitzung, zuerst am C.eschichte
8. November 1264 genannt, als Bi.schof Hermann von Schwerin der ^^^
Gemahlin des Ritters Vredebern, aus dem Geschlecht der Ketclhot, Margaretha, •'"•'fes.
den Zehnten des Dorfes Vielist (Vilist) verleiht.*) Von demselben Bi.schof er-
hält das Schweriner Domkapitel am 6. April 1289 eine Reihe von Zehnten
im Lande Waren, darunter auch solche in Vielist. ') Ks sind daselbst zwciunti-
dreissig Hufen, von denen jede acht Schillinge an das Domkapitel von
Schwerin geben soll.^)
Ob es vor den W'angelin noch andere Besitzer (wie etwa das alte
ritterbürtige Geschlecht der Vilist, Vielitz) von Vielist gegeben hat, wi.s.sen wir
nicht. Im Anfange des XVI. Jahrhunderts aber gehört Vielist nachweisbar zu den
vielen Gütern, welche die Wangelin in dortiger Gegend innehaben. Als bevor-
zugte Vasallen erscheinen sie öfter in nächster Umgebung ihrer I^indesherrn '')
Am 23. März 1593 erwirbt Joachim Wangelin die Fi.scherei auf der Kekc bei
Eidenburg von Herzog Ulrich für 366 Gulden 16 Schillinge und 1594 auch die-
jenige, welche dort dem Kloster Dobbertin gehört. Während des dreissigjahrigen
Krieges geht der Besitz von Vieli.st dem X'crfali und der Zerstückelung
entgegen. 1629 liegt bereits ein Antheil an Vieli.st in Konkurs; 1637 ver-
pfändet Hieronymus Wangelin das Gut für 8(X)0 Gulden an Sabina (Juilzow.
sei. Jürgen Wangelin's Wittwe. 1645 verpfändet die Witlwe Christian
Wangelin's, Dorothea Bibow, den Gebrüdern Bülow auf Harkensee und Tluschow
das Gut für 13000 Gulden, nachdem es noch vor dem Tode ihres Gatten in
Konkurs verfallen war, aus dem sie es mit ihrem Vermögen erworben hatte/)
») 7 km nordnordwestlicli von Waren. Kulu.ol. M. Jal.rl.. XI.VI. S. 150 erinnert .in da«
altslavische Adjektiv velii =^ gross uiul deutet den Namen als > Nachkommen des vcl .. Da* uirr
also ungefähr »Clrossendorf«.
''") M. U.-H. 1024.
*) M. U.-B. 2016.
*) M. U.-H. 5899.
') M. U.-15. 6389, Anmkg. M. J.ihii.. VI, S. 150; IX. S. 170.
') Akten im (Jros.sh. Arcliiv.
3^^4
AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
1648 haben die Töchter des Hieroinimis Wangelin, verehelichte Bonow und
W'arnstedt, Antheil an Vieh.st. Die letztgenannte kauft das Gut von der
Dorothea Bibow im Jahre 1653 für 28500 Gulden. Auch die Restorff haben
durch V'erschwägerung Anrechte erworben. Allmählich aber fängt die Familie
von Erlenkamp an, sich hier festzusetzen: 1674 erwirbt sie den Warnstedt-
Honow'schen Antheil. Ueber den Restorfif'schen Besitz ist inzwischen Konkurs
ausgebrochen, und im Jahre 1682 gelangt nun Baron Hans Erlenkamp in den
Besitz des .ganzen Gutes. In Erlenkamp 'sehen Händen bleibt es bis 1761.
In diesem Jahre kauft es der Kriegsrath von Meyenn. Von dessen Geschlecht
geht es 1896 auf Eduard Waldemar Weber über.
I I I I I
I I I
I I I
I I I I
''Wltl'tA..
(iruiidriss der Kirche 7a\ V'iclist. (l'iies.)
In einem Schriftstück, das dem Jahre i 508 oder 1 509 angehören mag und
das so .sauber geschrieben i.st wie eine gute Urkunde jener Zeit, theilt Heinrich
Wangelin auf Vielist seinem Landesherrn mit, dass .sein Kirchherr gestorben
ist, und bittet um l'>insetzung eines andern. Darauf finden wir im Visitations-
protokoll von 1534 den Heinrich Wienholt als Pastor in Vielist, und zwar
von 1510 an. Damals hat auch Sommerstorf noch seinen eigenen Kirchherrn,
als welchen wir von 1526 an den Joachim Stritz kennen lernen. Dann aber klafft
eine lange Lücke von fast einem Jahrhundert. Aus einem zu Anfang des
Jahres 1614 geschriebenen Wangelin'schen Bericht an Herzog Hans Albrecht
ersehen wir, dass im Sommer des Jahres 161 3 die Pe.st in Vielist gehau.st und
u. a. auch den Pastor mit Frau und sechs Kindern hingerafft hat. Nur ein Sohn
GUT UND KIRCHDORF VIELIST.
385
ist verschont geblieben, für den Pastor Geinier Waldberg (Woldtberg) und
Bürgermeister Kaspar Lobis in Waren die Vormundschaft übernehmen wollen.
Aber den Namen des verstorbenen Pastors erfahren wir nicht. Sein Nach-
folger ist Christian Koppe, der 1625 im Amte und im Jahre 1633 (vor dem
16. Februar) aus dem Leben scheidet. In der nachfolgenden Unglückszeit
wird die Kirche gleich vielen andern leer gestanden haben und ihres Hirten
beraubt gewesen sein. Erst 165 1 wird wieder einer berufen: Nikolaus Stolze,
der noch 1677 in"» Dienste ist. Ihm folgt 1679 Erich Oswald, der 1695 noch
da ist. 1698 folgt Laurentius Boccius (7 16. Januar 1733). Nach einer Vakanz
von vier Jahren wird Joachim Christoph Roering berufen (7 14. März 175 1):
er stirbt einsam und allein auf der Rückfahrt von Sommerstorf nach Viel ist
und kommt todt auf seinem Pfarrhof an. Seine Nachfolger im X\'III. Jahr-
■frn/y
ttfRti
Kirche zu Vielist (Südseite;.
hundert sind Samuel Ernst Boccius (der Sohn des Laurentius B.) von 1752 bis
zu seinem Tode am 21. Oktober 1766, und Arend Ileinr. Christian Barnewitz
von 1767 bis zu seinem Tode im April 1805.
Ueber die Geistlichen im XIX. Jahrhundert s. Walter a. a. O.
Kirche. Die Kirche ist ein Feldsteinbau des XIII. Jahrhunderts mit
quadrierten Kalkfugen. In der Ostwand des Chors das von einer Blende ubcr-
fasste bekannte »Dreieinigkeits- Fenster'^ in romani.scher Bildungsform, mit Kund-
.stab und Kante und aus trefflichem Ziegelmaterial. Der Fries der Kirche, in den
die Blende hineinschneidet, ist ein romanischer Rundbogenfries von ganz vor-
züglich gebrannten Formsteinen. Die Seitenwändc des Chors, die denselben
Fries hatten, lassen erkennen, dass hier einst je zwei Fenstergruppen waren,
die durch je zwei schmale romanische SchlitzötTnungcn gebildet wurden.
Diese sind später zugesetzt und durch ein stillos eingebrochenes neues F.- '
ersetzt worden. Die Wölbung des Chors, jetzt ein durch Grate in Felde,
getheiltes Kreuzgewölbe, war ursprünglich wahrscheinlich ein höheres Kugcl-
25
Kirche.
\S6
AM rsCKRICiriSüKZlRK WARKN.
Altar un<l
Kanzel.
(»locken.
gewölbe. Nach dem ScliilV hin öUnct sich der Chor mit einem breiten,
schweren Triumphbogen in stark ausgesprochener Spit/cbogenform. Das Schiff,
welches ursprünghch auf jeder Seite durch sechs, in Gruppen zu zweien an-
geordnete schmale Schlit/.fen.ster erleuchtet war, ist ebenfalls ein wuchtiger
Feldsteinbau, welcher ziemlich gleichzeitig mit dem Chor aufgeführt sein wird,
aber im Jahre 1566 (wie sowohl die gefundene Zahl, als auch die Ausführung
des Baues erkennen lässt) durch eine starke Neuerung im Geschmack der
Renaissance gründlich verändert ist.
Diese Neuerung besteht in der Er-
richtung eines Rundpfeilers dorisch-
toskanischer Anordnung in der Mitte,
der dazu dient, um vier durch Grate
eingetheilte Kreuzgewölbe von glei-
cher Art, wie das des Chors zu
tragen. In jedem Scheitel dieser Ge-
wölbe, ebenso wie in dem des Chors,
ist als Schluss eine Blätter- Rosette in
Flachrelief und im Renaissance -Ge-
schmack angebracht. Diesen neuen
Gewölben zu Liebe sind jedenfalls
zwei stillose Fenster eingebrochen und
die ursprünglichen Schlitzfenster zu-
gesetzt worden. Die schon in alter
Zeit auf der Nordseite des Chors an-
gesetzte alte Sakristei ist zur Zeit
des Barons von Erlenkamp zu einer
Grabkapelle eingerichtet worden. Die
Portale der Südseite (Priesterpforte
im Chor und Laienpforte im Schiff)
sind aus Granit aufgeführt und haben
dementsprechend eine scharfkantig
gebildete Wandung und Laibung.
Der Thurm, ein etwas jüngerer Granitbau, lä.s.st in .seinen oberen Fachwerk-
theilen und in seiner flachen vierseitigen Maube erkennen, dass sein Bau ver-
schiedene Schicksale erlebt hat.
Neben der C'hori)forte finden sich zwei Kornquetschen vorgeschicht-
licher Zeit, die als Weihwasserbecken gedient haben koiuicn.
Die ganze innere Einrichtung der Kirche, in welcher Altar und Kanzel
einen Baukörper bilden, verräth den klassicierendcn Stil vom ICnde des vorigen
Jahrhunderts und gehört ohne Zweifel dem Jahre 1794 an, welches neben dem
Jahr 1566 c:!s weiteres Jahr einer Kirchen-Erneuerung an dem Pfeiler in der
Mitte des Schiffes genannt wird.
Im -, drei Glocken. Die beiden grösseren sind 1789
••n''> d/ fi CARL ERNST BLEICHERT VON MEYENN und dem
" inriDLiJOCDr'
-rt^
Ostscite des Chors.
GUT UNI) KIRCHDORF SOMMERSTOKK. 3.S7
Pastorat des AHRND HEINRICH CHRISTIAN BARNEWITZ von Johann Christian
Meyer ,n Neustrelitz gegossen worden. - Die kleine Glocke ist 1844 von
C. Jl lies -Waren umgegossen worden.')
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch mit Patene, gestiftet Kleinkunsi-
1854 von ERNST V. MEYENN zu seiner goldenen Hochzeit, dem Vater des wc-rkc.
spateren Kammerherrn. Beide in profanen Formen. — 3. 4. Kleiner silbcr-
vergoldeter Renais.sance- Kelch, gestiftet 1667 von JÜRGEN ERNST VON
RESTORFF und .seiner Gattin BARBARA AGNES VON HOLSTEIN. Nürnberger
Arbeit von einem Meister, dessen Stempel undeutlich ist. Die dazu gehörTgc
Patene i.st ohne Stempel. — 5. Runde silberne Oblatenschachtel mit dem
Xamen ANDREAS TREGARDT auf dem Deckel. — 6. 7. Zwei Zinnleuchter von
1794, von dem Röbeler Zinngiesser J.ochim) H enzky).
Das Gut und Kirchdorf Sommerstorf.')
j^^ ommerstorf wird urkundlich zuerst am 6. April 1289 genannt, als Hischof C.eschichte
Hermann von Schwerin dem Domkapitel Zehnten im Lande Waren d^s
verleiht.-^) Fa.st siebenzig Jahre später erfahren wir, dass der Rathmann Dietrich '^"rft-s.
Mirow in Waren der Kirche seiner Stadt Hebungen überweist, welche
ihm in Sommerstorf zustehen. Fürst Bernhard von Werle bestätigt diese
Schenkung am 17. Oktober 1357.')
Einen selbstständigen Besitz hat Sommenstorf anscheinend niemals ge-
bildet, wenigstens nicht in späterer Zeit. Wo immer es uns begegnet, steht
es in enger Verbindung mit Grabow, dem späteren Grabowhöfe, welches in
Wangelin'schen Händen ist, und thcilt dessen Schicksale. Als im Jahre 1646
Hieronjmus Wangelin mit Hinterlassung von zwei Töchtern stirbt, übernehmen
seine Schwiegersöhne, der Ritter Bonow und Wilhelm Warnstedt, Namens
ihrer Ehefrauen seinen Antheil an Grabow und Sommerstorf, während Bernd
Christian Wangelin ebenfalls lehn- und antheilsberechtigt bleibt. Den
Hieronymus'schen Antheil erwerben 1685 der Baron von Krienkamp und der
von Bülow auf Plüschow, auch erwirbt der erstgenannte im selben Jahre die
Anrechte des Bernd Chri.stian Wangelin. Fünfzehn Jahre später, nämlich im Jahre
1700, verkauft der von Bülow .seinen Antheil an Karl Friedrich von Koppelow
') Auch die Vorgängerin dieser kleinen (ilocke stammte auN dem jaiire 1789 un<i von dem
(llockengiesser J. C. Meyer in Neustrelitz.
'■) 12 km nordnordwe.stlich von Waren.
•'; M. U.-15. 2016.
*) M. i.n. 8402.
3S8 AMTSGERICIITSBKZIRK WAREN.
für 7200 Thaler. Der lülenkanipsche Theil, welcher inzwischen allodificiert
ist, wird 1762 vom Kriegsrath von Meyenn auf Vielist gekauft, 1788 aber
erwirbt ihn der Justizrath Christian F'riedr. Ludw. Schmidt.^) Die von Koppelow
verpfänden ihren Besitz in Grabow und Sommerstorf 1757 auf zehn Jahre an
Andreas David Röper zu Neubrandenburg. Dieser tritt sein Pfandrecht dem
Kriegsrath von Me}enn ab, doch bald nachher wird der gen. Justizrath Schmidt
der Eigcnthümer und damit der Herr des ganzen Gutes. Von Schmidt erwirbt
1790 Landmarschall Friedrich von Hahn Grabow und Sommerstorf, und die
Halm besitzen daher beide Güter und Dörfer noch heute.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Vielist. Seit dem dreissig-
jährigen Kriege ist die Kirche zu Sommerstorf Tochterkirche von der zu Vielist.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein frühgothischer Backsteinbau in Form eines
länglichen Merecks auf einem wohlbehauenen Granitsockel. Die kleinen
gothischen Lichtöfifnungen, in der Ostseite eine, auf den Langseiten je zwei,
haben in ihrer scharfkantig gegliederten Wandung und Laibung ihre Ursprüng-
lichkeit bewahrt, nur fehlt ihnen das innere Steinpfostenwerk (ursprünglich gewiss
nur ein Pfosten). Das Innere der Kirche wird von zwei Kreuzgewölben mit
birnförmig profilierten Rippen überspannt. Von besonderem Interesse ist das
frühgothische Portal, welches von dem es verdeckenden Thurm her ins Innere
fuhrt. Seine Gliederung besteht aus einem inneren romanischen Rundbogen-
stab, welcher von einer Wandung und Laibung mit flachgedrücktem Spitz-
bogenschluss überfasst wird. Diese Wandung und Laibung enthält zwei ab-
gefas'te Glieder, zwischen denen ein Rundstab liegt. Oberhalb des Spitz-
bogens, dessen Mauerkern etwas vorgeschoben ist, erhebt sich ein wimperg-
artiges flaches Dreieck. Der hierüber emporgeführte jüngere Thurm im
Westen ist ein etwas schmälerer Bau von P'eldsteinen mit eingemischten
Ziegeln, ebenso fest und solide, wie die ganze Kirche. Der Ostgiebel ist mit
einem hübschen Blendenwerk verziert.
Schnitz-
fif{uren.
Kanzel und Die innere Einrichtung gehört, gleich der der Vielister Kirche, dem
Altar, I^nde des Will. Jahrhunderts an, doch sind in dem Ueberbau von Kanzel
und Altar, die zu einem Körper verbunden sind, dreizehn kleine polychrom
mit Gold behandelte Schnitzfiguren zur Verwendung gekommen, welche den
Heiland und die zwölf Apostel darstellen und ursprünglich einem gothischen
Triptychon des XV. Jahrhunderts angehört haben werden.
Glocken. Im Thurm zwei neuere Glocken aus der Zeit des Gräflich Hahn'schen
Patronats, die eine 1858 von C. Jllies Waren, die andere 1893 von C. Oberg
Wismar gegossen. Dazu als dritte und kleinste Glocke eine ältere, welche am
5. April 1683 von Hans Mancke in Lüneburg gegossen worden ist.**)
') Akten i.n n,o,sl.. Archiv.
/ I-'it iIlt lieiden neucien (ilockcn waren 1746 unter dem I'atronat des
Ern»t CnriMoph •.' 1 r,\v und des Ernst Johann von Erlcnkani]) sf)\vie unter dem I'astfjrat
de» J. C. koering von (.(/li.c: \Vo.sack in .Stralsund gego.s.sen worden.
GUT UND KIRCHDORF KLINK.
389
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch ohne Inschrift, mit dem Kleinkunst-
Stadtzeichen [Mj und dem Aleisterstempel pTHJ Dazu eine Patenc ohne «crke.
Werkzeichen. — 3. Silberne Kanne, gestiftet von LOUISE GRÄFIN V • HAHN
bei ihrer Einsegnung am 23. März 1823 in der Kirche zu Sommerstuif. .Mn
dem Stadtzeichen \M\ und dem Meisterzeichen \FH].
Das Gut und Kirchdorf Klink.
link, in der Nähe der Reke oder Kldeverbindung zwischen Müritz und dem Cesrhichtc
Kölpin-See gelegen, ist schon in alter Zeit Hesitz der Hahn auf Solzow des
und Damerow, welche damit die wichtige Eidebrücke beherrschen.-) Schon im ^^^^k-s.
XIII. Jahrhundert sind die Hahn und Pritzbuer auf Grabenitz die Herren de.s
ganzen Kölpin-Sees und verfügen über des.sen Ei.scherei, welche sie im I^iufe
des folgenden Jahrhunderts dem Kloster Malchow abtreten.^)
Am 29. Juni 1375 verkauft Eckhard Hahn (IV) sein Gut Klink (niyn
ghud to der Clyncken dat b\- der Eldencn-Bruggen Kcht), welches wüst ist, den
Gebrüdern Gamm auf Werder mit der Bedingung, es nach vier Jahren wieder
zurückkaufen zu können. Doch wird von diesem Reservatrecht kein Gebrauch
gemacht.') Die Gamm verkaufen Klink im März 1490 an Lorenz von Helow
auf Nossentin. Dem Below'schen Besitz aber macht der dreissigjährige Krieg
ein Ende. Das Gut verfällt dem Konkurs, aus dem es Mitte des XV'II. Jahr-
hunderts die Holstein auf Ankershagen für 9 500 Gulden erstehen. Wiederholte
Versuche der Below, ihr (iut wieder einzulösen, schlagen fehl, die Holstein
behalten es, obwohl die Below unverdrossen weiter muthen. lüidlich erliegen
auch die Holstein den Wirren, die das Land Mecklenburg im XVIII. Jahr-
hundert heimsuchen. Schon 1747 sind sie zu einer V^erpfandung auf fünf-
undzwanzig Jahre genöthigt, aber 1751 bricht der Konkurs aus. Aus diesem
erwirbt es Johann Eriedrich Kahler, dessen Ge.schlecht es bis 1891 fe.st hält.
1892 hat es Eugen Hahn, 1897 Walter Reinhold Hermann und seit 1898
Arthur Schnitzler.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Sietow im Amtsgericht-sbezirk
Malchow.
Kapelle. Die Kapelle ist ein ein.schiffiger Back.steinbau ohne Thurm in K.i|)cllc.
der Eorm eines länglichen Vierecks und stammt aus den Jahren 1736 bis
1742. Der Chor ist ausnahmsweise nach Westen gerichtet, während man im
') 8 km .südwestlich von Waren. Alt.slavisch kiinü = Winkel. |>olnisch klin ^^ Keil:
Kühne], M. Jahrb. Xl.VI, S. 70. Abo wohl uni,'efähr soviel wie . Winkclhagcn«.
■•') Lisch, (leschl. Hahn II. .S. 248.
3) M. l-.-h. 6725.
*) Lisch, Geschl. Hahn 11, S. 260 (CCXIX). M. U.-B. 10749.
390 AMTSGKRICIITSHK/.IRK \VAREN.
Osten eine herrschaftliche Empore angebracht hat, die \oni b\i.ssboden her um
vier Stufen erhöht ist. Der Iniienraum ist mit einem flachgespanntcn Tonnen-
gewölbe eingedeckt. Die Fenster, fast viereckig erscheinend, sind oben mit
einem kleinen Rundbogen überspannt. Ucbcr der Eingangsthür ein Holstcin-
Hulowsches .Mlianzwappen mit der Unterschrift: JAKOB ERNST VON HOLSTEIN
und ELISABETH SOPHIA VON BÜLOW; dazu die Jahreszahl 1736. An der
Westseite der Kirche, doch mit dieser nicht in Verbindung stehend, eine
Begräbnisskapelle der Gutsherrschaft.
\ltar und Altar und Kanzel sind zu einem Körper verbunden. Hier dieselben
Kanzel. Wappen und Unterschriften wie über der Eingangsthür.
C'.locken. In einem Glockenstuhl neben der Kirche zwei Glocken, die beide 1738
von dem Eübecker Giesser Laurentius Strahlborn gegossen sind.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. i — 3. Schön gearbeiteter silbervergoldeter Kelch,
werke. clazu Patene und Oblatendose, alle drei Stücke mit dem HOLSTEIN - BÜLOW-
schen Allianzwappen verziert, Kelch und Patene von dem Schweriner Gold-
schmied F G., Oblatendose dagegen von dem Gü.strower Goldschmied Lenhard
Mestlin. — 4. Zinnerner Kelch, gestiftet von J • E • V • HOLSTEIN 1745.
Englisches Zinn von dem Giesser I. H. S. — 5. 6 Zwei grössere Zinnleuchter
auf je drei Klauenfüssen, 1739 von dem Stifter der Kirche geschenkt. Eng-
lisches Zinn von dem Zinngiesser I. H. S. — 7. 8. Zwei kleinere Zinnlcuchter
auf rundem Fuss, der eine 1770 gestiftet von FRIEDRICH LAGEMANN und
seiner Gattin ILSABETA CATHARINA NEHLSEN, der andere 1781 von HANS
JÜRGEN NEHLS und .seiner Gattin SOPHIA CHRISTINE HAGEN. IkMde von
dem schon genannten Röbeler Zinngiesser J^ochim) H enskyj.
Vorgeschichtliche Plätze
s. am Schluss des Amtsgerichtsbezirks Malchow.
Ansicht der Stadt Malchow von der Wasserseite h«
Amtsgerichtsbezirk Malchow.
Stadt und Kloster Malchow.')
eschichte der Stadt und des Klosters. Schon friihcr, als die Vr Cicsrhichic
künden zu reden .infanj^en, erzählen .Annalisten inul Chronisten von «'f" Stadt
Malchow. Ks frcschieht die.s bei Gelegenheit lies "ros.scn Kreuz- """ "*-'*
Zuges gegen die mecklenburgischen und pommer.schen Wenden im Jahre i 147, "' *"' '
jenes Zuges, dem die ganze eiuopäische Christenheit mit gesjiannter Auf-
merksamkeit folgt, und welcher der Anfang eines erbitterten sicbenzehnjahrigen
Kampfes ist.^) Damals ist Malchow wiederholt, am Anfange wie am Schlu.ss
dieses Ringkampfes zwischen Christen und Heiden, der Schauplatz geschicht-
licher Begebenheiten. Als im Sommer des Jahres 1147 Xiedcrsachsen, Danen
und Brandenburger von verschiedenen I'unkten her ins I^ind eindringen, zieht
eine der Heersäulen nach Malchow und brennt dort sowohl den Ort selber
als auch im Besonderen ein Götzenheiiigthum nieder, das ausserhalb des Ortes
liegt (fanum etiam cum idolis, quod erat ante ciuitatem Malchou, cum ipsa
') Die alten Formen des Namens sind Malchou, .Melict>{ii\ Maiachou, Malacowc. \'
Malachowe, Malchowe, hei denen wir in der Deutunj; Uher den »Ort des Mainch, M...
hinau.skommen. Vgl. Malach hei Dargun >in conlinio uillc, in <|na hnhitnt Mnlach« : Ml 1
(1219). Altslavi.sch malü ^^ klein. Also vielleicht soviel wie der dcniMlu- ti,ist.im.- .'.
oder »Kleinen«.
*) Vgl. Wißger, im I.ehen des Hischofs Herno, M. Jahr!.. .X.WIU. -. si nis .,, , .■ : ,:.r
.Schiifti|uellen ehendaseihst S. 55, .Annikg.
392 AMTSGERICIITSBEZIRK MALCHüW.
ciuitate concreinauerunt).') Welcher Art dies Heiligthum war, wird mit keinem
Worte weiter angedeutet. Sehr viel ernsterer Natur aber ist das zweite Er-
eigniss, das in das Schlussjahr dieser das Land verheerenden Kämpfe, nämlich
ins Jahr 1164, fällt. Der Baiern- und Sachsenherzog Heinrich der Löwe,
welcher seine politischen Errungenschaften im Wendenlande durch die fort-
währenden Aufstände des Volkes immer wieder in Frage gestellt sieht und
besonders darüber erbittert ist, dass Fürst Pribislav die sächsische Besatzung
der Burg Mecklenburg im Februar des Jahres 1164 vernichtet, sowie einige
Zeit später die der Burg Malchow zum Abzüge genöthigt und selber den Platz
hier eingenommen und besetzt hat, beschliesst nunmehr, zu dem äussersten
Mittel zu greifen. Er rückt mit einem Heer vor Malchow und lässt hier den
bereits zum Christenthum übergetretenen Bruder des Pribislav, den Fürsten
Wertislav, welchen er zu Anfang des Jahres 1 163 bei der Belagerung der
Burg Werle zum Gefangenen gemacht hatte und seitdem als Geisel betrachtete,
vor den Augen beider Heere erhängen.-)
W'ie dann Pribislav bei den pommerschen Fürsten einstweilen eine
Zufluchtsstätte findet, wie aber sein Widerstand durch die Kette tragischer
Ereignisse endlich gebrochen wird, wie sein Land immer mehr zur Einöde
wird, wie die wendische Bevölkerung schaarenweise zu den Dänen und Pommern
flieht und von diesen erbarmungslos an die Polen, Sorben und Böhmen ver-
kauft wird: das kann hier nur angedeutet werden.^)
Malchow aber wird sich, gleich anderen Gegenden und Ortschaften im
Lande, durch einen desto stärkeren Zuzug niederdeutscher Kolonisten gehoben
haben. Das ersieht man aus zahlreichen L'^rkunden der nachfolgenden Zeiten
des XIII. und XIV. Jahrhunderts, welche Malchower Privatangelegenheiten zum
Inhalt haben, und in denen uns die P^amilicn Storni, Pape, Fuhrmann, Grapen-
giesser, von der Wiek, Bäcker, von Utrecht, Düsterwold, Schwager, von Büne,
Rovemann, von Biestorf, Eier, Pelzer, Roggc, Ditmar, Rantze, Vogt, Krevts-
dorf, von Kisserow, von Dambeck, von Göhren, Katzow, Martens, Spiring,
Metzeke, Hövet, Gamelichte, Hörn u. a. m. entgegentreten Dabei kann es
dahingestellt bleiben, ob einzelne unter ihnen, wie die einen gleichen Schild
im Siegel führenden Familien Düsterwold, Eier, Vogt und Krevtsdorf, als eine
Art Stadt- Patriziat anzusehen sind oder nicht. '')
') Vgl. Annal. Magdeb. ad annum I147. — ^Vigge^, a. a. O., S. 57. — Der.selhc, Mecklenb.
Annalen, S. 113a. 126a. — Lisch, M. Jahrb. XXXII, S. 9. — Die oft behandelte falsche Schreibung
Malchon fUr Malchou kann mittlerweile liei Seite gelassen werden.
*J W'ßger, a.a.O., S. 119. 126. 127. 143. 148. 149. Lisch, a.a.O., (S. 5—12. 18), hält
den Hurgwall von Laschendorf, der in nordöstlicher Richtung vom Kloster gelegen ist, für den
Schauplatz dieser Ereignisse. Dass zugleich mit dem Fürsten Wertislav ein l'ritzbuer und ein
Gamm hingerichtet worden .sei, ist eine Sage, als deren älteste (Quelle der dem Ende des XVI.
und Anfange des XVII. Jahrhunderts angehörende Latomus (in seinem handschriftlichen Werke
vom mccklenburgi.schen Adel^ zu bezeichnen ist. In den Genealogien beider Familien (Lisch,
a. a. O., S. 18 — 29 und Gritzner, M. Jahrb. LXV, S. 305 — 316) fehlt es an jedem Anhalte dafür.
*) ^^'gßc, a. a. O., S. 152. 153. 159.
*) Vgl. Personen -Register des Meckl. Urkundenbuchs. Li.sch, M. Jahrb. XXXII, S. 46 — 53.
GESCHICHTE DER STADT UND DES KLOSTERS MALCHOW. 393
Das Nächste, das uns darauf urkundlich mitgetheilt wird, ist die He-
widmung des Bisthuins Schwerin im Januar 11 70 durch den Kaiser Barbarossa
u. a. mit Parchim, Cuthin (Ouetzin) und Malchow sammt allen Dörfern auf
beiden Seiten des Flusses Eide, die zu diesen Burgen gehörten (Parchim quoque,
Cuthin et Malechowe, cum omnibus villis ex utraque parte aluei que dicitur
Eide ad ipsa castra pertinentibus).') Dass bei dieser Bewidmung des Bisthums
Schwerin das ältere Recht des Bisthums Havelberg auf die Landstriche süd-
wärts der Eide übersehen wurde, ist schon öfter von uns berührt worden.'^)
Das mag davon gekommen sein, dass man sich damals über die geographischen
Verhältnisse der oberen Eide sowohl bei ihrem Einlauf in die Müritz von
Darze, Käselin, Fincken, Massow, Zepkow u. s. w. her, als auch über ihren
Auslauf aus der Müritz als Reke in den Kölpin-See nicht so klar und einig
war wie heute, obwohl es immerhin zu beachten bleibt, dass an Stelle der
späteren P'ischerei »Eidenburg < an der Reke schon im Jahre 1290 von dem Aal-
fang »bei der Eidenbrügge« die Rede ist, ebenso auch gut fünfzig Jahre später.')
Dass aber das Bisthum Schwerin nach dem im Jahre 1252 erfolgten
Vertrage mit Havelberg den ihm durch den Hohenstaufenkaiscr gewahrten
Besitz im Lande Malchow behielt, wird durch Zeugenkundschaften und Unter-
suchungen aus dem X\'I. Jahrhundert« bestätigt. Darnach gehören zum
Lande IMalchow folgende Pfarren mit ihren eingepfarrten Dörfern und Kapellen,
»südlich vom Malchowschen See: Alt -Malchow (Kloster), Satow, Grüssow,
Poppentin, Lexow; nördlich vom See: Neu -Malchow (Stadt), Alt -Schwerin
(jedoch sollte Schwerin selbst noch zum Amte Plau gehören), Nossentin, Kieth,
Wangelin, Lütgendorf, Jabel. Als südliche Grenze wird übereinstimmend an-
gegeben das Dorf Darze, und namentlich ein Bach, der von dort durch Stuer
in den Planer See fliesst, und wo ein grosser Graben und eine Landwehr
gegen die Mark (mit einem Schlagbaum) befindlich ist. Gegen Norden bildete
die Pfarre Wangelin die Grenze. < ') Ausserdem wird bei der Ordnung der
Grenzen der Bisthümer Kammin und Schwerin am 6. März 1260 gesagt, da.ss
auch das bei Rittermannshagen gelegene Mertinsdorp noch zum Lande >Lnlchow
(ad terram Malichowe) gehöre.")
Als Stadt mit Schwerinschem Recht tritt uns Malchow mit einem
Stiftungsbriefe vom Hause Werle am 14. März 1235 zum ersten Mal urkundlich
entgegen.'') Ihre Kirche, die in Urkunden des XV. Jahrhunderts St. Georgen-
kirche heis.st, wird 1256 zum ersten ^L^1 in Verbindung mit den Kirchen zu
Kieth und Jabel genannt, als Fürst Nikolaus den Geistlichen dieser drei Kirchen.
Plebanen und Priestern, und denen in der Prob.stei Alt-Robel. die Vergünstigung
zu Theil werden lässt, über ihr Vermögen testamentarisch in Dritt -iheilungen
') M. U.-B. 91.
-) M. Kunst- u. Gesch.-Denkm. III, S. 298. IV, S. 421.
^) M. U.-B. 2048. 617 1.
*) Wörtlich nach Lisch, a. a. < )., S. 15.
••) M. U.-H. 857. S. o. S. 145, Anmkg.
«) M. U.-B. 433-
394 AMTSGEKICllTSUKZIKK MAIAIIOW.
für die Kirchen, die l*'reiinde und die Armen xcrfü^en zu diufen.') Von der
Stadtkirche in Xoua Malchowe nniss aber in alter Zeit schärfer, als die iilteslen
Urkunden selber es thun, die Kirche tho Olden Malchowe unterschieden werden.
Diese ist die \'orgängerin der heutigen Klosterkirche in dem Dorfe Alt-
Malchow, jene die der heutigen Kirche in Neu-Malchow oder Stadt Malchow.
So /.. B. geht es in der Urkunde vom 25. November 1284 nur aus dem Zu-
sammenhange mit (.\en Besitzverhältnissen im Dorfe Roez hervor, dass die hier
genannte Kirche in Malchow nicht die Stadtkirche, sondern die des hl. Johannes
Baptista im Dorfe Alt- Malchow ist.^) Der Name Alt-Malchow begegnet uns
urkundlich zum ersten Male im Jahre 1285, als die Fürsten von Werle für die
Länder Roebel, Malchow^ und Wenden das Landding in die Dörfer Priborn,
Alt-Malchow und Zepkow verlegen.^) Kin paar Jahre später aber, bei Ge-
legenheit der Verlegung des Büsserinnen- Klosters von der Neustadt Roebel
nach dem Dorfe Alt-Malchow, lässt sich erkennen, dass beide Kirchen, die im
Dorfe Alt-Malchow und die in der Stadt Neu-Malchow sowie auch die in
Lexow, bis dahin unter eine Plebanie zusammengefasst sind."*) Denn es
handelt sich darum, den Malchower Pleban Hermann für den Verlust der
Kirche zu Alt-Malchow an das neue Kloster zu entschädigen. Die enge Ver-
bindung beider Kirchen in Malchow bis zu dem Zeitpunkte der Uebersiedlung
des Klosters ist daher möglicherweise die Ursache, warum dieser Hermann
früher nur »plebanus de Malchowe« genannt wird.') Ob er mit dem späteren
Probst Hermannus L, der im Jahre 1 303 die Verwaltung führt, identisch ist,
müssen wir dahingestellt sein lassen.")
Diese Verlegung des Büsserinnen -Klosters aus der Neustadt Roebel,
welche der i lavelberger Diöcese angeh()rt, im Jahre 1298 in das Dorf Alt-
Malchow und in die Schweriner Diöcese, sowie seine langsam sich vollziehende
Umwandlung in ein Cistercienser- Nonnenkloster, als welches es in einer päpst-
lichen Bulle vom 18. März 1474 zum ersten Mal bezeichnet wird, sind für die
Geschichte und lüitwicklung der Stadt Malchow wichtiger als vieles Andere,
das uns urkundlich im XIII. Jahrhundert überliefert worden ist, wie z. B. die
Erwerbung des Grüssowschen Wassers, dessen hjgenthum ihr am 30. Juni 1287
von Fürst Nikolaus von Werle überwiesen wird, oder w ie die durch denselben
P'ürsten ge.schehene Verleihung des P^igenthumes der langen Brücke bei der
Stadt am 13. April 1292, die bis dahin den Bürgern Walter Pote und P>ich
gehört hatte, oder wie die Verpfändung eines Drittels vom höheren und niederen
Gericht innerhalb der Stadt und PY'ldmark Malchow durch ebendenselben
P'ürsten am 9. Oktober 1299.'') Als Pathengeschenk überwei.st Inir.st Nikolaus
') M. U.-B. 763.
*) M. U.-H. 1758.
») M. U.-H. 1781.
*) M. U.-li. 2503. 2506.
*) M. U,-1J. 1863. 1903. 2226. 2718. 2719.
•) M. U.-B. 2845.
'; M. U.-B. 1914. 2160. 2574.
GESCHICHTE DER STADT UND DES KLOSTERS MAI.CHOW. 395
von Wci-le dem neuen Kloster am 21. Mai 1298 mit Zustimmung seiner Mutter
Sophie und seiner Brüder drei Kirchen- Patronate, nämlich die von Alt-Malchow,
Neu-Malchow (utriusque ecclesie Malchowe) und Lexow. Zugleich befiehlt er.
dass das Kloster neben der Kirche zu Alt-Malchow aufgebaut werde.') im
Uebrigen haben sich alle wichtigeren Schriftstücke, welche den Gepflogenheiten
der damaligen Verwaltungs-Weise gemäss für die Neuordnung der Verhältnisse
die Grundlage bildeten, bis heute erhalten. Es sind dies: erstens die bischöf-
liche Genehmigung und Einweisung des Klosters in den Schweriner Sprengel
durch den Bischof Gottfried von Schwerin auf Grund eines Vertrages zwischen
ihm und dem Bischof Johannes von Havelberg; zweitens die \'ermittlung eines
Vertrages zwischen dem Kloster und dem Pleban Hermann über die Abtretung
der Kirchen zu Malchow und Lexow; drittens eine Bestätigung dieser Ver-
träge durch das Domkapitel zu Schwerin und zugleich die Unterordnung des
Klosters unter das Archidiakonat zu Waren, sowie ausserdem viertens eine
besondere Vollziehung der Schenkung auch durch das genannte Domkapitel.')
Den heiligen Johannes Baptista findet der Konvent als Schutzheiligen der
Kirche zu Alt-Malchow vor, die hl. Maria Magdalena aber bringt er als Schutz-
patronin des Klosters von Roebel her mit. Daher liest man am 15. März 1376
die Bezeichnung »sanctimonialibus monasterii sancti Johannis baptiste ac sancte
Marie Magdalene in ]\Ialchow<, während es z. B. am 19. Juli 1360 kürzer heisst
»monasterium sancte Marie Magdalene in Malchowe«, und am 3. März 1363
»monasterium sancti Johannis Baptiste in Malchowe«. Die Klo.sterkirche allein
aber führt nur den Titel des hl. Johannes Baptista und heisst oft kurzweg nur
ecclesia sancti Johannis. Am 14. Juli 1480 findet sich die Ikzeichnung ccclcsia
beati Johannis Baptiste monasterii monialium antique Malchow.')
Unter den übrigen Malchower Kloster- Urkunden sind diejenigen, welche
sich auf die Erwerbung von Gütern und die Ausdehnung des Wirth.schafts-
betriebes beziehen, die anziehenderen, wenngleich sie im Ganzen kein anderes
Bild darbieten als das der übrigen Kloster des Landes, die wir bereits an
un.sern Blicken haben vorüberziehen la.ssen. 1299 dreizehn Hufen in dem ehe-
maligen Dorfe Lebbin und der halbe Zehnte vom ganzen Dorf, wofür aber
dem Landesherrn alljährlich zu Weihnachten ein Paar Stiefel zu entrichten
sind;») 1303 zwei Hufen in Zielow als Geschenk vom Kitter Dietrich I'apc
für die Aufnahme seiner Tochter ins Klo.ster;') 1309 ein vor der Stadt ge-
legener Hof (Neuhof), den bis dahin der Ritter Ludolf von Sternberg besessen
hat;") 13 10 zwei Hufen in Lexow, wo das Kloster bereits das Patronat der
>) M. U.-li. 2503.
*) M. U.-H. 2505. 2506. 2507. 2508.
8) Usch, M. lahil.. X.WII, S. 248—250 (Siegel des Klostersl - Zur C.csch. des (»rden»
der lUisserinnen vgl' Crotefend in den .Mitth. d. Vereins f. Gesch. u. Alt. in Frankfurt VI. S. 30I ff.
*) M. U. n. 2576. In seiner C.e.schichte der drei I.andesklüster. S. 16. verwechselt Juliu»
Wiygers Lel.bin mit Loppin und übersetzt ohne rwingende CrUnde da* .uno pari caliß.rum. der
Urkunde mit einem Paar Hosen statt mit einem I'aar Stiefeln.
••) M. U.-H. 2S45.
•>) .M. U.-i!. 32S8.
390 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCIIOW.
Kirche innehat (s. o.)-/) 13 14 ein Feld und eine Wiese zwischen dem Poppen-
tiner See und dem Dorfe Roez, die bis dahin in Pritzbuer'schem Besitz ge-
wesen;-) 1320 zwei Hufen in Grüssow und fünf in Roez,^) welche bis dahin
im Hesitz der ritterbürtigen Familie Sparow gewesen; 1330 aus den Händen
der Familie Pape der nahe am Kloster gelegene ehemalige Hof Wicksol;*)
1332 und 1333 verschiedene Hebungen aus dem Kölpin-See und Antheile
am Aalfang von den Familien Hahn, Pritzbuer u. a.;"") 1336 der Gamm'sche
Antheil der Dörfer Deutsch- und Wendisch -Wangelin mit der alten Mühle
daselbst;^) 1338 Hebungen aus der neuen Mühle zu Rehberg vom Knappen
Heinrich Tessemer;') 1339 Hebungen aus der Mühle zu Kölln von der Familie
Köln;*^) 1340 die Hälfte der Güter und des Werders Damerow von der Familie
Rumpeshagen;") in demselben Jahr Hebungen aus dem Dorfe Spitzkuhn von
dem Knappen Johann Bune, der seine Schwestertochter Adelheid Maltzan im
Kloster untergebracht hat;'") Hebungen aus dem Hof des Johann von Gerden
zu Sietow, dessen Brudertochter im Kloster ist;") 1341 vier Hufen in (Gruben-)
Liepen von Nikolaus Kaland, und einen Tag darauf der ganze Gamm'sche
Besitz im selben Dorfe, mit Ausnahme des an Liepen haftenden Kirchen-
patronats zu W' angelin, das vorläufig noch in Gamm 'sehen Händen bleibt ;^^]
1344 der ganze Wangelin'sche Besitz in Wendisch -Damerow;'^) 1346 und
1347 weitere Pritzbuer'sche Fischereigerechtigkeiten im Kölpin-See und im
Klinker Antheil an der Müritz, Lepzow'sche Hebungen aus der Mühle zu
Walow, Gamm'sche Hebungen aus dem Dorfe Goldewin, sowie das ganze
Dorf Loppin, das Johann Gamm und Jakob von Werle bis dahin als werlesche
Vasallen innegehabt haben;'^) 1351 fünf Hufen und sieben Morgen Ackers im
ehemaligen Dorfe Klippatendorf bei Zislow als Legat des verstorbenen Knappen
Heinrich Wittenburg, sowie aus den Händen der Pritzbuer eine Hufe zu
Poppentin und weitere Hebungen aus dem Kölpin-See;'"') 1352 Hebungen aus
dem Hofe Beilin von der P'amilie Bellin, die eine Verwandte im Kloster hat;'")
1353 das Dorf Neu-Drewitz aus den Händen des Malchower Bürgers Gerd
«) M. U.-B. 3369.
») M. U.-H. 3680.
') M. U.-H. 4191.
*) M. U.-R5170. 5314.
») M. U.-H. 5344. 5386. 5944.
") M. V.U. 5675. Vgl. dazu Lisch, (Jesclil. Maltzan II, .S. 397 (Urk. CCCLIII).
') M. U.U. 5868.
*) M. V.M. 5972.
*) M. U.i'.. 6040.
"') M. U.-l«. 6058. Vgl. 6618.
") M. U.-M. 6068.
") M. I'.li. 6099. 6100. 6105. 6152.
'■) M. 1.1'.. 6461. 6466.
'*/ .M. U.-h. 6591. 6618. 6621. 6645. 6646. 6722. 6723. 6726. 6727. 6737. 6808. 6816.
Ueber den Jakob v. Werle v-1. Lisch, M. Jahrh. XXXII, S. 20. 21.
»»; .M. U.:;. ;,|75. 752S. Vgl. 11787.
••) M. r. -,. • '.s.
GESCHICHTE DER STADT UND DES KLOSTERS MALCHOW. 397
Ysermengher;!) 1355 der vierte Theil der Hardersmühle bei Malchow von
dem Bürger Vogedeke und dessen Bruder ni Malchow;*) 1356 IVeen'sche
Hebungen aus Goldewin;') 1357 der Waghelsche Besitz zu Poppentin, und
1358 der in dreizehn Höfen und Hufen und anderen Gütern bestehende Pritz-
buer'sche Besitz ebendaselbst;^) 1363 der vierte Theil der Tibbolds- Mühle zu
Malchow als Geschenk von dem dortigen Bürger Ludolf Elers;') 1366 FIo-
tow'sche Hebungen verschiedener Art aus Kisserow und Loppin. sowie der
Rantze'sche Erb-Antheil an der Härders- Mühle;") 1374 eine Berkhahn'sche
Rente aus Goldewin, die Mühle zu Grüssow aus Elers'schem Besitz, Flotowsche
Hebungen aus Wangelin, eine Pritzbuer'sche Rente aus Poppentin, sowie Hof
und Dorf Laschendorf von der Familie V'riberg;') in der zweiten Hälfte der
siebenziger Jahre des XIV. Jahrhunderts (1375 bis 1379) ein Dusterwold'scher
Hof mit zwei Hufen zu Kisserow und verschiedenen Hebungen aus diesem
Dorf, wie auch aus Petersdorf, der Hof des Storni Schwickow zu Kisserow
mit sechs Hufen, der Flotow'sche Hof zu Kisserow mit vier Hufen und zwei
Käthen, ebendaselbst Hufen und Höfe der Familie Pape, ferner zu W'alow
eine halbe Hufe mit den zugehörigen W'orthen von der Familie Grambow, zu
Grüssow fünf Hufen und Höfe aus der Hand des Priesters Albrecht Smede,
dazu Flotow'sche Hebungen aus demselben Dorfe, von der Familie Krevcstorp
die Schwertfeger- Mühle und von der Familie Wangelin eine Rente aus Damerow
und die ehemalige Kutzeker Mühle ;^) 1383 die ehemalige Schwichower Muhlc
von Dietrich von Flotow;'') 1384 eine Hebung aus Hufen in Kogel von Henning
Poppentin;'") 1385 Einkünfte aus vier Hufen und Höfen in Grüssow mit Vor-
behalt des Rückkaufes von Henneke von Flotow zu Grüssow;") 1387 der
Tesmer'sche Hof mit sechs Hufen zu Wangelin, und Einkünfte aus einer
Reihe von Hufen im Gut und Dorfe Walow von Henneke von Flotow'*): —
das sind im Wesentlichen die l-Lrwerbungen des Klosters im XIV. Jahrhundert.
Und vergleicht man damit den jetzigen, immer noch bedeutend erscheinenden
Güterbesitz, so sieht man, dass das Kloster den weitaus grössten Theil dieser
Erwerbungen noch heute sein Eigen nennt. Im XV. Jahrhundert smd folgende
Dörfer und Güter, mit denen allerlei geschäftliche Verbindungen schon in
früherer Zeit angeknüpft waren, hinzugekommen: 1402 das Dorf Damerow und
') M. U.-B. 7826. 7840.
•■') M. U.-H. 8124.
») M. U.-B. 8184.
*) M. U.-B. 8359. 8459. 8460. 8471.
'^) M. U.-H. 9145-
'■') M. U.-B. 9459- 9460. 9467-
') M. U.-H. 10517. 10523. 10573 •o5«4- '0644- V^l. 10775 »•"> «oSsy- Auf l^hen-
dorf bezieht sich auch eine noch nicht gedruckte Urkunde vom 2 1 . .ScptemlKjr 1396.
"J M. U.-H. 10750. 10751. 10804. 10805. 10806. 10810. loSii. 10843. 1098a. I09Q5-
II 004. II 016. II 019. II 083. II 149- 11186. Vgl. II 547-
») M. U.-B. 1 1 520.
"») M. U.-B. II 587.
"; M. U.-B. 11731-
'*) M. U.-H. II 867. II 873. 11S78.
^gS AMTSGERICIITSBEZIKK MAI.CIIOW.
die ehemalige Kuzekcr Mühle \on Ileniieke Wangelin; 1410 die Güter und
Dörfer Hagenow und Jabel von Henneke Hahn, Lüdeke's Sohn von Basedow,
und von Fürst Christoffer von Wenden;-) 1423 das Dorf Alt-Drewitz, woran
bis dahin die Linstow theilgehabt haben, während Neu-Drewitz schon seit
1353 dem Kloster gehört;-) und 148 1 das Dorf Sembzin von der Familie
der Grambow. Diesen h^werbungen gegenüber treten alle anderen des
X\'. Jahrhunderts an Bedeutung zurück, wie z. B. die Hälfte der Windmühle
vor dem Neuen Thore zu Waren, die der Priester Joh. Katzow 1407 dem
Kloster schenkt; weitere vier Hufen in Jabel im Jahre 141 4, die bis dahin
noch dem Heinrich Gelder zu Lansen gehört haben; der »grosse Hof zu
Grüssow vor dem Walower Ende«, den am 7. Januar 1437 Vicke Flotow um
seiner Seligkeit willen schenkt; alljährlich zwei Drömt Mehl aus der Poppen-
tiner Mühle als Stiftung der P"amilie Metzeke im Jahre 1445; 1450 eine
Anzahl Kornhebungen in dem später wüst gewordenen Dorfe Lübow, das
ehemals südlich vom Dorfe Drewitz lag, und wo man schon damals, wie
vielleicht auch heute noch, Buchweizen baut; der Linstow'sche Antheil an der
Mühle zu Hohen -Wangelin, welchen das Kloster am 6. Januar 1502 für ein-
hundertzehn rheinische Gulden erwirbt; Pachte aus Hufen und Höfen des
Hahn'schen Dorfes Demzin im Jahre 1509, und viele andere kleinere Hebungen
und lünkünfte, von denen eine grosse Zahl noch nicht veröffentlichter Urkunden
im Grossh. Archiv und im Kloster -Archiv ausführlicher handelt.
Dass auch in späterer Zeit noch Veränderungen innerhalb des Güter-
besitzes vorkommen, zeigt der in der Geschichte des Klosters Dobbertin be-
rührte Umtausch von Roez gegen Penkow im letzten Drittel des XYII. Jahr-
hunderts.^) Die Dörfer Cramon und Kraaz werden zwischen 161 3 und 161 8
von der Familie Quitzow erworben, die 1536 damit belehnt worden war,
nachdem Reimar von Hagen, der letzte seines Geschlechts, das die Güter bis
dahin zu Lehn getragen hatte, aus dem Leben geschieden war. Kraaz gehört
übrigens Anfangs nur zur Hälfte dem Kloster, die andere Hälfte wird erst
17 19 durch Umtausch gegen zwei Jabclsche Klosterbauern erworben.^) Ebenso
ist es mit Wangelin, dessen letzte Anthcile erst 17 14 vom Kloster erworben
') Lisch, Ge.schl. Hahn 11, S. 99 (Uik. CCXXX).
-) Ueber die früheren Besitzer von Alt-Drewitz vgl. Lisch, (Jeschl. .Maltzaii II, S. 410
(Urk. CCCLX).
*; Kunst- u. (Jesch.- Denkm. IV, S. 355, Anmkg. I. Line Miltlicilunfj des Herrn Pastors
Schnell zu Kloster Malchow aus Prozess -Akten in ])uncto veneficii 1668 ergiebt, dass der Umtausch
im Jahre 1668 noch nicht geschehen war. Er findet somit in der Zeit zwischen 1668 und 1688
statt. Eine Nachricht in dem vom Küchenmeister Heinrich Hugge geschriebenen Amtsbuch
(Th. II) vom Jahre 1697, ^^^ 'm Kloster aufbewahrt wird, giebt an, dass bei dem Eintausch
de» Dorfes i'enkun zugleich mit Koez auch die dem Kloster Malchow seit 13 10 zugehörig ge-
wesenen beiden Lexower Hufen an das Klo.ster Dobljertin gegeben worden .seien, sodass in Folge
dessen fUr da.H Kloster Malchow von Lexow nichts weiter als die Kirche mit ihrem Jus patronatus
Uhrig blieb.
*) Auch ein 'ITieil der Feldmark Viere wurde zugleich mit Kraaz schon 161318 erworben.
L'cbcr da« Vier" sehe Feld s. bei Schildt, M. Jahrb. LVI, S. 207.
GESCHICHTE DER STADT UND DES KLÜSTEUS MALCHOW. 399
werden (s. u. S. 428). Als verhältnissmässig jüngsten Besitz dürfen wir das
Dorf Malkwitz bezeichnen, das ehemals ebenso wie Cramon Linstowsches und
dann Raven'sches Kigenthum war. Freilich finden wir schon im Jahre 1724
einen erheblichen Antheil von Malkwitz als Pfandgut beim Kloster, als
alleiniges Klostereigenthum aber wird es erst voni Jahre 1S03 an im Staats-
kalender aufgeführt. Dagegen verschwindet um diese Zeit der Antheil, den
bis dahin das Kloster Malchow an dem Flotow'schen Dorf und Gut Grussow
hat, nachdem schon 1785/86 vom Kloster drei Bauernhöfe zu Grussow an
den Hauptmann von Flotow auf Kogcl verkauft worden waren.')
Mit den Gütern mehren sich die Kirchen -Patronate. So kommt als
viertes am 14. Februar 1352 das der Kirche zu Grüs.sow durch eine Schenkung
des Fürsten Nikolaus von Werle hinzu. ^) Doch gehört es heute wieder mit
dem Dorf und Gute der Familie von Flotow. Dagegen besitzt das Kloster
seit 141 o das Patronat in der Kirche in Jabel; ebenso hatte es, solange eine
Kirche im Dorfe Hagenow war, auch in dieser das Patronat, wie am 21. Ok-
tober 1449 und am 6. Juli 1453 urkundlich bestätigt wird.'*) Und noch heute
gehören ihm von alter Zeit her die Patronate in den Kirchen zu Hohcn-
Wangelin und Poppentin.
P'erner melden die Urkunden Manches von frommen Stiftungen, von
Aufnahmen einzelner Stifter, wie des schon früher oft genannten Güstrowschen
Bürgers Jakob Wörpel und seiner P'rau Katharina am 23. Mai 1339, in die
Fraternität des Klosters,^) von der Theilnahme an den guten Werken des
Konvents, welche z. B. der Nonne Bertha VVimann und ihren Verwandten am
14. Mai 1355 zu Theil wird/'') sowie von Memorien und Vikareien. Unter
diesen mögen hier genannt sein die Memorienstiftung des Pfarrers Joii. Kambow
in Waren am 11. iMärz 1351; die des Probstes Johann Kat/.ow am 19. Juli
1360; die am i. PY>bruar 1427 von dem Priester Nikolaus Hagedorn und
Hartwig Bonsack »to olden Malchow in der karkcn to sunte Johannesc ge-
stiftete und am 20. Mai 1429 vom Bischof von Schwerin bestätigte Vikarei;
die Memorienstiftung des Güstrowschen Bürgers Hinrick X'ughc vom 23. August
1432; die der Margarethe Preen vom 10. September 1437; die auf dem Chor
der Klosterkirche am 3. März 1445 dem hl Martin und der hl. Katharina zu
I'lhren gestiftete Vikarei der von Flotow auf Sluer, von welcher uns mehrere
Inhaber bekannt werden, wie Johannes Hake, Hermann Kaghe und Johannes
Roleke, und endlich eine zum St. Michaelis- Altar in der Klosterkirche ge
hörende Vikarei, deren Stifter nicht genannt wird, welcher aber Heinrich
Gamm auf dem Gammenwerder im Jahre 1522 eine Summe von 20 Mark
Lübisch schuldig ist.'')
') Nach Akten im (iiossh. .Archiv.
") M. U.-15. 7580. 7660.
^) Nicht gedruckte Urkuiulcn im Cro.ssh. Arcliiv.
*) M. V.h. 5959-
'-) M. U.-B. 8084.
'■) M. L'.-B. 7435. 8063. 8770. 8795. Dazu Kudluff's hand^chriflliche» I)i|.lom..i.w .Ic
Klo-sters .M.ilchow im (Irossh. Archiv.
400 AMTSGERICIITSBEZIRK MAT,CIIOW.
Dass übrigens das Kloster schon in der ersten Zeit seines Bestehens
keineswegs immer von dem Wohlwollen und der guten Gesinnung seiner Zeit-
genossen getragen wird, zeigt die Klage des Probstes und Konventes wider
die Ritter Nikolaus von Peccatel, Ghemekinus Kossebode, die Brüder Rumpes-
hagen, Werner Kranz, Gerlach von Vicheln und Arnold von Liepen in den
vierziger Jahren des XIV. Jahrhunderts, welche sich der weltlichen Gerechtigkeit
zu entziehen suchen.') In diesem Sinne wird auch der Schutzbrief des Ritters
Ulrich von Maltzan auf Grubenhagen zu beurtheilen sein, den er dem Kloster
am 5. April 1364 über die Dörfer Wangelin und Liepen ausstellt.^) Noch im
Jahre 1 546 giebt es Uneinigkeiten über diese beiden Dörfer zwischen denen
von Gamm und dem Kloster, die durch fürstliche Kommissarien verglichen
werden; ebenso über anderen Besitz, Fischerei-, Wald- und Wasser- Gerechtig-
keiten, im Jahre 1546 mit den von Belovv auf Klink und Lebbin, die eben-
falls durch einen Vergleich beendet werden; und endlich noch im Jahre 1595
über Fischerei -Gerechtigkeiten mit denen von Flotow auf Stuer, die durch
den Herzog Ulrich geschlichtet werden. Zu dieser Zeit sind bereits weltliche
Provisoren an die Stelle des geistlichen Probstes getreten.^)
Was sonst noch über Angelegenheiten des Klosters urkundlich ge-
meldet wird, ist von geringerer Bedeutung, doch mag man davon ausnehmen
einen Ablassbrief des Bischofs Konrad Loste im Jahre 1492 zu Gunsten von
Klosterbauten, die Gewährung der Erblichkeit des Schulzenamtes gegen eine
jährliche Abgabe von neun Gulden Münze und acht Schilling Lübisch an den
alten verdienten Dorfschulzen Hinrick Nagel und dessen Nachkommen in
Klein-Rehberg am 13. December 1532, und die Ertheilung einer Krug-
gerechtigkeit sowie die Erlaubniss zum Aufbau eines Kruges im Klosterdorf
Liepen an den Peter Kaie aus Wangelin am 18. November 1591, »nachdem
er sich eine Zeit hero bei denen vom Adel hin und wieder im Dienste, wie
einem redlichen reisigen Knechte gebühret, verhalten, und nach seiner Ge-
legenheit unter das Kloster, weil er darunter geboren, niederzula.ssen und ge-
beten, ihme eine Stätte auf des Klosters Grund und Boden zu vergönnen zu
bebauen '.
Ueber alle dem Kloster angehörenden Personen geben die Register des
mecklenburgischen Urkundenwerkes bis zum Ende des XIV. Jahrhunderts die
ausreichendste Auskunft. Wir wollen daher hier im Anschluss daran nur
noch die Pröbste, beziehungsweise Verweser und Provisoren, sowie die
Priorinnen und Unterpriorinnen nennen, die uns im Urkundenschatz des XV.
und XVI. Jahrhunderts entgegengetreten sind. Um 1386 ist Gerd Bomgarden
Probst und Ida von Hagen Priorin; um 1396 ist Johann Katzow Probst; um
1410 Heinrich Wulf, und neben ihm Ilsabc von Pritzbuer Priorin, die auch 1414
noch als solche genannt wird, während Hermann König als Prob.st gefolgt
') M. U.-B. 6080.
') M. U.-B, 9256, Vyl. LLsch, Geschl. M.-iUzan II, .S. i8o 183.
') Vgl. Urkunden im Gro.ssh. Archiv.
GESCHICHTE DER STADT UND DES KLOSTERS MALCHOW. 4OI
ist;i) 1450 haben Probst Nikolaus Reeps und Priorin Margarethe Kolres
die Vorstandschaft im Kloster;-) 1475 ist Peter Warnstorp Probst, aber schon
1476 steht Joh. Roghemann an seiner Stelle, den wir auch noch 1478 dort
finden, als bereits Adelheid von Plessen Priorin ist. Diese ist auch 1481
noch da, während neben ihr Herr Hinrick Vaghet als Probst und Anna
Metzeke als zweite Priorin (sonst Unterpriorin) genannt werden. 1484 i.st
Jutta von Hahn Priorin, 1508 Katharina von Hahn, und neben ihr als Probst
Herr Johann Grabow. Beide sind auch 1520 noch auf ihrem Posten, wahrend
Margarethe von Grüssow (Grüskouwen) Unterpriorin ist. Johann von Grabow
kommt auch 1532 noch als Probst vor, nachher nicht mehr. Von 1534 bis
zu seinem Tode 1538 ist Dr. juris Heinrich von Hülow Probst.^) 1546, bei
Gelegenheit des Vergleiches zwischen denen von Below und dem Kloster,
werden in der hier stehenden Reihenfolge aufgeführt: Anna von Wangelin
als Priorissa, Peter Weffinger als Verweser und Elisabeth von Rohr als Sub-
priorissa. 1580 ist Anna von Rohr Priorin, ^) und 1591 sind der bekannte
Rath Henning Krause (Kruse) zu Varchow und Johann von Kramon zu
Woserin die alleinigen weltlichen Provisoren des Klosters.
Die Anweisung des Klosters an den Adel des Landes wird bereits in
einem P>lass der vom Herzog bestellten Visitatoren des Klosters vom 22. Ok-
tober 1557 deutlich ausgesprochen, während die wirkliche rechtliche üebcr-
weisung an die Landstände erst durch die bekannten Sternberger Reversalen vom
2. und 4. Juli 1572 geschieht.^) Die Reformation war in aller Stille und ohne
eine Spur jenes Widerstandes, den ihr z. B. das Kloster Dobbertin entgegen-
setzte, in die Mauern des Klosters eingezogen, ebenso in die Stadt. Martin
Bambam (Bamban), der Prediger auf der einen und auf der andern Seite des
Wassers, in der St. Johannis- Kirche des Klosters und in der St. Georgcn-
Kirche der Stadt, ein im Jahre 1523 vom Weihbischof zu Schwerin. Dietrich
von Seba.ste, geweihter Priester, hatte nach seiner An.stcllung als Pastor an
der St. Georgen -Kirche der Stadt, nachdem er hier schon seit dem Jahre 152S
als Vikar gewirkt hatte, im Sinne der neuen Lehre zu i)redigcn liegonnen.
Er erhält 1568 auch die Pfarre zu Lexow als Filial des Klosters und lebt
noch 1580, im Amte unterstützt von seinem Sohne, dem Kaplan Ik-rmi
Bambam. '')
Bei einem Blick auf die weitere städtische Entwicklung wahrend des
Mittelalters finden wir, dass sich anscheinend in dem angeseheneren Theil der
Büro-erschaft zu Anfang des XIV. Jahrhunderts ein besonderes Interesse für
») Lisch, M. Jahrb. XXVH, S. 249.
*) Lisch, M. Jahrb. XXXIX, S. 109 (nir (loch. <l.-s nuchwcizens\
*) Lisch, M. Jahrb. XII, S. 237.
*) Lisch, M. Jahrb. XXII, .S. 107.
'-) Schröder, Kirchenhi.st. des evanfj. .Mecklenburgs III. S. I32ff. Kranck. AI.« n. N«ie»
Mecklhg. X, S. 232-238. Lisch. .M. Jahrb. XXII. S. 106. Wiggcrs. Ce.ch. der drei mccUcnb.
L.indesklöster. S. 87. Viereck, die Kechtsverhältnissc der vier n.ccklenb. J,.nßfrauc..kl..»trr II.
l'.eil. I. S. 2. Dazu I, S. 71 ff.
'•) Lisch, M. Jahrb. XXII, S. 105.
-HJ
402 AMTSGERICIITSHEZIRK MALCIlüW.
den Mühlenbetricb zu erkennen i^iebt. Ivs ist geradezu auffallend, wieviele
X'erträge einzelner Bürger über die in der Stadt und deren Naclibarschaft an-
gelegten Mühlen auf uns gekommen sind. Man sieht daran, dass diese für
die städtischen Wirthschaftsverhältnisse eine ebenso hervorragende Bedeutung
hatten wie für die klösterlichen.') Weitere Gevverke treten in den Urkunden
nicht hervor. So findet sich z. B. von der späteren Tuchmacherei, die in
Malchow bis ins XIX. Jahrhundert hinein in besonderer Blüthe war und noch
heute in gutem Gange ist, in alter Zeit keine Spur. Auch der Trieb auf
Vergrösserung der städtischen Feldmark, die von Fürst Nikolaus von Werle
im Jahre 1235 mit vierzig Hufen eingesetzt war, und welcher er die Be-
rechtigung zur Schweinemast und Viehweide, auch zur beliebigen Fällung von
Brenn- und Bauholz in der Forst und Feldmark Geline hinzugefügt hatte, tritt
bei Malchow weniger hervor als bei anderen Städten.^) Es ist nur Weniges
dieser Art zu verzeichnen. So kauft z. B. die Stadt am 14. März 1334 einen
Wald bei Nossentin von dem Knappen Henning Pape und dessen Angehörigen.^)
Doch ist dieser Wald, der zwischen No.ssentin und dem schon vor 1558 ein-
gegangenen Dorf Locken gelegen war und zu dessen örtlicher Bestimmung
die in Wiesen umgewandelten drei Seen einst dienten, welche die Schmettau'sche
Karte noch als Wangelin-See, Belower See und Lochser See nördlich von
Nossentiner Hütte verzeichnet, seit langem kein Stadtgebiet mehr, sondern
gehört jetzt zur Malchower Klosterforst.
Von ebenso geringer Bedeutung ist das Hervortreten der Stadt in
äusseren Angelegenheiten. In dieser Beziehung sind zu erwähnen: 1304 die
bei Gelegenheit des Bündnisses zwischen dem Fürsten Nikolaus von Werle
und dem Grafen Gunzelin von Schwerin der Stadt auferlegte und geleistete
Huldigung für den letztgenannten;'*) 1309 das der Johanniter-Komthurei zu
Mirow bewiesene Entgegenkommen der Stadt mit Befreiung vom Brücken-,
Wege- und Durchgangszoll;'') 1316 die Verbindung der Stadt bei der Landes-
theilung im Hause Werle mit demjenigen Theil, von welchem Parchini die
*) M. U,-B. 2162. 2939. 2959. 3661. 3961. 5675. 5868. 5972. 8124. 8267. 9145. 9467.
10523. 10995. I1083. II 149. II 520. Dazu Urkunden vom 1 6. März 1391 ; 15. August 1402;
18. August 1407; 18. December 1445; 25. Novemljer 1482; 30. Juni 1488; 17. Januar 1501 ;
29. April 1507; 1541 (ohne Datum); 3. Februar 1546.
*) Vielleicht steckt der Name Geline in der VorsiIl)e jener im Jahre 1697 genannten
> Globahn«, einem .sUdlich des Sees gelegenen Landstrich, der als Viehtrift und als Holzung ge-
kennzeichnet wird: „„Die Stadt hat übers Wasser eine wüste Dorfstätte gehabt, so vormals
Globahn geheissen."" „Die Stadt genoss damals aber wenig davon, ,, ,,da die GrUssower, die
Petersdorfer, der HrantmUller und der Vormüller eine grosse Menge Vieh für eine schlechte
Heuer darauf trieben,"'- „und auch Tannen darauf standen. Die Stadt hat jetzt auf dem Südufer
ihr Jägergehöft, bedeutende Holzung, Wiesen und ihr Torfmoor, sowie die Ziegelei": Lisch,
M. Jahrb. XXXII, S. 39. Die vom Fürsten Nikolaus geschenkten vieizig Hufen lagen zum grössten
'ITieil auf dem Xordufer des Sees.
•) M. U.U. ^g.
*) M. U.-h. 3., :.
") M. U.-H. 3241. Ein Vertrag mit dem Kloster Dol)l)ertin ül)er die Durchfahrt vf)n Wagen
kommt 1356 zu Si.-ir,-; • M, U.-}}. 8204.
GESCHICHTE DIR STADT UND Dl-S KI.OSTKRS MALCIIOW. 403
Vorderstadt \vird;i) 1346 die Verschreibung von Stadt und Land Malchow als
Leibgedinge für die Fürstin Agnes, die Tochter Ulrich's IL von Lindo\v-Rui)pin,
und Gemahlin des Fürsten Nikolaus IV. von Werle;^) 135 1 die Einschätzung
der Stadt mit zehn Mann für das Landfriedens-Kontingent;^) und 1354 die
Stellung der Stadt bei der Verpfändung des Landes Malchow an die Flotow,
sowie die ihr bei dieser Gelegenheit ertheilte besondere Versicherung des
landesherrlichen Schutzes.^) Dieser Pfandvertrag des Landesherrn mit den
Herren von Flotow kann wohl als das einschneidendste l'>eigniss in der
mittelalterlichen Stadtgeschichte von Malchow bezeichnet werden. Zwar ist
die Original -Urkunde nicht mehr vorhanden, aber ihr Inhalt ergiebt sich voll-
ständig aus einer vom Fürsten Christoffer von Wenden am 15. Juni 141 5 voll-
zogenen Erneuerung, welche (wegen der darin genannten Zeugen Hinrick und
Olrick Maltzan) im zweiten Bande der Urkunden -Sammlung zur Geschichte des
Geschlechts Maltzan, S. 504 bis 508, abgedruckt ist. »Witliken vmme groter
not willen vnser olderen«, wie Fürst Christofier sagt, war den Flotowen, idar
ere olderen vore vnde vmme rumeden de stat vnde sloth Tribbezesc (also in
jener Zeit, als die Häuser Mecklenburg und Werle das Festland Rügen an
Pommern verloren),'') der Pfandbesitz von Stadt und Land Malchow sowie von
der Sommer- Bede aus dem Lande Malchin für eine Summe von scch.stausend
löthigen Mark Silbers überwiesen worden: »Aldus so schal de stat Malchow
vnde dat gantze land m}d der samerbede to Malchin vorbenomed, so id licht
an allen sinen enden, in alle sinen .scheden, myt aller siner tobehoringe, mit
alleme anualle, myt aller losinghe, myt aller herschop, myt allcme hcrenrechte.
myt alle vnde dar nicht vt to nemende, der vorbenomedcn \'lotowcn vnde
erer rechter eruen bruklicke pant wesen vnde bliuen, so quid, frig, vnbeworren.
so vse olderen dat frigest brukelken beseten hebben, vs edder vsen rechten
eruen edder vsen nakomelinghen dar nicht ane to beholdende edder to
hebbende, men de losinghe«. Mit dieser die weiteste Deutung und den
weitesten Niessbrauch zulassenden Verpfandungsurkunde treten nun die von
Flotow thatsächlich in alle landesherrlichen Rechte über Stadt und I^md
Malchow ein. Demgemä.ss bestätigen sie z. B. am heiligen Dreikonigstage des
Jahres 1423 der ganzen Einwohnerschaft von Stadt und Land Malchow und
auch dem besonders dabei genannten Rath der Stadt alle Privilegien, die
diese bisher genossen haben. Dass auch die oberste Gerichtsbarkeit über
Stadt und Land dazu gehörte, war selbstverständlich. Daher kann denn auch
die Zusicherung der von Flotow, die sie am 8. März 1354 den Mannen des
Landes und der ganzen Bürgerschaft der Stadt au.sstellen. nicht den Sinn
haben, den die Ueberschrift im Urkundenbuche angiebt. >Ucber Stadt und
Mannen der Landschaft kein Recht ausüben wollen.: das wäre ja das Gcgcntheil
') M. U.-B. 3860.
*) M. U.-I5. 6669.
») M. U.-B. 7524. 7717, .\nmkt'. 7731. 79"-
*) M.U.-H.7907. 7908. Vgl. 9394. "633. !>-« tJrull. M.Jahrh. I.UI. S. 355- Anrnkg.
•'-) RuclloO; Ildl). cl. M. Cesch. II, S. 3"— 3«5.
^ 26»
404 AMTSGER1CHTS15EZIUK MALCIlüW.
von dem, was abgemacht worden war. Die Worte »juxta omneni iusticiam
et ins penitus aiiiittere« sind vielmehr, wie Crull nachgewiesen hat, eine
unzureichende Uebersetzung der herkömniHchen Wendung »bi aller rechticheit
vndc rechte dorchut latenx.') Die von Flotow machen sich damit anheischig,
die hergebrachten Rechte und Privilegien von Stadt und Land Malchow in
keinem Punkte irgend wie anzutasten und zu verletzen. Wenn es aber in
dieser langen, fast ein halbes Jahrtausend dauernden Periode des P^lotow'schen
Pfandrechtes ohne allerlei schMcrere und leichtere Konflikte nach oben wie
nach unten nicht ganz abgeht, so kann das keine Verwunderung erregen. So
i.st z. B. 1681 von einem Verlust des vierten Theiles der Jurisdiktions- Gefälle
ex delicto die Rede.^) Doch wollen alle diese Dinge immer aus den Ver-
hältnissen ihrer Zeit und nicht mit dem Massstabe unserer Zeit verstanden
und beurtheilt sein. Im Uebrigen unterlassen es die seit 1436 an die Stelle
der werleschen Fürsten getretenen Herzöge von Mecklenburg niemals, in ihren
nachfolgenden Bestätigungen (1436, 1469, 1477, 1505, 1549) neben denen
von Flotow auch den Rath und die Bürgerschaft von Malchow sowie alle
Einwohner des Landes als gleichmässig in ihren Rechten zu erhaltende und
zu schützende Unterthanen hervorzuheben. Dieses Verhältniss hat erst im
Jahre 1837, beziehungsweise 1838, durch Verträge mit der Landesherrschaft
und der Stadt seine Endschaft erreicht.'^) Doch mag es die Ursache davon
sein, dass »der ringhaltende Vogel auf dem von Flotow'schen Helm mit dem
ringhaltenden Vogelkopfe im Siegel der Stadt Malchow (in dem übrigens das
»Herz« wohl zutreffender als >, Seeblatt« anzusehen sein dürfte) in Zusammen-
hang steht« . . . Dann würden aber die von P^lotow den Vogel von der Stadt
entlehnt haben, nicht diese von jenen, da der Vogelkopf bereits 13 18 im
Malchower Siegel sich zeigt.«")
Eine besondere Geschichte haben die Brücken und Fähren der Stadt,
die als Inselstadt ins Leben getreten war. Die nach Nordwesten ans Land
führende kürzere »Stadtbrücke«, von der es keine urkundliche Ueberlieferung
giebt, wird wahrscheinlich ebenso lange und ebenso früh dagewesen sein, wie
die »lange Brück-e (longus pons)«, welche einstmals, und zwar schon vor der
Klosterzcit, die Stadt mit dem Dorfe Olden- Malchow verband. Diese Brücke,
die von zwei Malchower Bürgern, Pote und Erich, angelegt worden war,
wird im Jahre 1292 vor I^'ürst Nikolaus als Privatbesitz aufgelassen und
nunmehr von diesem, wie .schon bemerkt worden, der Stadt Malchow als
Eigenthum überwiesen. Aber ihre l^rhaltung, bei der es sich um eine Länge
von achthundert Fu.ss handelt, macht .schon im XVI. Jahrhundert die grö.s.sten
') M. Jahrb. LIII, S. 355, Annikf,'. Dazu \Voitie<,nsler in lid. XVII des L'ikuiuleiiluiclie.s
unter >atnittere<.
*; Klüver, Beschreibung .Mecklenburgs II, S. 283.
' Lisch. M. Jahrb. \.\ XII, S. 17.
Wiirllich nach Crull, M. Jahrb. 1,111, S. 355 (bei r.esi)reclning eines l'aares kleiner .Scliiank-
"'"' '«"n das dem Flotow'schen ähnliche, aber wegen des Unterschiedes niclit mit ihm
^^ li^ \V.a|)i)eti der \vcsi|ili:ilisch -niedersäch.sischen Chalong, gen. (jehle, vorkommt).
GESCHICHTE DER STADT UND DES KLOSTERS MAI.CHOW
405
Schwierigkeiten und veranlasst eine Unterstützung der Stadt durch den Herzog
Uhich mit zweihundert Gulden, die bei der Güstrower Stadtkämnierei mit
fünf Prozent Zinsen zur Unterhaltung der Brücke belegt werden. Da kommt
das schlimme Kriegsjahr 1637 heran und
mit ihm eine Zerstörung der Brücke. Diese
Zerstörung führt 1675, beim Rückzuge der
Schweden aus der Mark, zu einer völligen
Vernichtung,^) sodass an eine Wiederher-
stellung nicht zu denken ist. Klagen im
Jahre 1639 und 1694 enthüllen diesen
Zustand. Aber das Unglück wird noch
Flotow'sches Wappen.
wieder die alte Insel. Da giebt
grossen Stadtbrand, bei dem nur
grösser. Am 23. April 1697 zerstört ein
Brand die ganze Stadt mit Kirche, Rath-
haus und Thoren, kein einziges Haus
bleibt stehen. Da denkt die Bürgerschaft
allen Ernstes daran, die In.sel zu verlassen,
dies um so mehr, als die Stadt nach Ver-
lust der alten langen Brücke zum Kloster
hinüber nahrlos dagesessen habe. Doch
die Bürgerschaft beruhigt sich und bezieht
es am 27. Xovember 1721 einen zweiten
dreissig Wohnungen stehen bleiben, und
aufs Neue entsteht der Wunsch, auf dem »festen I^nde-^ sich anzubauen.
Der Herzog Karl Leopold giebt am
10. Juli 1723 den Bescheid, dass er die
»Wiederbebauung der Stadt placidire, auch
permittire, wenn einige draus.sen bauen
wollten.« Beides geschieht, und nun ent-
steht in der »neven Stadt Malchowe«, wie
sie im Gegensatz zum Dorf »Olden Mal-
chowe« im Mittelalter hei.vst, zum ersten
Mal eine Unterscheidung zwischen Altstadt
und Neustadt.
Endlich kommt am 13. Mai 1727 ein
Kontrakt zwischen der Stadt und dem
»Schififsbaumeister« Heinrich Watermann
zu Stande, nach welchem dieser auf seine Kosten und für .seinen Nutzen eine
Fähre erbaut. Diese l<'ähre hat bis zur Mitte des XIX. Jahrhunderts bestanden.
d. h. bis zur Vollendung des jetzigen Dammes am 26. Februar 1846«) und der
dadurch veranla.ssten Verlegung der Durchfahrt Pur I<:idekahnc auf die andere
Seite der Stadt zwischen der nunniehrij;en Alt- und Neustadt Malchow. Da.s.s
Malchower Stadtsiegel.
*) Franck, Altes u. Neues Meckl. XIV. S. 282.
«) Ein Werk des thatkräftigen Bürgermei.sters Meyer (». Denkstein am Damm).
406 AMTSGERICHTSHEZIKK MALCIIOW.
es übrigens auch auf dieser Seite nicht immer, z. B. nicht am Ende des XVIII.
Jahrhunderts, eine Brücke gab, sodass der Verkehr mit dem festen Land auch
hier nicht anders als mit Böten und mit einer Fähre stattfinden konnte,
ersieht man aus der grossen Schmettauschen Karte von 1788 bis 94. Hier
ist die Stadt als eine abgeschlossene Inselstadt eingetragen, vollkommen ent-
sprechend der Beweglichkeit ihrer Klagen aus dem XVII. Jahrhundert.
Die grossen Wellen der Geschichte, welche die Stadt 11 64 in den
Angrififskriegen Heinrich's des Löwen, 1637 im dreissigjährigen Kriege und
1675 in den Kämpfen des Grossen Kurfürsten berührt haben, kommen 1806
noch einmal in ihre Nähe, als nach der Schlacht bei Jena die unter dem
Befehl des Oberst von York stehenden Truppen der sich zurückziehenden
preussischen Nachhut am i. November d. Js. auf der Nossentiner Heide, gegen
sieben Kilometer nordöstlich von der Stadt, in einem scharfen Gefecht mit
den sie verfolgenden Franzosen zusammenstossen. Im Uebrigen aber sind alle
Spuren der älteren Geschichte der Stadt durch die genannten grossen Brände
so sehr vernichtet, dass nirgends mehr ein Mauerwerk ein Bild davon giebt
und nur noch Urkunden und Siegel, wie Lisch richtig bemerkt, die Zeugen
ihrer Vergangenheit sind.^)
Auch die Malchower Kirchen sind von unten bis oben völlig neue
Bauten, sowohl die im Kloster wie die in der Stadt. Ehe wir aber darauf
eingehen, mag hier noch in herkömmlicher Weise das Verzeichniss ihrer Geist-
lichkeit von den ersten grossen Visitationen des XVI. Jahrhunderts an bis zum
Beginn des XIX. Jahrhunderts hin folgen.
Bei der Visitation von 1534, als eben an Stelle des alten Johann
von Grabovv der schon genannte Dr. Heinrich von Bülow als Probst eingetreten
ist, bringt das Kloster viele Beschwerden über Verkürzungen seines Eigenthums
und seiner Einkünfte durch den benachbarten Adel vor, besonders durch die
von Linstow, Wangelin, Belovv und Flotow. Als Beichtherr der Nonnen fungiert
1541 Er Dionysius Hoge, der von der neuen Lehre nichts wissen will. Die
Visitatoren berichten, dass er erklärt habe, von der römischen Kirche niemals
abgehen zu wollen, doch versagen sie ihm nicht das Zeugniss guter Gelehr-
samkeit. Er hat auch den Dienst in Lexow. Neben ihm giebt es einen zweiten
Kaplan, Heinrich Säbel, der zugleich der Kirche in Grü.s.sow vorsteht. Der
eigentliche Kirchherr der Stadt aber ist Johann Möller, welcher ebenfalls als
Papist bezeichnet wird. Damals giebt es auch noch eine St. Gertruden -Kapelle^)
und eine Hl. Kreuz -Kapelle, beide ausserhalb der Stadt gelegen, ferner einen
Kaland und natürlich auch eine Reihe von Vikaren, zu denen jener bereits
genannte Martin Bambam gehört, der nach Möller Pastor wird und im Sinne
der neuen Lehre wirkt (S. o.). Neben ihm, ebenfalls der neuen Lehre folgend,
erscheint schon 1550 Er Laurentius Betke, doch wird er beschuldigt, die
') M. Jahrb. XXXll, S. 44.
*) Ueber die noch 1650 .stehende fJertruden-Kai)ellc- vg]. Lisch, .M. Jahrb. XXXII, .S. 40,
Anmkg. 40.
GESCHICHTE DER STADT UND DES KLOSTERS MALCHOW. 407
Einkünfte der Hl Kreuz- Kapelle treulos verwaltet zu haben. Wienachherder
jüngere Bernd Bambam dem Vater zur Seite tritt (seit 1568), ist oben schon
erwähnt worden. Er wird der Nachfolger des Vaters und bleibt bis 1620 im
Dienst. Ihm folgt Laurentius Franke (7 10. Juli 1630), nachdem er neben ihm
als Diakon oder zweiter Pastor schon von 1 593 an thätig gewesen war. Ebenso
wirken neben einander Magister Rudolf von Ankum und Johann Landgraf,
jener schon von 1620 an als Diakon neben Franke, dieser aber (Landgraf)
nachher als Diakon neben Ankum. Beide werden im .schlimmen Krieg.sjahr
1638 vom Tode hingerafft. Es folgt, und zwar nunmehr als einziger Seel-
sorger, Jakob Anselius (Ansei, Ansehl), der 1639 Frankes Wittwe heirathet
und ausser Stadt und Kloster Malchow auch die durch Krieg und Fest
verödete Umgegend mit Gottes Wort und Trost versieht. Er erreicht ein
hohes Alter und stirbt erst, nach fünfzigjähriger Amtsverwaltung, im Jahre
1689. Nicht weniger als fünf Diakoni treten von 165 1 her neben ihm auf:
Martin Lange (später Pastor in Ribnitz), Laurentius Dagius oder Tagius
(1661, 7 1663),') Johann Meyer (1665, 7 25. April 1676), Heinrich Sprockhof
(1677, 7 vor dem 12. Oktober 1680) und Bernhard Stegmann, 16S0, seit lö.Sg
Pastor und gestorben 1697 alsbald nach dem grossen Brande, bei dem er, wie
Cleemann erzählt, eine gute Bibliothek verlor. Schon ein Jahr nach ihm stirbt
Matthias Strumpf, der seit 1690 als Diakon neben ihm thätig gewesen war.
Es folgen nun Joh. Ad. Hartmann als Pastor von 1698 bis zu seinem Tode 1739,
und neben ihm als Diakoni zuerst Joh. Christoph Wendt (1701 bis 171 1, nachher
Pastor in Grubenhagen)'^) und dann von 17 12 an Joachim Janenzky, der nachher
als Pastor in Malchow von 1739 bis zu seinem Tode am 3. April 1754 im
Amte ist. Neben ihm von 1748 an als Diakon Joh. Sigismund Frank, der
nach Janenzky's Tode bis zu seinem eigenen Tode am 24. Oktober 1763 Pastor
ist; und neben Frank von 1755 an Barth. Fcrd. Scheel, der 1763 Pa.sti»r Pri-
marius wird und als .solcher am 26. Januar 1.S08 .stirbt. leidlich neben Scheel
als Diakoni: Chr. Heinr. Brummerstädt (1764, 7 10. December 1775). J"'^
Christian Behm (1777, f 7. Mai 1791) und Chri.stian Ludwig Palack (1792,
f 23. Juli 18 10). Ueber die Geistlichen des XIX. Jahrhunderts s. Walter a. a. O.
Am Schluss mag erwähnt werden, dass das Patronat der Stadtkirche
am 18. April 1825 vom Kloster auf den Magistrat der Stadt übergegangen i.st.-')
') Früher in Fahrenholz, s. o. S. 186.
«) S. o. S. 56.
») Lisch, .M. Jahrb. X.X.XII, -S. 44.
Blick auf die Klosterkirche zu Malchow.
Die Klosterkirche.
Die
Kloster-
kirche.
on der ältesten Klosterkirche ist nichts mehr erhalten. Zu Anfang der
vierziger Jahre stand noch der alte Chor. Lisch, der die alte Kirche
gesehen hat, beschreibt sie mit folgenden Worten: »Die Klosterkirche ist
unbedeutend: ein oblonges Schiff mit einem oblongen Chor aus Feldsteinen,
ohne Seitenschiffe und Gänge, ohne Pfeiler und Wölbung, ohne architektonischen
Schmuck. Das einzig Bemerkenswerthe sind die drei ohne Gliederung schräge
eingehenden schmalen Fenster aus der Zeit des Uebergangsstyls in der geraden
Altarwand. Das Innere ist in den letzten Jahrhunderten im Renaissance.styl
nicht geschmackvoll aufgeputzt. Von dem Kreuzgange steht ungefähr noch
die Hälfte in den Grundmauern, jedoch ohne architektonische hjgenthümlich-
keiten, vielmehr schon mit Gebälk überlegt und modernisiert.«')
I'.s haben sich alte Abbildungen erhalten, die uns das Innere ver-
anschaulichen.
An Stelle dieser alten Kirche, die um die Mitte des XVI. Jahrhunderts
fünf Altäre und Altar-Lehne zählte (Lehn auf dem Jungfrauen - Chor ; Lehn zu
Unserer Frauen -Altar; Lehn zum hl. Kreuzaltar; St. Jodoci-Lehn; St. Michaelis-
Lehn), wurde in den Jahren von 1844 bis 1849 eine vollständig neue Kirche
errichtet, die hier ebenfalls in einer Ansicht von der Wa.sserseite als Kopf-
leiste wiedergegeben wird. Aber auch diese Kirche steht nicht mehr, sie ist
in der Johannis- Nacht des Jahres 1888 vollständig ab- und ausgebrannt, nur
der Thurm und die Mauern blieben stehen. Was davon benutzt werden
konnte, das ist bei dem Neubau des damaligen Oberbauraths Daniel in den
Jahren 1888 bis 1890 wieder zu lehren gekommen.
•) M. Jahrb. VIII B, S. 133.
KLOSTERKIKCHK ZU MAI.CIIOW
409
Eine Erwähnung verdienen sowohl die im Neubau zur Verwcn.lung (ilxsbilder
gelangten Glasbilder aus Innsbruck als auch das figurenreiche Altargemäldt Al.ar '
der Kreuzesgruppe von Karl Andreae. Kcmalde.
Klosterkirche zu Malchow.
Im Thurin hangen zwei Glocken. Die älteste hat die Inschrift: BAR- (Hocken.
BARA ROSTKEN DOMINA + ELISABETH BUCHWOLT PRIORIN + ANNA CAP-
PELLEN + UND ENGEL KNUTEN SACASTEN <; + JOACHIM CARSTENS KUCH-
MEISTER ANNO 1614.
Die zweite (ik)ckc ist laut Inschrift
•(> unter «liT
Domina SOPHIE MAGDALENA VON PRESSENTIN, den Provisoren VON
4IO
AMTSGERlCinSHKZIKK MAI.CIIOW.
KLOSTERKIRCHK ZU MALCIIOW.
411
BLÜCHER auf Finken und VON WELTZIEN auf Sammit sowie dem Kloster-
hauptmann VON OERTZEN auf Leppin von dem Rostocker Glockengiesser
Johann Valentin Schultz aus einer älteren umgegossen worden. — Eine dritte
Glocke von Eisen aus Berlin 1828 ist zurückgestellt worden. — Ausserdem
hat das Kloster noch eine vierte Glocke, welche 1858 von C. Jllies in Waren
aus guter Bronze gegossen worden ist.
Kleinkunstwerke. i. 2. Frühgothischer silbervergoldeter Kelch auf Kleinkunst-
rundem Fuss, mit einem aufgelegten plastischen Krucifixus als Signaculum. »erke.
Auf dem plattgedrückten Knaufe oben und unten kleine getriebene Kund-
bildchen mit Köpfen.
In den mit dunkel-
blauem Ismail gefüllten
Rotuli kleine Rosetten.
Die zugehörige I'atene
hat eine \'ertiefung
in V^ierpassform. —
3. 4. Silbervcrgoldeler
hochgothischcr Kelch
auf sechsseitigem Fuss,
mit aufgelegter plasti-
scher Kreuzesgruppc als
Signaculum. Die sechs
Seiten des Fusses und
der Knauf sind mit aus-
gegründetem Blattwerk
verziert. Auf den Ro-
tuli des Knaufes die
Buch-staben ilKl'^" (■)<
unmittelbar darüber die
InsrliriÜ: f.ll'par lllCl
iljior X X üaitlj.i.vir
maria; darunter: aU(r)
iiKiri.i ijr.ui.i plnia
boinmui tcciUiii,' Die
l'atene ebenso vertieft
wie die zu Nr. i. — 5. 6. Spätgothischer silberner Kelch auf .sechspassigem
Fuss, mit dem Namen \\]C\\3^ in den Rotuli des Knaufes, und mit der Jahres-
zahl 150- (?). Am Fuss eingraviert die dreihgurigc Kreuzesgruppe und Ranken-
werk. " Die Patene ohne Bedeutung. 7 « Silbervergoldeter Kelch aus dem
Jahre 174S mit dem VON BOTH'schen Wappen und der Inschrift: MEIN. JESUS.
NIMM . MICH . AN • MICH • DURST • NACH • DEINEM • BLUJ^-
Stempeln des Wismarschen Goldschmiedes Joh. Dietrich Gade ^
eine silberne Batene. - 9- K^n^e silberne Ublatendose aus dem Jahre i' ■:,
oben mit einem Blätterkranz verziert. Ohne Stempel. - 10. Ovale silberne
Kelch (i).
.Mit den
3 1>
412
AMTSGERICIITSHKZIRK MALCIIOW
Oblatendose, 1743 von H. E. V. BOTH) gestiftet, mit einem eingravierten
Familienwappen. \'on demselben Goldschmied wie 7 und 8.^) — 11. 12. Zwei
neue silberne Kannen von 1859 ^^^^ 1861, gestiftet von der Domina CHAR-
LOTTE VON FLOTOW und der Konventualin VON WELTZIEN. Von Fr. Emil
Gerike-Ikrlin. — 13. 14. Zinnkelch, gestiftet von ERTMANN SCHRÖDER 1647.
Kelch (3).
Vom Güstrower Zinngiesser H P L, dazu eine Patene. — 15. Altes Messing-
becken, mit gothischen Lilien und Sternen am Rande, in der Mitte der (iruss
des Engels an die Maria mit der bekannten und vielfach bezweifelten Luther-
I.egende. Spätere Kingravierung: D S 1641. — 16. Neue versilberte Messing-
Taufschale von 1856, vom Malchiner Gold.schmied Lippold. — 17. Silberner
Rokoko-Schild (17 cm hoch, 16 cm breit), der einst an einer Altardecke
; Im Stempel ist das D nicht au.sgeprägt, .sodas.s man leicht bloss l G liest.
STADTKIKCIIE ZU MALCIIOW
4'3
Kelch (7).
(S) m
gesessen haben soll, einen Krucifixns unter Rankenwerk darstellend, aus dem
Jahre 1778. Gesüftet von J y, F. und O C F. Gustrower Arbeit von PGP,
— 18. Silberner Klingbeiitcl, ge-
stiftet von D. E. V. B ÜLOW 1746,
mit Familienwappen. \'<m dein
Rostocker Goldschmied
Lorenz Joh. Röper.
19. 20. Zwei schon getriebene
silberne Leuchter, gestiftet von
der Konvcntiialin SOPHIE VON
LÜCKEN 1861, von Fr. Emil Gerike
Berlin. — 21. 22. Zwei einfachere
silberne Leuchter im klassicicren-
den Stil, ohne Werkzeichen, ge
stiftet vom Klo.sterhauptmann VON
OERTZEN. _ 23. \'on ebendem
selben, unter Mitbetheiligung des
Pastors SCHEVEN, ein auf dem
Altar stehender versilberter Kruci-
fixus, von Vollgold & Sohn lirrlin
— 24-27. Vier zinnerne Leuchter,
gestiftet 1-93 von der späteren
Doniina D. VON OLDENBURG
I^nglisches Zinn nnt dem Stempel
von J. C Henscky.
^> *
In der Friedhofs- Kapelle ein gus.seiserner Krucifixus, 1860 von der Krutitixus.
Konventualin VON ARENSTORFF geschenkt. Aus Ilsenlnirg bezogen.
Die Stadtkirche.
ie Stadtkirche ist in den Jalncn 1870 1873 als Kreuzkirche mit Holz-
Wölbung im Innern unter Leitung des damaligen Baumeisters Georg
Daniel aus Schwerni neu erbaut worden. Auch ihre Vorgängerin war keine
alte Kirche. Sie stammte aus dem Jahre 1816. Liscli nennt sie 1S43 »ein
ganz neues Gebäude«.') Von der durch mehrfachen. Hrand beschädigten alten
Kirche ist keine Beschreibung auf uns gekommen. Wir wissen nur aus einem
zwischen 1540 und 15 50 verfassten Protokoll über Malchower Lehne oder
Bencfizien, dass sie vier Altäre mit Lehnen hatte, den St. Jürgen Altar, St.
Andreas-Altar, den »Xeucn Altar« mit der Kommende von Ern Joh. Curdcs,
und den St. Katharinen- Altar.
') -M.Jalnl). VIII 1{, .S. 133. .Sie lag dn, wo sich jetzt das 1880 crl.aui.
crhel)t, also in der Altstadt, während die ntm- Kiioho iiiicn Platx in der N
Die
Stadt
kirrhe.
414
AMTSGKUICH rSHEZlRK MAI.CIIOW.
Altar- \'on dem Kunst -Inhalt der neuen Kiiclic mag das Altargetnälde (die
gemälde, Kreuzesgruppe von Theodor Fischer) genannt werden, und ferner das Bildniss
Hildniss. jgg Pastors FERDINAND STOLZENBURG (1840— 1886), geb. 181 1, gest. 1887,
welcher den Bau der Kirche durch unermüdliches l^nsammeln von Liebes-
gaben möglich machte.
(ilutken. Im Thurm drei Glocken. Die grosse ist am 16. September 1736 von
Lorenz Strahlborn gegossen; die mittlere hat die Inschrift: GEGOSSEN ANNO
MDCXCVIII . UMGEGOSSEN 1835 BEI J • C • HAACK IN ROSTOCK; die kleine
von Ed. Albrecht in Wismar gegossene Stundenglocke ist ein Geschenk des
Hofzimmermeisters JOH. VIRCK und seiner Frau MARIE, geb. REEPS, vom
10. November 1883.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. Grösserer neugothischer Kelch ohne Stempel. —
werke. 2. 3. Grösserer neuer Kelch mit Patene, ohne Stempel, geschenkt von Dr. med.
PENTZ. — 4. 5. Kanne und Oblatenschachtel, neu, geschenkt von demselben
1856. — 6. Kleiner silberner Krankenkelch, von dem Güstrower Goldschmied
Lenhard Mestlin. — 7. Taufbecken, neu. — 8. 9. Zwei silberne Leuchter, 1865
geschenkt von dem Uhrmacher H. F. MICHAEL. — 10 — 13. Vier zinnerne
Leuchter, in der Form ganz übereinstimmend mit denen der Klosterkirche,
wobei die Stempel des Röbelschen Zinngiessers H. Krummbügel zu beachten sind:
ROBELl
14. 15. Zwei zinnerne Deckelkannen. Ohne Inschrift und Stempel.
Messingene Taufschale, neu. — 17. Altes Sammelbecken von Messing.
16.
Das Filial- Kirchdorf Lexow/)
Geschichte
des
Dorfes.
a- ie Geschichte Lexows fällt mit derjenigen der Klöster Malchow und
Dobbertin zu.sammen, mit welchen es seit frühester Zeit in engster
Verbindung .steht. Als das Nonnenkloster vom Orden der Büsserinnen auf
der Neustadt Röbel am 29. Mai 1298 durch Hischof Gottfried von Schwerin
nach dem Dorfe Alt- Malchow verlegt wird, schenkt I"'ürst Nikolaus von Werle
dem Kloster mit Einwilligung seiner Brüder und seiner Mutter Sophie das
Patronat der Kirchen zu Alt-Malchow, Neu-Malchow und Lexow.^) Das
Patronat über die Lexower Kirche hat Kloster Malchow noch heutigen Tages;
aber seinen geringen Grundbesitz, den es Anfangs hatte, hat es aufgegeben.
•) 7 km südöstlich von Malchow. >C)rt des Lek.sa«: Kühncl, M. J.ilirh. XI.VI, S. 84.
^ M l'.-H. 2503. 2505. 2506. 2507. 2508.
FIIJAI.- KIRCHDORF LEXOW. 415
Dieser befindet sich seit dem Kintausch des Dorfes Penkun für das Dorf Roez
beim Kloster Dobbertin. S. o. S. 398, Anmkg. 3. Ixxow hat daher seit dieser
Zeit ausser dem Landesherrn nie einen anderen Oberherrn gehabt als jenes
Kloster und gehört im Uebrigen schon seit dem Jahre 1345 zu denjenigen
Gütern, welche Dobbertin bis ins XVII. Jahrhundert hinein in Röbel durch
seinen Geschäftsführer, den Sandprobst, verwalten lässt. Als Vorgänger im
Besitz der Klosterhufen zu Lexow vor 1345 werden die werleschen \'asallen
Hennekinus Budde und Gerhard Pape genannt. Der Buddesche Besitz scheint
der ältere zu sein. Pape erhält nachher für sich und seine Gattin eine lebens-
längliche Rente vom Kloster Dobbertin.')
Ueber die geistlichen Verhältnisse siehe bei Malchow.
Kirche. Die Kirche zu Lexow ist ein kleiner P^ldstcinbau mit ausscrlich Kinhe.
gerundetem, innen aber polygonal gestaltetem Chorschluss. I^ci ihrer grund-
lichen Erneuerung im Jahre 1888 wurde sie mit einem Tluirm versehen. Im
Innern eine hölzerne Wölbung, früher eine flache Ilolzdecke.
Die Kanzel, deren Fuss 1887 erneuert ist, war zusammen mit der alten Kanzel.
Altarwand, nach einer Inschrift auf der Rückseite der letzteren, z. Zt. des
Küchenmeisters HEINRICH DUGGE und der Kirchenvorsteher FRANTZ SCHÖN-
FELD und HINRICH HAGEDORN aufgestellt worden.-)
Unter der Treppe steht ein alter Taufengel, der in einem kranzartig Tauf-
gebildeten Rahmen früher die unter den Klcinkunstwerkcn aufgeführte längliche cn^jcl.
Messingschale hielt, offenbar derselben Zeit wie die Schale (1726) angclu)rcnd.
Im Thurm eine kleine Glocke ohne Inschrift. (Hocke.
Kleinkunstwerke, i. Silbervergoldeter Kelch auf sechspassigem Fuss. Kleinkunst-
Am Fuss hübsche Treibarbeit im Barockstil, vom Rostocker Meister Jürgen
Müller. Am Knauf in Email eingelassen I H S (Jesus) N (nazarenus) R (rcx)
I (Judaeorum). An der Kupa eine In.schrift, welche besagt, dass der Kelch
unter dem Pastorat von JOHANN CHRISTOPH WENDT im Jahre 1706 von der
Gemeinde der Kirche überwiesen worden ist. 2. Patcne vom Gustrt.wcr
Goldschmied Lenhard Mestlin. — 3. Kleiner Zinnkclch vom R<.. stocker Zinn
giesser Martin Blawkogel. Als Stifter nennt sich JÜRGEN SALAMON 1655.
4. 5. Oblatendose und Patene, neu. — 6. 7. Neugothische Taufkannc von Zinn
aus Stuttgart, dazu ein Becken 8. Ovales Messingbecken nut getriebenem
Rande und der Jahreszahl 1726. - 9. Rundes Me.ssingbecken, gestiftet 1661
von CLAS und MAGRET HAGDORN. — lO. Grosses neues Kinsatzbeckcn von
Messing, ohne f.guralcn Schmuck. - II. Zinnerner Leuchter, gestiftet von
CATHARINA HAGEDORN 1771, vom Malchower Zinngies.scr CSD.
^^^J^M.JM. Vllir.. S. ..7- ..9; XXXII. S. .5. 36. M. U.-B. 6S49. 6550. 74o8.
«) Dugge kommt noch .697 i" den Akten vor. Hagedorn al»er war 169S ".cht mehr .m
Amte. S. o. S. 398, Anmkg. 3.
wt-rk«
4i6
AMTSGEKICIITSBEZIRK MAI.CIIUW.
Das Gut und Kirchdorf Alt-Schwerin.
Geschichte
des
Dorfes.
m Süden und Südwesten vom Flauer See begrenzt, auch sonst umgeben
und durchsetzt von zahh'eichen mehr oder weniger grossen Gewässern,
liegt in waldreicher Gegend die grosse Feldmark Schwerin, wofür seit Mitte
des XVI Jahrhunderts der Name Alt- Schwerin aufkommt. Die Geschichte
dieses Dorfes reicht bis in die mecklenburgische Vorzeit zurück, in seinen
Hainen walten wendische Priester des Dienstes ihrer Götzen. Aber es ist hier
nicht der Ort, Kaiser Otto I. auf seinem Feldzuge zu folgen, welchen er,
vom Lechfelde zurückkehrend, 955 gegen die Obotritenfürsten Nacco und
Stoignew unternimmt, die in die wendische Mark eingefallen sind und seine
Krblande verwüstet haben. Bei Alt- Schwerin (so nimmt man an) wird am
16. Oktober die Schlacht an der Raxa geschlagen, und im Hain (am Tauchow-
See.') findet Stoignew sein Knde.^) Auch die Geschichte des Kreuzzuges des
Markgrafen Albrecht des Bären im Jahre 1147, welcher diese Gegend mit
60000 (!) Streitern durchzieht, kann hier nur oberflächlich berührt werden.
Aufs Neue werden die Dörfer und Städte der Wenden zerstört, und ihre Tempel
mit den Götterbildern gehen in Flammen auf. Wenige Jahre später durch-
cjiiert der strenge Baiern- und Sachsenherzog Heinrich der Löwe das Land,
und Niklot's Sohn büsst vor Malchow seine Vaterlandsliebe mit schimpflichem
Tod. Wer sich mehr in diese Geschichte Alt- Schwerins und seiner Umgebung
vertiefen will, der kann auf die in Anmerkung i citierte Abhandlung von Beyer
') 7 km nordwestlich von Malchow. Uel)er den als »Tliicigarlen« gedeuteten Namen siehe
Kühnel, .M. Jahrb. XLVI, .S. 131. Beyer, M.Jahrli. XXXII, S. 58 — 134 (die wendischen Schwerine).
') Die Veimuthung Beyer's, a. a. ()., S. 88, hat für den, der die Gegend kennt, wie z. B.
der Verfasser, etwas geradezu Ueberzeugendes, sie trifft in der That alles Wesentliche im Bericht
des Widukind, wie besonders die strategischen Vortheile dessen, der südlich von der Reke stand,
gegenüber dem, der nördlich davon aufgestellt war, sobald es sich darum handelte, unbemerkt
weiter westlich einen Uebergang zu finden. Auch erscheint nichts natürlicher und ungezwungener
als die Annahme, dass hier die Gegner zuerst auf einander stiessen, sei es an der Eldenburger
keke, sei es an der Görenschen Reke, welche der westlichsten Reke beim »Lenz« um zehn Kilo-
meter näher ist. Deshalb haben sich auch die mecklenjjuigischen CJeschichtsforscher ^^ igger und
Sass rückhaltlos der Beyer'schen Annahme angeschlossen, und erstgenannter hat seine anfängliche
Identifizierung von Reke und Recknitz fallen lassen. Mit Recht, denn etwas Unnatürlicheres wie
diese kann kaum erdacht werden. Indessen bleil)t 15eyer's Annahme eine Hypothese, gegen die
der, welcher dazu Lust hat, den alten Unsinn von der Recknitz immer wieder aufs Neue hervor-
holen kann. Vgl. Wigger, M. Annalen, S. 122, Anmkg. i. M. Jahrb. XLV, S. 9; LIII, Q.-B. 4, .S. 8.
Wagner, Wendenzeit, S. 74. 75. 184 (19). Viel interessanter als diese Frage ist die 'l'hatsachc,
dass wir in der Schlacht an der Raxa das erste grosse gescjiichtliclie Ereigniss auf mecklen
burgischem Grund und Boden zu verzeichnen haben, das auf einen bestimmten Tag fällt. Denn
nach den Annalen des Klosters St. Gallen fand die Schlacht am St. Gallus-Tage des JaJires 955
(den 16. Oktober) statt.
GUT UND KIRCHDORF ALT- SCHWERIN. 417
in den Jahrbüchern des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Alter-
thumskunde verwiesen werden, in welcher er alles Material zusammengetragen
findet. 1) Für uns gewinnt der Ort ein weiteres Interesse durch die Urkunde
vom 9. September 117 1, in welcher der Sachsenherzog Heinrich der Löwe das
Histhum Schwerin bestätigt und zweier Dörfer im Lande Moritz und Warne
erwähnt, die zu Tafelgütern des Bischofs bestimmt werden. Von diesen ist
das eine nach Bejer's gut begründeter Meinung das damals noch zu Circipanien
gerechnete Dorf Alt- Schwerin.^) Urkundlich wird der Ort zuerst am 6. März
1289 genannt, als Bischof Hermann von Schwerin dem Domkapitel Zehnten
im Lande Waren anweist und unter den dazu gehörenden Dörfern auch
»Zwerin« aufführt.^) Im Jahre 1330 wird er zum zweiten Mal genannt, er ist
in den Besitz der Gamm gelangt, welche von da an vielfältig als auf »Zwerin«
sitzend, vorkommen. Dazu gehört auch die mit der Feldmark verbundene Halb-
insel > Werder«.*) Die Gamm verbleiben im ungestörten Besitz des alten
Lehnes bis zum Anfang des XVII. Jahrhunderts. Da beginnt die Zerstückelung
und der Niedergang des Besitzes durch Verpfändung und Verkauf einzelner
Antheile. Es fangen nunmehr die in der Nachbarschaft reich begüterten
Wangelin an, sich auch in Alt- Schwerin festzusetzen und erwerben nach und
nach den ganzen theils verpfändeten theils in dritte Hand adjudicierten Gamm-
schen Besitz. Die Zeiten des dreissigjährigcn Krieges sind auch nicht geeignet,
eine Familie zu erhalten, geschweige denn, ihr wieder aufzuhelfen, wenn einmal
der Niedergang begonnen hatte.') Im Jahre 1720 i.st Alt- Schwerin ganz in
Wangelin'schen Händen und bleibt es bis 1786. Im folgenden Jahre hat es
der Hauptmann Ernst F'riedr. August von Flotow, und nun folgt ein au.sscr-
ordentlich lebhafter Besitzwechsel. 1791 hat es der Kammerherr Theodosius
von Levetzow, 1798 der Etatsrath Graf Lüttichau, 1802 der Oberjägermeister
Kaspar Heinrich von Sierstorff, 1804 der Kanmierherr Ernst Werner von Ravcn,
1840 der Advokat Ludwig Friedrich Schnitze, 1841 E. Mierendorf, 1846 Friedr.
Greffrath und 1869 Josua Klockmann. Von dessen Familie kommt Alt-
Schwerin 1901 an Johannes Schlutius auf Karow.
Von den mittelalterlichen Geistlichen des Dorfes sind bis jetzt nur zwei
mit Namen auf uns gekommen: der Tlcban Ludolf Elers (um 1375,77) ""d
neben ihm gleichzeitig der Vikar Albertus Faber (Schmidt).
Unter den nachreformatori.schen Pastoren wird zuerst Nikolaus Abel
genannt. Doch bleibt er nur bis 1569 auf der Pfarre. Er beschwert sich 1571
darüber, dass er von .seinem Nachfolger nicht das für die Winter- und Sommer-
saat ausbedungene Geld im Betrage von 75 Gulden erhalten könne. Dieser.
Gregorius Malow, geräth bei Antritt seines Amtes sofort mit den Gammen
in heftige Streitigkeiten und tritt daher schon 1571 von seiner l'farrc wieder
») Vgl. auch Beyer, M. Jahrl.. -XIII. S. 151, und I.Uch. cl>cnda»clb*t, S. i88ff.
») M. Jahrb. XXXil, S. 93. M. LH. 100. 141- 149- «S«- 398-
^) M. U.U. 2016.
*) M. U.-15. 6646. 6704. 10749. AHt-n i«" (irosnh. Archiv: .C.ammc. Wo.wr«.
^) Akten im (;r<)s>li. Archiv.
27
41 S AMTSGERICIITSREZIRK MALCHOW.
ab.') Es folgt 1572 Nikolaus Schröder, aber wir wissen nicht, wie lange er im
Amte bleibt. Um 1584 heisst der Pastor Hinricus Vicke (s. Glocke). Um 1600
ist dort ein unwürdiger Seelenhirte, Mauritius Ilovel, der als solcher schon früh
erkannt wird, aber dennoch auf der Pfarre bleibt. Er wird 1616 auf richter-
lichen Spruch hin abgesetzt. Sein Nachfolger Job. Ilelwig stirbt bereits im
Jahre 162 1. Joachim VVolfius, welcher 1622 berufen wird, wirkt über 1629
hinaus. Aber von seinem Nachfolger Joachim Jabelmann heisst es im Visitations-
protokoll von 1650, dass er längst gestorben sei. Nach langer Zeit erhält
Alt-Schwerin, das bis 1604 unter Gamm'schen Patronat gewesen, dann aber
(bei einem Umtausch mit dem Patronat zu Wangelin) unter das Kloster Malchow
gekommen war. wieder einen Pastor in Nikolaus Stoltze, der auch die Cura in
Nossentin übernimmt, das von nun an bis zum Jahre 1901 mit Alt- Schwerin
verbunden bleibt. 1654 oder 1655 folgt ihm Nikolaus Wiggers, der lange
Jahre im Amte bleibt, bis 1697. Ebenso sein 1698 ins Amt gerufener Stief-
sohn Joh. Vette (7 im Winter von 1746/47). Dessen Sohn und Nachfolger,
Joh. Simon \^ette, bleibt ebenfalls bis zu seinem Tode am 27. März 1787 im
Dienst zu Alt- Schwerin. P3s folgen: 1788 Detl. Hartwig Dietr. Heinr. Zander,
der 1796 nach Lohmcn zieht, und 1796 Joh. Christian Georg Ladewig (•]- 18 18).
S. Walter a. a. O.
Das Patronat hat das Kloster Malchow später wieder abgegeben. Es
haftet schon seit langen Zeiten am Besitz von Alt -Schwerin und Sparow.
Kirche. Kirche. Die kleine einschiffige Kacksteinkirche i.st ein mit flacher Decke
geschlossenes schlichtes Gebäude. Auf der Südseite ein gutes frühgothisches
Portal. Der jetzige Thurm ist vor etwa dreissig Jahren neu aufgeführt. An
der Ost- und Nordseite je eine alte Grabkapelle.
Kanzel und Kanzel und Altar sind zu einem Körper vereinigt. Im Altaraufsatz
Altar, tlas heilige Abendmahl als Oelgemälde. Dazu zwei kleinere Oelbilder, je
(ieinälde. ^.j^^^^^ Engel.skopf darstellend.
Hölzerne Alte gothische hölzerne Pietas, fast '/-' Meter hoch, mit brauner Oel-
I'ietas. färbe überstrichen.
Tauf- Auf dem Kirchenboden ein Taufbehälter vom Jahre 1699, i Meter
behälter. hoch, achteckig. Sechs von den Poldern sind mit Wappen und Namen ver-
schen, die beiden andern Felder mit Arabesken geschmückt. In den Poldern:
LUDWIG V . WANGELIN, ANNA CATHARINA V • GRIEBEN, BERENDT LUDWIG
V . WANGELIN, ANNA V • REMMIN, FRIEDRICH CHRISTOPF V • WANGELIN,
ANNA CATHARINA VON HANEN.
r.rabstcine. Vor dem Altar z\\(-i Grabsteine. Unter dem einen ruht der P^reihcrr
JOACHIM CHRISTOPH VON WENDHAUSEN, gestorben den II. Oktober 1724,
72 Jahre alt, königlich gro.ssbrittannischer und fürstlich braunschweig- lüne-
burgi.scher Gehenurath und Pfandinhaber des mecklenburgischen y\mtes Plan -)
') VkI. I.is'l Wii, .S. 183/84.
') M. Kun ; -nkm. IV, S. 584.
GUT UND KIRCHDORF ALT- SCHWERIN.
419
Unter dem zweiten Stein ruht die dritte Ehefrau des ebengenannten, MARIA
ELISABETH BARONESSE VON WENDHAUSEN, <;cl) VON WANGELIN, gest.
18. März 1757, ']'] Jahre alt.')
In der östlichen Grabkapclle befindet sicli ein :^r|,,ssrr Steinsar(| mit
der Inschrift: ANNO 1745 GÜRGEN CHRISTOPH VON WANGELIN • FRIEDRICH
CHRISTOPH VON WANGELIN • ANNA CATHARINA VON HANEN Au.sserdeni
verschiedene Bibelsprüche. In der nördlichen Kapelle zwei ^r(»>c Steinsärge,
laut Inschrift die Ruhestätten des Generalleutnants CHRISTIAN FRIEDERICH
VON WANGELIN, gest. 1755 den 6. Januar, und seiner Ehefrau ADELHEID
AUGUSTA VON WANGELIN, geb. VON HEESPEN, ge.st. 175.S den 15. Januar.
Im Thurni hängen drei Glocken, zwei grosse und eine kleine. Die
grösste hat die nachstehende Inschrift: ANNO MCCCCCLXXXIIII HEFT MI DAVIT
VOWTECH PARCHIMENSIS IN GADES NAMEN GEGATEN GOTTES WORDT ZV
HÖREN Sl EIN IDER VNVORDRATEN DE CASPELJVNKERN SINDT CHRISTOFFER
ENGELKE HANS HENNICK MORITZ LEVIN DE GAMMEN PASTOR HINRICVS
VICKE DE VORSTENDER ACHIM WISE HANS TIES JACOB HASSE ACHIM
KNVPPEL. — Die mittlere Glocke, gegossen 15 19, ist im Jahre 1869 von
Jllies in Waren umgegossen worden.') Die kleine Glocke. 1704 gcgoNscii.
hat die Inschrift: PATRONI JOACHIMUS PRITZBUER, ANNA CATH . HANEN.
W • JOHANN WANGELINEN, GABRIEL GAMM, PASTOR JOHANN VETTE. VOR-
STEHER JOCHIM KRÄPELIN, HANS KNÜPPEL.
Kleinkunstwerke.') i. 2. Zinnerner Kelch mit der Stiftungs-In.schrift:
BERENDT PRANG 1661. Dazu eine Patene. Stempel undeutHch. der eines
Meisters CD (J Dr). — 3. 4. Zinnerner Abendmahlskelch auf hölzernem Fuss,
mit der Inschrift: S • H • BR • 1821. Auf der zugehörigen Patene: S
BR
1820. Güstrower Zinngie.s.ser, Meisterstc-mpel undeutlich.
H
.\clKI
messingener Kelch, gestiftet 1858 von W. NEKEL, — 6. Desgl. Kanne, ohne
In.schrift. Henniger-Berlin. — 7. Kleiner silberner Krankenkelch mit Patene.
Stempel F oder E (.-).
Im Pfarrhause ein mittelalterlicher Helm.
Stein-
sar^e.
Glocken.
Kleinkunst-
wt-rke.
.MtcrUchn.
Das im Jahre 1733 erbaute Herrenhaus von Alt -Schwerin i.st aus Hack
steinen aufgebaut, hat ein hohes gewölbtes Erdgescho.ss und eine .steinerne
Freitreppe mit schmiedeeiserner Brü.stung. An dem Hause da^ WANGELIN ^, h-
Wappen und die Jahreszahl 1733,
.) Die erste Frau war I).,r.,tl.ea Klisal.etl, v.m Wctulhausc, ..u- .».•.,.• M.u... An..-.!...
von Haacke.
•■=) Das Inventar von 1811 bemerkt nur. dass sie ,Monchs>chrift. hatte.
=») Na«h .\nfjal.e des Inventars von 18, 1 wurden .l.e iltcrcn «UKrrncn V«». «er. .m
Herrenhaus
zu AU-
^rhwcrin.
Jahre 1806 eine Heute der plündernden .Soldaten.
420 AMTSGERICHTSBEZIRK MAl.CHOW.
Das Kirchdorf Nossentin.')
Gcscliichte 'B^jüc ersten urkundlichen Nachrichten über Nossentin stammen vom ii.Mai
des ' und I2. November 13 17. Da erfahren wir, dass die in Nossentin an-
ortcs. sässigen Geschlechter der Dessin, Nossentin und Kressin unter dem Protektorat
des Klosters Malchow den Bau einer Kapelle durchgesetzt haben, und dass
Bischof Hermann von Schwerin auf Bitte der Einwohnerschaft die Weihung
dieser Kapelle vollzogen hat.^) Ausser den genannten finden wir dort mit
Besitz und Rechten im XIV., XV. und XVI. Jahrhundert auch andere Familien
der Mannschaft, wie die Rodenbeck (diese schon von 1347 an), Kosegard
(Kotzegard), Metzeke (Meske), Below, Flotow, Röggelin und Wangelin neben
einander. Sie haben, wie es im Mittelalter, im Gegensatz zu dem heutigen
Gros.sgrundbesitz, herkömmlich ist, im Dorfe ihre besonderen Hufen und Höfe,
auf denen sie entweder selber sitzen, oder die sie auch durch ihre Bauern be-
wirthschaften lassen. Von diesen durch Urkunden bezeugten Vasallenfamilien
sind in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts nur noch drei vorhanden,
die sich in den Besitz der grossen Feldmark Nossentin (mit Antheilen in Silz,
Sparow, Locken, Loppin, Jabel, Malkwitz, Kraaz, Hinrichsberg, Kieth, Wangelin,
Cramon, Gaarz u. s. w.) theilen. Es sind die Flotow, Below und Wangelin.
\'on diesen dreien aber gelangen, nach voraufgegangener langjähriger Ver-
pfändung der grossen Flotow'schen und Below'schen Antheile, die von Wangelin
durch Ankäufe am 20. Oktober und 22. November 1624 in den Alleinbesitz
von Nossentin.^)
Doch schon 1636 tritt Vicke von Wangelin den Below'schen Antheil
für II 000 Gulden an Joh. Albrecht von Maltzan wieder ab. .Und 1696 geräth
der Wangelin 'sehe Besitz in Konkurs. Aus dem Konkurs kauft Eggerd Chri-
stoph Knut das Gut Nossentin am ii. November 1692, nachdem vorher schon
eine Reihe der oben genannten Antheile an die Nachbarn auf den angrenzenden
h'cldmarken abgegeben sind. Auf Knut folgt als dessen h>be im Jahre 1702
der Schwiegersohn Jochim \on Pritzbuer. Von diesem Zweige der Pritzbuer
kommen die Güter Nossentin, Sanz und Sparow durch Kauf im Jahre 1725
an den mit ihnen verschwägerten und im Fürstenthum Calenberg begüterten
Ernst Chri.stian von Holle. Im Jahre 1747 kauft sie Ern.st Friedr. von Raven,
und 1789 werden sie vom regierenden Herzog erworben. Demgemäss führt
der Staatskalender >;Se. regierende herzogliche Durchlaucht« bis zum Jahre
1803 als Besitzer die.ser drei (nitcr im ritterschaftlichen Amt Lübz auf. 1803
') 8 km nordnordösllicli von .Makliow. »Ort des NosHa': Kiiliiicl, .M. jalirl). XI, \1, S. loi.
») M. U.U. 3895. 3937.
*) iJer llotov.' 'liL- Antheil wird am 20. ()kt<)l)er 1624 mit 25400 (hildcn, der JJelow'sche
am 22. November de- cIKlh Jahres mit I2000 Gulden bezahlt.
KIRCHDORF NOSSENTIN. 42 I
aber gehen sie an die Grossherzogliche Kammer über. Nossentin bleibt von
da an im Domanium, aber Sanz und Sparow werden der Ritterschaft im
Jahre 18 12 zurückgegeben. Von 18 12 bis 1850 sind sie in Gräflich Blücher-
schem Besitz und seit 1850 in dem der Familie Xeckel.
Nossentin, das gegenwärtig, nämlich seit dem Jahre 1901, wieder seine
eigene Pfarre hat, ist seit 1651 der Kirche zu Alt-Schwerin affiliiert gewesen.
Vorher hatte es bereits seinen eigenen Pfarrhof. Aus dem Visitationsprotokoll
von 1541 ist zu ersehen, dass damals der oben S. 406 genannte Vikar Laurentius
Betke zu Malchow den Dienst in der Kirche zu Nossentin versieht, deren Lehn
oder Patronat »die Jungfrauen zu Malchow« haben. 1578 ist Laurentius Francke
Pastor daselbst; er wünscht seiner schmalen Einkünfte wegen versetzt zu
werden. Endlich heisst es im Visitationsprotokoll von 1650, dass der letzte
Pastor von Nossentin, Christoph Schmidt, im Jahre 1638 gestorben sei. Das
sind die drei einzigen Namen, die bis jetzt auf uns gekommen sind. Das
Patronat ist an den Landesherrn übergegangen.
Kirche. Jüngerer stilloser Backsteinbau in Form eines länglichen Kirche.
Rechtecks mit auf beiden luiden abgewalmtem Satteldach und aufgesetztem
Dachreiter, der die INIitte des Firstes einnimmt. Im Innern eine verschalte
Decke. 1)
Die innere Einrichtung ist klassicierenden Stils und stammt aus dem Innere Kin-
Anfang des XIX. Jahrhunderts. Hrhiunj?.
In einem besonderen Glockenstuhl zwei Glocken, von tlencn liie C.ltK-kcn.
grössere 1864 von C. Jllies-Waren gegos.scn ist -i Du- kKiiurc i-t laut In-
schrift 1750 unter dem Patronat von ERNST FRIEDRICH VON RAVEN. Erb
herrn auf Nossentin und Bock, von C. D. Heintze gegossen worden.
Die Vasa sacra, zwei silbervergoldete Kelche mit Patenen. ein Ciborium \ nsa sacra.
und eine Deckelkanne, sind neu.') Ebenso die Taufschale aus Messing.
Auf der Nossentiner Feldmark, in der X..Iu- der Jabclschen Tannen i5l"«»HT
und der mecklenburgischen Südbahn, das Blücher- Denkmal, zur l-rinnerung l>c-nk.nal.
an das am 2. Oktober 1806 dort stattgefundenc Gefecht zwischen den I'rcu.s.sc-n
und den Franzo.sen, feierlich enthüllt am 2. Oktober 1856. Es i.st ein vier-
seitiger Granitblock mit einem Adler und zwei Rundbildern von Gusscisen.
>) Im Jahre 181 1 stand die jetzige Kirche noch nicht. DamaU. und zwar *chon .cit UoRcr
Zeit, wurde der Gottesdienst in einem Saale des Herrenhauses abgehalten.
^) Ihre VorKänf^erin stammte, wie die zweite Glocke, aus dem Jahre lyS"-
3) Die älteren Vasa sacra gingen bei der Plünderung m. Jahre 1806 verloren.
122
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCIIÜW.
Das Kirchdorf Jabel.')
Geschichte
des
Dorfes.
D
eher die ältesten Besitzverhältnisse im Dorfe Jabel sind wir nicht aus-
reichend unterrichtet, es fehlt an Urkunden. Wie aber in der zweiten
Hälfte des XIV. Jahrhunderts, bald nach 1369, die Hälfte des Dorfes in Hahn-
schen Besitz gekommen, und zwar an die Solzow'sche Linie des Hauses,
erzählt Lisch in seiner Geschichte des Geschlechtes Hahn II, S. 70 fif. Bald
darauf verpfändet Liideke Hahn seine Hufen in Jabel und auch im be-
nachbarten Dorfe Hagenow für sechshundert Mark Lübisch an das Kloster
Malchow. Wann dies geschehen, ist nicht zu sagen, Henneke Hahn aber,
Lüdekc's Sohn, spricht es in einer Urkunde vom 21. December 1410 geradezu
aus."^) An diesem Tage nämlich wird aus der Verpfändung ein Verkauf zu
erblichem Besitz an das Kloster, den Fürst Christofifer am 21. September
141 1 bestätigt, und der noch einmal, am 21. Oktober 1449, zu einer ur-
kundlichen Festsetzung führt.*) Ausserdem überweist Fürst Christoffer gleich-
zeitig dem Kloster Malchow die andere Hälfte des Dorfes. Beide Gönner
des Klosters haben Angehörige in dessen Mauern, Fürst Christofifer seine
Schwester Agnes, und Henning Hahn seine Schwestern Elisabeth und Ida.
Indessen bleibt immer noch ein zu Nossentin gehöriger Antheil übrig, den das
Kloster nicht hat. Diesen erwirbt es erst im Jahre 1785 durch Vergleich.^')
Früher als von den Besitzverhältnissen des Dorfes hören wir von seiner
Kirche. Schon 1256 wird sie mit ihrem Pfarrer genannt. In die Zehnten des
Dorfes theilen sich der Bischof und das Domkapitel von Schwerin, und die
kirchliche Oberaufsicht führt in nächster Instanz der Archidiakon von Waren,
bezw. dessen Vertreter, als welcher z. B. 1339 der Pleban von Karow fungiert.'')
Auch ist im Jahre 1346 von einem Neubau der Kirche die Rede und von
einem vierzigtägigen Ablass zur I<'örderung des Baues durch alle Gläubigen.
Diesen Ablass ertheilt der der Schweriner Diöcese benachbarte Bischof von
Ratzeburg. ') Neben der Barmherzigkeit des allmächtigen Gottes ist es,
wie üblich, die Autorität der Apostel Petrus und Paulus, die um fleissiger
Gaben willen besonders geltend gemacht wird. Doch gilt als Hauptschutz-
*) 14 km nordö.stlich von Malchow. Altslavisch jablu = A])fell)aum, also wie Kiihiicl
deutet, >A|ifelbaumort«: M. Jahrb. XLVI, S. 60. V^M. -M. Kunst- u. Gesch. -I Jcnkm. III, S. 171.
*J Lisch, Geschl. Hahn II, S. 99. Die Annahme von I'cntz ((iesch. des Kirchspiels Jabel.
S. 5J, dass die Ver])fändung schon 1346 stattgehabt habe, lässt sich urkundlich nicht erweisen.
*) Lisch, a..a.()., S. 1 14/15 ((X^XXXVIII). Vgl. auch Urkunde vom 6. Januar 1404 auf
S. 74—77 (CCXXIII). Schröder, Wismarsche Erstlinge, S. iio. Pap. Mecklenburg, S. 1757. Die
Schenkung des Fürsten Christoph existiert als bisher nicht gedruckte Urkunde im Grossh. Archiv.
*) Akten im Grossh. Archiv.
•) M. U.-B. 763. 2016. 5233. 5921. 7296.
') M. U.-Ii. 6633. Schröder, I'aj). .Meckl., S. 1277.
KIRCHDORF JABEL. ^2^
heiliger der Kirche der Sanctus Georglus. Das Patronat aber gehört, wenn
nicht schon früher, wenigstens seit 1410 oder 141 1 dem Kloster Malchow und
wird diesem durch alle nachfolgenden kirchlichen Visitationsprotokolle des
XVI. und XVII. Jahrhunderts bestätigt.
1320 giebt es einen Pleban Gerhard von Stüvendorf in Jabel. Weitere
Namen sind bis jetzt nicht bekannt geworden. Um 1500 soll der Probst in
Malchow selbst sechsmal jährlich Gottesdienste in Jabel abgehalten haben.*)
Es lässt sich somit ziemlich sicher annehmen, dass für die übrige Zeit im
Jahre Vikare des Klosters Malchow den Dienst gehabt haben. Um diese Zeit
ist wieder von einem gro.ssen Ablass zu Gunsten der Kirche die Rede, der
von vielen Kardinälen in Rom selbst unterzeichnet worden, und den die
Bürgerin Elisabeth Brummer und ihr Sohn, ein Student der Theologie, von
ihrer Pilgerreise zur heiligen Stadt selber mitgebracht haben sollen. Der
Schweriner Bischof Konrad Loste lä.sst diesen Brief durch bischöflichen Erlass
vom 10. August 1500 in seiner Dioce.se bekannt machen. Bücher, Kelche,
Lichter, Decken u. a. m. hat die Kirche dringend nöthig, und zu deren Be-
.schafifung soll der Brief wesentlich dienen. Seine Früchte wird er getragen
haben, denn 1505 erhält der Glockenstuhl auch eine weitere Glocke.'-)
Die evangelischen Pa.storen werden von Peutz mit grosser Ausführlichkeit
behandelt, weshalb hier ihre Namen genügen mögen: 1541 Joachim Sperling;
um 1577 (auch 1583) Johann Albrecht, welcher die Konkordienformcl unter-
schreibt; Joh. Gartz (Gratz) um 1602 und bis gegen 1626; Joachim Ik-ntzing
von 1626 bis 1638, der ein Opfer dc^ Krieges um\ der Pest wird; Joachim
Bier von 1640 bis 1665; Friedrich Hingst von 1668 bis 1677; Martin Balke
von 1678 bis 1732; Zacharias Heinrich Balke, der Sohn, von 1732 bis 1760,
und von 1760 bis 18 10 der schon 1756 als Adjunkt angestellte Schwiegersohn
des Zacharias Balke, Joachim Friedr. Storch. \'gl. Balck, Farn. Balcke, S. 33.
Kirche. Bei dem Brande des Dorfes Jabel im Jahre 1859 wurde auch Kirche,
die Kirche stark beschädigt und in Folge davon im Jahre 1868 durchgebaut
und restauriert. Sie gehört also in ihrer jetzigen Gestalt der neueren Zeit an,
doch stammen die Fundamente und die Mauern bis zu zweidrittcl der Höhe
noch aus älterer Zeit, ebenso die zwei unteren Stockwerke des Thurmes. Die
alten Theile des Langhauses haben den wendischen \'erband, das jimgerc
Gemäuer des Thurmes hat mehr den polnischen. Der einschiffige Innenraum
der Kirche ist mit einer flachen Decke überspannt. Die Sakristei ist der ein-
zige von der Restauration unberührt gel)liebene Thcil der alten Kirclie. Sie
liegt auf der Nordseite des Chors und hat zwei flachgespannte Kreuzgewölbe,
deren plump gebildete Rippen ein ([uadratisches Durch.schnittsprofil aufwei.sen.
In der Kirchhofsmauer ein Granitstein mit einer Nische, die wahr Kirthhofs-
scheinlich einstmals mit tlem Hilde eines Schutzheiligen gefüllt war.^) inauer.
') Nachrichten bei den rfairakten in Jahel. S. l'entz, a. a. (>., S. 6.
*) Pentz, a. a. O., S. 6. 7.
^) Vgl. Toilenwinkel l)ei Rostock und Kanimin bei I.aagc im er>ten Hände der M. Kun.sl
u. Gesch. -Denkm.
424
AMTSGERICIITSBEZIKK MAI.( 1U)\V
Altar- In dem neugothischen Altaraufsatz ein Gemälde von Theodor Fischer
aufsatz. 1868, darstellend die Kreuzesgruppe (Johannes, Maria und Maria Magdalena).
Eucharistie- In der Sakristei auf der Nordseite ein alter quadratischer Wandschrank
Schrank, als ehemaliger Eucharistie ~ Schrank , ohne Thür. Ihm gegenüber an der
krucihxus. Wand ein kleiner hölzerner Krucifixus vom Ende des XIV. oder Anfang des
X\^ Jahrhunderts, der als Triumphkreuz gedient haben wird. An den Kreuzes-
armen Vierpässe zur Aufnahme der Evangelisten -Symbole, die nicht mehr da
Kichene sind. Jetzt mit brauner Oelfarbe überstrichen. Ferner ebendaselbst zwei
Rahmen, eichene Rahmen zu den Grabsteinen des i8iO verstorbenen Pastors Storch
und de.s.sen Ehefrau, gestorben 1798. Inschrift: JOACHIM FRIEDRICH STORCH
55 JAHRE PREDIGER. GEBOREN 1732, GESTORBEN 1810. - SOPHIA ELISA-
BETH STORCH, GEBORENE BALCK, GEBOREN 1731, GESTORBEN 1798 (s. o.).
Hol/bild. Auf dem Boden des Küsterhauses ein Ueberrest von einem Holzbilde
des hl. Georg aus der Mitte des XV. Jahrhunderts, des Schutzheiligen der
Kirche im Mittelalter (s. o.).
Glocken. Im Thurm hängen drei neue grosse Glocken, 1862 gegossen von
C. Jllies-W'aren. Die vier alten Glocken sind 1859 beim Brande geschmolzen.')
Vasa Sacra. Die Vasa sacra. Kelch, Patene, Ciborium und Deckelkanne, sind vom
Jahre 1867 (Sy & Wagner- Berlin). Ein messingenes Becken vom Jahre 1661
mit der Inschrift: ADAM X BAHRENFLETH X CATHARINA X HEISEN X ANNO
1661. Auf dem Altartisch zwei neugothische Messingleuchter, in der Sakristei
zwei zinnerne Leuchter mit der Jahreszahl 1806, von dem Röbeler Zinngiesser
H. Krummbügel.
Das Kirchdorf Kieth.')
( icschi eilte
des
Dorfes.
m
US Dorf Kieth hat schon 1256 seine Kirche und seinen Kirchherrn. Das
ergiebt sich aus einer nicht datierten Urkunde dieses Jahres, in welcher
Fürst Nikolaus von Werle der Geistlichkeit in der Probstei (Alt-) Röbel, und
ausserdem den Plebanen und Priestern von Malchow, Kieth und Jabel, das Recht
testamentarischer Verfügung über ihr Vermögen und die P^-eiheit ihrer Leute
von Zöllen und öffentlichen Diensten verleiht. ■') Zwei Jahre später wird denn
auch der Pleban Stephanus zu Kieth als Zeuge in einer Urkunde des Bischofs
von Schwerin aufgeführt.'') 1338 kommt auch ein Priester P^iedrich von Kieth
') 1402, 1505 und 1690 (Vites .SicbeubauiTij w.-ircn die D.nla der älteren (ilockcn, deren
Inschriften Pcntz, a. a. ()., S. 6, 7 und 29 mittlicilt.
*) 15 km nordnordwestlich von Malchow. Altslavi.sch kyta ^ Zweige, I'lechtwcrk. - C)it,
wo Zweige, Flechtwcrk sind«: KUhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 67.
») M. U.-B. 763.
*) M. U. B. 823.
KIRCHDORF KIKTH.
425
vor.i) Was wir sonst noch aus dem Mittelalter in kirchlicher Beziehung
erfahren, ist dies, dass die zwei gute deutsche Meilen nördlich von Malchow
gelegenen Kirchdörfer Kieth, Wangelin und Lütgendorf ebenso wie Alt- Schwerin,
Nossentin und Jabel zum Lande Malchow gerechnet werden, welches seinerseits
wieder öfter aufs Engste mit dem Lande Waren verbunden und geradezu als
ein Theil dieses Landes erscheint.-) Damit ist denn auch ein Fingerzeig dafür
gegeben, die diesen beiden Landen und damit zugleich dem Bisthum Schwerin
angehörenden Kirchen dem Archidiakonat Waren zuzuweisen, wie es z. B. von
den Kirchen zu ALilchow, Jabel und Karow ausdrücklich bezeugt ist.^) Die
Grenze zwischen den Bisthümern Kammin und Schwerin wird somit in dieser
Gegend durch die Pfarrsprengel -Scheiden zwischen Dobbin und Kieth sowie
die zwischen Wangelin und Lütgendorf einerseits und Grubenhagen andererseits
festgelegt.*)
Bei der Kirchenvisitation im Jahre 1541 beschweren sich die Visitatoren
darüber, dass Pastor und Jiiraten nicht erschienen sind. Ob mit Zustimmung
der Linstow auf Linstow, die von alter Zeit her das Patronat der Kirche zu
Kieth (to dem Kythe) haben und zugleich auch die Gutsherren von Kieth sind,
das noch heute als Pertinenz von Linstow angesehen und behandelt wird, das
erfahren wir nicht. Es lässt sich aber annehmen. Einige Jahre später —
genau ist es nicht anzugeben — begegnet uns in den Kirchen -Akten von
Kieth ein Pastor Andreas Hoppius. Darauf wird erzählt, dass Er Niklas
Rope im Jahre 1572 auf öffentlicher Strasse ermordet worden sei. 1597 ist
wieder Vakanz durch Tod. Die Vakanz dauert anscheinend bis 1603. Ivs
bewirbt sich zwar ein Daniel Winholt, aber wir erfahren nicht, ob er die
Pfarre erhält. Am 29. März 1641 schreibt Pastor Joachim Baumann in Xeu-
Röbel, dass er sieben Jahre lang als Pastor in Kieth gedient habe, und
beschwert sich bei Herzog Adolf Friedrich darüber, dass ihm die Linstow
erhebliche Kornlieferungen schuldig geblieben seien. 1648 heisst es, die
Kirche sei verwüstet und stehe leer, seit Baumann's Abgange sei kein Pastor
mehr gewesen, auch gebe es nur wenig F^ingepfarrte in der vom Kriege hart
mitgenommenen Gemeinde. luidlich beruft Christoph von Linstow auf Linstow
den Johannes Jordan zum Pastor von Kieth und auch von Wangelin, das bis
zum dreissigjährigen Kriege seinen eigenen Pastor hatte.'') Jordan tritt 1649
beide Pfarren an und ist 1678 noch im Dienst, doch zeigt er eine solche Vor-
liebe für Advokatur- Geschäfte, dass ihm das zu zweien Malen, 1667 und 1678,
') M. U.-B. 5890.
-) M. U.-B. 2016. Vgl. Wigger, Annalen, S. 113. I,i>cli, .M. Jahil.. .\\.\II, S. 15.
^) M. U.-H. 2507. 5921. Dass diese letzgenannte L'rkunde >r. /t. hei K.irow nicht mit
aufgeführt ist, liegt daran, dass sie im Oitsregister des elften Bandes des mecklenlmrgischen Ir-
kundenwerkes tiheisehen ist. Die historische Wichtigkeit der L'rkunde beruht hexinders darauf,
da.ss der Pleban von Karow, Johannes Priborn, als Viceprobst des Archidinkonats Waren eingesetzt
wird und kirchliche Angelegenheiten in Jabel zu ordnen hat.
*) Vgl. M. Kunst- u. Gesch.-Denkm. IV, S. 338; V, S. 55.
*) S. bei Wangelin.
426 AMTSGERICIITSHEZIKK MAI.CIIÜW.
verwiesen wird. 1678 oder 79 muss er gestorben sein, denn 1680 tritt Ilenricus
Krüger die beiden Pfarren an (7 1721). In der Zeit der nun eintretenden und
durch die Wirren unter Herzog Karl Leopold bis 1734 verlängerten Vakanz
übernimmt der Sohn Friedrich Christoph Krüger die Predigten und der Pastor
Vette zu Alt- Schwerin die Amtsgeschäfte. 1735 wird Friedrich Christoph
Krüger nach Goidberg berufen. Es folgen nun: 1737 Joh. Christoph Bühring
(7 2. Juni 1780) und 1781 Christian Jakob Voss, vorher Rektor in Plau, (7 24.
September 1807). S. Walter a. a. O.
Ueber die mehrfach unterbrochene spätere Verbindung der Kirche zu
Kicth mit der während des Mittelalters zur Kamminer Diöcese gehörenden
Kirche zu Dobbin s. M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. IV, S. 138.
Die von Linstow auf Linstow behalten Kieth, wo sie schon im Jahre 1366
sitzen, wie nachher auch auf W^angelin und Lütgendorf, bis zum Jahre 1802,
wenn man eine längere Periode der Verpfändung (von 1735 an an den Jäger-
meister Bogislav Hinrik von Steinsdorf und später bis 1795 an Joh. Christan Seitz)
nicht abrechnen will.') Von 1803 bis 1809 sind die Güter und Dörfer Linstow,
Kieth und Bäbelin c. p. sowie das Patronat über Kieth in den Händen des
Justizraths Dr. Daniel Christian Jakob Bolte, bezw. in denen seiner Erben und
Gläubiger. Von 1809 bis 18 14 hat sie der Oberforstmeister von Behmen, darauf
ein Jahr lang Friedrich Schläger, dann bis 181 7 der Staatsrath Joh. Christian
Friedr. Scharnweber, und von 18 17 bis 1827 die Familie Vogel (s. Grabstein).
Aus den Händen der Vogel'schen Kreditoren gelangen 1827 die Güter und
Dörfer Linstow, Hinrichshof, Bornkrug, Klein- Bäbelin und Kieth an die Gross-
herzogliche Kammer, die noch heute darüber verfügt und Linstow und Kieth
als eine Pachtung beisannnen gelassen hat.
Kirche. Kirche. Die in Form eines länglichen Vierecks aufgeführte Kirche ist
ein Ziegelbau, der in seiner ersten Anlage der Zeit der Frühgothik entstammt,
aber Anfangs der siebenziger Jahre des XIX. Jahrhunderts umgebaut ist.^)
Als älteste Theile des Baues verdienen die Portale, das eine auf der Nord-
seite, das andere auf der Südseite, besondere Beachtung: jenes hat ein
Kapitellglied in der Kämpferlinie, dieses hat keins. In den Wandungen und
Bogenlaibungen beider Portale aber wechseln breite Au.skehlungen und ent-
sprechend kräftige Viertel -Rundstiibe mit einander ab. Ms bleibt fraglich, ob
die W^ölbung jemals zur Ausführung kam. Man kennt die Kirche nur mit
einer flachen Balken- und Bretterdecke. Der Thurm ist neu.
Die innere Einrichtung ist neu. Die Holzfiguren des früheren alten
Altars sind in den achtziger Jahren des \origen Jahilunulcrts abhanden ge-
kommen.')
(Grabsteine. Im Mittelgang vor dem Altar zwei Grabsteine, der des Dr. med. et chir.
ALBRECHT HEINRICH JULIUS ZELLER, gestorben am 7. April 1791, und der
'; M. V.n. 9560 A und H.
*) Vgl. Beschreibung der Kirche bei Lisch, .M. Jahrb. XL, .S. 212.
•) Angeblich an einen Händler verkauft.
KIRCHDORF WANGELIX.
427
der Frau DOROTHEA AMALIA SOPHIA ZELLER, rreb. SCHLICHTING, trest. den
17. December 1813. — Auf dem Friedhofe noch ein Grabstein des CARL
FERDINAND ERNST VOGEL, Besitzer des Gutes Linstow, gestorben 30. No-
vember 1823 (s. o.).
In der Kirche fünf Oelgemälde geringen Werthes, die durch Schenkung Oel-
dahin gekommen sind:^) die Weisen aus dem Morgenkinde, Jesus als Knabe gemälde.
im Tempel, die Verklärung, Kreuzabnahme und die Schweisstuch-Scene.
Im Thurm zwei grosse Glocken, die eine ohne Inschrift und Zeichen, ('.locken,
die andere 1879 von Ed. Albrecht in Wismar gegossen.-)
Kleinkunstwerke. i. Zinnerner Kelch mit der Inschrift: DIESEN Kleinkunst-
KELCH HAT VOREHRT HANS HAGEL VON DREPS ZU GOTTES EHREN IN DI werke.
KIRCH ZUM KIET 1676. Güstrower Stadtzeichen, Meisterzeichen: HD.S.
— 2. Zinnerne Patene mit dem Röbeler Stadtzeichen und dem ^
verschlungenen Meisterstempel J II L(:), darunter 1765. 3. 4. Xeugothischer
Kelch mit Patene. — 5. Silberne Obiatendose, von Steusloff- Güstrow 1862.
Dorfes.
Das Kirchdorf Wangelln.)
ohen-Wangelin, dem Kloster Malchow gehörend, ist eine alte wendische (Icschichte
^ Ansiedlung, welche sich bei der Germanisierung des Landes im ^^^
XII Jahrhundert in die beiden Dörfer \Vangel)'n Teutonica und VVangelin
Slavicalis scheidet. Ilauptbesitzer sind dort in frühester Zeit die Grube, welche
auch Liepen haben und beiden Ortschaften die Namen Gruben -Liepen und
Gruben -W^angclin geben. Johann Grube, mit Schulden belastet, verkauft am
26. December 13 19 den Güstrower Bürgern Nikolaus Glöde und Dietrich Krug
vierundzwanzig Mark Hebungen aus zwölf Hufen in Wangclin für 200 Mark mit
Vorbehalt des Rückkaufes innerhalb dreier Jahre, und I'urst Johann von Werle
bestätigt diesen Handel in demselben Jahre*) Unter den Hauern, die damals
in VVangelin wohnen, fallen melirere wendische Namen auf wie Milicke, Ben«),
Tessan, Tessessa und Cegedarghe. 1320 verkaufen die (»rube ihren Besitz
theils an die Knappen I leinrich und Walter Samekow, theils an die Brüder
Gotcmar und Heinrich Gamm, an jene gewisse Gckihebungen, an diese the
Güter Gruben -Liepen sowie Deut.sch- und Wendisch Gruben -VVangelin. und
') Vgl. die IJilder in der Kirche zu Dobhiii.
*) Auch die Vorjj.ängerin dieser Glocke war ohne In>chrift. S. Invent.ir i.Sii.
') 14 km nördlich von M.ilchow. Kdhnel, M. J.ihrh. XI. VI, .S. 153, erinnert an das all-
slavische Wort agli = Kohle und übersetzt den Namen niit >Kohlenort« oder auch ><»rt des
Waigel.« Das wäre also nach deutscher .\rt soviel wie Kohlendorf oder WangcUtorf
*) M. U. H. 4«5'- 4152
428 AMTSGERICIITSBEZIRK MALCHOW.
die beiden Fürsten Johann von W'erle belehnen damit die letztgenannten am
i6. März desselben Jahres.') Ausser den Gamm finden wir aber auch bald
nachher die Wangelin daselbst, denen Johann von W'erle am 20. December
1342 die Beden von den sechs Hufen ihres eigenen Hofes verkauft.-) Ebenso
haben die Flotow Hebungen aus Wangelin entgegenzunehmen.^) Indessen
allmählich fasst das Kloster Malchow Fuss in Wangelin, indem es am 27. Juni
1336 den Gammen ihren ganzen Wangeliner Besitz abkauft und auch vom
Güstrower Bürger Jakob Wörpel Hebungen aus dem Dorfe empfängt, wofür
es ihn und seine Ehefrau Catharina in die Fraternität des Klosters aufnimmt.*)
Auch von Hennecke Flotow empfängt es pfandweise Beden und Hundekorn aus
Wangelin, in welchem den Flotow auch noch später Burgdienste und Ablager
zustehen.'') Im XVI. Jahrhundert sind es die Linstow, die neben den Flotow
und Wangelin dort sitzen. Christoph Linstow verkauft seinen Antheil 1699
auf 10 Jahre antichretisch an den Kornet Koch, die Wangelin aber erwerben
1629 den Flotow'schen Antheil, um ihn bald nachher nebst ihrem eigenen
Antheil an Kloster Malchow abzutreten. Fünfundachtzig Jahre später, nämlich
17 14, erwirbt dieses auch den Koch'schen Besitz nebst dem, was die Linstow
noch haben, und wird dadurch Herr des ganzen Dorfes.
Ein Geistlicher »Hermannus de Wangelin« wird schon 1244 genannt,
ein Vicerektor Jakob in Wangelin 1358. 1541/42 hat Joachim Barss die
Pfarre in Wangelin, und bis 1637 Magister Matthias Schäum, dem die
Soldateska die Kirche verwüstet und das Haus ausplündert, wie er es selber
in einem Briefe beschreibt. Später heisst es, er sei anderswohin ausgewandert.
Aber wohin, wird nicht gesagt. Dass er von den Kaiserlichen in einem Teich
ertränkt sei, ist somit eine durch nichts begründete Erzählung.") Nach dem
Kriege, von 1649 ^"> wird die Kirche zu Wangelin mit der von Kieth ver-
einigt (s. o. S. 425). Das Verhältniss dauert bis nach Krüger's Tode im Jahre
1721. Da erreicht das Kloster Malchow, das als Herr des ganzen Dorfes
auch in den Besitz des Kirchenpatronates gelangt war und wahrscheinlich den
lange dauernden Kiether Kirchenkonflikt voraussah und an seinem Theile zu
vermeiden wünschte, im Jahre 1724 die Verbindung der Kirche in Wangelin
mit der zu Jabel, die ebenfalls unter dem Kloster stand. Und nun bleibt
Wangelin, trotz der weiten Entfernung (12 km), bis zum Jahre 1864 mit Jabel
verbunden.')
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein gothischer I^acksteinbau auf einem Granit-
fundament aus dem Anfang des XIV. Jahrhunderts, mit Polygonalschlu.ss aus
') M. U.-B. 4161. 4175.
») M. U.-H. 6257.
') M. L'.-I'.. 10573.
*; M. U.-H. 5675. 5959. -Nur das Kirclici)i):iU()iiat likilit in den Händen dcrv (iannii: vg\.
M. U.-H. 6152. Auch 9256.
*; M. U.-H. 10573.
*) I'entz, Gesch des Kirchspiels Jabel, S. 31.
'; Pentz, a. a. O., S. 32. Dieses Verhältniss von 1724 bis 1864 ist hie und da übersehen
worden. .M. Jahrb. LX, S. 43. 47. 99. V(,'l. auch Halck, a. a. O., S. 34.
GUT UND KIRCHDORF LCtGENDORF. 429
dem Achteck. Die Wölbung ist niedrig und flachgespannt; ihre Rippen haben
ein birnförmiges Durchschnittsprofil. Der Raum des Thurmes ist mit zur
Kirche gezogen. Ueberall wendischer Ziegel -Verband, auch im Thurm. 1S68/69
hat eine Erneuerung stattgefunden.
Als Altarbild die Kreuzesgruppe (Johannes, Maria und Maria Magdalena) Altarljüd.
von Theodor Fischer- Poisson, 1869.
Draussen im Freien eine alte Granitfünte. Kiinte.
Im Thurm drei Glocken, zwei grös.sere und eine kleinere. Davon nur (;iockcn.
eine mit Inschrift und Jahreszahl, welche besagt, dass sie 1769 /.. Zt. des
Pastors STORCH unter dem Kloster- Provisorat des VICTOR WILHELM VON
OERTZEN auf Leppin und des FRIEDR. WILH. HANS VON LOWTZOW auf Gaarz
sowie unter dem Klosterhauptmann HANS SIGISM. CHRISTOPH VON OERTZEN
auf Ankershagen, unter dem Kompatron CHRISTOPH OTTO VON GAMM auf
Göhren und unter dem Küchenmeister FRANZ ADAM FUHRMANN von Joh.
Val. Schultz in Rostock gegossen worden ist.
Kleinkunstwerke, i — 4. Kelch und Patene, Deckelkanne und Oblaten- Kk-inkunst-
dose, neu, vom Jahre 1S67. — 5. 6. Zinnerner Kelch mit Patene, ohne Inschrift «crke.
und Werkzeichen. — 7. Zinnerne Deckelkanne, ebenfalls ohne In.schrift und
Zeichen. — 8. 9. Zwei Taufbecken, neu. — 10. ii.Zwei zinnerne Leuchter,
ohne Inschrift und Werkzeichen. — 12. 13. Zwei neugothische Leuchter von
Messingguss. — 14. In der Mitte der Kirche ein neuer Messingkronleuchtcr.
Ml
m
Das Gut und Kirchdorf Lütgendorf.')
as von alter Zeit her zum Lande Malchow und damit zur Schweriner (beschichte
Diöcese-) zählende Dorf Lütgendorf hat schon 1304 eine Kirche, welcher *'*^s
die Wangelin auf Glans, dem späteren Blücherhof, thor ehre de h. apostcl or es.
Jacobi vnd Bartholomei« acht Hufen in Glans selbst verleihen.-') Da Lütgen-
dorf zum bischöflichen Tisch nach Schwerin hin Hebungen zu leisten hat, so
ist es geradezu als bischöfliches Tafelgut zu bezeichnen.*) Bereits im Jahre
1383 sitzt auf Lütgendorf das Geschlecht der Linstow, welches lange Zeit
hindurch zu den angesehensten des Landes gehört und es versteht, diesen
Besitz Jahrhunderte hindurch festzuhalten.'^) Der letzte Besitzer i.st Hans
') 17 km nordnoidöstlich von Malclunv.
•■') Lisch, M.Jahrl). XXXII, S. 15. V^i. d.n/u .M. V.U. 91. 857.
') iM. U.-H. 2935 mit .Vnniki;.
*) M. U.B. 5233. 7296.
'-) M. V.U. 115 14.
430 AMTSGERICHTSBEZIKK MALCHOW.
Rudolf von Linstow, welcher das Gut 1748 muthet und 1752 stirbt. Nach
seinem Tode muthet es allerdings noch der Hauptmann Günther von Linstow,
aber Hans Rudolfs W'ittwe, welche den Kriegsrath von der Luhe auf
Sophienhof wiedergeheirathet hat, ist im Besitz. Von der Lehnkammer
aufgefordert, ihr Recht nachzuweisen, zeigt sie, dass sie auf Grund eines
Testamentes ihres verstorbenen Ehegatten, sich mit Günther von Linstow ver-
gleichsweise auseinandergesetzt, und dieser ihr gegen Zahlung einer Entschädi-
gung das Gut und seine Ansprüche auf dasselbe cediert habe, worauf ihr der
landesherrliche Konsens zu diesem Abkommen am 19. Februar 1754 gewährt
wird. Den Lchneid aber leistet trotzdem im Jahre 1761 die VVittwe des eben
erwähnten verstorbenen Günther von Linstow Namens ihrer Kinder. Indessen
gelingt ihnen nicht die Reluition des Lehnes. Daher verkaufen der Kriegs-
rath von der Luhe und seine Ehegattin das Gut Lütgendorf am 24. Oktober
1763 an den Bürgermeister Urban Nauert in Malchow, und, als dieser
sich zur Erfüllung des Kontraktes unfähig erweist, am 24. November 1764
an Ernst Werner von Raven auf Nossentin. Nachdem dieser in Konkurs
verfallen, ersteht es 1789 Helmuth Ludwig von Blücher, von dessen Erben es
1793 der Hauptmann Hans Heinrich Ludwig von Arnim kauft. In Arnim-
schen Händen bleibt es bis 1848. Von da an ist August Christian Emanuel
von Hintzenstern Eigenthümer; nach ihm 1876 Karl Helmuth Gerhard Gisbert
von Blessen auf Reez, bezw. dessen Erben bis 1897. 1898 hat es Louise
von Blessen, geb. von Restorff, 1899 Karl Axel Freiherr von Maltzahn und
seit 1900 Heinrich Wessel auf Bohnstorf.
Einen Geistlichen, genannt Nikolaus von Lütgendorf, finden wir als
Zeugen in einer Urkunde vom 29. September 13 10, von da ab aber bis zur
zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts keinen mehr. Nach der Reformation ist
Henning Bankow Bastor, der lange Zeit als Seelsorger wirkt. Er unterschreibt
1577 die Konkordien-Formel und lebt noch über 1600 hinaus. Sein Nach-
folger, Joachim Bars (Barss, Baars), geräth schon 1605 mit den Linstowen in
Streit.') Doch haben nicht diese, sondern die Flotovv auf Stuer das Batronat
der Kirche. Ob auf Grund ihrer Bfandherrlichkeit über das Land Malchow,
oder auf einen andern an irgend welchen Besitz geknüpften Recht.stitel hin,
erfahren wir nicht. Das furchtbare Kriegs- und Todesjahr 1637 rafft auch den
Bastor Barss aus dem Leben, und es folgt nun hier wie vieler Orten anderswo
eine lange Vakanz. Erst im Jahre 1657 erhält Lütgendorf wieder einen Bastor
in Henricus Ulrici, der aber schon 1664 stirbt und während seiner kurzen
Amtsführung in den Schweden -Kriegen vieles und schweres Ungemach von
durchziehenden Kriegsvölkern zu erdulden hat, wie er es selber kurz vor seinem
Tode in einem Briefe ausführlich .schildert. Ihm folgt 1665 bis 1678 Erich
Oswald. Als es sich in den siebenziger Jahren um Wiederherstellung der
verwüsteten Kirche handelt, ist es den Flotowen auf Stuer ansciieinend unmög-
lich, ihren Verpflichtungen als Batronatshcrrcn nachzukommen. Deshalb treten
') Vgl. Anmkg. zu M. U. 15. 2935.
GUT UND KIRCHDORF LÜTGENDORF. 43 1
sie das Patronat über Lütgendorf, dessen Verlust ihnen bereits angedroht war,
im Jahre 1677 an Eier von Linstow auf Lütgendorf ab. Von diesem Zeitpunkt
an ist es somit an den Besitz dieses Gutes geknüpft. Im Uebrigen hatten die
Linstow schon vorher insoweit einen gewissen Antheil daran, als sie das
Patronat über die Kapelle zu Gaarz besassen, die zur Kirche von Lütgendorf
gehörte. Auf Oswald, der sich 1678 versetzen lässt, folgen: 1679 Christianus
Ulricus Catovius (71715), 1716 Joachim Chri.stoph Grantzow (emer. 1767), und
1767 Heinr. Ad. Behm (7 1802). S. Walter a. a. O.
Kirche. Die Kirche ist ein alter einschiffiger Feldsteinbau ohne Thurm Kirche,
aus dem XIII. Jahrhundert, mit flacher Balkendecke und einem Üstgiebel von
Fachwerk und Backsteinen. Es haben soviele X'eränderungen stattgehabt,
dass heute nur noch der spitzbogige Haupteingang auf der Südseite, der in
einem vorgeschobenen und oben abgetreppten Mauerkern angebracht ist, eine
Aufmerksamkeit verdient. Auf dem Dach am Ostgiebel eine bekrönte Wetter-
fahne mit der Jahreszahl 1775.
Im Innern sind Altar und Kanzel zu einem Körper vereinigt. .Altar und
A o 1 • 1 T --1 , , ,- Kanzel,
Am bophienhofer Chor, dem ehemaligen Patroiiat.sstuhl. sieht man auf Wappen
einer Tafel das Linstow'sche und das Lowtzow'sche Wappen mit den Unter-
schriften: HANS RUDOLPH VON LINSTOW, ELISABET SOPHIA VON LINSTOW.
GEBOHRNE VON LOTZOW A 1746. Ferner über dem jetzigen i'alionat.s.stuhl
vier "Wappen, zwei HINTZENSTERN sehe P^inzelwappen und zwei Allianzwappen
der Familien ARNIM und BLÜCHER mit dem Datum: D • 6 • APRIL 1839.
Ueber dem Pastorenstuhl ebenfalls mehrere Wappen. Unten links ein
Allianzwappen der Familien Kamptz und Dorne mit der Unterschrift: CHRI-
STOPH ALBRECHT VON KAMPTZ und LOUISE FRIEDERICE AMALIE VON
DORNE; unten rechts das Dorne-Lützow'sche ^Allianzwappen mit den beiden
Namen HERMANN VON DORNE und MARIA ELISABETH VON LÜTZOW; (.bcn
zwei hjnzelwappen der Familie von Frisch mit tler Unterschrift: HR • DIEDE-
RICH VON FRISCH.
In der Ostwand nordwärts ein kleiner \iereckiger ehemaliger Eucharistie- Kucharistie-
Schrank, ohne Thür. Schrank.
Ausserdem zwei unbedeutende Bilder in der Kirche aus neuerer Zeit: Hilder.
die Taufe Christi im Jordan und die Auferstehung.
Ueber dem Pastorenstuhl ein steinernes Epitaphium, dessen Mitte ein Kpitaph.
Relief mit der Darstellung des jüngsten (lerichts enthalt. Darunter die Ge-
stalten der in der l'iiterschrift genannten Personen. Die Unteischiift lautet:
ANNO 1588 DEN 18 MARTY IST DER EDLER UND EHRENVESTER JO-
CHIM . LINSTOW . DER • JUNGER ERBGESESSEN THO • LVTKENDORP UND.
WVCKERSIN IN • GODT • DEN • HERN • SALICH • ENTSLAFFEN • DA • ER
VIERDHALF . JHAR • IM ESTANDE • GELEBET • EINEN • SOHN • UN 2 DOCH-
TER GEZEUGET • VNDT • HADT • DIE • EDLE VNDT VIELTUEGENTSAME KA
432
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCIIOW.
TRINA WINTERFELTS • DIT EPITHAFIUM IHREN • LIEVEN EHEMANNE UNDT
SOHN THO CHRISTLICHEM GEDECHTENUS SETSE LASSEN • 1591 •
Grabstein. Zwischen dem Altar und dem rastorenstuhl ein Grabstein mit der
Gestalt eines betenden Ritters, ohne Unterschrift. Die Gestalt stellt wahr-
scheinlich denselben LINSTOW dar, der durch das vorhergenannte h^pitaphium
verewigt wird.^)
C'i locken.
Kleinkunst-
werke.
In dem neben der Kirche stehenden Glockenstuhl, der eine Wetterfahne
mit den Initialen O • E • V • A • GEB • V • B • 1819 [O. Elisabeth von Arnim,
geb. von Blücher) trägt, hängen drei Glocken, die sämmtlich i86o von
C. Jllies in Waren unter dem Patronat des AUGUST VON HINTZENSTERN ge-
gossen sind.-)
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch im klassicierenden Stil,
mit Patene, gestiftet laut Inschrift unter dem Kelchfu.ss von J.C»BAHLMANN
AUF SOPHIENHOF D . 24 • DECB • 1830. Mit undeutlichen Stempeln. Patene
ohne Stempel. — 3. Längliche silberne Oblatendose, mit einem aufgelegten
plastischen Krucifixus auf dem Deckel, gestiftet von JACOB REINECKE und
CHRISTIANA DOROTHEA FRIEDERICA REINICKEN 1756. Mit undeutlichen
Stempeln. — 4. Zinnerne Abendmahlskanne mit dem VON HINTZENSTERN-
schen Wappen, ohne Stempel, neu. — 5. Zinnernes Taufbecken, neu. —
6. 7. Kleiner Zinnkelch für Krankenkommunion, mit Patene. Ohne Stempel.
— 8. Noch eine kleine Patene für Krankenkommunion, ohne Stempel. —
9. 10. Zwei zinnerne Altarleuchtcr, auf beiden die Inschrift: HERR HANS
RUDOLF (Ludolf.') VON LINSTOW ANNO 1745. Stempel nicht gefunden. —
II. 12. Zwei neue Leuchter.
Das Gut und Kirchdorf Grüssow.
(leschichte ^>w^'"n Grüssow wi.sscn wir genau, wann es zum Kirchdorf erhoben ist, denn
des mittels Urkunde vom 6. März 1255 verleiht der Bischof Rudolf von
^^ ^^' Schwerin der Kapelle daselbst bei deren Weihe einen Ablass und zwei Hufen,
eine zu Kogel und die andere zu Grüssow, ausserdem legt er die Dörfer
Grüssow, Walow, Zislow und Globen zu der Kirche.') Das letztgenannte ist
') Der Stein ist e.s wcrth, aufgenommen und an die Wand gestelll zu werden.
*) Von den Vorgängerinnen hatte nur eine eine Inschrift, laut deren sie 1747 z. /-. des
I'astors Joachim Chri.stoj)h (Jrantzow unter dem i'atronat des Hans l<ud()l|)!i von I, instow und
.seiner (lemahlin IClisabcth So])hie, geb. von I.owtzow, von joli. (iollfricd W'osaeck in Slralsinid
gegossen war.
*) 4 km südlich von Malchow. Altslav. f^rusa Uirnliaiuii. Also . Uirnliaumort ■! : Kiilmcl,
M. Jahrl» XLVI, S. 5S.
♦) M. U.-J5. 747.
GUT UND KIRCHDORF GRÜSSOW. 433
inzwischen untergegangen und wird bereits 1697 als wüste Dorfstelle bezeichnet.')
Walovv und Zislow^ aber sind selbst Kirchdörfer geworden. Am 30. Mai 135 1
urkundet Fürst Nikolaus von Werle zu Grüssow in eigener Person, und in einer
Urkunde vom 14. Februar 1352 schenkt derselbe Fürst dem Kloster Malchow
die Kirche zu Grüssow mit der Genehmigung, sie dem Kloster zu inkorpo-
rieren.-) Schon vorher haben die Fürsten Johann und Johann von Werle dem
Klo-ster Malchow zwei Hufen in Grüssow verliehen.'') Das .schliesst natürlich
nicht aus, dass ausser dem fürstlichen Hause auch Andere Eigenthum im
Dorfe haben und darüber verfügen. So wird z. B. 1294 Ritter Johann von
Grüssow genannt, w^elcher dem Pfarrer Heinrich daselbst für seine Kirche am
23. P'ebruar die Einkünfte von zwei Hufen schenkt, denen er das Holz von einer
Hufe in seinem Dorfe Kummerow hinzufügt.^) Diese Familie, welche ihren
Namen vom Orte selbst erhalten haben wird, ist dort seit langem angesessen.
In einer Urkunde vom 24. September 1304 wird Johannes de Grüssow erwähnt
und dabei bemerkt, dass der derzeitige Inhaber der Grüssower Mühle sie von
dessen Vater und Grossvater her besessen habe.'') Wie überall, so ist auch
die Mühle in Grüssow während des Mittelalters ein werthvoller Besitz, über
den sich der Fürst die Oberherrlichkeit besonders vorzubehalten pflegt.
Denn in ebenderselben Urkunde belehnt er den Malchower Bäcker Nikolaus
mit dieser Mühle, und am 10. Februar 13 18 verleiht Johann von Werle dem
Johann Düsterwold die Anwartschaft darauf') Mehrere Jahrzehnte später aber
ist Ludolf Elers Inhaber der Mühle und tritt sie dem Kloster Malchow am
16. Januar 1374 ab.")
Ausser der Familie Grüssow hat auch der Knappe Johann Rusboge
Eigenthum im Orte, denn er schenkt der Pfarre am 31. März 1325 ein Feld
und einen Hopfengarten.*^) Ebenso die Familie Raven »van der Specke;,
welche 1357 dem Bürger Albrecht Schmidt in Malchow zahlreiche Grundstücke
verkauft.") Aber es machen sich auch bereits die Flotow in Grüssow bemerkbar,
sie verpfänden oder verleihen daselbst Grundbesitz in den Jahren 1377 und
1385, und es liegt die Vermuthung nahe, da.ss diese damals schon mächtige
P^amilie als Nachfolgerin der Grüssow mit deren Gütern belehnt worden ist.'")
Denn um die Mitte des XI\'. Jahrhunderts erli.scht dies Geschlecht,") und es
gelingt den Flotow bald, sich in den Besitz des ganzen Dorfes zu setzen. Nur
das Kloster Malchow behält dort etwas Land, wie aus einem Lehnverzeichniss
1) Schildt, M. Jahrb. LVI, S. 206.
2) M. U.-H. 7475. 7580. 7660.
») M. U.-15. 4 191.
*) M. U.-15. 22S2.
*) M. V.M. 2959.
«) M. U.-B. 3961.
') M. U.-B. 10523.
") M. U.-H. 4604. 58S1. V},'1. 3680.
») M. U.-B. 8349. Vt;l. 10843.
">) M. U.-B. II 016. II73'-
") M. Jahrb. XI, S. 442.
28
434 AMTSGERICIITSBEZIRK MALCHOW.
von 1587 hervorgeht, ebenso kehrt die Mühle nicht wieder an das Gut zurück.^)
Grüssow verbleibt der Familie Flotow bis 1834. In diesem Jahre kommt es
in die Hände des Pastors G. W. Alb. Kollmann. Doch dessen Nachkommen
geben es schon nach einigen Jahrzehnten wieder an Karl Friedrich August
von Flotow zurück, der 1864 im Staatskalender als Figenthümer aufgeführt
wird, und seitdem hat sich Grüssow in Flotow'schen Händen erhalten.
Aus dem XIII. Jahrhundert lernen wir einen Pfarrer Heinrich kennen,
aus der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts die Pfarrer Gottschalk und Johann,
sowie den Kaplan Burchard, und aus der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts
die Pfarrer Heinrich Sommer und Johann Dambek.^) Dass Grüssow der
Schweriner Diöcese angehört, erhellt noch besonders aus einer Urkunde vom
12. April 1331.^) Um 1541 wird Heinrich Säbel Kirchherr. Später hat
Joachim Dickmann die Pfarre, welcher 1589 stirbt. Ihm folgt 1591 Joh. Schmidt
(7 1607), und diesem Balthasar Wege (7 1636). Nach längerer Vakanz wird
1652 der Pastor Petrus Leo eingesetzt. Er hat auch die von jeher mit Grüssow
verbunden gewesenen Filialen Walow und Zislow zu verwalten/*) Wie Krieg
und Pest auch in dieser Gegend gehaust haben, enthüllen die Angaben über
die Bauern in den Dörfern: in Grüssow sind im Jahre 1664 von achtzehn noch
sieben vorhanden, in Walow von vierundzwanzig acht, und in Zislow von
sechzehn nur noch drei. Der genannte Petrus Leo ist auch 1672 noch im
Amt. 1674 folgt Joh. Winhold Gerdes (f 1694), 1697 Joh. Joachim Beselin
(t ^736). Nach ihm soll Mag. Barthold Daries introduciert werden, aber die
bekannten kirchlichen und politischen Wirren dieser Zeit lassen es nicht dazu
kommen. Noch 1745 spielen sich unbeschreibliche Zustände ab. 1748 stirbt
Daries, sechsunddreissig Jahre alt. Es folgen nun: 1750 Joh. Christian Thede
(7 1765) und 1767 Ernst Leberecht Reussner (f 1827). Zu Reussner's Zeit,
und zwar den 18. Juni 1785, giebt das Klo.ster das Patronatsrecht über Grüssow
an die von Flotow ab. Ueber die Geistlichen des XIX. Jahrhunderts siehe
Walter a. a. O.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein gut gefugter alter Feld.steinbau des XIII.
Jahrhunderts mit quadriertem Kalkputz.'') Diese Quadrierung besteht, wie an
manchen anderen Kirchen des Landes, aus tief eingeritzten und anscheinend
mit rother Farbe gefüllten Linien. In der flach ab.schlie.ssenden Ostwand
sitzen drei gleich gro.sse romanische Fenster.schlitze, nicht in der Bildung des
)i.Dreieinigkeits- Fensters«, sondern in grö.sserer Entfernung von einander.
Ebenso giebt es drei Schlitze auf der Nordseite und ausserdem auf derselben
') M. U.-B. 10843. 1 1 904. Akten im CJiossh. Archiv.
*) Register des mecklenburgischen Urkundenwerkes.
") M. U.-B. 5233.
*) Zislow war übrigens im .\V1. Jahrhundert durch die von Flotow eine /eil lang von
Grüssow getrennt gewesen. Vgl. Visitations-Protokoll von 1541/42.
') Beschreibung bei Lisch, M. Jahrb. XVI, S. 291. Der Hau litt sehr im dreissigjährigcn
Kriege. Noch im Jahre 1664 war die Kirche mit .Stroh gedeckt.
GUT UND KIRCHDORF GRUSSOVV.
435
Seite ein spätromanisches oder frühgothisches, später zugesetztes Portal mit
einem Kapitellband in der Kämpferlinie. Besonders gut erscheint der Kalk-
putz in den Wandungen und Bogenlaibungen der alten Fenster, wo sich
Spuren von Bemalung gefunden haben. Auf der Südseite ein zweitheiliges
Fenster, das beim Abbruch der angelehnten Grabkapelle aus einem Mi.ss-
verständniss der
alten Architektur
hervorgegangen ist.
Das Innere des
Thurmes i.st mit zur
Kirche gezogen.
I'jne kleine Stein- Steintafel.
tafel an der Ostseite
meldet, dass die
Kirche 1856 zur
Zeit des Domänen-
laths ALBERT
KOLLMANN auf
Grüssow und des
l'räpositus ADOLF
KNESER erneuert
worden ist.
Kirche zu Grüssow.
Die innere Ein-
richtung ist t^)hnc
Bedeutung.
Auf dem Kirchen-
boden ein hölzerner
Taufständer . wel-
cher 16S5 von
CHRISTOPH WEN DT, Pensionär zu Kogel, gestiftet ist. Ausserdem mag ein
mit Messingblech beschlagener alter Kasten genannt werden, der als Block«
für Opfer- und Armengeld gedient haben kann.
In der Kirche FLOTOW'sche und KARDORFFscIk- Zinnwappen, die als
Sargverzierungen gedient halben.
Im Thurm zwei Glocken, 1S42 umgegossen von C Jllies-Waren.')
Kleinkunstwerke, i — 3. Neusilberner Kelch, 1847 gestiftet von FRIEDA
und LOUISE KOLLMANN Patene aus demselben Metall, desgleichen auch die
Kanne. — 4. 5. Zinnerner Kelch, gestiftet 1747 von MARIA WULFFEN. JÜR-
GEN HECHTEN's nacheelassener W'ittwe. Dazu eine Patene von Zum mit zwei
Innt-re Kin-
richtiui':.
lauf-
ständcr.
»Block«.
W appcn.
(ilücken.
Klcinkunst-
werke.
') Das Inventar von i8il l)07.eichnet ilio Inschriften iler alten (Jiockcn als »unleserliche
Münchsschrirt«.
2H»
436
AMTSGERICIITSHEZIRK MAI.CIIOW.
bürgerlichen Wappen und den Initialen M • P • B . des Mannes und E • K •
der Frau, sowie mit der Jahreszahl 1669 und den Stempeln des Rostocker Zinn-
giessers Martin Blawkogel. — 6. 7. Kleiner Krankenkelch mit Patene, beide
von Zinn. Ohne Stempel. — 8. 9. Desgl., Krankenkelch und Patene, von
Silber, neu. — 10. Ovale silberne Oblatendose. Als Werkzeichen ein Adler
und der Name ABEK:C. — 11. 12. Zwei grosse zinnerne Leuchter, ohne In-
schrift, mit den Stempeln des Röbelschen Zinngiessers H. Krummbügel.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Walow.']
Geschichte
des
Dorfes.
Kirche.
Cllockcn.
as Dorf Walow erscheint urkundlich zuerst am 6. März 1255, als Bischof
Rudolf von Schwerin die Kapelle in Grüssovv weiht und ihr ausser
Grüssow, Zislow und Globen auch das Dorf Walow zulegt, das jetzt ein
Filial -Kirchdorf von Grüssow ist.^) Am 24. Juli 1266 verleiht derselbe Bischof
dem Magister Erpo in Schwerin zwei Hufen in Walow als Ersatz für eine
Hufe in Rittermannshagen. ^) Etwas bunter als die kirchlichen sind die welt-
lichen Besitzverhältnisse in alter Zeit. Eine ganze Anzahl Inhaber von Grund
und Boden tritt uns neben und nach einander in Walow entgegen. Gerslav
(Jaroslaus) von Walow, ein Pritzbuer von Kargow, Pritzbuer und Dubislav von
Kelle,*) das Kloster Malchow, Gerhard von Berne und Machorius und Hildebrand
von Lepzou% Thidericus Budde, die Gebrüder von Grambow und Konrad von
Havelberg verfügen dort über Höfe, Hufen und Mühlenrechte. Indessen er-
scheinen bereits im Jahre 1384 die F"lotow nicht bloss als Besitzer von Hufen,
sondern auch als Inhaber des höchsten Gerichts in Walow und werden bald
die einzigen Herren im Dorf.')
Als Filia der Kirche zu Grüssow wird die Kapelle zu Walow zuerst
im Visitationsprotokoll von 1541/42 aufgeführt. Höchst wahrscheinlich war
sie es von Anfang an, wie sie es noch heute ist. Ihr Mauerwerk hat manchen
Wechsel durchgemacht.
Kirche. Die jetzt stehende Kirche oder Kapelle ist ein Fachwerkbau
in Form eines Vierecks aus dem Jahre 1845. Eine flache Holz- und Bretter-
decke überspannt den Innenraum. Auf dem Westende des Firstes ein kleiner
Dachreiter, der eine oben zugespitzte glockenförmige Haube trägt.
Im Thurm zwei Glocken, welche beide 1894 von C. Oberg in Wismar
gego.sscn sind.")
') 7 km südlich von Malchow. -Ort des V.nl-: Kühne), M.Jaliil). XI, VI, S. 153.
*) M. U.-Ii. 747.
') M. U.-H. 1091.
*) Ueber den von Walow und die I'iitzlnier \^\. Grilzncr im Nl. Jnhil). i.W, S. 305(7.
') M. U.-H. 5386. 5598. 6621. 7408. 7803. 8280 8349. 10805. 10S06. 1081 1. 11633.
") Das Inventar von 181 1 fehlt.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF WALOW. — KIRCHDORF SIETOW. 437
Kleinkunstwerke. 1—4. Kelch, Patene, Oblatendose und Kanne sind Klcinkimst-
neu. Der silberne Kelch ist eine Stiftung von AUGUST ADAM PHILIPP werke.
MATTHIAS VON FLOTOW auf Woldzegarten und seiner (icmahliii LOUISE CARO-
LINE ADOLFINE ERNESTINE EVELINE, geb. VON LÜTZOW, aus dem Jahre 1844.
Berliner Arbeit. Die Patene ist von CAROLINE VON FLOTOW, "eb. VON
BLÜCHER, 1838 gestiftet, die Oblatendose von ebenderselben und auch von
LOUISE VON FLOTOW 1855, ebenso die Kanne. — 5. 6. Zwei zinnerne Kelche
von 1754 und 1766. — 7. Das Taufbecken ist eine galvanoplastische Nachbildung
der bekannten Hohenzollern -Taufschale. — 8. 9. Zwei zinnerne Leuchter
von 1 800.
Das Kirchdorf Sietow.')
as Dobbertinsche Klo.stergut Sietow ist ursprünglich Higcnthuni des Ciesthichtc
werleschen Hauses. P^nde des XIH. Jahrhunderts gehört es der Mutter i'^'s
des Fürsten Nikolaus von Werle, der P\irstin Sophie. Sie verkauft es dem ''«»ries.
Ritter Dietrich von Gerden, welchen Fürst Nikolaus am 6. Juli 1300 damit
belehnt.-) Die Gerden sitzen noch 1340 auf Sietow, aber schon bald nachher
gewinnt das Kloster Dobbertin Grundbesitz im Orte. Johannes von Gerden ver-
kauft diesem am 24. Februar 1342 seinen Antheil an Sietow, sowie die Schamper
Mühle,') und noch in demselben Jahre verleihen die P'ursten Nikolaus und
Bernhard III. dem Kloster das ganze Dorf Sietow, welches es von Ritter
Johannes und dessen Bruder Heinrich von Gerden erworben hat, zu Mannrecht,
also als Lehn.^) Doch die grosse Gunst, welche die Fürsten von Werle den
Klöstern entgegenbringen, bewegt die fürstlichen Brüder Nikolaus und Bern-
hard, am 13. März 1344 aus dem Lehn ein freies Figenthum zu machen und
als Geschenk das Patronat der Kirche in Sietow hinzuzufügen ^) Seit dieser
Zeit ist Sietow dem Klo.ster Dobbertin verblieben. Ivs gehört nebst den
Gütern Laerz, Schwarz, Diemitz, Lexow und Roez der Sand-Probstei an und
wird daher mit diesen zusammen durch einen in Röbel wohnenden Geschiills-
führer des Klosters, den Sandprobst, verwaltet.") Zu diesem Zweck besitzt
das Kloster einen eigenen Hof in Röbel, welcher neben dem Dominikaner-
kloster liegt. Der Dobbertiner Sandprobst und Kloslerhof verschwinden aus
') Gut II km o.stsüdöstlich von Malchow. Die alten rormcn de.s Namens Sytecowe und
Sithecov verbindet Kiihnel, .M. Jahrb. XLVl. S. 134, mit dem altslavischen Wort /.yto, iitüku =
Leben oder auch mit zito, zytko = (.letreide.
*) M. U..I5. 2618. Früher wurde auch die Urkunde 1283 auf Sietow lierogcn. Allein das
Urkundenbuch liest richtig Silowe, nicht Sitowe. Vj;l. M. Jahrb. XV!, .S. 213.
») M. U.-H. 6068. 619 1.
*) M. U.-H. 6229.
■•) M. U.-H. 6390.
") Lisch, M. Jahrb. VIII 1!, S. 117.
43S
AMTSGKRICIITSBEZIRK MALCIIOW.
Röbel erst im Laufe des XVII. Jahrhunderts, nachdem im dreissigjährigen
Kriege das Kornhaus heruntergerissen und die umliegenden Gebäude »sehr
ruinirt« waren. ^)
Um 1328 wird ein Pfarrer Johann genannt, dann aber klafft eine grosse
Lücke bis 1 541 42. Um diese Zeit ist Martin Bamme (Bomme) der Inhaber
des Kirchlehns, wohnt aber in Malchow und hat auch Einkünfte aus Poppentin
und Klink. Ein paar Jahre später hat Simon Trechow beide Kirchen als
Pastor zu versorgen. Er stirbt im Sommer 1584, nachdem er, wie seine Wittwe
schreibt, vierzig Jahre hindurch den Dienst versehen. Nach ihm nennt Cleemann
Kirclie zu Sietow.
einen Pastor Bartholomaeus, dem die Magd das Haus angezündet haben soll.
Zur Zeit des dreissigjährigen Krieges ist Joachim Tilichius Pastor, stirbt
aber in dem unheilvollen Jahre 1638. ]"> hat nur die Cura der Kirche zu
Sietow. Neben ihm wirkt in l'oppcntin Kr Matthias Pritzkovv, doch hei-sst es
auch von ihm im Visitationsprotokoll des Jahres 1650, dass er schon lange
todt sei. Es folgt nun von 1652 bis 1656 Johann Hagemann, der später als
Pa.stor in Röbel bis 1685 lebt. Im Jahre 1657 wird Johann Heine berufen,
doch 1678 seines Amtes wieder entsetzt. Ihm folgt David Pristaff von 1679
bis 1684. Ob Heine und Pristaff auch die Cura von Poi^pentin hatten, ist
nicht nachzuweisen, an sich aber nicht unwahrscheinlich. Volle Gevvissheit
darüber haben wir erst wieder bei dem nächsten Pa.stor Johann Müller von
«) M.Jahrl,. VIII, S. 118.
KIRCHDORF SIETOW.
439
1686 bis 1724. Bis zu seiner Berufung sind die von Flotow die Inhaber des
Patronats der Kirche zu Poppentin, am 21. August 1682 aber überlassen sie
es dem Kloster Alalchow, und von diesem Zeitpunkt an hat somit der Pastor
von Sietow und Poppentin, wie auch heute wieder, zwei verschiedene Kloster-
Patronate über sich, das von Dobbertin und das von Malchow.
Es folgt 1725 Joachim Christian Bohn (emer. 1756), der unter den Wirren
zwischen dem Herzog Karl Leopold und der Kaiserlichen Reichskommission
schwer zu leiden hat und
auch nicht zur Cura von
Poppentin gelangt. Hier sind
es die Malchower Pastoren
Janenzky und F'rank, die in
dieser unglückseligen Zeit den
Dienst übernehmen müssen,
jener von 1726 bis 1748,
dieser von 1748 bis 1758.
I->st am 13. Juli 1758 tritt
die alte X'ereinigung von
Sietow und Poppentin wieder
ein. Ks folgen: 1756 David
Peter Z\lius. Anfangs als
Substitut, seit 1758 aber
Pastor beider Kirchen, ge-
storben 1779; 17S0 der Sohn
Georg Joachim Ad. Zjlius
(■;- 1786); 1787 Otto Gottfr.
hViedr. Heinr. PLngel (7 181 3).
S. Walter a. a O.
Auch die Kirche zu
Klink ist als vagierende
Mutterkirche von ältester Zeit
her mit der zu Sietow ver-
bunden gewesen. S. S. 389.
Kirche. Die Kirche zeigt eine gemischte Bauwei.se. Ihr Chor ist aus
Feldsteinen aufgeführt, ihr Langhaus aber nur zum Thcil, und zwar im
östlichen Ansatz. Doch wieder ganz aus P'eldsteinen sind die beiden unteren
Stockwerke des Thurmes errichtet, freilich mit nicht so guter und sorgfältiger
Zusammenfügung wie am Chor und Langhaus. Das obere Stockwerk tia-
gegen ist im Holzverbande ausgeführt. Der alte Thurmhelm soll P'nde des
XVIII. Jahrhunderts bei einem Sturm heruntergeworfen sein. In der ( )slwan(i
des Chors drei romanische Schlitze mit glatt eingehenden Waiulungen uiul
Bogenlaibungen, aber nicht als ^^Dreieinigkeitsfenster« gestaltet, sondern ebenso
wie bei der Kirche zu Grüs.sow in breiteren Abständen von einander. Alle
übrigen Fenster sind bei späteren Erneuerungen in die I«"orm zweitheiliger
i'ortal auf der Südseite der Kirch
Kirche.
440 AMTSGERICHTSBEZIKK MALCIIOW.
gothischer Fenster gebracht. Dagegen verdient wieder ein zugesetztes gothi-
sches Portal auf der Nordseite, mit zwei Rundstäben und zwei scharfen recht-
winkhgen Kanten in der Wandung und Laibung, eine grössere Werthschätzung,
ebenso ein zweites gleiches Portal auf der Südseite, das noch im Gebrauch ist.
Ganz alt ist auch die aus Granitcjuadern gebildete Priesterpforte auf der Süd-
seite des Chors, doch hat sie einen neuen Einsatz aus Backsteinen, der den
Fenstern aus den vierziger Jahren des XIX. Jahrhunderts entspricht. Ferner
mag der aus zwei Stromschichten von Ziegeln gebildete Friesschmuck unter
den Blenden des Chor- Giebels nicht übersehen werden. Der Triumphbogen
im Innern ist als gedrückter Spitzbogen gestaltet. Aber nirgends schliesst sich
eine Wölbung an ihn an. Die Decke der Kirche stellt im Chor wie im Lang-
haus ein Spiegelgewölbe dar, das mit einer Kalkverschalung (Verputzung mit
Kalk) versehen ist.
-Mtar. Der ehemalige Schnitzaltar ist verschwunden, ebenso alle älteren Ein-
richtung.sgegenstände. Der jetzige Altaraufsatz enthält ein Gemälde von
Andreae, das den auf dem Meere wandelnden Christus darstellt, der den
sinkenden Petrus ergreift. Der Rahmen ist eine tüchtige Schnitzarbeit von dem
* verstorbenen Bildhauer Siegfried in Güstrow.
(Hocken. Im Thurm drei Glocken. Die grösste von 1708 hat die Inschrift:
ALS DIESE GLOCKE 1708 UMTGEGOSSEN, IST PEI DER SITOWER KIRCHEN
H • JOHANNES MÜLLER PASTOR, HANS BEIER UNDT JOCHIM SIMANN VOR-
STEHER PEI DERSELBEN GEWESEN • GOTT BEWAHRE SIE VOR ALLEM UN-
GLÜCK . MICH GOSS M . CHRISTIAN SIEGEMUND MEBERT. — Die mittlere
ist ohne Inschrift und Zciclicn, die kleinste trägt die Inschrift: GELOBT SEI
JESUS CHRISTUS IN EWIGKEIT! AMEN . GEGOSSEN 1588 . UMGEGOSSEN
1865 VON C . ILLIES, HOFGLOCKENGIESSER IN WAREN.')
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. 2. Silberner Kelch mit Patene, beide gestiftet laut
werke. In.schrift 17 14 von CHRISTINA HEIDTMANS. Stempel undeutlich, anscheinend
von einem Malchower Goldschmied. — 3 — 5. Kelch, Patene und Weinkanne
von Neusilber, gestiftet 1847 von E. F. VON GUNDLACH u\u\ E. VON GUND-
LACH, geb. VON BÜLOW. — 6. Silberne Oblatendose, ohne Abzeichen, an-
scheinend zu I und 2 gehörig und also auch wohl von 17 14. — 7. Neues
Krankengeräth, Berliner Arbeit. — 8. 9. Zwei grosse zinnerne Leuchter aus
der Zeit des klassicierenden Stils, von dem Röbelschen Zinngiesser Krummbügel.
— 10. II. Zwei neue Messingleuchter, gestiftet vom Klosterhauptmann Graf
VON BERNSTORFF.
'y Ihre Vorgängerin hatte n.ich .\ngal)e des Inventars von i8ii »Mönchssclirifl«, die
damal.s Niemand glaubte lesen zu brauchen.
KIRCHDORF rori'ENTIN.
441
Das Kirchdorf Poppentin.'
oppentin ist ein altes Stammgut der Prit/.buer, welche im Lande Malchow beschichte
ausserdem Kelle und Kargow besitzen, und deren Hauptgut Grabcnitz ^es
ist. Schon im Jahre 1333 und 1347 kommen die von Pritzbuer zu Poppentin •^"»"'"«-'S-
als Zeugen urkundlich vor, und später vergeben sie mehrfach einzelne ihrer
Güter an das Kloster Malchow.^) Auch die Pritzbuer auf Grabenitz haben
Grundstücke daselbst, und die Zugehörigkeit von Poppentiner Grund und Hoden
zu Grabenitz hat sich bis ins XIX. Jahrhundert erhalten, als längst keine Pritz-
buer mehr in Grabenitz sitzen.'^) Antheile an Poppentin gehören auch noch
anderswohin. So besitzen z. B. im Jahre 1561 die Below auf Klink und
Kargow drei Höfe und zwei Worthen daselbst, das Kloster Malchow aber hat
längst bedeutenden Grundbesitz in Popj)entin, und 1592 verkaufen die Flotow
auf Stuer auch das Poppentiner Burglehn an das Kloster.') 1691 besitzen die
Gamm die Güter und Dörfer Lebbin und Göhren, beide zugleich mit Antheilen
in Poppentin, ebenso haben die Below das Gut Wendhof mit einem Antheil
an Poppentin. Ein Klinker und ein Grabenitzer Antheil werden in der
zweiten Hälfte des XVIIL Jahrhunderts von den Gundlach auf Hinrichsberg
und später von Baron Le Fort auf VVendhof erworben. Um den Unzuträglich-
keiten dieser Zustände in Poppentin, welches als »Kommuniongut« bezeichnet
wird, ein Ende zu machen, vereinigen sich 1809 das Kloster ^Lilchow, der
Baron Le Fort auf W^endhof, der Major von Grape, welcher inzwischen von
den Gammen die Güter Göhren und Lebbin erworben hat, der Oberforstmeister
von Lücken auf Grabenitz und der Inhaber der Pfarre, zu einem Aus-
einandersetzungsvertrage, in welchem Grabenitz allen Rechten entsagt und
eine »Realtheilung« unter den übrigen Besitzern vereinbart wird, unter genauer
Festsetzung der Grenzen und aller Rechte und Pflichten. Nach erfolgter
Genehmigung durch die Regierung besteht das so geordnete X'erhältniss noch
heute zu Recht. Ein Theil von Poppentin, der mit Hof und Dorf, gehört
dem Kloster xMalchow, ein anderer Theil als Feldmark zu Göhren, und ein
dritter zu Wendhof
Ueber die kirchlichen Verhältnis.se s. bei Sietow. Der erste Rcctor
ecclesie zu Poppentin, welcher urkundlich genaimt winl, ist Johannes Ditmar
um 1351.
') 9 km östlich von Malchow. .Ort des Popeta«: Kühne!, M. J.nhrl.. XI.VI, S. 109. .Ml
slavisch po])ü = rriester.
*) M. L'.-B. 5386. 6722. 752S. 10644.
») M. U.-B. 8459. 8460. 8471.
*) Akten im (Jro-sh Archiv.
442
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCIIOW.
Kirche.
\
Altar,
Kanzel,
Orgel.
Maniior-
tafel.
Cilocken.
Kleinkunst-
werke.
Kirche. Die Kirche ist ein im Innern und Aeussern vollständig er-
neuerter I'eldsteinbau, an welchem anscheinend nur die Ecken aus behauenem
Granit einen Anspruch auf ein höheres Alter machen können. Der im Stil
der Zopfgothik errichtete Thurm trägt an der Vorderfront die Jahreszahl 1822.
Bei der neuen inneren Hinrichtung von 1883 ist man so verfahren, dass jeder-
seits vier hölzerne Bündelpfeiler den einschiffigen Raum gleichsam in drei
Schifte theilen. Dadurch liess sich erreichen, dass der mittlere Theil mit einem
hölzernen Tonnengewölbe überspannt werden konnte. Die auf diese Weise
entstandenen schmäleren Seitenschifi"e haben eine flache Holzdecke.
Als Altarbild eine Kopie des bekannten Pfannschmidt'schen Bildes der
Kreuzigung. Das recht hübsche Schnitzwerk an Altar, Kanzel und Orgel
stammt aus dem Jahre 1883.
An der Nordecke der Ostwand eine Marmortafel mit drei Namen der
Familie VON LÜCKEN, die ehemals auf Grabenitz sass.
Im Thurm zwei Glocken, die grössere laut Inschrift gegossen 185 1,
umgegossen 1886; die kleinere gegossen 187 1 von Ed. Albrecht in Wismar.')
Kleinkunstwerke. I. 2. Silbervergoldeter Kelch, gestiftet 17 14 von
MAGDALENA SOPHIA VOGELSANGS, Wittwe VON GAMM. Dazu eine Patene.
Beide Stücke sind Güstrow'sche Arbeiten von Andreas Rathke. — 3. Silberne
Kanne, gestiftet 1861 von L. GRAF BLÜCHER auf Blücher. — 4. Kleine läng-
liche Oblatenschachtel auf vier Kugelfüssen, ohne Inschrift und Zeichen. —
5. Kleines Krankengeräth, bestehend aus Kelch, Patene und Oblatenschachtel.
6. 7. Zwei grosse zinnerne Leuchter im klassicierenden Geschmack von 1824,
den Sietowschen nachgebildet von Carl Jllies- Waren. — 8. Messingenes Tauf-
becken, neu.
(leschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Satow.)
atow im Lande Malchow ist eins von den Gütern, mit welchen Andreas
Flotow im Jahre 1344 von Für.st Johann III. von Werle belehnt wird.
Ausgenommen von der Belehnung sind acht Hufen, welche dem Vicke Schwerin
zu.stehen und drei Hufen, welche dem Pfarrer daselb.st gehören. Im Jahre 1363
wird ein Pfarrer Peter Sagelow «tho der .Satow« als Zeuge erwähnt, und im
Jahre 1379 zieht — wenn diese etwas auffallende Angabe richtig ist und wirklich
das bei Malchow gelegene .Satow verstanden .sein soll — ein Zug rittcrbürtiger
') Von ihren Vorgängerimic-ti hatte die eine »Mönchsschrift«, während die andere 1704 von
Ernst .Siebenbaum gegossen war.
*) 8 km .stldsUdwestUch von .Malchow. Leber den Namen vgl. iM. Kun.st- und (iesch.-
Denkm. III, S. 540, Anmkg. I.
GUT UND KIRCHDORF SATOW
443
Schnapphähne, welcher in der Gegend von Schwaan Kaufleute ausgeraubt
hat, über Satow zum Fürsten von VVerle- Waren.') Wann die Schwerin'schen
Hufen zu Satow in Flotow'schen Besitz gekommen sind, ist nicht mehr fest-
zustellen, aber im Jahre 1587 scheint das eine vollzogene Thatsache zu sein,
weil in dem Verzeichniss ihrer Lehngüter das Dorf Satow von den Flotow ohne
Angabe einer Beschränkung des Besitzes aufgeführt wird. Es ist bis auf den
heutigen Tag den Herren von Flotow verblieben.
Andere mittelalterliche Geistliche als der Genannte sind mit ihren
Namen bis jetzt nicht auf uns gekommen. Bei der Visitation von 1541 42
erscheinen weder der Pastor noch die Ju raten. Das Patronat haben von
Alters her die von Flotow, die im XVII. Jahrhundert das Kirchspiel Satow
lange Zeit hindurch mit Stuer verbinden. Der Pa.stor Petrus Acestus Frank
z. B. (1650 — 1667) ist Pastor beider Kirchen und auch der von Priborn, wie
aus dem Visitationsprotokoll von 1652 hervorgeht, in welchem darüber Klage
geführt wird, dass das Kirchspiel Satow ganz verwüstet sei. An eine Wieder-
aufrichtung der Pfarre zu Satow scheint denn auch bis 1700 hin nicht
wieder gedacht zu sein. Erst von diesem Jahre an finden wir wieder eigene
Pastoren daselbst: 1700 Heinr. Christoph Theodor Zumkumpf (-•- 1716) und
1717 Johann Stüdemann, der bis zu seinem Tode am Anfange des Jahres 1737
im Amte ist. Nach ihm giebt es eine lange \\ikanz. Es ist ja die Zeit der
Wirren zwischen dem Herzog Karl Leopold und der Kaiserlichen Reichs-
kommission, die auf viele Kirchen unseres Landes ihre Schatten wirft. Nach-
her folgen: 1746 Job. Nik. Meyer (7 1760)-') und 1761 Job. Georg Speck (•■• 1803).
Ueber die Geistlichen des XIX. Jahrhunderts s W\-ilter a. a. O.
Kirche. Die Kirche ist in einem minderwerthigcn, mit Backsteinen Kirdie.
vermischten Feldsteingefüge aufgeführt und bildet ein längliches Viereck mit
einem Chor, dessen Ostwand platt abschliesst. Der Chor, der durch einen
schweren Triumphbogen von dem Langhause abgetrennt wird, ist der ältere
und zugleich besser erhaltene Theil der Kirche, doch ermangelt er eben.so wie
das Langhaus der Wölbung. Die Fenster sind mit einem eisernen Rahmen-
werk versehen und haben ihre Ursprünglichkeit vollständig verloren. Dagegen
verdient das frühgothüsche Portal des Ilaupteingangs in einem vorgeschobenen
Mauerkern einige Beachtung. Der Ostgiebel des Chors ist mit Blenden ver-
sehen, unter denen eine doppelte Strom.schicht als Frie.sschnuick entlang läuft.
') M. U.-B. 6401. 9171. II 184. Auch Anderen ist diese Heziehung des Namens Satow
auf das Dorf im Lande Malchow, wie sie im Ortsrefjister des XIX. Handcs des mecklcnhurnischcn
Urkundenwerkes stattfindet, aufgefallen. Dr. Hofmeister schreibt: .Diese so allerdings schwer
erklärliche Notiz möchte sich anders auflösen lassen. Die Schnapphähne ziehen versus dominum
de Waren (jedenfalls IJernhard H.). Wo sich dieser aber zur Zeit aufhält, ist nirgends gct-agt,
jedenfalls zwintjt nichts dazu, den Fürsten zu dieser Zeit gerade in Waren selbst zu suchen.
Die Kostocker wissen genau, dass die Friedensbrecher über Satow sich zurückgezogen haben und
ungefähr, dass .-ie zum Warenschen Fürsten wollen: — also Satow l>ci Rostock!«
«) Stuhr, M. Jahrb. l.X, S. 85.
») Die Kirche bewahrte früher ein bildniss von ihm. S. Inventar iSii.
444
AM rSGERICIlTSHKZIRK MALCHÜW.
Der Thiirm ist neu und stammt aus dem Jahre 1888. Beim l^ngani^ in die
W'estthür ist ein altes steinernes Weihwassergefäss eingelassen.
Die innere Einrichtung ist ohne Bedeutung.
Ge- In der Kirche vier Geschlechts-Tafeln in Form hölzerner Schilde mit
schlechts- Wappen und Namen, zur Erinnerung an verstorbene Mitglieder der Familie
I afein. ^q,^ FLOTOW.
Cirabstc'in. \'or dem Altar eine grosse doppelte Grabsteinplatte mit den Figuren
eines Mannes in Ritter- Rüstung und einer Frau in langen Gewändern. Nach
der nur noch theihveise zu entziffernden Unterschrift i.st es die Ruhestätte des
HANS ANDREAS V. FLOTOW und .seiner Ehefrau ANNA HANEN (weiteres war
nicht zu entziffern).^)
('.locken. Die Glocken sind 1855 von C. Jllies in Waren umgegossen worden.^)
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. 1—4. Silbervergoldeter Kelch mit Patene, gestiftet 1853
werke. von C. F. A. VON FLOTOW auf Kogel und seiner Gemahlin CAROL. GEB. FREIIN
VON MEDEM. Von ebendenselben eine Deckelkanne und eine Oblatenschachtel.
■ — 5.6. (Grösserer Zinnkelch mit Patene von 1791, gestiftet vom Zimmermeister
J. H. H. KRÜGER. Stempel des englischen Zinns mit dem Namen des Giessers
J. 0. Henscky aus Röbel. — 7. Kleinerer Zinnkelch, gestiftet von A • S • K • 1730.
— 8 — 10. Silbervergoldeter Krankenkelch mit Patene und Oblatenschachtel,
1875 gestiftet von GEORG V. FLOTOW-Kogel. — ii. Taufbecken, neu, ohne
Inschrift. — 12. 13. Zwei Zinnleuchter, beide von 1700, der eine von KARSTEN
VOS, der andere von HANS MÜNSTER gestiftet. Ohne Stempel. — 14. 15.
Zwei neue Leuchter von 1853, von demselben Stifter wie i — 4.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Zislow.
CJeschichte
des
I )orfes.
^^Jislou ist, nach Lisch, eine alte germanische Residenz und Tempelstätte
mit einer ziemlich starken Bevölkerung gewesen.') Urkundlich wird
Zislow zuerst am 6. März 1255 erwähnt, als Bischof Rudolf von Schwerin die
') Vgl. Flotow'.sches Kaniilienhuch, S. 32. Lisch, (^eschl. Hahn IH, S. 270, las noch die
ganze In.schrift. Die Grabstätte ist die jenes Hans Andreas von Flotow, der mit Anna von Hahn
vermählt war und im dritten Viertel des XVI. Jahrhunderts auf Woldz.cgarten und Tönchow wohnte.
*) Von ihren Vorgängerinnen war die eine im Jahre 1727 z. Zt. des Pastors Joh. Stildeniann
und unter dem Patronat von Adam Ernst Friedrich von P'lotow und Joh. Ulrich von llotow von
dem Glockengiesser C. Ileintze in Herlin mit der Inschrift SOLI SANCTAE TRIADI GLORIA gegossen
worden. Die andere hatte > Mönchsschrift*, welche nicht gelesen zu werden brauchte.
*) 10 km südwestlich von Malchow. Die alte Form Zitzelow ist nach Kilhnel, M. Jahrb.
XLVI, S. 161, gleich >Ort des ciceU.
*) Lisch. M. Jahrb. XVII, .S. 5—9.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF ZISLOW. 445
Kapelle von Grüssow weiht und ihr u. a. das Dorf »Zitzelow« zulegt.') Wann
es in den Besitz der Flotow gekommen, ist urkundlich nicht nachweisbar.
Das Lehnregister der Flotow von 1587 führt es bereits auf. Das benachbarte,
längst untergegangene Dorf Klippatendorf ist um die Mitte des XI\'. Jahr-
hunderts Havelberg'sches und Swartepape'sches Lehn, spater auch P'lotow'scher
Besitz. Vielleicht sind beide, Zislow und Klippatendorf, beim Aus.sterben
jener F'amilien um 1400 von der Familie Flotow erworben, welcher damals
das ganze Land Malchow verpfändet ist.^)
Die Kirche zu Zislow ist von alter Zeit her eine Filia der Kirche zu
Grüssow (s. o.) und mit dieser bis zum Jahre 18S6 verbunden gewesen. Erst
seit diesem Jahre gehört sie zur Kirche von Satow. Im X'isitations- Protokoll
von 1649 50 heisst es, in Zislow sei eine Kapelle gewesen, sie sei aber unlängst
niedergefallen. 1746 ist die Kapelle wieder soweit hergerichtet, dass darin
gepredigt werden kann. Das Kloster Malchow, welches damals noch das
Patronat über Grüssow cum filiabus hat (s. o. S. 434), spricht daher dem
Herzog Karl Leopold die Bitte aus, das neue Gotteshaus durch den zu-
ständigen Superintendenten oder dessen Stellvertreter weihen lassen zu wollen.
Kapelle. Die Kapelle zu Zislow ist ein einfacher h'achwerkbau mit Kapelle,
einem Schluss aus dem Achteck und stammt wohl aus dem X\'II. Jahrhundert.
Im Jahre 1889 i.st sie einer Restauration unterzogen. Sie ist ohne Thurm.
Die innere Einrichtung ist ohne Bedeutung.
In einem besonderen Glockenstuhl findet man eine Glocke aus Gu.ss- ('.locke.
stahl, die 1874 aus Bochum bezogen wurde.
Als Vasa sacra ein Kelch, eine Patene, eine Oblatendo.se und eine Vasa sacra.
Kanne, alle vier silbervergoldet und neu. — Auf dem Altar zwei Zinnleuchter.
Das Gut und Kirchdorf Stuer.')
I )orfes.
m -südlichen p:nde des Planer Sees, eine halbe Meile landeinwärts, liegt Geschichte
^ die Burg Stuer, welche vor Gründung der Stadt Plan in den Jahren ^ '^C's
1225 1235 dem ganzen See den Namen des »lacus Sturich.se ■ giebt. Unter
dieser Bezeichnung erwähnt seiner die Urkunde des Pap.stcs Alexander HI.
vom März 11 78, in welcher das Bisthum Schwerin be.stätigt wird.*) Am
6. April 1289 verleiht Bischof I lerm.inn von Schwerin dmi Domkapitel Zehnten
») M. U.-B. 747.
-) M. U.-B. 5910.
•■') II km südsikhvestlicli von .Malchow. Klthncl, M. Jährt,. XI.VI, .S. 140, verzichtet auf
eine l.eslimmte Deutung' und erinnert nur an die Wörter »slurÜ ^ Cillc« und .«z«ur = KaHe«.
*) M. U.-H. 124. Lisch, M. Jahrb. XIV, S. 17. 196 ff- XVII, S. 72.
440 AMTSGERICHTSHEZIKK MALCIIOW.
»in Sture- im Lande Waren, welches damals das Land Malcliow mitumfasst.^)
Auf der Burg sitzt im Jahre 1240 ein Ritter des Dobriner Ordens, Conradus
de Sture.-) Aber bald nach der Germanisierung des Landes treten hier die
Flotow auf. Sie leiten ihren Ursprung von dem Ritter Henricus de Vlotowe
ab, welcher schon 1230 erwähnt wird und wahrscheinlich dem älteren Zweige
der Familie in der Gegend von Westphälisch- Minden angehört.^) Am 29. Sep-
tember 1 340 belehnen Nikolaus III. und Bernhard, die Fürsten von Werle, ihren
Vasallen Andreas von Flotow mit allen Figenthumsgerechtigkeiten und F"rei-
heiten des ganzen Dorfes Stuer und der Mühle daselbst, und schon im Jahre 1344
wird dieser Besitz durch eine \\ eitere Belehnung mit vielen anderen Gütern im
Lande Malchow vermehrt.*) Damit beginnt die Blüthe des Flotow'schen
Geschlechts, welches eine wichtige Stellung nicht blos in der Umgebung
und im Rathe seiner Fürsten einnimmt, sondern zeitweise sogar deren un-
bequemer Gegner wird. Den Höhepunkt ihrer Macht erreichen die Flotow, als
ihnen im Jahre 1354 das ganze Land Malchow und 1366 Schloss, Stadt und
Land Röbel vom Herzog Albrecht von Mecklenburg verpfändet werden, wodurch
sie eine der Oberherrlichkeit ähnliche Macht erlangen.^) Röbel wird 1376
wieder eingelöst, Land Malchow aber bleibt in ihrem Besitz, und im Jahre
141 5 erneuert Fürst Christofifer von Wenden den Pfandbesitz der Stadt und
des Landes Malchow. Wirkungen dieses Besitzes haben sich sogar bis in
die neuere Zeit erhalten.") Als die Flotow auf Erfordern ihres Lehnsherrn,
des Herzogs Ulrich von Mecklenburg, im Jahre 1587 ein Verzeichniss ihres
in Mecklenburg belegenen Lehnbesitzes einreichen, enthält es folgende Güter:
Stuer, Satow, Rogeez, Suckow, Zislow, Priborn, Zietlitz, Grüssow, Walow,
Zierzow, Woldzegarten, Kogel, drei Bauern in Vipperow, drei Bauern und
drei erbliche Pachthufen in Jabel. Weiter folgende »wüste« Feldmarken:
Kraz, Sanz, Viere, Biestorf, Overland, Tangan, Laerz, Kressin, Wendisch-
Massow, Tönchow, Klippate, Käselin; dazu die Stuersche, Darzer, Zislower
und die Burgmühle. Von den wüsten Feldmarken sind inzwischen viele wieder
bebaut, aber die Dörfer Kraz, Viere, Overland, Tangan, Kressin, Wendisch-
Massow und Klippate sind untergegangen.^) Ausserdem führen die Plotovv eine
Anzahl Seen auf und nennen auch damals den Planer See den »Sthurischen«. Als
Hauptsitz aber gilt die Burg zu Stuer. **) Und doch ist es im dreissigjährigen
Kriege nahe daran, dass Stuer verloren geht. In ihrer Verlegenheit nämlich
bieten es die Flotow ihrem Lehnherrn zum Kaufe an, allein es zerschlagen sich
') M. U.-B. 2016. Wigger, Meckl. Annalen, S. 113.
*J M. U.-B. 511.
') (iustav V. l'lotow, Heiträge zur (beschichte der Kamille v. I"'lotow, S. 3. v. Lehsten, Adel
Mecklenburg.s, S. 71.
*) M. U.-B. 6069. 6401. 6834. 7988. 7390. 8933. 9171. 11225.
') M. ISAi. 7008. 7907. 9008. 9054 — 9057. 9437. 9459. Lisch, M. Jahrli. Xlll, S. 191 fl.
XXXII, S. 16.
") Lisch, Geschl. Maltzan II, S. 504—508 (CCCXCV).
') SchiUit, .M. Jahrl). LVI, S. 206. 207.
•) Sass, Geschlecht Oertzen VI, S. 252. M. Jahrb. XXXll, S. 17 fl.
GUT UND KIRCHDORF STUER.
447
die Verhandlungen. 1) Wiederholte Brände, namentlich einer im Jahre 1660 sind
zuletzt die Veranlassung, dass die Burg als Wohnsitz aufgegeben uird und
dass es zur Aufrichtung von Alt- und Xeu-Voruerk Stuer kommt Unterdess
treten im Laufe der Zeiten allerlei Unklarheiten in den Besitzverhaltnissen
auf. Besonders verursacht ein nach Polen verschlagener Zweig der Familie
eine Zeit lang mancherlei Schwierigkeiten. Indessen ein Separationsvertra-
von 1796 macht diesem Zustande ein Ende, vor allen hilft dazu ein Ver
gleich , den Georg
Friedrich von Flotow
in den Jahren 1802 3
zu Stande bringt.
Der Erfolg davon
ist u. A. die einheit-
liche Gestaltung der
Feldmark Stuer.
Ganz Stuer-Vorwerk
wird mit ihr ver-
einigt und der
grossen Feldmark
durch Anlegung von
Neu-Stuer eine an-
dere und bessere
wirthschaftliche Ge-
staltung gegeben.
Aber jetzt ereilt den
alten Stammsitz ein
anderes Miss-
geschick. Georg
I''ricchich von I-'Iotow
vcrkault ihn 1.S30
an den Landrath
Gustav Diedrich von
Oertzen für SocxxD
Thaler N «/s. *)
Zwar gelingt .seinem
Sohn Karl Friedr. August der Rückerwerb von den üertzen'schen Erben im
Jahre 1853 ^^^^ 1 1 0000 Thaler. Aber ganz ihn zu retten, dazu ist er nicht
mehr im Stande, Neu-Stuer war nämlich schon im Jahre 1844 an die Ge-
brüder Hagemeister verkauft worden. Doch der Kern des alten Stammgutes
ist der Familie verblieben.
Schon im frühen Mittelalter giebt es eine Kirche in Stuer, wie die
Zeugenschaft des Plebanus Herrn l'berhard (»Euertt, pcrner tlio dem Sture^)
') Akten im Cirossh. Archiv.
*) Sa.ss, Gesch. der Oertzen VI, S. 252 tl.
Burtj Stuer.
448 AMTSGEKICHTSBEZIRK MALCIIOW.
auf einer Flotow'schen X'cikaufs- Urkunde vom 3. Juli 1363 erweist. Dass
Stuer zur Diöcese Schwerin gehört, wird in der schon angeführten Urkunde
vom 6. April 1289 über Zehnten im Lande Waren geradezu ausgesprochen.
Daraus lässt sich schliessen, dass es auch zum Archidiakonat Waren zu rechnen
ist, welches den östlichen Winkel der Diöcese Schwerin füllt, der von dem
Kamminschen Circipanien und der Diöcese Havelberg umspannt wird und
im Westen nachweislich über Jabel hinweg bis Karow und Malchow, viel-
leicht aber noch über diese hinweg bis an die Archidiakonate Dobbertin
und Parchim reicht. Jedenfalls dürfen wir die Kirchen des Landes Malchow
dem Warener Archidiakonat zuweisen. Dem widerspricht auch nicht eine
Urkunde vom 17. Juli 1480, durch welche der Offizial des Archidiakonats
Waren, Barthold Kruse, dem Priester Hermann Kaghe eine unter dem Patronat
der Flotow zu Stuer stehende Vikarei in der Klosterkirche zu Malchow verleiht.
Er thut dies auf Bitten der Flotow »de castro Stüre Swerinensis diocesis ad quos
jus patronatus pleno jure dinoscitur pertinere«. Es versteht sich aber von selbst,
dass diese Urkunde zunächst nur als ein neuer Beweis für die Zugehörigkeit
der Kirche in Stuer zur Diöcese Schwerin in Anspruch genommen werden
kann. Bei den »Flotowen thom Stur« muss sich schon frühe eine Hinneigung
zur Reformation gefunden haben. Denn am 5. Juni 1532 richtet ein schon
.sechs Jahre lang bei ihnen als Hauslehrer bediensteter und zugleich mit der
Anwartschaft auf die Kirche zu Stuer bedachter junger Geistlicher C3'riacus
von Bernborch an den Herzog Heinrich die Bitte, er möge ihm doch dazu
helfen, dass er durch dessen Sohn, den Herzog und Bischof Magnus, jene
Salbung und W^eihe erlange, die ihm, dem Prädikanten des Evangeliums, von
einem andern Bischof der alten Kirche nicht wohl mehr werden könne, an die
aber das christliche Volk so sehr gewöhnt sei, dass es sich einen richtigen
Pastor mit der Berechtigung des Zuganges zum Altar und zu den Sakramenten
nicht anders als mit dieser Weihung und Salbung vorstellen könne. ^) Dass
der Bitte nachgegeben worden ist, können wir dem Visitationsprotokoll von
1541/42 entnehmen. Denn in diesem Jahre ist Cyriacus Bernborch thatsächlich
wohlbestallter Pastor zu Stuer, der als ein frommer und gelehrter Mann gerühmt
wird und ausser dem Kirchspiel Stuer, zu welchem au.sserdem noch drei Dörfer
gehören, auch die Kirche zu Priborn mit den dazu gehörenden beiden Ort-
schaften Darss und Meyenburg zu seiner Cura zählt. Daran sieht man zugleich,
dass, da die letztgenannten drei Ortschaften schon im Gebiet der Diöcese
Havelberg liegen,^) die alten Diöcesan- Grenzen um diese Zeit bereits ins
Wanken gekommen sind. 1569 wird ein Christofifer Sudow (Sudov) Pastor in
Priborn und Stuer, und 1587 wohnt der Pastor Joh. Kokeritz zu Priborn. Es
scheint somit, als ob aus irgend einem unbekannt gebliebenen Grunde die
Wedem zu Priborn vor der in Stuer den Vorzug erhalten habe. Nach dem
dreissigjährigen Kriege ist es wieder anders, da wohnt Peter Acestus F>anck,
Pastor zu Stuer und Priborn, auf der Wedem in Stuer. Auch wird damals
') Lisch, M. Jahrb. XXVI, S. 55 — 59.
*) Meckl. Kunst- u. Gesch. -Denkm. IV, .S. 625.
GUT UND KIRCHDORF STUEK.
449
das verödete Kirchspiel Satow mit dem zu Stuer verbunden. Ks folgen nun
m ununterbrochener Reihe: 1668 Joh. Seyer (f 1680), 1681 Georg Lukow
(t 1704), 1705 Christoph Heinr. Delbrück (f 1747), und schon 1742 als Adjunkt
. des Vaters der
1 Sohn Paschen
Friedr. Del-
brück (7 iSoo).
Ueber die
Geistlichen
des XIX. Jahr-
hunders siehe
Walter a. a. O.
Kirche. Kircht
Die Kirche ist
ein Fachvverk-
bau vom Jahre
1750 in h\)rm
eines läng-
lichen \'ier-
c'cks. hii In-
nern eine
flache Decke.
Die Fenster
sind viereckig.
Im W'estcn ein
mit einem
achtseitigen
gleich ober-
halb des
Thurmkörpers
eingezogenen
I'xramidcn-
hclm bekrönter
Thurm, dessen
unteres Stock-
werk als Mauer-
werk auf-
geführt ist, während das obere nur ein mit Brettern bekleidetes Fachwerk ist.
Auf der Xordseite der l'jiigang und davor eine Vorhalle.
Als Altaraufsatz dient ein ge.schnit/tes gothisches Triptychon. Im Mittel- .\lLar-
schrein die Kreuzigungs-Scene, links oben eine Anna.selbdritt-(jruppe, unten aufsatr.
St. Petrus, rechts oben St. Antonius, unten St. Katharina, die letztgenannten
drei mit ihren Attributen. Die geöffneten Seitenflügel zeigen Malereien auf
29
(iothi^clic- lri|il\
450
AMTSGERICIITSBEZIRK MALCIIUW.
Kanzel,
Tauf-
ständer,
Gestühl.
Wappen.
(i locken.
Kleinkunst-
werke.
Holz, links die Geisselung und den Gebetskanipf in Gethsemane, rechts Christi
Kreuztragung und die \^erurthcilung durch Pilatus. Auf den Rückseiten
der Flügel sieht man die Bilder der vier ^Evangelisten mit ihren Attributen,
sämmtlich mit Schreiben beschäftigt. Im Mitteltheil der Predella in Schnitz-
arbeit die Grablegung. Auf den geöffneten P'lügeln rechts und links jetzt
je ein Gesangbuchvers, früher irgend eine Heiligenmalerei. Auf der
Rückseite der Flügel als spätere Malerei die Plinsetzung des Abendmahls,
links davon das P'lotow'schc, rechts das Hlücher'sche Wappen, darüber:
AUGUSTIN DIETRICH VON FLOTOW, KATHARINA ELIESABET VON BLÜCHER.
ANNO 1688.')
Das Schnitzwerk gehört der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts
(ca. 1460) an und zeigt eine auffallende Verwandtschaft mit dem Altaraufsatz
im Dom zu Güstrow. Anscheinend sind beide Werke von demselben Meister.
Die Malereien sind viel später und wahrscheinlich das Ergebniss einer Restau-
ration im Auftrage des auf der Rückseite der Predella -Flügel genannten
Flotow'schen P^hepaares im Jahre 1688.
Kanzel und Taufständer, beide im Stil der Spät- Renaissance, sind mit
Oel färbe übermalt.
Hinter dem Altar eine alte Stuhlwange, am Seitenbrett eingeschnitten:
HERTWIG V . FLOTOW ANNO 1688. Vorne drei Flotow'sche Wappen mit den
drei Namen HARTWIG, AUGUSTIN und FRIEDRICH VON FLOTOW.
Links vom Altar ein Stuhl mit mehreren gemalten Wappen; man sieht
zwei FLOTOW'sche, ein BLÜCHER'sches und ein LÜDERITZ'sches. — Ausserdem
in der Kirche zahlreiche Wappenschilde von Zinn, deren Mehrzahl Mitgliedern
der P\amilie FLOTOW angehört.
Im Thurm zwei Glocken. Die grösste (Dm. i,oo m) hat die nach-
stehende Inschrift: oben SOLI DEO GLORIA; auf der vorderen Seite des
Prides: PATRONUS HERR MAJOR GEORG FRIEDRICH DIETRICH PHILIPP
VON FLOTOW PASTOR M • JOHANN GOTTFRIED LEUE KIRCHENVORSTEHER
JOHANN ULRICH LORENZ JÜRGEN SCHRÖDER. Auf der cntgegcnocsctztcn
Seite des P'eldes: GEGOSSEN IM JAHRE 1823 VON VALENTIN SCHULTZ IN
ROSTOCK. — Die kleinere Glocke (Dm. 0,75 m) hat die gleiche Inschrift und
die Jahreszahl 1822.'')
Kleinkunstwerke, i. 2. Gro.sser silbervergoldctcr Kelch. Auf der Unter-
.seite des Fu.sses die Inschrift: A • E • F • V • FLOTAU ET B • A • S • V • FLO-
^) Nach dem Flotow'schen Familienbuch, S. 34, war Augustiii Dietrich von Flotovv .schon
1678 gestorben.
*) Von ihren Vorgänfjerinnen war die eine 17 19 unter dem l'atronat von Pa.schen Fried-
rich von Flotow, Casj^ar Dietrich von Flotow, Gottlieb 'l'ufjendreich von Flotow und Catharina
Elisabeth von Flotow und zur Zeit des Pastors Christo])h Heinrich Delliriick (Delbriifjk) von
Michael Hegun gegos.sen worden, die andere (ohne nähere Personen- Angabenj I747 von C. 1).
lleintze.
GUT UND KIRCHDORF STUER.
45'
TAU G . B . V . SCHEELEN SCHENCKEN DIESSES DER KIRCHEN ZU STUER
AUS WAHRER LIEBE ZUR EHRE GOTTES . ANNO 1747 . 3 DECBR. Ausserdem
noch der Bibelvers aus i . Korinther XI, 28: DER MENSCH ABER PRÜFE u. s. w.
Dazu eine Patene. Beide, Kelch und l'atene, von dem Gustruwcr Cjoldscliniied
Christian Kielmann. — 3. Silberne Oblatenschachtel mit dem Blücher'schen
Wappen und den Initialen C.E»B»W.V«F» 1687.') Von einem
Giistrower Goldschmied J H J, der bis jetzt nicht bekannt t^eworden ist.-) —
4. Neue Kanne, geschenkt von F • V • B • und M • V • B • 1861 (Bijlow-Rogeez).
— 5. Neues Krankengeräth von Silber (Kelch, Patene, Oblatendose), gestiftet
1875 von GEORG V. FLOTOW-Kogel. Keine Werkzeichen. — 6. Zinnkelch,
anscheinend Warenscher Stempel. — 7. Taufschale, neu. — 8. 9. Zwei
messingene Becken. Inschrift auf dem einen: WIEBKE KAERSTENS 1696. —
10. II. Zwei Zinnleuchter, gestiftet von W. HECHTEN 1800 und 1801. Mal-
chower Stempel vom Zinngiesser J C H.
*) Die Initialen sollen heissen: Cathaiina Elis.-il)etii lilücher Wittwe von Klotow.
■-) Vgl. Crull, NL Jahrb. LXIII, S. 149.
Burg Stuer.
2i»«
452
AMTSGERICIITSHEZIRK MALCIIOW.
Burgruine zu Stuer.
Burgruine
zu Stuer.
m
eher die Burgruine zu Stuer, von welcher hier mehrere grössere und
kleinere Lichtdruck-Aufnahmen gegeben sind, die hoffentlich Jeder-
mann erfreuen werden, hat Hofrath Dr. jur. Piper eine sehr gründliche archäo-
logische Studie
veröffentlicht, die
1887 im Verlag
bei Brünslow-
Neubrandenburg
erschienen ist, und
auf die wir hier
als auf eine lesens-
werthe Abhand-
lung verweisen.
Im Uebrigen aber
mag es genügen,
wenn wir die kür-
zere Beschreibung
in seinem be-
kannten Burgen-
Werk, S. 571/72,
sammt dem bei-
gegebenen Grund-
plan hierher-
setzen. Sie lautet:
>> Durch eine
früher wohl un-
passirbare
Wiesenfläche
führt der Burgweg
m in die Vorburg
A an einer Stelle,
wo noch aus-
springende niedrige Mauerreste ein vormaliges festes Thorgebäude erkennen
lassen. Die (mit neuen kleinen Gebäuden besetzte) Vorburg, deren Grenze
nördlich jetzt unbestimmt in die Wiese verläuft, ist von der Ilauptburg B durch
einen ca. 1 1 m breiten Graben getrennt, w eichen senkrechte I^\itlermaucrn aus
unbehauenen Findlingen einfassen. Die darüber in ein nicht mehr vorhandenes
Thorhaus der Ilauptburg führende Brücke war durch einen in i\cn (Kraben
BURGRUINE ZU STUER.
453
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454
AM TSCiKRlClllSUKZlRK MAI.CIIOW.
vorspringenden länglich halbrunden Thurm vertheidigt, zu welchem eine Treppe
aus dem Keller des anstossenden Gebäudes f den Zugang bildete. Von den
Bauwerken der Hauptburg ist über der Erde fast nur noch der ca. 17,5 m
hohe Stumpf des Wohnthurmes a \on 11,3 m äusserer und G,'] m innerer
Seitenlänge erhalten, dessen über dem Eingangsstockwerk belegenes Geschoss
Woluiiliurni .luf üurtj Stucr.
durch kleine Eenstcr massig erhellt ist. Um diesen an.scheinend dem XIII.
Jahrhundert angehörenden Wohnthurm schlo.ssen sich (wie ich durch Aus-
grabungen feststellte) später ringsum die Wohngebäude f der vier Eamilien
von Flotow, welche die Burg als Ganerben besassen. Der äussere Burgwall c,
vor welchem südlich noch ein zweiter gelegen haben soll, hat bei e eine
Ausbuchtung. Derselbe .stand hier mit einem schmalen Rücken festeren Landes
in Verbindung, welche letztere durch den Graben g aufgehoben werden musste.
Das hier zum Schutze der Ikug gegen einen Angriff errichtete Bauwerk lässt
sich in seiner ursprünglichen Form nicht mehr feststellen.«
VORGESCHICHTLICHE STELLEN. 455
Die wichtigsten vorgeschichtlichen Stellen
in den Amtsgerichtsbezirken Penzlin, Waren und Malchow.
Amtsgerichtsbezirk Penzlin. Penzlin. Die \'er\vechslung von Amts
»Werder« und »Grapenwerder« im Meckl. Jahrb. XXXX'II, S. 66, hat schon K«.rithts-
öfter 7Ai Irrthümern geführt, denn e.s ist leicht zu übersehen, dass Lisch diesen "*-''-'r'^
Irrthum von Beyer bereits in demselben Bande des Jahrbuches auf S. 170 und
171 richtig- gestellt hat.
Es mag hier deshalb das folgen, was der durch seine Burgenkundc*
bekannt gewordene Hofrath Dr. jur. Piper, früher Bürgerniei.ster in Penzhn,
über beide Plätze niedergeschrieben hat:
»Auf der Feldmark (der Stadt Penzhn, nördlich) findet sich eine rings
von Wasser und jetzt Wiesen umgebene ca. i 5 ooo Quadratruthen grosse In.sel,
der sog. »Grapenwerder«, so schon m einer Urkunde von 1 309 genannt,
und auf deren höchstem Theile eine kreisrunde, etwa 200 Schritte im Durch-
messer haltende »motte« mit ca. 3 bis 4 m hohen, nahezu senkrechten, mit
Gestrüpp bewachsenen Rändern, während von einer Seite noch ein minder
hoher Steilrand sich abzweigt. Auf Grund von Nachgrabungen ist der Beweis
zu führen, dass diese »inotte< nie einen wallartig erhöhten Rand hatte (al.so
die Behauptung von Lisch, dass dies bei uns immer der Kall gewesen sei,
nicht zutrifft ) Nachgrabungen ergaben hier und in unmittelbarer Nähe au.s.ser
Thierknochen und \erbrannten Lehmplatten Scherben von I lenkelkrügen < ')
Dies über den Grapenwerder«.
Und nun über den Werder« :
»Auf einetn in den »Grossen Stadt.see . hineinragenden Landvorsprung,
der vom übrigen Festlande durch einen alten Graben getrennt und .so zur
Insel gemacht ist, erhebt sich ein 450 Schritte im äusseren Umkreis mes.sender.
aussen etwa acht Meter, innen halb so hoher Ringwall. Innerhalb dcs.selben
habe ich vor einigen Jahren das Kellerge.schoss zu einem ziemlich umfänglichen
alten Burghause zum Theil ausgegraben. (Ansätze zu Tonnengewölben mit
drei starken Mittelpfeilern. Die Bauweise die gewöhnliche: unbearbeitete
Felsen, zumeist mit grossen Ziegeln verblendet. An den l*xkcn der Pfeiler
sind diese abgefas't.) Daneben ein mit Fel.sen au.sge.setzter Brunnen (vielleicht
M V"l. Lisch, M. I.ihrb. XXV, S. 271. .N.icli Mittheiluntj des Herrn Dr. Heltz sind di.- l>i''
gefundenen Scheiben nicht germanischen, sondern wendischen l'rsprung».
456
VORGESCIIICIITI.ICIIE STELLEN.
auch das Verliess eines Berchfrits). An Fundstücken ist lediglich ein thönerner
Spinnwirtel zu erwähnen. Nach Spuren weiterer Bauwerke habe ich vergebens
auf der Insel gesucht. Dieselben werden also nebst Befestigungswerken
(Pallisaden) aus Holz gewesen sein. \'on der Burg, die vermuthlich in einen
älteren Wall hineingebaut wurde (wie in Norddcutschland nicht selten) ist
urkundlich oder durch Ueberlieferung nichts bekannt. Sie scheint zu
Maltzan'scher Zeit (also 1404) nicht mehr erhalten gewesen zu sein. Der
Rest ist offenbar sr. Zt. bis auf die Grundmauern abgetragen und der Platz
geebnet worden. Der Name »Radegastinsel« ist dem Platz erst vor ca. 100
Jahren beigelegt worden.«
Vgl. Lisch, Meckl. Jahrb. XXXVII, S. 170. 171. Die von Piper ge-
nannten Mauerreste waren es, die auf Grotefend und den Verfasser bei einem
(jrundplan der Burg auf dem »Werder«
Besuche vor einigen Jahren den Kindruck machten, als ob sie den S. 249 ge-
nannten jüngeren Jahrhunderten angehören könnten. In dieser Beziehung
verdient das, was Lisch über den im Jahre i<So6 verstorbenen Phantasten
Joseph F'reiherrn von Maltzan bemerkt, einige Beachtung. Die »Abfasung«
der Kanten freilich, wenn diese öfter vorkommen sollte, würde allerdings mehr
zur Gothik des Mittelalters passen. Das Ziegelmass war 29 x 10 x 14 cm.
Zu der alten Werder- Anlage bemerkt Dr. Beltz: »Trotz mangelnder
Funde ist der wendische Ursprung des Burgvvalls, dessen neuerer Name Rade-
gast Beyer zu so gewagten Kombinationen verführte, wahrscheinlich.«
Line andere Umwallung liegt südwestlich vom Hofe Werder im See,
vom festen Lande durch einen Ellernbruch geschieden; auch hier sind ent-
scheidende l'unde noch nicht gemacht.
VORGESCHICHTLICHE STELLEN.
457
Kalübbe. P\mde aus römischen Skelettgräbern sind in das Xeubranden-
burger Museum gekommen.
Pieverstorf. Südlich vom Hofe ein wendischer Burgwall.
Lapitz. Zwischen den Seen von Lapitz und Mailin, am Südende des-
selben, liegt ein grosser wendischer Burgwall, jetzt = Fischerwerder« genannt.
In diese Wiese hinein erstreckt sich vom Gute Lapitz her eine flache Erhebung,
anscheinend künstlicher Art, ungefähr 150 m lang und 100 m breit, in
Form eines Vierecks. Eine ausführliche Beschreibung bei Lisch, ^L Jahrb. XXV,
S. 278 — 281. Der Burgwall wird jetzt abgetragen Eine Untersuchung von
Dr. Beltz 1901 ergab, dass die unregelmässige Form, die Li.sch so auffiel, dass
er den Namen »Burgwall« vermied und dafür »Stadt« einsetzte, sich so
erklärt, dass die ursprüngliche Anlage, die auf einer natürlichen Insel lag,
später erweitert wurde. Von dem Lapitzer Walle führte eine Brücke durch
die sumpfige Niederung in der Richtung auf den »Grapenwerder-. Die Zu-
sammengehörigkeit der drei starken, nahe bei einander gelegenen Befestigungs-
werke (Penzlin 2 km, Grapenwerder i km) ist kaum abzuweisen. Ueber die
Bedeutung dieser Befestigungslinie, der stärksten im Lande, vgl. Bcltz, Vor-
geschichte, S. 162.
Puchow. Auf der Feldmark Puchow, an der Landstrasse von Penzlin
nach Stavenhagen, erhebt sich ein natürlicher Bergkamm einige zwanzig Meter
hoch. Am nördlichen Ende dieses Rückens, welcher i Räuberberg« heisst,
soll die »Burg Lapitz« gestanden haben. Ueberreste sind freilich bis jetzt
nicht entdeckt. Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 271.
Auf der Feldmark Puchow sind 1894 zahlreiche und gut charakterisierte
wendische Wohngruben gefunden und von Dr. Beltz untersucht; ebenso ergab
sich, dass der »Heuwerder« bei dem \^Jrwcrk Rahnenfelde eine wendische An-
siedlung barg.
Maliin. Ueber Kegelgrabfunde s. Lisch, M. Jahrb. XII, S. 413.
Passentin. Neben dem Gutshofe sind die Gräben einer Wasserburg
nebst Vorburg (in runder Form) erkennbar. Die vorhanden gewesenen Erd-
erhöhungen sind vor Jahrzehnten zur Wiesenauffüllung abgetragen. Nach
Bericht eines älteren Tagelöhners ist dabei u. A. : allerhand Fi.scnzeugt aus-
gegraben, jedoch imbeachtet bei Seite geworfen worden.
Mölln. Ueber eine Burgu all -Anlage s. Li.sch, .M. Jahrb. XXV, S. 270.
Lisch sah darin die Ilauptburg des Gaues Gotebant (Gädebehn).
In den Tannen ist 1893 ein ausgedehntes Urnenfeld der älteren Eisenzeit
von Dr. Beltz ausgegraben.
Gädebehn. Im nordö.stlichen Fjide des Mollnschen Sees, unmittelbar
neben dem Hofe Gädebehn, liegt ein runder Burgwall von unbeiieutendcr
Höhe und Grösse. Lisch, M. Jahrb. XXV. S. 272.
45»
VORGESCHICHTLICHE STELLEN.
Gross -Flotow. Auf der Feldmark des Gutes nach früheren Angaben
mehrere durch Einfassung mit grossen Steinen kennthch gemachte Hünengräber.
Ambr. Eberhard, M. Jahrb. IV H, S. 70, und VI, S. 35 — 41. Doch giebt der
Bericht kein ausreichendes Bild; die Hügel machen vielmehr den Eindruck
natürlicher Bildungen; die Funde sind anscheinend wendisch. (Beltz.)
Mollenstorf. Zwischen dem Dorfe und den dazu gehörigen Bauerhöfen
liegen drei grössere Hügelgräber. Die an Ort und Stelle herrschende Meinung,
dass die Gräber schon untersucht seien, ist nicht recht anzunehmen, da die
Gräber sich gleichmässig unter der Oberfläche halten.
,1. See. b. >Kiichhof«. c. Kleinerer Hügel, d. Grösserer Hügel, c. Damm. f. Crosser
Steinwall. g. Kleiner Steinwall, h, i, k. Steinsetzungen, Letztere auf einem an-
scheinend gleichfalls aus grossen Steinen gebildeten schmalen Hügelrücken und sich
am Ende, ähnlich wie h, verzweigend.')
Gnin<l|)lan der alten Befestigung zu Ereidorf.
Freidorf. Wörtlich nach Piper: «Auf der ungewöhnlich sleinereichen
Feldmark ist eine von Seen und Sumpf umgebene Halbinsel von etwa 200
Schritt Durchmesser auf der Landseite durch einen mächtigen, ca. 200 Schritt
langen, 20 Schritt breiten luid 3 Meter hohen Wall von grossen Findlings-
blöcken geschützt, an welchen Wall sich landeinwärts noch weitere mauerartige
Stein.setzimgen anschliessen. Auf der Halbinsel liegt parallel dem Steinwall
*) Vgl, auch von Huchwald, Protokolle der dneralversanimlung der Deutschen (Jeschichts-
vereine in Schwerin 1890, S. 119.
vx)K(;ks(hichii.iciie stellen. 459
ein zweites Vertheidigungswerk in Form einer 90 Schritte langen Doppelreihe
sehr grosser (jetzt zumeist in das weiche Erdreich eingesunkener) Steine.
Gegenüber am äussersten Rande der Halbinsel findet sich eine kreisrunde
Erhöhung, deren etwa manneshoher steiler Rand mit einer Trockenmauer von
Feldsteinen ausgesetzt ist, der »Kirchhof« genannt. Seitwärts von demselben,
gleichfalls am Rande der flalbin.sel, liegt ein winziger künstlicher Hügel, aus
welchem 1889 verbrannte Klehmstaken und Urnenscherben ausgegraben wurden.
Ein zweiter, etwas grösserer künstlicher Hügel liegt an einer anderen Stelle,
der Halbinsel gegenüber, im Wasser. Derselbe war nur durch einen noch
vorhandenen kurzen Erddamm und eine Hrücke zu erreichen. Auch bei
diesem Hügel ergab die Ausgrabung viele rothgebrannte Klehmstaken
und Scherben, ausserdem einen alten Sporn. Früher vorgenommene Nach-
forschungen sollen auf der Halbinsel mancherlei Funde wie Wendenkämme,
Pfeilspitzen u. dergl. ergeben haben, die in das Neustrelitzer Museum ge-
kommen sind. Verglaste Steine etwa bis zur Kopfgrös.se finden sich auf dem
befestigten Terrain ziemlich zahlreich, ohne dass jedoch anscheinend ein
eigentlicher »Schlacken wall vorhanden gewesen wäre. Nach Versicherung
des Besitzers, Herrn Rittmeisters von Bülow-Weiidorf, hat hier nie eine Glas-
hütte gestanden.
(Ein ähnlicher grosser Steinwall findet sich meines Wissens im Mecklen-
burgischen noch am Feldberger See.)«
Peccatel. Auf der Feldmark, da wo die Grenzen von Adamsdorf und
Klein-Vielen zusammenstossen, liegt auf dem Hügelrücken der »grosse Geld-
berg«, d. i. ein Kegelgrab von fast 8 m Höhe und ungefähr 36 m Durch-
messer; ausgegraben 1844. Funde im Grossh. Museum. Lisch, M. Jahrb. X,
Seite 274.
Liepen. Nördlich vom Dorfe ein Begräbnissplatz aus der Zeit der
Bronzeperiode. J. Ritter, M. Jahrb. X, S. 294. Lisch, M. Jahrb. XI, S. 395.
Adamsdorf. Bei dem früher Kostel (Kuh.stall) genannten Gute liegt ein
grosser Stein wall von fa.st V4 Meile Länge; in dessen Nähe ein heidnischer
und ein chri.stlicher Friedhof. Lisch, M. Jahr!) .X.Xlll. S. 31.
1 .inn
Amtsgerichtsbezirk Waren. Waren. Die Umgegend der .Stadt .\mts-
Waren enthält eine ausserordentliche Fülle von Resten vorgeschichtlicher Bc- ^'|^j"*.Jj^'
Siedlung, die im folgenden nach den verschiedenen Oertlichkeitcn aufgeführt ^*^'•"■
werden .sollen. Zu Grunde gelegt i.st eine Untersuchung der bctrefrcndcn
Vorkommnisse durch Dr. Beltz im Sommer 1899.
In den »Warcner Tannen« südlich vom Orte an der Murit/. ist man
am Rederang- See auf die Spuren eines Pfahlbaues gestosscn; am Rande des
460 VüRÜESCIIICIITLICHE STELLEN.
Teufelsbruchs sind alteisenzeitliche Gräber und Wohngruben nachgewiesen,
während ein bei dem Försterhause vermuthetes Urnenfeld noch seiner Unter-
suchung harrt. Einige auffallende Hügel in den Ecktannen (Schlag 2) und
nahe dem Wienpietschsee (Schlag 25 und 26) haben sich dagegen bei der
Untersuchung als Dünenbildungen erwiesen. — In einer Insel des Feisnecksees
liegt ein wendischer Burgwall mit noch deutlich erkennbarer Umwallung.
An der Müritz und Reke sind seit Jahren zahllose Feuersteingeräthe,
zum Theil in unfertigem Zustande, gefunden, offenbar die Abfälle einer sog.
Feuersteinmanufaktur, wie sie in dieser Gegend häufig sind (vgl. Klink und
Eidenburg). — Nördlich von Bellevue, in einer sumpfigen Niederung, eine wall-
artige Erhöhung »Alt -Waren«, ganz im Charakter wendischer Burgwälle, aber
durch Funde bisher nicht gesichert.
Im Werder liegen eine grosse Anzahl grösserer und kleinerer Hügel,
deren künstlicher Ursprung zweifellos ist. Eine Ausgrabung von Dr. Beltz
ergab darin Brandstellen und Gebeinreste, welche aber zu einer zeitlichen
Bestimmung nicht ausreichen. — Ein schöner hier gemachter Depotfund der
älteren Bronzezeit ist 1899 als Schenkung des Senators Geist in Waren an
das Grossh. Museum gekommen.
In den »Seeblänken« liegen im südöstlichen Theile drei Hünengräber,
die sog. Heistersteine, alle schon zerstört, aber in ihrer Form und Anlage
(Kammern aus mächtigen Granitblöcken mit Umfassungssteinen auf ovalen
Hügeln) deutlich erkennbar. — Links von der Chaussee zwischen einer
Schneise und der Scheide liegen vier stattliche und regelmässige Hügel in
der Form von Kegelgräbern. — Nahe der Torgelower Scheide ist ein lang-
gestreckter Hügel, dem Steinkisten mit Urnen in der Art der jüngeren Bronze-
zeit entnommen sein sollen; eine Untersuchung von Dr. Beltz ergab hier
wendische Wohngruben.
Eidenburg. An der Eide, zwischen dem Müritz- und Kölpin-See, stand
eine Steingeräth- Fabrik, was aus vielen dort gefundenen Massen von Abfall
und verunglückten Steingeräthen hervorgeht. Lisch, M. Jahrb. XXXVIII, S. 105.
Klink. Die Feldmark Klink war früher sehr reich an vorgeschicht-
liclicn i'Lmdstellen der verschiedensten Art, die eine grosse Anzahl von Gegen-
ständen, besonders aus der Stein- und Bronzezeit, für das Grossh. Museum
ergeben haben. Jetzt i.st das meiste zerstört. Li.sch, M. Jahrb. HIB, S. 41.64;
VIIB, S. 46; XIII, S. 361. 382. Seidel, M. Jahrb. XIV, S. 309.
Steinzeitlich waren mehrere Hünengräber (vgl. Beltz, M. Jahrb. LXIV,
S. 109, wo die ältere Litteratur angegeben ist) und eine »Feuersteinmanufaktur«
(vgl. ebenda .S. 135); bronzezeitlich Kegelgräber, ein Urnenfeld (vgl. Beltz,
M. Jahrb. XLVII, S. 294) und ein Moorfund (vgl. Li.sch, M. Jahrb. XIX, S. 316).
Sommerstorf und Vielist. Einstmals zahlreiche Kegelgräber, von
denen viele eingegangen sind. Lisch, M. Jahrb. VIII B, S. 93. Ueber einen
Moorfund von Vielist vgl. Beltz, .M. Jahrb. LH, S. 4.
VORGESCHICHTLICHE STELLEN. 461
Sophienhof. »Blocksberg«. M. Jahrb. IIB, S. 1 14. Im Moor daselbst
wurden 1842 verschiedene Bronze -Schmucksachen gefunden: zwei Diademe,
zwei cylindrisch gewundene Armschienen und ein Paar brillenförmige Haar-
spangen. Lisch, M. Jahrb. MIIB, S. 53. 54.
Molzow. Auf der Feldmark viele heidnische Kegelgräber und am
Südostrande des Begräbnissplatzes ein Steinkreis von dreizehn grossen Granit-
pfeilern. Der Kreis hat fast 8 m Durchmesser, die Pfeiler etwas über 1 m
Höhe. In der Wiese ein lang gestreckter Hügel, ein Hünengrab von fast
30 m Länge, gut 6 m Breite und '4 m Höhe. Das Grab war der Länge
nach mit grossen Steinkisten gefüllt, in denen man eine Menge Urnen, darunter
mehrere vollständig erhaltene fand. Li.sch, M. Jahrb. \'IB, S. 70. 134 — 138.
Levenstorf. Niedrige Gräber jüngerer Bronzezeit, in denen u. a. eine
kleine Urne mit Asche und einigen zerbrannten Knochen gefunden wurde.
Li-sch, M. Jahrb. XIII, S. 375.
Gross- und Klein -Dratow. .Mehrere Gräber werden erwähnt von
Lisch, M. Jahrb. VIII B, S. 93. — Ein grösserer Moorfund aus der Bronzezeit
ist M. Jahrb. LIV, S. 102, besprochen.
Klein -Plasten. Auf der Feldmark, ca. \-> X'icrtelmeile vom Hofe ent-
fernt, wurde im Jahre 1847 ^^'^ grosses Gräberfeld aufgedeckt. Ivs gab Urnen
von schwarzer und brauner Farbe, darin Schnuick- und Gebrauchs -Gegen-
stände von Bronze und Eisen, ferner Lanzenspitzen, Schildbuckel und Mes.ser
aus Eisen, und einen Spindelsteiii. Lisch, M. Jahrb. XIV, S. 334.
Amtsgerichtsbezirk Malchow. Alt-Schwerin. In den Tannen Amts-
zahlreiche niedrige Hügel mit Grabstätten der jüngeren Bronzezeit. Kitter und fienchfs-
Li.sch, M. Jahrb. XII, S. 413. Li.sch, M. Jahrb. XVII, S. 367. Funde im Gross- ^l^^'^^^^.
herzoglichen Museum. Vgl. Lisch, M. Jahrb. XVII, S. 367.
Sparow. In der Nähe des Dreuitzer Sees und von Drcwitz selbst ein
schönes und gro.sses Hünengrab, benannt x> Grab des Wendenkönigs«. Lorenz,
M. Jahrb. IVB, S. 70. Kegelgrab und Urnenfeld. Li.sch, M. Jahrb. VI H. S. 70.
und s. Beltz, Karte II zur Vorgeschichte von Mecklenburg. Ueber die Deutung
des Namens »Sparow« als Kampfplatz« und die Möglichkeit seiner Bezieiuing
auf die Schlacht an der Raxa (s. o. S. 416) vgl. Sass, M. Jahrb. I.III. (JB. IV.
Seite 8.
Nossentin. Auf der Feldmark einige heidni.sche Graber. M. Jahrb.
VIB, S. 70. In der nördlichsten kleinen Bucht des Flee.scn ■ Sees, hart am
Ufer, befand sich eine Feuerstcingeräth- Manufaktur, was aus zahlreich dort
402 VORGESCinCllTI.IClIK STKl.LKN.
gefundenen Feuersteinsplittern, Blöcken und Werkzeugen hervorgeht. Lisch,
M. Jahrb. XXXIII B. S. 120.
Damerow. Am nördlichen Ufer des Kölpin-Sees eine Feuerstein-
Manufaktur und ein alter Begräbni-ssplatz. Lisch, M. Jahrb. VII B, S. 46.
Ueber Gräber s. Ritter, M. Jahrb. XIII, S. 374.
Loppin. Bei dem Dorfe Loppin findet sich ein alter Wall in der Form
eines Halbkreises.
Jabel. Kegelgrab und Feuerstein -Manufaktur. Lisch, M. Jahrb. VII B,
S. 46. XIII, S. 375. Auf einer Halbinsel im See zahlreiche Hügel, die zum
Theil natürliche Bildungen sein mögen, aber auch Bronzegegenstände ergeben
haben, so dass ein Theil wenigstens als Kegelgräber anzusprechen ist. Vgl.
Beltz, .M. Jahrb. LXI, S. 216.
Blücherhof bei V^ollrathsruhe. In der Mitte des sog. »Hünen -Keller-
Schlages wird noch im Jahre 1872 ein gewaltiges Hünengrab der Steinzeit
erwähnt. Das Grab wird als frei auf einem Hügel, der nach Nord und Ost
steil abfällt, während nach Süd und West der Zugang durch Beackerung ge-
ebnet ist, beschrieben von Bülow, M. Jahrb. XXXVIII, S. iii. Doch war
darüber nichts zu erfahren (Beltz). Von den Hügelgräbern der Feldmark
Lütgendorf weiss man, dass ihrer sechzehn bereits früher abgetragen und dass
die darin gefundenen Altsachen an die Alterthümer- Sammlung in Schweiin
abgeliefert sind. Beltz, M. Jahrb. LIV, S. 98.
Liepen. Aus hier zerstörten Kegelgräbern Funde im Grossh. Museum
zu Schwerin und im Museum in Güstrow.
Cramon. Fin schönes Hünengrab mit wohlerhaltencm Grabinncrn —
welches erhalten bleiben soll — und interessantem Inhalt ist 1900 von Dr. Beltz
ausgegraben. Vgl. M. Jahrb. LXVI, S. 1 1 5 fif.
Bei Alt-Gaarz liegt noch ein Hünengrab; über ein bei Neu-Gaarz
ausgegrabenes berichtet Struck im M. Jahrb. XXXIV, S. 201.
Kölpin-See. Am südlichen Ufer des Kölpin-Sees, Damerow gegen-
über, befanden sich, nach h\mden an Feuersteinspänen, hLisensachen, Gefäss-
scherben, Kohlen u. s. w. zu schliessen, eine Feuerstein -Manufaktur und ein
Begräbnissplatz. Lisch, M. Jahrb. VII B, S. 46.
Laschendorf. Fine Gräbenstätte: Li.sch, M. Jahrb. XIII, S. 380. Am
Seeufer ein grösserer Burgvvall mit steilen Wällen, der sog. »Wiwerbarg« (miss-
bräuchlich auch Werleburg genannt), in dem man mit gutem Grunde die
civitas Malchow, gegen die sich der Kreuzzug von 1 147 richtete, vermuthct
hat. Vgl. Li.sch, M. Jahrb. XXXII, S. 5.
Grüssow. Auf dem h'elde, nicht weit vom Hofe, mehrere versunkene
Steinki.sten ältesten Datums und einige jüngere. In einer der letztgenannten
VORGESCIIICIITLICIIE STELLEN. 463
Reste einer nicht verbrannten Leiche und zahlreiche Glasscherben. Li.sch,
M. Jahrb. XVI, S. 252.
Lexow. Auf dem Studeberge ein verfallenes Hünengrab.
Woldzegarten. Ueber eine Anzahl im Jahre 1897 ausgegrabener und
erhalten gebliebener Steinkisten berichtet Heltz, M. Jahrb. LXI\', S. 120.
Zislow. Nahe am östlichen Ufer des südlichen Theiles des Planer
Sees, auf einem mächtigen natürlichen, ungefähr 30 m hohen Plateau, liegt
ein hoher Burgwall unbestimmten Ursprungs. Der Wall misst ungefähr
200 Schritt in der Länge und 100 Schritt in der Breite. Bei Nachgrabungen
fanden sich zahlreiche Gefässscherben. Lisch, M. Jahrb. XVII, S. 5 ff.
Stuer. Sechs Hünengräber in geringer Hntfernung von einander werden
von Ritter, M. Jahrb. XIII, S. 360, be.schrieben. Jetzt sind noch erkennbar
zwei Gräber bei Bad Stuer, links von der Chaussee, eins bei Dorf Stuer in
den Tannen und eins bei Stuer Vorwerk links \on der Chaus.^^ce. Ueber
niedrige Hügelgräber bei Neu-Stuer vgl. Beltz, iM. Jahrb. LXI, .S. 191. Lin
Urnenfeld ältester Eisenzeit bei Dorf Stuer ist 1898 von Dr. Beltz uniersucht.
Suckow. Vier Kegelgräber mit Urnen und vielen Werkzeugen aus
Bronze sowie mit Knochenresten. Ritter, M. Jahrb. XIII, S. 367. Noch jetzt
ist eine Anzahl niedriger Gräber hier erhalten.
Sembzin. Hügelgräber, theils mit Funden aus der Eisenzeit, theils mit
Bronzefunden. Lisch, M. Jahrb. X, S. 290; XIX, S. 311. Beltz, M. Jahrb. LXI,
Seite 212.
Sietow. Hünengrab und ein Hügelgrab der jüngeren Bronzeperiode.
Beltz, vier Karten zur Vorgeschichte von Mecklenburg I II. M. Jahrb. LXI.
S. 188. Die Feldmark ist reich an vorgeschichtlichen Fund.stalten, deren
P>gebnisse auf dem Hofe Sietow aufbewahrt werden.
Blick auf die Stadt Köbel von ( )sten her.
AmtsgericlitslDezirk Eötiel
(icschichte
der
Stadt.
Die Stadt Röbel. )
eschichte der Stadt. Ohne Zweifel reicht die Gründung von Röbel,
wie die der mci.sten Ort.schaften in unseren mecklenburgi.schen
Landen, tief in die vorgeschichtliche Zeit hinein. Wenn aber
schon im Beginn des XVI. Jahrhunderts, nämlich in der 15 19 zu Köln am Rhein
gedruckten »Vandalia« des Hamburger Domherrn und Rostocker Professors
Albert Krantz, die Vermuthung ausgesprochen wird, die Stätte von Röbel
könne die im Lande der Riederer (auch Riaderi, auch Redares, wie sie schon
im X. Jahrhundert in offenbarem Zusammenhange mit dem Namen ihrer
') Die alten Formen de.s Namen.s im XIII. Jalirhundert, Kobele, Rohole, erklärt Kiihnel al.s
>Ort des kobola« : M. Jahrb. XLVI, S. 20. Andere leiten den Namen von dem slavischen Wort-
stamm row (böhmisch hrob = Graben, Gruft) ab und identificicren ihn aucli mit dem der Stadt
kevval: Beyer, M. Jahrb. XXXII, S. 120. Noch wieder Andere erinnern an das slavische Wort
robel = Sperling (s. Raabe-Quade, Vaterlandsk. I, S. 522). Endlich wurde auch l)is ins XVII. und
XVIII. Jahrhundert hinein ein altes Bildwerk draussen an der Marienkirche auf der Altstadt,
welches angeblich den Götzen »Rabal< (in Wahrheit aber sicher einen sehr frühe vergessenen
Heiligen, vielleicht den hl. Laurentius) darstellte und durch ein (jitterwerk geschlitzt wurde, mit
dem Namen der Stadt in Verbindung gebracht. Vgl. I.atomus, Genealochronicon megajiolit. bei
Westphalen, Mon. ined. IV, S. 234. Klüver, Beschr. Meckl. II, S. 340. .Schröder, l'a]). M., S. 641/47.
GESCHICHTE DER STADT RÖBEL. 465
Tempelburg urkundlich genannt werden, während die gleichzeitigen und die
späteren Annalisten und Chronisten daraus den Namen der Redarii, Rederarii
und Retharii machen) ') zu suchende Tempelburg Rethre sein, so beweist das
nur, dass Krantz aus den durchaus ungenügenden alten Beschreibungen der
im Anfange des XII. Jahrhunderts vom Erdboden spurlos verschwundenen
Tempelburg als das allein Wesentliche jene Angabe von der durch Wald ge-
schützten Lage des Ortes am Westufer eines grösseren Sees gleich Anderen
richtig herausgefunden hat.-) Dass diese Angabe aber für eine genauere und
sichrere örtliche Bestimmung nicht ausreiche, scheint er besser eingesehen
zu haben als Andere, die schon am E^nde des XVI. Jahrhunderts für die
Lage von Rethre am Westufer des Tollense - Sees mit Lebhaftigkeit eintreten.
Denn er erspart sich jene langen Ausführungen und Beweisversuche, mit
denen Viele bis in die neueste Zeit hinein das, was blos.se Vermuthung
ist und bleiben wird, mit unzureichenden Gründen als eine wissenschaftlich
unbestreitbare Thatsache hinzu.stellen bemüht sind.') Dem gegenüber .steht
fest, dass zu Röbel schon in ältester Zeit eine landesherrliche Burg vor-
handen ist, auf welcher z. B. im Jahre 1227 Unislav von Havelberg als
Burgmann (castellanus de Robole) der das Land gemeinsam regierenden
vier mecklenburgischen Fürsten Johann. Nikolaus, Heinrich und Pribislav
urkundlich genannt wird, ein Mann, der auch sonst häufig vorkonuiit, und
ausser dem im XIII. Jahrhundert eine gros.se Zahl anderer Burgmänner
bekannt geworden ist. Unter ihnen mehrere Mitglieder der Familie Pritz-
buer. *) Auch erfahren wir, freilich erst in späterer Zeit, wo diese alte
Fürstenburg gelegen hat."") »Man sagt, dass für Röbel nordwestwärts, auf einem
ziemlichen hohen Berge, die Herrn von Werle ein Haus gehabt, welches
nach Anzeigung der nicht weit davon aufgeschossenen Hügel oder Schanz-
gruben durch Krieg ohne Zweifel von den Markgrafen von Brandenburg, weil
sonsten des Orts Niemand mit den Herrn von Werle Krieg geführet, destru-
ieret und verwüstet, und auf die wüste Stätte jetzo eine Windmühle gebawet
ist«: — so erzählt Latomus in seinem Genealochronicon megapolitanum, das
•) M. U.-B. 13. 16. 18. 19. 20. Vgl. Wigger. .\nnalen, S. 57. 82. 86, 88. II9. 120.
*) Grotefend, M. Jahrb. I.IV, S. 180. Wagner, Wendeiueit, S. 25. 177 (39)-
=*) M. Jahrb. HI, S. 21. 22. XIX, .S. 172. 203. 221. XXVIII. S. 6. 16. 37. XXXII,
S. 134—146. XXXVII, S. 55. 63. 138. 182. LH, S. 29. 31. 320. LIV. S. 153—180. I.V.
S. 261. LVI, S. 245. LVII, S. 350.
*) M. U.-B. 334. S. das Personen -Register des nieckl rrkundenbuches unter Köbel. Kerner
Gritzner, M. Jahrb. LXV, S. 311.
■') Bei Westphalen, Mon. ined. IV, S. 235. Das> .u.s., nordwestwärts von der .MtMadt
Röbel gelegene Windmühlenberg nicht mit dem südwestlich v..n der Neust.idt köbcl gelegenen
Mühlenberge — worauf I.i-ch, M. Jahrb. XlII, S. 426, hinweist, und der ebenfalls >chon im XV.
Jahrhundert (1432 und 1454) urkundlich als Mtlhlenberg genannt wird — identisch ist, lehrt ein
Blick auf das Messtischblatt. .\us der Urkunde von 1432 geht zwar an und ftlr sich nicht hervor,
dass die damals von den mecklenburgischen Herzögen der Stadt erl.iuble .Anlage einer Windmühle
auf die der Neustadt gehörende MUhle geht, aber der Zusammenhang aller Verhältnisse lÄsst
kaum andere Annahme zu; und die Urkunde von 1454 sp.ichl nur von dieser. .kahtsWindlM..llc.
heisst sie in der späteren Aufschrift iles Privilegiums von 1432.
30
466 AMTSGERICIITSHEZIRK RÖBKL.
er im Jahre 1610 verfasst hat. Die Annahme einer Zerstörung durch die
Markgrafen steht in der Luft, aber dass dieser Berg ehemals Besitz des landes-
herrüchen Hauses war, geht unzweideutig aus einer Urkunde vom 11. No-
vember 1485 hervor, in welcher die auf der Neustadt (>in der stad to Nigen-
Rabel«) wohnenden Dominikaner zu Röbel (der Prior, Subprior, Lesemeister
und die gemeine Bruderschaft) den W'indnuihlenberg vor der Altstadt Röbel
(»den wintmolenberch, belegen xppe der aldcn stad«) mit allen Gärten :\.u\
ihm und um ihn herum der Stadt überlassen und dabei hervorheben, dass er
ihnen einstmals vom seligen Herzog Heinrich von Stargard (7 1466) über-
wiesen worden sei. Vom Schlosse aber ist keine Rede mehr, sondern, wie
bemerkt, nur von Gärten auf und an dem Berge.') Jenes wird somit durch
die Herzöge von Stargard in der Zeit zwischen 1366 (in welchem Jahre es
noch stand, vgl. M. U.-B. 9437) und 1466 aufgegeben und abgebrochen sein,
wenn es, wie wir glauben möchten, mit der von Latomus aufgezeichneten
mündlichen Ueberlieferung des XVI. Jahrhunderts seine Richtigkeit hatte.
Dass Stadt und Land Röbel bereits in der zweiten Hälfte des XIII.
Jahrhunderts der Linie Werle angehören, die von 1235 an in der Geschichte
auftritt, wird durch vier Urkunden dieser Zeit erwiesen, in denen Fürst
Nikolaus I. Regierungshandlungen zu Röbel vollzieht. ^) Zwar machen die
brandenburger Markgrafen schon in dieser frühen Zeit Versuche, hier ebenso
als Oberlehnsherrn aufzutreten wie nachher, bis zum Jahre 1347 hin, über das
Land Stargard, die Lieze und die Ture.^) Doch verstehen es die Fürsten
von Werle, sich dieser Ansprüche zu erwehren; nur bleiben Stadt und Land
Röbel nicht länger als bis zum Jahre 1362 in ihrer Hand. Da gehen beide,
worauf wir unten zurückkommen werden, als Pfand an die stammverwandten
mecklenburgischen Herzöge über und werden vom Jahre 1376 an zusammen
mit dem Schlosse Wredenhagen, der Herrschaft Stargard einverleibt, die,
wenn auch von einer besonderen Linie des mecklenburgischen Hauses von
1352 bis zum Jahre 1471 regiert, als Territorial - PLigenthum während der eben-
genannten Periode mit dem übrigen Herzogthum Mecklenburg ein gemein-
schaftliches Ganzes ausmacht.'*)
Die wichtigsten P>eignisse in der Geschichte von Röbel während des
XIII. Jahrhunderts sind: die Erhebung des Ortes Neu -Röbel zur Stadt und
die Verleihung des Schweriner Statu tar- Rechtes an diese durch Fürst Heinrich
*) >Myt allen garden vmme den berch vnde vppe den berch van deme stadtgrauen an
bethe to der Dwerstrate (Qiierstras.se), dhar de prestere wanen, vnde der garden, de dar ligghen
vmme de waninghen.« In den Visitalions- Protokollen von 1577 und 1619 heisst diese zur Alt-
stadt zählende und in St. Marien eingepfarrte Mühle »Ilovedes- oder Hovet-Mühle« = llaupt-
mUhle.
*) M. U.-B. 499. 557. 558. 636.
*) Rudioff, Hdb. I, .S. 218. 11, .S. 41. 431. Vgl. .M. IS.-h. 6794 (Urk. vom 16. Oktober 1347,
in welcher König Karl den I'ür.sten Albrecht und Johann von Mccklcnlnirg das Land .Stargard
und alle sonstigen vormals brandenlnirgischen Lehen als Keichslehen verleiht).
*) kudloff, a. a. O. II, S. 634. 638. 793. 800.
GESCHICHTE DER STADT RÖBEL. 467
Borwin II. (12 19— 1226); ') die Gründung und Einrichtung eines Klosters der
büssenden Schwestern in der Neustadt Röbel mit Genehmigimg und Unter-
stützung des Fürsten Nikolaus I. von Werle, der von 1235 bis 1277 regiert;-)
der Ankauf des »Düstern Wohld« (auf der anderen Seite der Müritz zwischen
dieser und dem Specker See) sowie die Erwerbung von fünfzehn Hufen zu
Stadtrecht in dem ehemals an den Grenzen der Feldmark Solzow und Zielow
gelegenen und 1575 nachweislich nicht mehr vorhandenen Dorfe Küssekow
(Kusskow) mit landesherrlichen Genehmigungen, deren eine von Fürst Niko-
laus I. am 25. August 1274 und die andere von Fürst Nikolaus II. (1283
bis 1316) am 12. November 1284 ertheilt wird;') die Stiftung eines zur
sächsischen Provinz des Ordens zählenden Dominikaner -Klosters sowie die
Bestimmung des Dorfes Priborn als Platz für das Landding des Landes Röbel
im Jahre 1285;^) der weitere Erwerb der vier Kint'schen Hufen in Küssekow
durch die Stadt mit Bestätigung von Fürst Nikolaus II. am 4. Juni 1288;^)
die Einweihung des Hauptaltars in der St. Nikolai -Kirche der Neustadt Röbel
durch Bischof Heinrich IL von Havelberg in der Zeit zwischen 1270 und
1290; '') die landesherrliche Bestätigung des schon der Zeit Nikolaus I. (7 1277)
^) M. U.-B. 911. Eine genauere Angabe über das Jahr der Erliebung des Ortes Röbel zur
Stadt ist dieser Bestätigungs- Urkunde vom 21. Januar 1261 nicht zu entnehmen.
*) Leber die Entwicklung dieses Klosters auf dem (irund und Boden von Malchow s. o.
^- 394 — 401- Auch für die Klostergriindung in Röbel fehlt ebenso wie für die .Stadtgründung
ein genaueres Datum. Aus der .Schenkungsurkunde des Fürsten Nikolaus I. vom 25. /Vugust 1274
ist nur zu ersehen, dass das Kloster damals bereits besteht. Fürst Nikolaus überweist für den
Wirthschaftsbetrieb der Nonnen dreizehn Hufen, die sich auf die benachbarten Dörfer Küssekow,
Zilow, Priborn, Huchholz, Spitzkuhn und lUitow vertheilen. Davon kommen fünf auf Küssekow,
drei auf Bütow und je zwei auf die anderen Dörfer. Was wir sonst noch von dem Büsserinnen-
kloster aus der Zeit seines Bestandes in Röbel erfahren, beschränkt sich auf eine Bestätigung der
von Papst Gregor IX. am 23. Oktober 1232 ertheilten Ordensregel durch Papst Nikolaus IV. am
I.Januar 1291 von Orvieto aus. Es handelt sich hiebei für das innere Kloster um da,s Ordens-
kleid und die Kegel des hl. .\ugustinus sowie um die Einrichtungen der Nonnen des hl. Sixtus zu
Rom. Dass dagegen für den äusseren Wirthschaftsbetrieb ganz und gar die .Art und Weise der
Cistercienser- Klöster vorbildlich wurde, und zwar in solchem Grade, dass das Malchower Kloster
in einer päpstlichen Bulle vom 18. März 1474 geradezu als Cistercienser -Kloster bezeichnet wird,
ist oben S. 394 bereits erwähnt worden. Auch sonst gicbt es Zeugnisse über den gelegentlichen
Uebertritt der Rüsserinnen- Klöster zu einem der grösseren Orden, wie den Franziskanern und
Dominikanern. Dass aber für das Leben und die Wirthschaftsverhältnisse in einigen dieser
Klöster schon frühe die Kegel des hl. Heiiedikt und die Einrichtungen des Cistercienser- Ordens
zur Geltung gelangten, beweist eine Bulle des Papstes Gregor IX. vom 10. Juni 1227, in welcher
dies geradezu ausgesprochen ist: inprimis si<iuidem statuentes ut ordo monasticus cjui
secundum deum et beati Benedicti regulam atiiue institucionem Cisterciensium fratnim m codcm
monasterio institutus esse dinoscitur perpetuis ibidem temporibus inviolabiliter obscrvetur
S. (irotefend. Die büssenden Schwestern der heiligen .Maria Magdalena in Deutschland, .Milth. d.
V. f. (iesch. u. Alt. i. Frankfurt, VI, S. 301 ff. Lisch, .M. Jahrb. XXI, S. 293/94-
^) M. U.-B. 1342. 1757. .Schildt, M.Jahrl.. LVI, S. 217.
*) M. U.-B. 1771. 1781.
*) M. U.-B. 1962.
«) Lisch, M.Jahrl). XXXIll, S. 151 — 154- ^'- ^'•■^^- T^^^-
46S AMTSGERICIITSHEZIRK K()BEI,.
anc^ehörenden Wollweher- Privilegiums vom 6. Januar 1291;') eine Schenkung
von Hebungen an das Heiligen -Geist- Hospital zu Röbel durch den Bürger
Heinemann Kint am 19. Februar 1298,'^) und die Uebersiedelung des ge-
nannten Nonnenklosters von Röbel nach Malchow im Mai oder Juni desselben
Jahres sowie die Einweisung der bis dahin in Alt -Röbel angesiedelt gewesenen
Dominikaner- Mönche in die verlassenen Wohnungen der Nonnen auf der
Neustadt/^)
Aus den wohlerhaltenen Urkunden, welche diese letztgenannte Sache
betreften, geht ferner mit Bestimmtheit hervor, dass das bis zum Jahre 1252
lange und heftig umstrittene Grenzverhältniss zwischen den Diöcesen Schwerin
und Havelberg für das Röbeler Gebiet so geordnet war, dass die Neustadt
Röbel dem Bischof von Havelberg, das Dorf Alt -Röbel aber dem Bischof
von Schwerin unterstellt war und ausserdem jeder Bischof seinen Archidiakon
dort hatte*) Ferner mag bemerkt werden, dass in der zweiten Hälfte des
XIII. Jahrhunderts auch eine Marien -Bruderschaft in Röbel bekannt wird, die
ihre Mitglieder in beiden Theilen des Ortes hatte. '^j Uebrigens findet sich
die Bezeichnung »Altstadt« für Alt- Röbel schon bald nach dem Beginn des
XIV. Jahrhunderts, doch nur als Sprachgebrauch, nicht auch als Folge einer
besonderen amtlichen Erhebung, welche nachweislich nicht stattgehabt hat.")
Ein (wahrscheinlich jährlicher) Wechsel zwischen altem und neuem Rath, wie
') M. U.-B. 2102. Eine neuere Zunftrolle des Amtes vom 30. Januar 1463 s. bei Lisch,
M. lahil). .XlII, S. 351/52: . ( )k schal he (der Lehrling) van vnheruchteghen, erliken, framen
luden vtghekamcn wesen vnde ghebaren van alle synen veer anen, de niclit Wendes, niclit lynen-
wefers, nicht ])yiiers, nicht eghens synt ghewesen, .szo syk dat behoret in en werk.«
■-) M. U.-l'.. 2486.
3) M.U.-li. 2503-2508.
*) Vgl. M. 1.-15. 2997. 3349. 9195. 9793.
'■") M. U.-H. 1772. Von einer Bruderschaft S. Petri und Pauli hören wir zum ersten Mal im
Jahre 1351 und von der Kalands- Gesellschaft im Jahre 1359: M- U.-B. 7458. 7473- 8300. 8628.
.Noch im Jahre 1780 — und zwar in einem .*\ntwortschreil)eii der herzoglichen Regierung vom
I. November d. J. — findet eine Entscheidung dahin statt, dass die Einkünfte der Brüderschaft,
mit Ausschluss der Altstadt Röbel, bloss an die Neustädter Consorten fallen sollen.
°) M. U.-B. 3953. Dazu Urk. 3349. 10988. Der Name »Altstadt« ist denn auch im XV.
Jahrhundert üblich geblieben, wie die oben schon citierte Urkunde vom 11. November 1485 über
den WindmUhlenberg »vppe der alden stad< erweist. Ebcnsf) im XVI. Jahrlnuidert (s. Visitations-
protokoll von 1534): Demgemäss Urkunden auch noch im XVIL Jaluluindert (1631 und 1637)
Bürgermeister und Kath in folgender Form: .Wir Bürgermeister, Uath, ,\eItcilcuto und Vicrtlieils-
männer, auch allgemeine Bürgerschaft beider .Städte Alten- und Neuen- Röbell.« Nichtsdestoweniger
kommt Ende des XVIL Jahrhunderts durch den Brodneid der Bürger in der Neustadt ein .Streit
auf, der bis in die dreissiger Jahre des XVIIL Jahrhunderts hinein mit grosser Erbitterung von
beiden Seiten geführt wird. Rath und Bürgerschaft der Neustadt sprechen der Altstadt das Recht
zum Betriebe der Branntweinbrennerei und der Niederlassung von Handwerkern und allerhand
sonstigen bürgerlichen »Kommerzienc ab und bemühen sich, die Altstadt wieder zum Dorf herab-
zudrücken, obwohl sich deren Einwohner darauf berufen, dass sie das Bürgerrecht haben und an
allen publicis oneribus iheilnchmen. Die Stadt -Akten von Rö))el, soweit sie das Gro.ssh. Archiv
besitzt, enthalten keine endgültige I"-ntscheidung. Es scheint vielmehr, als ob die .Sache mit dem
Absterben <lcr Personen, die den Streit erregt haben, von selber zur Ruhe gekonnncn ist.
GESCHICHTE DER STADT KÖBEI.. 469
in anderen Städten des Landes, ist zum ersten Mal aus einer Urkundr vom
30. März 1334 zu erkennen.^)
Wie die Entwickelungsmomente des XIII. Jahrhunderts, so lassen sich
auch die des XIV. Jahrhunderts für die Ort.sgeschichte kurz zusammenfassen,
zumal es bis zum Jahre 1362 an grösseren politi.schen Hreignis.sen fehlt. Als
Dinge von geringerer Bedeutung mögen erwähnt werden: die Belehnung des
Ritters Konrad Büne mit dem von dem Lübecker Bürger Gödeke X'rctui)
gekauften Zoll zu Röbel durch Fürst Nikolaus II. von Werle am 12. Mar/.
1303;-) die Bestimmung der Stadt als Einlager für die mecklenburgischen
und werleschen Fürsten im Falle der Nichterfüllung des Jörden.storfer Vertrages
vom 3. April 1305, an dem auch Brandenburg beiheiligt war, und der seine
Spitze gegen den König Erich von Dänemark kehrte; ■') die Verbindung von
Röbel unter Güstrow als Vorderstadt mit Waren, Penzlin, Kaien, Krakow und
Flau im werleschen Theilungsvertrag vom 2 December 1316;"*) die Abtretung
des Patronats der Kirche zu Kambs durch die beiden Fürsten Johann II.
und III. von Werle an den Bischof von Havelberg Heinrich III , und der dafür
erfolgte Eintausch des Patronats über die Präpositur oder das Archidiakonat
in der Neustadt am 22. Oktober 1320;') die Theiliiahme der Stadt Röbel an
der Bürgschaft für Innehaltung des \'ertrages zwischen Fürst Johann II. und
Fürst Johann III. über den Pfandbesitz in der Prignitz am 5. Oktober 1332;'')
die halbjährliche Abwechslung zwischen den Städten Güstrow und Röbel als
Residenz während der gemeinschaftlichen Regierungszeit der I*'ürsten Nikolaus III.
und Bernhard von Werle in der Zeit von 1341 bis 1347;") die Verbindung
von Röbel und Wredenhagcn mit Waren und Penzlin in dem weiteren werle-
schen Theilungsvertrage vom 14. Juli 1347, und der Uebergang der Residenz
von Röbel nach Waren;'*) die Einschätzung der Stadt in das Landfriedens-
Kontingent mit zehn Mann;'') die I-'ürsorge des Fürsten Bernhard für den
Mschmarkt in Röbel bei Gelegenheit den Verkaufes der Vippcrowschen Ge-
wässer an die Johanniter- Komthurei in Mirow am 24. April 1361, eine Für-
sorge, die in ähnlicher Weise auch später, als das Land Köbcl bereits an
Mecklenburg verpfändet ist, von den Fürsten Lorenz und Johann \'. von Werk-
bewährt wird, als im Jahre 1375 ein 'Iheil der (lewasser der Muritz. welche
') M. l.-H. 5511. Wie 0 im Ik-siinn des .\\I. Jahrhunderts in Köhel nnt dorn k.ilh und
mit anderen städtischen Dini,'en, z. 1!. bei Hochzeiten, Kindtaufen und in den (Juden und Aemlern
der KauHeule, Schulimacher, Wollen« eher, Hacker. Schmiede, Schlächter und Schneider gehalten
wurde, zeigt der .Monnick'sche Bericht von 1516 bei Croth. M. Jahrb. I.VII, S. 230 33.
«) M. U.-15. 2857.
') M. L'.-B. 2979. Für l!randenl)urg wurde die Wahl des (Jrtes als Einlager zum Einreiten
auf Salzwedel. Spandau, Templin und Sandow beschränkt.
*) M. V.U. 3860.
*) M. L'.-r.. 4222.
«) M. U.-15. 5338-
') .M. U.-H. 6169.
") M. l'.-I$. 6779.
«) M. U.-H. 7524- 77'7- 773«- 777'- 79' "•
4/0 AMTSGERICHTSHEZIRK RUBEL.
bis dahin die von Kröcher zu Waren besessen haben, an die Brüder Regendanz
übergeht;') und endlich eine Reihe von Vil-careicn -Stiftungen und anderer
theils geistlicher, theils weltlicher Privat -Angelegenheiten.'^)
Das einschneidendste Ereigniss des XIV. Jahrhunderts ist, wie oben
schon bemerkt worden, die durch die Erbverbrüderung der beiden Häuser
Mecklenburg und W'erle vom 20. Juli 1344'') gleichsam vorbereitete oder doch
wenigstens sehr erleichterte Verpfändung von Schloss, Stadt und Land Röbel
durch den Fürsten Bernhard II. von Werle an den Herzog Albrecht II. von
Mecklenburg am 10. März 1362.*) Dabei mag nicht übersehen werden, dass
Albrecht's ältester Sohn, Herzog Heinrich III., fünfzehn Jahre später Bern-
hard's Schwiegersohn wird, indem er sich im Jahre 1377 in zweiter Ehe mit
dessen Tochter Mechthild vermählt. "') Von dieser Staatsaktion zeugt eine
ganze Reihe von Urkunden, in denen alles Nöthige über die Sicherung beider
Häuser gegen einander, die Wahrung des Leibgedinges [welches der Fürstin
Elisabeth, Bernhard's Gemahlin (gest. nach 1391 und vor 1410), im Lande
Röbel zugesagt warl, über die Verpflichtungen beider Theile gegenüber den
Schlössern und Burgmannen zu Röbel und Wredenhagen, über den Bau eines
fürstlichen Hauses in der Stadt, über \'erschiedene Huldigungen und Privi-
legien-Bestätigungen, über die Rechte und die Stellung des mächtigen Ge-
schlechts der Floiow auf Burg Stuer und über die Güter des Grafen Otto
von Fürstenberg im Lande Röbel, die an dessen Schwiegersöhne aus den
1) M. U.-B. 8869. 10675.
'0 M. U.-H. 2997. 3349. 3953- 5190. 5291- 55"- 5598. 6991. 7458. 7473. 7545. 8130.
8207. 8300. 8453. 8628. 8718. 8763. 8774. 8777. 8832. Unter den .Stiftiinj^'en von V^ikareien
sind zu nennen: die des Neu-Röbelschen Bürgers Berthold von Zernow in .St. Nikolai anf der
Neustadt am 14. Mai 1305 ob reuerentiam et gloriam dei et sanctissime virginis Marie, sanctoruni
apostolorum Fliilippi et Jacobi et sancte virginis Catharine, mit der ausdrücklichen Bestimmung
darüber, dass das Patronat nach dem Ableben des .Stifters auf den Archidiakon und den Rath der
Stadt übergehen soll, und mit dem charakteristischen Zusätze, dass der Inhaber immer ein Priester
sein soll, kein .Scliolar, keine persona infamis, kein bibulus, kein lesserator, kein fornicator; die
der N'eu-Röbelschen Bürger Gerhard und Siegfried in derselben Kirche am i6. Januar 13 18 oh
reuerentiam dei omni])otentis, sanctissime virginis et matris ejus Marie saiictique Johannis evan-
geliste et sancti Johannis V)a]itiste sanctorum<|ue omnium, mit äimlichen Bestimmungen und Ein-
schränkungen wie die vorgenannte Vikarei ; die vom Dorf und (lut Kelle her gestiftete Pritzlnier-
Berne'sche Vikarei in St. Marien auf der .\ll-ta(h am Altar des hl. Johannes Evangelista am
II. Juni 1335; die Vikarei des Neu-Röbelsclion Bürgers Nikolaus von (iüstrow in .St. Nikolai auf
der Neustadt am 14. August 1349 zu Eiiren des hl. A]>ostels Bartholomaeus; und die des Neu-
Röbelschen Bürgermeisters l.udolf Wokers in derselben Kirche am 9. September 1355 ohne nähere
Angaben. Kerner ist von der Stiftung eines Altars der Bruderschaft S. Petri et Pauli in Neu-
Röbel im Jahre 1351 und sonst die Rede (in honorem Dei omnipotentis, beate Marie virginis,
apostolorum Petri et Pauli omniumciue aliorum apo.stolorum, trium Regum et Marie Magdalene)^
sowie von drei durch den Rath der Stadt im Flecken Mirovv unterhaltenen Vikareien, die auf
besondere Beziehungen , oder doch wenigstens auf ein gutes nachbai schaftliches Verhältniss
zwischen .Stadt und Johanniter- Komthurei in Nemerow und Mirow schliessen lassen.
») M. U.-B. 6434.
*) M. U.-B. 9008.
') M. U.-B. 10988.
GESCHICHTE DER STADT RÖBEL. 47 1
Familien der Putlitz, Moltke und Maltzan übergegangen waren und deren
Inhaber sich nun mit ihren Mannen dem Herzog verpflichten — zur Sprache
kommt. ^) Hieran schliesst sich dann in weiterer Folge ein zweiter Vertrag
zwischen den beiden Kontrahenten vom 18. Oktober 1363 über entstandene
Irrungen, sowie das Versprechen des Fürsten Bernhard, den Herzog Albrecht zu
dessen geplantem Zuge über die See mit zwanzig Helmen zu unterstützen,')
ferner die Weiterverpfändung von Stadt und Land Röbel durch Herzog Albrecht
an Andreas von Flotow am 6. Januar 1366, ausgenommen »herschop vnde man-
schep, orsedenest vnde kerkleen gheystlik vnde werlik«, und endlich —
offenbar nach der im Uebrigen nicht urkundlich bezeugten VV'iedereinlösung
aus der Hand des Andreas von Flotow — die Ueberweisung von Stadt und
Land Röbel durch Herzog Albrecht an seinen Bruder Johann, den ersten
Herzog der Linie Stargard, welcher die Huldigung der Stadt am 19. Oktober
1376 entgegennimmt.^) Seitdem sind Stadt und Land Röbel zunächst beim
Hause Mecklenburg -Stargard und dann beim Hause Mecklenburg- Schwerin
für immer verblieben. Ja, es kommt noch vor dem Aussterben des werleschen
Fürstenstammes so weit, dass, als die Fürsten Christoph und Balthasar von
Werle mit ihren Vettern, den mecklenburgischen Herzögen beider Linien, im
Jahre 141 5 in Krieg gerathen und Fürst Christoph dabei gefangen genommen
wird, Land und Stadt Röbel mit dem Schlosse Wredenhagen am 8. März 1416
ohne allen Vorbehalt erb- und eigenthümlich an die Herzöge Johann IV. und
Albrecht V. von Mecklenburg sowie Johann II. und Ulrich I. von Stargard
übergehen. Dennoch behält der Besitz den Charakter des Pfandbesitzes, wie
sowohl aus der am 20. Februar 141 8 urkundlich niedergelegten Aeu.sserung der
Fürsten von Werle ;vnde wy edder vnse eruen scholen noch willen en edder
eren eruen desse vorscreuene stad vnde land Robele nummer afflozen« als
auch daraus hervorgeht, dass die Fürsten Balthasar, Wilhelm und Christoph
von Wenden am 25. November desselben Jahres von der Stadt Röbel mit
Einwilligung der mecklenburgi.schen Herzöge eine Erbhuldigung entgegen-
nehmen und dafür ihre Privilegien bestätigen.') Eine praktische Bedeutung
freilich hat dieses Verhältni.ss nie gewonnen, da sich die nach dem Aus-
sterben des werleschen Mannesstammes im Jahre 1436 noch übrig gebliebene
einzige werlesche Prinzessin Katharina im Jahre 1454 mit dem Herzog
Ulrich II. von Stargard vermählt und somit die Verbindung beider Lande
befestigt.') Aber ohne Störungen des Besitzes geht es auch in Zukunft nicht
•) M. U.-B. 9007. 9009. 9010. 9054. 9055- 9056. 9057. 9175- ^'k'- KudlofT, Hdb. II.
S. 464 und 640ff. Li.sch, Ge^chl. M.ilt/an II, S. 174. .M. jahrl.. XIII, S. 188-196. Hcyi-r.
M. Jahil). XXXII, S. 124.
■•') Zu den Ileeifahiten des Herzogs Albrecht über See in dieser Zeit (nach Dänemark und
Schweden) vgl. KudlofT, Hdb. H, S. 461—463.
') M. U.R. 9207. 9437. 9768. 10853. 10904. 10934.
^; Rudioff, Hdb. n, S. 564-568. 575-578. - Lisch. M. Jah.b. XIII. .S. 191,192. Daiu
nocii nicht gedruckte Urkunden im Grossh. Archiv.
•) \Vi<,'-,'er, M. I.-ihrh. I., S. 2i6. 260. Vgl. da/.u Lisch, f.cschl. M.iltran HI, S. I15 (l'r-
künde DVII).
47- AMTSGERICHTSHEZIRK RÖBKL.
ab, denn es braucht nur daran erinnert zu werden, dass, wie das Land
Röbel am 6. Januar 1366 an die von Flotow und am 10. August 1391
ebenso vorübergehend an die von Grambow verpfändet war,') so noch im
XVIII. Jahrhundert das dazu gehörende Amt Wredenhagen mit Eldena, Plan
und Marnitz zu jenen vier Aemtern zählt, die in Folge der Wirren unter
Herzog Karl Leopold vierundfünfzig Jahre lang (von 1733 bis 1787) von
Preussen mit Beschlag belegt waren und nur mit äusserster Mühe von
Mecklenburg zurückerworben wurden.^)
Was sonst noch an Urkunden des XV. und XVI. Jahrhunderts auf-
zufinden gewesen, ist nicht von solchem Belang, dass es sich verlohnte, auf
den Inhalt ausführlicher einzugehen. Ein Blick in das »Ordelle Boeck der
Stat Rabel« mit allerlei stadtgeschichtlichen Nachrichten aus der Zeit von
1479 bis 1643, auch über die grossen Stadtbrände von 1510, 1525 und 1536
und den Brand des Pfarrhauses auf der Neustadt im November 1539, zeigt
das des Weiteren deutlich genug. "^j Genannt aber mag werden eine Bruder-
schafts-Ordnung vom Jahre 1402, die von Mant/.el mit einem ganz unsinnigen
Titel und mit vielen Druck- und Lesefehlern veröfifentlicht ist."*) Es ist die der
Bruderschaft S. Petri und Pauli, die ihren Platz in St. Nikolai, der »Pfarr-
kirche ") der Neustadt, hat, sich der Gunst des Probstes dieser Kirche, des
Herrn Werner Babbetzin, erfreut und auch an dem Herrn Werner Morin in
»Olden Rabel ein besonders angesehenes Mitglied besitzt.
Ferner mag gesagt werden, dass gegen zweihundert, grösstentheils in
Regesten vorhandene Urkunden aus dem XV. inid XVL Jahrhundert sich aus-
schliesslich auf die Verwaltung des kirchlichen Vermögens von St. Marien und
St. Nikolai sowie auf das der »gemeinen Bruderschaft« S. S. Petri et Pauli
beziehen. Es sind durchweg Schuldverschreibungen, aus denen nicht blo.ss
das Wachsen des Vermögens, sondern auch die vielfache geschäftliche Ver-
Ijindung der beiden Kirchen -Oekonomien mit den alten Vasallenfamilien auf
den benachbarten Rittergütern zu ersehen ist, wie z. B. von 1443 bis 1454
mit den Wulf auf Zierzow, von 1450 bis 1582 mit den in ältester Zeit auf
Ludorf und später überall bei und in Röbel reich begüterten Morin (Marin),
von 1450 bis 1543 mit den Knuth auf Priborn und Leizen, von 1466 an mit
den Grambow auf Lepzow (Marienfelde) und Wildknhl, von 1467 bis 1567
mit den Retzow auf Retzow, Rechlin und Leppin, von 1468 bis 1569 mit den
Ketelhodt auf Kambs, von 1471 bis 1567 mit den Ilahn auf Ahrensberg,
Melz und Solzow, von 1483 bis 1546 mit den I^^riberg (l'reiberg) aufKarchow,
1483 mit den Below auf Loppin, von 1509 bis 1567 mit den Kerberg (Kerkberg)
•) Li.sch, M. Jahrl). XIII, S. 333/335. (icschl. .Maltzan II, S. 524/525 (L'rk. CCCCIV).
*) Vgl. V. .Schultz., M. Jahrl). I.IX, .S. I— 85.
*) Lisch, M. Jahrl). XXXII, S. 149 — 153.
*) Hlltzow.sche Ruhestunden XXII, .S. 16 ff. Der Titel lautet: »lunrichtun^ eines l'iater-
klo.sters zu Neuen -Röhel von 1402.«
*) Als > Pfarrkirche« der Neustadt wird St. Nikolai auch in einem )).'i|)stlichen Krlas> vom
10. I)cccml»cr 1371 vf)n Avi(jnf)n aus bezeichnet: M. L'.-l>. 10263.
GESCHICHTE DER STADT RÖBEL. 473
ZU Krummel und 1572 mit den Prignitz auf Finken. Von grösserer Bedeutung
für die Oekonomie von St. Marien sind im XV. und XVI. Jahrhundert: die
Schenkung von Holz jeder Art, Eichen. E.schen, Ellern. Birken, Buchen aus
dem Gute Zierzow durch die Wulf im Jahre 1443. so oft und soviel die
Kirche dessen benöthigt sei; eine Reihe von Erwerbungen an Grund und
Boden in Wackstow von 1454 bis 1500; die Verbesserung der Vikareien an
den Altären St. Catharinae und St. Philipp! et Jacobi 1454 durch die schon
genannten Wulf auf Zierzow und 1462 durch den Probst Hermann I^tzeke;
ein am 2. März 1493 ertheilter vierzigtägiger Ablass zu Gunsten der St. Georgs-
Kapelle in der Altstadt Röbel; die Erwerbung des ganzen Hofes Lepzow
(jetzt Marienfelde) von den Granibow auf Wildkuhl in der Zeit von 15 12 bis
1516; die Schenkung eines (heute noch vorhandenen) goldenen Kelches für
den Altar St. Antonii durch Laurentius Morin im Jahre 1533; und der Schuld-
brief des Henning .Morin vom Jahre 1582 auf zweihundert Gulden, welche die
Vorsteher von St. Marien für gekauftes Silber gehoben und ihm angeliehen
haben, nachdem Herzog Ulrich vier Jahre vorher dazu die Erlaubni.ss ertheilt
hatte. Ebenso haben für die St. Nikolai -Pfarrkirche besondere Bedeutung:
die Stiftung zweier Vikareien im Jahre 1410 durch den Probst Werner Babzin;
die Ablösung der Dörfer X'ipperow, Solzow und Zielow von der noch im
Jahre 1454 durch Herzog Heinrich d. ä. von Stargard in ihren Einnahmen
erheblich verbesserten Probstci im Jahre 1456; ') ein Beneficium der Herzöge
Heinrich d. ä. und Heinrich d. J. an die Tideherren oder Priester zu den
St. Marien-Zeiten im Jahre 1463; die demselben Zwecke dienenden Grambow-
schen Stiftungen von Einkünften aus Spitzkuhn, Vipperow und Xätebow in
der Zeit von 1464 bis 1468; und der Fundationsbrief des Gregorius Keller-
mann vom Jahre 1484 zu einem Altar in St. Nikolai, mit Einkimftcn aus
Karchow, Zielow, Karbow, Kanibs, I.udorf und aus Röbel .selber.
Endlich verdienen Erwähnung: die herzogliche Genehmigung zum Bau
einer Windmühle vor der Stadt im Jahre 1432 (es kann dies nur diejenige
sein, die vor der Neustadt liegt); ^) die V^ermehrung der Einkünfte der neu-
städtischen Probstei durch Herzog Heinrich d. ä. von der Stargarder Linie
am 7. September 1454 mit den später sogenannten Vijjperowschen Pfarr-
hufen; die V^crpfändung des Dorfes Minzow durch ebendenselben im Jahre
1460 an die Stadt Röbel; die Privilegienbestätigung von 1467 durch Herzog
Ulrich II.; die schon oben erwähnte X'eriassung des Muhlenberges vor der
Altstadt, der den Dominikanern geschenkt worden war, am II. November
1485 an die Stadt; die Privilegienbestätigung des Herzogs Albrecht von 1526;
die Genehmigung zur Verlegung eines Jahrmarktes van Wredenhagcn nach
Röbel im Jahre 1558 (am 13. August von Herzog Johann Albrecht und am
20. Augu-st von Herzog Ulrich ertheilt); die Privilegienbestätigung durch Herzog
') Mantzel, I'.ütz. Ruhest. .Will. S. 38/42.
*) 1550 wird die Hälfte des Herfjes dem herzoglichen Vogt zu Wredenhagcn iiIkti » '-^'•"
Noch nicht j-edriicktc Urkunden im Stadt -.Vrchiv zu R.il.el.
474 AMTSGERICHTSBEZIRK RUBEL.
Johann vom 5. August 1588 und, als letzte dieser Art, die von Herzog
Friedrich Wilhelm am 18. Januar 1703.
Ueber den in der Zeit seines Nachfolgers in der Regierung, des Herzogs
Karl Leopold, bis über 1732 hinaus mit grosser Erbitterung gefiJhrten Streit
zwischen Neustadt und Altstadt wegen der von der letztgenannten mit vieler
Zähigkeit festgehaltenen Bürgerrechte ist oben S. 468, Anmkg. 6, bereits die
Rede gewesen.
Dass der Stadt ebensowenig wie allen anderen Städten Mecklenburgs
die bekannten Drangsale des XVII. und XVIII. Jahrhunderts erspart blieben,
kann man sich denken. Wie der dreissigjährige Krieg das Land ringsum
mitnahm, zeigt die mit Zahlen zu belegende furchtbare Entvölkerung der
Kirchspiele im Jahre 1649, auf die wir im Einzelnen zurückkommen werden.')
1640 erlebt die Stadt ganz in ihrer Nähe — auf dem altstädtischen Felde
beim Schaus-See^) - — ein Gefecht zwischen sieben Kompagnien schwedischen
Volkes und den Brandenburgern unter dem Oberst Goldacker, wobei zwei-
hundert Schweden auf dem Platze bleiben. 1670 giebt es einen grossen Brand
in der Neustadt, bei dem auch das alte Rathhaus verloren geht. Auch 1727
findet ein grosser Brand statt, und abermals 181 1: da brennen auf der Alt-
stadt dreiundvierzig Häuser nieder. •') Im Uebrigen hat die Stadt bis in unsere
Tage hinein, fern von allem Weltverkehr, in stiller Abgeschiedenheit verharrt
und erst in allerjüngster Zeit den Schienenstrang einer Sekundär-Eisenbahn an
ihre Mauern herangelassen.
Intere.ssanter ist die Entwicklung der kirchlichen Verhältnisse. Die
beiden Plebane von Röbel, der von St. Marien in Alt-Röbel und der von
St. Nikolai in Neu -Röbel, sind zugleich Archidiakone ihrer Bischöfe, jener der
des Bischofs von Schwerin, dieser der des Bischofs von Havelberg. Das
erhellt schon aus den urkundlich bekannt gewordenen Verhältnissen der beiden
ersten Archidiakone oder Pröbste, die oft als Zeugen bei geistlichen und welt-
lichen Akten genannt werden, des Johann von Gneve an St. Marien (1284
bis 1308) und des Johann Storni (1284 — 1318).^) So bleibt es denn auch unent-
wegt bis zur Reformation im XVI. Jahrhundert, wie es die beiden General-
Protokolle von 1534 und 1541 geradezu aussprechen: »De prawestye mit der
kercken vp der Oldenstadt is der fürstenn leben, besitter her Johannes Jaster,
vorlennt dorch beide fürstenn anno xx,\ (1530).« Aehnlich lautet es bei der
Kirche auf der Neustadt, wo im Jahre 1534 Herr Heinrich Matthäi als Probst
und Kirchherr genannt wird, eingesetzt durch beide Fürsten im Jahre 15 12.
Ferner geht aus einer Mittheilung im Visitation.sprotokoll von 1534 hervor,
') Groth, M. Jahrb. VI, S. 140/141.
*) Der Schaus-See existiert nicht inclir. Man l'indct ilin iiocli auf der Sclimetlau'schün
Karte in der .Mitte zwischen der Altstadt Röbel und dem Dorfe Gotthun.
') Klüver, Heschr. .Mecklcnburj^s II, S. 242. Raabe-()uadc, .M. Vaterlandsk. I, S. 523.
*; Unter den vielen Urkunden, die sich hierauf beziehen, sind besonders 2997 und 5598
für das Dopjielverhältniss Ijeider geistlicher Herren zu vergleichen. Vgl. auch Lisch, M. Jahrb.
xiir, s. 427.
GESCHICHTE DER STADT RÖHEI.. 475
dass der Schweriner Archidiakon über sechs Kirchen, der Havelberger aber
über dreiunddreissig Kirchen den Bann oder das jus synodale hat: -Item
noch hefift de pravest (in der olden stath) auer VI parkerken buten Robell dat
geistlyke rychte van olders her < und Item noch heftt ock dysse prauest (\n
der nygen stath) Jurisdictionen! synodalem auer XXXIII parkerken vnder em
belegen.«^) Da nun in einer vom Bischof von Havelberg am 19. Februar 1298
ausgestellten Urkunde ausser dem Pleban von Melz auch die Plebane von
Dambeck und Leizen als Zeugen aufgeführt werden, so dürfen wir mit Fug
und Recht annehmen, dass die Grenze zwischen den Diöcesen Schwerin und
Havelberg, soweit sie im Lande Röbel in Betracht kommt, in östlicher
Richtung von Burg und Dorf Stuer (Schwerinschen Stiftes) auf die Mitte von
Alt- und Xeu- Röbel zulief und dabei das damals zur Parochie Dambeck ge-
hörende Dorf Minzow auf der Havelbergschen Seite liegen Hess.') Somit
wären die dreiunddreissig '^) Kirchen des Havelbergers von dort nach Süden
hin zu suchen, die sechs Schweriner aber (mit Einschluss des östlich übers
Wasser weg gelegenen Dorfes Gneve)*) nordwärts von dieser Grenze.
Bezüglich der übrigen Archidiakone oder Pröbste in Röbel verweisen
wir auf die Personen -Register des Urkundenbuches. Es können hier nicht
alle Xamen aufgezählt werden. Wohl aber wollen wir die Namen der-
jenigen vorreformatorischen Pröbste oder Archidiakone hierhersetzen, die uns
im Röbeler Urkundenschatz des XV. und XVI. Jahrhunderts, so weit er uns
bekannt geworden ist, entgegengetreten sind. Auf der Neustadt sind es:
Werner Babzin (Babbetzin) in Urkunden von 1389 bis 141 2; Otto Retzow,
urkundlich bezeugt von 1454 bis 1484, und Hinricus Matthäi in Urkunden
von 15 12 bis 1534. r:benso auf der Altstadt Johannes Morin (7 1412), Her-
mann Lotzeke in der Zeit von 1454 bis 1462. und Johannes Jaster von 1530
bis 1534.
Ferner mag angeführt werden, was Lisch über die letzten Zeiten des
Dominikanerklosters zusammengetragen hat: Das Dominikanerkloster zu Röbel
lag in der Neustadt an der Stadtmauer und des Klosters Balken waren
in die Stadtmauer gefas.st.« Es bestand aus dem »Mönchhofe« mit Kirche,
Kirchhof, Kloster und Baumgarten; vor dem Kloster hatte es eine »Stätte*,
drei Buden, an der I-xke der Mühlenstrasse eine Bude und ausserdem in
der Stadt noch drei Buden (von denen fünf Buden im Jahre 1620 ab-
brannten), einen Teich (Mönchteich) und mehrere Ländereien und Holzungen
in der (iegend der Stadt. Wann das Kloster säkularisiert worden, ist
ungewi.ss, wahr.schcinlich zwi.schcn 1530—40. Als im Jahre 155S (nach
Latomus in Westph. Mon. ined. IV, 234) der letzte Prior Thomas I^mbcrli
') Lisch, M. lahrl). VIII, S. 117.
^) M. r.-H. 2486. Vgl. auch Lisch, M. Jahrl.. XIX, S. 403: «r ^icht die Grente im
Allgemeinen ebenso, spricht sich aber Über die Dörfer Min.ow. Leizen und DamlMrcU n..h,
weiter aus.
«) Nicht dreiundzwanng, wie es versehentlich im M. Jahrb. XIII. S. 427. hci.vt.
*) Beyer, M. Jahrb. XXXIl. S. 121.
47^ AMTSGKKICHTSHl'V.lRK KÖHKT,.
gestorben war, ward das Kloster allmählich abgebrochen und die Steine
wurden nach Wredenhagen zum Bau gefahren. Im Jahre 1568 stand (nach
Archiv- Akten) das Kloster wüste, es wurden Steine davon verschenkt und
verkauft; 1577 grenzte noch eine Scheuer an den Chor der Kirche, 1602
lag auf dem Platze, wo die Kirche gestanden hatte, noch Steingrus. In
dieser Zeit werden die Chorstühle in die neustädter Kirche geschafft worden
sein. Von Leichensteinen und anderen Alterthümern, da das Kloster auch
ein fürstlich -werlesches Hegräbniss war, ist wohl manches untergegangen; die
Urkunden fehlen ganz. Am 17. Mai 1587 schenkte der Herzog Karl seinem
Hofprediger Mag. Johannes Andreae zu Mirow aus Dank für seine gute
Amtsführung eine wüste Stätte auf dem Mönchhofe, wo zuvor das Kloster
gestanden hatte,« zum erblichen Eigenthum. Am 15. April 1589 verkaufte
Mag. Andreae das Haus, welches er auf dem Mönchhofe zu Röbel ge-
bauet hatte, nebst der dazu gehörigen Stätte an den Amtmann Joachim
Schröder zu Mirow, und am 24. Februar 1605 \erkauften J. Schröder's Erben,
zu Röbel wohnhaft, > die wüste Klosterstätte zu Röbel, so weit das ganze
Gebäu des Mönchklosters in seiner Circumferenz begriffen gewesen und ge-
standen, mit aller (ierechtigkeit, ausgenommen den Theil, den der Zimmer-
mann Berend bewohnte, < an Joachim von Below auf Hinrichsberg. Die
von Below baueten hier einen Hof und besassen denselben mit alter klöster-
licher Freiheit. Gegen die Mitte des XVII. Jahrhunderts war Hieronymus
Gerlach Sandprobst des Klosters Dobbertin geworden; im dreissigjährigen
Kriege war des Klosters Kornhaus ganz heruntergerissen: und Below's
Mönchhof >.sehr ruinirtv . Weil nun die Below den Hof nicht benutzen konnten
und Gerlach gerne seinen Verpflichtungen nachkommen wollte, so verkaufte
am 16. April 165 1 Ike von Below seinen in Röbel belegenen Klosterhof
mit dem Hau.se, mit Kirchstühlen und Begräbni.ss in der Altstadt und Neu-
stadt, mit allen Freiheiten und Gerechtigkeiten, als eine unstreitige fürstliche
Freiheit und Gerechtigkeit an Hieron\mus Gerlach zu einem Erbkaufe. So
kam der 1 lof in bürgerlichen Besitz, wenn auch noch lange über die P'rei-
heiten desselben gestritten ward. Im Jahre 1702 be.sass den Hof noch Ger-
lach's Sohn, der Burgemeister Hier()n)-mus Christoff Gerlach, und die von Below
machten einen vergeblichen Versuch, den Hof zu reluieren.« ')
Als erster Prädikant im .Sinne der neuen Lehre wirkt auf der Neustadt
der von Herzog Heinrich berufene Nikolaus F>ancke. ICr wird 1539 in Ver-
bindung mit einem Brande .seines Hauses in dem Ordelle Boeck der Stat
Kabel" genannt. Aber .schon 1541 finden wir nach Ausweis des Visitations-
protokollcs auf der Xeust.'idter Probstei und Pfarre Imu Joachim Kunicke und
neben ihm auf der Altstädtcr Probstei und Pfarre Eni Joachim Priepert (Pripert,
Prieperde). Beide werden als fromme und gelehrte Leute gerühmt.
'; hinen Zusatz Über die letzten Schicksale des letzten Dominikaner - I'rior> Thomas 1-aiti-
l)ertus findet man hei Lisch, M. Jahrb. XXXII, S' 153. — Die Angabe eines Franziskanerklosters
in kobel im Ort.srefjiMei des .\'X. I'.andes bernht auf einem [rilhnm; ein solches hat es in Köl.el
niemals (^cfjebcn.
GESCHICHTE DER STADT RnREI.. 4j;-
Bleiben wir nun zunächst bei der Altstadt. Priepert stirbt 1557.')
Neben ihm wirkt als Diakonus seit 1551 Jakob Herg (Montanus), der als
solcher auch unter dem auf Priepert folgenden Probst Laurentius Regedantz
weiter wirkt und als zweiten Diakon einen Joachim Gabler zur Seite hat
(s. Kelch in St. Marien), dann aber selber Probst wird und bis 1592 lebt.-)
Auf Berg folgt an erster Stelle Augustin Raderecht von 1593 bis 1631.
Als Diakonus neben Berg und Raderecht wirkt über vierzig Jahre lang Johann
Möller, nämlich von 156S bis 1610. Zugleich mit ihm wird in der Zeit von
1568 bis 1573 als Prädikant der Vikar oder Diakonus Paul Drewes genannt, der
für die Altstadt wie auch für die Neustadt mitgewirkt zu haben scheint. An
derselben zweiten Stelle, die Möller bis zu .seinem Tode im Oktober 1610
innehat, finden wir nachher von 161 2 an Plrnst Schwichtcnberg (gestorben
8. Februar 1622) und darauf Daniel von Ankum, der nach Berg's Tode 1631
in die erste Stelle einrückt, 1638 von der Pest weggerafft wird und von 1632
an als Diakon neben sich den Heinrich Burmeister hat, der im August 1638.
nach Ankum's Tode, in die erste Stelle einrückt, aber schon vor dem .Monat
Oktober desselben Jahres ebenfalls von der Pest ereilt wird. Kr scheint auch
in der Neustadt als Diakon gedient zu haben (s. u.). Man sieht an diesen
redenden Thatsachen die Noth der Zeit und das l'.lend des dreissigjahrigen
Krieges auch in der Stadt. 1639 wird M. Joachim Hase (Hascnius) aus
Wesenberg berufen, er stirbt 1669. Xeben ihm wirkt als Diakon für die
Neustadt wie für die Altstadt Joh Hagemann seit dem i. August 1657.
Hagemann rückt nach Hase's Tode 1669 in die erste Stelle auf. neben
ihm wirkt als Diakon Joh. Brallius, der als .solcher in Aktenstücken von 167 1
vorkommt und am 23. März 1681 .stirbt. Der .Nachfolger von Brallius ist
Christian Albert Hink (Hincke) seit dem 8. Oktober 1682. Nach Hagemann's
Tode (11. Mai 1685) wird Hink erster Pa.stor der Alt.stadt; seit 1705 Prä-
positus, stirbt er, 84 Jahre alt, am 7. Juni 1740. Da von 1685 kein Diakon
neben ihm genannt wird, so mag der im November 1686 berufene und am
16. December 1717 verstorbene Diakon der Neustadt, Christian Pristaff, auch
als Diakon der Altstadt fungiert haben. \'on 17 19 an aber finden wir wieder
einen Diakon der Altstadt neben Hink, es ist Joh. Chri.stoph Schertling, der
den alten Hink um zwei Jahre überlebt und .somit ganz kurze Zeit sein Nach
folger ist, nämlich bis zum 24. December 1742. Ks folgt der Sohn Dietrich
Chri.stian Schertling, vom 10. März 1743 bis zum 14. Februar 1754. Hin be-
sonderer Diakon der Altstadt wird nicht neben ihm genannt, ebcn.so nicht
neben seinen Nachfolgern: Joh Khrenfried Schröder (vom Augu.st 1754 bis
') Nicht 1551, auch nicht 1568, wie sonst angesehen wird.
») Die Deutung des korrumpierten Namen.s KEdUANTVP (vgl. den hier angelogenen
Kelch in St. Marien) auf Regedantz gewinnt dadurch an W.ihrscheinlichkcit. da»*» da» Inventar
von 181 1 ein längst verschwundenes Epitaphium mit langer Inschrift beschrcil.t. in welchem die
CaUin des Jakol, lierg, der unter dem Probst Laurentius K. al> Diakonus iliei.te. den Namen
Kunigunde Regedantz führt. Jak..b Uerg wird somit der Schwiegersohn seines l'rol.sirs ge
Wesen sein.
478 AMTSGERICHTSHF./.IRK RÖHEL.
ZU seinem Tode am 9. März 1772), Joh. Jakob liecker (introduciert 22. August
1773 und gestorben 6. Juni 1777) und Johann Heinrich Behrens (von 1778
an, Präpositus seit 1804 und gestorben am 23.JUH 1813). Vgl. Walter a. a. O.
Jetzt zur Neustadt zurück. Nach Joachim Kunicke wird 1549 Ernst
Rothmann als Prädikant genannt, der spiiter Probst und Ilofprediger des
Herzogs Johann Albrecht wird. Nach ihm nimmt Hartholomaeus Sperling die
Stelle des Probstes ein, wir finden ihn in den Kirchenakten von 1 562 an und
über 1581 hinaus. Neben ihm an zweiter Stelle wirken Jürgen Buchholz
(nachzuweisen zwischen 1568 und 1577) sowie Thomas Schmidt (Faber, Fa-
britius), der 1579 bereits da ist, aber schon vor dem Advent von 1586 stirbt.
Als Probst von St. Nikolai wirkt darauf Samuel Häseke (nachzuweisen von
1589 an, gestorben vor 1604). Um 1604 beruft Herzog Karl den Matthäus
Kuno, der im Jahre 161 7 stirbt. Neben ihm wird Mauritius Sadler (Sadeler)
genannt, der aber schon am 5. März 161 5 stirbt. Mit der schon im selben
Jahre erfolgenden Berufung des Sohnes Andreas Sadeler (f 16 18) hat der
Rath der Stadt kein Glück, da der Herzog Adolf Friedrich diesen Eingriff
in sein Patronatsrecht Anfangs zurückweist und den M. Georg Kienast (Kenast)
161 7 einsetzt, der ebenso wie seine Amtsbrüder auf der Altstadt entweder
1637 oder 1638 vom Tode hingerafft wird. Neben Kienast werden als
Diakoni genannt Laurentius Dinte (berufen 1620, schon gestorben 162 1),
Christian Leomann (1621, 1636 noch im Amt) und ein Amsel, der 1630 ge-
storben sein soll.^) Von 1638 an aber hat die Neustadt wieder ihren eigenen
Diakon in Joach. Baumann, der 1656, als wieder geordnetere Verhältnisse ein-
treten, erster Pastor wird und im Juni 167 1 stirbt. Neben ihm von 1656 an,
als Diakon für Alt- und Neustadt, der obengenannte Hagemann. Baumann's
Nachfolger ist Friedr. Neander (seit 1672, aber schon todt im März 1673). Als
Hauptpastoren folgen Friedrich Dörk (Dörkes, vom Oktober 1674 an, ge-
storben 24. P'ebruar 1704, Präpositus seit 1688) und Joh. Christian Siggelkow
(vom Januar 1705 an bis zu seinem Tode am 11. April 1747). Als Diakoni
wirken neben beiden Christian Pristafif (1686 — 1717, s. o.), Gottfried Krück
(1719 — 1732) und vom December 1732 an Joh. Joachim Duncker, der 1748
Präpositus wird und am 19. December 1757 stirbt. Ihm folgt an erster Stelle
mit dem Namen des Grossvaters (s. Altstadt) Joh. Christoph Schertling, der,
am 26. März 1747 introduciert, 1759 Präpositus wird, 1797 sein Jubiläum feiert
und am 15. .Mai 1804 aus dem Leben scheidet. Als Diakoni wirken neben
ihm Otto Heinr. Möhring (1759 — 1789), Ad. Gottlieb Susemihl (1789 — 1797,
später in Kreien) und Gottlieb Theod. Zehlicke, der 1813 Präpositus wird und
am 6. September 1834 stirbt. S. Walter a. a. O.
') Wir finden den Namen des Amsel hei Schröder, Kirchengesch. M.'s I, S. 424, und darauf
auch im Cleemann'schen Syllabus (justroviensium, sind ihm aber in den uns zugänglichen Akten
nirgend.s begegnet.
Klick auf die Marienkirche zu Kübel von der \Va.sser>eite her;.
St. Marien auf der Altstadt.
gl aubeschreibung. Die Kirche ist ein Hallenbau von Backstein mit drei Beschnei-
gleich hohen Schiften und mit einem platt abschliessenden einschiffigen ''""ß des
Chor. Während dieser noch ganz den Eindruck eines Baues aus der ersten ßai'es.
Hälfte des XIII. Jahrhunderts macht, sieht man dem Langhause sehr bald die
Umgestaltung in späterer Zeit an, ja die Netz- und Sternwölbung kann .sogar
recht gut dem XV. Jahrhundert angehören, doch fehlt es darüber an Doku-
menten. Der Thurm aber in seiner jetzigen neugothischen Gestalt ist von
dem Baurath Krüger in der Zeit von 1849 bis 51 ausgeführt. Der alte Thurm
ermangelte der Spitze, wie dies auf einer Abbildung bei Lisch, Mecklenburg
in Bildern IV', S. 49 ff. zu sehen ist. Er war mit einem Satteldach versehen.
Im Gemeindehause fehlen alte Kapitelle ganz und gar, dagegen finden sich
solche im Chor. Hier entsprechen sie als runde Wulste den Bündel -Rund-
stäben unter den Schildbögen und den Diagonalrippen der Kreuzgewölbe. Das
Langhaus ist mit sechs Gewölben eingedeckt. Es sollte deren ursprünglich
neun haben, es sind jedoch nur die dem Chor zugewandten ersten sechs aus-
geführt, die drei westlichen hat man sich gespart. Der so gebildete ungewölblc
Raum ist durch eine Wand von der übrigen Kirche geschieden und dient
jetzt als Vorhalle. Die älteren noch an die Backofenform erinnernden Kreuz-
gewölbe des Chors zeigen Rippen, die aus der Eorm des Rundstabes gebildet
sind, die des Langhauses dagegen verrathen mit ihren birnförmig profilierten
Rippen die spätere Gothik. Doch haben die unter ihnen siehenden Pfeiler
ihren frühgothischen Charakter bewahrt, nur sind sie, wahrscheinlich bei l-!in-
48o
AMTS(iKRlCirrSIU:/.IRK ROHKl.
Setzung der Gewölbe, ihrer Kapitelle verlustig" gegangen, die sie einst gehabt
haben werden. Die Fenster der Kirche sind säninitlich Schlitzfenster mit leise
gespitztem Hogenschluss aus der Zeit des Ueberganges vom romanischen zum
gothischen Stil. Auch sonst hat die Kirche in ihrem Aeusseren sich den
.Maricnkirclie zu Köbel (iiacli ZcicliiuiUL; von Krüjjer).
spätroinanischen Charakter erhalten, wie Sockel, Lisenen, Reste von Rund-
bogen •I'Vicsen und die schönen frühgothischen Portale auf der Nord- und
Südseite beweisen. Auf der Xordseite des Chors liegt die Sakristei, die mit
einem Kuppelgewölbe geschlossen ist.
Ob die Kirche auf einem heidnischen j^urgwail oder gar auf einer heid-
nischen Tempelstätte erbaut sei, können wir daiiingestellt sein lassen: I,is(li,
M. Jahrb. Vlll, S. 114. XIII, S. 425. Heyer, M. jnlirl). XXXII, S, 119.
rnnercä <ler M-iriinkirthc /n Kobel. Blick auf den Altar.
Inneres der Maricnkirclic zu Kübel, lilick auf die Orgel.
ST. MARIEN ZU RÖBEL.
481
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482 AM rS(;KUlCll TSnK/.IKK R()nKI..
Wand- Wandmalereien. Als bei der Restaurierung der Kirche im Jalire 1850
nialereien. aucli ilie Dekorierung der Wände und Gewölbe in Ueberlegung gezogen und
zu diesem Zweck der Kalkputz aus dem Jahre 1701 entfernt wurde, fanden
sich alte Wandmalereien von höchstem Interesse. Doch glaubte man damals,
auf ihre Wiederherstellung verzichten zu sollen, und begnügte sich deshalb
mit der Anfertigung von Kopien durch den Hofmaler C. Schumacher. Die
Malereien selber wurden daher wieder zugedeckt.') Von diesen Kopien, die
im (irossli Museum aufbewahrt werden, hat Lisch die wichtigsten in der
Zeitschrift für Bauwesen, 1852, August, veröffentlicht und mit einem 'le.xt
begleitet, den wir hier sammt den Zeichnungen wörtlich wiedergeben:
»Das Schift' hat vor der L'ebertünchung mit Kalk im Rohbau gestanden.
Der Chor ist dagegen ganz bemalt. Um diese Malereien gut aufnehmen zu
können, ward der Chor zur Zeit der Erbauung mit einem ganz dünnen, festen,
glatten Kalkputze bedeckt. Es ist gewiss irrig, wenn man glaubt, dass die
alten Ziegelkirchen immer ganz im Rohbau und gefugt gestanden hätten;
vielmehr ist überall, wo Malereien angebracht werden sollten, der Grund fest-
geputzt. Es sind schon Seitenkapellen entdeckt, welche ganz geputzt und
bemalt sind. Die Malerei des Chores ist folgendermassen konstruiert. Auf
dem Fussboden stehen ringsumher niedrige Rundbogen- Arkaden ^) welche in
den Putz leicht eingerissen und gemalt sind. Diese Arkaden stehen auf
kurzen, mit einer dünnen Platte bedeckten Pilastern, auf denen Halbkreis-
bogen ruhen, welche aus abwechselnd rothen und blauen Quadern gemalt
sind. Die Flächen unter diesen Arkaden sind nicht gemalt, sondern zeigen
den ungefärbten, gelblichgrauen, festen Putz. Darüber sind die Wände bis
zu den Gewölben ganz roth gemalt und gross (juadriert, so dass Steine, von
grösserem Format als Ziegel, nachgeahmt werden; diese übrigens einfache,
jedoch sehr hübsche Malerei ist also ganz dekorati\-. Das Roth ist äusserst
schön und milde, und fast mehr orange als roth. Die beste Ansicht giebt
die am vollständigsten dekorierte und erhaltene westlichste Hälfte der Süd-
wand. Die Quadrierung ist durch Linien hervorgebracht, welche bald weiss
sind, bald mehr ins Bläuliclie, bald ins (iraue spielen. Die Fensterlaibungen
sind weiss. Die Wulste, welche die Fenster einfassen, sind rein dunkelziegel-
rotli; in der Wölbung der Fenster sind diese rothen Wulste mit wechselnden
halben Scheiben aus blauen und weissen koncentri.schen Kreisen verziert: eine
Verzierung, welche an eine sehr frühe Zeit erinnert. Mit eben solchen halben
Scheiben sind die dunkelziegelrotlien Gewölberippen oder Wulste, welche die
Seitenwände von den Gewölben scheiden, verziert. l'm aber die rothen
Wandtlächen etwas zu brechen, sind die Fenster mit breiten, weissen Pilastern
auf den Wandflächen eingefasst; die Pilaster haben fein in Grau gezeich-
nete, jedoch schon sehr verwischte Kapitale, welche weisse Bogen über den
Fensterwölbungen tragen. Die schmalen Wandflächen oder Pfeiler zwischen
je zwei also gekuppelten I'enstern werden von diesen Pilastern gerade gefüllt,
und sind mit bläulichen, senkrechten, wellenförmigen Parallelbändern ge-
schmückt. Eben so sind die Konsole, welche den Gurtbogeii zwischen beiden
(iewölben tragen, mit schuppen förmigen Verzierungen bedeckt, an der Süd-
wand in Blau, an der IVordwand in Roth. Neben den Fenstern stehen auf
weissen Scheiben die in Hochroth schön ausgemalten bischöflichen Weihkreuze
'y .M.J.ihrl.. XVI, S. 290 91. XVII, S. 376 385.
*) Aehnlichc Ark.acleii iind W.TiicImalereien sind zu (Itrscll)en Zeit in der auch ini Uel)Ci-
ganßs-Stile erWaueten Kirche zu .Methlcr lici Dortmund entdeckt, \''^\. Deutsclics Kunsihlnlt 1S51,
.\o. 39. S. 30S.
Hauplansichl dos Cliors.
ST, MARIEN ZU ALT-RÖBEL.
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WrzicriiiKi des oslln li» n (.iiiUxiijciis
WAXD.MAl.KREIEN IN ST. MARIEN ZU kfiBEL
4«3
)estliches (jewölbe des Chors
t )estliche Kapiuv
Westliches (Jesvölbe tles Chors, westliche Kappe.
Oestliches (iewölbe
des Chors, nördliche
Kappe.
( >C!>tlicheH (iewt>ll>c
des Chors, sUdhche
Kapi«.
Rundbild im Schliiss des östlichen (.horgewöliic'«.
:ir
484
AMTSGERICHTSHK/IKK KOHKI.
mit rothen und blauen IMattverzierungen. Die (ie\völl)eripi)en sind mit
mehreren Bändern, abwechselnd in Blau und Gelb, Roth und Weiss, Blau
und Roth, auch Roth mit halben Scheiben in Blau und Weiss bemalt. Die
Gewölbekappen sind weiss geputzt, tragen aber auf dem weissen Grunde
einen reichen Schmuck in Malereien von Arabesken und Figuren. Die Ara-
besken sind noch sehr natürlich gehalten. Unmittelbar an den Gewölberippen
liegen nach oben sich verjüngende Baum- Aeste, von denen Zweige auslaufen,
welche sich in Ranken und Blättern verlieren. Wo dieses Gezweige zu voll
werden würde, sind Aeste als abgehauen dargestellt. In dem östlichen Ge-
wölbe sind alle Arabesken nur gelb; in dem westlichen Gewölbe sind sie
abwechselnd roth und blau. Das westliche Gewölbe hat einen Schlussstein.
Das östliche Gewölbe hat statt dessen, wie viele Kirchen in der Mitte des
Landes um die Stadt Güstrow aus derselben Bau -Periode, eine mit einem
Wulst umfasste Scheibe, welche hier zu einem Medaillon benutzt ist. Der
westliche (jurtbogen zwischen Chor und Schiff, der arcus triumphalis, unter
welchem das grosse, aus Holz geschnitzte Krucifi.\ mit Maria und Johannes
.\u> des östlichen (JewölheUaiipe des \ve<tlicliei) ( hurtjewölbes.
steht, ist schlechtweg roth (juadriert. Der östliche (iuitbogen zwischen dem
ersten und zweiten Chorgewölbe ist al)er sehr reich und eigenthiimlich be-
malt. Auf gelbem (irunde stehen neun Medaillons, welclie in grauem, gelbem,
blauem oder rothem Grunde eben so viele Brustbilder weltlicher, wie es
scheint fürstlicher Personen tragen. Leider lassen sich die Personen wohl
nicht ermitteln; wahrscheinlich sind sie aber aus der Ivimilie der (unten zu
nennenden) im Jahre I283 verwittweten Fürstin Sophie von Werle. Zwischen
je zwei Medaillons stehen auf dem gelben (irunde des Gurtbogens schöne
Blätter- Arabesken in Rothbraun, mit weissen Kii)])en, und begleitenden Blätter-
formen in Blau und Weiss. Die Seitenflächen des Gurtbogens sind gelb uiid
weiss (juadriert. Eine höchst wichtige Verzierung steht über dem westlichen
Fensterpaare der Südwand, der jetzt zugemauerten Rundi)ogenpforte des
Chores gegenüber, nämlich ein grosses Wa])pen der l'iirsten von Werle, im
gelben Schilde ein schwarzer Stierkopf, ganz in den Formen, wie es die
Siegel aus der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts zeigen.
>'Üie Malereien an den (iewölben sind el)ens() merkwürdig für die
höhere Kunstgeschichte, als die Dekoration der Wände von Kintluss auf die
Verzierung der Ziegelkirrhen sein mag; diese Gemälde tragen den unver-
WANDMAI.KKKIKN IN Sl. MAUIKN 7X RÖBP:L.
48i
^
Aus der südlichen Gewölbekappe des westlichen Chorgewölbes.
kennbaren Charakter des Xlll. Jahrhunderts, sowohl in dem (leiste der Kom-
position, als in den Konturen der Ausführung.
»Oestliches Chorgewölbe (über dem Altare). Die Arabesken dieses
Gewölbes sind ganz, und nur gelb; die Farben der Figuren sind blau, roth.
gelb; das (ielb ist vorherrschend. Auch die Heiligenscheine sind in Gelb
oder Roth. i.Oest-
lichc Gewölbe-
kappe. Die Kreuzi-
gung Christi. In
der Mitte Christus
an einem T- förmi-
gen Kreuze hän-
gend, mit einem
anliegenden
Schurze von den
Rippen bis gegen
die Kniee beklei-
det, mit einer ro-
then Scheibe um
das Haupt, welches
den Querbalken des Kreuzes überragt. Unter dem Kreuze sind zwei kleine
Figuren ohne Heiligenschein, entweder die Donatoren, oder Maria Magdalena
und Joseph von Arimathia. Ueber dem Kreuze schweben unter einer an die
Schlussscheibe gelehnten Wolke Kn^el, von denen jedoch nicht viel mehr zu
erkennen ist. An
jeder Seite dieser
Kreuzigungs- Dar-
stellung steht eine
Figur, welche fast
noch ein Mal so
gross ist, als die
Figuren der Kreuzi-
gungs-Gruppe:
rechts vom Kreuze
Maria, links Johan-
nes tlv. — 2. Nörd-
liche Gewölbe-
kappe. Eine weib-
liche Heilige, die
heil. Katharina {?),
deren Verehrung
im Mittelalter an
einem Neben-
Altare der Kirche
vorkommt. — 3
Südliche Gewölbe-
kappe. Ein anbetender männlicher Heiliger, wahrscheinlich der .\postel An-
dreas. — 4. Westliche Gcwölbekai)pe. Ein anbetender kleiner, geflügelter
Engel, mit über die Hrust zusammengelegten Armen und gekreuzten Heinen.
ixäs Medaillon auf der Srhlussscheibe enthält das Brustbild des segnenden
Christus in Wolken.
Westliches Chorgcwolbe. Die weniger reichen Arabesken haben
rothe oder blaue Zweige und Ulatler. .\uch in den Figuren sind K..th und
Aus der westlichen
Gewölbeka])pe des
östlichen Choräle wöll)es.
Aus der nördlichen
Gewölbekapi>e des westlichen
ChorRCWölbes.
486
AMTSGERICHTSREZIRK RÖBEL.
Blau vorherrschend. 5. üestliche Gewölbekappe. Der heilige Georg, den
Lindwurm tödtend. — 6. Nördliche G>ewölbekappe. Ein mannlicher Heihger
in Ritterrüstung, mit einem Schwerte in der Hand: der heilige Heinrich oder
der heilige Alexander: — 7. Südliche Gewölbekappe. Simsen, den Löwen
zerreissend. — 8. Westliche Gewölbekapi^e, zunächst am Schiffe. Das Thier
der Apokalypse mit zwei Hörnern (Apokal. XIII, 11).«
»Nicht minder interessant ist eine alte Malerei auf der der Stadt zu-
gekehrten südlichen Aussenwand des Chores, eine Verzierung, welche ohne
Zweifel aus der Zeit der Erbauung der Kirche stammt, jedoch im Jahre 1850
so verfallen war. dass sie nicht mehr erhalten werden konnte. Unter den
S|)ät^'othisclies 'l'rii)tycliciii.
Fenstern steht ein Gurtgesims, welches geputzt ist und auf hübschon, kleinen
Ziegelkonsolen ruhet, welche alle verschieden sind. Dieses (iesims hatte auf
bläulichem Grunde ein gemaltes vielfarbiges Zickzackband, welches eine Strom-
schicht von Ziegeln darstellt.«
/'Alle diese Malereien stammen ohne Zweifel aus dem XIII. Jahrhundert.
Der ernste, tiefe Stil der Malerei, die hohe, schlanke Gestalt der Figuren,
die Einfachheit in den Konturen und Farben, die Rundbogen- Arkaden, die
bischöflichen Weihekreuze, ohne Zweifel die Weihkreuze aus der ersten
Weihung der Kirche u. a. in., reden für eine sehr frühe Zeit, die Zeit der
Erbauung des Chores 1220 — 1230. — Dagegen spricht das werlesche
Wappen, welches in jener frühen Zeit noch gar nicht so ausgebildet war, für
die zweite Hälfte des XIII. Jahrhunderts, als die Fürstin Sophie hier einen
ungewöhnlich grossen geistlichen Hofstaat um sich versammelte und eine
zahlreiche Familie hatte, welche in den Porträts dargestellt zu sein scheint.
Dies würde zu der Zeit stimmen, in welcher das Schiff der Kirche neu
gebaut ward. — Für die erste Zeit der Erbauung der St.idt und der Kirche
ST. MARIEN ZV RÖBEL.
487
ist die Malerei an einein kleinen, entlegenen Orte aiuh viel zu kunstreich,
da sie schon einen hohen Bildungsgang in mehreren (bewerben voraussetzt,
den Röbel um 1230 noch nicht hatte. .Auch scheint die Malerei nicht mit
einem Male fertig geworden zu sein. Die .Malerei an dem eigenthumlich
konstruierten Gewölbe über dem .\ltare, welche sich mehr in sanltern Karben
(vorherrschend gelb) und in einem reinem, edlern Stile hält, scheint alter zu
sein, als die Malerei des westlichen Gewölbes, welche mehr in härtern Farben
(roth und blau) gehalten ist, und mehr zu der Dekoration der Wände stimmt,
welche das werlesche Wappen aus der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts
tragen. Das werlesche Fürstenhaus, welches im Jahre 1436 ausstarb, war in
Röbel nur in der zweiten Hälfte des Xlll. Jahrhunderts blühend. So \ iel
ist gewiss, dass die Remaking des Cliores in der Zeit zwischen 12^0 und
Die Erschaffung der Eva.
(S. S. 488.)
Der .Sündenfall.
1260 angefangen und sicher noch im Xlll. Jahrhundert vollendet ist. Dass
die Malerei vor der Mitte des XIV. Jahrhunderts vollendet sei, beweisen einige
jetzt nicht mehr klar zu erkennende alte Wappen und Inschriften, welche
auf die erste Malerei aufgetragen waren.«
.\llar
aiifsat/.
Als Altaraufsatz ein grcsses Oelt^a-niiilde mit der Darstelhint,^ des hl.
Abendmahls, das 1852 vom Hofmaler G. Lenthe- Schwerin aus^'efuhrt ist.
Der ehemalige Altarschrein, ein spatgothi.sches Triptychon niii Werken I riptychun
der Plastik und Malerei des XI\'. Jahrhunderts, aber von geringer Bedeutung,
steht zur Zeit in der Sakristei der Kirche. 1- ine eingehende Heschreibimg findet
sich bei Lisch, M. Jahrb. XXI, S. 2S9, auf die wir hier eben.so verwei.sen wie
auf die beigegebene Abbildung.
Der alte .\ltar /ei-l in <ler Mitte die hl. Maria, mit dem Kinde auf dem
\rm und auf dem lbiibm<.nd stehen.l. und daneben zwei Figuren um
kleineren Diu.ensionen. aber anscheinend ni< l.t vm «lerselben Schnit/erhand.
488
AM rSCKRTCirrSHKZlKK RnHEL.
Die eine mag den hl. Johannes Baptista darstellen sollen ; die andere aber,
eine besser gearbeitete weibliche Heilige, niuss zweifelhaft bleiben. In den
Flügeln oben links der hl. (ieorg und die hl. Barbara, oben rechts die hl.
Katharina und der hl. Jakobus major; unten links der hl. Justus und die hl.
Apollonia (so nach den l'nterschriften, die aber in sjniterer Zeit erneuert sind),
unten rechts die hl. (iertrud und der hl. Nikolaus. Bezüglich der eigenthiim-
lichen Zusätze aus anderen Altaren, womit dieser kleine Altar umkleidet und
zu einem grösseren gemacht war, verweisen wir auf die Beschreibung bei
Lisch, in welcher auch die (lemäldetafeln ausführlich zur (icltung kommen.
Von den plastischen
Werken, die diesem
Altar hinzugefügt
waren, sind ein
zelne schon /.u
Lisch's Zeit iii^
(jrossherzoo liehe
Museum gekom-
men, unter ihnen
als älteste Stücke
derFrühgothik zwei
Hoch -Reliefs mit
den Darstellungen
der Krschaft'ung der
Kva und des Sün-
denfalles, und als
Stücke der Hoclv
und Spätgothik
eine Annaselbdritt-
(iru])pe, ein St.
Vitus u. a. m.
Triumj)!!- An der West-
bogen- ^vand der südlichen Ab-
(.ruppe. ggjjg ^gg Langhau.se.s
i.st zur Zeit die lebens-
j^rrossc Gruppe des
ehemaligen Triumph-
bogens aufgestellt, ein
ungleich trefflicheres
Werk als der ehemalige
Schnitzaltar.
Kanzel. Die Kanzel mit ^ in
den geschnitzten F'igurcn der vier Kvangelisten ist neu.')
Taiifsfein. iJer Taufstein ist neu. Am P\iss die Statuetten der vier Kvangelisten.
(iranit- Auf dem Kirchenplatze liegt ein ausgehöhlter Granitblock, der als
block. Weihwasserbecken credient haben wird.
') I>ic :ilte Kanzel war ein Werk <lcs I^arockstils (iluic Datum. S. Inventar l8ll.
ST. MARIEN ZU RÖREI..
489
Die drei Fenster des Chorgiebels sind mit neuer Glasmalerei von t.Liv
E. Gillmeister versehen. In der Mitte die Himmelfahrt, rechts und links davon i'ialerei.
je zwei Evangelisten. Unter der Figur im Mittelfenster ein Rundbild mit dem
Bilde der hl. Maria, unter den Figuren der andern beiden Fenster in derselben
Weise die Bilder des Moses und des hl. Johannes Baptista.
Als Wandmalerei zwischen den beiden Fensterschlitzen des dem Wand
Triumphbogen zunächst liegenden Gewölbejoches auf der Südseite der werlesche niak-rci.
Stierkopf: der einzige Rest der oben geschilderten Wandmalereien. S. S 484
In der Sakristei zwei hölzerne Hol/ernc
Tafeln mit den Namen der an St. Marien lafeln.
angestellt gewesenen evangelischen Geist-
lichen, von JOACHIM PRIPERT. go-t
1557. an bis HEINRICH FRIEDRICH
FRANZ PASSOW, gest. 18S0.
Hinter dem Altar zwei dem X\'. Grabsteine.
Jahrhundert, und zwar demselben Jahre
141 2 angehörende Grabsteine, auf jedem
die F"igur eines konsekrierenden Priesters
und ein Wappen. Der eine Stein ist
leider überbaut. Die Umschrift des einen
lautet voll ausgeschrieben und ergänzt:
?lniia boininl iiiacrrii in hit
aüiir baiiiiiiiiii ii'lu'ri'iibuö nio bi"
niaiuii ;iuc|.iai'itii'3 m an ririii.i robclc •
iLiri.iuncö bt* iiiounn y.Uin* riiii^ er
iiba m.UL'r imuö • ov.uc pro cid. /.u
den I^'üsseii der Marin sehe Wappenschild
mit zwei aufgerichteten, von einander ge-
kehrten Angelhaken. — Die Aufschrift
des anderen Steines lautet: 'JlnilO bo
mini nuiicvli [in bii* oiiiit baniinii'.i yctniii rob iMnoliuT per
pctuuQ liiiarinö in antiiina roüclc • ciui aniina rcnnicfcat in paic. Zu
den I^'ussen ein Wapjjeiischild mit zwei koncentrischcn Drittheilkreisen, die
mit der Oefifnuiig nach aussen gekehrt sind.')
Im Thurm hängen drei Glocken (Dm. 1,40m. 1,1 Jm und 0,92 ni). Alle Glocken
drei sind laut Inschrift Umgüsse von C. Jllies in Waren aus dem Jahre 1851.'"')
l\clcll ylj.
') Lisch, M. Jahrb. Villi!, S. 113. Auf dem ersten Stein liest Lisch >plel>anus€ fur ilas
den Köbeler kirchlichen Verhältnissen hesser entsprechende >prepositus<, welches Crull vor-
geschlagen hat.
-) Eine von den vier Vorgängerinnen stammte, nach Lisch a. a. < >.. ans dorn Jahn- 1577
.\ber Lisch theilt nur den .\nfang ihrer Inschrift mit: niltlO • ^Olnlnl • m • ^ » IrUMI • hclp •
riOt. Die Kortsetziin!,' [jiebt «las Inventar von l8il, n:im!ich hflp ttOt Vt nOt • Aittun^i I*
nrot • ^en ^nr irf mi vp rorlct i*nt i^ ^ticnnt ^c im vorrct. \ 01. den ubn-on <;!..ik,.i
490
AMTSGEKlCH'rSHKZlKK ur^RKT,
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf sechspassigeni Fuss
und sehr reich verziert. Auf einer der Fu.ssflächen ein pla.stischer Krucifixus,
auf einer andern die eingravierte Figur des hl. Antonius mit Schwein und
Kreuz, auf der gegenüberliegenden Fläche ein Band mit der Inschrift lOfCllt^
lUdrill. In den Rotuli des Knaufes die in blaues Email eingelassenen Buch-
staben des Xaniens j 1] C f li S , oberhalb des Knaufes sind in die sechs Seiten
des Griffes
dieselben
Buchstaben
eingelassen,
unterhalb
in derselben
Weise
111 a r i a.
Patene ein-
fach silber-
vergoldet. ')
— 3- 4.
Silberver-
goldeter
Kelch auf
sechspassi-
gem Fuss,
mit einem
plastischen
Krucifixus
als Signacu-
lum. Im
Uebrigen
nur spät-
gothische
eingravierte
Verzierun- ''^^'^^ Taufbecken.
gen am Schaft wie am' Knauf. Ebenso an der Patene. Auf der Unterseite
des Fusses die eingravierten Xainen PREPOSITUS LORENTZ REGDANTVP(!) ■')
DOMINE 'JACOBUS BERCH JOACHIM GABEL DIACONl, deren Schrift- Charak-
tere auf die zweite Hälfte des XVI. Jahrhunderts weisen. Keine Werkzeichen.
Am Knauf sechsmal der Buchstabe M (Maria). - 5. 6. Gros.ser silbervergol-
deter Kelch mit Patene. Von 1736. Keine Werkzeichen. — 7. Silberne
waren zwei im Jahre 1706 von Ca>i)ar Ileinr. Ca.stel aus Frankfurt a. M. gegossen worden, lieber
die vierte wird im Inventar von 181 1 nichts gesagt.
') Ueber den Kelch hat sich eine Urkunde erhalten (s. o.), welche sagt, dass er eine
Schenkunij des I.aurentius .Marin vom Jahre 1533 für den ehemaligen St. Antonius- Altar in .St.
Marien sei.
*) Der Name i^f offenbar versttimmeit. kegedantz soll er heissen. S. o. S. 477.
ST. NIKOLAI ZU RÖBEL.
49'
Abendmahlskanne mit Elfenbeingriff, gestiftet vom Pastor H. F. F. PASSOW /u
Alt-Robel am 13. März 1853. - 8. Ovale silberne Oblatendose mit einem
BULOW sehen Allianzwappen aus der Rokokozeit. Auf dem Schilde der Frau
oben, nach rechts, zwei Pferdeköpfe; darunter nach rechts ein springender
Löwe und . . ,
jene viel um-
unten nach
rechts wieder
ein Pferdekopf
Endlich als
Helmzier der
Leibeinerjung-
frau. Undeut-
liches Stadt-
zeichen. Mei-
ster-Stempel
G. E. — 9.
Taufkanne,
neu. — 10.
Silbernes
Taufbecken,
neu. — II.
Altes Tauf-
becken von
Messing, mit
Darstellung
des Sünden -
falles in Treib
arbeit. Als
Umschriften
AiZtT
strittene
Legenden, die
uns schon
öfter begegnet
sind. Auf
dem Rande in
lateinischer
Kursivschrift
der Name des
Stifters: es ist
der des
Pastors JOH.
BRALLIUS
und seiner
(iattiii ANNA
MARGARETA
HASE. —
12 15. \'ier
neugothi.sche
Altarleuchter
von Messing.
— 16. Kron-
leuclitcr von
Messing, neu.
Kelch (3).
St. Nikolai auf der Neustadt.
Kj^ aubeschreibung. Die in der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts erbaute IVschrei
St. Nikolai -Kirche auf der Neustadt ist gleich der dem Anfange des '"'"K ^*^'^
gleich
XIII. Jahrhunderts angehörenden Marien-Kirche ein drcischiffiger Hallenbau von •^•'»»t's
Backstein mit einem einschiffigen schmäleren und niedrigeren Chor, dessen
Ostwand platt abschliesst. Im Langhause gewahrt man noch die alten Hündel
pfeiler mit ihren romanischen Würfelkapitellen, nimmt aber auch hier gleich
wahr, dass die Kreuzgewölbe mit ihren Rippen der späteren (iothik angehören,
während tlic des Chors die P'orm von flachgespaiuiten ii\alc'n Hack(»fen
492
AMTSCKKiniTSUK/IRK ROHKl.
ST. NIKOLAI ZU UÜBKI.
493
I
L'^ti^*Vv
J>-,^>
a V
I
494
AMTSGKRICHTSHEZIRK ROBKl..
Gewölben haben und gar keine Rippen aufweisen. ^) Neun gothische Kreuz-
gewölbe sind es. womit die drei gleich hohen Schiffe des Langhauses ein-
gedeckt sind. • Ueberall sieht man die bekannten Schlitzfensterformen aus der
Zeit des Ueberganges vom romanischen zum gothischen Stil. Alle haben leise
gespitzten Bogenschluss und glatt eingehende Schmiegen, die von einem Rundstab
eingefasst sind. Der Rundstab ist auch angewandt bei der F^infassung der
Schildwände und Schildbögen, sowie an der Chorseite des Triumphbogens
und beiden Seiten
des Scheidbogens
der beiden Chor-
hälften. Auf der
Nordseite ein treff-
liches frühgothisches
Portal, niedrig, mit
Kapitellglied in der
Kämpferlinie.
Das Portal auf der
Südseite i.st eben-
falls frühgothisch,
desgleichen das
eigenartige Portal
zwischen Thurm
und Kirche.
Durch den Anbau
auf der Südseite
wird leider die alte
Priesterpforte ver-
deckt. (Siehe das
zugesetzte romani-
sche Portal im
Chor auf S. 496.)
Das Dachgesimse
des Chors ist ge-
schmückt mit einem
Bogenfries, abge-
trejjptem Fries und
mit Stromschicht-
friesen, ebenso der Giebel, welcher aus.serdem ein breites Band des »Opus
spicatum« und allerlei Blenden von verschiedener Art aufzuweisen hat. Die
Langhauswände sind ebenfalls mit Friesen ge.schmückt, aus.serdem finden sich
auch noch Strom.schichtfric.se an der Sakristei und an den bei Gelegenheit
der Flinwölbung der Schiffe angesetzten späteren Strebepfeilern. Die Sakristei
') Ueher die im Chor heliehte Erleichlenintj des .Mauerwerkes durch KinsetzuniLj von
Töpfen s. Lisch, M Jahrl.. XXXIII. S. 162.
I'ortal auf der Noidseite.
ST. NIKOLAI ZU KÜBEL.
495
ist ein Bau aus ältester Zeit. Sie liegt auf der Xord.seite der Kirche und
hat e.n flachgespanntes Backofengewölbe. Auch auf der Südwand des Chors
noch ein Raum, der gegenwärtig als Geräthekammer dient. Als dritter Anbau
ist endlich ein rechteckiger Raum zu nennen, den man auf der Xordseitc des
Langhauses findet.
Der vierseitige Thurm im Westen, ebenfalls ein Bau des Mittelalters,
aber anscheinend jünger als Chor und Langhaus, trägt eine achLseitige Helm-
pyramide, die aus
vier gothischen Gie-
beln des Thurm-
mauerwerks ent-
wickelt ist. An der
Südwand des Lang-
hauses befinden sich
in Kniehohe zahl-
reiche Rundmarken
und Längsrillen.')
') Herr Pastor Karsten
(früher in köbel, jetzt in
Vellahn) theilt darüber
Folgendes mit :
>In dem Aufsatze des
Herrn Pastor Dr. Krüger
in Lül)z »Längsrillen
und K u n d m a r k e n an
mecklenburgischen
Kirchen« ;^cf. M. Jahrb.
XI.VI, p. 315) findet sich
die Bemerkung: >I)ie
Neusiädtische Kirche in
Köbel hat an der Süd-
seite, an der ( )stseite und
am \Vest})ortale etwa 30
bis 40 Kundmarken, aber
keine I^ngsrillen.« Diese
enl schieden nicht auf
.\utopsie, sondern auf
irgend einem ungenauen
Bericht beruhende Notiz
möchte ich berichtigen :
in Wirklichkeit befinden sich an der Ljciiannteii Kirche die Längsrillen in grösserer Zahl als die Kund-
marken, und zwar sind die meisten unter ihnen so deutlich, dass sie schwer zu übersehen sind. An der
ganzen Südseite des Langhauses bemerkt man Kundmarken und lüngsrillen bunt durcheinander, ohne
eine erkennbare Ordnung : an manchen .Stellen drängen sie sich, an andern sind sie spärlicher.
An der Ostwand des Chors sind einige vereinzelte Kundmarken sichtbar, allerdings keine I ih
rillen; doch sind hier gerade bei der Kestauralion viele neue .Steine eingefügt worden,
nicht ausgeschlossen ist, dass auf den weggenommenen alten Steinen sich auch I^ngsrillen kunncn
befunden haben. .\n <ler Westwand, rechts vom 'l'hurme (nicht am > Westporlale«, wie es in «Icr
Portal auf der Südseite.
496
amts(;ki<ichtshk/.ikk K( »hei.
-1 r
yen»t€trlAAt Gi?or> Jty.v.is.
Xi Tvi, u tu t l'>:"a">
Ini.cres der NikoUikirche zu Rubel lUick auf die Orgrl.
Innerei, der Nikolaikirchc zu Röbel. Blick auf den Altar.
ST. NIKOLAI ZU KÜBEL
497
Wandmalereien. Ein gleiches Geschick wie die in St. Marien ge- Wand-
fundenen Wandmalereien haben auch die gehabt, welche 1867 bei Gelegen- inalereien.
heit der Wiederherstellung der Nikolai - Kirche entdeckt wurden : sie sind noch
im selben Jahre wieder zugedeckt worden, und wir müssen uns daher mit
der Beschreibung begnügen, welche Lisch im M. Jahrb. XXXIII. S. 155 — 159,
davon hinterlassen hat.
Am Triumphbogen an der dem Schiffe zugekehrten Seite:
»In der Mitte thront auf einem Sessel ein Bischof, von unten in I^bens-
grösse erscheinend, mit Bischofsmütze und Bischofsstab, die rechte Hand zum
Segen erhebend, wie es scheint; es sind von der Hand, welche zum Schwüren (I)
gegen das Gesicht aufgerichtet scheint, nur drei Finger zu sehen. Üie Klei-
dung ist sehr reich in glänzenden Farben. Nach allen .Andeutungen scheint
dies der hl. Nikolaus zu sein, der Schutzpatron der Kirche. Rechts neben
ihm kniet eine weibliche Gestalt in dunklem CJewande mit Kopftuch, etwas
darreichend oder empfangend. Hinter dieser Figur steht ein Knabe mit
wenig gebogenen Knieen. Links hinter dem Bischöfe
steht ein Werk mit Thürmchen und andern Verzierungen,
jedoch etwas unklar, wie eine Monstranz oder eine Kirche.
Dahinter, also im Zwickel rechts in der .Ansicht, ist rechts
gelehnt der hierneben abgebildete W appenschild von alten,
grossen Formen, 33" hoch und 25" im Schildeshnupt
breit: in goldenem Felde zwei gekreuzte schwarze Lilien-
stäbe und in dem dadurch gebildeten Winkel drei
schwarze Sterne enthaltend.«
Dieser Wappenschild ist der des Probstes Werner
Babzin, der, wie oben S. 475 bereits bemerkt worden ist, von 1389 bis 141 2
urkundlich nachgewiesen werden kann. Wir finden ihn ganz so an einer
Urkunde aus dem Jahre 1390.') Damit fallen natürlich alle Auseinander-
setzungen über dieses Wappen im M. Jahrb. XXXIII, S. 156, und alle Schluss-
folgerungen über die Zeit dieser Malereien, die Lisch in das XIIL Jahrhundert
verweisen wollte.
G e w ö 1 1) e m a 1 e r e i e n.
»Bei der Abnahme der Kalktünche während der Restaur.ition ergab es
sich, dass auch die Ciewölbe mit Malereien geschmückt waren, welche ohne
Zweifel bei der Vollendung der einzelnen 'l'heile aufgetragen wurden.:
Gewölbemalereien im Chor.
»In dem Kuppelgewölbe im Osten, über dem Altare, war an der ( )st-
seite Christus mit zwei Schwertern am Munde, nach Oftenb. Job. I, 16: Und
obigen Bemerkung heisst, denn dieses befindet sich im Thurmgel)äudc) zeigt sich noch eme keihe
von Längsiillen und endlich an der Nordwand des Thurmes .selbst vereinzelte Kundmarken ;3 ..der 4)
und hie und da eine schwache Spur von Längsrillen. Die Marken liegen alle in der Zone zwischen
'/« und I m über dem Hoden; nur die Kundmaiken am ihurm liegen etwas höher. Die IJings-
rillen stehen sämmtlich senkrecht, nur eine einzige wagerechte habe ich gefunden. Sic haben alle
dieselbe Länge: 10 cm, Steinhöhe, niemals reichen sie über die Kuge hinaus. Ihre Tiefe ist vcr
schieden. Die Ränder sind sehr verwaschen, sie machen den Eindruck hohen .\Ilers. Die Kund
marken haben 2-3 cm Durchmesser, sind ganz cirkelrund und bilden eine regelmässige .Sch.iab- ;
Hohrspitzen sind nicht erkennbar. .\n der Altstädter Ki.che habe ich keine solche Marken gc
funden.'
') M. L'.-M. 12 1S2.
32
49S
AMI.s(;KRI(II1'SHK/.IKK rohki..
aus seinem .Munde ging ein scharfes zweischneidiges Schwert.« Jedoch
thronte Christus nicht in der Mandorla (Osterei), einer Ellipse in den Regen-
bogenfarben. Aber die Gestalt war an vier Ecken von den vier Evangelisten-
Svnibolen umgeben. Ueber Christus schwebt ein Engel; beide haben das
Gesicht gegen Westen gewandt. An jeder Seite Christi sitzen zwei Apostel
auf Banken. Die übrigen acht Apostel sitzen auf Bänken, je vier zusammen,
an den beiden Haui)tseiten des Gewölbes rechts und links. Das westliche
Chorgewölbe enthielt in der Kuppel nur Linien -Ornamente, jedoch schwebten
in den Zwickeln oder Pendentifs Engel mit Posaunen. .\lle diese Malereien
S. .S. 500. l.licmaliger Altaiaufsatz. Jetzt 1111 .\liiscuin zu Scluvcnii.
haben nicht erhalten werden können, theils weil der alte Putz oft bei der
leisesten Berührung abfiel, theils weil zur Restaurierung der Gemälde die
Mittel fehlten.'
Gewölbemalereien im Schiff.
y.Von jedem Schlussstein aus wächst eine grosse, \erschieclcnfarbige
heraldische Lilie in jede der vier Kappen eines jeden (iewölbcs hinein.
Gegenüber wächst von jeder breiten Seite der (;ewöll)ek:ii)pen von den Scliild-
l)Ogen eine gleiche Lilie gegen die vom Miltclpimkte komnuiuk- Lilie hinan.
Unten in den Zwickeln sitzen grosse, groteske Köpfe allerlei -Art, welche
jedoch meistentheils nicht mehr zu erkennen sind. Die (lewölberippen werden
•ST. NIKOLAI ZU KÖBEL.
499
y°" ^'"o" . \'^^^^''^'' ^^^ denen kleine, nach den Gewölbekappen hin ge-
oflfnete Halbkre.se stehen, auf deren Verbindungspunkten Kleeblätter stehen
wie die \erzierungen geschnitzter Baldachinbogen Alle diese Rippen -Ver-
zierungen sind roth. Alle diese Ornamente sind gut erfunden, jedoch etwas
leicht ausgeführt. Von den Köpfen in den Zwickeln sind zwei besonders
bemerkenswerth. In dem Ciewölbezwickel links zunächst über der nordlichen
Mittelthur des Schiftes ist ein gekrönter Stierkopf mit weit auseinander stehen-
den, sehr kräftigen, halbmondförmigen Hörnern, welche lebhaft an die Siegel
der Pursten von Werle aus der zweiten Hälfte des XIII. lahrhunderts erinnern
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S. S. 500. i-lugel vom cneniaiigen .\iiaraulsatz. im .>ui^cuiii zu .■^cii» ciin.
In dem schräge gegenüberstehenden Gewölbezwickel links zunächst über der
südlichen Mittelthur des Schiffes ist ein ungekrönter Stierkopf mit kräftigen,
aber mehr gebogenen, mit den Spitzen fast zusammenstcosenden Hörnern und
einem starken Haarwulsl auf der Stirne zwischen den Hörnern.*
W'andm alereien.
»Alle Seiten wände der Kirche haben nach sicliem Zeichen in alten
Zeiten im Rohbau gestanden und keine oder nur wenig Verzierungen in
Malerei gehabt. Im Chor waren die Steine der Schildbogen abwechselnd
blau und weiss bemalt. Im Chor war zwischen je zwei ^'en^tern eine kleine
gejjutzte Kläche, auf denen ein Weihkreuz stanti. Nur auf der Wand des
32"
500 AM rS(;KKI("iriSHKZlKK KOHKl,.
südlichen Seitenschiffes links neben der Kingangsthür gerade unter dem west-
lichsten. Fensterpaar war eine Fläche mit Kalk geputzt und mit figürlichen
Darstellungen bemalt. Wahrscheinlich hat dieser Schmuck früher neben einem
Xebenaltar gestanden. Die Darstellung enthiüt drei fast lebensgrosse weib-
liche Heiligenfiguren. In der Mitte war eine weibliche Figur im Kopftuch
mit einer kindlichen Figur auf jedem Arme, also ohne Zweifel die hl. Anna
mit der Jungfrau Maria und dem Christkinde (»sulfdrudde«). Zur rechten
Hand derselben ist eine weibliche Figur, welche auf dem linken Arme ein
Kind hält und mit der rechten Hand etwas (einen Apfel?) hinreicht, also
ohne Zweifel wohl Maria mit dem Christkinde. Zur linken Hand der hl.
Anna stand eine schöne, gekrönte Jungfrau mit langem, wallendem Haar, mit
einem Stabe oder Schwerte in der linken Hand und etwas (einem Rade?)
auf dem rechten Arme, mehr als wahrscheinlich die hl. Katharina, die > Braut
des Christkindes«. Die Figuren und Attrii)ute waren niclit mehr ganz zu
erkennen, jedoch die Ciesichter noch ziemlich gut erhalten und sehr fein und
lieblich gezeichnet. Ks wird also neben diesem Bilde ein Annen -Altar ge-
standen haben. Uebcr dem Bilde hatte eine Inschrift in zwei Reihen in
kräftiger gothischer Minuskel gestanden, von der jedt)cli leider nichts mehr
zu erkennen war, als höchstens llt oder Uli. Rechts neben derselben Thür
unter dem östlichen Fenster ward auch ein bischöfliches \\'eihkreuz bloss ge-
legt: auf einem weissen, runden Schilde mit rother Einfassung ein einfaches
rothes Kreuz, wie häufig.
Altar. Die Altarwand besteht au.s einem neugothi.schen Aufsatz von Eichen-
holz, welcher einen aus Holz geschnitzten gro.ssen Krucifixus trägt. Letzterer
ist von einem Bildschnitzer in Paderborn gemacht worden.
Der alte, jetzt im Museum stehende Altaraufsatz ist ein grosses, dem
Knde des XV. Jahrhunderts angehörendes Triijtychon mit l)oi)pelrtügeln, also
eigentlich ein Pentaptychon, mit Schnitzwerken und mit Malereien, nicht ge-
rade ein Werk höchster Kunst, immer aber noch beachtenswerth. Im Mittel-
schrein die hl. Maria mit dem Kinde, in einer Strahlenmandorla und auf dem
Monde stehend, umgeben von Wolken mit musicierenden und anbetenden
Engeln, von denen aber nur noch die l)eiden untersten vorhanden sind.
Neben ihr in zwei Reihen nebeneinander (aber noch im Mittelschrein unter-
gebracht) acht Heilige, links oben die hl. Annaselbdritl (Mettertia) und der
hl. Nikolaus, rechts oben der hl. Christoi)horus und die hl. Katharina mit dem
Rade; links unten aber die hl. Magdalena und der hl. Ceorg, und rechts
unten der hl. Erasnuis und die hl. Barbara. In den Flügeln im (ianzen
sechzehn plastische Figuren: die zwölf Apostel und ausserdem unten rechts
der hl. Antonius, ein Ritter (der hl. Mauritius?) und zwei weibliche Heilige,
von denen die mit der Kirche die hl. (iertrud oder auch die hl. Hedwig (?) sein
kann, die andere aber unbestimmt bleiben muss. Auf den Aussenseiten
dieser Flügel und auf den andern beiden Flügeln giejjt es ausserdem sech-
zehn neutestamentliche Bilder: Verkündigung, Heimsuchung, Geburt des hl.
Kindes, Beschneidung, Anbetung der hl. drei Könige, Darstellung im Temi)el,
die Flucht nach .\egypten, Christus als Knabe im 'rem])el, C.ebet am Oel-
berge, (iefangennehmung Christi, Ecce homo, Kreuztragung, Versi)Ottung,
(ieisselung. Kreuzigung und Dornenkrönung. Eine Fortsetzung dieser Bilder-
reihe bis zur Himmelfahrt oder auch Ausgiessung des hl. (ieistes werden wir
auf den Aussenseiten der .Aussenflügel anzunehmen hal)cn, doch sind hier
alle Spuren ehen aligcr Malerei verschwunden.
ST. MKOI.AI ZU RÖRP:I.
;oi
Ueber den Fund einer Weih -Urkunde des
kleinen (ilase bei Gelegenheit des Abbruches der
(ilas des XV. Jalirlniiulf rts, in natürlicher (Irösse.
gegeben, in welcher die Nikohii ■ Kirche in de
dastand, nämlich /wix heii 1270 und i2()0.
Altars in einem grünlichen
alten steinernen Mensa im
Jahre 1S67 vgl. Lisch,
M. Jahrb XXXIli, Seite
151 54 und Seite 163.
Nach dieser l'rkunde
weihte der Generalvikar
des Bischofs Busso I von
Havelberg, der Ueih-
bischof Johannes vcjn
Adramytium in partibus
inhdelium, am 10. Augii>-t
1490 aufs Neue ilen
Kirchhof, die Kirche und
den Altar der Kirche /u
Khren der hl. Jungfrau
Maria und des hl. Niko-
laus. Dabei wurde, \\\e
Lisch es (durch Vcr-
gleichung eines Siegel
restes mit erhaltenen
Siegeln desselben Stem-
pels) mit grosster Wahr-
scheinlichkeit dargethan
hat, das Siegel des
Bischofs Heinrich IL von
Ha\elberg (1270--Q0),
welches der ersten Weih
Urkunde der Kirche imd
ihres Hauptaltars an
gehörte, in dasselbe Glas
hineingethan. Ks ist da-
mit natürlich ^nähernd
zugleich die Zeit an-
Nciistadl Kobi-i \ulU-ndel
**►
ouutrttu
'Cb
NVcih Irkundf <li-. .\lt.nrs >nm 10. .\umist 1490.
502 AMTSGERICHTSKEZIRK RÖBEL.
Kanzel. Die Kanzel ist neu. Die alte war ein Werk des Barockstils von 1667.
Gestühl. Gestühl. An den beiden Längswänden des Chors sieht man eine
Anzahl hochgothischer, dem ehemaligen Kirchenraum des Dominikaner-
Klosters entnommener Chorstühle aus Eichenholz mit reichem Schnitzwerk und
mit Inschriften. Eine fortlaufende Inschriftenreihe zieht sich über das ganze
Gestiihl hin, ausserdem ist die Rückwand jedes einzelnen Stuhles mit einer
besonderen Inschrift versehen. Doch ist die Reihenfolge in der oberen Inschrift
von Anfang an in keinem Zusammenhange mit der in der unteren der Stühle
gewesen. Jene enthält die Namen der Ordensprovinz Sachsen, diese erstreckte
sich auf alle übrigen Ordensprovinzen der alten Welt. Jetzt ist das ganze
Stuhlwerk dunkelbraun getönt, vor der Restauration aber sollen die Buch-
staben mit bunten Farben bemalt gewesen sein. Auch fehlen seit der letzten
Restauration mehrere Stühle, über deren Verbleib Niemand Auskunft geben
kann! Statt ihrer dreissig, die Lisch noch zählte, sind es heute nur sechs-
undzwanzig. Wo sind die anderen vier mit ihren Schrifturkunden geblieben?
Sollten sie wiedergefunden werden, so wäre es am zweckmässigsten, sie unter
sachkundiger Leitung dem alten Gestühl wieder einzufügen, oder aber dem
Grossh. Museum zur Aufbewahrung anzuvertrauen.
Fortlaufende Inschrift in der Bekrönung des Gestühls:')
BRHWHUSIS 1225. HKHhORDeiVSIS 1229. hKLBHRSTÄDan-
sis [ S0RÄ(nai/siS]2) 1241. RVPi»ensis 1246. IxK-
DeRSLÄVHWSIS 1251 STRVSBHRGHUSIS 1254. [ROSTOGli-
(IHUSIS 125(i. PKIUSLÄVIBUjSIS 1275. PÜS^^'^^ÄLKGöUSlS 1277.
BRÄUUHUBVRGHUSIS 1292. ^^''MSSfiKRIHUSIS 1293. BÄRLI-
«HnSIS 1297. SUHLÜORFHUSIS 1.S89. BRVSWRlKGenSIS
1.310. TÄRBÄTdl/SIS 1300. RÜBOLHUSIS 12H5. liTfLiLanSIS
'1271. SHhVSHUSiS 1255. i [6iRIFS'''7ÄIjI)HRSIS 12.54. SVR-
UHRSIS 1251 RI6HRSIS 1244. hÄWBVRGHI/SIS [. . . . LIP-
CHWSIS 12 29 h^rBKlHI/SIS 1229. SttÄÖDBBVRGBnSIS 1224.
Die übrigen Inschriften an den Rückwänden der einzelnen
Stühle:
I. Puoiiiiui.i ijcriiianic iiiKvioi'iG Ijaüct comuMitiiis in tjoRanbia et in
cpifcouatii tr.iiL'itcn fi iiuVrioriri in t»ucatu ijLiric.
1. Puouincfa rl)oiafana Ijaüer fuo? lonncntnc. in i^ifo bncatb niagna
baftonio.')
3. prouincia ilicrofoliniit.ina pcrpancos liaüet conucntu? in rcgnip.
(4. vlnno boniini i.siy pcv nie fiatrcni Urüannni ..j^dnnnan.]
') Die eingeklanimcitcii Iii>chiifteii w.-ireii im J.-iliic 184;, noch v(jili.-in(Jen und können
daher erst bei der letzten Kestnuration der Ver.ständni.sslosigkeit zum Opfer gefallen sein.
*) Lisch liest SOKACIENSIS, Schröder und Invent.ir 181 1 haben SEZ.XZIENSIS. Da.s alte
Majuskel -U ist dem C allzu ,'ihnlich geworden.
■ I»er Schnitzer hat verkehrterweise t><t|>OI)i6 statt i^nfiOlliö (,'eseizt. Eigentlich sollte
rnfCOniC dastehen.
ST. NIKOI.AI ZU ROBEI.
503
5. .^rauiucia tcrrc faiutc tjaüct \mi romiciitiiG in iljcniMirm n in
rcono cipri bfqnc ab partes arnuMiic.
6. Pronincia laniüarbic Ijaöct üiog conniMitue in boniinio üononicnü
bcrancnfi pabncnfi fcrrariiMifi Ucncccnn.
7. Pronintia tialjcniic Ijabct mos conucntns in ipfo iiMjna et in
morania.
8. i^it cft JlCaai^ ctjboniabarii.
9. .Praiiincia Ungaric Ijaüct (uog conncntnG in bngaria in pannonia
in fianonia et in balniacia.
10. pronincia fax'onie Ijaüet fnoG tamientur. non in veijniG, i'cb 111
biucrfiG niarrijianatiünG bncatiünö et bominiiG binerns.
[11. *Cl)DrnG • .-^ebes niccentarir..
12. Pronincia angiie Ijaüet fnor. lannentus per tatiiin iftiib reijniun
et per totani Vualiiani et liiüernie parteni.
13. pronincia bacic Ijaüet connentna fnoG in ipi'o reijno in i'luecia et
in reijno norlnegie.
14. pronincia liiüernie tjaüet inoG connentnö per ipfam liiüerinam et
per totnni reijnnni i'cljotie.
15. Pronincia Ijifpanie ijaüet uiog connentn-ji in triüns reijniG üibe
licet conipiiftelle portngaiie nanerie in ijallicia.
16. Pronincia francie ijaüet üidg connentnö in ipfo regno et in mir
gnnbia in üicarbia per lottijoringiani fiantiriani et ür.iiiaiuiiiin.
17. Pronincia roiiiana Ijaüet (uog connentnG per partes fioreiuie iii
ronianbiola in tijni'c.inia et in partiüns c.iinpanie.
18. Pronincia cicilic Ijaüet fnos connentns in ipi'o iiifiiia cuiii.i in
terra laÜoriS et (Fortsetzuno im Stuhl 19)
jy. ^^anaria et in franconia et in alfacia et per totnni rertiuiin a
üafilea per coioniam lifsune üni'cobncis.')
20. pronincia polonie ijaüet fnos coniientns in priicia in üirb.i in po
lonia in ponierania in i'lefia et in caiTnüia.
21. l)ic eft .^ebes cantoris.
22. Cljorns • Uocns eüboinabarij. (S. Zciclmuni^i
23. Pronincia ijrecie Ijauet i'nos connentns in conitaiitinopoii in
aiieranbria in eijipto et iiiic ünbiijne biiatata.
24. Pronincia arroijonie Ijaüet i'nos connentns in ipio reijiio er in
catijaionia et in reijno annitanie.
2.S. Pronincia lomüarbie üiperioris li.iüet injs connentns per niebio^
lannni per annaninni per papiani et per boinininni lannenfniiii.
126. Hon ciainor feb amor i'onat m aiire T'ei • "Vn-rnarbns.
2-. jl^.nita nnonne alia inonai'teri.i nioniaiinin iimr iiiu ciira orbinis
et binerfis cinitatiüns.
*) Herzogenl)ii>cli.
-) Genua.
504
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEI.
Einzel - Zeichnungen
vom Dominikaner -Ciestülil,
von Herrn Pastor Karsten,
(früher in Kübel, jetzt
in \'ellahn\
\7^
^F
c
V.4X
l^mTmEMHEETIT
ö. prauiiuia proiiiiicic Ijafict fiios lomiLMitUG in boniinio nionti?' pcffo^
Iniii i*t in ;inrtiünr. auinionio in n^ono ni.irc.irlini.
9. JltoaiQ rLnnn-cnbi patriö prauincialiö. (S. Zeichnung.)
o. Proninci.i ^lynlii* [)nlict fnos conniMitu? per ipfam ]
Schon in äUerer Zeit waren, wio Wigger im AI. U.-B. zu 761 angiebt,
durcli Verschneidung des Gestühls bei dem Conventus Halberstadensis und
dem Conventus Ham-
burgensis die Jahres-
zahlen der Gründung
verloren gegangen.
Das bestätigt sicli ,
wenn man die Auf-
zeichnung in Schrö-
der's Pap. Meckl. I,
S. 644 — 647, vor
dem Jahre 1741 mit
der von Lisch im Jahre
1841 vergleicht. In-
zwischen, d. h. zwi-
schen 1741 und 1841,
hatten aber auch Um-
wechslungen der
Rücklehnen, worauf
es weniger ankam, und
Umsetzungen in der
langen Ueberschrift
des Kloster- Verzeich-
nisses der sächsischen
Ordensprovinz statt-
gehnl)t, bei denen es
einer grösseren Vor-
sicht bedurfte. Auch
dies ergiebt sich aus
dem Vergleich von
Schröder und Lisch,
sowie aus der schrift-
lichen Aufzeichnung
im Inventar von 181 1,
die Abweichungen
\on beiden enthält.
Indessen alles das ist
nicht so schlimm wie der oben bereits angedeutete \erlust der vier Domini-
kaner-Stühle, welche erst bei Gelegenheit der letzten Restauration der Kirche
in der Zeit von 1867 bis 1869 ^"f die Seite gebracht wurden. Es sind dies
diejenigen, welche in dem vorstehenden Verzeichniss eingeklammert sind:
erstens jener Sitz mit dem Namen des Urban Schumann, der das Gestühl im
Jahre 15 19 herstellte und mit dessen Namen zugleich der 'I'itel SORÄVIBU-
SIS verloren wurde, dessen Jahreszahl 1241 nun fälschlich zu Halberstadt
gesetzt ist-, zweitens der Stuhl des Succentors und drittens der der Provinz
Apulia, womit zugleich in der Ueberschrift die Titel des Rostocker und des
Prenzlauer Konventes verloren gingen; viertens der Stuhl mit dem Spruch:
^1 .j^iKfSiWR
't<.
ST. NIKOLAI ZU RHREI,.
>">
»Non clamor cet.<, mit dem, wie d\s fnihere Reihenfolge bei Schröder er-
kennen lässt, die Ueberschrift des Leipziger Konventes sammt der ersten Hälfte
seiner Jahreszahl 1229 verloren wurde. Auch fand wiederum eine Verschiebung
der Rücklehnen statt. Unter der Ueberschrift Prinslauiensis
stand z. B. bis dahin der Stuhl der Provincia Hungariae. Diesen
wollte man behalten und verzichtete deshalb auf den Stuhl
der Provincia Apuliae. der verhältniss-
mässig den geringsten geographischen
Inhalt hatte und unter der Ueberschrift
des Conventus Brandenburgensis stand.
Endlich sei noch bemerkt, dass die
Jahreszahlen, welche von Lisch noch
vor dieser letzten gewaltthätigen Um-
änderung festgestellt wurden, von Schrö-
der nicht immer richtig gelesen worden
sind. Besonders oft verwechselt er 2
f^^^^
FW — ■'
und 4 und 5 mit 8.
Dem Domini-
kaner-Orden waren einstmals die Fürsten
Heinrich und Bernhard von \\'erle bei-
getreten, die Söhne des Fürsten Johann L und der Fürstin Sophie, einer ge-
borenen Gräfin von Lindow-Ruppin, welche, anfänglich zu Plau als Wittwe
wohnend, von 1291 an in Röbel ihren Aufenthalt nahm und 1301 noch am
Leben, aber 1304 bereits verstorben war. Vgl. Wigger, M. Jahrb. L, S. 225
und 233. Vgl. o. S. 484/85.
Von anderem Gestühl mögen vier im Grossh. Museum aufbewahrte, der
Hochgothik angehörende Wangen genannt werden, die eine ganz vortreffliche.
Aussenseite.
Innenseite.
Stuhlbekrönung aus St. .Nikolai, im .Museum 7u Schwerin. XV. Jahrhundert.
in grossem Stil ebenso geschickt wie kräftig imtl wirkungsvoll aiisgctuhrte
Schnitzerei aufweisen, welche wiinlig ist, mit den besten Arl.i-itcn .lic^rr An
;o6
AMTSGERICHTSBEZIRK K' >KV.\.
in I )()l)cian und Wismar auf gleiche Stufe gestellt zu werden. \'on Interesse
sind auch die Spuren ursprünglicher Bemalung in Orün und Roth. Hier mögen
auch die vier Wangen mit der Darstellung der hl. drei Könige im Museum
/.u Schwerin erwähnt werden. S. S. 508.
Im Schweriner Museum
ausserdem noch ein aus
St. Nikolai in Röbel ge-
kommener Belt, dessen
, aus Holz geschnitzte
Gru])])e zwei knieende
Engel darstellt, die eine
.Monstranz empor halten.
-K^
'<i
m,-^
Vom elieiiinli;.;(ii < icstühl in .Sl. Nikolai; nl/i im Museum zu Scliw ltmi.
.Xnf.nii^ des X\'I. |alirliim(U'rts.
Holzkofifer. Im ;\nh.'ui auf der Südseite des Chors befindet sich ein alter mit Eisen
beschlaL;cncr Holzkoffer, uclchrr rlie Habseligkeiten der cin.st auf dem Markte in
Kobcl hingerichteten KATARINA VON KETELHODT i:ntha!t( 11 hat. Kbcn
ST. MKOI.AI ZU KOBEL
507
daselbst eine aus Holz geschnitzte Annaselbdritt- Gruppe, die fast lebensgross Schnitz-
ist, ferner gleichfalls aus Holz geschnitzt, aber etwas kleiner, der Torso eines «erke.
hl. Georg zu Pferde.
Becken
Der Taufstein ist neu. Als Taufschale dient ein schlichtes kupfernes Taufstein.
.f
In der Kirche findet sich auch noch die Schale einer alten Fünte aus Schale.
Kalkstein mit schönen romanischen Verzierungen.') -^ An der Xordseite des ('ranit-
Thurmes liegt ein mit einer tiefen runden Höhlung versehener Granitblock. ^'^•■*'-
der vielleicht eine noch ältere Fünte war.
In der Blendnische an der Gemälde.
Xordseite des Chors ein Gemälde
mit den drei Frauen und dem
l'^ngel am heiligen Grabe. Von
ALBERT NIEDERHÖFFER, dem
Sohn des frijheren Pastors NIEDER
HÖFFER zu Alt-Röbel.
Hinter dem Altar drei Grab Crabsteine.
steine, von denen der mittlere
die Ruhestätte des Rathmannes
ADAM FRIEDRICH SCHRÖDER,
des Stifters der Robeier hVcischule
(gestorben 1779). und die seiner
Fhefrau ELISABETH (Todesjahr
undeutlich) deckt. Die In.schriften
der beiden andern Steine sind
nicht mehr zu entziffern. — Ferner
ist in die Wand des südlichen
Seitenschiffes eine ei.serne Grab
platte mit Inschrift und \Vai)])en
eingelassen, die früher im Haupt-
gange der Kirche la^; und die
Ruhestätte des LAURENTIUS
KASSUBIUS deckte, welcher, nachdem er dreissig Jahre lang Pastor zu .Meltz
und Buchholz gewesen, im unheilvollen Kriegs- und Pestjahr 163S zu Röbel
starb. Neben der Inschrift vier einzelne Gestalten. Aus der langen In.schrift.
die den ehemaligen Platz als Begräbniss mehrerer Mitglieder der Familie kenn
zeichnet, ist ferner zu entnehmen, dass die Grab])latte von .seinem letzten Sohn
erster Khe, CHRISTIAN KASSUBE, sr. Zt. Buchhändler in Dänemark und Nor-
wegen. 1673 gestiftet worden ist.-)
StuhlljekrönunjT aus St. Nikolai; jetzt im Mii.seum
zu Schwerin. .W. lahrhundert.
.') M. Jahrb. XIX, S. 407.
«) Lisch, M. Jahrb. XXXIIL S. 162.
;oS
AMTSGEKICHTSHF./IRK R( >BF.l.
(liurkeii. Im Thurni hänij^en \ier Glocken. Die grösste (Dm. 1,36 m) hat die
Inschrift: + 0 l'Cr ijiarif lUMli illlll pflCi\ Ausserdem in I'^aclirelief die etwa
10 cm hohe Figur eines thronenden Bischofs, gerade dariiber eine andere Figur,
welclie durch Beschädigung unkenntlich geworden ist, vielleicht ein Krucih.xus.
Links neben der fraghchen Figur in ganz, kleinen Minuskeln der Xame i)illlG
bülÜLTil). rechts von der Bischofsfigur .111110 tilli (die Jahres-
zahl bis auf zwei X ganz verwischt). Auf der entgegengesetzten
Seite mitten im Felde das bekannte Giesserzeichen des Rickert
von Mönkehagen vom Ende des XI\^. und Anfang des X\\
.Xnhetunj^ der hl. drei Köiiij^e. (.Stiihlwangen des .W. Inlii luindcrts, im Orossh. iMuseuni.)
S. S. 506.
Ä
Jahrhunderts.') — Der Durchmesser der zweiten Glocke hetrrigt
1,30 m. Die Inschrift lautet: XVC tllC lailtii illlüii liOl* UUM fOll^
foiiat aubi in unregelmässig .stehenden Buchstaben. Am Anfang
und Abschluss der Inschrift das nebenstehende Zeichen. — Dritte
Glocke (Dm. 1.27 m). Inschrift: 0 xex gloric VPi* lUMli Clllll vaiT
ganz im Charakter der zweiten Glocke, doch steht hier das neben
stehende Zeichen über der Schriftreihe und ist kleiner als die Buch
Stäben der Inschrift. - Durchmesser der vierten Glocke 0.96 m
Inschrift: CHRISTE LAUDI TUAE QUOS VOX MEA CONSONAT AUDI A.D.
1408'j . UNTER DER REGIERUNG DES GROSSHERZOGS FRIEDRICH FRANZ
A
') V;;l. ht. Marien und .St. Nikolai in Ku->l(>ck.
*) Das Inventar von 181 1 hat hier den /usal/:
in die l>eali .XuL-iisliiii. .\iu:h nennt es noch
ST. NIKOI.AI ZI kOBEL
509
PATRONS DER ST- NICOLAI KIRCHE AUF KOSTEN DES FROMMEN BÜRGERS
JOHANN CHRISTIAN HÖNECKE IM JAHRE 1863 UMGEGOSSEN VON CJLLIES
HOF-GLOCKENGIESSER IN WAREN.
Kleinkunstwerke. I.Silber- Kleinkunst
vergoldeter Kelch auf sechs- «erke.
passigem Fuss und mit dem
Namen Üjcfbs auf den Rotuli
des Knaufes. Auf dreien der
sechs halbkreisförmig auslaufen
den Flächen des Fusses sind
vollrunde Figuren befestigt: ein
Kruciti.xus, ein l"-ngel, der eine
Leiter und eine Lanze trägt, und
ein anderer l.ngel. der auch
einen Gegenstand in den Händen
gehalten hat, der aber .sammt
den Händen abgebrochen und
verloren gegangen i.st (jetzt als
Buch und Schwert ergänzt).
Die Kupa ist neu. Keine Werk-
zeichen — 2 Silbervergoldeter
Kelch auf sechspassigem Fuss.
In den Kotuli des Knaufes in
hellblauem ICmail der Name
lESUS und ein stehendes Kreuz.
liiter dem Fu.ss der Stempel
(^Q) 3. Silbervergoldete alte
Patene. ( )hne Werkzeichen.
6. Faufkanne, gestiftet 1884
Abenduiahlskanne mit Deckel in
Kolch (I).
4. 5. Abendmahlskanne und ( )blatendose, neu
von J. F. HACKBUSCH. -- 7. Alte zinnerne
Hunipenforni. \'oni (nistrower Zinngiesscr V. G. L. 16 85. S /innerne 1 auf-
kanne, gestiftet von J • C • HINSCKY «S.D. RON FELDEN 1771. i^nglisches
Zinn mit undeutlichen Stempeln. — 9 12. \'ier messingene Kollcktcnbeckin
mit Randverzierungen in getriebener Arbeit, laut Inschrill von ADAM STEIN
1730 gestiftet. — 13. Neues laufbecken, von Lippold Malchin. 14 17.
Vier neugothische Altarleuchter aus Zink, zwei gro.ssere und zwei kleinere. -
18 — 22. Fünf alte ungleich bessere runde Leurliti-r von Messing, der klein.ste
von 1604. Gewidmet von KLOCKENGETTERS KINDERN — 23. Die Altar
und Kanzelgewänder: ein .\ntependium, zwei .Mtartucher, \'elum. Korporale
und eine Kanzelpultdecke sind neu und vom mecklenburgischen l'aramenten-
verein «relicfcrt.
ciiu- fiinfte (ilocke oliiie Inschrift ^vielleicht «in:, welche jettt im (iieliel.mfoatre tle% ( horc»
häiiL;! iinrl v<m <linii>>>en ^ichll>:ir i>t).
510
AMTSGERICHTSHKZIRK ROBEL
Stadtmauer. Die Stadtmauer um die Neustadt ist /.um grössten Theil erhalten. An
den Strecken aber, wo sie niedergelegt ist, sind noch die Fundamente sichtbar.
Indessen sind diese in einem mangelhaften Zustand. Mauerthürme sind nirgends
mehr da, wohl aber lässt sich hin und wieder auf das frühere Vorhandensein
eines Thurmes schliessen. An einer sol-
chen Stelle (z. B. an der westlichen Mauer,
jetzt Umfassung des ersten Pfarrgrund-
stücks) befindet sich ein Stromschicht- Fries.
Das Material der Mauer ist ein grosser
schwerer Backstein, doch sind nach Art
des Mittelalters als innere F^üUung mehr-
fach Felsen verwendet. Die Altstadt weist
keine Spur von Befestigungen auf.
Mühlen- Der Mühlenberg der Altstadt, die
l>erg. Stätte der früheren fürstlichen Burg (s. o.),
stellt sich als ein kreisrunder, oben ab-
geflachter Kegel von ziemlich bedeutender
Höhe dar und ist jedenfalls kün.stlich auf-
getragen. Irgendwelche Spuren von Ge-
mäuer sind nicht mehr sichtbar.')
Landwehr. Dagegen ist von der Landwehr, die
sich von der Wackstower Scheide bis zum
Glien-See hinzieht, noch ein ganzes Stück
erhalten. Sie scheidet die Röbeler Feld-
mark von dem Wackstower und Dam-
becker Gebiet und hat stellenweise eine
beträchtliche Erhöhung, sowie an jeder
Seite einen Graben.
Altes Auf einem Balken über der Thür
Schulhaus, des alten Schulhauses ist eingeschnitten:
EXTRUCTUM PUBLICUM HOCCE SCHOLAE
AEDIFICIUM 1709 REPARATUM 1757.
lieh (s. S. 506) in halber Grösse.
Kleinkunst
und Kunst-
gewerbe.
(iemälde.
Im Besitz des Maurermeisters Wolter zu Röhel befindet sich ein altes
Gemälde auf Leinewand, das jüngste C.cricht darstellend. Es hat sich früher
in der St. Nikolai- Kirche befunden und ist l)ci (k-r letzten Restauration aus
der Kirche entfernt worden.
Altes y.unfv Das alte Zunftgeräth der Maurer, bestehend in einer gro.ssen Zahl von
gerath der Zinngefä.ssen, einem Zunftschild, zwei Laden (von 175 1 und 17S9), /-vvei
Maurer.
') Lisch, M. Jahrb. XIII, S. 42S/2C>.
Gcr.Hlhschaflcn «k-s Amli- -Icr Maurer tn koi.fl.
KLEINKUNST UNI) KUNSTGEWERBH.
511
Schafferstäben und einer Sammelbüchse, hat das Grossh. Museum /.ii Schwerin
käuflich erworben.
Ueber ein in Röbel gefundenes altes Pulverhorn aus Hirschhorn, ans Ahes
dem XVI. Jahrhundert, s. M. Jahrb. Pulverhorn.
XIV, S. 350. Zu beachten sind
die Kostüme der aus der Fläche
herausgearbeiteten Figuren (Mann
rulverhorn aus Kübel.
rulverhorii .lus Krakow.
und F'rau.) Wir reihen hier ein ahnliches an, das in Krakow beim Au.sgraben
eines Kellers gefunden ist und derselben Zeit angehört, s. M. Jahrb. XXXV,
Q.-B. I, S. 7. Ferner ein aus dem Jahre 1581 stanniiendes und aus Hoizen-
burg gekommenes Hifthorn von Büffelhorn inii l'igurcn und dem italienischen
Spruch: NON PENSA LHVON CHE CODE IN FESTA ET CANTO CHE AL FIN IL
RISO Sl CONVERTI IN PIANTOANO 1581: .M Jalirb. Xll. S .\4>j
M LHVON — rhnnmo.
Hifihom .lus boizenburg.
512
AM'lS(iKRKH'ISIiF.ZlRK KOHKI,.
Das Gut und Kirchdorf Ludorf.'
Cifstliicht
des
1 )orfes.
ic Einweihung der als ein ftühgothisches Üktogon erbauten Kirche zu
Ludorf am 8. Mai 1346 durch den Bischof Burchard von Havelberg zu
Ehren der hl. Jungfrau Maria und des hl. Märtyrers Laurentius und die Be-
widmung der Kirche mit zwei Hufen in Ludorf, drei Hufen in Priborn, sowie
mit den ICinkünften von zwei Mark Silbers aus Zielow: das ist die erste ur-
kundliche Ueberlieferung über das Dorf und Gut Ludorf im XIV. Jahrhundert,
zugleich bis jetzt die einzige aus diesem Jahrhundert.-)
Mit dieser Thatsache fallen alle früheren Vermuthungen über diesen
einzig in seiner Art in Mecklenburg dastehenden Bau. Dass die Oktogonal-
Anlagen häufiger in Italien als in Deutschland gefunden werden, ist bekannt.-^)
Unbekannt aber bleibt, welchen Anlass es gab, um in dem kleinen Dorfe
Ludorf an der Müritz Gebrauch davon zu machen. Ebenso wird es wahr-
scheinlich niemals aufgehellt werden, ob, wie Beyer in bedenklicher Weise
vermuthct hat, die im Jahre 1341 mit Fürst Bernhard von Werle vermählte
Gräfin Elisabeth von Holstein- Plön, welcher gewisse Dörfer und Güter im
Lande Röbel als Leibgedinge verschrieben waren, die Gründerin des Ortes
und der Kirche zu Ludorf war, oder ein anderer, z. B. einer der Herren
von Marin (Morin), die im Anfange des XV. Jahrhunderts als Besitzer des
Gutes Marin mit dem zugehörenden Ludorf und zugleich als Patronatsherren
der Kirche auftreten/') Diese behalten die Nachbardörfer Marin und Ludorf,
*) 5 km östlich von Hobel.
'») M. r.-B. 6649. Vfrl. Lisch, M. Jahrb. XVI, S. 294—299. XXV, S. 308.
*j Die nächsten Analogien zu dem Oktogonalbau in Ludorf bieten wohl die romanischen
Centralbauten in Franken, z. B. die Kapellen und Kirchen in Oberwittighausen, Standorf, be
sonders die in (Jrünsfeldhau.sen, Altenfurth und die Kapelle U. L. Frau in Wiirzburg. Vgl. Schulz,
Denkmalpflege III, Nr. 14, S. 105 ff.
*) Beyer, M. Jahrb. XXXII, S. 125/27. v. Bülow, M. Jahrb. XXXIV, S. 192/93- Uas Leib-
gedinge der Herzogin Elisabeth bildete keineswegs einen zusammenhängenden Güter -Komplex,
sodass man etwa die Behauptung aufstellen könnte, Ludorf müsse miteingeschlossen gewesen sein.
Deshalb giebt es auch gar keinen Orund zu der Annahme, dass, als im Jahre 1410 die Güter
dieses Leibgedinges (vgl. Lisch, M. Jahrb. XIII, S. 192 — 94) an die in diesem Jahre neu gegründete
Linie der Hahn-Solzow übergingen, das Dorf und Gut Ludorf in Ilahn'schen Be.sitz gekommen
sein müsse, wie Beyer bei Ausdehnung .seiner Hypothese glauben machen will. Im Gegenlheil
weisen alle Verhältni.sse und Umstände darauf hin, dass die schon im XIII. Jahrhundert als
werlesche Vasallen in Röbel und Umgegend auftretenden und im XIV. Jahrhundert u. a. mit Besitz
in Kres.sin, Zielow, Vipperow, Buchholz, .Schwarz u. s. w. nachzuweisenden Herren von Marin oder
Morin, die zwei Angelhaken im Wapjjen führen und thatsächlich mit dem alten grossen Hofe
Marin oder Morin, l<ei dem Ludorf noch im Jahre 1614 als zugehörender kleinerer Hof aufgeführt
wird, im engsten Zusammenhange stehen und daher schon viel früher zu Ludorf und seiner Kirche
als Gutsherren in Beziehung gesetzt werden müssen als dies bis jetzt durch Urkunden fest-
GUT UND KIRCHDORF LUDORF. 51,
wenn auch nicht gan., so doch theilweise, bis ..un, Jahre ,659. dem Todesjahr
des Levm Ludw.g von Marin. Doch scheint es, als ob der Name Mar.n
schon damals vor dem Namen Ludorf in, Schwinden begrift-en gewesen. Denn
zustellen gewesen ist. That-
sache ist, dass die von Marin
im Jahre 1427 anscheinend
seit langer Zeit im Hesitz von
Ludorf sind. Denn das Regest
einer am Abend des 10. No-
vember d. J. ausgefertigten
L'rkunde lautet: >()tto vnde
Heinrich Moryn, dede won-
liaftig sin: tho Morjn in deme
haue, dede licht in deme
lande tho Hobele, verkaufen
den von Hlilcher das halbe
dorf Moryn, dat dar licht in
<ieme lande tho l'enzlin.c
1541 heisst es in Akten,
welche sich auf Streitigkeiten
liier die Fischerei zwischen
der Komthurei zu Nemerow
und denen von Marin l»e-
iiehen, > Peter, Curt und Ige
die Marinen auf Ludorf, c und
den 26. Juni 1614 spricht
Henning M.arin d. ä. von sei-
nem >Stammlehn Marin
■der Ludorf.« 1616 giebt
is Akten über eine Theilung
der Guter Ludorf und Mann
wischen Henneke Marin und
Halthasar Lepel. 16 18
idressiert I Icrzog Adolf Fried-
rich ein .Schreiben an Hen-
ning .Morin zu Marin. 1643
muthet Klaus von Lepel nach
dem Absterben seiner Vettern, der lirüder IJaltha-sar und Klaus von Lepel das C'.ut Ludorf. .\l>er
es scheint nicht, als wenn die Muthung einen praktischen Erfolg gehabt habe, denn das Visitations-
protokoll von 1649 nennt unter den Eingepfarrten vom .Adel nur den I'atronus Henneke Marin
und Friedrich Kerberg's Wittwe und beschreibt den tr.iurigen Tod des .älteren Henneke Marin zu
Röbel im Jahre 1638: >I)er 'riuirmb ist niedergefallen und sint die glocken daraus wegk, welche
der Patronus Henneke Marin dem Bericht nach verkaufl't vnd dafür ein pferd gekauft haben soll.
Es ist aber dabey glaubwürdig berichtet, dass Henneke Marin mit Verkaufung der glocken weinigs
glucks oder segens gehabt, bevorab er bald darauff im elende Ao. 1638 an der roten Ruhr zu
Röbel gestorben und nicht so viel nachgelassen, dass er ehrlich zur Erden bestattet worden, »on-
dern es hat ihn das gekauffte pferdt auff einer .Schlope im Sarcke zum grabe trecken mUskcn, vnd
ist also ohne Ceremonien begraben worden, Inmassen auch erwehntes pferd nicht lange darnach
in einen brunnen gefallen und gestorben.« — 1662 aber, als es keinen .Marin mehr giebt, nennt
das Visitationsprotokoll als Patrone den Jakoi» Ernst Knuth und den Dctlof Kett>crg. — .Alle
diese Verhältnisse sind in früherer Zeit nicht genügend berücksichtigt worden, vor allen Dingen
Kirche /u l.udml.
33
5M
AMISfJKkUHrSHKZlKK R(>HKI..
während im Jahre 1614, als die Hci^üteruni; nahe daran ist, der alten erb-
gesessenen Familie verloren zu gehen, Ludorf nur als kleine Pertinenz von
Marin genannt wird, reden die Msitationsprotokolle von 1649 '^'"'^ '662 nicht
mehr von Marin, sondern nur noch von Ludorf, das bis zum Jahre 1659 ^t"^'
Adelsfamilien zu Besitzern hat, die von Marin, \on Knuth und von Kerberg
yC
(Jriindriss der Kirche y.u l.iulorf (nach /iiifjelmann).
(Kerkberg). Nach dem Tode des oben genannten Levin Ludwig von Marin
theilen sich die beiden letztgenannten Familien in die Herrschaft, und erst
hat man die beiden fiUter Mai in, das zur Kitterschaft des Amtes Neustadt zählende iMaiin bei
I'enzlin und das mit Ludorf zu einer Feldmark verbundene Marin an der Milrit/. hei Knhei, beide
die Stammsitze der alten Adelsfamilie Marin, nicht immer scharf fjenufj t^eschieden und die ehe-
malige IJedeutung dieses letztgenannten allzusehr übersehen.
GUT UND KIRCHDORF LUDüRF.
515
Kirche zu I.udorf (nach Zingelmann'schen Zeichnungen
•Xi'
5l6 AMTSGERICHTSHKZIRK KÖBKl..
1686 koiiinien die \on Kiuith in den Alleinbesitz der Begüterung, die von
nun an unter dem Namen Ludorf zu einem einzigen Lehngute konsolidiert
wird, über welches der Oberkammer junker Adam Levin von Knuth am 14. Juli
1688 den Lehnbrief erhält. •) Der Ludorfer Mannesstamm der Herren von Knuth
ist mit dem \'ater der bisherigen Besitzerin B. von Schulse erloschen, welcher
als Erbtochter des J. E. von Knuth auf Ludorf bei der im Jahre 185 i erfolgten
Umwandlung des Lehns in ein Allod das Erbjungfernrecht vorbehalten wurde. ^)
Was nun die geistlichen Verhältnisse betrifft, so scheint es, als ob die
Kirche zu Ludorf, obwohl ihr Charakter als Mutterkirche bis auf den heutigen
Tag unentwegt aufrecht erhalten worden ist, niemals einen eigenen Pfarrer
und eine eigene W'edem gehabt hat, wenigstens nicht vom XVL Jahrhundert
her. Den beiden grossen GeneraLVisitationsprotokollen von 1534 und 1541
ist zu entnehmen, dass damals die Cura von den Geistlichen zu Röbel besorgt
wurde. Später aber (um 1571) ist Ludorf eine Zeit lang mit Vipperow ver-
bunden, doch Ende des XVL Jahrhunderts finden wir es schon wieder bei
Röbel. So sagt z. B. der Diakonus Johann Möller zu Röbel in einem Schreiben
aus dem Jahre 1606, dass er seit acht Jahren in der Kirche zu Ludorf predige
und die Sakramente reiche. Nach ihm, bis in die Zeit des dreissigjährigen
Krieges hinein, ist es Er Joachim Warneke, der sowohl in Ludorf als auch in
der früher (um 1570) mit Kambs verbundenen Kirche zu Nätebow den Dienst
hat und gleich seinem Vorgänger in Röbel wohnt. Wie die Ludorfer, hat
auch die Nätebovver Kirche den Charakter als Mater festgehalten. Sie steht
damals von alter Zeit her unter dem Patronat der Herren von Prignitz auf
Nätebow, Bollewick und Below. Nach dem dreissigjährigen Kriege folgt aber
eine lange Zeit völliger Verödung. 1649 wohnt in Ludorf nur die oben-
genannte Wittwe von Kerberg, die übrigen Gehöfte aber, die von zwei Bauern
und zwei Schäfern, stehen leer oder sind verwüstet. Ebenso wohnt in Nätebow,
wo ehedem elf Bauern und zwei Kossäten den Bestand des Dorfes gebildet
haben, kein Mensch mehr. Von Nätebow heisst es ferner, dass der Patron
der Kirche, Otto Prignitz, die bisherige Verbindung mit Kambs — die ja nur
von kurzer Dauer gewesen sein kann — aufgehoben und seine Kirche als
F'ilia zu der in Ludorf gelegt habe. Indessen 1662 gehen die paar Leute zu
Ludorf, die sich inzwischen wieder angefunden haben, nach Zielow zur Kirche,
wo der Pastor von Vipperow predigt; die von Nätebow aber, wo es wieder
vier Bauern giebt, suchen ihr geistliches Brod zu Röbel. P2ndlich folgen von 1667
an wieder eigene Pastoren für Ludorf und Nätebow: es sind Christian Molt-
niann bis 1678 und Andreas Willebrand bis 1687. Beide wohnen wie ihre
Vorgänger in Röbel. Als aber Willebrand im Jahre 1687 Pa.stor zu Dambeck
wird, gehen Ludorf und Nätebow zur Dambecker Kirche über, und zwar als
kombinierte Mutterkirchen, nicht als Eiliae. In diesem Verhältniss bleiben sie
'; Rittmeister Jakol» Ernst von Knuth auf I.eizen und Piihoin war 1640 mit Eli.salielh
von .Marin vermählt: .\1. Jahrb. X\'I, S. 298. XVII, S. 222.
*) Im November des Jahres 1901 ist auch die Frau von Schulse verstorben.
GUT UND KIRCHDORF LUDORF.
517
auch unter dem Pastor Christian Willebrand, der seinem Vater im Jahre .710
substituiert wird. Aber .732 tritt abermals eine Aenderung ein: da werden beide
Kirchen wieder von Dambeck getrennt. Ludorf wird auf lietreiben des Geh
Raths von Knuth mit Vipperow verbunden. Xatebow aber, das damals bereits
in Langermann'schem Besitze ist, geht wieder einmal zur Pfarre von Kambs
über. Jetzt sind beide Parochiae ambulatoriae aufs Xeue bei Kobd. Ludorf
seit 1776, Xätebow seit 1793.')
Iiinere.s der Kirche zu I.udorf.
Kirche. Die beigegebenen Zeichnungen und i'hotographien. der (irund-
riss, Ouer- und Längsschnitt, die Ansichten \<)m Inneren und .Aeusseren, über
heben uns einer ausführlichen Heschreibung. Wir wollen tlaher nur darauf
hinweisen, wie sehr der Bau, trotz seiner Anlehnung an eine ungewöhnliche
Grundform, vom Charakter jener Kirchenbauten des Ueberganges vom romani
sehen zum gothischen Stil beeinflusst worden i.st. Dahin gehört vor allen
Dingen der niedrige Ansatz und das verhältnissmassige steile Aufsteigen des
kugelförmigen achtkappigen Gewölbes im Mittelbau, die Dicke und Schwere
der Mauern und die vorherrschende Schlit/.form der l'"enster. wahrend die
Gewölberippen mit ihrem birnförmigen Durch.schnitts Profil, die äusseren Strebe-
pfeiler und der Stromschicht Fries den jiingeren Stil der mittlerweile iiberall
') Vgl. Kircluii- und K<»n>iNtori.nlaktcii im (;r<iN>licr/oj;l. Archiv. Dazu «Irntli, .M. Jahrb. VI.
S. 140,141. I.iscli, .M. L-ihrl.. XVl, S. 299. .Stuhr. .M. Jahri>. I..\. .S. 58 und 65.
Kirche.
5lS AMTSGERICHTSBEZIRK RriHEI..
massgebend gewordenen Gothik zeigen.') Was aber neuerer Zusatz ist, das
sieht man an der Schraffierung in der Zeichnung. Am Chor sind ausser Back-
steinen auch Felsen verwendet. Der Mittelbau sowie auch der Chor tragen
thurmartige Bedachungen, die des erstgenannten Theiles ist von ansehnlicher
Höhe, achtseitig, und läuft in eine schlanke Spitze aus, die des letztgenannten
Theiles ist rund und bedeutend niedriger. Im Westen eine Vorhalle von ver-
hältnissmässig beträchtlicher Höhe, in deren Obergeschoss die Orgel steht.
Unter dem Dache hängt die Glocke. An der Nord- und Südseite zwei gleiche
dreiseitige Abseiten, die aus einem Sechseck konstruiert sind. Die südliche
Abseite dient als herrschaftlicher Stuhl, die nördliche als Gruftgewölbe. Ein
zweites Grabgewölbe ist in neuerer Zeit an die Nordwestseite angesetzt. Auf
einem Ziegel des Einganges zu der X'orhalle liest man die eingekratzte, an
sich ziemlich bedeutungslose Inschrift: ANNO 1577 X 0 CLA' RIEK, die wir
hier nur deshalb aufführen, weil sie im M. Jahrb. XVI, S. 296, ausführlicher
behandelt ist.-)
Nicht ohne Interesse ist die Beschreibung der Kirche in den beiden
Visitationsprotokollen von 1649 und 1662. In jenem heisst es: »Die Kirche
ist in vier Creutzen vnd 4 .\rkenern vnd oben rund gebawet, auf der Itali-
äner arth, gantz gewelbet, inwendig sehr verwüstet, die gräber geöffnet, die
Fenster weg. Beim altar ein gemauert predigstuell.« In diesem: »Ludorft
eine Mater- Kirche, vaciret anjetzo. Ist nach der Italiäner art in vier Run-
dehlen gebawet, oben rundt gewelbet, inwendig sehr verwüstet, die Fenster
darauss. Beim altar ist ein gemauerter Predigstuel.«
Innere Hin- Im Altaraufsatz das Gemälde der Kreuzigung. Nach Ary Scheffers. —
richtung j^ f]Qj^ F'üllungen der Kanzel die Figuren der vier Evangelisten. — Der Tauf-
«rcie. gtgjj, ,^^,^ schwarzem Marmor ist neu. — In der Apsis ein kleiner viereckiger
Eucharistie -Schrank. — Ueber dem Eingang zu dem Gruftgewölbe befinden
sich drei messingene Votivtafeln mit Inschriften, die sich auf verstorbene Mit-
glieder der Familie VON KNUTH beziehen. Endlich auch an der Thür zur
Gruft, sowie über dem herrschaftlichen Stuhl, zahlreiche zinnerne Wappen von
KNUTH 'sehen Familienmitgliedern.^)
Glas- In dem nordö.stlichen und nordwestlichen Fenster allerlei kleine Glas-
malereien, malereien. die aus der alten Kirche zu Priborn hierher gebracht worden sind.
Einige enthalten bildliche Darstellungen wie z. B. Evas Erschaftung, Christi
Verkündigung, Christi Taufe im Jordan, den guten Hirten u. a. m.
(iitterthiir. Vor der eichenen Flügelthür, welche den Eingang zum Gruftgewöibe
verschliesst, ist eine zweiflügelige Gitterthür aus Schmiedeeisen angebracht.
') Alles i.st alt und urspiilnglich. Von einer erst später und etwa wider den anfänglichen
Plan geschehenen Einwölhung kann unseres Hedlinkens keine Rede sein. In dieser Hezieluing
theilen wir nicht die von Lisch im .M. Jahrb. XVI, S. 295, au.sge.sprochene .Ansicht, auf die er
übrigens neun Jahre später (M. Jaiirb. X.W, S. 308/9) nicht wieder zurückkommt.
*) Nur ixt dort nicht 1177, sondern 1577 zu lesen. Vgl. ferner M. Jahrb. XXV, S. 308 ff.
xr., s. 192
') Eine genauere I5esclircii»uni,' alier dieser Stücke im iii\L-ntar \iiii iSii.
GUT UND KIKCHDOKF I.UDOKK.
5«y
Hier findet man eine Inschrift, welche besagt, dass im Augustnionat des Jahres
1736 ADAM LEVIN VON KNUTH, Erbherr auf Ludorf und Gneve. diese Ruhe-
stätte für sich und seine Ehegattin, Frau CORNELIA VON KNUTH. habe her-
stellen lassen.
Von diesem Ehepaar stammt auch die cinzii^c Glocke, uclclu- die Glocke.
Kirche hat (Dm. 0,50 m). Ihre Inschrift lautet: SOLI DEO GLORIA • HERR
ADAM LEVIN V • KNUTH FRAU CORNELIA V • KNUTH • ANNO 1709 • PATRON
DER KIRCHE ZU LUDORF • HABE ZU GOTTES EHREN DIESE GLOCKE UM-
GIESSEN LASSEN.
Kleinkunstwerke. 13. Silbervergoldeter Kelch mit I'atene und runder Kleinkunst
Oblatenschachtel, alle drei mit dem eingravierten Knuthschen Wappen und werke.
den Initialen A • L • K. Vgl. die Glocken -In. seh rift. — 4. 5. Silbervergoldete
Abendmahlskanne, ebenfalls mit dem Knuth'schen Wappen, laut .Aufschrift im
September 1854 von MARIANNE V • KNUTH. JOSEF ERNST V • KNUTHS
WITTWE, gestiftet. \'on ebenderselben eine Taufkanne. — 6. Zinnkelch, von
JOACHIM SINNIKE und seiner Frau KATHARINA PAROW 1669 gestiftet. Zinn
zeichen undeutlich. — 7. Kleiner Zinnkelch, 1762 gestiftet von einer Wittwe
BURMEISTER. Englisches Zinn. — 8 Noch eine Patene von Zinn. —
9. 10. Neben dem Altar stehen auf steinernen Postamenten /wii ■^^■h^ sch\\rrf
Bronze Leuchter mit Stifterwappen und der In.schrift: HER ADAM LEVIN KNUT
ZV GIESELFELT LUDORF UNT ASENDRUP RITTER 1698. 11 Mitten in der
Kirche ein vom Gewölbe herunterhängender Kronleuchter von Messing.
Ueber der Hausthür des Herrenhauses befindet sich folgende Inschnii Herrenhaus
mit Goldbuchstaben auf einer schuar/m 'ralel: ANNO 1693 HAT H • ADAM /u l-udorf.
LEVIN VON KNUTH RITTER DEN UHRALTEN ADELSCHEN HOFF LUDORFF
ANHERO TRANSPORTIREN UND NEU BAUEN LASSEN • GOTT LASSE DIESES
HAUS WOHLBEGLÜCKT BESTEHEN UND EHE NICHT ALS MIT DER WELT
VERGEHEN. Darüber das von Knuth'sche Wappen h'erner sieht man in dem
oberen Thürbalken eine In.schrift: MORITZ JAKOP JOCHIM GEBRODERE DE
KNUTH ANNO DOMINI 1576. Dazu dreimal das Knuth .sehe \\.ii)piii Da--
Stuck sass aber früher an dem Herrenhause zu Leizen.
* *
Nicht weit von dem jetzigen Hofe sieht man m einer Wiese einen Alte^
kün.stlich aufgeworfenen runden, jetzt mit Husch und Häumen bestandenen und '"^"^^^'
von einem Graben umgebenen Ilugel. Auf diesem Hügel hat nachweislich
die alte Ludorfer Burg gestanden, welche erst um das Jahr 1693 (vgl. die
Inschrift am jetzigen Herrenhaus) eingegangen ist. Es i.st dies die alte Hurg-
Stätte von Marin, welche C. Ch. von Hulow im M. jahrb X.\XI\'. S 192, mit
') Die .-iii-sei 1.11(1. .if j;enannlen Ortsch.iften heuen Inridc auf .Seeland ( Irni». Danmark III.
S. 447 1111(1 514).
520
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
folgenden Worten beschreibt: »Die Reste der mittelalterlichen Burg des Ge-
schlechts von IVIorin finden sich noch einige hundert Schritte nordwestlich von
Ludorf entfernt am Saume des sog. Altenhöfer Bruchs. Ein umwallter, vvald-
bedeckter Hügel von etwa 50 □ Ruthen Grundfläche, wird ringsum von einem
ziemlich tiefen Graben und auch von Teichen und Wiesen umschlossen und
noch der > Schlossberg« genannt. Das Material des alten Schlosses soll nach
dem dreissigjährigen Kriege 7,um Bau des jetzigen Herrenhauses in Ludorf
verwandt sein. Doch sieht man noch im Innern der L^mwallung mehrere
grosse Steine, Bauschutt u. dergl. Auf der Direktorial -Karte ist auf der diese
Umwallung zunächst begrenzenden Ackerfläche der »alte Hof« verzeichnet.«
Der Der nördliche Vorsprung der Halbinsel, welche die Ludorfer Feldmark
Steinhorn. bildet, heisst »der Steinhorn«. Er stellt sich als ein ziemlich hohes, zur Müritz
steil abfallendes \'orgebirge dar. Oben eine fast quadratische Fläche, an den
drei der Müritz zugekehrten Seiten aber erkennt man noch mit ziemlicher
Deutlichkeit ehemalige wallartige Erhöhungen.^)
Das Gut und Kirchdorf Nätebow.
Geschichte
des
iJorfes.
l W-N^'' Dorfname Nedebuh \\ird am 21. Januar 1261 bei Gelegenheit der Fest-
Setzung der Feldmark von Röbel zum ersten Mal urkundlich genannt.^)
1305 werden Einkünfte aus Nätebow bei der von dem Röbelschen Bürger Berthold
von Zernow in St. Xikolai auf der Neustadt gestifteten Vikarei erwähnt.') 1331
aber hat Nätebow bereits seine eigene Kirche, eine »Ecclesia beate Marie
virginis " mit drei Altären, welche sämmtlich von dem Ritter Konrad Büne mit
ICinkünften aus den Dörfern Nätebow, Bollewick und h'inken bewidmet werden.
Es sind die Altäre der hl. Jungfrau Maria, der hl. Katharina und der der
Apostel Matthaeus und Andreas.^) Bischof Dietrich von Havelberg bestätigt
diese Stiftungen neunzehn Jahre später, als der Ritter, in dem wir auch den
Gründer und Erbauer der Kirche zu erkennen haben werden, schon todt ist.
Ferner lernen wir drei Vikare kennen, die sich der eben genannten P'inkünfte
zu erfreuen haben. Es sind Johann von Cessin, Johann Rodepape und Arnold
Ferber. Ausser denen von Bune finden wir am h^nde des XIV. Jahrhunderts
') Beyer, M, Jahrb. XXXII, S. 128. v. Biilow, M. Jahrh. XXXIV, S. 192.
*) 3 km südwestlich von Röbel. Die alten l'ormen des Namens, Nedebuh, Nedebovv, ver-
bindet Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 98, mit der altsiavischen Nefjation ne- und dem Wort dybati =
schleichen und deutet ihn als »Ort des Nedyba». Das wäre denn ungefähr das deutsche »Laufenc
oder > Rennerdorf'.
') M. U.-H. 911.
*) M. U.-H. 2997.
*) M. U.-B. 5218. 7072.
GUT UND KIRCHDORF NÄTEBOW. 521
die von Rostke und Freiberg mit Besitz und Rechten in Nätebow,') im XV.
und XVI. Jahrhundert auch die von Wardenberg und Prignitz, und im XVII.
die von Arenstorff, Grambow, Pauli und Schmiede. Aber 1682 kommt der
Schmiede'sche Schwiegersohn, Rittmeister Kaspar Christoph von Ungermann.
in die Schmiede -Prignitzschen und 1702 auch in die Grambow- Powisch'.schcn
und Freiberg'schen Antheile, und noch heute sind seine Nachkommen im
Besitz einer ansehnlichen Begüterung, welche au.s.scr Xätebow die benachbarten
Dörfer und Höfe Carlshof, Dambeck, Karchow. i:tlenkamp. Bollewick und
Spitzkuhn umfasst.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. o. bei Ludorf sowie bei heizen
und Kambs.-)
Kirche. Die Kirche, ein alter Backsteinbau aus der Zeit des Ueber- Kirrhc.
ganges vom romani.schen zum gothischen Stil, hat die Form eines länglichen
Vierecks und verdankt ihre jetzige Gestaltung einer Restauration vom Jahre 1682.
Doch macht sich noch an den Aussenwänden das alte romanische Li.senen-
System bemerkbar. Auch giebt es hier keine Strebepfeiler. Der Innenraum ist
mit zwei gothischen Kreuzgewölben überspannt. In der Ostwand ein grösseres
dreitheiliges gothisches Fenster, in der Nord- und Südwand der nach Osten
gelegenen Hälfte je ein zweitheiliges Fenster, während in der westlichen Hälfte
jederseits noch die Form eines älteren Schlitzfensters sichtbar wird, das jetzt
vermauert und daher nur noch als Blende vorhanden ist. An sämmtlichen
vier Innen -Wänden sieht man unten Rundbogen -Nischen, die bis auf den
Fussboden reichen. Von den ehemaligen Portalen der Kirche ist das auf der
Südseite noch im Gebrauch. Fs hat eine frühgothische Wandung und Bogen-
laibung. Von dem im Westen angebauten Thurm ist nur noch das Unter-
geschoss vorhanden, der obere Fheil i.st im X\'l!l. Jahrhundert durch Brand
zerstört und steht als Ruine da.
Als Altaraufsatz dient ein s])ätgothischer doppelflügeliger Schrein nut .\har-
gut ausgeführten Schnitzwerken. Im Mittelstück die geschnitzten Figuren der aiifsat/.
hl. Maria mit dem Kinde, zu den Seiten der hl. Johannes Bapt. und der lil.
Johannes Evang. In den geöffneten \'orderflügeln je vier Heilige, zu zweien
übereinander. Links (vom Be.schauer) der hl. Andreas, die hl. Katharina, der
hl. Jakobus, die hl. Gertrud; rechts: die hl. Magdalena, der hl. Bartholomacus.
die hl. Margarethe, der hl. Thomas. Die äu.sseren Seiten der vorderen Altar
flügel, sowie beide Seiten der hinteren Flügel sind mit je einer grossen
Heiligenfigur bemalt, zum Theil vergangen, zum Theil noch erhalten. Auch
hier ist die Ausführung gut und .sorgfältig. Zu erkennen sind noch die
>) M. U.R. II 419.
*) Im Visitationsprotokoll von 1534 steht, d.-iss das Kirchlehn vom kitter Koiir«d von Hunc
an die Fürsten gefallen sei. .Man wisse aber nicht, wie es von diesen an die von IVi(»niti Be-
kommen sei, die es 11. a. dem Dominikaner -Prior Thomas I.am|>erti verliehen halien S. Vi»i
tations - Protokoll von 1541. Die von Prignitz besitzen es noch 1662. N'.ichhcr h.->l«-n es die
von I.angerniann.
522
AM rSCKRICIITSHK/.IRK RCIHKI.
hl. Margaretila, der hl. Antonius und der hl. Harthoioniaeu.s. In der Ecke
bei dem hl. Bartholoniaeu.s befindet .sich das Grambow-Prignitz'sche Wappen
(gekrönter Eberkopf mit blutigem Halse) und daneben die Inschrift: T^ailicl
152:: priLillliö.') An der Predella des Altars Namen und Wappen des
CASPAR CHRISTOFF LANGERMANN, Churfürstl. Brandenb. Rittmeisters, und
der ELEONORE MARGARETHE LANGERMANN, geb. SCHMIDEN. Auf der
Fläche des kleinen hölzernen Altarpultes steht eingeschnitten ILSEBE BER-
KEN 1729.
Kanzel. An der Xordwand die Kanzel, eine gute Tischlerarbeit im Renais-
sance-Stil.
Taufengel. Neben der Kanzel ein hölzerner Taufengel mit einem zinnernen Becken
in Muschelform.
Gedenk- In der Kirche eine Gedenktafel über die Restauration von 1682 mit
tafel. der Inschrift: ANNO 1682 HAT HERR LEUTTENAND BERNHARDT CHRISTIAN
SCHMIDT UND HERR RITHMEISTER CASPAR CHRISTOPH LANGERMANN
DIESE BAUFELLIGE NÄHTBOER KIRCHE ANGEFANGEN ZU REPARIREN.
Krun- Vor dem Altar hängt ein kleiner messingener Kronleuchter mit der
leuchter. Jn.schrift: BERENT FOLRAT TELLER 1682.
Glocke. In dem hölzernen Glockenstuhl ausserhalb der Kirche hängt eine Glocke
mit der Inschrift: CLAUS HINRICH VIERECK MARGARETHA LUCIA BROCK-
TORFF ANNO 1699 M • E • S . B • R .'^)
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. 1. Silbcrvergoldeter gothischer Kelch auf sechs-
werke, passigem Fu.ss, auf jedem Felde des Fu.sses eins oder mehrere der Marter-
werkzeuge Christi eingraviert. An den sechs Rotuli des Knaufes die fünf
Buch.staben des Namens lliavia und eine Lilie. Am Schaft oben noch einmal
der Name Iliatia, darunter der Name ÜjcfUG. Keine Werkzeichen. — 2. Sil-
bervergoldete Patene mit einem Agnus Dei auf dem Rande Inschrift: ANNA
MARGARETHA PAVLIN GEBORNE SCHVTZENREICHINN. Keine Werkzeichen.
— 3. Länglichrunde silberne Oblatenschachtel. .\uf dem Deckel das Langer-
mann'.sehe Wappen mit der Umschrift: CASPAR CHRISTOF LANGERMAN
RITMEISTER SCHENKET DISES ALS PATRONVS DER NACHTBOER KIRCHEN
ZVHR EHRE GOTTES ANNO 1687. — 4. 5. Zwei messingene Altarleuchter.
') Dieser au.s Finken stammende Zweifj der I'aniilic (lianibow, welcher später die Güter
Below, Nätebow und BoUewick besitzt, führt von aUer Zeit her den Namen I'rignitz (Prieg-
nitz), wie eine Urkunde vom I.März 1399 erweist: >lk oldc l'hilyjis Cramhowe vnde ik olde
Hans fJramhowe, Danneies zone, anders ghenomet de I'ryggenytzen, wonaftych to den Vynken,
liekennen vnde heti'ighent u. s. w. Auch hier zweimal das Wa])])en mit dem ?^herko]>f. Ferner
der iN'ame Daniel.
*) Aus Kritzkow erworlicn , nach iSii. Das Inventar von 181 l crwiilinl aucli nur
eine Glocke, gieht aher an, dass keine Insclinft darauf sei. — Ein Zweig der von Vieregge
(Viereck) hatte in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts Rechtsansprüche an Dammwolde:
M, Kunst- u. fiesch.-Denkm. IV, S. G2-J . Das hier genannte Ehei)aar hatte die (iüter .Subsin und
I.anlow bei l.nage. Vgl. I'.and I dir M. Kunst- u. (Jesch.- DcidsUi. liii Krilzkow .S. 460 (475)-
GUT UND KIR{ HIHJKI I.KIZKN. 523
Das Gut und Kirchdorf Leizen.')
chon im Jahre 1298 giebt es einen Plebanus Segelke in Leizen und (lesthichte
also auch eine Kirche. ^j Der Pleban ist zugleich mit denen zu Dambeck des
und Melz der zur Havelberger Diöcese gehörenden Probstei oder, was dasselbe l^or^es.
ist, dem Archidiakonat der Neustadt Röbel unterstellt. Diesem Verhältniss
widerspricht es nicht, wenn wir im Visitationsprotokoll von 1541 die Nachricht
finden, dass der Dominikaner-Prior Thomas Lamperti der Inhaber der Kirch-
lehne oder Pfründen aus Nätebow und Leizen ist. Wie in Nätebow die
von Prignitz, so sind in Leizen die von Knuth im N\'I. Jahrhundert (und
wahrscheinlich schon von älterer Zeit her) die Patrone der Kirche, die es ohne
Zweifel dem Prior des Klosters gestattet haben werden, einen X'ikar als Mieth-
prie.ster für Leizen einzu.setzen. Ivs wird aber 1541 keiner genannt. Die
von Knuth haben das Patronat bis zur Mitte des XV'III. Jahrhunderts. Doch
sind sie nicht diese ganze Zeit hindurch die alleinigen Besitzer des Gutes.
Im XVI. Jahrhundert finden wir dort z. B. neben ihnen die von Rostke und
Freiberg, wenn auch nur als Pfandberechtigte. Im Jahre 1700 vermahlt sich
Jakob Ernst von Knuth auf Leizen mit Anna Marie Schröder. Dieser Ehe
entspriesst ein einziger Sohn Gottfried Ernst. Doch der Vater stirbt schon
am 22. September 1704, als der Sohn erst ein Kind von vier Jahren i.st. Die
Mutter vermählt sich nun zum zweiten Mal mit jenem Kapitän i lolly, der in
einer der früheren Glocken -Inschriften genannt wird (s.u.); seit 1709 ist sie
mit ihm verheirathet Aber 1721 ist sie bereits wieder VVittwe. Sie vermählt
sich in diesem Jahre zum dritten Mal mit Joachim Detle\' W'arneke, wird aber
zum dritten Mal Wittwe. Als solche nennt sie sich 1723 in einem Brief als
»Anna Marie Warneke Possessorin« des Gutes Leizen. bezeichnet aber ihren
Sohn erster Ehe, Gottfried Ernst von Knuth, als Lehnsnachfolger. Dieser
muthet das väterliche PZrbe im December 1722. Ob er das Gut übernommen
hat, war aus den Akten, soweit sie dem Verfasser zugänglich waren, nicht zu
ersehen. Gewiss ist, dass Leizen sich .schon vor 1753 in Gundlach'schen
Händen befindet. So auch heute noch.
Wie sich die gei.stlichen Verhältnisse gleich nach 1541 gestalten, wissen
wir nicht des Näheren. Das Visitationsprotokoll von 1649 giebt an. dass
vorher ein eigener Pastor in Leizen mit Xamcn Vitus Ubsalpicus gewesen sei.
auch sei Leizen zeitweise von Röbel und von Finken versorgt worden, nun aber
(1649) sei es mit der Kirche in Dambeck verbunden \'<»n zwölf Bauern vor
') 10 km westlich von Röbel entfeint. . Ila«eNtrauchort« Ul.er>el/t Kuhncl. M. Jahrl». Xl.VI.
S. 82, den Xamcn, indem er um mit dtin .^!tslavi^chcn Stamm l^ska, polnisch les/cxyna. tschechisch
lestna, verbindet.
«) M. U.-I!. 2486.
524 AMTSGEKICIITSHKZIKK RÖBEL.
dem Kriege seien nur noch drei vorhanden.') 1650 wird Lei/.en mit Finken
(od. Finken -Dammwolde) verbunden, wo Heinrich Sibeth (bis 1659) Pastor
geworden.-) So bleibt es dann unter dessen Nachfolgern, den Pastoren
Jakobus Riebe und Georg Pagenkopf (Pagenkopp) bis über 171 3 hinaus.'^)
1723 aber wird Leizen als parochia ambulatoria zu Karchow gelegt, doch er-
scheint es schon 1728 wieder, wie einstmals im XVI. Jahrhundert, in Ver-
bindung mit Röbel, von wo es noch heute seine Cura empfängt.*)
1^'rche. Kirche. Die einschiffige Kirche hat die Form eines länglichen Vierecks
und ist zum grössten Theil aus I'elsen aufgeführt, nur im westlichen Theil
finden sich Backsteine und Felsen durcheinander gemischt. Im Innern eine
flache Bretterdecke. An der Ostwand drei romanische Schlitzfenster mit glatt
eingehender Wandung und Laibung. Die gleiche Anordnung dreier Schlitz-
öffnungen auf der Südseite des Chors. Im Langhaus auf jeder Seite zwei
Fenster mit Stichbogenschluss. Das Thurmportal hat eine neuere Gestaltung
im Barockstil und ist mit dem Gundlach'schen Wappen geschmückt. Auf dem
Westende des Firstes ein hölzernes Dachreiterthürmchen. Auf der Nordseite
eine unverhältnissmässig grosse Gruftkapelle aus jüngerer Zeit.'')
Altar- Den Altaraufsatz bildet ein restaurationsbedürftiges spätgothisches Trip-
aufsatz, tychon. Im Mittelstück der Vorderseite die Krönung der Maria. Auf den
Flügeln zu beiden Seiten in zwei Reihen übereinander je drei Heiligenfiguren.
Links oben der hl. Jakobus major, die hl. Elisabeth, der hl. Johannes Baptista;
unten die hl. Maria Magdalena, ein unbekannter Apostel und die hl. Anna-
selbdritt- Gruppe. Rechts oben der hl. Johannes Evang., der Apostel Petrus (r),
die hl. Barbara; unten die hl. Katharina, der Apostel Paulus (?) und die hl.
Gertrud. Die Malereien auf der Rückseite der Flügel sind sehr vergangen;
im Allgemeinen ist nur soviel zu erkennen, dass es sich um legendarische und
nicht um biblische Scencn handelt.
.Malt-rei. An der Decke der Kirche handwerksmässige Barockmalerei.
(irabstein. Neben dem Altar liegt ein gut erhaltener mittelalterlicher Grabstein
mit dem Knuth'schen Wappen in der Mitte und den vier Evangelisten -S)-m-
bolen in den Pxken. Dazu die Umschrift: 'Jlinia I blli ! 111 : i:l'C • U'IC f^^ '
fi pt' • fcftü • inid) • ^> Ijinric' Hiiut • bc • piiilioni } lij-or • cV inarga'etii
fpcgclÖ'Q' • or • <p • Ci* • Der stein verdient aufgerichtet zu werden.")
Waffen, An der Xordwand verschiedene Waffen, und unter einem Degen eine
\f>tivtafel. Votivtafel, welche besagt, dass die trauernde Gattin des Majors THEODOR
WILH. VON DRIGALSKI den Degen ihres ]<>hemannes, der an seinen in der
', M. Jahrl.. VI, S. 141.
») S. Finken.
») Vgl. M. Kunst- u. C;e.sch.-Denkm. IV, S. 628.
*) Akten im Archiv. Kllr 1728 vgl. Stuhr, M. J.ihrl». I-X, .S. 54.
<•) Lisch, M.Jahih. XV, S. 286. XXXII, .S. 153 fKIessen). Xl„ S. 192.
•; Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 311. Mit Lithographie. Kehlt im M.U.H.
Im Thurm zwei
(ilocken.
GUT UND KlRCFIDUKr I.EIZEN. - •> -
Schlacht bei Denneuitz am 6. September .8,3 erhaltenen Wunden starb m
der Kirche zu Leizen, ,hrem Geburtsorte, zu ewigem Andenken habe 'auf-
hangen lassen.
Glocken (Dm. 1,00 m und 0,80 m). Beide sind aus
den alten Glocken von 1527
lind 171 1 (so steht im Um-
giiss, nicht 1700 wie im
Inventar von 181 i. und auch
nicht 1709. wie bei I.i.sch,
M. Jahrb. XXVII, S. 233) im
Jahre 1860 auf Anweisung
des Patrons. MAX LUDWIG
VON GUNDLACH auf Leizen,
\on C. Jllies in Waren um-
gegossen worden.')
Kleinkunstwerke, i. 2. Kkinkunsi-
Aelterer silbervergoldeter werke,
kleiner Kelch auf .sechspassi-
gem Fuss mit einem plasti-
schen Krucihxus. daneben
eingraviert Johannes und
•Maria Auf den .seciis Kotuli
des Knaufes in gothischen
Minuskeln die Buchstaben
des Namens iljcfllS Die
selben Buchstaben an den
sechs Seiten des Griffes ober
halb des Knaufes, aber unter-
halb des Knaufes die Buch-
staben Iliaria Am Fuss die
Iiischnll: T^iCG '. U.llC I
Dort : in : «t'mrhljlnr to :
itin'tiMi : ^omao : Piölirr
I>rirlicG T^.iMiiirl 1591 •
Uli VrU lO. ') Kerne Werk
Knuth'.scher (Jrabstein (nach Zeichnimi; im .\I. Jahrb.).
zeichen, auch nicht an der zugehörigen I'atene. - 3. 4. Grösserer silbcr-
') Das Inventar nennt vier Glocken, zwei von 1527 und eine von 1709 ;odcr 1711-). 1 >ic
beiden ältesten hatten den .N'amen des Meisters I'eter; was sonst auf ihnen stand, ist aus der
verdorbenen Abschrift nicht zu erkennen. I)ie dritte CJlocke trug den Namen des /eitweili|;cn
(Jut.sinhabers Franz Leopold Ilolly (s. o.), den des I'aslors Jakolius Hiebe (Reil>c^ und die der
Vorsteher Jakob Seedorf und Michael Hacker. .Sie war gegos.scn von .M. Chh.stian Sicgmund
.Mebert. Die vierte Glocke war ohne Inschrift. Im M. Jahrb. .\XVII, S. 233, i»i au« MoUy ver-
kehrter Weise der Name Köln tjemacht.
'"') = wiegt 25 I.oth.
526
AMTSCKKICiriSnK/IRK ROHF.l..
\ergoldeter Kelch mit dem xoii (jundlach'schcn Wappen und der Inschrift:
ERNST FRIEDRICH VON GUNDLACH 1756. Als Stempel auf der Unter-
seite des Kelches der werlesche Stierkopf und |c E s|, ebenso auf der Patene.
— 5. Zinnerne Patene, nicht mehr im Gebrauch. Inschrift: JACOB 1665 RUMP.
ANNA SCHROEDERN. Undeutlicher Stadtstempcl und Meisterstempel H P L. —
6. 7. Zwei zinnerne Altarleuchter, einer davon mit dem Monogramm C»W.W«
V»K»1688. Keine Werkzeichen. — 8. Klingelbeutel mit silbernem Teller,
darauf das von Gundlach'sche W^appen. Inschrift: C»S»F»V»G» 1755.
Das Kirchdorf Wlinzow.')
(ieschichte
des
I )orfes.
Kirche.
on Minzow wissen wir aus alter Zeit nur, dass dort die von Below im
Jahre 141 2 zwölf Hufen besitzen und dass es im Jahre 1460 vom Herzog
Heinrich von Mecklenburg eine Zeit lang an die Stadt Röbel verpfändet ist.
Im Uebrigen bleibt es landesherrliches lügenthum, bis es 1667 dem Andreas
Pritzbuer überlassen wird. Indessen im Jahre 1704 erwirbt die Lehnkammer
das Dorf zurück. Zwar entspinnt sich ein langjähriger Reluitionsprozess der
Pritzbuer'schen Erben gegen den Lehnsherrn. Doch wird dieser Prozess im
Jahre 1756 durch einen Vergleich erledigt, indem sich der klägerische Theil
mit einer namhaften Summe Geldes abfinden lässt.**) Minzow ist vor dem
dreissigjährigen Kriege ein blühendes Dorf. Denn es besitzt vor dem Kriege
nicht weniger als vierundzwanzig Bauern und sechs Kossäten, am Schluss des-
.selben allerdings nur acht Personen.^) Seit dem Jahre 1863 ist es ein Kirch-
dorf, während es bis dahin nach Dambeck eingepfarrt war.
Kirche. Die neu erbaute Kirche ist ein einschiffiges Gebäude in Form
eines länglichen Vierecks mit einer Chornische im Osten. Im Innern decken
vier schmale Kreuzgewölbe den Raum. Im Westen ein mit einem P}'ramiden-
helm versehener Thurm. An der Nordseite des Chors eine Sakristei.
Inneres. Die innere Einrichtung ist neu.
filocken. Im Thurm zwei kleinere Glocken, die laut kurzer Inschrift aus den
Jahren 1 703 und I 704 stammen und nur den Spruch SOLI DEO GLORIA haben.')
Vasa .Sacra. Vasa sacra. i. Silbervergoldeter Kelch auf sechspassigem Fuss. Als
StadLstempel S, als Meisterstempel SCHMIDT, dazu die Jahre.szahl 1862. —
') 8 km westlich von I<<il)el. Nach KiihncI, M. Jahrb. XLVI, .S. 94 »Ort des Minest,
*) Akten im f jrossh. Archiv.
«) Groth, .M. Jahrb. VI, .S. 141.
*) Nach dem Inventar von 1811 zu urtheilcn, wird die eine der alten l)and)eck';r Kirche
entnommen sein. Vielleicht auch die andere, wenngleich das Inventar von 181 i (I)aml)ecl<, lUitow
und Karchow kommen daliei besonders in I'elracht) keinen Aidiall liiiict.
KIRCIIDükl- MIX/.OW.
2. Silberne Patene. — 3. Neues messingenes Taufbecken, ohne Hcdeutunji.
4. Neusilbernes Taufbecken. — 5. 6. Alter Zinnkelch mit Patene.
Zwischen den Wiesen des Dambecker Sees und den Wiesen des Glien- S<hweden-
Sees, auf Minzowscher Feldmark, ein fast einen Kilonieter lan'^er Krduall. der s« li.-.n/.-
.<
\
stellenweise zwei bis drei Mannshohen liat und nn \ oikr die Schweden-
schanze genannt wird. Indessen eine geschichtliche Hegrundung für duseii
Namen giebt es nicht. Vielleicht diente der Wall zur Absperrung. S. die
Plan -Skizze von Herrn Pastor Krusten X'eliahn (früher in Köbel).
Das Gut und Kirchdorf Dambeck. '^
rkundlich im Jahre 1261 zum ersten Mal genannt, tritt uns Dambeck (KMhulitc
ebenso wie Leizen und Melz als fertiges, zur Diöccsc Havclbcrg und
zum Archidiakonat der Neustadt Röbel gehörendes Kirchdorf mit einem eigenen
Pleban Menricus noch im selben Jahrhundert entgegen.*) Die alte Kirche aber.
') 8 km westlich von K.ihel. .Mtslavi.sch dahu
döri«. Ikendörp. Kuhnel, M. Jahrl-. Nl .VI. S. 36.
•-■) M. l . 15. 911. 2486.
Eiche. »Eichwaldort«. Eichcndorf, Ekcn
Ics
I )<»rfi*^.
528 AMISCJKRICHTSHKZIRK RÖBP:L.
welche damals vielleicht schon zwei oder drei Menschengenerationen hindurch
gedient hatte, steht heute, unter Bäumen versteckt, als eine Ruine einsam und
verlassen eine ziemliche Strecke von den Gebäuden des Hofes und Dorfes
entfernt. In der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts sitzt der werlesche
Knappe Otto von Roggentin auf Dambeck, wahrscheinlich aber nicht als
einziger Vasall, sondern nach dem Herkommen jener Zeiten mit Andern seines
Standes zusammen. Ob aber dazu auch die von Gamm zu rechnen, deren
einer am 30. November 1380 als Knappe zu Dambeck genannt wird, muss im
Dunkeln bleiben, denn dieser könnte auch zu jenem Dambeck gezogen werden,
das siidlich von Parchim liegt.') Später finden wir dort, nachweislich vom
X\\ Jahrhundert her (s. o. S. 472), die von Freiberg, welche zugleich das Gut
Karchow haben. Doch die Akten berichten schon während des dreissigjährigen
Krieges von einem grossen Konkurse, der 1642 ausbricht. Dabei geht Dambeck
verloren und kommt an die von der Luhe auf Schulenberg. Den 25. No-
vember 1653 erhält darüber V'olrath Friedrich von der Luhe den landes-
herrlichen Konsens und Lehnbrief. In Lühe'schen Händen bleibt Dambeck
bis zum Jahre 1743, wenngleich das Gut zwanzig Jahre lang, von 1692 bis
17 12, an den Oberst Kaspar Christoph von Langermann auf Nätebow,
Bollewick und Spitzkuhn, verpfändet ist. 1743 aber wird Hauptmann Georg
Friedrich von Bassewitz auf Klocksin, der, nach dem Erlöschen des Mannes-
stammes der von Freiberg im Jahre 1721,'^) in den Besitz von Karchow ge-
kommen ist, durch Kauf auch Herr des Gutes Dambeck. In Bassewitz'schcm
Besitz bleiben Dambeck und Karchow bis 1791. Nachdem darauf der schon
oft genannte Kammerrath Otto Konrad von Hahn ein Jahr lang beide Güter
besessen hat, gehen sie an Ludwig Christoph Baron von Langermann -Erlen-
kamp über, dessen Familie sich ihrer noch heute erfreut.
Seit 1528 ist Joachim Berg unter landesherrlichem Patronat und Freiberg-
schem Kompatronat Kirchherr von Dambeck, Karchow, Bütow und Minzow. Das
Visitationsprotokoll von 1541/42 nennt ihn einen Papisten. 1587 wird Er
Blasius Böttcher (Boddeker) genannt, der zu Karchow wohnt. Zwischen 1 593
(vielleicht schon etwas früher) und 1636 hat Christoph Strieger die Cura der
drei Kirchen zu Karchow, Dambeck und Bütow. ^) Nach seinem Tode wird
Wilhelm von Ankum berufen. Aber schon 1644 tritt Joachim Hausmann für
ihn ein, der, obwohl öfter viel Klagens über ihn ist, er auch einmal (um 1662)
eine Zeitlang suspendiert wird, dennoch bis zu seinem Tode im Jahre 1687 im
Amte bleibt. Ihm folgt jener Andreas Willebrand, Pa.stor zu Ludorf und
Nätebow, der die.se Pfarren beibehält und der Gründer einer grossen Pastoren -
Familie wird, welcher auch der ehemalige Doberaner Superintendent Wille-
brand angehört. Dem Andreas Willebrand wird 17 10 der Sohn Christian sub-
stituiert, diesem wieder 1 747 der Sohn Jonas Christian, und dem letztgenannten
') M. U.-B. 5386. Vgl. 6191. 6761. II 295.
*) S. da.s Ganim'.sche Verzeichnis.s bei 1-i.sch, M.Jahrl). XI, S. 440.
•*) Im rastoren-Verzeichniss zu UUtow irrthllmlich Chri.stoph Steigeius genannt.
Kinhen-
liaues.
GUT UND KIRCHDORF DAMBPXK. 529
abermals im Jahre 1794 der Sohn Karl Friedrich Willebrand, welcher sich 1802
mit der Baronesse Christiane von Langermann vermahlt und bis zum Jahre 1814
am Leben und im Amte bleibt. S. Walter a. a. O.
Wir geben hier die Beschreibung des alten Kirchenbaues von Dambeck Heschrei-
so, wie er bei Lisch, M. Jahrb. XV, S. 283 bis 286, zu hndcn i.st, d. i. im •'""g ^^
Jahre 1850, als noch Gottesdienst in ihm gehalten wird: _ f*''f"
»Auf dem Felde des ritterschaftlichen Hofes Dambek bei Robe! zwischen
Minzow und Dambek, auf den Ufern eines Sees, steht im freien Felde unter
Bäumen und dichtem Gestrüpp ein wundersames Gebäude, die Kirche von
Dambek, jetzt auch die »Kirche von Minzow <^ genannt, von der Dorfschaft
Minzow allein in dem noch erhaltenen Theile als Gotteshaus benutzt, in dem
andern als Ruine; während das ehemalige Schiff in den offenen Trümmern
der Ringmauern sich in die Luft erhebt, ist der Chor der Kirche mit einem
Strohdache bedeckt. Die Merkwürdigkeit dieser I'>scheinung wird aber noch
bedeutend durch die Bauweise erhöhet, in welcher das Gebäude aufgeführt i.st.
Die ganze Kirche ist nämlich von Feldsteinen, d. h. von Granitgeschiebe, ge-
baut, und zwar nicht allein in den Ringmauern, sondern auch in allen Wöl-
bungen, im Bodenpflaster u. s. w. Es ist kein einziges Stück Ziegelstein in
und bei der Kirche zu entdecken. Die Aussenfläche der Mauern ist von bc-
hauenen Granitsteinen; das Innere der Mauern ist mit kleinen Feldsteinen von
gewöhnlicher, verschiedener Form in Kalk gefüllt. Der ganze Sockel der
Kirche besteht aus sorgfältig behauenen, gegliederten Granitblöcken. Alle
Wölbungen, in Thüren, Fenstern, Bögen und Deckengewölben, sind im Rund-
bogen ausgeführt; von Spitzbogen ist nirgends eine Spur zu fuiden. Die
Kirche ist daher ohne Zweifel die allerälteste in ihrer Gegend und eine der
ältesten im ganzen Lande: sie stammt wahrscheinlich noch aus dem XII. Jahr-
hundert, höchstens aus dem Anfange des XlII. Jahrhunderts, immer aber aus
den allerersten Zeiten des Christenthums im südöstlichen Meklenburg. Daher
ist an der Kirche auch noch kein Ziegel zu finden; als sie gebaut ward, hatte
man hier noch keine Ziegelöfen, wenn auch der Baumeister schon Ziegel ge-
sehen haben konnte.«
»Der Chor der Kirche ist ein (juadrat; er hat an jeder Seite, auch
hinter dem Altare, zwei schmale, mit glatter Wandung schräge eingehende,
rund gewölbte Fenster, von denen jedoch die beiden an der Xord.seite, ohne
Zweifel wegen des Anbaues der Sakristei, vermauert sind. Die Pforte in der
Südwand ist aus behauenen (iranitquadern im Rundbogen gewölbt und sehr
wohl erhalten; die Gesimse sind mit Linien verziert. Selbst der alte l'nterbau
des Altars ist von behauenen Granit(|uadern. Der Chor i.st jetzt mit einer
Balkendecke bedeckt; jedoch stehen noch in den vier Kcken die glatten, ab-
gerundeten Widerlager aus Feldsteinen, welche früher ohne Zweifel ein halb
kugelförmiges Feldsteingewölbe trugen, das den ganzen Raum überdeckte, wie
man es noch oben an den Ringmauern bemerken kann, welche sich mehr zu
Rundung neigen. Der Scheidebogen zwi.schen Chor und Schiff ist im Rund
bogen gewölbt.«
530
AMTSGEKICIITSHK/IRK K()HKI,.
»An die Nordwand des Chors ist die mit demselben zu gleicher Zeit
gebauete Sakristei angelehnt, ein fast ganz dunkles, in seiner Art einziges Ge-
bäude, welches noch jetzt als Beichtstuhl benutzt wird. Sie ist ebenfalls ganz
und gar aus Feldsteinen gebauet: die Wände sind aus Feldsteinen, das halb-
kugelförmige Gewölbe ist aus Feldsteinen, selbst der Fussboden ist mit Feld-
steinen gepflastert. Merkwürdig sind die Reste einer uralten Wandmalerei,
welche mit dem Bau von gleichem Alter zu sein scheint. Unter den Gewölbe-
Kiiclicnruiiie zu iJauihcck.
kappen sind die Seitenwände im regelmässigen Halbkreise oder Rundbogen
abgeschnitten. Dieser die Seitenwände unter den Gewölbckai)pen begrenzende
Rundbogen ist auf einem uralten, .sehr dünnen, groben Kalkputz mit einer
Borde verziert, welche ungefähr -'/^ 1''"^« breit i.st. Sie besteht aus einer
doppelten Reihe rechts hin laufender Rauten, welche abwechselnd und entgegen-
gesetzt dunkelroth und hellgelb (oder weisslich) sind. Diese Borde i.st in allen
Linien durch nicht tiefe, aber scharfe Fugen abgegrenzt. Zu beiden Seiten
läuft eine dicke rothe Linie parallel. Fs sind ausserdem noch mehr Spuren
von Wandmalerei vorhanden, so z. 11 unter den Widerlagern der Gewölbe,
jedoch nicht mehr klar zu erkennen."
-Chor und Sakri.stei sind mit Stroh gedeckt, auch wohl noch das ein-
zige Beispiel im Lande.«
GUT UND KIRCHDOKK DAMHECK.
5J
»An den Chor schliesst sich da. Schiff, ein nicht unbedeutender kann,
dessen Hohe auch zien.lich gross gewesen ist, «ie <ler noch stehende östliche
Giebel be«^,set. Dieser Theil der Kirche ist jetzt Ruine und ,n„her n,i,
dtchtem Gebüsche bewachsen. Die Seitenmauern stehen «nn Theilc «ohi „,«:h
in /, Ihrer Höhe und sind eben so gebauet, wie der Chor und die Sakristei;
die ehemaligen Ab-
theilungen und Oeff-
nungen lassen sich
nicht mehr klar er-
kennen. Wahr-
scheinlich hat man
beim Bau die Wöl-
bunt; mit Feldsteinen
gewagt, aber die Ge-
wölbe sind späterhin
emgestiirzt, und man
hat weder Muth noch
Mittel gehabt, die
Kirche herzustellen;
und so ist das Schiff
als Ruine stehen ge
blieben, nachdem
man den Hogen
zwischen Chor und
Schiff vermauert
iiatte.c
V Diese Kirchen
tuine von Dambek
oder Minzow ist der
Kirchenruine von
Tapenhagen oder
Kambow an Bau-
material und Baustil
sehr ahnlich und
beide niögen wohl
die ältesten Feld-
I'riestei])forte auf der Südseite des Chors.
steinbauten im Lande sein (vgl. o. S. ^/6). — Die Geschichte uiu\ der Verfall
der Kirche lassen sich noch klar genug verfolgen.«
»Dass die Sage schon an der Geschichte eines so seltsamen Gebäudes
umgestaltend arbeitet, ist nicht zu verwundern. In Minzow erzahlt man: die
Kirche habe einst zu einer Stadt (iellin* gehört, von welcher noch ein nahes
Holz den Namen Gellin führe Die ganze Sage ist aber grundlos, da an
dieser Stelle und überhaupt in ilci I'larre kein Dorf (jellin existierte. <
•M*
532
AMTSGERlCirrSHKZIRK RCH^Kl.
»Die Geschichte redet dagegen ganz klar und verständhch. Nach den
Akten und Kirchen- Visitationsprotokollen gehörte die Kirche inniier zu dem
ritterschaftlichen Hofe Dambek, welcher bis in das XVII. Jahrhundert ein altes
Lehn der von Freiberg war; die Pfarre war früher auch in dem zu dem Hofe
gehörenden Dorfe Dambek, in welchem auch die Kirche stand. Eingepfarrt
waren die Dörfer Dambek mit dem Hofe, Minzow, Karchow und Bütow. <
»Karchow und Bütow hatten eigene J'ilialkirchen; die Dorfschaft Minzow
ging nach Dambek zur Kirche. In neueren Zeiten ward der Hof Dambek an
Messing.schü.s.sel (.s. S. 534).
eine andere Stelle verlegt und das dazu gehörige Dorf ging ein; die Herrschaft
des Hofes Dambek wandte sich nach dem Tilial Karchow zur Kirche, da die
Kirche zu Dambek verfiel. Und so kam es, dass die Pfarre nach Karchow
verlegt ward, und nur die Dorfschaft Minzow an ihrem Rechte fest hielt und
die allein stehende Kirche zu Minzow besuchte «
»Die Kirche ward wahrend des dreissigjährigen Krieges baufällig und
gleich nach demselben absichtlich in den jetzigen Zustand versetzt. Ivs heisst
bei der Kirchenvisitation vom Jahre 1649: Dambeck. Die Kirche und das
Chor ist von alten Feltsteinen gebawet, ist von 8 gebind mit einem gantz
GUT UND KIRCHDORF DAMBECK. 5,3
vnduchtigen strohtache, vnd ist das tach über 5 gebinde gantz weg. Ueberm
Chor smt auch grosse Lecken. Vorsteher sollen das übrige tach von der
Kirchen wegnehmen vnd das Chor damit aussbessern. Vom Thurm negst an
der Kirchen von Holtzwerck gebawet ist die spitze abgefallen vnd ist darin
eine glocke. Pfarhauss ist nicht alhir zu Dambeck, sondern zu Karchow.< .
»Diese Anordnung ward auch ausgeführt, denn im Jahre 166- war die
Kirche schon wüst. Es heis.st in dem Protokolle der Kirchenvisitation vom
Jahre 1662: »Dambeck. Diese Kirche ist biss ans Chor niedergefallen biss
.Me.s.sinjj.schU.ssel (s. S. 534).
vfs Mauerwerck viui uirt itzo nicht darin gepredigt, weilen Jochimus Ilauss-
mann wegen seines ärgerlichen lebenss ab officio suspendieret worden. «€
»P!ndlich hei.sst e.s in einem Zeugenverhöre vom Jahre 1687: >Interr.
Wo die .Minsower in die Kirche gehen: Kesp .Sie gingen in die sogenandtc
Dambecker Kirche, so im wüsten l*V-lcie und ' 4 Meile v«)n ihnen belegen,
worin der Karchowsche Prediger |)redige.*»
Im I.S.Jahrhundert wird wiederholt ge.sagt, ilie Dambecker Kirche liege nut
drei Seiten im Dambecker Ilofacker und mit der vierten Seite am Dambecker See «
534 AM rSCERKMIISÜE/IKK UriREI,.
Ict/ige Aus- Die jetzige Ausstattung des Chorraumes, soweit sie noch vorhanden
stattiinji der ist, lässt den Renaissancestil erkennen, namenthch im Altaraufsatz und in der
Knclio. Kanzel. Der hohe Altaraufsatz enthält acht von Säulen und Pilastern ein-
gefasste Tafeln, auf denen sich ältere bemalte Holzfiguren abheben, die ohne
Zweifel einem gothischen Triptychon entnonnnen sind. (Vgl. die Altaraufsätze
in Gnoien und Prestin.) Die Kanzel ist mit den Bildern der vier Evangelisten
bemalt.
.Messing- \'^on besonderem Interesse sind zwei im Grossh. Museum sich befindende,
schusseln, ^jer zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts angehörende Messingschüsseln, die
im Torfmoor bei Dambeck gefunden wurden, und über deren Fund und Er-
werbung im Jahre 1857 Lisch im M. Jahrb. XXIII, S. 289, einen ausführlichen
Bericht veröffentlicht hat, auf den wir hier verweisen. Das Becken mit dem
Gruss des Engels misst 53 cm, das andere mit einem Phantasie -Wappen 63 cm.
Hier soll nur bemerkt werden, dass beide als Prachtschüsseln in ihrer Art zu
beurtheilen und demgemäss sehr viel höher einzuschätzen sind und heute auch
eingeschätzt werden, als es sr. Zt. a. a. O. geschehen ist. Auch ist zu be-
achten, dass beide Schüsseln denselben Stempel haben: |r s|.
Kurgstelle. Westlich vom Dambecker Herrenhause befindet sich hart am See ge-
legen noch ein Ueberrest einer alten Burgstelle (wallartige Erhöhungen).
Das Gut und Filial- Kirchdorf Karchow.')
(ieschithtc jHHm XW . Jahrhundert sitzt ein Pritzbuer auf Karchow (Priscebur de Karg-
des ' how).-) Vom XV. Jahrhundert her aber ist Karchow ein Gut der
von I'reiberg, die es später als ihren Stannnsitz ansehen und bezeichnen und
möglicherweise dort schon neben oder vor dem erstgenannten Pritzbuer erb-
gesessen gewesen sein können. Auf Karchow bleiben sie bis ins XVIII. Jahr-
hundert hinein. Neben ihnen aber gewinnen die von der Luhe -Schulenberg,
von Rapp-Necheln und Daniel Koch zu Karchow zeitweise gewisse Antheile
am Gute. Nachdem die Freiberg im Mannesstannn 1721 erloschen sind, wird
Karchow Besitz des Hauptmannes Georg I'Viedrich von Bassewitz, der später
auch das Gut Dambeck kauft. Dieser Bassewitz'sche Besitz geht 1791 auf
den Kammerrath Otto Konrad von Hahn und 1792 auf den Baron Ludwig
Christoph von Langermann -ICrlenkamp über, dessen TLrben ihn noch heute in
Händen haben.
Dorfes.
') Fast 7 km südwestlich von Rolicl. Vielleiclit soviel wie I laiiiclitsdorf». Klilinel er-
innert an den altslavischcn Stamiri >krag-, kar>j- und das Wort kraguj - Habicht« und deutet den
Namen als »Ort des Karga« M. [ahrh. XI, VI, S. 65. Anders in den Nachträgen, S. 178, wo (nach
Courtenay) die Stämme krüh- und krüg- und die Wörter kriihovo (karchowo) herangezogen werden.
*) .M. U.U. 53S6.
GUT UND FIIJAI- KIRCHDORF KARCHOW.
535
Ueber die geistlichen Verhältnisse s. bei Dambeck. Vor dem dreissig-
jahngen Kriege zählte Karchow fünfzehn Hauern und fünf Kossäten von
denen 1649 ""f noch zwei Kossäten übrig waren.')
Kirche. Die im Jahre 1688 erbaute Kirche ist ein schlichter vier- Kirche
seit.ger I-achwerkbau ohne Thurm und Vorhallen.^) Im Innern eine flache
Decke. Neben der Kirche ein Glockenstuhl.
Als Altaraufsatz dient ein Rahmen aus der Zeit der Spätrenaissance mit Mtar-
emem hineingesteckten gothischen Tript)chon in l-arbcn und Vergoldung. Im aufsatz.
Alt.iraufsatz.
Mittelstück die Kreuzigungsgruppe mit vielen Figuren und den Kreuzen der
Schacher. In den Seitenflügeln acht Heiligenfiguren, in jedem Mugcl vier.
Links: die hl. Annaselbdritt- Gruppe, der hl. Johannes Hapt., eine weibliche
Heilige und der Ap<jstel St. Jakobus maj. Rechts: die hl K.itharina, der hl.
Andreas, die hl. Agnes und ein nicht zu bestinnneiuler .Apostel .\uf den
Rückseiten der Flügel finden sich Spuren von Malereien.
An der Kanzel der Name der .Stifterin: JUNGFRAU ANNA MARIA V.
D . LUHE DEDIT ME 1692. Ferner die Inschrift: GOTT ZU EHREN IST DIESE
KIRCHE VON GRUNDT AUSS NEU GEBAUET ANNO 1688 ET 89 . PATRONEN:
H . HINRICH ANDREAS VON FREIBERG • H • ADOLF ANDREAS V . D . LUHE •
K.in/il
'; Groth, M. jalirl). VI, S. 141.
*) Lisch AL Jahrl). XL, .S. 190.
536 AMTSGERICHTSBEZIRK KOHEL.
H . HANS ERNST VON FREIBERG • H . ANDREAS WILLEBRANDT PASTOR .
ACH HR ERHALT UNS DEIN WORT.
Altar- An den Altarschranken und an dem herrschaftlichen Stuhl findet sich
schranken, die Inschrift: H • HINRICH ANDREAS V. FREIBACH • (!) ^^ F . SOPHIA HEDE-
WIG V • BLÜCHER 1692.
Glocken. Im Glockenstuhl zwei Glocken, die eine von 0,73, die andere von
0,60 m Durchmesser. Beide haben die Inschrift: DIE VON DER LUHE • DIE
VON FREIBERGE . DANIEL JANUS SUPERINT . JOACHIMUS HAUSMANN PA-
STOR • MARTIN HEINTZE AUS PERLEBERG ME FECIT ANNO 1670.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. Silbervergoldeter Kelch mit Spätrenaissance-Ver-
werke. zierungen um die Kupa. Der Knauf des Griffes sowie der Fuss sind mit
getriebenen Engelsköpfen und Früchten verziert. Inschrift: CASPAR CHRISTOFF
VON LANGERMANN, OBRISTLIEUTNANT ANNO 1694 • ELISABETH KATHA-
RINA VON LANGERMANNIN GEBOHRENE FREY-
FREWLEIN VON ERLENCAMP. — 2 Silbervergol-
deter Kelch, schlichte Arbeit ohne Verzierungen.
^ ^ , D P
Am Fuss das nebenstehende Familienwappen der '^
DUPUITS (du Puits) und an der Unterseite des-
selben die Inschrift : DIESER KELCH IST ZUM GE-
DECHTNIS VEREHRET DER KIRCHE ZU KARCHOW 1723 . Güstrower Arbeit
von Lenhard Mestlin.') — 3 Silbervergoldete Patene. Von demselben Gold-
schmied. — 4. Silbervergoldete, kreisrunde Oblatenschachtel mit getriebener
Randverzierung wie am Kelch Nr. i. — 5. Silbervergoldete Abendmahlskanne
mit Verzierungen wie am Kelch Nr. 1, gestiftet laut Inschrift von WILHELM
BARON VON LANGERMANN- ERLENCAMP, BERTHA BARONIN VON LANGER-
MANN - ERLENCAMP, GEB . LÜBBE 25 . MÄRZ 1866. — 6. 7. Zwei Messing-
leuchter, gestiftet 1866 von demselben Ehepaar.
Granit- Im Pfarrgarten befmden sich zwei muldenförmig ausgehöhlte Granit-
hlöcke. blocke. (Quet.schmühlen.-)
') Charlotte Amalie Diipuits, Tochter des Gideon Dupuits auf Vietow und Wehnendorf
und der Katharina Dorothea von I'reen , vermählte sich mit Dietrich Otto von der Luhe auf
Damheck, wurde aber schon 1712 Wittwe. Vgl. geneal. Tabellen von Pentz im Crossh. Archiv.
Dazu Petschow in Hand I der M. Kunst- u. Gesch.- Denkm.
GUT UND FII.IAI. KIRCIIDUKF BÜTüW
537
Das Gut und Filial-Kirchdorf Bütow.'
Kirche. Die Kirche ist zum Thcil massiv in Hackstein, /.um Theil in
Fachwerk aufgeführt und bildet ein längliches, im Innern flachgedecktes Viereck.
Die Fenster auf der Nordseite sind viereckig, in der Stirnwand auf der Süd-
seite spitzbogig. Im Westen ein aus Felsen gemauerter Thurm mit einem
niedrigen vierseitigen P\ramidenhelm.
Der Altaraufsatz ist ein Komjwsitwerk,'') d. h. ein Renaissancegehäusc
mit einzelnen Figuren, die einem älteren gothischen TriptNchon entnommen
sind; alles mit Oelfarbe übermalt. Auf der Rückseite zwei Inschriften. v«)n
denen die eine die Namen der lutherischen Prediger angiebt, die von 154«
bis 1748 an der Kirche amtiert haben, während die zweite meldet, dass Herr
') 10 km westsUdwestlich von K.ihcl. Die alte Form Hiitecowc de XIII. Jahrhundert»
übersetzt Kühnel als »Ort des Hudekt und erinnert im Nachtrag an die serbischen Formen Huta.
Hutko, Butovit: M. Jahrb. XLVI, S. 32 u. 175-
*) M. l'.-B. 1283. 9578.
») M. Kunst- u. Cesch.-Denkm. IV, S. 626/27.
♦) Groth, M. Jahrb. VI. .S. 141.
*) Vgl. Gnoieii. Ticstin und Dambeck l»ei Köbel.
Dorfes.
jchon im Jahre 1273 gewinnt das Nonnenkloster zu Röbel drei Hufen zu Hutow. Geschichte
Andere elftehalb Hufen verpfändet dort Vicke Hüne am 23. December 1 366 des
dem Heinrich Knuth und dessen Bruderkindern. ^) Später sitzen die einen
Zweig der alten Adelsfamilie Grambow bildenden IVignitz auf Finken und
Bütow. Und zwar bis zum Jahre 1620 hin. Da geht das Dorf Butow zu-
gleich mit Finken und Dammwolde an Vicko Ludwig von Lepel über. Nach
dem grossen Lepel'schen Konkurse des Jahres 1650 haben eine Zeit lang die
Gläubiger, besonders Johann Sibrand von Sechein und die Wittwe des General-
majors von Vieregge, sowie deren Pensionarius Kurt Iwochtmann, ihre Hände
in Bütow. Nach der Mitte der siebenziger Jahre des XVII. Jahrhunderts aber
kommen die von Pritzbuer in den Besitz von Finken sammt den dazu ge-
hörenden Gütern und Dörfern. Sie erwirken und erhalten, nach Abfindung
der Anrechte des Rittmeisters Hartwig P!rnst von Bülow, am 4. März 1692
den Allodialbrief über P'inken, Bütow, Dammwolde und die Schäferei Knüpjiel-
damm.^) In den Pritzbuer'schen Besitz aber tritt schon 1720 der Kammer-
junkerjulius Ludwig von Pederstorf ein, und den Pederstorfen folgt 1760 der im
Jahre 18 14 in den Grafenstand erhobene Zweig der Familie Blücher, der das
Gut heute noch hat. während das Patronat der als Filia von jeher mit Dam-
beck - Minzow verbundenen Kirche landesherrlich geblieben ist. \'or dem
dreissigjährigen Kriege hatte Bütow sechzehn Bauern und vier Kos.saten.
Davon waren 1649 '''^"' "och drei Kossäten vorhanden.'')
Kirche.
.Mtar-
aufsat/.
538
AMTSGERlCiriSHKZIRK KÖ1?KI,.
(i locken.
^Ifinkunst-
werke.
HINRICH VALENTIN VITZENHUSEN als Administrator der beiden Güter Finken
und Knüppeldamm den Altar im Jahre 1734 habe renovieren und bemalen
lassen.
Im Tluirm hänji^en zwei Glocken. Xach den Inschriften ist die älteste
1708 von M. Ernst Siebenbaum, die zweite aber 1750 zur Zeit des Pastors
JONAS CHRISTIAN WILLEBRANDT von C. D. Heintze gegossen worden.
Kleinkunstwerke, i. 2. 3. Xeugothischer silberner Kelch, desgl. Patene
und Ciborium, von Heinersdorff-Berlin. — 4. Messingenes Becken mit der
Inschrift MATIHS EHRKE aus Bitau (!) 1720.
Das Gut und Kirchdorf Finken.'
deschichte
des
Dorfes.
jm Templiner Landfriedens- Vertrage zwischen Werle und Brandenburg am
25. Oktober 13 10 wird beschlossen, dass die Garanten des Vertrages,
Herr Grube von Grubenhagen, Herr Berthold von der Osten, Herr Klaus
von Bück und Herr Droiseke von Kröcher, zweimal des Jahres zur Besprechung
aller Interessen auf beiden Seiten in Finken (ton Finken) zusammenkommen
sollen, und etwas über zwanzig Jahre später hören wir zum zweiten Male ur-
kundlich von F'inken, als es sich um Festsetzung von Einkünften für die
Vikareien in der Kirche zu Xätebow handelt. Es ist das am 24. Februar 1331.
Da giebt es auch aus Finken drei Mark Silbers zum St. Marien- Altar. ^) Aber
wer die Herren von Finken sind, erfahren wir erst am i. März 1399.'') Um
diese Zeit wohnt dort ein Zweig der alten Familie Grambow mit dem Bei-
namen »de Pr^'ggenytzen«, also jene erst am luide des XVII. Jahrhunderts er-
loschene Adelsfamilie, welche später nur den Xamen Prignitz (Priegnitz) führt,
aber, wMe erklärlich ist, un\erändert den h'berkopf des Grambow'schcn Waj^pens
beibehält. Auf h^inkcn bleiben die Prignilz bis 1620. Wie dann die von Lepel,
Sechein, Vieregge, Pritzbuer, Pederstorf und Blücher im Besitze folgen, ist
schon im IV. Bande der M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. S. 626/27 bei der Orts-
geschichte von Dammwolde und oben S. 537 bei der von Bütow gesagt worden.
Ebenso ist, da der Pfarrsitz im Jahre 1708 von Finken nach Dammwolde ver-
legt worden, die Darstellung der kirchlichen Verhältnisse in Finken schon bei
Dammwolde (a. a. O. IV, S. 627/28) erfolgt. Indem wir hierauf verweisen,
haben wir nur noch hinzuzufügen, dass sich aus den inzwischen eingeordneten
Konsistfjrial- Akten des Grossherzoglichen Archivs noch zwei Geistliche ge-
funden haben, die in die Lücken des Dammwolder Verzeichnisses einzutragen
sind, nämlich (vor dem 1605 berufenen Pastor Paul Vettingk) der zwischen
' n km weststidwesilich vfui I<öl)cl.
«j .M. U.-H. 3424 5218.
■) S. o. .S. 522, Anmk;,'. i f.Mtar.iiifsatz in Nätel.ow;. Vgl. .M. Jabrl). XIII, .S. 333 (Lrk. XLIV).
GUT UNI) KIKCilDoKK FIN'KKN.
539
1599 und 1605 nachzuweisende Pastor Baltzcr Wege, der möglicherweise schon
lange vor 1599 da war; ferner zwischen 1650 und 1659 der Pastor Heinrich
Sibeth, für dessen Zeitbestimmung in Finken drei Momente zu beachten sind:
im Visitationsprotokoll von 1649 heisst es nämlich, dass kein Pastor in Finken
sei, der letzte (Pinnow) sei 1638 gestorben. Und in einem Briefe des Jahres 1661,
also ein Jahr vor der Berufung des Nikolaus Thomaeus, wird darüber geklagt,
dass Finken schon wieder zwei Jahre lang verwaist sei. Endlich giebt es
Akten vom Jahre 1656 und 1657 aus der Zeit der Amtsführung des Pastors
Heinrich Sibeth.')
Mit den beiden kombinierten Mutterkirchen Finken und Dammwolde i.st
seit dem Jahre 161 9 auch die Lücken'sche Patronatkirche zu Massow als va-
gierende Mutterkirche \erbunden. X'orher war sie, wie nunmehr den Akten
zu entnehmen ist, mit der Kirche zu Kambs verbunden.
Kirche. Die Kirche ist ein Backsteinbau des Will. Jahrhunderts (von Kirche.
1735?) in Form eines Vierecks. Auf der Mitte des Haches ein hölzernes mit
Holzschindeln gedecktes Dachreiterthürmchen. hjnige Schritte von der Kirche
entfernt steht eine anscheinend derselben Zeit wie die Kirche angehörende
Gruftkapelle.
Altar und Kanzel sind Werke des Barockstils.
Von Interesse ist der dem Geschmack der Renais.sance am l-'nde des
XVI. und am Anfange des XVII. Jahrhunderts angehörende Taufbehälter aus
Sandstein. Auf einer runden Säule mit achteckigem Sockel ruht ein acht-
seitiger Beckenbehälter, dessen Seitenllächen unten abgerundet sind. Jede
Seite zeigt eine Reliefdarstellung mit einzelnen Buch.staben darüber und auch
zum Theil darunter. Die RciicflMlcKr /ri-cn : Philip]) Melanchton, Dr. Martin
Luther, den Eberkopf des GRAMBOW- PRIGNITZ. sehen Wai)pens, das V. D.
LÜH Esche Wappen. Christi Taufe im Jordan, Jesus und Xikodemus, Jesus
segnet die Kinder, Christi Auferstehung, aber die Jahreszahl fehlt.') Der
Beckeneinsatz mit dem Gräflich BLÜCHERschen Wappen ist neu.
Kleinerer Grabstein aus .saiidM.in, in (Kr Mitte durchgehrochen. In Clrabslcin.
.Schrift: ANNO 1599 24 DIE JANUARY OBIIT ILSECKE WEGEN J . W . D . M .
E . L.')
Im Thurm eine kleine Glocke, am oberen Rande derselben
die Buchstaben llinvia, auf der anderen Seite li Ulf'. Auf dem
Rande selbst das Gie.sserzeichen,')
Kleinkunstwerke. i 2. Silhervi-rgoldetcr Kelch vt.n 1727, v«)m
Rostocker Goldschmied Lorenz Johann Röper. Patene von cbcndem.selben.
Mtar und
Kanzel,
Tauf-
bchalter.
%
Cilorkc.
Kleinkunst-
werke.
*) S. o. S. 524 bei I.eizen.
») Zu verRleichen sind die Ta«n)ehälter in St. CJeorjicn /u l'archim un.i ... Iic-i... k. .k,.»
«j .S. o. die Fol-e der I'astoren hei D.-iml.eck mit dem .\achtr.-H; Lei Kinkcn. I>ic S.t;la
hedeuten: Ich wcis.s, dass mein Erlöser leht.
*) Das Inventar von 1811 hchauptct .h- (.l.-cLc sei ohne In-schnft.
540
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
3. Zinnerner Kelch ohne Inschrift. EngUsches Zinn von dem Röbeler Zinn-
giesser J. C. Henscky. — 4. Längliche silberne Oblatendose mit anscheinend
Nürnberger Stempeln des XVIII. Jahrhunderts, aber ohne künstlerische Bedeu-
tung. — 5. 6. Zwei zinnerne Altarleuchter mit der Jahreszahl 1735. Von
dem Malchower Zinncfiesser C. G. D.
Geschichte
des
Dorfes.
Kirche.
Das Gut und Kirchdorf Massow.')
n der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts giebt es noch ein wendisches
^^^ Dorf des Namens Massow, das als »Wendisch Marsowe« seit 1344 zur
Flotow'schen Begüterung gehört, südöstlich von dem andern Massow liegt,
welches somit den Beinamen »Deutsch« geführt haben wird, und Ende des
X\'I. Jahrhunderts bereits verlassen ist.'^) Wenn wir dann aus einem Regest
einer Urkunde des Jahres 1367 ersehen, dass um die.se Zeit die von Below
auf Massow ( tho Marschow«) wohnen, so kann dies nicht gut ein anderes
als dasjenige sein, welches heute noch im Amte Wredenhagen liegt. ^) Aber
die von Below behalten es nicht. Schon 1502 hören wir von einem Ern.st
von Lücken auf Massow, und von dieser Zeit an ist die h^nmilie dieses Namens
(Lücke, Lucka) nicht wieder vom Gute gewichen, wenngleich es ihr im XVI.
und XVII. Jahrhundert durch die von Fahlen, von Weltzien, von Rohr, von
der Lanken und von Preen, welche zeitweise in den Besitz einzelner Antheile
gelangen, schwer gemacht wird, sich darin zu behaupten. Auch gelingt es
ihr erst im Jahre 1593, drei Bauerngehöfte zu erwerben, die bis dahin landes-
herrlich waren.
Die Kirche zu Massow finden wir unter Lücken'schem Patronat 154T mit
Finken und Dammwolde verbunden, .sie wird aber nach der Reformation eine
Mater vagans und ist später mit Kambs vereinigt. 1619 geht sie wieder zu
Einken-Dammwolde zurück und bleibt nun bei diesen beiden Kirchen bis zum
Ende des XVII. Jahrhunderts. Von 1701 an aber ist sie wieder bei Kambs.
Auch im XVIII. Jahrhundert fmdet wieder mehrfacher Wech.sel nach Damm-
wolde und Kiewe, .sowie im XIX. Jahrhundert (18 lo) auch ein Wech.sel nach
Satow hinüber statt. Seit 1844 ist sie wieder bei Dammwolde. S. Walter a. a. O.
Kirche. Die im Jahre 1843 in Form eines länglichen Vierecks erbaute
Kirche ist ein .schlichter Bau mit einem Chorschluss aus dem Achteck. Als
Hauptbaumaterial sind F'el.sen verwandt, nur die PLinfas-sungen der Thüren und
Fenster sowie die Ecken sind aus liickstcincn gemauert.
') In fler Luftlinie 14 km südwestlich von Röhel entfernt, aiier Itber Ze])kow und Wildkuhl
gcßcn 18 km. Die alte l-'orm Marsowe deulet KUhnel, M. jahrh. XLVI, S. 92, als >()rt
des .Vlares.'
*) M. l'.-M. 6401. Schil.h, .M. jalnl.. I.VI, S. 217.
») M. V.h. 9579.
GÜTKR UND KlKCMDuKFKR MASS(nV UM) KAMKs. 541
Kanzel und Altar sind zu einem Korper vereinigt. Kanzel und
Im Thurm eine Glocke von 0,67 m Durchmesser mit der Inschrift- ■^'''"■•
ANNO 1722 GOS MICH CHRISTIAN HEINZE VON BERLIN . GVRGEN HEIN- *''"'"''''"
RICH VON LVCK MAGDALENA CHRISTIANA VON FLOTOW Lücken ^chc. Wappen.
Flotow'sches Wappen) CAROLUS SIMON FAST . CHIRCHEN VORSTEHER JO-
HAN NELS.
Vier zinnerne Altarleuchter. Der erste hat die Initialen H • V • L- Altar-
M . V . V. Dazu das Lückensche und X'iereggesche Wappen mit der Jahres- Icuchter.
zahl 1596, sowie die Inschrift: GOTTVATER. Der zweite hat die gleichen
Initialen und Wappen, sowie die Inschrift: GOTT SOHN. Der dritte ebenfalls
die Initialen und Wappen und die Inschrift: GOTT HEILIGER GEIST. Alle
drei haben den Stempel des späteren Güstrower Giessers LH.Degener, der
anscheinend erst bei einer Reparatur im XVIII. Jahrhundert zur \'erwendung
kam. Der vierte Leuchter, ohne Giesserzeichen, hat eine lange Inschrift, aus
der hervorgeht, dass er eine .Stiftung der Konventualin des Stiftes zum heiligen
Grabe ALBERTINE VON L'ESTOCQ vom Jahre 1.S43 ist.
Das Gut und Kirchdorf Kambs.
as Erste, was wir von Kambs urkundlich erfahren, i.st die Bestätigung C.eschichte
eines Patronatstau.sches am 22. Oktober 1320.*) Die Fürsten Johann II. ^^
und Johann III. von Werle nehmen das I'atronat der Probstei in der Neustadt •^o'"'^-
Röbel und geben dafür dem Hischof Heinrich von Havelberg das l'atronat
der Kirche zu Kambs. Das Zweite ist dann eine am 7 Mai 1350 vollzogene
Stiftung zum Besten der Kambser Pfarre durch die Brüder Gerhard und
Ludolf Ketelhodt mit der Verpflichtung der Kambser Plebane zu Seelenmessen
für das Ketelhodt'sche Geschlecht. Die Gabe besteht in einem am Kirchhof
zu Kambs gelegenen Käthen mit der jährlichen Abgabe von acht Hühnern
und allen darauf ruhenden Diensten und Gerechtsamen. ') Hin nur mit .seinem
Anfangsbuchstaben II. genannter Pleban von Kambs kommt übrigens schon
1270 vor, sodass wir das, was heute noch an ältesten Bautheilcn der Kamb.scr
Kirche erhalten ist, noch vor diese Zeit setzen dürfen, besonders den l-"eldstein
bau und das romanische Portal.') Die von Ketelhodt können recht wohl
schon um diese Zeit hier angesessen gewesen sein, denn sie werden im
XIII. Jahrhundert als werlesche und auch als mecklenburgische N'asallen häufig
') 8 km südlich von Köbel. Kuhiiel, M. Jahrb. .\I.VI, S. 64, erinnert an das altsJaviKhe
Wort kapa (polnisch kepn'l Mu-siiisil und deutet den N.imen: ».Niif der Flus>- In«.el.«
«) M. U.U. 4222.
») M. U.-H. 7075.
*) M. U.-l!. II 99.
542 AMTSGEKICinsliKZIKK RÖMEL.
genannt. Urkundlich nachweisbar sind sie freiHch im Besondern zu Kambs erst
v'on 1350 an. Aber sie sind, wie es in dieser frühen Zeit die Regel ist, nicht
die einzigen X'asallen im Dorfe. Mit ihnen haben hier im XV. Jahrhundert
z. B. die Moltke, Maltzan, und im XVI. auch die Gamm Höfe, Hufen und
Gerechtsame. Auch hören wir hier, wie öfter im südlichen Mecklenburg und
besonders im Lande Röbel,') im Jahre 1586 von einem Lehnschulzen. Es ist
Kaspar Holm, dem ebenso wie seinem Sohne Jochim Holm der Herzog Karl
von Mecklenburg das von den Li ritzen her ererbte Schulzengericht in Kambs
bestätigt und neu verleiht. Ferner gewinnen im XVIL Jahrhundert auch die
von Rohr, Knuth, Rcichknecht u. a. m. theils durch Erbgang, theils durch
Kauferwerb grössere und kleinere Antheile, sodass das Dorf mit seiner Feld-
mark, wenn auch zum grossen Theile bis 1790 hin in Ketelhodt'schem Besitz
bleibend, dennoch ein »Kommuniondorf« ist und als solches in Akten der
siebenzigcr Jahre des WHIL Jahrhunderts oft genannt wird. Nachdem der
Ketclhodt'sche Antheil 1790 auf Adolf Albrecht Wilhelm von Flotow zu
W'ildkuhl übergegangen ist, erwirbt ihn 1792 die herzogliche Kammer, um ihn
dem landesherrlichen Domanium einzuverleiben. Zugleich übernimmt sie für
den Landesherrn das Kiichen-Patronat, weiches in der Zeit der Reformation
nach Ausweis des Visitationsprotokolles von 1541/42 vom Havelberger Bischof
auf den Landesherrn übergegangen war, später aber von den Ketelhodten fest-
gehalten wurde, indem sie 1618 dem Herzog 1 lans Albrecht II. und 165 i dem
Herzog Adolf Friedrich gegenüber die Behauptung aufstellten, es sei ihnen am
14. Juni 1607 vom Herzog Karl auf Grund eines Vergleiches förmlich ab-
getreten worden. Thatsache ist, dass die von Ketelhodt nach Herzog Adolf
Friedrich's Tode das Kiiclicn-Patronat haben und ausüben, bis es 1791 wieder
von der herzoglichen Kammer zur Supcrintendentur in Güstrow gelegt wird.
Als evangelischen Geistlichen in Kambs lernen wir zwischen 1539 und
1569 Paul Drewes kennen. P^r hat auch, ebenso wie seine Nachfolger, Karbow
zu bedienen, wo es über den dreissigjährigen Krieg hinaus eine Kirche oder
Kapelle giebt, die 1671 (oder etwas früher) durch ]-5rand vernichtet wird. Auf
Drewes, gegen den Jürgen Ketelhodt als Patron mit grosser pjgenmächtigkeit
vorzugehen versucht, folgt 1569 Blasius Böttcher (Böddeker), den wir 1587 in
Dambeck finden. I'j- unterschreibt 1577 die Konkordien-P^ormel, ob er das aber
als Pastor in Kambs oder in Daml:)cck gcthan, ist nicht nachzuweisen. Ihm
mag Valentin Sadler gefolgt sein, dessen Tochter in erster Ehe bis 1604 mit
dem Pastor Stephan Runge zu Kambs und nachher in zweiter t^he mit dem
1606 berufenen Michael Grosche (Krosche, Groschius, Kroschius) verheirathet
ist, welcher 161 5 wegen unsittlicher Handlungen die Pfarre verliert und des
Landes verwiesen wird. An .seine Stelle tritt Jakob Reppentin, der 1624
durch einen Sturz ums Leben kommt. Darauf folgt Joh Neumann (Neomann),
er i.st noch nach 1635 im Dien.st, flüchtet aber in der Kriegsnoth nach Röbel
und .stirbt hier mit allen Seinigen an der Pest. 1649, als in Kambs, wo früher
•) Lisch, M.Jalirl.. XIII, S. 194/96.
GUT UND KIRCH DORF KAMHS.
543
zwölf Bauern gewohnt haben, nur noch drei Personen am Leben sind, heisst
es im Visitationsprotokoll, dass Xeumann der letzte Pastor gewesen. Die
Kirche sei bis auf das Mauerwerk eingefallen. Der nächste ist nun von 1661
^ /^,
•^ ■%.
m'
an Joachim Stoppel (Stoppelius), der bis 1667 lebt. Ks folgen weiter: Job.
Kasp. Hornemann (1668 — 1695), Karl Simon Simonis (1699 — 1729, auch als
Pastor für Massow, s. o. 540), Gottfried Lohmann (1730 1739, auch für Nate-
'kl t^
\^ nS
v-»
*^v-sVs^-^.
Schnitzwerke au.s der Kirclu- zu K.iiiihs (im (;r.)>sh. Miisciiiii .
bow), Andreas Nikolaus Willebrand (1742-1778). Joh. Hernh. SuscmihI
(i779_i783) und Joachim Christian Ilübener (1784 — 1827). S. Walter a. a. O.
Kirche. Die Kirche ist ein Feldstcinbau in Form eines länglichen Vier- Kirche.
ecks, mit wohl behauenen Hcken, nur der ostliche Üiebcl ist vom Dachansatz
544
AMTSGERICIIISHK/IKK KÖHKL.
Innere Ein-
richtung.
Figuren
vorn ehe-
maligen
Triptychon,
(Hocken.
Kieinkunst-
werke.
an aus Hacksteinen aufgeführt. Der untere Thurnirauni, welcher gleiche Breite
mit dem Langhause hat, dient zur Vergrösserung des Innern der Kirche und
öffnet sich nach dieser hin mit einem verhältnissmässig- breiten und hohen
Spitzbogen. Es fehlen aber die Gewölbe. Der ganze Innenraum ist mit einer
flachen Balken- und Bretterdeckc überspannt. Die Fenster haben alle mit ein-
ander ihre Ursprünglichkeit verloren, sie stellen sich als stillose viereckige
Lichtötlnungen dar. Das Aeussere des überall stark erneuerten Feldsteinbaues
weist auf das XIII. Jahrhundert,
besonders das hübsche rund-
bogige romanische Portal auf
der Südseite, das mit einem
schlichten Kapitellgliede ver-
ziert ist, aber nach aussen hin
durch einen späteren gothi-
schen Ueberbau verdeckt wird.
Der Thurm trägt ein Satteldach,
aus welchem ein hölzerner Dach-
reiter heraussteigt. An der Xord-
seite der Kirche eine Feldstein-
kapelle.')
Die ganze innere Ein-
richtung gehört dem XIX. Jahr-
hundert an. Von dem früheren,
noch von Lisch im Jahre 1877
(M. Jahrb. XLII, S. 186/87) er-
wähnten Triptychon des Altars
sind die besser erhaltenen
P'iguren dem Grossherzoglichen
Museum in Schwerin über-
wiesen worden.
T ^-1 ■ t-^t 1 Kelch (i).
Im Ihurm drei Glocken,
eine grosse ohne Inschrift und Giesserzeichen und zwei kleinere. Von diesen
ist die eine laut Inschrift 1708 vom Pa.stor CAROLUS SIMON und seiner Ehe-
frau gestiftet und von Ernst Siebenbaum gegossen worden, während die andere
erst in neuerer Zeit umgcgos.sen ist. Sie zeigte angeblich ein.stmals das Jahr i 529'^)
und den Xamcn des Giessers Peter in Kamptze.
Kleinkunstwerke. 1. .Silbervergoldctcr golhischer Kelch auf sechs-
pa.ssigem Fu.ss. Am Knauf in hellblauem Email der Xame IHESUS, auf der
Cntcr.scite des Fu.s.scs die Inschrift: KAROLUS • SIMON • PASTOR • KAMPZEN-
SIS • EJUS • UXOR . ELISABETH • ZACHOWEN • ET • PRIVIGNA . DOROTHEA
'> Li.,ch. .M.Jalnk XI-U, .S. i86.
*) Nach dem Inventar von l8li nicht tlas Jahr 1529, sondern 1518.
FILIAL- KIRCH DORF GkABOW.
545
ELISABETH . HAHNEN . DEDERUNT . HUNC . CALICEM . IN • HONOREM.
DEI . ANNO . 1706 • DIE 25 MARTII • Wcrkv.eichen (§G) 2. K.nc I'.ucu. nnt
der Inschrift: DIESES HAT ZU
GOTTES EHREN GEGEBEN LU-
CRETIA V . KETTELHOT 1705 .
Dazu ein eingraviertes Wappen,
welches im Felde und ebenso in
der Helmzier einen einzigen Kessel-
hiit mit Flügeln zeigt. Keine
Werkzeichen. - 3 — 5. Kanne.
Ubiatenschachtel und Taufbecken
sind neu. das letztgenannte von
1856. die Oblatenschachtel von
1877. Keine Werkzeichen. —
6 Noch ein Taufbecken \on
1858. — y- — 10 Zwei Paare zin
nerner Leuchter, ein grö.sseres und
ein kleineres Der eine der beiden
kleineren Leuchter ist i8cK) von
MARIE ELISABETH KNUTH geb.
PRAHLOWEN gestillct und von
einem Robeier Zinngiesser gefertigt,
dessen Doppelmonogramm an-
scheinend in J. H.') aufzulö.sen ist,
während der andere olinc In.schrilt
um\ Werkzeichen ist. Ebenso ist
das grössere und altere I'aar (mit
Fu.ss und Schaft im Barockstil)
ohne Inschrift und Werkzeichen. —
.M(jiisti .ui/',. I • 11- 1 ■
II. l-ndlich eine aus der vor
reformatorischen Zeit stammende leere Monstranz in gothischcn Formen, von
Bronze. Glas und »Möndchen« (Hostien -Halter) fehlen.
Das Filial- Kirchdorf Grabow.')
!'m Jahre 1344 gehört Grabow zu jenen Duileni, mit denen die von Fi<>t<'u * .is- mihte
belehnt werden. Sie erhalten das ganze Dorf (villam (irabowc lo- des
taliter).-^) 1516 aber finden wir an ihrer Stelle die durch Verwandt.schaft und
Güterbesitz mit ihnen verbundenen Herren von Rohr. Als 1619 ein Zusammen-
') Also wohl kein Anderer als Joachim llcii.sky.
*) 19 km .sildwe.stlich von Köbel. (Jrabow von j;ralt
>Büchen, Böken.« Xg\. Kühncl, M. Jahrl.. XI.Vl, S. 55.
8) M. U.-B. 6401.
Buche, aKo > Buchen(lorf4 oder
86
I )orrcs.
546 AMTSGERICHTSBEZI KK RUBEL.
bruch des Rohr'schcn X^erniögcns erfolgt, kauft Hans von Holstein, mit dem
Gute Schönberg- als Hauptgut, die dazu gehörenden Dörfer Rossow, Buchholz,
Roggentin und Grabow und erhält darauf am i6. Mai 1629 den landesherr-
lichen Konsens. Von den Pflugdiensten, welche die Grabower Bauern zu leisten
haben, gehen 1630 durch Kauf sieben an Jürgen von Quitzovv und 1669 zwei
an Volrath Levin von Maltzan über. Gegen luide des Jahrhunderts aber
(1689) kommt Eggert Christoph von Knuth in den Alleinbesitz des Dorfes
und auch des Kirchenpatronats. Er lässt 1695 seinen ganzen Besitz, bestehend
in den Dörfern und Gütern Below, Grabow, Buchholz, Melz, Karbow, Solzow,
Priborn und in einigen Hufen in den Feldmarken von Karchow und Küsskow ^)
(Küssow) allodificieren. Von 1701 an ist seine VVittwe die Herrin dieser Be-
güterung (s. Glocke von 171 1). Aber 1720 kommt die Ehefrau des Amtmannes
Seitz für 7700 Thaler in den Besitz der ihr vom Grafen Knuth verkauften Dörfer
Below und Grabow und auch in den des Kirchenpatronates zu Grabow.
Allein die Bauernschaft des Dorfes, welche schon von 17 16 und 17 17 her
durch russische Einquartierungen und Kriegskontributionen schwer zu leiden
gehabt hat und auch darüber klagbar geworden ist, dass sie der Reihe der
fürstlichen leibeigenen Bauernschaften zugerechnet worden, macht der Familie
Seitz viel zu schaffen. Daher kommt es, dass im Jahre 1776 der auf Below
erbgesessene Stallmeister K. L. von Seitz das Dorf Grabow als Allodialgut für
5000 Thaler N^/s an die sechzehn Hausleute des Dorfes zu freiem Eigenthum
verkauft. Somit gehört die Dorfschaft Grabow als Allodial- Bauerschaft seit
dieser Zeit zu jenen sechs ausserdomanialen bäuerlichen Gutskommünen, von
denen drei im Amte Wredenhagen (Buchholz, Grabow und Zielow), eine im
Amte Plau (Rossow), eine im Amte Lübz (Wendisch -Priborn) und eine im
Amte Boizenburg (Niendorf) belegen sind.^)
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein Neubau vom Geh. Hofbaurath Möckel.
Sie hat einen aus dem Achteck gebildeten Chorschluss mit drei Rundfen.stern.
Im Innern eine neue hLinrichtung.
Glocken. Im Thurm zwei Glocken, eine grössere, umgegossen 1877 von Ed.
Albrecht in Wismar, und eine kleinere, gegossen 1844 von C. Jllies in Waren. ^)
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. i — 3. Silbervergoldeter Kelch, Patene und runde
werke. Oblatendo.se, alle drei nach den beiden Stempeln W und LÖ von dem Gold-
.schmied Osten in Waren. — 4. Silberne Kanne mit Henkel und Deckel von
1878, von dem Röbeler Gold.schmied Ludewig.
•) Untergegangen; s. Schildt, M. Jahrb. LVI, S. 217.
*) Böhlau, M. I.andrecht III, S. 277/278.
*) Von den Vorgängerinnen war die grös.sere 171 1 uiiler dem I'atronat der Frau (Jelieim-
räthin von Knuth vom Glockengiesser Christian Siegniund .Mehcrt gegossen worden. Die kleinere
hatte keine Inschrift.
KIRCHDORF KIEVE. 547
Das Kirchdorf Kleve.')
ie mittelalterlichen Nachrichten über das Bauerndorf Kieve sind spärlich, (beschichte
für seine Ortsgeschichte aber bedeutsam genug. Im Jahre 1 3 1 i niuulich, ^^^
das jener kurzen Zeit angehört, in welcher der Markgraf von Brandenburg I Dorfes.
über einen Theil des südlichen Mecklenburg bis zum festen Thurm von Lübz
hinauf gebietet, wird das ganze Dorf Kieve PÜgentluim des weit davon ent-
fernten, am Rhein gelegenen und der Diöcese von Köln angehörenden Cister-
cienserklosters Altenkamp, des Mutterklosters von Amelungsborn.*) Markgraf
Waldemar schenkt das Dorf Kieve dem Kloster Altenkamp als Kntgelt für
allerlei Unbill, die es von ihm erlitten hat (villam Kiewen et eiusdem uille
fundum, proprietatem, possessionem et libertatem, cum omni iure, iurisdictione,
iudicio capitali et manuali, cum iure patronatus, cum distinctione terminorum
quos ab antiquo habuit et in presens habet). Doch müssen die Mönche dafür
100 Mark brandenburgischen Silbers und Gewichtes an ihn, den Markgrafen
Waldemar, entrichten. Die Sache wird übrigens erklärlicher, wenn wir uns
vorstellen, dass das rheinische Cistercienserkloster schon seit fast achtzig Jahren
in der Nachbarschaft von Kieve einen grösseren Wirth.schaftsbctricb errichtet
hatte, dem, wie es im Mittelalter üblich war, ein »Rector bonorum € vor-
gestanden haben wird. Den Älittelpunkt dieses Betriebes bildet nämlich der
anscheinend erst von den Mönchen errichtete Kotzer Hof') am See gleichen
Namens mit fünfzig Hufen Landes, die schon am 30. December 1232 als
Geschenk des Fürsten Nikolaus von Rostock an das Kloster gekommen waren.
Diesen Besitz nun mit den dazu gehörenden auf der Kotzer (oder Mönch-,
jetzt Wittstocker) Heide gelegenen Dörfern Glawe, Wüsterade, Gross- Berlin.
Schönfeld und Winterfeld bestätigt der Markgraf den Mönchen zugleich mit
der Ausfertigung des Kaufbriefes über Kieve, dessen Bauern damit unter den
milden Krummstab des Abtes getreten sind.'*) Unter geistlichem Regiment, in
erster Instanz unter einem vom Kloster Altenkamp entsendeten Rector bonorum,
bleibt Kieve mit den eben genannten Dörfern der Kotzer Heide zu.sammen
bis zur Mitte des XV. Jahrhunderts. Zeitweise N'erpfandungen dieses ihres
Besitzes im Wendenlande durch die Altenkamper Mönche an die von Ame-
1) 14 km südlich von Rubel. Alt.slavisch kyj -- Knüttel. Keule. Also vielleicht soviel wie
>Keulendorf<: Kuhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 68. Oder .Knütteln. KnU,,,>eln. =
*) Altenkamp, das 1122 vom Kloster Morimund in l.olhrinKcn acgrüniict worden war.
errichtet 1125 das Kloster Amelungsborn. unweit Ilolzminden. noch n.äher Inri S««itoldendorf.
Amelungsborn aber wird 1170 Mutterkloster von Doberan. und Dobcran 1209 .Mu.lerkloMcr von
Dargun, nachdem der erste von Esrom geschickte dänische Konvent die>e* verla.s.en hatte.
») Jetzt der Mönchshof südlich von Wredenhagen. gleich jenseits de» Mönchiec».
♦) M. U.-H. 410. 3475- I'-^ch. M. Jahrb. II, .S. 94- XIII. S. 31a.
86«
548 AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
lungsborn und W'alkenried, wo\on wir bald nachher im XIV. Jahrhundert
hören, werden auf das durch die Herrscher von Werle- Brandenburg ge-
schaftene und der Dankbarkeit für die Verdienste des Cistercienser- Ordens
entsprungene Verhältniss keinen wesentlichen Einfluss gehabt haben. ^) Doch
um die Mitte des XV. Jahrhunderts wird das anders. Die weite Entfernung
des Klosters Altenkamp von der Kotzer Heide, die immerfort zunehmende
Unsicherheit aller Verhältnisse in diesem raubfehdelustigen Jahrhundert, und
diese und andere Gründe mehr, werden Anlass, dass das Kloster seinen ge-
sammten Besitz im Jahre 1436 vertragsmässig an die Stadt Wittstock ab-
giebt. Aber die Hoheitsrechte, die Fragen über die Dienste, Bede, oberste
Gerichtsbarkeit, den Zoll u. a. m., soweit sie für diese Güter in Betracht
kommen, verursachen zahlreiche Streitigkeiten zwischen den mecklenburgischen
Herzögen und der Stadt Wittstock, »Streitigkeiten, deren Verhandlung ganz un-
gewöhnliche Massen von Papier verlangte, und welche endgültig erst im
Jahre 1841 beigelegt wurden,« wenngleich die förmliche Abtretung der beiden
Dörfer Kleve und Mönchhof durch die Stadt Wittstock an die Herzöge schon
1445 erfolgt war.^) Aus der Zeit des Streites im XVI. Jahrhundert (1556)
stammt eine Plan -Skizze von der Hand des Kanzlers Johann von Lucka, die
Lisch im M. Jahrb. XIII, S. 312, veröffentlicht hat, und die wir hier ebenso
wiedergeben.^) Das Dorf Kieve aber wird im XVI. Jahrhundert aus einem
Klosterdorf wieder zu einem herzoglichen Domanialdorf, wie es das vor Zeiten
im XIII. Jahrhundert gewesen war.
Wie heute, so sind schon in ältester Zeit die drei Kirchen zu Kieve,
WVedenhagen und Zepkow zu einer Parochie mit einander verbunden. Die
Kirchen zu Kieve und Wredenhagen sind Mutterkirchen, die zu Zepkow ist
Filia. Zwar dreht sich das Verhältniss im XVII. Jahrhundert eine Zeitlang
um, da wird in den Visitationsprotokollen von 1649 und 1662 Wredenhagen
zur alleinigen Mutterkirche, und Kieve und Zepkow werden beide als Filiae
bezeichnet. Die Wedem in Kieve ist nämlich niedergebrannt, und der Pastor
wohnt in Wredenhagen. Aber mit dem XVIII. Jahrhundert tritt das alte Ver-
hältniss, in welchem Kieve als Mutterkirche den Vorrang hat, wieder ein. Um
1534 und bis 1545 hin ist Pancratius Schwefer Kirchherr, über den es allerlei
Klagen giebt. Nach ihm (ob schon gleich, oder ob noch erst ein anderer
kommt, können wir nicht nachweisen) ist Joh. Hanck Pastor; er unterschreibt
1577 die Konkordienformel, stirbt aber noch vor dem 27. April 1596. Von
1596 bis 1604 folgt David Suderow, und nach dessen Tode 1604 Petrus
Franck, der das ganze Unglück des drei.ssigjährigen Krieges erlebt und 1638
in Wittstock stirbt, wohin er geflüchtet war. Zwar wird schon 1645 '»
*) M. U.-H. 3981. 4262.
») Lisch, M.Jahrh. XIII, S. 139. 141/42. Vgl. v. Schultz, M. Jahrb. LIX, S. 75. 77. Das
mecklenhurgische Recht der Jagd, Mast, Hob.ung, IlUtung und Schafahtrift in der Wittstockcr
Heide wurde erst 1841 durch die Stadt Wittstock für die Summe von 192000 Mark abgelöst:
Raabe-Quade, Vaterlandskuude I, S. 825.
•) S. nebenstehend.
KIRCHDORF KIEVE.
549
Erdmann Zinnobius wieder ein Nachfolger bestellt, aber wo ist seine Gemeinde
geblieben? Als er 1649 die erste Visitation nach dem furchtbaren Kriege er-
lebt, da giebt es in Kleve, wo einst dreissig Bauern, ein Schulze, ein Pfarr-
bauer und acht Kossäten gewohnt haben, nur noch fünf Personen, ferner in
Wredenhagen, wo vordem zehn Bauern und drei Kossäten ansässig gewesen
sind, nur noch einen Bauern und einen Kossäten, und in Zepkow, wo der
Zustand verhältnissmässig am günstigsten ist, statt dreizehn bewohnter Gehöfte
nur noch sechs. Wie lange Zinnobius nach 1649 gewirkt hat, wissen wir
nicht. Um 1661 wird Joachim Grantzow berufen. Zu dessen Zeit haben
sich die Verhältnisse soweit gebessert, dass in Kleve wieder neun Gehöfte
von sechs Bauern und drei Kossäten bewohnt werden, während in Wreden-
hagen und Zepkow noch dieselben Zahlen gelten wie 1649. Grantzow lässt
sich 1698 seinen Schwiegersohn Friedr. Klähn substituieren, aber Klähn stirbt
Note 3 zu Seite 548 :
Bericht der Grenitz mit denen von Wystock (1556):
Wistock.
1 — I Die alte I.andwere.
(_) Rauchsteter bergk.
Die grentzbeume. I)a.s Wasser die Dorss.
Die neue I.andwere.
Die.se fünf Feldmarcken seindt
ein holtz oder beide gewest
die kotzscher beide genantb,
oder wie es die Wystocker
nennen, die Daberheide, vnd
wirdt durch das rbaden, hur-
korn und scbefferei der fiir-
sten Wildtbane vorterbt one
alle irer f. g. nutz vnd, wirdt
den vertregen zuwider ge-
handelt.
Groten Berlin.
D
Feldtmark.
Die zum Olden Berlin
haben sie zur hur, ist
auch geradet.
Das Eichholtz.
D
Darin haben sie auch
viel rhaden lassen.
n
U 1) _2
Schonefelde.
G
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— J3 >-
Berlin.
G
Die Feldtmarckt
Winterfeit.
G
vnd die zum Kife
geben die hur
darvon.
Der Hager Feldt.
G
Glaue.
Ubers Feldt
Glaue für
Berlin vnd
Dranse
furbei.
Kiue.
D
Die Khuler
Mhule.
Über der Hager Feldt
leit die wüste Feldtmarck
Wusterode gehet bis an
die Dorss.
Wusterrode.
G
Belou.
G
Hinter der Hager Feldt auf
der rechten Hand leit der
kegnitzer Fehlt Belou ge-
nant, das gehet bi&s in»
Wasser die I )nrss genanth.
Wredenhagen.
D
^ ^ 3 ü
US M
S 'S «- >A "t:
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u 1) U "fl
.\uf der rechten scitcn ist das Feldt zum
Hagen, das gehet, wie die Wi»tocker hc-
richten, am Wystocker Wege liiw m den
grundt, aber wie die Hager l>erichten, biss
oben auf den berg vber dem gründe, bis*
an die ptluchfharcn. die Wistocker hal>en
den grundt rhaden la.ssen vnd den paurcn
ru (irabau verhuret.
550
AMTSGERICIITSHEZIKK ROBEI,.
Kirche.
Altar.
(ilocken.
Kleinkunst-
werke.
noch im selben Jahre. Und nun folgt von 1701 an, Anfangs als Substitut,
Christian Joachim Behm. An dessen Stelle tritt 1731 der Sohn Andreas
Christian Behm (7 23. December 1780), und diesem folgt 178 1 Joh. Gottfried
Strvxk, der die Cura von Massow mitübernimmt, in Wredenhagen den Brand
der Kirche erlebt und am 16. Juli 1809 stirbt. S. Walter a. a. O.
Kirche. Die Kirche ist ein frühgothischer, in gemischter Weise aus
Felsen und Hacksteinen aufgeführter Bau, den man in späteren Zeiten vielfach
umgeändert hat. Der ungetheilte Innenraum ist mit einer flachen Bretterdecke
überspannt. Im Westen ein hölzerner Glockenstuhl in Form eines Thurmes.^)
Der Altar ist ein Werk des Barockstils. Oben die Krucifixus- Gruppe,
darunter als Mittelstück das Gemälde der Auferstehung (auf Holz), und an der
Predella die Abendmahlseinsetzung. Laut Inschrift hat den grössten Theil des
Altars 1682 der Schneidergesell HANS LEUSSOW verehret. Links und rechts
vom Altar zwei kleine Seitenbilder mit Unterschriften. Links: DER PASTOR
LOCI H . JOACHIM GRANTZOW FAST . AET • 50 • MINIST • 21 • SERVA DEUS
VERBUM TUUM. Rechts der Stifter: HANS LEUSSOW SEINES ALTERS 52,
auf einem rothen Tisch seine Schneidergeräthschaften neben sich liegen habend.
Im Thurm drei Glocken, zwei grössere und eine kleinere. Von den
grösseren ist die eine 1837, die andere aber 1860 von J. C. Haack in Rostock
umgegossen worden; von Haack auch die kleinere Glocke.^)
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch von 1703, mit dem
Meisterstempel (^5). Patene desgleichen. — 3. 4. Silbervergoldeter Kelch, 1735
von PETER MÖLLER gestiftet, mit den Stempeln des Güstrower Goldschmiedes
Joh. Heinrich Klähn (jITk)- Patene desgleichen. — 5.6. Zinnerner Kelch, gestiftet
von JOCHIM KOPP 1659. Stadtzeichen: zwei gekreuzte Bischofstäbe, dazu der
Stempel des Meisters I L mit einem Zweig. Patene desgleichen. — 7. Abend-
mahl.skanne, neu. — 8. Runde silberne Oblaten.schachtel, gestiftet 17 19 von
ANNA CATHARINA BÖTTEKERS, » Au.sgäberin« auf dem Mönchshof. '^j Von dem-
selben Goldschmied wie Kelch i. — 9. Geräth für Krankenkommunion, neu,
Berliner Arbeit.
») Lisch, .M. Jahrb. XL, S. 192.
*) Von den Vorgängerinnen waren zwei von Joh. Valentin Schulz zu Rostock gegossen
worden, die eine 1761 und die andere 1785. Die dritte war, soweit die mangelhaften Nachrichten
des Inventars von 181 1 erkennen lassen, eine mittelalterliche Glocke.
*) Jenseits des Mönchsees, Wredenhagen gegenüber. Der Münchsee hiess im XUL und
XIV. Jahrhundert Kotzer See und der Monchshof Hof Kotze. Vgl. M. U.-B. 410, Anmkg. 3475. 3982.
Blick auf Wredenhageii (nach einer Zeichnung von iSj;
Das Kirchdorf Wredenhagen.
^] 13 km südlich von Köbel.
*) M. U.B. 1754. 1757. 1781. \'^\. 2228. 2618. Lisch. M.Jahrl). \\ II, >. ick) \\\II. >. 3S.
*) M. U.B. 1772. 2388. Vfjl. 6761. V^l. Boll. M. Jahrb. XIII. S. iii.
*) M. U.-H. 3818. Ausser dem dänischen Könit; sind es llerzoc Wirlav v..n kuncn. ilertoK
Erich von Sachsen, Bischof Hermann von Schwerin, Ilcinnch, Herr von Mecklenburg, Nikolau»
und Heinrich, Grafen von Schwerin, sowie Nikolaus, Johann und Hennekc, die Herren von Werl«.
Dorfe«
n den achtziger Jahren des XIII. Jahrhunderts i.st wiederholt von der C.eschichti
»neuen Burg Wenden (novum ca.strum W'enedhen, Wenden) die Rede, «^^
von der au.s die Fürsten von Werle Urkunden erlassen.") Als ihre \'a.sallcn
wohnen dort u. a. die von Pritzebuer, auch wird man einen Ritter Hriino, der
im Jahre 1296 >Castellanus in Novo Castro« genannt wird, ohne Zweifel als
werleschen Burgmann in Wredenhagen anzusehen haben.') Dass aber eine
ins Grenzland gesetzte Feste wie diese in den fehdelustigen Jahrhimderten des
Mittelalters für den Nachbar, sobald er den Krieg.spfad beschritt, eine grosse
Verlockung bieten musste, scheint Jedem begreiflich, der noch heute die hohe
Anlage der Burg besieht und von da nach Süden hin ins I^nd schaut. So
finden wir denn auch, dass die Burg Wredenhagen schon im zweiten Jahr-
zehnt des XIV. Jahrhunderts in die I lande der Markgrafen Waldemar und
Johann gerathen war. Denn im Rendsburger Vertrage vom 23. März 13 16,
in welchem sich unter dem \'ortritt des dänischen Königs Erich eine Anzahl
norddeutscher Herren zu einem Bündniss gegen die Brandenburger zusammcn-
thut, heisst es in der Uebersetzung des L'rkundenbuches: »T^erner sollen wir
vorgenannten Herren alle nimmer Frieden .schlie.s.sen mit dem Markgrafen
Waldemar und dem Markgrafen Johann, bevor wir den Herren von Werle
wieder verholfen haben zu dem Neuen Hause zu Wredenhagen, mit allen
Grenzen, mit Jagd, Seen, mit Mannen und Dienern, welche dazu liegen, mit
aller Nutzung.«*) So erklärt es sich weiterhin, da.ss es im werle.schen Thei-
552 AMTSGERICIITSBEZIRK R(;')BEL.
lungs-\>rtrage vom 2. December 1316 heisst: »Wert vns dat laut vnde dat
hus tho deme Njgenhus weddcr in vnse baut mit rechte, mit denste, mit
weide, dat scal vnser beyder wesen, hus, man, vnde laut.«') Nun hätte man
nach dem heftigen und für die Mecklenburger siegreich verlaufenen grossen
Kampfe, der inzwischen an einem der Tage des Augustmonats desselben
Jahres 1316 bei Schultendorf unweit Gransee ausgefochten war, annehmen
sollen, dass es dem Rendsburger Vertrage gemäss da/.u gekommen wäre, das
Haus Werle in Wredenhagen wieder einzusetzen. Statt dessen lesen wir
darüber im Templiner h'riedens- Instrument vom 24. November 1317 eine Be-
kundung des Marlcgrafen W'aldemar wie folgt: »Nos quoque dicto nostro
genero contulimus dictum castrum Eldenborch et castrum Wredenhagen cum
vasallis et terris attincntibus, et ipsos castellanos predictorum castrorum et
vasallos terrarum homagium facere iussinius ipsi domino Magnopolensi, ita,
si sine herede filio decesserimus, quod absit, quod dicta castra Eldenborch
et Wredenhagen cum vasallis et terris ad ea spectantibus ad ipsum gene-
rum nostrum et suos heredes legitimos debent deuolui et eorum iusta bona
perpetuo permanere.«'-^) Markgraf Waldemar überweist somit die Eidenburg
bei Lübz imd die Burg Wredenhagen mit Vorbehalt der Oberlehnsherrlichkeit
einstweilen seinem Schwager, dem Eürsten Heinrich von Mecklenburg. Doch
erhält diese Abmachung in der am Tage darauf, den 25. November 13 17,
erfolgenden Bestätigung tles dänischen Königs einen Zusatz, in welchem
andererseits die Oberlehnsherrlichkeit des König.s zu ihrem Rechte gelangt:
»Et econtra dominus marchio pro sc ipso solo castrum Eldeneborg et
Vredenhagen et Me}'enburg ciuitatcm cum castro cum suis attinenciis nobis
et domino Magnopolensi etiam titulo pignoris obligauit.« Auch werden alle
drei Eestungen zunächst noch den beiden brandenburgischen Vasallenfamilien
von Reder und von Kröcher zur Bewahrung anvertraut, nachdem sie, wie aus
der Urkunde vom 24. Xovember hervorgeht, dem Eürsten Heinrich von
Mecklenburg als I^urgmannen gehuldigt haben '') Das Haus Werle aber behält
bei diesen und den nachfolgenden Verpflichtungen der drei genannten Macht-
haber unter sich vorläufig das Zusehen, es wird gar nicht dabei erwähnt.^)
Er.st am 23. Mai 1329, als zwölf Jahre vergangen sind und Eünst Heinrich
der Löwe von Mecklenburg kurz vorher, am 22. Januar 1329, die Augen ge-
schlossen hatte, finden wir die Mirsten von Werle wieder auf ihrer Burg
Wredenhagen.'*) Und von nun an wissen sie, wie die Verträge mit Mecklen-
burg und l^randenburg und unter sich von 1344, 1345, 1347 un<^ '359 c"""
weisen, ihren alten Besitz sich zu erhalten und verweilen oft und lange auf der
Burg, wie zahlreiche Urkunden erweisen.") Zwar blickt immer noch die
') M. L'.-I{. 3860. .Xy^c'iilnis jMeicli W rc(lcnliaf,'cn.
') M. U.-I5. 3942.
.»; M. VA',. 3943.
*) M. V.U. 3944.
») M. L-.-H. 5057. Vf^l. 5686.
"y .M. L'.li. 6434. 6503. (fjf>\. 6808. 7i;73. 7771. 7772. 7840. 9394- 10675. V^;!. Kudloff,
Hdb. 11, S. 271. 286. 348.
KIRCHDORF WREDENHAGEN. 553
brandenburgische Oberlehnsherrlichkeit hie und da zwischen den Zeilen hin-
durch, allein sie gewinnt keine rechte praktische Bedeutung.') Doch mit der
oben S. 470 ff. schon berührten Verpfandung des Landes Röbel durch Fürst
Bernhard von Werle an den Herzog Albrecht von Mecklenburg in den ersten
Märztagen des Jahres 1362 wird die Sache wieder anders. Da tritt das Haus
Mecklenburg aufs Xeue, aber nicht allein, sondern mit dem Hause Werle
zusammen in den Besitz der Burg Wredenhagen ein, die vorher schon sammt
dem Schloss zu Röbel an die von Flotow auf Stuer verpfändet gewesen war.*)
Zugleich verspricht Herzog Albrecht, dem Fürsten ein Wohnhaus in Röbel zu
erbauen. Alles das und weiter, wie ungefähr fünfzig Jahre später, noch vor dem
Aussterben des werleschen Mannesstammes, Land und Stadt Röbel mit dem
Schlo.ss zu Wredenhagen am 8. März 14 16 ohne jeden Vorbehalt erb- und
eigenthümlich an die Herzöge Johann IV. und Albrecht V. sowie Johann IL
und Ulrich I. von Stargard abgetreten werden und (seit 1376) an die letzt-
genannte Linie des Hauses kommen und bis 147 1 verbleiben: alles das
ist oben S 470 und 471 bereits auseinandergesetzt worden. Zwar hören wir
von neuen Verpfändungen des Schlos.ses an einzelne Vasallen des I-andes,
so ist z. B. , noch zur Zeit der gemeinsamen Oberherrschaft der Häuser
Mecklenburg und Werle, Eckhard von Dewitz um 1384 im Pfandbesitz des
Schlosses von Wredenhagen.') Anscheinend von langer Zeit her. Denn er
ist der älteste Sohn jenes Grafen Otto von Fürstenberg, dessen Krben am
12. Juli 1363 dem Herzog Albrecht ihre Güter im Lande Röbel aufla.ssen,
wahrscheinlich in keiner anderen Absicht, als um sie von ihm als Lehn zurück-
zuerhalten.*) So erklärt es sich, dass Eckhard von Dewitz, der sich in der
Urkunde vom 27. April 1384, welche für die damaligen Zeiten und \'erhalt-
nisse ausserordentlich charakteristisch ist, mit dem Schlo.ss Wredenhagen dem
I^rzbischof Albrecht von Magdeburg in dem bevorstehenden Kriege gegen die
Mark Brandenburg und gegen Wedige von Plote und ihre Helfer für eine
Summe von 200 Mark brandenburgischen Silbers und magdeburgischen Ge-
wichtes voll und ganz zur Verfügung stellt, die Herren von Wenden als Grund-
herren und den Herzog Johann von Mecklenburg -Stargard als Pfandherrn der
Burg Wredenhagen von den Feinden, gegen die er im Dien.st des Magde-
burgers den Kampf aufzunehmen unweigerlich bereit i.st. au.sdrucklich aus-
nimmt. •^)
1391 findet eine Verpfändung des Landes Robcl an die von Gram-
bow statt.")
Als im Jahre 1438 die damals regierenden Herzoge von Mecklenburg.
Johann III. und Heinrich d. ä. von der Linie Stargard an einem Theil und
') M. U.-B, 8006.
») M. U.-B. 9007. 9008. 9010. 9054- 9207- lO""*'» ^^-l •■'^'^»'' ^'• Jahrl». XIll. S. 188 l.u
192. Beyer, M. Jahrb. -X.XXH, S. 124.
») M. U.-B. II 588.
*) M. U.-B. 9175. Vgl. Lisch, C.eschl. MalUan II. S. 172—175- M- Jahrb. XXXVIII. .S. 87-91.
») Vgl. den gleichlautenden Vertr.ig der Herren «1 F'iitlitr. vom selben Tage im M. U.-B. 1 1 S»*»-
«) Beyer, .M. Jahrb. XXXII. .S. 124.
554
AMTSGKKICH rSHK/IRK KOHKI..
Heinrich IV. (der Dicke) und Johann \\ von der Linie Mecklenburg am andern
Theil, das Schkiss Wredenhagen von jeder Verpfändung frei wieder in ihren
Händen haben/) da wird ausgemacht, dass Herzog Heinrich d. ä. es mit allen
seinen Einkünften drei Jahre lang für sich allein innehaben und gebrauchen
soll. Derselbe Herzog Heinrich d. ä. gewährt fimfundzwanzig Jahre später, im
Johannistermin 1463, zusammen mit seinem Sohne Herzog Ulrich II. (dem
letzten Herzog der Linie Stargard) seinem Vasallen Heinrich von Ketelhodt
einen Hof, welcher vor dem Schloss Wredenhagen gelegen ist, um davon
jährlich eine Abgabe von sechzehn Hühnern erheben zu können.-)
Wredenhagen im Jahre 1S27 (nach einer Zeichnung).
Im Jahre i 505 überlassen die mecklenburgischen Herzöge Balthasar und
Heinrich V. dem Dietrich von Bevernest, der schon längere Zeit im Pfandbesitz
des Amtes Wredenhagen und damit auch im Niessbrauch des Schlosses ge-
wesen i.st, diesen ganzen Pfandbesitz von Neuem auf sieben Jahre.'') Ihm folgt
unter Herzog Heinrich V. und Herzog Albrecht VII. in gleichem Besitz von 15 14
an Nikolaus von Peutz, den wir noch 1525 dort finden, von da an aber nicht
mehr. 1530 i.st Hans Falke der Vogt des Herzogs Heinrich zu Wredenhagen,
1539 aber werden Johann Andresen und Asmus Schröder als herzogliche
Hauptleute (houethlude tome Wredenhagen) genannt.*)
*) Aus wessen Händen, wird nicht mitgetheilt.
*) Akten im Grossh. Archiv.
•) Lisch, M. Jahrb. XXIII, S. 53. Die Herzöge Jiahha.sar und Ileinricli urkiindeTi in Wreden-
hagen bei Gelegenheit eines Aufenthahe^ dasell).st am 25. September 1482. M. Jahrb. 11, S. 279/80.
*) Lisch, M. Jahrb. XXXII, S. 152. Dazu schriftliches N'erzeichniss der \ögte und .Amtleute
im Grossh. Archiv.
KIRCHDORF WREDENHAGEN.
5?3
Von 1571 an residiert Herzog Karl auf dem Schloss zu Wredenhagen
nachdem ,hm von seinen Brüdern die Aemter Neukalden und Wredenhagen ab-
getreten und die Güter der Komthurei Mirow zur Hälfte bereits ,569 in seine
Hände gelangt waren. Sein Interesse für Wredenhagen aber hatte er schon
1568 damit bekundet, dass er seinen Entschluss erklärte, den begonnenen
Neubau der Kirche zu vollenden. Im Jahre ,586 tritt in Folge eines Ver-
gleiches Herzog Ulrich an seine Stelle.') Nach Herzog Ulrichs Zeit aber hat
Wredenhagen aufgehört, als Fürstensitz benutzt zu werden. Was für Einkünfte
Wredenhagen im .\1.\. Jalirhiindert.
damals zum Schlosse Wredenhagen gerechnet wurden, besonders auch aus
verschiedenen, dem Kloster Amelungsborn von alter Zeit her zuständigen
Dörfern der Lieze, die Mecklenburg langsam verloren gegangen sind, ersieht
man aus mehreren Verzeichnissen der Jahre 1556 und 1557. Als Hcstätigung
kommt ein Verzeichniss solcher I'^inkünfte von 1654 hinzu.')
Weitere Verpfändungen, die aber allmählich den Charakter von Ver-
pachtungen im Sinne unserer heutigen Zeit annehmen, weil es mit dem !*>-
starken der landesherrlichen Macht nach der Reformation immer mehr auf
hörte, jene weitgehenden Rechte aller Art mitzuverpfanden, deren X'erlust dem
Landesherrn häufig lästig und widerwärtig werden musste, finden auch im W'II.
und XVIII. Jahrhundert statt. So hören wir 1673 von einem I'fandkontrakt
über Wredenhagen, der mit einem gewissen Spreckel abgeschlossen ist und in
*) Lisch, M. Jahrb. IX, S. 105. 106. XX, S. 52.
*) Lisch, M. Jahrb. XIII, S. 135—142. 297—312.
556
AMTSGERICHTSHKZIRK RUBEL
den zu Beginn des XVIII. Jahrhunderts ein Graf Bielke eintritt. Graf Bielke
hat auch das Patronat der Kirche 7.u W'redenhagen, wie es heutzutage in
Pachtkontrakte nicht mehr eingeschlossen zu werden pflegt.^) Um 17 12 folgt
in ähnlichem Verhältniss der spätere Geheime Kammerrath Joachim Heinr.
Brandt, der 1749 (also während der preussischen Pfandherrschaft über das Amt
W'redenhagen von 1734 bis 1787) in den Adelsstand erhoben wird und dessen
Sohn Gottlieb Heinrich bis zu seinem Tode 1770 im Pfandbesitz der Aemter
Plau und W'redenhagen bleibt.'^) Aber an Stelle des ehemaligen Burgsitzes
Aufgang zur Burg Wredenhagen.
mit seinen Burglehnen ist inzwischen ein mit .seinen Wirthschaftsgebäuden,
Scheunen und Stallungen maleri.sch hineingcklemmter Pachthof getreten, zu
dem Hinrich.shof und Mönch.shof als Nebenhöfe hinzugelegt sind.
lieber die geistlichen Verhältnis.se s. bei Kleve. Von den Namen
mittelalterlicher Geistlicher ist nur einer auf uns gekommen, der des Pfarrers
Johannes zwi.schen 1354 und 1361, welcher als Rector ecclesie in Wredenhagen
oder auch als Pa.stor tom Wredenhagen bezeichnet wird. Aber er genügt, um
zu erkennen, dass in Wredenhagen während des Mittelalters eine eigene Ple-
banie war, die den Anlass dazu zu geben vermochte, dass der Kirche bei ihrer
schon früh erfolgten Kombinierung mit Kleve -Zepkow der Charakter einer
') S. Kirchenakten von Wredeiihagen.
*) Lisch, M.Jahrb XVII, S. 238. v. Schultz, .M. Jahrh. LIX, S. 13. 49. 58—60. 71. 75. 80.
KIRCHDORF WREDENHAGEN.
S57
»Mater« gewahrt blieb. Auch ersieht man aus der Urkunde von 1361 ') die
enge Verbindung der Kirche mit der Frobstei in Neustadt Röbel und der
Diöcese Havelberg.
Kirche. Die Kirche ist ein etwas nüchterner Bau vom Ende des Kirche.
XVIII. Jahrhunderts in Form eines länglichen Vierecks, mit flacher Decke im
Innern. An Stelle des am Ende der achtziger Jahre des XIX. Jahrhunderts
abgebrannten Thurmes steht jetzt ein neuer Thurm, welcher der Kirche ent-
sprechend im gleichen Geschmack des klassicierenden Zopfes wie der vorige
errichtet ist.^)
Die innere Einrichtung bietet nichts Hcmerkenswcrthes. Altar und innere Kin-
Kanzel sind zu einem Körper verbunden. rirhiung.
Die früheren Glocken sind beim Brande des Thurmes vernichtet, jetzt (il«K:ken.
hat die Kirche zwei neue Glocken von H. Collier- Berlin 1890.^)
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergojdeter gothischer Kelch auf sechs- Klcinkunst-
passigem Fuss, in der Form ganz gleich dem der Kirche zu Kambs. Auf «erke.
den Rauten des Knaufes in hellblauem Fniail der Name lESUS luul ein Kreuz.
Unter dem Fusse eingraviert: ANO 1709 WAHR . PAST • H • CHRISTIAN
JOACHIM BEHM ZU WREDENHAGEN Stempel (NG) Derselbe Stempel auf
der Patene. — 3. Silbervergoldeter spätgothischer Kelch, auf sechspassigem
Fuss, mit spätgothi-schen Masswerkformen. Ausserdem als Signaculum ein
plastischer Krucifixus. An den Rauten des Knaufes, die theilweise verletzt
sind, der Jesus -Name. Zwischen den Rauten kleine Türkisen (nicht mehr alle
da). — 4. Neues Krankenkommunion.sgeräth (Kelch, Patene, Üblalendose). —
5. Zinnerne Weinkanne, neu. — 6. 7. Zwei Taufbecken, ein älteres von Zinn,
1677 gestiftet von JAKOB WEISE und MARIE HARNEISCH, und ein jüngeres
von Messing von 1857. Das zinnerne von einem dustrower Gies.ser M. V. B.
8. 9. Zwei treffliche Altarleuchter von Messing in Treibarbeit, mit dem Stifter-
namen ANDREAS HES 1708.
>) M. U.-B. 8832.
*) Die Vorgängerin dieser Kirche war die von Herzog Karl erbaute, welche wir uii-v
ähnlich wie die zu Rambow im Geschmack der Renaissance ausgeführt denken mUisen. Vgl.
o. S. 378. Sie wurde im Anfange der achtziger Jahre des XVIIl. Jahrhunderts durch Feuer icn.t6rt.
und es währte lange, bi.s Pastor Stryck einen Neubau durchsetzte.
3) Von ihren Vorgängerinnen war die eine von 1695, die andere von 1785. Die letzt-
genannte war von Joh. Val. Schultz-Rostock z. Zt. des Pastors Stryck gegossen worden. Von der
anderen wird der Giesser im Inventar von 181 1 nicht genannt.
558
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
Burg Wredenhagen.
I^^rg ?^'^" ^^^ ehemaligen Burg sind bedeutende Reste vorhanden, zunächst zwei
\\ reden- '^ ^ alte Bauten, die eine rechts, die andere links vom Aufgange, mit meter-
hagen. dicken Mauern aus Backsteinen. Von ihnen scheint der grössere Bau zur
'fe
Linken der ehemahge Bergfrit gewesen zu sein, während der andere als eine
Art »Wohnthurm'< daneben wird verwandt worden sein. Ferner zieht sich
um den ganzen Burghügel eine zum grossen Theil noch erhaltene Umfassungs-
mauer, in die (ausser dem jüngeren Herrenhaus) mehrere der alten Wirthschafts-
BURG WKKDKN MAGEN.
559
-^ie aUc^tt^v ürUxu>.U dt«^T^üv^
Sn^ llUttolia.vn (X«*tcw ■^^i»r1(^^t«A«~»«^><y-a^v«A
ipüiif^i
zfj^Y.
-^^-uf*:-
_ ,%\->MA. g-v..
560
AMTSGEKICIITSHKZIRK RüHEL
gebäude hineinspringen.') Zu beachten ist auch ein kellerartigcs Gewölbe, in
das man von aussen hinein steigt, mit zwei Oefinungen, die durch die Ring-
mauer gebrochen sind, mit der es gleichfalls in Verbindung steht. Die Oeff-
nungen will man für Schiessscharten halten. Der Hügel selbst, auf dem der
Theile der alten Umfassungsmauer der Burg.
Burghof steht, scheint kün.stlich aufgetragen zu .sein. Ihn umgab seiner Zeit
ein tiefer Wallgraben. VÄn altes Bild auf der Burg zeigt den einst über
alle Gebäude hinwegragenden Thurm am Thor in seiner Verbindung mit der
Burgmauer.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Kirchdorf Zepkow.')
as Bauerndorf Zepkow mu.ss schon im XIII. Jahrhundert zu den ange-
seheneren Dörfern im Lande Wenden gehört haben, denn sonst wäre
nicht von Fürst Nikolaus von Werle im Jahre 1285 bestimmt worden, dass
hier die Ding-Tage des Landes Wenden (tcrminorum castri dicti Wenden)
') Angeldich zum Theil aus den Steinen des abgebrochenen Dominikanerklosters in RiJbel
erbaut. S. o. .S. 476.
*) 13 km südwestlich von köbel. Cepekowe um 1285 geheissen ~ »Ort des Cepik«. Alt-
slavisch ct!p = Spross: KUhnel, M. Jahrb. XI.VI, S. 165.
KIRCHDORF ZEPKOW. -g,
Oder des Amtes Wredenhagen in Zukunft abgehalten werden sollten ') Das
ist Alles, was wir aus dem Mittelalter über Zepkow erfahren Dass es bereits im
XIII. Jahrhundert ein Kirchdorf war, lä>st sich sowohl aus dieser Bedeutung
als auch aus den Fundamenten der Kirche selber schliessen. welche an die
Bauweise dieses Jahrhunderts erinnern. Und dass alle Kirchenvis.tations-
protokolle des XVI. und XVII. Jahrhunderts Zepkow in engstem Parochial-
verbände mit Kleve und Wredenhagen und die Kirche als Fil,a der Kirche zu
Kieve vorführen, sowie dass die Jahr aus Jahr ein ihr Korn und ihren Kohl
bauenden Bauern des Dorfes in den Zeiten des dreissigjahrigen Krieges glimpf-
licher davon kommen als alle ihre Nachbarn, i.st .schon bei Kieve gesagt worden.
Kirche. Die Kirche ist ein Zicgeincubau in Form eines länglichen Kirche.
Vierecks und auf einer alten Feldsteingrundlagc des Xlll. Jahrhunderts erbaut.
Der Innenraum ist flach gedeckt. Im Westen ein thurmartiger, mit Holz ver-
kleideter Glockenstuhl.
Die innere Einrichtung ist neugothi.schen Stils und (.hne Bedeutung. Innere Hin-
Altar und Kanzel sind zu einem Kör[)er vereinigt. richtung.
Im Glockenstuhl zwei Glocken. Die grö.s.ste ist 1873 von Ed. Albrecht Clo.krn,
in Wismar gegossen,^) die kleinste, ohne Jahreszahl und ohne Gie.s.serzeichen.
zeigt als Inschrift die Namen JOCHIM PREN. JOCHIM ZELIKE um! PAGEL
ARENDT.
Kleinkunstwerke. i. 2. Zinnerner Kelch mit lier Inschrift DANIEL Kltinkunst-
LAMP DOROTHEA LEMKEN 1730. Fnglisches Zinn vom Zinngiesser J. C. Pol- ^ -■
chow. Patene ebenso. — 3. Zinnkelch mit dem .\amen der Stifterin MARIE
PREHNS 1658. Stadtzeichen: zwei gekreuzte Bischofsstabe, als Mei.stcrzeichcn
eine Blume und die Buchstaben IL. — 4. Zinnpatene ohne Meisterzeichen, mit
den beiden Stifternamen CHRISTIAN KLUGGE und CATHARINA PREHNS 1729.
Englisches Zinn. — 5. Zinnerne achtMitiL;e Kanne inil 1 JcckcUcisclilu.ss, von
1766, mit dem Stifternamen JOH.CHR. SEGBUSCH 1766. \'on dem Kobeler Zinn-
giesser I. H,ensky). — 6. Neue zinnerne WeinkaniR' mit (iiiff und Deckel
7. Zinnernes Taufbecken, gestiftet 1675 von MARTINS OTTE 1675.
Stadtzeichen: werlescher Stierkopf in stehendem (^\al. Mei.sterzeiciien :
— 8 — II. Vier zinnerne Leuchter. Der erste, gestiftet 1739 von
H. J. KÄHTER. hat undeutliche Stempel; der zweite, gestiftet 1695 von ERD-
MANN LEMM, hat als Stadtzeichen zwei gekreuzte Bi.schofs>labe mit der Jahrrs
zahl 1693, Meisterzeichen undeutlich; der dritte, ohne Stempel, hat die Namen
ELISABETH SCHOOF, CHRISTIAN LEMMEN WITWE 1711 ILSE LEMMEN WITWE;
der vierte, mit den Stempeln di-s Kclchr> iintir .\r ^, tia;4t «lie .siiliiT-
namen: DANIEL LAMB 1663 und MARIE HENNINGS 1662.
') M. L'.-B. 1781. Vgl. Heyer, C.esch. il. V<.lk>Kerichtc. M. Jahrb. XIV. S. 114. X.WII. .S. 16.34.
*) Ihre Vorgängerin war 1785 von Joli. Valentin Schultz in Rostock gego<»en worden.
»0
^62 AM ISCKklCinsHKZIRK RiMU:!..
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Melz/)
(icscliichte S^^jns dem \'orkommen eines Plebans Ileideiireich zu Melz im Jahre 1298
dt-'s - -l als Zeuge in einer Beurkundung durch den Landesherrn, den Bischof
von Havelberg und seinen Archidiakon in der Neustadt Röbel haben wir den
Schluss zu ziehen, dass Melz damals schon ein Kirchdorf und jenen dreiund-
dreissig Kirchen beizuzählen ist, welche im Jahre 1534 den Archidiakonats-
sprengel des Probstes auf der Neustadt Röbel ausmachen.^) Als Fürst Bern-
hard von Werle 1362 das Land Röbel an LIerzog Albrecht von Mecklenburg
verpfändet, da gehört Melz zu jenen Dörfern des Leibgedinges der Fürstin
IClisabeth, welche von dieser X'erpfändung ausgenommen sind und bleiben, so
lange die Fürstin lebt.^) Beide, Fürst Bernhard und Fürstin Flisabeth, ver-
leihen daher ohne Zuziehung des Herzogs Albrecht dem Schulzen Arnd Boseke
im Dorf sein Schulzenamt sammt den dazu gehörenden I'.inkiinftcn als ein erb-
liches Lehn: . . . . twe houen in deme suluj'gen dorpe Meltze: dey e)ne houen
scal he vnde s)'ne eruen hebben fry myt pacht, bedc, huiidekornc, wc)de,
grasz vnde mj-t aller fr)-hc)'th, alsze se licht b}-nncn crer scheydc, inen daian
beholdcn wy vnsz dat hogcste richte, watcr xiuie holt; de andern houen scal
he \nde syne eruen hebben m)-t bede, hundekoine, dcynste, we}-de, grasz
vnde nnt aller fi}he)-th, hjranne bcholden w\- vns dat hogeste rychte, watcr
vnde holt, an desser sulu\-gen eynen houen lathe w) cm n\nc pacht.«'') Aus
dem Hof des Bauern Tideke Schmidt in Melz kommen 1379 ICinkünfte
zur Baukasse und zu Memorien an St. Marien zu Alt- Röbel und an deren
Probst.-^)
Dass die Güter des Leibgedinges der Fürstin Elisabeth nach deren Tode
an den Ritter Klaus Hahn am 14. August 141 o als erbliches Lehn übergehen,
ist oben S. 512 bereits gesagt worden. In der Solzow'schen Linie der
von ILahn, die damit begründet wird, bleiben diese Güter über zweihundert
Jahre. Doch haben in Melz auch die von Marin im XVL Jahrhundert ihre
ünterthanen, und seit 1644 besonders auch Jakob lernst von Knuth, der im
Jahre 1654 den Meierhof Melz von Joachim von Ilahn auf Solzow für die
Summe von 14342 'Jhalern an sich bringt. Indessen das Dorf ist damals
\ 9 km südlich von Kölicl. Uen Namen verliiiidet Ktihnel fjloicli denen von Melilz und
Meilen mit dem altslavischen Wort mell - Untiefe. K.s wäre demnach nach einem Namen zu
.suchen, der unj:jefähr da.s au.sdiUckte, was >Ort an einer Unliefe» ist: M. Jahrb. XI, \I, S. 93.
*) M. L'.-H. 2486. M. Jahrb. VIII li, S. 117.
') M. U.-B. 9008. 9054. \g\. I.i.sch, M. Jahrl). XIII, S. 192—194. 333-3.37- I'-eyer, Mcckl.
Jahrb. XXXII, .S. 124.
*; .M. U.-I5. II 193 A u. li. Leber die l.ehn.scliul/.en im Amte Kübel \g\. Lisch, M. Jahrb.
XIII, S. 194—196. V^l. Kambs, S. 542.
' M. U.-L. II 211.
GUT UND KIK( IIDOUK MKI.Z. 563
entvölkert. Von zwanzig Bauern und acht Kossäten, die es vor dem Kriege
zählte, sind nur noch zwei Bauern und ein Kossat übrig geblieben. Doch
werden 1662 schon wieder fünf Vollbauern und im Jahre 1703 im Ganzen
sechsundsiebenzig Seelen zu Melz gezählt. Der Knuth sehe Besitz wächst.
1695 erhält Eggerd Christoph von Knuth den Aliodialbrief über die Dorfer
und Güter Melz, Below. Karbow, l^uchholz, Grabow. Solzow. l'riborn und
einige Hufen in Küssow und Karchow. Melz bleibt bis 1732 ein Knuth-
sches Gut, da geht es an die Herren von Ferber über, die noch heute im
Besitz sind.
Andere mittelalterliche Geistliche als der obengenannte Heidenreich sind
bis jetzt nicht bekannt geworden. Aus einem X'erzeichniss des l'astors
Georgius Gategast vom Jahre 1602, in welchem er .sechs seiner \'or«jängcr im
XVI. Jahrhundert aufzählt, von denen noch die Leute im Dorf wissen, dass
sie alle auch in Buchholz die Cura gehabt haben, ersehen wir, da.ss aus der
Zeit vor der Reformation ( in ])apatu ) noch zwei in I'>innerung waren: Hcn-
riciis Gr\se und Nikolaus Rower. An Rower schliesst sich der im \'isi-
tationsprotokoll von 1541 42 genannte Joachim Seedorf an, der erste evan-
gelische Pastor, welcher nach einer Amtshandlung in Huchholz plötzlich auf dem
dortigen Kirchhofe stirbt. Ihm folgt Johann Suderow, der auf dem Heim-
wege von Buchholz nach Melz über das Eis des Melzer Sees geht, einbricht
und ertrinkt. Jakobus Goldschmidt aber, der nach ihm ins Amt kommt,
wird erstochen; von wem und bei welcher Gelegenheit, wird nicht gesagt.
Nach ihm ist Herr Paulus Ouast dreizehn Jahre lang Pastor in Melz, »ist
nach Schorrentin gezogen und lebet noch (1602).') Dann sagte Gatega.st
von sich selber: ist 29 Jahre zu Melz gewesen, ist im 17. Jahr in seinem ab-
wesende abgebrannt, und hat uS Jahre zu Buchholz geprediget. Aber weil
die Buchholzer die abgebrannten Wedcm-Gebew nicht haben wollen helfen
wieder aufbawen, wie zu vorn geschehen, hat er Buchholz aus Befehl seines
Junkern und Kirchenpatroni K. W.'^) mus.sen verlassen und nicht aus Muth
willen, wie der Junker Hans Rohr schreibet. \'on 160.S bis 1638 i.st I^iuren-
tius Kassubc Pastor zu Melz und Buchholz, den die Kricgsnoth nach Kobel
hin in den Tod treibt (s. o. S. 507). Es folgen nun die Jahre, in welchen die
Dörfer von Menschen leer geworden sind. Wie in Melz (s. •> ). so leben auch
in Buchholz nur wenige Personen, das Visitationsprot<ikoll von 1649 giebl
deren acht an, während vorher neunundzwanzig Bauerngehofte im Dorfe sind.
Da uhernehmcn die Pastoren in Kambs die Cura. Stoppel und iJMrncmann
(s. o. S. 543). Aber 1669 werden Melz und Buchholz von Kambs wieder ab
gesondert, und die Reihenfolge der Pastoren für beide Dörfer ist nun: Heinrich
Schmidt ([669-1673), Urban Elei.scher (1674-1712). Helmuth Heinrich
Schulz (1712-1749), Joachim Urban Schulz (1752-1797) "»^' "<-'•"•• Andreas
Ludwig Willcbrand (179« >'^4S) ^ ^^altcr a. a. O.
') Vgl. .M. Kunst- u. (Icsch. Dc.km. I ,2. AuH. . .s. Ol«, .Xinnk-. J
') EL'cenl von ll.nlin .iiif M'l'
564
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL
KirciK',
Seit 1872 ist auch Krümniel, das von I1S42 an, wie auch schon früher
(1712 — 14 und 1756-83), mit Laerz, sonst aber von alter Zeit her immer mit
Gaarz vereinigt gewesen war, mit der Kirche zu Melz verbunden.')
Kirche. .\n Stelle der im Jahre 18 16 abgebrochenen alten Kirche aus
dem Jahre 1552 ist eine neue entstanden, die uns als eine schlichte Backstein-
kirchc in Form eines länglichen Vierecks entgegentritt. Der Innenraum ist
mit einer flachen Decke überspannt. Im Westen ein Thurm, der mit einem
niedrigen Pyramidendach versehen ist. Im Osten eine (jruftkapelle. Im Innern
über der Ivingangsthur liest man die Inschrift: DIESE KIRCHE IST IN DEM
TRAURIGEN REGEN UND UEBERSCH WEMMUNGSJAHR 1816 VOM DERZEI-
') S. Stuhr, M.Jahrl). l.X, S. 51. Walter, CJeislliche des XIX. Jalirliunclcits (unter Krilmmel).
GUT UND KIRCHDORF MELZ. 565
TIGEN PATRON DER KIRCHE UND GUTHS- BESITZER ZU MELZ HERRN
FRIEDRICH AUGUST VON FERBER IM 63 JAHRE SEINES WOHNSITZES
DASELBST UND DEM 83 JAHRE SEINES ALTERS ERBAUET WORDEN • SOLI
DEO GLORIA.')
Als Altaraufsatz ein gothisches Triptychon. Im Mittclstuck die hl Altar-
Maria mit dem Christuskinde auf einem Halbmond stehend In den vier aiifsaiz.
Ecken, halb so gross wie die Mittelfigur, je zwei Figuren und zwar oben links
der hl. Petrus und die hl. Klisabeth, oben rechts der hl. Jakobus major und
eine nicht zu bestimmende weibliche Heilige, unten links der hl. Apostel Paulus
und die hl. Barbara, unten rechts der hl. Bartholomäus und die hl. Katharina.
Sämmtliche Figuren sind aus Holz geschnitzt und bemalt. Die beiden Flügel
sind innen und aussen mit Malereien bedeckt Werden sie geöffnet, .so sieht
man links oben die Beschneidung und unten die Heimsuchung, rechts oben
die Geburt des hl. Kindes und unten die Anbetung der heiligen drei Könige.
Die Rückseiten der Flügel zeigen in vier gro.s.sen Bildern den Gruss des Kngels
an die hl. Maria und die Apostel Paulus und Petrus in Dreiviertel -Lebensgrösse.
An der Empore zur Rechten des .Altars (herrschaftliche Loge) mehrere \Vap|K'n.
gemalte Wappen der Familie VON FERBER und ihrer Frauen nnt Unterschriften
aus den Jahren 17 50 — 1881.
Im Thurm zwei gro.sse mittelalterliche Glocken mit der Inschrift: 0 ('.locken.
RBX C-LORIB (IhRlSTH VHIH (IVM/ PnCIH, aber ohne Giesserzeichen und
ohne Datum.
Kleinkunstwerke. 1—4. Zwei Kelche neuerer Zeit in klassicierendem Kleinkunst-
Geschmack, mit drei Stempeln (J K (?) . A und S); dazu zwei Patenen. An- werke,
scheinend den vierziger Jahren des XIX. Jahrhunderts angehörig. - 5.6. Eine
kreisrunde Oblatenschachtel und eine Kanne mit Henkel und Deckel, welche
1868 von FRIEDRICH AUGUST V. FERBER zum Andenken an eine ver.storiiene
Tochter gestiftet ist. vom Ciold.schnucd L. GieseSchwerin. — 7. Zinnkelch, ge-
stiftet von DREWES WENT 1671. Als Stempel das Malchow.sche Stadtwappen
und eine Blume mit I L. - 8. Silberner Klingbeutel, gestiftet v..n WILHELM
V. FERBER, CHARLOTTE V. FERBER. ANTONIE V. BLÜCHER. GEB. V. FERBER
und FRIEDERIKA V. FERBER ( )luic Datum, an.scheincnil den letzten Decennien
des XIX. Jahrhunderts angehörig — 9. 10. Zwei Zinnleuchter, gestiftet 1747
von J • F . V . F . und A • M • V • B . Englisches Zinn, vom Meister I H S
— II. 12. Zwei Zinnleuchter, als Mei.ster.stempel eine Topfblume mit den
Initialen I B, der Stadtstempel ist nicht deutlich.
Das Inventar von iSi i erwähnt ein Hiidniss des Pastors Trhan Klcischcr
(geb. zu Ruppin 1645 am Tage Martini, gest. 16. April 1716. nachdem er
42 Jahre lang Prediger zu .Melz und Huchholz gewesen) und ein Kpitaph des
Pastors Henricus Schmidius (geb. zu Wernigerode im .\ugust .62.. se.t 1669
Pastor in Melz und Puchholz. gest. 29. Nov. 1673. begralKrn m M. Nikolai
zu Röbel).
') Lisch. M. lahrl). XL, .'^. IQO.
566
AMTSGERICIITSHK/.IRK Rol'.Kl,.
Das Kirchdorf Buchhoiz.
Cieschichte
des
Dorfes.
ucliliolz koiiinit urkundlich schon im Jahre 1273 vor, als am 16. April
desselben Jahres Nikolaus von W'erle dem Nonnenkloster zu Röbel drei-
zehn Hufen verleiht, von denen zwei -mu Bocholte^< liegen.-) Bis zur nächsten
Nachricht aber vergehen sechsundachtzig Jahre. Da verkauft l^ernhard von
Werle am 14. August 1349 dem Bürger Nikolaus von Güstrow zu Röbel sechs
Hufen in / Buchholte«, die von den Bauern Walow, Croger, Godtschalk, Ryke
und Butekow bebaut werden und vom Käufer zur Bewidmung einer Vikarei
in der Kirche zu Neu -Röbel verwandt werden sollen. Das Patronat dieser
X'^ikarci hat die l-'amilie (jüstrow inne, nach deren y\ussterben aber soll es an
den Probst und den .Magistrat von Neustadt Röbel fallen.'^)
Später gehört das Dorf zum Leibgedinge der Fürstin P^lisabeth von Werle.
Als deren Gemahl, F"ürst Bernhard, dem Herzog Albrecht \on Mecklenburg
Schloss, Stadt und Land Röbel am 10. März 1362 verpfändet und die Dörfer
namentlich "aufgeführt \\erden, die zum Leibgedinge der h'ürstin gehören und
während ihrer Lebenszeit \-on der X'erpfändung ausgeschlossen sein sollen,
wird unter ihnen auch »Bokholte genannt.') I^eim wirklichen Antritt des
Pfandbesitzes aber durch den Herzog, am 30. Juni 1362, werden die Dörfer
Ikichholz und Semzin nicht mehr unter den Leibgedingsgütern aufgeführt, sie
werden also auf irgend eine Weise der I^'ürstin abgelöst und vergütet sein.
Ob sie von dem zusammenhängenden I lauptverbande der Güter zu entfernt
waren, oder ob sie wegen der Strassenzüge eine gewi-sse militärische Wichtigkeit
für den Herzog hatten, oder ob noch ein anderer Grund vorhanden war,
mü.ssen wir dahingestellt sein lassen.') Daher gelangen auch beide Güter nicht
an die Hahn, während die andern Leibgeding.sgüter, die »von der edlen Frau
Klzeben, Herrn Bernds ehelichen Frau angestorbnen Güter«, dem Klaus Hahn
auf Damerow am 14. August 1410 erblich verliehen werden. Dagegen wird
l^uchholz im Jahre 1455 ein Rohr'sches Lehen, welches Herzog Heinrich der
Ackere dem Bernd Rohr verleiht. ICs bleibt diesem Geschlecht bis 1629 er-
halten. Da geräth es in Konkurs und geht aus diesem nebst dem Rohr'schen
Gut Scliönberg an Hans Llolstein über.'') Und nun beginnen, den Zcitläufen
entsprechend, zahlreiche Verpfändungen und Adjudikalioncn einzelner Thcile
des Df^rfes bald an diesen, bald an jenen. Ausser den I lol.stein finden wir
' 14 km südlich von l<ul)cl.
■■ M. l.-l!. 12S;,. .M. I.il.rl.. .W I, S. 21.;.
■ M. l .15. 6991. 7055.
*) .M. r.H. 9CK/;.
■') .M. L'.-l'.. 9054. 9055. <io^6. 9057. Lisch, < Icschkchi Ihilm II, S. 271 IC.
") Akten im (liossli. Arcliiv. Vgl. Lisch .1. a. < •.
KlkCHDOkl- l!l( IIIIOI./.. 567
die Ouitzow, Koch. Schroeder, Kamp»z und Konow als Antheils- Inhaber, bis
das vielbegüterte Geschlecht der Kniith im Jahre 1689 die Hand auf Huchholz
legt und dessen Antheile zusammenkauft Am 20. August 1695 empfangt
Eggerd Christoph Knuth den Allodialbricf über ganz Huchholz Aber zu
Anfang des Will. Jahrhunderts haben es schon wieder die von Kerber auf
Melz, und von diesen kommt es an die von Raven auf Hoek. Kigcnthumliche
Verhältnisse der Buchholzer Hauern und daraus folgende unaufhörliche Streitig-
keiten und Prozesse mit der Grundherrschaft veranlassen im Jahre 1764 den
Kammerherrn O. Ch. von Raven, das Dorf an die damals zweiundzwanzig
freien Bauersleute,« die in ihm wohnen, als Allodialgut, einschliesslich der
hohen Jagd, für einen Preis von 10500 Thlr. N-.i zu verkaufen. Die Hauern
hatten nämlich von jeher ihren Gutsherrschaften die Dienste verweigert, sich
auch über falsche \^eranlagung zu den Landessteuern beklagt und immerfort
behauptet, freie Bauern zu sein: >Es sei ihnen wohl bewusst, dass sie zwar
als Einwohner des Dorfes Buchholz, dem Eigenthiuiier desselben rationc juris-
dictionis mit Schirmpflicht, keineswegs aber mit Leibeigenschaft verwandt seien.
Denn wir frei und Niemand unterthänige Leute sind, welche theils unsere
Väter und Grossväter aus Sachsen und der Mark Ikandenburg etc. als freie
Leute sich in Mecklenburg und in dies Dorf begeben, und auf einem grünen
Brink aus unseren eigenen Mitteln ohne des Ortes Obrigkeit Hülfe nicht allein
gebaut, sondern auch \'ieh und Saat und was sonsten zu einer I^ndwirthschaft
gehöret, auf unsere Kosten sich angeschalit, also, dass ausser Grund und Hoden,
unsere Höfe, Vieh und Fahrniss und alle I labseligkeiten uns eigenthumlich ge-
hören. Nun haben weder wir, noch unsere X'orfahren, jemals Hofdienstc geleistet. -
Da nun aus der Zeit vor dem grossen Kriege aktenmässig niemals von Frei-
bauern die Rede ist, so handelt es sich hier unzweifelhaft um eine neue Kolo-
nisation nach dem dreissigjährigen Kriege, an dessen Ende sich im ganzen
Dorfe, wie oben schon gesagt worden ist (S. 563), nur acht Personen auffinden
lassen, während dort vorher vierundzwanzig Hauern wohnen. I'ur den tüch-
tigen Sinn der Bauern spricht es, dass sie 1777 .selb.st eine .Kommunalordnung
für das Gut Buchholz aufstellen, welche zwar niemals regiminell bestätigt,
aber trotzdem immer in (Jeltung gewesen ist Später tritt eine ^ mg
über die Dorfarmenpflcge hinzu, welche die Armenlast im Wc.scir -n
einzelnen Gehöften als Xaturallast zutheilt. Am 28. November i.^' 'h
wird regierungsseitig eine neue Dorfordnung und ein Statut über die Inli ^tai
erbfolge gegeben, nachdem schon 1S56 die Separation der l'"eldmark. welche
ursprü^nglPch der gemein.samen Dreifelderwirth.schaft unterworfen ist, vorge-
nommen worden war.')
Ueber die kirchlichen X'erhältni.s.se und im Besonderen über die ZwistiR-
kciten zwischen dem Paln,natsherrn l-ggerd Hahn zu Melz zur Zeit des Pastors
Grecrorius Gategast und dcu Hauern zu Huchholz, die, von jeher dem Melzer
Parochial- Verbände angehörend, gewisse kirchliche Haulasten ableh.K-n, ist
bei Melz die Rede gewesen.
'j li..l)l.ui, .MccUll.. I..iiidrcclit 11 1 > ■:74ll'-
568 AMTSr,F.RICIITSI?EZlKK ROKEI..
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein friihs^otliisclicr l^acksteinbau auf einem
Granitsockel in Form eines lano^lichen Vierecks. Auf der Nord- und Südseite
je ein charakteristi.sches spitzbogiiijes Portal, in welchen Riindstäbe und ab-
gefas'te Ecken abwech.seln, ohne dass dabei Kapitellglieder angewandt worden
wären. Alle Fenster sind gleichmässig im Spitzbogen geschlossen. Im Innern
eine flache Decke. Im Westen ein massiver Backsteinthurm mit einem aus
dem Viereck ins Achteck umsetzenden Melm. Der Thurm hat von Norden
nach Süden einen offenen Durchgang, welcher durch mächtige Spitzbogen-
öffnungen gebildet wird. An der Nordseite des Langhauses eine Vorhalle,
welche das genannte frühgothische Portal verdeckt.
-\ltar- Der Altaraufsatz ist ein Renaissancegehäuse mit geschnitzten Figuren,
aiitsatz. jn der Mitte der Krucifixus mit Johannes und Maria, zu jeder Seite als kleinere
Figuren (die eine über der anderen) je zwei Evangelisten. Die F"iguren stammen
nicht aus einem älteren gothischen Triptychon, sondern sind zugleich mit dem
Holzgehäuse angefertigt worden.
Cilorken. Im Thurm zwei Glocken, beide von C. Jllies- Waren gegossen, 1855
und 1867.')
Kleinkunstwerke, i. 2 Silberner Kelch auf sechspassigem Fuss, dem
XVIII. Jahrhundert angehörig. Als Stadtzeichen eine heraldische Lilie, und als
Meisterzeichen die Ruchstaben F C M. Dazu eine Patene. — 3. 4. Oblaten-
schachtel von Neusilber, desgleichen eine Kanne mit Deckel und Henkel. —
5. 6. Zwei zinnerne Kelche, von denen der eine das Zeichen des englischen Zinns
mit den Meisterinitialcn H K und der Jahreszahl 1808 aufweist. — 7 — 10. Vier
Zinnleuchter, alle von verschiedener l''orm, der eine gestiftet 1670 von HANS
ZABEL und ANNA ROSYNS, der andere 1662 von ELISABETH STHALBERGS,
e.V. F . H., der dritte 1705 von M. MATTHIAS PIHEL und MARIA BOLTEN
und der vierte 181 5 von H. C. H. KUGEL. Der von 1670 hat als Stadtzeichen
gekreuzte l^ischofsstäbe und als Meisterstempel die Initialen I L mit der Blume,
der von 1662 ebenso; der von 1705 hat auch die gekreuzten Bischofsstäbe,
aber die Meisterinitialcn I M mit der Topfblume, der von 18 15 aber stammt
von dem Röbeler Mei.ster Krummbügel (H K mit der Jahreszahl 1806).
Das Gut und Kirchdorf Krümmel.')
^^m 23. November 1237 beurkundet I'^ürst Nikolaus von Rostock die Grenzen
und Scheiden des Dobbertiner Klosterbezirks. Da heisst es: Im Lande
Turne das Dorff Lositz (Lärz) mit vierzig Hufen und dreissig Hufen zwischen
') Im Inventar von i8li ist nur eine Glocke mit der Jahreszahl 1473 genannt.
*) Südö.stlich von Köbel, über Vijiperow 17 km, über Huchholz 20 km. Die alten Formen
des Namens Crumemir und Cruniincre verbindet KUhnel mil dein .-iltsl.-ivisclicn Wort kromc =
GUT UND KIUCIIDOKF KKÜMMEl.. 569
Crumemir und Zwertitz (Schwartz). Und als am 15. Uccembcr 1274 Nikolaus
von Werle und seine Söhne Heinrich und Johann dieses Privileg des Klosters
Dobbertin erneuern, bestimmen sie dessen Grenzen vusque ad terminos
Crummere«.^) Ueber die Besitzverhältnisse von Krümmel in ältester Zeit
wissen wir nichts Bestimmtes. Ks deutet aber Vieles darauf hin. dass schon
früh die Kerkberge auf dem Gute sitzen, eine märkische Vasallenfamilic,
welche ihre Stammgüter, u. a. das Gut Kehrberg, in der Nähe von IVitzwalk
hatte. Am 12. Mai 1370 verkaufen Otto und Hartmut Romer dem Hetcke
von Kerkberghe und dem Otto Retzow das Recht der Einlösung ihres Gutes
zu Leussow, und am 29 August 1370 verkauft derselbe Retzow dem Bctcke
Kerkberghe seine Besitzungen in demselben Dorfe.-) Die Kerkberg (auch
Kerberg, Kercberg geschrieben) breiten sich allmählich weiter aus und erwerben
z. B. Besitz in Rechlin und Retzow, verschwinden dann aber auf einige Zeit
in der Geschichte, um im Jahre 1497 als erbgese.ssene Besitzer in Krummcl
wieder aufzutauchen. Dieser Besitz scheint aber schon länger der ihrige zu
sein, denn es unterscheiden sich bereits zwei nach ihren Hauptgutern be-
zeichnete Linien, nämlich die Kerkberg auf Kehrberg und die auf Krummel.
Die letztgenannten sind damals bereits so mächtig, dass sie ihre Vettern
wegen Besitzstreitigkeiten mit Fehde überziehen und ihnen einen Schaden von
800 Gulden zufügen.-^) Im Anfang des X\'I. Jahrhunderts sind die Hauptgutcr
der Krümmeier Linie Krümmel, Retzow und Klopzow. Darnach theilt sich
dieser Zweig abermals, und zwar in die schwarze Linie auf Krümmel und in
die weisse auf Retzow und Klopzow. Jene stirbt 1^73 im männlichen Stamme
mit Henning von Kerkberg aus. Ueber Krümmel ist inzwischen der gros.sc
Krieg mit allen seinen Schrecken dahergezogen. Noch am 17. März 1674
heisst es in einem gerichtlichen Aktenstück: »Actum Krummel auff schl.
Henning Kerberges ganz wüsten Hoeffe, wo.selbst nichts zu hnden, alss die
rudera des HoelTs und ein alter bauwfelliger Stall.*) Ausser den Kerkberg's
sitzen aber nicht blos auf Krümmel .sondern auch auf anderen Kerkberg".schcn
Gütern schon im Anfang des X\'L Jahrhunderts die Rohr auf Neuhaus, aber
die Veranlassung dieses Gemein.schaftsverhältni.sses ist nicht bekannt. Daher
wird in dem Lehnsrevers der Rohr vom Jahre 15 16 über ihre gesammtcn Guter
auch Krümmel aufgeführt. Sie muthen wiederholt ihren halben Antheil an dem
Gute und werden damit belehnt, bis Martin Rohr am 10. Januar 1 5S3 den
Kon.sens zum Verkauf der Hälfte der Feldmark nebst der halben Feldmark
Göhren für loooo Gulden an Lcvin Marin erhält. Fin gegen l-^nde des Jahr-
hunderts vom Herzog Karl unternommener N'ersuch, das (iut zu kaufen, kt.mml
über einen kurzen Pfandbesitz nicht hinaus. In den Jahren 1606— 1609 aber
draussen, fern, weit, drausscn berühmt, und deutet .sie als »Ort de» krom^mfr — Kernrohm.
M. Jahrb. XLVI, S. 17.
') M. U.B. 469- •347-
*) M.U.H. 10054. 10092. 10616. \'^i\. l.i>ch. M.Jahrh. XII. S. 43.
») Lisch, M. Jahrb. XII, S. 47.
*) Li.sch, a. a. ()., S. 49.
570 AMTSGEKICIITSHKZIRK K(')I!KI..
verkaufen die Marin ihren halben Antheil an Christopli Arenstorff für i i 500
Gulden. Der landesherrliche Konsens und der Lehnbrief werden darüber am
20. Oktober 161 2 ertheilt. Auch erwirbt Arenstorff 1625 die Schäferei zu
Göhren. Der letzte Kerkberg'sche Antheil, der durch Heirath an Hans Heinrich
von Oldenburg gekommen war, gelangt im Jahre 1705 für 700 Thaler an den
Leutnant Georg Otto von Arenstorff, so dass von da an ganz Krümmel in
den l^esitz dieses Geschlechtes kommt.') Seit 1896 aber ist das Gut Eigen-
thum des Fürsten Georg von Schaumburg- Lippe.
Ueber die kirchlichen \'erhältnisse s. bei Melz.
Kirche. Kirche. Die in Fachwerk ausgeführte kleine Kirche stellt einen un-
getheilten Raum in Form eines länglichen XHerecks dar und ist im Innern mit
flacher Bretterdecke geschlossen. In der Wetterfahne der achteckigen Thurm-
spitze die Jahreszahl 1734.
Innere Ein- Die innere Einrichtung entstammt der Zeit des Barockstils aus dem
richtung. Will. Jahrhuiidci t. Kanzel und Altar sind zu einem Körper verbunden.
Knipore. An der Empore auf der Xordseite eine Anzahl ARENSTORFF'scher
Familien -Wappen in Zinn. Ausserdem in den Fenstern einige auf Glas ge-
malte Wappen der I-'amilie.
(Hocken. Im Thurm zwei alte Glocken, eine grosse ohne Inschrift und
(jie.sserzeichen, eine kleine, ebenfalls ohne Inschrift, aber mit dem
nebenstehenden ( iiesserzeichen.
ijias ge-
KleinkuuNt- Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf rundem Fuss, laut
werke. Inschrift 1852 von A. V. ARENSTORFF gestiftet. Dazu eine Patene. Von
dem Röbeler Goldschmied F. Ludewig. - 3. 4. Zinnkelch mit Fatene, ohne
Stempel und Inschrift. — 5. l'^ine ältere Taufschüssel von Messing, in der
Mitte die Verkündigung des I^ngels an die Maria, um welche die vielfach ge-
deutete bekannte Legende herumläuft. 6. j. Zwei Zinnleuchter von 1735,
von dem Rostocker Zinngicsser I V (Jochim Voss), der in seinem Stempel die
Jahreszahl 17(18) führt.
Das Kirchdorf Vipperow.')
OescliiciUe P^t MM'^"''^^^' '^'^ schon sehr friih ein bedeutender Ort, nach welchem ein
f't"^ ganzer Landstrich Land Vipperow« genannt wird, und kommt ur-
Dorfes. )<i,ndlich zuerst im Jahre 1178 vor, als Papst Alexander III. das Bisthum
') Der weithin heknimt !,'e\vor(ienc Kiie^'s- und Raclieziif,' eiI1e^ der .Arenstorff auf Krlimmel
gej;en den Flecken Mirow in den vierzij^er Jaliren des XIX. Jalirluuulerls — wohl die letzte K.\]ilo-
sion ritterlicher Raul)- und Kehdelust in Deutschland — mag hier nur mit diesen wenigen Worten
Erwähnung finden.
'j S km stldslldöstlich von Köhel. Die alten loinien des Namens \'e])ro\ve und Vipperowe
KIKCIIDOKI- MITKROW. 5-,
Schwerin bestätigt. In der früheren Stiftungsurkimde Heinrichs des Löwen
vom Jahre 11 70 wird der Ort zwar nicht genannt. Aber nach der vor-
genannten Urkunde vom März 1 178 gehen die Grenzen des Sprengeis: a Zucrin
ex una parte usque Vepro«, und die Hestätigungsurkunden der I'äp.ste Urban III .
Clemens III. und Cölestin IV. stimmen damit ubercin.') I-Veihch gehört das
westHch von der südhchen iMüritz. den X'ipperowschen Gewässern, gelegene
Land Vipperow selber nicht zur Schweriner Diöcese, es bildet vielmehr das
Archidiakonat Röbel im Bistluim Havelbcrg. Wie Alles das erst nach langem
Streit zwischen beiden Diöcesen festgestellt wird, weil nach der Urkunde Kaiser
Ottos vom Jahre 946 die Eide die Grenze des Histhums liavelberg bilden
sollte, die obere i:ide aber westlich von der Müritz an verschiedenen Stellen
gesucht wurde, ist schon öfter berührt worden. 2) Erst am 16. L'ecember 1252
kommt hierüber ein Vergleich zu Stande, durch den das Land Röbel oder
Vipperow dauernd an liavelberg abgetreten wird.') Obwohl nun X'ipperow
als ein gros.ser Ort von neunuiulvierzig Hauerhufen und als Sitz einer Burg er-
scheint, deren Spuren noch in unserer Zeit sichtbar geblieben sind, so wird
es doch sehr bald von der Burg Wenden (Wenedhen) zu Wredenhagen an
Bedeutung überflügelt, welche nach Malchows Niedergang neu erbaut i.st und
die alte grosse Strasse von liavelberg über Wittstock zur Kldenburg und
weiter nach Demmin — die X'erbindiuig zwischen l.lbe und Demmin
beherrscht. Die Bezeichnung Lruid X'ippcrowt verschwindet daher mit dem
XIII. Jahrhundert.
Auch tragen die späteren Besitzverhaltnis.se zur Verminderung der Be-
deutung \on X'^ipperow bei. Nach dem einige Jahre vor 14 10 erfolgten Tode
der h'ürstin h^lisabeth, der Gemahlin des I-'ürsten Bernhard, zu deren Leil>gedinge
ein Theil von X'ipperow gehört hat, fnulen wir dort zwei grössere Antheile in
den Händen wcrlescher X'asallen, den einen in denen tler (Jiiitzow schon gleich
beim Beginn des XX'. Jahrhunderts, den andern aber in denen der Knuth auf
Leizen. Dieser letztgenannte Antheil ist zwar erst von 14.SS an als Knuth'scher
Besitz nachzuweisen, gehört aber der I'amilie ohne Zweifel schon viel früher.
Ausserdem hat das Kloster Ameliuigsborn, dem der Dank für die erste
christliche Civilisierung des Landes nie verges.sen wurden ist. seit dem
17. März 1291 eine Ilufc in Vipperow. und von dem, was noch im Besitz
des Landesherrn geblieben ist, gehen drei Höfe nnl \lu(cn im Jahre 1454 als
Geschenk Herzog 1 Icinrichs d. ä. an die IVob.stei der Neustadt Röbel. es sind
dies die oft goiianiiten X'ipperowschen Tfarrhufen Weiterhin kommt ein
Grambow mit IV-.sitz um\ Rechten in X'ippcrow vor, doch mag er nur Pfand-
besitzer frewesen .sein I-.ndlich erwerbi-n auch die von Hahn auf Solzow im
Jahre 1477 die Pachte aus sieben Hufen, doch werden diese Hufen kein Privat-
im XII. utul XIII. lahrhiin.lert leitet Ktlhncl von dem alt*lnvi»chcii Wort vc|»ri EUr «b und
deutet sie als iKhoroit : .M. Jahil.. XI.VI, S. 152.
') M. L'.-li. 100. 124. 141. 149- '62.
*) M l II 14. l eher die .Vippenurschen «iewa»«er« vgl. I.Uch. M. J;»hr».. II. S. loa.
»J M. l . li. 71U. Lisch, M.Jnbri. || s im> MX. S. 40J.
572 AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
eigentluini, sondern bleiben in landesherrlichem Besitz. Der Quitzow'sche
Antheil geht durch Kauf im Jahre 15 15 an die Kerkberg zu Krümmel über.
Als ihn 1525 die Komthurei zu Mirow als Lehn begehrt, wird der landes-
herrliche Konsens versagt. Dreizehn Jahre später, 1558, ist er wieder
in landesherrlichem Besitz und vergrössert somit in erheblicher Weise den
Domanialantheil des Dorfes, wie dies auch der schon vor der Reformationszeit
verschwindende Amelungsborner Klosterantheil thut. Der Knuth'sche Antheil
aber geht im Beginn des XVIII. Jahrhunderts auf die von Ferber-Melz über
und wird von diesen erst im Jahre 1804 an die herzogliche Kammer ab-
getreten.*) Seitdem ist wieder das ganze Dorf Vipperow beim Domanium und
gehört als solches zum Amte Wredenhagen.
Mittelalterliche Geistliche sind, soweit wir den Urkundenschatz bis jetzt
kennen, mit Namen nicht auf uns gekommen. Von 1505 an und noch 1534
ist Simon Gerardi der Kirchherr von Vipperow, Priborn und Zielow, 1541
aber finden wir an seiner Stelle als ersten evangelischen Geistlichen den
Joachmi Warnke, ohne dass ihm freilich ein völlig befriedigendes Zeugniss
von den Visitatoren ausgestellt würde. Wie lange er im Amte geblieben,
lässt sich nicht feststellen. Zwischen 1594 (vielleicht schon früher) und 1609
ist Johann Salius Pa.stor der genannten drei Kirchen. Ihm folgt 1609 Nikolaus
Schmidt (Schmidius), der die Zeiten des dreissigjährigen Krieges überdauert
und noch über 1654 hinaus (anscheinend bis 1659) im Amte ist. Er sieht
die Bevölkerung seiner Dörfer um sich wegsterben: in Vipperow giebt es im
Jahre 1649 von sechsundzwan/.ig Bauern und neun Kossäten nur noch acht
Bauern und zwei Kossäten,'^) in Priborn von ehemals vierzehn Bauern und drei
Kossäten nur noch sechs Bauern, und in Zielow von zwölf Bauerfamilien nur
noch vier Pensonen. Das Pfarrhaus ist 1639 niedergebrannt, und der Pastor wohnt
in einem Katen. Ks folgen: Joh. Christoph Baumann (1659 — 72), Nikolaus
Stechow (1674 — 1704), Martin Wendt (1705 — 21), Joachim Oertling (1721 — 47),
Joh. Friedr. Christoph Senst (1749 — 75), Jakob Peter Unger (1776—88) und
Christoph Karl Joh. Passow (1789 — 1821). S. Walter a. a. O.
Ausser den von jeher gleich der Mutterkirche unter landesherrlichem
Patronat gewesenen Mlialkirchen zu Klein -Priborn und Zielow ist auch die
vagierende Mutterkirche adeligen Patronats zu Ludorf mehrfach im XVI., XVII.
und XV'III. Jahrhundert bald kürzere, bald längere Zeit mit der Kirche in
Vipperow verbunden gewesen.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein Feldsteinbau aus dem XIII. Jahrhundert in
Form eines länglichen Vierecks, mit flacher Decke im Innern. Die oberen
Theile beider GicbcKvände und die pjnfassungcn der P'en.ster und Portale sind
in Backstein ausgeführt. Im O.sten ein spätromani.sches ..Dreieinigkeitsfenster«,
•) M. U.-B. 2110. Akten im (Jiossh. Archiv, hesoiuleis Wigger, Bericht vom Q.Juli 1885.
Mantzel, Butz. Ruhest. XXIII, S. 38 ff. Lisch, Geschl. Hahn II, S. 270 ff. M. Jahrb. XIII, S. 137.
') 1662 werden im Visitationsprotokoll in Vipperow aufgeführt: zwei I lenenhauern, zwei
I'farrbauern und drei Ko.ssaten, also im Ganzen nur sieben Hofbesitzer.
KIRCHDORF VIPPKROW. 5^3
die übrigen Lichtöffnungen sind in gleicher Weise Schhtzfenster mit leise jje-
spitztem Bogenschluss. Die Portaleinfassung auf der Südseite zeigt Spitz-
bogenschluss. Ein Thurm ist nicht vorhanden. Dafür wächst aus dem mitt-
leren Theil des VVestgiebels ein kleiner Dachreiter in I-'acinverkbau hervor, der
ein achtseitiges Pyramidendach hat. An der Xordseite, neben einander und
unter einem Dache, eine Sakristei und eine \'orhalle. Die Sakristei ist ge-
wölbt, die Vorhalle aber hat nichts weiter als den Dachstuhl über sich.
Als Altaraufsatz dient der Mittelschrcin eines gijthischen Triptychons Aliar-
mit Schnitzwerken. In der Mitte die hl. Maria mit dem Kinde auf dem Halb- aufsau.
mond stehend. Links und rechts daneben, in zwei Reihen übereinander.
Apostel und weibliche Heilige. Links der hl. Petrus, die hl. Magdalena, der
hl. Jakobus, die hl. Katharina, rechts die hl. Barbara, der hl. Johannes, ilie
hl. Elisabeth und der hl. Matthaus.
In der Vorhalle noch einige Seitenthcile des ehemaligen alten Kirchen- .Mtes
gesttihls, welche mit allegorischen Figuren bemalt sind. (icstuhl.
Im Thürmchen zwei Glocken. Die grö.ssere (Dm 0.88 m) ist von C.irxkcn.
C. D. Heintze im Jahre 1747 zur Zeit des Pastors JOACHIM OERTLING gegessen.
Die zweite, jüngere (Dm. 0,76 ni), ist 1838 von Hackenschmidt in Berlin z. Zt.
des Pastors B. C. F. WACHENHUSEN gegos.sen.')
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf .ichtpassigem I-'uss. Kleinkunst
Am Knauf aber nicht acht, sondern nur sechs Rotuli. uiul auf jedem Rotulus werke,
das IHS- Monogramm. Die Inschrift am Kelch lautet: DISER KELCH IST GE
MACHT IM JAHRE 1606 UNDT IST ZU DEN ZEITEN PFARR GEWESEN H. JO-
HANN SALLIUS -f PALM REDENTZ ACHIM VÖLKER BEIDE VORSTEHER DES
GOTTESHAUSES ZU VIPPEROW. 52 LOTT. Keine \\ erkzeichen. auch nu ht ;m
der zugehörigen Patene. 3. 4. .Silbervergoldeter Kelch mit einem kleinen
vergoldeten Krucifixus auf dem Fu.s.se. bLseluHt: IN HON • DEI ET IN USUM
HUJS ' ECCLESIAE VIPP.HUNC CALICEM CUM PATENA DEDIT MART.WENDT
H • T • PAST • 1719. Von dem (lU.strouer CioUl.schmied Lenhard Mestiin. I ).i/u
eine Patene. — 5. Zinnerner Krankenkelch, enghsches Zinn mit den Initialen
C H. Dazu Patene und Oblatendose. 6. Neuer silbervergoldeter kleinerer
Krankenkelch. — 7. Neue Abendmahlskanne mit Deckel und Henkel
8. Zinnerne Taufschüssel, als Stadtzeichen zwei gekreuzte Bischofsslabc. als
Meisterzeichen die schon öfter genannte Blume mit I L. 9 Ivin Messing-
becken von 1854. — 10 P^ine ausser Gebrauch gesetzte getriebene Tauf^chalc
von Mes.sing, ohne In.schrift. Auf dem l^)den die Darstellung von Mariac
Verkündigung. — 11 — 14. Vier au.sser Gebrauch gesetzte zinnerne Altar
leuchter, alle von verschiedener I-'orm un<l Grosse- Stifternamen: am ei>ten
JACOB DREWES 1662; am zweiten MARIE BRUNS • GRETH .... VEREHREN
DIESEN LEUCHTER DER VIPPEROWSCHEN KIRCHEN ZU GOTTES EHREN 1662;
am dritten CLAUS KAECKER 1700; am vierten M • E • K • 1790
') Ihre Vo.tiäiiK'eiin war i6y2 vuii M. Vites .Siebe. .1.. «um ut..i M. I m.m >.ri.,-i.t..ium.
(ilockengies.seni in .Schwerin, gegossen worden. Inventar 181 1.
574
AMTSGERKI IISUK/.IRK RÖHEL.
Das Filial-Kirchdorf Priborn.
deschiclitc
des
I )orfes.
IS Erste, was wir von Priborn urkundlich erfahren, ist dies, dass das
ferne von Mecklenburg in den braunschweigischcn Landen gelegene
Cistercienserkloster Amelungsborn einen Antheil am Dorfe gewinnt. Am
26. Mai 1239 giebt nämlich Fürst Nikolaus I. von Werle dem Kloster die
Mühle zu Priborn in eine Art Erbpacht.-) Auch das Nonnenkloster zu Röbel,
das P2nde des XIII. Jahrhunderts nach Malchow verlegt wird, gewinnt dort
vierunddreissig Jahre später, den 16. April 1273, durch denselben Fürsten
Hesitz und Rechte an zwei Hufen, die er zusammen mit elf anderen auf die
benachbarten Dörfer vertheilten Hufen den Büsserinnen der hl. Magdalena als
Geschenk überweist.'') Weiterhin wird das Dorf Priborn durch eine gemein-
.same Verfügung der Söhne des Fürsten im Jahre 1285 zum Ort der Landding-
Tage im Lande Röbel bestimmt.^) Der Amelungsborner Mühlenbetrieb aber
geht am 17. März 1291 wieder in die Hände des Landesherrn zurück, indem das
Kloster dafür und für eine hinzugelegte Summe von 220 Mark Pfennig- Geldes
verschiedene Hufen ausser in Priborn selber auch in Solzow und Vipperow
(s.o. S. 571) sowie einen Antheil an der Fischerei -Gerechtigkeit in der Müritz
und endlich auch das pjgenthum der obcicn Schilder Mühle erwirbt.^) Die
Priborner Mühle aber finden wir elf Jahre später als Eigenthum in den Händen
der Grafen Burchard und l'lrich von Lindow, welche die Oheime der jungen
werleschcn Fürsten waren, und in denen der beiden Ritter Konrad Büne und
Nikolaus von Malin.'') Als, wieder über vierzig Jahre später, am 8. Mai 1346,
die Kirche von Ludorf eingeweiht und dotiert wird, da gehören zu dieser Do-
tation auch drei Hufen in Priborn mit allen Rechten und Privilegien.') Und
als ungefähr um dieselbe Zeit, oder auch ein paar Jahre früher, der P'ürst
Bernhard von Wcrie seiner Gemahlin, der P'ür.stin PLlisabeth, ihr Leibgedinge
fe.stset/.t, da gehören u. a. auch sieben Hufen in Priborn dazu.**) Wie dann
nach dem noch vor 1410 erfolgten Tode der l-'ürstin ihre Leibgedingsgüter
mit wenigen Ausnahmen an die Hahn-Damerow übergehen und durch diesen
Besitz die Linie Ilahn-Solzou begründet wird, i.st oben .schon mehrfach
') 10 km südsiidüstlich von Rüliel. fcljer die .\l-lL-ilun<,' und D.nitiinj; des i\nnien.s vljI.
M. Kunst- u. (iesch.-DeiiUm. IV, S. 623, Anmkäi. I.
') M. U.-H. 499.
») M. U.-H. 1283.
*: M. U.-B. 1781. Vgl. Heyer, z. flescli. d. Volksj,'ciiclilc, M. jalnl). XIV, S. loS— 190.
•''; .VI. l'.-H. 21 10. Schilde, nordöstlich von \Vitl.>,tock.
'■•) M. f.-IJ. 2S25.
') .M. L'.-H. 66,9.
") M. f.l'.. 900S. (jt,S\. \-^l. H.y.-i \l I.ImI,, \\\II S. i2.[.
FII.IAI.-KIRCHhOkF l'KlliORN. 575
berührt worden.') Der Amelungsborner Hesit/ in IViborn scheint schon vor 1410
vom Kloster wieder aufgegeben zu sein, da er nie wieder als noch bestehend
erwähnt wird.-) Ausser den Hahn, die ihren Besitz in den Jahren 1470 und
1474 durch Erwerbung weiterer Hufen in Priborn zu vergrössern suchen,
kommen dort die von Knuth mit Besitz und Rechten vor. und zwar nach-
weislich schon vor 1370.') Diese scheinen schon damals bedeutenden Besitz
in Priborn gehabt zu haben. Denn sonst hatte sich jener Henricus Knuth auf
seinem Grabstein gewiss nicht mit dem Zusätze de Pryborn bezeichnet. Die
Hahn-Solzow dagegen verlegen von 1461 an. wie es scheint, ihren Schwer-
punkt nach dem in diesem Jahre erworbenen Schloss und Stadtchen Ahrens-
berg und haben von Priborn zuletzt anscheinend kaum mehr als blosse Pachte
und Dienste gehabt. •*) Doch werden noch 1614 Unterthancn von ihnen in
Priborn genannt. Dagegen gewinnen neben den von Knuth die von Marin
auf Ludorf am Ende des XVI. Jahrhunderts erhebliche Antheilc an Priborn.
Den Marin'schen Meierhof zu Priborn kauft aber Wenzel Knuth auf I.eizcn für
die Summe von 2200 Gulden und erhalt darüber im Jahre 1637 den landes-
herrlichen Konsens und Lehnbrief'') Zwar hören wir in den fünfziger Jahren,
als in Priborn von ehemals siebenzehn Gehöften nur ni)ch sechs bewohnt
werden, von Antheilen, die vorubergeliend dem einen und dem andern Glaubiger
adjudiciert sind.") Aber die von Knuth bleiben die I lauptherrcn im Dorfe. Sie
erwerben 1695 den AUodialbrief ausser über andere (iutcr auch über ihren Besitz
in Priborn und tausclien 1702 zwei dort noch vorhandene Domanialbauern
gegen Besitz in Grabow und Below um. Aber dreissig Jahre spater geht ihr
Besitz an die Herren von l'crber über, die seitdem das Dorf als Pertinenz zu
Melz ihr pjgen nennen.')
Ueber die kirchlichen X'erhältnisse s. bei \'i])perow.
Kirche. Die Kirche ist ein volLständig neues Gebäude aus den .sechziger Kirche.
Jahren des XLX. Jahrhunderts mit einem polygonalen Chor.schlu.ss.
Auch die innere Einrichtung ist neu. Altargemäldc v..n Fischer Innere Hin-
Poisson 1869. ^" '^'""«•
Aus der alten Kirche ist ein Glasfenster mit dem Wappen des Herzogs (;ia>-
CARL von 1591 herübergenommen. ") ensier.
Im Thurm drei Glocken, eine grössere und zwei kleinere. Davon ist (;io<-kcn.
nur eine der beiden kleineren mit einer Inschrift und auch mit Gdockcnzeichen
') .S. o. S. 512. 362.
-) Lisch, -NL Jalul). -XIH, S. 137.
=») Liscii, NL Jalirl.. .WV, .S. 311.
*) Lisch, t;e.sclil. Hahn II, -S. 273.
■•) Leber vei «andisch.iftliche Veil.indiinKcn der KnuCh. M.nhi. ni.d .Mann s l.i^h. M.Jali.l..
.\VL S. 29S.
'■•) .\n die von Ihan, CiamlM.w und Liil-Lo.
•) S. bei .Mclz, .S. 563.
") S. o. S. 555.
576
AMTSGERICHTSBEZIRK RUBEL.
versehen: .111110 ', boillilli • lllilli* ', iCfCCVlTli •
f • Vt • i-i.itrDim • üibbi* • lior • liii^ • iljs • rtU's •
bllfc' • Mliilinialicr (nebenstehendes Glocken-
zeichen) tjt*ll.i iljS • Uazu der Name des Giessers:
prtcr iii.itlj!i •')
/A+
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. 2. Zinnerner Kelch, dazu eine Patene, gestiftet
werke. ,719 von JOACHIM SCHUMACHER und MARIA QUACKES, beide ohne Werk-
zeichen. — 3. 4. Kleiner zinnerner Kelch, (jtienbar gleichfalls aus dem XVIII.
Jahrhundert. An der zugehörigen Patene erkennt man noch die VVerkzeichen
H L 1715. — 5 — 8. \"ier zinnerne Leuchter, alle von verschiedener Form und
dem X\'II. Jahrhundert angehörig (1663 von PETER und FRANZ KOEP zu
Priborn, 1685 einer von V. A. WOLTERS und ein anderer von FRIEDRICH
ZANDER, 1694 von JAKOB SCHUMACHER und MARGARETHE GÄULEN.
Geschichte
des
I )orfes.
Das Filial- Kirchdorf Zielow.')
as Dorf Zielow wird im Jahre 1237 zum ersten Mal bei einer Bestimmung
i.iber das Dobbertiner Klostergebiet genannt. Das Kloster hat hier
Einkünfte aus .sechs Hufen. Doch behält es sie nur bis zum Jahre 1274. Da
tauscht es sie gegen das Dorf Grobe im Lande Malchin (wohl Grube bei
Teterow) wieder um.'^) Dagegen erhalt gut anderthalb Jahre vorher, nämlich
den 16. April 1273, das Nonnenkloster in Röbel zwei Hufen in Zielow."*)
Dazu kommen fünf Jahre nach der Uebersiedelung dieses Klosters nach Malchow,
am 7. Januar 1303, zwei Hufen hinzu, die Ritter Dietrich Pape bei Gelegen-
heit der Aufnahme seiner Tochter ins Kloster dem Probst und den Nonnen
als Geschenk überwei.st.'*) Als dritten Interessenten an Zielow lernen wir am
8. Mai 1346 die an diesem Tage eingeweihte Kirche zu Ludorf kennen, die
eine Hebung von zwei Mark Geldes aus Zielow erhält. Von wem, wird nicht
gesagt, vielleicht von einem Mitgliede der Familie Marin, die uns hier wie
anderswo im Lande Röbel schon im XIV. Jahrhundert, im Hesondern am
23. Juni 1358, als werlesche Vasallen mit Besitz und Rechten entgegentritt.^)
Marin'sche Antheile giebt es noch im XVTI. Jahrhundert in Zielow, wo wir in
dieser Zeit auch die mit ihnen verwandten alten Vasallen -]<\'miilien der Kerk-
'j f»!*» ^ sancta Katharina.
^, 6 km südöstlich von Kübel. Sylowe im -XIII., .Silow im XIV. und Zielow im -Wli. Jahr-
hundert. »Ort des Zila«, von zilü =r lebend? Vfjl. Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 166.
•) M. U.-U. 469. 1347. .M. Kunst- u. Cesch.-Denkm. IV, S. 352, Anmcikun},' i.
*) M. U.-H. 1283.
») M. V.h. 2845.
•) M. V.U. 6649. 8493. 8869. Vyl. o. S. 512/13.
FILIAI.-KIRCHDÜKF ZIKI.OW. 57-
berg, Rostke, Knuth, Lepel und Poguisch finden. \'on ihnen gewinnen die
von Knuth am Ende des X\1I. Jahrhunderts den X'orrang. 1649 war die
vor dem dreissigjährigen Kriege auf zwüU" Gehöfte vertheilte Hauernschaft
auf vier Personen zusammengeschmolzen, 1662 aber sind schon wieder fünf
Bauern da, die sich im Laufe des XVIII. Jahrhunderts bis zur Zahl acht ver-
mehren. Aber vielen Streit giebt es zwischen ihnen und den von Knuth auf
Ludorf wegen angeblich allzuharter Bedrückung mit Hofdiensten Da cnt-
schliesst sich im Jahre 1821 der damalige Besitzer von Ludorf und Gnevc, der
Oberhauptmann A. E. von Knuth, sein »altväterliches Lehn<, wie er es nennt,
den acht Hauswirthen in Zielow für die Summe von 9100 Thalern zu ver-
kaufen. Der Grossherzog giebt die Genehmigung, und .seitdem sind nun
der Schulze und die sieben Bauern in Zielow »Eigenthümer des Gutes* und
bilden als solche eine »Lehnbauernschaft im Amte Wredenhagen.')
Ueber die kirchlichen Verhaltnisse s. bei Vipperow.
Kirche. Die im Jahre 1834 neu erbaute Kirche ist ein kleines unan- Kirrhe.
sehnliches Fachwerkgebäude, welches in seinem Westende ein Dachreiter-
thürmchen trägt, das gleichfalls in Fachwerk ausgeführt ist.
Als Altaraufsatz ein roh gemaltes Oelgemälde, das den gekreuzigten Altar-
Heiland darstellt. In der Ecke rechts die Inschrift: ZUM CHRISTLICHEN AN- aufsatz.
DENKEN IST VOM HOCHADLICHEN HAUS LUDORFF VON DER HOCHWOHL-
GEBORNEN FAMILIE VON KNUTHEN DIESES BILD ÄÖ 1728 ALHIER IN DER
ZIELOWSCHEN KIRCHE VOREHRET WORDEN.
Ferner zwei zinnerne Wappenschilder mit dem V(jn Knuth sehen \Va|t|»en-
Wappen und dem Namen H • A • E • VON KNUTH. schilder.
Im Thurm zwei Glocken. Die eine hat die Inschrift: tljo + 'Jti'UniO «Üocken.
+ j^iigcu + Ijort + ijciic + fioHc + Un + :(.uop + aorcmcU + ijcip ilio
nniiD b • inccccjrltii Ücrftcu rUsiH giiii UrritiMi lorijc araiiu'rt.'i Knn
Giesserzeichen. Die andere Glocke ist ohne Inschrift und Zeichen
') Vgl. Böhlau, M. Landiecht III, S. 279,80.
*) Vgl. M. Jahrb. XXVII, S. 234. Wann diese (Hocke aus Steffen.shagen nach Zielow vcr
setzt ist, haben wir nicht ermitteln können. Das Inventar von 1811 enthält sie l»ercit». Lisch
will >goss michc an Stelle von gotemek lesen, eben.so (Irotefend. mit Hinweis auf das \»c»t-
elbische »mek< für »michc. Aber in diesem Falle bleibt das nicht ru iHrseitigcnde »her« vor
dem Namen Makoi>< eine sehr auffällige Hezeichnung für den Glockcngiesscr. L'nd anderer»cit»
kann der Kirchherr nicht gut mit dem ihm zukommenden Titel »her« an einer Stelle fehlen, wo
drei Kirchgeschworene — andere können es nicht wohl sein — mit Namen genannt werden. I»t
aber »her jacop« der Kirchherr, dann hat es keinen Sinn, gotemek (I.tsch liest gothmek) mit
»goss mich« zu übersetzen. In diesem Falle wäre es besser, »gotemek« als Namen zu nehmen,
der mit der bekannteren Form Gotgemak (oder (Jotgemakede. Gotghcmakede. (iodghemakedc.
(ihotghemakede u. > w.) identisch sein könnte. Oder aber man mUsjte den Kirchherm «Ibtt
zum Glockengiesser machen. Ktwas durchaus .Sicheres ist somit durchaus nicht lu sagen. .\uch
nicht darüber, ob es da> entferntere mecklenburgische .StefTenshagen ist, um da» e» Mch handelt.
oder, wie man gl.iuben möchte, das näher gelegene märkische .StefTenshagen. oder n.nrh ein änderet.
z 15 das bei Greifswald gelegene pommersche StefTenshagen.
87
578
AMTSGEKICHTSHKZIRK ROHEL.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. i. 2. Zinnkelch und l'atenc, ohne Inschrift; die
werke. Patene hat den Meisterslcnii)el : F. L. ■ — 3. Zinnkelch mit dem Namen der
TRINNA WATOWES ANNO 1652 DEN 4 • SEPTEMBER. — 4. Kleine mit
zwei Gritien versehene Zinnschaie (friiher Taufbecken) mit dem Stifternamen
J. CHRISTIAN MAHNCKE 1756. Mit dem Stadtstempel von Waren und dem
Meistcrstenipcl I D B 1749. — 5. Messingtaufbecken, neu. — 6. Viereckiges
Zinngefäss mit dem Stifternamen HANS JACOB HACKELBUSCH 1679. Es hat
früher als Weinbehälter bei Krankenkommunionen gedient. — 7 — 9. Drei
zinnerne Altarlcuchter von verschiedener Form, jeder mit einer Inschrift:
JOHANN ZURBIER 1688; JOHANN JOCHEN BUCKMANN 1699; JOHANN
RÜSCK 1718. Dazu der ganze \"ers 5 des II. Kapitels aus der Apokalypsis.
*
Alter
Am Hintergebäude des Lehrerhauses ein alter Granitstein, der einst
Granitstein, als Quetschmiihle diente.
Das Gut und Kirchdorf Rechlin.'j
(jeschichte
des
I )orfes.
lii^ls ein Bauerndorf, in welchem Beteke von Kerkberg (Kerberg) drei Hufen
besitzt, die er am 24. August 1 374 an den Knappen Jakob Zartwitz
verkauft, tritt uns Rechlin in der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts ur-
kundlich entgegen.-) Die von Kerkberg, deren Hauptgut später das Dorf
Krümmel ist, halten sich mit Besitz und Rechten in Rechlin bis zum Aus-
sterben ihres Mannesstammes im Anfange des XVIII Jahrhunderts. Mit ihnen
haben aber auch die in Retzow, Leppin, Roggentin und Klopzow angesessenen
von Retzow erhebliche Antheile am Dorfe bis ins XVII. Jahrhundert hinein.
Ihnen gehört z. B. das Kirchlehn. Der Besitz beider Familien geht nun im
Anfange des XVIII. Jahrhunderts auf die von Barnewitz und 17 10 auf den
Oberst Kaspar Christoph von Langermann über, aber 1729 für die Summe von
28000 Thalern wieder an I'Viedrich von Barnewitz zurück. Als darauf mit dem
Tode des zweijährigen Karl Friedr. August von Barnewitz im Jahre 1741 der
Manncsstamm der Barnewitz in Mecklenburg erlischt,^) da tritt eine vormund-
schaftliche Verwaltung dieser Güter ein. Doch kommen sie schon 1754 an
die von Lowtzow und von diesen 1787 an die von Hammerstein, welche sie
heute noch haben.
1541 be.sitzt Matthaeus von Retzow zu Leppin das Kirchenpatronat.
Kirchherr aber ist Johannes Kutze, der auch die iMlialen zu Roggentin und
') In der Luftlinie und übers Wasser 9 km südöstlich von Köhel entfernt; auf dem Land-
wege über Vipperow aber 15 km entfernt. Die alte Lorm des Namens im XIV. Jahrhundert
Keddechlyn deutet Kühnel, mit Hinweis auf den altslavischen Stamm radü = flink, bereit, froh,
als »Ort des Kadechla« : M. Jahrl). XI.VI, S. 116.
») M. U.M. 10616.
*y (Jamm'sches Verzeichniss Ijei Lisch, .M. Jihrl). .\I, .S. 423.
GUT UND KIKCHDOKF KECHLIN. 579
Klopzow versorgt. Nach ihm klaftt eine mehr als hundertjährige Lücke in
den kirchlichen Nachrichten. Um 1662 ist .Simon Riaeus Pastor zu Rechhn.
Er hat auch die Kura in den Kirchen zu Roggentin, Retzow und Leppin. und
seine Patrone sind: für Roggentin und Rechlin Joachim Ernst von Retzow zu
Retzow, Kaspar von Gadow zu Lei^pin und Hans Kaspar von Reckentin zu
Leppin; für Retzow aber der genannte Joachim Ernst von Retzow und
Christoph von Barnewitz; sowie endhch für Leppin die Jungfrau Anna von Kerk-
berg. Aber die Kapelle zu Leppin steht nicht mehr, sie ist eingestürzt.
1676 brennt auch die Kirche in Rechlin ab, 1689 aber ist sie wieder her-
gerichtet. Von 1685 bis 1723 ist Joachim Röring Pastor. Dann folgt eine
lange Vakanz bis 173 1. Da heisst es, alle drei Kirchen (Rechlin. Roggentin.
Retzow) seien baufällig. Die nachfolgenden Pa.storen sind: von 1731 — 1748
Andreas Christian Behrens, von 1751 — 1783 Joh. Ad. Heyden. und von 17S5
bis 1808 Friedr. Samuel Latzke. \^gl. Walter a. a. O.
Nachdem im Jahre 1787 die Kirchen in Rechlin und in Retzow bau-
fällig geworden, kommt es 1791 zu einem Vertrage, nach welchem beide ab-
gebrochen werden sollen. Als Kirche für die ganze Parochie .soll entweder
Roggentin dienen, oder es soll anderswo eine ganz neue Kirche gebaut
werden. In der That werden die Kirchen zu Rechlm und Retzow abge-
brochen, und die in Roggentin dient darauf als einzige Kirche. Da kommt
es 1802 zu einem neuen \"ertrage: in Rechlin soll eine neue Kirche gebaut
werden. Aber die Kriegszeiten sind der Ausführung im Wege. Erst im
Jahre 18 16 beginnt der Neubau, und dieser Neubau dauert volle sechzclui
Jahre. Endlich i.st man 1832 so weit, dass der Bau geweiht werden kann.
Und nun kommt die Reihe des Abbrechens an die Kirche in Roggentin. Die
Wedem aber ist diese ganze Zeit über an ihrer alten Stelle in Rechlin ver-
blieben, auf der sie heute noch steht.')
Kirche. Die Kirche stannnt, wie oben sch«)n bemerkt worden, aus Kirche,
dem Jahre 1816 und athmet daher den nüchternen kla.ssicierenden Stil jener
Zeit. Das Langhaus hat ein Satteldach, das nach O.sten hin abgewählt i.st.
Im Westen ein schmälerer Thurm mit niedrigem vierseitigen P\ ramidenhelm.
Im Innern eine flache Decke.
Kanzel und Altar sind zu einem Körper verbunden. Am Altar die Kanzel und
Flügel 2) eines spätgothischen rript>chons (Gruss des Engels, Heimsuchung. •^•'a»".
Anbetung des Kindes durch Joseph und Maria, Anbetung der heiligen drei
Könige, ausserdem noch vier lünzelheilige). Am Untersatz die Wappen des
auf der ovalen Oblatendo.se der Kirche (s. u.) genannten LANGERMANN ^hrn
Ehepaares.
An der Empore auf der Südseite das HAMMERSTEIN m In- \\ai.iKi. Ki. ......
') Aus den .\kten der oherkirchenräthliclien KcKistralur. Die AnRal^n 111 den S(aal%
kalendein dieser Jahre stimmen nicht damit Ubcrciii. r.ie sind irrig.
0 Angel.hch aus einer der beiden al.Kel'r"chciicn Kirclicn tu Kctn.w und K.^u«-ntiM.
87»
'I i .
58o
AMTSGERICIITSISEZIRK RÖHEl,.
Ä
Krucifixus. An der Orgelempore hangt ein sehr kleiner Krucifixus, welcher zu
einem früheren Altaraufsatz gehört haben mag. Am Fussc des Kreuzes Maria,
Johannes und Magdalena. Unten am Kreuz ein 'l'otenkopf.
Glocken. Im Thurm drei Glocken. Die grösste (Dm. 0,93 m), hat eine sie in
zwei Reihen umziehende Inschrift. Zuerst, und zwar theihveise in Spiegelschrift
und auf den Kopf gestellt, zwei unverständliche Worte in gothischen Majuskeln:
H6LM q. sn3DiaBaBa
Dazu nebenstehendes Glockenzeichen. Zweite Reihe: ?lliC .Jl^ariil
giMcig ^ilciia biis tccVrni ÜLMicbiita tU in niliIii:riüliG et üiMtcbcli'j
fl'G Uuiö tbi-') Am oberen Rande abwechselnd vier grössere und
vier kleinere Rundbildchen. Die kleineren enthalten die symbolischen
Attribute der Evangelisten, die grösseren stellen, wie es scheint, Scenen aus
der Marien -Legende dar. Die zweite Glocke (Dm. 0,64 m) ist ohne Inschrift
und Zeichen, die dritte (Dm. 0,44 m) hat als Inschrift in gothischen Minuskeln:
O + iTj; + gloric + ypc >i< biMii iiini patc
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf rundem Fuss, mit
werke. der Inschrift: DIESER KELCH IST IN DER KIRCHEN ZU RETZOW VOREHRET
1655. Da/.u ein eingraviertes, in einem einzigen gespaltenen Schilde vereinigtes
BARNEWITZ— PENTZ'sches PZhewappen.-) Patene silbervergoldet. — 3. Silberne
Abendmahlskanne, neu, gestiftet 1882 von HELENE V. HAMMERSTEIN. —
4. Ovale silberne Oblatendo.se mit der Inschrift: FRAU ELISABETH CATRINA
GEBOHRENE BARONESSE VON ERLENCAMSEN DES HERRN OBRISTEN
VON LANGERMANN EHELIEBSTE SCHENKT DIESE SCHACHTEL ZUR EHRE
GOTTES DER ROGGENTINSCHEN KIRCHEN • ANNO 1707. Auf der Unter-
seite der Stempel (CS). — 5. 6. Zwei silberne Altarleuchter, beide mit der
Inschrift: M. V. H.(ammerstein), GEB. V. A.(renstorff), D. 13. MAI 1864.
(leschichtc
des
Dorfes.
Das Kirchdorf Laerz.)
eit dem 23. November 1237, also schon weit ins siebente Jahrhundert
hinein, gehört das im Lande Turne gelegene Bauerndorf Laerz mit
vierzig Hufen als Schenkung des Fürsten Nikolaus I. von W'eric und als Kern
') ^cneMctue fvuctue rentriö tiii.
*) Chri.stoph von IJarncwitz auf Gross -Zielen und Retzow, war in erster Ehe mit ll.sahe
Sophie, einer 'lochtei des Adam von I'entz auf Wailitz und in zweiter Ehe (seit 1669) mit Anna
von Le]>el, einer Tfjchter des Klaus Ernst von Lepel auf Einken vermälilt.
^) Ueber Vippeiow 14 km südüstlich von Röbel. Die alten Formen des N.nmens wie I.ositz,
Lusiz, I.oziz, Lozit, Losetz, Loscitz, Lozitce im .XlII. Jalnhiindert und endlich Loretze, l.ortze im
XIV. Jahrhundert verbindet KUhnel mit dem altslavischen Wort losi = Elenthier und übersetzt
d-iher Laerz als »Elenlhierort« : .M. Jahrb. XLVI, .S. 81.
KIRCHDORF LAERZ.
5.SI
der oft genannten Sandprobstei zum Kloster Dobbertin.') Gewisse Ansprüche
freilich, welche in dieser frühen Zeit das Kloster Krevese in der Altmark
daran zu haben glaubt, werden in Folge Schiedsspruches im Jahre 1249 nV^t
Geld abgefunden.-) Einen Theil der Laerzer Hauern lernen wir gelegentlich
eines Streites zwischen Junkern und Bauern im Jahre 1385 mit theils wen-
dischen, theils deutschen Xamen kennen: es sind Wotenow, Hukghclmast,
Bomgarden, Rump und Arnsberg.-') Und wie Laerz, so gehören auch die
etwas sijdlicher gelegenen Dörfer Schwarz und Diemitz mit ihren Zehnten, die
der Bischof von Havelberg dem Konvent überweist, zum Kloster Dobbertin.
jenes mit dreissig Hufen gleichfalls schon seit 1237 und dieses durch Kauf
vom Ritter Wolter von Malchow seit dem Jahre 12S2. Auch schenkt Mark-
graf Albrecht von Brandenburg, zum Zeichen der angenommenen (^bcrlehns-
herrlichkeit über die werleschen Lande, dem Klo.ster in diesem Jahre das
Patronat der Kirche zu Schwarz.^) Die markgriiflichen Privilegien des Klosters
Dobbertin erneuert dann einundvierzig Jahre spater, als sich die politischen
Verhältnisse wieder vortheilhafter für Mecklenburg gestaltet haben, Fürst
Heinrich der Löwe am 2. März 1323 von Sternberg aus.^) Dass die dem
Kloster gehörenden dreissig Hufen in Schwarz im Uebrigen nicht den ganzen
Bestand des Dorfes ausmachen, ersieht man daraus, dass vierundzwanzig
Hufen daselbst im Jahre 1358 aus dem Besitz der Komthurei Mirow als Pfand
an die von Marin übergehen.'"')
Weitere kirchliche Nachrichten als die vorstehenden giebt es nicht aus
dem Mittelalter. 1524 wird Thomas Zander Kirchherr von Laerz und dessen
Filialen in Schwarz und Diemitz. F!r ist auch 1557 noch da, als in den
ersten Tagen des Oktobers, mit vielem Widerstreben von Seiten des Klostcr-
konvents, eine evangelische \'isitation stattfindet.') Wie lange er diese Visi-
tation, in der er anscheinend glimpflich genug wegkommt, noch überdauert,
erfahren wir nicht. Aber 1569 wird Israel Rhodius sein Nachfolger, der auch
1584, und vielleicht noch ins XVII. Jahrhundert hinein, im Amte ist. Nach
ihm hören wir bis 1639 nichts mehr. Da aber wird Nikolaus Rcppcntin
berufen, welcher bei der Visitation von 1649 .sechsundvierzig Jahre zahlt.
1649 giebt es in Laerz von vormals sechsundzuanzig Bauern und sechs Kos.satcn
nur noch vierzehn Bauern, in Schwarz von zweiunddreissig Bauern noch zwölf
und in Diemitz von zehn Bauern noch sieben. Man sieht, dass diese D«irfcr.
die hinten im schwer passierbaren, von Seen und Waldern durchzogenen
Lande Turne gelegen sind, trotz dieser starken Verminderung ihrer Bevölkerung
immer noch besser davon gekommen sind als die meisten anderen in der
») M. U.-B. 469. 790. 9S.V "347 «•>6.; 6390.
«) M. U.-H. 634.
'j M. U.-B. II 684.
*) M. U.-H. 469. 790. ifiio. 1963. V).;!. da/ii 1513.
") M. U.-B. 44 «8.
«) M. U.-B. 8493.
') Lisch, M. Jahrb. NXII. S. I17.
582
AMTSGERICinSHKZIRK KOHEL
Nachbarschaft. Die Kirche in Laerz war 1626 neu gebaut worden, aber
ihren Thurni hatte der Wind umgeweht, dagegen waren die Kapellen in
Schwarz und Diemitz um 1649/50 in ziemlich gutem Zustande. Nachdem
Pastor Reppentin im Jahre 1671 wegen schwerer Vergehungen seines Amtes
entsetzt worden, wird 1673 Christoj^h Permin berufen. Ihm folgt 17 10
Christoph Lohmann, und diesem 1747 Joh. Heinrich Heerder, welcher den
23. Januar 1798 im Alter von 88 Jahren aus dem Amt und dem Leben scheidet.
Ueber seinen 1799 berufenen Nachfolger Friedr. Ludwig Eichmann (f 1835)
und die übrigen Geistlichen des XIX. Jahrhunderts s. Walter a. a. O.
Bis zum Jahre 1867 sind die
Kirchen zu Schwarz und Diemitz
Filialen \on Laerz gewesen. Seitdem
aber ist ein eignes Pastorat in Schwarz
errichtet und Diemitz diesem als
Filialkirchdorf zugelegt worden S.
Walter a. a. O.
Kirche. Kirche. Die im Jahre 1724
neu erbaute Kirche ist ein Fach-
werkbau in Form eines länglichen
V^ierecks mit flacher Decke im Innern.
Im Westen ein kleiner Thurm, der
ebenfalls ein Fachwerkbau ist.
.\ltar und Altar und Kanzel, Schnitz
Kanzel. werke des Barockstils, sind zu einem
Körper vereinigt. Oben eine strahlcn-
werfende Sonne in blauem h\'lde
Auf jeder Seite der Sonne eine aus
Holz geschnitzte Fvangelistcnfigur.
F!s sind Matthaeus und Lukas. Die
beiden andern Fvangelisten, Markus
und Johannes, stehen vuitcn zu jeder
Seite der Kanzel. Auf dei' Rucl^wand
GESCHENKET VON JOHANN PERMIN
Kelch ii
K'J-
die Inschrift: DIESES ALTAR IST
GEMAHLT VON G • FRIEDR .
HERTZOG ANNO 1739. Weiter noch die Namen des Herzogs CARL LEOPOLD
als Fpiscopus, des Klosterhauptmanns JOACHIM VON BASSEWITZ, lubherrn
auf Lütten -Walm.storf und Wendorf, des Sandprobstes JOACHIM JAKOBSEN,
des Küchenmeisters GOTTL. KRULL und der Kirchenvorsteher MICH. SCHO-
MAKER und ANDR. DEMOHN. Vor dem Altar mehrere Ilolzrahmen als Ein-
fassung von Grabstiitten mit Inschriften, von denen die des Pastors JOHANN
HEINRICH HEERDER fgeb. 1710, gest. 1 798) und seiner Gattin, .sowie die der
Pastorin MARIE CHARLOTTE CAROLINE EICHMANN (geb. 1775, gest. 1821)
erwähnt sein mögen.
KIRCHDORF LAERZ.
5«3
In der Kirche ein hölzerner Tauf behälter mit einem eingesetzten Tauf-
becken das von einem helmartigen Aufsatz bedeckt wird. Daran der Name
des Stifters J. LOHMANN P. L. (s. o ).
In der Kirche zwei Kronleuchter,
der eine besteht aus aufgereihten Glas-
prismen, der andere, dessen oberer
Theil einen Doppeladler darstellt, ist
von Holz.
Rechts vom Altar hängt an tler
Ostwand das lebensgrosse Oelbild des
Pastors JOHANN LOHMANN in Amts-
tracht (s. o.).
Im Thurm zwei Glocken. Die
grössere (Dm. 0,85 m) hat die Inschrift:
DIR JESU ZU EHREN ICH ZEICHEN
MUS GEBEN ICH RUFE ZUR KIRCHEN
ZUM BETEN ZUR BUSS ICH DIENE
DEN MENSCHEN IM STERBEN UND
LEBEN WER SEELIG WILL WERDEN
EINSTELLEN SICH MUSS • Weiter:
SOLI DEO GLORIA • JOCH • VON BAS-
SEWITZ KLOSTER-HAUPTMANN • F.
MUNDHEIM SAND -PROBST • JOH .
LOHMANN PASTOR • H • ZILLMANN
DER SCHULTZ • J • RECHLIN UND C.
DOHMS VORSTEHER • C • S • ME-
BERT GOSS MICH ANNO 1724. Die
kleinere (jlocke (Dm. 0,67 m) hat die
L,^Ieiche Inschrift wie die grössere, nur
Icliicn hier die \'erse.
Tauf
behälter.
Kron-
leuchter.
Oelhild.
(i locken.
I.eiicliler.
Klrinkunstwerke. i. 2 Silber- Kleinkunst-
vergoldclcr spatgothischer Kelch, auf werke.
sechspassigem Fuss, mit stark entwickeltem Faltenknauf, welcher statt der
sonst üblichen Rotuli sechs plastische gothi.sche Sternblumen enthielt. Oberhalb
und unterhalb des Knaufes je ein durchbrochen gearfieiteter Annulus. Uebcr
dem oberen .Annulus eine plastische gothische Hlattverzierung, in welcher die
Cupa sitzt. Unterhalb des unteren Annulus eine um des Fu.sscs willen ins
Sechseck übergehende gleichartige gothische lilattverzierung. Auf einem der
Felder des F'usses ein aufgenietetes Rundbild, das mit schwarzem Ivmail gefüllt
ist, aus welchem das Jesus -Monogramm in gothischen Minuskeln hervorsiehl
Zum Kelche eine alte Patene. Heide ohne Stempel. — 3 — 6. Zwei gute
zinnerne Kelche mit Patenen, beide ohne Stempel. --- 7 (letriebeiie achtsciligc
Messingschüssel, auf der Rückseite die Inschrift: GESTIFTET 1672 VON
584 AMTSGERICIITSBEZIRK RÖBEI,.
MARC R ETA DOROTHEA und ADAM BEI ER. — 8. Kleine zinnerne Taufschale
mit dem Namen M. E. PERMIN. Als Zinnstempel ein Adler und als Meister-
stempel die Initialen E. K. (17)40. — 9. lo. Zwei grosse silberne Altarleuchter,
60 cm hoch, mit der Inschrift: ZUM GEDECHTNIS GESCHENKT DER KIRCHE
ZU LAERTZ ÄÖ 1723 VON JOHANN PERMIN. Von dem Rostocker Goldschmied
Daniel Halbeck.') — ii. 12. Zwei zinnerne Altarleuchter mit den Namen
JOCHIM ZILMER • M • WESKEN • M • SCHUMACHER • M . C • ZILMERS (auf
dem einen), und mit dem Datum LÄRTZ DEN 12 • AUGUST 1739 (auf dem
andern).
* * *
Denkmal. \'or der Brücke, welche über den die Grenze zwischen Laertz und Vietzen
bildenden Scheidegraben führt, steht ein Denkmal, ein einfacher Granitpfeiler
mit der Bezeichnung:
J. K. t 1863.
Hier ward ein Bauer J. Koeppen von seinem Knecht erschlagen, die
Gemeinde hat ihm den Denkstein sfesetzt.
Das Kirchdorf Schwarz.')
Ueber alles Geschichtliche s. bei Laerz.
Kirche. Kirche. Die im Jahre 1767 in Form eines länglichen Vierecks erbaute
l^acksteinkirche ist ein solide ausgeführter Bau im Geschmack des damals be-
ginnenden klassicierenden Stils. Am Aeussern beachte man die dorisch -tos-
kanische Pfeiler- und Gesimsordnung. Im Innern eine flache Decke und Er-
leuchtung des ganzen Raumes durch grosse Lichtöffnungen mit Stichbogen-
schluss. In der Wetterfahne der Thurmspitze die Jahreszahl 1767.
.■\ltar- Der Altaraufsatz ist in massvoll gehaltenem Rokokostil ausgeführt
aufsatz, und enthält in seiner Mitte die Kanzel. An der Hinterseite des Altars die
Kanzel. Inschriften: JOHANN JAKOB RIBE KÜSTER CHRISTIAN NITZEL SCHUL-
MEISTER 1769 . HANNS SEELIG LEHN-SCHULTZ • HANS STEHLMANN ALS
KIRCHEN-VORSTEHER 1769.^
') Die besten Arbeiten, die bisher von ihm iijesehen .sind.
') Ueber Vipperow und I.aerz 23 km sUdsiidöstlich von Köbel. Die alten l'ormcn des
Namens wie Zwcrtitz, Swertz, Suirtitz, Sueititce, .Sweitze, Zwerze im XIII. Jahrhundert und
Swcrtze im XIV. Jahrhundert verbindet KUhnel mit dem altslavischen Stamm svricT = ("irill und
übersetzt daher Schwarz mit »Orillenort», oder »Ort des Sverc: M. Jahrl). XLVI, S. 131.
*; Auch der heulitje I.ehiischulze ist ein Seelig. Wie sich hier und ebenso in Laerz und
Diemitz die Lehn Verhältnisse bei einzelnen (Gehöften (von I.ehnbauern, I.ehnkossaten, Lehnbddnern
und I/chnhäuslern) gebildet haben, lässt sich iieutc nicht niclir urkundlich nacluveisen. Die Annahme
KIRCHDORF SCinVAKZ - MI.IAI.- KIKCIIDükl. DIEMITZ.
505
Am Klosterstuhl die Xanu-n der ,n, Jahre i;r.<^ anUicrendcn beiden C.c^tühl
Klosterprovisoren BERTHOLD FRIEDRICH VON BERNSTORFF, HANS FRIED-
RICH CHRISTIAN VON KRACKEWITZ und des Klosterhauptmanns AUGUST
FRIEDRICH VON STRAHLENDORFF Im Stuhl selbst der Xame des Küchen-
meisters ENGEL PASCHEN FRIESE. Im Predit^erstuhl der Name des Pastors
JOHANN HENRICH HEERDER (s. b I.aerz).
In der Kirche ein hölzerner Taufbehälter mit helmartigem Deckel und Tauf-
emgesetztem Taufbecken. l»ehalter.
ImThurm zwei Glocken. Die grössere (Dm. 1,00 m) ist im Jahre 1S2; C.lorkcn
von Hackenschmidt in Berlin gegos.sen.') Die zweite, altere, mit einem
Durchmesser von 0,75 m, ist ohne Inschrift.
Die Vasa sacra sind sämmtiich neu. Die beiden Altarleuchter zeigen Vasa sarra.
Nachahmungen altromanischer Formen, in neuer Metalllegierung.
Das Filial- Kirchdorf Diemitz.')
Ueber alles Geschichtliche s. bei Laerz.
Kirche. Die im Jahre 1765 in Form eines länglichen V^ierecks erbaute Kirche.
Hacksteinkirche hat denselben klassicierenden Stil wie die zu Schwarz, auch
ist die Ausführung ebenso tüchtig und gut, aber nicht von derselben Aus-
prägung des Stils, es fehlen z. H. die dorisch -toskanischen I'ila.ster. Dagegen
ist die innere Einrichtung der in Schwarz ausserordentlich ahnlich.
Altar und Kanzel, beide im Rokokostil, sind zu einem Körper vcr- .Mtar und
einigt. Zu beiden Seiten der Kanzel, oben und unten, je zwei hölzerne Kanzel.
Evangelistenfiguren.
Hinter dem Altar als Reste aus der älteren Kirche eine aus Holz gc- S« linitz-
schnitzte Kreuzigungs- Gruppe von minderwerthiger Arbeil. Ebenda auch eine werke.
Pietas-Gruppe.
von Kamptz (Beitr. z. Meckl. Staats und Trivatrccht 11, .S. 3 ff.), d.v.s die Schulzen -Ixhne au* den
Zeiten der märkischen Landeshoheit herst.nmmen, mag vielfach zutreffen, aber nicht in jedem Falle.
Man denke nur an die aus Urkunden bekannt K<-'^*'"'*'cne Verleihung eines erblichen .Schulten-
I.ehns durch Kürst IJernhard und P'llrstin Elisabeth von Werle im Jahre 1379 an Arnd Itoscke in
Melz und an die ähnliche Verleihung oder richtiger Hestätigung eines ererbten l.ehni>chuhenamlc%
durch Herzog Karl ini Jahre 1586 an Kaspar Holm und dessen .Sohn Jochim Holm in Kamb%.
S. o. S. 542 und 562.
') Ihre Vorgängerin war ohne Inschrift.
*) 29 km südöstlich von K«ibel. Himit/ = .Nachkommen de» Dima«: Kuhnel, M. Jahr
bucli XI.VI, S. 40.
586
AMTSGERICHTSBEZIRK ROREI,
Tauf-
behälter.
Leuchter.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
Hölzerner Tauf behälter mit eingesetztem Hecken und mit einem helm-
artigen Aufsatz. Inschrift: DIES IST EIN GESCHENK DES HANSZ CHRI-
STOFFEL LANGE 1805.
Hölzerner Kronleuchter, ohne Bedeutung.
Im Thurm zwei Glocken. Die grössere ist neu, von Oberg- Wismar
gegossen.*) Die kleinere (Dm. 0,48 m) hat die Inschrift: SOLI DEO GLORIA.
J . V . SCHULTZ ME FECIT ROSTOCHII • Dazu das Datum 1765 und die
Namen des Klo.sterhauptmanns DIETRICH VON DER OSTEN, Erbherrn auf Kar-
storf und Hohcn-Demzin, der beiden Kloster- Provisoren FRIEDR • LUDWIG
VON VIEREGGE, Herrn auf Subzin und Kronskamp, und AUGUST VON
STRALENDORFF, Herrn auf Gamehl und Pätow, sowie des Pastors JOH.
HEINR . HEERDER und des Küchenmeisters ENGELKE PASCHEN FRIESE.
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch mit Patene aus der
ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts, von dem Rostocker Goldschmied
Hans Steffen Bornemann. — 3. Zinnerner Kelch (ausser Gebrauch), ohne Werk-
zeichen, aber mit dem Namen J • STERK 1769. -— 4. 5. Zwei kleine zinnerne
Taufschalen, eine mit der Inschrift: JOCHIM FRIEDRICH KNÜTTEL 1814, die
andere 1766 gestiftet von M. S. P. Die Stempel sind verquetscht. — 6. Sechs-
seitige zinnerne Flasche mit aufgeschrobenem Deckel -Verschluss, als Rehälter
für den Wein bei Kranken-Kommunionen,^) mit dem Namen: HINRICH
LANG 1721. — 7. 8. Zwei zinnerne Altarleuchter, der eine von JOCHIM
TEDRAN und SUSANNA FINKEN 1665, der andere gestiftet von ASMUS LANGE
und MARGARETA TITENS 1665. Heide von einem Rostocker Zinngiesser, aber
der Meisterstetnpel ist undeutlich.
Das Gut und Kirchdorf Ahrensberg.
CJeschichte
des
Dorfes.
chloss Ahrensberg ist in alten Zeiten eine wichtige Feste. Fs bildet mit
diesem Namen und dem dazu gehörenden Landgebiet ein eigenes
Ländchen, . territorium'<, zu welchem damals anscheinend auch das Dorf Strelitz
gehört, und ist Figenthum des Histhums Havclberg.') Von diesem tragen es
die Grafen von Lindow zu Lehn, welche die l^urg gründen. Im Jahre 1305
aber haben die Markgrafen von Brandenburg das Ländchen mit Gewalt ein-
genommen und besitzen es nun mit mehreren anderen Schlössern im südlichen
Theile des Stargarder Landes. Zwölf Jahre später, im Templiner Frieden von
') Ihre Vorgänfjerin halte dieselbe Inschrift, welche noch heule die kleine (Jlocke hat.
») S. Zielow.
•) 5 km südöstlich von Wesenherg im (irossherzof^'thuni .Mecklenburg- Strelitz. 36 km süd-
östlich von köhel (über Vipperow, I.aerz und Mirow).
*) M. r.-H. 2980. 2983. 8049. 'isch, (Je.schl. Hahn II, S. 249 ff.
GUT VSD KIRCHDORF AHRENSBERG. 587
13 17, welcher den zwischen Mecklenburg und Brandenburg um das I^ind
Stargard geführten Krieg beendet, wird bestimmt, dass die Schlosser Ahrens-
berg, Konow u. a. m. gebrochen und nicht wieder aufgebaut werden sollen.')
In dem Vertrage vom 24. September 1329 aber (auf der Görneschen Hrucke bei
Wittstock zwischen Markgraf Ludwig von Brandenburg und der Vormundschaft
der Herzöge Albrecht und Johann von Mecklenburg) erhalten die letztgenannten
vom Markgrafen nicht blos das Land Stargard zu Lehn, sondern auch Lychen.
Eidenburg mit der Türe, Wesenberg, Haus und Stadt mit der Lieze, Ahrens-
berg und Strelitz.^) Ahrensberg ist damals wahrscheinlich bereits im Besitz
des Ritters Otto von Dewitz, der im Jahre 1348 vom Kaiser Karl IV. in den
Grafenstand erhoben und am 21;. Januar 1349 mit Schlo.ss, Land und Mann
Schaft Fürstenberg, Schloss und Stadt Strelitz, Schlo.ss und Stadt Ahrensberg
u. a. m., sammt den zugehörigen Landen und Mannschaften von den Herzögen
belehnt wird.^) Aber lange haben die von Dewitz Ahren.sberg nicht behalten.
Am 20. Januar 135 1 sitzt dort schon das Geschlecht der Bu.s.se von der Dolle,
auch die von Schwerin haben dort Anrechte, wie denn seitdem der Besitz
dort sehr wechselt.^) In der ersten Hälfte des X\^ Jahrhunderts (1438)
haben es die Osterwald, den 18. März 1449 Martin Döhren und Klaus I-'alken-
berg, 1454 Marschall Achim Plate zu We.senberg und Bus.se von Domen.
Endlich kommt Ahrensberg an die Linie der Hahn-Solzow.
Achim Plate nämlich, der Letzte seines Stammes und Inhaber der Erb-
landmarschall würde im Lande Stargard, verkauft Ahrensberg 1461 an I'xkhard
Hahn, den Sohn des Nikolaus Hahn auf Solzow. Dieser Zweig des Geschlechtes
Hahn erhebt nun Ahrensberg zu seinem Hauptsitz, und von dieser engen
Verbindung des Schlosses Ahrensberg mit dem im Amte Wredenhagen
liegenden Hause Solzow i.st es gekommen, dass Ahrensberg, welches nach
dem Aussterben der Linie Solzow an die Linie Ba.sedow übergeht, stets bei
dem Herzogthum Mecklenburg -Schwerin geblieben ist und noch heute zum
Lande Röbel oder zum Amt Wredenhagen gerechnet wird, mithin eine Enklave
im Lande Mecklenburg- Strelitz bildet. •') Nach Achim von Tlates im Jahre 1464
erfolgenden Tode geht auch die h>blandmarschall würde an die Hahn auf
Kuchelmiss über, indem sie von den Herzogen im Jahre 1469 auf Schloss
Pleetz gelegt wird. Zwar erleidet der Hahnsche Besitz 1645 eine Unter-
brechung, indem Adam von Holstein, der eine Tochter des I.udekc Hahn auf
Ahrensberg geehelicht hat, das Gut auf (irund der l-'ordcrungen seiner Gattin
aus ihren Ehe- und Erbgeldern erwirbt. Ivs ruhen aber im Uebrigcn so viele
Schulden auf dem Gut, dass eine gro.sse Zerstückelung desselben und eine
allmähliche Adjudicierung an viele Gläubiger stattfmdet. Diese kauft nach und
nach in den Jahren 1647—1649 der schwedische Oberst Tobias Mac Duwalt
») M. U.-B. 3943- Vßl- 3942-
») M. U.-B. 5081. 5082.
') M. U.-B. 6915.
*) M. U.-B. 7409. 8153. 8207.
*) Lisch, Cleschl. Hahn II, S.
274.
588 AMTSGERICIITSHEZIRK KÜliKl..
zusammen, welcher darüber am ii. Oktober 1653 den landesherrlichen Konsens
und Lehnbrief empfängt.') Doch ist das Gut durch den dreissit^jährigen Krieg
so entwerthet, dass dessen VViedererwerb der Linie der Hahn -Basedow (einige
Zeit nach dem Aussterben der Linie Sol/.ow) keine Mühe macht. Ahrensberg
bleibt bis 1856 in ILihn'schen Händen, dann aber kommt es an den Ober-
jägermeister Friedrich von Voss, 1876 an Ferdinand Saran und 1878 an den
regierenden Fürsten von Schaumburg -Lippe.-)
Die Ahrensberger Geistlichen lernen wir erst von der zweiten Hälfte
des X\l. Jahrhunderts an kennen. Damals ist noch das südlich davon gelegene
Dorf Priepert als Filial- Kirchdorf mit Ahren.sberg verbunden. In den sieben-
ziger Jahren des XVL Jahrhunderts ist Johannes Küster (Custerus) Pastor, er
unterschreibt die Konkordienformel. Ihm folgt 1581 Johann Gantzkow
(Gantschow) aus Wesenberg, und diesem 1608 der gleichnamige Sohn, von
welchem der X'ater gehofft hatte, er werde der Baculus senectutis suae« sein.
Doch stirbt der Vater vorher. Den Sohn treffen wir noch 1629 im Amte,
aber er überdauert nicht den dreissigjährigen Krieg. Denn in den vierziger
Jahren ist bereits Johann V^etter an seiner Stelle. Diesen ersetzt 1653 der
unter dem Patronat des Tobias Mac Duwalt berufene Andreas Wöldeke, der
über fünfzig Jahre Pastor zu Ahrensberg ist und am 12. Februar 1707 stirbt.
Ks folgen: von 1707 bis 1748 Justus Andreas Schenk, von 1747 bis zu seinem
am 12. Mai 1792 erfolgten Tode der Sohn Friedr. Christoph Schenk, und .seit
1793 Karl Christian Budler (7 1833). Vgl. Walter a. a. O.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein schlichter Fachwerkbau in Form eines
länglichen Vierecks. Mit ihrem klassicierenden Stil aus der zweiten Hälfte
des XVIII. Jahrhunderts erinnert sie an die Kirchen zu Diemitz und Schwarz,
zeigt aber, entsi^rcchcnd dem Holzverband, eine leichtere Bauweise. Im Innern
eine flache Balken- und Bretterdecke. Im Westen ein Thurm, dessen Helm
glockenförmig aufsetzt, in .seiner Verjüngung aber noch einmal zwiebeiförmig
ausladet.
(irab- Auf dem Kirchhofe eine von dem Kammerpräsidenten und Oberjäger-
kapelle, mei.stcr VON VOSS (s. o.) erbaute Grabkapelle. Ueber dem Portal das Wappen
des Frbauers, an dem Vordergicbel eine Kopie des Christuskopfes von
Thorwaldscn.
.Ah.'ir. Im Allaraufsatz ein Gemälde mit der Darstellung des Gebets in Geth-
Kanzc'l. semanc. — Die Kanzel ruht auf einer aus Holz geschnitzten Fngelfigur.
Kinpore. Auf der Süd.seite eine Hahn'sche Empore, aber ohne nähere geschicht-
liche Andeutungen.
Wappen. Am Orgelchor hängen zwei kleine zinnerne Wappen, ein Hahn'.sches
mit dem Namen des KLAUS LÜDECKE VON HAHN, untl ein Doppelwappen
') Li.sch, r.eschl. Hahn II, .S. 355 fr Ks sind zum Tlicil völlig' verödete (Idiöflc und Iliifen.
'; Lisch, Ge.schL Mahn IV, S. 175 ff.
KIKCniKJKl- KOSSOW
589
Hahn-Hamincrstcin mit den Xamcn der CHARLOTTE ANGELIKA BARONIN
VON HAMMERSTEIN und des LEVIN LUDEWIG VON HAHN. Ferner ein
grosses Doppel wapp.n aus Ilulx. mit tlcn beiden \amen: CASPAR • VALEN-
TIN : V : BUCH und MARIA : MAC : DVWALL. überhalb und unterhalb des
Wappens eine längere Inschrift über das Leben, den I-hestand und den Tod
der Frau, zum Theil in X'ersen.
Im Thurm zwei Glocken. Die grö.ssere i.st 1899 von M. A O. Ohison (;iocken.
in Lübeck gegos.sen,^) die kleinere hat in gothischen .Minu.skcin die In.schnft:
PLn'Mini öoinini iiianct in etcniUni aiuio nicafclrrbiü.
KleinUunstwerke. i. 2. Silbervcrgoldeter Kelch mit I'atene, ohne Kleinkunst-
Inschrift. Heide mit dem Güstrower Stadtzeichen und dem Stempel des werke.
Meisters Andreas Rathke — 3. Silbcrvcrgoldele Oblatenschachtcl in länglich
runder Form, ohne Inschrift. Von demselben Meister wie Kelch und Patene.
— 4. Silberne Weinkanne in neugothischem Stil. 187577 gestiftet von
FERDINAND SARAN, Patron der Kirche zu Ahrensberg. — 5. Zinnerner Kelch
vom Gustrower Zinngie.s.ser H. I. D. — 6. In Messing getriebene achtseitige
Schüssel mit der eingeritzten Darstellung der Taufe im Jordan und der Um-
schrift am Rande: DIESES TAUFBECKEN HAT MACHEN LASSEN HERR
ANDREAS WÖLDKE PASTOR ZUM ARRENSBERGK ANNO 1687 IM MAY GOTT
UND DER KIRCHE ZU EHREN. 7. 8. Zwei neuere Leuchter.
Das Kirchdorf Rossow.'
5 as Kirchdorf Rossow gehört zum alten Lande Lieze im Sudosten Mecklen-
burgs und ist neben dem anderen Theil, in welchem das Dorf Netze-
band liegt, der einzige Ueberrest, welchen Mecklenburg von der Lieze behalten
hat. Die Gegend südlich von Wredenhagen nämlich, ungefähr zwi.schen
Wredenhagen, Wittstock. Ruppin. Reinsberg und Zechlin bildet das alte I^nnd
Lieze, welches vom XIII. Jahrhundert her zu Mecklenburg gehört luid 1274
zum ersten Mal in einer LVkunde erwähnt wird, nach welcher die Do.sse das
Havelberger Stiftsland vom Gebiet der Herren von Werle. der terra dicta
Liza< scheidet.') Im XIV. — XVT. Jaiirhundert werden die Dörfer Schweinrich,
Berlin, Scwckow und Dran.se Dörfer auf >der Lieze* genannt. Sic sind
dem Kloster Amclungsborn .schon vor 1256 überwiesen, wie denn fast samnil
') Die Vorgängerin war 1723 von .M. Iteguii gegossen worden: Inventar iSlI
*) 15 km .«ilidsUdö.slIich von Wittstock 42 km slidlich von KöImtI. kot^ou«, kc)«»ou
»Ort des Kosac : M. J.ihrb. .\I.\T, S. 122. Im J.ilirc 1421 licisst c» : >llaii|itüorir Konsum imOlicr-
Liezlendeken.«
») M. l . 15. 1327. Vgl. .M.J.nhii.. II. S. 93. XXIX. S. 7.
Geschichie
des
I )orfe8.
590 AMISGKKKUTSUKZIRK RÖBEL.
liehe Ortschaften dieses Ländchens in ^eistliclien Händen sind. So haben
hier z. B. auch die Klöster Arendsee in der Altniark, Altenkamp a./Rh. und
das entfernte Dünamünde bei Riga ausgedehnte Besitzungen.^) Aber alle diese
Klostergüter gelangen wegen der Schwierigkeit ihrer Bewirthschaftung schon
im XIV. Jahrhundert in andere Hände. Besonders sind es die Bischöfe von
Havelberg und die Stadt Wittstock, die diese Gelegenheit zur Vergrösserung
ihrer Territorien benutzen. Doch giebt es über die Grenzverhältnisse sowie
über Episkopalrechte und die landesherrlichen Hoheitsrechte vielen Streit,
wenngleich die Oberhoheit Mecklenburgs über die Lieze im Ganzen nie an-
gezweifelt wird. Zwar geht sie im Jahre 1276 von Werle an Brandenburg ver-
loren, aber seit dem Templiner Frieden ist sie wieder in den Händen der Linie
Mecklenburg und wird von dieser in einem Vertrage vom 24. September 1329
nebst dem Lande Stargard aufs Neue von Brandenburg zu Lehn genommen.-)
Dem entsprechend, verleiht denn auch Herzog Johann von Mecklenburg-
Stargard am 20. December 1353 dem Henning Behr das Marschallamt des
Landes Stargard mit allen Gefällen aus der Lieze, die Netzebander Güter mit
eingeschlossen.^) Allein im XV. und XVL Jahrhundert gehen den Herzögen von
Mecklenburg ihre Rechte an der Lieze schrittweise verloren. Nur Rossow und
Netzeband c. p. verbleiben ihnen dadurch, dass sie damals Lehen der mächtigen
Herren von Rohr sind, die man nicht ohne Weiteres zu übersehen wagt. Auf
die ebengenannten von Behr waren nämlich zuerst die von Gadow und seit
14 18 die von Rohr als Lehnsträger gefolgt. Diese sitzen noch zu Anfang des
XVIL Jahrhunderts auf Rossow. Doch gewinnen schon in den ersten Jahr-
zehnten die mit ihnen verschwägerten von Quitzow Antheile am Gute und
haben u. a. auch das Kirchenpatronat, das sie im Jahre 1619 bei der Ein-
setzung des Pastors Ottomann (s. u.) bethätigen. Eine grössere Verkehrung
der Besitzverhältnisse tritt im Jahre 1629 ein, als Wallenstein in seiner Eigen-
schaft als vom Kaiser eingesetzter Landesherr und unter dem Titel des Herzogs
von Friedland am 19. December d. Js. den Hans Holstein mit Rossow belehnt,
dessen Nachkommen sich hier bis ans PLnde des XVTL Jahrhunderts halten.
Aber neben ihnen gewinnen auch andere ritterbürtige Familien Antheile ver-
schiedener Art, wie z. B. die von Lüderitz, von der Weyden, von Schlieben,
von Barnewitz u. A. m., bis endlich von 1689 an der brandenburgische Geh.
Rath Konrad von Stillen allmählich sämmtliche Antheilhaber auskauft und
1695 vom Herzog Gustav Adolf mit ganz Rossow belehnt wird. Konrad von
Stillen stirbt 1699. Ihm folgt sein Sohn, diesem aber sehr bald der General-
major von Stillen, welchem Herzog I^Viedrich Wilhelm 17 12 Hof und Dorf
Rossow abkauft. Beide werden nun dem Domanium einverleibt und zum Amt
Wredenhagen gelegt. Die Grossherzogliche Kammer aber verkauft das Dorf
am 27. Oktober 1836 als selbstständiges rittcrschaftlichcs Allodialgut für
') Lisch. M. Jahrb. II, S. 92. XIII, S. 135. XIV, S. 70. XV, S. 15 ff. XXIX, S. 7 ff.
»; M. U.h. 4358. 5081. 6860 A. I'.. Vgl. 15oll, (Jesch. d. L. .Staifjaid I, S. 8iff.
') M. U.-H. 7859. 8456. .S. die Ortsgeschichte von Nctzelmiid. l-erner Lisch, Ceschlechl
Behr I, S. 47.
KIRCHDORF ROSSOW
59»
-7 777 Rthlr. an die dortigen achtundzwanzig Hauswirihc und reserviert der
Landesherrschaft nur das Kirchenpatronat. die Schule, die Aufkunfte aus dem
IÜTr-.? J"d--.-l..) Der Hof Rossow aber wird ebenfalls als
Allodial^R, tergut verkauft, ihn erwirbt der Gutsbesitzer von Lucken auf
/ahrensdorf, doch nur auf kurze Zeit. Denn schon seit ,846 sitzt auf dem Gut
das Geschlecht der Karstedt, welches daraus ein Fideikommiss gemacht hat
Der erste lutherische Geistliche, welcher genannt wird, ist Kr Nikolaus
Runge, er ist um 1619 ein alter Mann. Er hat auch .n Ragelin gepredigt
die Kura im Filial Netzeband aber einem Geistlichen aus der Mark über-
< njthi>clic> Ti iiitycliDii.
lassen. An Runge's Stelle tritt Kaspar Ottomann, der schon nach
wenigen Jahren durch einen Raubmord auf der Landstras.se ums Leben kommt.
1624 wird in Folge dessen unter Quitzow'.schem Tatronat der Kaplan Joachim
Bittorf aus Wittstock berufen. Wie lange er im Dienst bleibt, haben wir
nicht ermittelt. 1648 folgt Nikolaus Weissensee als Pastor, der bis zum Knde der
siebenziger Jahre Pastor ist, zu R<issow unter I lolstein'schem und Luderitz.schem
Patronat, zu Netzeband unter ilolstein'schem Patronat und zu Sclmnberg unter
Lüderitz'schem und von der Jahne'.schem Patronat. 1681 folgt Georg Karchow
(f 1707), 1707 Nikolaus Schulz (•*• 1714), 1715 Georg Karl W(»lf (emeritiert 1747),
1747 Christoph Karl Wolf (7 1798), und 1798 Joh. Chri.stt»ph Jak. Fromm, der
sich 1805 nach Ribnitz berufen lässt. S. Walter a. a. O.
') Böhlau, M. Landrecht 111, S. 280/81.
592 AMTSGERICHTSBEZIRK RÖHEL.
Kirche. Kirche. Die in r'orm eines länglichen Vierecks erbaute Kirche ist ein
mittelalterlicher Feldsteinbau mit flacher Decke im Innern. Der Ostgiebel ist
mit Blenden verziert, im Uebrigen aber stark erneuert. Auf jeder der beiden
Langseiten befinden sich drei mit flachem Stichbogen geschlossene Fenster.
Vor dem Eingang auf der Südseite eine Vorhalle. Im Westen, etwa einen
halben ]\Ieter von der Kirche entfernt, ein hoher hölzerner Glockenstuhl.
Altar- Der Altaraufsatz wird gebildet aus dem Mittelstück eines mit Schnitz-
aufsatz, werken gefüllten gothischen Triptychons, das sich als ein treffliches Werk des
XIV. Jahrhunderts darstellt. Jedoch hat dieses nicht mehr seine ursprüngliche
Gestalt. Einfassung und Bekrönung sind fremdartige Zuthaten, theils . im
Barock- und Rokokostil, theils in neugothischem Geschmack. In der Mitte
die Krönung Mariae. Hierunter der Krucifixus mit Maria und Johannes;
dazu jederseits oben die Halbfigur eines Propheten: Jesaias und Jeremias.
Rechts und links von der Hauptgruppe die zwölf Apostel mit Attributen, die
nicht immer stimmen, jeder mit einem Spruchband, auf dem der Name steht.
An Stelle der Predella eine spätere Inschrift: DEN 20.MAJUS ANNO 1607
(1667?) RENOV.1737. Besondere Beachtung verdienen der frühgothische Kruci-
fixus in der Mitte unter der Krönung Mariae und die Spruchbänder der
Apostel. Von den Flügeln, welche wahrscheinlich nur Malereien enthielten,
ist keine Spur mehr vorhanden.
(ilocken. Im Glockenstuhl zwei Glocken. Die grosse hat 1,10 m Durchmesser,
ist schmucklos und trägt nur am oberen Rande eine mittelalterliche Inschrift,
die aber der ungünstigen Lage wegen nicht zu entziffern war. — Die zweite
Glocke (Dm. 0,75 m) ist laut Inschrift im Jahre 1717 zur Zeit des Pastors
G. C. WOLF von M. C. S. Mebert in Neu-Ruppin gegos.sen.')
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. i. Zinnkelch mit der Inschrift: A • M • GROTEN,
werke. VEREHELICHTE TILSEN 1762 Keine Zeichen. — 2. Zinnpatene, gestiftet von
ANNA MARIA MOSOLS 1688. Von einem Ziiingiesser I. B., der einen Blumen-
topf niit drei Blumen als Zeichen hat. 3. 4. Zwei zinnerne Altarlcuchter,
der eine mit der Inschrift: PETER TYE VEREHRET ZU ROSSOW 1649, der
andere mit der In.schrift: HANS KROGER LEINWEBER 1650. Als Stadtstempel
bei beiden zwei gekreuzte Bi.schofstäbe, als Meisterzeichen ein Zweig mit drei
Bluthen und den Initialen I. L. — 5. Taufbecken von Messing, neu.
'y r.ei den Visitationen von 1661, 1663, 1666, 1667, werden bereits zwei (ilocken, eine
grosse und eine kleine, eiw.Hlint. Die kleine ist 17 17 umgetjossen worden. Die gios.se ist jeden-
falls die noch vorhandene.
GUT UND FII.IAI -KIkCHDOkK NETZEBANI). 593
Das Gut und Filial-Kirchdorf Netzeband.')
^ es Ortes Netzeband geschieht zuerst in einer Urkunde vom 9. Mai 1232 (icschichte
Erwähnung, in welcher die Ritter Johann und Gerhard von Ploto dem d«
Kloster Arendsee zweiundvierzig Hufen Landes schenken, »inter Nyzzebant •^«'"fes
et dominum abbatem de Dunemunde super Tymanize fluuium.c*) Eine weitere
Erwähnung des Ortes fuhrt uns in die wilde Zeit des mittelalterlichen Faust-
rechtes. Um die Mitte des XIV. Jahrhunderts ist nämlich der Marschall von
Behr Herr auf Netzeband und den dazu gehörenden Gütern Drusedow, Grüne-
berg, Rägelin, Dargitz, Rotstil ^) u. s. w. Da erhebt er Klage bei seinem Lehn-
herrn, dem Herzog Albrecht von Mecklenburg, gegen den Grafen von Lindow
und die von Rohr, und zwar über Gewaltthätigkeiten, welche sie ihm, seinem
Sohne sowie seinen Gütern und Bauern angethan. Sie haben ihm zu Xctze-
band Haus und Hof abgenommen und für tausend Mark Silbers Schaden daran
zugefügt, sie haben seinen Sohn erschossen, obwohl ihnen dieser niemals etwas
zu Leide gethan; sie haben das Dorf Xetzeband abgebrannt, so dass er drei
Jahre hindurch keine Pacht erheben konnte; sie haben Kirche, Kirchhof und
Speicher verwüstet, das Glockenhaus erbrochen, die Kirchcnglocken fortgeführt,
die Scheunen im Dorfe niedergebrannt und überhaupt das ganze Dorf arg
behandelt, was auf achtzig Mark Schaden zu rechnen. Die Bauern zu Netzeband
fangen sie und lassen sie nur gegen dreissig Pfund Brandenburgsch wieder
frei, auch das Holz hauen sie ab, was ein Schade von anderthalb hundert
Mark Silbers geworden. Sein Korn haben sie abgemäht und fortgefahren :
dreierlei Saat, Roggen, Gerste und Hafer, wohl an hundert Mark Silbers werth,
ausserdem haben sie an Schaffleisch und Kuhfleisch, an allerlei Geräth, an
Pfannen und Grapen und son.stigen Dingen, wie sie ein ehrbarer Mann in
seinem Hause zu halten pflegt, im Werthe von hundert Mark Silbers geraubt,
sie haben seinen Teich ausgestochen und au.sgefischt, was auf fünfzig Mark
Silber zu rechnen. U. s. w., u. s. w.^) Ebenso ist auf den anderen Gutern
gehaust worden. Wir können aber annehmen, dass der beschädigte Ritter
nicht ermangelt haben wird, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, und dürfen
nicht vergessen, dass es damals nach dem Grundsatz ging: > Stehlen und
Rauben ist keine Schande, das thun die Besten im I-ande « Netzeband
gehört wie Rossow zur Lieze und gilt als einer von deren Hauptplalzcn.
*) 6 km südlicher als kossow, 48 km südlich von kciUl. Nach Kuhnel »ovie! wie .die
Ndcebadc vom net- = anzünden, anfachen: M. Jahrb. XI.VI, S. 99.
') M. V.-U. 403.
■) Rotstil, untergegangen bei Neu-Ruppin.
♦) M. U.-B. 8456.
88
594 \MTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
Aber die Herzöge von Mecklenburg kommen, wie oben bei Rossow erwähnt
worden, im Laufe des XVI. und XVII. Jahrhunderts durch fremdnachbarliche
\>rgewaltigung um den grössten Theil dieses Landes, und nur die dortigen
Lehngüter bleiben ihnen erhalten.
Im Jahre 141 S werden Otto und Meinecke Rohr mit Netzeband be-
lehnt, welches nun über zweihundert Jahre in ihrer Familie bleibt. 1620 fällt
Xetzeband wieder an den Landesherrn zurück und wird in Administration
genommen. Am 9. Mai 1647 bittet der Kammerjunker und Kapitän Jürgen
von Mecklenburg um Belehnung mit dem Gute, und Herzog Adolf Friedrich
hat auch Anfangs Neigung, es ihm zuzusagen. Indessen kommt es nicht
dazu. Denn auf dem Xachlass des verstorbenen Herzogs Hans Albrecht ruht
eine so grosse Schuldenlast, dass zu deren Deckung das Gut verpfändet werden
muss. Das geschieht 1649 an die von Holstein. Aber die von Holstein ver-
fallen dem Konkurs, und aus diesem erwirbt es Friedrich von Barnewitz, der
darüber am 27. März 1691 den Allodialbrief empfängt, später aber, am
14. Januar 1702, das Gut auf Begehren des Herzogs Friedrich Wilhelm wieder
als Lehn übernimmt. Im Jahre 1741, mit dem Tode des letzten männlichen
Nachkommen des Friedrich von Barnewitz, fällt das Lehn heim. Es entstehen
nun langwierige Prozesse mit den Erbtöchtern, welche sich auf eine Allodialitäts-
erklärung des Herzogs Karl Leopold berufen. In Folge davon wird das Gut
dem Gatten der einen, dem Generalmajor von Wrangel, im Jahre 1762 über-
lassen. Von diesem kauft es 1773 der Generalmajor von Königsmark, dessen
Familie es mit den dazu gehörigen Lieze- Dörfern noch heute als Fideikommiss
in Händen hat.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. oben bei Rossow.
Kirche. Kirche. Die im Jahre 1834 in Form eines länglichen Vierecks erbaute
Kirche folgt dem klassicierenden Stil jener Zeit und hat im Innern eine flache
Decke. Zwei Reihen von toskanisierenden Säulen theilen das Innere bis zum
Chorraum hin gleichsam in drei Schiffe. Im Westen der Kirche ein schmälerer
Thurm gleichen Stils.
Altar und Die innere Einrichtung ist überaus einfach und nüchtern. Altar und
Kanzel, Kanzel sind zu einem Körper vereinigt. An der Empore das Gräflich
Kinpore. KÖNIGSMARK'.sche Wappen.
(iiocken. Im Thurm zwei Glocken, eine grö.ssere und eine kleinere. Jene ist
1728 von Christian Heintze in Berlin gego.ssen und zeigt Wappen und Namen
des FRIEDRICH VON BARNEWITZ, sowie den Namen seiner (iattin DOROTHA
MARGARETHA VON DER LUHE und den des Pastors GEORG KARL WOLFF. —
Die zweite Glocke ist 1780 von J. C. Meyer gegossen und trägt den Namen
der Frau Generalin VON KÖNIGSMARK und den des CARL CHRISTOPH WOLFF,
Predigers in Rossow, Netzband und Schönberg.')
'; Das Inventar von 1811 erwähnt fünf gro.sse figurierte (Jrabsteine der Fnniilie von Rohr,
darunter zwei ältere ohne Data und drei jüngere mit Daten (1560, 1560, 1596).
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF SCHÖNBERG.
595
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch vom Jahre 1703. auf KicnKunst-
dem Fuss ein eingraviertes Barnewitz -Lühe'sches p:hewappen mit den Initialen «crke.
F • V . B . (des Mannes) und D . M . V . D . L . (der Frau). S. o Am Kelch
ein Stadtzeichen, welches zwei gekreuzte I^ischofsstäbe darstellt, und ein
Meisterstempel mit den Initialen GW; an der zugehörigen Patenc nichts. iJie
Jahreszahl 1703 steht unter dem Fhewappen des Kelches. — 3. Getriebenes
Taufbecken von Messing mit der Verkündigung Maria und der In-k.inntrn
und vielfach gedeuteten Legende. In.schrift auf dem Rande: DIESES BECKEN
VEREHRET HANS MASSE VND ANNA WITKOPFS INS GOTTESHAUS ZU
NIETZEBANDT DEN 20 • OCTOBER ANNO 1674.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Schönberg.
•in
1 ^1 ^^ gleich Rossow und Xetzeband zur Lieze zählende Gut und Dorf Geschichte
Schönberg tritt uns im XVI. Jahrhundert als eine blo.s.se Feldmark des
entgegen, die zu dem in Rohr'schen Händen befindlichen Netzeband-Rossower l^orfes.
Güterkomplex gehört. Am Ende des X\'I. Jahrhunderts wird das Dorf neu auf-
gebaut und zu einer selbstständigen Ortschaft erhoben. In Rohr'schen I landen
bleibt das Gut, bis es im Jahre 1629 ebenso wie Ro.ssow von Hans Holstein
erworben wird, den Wallenstein damit belehnt. 1 lolstein \erkauft davon einen
Antheil an Daniel von Lüderitz, welcher 1633 um Helehnung bittet. Aber
auch ein von der Jahne hat Antheil am Gut, den er 1676 an den Rittmeister
Joachim Hans von Joergass verkauft. So gehen beide Antheile, der Lüde-
ritz'sche und der Joergass'sche, eine Zeit lang neben einander her. Der letzt-
genannte kommt 1701 an Otto Friedrich von Barner. Am 26. April 1718
vereinigt endlich der Oberforstmeister von Joergass beide mit einander. Aber
das Gut bleibt dieser Familie nur kurze Zeit erhalten. Unter dem Leutnant
von Joergass bricht ein Konkurs aus, aus welchem es 1752 von Moritz Joachim
von Arenstorff erworben wird. Arenstorff erhält am lO. Februar 1757 den
Lehnbrief über Schönberg, überlässt es aber bald darauf dem Hauptmann
Joachim Gustav von Ferber, welcher damit am 23. Februar 1769 belehnt wird.
Später tritt häufiger Besitzwechsel ein; 179c) hat es der Generalmajor Wilhelm
von Romberg, 1795 Peter Georg Krell, dessen Familie es bis 1865 festhält.
1866 sitzt VVilh. Karl Risselmann auf Schonberg. 1S74 Julius Gustav Arendt.
und seit 1882 der Frblandhofmeister Kammerhnr Karl Hans Konstantin (iral
von Königsmark.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s, bei R«..s.si.w.
Kirche. Die Kirche ist ein schlichter Fachwerkbau in der l-"orm eines Kirche.
länglichen Vierecks mit polygonalem Chorschluss. An der W cstM-ite r
Fachwerkthurm mit I lolzverschalung.
>) 9 km südlicher .nl^ Ko^-n«. 51 km sUdlich von kül«l.
:»M«
Sg6 AMTSGEklCIIISMK/.lkK RÖHEL.
Altar und j Altar und Kanzel sind Werke des Barockstils vom Jahre 1702, mit
Kanzel. unschönen Malereien auf gekalkten Brettern. Der Altar ist von C • S • VON
JORGAS und M • E • VON WARTENBERGEN sowie von F • O • VON BERNER
(Barner) und M • R • V • JORGASSEN gestiftet. An der Vorderseite der Altar-
kanzellen steht der Name Christopfer Krusemark (vermuthlich der des Verfertigers
von Altar und Kanzel).
Glocke. Die kleine Glocke ist 1896 von C. Oberg in Wismar umgegossen.*)
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf sechspassigem Fuss,
werke. jm Charakter des XX'III. Jahrhunderts. Nach der Inschrift gestiftet von HANS
ALBRECHT V . JÜRGAS und HELENE ELISABETH V . WACKENITZ ANNO
MDCCXXV. Auf der Unterseite des Fusses undeutliche Stempel. Dazu eine
Patene, welche ebenso wie der Kelch mit dem eingravierten Ehewappen des
Stifterpaares versehen ist. — 3- 4- Zwei zinnerne Leuchter mit den Namen:
JOACHIM GUSTAV VON FERBER 1786 und ANNA SOVIA LEOPOLDINA VON
KLITZING 1786. Englisches Zinn mit dem Stempel I S 1785.
Die wichtigsten vorgeschichtlichen Stellen
in dem Amtsgerichtsbezirk Röbel.
Röbel. Heidnischer Burgvvall, ein ziemlich hohes Plateau mit schroffen
Abfällen, am Nordende der Stadt. Jetzt steht auf demselben die altstädter
Kirche (Marienkirche). Lisch, M. Jahrb. VIIIB, S. 1 14. Beyer, M. Jahrb. XXXII,
S. 119. — Auf dem Mühlenberg in der Alt-Stadt wird ein wendischer Burg-
wall vermuthet. — Im Alt-Röbelschen Kirchenholze sind schon vor langer
Zeit Urnen mit Eisensachen gefunden, die auf ein alteisenzeitliches Urnenfeld
schliessen lassen. Vgl. Friderico-F'rancisceum S. 94. M. Jahrb. IIB, S. 76.
Gr.-Kelle. Nahe der Schamper- Mühle einige P>dhügel, anscheinend
bronzezeitliche Gräber, bereits erwähnt im M. Jahrb. VIIIB, S. 228. — Im Jahre
1837 wurde einem Grabhügel ein sehr interessanter Fund römischer Alter-
thümer entnommen, unter denen besonders eine silberne Schale hervorragt.
Vgl. M. Jahrb. HIB, S. 42. V B.Anhang. VIIIB, S. 93. Beltz, Vorgeschichte,
Seite 117.
Dambeck. Im Park ein erhaltenes Hünengrab.
Ludorf. Auf der Halbinsel Steinhorn ein anscheinend wendi.scher
Burgwall; vgl. M. Jahrb. XXXIV, S. 191.
Wildkuhl. Bronzezeitliche Flachgräber (mit Leichenbrand). Beltz, M.
Jahrb. LXI, S. 219.
') Die Vorgängerin stammte aus dem Jahre 1728 und war von M. F. C. Heintze in Berlin
gegossen.
VORGESCHICHTLICHE STELLEN.
597
Vipperow. Dem Dorfe gegenüber auf einer kleinen Insel in der Muritz
ein wendischer Burg^vall, benannt der » Borgwall. . Lisch. M. Jahrb. XIX. S. 335.
Klopzow. Eine Steinsetzung in Form der sog. Steintänze wird be-
schrieben und als »Dingstätte« gedeutet von Fromm, Arch. f. I^ndesk. XI\', S. 36.
Retzow. Auf einem Hügel grosse Steinsetzungen im Charakter der
Hünengräber. Beltz, vier Karten zur Vorgeschichte Meckl. I.
Laerz. Erwähnt werden Flachgräber, die aber noch nicht untersucht
sind. Beltz, vier Karten zur Vorgeschichte Mecklenburgs III.
Ahrensberg. Der Gutshof ist eine alte Burgstätte, er war ehemals von»
Drewen-See umgeben (daher der Name Hofwerder) und nur durch eine Zug
brücke zugänglich, jetzt aber i.st er durch einen Damm mit dem Dorfe ver-
bunden, und die Spuren der Hurg sowohl wie des alten Wartthurms neben
der Zugbrücke sind verschwunden.
Bei der Planierung des Gutshofes sind Menschengebeine in grosser An-
zahl gefunden, die auf eine alte Grabstätte schlies.sen lassen, welche wendisch
sein kann. Auch ist vor einigen Jahren eine gros.se, .sehr roh gearbeitete
Urne ausgegraben, die aber in viele Stücke zerfallen ist. Desgleichen sollen
auch Waffen gefunden sein. Eine wissenschaftliche Untersuchung dieser Stätte
hat bis jetzt nicht stattgefunden.
Rossow. Seit Jahren sind hier auf einem au.sgedehnten Felde Urnen
zerstört, die, nach den im Grossh. Museum zu Schwerin befindlichen Resten
zu urtheilen, einem bronzezeitlichen Urnenfelde entstammen. Eine sachgemas.se
Untersuchung ist noch nicht erfolgt.
Netzeband. \'on der früheren Feste Netzeband ist nichts mehr vor-
handen. Der Burgwall ist in neuerer Zeit abgetragen. Die an der Netze-
bander und Drusedower Grenze vorhanden gewesenen Hünengräber sollen in
den fünfziger Jahren auf \'eranla.ssung des Grafen von König.smark geottn«!
und die gefundenen Alterthümer nach Berlin gesandt worden sein.
Silberne .Schale aus der römischen Kaiser/eit. ijefunden hei tiro». Kelle.
ANHANG I.
' lieber einzelne ältere mecklenburgisclie
Kunst und öeschichtsdenkmäler
ausserhalb Landes.
-*— ^<®^— •-
1. Das Kloster Anieluni(sborn und der Schild tics Hauses W'crlc
im Choro^ewölbe der Klosterkirche.
II. Der Schild des Hauses W'erle auf tiem (irabstrin des Hisrhofs
Johannes (y 1292) im Dom /u Haxdberj^.
111. Der Schild des Herzogs Erich von Mecklenburg r/ '397) in ^Uu
Ruinen der Doniinikanerkirche /.u \\'isb\ .
IV'. Die Messingplattc der Herzogin Katharina von .Mecklenl)urg
(y 1561), Gemahlin Herzog Heinrichs xon .Sachsen - Mt'issen. im
Dom zu bVeiljerg.
V. Das Denkmal der beiden Herzoginnen Christine (•]• 1693) und
Marie Elisabeth (y 1712» von M(*cklenburg als Aebtissinnen zu
Gandersheim in der Kirche .S.S. Anastasii et Innoceniii daselbst.
Kh»stci All
I.
Das Kloster Anielunnshorii iiiul der Schild des IIaii>cs
Werlc im (^horj^cw ölbc der Klosterkirche.
er von Kreiensen nach Hul/ininden fahrt, der sieht >;leirh hinter der
Station Stadtoldendorf auf einen kurzen Augenblick /wischen zwei hohen
Waldbergen mit Nadelholz einen etwas niedrigeren Mügel mit einer
Klosteranlage auftauchen, welche als schönes landschaftliches Bild die
Blicke auf sich zieht. Das ist die im Jahre 1135') vom Kloster .\ltcnkam|» a. Rh.
her bezogene Cistercienser- Abtei .Amelungsborn auf dem .Auersberge, eine der drei
') Dürre, Beitr. z. (Jesch. d. • ist. .Milci in Anieluiin*l'<>rn in «ler /«il»chiifl ile» Vcicin» fui
.Medersachsen 1S76, .S. 184/185.
602 KLOSTER AMKLUNG8BORN.
Enkelinnen des lothringischen Klosters Morimond und eine der Urenkelinnen von
Cisterz oder Citeaux in Frankreich.') Seit langen Zeiten ist nun die ehemalige
Abtei ein Wirthschaftshof, eine herzoglich -braunschweigische Domäne, die früheren
Klosterbauten sind verschwunden, und nur die langgestreckte Kirche mit einem
rhurm auf der Vierung, die in ihrer Anlage lebhaft an die Darguner Kirche er-
innert, sowie die wohlerhaltene, einen \erhältnissmässig grossen Raum umspannende.
Klostermauer, bei der dem Mecklenburger auch wieder sofort die Klostermauern
von Doberan und Dargun ins Gedächtniss kommen, sind die letzten kräftigen
Spuren des Mittelalters. Aber seine grosse geschichtliche Bedeutung hat dieses
Kloster des Weserlandes als Mutterkloster von Doberan und Dargun für die mecklen-
burgische Kultur- und Kirchengeschichte nicht verloren. Die muss ihm bleiben.
In diesen Kirchen- und Klostermauern von Amelungsborn, deren Gründung
einstmals der heilige Bernhard selber im Jahre 1129 mit Worten flammender Be-
geisterung in einem Briefe begrüsst hatte, der noch erhalten ist,'^) in diesen Mauern
war es, wo Bischof Berno bald nachher zu seinem schweren Beruf im Wenden-
lande jenseits der Elbe erstarkte. Von hier rief er später den ersten Konvent nach
Althof, und als diesem die Märtyrerpalme zu Theil geworden, den zweiten nach
Doberan. Von hier aus pilgerten spcäter die Vater-.-Xebte gen Norden, um die ihnen
obliegenden Visitationen in Doberan und Dargun vorzunehmen. Von hier aus
erhielten auch die Rectores bonorum auf den Haupthöfen des Klosters zu Satow
in der Vogtei Schwaan und zu Dranse auf der Lieze ■^) ihre Weisungen, und alle
wichtigeren Todesfälle, die auf den Klostergütern vorkamen, wurden in die Anni-
versarien auf dem Auersberge eingetragen.^) Wie sich aber der werlesche Land-
besitz des Klosters Amelungsborn vom XIll. bis zum XV. Jahrhundert hin von der
Lieze herauf über Kleve, Priborn und Solzow bis nach Vipperow mit Kinschluss
des Fischfanges in den Gewässern der Müritz erstreckte, ist uns gerade in den
letzten Ortsgeschichten des Landes Röbel mehrfach entgegengetreten. Und wie das
Bewusstsein dieser vielfachen engen und werthvollen Verbindung zwischen Amelungs-
born und Land Mecklenburg auch dann noch in lebhaftem (iedächtniss war, als
die Aebte des Klosters wegen der grossen Entfernung und Itesonders wegen der
immer mehr einreissenden Unsicherheit aller Verhältnisse im XV. Jahrhundert iliren
letzten Landbesitz auf der Lieze aufgegeben und veräussert hatten,') beweist nichts
') Vgl. Li.sch, M. Tahrb. XIII, S. 219. leber die (^)iiellen zur (Jeschichte von Anieluiifjsborn
s. Dürre a. a. O., S. 180. Vgl. M. U.-15. X. S. 619 und 620, aus den Veizciclinissen des Klosters
Ebrach: Abbatia de Doberan in Sclavia prope Kode.stock, Mor[imundi] proneptis, neptis Cainpi,
filia Amelsbrunne Abbatia de Dargon in Sclavia, Moi[imundi] abncptis, proneptis Campensis,
neptis Amel.sbrunne, filia Doberan.
'; Wigger, M. Jahrb. XXVIII, S. 97/98.
'; Ehemals werlesches Gebiet, die Vogtei Schwaan freilich nur bis 1301. S. Meckl. Kunst-
und Gesch. -Denkm. IV, .S. 2.
*j Schmidt, .M. Jahrb. III, S. 36: ein ungenügender .\uszug aus den » Anniversaria fratrum
et benefactorum ecclesiae Amelungsbornensis« (mit kritischen und exegetischen Noten herausgegeben
von Dürre in der Zeitschrift des historischen Vereins für .Nieders.-ichsen 1877, S. i — 106). Dieses
Nekrologium enthält mehrere Eintragungen, die sich auf den nicht weit von Wittstock lielegenen
Wirthschaftsbetrieb zu Dranse beziehen, die aber weder von Schmidt in seinem Auszuge, noch
von Dürre in seinen kriti.schen und exegetischen Noten l)er«cksichtigt worden sind, z. H. zu
Januar 5, 6, 22; Februar 21, 23; März i; Mai 15, 26.
Von diesen übergangenen Eintragungen ist die zum 23. Februar am meisten zu beachten:
VII Kai. Mart. obiit Christina ducissa I'olonie familiaris. Vgl. dazu M. U.H. 396 und Wigger (Meckl.
Jahrb. L, S. 148) der Christina, die Ciemahlin Heinrich Borwins II., zu einer Tochter König
Wilhelms I. von Schottland macht. Dürre, a. a. O. (1877), S. 73, setzt ihren Tod (aus (irUnden
der Amelungsborner Handschrift) vor 1291/92. — Zu der übersehenen Eintragung vom 6. Januar
und der nicht übersehenen Eintragung zum 20. Oktober sind M. U.H. 556 und 557 zu vergleichen.
'■; Ausfuhrliche Darstellung aller dieser Verhältnisse bei Lisch, NL jnlnli. XIII, S. 116—142.
Dazu Urkunden ebendaselbst S. 269 — 312.
KLOSTER AMELUNGSBORN. 603
mehr als das bekannte ausführliche Schreiüen des Abtes Kberhard vom 21. Juni 1502
an die Herzöge Magnus und Balthasar von Mecklenburg, womit er sich das nach
alter Ueberlieferung ihm allein zustehende Visitationsrecht über Doberan zu er-
halten suchte.^)
Deshalb scheint es uns nicht unangemessen, am Schluss des fünften Bandes,
mir dem unsere Aufgabe erledigt ist. drei Bilder der Abtei Amelungsbom zuzu-
fügen, welche besser als alle Beschreibungen eine Anschauung von dem Kloster
geben. ^)
Wie schon erwähnt, fällt in dem Landschaftsbilde die Aehnlichkeit der Anlage
mit Dargun auf. Hier wie dort ein älteres romanisches Langhaus mit dem Frin«ip
des Stützenwechsels, anders freilich im Hausteinbau als im Ziegelbau. Hier wie
dort ein jüngerer und höherer gothischer Bau des Querschiffes und des Chores, in
Amelungsborn freilich nach dem älteren Herkommen des Ordens mit plattem
Abschluss, in Dargun aber (ebenso wie in Doberan) mit dem reicher und malerischer
wirkenden Schluss eines polygonalen Kai»ellenkranz nach .\rt und Weise französischer
Kathedralen.-^) Hier wie dort ein (ilorkt-nthürmchen spaterer Zeit als Dachreiter
auf der Vierung. Das Amelungsborner 'Ihürmchen wurde zwischen 1588 und i5«)8
vom Abte Vitus Buch erbaut,^) das Darguner ist früher errichtet wordiii, denn es
wird bereits auf der Darguner Denktafel (1464 — 147Q) genannt
Wer dann ins Innere der Kirche tritt, den erfreut zunach.^i der si buchte
dreischiffige Bau des romanischen Langhauses aus dem XIL Jahrhundert mit
seinen wechselnden Pfeilern und Säulen, deren Würfelkapitelle zwar keine be-
sonders reiche Formen-Entwickelung aufweisen, aber dennoch sehr anziehend wirken.
Besonders reizend erscheinen die Kapitelle der kleineren Säulen unter der Orgel-
empore, und von hübscher Wirkung ist auch das • Rosen fenster« der Westwand.
Wer aber weiter aus dem Langhause zur Betrachtung der gothischen Theile der
Kirche aus dem XIV. Jahrhundert übergeht, dem drängen sich stilistische l'nter-
schiede zwischen dem (^uerschiff und seiner Vierung einerseits und dem verhaltniss-
massig langen Chorende andererseits auf, bei welchem die basilikale Anlage des
Langhauses mit drei Schiften, einem Mittelschiff mit Obergaden und zwei niedrigeren
Seitenschiffen, beibehalten worden ist. Vor allen sind es die breiten schweren und
am unteren Knde mit Vorschiebung kleiner horizontaler Stäbchen schräge ab
getreppten Dienste unter den breiten Ouergurtbogen der Vierung, die durch ihre
Plumpheit auffallen, und ebenso die mächtigen vierseitigen Pfeiler der Vierung,
welche, wenn sie auch vom statisch -dynamischen Cesichtspunkte aus als wohl
begründete Stützen erscheinen und an ihren Kanten durch Ausschneidung zu
gothischen Stäben mit birnförmigem Durchschnittsprotil gelangt sind, dennoch zu
der Fortsetzung des Chores mit achtseitigen Pfeilern, deren Kapitelle den Blatt-
und Figurenschmuck der Hochgothik aufweisen, in einem C.egensatze stehen, wie
er nur aus wenigstens zwei verschiedenen Bauplänen von zwei verschiedenen Archi-
tekten zu zwei verschiedenen Zeitläuften zu erklaren ist. Kurzum, in der Vierung
treten Erscheinungsformen aus der Zeit des Uebergangs vom romaniMhen zum
gothischen Stil oder Zeichen der Frühgothik vom Knde des XIIL oder Anfang <les
XIV. Jahrhunderts auf, während der weitere Choransatz selber auf eine spatere
Zeit um die .Mitte des XIV. Jahrhunderts oder bald nachher hinweist.')
' .\I. lahrh. VI, S. 177 (T.
*) Wir verdanken die..e Hilder der trefflichen Anstall de» Herrn Otto I.ielHrrt in ll..l,n..n.len
») Dieser L'nteischied ist von Dürre, a. a. <>. 1876). S. 195. übersehen worden
*) Dürre, n. a. O. (1876^. S. 199. v««??). S. 32 und 85. V.lu. Huch .M der lefUe AM. der
in das Nekrologium des Klosters eingetragen ist.
••) Auch in unserm mecklenburgischen Ziegelbau frühgoihischcr /eil. oder.
sagt aus der Zeit des Leberganges vom romanischen /um gothischen Slil. Riebt r
6o4
KLOSTER AMELUNGSKOKN.
Damit stimmen denn auch die urkundlichen Nachrichten aus Amehmgsborn.
die den Abt Bertram in den Jahren 1303 und 1304 allerlei Erweiterungs- und
Ausdehnungsarbeiten vornehmen lassen, \on denen u. a. recht wohl auch die Kirche
Westliches I.anyhaus der KlosterUiiche.
selber in ihrem Querhause betroffen sein kann. Dazu stinunen ferner, soweit es
den jüngeren östlichen 'I'heil angeht, die Nachrichten vom Abt Kngelhard (seit 1354)
Formen abgeschräfjter hreilcr Dienste unter enlspiecliendcn schweieren (hiilböfjen, so 7.. B. im
Dom zu (;Ustrow (IV, S. 201^, in der Kirche /u I<einsh.it,'cii (IV, S. 302 , im Chor von St. Marien
zu köbel (V, S. 479) und anderswo.
KLOS IKK AMKI.L NGSI« )KN.
605
Bau des neuen Chores .p nl 0 „" T , r', " "" ' '" «'^'^'''Wc'ndorf zun,
Oiier.schid und ('ln>r licr Kluslcrkirchc.
und die von einer Gustedt'schen .Meiiu»riensliftiinK am 25. April 1363 in dem
nygen Köre, ^t ') Nicht aber vermögen wir den vier \Vapj)enschilden im Haupt-
gewölbe des Chores, die als lehnende Schilde, wie die Abbildung zeigt und wie
») Dürre, a. a. O. (1876), S. 198/99. ,1877). S, 21 t. 5. April).
6o6 Kl.OSIKK AMKI.UN'CSHORN.
Lisch richtig angegeben hat.') auf den Rijjpcn des (ie\vc)ll)es sitzen und daher niclit
als Schhisssteinscheiben bezeichnet werden können, eine besondere baugeschichthche
Bedeutung beizulegen, wenigstens nicht in dem Sinne, in welchem es von Grotefend
im M. Jahrb. 1,XIV, S. 263 ff., versucht worden ist. Ks sind die Wappen der
Häuser Braunschweig, Werle, Homburg und Kberstein. Sollten die Wappen von
Werle und Braunschweig, wie Grotefend annimmt, wirklich Ehewappen sein, so
würde nach der Art ihrer Anbringung, Werle den männlichen und Braunschweig
den weiblichen Theil zu bedeuten haben, es sei denn, dass man sich in Bezug auf
die Stellung nicht auf die Regel, sondern auf Ausnahmen von der Regel berufen
wollte, wie sie hie und da, z. B. in einzelnen Siegeln fürstlicher Frauen des XIII.
und XIV. Jahrhunderts und bei der Darstellung von Eltern-Wappen auf Grabsteinen
geistlicher Herren gefunden werden. Diese beiden Wappen können daher nicht
als Wappen Heinriciis des Fetten von Braunschweig und der Fürstin Rixa von
Werle gedeutet werden. Es kommt hinzu, dass kein einziges urkundliches Zeugniss
über eine Bethätigung dieses Ehepaares am Bau der Kirche vorhanden ist, und
dass die Annahme, als ob die Fürstin Rixa, von Gedanken an den ungesühnt ge-
l)liebenen Mord des Vaters durch ihre Brüder gecjuält, in Wohlthaten, die sie dem
Kloster Amelungsborn erwiesen, Beruhigung gesucht haben könne, und als ob das
dankbare Kloster in Folge davon noch in späterer Zeit, in welcher der Sohn dieses
Ehepaares als Bischof von Hildesheim auch Ordinarius loci von Amelungsborn ge-
wesen, diesem und den Eltern zu Ehren die Wappen von Werle und Mecklenburg
habe anbringen lassen, ebenfalls jener dokumentarischen Begründung entbehrt,
welche nothwendig ist, wenn Hypothesen und Kombinationen dauernden Werth
bekommen sollen. Aber auch auf einen werleschen Fürsten und eine braun-
schweigische Herzogin die gedachten beiden Wappen zu beziehen, fehlt es an Anlass,
wenigstens an einem zwingenden Anlass, obwohl solche Verbindungen zwischen beiden
Häusern mehrmals stattgefunden haben. ^)
Dagegen könnte bei den anderen beiden Wappen, den Wappen der gräf-
lichen Geschlechter Homburg und Eberstein, die vorgeschlagene Verbindung und
ihre Beziehung auf den Grafen Otto von Eberstein und die Gräfin Agnes von Hom-
burg angenommen werden, wenn nur nicht auch für dieses Ehepaar wiederum die
urkundlichen Dokumente über engere Beziehungen zum Bau des Chores fehlten.
Nach dem ganzen Charakter aber, welchen die Anniversaria des Klosters haben,
müssen wir annehmen, dass, wenn sich dieses Ehepaar um den Bau des Chores so
verdient gemacht hätte, dass ihm vor allen anderen Mitgliedern des Geschlechts die
hol|e Ehre zu Theil geworden wäre, den Häusern Braunschweig und Werle gegen-
über mit einem Wappenpaar bedacht zu werden, dann auch das besondere V^erdienst
um den Bau des Chores, ebenso in den Anniversarien irgend wie zum Ausdruck
gebracht worden wäre wie das des Abtes Engelhard und das des Stadtoldendorfer
Bürgers Johannes Bole.
Unserer Meinung nach darf nicht übersehen werden, dass die vier Schilde,
in haljjer Höhe des (jewölbes auf den Rip])en stehend, einen Kreis bilden, alle
vier als lehnende Schilde in gleicher Richtung. Somit könnten ja, wenn es Ehe-
wappen .sein sollten, nicht weniger als vier Verbindungen erdacht werden, und jede
dieser vier Verbindungen Hesse sich möglicherweise auf mehrere geschichtliche Fälle
beziehen. Das aber gäbe zuletzt einen historischen Rattenkönig, den Niemand zu
untersuchen Lust haben würde. Deshalb inöcliten wir glauben, dass diese Amelungs-
borner Schilde gar keine EhewajjjK'n sein sollen. Wer die eine grosse Fülle lokal-
geschichtlicher Thatsachen enthaltenden Anniversaria durchsieht, der findet bald,
') M. Jahrb. XXII, .S. 222.
*) Vgl. Lisch, .M. Jahrb. XVIII, S. 189 — 223 (VcMl)indunfjen des fdistl. Hauses Weile mit dem
hcrzogl. Hause Hraunschweif^-LUnehurgj.
KLOSTKR AMEI.UNGSBOKN.
607
dass unter den vielen Benefactores des Klosters vier Geschlechter als meist genannte
über alle anderen thurmhoch hinausragen: es sind erstens die Herzöge von Braun-
schweig als Landesherren, zweitens die vom alten Borwin her stets dankbar ge-
bliebenen Fürsten von VVerle im Wendenlande.') drittens die Grafen von Homburg,
deren einer als Stifter des Klosters gefeiert wird, und viertens die (Irafen von
Eberstein, deren etwa zwanzig im Nekroiogium des Klosters als Benefactores
gezählt werden. Was Wunders also, wenn die Wappen dieser vier (ieschlechter
im Kreise herum das Hauptgewölbe des Chores zieren, dessen Steine im Uebngcn
eine so deutliche Formensprache reden, dass ihre geschichtliche Behandlung durch
weitere Dokumente kaum noch gestützt zu werden braucht.*)
*) Im mecklenburgischen Urkundenhuch, soweit es jetzt erschienen ist, linden wir ein
Vieitelhundert Urkunden, die .sich auf AmeUmgsborn beziehen. Und zwar sind die wichtigsten
Verleihungen an da.s Kloster die der Dörfer und Hofe Satow und Dranse, von denen jene ins
Jahr 12 19 und diese mit verschiedenen Erweiterungen) in das Jahr 1233 fällt. M. U.-H. 257, 414,
418, 537, 556, 557 und 558. Dazu kommen dann die späteren werleschcn He>tätigungsurkunden.
unter denen die aus den Jahren 1274, 1287 und I2<»i die wichtigsten sind. M. U.H. 1314. 1893
und 21 10. Aber den Wirthschafisbetrieb in Satow giebt .\melungsborn mit Zustimmung des Vatcr-
abtes in Altenkamp schon am 2. Februar 1301 wieder auf (i>ropter nimiam distanciam). Das Tochter-
kloster Doberan übernimmt diesen Retrieb und giebt dafür an das Mutterklostcr Amelungslnim twei
seiner Salzpfannen in der Saline zu Lüneburg: .M. U.-H. 2729. Man hat dat>ei den Kindruck, als ob
die politischen Veränderungen dieses Jahres, im besonderen der Uebergang der Vogtei Schwaan vom
Hause Werte an das Ilaus Mecklenburg (das zu Amelungsbom in einem kühleren Verhältniss steht,
wie dies besonders in dem bekannten sjiäteren I'aternitäts- und Visitationsstreit zum Ausdruck
kommt) recht wohl mitgewirkt haben könne. Vgl. Lisch, M. Jahrb. XIM, S. 116 — 134. .Mit Ur
künden ebendaselbst S. 269 — 296 Am 13. Januar 1350 bestätigen die Herzöge Albrecht und
Johann von Mecklenburg dem Kloster Doberan den Besitz von Satow als Amelungsborner Schenkung,
die auf werleschen Privilegien beruhe (in priuilegiis dominorum de Wcric): M. L . H. 7037. Der
erwähnte Streit zwischen beiden Klöstern wird am i. Mai 1362 beigelegt: M. U.-H. 9030- Und so
fehlt denn auch nicht der .\melungsborner .\bt auf dem grossen Kirchweihfeste in Dolurran am
4. Juni 1368: M. U.-B. 9794. Der grosse \Virthschaft»betrieb im südöstlichen Mecklenburg, den
das Kloster Amelungsborn vom Hofe Dranse auf der Lieze ausfuhren lässt, erhscht emt in der
Mitte des XV. Jahrhunderts, wie bereits in der ( )rt.sgeschichte des Dorfes Rossow o. S. 590 crwihnt
worden ist. Vgl. Li.sch, M. Jahrb. XHI. S. 135—142. Mit Urkunden ebenda.selbst von S. 302—312.
*) Dürre lässt diese \Va|)pen merkwürdigerweise in seiner Geschichte des Klosters gani
unberücksichtigt, er erwähnt sie gar nicht einmal. Dem gegenüber bleibt es da* Verdienst von
Lisch, in seiner voitreflhchen IJeschieibung der Kirche .M. Jahrb. XXII. S. 213 bis 223) zuerM die
Aufmerksamkeit auf sie hingelenkt zu haben. Wenn er es aber unterlägst, irgend welche um
ständlicheren Geschichtshypothesen anzuknüpfen, so mag es davon gekommen sein, dass ihm das
Nekroiogium des Klosters nur
in jenem dürftigen .\uszuge
vorlag, welchen ihm der.Vrchi-
var Schmidt für das dritte
Mecklenburgische Jahrbuch
(S. 36) übersandt hatte. Doch
einerlei, warum und wie es
geschah, wir sind auch heute
noch, wo das Nekroiogium in
der Dürre'schen Ausgabe ganz
und gar vor uns liegt, mit
Lisch in diesem Tunkte ein-
verstanden, gel>cn al>er (»rote-
icnd Recht . wenn er da»
Wappen von Wcrle als sei-
> hes l)estimmt l>czcichnet und
\on dem ihm l>cigclegten
> allgemeinen Ivpu» de»
mecklenburgischen Wap|Hrn»«
iefrcit wissen will.
6o8
DEU SCIIII.I) DKS IIAISKS WKRLK.
II.
Der Schild des Hauses Werle auf dem
Grabstein des Bischofes Johannes L von Havelberg
im Dom zu Havelberg.
er Bischof Johannes von Havelberg, dessen Erinnerung der Zweitälteste Grabstein
des Havelberger Domes aufbewahrt, war der Sohn des Markgrafen Johann's II.
von Brandenburg und der Fürstin Hedwig, Tochter des Fürsten Nikolaus I. von Werle.
Er starb nach kaum einjähriger Regierung als postulierter Bischof im Jahre 1292.
Auf seinem Grabstein sehen wir den Schild des Vaters unten neben dem linken
Bein der dargestellten Bischofsfigur, also heraldisch links, den der Mutter aber unten
heraldisch rechts.')
') Grotefend verweist in seiner Besprechung dieses Grabsteines (M. Jahrb. LXIV, S. 261/262)
auf zwei andere Grabsteine geistlicher Herren, welche die Wappenschilde der Eltern in gleicher
Stellung zu einander zeigen und von denen der eine (der des Priesters Ludolf Nygendorp im
Kloster zum hl. Kreuz in Rostock, f 1406) im ersten Bande der Mecklenb. Kunst- und Geschichts-
iJenkmäler, S. 214 (215) abgebildet ist. Vgl. Wigger, M. Jahrb. L, S. 225. Lotz, Kunsttopogr. I,
.Seite 284.
DER SCHILD DES HERZOGS ERICH VON MECKLENBURG.
609
IIL
Der Wappenschild
des Herzogs Erich von Mecklenhurn (t t^Ul) in der
Ruine der Dominikanerkirche zu Wisby.
err Reichsantiquar Hans Hildehrand schreibt dem Verfasser in einem Hriefe,
datiert aus ßorghohn, 19. VIII. 96: .Vor wenigen Jahren habe ich inner-
halb des Friedhofes der Marienkirche zu Wisby ein Stück vom GraMenkmale
des Herzogs Erich von Mecklenburg ausgegraben. Das Denkmal l)estand offen
bar aus einem sargähnlichen Deckstein mit
zwei erhabenen (liebelstücken. Was ich aus-
gegraben habe, ist das eine (iiebelstuck mit
dem mecklenburgischen Wappen, von neben-
stehender Form. Das Stück ist gegenwärtig
in der Ruine der dem hl. Nikolaus ge-
widmeten Dominikanerkirche zu Wisby auf-
gehoben. ■< >lm vorigen Jahrhundert
war auch das zweite (Jiebelstück noch vor-
handen, ist aber jefzt leider versihollen.«
Herzog Frich ist der älteste Sohn des
Schwedenkönigs und Herzogs Albrecht IH.
von Mecklenburg, von dem die Doberaner
Cienealogie erzählt, dass er, nachdem der Vater das Reich verloren, sich zur Wieder-
eroberung desselben aufgemacht, die Insel Clothland mit der Stadt WiNbv glücklich
eingenommen und besetzt habe, aber schon nach kurzer Zeit gestorl>cn sei. Das
wird durch andere Nachrichten, besonders durch die Chronik der Minoriten zu Wisby,
bestätigt, welche hinzufügt, dass Herzog Frich am 26. Juli des Jahres 1397 ge-
storben sei und sein Grab in St. Marien zu Wisby erhalten habe. ') Zur Be-
stätigung dieser Angabe dient nun wieder, wie man sieht, der Fundbericht des
Herrn Reichsantiquars Hildebrand, dem wir ausserdem auch die hier wieder-
gegebene Zeichnung zu verdanken haben.
') Vgl. Lisch, .M. Jahrb. .\1, S. 24. Wigger, NL Jahrb. L, S. 184.
89
6io
MESSINüri.ATTE DER HERZOGIN KATHARINA.
IV.
Die Grabplatte
der Herzogin Katharina im Dom zu Freiberg.
ie Herzogin Katharina, um die es sich hier handelt, war eine Tochter des
Herzogs Magnus II. (Meckl. Kunst- und Gesch.-Denkm. III, S. 645/47) und
der Herzogin Sophie (deren schöne Bronzeplatte jetzt in der St. Marienkirche zu
Wismar liegt, M.
Kunst- u. Gesch.-
Denkm. II, S. 54)
und das sechste
Kind dieser Ehe.
Vgl. Wigger, M.
Jahrb. L, S. 278.
Bei Gelegenheit des
grossen Turniers zu
Ruppin im Jahre
15 I 2 wurde sie »vp
den vastelanend
(24. Februar) . . .
deme eddelen
herenhertich Hein-
richen tho Missen
.... thogesecht
vnde thosamen dar
ock \ortruwet \an
dem biscop Jhe-
ronimo des Stiftes
tho Brandenborch.
Vnde vp den so
nier sint se tho-
samen kamen tho
Dreszden vnde de
koste gheholden
dar suluest 'j Nach
Nachrichten in den
Archiven langte
Herzog Heinrich \".
mit dem Braut
') Slajjgert in .sei
ner Thronik : .M. Jahr);.
III, .S. HO. Vf/l.
\Vi««er, .\I. Jahrl>. I.,
S. 282.
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Il<.'i/.i)t{iii Kalh.inna mit ihrem .-lohiie, dem I rm/.eii .Montz.
(Nach Lukas Kianach.)
MESSINGFLATTE DER HERZOGIN KATHARINA.
^\:
ANNO-MD LXIDEN VI IVNII IST WE DVRCHI
HOCHCEBORNE FVRSllNVND FRAVFILAV KATHARIN>E
CEBORNE HERZOGIN ZV MKKELBVRC HERZOGIN ZV S/^CH
SENLANTCREVININ DVRINGF.N MARCGREVIN ZVMESEN
HERTZOC HEINRICHS ZV SACHSEN ^HOCHLOBLCHER
VND SELIGER GEDECHTNVS GEMAHLSEUCUCH IM HERN
EKTSLAFEN DERER. SEL GOT GNAD VND LEIT ALHI BEGRABEN
(jraliplatte der Hcrz<)<^iii Katli.inii.i im |)<>iii tw I
6ii
»9«
6l2 DENKMAL DER HERZOGINNEN CHRISTINE UND MARIE ELISABETH.
zuge zu Freiberg am 5. Juli an und dauerte die Hochzeit vom 6. bis zum 9. Juli.
Katharina ward die Mutter des späteren Kurfürsten INIoritz von Sachsen, verlor
aber ihren Gemahl schon am 18. August 1541 und starb nach der Inschrift auf
der vorstehenden Platte am 6. Juni 1561. Von ihrer Schönheit sprachen die Zeit-
genossen.') Als im Januar 1547 ihr jüngerer Bruder, Herzog Albrecht VII., in der
Kirche zu Doberan beigesetzt wurde, war sie mit ihren unvermählten Töchtern zu-
gegen. Weltbekannt ist das oft kopierte Bild von der Hand des Lukas Kranach,
das sie mit ihrem Sohne, dem Prinzen Moritz, darstellt: Kat. d. Grossh. Gemälde-
galerie Nr. 880, S. 532. Vgl. Distel, Kunstchronik XXIII (1887/88), S. 246. 515.
Derselbe: Bilder aus Freibergs Vergangenheit 8 (Mitth. d. Fr. A.-V., Heft 25).
») Lisch, M. Jahrb. VIII, S. 196. Vgl. auch XXII, S 152.
Denkmal der Herzoginnen Christine und Marie Eli.sabeth
in der Kirche SS. .Ana.stasii et Innocentii zu Ciandersheim.
DENKMAL DER HERZOGINNEN CHRISTINE UND MARIE ELISABETH. 613
Das Denkmal der beiden Herzoginnen Christine (t1()9:^)
und Marie Elisabeth (t 1712) von Mecklenbiiri» in der
Kirche SS. Anastasii et Innocentii zu (iandersheiin.
eide Herzoginnen sind Töchter des Herzogs Adolf Friedrich I. aus zweiter
Ehe mit Maria Katharina, Tochter des Herzogs IiiHus Kmst von Hraimschweig
zu Dannenberg. Die Herzogin Christine wurde am 8. August i63(> geboren.') Am
9. August 1681 wurde sie Aebtissin zu dandersheim und starl) als solche den
30. Juni 1693.-)
Die Herzogin Marie Elisabeth hatte 1701 auf Grund einer väterlichen Ver-
fügung sich mit List in den Besitz des durch den Tod ihrer Schwester Juliane
Sibylle erledigten Klosters Rühn gesetzt, war zwar daraus entfernt, erlangte es
aber doch am 15. September 1705 durch einen Vergleich aufgrund eines Spniches
des Reichskammergerichtes wieder. Nach ihrem 'l"ode soll sie nicht zu (»anders-
heim, wo sie Aebtissin geworden war, sondern im Fiirstl. Begräbniss zu Rühn bei-
gesetzt worden sein.^) Wigger, M. Jahrb. L, S. 299.
Im Aufbau erinnert das Denkmal zu Gandersheim in mancher Beziehung
an das in ähnlichem Stil ausgeführte Denkmal der Herzogin- Aebtissin Sophie
Agnes zu Rühn, die eine Tochter erster Ehe des Herzogs Adolf Friedrich l mit
der Gräfin Anna .NLarie von (Jstfriesland und somit eine Halbschwester der gen.
beiden Aebtissinnen zu Gandersheim war: M. Kunst- u. Gesch. Denkm. IV, S. 88.*)
*) S. Tagebuch des Herzogs Adolf Friedrich, M. Jahrl). XII. S. 1 10.
') Vgl. I. V. Klein, Fortsetzung des Joh. Friedr. v. Chemnitz hist.-gencal. Nachr. aller mecklen-
burgischen Kegenten bis aufs Jahr 1722, S. 70. Dazu Wigger, M. Jahrb. L. S. .99.
») Klein, a. a. Ü., S. 71.
*) Mit Hülfe einer Spende durch den hochseligen (iroshberzog Friedrich Krinz III. wurde
das Denkmal im Jahre 1895 einer Frneuerung unterzogen. Die zu der beigegebenen Abbddung
benutzte Photographie ist der Güte des Herrn Keklors Dr. F. Hrackebusch zu verdanken.
ANHANG II.
Orts-, Personen-, Künstler- und
Kunsthandwerker -Register
über alle fünf Bande.
Verzeichniss
derjenigen Ortschaften, welche in der Reihe der Städte. Kirchdörfer
und vorgeschichtlichen Plätze ausführlicher behandelt sind.
(Die eingeklammerten Zahlen [nur bei dem ersten Bande] beziehen sich
auf die Seiten der zweiten Auflage.)
A.
Adamsdorf V, 459.
Admannshagen III, 724.
Ahrensberg V, 586—589. 597.
Althagen I, 380. (389).
Althof III, 682—692.
Altkaien s. Kaien.
Ankershagen V, 290 — 303.
B.
Badegow III, 384.
Badendiek IV, 267.
Badow III. 73—74.
Baebelin III, 465 — 467.
Bakendorf III, 13 — 14.
Balow III, 213 — 215.
Bandekow III. 122.
Bandow IV, 182.
Bantin III, 153.
Banzin III, 93.
Banzkow II, 666—668.
Barkow IV, 612 — 614.
Barnekow II, 336.
Barnin III, 331—332- 382.
Bartelstorf I, 341- (347)-
Basedow \', 119— 135. 225.
Basepohl \', 226.
Basse I, 492—502. (509—5191. S'4- (532)-
Bauhof. Neu- b Stavenhagen V, 226.
Baumgarten I\', 119— 121.
Behren-Lübchin I, 503—506. 520-524). 514.
(532).
Beidendorf II, 295—301.
Belitz I, 473—479- (489—496)-
Bellin IV, 320—326. 417.
Below IV, 408—411.
Bennin III, 136—137.
Benthen IV, 543—546-
Bentwisch I, 320—324. (324— 3»9)-
Benzin i>. Kehna II, 520.
Benzin i> l.ibz IV, 539 — 541.
Berendshagen IV, 112 — 114.
Bergrade I\', 475—477.
Bernitt IV, 108— 112.
Besitz III. 155.
Biendorf III, 533—536-
Biestow I. 303—307- (306—310).
Bibow III 472—474. 478.
Blankenhagen I, 371—374- (380—384).
Blengow 111 722.
Blievenstorf III, 300 — 301.
Blücher III 140 — 142.
Blücherhof V, 462.
Bobzin IV, 032.
Boddin I. 510—513. (528—531).
Boek \ 353-355-
Boitin !\', 129—132. 184.
Boizenburg III, in — 122. 154.
Bölkow l\', 415.
Bollbrücke III, 7-:4
Bolz IV. 186.
Borg I, 381- s39o).
Borgfeid V. 185—187. 227.
Borkow IV, 174—176. 186.
Börzow II. 409—412. 420.
Bössow II, 351—356.
Brahlstorf III, 155.
Braunsberg I\', 416.
Bredenfelde \', 219—220.
Breesen V. 260 — 263.
Brenz III. 297—300. 315.
Bnggow V, 220—222.
Bnstow V, 71—79-
Broda III. 312.
Broock IV. 541—542-
Brudprsdorf I. 568— 573- (S**— 593)- S«6l6o8
Brüel III. 3S6-395. 478.
Brunow II! 215—217. 314.
Brunshaupten III. 530-533 723-
Brunstorf I. 308. (408).
Brütz IV. 400-404.
Brütz. Gro»»- II ^o«; — ^oq.
6i8
ORTS -REGISTER.
Brütz. Langen- II, 658—659. 685.
Brüsewitz II, 6S7.
Buchholz b. Gadebusch II, 520.
Buchholz h. Brüel III, 430—432.
Buchholz b. Schwaan IV, 26 — 27.
Buchholz b. Kübel V, 566—568.
Bukow. Alt- III, 488—490. 721.
Bukow, Neu- III, 480—488. 721.
BUlOW b. Kehna II, 519.
BÜlOW b. Crivitz III, 363—366.
BÜlOW b. Malchin V, 66--70. 224.
Burg. Hohe IV, 185.
Burow IV, 560—561,
Bütow V, 537—538.
Bützow IV, 41—74. 183.
c.
Cambs II, 657.
Cammin b. Laage I, 446—454. (461— 469) (497).
Camin b. Wittenburg III, 94 — 96. 153.
Chemnitz V, 265—268.
Christianenhof (b. Tessin) I, 438. (453).
Clausdorf V, 227.
Conow III, 167 — 171.
Consrade II. 664—665. 686.
Cramon II, 645—648 V, 462.
Crivitz III, 317—331- 382.
D.
Dabei IV, 172—174. 185. 186.
Dahmen V, 138—139. 226.
Dambeck b. Schwerin II, 641—645.
Dambeck b. Balow III, 210 — 213. 314.
Dambeck b. Wredenhagen V, 527 — 534. 596.
Damerow b. Goldberg IV, 419.
Damerow b. Domsuhl TV, 470—471. 633.
Damerow V, 462.
Damm b. Dargun I, 585. (606).
Damm t) I'archim IV, 491 — 494.
Dammerstorf I, 398. (408).
Dammwolde IV, 626 — 629.
Damshagen II, 357 — 361.
Dänschenburg I, 374—376. (384—386).
Dargelütz IV, 488—490,
Dargun I, 516—563. (534—582). 585. (606).
Darss IV, 571 — 572.
Dassow ir, 392 — 401. 420,
Demen III, 344—347.
Demzin V, 225.
Demzin, Hohen- V, 79—81.
Deperstorf I, ('497).
Dersenow fll, 143.
Deven \', 364—365.
Diedrichshagen II, 412 — 416.
Diemitz V, 585—586.
Dierhagen I, (372—373)- 379— 380.
Dierkow I, 341- (347).
Döbbersen III, 69—73.
Dobbertin IV, 349—371. 418.
Dobbin IV, 338—341. 417. 418.
Doberan III. 551—681. 724.
Dömitz IIT, 156—167.
Domsühl i\', 473—475- 630.
Dratow, Gross- V, 362—363. 461.
Dratow. Klein- V, 461,
Drefahl III, 218.
Dreilützow III, 79— 8i.
Dreveskirchen III, 491—496. 723.
Drüsewitz I, 438, (453).
Dudinghausen l, 480. (497).
Dümmer III, 153.
Dummerstorf I, 34'. (347).
Düssin III, 155.
Dütschow III, 305—306.
E.
Eichsen, Gross- II, 493—502.
Eichsen, Mühlen- II, 503—504.
Eickelberg IN', 148—153. 185.
Eickhof IV, 185. 186.
Eldena III, 192 — 200.
Eidenburg V, 460.
Elmenhorst II, 375—379
F.
Fahrenhaupt I, 398 (408).
Fahrenholz b. Schwaan IV, 182.
Fahrenholz b. Ivenack V, 226.
Farpen, Neu- 11, 334.
Faulenrost V, 136.
Feldhusen II, 420.
Federow V, 346—350-
Finken \', 538—540.
Finkenthal I, 583—584. (603—605). 585. (606).
Flessenow II, 685.
Flotow, Gross- V, 287—288. 458.
Franzenberg I, 598- (619).
Frauenmark IV, 477—482.
Freidorf V, 458.
Fresendorf I, 34« (347)
Friedrichsdorf III, 723
Friedrichshagen II, 416—419.
Friedrichshöhe I, 341- (347).
Friedrichsruh III, 383.
G.
Gaarz, Alt- 1». Neubukow III, 507—513. 722.
Gaarz, Alt- b. Vollrathsruhe V, 462
Gaarz, Neu- b. Neul)ukow HI, 721.
Gädebehn b. Crivitz III, 385.
Gädebehn b. Stavenhagen V, 457.
Gaegelow b Wismar n, 337.
Gaegelow b. Sternberg IV, 167 — 172. 186.
Gadebusch II, 456—487.
Gallin III, 135—136.
Gagzow II, 334-
Gallentin II, 685.
Gamehl II, 335
Gammelin III, 9— «3- «52.
Ganzlin IV, 618—620. 633.
Garwitz I\', 465 — 469.
Gehlsdorf I, 34>- (347)-
Gehmkendorf I, 598. (619).
Gerdshagen III, 723-
Gersdorf III, 724
Gessin V, 137
Gielow V, 148—152.
ORTS- REGISTER.
619
Gievitz, Gross- V, 365—371.
Gischow IV, 558—559.
Glaisin IIL 315.
Glashagen III, 724.
Gnemern IV, 185.
Gnevsdorf IV, 615—617.
Gnoien I, 482—492. (499—509). 514. (532).
Godems, Gross- III, 309 — 310.
Goethen III, 383.
Golchen b. BrUel ITT, 478.
Goldbeck II, 419.
Goldberg IV, 342 — 349. 418.
Goldebee II, 251—254.
GoldenbOW (A. Wittenburg) III, 154.
Goldenbow (A. Crivitz) III, 384.
Goldenitz III, 155.
Göldenitz IV, 19 — 20.
Goldenstädt II. 670 — 671.
Gorlosen III, 201 — 204. 314.
Goritz I, 481. (498^
Görnow, Gross- IV, 185. 186.
Görnow. Klein- IV, 185.
Gorschendorf \', iii— 114. 225.
Görslow 11. 660 — 661. 685.
Gottmannsförde II, 687.
Grabow 111, 176— 191. 313.
Grabow b. Wredenhagen V, 545 — 546.
Grambow II, 451 — 455.
Gramnitz III, 152.
Granzin b. ilagenow III, 132-133. 152.
Granzin b. Boizenburg III, 155.
Granzin b. Lübz IV, 549 — 551.
Grebbin IV, 484 — 486. 630.
Grenz, Gross- IV, 24—26.
Gresse 111. 125 — 128.
Gressow II, 302—311.
Greven b. liolzenburg III, 134 — 135.
Greven b. i,itl)7 IV, 556—558.
Grevesmühlen II. 339— 35'-
Grünenhagen IV, 186.
Grünenhof III, 152.
Grüssow V, 432 — 436- 462.
Grubenhagen V, 53—63. 224.
Gülze 111. 123 — 124.
Güstow 11, 520.
Güstrow 1\', 187—265. 413.
Gutendorf. Alt- I, 398. (408).
Gutendorf, Neu- I, 398. (408).
H.
Haeven 111, 478-
Hagenow IFI, 1—6.
Hallaiit V. 224.
Hanstorf III, 717— 72i-
Heiligenhagen III, 543—546. 723
Helle. Gross- V, 254.
Helle, Klein- V, 277—279.
Helm III. 153-
Hermannshagen IV, 183.
Herzfeld 111. 306—308. 315-
Herzberg IV, 411— 4«3-
Hinzenhagen IV, 417.
Hohenfelde fll, 724-
Hohenkirchen II, 312—318.
Holdorf II. '.20.
Holzendorf b. Hrud III, 421—424
Holzendorf b. .Stemlxrrg IV, 186.
Hornstorf II, 235—240.
Horst IV. 1S3.
Hundehagen III, 723.
Hundorf II. 6.S5.
Hundorf. Gross- II, 520.
Hundorf. Klein- II, 520.
I. J.
Jabel b. Doniit/ III. 171—175.
Jabel b .\i.ilcho\v V, 422 — 424. 462.
Jamel II. 422.
lassewitz. Alt- II, 336.
Jesar. Kirch- III, 18—19.
Jesendorf III. 474—477.
Ilow II. 334.
Jördensdorf V, 35—41.
Jörn>torf I II, 722.
Jürgenshagen IV, 106—107.
iürgenstorf V, 164—168.
Ivenack \', 169—184.
Ivendorf III, 724.
K.
Kägsdorf III, 723.
Kaien. Alt- 1. 577—583. (597—603). 585. (606^
> NfuK.ilen.
Kalkhorst II, 379—392.
Kalübbe V, 457.
Kambs n .Schwaan IV. 20 — 24.
Kambs i' K'ibcl V, 54> — 545-
Kämmerich I, 585. (606).
Karbow IV, 569—570.
Karcheez Kirch (;ce7 IV. 27<>— 2S1.
Karchow V, 534 — 5.3'>-
Kargow \'. 350 — 351.
Kann. Alt- III, 536— 5.?9
Karow 1\'. 599—603. 633.
Karrenzin III, 308—309.
Karstadt III. 191 — 192.
Kastahn II, 421.
Katelbogen IV, 183.
Kastorf \'. 198— 2o<j. 226.
Kavelstorf IV, 28— u-
Kelle. Gross- V. 596.
Kessln I, 2.(1 — 298. 294—301). 342. v347-
Kieth V, 424—427.
Kieve V. S47— 55o-
Kirchdorf .mf Poe! II. 222—234.
Kittendorf V. 203- 2*«». 227.
Klaber V. 48—5'
Kläden IV. 418.
Kladow III. 339—342
Kladrum III. 357— 360.
Ktingendorf IV, 182.
Klink \ . vS'»— 390. 460
Klinken III. 374— .U9. 383-
Klopzow V. 507
Klupss IV, 414.
KIÜ8S III, 219—220
Klütz II. 361—374.
Kneese I. 400 (4'oV
Kobrow IV. 185.
620
ORTS -REGISTER.
Köchelstorf IL 336.
Kirch-Kogel IV, 388—391.
Kolbow III 313.
Kölpin-See V, 462.
Kölzin III, 153.
Kölzow I. 394—397 (404—407) 39». (408).
Körchow IIL 81—84. 153-
Kossebade IV, 487—488.
Kraak IIL 20—25.
Kraase V, 324 — 325.
Krakow IV, 314—319. 416.
Krebsförden IL 686.
Kreien IV, 565—567. 632.
Kritzkow b. Laage I, 457—460. (472—475).
480. (497).
KritzOW b. Crivitz III, 385.
Kronskamp I, 480. (497).
Kröpelin III, 514—522. 723.
Krukow V, 2578".
Krümmel V, 568—570.
Krusenhagen II, 334.
Kuchelmiss IV, 417.
Kucksdorf I, 399- (409).
Kühlenstein II, 419.
Kuhlrade I, 365—367- (373—376).
Kuhs IV, 414.
Kuppentin IV, 603—610. 633.
L.
Laage L 439—445- (454—460). 480. (497).
Laase III, 470 — 472.
Laasch, Gross- III, 270—272. 314.
Labentz, Gross- III, 478.
Lambrechtshagen III, 706—709.
Langhagen V, 51— 53-
Lanken IV, 552 — 555.
Lankow 11, 687.
Lansen V, 375-377-
Lantow, Klein- L 479- (497)-
Lapitz V, 250—251. 457.
Lärz V, 580—585. 597.
Laschendorf V, 462.
Leezen 11, 685.
Leisten IV, 633.
Lefzen V, 523—526.
Letschow IV, 182.
Leussow III, 272—275. 315.
Levenstorf V, 461.
Levitzow V, 32 — 34. 224.
Lexow V, 414—415. 463.
Lichtenhagen IIL 698 — 706.
Liepen b. Tessin I, 435. (451).
Liepen b. .Malchin V, 322 — 323. 459.
Liepen b. Penzlin V, 462.
Leikendorf I, 597. (619).
Levin I, 564-568. (583-587)-
Lohmen IV, 382—387. 419.
Loiz IV, 186
Loppin V, 462.
Lübberstorf III, 479.
Lübkow V, 249—250
Lüblow IIL 295 — 296,
Lübow IL 265—275.
Lübsee b. kehna IL 447-45'-
LÜbsee b. Krakow IV, 331 — 334.
Lübstorf IL 685.
Lübtheen IIL 145—147. 155.
Lübz IV, 512 — 538. 631.
Lüdershagen IV, 327—331. 417.
Ludorf V, 512—520. 596.
Ludwigslust IIL 229 — 269. 314.
Lukow, Hohen- IV, 103 — 105. 183.
Lukow, Gross- b. renzlin V, 283 — 285.
LuckOW, Klein- b. Volhathsruhe V, 224.
Lupendorf V, 225.
Luplow V, 288 — 290.
Lüsewitz, Gross- I, 437- (453)-
Lüssow IV, 286—291. 414.
Lütgendorf V, 429 — 432.
Lutheran IV, 538—539.
Lüttenmark III, 128 — 129.
M.
Malchin V, 84—111. 225.
Malchow V, 391 — 414.
Mallin V, 258—260. 457.
Malow IV, 630.
Manderow 11, 337-
Marin V, 285—287.
Markow, Gross- I, 597. (618 — 619).
Marlow I, 388—394. (398—404).
Marnitz IV, 502—506. 631.
Marsow III, 90 — 93.
Martensdorf II, 336.
Massow V, 540—541.
Matzlow IV, 494 — 496.
Mechelstorf IIL 722.
Mecklenburg IL 276 — 286. 336.
Meetzen 11, 488.
Meierstorf IV, 506—507.
Melkof IIL 151-
Melz V, 563—565-
Menkendorf III, 312.
Meschendorf III, 723.
Mestlin FV, 371—376. 419.
Metein II, 685.
Meteln, Alt- IL 638—640.
Methling, Gross- L 574— 577- (593— 597)- 586.
(607).
Methling, Klein- L 586. (608).
Minzow V, 526—527.
Mirow IL 668—669.
Mistorf IV, 17—18.
Mistorf, Hohen- V, 24—29.
Moisall IV, 114— 116.
Möllenbeck III, 221—224. 313.
Möllenhagen V, 303—304.
Mollenstorf V, 3'5— 3i7- 458-
Möllin Fl, 520.
Mölln V, 270—276. 457.
Moltenow IV, 183.
Moltzow V, 224. 461.
Muchow III, 225—226. 313.
Muess IL 685.
Mulsow IIL 496 — 498.
Mummendorf IL 402 — 405.
Müsselmow III, 424—427-
ORTS -REGISTER.
621
N.
Nätebow V, 520 — 522.
Neese III, 204 — 207.
Nesow IL 519.
Netzeband V, 593—595. 597.
Neuburg II, 241—250. 334.
Neuenkirchen b. Wittenburg II], 65— 6S.
Neukirchen b. Schwaan lY, 96—10^ 18'
Neuhof III, 68-69.
Neukaien I, 587—593- (610—615). 598. (619)
Neukloster (Sonnenkamp) HI, 445—464. 470
Neustadt III, 276—295. '»^ ^ '» -»/y-
Niehagen I, 380. (389).
Niehusen I, 380. (389).
Nieköhr, Gross- I, 515. (533).
Nieköhr. Neu- I, 515. (533).
Niendorf III, 144.
Niendorf, Gross- III, 354 — 356.
Niendorf, Klein- IV, 562.
Nossentin V, 420 — 421. 461.
Nostorf III, 131 — 132.
o.
Oettelin IV, 133—134.
P.
Paarsch IV, 465.
Pampow b. .Schwerin II, 677—678. 686.
Pampow (.\.-G. Teterow) V, 224.
Pankow. Gross- IV, 562—564.
Parchim I\', 420—464. 629.
Parkentin III, 710—717.
Parkow IV, 183.
Parum b. Wittenburg III, 77—78.
Parum b. Güstrow IV^ 282—286.
Passee III, 498—499.
Passentin V, 280—283. 457.
Passin I\', 77-78.
Passow IV, 548.
Peckatel b. Crivitz II. 665-666. 686.
Peckatel b. Penzlin V, 318 — 321. 459.
Penzin III, 395— 397-
Penzlin V, 228 — 249. 455.
Perlin III, 74—76. 153.
PetSChow I, 418-424- (43' -439). 437- U52)
Picher 111, 27—31.
Pieverstorf V, 457.
Pinnow b. Crivitz III, 332—337.
Pinnow (bei Penzlin) V, 263 264.
Pisede V, 225.
Plaaz IV, 414
Plasten. Klein- V, 361. 461.
Plüschower Mühle II, 422.
Plate II, 661-663. 686.
Plau IV, 574—599- 632.
Plauerhagen IV, 610— 611.
Pokrent II, 510—512.
Polchow I, 468 -472. (483—488)-
Poltnitz, Adelig III. 316.
Poltnitz. Fürstlich III, 316.
Poppentin \', 441—442.
Porep IV, 509—511.
Poserin, Gross- IV. 392—395-
Pravtshagen, Gross- II, 421.
Preensberg II, 336.
Prestin III. 348—354.
Pribbenow V, 168—169.
Priborn b kubd V, 574-576.
Priborn. Wendisch- IV, 623—626
Prisannewitz IV, 182.
Pritz, Hohen- IV. 176- 178. 186.
Pritzier III, 14S— 150. 155
Prokent, Alt- II, 520.
Proseken II, 319—330. 336.
Prüzen IV, 281—282.
Puchow V, 252—253. 457.
Q.
Qualitz 1\', 117— iiy.
Quetzin IV, 633.
R.
Radelübbe III, 152.
Raden. Gross- IV, 156—159, 186
Radepohl III, 384.
Raduhn III, 380 — 382. 384.
Rakow III. 722.
Rambow V, 377—380.
Rankendorf II, 419.
Rechlin V. 578—580.
Recknitz l\', 292- 298.
Reddershof I, 433. (448).
Redefin III, ^i — 35.
Redentin II. 334.
Rederank III, 723.
Reez IV, 34- 35. 182.
Rehna II. 423 — 446. 519.
Rehse. Alt- \', 255—257.
Reinshagen IV, 298—304. 414.
Reinstorf l\', 183.
Remplin V, 114 — 116.
Rensdorf II I. 124—125.
Retgendorf II, 649—652. 685.
Rethwisch III, 692—697. 724.
Retschow III. 546—550. 723
Retzow l\', 020 — 622. 633. V, 597,
Reutershof V. 226.
Ribnitz I. ;»;,— 363. (348— 371I 380. (389).
Ridsenow. Gross- I, 473 — 473. (489). 481.
IV>S\.
Rittermannshagen V, 145 — 147.
Ritzerow \ i'j 163.
Röbel \. 4''4 — 511. 596
Röckwitz V. 187—191.
Roggendorf II, 517—519.
Roggenstorf II, 405 — 409. 430.
Roggow III, 722.
Rom l\. 4'M' 4'>i
Rosenberg II. ()X7.
Rosenow \'. 200 — 202.»
Rosin, Kirch- IV. 270—271.
Rossewitz I, 465—468. (480—483).
R08SOW V. 589 ff. 597.
Rostock I. 1—280. (1-383).
Rothenmoor V. 236.
Rövershagen I. 315 — 319. (w
Ruchow l\' 163 — 167. 185. I
622
ORTS -REGISTER.
Ruest IV, 376—378.
Rühn TV. 78—96.
Rumpshagen V, 304 — 306.
Russow III. 503—506. 723.
Ruthenbeck;III. 369—372. 382.
Ruthenbeck. Neu- III, 382.
S.
Sagel V, 226.
Salitz. Gross- II, 513—516.
Sammit. Alt- IV, 319—320. 416.
Sanitz J. 425—432. (440-447)-
Sarmstorf IV, 291—292. 414.
Satow l>. Schwaan III, 540 — 542. 723.
Satow b. Flau V, 442 — 444.
Schaliss III, 153.
Scharstorf IV, 182.
Schlemmin IV, 183.
Schlieffenberg IV, 304—307.
Schlieven IV, 629.
Schlitz. Burg V, 82.
Schlön \', ^56 — 361.
Schlütow I, 585- (606).
Schönau. Alt- V, 371-375-
Schönberg V, 595—596.
Schorrentin I, 594—596. (615—618).
Schwarz V, 584—585.
Schorssow V, 63—66.
Schulenberg I, 398. (408).
Schwaan IV, i — 15. i8r.
Schwandt V, 279—280.
Schwerin II, 521—630. 684.
Schwerin. Alt- V, 417—419. 461.
Schwinkendorf V, 140 — 144. 225.
Selpin I, 438. (453>
Sembzin V, 463.
Serrahn IV, 334—337- 4i7-
Severin IV, 482—484. 629.
Siemen. Gross- III, 724-
Sietow \'. 437—440. 463.
Siggelkow IV, 501—502. 630.
Slate I\', 497—500. 630.
Sommerstorf V, 387—389. 460.
Sonnenkamp (Xeuklostei) III, 445 — 464.
Sophienhof V, 461.
Speck \', 351—352.
Spornitz III, 302 — 305. 315.
Spren.z Hohen- IV, 35—40.
Stäbelow I, 298—302. (302—306).
Stassow I ''453).
Stavenhagen V, 153—162. 226.
Steffenshagen III, 523—530. 723.
Steinbeck II, 520.
Steinhagen IV, 184.
Steinfeld, Raben- III, 385-
Sternberg I\', 134—148. 185. 186.
Sternkrug (y.u Meierstorfj II, 422.
Stielen, Neu- II, 336-
Stolpe III, 301 — 302.
Stormstorf I, 434. (450).
Stralendorf II, 679—681. 686.
Strameuss III. 479-
Stubbendorf I, Uio). 586. (607).
Stück, Kirch- II, 631—635.
Stuer V 445—454. 463.
Stülow III, 724.
SuckOW h. Güstrow IV, 266 — 267. 414.
Suckow 1). rarchim IV, 507^509.
SuckOW 1). Malchow V, 463.
Sukow b. Crivitz III, 338 — 339.
Sülstorf II, 672—677.
Sülte II, 671—672.
Suiten b. Hrüel III, 419—421.
Suiten b. Stavenhagen V, 210 — 211.
Sülze 1, 382—386. (391-398).
T.
Tarnow b. lUitzow IV, 124 — 128. 183. 184.
Tarnow b. Stavenhagen V, 222 --223.
Tarzow III, 479-
Tasohow IV, 182.
Tatow II, 335-
Techentin IV, 405—407.
Tempzin III, 397 — 418.
Tessenow IV, 630.
Tessin I, 401—405. (411 — 416).
Tessin b. Brüel III, 478.
Tessin. Gross- b. Warin III, 467 — 469.
Tessin, Gross- und Klein- IV, 416.
Teterow V, i — 23. 224.
Teutendorf I, 434- (450).
Teutenwinkel 1, 325—341. (329—346). 342.(347).
Thelkow I, 410 — 414. (421 — 426). 435. (450).
Thulendorf I, 307 — 310. (311 — 314).
Thürkow V, 29 — 31.
Toddin HI, 7—9. 152.
Tramm III. 372—374. 383.
Trebbow, Gross- II, 636—637.
Trechow. Langen-, Kapelle IV, 75 — 77. 184.
Tressow II, 336.
Triwalk II, 336.
u.
Uelitz ITI, 26—28.
Ulrichshusen V, 380 — 383.
Upahl 1>. Grevesmühlen II, 421.
Upahl, Gross- IV, 276—278. 416.
V.
Valluhn III, 109— iio. 153.
Varchentin V, 211 — 216. 227.
Varchow \', 216—219.
Vellahn III, 84—90.
Viechein. Hohen- II, 287—295. 336.
Vielen. Gross- \', 306 — 310.
Vielitz V, 383-387. 460.
VietlÜbbe b. (Jadebusch II, 489 — 493.
Vietlübbe b. Lubz IV, 572—573- 632.
Vilz I, 405—410. (416—421). 432. (447) 433.
(448J.
Vimfow IV, 419
Vipperow V, 570—573- 597-
Vitense II, 519-
Vogelsang I, 433- (448)
Vogtshagen I, 342. (347)-
Vollrathsruhe V, 224.
Volkenshagen I, 310—314. (314—319)-
Vorbeck III, 342—344. 385.
ORTS -REGISTER.
623
w.
Walkendorf I, 415—418. (426—430). 436.(451).
Walow Y, 436—437.
Wamckow IV, 178—181.
Walsmühlen III, 153.
Wangelin IV, 633.
Wangelin V, 427—429.
Waren V, 326-345. 459.
Warin III, 432 — 444. 478.
Warin. Klein- III, 478.
Warnemünde I, 281 — 290. (284 — 294).
Warnkenhagen b. Hutzow IV, 183.
Warnkenhagen b. Teterow V, 41—44.
Warlitz III, 35—37- 152-
Warnow IV, 123—124.
Warsow III, 14 — 17.
Wasdow I, 507—510. (524—528). 515. (533).
Wattmannshagen IV, 307—313.
Weberin III, 385
Weisin IV, 546—547.
Weitendorf b. Tes.sin I, 455—457. (47c— 472).
Weitendorf b. Laage I, 460 — 464. (475—480).
Weitendorf b. Wismar 11, 331—332.
Wendorf III, 384-
Wendorf, Neu- I, 438. (453).
Werle i). (Jiabow 111, 207 210.
Werle, Burg, 1). Schwaan 1\', 181.
Wessin III, 360—362
Westenbrügge III, 499-503-
Westhof III, 723-
Wiechmannsdorf Hl, 723.
Wiek IV, 181. 182.
Wiendorf IV, 15—16.
Wildkuhl V, 596.
Wilsen b. Lübz. IV, 568. 632.
Wilsen u. Wilser Hütte b. Krakow IV. 417.
Wismar II, i 221 333,
Wittenburg III, 38 <>4-
Wittenförden II, 6S2— 683. 686.
Witzin IV, i59-'63- 185-
Wöbbelin III. 296—297.
Woggersin V, 268—270.
Wokern. Gross- V, 45—48.
Wokrent IV, 183.
Wolde V, 193—198. 226.
Woidzegarten V, 463.
Wolkow I 5S8. ■609),
Woltersdorf. Gross- II. 337.
Woosten IV, 396—400.
Woserin IV, 378—381. 418.
Wotenitz II. 420.
Wredenhagen V, 551—560.
Wrodow \ , 253—254.
Wulfsahl III, 311— 312. 316.
Wulfshagen 1. 367—370. (376—380).
Wustrow I. 376—378. (386—389). 380. (389).
z.
Zähren \'. 310—315.
Zahrensdorf 111, 137 — 140.
Zapel 111, .^67— 369. 382.
Zarchin IV, 633.
Zarnekow 1, 588. (609).
Zarnewanz I, 433 (449)-
Zarrentin III. 97 — 109.
Zaschendorf 111, 427—430.
Zeez l\. 182.
Zehna i\', 272—275.
Zepelm IV, 74—75-
Zepkow \', 560— 5()i.
Zernin IV 121-^123.
Zickhusen II, 640—641. 685.
Ziegendorf III, 220—221.
Zielow \ , 576 — 578.
Zierzow 111, 226 228.
Zieslübbe IV, 47'— 473-
Zislow \ . 444—445. 463.
Zittow II, 652—656.
Zwiedorf V, 191 — 193-
Zülow II, 68t>.
Zülow IV, 180.
Züsow I II, 479-
Zurow 11, 255 — 204.
Zweedorf (\. IJoizenburg) III, 129 131. 155.
Zweedorf (A. Neubukow) III. 722.
Vepzeiehniss
derjenigen Familien und Einzelpersonen, welche mit Denkmälern
verschiedener Art, sowie mit Stiftungen und Schenkungen von
Kunstgegenständen vertreten sind.
(Die eingeklammerten Zahlen [nur bei dem ersten Bande] beziehen sich
auf die Seiten der zweiten Auflage.)
A.
Abbe III, 142.
Abjörnsson III, 247.
Acidalius IV, 458.
Adam II, 102.
Adeler V, 19.
Adrum v. I, 553 (572). V, 43.
Aepinus IV, 404.
Agricola III, 341.
Ahlefeld v. II, 355. 369.
AhrenS (Arendt, Arens, Arns) I (373). 380. III,
147. 347. V, 561.
Albinus I, 290 (293).
Alen V. I, 208 (209).
Algrim V, 321.
Alheydis I, 213 (214).
Alkenius IV, 297.
Allem I, 366 (375).
Altrock V. I, 53 (52).
Andreae III, 105. V, 323.
Anthony I, 576 (596). 580 (601). 584 (605).
Aquarius III, 460.
Arendt Arens, Arns) s. Ahrens.
Arenstorff v. V, 202. 315. 413. 570.
Arnim v. V, 77. 78. 122. 310. 361. 431.
Arnswaldt v. III, 432.
Aschersleben v. V, 268.
Attendorn v. I, 543 (563).
Atzmann V^ 285.
Augusttn III, 381.
Ave ir, 4'9-
Averberg v. III, 497. 539. 725.
Axekow V. III, 672—674.
B.
Bachauw I, 454 ^469).
Bäcker V, 279.
Bacmeister I, (58; 603.
Bade II, 671. IV, 570.
Bademöller V, 52.
Badinck IV, 244.
Bahimann (Balemann) IV, 15. 331. 610. V,
197- 432.
Bahrenfleth V, 424.
Balk V. II, 317.
Balrüss I, 378 (389).
Bambam IV, 246. V, 43.
Banzkow II, 55.
Bapsien IV, 269.
Bärcholtz IV, 395.
Bardenfleth I, 552 (571).
Bardmann V, 288.
Barenbruge (Barenbrughe, Barenbrügge) I, 221
(222I
Barg II, 644. V, 349. 363.
Barken v. III, 341.
Barkentin (Berkentin) s. Parkentin.
Barnekow v. I, 201 (202). 210(211). IV, 14. 89
Barner v. (Hemer) I (58). 604. II, 366. 373
656. III, 76. 359. 364. 366. 430. 476
477. 542. 721. IV, 157. 222. V, 39. 596
Barnewitz v. I, 453 (468). 456 (471). 111,476
IV, 528. 529. 622. V, 580.
Barold v. I, 459 (474)- IV, 89. 339.340. 341.
Barsse v. II, 298. 299. 442. 492.
Barsow (s. Passow).
Bart I (58).
Bartels v. II, 252.
Bärttling I (58) 604.
Bärtram III, 495.
Bassewitz v. I, 88 (90). 194 (195). 297 (300).
354 (360). 355 (361). 417 (430), 453 (468).
456 (471). 471(486). 477 (494). 494 (513) bis
497 (515)- 499 (517)- 501 (517)- II. 259.
271- 273. 355. 441. 511. III, 76. 473. 476.
IV, 104. 105.288.368.370.371. V, 79. 81.
Bastian I, 563 (582).
Bauer III, 212. 213. 214.
Baumann Hiuwmann) II, 97. 355. V, 258.
Baumgarten I, 217 (218).
Bavendererden III, 216.
Beckendorf v. III, 431.
l'ERSONEN-RKGISTER.
62;
Becker l 30. 149 Cisij. 262 C264). 553 (572). '
II, 516. ni, 59. 330. IV, 551.
Beckmann II, 628.
Beerling s. Behrling.
Beermann s. Behrmann.
Beese iBese) I, 302 (305). IV, 27.
Behm V, 290. 557.
Behn (Beben) I, 376 (386). IV, 620.
Behnke (Behncke, Beneke) II, 644. 656. 111,
137. V. 102.
Bahr V. (Behr-Negendank) I, 354 C360). 400
(420). 429 (444). 471 (488). 498 (515). 49(,
(516). 502 (518). 505 (523). 513 (531). 552
(571). II, 285. 318. 327. 332. 453. 50S.
515. 661. III, 474- 476. 477- 659. 701.
720. IV, 296. 325. 362. 369. 370. 371. 386.
545- 546. 548. V, 290. 315. 360.
Behrbom I, 405. 416.
Behrend IV, 616.
Behrens (Berens, Bäiens, Bärend.-) I, 116(119).
123 (125). 370 (379). 405 (416). III, 226.
360. 503. 542. 706. 716. IV, 301. V,
361.
Behrling (Beerling) 111, 170.
Behrmann 1, 369 (378). 11, 567.
Beier >. Beyer.
Belloc de IV, 71.
Below V. II, S'ß- 644. \\\ 275. 325. 3S0.
609. V, 15. 365.
Bennit IV, 386.
Benthien I, 306 (309).
Berg (Berch) I, 306(309). IV, 568. V. 375. 490.
Berg v. I, 53<52)- 3'3(3>7V ,
Berge v. dem V, 60. '
Bergen zum I, 96 (97)-
Bergk v. 1. 46(48).
Berken v. V, 522.
Berkholtz (Berckholz, Bergholz) V. H, I3'-
Berndes 111, 120.
Berner 111, 28.
Bernewin I. 218 (219).
Bernhard III, 669.
Bernstorff v. II, 386. 387. 410. 411. 453- 455-
504. 111, 80. IV, 92. 93- 100. loi. 481.
V, 440. 585-
Bertekow v. I, 547 1566).
Berteke dSertha) 111, 105,
Berthold 1\', 222.
Beselin 1 (58). 97 (98). 118(121). 603.
Beste III, 512.
Beust 1, 58(56\
Beutvür II, 666.
Bevernest v. 1. 428 (443 >• 429 (445)- '^'
52'K
Beyer Beier) 1, 306(309). V, 584.
Beytin (Beytien) IV, 159-
Bibow V. I. 463 (479)- 506(523 524;- III- 502.
S03. 510. 511. 512. 535- 539- 672. I\, 102.
113. 146. V, 3'7-
Bidermoller V, 102.
Biel V. 11 326. 332. 388.
Bielke v. IV. 494.
Bierstedt III. 379-
Bilderbeck v. III, 332-
Billerbeck I, 54' (560).
Bims I Bims>e) I, 290(293^- '"• -»'2 "' >'"'
Birkenstädt l\, 550.
Birnith 111 715.
Bischofshausen v. II. 504.
Blaffert II, 3S5.
Blanchert 1, 477 (494).
Blanck ( Ulank) I. 354 (360). 377 (388). 424 (439).
4»4 45". II. 327. IV. ;;;
Blankenburg 1. 505(5231
Blecker II. .17.
Bliffernicht I. 64(65). 98(99).
Block I 214 (215).
Blome V. 1\'. 39.
Blücher v. I, 269(271). II, 273. III. 476.
i\, 302. 369. 371. 6o<). V, 28. 29. 39.40.
41. 113. 166. 167. 202. 208. 278. 360. 431.
437- 442. 536. 539 550- 565-
Bock II 286. IM, 76. 342.
Bock III 347.
Bockholdt I. 370 (379). 453 U68). III. 666.
Böckler <B..cler) I, 373 (383). i2<t (44;i IV.
1 7 j
Böckmann v. 1 431 (446).
Bockwoldt V. -. Hiichw.ild.
Böddeker II 4S. 75. 105. III. 437. IV. 72.
Bodd(n V. I, 53 (521. III, 53«). V. 167 361.
Bodeyn III, 228.
Bohl V. II, 64S.
Bohnsack II. 165.
Bo(e I \ 244.
Bökholdt II. 102.
Bolbuck IV, 486.
Boldewin II, 479-
Boldt 1 297 (301). II. 239.
Böickow V. 211.
Bole 1 318(322). II. 240.
Bolkebar II. 2i'>.
Bollbrügge III. i9>- IV. >b2.
Bolte III, 203. V. 163.
Bolten 11. 630. V. 163. 568
Boltzendahl IV, 33.1
Bonhorst III 2>«;.
Bömer I iS- (3971
Boochmann V, 223
Borch 1 1 4«2.
Bording I 124(126).
Borger III, 271.
Borgert IV. 46<).
Borghes ({«orfjes) I. 219 '220V
Borke v. I. 208 ;209).
Bormetten IV. 92.
Bornemann Ml. 472.
BornffIdt v. M, 252 HI. 206.
Bornstedt v. Ml. 228.
Bosselmann II, 361.
Both V. 1 .o'>(36a). 445(460). II. 3<"> '"
(. 2-\; 476. IV. 291. 481. V, 411.
Bothmer v. M. 374-
Bötteker V, 550.
Botticher (lümicher) I. 123(125). III. 499
Boypn V. IM. 171.
Bracke M, 250. IV. 57"-
Brnllius \', \'H
Brambugus IM, 3W
Brand (Hrandt) I. 13** 0*0 f-^ i'7"' '"
,.Si IV. 118. 374- 375 378 391 «43
40
626
l'EkSONEN- REGISTER.
Brandenstein 11. 299. \'
Brandes 1, 421 (437)-
Brauer 111. 13. V, 363.
Braun 111. 417-
Brasch iHiasche) i\'. 45S.
Breddin \". 21S. 21«).
Bredow v. III. 271. V. 39.
Breide 1 552 571 1. V, 103.
Breidenbacli v. IV. 222.
564. 566. 568.
\'
;52).
!5-
326.
Breitenstern v. 1.
Breithor 11. lou.
Bremer 1\'. 561.
Brenke Hl. 312.
Brenne II 286.
Brenner IV, 376.
Breuil du 1, 58(56. 58). 60?.
Brock V. II, 386.
Brockdortf v. II. 368. 575. V.
Brocken v. IV, 105. 341.
Brockes II, 509.
Brockmann I, 323 (328). V, 363
Broker J. 113 ;ii5).
Brömse v. II. 384. IV, 330.
Bronsart von Schellendortf W
Bruche v. IV, 89.
Brüdigam I, 370 (379)-
Brügge 11. 176.
Brüggmann v. V, 44.
Bruhsaber III, 498.
Briijer 1\'. 244.
Brummer I, 306 (3091
Brummerstädt V, 53.
Brun (Brün I, 370(379)
BrÜning Hruning} II, 28
Brunswick I, 207 (208).
Brüsehaber v. IV, 166.
Brüseke II. 216.
Buch V. V, 290. 321. 589.
Buchholz I, 562(581). IL
Buchien 1. 575 (596).
Buchow II, 249.
Buchs-Schwobach I, 212(213).
Buchwald (Bockwoldt) v. 11, 398. 400. IV, 27.
H<). 158. 325. 326. 341. V, 50.
Buck 11. 361.
Buckmann V, 578.
Buggenhagen I. 552 (571).
Budda 1\'. ro4.
Bühring II, 635. I\', 614.
Buk II 479-
BukOW (Bucow) I, 221 (222).
Bulle (Hüllej I, 150 (151). II, 442.
Bülow V. I, 88 (91). 296 (300). 357 (362;. 386
(396). 413 (425)- 445 (460). 453 (468). 456
(47I). 501(518). 552(571). 11,418.419.453
455. 469. 478. 501. 502. 508. 515. 562. 563
644. 648. 650. 651. III, 89. 90. 92. 123
147. 341. 344. 426. 429. 431. 437- 459- 476
487. 490. 502. 510. 545. 549. 550. 659 bis
662. IV, 27. 68. 116. 145. 157. 158. 171
180. 181. 282. 318. 325. 326. 334. 369. 370
371. 380. 528. 529. 545. 609. V. 39. 50
81. 262. 317. 321. 378. 390. 4'3- 440. 45'
490.
Bulten I. 370(379)-
Bulsz \, 144-
II. 52.
II- 45I- 573-
286. III, 204.
239- IV,
Bung II, 379
Burchard (Horchard'l TU, 381. V, 309.
Burder 1, 462 (.478).
Burenius 1, 40 (39).
Burgmann 1, 59. 165(167).
Bürkholz v. V, 62.
Burmeister (Burmester) I, 430 (446). II, 97.
154. 209. III. 19. 106. 123. 144. IV, 68.
V, 361. 519.
Burow II, 97.
Burr IV, 567.
Burschaper I, 171 (172).
Busacker III, 171.
Busch III, 708. IV, 246.
Busse (Buss) I, 310 (314). IV, 494.
Büter IV, 269.
Butz II, 379.
Butzer IV, 247.
Bützow V. I, 194(195) 313(317)-
C.
Caland s. Kaland.
Calander s. Kalander.
CalSOW s. Kalsow.
Camen T, 217 (218).
Camerarius I, 78 (80). 80 (82). 98 (99).
Campe v. III, n.
Camptz V. s. Kamptz.
Capellen v. V, 62.
Carel V, 169.
Carow .s. Karow.
Carstens s. Karstens.
CaSSUbiuS s. Kassubius.
Celichius IV, 385.
Cempe II 560.
Chradeder (-) III, 142.
Chrlstiani I, 62.
Clandrian II, 65.
Clasen (c:iassen) I 349 (354). 444 (459). II, 407.
III, 67.
Clatt I, 387 (397)-
Claus(< "lausen, Claves) I, 378(389). IV, 174. 457.
Clausenheim v. I, 477 (494)- HI. 83. 84. 89.
Clausing IV, 244. 347.
Cleveheu II, 647.
Clevena I\', 244.
Cling (Clinge) I (58). 604. 370 (379).
Clinthen (Clinthius) II, 109. 148. 156.
Coberow I, 150(151).
Cohen II, 630.
Colberg II, 148.
Cölle II, 488.
Collen >. Köllen.
Conradi II, 328.
Cordeshagen III. 328.
Cossebade v. s. Kosboth.
Cothmann (Kothmann) I, 43. IV, 222. 337.
V, 53-
Cramon v. I, 452 (468). III, 423. 424. IV,
157. 175. 380.
Crotogino IV, 223.
Crudopius II, 148. 153.
Cruger (('rügcr) s. KrUf^er.
Crull s. Krull.
Curland T, 221 (222),
PERSONEN- REGISTER.
627
D.
Dabeler III, 373.
Dabelow IV, 568. Vgl. Dobau.
Daberstein (Dabeistein) s. Daverstei»
Dade I, 378 (389).
Dahse III, 415.
Dale II, 567.
Dalhelm III, 25.
Dalvitz IV, 296.
Damcke III, 147.
Danckwardt IV, 75.
Danek IV, 572.
Dänemark, Mitglieder des regierenden ILnu^e-
L 234 (235). m, 645. IV, 62. 66.
Daniel III, 217.
Dankver (Danckwardt) II, 2i6.
Danneel (Dernein I, 370fr. (379 ff.). 111, 59.
140. 251.
Dannenberg v. LI, 453.
Dannenberg III, 204.
Dargun II, 140. 214.
Darm IV, 567.
Darn IV, 571.
Darzow II, 442.
Dattenberg IV, 442.
Daversten I. 94 (96).
Dechow V. I. 372 (382). III, 476.
Decken v. der II, 509.
Dedewich I. 263 (265).
Degingk v. III, 429.
Dehn v. JII. 128. 142.
Dellen III, 25.
Demontrondt V, 200.
Densow IV, 25.
Derneil s. Danneel.
Desborch II, 349.
Dessin v. IV. 370. 607.
Detert I, 452 (467)-
Detlof (Dethloff, Detleff) I, 124(126. 149(151).
290(293). III. 533. IV. 159.
Detmer IL 519.
Dewerth III, 274.
Deutsch I. 89 (91).
Dieckman IV, 378.
Dien Dine) III, 31. 228.
Diessenbruch I f373) 380.
Diestel II. 443. 655. 656. 657. 659.
Dinners III. 228.
Dinggrav II, 49- 98- IV, 348.
Dippel IV, 70.
Ditmar IV, 616, 617.
Ditten v. III, 208. 209. 212. 214. 362.
Ditze II 116. 117-
Dobau vgl. Dabelow.
Dobbertin III. 6.
Dobbin I. 218 (219).
Dober I, 98 (99)-
Ooberan IV. 2qf>.
Dohse III 274
Dolch III, 25.
Dolge IV, 555.
Doli IV, 407-
Dömelow III, 702.
Donaht II 314
Dopp IV. 102.
Oöpke II, 516.
Döring v. I. 85(87). lU. 72. 74.
Dorne v. II. 383- 384 385. 392- V 431.
Dosebeck III. 702.
Dreps V. V 427.
Drevenstede I. 123 125; 274 (277).
Drewes I 123(125). II, 405. V. 573.
Dreyer III, 285. 417.
Driberg Drieberg; II, 64S. IV. 38. 39. 40.
Drigalski V, 524.
Driver III. 362.
Droishagen Dmlshagcn) II, 209.
Drühl \ 251.
Ducht 1\'. 491.
Duncker III. 207. IV. 159. 488. 561.
Dunkelmann IV. 622.
Duriar II 156.
DÜring Duhring. DUringk) I. 116(119). I|.
350- 387.
DupuitS du Puits; 1. 421 (434'. 422 (437\ 423
(438;. V, 536.
Duve III. 106.
Duwall V. 589.
i:.
Eddelandis I. 191 (192).
Eckhorst (Eckorst) II. 663.
Efert - I.vers.
Eggebrecht I, 305 (308). 306 (309- II. 49.
154. 208.
Eggers I, 370(379)- IV. 176.
Ehlers Klersi I. 114(116). II. 640. III. 165.
?42 IV, 539. 542
Ehrke \ . 538.
Eichholz III. 106.
Eichmann V. 582.
Eixen 1 1. 97.
Eksen 1! 62.
Eiderhorst v. I. 53 (52
Eier I. 242 (244).
Eiern Khlem V. I 414 426
Elers ^ Khler.s.
Elich I .?72(382;.
Elmhof II. 97- 209.
Emme II, 575.
Engel II 68. 328
Engel v. III 429
Engelbrecht I. 150(151)
Engelke IV, 438- 542.
Enghart II, 61. 148.
Eisner III. 59
Elvern III. 344
Erasmus I. .»44 1459)
Erlenkamp v. V, 315. 536. 580.
Ertmann ;l-,iihmann II. 419. ('•
Eschenbe l\', 622.
Eschenbury IV. 275. 320.
l'Estocq s. !x4tr»c'|.
Eter iV 347.
Evermans II. 355-
Evers Kwers, Kwert, Efert, Evenle«
444 (459V II. 234 in '^"
V. 304
40«
IV. 387
IV. 118. 542 V. 105.
V. 262. 263. 280.
l\
628
PERSONEN - REGISTER.
F.
Faber III. 1S9.
Fabrice v. II, 512. 518. 519. V, 193. 198.
Fabricius I, 373 (382). 561 (581). IV, 559.
Faget I. 510 (528).
Fahrenhorst I, 336(340-
Falk F.ilkel IV, 348.
Falkenhan III, 459.
Fanter 1. 366 J75). IV, 570.
Fehr v. d. II, 97.
Fehland Feland^ III, 6.
Feldt II. 361.
Feihering II, 240.
Ferber V. I, 471(487). III, 431. V, 215. 27S.
565. 596.
Fertens II, 419.
Ficke (Fieke) III, 506. IV, 252.
Fidler I, 59.
Finck (Fincke, Finke I, 124 (126). Tl. 350.
IV, 69. 112. 303. V, 586.
Fineke (Finecke) V. II, 271. III, 720. IV, 39.
222. 275. 289. \, 129.
Finmann IV, 70.
Fischer III, 415. 422.
Flege II. 386.
Fleisten \'. 139-
Flotow V. I, 431 (446). 543 (563;. 552 (57I,-
III, 215. 534. 720. IV, 32. 35. 362. 562.
V, 4t2. 435. 437. 444. 450. 451. 541.
Flotow IV, 347.
Fluge I, 56 55 .
Fohs (Fos) I, 124 126) 1373) 380. V.Ljl. Voss.
Foht IV, 75.
Folcher v. I, 506 (524).
Földtner III, 203.
Folschen I, 348 '354>
Frätwurst Freluwurst) I, (373) 380.
Frahm drani, I'rnnini) II, 443. 518. TU, 147.
IV, 375-
Franck v. III. 13.
Franck n-raiik lll, 106. 190. 1\', 145. \', 179.
iXi. 321.
Franz Caspar III, 264.
Fratscher II. 261.
Fredenhagen V, 62.
Frederus I, 98 99).
Freiberg v. IV, 176. V, 536.
Freiburg v. I, 85(84. IV, 609.
Frentzke IV, 407.
Frese I. 510(528;. III, 55. 347. \', 211.
Fretwurst s. Frätwurst.
Freundt irUndt I, 510(528. \\ 187.
Fridag \'. 50.
Friederici II, 292. 294.
Friedrich III, 171.
Frielingen II, G^y.
Friese \', 585.
Frisch v. \. 431.
Fred I\', 475-
Fromm I, 349 '354J-
Frolike V, 98.
Fröwke CFrövkej II, 656.
Fründt s. Freundt.
Fuchs 11 681.
Fuhrmann I, 562 (581;.
I Gabel V, 490.
1 Gade II, 361.
Gamm v. IV, 289.
Gans IV, 120. 222.
Gardelin l\', 24.
Garnatz II, 209.
Garves I\', 564.
Gätcke V, 114.
Gaul V, 576.
Gebhardt X, 244.
Geismar v. II, 379-
Gelenhausen v. III,
G.
390.
II. 80.
GerdeS ><-">herdes, Gherardus) I, (58). 210 (2ll).
305 (309^. 604. II, 61. 109.
Gerke I, 63. 274(277). IV, 481.
Gerling I, 513(530-
Gerloff I, 408 (419).
Gerrahn I\', 376.
Gertrud (Ghcseke) III, 105.
Geyersperger III, 165.
Ghnemer I, 62 (61)-
GielOW (Gilow, Gilauw) II, 379. V, 50. 180.
Gierke III, 302.
Giertz IV, 292.
Giese Ili, 30. 204. T\', 438. V, 280.
Giesenhagen IV, 523.
Gilhof 1 \', 494- 495- 496.
Giwertze v. III, 670.
Glasow A', 52.
Glöde III, 512.
Glöwe r\', 370.
Gluck !\', 220.
Glüer V. I, 313 (317)-
Gnoien (Gnouen) V. I, 202 (203\
Godhan (Gode, Godt) III, 209. 347.
Goeben v. I, 506 (523). in, 208.
Goeden v. III, 495-
Goegener (Goedner?; IM, 374.
Gode, Godt s. (Jodhan.
Göhren v. HI, 150.
Golcen v. II, 644.
Goldeniss (iolnitz) 1, 171 (172). \\. 75.
Goldensee v. III, 57-
Goldstädt (Joldstedej I, 264(266). II, 154.
Goldstein v. I, 148 (150}.
Gorrissen v. I\', 159.
Görss II, 605.
Gösch IV, 275.
Goslik I, 452 (467).
Gösman IV, 610.
Gottfried II, 561.
Gottschalk (iossschalk, CJoszhalk) I, 210(211).
jtjy ^lüi. 457 (472). III, 666. IV, 488.
Götze 11. 109.
Graber I\', 133.
Grabow v. I, 310 (314)- 427 '443)- 428 (444).
538 (557:- 552 (570- II, 254. III, 362.
IV, 340. 371. 391. 399. 400. 481. 489. 545.
V, 161.
Grabow fGrahauj IV, 292.
Gradner I, 378 (389).
Grambow v. \', 539.
Grambow IV, 602.
Grampe I, 218 (219;.
PERSONEN - REGISTER.
629
V, 40.
III, 84. 22S.
290.
Grantzin IV, 435.
Grantzow V, 550.
Grape v. I, 349 f354 •
Grape r(iiapius) iv, 252
Grapengiesser IV, 550.
Gräve IV. 617.
Grävenitz v. I, (52 53.
Greff Greffe) III, 144.
Gretfrath (Greferaht V,
Gregorius V, 257.
Grentze (Chensce) V. I. 88 (90).
Gretmann IV, 228.
Grieben v. V, 418.
GriefFenhagen II, 509.
Grimm III, 59.
Griper V, 102.
Grisebach V, 270.
Grisen V, 102.
Gristow V. I 373 ,382).
Groben von der IV. 337.
Grogen IV. 523.
Gromann III, 395-
Gronewoldt II, 479.
Groningk (Groninch) III, 332.
Grot ^Grote, Groth) I. 52 (50). 65
IV. 133. 159. 391. V, 592.
Grött I. 387 (397)-
Grove III, 131-
Grube v. IV, 622.
Grube I. 76(7^)-
Grüenberg III. 142-
Grundgrieper IV, 25.
Grützmacher V, 52.
Gudejohann III, 546
Gudeknecht II, 350.
Guhlke 111, 226.
Gule 1. 52 (5o\ 65. 170 (171)-
Güldener v. I, 297 (300).
Gülen V. III, 80. IV. 527.
Gundlach III, 6. 9. 25.
Gundlach v. V. 306. 317.
III. 476.
IV
III.
243-
19-
323. 440. 5:
Gunnlbertus IV. 545-
Gussmann v. I, 396 ^406).
Gyscow 1 208 (209).
H.
Haacke Hacke, Haacker) II. 274. 379-
Haalwart III, 59-
Haas (Haa.se, Hase) II. 240. IV, 12. 407.491.
56S. V, 49'-
Habant III 3«
Habisch 111 417
Hackbusch V, 509.
Hacke v. II, 263.
Hackelbusch V, 578.
Hackert \ i37-
Hadeler ll'adler) I, 96(97)- H. 68. 111. 490-
Hafemann (Havemann; I, 77 (79)- 97 (98)- H-
240. 56.S. III, 503. IV. 407-
Hagdorn V, 4'5-
Hagemann II. 5"9-
Hagemeister HI, 530- 532- H. 242- 244
Hagen v. 1. S53 'S72)- IV, 132- «37
Hagen W 390.
Hagenow v. I. 88(91). 552 (571). III. 476.
Hager II. 109.
Hager IV. 500.
Hägert III. 310.
Hahn v. 1. 116(119. 337 (34» ■• 3"*
(4o6\ 498 (515). 538 (557 „ 54
55» (570). 553(572). II. 634. 1\ ..,.^7-
337 V, 44. 73. 76. 77. 78. 122. 123. 124
125. 126. 127. 129. 130. 142. 147. \-r6
389. 418. 419. 545. 588. 589.
Hahn v. IV, 330.
Hahn II 109 III 17
Haker \' 130
Halberstadt v. II. 453. 502. 508. 655. 659
(.f)i. III iS. 19. 30. 95. 336. 423.427.431.
720 W. 172. V, 77.
Hallervord I 42.
Hamann III 717.
Hamburg II. 286.
Hammerstein v. III. 67. 292. V. 579. 580. 589.
Han ll:^nc) I. 477 (494). 478 (494). IV, 385,
Hancke III. 421.
Haneke 1. 209 210).
Hannemann II. 479-
Hannoteau I. 42 (40).
Hansen II. 240. 560.
Harbrech ll.irhrccht) II, 118. IV. 469. 475.
Hardenberg v. III, 67.
Härder I 302(305.324(328). 111.495 IV. 25
Hardt v. d. I. 420 (433- 423 (43'<)- 424
Hardt IV i.s
Hardtwich >. Ilartwifj.
Haren v. II. 55.
Harm l\' 47'
Harmsen IV 564.
Harnack III 459- 499-
Harneisch \". 57
Hartig II 390.
Hartmann I 459(474)- 464(479)- H- 677
Hartwig v. IV, 609.
Hartwig llanvicus. Hardtwich) I, 122 (124^
345 V.5 in "67- IV, 531
Hasberg v. III. 150.
Hase - Haas.
Häseler v. I. 596 618). II. «»so.
Hass Hasse) II, 327. III, 510. r . 385 386.
\' ^04
Hattpnbach II. 454-
Hauer I 3S' G57)-
Hauff V. V 259.
Haugwitz v. V. 352.
Haupt II "I.
Hausbrandt IV. 375.
Hauschildt Hausschiidt) II. 077 •" 25.
Hausen v. I, 444 (459
Hausmann I 45"' (.475)-
Hnuswrdel I 421 (433)-
Havc vom H. 209.
Havpsch V. 197.
Hecht \ 45"
Heerder V. 582.
Heide v. III. 461.
Heidemann I 56« (581).
Heidpnsleben II. 677.
630
PERSONEN - REGISTER.
Heidtmann (Ileitmann") I, 57. 562 (5S1). II.
450 \'. 349- 440.
Heimburg v. 1 (57). 603.
Heincke (.Heineke) III, 549. 550.
Hein v. V, 43. 44.
Hein .Heyn) IV. 469.
Heine U, 97-
Heinen v. I, 54-
Heinrich I. 289 (293). III, 64.
Heise IV, 246. V, 424.
Held Heldtj m. 506. V, 20. 39.
Helms I. 576 (596). II, 665.
Helmstede II, 324. 326.
Helpte V. V, 179.
Henk Henck, Henke, Hencke) III, 6. 28. 417.
IV. 496.
Hengfoss II, 648.
Henig IV. 496.
Hennemann II. 311. III, 204.
Henning (Hennings I, 351 (357). 370(379- 380-
II, 407. III, 300. IV, 494. V, 561.
Hentzen I. 290(293).
Hermann Hermans) I, 543 ;563\ III, 381.
IV, 228. 442.
Hermes II, 150. 160. 688. III, 217.
Hersen HI, 503.
Hertzberg (Herzbeig) II, 61. 148.
Hess in. 347- V, 557.
Hetschack V, 40.
Heuckendorf II, 316.
Heyde v. d. II, 519-
Heyn I. 575 (596).
Hilbrant III, 308.
Hilgendorff (Hiljendorf) I, 490 (497 . IV,
570.
Hill I, 76(78)-
Hillmann (Hildemann) II, 260. V. 144. 168.
Hiltermann I, 214 (215).
Hincke I, 296 (299). IV, 246.
Hindt I, 513 <^53i)
Hinrichs I, 348(3541- 49' 1508). 567<587i-
Hinsky V, 509.
Hintze Mlinze) I. 477 (494»- HI. 379- V,
202.
Hintzenstern v. V, 43'- 432-
Hinzmann I, 378 (389).
Hinzpeter (Hintzpeter) I. 444 (4591- I\'' 441-
442.
Höbe V. I, ($2) 53- 506 (523) 508 (526). 509
(526). 538 C557). 565 (5851. 566 (586). 567
($86). 576 C596). IV, 89. 303. 529. V, 166.
167. 168.
Hoff V, 151.
Hofmann H, 272.
Höfner I 459 '^4751-
Hogreve HI 59.
Hoinckhusen v. V. 263.
Holdorp (H'.ldnrf) II. 144. 645.
Holloger I 56C581. 604.
Holst (^Hol^tiusj III, 339. IV. 126.
Holstein (Holste. Ilolstenj V. I, 53 (52;. 191
(i')2). 355 06u. 552 ^57U- H, 655. III, 59-
529. IV, 165. 370 529. V. 104. 287. 298.
340. 387 390-
Holsten Hl 702.
Holtz II, 285.
Holtzendorff v. V, 379.
Homeyer V. 163.
Homoth IV, 491.
Hoofein II, 443-
Hopfgarten v. II. 263.
Höpener iHöpner) IV, 171. 292.
Hoppe (Hoppe) I. 30. 62. 63. 64. 95 (96). 121
(123). III, 356-
Horler I, 119 (122).
Hörn L 216(217). 221 (^222). V, 215.
Hornemann II, 419- Hl, 56.
Hortz s. V. (/)eit7.en.
Hoth V. 321
Hovel III. 105.
Hovier II. 118.
Hovisch II. 442-
Hübner II. 553-
Huchmeister II. 450-
Huddelbeck V. 363.
Huhn V. 285.
Hünemörder V. (Ilunenmördei . IlUnmöider.
Hühnmörder) I. 309 ('313)- 3IO (SM)- 323
(328). II, 254.
Hunemorder I, 302(3051.
Hugk III. 120.
Hundt V. II, 492.
Hüniken III. 342.
Husfelt IV. 561.
Huth (Hueth) V. III. 397- V. 276.
Huther II. 683.
I. J.
JaOObi (Jacobus, Jacob, Jakobs) I,
356 (362). III, 666. IV, 486.
Jagow V. IV, 313.
Jäger IV, 331.
Jahn V. d. III, 206. 207. IV, 104.
Jahnke (Janeck) I, (373) 380. III, 475-
Jallas III, 175-
Janentzky III, 209.
Jantzen I, 290 (293).
Janus IV, 227.
Jarchow II, 66.
Jasmund v. IL 285. IV, 385. 390.
Jaster II, 253.
Javert HI, 275.
IbendorfT V, 163.
Ide H, 672. Vgl. Jiden.
Jeger IV. 437
Jenderick I, 85 (88).
Jengel HI, 217.
Jenisch V, 216. 219.
Jensen (Jenszen) V, 258. 290.
Jeppe I, 580 (601 ).
Jeseke III. 417-
Jiden IH. 532. Vgl. ido.
Johann II. 567.
Johannsen IV, 617.
Jorck (]ovke) V. I, 201 (202). III, 530.
Jordan I. 1 16 (119)- HI, 417-
Jörgass (Jurgas.s) V. V. 596.
Jörn CJornsj II, 683. IV, 292.
Joseph F. 255 (^256).
Iserlohn (L'.seicnloi v. III, 460.
148 (150).
FKUSONEN - REGISTER.
631
Judelius IL 68.
Juhl II. 155 (271).
Junge II, 232. 284.
Jürges I. 457 (472V
458 14741. 459 (475t.
K.
Käcker V, 573.
Kafen (Kaven) II, 479. IV, 494.
Kahl III. 536.
Kahler II. 471.
Kahte I. 369 (378).
Kähter V^ 561.
Kaland (Kalant, Kalden. Kahlden) v. I.
(2o6). 538(557). 552 1571). V. ,14.
Kalander I, 451 C467).
Kalff I, 552 (570-
KalSOW (Calsow) II, 316.
385.
Kämmerer IV, 244.
Kamptz V. I. 387 (397).
263. 363. 431.
Kanzler I. 118 1 121 1.
Karbarch V. s. Kerkberg, Kerberg.
Kardorff V. ^Kerkdorp, Kerkdoif) I. 53 152).
(218). 404 (415). 409 (4201. 508 (526).
(557)- 551 »570. 552 (5711. S(>(> 1585'-
35- V, 39. 435.
Karkhof s. Kirchhof.
Karnatz IV, 244. 320. 390.
Karow II. 46
Karsten V, 451.
Karstens (Carstens. Kastens) I. 576(596).
(601 ). II. 683. m, 550. IV. 620.
Kasau I. 418 (430)-
Kasten s. Karsten.
KaSSUbiuS (Cassubiusi V. 507.
Katt (Katte) I, 444 (.459I- IV. 457-
Kaufeldt (Kauffeldt) U. 372. III. 336. 33;
Kaysei V. 61.
323 (328
II. 275
205
III. 142. IV. 376.
I\', 337 369- V
217
538
IV.
580
324 (329). 370
Keding (Käding) I.
(379,)- 387 (397»-
Kegel I. 116 (1191-
Keibel V, 262.
Keil I. 502 (519).
Kelpin I, 116(119).
Kempe I. 306 (309)- HI- 55°-
Kerkberg V. (Kerberg, Kirchberg 1 I \'
Kerkdorf s. Kardorff.
Kerkhof s. Kirchhof.
Kessler III. 7i7-
Ketelhodt v. III. 57 V, 5o6. 545-
Kettenburg v. d. I. 355 <36i). 477 (494
510. 721 IV. 247. \', 39-
Ketzedorp v. II. 567
Kielmann V, 113.
Kieselbach IV, 285.
Kindler II, 3«'
Kiepen III, n.
Kirchberg V. s. Kerkberg.
Kirchhof I. 56(55)- <58) 603. 89 (9')- 97
11. .553
Kirchringen (Kerkring) v. IN. t'op.
Kisbach V. 187.
Kiser III. 475-
Kistenmakpr !. 221 (222).
S. 228.
III.
(98).
111. 93
i. 88 (91 ).
III, 25
II. 286. III.
267.
Kladow II, 97. 330.
Kläfsath s. Klevesath.
Klähn iKlehcnius) I,
III. 25.
Klankow IV. 469.
Klapprode I, 296 1299)
Klebsahl (Klevesal. Klevesadel) III. 487. 488.
5--
Kiehenius ^. Klähn.
Kieimann 111. 136.
Klein v. I. 54 (53).
KleinOW 1 Klenowi V.
246 331.
Klenz iKIentzi II. 677.
Klepper III. 121.
Klessen V. 257.
Kleveheu 1 ) II, 647.
Kievenow IV. 386.
Klevesath V. 202.
Klinge I. 98 (99).
Klinggräff v. V. 264.
Klingmann IV. 292.
Klitzing v. V. 113. 596.
Klockmann III. 106.
Klockner \'. 191.
Klotze I. 123 ( 125).
Kluth (Khidt) II, 671.
Klugge \'. 561.
Klüver II. 415.
Knacke I\' 561.
Knaustorff v. III. 12.
Knebusch I\'. 551.
Knesebeck v. d. 1. *$&). 63. 64. 333 1324).
lil. 73. 127. 292. 427.
Knevel III. 132.
Knickenberg I. 96(971. 167(1691.
Knipphausen v. II. 453.
Knüll I. 2i^S 13011.
Knuth V. V. 41. 518. 519. 524. 577.
Knuth (Knuht) IV. 471. V. 54^.
Knüttel V, 586.
Koch Kock. Kogi I, 123(125». 513 (53« I. II.
.)7 573 644. IV, 475. V. 351.
Köckert II i«»»
Kohlhans-Stralendortr v. III. 423
Köhn K.liiw I 296 i2c<iM. III 444 IV.
2i|2.
Koite V. 52.
Koke II 286.
Kolbach I. 369 t.378i.
KÖllen ' ..Uen. Köln) V. I. 318 («3'. i;83 6o3)
iV, 312. 330.
Kollinck I, 456(471^
Kollmann V. 435.
Kolmorgen IV, 561.
Kolsovy I. 457 t47*>-
Kolzov* i 452 U«'?)-
Koneke I\". (>i4
Könpmann v. III. 150.
Königsmark v. N'. 5''4
Könike I\'. 4'»>
Konow IV. 348.
Konrad III, 560.
Koop III. 131
Köp \ 576.
Kopmann I, 62.
6;2
PERSONEN - REGISTER.
Kopp (Koi>i>e) 111, 475. \'. 26S. 550 I
Koppelmann II, 470. |
Koppelow V. I, 1491151). 427,443). 428(443). I
431 14401. 11, 655. 111, 2:2. 223. 224.
IV. 291. 489. 563. 591. \', 180. 290.
Koppen V, 584.
Korckwitz V. V, 349.
Kordes I. 171 (172). IV, 376.
Körner 111, 297.
Kortüm 1, 221 (222). IV, 275.
Kosboth (Kossebade, Cossebode) v. I. 220(221). ,
IV. 3^^. 320.
Koss V. I, 409 (420). 449 (464). 450 (466).
451 (,468;. 452 (,468). 367 (587). III, 56.
Kosse I, 50. I
Kosten (Koster) II, 216. 261. 111, 536. IV,
407. 411.
Kothmann s. Cothmann.
Kraaz (C laco I, 213 (214).
Krackewitz (Krakevitz. Crakevitz) v. I. 213(214).
356 (362). 499 (516). IV. 371. V. 222.
585-
Krage IL 116.
Krakow V. 161.
Krahn 111. 410. 415. 1\'. 531.
Krampe I. 218 (219).
Kras (Kia-s.s) 1, 584(605). II. III.
Krasemann V, 163.
Krauet Krouwel) I. 76 (78). 150 (151). 169
1170J.
Krause 111. 536.
Krauthoff v. V. 257. 262. 263.
Kree - Krev.
Kreitz 111, 96.
Kremer I. 274 (277). 513 (531).
Krempien IV, 15.
Krey (Kice) ill, 373. 374.
Kriegsheim v, I, 53 (52).
Krisow I. 296 (300).
Krivitz I. 453 1468). IV. 458.
Kroger s. Krüger.
Kröpelin III. 495-
Kresse 111. 695.
Krouwel s. Krauel.
Krüger (Kroger, Kruger, Cruger) II, 97. 300.
III. 135. 308. 332. 495. 721. IV, loi. 243.
265. V, 163. 197. 444. 592.
Krull (Krulle, Crull) I, 116 (ii8j. 121 I124).
125 (127;. 274 (277). II. 316. 317. IV,
437. V, 102.
Krumling iv, 269.
Krumsee V. 251.
Kruse V. i V, 370. 371.
Kruse 1. 205 (206;. 288 (292;. II, 97. 112.
114 111, 213. 415. 417. 670 IV, 15. 626.
\'. loi. 102.
Krusemarck v. IV. '09.
Kugel V. 568.
Kühl II, 61.
Kühne III. 302.
Kulemann I. 210 (21 1;.
Kulicke I. 296 C300J.
Kummerow U, 355.
Kupas III. 217.
Kurzrock v. II, 598.
Kütemeyer II. 56S.
L.
Lachmund l\', 15.
Ladendorf (Ladendürp) V, 161. 288.
Ladewiges v. I, 566 (585).
Laffert v. 111, 64.
Lafrentz I. (58).
Lagemann \'. 390.
Laie l\', 390-
Lamb (i,anil)ius, I.amp) I\', 490. V, 561.
Lamm III, 19.
Lammeshovet I\', 107.
Lamprecht I, 562 (581).
Lancken v. d. 1, 421 (434)- 423 (438).
Lanckhof s. Langhof.
Landsberg v. IV, 341.
Lang (Lange) I, 196 (197). 11, 261. III, 147.
IV, 40. 292. 334. 629. V, 276. 323. 586.
Langefeld 1, 124 (126). 314 (318).
Langen v. IV, 102.
Langen-Steinkeller v. II, 499.
Langermann v. 1, 53 (52). V, 310. 363. 522.
536. 579. 580.
Langgut III, 330.
Langhof (Langhoff, Lanckhof) IV, 390. V, 325.
LanS s. Lanz.
Lantau I, 370 (379).
Lanz V, 375- 379-
Lauck III, 207.
Laurentz TV, 347.
Lauw (Louwe) I, 324 (329). TU, 332.
Ledebur v. IV, 548.
Leddeghe IL 330.
Leers v. 11, 493- 499- 501. 502. 504.
Lefers III, 444.
Lefort (Le Fort) V. IV, 371. V, 355.
Lehmann v. I, 410 (421).
Lehmann (Lemann) 1,(52)53. 111,506. IV, 147.
Lehmkuhl 11, 502.
Lehsten (Lesten, Leisten) v. I, 50. 355 (361).
356 (362). 445 (460). 459 (474). 477 (494).
513 (531)- 538 (557)- 552 (571)- 553 (572).
III, 497- IV, 303. 486. 528. 622. V, 39.
Leiszow s. Leu.ssow.
Lern III, 135.
Lembke (Lemhcke, Lemcke, Lemke) I, 53 (52).
370 (379)- IT, 233. III, 120. 165. 166.
IV, 494. 617. 626. V, 363. 561.
Lemm V, 561.
Lemmeier (Lemmelder) I, 65. 97 (99).
Lenthe (Lente) 111, 190. 217.
Lentz I, 302 (306). II, 118. III, 717.
Lepel V. I. 498 (515). IT, 350. 370. 508.655.
r.56. IV, 89. 145.
Lepper I, 350 (356)-
Leschebrand v. L 464 (479).
Lesemann III, 167.
Lestocq (L'Estoc<|) v. V, 541.
Leue IV, 626.
Leussow II, 663. \', 550.
Levers II, 519-
Levetzow v. I, (57) 603. 194 (195). 309 (313).
313 (3J7)- 323 (328). 499 (516). 552 (571).
595 (617). 596 (618). TU, 90. 549. 659.
721. IV, 296. 318. 330. 337. 609. V,
30. 39.
PERSONEN ■ REGISTER.
Ö33
Liebeherp v. TIT, 497.
Lievens v. II, 272. 274.
Liliensparre II, öS.
Linck (l.incke) IV, 561. 568.
Lindemann I, u> ]]] . 4S.S. IV, 40. V
244.
Lindenberg I (3h;
Lindener 111, 120.
Linsen IV, 608.
Linsing I, 171 (172).
Linstow V. II, 648. III, 720. IV, 325. 326.
334- 339- 380. 381. 394. 399. 602. V. 351.
431- 432-
Lippe-Weissenfels v. IV, 70.
Liphard \'. 363.
Lisebarg II, 407.
Liskow III, 510.
Livonius IV, 269.
Lobes II, 677.
Lockevitz I, 126 (128).
Lohe V. III, 352.
Lohmann V, 583.
Lopper I, 318 (323).
Lorentzen V, 304.
Lormann I, 370 (379).
Losehand V, 260.
Loste I, 301 (305). II, 552. 567. IV, 56. 59.
Löwe 1, 348 (354).
Löwen V. V. 62.
Lowtzow V. I, 552 (57>) 553 (572) II, 354
III, 720. IV, 529. V. 33. 34. 431.
Lubahn II, 669.
Lübbecke II, 516. III, 22r).
Lubcke s. I.ühke.
Lübeck V. IV. 33.
LÜbke I.uhcke) III, 311. 467. 469.
Lucas II, 479-
Lucht V, 276.
Lücken v. V, 413. 442. 541.
Luckner v. V, 243.
Lucius V, 257.
Lucow >. Lukow.
LudeCUS (Liideke, Liidken) I, 222 (224). 323
(3271.
Lüderitz v. \ , 268. 450.
Lüders (l.udeis) I, 603(37) 96(97)- 167(169%
II, 414. III, 131. 165. 217. 417. IV. 55.
V, 103.
Luffe II, 479-
Luhe V. d. I, 350 iiS^')- 355 (361)- 360 (366).
3«7 (397)- 39« (402). 392 (402). 396 (406). 397
(407J. 404 (415). 408 (420). 413 (425). 4'4
(423). 424 (439)- 428 (443)- 429 (AU) H.
285. 384. 398. 399- 553- 644 III. 487- 5'o-
512. 534- 535- 545- 677- 720. IV. 219. 366.
370. 386. 400. 484. 507. 529. V. 70. 114.
122. 123. 161. 167. 310. 535. 539.
Lühne v. d. s. Möller.
Lukow IV, 147- 386.
Lüneburg (Luneborch) III. 13'- '\> 375-
Lüning V, 61.
Lunow I, 310 (3'4).
Lunte III, 466.
Lürr III. 13'-
Lütens III. 226.
Luthc V. d. II, 118.
Lütkehenneke II, 97.
Luttermann I. 255(256). 370(379».
Lützow V. I. 356 (361). II. 48«. 508. 509
315. 516 518. 572. III. 8. 59. 60. 7a. 89
90. 93 «25 149- 150- 250. 359. 393- S05
506. IV. 151. 152. 153. 289. 370. 607. 609
V. 40. 267. 431. 437.
M.
Maass (.Mahs) I. 392 (403). II. 412. IM
717
Madaus III. 224.
Mahncke (M.mke. Mannkc) II. 317, IV, 564.
\ . 578.
Make II. 240.
Malchien IV, 628. 629.
Malchow II. 97.
Maitzan Maluahn) V. I, 407 (515). 539 (5571
55' <57o) 552 (57«) II. 453 IH. 364
510. 512. IV, 89. 114. 341. 362. 366. 413
529. V. 50. 57. 58. 60. 61. 62. 81. 125.
139. 144. 207. 243. 244. 245. 256. 258. 320
340. '^78. 379- 380. 381. 382.
Mandelslohe v. I. 340 (346).
Manderow III. 417.
Manegolt I. 221 (222).
Mann I. 205 (267). 604 (58). 76 C78).
Mantzel I. 288 (292)
Marci IV, 244. 246.
Markward (Marckwardt, Maniuardus) I. 541
ivoj IV. 473. 494.
Marien IV. 341.
Marin (Mc.rm v. V, 4S9.
Märten .Martcns. Mcrtcn, .Mcrtcn») I, 370 (379).
454 (469). II. 216. IV, 625.
Martin III. 666.
Marwaf I 380 (373).
Masius IV, 124.
Maurin 1\', 561.
Maximilian I. 255 (256).
Mecklenburg V., Mit{;licdcr dn regierenden
ll.Tu~cs I Mccklcnl)urg und NVcrlc) I. 2^. 119
(121. 104(166). 171 (172) 274
(277). 276 (279) 348 (354>. 350
(355)- 353(359). 355 (361) .v'» .■ . 53«
(557). 55« (570). 555(574). 556(575- 5^7
(586). II, 54. 272. 273. 275. 280. 293
348. 442. 473. 474- 478- 555- 556. 557
560. 574. 577. 583. 584. 594. 599. 625.
663.681. III, 121. 166. 171. 200. 218.246.
249. 250. 251. 263. 264. 265. 266. 267. 268.
271. 273. 283. 378. 458. 466. 624. 62$ 626
628. 633. 634. 636. 640. 641. 643.645 647.
649. 655. 678. 684. 691. 717. IV. 17. 06.
68. 85. 87. 88. 92. 93. 96. 112. 148 203.
204. 208. 210. 212. 213. 215. ai6 218. 323.
224. 326. 229. 267. 370. 404. 441. 523. $39-
5:?' 5VV 535- 541- 570 622. V, ao. 43.
II'. I ;j 160. 183. 575.
Mecklenburi} v. I. 42X (44; IV. aSi.
Medem v. \ . 444
Meding v. III 149-
Medling > M-idlin«) I. 370 (379). 370 (380).
Mecrhiimb v. I, 54 IV. .;i 101 101. ii.i
114- 370-
tl
634
PERSONEN - REGISTER.
Meese II. 109.
Meiden II, 4S0.
Meier Meiger) II, 216.
Mein Meyne) III, 144. 306, 66q.
Meincke (.Meineke) I, 370 (379). II, 118.
Meinshausen III, 267.
Meibory III. 312.
Meltzer III, 330. 331.
Mense II, 216.
Mentzel V, 268.
Merten s. Marten.
Meschede v. I, 207 (208).
Mesmann \', 257.
Meteleke I. 370 (380).
Metterhausen I, 461 (477)-
Mevius II. 50. IV, 153.
Mewes III, 217.
Meybom v. I, 203 (204^.
Meyenn v. I, 579 (600). Y, 387.
Meyer I, 169(170). 290(294). 32
123. IV, 334. 442.
Meylan V, 19.
Meyne s. Mein.
Michael (Michaelis, Micheli
204. IV, 590. 617. 619
Michelstorf v. I. 334 (340J
Middendorf II, 114-
Mietz III, 214.
Milhan I, 374 (384)- HI,
Mirow TI, 663.
Missfeldt 11, 663.
Mochov II, 216.
Molenwolt 1. 149 ('SO-
Möllendorf V. II, 285. 659. IN, 427.
490. 52«^
Möller- Lilienstern v.
Möller V. d. Lühne II
Möller .'^. -Müller.
Molner I, 219 (220 .
Moire ■>-. Müller.
Moltke V. I, 53 ($2)- 94 (^95)
I,
17-
(328)-
374 (384).
. 414-
IV, 489.
V, 51.
I, 502.
)3o (336J.
(337)-
143 ('45)-
335 (340J
'50
336
"5U
(34U- 337 (342, 343)- 33» (343)- 339 ^545)
349 (354)- 354 C360). 355 (361). 3^8 (378)
369 C378). 372 (382). 391 (402). 396 f4o6)
408 (419J. 409 (420). 410 (421). 470 (486)
471 (488;. 495 (513). 497 ^515). 498 (515J
499 (516). 501 <'5i7)- 502 (519^ 506 (523
>24). 551 C57U- II. 359- III. 675. 676
I \', 89. 462. V, 52. 70. 113. 179. 191.
Moltkow I, 58. 603 (56).
Monich (Mönnich, .Monnik) II, 208. 404. IV, 2<S0
Morand Ilf, 121.
414 (426J. I\', 31S. 320. \'
Mörder v. I.
Möring I, 47 ''48;.
Moryn V. .s. .Marin.
Mosel V, 592.
Möwe II, 240.
Moyelke II. 165.
Mozellenburch If, 35''>.
Mülbe V. d. III, 72 73.
Muchow l\'. 499.
Müller V. II, 44'-
Müller (Mulle. Molle, .Möller, Moire) I. 54 (53).
58. 62 C611 65 (60). 86 f88j. 97 ((jfj). 149
(151). 165 (166). 297 (301). 378 (389). 387
(397)- 431 (446). 562 (581). II, 148. 294.
330- 369. III, 13- 58. 76. 140. 226. 330.
339- 556. 372. 443- 458. 510- 522. 536. 697.
IV, 27. 159. 285. 292. 381. 386. 472. 620.
V. 7S. 102. 105. 144. 147. 285. 379. 550.
Mulsow \\\ 89. 496.
Mummendorp II, 165.
Mundt III, 129.
Münster (Munster) v. I, 64 (65). 88 (90). 1O8
(HO).
Münster (Munster) V, 187. 365. 444.
Murr IV, 75.
Muss IV, 121.
Mütze! III, 670.
N.
Nacke I, 187 (189). 222 (223).
Nagel v. III, 56.
Nann II, 272.
Nasau III, 219. 220.
Naue IV, 628.
Nedden zur II, 568. III, 30. 31.
Medden III, 165.
Negendank v. (vgl. I5elir) I, 313 (317). 43°
1,445)- 477 (493)- H. 294. 318. 325. 326.
327. 328. 332, 372. 401. IV, 132. 158.
Nehls V, 390.
Neiman III, 550.
Nekel V, 419.
Nemzowius I, 306 (309).
Nenthow I, 107 (iio).
Nese IV. 243 555.
Nettelbladt v. I, (58). 97 (98). 16S (170).
Neubauer TV. 441.
Neuenkirchen V. s. Nienkirchen.
Neukrantz I, 84 (85).
Neulich v. I, 376 (386).
Neumann II, 451.
Neumeier III, 417.
Neutmann JJ, 274.
Nevendorf V, 163.
Niebuhr (N'iebur) II, 97. 240.
Niederhöffer V, 507.
Niehenck I, 59. 165 (166).
Nielsen I, 567 (587).
Niemann (Niman) J, 378(389). III, 226. 539.
IV. 496. V, 197.
Niendorf (Nyendorp, Nygendorp) I, 214 (215).
2iy (220). IV, 475-
Nienkirchen v. I, 414 (426).
Nikolaus III, 527.
Normann v. IV. 404.
Nortmann v. IV. 296.
Nurenberg V, 26S.
NÜSCh (.Nu.schc; III, 374. IV, 622.
Nygendorp s. Niendorf.
().
Ockel II, 65. 154.
Ode I, 213 '214).
Odeslo I, 220 (221).
Oehlerking II, 488.
PERSONEN - REG ISTER.
63:
Oerkewitz I, 567 ("587).
Offliger IV. 320
Ohlendorff v. 111, 127.
Öhmke Ohmken. Ohmke, Ohmken) II, 401. I\
242.
Ohrtmann (Ortmann) I, 573 (592). ]V. 411.
Oldenburg v. 1, 368(378). 53^(557) 552(57«
505 ;585) II. 271. 492. III, 549. IV.
166. 303. 304. 312. 318. 319. 339. 400. \'
14. 19- 413-
Oldenburg II, 666.
Oldewelt I, 405 (416).
Oertzen v. I, 396 (4o6\ 462 (477). 513 (531
II, 572. 651. 655. III. II. 223. 490. 494.
505. 506. 511. 676. 720. IV, 32. 113. 114
146. 609. 622. V, 39. 167. 222. 300 41;
Olearius I, 421 '437).
Ortmann s. Ohrtmann.
Osten V. d. I 538 5571. 531 (570;. V. Si.
Osten -Sacken v. IV, 325.
Otts V, 561.
Otto II. 147- 148.
Oeynhausen v. III, 90.
P.
Pagel IV, 147.
Pann II, 668.
Panneke I'anneken). III, 170. 171.
Papenhagen 1, 113 (115)- V, 197.
Parkentin (liarkentin, Perkentin, l'icrkentin v.
I. 355 (361). 428 (444) 11, 146. 3S4. 38«..
387- 397- 39S. 401. 501- 560- 572. III. 12.;
273. IV, 166. 178. V, 208.
Parkow I, 169 (171),
Parow V, 519.
ParSOW s. Pa.'Jsow.
Paschen 11. 677.
Paschetag (l'aschedach) I, 458 474)-
Passau i'assow) V, 489. 491.
PasSOW l'arsow, Barsow v. 11. 56S III. 3(0
IV, 218. 219. 274. 275. 386. 404 52S. 520
545. 622.
Paulsen v. II. 508.
Pawels ii'aiir I, 50. 603 (58). V. 3
V. 179
162. 3S1
Peccatel v. 11. 47- 285. III, 427-
Pederstorf v. 111, 336- 393- IV
t>2S. V. 52.
Pegel II. 20S.
Petersdorff v. I\'. 17' V, 2S7.
Peitzner IL 119
Pele II. 637.
Pemann V, 276.
Pensin ll'enzin) IV, 121. V, Il6().
Pentz V. II, 271. 324. 366. 367. III, (.. > >).
72. ')2. 95. 147- '49- «74- >75- 426. 505.
506. IV. 391. 527- 529- 622. V, 317 580.
Pentz 111, 271. V, 4 «4.
Permin fl'cimien) I, 351 (357)- ^, 582 =■''1
Perow I. 21S (219».
Persewale II, 103.
Peters d'eteisen. l'eterson) I, 603 (57). 339
1^44 1 '>70 (379) 4'7 <43o^ ". 97- 25°.
«.44 (.70. IV. 391. 407. V. 3«7. 375-
Petraeus I, 37« (379)
Petri IV, 375.
Pfitzner IV. 442.
Piel l-.ehel. I'il) I, 65,66). IV. I',. V, 56«.
Pinckpanck 111. 356.
Pingel II. 209. III. 379. IV, 471. 472. 475.
4^^. 49'J. 555.
Pinnow II. 516.
Pipeloch I, 370 (380).
Piper I. 351 (356).
Pistonus 11. 349
Pita i\. 222.'
Pladccius II. 61.
Plagemann I. 116 (1191. II. 14S. MI.
\y. 407.
Piat le IV, 71.
Plate I'lahtc. I'bdt) I. 318 (32',l II.
11 1 487. 666.
Platen v. 1, 421 (434)- V. 268.
Plessen (i'le») v. I, 356 (361) 424 (439).
(444t 552 (570- II. 42- 247- 249- 250.
292. 306. 307. 308. 309. 310. 317. 350
355- 359 366 367. 369 370. 372. 373.
387. 389. 498. 499. 501. 504. 508. 509.
572. 650. 655. 656. 657. III. 9 80.
417. 423. 424. 426. 427. 429. 431.476.
510. 549. IV, 32. 89. 143. 165. 166.
413 529- 558. V, 179- 181. 321.
Plönnies l'lonnius) II, 374. III, 421.
Ploukov II, 112.
Plüskow V. I. 356 (362^ III, 510. 511
I\ ')3. icx) 101. 370. 371.
Podewils V. I, 477 '493).
Podein i 350 (356 .
Poggenberg IV, 566.
Pogwisch il'owisch» v. IV. 220. 221. V,
Pohl 1\'. 475-
Pohley I. 55 (541
Polchow IV. 442
Poll r,.liius) IV, 162. 246.
Pollandt V. I, 53 52)
Pollow V, 279.
Pommern (Herzoge JUrjjen und Ulrich von) III.
-- 1
Ponink i 1 1. 417.
Poose II. 232.
Porthun III, 120.
Possei I'n^sil; IV, 174 V, 310.
Prägst - Prahst.
Pragstorf I, 116(119»-
Prahlow (Pralow) IV, 6ao. 6a6.
Prahst (Prags!) I, 306(309). V. 321.
Prange (Pranger. Prank) IV. 391. V. $2.
»■'*.
Preen v. I. 88 (91). 150 (151). 194 l«95)
',17). 420 (434). 421 (434)- 4" (437 >
43S;. 424 (439). 4»9 (444 450 466 -
(468). 464 (479). 547 (567) 548 «5''7'
(572) II, 644. III. 12. 43«- 477- 542.
IV. 30. 33 89 105. 131. 158. 370.
V ?Q. 40.
Prphn \'. 561.
Prenger II. 239.
Pressentin V. II. 263. 659. III. 35«- 3S«
y.2. IV, 145 147. 318. 609.
Prestin IV. 407.
Pretorius III. 3<>9-
II»
.;o6.
429
288.
353
384.
567.
393
505-
318.
512.
168.
361.
3«3
423
45»
552
545.
5»9.
3S3
6-^6
PERSONEN - RKGTSTER.
Priestaf I. 491 (508).
Prignitz (Priegjnitz) v. V, 522. 539.
Pripert V. 489-
Pritzbuer v. IV, 221. V, 377.
Prizelius 11, 316.
Probst I. 491 308).
Proel II, 440.
PrÖSCh (Plüsche) III, 25. 337.
Proyte I, 120 (122).
PuitS du s. Dupuits.
Putlitz V. V, 122. 129.
Pütter I, 386 (396). 387 (397).
Q.
Quacke V, 576.
Quilitz V, 251.
Quistorp I, 58. 59. 93 (94) 165 (166). 370
(379).
Quitzke II, 400.
Quitzow V. I, 497 (515^- TV, 362. 371. 4S3
4S4.
R.
Rabe IV, s6i.
Radem v, III, 705.
Radioff III, 76.
Radow (Radovius) I, 82 (83). 89 (91).
Räht IV, 626.
Ramin v. V, 352.
Ramp fkampe) I, 604 (58). n, 103. 104.
Randow v. IV, 457.
Randt II, 677.
Ranitz II, 98. 203.
Rantzau v, II, 348. 518. 665. III, 9. 227.
IV, 38. 163. 247.
Rase V, 162.
Rassow II, 472.
Rastorff V. s. RestorfT.
Rathke (katheke) II, 97. V, 102.
Rathsack II, 667. 668. 670.
Ratnack III, 67.
Raven v. I, 463 (478). II, 262. 366.
Rausch II, 453.
Rebarch I, 366 (375).
Redelin IV, 564.
Reding II, 443.
Rehden v. IV, 318.
Rehwoldt IV, 128.
Regedantz \'. 490.
Regentrogk IIF, 542.
Reiche III. mi-
Reichenbach -Lessonitz v. V, 193. 198.
Reimers (Kcmers; I. 567 ('587J. II, 659. I\',
304.
Reinecke (Reineke, Reinckc, Reinke; III, 477.
^■■ 349- 432.
Remmin v. V, 418.
Rehse V. 62.
Rentner V, 349.
Resing V, 79.
Restorff CkastoifT) v. 1, 552 (571, 572). II.
386. 454. III, 167. 208. 222. IV, 92. 165.
166. 296. 391. 602. V, 161. 387.
Retzekow I, 212 (213).
Reusch IV, 244
Reuter 1, 81 (82). 98(99). II, 64S. III, 171,
IV, 387- V, 161.
Reventlow v. II, 261. 332. 348, 37S. 643,
III, 549. 675. 720. IV, 30, 31.
Rheder I, 46.
Richardi IV, 89.
Richartz I, 124 (126).
Richter I, 85 (87). III. 140. IV, 172. 228.
31S. 387. 573. 595. V, 222.
Ridde V, 321.
Rieben v. I, 509 (527). IV, 609. V, 167.
310.
Ribow II, 48.
Riedel II, 441.
Riedemann I, 65.
Riesenberg III, 192. 271.
Riewe III, 716.
Riewolt III, 532.
Riga s. Hermann.
Ringkwicht (Rin;j;\vigi'i T, 459 (475). V, 268.
Rike 1, (58).
Risch IV, 568.
Ritzerow V, 147.
Ritzmann III, 147.
RÖbcke (külipke) I, 336 (:;4i). II, 668.
Rodde V. IV, 128.
Rode (Kohde) I, 270 (273). III, 338. 339.
IV, 496-
Rodeler II, 317.
Rodemoiner V, 489.
Rodolph I, 544 (564).
Rogge IV, 561.
Rogmann III, 305.
Rohck III, 6.
RÖhpke s. Röbcke.
Rohr V. III, 147. IV, 609. V, 352.
Rohr III, 342.
RÖhrdanZ (Rührdantz, Rohrdans) III, 466. l\\
441. 539-
Roloff I, 119 (121). IV, 385.
Rönckendorff II, 668. 670.
Rönfelden V, 509.
Röper III, 539.
Röring II, 102.
Rosengard I, 220 (221).
Rosenow IV, 123.
Rosin (Rosyn) V, 568.
Ross I, 370 (379)-
Rossovius IV, 390.
Rostock (Rostke) V. I, 540 (559). 546 (566).
V, 215.
Roste \', 50.
Rostke s. Rostock.
Rot fkoti) s. kuth.
Rotermund v. I, 338 (343)- 372 (382). IV,
223. 557.
Rothe II, 252.
Rother III, 557.
Rover I, 418 (430).
Rübe IV, 348.
Rubien II, 385.
Rüde I, 451 (4^7)-
Rüdiger v. V, 270.
Rudolph II, 56U.
PERSONEN - REGISTER.
637
Rüge I, 64 (65-) IL 154.
Ruger II, 1 14.
Rullmann I. 429 (444).
Rümcker V, 161.
Rump (Rumpff; IV, 567. 568. 572. V, 526
Runge (Runghe) I, 80 (81). II. 143. III, 44;
486.
Rünitz V, 379.
Rusch IV, 561.
Rüsck V, 578.
Rusenberg III, 147.
Russland (Kaiserin Katharina von) HJ. 166.
Rust I, 352 (357)-
Ruth V. V, 379.
Ruth (Roth, Hott, Rot) III, 42 1.
Ruting II, 519
Rütze V. IV, 32.
S.
Sachgow s. Znchow.
Sachse I, 297 (300).
Sachsen (Herzog Joh. Friedrich von) 1,119(1211
164 {i6b).
Sahlmann IV, 133.
Sala V. IV, 274. 325. 326.
Salamon V, 415.
Sandberg II, 516.
Sandow [\, 247.
Sanitz v. V, 20S.
Saran \'. 589
Sarkander I, 380(601). 584(603)
Sasse I, 603 (58). 222 (224). 370 (379). vM
(565). 561 (580). II, 203 V. 107.
Sauerbirn III, 6.
Säwekauw (Sevekow) IV, 124
Schabbelius II, 140. 209.
Schachschneider III, 329.
Schacht II, 325
Schack V. I, 45« (4<J7)- 50- (5 '9) .S79 (600).
5S1 (ooi) II, 263. 271 274. 400 401. 454
455. 508. 553. 659. 6S0. 681 III, II 59.
80. 125. 342. 424- IV. 157. 15S. 163. 4S1.
V 41
Schade v. I 53 (52)
Schademöller III, 527
Schalburg IV, 551.
Schaller III, 56.
Schänick I, 376 (3S6).
Scharenberg IIF, 265.
Scharffenberg iScharflfenltcr^kl V. II, 2S4 III
150. 227.
Scharrenhorst v. 1\'. im
Scharping (Schaipinck) I. 307 (5S7) IV
Schartow III. 329.
Schatelia IV, 37<>.
Schauenburg I\', 203
Schaumburg- Lippe 1\', 165.
Scheel v. I\', 17'
Scheffel II, 97
Scheffer IV, 247.
Schell I. 3«X (323)-
Schenck v. IV, 368.
Scher III, 535-
Schermer I, 150 (isO-
Schertling I. 431 ('446^.
Schilden v. III. .»2 03.
Schimmelmann I, 03.
Schipman l\'. 292.
Schirlentius I. 421 (437).
Schlaveke IV, 391.
Schlecher III. 275.
Schied oclilcde» IV. 542. 620.
Schlee IV, 376.
Schlie '.-^chhiei I. 562(581)
Schlieffen v. IV. 304. 313. V. 280.
Schliemann ■/liemann) IV. 3S6. 407. 411.
Schlippenbach v. V, 130.
Schlitz V. V, Si.
Schlowe II. 656.
Schlüter (siuter) I. 116(119).
Schmaggyl III, 59.
Schmal III. 165.
Schmecker i.Smecker, Smekerl v. I, 201 (202).
476 (493> 552 '57«). 553 (S7Jt. II. 648.
\ . 3'i.
Schmersaal III. 495.
Schmettau v. II, 635.
Schmidt iSchmid, .Schmidius, .Smidt. Smit, Smill)
I. \"i> i^ot)). 4«4 U26). 536 (555». 549 (568).
562 (5811. 580 (6oi>. 584 (6051. II. 68.
148. 283. 111,217. 226 379- 4'>o IV. 241.
292- 34« 622. 629 V, 19. 29 50. 52. 137
244. 290. 379. 522.
Schmitt V. IV, 609.
Schmill II. 669.
Schnehen v. III, 150. (nicht v. Schuchen).
Schneider 11. 671.
Schnepel IV. 374. 403.
Schnittler I. 05 (96). 96 (98).
Schnöbet III. 203.
Schnohr (.Schnor» II. 49. 50. 66.
Schofelt III. 4<)4-
Schoknecht I. 567 (587).
Schomaker 1. •Schumacher) I, 603 (58). 223 (224).
437 <472). 5«o (52St. II. iiS III. H"
V. 576.
Schomann II. 240.
Schone I. i<»i («9Z>.
Schöneich v. II. 45- 64. 65. 500. 553.
Schonermarck I. 44 (45)
Schondorff I \'. 361.
Schönemann IV, 62S.
Schönfeld 1 >chonfcldi, Schonvell, Schonetrell)
I. ;;.' ( >7ii. II, 102. 274 V. 50.
Schoppingk (.Schöi>pinß) v. III, 697.
Schonow V, 31.
Schoof V, 561.
Schöpffer v. IV, 243.
Schorler I 349 (355)
Schosse V. II, TiSti
Schrader I, 233 (234».
Schröder (Schröder) 1. 55. 213(214"». 357(362).
567 (587). II. 61 114. 2S4. 473. 516 III.
209. 212. 539 IV. 244. 37S ■,r,t ;(;9 617
620. V. 31 39. 139 IM 7- 5*6-
S. Skreder.
Schuchen - Schnehen.
Schuckmann v. II, 508. V. »76. J49. 351.
Schulenburg v. d. V. 60. 76 79. 122. 124-
6^S
PERSONEN -REGISTER.
Schulte (Schult, Schuldt, Schulz, Schultz, Schultze,
Schulze) I, 53. 366 (375). 370 (379\ 567
(587). 603 (58). II, 681. III, 217. 469.
IV, 320. 411. 494. 607. 60S. 6jS. V, 105.
17Q.
Schultetus l. 65. 336 (,341).
Schumacher s. Schomaker.
Schuslow III, 719.
Schuref v. I, 53 (52).
Schutte II. 144.
Schütz V. III, 37-
Schütz (Schütze, Schutz, Schützen) II,5II. III.
7(1. 530. IV, 39. 252. 319.
Schwansee II. 385.
Schwarck III, 697.
Schwartz v. II, 503. 504.
Schwartz (Schwardt) II, 240. IV, 159. S.
Sw arte.
Schwarzkopf (Swartekop) II, 51. 97. 112. 146.
\'. 371.
Schwass (Schwertze, Swertze) V. III, 709.
Schwassmann (Schwasmann) IV, 438.
Schweder > Swoder.
Schweinsteiner I. 562 (582).
Schwenn Sven) II, 681.
Schwepre V, 268.
Schwerin v. I, 331 (336). IV, 296.
Schwert I. 567 (587)-
Schwulges IV, 180.
Sconebom I, 98 (99)-
Seberow v. III, 89.
Sebes I, 30 (58).
See V. II, 350.
Seedorf T, 387 (397)-
Seehase JI. 637. III, 6. 170. IV, 132.
Seehasen IV, 570.
Seeger I, 380 373)-
Seeler II, 260.
Seemann I, 302 (305)-
Sehe V. I, 428 (443).
Sehestädt v. III, 150.
Segbusch V, 561.
Seiher (Seyer; 111, 421. IV, 568.
Seitz V. IV, 176.
Sele II, 299.
Seliger I, 409 f42o;.
Selmers I, 370 (379)-
Sellin V, 102.
Sellschopp V, 144.
Sengbusch ^Sengebusch) I, 296 (300). I\'.
Senske I, 418 ^430).
Sesemann III, 105.
Seitegast II, 117.
Sever I. 575 '597) Hl. 545-
Severin III, 12.
Seyer '>. Seiher .
Sibeth I, 393 (403).
Sibrand I. 89 ('91). 97 (98). 168 (169).
Sickel ni. 200.
Siedelmann IV, 247.
Siefried II. 239.
Siegbod III. 559.
Siems I. 37^' (i^f>)-
Sienknecht II, 443-
Sievert II, 663.
Siggelkow (Sidielkow) IL 272 (?). 292. 29..;.
()S<>. III. 421.
Sildekow (-) s. zittow.
Silkendal II. 479-
Silier 1. 603 (58).
Simon (Simonis) IV. 375. V. 544.
Sinnike V. 519.
Sittmann v. II, 401. 406 407. ^oS.
Skeppenche Tl. 480.
Skreder (^. Schi öder) III. 213.
Siede (Sleilaniis) I. 170 (171). II, 2S5. IV.
571-
SIesius IV. 616. 617.
Slois II. 165.
Slone II. 582.
Smedes I, 603 (58).
Söger 1, 380 (373).
Sohst I, 593 (615).
Söllner V, 365.
Soltau IV. 378.
Soltwedel IV. 376.
Soltz V. 162.
Sommer IV. 145.
Sondershausen IL 441.
Sossenheim uSossenheme) III, 476.
Spalding IV, 244.
Specktin IV, 334.
Sperling v. I, 260 (262). 335 (341). 423 (437)
509 (527). 604 (58). IL 47. 294. 360- 415-
650, 651. III, 171. 362. 395- 417. 430- 431-
IV, 145 157 158. 296. 413. 591.
Spitznas v. I, 53 (52).
Sponholz II. 234.
Spörke v. IL 391.
Sprengel v. III, 127.
Sprengel IL 109. 656.
Springinsguth IL 61.
Stack T\'. 319.
Stademann II, 240.
Staffeid V. V, 167.
Staffhorst v. III. 11. V, 379, s8i. 382
Stalberg (sthalberg) V, 568.
Stalkopfr IL 61.
Stall I. 552(571).
Stallknecht IL 440.
Stang Stani^e^ II, 233. 644. 645. III, 490.
stark staick) I, 568 (587). IV, 591 (625).
Staudinger W, 334-
Stavenhagen III, 472.
Stavenow I, 290 (293).
Steffen 111, 147-
Stegmeister III, 96.
Stein (Sten) I, 150 (151). IV, 291 542. 5(.i
V. 79- 340. 509-
Steinbeck (Stenhek) I, 392 (403).
Steinkopff I. 57^^ (596)-
Steinmann II, 504.
Stelmann l\', 247.
Stenbek s. Stemheck.
Stenbringh L 203 ^204).
Stenfeld IL 97-
Stenhagen Steinha!,'cn) I\', 320.
Stenglin v. IV, 113.
Stenmetzer L 123 (125).
Stcnvord II, 301.
Sterk V, 586.
PERSONEN - REGISTER.
639
Stern v. III, 133.
Sternberg (Sterneberch) I. 405 (4i6j. IV. 541.
567-
Sternhagen V. 218. 219.
Stever III. 512.
Sthalberg s Stalherg.
Stieber 1, 575 (596).
Stier (Stil) IIJ. 135.
Stieten v. II, 114. 209.
Stilmacher III, 129.
Stindtmann V, 361.
Stir s. .suer.
StotFer IV, 128.
Stoll V, 245.
Stolp II, 144
Stolt (Stolte) III, 213 IV, 292.
Stolzenburg V, 414.
Storch V. III, 431 1\' 243.
Storch V, 424.
Storm V. II, 353 354-
Stornier III, 17.
Stralendorff v. I, 33' (337)- 43° (445)- S^*^
(527). 579 (600). 581 (601). II, 64. 65. 86.
252. 254. 259. 262 263. 353. 415. 498.49«).
501. 502. 643. III, 364. 395. 432. 475
476. 511. IV, 158. 219. 318. 371. 399
526. ^29. 557. 602. V, 34. 70. 179. 370
5S5-
Strassburg (Strasburg) II, 61.
Stratfelt V, 260.
Striberit (Striberich) III. 170. 171.
Ströfen v. I, 409 (420;.
Strübing I, 53 (52)-
Struck II, 659.
Strunkede v. IV, 318.
Stüdemann (Studmann) I, (490. IV, 442- \'
.■i77-
Studemund V, 60.
Stuhr (.Stouhr) III, 717-
Sturz (.sturtz) I, 373 (382). V. 20.
Stüve StiitO II. 97. 144- 214 V, 51.
Svantenius I, 93 (94;-
Suchting I, 64. 65.
Suckow V. I, 2<x)(20i . 552(570-
Suderow IV. 4'i
Suhm V. II, 503 504-
Suhr IV, 500.
Suhrbier (Zurbier) I, 370 (379^ V. 57S
Sülver V, 151.
SusemihI Susemiel) II. loo. I\, 617.
Süsskind II, 599-
Sugei (.Siiw^ei) I, 149 (151).
Sweder IV, 25.
Sylveke IV, 246.
T.
Tadewoldes 1. 454(469)-
Tamm ( lam) IV, 390.
Tank I. 255(256).
Tarne Witz (Tarnevitzi V. II. 263. 36S.
Tarnow I, 30'' (309). H. 39« H^ 55" "^
244
Techentin II, 668.
Tede H, 97-
Tedran V, 586.
Teides IV, 386.
Teissen II. 68.
Teller V, 522.
Templin I, 584 (605).
Tessien I. 370(379).
Testmann IV. 561
Thier III. 417.
Thieme (Thimc) III, 466.
Thien lien; v. II. 373. 690.
Thoms I. 459 1474)-
Thormann 1 1. 65. 115. 1 17.
Thudendorp ri'houlendorp ) v. I. I<)6. 40S
Ui'' ■
Thun V. 11. 061. IV, 59. 529.
Thurecow ( lurekow) I. 56(55). 603 (57).
Tiburtius I 506 (523).
Tidemann II. 479.
Tiede Vnh- II. 443. 111 274.
Tielke 11 1. 56. 59.
Tiesenhusen v. I. 273 276. HI. 697.
Tilse l\'. 495- 561. V, 592.
Timm Tiniine) IV, 124. V. 7u. I02.
Tienen >>. Ihien) v.
Titen V. 5S6.
Todde II, 272.
Toll i lollc I, 290 (293). V. 279.
Töllner v. I, 89 (91).
Töllner I, 405 (4>6\
Tolzien (Tolzihn) IV, 75.
Toms IM, 25.
Töppel (Toi)|>cliu5^ I. 370 f379). 576 (596).
V 4S. 5'-
Trallow IV, 541-
Trapman IV, 400.
Trechow I r;icho) V, 290.
Tregardt \', 3^7-
Treskow v. 1. 461 All)-
Tretow II 361. III, 506.
Trendelburg 11, <)7.
Treuenfels v. 111. 67. IV, 4"3- V. 39. 62
Trog \ 5"
Trotha v. \' 142
Türck 111 474
Twestreng v. IV, 406.
Twist I. 306 (309).
Tye \'. 592.
Tzolkow IV, 456.
u.
Uhle III. 341
Ulrich rilcnch^ III. 417 IV. 275-
Upahl IV 319.
UscrenIo iM-rlohn) v. 111, 4<>o-
Uterharck 1, 49« 508.
Uurne I. 566 (585)-
Varnrholt II, I43-
Vcithusen II. 37- «35- 209. 2f>4.
Vi'ndt \ M4
Vermehren III. 203.
Vick \>ckr I, 212 (ai3) 111.167 l\.J9«
V, 321.
640
PERSONEN -REGISTER.
Vieregge (Vehregge, Viereck) v. I, 296 (300")
32:: v527)- 393 (403). 429 (444)- 459 (474)
461 (477) 462 (477). 463 (47S\ 464 (4S0;
466 U81). II, 271. 442. III, 545. IV. 39
153. 221. 223. 296. 297. 303. 313. V, 541
Vieth III, 310.
Vietinghoff v. III, 420. IV, 31.
Vincke v. W. 395.
Vinke III, 477-
Virck \'. 414-
Visschahl III. 228.
Vitzenhusen V, 53S.
VIeghe I. 209 (2io\
Vogel IV, 319. V, 427.
Vogelsang v. III, 512. IV, 289. 290. V, 15.
10. 442.
Voisan 1, 366 (375}.
Vöicker (Völckers, Volcker), II, 412. III, 6.
IV, loi.
Volsche I, 351 (357).
Vonneilich s. Neulich.
Vooght II, 100.
Voss V. III. 206. 207. IV, 89. 221. 222, V,
114. 280. 289. 370. 371. 375. 588.
Voss (Vo.s) I, 150 (151). 169 (170). 378 (389).
380 (373). 593 (615). III, 341. V, 43. 44.
52. 169. 444.
Vrame II. 209.
Vreyholt I, 150 (151).
Vot ^', 268.
Vughe I, 218 (219).
W.
Wachenhusen IL 6S0.
Wackenitz V, 596.
Wackerbart (Wackerbai th) V. II, 553. 575
III, 431. 535. 720. IV, 116. 163. 288
289.
Wade (Wede) V, 321.
Wädekin II, 688.
Wahnschafft IV, 254.
Wag nknecht V, 152. 163.
Wahnke v. V, 1 14.
Wake I, 370 (380).
Wale 1, 540(559).
Wallis III, 342.
Walsleben v. I, 295(299). 297(301). 331(337;-
338 (343). 424 (439)- 427 (442). II, 325- 530.
332- IV, 341- 394 395-
Walther (Walter) II. 232. IV, 92. V, 53.
Walton I, 98 (99)-
Wangelin v. III. 720. IV, 152, V, 418. 419.
Wandtschneider I\', 555.
Warburg v. \', 290.
Wardenberg WardenburR) v. IV. 489. V, 202,
Wardmünd 1 Waidmunde) II, 360. 361.
Warendorp (Warendorff, Warenstoi])) v. I, 213
'214,1- 552 (571)- IV, 171
Warmer II, 519.
Warneke (Warnecke, Warncke, WainKe) II, 68.
644. HI, 373.
Warne I, 150 (151).
Warning IV^ 542.
Warnow III, 477.
Warnstädt (Wam.stedt) V. T, 471 (488V 567
(5S7 . 580 (600). III, 303. 400 IV, 288.
4S6. 545. V. 41. 50.
Wartenberg v. V, 596.
Wascher \', 162.
Wassermann II, 330.
Watow V, 578.
Weber I, 53 (52). IV, 375-
Wedege (Wedige) I, 96(98). 124(127).
Wedel V. III, 341-
Wedow I, 149 (151).
Wege V, 539.
Wegener III, 285. IV. 625.
Weide v. d. III, 215.
Weiger I, 563 (582),
Weinhagen v. III, 429.
Weise A', 557.
Weider I, 262 (264).
Welle I, 123 (125).
Weltzien (Weltzin. Welzien, Welzin) I, 322 (327).
499(516). II, 263. 366. 598. IV, 318. 320.
370. 375. 545. 561. V, 412.
Wendhausen v. V, 418. 419.
Wendland v. III. 341.
Wendt (Went, Wente) I, 297 (301). 424 (439).
567 (587)- II, 635. IV. 533. V. 61. 435.
565- 573-
Wenkstern v. II, 307. III, 175. 362. V,
Werder v. (v. dem, zum) III, 149. V,
317-
143-
Werkmann II, 102. 165.
Werle s. .Mecklenburg.
Wesebom II, 294.
Weser v. IIT, 671.
Wesken V, 584.
Wessel I, 454 (469)- 457 (472). IV, 244.
Weimer I, 218 (219).
Westphalen v. III, n.
Westphal (Westpfahl, Westfahl u. s. w.) I, 298
(301). 370 (380). 581 (601). III, 532. IV,
128. V, 161.
Westendorp III, 533.
Wetstein (Wetzstein) II, 652. III, 30.
We tering v. III, 417-
Wettering II, 292.
Weyhe v. d. II, 553.
Weylandt V, 250.
Wickede v. I, 357 (362\ II, 386. IV, 609.
V. .13-
Wiechmann (Wichmann) II, 470. 519. 111,369.
Wien I, 53 (52).
Wiencke II, 681.
Wiese I, 368(378). 369(378\ III, 228. IV, 378.
Wietze III, 203.
Wieger (Wiegen) T, 567(587). U. 404.
Wiese rwise) III. 561. 608. 671. 678.
Wiggers 1, 306(309). II, 405.
Wilcke (Wilcken, Wilckens, WilUinus) II, 109.
III, 55. 669. IV, 16.
Wilde I, 201 (202).
Wilgohs I, 380(373).
Wilhelmi I, 297 (301).
Wlllcbrand (Wilhrant) I, 82 (84). 409(420). V, 43-
Willrath III, 362.
Wilsnack I, 593 (615).
Windt II, 144.
PERSONEN- REGISTER.
641
Winkelmann III, ic6.
Winkler I, 445 460).
Winter I, 376 r,86).
Winterfeld v. II, 661.
609. V, 33. 34.
Wippert III, 477.
Wirkes II, 209.
Wise s. Wiese.
Wische V. d. i. 414 426J. 562 1581). 584:605
Wischmann IV, 16.
Witman V, 51.
Witt Witte I. 201 ,202;. 20S f209). 374 v384
II, 45I- IV, 69. 147. 500 V, 208.
Wittenburg (Wittenborch) I, 567 (587\ 11,671
III. 347-
Wittling III, 697.
WitzendorfT II. 511. V. 371.
Wöhler III, 706.
Wohnsfleth (Wohnsflöht) III. 12S 142
IV, 114.
Wrisberg v. 11, 512.
Wrost I. 'iS. 99.
II. 143- III
120. 54"
Wübbernitz III. 48S.
III. 212 512.
IV. 55s
Wunsen IW 567.
Wurzbach V. 81.
Würzburg v. III, 120.
Wüsthof III. 163 167.
Wutscetze I. 209 (210).
V. 3Sm
553
150 ( 1 51 . II. 264
Wölcke Wüldke) III. 140.
Wolde V. I, 335 340). II,
Woidenbarch IV, 390
Wolf (Wulff, Wulf, WullTl I,
498. 516. III, 56. 59. 129. IV, 66. 391
496. 568. V, 79. 223. 435.
Wolfradt v. V, 202.
Wolf lefr I, 264 (266).
Wollenberg I 302 (306J.
Wollenweber v. II, 102.
Woller I. 491 .508).
Wolters V, 576.
Wolzow V. III, 56.
Wopersnow v. II, 153-
Wordenhoff III, 550-
Woserin II, 3'7-
Wöstenbarg II, 668.
Wotinneke I, 567 (587)-
Wotzenitz V, 15.
Wrangel v. II, 53- 40o.
Wrede (Wreedc) V. V, 376.
Yde I. 21
:14V
Y.
Z.
Zabel V, 568.
Zachariae I. 562 (581;.
Zachow (S.ichgow) IV, 475. 494. V, 544.
Zander III. 4<)o. 521. IV, 375. 614. V, 576.
Zarncke III, 473.
Zecherien I. 471 (487).
Zelike V, 561.
Zeller V, 426. 427.
Zencker V. 52.
Zepelin (Zeplm; v. 1. 396 :,4o6). II, 644. V.
14 30- 3«- «44
Zeplin I 378 (3S9).
Zernotitzky IV, 102.
Zerrann IV, 61 1.
Ziel \. 114
Zilmer V 5S4.
Zimmermann V, 101.
ZittOW iziiltkow) II. 272
Zitzow V, 349
Zliemann •*. Schhcmann
Züle V. III. 84. 92.
Zülow V. I. 55- II. 310. 6S0. 6S1. 111. 550.
7J<. IV, 172. 381 399-
Zurbier >. Suhrbier.
Vepzeiehniss
der mit Werken vertretenen Künstler.
(A. = Architekt, E. = Bildhauer, Ing. = Ingenieur, M. = Maler, Mn. = Malerin.
Wo unter einem Namen mehrere Mitglieder einer Künstler- Familie zusammengefasst
smd, tritt der Zusatz Fam. [= Familie] ein.)
(Die eingeUlanimeiteii Zahlen [nur bei dem ersten Bande] beziehen sich
auf die Seiten der zweiten Auflasje.)
OHC-
A.
Albin, Mn., 11, 639. 111, 301. V, 150.
Andreae, M., I. 475 (A92)- Hl- 423- 494- 661.
665. IV, 31. 383. V, 409. 440-
B.
Barka. A., 11, 176. III, 262. 268.
Berwald. H.. II, 626.
Block, .M. Kam., I, 60. 84 (^86). 93 (94>. 94
(951. 118(121). 214(215). 235 (236;. 323
(327). II. 131. III. 678.
Böcke! (Bökel), -M., II, 586. IV, 86. 213.
V 100.
Bormann, B., IV, 234. 236.
Brandin, A. u. B., I, 353 (359)- IL 202. 203
JV, 213. 214. 217. 254. 366. 399.
Bremen. Hinrik van, .\., II, 74. 127.
Brunow. B., II. 625. 626. IV, 462.
Brunswig, a., 11, 164.
Bulle. B., 111. 72. 104. \', 179.
Busch. Joh. Joach., A., III, 242, 255.
Busch. Joh. Georg, B., III, 269.
c.
Canow, M., III, 95.
Cauer, B., n, 595.
Chiaramela, A., II, 586.
Coppens, B., II, 559
Cornelius v., M., 11, 572.
Cranach. M., \', 371.
I).
Daniel. A., 111, 267 V. 115.
Demmler, .\., II, 617—624.
Dieussart, A. u. B., I, 535 r554;. IV, 218.
Döteber, B., III, 656. 659. IV, 524.
Dü88ler, -Mn., IV, 628.
Eckstein, H., III,
E.
242. 243.
F.
Findorff, M., 111, 243—246.
Fischer-Poisson,M. Fam., 11,292. 348. 404. 448.
593.672. III. 164. 296. 332. 526. IV, 123.
169. 509. 550. V. 81. 414. 424. 429. 575.
Fiohr, M., 111, 335.
Floris, B., II, 586.
Frey, A., IV, 493-
G.
572. 582. 592. 596.
Georg, A., TT, 186.
Genschow, B., 11, 620.
Giilmeister. Glasmaler, 11,
IV, 367- V, 339- 488.
Grote, A., II, 34. 35
H.
Hammerstein v., ing., JII, 292.
Hamilton de, M., IV, 251.
Haubitz, A., II, 481. 585. 603. 606.
Haupt, A., V, 135.
HeidelofF, A., IV, 306.
Hertzog, M-, I, 165(166). V, 582.
Hille, M., III, 338.
Houdon, B., III, 257.
K.
Kaplunger, B., III, 255. 256. 257. 268.
Knesebeck v. d., Ing., III, 292.
Krommeny (Krummeney), M., IH, 637. 678.
IV, 213.
Krüger, A., II, 581. 595. III, 310. 612. IV,
548. V, 340 479.
KÜNSTLER ■ REGISTER.
643
L.
Lange, M., I. 53(^^355' H. 6S1. 111. 272
431. 457. IV, 561. 590.
Lenthe, M., I. 372(382). 386(396). 39» U02)
579 (6oo\ II, 551. 573. 582. 592. 396.
III, 251. 443. 466. 519. IV. 131. 295.
365- 367- 374- 380. 522. 614. V, 340. 487-
Luckow, A , II, 194.
M.
Martens i.Menens), A., II, 75. 12S.
Möckel, A.. III, 300. 659. 665. 691. 700. 702
IV. 433-
Münster v., A., II, 12S.
O.
Oenicke. .Mn., 111, 297.
Orley van, M., IV. 234.
Oesterreich, M.. V, 30.
Overbeck, M., II. 388.
P.
Parr, A.-Fam., II, 553. 585- 586. I\. ^?4-
257- 353-
Pfannschmidt. Karl Gottfr. M. II. S^l- 5'"
IV, 337-
Pfannschmidt. Ernst, M., III, 223.
Piloot, Gerd Evert, Ing. u. A . II, 224. 608.
6171t. 111. 22. 659.
Pommerencke, M . I. 595 «617) H- 663.
Ouellinus, Thomas, i: IV, 220.
R.
Ramp, A., T, 135 ('37)
Rauch, Christian, H., II, 625.
Reutz. iny., 11, 578-
Rietschel, E., B., v, 196.
Rode. M . I. 76 (78).
Rodtschilder, A., IV', 259.
Rouw. !■• III. 265.
Rumeschotel (Kiimescotcl . A.. I, 17.
s.
Schadelock, A. u. H.. I, 76 (78).
Schadow, r. , I. 269 (2711.
Schaicken. M. I <U ■
Schinkel. a . IV v>^
Schmidt. Mn . 11. 50S.
Schröder, ü Kam . II. 586. 5S7. 589
Schubert. M , V. 179
Schumacher. M., V. 4S2
Semper. a II. 618.
Seydewitz v.. In-. III. 260.
Steinhäuser. H. II. 387-
Stever. m . II. t>i- 596. HI. 343- IV, 366. 367.
Stockmann. 15.. I (80». io6(io8,(.
Strempel, -M.. IV, 26.
Stüler. A . II. 619. V. 134.
Sturm. A.. II. ';7S. HI. 292.
Suhrlandt. .M.-Fam.. I, 348 (354)- 4^7 (44»)
IJ. 640. HI. 146 2i6. 245. 246. 262. 265.
299. 328. V, 160.
T.
Techel. A., H, 383 IV. 333-
Thormann. .\.. H. 38
Vischer. \>.. H. 356
Voss. A.. II. 3S1.
\\
3J5
Werner, r. . III. 656. 659. I\
Wilck. M . II. <^2i.
Wilde. M . H. 306- 383- 637
Willebrand. A.. H. 55«- 618
Wilgohs. lt. H. 386. 625. 1\, 366
Wolff. 1!. III. 257
Wünsch. A . II. "22.
Vet^zeichniss
der mit Workcii vcrtretciieii Kiiiistliiiiuhverker.
(B. = Bildhauer. G. =^ Goldschmied. Gg. = Glockengiesser. Gl. = Glaser.
M. = Maler. Mm. = Maurermeister. T. = Tischler. Zg. = Zinngiesser.
/-ni. = Zimmermeister. Wo unter einem Namen mehrere Mitglieder einer Künstler-
Familie zusammengefasst sind, tritt der Zusatz Fam. [=: Familie] ein.)
(Die eingeklaniiiicrten Zahlen [nur bei dem eisten Bande] beziehen sich
auf die Seiten der zweiten .\uflage.)
A.
Adam, (j., T. 405 ('416). 410 ("421).
Ahlstorff, y.'i, IV, 341.
Albrecht. Ed., Hg.. I, 296(299). 338(344). 348
t354i- 377 1388). 450 C466). II, 238. 272.
516. 555. 663. 666. III, 5. 105. 146. 170.
219. 226. 297. 310. 369. 379. 431. 502.691.
IV, 118. 124. 347. 484. 494. 511. 561. 573.
609. V. 14. 147. 190. 288. 349. 414. 427.
442. W>- 561.
Albrecht, Th,, Mm., I, 133 (135).
Altrichter, <.g., V, 243.
Appelstädt, l\un.stt'ii)fei, II, 630.
Armovitz (versehenthch einmal Witz gelesen).
(ii,'.. II. 407. 441. 511. III, 37. 67. 80
\\. 470.
Assmann, O., III, 191. 382. IV, 118. 617
V, 44- 352.
B.
Baasz. /g., V, 345. 352. 375.
Bachmann, !>., III. 255. 269.
Badino, /iegler, HI, 243.
Bauer. Kunstgärtner, III, 294.
Bauerfeit, .M.. I, 317 (322;.
Baumann, f)rgelbaner, I, 404 (415).
Becker, c;., i, 62. 373 (384). 405 (416). \\ .
.)3"
Bechlin, /g.. IV, 71. 12X. 132. 286. 326. 3S1.
Beckmann niecckmannj, H., II, 37 III. .16S.
473-
Begun, <.g.lam., I, 561 ''581J. II, 293. III,
'90 353- 3^'2. 415. 431. 466. IV, 171.
3'«- 325- 395- 475- 495- .559- V, 62. 144.
191. 200. 221. 262. 298. 317. 323.
Behmen, C, V, 116. 317.
Behnke, Uhrmacher, III, 243.
Behrens, Friedr,, 1!., III, 269.
Behrens, G., I\', 15. 285.
Beitz, G., II, 212.
Belitz, G., IV, 112.
Belsen, Gl., IV, 306.
Bergmann, B., I, 25.
Bermann, B., II, 188.
Berner, G., II, 233.
Berninger. B., IV, 217.
Beumers, G., V, 264.
Beussmann, Zg., IV, 163. 551.
Biber (Hieber), (;g. Farn., IH, 84. 123.
Bilenberg, G., II, 210.
Binke (Hincke, Binge), Gg., II. 404. III, 5.
IV, 242. V, 78-
Bitterlich, G., III, 308. IV, 509.
Blaukogel (Blawkogel), Zg.-Fam., I, 454 (469).
510 (528). TU, 706. [V. 121. \', 436.
Blleffert, T., III. 243.
Bock, M., III, 246.
Böckenhagen, Kupferscliiiiicd, IV, 306.
Bohle, r., II, 87.
Bohn, G., IV, 407.
Boie, Gg., I, 417 (430).
Boldt, T., III, 256.
Bomgard, G., II, 154.
Borchert, Zg., III, 215.
Borger, < )rgelbauer, I, 30.
Bernau, Mm., II, 586.
Bornemann, G., I, 62. 95 (96). 121 (123). 167
('lögj- 397 C407)- 405 (416). 409 (421). 410
(421). 423 (439). 431 (446). 453 (468). 471
(487). 477 (494). 502 (519). 510 (527). 513
<'53i)- 575 (S9^>)- 11. 210. 211 V. 114. 299.
586.
Boeth fl'.ot). Mm., II, 186.
Borstelmann, Gg., III, 214. 218. 223.
KUNSTHANDWERKER -REGISTER.
645
Both, R , IIT, 243.
Böttcher. Heinr., r,., u, 213. m 490
Böttcher, J.. M.. m, 75.
Boyse. /-., I. 478(4951- HI. 706.
Brandenburg, H., I. 30
Brandner, G., I, 373 (384^.
Brandt, (ig., II. 294 iv, 566.
Brentelin, Gg., iv, 37.
Brockmann, G., II. 318. Ill, 461. 467.
Bromann, M., I, 25.
Bruhn. T., I, 140 (142).
Brun, Gnr. III, 285.
Brunswig (Hrunswick). G.. I, 339 (344). ;-s
(3SS). III. 680. IV. 25. •:> -'
Burchard, Uhrm., I. 30.
Busch. C. G., II, 330. III. 467.
Busch, J. J., B., III, 269.
Busch, J. 6., T., IV, 306.
Busgl (:-), Zg., IV, 620.
c.
Calame, Mm.. III, 266.
Campen, van. s. Kämpen.
Castel, Gg., I, 476(-i92V 572(592). in, HO.
I2S. 139. IV, 211.
Cato, G., II, 114. 166. 233. 240. 294. 20'»
350. III, 444- 469- 476. 512.
Christian, T., II, 5S6.
Christiansen, T., II. 551. 5.S1. III. (,12 |\'
365. 366.
Clement, Dachdecker, I\', 306.
Cohn, G., IV, 15.
Colhws, Gg., IV, 87.
Collier, Gg.-Fannlie. I, 409 (420). III, 130
139. 490. IV, 367. V. 43. 102. 360. 557.
Conradi, d., IV, 166.
Cuny, G., I, 513 (531).
D.
Dabeistein. H.-Fani., II, 559.
Däge. M.. I, 353 f3S9)-
Dam van. Gi; , II. 637. 6-j i III 2r7. 337
IV, 4S6.
Danckwardt. (ii;., II, 34S. 37S 111, 35. 106
I\-, 441.
Degener, /.^'., I, 510(528). 513(5311. V. 541
DegtOW. ."^chmietl, II. 559.
Dehn, Drechsler, III, 243.
Deichert, Zm., V. loo.
Denitz, G., IV, 24. 71. 153.
Denker, G., II, 65.
Depner. /g., I. 373 (380).
Dewitz. G., III, 226.
Dingelstädt, .M., III. 243-
Dittberg (D L . <; l-mi.. 11. 350. 401. 656.
Dixon, Zg. rani.. III. 495-
Drebing. Zg-Inm.. III. 379 IV. 4S6.
Dreyer, iopfer. III. 243.
Dribhagen. .M., I. 45'*> '474»
Drummer. ('•., III. 73
Dunitz. I.., III, 397-
Düren van. Zicgler, II, i.ss. 586. 603.
Düsing. g.. III, 539-
E.
Ebel. G.. IV. 442
Eggeler, G.. II. loy. 2S6.
Eggers. Gg.. III. 697.
Ehlers. Zg , V, 363.
Eichner, M., I, 165 (166»
Emmerich. G., II, 65. 116. 285
Enderlein. <;.. III, 93.
Engel. ' > -dl.., II. 137.
Einsiedel. Meinmetz. IV, 307.
Engelbrecht. G . II. 390.
Erdmann. G . II. 407.
Ernestin, (ig.. II. 285.
Ernst. (;., II. 637. IV.
Evers, G., I, 64.
Evers, B. u. T.. III. 2S4
. 614. 1
IV 453
44
F.
Falk. G., II, 350.
Fehmer, G., V, 264.
Fick. ('.., II. 577. 5S3. in. 72. 76. 106. lao.
2'>5. IV, 112.
Finck. G.. II, 414. 493. 504. 516. 6S3. III.
''3- IV, 102. 603.
Fischer, B.. IV 566.
Floris. G.-Fam.. FII. 512. 342 IN" 1 •,
Fortdran, G., IV. iS
Fowtehen ^Kowtekc. lontcgci. Gg. I. 92 (93''
o:: ')4). III. 362. IV. 4»,9.
Frehse, G., V, 25S.
Frese. G., II, 299.
Friedeberg. (;., 11. 405. IV. 12S
Friese. « »rgelb.. I, 348(354). 417(4*9;. 443
US*^ II. 667 669 III. 271 272. 347
364. 612. IV. 60.S.
Funck. (':, IV, 116.
Fungk. ."Steinmetz, II. 3S6.
Fues. Meinnictz, II, 586.
Fycke - Vicke.
(..
Gade, G,..Fani., II. in. 313. 350. 354. 394
3'** 374 419- III. 4<i9 49S. 499, V, 411.
Gade. ' »rgcli.., I. 78 So).
Gage, (g, II. 414. 44i- 516. III. 164.
Gehrhardt. <:. III. 165.
Geiger, Mm . IV. 306.
Geitner, KupfcrM-hnncd, III. 343.
Gerber, Sculcnwirker, III. 251
Gcrke ((;crckc\ (J.. I, 6,; iw. o-
Gcrdt. .M., I. 107 ( 1 10
Gerdt. Glaser. II. 186.
Gerike. G.. IV, 118. 540. V. 412. 413.
Giese, G Farn., I, 376 386» 3S8 tjgSj. 11. 350.
285. 361. 379 407. 411 479 513. 663.665.
668. 678. III, 200. 207. 336. 305. 306, 337
371 424. 495. IV, 15. 103. 173. V. 565
Giese. /m., III, 243.
Glavatz (nicht (;i.Tn.nf-\ «»n:'-" • -•■ -
Gottespfennig. /^ I .im . I, ;
Z'tS 301 314 319). 3jy ,,,,. j,, . ..i
378 (389) 388(39») 4*4 (439) in. 54« 550
70'> 7I7- 73I-
646
KUNSTHANDWERK KR -REGISTER.
Gotthardt, G.Fam., V, 152. 244.
Gräfe, ci., 111. 243.
Gramelsdorff. Kupferschmied. III, 267.
Grawert (Gr.Tvert). Cjij.-Fain., II. $oS. IV. Ii6.
I 20.
Greve. M., IV, 143.
Griebe, M-, II. 396.
Grot. Gg., II. 99.
Grote. T., I, 30.
Groth. T.. I. loS (iio).
Grundtgrieper. /g.. 1, 369 (378). (376). 3S0
1 "31.
Gruneberg, M., II, 442.
Grützmacher, Gg., V, 161.
Gudehus. M., I, 476 (-192).
Gudejohann, G., I, 306 (310). \'. 70.
Guglielmi. M.. V. 39.
II.
Haack, M., I, 30.
Haack, G^j. u. Eisengiesser, I, 91 (93). 372 (582).
II, 657. III. 221. 708. IV, 113 285- 334-
390. 400. 509. 611. V, 550.
Haack, Schmied, III, 243
Haase, Klemijner. IV. 306
Hackenschmidt, Gl,^ , y, 360. 573. 585.
Hahn. Schmied. III, 243.
Halbeck. G., I, 95 (96). 96 (97). 121 (123).
274 (277). 290 (293). 297 (300J. 314 (318)
323 (328). 366 (375). 387 (397). 490 (507).
491 (508). 506 (523). 513 (531). III, 487.
495. 306. 530. 708. IV, 14- 16. 27. 123.
V, 41. 584.
Händler, .M., I, 490 (507)-
Hans. r.. u T., T, 107 (iio).
Hantelmann, C)rgelb., II, 136
Harck. g , V, 130. 187.
Hartigh fllartig), B., T. 25. 78 (80). 108 (iio).
Hassenberg, B. u. T., II, 359.
Hausbrandt, Gg.-Fam., 1, 338 (343). 348 (354)
396 (407J. 496 (514). 561 (580). II, 99
232. 249. 261. 285. 298. 37S. 4M. 418.450
471. 504. 518. 596. 648. 651. 659. 665. 669
III, 16. 19. 25. 35. 80. 139. 142. 170. 174
200. 218. 273. 308. 329. 369. 374. 472. 473
476. 490. 532. 549. IV, 16. 23. 33. 171
267. 274. 278. 280. 290. 297. 304. 320. 407
413. 465. 489. 542. 570. 617. 622. V, 40
Hecht, Zg., I, 318(323).
Hecht. Töpfer. III, 243.
Heiberg, M., V, 100.
Heide v. d., Gg., IIL 88. 133.
Heiden, G., III, 421. IV 66. 102. 118. 457.
45X, 482. 506.
Heincke, G., IV, 626.
Heine, G., II, 64.
Heinersdorff, G., I, 373 (384). 510 (528). JI,
512. 670. ill, 142. 170. 191. 212. 218. 224.
297. 424. IV, 348. V. 538.
Heintze nicinzej. Gg. -Kam., III, 206. 212. 217.
IV, 509. 511. 564. 626. V, 61. 278. 321
42 »• 53^'- 538. 54'- 573- 594-
Heitmann. !'• , II, 539-
Hemminghusen CHcmminckhu'.en , Gg., II, 516.
III. .».5.
Henninger, G., IV, 271. 6io. 617. V, 419.
Henningk, Gigelb., II, 470.
Henszky, Zg.. V, 387. 390. 413. 444. 540. 545.
561.
Herbert, G., II, 67S.
Hermann (Herrn, Erzgiesser, IV, 451.
Hermen s. Mun.stcr.
Heyden, Mm., IV, 306.
Heylandt, (>., IV, 337.
Hinrich s. Bremen.
Hirt, Gg., IT. 643. 648. III, 251. 301. IV,
166.
Hoffgaard, M., I, 76 (78).
HefTmann, Zg . III, 312. 382.
HohenSChild ^llohenschildt), M.. I, 25. 105 (108).
108 (i io\ IV, 312.
Hogehus, Gg., 1, 313 (318).
Hölscher, G., I, 596 (618). III, 709. IV. 40.
71. 166. 227. 252. 313. 326. 381 V, 19.
31. 41. 62. 29S. 371.
Hornemann. G.-Fam., I, 63. 120 (123). 278
(2S2). 478 (494). II, 628.
Hossauer, G., I, 464 (479)- HI. 92. IV, 368.
477- V, 355.
Hoyer, G , I, 274 (277).
Hulsemann, Zg., I, 324 (329).
Humbert, g., iv, 114. 307. V, 263.
I. J.
Jakob, 1;., 11, 559-
Jenssen, M., I, 30 (31).
Igel, G., III, 96.
Jheger. Gg., III, 505.
Illies, (ig., I, 450 (466). 580 (600). 584 (604)
II. 590. 596. III, 217. 263. 304. 337. IV
180. 242. 269. 278. 290. 307. 313. 337-495
533- 541- 548. 592. V, 43. 52. 130. 152
161. 264. 284. 287. 290. 325. 340. 351. 352
355- 363- 365- 375- 376. 387- 388. 411. 421
424- 432- 435 440. 442. 489- 509- 525
546. 568.
Jost, G., II, 153.
Jürst, G., III, 81. 353. I\^ 123. 407. 477. 567
K.
Kahl, G., III, 67. 106.
Kahle, Mm., I, 104 (106).
Kählert, T., I, 25.
Kampen v., Gg., II, 582. III, 133. IV, 378.
Kania, r., II, 551
Kannengiesser, M., V, 242.
Kaselowsky, M.. V, 58.
Kass, G., V, 285.
Kassuba, T., II, 551.
Kempener. M., I, 46-
Kerfack, (.., 1, 95 (97)- 506 (524). IV, 24.
V, 349-
Kersten, Orgell)., I, 476 (492).
Keymann, Gg., II, 407.
Kielmann, G., IV, 247. \', 451.
Kindt. M., I, 165 (166).
Kitzrow, Kimstschlos.ser. III, 267.
Klähn, G., IV, 159 V, 550.
KUNSTHANDWERKER -REGISTER.
647
Klein, G., I, 167 (169). 168 (i-jo). 424 (439.
430 (446). 562 (58 1).
Kleymann. G^'., Ili, 4S7.
Klingmann (Klmckmann. Klinkmann I 1: | ';
76 (78). IV, 366.
Knüppel, Gg., V, 139.
Koch = (H P K), G., II, 450.
Koch, M., III, 243. V, 100.
Koch, Zm.. III, 267.
Könecke, Mm., II, 560.
Könemann, B., II, 559.
König, Zg., III. 469.
Konow = (A L K), G., I, 275 (27S1. II, 635
637. 648. 111, 347- V, 70.
Koop, Gl., III, 267.
Koppen, G., III, 503. I\', 391.
Kossei, B., II, 317.
Köster, M., IV, 217.
Krämer, G., I. 357 (363). 370 (380).
Krause. G., IV, 227.
Krause, M, 1, 475 (492). 111,659. IV, 131. 410.
Kreiten. ('•., IV, 242.
Kremer, Mm., II, 162.
Krische, Gtj., lll, 95.
Kroger, üi^'elh.. 11. 136.
Krüger, G., 111. 680. 697.
Krüger, G, IV, 219.
Krüger, M., III, 243. 46S. 473. 67S.
Krüger. .M., V, 97.
Krummbügel, Zg., V, 414. 424. 436. 440. 5CS
Krummstroh. G., III, 142.
Krus. 1; . III. 83.
Krusemark, ü., V, 596.
Kuchmeister, Gg., V, 409.
Kühl, Gg., III, 68.
Kurtz, G., III, 151. 175. IV, 27. 407. 614
V, 251. 264. 268. 270.
Kurz, G., III. 63.
L.
Ladegast. Orgelb., II, 551.
Lampert. H., lII, 266.
Landre, (ig., II. 360. 518. 555. 59S. 667.
302. 4S7. IV. 506.
Langberg, M . III, 475.
Lange, Kunstschmied, III. 245
Lau. M., III. 218.
Lauterbeck, .M., III, 659
Lavenpries, Gg., I, 34.
Lehmann, (i. Kam., I, 63. 95 (97)- 96 C97)
(426). 424 (439). 478 (494)- 584 (604).
546 716. V, 218.
Lehsten, Gelbgiesser, II. 65 150 160.
Lellmann, G., IV, 286.
Lembke, G., I, 563(582). V. 70.
Lenthe. Gravem, II, 355. 4 "2. 50«. III.
495 5<».v IV, 55'-
Leonhardt. (■ . i- 3j8 (323).
Lenz, Kr/.giessei, IV. 307.
Lepzow. M. IV. 434.
Lilie, Mm., 111, 266.
Lippert. Gelhgiesser. IV. V»6.
LippOld. G -I:in' . ^' ' • ' -" Ml ?:>^
41.J
III
490
Livonius. ('. IV. 226 269. 391. V. 30. 6».
~'< '-
Lofberg (Löflxirj:). Gr.. IM 344 |V. 12K
Lohe V.. G , V. 31.
Löhr. Mcinmet7. IH, 256.
Lomberg, <;., IV, 275.
Lübeke. G , I. 274 277;.
Lüdeke. Mm., V. 131. 132.
Ludewig, G., V, 570.
Lyra v., .Mm., II, 1S8
M.
Madaus. G., H. 583
Magnus (P M . i. . II 4S4.
Malm Lipfcr II 63... ■
Mancke, <.- . V, 38S.
Marggraf. M . I, 25.
Marne de, l>rechsler, III. 243
Marx. ' »rgcll)., I. 25.
Maschmann, .M., III. 104
Matthes (.Maths, .Matie, Gg.-F.im. I. 1 1 1 (114.
\ . 102. 576.
Mebert. Gg.. V, 440. 583. 592.
Mehler. Gg., II, 272. 293 499 67«.. IM. 203.
IV 148. 572.
Mehlmann. Zg . IV, 132.
Meier. 1., II, 551.
Menckin, G., II. 300.
Mestlin, G.. IV, 15. 40. 181. 226. 227. jqi.
341. 348. 381. V, 19. 34. 48 78. 79. 81.
105. 161. 222. 290. 390.414. 415- 53^- 573.
Meyer. !•. I. lo.Sdio). 140(142).
Meyer. Otto Gerh.. <.g, I. 110(112). ISJCSS-
356 (362;. 370 (379;. 377 (388) 512 (531).
II. 471- 583- 639. III. 55- 3.?o 364 444
459. 4S7- 400 527. 539. 702. IV. 16. 101.
456. «.II. V. 14. 40 4.S. 262. 298.
Meyer. Joh. Chr.. «ig. V. 70. 169. 200. 215
243. :;;<. ;i" WS- .?6i. 387.
Meyer. Joh. Chr. Friedr. «ig , V. 306.
Meyer. Joh. Casp.. <;•.:■ III 3o. ai9-
Meyer, i l\ ; ;7
Meyfeld. (ig. III. 135
Meyne. Kupferschmied, IV. 361.
Michael. G.. I. 369(378 III. 5=8- S59.
Michael. G.. IV. 413. 45S.
Michaelsen (Michelsen, M.. II 104. 133. 150.
;js I\. 410. V. 16. 18.
Michel. Mm. II, 188. 603.
Michel. M.. I. 107 (MO).
Midow. H., IV, 217
Miltzow, Gg . V, 290.
Möhrcr, T., II. 581.
Moll. G. I. 405(4i6\
Möller, H.. II, 40. 50.
Möller, Hans. '• II ?<>8.
Möller. Joh. Christoph. •• . I 506 reaxV
Möller, r.. 1. SV
Möller. T.. IV. 307.
Molstorf. <"... I. 576 (5v- *'• >' » '-. •
II'. 147. 244.
Mönkehagen, Gg. 1. 34- «5» "^ is«.! —
2S<) (293> 305 3»»^ • .»S'
III. ijo. 534. 542 550- :
120. 127. 404. V. io. ti'
648
KUNSTHANDWERKER - REGISTER.
Mors. Orgelb . II. 553.
Mowitz, I?.. III. 166.
MowitZ. Kleminier. I. 302 (306).
Vull. Gg.. III. 68.
Müller. G.-F.-im,. I. 121 (124"). 122 (1241. 169
*i7o). 297 (300) 310 (314) 318 (323). 34<j
(355- 366 (375\ 393 (403). 409 (421). 414
(426). 431 (446). 491 (50S). 506 (524I 510
(527). 513 (531) 567 (5S7). 580 (601). III,
200. 4S7. 550. 697. IV. 101;. 121. 132. 441.
V. 41. 20S. 262. 28S. 415. "
Müller, Gell)g.esser. III. 220.
Müller, .Schmied, IV, 307.
Müller, Steinmetz. IV. 306.
Müller, T.. I. 105 (loS).
Müller. Uhrm.ncliei-, IV. 307.
Mumm (Mumt. G., II, 583. 652.
Münster v., li., II, 559.
Nehls. Ziegleim.. IV. 306.
Niemeyer, T.. III. 243.
Mens, Kuiistsclilüsser-Fam., III. 190. 203. 243
245. 267. 271. IV, 271.
o.
Oberg, Gg., I, 606 (93). II. 309. III, 301.
473- 5"- IV, 113. 481. V. 52. 143. 144.
388. 436. 596.
Ohison, Gg., V, 589.
Oldendorf, Gg.. II. 442.
Olfen. M., III. 267.
Oelmann, Gg., III, 147.
Oesten, G., V. 340. 352. 546.
Orbach, M., II. s86.
Othbrech, Gg., II. 665.
P.
Paepcke, Gelhgiesser, III, 220.
Pauli, Zm., II, 559.
Pawel, T.. III, 213.
Pawlowsky, H., IV, 307.
Percham, -Mm., I, 267 (270).
Peter, Gg., V. 544.
Peters, G., III, 395.
Peters, (Jrgell)., V. 100.
Peters, T., II, 551.
Petersen, T., 11,^398.
Petschler, G , V, 270.
Petters, R, II. 551. 5S1.
Pfrenger, T., III: 243.
Philippi, M.. IV. 548.
Pisani. H, III, 266.
Pitschner, G.. III, 19.
Plaucr, Gg., II, 399.
Polchow, Zg . Ili; 204. V, 561.
Pommer, Kimst.schlo.sser, IN', 306.
Poreibe, G.iam., II, 153. 263. III, 175. 490.
Poreibe, 15., I\', 625.
Porepe, Zg , III, 217.
Press, Zg , I, 581* (601). 584 (605).
Pressier, Mm., III, 243.
Preu, H.. III. 128.
Pribbenow. iDpfer, II, 630.
Printz. G., II, 264. 286. 329.
Pristaff, Mm., III, 547.
Prüfer, G., I, 310 (314). 593 (615). III, 204.
305 IV, 112. 307. 376. 378. 564. V, 163.
200. 202.
Q.
Quade, B. u. T., II, 45. 87. 88.
Quirling, G., TU, 35. 304. 306. 308. 362. IV,
442.
Quistorp, G.-K.'im., T, 64. 318(323). 454(469).
IV, 102. V, 34.
R.
Rabe, M., IV, .307.
Radchen, G., I, 562 (582).
Rahm, G.-Fam., I, 276 (279). 323 (328). 369
(378). II, 213. 310. 373. ifl, 506. 721.
V, 44.
Rathke (Ratke), Andreas, G., I, 296 (300).
302 (305).
Rathke (Rathken), Abrah., G., I, 502 (519).
IV, 171. 226. 337. 387. V, 62. 276. 442.
589-
Regenfart, B., II, 86. 87. 88.
Reimers, G., II, 113. 114. 329. TII, 535.
IV, 158.
Reincke, Zg., I, 297 (301). IV, 16. 24. 26.
Reinecke, Gelbg., V, 355.
Reinhold, Kunsttischler, II, 551.
Remmler, Oigelb., IV, 307.
Reppien, M., III, 475.
Reuss, G., I, 387 (397). 423 (438). IV, 123.
Ribe, Gg., I, 109 (112). 153 (155). 567 (586).
III, 520.
Richter, Kupferschmiedefam., IV, 247. 348. 596.
Richter, T., II, 581.
Riebow (Ribow), G.-Fam., I, 123 (125). 169
(170). 366(375). III, 506.
Rieck, Mm., III, 547.
Riedeweg, Gg., II, 138.
Rit van der, Gg., III, 88.
Rohde, B., IV, 285.
RÖhrdantz (Röhrdanz), Zg., I, 405 (416). III,
697. 717.
Röper, G., I, (279). 387 (397). 397 (407). 423
(438). 424 (439). 453 (468). 471 (487). 562
(581). 572 (592). 593 (614)- III. 529- 535-
IV, 102. 105. 174. 282. V. 413- 539-
Rose, G., II, 451. 516. 593. III, 67. 120. 250.
337-
Rotermund, B., IV, 306.
Runge, Orgelb., III, 174.
Rusch, .Steinmetz, III, 659.
Rust, G., IV, 226. 319. 387.
s.
Sabelmann, Zm., IV, 306.
Sager, (;., III, 67.
Schacht, Zg., III, 721.
Schäffer, T., I, 140(142).
KUNSTHANDWERKER- REGISTER.
649
Scheel, Gg., V, 222.
Scheele, G., II, 5i<S. III. 462. IV. nS. 121.
506.
Scheft. T.. II, 582.
Schale. Gg.. I, 89(91).
Schlegel = (i H Sj, G., II, 361.
Schleicher, Steinmetz, IV. 307.
Schlick, G., III, 552.
Schlüter (Slütei), Zg.-Fam., I, 310 (314). 324
(329). 367 (376). 457 (472) 510 (528). III.
546. V, 202. 279. 290.
Schmahl, M., 1, 354 (360).
Schmidt, Gg., I, 392 (402).
Schmidt = (C S), G., II, 311. 442. IV. 227.
331. V. 526.
Schmidt, Ilofgärtner. III. 266.
Schmidt, Orgelb.. I, 25. III, 243. \'. 100.
Schmidt. Zg., III, 469.
Schmit. H., IV. 622.
Schmittinger. Orgelb., I, 537 (555).
Scholinus, P-., II, 582.
Schomaker, Mm., I, 105 (107).
Schönfeld, Uhim., I, 30.
Schönfeldt, G., II, 379.
Schorler, G., I, 409 (421). 453 (468). 510
(527 • 593 (615)- IV, 40. 114-
Schröder, G., I, 307 (310).
Schultz, Gg.-Fam., I, 153 154). 296 ,299)
301 (305). 313 (318). 317 (322). 322 f327)
377 (388X 386 (396). 392 (402\ 397 (407)
421 (433). 428 ,443). 476 492). 490 (507
497 (514)- 513 (531 • n, 249. 273. 309
324. 418. 678. III. 5. 307. 311. 329. 394
397. 420. 487. 499. 502. 520. 542. 549. 721
IV, 13- 18. 25. 27. 37. 78. 104. 123. 147
291. 297. 313. 318. 347- 375- 394- 486.491
502. 507. 614- V, 30. 43. 52. 152. 223
243. 268. 304. 340. 411. 429. 450. 586.
Schumacher. Schmied, in, 243.
Schünemann. (Jg. Kam.. 1,413(424). 428(443).
470 (486 . 508 (526). 572 (592). 575 (595-
592 (614). 595 (dl-). V. 28. 50. 61. 113
163.
Schuster, (ig- I, 366 (375).
Schütz. G.. II. 355. 419.
Schütz. I"., III, 473-
Schwant, T., III, 715.
Schwarz. T., II, 551.
Schwenn, Gg. Kam,, V, 102.
Seger. /g.-Kam., I, (373)-
Segewetz, Schmied, II, 559-
Seiler. Gl., IV, 306.
Sellin. M , I, II. 60 (61).
Serrius. r., I, 76 (78).
Siebenbaum, Gg.-Kam. I, 3'4 (3«8). 39« (4o.^
497 (514). 572 592). II, 43- 254- 324
371. 670. III, 84. 92. 95. 144- 27'- 309
381. 423. 545. 697. IV, 211. 241. 375- 404
116. 222. 340. 376. 538.
IV, 366. 406 V,
477. 594. 622. V
544.
Siegfried, r. . Mi
440.
Sievert. ü.. III. 243. 255.
Sperling, oigelb., I, 108 iiu>\. 140 1142
Sponholz, T.. V, 100.
Stahl, /ii... ir. 666.
Steffen. G., I, 306 (310. 387 (397). IV. 27.
105.
Stein, Orgelb., I, 140 (142).
Sternberg. Gg., II. 41.
SteuslofT. G., I, 410 (4211. IV. 20. 166.271.
\ 4-7.
Stichmann. G., I. 471 (487).
Stoll. M . IV, 493.
Stolp. Werkmeister. II. 128.
Strahlborn. Gg.-Fam., I. 39. 9K93). 153(155)
317 (322 . 404 4151. 443 458). 470 {486)
II, 139. 273. 324. 378. 404. 418. 450. 454
555. III, 12 14. 30. 72. 75. 105. 190.285
304. 347. 476. 495. IV, 570. V. 34. 414
Strasburg JStrassburgl, G., II. 210. 374. III
Vj; I\'. 114. 123.
straube -^ (S F St. G., II, 361.
Strauss, .M.. II. 188.
Stümer. g. V, 250.
Sudrow. '.- , I, 366 (375 .
Sy &. Wagner, G , I. 314 (318). II. 574. 681.
683. HI, 200. 207. 431. 462. 490. 495.
542. IV, 34. 102. 123. 128. 348. 407. 533.
546- 551. 595. 617. V. 144. 182. 187. 288.
340. 353- 377- 424. •
Taddei, n. III. -">"
Tempel. M.. IV. 118.
Tesche. M , II. 88. iio.
Thies. /.-. III. 84.
Thiesenhusen, <; I. 572 592; III. 28. V
Torfstecher. '• . 11 212 360.
V.
Vaal, 1.. II, 5S2.
Vanino, Mm., III. 243.
Vanoni. U. Kam.. III. 243.
Velthofen. H.. II. 586.
Vicke (l\ckc. Vycke). Zg.Fam.. I. 302 (305).
324 (328). 414 (426). 454 (4691 III, 469.
536. IV, 121.
Vitu«, c;.. I, 43' «446).
Vogt, M.. 1. 93 (95'-
Vogt H V). (i. II. 230.
Vollgold. G, V. 4«3-
Vorbeck. Gg. IV. 195-
Voringk. Mm . II. 603.
Vos. «.;;, III. 226. IV. 566 V. 363.
Voss. (ig. -Kam., V, 259.
Voss, G . IV. 546.
VO88, /K-Fam.. I, 95(97) 2'»S (3"0 307 (3«o)
376 386). 424 (439> ill. 359 IV. 75-
4S2. V S70-
W.
Waage. /•,: . IV. 568.
Wagener. M.. I. 30-
Wagner » Sy.
Walter. I«. II. 5*6.
6;o
KUNSTH ANDWKKKKK - REGISTER.
Warkentin. Cl;., 111. io6.
Wegener. ü., 1, 289 (292).
Weihnacht. M.. IV, 306.
Weis, r.., 111. 226.
Wellmann, /.g., I. 502 (,519)-
Westen. Cielbgiesser, IV, 159. 387.
Westphal. (ig., IV, 211. 441.
Westphal. C, V, 363. 377-
Wichmann - (I W), (l-, II. 389-
Wichtenthal. Erzgiesser, IV. 591.
Wiechmann. .M., 1, 94 (.95)-
Wiese, (i-iam.. III, 149. 1\', 626.
Wiibrandt. M., 1, 30.
Wilde. -M., 111, 208.
Willers, G., II, 116.
Wilw. G., II, 574.
Winckler. i'.. 111, 243.
Winckelmann. r. , II. 559-
Winckelmann, g. V, -215.
Winzer. Orgelb., I, 140 (142).
Witt, T., 111, 468.
Witz s. Armowitz.
WollO ,\V<>illo\ Gg., II. 414. 441- 5 >6. HI,
164.'
Woltersdorf, B., 1, 77 (78).
Wosack, Gg.. V, 62. 361.
WÖSthoff, /g., I, 457 (472). 568(587). 576(596).
596 618). III, 539. V, 202.
Wulf, Gg.-Kam., II, 639. III, iio. 460.
z.
Zach, Gg.. 1, 348(354,. III, 624.
Zeller (PGZ), G.-Fam., 11, 214. 404. 691.
Zepplin, Ci , 11, 648.
Ziegner, Gg. III, 209.
Zimmer, B , I, 11.
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N Schlie, Friedrich
6876 Die Kunst- iind GeschichtF-
M5S3 Denkmäler des Grossherzogtbr
Mecklenburg-Schwerin