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Full text of "(Die) erzlagerstätten"

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Die  Erzlagerstätten. 


Unter  Zugrundelegung  der  von 

Alfred  Wilhelm  Stelzner 

hinterlassenen  Vorlesungsmanuskripte  und  Aufzeichnungen 


bearbeitet  von 

Dr.  Alfred  Bergeat, 

Professor  der  Mineralogie  nnd  Qeologle  an  der 
kgl.  prenA.  Bergakademie  zu  Clansthal  i.  Hai'z. 


1.  Hälfte. 


Mit  100  Abbildungen  und  einer  Karte. 


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Leipzig. 

Verlag  von  Arthur  Felix. 

1904. 


Alle  Rechte,  insbesondere  das  der 
Übersetzung  in  fremde  Sprachen,  vorbehalten. 


Vorwort 


Aus  voller  Schaffeoskraft,  im  Alter  von  kaum  55  Jahren,  wurde  Alfred 
Wilhelm  Stelzner  am  25.  Februar  1895  durch  einen  frühzeitigen  Tod  hin- 
weggenommen. Mit  ihm  verlor  die  Freiberger  Bergakademie  einen  ihrer  hervor- 
ragendsten Vertreter  und  Lehrer,  die  Geologie  einen  rastlosen  Mitarbeiter,  von 
dessen  weitumfassendem  Wissen  und  Scharfsinn  sie  noch  manche  Förderung  zu 
erwarten  hatte.  Diejenigen,  welche  dem  Toten  zunächst  gestanden  hatten,  wußten, 
dafi  er  sich  seit  längerer  Zeit  mit  dem  Plan  zu  einigen  größeren  Veröffentlichungen 
trug,  deren  Fertigstellung  ihm  nicht  mehr  vergönnt  sein  sollte.  Angeregt  durch 
mehrere  Freunde  Stelzners  faßten  seine  Geschwister  eine  Herausgabe  der 
hinterlassenen  Manuskripte  ins  Auge,  und  ich  übernahm  es  als  eine  Ver- 
pflichtung gegen  das  Andenken  des  Verstorbenen,  dessen  Assistent  ich  bis  dahin 
gewesen  war,  dieselbe  zu  besorgen.  Ich  erhielt  daraufhin  die  Kenntnis  von 
zwei  Manuskripten,  von  denen  das  eine,  von  den  Silber-  und  Zinnerzlagerstätten 
Bolivias  handelnde,  ich  schon  vor  mehreren  Jahren  an  die  Öffentlichkeit  bringen 
konnte,  während  nun  das  andere  die  Grundlage  dieses,  fast  zehn  Jahre  nach 
Stelzners  Tode  erscheinenden  Buches  bildet. 

Es  war  in  weiteren  Kreisen  bekannt,  daß  Stelzner  die  Herausgabe  eines 
großen  Werkes  über  Erzlagerstätten  beabsichtigte  und  daß  er  hierfür  eifrig 
Material  sammelte.  In  seinem  Nachlasse  fand  sich  tatsächlich  ein  sehr  umfang- 
reiches handschriftliches  Material,  welches,  wie  man  annahm,  das  Manuskript 
zu  diesem  Werke  darstellte  und  mir  als  solches  anvertraut  wurde.  Bei  der 
Durchsicht  desselben  ergab  sich,  daß  es  nicht  für  den  Druck  bestimmt  und  in 
der  vorliegenden  Form  nicht  druckfertig  war.  Es  erwies  sich  teilweise  als  das 
Manuskript  zu  Stelzners  dreistündiger  Vorlesung  über  Erzlagerstätten,  wie  es 
sich  in  mehr  oder  weniger  ausführlicher  Nachschrift  in  den  Händen  vieler  seiner 
Zuhörer  befindet  und  damit  eine  weitere  Verbreitung  gefunden  hat,  und  außer- 
dem enthält  die  Mehrzahl  der  Blätter  seine  mit  unermüdlichem  Fleiße  zusammen- 


175.^88 


rv  Vorwort. 

getragenen  Literaturnotizen.  Mit  großer  Ausführlichkeit  sind  dort  die  allgemeinen 
Ahschnitte,  sehr  kurz  dagegen  die  Einzelbeschreibungen  der  meisten  Lagerstätten 
selbst  bearbeitet ;  vielfach  fehlen  die  letzteren  überhaupt  ganz.  Eine  Ergänzung  zu 
Stelzners  Vortrag  bildeten  die  Demonstrationen  in  der  Lagerstätten  Sammlung. 
Sie  war  großenteils  von  Stelzner  zusammengebracht  und  von  ihm  aufs  sorg- 
fältigste durchgearbeitet  worden;  ihre  Anordnung  ging  der  Vorlesung  parallel 
and  in  ihren  Etiketten  birgt  sie  eine  große  Menge  von  Studienresultaten,  welche 
in  dem  Manuskripte  selbst  fehlen  oder  nur  angedeutet  sind,  in  dem  beabsichtigten 
Buche  aber  offenbar  eine  ausführliche  Berücksichtigung  gefunden  hätten.  Sie 
bilden  neben  dem  Vorlesungsmanuskript  und  den  Literaturnotizen  gewissermaßen 
einen  dritten,  sehr  wichtigen  Teil  in  Stelzners  wissenschaftlichem  Nachlaß; 
die  Freiberger  Lagerstättensammlung  ist  bei  der  Ausarbeitung  dieses  Buches  nicht 
benutzt  worden.  Entsprechend  seinem  nächsten  Zwecke  hielt  sich  das  Manuskript 
von  jeder  Polemik  fern,  die  Ergebnisse  von  Stelzners  persönlichen  Eeisen  und 
Beobachtungen  sind  darin  nur  beiläufig  erwähnt,  und  es  versteht  sich  von  selbst, 
daß  sehr  vieles,  was  sein  Denken  täglich  bewegte  und  was  er  wohl  in  einem 
Buche  niedergelegt  haben  würde,  sich  in  diesen  Aufzeichnungen  nicht  vorfindet. 

Nach  alledem  konnte  von  einem  unveränderten  Abdruck  des  Nachlasses  keine 
Rede  mehr  sein.  Ich  mußte  mich  entschließen,  das  Vorhandene  zu  ergänzen;  inner- 
halb der  langen  hierzu  erforderlichen  Zeit  machte  sich  aber  auch  eine  Neubearbeitung 
und  häufig  eine  Umarbeitung  des  schon  Niedergeschriebenen  nötig,  wenn  das 
beabsichtigte  Buch  nicht  schon  bei  seinem  Erscheinen  veraltet  sein  sollte.  Aus 
diesen  Rücksichten  wird  man  verstehen,  wenn  ich  erst  heute  in  der  Lage  bin, 
das  vor  Jahren  gegebene  Versprechen  einzulösen. 

Betrefl's  mancher  Fragen  der  Lagerstättengeologie  hat  sich  seit  Stelzners 
Tode  eine  lebhafte  Diskussion  entwickelt,  einige  der  von  ihm  vorgetragenen 
Ansichten  sind  bestritten  worden ;  daraus  ergab  sich  für  mich  die  Notwendigkeit 
einer  Stellungnahme,  die  dazu  führte,  daß  manche  Abschnitte  ausführlicher  werden 
mußten,  als  sie  vielleicht  sogar  in  Stelzners  eigenem  Buche  vor  zehn  Jahren 
ausgefallen  wären.  Wo  nach  meiner  Ansicht  tatsächliche  Fortschritte  in  den 
einschlägigen  Wissenschaften  vorliegen,  habe  ich  sie  zur  Geltung  gebracht,  auch 
wenn  es  unter  Preisgabe  der  Auffassungen  Stelzners  geschehen  mußte.  Die 
letzteren  sind  dann  wenigstens  kurz  gekennzeichnet  worden.  Abschnitte  theoretischen 
Inhalts,  welche  meine  eigenen  Anschauungen  wiedergeben  oder  von  mir  erst  einge- 
schoben worden  sind,  habe  ich  durch  *  *  am  Anfang  und  Ende  kenntlich  gemacht. 
Im  übrigen  sind  gerade  die  Kapitel  allgemeineren  Inhalts  möglichst  in  der  von 
Stelzner  hinterlassenen  Form  und  in  derselben  Reihenfolge  wiedergegeben,  und  es 
betrifft  das  ganz  besonders  die  einleitenden  Abschnitte  und  die  allgemeinen  Schilde- 


Vorwort.  V 

rangen  der  Ganggeologie;  bei  letzteren  hatte  ich  nm  so  weniger  Grund  zu  größeren 
Änderungen,  als  Stelzner  gerade  dieses  Gebiet,  gemäß  einer  alten  Freiberger 
Tradition,  besonders  gepflegt  hat.  Die  Beschreibungen  der  einzelnen  Erzlager- 
stätten sind  sämtlich  von  mir  neu  bearbeitet  worden  und,  wie  schon  gesagt, 
ausführlicher  als  bei  Stelzner.  Meine  Berufung  nach  Clausthal  gab  mir  Gelegen- 
heit, die  dortigen  Lagerstättensammlungen  zu  studieren  und  fortgesetzt  reich- 
liches weiteres  üntersuchungsmaterial  zu  beschaffen;  allen  Herren,  welche  mir 
dabei  bereitwilligst  durch  Sendungen  und  Auskünfte  meine  Arbeit  erleichtert 
haben,  sage  ich  auch  an  dieser  Stelle  nochmals  meinen  herzlichsten  Dank.  Die 
petrographischen  Schilderungen  stützen  sich  also,  soweit  nicht  auf  Original- 
arbeiten verwiesen  ist,  auf  die  Untersuchung  des  Clausthaler  Sammlnngsmaterials. 
Eine  sehr  wesentliche  Hilfe  gewährten  mir  die  von  Stelzner  hinterlassenen, 
bis  1894  reichenden  Literaturaufzeichnnngen.  Trotz  ihrer  Reichhaltigkeit  sind 
die  Literaturangaben  des  Buches  schon  aus  dem  Grunde  nicht  ganz  vollständig, 
weil  ich  mit  geringen,  stets  vermerkten  Ausnahmen  nur  solche  Schriften  zitiert 
habe,  von  deren  Inhalt  ich  mich  selbst  überzeugen  konnte.  Fast  alle  vermochte 
ich  mir  im  Original  zugänglich  zu  machen.  Wenn  ich  trotzdem  sehr  oft  auch 
auf  Referate  in  leichter  zugänglichen  Zeitschriften  verwiesen  habe,  so  war  auch 
in  dieser  Hinsicht  eine  Vollständigkeit  nicht  beabsichtigt,  und  es  konnte  nicht 
der  Zweck  dieses  Buches  sein,   die  Repertorien  jener  Zeitschriften  zu  ersetzen. 

Endlich  sei  noch  erwähnt,  daß  mir  eine  recht  große  Anzahl  von  Erzlager- 
stätten außer  in  Deutschland  besonders  auch  in  Österreich-Ungarn  und  Italien 
durch  persönliche  Befahrung  von  Gruben  bekannt  ist,  wenn  ich  auch  weit  davon 
entfernt  bin,  die  Bedeutung  gelegentlicher  Besichtigungen  für  die  Beurteilung 
schwierigerer  Fragen  der  Lagerstättengeologie  zu  überschätzen. 

Die  Auswahl  und  Redaktion  der  Abbildungen  war  mir  überlassen;  ist 
schon,  wie  in  keiner  anderen  geologischen  Disziplin,  gerade  die  auf  die  Lager- 
stättengeologie bezügliche  Literatur  äußerst  ungleichwertig,  so  gilt  das  besonders 
von  dem  darin  enthaltenen  Material  von  Abbildungen.  Ich  bin  mir  wohl  bewußt, 
daß  sich  eine  Ausstattung  mit  ganz  einwandfreien  und  doch  instruktiven 
Illustrationen  nur  dann  hätte  erreichen  lassen,  wenn  ich  die  Zahl  der  letzteren 
noch  sehr  viel  mehr  eingeschränkt  hätte,  als  es  ohnedies  geschehen  mußte. 
Für  eine  gleichmäßige  Umzeichnung  der  Vorlagen,  unter  denen  sich  manche 
Originale  befinden,  hat  die  Verlagsbuchhandlung  Arthur  Felix  in  der  entgegen- 
kommendsten Weise  Sorge  getragen,  und  ihren  Bemühungen  verdanke  ich  es, 
wenn  das  Werk  in  würdiger  und  gediegener  Ausstattung  erscheinen  kann. 

Indem  ich  heute  das  Buch,  dem  ich  selbst  mehrere  Jahre  eigener  Arbeit 
gewidmet  habe,  der  Öffentlichkeit  übergebe,  gedenke  ich  dankbar  zweier  Männer, 


VI  Vorwort. 

die  nunmehr  gleichfalls  zu  den  Toten  gehören:  Herr  Geheimer  Medizinalrat 
Dr.  Oskar  Stelzner,  ein  Bruder  A.  W.  Stelzners,  hat  mich  bis  zuletzt 
durch  sein  unvermindertes  Vertrauen  ermuntert,  und  Bergrat  Dr.  Arnulf 
Schertel,  zuletzt  Professor  der  Hüttenkunde  an  der  Freiberger  Bergakademie, 
Stelzners  langjähriger  Freund,  ist  mir  in  der  Sache,  deren  Zustandekommen 
ihm  warm  am  Herzen  lag,   gleichfalls  ein  treuer  Freund  und  Berater  gewesen. 

Möge  das  Werk  sich  als  brauchbar  erweisen  und  dazu  beitragen,  daß 
Stelzners  Name  für  immer  mit  dem  verknüpft  bleibe,  was  er  gearbeitet, 
erreicht  und  erstrebt  hat. 

Partenkirchen,  Oberbayern,  14.  September  1904. 


Dr.  Alfred  Bergeat 


I.  Hälfte. 


Die  syngenetischen  Lagerstätten. 


Die  vorliegende   erste  Hälfte   bildet  mit  der  im  nächsten  Jahre 
erscheinenden  zweiten  ein  Ganzes. 

Das  hier  beigefügte 

Titelblatt,  das  Inhaltsverzeichnis  sowie  das  Ortsregister 

sind  nur  Interimistisch;  die  zweite  Hälfte  wird  solche  für  das  voll- 
ständige Werk  enthalten. 

Das  Vorwort  befindet  sich  in  dieser  ersten  Hälfte. 

Man  bittet  dies  beim  Einbinden  zn  beachten. 


Die  Verlagsbuchhandlung. 


Einltthrnng.') 


Die  Erdkruste  besteht  ans  mannigfachen  Aggregaten  von  Mineralien, 
welche  auf  verschiedene  Art  and  zu  verschiedenen  Zeiten  entstanden,  demnach 
auch  durch  besondere  Struktur,  Form-,  Lagerungs-  und  Verbandsverhältnisse 
ausgezeichnet  sind  und  den  einzelnen  Bausteinen  eines  Hauses  verglichen  und 
als  ^geologische  Individuen^  aufgefaßt  werden  können.  Eine  jede  derartig 
individualisierte  Masse,  welche  die  Form  einer  Linse,  einer  Schicht,  eines  Ganges, 
Stromes  usw.  besitzt,  bezeichnet  man  allgemein  als  ein  Gebirgsglied  oder 
einen  geologischen  Körper;  sie  bildet  die  Lagerstätte  der  in  ihr  auftretenden 
und  der  sie  zusammensetzenden  Mineralien.  Ein  großer  Teil  dieser  gebirgs- 
bildenden  Mineralaggregate  ist  unter  den  Namen  zahlreicher  Gesteine  bekannt. 

Man  nennt  Gebirgsglieder,  deren  Masse  in  ihrer  Gresamtheit  irgend  welche 
Verwertung  gestattet  oder  wenigstens,  sei  es  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung,  sei 
es  nur  stellenweise,  verwertbare  Stoffe  in  einer  den  Abbau  lohnenden  Weise 
enthält,  nutzbare  Lagerstätten  oder  Lagerstätten  im  engeren  Sinne  des 
Wortes  (z.  B.  Gips-,  Phosphorit-,  Erz-,  Salz-,  Kohlenlagerstätten).  Das  Studium 
von  Lagerstätten  der  letzteren  Art  würde,  sofern  es  sich  lediglich  um  deren 
rein  geologische,  naturwissenschaftliche  Bolle  handelt,  der  Geologie  überlassen 
bleiben  können;  wenn  dagegen  auch  die  technische  Nutzbarkeit  berücksichtigt 
werden  soll  —  also  eine  Eigenschaft,  welche  dem  Arbeitsfelde  der  Geologie  an 
und  für  sich  fem  liegt,  dagegen  für  Bergleute,  Techniker,  Grundstücksbesitzer, 
Kapitalisten,  Nationalökonomen  und  Regierungen  von  höchster  Bedeutung  ist  — , 
so  empfiehlt  es  sich,  das  Studium  dieser  nutzbaren  Lagerstätten  von  der  allge- 
meinen Geologie  abzuzweigen  und  zu  einem  besonderen  Teile,  dem  der  ange- 
wandten Geologie,  auszubauen.  Den  letzteren  kann  man  alsdann  auch  als 
Lagerstättenlehre  bezeichnen.  Unter  dieser  Disziplin  wird  man  daher  die 
auf  den  Erfahrungen  der  Geologie  fußende  und  gleichzeitig  den 
praktischen  Interessen  Rechnung  tragende  Lehre  von  der  Form, 
Zusammensetzung,  Lagerung,  dem  Vorkommen  und  der  Entstehungs- 
weise, der  Kartierung  und  Aufsuchung  solcher  Gebirgsglieder  ver- 
stehen, welche  technisch  nutzbar  sind.  Dagegen  bleibt  die  Besprechung 
der  Ausnutzung  selbst,  der  Gewinnungsarbeiten  und  der  sich  an  diese  an- 
schließenden Zugutemachung  der  Bergbaukunde  und  der  Hüttenkunde  überlassen. 

^)  Die  Einfährung  wurde  mit  wenig  Änderungen  und  Zusätzen  wörtlich  aus 
Stelzner 8 Manuskripten  übernommen,  weil  sie  charakteristisch  ist  für  seine  Vortragsweise. 
Stelzner-Bergeat,  Erzlagerstätten.  1 


2  Einführung. 

Zunächst  wird  es  notwendig  sein,  sich  darüber  zu  verständigen,  welche 
Gebirgsglieder  als  technisch  nutzbare  zu  betrachten  sind,  bezw.  welche  wir  als 
technisch  nutzbare  in  den  Kreis  unserer  Betrachtungen  ziehen  wollen.  Denn 
die  „Nutzbarkeit"  eines  Dinges  ist  keineswegs  etwas  Feststehendes,  von  der 
Natur  Gegebenes.  Sie  hängt  nicht  bloß  von  seinen  chemischen  und  physikalischen 
Eigenschaften  ab,  die  ihm  in  seiner  Gesamtheit  oder  in  seinen  Teilen  innewohnen  — 
denn  wenn  wir  bloß  hierauf  Eticksicht  nehmen  wollten,  gäbe  es  kein  absolut 
nutzloses,  unverwertbares  Ding  — ,  sondern  auch,  und  zwar  in  ganz  besonderem 
Grade,  von  der  Zeit,  dem  Ort,  den  Umständen,  veränderlichen  Befähigungen  und 
Neigungen  des  Menschen,  sich  jene  Eigenschaften  womöglich  in  gewinnbringender 
Weise  nutzbar  zu  machen.  Daß  hiernach  eine  mehr  oder  weniger  willkürliche 
Begrenzung  des  Stoffes  der  Lagerst«1ttenlehre  notwendig  wird,  ergibt  sich  aus 
folgenden  Betrachtungen. 

Die  Befähigung  des  Menschen,  sich  Mineralien  oder  Gesteine  nutzbar 
zu  machen,  ist  mit  der  Zeit  mehr  und  mehr  fortgeschritten  und  wird  noch 
weiter  fortschreiten.  Darauf  verweist  uns  schon  die  bekannte  Gliederung  der 
En t Wickel ungsgeschichte  menschlicher  Kultur  in  eine  Stein-,  Bronze-  und  Eisen- 
zeit; darauf  verweisen  uns  auch  maucbe  der  jüngeren  Vergangenheit  und  unseren 
Tagen  angehörige  Tatsachen ;  denn  mit  dem  Fortschritt  der  Zivilisation  hat  auch 
allenthalben  die  Verwertung  der  Bodenschätze  zugenommen.  Es  sei  erinnert  an 
Kobalt  und  Nickel.  Sie  erhielten  Spottnamen,  weil  ihre  Erze  den  alten  Berg- 
leuten trotz  ihres  Kupfer  und  andere  Metalle  verheißenden  Aussehens  lange 
Zeiten  hindurch  nur  Enttäuschungen  bereiteten;  man  denke  an  Wolfram  und 
Uranpecherz,  früher  als  unhaltig  über  die  Halde  geworfen,  heute  viel  begehrt; 
ferner  an  das  Mangan,  an  die  seltenen  Erden,  vor  allem  aber  an  die  Kali- 
salze, die  ehedem  mitsamt  ihren  Genossen  nur  als  lästiger  „Abraum^  galten, 
der  zu  beseitigen  war,  ehe  man  zu  dem  allein  begehrten  Steinsalz  gelangen 
konnte,  und  heute  die  Grundlage  eines  großartigen  Zweiges  der  chemischen 
Industrie  abgeben. 

Anderseits  wird  die  Neigung  des  Menschen,  sich  nutzbare  Eigenschaften 
eines  Stoffes  dienstbar  zu  machen,  beeinflußt  durch  die  Aussicht  auf  Gewinn, 
d.  h.  durch  das  Verhältnis  zwischen  dem  jeweiligen  Nutzungswert  eines  Stoffes 
und  den  Kosten,  welche  die  Dienstbarmachung  seiner  nützlichen  Eigenschaften 
erheischt.  Hierauf  aber  sind  zahlreiche  verschiedenartige  Umstände  von 
Einfluß. 

Die  „Nutzbarkeit"  einer  Lagerstätte  ist  keineswegs  bloß  bedingt  durch 
die  Quantität  eines  in  ihr  vorhandenen  Minerales  oder  Erzes,  sondern  auch 
von  der  Qualität,  so  daß  erst  Quantität  und  Qualität  entscheiden,  ob  eine 
technische  Ausnutzung  möglich,  ob  also  eine  Lagerstatt«  im  wirtschaftlichen, 
bergmännischen  Sinne  vorliegt  oder  nicht.  Nur  einige  Beispiele!  Das  Eisen 
beherrscht  unser  Jahrhundert  und  wird  viel  gesucht:  irgend  ein  Gestein  mit 
1  oder  5^/q  Eisen  ist  aber  doch  noch  keine  Eisenlagerstätte;  dagegen  ist  eine 
Quarzmasse  mit  0,05%  Gold,  d.  h.  Quarz,  der  in  der  Tonne  (1000  kg)  500  g 
Gold  enthält,  schon  sehr  reich,  wenn  man  berücksichtigt,  daß  der  Minimalgehalt 


Einführung.  3 

an  Gold,  auf  Grund  dessen  die  Freiberger  Hütten  Erze  zur  Verarbeitung  ankaufen, 
0,0005  <>/o^)  =  */ioooooo  der  Masse  beträgt. 

Femer  wird  die  Neigung  zur  Nutzbarmachung  bedingt  durch  den  Stand 
d6r  Technik.  Es  wurde  bereits  hingewiesen  auf  die  erst  in  jüngerer  Zeit 
erkannte  Verwertbarkeit  von  Kobalt,  Nickel,  Wolfram,  der  Abraumsalze.  Es 
sei  hier  ferner  erinnert  an  die  erst  seit  dem  XIX.  Jahrhundert  erfolgende  Ver- 
arbeitung der  Freiberger  Zinkerze,  an  die  wichtige  Rolle,  welche  neuerdings  gewisse 
Aluminiumerze  (Bauxit,  Kryolith)  spielen,  vor  allem  aber  sei,  als  ein  sehr  drastisches 
Beispiel,  die  gesteigerte  Verwendbarkeit  des  Eisenkieses  erwähnt.  Jahrtausende 
lang  wurden  dessen  Lagerstätten  nur  wegen  der  in  ihnen  vorhandenen  Kupfer- 
erze abgebaut.  Im  XIX.  Jahrhundert  ist  er  dann  ein  unentbehrliches  Rohmaterial 
für  die  Schwefelsäurefabrikation,  endlich  sogar  zu  einem  brauchbaren  Eisenerz 
(purple  ore)  geworden.  Ähnliches  ließe  sich  von  den  früher  gemiedenen,  jetzt 
wegen  der  wertvollen  Verhüttungsprodukte  gerne  verarbeiteten  phosphorhaltenden 
Eisenerzen  sagen.  Anderseits  aber  haben  durch  die  technischen  Vervollkomm- 
nungen manche  Rohmaterialien  an  Wert  eingebüßt:  so  z.  B.  der  Alaunschiefer, 
seitdem  die  Alaunfabrikation  besser  und  billiger  vom  Alaunstein  Gebrauch  macht, 
der  Spateisenstein,  seitdem  man  phosphorhaltige  Eisenerze  zugute  macht,  der 
Schwefel,  seitdem  man  die  Schwefelsäure  aus  Kiesen  erzeugt. 

Von  Einfluß  können  auch  die  örtlichen  Umstände  sein,  unter  denen  sich 
die  Lagerstätte  findet,  desgleichen  auch  die  geographische  Lage  insofern,  als 
Gunst  und  Ungunst  des  Klimas,  die  größere  oder  geringere  Entfernung  vom 
Verarbeitungs-  und  Verbrauchsort  die  Ausbeutung  der  Lagerstätte  mehr  oder 
weniger  lohnend  erscheinen  lassen.  So  erfordern  z.  B.  Goldseifen,  um  ausgenutzt 
werden  zu  können,  vor  allem  Wasser.  Nicht  nur  in  wasserleeren  Gegenden, 
sondern  auch  im  hohen  Norden,  wie  z.  B.  in  Lappland,  wo  der  Boden  lange  Zeit 
gefroren  ist,  können  sie  unverwertbar  bleiben. 

Ein  Beispiel  aus  neuerer  Zeit  bietet  die  erste  Geschichte  der  Goldfunde 
am  Yukonfluß  in  Alaska  (Klondike).  Die  Kosten  einer  Reise  von  der  Küste 
bis  dorthin  betrugen  mindestens  2800 — 3600  M.  Der  goldführende  Alluvial- 
boden ist  gefroren  und  taut  nur  während  des  sehr  kurzen  Sommers  bis  zu  einer 
Tiefe  von  0,6 — 0,9  m  auf,  so  daß  im  Beginn  der  Goldgewinnung  die  Goldsucher 
überhaupt  nur  im  Sommer  arbeiteten,  um  meistens  nicht  mehr  nach  Klondike 
zurückzukehren.     Der  Yukonfluß  ist  vom  Oktober  bis  zum  Juni  zugefroren.^) 

In  Caracoles  in  Chile  betrug  der  Preis  für  eine  Flasche  Wasser  4  M., 
und  ähnliches  wäre  aus  der  Geschichte  der  Golddistrikte  Westaustraliens  zu 
berichten.  Es  müssen  sehr  reiche  Gruben  sein,  die  unter  solchen  Verhältnissen 
noch  Gewinn  abzuwerfen  vermögen! 


^)  Dieser  verwertbare  Mindestgehalt  an  Gold  entspricht  680  cmm  im  Kubikmeter 
Quarz  oder  einem  Würfelchen  von  etwa  8,75  mm  Seitenlänge.  Die  Freiberger  Hütten 
zahlen  alsdann  immer  noch  2400  M.,  ja  sogar  bis  2710  M.  für  das  Kilo,  während  der 
Marktpreis  des  Feingoldes  2790  M.  beträgt.  Allerdings  müssen  in  letzterem  Falle  im 
Erze  noch  andere  verwertbare  Bestandteile  vorhanden  sein. 

^  B.  Bach,  Der  Golddistrikt  am  Yukonflusse  in  Nordwestamerika;  Globus  LXXII, 
1897,  3Ö7--362. 

1* 


4  Einfahrang. 

Nach  Domeyko^)  konnten  in  Chile  im  Jahre  1838  Kupfererze  mit  weniger 
als  22 — 24®/o  Kupfergehalt  nicht  roh  verschifft  werden,  solche  mit  weniger  als  12  ^/^ 
kamen  auf  die  Halde.  Dagegen  wurden  nach  Birkinhine  1888  am  Lake  saperior 
Kupfererze,  die  pro  Tonne  nur  1,65  Dollar  wert  sind,  d.  h.  weniger  als  0,75% 
raffiniertes  Kupfer  gaben,  noch  mit  Gewinn  in  Tiefen  von  300  m  abgebaut.-) 
In  der  Wüste  Atacama  müssen  noch  jetzt  stellenweise  Kupfererze  von  6 — 8^/^ 
Kupfergehalt  auf  die  Halde  geworfen  werden,  da  sich  ihr  Transport  auf  den 
zweiräderigen,  mit  6  Maultieren  bespannten  Wagen,  der  bis  an  die  Küste  3  Tage 
in  Anspruch  nimmt,  nicht  lohnt.^)  Die  in  Altenberg  abgebauten  Zinnerze  haben 
einen  Reingehalt  von  Vs^/o»  ^^  Bolivia*)  aber  mußten  noch  im  Jahre  1891  die 
Gänge  einen  Zinngehalt  von  mindestens  9 — 10%  besitzen,  um  des  Zinnes  wegen 
abgebaut  zu  werden.  Man  ersieht  aus  diesen  Beispielen,  welche  sich  leicht  noch 
vermehren  ließen,  welche  Bedeutung  der  örtlichen  Lage,  vor  allem  aber  der 
Beschaffenheit  der  Wege  und  den  Transportmitteln  zukommt.  Der  Erzreichtum 
einer  Kolonie  bleibt  wertlos,  solange  er  nicht  durch  billige  Transportmittel  einer 
gewinnbringenden  Verwendung  zugeführt  oder  an  Ort  und  Stelle  zugute  gemacht 
werden  kann.  Es  sind  deshalb  immer  die  Edelmetalle  gewesen,  welche  in  wenig 
erschlossenen  Ländern  zuerst  gesucht  und  beachtet  wurden. 

Billige  Transportmittel  können  anderseits  dazu  führen,  daß  ein  an  Ort 
und  Stelle  fast  wertloses  Rohmaterial  mit  Gewinn  nach  Gegenden  verfrachtet 
werden  kann,  in  welchen  ein  Mangel  und  Bedürfnis  an  solchem  besteht. 
Während  auf  Island  oder  in  anderen  Vulkangebieten  der  Basalt  ein  fast 
wertloses  Gestein  ist,  wird  er  im  Fichtelgebirge,  in  der  schwäbischen  Alb  oder 
in  Hessen  ein  wertvolles  Material  für  den  Export  in  benachbarte  Gegenden,  in 
welchen  weichere,  für  Straßenbauzwecke  weniger  geeignete  Gesteine  vorherrschen, 
wie  z.  B.  nach  Bayern  und  Württemberg.  Die  Basaltbrüche  zu  Linz  a.  Rh. 
aber  liefern  ihr  Produkt  bis  nach  Holland,  wo  es  als  wertvolles  Material  zu 
den  Küstenbauten  benutzt  wird.  Kalkstein  ist  natürlich  im  Jura  oder  in  den 
Alpen  so  gut  wie  wertlos;  bei  Berlin  oder  in  den  Gneis-  und  Schiefergebieten 
des  Erzgebirges  aber  wird  ein  Kalksteinbruch  zu  einem  wertvollen  Besitztum. 

Die  Entdeckung  reicherer  Lagerstätten  oder  solcher,  welche  ihre 
Erze  billiger  abzusetzen  vermögen,  kann  den  Abbau  anderer  zum  Erliegen 
bringen.  Solches  geschah  z.  B.  hinsichtlich  der  Nickelgruben  in  Süd-Norwegen, 
welche  bis  in  die  Mitte  der  siebziger  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts  gute 
Erträgnisse  lieferten  und  späterhin  infolge  Entdeckung  der  Erzlager  von  Kanada 
und  Neukaledonien  großenteils  ihren  Betrieb  einstellen  mußten. 

Spekulationen  der  Großindustrie  (z.  B.  die  Trusts),  politische  Verhältnisse, 
Steuern,  Zölle  sind  gleichfalls  nicht  selten  für  das  Schicksal  eines  Betriebes 
entscheidend,  wie  auch  endlich  die  besonderen  geologischen  Verhältnisse  einer 
Lagerstätte,  d.  h.  die  Schwierigkeiten,  welche  sich  dem  Ausbringen  des  nutz- 
baren Stoffes  entgegenstellen,  und  welche  dazu  führen  können,  daß  eine  Lager- 
stätte vernachlässigt  wird,  weil  sich  in  ihrer  Nähe  eine  andere  befindet,  welcher 
das  gesuchte  Erz  auf  leichtere  Weise  in  genügender  Menge  entnommen  werden  kann. 

>)  Ann.  d.  min.  (3)  XVIH,  1840,  80,  83. 

3)  Am.  Inst.  Min.  Eng.  XVI,  1888,  190. 

8)  Darapsky,  Das  Departement  Taltal,  1900,  172. 

*)  Minchin,  Eng.  and  Ittin.  Journ.  LI,  1891,  587.  Seitdem  Bolivia  ein  ausge- 
dehnteres Eisenbahnnetz  besitzt,  hat  sich  anch  die  Zinnproduktion  um  ein  bedeutendes 
gehoben. 


EinfÜhrang.  5 

Je  nach  der  örtlichen  Beschaffenheit  der  Lagerstätte  werden  auch  die 
Gewinnungskosten  verschieden  sein;  es  bedarf  keines  näheren  Hinweises,  wie 
abweichend  sich  letztere  fQr  den  Betrieb  tlber  Tag  oder  unter  Tag,  bei  viel 
oder  wenig  Abraum  gestalten  werden.  Brüchiges  Nebengestein  erfordert  mit- 
unter sehr  kostspielige  Zimmerungen,  die  Wasserhaltung  kann  in  schwerer  zu- 
gänglichen Gebieten  infolge  des  unverhältnismäßigen  Aufwandes  für  die  zum 
Betrieb  der  Maschinen  nötigen  Holz-  und  Kohlenmengen  unmöglich  werden. 

Unter  solchen  Umständen  werden  sich  auch  unsere  genaueren  Kenntnisse 
nur  auf  eine  gewisse  Anzahl  von  Lagerstätten  beziehen,  die  gegenwärtig  ab- 
gebaut werden  oder  vielleicht  früher  Gegenstand  eines  Betriebes  gewesen  sind, 
und  deshalb  wird  sich  auch  die  nachfolgende  Besprechung  zunächst  mit  solchen 
befassen  müssen,  welche  nicht  allein  nutzbare  Stoffe  enthalten,  sondern  auch 
wirklich  technisch  nutzbar  sind  oder  waren.  Indessen  sollen  nach  Möglichkeit 
auch  solche  Gebirgsglieder  in  den  Rahmen  der  Betrachtung  gezogen  werden, 
welche  nicht  oder  wenigstens  zur  Zeit  noch  nicht  verwertbar  sind,  wenn  ihre 
Untersuchung  nur  sonst  den  einen  oder  anderen  lehrreichen  und  theoretisch  be- 
merkenswerten Aufschluß  zu  bieten  vermag. 

Beim  Studium  der  Lagerstätten  kommt  es  vor  allem  darauf  an,  möglichst 
viel  Erfahrungen  zu  sammeln,  um  uns  über  das  Wesen  der  betreffenden 
Grebirgsglieder  und  über  diejenigen  ihrer  Verhältnisse  möglichst  klar  zu  werden, 
deren  Kenntnis  im  Interesse  ihrer  technischen  Ausnutzung  liegt.  Im  An- 
schluß daran  —  aber  immer  vom  Standpunkt  des  Geologen  aus  —  sind  die 
Gesichtspunkte  zu  ermitteln,  die  uns  die  Aufsuchung,  Beurteilung  und  Verfolgung 
von  Lagerstätten  erlauben.  Dagegen  soll  alles  rein  Technische  und  Merkantile 
(Gewinnung,  Verarbeitung,  weitere  Verwertung  und  Wertbezifferung)  den  Berg- 
und  Hüttenleuten,  Technikern,  Industriellen  und  Kaufleuten  überlassen  bleiben. 
Wenn  auf  derartige  Fragen  trotzdem  da  und  dort  flüchtig  eingegangen  wird, 
so  geschieht  es,   um  die  technische  Bedeutung  der  Lagerstätten  klarzustellen. 

Wer  die  Gesamtheit  der  Erzlagerstätten  zu  beurteilen  und  systematisch 
zu  beschreiben  unternimmt,  tritt  vor  eine  große  und  schwere  Aufgabe:  sie  ist 
groß,  denn  sie  setzt  die  Beherrschung  der  Mineralogie  und  Geologie  und  im 
weiten  Umfange  auch  der  Chemie  und  Physik  voraus;  schwierig  wird  sie  nicht 
nur  wegen  der  bedeutenden  Menge  und  der  Verschiedenartigkeit  des  Stoffes, 
sondern  auch,  weil  zahlreiche  Lagerstätten  erst  zum  kleinen  Teile  erschlossen 
sind  und  das  Erschlossene  durch  Abbau  wieder  verschwindet  oder  im  Laufe  der 
Zeit  durch  die  Zimmerung,  Mauerung,  Bergeversatz  oder  durch  Auflässigwerden 
der  Gruben  wieder  unzu^nglich  wird.  Zudem  sind  die  Interessen  des  er- 
schließenden Praktikers  in  der  Regel  ganz  andere  als  die  des  Theoretikers: 
jener  hört  mit  dem  Abbau  dort  auf,  wo  kein  materieller  Erfolg  mehr  zu  erwarten 
ist,  und  läßt  dabei  so  manche  wissenschaftlich  interessante  und  wichtige  Frage 
offen:  nicht  selten  aber  ist  es  eine  sehr  bedauerliche  Engherzigkeit  der  Gruben- 
besitzer, welche  keinem  Fremden  aus  Furcht  vor  irgend  welchen  Schädigungen 
den  Zutritt  in  die  Grube  gestatten  will  und  so  eine  wissenschaftliche  Beurteilung 
der  Lagerstätte  hintertreibt. 

Solcherlei  Schwierigkeiten  werden  sich  dem  Geologen  oft  entgegenstellen; 
in  Anbetracht  derselben  wird  es  denn  auch  erklärlich,   daß  unser  Wissen  von 


6  Einführung.  —  Literatur. 

den  Erzlagerstätten  noch  recht  lückenhaft  ist,  und  daß  noch  weniger  auf  Grund 
unserer  dermaligen  Erfahrungen  für  die  Praxis  brauchbare,  allgemein  gültige 
Gesetze  und  Regeln,  eine  Art  wissenschaftlicher  Wünschelrute,  ausfindig  gemacht 
werden  konnten.  Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  daß  sich  dergleichen  Gesetze 
überhaupt  nie  werden  aufstellen  lassen. 

Es  wird  daher  notwendig  bleiben,  in  jeder  neuen  Grube  und  bei  jedem 
neuen  Aufschluß  aufs  neue  zu  beobachten  und  sorgfältig  zu  prüfen. 

Immerhin  aber  wird  in  jedem  einzelnen  Falle  das  Verständnis  der  vor- 
liegenden Lagerstätte  sehr  wesentlich  erleichtert  und  gefördert  werden,  wenn 
dem  Techniker  und  Bergmann  außer  dem,  was  er  unmittelbar  beobachten  kann, 
auch  noch  ein  gewisser  Schatz  von  Erfahrungen  über  das  zur  Seite  steht,  was 
an  anderen  Orten  bereits  erkannt  worden  ist.  In  diesem  Falle  wird  er  nicht 
im  Finstern  tasten,  sondern  seine  Ftlhrerin  wird  eine  aus  bekannten  feststehenden 
Tatsachen  abgeleitete  Theorie  sein,  und  diese  wird  es  ihm  ermöglichen,  die 
Aufsuchung,  Verfolgung  und  den  Abbau  der  Erzlagerstätten  nach  richtigen 
Prinzipien  vorzunehmen. 

Unser  Wissen  wächst  mit  jedem  Fäustelschlage!  Der  Bergmann  möge 
dessen  eingedenk  sein;  denn  er  ist  in  erster  Linie  dazu  berufen,  durch  seine 
Fäustel  schlage  unser  Wissen  zu  erweitern,  der  Theorie  und  der  Praxis  zu  nützen! 

Literatur. 

Im  nachstehenden  sei  eine  Übersicht  über  die  bisher  erschienenen  Werke 
über  Erzlagerstättenlehre  und  solcher  umfangreicherer  Bücher  gegeben,  welche 
sich  mit  diesem  Gegenstand  umfassend  beschäftigt  haben.  Die  spezielleren  Be- 
schreibungen   und   Monographieen    sollen   gelegentlich    später  erwähnt  werden. 

1791.    A.  G.  Werner,  Neue  Theorie  von  der  Entstehung  der  Gänge,  mit  An- 
wendung auf  den  Bergbau,  besonders  den  freibergischen.    Freiberg  1791. 

1824.    J.  Waldauf  von  Waidenstein,  Die  besonderen  Lagerstätten  nutzbarer 
Fossilien.     Wien  1824. 

1833—1836.     K.  A.  Kühn,  Handbuch  der  Geognosie.     2  Bände. 

1840.     J.  C.  von  Beust,  Kritische  Beleuchtung  der  Wemerschen  Gangtheorie. 
Freiberg  1840. 

1850 — 1861.     Gangstudien,  herausgegeben  von  B.  von  Cotta.   I— III.  Darin 
KoUektaneen  der  Literatur  von  H.  Müller. 

1853.     B.  von  Cotta,  Lehre  von  den  Erzlagerstätten.     Leipzig  1853. 

1856.     M.  F.  Gaetzschmann,    Die  Auf-   und  Untersuchung  von  Lagerstätten 
nutzbarer  Mineralien.     2.  Aufl.  1866. 

1859—1861.    B.  von  Cotta,  Lehre  von  den  Erzlagerstätten.    2.  Aufl.    2  Bde.  — 
Engl.  Übersetzung  von  Prime,  Treatise  on  ore  deposits.    New  York  1870. 

1869.     J.  Grimm,  Die  Lagerstätten  der  nutzbaren  Mineralien. 

A.  Burat,  Geologie  appliquee  ou  trait6  de  la  recherche  et  de  Texploitation 
des  min^raux  utiles.     5.  ed.  1869. 

1872.  C.  F.  Naumann,  Lehrbuch  der  Geognosie.    Bd.  III,  Lief  3.   (Unvollendet!) 

1873.  H.    von    De  eben,     Die    nutzbaren    Mineralien    und    Gebirgsarten     im 
Deutschen  Reiche.     Berlin  1873. 

1879.     A.  von  Groddeck,  Die  Lehre  von  den  Lagerstätten  der  Erze.    Leipzig 

1879. 
1883.     A.  d'Achiardi,  I  metalli,  loro  minerali  e  miniere.    Milano.    2  vol.    1883. 
1883 — 1885.     F.  Sandberger,  Untersuchungen  über  Erzgänge.     2  Bände. 


Literatur.  7 

1884.  A.  von  Groddeck,  Traite  des  gites  m6talliferes,  Traduit  parH.  Kuss. 
J.  A.  Phillips,  A  treatise  on  ore  deposits.  London  1884.  II.  Aufl.  von 
H.  Louis.     1896. 

1892.  D.  C.  Davies,  A  treatise  on  metalliferous  minerals  and  mining.  5.  ed. 
London  1892. 

—  A  treatise  on  earthy  and  other  minerals  and  mining.  8.  ed.  London  1892. 

1893.  E.  Fuchs  et  L.  de  Launay,  Traite  des  gites  mineraux  et  metalliferes. 
Paris  ^1893.     2  Bände. 

1895.  F.  Posepny,  Über  die  Genesis  der  Erzlagerstätten  (nach  Transact.  of  the 
American  Institute  of  Mining  Engineers,  Vol.  XXII.  1893).  Berg-  und 
htlttenmännisches  Jahrbuch  der  k.  k.  Bergakademieen  zu  Leoben  und 
Pfibram,  XLUI,  1895,  1—226. 

—  Archiv  für  praktische  Geologie,  Bd.  I  1880,  Bd.  II  1895. 

1900.  J.  F.  Kemp,  The  ore  deposits  of  the  United  States  and  Canada.  3.  Aufl. 
H.  Charpentier,  Geologie  et  Mineralogie  appliquees.    Paris  1900. 

1901.  R.  Beck,  Lehre  von  den  Erzlagerstätten.    IL  Aufl.    Berlin  1903. 
1903.     B.  Lotti,  I  depositi  dei  minerali  metalliferi.     Torino  1903. 

Zeitschriften. 

Berg-  und  Hüttenmännische  Zeitung,  seit  1842. 

Österreichische  Zeitschrift  für  Berg-  und  Hüttenwesen,  seit  1853. 

Zeitschrift  für  das  Berg-,  Hütten-  und  Salinenwesen  im  Preußischen  Staate, 
seit  1854. 

Jahrbuch  für  das  Berg-  und  Hüttenwesen  im  Königreich  Sachsen  (bis  1869  Jahr- 
buch für  den  Berg-  und  Hüttenmann),  seit  1830. 

Berg-  und  Hüttenmännisches  Jahrbuch  der  k.  k.  Bergakademien,  seit  1851. 

Jahrbuch  der  k.  k.  österr.  geologischen  Reichsanstalt,  seit  1850.  Samt  den  Ver- 
handlungen. 

Jahrbuch  der  k.  preuß.  geologischen  Landesanstalt  und  Bergakademie  zu  Berlin, 
seit  1880. 

Zeitschrift  für  praktische  Geologie,  seit  1893.  Dazu;  „Fortschritte  der  praktischen 
Geologie'*,  I,  1893 — 1902,  herausgeg.  von  M.  Kräh  mann  als  General  register 
für  die  Jahrg.  I— X. 

Glückauf,  Berg-  und  Hüttenmännische  Wochenschrift,  seit  1896. 

Stahl  und  Eisen,  seit  1881. 

Zeitschrift  der  deutschen  geologischen  Gesellschaft,  seit  1848. 

Taschenbuch  für  die  gesamte  Mineralogie,  1807 — 1824.  Zeitschrift  für  Mineralogie, 
1825—1829. 

(Neues)  Jahrbuch  für  Mineralogie,  Geologie  und  Paläontologie,  seit  1830.  Bringt 
viele  Referate,  welche  weiterhin  unter  der  Abkürzung  „N.  Jahrb.**  zitiert 
w^erden. 

Centralblatt  für  Mineralogie,  Geologie  und  Palaeontologie.  Mit  dem  vorigen  ver- 
einigt, seit  1900. 

Geologisches  Centralblatt,  seit  1901. 

Verhandlungen  des  naturhistorischen  Vereins  der  Rheinlande  und  Westfalens, 
seit  1844.  Samt  den  Sitzungsberichten  der  nieder  rheinischen  Gesellschaft 
für  Natur-  und  Heilkunde  in  Bonn. 

G.  E.  von  Molls  Jahrbücher  der  Berg-  und  Hüttenkunde,  1797—1800. 

—  Annalen  der  Berg-  und  Hüttenkunde,  1802—1805, 

—  Ephemeriden  der  Berg-  und  Hüttenkunde,  1805 — 1809. 

—  Neue  Jahrbücher  der  Berg-  und  Hüttenkunde,  1809—1821. 
Karstens  Archiv  für  Bergbau  und  Hüttenwesen,  1818 — 1831. 

—  Archiv  für  Mineralogie,  Geognosie,  Bergbau-  und  Hüttenkunde,  1829 — 1855. 
Berggeist,  Zeitung  für  Berg-  und  Hüttenwesen  und  Industrie,  1856 — 1885. 


8  Literatur. 

Journal  des  Mines,  1795 — 1815. 

Annales  des  Mines,  seit  1816. 

Revue  universelle  des  Mines,  seit  1888. 

The  Quarterly  Journal  of  the  Geological  Society  of  London,  seit  1845. 

Geolog^iska  Föreningens  i  Stockholm  Förhandlingar,  seit  1872. 

Annual  Report  of  tiie  United  States  Geological  Survey,  seit  1880. 

Monographs  of  the  United  States  Geological  Survey,  seit  1882. 

Bulletin  of  the  United  Staates  Geological  Survey,  seit  1882. 

Transactions  of  the  American  Institute  of  Mining  Engineers,  seit  1878. 

Engineering  and  Mining  Journal. 

Report  of  the  Geological  and  Natural  History  Survey  of  Ganada,  seit  1881. 

Jaarhoek  van  het  Mijnwezen  in  Nederlandsch  Oost-Indie,  seit  1872. 

Statistik. 

Die  Berg-  und  Hüttenmännischen  Zeitschriften,  die  Zeitschrift  für  prak- 
tische Geologie  und  vor  allem  auch  der  Annual  Report  of  the  U.  St.  Geol.  Survey 
bringen  von  Zeit  zu  Zeit  allgemeine  statistische  Mitteilungen.     Solchem  Zwecke 
dient  fast  ausschließlich  die  in  New  York  und  London  erscheinende 
Mineral  Industry,  seit  1892.    Herausgegeb.  bis  1900  von  R.  P.  Rothwell,  seit 

1901  von  J.  Struthers. 
Auf  die  Bergbaustatistik  einzelner  Länder  beziehen  sich  u.  a. 
Vierteljahreshefte  zur  Statistik  des  Deutschen  Reichs. 
Der  statistische  Teil  der  Zeitschrift  f.  d.  Berg-,  Hütten-  und  Salinen wesen  im 

Preußischen  Staate. 
Der  Bergwerksbetrieb  im  Kaisertum  Österreich.     (Aus  dem  statistischen  Jahrbuch 

des  k.  k.  Ackerbauministeriums.) 
österreichisches  Montanhandbuch.    Herausgegeben  vom  k.  k.  Ackerbauministerium. 
Ungarisches  Montanhandbuch. 
Statistique  de  Tindustrie  min^rale  en  France  et  en  Algerie.     Herausgegeben  vom 

Ministöre  des  travaux  publics. 
Statistique  des  mines,  minieres,  carriöres,  usines  mötallurgiques  usw.  du  Royaume 

de  Belgique.    Offizielle  Veröffentlichung  in  den  Annales  des  mines  de  Belgique. 
Annual  report  and  statistics  relating  to  the  Output  and  value  of  the  minerals 

raised  in  the  united  Kingdom.     Offizielle  Veröffentlichung. 
Sveriges  officiela  Statistik.    Bergshandteringen. 

Norges  officielle  Statistik.    Tabeller  vedkommende  Norges  Bergvaerksdrift  (Statis- 
tique des  mines  et  usines  en  Norvege). 
Statistik    des    Berg-    und    Hüttenwesens    von    Rußland.      Herausgegeben    von 

A.  Loranski.     Russisch. 
Rivista  del  servizio  minerario.    Herausgegeben  vom  italienischen  Corpo  Reale 

delle  miniere. 
Estadistica  minera  de  Espana.     Herausgegeben  von  der  spanischen  Inspecciön 

general  de  mineria. 
Estatistica  mineira  von  Portugal. 

Der  statistische  Teil  des  Annual  Report  of  the  U.  St.  Geol.  Survey. 
Report  of  the  inspection  of  mines  in  India. 
Les  Mines  du  Japon.     Herausgegeben  gelegentlich  der  Pariser  Weltausstellung 

im  Jahre  1900  vom  kais.  Japan.  Ackerbau-  und  Handelsministerium. 
Bericht  des  Staatsbergingenieurs  von  Transvaal.    Pretoria. 

Wichtig  sind  endlich  die  „Statistischen  Zusammenstellungen  über  Blei, 
Kupfer,  Zink,  Zinn,  Silber,  Nickel,  Aluminium  und  Quecksilber"*,  welche  all- 
jährlich von  der  Metallgesellschaft  und  der  Metallurgischen  Gesellschaft  zu 
Frankfurt  a.  M.  herausgegeben  werden. 


Gesiehtspunkte  ftir  die  systematisehe  Behandlung  und 

Umgrenzung  des  Stoffes. 


Da  die  zahllosen  Lagerstätten  in  jeder  Hinsicht  eine  große  Mannig- 
faltigkeit erkennen  lassen,  so  erheischt  ihr  Studium  irgendwelche  systematische 
Gruppierung,  und  eine  solche  ist  denn  auch  bereits  von  verschiedenen  Seiten 
und  nach  verschiedenen  Gesichtspunkten  vorgenommen  worden.  So  könnte  man 
die  Lagerstätten  einteilen  nach  der  technischen  Verwendbarkeit,  welche  den  auf 
ihnen  sich  findenden  Stoffen  zukommt,  also  etwa  in  Materialien  für  den  Hoch-  und 
Tiefbau,  für  die  Metallindustrie  samt  allen  ihren  Verzweigungen,  die  Keramik 
und  Glasindustrie,  die  Wärme-  und  Lichterzeugung  usw.  Oder  sie  wurden  auch 
gruppiert  nach  der  allgemeinen  mineralogischen  Natur  des  Nutzbaren,  wie  es 
z.  B.  von  Davies^)  geschah,  der  in  „metallführende"  Lagerstätten  einerseits 
and  in  „erdige  oder  sonstige"  anderseits  unterschieden  hat. 

In  ähnlicher  Weise  teilte  auch  v.  Dechen*)  ein  in 

1.  Brennliche  Mineralien, 

2.  Metallische  Mineralien  (Erze), 

3.  Steinsalz,  Soolquellen,  Mineralquellen, 

4.  Steine  und  Erden. 

Eine  solche  Einteilungsweise  mag  für  die  Wirtschaftslehre  von  Nutzen 
sein,  ist  aber  aus  folgenden  Gründen  keiner  geologischen  Behandlung  fähig: 
1.  ein  und  derselbe  Körper  kann  verschiedener  Verwendung  dienen  (z.  B. 
Strontian  der  Zuckerfabrikation  und  der  Pyrotechnik);  2.  auf  derselben  Lager- 
stätte kommen  metallische  und  nichtmetallische  Mineralien  von  sehr  verschiedener 
Verwendbarkeit  vor  (z.  B.  Zinnerz  mit  Wolfram,  Wismut  und  Lithionglimmer; 
Kupferkies  und  Schwefelkies;  Gold  auf  Edelsteinseifen) ;  3.  die  verschiedenartig- 
sten Lagerstätten  müßten  gemeinschaftlich  besprochen  werden  (z.  B.  das  aus 
Eruptivgesteinen  ausgeschiedene  Magneteisen,  die  Eisenoolithe  und  die  Siderit- 
gänge). 

Nicht  viel  besser  verhält  es  sich  dann,  wenn  man  nur  die  Form  der 
Lagerstätten  ihrer  Einteilung  zugrunde  legt,  wie  dies  z.  B.  Grimm^)  getan 
hat:  denn  indem  er  die  „Stöcke  und  Stockwerke"  den  „Plattenförmigen  Massen" 

^)  Da  vi  es,  A  treatise  od  metalliferouB  minerals  and  mining  und  A  treatise  on 
earthy  and  other  minerals  and  mining. 

^  Die  nutzbaren  Mineralien  und  Gebirgsarten  im  Deutschen  Reich,  1873. 
')  Die  Lagerstätten  der  nutzbaren  Mineralien,  1869. 


10  Gesichtspunkte  für  die  systematische  Behandlung. 

entgegensetzt,  bespricht  er  nebeneinander  das  Steinkohlenflöz  von  Montchanin 
(Frankreich),  den  Salzstock  zu  Marös  Ujvar,  den  Eupferkiesstock  zu  Agordo 
und  den  Rammeisberg  bei  Goslar  und  endlich  die  Quecksilberlagerstätte  zu 
Idria!^)  Auch  v.  Cotta*)  hat  die  Form  zum  obersten  Einteilungsprinzip  ge- 
nommen und  unterscheidet^)  die  Lagerstätten  in  „regelmäßige  und  unregelmäßige. 
Zu  den  ersteren  gehören  die  Lager  und  Gänge,  zu  den  letzteren  die  Stöcke  und 
Imprägnationen".  Er  meinte,  diese  Formen  seien  allgemeine,  d.  h.  sie  wieder- 
holten sich  mit  mancherlei  Modifikationen  an  sehr  vielen  Orten  der  Erde,  derart, 
daß  sich  ihnen  alle  bekannten  Erzvorkommnisse  unterordnen  ließen.  ,,Zuweilen", 
fährt  er  fort,  „treten  diese  einzelnen  Formen  der  Erzlagerstätten  sehr  typisch 
auf,  so  daß  man  über  ihre  besondere  Natur  nicht  im  Zweifel  sein  kann,  zuweilen 
aber  auch  schwankend  und  der  Form  nach  gewissermaßen  ineinander  über- 
gehend, so  daß  es  dann  nicht  leicht  ist,  sich  über  ihre  Zurechnung  zu  der  einen 
oder  der  anderen  Lagerstättenform  zu  entscheiden",  und  bei  näherem  Zusehen 
findet  sich,  daß  Cotta  selbst  sein  Einteilungsprinzip  verlassen  muß,  wenn  er 
Gänge  und  Lager  unterscheiden  will.  Denn  in  den  Lagern  erblickt  er  Lager- 
stätten, die  sich  gleichzeitig  mit  dem  Nebengestein  gebildet  haben,^)  während 
er  von  den  Erzgängen  sagen  muß:'^)  „Gänge  sind  Ausfüllungen  von  Spalten. 
Das  ist  die  beste  Definition,  die  man  davon  geben  kann,  obwohl  sie 
eine  Beurteilung  der  Entstehungsweise  voraussetzt.  Erzgänge  sind 
daher  Spaltenausfüllungen,  welche  Erze  enthalten." 

Die  Form  der  Lagerstätten  ist  jedenfalls  etwas  rein  Äußerliches,  oftmals 
ganz  Zufälliges,  etwas,  was  gar  nicht  mit  dem  eigentlichen  Wesen  der  Lager- 
stätte zusammenzuhängen  braucht,  sondern  durch  ganz  fremde,  ältere  oder 
jüngere  Vorgänge  begründet  sein  kann.  Es  gilt  das  z.  B.  von  der  Entstehung 
von  Hohlräumen  im  Gebirge,  die  durch  irgendwelche  mechanische  oder  chemische 
Vorgänge  entstanden,  lange,  ehe  die  nutzbare  Ablagerung,  die  sie  später  erfüllen 
sollte,  vorhanden  war. 

Man  kann  sich  also  nur  v.  Groddeck  anschließen,  wenn  er  sagt:^) 
„Ich  muß  gestehen,  daß  ich  die  Befriedigung  nie  habe  begreifen  können,  welche 
manche  Personen  empfinden,  wenn  sie  erfahren,  daß  eine  Lagerstätte  (beispiels- 
weise) ein  Stock  ist.  Im  Gegenteil  habe  ich  mich  dabei  stets  gründlich  unbe- 
friedigt gefunden". 

Wissenschaftlicher  wäre  schon  eine  Einteilung,  welche  auf  das  geologische 
Alter  der  Lagerstätten  Rücksicht  nähme.  So  wird  ein  Lehrbuch  der  Geologie 
zweckmäßig  die  Anordnung  der  Lagerstätten  entsprechend  der  Reihenfolge  der 
Formationen,  in  denen  diese  auftreten  und  die  es  als  Hauptsache  zu  schildern 
hat,  vornehmen.     Bei   selbständiger  Behandlung  des   Stoffes   erweist  sich   aber 

»)  1.  c.  159  ff. 

2)  Die  Lehre  von  den  Erzlagerstätten  I,  2.  Aufl.,  1859,  Vorwort. 

3)  1.  c.  2. 
*)  1.  c.  85. 
»)  1.  c.  102. 

^)  Bemerkungen  zur  Ciassifikation  der  Erzlagerstätten.  Berg-  und  Htittenm. 
Zeitung  1885,  217-220,  229—232. 


Gesichtspunkte  für  die  systematische  Behandlung.  11 

auch  dieses  Vorgehen  als  unhrauchbar,  zunächst  schon  deshalb,  weil  für  sehr 
viele  Lagerstätten,  z.  B.  für  die  meisten  Gangfüllungen,  das  wirkliche  Alter 
nicht  zu  bestimmen  ist;  eine  solche  Gruppierung  würde  zudem  wiederum  in 
einen  engeren  Kreis  eine  Reihe  sehr  verschiedenartiger  Gebilde  zusammenfassen 
müssen,  da  im  gleichen  geologischen  Zeitabschnitt  Lagerstätten  verschiedener 
Znsammensetzung  und  Entstehung  sich  gebildet  haben  können.  Dabei  soll  auch 
bemerkt  werden,  daß  in  manchen  Fällen  auf  gleicher  Lagerstätte  sich  Erze  zu 
recht  verschiedener  Zeit  angesiedelt  haben  können,  wie  z.  B.  auf  wiederholt 
aufgerissenen  Gangspalten,  was  dann  mitunter  zur  Bildung  sogenannter  Doppel- 
gänge  geführt  hat. 

Ähnliche  Erwägungen  haben  deshalb  schon  Naumann  veranlaßt,  die 
,,  untergeordneten  Gebirgsglieder",  zu  denen  er  auch  die  nutzbaren  Lagerstätten 
rechnet,  nach  Lagerungs-  und  Verbandsverhältnissen  zum  Neben- 
gestein zu  gliedern.^)  Dadurch  hat  er  wenigstens  schon  indirekt  Rücksicht 
genommen  auf  die  Entstehungsweise  der  Lagerstätten.  Mir  scheint  es 
nicht  nur  am  wissenschaftlichsten,  sondern  vom  Standpunkt  des  Praktikers  aus 
auch  am  zweckmäßigsten,  diese  als  Einteilungsprinzip  in  den  Vordergrund  zu 
stellen.  Denn  durch  sie  werden  ja  in  erster  Linie  Substanz,  Form,  Lagerung 
und  sonstige  charakteristische  Eigentümlichkeiten  (z.  B.  die  Struktur)  bedingt. 
Die  Entstehungsart  ist  die  Ursache  der  Erscheinungsweise.  Deshalb  sind  ja 
auch  die  Bergleute  in  den  meisten  Fällen  unwillkürlich  gezwungen,  sich  auf 
Grund  der  jeweiligen  Summe  von  Beobachtungen  und  Erfahrungen  eine  Ansicht 
über  die  Entstehungsweise  ihrer  Lagerstätte  zu  bilden ;  denn  davon  hängen  ihre 
Vorstellungen  ab  über  die  wahrscheinliche  Ausdehnung  derselben,  über  die  Be- 
ständigkeit oder  den  Wechsel  ihrer  mineralogischen  Natur  und  mithin  auch  ihre 
Pläne  für  Aufschlüsse  im  Interesse  des  jetzigen  und  zukünftigen  Betriebes. 
Denn  aus  der  materiellen  Beschaifenheit  ihrer  Lagerstätte  oder  aus  den  er- 
schlossenen rein  formalen  Verhältnissen  würden  sie  nicht  Ansichten  über  deren 
weitere  Erstreckung  zu  entwickeln  vermögen,  also  z.  B.  darüber,  wie  eine  Lager- 
stätte hinter  einer  Störung  wieder  auszurichten  ist,  ob  sie  nach  der  Tiefe 
fortsetzt  usw.  Antworten  auf  derlei  Fragen  können  nur  von  den  Anschauungen 
über  die  Entstehungsweise  diktiert  werden.  Nur  auf  solchem  Boden  stehend 
wird  der  Bergmann  den  Mut  linden,  mit  Schächten  in  die  Tiefe  niederzugehen 
und  Stollen  aus  weiter  Entfernung  heranzutreiben. 

Wir  sehen  in  der  Tat,  daß  sich  schon  die  frühesten  Bergleute  mit  Speku- 
lationen über  die  Entstehungsweise  ihrer  Lagerstätten  beschäftigten  und  die 
gefundenen  Resultate  ihren  Betriebsplänen  zugrunde  legten,  und  daß  in  der 
Neuzeit  von  verschiedenen  Seiten,  wie  z.  B.  von  v.  Groddeck,  rückhaltlos  die 
Notwendigkeit  anerkannt  wird,  die  Gliederung  einer  wissenschaftlichen  Lager- 
stättenlehre in  erster  Linie  auf  die  Entstehungsweise  der  Lagerstätten  zu  gründen. 

Freilich,  jedes  Ding  hat  $eine  Licht-  und  Schattenseiten.  Ein  Nachteil, 
der  einem  auf  der  Genesis  begründeten  System  anhaftet,  liegt  offenbar  darin, 
daß    die  Frage    nach   der  Entstehungsweise  für  viele  Lagerstätten  noch  offen, 


^)  Lehrbuch  der  GeognoBie  I,  1858,  878. 


12  Umgrenzung  des  Stoffes. 

vom  subjektiven  Ermessen  abhängig  ist  nnd  darum  wohl  verschieden  beantwortet 
werden  wird.  Aber  solche  Unsicherheiten  haften  schliefilich  jedem  Systeme  an, 
und  ihre  nachteiligen  Folgen  werden  wesentlich  abgeschwächt  werden,  wenn 
wir  in  jedem  einzelnen  noch  problematischen  Falle  unsere  Zweifel  nicht  unter- 
drücken, sondern  offen  aussprechen  und  die  Korrektur  dem  Fortschritt  in  der 
Erkenntnis  überlassen.  So  schützt  uns  dann  ein  solches  System,  wenn  wir  es 
nur  als  den  Ausdruck  unserer  jeweiligen  Erfahrungen  und  Vorstellungen  ansehen, 
vor  wissenschaftlicher  Verdumpfung;  es  läßt  uns  nicht  zur  Ruhe  kommen, 
sondern  zwingt,  den  Erfahrungen  und  rastlosen  Fortschritten  der  Wissenschaft 
zu  folgen.^) 

Da  das  vorliegende  Buch  nicht  von  allen  nutzbaren  Lagerstätten,  sondern 
im  besonderen  von  den  Erzlagerstfitteu  handeln  soll,  so  ist  es  zunächst  not- 
wendig, den  Begriff  „Erz^  etwas  näher  zu  erläutern  und,  da  die  mit  dem 
Worte  verbundenen  Vorstellungen  bei  den  Mineralogen,  Bergleuten  und  Gesetz- 
gebern verschieden  sind,  klarzulegen,  in  welchem  Sinne  derselbe  im  Laufe  der 
folgenden  Besprechungen  gefasst  werden  soll.  Die  Mineralogie  bezeichnet  als 
„Erze'*  Mineralien,  die  ein  Schwermetall  enthalten,  gewöhnlich  metallischen 
Habitus  und  ein  hohes  Eigengewicht  besitzen  nnd  ihrem  chemischen  Charakter 
nach  meistens  Oxyde  oder  Sulfide  darstellen.  Eine  solche  Definition  kann  schon 
deshalb  keine  ganz  zureichende  sein,  weil  danach  manche  natürliche  Schwer- 
metallverbindungen, welche,  wie  Gerussit,  Anglesit,  Grünbleierz,  des  metallischen 
Charakters  entbehren,  und  z.  B.  auch  der  Kryolith,  der  so  wichtig  für  die  Her- 
stellung des  Aluminiums  geworden  ist,  aus  der  Reihe  der  Erze  auszuschließen 
wären.  Die  juristische  Auffassung  vom  Begriff  „Erz"  ist  eine  noch  willkür- 
lichere und  zudem  in  den  verschiedenen  Ländern  die  bergrechtliche  Behandlung 
der  nutzbaren  Stoffe  eine  recht  abweichende.  So  sagt  das  sächsische  Berggesetz 
vom  16.  Juni  1868  unter  dem  Titel:  „Rechtliche  Eigenschaften  der  Mineralien" : 

„Diejenigen  Mineralien,  welche  wegen  ihres  Metallgehaltes  nutzbar 
sind,  inkl.  Steinsalz  und  Salzquellen,  sind  von  dem  Verfügungsrecht  des  Grund- 
eigentümers ausgeschlossen",  d.  h.  sie  bilden  nach  sächsischen  Begriffen  einen 
Gegenstand  des  Erz-  und  Salzbergbaues.  Danach  wären  z.  B.  Schwefelkies  und 
Manganoxyde  wenigstens  früher  keine  Erze  gewesen. 

Der  Bergmann  bezeichnet  im  allgemeinen  als  Erz^)  solche  Mineralien  und 
Mineralgemenge,  die  ihres  Metallgehaltes  halber  abgebaut  werden,  im  weitesten 
Sinne  aber  spricht  er  auch  von  „Alaunerz",  „Strontianiterz",  „Schwefelerz", 
und  auch  der  Pyrit,  der  meist  nur  für  die  Schwefelsäuregewinnung  von  Wert 
ist,  wird  nicht  anders  denn  als  ein  Erz  bezeichnet.  Dem  Bergmann  ist  also 
alles    „Erz",    was    ihm   gewinnungswürdig    erscheint,  im   Gegensatze    zu    den 

>)  von  Groddeck,  1.  c.  232. 

')  Siehe  darüber  die  Kontroverse  zwischen  A.  Sjögren  (Antreckningar  i  praktisk 
geognosi.  IV.  Om  begreppet  malm;  Geol.  Foren.  Förh.  IX,  1887,  146—150)  und 
Th.  Nordström  (Om  utsträckningen  af  begreppet  malm;  ibid.  IX,  1887,  230—242). 
Ref.  im  N.  Jahrb.  1889,  I,  —418—.  Femer  Klockmann,  Lehrbuch  der  Mineralogie, 
1892.  400. 


Umgpenzang  des  Stoffes. 


13 


„Bergen^,  den  nicht  verwertbaren,  mit  jenen  zusammen  vorkommenden  Gebirgs- 
arten,  immerhin  aber  mit  der  Einschränkung,  daß  sein  Sprachgebranch  niemals 
lösliche  Salze,  wie  Steinsalz  und  Abraumsalze,  oder  Kohlen  oder  Baumaterialien, 
welch  letztere  ja  auch  der  Gegenstand  sogar  eines  unterirdischen  Abbaues  sein 
können,  mit  der  Bezeichnung  Erz  belegt. 

Aber  würden  wir  uns  bei  der  Behandlung  unseres  Stoffes  nur  von  der 
Rücksicht  auf  den  bergmännischen  Begriff  ,fErz^  leiten  lassen  wollen,  so 
fönden  wir  auch  hier  ernste  Schwierigkeiten.  Vom  rein  wissenschaftlichen 
Standpunkte  aus  werde  ich  des  öftem  in  den  Kreis  unserer  Betrachtung  manche  für 
den  Praktiker  unwichtige  Gebilde  von  theoretischem  Interesse  einbeziehen 
müssen,  sofern  sie  aus  irgendwelchem  Grunde  mit  technisch  wertvollen  Lager- 
stätten verwandte  Erscheinungen  sind  oder  zur  Erkenntnis  der  letzteren  beitragen. 
Rücksichtlich  der  mineralogischen  und  chemischen  Beschaffenheit 
der  Erzlagerstätten  springen  Eigentümlichkeiten  in  die  Augen,  welche  sie  von 
den  Gesteinen  (gemeinhin)  zumeist  recht  aufföllig  unterscheiden.  Die  feste  Erd- 
rinde besteht  im  wesentlichen  aus  folgenden  acht  Elementen:  Sauerstoff,  Silicium, 
Aluminium,  Eisen,  Calcium,  Magnesium,  Kalium  und  Natrium.  Aus  den  vielen 
Hunderten  von  Analysen,  welche  im  chemischen  Laboratorium  der  amerikanischen 
geologischen  Landesanstalt  an  kristallinen  Schiefern  und  Eruptivgesteinen  vor- 
genommen worden  sind,  hat  F.  W.  Clarke^)  erkannt,  daß  die  wahrscheinliche 
Beteiligung  der  wichtigsten  Elemente  am  Aufbau  der  ursprünglichen  Erdkruste 
folgende  sein  muß: 

Phosphor      ....     0,09 

Mangan 0,07 

Schwefel 0,06 

Baryum 0,04 

Chrom 0,01 

Nickel 0,01 

Strontium     .     .     .     .0,01 

Lithium 0,01 

Chlor 0,01 

Fluor 0,01 


Sauerstoff 

.     47,13 

Silicium 

.     27,89 

Aluminium 

8,13 

Eisen 

.       4,71 

Calcium  . 

3,53 

Magnesium 

2,64 

Kalium  . 

2,35 

Natrium 

2,68 

Titan     .     , 

0,32 

Wasserstoff 

0,17 

Kohlenstoff 

• 

0,13 

100,00 

Jene  acht  wichtigsten  Elemente  bilden  also  etwa  ^/loo  der  ursprünglichen 
Erdkruste,  als  Bestandteile  der  gewöhnlichsten  Gesteinsbildner  Quarz,  Feldspat, 
Hornblende,  Augit,  Glimmer  und  Olivin;  an  der  Zusammensetzung  der  Erzlager- 
stätten beteiligen  sich  aber  im  allgemeinen  nur  solche  Elemente,  welche  in  der 
Clarkeschen  Tabelle  mit  den  niedrigsten  Prozentsätzen  vertreten  sind,  oder  deren 
Menge  überhaupt  noch  unter  0,01  <^/q  (Vioooo)  heträgt.*)    Das  sind  aber  die  meisten 

*)  F.  W.  Clarke  und  W.  F.  Hillebrand,  Praktische  Anleitung  zur  Analyse 
der  Silikatgesteine.  Deutsch  von  Zschimmer  nach  Bull.  U.  St.  Geol.  Survey 
No.  148,  1897. 

^  Siehe  auch  J.  H.  L.  Vogt,  Über  die  relative  Verbreitung  der  Elemente,  be- 
sonders der  Schwermetalle,  und  über  die  Konzentration  des  ursprünglich  fein  verteilten 
Metallgehaltes  zu  Erzlagerstatten;  Zeitschr.  f.  prakt.  Geol.,  1898,   besonders  323—325. 


14  Umgrenzung  des  Stoffes. 

der  bekannten  Elemente,  welche  zndem  im  allgemeinen  auf  den  Erzlagerstätten 
in  anderen  Verbindungen  auftreten,  als  jene.  Nur  Quarz  ist  auf  allen  Arten 
von  Erzlagerstätten  häufig,  Silikate  dagegen  fehlen  gewissen  Gruppen  fast  ganz. 
Während  diese  letzteren  den  Hauptanteil  an  der  Zusammensetzung  des  Grund- 
gebirgs  und  der  Eruptiva  haben,  sind  auf  den  Erzlagerstätten  besonders  Oxyde, 
Sulfide,  Arsenide,  Antimonide,  Sulfarsenide  und  Sulfantimonide,  Salze  der  Kohlen- 
säure, Phosphorsäure,  Schwefelsäure,  Halogen  verbin  düngen  u.  a.  verbreitet. 

Auch  die  Zahl  der  auf  den  Erzlagerstätten  vorkommenden  Mineralien  ist 
eine  außerordentlich  mannigfaltigere  als  die  der  Gesteinsbildner.  Schon  Cotta^) 
hat  1859  273  solche  als  Erze  aufgeführt,  und  Weiß ^  zählt  1860  allein  93  von 
den  Freiberger  Erzgängen  auf. 

Ferner  fällt  beim  Vergleich  zwischen  Gesteinen  und  den  Lagerstätten  auf, 
daß  letztere  in  sehr  vielen  Fällen  nach  Art,  Menge  und  Struktur  ihrer  G^meng- 
teile  einen  viel  größeren  und  rascheren  Wechsel  zeigen,  als  jene.  Aus  alledem 
ergibt  sich  schon  jetzt,  daß  die  Erzlagerstätten  von  Gesteinen  im  allgemeinen 
wesentlich  verschieden  sind,  daß  sie  im  Verhältnis  zum  Erdganzen  eine  sehr 
untergeordnete  Rolle  spielen,  daß  sie  nur  als  akzessorische  Bestandmassen  der 
Gebirge  aufgefaßt  werden  können  und  daß  sie  zum  großen  Teil  wesentlich 
anderen  Prozessen  ihr  Dasein  verdanken,  als  die  Gesteine. 


*)  Erzlagerstätten  I,  4  ff. 

^)  Mineralien   der  Freiberger  Erzgänge;    Berg-   u.   Hüttenm.   Ztg.   XIX,   1860, 


301—305. 


Systematisehe  Übersieht  der  Erzlagerstätten. 


Versuche  einer  LagerstÄttensystematik  sind  seit  Werner  in  großer  Zalil 
vorgenommen  worden,  so  von  Waldauf  von  Waldenstein,^)  W.  Fuchs,*) 
Burat,^)  Whitney,*)  von  Cotta,*^)  Grimm,®)  Lettner  und  Serie,')  von 
Groddeck,8)  Newberry,»)  G.  Köhler,^«)  phillips,")  Pumpelly,^«)  Wads- 
worth,^8)  Klockmann,^*)  Kemp,")  Posepny,i«)  Höfer, i')  Gürich,!«) 
Louis,")  van  Hise,«>)  Keyes,«i)  Lotti,««)  Weed.««) 

Der  nachstehenden  Einteilung  der  Lagerstätten  soll  das  Alter,  die  Her- 
kunft und  Ansiedelungsweise  der  Mineralien,  welche  dieselben  ausmachen,   mit 

')  Die  besonderen  Lagerstätten  der  nutzbaren  Mineralien,  1824,  4—6. 

*)  Beiträge  zur  Lehre  von  den  Erzlagerstätten,  1846,  81 — 86. 

^)  Geologie  appliqu^e,  1842. 

«)  Metallic  wealth  of  the  United  States,  1854. 

»)  Erzlagerstätten  I,  1859,  2. 

^  Lagerstätten  der  nutzbaren  Mineralien,  1869,  14 — 15. 

7)  Leitfaden  zur  Bergbaukunde,  1869,  3—32. 

»)  Erzlagerstätten,  1879,  84. 

^  The  origin  and  Classification  of  ore  deposits;  School  of  Mines  Quarterly, 
March  1880.    Dasselbe  in  Eng.  and  Min.  Joiim.  XXIX,  1880,  421—422,  437—438. 

^®)  In  den  verschiedenen  Auflagen  seiner  Bergbaukunde  seit  1884. 

")  Treatise  on  ore  deposits,  1884,  3;  1896,  3—10. 

'*)  Johnson 's  Encyclopaedia,  1886,  VI,  22.    Zitiert  in  Eemps  Ore  deposits. 

»«0  Rep.  of  the  State  Geologist  of  Michigan  for  1891—92,  144—145. 

")  Lehrbuch  der  Mineralogie,  1892,  400—406;  1900,  595—602. 

'^)  Ore  deposits;  gibt  eine  Zusammenstellung  eines  Teils  der  hier  zitierten  Systeme 
und  teilt  femer  das  nicht  veröffentlichte  System  Munroes  mit. 

'^  Genesis  der  Erzlagerstätten;  Jahrb.  k.  k.  Bergakademien  XLUI,  1895. 

'^)  Benennung  und  Systematik  4er  Lagerstätten  nutzbarer  Minerale;  Zeitschr. 
f.  praktische  Geologie,  1897,  112—116. 

^^  Einteilung  der  Erzlagerstätten;  ebenda  1899,  173—176. 

'*)  Grundsätze  der  Classification  der  Minerallagerstätten ;  ebenda  1900,  275—278. 

^)  Seme  principles  controllng  the  deposition  of  ores;  Transact.  Am.  Inst.  Min. 
Eng.  XXX,  1901,  27—177. 

^')  Origin  and  Classification  of  ore  deposits;  Transact.  Am.  Instit.  of  Min.  Eng. 
XXX,  1901,  323—356. 

^0  I  depositi  dei  minerali  metalliferi,  1903,  28. 

^  Ore  deposits.  A  discussion  re-published  from  the  Engineering  and  Mining 
Journal,  New  York  19(^,  20—23. 


16 


Systematische  Übersicht  der  Erzlagerstätten. 


Rücksicht  auf  das  die  Lagerstätte  umschließende  Gestein  zugrunde  gelegt  werden. 
Die  Erzlagerstätten  können  entstanden  sein: 


4P 

e 


A. 

Syngenetisch 


mit  Eruptivgesteinen, 
mit  Sedimentärgesteinen. 


B. 

Epigenetisch 


9 

9 
P 


a)  durch  Ausfüllung  vorhande- 
ner Hohlräume.  Hohlraums- 
füllungen. 

b)  durch  Verdrängung  des 
Nebengesteins  auf  che- 
mischem Wege. 

^C.  Innerhalb  des  beherbergenden  Gresteinskörpers 
durch  örtliche  Umlagerung  und  Wanderung, 
unter  gleichzeitiger  chemischer  Umbildung 
konzentriert;  dabei  können  gewisse  Bestand- 
teile des  Muttergesteines  chemisch  oder  me- 
chanisch weggeführt  worden  sein. 

D.  Durch  mechanische  Aufbereitung  bereits  vor- 
handener Lagerstätten  entstanden  und  nach 
kürzerem  oder  längerem  Transport  mecha- 
nisch konzentriert. 


3. 
4. 

5. 


Eruptive       Lager 
Stätten. 

Schichtige    Lager 
Stätten. 

Spaltenfüllungen. 
Höhlen  füll  ungen. 

Metasomatische 
Lagerstätten. 


6. 


Metathetische 
Lagerstätten    (elu 
viale  Seifen). 


7. 


Alluviale  Lager- 
stätten (alluviale 
Seifen). 


Es  mögen  sich  hieran  einige  Ausführungen  schließen. 

I.  Die  protogenen  Lagerstätten  (nqarcog^  der  Erste,  Früheste;  yiyveiX&aiy 
entstehen,  also  die  ursprünglichen)  besitzen  einen  Erzgehalt,  welcher  der  Lager- 
stätte seit  ihrer  Entstehung  eigentümlich  ist  und  aus  einem  Glutfluß  bezw.  einer 
Lösung  sich  darin  verfestigt  hat. 

A.  Zu  den  syngenetischen  Lagerstätten  {avyyiyvead^at^  zu  gleicher  Zeit 
entstehen)  gehören  solche,  deren  Erzgehalt  mit  dem  umschließenden  Nebengestein 
gleichalterig  ist.  Lagerstätte  und  Nebengestein  sind  das  Produkt  eines  und 
desselben  gesteinsbildenden  Vorganges. 

1.  In  den  eruptiven  Lagerstätten  ist  das  Erz  primärer  Bestandteil  eines 
Eruptivgesteines,  gleichviel  ob  in  demselben  verteilt  oder  in  derben  Massen  an- 
gehäuft. Die  Magnetit-  und  Titaneisenausscheidungen  gewisser  Eruptivgesteine 
gehören  in  diese  Gruppe;  letztere  umfaßt  einen  Teil  der  „massigen  Lagerstätten"* 
V.  Groddecks  und  entspricht  fast  genau  den  „magmatischen  Ausscheidungen^ 
nach  Vogt.  Man  könnte  diese  Lagerstätten  auch  als  „pyrogene^  iT^vQ^  das 
Feuer)  bezeichnen. 

2.  In  den  schichtigen  Lagerst-ätten  ist  der  Erzgehalt  aus  Lösungen  nieder- 
geschlagen worden,  welche  auch  die  Bestandteile  des  Gesteines  in  mechanischer 
Suspension,  teilweise  vielleicht  gleichfalls  in  Lösung  enthalten  haben.  Der 
Kupfergehalt  gewisser  Zechsteinschichten  gehört  hierher.  Da  die  Lagerstätte 
selbst,  wie  z.  B.  gewisse  mächtige  Eisenerzlager,  keine  Schichtung  zu  zeigen 
braucht,  so  kann  sie  nicht  als  „geschichtet^  bezeichnet  werden,  und  der  Aus- 
druck „schichtig"  ist  wohl  vorzuziehen.  Zu  dieser  Gruppe  gehören  nicht  die- 
jenigen Lagerstätten,  in  welchen  das  Erz  im  verfestigten,  fertigen  Zustand  als 
Geröll,  Sand  usw.  infolge  eines  mechanischen  Transportes  abgelagert  worden 
ist.     Solche  werden  später  als  „Seifen"  besprochen  werden. 


Systematische  Übersicht  der  Erzlagerstätten.  17 

Die  „schichtigen  Lagerstätten''  umfassen  die  Flöze  und  einen  Teil  der 
Linsen,  Lager  und  Imprägnationen  der.  früheren  Autoren. 

B.  Auf  den  epigenetischen  Lagerstätten  {iTtiyiyvecO'aiy  später  entstehen) 
sind  die  Mineralien  erst  nach  der  Entstehung  des  umgebenden  Gesteines  in  dieses 
eingewandert.  Der  wesentliche  Unterschied  zwischen  den  Spalten-  und  Höhlen- 
füllungen besteht  in  der  Entstehungsart  des  Ansiedelungsraumes.  Als  Spalte 
soll  das  Ergebnis  einer  mechanischen  Zerreißung,  als  Höhle  dasjenige  einer 
chemischen  Auflösung  bezeichnet  werden.  Dabei  ist  aber  zu  bemerken,  dafi  der 
Bildung  von  Höhlen,  welche  nur  in  auflöslichem  Gestein  möglich  ist,  stets 
eine  mechanische  Spaltenbildung  vorausgegangen  sein  muß.  Die  Gestalt  der 
Höhlenfüllungen  ist  im  allgemeinen  komplizierter  als  diejenige  der  Spalten- 
fflllung;  zu  ihnen  gehören  viele  als  Butzen,  Schmitzen,  Lager,  Schläuche  und 
Stöcke  bezeichnete  Lagerstätten. 

Spaltenfüllungen  bezeichnet  man  als  Gänge.  Wo  viele  Erzgänge  von 
kleinen  Dimensionen  sich  häufen,  entstehen  gleichfalls  Lagerstätten  von  stock- 
förmiger  Gestalt,  die  „ Stockwerke **.  Auch  die  durch  Imprägnation  und  In- 
filtration entstandenen  Lagerstätten  müssen  hier  ihren  Platz  finden,  sobald  die 
Durchtränkung  des  Nebengesteines  auf  mechanisch  gebildeten  Spältchen  vor  sich 
gegangen  ist. 

Die  Gruppe  5  entspricht  den  ,. metasomatischen  Pseudomorphosen^  Nau- 
manns (fisrä,  nach,  anstatt,  im  Sinne  der  Stellvertretung:  adiiia^  der  Leib).^) 
Diese  entstehen  infolge  einer  allmählich,  Molekül  für  Molekül  stattfindenden 
Verdrängung  der  einen  Substanz  durch  eine  andere,  wobei  die  Kristallisation 
des  einen  Körpers  die  Zerstörung  und  Auflösung  des  anderen,  verdrängten,  be- 
dingt; z.  B.  Zinnerz  nach  Feldspat,  wobei  man  annehmen  darf,  daß  Zinnoxyd 
unter  Einwirkung  von  Wasserdampf  auf  Zinnfluorid  gebildet  wurde,  indem 
Flufisäure  entstand,  welche  den  Feldspat  zerstören  mußte. 

Metasomatische  Lagei'stätten  sind  nur  möglich  in  Gesteinen,  welche  durch 
den  Vorgang  eines  Erzabsatzes  aufgelöst  werden  können,  wenn  also  eine  Wechsel- 
wirkung zwischen  der  Last  irgendwelcher  Lösungen  und  dem  von  diesen  durch- 
strömten Gestein  stattfinden  kann,  wenn  also  z.  B.  durch  den  Erzabsatz  innerhalb 
eines  Kalksteines  Säuren  verfügbar  werden.  Tatsächlich  finden  sich  meta- 
somatische Lagerstätten  größeren  Umfanges  nur  im  Kalkstein.  Aber  auch  eine 
Verdrängung  quarz-  und  silikatführenden  Nebengesteines  findet  statt  und  weist 
dann  auf  die  Anwesenheit  ganz  besonderer,  die  Erze  bringender  Agentien  hin. 

Höhlenfüllungen  können  von  Spaltenfiillungen  nicht  scharf  geschieden 
werden,  und  eine  Metasomatose  ist  eine  häufig  beobachtete  Begleiterscheinung 
der  ersteren;  sie  spielt  auch  bei  Spaltenfüllungen  mitunter  eine  beachtenswerte 
Rolle  und  überläßt  dann  in  beiden  Fällen  der  Willkür  die  Entscheidung,  ob 
man  eine  Lagerstätte  als  metasomatische  oder  als  Hohlraumsfüllung  zu  be- 
zeichnen habe. 

Vielen  Metallen,  wie  z.  B.  dem  Kupfer,  wohnt  eine  große  Beweglichkeit 
inne,  welche  es  denselben  gestattet,  aus  ihrer  ursprünglichen  Lagerstätte  auszu- 
wandern und  sich  in  manchmal  anderer  Verbindung,  die  den  jeweiligen  chemisch- 
physikalischen Verhältnissen  entspricht,  in  Spältchen,  Rissen  und  Klüften  inner- 
halb des  sie  ursprünglich  beherbergenden  Gesteinskörpers  wieder  anzusiedeln. 
Die  Beurteilung  des  eigentlichen  Charakters  solcher  Lagerstätten  ist  dann 
manchmal  sehr  schwierig  und  oft  nur  auf  Grund  geologischer  Gesichtspunkte 
und  der  Erfahrungen  möglich.  Hat  sich  z.  B.  in  einem  Sandstein  der  Kupfer- 
gehalt in  irgendwelchen  Verbindungen  (z.  B.  Karbonaten)  auf  Spältchen  und 
Rissen  konzentriert,  so  ergibt  sich  manchmal  aus  dem  Gesamt- Vorkommen  aller 

1)  ElMnente  der  Mineralogie,  I.  Aufl.  1846,  99. 
Stelzner-Bergeat,  ErzlagerBtätten.  2 


I 


18  Systematische  Übersicht  der  Erzlagerstätten. 

dieser  epigenetischen  Lagerstätten  innerhalb  eines  ganz  bestimmten  Horizontes  mit 
logischer  Wahrscheinlichkeit,  daß  Kupfererz  ursprünglich  in  abbauwürdiger  Menge 
in  diesem  Horizont  als  syngenetischer  Absatz  vorhanden  gewesen  sein  muß. 
Man  wird  also  das  Ganze  als  ein  Kupfererzlager  bezeichnen.  Hat  sich  aber 
der  in  einem  Serpentin  vorhandene  Nickelgehalt  oder  etwa  das  in  den  Silikaten 
eines  Melaphyrs  enthaltene  Kupfer  bei  der  Verwitterung  des  Gesteines  auf  Spalten 
konzentriert,  so  sind  erst  diese  Spalten  zu  Lagerstätten  geworden;  man  wird 
sie  als  epigenetisch  bezeichnen  dürfen,  weil  der  Serpentin  und  der  Melaphyr 
wegen  ihres  geringen  Durchschnittsgehaltes  überhaupt  keine  Erzlagerstätten 
gewesen  sind  und  zum  mindesten  als  solche  nicht  erkennbar  oder  benutzbar 
gewesen  wären.  Wandert  das  in  einem  Gesteinsschmelzfluß  enthaltene  Metall  bei 
dessen  Festwerden  aus,  um  sich  aus  Gasen  oder  Lösungen  im  älteren  Neben- 
gestein anzusiedeln,  so  gibt  das  keine  syngenetische,  sondern  eine  epigenetische 
Lagerstatt«,  auch  wenn  die  Herkunft  des  Metalles  dieselbe  ist  wie  diejenige 
der  ,,  magmatischen  Ausscheidungen  ^^ 

Die  oben  gegebene,  auf  genetische  Gesichtspunkte  gegründete  Systematik 
fragt  nicht  nach  der  Urheimat  der  Metalle,  welche  sich  nur  in  wenigen  Fällen 
mit  Bestimmtheit  ermitteln  läßt.  Sie  stützt  sich  vielmehr  auf  eine  Beurteilung 
des  Altersverhältnisses  zwischen  dem  Gebirgskörper  und  der  darin  enthaltenen 
Erzlagerstätte  von  dem  Zeitpunkte  an,  wo  letztere  als  geologisches  Individuum 
überhaupt  in  Erscheinung  trat. 

II.  Deuterogene  Lagerstätten  (äeifregog,  der  Zweite,  an  zweiter  Stelle)  sind 
solche,  deren  Erz  schon  vorher  an  einer  anderen  Stelle  protogenetisch  entstanden 
war  und  später  auf  chemischem  oder  mechanischem  Wege  eine  Verlagerung  oder 
Konzentration  erfahren  hat. 

6.  Manche  Lagerstätten  sind  dadurch  entstanden,  daß  der  nutzbare  Stoif 
zwar  schon  von  Haus  aus  in  dem  Gebirgsgliede  vorhanden  war,  daß  er  aber 
eine  kurze  Wanderung,  manchmal  unter  Wiederauflösung,  und  zumeist  auch  eine 
chemische  Veränderung  durchmachte,  durch  welche  die  ursprüngliche  Form 
seines  Vorkommens  verwischt  wurde.  Man  kann  diesen  Vorgang  als  eine 
Metathese  {/.urax^eaig,  die  Umsetzung)  und  die  Lagerstätten  als  metathetische 
bezeichnen.^)  Diese  Bildungsweise  entspricht  derjenigen  der  sogen.  Lößkindel, 
einer  Konzentration  des  Kalks  im  Löß.  Eine  Metathese  kann  in  der  Weise  zur 
Bildung  von  Lagerstätten  führen,  daß  das  zu  Tage  ausstreichende  Muttergestein 
eines  nutzbaren  Stoffes  durch  die  Atmosphärilien  weggeführt  wird  und  ersteres 
dann  an  Ort  und  Stelle  eine  Konzentration  erfährt.  Eine  solche  Entstehung 
muß  man  z.  B.  für  manche  Bohnerze  annehmen,  welche  sich  auf  Kalkstein  gebildet 
haben,  und  auch  die  „Terra  rossa"  vieler  Kalkgebirge  gehört  hierher. 

7.  Das  Wesentliche  der  alluvialen  Seifen  besteht  darin,  daß  ihr  Erzgehalt 
einen  Transport  in  festem  Zustand  erfahren  hat  und  mehr  oder  weniger  entfernt 
von  seiner  eigentlichen  Bildungsstätte  gefunden  wird.  Gold,  Platin,  Edelsteine 
u.  a.  kommen  auf  solchen  Seifen  vor.  Sind  solche  Seifen  jung,  so  besitzen  sie 
die  Beschaffenheit  loser  Gerolle  und  Sande,  in  höherem  Alter  werden  sie  zu 
klastischen  Gesteinen.  Merkwürdigerweise  kennt  man  sehr  viel  oberflächlich 
lagernde  jugendliche,  hingegen  fast  gar  keine  Seifen  älterer  Formationen. 

Aus  syngenetischen  Lagerstätten  können  durch  Metathese  übrigens  epige- 
netische hervorgehen.  So  sind  die  in  den  Klüften  eines  stark  zersetzten  Serpentins 
auftretenden  Nickelerze  durch  metathetische  Anreicherung  des  in  letzterem 
spärlich  verteilten  Nickelgehaltes  entstanden;  durch  „Lateralsekretion^  sind  sie 
aus  dem  Gestein  ausgelaugt  worden.     Auch  innerhalb  eines  bereits  vorhandenen 

')  Diese  Bezeichnung  hat  Stelzner  im  Jahre  1894  aufgestellt.  Zuvor  hatte  er 
von  eluvialen,  transformierten  oder  diagenetischen  Lagerstätten  gesprochen. 


Die  eruptiven  Lagerstätten.  19 

Erzkörpers  kann  eine  ümlagerung  des  ursprünglichen  Stoffgehaltes  durch  Meta- 
these mitunter  zu  einer  technisch  außerordentlich  wertvollen  Anreicherung  führen. 
So  wandert  der  Silber-  oder  Kupfergehalt  im  Ausstrich  manches  Ganges  infolge 
dessen  Verwitterung  nach  unten  und  konzentriert  sich  dort  zu  reichen  Zonen; 
letztere  sind  offenbar  metathetischer  Entstehung,  man  wird  aber  gleichwohl 
nur  von  einer  epigenetischen,  protogenen  Gangfüllung  und  nicht  von  zwei  ver- 
schiedenen Lagerstättentypen  sprechen. 

Wo  solche  Unsicherheiten  bezüglich  der  Zugehörigkeit  herrschen,  wird 
man  die  Lagerstätten  stets  demjenigen  Typus  unterzuordnen  haben,  welcher  die 
heutige  Form  und  ihr  Wesen  in  erster  Linie  bedingt,  die  übrigen  an  der  Ge- 
staltung der  Lagerstätte  beteiligten  Prozesse  aber  als  Nebenerscheinungen  be- 
handeln. Häufig  wird  es  nötig  sein,  die  Entwickelungsgeschichte  auf  weniger 
sicherem  Wege  rückwärts  zu  verfolgen,  wobei  freilich  mancher  subjektiven  Auf- 
fassung ein  weiter  Spielraum  gelassen  ist. 

Derartige  Unvollkommenheiten  haften  aber  jedem  Systeme  an;  denn  jede 
Systematik  bringt  eben  nur  die  jeweiligen  Erfahrungen  zum  Ausdruck. 


L  Protogene  Lagerstätten. 


1.  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

(Erzführende  Eruptivgesteine  oder  pyrogene  Lagerstätten;  massige  Lagerstätten,  von 
Groddeck;  Gites  en  inclusions  dans  les  roches  Eruptives,  de  Launay,  Magmatische 

Ausscheidungen,  Vogt.) 

Wesen:  Die  Bezeichnung  „eruptive  Lagerstätten"  soll  derjenigen  der 
eruptiven  Gesteine  entsprechen.  Die  nutzbaren  Mineralien  treten  als  authigene  — 
in  dem  Gestein  selbst  gebildete  —  Elemente  von  eruptiven  Gebirgsgliedern  auf. 
Sie  haben  sich  während  der  Verfestigung  eines  Magmas  in  dem  entstehenden 
Gesteine  selbst  ausgeschieden,  und  ihre  Bestandteile  gehörten  jenem  Magma  an. 
Im  allgemeinen  sind  sie  nach  Art  der  Silikate  usw.  aus  dem  Schmelzfluß  aus- 
kristallisiert (magmatische  Ausscheidungen);  insbesondere  innerha,lb  saurer  Magmen 
ist  indessen  ein  Zutun  pneumatolytischer  Prozesse,  welche  sich  während  der 
Festwerdung  des  Gesteines  abspielten,  nicht  ganz  ausgeschlossen,  und  da  diese 
letzteren  auch  auf  das  Nebengestein  übergreifen  konnten,  so  berührt  sich  diese 
Gruppe  von  Lagerstätten  in  einzelnen  Fällen  mit  derjenigen  der  epigenetischen. 

Die  Eruptivgesteine  enthalten  als  mehr  oder  weniger  häufige  Übergemeng- 
teile  Erze,  wie  Magneteisenerz,  Titaneisenerz,  Chromit,  manchmal  auch  Magnet- 
kies und  Eisenkies  in  Körnchen  und  Kriställchen,  welche  zweifellos  aus  dem 
Magma   selbst  ausgeschieden  worden  sind.     Dabei  sind  in  bestimmten  Gesteinen 

2* 


20  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

auch  gewisse  Schwermetalle  und  solche  enthaltende  Übergemengteile  besonders 
häufig,  so  z.  B.  Zinn  als  Zinnerz  und  in  zinnhaltigen  Feldspaten  in  Graniten, 
Titaneisen  und  Magneteisenerz  (häufig  titanhaltig)  in  Gabbros,  in  Diabasen 
und  Basalten,  Chromeisenerz  in  Peridotiten  und  den  daraus  hervorgehenden 
Serpentinen  neben  anderen  chromhaltigen  Mineralien. 

Im  ganzen  sind  solche  Erze  viel  häufiger  in  basischen  als  in  sauren  Ge- 
steinen. So  enthält  der  Granit  im  Durchschnitt  gewöhnlich  bei  65 — 75^/o 
Kieselsäure  nur  etwa  2^Iq  FeO  und  FegOg  (in  Silikaten,  Magnetit,  Eisenglanz 
und  Titaneisen),  während  in  so  basischen  Magmen  wie  den  Gabbros  (mit  40  bis 
45  ^/o  Kieselsäure)  im  Mittel  8<^/q,  in  den  Feldspatbasalten  ungefähr  IS^Iq  jener 
Sauerstoffverbindungen  angetroffen  werden. 

Diese  Schwermetalle  enthaltenden  Übergemengteile  gehören  meistens  zu 
den  ersten  Ausscheidungen  des  glutflttssigen  Magmas;  im  allgemeinen  liegt 
wenigstens  der  Mineralausscheidung  in  den  Eruptivgesteinen  die  nachstehende 
Eeihenfolge  zugrunde: 

1.  Magnetit,  Ilmenit,  Chromit,  Chromspinell,  Apatit,  Zirkon,  Titanit, 
Perowskit. 

2.  Die  Eisen-  und  Magnesia-Silikate:  Glimmer,  Pyroxen,  Amphibol 
und  Olivin. 

3.  Feldspate  und  Quarz. 

Wenn  Verbindungen  der  Schwermetalle  oder  sonstige  im  großen  nutzbare 
Übergemengteile  nur  in  geringer  Menge  in  einem  Gestein  vorhanden  sind,  so  ist 
ihr  Interesse  freilich  nur  ein  rein  wissenschaftliches.  So  enthält  z.  B.  der 
Syenit  des  Plauenschen  Grundes  bei  Dresden  im  Minimum  1,44  ^/q  (titanhaltigen?) 
Magnetit,  d.  i.  im  Kubikmeter  39,14  kg,  gleich  einem  Würfel  von  19,8  cm 
Seiten  länge.  Vom  technischen  Gesichtspunkt  aus  verdient  indessen  ein  solcher 
Metallgehalt  nur  insofern  Beachtung,  als  er  infolge  natürlicher  Aufbereitung  — 
für  Seifen  —  oder  durch  Vermittelung  chemischer  Prozesse  —  etwa  zur  Füllung 
von  Spalten  durch  Auslaugung  —  das  Eohmaterial  für  ausgiebigere  Lagerstätten 
abgeben  könnte. 

Aber  auch  in  den  Eruptivgesteinen  selbst  findet  mitunter  eine  primäre 
Anreicherung  der  metallführenden  nutzbaren  Bestandteile  statt: 

1.  indem  sich  die  zuerst  ausgeschiedenen  Mineralien  innerhalb  des  noch 
flüssigen  Magma -Bestes  zu  Schlieren,  „Primärtrümern",  Konkretionen  zu- 
sammenballen ; 

2.  dadurch,  daß  sich,  wie  im  gesamten  Glutflusse  des  Erdinnern,  so  auch 
innerhalb  jedes  einzelnen  zur  Eruption  gelangenden  Teiles  desselben  Spaltungen 
oder  Differenzierungen,  das  sind  Störungen  der  stofflichen  Homogenität,  voll- 
ziehen können  infolge  der  rascheren  oder  langsameren  Abkühlung  der  ver- 
schiedenen Teile,  vielleicht  auch  infolge  verschiedenen  spezifischen  Gewichts 
der  ausgeschiedenen  Gemengteile  und  aus  anderen  uns  noch  unbekannten  Ur- 
sachen. ^) 


*)  Über  diese  Erscheinungen,   welche  in  der  Petrographie  eine  so  große  Rolle 
spielen,  handelt  ausführlich  F.Zirkel,  Lehrbuch  der  Petrographie,  1893,  I,  778—794. 


Die  eruptiven  Lagerstatten.  21 

So  sei  daran  erinnert,  dafi  die  Granite  mitunter  an  Übergemengteilen  besonders 
reiche  Primärtrümer  von  Feldspat  und  Quarz,  femer  dunkle,  glimmerreiche, 
basischere  Konkretionen,  reich  an  Erzen,  Titanit,  Apatit  und  Zirkon,  enthalten,  daß 
manche  Diorite  (Kugeldiorite)  eigenartig  zusammengesetzte  Sphäroide  führen, 
und  daß  man  in  Basalten  nicht  selten  peridotitartige  Zusammenballungen  von 
Olivinen,  Ghromit,  Chromdiopsid  usw.  findet. 

In  der  Petrographie  sind  zahlreiche  Beispiele  bekannt,  bei  denen  die  Sal- 
bänder eines  Gesteinsganges  viel  basischer  sind  als  die  Gangmitte,  oder  wo  die 
Peripherie  z.  B.  eines  Granit-  oder  Syenitstockes  mehr  basische  Ausscheidungen 
enthalt  als  das  Zentrum.^)  Bei  den  Zusammenscharungen  der  Erzausscheidungen 
aus  basischen  Eruptivgesteinen  bemerkt  man  aber  sehr  häufig,  daß  sie  gerade 
die  zentralen  Teile  des  Eruptivstockes  ausmachen:  so  am  Taberg  in  Schweden, 
und  bei  gewissen  Titaneisenerzvorkommnissen  des  südlichen  Norwegens. 

Der  Übergang  der  in  der  Regel  basischeren,  erzführenden  Schlieren,  Butzen 
oder  Klumpen  gegen  das  Nebengestein  kann  manchmal  ein  so  schroffer  sein,  daß  eine 
Verwandtschaft  beider  erst  durch  genauere  Untersuchung  festzustellen  ist.  Der 
Unterschied  zwischen  der  mineralogischen  Zusammensetzung  des  Muttergesteins 
und  den  darin  auftretenden  Erzanreicherungen  ist  indessen  ganz  allgemein  ein 
mehr  quantitativer  als  qualitativer.  Häufig,  nicht  immer,  sind  die  Erzmassen 
durch  allmähliche  Übergänge  mit  dem  Nebengestein  verbunden,  —  Muttergestein 
und  Ausscheidungen  sind  einander  „blutsverwandt^. 

Bei  gewissen  eruptiven  Erzlagerstätten  hat  keine  auffällige  Anreicherung 
des  Nutzbaren  in  dem  Muttergestein  stattgefunden;  das  nutzbare  Mineral  findet 
sich  genau  so  wie  die  normalen  Bestandteile  des  Gesteins  durch  das  letztere 
verteilt  und  wird  durch  künstliche  Konzentration  gewonnen.  Dies  gilt  selbst- 
verständlich nur  von  so  wertvollen  Objekten,  wie  z.  B.  Diamant,  der  als 
akzessorischer  Gemengteil  eines  Serpentins  immer  noch  gewinnungswürdig  bleibt. 

Mit  eruptiven  Vorgängen  steht  die  Entstehung  sehr  vieler  Mineralvor- 
kommnisse in  mehr  oder  weniger  sicherem  Zusammenhang,  welche  gleichwohl 
nicht  als  eruptive  Lagerstätten  in  dem  oben  bezeichneten  Sinn  benannt  werden 

Darin  zahlreiche  Literaturangaben.  Siehe  femer  Beyer,  Theoretische  Geologie,  1888,  au 
verschiedenen  Stellen,  und  Rosenbusch,  Über  die  chemischen  Beziehungen  der  Eruptiv- 
gesteine; Tscherm.  min.  petr.  Mitt.,  XI,  1890,  144 — 178.  Über  den  Chemismus  der 
magmatischen  Ausscheidungen  lese  man:  Morozewicz,  Experimentelle  Untersuchungen 
über  die  Bildung  der  Minerale  im  Magma;  Tscherm.  Min.  Petr.  Mitt.  XVIII,  1899, 
1—90,  105 — 238.  Lagorio,  Über  die  Natur  der  Glasbasis,  sowie  der  KristallisaticuB- 
vorgänge  im  eruptiven  Magma;  ebenda  VIII,  1887,  421—529.  -—  Vogt,  Studier  over 
Slagger;  Bihang  tili  Svensk.  Vet.-Ak.  Handl.  IX,  1884,  1—302;  Ref.  Ztschr.  f.  Krist. 
IX,  1886,  319—325.  —  Ders.,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Gesetze  der  Mineralbildung 
in  Schmelzmassen ;  Arch.  for  Math,  og  Natur v.  XIII,  1888,  1—96,  XIII,  1890,310—402, 
XIV,  1890,  11—93:  Ref.  ebendort,  XXI,  1893,  168—174. 

^)  Siehe  darüber  die  Literaturangaben  bei  Bückin g,  Mitteilungen  über  die 
Eruptivgesteine  der  Sektion  Schmalkalden  (Thüringen);  Jahrb.  preuss.  Landes- Anst., 
1887, 119 — 139;  Brögger,  Die  Mineralien  der  Syenitpegmatitgänge  der  südnorwegischen 
Augit-  und  Nephelinsyenite ;  Ztschr.  f.  Kristallographie,  XVI,  1890,  64;  Vogt,  Zt«chr. 
f.  prakt.  GeoL,  1893.  4—5. 


22  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

dürfen;  es  sind  hier  diejenigen  Mineralabsätze  gemeint,  welche  sich  nach  der 
Verfestigung  der  glutflüssigen  Ergüsse  auf  Spalten  und  Klüften  durch  Subli- 
mation bilden:  so  die  Ansiedelungen  von  Eisenglanz,  Tenorit  (CuO),  Atacamit 
(Cu[0H]Cl.Cu[0H]5),  Cotunnit  (PbCla)  usw.  auf  tätigen  Vulkanen.  Sie  haben 
nie  eine  technische  Bedeutung  erlangt,  haben  aber  hohes  theoretisches  Interesse 
für  das  Verständnis  der  Vorgänge,  welche  möglicherweise  zur  Entstehung  epi- 
genetischer Lagerstätten  führten.  Auch  die  rezenten  Absätze  von  vulkanischem 
Schwefel  und  Borsäure  gehören  nicht  hierher. 

*  Dagegen  scheint  es,  als  ob  bei  manchen  Effusivgesteinen  noch  im  glut- 
flüssigen Zustande  eine  Vererzung  gewisser  Silikate  durch  Metalldämpfe  statt- 
finden könne,  so  daß  das  erstarrte  Gestein  tatsächlich  ein  Erz  sein  kann,  ohne 
daß  es  sich  dabei  um  magmatische  Ausscheidungen  handelte.  Weiter  unten  sollen 
Beispiele  für  diese  Gruppe  von  eruptiven  Lagerstätten  angeführt  werden.  * 

Erwiesenermaßen  enthalten  die  farbigen  Gemengteile,  besonders  der 
basischeren  Eruptivgesteine,  hier  und  da  auch  Spuren  von  anderen  Schwer- 
metallen als  Eisen,  Chrom  und  Mangan,  nämlich  besonders  Kupfer,  Nickel  und 
Kobalt.  Mit  größerer  oder  geringerer  Bestimmtheit  läßt  sich  annehmen,  daß 
gewisse  Lagerstätten  erst  dadurch  entstanden  sind,  daß  bei  der  Zersetzung  jener 
Silikate  diese  Schwermetalle  in  anderer  Verbindung  oder  in  gediegenem  Zustand 
konzentriert  worden  sind  und  jetzt  als  epigenetische  Bildungen  Klüfte  und 
andere  Hohlräume  des  Muttergesteins  erfüllen.  Man  wird  sie  dann  nicht  als 
eruptive  Lagerstätten  bezeichnen  dürfen.     (Siehe  S.  18.) 

Im  folgenden  werden  eruptive  Lagerstätten  zu  besprechen  sein  mit 

1.  vorwiegenden  Oxyden, 

2.  vorwiegenden  Sulfiden, 

3.  gediegenen  Metallen, 

4.  Halogen-  und  Sauerstoffsalzen. 

Anhangweise  sollen  endlich  die  primären  Lagerstätten  des  Diamanten 
beschrieben  werden,  welcher  bergmännisch  in  den  großartigsten  Grubenbetrieben 
gewonnen  wird. 

I.  Eruptive  Lagerstätten  oxydiseher  Erze. 

1.  Zinnerzführende  Granite. 

Das  protogene  Auftreten  des  Zinnerzes  ist  im  großen  Ganzen  auf  gang- 
förmige Lagerstätten  beschränkt.  Es  steht  dann  sein  Vorkommen  fast  immer 
im  genetischen  Zusammenhang  mit  der  Intrusion  von  Graniten  und  muß  als  das 
Ergebnis  unmittelbarer  Nachwirkungen  derselben  bezeichnet  werden.  Das  Erz 
ist  dann,  wie  sich  später  zeigen  wird,  wahrscheinlich  aus  Dämpfen  abgeschieden 
worden,  welche  den  Graniten  noch  vor  deren  völliger  Erstarrung  entströmten, 
es  ist  „pneumatoly tischer  Entstehung".  In  solcher  Weise  kommt  das  Zinnerz 
fast  immer  mit  gewissen  charakteristischen  Begleitern  und  vor  allem  mit  bor- 
und  fluorhaltigen  Mineralien  auf  echten  Gängen  innerhalb  des  Granites  und  des 
Nebengesteines  vor,  und  deshalb  muß  die  Beschreibung  fast  aller  protogenen 
Zinnerzlagerstätten  unter  den  Erzgängen  erfolgen. 

Die  Feldspate  mancher  solcher  Granite,  aber  auch  diejenigen  mancher 
Gneise,  wie  z.  B.  desjenigen  von  Freiberg,  sind  etwas  zinnhaltig.    Zinnerz  wurde 


Zinnerzftthrende  Granite.  23 

auch  als  ein  Bestandteil  vei^schiedener  Granite  erwähnt,  so  von  Dalmer^)  neuer- 
dings ans  dem  Schellerhauer  Granit'  des  Erzgebirges,  wo  sich  ein  geringer 
Zinnsteingehalt  auch  im  frischen  Gestein,  weit  ab  von  Zinnerzgängen  nachweisen 
läßt.  Immerhin  aber  dürften  solche  Vorkommnisse  nicht  allzu  häufig  sein,  und 
es  wird  in  jedem  Falle  zu  bedenken  sein,  ob  nicht  das  Mineral  sekundär  in 
den  Granit  eingewandert  ist,  wie  man  das  neben  den  Zinnerzgängen  häufig 
beobachtet. 

Als  ein  authigener  Bestandteil  eines  Pegmatits  scheint  Zinnerz  in  den 
Black  Hills ^  von  Dakota  in  Nordamerika  aufzutreten;  es  wurde  dort  auf  der 
Etta  Mine  in  der  Harney  Bange  eine  Zeit  lang  abgebaut.  Das  den  Granit  um- 
gebende Gestein  ist  ein  teilweise  recht  granatreicher  und  staurolithführender 
Glimmerschiefer  oder  quarzitischer  Sandstein. 

Granit  in  Stöcken  oder  Gängen  ist  dort  allenthalben  weit  verbreitet.  Der 
Granitstock  der  Etta-Grube  hat  nur  eineu  geringen  Durchmesser  von  200  Fuß 
in  der  Länge  und  100 — 150  Fuß  in  der  Breite;  ursprünglich  war  dort  Glimmer 
gewonnen  worden.  Es  ist  ein  ungewöhnlich  großkömiger  Pegmatit:  einzelne 
Feldspate  werden  30 — 50  cm  lang,  die  Quarze  sind  teilweise  mehrere  Fuß  dick. 
Gegen  das  Nebengestein  ist  der  Pegmatit  durch  eine  Zone  dunklen  Glimmers 
geschieden,  der  mit  großen  Muskovitplatt^n  wechselt,  dann  folgt  derber  Quarz 
mit  unregelmäßigen  Nestern  von  derbem  Albit  und  Orthoklas  zugleich  mit 
kolossalen,  bis  zu  12  m  langen  und  1  m  dicken  Prismen  von  Lithionspodumen, 
dazu  Nester  von  feinkörnigen  Aggregaten  von  Glimmer  und  Albit;  in  diesen 
Aggregaten  ist  häufig  Zinnerz  eingesprengt,  teils  in  kleinen  Kömern,  teils  in 
Kristallen.  Der  Zinnerzgehalt  beträgt  2^/2^/0  nnd  mehr.  Übrigens  kommen 
auch  Zinnerzmassen  im  Gewicht  von  über  100  Pfund  vor.  Nach  Garpenter 
fehlt  das  Zinnerz  in  dem  Gestein,  wenn  dasselbe  gleichmäßig  aus  Quarz,  Glimmer 
und  Feldspat  besteht;  nur  Gemenge  von  vorwaltendem  Quarz  und  Glimmer  oder 
Glimmer  und  Albit  sollen  das  Erz  umschließen.  Letzteres  findet  sich  auch  im 
Innern  der  Spodumenkristalle.  Lithion  kommt  im  Spodumen  vor,  fehlt  aber  an- 
geblich den  Glimmern;  desgleichen  sind  nicht  beobachtet  worden  Topas  und 
Turmalin,  Flußspat  und  Molybdänglanz.  Dagegen  fanden  sich  tonneuschwere 
Massen  von  Tantalit  (und  Columbit?),  Apatit,  Beryll,  Triphylin  (Li(Fe,Mn)P04), 


>)  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1894,  320. 

*)  Blake,  The  discovery  of  tin  stone  io  the  Black  Hills  of  Dakota;  Eng.  Min. 
Joom.  XXXVI,  1883,  145—146.  —  Derselbe,  Tin  ore  veins  in  the  Black  Hills  of  Da- 
kota; Trans.  Am.  Instit.  Min.  Eng.  XIII,  1885,  691—696.  —  Derselbe,  Tantalite  and 
Columbite  in  the  Black  Hills  of  Dakota;  ebenda  696—697.  —  Derselbe,  Tin  ore  of  the 
Etta  Mine,  Dakota;  Eng.  Min.  Journ.  XXXVIII,  1884,  69.  —  Derselbe,  Columbite  and 
Tantalite  with  the  tin  ore  of  the  Black  Hills;  ebenda  876.  —  Seh  ae  ff  er,  Note  on 
tantalite  and  other  minerals  accompanying  the  tin  ore  in  the  Black  Hilln;  ebenda  285.  — 
Blake,  Spodumene  crystals  of  gigantic  size;  Am.  Journ.  of  Science  XXIX,  1885,  71; 
Ref.N.  Jahrb.,  1886,11,-350-.  —  Carpenter,  Oredepositsof  the  Black  Hills  of  Dakota; 
Transact.  Am.  Instit.  Min.  Eng.  XVII,  1889,  588—598.  —  Weitere  Literatur  in  Kemp, 
Ore  depoflits.  1900.  443. 


24  Di©  eruptiven  Lagerstätten. 

Heterosit  (ein  Zersetzungsprodukt  des  Triplits  (Fe,Mn)[(Fe,Mn)F]P04)),  Arsen- 
kies (goldhaltig),  Graphit  u.  a.  Mineralien,  üher  deren  hesonderes  Vorkommen 
keine  genaueren  Daten  vorliegen.  Im  ganzen  ist  die  Mineralftthrung  recht 
ähnlich  derjenigen  vieler  Pegmatite  (z.  B.  von  Rabenstein  im  bayrischen  Wald) ; 
auch  die  zonenartige  Anordnung  der  Gemengteile,  wie  sie  in  verschiedenen  zinn- 
erzführenden  Pegmatiten  der  Black  Hills  beobachtet  wird,  haben  diese  mit 
anderen,  z.  B.  derjenigen  des  stidnorwegischen  Syenitgebietes,  ^)  gemeinsam. 
Blake  hat  mit  Nachdruck  die  Ansicht  vertreten,  daß  die  Zinnerze  der  Black 
Hills  mit  dem  Quarz,  Feldspat,  Glimmer  usw.  gemeinschaftlichen  Ursprung 
hätten.  ^) 

Der  Zinnstein  der  Black  Hills  ist  seit  1877  bekannt  und  wurde  seit  1883 
bis  in  die  Mitte  der  neunziger  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts  abgebaut.  Trotz 
der  enormen  Summen,  welche  dem  Bergbau  geopfert  wurden,  hat  derselbe  niemals 
einige  Bedeutung  erlangt.  Die  Vereinigten  Staaten  besitzen  überhaupt  keine 
einigermaßen  ergiebige  Zinnerzlagerstätte. 

Die  Etta  Mine  ist  nicht  das  einzige  Vorkommen  von  Zinnstein  in  den 
Black  Hills,  solche  sind  vielmehr  in  der  Hamey  Range  in  ziemlich  weiter  Ver- 
breitung angetroffen  und  unter  anderem  auch  bei  Ingersoll  abgebaut  worden. 
Die  in  dem  südlichen,  zu  Wyoming  gehörenden  Teil  des  Gebirges,  35  km 
westlich  von  Deadwood  gelegenen  Zinnseifen  sind  wohl  aus  diesen  Lager- 
stätten hervorgegangen. 

2.  Magneteisenerz  und  Tiianeisenerz. 

Magnetit  (FegO^  mit  68,97  FeaOg  und  31,03  FeO  oder  72,41  Fe  und  27,59  0), 
oft  titanhaltig,  sowie  Titaneisen  fehlen  wohl  in  keinem  Eruptivgesteine  und 
gehören  zu  den  allerersten  Ausscheidungen  eines  solchen.  In  größeren  Mengen 
finden  sich  beide,  besonders  aber  das  Titaneisen,  vorzüglich  in  den  basischen 
Gesteinen  Gabbro,  Norit,  Labradorfels,  Hyperit,  Augit-  und  Nephelinsyenit, 
Nephelinit,  in  Diabas,  Olivindiabas  und  Basalten. 

Dem  Titaneisen  ist  vorzugsweise  der  sehr  hohe  Titangehalt  vieler  basischer 
Eruptivgesteine  zuzuschreiben;  so  enthält  z.  B. 


*)  BrÖgger,  Die  Mineralien  der  Syenitpegmatitgänge  der  südnorwegischen  Augit- 
und  Nephelinsyenite;  Ztschr.  f.  Kristallogr.,  XVI,  1890,  193,  229—230.       . 

^)  Für  die  norwegischen  Syeuitpegmatite  hat  Brögger  gezeigt,  daß  deren  Ge- 
men^eile  teils  aus  dem  Schmelzflüsse  selbst  erstarrt,  teils  pneumatolytisch,  d.  h.  unter 
Zutun  von  Dämpfen  und  Lösungen  von  Fluor,  Chlor,  Bor,  Schwefel  und  Arsen  entstanden 
sind  (1.  c.  148 — 168).  Dabei  haben  sich  die  pneumatolytischen  Gebilde  z.  T.  schon 
während  der  Erstarrung  des  Gesteines  gebildet  und  sind  keine  späteren  Ansiedelungen. 
Man  darf  deshalb  auch  das  Zinnerz,  so  wie  es  in  den  Black  Hills  nach  Blake  auftritt, 
auch  wenn  es  möglicherweise  unter  Zutun  der  Pneumatolyse  entstand,  als  einen  syngene- 
tischen  Bestandteil  des  Pegmatits  bezeichnen,  und  die  Zinnerzlagerstätte  ist  also  „eruptiv". 
Letztere  Bezeichnung  hat  eine  umfassendere  Bedeutung  als  diejenige  der  „magmatischen 
Ausscheidung",  womit  nur  eine  Kristallisation  aus  dem  Glutfluß  ohne  Zutun  der  Pneu- 
matolyse gemeint  ist.  Die  große  Verwandtschaft  zwischen  dem  Zinnerzgehalt  der 
Pegmatite  und  den  Zinnerzgängen  in  Graniten  ist  natürlich  zweifellos. 


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Magneteisenerz  und  Titaneisenerz.  25 

der  Quarzdiorit  von  Val  Savaranche  in  den  graiischen  Alpen  1,10  TiOg, 

der  Gabbro  von  Harzburg 1,75 

der  Olivingabbrodiabas  (Essexit)  von  Brandberg  in  Norwegen  4,00 

die  Basaltlava  des  Hekla 1,50 

der  Basalt  von  Scharfenstein  in  Böhmen 2,13 

der  Dolerit  von  Londorf  in  Hessen 1,82 

der  Malaphyr  von  Holmestrand  in  Sttdnorwegen      ....  2,95 

der  Homblendediabas  von  Graeveneck  in  Nassau     ....  3,08 

der  Diabas  von  OttQäll  in  Schweden 1,68 

der  Diabas  des  Whin  Sill  in  Durham,  England 2,42 

Titanhaitiger  Magnetit  and  Titaneisen,  häufig  beide  vereinigt,  finden  sich 
in  basischen  Gesteinen  mitunter  zu  Erzkörpern  konzentriert,  welche  bald  mehr 
bald  weniger  andere  Gemengteile  der  ersteren  umschliessen,  bald  reine  körnige 
Massen  bilden  können. 

Titanhaltige  Hagneteisenerae. 

Die  Magneteisenerzlagerstätte  des  Tabergs^)  in  Smäland  (Schweden), 
11  km  südlich  von  Jönköping,  wird  als  eine  magmatische  Ausscheidung  in  dnem 
Hypersthennorit  (oder  „Hyperit",  einem  strukturellen  Mittelglied  zwischen  Olivin- 
gabbro  und  Olivindiabas)  aufgefaßt.  Solche  Gesteine  sind  in  Schweden  häufige 
Erscheinungen  als  Einlagerungen  im  Gneis.  Die  Hyperitlinse  des  Tabergs  hat  eine 
Länge  von  fast  2  km  und  eine  oberflächliche  Breite  von  etwa  600  m  und  bildet 
einen  etwa  125  m  über  die  Umgebung  aufragenden  Berg.  Das  Gestein  besteht 
aus  Plagioklas,  einem  rhombischen  Pyroxen,  Diallag,  Olivin,  Apatit,  Magnetit 
und  Titaneisen,  geht  aber  gegen  die  Mitte  zu  ganz  allmählich  in  ein  Gemenge 
von  vorwaltendem  titanhaltigen  Magnetit,  Olivin,  untergeordnetem  Biotit  und  von 
Plagioklas  ttber;  letzterer  fehlt  den  magnetitreichsten  zentralen  Partien  ganz. 
Der  Erzkörper  ist  etwa  1  km  lang  und  450  m  breit  und  zeigt  eine  völlig 
richtungslose  Struktur.  Nach  der  Peripherie  zu  wird  das  normale  Gestein 
schiefrig  und  amphibolitartig  (Fig.  1  S.  26).  Das  Erz  („Magnetit-Olivinit")  ent- 
hält 43— 44^^  FcgO^,  6,3<>/o  TiO«,  etwas  Vanadin  und  etwa  0,12  «/^  Phos- 
phorsäure. 


')  Hausmann,  Beise  durch  Skandinavien  in  den  Jahren  1806  und  1807,  I, 
158—167.  —  A.  Sjögren,  Om  forekomsten  af  Tabergs jernmalmsfyndighetiSm&laDd;  Geol. 
Foren.  Förh.,  IH,  1876—1877,  42—62;  Ref.  N.  Jahrb.,  1876,  434—435.  —  Törnebohm, 
Über  die  wichtigeren  Diabas-  und  Gabbro-Qesteine  Schwedens ;  N.  Jahrb.,  1877,  379  bis 
393,  bes.  392—393.  —  Ders.,  Om  Taberg  i  SmAland  och  ett  par  dermed  analoga  jem- 
malmförekomster;  Geol.  Foren.  Förh.,  V,  1881,  610—619;  Ref.  N.  Jahrb.,  1882,  II, 
—  66—67.  —  —  Igelström,  Bidrag  tili  frftgan  om  malmernas  af  Tabergstypen  geognosi; 
Geol.  Foren.  Förh.,  VI,  1882—1883,  319—322.  —  A.  Sjögren,  NÄgra  anmärkningar 
medanledning  af  A.  E.  Tömebohms  uppsats  om  Taberg  i  Smäland;  ebenda  264 — 267.  — 
Vogt,  Om  danneisen  af  de  vigtigste  i  Norge  og  Sverige  representerede  grupper  af 
jem  malm  forekomster;  Geol.  Foren.  Förh.,  XIII,  1891,  XIV,  1892;  Ref.  N.  Jahrb.. 
1893,  II,  -68—70-.  —  Ders.,  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1893,  8—9.  —  Zirkel,  Lehrbuch 
der  Petrographie,  2.  Aufl.,  1893,  II,  788,792.  —  Rosenbusch,  Mikroskopische  Physio- 
graphie  der  massigen  Gesteine,  3.  Aufl.,  1896,  301—302,  321—322.  Siehe  auch  2.  Aufl., 
1887.  147,  151—152. 


26 


Die  eruptiven  Lagerstätten. 


Der  Bergbau  am  Taberg  ist  sehr  alt  und   hat  frühzeitig  zur  Entstehung 

einer  großen  Zahl  von  Eisenhütten  in  seiner  Umgebung  Anlaß  gegeben.    Das 

Erzareal  umfaßt  260000  qm. 

Ähnliche  Vorkommnisse  untergeordneter  Art  finden  sich  in  Schweden  u.  a. 
zu  Länghult  in  der  Landvogtei  Kronsburg  und  zu  Eansberg  in  der  Land- 
vogtei  Skaraborg.    Auch  mag  ein  von  Wadsworth  beschriebenes  ganz  ähnliches 


^ZE3 


Gneis, 
Gnefsgranit. 


Hyperlt. 


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Eisenerz 

(Magiietit- 

Olivinit). 

Fig.  1.    Geologische  Kartenskizze  des  Tabergs.    1:28000.    (Törnebohm  I88t.) 


„Hyperltdlorlt" 
u.   Hornblende- 
schiefer. 


Vorkommen  von  Iron  Mine  Hill  in  Ehode  Island  erwähnt  sein.  Das  dortige 
Erz  enthält  etwa  45  »/o  Fe^O^  und  10  ^Jq  TiOa.^)  Ob  auch  die  Eisenerzlager- 
stätten von  Mineville  und  Barton  Hill  am  Lake  Champlain  im  Staate 
New  York  hierher  gehören,  bleibt  einstweilen  unentschieden.  Sie  wurden  vor- 
läufig unter  den  schichtigen  Lagerstätten  behandelt. 


1)  Bull,  of  the  Museum  of  comparative  Zoology,   Harvard  College,   Vll,   1881, 
183—187.    Zitiert  von  Törnebohm  und  Ref.  N.  Jahrb.,  1888,  II,  -224-. 


Magneteisenerz  und  Titaneisenerz.  27 

Törnebohm^)  erwähnt^ das  Vorkommen  von  kuchenförmigen  Konkretionen 
titanhaltigen  Magneteisens  im  Asby- Diabas  Nordschwedens,  welche  ansgebentet 
worden  sind.  , 

Tfilimäki  in  Finland.  Ein  dem  Taberger  ganz  ähnliches  Vorkommen 
ist  im  Kirchspiel  Sordavala  an  der  Nordwestecke  des  Onega-Sees  in  Finland 
bekannt.  Dort  wird  im  Grabenfeld  VälimSki  seit  1884  ein  titanhaltiges  Magnet- 
eisenerz abgebaut.  Ein  elliptischer  Stock  von  Gabbrodiorit  (Labrador,  üralit, 
Biotit  und  Diallag),  gegen  3,5  km  lang  und  1 — 1,5  km  breit,  wird  mantelförmig 
umhüllt  von  Glimmerschiefer,  und  an  verschiedenen  Stellen  ist  jenes  Gestein 
angereichert  mit  Magneteisenerz,  wobei  es  die  Zusammensetzung  eines  Magnetit- 
Diallag-Olivinits  (Olivin,  Diallag  samt  Bronzit,  titanhaltiges  Magneteisen,  etwas 
Spinell,  Schwefelkies,  Magnetkies,  Glimmer,  Apatit  usw.)  annimmt. 

Nachstehend  seien  die  Zusammensetzungen  des  Taberger  und  des  Välimäki- 
erzes  einander  gegenübergestellt:^) 

Taberg        Välimäki  Taberg    Välimäki 


9 


SiO 

TiO^. 

Al^O». 

FejO^ 

Fe^Oj 

MnO  . 


.     21,25  18,62                MgO 18,30  8,29 

6,30  2,90  (?)  5,08           CaO 1,65  4,76 

5,55  1,43       P2O5 0,127  0,011 

.  43,45  S 0,013  Spur 

63,40       Cu 0,02    — 

0,40  0,15       H5O 2,60    — 

Välimäki  produzierte  1896  7500  t  Erz. 


Die  Titaneisenerzlagerstatten.^) 

Das  Titaneisenerz  kommt  fast  ganz  ausschließlich  in  Eruptivgesteinen  vor, 
und  zwar  sind  es  vorzugsweise  die  Nephelinsyenite  (z.  B.  im  Distrikt  Säo  Paulo 
in  Brasilien,  zu  Magnet  Gove  in  Arkansas,  zu  Miask  im  Ural  und  auf  der  Insel 
Alnö  an  der  Ostküste  von  Schweden)  und  ganz  besonders  Gesteine  der  Gabbro- 
grnppe,  welche  reichlichere  Ausscheidungen  dieses  Erzes  enthalten. 

Da  die  Lagerstätten  von  nur  untergeordnetem  bergmännischen  Wert  sind, 
so  mögen  sie  hier  kürzer  behandelt  werden,  als  dies  in  einem  Lehrbuch  der 
Petrographie  geschehen  würde;  denn  in  der  Tat  gibt  es  keine  besseren  Beispiele 
für  die  Vorgänge  einer  magmatischen  Differentiation  in  basischen  Schmelzflüssen 
als  gerade  die  an  Gabbro  und  verwandte  Gesteine  gebundenen  Titaneisenerz- 
aussonderungen.   Als  Muttergesteine  dieser  Ausscheidungen  kommen,  abgesehen 

')  1.  c.  1877.  269. 

^)  Blankett,  Gm  Välimäki  malmfält,  jämte  o&gra  andra  geologiska  data  frän 
Sordavala  socken  i  östra  Finland;  Geol.  För.  Förh.,  XVIII,  1896,  201—227.  Enthält 
eingehende  petrograph Ische  Untersuchungen. 

^  Es  sei  besonders  verwiesen  auf  Kemp.  Titaniferous  Iren  eres  of  the  Adiron- 
dacks;  XIX.  Ann.  Rep.  ü.  St.  Geol.  Survey,  1897-1898,  III,  483—422,  mit  Literatur,  und 
Vogt,  Weitere  Untersuchungen  über  die  Ausscheidungen  von  Titaneisenerzen  in 
basischen  Eruptivgestemen ;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1900,  233—242,  370-382;  1901, 
9—19,  180—186,  289—296,  327—340. 


28  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

von  den  Vorkommnissen  in  Nephelinsyenit,  die  hier  übergangen  werden  dürfen, 

die  Labradorgesteine  vqn  nachstehender  Zusammensetzung  in  Betracht,  welche 

bekanntlich  durch  Übergänge  in  wechselnden  Typen  miteinander  verbunden  zu 

sein  pflegen: 

Diallag  +  Plagioklas  Gabbro 

Diallag  +  Plagioklas  +  Olivin  Olivingabbro 

Rhomb.  Pyroxen  +  Plagioklas  Norit 

Rhomb.  Pyroxen  +  Plagioklas  +  Olivin  Olivinnorit. 

Dazu  kommen  die  durch  Zurücktreten  des  Plagioklases  sich  entwickelnden 
Hypersthenite,  Enstatitite,  Harzburgite  u.  a.  und  besonders  die  reichlich  Plagioklas 
führenden,  als  Anorthosite  und  Labradorite  bezeichneten  Gesteine.  Hingegen 
sind  solche  Titaneisenerzausscheidungen  bisher  in  eigentlichen  Peridotiten  kaum 
bekannt  geworden. 

Die  genannten  Gesteine  sind  schon  an  und  für  sich  gewöhnlich  reich  an 
Titanverbindungen  und  besonders  Titaneisen.  Das  Erz  kann  sich  aber  in  den 
intrusiven  Massen  lokal  und  zwar  besonders  gern  in  den  zentralen  Partien  der- 
selben dermaßen  konzentrieren,  daß  Spaltungsprodukte  entstehen,  welche  man  als 
nmenitgabbros,  Ilmenitnorite,  Ilmenitenstatite  und  endlich  als  derbe  Dmenite  be- 
zeichnen darf;  dabei  lassen  sich  häufig  schrittweise  Übergänge  vom  normalen 
Labradorgestein  in  die  erzreichsten  Partien  beobachten. 

Auf  Grund  eines  sehr  umfangreichen  Analysenmaterials  ist  Vogt  zu 
folgenden  Feststellungen  über  die  bei  der  Ausscheidung  der  Titaneisenmassen 
vor  sich  gehenden  Konzentrationen  gelangt.  Während  das  Muttergestein  all- 
gemein reicher  an  FeO  als  an  FcgOg  ist,  hat  in  den  Erzmassen  eine  Anreicherung 
des  letzteren  stattgefunden,  eine  geringe  Konzentration  hat  auch  der  Mangan- 
gehalt, ferner  das  Vanadin  und  Chrom  erfahren;  am  reichlichsten  angehäuft  ist 
indessen  das  Titan.  Li  dem  an  sich  an  Magnesia  reichen  Magma  ist  der  relative 
Magnesiagehalt  in  den  erzreicheren  Partien  gewachsen,  in  den  erzreichsten  da- 
gegen nur  etwa  so  hoch  als  in  dem  erzarmen  Muttergestein;  Kalk  und  die 
Alkalien  treten  allgemein  zurück,  desgleichen  die  Kieselsäure.  Der  Gehalt  an 
letzterer  wird  in  den  am  stärksten  differenzierten  Gesteinszonen  so  gering,  daß 
eine  Ausscheidung  von  Magnesia  und  Tonerde  nur  noch  teilweise  als  Silikat 
erfolgen  konnte,  während  der  Überschuß  als  Korund  und  Spinell  (Pleonast  und 
Hercynit)  zur  Verfestigung  gelangte.  Tatsächlich  sind  diese  Mineralien  nicht 
nur  in  den  Titaneisenerzmassen  weit  verbreitet,  sondern  sie  kommen  manchmal 
sogar  in  so  großen  Massen  vor,  daß  man  von  Smirgellagerstätten  und  Spinelliten 
sprechen  kann. 

Statt  des  Titaneisens  ist  übrigens  auch  titanhaltiger  Magnetit  weit  ver- 
breitet. 

Solche  an  Labradorgesteine  (Anorthosite  der  Amerikaner)  gebundene  Titan- 
eisenerzlagerstätten gibt  es  sehr  viele,  besonders  in  Skandinavien  und  Nord- 
amerika: sie  sind  vielfach  der  Gegenstand  theoretischer  Betrachtungen  gewesen, 
haben  aber  wegen  ihres  geringen  Eisengehaltes  niemals  eine  hervorragende 
technische  Bedeutung  erlangt.  Da  und  dort  sind  sie  als  Hochofenzuschlag  in 
Verwendung  gekommen. 


Magneteisenerz  and  Titaneisenerz.  29 

Am  längsten  bekannt  sind  die  Titaneisenerzmassen  in  dem  über  1400  qkm 
großen  Emptivgebiete  von  Eekersund-Soggendal  im  sudlichen  Norwegen.^) 
In  dem  Gebiete  sind  Labradorfelse,  hypersthen-  und  biotitreiche  Norite  und 
Bronzit-  und  Hypersthengranite  verbreitet.  Die  Labradorfelse  sind  ganz  nahe 
verwandt  den  Noriten,  letztere  sind  etwas  jünger  als  erstere ;  in  beiden  Gesteinen 
finden  sich  die  an  Titaneisen  reichen  Differenzierungen  teils  als  Ilmenit-Norite; 
teils  als  fast  ganz  reine  Schnüre  und  Gänge  von  Titaneisenerz. 

Die  Ilmenit-Norite  stellen  ein  körniges  Gemenge  von  Titaneisen,  viel 
Hypersthen   und  wenig  Labrador  dar  und  enthalten  ein  wenig  grünen  Spinell, 


l  Tip  üe  ^ 

Flg^.  2.    Profil  am  BlaaQeld  (Vogt  1887).    1  Labi*adorfel8,  np  Noritpegmatit,  tie  Titaneisenerz. 

Schwefelkies,  Kupfer-  und  Magnetkies.     Apatit  ist  nur  in  geringer  Menge  vor- 
handen. 

Das  hauptsächlichste  Vorkommen  ist  der  „Storgangen"  (Große  Gang), 
3  km  lang,  30 — 70  m  breit,  mit  einem  durchschnittlichen  Erzgehalt  von  40  ^/q, 
der  aber  stellenweise  bis  zu  70  oder  80  ^/o  steigt.  Im  Blaafjeld  bei  Soggendal 
finden  sich  klumpenförmige  Ausscheidungen  von  fast  ganz  reinem  Titaneisen, 
50  m  lang  und  bis  zu  11  m  dick. 

Die  Anreicherung  des  Titaneisens  in  den  erzreichen  Abkömmlingen  des 
Labradorfelses  zeigt  folgende  von  Vogt  herrührende  Übersicht: 


*)  EeuBch,  Et  besög  i  titai^erngruberne  ved  Sogndal;  Geol.  För.  Förh.,  IV, 
1878,  197—201;  Ref.  N.  Jahrb.,  1879,  609—610.  —  Vogt,  Titanjern-forekomsteme 
i  noritfeltet  ved  Ekersund-Soggfendal ;  Norske  ertsforekomster,  V,  1887,  1—40.  — 
Derselbe,  Om  dann  eisen  af  de  vigtigste  i  Norge  og  Sverige  representerede  grupper  af 
jemmalmforekomster.  Mit  Besum^  in  deutscher  Sprache.  Geol.  För.  Förh.,  XIII, 
1891,  476—536;  XIV,  1892,  211—248.  Ref.  N.  Jahrb.,  1893,  11,-68—70-.  -  Derselbe, 
Bildung  von  Erzlagerstätten  durch  Differentiation  in  basischen  Eruptivmagmata ;  Ztschr. 
f.  prakt.  Geol.,  1893,  4—11,  125—143,  257—284.  -  Derselbe,  Beiträge  zur  genetischen 
Classifikation  der  durch  magmatische  Differentiationsprozesse  und  der  durch  Pneumatolyse 
entstandenen  Erzvorkommen;  ebenda  1894,  381 — 399.  —  Derselbe,  Weitere  Unter- 
suchungen über  die  Ausscheidungen  von  Titaneisenerzen  in  basischen  Eruptivgesteinen ; 
ebenda  1900,  233—242,  370-382;  1901,  9—19,  180-186,  289—296,  327-340.  — 
Rosenbusch,  Die  Gesteinsarten  von  Ekersund;  Nyt.  Mag.  f.  Naturvid.,  XXVII,  1883.  — 
Kolderup,  Die  Labradorfelse  des  westlichen  Norwegens.  I.  Das  Labradorfelsgebiet 
bei  Ekersund  und  Soggendal;  Bergens  Museums  Aarbog,  1896,  No.  5,  1—224.  Mit 
geolog.  Karten;  Ref.  N.  Jahrb.,  1899,  I,  -445—453-. 


80  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

Titaneieen     BrS'Stit  ^^^^-^^or 

Labradorfels ^      ^lo  ^  ^lo  ^"^^lo 

Übergang  zwischen  Labradorfels  und  iß        ^  /8    „  ^86  ^ 

Ilmenit-Norit \18      ^  116  „  166  „ 

Ilmenit-Norit 40      ^  35  „  25  „ 


Titaneisenerzmassen 


{ 


■»^ 


80—95  r  20—5 

99      .  1 


r 


Kolderup,  der  die  Titaneisenerzvorkommnisse  an  verschiedenen  Stellen 
genau  studiert  hat,  charakterisiert  dieselben  folgendermaßen:  „Für  diejenigen, 
die  den  ganzen  Komplex  von  Titaneisenvorkommen  gesehen  haben,  werden  diese 
in  bezug  auf  Bildungsweise  und  Auftreten  in  die  folgenden  zwei  Gruppen  geteilt 
werden  können:  1.  Wirkliche  QUnge,  durch  Ausbrüche  gebildet,  die  jedenfalls 
später  als  die  große  Haupteruption  von  Labradorfelsmagma  eintraten;  2.  schlieren-, 
linsen-  oder  z.  T.  gangförmige  Massen,  die  durch  eine  in  situ  stattgefundene 
magmatische  Konzentration  von  den  basischeren  Gremengteilen  gebildet  worden 
sind.  Diese  Massen  sind  am  häufigsten  durch  Übergangsreihen  mit  dem  Haupt- 
gestein verbunden  und  sollen  also  im  kleinen  den  Verhältnissen  bei  Taberg 
entsprechen/  Die  gangförmigen  gestreiften  Erze  (1)  enthalten  scharfeckige 
Bruchstücke  des  umgebenden  Nebengesteines  und  sind  von  letzterem  durch  scharfe 
Grenzen  geschieden.  Die  chemische  Zusammensetzung  eines  typischen  Ilmenit- 
norits  vom  Storgangen  ist  nach  Kolderup  folgende: 

SiOo   =31,59  MgO  =10,70 

TiOo  =18,49  CaO  =    2,25 

Al«d8=    8,54  Na^O=    1,03 

FeO    =24,52  K^O    =    0,15 

Fe208=    2,36  P^Oft  =    0,02 

99,65 

Die  Zusammensetzung  nach  wesentlichen  Mineralelementen: 

Plagioklas  20,66,  Hypersthen  40,90,  Titaneisen  37,49  <>/o. 

Die  Gruben  von  Soggendal  sind  schon  von  1864 — 1876  ausgebeutet 
worden  und  haben  im  Jahre  1870  17500  t  Erz  geliefert;  sie  standen  später 
wieder  im  Abbau  von  1897 — 1901  und  haben  in  dieser  Zeit  5000  t  Erz  ergeben. 
Die  Titaneisenerzlagerstätten  von  Ekersund-Soggendal  sind  zwar  die  be- 
deutendsten Norwegens,  es  gibt  aber  solcher  Vorkommnisse  noch  viele  auf  der 
Halbinsel.  Vogt^)  nennt  zehn  Distrikte  zwischen  dem  58^20'  und  dem  70^30' 
nördl.  Br.,  wo  solche  titanhaltige,  an  gabbroartige  Gesteine  gebundene  Eisen- 
erze vorkommen. 

Am    Koutivare    in   Norbotten    (Schweden),^)    15   km   nordwestlich    von 

Quickjokk,   tritt  eine  Masse  von  Titanomagnetit  von  1,6  km  Länge  und  300  m 

größter  Breite   inmitten   eines   fast   zur  Unkenntlichkeit  veränderten   Gabbros 

(eines  Plagioklas,  Zoisit,   Granat,  Talk,  Muskovit,  Serpentin,  Amphibol,  Biotit 

0  ZtBch.  f.  prakt.  Geol.,  1900,  371. 

')  Petersson,  Om  Routivare  jämmalmsfält  i  Norbottenslän ;  Geol.  För.  Förh., 
XV,  1893,  45—54.  —  H.  Sjögren,  En  ny  jemmalmstyp  represent^rad  af  Routivare 
malmberg;  ebenda  XV,  55 — 63.  —  Ders.,  Ytterligare  om  Routivare  jemmalm;  ebenda 
XV,  1893,  140—143.  —  Ref.  über  die  drei  Arbeiten  N.  Jahrb.,  1894,  I,  88-89. 


Magneteisenerz  nnd  Titaueisenerz.  31 

nnd  RdMI  itibrenden  Gesteines)  aaf  (Fig.  3).  Hanpterz  ist  Titanomagnetit,  daneben 
Ilmenit;  beigemengt  sind  ihnen  Spinell,  Olivin,  Pyroxen,  Hagnetkies  nnd  Apatit. 
Das  Cremenge  hat  die  Zasameusetzung : 

SiO,  =   4,08  CrjOg  -   0,20 

TiO,  =14,25  Fe,Og  =  33,43 

AijO«  =    6,40  FeO    =  34,58 

In  Ontftrio^)  findet  sich  an  verschiedenen  Orten  des  Gneisgebietes  titan- 
haltiges  Uagnet«isenerz  in  Verbindung  mit  gabbroähnlichen  Gesteinen  oder 
solchen,  welche  auf  eine  Umwandlung  solcher  deotbar  sind.  Die  Erzmassen 
enthalten  manchmal  makroskopisch  erkennbaren  Apatit  nnd  gehen  unter  ZurQck- 


MnO  =  0,45 

K,0    =0,15 

Hsü  -  S,89 

Na,0  -  0,29 

CaO  =0,65 

H,0   -1,S2 

P.0,  =  0,016. 

a&  CmgeiTUidfitUr  Otbbro  (?),  b  bomblendereich.   c  BiBeaerz. 
Flg.  S,    Das  Elsenerafeld  tod  Routivare.    (Petsrasan  1893.) 

treten  des  Erzes  allmählich  in  das  Nebengestein  flber.  Dieses  letztere  ist  des- 
halb in  ihrer  N^e  reicher  an  den  dunklen  Gemengteilen.  Merkwürdig  verhält 
sich  indessen  eine  HagnetitlagerstlLtte  zn  Horton  im  Renfrew  county:  der  Oabbro 
veiUndert  seine  Zosammen Setzung  in  der  Nähe  des  Erzes  nicht  und  anderseits 
bildet  dieses  letztere  einheitliche,  gegen  das  Nebengestein  scharf  abgegrenzte 
Massen. 

Das  Titan  magneteisen  von  Ontario  enthält  nach  Analysen  Popes  6,41  big 
17,23%  TiO,  und  nngeffthr  0,5"/,,  Vanadinsänre;  die  Untersuchungen  wurden 
am  Erz,  nicht  am  reinen  Material  vorgenommen  und  die  untersuchten  Proben 
enthielten  ziemlich  viel  Gangart. 

Über  das  Vorkommen  ütanhaltiger  Eisenerze  in  den  Vereinigten  Staaten, 
besonders  aber  flber  die  anch  hier  an  Gabbrogesteine  gebundenen,  den  norwegischen 
analogen  LagerBtlLtt«n  in  den  AdirondaokS  (Westport,  Elizabethtown,  Newcomb 

')  Pope,  Inveatigation  of  magnetic  ironores  from  Eastem  Ootario;  Transact, 
Am.  iDBt.  Hin.  Eng.  XXITf,  1899,  372-405. 


32  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

im  Staate  New  York)  hat  Kemp^)  sehr  ausführlich  berichtet.  Die  größten 
Erzausscheidungen  finden  sich  dort  in  Gesteinen,  die  hauptsächlich  aus  Labrador 
bestehen  („Anorthosite"),  daneben  auch  etwas  Augit,  Hypersthen  und  Granat 
führen.  Die  Erze  haben  scheinbar  bis  jetzt  noch  keine  technische  Verwertung 
erlangt.  Am  Strand  des  Lake  Ghamplain  bildet  Sand  von  titanhaltigem  Eisenerz, 
gemengt  mit  Körnern  von  Granat,  Pyroxen  und  Hornblende,  bis  zu  mehrere  Zoll 
dicke  Lagen. 

Eisenerzausscheidungen  von  geringem,  bis  etwa  4^/q  betragendem  Titan- 
gehalt kommen  nach  G.  H.  Williams^)  auch  am  Hudson  River  bei  Peekskill 
(in  New  York)  vor.  Das  Erz  ist  gebunden  an  Norit,  der  zu  Gabbros  in  Be- 
ziehungen steht;  es  besteht  aus  Spinell,  Magnetit,  Korund,  Granat  und  Silli- 
manit.  Der  Korund  findet  sich  manchmal  in  solcher  Menge,  daß  er  die  übrigen 
Bestandteile  zurückdrängt,  und  daß  das  Erz  nicht  nur  wegen  seines  Eisengehaltes, 
sondern  auch  als  Smirgel  gewonnen  worden  ist. 

Einige  Ähnlichkeit  mit  diesen  Smirgellagerstätten  besitzen  diejenigen, 
welche  in  Nord-Carolina*)  in  den  Vereinigten  Staaten  abgebaut  werden.  Dort 
ist  der  Korund  stets  gebunden  an  chromitfiihrende,  mehr  oder  weniger  stark 
serpentinisierte  Peridotite,  welche  Gneise  durchbrechen,  und  tritt  vorzugsweise 
im  Kontakt  des  Muttergesteines  mit  letzterem  auf.  Er  ist  durchwachsen  von 
Spinell,  Enstatit  und  Chlorit. 

Als  „Jacupirangit"*)  ist  ein  Pyroxenmagnetitgestein  in  Brasilien  (Eisen- 
mine von  Jacupiranga  im  Staate  Sao  Paulo)  bezeichnet  worden;  es  gehört  in  die 
Verwandtschaft  der  dortigen  Elaeolithsyenite.  Dasselbe  ist  merkwürdig,  weil  es 
neben  Apatit,  Titaneisen  und  Perowskit  auch  einTantaloniobat,  denBrazilit,  enthält. 

Titaneisen  ist  auch  sonst  in  Nephelinsyeniten  verbreitet;  so  enthält  das 
bekannte  Gestein  von  Miask  im  Ural  in  großer  Menge  klumpenförmige  Aus- 
scheidungen desselben;  titanhaltiger  Magnetit  bildet  mit  titanhaltigem  Augit, 
Glimmer,  Aegirin,  Apatit,  Magnetkies  und  mit  Olivin  Aggregate  im  Nephelin- 
syenit  von  Alnö  in  Norland  (Schweden). '^) 

Die  zuletzt  genannten  und  andere  Vorkommnisse  haben  teils  wegen  ihres 
geringen  Umfanges,  teils  wegen  ihres  geringen  Eisengehaltes  meistens  keine 
technische  Bedeutung  erlangt.  Sie  wurden  wegen  ihres  wissenschaftlichen  Inter- 
esses erwähnt. 

Die  großartigen  Magnetitlagerstätten  der  Wyssokaja  und  des  Goroblagodat 
im  Ural,  welche  seit  G.  Eose  fast  allgemein  als  eruptive  Lagerstätten  bezeichnet 
werden,  scheinen  trotzdem  ihren  Platz  unter  den  epigenetischen  Kontaktlager- 
stätten erhalten  zu  müssen.^) 

>)  Kemp,  Titaniferous  iron  ores  of  the  Adirondacks;  XIX.  Annual  Rep.  ü.  S. 
Geol.  Survey,  1897—98,  IIL  383—422,  Lit. 

')  G.  H.  Williams,   Pleonast  (Hercynit)  und  Korund  im  Norit  der  Cortlandt- 
Series  am  Hudson-Fluß;  N.  Jahrb.,  1887,  II,  266.  —  On  the  norites  of  the  Cortlandt^ 
Series;    Am.  Journ.  of  Science,   XXXIII,   1887,    135—144.   191—200;   Ref.  N.  Jahrb. 
1887,  II,  316—317.  —  Kemp,  Ore  deposits,  lU.  Aufl.,  173,  Lit. 

')  Pratt,  On  the  origin  of  corundum  associated  with  the  peridotites  of  North 
Carolina;  Am.  Journ.  of  Science  (4),  VI,  1898,  49. 

*)  Derby,  On  nepheline  rocks  in  Brazil;  Quart.  Journ.  Geol.  Soc,  XLVII,  189J, 
251;  Kef.  N.  Jahrb.,  1892,  I,  622.  -  Hussak,  Ober  Brazilit:  N.  Jahrb.,  1892,  II, 
141 — 146.  —  Ders.,  Ober  ein  neues  Perowskitvorkommen  in  Verbindung  mit  Magnet- 
eisenstein von  Cataläo;  ebenda  1894,  II,  297 — 300. 

ö)  Rosenbusch,  Massige  Gesteine,  3.  Aufl.,  1896,  171—172,  Lit. 

^)  Von  Stelzner  waren  diese  Eisenerzlagerstätten,  entsprechend  der  Auffassung 
G.  Böses,  als  eruptiv  beschrieben  worden. 


Aasscheidnngen  von  Chromeisenstein  in  Peridotiten.  3B 

Keineswegs  erwiesen  ist  ferner  die  Entstehung  gewisser  nordschwedischer 
Eisenerzlagerstätton  durch  magmatische  Differentiation  der  sie  begleitenden  Ge- 
steine. Es  schien  deshalb  gut,  dieselben  samt  allen  übrigen,  ihrem  Wesen  nach 
so  verschiedenen,  ihrer  Entstehung  nach  mindestens  teilweise  ganz  rätselhaften 
Eisenerzlagerstätten  Schwedens  zusammen  zu  behandeln.  Sie  haben  ihre  Be- 
schreibung im  Bahmen  der  schichtigen  Eisenerzlagerstätten  erfahren. 


*  Anreicherungen  von  Eisenglanz  in  Effusivgesteinen  infolge 
Verdrängung  basischer  Gemengteile  durch  Eisenoxyd  während  der 
Erstarrung. 

Anhangsweise  muß  eine  eigenartige  Erzbildung  erwähnt  werden,  für  die 
zwar  bisher  aus  der  Beihe  der  Eisenerzlagerstätten  keine  Beispiele  beigebracht 
werden  können,  die  sich  aber  in  kleinem  Maßstabe  an  manchen  Basaltströmen 
beobachten  läßt,  besonders  dann,  wenn  deren  Poren  und  Oberfläche  von  Eisen- 
glanz oder  Magnesioferrit  bedeckt  sind.  Letztere  Mineralien  selbst  sind  das 
Ergebnis  eines  pneumatolytischen  Vorganges,  wobei  man  sich  den  Eisenglanz 
z.  B.  auf  folgende  Weise  entstanden  denkt: 

FejCle  +  3  H^O  =  Fe^O«  +  6  HCl. 
Solche  Laven  zeigen  gern  eine  von  Eisenoxyd  herrührende  schmutzigrote  Farbe. 
Das  Mikroskop  läßt  erkennen,   daß  der  Olivin,  manchmal  auch  der  Augit  in 
Eisenglanz  umgewandelt  sind,   während  der  Plagioklas  vollkommen  frisch  ist 
und  Eisenglanzschüppchen,  mitunter  in  sehr  großer  Menge,  umschließt.^) 

Die  Zeit  der  Ausscheidung  des  Eisenglanzes  ^It  demnach  zwischen  die- 
jenige der  Magnesiumsilikate  und  des  Plagioklases,  welch  letztere  später  erfolgt, 
als  die  des  Olivins  und  Augits.  Man  wird  annehmen  müssen,  daß  auch  in  der 
flüssigen  Lava  bei  abnehmender  Temperatur  in  einer  gewissen  Phase  der  Er- 
starrung ähnliche  Umsetzungen  zwischen  gelösten  Gasen  erfolgen,  wie  sie  außerhalb 
derselben  zur  Entstehung  von  allerlei  Oxyden,  zumal  von  Eisenoxyd,  führen. 

Man  könnte  den  Vorgang  als  eine  „Selbstvererzung"  des  Eruptivgesteines 
bezeichnen;  innerhalb  des  letzteren  erfolgt  eine  Metasomatose  während  der  Er- 
starrung, nicht  nach  derselben.  Li  letzterem  Falle  müßten  die  Erze  als  epige- 
netische Gebilde  angesehen  werden,  was  sie  nicht  sind. 

Zweifellos  werden  sich  bei  sorgftlltigerem  Studium  gewisser,  an  Eruptiv- 
gesteine gebundener  Eisenerzlagerstätten  Beispiele  für  den  skizzierten  Vorgang 
auffinden  lassen.  * 

3.  Ausscheidungen  von  Chromeisenstein  in  Peridotiien  und  den 

daraus  hervorgegangenen  Serpentinen. 

Der  Chromit  (theor.  Zusammensetzung  FeO  .  CrgOg,  allgemein  (Fe,  Cr,  Mg) 
(Crj,  Al^,  ¥e^)0^,  mit  bis  zu  32 o/o  FeO  und  68 »/^  CraOg)  ist  das  einzige  für 
die  Technik  in  Betracht  kommende  Chromerz.  Das  Chrom  besitzt  eine  mannig- 
fache Verwendung  in  der  chemischen  Technologie  (zur  Darstellung  von  Chrom- 
säure, chromsauren  Salzen  und  Chromfarben)  und  neuerdings  auch  für  die  Her- 
stellung des  Chromstahles.  Gediegenes  Chrom  läßt  sich  seit  einigen  Jahren  (nach 
dem  Verfahren  von  Goldschmidt,  1895)  bequem  und  in  größeren  Mengen 
darstellen. 


^)  Bergeat,  Mineralogische  Mitteilungen  über  den  Stromboli;  N.  Jahrb.,  1897, 
n,  114—123.  —  Derselbe,  Centralblatt  f.  Mineral,  etc.,  1903,  129  (Über  die  Laven 
dee  Izaloo). 

Steliner-Bergeat,  BrzlagerBtätten.  3 


34  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

Die  protogenen  Chromitvorkommnisse  sind,  wie  seit  langer  Zeit  bekannt, 
gebunden  an  Peridotite  (und  Pyroxenite?)  und  die  daraus  hervorgegangenen  Serpen- 
tine. Solche  Lagerstätten  sind  in  chemischer  wie  in  mineralogischer  Beziehung 
außerordentlich  einförmig. 

In  den  Olivinen  der  Eruptivgesteine  ist  Chromit  und  ein  anderer  chrom- 
haltiger Spinell,  Picotit,  ein  weitverbreiteter  mikroskopischer  Einschluß.  Der 
Dunit  enthält  Chromspinelle  neben  Olivin  als  wesentlichen  Bestandteil. 
Weitere  innige  Beziehungen  zwischen  Chromit  und  Olivin  zeigt  der  Lherzolith, 
welcher  außer  diesen  beiden  Mineralien  auch  rhombische  Pyroxene  führt  und 
häufig  in  Serpentin  umgewandelt  ist.  Bei  solcher  Serpentinisierung  chromhaltiger 
Olivingesteine  entstehen  mitunter  (z.  B.  auf  den  Serpentinlagerstätten  des  Ural) 
chromhaltige  Glimmer,  wie  der  smaragdgrüne  Fuchsit,  der  pfirsichblütrote 
Kämmereiit  und  der  Bhodochrom,  der  karmesinrote  Eotschubeyit  und  der 
Leuchtenbergit,  der  Chromgranat  (üwarowit)  und  ferner  Chromocker. 

Bei  der  Umwandlung  der  eisenhaltigen  Olivine  zu  Serpentin  finden,  wie 
sich  zweifellos  unter  dem  Mikroskop  zeigt,  Neubildungen  von  Magnetit  statt. 
Da  der  Olivin  zuweilen  auch  chromhaltig  ist,  da  ferner  gerade  die  in  den  Peri- 
dotiten  enthaltenen  Pyroxene  häufig  durch  einen  Chromgehalt  ausgezeichnet  sind, 
so  wird  man  annehmen  dürfen,  daß  bei  der  völligen  Umwandlung  solcher  Ge- 
steine auch  der  Chromit  als  sekundäres  Produkt  entstehen  kann.  Anderseits 
aber  weisen  die  Untersuchungen  mancher  derben  Chromitvorkommnisse  in  un- 
verwitterten Olivingesteinen  mit  Sicherheit  darauf  hin,  daß  auch  sie  primäre 
Ausscheidungen,  Zusammenballungen  im  Schmelzflusse  sind. 

Das  Auftreten  der  Peridotite  und  der  nahe  verwandten  Gesteine  ist  ein 
verschiedenes.  Manche  Vorkommnisse,  wie  die  jungen  Lherzolithe  der  Pyrenäen, 
welche  von  merkwürdigen  Eontakthöfen  umgeben  sind,  haben  ganz  sicher 
eruptiven  Ursprung.  Die  meisten  aber  bilden  linsenförmige  Körper  im  kristallinen 
Gebirge,  für  welche  eine  eruptive  Herkunft  nicht  immer  sicher  nachgewiesen 
werden  kann ;  gleichwohl  wird  man  auch  für  sie  eine  Erstarrung  aus  dem  Glut- 
fluß annehmen  müssen,  da  sie  und  ihre  Verwandten  nach  ihren  petrographischen 
Eigenschaften  von  jenen  nicht  trennbar  sind.  Chromeisenstein  kommt  denn  auch 
sowohl  in  den  zweifellos  eruptiven  Olivingesteinen  und  Serpentinen,  wie  auch 
in  den  analogen  Gesteinen  der  kristallinen  Schieferformation  vor,  und  sein  Auf- 
treten in  beiden  müßte  schon  als  Beweis  für  eine  gleichartige  Entstehung 
beider  gelten. 

In  praktischer  Hinsicht  ist  zu  bemerken,  daß  der  Chromit  absätzige  Massen 
von  meist  geringen  Dimensionen  bildet,  welche  weit  ausschauende  Betriebspläne 
nicht  gestatten.  Die  technische  Verwertbarkeit  der  Chromeisensteine  setzt  den 
ziemlich  hohen  Chromoxydgehalt  von  ungefähr  50  ^/q  voraus. 

Im  Zobtengebirge  ^)  (Niederschlesien)  ist  Chromit  mehrfach  in  Serpentinen 
bekannt  geworden,  welche  dort  in  Begleitung  von  Gabbros  auftreten,  so  am  Harte- 

^)  Bock,  Über  Grochauit  und  Magnochromit.  Inaug.-Dlse.  Breslau  1868.  — 
Webßky,  Über  Grochauit  und  Magnochromit;  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXV. 
1873,  394—398.  —  Kosmann,  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XLII,  1890,  794—795.  — 


Ausscheidungen  von  Ohromeisenstein  in  teridotiten.  3o 

berg  bei  Grochan  und  am  Schwarzenberg  bei  Tampadel.  An  letzterem  Fundort 
beobachtet  man  eine  7  m  mächtige  Chromeisensteinklippe,  die  durch  Tagebau 
auf  eine  Länge  von  22  m  verfolgt  worden  ist.  Das  Erz  ist  mit  Magneteisen  ge- 
mengt und  enthält  35 — 42  ^/q  Chromoxyd  und  einen  hohen  Magnesiagehalt  (ca.  12  ^/q). 
Ein  mehrfach  beschriebenes  Chromitvorkommen^)  ist  dasjenige  von  Kraubat 
in  Steiermark,  am  rechten  und  linken  Murufer;  es  ist  gebunden  an  eine  Zone 
von  Peridotiten,  die  in  Hornblendegneise  eingelagert  sind  und  zumeist  zu  den 
Duniten  gehören;  zum  geringeren  Teil  können  sie  als  chromitftlhreude  Harz- 
burgite  bezeichnet  werden.  An  den  meisten  Stellen  ist  das  Gestein  nur  wenig 
serpentinisiert.  Der  aus  den  genannten  Olivingesteinen  bestehende  Gesteinszug 
hat  eine  Länge  von  3  Meilen,  ist  indessen  nicht  überall  in  gleicher  Weise 
chromitfUhrend ;  vielmehr  bemerkt  Eyba,  daß  das  Erz  gerade  dort  am  meisten 
auftritt,  wo  die  Serpentinisierung  weniger  weit  fortgeschritten  ist,  nämlich  am 
rechten  Murufer.  Die  Chromerze  erscheinen  in  „Schnuren,  deren  Streichen  und 
Fallen  sehr  abweichend  ist Wenn  sie  im  Streichen  oder  Verflachen  auf- 
hören, was  bei  ihrer  hohen  Absätzigkeit  meist  schon  nach  wenigen  Klaftern  der 
Fall  ist,  so  ist  auch  nicht  die  geringste  Andeutung  einer  Lagerstätte  mehr  vor- 
banden^ (v.  Hauenfels).  Im  Jahre  1864  hatte  man  ein  Erzmittel  von  etwa 
40  m  seigerer  Höhe,  50 — 60  m  Länge  und  24 — 30  m  größter  söhliger  Mächtig- 
keit. Meistens  aber  betrug  die  letztere  nur  1^/^  Zoll  bis  2  Fuß.  Nach  einer 
von  Vambera  ausgeführten,  von  Eyba  mitgeteilten  Analyse  ist  die  Zusammen- 
setzung des  Erzes: 

SiOs=4,3  FeO    =    9,1 

MgO  =  9,7  Al208=13,7 

CaO  =  6,4«)  Cr^Og  =  56,2. 

Nach  Kahl  sollen  besonders  neben  bronzitreichen  Serpentin  Varietäten  die 
reichsten  Chromitmassen  gefunden  worden  sein.  Übrigens  verdient  hier  auch 
der  Magnesit  erwähnt  zu  werden,  der  gerade  in  Obersteiermark  in  gewinnungs- 
würdiger Menge  als  sekundäres  Produkt  an  die  Serpentine  gebunden  ist. 

Der  Kraubater  Chromeisensteinbergbau  begann  etwa  um  das  Jahr  1810 
und  war  stellenweise  in  jüngster  Zeit  noch  im  Betriebe. 

Dera..  Eämmererit  oder  BhodoclirGm  von  Tampadel ;  ebenda  XLIV,  1892, 359—362.  —  Ders., 
Neues  Chromeisenerzlager  in  Niederschlesien ;  St«hl  und  Eisen,  X,  1890,  1085 — 1086.  — 
Ders.,  Neue  Chromerzfunde  in  Schlesien;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  L,  1891,  19.  —  Ders., 
Der  Eämmererit  (Bhodochrom)  von  Tampadel  bei  Schweidnitz  in  Schlesien;  ebenda  LI, 
1892,  453—455.  —  Traube,  Beiträge  zur  Mineralogie  Schlesiens.  I.  Gesteine  und 
Minerale  von  der  Chromitlagerstätte  Tampadel  im  Zobtengebirge;  Ztschr.  d.  deutsch, 
geol.  Ges.,  XLVI,  1894,  50—57. 

')  Miller  von  Hauenfels,  Die  nutzbaren  Mineralien  von  Obersteiermark; 
Leobener  Jahrb.,  XIII,  1864,  214—217.  —  Kahl,  Der  Chrombergbau  bei  Kraubat  in 
Obersteiermark;  ebenda  XVIII,  1869,  266—281.  —  H.  Höf  er,  Analysen  mehrerer  Mag- 
nesiagesteine  der  Obersteiermark;  Jahrb.  k.  k.  Beichs-Anst.,  XVI,  1866,  443—446.  — 
Byba,  Beitrag  zur  Genesis  der  Chromeisenerzlagerstätte  bei  Kraubat  in  Obersteiermark; 
Ztschr.  f.  prakt.  Geologie,  1900,  337—341,  Lit. 

*)  Bei  Ryba  steht:  CoO,  was,  wie  der  Autor  dem  Herausgeber  bestätigt,  ein 
Druckfehler  ist. 

3* 


36  Die  emptiven  Lagerstätten. 

Chromeisenstein  kommt  nach  B.  Walter^)  in  der  Bukowina  hei  Briaza 
vor.  Bis  zu  faustgroße,  in  einem  Falle  his  zu  2500  kg  schwere  Massen  sind 
dort  aus  dem  kretaceischen  (?)  Serpentin  ausgewittert;  in  stark  verwitterten  Zonen 
des  anstehenden  Gesteines  hat  man  unhedeutende  Klumpen  des  Erzes  erschürft, 
aher  weitere  Versuche  als  erfolglos  aufgegeben. 

Österreich  besitzt  augenblicklich  keinen  nennenswerten  Chromitbergbau. 

In  Bosnien  sind  Serpentine  in  Verbindung  mit  Lherzolith,  Peridotit  und 
Gabbro,  nach  Katzer*)  wahrscheinlich  kretaceischen  Alters,  weitverbreitet. 

Manchmal  sind  dieselben  ganz  und  gar  in  Magnesit  umgewandelt,  der  als 
„bosnischer  Meerschaum"  zu  Pfeifenköpfen  verarbeitet  wird. 

Die  Chromitlagerstätten  finden  sich  in  dem  132  km  langen,  südlich  von 
Kladazy  bis  nach  Bai\jaluka  reichenden,  serpentinführenden  Gebirgszug,  und  zwar 
vorzugsweise  im  Dubosticatal,  nördlich  von  Vares.^)  Das  Erz  bildet  bald 
mehrere  Dezimeter  mächtige  und  bis  zu  8 — 20  m  lange,  bankförmige,  mehr  oder 


■■  C^Z)  CZD 

Chromit,  derb.  Pocherz.  Serpentin. 

Fig.  4.    Unregelmäfilge  Gestalt  und  Verteilang  der  ChromitansBcheidungen  im  Serpentin  von 
Alt-Rakovac.    Das  Profil  Ist  ca.  6  m  hoch.    (Walter-Schönbucher,  1887.) 

weniger  reine  Massen  oder  unregelmäßig  gestaltete,  durch  den  Serpentin 
verteilte  Mittel  (Fig.  4).  Die  bankförmigen  Anreicherungen  liegen  mitunter 
mehrfach  übereinander.  Apfelgrllner  Chromocker  kommt  auf  den  Dubostica- 
gruben  vor. 

Die  Hauptgrube  war  1887  die  von  Mekidol. 

Nach    Mitteilungen    von    Hof  mann*)    führt    eine    etwa    200  m    breite, 
gegen  2  Meilen  weit  zu  verfolgende  Serpentinmasse  bei  PlayisohewitaEa,  östlich 


1)  Die  Erzlagerstätten  der  südlichen  Bukowina;  Jahrb.  k.  k.  Beichs-Anst.,  XXVI, 
1876,  406. 

*)  Geologischer  Führer  durch  Bosnien  und  die  Hercegovina.   Sarajevo  1903. 

8)  B.  Walter,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Erzlagerstätten  Bosniens,  1887,  215—222. 

*)  AI  fr.  Hofmann,  Über  das  Chromerzvorkommen  in  Ungarn  und  dessen  Auf- 
schließen. Inaug.-Diss.  Rostock  1873;  Ref.  N.  Jahrb.,  1873,  873.  —  Patera,  Über 
den  Chromeisenstein-Bergbau  von  Plavischewitza;  österr.  Zeitschr.  f.  Berg-  u.  Hüttenw., 
1872,  342-343.  —  vomBath,  Sitzungsb.  d.  niederrh.  Gesellsch.,  1879,  63—64. 


Ansscheidnngen  von  Chromeisenstein  in  Peridotiten.  37 

von  Orsowa  an  der  Donau,  an  zahlreichen  Pnnkten  Chromeisenstein.  Das  Erz 
enthält  88 — 47®/o  Chromoxyd.  v.  Hauer^)  hat  die  Lagerstätten  „als  eines  der 
reichsten  Vorkommen  dieses  Erzes"  hezeichnet,  die  man  überhaupt  kenne.  Nach 
Fachs  and  de  Lannay^  sollen  die  in  der  Teafe  absätzigen  Massen  800  bis 
400  m  lang  sein.    Der  Bergbau  datiert  seit  1858. 

Recht  häufig  ist  Chromit  in  den  Serpentinen  Serbiens«  Die  haupt- 
sächlichsten Vorkommnisse  liegen  dort  bei  Bajatz,   19  km  südlich  von  Cacak.^ 

In  Italien,  wo  Serpentine  eine  so  außerordentlich  große  Verbreitung  be- 
sitzen, fehlen  scheinbar  Chromeisensteinlager. 

Im  europäischen  Orient  kommen  solche  zu  Eeropotamo  auf  Euböa,  auf 
den  Inseln  Skyros  und  Tinos,*)  femer  auf  der  türkischen  Insel  Mytilene,*) 
stets  gebunden  an  Peridotite  oder  Serpentine,  vor.  Am  wichtigsten  sollen  jetzt 
die  Lagerstätten  in  der  Gegend  von  Yelestino,®)  nahe  dem  Meerbusen  von  Volo 
in  Thessalien  sein.  Die  gesamte  Produktion  Griechenlands  an  Chromeisenstein 
belief  sich  im  Jahre  1900  auf  5600,  im  Jahre  1902  auf  11700  t.  Auch  bei 
Saloniki  und  in  der  Provinz  Eossowo  sind  Chromerzlagerstätten  bekannt. 

Über  die  norwegischen  Chromitvorkommnisse  liegen  die  ausführlichen 
Schilderungen  Vogts')  vor.  Auf  der  gerade  unter  dem  Polarkreise  liegenden 
Insel  Hestmandö  tritt  das  Erz  in  einem  fast  völlig  frischen,  in  der  Haupt- 
sache aus  Olivin  und  Enstatit  in  sehr  wechselndem  Verhältnis  bestehenden 
Grestein  (enstatitführender  Dunit  und  Harzburgit)  als  eine  primäre  Ausscheidung, 
manchmal  von  absoluter  Beinheit,  auf.  Es  sind  Schlieren  und  Klumpen  in  der 
Anordnung  von  Gktngzügen,  manche  1 — 2  m  mächtig  und  20  m  lang,  aber 
niemals  von  großer  streichender  Ausdehnung.  In  dem  Eöros-Distrikt  herrschen 
nach  Vogt  ganz  ähnliche  Verhältnisse,  nur  ist  dort  das  Peridotgestein  stark 
serpentinisiert  und  infolgedessen  der  Chromit  durch  Magneteisenerz  verunreinigt. 
Auf  den  beiden  ergiebigsten  Chromitgruben  Norwegens,  denen  von  Feragen 
und  Rödhammer  bei  Röros,  welche  auf  Serpentinfeldem  von  12 — 15  resp. 
4 — 5  qkm  Größe  bauen,  hat  man  von  1830 — 75  ungefähr  15000  t  Erz  gewonnen. 
Im  ganzen  gibt  es  in  Norwegen  50 — 100  solcher  Peridotit-  bezw.  Serpentin- 


1)  Geologie,  220. 

3)  GiteB  min6raux,  11,  38—39;  nach  ,,Be8chreibung  des  Chrombergbaues  der  Ge- 
werkschaft Hofmann  im  Stuhlbezirke  von  Alt-Orsova",  1873. 

')  Götting,  Über  ein  altes  Bergwerks-Emporium  in  Serbien;  Berg-  und  Hüttenm. 
Ztg.,  LX,  1901,  237-238. 

*)  Philippson,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  griechischen  Inselwelt;  Peterm. 
Mitt.,  Erg.-Heft  No.  134,  1901,  22,  117.  —  Ann.  d.  Mines  (7),  U,  1872,  425;  ebenda 
(7),  Xin,  1878,  589. 

^  Fuchs  et  de  Launay,  1.  c.  ü,  37. 

•)  Mineral  Industry,  1902,  97.  —  Zenghelis,  Les  minerais  et  min6raux  utiles 
de  la  Gr§ce,  1903. 

^  Beiträge  zur  genetischen  Klassifikation  der  durch  magmatische  Differentiations- 
prozesse  und  der  durch  Pneumatolyse  entstandenen  Erzvorkommen;  Ztschr.  f.  prakt. 
Geol.,  1894,  bes.  384—393. 


38  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

kuppen,  welche  fast  ohne  Ausnahme  auch  Chromitkonzentrationen,  allerdings 
meist  von  sehr  geringen  Dimensionen,  enthalten.  Die  jetzige  Chromitprodaktion 
Norwegens  (zu  Feragen)  ist  nur  geringfügig. 

Zahlreiche  Chromitlagerstätten  giht  es  im  Ural  um  Jekaterinhurg,  Eysch- 
tymsk,  am  Katschkanar  usw.;  allein  das  Gouvernement  Perm  zählte  im  Jahre 
1893  25  Gruben,  1)  die  im  Jahre  1893  14600  t  produzierten,  während 
im  Jahre  1894  nur  6530  t  gefördert  wurden.  In  kleiner  Menge  findet  sich 
das  Chromeisenerz  in  vielen  Serpentinen,  und  seit  Anfang  der  sechziger  Jahre 
des  XIX.  Jahrhunderts  sind  solche  Vorkommnisse  vielfach  erschürft,  wenn  auch 
nicht  abgebaut  worden.  „Als  Zeugen  jener  Zeit,  da  die  Konkurrenz  einem 
einzelnen  allein  den  Vorteil  der  plötzlich  aufgetauchten  Erwerbsquelle  nicht 
gönnen  wollte,  sind  auf  der  ganzen  Erstreckung  des  Ural,  von  Nord  nach  Süd, 
auf  dem  westlichen  wie  auf  dem  östlichen  Abhänge  des  Gebirges  unzählige 
verlassene  Chromeisensteingruben  geblieben,  an  deren  Rande  noch  häufig  das 
aufbereitete,  in  Ziegelform  geschlagene  Erz  mauerartig  hoch  aufgeschichtet  zu 
sehen,  auf  deren  Halden  manches  chromhaltige  Mineral  zu  finden  ist."   (Arzruni.) 

In  der  Gegend  von  Jekaterinhurg  bilden  Serpentine  Einlagerungen  zwischen 
ungefähr  Nord-Süd  streichende  Chlorit-  und  Talkschiefer,  welch  letzterer  den 
Serpentin  gewöhnlich  unmittelbar  umgibt.  Nach  Arzruni  sollen  die  uralischen 
Serpentine  nicht  aus  Peridotiten,  sondern  lediglich  aus  Pyroxen-,  besonders  aus 
diallagführenden  Gesteinen  hervorgegangen  sein,  wie  sich  aus  Übergängen  nach- 
weisen lasse. 

Die  den  Serpentin  begleitenden  Talk-  und  Chloritschiefer  enthalten  häufig 
Magneteisenmassen,  und  auch  im  Serpentin  ,,und  zwar  manchmal  in  demselben 
Stock  dieses  letzteren,  wenige  Meter  von  den  Chromeisenlagern  entfernt"  werden 
Magneteisennester  angetroffen.  Cossa  und  Arzruni  meinen  deshalb,  daß  die 
Chromitlager  durch  eine  Zufuhr  von  Chrom  zu  Magneteisen  entstanden  seien, 
wobei  letzteres  umgewandelt  wurde.  Das  Chrom  entstamme  den  chromhaltigen 
Silikaten  des  Muttergesteines,  deren  Zersetzung  auch  zur  Neubildung  der  inter- 
essanten Chrommineralien  (siehe  S.  34)  geführt  hat.  Diese  Auffassung  steht  im 
geraden  Gegensatz  zu  derjenigen  Vogts  (und  nach  ihm  Eybas),  wonach  alle 
Chrom itvorkommnisse  Ausscheidungen  aus  dem  Magma  sein  sollen,  was  sich  in 
solcher  Verallgemeinerung  zunächst  auch  kaum  wird  beweisen  lassen. 

Der  im  Ural  gewonnene  Chromit  wird  teilweise  in  den  zahlreichen  dortigen 
Hochöfen  verbraucht. 

Die  hauptsächlichsten  Chromeisenlagerstätten  der  Erde  sind 
in  Kleinasien;   sie  decken  beinahe  allein  den  Weltbedarf.^)    Dieselben 


^)  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1897,  279.  —  Arzruni,  Sur  quelques  min^raux  des 
^ites  de  chromite  du  district  de  Syssertsk,  Oural;  Bull.  See.  min.  de  France,  V,  1882,  94. 
—  Cossa  und  Arzruni,  Chromturmalin  aus  den  Chromeisen  lagern  des  Urals;  Ztschr. 
f.  Krystallogr.,  VII,  1883,  1—16.  —  G.  Rose,  Reise  nach  dem  Ural,  II,  1842,  476—477. 

2)  W.  F.  Wilkinson,  Iren  and  Goal  Trades  Review,  1895,  804.  Danach 
Stahl  und  Eisen,  XV,  1895,  II,  689.  —  Weiß,  Kurze  Mitteilungen  über  Lagerstätten 
im  westlichen  Anatolien;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1901,  249—262.  —  Glenn,  The 
chrome  eres  of  Turkeyj    XIX,  Ann.  Bep.  U.  S.  Geol.  Survey,   Part  VI,    1897—1898, 


Ansscheidnngen  von  Chromeisenstein  in  Peridotiten.  39 

liegen  bei  Antiochia,  bei  Mersina,  Alexandrette,  Makri  and  in  der  Gegend  von 
Smyma,  bei  Brassa  im  Hinterland  des  Marmarameeres,  in  den  Yilajets  Angora 
und  Eastamuni.  Weiß  hat  die  Vorkommnisse  von  Tschatalja-Dagh  and  Tschardy 
im  nördlichen  Eleinasien  (südwestlich  and  südlich  von  Brussa)  beschrieben.  Die 
tertiären  Serpentinmassen  von  mitunter  stundenlanger  Erstreckung  enthalten 
schlauch-  oder  linsenförmige,  oft  ganz  unregelmäßige  Chromeisensteinlager,  deren 
Längserstreckung  in  benachbarten  Stöcken  annähernd  parallel  verläuft.  Die 
Vorkommnisse  des  Tschatalja-Dagh  sind  einstweilen  nicht  bauwürdig,  dagegen 
haben  die  von  Tschardy  z.  T.  kolossale  Ausdehnungen.  Eine  langgestreckte, 
recht  reine  Chromitmasse  von  50 — 56®/q  Chromoxyd  hatte  70  m  Länge,  25  m 
Dicke  und  20  m  Höhe.  Die  reichste  dortige  Grube  ist  die  von  Daghardy,  sie 
allein  liefert  im  Tagebau  jährlich  10 — 12000  t  Erz  im  Werte  von  etwa 
1  Mill.  Mark;  die  Gesamtproduktion  der  Chromitgruben  in  der  südlichen  Um- 
gebung von  Brussa  wurde  1901  auf  16000  t  veranschlagt.  Zu  Makri  soll  die 
Produktion  zeitweise  sogar  30000  t  betragen  haben. 

Chromeisenstein  ist  nach  Schneider^)  auf  den  ostindischen  Liseln  Bat- 
jang,  Ambon  und  Timor  „so  massenhaft  vorhanden,  daß  er.  wie  in  Neu-Seeland, 
den  Grubenbau  lohnen  wttrde^^    Er  ist  auch  hier  an  Serpentin  gebunden. 

Der  Dun  Mountain,^  10  km  südöstlich  von  der  Stadt  Nelson  auf  Neu- 
seeland, gehört  einem  etwa  130  km  langen,  1,5 — 3  km  breiten  Serpentinzug  an 
und  besteht  selbst  aus  Dunit,  d.  h.  aus  einem  körnigen  Gemenge  von  Olivin 
und  Chromit.  Dagegen  umschließt  der  Serpentin  des  unmittelbar  benachbarten 
Wooded  Peak  große  Massen  von  derbem  Chromeisenstein. 

Die  Serpentine  von  Neukaledonien^)  haben  eine  große  Bedeutung  als 
Muttergesteine  verschiedener  Lagerstätten,  so  von  Nickel-,  Kobalt-,  Eisen-  und 
Chromeisenerz.  Dieses  letztere  bildet  bald  gangähnliche  Ausscheidungen  im 
Serpentin,  bald  ist  es  aus  ihm  ausgewittert  und  findet  sich  dann  inmitten  der  Tone, 
welche  die  Vertiefungen  auf  der  Oberfläche  desselben  erfüllen,  in  Gerollen.  Das 
Erz  wird  gewonnen  im  Tiebaghi -Massiv;  die  seit  1884  datierende  Produktion 
beträgt  jährlich  2—3000  t. 

Die  Vereinigten  Staaten  besitzen  scheinbar  keine  großartigeren  Lager- 
stätten von  Chromit,  wenn  auch  verschiedene  Vorkommnisse  dieses  Erzes  daselbst 
bekannt  sind.  So  führen  die  Serpentine  von  Maryland  und  im  südlichen 
Pennsylvanien  Chromit,*)  der  auch  im  ausgewitterten  Zustand  vielfach  zu 
finden  ist.    Beiderlei  Vorkommnisse  wurden  früher  ausgenutzt;  die  Lagerstätte 


261 — 264.  —  Thomae,  Emery,  chrome-ore  and  other  minerals  in  the  Villayet  of  Aidin, 
ABia  Minor;  Tranaact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXVIII,  1899,  208—225. 

*)  Geologische  Übersicht  über  den  holländisch-ostindischen  Archipel;  Jahrb.  k.  k. 
Reichs-Anst,  XXVI,  1876.  113—134. 

*)  V.  Ho  eh  stet  t  er,  Dunit,  kömiger  Olivinfels  von  Dun  Mountain  bei  Nelson, 
Neuseeland;  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XVI,  1864,  341—344. 

^  Fuchs  et  de  Launay,  Gites  min^raux,  II,  38.  —  A.  Bernard,  L' Archipel 
de  la  Nouvelle  Cal6donie,  1895;  Ref.  Ztschr.  f.  prakt.  Geologie,  1897,  257—260. 

*)H.  Credner,  Die  Geognosie  und  der  Mineralreichtum  des  Alleghany-Systems ; 
Peterm.  Mitt.,  XVII,  1871,  41—50.  -  Kemp.  Ore  deposits,  1900,  412-416. 


40  Die  eraptiven  Lagerstätten. 

von  Wood  Pit  in  Pennsylvanien  war  so  ergiebig,  daß  der  Bergbau  sogar  eine 
Teufe  von  700  Fuß  erreicht  hat. 

In  Nordkarolina ^)  kommt  Chromeisenstein  an  vielen  zerstreuten  Punkten 
vor,  ist  aber  nirgends  in  größerem  Umfang  abgebaut  worden.  Es  sind  immer 
wenig  mächtige  Massen  von  mehreren  Tonnen  Gewicht  und  stets  gebunden  an 
Dunit;  sie  finden  sich  besonders  am  Rande  der  Dunitintrusionen  gegen  den 
Gneis  hin,  manchmal  zusammen  mit  Korund  (s.  S.  82). 

In  Kalifornien^  wird  das  Erz  als  Gerolle  und  auf  anstehender  Lager- 
stätte in  verschiedenen  Gegenden  gewonnen.  Kalifornien  war  zuletzt  der  einzige 
Staat  der  Union,  welcher  ein  wenig  Chromit  lieferte;  die  Höchstproduktion 
betrug  1894  3700  t. 

An  der  Ostkttste  von  Neufundland^)  werden  verschiedene  Chromitlager- 
stätten  abgebaut. 

Neuerdings  werden  auch  in  Kanada^)  zu  Coleraine,  Prov.  Quebec,  Chrom- 
erze in  zunehmender  Menge  gewonnen. 

IL  Eruptive  Lagerstätten  sulfidischer  Erze. 

So  sehr  das  zunächst  dem  Verhalten  sulfidischer  Erze  bei  hohen 
Temperaturen  widersprechen  mag,  so  sind  doch  Kömchen  und  Einsprengungen 
von  Sulfiden  in  Eruptivgesteinen,  und  zwar  sowohl  in  Effusiv-  wie  Tiefen- 
gesteinen, zweifellos  als  primäre  Ausscheidungen  bekannt.  Die  Möglichkeit  ihrer 
Entstehung  mußte  schon  aus  dem  oft  sehr  beträchtlichen  Gehalt  an  solchen  in 
künstlichen  Hochofen-Schlacken,^)  die  manchmal  ganz  erfüllt  sind  mit  Magnet- 
kies usw.,  oder  im  Kupferstein  hervorgehen. 

*  Überblickt  man  die  Vorkommnisse,  so  ergibt  sich  die  auch  bezüglich  der 
oxydreichen  Differentiationen  gemachte  Erfahrung,  daß  derlei  Erzausscheidungen 
selten  in  sauren,  häufiger  in  basischen  Eruptivgesteinen  auftreten,  und  daß  es 
gerade  wieder  die  gabbroiden  Magmen  sind,  welche  stellenweise  größere  Massen 
von  sulfidischen  Ausscheidungen  geliefert  haben.  Umgekehrt  sind  die  im  allge- 
meinen durch  pneumatolytische  Äußerungen  mehr  ausgezeichneten  sauren  und 
mittelsauren  Tiefengesteine  mitunter  von  sogen.  Kontaktlagerstätten  begleitet, 
d.  h.  von  epigenetischen,  häufig  unter  Verdrängung  löslichen  Nebengesteines  (fast 
stets  Kalkstein)  entstandenen  Erzansiedelungen  im  Kontakt  der  Intrusion  und 
des  Nebengesteines.  Dieses  entgegengesetzte  Verhalten  sei  hier  zunächst  betont, 
ohne  daß  es  schon  möglich  wäre,  die  Gründe  dafür  anzugeben,  weshalb  die 


')  Pratt,  The  occurrence,  origin  and  chemical  composition  of  chromite;  with 
eapecial  reference  to  the  North  Carolina  deposits;  Transact.  Am.  Inet  Min.  Eng.,  XXIX, 
1899,  17—39. 

')  Report  of  the  State  Mineralogist  of  California;  verschiedene  Jahrgänge.  — 
Helmhacker,  Chromit  in  den  Vereinigten  Staaten  Nordamerikas;  Berg-  u.  Hüttenm. 
Ztg.,  LVI,  1897,  31—32. 

^  Maynard,  The  chromite-deposits  on  Port  au  Port  Bay,  Newfoundland ;  Transact. 
Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXVII,  1898,  283—288. 

*)  Mineral  Industjy,  1902,  97. 

6)  Siehe  u.  a.  Vogt,  Studier  over  Slagger,  189-216. 


Sulfidische  Aasscheidnngen  in  sauren  und  in  basischen  Gesteinen.        41 

an  Magnesia,  Kalk  und  Eisen  reichen,  an  Alkalien,  besonders  Eali,  armen  basischen 
Magmen  die  Metalle  samt  Schwefel  im  Schmelzfluß  zurückhalten,  während  die 
sauren,  an  Kali  reichen  Schmelzflüsse  dieselben  mitsamt  allerlei  Gktsen,  deren  An- 
wesenheit sich  mitunter  in  den  Gangarten  der  entstehenden  Lagerstätten  nach- 
weisen läßt,  ausstoßen.  Es  wird  sich  später  noch  wiederholt  Gelegenheit  geben, 
auf  diese  Verhältnisse  einzugehen.  « 

1.  Sulfidische  Ausscheidungen  in  sauren  Gesteinen. 

Dieselben  besitzen  kaum  mehr  als  ein  mineralogisches  Interesse. 

In  den  meisten  Fällen  wird  das  Auftreten  solcher  überhaupt  nicht  als 
eine  magmatische  Ausscheidung,  sondern  vielmehr  als  eine  pneumatolytische 
Ansiedelung  zum  Schluß  oder  nach  Schluß  der  Gesteinsverfestigung  aufzufassen 
sein.  So  kommt  Kupferkies  samt  Turmalin  und  Flußspat  in  Drusen  des  Granits 
von  Predazzo  in  Südtirol  vor. 

Der  Syenit  des  Plauenschen  Grundes  bei  Dresden  enthält  oft  Kupfer- 
erze in  basischen  Ausscheidungen,  den  sogen.  „Tigern^,  die  aus  Hornblende, 
Augit,  Glimmer,  Oligoklas,  Apatit,  Titanit,  mehr  oder  weniger  Magnetit,  Titan- 
eisen und  Zirkon  bestehen.  Als  Erze  und  deren  ümwandlungsprodukte  sind 
zu  erwähnen:  gediegen  Kupfer,  Kupferglanz,  Kupferkies,  Eotkupfererz,  Malachit, 
Lasur  und  Pyrit. 

Im  Porphyr  und  Pechstein  des  mittleren  Kotliegenden  zu  Zwickau  in 
Sachsen^)  finden  sich  Kupfererze  (gediegen  Kupfer,  Kupferkies,  Domeykit)  in 
fein  verteiltem  Zustand  ziemlich  weit  verbreitet.  Oft  sind  sie  auch  auf  Gängen 
und  Klüften  angereichert,  wo  dann  Kupferbleche  eine  merkwürdige  Erscheinung 
bilden.  Solche  fanden  sich  z.  6.  auf  dem  Bürgerschacht  I  bis  0,5  m  lang,  0,15  m 
breit  und  3  mm  stark,  auf  dem  I.  Erzgebirg.  Tiefbauschacht  bis  zu  3  Pfund 
schwer.  Auf  dem  Bürgerschacht  I  war  das  Vorkommen  ein  so  häufiges,  daß 
man  eine  Gewinnung  versucht  hat.  Außer  von  den  beiden  genannten  Schächten 
kennt  man  die  Kupferbleche  auch  vom  Hoffnungs-,  Vertrauens-  und  Brücken- 
bergschacht. 

Daß  der  Kupferkies  und  Domeykit  wirklich  gleichzeitig  mit  dem  Quarz- 
porphyr entstanden  sind,  wird  wohl  dadurch  bewiesen,  daß  die  Erze  nur  in  der 
Porphyrdecke  vorkommen,  in  dem  Liegenden  und  Hangenden  aber  unbekannt 
sind,  und  daß  sie  innerhalb  jener  Decke  in  deren  ganzer,  nicht  unbeträchtlicher 
Ausdehnung  auftreten.  Nach  Frenzel  enthält  auch  das  plattenförmige  Kupfer 
Arsen  (0,3<>/o). 

2.  Sulfidische  Ausscheidungen  in  basischen  Gesteinen. 

Wiewohl  Kieseinsprengungen  in  zahlreichen  Eruptivgesteinen,  wie  z.  B. 
in  Diabasen,  zu  den  häufigen  Erscheinungen  gehören  und  z.  B.  auch  Magnetkies 
in  verschiedenen  Basalten  (vielleicht  manchmal  als  nicht  authigener  Einschluß?) 
beobachtet  wird,  so  sind  doch  größere  Anhäufangen  solcher  Erze  in  basischen 
Eruptivgesteinen  nicht  sehr  häufig.  Von  hervorragender  Bedeutung  ist  nur  der 
nachstehend  beschriebene  Lagerstättentypus,  der  allerdings  gegenüber  dem  her- 
gebrachten Begriff  der  „magmatischen  Ausscheidung^  einige,  scheinbar  stets 
wiederkehrende  Sonderheiten  aufweist. 


^)  Frenzel,  Mineralogisches  Lexikon  für  das  Königreich  Sachsen,  1874,  179.  — 
MietzBch,  Erläut.  zur  Geol.  Karte  von  Sachs.,  Sekt.  Zwickau,  1877,  36—37.  — 
Winkler,  Analyse  des  Zwickauer  Arsenkupfers  bei  A.  Weisbach,  Mineralogische 
Notizen,  U;  N.  Jahrb.,  1882,  U,  256. 


42  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

Nickelhaltiger  Magnetkies  (und  Kupferkies)  gebunden  an  Gesteine 
der  Gabbrofamilie  und  deren  metamorphe  Abkömmlinge« 

a)  Vorkommnisse  gebunden  an  mehr  oder  weniger  unveränderte 
intrusive  Gabbros    und    gabbroähnliche  Gesteine   jüngeren  Alters. 

*  Magnetkies,  soweit  die  Untersuchungen  reichen,  mitunter  etwas  nickelhaltig, 
kommt  in  manchen  Gabbros  als  untergeordneter  Bestandteil  vor.  So  ist  der 
bekannte  Gabbro  aus  dem  Eadauthal  bei  Harzburg  stellenweise  sehr  reich  an 
Magnetkies,  der  von  etwas  Kupferkies  und  mitunter  von  Pyrit  begleitet  wird. 
Das  Erz  bildet  bei  oberflächlicher  Betrachtung  scheinbar  derbe  Massen,  die  aber 
doch  durchsprengt  sind  mit  Plagioklas  und  Diallag.  Besonders  um  fremde 
Gesteinseinschlttsse  haben  sich  die  Sulfide  ausgeschieden,  doch  kommt  der  Magnet- 
kies auch  sonst  häufig  in  schlierigen  Anreicherungen  im  Gestein  vor. 

Der  Gabbro  von  Harzburg  ist  karbonischen  Alters  und  hat  keine  Meta- 
morphose erfahren.  Es  ist  deshalb  lehrreich,  daß  das  mikroskopische  Bild  im 
wesentlichen  an  dasjenige  mancher  später  zu  besprechenden  kanadischen  und 
südnorwegischen  raagnetkiesführenden  Gabbros,  z.  B.  von  der  Flaad-Grube,  er- 
innert; in  den  erzreichen  Partien  bildet  das  Erz  eine  Grundmasse,  in  welcher 
meist  gerundete,  aber  auch  eckige  Individuen  von  Plagioklas,  Pyroxen,  Biotit, 
Apatit  u.  a.  liegen.  Die  Erscheinungsweise  dieses  Gemenges  ist  die- 
jenige einer  Breccie,  in  welcher  der  Magnetkies  als  jüngster  Be- 
standteil die  Bindemasse  bildet.  Das  Erz  dringt  in  tiefen  Einbuchtungen 
in  die  durchsichtigen  Gemengteile  ein,  gerade  als  ob  diese  resorbiert  worden  wären. 

Der  Magnetkies  des  Harzburger  Gabbros  hat  einen  deutlichen  Nickelgehalt 
(nach  Rammeisberg  0,65  ^/q);  das  geringfügige  und  deshalb  wertlose  Vorkommen 
ist  gleichwohl  wegen  seiner  Analogie  mit  den  reichlicheren  Erzausscheidungen 
anderer  Gabbrogebiete  sehr  bemerkenswert.  * 

Ein  anderes,  reicheres  Vorkommen  von  nickelführendem  Magnetkies  in 
einem  normalen,  d.  h.  nicht  metamorphosierten  basischen  Eruptivgestein,  das 
zwar  kein  Gabbro  ist,  einem  solchen  aber  sehr  nahe  steht,  ist  das  vom  Schweidrioh 
bei  Schluckenau  in  Böhmen  und  das  von  Mittel-Sohland  in  der  Lausitz,  beide 
etwa  zwischen  Wamsdorf  und  Bautzen,  einander  benachbart  an  der  sächsisch- 
böhmischen Grenze  gelegen.  Die  Erze  (Magnetkies,  Kupferkies  und  wenig  Pyrit) 
sind  gebunden  an  diabasartige  Gesteine,  welche  den  Lausitzer  Granitit  in  großer 
Mächtigkeit  durchsetzen. 

Das  Vorkommen  vom  Schweidrich  ist  von  v.  Foullon^)  beschrieben 
worden.     Der  Betrieb  ist  gegenwärtig  dort  auflässig. 

Am  Schweidrich  wird  der  Lausitzer  Granit  durchsetzt  von  einem  min- 
destens 20 — 30  m  mächtigen  Gang  eines  mittelkörnigen,  in  der  Zusammensetzung 
etwas  schwankenden  Gesteines,  das  als  normale  Hauptbestandteile  Plagioklas, 
rötlichen  Augit,  braune  Hornblende,  Biotit,  daneben  Quarz,  Apatit  und  Erze 
(Titaneisen  und  wohl  auch  Magnetit)  zeigt.    Stellenweise  führt  das  Gestein,  das 

*)  Über  einige  Nickelerzvorkommen;  Jahrb.  k.  k.  geol.  Reichs-Anst..  XLH,  1892. 
223—310,  bes.  302—307. 


Nickelhaltiger  Magnetkies  gebunden  an  Gesteine  der  Gabbrofamilie.       43 

von  y.  Fonllon  als  Gabbro  bezeichnet  wird,  auch  Olivin.  Am  Salband  gegen 
den  Granit  ist  das  Gestein  ein  feinkörniger  Diabas. 

In  den  erzführenden  Partien  tritt  der  Feldspat  znrflck,  die  braune  Horn- 
blende nimmt  zu,  der  Augit  ist  in  grüne  Hornblende  umgewandelt,  an  Stelle 
des  Biotits  ist  oft  Eisenerz  getreten.  Die  Erze,  Magnet-  und  Kupferkies,  sind 
die  jüngsten  Bestandteile  des  Gesteines  und  bilden  mit  den  Silikaten  ein  buntes 
Gemenge;  derbe  Erzmassen  sind  seltener;  solche,  die  aus  fast  reinem  Magnetkies 
bei  0,53  ^/q  Gangart  und  2,90  ^/o  Kupfergehalt  bestanden,  ergaben  einen  Nickel- 
gehalt von  7,08  o/o. 

Die  Erzanreicherungen  haben  im  Kontakt  mit  dem  Granitit  stattgefunden, 
welch  letzterer  von  dem  ,, Gabbro^  her  auch  mit  Kiesen  bis  auf  eine  Entfernung 
von  einem  Meter  imprägniert  wurde  und  nach  v.  Foullon  durch  den  Gtibbro- 
durchbruch  strukturell  verändert  worden  sein  soll. 

V.  Foullon  hat  die  Nickelerzlagerstätte  analog  denjenigen  von  Kanada  für 
das  Produkt  einer  magmatischen  Ausscheidung  gehalten  und  durch  die  Analyse  nach- 
gewiesen, daß  die  Silikate  des  fast  erzfreien  Gesteines  fernab  der  Lagerstätte  nur 
Spuren  von  Nickel  und  kein  Kupfer  (dagegen  etwas  Zinn  und  Antimon)  enthalten. 

Ganz  entsprechend  dem  Vorkommen  am  Schweidrich  ist  dasjenige  von  Mittel- 
Sohland,^)  wo  man  seit  dem  Jahre  1900  Nickelerze  fördert.  Das  dortige  Gestein 
ist  mittelkörnig  und  von  wechselnder  Zusammensetzung ;  es  besteht  in  der  Haupt- 
sache aus  hypidiomorphen  Körnern  von  rötlichem  Augit,  viel  brauner  Hornblende 
und  Glimmer  und  wechselnden  Mengen  von  Plagioklas  und  Olivin  und  wird  von 
Beck  als  ein  „olivinführender  Proterobas  von  gabbroartigem  Habitus"  be- 
zeichnet.^) In  fast  erzfreien,  kugelig-schalig  verwitternden  Knollen  und  in 
schlierigen  Partien  inmitten  des  Gesteines  kommen  Spinell  und  Korund  vor. 
Bemerkenswert  sind  auch  Knauer  von  Sillimanit.  Die  Gangmächtigkeit  des 
Proterobases  beträgt  in  den  gegenwärtigen  Aufschlüssen  7  m. 

Als  Erze  sind  Magnetit  und  Titaneisen,  diese  beiden  als  ältere,  und 
Kupferkies  und  Magnetkies  zu  beobachten.  Erstere  beiden  kommen  als  Ein- 
schlüsse in  den  Silikaten  vor,  letztere  umhüllen  sowohl  die  ersteren,  wie  sie 
überhaupt  die  Rolle  der  jüngsten  Bestandteile  des  Gesteines  spielen.  Wo 
sich   eine  Altersfolge  zwischen   den  beiden  Sulfiden  erkennen  läfit,   scheint  der 

*)  Beck,  Über  eine  neue  Nickelerzlagerstätte  in  Sachsen;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol., 
1902,  41—43.  —  Ders.,  ebenda  379—380.  —  Dera.,  Lehre  von  den  Erzlagerstätten, 
I.  Aufl.,  1900,  47,  II.  Aufl.,  1903,  46—47.  —  Ders.,  Die  Nickel erzlagerstätte  von 
Sohland  a.  d.  Spree  und  ihre  Gesteine;  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  LV,  1903.  Erst 
z.  T.  erschienen.  —  Beyer,  Die  erste  Erzlagerstätte  der  Oberlausitz;  Wissensch.  Beil. 
d.  Leipziger  Zeitung,  13.  Febr.  1902.  —  Material  der  Clausthaler  Sammlung,  geschenkt 
von  Herrn  Dr.  0.  Beyer  in  Bautzen  und  Herrn  Dr.  A.  Dieseldorff  in  Dresden. 
Femer  briefliche  Mitteilungen  des  letzteren. 

^  In  seiner  letzten  Beschreibung  hat  Beck  die  in  Talk  umgewandelten,  teilweise 
wohl  umgrenzten  Pseudomorphosen  mit  den  charakteristischen  Querschnitten  des  Olivins 
für  eine  zweite  Pyroxenart  gehalten,  die,  weil  jene  Pseudomorphosen  im  rötlichen  Pyroxen 
eingewachsen  vorkommen,  ält^r  sein  müßte  als  dieser.  Bisher  fehlen  mir  Beweise  dafür, 
daß  es  sich  nicht  doch  um  Olivin  handelt.    Bergeat. 


44  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

Kupferkies  zunächst  älter  zu  sein  als  der  Magnetkies,  indem  er  von  diesem  um- 
randet wird.  Da  aber  beide  die  Zwischenräume  zwischen  vorher  verfestigten 
Gemengteilen  fflllen,  so  ist  es  trotzdem  möglich,  daß  der  Magnetkies  zuerst 
gewissermaßen  die  Wände  dieser  kleinen  Drusen  bedeckte  und  erst  zuletzt  in 
dem  kleinen  Innenraum  der  Kupferkies  zur  Ausscheidung  gelangte.^) 

Der  Olivin  liegt  teilweise  in  der  Form  ringsum  ausgebildeter  Kristalle 
innerhalb  der  späteren  Ausscheidungen;  er  ist  vorzugsweise  in  Talk  umgewandelt. 
Desgleichen  hat  auch  der  Plagioklas  eine  hochgradige  Umwandlung  erfahren, 
an  seiner  Stelle  sieht  man  eine  schwach  licht-  und  doppelbrechende,  an  sich 
farblose  (?)  Substanz,  die  indessen  zum  größten  Teil  ebenso  wie  manchmal  die 
Olivinpseudomorphosen  mit  einem  blaugrttnen  oder  schmutzig  braunen  Färbe- 
mittel geerbt  ist.  Die  übrigen  Silikate,  wie  Augit,  Hornblende  und  Glimmer 
haben  im  allgemeinen  bei  weitem  nicht  diese  Umwandlungen  erlitten. 

Die  Sulfide  umhüllen,  manchmal  als  reichliche  Grundmasse,  rundliche  Kömer 
der  Gesteinselemente,  bald  umzieht  besonders  der  Magnetkies  dieselben  mit  einem 
schmalen  Saum.  Der  Olivin  tritt  sehr  häufig  in  wohl  umgrenzten  Kristallen  in  dem 
Erzgemisch  auf.  Es  scheint,  als  wenn  die  Festwerdung  der  Sulfide  und  die  Um- 
wandlung des  Olivins  und  des  Feldspats  gleichzeitig  vor  sich  gegangen  wären. 

Das  Nickel-Kupfererzmittel  ist  längs  des  Kontakts  zwischen  dem  Proterobas 
und  dem  Granit  in  2 — 2,5  m  Mächtigkeit  150  m  weit  als  derbe  Masse  mit  4  bis 
5°/o  Nickel  und  2^/o\Kupfer  verfolgt  worden.  Das  reiche  Erz  verliert  sich 
gegen  den  tauben  Proterobas  zu  durch  eine  Gesteinszone,  die  unregelmäßig  fleckig 
mit  Sulfiden  imprägniert  ist,  etwa  ^^I^^Iq  Nickel  und  1^/2^/0  Kupfer  enthält  und 
auf  welche  sich  obige  petrographische  Beschreibung  bezieht.  Proben  von  schein- 
bar derbem  Magnetkies  erweisen  sich  als  reich  an  Magnetit. 

Auch  hier  ist  der  Granit  auf  geringe  Entfernung  vom  erzfahrenden  Ge- 
steinsgang mit  Sulfiden  imprägniert. 

Nach  Beyer  fanden  sich  in  den  oberen  Teufen  des  Erzmittels  Knollen 
mehr  oder  weniger  erzfreien  Gesteines  im  Erz,  derart,  daß  dieselben  zunächst 
von  vorwaltendem  Kupferkies,  dann  von  einem  Gemenge  von  Kupferkies  und 
Magnetkies  und  außen  von  mehr  oder  weniger  reinem  Magnetkies  überzogen  waren. 

Es  braucht  kaum  erwähnt  zu  werden,  daß  sich  nahe  dem  Ausstrich  dieser 
Lagerstätte  sekundäre  Kupfererze  finden.  Kupferglanz  kommt  auf  einem  3 — 5  cm 
mächtigen  Gang  inmitten  des  sulfidischen  Erzes  in  geringer  Tiefe  unt^r  dem 
eisernen  Hut  als  sekundäres  Produkt  vor,  desgleichen  hat  sich  stellenweise  ge- 
diegen Kupfer  gebildet. 

Die  Sohlander  Erze  enthalten  im  Durchschnitt  etwa  5^/o  Nickel  und  1,8  bis 
2  ^Iq  Kupfer  und  sind  frei  von  Gold,  Silber,  Platin,  Wismut,  Arsen  und  Antimon. 

b)  Vorkommnisse  gebunden  an  Gabbroide  und  deren  metamorphe 
Abkömmlinge,  welche  Einlagerungen  im  kristallinen  Schiefergebirge 

bilden. 

Ziemlich  verbreitet  sind  nickelhaltige  Magnetkiese  in  enger  Verbindung 
mit  basischen  Gesteinen  vorkambrischen  Alters,  die  bald  als  Norite,  Gabbros 

1)  Siehe  auch  v.  Foul  Ion,  1.  c.  305—306. 


Nickelhaltiger  Magnetkies  gebimden  an  Gesteine  der  Gabbrofamilie.       45 

oder  als  feldspatarme  Abarten  solcher  (Pyroxenite)  dentlich  erkennbar  sind,  teils 
eine  Metamorphose  in  ähnliche  Hornblendegesteine  (sog.  Diorite  der  Amerikaner, 
Dioritschiefer,  Dioritgabbros)  oder  in  Homblendeschiefer  erfahren  haben,  wobei 
sich  mitunter  die  Herkunft  der  letzteren  ans  Pyroxengesteinen  noch  deutlich  an 
den  darin  erhaltenen  Pyroxenresten  erweisen  läßt.  Mitunter  fehlt  aber  jeder 
sichere  Beweis,  daß  solche  Amphibolite,  Hornblendeschiefer  und  Homblendefelse 
ans  Gabbros  und  Noriten  hervorgegangen  sind.  Dafi  aber  gerade  mit  ihnen  jene 
Erzaosscheidangen  auftreten,  wird  ftlr  einen  Hinweis  auf  eine  solche  Verwandt- 
schaft gehalten. 

Die  genannten  Gesteine  bilden  in  den  hier  in  Betracht  kommenden  Fällen 
fast  immer  linsenförmige  Einlagerungen  in  den  umhüllenden  kristallinen  Schiefern, 
wie  Gneise  usw.  Die  Erzlagerstätten  sind  dann  in  der  Begel  an  die  Grenzen 
dieser  Einlagerungen  gebunden  und  folgen  denselben  mit  Unterbrechungen. 

Der  Magnetkies  besitzt  im  übrigen  seine  weiteste  Verbreitung  in  den  in 
die  kristallinen  Schiefer  eingeschalteten  Kieslagern;  diese  im  allgemeinen  von 
Grabbros  und  ähnlichen  Gesteinen  nicht  begleiteten  Erze  gelten  als  nickelfrei 
(z.  B.  zu  Bodenmais  in  Bayern  oder  am  Schneeberg  in  Tirol).  ^) 

Möglicherweise  ist  der  Pentlandit  oder  Eisennickelkies  (Fe,  Ni)  S,  mit  bis 
zu  40^/0  Nickel,  ein  hauptsächlicher  Träger  des  Nickels  in  den  in  Eede  stehenden 
Lagerstätten.  Je  reicher  der  Nickelgehalt  des  Magnetkieses,  desto  weniger 
magnetisch  ist  letzterer.^  In  der  Begel  beträgt  der  Nickelgehalt  der  hier  in 
Betracht  kommenden  Erze  nur  wenig  Prozent,  und  gewöhnlich  wird  derselbe 
begleitet  von  einem  so  hohen  Gehalt  an  Kupferkies,  dafi  die  Lagerstätten  häufig 
auch  als  Kupfererzlagerstätten  von  Bedeutung  sind,  ja  sogar  als  solche  abgebaut 
worden  sind. 

Mit  der  Mineralogie  und  Chemie  dieser  Vorkommnisse  hat  sich  Vogt 
eingehend  befafit. 

Der  Magnetkies  enthält  hier  meistens  neben  einem  geringen  Kobalt- 
gehalt nur  2 — 8^/0  Nickel,  mitunter  auch  (infolge  Beimengung  des  ihm  sehr 
ähnlichen  Pentlandits?)  10 — 15  ^/q.  Der  Kobaltgehalt  des  Magnetkieses  ist  ge- 
ringer als  dessen  Nickelgehalt  und  soll  nach  Vogt  ^/g  bis  ^/q,  manchmal  auch 
nur  ^Ijj^  bis  ^/^q  des  letzteren  betragen.  Mitunter  bemerkt  man  innerhalb  des 
Magnetkieses  den  lichter  gefärbten  und  durch  seine  Absonderungsflächen  aus- 
gezeichneten, unmagnetischen  Pentlandit  (Espedalen  und  Beiem  in  Norwegen, 
Vicinella  bei  Varallo  und  Sudbury).  Millerit  und  Polydymit  (NigFeS^)  sind  auf 
kanadischen  Nickelerzgruben  dieses  Typus  angetroffen  worden.  Dagegen  scheinen 
die  für  die  Kobalt-  und  Nickelerzgänge  charakteristischen  Arsenverbindungen 

')  Anderseits  aber  darf  auch  nicht  vergessen  werden,  daß  der  Magnetkies  des 
Preiberger  Gneises  0,61%  Nickel  und  0,12  »/o  Kobalt  enthält.  (Stelzner,  Festschrift 
der  Dresdener  „Isis'S  1886,  46.) 

^  Dixon  hat  gezeigt,  daß  der  Magnetkies  von  Sudbury  durch  fortdauernde 
Konzentration  des  magnetischen  Teiles,  unter  Ausscheidung  eines  nicht  magnetischen  Teiles, 
zu  einem  wesentlich  nickelärmeren  Erz  wird.  Der  Nickelgehalt  verringert  sich  durch 
magnetische  Konzentration  von  3 — 4%  auf  0,68 — 1,20 '^/q.  Der  möglichst  reine,  aber 
immer  noch  etwas  magnetische  Kückstand  enthielt  30,30—33,09  Ni,  26,40—28,65  Fe 
und  20,46 — 32,80  S,  entspricht  also  einem  sehr  nickelreichen  Pentlandit. 


46  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

fast  ganz  zu  fehlen,  und  ebenso  sind  die  Nickel magnesiasilikate  der  an  Serpentin 
gebundenen  Nickelerzlagerstätten  von  Neu-Ealedonien,  Frankenstein  usw.  diesen 
Vorkommnissen  fremd.  Eobaltglanz  wird  von  Erteli  in  Norwegen,  Zink- 
blende von  Bamle  in  Norwegen  und  Sudbury  in  Kanada  erwähnt. 

Wie  auf  den  Kieslagem  des  kristallinen  Gebirges,  so  kommt  der 
Schwefelkies  auch  hier  gern  in  idiomorphen  Kristallen  vor,  welche  in  die 
derben  Erze,  besonders  häufig  in  Kupferkies  eingewachsen  sind.  Zu  Klefva  (in 
Schweden)  enthält  er  2,5  ^/q  Kobalt  und  Nickel  und  zwar  ersteres  überwiegend, 
so  daß  Ni :  Co  =  1 :  5  bis  1 :  10.  „Auf  einigen  norwegischen  Gruben  wird  der 
Magnetkies  lokal  durch  Schwefelkies  ersetzt ;  in  diesen  Fällen,  wo  somit  die  ganze 
Sulfidmasse  als  Schwefelkies  ausgeschieden  worden  ist,  begegnen  wir  dem  normalen 
Verhältnis  zwischen  Nickel  und  Kobalt,  nämlich  1  Co  zu  etwa  6 — 8  Ni"  (Vogt). 

Kupferkies  ist  stets  vorhanden,  die  gewonnenen  Kupfererze  sind  stets 
nickelhaltig.  Sein  Verhältnis  zum  Magnetkies  ist  schwankend,  bleibt  sich  aber 
nach  Vogt  in  Norwegen  im  Durchschnitt  für  eine  längere  Zeit  auf  den  einzelnen 
Gruben  ziemlich  konstant.  Auf  den  norwegischen  Gruben  schwankt  das  Ver- 
hältnis zwischen  Kupfer  und  Nickel  zwischen  80 : 1  und  20 : 1,  scheint  aber  in 
der  Regel  etwa  35 : 1  zu  sein.  Aus  dem  Kupferkies  hat  sich  neben  anderen 
sekundären  Erzen  stellenweise  gediegen  Kupfer  gebildet. 

Bemerkenswert  ist  der  Gehalt  der  skandinavischen  und  mancher  kanadischer 
Nickelerze  anTitaneisen  (und  Titanomagnetit).  Dieselben  kommen  in  Kristallen, 
Körnern,  faustgroßen  und  sogar  kubikmetergroßen  Massen  im  Magnetkies  ein- 
gewachsen vor. 

Daß  die  schwedischen  Nickelerze  Gold  enthalten,  war  schon  durch  Stapff^) 
erkannt  worden;  derselbe  vermutet«  auch  einen  Gehalt  von  Bhodium  und  Iridium 
darin.  Das  merkwürdige  Platin-Mineral  Sperrylith  (PtAs^)  ist  1890  zu  Sudbury 
in  Kanada  entdeckt  worden;  auch  die  kanadischen  Erze  enthalten  etwas  Iridium 
und  Palladium. 

Nach  Vogt  kommen  die  Edelmetalle  auf  den  nickelfährenden  Magnetkies- 
lagerstätten wohl  hauptsächlich  im  Kupferkies  vor;  das  Verhältnis  des  Silbers  zu 
Platin  und  Gold  soll  nach  ihm  für  die  norwegischen  Erze  sein:  Au  :  Ag  =  1 :  120, 
Pt :  Ag  =  1 :  30;  ferner  Ag :  Ni  =  1 :  5000,  Pt :  Ni  =  1 :  150000. 

In  Kanada  wird  Platin  als  sehr  untergeordnetes  Nebenprodukt  aus  dem 
Nickelstein  gewonnen. 

Zu  Horbach^)  im  badischen  Schwarzwald  ist  nickelhaltiger  Magnetkies 
an  eine  mehr  oder  weniger  serpentinisierte,  mitunter  an  Magnesiaglimmer  reiche, 
bis  zu  10  m  mächtige  Gesteinsmasse  im  Gneis  gebunden.  Das  eigentliche 
Mutt«rgestein  der  letzteren  ist  nach  Sauer  ein  Pyroxenit  mit  brauner  Hornblende 
(„Badenit").     Der  reine  Magnetkies  enthält  11— 12  0/o,  das  Pocherz  2,1— 2,8  o/^ 

^)  Ober  Konzentration  von  Nickelstein  zu  Klefva  bei  Hvettauda  in  Schweden; 
Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XVII,  1858,  371—372. 

^)  Knop,  Über  die  Nickelerze  von  Horbach  bei  St.  Blasien  im  Schwarzwalde; 
N.  Jahrb.,  1873,  521—529.  —  Sauer,  Ber.  üb.  die  Vers,  des  oberrh.  geol.  Vereins, 
XXXV.  1902.  7 


Nickelhaltiger  Magnetkies  gebunden  an  Gesteine  der  Grabbrofamilie.      47 

Nickel.  Derselbe  wird  begleitet  von  Kupferkies,  and  beide  nmbüUen  körnige 
Massen  von  Eisenglanz.  Der  Magnetkies  worde  schon  1803 — 1806  zur  Vitriol- 
darstellong  benatzt,  späterhin  1857 — 1859  und  von  1864  bis  in  die  70  er  Jahi*e 
des  XIX.  Jahrhunderts  als  Nickelerz  abgebaut. 

In  Ober-Italien  zieht  sich  eine  Zone  von  mehr  oder  weniger  basischen 
Eruptivgesteinen,  nämlich  von  Dienten,  Noriten,  amphibolitischen  Noriten,  Gabbros 
(Granat-  und  Olivingabbros)  und  Lherzolithen,  etwa  100  km  lang  und  20  km 
breit  zwischen  Ivrea  und  Locamo  hin,  die  Täler  der  Sesia  and  des  Toce  Über- 
schneidend. Es  sind  nach  Lotti  Intrusivgesteine,  wie  da  und  dort  Erscheinungen 
des  Eontaktmetamorphismus  beweisen.  An  solche  Gesteine  sind  an  zahlreichen 
Orten  (zu  Yal  Barbina,  Bonda  del  Chierico,  Valmaggia,  Miggiandone,  Alpe  della 
Valle,  Cevia,  Laghetto,  Pennina  Grande,  Alvani,  Luzzogno,  Alagna  und  Baveno) 
nickelhaltige  Magnetkiese  mit  Kupferkies  gebunden.  „Alle  in  diese  Gesteine 
eingelagerten  Erzmassen  kommen  konstant  am  Kontakt  mit  Gneis  oder  den 
anderen,  die  Eruptivmassen  umhüllenden  Gesteinen  vor  und  bestehen  allgemein 
aus  langgestreckten,  linsenförmigen  Schlieren.  Die  mikroskopische  Betrachtung 
zeigt,  daß  das  Erz  da  und  dort  in  die  Zwischenräume  des  Gesteines  eindringt 
und  die  kristallinen  G^steinselemente  verkittet,  die  manchmal  deutliche  Korro- 
sionserscheinungen  erkennen  lassen"^  (Lotti).  Zusammenfassend  bezeichnet  man 
eine  Beihe  der  wichtigsten  Gruben,  welche  besonders  vom  Ende  der  60  er  bis 
zum  Ende  der  70  er  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts  lebhafter  betrieben  wurden,  als  die- 
jenigen von  Vftrallo;^)  sie  liegen  im  Sesiatal  und  im  Yal  Sorba  am  Sttdostabhang 
des  Monte  Rosa.  Über  die  Geologie  der  Vorkommnisse  sagt  Badoureau  folgendes : 
Bei  Varallo  werden  die  Glimmerschiefer  und  der  Gneis  durchsetzt  von  einem  20  km 
langen  und  4  km  breiten  „Dioritmassiv"^  (s.  u. !).  In  dem  „Diorit^  und  auf  seinem 
Kontakt  mit  dem  Gneis  findet  man  erzhaltige  Massen,  welche  die  Richtung  des 
Dioritmassivs  besitzen.  Die  Ausfüllung  dieser  „Gänge^  besteht  zu  etwa  gleichen 
Teilen  aus  nickelhaltigem  Magnetkies  und  zwischengeknetetem  (remani^)  Amphibol, 
der  in  der  Form  halbgeschmolzener  rundlicher  Einschlüsse  auftritt. 

Die  Cevia-Mine  liegt  1980  m,  die  Grube  von  Sella  Bassa  1500—1700  m 
hoch.  Jener  „Diorit**  ist  nach  Stelzner  bald  ein  olivinfreier,  bald  olivin- 
führender  Norit  mit  oder  ohne  Diallag  (nach  Vogt),  bald  ein  plagioklasfreier 
Amphibolperidotit  (Bronzit-Amphibol-Olivingestein).  Die  gröberkörnigen,  plagio- 
klasfreien  Gesteine  waren  der  Erzführung  am  günstigsten.  Das  Erz  findet  sich 
auf  Spalten  der  Gemengteile,  besonders  aber  an  der  Peripherie  der  Bronzit- 
körnchen  konzentriert. 


')  Perazzi,  Sul  concentramento  della  calcopirite  nel  giacimento  di  pirrotina 
nichelifera  di  Miggiandone  e  sulla  paragenesi  dei  minerali  cristallizati  che  vi  si  trovano; 
Mem.  della  R.  Accad.  delle  Science  di  Torino  (2),  XXI,  1865,  LXVII— LXX.  —  Monte- 
fiori  Levi,  Die  Nickelgrube  von  La  Bahna  bei  Locamo  im  Val  Sesia;  Atti  della  See. 
Ital.  di  scienze  Daturali,  IK,  418—425;  Ref.  N.  Jahrb.,  1867,  718-719.  —  Stelzner, 
Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XXXVI,  1877,  86—87.  —  Badoureau,  La  m^tallurgie  du 
nickel;  Ann.  d.  Mines  (7),  M6m.  XII,  1877,  237—340,  bes.  245—247.  Einige  Er- 
gänzungen gibt  Vogt,  Zt«chr.  f.  prakt.  Geol.,  1893,  257.  —  D'Achiardi,  I  metalli, 
II,  22—24.  —  Lotti,  I  depositi  dei  minerali  metalliferi,  34—36. 


48  Die  emptiven  Lagerstätten. 

Die  mittlere  Znsammensetzimg  des  Erzes  gibtBadoureau  folgendermaßen  an: 

Grube  Cevia         Grube  Sella  Bassa 

„Amphibol" 50,00  50,00 

S 28,00  28,00 

Ni 1,20  1,44 

Co 1,00  0,36 

Cu 0,50  0,72 

Fe 20,00  20,00. 

Für  die  reinen  Kiese  ergibt  das  einen  Oehalt  von  4 — 5^/o  Nickel  und 
Kobalt.  Wegen  des  Preisfalles  für  Nickel  und  wegen  der  Transportschwierig- 
keiten ist  der  Bergbau,  der  anfangs  der  70  er  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts  jährlich 
50 — 55  t  Nickelmetall  geliefert  hat,  im  Jahre  1878  zum  Erliegen  gekommen. 
Mitte  der  70  er  Jahre  betrug  die  gesamte  Erzförderung  2500 — 3000  t. 

Einige  Bedeutung  besafi  auch  die  im  Unterlauf  der  Sesia  gelegene  Grube 
von  Locarno;  sie  ergab  1864  etwa  70  t  Erz. 

Nach  Perazzi  zeigte  sich  auf  der  Erzlagerstätte  von  Miggiandone  eine 
prächtige  sekundäre  Neuansiedelnng  von  Erzen  und  Mineralien  längs  eines  Ver- 
werfers,  der  als  Erzgang  im  Jahre  1865  schon  bis  zu  185  m  in  die  Teufe 
und  172  m  im  Streichen  aufgeschlossen  war.  Es  fanden  sich  darauf  prächtige 
Kristallisationen  von  Magnetkies,  Kupferkies,  Calcit,  Quarz,  Blende  usw. 

Übrigens  hat  schon  Perazzi  (1865)  eine  recht  charakteristische  Schilderung 
der  oberitalienischen  Nickelerze  und  eine  Erklärung  ihrer  Entstehung  gegeben, 
die  den  neuerdings  von  verschiedenen  Seiten  geäufierten  Theorien  entspricht.^) 

In  der  Provinz  Novara  sind  im  Jahre  1901  auf  9  Gruben  und  Schürfen 
280  t  Nickel-Kupfererz  im  Wert  von  14000  Lire  gefördert  worden. 

Über  die  norwegischen  und  schwedischen  nickelführenden  Magnetkies- 
lagerstätten hat  zuletzt  Vogt^  zusammenfassend  berichtet. 

Wie  seit  langer  Zeit  bekannt  und  von  T.  Dahll  zuerst  betont  worden  ist, 
sind  die  nick  ölführenden  Magnetkiese  in  Skandinavien  allgemein  an  gewisse, 

1)  1.  0.  LXVin. 

^  Vogt,  Et  par  bemärkninger  om  de  norske  apatitforekomster;  Geol.  For.  Forh.,  VI, 
1883,  783—798;  Ref.  N.  Jahrb.,  1884,  U,  -369-.  —  Ders.,  Jenmikkelkia  fra  Beiem; 
ebenda  XIV,  1892,  335—338;  Ref.  N.  Jahrb.,  1893,  II,  -  72  -.  —  Ders.,  Om  Verdens  nikkel- 
produktion;  ebenda  433—476;  Ref.  N.  Jahrb.,  ebenda.  —  Ders.,  Bildung  von  Erzlager- 
stätten durch  Differentiationsprozesse  in  basischen  Eruptivmagmata;  Ztschr.  f.  prakt. 
Geol.,  1893,  125—143.  —  Ders.,  Platingehalt  im  norwegischen  Nickelerz;  ebenda  X. 
1902,  268—260.  —  Meinicb,  Über  das  Vorkommen  von  Nickelerz  in  Sm&lene;  Nyt 
Magaz.  f.  Naturv.  i  Kristiania,  XXIV,  1878,  125-137;  Ref.  N.  Jahrb.,  1880,  II,  199 
bis  201.  —  Lang,  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  norwegischer  Ghibbros;  Ztschr.  d.  deutsch, 
geol.  Ges.,  XXXI,  1879,  484—503,  Lit.  —  Heiland,  Mikroskopische  Untersuchung 
einiger  Gesteine  aus  dem  nördlichen  Norwegen;  Jahresh.  d.  Troms.  Mus.,  1878;  Ref. 
N.  Jahrb.,  1879,  420 — 422.  —  Lassen,  Om  nikkelmalmen  pä  Ringeriget;  Nyt  Mag. 
f.  Naturv.,  XXI,  271,  zitiert  von  Lang.  —  Fr.  Müller,  Nogle  nikkelforekomster  paa 
Ringeriget;  Nyt  Magaz.  f.  Naturv.,  XXVI,  1881,  34—43;  Ref.  N.  Jahrb.,  1883,  I, 
—  426—,  —  Kjerulf,  üdsigt  over  det  sydlige  Norges  Geologi,  1879;  deutsch  von 
Gurlt,  1880,  326—326,  267—258,  310—311.  —  Santesson,  Nickelmalmsfyndigheten 
vid  Klefva;  Geol.  För.  Förh.,  IX,  1887,  66—73;  Ref.  N.  Jahrb.,  1889,  -429-.  — 
von  Post,  Ytterligare  om  nickelmalmfyndigheten  vid  Klefva;  ebenda  215—220;  Ref. 
N.  Jahrb.,  ebenda.  —  Landström,  Meddelande  om  nickelmalmfyndigheterna  vid  Ruda 
i  Skedevi  socken,  Ostergötlands  l&n;  ebenda  364—371;  Ref.  N.  Jahrb.,  ebenda  —275—. 


Nickelhaitiger  Magnetkies  gebanden  an  Gesteine  der  Gabbrofamilie.       49 

der  Gneisformation  fast  stets  linsenförmig  eingelagerte  und  von  dieser  konkordant 
umhüllte  Gesteinslinsen  gebunden,  welche  seit  jeher  mit  dem  Sammelnamen 
„Gabbros"  benannt  werden.  vSchon  Dahll  hat  1864  den  Gabbro  als  den  Erz- 
bringer  bezeichnet. 

Nach  Vogt  kennt  man  allein  in  Norwegen  mindestens  vierzig  über  das 
ganze  Land  zerstreute  Gabbrovorkommnisse,  welche  von  Nickelmagnetkies-Lager- 
stätten begleitet  sind. 

Dieselben  verteilen  sich  auf  folgende  Distrikte  mit  nachstehenden  Haupt- 
gruben : 

1.  Bei  Arendal  in  Südnorwegen,  58^/.2^  nördl.  Br.  bis  58*/g®. 

2.  Sätersdalen  (Flaad),  58Va<^. 

3.  Bamle  (Meinkjär,  Bamle  Nysten),  59°. 

4.  Smaalenene  (Romsaas),  öO^/^ — SQ^/g®. 

5.  Kristiania  (Ramstad),  60**. 

6.  Ringerike  (Erteli,  Langdal),  60 « 

7.  Bergen  (Nonaas),  6OV2®. 

8.  Espedalen  (Stang,  Evan,  Graahö,  Veslegruben),  öl^/g— 61^/o  ^. 

9.  Skjäkerdalen  und  Värdalen  bei  Drontheim,  64^. 

10.  Beiern  in  Nordland,  67  0   und  Malö,  678/4 <>. 

11.  Senjen  im  Tromsö-Amt,  69^/3^. 

12.  Die  wichtigste  schwedische  Nickelerzgrube  ist  Klefva  in  Dalarne,  in 
der  Gegend  von  Jönköping. 

Die  gemeinhin  als  „Gabbro"  bezeichneten  Gesteine  sind  nur  selten  als 
typische  Gabbros  ausgebildet,  sie  gehören  vielmehr  zumeist  entweder  zu  den 
„Olivinhyperiten'*,  d.  s.  Olivin-Plagioklas-Diallaggesteine  mit  Diabasstruktur, 
oder  zu  den  Noriten,  oder  zu  den  „Gabbrodioriten",  „die  im  allgemeinen  als 
uralitisierte  Norite  aufgefaßt  werden  können"  (Vogt).  Biotit  und  braune  Horn- 
blende spielen  in  den  südnorwegischen  Noriten  eine  Rolle.  Die  Zusammensetzung 
der  Gesteine  ist  im  übrigen  eine  sehr  wechselnde;  mitunter,  wie  zu  Erteli, 
werden  sie  sogar  zu  feldspatfreien  Olivin- Amphibol-Biotit-Gesteinen,  manchmal 
zu  Peridotit^n.  Der  „Gabbrodiorit"  (nach  Vogt  auch  üralitnorit  oder  üralit- 
gabbro)  läßt  überhaupt  keine  Anzeichen  eines  Pyroxens  mehr  erkennen,  dürfte 
also  in  seinem  jetzigen  Zustande  wohl  den  Namen  Amphibolit  verdienen. 

Fast  alle  diese  Gesteine  bilden,  im  Gegensatz  zu  denjenigen  „Grabbros", 
welche  in  der  Nähe  vieler  norwegischer  Kieslager  angetroffen  werden,  und  die 
dem  Cambrium  bezw.  dem  Silur  zugezählt  werden,  Einlagerungen  im  Gneis. 
Vogt  betrachtet  alle  als  Eruptivgesteine.  „Wo  die  Kontakte  gut  entblößt  sind, 
läßt  sich  im  allgemeinen  eine  messerscharfe  Grenze  zwischen  dem  Gabbrogestein 
einerseits  und  dem  Nebengestein  anderseits  beobachten;  an  anderen  Stellen 
dagegen,  wo  das  Terrain  stark  bedeckt  ist,  und  wo  die  Gabbrogesteine  durch 
Dynamometamorphose  in  dem  Grenzstadium  einen  hornblendeschieferähnlichen 
Habitus  erhalten  haben,  möchte  man  freilich  bei  einer  sehr  flüchtigen  Beobachtung 
an  Übergänge  zwischen  Gabbro  und  Schiefer  denken."  Fast  immer  bilden  die 
„Gabbros"  Linsen,  doch  führt  Vogt  auch  Beispiele  für  Durchschneidungen  der 
Schichten  durch  dieselben  an;  als  Beweis  für  ihre  eruptive  Entstehung  nennt 
Stelzner-Bergeat,  Erzlagerstätten.  4 


50  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

er  anch  NebeDgesteinaeinschlüsse  und  eine  feinkörnige  Qreozfazies  mancher 
Stöcke.  Nach  Heinich  hat  das  Gestein  von  Romsaas  eine  kogelfönnige  Ab- 
sonderung, die  ganz  an  diejenige  des  Kugeldiorita  von  Corsica  erinnert.  Die 
Gabbros  werden  stellenweise  durchsetzt  von  echten  Fegmatiten  und  von  orthoklas- 
freiem pOligoklasgranit"  (grünlicher  Oligoklas,  Quarz  und  Biotit);  der  letztere 
fahrt  gleichfalls  aufler  Granat,  Turmalin,  Kalk-  nnd  Eisenspat  ni  ekel  haltigen 
Magnetkies,  Kupferkies  and  Eisenglanz,  wobei  manchmal  die  Erze  und  der 
Glimmer  an  den  Salbändern  konzentriert  sind.  Endlich  werden  nach  Meinich 
in  Smaalenene  alle  Gesteine  von  Diorit^ngen  durchsetzt 


Flg.  b.    Der  östliche  Teil  der  Ertellsrnbe.    qi  arcbUBche  Schiefer,  g  Qroalt,  gb  Norlt,  Ollvinnorlt, 

dlallagfUhrender   Noiit.    Amphlbolpikrlt.     Die   schwarzen   Stellen   sind   die   Tsgebane.     (Nach 

Ejeralf-P.  MUller,  1S79,  peti'oerapblBctae  ErgttnzDDgeD  nach  Vogt  ISBS.) 

Es  sind,  wie  sich  aas  dem  vorigen  ergibt,  also  keine  ganz  gleichbleibenden 
Gesteinstypen,  an  welche  die  Erze  gebunden  sind;  sie  gehören  aber  immer  zu 
den  basischen  oder  recht  basischen  Tiefgesteinen,  die  auch  anderswo  mit- 
einander aufzutreten  und  ineinander  ttberzagehen  pflegen.  Als  außerhalb  der 
Verwandtschaft  stehend  führt  Vogt  nur  einige  wenige  Vorkommnisse  an, 
nämlich  die  nickelhaltigen  Magnetkiese,  die  zusammen  mit  dem  Titaneisen  von 
Ekersund-Soggendal,  teilweise  auch  im  Labradorfels  dortselbst  vorkommen,  ferner 
ein  solches,  das  an  eine  Olivindiabasdecke  zu  Lnndörren  in  Jemtland  gebunden 
ist,  und  endlich  ein  solches  im  silurischen  oder  postsiluriachen  Gabbro  (Olivin- 
gabbro?)  im  Drontheimgebiet. 


Nickelhaltiger  Magnetkies  gebunden  an  Gesteine  der  Grabbrofamilie.       51 

Das  Erz  kommt  nur  zum  geringen  Teil  als  ein  zweifelloser  akzessorischer 
Gemengteil  des  Gesteines  vor.  Im  übrigen  bildet  es  zumeist  Anhäufungen  an 
der  Peripherie  der  „Gabbro" -Massen,  überhaupt  dort,  wo  dieselben  an  die 
kristallinen  Schiefer  stoßen,  also  auch  in  der  Nähe  der  zwischen  den  Gabbros 
auftretenden  Schiefermassen.  In  dem  Erze  sind  dann  häufig  Elemente  des 
Nebengesteines  in  inniger  Mischung  zu  sehen.  Die  Mächtigkeit  dieser  Erzzonen, 
welche  übrigens  häufig  auch  von  dem  beiderseitigen  Nebengestein  scharf  ge- 
schieden sind  und  z.  B.  auf  einer  der  Erteli-Gruben  gangförmige  Massen  von 
150 — 200  m  Länge  bilden,  beträgt  meistens  bis  zu  einigen,  selten  bis  zu  15  m. 
Nur  untergeordnet  kommen  Erzmassen  auch  im  Innern  der  Gabbrostöcke  vor. 
„Endlich  verzweigen  sich  die  Erze  ziemlich  oft  auch  in  die  angrenzenden  Schiefer 
hinein  bis  zu  einer  Entfernung  von  im  allgemeinen  etwa  10,  selbst  25  bis  50  m 
von  der  Gabbrogrenze**  (Vogt);  man  hätte  also  damit  injizierte  Gänge  vor  sich. 
In  den  Schiefern  selbst  kommen  ferner  fahlbandartige  Anreicherungen,  ja  mehrere 
Meter  mächtige  Erzstreifen  vor.  So  kennt  man  auf  der  Mellemgrube  in 
Smaalenene  nach  Meinich  sechs  solcher  Erzbänder  mit  2 — 10  m  und  mehr 
Mächtigkeit,  und  Müller  und  Vogt  erwähnten  solche  Magnetkieslagerstätten, 
welche  mindestens  in  keinem  unmittelbaren  Zusammenhang  mit  „Gabbro^  stehen, 
aus  Ringerike. 

Das  Areal  der  Gabbrofelder  schwankt  zwischen  100  und  einigen  hundert 
bis  zu  mehreren  und  vielen  tausend  Quadratmetern.  Das  bedeutendste  Gabbro- 
gebiet  ist  dasjenige  von  Erteli  mit  210000  qm,  ein  anderes  großes,  dasjenige 
von  Romsaas,  mißt  50000  qm.  Über  die  vorhandenen  Kiesmassen  hat  Vogt 
(Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1893)  Mitteilungen  gemacht,  auf  welche  hiermit  ver- 
wiesen sei. 

Vogt  berechnet,  daß,  wenn  man  sich  den  durch  Schätzung  gefundenen 
Nickel-,  Kobalt-  und  Kupfergehalt  der  Lagerstätten  gleichmäßig  durch  die 
Gabbrostöcke  verteilt  denke,  diese  folgende  Durchschnittsgehalte  aufweisen  würden : 

Ni 

Zu  Erteli 0,03 

Meinkjär  und  Bamle  Nysten  .     .     .     0,12 

Beiem 0,085 

Die  nickelführenden  Magnetkieslagerstätten  Norwegens  sind  nach  Vogt 
das  Produkt  einer  magmatischen  Differentiation.  Die  Sulfide  haben  nach  ihm 
dem  Magma  selbst  angehört;  sie  sind  hier,  wie  auch  bei  den  anderen  bis  jetzt 
erwähnten  Vorkommnissen,  zuletzt  verfestigt  worden  und  haben  sich  dabei  zwischen 
den  Gesteinsgemengteilen,  in  Rissen  und  Spaltklüften  derselben,  an  der  Peripherie 
der  Gesteinslinsen  und  von  dort  ausgehend  auch  auf  den  Klüften  des  Neben- 
gesteines angesiedelt. 

Die  norwegische  Nickelindustrie  besteht  seit  dem  Ende  der  vierziger  Jahre 
des  XIX.  Jahrhunderts;  sie  hat  ihre  höchste  Blüte  und  eine  führende  Stellung 
im  Jahre  1876  erreicht  und  damals  360  t  Nickelmetall  produziert.  Damals  betrug 
der  mittlere  Grehalt  des  Schmelzerzes  nur  0,9 — 1,5^/^  Nickel.  Die  um  die  Mitte  der 
siebziger   Jahre   des  XIX.   Jahrhunderts   aufgenommene  Verwertung  der  neu- 

4* 


Co 

Cu 

% 

% 

0,005 

0,015 

0,017 

0,05 

0,008 

0,02 

52  Die  eruptiven  Lagerstätteo. 

kaledonischen  Gamieritvorkommnisse  bewirkte  einen  allmählichen  Preisrückgang 
des  Metalls  von  35  M.  pro  Kilo  (um  1860)  auf  etwa  6  M.  (1878).  Jetzt  kostet  das  Kilo 
ungefähr  2,50 — 3  M.  Diese  Konkurrenz,  vereint  mit  der  nordamerikanischen  Pro- 
duktion, führte  einen  völligen  Rückgang  des  norwegischen  und  schwedischen  Nickel- 
bergbaues herbei.  Seit  1896  ist  Norwegen  sozusagen  aus  der  Eeihe  der  nickel- 
produzierenden Länder  verschwunden,  1895  hatte  es  noch  gegen  500  t  Erz  und 
17  t  Nickel  gegeben  bei  einer  Weltproduktion  von  4400  t.  In  neuester  Zeit 
ist  die  Flaad-Grube  in  Evje  (Sätersdalen  bei  Kristianssand)  wieder  in  Betrieb 
genommen  worden. 

*  Als  erzarmes  Mutt^rgestein^)  der  Flaadgrube  dürfte  ein  quarzreicher 
Glimmeramphibolit  mit  viel  Apatit  und  Magnetit  bezw.  Titaneisen  anzusehen  sein. 
Das  Gestein  hat  makroskropisch  betrachtet  ganz  das  Aussehen  eines  Gabbros 
und  wird  auch  als  Gabbro  bezeichnet;  unter  dem  Mikroskop  aber  zeigt  es  die 
charakteristische  Struktur  eines  metamorphen  Gesteines.  Besonders  grobkörnige 
Varietäten  sind  reich  an  Plagioklas. 

Von  den  Erzen  herrscht  der  Magnetkies,  nach  ihm  folgt  der  Pyrit  und 
am  wenigsten  reichlich  scheint  der  Kupferkies  vertreten  zu  sein.  Die  derberen 
Erzmassen  umschließen  zweifellose,  teilweise  ganz  scharfkantige  Bruchstücke 
des  Nebengesteines,  und  besonders  der  Pyrit  und  der  Magnetkies  sind  auf  Rissen 
und  Spältchen  manchmal  in  dieselben  eingedrungen  und  imprägnieren  sie.  Die 
Imprägnation  hat  besonders  an  der  Oberfläche  der  Bruchstücke  manchmal  einen 
solchen  Grad  erreicht,  daß  man  an  eine  teilweise  Resorption  der  Stücke  denken 
könnte  und  die  Grenzen  der  letzteren  gegen  das  Erz  unscharf  werden. 

Das  Verhältnis  zwischen  den  Erzen  und  den  kleineren  Nebengesteins- 
bruchstücken und  Mineralbeimengungen  ist  das  typische:  in  den  Magnetkiesen 
liegen  kleine  Partien  von  der  Zusammensetzung  des  Nebengesteines,  aber  auch 
Individuen  der  einzelnen  Mineralien  wie  Plagioklas,  Hornblende,  Biotit  und 
Apatit  wie  in  einer  Grundmasse  zerstreut.  Das  Gemenge  sieht  manchmal  aus, 
als  habe  man  das  Muttergestein  grob  zerkleinert  und  die  ein  bis  mehrere 
Millimeter  im  Durchmesser  haltenden  Körner  in  die  Erzmasse  eingeschmolzen; 
das  Mikroskop  aber  zeigt,  daß  die  Mineralkörner  und  Gesteinsbröckchen  häufig 
gerundet  sind,  als  ob  sie  abgeschmolzen  wären,  und  der  Kies  greift  häufig 
buchtig  in  dieselben  ein.  Während  inmitten  des  Magnetkieses  die  Mineral- 
elemente des  Amphibolits  recht  frisch  sind,  scheint  die  Hornblende  im  Kupferkies 
gern  in  faserige,  blaugrüne  Aggregate  von  Strahlstein  umgewandelt  zu  sein,  in 
die  das  Erz  wie  eine  sekundäre  Ansiedelung  eingewandert  ist. 

Auch  in  feldspatreichen  Ausbildungen  des  Gesteines  kommen  Magnetkies 
und  Kupferkies  in  auffälliger  Menge  in  der  Weise  vor,  daß  sie,  sichtlich  als 
jüngste  Ausscheidung,  die  Ausfüllung  von  Zwischenräumen  zwischen  den  Silikaten 
bilden.  Daß  die  Erzausscheidung  hier  wie  in  einer  Druse  vor  sich  gegangen 
sein  dürfte,  wird  dadurch  bewiesen,  daß  im  Innern  einer  Magnetkiesmasse  häufig 
eine  Partie  Kupferkies  zu  sehen  ist,  der,  wie  Fig.  6  zeigt,  doch  zweifellos  das 
zuletzt  ausgeschiedene  Erz  darstellt. 

Von  den  die  Erzlagerstätte  begleitenden  Gesteinen  sei  zunächst  eines  er- 
wähnt, das  einem  feinkörnigen  Aplit  ähnelt  und  unter  dem  Mikroskop  aus  Quarz, 
Orthoklas,  Plagioklas  und  Mikroklin  samt  sehr  untergeordnetem  Glimmer  und 
spärlichen  Körnchen  von  grüner  Hornblende  besteht.  Handstücke,  die  zur  Hälfte 
aus  dem  erzhaltigen  Gestein,  zur  anderen  Hälfte  aus  jenem  Aplit  bestehen, 
lassen  erkennen,  daß  der  letztere  im  Kontakt  viel  dunkle  Silikate  aufgenommen 
hat  und  daher  wie  mit  schwarzgrüner  Farbe  imprägniert  erscheint.     Dasselbe 

^)  Die  folgende  petrographische  Skizze  stützt  sich  auf  das  Material,  welches 
die  Clausthaler  Sammlung  Herrn  Oberst  Henriksen  verdankt. 


Nickelhaltiger  Magnetkies  gebunden  an  Gesteine  der  tiabbrofamilie.       53 


Aussehen  hat  das  Gestein  ancb  längs  der  mit  Kiesen  ansgefUlten, 
zweifellos  eindringenden  Gangspältchen.  Zwischen  dem  Krz  nnd  dem  Aplit 
scheint  eine  Qnarzlage  von  wechselnder  Mächtigkeit  zu  verlaufen  und  der  Erz- 
körper besonders  glimmerreich  zu  sein. 

Endlich  liegt  noch  ein  Gestein  vor,  welches  als  Biotit-Homblen deschiefer 
bezeichnet  werden  muß  und  parallel  zur  Schiefemng  üasenge  Einlagerungen 
von  Uagnetkiesschmitzen,  etwa  5 — 6  anf  1  cm  Gestein smächtigkeit,  zeigt. 

Sehr  merkwürdig  ist 
die  große  Strukturähnlichkeit 
des  Erzes  von  der  Flaad- 
grube  mit  deijenigen  des 
beschriebenen  Vorkommens 
von  Earzburg.  Sie  dürfte 
beweisen ,  daß  auf  dieser 
norwegischen  Grube  das  Erz 
durch  die  Metamorphose  keine 
bemerkenswerte  Umlagern  ng 
mehr  erfahren  hat,  während 
der  „Oabbro"  selbst  in  allen 
seinen  Teilen,  auch  in  den 
kleinen  im  Erz  eingebetteten 
Partikeln  zu  Amphibolit  um- 
gewandelt worden  ist,  —  eine 
tOr  das  Wesen  des  Meta- 
morphismus  sehr  beachtens- 
wert« Erscheinung. 

DaO  Übrigens  beim 
Metamorphismns  der  G^teine 
auch  Wanderungen  der  Erze 
stattgefunden  haben  kSnnen, 
versteht  sich  von  selbst.  Der 

ümfug  solcher  Umlage™.  _  ^  ,— ,  ^^  ^^  p^ 
gen  scheint  aber  kein  sehr 
beträchtlicherzQsein.  Jeden- 
falls besteht  kein  Grund, 
anzunehmen,  daß  die  Kon- 
zentration der  Erze  zu 
ihrer  jetzigen  Lagerungs- 
form das  Ergebnis  späterer 
Auslaagung  sei. 

Als    eine   Neubildung  '">'> 
durch  Gesteins  metamorphi 


mpräg-     Kupfer. 


Pyrit. 


bolit 


BtUcke 
von       voD  Pyrit  rlB  der 

u.  Mapiat-  AmphlboHt- 

kles  im  bnichBtUcke 

Amphiboltl. 
Flg.    6.     Eine    Erzstufe    von   der  Flaad-Qrube.     Lineare   Ver- 
hlelneruDg  auf  'J,  der  nat  OröBe.   Unt«r  u  Hiebt  man  dentlirli, 
le  NebeDgestelasscIiolle  durcli  KnlFkung  snselnandfr- 
gebrochen  Ist,  bevor  elcb  das  Erz  verfestigte. 
(ClHUHthaler  SaramluDg.) 


tritt  häufig  Granat  längs  der 
Magnetkiesaasscheidungen 
auf.  Vogt  hat  das  ausführlicher  beschrieben  und  Pi-ftparate  solcher  granat- 
fflhrender  Gesteine  abgebildet.  *)  Der  Granat  begleitet  in  meist  dünnen  Säumen 
den  Magnetkies  besonders  gern  dort,  wo  er  Plagioklas  durchsetzt;  aber  auch 
die  in  das  Nebengestein  eindringenden  Magnetkiesadem  werden  häufig  von  bis 
zn  2,5  cm  dicken  Silikatzonen  begleitet,  die  aus  Granat,  mitunter  auch  aus  Horn- 
blende und  Quarz  bestehen. 

Wegen  weiterer  Einzelheiten  sei  auf  Vogts  eingangs  zitierte  ausführliche 
Darstellung  verwiesen. 


•)  1.  c.  1893.  139—140. 


54  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

Noch  bevor  die  großen  kanadischen  Kopfererzlagerstatten  anf  Nickel  ver- 
wertet wurden,  hatte  zeitweise  die  Gap  Hlne  in  Lancaster  Connty,  Penn 
sylvanien,  fttr  die  amerikanische  Nickelproduktion  eine  hohe  Bedentang.^) 

Die  Grube  liegt  etwa  80  km  westlich  von  Baltimore  inmitten  eines  Gneis- 
gebietes, in  welchem  zahlreiche  Vorkommnisse  basischer  Tiefengesteine  bekannt 
sind.  Eine  Linse  von  Amphibolit,  im  Ausstrich  etwa  600  m  lang  und  150 
breit,  bildet  eine  Einlagemng  in  Glimmerschiefern;  der  Amphibolit  besteht  fast 
ausschließlich  aus  grüner  Hornblende  mit  untergeordnetem  Hagnetkies,  stellen- 
weise auch  etwas  Plagioklas  und  Biotit  Spuren  von  rhombischem  Pyroxen  und 
Olivin  weisen  nach  Eemp  daraufhin,  daß  das  Gestein  vielleicht  ein  metamorpher 
(aralitisierter)  Gabbro  oder  ein  verwandtes  Gestein  sein  kannte.    Die  Linse  ist 


Amphi-    Amphibolit      Omnlt       ailmmer-         Brz. 

boUt,  In  Find-  sohleter. 

anetehend.      Ungen. 

Flg.  T.    QeologlBchsr  OnmiMB  der  Gap-Nlckel- Grabe.    (Kemp,  1B94.)*| 

anscheinend  konkordant  in  die  Schiefer  eingelagert.  Stellenweise  hat  der  Amphi- 
bolit ein  schieferiges  GeprElge,  er  wird  aber  in  der  Nähe  der  Lagerstätten  massig. 

Das  Erz  besteht  weitaus  zum  größten  Teil  ans  Magnetkies;  seine  rKum- 
lichen  Beziehungen  zum  Nebengestein  ergeben  sich  aus  Fig.  7. 

Neben  dem  Magnetkies  bricht  viel  Kupferkies  und  untergeordnet  auch 
Schwefelkies,  daneben  als  jüngere  Bildung  Millerit  ein.  In  den  inneren  Teilen  der 
Ämphibolitlinse  kamen  zwar  auch  Erzmassen  vor,  sie  waren  indessen  immer 
nur  von  geringer  Bedeutung,  und  der  hauptsächlichste  Abbau  bewegte  sich  auf 
der  Grenze  zwischen  ersterer  and  dem  Schiefer.  Dort  erreichten  die  Kiesmassen 
Mächtigkeiten  bis  zu   10  m;  der  Bergbau  drang  bis  in  Tiefen  von  75  m  vor. 

')  Eemp,  The  nickel  mine  at  Lftncaster  Gap,  PeonBjlvania,  and  the  pyrrbotite 
deposita  at  Anthony'»  Nose,  on  the  Hudson;  Traneoct.  Am.  Inat.  Min.  Eng,  XXIV, 
1894.  620—631.  —  Dere.,  Ore  deposita,  1900,  432—434,  Lit. 

')  In  obiger  Figur  ist  zu  setzen  statt  „Wahrai^b  ein  liehe"  „Angebliche". 


Nickelhaltiger  Magnetkies  gebunden  an  Gesteine  der  Gabbrofamilie.      55 

Der  Nickelgehalt  des  Erzes  betrug  1 — S^/^,  drei-  bis  viermal  so  viel  als  der 
Kupfer-  nnd  zwanzigmal  so  viel  als  der  Kobaltgehalt. 

Kemp  betrachtet  den  Amphibolit  als  ein  verändertes  Intrusivgestein  und 
erklärt  die  Erzbildung  in  derselben  Weise,  wie  das  Vogt  für  die  norwegischen 
Lagerstätten  getan  hat.  Im  Dünnschliff  zeigt  sich  eine  innige  Durchwachsung 
von  Amphibol  und  Magnetkies:  keiner  scheint  früher  gebildet  zu  sein  als  der 
andere  —  wenigstens  in  ihrer  jetzigen  Verteilung. 

Der  Nickelgehalt  des  Magnetkieses  von  Gap  Mine  wurde  etwa  1853  er- 
kannt; von  1862  an  bis  zur  Entdeckung  der  kanadischen  Nickelerzlager  war 
das  Vorkommen  die  hauptsächlichste  Nickelerzlagerstätte  von  Amerika  und  zeit- 
weise überhaupt  die  wichtigste  auf  der  Erde.  Im  Jahre  1872  betrug  die  monat- 
liche Förderung  400—600  t  Erz.    Die  Grube  kam  im  Jahre  1893  zum  Erliegen. 

Über  einige  andere  untergeordnete  Vorkommnisse  von  nickelhaltigem 
Magnetkies  im  Staate  New  York  hat  Kemp  (1.  c.)  berichtet.^) 

Außer  den  neukaledonischen  Nickelgruben  sind  gegenwärtig  diejenigen  in 
der  Umgebung  von  Sudbury  in  Kanada  für  die  Nickelproduktion  am  wichtigsten. 
Dieselben  schließen  sich  eng  den  Vorkommnissen  in  Skandinavien  und  zu 
Varallo  an.*) 


^  Siehe  auch  H.  Credner,  Beschreibung  von  Mineral  vorkommen  in  Nordamerika; 
Berg-  u.  Htittenm.  Ztg.,  XXV,  1866,  17. 

^  Bonney,  Notes  on  a  part  of  the  Huronian  Series  in  the  neighbourhood  of 
Sudbury;  Quart.  Joum.  Geol.  Soc.  Lond.  XLIV,  1888,  32—44.  —  Coli  ins,  On  the 
Sudbury  copper  deposita;  ebenda  834 — 838.  —  Peters,  The  Sudbury  copper-nickel  ores ; 
Technisch-hfittenm.  Bemerkungen  in  Eng.  Min.  Joum.,  XLVI,  1888,  II,  235.  —  Ders., 
The  Sudbury  ore  deposite;  Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XVIII,  1890,  278—289.  — 
Ders.,  Die  nickelhaltigen  Kupfer-  und  Magnetkieelagerstätten  von  Sudbury;  Berg-  u. 
Hflttenm.  Ztg.,  L,  1891,  149 — 151;  Auszug  aus  dem  vorigen.  —  Mo.  Charles,  Kurze 
Notiz  in  Eng.  Min.  Joum.,  LI,  1891,  I,  578—579.  —  Barlow,  On  the  nickel  and 
copper  deposits  of  Sudbury;  read  before  the  Logan  club,  Ottawa,  march  6th,  1891; 
Beprinted  from  the  Ottawa  naturalist.  —  Bell,  The  nickel  and  copper  deposits  of 
Sudbury;  Bull.  Geol.  Soc.  of  Am.,  1891,  II,  125—240.  —  Ders.,  Eng.  Min.  Journ.,  LI, 

1891,  I,  328;  Auszug  aus  vorigem.  —  Ders.,  Keport  on  the  Sudbury  Mining  District; 
with  notes  on  the  microscopic  character  of  rocks  from  the  Sudbury  mining  district  by 
G.  H.  Williams;  Report  of  the  Geol.  Surv.  of  Canada,  V,  part  I,  1890—1891.  — 
Merritt,  The  Minerals  of  Ontario  and  their  development;  Transact.  Am.  Inst.  Min. 
Eng.,  XVII,  1889,  293—300.  —  Garnier,  Mines  de  nickel,  cuivre  et  platine  du  district 
de  Sudbury;  M^m.  Soc.  des  Ing^n.  civils.  Mars,  1891.  —  Levat,  Memoire  sur  les 
progrös  de  la  m^tallurgie  du  nickel;  Ann.  d.  Mines  (9),  I,  141—226,  bes.  164—176.  — 
Vogt,  De  canadiske  forekomster  af  nikkelholdig  Magnetkis;  Geol.  För.  Förh.,  XIV, 

1892,  315-324;  Ref  N.  Jahrb.,  1893,  II,  72.  —  von  Foullon,  Über  einige  Nickel- 
erzTorkommen ;  Jahrb.  k.  k.  geolog.  Reichs- Anst.,  XLII,  1892,  223—310,  bes.  276—302.  — 
Briefliche  Mitteilungen  und  Sendungen  des  Herm  G.  Mickle  an  Stelzner  im  Jahre 
1892.  —  Browne,  The  exhibit  of  the  Canadian  Copper  Company  (Chicagoer  Welt- 
ausstellung); Eng.  Min.  Joum.,  LVI,  1893,  II,  289—290.  —  Ders.,  The  composition  of 
nickeliferous  pyrrhotite;  ebenda  565—566.  —  S.  H.  Emmens,  The  composition  of 
nickeliferous  pyrrhotite;  Canad.  Min.  and  Mech.  Rev.,  August  1893;  zitiert  von  Browne. 
—  Bush,  The  Sudbury  Nickel  Region;  Eng.  Min.  Joum.,  LVU,  1894,  245—246.  — 


56  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

Man  hat  zuerst  1848  im  Magnetkies  der  Wallace  Mine  am  Nordufer  des 
Huronsees  Nickel  nachgewiesen,  indessen  blieb  diese  Entdeckung  ohne  technische 
Bedeutung.  Weitere  Funde  veranlaßte  der  Bau  der  kanadischen  Pacific-Eisenbahn ; 
1884  wurde  die  Murray  Mine  eröffnet  und  im  Jahre  1886  die  Oanadian  Copper  Co. 
mit  2  Mill.  Dollars  Kapital  gegründet.  Andere  Gruben  folgten,  und  zwar  zunächst 
behufs  Ausbeutung  von  Kupfererzen,  denn  der  Wert  der  Erze  als  Nickelerze 
wurde  erst  später  erkannt.  Nach  und  nach  wurden  etwa  20  nickelfUhrende 
Edeslagerstätten  fündig,  von  denen  die  bedeutendsten  in  der  Umgebung  von 
Sudbury,  in  den  Distrikten  Nipissing  und  Algoma  (Provinz  Ontario)  innerhalb 
einer  Zone  von  etwa  80  km  Länge  und  40  km  Breite  liegen. 

Die  Wichtigkeit,  welche  dieser  Erzdistrikt  gewonnen  hat,  geht  daraus 
hervor,  daß  sich  seit  1889  die  Nickelproduktion  in  Nordamerika  von  409  t 
auf  über  4000  t  gehoben  hat. 

Der  Sudbury-Distrikt  ist  ein  welliges  Land  von  280 — 300  m  Meereshöhe, 
bedeckt  mit  kleinen  Seen,  Morästen  und  Wald,  soweit  dieser  nicht  verheert  und 
niedergebrannt  ist.  Er  liegt  im  Gebiet  der  ehemaligen  Vergletscherung  und  ist 
deshalb  eine  Rundhöckerlandschaft. 

Die  Erzlagerstätten  von  Sudbury  gehören  den  tieferen  Schichten  des  Huron 
an,  welche  der  Gneisformation  aufruhen  und  aus  mannigfachen  Gesteinen,  Gneis, 
Hornblende-  und  Glimmerschiefern,  Grauwacken,  Phylliten,  Quarziten  und 
vulkanischen  Breccien  bestehen.  Dieselben  fallen  steil  gegen  NW.  und  N.  ein 
und  sind  oft  stark  gefaltet.  Die  laurentische  Gneisformation  umhüllt  diese 
huronischen  Schichten,  die  bei  Sudbury  eine  gegen  40  km  breite  Zone  bilden 
und  sich  vom  Huronsee  bis  zum  Mistassinisee  erstrecken. 

Die  zahlreichen  zwischen  1887  und  1891  vorgenommenen  Schürfungen 
ergaben  bald  die  Regel,  daß  die  Kupferkies-Magnetkieslagerstätten  gebunden 
waren  an  mittelkömige  Gesteine,  die,  vorzugsweise  aus  Hornblende  und  Plagioklas 
bestehend,  als  Diorite  bezeichnet  worden  sind.  Solcher  „Diorit" -Einlagerungen 
gibt  es  in  dem  Gebiete  mehr  als  hundert.  Sie  liegen  konform  in  den  huronischen 
Schichten  und  zeigen  elliptische  Oberflächendurchschnitte,  deren  lange  Achse 
ziemlich  parallel  zur  Schichtung  des  Huron  verläuft.  Die  größte,  zwischen 
Creighton  und  Garson  gelegene  Masse  ist  ungefähr  6,5  km  breit  und  mindestens 

Adams  j  The  igneous  origin  of  certain  ore  deposits;  Gen.  Min.  Ass.  Prov.  Quebec, 
Jan.  1894;  Ref.  N.  Jahrb.  1896, 1,-272—273-.  —  Walker,  Geological  and petrographical 
studies  of  the  Sudbury  nickel  district;  Quart.  Journ.  Geol.  See.  London,  LIII,  1897, 
40 — 66.  —  Ders.,  Notes  on  nickeliferous  pyrite  from  Murray  Mine,  Sudbury,  Ontario; 
Am.  Journ.  of  Science,  XLVH,  1894,  312—314.  —  Dixon,  Über  das  Nickel  im  Nickel- 
pyrrhotit  von  Sudbury;  österr.  Ztschr.  f.  Berg-  u.  Hüttenw.,  L,  1902,  506.  —  Über  den 
Sperrylith  siehe  Wells,  Sperrylith,  ein  neues  Mineral;  Zeitschr.  f.  Kryst.,  XV,  1889, 
285—289.  —  Penfield,  Die  Krystallform  des  Sperryliths;  ebenda  290—292.  — 
Walker,  Beitrag  zur  Kenntnis  des  Sperryliths;  ebenda  XXV,  1895,  561—564.  — 
Hidden,  Über  das  Vorkommen  von  Sperrylith  in  Flußsanden  von  Nord-Carolina;  Am. 
Journ.  of  Science,  1898,  381—383.  —  Hidden  und  Pratt,  Die  Begleitmineralien  des 
Rhodoliths;  ebenda  463—468;  Referate  über  beide  Arbeiten  Ztschr.  f.  Kryst.,  XXXII. 
1900,  599—600. 


Nickelhaitiger  Magnetkies  gebunden  an  Gesteine  der  Gabbrofamilie.       57 

40  km  lang;  eine  andere,  zwischen  Lavack  und  Trill  gelegene  ist  etwa  80  km 
lang  nnd  5 — 7  km  breit.  Außerdem  gibt  es  noch  eine  Anzahl  kleiner  Linsen, 
die  manchmal  nur  50  m  Durchmesser  besitzen.  Indessen  handelt  es  sich  aach 
bei  den  langgestreckten  „Diorit" -Zonen  vielleicht  nicht  nm  ununterbrochen  ver- 
laufende Einlagerungen,  sondern  wohl  um  eine  Aneinanderreihung  kleinerer  oder 
größerer  Gesteinsk'örper  zu  langen  Zügen. 

Die  für  das  Auftreten  der  Lagerstätten  bezeichnenden  Gesteine  sind 
größtenteils  stark  metamorphosiert.  In  ihrem  jetzigen  Zustande  sind  es  zumeist 
Amphibolite;  dieselben  lassen  teilweise  gar  keinen  sicheren  Hinweis  auf  ihre 
frühere  Beschaffenheit  mehr  erkennen,  haben  oft  schieferige  Struktur  und  müssen 
dann  als  Homblendeschiefer  bezeichnet  werden.  Mitunter  erkennt  man  in  ihnen 
noch  die  deutlichen  Beste  von  Hypersthen  oder  Diallag,  und  manchmal  sind  es 
überhaupt  Gesteine  von  der  Znsammensetzung  der  Norite.  Anderseits  zeigen 
sich  auch  Übergänge  zu  Gesteinen  von  der  Zusammensetzung  des  Gneises  oder 
Granites,  und  solche  treten  stellenweise  überhaupt  an  die  Stelle  jener  Hornblende- 
gesteine. Doch  sind  die  hauptsächlichsten  Nickelvorkommnisse  an  die  letzteren 
gebunden.  Im  ganzen  sind,  wie  Walker  hervorhebt,  die  kanadischen  nickel- 
führenden Gresteine  ganz  entschieden  saurer  als  die  norwegischen,  und  vor  allem 
führen  sie  keinen  Olivin,  während  sie  anderseits  oft  Quarz  enthalten.  Mangels 
einer  typischen  Beschaffenheit  der  Gesteine  sind  dieselben  denn  auch  auf  den 
verschiedenen  Gruben  mit  ganz  verschiedenen  Namen  bezeichnet  worden,  so  als 
Diorit,  Gabbro  und  Diabas  (letztere  Bezeichnung  scheint  am  wenigsten  berechtigt 
zu  sein),  als  Quarzglimmerdiorit,  Augitdiorit,  Uralitgabbro,  Hornblendeschiefer, 
Norit  usw. 

Entlang  der  Grenze  der  Amphibolite  sind  die  huronischen  Schiefer  häufig 
zerrüttet;  die  ersteren  umschließen  dann  Partien  der  letzteren,  und  außerdem 
bildet  gerade  das  Erz  häufig  den  Zement  solcher  Breccien. 

Die  Erzlagerstätten  selbst  sind  recht  eigenartig.  Zunächst  stimmen  alle 
Beobachter  darin  überein,  daß  keine  echten  Gänge  vorliegen.  Sekundäre  Gang- 
bildungen mit  Quarz  und  Magnetkies  kommen  wohl  vor,  sind  aber  ganz  unbedeutend 
und  haben  mit  der  Entstehung  der  Lagerstätten  selbst  nichts  zu  tun.  Im  wesent- 
lichen sind  die  Erze  an  den  ,,Diorit"  und  hauptsächlich  an  die  Grenze  zwischen 
diesem  und  den  angrenzenden  Schiefern  gebunden.  Dabei  ist  ihre  Verbreitung 
nicht  etwa  eine  kontinuierliche  längs  der  „Diorit "-Grenze,  sondern  sie  kommen 
nur  da  und  dort  auf  derselben  vor,  besonders  häufig  dort,  wo  jene  breccien- 
artigen  Zerrüttungen  vorliegen. 

Von  dem  Kontakt  her  gehen  wohl  auch  Imprägnationen  in  die  huronischen 
Schiefer  nnd  in  die  „Diorite"  aus.  und  in  letzteren  kommen  auch  wohl  kleinere 
abbauwürdige  Mittel  vor,  aber  das  sind  Ausnahmen. 

Die  Form  der  Erzlagerstätten  ist  recht  verschieden.  Im  allgemeinen  sind 
es  gewaltige  linsen-  oder  schotenförmige  Massen,  welche  z.  B.  auf  einer  der 
größten  Gruben,  der  Copper  Cliff  Mine,  100  m  streichende  Länge,  über  30  m  Dicke 
und  über  80  m  seigere  Teufe  besitzen  können  und  sich  gewöhnlich  zu  mehreren 
hintereinander  reihen.  Das  Erz  ist  nur  selten  und  nur  in  geringen  Massen 
völlig  derb ;  im  allgemeinen  ist  es  ein  Gemisch  von  Magnetkies  samt  Kupferkies 


58  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

mit  Elementen  des  ^Diorits'*  und  vielen  kleinen  und  bis  zu  mehreren  Fuß  langen 
Trümmern  desselben,  welche  bald  nahe  aneinander,  bald  so  weit  auseinander  liegen, 
daß  die  Erzmatrix  die  Hauptmasse  der  Breccie  ausmacht.  Die  Fragmente  selbst 
können  mit  Erz  imprägniert  sein.  Das  letztere  darf  aber  nicht  als  ein  magnet- 
kieshaltiger  ,,Diorit^  bezeichnet  werden,  in  welchem  das  Erz  die  Oberhand  ge- 
wonnen habe,  es  ist  vielmehr  tatsächlich  eine  mit  Erz  verkittete  Breccie.  Außer 
in  den  abbauwürdigen  Massen  sind  die  Sulfide  auch  allenthalben  in  Einsprenglingen 
und  manchmal  in  kleinen  Schmitzen  durch  den  „Diorit"  verbreitet.  Die  Neben- 
gesteinsbruchstücke sind  bald  eckig,  bald  gerundet,  dünne  Schollen  des  tauben 
Gesteines  lagern  sich  manchmal  (z.  B.  auf  der  Stobie-Grube)  parallel  dem  Sreicben 
in  das  Erz  ein. 

Haupterz  ist  der  Magnetkies  mit  1 — 5^/^,  manchmal  aber  mit  über  10%, 
ja  bis  zu  15%  Nickel.  Solch  hohe  Nickelgehalte  werden  wohl  durch  gelegentliche 
Beimengung  von  Eisennickelkies  und  Millerit  bewirkt.  Auch  Polydymit,  Rot- 
nickelkies und  Gersdorffit  sind  gelegentlich  einmal  beobachtet  worden. 

Der  Kupferkies  tritt  mitunter  in  beträchtlichen  reinen  Massen  auf,  ist 

aber  im  allgemeinen  dem  Magnetkies  untergeordnet. 

Im  Jahre  1891  betrug  der  durchschnittliche  Gehalt  der  von  der  Oanadian 
Copper  Co.  verschmolzenen  Erze  4,32  ^/^  Kupfer  und  3,25%  Nickel.  Kobalt 
kommt  in  geringer  Menge  vor,  desgleichen  auch  Gold,  Silber,  Platin,  Iridium 
und  Palladium  in  Spuren.  Ferner  wird  Zinnerz  erwähnt.  Pyrit  mit  4,3% 
Nickelgehalt  hat  Walker  von  der  Murray  Mine  untersucht. 

Die  Zusammensetzung  dreier  Erze  von  der  (I)  Copper  Cliff-,  (II)  Evans- 
und  (III)  der  Stobie-Grube  war  im  Mittel  eines  Monats  des  Jahres  1893  folgende: 

I  II  III 

SiOg 13,44  24,55  12,50 

Fe 39,02  35,18  47,25 

S 26,26  18,27  25,26 

Cu 4,31  1,43                  1,92 

Ni 5,37  3,74                  2,36 

Al^Og 4,49  8,02                  3,30 

CaO 2,28  2,06                  1,48 

MgO 0,95  1,67                  0,80 

P 0,015  0,01                  0,018 

Mn 0.09  0,08                  0,09 

HgO 0;i5  0,07                  0,09 

Im  Jahre  1900  betrug  der  Nickel gehalt  der  verschmolzenen  kanadischen 
Nickelerze  durchschnittlich  nur  1,67%,  der  Gehalt  an  Kupfer  1,59%.  Der  im 
Schraelzprozeß  gewonnene  Nickelkupferstein  enthält  (1902)  1S,2^Jq  Cu,  17,8%  Ni, 
0,45%  Co  und  60  g  Silber,  10  g  Platin  und  10  g  Palladium  in  der  Tonne. 

Am  meisten  Interesse  von  den  selteneren  auf  den  Nickelgruben  verbreiteten 
Mineralien  verdient  das  Platinarsenid  Sperrylith  (PtAs^).  Es  fand  sich  zuerst 
im  umgewandelten  Ausstrich  der  Vermilion  Mine  mit  etwas  gediegen  Gold. 

Gelegentlich  umschließt  der  Magnetkies  auch  kleine  Massen  von  titan- 
haltigem  Magnetit. 

Die  Ausstriche  der  Lagerstätten  sind  nur  bis  zu  der  geringen  Tiefe  von 
1 — 2  m  von  einem  ,, eisernen  Huf*  (einer  sekundären  Verwitterungszone)  bedeckt, 
was  wohl  mit  der  intensiven  Abrasion  zur  Eiszeit  zusammenhängen  mag.    Die 


Nickelhaitiger  Magnetkies  gebunden  an  Gesteine  der  Qabbrofamilie.      59 

rostige  Farbe  des  Felsbodens  und  Massen  von  Kupferkies  in  dem  eisenschüssig 
verwitternden  Boden  haben  auch  hier  znr  Erkenonng  zahlreicher  Lagerstatten 
gefuhrt.  In  der  Zone  nnzersetzten  Erzes  scheint  ein  Wechsel  in  seiner  Be- 
schaffenheit mit  der  Teafe  nicht  stattzufinden. 

Die  Fig.  8  gibt  einen  Überblick  Ober  die  Lage  mehrerer  wichtiger  Gruben, 
Dieselben  liegen  größtenteils  im  Umkreis  von  einigen  Eiloraetern  um  Sudbory, 
so  die  Creighton-,  Marray-,  die  Copper  Cliff-,  Stobie-,  Blezard-  und  Evans-Grube. 
Weiter  nach  Westen  zu  sind  die  VerniiUon,')  Travers  und  die  Worthington  Mine 


o  f  »  aigl.AltÜen, 

I[l^lEll£IB^[i23^iB 

OnelB.  Qnuxlt.  Vnl-  Orau-  Grlln-  Granit  Orsnlt  JUniter^r 
kaolacbe  wacke.  Bteloe,  vonuDbe-  vom  Alter  Oranit 
BreccicB.  kumtem   derOrUn- 

Alter.       Btelne. 
Flg.  s.    GeologlBcbe  SkIzzB  der  Umgebong  von  Sudbory.    (Walker,  les;.) 
Der  UDbeieiehnete  Ort  an  der  PacIScbabn,  etwa  h  mllsB  NW.  Sodbnry,  Ist  die  Murray  Mine. 

gelegen.  Die  größte  und  reichste  dieser  Gruben  ist  jetzt  die  neu  eröffnete  Creighton 
Miue.  Übrigens  werden  fortwährend  auch  im  weiteren  Umkreise  von  Sudbur; 
neue  Funde  ausgebeutet.*) 

Im  Jabre  1901  produzierte  Ontario  etwa  300000  t  Nickelknpfererz  mit 
einem  Nickelgehalt  von  4200  t  und  einem  fast  ebenso  hohen  Kupfergehalt. 
Der  Wert  des  ersteren  betrug  allein  gegen  8  Mill.  Mark.  Seit  1896  hat  sich  die 
Produktion  verdreifacht.  Nachstehende  Zahlen  bezeichnen  die  enorme  Zunahme 
der  Ntckelprudnktiun  der  Provinz  Ontario: 

M  Liegt  n&he  Wortbingtou,  nicht  an  dem  auf  der  Karte  angegebenen  Ver- 
milioD  Lake. 

*)  Über  die  Ausdehnung  der  Nickelgewinnuni;  in  Ontario  orientiert  die  ., Mineral 
Industrj". 


60 


Die  eruptiven  Lagerstätten. 


Nickel 
t 
.  .   650 

Nickel 

1890  .  . 

1896  .  . 

.  .  1550 

1891  .  . 

.  .  2100 

1897  .  . 

.  .  1800 

1892  .  . 

.  .  1100 

1898  .  . 

.  .  2500 

1893  .  . 

.  .  1800 

1899  .  . 

.  .  2600 

1894  .  . 

.  .  2200 

1900  .  . 

.  .  3200 

1895  .  . 

.  .  1800 

1901  .  . 

.  .  4200 

Dazu  mag  bemerkt  werden,  daß  gegenwärtig  die  gesamte  Nickelprodaktion 
der  Welt  über  10400  t  beträgt,  und  daß  Neukaledonien  an  derselben  mit 
6200  t  beteiligt  ist. 


Die  Beurteilung  der  Entstehungsweise  aller  an  die  kristalline  Schiefer- 
formation gebundenen  Nickelerzvorkommnisse  der  soeben  beschriebenen  Art  muß 
davon  ausgehen,  daß  dieselben  —  mögen  sie  nun  im  archäischen  Gneise,  wie  in 
Norwegen,  am  Monte  Rosa  oder  in  den  Vereinigten  Staaten,  oder  in  huronischen 
Grauwacken  und  Quarziten,  wie  in  Kanada,  auftreten  — 

1.  mit  recht  wenigen,  vielleicht  nur  scheinbaren  Ausnahmen  ganz  unver- 
kennbar geknüpft  sind  an  Linsen  von  noritischen,  gabbroähnlichen, 
dioritischen  und  anderen  mehr  oder  weniger  basischen  Gesteinen,  bezw. 
an  Hornblendeschiefer  und  ähnliche  metamorphe  Gebirgsglieder ; 

2.  daß  die  Erze  fast  nur  an  der  Peripherie  dieser  Gesteinskörper  konzentriert 
sind,  und 

3.  daß  die  Kiese  zweifellos  zur  Zeit  der  Gesteinsmetamorphose  vorhanden 
waren ;  dabei  mögen  dieselben  stellenweise  noch  kleine  Wanderungen  und 
Umlagerungen  erfahren  haben,  die  aber  ihr  ursprüngliches  Verhältnis  zu 
den  Gesteinen  nicht  wesentlich  veränderten. 

Die  Frage  nach  der  Herkunft  der  Erze  fällt  also  im  ganzen  zusammen 
mit  derjenigen  nach  der  Entstehungsweise  jener  basischen  Gesteine.  Diese 
letzteren  sind  fast  ganz  allgemein  als  Eruptivgesteine,  bezw.  als  metamorphe 
Abkömmlinge  solcher  betrachtet  worden,  indem  man  zweifellos  Hornblendegesteine 
ohne  nachweisbare  Beziehungen  zu  Noriten  oder  Gabbros  schon  deshalb  als 
regionalmetamorphe  Ausbildungen  solcher  betrachtete,  weil  sie  von  nickelfuhrenden 
Magnetkiesen  begleitet  sind. 

Als  Eruptivgesteine  sind  die  in  Rede  stehenden  Gesteine  von  Co  11  ins, 
Barlow,  Bell,  von  Foullon  und  Walker  in  Kanada,  von  Kjerulf  und 
besonders  von  Vogt  in  Norwegen,  von  Kemp  in  den  Vereinigten  Staaten  be- 
zeichnet worden;  Bell,  von  Foullon  und  Vogt  hielten  zuerst  die  Erze  für 
magmatische  Ausscheidungen. 

Zunächst  muß  festgestellt  werden,  daß  die  Beweise  für  die  eruptive  Ent- 
stehung aller  jener  Gesteine  keineswegs  erbracht  sind,  daß  zwar  der  mineralogische 
Charakter  mancher  eine  solche  wahrscheinlich  macht,  daß  aber  die  geologischen 
Verhältnisse  vieler  und  die  abweichende  petrographische  Beschaifenheit  mancher 
eine  vollkommene  Aufklärung  noch  nicht  erfahren  haben. 

Die  Gesteine  liegen  fast  immer  linsenförmig  zwischen  den  sie  konkordant 
umhüllenden  Schiefern;    zweifellose  Gänge  und  Apophysen  derselben  scheinen 


Nickelhaltiger  Magnetkies  gebunden  an  Gesteine  der  Gabbrofamilie.       61 

noch  nicht  festgestellt  zu  sein.  Femer  kommen,  wie  bei  der  Besprechung  der 
norwegischen  Lagerstätten  erwähnt  wurde,  die  Kiese  auch  ohne  Begleitung  der 
„Grabbros"  als  derbe,  der  Schichtung  parallele  Lager  oder  Imprägnationszonen 
im  Schiefer  vor.^) 

*  Diese  Einwürfe  dürfen  nicht  unterdrückt  werden,  wenn  man  sich  nicht 
über  das  Mafi  unserer  tatsächlichen  Kenntnisse  täuschen  will.  Die  Schwierigkeiten 
einer  richtigen  Deutung  regional  metamorpher  Gesteine  und  ihrer  ursprünglichen, 
durch  enormen  Gebirgsdruck  veränderten  Lagerungsverhältnisse  stellen  sich  auch 
hier  in  den  Weg. 

Manches  aber  weist  doch  darauf  hin,  daß  die  nickelführenden  Magnetkiese 
genetisch  wirklichen  Eruptivgesteinen  subordiniert  sind.  Wie  eingangs  bemerkt, 
finden  sich  solche  Erze,  mitunter  gleichfalls  mit  Kupferkies  vereinigt,  im  Gefolge 
basischer  Gesteine,  an  deren  eruptiver  Entstehung  gar  kein  Zweifel  besteht. 
Die  so  oft  konstatierte  Vereinigung  von  Nickel,  Kupfer  und  Kobalt,  ferner  das 
in  Norwegen  und  Kanada  erkannte  Vorkommen  von  Platin,  das  Zurücktreten 
des  Eisenkieses  geben  diesem  Lagerstättentypus  ein  so  stetiges  Gepräge,  dafi  es 
wohl  nicht  als  blofier  Zufall  gelten  darf,  wenn  derselbe  immer  mit  basischen 
Gesteinen  auftritt,  die,  soweit  sie  trotz  der  Metamorphose  noch  erkennbar  sind, 
gleichfalls  alle  Verwandtschaft  miteinander  besitzen.  Auf  allen  übrigen  Erz- 
lagerstätten ist  ein  primärer  Gehalt  an  den  Metallen  der  Platingruppe  fast  ganz 
unbekannt,  hier  scheint  er  charakteristisch  zu  sein  und  auf  eine  enge  Verwandt- 
schaft mit  den  platinftthrenden  basischsten  Eruptivgesteinen,  den  Peridotiten, 
hinzuweisen. 

Man  wird  die  beschriebenen  nickelführenden  Magnetkies-Kupferkies-Lager- 
stätten mit  Vogt  als  Ausscheidungen  aus  dem  Magma  bezeichnen  dürfen.  Dabei 
wäre  dann  anzunehmen, 

daß  die  Sulfide,  im  Gegensatz  zu  den  mit  ihnen  und  in  ihnen  auftretenden 
oxydischen  Eisenerzen,  sich  zuletzt  verfestigt  haben; 

daß  vielleicht  eine  Altersfolge  zwischen  den  Sulfiden  besteht,  derart,  daß  der 
Schwefelkies  das  älteste,  der  Kupferkies  das  jüngste  derselben  wäre; 

daß  bei  der  Kristallisation  des  Magmas  der  sulfidische  Mutterlaugenrest 
sich  an  den  peripheren  Teilen  des  Eruptivstockes  ansammelte,  nachdem 
im  zentralen  Teile  sich  eine  Zusammenballung  der  ausgeschiedenen  Silikate 
vollzogen  hatte; 

daß  vor  der  Festwerdung  der  Kiese,  deren  Schmelzfiuß  oder  Lösung  bis 
dahin  die  Mutterlauge  der  Silikate  bildete,  ein  mechanischer  Zerfall  des 
bis  dahin  ausgeschiedenen  Silikataggregats  stattfand  und  zu  einer  schein- 
baren Zertrümmerung  desselben  führte. 

Die  wohl  stets  zu  beobachtende  Zerrüttung  braucht  keineswegs  das  Resultat 
einer  mächtigeren  Kraftäußerung  gewesen  zu  sein.  Ein  Abbröckeln  von  kleinen 
Partien  des  Silikataggregats  in  die  rückständige  Mutterlauge,  eine  Ablösung 
von  Nebengesteinsbrocken  und  -Schollen,  die  dann  in  den  erstarrenden  Sulfidbrei 
eingebettet  wurden,  ist  als  ein  sehr  natürlicher  Vorgang  denkbar.  Daß  aus 
letzterem  zum  Schlüsse  kaum  mehr  Silikate  auskristallisiert  sind,  dürfte  daraus 

')  Bis  hierher  stammen  die  genetischen  Betrachtangen  von  Stelzner,  der  übrigens 
dazu  neigte,  einen  Zusammenhang  zwischen  einer  eruptiven  Entstehung  der  fraglichen 
Gesteine  und  dem  Empordringen  der  Erze  anzuerkennen. 


62  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

hervorgehen,  daß  die  in  dem  Sulfid  enthaltenen  Silikate  scheinbar  keine  idiomorphe 
Umgrenzung  zeigen,  sondern  immer  wie  Teile  des  kömigen  Gesteins  auftreten. 

Zu  untersuchen  wäre  noch,  ob  zum  Schluß  und  als  Folge  der  Eiesaus- 
scheidungen  dann  und  wann  noch  eine  Umwandlung  der  vorhandenen  Silikate 
(z.  B.  des  Pyroxens  in  Hornblende,  Uralit)  stattgefunden  hat,  und  ob  man  die 
Rundung  und  buchtige  Durchwachsung  der  von  den  Sulfiden  umschlossenen 
Silikate  wirklich  als  eine  Anschmelzung  bezeichnen  darf.  Wahrscheinlich  ist  es, 
daß  die  Einsprenglinge  nur  diejenige  Form  zeigen,  welche  sie  in  dem  körnigen 
Gestein  selbst  besessen  hatten ;  im  anderen  Falle  müßte  bewiesen  werden,  welche 
Neubildungen  aus  den  „eingeschmolzenen"  Silikaten  entstanden  sind.  Solche  sind 
bisher  noch  nicht  beobachtet  worden. 

Soweit  die  Kiese  in  das  Nebengestein  eingedrungen  sind,  könnte  ihr  Vor- 
kommen ein  Beispiel  für  magmatisch -iigizierte  epigenetische  Erzgänge  bilden.  * 

RotnickelkieB  gebunden  an  pyroxen-  und  chromitführende  Einlagerungen 

in  Serpentin. 

Ein  solches  Vorkommen  beschreibt  Gillmann  von  Los  Jarales,  etwa 
35  km  nordwestlich  von  Malaga  in  Spanien.  In  großer  Verbreitung  kommen  in 
der  weiteren  Umgebung  dieser  Stadt  Serpentine  als  Einlagerungen  in  den 
archäischen  Schichten  vor.  Dieselben  sind  hervorgegangen  aus  Olivinpyroxen- 
gesteinen  (z.  B.  Olivinnorit)  und  Dunit.  Das  Folgende  ist  wörtlich  das  unten 
bezeichnete  Referat  (von  Kr u seh): 

„1850  fand  man  im  zersetzten  Serpentin  von  Los  Jarales  bei  Carratraca 
Mineralien  vom  Pimelith-  oder  Gamierittypus  und  später  ganz  ähnliche  Erze  in 
der  Sierra  Alpujata  bei  Ojen.  Als  infolge  der  Garnierit-Entdeckungen  in  Neu- 
Kaledonien  der  Preis  des  Nickels  fiel,  nahm  die  Produktion  von  Nickelerzen  bei 

Malaga   ab  und  hörte  1894  ganz  auf Die  von  Gillmann  unter  dem 

Wasserspiegel  vorgenommenen  Versuche  haben  das  wichtige  Resultat  ergeben, 
daß  das  ursprüngliche  Nickelmineral  Rotnickelkies  ist,  der  in  drei  verschiedenen 
Vergesellschaftungen  vorkommt,  die  Gillmann  „Chromit-Typus",  „Augit-Typus" 
und  „Norit-Typus"  nennt.  Der  „Chromit-Typus"  (A)  besteht  aus  rohen  Kristallen 
oder  rundlichen  Kömern  von  Chromeisen,  die  durch  Rotnickelkies  verkittet  sind. 
Die  einzelnen  Chromitpartikelchen  sind  so  fein,  daß  man  sie  mit  bloßem  Auge 
kaum  unterscheiden  kann.  Dem  Aussehen  nach  gleicht  das  Erz  der  Bronze.  Es 
kommt  in  unregelmäßigen  linsenförmigen  Nestern  und  Adern  in  einer  Mächtigkeit 
von  wenigen  Fuß  bezw.  4 — 5  Zoll  im  festen  frischen  Serpentin  vor.  Der  Nickel- 
gehalt beträgt  5— 200/^. 

„Der  „Augit-Typus"  (B)  ist  durch  dunklen  grünlich-braunen  Augit  in 
prismatischen,  mitunter  über  ^/^  Zoll  langen  Kristallen  charakterisiert,  die  durch 
Rotnickelkies  oder  ein  Gemenge  von  Rotnickelkies  und  Chromeisen  verkittet  sind. 

„Unter  „Norit-Typus**  (C)  versteht  Gillmann  relativ  frische,  erzführende 
Norit-  (Gabbro?)  Massen  im  Serpentin.  Es  sind  runde,  harte,  walnuß-  bis  straußenei- 
große Nester,  die  aus  einem  körnigen  Aggregat  von  Plagioklas  und  Pyroxen- 
kristallen  bestehen,  in  und  zwischen  denen  Körner  von  Nickelkies  und  Chromeisen 
auftreten.  In  den  reichsten  Stücken  bildet  der  Nickelkies  eine  Grundmasse  um 
die  Silikatkristalle.  Mitunter  treten  Rotnickelkies  und  Chromeisen  in  Bändern 
auf,  bisweilen  wird  auch  der  größte  Teil  des  Noritnestes  vom  Erz  des  Chromit- 
Typus  gebildet.  Meist  kommen  diese  drei  Erztypen  auf  besonderen  Lagerstätten 
vor,  mitunter  treten  sie  aber  auch  zusammen  auf.  Tj'pus  A  und  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  Typus  C  bilden  Stockwerke  von  beschränkter  Ausdehnung,  die 


*)  Notes  OD  the  ore  deposits  of  the  Malaga  Serpentines  (Spain);  Instit.  of  the 
Mining  and  Metallurgy,  London,  Januar  18%;  Ref.  Ztschr.  f.  prakt.  GeoL,  1897,  88—90. 


Ausscheidungen  von  Kupferkies,  Magnetkies  usw.  in  ^^dioritischen^  Gesteinen.       63 

auf  verschiedene  Sättel  und  Mulden  des  Serpentins  beschränkt  sind.  Typus  B 
ist  in  kleinen  isolierten  Massen  und  in  Trümmern  gefunden  worden,  deren 
Streichen  wenig  ausgedehnt  ist,  und  die  sich  nach  der  Tiefe  zu  auszukeilen  scheinen. 

„Ein  interessantes  Vorkommen  beobachtete  der  Verfasser  im  Jaralesdistrikt 
als  Kombination  von  Typus  A  und  C.  Es  liegt  hier  eine  innige  Verwachsung 
von  Eisen-,  Kupfer-,  Rotnickelkies  und  Chromeisen  vor.  Bei  gröberem  Korn 
stellen  sich  Kristalle  von  Pyroxen  und  Plagioklas  ein.  In  der  Sierra  Bermeja, 
nordwestlich  von  Benahavis  treten  nickel-  und  kupferhaltige  Schwefelkiese  in 
feiner  Verteilung  im  Pyroxen  auf,  der  Trümer  und  Nester  im  Serpentin  bildet." 

Nach  6i  11  mann  kann  der  Eotnickelkies  nur  als  magmatische  Ausscheidung 
aus  den  Pyroxengesteinen  angesehen  werden;  nach  obiger  Beschreibung  wäre 
er  dann  die  jüngste  Ausscheidung  des  Schmelzflusses,  und  damit  bestände  eine 
gewisse  Analogie  mit  den  vorher  beschriebenen  nickelführenden  Magnetkies- 
lagerstätten. Das  Muttergestein  dieser  Bx)tnickelerze  ist  im  allgemeinen  basischer 
als  die  petrographisch  gleichfalls  nicht  ganz  beständigen  „Gabbros"*,  an  welche 
die  norwegischen  und  kanadischen  Erze  gebunden  sind,  unterscheidet  sich  von 
diesen  auch  durch  seine  Chromitführung.  Auffällig  bleibt  der  reichliche  Arsen- 
gehalt der  spanischen  Vorkommnisse  gegenüber  der  Tatsache,  daß  Arsen  in  den 
nickelführenden  Magnetkies-Kupferkieslagerstätten  allenthalben  nur  in  verschwin- 
denden Mengen  vorkommt. 

Für  die  Annahme,  daß  die  hydrosilikatischen  Nickelerze  inmitten  anderer 
Serpentingebiete  (Frankenstein,  Neukaledonien)  aus  Rotnickelkies  entstanden  sein 
könnten,  fehlt  bis  jetzt  der  Beweis. 

AnsBcheidungen  von  Enpfereraen,  Magnetkies,  Molybdänglanz  usw.  ans 

plagioklasreichen  „dioritischen*'  GeBteinen. 

Hier  sollen  die  in  wissenschaftlicher  Hinsicht  jedenfalls  noch  zu  wenig 
bekannten  Kupfererzlagerstätten  von  Klein-Namaland  ihren  Platz  finden. 

Das  deutsche  und  das  britische  Südwestafrika  sind  sehr  reich  an  Kupfer- 
erzen. Größtenteils  scheinen  dieselben  auf  Gängen  vorzukommen.  Indessen  sollen 
gerade  die  wichtigsten  in  Britisch  Klein-Namaland  magmatische  Ausscheidungen 
sein.  Dieselben  liegen  bei  Ookiep  (Ugib),  südlich  der  Mündung  des  Oranje- 
flusses,  etwa  29^ j^^  südl.  Breite,  85  km  in  gerader  Richtung  von  der  atlantischen 
Küste  entfernt.  Schon  Daintree^)  hat  diese  und  andere  Kupferlagerstätten 
von  Namaland  für  eruptiv  erklärt,  was  neuerdings  Schenck^  unabhängig  von 
ihm  bestätigt  hat.  Die  Kupfererze,  nämlich  vorwiegendes  Buntkupfererz  und 
etwas  Kupferglanz,  daneben  Magnetkies  und  Molybdänglanz,  treten  als  Massen 
von  Stecknadelkopfgröße  bis  zu  mehreren  Metern  Durchmesser  in  einem  sehr 
plagioklasreichen  „dioritischen^  Gestein  (mit  etwas  Biotit,  Hornblende  und  Augit) 
auf.  Das  Gestein^  bildet  stockförmige  Massen  im  Gneis.  Die  Kapkolonie  hat 
1901  etwa  6500  t  Kupfer  produziert;  nach  Schenck  beträgt  die  Erzförderung 
zu  Ookiep  jährlich  30000  t  mit  einem  Durchschnittsgehalt  von  21^1  ^^lo-  Die 
Erze  werden  zu  Swansea  in  Wales  verhüttet. 


')  Note«  on  certain  modes  of  occurrence  of  gold  in  Australia;  Quart.  Joum.  Geol. 
Soc,  XXXIV,  1878,  Fußnote  S.  434. 

^  Die  Kupfererzlagerstätte  von  Ookiep  in  Klein-Namaland;  Zeitschr.  d.  deuUch. 
geol.  Ges.,  LIII,  1902.    Verh.  64—65. 

')  Ans  den  spärlichen  Mitteilungen  ergibt  sich  nichts  über  die  genaueren  chemischen 
VerhältDisse  des  Gesteines. 


64  Die  eruptiven  Lagerstätten. 


III.  Gediegene  Metalle  als  primäre  Ausscheidungen 

in  Eruptivgesteinen. 

Alle  hierher  gehörigen  Vorkommnisse  sind  bisher  in  technischer  Beziehung 
bedeutungslos. 

Platin  und  Nickeleisen  in  Serpentinen. 

Einige  der  chromitftthrenden  Serpentine  und  der  als  ihr  Muttergestein  zu 
betrachtenden  Gesteine  erhalten  ein  besonderes  Interesse  dadurch,  daß  ^ie  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  primäre  Lagerstätten  des  Platins  sind.  Wiewohl  das 
Platin  ausschließlich  auf  Seifen  gewonnen  wird,  müssen  doch  die  primären 
Lagerstätten  desselben  schon  jetzt  erwähnt  werden. 

Wie  früher  gesagt  wurde,  ist  der  Ural  reich  an  Chromeisensteinvor- 
kommnissen, welche  stets  an  Serpentine  gebunden  sind.  Solche  Chromitlager- 
stätten  sind  weit  verbreitet  in  der  Gegend  von  Nischne-Tagilsk;  bezeichnender- 
weise aber  sind  südlich  dieses  Ortes  auch  berühmte  Platinseifen.  Daß  solcher 
Serpentin  auch  das  Muttergestein  des  Edelmetalls  sei,  war  von  vornherein 
wahrscheinlich,  erstlich  weil  Gerolle  desselben  auf  den  Platinseifen  häufig  vor- 
kommen, besonders  aber,  weil  das  Metall  in  den  Seifen  nicht  selten  in  enger 
Verwachsung  mit  Chxomit  auftritt. 

Über  das  primäre  Vorkommen  des  Platins  in  serpentinartigen  Gesteinen  des 
Ural  hat  wohl  zuerst  Daubr^e^)  berichtet.  Das  Metall  fand  sich  in  Körnern  und 
in  mehr  oder  weniger  gut  ausgebildeten  Kristallen  neben  Körnchen  und  Kristallen 
von  Chromit  in  einem  aus  Serpentin,  Olivin  und  diallagartigem  Augit  gebildeten 
Gestein.  Die  Beziehungen  zwischen  Chromit  und  Platin  sind  die  innigsten. 
Letzteres  bildet  manchmal  eckig-zackige  Durchwachsungen  in  ersterem.  Auf  die 
strukturellen  Ähnlichkeiten  zwischen  den  platinführenden  Olivingesteinen  des  Ural 
und   gewissen  Meteoriten  hat  gleichfalls  schon  Daubr^e  aufmerksam  gemacht. 

In  Olivingabbros  ist  dann  anfangs  der  achtziger  Jahre  des  XIX.  Jahr- 
hunderts im  Flußgebiet  der  Tschusowaja  (Nebenfluß  der  Kama)  primäres  Platin 
nachgewiesen  worden.*)  Im  Jahre  1893  hat  weiterhin  Inostranzew*)  aus- 
führlicher einen  ähnlichen  Fund  aus  dem  Goroblagodatskischen  Distrikt 

^)  Association,  dans  rOural,  du  platiue  natif  &  des  roches  ä  base  de  p^ridot; 
relatioD  d^origine  qui  unit  ce  m6tal  avec  le  fer  chrome;  Comptes  rendus  de  Pac.  d. 
Bciences,  LXXX,  1875,  707;  Ref.  N.  Jahrb.,  1875,  540.  —  Des  Cloiseaui;  N.  Jahrb., 
1875,  395,  und  Compt.  rendus,  LXXX,  1875. 

^)  Helmhacker,  Platin  auf  primärer  Lagerstätte;  Ztschr.  f.  pr.  Geol.,  1893,  87. 

')  Gisement  primaire  de  platine  dans  TOural;  Compt.  rendus,  CXVI,  155—156; 
Arb.  der  naturf.  Ges.  zu  St.  Petersburg,  XXII,  Heft  II,  1892,  17-27;  Ref.  N.  Jahrb., 
1894,  I,  432.  —  Derselbe,  Sur  les  formes  du  platine  dans  sa  röche  mere  de  TOural; 
Compt.  rend.,  CXVIII,  1894;  Ref.  N.  Jahrb.,  1896,  I,  427.  —  Muschkjettow,  Über 
die  primäre  Platin lagerstätte  im  westlichen  Ural ;  Verh.  Kais.  russ.  min.  Ges.  (2),  XXIX, 
1892,  229—230;  Ref.  Ztschr.  f.  Krystallogr.,  XXIV,  1895,  505.  —  Meunier,  Observations 
sur  ia  Constitution  de  la  roche-mere  du  platine;  Compt.  rend.,  CXVIII,  1894.  368—369; 
Ref.  N.  Jahrb.,  1896,  I,  428.  —  Saytzew,  Die  Platinlagerstätten  am  Ural;  herausgeg. 
von  der  Platingewerkschaft  J.  N.  Burdakoff  &  Söhne,  Tomsk  1898,  71—75.  — 
Meunier,  £tude  sur  la  roche-mere  du  platine  de  TOural  et  sur  les  roches  silicat^es 
magnesiennes  primitives ;  Compte  rendu  de  la  VII.  Session  d.  congres  g^ologique  Intern. 
St.  Petersburg  1899,  156—174. 


Platin  und  Nickeleisen  in  Serpentinen.  65 

bei  Nischne-Tagilsk  beschrieben.  Nach  ihm  ist  das  Muttergestein,  in  welchem 
sich  am  Solowiew-Berge,  2^/2  km  von  den  Auroraschen  Wäschen,  das  Platin 
vorfindet,  ein  Danit.  Das  Metall  wurde  in  einem  ^/g  m  breiten  Nest  von  Chromit, 
begleitet  von  etwas  Serpentin  und  Dolomit,  nachgewiesen.  Die  Platinkörner 
sind  schon  dem  bloßen  Auge  sichtbar;  außerdem  ließ  sich  in  dem  Chromit  noch 
ein.  unsichtbarer  Durchschnittsgehalt  von  0,0107  °/q  Platin  erkennen. 

Nach  Saytzew  sollen  aber  noch  andere  Gesteine  des  Ural  als  Mutter- 
gesteine des  Platins  in  Betracht  kommen,  nämlich  Porphyrite,  Gabbrodiorite 
und  Syenitgneise.  Er  will  das  daraus  folgern,  daß  in  gewissen  Platinseifen  die 
Hauptmasse  der  Gerolle  aus  solchen  Gesteinen  besteht,  und  daß  sich  angeblich 
in  einem  Gabbrodiorit  auch  einmal  ein  Platingehalt  nachweisen  ließ. 

.Nach  Kemp^)  soll  am  Tulmeen  River  in  Britisch  Columbia  das  Platin  in 
Pyroxeniten  und  in  „crushed  and  chloritized  granite**  vorkommen. 

Es  muß  erwähnt  werden,  daß,  soweit  die  Untersuchungen  reichen,  alles 
Platin,  sei  es  aus  Seifen  oder  aus  dem  Muttergestein  stammend,  einen  durch- 
schnittlich etwa  10^/0  betragenden  Eisengehalt  besitzt. 

Auch  aufBorneo  weist  nach  Daubr6e^)  manches  daraufhin,  daß  Platin, 
Osmium,  Laurit  (RuSg)  und  Gold  an  Peridotite  gebunden  sind.  Wenigstens 
herrschen  in  den  dieselben  führenden  Geröllablagerungen  Gabbro,  Diorit  und 
Serpentin  vor,  welch  letzterer  wieder  aus  Diallag,  Chromit  und  Olivin  besteht. 

Eine  dem  Eisenplatin  entsprechende  Legierung  ist  wohl  der  Awaruit 
(Nickeleisen,  FeNig),  der  1885  durch  Skey  in  Plättchen  und  Körnern  von  un- 
regelmäßiger Gestalt  zusammen  mit  Gold,  Platin,  Zinnstein,  Magnetit  und  Chromit 
in  einem  schwarzen  Sand  des  George  River  auf  der  Südinsel  von  Neuseeland 
entdeckt  worden  war  und  den  dann  später  Ulrich^)  auf  primärer  Lagerstätte 
in  einem  Peridotit  und  daraus  hervorgegangenem  Serpentin  zusammen  mit  Chromit 
und  Picotit  ((Fe Mg)  (Al^Fe^Crj)  O4)  auffand.  Die  Verbreitung  dieses  Nickeleisens 
auf  primärer  Lagerstätte  ist  eine  weite  in  den  Olivin-  und  Serpentingesteinen 
zwischen  dem  Cascade-River  und  der  Awarua-Bucht  an  der  Westküste  Neu- 
seelands (im  südlichen  Distrikt  Otago). 

Ein  anderes  Nickeleisen,  der  Josephinit  (NigFe^),  kommt  nach  Melville*) 
reichlich  in  manchmal  bis  zu  100  Pfund  schweren  Flußgeröllen  der  Josephine 
und  Jackson  Counties  in  Oregon  vor.  Die  GeröUe  bestehen  aus  serpentinischer 
Grundmasse,  enthalten  Chromit,  Magnetit,  Magnetkies  und  vielleicht  etwas  Bronzit 
mit  kleinen  Mengen  Kobalt,  Kupfer,  Arsen  und  Chlor  usw.  Der  Josephinit 
macht  manchmal  über  ^/g  des  Gewichtes  aus. 

In  den  goldführenden  Sauden  des  Flusses  Elvo  bei  Biella  in  Piemont 
wurden  platinähnliche  Körner  von  Eisennickel  (FeNig  bezw.  FogNig)  gefunden, 
welchen  Seil a*)  einen  terrestren  Ursprung  zuschreibt.    Awaruit  samt  Antigorit, 

^)  Notes  on  platinam  and  its  associated  metals;  Eng.  Min.  Journ.,  LXXIII,  1902, 
512—513. 

^)  Association  du  platine  natif  ä  des  roches  ä  base  de  p^ridot;  immitation  artificielle 
du  platine  natif  magn6ti-polaire ;  Ann.  d.  Mines  (7),  ]X,  1876,  129. 

3)  On  the  diacovery,  mode  of  occurrence  und  distribution  of  the  Nickel-Iron  alloy 
Awaruite,  on  the  West  Coast  of  the  South  Island  of  New  Zealand;  Quart.  Journ.  Geol. 
Soc.,  XLVI,  1890,  619-632;  Ref.  N.  Jahrb.,  1892,  I,  317—318.  —  vom  Rath, 
Sitzungsber.  niederrh.  Ges.,  1887,  289—291. 

*)  Josepbinite,  a  new  Nickel-Iron;  Am.  Journ.  of  Science,  XLIII,  1892,  509—513; 
Ref.  N.  Jahrb.,  1894,  I,  433. 

^)  Sur  la  pr^sence  du  nickel  natif  dans  les  sables  du  torrent  Elvo  pres  de  Biella 
(Pitoont);  Compt.  rendus,  CXU,  1891,  171—173;  Ref.  N.  Jahrb.,  1892,  I,  513. 
Stelzner-Bergeat,  Erzlagerstätten.  5 


66  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

Diallag  and  Magnetit  soll  in  einem  Serpentin  aaf  dem  Gipfel  des  Hiffelhoms  bei 
Zermatt  in  der  Schweiz  vorkommen.^) 

Seit  längerer  Zeit  und  von  verschiedenen  Seiten,  so  besonders  vonDaubree,^) 
ist  aaf  die  möglichen  genetischen  Beziehangen  zwischen  dem  Eisenplatin  and 
den  Vorkommnissen  von  Nickeleisen  einerseits  und  den  nickelhaltigen  Meteor- 
eisen anderseits  hingewiesen  worden.  Die  nicht  metallischen  Begleiter  sind 
hier  wie  dort  einander  sehr  ähnlich,  teilweise  sogar  die  gleichen  —  wie  der 
Olivin,  die  rhombischen  Pyroxene  and  der  Chromit,  and  manche  Meteorsteine 
haben  die  größte  Ähnlichkeit  mit  irdischen  Lherzolithen.  Es  hat  sich  ferner 
gezeigt,  daß  gerade  die  nickelhaltigen  Magnetkiese  oft  gebanden  sind  an  Gesteine 
mit  rhombischem  Pyroxen  und,  wie  in  Norwegen,  mit  Olivin,  und  daß  in 
diesen  Nickellagerstätten  stellenweise  auch  ein  Platin-  und  Iridiumgehalt  nach- 
zuweisen ist. 

Solche  Analogien  aber  zeigt  in  besonderem  Grade  terrestres,  d.  h.  in 
irdischen  Magmen  gebildetes  und  mit  diesen  an  die  Oberfläche  gefördertes 

Nickelhaltiges  gediegenes  Eisen. 

Llteratar. 

Andrews,  Über  die  Zusammensetzung  und  mikroskopische  Struktur  gewisser 
basaltischer  und  metamorpher  Gesteine;  Pogg.  Ann.,  LXXXVIII,  1853,  321—325. 

Karpinsky,  Wissensch.-histor.  Sammlung,  herausgeg.  zum  100 Jähr.  Jubil.  d. 
Berginstituts  in  St.  Petersburg  1873.  —  Lagorio,  Natur  der  Glasbasis  und  der 
KrystallisationsYorgänge  im  eruptiven  Magma;  Tscherm.  Mitt.,  VIII,  1887,  483.  — 
Pfaffius,  Beschreibung  des  sogen.  Anamesit  aus  der  Umgegend  der  Stadt  Bowno; 
Pamietnik  Fysyograficzny,  VI,  1886,  31—54 ;  Ref.  N.  Jahrb.,  1888,  II,  -  75—79  -. 

Hawes,  On  grains  of  metallic  Iron  in  dolerites  from  New  Hampshire;  Am.  Joum. 
of  Science  (3),  XIII,  1877,  33. 

Schwantke,  Über  ein  Vorkommen  von  gediegenem  Eisen  in  einem  Auswürfling 
aus  dem  basaltischen  Tuff  bei  Ofleiden;  Centralbl.  für  Min.  usw.,  1901,  65—71. 

A.  E.  Norde nskiöld.  Ober  die  großen  Eisenmassen  in  Grönland;  deutsch 
von  Rammeisberg;  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXIII,  1871,  738—745.  —  Wöhler, 
Analyse  des  Meteoreisens  Ton  Ovifak  in  Grönland;  K.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  zu 
Göttingen,  1872,  197—204;  Ref.  N.  Jahrb.,  1872,  531—533.  —  Daubr6e,  Untersuchung 
der  Gesteine  mit  gediegenem  Eisen  von  Grönland ;  Comptes  rendus,  LXXIV,  1872, 1542, 
LXXV,  1872,  240.  —  Observations  sur  la  structure  Interieure  d'une  des  masses  de  fer 
nätif  d^Ovifak;  ebenda  LXXXIV,  1877,  66;  Ref.  Ztschr.  f.  Krystallogr.,  I,  1877,  89—90. 
—  Sur  les  roches  avec  fer  natif  du  Groenland;  Bull.  soc.  g6ol.  de  France  (3),  V,  1877, 
111.  —  Tschermak,  Der  Eisenfund  bei  Ovifak  in  Grönland;  Tscherm.  Min.  Mitt., 
1871,  109—112.  —  Ders.,  Der  Meteoritenfund  bei  Ovifak  in  Grönland;  ebenda  1874, 
165 — 174.  —  Nauckhoff,  Über  das  Vorkommen  von  gediegenem  Eisen  in  einem 
Basaltgange  bei  Ovifak  in  Grönland;  ebenda  109 — 136.  —  Lemberg,  Ztschr.  d.  deutsch, 
geol.  Ges.,  XXIX,  1877,  506.  —  Steenstrup.  Om  de  Nordenskiöldske  Jaernmasser  og 
om  Forekomster  af  gedigen  Jaem  i  Basalt;  Wissensch.  Mitt.  d.  naturh.  Ver.  in 
Kopenhagen,  1875,  No.  16 — 19;  Ref.  N.  Jahrb.,  1877,  91.  —  Steenstrup  undLorenzen, 
Om  förekomsten  af  Nikkeljem  med  Widmanstättenske  Figurer  i  Basalten  i  Nord- 
Grönland;  Meddelser  om  Grönland,  IV,  Kopenhagen  1882;   Ref.  N.  Jahrb.,  1884,  II, 

0  Miss  E.  Aston  and  Bonncy,  Od  an  alpine  nickelbearing  Serpentine,  with 
fulgurites;  Quart.  Joum.  Geol.  Soc,  LH,  1896,  452—460;  Ref.  N.  Jahrb.,  1898,  I,  -  55-. 

*)  Comptes  rendus  de  Pac.  d.  sciences,  LXII,  1866,  29.  Janv.:  Ref.  N.  Jahrb. 
1866,  738—739. 


Nickelhaltiges  gediegenes  £isen.  6? 

—  364—365—  —  Daubr6e,  Eiperimentalgeologie,  deutsch  v.  Gurlt,  435—453.  — 
Törnebohm,  Über  die  eisen  führenden  Gesteine  Ton  Ovifak  und  Assuk  in  Grönland; 
Bihang  Vet.  Akad.  Handl.,  V,  1878,  No.  10;  Ref.  N.  Jahrb.,  1879,  173—175.  — 
Lawrence  Smith,  Remarques  sur  le  fer  natif  d'Ovifak  en  Groenland  et  la  röche 
basaltique  qui  le  contient;  Bull.  soc.  min.  de  France,  1878,  Bull.  6;  Eef.  N.  Jahrb., 
1879,  625—626.  —  Ders.,  Memoire  sur  le  fer  natif  du  Groenland  et  sur  la  dol6rite  qui 
le  renferme;  Ann.  de  chim.  et  de  phys.  (5),  XVI,  1879.  —  Meunier,  Recherches  exp6ri- 
mentales  sur  les  grenailles  m^talliques  des  met^orites  sporadosideres ;  Comptes  rendus 
de  Tac.  d.  sciences,  LXXXIX,  794;  Ref.  N.  Jahrb.,  1879,  906—907.  —  Ders.,  Reproduction 
artificielle  du  fer  carbur^  natif  du  Groenland;  ebenda  924;  Ref.  N.  Jahrb.,   1880,  I, 

—  47—.  Nathorst,  Till  fraagan  om  det  gedigna  jernets  förekomst  i  basalten  paa 
Grönlands  yestkust;  Geol.  Foren,  i  Stockholm  Förh.,  IV,  1879,  203—207;  Ref.  N. 
Jahrb.,  1880,  I,  —214—.  —  Rosenbusch,  Mikroskopische  Physiographie  der  massigen 
Gesteine,  IL  Bd.,  IIL  Aufl.,  1896,  1021—1022.  —  Winkler,  Über  die  Möglichkeit  der 
Einwanderung  Ton  Metallen  in  Eruptivgesteine  unter  Vermittelung  von  Eohlenoxyd; 
Ber.  d.  math.  phys.  Cl.  k.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.,  LH,  1900,  9—16;  Ref.  Centralbl.  f. 
Min.  etc.,  1900,  160—161.  —  Hintze,  Handbuch  der  Mineralogie,  I,  1898,  164-166, 
168 — 169,  Lit.  —  Karten  Yon  der  Insel  Disko  gaben  Roh  de  und  Steenstrup,  Peterm. 
Mitt.,  XX,  1874,  Tafel  7,  und  Hammer  und  Steenstrup,  ebenda  XXIX,  1883,  Tafel  5. 

Die  Zahl  der  Mitteilungen  über  Funde  gediegenen  Eisens  ist  keine  geringe. 
Mifitrauen  verdienen  zunächst  alle  Nachrichten  über  Vorkommnisse  in  lockeren, 
mehr  oder  weniger  verlagerten  Geröllmassen,  Grus,  Ackererde  usw.,  wie  über- 
haupt im  nicht  anstehenden  Gestein.  Solche  Eisenfunde  können  entweder  Meteorite 
sein  und  sind  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  solche,  wenn  sie  einen  Nickel-  und 
Phosphorgehalt  und  die  Widmann stättenschen  Figuren  zeigen.  Außerdem 
können  sie  vom  Menschen  dorthin  verschleppt  und  Kunsterzeugnisse  sein.  So 
kommen  in  den  Goldwäschen  von  Ohläpian  in  Siebenbürgen  Eisenpartikel  vor, 
die  von  den  Gerätschaften  der  Goldwäscher  herstammen.^) 

Gediegenes  Eisen  ist  zweifellos  in  manchen  Basalten  enthalten.  In  Dünn- 
schliffen kann  es  nachgewiesen  werden  durch  Behandlung  der  unbedeckten  Fläche 
mit  Kupfervitriol,  wobei  sich  auf  dem  Eisen  ein  Häutchen  von  metallischem 
Kupfer  niederschlägt.  Auch  das  Pulver  solchen  eisenhaltigen  Basalts  scheidet 
aas  dem  Kupfervitriol  gediegen  Kupfer  aus;  selbstverständlich  darf  das  Gestein 
dann  nicht  im  eisernen  Mörser  zerkleinert  worden  sein. 

Den  ersten  Nachweis  kleiner  Mengen  gediegenen  Eisens  im  Basalt  von 
Antrim  in  Irland  hat  Andrews  geliefert.  Im  Basalt  von  Rowno  in  Volhynien 
erkannte  Karpin sky  das  Metall  in  winzigen  Körnchen;  aus  dem  „Dolerit^^ 
des  Mount  Washington  in  New  Hampshire  hat  Hawes  gediegen  Eisen 
erwähnt.  Ein  merkwürdiges  Vorkommen  von  gediegenem  Eisen  in  einem  basal- 
tischen Auswürfling  von  Ofleiden  in  Hessen  beschrieb  Schwantke. 

Solche  Vorkommnisse  stehen  aber  an  Bedeutung  hinter  den  berühmten 
Fanden  terrestren  Eisens  auf  Grönland  weit  zurück.  Dasselbe  ist  übrigens 
tatsächlich  einmal  technisch  verwertet  worden,  indem  es  den  Eskimos  das 
Material  zu  ihren  primitiven  Messern  usw.  gegeben  hat.  Der  hauptsächlichste 
Fundort  liegt  bei  tlifak  (Ovifak)  auf  der  Insel  Disko  an  der  Westküste  von 
Grönland. 

1819  hatte  schon  Kapitän  James  Roß  das  Vorkommen  von  Eisen  auf 
Grönland  konstatiert.  Die  Eskimos  benutzten  das  Metall  zur  Herstellung  von 
Werkzeugen  und  Messern.  Erst  1870  fand  Nordenskiöld  zu  Uifak  kolossale 
Blöcke  von  gediegenem  Eisen.    An  der  Westküste  Grönlands  kennt  man  zwischen 


^)  Lit.  bei  Hintze,  Handbuch  der  Mineralogie,  I,  162. 


5* 


Ni 

Co 

Cu 

S 

C 

SiOa  ünlösl. 

2,48 

0,07 

0,27 

1,52 

10,16 

Spur   0,05 

1,64 

0,35 

0,19 

0,22 

3,71 

0,66    4,37 

1,24 

0,56 

0,19 

1,21 

2,37 

0,59 

1,19 

0,47 

2,82 

3,69 

0,08     — 

68  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

dem  69.  und  76.  Breitegrad  große  Basaltgebiete,  die  weiterhin  unter  dem 
Inlandeis  verschwinden.  In  einem  solchen  Basaltgebiet  kamen  jene  Eisenbl5cke 
vor,  deren  größter  etwa  2  m  Durchmesser  und  ein  Gewicht  von  21000  Kilo 
besitzt,  während  ein  kleinerer  8000  Kilo  wiegt.  Diese  samt  etwa  700  Kilo 
kleinerer  Kisenstücke  hat  im  Jahre  1871  die  schwedische  B^gierung  in  das 
Stockholmer  Eeichsmuseum  schaffen  lassen. 

Von  den  zahlreichen  an  dem  Eisen  vorgenommenen  Analysen  seien  nur 
die  folgenden  angeführt:^) 

Fe 
I.  Großer    Block    (Norden- 

skiöld) 84,49 

II.  Kleiner  Block  (Nordström 

bei  Nordenskiöld) .     .     .     86,34 
in.  Kleine     Eisenmasse     im 
Basalt,  auf  welchem  die 
großen   I   und  II  lagen 

(Lindström) 93,24 

IV.  Desgl.      (Jannasch      bei 

Wöhler) 80,64 

In     I.  außerdem  0,04  MgO,  0,20  P,  0,72  Cl,  Spuren  von  AlgOg,  CaO,  K^O,  Na^O. 
„     n.         „         0,24  AlgOg,  0,48  CaO,  0,29  MgO,  0,07  K^O,'  0,14  Na^O,  0,07  P, 

1,16  Cl. 
„  m.        „         0,08  K^O,  0,12  Na^O,  0,03  P,  0,16  Cl,  Spur  MgO. 
„  IV.        „         0,15  P,  11,09  0. 

Das  Eisen  zeigt  schöne  Widmannstättensche  Figuren  und  wurde  auch 
aus  diesem  Grunde  anfangs  von  Nordenskiöld,  Daubr^e  u.  a.  für  Meteoreisen 
gehalten.  Später  fand  dann  Steenstrup  an  der  Nordseite  der  Insel  Disko  bei 
Asuk  (am  WeigattQord)  in  einem  Basalte  kleine  0,1—0,5  mm  große  Körnchen 
von  gediegenem  Eisen,  ferner  plattenförmige,  linsenförmige  und  dendritische  Eisen- 
massen im  Basalt  von  Uifak  und  entnahm  daraus,  daß  das  Uifakeisen  tatsächlich 
tellurischen  Ursprungs  sei  und  ein  Bestandteil  des  Basaltes  sein  müsse. 

Die  eisenführenden  Gesteine  von  Disko  sind  mehr  oder  weniger  hypersthen- 
führende  Basalte  mit  einem  merkwürdigen  Gehalt  an  Graphit  und  Spinell;  das 
gediegene  Eisen  hat  an  den  zahlreichen  Orten  seines  Vorkommens  ganz  ver- 
schiedene Eigenschaften,  ähnelt  bald  dem  kohlereichen  Gußeisen,  bald  dem  kohle- 
armen, hämmerbaren  Schmiedeeisen.     Manchmal  ist  es  von  Magnetkies  begleitet. 

Wenn  man  auch  gegenwärtig  weiß,  daß  das  Diskoeisen  einem  tellurischen 
Magma  angehört,  so  sind  doch  die  näheren  Umstände  seiner  eigentlichen  Ent- 
stehung noch  nicht  klargestellt,  verschiedene  Ansichten  stehen  sich  da  gegenüber. 
Lemberg  glaubte  an  eine  Dissoziation  des  in  dem  Basaltmagma  enthaltenen 
Wassers  und  an  eine  Reduktion  von  Eisensilikat  durch  den  entstehenden  Wasser- 
stoff; Lawrence  Smith  wies  auf  die  Nachbarschaft  von  Braunkohlenflözen 
hin  und  nahm  eine  Keduktion  von  Eisenoxyden  und  -Silikaten,  sowie  eine  Durch- 
kohlung  des  Eisens  infolge  des  Durchbruchs  der  Basalte  durch  jene  Kohlenflöze 
an.^)  Ähnlich  äußerten  sich  Nathorst  und  Törnebohm,  während  Meunier 
glaubte,  das  Eisen  könne  von  Massen  gediegenen  Eisens  im  Erdinnem  losgerissen 
worden  sein. 


^)  Eine  Zusammenstellung  der  Analysen  findet  sich  in  Hintzes  Handbuch  der 
Mineralogie,  I,  169. 

^)  Ein  interessanter  Fall  der  Bcduktion  von  Blackbanderzen  durch  einen  Floz- 
brand  ist  bekannt  von  Edmonton  am  Nord-Saskatchewan  Kiyer  in  Kanada.  —  Dana, 
Mineralogy,  1892,  29.  Siehe  auch  Allen,  Native  Iron  in  the  Goal  Measures  of  Missouri ; 
Amer.  Journ.  of  Sc,  CLIV,  1897,  99—104;  Ref.  N.  Jahrb.,  1899,  I,  -85—86-. 


Ausscheidungen  von  gediegenem  Eapfer.   Primäres  Gold  in  Eruptivgesteinen.       69 

Eine  andere  Erklärung  fQr  das  Auftreten  des  Eisens  im  Basalt  hat 
Winkler  versucht.  Er  erinnert  daran,  daß  sich  bei  Temperaturen  von  etwa 
80^  das  Eohlenoyi^dgas  mit  Nickel  und  Eisen  zu  beladen  vermag,  indem  es 
mit  denselben  Verbindungen  Ni  (C0)4,  bezw.  Fe  (CO)^  und  Fog  (CO),  bildet,  die 
bei  höherer  Temperatur  wieder  zerfallen.  Schon  bei  über  80^  geht  das  Fe^  (CO), 
in  Fe  (00)5  ^her,  letzteres  zerfällt  dann  bei  noch  weiterem  Erhitzen  in  reines 
Eisen  und  Kohlenstoff.  Überschreitet  die  Temperatur  350®,  so  bildet  sich  stark 
kohlehaltiges  Eisen.  Winkler  nimmt  an,  daß  solche  Metallkarbonyle  mit  dem 
sich  abkühlenden  Basalt  bei  einer  Temperatur  über  350®  zusammengetroffen 
seien.  Der  Ursprung  jener  Grase  würde  aber  rätselhaft  bleiben,  wenn  man  nicht 
vielleicht  annehmen  dürfte,  daß  auch  bei  anderen  Temperaturen  als  bei  80®  und 
bei  gleichzeitig  hohen  Drucken  dieselben  bildungs-  und  bestandfähig  sein  könnten. 

Ausscheidungen  von  gediegenem  Kupfer  in  basischen 

Eruptivgesteinen. 

Solche  Vorkommnisse  sind  zum  mindesten  selten. 

Als  eine  magmatische  Ausscheidung  aus  Gabbro  möchte  Lotti^)  das  ge- 
diegene Kupfer  von  Monte  Acute  bei  Pari  (in  der  toskanischen  Provinz  Grosseto) 
auffassen.  Das  Muttergestein  ist  ein  feldspatreicher,  saussuritisierter  Gabbro 
mit  wenig  Diallag;  es  scheint  ziemlich  stark  verändert  zu  sein,  wie  sich  aus 
dem  Gehalt  an  Skapolith  und  Epidot  ergibt.  Gänge  (oder  Schlieren?)  dieses 
feldspatreicheren  Gesteines  liegen,  unter  sich  ungefähr  parallel,  eingebettet  in 
einem  diallagreicheren  Gabbro  und  enthalten  rundliche  und  scheibenförmige, 
lamellen-  oder  moosförmige  Einschlüsse  von  gediegenem  Kupfer,  manchmal  von 
einigen  Zentimetern  Durchmesser.  Das  Kupfer  ist  fast  immer  umhüllt  von  Rot- 
kupfererz, manchmal  auch  begleitet  von  Eisenoxyd;  da  es  aber  auch  in  mikro- 
skopischen Partikelchen  teilweise  ohne  solche  Oxyde,  welche  auf  eine  Herkunft  von 
Sulfiden  hindeuten  könnten,  durch  das  Gestein  zerstreut  ist,  so  hält  Lotti  das 
Kupfer  für  die  primäre  Ausscheidung  des  Gesteines.  Übrigens  enthält  auch  der 
diallagreichere  Gabbro  da  und  dort  Kupferglanz  eingesprengt. 

Primäres  Gold  in  Eruptivgesteinen. 

Mehrfach  wird  von  einem  primären  Goldgehalt  sowohl  in  sauren  wie  in 
basischen  Eruptivgesteinen  berichtet.  Es  soll  dann  das  Metall  entweder  metallisch 
oder  in  Form  goldhaltigen  Pyrits,  seltener  in  Kupferkies  vorhanden  und  in 
feinster  Verteilung  in  dem  Gestein  eingewachsen  sein.  Erst  bei  der  Verwitterung 
entsteht  dann  Freigold,  das  sich  in  Seifen  konzentrieren  oder  durch  Lateral- 
Sekretion  auf  Gänge  wandern  soll.  Die  ursprüngliche  Art  des  Auftretens  hat 
wohl  nie  eine  technischeBedeutung.  Zudem  ist  es  häufig  fraglich,  ob  nicht 
das  Gold  von  den  Gängen  aus  erst  in  das  Eruptivgestein  eingewandert  ist.  In 
manchen  Fällen  dürfte  endlich  noch  zu  entscheiden  sein,  ob  man  es  wirklich  mit 
Eruptivgesteinen  zu  tun  hat. 

Als  goldhaltig  werden  sowohl  quarzfreie  wie  quarzhaltige,  alte  und 
junge  Eruptivgesteine  erwähnt. 

Bei  Jekaterinburg  im  Ural  führt  der  Grus  eines  unweit  der  Stadt 
anstehenden  Granits  1  g  Gold  pro  Tonne,  die  Porphyrite  sollen  sogar  10  g  ent- 
halten. ^  Nach  Helmhacker ^)  besitzen  auch  Diorite  und  Serpentine  in  der 
Nähe  von  Miask  einen  primären  Goldgehalt.  —  Der  Diallag-Peridotit  der 
Poliakowskischen  Berge  am  Westabhang   des  Urals   enthält  nach  Tscher- 

^)  Un  giacimento  di  rame  nativo  presse  Pari;  Rassegna  mineraria,  XI,  1899,  12. 
—  Ders.,  Deposit]  dei  minerali  metalliferi,  30 — 31. 

2)  Keisenotizen  von  Bergeat. 

3)  Über  das  Vorkommen  des  (Joldes  in  Dioriten  und  Serpentinen;  österr.  Ztschr. 
f.  Berg.  u.  Hüttenw ,  XXVHI,  1880,  97—99.  110—113,  127—128,  142—144,  155-1Ö6. 


70  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

nyschew^)  Gold.  Dieses  soll  im  frischen  Gestein  nicht  sichtbar,  sondern  in 
den  Bisilikaten  enthalten  sein  und  erst  im  serpentinisierten  Gestein  als  Freigold 
in  feinster  Verteilung  erscheinen.  Der  wichtigste  Ort  dieses  Vorkommens  ist 
Kamyschak.  —  Auch  über  Gold  in  Orthoklasgesteinen  des  südlichen  Ural  wird 
berichtet.  ^ 

Nach  Daintree,^)  Wilkinson  und  Ulrich  soll  es  in  Ostaustralien 
mehrfach  goldführende  Eruptivgesteine  geben;  so  nach  Ulrich  einen  Granit 
mit  goldhaltigem  Pyrit  zu  Bowenfels  und  Hartley  in  Neu-Südwales,  gold- 
führende paläozoische  Diorite  und  Feisite  in  Queensland,  Neu-Südwales 
und  Viktoria.  Daintree  führt  wenigstens  in  mehreren  Fällen  Gründe  zur 
Stütze  seiner  Angaben  an;  mittelst  des  Mikroskops  zeigte  sich  z.  B.  manchmal 
eine  innige  Verwachsung  des  goldführenden  Kieses  mit  den  primären  Gesteins- 
elementen; der  Kiesgehalt  wäre  nach  ihm  gleich  alt  mit  der  Verfestigung  des 
Muttergesteines  und  nicht  etwa  auf  Imprägnation  zurückzuführen. 

Ein  primäres  Vorkommen  von  Gold  in  einem  Granit  (aus  Mexiko?)  glaubte 
Merrill*)  aufgefunden  zu  haben.  Das  Edelmetall  kommt  in  kaum  millimeter- 
großen Plättchen  im  Glimmer  und  scheinbar  („apparently")  auch  im  Quarz  und 
Feldspat  vor.  Sulfide  sind  nicht  zugegen  und  ebenso  fehle  jedes  Anzeichen 
einer  Imprägnation,  so  daß  Merrill  das  Gold  für  eine  primäre  Ausscheidung 
aus  dem  Granitmagma  halten  möchte.  AuchBlake^)  ist  der  Ansicht,  daß  viele, 
besonders  granitische  Gesteine  einen  primären  Goldgehalt  besäßen,  der  dann 
durch  Lateral-Sekretion  in  die  Klüfte  wandere,  während  v.  E-ichthofen*)  für 
den  Goldgehalt  des  Granits  von  Cisco  in  Kalifornien  eine  von  Klüften  aus- 
gehende Imprägnation  annimmt.  Beweise  für  eine  primäre  Natur  des  Goldes 
in  den  von  ihm  zitierten  Beispielen  bringt  Blake  nicht. 

Nach  Shepard')  findet  sich  Gold  in  umgewandelten  Bronzit-Peridot- 
gesteinen  zu  Havanna. 

Gold  in  brasilianischen  Graniten  erwähnt  Süß ;®)  in  Dünnschliffen  chilenischer 
Obsidiane  und  Quarztrachyt«  hat  Möricke®)  Goldflitterchen  gesehen,  welche 
nach  seiner  Ansicht  nur  primäre  Gesteinsausscheidungen  sein  können. 

Über  ein  goldführendes  Gestein  von  Otjimbinque  im  Swarhaub,  Damara- 
land,  berichtete  Scheibe. ^^)  „Es  ist  ein  frischer  Olivinfels,  wesentlich  aus 
Olivin,  Augit,  Magneteisen  bestehend,  neben  denen  Granat,  Zirkon,  Quarz,  Gold 


^)  Nutzbare  Mineralien  am  Westabhange  des  Centralural;  ebenda  XXXVIII, 
1890,  12. 

')  Tschern yBchew,  Protokoll  der  Sitzung  der  Kais.  Min.  Ges.,  16.  Febr.  1888, 
17;  Ref.  N.  Jahrb.,  1891,  U,  -10-. 

^  Note  on  certaln  modes  of  occurrence  of  gold  in  Australia;  Quart.  Joum.  Geol. 
Soc.  XXXIV,  1878,  431—438.  —  Daintree  zitiert  die  beiden  folgenden.  —  Siehe  auch 
bei  Phillips-Louis,  Ore  deposits,  2.  Aufl.,  1896,  649  und  den  unten  zitierten  Auf- 
satz von  Blake,  297. 

*)  An  Occurrence  of  Free  Gold  in  Granite;  Am.  Journ.  of  Science  (4),  I,  1896,  309. 

^)  Gold  in  Granite  and  plutonic  Eoeks. ;  Trans.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXVI,  1896, 
290-298. 

8)  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXI,  1869,  738—739. 

^)  Zitiert  von  Daubr^e  in  Association  du  platine  natif  k  des  roches  ä  base  de 
p^ridot;  imitation  artificielle  du  platine  natif  magn6ti-polaire;  Ann.  d.  Mines  (7),  IX, 
1876,  123—143. 

8)  Zukunft  des  Goldes,  1877,  111. 

^)  Einige  Beobachtungen  über  chilenische  Erzlagerstätten  und  ihre  Beziehungen 
zu  Eruptivgesteinen;  Tscherm.  Min.  Petrogr.  Mitt..  XII,  1891,  186—198.  beeond.  195. 

^0)  ZtBchr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XL,  1888,  611. 


\ 

\ 


KryoUth.  71 

auftreten.  Letzteres  zeigt  sich  in  gut  sichtbaren,  zackigen  Massen.  Adern  von 
Kieselkupfer  durchziehen  das  Gestein.  In  einer  Durchschnittsprobe  des  vor- 
liegenden Materials  wurde  der  Goldgehalt  zu  0,117  ^/q  bestimmt.** 

G.  F.  Becker^)  und  Arzruni  glaubten  in  einem  Diamanten  von  Kimberley 
gediegenes  Gold  als  Einschluß  zu  sehen. 

Alle  Angaben  über  eine  primäre  Goldführung  in  Eruptivgesteinen  gewinnen 
selbstverständlich  erst  an  Wert  durch  eine  kritische  DünnschliffuntersuchuDg. 

IV.  Ausscheidungen  von  Halogenverbindungen  und 
SauerstoflRsalzen  in  Eruptivgesteinen. 

Abgesehen  von  den  Phosphaten  der  seltenen  Erden  (z.  B.  Monazit),  deren 
technisch  wichtige  Lager  dem  Seifengebirge  angehören,  ist  die  Zahl  der  Lager- 
stätten solcher  Salze  nur  klein.  Der  grönländische  Eryolith  und  ein  unbe- 
deutendes Apatitvorkommen  sollen  nachstehend  besprochen  werden.' 

Kryoliih. 

(Na«Al«Fli2  =  6  NaF  +  2  AI  Fl»,  mit  32,79  Na,  12,85  AI  und  54,36  Fl.) 

Hauptfundort  des  Kryoliths  ist  lyigtok  (Ivigtut)  an  der  Südseite  des 
Arksut-Fjords  in  Süd-Grönlaud,  ungefähr  30  Meilen  von  der  Kolonie  Julianshaab 
entfernt  und  hart  an  der  Meeresküste.  Ende  des  XVni.  Jahrhunderts  ist  das 
Vorkommen  durch  Grönlandfahrer  bekannt  geworden  (1795). 

Nach  Johnstrup  (1883)  wird  dort  grauer  Gneis  durchbrochen  von  einem 
Granitstock,  der  gleichsam  als  Kern  die  Eryolithmasse  beherbergt.  Das 
Mineral  ist  ausschließlich  an  das  Eruptivgestein  gebunden.  Die  Eryolithmasse 
zerfällt  in  eine  zentrale  Partie,  welche  500  Fuß  lang  und  100  Fuß  breit  ist 
und  akzessorisch  und  in  unregelmäßiger  Verteilung  auch  Quarz,  Siderit,  Bleiglanz, 
Zinkblende,  Eisen-  und  Kupferkies  enthält,  —  und  iu  eine  peripherische 
Schale,  welche  scharf  von  ersterer  getrennt  ist.  Die  letztere  geht  dagegen 
allmählich  über  in  den  Granit,  erreicht  eine  Dicke  von  wenigen  bis  zu  100  Fuß 
und  enthält  als  hauptsächliche  akzessorische  Gemengteile  Quarz,  Mikroklin  und 
Ivigtit  (ein  dem  Gilbertit  ähnliches  Natrontonerdesilikat),  ferner  die  vorhin 
genannten  Mineralien  der  zentralen  Partie  neben  Flußspat,  Zinnerz,  Molybdän- 
glanz, Arsenkies  und  Columbit.  Der  Granit,  welcher  zahlreiche  Bruchstücke 
von  Gneis  und  Grünstein  umschließt,  ist  prismatisch  in  der  Weise  abgesondert, 
daß  die  Verlängerungslinien  der  Granitsäulen  gegen  die  zentrale  Eryolithmasse 
konvergieren.  Die  Kryolithpartie  wird  von  Johnstrup  als  eine  gleichzeitige 
konkretionäre  Ausscheidung  innerhalb  des  eruptiven  Granits  betrachtet.  Auf 
Klüften  beobachtet  man  jüngere  Kryolithkristalle  und  als  weitere  sekundäre 
Bildungen  Pachnolith  und  Thomsenolith  (beide  AlFl».  NaCaFl» .  H«0),  Ralstonit 
(3  AI  (Fl,  OH)»  .  (Na«,  Mg)  Fl«  .  2  H^O)  und  den  einen  unreinen  Thomsenolith 
darstellenden  „Hagemannit".«)  Die  Grönländer  nennen  den  Stein  wegen  seiner 
Ähnlichkeit  mit  Seehundsspeck  („Orsok")  „Orsugisat".») 

Ö  XVI.  Ann.  Rep.  ü.  S.  Geol  Surv.,  1884—1885,  part.  III,  272. 

•)  An  der  Entstehung  des  Kryoliths  und  der  ihn  begleitenden  Mineralien  haben 
sicherlich  auch  pneumatolytische  Prozesse  mitgewirkt.  Siehe  darüber  das  S.  23,  Fuß- 
note 2  über  das  Zinnerz  von  Dakota  Gesagt«. 

3)  Die  Schilderung  des  Kryolithvorkommens  von  Ivigtok  ist  Zirkels  Petrographie, 
2.  Aufl.,  IIL  1894,  444,  entnommen,  welcher  der  Bericht  Johnstrups  (Förh.  vid  de 


72  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

Das  Grönländer  Kryolithyorkommen  wird  seit  1854  steinbrnchsmäßig  ab- 
gebaut. Bis  1901  sind  307731  t  gefördert  worden.  1901  betrug  die  Produktion 
8125  t,  5089  t  wurden  nach  Amerika,  2954  t  nach  Europa  exportiert.  Die 
Höchstproduktion  fäUt  in  das  Jahr  1897  (13361  t).^) 

Der  grönländische  Eryolith  war  längere  Zeit  das  wichtigste  Aluminiumerz 
und  dient  nebenbei  der  Sodafabrikation.  Gegenwärtig  findet  er  noch  Ver- 
wendung zur  Aluminiumdarstellung,  zur  Bereitung  von  Opalglas  und  von  Emaille 
für  Eisenwaren. 

Apatiihaliiger  Trachyi. 

Am  Cabo  de  Gate  im  südöstlichen  Spanien  und  zwar  besonders  an  einem 
kleinen  Hügel  bei  Jumilla  tritt  über  eine  Fläche  von  22  ha  verbreitet  ein 
Trachyt  auf,  der  so  reich  ist  an  gelben  oder  lichtgrünen  Kristallen  von  Apatit, 
daß  sein  mittlerer  Phosphatgehalt  15®/o  (überhaupt  7 — 30  ^/q)  beträgt.  Da 
außerdem  ein  Kaligehalt  von  8 — 10®/o  vorhanden  ist,  wird  das  Gestein  auf- 
bereitet und  als  Düngemittel  benutzt.^ 

Die  an  Gabbros  gebundenen  Apatitvorkommnisse  von  Skandinavien  und 
Kanada,  welche  in  mancher  Beziehung  den  Zinnerzgängen  entsprechen,  sind  aus 
den  gleichen  Gründen  wie  diese  letzteren  unter  den  Gängen  behandelt  worden. 

Anhang. 

Diamanien  in  Peridoiit. 

Literatur. 

'  Adler,  Diamanten  in  Südafrika;  Yerh.  k.  k.  geolog.  Reichs- Anst.,  1869,  351.  — 
Südafrikanische  Diamanten;  Bef.  von  H.  B.  Geinitz,  N.  Jahrb.,  1871,  767. 

Stowe,  Diamantenführende  Ablagerungen  des  Vaalflusses  im  südlichen  Afrika; 
Quart.  Journ.  Geol.  See.  XXVIII,  1872,  3— -21,  und  Shaw,  Geologie  der  Diamanten- 
felder Yon  Südafrika;  ebenda  21—28;  Ref.  N.  Jahrb.,  1872,  331—333. 

Cohen,  Briefliche  Mitteilung;  N.  Jahrb.,  1872,  857—861.  —  Ders.,  Briefl.  Mitt.; 
ebenda  1873,  52—56.  —  Ders.,  Briefl.  Mitt.;  ebenda  150 — 155.  —  Ders.,  Über  einen 
Eklogit,  welcher  als  Einschluß  in  den  Diamantengruben  von  Jagersfontein  vorkommt; 
ebenda  1879,  864—869.  —  Ders.,  Über  Capdiamanten ;  ebenda  1881,  I,  184.  —  Ders., 
Über  Einschlüsse  in  südafrikanischen  Diamanten;  ebenda  1876,  752 — 753.  —  Ders., 
Über  die  südafrikanischen  Diamantfelder;  V.  Jahresber.  d.  Yer.  f.  Erdkunde  zu  Metz, 
1882 ;  Ref.  N.  Jahrb.,  1884,  I,  -  318—320  -. 

Dünn,  On  the  mode  of  occurrence  of  diamonds  in  South  Africa;  Quart.  Journ. 
Geol.  Soc.  XXX,  1874,  54—60.  —  Entgegnung  darauf  yon  Cohen;  N.  Jahrb.,  1874, 
514—515. 

Maskelyne  and  Flight,  On  the  character  of  the  diamantiferous  rock  of  South 
Africa;  Quart.  Journ.  Geol.  Soc.  XXX,  1874,  406—417. 

skand.  naturforskarues  12 te  möte  i  Stockholm,  1883,  234  zugrunde  liegt.  Weit^^re 
Litteratur  bei  Zirkel. 

^)  Berg-  und  Hüttenmännisches  usw.  von  der  Kopenha^fener  Weltausstellung  im 
Jahre  1888;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XL VIII,  1889,  105.  —  Ussing,  Mineralproduktiouen 
i  Danmark  ved  Aaret,  1900;  Danmarks  geologiske  Untersagelse,  II.  Raekke,  No.  12, 
1902,  97—101. 

2)  Fuchs  et  de  Launay,  Gites  mineraux,  1,  327. 


.  Diamanten  in  Peridotit.  73 

Dünn,  On  the  diamondfields  of  South  Africa  with  obfleryations  on  the  gold- 
iields  and  cobalt  mine  in  the  Transvaal;  ebenda  XXXIII,  1877,  879.  —  Ders.,  On  the 
diamondfields  of  South  Africa;  ebenda  XXXYH,  1881,  609—612. 

Chaper,  Sur  les  mines  de  diamant  de  PAfrique  australe;  Bull.  d.  1.  Soc.  min6r. 
d.  France,  U,  1879,  195—197. 

Friedel,  Sur  les  min6raux  associ^s  au  diamant  dans  l'Afrique  australe;  ebenda 
197—200. 

Jannetaz,  Observations  sur  la  communication  de  M.  Chaper;  ebenda  200 — 201. 

Fouqu^  etMichel-L^yy,  Note  sur  les  roches  accompagnant  et  contenant  le 
diamant  dans  TAfrique  australe;  ebenda  216—228;  Ref.  vou  Cohen  Über  die  letzt- 
genannten vier  Arbeiten  N.  Jahrb.,  1881,  I,  —6 — 10—. 

Doli,  Zum  Vorkommen  des  Diamants  im  Itacolumite  Brasiliens  und  in  den  Kopjen 
Afrikas;  Verh.  k.  k.  Reichs-Anst.,  1880,  78—80. 

A.  Sjögren,  Om  Diamantfälten  i  Syd-Afrika;  Geol.  Foren.  Förh.,  VI,  1882—83, 
10—27. 

Hudleston,  On  a  recent  Hypothesis  with  respect  to  the  diamond  rock  of  South 
Africa;  Min.  Magaz.,  V,  1883,  199—210;  Ref.  N.  Jahrb.,  1885,  I,  -209— 210 -. 

Moulle,  Memoire  sur  la  g^ologie  g4n6rale  et  sur  les  mines  de  diamants  de 
TAfrique  du  Sud.;  Ann.  d.  Mines  (8),  VII,  1885,  193—348;  Ref.  N.  Jahrb.,  1886,  U, 
-  52—55  -. 

Carvill  Lewis,  On  a  diamantiferous  peridotite  and  the  genesis  of  the  diamond; 
Geol.  Mag.  (3),  IV,  1887,  22—24.  —  Ders.,  The  matrix  of  the  diamond;  Abstract  of  a 
paper  read  at  the  Manchester  Meeting  of  the  British  Association,  sept.  5.,  1887;  Ref. 
N.  Jahrb.,  1888,  I,  —253 — 255—  (Cohen).  —  Ders.,  Papers  and  notes  on  the  genesis 
and  matrix  of  the  diamond;  herausgeg.  von  Bonney.  London  1897;  Ref.  N.  Jahrb., 
1899,  1,-66-. 

G.  F.  Williams,  The  diamond  mines  of  South  Africa;  Transact.  Am.  Inst.  Min. 
Eng.,  XV,  1887,  392—417. 

Winklehner,  Die  Diamantfelder  Südafrikas,  nach  G.  Williams,  Moulle  u.a.; 
Österr.  Ztschr.  f.  Berg-  u.  Hüttenw.,  XXXV,  1887,  559—562,  570—572. 

Knop,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  in  den  Diamantfeldem  von  Jagersfontein  vor- 
kommenden Mineralien  und  Gesteine;  Ber.  über  die  XXII.  Vers.  d.  oberrh.  geol.  Ver., 
1889,  11—25;  Ref.  N.  Jahrb.,  1890,  D,  -97-. 

Daubr^e,  Exp^riences  sur  les  actions  m^caniques  exerc6es  sur  les  roches  par 
des  gaz  dou^es  de  tr^s  fortes  pressions  et  de  mouvements  tr^s  rapides;  Compt.  rendus, 
LXI,  1890,  768-857 ;  Ref.  N.  Jahrb.,  1891,  II,  -  421—422  -.  —  Zeitschr.  f.  prakt. 
Geol.,  1893,  284—295,  nebst  Bemerk,  von  Stapff. 

Enochenhauer,  Die  Diamant -Gruben  von  Eimberley  in  Südafrika;  Ztschr.  f. 
Berg-,  Hütten-  u.  Sal.- Wesen,  XXXIX,  1891,  261—282. 

Luzi,  Über  künstliche  Eorrosionsfiguren  am  Diamanten;  Ber.  d.  deutsch,  ehem. 
Ges.,  XXV,  1892,  2470-2472. 

Chaper,  Observations  k  propos  d'une  note  de  Mr.  Daubr^e;  Bull.  soc.  g6oI.  de 
France  (3)  XIX,  1891,  943—952;  Ref.  N.  Jahrb.,  1893,  I,  -84-. 

Reunert,  Diamond  mines  of  South  Africa,  London  1892.  —  Ders.,  Diamonds 
and  Gold  in  South  Africa,  London  1893. 

Stelzner,  Die  Diamantgruben  von  Eimberley,  Isis  1893;  danach  Ztschr.  f. 
prakt.  Geol.,  1894,  153—157. 

Molengraaff,  Beitrag  zur  Geologie  der  Umgegend  der  Goldfelder  auf  dem 
Hoogeveld  in  der  südafrikanischen  Republik;  N.  Jahrb.,  Beil.-Bd.  IX,  1894—95,  174 
bis  291,  bes.  277. 


74  Die  eruptiven  Lagerstätten. 

Stone,  Bonney  and  Miss  Raisin,  Notes  on  the  diamond  bearing  rock  of 
Kimberiey;  Qeol.  Mag.,  1895,  492—602;  Ref.  N.  Jahrb.,  1896,  II,  -439— 440 -. 

De  Launay,  Sur  ies  roches  diamantiföreB  du  Cap  et  leurs  yariations  en  pro- 
fondeur;  Compt.  rendus,  CXXV,  1897,  335—337;  Ref.  N.  Jahrb.,  1898,  II,  -384-. 

Gürich,  Zur  Theorie  der  Diamantlagerstätten  in  Südafrika;  Ztechr.  f.  prakt. 
Geol.,  1897,  145—148. 

Molengraaff,  The  occurrence  of  diamonds  on  the  farm  Rietfontein;  Ann.  Rep. 
of  the  State  Geologist,  Johannesburg  1898,  144—145;  Ref.  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1900, 
331—332;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  LIV,  1900,  42. 

Bonney,  The  parent-rock  of  the  diamond  in  South  Africa;  Proc.  Roy.  Soc,  LXV, 
1899,  223 — 236.  —  Ders.,  Additional  Notes  on  boulders  and  other  rock  specimens  from 
the  Newlands  diamond  mines,  Griqualand  West ;  ebenda  LXVU,  No.  441 , 5.  Febr.  1901, 475 fF. 

Beck,  Die  Diamantlagerstätte  yon  Newland  in  Griqualand  West;  Ztschr.  f. 
pr.  Geol.,  1898,  163—164.  —  Ders.,  Neues  von  den  afrikanischen  Diamantlagerstätten; 
ebenda  1899,  417—419. 

Crookes,  Diamonds,  A  lecture  delivered  at  The  Royal  Institution,  June  11.,  1897. 

Heneage,  The  phenomena  of  the  diamondiferous  deposits  in  South  Africa; 
Mining  Joum.  (London),  29.  XI.  1902. 

M.  Bauer,  Edelsteinkunde,  1896,  208—250. 

Schmeisser,  Die  nutzbaren  Bodenschätze  der  deutschen  Schutzgebiete;  Vortrag 
auf  dem  deutschen  Eolonialkongreß  zu  Berlin,  1902.  —  Danach  Macco,  Ztschr.  f. 
prakt.  Geol.,  XI,  1903,  193. 

Mündliche  und  schriftliche  Mitteilungen  der  Herren  G.Williams,  G.  Trüben- 
bach und  W.  Graichen  an  A.  Bergeat.  —  Eine  hübsche  Darstellung  enthielt  auch 
die  Weihnachtsnummer  des  „Diamond  Fields  Advertiser"  zu  Eimberley,  1898  (verfaßt 
von  Lawn). 

Zur  Untersuchung  diente  das  reichliche  Material  der  Clausthaler  Bergakademie. 

Das  Auftreten  von  Diamanten  in  Serpentin  schließt  sich  aufs  engste 
an  das  des  Chromits,  Platins  und  Eisens  an.  Man  kennt  diese  Art  des  Vor- 
kommens mit  Sicherheit  bisher  nur  von  verschiedenen,  zum  Teil  sehr  weit  von- 
einander entfernten  Orten  Südafrikas.  Das  eigentliche  afrikanische  Diamanten- 
land ist  West- Griqualand,  das  seit  1880  zur  Kapkolonie  gehörige,  westlich 
an  den  Oranje-Staat  angrenzende,  vom  Unterlauf  des  Vaal  durchströmte  Gebiet. 
Das  Zentrum  desselben  bildet  jetzt  die  junge  Stadt  Kimberiey  (28^43'  südl. 
Breite,  24»  16'  östl.  Länge  von  Greenwich,  1232  m  ü.  d.  Meer).  Das  Gebiet  ist 
ein  unfruchtbares,  1200 — 1500  m  hoch  gelegenes  Plateau,  dessen  Untergrund  die 
Schichten  der  Karooformation  (Carbon  oder  Perm  und  Trias),  Sandsteine  und 
Schiefertone,  mit  zahlreichen  Lagen  von  Diabas  und  Melaphyr,  bilden.  Als 
jüngere  Ablagerungen  bedecken  den  Boden  noch  etwa  2  m  mächtige  diluviale 
Kalktuffe,  welche  nach  Cohen  die  Absätze  diluvialer  Seen  darstellen,  und  endlich 
noch  eine  geringe  Sandschicht. 

Im  Alluvium  des  Oranje-Flusses  hatte  man  1867  bei  Hopetown,  nahe  der 
Mündung  desselben  in  den  Vaal,  den  ersten  Diamanten  gefunden.  Späterhin 
waren  solche  Funde  auch  im  Tal  des  Vaal  gemacht  worden,  und  es  entwickelten 
sich  dort  Diamant  Wäschereien,  deren  Mittelpunkt  noch  heute  Barkly,  37  km 
NNW.  von  Kimberiey,  darstellt  („River  diggings"). 


Diamanten  in  Peridotit.  75 

Aber  schon  1870  entdeckte  man  die  primäre  LagersUltte  jener  Diamanten, 
deren  Ansbentang  („Dry  diggings')  die  der  Flußwaschereien  alsbald  betrachtlich 
abertreffen  sollte. 


Im  Gebiete  der  Karoofonnation,  zwischen  dem  Oranje-  und  Vaal-Flnß 
erheben  sich  zahlreiche  kleine,  bis  zu  20  m  Über  die  Ebene  ansteigende  Hügel 
(,Kopjes'),  die  eine  200  km  lange  NNO. — SSW,  gerichtete  Gm ppe  bilden.  Seit 
1870    hatte   man   am   Fuße   solcher  Kopjes,   aoBerhalb  des  Gebiets  der  FloU- 


76 


Die  eruptiven  Lagerstätten. 


SUAugutUneM.  Ak 


BmbtrUjIl. 


StadllSmUrl^ 


DmBttnM. 


alluvionen  ebenfalls  Diamanten  gefunden,  und  während  man  nach  solchen  suchte, 
bemerkte  man,  daß  jene  Hfigel  manchmal  nichts  anderes  waren  als  die  Ausstriche 
einer  ganz  eigenartigen  diamantfUhrenden  Masse,  ganz  verschieden  von  den 
Gesteinen  der  Umgebung;  fünf  solche  „Kopjes"  erwiesen  sich  zunächst  als  ganz 
besonders  reich  und  haben  seitdem  eine  staunenswerte  Menge  von  Diamanten 
geliefert.  Es  sind  das  Eimberley,  Old  de  Beers,  Du  Toitspan  und  Bultfontein 
in  Griqualand,  und  Jagersfontein  bei  Fauresmith  im  Oraige-Staat.  Dazu  kam 
dann  1890  als  sechste  sehr  aussichts volle  Grube  die  Premier  oder  Wesselton 
Mine,  welche  auf  der  Grenze  beider  Länder  liegt  und  im  Gegensatz  zu  allen 
anderen  dadurch  merkwürdig  ist,  daß  sie  an  der  Tagesoberfläche  nicht  durch 
eine  httgelartige  Emporragung,   sondern  durch  eine  mit  Ealktuff  ttberkrustete 

Bodensenkung  charakterisiert  war.  Man 
fand  dort  den  ersten  Diamanten  in  der 
Erde,  welche  eine  Meerkatze  aus  ihrer 
H5hle  gewühlt  hatte.  Endlich  hat  man  im 
westlichen  Teil  des  Oranje-Staates  auch  bei 
Koffyfontein  Diamanten  gefunden. 

Im  Laufe  der  Zeit  hat  sich  während 
des  Abbaues  ergeben,  daß  die  diamant- 
führenden Gesteine  der  Eopjes  Säulen  inner- 
halb der  Earooformation  bilden,  welche  im 
allgemeinen  einen  kreisförmigen  oder  ellip- 
tischen Durchschnitt  besitzen  und  sich 
meistens  nach  unten  zu  etwas  verengen.^) 
Sie  haben  Durchmesser  von  25  bis  zu 
mehreren  hundert  Metern  and  ziehen  sich 
vom  Tage  aus  fast  senkrecht  nach  der  Tiefe. 
Bis  jetzt  sind  am  besten  bekannt  die  Säulen 
von  De  Beers,  Kimberley  und  Wesselton; 
es  maß 

De  Beers  am  Tage  54000  qm 

in  274  m  Tiefe  47000    „ 
Kimberley  am  Tage  36000    ,, 
in  300  m  Tiefe  19000    ,. 
Wesselton  am  Tage  101250    „  . 

Oberflächlich  und  bis  zur  Teufe  von  6 — 12  m  traf  man  auf  eine  vollständig 
verwitterte  Masse,  den  „yellow  ground",  dann  folgte  weiterhin  ein  eisenschüssiges, 
rostfarbiges  Material  in  2 — 5  m  Mächtigkeit,  der  ^rusty  ground",  und  darunter 
endlich  der  schwarz-  oder  blaugrüne  „blue  ground",  der  in  etwa  80  m  Tiefe 
so  hart  wurde,  daß  er  kaum  bearbeitet  und  daß  noch  weniger  die  Diamanten 
daraus  gelesen  werden  konnten. 


BuJtKmUin^M. 


Dutüit^Kuv  Jf. 


Fig.  10.  Gegenseitige  Lage  der  Haupt- 
Minen  von  Kimberley.  Maßstab  etwa 
1:100000.     (Qardner  Williams,  1887.) 


^)  Man  hält  sie  bis  jetzt  fast  allgemein   für  vulkanische  DurchblasungsrÖhren. 
(„Vulkanembryonen"  Brancos,  „Diatremen"  Daubr^es.) 


Biamanten  in  Peridotit.  77 

Der  blne  ground  wird  stellenweise  von  G&ngen  dnrdisetzt;  ein  solcher, 
der  „Saake",  wurde  io  ^/^ — 2  m  Mächtigkeit  auf  De  Beers  angefahren.  Er 
besteht  aus  einem  glimmerfOhrenden  Feridotgestein ;  Körner  und  Kristalle  von 
OHtId  samt  Kristallen  von  Biotit  liegen  in  einer  Orundmasse,  die  so  reich  ist 
an  Kalkkarbonat,  dafi  das  Oestein  mit  Sänren  lebhaft  braust.  Der  Kalkspat 
besitzt  Flftasigkeit Seinschlüsse  mit  beweglicher  Libelle  (Bergeat).  Es  ist  zu 
bemerken,  daß  dieser  Gang  in  das  Nebengestein  Ubergetzt.  Femer  ist  zn  erwähnen, 
daß  man  aaf  der  Newlands  Mine,  nordwestlich  von  Kimberley,  schon  im  Jahre  1899 
nicht  weniger  als  acht  in  einer  geraden  Linie  liegende  Vorkommnisse  von  blue 


Flg.  11.  t^nerachnltt  dorch  die  Kimberley. Grabe,  gegen  Wetten  geiehen.  Die  Strecken  und  der 
Schacht  Im  nördlichen  Nebengestein  h&ben  Dlsbaag&uge  dnrchfalireD.  Die  breite  keBBelfännlge 
Erweltanmg  des  oberaten  Schlottelles  Ist  durch  Xachbt-Ucbe  nnd  EinBtUrze  ei-xeugt  und  b&t  mit 
der  nnprUngUcben  Gestalt  der  LageretStte  nichts  zn  tun.  (Nach  dem  Jabreeberlolit  vom  J&hre  IS98.  ] 

gronnd  erschürft  hatte,  die  sich  zum  Teil  in  mächtiger«  Stöcke  erweiterten  und 
offenbar  auf  einer  700  m  langen  Spalt«  liegen.  Dieser  Oang  von  blue  ground 
wird  im  allgemeinen  nicht  mächtiger  als  2,5  m.  Von  hohem  Interesse  wäre 
anch  die  Ifitteilang,  daß  die  beiden  hauptsächlichsten  Lagerstätten  von  Newlands 
Mine  in  100 — 130  m  Teufe  als  sich  erweiternde  Stöcke  angetroffen  worden  sind 
(Graichen). 

In  dem  „blue  gronnd"  und  den  daraus  hervorgegangenen  Verwlttemngs- 
produkten  finden  sieb  wohl  ausschließlich  die  Diamanten,  und  er  hat  allein  als 
Muttargestein  derselben  eine  praktische  Bedentnng.  Es  ist  eine  Breccie  von 
serpentini^ser  Beschaffenheit   und   offenbar  eruptiver  Herkunft.     Das  eigentliche 


78  Di6  eruptiven  Lagerstätten. 

Mattergestein  der  Masse  ist  ein  Lherzolith  oder  Harzbnrgit  gewesen,  von  welchem 
sich,  wie  weiter  unten  gezeigt  werden  soll,  noch  mehr  oder  weniger  frische  und 
kompakte  Stücke  in  dem  „blue  groand^  vorfinden. 

Der  „blue  ground^,  der  von  vielen  als  ein  vulkanischer  Tuff  bezeichnet 
worden  ist,  enthält  keine  schlackigen  Lapilli  oder  ähnliche  Auswürflinge.  In  der 
Hauptsache  besteht  er  aus  einer  glanzlosen,  in  den  weicheren  Partien  beinahe 
erdigen,  dunkelschmutziggrünen  serpentinischen,  mit  Karbonat  durchsetzten  Grund- 
masse, welche  frische  und  serpentinisierte  Individuen  von  Olivin,  meist  serpen- 
tinisierten  Enstatit  (Basti t)  und  braunen  Glimmer,  Chlorit,  daneben  Diamant, 
chromhaltigen  Pyrop,  chromhaltigen  Diopsid  und  hier  und  da  Ghromeisenstein, 
die  Titanmineralien  Ilmenit,  titanhaltigen  Magnetit,  Rutil  und  Perowskit,  ferner 
Zirkon,  violetten,  grünlichen  und  dunkelblauen  Saphir,  Apatit  und  kleine 
Eriställchen  von  Turmalin  und  Disthen  enthält.  Im  blue  ground  fehlt  der  Quarz; 
als  sekundäre  jüngere  Produkte  und  Einwanderer  sind  zu  erwähnen  Kalkspat, 
Gips,  Schwefel-  und  Kupferkies,  Vivianit  (?),  Schwefel,  Baryt  und  der  Zeolith 
Mesotyp  (Natrolith).  Übrig&ns  ist  mindestens  ein  Teil  des  Biotits  ein  Umwandlungs- 
prodnkt  des  Olivins  und  ebenfalls  der  Chlorit  sekundärer  Entstehung.  Das 
gleiche  gilt  wohl  für  den  Perowskit  und  einen  Teil  des  Rutils. 

Als  eigentliches  Muttergestein  des  blue  grounds,  dem  Lewis  die  petro- 
graphische  Bezeichnung  „Kimberlit'^  beigelegt  hat,  muß  ein  sehr  grobkörniges, 
im  frischen  Zustand  äußerst  zähes,  wechselndes  Gemenge  von  Olivin,  Enstatit, 
Diopsid  und  Pyrop  gelten. 

In  dem  blue  ground  liegen  zahllose  Bruchstücke  fremder  Gesteine  von 
den  geringsten  Dimensionen  bis  zu  enormen  Massen.  Dieselben  bestehen  vor 
allem  aus  Tonschiefer.  Von  kleinsten,  oft  nur  millimeterlangen  Partikelchen 
desselben  sind  schon  die  Handstücke  häufig  völlig  durchspickt.  Einen  weiteren 
Anteil  nehmen  vor  allem  ganz  frische  oder  zersetzte  firucb stücke  von  Diabas 
und  Olivindiabas  und  vom  Sandstein;  diese  Gesteine  bilden  das  Nebengestein 
der  Schlote,  und  ihre  Herkunft  dürft«  deshalb  nicht  fraglich  sein.  Außerdem 
aber  kommen  Trümmer  solcher  Gesteine  vor,  welche  bisher  durch  die  Schächte 
noch  nicht  durchteuft  und  daher  aus  größerer  Teufe  durch  den  blue  ground 
emporgebracht  worden  sind,  z.  B.  Quarzporphyr  (Clausthaler  Sammlung), 
Glimmerschiefer,  Talkschiefer,  Gneis  (nach  MouUe  und  Belegstücken  der  Claus- 
thaler Sammlung);  gneisartiger  Granit  soll  nach  MouUe  auf  Doyls  Rush  bei 
Kimberley  vorkommen.  Diorit  und  Amphibolit  erwähnt  derselbe  von  Jagers- 
fontein.  Besonders  die  kleinsten  Einschlüsse  lassen  eine  ausgezeichnete  Resorption 
durch  das  Nebengestein  erkennen  (Bergeat). 

Die  größeren  von  diesen  Fremdlingen  erreichen  gewaltige  Dimensionen,  bis 
zu  30000  cbm,  und  sind  als  „boulders"  viel  besprochen  worden.  Im  blue  ground 
von  De  Beers  lag  eine  Scholle  von  Olivindiabas,  das  sogenannte  „Island", 
welches  einen  Querschnitt  von  280  qm  besaß  und  bis  zu  einer  Teufe  von  216  m 
verfolgt  werden  konnte.  Allgemein  nennt  man  jene  großen  Blöcke  von  Neben- 
gestein inmitten  des  blue  grounds  „fioating  reefs".  Die  boulders  sind  sehr  häufig 
gerundet,  oft  regelmäßig  wie  ein  Brotlaib,  dabei  häufig  auf  einer  Seite  flach. 

Ein  ganz  besonderes  Interesse  haben  die  boulders  von  pyropführendem 
Lherzolith  (sog.  Eklogit),  die  in  großer  Zahl  und  mit  Durchmessern  bis  zu 
0,5  m  auf  der  Newlands  Mine,  westlich  von  Barkly  vorkommen.  Mineralogisch 
stehen  diese  zähen  Gesteine  dem  mürben  Kimberlit  so  nahe,  daß  man  den  letzteren 


DiamantoD  io  Peridotit.  79 

nur  als  ein  Umwandelangsprodnkt  des  ersteren  Gesteines  bezeichnen  kann.  In 
einem  solchen  frischen  bonlder  hat  TrObenbach  als  ganz  zweifellosen  primären 
Bestandteil  einige  Diamanten  gefunden.  Daß  der  Edelstein  zur  Zeit  der  Silikat- 
bildang  in  dem  Kimberlit  schon  dagewesen  sein  mnfi,  hatte  schon  Stelzner 
au  einer  Gesteinsstafe  festgestellt,  welche  einen  Diamanten  in  innigster  Ver- 
wachsnng  mit  Granat  zeigte. 

Die  vorher  erwähnten  Mineralien  liegen  alle  in  mehr  oder  weniger  ge- 
rundeten Körnern  in  dem  blae  gronnd;  der  Granat  zeigt  niemals  Kristallformen, 
der  Biotit  eiförmige  Querschnitte.  Eine  Flächennmgrenzong  besitzt  manchmal 
der  Olivin  oder  dessen  Psendomorphosen.^) 


Flft-  IS.    Ein  elgenarUgei  Enit&tit-QmuH^Mtelli  von  der  Ncwlsnds  Itlne.    Die  HanptmssBe  bildet 

Id  scbmotilgallveDgrUDeD  Baetit  verwandelter,  beBondera  rondUch  mit  graigrUDem  Chromdiapeld 
verwBcheenei'  Enatatlt.  Die  Strlchelnng  eDtspiicht  der  FaeeruDg  des  Baetlta.  Die  achnarzen  Stellen 
Bind  Adern  von  llchtroteni,  keralgem  Pyrap  Bamt  ziemlich  viel  Talk  und  klelneo  Ueagen  Chrom- 
dlopald.  Die  „Oranatadem"  alnd  beeondera  dann,  wenn  sie  sich  EwlHcbeii  die  Bastitfaaem  eln- 
aebleben,  lo  fein,  dafi  sie  erat  mit  der  Lape  erkannt  werden.  Natürliche  QrilBe  des  Stücke. 
(CiaoBthaler  Sammlung.) 

Der  Diamant  selbst  liegt  in  rings  angrenzten  Kristallen  oder  in  Bmch- 
stBcken  im  blne  gronnd.  Seine  Verteilnng  darin  ist  eine  ungleichmäßige;  Moulle 
glaubte  z.  B.  in  der  Kimberley -Grube  15  verschiedene  diamantfahrende  Säulen 
erkennen  zn  ki^nnen,  deren  Entstehung  er  verschiedenen  Eruptionen  zuschrieb. 
Tatsache  ist,  daß  die  verschiedenen  Teile  der  Gruben  recht  verschiedene  Ausbeute 
geben.  „Einige  Teile  sind  reicher  als  andere,  aber  es  gibt  keinen  ersichtlichen 
Grund  dafür.  Die  westlichen  Partien  sowohl  von  De  Beers  wie  von  Kimberley 
haben  einen  ärmeren  Gehalt  als  die  östlichen.''^)    Auf  der  Newiands  Hine  hat 

')  Auf  eine  eingehende  petTographisch-mineralogische  Beschreibung  muB  in  diesem 
Buche  verzichtet  werden.  Ich  beabsichtige  an  anderer  Stelle  auf  einige  Beobachtungen 
eurückzukommen,  welche  ich  bei  einem  Studium  des  südafrikanischen  blue  gronnd 
icemacht  habe.    Bergeat. 

h  Briefliche  Hitteilung  von  Herrn  G.  Williams  au  Bergeat. 


80  Die  ernptiyen  Lagerstätten 

man  nach  Graichen^)  die  Erfahrung  gemacht,  daß  der  blue  ground  dort 
besonders  reich  ist,  wo  er  an  das  Nebengestein  grenzt. 

Die  Verbreitung  des  Diamanten  im  blue  ground  ist  eine  äußerst  spärliche. 
Das  Gestein  enthält  pro  „load**  (=  Last,  16  Kubikfuß,  oder  etwa  ^/^  t)  auf  der 
Kimberley-  und  der  De  Beers-Grube  0,92  Karat  (zu  0,205  g),  auf  Dutoitspan  0,2, 
auf  Premier  und  Bultfontein  durchschnittlich  0,2 — 0,3,  auf  Jagersfontein  0,11  Karat. 

Das  Verhältnis  zwischen  Diamant  und  zu  fördernder  Gesteinsmasse  stellt 
sich  auf  den  beiden  erstgenannten  Gruben  auf  1 :  4000000,  zu  Jagersfontein  auf 
1 :  32000000. 

Die  Qualität  und  das  Aussehen  der  Edelsteine  sind  auf  den  verschiedenen 
Gruben  und  sogar  in  verschiedenen  Zonen  derselben  Grube  so  verschieden, 
daß  ein  geübter  Kenner  die  Herkunft  derselben  angeben  kann.  Die  Jagers- 
fonteiner  Diamanten  sind  schön  blauweiß.  De  Beers  produziert  gelbliche  Steine, 
Kimberley  besonders  weiße  Oktaeder,  Bultfontein  hatte  weiße  und  gefleckte, 
Dutoitspan  die  sog.  „silver  capes".  Die  Steine  von  der  Premier  Mine  sind 
meistens  weiß  und  oktaedrisch,  selten  braun.  Am  gesuchtesten  sind  die  „blue 
whites^.  Der  größte  bisher  in  Südafrika  gefundene  Diamant  kam  1893  zu 
Jagersfontein  zum  Vorschein;  er  wog  969^/^  Karat,  war  6,3  cm  lang,  3,8 — 5  cm 
breit  und  2,2 — 3,2  cm  dick.  Ein  anderer  Stein  von  De  Beers  hatte  482^/2  Karat, 
wurde  aber  noch  übertroffen  durch  das  am  1.  Juni  1896  gefundene  blaßgelbe 
Oktaeder  von  503^/4  Karat.  Die  kleinsten  Steine  wiegen  etwa  ein  Milligramm. 
Bort  kommt  nur  in  rundlichen  Körnern  vor;  er  ist  etwas  härter  als  der  Diamant. 

Seit   ihrer  Entdeckung   haben   die  Lagerstätten  einen   intensiven  Abbau 
erfahren;  schon  1893  war  man  auf  De  Beers  bis  zu  360  m,  auf  Kimberley  bis 
zu  380  m  Teufe  gelangt.     Im  Februar  1899  hatte  man  erreicht  auf 
De  Beers  in  den  Abbauen  427  m,  im  Schacht  488  m, 
Kimberley  „      „  „         560    „     „         „         591   „  ; 

Dutoitspan  und  Bultfontein  hatten  im  Tagebau  eine  Teufe  von  100  m. 

Im  Jahre  1869  war  in  der  Gegend  von  Barkly  von  einem  Eingeborenen 
ein  großer  Diamant,  später  der  Star  of  South  genannt,  gefunden  worden.  Der  Finder 
soll  ihn  für  500  Schafe  verkauft  haben.  Bald  wurde  der  Stein  zunächst  für 
8000,  dann  für  230000  M.  weitergegeben,  in  geschliffenem  Zustand  später  auf 
500000  M.  geschätzt.  1870  fand  ein  Farmer  Namens  Du  PI oy  auf  Bultfontein 
im  Erdreich  seines  Zimmerbodens  einen  Diamanten,  was  zunächst  zur  Entdeckung 
dieser  Mine  und  1871  zu  derjenigen  der  benachbarten  Dutoitspan  führte.  Im 
Gegensatz  zu  den  „River  diggings"  nannte  man  die  Diamantengewinnung  im 
anstehenden  Gestein  jetzt  das  „Dry  digging".  Infolge  solcher  Funde  kamen  im 
Jahre  1871  20000  Steinsucher  herzugewandert,  welche  die  Kopjes  auf  Diamanten 
absuchten  und  mit  Tagebauen  nach  der  Tiefe  vordrangen. 

Dabei  durchlief  der  lebhafte  Bergbau  in  kürzester  Zeit  so  mannigfache 
Phasen,  wie  sie  bei  anderen  Grubenbetrieben  nur  Jahrhunderte  weit  auseinander 
liegen.  Zunächst  verteilte  man  Anteile  („ Claims ^^)  von  9,5  m  im  Geviert,  so 
daß  ein  Grubenfeld  eine  Fläche  von  etwa  90  qm  einnahm,  und  De  Beers  hatte 
beispielsweise  600  solcher  „claims**,  Dutoitspan  1430,  Kimberley  ursprünglich 
1500  solcher.  Anfangs  durjfte  niemand  mehr  als  zwei  Grubenfelder  besitzen, 
wohl  aber  wurden  Bruchteile,  wie  ^/g  oder  ^/^^  claim,  gehandelt.  Der  Preis 
eines  Anteils  betrug  1870  noch  7  sh.  6  d.  (7  M.  65  Pf.),  wenig  später  zahlte 
man  schon  einen  monatlichen  Pacht  von  10  sh.,  1879  wird  der  Grubenfeldsteuer 


*)  Briefliche  Mitteilung  an  Bergeat. 


Diamanten  in  Peridotit. 


81 


der  Wert  von  50—6500  £  (1000—130000  M.)  zugrunde  gelegt,  und  1880  betrug 
der   Verkaufspreis    eines    claim    nicht   weniger   als    10 — 15000    £   (=  200000 

bis  300000  M.). 

Anfangs  arbeitete  jeder  Diamantgräber  mit  Hacke  und  Spaten;  durch 
Pfähle  mußten  die  Zugangswege  zu  den  zahlreichen  Grubenfeldchen  ausgespart 
werden.  Es  gab  häufig  Einstürze,  Verschüttungen,  Prozesse;  so  fanden  denn 
bald  Verschmelzungen  der  Eigentumsrechte  statt,  bis  schließlich  1888  die 
Gründung  der  Aktiengesellschaft  „De  Beers  Consolidated  Mines"  (mit  einem 
Aktienkapital  von  3950000  £  =  79000000  M.)  den  Abbau  unter  einheitliche 
Leitung  brachte.  Dieselbe  besaß  im  Jahre  1899  die  Gruben  De  Beers,  Kimberley, 
Premier  und  weitaus  den  größeren  Anteil  von  Dutoitspan  und  Bultfontein. 

Schon  bald  hatte  man  Seilförderung  eingeführt,  1874  ging  man  zur 
Förderung  mittels  des  Ochsen-  und  Pferdegöpels  über,  1875  ward  die  erste 
Lokomobile  aufgestellt.  Die  Abbauverhältnisse  hatten  sich  immer  schwieriger 
gestaltet,  nachdem  Kimberley  bis  1882  schon  1  Mill.  Kubikmeter  Bruch  zu  be- 
seitigen hatte,  was  2  Mill.  £  Kosten  verursachte,  und  1883  abermals  60000  Kubik- 
meter nachgebrochen  waren.  Schon  damals  war  der  Tagebau  mehr  und  mehr  unmög- 
lich geworden,  und  man  entschloß  sich  daher  1884  zur  Anlage  eines  Schachtes  in  dem 
Bruchfeld  selbst.  Ursprünglich  hatten  die  Durchmesser  des  Kimberley-Stocks  ober- 
flächlich 167  und  274  m  betragen,  infolge  der  fortgesetzten  Nachbrüche  des  Neben- 
gesteines war  im  Anfang  der  achtziger  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts  eine  Weitung 
von  300  und  350  m  Durchmesser  entstanden,  welche  immerhin  schon  112  m  tief, 
also  2^/2  mal  so  weit  und  1^/^  mal  so  tief  war  wie  die  bekannte  Altenberger  Pinge. 

Durch  die  Verschmelzung  des  Betriebes  in  eine  Grubengesellschaft  war 
zugleich  den  schlimmen  Folgen  der  Konkurrenz  entgegengearbeitet,  infolge  deren  die 
einzelnen  Gewerkschaften  den  Preis  des  Diamanten  herabzudrücken  begonnen 
hatten.  Man  steuerte  der  Überproduktion,  indem  man  zugleich  die  Preise  festigte, 
und  produzierte  jährlich  nur  so  viel  Edelsteine,  wie  dem  Weltbedarf  entsprach. 
Die  nachstehende  Tabelle  zeigt  die  Produktions-  und  Preisverhältnisse  seit  1867. 

Durchschnitts- 

preis  pro  Karat 

ca.  M. 


Karat 

1867 — 

1868 — 

1869 — 

1870 — 

1871 ~ 

1872 — 

1873 — 

1874 — 

1875 — 

1876 — 

1877 

1878 — 

1879 — 

1880 — 

1881 — 

1882 — 

1883 2312248 

1884 2204786 

1885 2287263 

1886 3047639 

1887 3598930 

1888 3565780 

•Stelzner-Bergeat,  Erzlaf^erstätten. 


Wert 
M. 

10000 
3000 
508660 
3 145  930 
8268660 
33170560 
33793240 
26923340 
31747000 
31018700 
35324480 
44265600 
52887100 
69041880 
85612140 
81842200 
58369060 
52633780 
45687940 
66862260 
87159240 
73968460 


20,50 
23,00 
19,50 
21,50 
23,50 
20,00 

6 


82 


Die  eruptiven  Lagerstätten. 


Wert  Durchschnitts- 

Earat  preis  pro  Karat 

M.  ca.  M. 

1889 2754967  83840180  28,00 

1890 2415655  77058360  31,00 

1891 2837503  70977720  24,50 

1892 2898092  74559580  25,00 

1893 2813744  78603380  27,00 

1894 2737793  68688020  24,50 

1895 3101853  81505520  26,00 

1896 3211026  82637440  25,00 

1897 3050242  78251760  25,00 

1898 3268250  84514380  25,00 

Die  Produktion  im  Jahre  1901—1902  wird  auf  1500000  Karat  beziffert; 
dieser  verminderten  Produktion  steht  ein  höherer  Preis  des  Edelsteins  gegenüber, 
nämlich  durchschnittlich  46,50  M.  Die  Diamanten  werden  zum  größten  Teil  an 
die  Amerikaner  verkauft. 

Vergleichsweise  soll  Brasilien  in  den  letzten  160  Jahren  im  ganzen 
12  Mill.  E[arat,  Indien  in  den  letzten  Jahren  durchschnittlich  210  Karat 
produziert  haben. 

In  den  Gruben  von  Kimberley  waren  im  Jahre  1898  3750  Schwarze  und 
347  Weiße  beschäftigt;  insgesamt  beschäftigte  der  Bergbau  10340  Schwarze  und 
1860  Weiße. 

Die  Aufbereitung  des  blue  ground  geschah  anfänglich  durch  Handscheidung. 
Später  schüttete  man  das  Gestein  auf  gepflasterte  Böden  („floors^)  und  überließ 
es  der  Verwitterung,  welche  in  früheren  Jahren,  als  der  blue  ground  noch 
weicher  war,  3  Monate  dauerte,  während  das  viel  härtere,  aus  den  größeren 
Teufen  geförderte  Gestein  jetzt  9 — 12,  ja  sogar  15 — 18  Monate  zum  Zerfall 
braucht.  Das  mürbe  Gestein  wird  hierauf  mit  dem  Wasser  einer  22  km  langen, 
von  dem  Vaal  hergeführten  Wasserleitung  verwaschen,  wobei  im  Wäscherück- 
stand die  Mineralien  vom  Gew.  3,2 — 5,2  (nämlich  Diamant,  Diallag,  Pyrop, 
Zirkon,  Titaneisen  usw.)  verbleiben. 

Trotz  aller  Strenge  gegen  Arbeiter  und  Hehler  wird  alljährlich  immer 
noch  etwa  ^/g  der  geförderten  Diamanten  gestohlen. 

Eine  unbedeutende  Produktion  aus  ärmerem  blue  ground  haben  einzelne 
andere  Gruben  in  Griqualand,  nämlich  Elandsdrift,  Frank  Smith,  Kamfersdam 
und  Lace.    Kimberley  liefert  ungefähr  ^/^q  des  jährlichen  Weltbedarfs. 

Höchst  merkwürdig  ist  es,  daß  man  bisher  außerhalb  Südafrikas  noch 
nirgends  diamantführenden  Kimberlit  angetroffen  hat,  während  in  Südafrika 
zahlreiche  Vorkommnisse  desselben  an  hunderte  von  Kilometern  voneinander 
entfernten  Orten  bekannt  geworden  sind. 

Weit  entfernt  von  Kimberley  kommen  nach  Mo lengra äff  Diamanten  samt 
Pyropen  auch  in  einem  Flußlauf  bei  Winsburg  und  am  Ehenosterspruit,  nahe 
seiner  Mündung  in  den  Valschfluß  bei  Driekop  (Oranjestaat)  vor.  Man  soll  dort 
auch  kimberlitführende  Schlote  nachgewiesen  haben.  Ein  anderes  Vorkommen 
von  diamantführendem  Kimberlit  ist  bei  Rietfontein  nahe  Prätoria  in  Transvaal 
angetroffen  worden. 

Nach  Schmeißer  kommt  in  Deutsch-Südwestafrika  blue  ground  an 
vier  Stellen  bei  Gibeon  und  an  zwei  Plätzen  nahe  der  Farm  Mokurop  bei  Berseba 
vor;  im  Gestein  selbst  ist  bis  jetzt  noch  kein  Diamant  gefunden  worden.    Doch 


Diamanten  in  Peridotit.  8ä 

sind  solche  Funde  nicht  ganz  ausgeschlossen,  da  tatsächlich  ein  ziemlich  großer 
Stein  aus  der  Gegend  von  Berseba  nach  Berlin  gelangt  ist. 

Was  die  Entstehung  des  Diamanten  anbelangt,  so  steht  so  viel  fest,  daß 
derselbe  dem  zu  blue  ground  umgewandelten  Olivingestein  von  Haus  aus  angehört 
hat,  denn  er  ist  in  Trümmern  solchen  unveränderten  Gesteines  als  primärer 
Bestandteil  nachgewiesen  worden,  nachdem  schon  Stelzner  auf  die  zweifellose 
Verwachsung  von  Diamant  und  Pyrop  im  blue  ground  hingewiesen  hatte.  Die 
ehedem  viel  geäußerte  Ansicht,  daß  der  Diamant  einer  Resorption  der  in  den 
Tonschieferfragmenten  enthaltenen  Kohle  sein  Dasein  verdanke,  ist  hinfällig 
geworden.^) 

Mehrfach  ist  das  Vorkommen  von  Diamant  in  verschiedenen  Meteoriten 
zum  Vergleich  herangezogen  worden  (z.  B.  desjenigen  von  Nowo  Urei  im  Gouv. 
Penza,  vom  Diablo  Canon  in  Arizona  und  von  Chile),  ^)  und  es  sei  darauf 
hingewiesen,  daß  A.  E.  Norden skiöld^)  auch  im  Uifakeisen  das  Vorkommen 
von  Diamant  vermutet. 

Bisher  hat  man  den  Diamanten  mit  Sicherheit  nur  im  Eimberlit  Südafrikas 
auf  primärer  Lagerstätte  kennen  gelernt;  im  übrigen  scheint  er  sich  immer  uur  auf 
Seifen  vorzufinden.^)  Die  Mehrzahl,  wenn  nicht  sogar  die  Vielzahl  der  letzteren 
liegt  aber  in  größerer  oder  geringerer  Nachbarschaft  von  Serpentinen,  so  vielleicht 
im  üral*^)   und  in  Madras   in  Indien,  wo  zwar  nach  Chaper*)  der  Edelstein 


^)  Siehe  darüber  die  Zusammenstellungen  bei  Stelz ner,  Hintze,  Bauer,  femer 
die  Arbeiten  von  Knop,  Moulle,  Luzi,  Gürich,  Lewis  usw.,  femer  L  Friedländer, 
Herstellung  von  Diamanten  in  Silicaten,  entsprechend  dem  natürlichen  Vorkonmien  im 
Kaplande;  Sitzungsber.  d.  Ver.  z.  Beförd.  des  Gewerbefleißes,  1898,  45 — 50. 

^  Daubr6e,  M6t^orite  diamantifere  tomb6  le  10/22  septembre  1886,  en  Russie, 
k  Nowo  Urei,  gouvernement  de  Penza;  Compt.  rend.,  CVI,  1888,  1681—1682;  Ref.  N. 
Jahrb.,  1891,  I,  —45—.  —  Ders.,  Analogies  de  gisement  du  diamant,  d'une  part,  dans 
les  gites  de  TAfrique  australe,  d'autre  part,  dans  les  m^t^orites;  Compt.  rend.,  CX,  1890, 
18 — 24;  Ref.  N.  Jahrb.,  ebenda.  —  G.  F.  Eunz,  Diamonds  in  Meteorites;  Science,  XI, 
1888,  118 — 119;  Ref.  N.  Jahrb.,  ebenda.  —  Fr i edel,  Sur  le  fer  m6t6orique  de  Canon 
Diablo;  Compt.  rend.,  CXVI,  1893,  290—291;  Ref.  N.  Jahrb.,  1894,  I,  -447—448-. 
—  Moissan,  Etüde  de  la  m6t6orite  de  Cafion  Diablo;  Compt.  rend.,  CXVI,  1893, 
288—290;  Ref.  N.  Jahrb.,  1894,  I,  -448-.  —  Mallard,  Sur  le  fer  natif  de  Canon 
Diablo;  Compt.  rend.,  CXIV.  1892,  812—814;  Ref.  N.  Jahrb.,  1894,  I,  -275-.  — 
Kunz  and  Huntington,  On  the  diamond  in  the  Canon  Diablo  Meteoric  Iron  and  on 
the  hardness  of  Carbomndum;  Am.  Journ.  of  Science,  XLVI,  1893,  470 — 473;  Ref.  N. 
Jahrb.,  1895,  I,  —277  — .  —  Siehe  auch  Moissan,  Etüde  de  quelques  m6t6orite8;  Compt. 
rend.,  CXXI,  1895,  483—486;  Ref.  N.  Jahrb.,  1897,  1,-39-.  —  Sandberger,  Ein 
neuer  Meteorit  aus  Chile;  N.  Jahrb.,  1889,  II,  180. 

')  Remarques  sur  le  fer  natif  d'Oyifac  et  sur  le  bitnme  des  roches  crystallines  de 
Suede;  Compt.  rend.,  CXVI,  1893,  677-678;  Ref.  N.  Jahrb.,  1894,  I,  432. 

*)  Das  primäre  Vorkommen  von  Diamant  im  Itacolumit  und  das  Vorkommen  im 
Granit  ist  höchst  fraglich. 

^)  Diamant  von  der  Domäne  Bissertskaya  beschreibt  Jeremieff,  Schriften  der 
russ.  min.  Ges.,  XXVII,  1891,  399;  N.  Jahrb.,  1893,  II,  -240-. 

*)  Siehe  Stelzner,  Über  das  vermeintliche  Vorkommen  von  Diamant  im  hindo- 
stanischen  Pegmatit;   N.  Jahrb.,   1893,   I,   139;   ferner  ebenda  Ref.  1885,  I,  -208-, 

6* 


84  Die  ernptiven  Lagerstätten. 

im  Pegmatit  aaf treten  soll,  während  nach  Foote  mit  mehr  Wahrscheinlichkeit 
ein  kimberlitartiges  Gestein  inmitten  kristalliner  Schiefer  als  dessen  Ursprungs- 
ort  angesehen  werden  darf. 

Es  ergibt  sich  aus  allem,  daß  der  Diamant  als  primärer  Bestandteil 
aus  einem  magnesiareichen  Silikatschmelzfluß  auskristallisiert  ist. 

Rückblick  auf  die  eruptiven  Lagerstätten. 

1.  Die  erzführenden  Eruptivgesteine  sind,  dieselben,  welche  wir  auch  sonst 
mehr  oder  weniger  allgemein  verbreitet  finden,  und  auch  die  in  ihnen  enthaltenen 
Erze  sind,  wenn  auch  oft  nur  in  mikroskopischen  Partikeln,  als  akzessorische 
Bestandteile  der  Gesteine  weit  verbreitet;  es  gilt  dies  von  den  hier  in  Betracht 
kommenden  Oxyden  und  Sulfiden  von  Schwermetallen  und  dem  seltenen  Vor- 
kommen von  gediegenem  Eisen.  Der  Diamant,  von  welchem  größere  Anhäufungen 
nicht  bekannt  sind,  ist  eben  auch  als  sehr  spärlicher  akzessorischer  Bestandteil 
seines  Muttergesteines  noch  gewinnungs würdig. 

2.  Bestimmte  Erze  sind  im  allgemeinen  auch  an  bestimmte  Gesteine  gebunden. 

3.  Saure  Gesteine  sind  selten  durch  eine  reichere  Erzführung  ausgezeichnet, 
dagegen  ist  eine  solche  bei  den  basischsten  (Norit,  Gabbro,  Olivinhyperit  und 
Olivindiabas,  Peridotit,  bezw.  Serpentin  und  Basalt)  eine  häufigere  Erscheinung. 
Gediegen  Eisen,  Titaneisen,  Magnetit,  Chromit,  Kupfer-  und  Nickelerze,  Gold, 
Platin,  Eisen  und  endlich  der  Diamant  bilden  primäre  Bestandteile  dieser  Gesteine. 

An  und  für  sich  ist  der  chemische  Bestand  der  basischen  Magmen  schon 
von  vornherein  durch  einen  größeren  Gehalt  an  Schwermetallen  ausgezeichnet. 
Wie  aber  später  noch  zu  erörtern  sein  wird  und  schon  früher  (S.  40 — 41)  angedeutet 
worden  ist,  scheinen  die  kieselsaure-  und  alkalireichen  Schmelzflüsse  reicher  zu 
sein  an  Wasser-  und  anderen  Gasen,  durch  deren  Vermittelung  der  Erzgehalt 
bei  der  Gesteinserstarrung  dem  Magma  entzogen  und  in  das  Nebengestein  über- 
tragen werden  kann. 

4.  Auch  unter  den  basischen  Gesteinen  sind  fast  ausschließlich  die  voll- 
kristallinen, d.  h.  die  Tiefengesteinc,  nicht  aber  die  Ergußsteine,  reicher  an 
größeren  Erzausscheidungen. 

5.  Bekanntlich  ist  das  spezifische  Gewicht  der  Erde  als  Weltkörper  sehr 
viel  höher  als  dasjenige  der  Erdkruste;  letzteres  beträgt  2,5,  ersteres  (nach 
König,  Eicharz  und  Krigar-Menzel  1894)  5,505.  Man  hat  daraus  schließen 
wollen,  daß  im  Inneren  der  Erde  vorwiegend  Körper  von  größerem  Gewicht  als 
5,505  angehäuft  liegen.  Diese  Vermutung  steht  nicht  im  Gegensatz  zu 
physikalisch-chemischen  Überlegungen^)  und  wird  insbesondere  bestätigt  durch 
die  Beschaffenheit  eines  großen  Teils  der  aus  dem  Weltraum  zu  uns  gelangenden 
Meteoriten,  welche  wenigstens  teilweise  Bruchstücke  von  Weltkörpern  sein 
dürften.     Die  Meteoriten   sind,   soviel   man  bis  jetzt  weiß,   nur  aus  Elementen 


1887,  I,  -66-.    Erwiderung  Chapers,  Bull.  See.  fran?.  d.  min6ral.,  XIX,  1896,  79  bis 
81;  Ref.  N.  Jahrb.,  1897,  II,  6. 

>)  Arrhenius,   Zur  Physik  des  Vulkanismus;   Geol.  För.  Förh.,  XXII,   19G0, 
395—419,  bes.  405. 


Die  schichtigen  Lagerstätten.  85 

zasammengesetzt,  welche  man  anch  anf  der  Erde  kennt.  Ein  Teil  dieser  letzteren 
bildet  Silikate,  die  uns  auch  als  irdische  Gesteinsbildner  bekannt  sind,  wie 
rhombische  Pyroxene,  Olivin,  Anorthit,  und  die  Meteorsteine  sind  manchmal  sehr 
ähnlich  unseren  irdischen  Eruptivgesteinen,  andere  werden  fUr  Tuffe  solcher 
gehalten.  So  ähnelt  der  Stein  von  Juvinas  der  Thjorsaa-Lava  auf  Island,  der 
Stein  von  Chassigny  einem  Dunit.  In  den  Meteoriten  findet  sich  manchmal  Chromit, 
Einfachschwefeleisen  (Troilit,  analog  dem  Magnetkies)  und  Magnetit. 

Bringen  die  Meteorsteine  uns  Kunde  von  der  Zusammensetzung  der  Ober- 
flächen mancher  Weltkörper,  so  sind  vielleicht  die  häufigeren  Meteoreisen  Bruch- 
stücke der  inneren  Kerne  solcher.  Sie  würden  uns  vor  allem  auf  das  Vor- 
handensein von  viel  metallischem  Eisen  samt  Nickel  im  Inneren  anderer  Weltkörper 
hinweisen.  Tatsächlich  ist  die  Analogie  zwischen  dem  Meteoreisen  und  dem 
tellurischen  Eisen  von  Uifak  eine  grofie.  In  beiden  finden  sich  Nickel,  Kohle, 
Phosphor  (im  Schreibersit,  Phosphomickeleisen)  sowie  Einfachschwefeleisen,  und 
die  das  Meteoreisen  begleitenden  Silikate  (z.  B.  Olivin)  weisen  gleichfalls  auf 
basische  Schmelzen  hin,  die  ja  auch  das  Grönländer  Eisen  gefördert  haben  und 
an  welche  auf  der  Erde  manchmal  und  wohl  ausschließlich  die  größeren  Massen 
eruptiver  Erzausscheidungen  gebunden  sind. 

Von  diesen  Gesichtspunkten  aus  erschien  es  immer  als  wahrscheinlich,  daß 
auch  im  Erdtiefsten  große  Mengen  schwerer  Metalle  angehäuft  sein  dürften,  die, 
gelegentlich  durch  Eruptivgesteine  nach  oben  gefördert,  im  gediegenen  oder 
vererzten  Zustand  zur  Verfestigung  gelangen. 


2.  Die  sehiehtigen  Lagerstätten. 

Schon  Agricola  (t  1555)  unterschied,  wenn  auch  nicht  scharf,  Gänge  und 
„fletze**.  Um  das  Wesen  der  „schichtigen  Lagerstätten'*  festzustellen,  sei 
zunächst  daran  erinnert,  daß  man  unter  Schicht  eine  im  normalen  Falle  platten- 
förmige  Gesteinsmasse  versteht,  welche  durch  zwei  annähernd  parallele  „Schicht- 
flachen"*  begrenzt  ist  und  das  Produkt  eines  Bodensatzes  in  einem  bestimmten 
Zeitraum  darstellt. 

Das  Material  der  Schicht  kann  durch  Aufbereitung  aus  einem  vorher 
existierenden  Gestein  hervorgegangen  und  zusammengeschwemmt  sein;  man 
spricht  dann  von  klastischen  Gesteinen  und  allothigenem  Ursprung  derselben. 
Oder  das  Material  ist  durch  Ausfö^Uung  aus  irgend  einer  Lösung  an  Ort  und 
Stelle  entstanden,  es  ist  also  ein  chemisches  Präzipitat  und  authigenen 
Ursprungs.*)    Solche  präzipitierte  Sedimente  sind  von  kristalliner  Beschaffenheit. 


M  Daubr6e.  Ann.  d.  Mines  (6)  M6m.,  XIIL  1868,  29. 

*)  KXäv  zerbrechen,  aXXod-i  anderswo,  avd^i  =  avxoS^i  dort,  ylyvBO^ai  entstehen. 
Siehe  Kalkowski.  N.  Jahrb.,  1880.  1,  4. 


Sedimenten. 


86  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Nicht  selten  treffen  beide  Entstehnngsweisen  zusammen,  d.  h.  während  der 
Zasammenschwemmang  klastischen  Materiales  finden  chemische  Ansfällnngen  statt, 
und  beide  Produkt«  vermischen  sich.  Man  hätte  demnach  allgemein  zu  unter- 
scheiden zwischen 

1.  rein  klastischen 

2.  halbklastischen  bezw.  halbkristallinen 
8.  kristallinen 

Wendet  man  diese  Einteilung  auf  erzführende  Sedimente  an,  so  ergibt  sich 
folgende  Gruppierung: 

a)  Die  metallhaltigen  und  die  nicht  metallhaltigen  Elemente  des  Sediments 
sind  klastischer  Natur:  Seifen. 

b)  Die  metallfreien  Elemente  sind  klastisch  (z.  B.  Sandkörner,  Konglo- 
merate) und  während  ihrer  Ablagerung  hat  gleichzeitig  eine  Ansiedelung  von 
präzipitierten  Erzen  stattgefunden. 

c)  Sowohl  die  erzfreien  wie  die  erzhaltigen  Elemente  sind  authigen. 
Denkbar  wäre  auch  der  Fall,   dafi   die  Erze  allothigen,   die  metallfreien 

Elemente  authigen  wären;  es  ist  aber  kein  solcher  bekannt,  auch  wohl  nicht 
leicht  möglich,  weil  die  Erze  im  allgemeinen  schwer,  also  auch  schwer  transportabel 
sind,  und  dort,  wo  sie  zusammengeschwemmt  werden  konnten,  auch  Zusammen- 
schwemmungen  des  leichteren  Gesteinsschuttes  möglich  waren. 

Nachdem  die  Seifen  grundsätzlich  als  deuterogene  Lagerstätten  später 
behandelt  werden  sollen,  wird  das  Folgende  sich  nur  mit  den  unter  b  und  c 
genannten  Bildungen  beschäftigen. 

Die  „schichtigen  Lagerstätten'*  sind  also  sedimentäre  Gebirgs- 
glieder  mit  authigenem  Erzgehalt.  Auf  sie  lassen  sich  zunächst  alle  Vor- 
stellungen anwenden,  die  von  geschichteten  Gebirgsgliedern  überhaupt  gewonnen 
worden  sind.     Es  ist  also  allgemein  folgendes  festzuhalten: 

1.  Ist  die  schichtige  Lagerstätte  das  Glied  eines  Systems  von  Schichten, 
so  fällt  ihre  Bildungszeit  zwischen  jene  der  liegenden  und  hangenden  Schichten, 
soweit  die  geologische  Lagerung  eine  normale,  durch  Überkippungen  oder  Über- 
schiebungen nicht  gestörte  ist. 

*  2.  Soll  eine  Lagerstätte  als  schichtige  bezeichnet  werden,  so  muß  der 
Erzgehalt  einer  gewissen  Schicht  oder  einem  gewissen  Schichtenkomplex  auf 
weitere  Erstreckung  hin  eigentümlich  sein.  Damit  ist  aber  keineswegs  gesagt, 
daß  die  Schichten  desselben  Horizonts,  wenn  sie  irgendwo  erzführend  sind,  überall 
erzführend  sein  müssen,  insbesondere  wenn  dieselben  infolge  einer  Änderung 
derjenigen  physikalischen  Bedingungen,  welche  ihren  Absatz  bewirkten,  ihre 
allgemeine  petrographische  Beschaffenheit  geändert  haben.  Denn  dieselben 
Ursachen,  welche  zur  selben  Zeit  hier  den  Absatz  eines  Mergelschiefers,  dort 
eines  dolomitischen  Kalksteines,  hier  eines  Tonschiefers  oder  Tones  in  seichter 
See,  dort  eines  Kalksteines  in  tiefer  See  bewirkt  haben,  können  hier  oder  dort 
auch  dem  Absatz  von  Metall  Verbindungen  förderlich  oder  hinderlich  gewesen  sein. 
Ebenso  ist  es  denkbar,  daß  zu  verschiedenen  Zeiten  innerhalb  eines  enger 
umgrenzten  Zeitraumes  und  eines  weiteren  Gebietes  ein  Erzabsatz  stattgehabt 
bat,  welcher  dann  mehr  einen  gewissen  Schichtenkomplex  charakterisiert  und 


Die  Niveaabeständigkeit.  87 

innerhalb  desselben  je  nach  den  änßeren  Bedingungen  in  verschiedenen 
Horizonten  auftritt,  als  er  streng  horizontbeständig  an  eine  bestimmte  Schicht 
gebunden  zu  sein  braucht.  Wie  innerhalb  eines  Schichtenkomplexes  der  petro- 
graphische  Charakter  derselben  Schicht  sich  ändern  kann,  um  in  einem  anderen 
Horizont  wiederzukehren,  so  gilt  das  auch  für  die  Erzführung,  welche  ja  gleich- 
falls nur  eines  der  petrographischen  Merkmale  gewisser  Schichten  darstellt. 

Ein  Beispiel  für  die  „Horizontbeständigkeit"  einer  ErzfUhrung  in  diesem 
Sinne  bilden  die  jurassischen  Eisenerzablagerungen  der  verschiedensten  Gegenden 
Deutschlands.  Eisenerze,  zumeist  von  oolithischer  Struktur,  finden  sich  in  allen 
drei  Stufen  der  Juraformation.  Eine  besondere  technische  Bedeutung  haben 
diejenigen  des  Doggers  erreicht,  welche  in  Württemberg  und  in  Lothringen  ab- 
gebaut werden;  indessen  sind  noch  jetzt  Gruben  auf  Eisenerze  des  Oxford 
(unterer  Malm)  im  Wesergebirge  im  Betrieb,  und  ähnliche  Erze  wurden  früher 
im  mittleren  Lias  in  der  Umgebung  des  Harzes  gewonnen. 

In  Württemberg  ist  die  Schichtenfolge  um  die  Doggereisenerze  regelmäßig 
and  auf  weitere  Entfernungen  hin  folgende: 

Dogger  a)  Tone  mit  Amm.  torulosus  und  opalinus. 

ß)  Gelbe  Sandsteine  und  rote  oolithische  Eisenerze  mit  Amm. 
Murchisonae,  Trigonia  costata  und  Pecten  personatus. 
y,        /)  Blaue   Kalke  mit  Amm.  Sowerbyi,   Korallen  usw.    und   einer 

Eisenoolithbank. 
^        d)  Tone  mit  Belemnites  giganteus. 

Hingegen  sind  die  Eisenerzflöze  Lothringens  gebunden  an  den 

Obersten  Lias 

Dogger  a)  mit  Trigonia  navis, 

„        ß)  mit  Ammonites  Murchisonae 

und  nur  in  bezug  auf  diese  Schichtkomplexe,  nicht  aber  in  bezug  auf  einzelne 
Schichten  niveaubeständig.  Und  doch  spricht  alles  für  eine  schichtige,  d.  h.  eine 
sedimentäre  Entstehung  des  Erzgehaltes. 

In  Deutschland  ist  weithin  der  Zechstein  in  verschiedenen  Horizonten 
knpferführend.  Insbesondere  die  unterste  Stufe  desselben,  nämlich  der  Kupfer- 
schiefer, ist  in  weitester  Verbreitung,  z.  B.  von  Hettstedt  im  Osten  des  Harzes 
bis  nach  Seesen  im  Westen  des  Gebirges  und  an  zahlreichen  anderen  entfernteren 
Orten  kupferführend  und,  soweit  bekannt,  auch  zinkführend  angetroffen.  Der 
Erzgehalt  bildet  hier  geradezu  ein  Merkmal  einiger  weniger  Schichten,  solange 
dieselben  stark  bituminös  und  arm  an  Karbonaten  sind,  er  verschwindet  mit  dem 
Bitumen  und  zunehmendem  Karbonatgehalt,  stellt  sich  aber  in  höheren  Horizonten 
des  Zechsteines  gern  wieder  ein,  wenn  dieselben  Bitumen  oder  sonstige  organische 
Reste  führen  und  die  unteren  Horizonte  des  Zechsteines  nicht  entwickelt  sind. 
Der  Kupferschiefer  aber  bleibt  ein  ausgezeichnetes  Beispiel  für  die  Horizont- 
beständigkeit eines  syngenetischen  Erzgehaltes  über  weite  Entfernungen.  * 

Die  Niveaubeständigkeit  ist  zwar  kein  ausschließliches  Merk- 
mal echter  schichtiger  Lagerstätten,  denn  sie  wird  sich  auch,  aus  später  zu 
erörternden  Ursachen,  bei  metasomatischen  Lagerstätten^)  finden;  sie  ist  aber 
gleichwohl  das  wichtigste  Kennzeichen  dieser  Gruppe  von  Lagerstätten. 

3.  Es  können  schichtige  Lagerstätten  selbstverständlich  nicht  andere 
Schichten  oder  einen  Gang  durchsetzen  und  ebensowenig  gangförmige  Aus- 
läufer in  das  darüber  oder  darunter  liegende  Gestein  entsenden.  Allerdings  ist 
es  in  stark  gestörten  Gebieten  nicht  immer  leicht,  zwischen  scheinbaren  Ans- 

1)  Siehe  oben  S.  17. 


88  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

läafern,  welche  durch  Faltung  und  Pressung  entstanden  sind,  und  zwischen 
echten  gangförmigen  Apophysen  zu  unterscheiden  (Rammelsherg  hei  Goslar, 
Kieslager  von  Norwegen).  Schichtige  Lagerstätten  könnten  ferner  nur  dann 
unmittelbar  an  Verwerfer  gebunden  sein,  wenn  die  Störung  längs  einer 
Schichtfuge  stattgefunden  haben  sollte.  Auch  ist  der  Fall  denkbar  und  möglich, 
daß  durch  eine  Störung  (Verwerfung  oder  Überschiebung)  die  Lagerstätte  strecken- 
weise geschleppt  und  in  eine  scheinbare  Beziehung  zu  ersterer  gebracht  wird. 

4.  Schichtige  Lagerstätten  können  keine  Bruchstücke  des  Hangenden 
einschließen. 

Besondere  Kennzeichen  für  die  authigene  Natur  des  Erzes  sind: 

5.  Die  paragenetischen  Verhältnisse  zwischen  dem  steinigen  Schichtmaterial 
und  den  Erzen  (gegenseitige  Umschließung  von  Erz  und  erzfreiem  Gestein;^) 
die  konkordante  Umhüllung  von  Erzkörpern  durch  erzfreies  oder  -armes  Gestein). 

6.  Einschlüsse  wohlerhalt^ner,  von  Erz  erfüllter  Versteinerungen  mit 
Kalkschale  (in  der  Minette  Lothringens,  den  Eisenoolithen  Württembergs  und 
von  Kressenberg  in  Bayern,  in  manchen  devonischen  Roteisenerzen;  die  mit 
Sulfiden  erfüllten  Kalkschalen  von  Foraminiferen,  Cephalopoden  usw.  im  Wissen- 
bacher Schiefer  nahe  dem  Kieslager  des  Eammelsbergs). 

*  7.  Eine  Konzentration  des  Erzes  um  organische  Reste  oder  Vererzung 
der  letzteren  durch  Imprägnation.  Allgemein  bekannt  sind  z.  B.  die  in  Kupfer- 
erz eingehüllten  Pflanzenreste  aus  dem  Kupfersandstein  von  Perm  oder  die 
Erzknollen  in  den  Alveolen  von  Belemniten  oder  am  Munde  der  Ammoniten; 
die  Entstehung  der  letzteren  begann  wohl  mit  einer  Reduktion  von  Sulfaten  durch 
den  verwesenden  Tierkörper.  Beispiele  sind  femer  die  sog.  „Frankenberger 
Kornähren'*,  d.  s.  vererzte  Koniferenreste,  welche  offenbar  nur  infolge  ihrer  Ver- 
erzung so  außerordentlich  gut  erhalten  sind,  und  die  mit  Kupfererz  oder  auch 
gediegenem  Silber  überzogenen  Fischreste  des  Mansfelder  Kupferschiefers.  Schwer 
oder  gar  nicht  zu  erklären  wären  solche  Erzabsätze,  wenn  dieselben  erst  in- 
folge späterer  Infiltration  gebildet  sein  sollten,  da  dann  die  organischen  Reste 
gewiß  in  vielen  Fällen  schon  verwest  oder  mindestens  stark  verkohlt  und  zur 
Erzausföllung  nur  noch  wenig  föhig  gewesen  wären.  "^ 

Da  die  Entstehung  der  echten  schichtigen  Lagerstätten  nur  durch  Nieder- 
schläge aus  Lösungen  vor  sich  geht,  deren  Menge  und  Art  von  der  jeweiligen 
Stoffzufuhr  abhängt,  weil  also  der  Erzabsatz  nicht  in  der  Art  einer  sich  zu 
Boden  senkenden,  mechanisch  suspendierten  Trübe  erfolgt,  sondern  das  Erz  all- 
mählich mit  dem  Niederschlag  des  Sediments  sich  bildet,  so  ist  die  vertikale 
Verteilung  der  Erze  innerhalb  des  Sediments  auch  unabhängig  vom  spezifischen 
Gewichte  der  verschiedenen  Erzarten.  Es  ist  also  aussichtslos,  die  Erzverteilung 
in  einem  echten  Lager  von  solchem  Gesichtspunkt  aus  beurteilen  zu  wollen. 

Die  Hauptschwierigkeiten,  welche  sich  trotz  allen  vorhergenannten  Kriterien 
der  unzweifelhaften  Erkennung  schichtiger  Lagerstätten  entgegenstellen  können, 
sind  etwa  folgende: 


^)  Die  gegenseitige  Umhüllung  von  Erzen  und  Silikaten  in  kristallinen  Schiefem 
beweist  zunächst  nur,  daß  der  Metallgehalt  bereits  vorhanden  war,  als  das  Mutter- 
gestein umkristalUsierte. 


Das  räumliche  Verhalten  der  schichtigen  Lagerstätten.  89 

a)  Der  nrsprüngliche  Erzbestand  kann  Umwandlungen  und  eine 
Wiederauflösung  erfahren  haben  und  ist  infolge  solcher  nicht  selten  auf 
Schichtfugen  und  Klüfte  gewandert,  um  dort  neuerdings  zum  Absatz  zu  kommen. 
Der  authigene  Charakter  des  Erzes  wird  auf  solche  Weise  mehr  oder  weniger 
undeutlich,  und  es  wird  der  falsche  Anschein  geweckt,  als  handele  es  sich  um 
spätere  Erzinfiltrationen.  So  ist  der  Eupfergehalt  der  permischen  Sandsteine 
(in  Rußland)  unter  der  auf  S.  86  Abs.  2  gemachten  Einschränkung  niveau- 
beständig, hat  sich  aber  innerhalb  des  Horizonts  um  verwesende  Pflanzen- 
einschlüsse konzentriert.  Der  Muschelkalk  Oberschlesiens  ist  wohl  von  Beginn 
an  reich  gewesen  an  Zink-  und  Bleierzen.  Durch  zirkulierende  Lösungen  sind 
diese  indessen  wahrscheinlich  ausgelaugt  und  erst  später  längs  Klüften  und 
Schichtflächen  wieder  —  als  metasomatische  Lagerstätten  —  zum  Absatz  gelangt. 
Ebenso  ist  es  nicht  der  an  Eisen  immerhin  sehr  reiche  Jaspis  der  algonkischen 
Schiefer,  welcher  in  den  Vereinigten  Staaten  am  Oberen  See  abgebaut  wird, 
sondern  die  durch  eine  Umlagerung  und  sekundäre  Konzentration  des  Eisen- 
gehaltes in  der  Schieferformation  selbst  entstandenen  Reicherze  werden  gewonnen. 

b)  In  stark  metamorphosierten  Schichten,  z.  B.  in  den  kristallinen  Schiefem, 
hat  auch  die  ursprüngliche  Form  des  Erzgehaltes  eine  Veränderung  erfahren, 
welche  es  erschwert,  sich  von  der  Art  des  Erzabsatzes  eine  Vorstellung  zu  machen 
(z,  B.  Fahlbänder  oder  das  Goldvorkommen  am  Wiswatersrand  in  Transvaal). 

c)  Li  vielen  Fällen  ist  die  sedimentäre  Entstehung  des  Muttergesteines  einer 
Lagerstätte  fraglich,  wie  z.  B.  diejenige  vieler  Glieder  der  kristallinen  Schiefer- 
gebirge; damit  wird  dann  auch  die  schichtige  Natur  der  nach  allen  Anzeichen 
mit  jenen  gleichzeitig  entstandenen  Erze  zweifelhaft. 

Der  allgemeinen  Besprechung  der  schichtigen  Lagerstätten 
werden  folgende  zwei  Gesichtspunkte  zugrunde  gelegt  werden: 

1.  Ihr  räumliches  Verhalten:  ihre  Form,  Ausdehnung,  Lage  im  Raum, 
Verknüpfung  mit  dem  Nebengestein,  Lagerungsverhältnisse  usw. 

2.  Ihre  stofflichen  Eigenschaften:  ihre  mineralogische  und  strukturelle 
Beschaffenheit. 

Das  räumliche  Verhalten  der  schichtigen  Lagerstätten. 

Bezüglich  der  Form  ist  der  Typus  dieser  Lagerstätten  die  Schicht, 
eine  durch  zwei  annähernd  parallele  Flächen  begrenzte  Bodensatzbildung  von 
großer  Ausdehnung  in  zwei  ursprünglich  horizontalen  oder  fast  horizontalen 
Richtungen  und  verhältnismäßig  geringer  Ausdehnung  in  einer  dritten,  also  eine 
Platte.  Unter  der  Mächtigkeit  versteht  man  die  Ausdehnung  rechtwinkelig 
zu  den  Schichtflächen;  das  Liegende  sind  die  unter  der  Schicht  liegenden, 
im  normalen  Falle  älteren,  das  Hangende  die  überlagernden,  im  normalen 
Falle  jüngeren  Oesteine.  Liegendes  und  Hangendes  bilden  zusammen  das 
Nebengestein. 

Der  deutsche  Bergmann  bezeichnet  die  schichtige  Lagerstätte  bald  als 
Flöz,  bald  als  Lager;  in  anderen  Sprachen  ist  eine  ähnliche  Unterscheidung 
nicht  bekannt.  Der  Unterschied  ist  nicht  scharf,  in  der  Praxis  mehr  oder  weniger 
willkürlich  und  lokal,  der  Umfang  der  Bezeichnungen  ein  verschiedener.    Zumeist 


90 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


gründet  sich  indessen  die  Unterscheidung  wohl  auf  das  Alter  and  die  Form  der 
Gebirgsglieder.  So  bezeichnet  v.  Gotta  als  Lager  erzhaltige  Glieder  der  älteren 
Schiefer  oder  Schichtgesteine,  besonders  wenn  ihre  Form  mehr  oder  weniger 
anregelmäßig  ist,  als  Flöze  dagegen  mehr  regelmäßige,  plattenförmige 
Ablagerungen   in  jüngeren,    versteinerungsführenden  Schichten,    v.   Groddeck 

rechnet  unter  ähnlichen  Ge- 
sichtspunkten diejenigen  Ab- 
^  lagerungen  zu  den  Lagern, 
welche  bei  wechselnder 
Mächtigkeit  nur  geringe 
Flächenräume  einnehmen, 
während    er  unter  Flözen 


B 


Flg.  18.    Das  Lager  „verdrückt  sich"  (A)  oder  „achwlllt  an" 
(B),  je  nachdem  die  geringere  oder  gröAere  Mächtigkeit  der 

normalen  Dicke  entspricht. 


solche  versteht,  deren  Mäch- 
tigkeit bei  großer,  wesent- 
lich ununterbrochener  Aus- 
breitung über  große  Flächen 
eine  ziemlich  konstante  und 
verhältnismäßig  geringe  ist. 
Wie  gesagt,  ist  die 
regelmäßige  Schicht  nur  der  Typus  der  schichtigen  Lagerstätten;  die  Gestalt 
der  letzteren  aber  kann  eine  viel  mannigfachere  sein,  und  man  hat  in  dieser 
Hinsicht  das  folgende  zu  beachten.  Die  Mächtigkeit  einer  erzführenden  Schicht 
kann  wechseln,  derart,  daß  sich  Sohle  und  Dach  derselben  bald  nähern,  bald  von- 
einander entfernen.  Man  spricht  dann  von  einer  „Anschwellung"  oder,  wenn  die 
Schicht  schwächer  wird,  von  einer  „Verdrückung**  (Fig.  13);^)  diese  letztere  kann 
bis  zu  einer  vollkommenen  Unterbrechung  der  Lagerstätte  führen,  wobei  häufig 

eine  Schichtfuge  von  dem  einen  Erz- 
körper zum  anderen  hinüberleitet.  Nimmt 
die  Mächtigkeit  einer  Lagerstätte  rasch 
und  nach  verschiedenen  Eichtungen  ziem- 
lich gleichmäßig  ab,  so  spricht  man  von 
einer  Linse.  Unter  Linealen  versteht 
man  solche  schichtige  Lagerstätten,  welche 
bei  linsenförmigem  Querschnitt  sehr  lang 
ausgedehnt,  also  nicht  flächenförmig, 
sondern  linear  entwickelt  sind  (Fig.  14).  Als  Nester  und  Butzen  bezeichnet  der 
Sprachgebrauch  unregelmäßige  Einschlüsse,  welche  mit  dem  Nebengestein  mehr 
oder  weniger  verwachsen  sind  und  etwa  die  gleiche  Festigkeit  besitzen  wie 
dieses.  Dagegen  sind  Nieren  derbe  Konkretionen,  zäher  und  härter  als  das 
Nebengestein  und  deshalb  mehr  oder  weniger  leicht  aus  diesem  auswitternd. 
Beispiele  für  Erznieren  sind   die  Toneisensteingeoden  vieler  toniger  Sedimente; 

^)  In  diesem  Sinne  liegt  einer  „Verdrückung"  eine  primäre,  mit  dem  Bildungs- 
vorging  der  Lagerstätte  zusammenhängende  Erscheinung,  nicht  aber  ein  späterer 
mechanischer  Vorgang  zugrunde.  Allerdings  ist  es  häufig  sehr  schwer  oder  unmöglich, 
die  eine  oder  andere  Ursache  der  „Verdrückung"  zu  erkennen. 


Flg.  14.    Ein  „ErzUneal". 


Das  räumliche  Verhalten  der  schichtigen  Lagerstätten.  91 

sie  erfüllen  zu  vielen  neheneinander-  und  übereinanderliegend  ganze  Schichten, 
und  eine  Lagerstätte  kann  aus  lauter  solchen  Nieren  bestehen  (Fig.  15,  16). 
Unregelmäßig  geformte  Erzmassen  von  größeren  Dimensionen  bezeichnet  man  als 
Stöcke  („Lagerstöcke''). 

Von  Lagern,  Linsen,  Linealen  usw.  pflegt  man  im  allgemeinen  nur  dann  zu 
reden,  wenn  die  betreffende  Lagerstätte  ihrer  ganzen  Masse  nach  mehr  oder  weniger 
aufßUlig  vom  Nebengestein  verschieden  und  deshalb  auch  scharf  von  demselben 
abgegrenzt  ist  (z.  B.  ein  Ealksteinlager  im  Glimmerschiefer,  eine  Magnetitlinse 
im  Gneis,  ein  Kieslineal  im  Glimmerschiefer  usw.).  Wenn  dagegen  die  schichtige 
Lagerstätte  der  Hauptsache  nach  mit  den  liegenden  und  hangenden  Schichten 
gleichartig  ist  und  sich  von  jenen  nur  dadurch  unterscheidet,  daß  sich  in  ihr 
Erze  lediglich  in  Form  einzelner  Eömer,  Kristalle,  Schmitzen  und  Nieren  finden, 
also  nur  den  Charakter  akzessorischer  Bestandteile  haben,  so  bezeichnet  man  die 
Lagerstätte  nach  dem  Gebrauch  der  norwegischen  Bergleute  als  Fahlband 
(z.  B.  Kobaltfahlband,  Magnetkiesfahlband). 


V\g.  15.    Nieren.  Flg.  16.    Nieren. 

V.  Cotta^)  und  Grimm^)  nennen  solche  Erzvorkommnisse  teilweise 
^selbständige  Lnprägnationen^,  v.  Groddeck^  führt  sie  als  „Ausscheidungs- 
flöze^  an,  d.  s.  Schichten  mit  gleichzeitig  entstandenen  Erzausscheidungen  im 
Gegensatz  zu  solchen  mit  späteren  Eindringlingen,  welche  er  Einsprengungen 
oder  Imprägnationen  nennt. 

Li  der  Praxis  mag  es  eine  Berechtigung  haben,  entsprechend  dem  ursprüng- 
lichen Gebrauch  des  Wortes  die  Bezeichnung  Fahlband  nur  auf  erzführende 
kristalline  Schiefer  anzuwenden,  vom  rein  wissenschaftlichen  Standpunkt  betrachtet 
liegt  darin  aber  eine  Willkür.  Sachlich  sind  die  norwegischen  Kiesfahlbänder,  die 
Mansfelder  Kupferschiefer  oder  die  Bleiglanzlagerstätten  im  Commerner  Buntsand- 
stein dasselbe.  Wer  über  die  späteren  Veränderungen,  welche  die 
Lagerstätten  insbesondere  durch  die  Eegionalmetamorphose  er- 
fahren haben,  hinwegsieht,  wird  als  Fahlbänder  eine  größere  Zahl 
nach  Alter  und  Stoffinhalt  verschiedener  Lagerstätten  zusammen- 
fassen dürfen,  welche  die  mehr  oder  weniger  feine  Verteilung  der 
Erze  durch  den  schichtigen  Gesteinskörper  miteinander  gemeinsam 
haben. 

Die  absoluten  Dimensionen  der  schichtigen  Lagerstätten  sind  sehr  ver- 
schieden und  im  gefalteten  Gebirge  sehr  häufig  das  Ergebnis  der  Faltung, 
Zerrung  und  Pressung.    So  breitet  sich  z.  B.  das  thüringische  Kupferschiefer- 

1)  Erzlagerstätten,  I,  205,  206,  208  ff. 
')  Lagerstätten,  20. 
^  Erzlagerstätten,  84. 


92 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


flöz  hei  einer  mittleren  Mächtigkeit  von  40  cm  fiher  viele  hundert  Quadrat- 
meilen  aus.  Die  skandinavischen  Eieslineale  hei  Koros  werden  dagegen 
1200  bis  1900  m  lang,  100—350  m  breit  und  1—8  m  mächtig. 

Ihre  Lage  im  Raum  wird,  wie  bei  allen  plattenförmigen  Grehirgsgliedern, 
bestimmt  durch  das  Streichen,  d.  i.  der  Winkel,  welchen  die  in  der  Schicht- 
ebene verlaufende  Horizontale  mit  dem  Meridian  bildet,  und  durch  das  Fallen, 
d.  i.  der  Winkel,  welchen  die  auf  dem  Streichen  senkrechte,  die  größte  Schicht- 
neigung bezeichnende  Richtung  mit  der  Horizontalebene  bildet  (Fig.  17).  Der  Sinn 
des  Fallens,  welches  nach  beiden  Seiten  der  Streichrichtung  statthaben  kann,  wird 
durch  die  allgemeine  Angabe  der  Himmelsrichtung  angedeutet.  Man  unterscheidet, 
wenn  die  Schicht  keine  wirkliche  Ebene,  sondern  eine  mehr  oder  weniger  gebogene 

Fläche  darstellt,   das  spezielle  Strei- 

^-„^  — g====^  \\  chen    und    Fallen    eines    bestimmten 

\  H  Abschnittes    von    dem    allgemeinen, 

u  _  |J| welches  die  Lage  der  Fläche  im  großen 

Vi  mL/       Ganzen    feststellt    (Generalstreichen 

V,  /    ^.-i^^^^^^^'^^f"''"''^'''^^  °°^  -Fallen). 

y^-"^  — ^    y^  Es  ist  wichtig,  zwischen  obser- 

^  /B««-rf  viertem   und    reduziertem  Streichen 

Fig.  17.  X Winkel deB Streichens; +EinfaiiB.  ^^  unterscheiden;  ersteres  bezieht  sich 

winke]. 

auf  den  magnetischen,  nach  Ort  und  Zeit 

veränderlichen,  letzteres  auf  den  unveränderlichen  astronomischen  Meridian. 

Bekanntlich  ändert  sich  die  magnetische  Deklination  von  Jahr  zu  Jahr 
um  den  kleinen  Betrag  von  etwa  7';  ist  das  wirkliche  Streichen  einer  Schicht 
N  40®  0,  so  hätte  sich  für  das  observierte  Streichen  zu  Freiberg  im  Laufe  der 
Jahre  folgender  Wechsel  ergeben: 

«  Deklination  Obs.  Str. 

1575 8®  30'  östl.  N  31«  30'  0. 

1649 1»  42'  ,  „380  igi  ^ 

1655 0  ^  400  . 

1663 20    8'  westl.  ,.  420    8'  „ 

1811 190  23'  ,     (Maximum)  ^  590  23'  .. 

1876 110  52'  ^  ^  510  52'  ^ 

1890 100  36'  ^  ^  500  35/  ^ 

1893 100  23'  ,.  ,,  500  23'  , 

1898 90  59'  ,.  „  490  50'  ,. 

Für  Clausthal  finden  sich  ähnliche  Zahlen,  z.  B. 

Deklination  Obs.  Str. 

1652 10  14'  östl.  N  380  46'  0. 

1667 etwa  0  etwa  40o 

1673 30  47'  westl.  „  430  47'  . 

1786 180  50'   „  ..  580  50'  r 

1800 190  47'   ..  ..  590  47'  . 

1811 190  19'   ..  ,.  590  19'  ,. 

1868 140  37'   .  ,,  540  37'  ,. 

1876 130  36'   ,.  ,.  530  36'  ,, 

1884 120  44'   .  ^  520  44/  ^ 

1890 120  14'   ^  ^  520  14*  ^ 

1893 110  50'   „  „  510  50'  ,. 

1903 100  45'   „  „500  45'  „ 


Das  i^nmliche  Verhalten  der  schichtigen  Lagerstätten.  93 

Die  genaae  Kenntnis  der  Deklination  zn  verschiedenen  Zeiten  ist  wünscbens- 
nert,  wenn  man  es  mit  alten  Rissen  zn  tan  hat,  welche  nnr  aof  Gmnd  der  obser- 
vierten Streichrichtnngen  entwarfen  worden  sind. 

Bezflglich  der  Messung  des  Fallens  sei  noch  daraaf  aofmerksam  gemacht, 
daß  die  oben  gegebene  Bezeichnung  zwar  die  allgemein  übliche  ist,  daQ  aber 
doch  auch  in  lindem,  wo  große  Abweichungen  der  Lager  nnd  Gange  von  der 
Horizontalen  gewöhnlich  sind,  der  (kleinere)  Winkel  des  Schichtfallen s  mit  der 
Vertikalen  als  das  Einfallen  bezeichnet  wird  (z.  B.  in  Schweden).  Man  bezeichnet 
im  Englischen  diesen  Winkel  als  „the  hade"  oder  ,.UDderlie,  nnderlay".  Der 
Winkel  des  „nnderlie"  ist  also  der  Komplementwinkel  zum  Winkel  des  „dip", 
d.  i.  des  Einfallswinkels  nach  deutscher  Bezeich nnngsart. 

Verbasd  der  sohlohtigen  Lsgerstfitton  mit  dem  Nebengestein.  Wenn 
eine  Schicht  eine  Schichten  reihe  ohne  weitere  Bedeckong  nach  oben  abschließt, 
so  sagt  man,  sie  ist  aufgelagert.  Wird  sie  von  anderen  bedeckt,  so  ist  sie 
eingelagert.  Schiebt  sich  eine  Schilt  tauben  Gesteines  in  ein  Lager  ein,  so 
spricht  man  von  einem  Zwischenmittel  (Scheeren  oder  Packen)  und  von  einer 
Gabelung  des  Lagers. 


Ptg.  IB.   Die  Schichten  ,^toBeii  ab".  Flg.  IS.    Anlageinng.    (OietEHchmBim.) 

Dort,  wo  sich  das  Lager  unter  allmählicher  Verringerung  seiner  Mächtigkeit 
als  Schicht  im  umhauenden  Gestein  verliert,  keilt  es  sich  aus  oder  spitzt 
es  sich  aus.  Bei  allm^lichem  Übergang  der  Lagermassen  in  das  Nebengestein 
spricht  man  von  Vertanben  oder  Verrohwanden.  Letzterer  Ausdruck  ist 
in  Österreich  für  die  Verarmung  eines  Spateisensteinlagers  beim  Übergang  in 
tauben  Kalkstein  in  Gebrauch.  Die  Schicht  als  solche  setzt  dann  wohl  fort, 
wird  aber  taub. 

Ein  Lager  ^stößt  ab",  wenn  es  unvermittelt  an  einer  KInft  oder  an  einer 
Wand  älteren  Gesteines  endigt  (Fig.  18).  Ein  Schichten absatz  Ober  stark  ge- 
neigter Unterlage  führt  zor  Anlagerung  (Fig.  19). 

Unter  dem  Ausbiß  oder  Ausstrich  versteht  man  den  Durchschnitt  des 
Lagers  mit  der  jetzigen  Gebirgsoberflache.  Er  kann  verdeckt,  d.  h.  durch 
jüngere  Ablagemngen,  z.  B,  Allnvium,  Qberschtlttet,  oder  offen  sein. 

Gegen  das  Liegende  und  Hangende  ist  die  Erzführnng  entweder  scharf 
abgegrenzt  oder  sie  geht  in  dieselben  über  und  in  ihnen  verloren.  Ersteres 
deutet  auf  einen  jähen  Wechsel  in  der  Bodensatzbeschaffenheit  hin  (ähnlich  der 
Bildang  von  in  sich  geschlossenen  Kohlenßözen  zwischen  Schieferten  und  Sand- 
stein); im  zweiten  Falle  erreicht«  der  Absatz  der  metall führenden  Substanz 
allmählich   ein  Maximum,   um   ebenso   stetig   wieder  abzunelunen;   ein  Beispiel 


94  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

hierfür   sind   die   norwegischen  Fahlbänder   und   viele  Kieslager.    Auch   beim 
Kupferschiefer  verliert  sich  der  Erzgehalt  nach  oben  allmählich. 

Die  Lager  finden  sich  bald  vereinzelt,  bald  zu  mehreren  neben-  und  Über- 
einander vor.  Das  gesellige  Auftreten  der  Lager  in  ein  und  derselben  Gebirgs- 
formation  ist  das  häufigere.    Naumann^)  unterscheidet  dann: 

Lagerzüge,  bei  einer  Anhäufung  im  Streichen; 

Lagersysteme,  bei  einer  Wiederholung  in  vertikaler  Bichtung. 

Als  Beispiel  eines  Lagerauges  im  kleinen  könnten  die  Toneisenknollen 
dienen,  welche  manchen  Horizontmi  des  norddeutschen  Jura  in  großer  Menge 
eingelagert  sind.  Ein  Beispiel  für  Lagersysteme  sind  die  Sphärosideritflöze, 
welche  nach  Gerh.  vom  Bath  in  der  Kreideformation  des  Teschener  Kreises 
auftreten:  51  solche  Flöze  von  5 — 7,  seltener  von  10 — 15  cm  Mächtigkeit  liegen 
dort  übereinander.^  Im  Lias  des  Teutoburgerwaldee  trifft  man  in  50  überein- 
anderliegenden Horizonten  Toneisensteinnieren  und  zwei  zusammen  2,20  m 
mächtige  Toneisensteinlager.  ^) 

Bezüglich  der  Lagerungsverhältnisse  sei  hier  vor  allem  auf  die  Lehr- 
bücher der  Geologie  und  der  Bergbaukunde  verwiesen  und  nur  das  Wichtigste 
wiederholt. 

Die  Schichten  lagern  horizontal  oder  geneigt;  in  letzterem  Fäll 
zeigen  sie  einen  gerad-  oder  einen  umlaufenden  Schichtenaufbau,  je 
nachdem  ihr  Streichen  konstant  bleibt  oder  sich  in  dem  gleichen  Sinne  ändert, 
so  daß  es  einen  Bogen  oder  eine  in  sich  zurücklaufende  Linie  bildet.  Eine 
wirklich  horizontale  Lagerung  ist,  wenigstens  auf  große  Ausdehnung,  natur- 
gemäß selten.  Denn  da  die  Schichten  Bodensatzbildungen  in  Meeresbecken,  Seeen, 
Buchten  und  an  Küsten  darstellen,  so  wird  im  großen  ihre  Lagerung  eine  mulden- 
förmige sein;  war  der  Untergrund  uneben,  so  entstand  eine  kuppeiförmige  Lagerung, 
die  sich  mehr  und  mehr  in  den  hängendsten  Schichten  verwischt  und  in  die 
annähernd  horizontale  übergeht.  Während  das  Maximum  des  Böschungswinkels 
für  trocknen  Sand  in  Luft  ungefähr  35  ^  beträgt,  ist  jener  für  die  unter  Wasser 
abgelagerten  Massen  ein  geringerer,  nämlich  nach  v.  Cotta*)  für: 

Konglomeratschichten 10 — 15®, 

Sandsteine 15— 20®, 

tonige  Ablagerungen 20 — 30®. 

Betrachtet  man  kleine  Teilstücke  einer  größeren  Mulde  in  einem  Gruben- 
feld,  so  werden  diese  mehr  oder  weniger  fiach  lagern  und  einen  geradlaufenden 
Schichtenbau  zeigen.  Daß  eine  Mulde  vorliegt,  kommt  erst  bei  einem  Blick  auf 
die  gesamte  Ausdehnung  der  Schichten  zur  deutlichen  Erscheinung. 

Unter  Muldenlinie  versteht  man  die  Verbindungslinie  aller  tiefsten 
Punkte  der  Mulde,  unter  Muldenachse  die  Projektion  der  Muldenlinie  auf 
die  Horizontalebene.    Die  zu  beiden  Seiten  der  Muldenlinie  gelegenen  Schichten 

0  Geognosie,  2.  Aufl.,  III,  469. 

2)  Sitzungsber.  der  niederrh.  Gesellsch.  f.  Nat.  und  Heilkunde,  1876,  XXXIII,  142. 

')  v.  Groddeck,  Erzlagerstätten,  89. 

*)  Lehre  von  den  Flötzformationen,  1856,  12—13. 


Das  räumliche  Verhalten  der  schichtigen  Lagerstätten.  95 

i 

heißt  man  die  beiden  Muldenflügel;   wo   ihre  Streichlinien  zusammentreffen,  I 

liegen  die  Muldenwendungen.     Als  Beispiel  einer  offenen  Mulde  kann  die  I 

Lagerung    des  Mansfelder  Kupferschiefers    gelten.^)     Die  Muldenflügel  lehnen  | 

sich  im  Südwesten  und  Nordosten  an  den  Homburger  bezw.  an  den  Eothenburger  | 

Sattel  an,  die  Muldenwendung  liegt  im  Nordwesten  bei  Hettstedt,  die  Mulde  ist  | 

gegen  Südosten  zu  geöffnet.  Die  Mansfelder  Mulde  könnte  als  eine  Mulden- 
bucht der  großen  thüringischen  Eupferschiefermulde  im  allgemeinen  gelten. 
Eine  Hauptmulde  kann  seitlich  in  Nebenmulden  verlaufen. 

Das  über  die  Mulde  Gesagte  gilt  in  ganz  analoger  Weise  auch  für  die 
knppenförmigen  natürlichen  Lagerungsformen,  welche  durch  Überdeckung  einer 
Bodenschwellung  entstanden  sein  können,  nämlich  der  Sättel. 

Mulden  und  Sättel  sind  seltener  ursprüngliche  Bildungen,  zumeist  sind 
diese  Formen  der  Schichtlagerung  vielmehr  auf  Störungen  zurückzuführen. 
Gebirgsstörungen^)  können  bestehen: 

a)  in  einer  Aufrichtung  einer  Scholle  unter  Beibehaltung  ihrer  eben- 
flächigen Ausdehnung.  Fällt  ein  Lager  ungefähr  senkrecht  ein,  so  steht  es 
^auf  dem  Kopfe^;  überkippt  ist  die  Schichtenfolge,  wenn  die  Auflichtung 
einen  größeren  Winkel  als  90^  beträgt,  so  daß  die  älteren  Schichten  das  Hangende, 
die  jüngeren  das  Liegende  bilden; 


^)  Dieselbe  ist  allerdings  nicht  primärer  Entstehung,  Bondem  infolge  späterer 
Emporwölbung  der  zwei  benannten  Sättel  gebildet. 

^)  Eine  ausführliche  Behandlung  der  FlözBtörungen  bleibt  den  Lehrbüchern  und 
Spezialarbeiten  über  Bergbaukunde  vorbehalten,  um  so  mehr  als  die  hier  vorzugsweise  in 
Betracht  kommenden  Kohlenflöze  außerhalb  des  Bahmens  dieser  Erzlagerstättenlebre 
liegen.    Siehe  übrigens: 

Z  immermann,  Die  Wiederausrichtung  verworfener  Gänge,  Lager  u^dFlötze,  1828. 

von  Carnall,  Die  Sprünge  im  Steinkohlengebirge;  Karst.  Arch.  f.  Min.  Geogn. 
Bergb.  u.  Hüttenk.,  IX,  1836,  3—216. 

Köhler,  Die  Störungen  der  Gänge,  Flötze  und  Lager,  1886.  —  Ders.,  Berg- 
baukunde, 6.  Aufl.,  1903.  —  Ders.,  Verschiebungen  von  Lagerstätten  und  Gesteins- 
schichten; Ztschr.  f.  d.  Berg-,  Hütten-  u.  Sal.-Wesen,  XXXUI,  1885,  87—98.  —  Ders., 
Über  die  Störungen  im  westfälischen  Steinkohlengebirge  und  deren  Entstehung;  ebenda 
XXVm,  1880,  195—210.  —  Ders.,  Die  Störungen  im  Rammelsberger  Erzlager  bei 
Goslar;  ebenda  XXX,  1882,  31—43. 

Cremer,  Die  Überschiebungen  des  westfälischen  Steinkohlengebirges.  Ein  Bei- 
trag zur  dynamischen  und  architektonischen  Geologie;  „Glück  auf^,  XXX,  1894,  1089, 
1107,  1125,  1150,  1717,  1799.  Siehe  dazu  die  Bemerkungen  von  Stapff,  Ztßchr.  f. 
pr.  GeoL,  1894,  418—421;  von  Cremer,  ebenda  465—466,  und  von  Köhler,  „Glück 
auf",  XXX,  1894,  1615,  1654. 

Dannenberg,  Über  Verwerfungen,  1884. 

Heim,  Untersuchungen  über  den  Mechanismus  der  Gebirgsbildung,  1878. 

Bothpletz,  Geotektonische  Probleme,  1894.  —  Ders.,  Das  geotektonische  Problem 
der  Glamer  Alpen.    Mit  Atlas.    1898. 

Dufrane-Demanet,  Trait^  d^exploitation  des  mines  de bouille,  2.  Auflage,  1, 1898. 

de  Margerie  und  Heim,  Die  Dislokationen  der  Erdrinde.  Versuch  einer 
Definition  und  Bezeichnung,  1888. 


96 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


b)  in  einer  Biegung,  Faltung  und  Knickung.  Die  moderne  Geologie 
sucht  die  Ursachen  derselben  in  dem  tangentialen  Gewölbedruck  der  Erdkruste ; 
dieser  soll  seinerseits  dadurch  erzeugt  werden,  daß  das  Erdinn'ere  durch  Wärme- 
abgabe rascher  schrumpft  als  die  letztere. 

Jeder  Faltenzug  besteht  aus  Sätteln  oder  Gewölben  (Antiklinalen) 
und  aus  Mulden  oder  Einnen  (Synklinalen);  ist  eine  Falte  überkippt,  so  spricht 
man  von  heteroklinalem  Bau.  Innerhalb  eines  weiten  Gebietes  unterscheidet 
man  die  Hauptmulden  und  -Sättel,  welche  dem  Gebirge  seinen  tektonischen 
Charakter  verleihen,  und  die  Spezialmulden  und  -Sättel,  welche  innerhalb 
der  ersteren  eine  mehr  untergeordnete  Bolle  spielen  (so  z.  B.  besonders  im  west- 
fälischen Steinkohlengebirge). 

Der  muldenförmige  Bau  eines  weiteren  Gebietes  kann  nach  obigem  ein 
primärer,    ursprünglicher   oder   ein   sekundärer,    durch   nachträgliche  Gebirgs- 


/; 


/ 


//) 


/  /  {// 


.  l'f 


I      / 
I     / 
I    / 


Fig.  20.    Das  scheinbare  Auftreten  mehrerer  Lager  nnd  eine  örtliche  abnorme  Mächtigkeit  erklärt 
sich  ans  der  Faltung  eines  Lagers.    Kieslager  im  Rammelsberg  bei  Qoslar.    (Köhler,  18S2.) 


Störungen  hervorgerufener  sein.    Eine  Unterscheidung,  ob  es  sich  um  den  einen 

oder  den  anderen  Fall  handelt,  ist  möglich: 

mit  Ettcksicht  auf  das  Schichtenfallen,  welches  in  einer  primären  Mulde  im 

Maximum  nur  30°  erreichen  dürfte; 
mit  Eücksicht  auf  den  Verlauf  der  Schichten  und  ihre  petrographischen 
Veränderungen;  in  einer  primären,  durch  Ausfüllung  eines  Beckens  ent- 
standenen Mulde  besteht  die  Neigung  zu  einem  gleichgerichteten  Aus- 
keilen der  Sedimente  gegen  außen,  einer  Zunahme  der  Mächtigkeit  gegen 
die  Muldenmitte.  Nahe  dem  Bande  einer  primären  Mulde  können  sich 
klastische  Sedimente  in  der  Weise  ändern,  daß  pelitische  Gesteine  (z.  B. 
Tonschiefer)  in  psammitische  (Sandsteine  oder  Konglomerate)  übergehen. 

Nicht  selten  beobachtet  man  im  Scheitel  einer  sekundären  Mulde  Bruch- 
erscheinungen (Gewirr)  oder  untergeordnete  schärfere  Knickungen  und  Quet- 
schungen. 


Dafl  räamliche  Verhalten  der  schichtigen  Lagerstätten. 


97 


Der  nach  der  Tiefe  oder  mit  Stollen  vordringende  Äbbao  scheint  manchmal 
mehrere  Über-  oder  hiutereinanderliegende  Lager  za  durchfahren,  während  es 
sich  nnr  nm  eine  Wiederholung  solcher  in  gefaltetem  Gebirge  handelt.  Ein 
genaueres  Stadium  und  ein  Vergleich  der  Liegend-  und  Hangendgesteine  vermag 
des  Öfteren  die  wahre  Sachlage  anfznktären. 

Hitunter  ist  einer  der  FaltenflUgel  beträchtlich  schwächer  als  das  normale 
gefaltete  Lager,  was  dann  in  einer  Zerrung  und  einer  Ausquetschung  seine 
Ursache  hat;  man  spricht 
dann  von  einem  aus- 
gequetschten Uittel- 
schenkel. 

*  Eine  solche  Zer- 
rung kann  zu  einer  Zer- 

reiflnng  des  Mittel- 
schenkels fuhren,  und  eine 
weitere  Entfernung  der 
beiden  anderen  Schenkel 
geschieht  dann  als  Ober- 
schiebong  längs  einer  Fläche,  welche  in  die  Ebene  des  ehemaligen  Mittel- 
schenkels tiWt.  Der  ganze  Vorgang  schließt  zunächst  die  Entstehung  einer 
Kluft  oder  Spalte  aus,  denn  er  ist  die  Folge  eines  mächtigen  Drackes.  Längs 
der  Überschiebungsfläche  findet  vielmehr  eine  Zermaimnng  des  Gesteines  and  häufig 
eine  feinste  Fältelung  der  Schichten  statt  Derlei  Erscheinnngen  sind  charakte- 
ristisch fttr  die  sog.   ^faulen   Kuscheln"   des  Harzer  Bergmanns,  welche  in 


Flg.  31.  ZnsammenBtaDfhimg.  ZemiDg  nad  Faltang  dei  Runmela- 
berger  Kieslagen.  Bei  i,  k  und  l  habeo  imbedentende  Ab- 
roltuDgca  stattgerniideD.    (KSbUr,  1S8S.) 


FIk,  tt.    Entstohong  einer  Faltenverwerrnn 


b  MltU Ischenkel.    IRclm,  l 


vielen  Fällen  solche  „Faltenverwerfungen"  darstellen  dürften  (Fig.  22).  Auch 
das  „faule  Gebirge",  die  „Fäulen",  der  „Stuff,  die  „Lettenklllfte"  und 
wie  ähnliche  Dinge  in  den  verschiedenen  Gegenden  bezeichnet  werden,  mögen 
manchmal  ähnlicher  Entstehung  sein. 

Stauchungen  (Znsammenschiehnngen),  oft  verbunden  mit  „Abfaltungen", 
welche  letztere  dann  manchmal  den  Eindruck  von  Gängen  oder  Apophysen 
erwecken,  wie  dies  das  „Hangende  Trum"  des  Rammelsberger  Kieslagers  und 
die  Fig.  21  o.  23^26  zeigen,  sind  sicherlich  sehr  häufige  Erscheinnngen  an  solchen 
nrsprdnglich  mehr  oder  weniger  plattenfSrmigen  Lagerstätten,  die  später  einem 
sehr  heftigen  Oebirgsdruck  ausgesetzt  worden  sind.  Besonders  die  komplizierten 
Stelmer-BereaBt,  ErzlagentltteL,  7 


Die  scbicbtigen  LagerstÄtten. 


Flj.  BB.  Flg-  84. 

Flg.  EB.  AbfaJtang  an  der  „Qrande  muse",  elDem  Stoln- 
kohlenflfiz  von  Blcamarle  bei  St.  Etleone.  (Nncb  Eöhlera 
AatbsBQiig   einer   Figur   1d   DemanetB  Eiplollatlon   dei 

MiDSB  de  Houllle.) 

Fig.  34.    Des  StelnkohleDaez  von  Hontcbanln  bei  Creosot 

(Mach  Demanet  nnd  K9hlerJ    Du  FISe  tat  SO  bU  so  m 

mächtig  und  kaum  600  m  lang. 


Einfaltniigen   nnd  EiDpressangen   tauben  (Jebirgs  in  die  derben  ] 
DurcheinanderwDrgang  von  Schiefem  nnd  Erzmassen  kOnnen  bei  oberflILclüicher 
Betrachtung   za   ganz  falschen  Schlüssen  Über  die  ursprüngliche  Gestalt  nnd 

Entst«hiing8 weise  der  Lager- 
stätten fuhren.  Durch  den 
Oebirgs  druck     kbnnen     ur- 

3p rfln glich  zusammen- 
hängende Massen  zu  Einzel- 
linsen zerrissen  und  diese 
selbst  einseitig  gestreckt  oder 
zusammengestaucht  werden ; 
Stucke  des  Nebengesteines 
können  in  die  Erzmassen 
hineingearbeitet,  das  Ansehen 
der  letzteren  kann  sogar 
brecciös  werden.  Durch 
Quetschungen  kann  die  nr- 

sprOngtiche  Konkordanz 
zwischen  derben  Erzkörpern 
und  leichter  verschiebbaren  Schiefern  gestört  werden,  ebensogut  wie  es  denkbar 
ist,  daß  dadurch  eine  scheinbare  Konkordanz  zwischen  ursprünglich  diskordanten 
Oebirgsgliedem  nachträglich  erzeugt  wird.     So  werden   sich  jedenfalls  dUnn- 
schichtige  Gesteine  nm  einen  massigen  Gesteinskörper  herumlegen  und  sich  dessen 
Gestalt   mantelförmig   anschmiegen,   wenn  beide  einer  auswalzenden  Pressung 
ausgesetzt  werden,  der  das  massige  Ge- 
stein vermöge  seiner  Festigkeit  nicht  in 
dem   Matte  zu  folgen  vermag,    wie  die 
nachgiebigen     geschichteten     oder     ge- 
schieferten Massen.     Immer  ist  zu  be- 
achten, daß  derbe  angeschichtete  Massen 
den  gebirgsbildenden  Vorgängen  andere 
Widerstände  entgegensetzen,    als  leicht 
faltbare,  schon  wegen  der  Schichtflächen 
leicht    in    sich    verschiebbare    Schicht- 
komplexe,^)  und  daß  schon  dadurch  in 
stark  gefalteten  Gebieten  der  Grund  fllr 
allerlei  besondere  Lagemngs-  nnd  Formenverhältnisse  gesucht  werden  darf.    An 
Erscheinungen,  welche  insbesondere  der  Alpengeologie  schon  lange  bekannt  sind, 
dort  aber  nur  mit  vieler  Hohe  oder  gar  nicht  im  kleinen  verfolgt  werden  können, 
sollte  gerade  der  Bergmann  nicht  achtungslos  vorbeigehen. 


Flg.  99.  Profil  an  der  Luchslnger  Scbwefel- 
qnelle  bei  Llnththal  In  OlaraB,  „Im  Dach  der 
stark  braccläee  Halmkalk  (i'),  darunter  Plyech 
(f),  der  nahe  dem  Kontakt  atark  xerkiiitt«rt 
nnd  znngentärmlg  in  den  Kalk  beretngeprefit 
lat."     1:100.    IRothpletz,  IS04.) 


')  Vcrgl.  die  sog,  „Klippen",  d.  s.  massige,  teilweise  durch  die  Gebirgsfaltung 
hervoTgewürgte  Kalke  hübercQ  Alters  inmitten  von  Sandst«inen,  Tonechicfem  usw. 
Der  oberdeToniscbe  Masaeukalk  des  Iber^  im  Oberharz  ist  wohl  auch  infolge  der 
Qebirgsfaltuug  gcnissenuaäeD  aus  dem  Kulm  herausgchebelt  worden. 


Das  rftamliche  Verhalten  der  s^chichtigen  Lagerstätten.  99 

Des  weiteren  ist  wohl  zn  bedenken,  daß  gewisse  Erze,  wie  Kupferkies  und 
Bleiglanz,  durch  eine  besondere  Hilde  ansgezeichnet  sind  und  dem  Gebirgsdrack 


Fli*.  M.   FSltelongeii  des  SchJefertone,  apophyaeiiartlge  AbfaltnDg  der  Steinkohle  Dod  Über- 
■chlebimg  durch  Faltenverwerfnog  ant  der  Zeche  JolluH  Philipp  bei  BochDui.   l:es.  (KShler,  1880.) 

gegenüber  sich   plastischer  verhalten   mUssen,  als  ihr  Nebengestein.    So  liefert 
das  Eieslager  des  Sammeisbergs  wie  im   großen  so  im  kleinsten  Uafistabe  ein 


Flg.  >7.    Profll  danih  den  Bttxlstock  bei  LlnththeJ  lu  Glam*,    >  SernlSt  oder  VermiMUio,  r  Rethl- 

dolomlt  und  Quaitensclilerer,  i,  Dogger,  i,  Halm.     (Nach  Bothpletz.   ßeolaglsclier  Qneraehnltt 

durch  die  OHtalpen,  Debet  Anbanic  über  die  sog.  Glamer  Doppelralte,  1B94.J 

prftchtiges   Beispiel   fflr    die   aafierordentliche  Schmiegsamkeit   besonders  jener 
beiden  Erze  gegenüber  dem  Gebirgsdmck. 

Es   ist   leicht  verständlich,    daß   sich   gerade  nahe   der  Grenze  zwischen 
Schiefern  und   maasig  entwickelten  Einlagern ngen  von  Erzkörpern  in  stark  ge- 


100 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


faltet«m  und  gepreßtem  Gebirge  Qaetschnngs-  und  Zermalmangszonen  von  manchmal 
beträchtlicher  Aasdehaung  vorfinden  mflssen,  nnd  daS  solche  auch  innerhalb 
der   Erzmassen   selbst   noch   angetroffen   werden   können.     Das   Kieslager   des 

Baromelsbergs  b«i  Ooslar  ist 
ein  Beispiel  dieser  Art ;  femer 
durften  auch  die  „SkJltar", 
welche  in  Schweden  die  ver- 
schiedensten stockfönnigen 
Lagerstätten  nmhflllen  und 
durchsetzen,  als  solche  ge- 
prefite  and  zermalmte  Hassen 
anfzafassen  sein,  die  aller- 
dings im  Laufe  der  Zeit 
nmkristallisiert  sind  und  das 
Aussehen  kristalliner  Schief  er 
angenommen  haben.  Gegenüber  der  walzenden  nnd  faltenden  Tätigkeit  verhalten 
sich  eben  solche  kompakte  Einlagerungen,  drastisch  aosgedrOckt,  gewissermaßen 
wie  unverdauliche  Brocken,  * 

c)  Störung  dnrch  Spaltung  und  darauffolgende  Bewegung  (Ver- 
werfungen, Spalten  Verwerfungen). 

Diese  Ärt«n  von  StSrnngen  werden  später  bei  der  Besprechnng  der  Gänge 
eingehender    er6rt«rt   werden,    weil    die  Erzg^ge    selbst    ihr  Dasein  solchen 
Störungen  verdanken  und  in  sich  eine  Reihe  besonderer  damit  zusammenhängender 
Erscheinungen  beobachten  lassen.    Hier  finde  zunädist  nur  das  Wichtigste  Platz. 
Die  LSsung  des  Zusammenhanges  erfolgt 
durch   Entstehung  einer  Spalte  (Verwerfer, 
Verwerfungsspalte    oder    Sprungkluft); 
da  dieselbe  die  Folge   ii^end  einer  Spannung 
ist,   so  muß  längs   der  Spalte  eine  Bewegung 
stattfinden,    wobei     meistens    der    der    Ver- 
schiehungsfläehe  aufruhende  Teil  des  Gebirges 
tiefer  zu  liegen  kommt,  als  das  Liegende  der- 
selben. Die  verschiedene  Lage  des  Verwerfers 
zum   Streichen   nnd  Fallen   der  Schichten  be- 
dingt   eine    große    Mannigfaltigkeit    der    Er- 
Man   unterscheidet   mit   Hinsicht   auf  das 


Flg.  W.     QoerBchlKige  Verwerfnng. 

X  Spraogwlnkel,  (u  flache  Spnmghähe, 

ru  SelteDverechlebmig. 


scheinungen   und   Benennungen. 
Streichen^) 

querschlägige  SprDnge  oder  Verwerfungen,  wenn  FI8z  und  Sprnng- 

liluft  ungefähr  rechtwinkelig  zueinander  streichen; 
streichende  Verwerfungen,   wenn  das  Streichen  von  Flüz  und  Sprung 

annähernd  dasselbe  ist; 
spiefleckige  Verwerfungen,    wenn   Flöz    und  Sprung   weder   parallel 
noch   rechtwinkelig  zueinander  streichen.     Unter  Sprangwinkel  versteht 


1)  Siehe  von  Groddeck,  Erzlagerstätten,  20fr. 


Das  räumliche  Verhalten  der  schichtigen  Lagerstätten. 


101 


man  den  Winkel,  welchen  die  Schnittlinie  von  F15z  und  Sprungkluft  mit 
dem  Streichen  der  letzteren  im  Liegenden  des  Flözes  bildet. 
Mit  Bttcksicht  auf  das  Fallen  unterscheidet  man: 

rechtsinnige  Sprünge,  wenn  Kluft  und  Flöz  nach  derselben  Himmels- 
richtung einfallen; 
widersinnige  Sprünge,   wenn  Kluft  und  Flöz  nach  verschiedenen  Rich- 
tungen einfallen. 

Nach  der  Lage  der  verworfenen  Flözteile 
zur  Sprungkluft  unterscheidet  man  Sprünge 
oder  Verwerfungen  im  engeren  Sinne 
von  Übersprüngen  (in  Westfalen  „Wechsel"); 
bei  ersteren  hat  eine  relative  Senkung,  bei 
letzteren  eine  relative  Aufwärtsbewegung  des 
Hangenden  der  Kluft  stattgefunden.  Die  Über- 
sprünge tragen  den  Charakter  von  Über- 
schiebungen. 

Die  Überschiebungen  führen,  besonders 
wenn  die  Überschiebungsfläche  einen  spitzeren 
Winkel  mit  den  Flözteilen  bildet,  zu  scheinbaren  Doppelungen  („Deckungen"), 
welche  sich  infolge  mehrfacher  Überschiebungen  wiederholen  können.  Sie  können 
aus  Faltenverwerfungen  hervorgehen  (Fig.  33).^) 

Von  Staffelbrüchen  spricht  man,  wenn  das  Gebirge  von  parallel  ver- 
laufenden Verwerfem  derart  durchsetzt  wird,  daß  nach  einer  Richtung  hin 
das  gleiche  Flöz  in  immer  tieferes  Niveau  sinkt.  Unter  einem  Horst  versteht 
die  Geologie  den  von  abgesunkenen  Schollen  umgebenen  Gebirgsteil.  Mit  Graben 
bezeichnet  man  langgestreckte  Absenkungen  zwischen  zwei  höher  gelegenen  Ge- 


Fl|^.  80.    Spiefleokige  Verwerfung. 

ru  Seltenversclüebung. 

(von  Groddeok.) 


Fig.  81.     Streichende,   rechtsimüge 
Verwerfung,    (von  Groddeck.) 


Fig.  32.    Streichende,  widersinnige 
Verwerfong.    (von  Groddeck.) 


birgsteilen.  Die  letzteren  können  als  „Ufer"  des  Grabens  bezeichnet  werden, 
von  denen  aus  häufig  der  Graben  staffeiförmig  abgesunken  ist. 

Als  Rücken  bezeichnet  der  Kupferschieferbergbau  alle  Verwerfungen, 
welche  die  normale  Lagerung  des  Kupferschieferflözes  verändert  haben.  Besonders 
die  „Rückengräben''  geben  gute  Beispiele  für  Grabenbrtiche. 

Da  die  Maßnahmen  zur  Wiederausrichtung  der  Verwerfungen  einen  wichtigen 
Gegenstand  der  Bergbaukunde  bilden,  so  mag  hier  von  einer  Erörterung  derselben 
abgesehen  werden. 


^^  Siehe  auch  weiter  unten  das  Profil  durch  das  Meggener  Kieslager. 


102 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


Beiläufig  sei  hier  an  die  Mächtigkeitsverringerung  von  oberflächlich  und 
mehr  oder  weniger  horizontal  liegenden  Flözen  infolge  einer  Wegspttlung  er- 
innert; sie  kann  zu  einem  scheinbaren  Auskeilen  der  einzelnen  Flbzreste  führen. 
Eine  Unterbrechung  der  gefalteten  Lagerstätte  tritt  femer  häufig  durch  Abtragung 

eines  Schichtensattels  ein.  Solche 
Luft  Sättel  sind  nicht  immer 
leicht  als  solche  zu  erkennen; 
zumal  bei  tiberkippter  und  sehr 
steil  stehender  Schichtenfolge 
glaubt  man  mitunter  zwei  oder 
mehrere  Lager  vor  sich  zu  haben, 
während  es  sich  in  Wirklichkeit 
um  die  Flttgel  derselben  Ein- 
lagerung handelt.  Selbst  sorg- 
fältige petrographische  und  stra- 
tigraphische  Untersuchungen  im 
Liegenden  und  Hangenden  der 
Flözteile  vermögen  die  Zweifel 
nicht  immer  zu  lösen. 

Eine  schichtige  Lager- 
stätte kann  aus  folgenden  pri- 
mären und  sekundären  Ursachen 
ihre  Endschaft  finden: 

1.  durch  Auskeilen,  d.  i.  eine  allmähliche  Mächtigkeitsabnahme  der  Schicht; 

2.  durch  Vertaubung.     Die  Schicht  bleibt,  aber  ihr  Erzgehalt  wird  mehr 
und  mehr  ärmer; 

3.  durch  Abstoßen  an  einem  älteren  Gebirgsglied ; 

4.  durch    mechanische    Verdrückung,    Verquetschung,    Auswalzung 
und  Zerreißung; 

5.  durch  Verwerfung  oder  Überschiebung; 

6.  durch  Abrasion  und  Denudation  des  Ausbisses. 


Flg.  88.    Dreimaliges  Auftreten  eines  Flözes  infolge 

Überschiebung. 


Die  stofflichen  Eigenschaften  der  schichtigen  Lagerstätten. 

Die  erzführenden  Sedimente  bestehen  fast  nie  aus  dem  Nutzbaren  allein, 
sondern  zumeist  ist  Nutzbares  mit  Wertlosem  oder  mit  Gesteinspartien  gemengt. 

Man  unterscheidet  bezüglich  des  Stoif Inhaltes:  Erzarten  und  Lager- 
arten (akzessorische  Bestandmassen)  bezw.  Bergmittel. 

Die  primären  Erzarten  sind  Oxyde,  Hydroxyde,  primäre  Karbonate, 
Sulfide  und  seltener  auch  Silikate  von  Schwermetallen.  Am  verbreitetsten  sind 
unter  den  letzteren  das  Eisen;  Mangan,  Zink,  Kupfer  und  Blei,  weniger  ver- 
breitet Silber  und  Gold,  Nickel,  Kobalt  und  Antimon.^)  Gediegen  Gold  findet 
sich  stellenweise,  und  eine  beträchtliche  Holle  spielen  mitunter  mit  anderen  Erzen 
zusammen  oder  für  sich  allein  der  Phosphorit,  Korund  und  Schwefel. 


^)  Siehe  das  weiter  unten  über  die  Immigranten  Gesagte. 


Die  stofflichen  Eigenschaften  der  schichtigen  Lagerstätten.  103 

In  den  an  kristalline  Schiefer  gebundenen  Erzlagern  kommen  als  Lager- 
arten diejenigen  Silikate  vor,  welche  auch  an  der  Zusammensetzung  des  Neben- 
gesteines beteiligt  sind,  wie:  Feldspat,  Hornblende,  Pyroxen,  Glimmer,  Talk, 
Chlorit,  Epidot,  Zoisit,  Oranat,  Sphen  u.  a.  Ferner  sind  verbreitet  verschiedene 
Spinelle  und  manchmal  Korund.  Die  meisten  dieser  Mineralen  sind  als  Produkte 
einer  Gangfüllung,  d.  h.  als  eigentliche  und  gleichzeitig  gebildete  Begleiter  der 
die  Gänge  erfüllenden  Erze  nie  beobachtet  worden.^)  Weitere  Lagerart^n  sind: 
Karbonate  von  Kalk,  Magnesia,  Eisen  und  Mangan,  Apatit,  Graphit,  Kohlen- 
wasserstoffe und  Schwerspat,  der  manchmal  Strontian  enthält.  Von  selteneren 
Stoffen  hat  das  Vanadium  einige  Verbreitung.  Im  großen  ganzen  ist  der  Mineral- 
reichtum der  Lager  viel  geringer  als  deijenige  der  Gänge. 

Gewisse  Erze  haben  ihre  hauptsächlichste  Verbreitung  auf  den  Lagern, 
so  Kobaltglanz  und  Magnetkies;  manche  kommen  als  Gangmineral  nur  auf 
gewissen  Erzgängen  vor,  wie  der  Magnetit,  der  hier  als  primäres  Mineral  nur 
auf  den  Zinnerzgängen  und  den  typischen  Kontaktlagerstätten  auftritt,  in  den 
Erzlagern  indessen  außerordentlich  verbreitet  ist. 

Als  umfangreichere  akzessorische  Bestandmassen  finden  sich  in  den  schichtigen 
Lagerstätten  Gerolle,  Versteinerungen,  Bergmittel  (z.  B.  sandige  und 
schlammige  Absätze)  und  in  sehr  stark  gequetschten  und  gefalteten  Erzkörpern 
auch  Fragmente  des  Nebengesteines.  Die  Bergmittel  können  taube,  parallel 
eingelagerte  Gesteinsbänke  und  Linsen  sein,  die  bereits  früher  als  Packen 
erwähnt  worden  sind.  Der  primäre  Bestand  kann  allerlei  sekundäre  Verände- 
rungen erfahren: 

a)  Durch  Umwandelung: 

1.  durch  Einwirkung  von  Tagewässern  und  Atmosphärilien;  es  bildet 
sich  durch  solche  Einflüsse  im  Ausbiß  der  sog.  eiserne  Hut.  Da  diese 
Erscheinungen  von  hervorragenderer  Bedeutung  für  die  mineralogisch  und 
stofflich  viel  mannigfacheren  Erzgänge  sind,  so  werden  sie  dort  eine 
eingehendere  Besprechung  erfahren.  Hier  sei  nur  erinnert  an  die 
Umwandlung  von  Eisenspat  in  Brauneisen,  von  Mangansilikat  (Ehodonit) 
in  Braunstein,  von  Pyrit  und  Magnetkies  in  Brauneisen,  von  Kupfer- 
kies in  wasserhaltige  Kupferkarbonate  (Malachit  und  Lazurit)  und  Braun- 
eisen usw.; 

2.  *  durch  regionalen  Metamorphismus  des  die  Lager  umschließenden 
Gebirges.  Die  bei  der  Umkristallisation  der  Sedimente  und  Eruptiv- 
gesteine beteiligten  Vorgänge  sind  nicht  klargelegt  und  neuerdings  wieder 
der  Gegenstand  lebhafter  Meinungsverschiedenheiten.  Einerseits  ist  die 
Zufuhr  neuer  chemischer  Bestandteile  zu  den  der  Umkristallisation  unter- 
worfenen Gesteinen  nicht  ausgeschlossen,  anderseits  sind  sicherlich  die 
Hitze  der  Tiefenzonen  und  dabei  ein  sehr  lange  und  heftig  wirkender 
Gebirgsdruck,  welcher  die  Bestandteile  der  gepreßten  Schichten  zwingt, 
in  die  Form  von  Mineralien  mit  möglichst  hohem  spezifischen  Gewicht 
einzutreten,  wichtige  Faktoren.    Es  ist  erwiesen,  daß  dabei  Hydrate  ihr 

1)  Von  den  Erzgängen  führen  hauptsächlich  die  Zinnerzgänge  und  manche  genetisch 
damit  verwandte  einzelne  Silikate  der  obigen  Eeihe. 


104  Die  schichtigen  Lagerstätten.  .    , 

Wasser  verlieren  können^  und  es  ist  höchst  wahrscheinlich,  daß  auch  manche 
Karbonate  ihre  Kohlensäure  abgeben.  Das  scheint  der  Fall  zu  sein  bei  Spat- 
eisenstein (FeCOg),  der  übrigens  infolge  noch  unaufgeklärter  Prozesse  dabei 
Sauerstoff  aufnimmt  und  zu  Magnetit  oder  Eisenglanz  wird.^)  Der  Metall- 
gehalt der  Lagerstätte  bleibt  derselbe,  aber  die  Art  der  Verbindungen 
kann  sich  ändern.  Die  Vorgänge  der  Molekularwanderungen  innerhalb 
der  zu  neuen  Verbindungen  umkristallisierenden  Mineralgemenge  normaler 
Sedimente  usw.  bei  ihrer  ümwandelung  in  hochkristalline  Schiefergesteine 
sind  noch  wenig  bekannt.  Ein  aufmerksames  mikroskopisches  Studium 
der  letzteren  fuhrt  aber  zu  der  Erkenntnis,  daß  auch  hierbei  ähnlich  wie 
bei  den  Eruptivgesteinen,  wenn  auch  nicht  so  vollkommen,  eine  Reihen- 
folge in  der  Bildung  der  einzelnen  Gesteinsgemengteile  besteht.  Soweit 
Beobachtungen  vorliegen,  läßt  sich  jetzt  schon  sagen,  daß  eine  solche 
Folge  auch  in  bezug  auf  die  in  das  Gemenge  einbezogenen  Metallver- 
bindungen unter  sich  und  im  Verhältnis  zu  den  Silikaten  statthat.  Es 
wird  sich  später  Gelegenheit  geben,  darauf  zurückzukommen;  * 
3.  durch  Kontaktmetamorphose  kann  der  Mineralcharakter  sowohl  der 
Erz-  wie  der  Lagerarten  sich  geändert  haben;  unter  umständen  können 
sogar  neue  Stoffe  (z.  B.  Sulfide)  zugeführt  worden  sein. 

Als  Beispiel  von  Eisensteinlagern,  welche  im  Kontakt  metamorphosiert 
worden  sind,  möge  dasjenige  vom  Spitzenberg  bei  Altenau*)  im 
Oberharz  erwähnt  werden.  Das  von  Schalsteinen  begleitete,  dem  Horizont 
des  Stringocephalenkalkes  angehörige  Lager  liegt  im  Kontaktbereich 
des  Okergranits  und  ist  zu  granathaltigem  Magneteisen  geworden,  in 
welchem  noch  die  Crinoidenstiele,  selbst  teilweise  in  Granat  verwandelt, 
zu  erkennen  sind.  Ein  weiteres  Beispiel  hat  LeNeve  Fester^)  von  der 
Haytor-Eisengrube,  östlich  von  Dartmoor  in  Devonshire  beschrieben. 
Die  Grube  baute  drei  Magneteisensteinlager  ab,  welche  in  Form  von  Bänken 
zwischen  stark  metamorphosierten  (verkieselten)  Schiefern  und  Sandsteinen 
der  Kohlenformation  auftreten.  Die  Metamorphose  wird  durch  einen  die 
Schichten  durchsetzenden  Granit  bewirkt.  Die  Erzlager  sind  einschließlich 
der  0,3 — 0,6  m  mächtigen  Zwischenmittel  2 — 4  m  mächtig;  die  meta- 
morphosierten Schiefer  sind  reich  an  Hornblende,  enthalten  stellenweise 
auch  viel  Granat,  Eisenkies  usw.*) 

^)  *  Es  ist  recht  bemerkenswert,  daß  das  massenhafte  Auftreten  yon  Magnetkies 
auf  die  Erzlager  der  kristallinen  Schieferformation  beschränkt  ist.  Ob  auch  hierbei  ein 
ähnlicher  Prozeß  im  Spiele  ist,  der  FeSj  in  FeS  verwandelt?  * 

3)  Lossen,  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXIX,  1877,  206. 

3)  Notes  on  Haytor  Iron-Mine;  Quart.  Joum.  Geol.  Soc,  XXXI.,  1875,  628—630. 

*)  Solche  im  Kontaktbereich  eines  Eruptivgesteines  umgewandelten  prä- 
existierenden Lagerstätten  sind  selbstverständlich  etwas  anderes  als  die  infolge  einer 
Intrusion  längs  der  Grenze  zwischen  Eruptivgestein  und  Nebengestein  gebildeten  epi- 
genetischen  Erzansiedelungen.  Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  daß  der  Mineralbestand 
in  beiden  Fällen  ein  ähnlicher  sein  kann.  Als  Kontaktlagerstätten  werden  im 
folgenden  nur  die  epigenetischen  Erzvorkommnisse  der  letzteren  Art  bezeichnet 
(s.  S.  40). 


Die  stofflichen  Eigenschaften  der  schichtigen  Lagerstätten.  105 

b)  *  Von  dem  ursprünglichen  stofflichen  Inhalt  einer  schichtigen  Lagerstätte 
sind  die  später  eingewanderten  Bestandteile  zu  scheiden.  Solche  Einwande- 
rungen finden  statt  auf  Klüften  und  Spalten,  durch  zirkulierende  Wässer  oder 
durch  Pneumatolyse  seitens  benachbarter  Tiefengesteine.  Es  ist  denkbar,  daß 
in  sehr  altem,  vielfach  gefaltetem  Grebirge  schon  frühzeitig  solche  Einwanderungen 
stattgefunden  haben,  deren  Charakter  als  solche  sich  heute  kaum  mehr  feststellen 
läßt.  Wie  sich  späterhin  bei  der  Besprechung  der  Erzgänge  zeigen  wird,  sind 
gerade  die  erzführenden  Nebengesteine  der  Ansiedelung  von  Erzen  auf  den  sie 
durchsetzenden  Spalten  günstig,  indem  sie  zersetzend  und  ausfällend  auf  die  in 
den  letzteren  zirkulierenden  Lösungen  einwirken.  Man  findet  daher  auch  in- 
mitten der  Erzlager  häufig  erzführende  Klüfte,  die  manchmal  eine  ganz  andere 
Paragenesis  aufweisen,  als  das  Lager  selbst  (z.  B.  im  Kieslager  des  Eammels- 
bergs  bei  Goslar,  wo  ziemlich  häufig  Fahlerz  auf  Klüften  neben  Kupferkies, 
Bleiglanz,  Zinkblende,  Kalkspat  und  Quarz  vorkommt,  oder  auf  den  das  Kupfer- 
schieferflöz von  Mansfeld,  Sangerhausen,  Schweina,  Riecheisdorf  usw.  durch- 
setzenden Gängen,  welche  stets  Kobalt-  und  Nickelerze  samt  viel  Schwerspat, 
aber  gewöhnlich  nur  wenig  Kupfer-  und  so  gut  wie  keine  Silbererze  führen).  * 

Bezüglich  der  gegenseitigen  Verteilung  von  Erz-  und  Lagerart  be- 
obachtet man  häufig,  sofern  nicht  das  Lager  überhaupt  aus  fast  oder  ganz 
reinem  Erz  besteht,  entweder  eine  vollkommen  gleichmäßige  Vermischung 
beider,  oder  die  Lagerart  ist  in  schichtigen  Bändern  und  Bänken  zwischen  das 
Erz  eingeschaltet,  so  daß  auf  solche  Weise  nicht  selten  eine  Teilung  der  Erz- 
masse in  Streifen,  Nester  oder  Bänke  stattfindet.  Mitunter  ist  der  Erzkörper 
umhüllt  von  einer  mehr  oder  weniger  tauben  Schale  eines  Gesteines,  welches  sich 
von  dem  übrigen  Nebengestein  unterscheidet,  so  daß  man  sagen  kann,  das  letztere 
nimmt  in  der  Nähe  der  Erzmasse  einen  ganz  spezifischen  mineralogischen 
Charakter  an.  Solche  schalenförmige  Umhüllungen,  die  vielfach  an  Chlorit-, 
Amphibol-  und  Talkschiefer  erinnern,  sind  am  besten  bekannt  von  verschiedenen 
schwedischen  Eisenerz-  und  Kiesgruben  und  werden  dort  von  alters  her  als 
„Skölar"  bezeichnet.  Über  ihre  mögliche  Entstehungsweise  wurden  schon  auf 
S.  100  Andeutungen  gemacht. 

Etwas  anderes  ist  der  „Skarn^  der  schwedischen  Bergleute.  Man  ver- 
steht darunter  fein-  oder  grobkristalline  Gemenge  von  allerlei  Kalk-Tonerde- 
silikaten, wie  Granat,  Pyroxen,  Hornblende  usw.,  welche  z.  B.  für  manche,  be- 
sonders von  Kalksteinen  begleitete  Magneteisenerzlager  Schwedens  geradezu 
charakteristisch  sind.  Sie  umhüllen  und  begleiten  die  Erzkörper  oder  treten 
in  diesen  auf.  Skarnähnliche  Bildungen  haben  übrigens  auch  anderwärts  be- 
sonders in  Begleitung  der  Magneteisensteinlager  eine  weite  Verbreitung.  Ihr 
ganzes  Auftreten  erinnert  an  kontaktmetamorphe  Gebilde. 

Die  Erz  Verteilung  in  einem  Lager  ist  im  allgemeinen  eine  so  gleichmäßige, 
wie  man  sie  bei  der  Entstehung  des  Erzes  als  Präzipitat  aus  Wässern  voraus- 
zusetzen hätte,  in  denen  Metallsalze  allenthalben  in  konstanter  Vermischung  gelöst 
waren.  In  dieser  Gleichförmigkeit  beruht  auch  eine  größere  Gleichmäßigkeit  des 
Betriebes,  der  nicht  in  dem  Maße  von  veränderlichem  Adel  und  anderen  Wechsel- 


106  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

fallen  abhängig  ist,  wie  der  Gangbergbau,  daher  auch  weniger  Schulong  und 
Erfahrung  des  Arbeiters  verlangt,  als  dieser. 

*  Immerhin  aber  beobachtet  man  auch  auf  den  Flözen  häufig  eine  un- 
regelmäßige Erzverteilung,  welche  in  erster  Linie  als  Faziesänderungen  (z.  B; 
bei  verschiedener  Nähe  der  Küste  und  verschiedener  Meerestiefe)  aufzufassen 
sind,  vielleicht  auch  auf  eine  ungleichmäßige  Konzentration  der  erzabsetzenden 
Lösungen  oder  auf  eine  ungleichmäßige  Verteilung  des  erzausfällenden  Beagens 
zurückgeführt  werden  können. 

Als  Beispiel  diene  der  Kupferschiefer.  Im  östlichen  Thüringen  verliert 
derselbe  bei  zurückweichendem  Bitumengehalt  und  steigender  Verkalkung  seinen 
Erzgehalt.  Es  liegt  die  Annahme  nahe,  daß  die  unbauwürdigen  oder  erzfreien 
Schichten  dort  ans  weniger  seichtem  Meer  abgelagert  wurden,  in  welchem  der 
Kupfergehalt  des  Wassers  zu  sehr  verdünnt  war.  Im  Gebiete  der  Mansfelder 
Kupferschiefermulde  ist  auch  im  ungestörten  Gebiet,  wo  längs  der  Eückenklüfte 
keine  sekundäre  Anreicherung  stattgehabt  hat,  die  Erzführung  eine  ungleich- 
mäßige. Es  bestehen  dort  hektargroße  unbauwürdige  Flözflächen.  Nachdem  nun 
aber  der  durchschnittliche  Metallgehalt  des  Schiefers  nur  wenig  höher  als  2  ^/^  und 
eben  nur  noch  im  großen  Maßstab  abbauwürdig  ist,  bewirkt  schon  ein  geringer, 
aber  fast  selbstverständlicher  Wechsel  in  der  Erzführung  eine  Unabbauwürdigkeit, 
die  nach  oberflächlicher  Betrachtung  als  Taubheit  bezeichnet  wird,  bei  höherem 
Wert  des  Kupfers  aber  nicht  in  Erscheinung  träte. 

Einer  Lokalisierung  der  Metallzufuhr  (Quellen?),  einer  Beeinflussung  des 
Erzabsatzes  durch  Strömungen,  eintretenden  Flußwässem,  kurzum  solchen  Be- 
dingungen, welche  die  Zusammensetzung  des  Wassers  besonders  in  seichten 
Becken  zu  verändern  imstande  sind,  dürfte  mit  gutem  Recht  ein  ursächlicher 
Anteil  an  der  ungleichmäßigen  Erzführnng  mancher  Erzlager  zugesprochen 
werden.  Man  denke  an  das  unkontrollierbare  Auftreten  von  Dolomit-,  Kalkstein-, 
Gips-  oder  Steinsalzlagem  und  -Linsen  in  den  jüngeren  Sedimenten. 

Da  man  sich  den  Absatz  des  Erzes  im  allgemeinen  nicht  als  die  Folge 
einer  Eindampfung  von  Lösungen,  sondern  als  einen  chemischen  Niederschlag 
unter  Einwirkung  eines  Ausfällungsmittels  vorzustellen  hat,  so  wird  sein  Zustande- 
kommen gerade  so  gut  von  der  Anwesenheit  und  Konzentration  eines  gelösten 
wie  eines  niederschlagenden  Agens  abhängig  sein.  * 

Die  ungleichmäßige  Erzführung  der  Lager  spielt  manchmal  eine  nicht 
unwesentliche  Rolle,  besonders  wenn  der  Erzgehalt  —  wie  bei  Gold-  oder  Silber- 
lagerstätten —  an  sich  schon  sehr  gering  ist.  So  ist  in  den  Witwatersrand- 
Konglomeraten  in  Transvaal  der  Goldgehalt  in  gewissen  Konglomeratzonen  (mit 
einem  der  Ganggeologie  entlehnten  Ausdruck  shoots  =  Adelspunkte  genannt)  ein 
besonders  reicher.  Auch  in  dem  Mechernicher  Buntsandstein  ist  aus  noch  un- 
bekannten Ursachen  der  Bleigehalt  an  gewisse  unregelmäßig  gestaltete  Zonen 
gebunden.  Tritt  auf  einer  lagerartigen  Lagerstätte  eine  wesentliche  Änderung 
in  der  primären  Erzführung  rasch  und  unvermittelt  ein,  so  liegt  der 
Verdacht  nahe,  daß  man  es  nicht  mit  einem  echten  Lager,  sondern  vielmehr  mit 
einem  epigenetischen  Vorkommen  zu  tun  habe. 

Die  Struktur  der  schichtigen  Lagerstätten  ist  diejenige  der  normalen 
Sedimente  oder  kristallinen  Schiefer  überhaupt.  Man  beobachtet  ganz  dichte, 
derbe  Massen,  deren  einzelne  Individuen  mit  freiem  Auge  nicht  mehr  erkennbar 


Die  stofflichen  Eigenschaften  der  schichtigen  Lagerstätten.  107 

sind,  oder  die  Stmktnr  ist  kömig,  sandig,  oolithisch,  manchmal  erdig-pulverig 
(manche  Manganerzlager).  Besteht  das  Lager  ans  verschiedenen  Erzen,  so  sind 
dieselben  entweder  aufs  innigste  dnrchmengt  (z.  B.  der  Kupferkies  und  der  Pyrit 
auf  manchen  Kieslagern),  oder  sie  bilden  zonenweise  oder  im  feinsten  Wechsel 
Bänder  und  Streifen,  in  welchen  bald  das  eine,  bald  das  andere  Erz  vorwaltet 
(Norwegische  Kieslager,  Eammelsberg).  Auf  letztere  Weise  oder  durch  häufigen 
Wechsel  von  Erz  und  Lagerarten  entsteht  die  gebänderte  oder  bandstreifige 
Struktur.  Insbesondere  in  älteren  Kieslagern  bildet  häufig  der  Pyrit  ringsum 
ausgebildete  Kristalle  innerhalb  einer  dichteren  Grundmasse,  so  daß  die  Struktur 
an  die  porphyrische  erinnert. 

Im  geschieferten  (rebirge  zeigen  selbstverständlich  auch  die  erzführenden 
Schichten  häufig  schieferige  Struktur.  Derbe  Erzmassen  entbehren  aber  auch 
inmitten  geschieferten  Nebengesteines  oft  der  Schiefernng;  sie  verhalten  sich  dann 
wie  so  häufig  die  in  Schiefer  eingeschalteten  massigen  Kalklager  oder  Kalkbänke. 

Drusenbildung  ist  selten  und,  wo  sie  beobachtet  wird,  wohl  sekundär. 
Manchmal  ist  die  Struktur,  wie  gesagt,  infolge  des  verschiedenen  Mineralbestandes 
verschiedener  Horizonte  des  Lagers  eine  lagenförmige;  niemals  aber  ist  sie 
dann  eine  symmetrische,  wie  so  oft  bei  den  Gängen.  „Dieser  Mangel  an 
Symmetrie  ist  fast  als  ein  wesentliches  Kriterium  der  Lagerstruktur  zu  be- 
trachten, und  wo  sich  eine  solche  Symmetrie  findet,  wie  z.  B.  bei  den  sog. 
Lagern  von  Zinnwald,  da  ist  wohl  immer  eine  gangartige  Bildung  angezeigt."^) 

Es  gehört  zu  den  Kennzeichen  der  „Flöze^',  dafi  sie  sehr  häufig  in  sich 
und  konkordant  mit  dem  Nebengestein  geschichtet  sind  (z.  B.  Minettelager  und 
Kupferschiefer);  bei  massigen  Erzlagern  und  Linsen  trifft  man  auch  eine  poly- 
edrische  oder  parallelepipedische  (z.  B.  Eisenerze  Skandinaviens),  selten  eine 
prismatische  Absonderung  an  (Eisenerzlager  im  Staate  New  Jersey).*)  Quer- 
klüfte  (Steinscheiden,  Blätter),  welche  mit  abweichendem  Streichen  und  Fallen 
das  Lager  nach  seiner  ganzen  Mächtigkeit  durchsetzen  und  meistens  nicht  in 
das  Nebengestein  übergehen,  sind  auf  schichtigen  Lagerstätten  häufiger  als  auf 
Grängen. 

Bezüglich  des  geologischen  Vorkommens  der  schichtigen  Lagerstätten 
sei  hier  nur  ganz  allgemein  bemerkt,  daß  diese  äußerst  vielartigen  Ablagerungen 
sich  in  und  mit  den  verschiedenartigsten  Nebengesteinen,  mit  kristallinen  Schiefem 
und  mit  Kalksteinen,  Konglomeraten  und  Sandsteinen,  Tonschiefern  und  Schiefer- 
tonen jeden  Alters  von  der  archäischen  bis  in  die  Jetztzeit  vorfinden. 

"^  In  keinem  Kapitel  der  Erzlagerstättenlehre  tritt  unser  Mangel  an  Kennt- 
nissen über  viele  petrogenetische  Vorgänge  so  sehr  zu  Tage,  wie  in  demjenigen 
über  die  „Erzlager",  in  keinem  gibt  es  so  viel  Zweifel  und  Widerstreit  über  die 
Entstehungsweise.  In  dem  folgenden  Abschnitt  werden  zwar  viele  Lagerstätten 
beschrieben  werden,  deren  geologisches  Vorkommen  keine  ernsten  Bedenken  über 
ihre  Entstehung  zuläßt;  viele  andere  aber  sind  nur  mit  Wahrscheinlichkeit 
als  schichtige  zu  bezeichnen,  manche  überhaupt  ganz  problematischer 


')  Naumann,  Geognosie,  III,  490. 
*)  Naumann,  l.  c.  486.  491. 


108  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Entstehung.  Wegen  ihres  lagerfönnigen  Auftretens  und  weil  für  eine  andere 
Entstehung  derselben  noch  keine  einwandfreie  Erklärung  besteht,  sind  auch  sie 
einstweilen  hier  eingereiht  worden.  In  jedem  einzelnen  Falle  sollen  die  auf  die 
Bildung  der  Lagerstätten  bezüglichen  Ansichten  zusammengestellt  und  soweit 
als  möglich  erörtert  werden;  im  übrigen  aber  hat  die  nachstehende  Zusammen- 
fassung z.  T.  nur  den  Wert  eines  losen  Bahmens,  der  mit  dem  Fort- 
schritt der  tatsächlichen  Kenntnisse  enger  werden  wird.  * 

Übersicht  über  die  wichtigsten  Typen  der  schichtigen 

Lagerstätten. 

Die  nachstehend  zu  besprechenden  Gebilde  könnten  nach  verschiedenen 
Gesichtspunkten  geordnet  werden;  so  hat  v.  Groddeck  nach  ihrer  Form  drei 
Gruppen  gegliedert: 

a)  Derbe  Erzflöze  (z.  B.  oolithische  Brauneisenerzlager). 

b)  Ausscheidungsflöze   (z.   B.    Fahlbänder,    Enottensandstein,   Mansfelder 
Kupferschiefer). 

c)  Erzlager  (z.  B.  Kieslager). 

V.  Gotta  gliederte  nach  geographischen  Bezirken,  und  endlich  könnte  man 
auch  die  gleichalterigen  aber  stofflich  verschiedenartigen  Gebilde  zusammenfassen. 

Es  erscheint  aber  doch  am  übersichtlichsten  und  logischsten,  eine  Trennung 
in  erster  Linie  nach  der  Art  der  chemischen  Bindung,  in  zweiter  Linie  nach 
der  Art  des  nutzbaren  Stoffes,  vor  allem  des  Metalls,  und  in  dritter  Linie  nach 
dem  Alter  der  Lagerstätten  vorzunehmen.  Was  letzteres  Prinzip  anbelangt,  so 
ist  es  notwendig,  vor  allem  den  Unterschied  zwischen  den  in  archäischen  bezw. 
regional-metamorphen  Gesteinen  und  den  in  den  jüngeren  normalen  Sedimenten 
auftretenden  Lagerstätten  zu  betonen.  Ausgehend  von  den  beiden  ersten  Gesichts- 
punkten, werden  die  schichtigen  Erzlagerstätten  folgendermaßen  eingeteilt: 
L  Verbindungen  von  Schwermetallen. 

1.  Oxyde,  Hydroxyde  und  primäre  Sauerstoffsalze; 

2.  Sulfide,  untergeordnet  auch  Arsenide  und  Sulfosalze.    Auf  ge- 
wissen sulfidischen  Lagerstätten  bricht  auch  gediegen  Gold  ein. 

n.  Verbindungen  von  Leichtmetallen: 
Phosphorit, 
in.  Gediegene  Metalloide: 
Schwefel. 

I.  Sehiehtige  Lagerstätten  oxydiseher  Erze. 

1.  Eisenerzlager. 

Eisen  ist  bekanntlich  eines  der  in  der  Natur  verbreitetsten  Elemente. 
Wie  in  keinem  Eruptivgestein,  so  fehlt  es  kaum  in  einem  Sedimente;  oft  ist  es 
nur  in  Spuren  darin  enthalten,  oft  bedingen  seine  Oxyde  dessen  Färbung.  So 
sind  die  verschiedenalterigen  über  die  Erde  verbreiteten  roten  Sandsteine  (Old  red, 
Buntsandstein  usw.),  die  eisenschüssigen  Tone  (Roth  und  die  roten  Schieferletten 
des  Eotliegenden),  die  Eisenkieselschiefer  u.  a.  durch  einen  ziemlich  beträchtlichen 


Eisenerzlager.  109 

Eisengehalt  geiftrbt.  Sowohl  in  marinen  wie  in  Süßwasserablagerangen  treten 
oxydische  Eisenverbindnngen  als  Konkretionen  and  in  dünnen  Flözen  (z.  B.  als  Ton- 
eisenstein) aaf,  die  trotz  ihrer  Häafigkeit  anbeachtet  bleiben,  während  sie  ander- 
seits aach  za  Massen  von  kolossalem  Umfang  angereichert  sein  können.  Eisen- 
erzlager fehlen  in  keiner  Formation  von  der  archäischen  bis  ins  Allaviom. 
Freilich  ist  die  Art  ihres  Auftretens  eine  sehr  verschiedenartige. 

Die  lagerförmigen  Eisenerze  bilden  den  Schwerpunkt  des  ge- 
samten Eisensteinbergbaaes,  sie  sind  vielleicht  die  wichtigsten  aller  Metall- 
lagerstätten. Die  Erzeugung  des  Eisens  und  seine  Verarbeitung  beschäftigt  direkt 
und  indirekt  die  meisten  Arbeiter  und  produziert  die  höchsten  Werte.  Sie  ist  stets 
eine  Massenproduktion,  denn  das  Rohmaterial  selbst  hat  nur  geringen  Wert. 
Die  verschiedenartige  Verwertbarkeit,  welche  das  Metall  vor  allen  anderen  aus- 
zeichnet, läßt  auch  seinen  Oeldwert  in  den  weitesten  Grenzen  schwauken.  Ein 
oft  erwähntes  Beispiel  für  die  Wertsteigerung,  die  das  Rohmaterial  durch  die 
Bearbeitung  gewinnt,  ist  deshalb  das  Eisen:  kommt  1  Ztr.  Eisenerz  auf  etwa  0,3  M. 
zu  stehen,  so  kostet  der  Zentner  Roheisen  3  M.,  das  gleiche  Gewicht  wird  für 
Gußware  mit  9  M.,  für  Gußstahl  mit  27  M.,  in  Gestalt  von  Messerklingen  mit 
1500 — 2100  M.  und  in  solcher  von  feinen  Uhrfedern  mit  6  Mill.  M.  bezahlt.^) 
Ganz  anders  beim  Gold:  Der  Zentner  gemünztes  Gold  hat  einen  Wert  von 
140000  M.,  fast  denselben  wie  ein  gleich  schwerer  Klumpen  des  unbearbeiteten 
Metalls.  Während  Eisenerz  bei  ungünstigen  Transportverhältnissen  beim  höchsten 
Gehalt  sogar  wertlos  werden  kann,  bezahlt  man  noch  das  Kilo  Gold  in  Erzen, 
welche  nur  0,0005  <>/o  (oder  5  g  pro  Tonne)  Gold  halten,  mit  2400  M.,  während 
es  als  Feingold  2790  M.  kostet. 

Der  geringe  Geldwert  auch  des  besseren  Eisenerzes  bringt  es  mit  sich, 
daß  schon  Erze  mit  25 — 30  ^/q  Metallgehalt  für  sich  allein  nicht  mehr  schmelz- 
würdig sind,  und  kompliziertere  Aufbereitung  bezahlt  sich  bei  Eisenerzen  meistens 
nicht.  Diese  sind  nur  abbauwürdig  bei  großer  Verbreitung,  Mächtigkeit  und 
Reinheit  der  Erze,  wenn  die  Gewinnung  leicht  und  Brennmaterial  zur  sofortigen 
Verhüttung  oder  billige  Transportmittel  vorhanden,  wenn  die  Arbeitslöhne  niedrig 
genug,  die  Zoll-  und  Preisverhältnisse  günstig  sind. 

Auf  keinen  Bergbau  üben  daher  Änderungen  in  den  vorher  bezeichneten 
Faktoren,  die  Fortschritte  der  Technik,  die  Umgestaltungen  des  Verkehrswesens, 
einen  solchen  Einfluß  aus,  wie  auf  den  Eisenbergbau.  Jahrhunderte  lang  blühende 
Betriebe  sind  darunter  in  unserer  Zeit  zugrunde  gegangen,  wie  z.  B.  manche 
thüringische  und  sächsische  Eisenwerke.  Anderseits  erklärt  es  sich  nur 
aus  der  Billigkeit  der  Transportmittel,  wenn  z.  B.  aus  Spanien,  Algier  oder 
Schweden  kommende  Eisenerze  noch  mit  Gewinn  in  den  großen  deutschen  und 
amerikanischen  Kohlenbecken  und  Hüttenwerken  verschmolzen  werden  können. 
Das  Rohmaterial  wird  durch  den  Transport  immerhin  noch  nicht  so  teuer,  als 
die  Verschmelzungskosten  am  Ort  der  Kohlengewinnung  geringer  werden. 

Auch  das  Maß  der  Verwertbarkeit  verschiedener  Eisenerze  hat  sich  mit 
dem  Stand  der  Technik  erheblich  geändert.     Von  Einfluß  auf  die  Bewertung 

')  Es  braucht  kaimi  gesagt  zu  werden,  daß  diese  Zahlen  nur  relative  Werte  sind 
und  zu  verschiedenen  Zeiten  anders  lauten  müßten. 


I 
110  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

war  lange  Zeit  hindurch  der  Gehalt  an  Phosphor,  da  schon  ein  sehr  geringer 
Betrag  des  letzteren  den  Stahl  spröde  und  kaltbrttchig  macht;  phosphorarme 
Erze  waren  deshalb  früher  gesucht,  phosphorhaltige  gemieden.  Seit  Einführung 
des  Thomas-Prozesses  (1879),  wobei  der  Phosphor  durch  eine  Magnesiafütterung 
der  Bessemer-Birne  gebunden  und  in  der  Thomas-Schlacke  festgehalten  und  an- 
gereichert wird,  ist  dieser  früher  lästige  Gast  mindestens  gleichgültig  geworden. 
Das  neue  Verfahren  hatte  einen  vollständigen  Umschwung  in  der  Bewertung 
der  Eisenerze  zur  Folge:  die  bis  dahin  geringwertigen  lothringischen  Minetten 
und  die  hochphosphorhaltigen  nordschwedischen  Erze  werden  neuerdings  in 
großen  Massen  verschmolzen,  während  die  phosphorarmen  Siegerländer  und 
steirischen  Erze  von  ihrem  ehemaligen  Wert  verloren  haben. 

Magnetit-  und  Eisenglanz- (Roteisenstein-)  Lager. 

a)  In  kristallinen  Schiefern. 

*  Schon  auf  die  sehr  mannigfachen  in  den  kristallinen  Schiefem  auf- 
tretenden Eisenerze  bezieht  sich  im  vollen  Umfange  das  (S.  107 — 108)  über  die  Un- 
sicherheiten betreffs  der  Entstehung  der  Erzlager  überhaupt  Gesagte.  Es  werden 
hier  höchst  wahrscheinlich  recht  heterogene  Gebilde  zu  besprechen  sein,  ohne  daS 
es  bis  jetzt  möglich  wäre,  eine  durchgreifende,  einwandlose  Scheidung  zwischen 
denselben  vorzunehmen.  * 

Im  Urgneis  (Laurentische  Formation)  und  in  den  Urschief ern  (Huronische 
Formation)  begegnen  uns  Schichten  und  Schichtenzonen,  welche  Schüppchen, 
Körner,  kleine  Linsen  und  Schmitzen  von  oxydischen  Eisenerzen  (Magnetit 
mit  72,41^/QFe  und  Eisenglanz  bezw.  Eisenglimmer  mit  70^/oFe)  enthalten. 
Man  kann  dieselben  als  Eisenfahlbänder  bezeichnen,  und  diesen  würde  z.  B. 
der  Magnetitgneis  der  ältesten  Abteilung  der  schwedischen  Urgneise  ent- 
sprechen; ihr  Eisengehalt  mag  etwa  so  groß  sein  wie  deijenige,  welcher  die 
Färbung  mancher  jüngerer  Schiefertone  und  Sandsteine  bewirkt.  Nimmt  die 
Menge  des  Eisenglanzes  in  kristallinen  Schiefern  beträchtlich  zu,  so  entstehen 
Gesteine,  welche  man  als  Eisenglimmerschiefer  bezeichnet,  und  welche  mit 
verschiedenen  Altern  u.  a.  im  Taunus,^)  zu  Villef rauche  im  Dep.  Aveyron,  im 
nördlichen  Norwegen,  in  Brasilien,  in  Südcarolina  und  im  Okande-Land  (West- 
afrika) oder  an  der  afrikanischen  Goldküste  bekannt  sind. 

In    seiner    ausgesprochensten  Entwickelung  tritt  uns  dieses  Gfestein  im 

Itabirit^  entgegen,  der  neben  Eisenglimmer  und  Magnetit  (bezw.  Martit)  auch 

Eisenkiesel,  Quarz  und  mehr  oder  weniger  Talk  und  Chlorit  führt  und  am  Pic 

von  Itabira  in  der  Sierra  da  Piedade  (Brasilien)  ein  gegen  300  m  mächtiges, 

in  Eisenglimmerschiefer    und  Itacolumit   übergehendes  Schichtensystem   bildet. 

Nicht  selten  sind  diese  Gesteine  mehr  oder  weniger  goldführend. 

Ein  anderer,  wegen  seiner  Goldführung  bemerkenswerter  Eisenglimmer- 
schiefer Brasiliens  ist   die  Jacotinga.     Dieselbe  ist  ein  meist  zerreiblicher. 


0  LoBsen,  Zt«chr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XIX,  1867,  614—616. 

^)  ita  =  Stein,  bira  =  scheinend,  glänzend,  wegen  des  Glitzems  der  Bergoberfläche. 
—  von  Eschwege,  GeognostiBches  Gemälde  von  Brasilien,  Weimar  1822,  21—24. 
28—30.  —  Ders.,  Pluto  BrasilienBis,  Berlin  1833,  222—224. 


Magnetit-  und  Eisenglanz- (Roteisenstein-)  Lager.  111 

bandartig  gestreifter  nnd  deutlich  geschichteter,  an  Eisenglanzschnppen  reicher 
Glimmerschiefer,  der  stellenweise  in  dttnnschieferige  Eisenerze  übergeht.  In  den 
Minas  Greraes  bildet  die  Jacotinga  1 — 2  m,  selten  12 — 20  m  mäditige  Bänke 
zwischen  Itacolomit  und  Tonschiefern  in  weithin  verfolgbaren  Schichten  nnd 
Schichtsystemen. 

In  Sttdcarolina^)  wurden  früher  Eisenglimmerschiefer  abgebaut,  welche 
bald  den  It^biriten  nahe  standen,  bald  als  Gemenge  von  Magneteisen  und  Talk 
(Catawbirite)  beschrieben  worden  sind. 

An  der  afrikanischen  Goldkttste  stehen  Eisenglimmerschiefer  ähnlich  wie 
in  Brasilien  in  den  innigsten  Beziehungen  zu  den  dortigen  Goldlagerstätten. 

Ein  itabiritähnliches  Gestein  kommt  auch  im  Okande-Land^  (im 
französischen  Kongogebiet,  unter  dem  Äquator  gelegen)  in  mächtiger  Entwickelung 
vor.  Es  tritt  mit  Quarzit  und  glimmerreichen  Schiefem  auf  und  bildet  ein  kömig- 
schieferiges  Gemenge  von  Quarz,  Eisenglanz  und  Magnetit.  Im  Hangenden  geht 
es  in  Quarzit  über.  Das  weit  verbreitete  Gestein  widersteht  in  besonderem  Mafie 
der  Erosion,  bildet  deshalb  häufig  schroffe  Felsen  und  in  den  Flufitälem  dem 
Verkehr  hinderliche  Barren. 

Durch  Zunahme  und  Zusammenscharung  des  Erzes  wird  entweder  das 
Gesamtgestein  bauwürdig  oder  es  ergeben  sich  zum  mindesten  bauwürdige 
Schichten,  Linsen  oder  Lager  und  „Lagerstöcke^  von  oft  gewaltigen  Dimensionen. 

Haupterze  dieser  Lager  sind  Magnetit  und  Eisenglanz,  manchmal 
in  Brauneisenerz  umgewandelt.  Ein  geringer  Titangehalt  ist  nicht  selten;  er  be- 
trägt z.  B.  in  dem  Eisenlager  von  Luossavara  (Lappland)  bis  1,5  ^/q.  Der  Magnetit 
ist  manchmal  in  Boteisenerz  umgewandelt,  zeigt  aber  hier  und  da  noch  deutlich 
die  reguläre  Eristallform  (=  Martit);  solche  Pseudomorphosen  sind  z.  B.  bekannt 
von  der  Serra  AraQoyaba  in  Brasilien,  und  nach  Credner  waren  auch  die  Eot- 
eisenerze  von  Michigan  ursprünglich  teilweise  Magnetite. 

Der  in  Eede  stehende  Lagerstättentypus  ist  nach  keiner  Richtung  hin 
scharf  begrenzt.  Manganerze  (Pyrolusit,  Psilomelan,  Hausmannit,  Wad, 
seltener  Braunit)  sind  so  verbreitet,  dafi  manchmal  das  Eisenerzlager  in  ein 
solches  von  Manganerz  übergeht  (Schwarzerze  von  Arschitza  bei  Jakobeni, 
Manganerzlager  in  der  schwedischen  Euritetage). 

Femer  kommen  des  öfteren  auch  sulfidische  Erze  auf  diesen  Lager- 
stätten vor.  So  haben  die  Eisenerzlager  in  der  Marmaros  nnd  in  der  Buko- 
wina z.  T.  aus  Eisenkies  und  etwas  Kupferkies  bestanden.  Auf  zahlreichen 
schwedischen  Eisenerzlagerstätten,  z.  B.  zu  Dannemora,  brechen  Eisenkies, 
Magnetkies,  Kupferkies,  Blende  und  Kupferglanz,  seltener  Bleiglanz,  Arsenkies, 
Kobalt-,  Nickel-  und  Wismuterze  sowie  Molybdänglanz  ein.  Sind  diese  Sulfide 
auch  quantitativ  untergeordnet,  so  vermittelt  ihr  Vorkommen  doch  den  Über- 
gang zu  den  rein  sulfidischen  Lagern.  Der  Gedanke,  daß  dieselben  wenigstens 
teilweise  nicht  zum  ursprünglichen  Erzbestand  gehören,  liegt  nahe.  In  vielen 
Fällen  dürfte  noch  zu  entscheiden  sein,  ob  sie  nicht  sämtlich  spätere  Ein- 
wanderer sind. 


>)  Lieber,  Die  ihres  Eisengehaltes  wegen  abbauwürdigen  itacolumitischeo  und 
talkschieferigen  Gesteine  Sttdcarolinas;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XVI,  1857,  241—242, 
386—387. 

^  Lenz,  Ein  itabiritähnliches  Gestein  aus  dem  Okande-Land  (Westafrika);  Verh. 
k.  k.  geol.  Beichsanst,  1878,  168—169. 


112  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Lagerarten  sind  die  Elemente  des  Nebengesteines:  Quarz,  Feldspat, 
Glimmer,  Hornblende,  Kalkspat  u.  a.,  die  manchmal  den  Erzen  als  band- 
förmige Zwischenmittel  eingelagert  sind,  und  in  welche  der  Erzkörper  im  Streichen 
und  Fallen  überzugehen  pflegt.  Eine  besondere  Anreicherung  erfährt  sehr  oft 
der  Apatit. 

Auch  Silikate  und  andere  Mineralien,  welche  in  dem  Nebengestein 
nicht  oder  nur  ganz  untergeordnet  vertreten  sind,  können  zu  charakteristischen 
Begleitern  des  Eisenerzlagers  werden.  Als  solche  sind  zu  nennen:  Granat, 
Augit,  Hornblende,  Epidot,  Chlorit,  Talk. 

Derlei  Mineraliengesellschaften  bilden  mitunter  einen  Silikatmantel,  den 
„Skarn"^,^)  um  die  eigentliche  Erzlinse,  wie  z.  B.  zu  Arendal  in  Norwegen 
und  Persberg  in  Schweden. 

Als  Immigranten  auf  Gängen  und  Trttmern  sind  zu  erwähnen:  Fluß- 
spat, Baryt,  Zeolithe  (Prehnit,  Stilbit,  Apophyllit,  Laumontit),  Datolith,  femer 
Asphalt  und  ähnliche  Kohlenwasserstoffe. 

Nur  beiläufig  sei  hier  erwähnt,  daß  manche  dieser  Eisenerzlager  von 
jüngeren  eruptiven  Gesteinsgängen  durchsetzt  werden,  neben  welchen  die  Erze 
wohl  eine  Veränderung  erlitten  haben  können,  wie  z.  B.  zu  Grängesberg  in 
Schweden  das  Roteisenerz  neben  ihnen  in  Magnetit  umgewandelt  wurde,  während 
sie  auf  die  Erzführung  des  Nebengesteines  selbst  Iceinen  wichtigeren  Einfluß 
ausübten. 

*  Was  die  äußere  Form  und  die  Dimensionen  der  kristallinen  Eisenerz- 
lager anlangt,  so  herrschen  hierin  gerade  so  wie  bei  den  später  zu  besprechen- 
den sulfidischen  Lagern  die  denkbar  größten  Verschiedenheiten:  bald  sind  es 
weithin  ausgedehnte  Flöze  mit  sehr  wechselndem  Erzgehalt,  wie  die  Eisen- 
glimmerschiefer und  die  Eisenglanzlager  des  nördlichen  Norwegens,  bald  sind  es 
plumpe,  stockförmige  Massen  mit  verhältnismäßig  geringer  streichender  und  oft 
gewaltiger  Ausdehnung  in  der  Mächtigkeit;  solche  wiederholen  sich  häufig  zu 
mehreren  oder  zu  vielen  neben-  oder  hintereinander  (z.  6.  in  Schweden).  Es 
ist  eine  Frage  für  sich,  inwieweit  diese  Erzlinsen  ihre  besondere  Form  und  An- 
ordnung der  Zerrung  und  Pressung  durch  den  Gebirgsdruck  verdanken. 

Die  äußere  Erscheinung  mancher  hier  besprochener  Lagerstätten  legt  die 
Vermutung  nahe,  daß  dieselben  durch  Kontakt  umgewandelte  Kalksteinlager  sein 
könnten,  und  daß  der  Metallgehalt  durch  eruptive  Prozesse  zugeführt  worden 
ist.  Tatsächlich  haben  manche  Eisenerzlager,  die  man  früher  für  schichtige 
gehalten  hatte,  auf  Grund  neueren  Studiums  ihren  Platz  unter  den  Kontakt- 
lagerstätten  erhalten.  Anderseits  aber  wird  sich  nicht  immer  leicht  entscheiden 
lassen,  ob  nicht  das  Erzlager  vorher  vorhanden  und  mit  seinem  gesamten  stofflichen 
Inhalt  kontakt-  oder  regionalmetamorph  umgewandelt  worden  ist.  Dasselbe  gilt 
auch  für  gewisse  später  zu  besprechende  sulfidische  Erzlager.  * 

*)  skarn  (richwedisch)  =  Auswurf. 


Ifagnetit-  and  Eisenglanz  (Roteisenstein-)  Lager.  11^ 

An  der  Grenze  von  Ungarn,  Siebenbürgen  und  der  Bukowina  liegt  der 
46  km  lange  Eisenerzdistrikt  der  Mannaros  an  der  oberen  Theiß  und  von 
Kirlibaba  in  der  Bukowina.') 

Innerhalb  der  mächtigen  HomblendegneiBmassen,  welche  von  angarischem 
Gebiet  her  längs  des  östlichen  Ufers  der  goldenen  Bistritz  bis  Jakobeni  in  der 
Bukowina  aaf  30  km  zu  verfolgen  sind,  befinden  sich  auf  ungarischem  Boden  die 
Eisenerzlager  von  Rusaj  a,  eine  Stande  talaufwärts  von  dem  Grenzort  Kirlibaba. 
Die  Erze  sind  gebunden  an  körnigen  Kalk,  der  im  Gneis  liegt  Das  anmittelbare 
Nebengestein  der  Lager  ist  ein  hellgiUner,  hornblendehaltiger  Glimmerschiefer. 
Die  Lagerstätte  läßt  sich  5  km  weit  verfolgen,  war  1876  anf  eine  Länge  von 
8000  m  aufgeschlossen  und  streicht  otwaNS.  Das  Erz  ist  bald  derber  Hagnet- 
eisenstein, bald  vorwaltender  Eisenglanz,  in  welchem  Uagnetitkristalle. ein- 
gebettet liegen,  und  ist  aufs  engste  verbunden  mit  dem  Kalkstein,  der  seinerseits 
eisenhaltig  ist  und  an  der  Lnft  liegend  braun  wird;  sowohl  im  Liegenden  wie 

im  Hangenden  ist  das  Nebengestein,  

Schiefer  und  Kalkstein,  mit  Hag- 
netitkörnem  durchsprengt,  in  die 
sich  gewissermaßen  die  Eisenerz- 
massen auflösen.  Di6  Lagerstätte 
hat  übrigens  keine  ununt«rbrochene 
Ausdehnung.  Die  0,5 — 2  ro  mäch- 
tigen ,  mehrfach  fibereinander 
liegenden  Massen  haben  linsen- 
förmige Gestalt  and  verlieren  sich  Fig.  H.  Ijager  von  ElaengUmmeraDhlerer  bei  Bor«« 
im  tauben  Kalk  oder  Schiefer,  um     i^'^^  Cotta,  isss  and  isei).    o  chiontBchiefer, 

.  .  .  a.   „  .    ,  *  ChloritMhlefBr   mit   viel    KlBengllmmer,    c  ElaBn- 

sich  an  anderer  Stelle  wieder  em-  gu„^„,„i„«,^,  ^  (^,^  „jt  s.hi«ferbcuchatucken 
zustellen.  Wiederholt  sind  sie  auch  IwahnchelDlIcb  gaoeranniEl,  <  kSmiger  K&lkBtelu, 
durch  Störungen  abgeschnitten.  ■«enrannig  BbgeHoadert,  mit  atu-ken  Windungen. 
Dort  wo  eine  Erzlinse  ausspitzt, 

hat  sich  manchmal  Pyrit  angesiedelt,  der  dann  auch  als  kristallisierter  Ein- 
sprengung im  Kalk  aufzutreten  pflegt.  Im  kompakten  Eisenerz  kommt  der  Pyrit 
seltener  vor.  Eine  andere  merkwürdige  Erscheinung  besteht  in  dem  Auftreten 
gerundeter  oder  eckiger  Stficke  von  Quarz,  seltener  von  quarzigem  oder  reinem 
Kalkstein  in  den  Schiefem  und  in  dem  Lagerstättenkalk,  welche  Walter  fOr 
Konglomerate  gehalten  hat. 

Am  Berge  Görgeleu  bei  Borsa  in  der  Mannaros  bildet  ein  sehr  charakte- 
ristischer Eisenglimmerschiefer  ein  gegen  0,3  m  mächtiges  Lager  zwischen 
Chloritschiefer  und  kömigem  Kalk;  beide  sind  dem  Glimmerschiefer  eingelagert. 
Im  Hangenden  und  Liegenden  des  Hanptlagers  kennt  man  noch  einige  minder 
reine,  z.  T.  sehr  ohloritiscbe  Eiseoglimmerschichten  (Fig.  34). 

')  Walter,  Die  ErslagerGt£tt«D  der  bildlichen  Bukowina.  Mit  geol.  Karte. 
Jahrb.  k,  k.  geol.  ReichBanst.,  XXVI,  1876,  342—426,  bes.  391—396.  —  Cotta,  Die 
Erzlagerstätten  der  südlichen  Bukowina;  ebenda  TI,  1855,  118—119.  —  Ders.,  Erz- 
lagerstätten, II,  1861,  260—262. 

Stalinar-Bcrgcat,  EnligentitUn.  g 


114 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


3nb 


Eigenartige  Magneteisenlagerstätten  sind  neuerdings  von  Helbling^) 
vom  Hont  Chemin  bei  Martigny  im  Wallis  beschrieben  worden.  Der  Mont 
Chemin  liegt  nördlich  von  Bovernier  an  der  Dranse,  zwischen  diesem  Fluß  und  der 
Rhone  und  bildet  den  nördlichsten  Pfeiler  des  Montblancstockes.  Die  Vorkomm- 
nisse sind  gebunden  an  sericitischen  Gneis  im  Liegenden  von  Protoginen  und  etwa 
100 — 200  m  von  diesen  entfernt;  indessen  braucht  diese  Entfernung  nicht  die 
ursprüngliche  zu  sein,  da  das  kristalline  Gebirge  starke  Störungen  erfahren 
hat.  Die  etwa  SW. — NO.  streichenden  Schichten  fallen  durchschnittlich  nach 
SO.  ein.    Alle  Gesteine  haben  eine  sehr  intensive  Metamorphose  erlitten. 

Die  Magneteisensteine  sind  begleitet  von  zähen  Hornblendegesteinen,  welche 
ihrerseits  wieder  im  innigsten  Zusammenhang  stehen  mit  Marmorlagem,  in  die 
sie  Übergehen.  Die  Hornblendegesteine  bestehen  aus  einem  dunkelgrünen 
Amphibol  samt  Epidot,  Chlorit  (Stilpnomelan)  und  Apatit  usw.  und  enthalten 
Magnetit  und  Pyrit  als  Einsprengungen.  Ersteres  Erz  kann  stellenweise  über- 
handnehmen, und  es  entstehen  so,  allerdings  gegen  die  Masse  des  Amphibol- 
gesteines  zurücktretend,  Erzkörper  von  58 — 54  ^/q  Eisen-  und  etwa  70  **/©  Magnetit- 
gehalt. In  dem  Homblendegestein  kommen  untergeordnet  auch  Einlagerungen 
und  Klüfte  mit  Quarz,  Calcit,  Epidot  und  Chlorit  vor;  das  Erz  enthält 
auch  etwas  Augit.     Der  Marmor  ist  gut  geschichtet,  teilweise  ganz  rein,  teilweise 

aber    so   reich   an 

Silikaten  (Horn- 
blende,   Vesuvian, 
Epidot),  daß  er  zu 
einem  grünen  Ge- 
stein   wird ;    dabei 
bewirken  jene  Sili- 
kate in  schichtiger 
Anordnung  eine 
deutliche  Bände- 
rung.    Wenn  auch 
die  eigentlichen 
Magnetitlager- 
stätten auf  das 
Hornblendegestein  beschränkt  sind,  so  kommt  das  Erz  doch  auch  in  schwärm- 
förmiger  Anordnung  in  dem  Marmor  vor. 

Am  Mont  Chemin  sind  solche  Eisenerzlager,  in  mehrere  Lagerzüge  ver- 
einigt, an  verschiedenen  Stellen,  im  Couloir  Collaud  (2  Züge),  auf  Chez  Large 
(5  Züge)  und  an  den  Planches  abgebaut  worden.  Bemerkenswert  ist  der  Apatit- 
gehalt im  Couloir  Collaud ;  Schwefel-  und  Kupferkies  fanden  sich  auf  den  Planches. 
Bei  Vence  bestand  Bergbau  auf  einem  aus  Zinkblende  und  Magnetit  bestehenden 
kleinen  Lager. 

Die  Mächtigkeit  der  Erzlinsen  betrug  höchstens  wenige  Meter,  häufig  nur 
einige  Zentimeter.    Der  Abbau  ist  seit  der  Mitte  des  XIX.  Jahrhunderts  erlegen. 

Helbling  betont,  daß  die  Frage  nach  der  Entstehung  dieser  Erzlagerstätten 
zurzeit  unbeantwortbar  sei.  Im  allgemeinen  haben  sie  Ähnlichkeit  mit  demjenigen 
von  Dannemora,  scheinen  sich  aber  von  diesen  vor  allem  durch  das  Auftreten 
von  Apatit  in  dem  Hornblendegestein  zu  unterscheiden. 


Grami^Gnjßtß 


ScrioU'Gnaß 


Flg.  86.  Profil  durch  die  Lagerstätte  im  Couloir  Colland  im  Wams. 
(Helbling,  1903.)  l.  Vermsclielimg,  2.  ca.  1  m  dichtes  Homblendegestein 
mit  wenig  Erz,  3.  ca.  0,5  m  gefälteltes,  schiefeidges  Homblendegestein, 
4.  ca.  1,5  m  zähes,  dichtes  Homblendegestein  mit  Epidot,  Chlorit,  Kalk- 
spat nnd  Quarz,  reich  an  Magnetit,  der  stellenweise  derbe  Linsen  bildet 
In  den  letzteren  kommt  feinfaserige  Hornblende  und  Apatit  vor,  5.  Ver- 

ruBchelung. 


^)  Die  Erzlagerstätten  des  Mont  Chemin;  Baseler  Inaug.-Diss.,  1902. 


Magnetit-  und  Eisenglanz- (Eoteisenstein-)  Lager.  115 

Die  skandinavisehen  Eisenerzlagerstatten. 

Literatur. 

Hausmann,  Reise  durch  Skandinayien,  11, 1812, 132—184,  IV,  1816,  69—103,  V, 
1818,  304—413. 

Suckow,  Die  bedeutendsten  Erz-  und  Gesteinlager  und  ihre  hauptsächlichsten 
Begleiter  im  schwedischen  Urgebirge.    Jena  1831. 

Hisinger,  Versuch  einer  mineralogischen  Geographie  Ton  Schweden;  übersetzt 
von  Blöde.    Freiberg  1819. 

Durocher,  Obseryations  sur  les  gites  m^talliferes  de  la  SuMe,  de  la  Norw^ge 
et  de  la  Pinlande;  Ann.  d.  Mines  (4),  XV,  1849,  198—254. 

Cotta,  Erzlagerstätten,  II,  530—533,  536,  518—522,  Lit. 

Ejerulf  und  T.  Dahll,  Über  das  Vorkommen  dör  Eisenerze  bei  Arendal,  Näs  und 
Kragerö;  N.  Jahrb.,  1862,  557—581.  —  Dieselben,  Om  jemertsemes  forekomst  ved  Arendal, 
Naes  og  Erageroe.  Christiania  1861.  —  Dasselbe,  Sur  les  gites  de  fer  de  la  c6te  sud- 
ouest  de  la  Norwöge;  Trad.  par  Fuchs;  Ann.  d.  Mines  (6),  IX,  1866,  269—300. 

Stähl  er.  Besuch  der  mächtigen  Magneteisenstein-Vorkommen  zu  Grängesberget; 
Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XXVI,  1867,  16—19. 

Langer,  Der  Erzbergbau  zu  Dannemora  in  Schweden;  Osterr.  Ztschr.  f.  Berg- 
u.  Hüttenw.,  XIX,  1871,  332—334. 

Strippelmann,  Die  Eisenerzlager  Schwedens  unter  besonderer  Berücksichtigung 
des  Bergreviers  Norberg-Westmanland,  1873. 

Törnebohm,  Om  lagerföljden  inom  Norbergs  malmfält;  Geol.  Foren.  Förh.,  U, 
1874—1875,  329—335.  —  Ders.,  Einige  Bemerkungen  über  das  ürterritorium  Schwedens; 
N.  Jahrb.,  1874,  131—146. 

A.  Sjögren,  Om  sambandet  mellan  det  satt,  hyarpä  vära  malmer  uppträda,  och 
den  relatiYa  äldem  hos  de  bergarter,  hyaruti  malmema  förekomma;  Geol.  För.  Förh., 
II,  1874—1875,  2—13. 

Törnebohm,  Geognostisk  beskrifning  öfyer  Persbergets  grufyefält,  1875.  — 
Ders.,  Gteologisk  Atlas  öfyer  Dannemora  grufyor.  Mit  Text.  1878.  —  Ders.,  Über  die 
Geognosie  der  schwedischen  Hochgebirge;  Bih.  tili  k.  sy.  Vet.  Akad.  Handl.,  I,  No.  12. 

Gumaelius,  Om  malmlagrens  äldersföljd  och  deras  anyändande  säsom  ledlager; 
öfyers.  af  k.  Sy.  Vet.-Akad.  Förh.,  1875;  zitiert  von  H.  Sjögren. 

Tor  eil,  Berättelse  om  undersökning  af  Malmfyndigheter  inom  Gellivare  och 
Jnkkasjärvi  Socknar  af  Norbottens  län  (unter  Mitarbeit  von  Hummel,  Gumaelius, 
Tyrs6n,Dellwik  und  Hasselbom).  Stockholm  1877 .  Mit 5 Karten  und  französ.  Eesum6. 

vom  Eath,  Naturwissenschaftliche  Studien.  Erinnerungen  an  die  Pariser  Welt- 
ausstellung, 1878.    Bonn  1879,  40—102. 

Törnebohm,  Geologische  Übersichtskarte  der  Statthalterschaft  Vermland  nebst 
Beschreibung,  1881;  Ref.  N.  Jahrb.,  1882,  I,  -200— 201 -.  —  Ders.,  Geologisk  öfver- 
sigtskarta  öfver  Mellersta  Sveriges  Bergslag,  1880—1881;  Ref.  N.  Jahrb.,  1882,  I, 
395—400.  —  Ders.,  öfverblick  öfver  Mellersta  Sveriges  urformation;  Geol.  För.  Förh., 
VL  1883,  582—607.    Mit  Karten.    Ref.  N.  Jahrb.,  1884,  U,  -  216—218  -. 

Nordenström,  L'industrie  miniere  de  la  Suede,  1883  (Exposition  internationale 
de  1883  ä  Madrid).    Mit  Übersichtskarte. 

von  Schwarze,  Ist  Überhaupt  ein  Eisensteinezport  von  Schweden  nach  Deutschland 
praktisch  durchführbar?    Stahl  und  Eisen,  IV,  1884,  307—323.    Mit  vier  Karten. 

H.  Sjögren,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Erzlagerstätten  von  Moravica  und 
Dognacska  im  Banat  und  Vergleichung  derselben  mit  den  schwedischen  Eisen erzlager- 
stätten;  Jahrb.  k.  k.  geol.  Beichsanst.,  XXXVI,  1886,  607—668. 

8* 


116  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

SantsBson,  Beskrifiiing  tili  karta  öfver  berggrunden  inom  de  malmfSrande 
traktema  i  norra  delen  af  Orebro  län.  IL  Geognostiska  kartor  och  beskrifningar  öfyer 
de  vigtigare  grufyefälten ;  Syeriges  geol.  undersökn.,  Ser.  Bb,  No.  4,  1889.  Siehe  dazu 
die  1883  erschienene  geologische  Karte  samt  geologischer  Beschreibung;  ebenda  Ser. 
Bb,  No.  3,  1883. 

Vosmaer,  Die  Erzfelder  yon  Gelliyare,  Eirunayaara  und  Luosayaara  und  die 
Eisenbahn  von  Lule&  nach  Ofoten.  Stahl  und  Eisen,  X,  1890,  181—189,  299—306. 
Mit  vielen  Abbildungen. 

von  Post,  Nägra  ord  om  Gellivaramalmens  uppkomst;  Geol.  För.  Förh.,  XII, 

1890,  491;  Eef.  N.  Jahrb.,  1893,  I,  19—20.  —  Ders.,  Ytterligare  om  Gellivaramalmens 
uppkomst;  ebenda  XIU,  1891,  286-292;  Ref.  N.  Jahrb.,  1893,  U,  270. 

Vogt,  Saiten  og  Eanen,  Christiania  1890,  Lit.;  Eef.  Ztschr.  f.  prakt.  Geol., 
1894,  30-34. 

Stelzner,  Das  Erzfeld  von  Naeverhaugen.    Als  Manuskript  gedruckt.    Berlin 

1891,  Lit. 

A.  Sjögren,  Asigtema  om  jernmalmema  ä  Gellivara  Malmberg  och  de  bergarter, 
som  innesluta  malmema;  Geol.  Poren.  Förh.,  XIII,  1891,  18—26;  Ref.  N.  Jahrb.,  1893, 
n,  267—268. 

Törnebohm,  Nägra  ord  med  anledning  af  tvisten  rörande  Gellivaramalmernas 
genesis;  ebenda  27—33;  Ref.  ebendort,  268—269. 

Lundbohm,  Om  Gellivare  malmberg  och  apatitundersökningame  derstädes; 
ebenda  132—142;  Ref.  ebendort,  269 — 270.  —  Ders.,  ApatitfSrekomster  i  Norrbottens 
malmberg;  Sver.  geol.  undersökn.,  Ser.  C,  No.  127,  1892;  Ref.  ebendort,  270. 

Fredholm,  Bergarter  och  malmer  i  Luossavara  och  Xierunavaara;  ebenda  266 
bis  270;. Ref.  ebendort,  270. 

L5f Strand,  Äro  jernmalmema  och  apatiten  i  Norrbotten  lagerbildningar?  ebenda 
335—372;  Ref.  ebendort,  270-273. 

Hj.  Sjögren,  Om  de  svenska  jemmalmlagrens  genesis;  ebenda  373 — 435;  Ref. 
ebendort,  273-277.    Danach  Zt«chr.  f.  prakt.  Geologie,  1893,  434—436. 

Vogt,  Om  danneisen  af  de  vigtigste  i  Norge  og  Sverige  representerede  grupper 
af  jemmalmforekomster;  Geol.  Poren.  Pörh.,  XIII,  1891,  476—536,  683—735,  XIV,  1892, 
211—248;  Ref.  N.  Jahrb.,  1893,  II,  68—70.  Siehe  auch  Vogts  Referat  über  zwölf 
Arbeiten  schwedischer  und  norwegischer  Geologen  (Bd.  XII  u.  XIII  der  Pörhandlingar) 
im  N.  Jahrb.,  1893,  II,  63-67. 

H.  Sjögren,  Nägra  jemförelser  mellan  Sveriges  och  utlandets  jemmalmslager 
med  hänsyn  tili  deras  genesis;  Geol.  Foren.  Förh.,  XV,  1893,  473—510;  Ref.  N.  Jahrb. 
1897,  n,  86—88. 

A.  E.  Nordenskiöld,  Remarques  sur  le  fer  nativ  d'Ovifak  et  sur  le  bitume  des 
roches  cristallines  de  Suede;  Compt.  rendus,  CXVI,  1893,  677—678;  Ref.  N.  Jahrb., 
1894,  I,  -  432—433  -. 

Vogt,  De  lagformigt  optraetende  jemmalmforekomster  af  typus  Dunderland, 
Norberg,  Grängesberg,  Persberg,  Arendal,  Dannemora;  Geol.  För.  Förhandl.,  XVI,  1894, 
275—297. 

Löf Strand,  Gängformiga  malmbildningar  i  Norrbotten;  Geol.  För.  Förh.,  XVI, 
1894,  131;  Ref.  N.  Jahrb.,  1895,  K,  273. 

Tiemann,  Die  großen  Eisenerzablagerungen  in  Schweden  und  Norwegen  und 
deren  Bedeutung  für  unsere  Eisenindustrie.  Stahl  und  Eisen,  XV,  1895,  217—235. 
Mit  Abbildungen. 


Magnetit-  und  Eisenglanz- (Roteisenstein-)  Lager.  117 

PetersBon,  öeologisk  beakrifning  öfver  Nordmarkß  grufyors  odalf&lt;  Syeriges 
geol.  ündersökn.,  Ser.  C,  No.  162,  1896;  Ref.  N.  Jahrb.,  1901,  1,-434-;  Ztechr.  f. 
pr.  Geol.,  1899,  140—141. 

Vogt,  Om  de  lagrade  jernmalmsfyndighetemas  bildningssätt;  Wennländska 
Bergsmannaforeningens  Annaler,  1896;  Ref.  N.  Jahrb.,  1899,  I,  -290—292—.  —  Ders., 
Dunderlandsdalens  jemmalmfelt;  Norges  geol.  XJndersög.,  No.  15,  1894;  Ref.  N.  Jahrb., 
1897,  I,  —80—.  —  Ders.,  Nissedalens  jemmalmforekomst  i  Thelemarken;  Norges  geol. 
ündersög.,  No.  17,  1895;  Ref.  N.  Jahrb.,  1897,  I,  -80—81-.  —  Ders.,  Kirunavara 
Jemmalmfelt  og  Ofotbanen;  Ref.  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1898,  254—256. 

Nordenström,  Mellersta  Syeriges  Grufatställning.  Beskrifyande  Katalog  pä 
Jemkontorets  bekostnad  utgifyen,  1897. 

Lundbohm,  KiininaTaara  och  Luossayaara  jemmalmsfält  i  Norrbottens  län; 
Syeriges  geol.  ündersökn.,  Ser.  C,  No.  175,  1898;  Ref.  N.  Jahrb.,  1900,  1,  -79-80-; 
Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1898,  423—426. 

Wedding,  Die  Eisenerzyorkommen  yon  Gelliyara  und  Grangesberg  in  Schweden; 
Ztschr.  f.  Berg-,  Hütten-  u.  Salinenwesen,  XLVI,  1898,  69—78;  Ref.  N.  Jahrb.,  1900, 
I,  -80—81-;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1898,  328—330. 

Newbigin,  The  siliceous  iron  eres  of  northem  Norway;  Transact.  of  the  North 
of  Engl.  Inst,  of  Min.  and  Mech.  Eng.,  XLVII,  part.  V,  Juni  1898;  Ref.  Ztschr.  f. 
prakt.  Geol.,  1899,  356—360. 

Beck,  Über  einige  mittelschwedische  Eisenerzlagerstatten;  Ztschr.  f.  prakt. 
Geol.,  1899,  1—10. 

PetersBon  und  Syenonius,  Berättelse  om  en  undersökning  af  mindre  kända 
malmf3mdigheter  inom  Jukkasjäryi  malmtrakt  och  dess  omgifningar  yerkställd  af 
Syeriges  geologiska  undersökning.  Stockholm  1900.  Mit  10  Tafeln  und  Atlas  yon 
8  Karten.  Danach  Vogel,  Über  einige  weniger  bekannte  Eisenerzyorkommen  im 
nördlichen  Schweden.    Stahl  und  Eisen,  1900,  I,  530—586,  590-592. 

Petersson  und  Syenonius,  Beskrifiiing  öfyer  en  del  förut  mindre  kända 
malmfyndigheter  inom  Jukkasjäryi  malmtrakt  och  dess  omgifningar;  Jemkontorets 
Annaler,  Neue  Folge,  LV,  1900,  215—368.  Auszug  daraus  yon  Leo,  Berg-  u.  Httttenm. 
Ztg.,  LXI,  1902,  652—654. 

Vogt,  Die  regional- metamorphosierten  Eisenerzlager  im  nördlichen  Norwegen 
(Dunderlandsthal  usw.);  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  XI,  1903,  24—28,  Lit. 

Glinz,  Reisebericht  über  eine  Studienreise  durch  die  wichtigsten  Erzgebiete 
Skandinayiens  (Hüttenmännisches);  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  LXI,  1902,  44—46. 

Ey  er  ding.  Dasselbe  (Bergmännisch-Geologisches);  ebenda  LXII,  1903,  35—36, 
46—47,  57—60,  69—70. 

In  Skandinavien  enthält  die  archäische  Formation  in  verschiedenen 
Horizonten  verschiedenartige  Eisenerzlager  in  so  grofier  Zahl,  daß  insbesondere 
Schweden  als  eines  der  eisenreichsten  Länder  der  Erde  bezeichnet  werden 
darf.  Folgende  Tabelle  wird  zunächst  einen  Überblick  über  den  Reichtum  der 
einzelnen  Statthai tereien  Schwedens  an  Rot-  und  Magneteisenerz  gewähren.^) 


^)  Die  Zusammenstellung  der  Erzflächen  ist  dem  Artikel  „Schwedens  Eisenerz- 
schätze*^,  Stahl  und  Eisen,  XX,  1900,  I.  Halbjahr,  476—478,  entnommen,  welchem  ein 
Vortrag  Norden strÖms  zugrunde  liegt. 


118 


Die  schichtigen  LagerslAtten. 


o*  xxv    1*                   Bebaute  Er»- 
Statthalterei            fläche  in  qm 

Erzforderang 

in  t 

1897 

1897 

1901 

Stockholm 1150 

21859 

26162 

Upsala.     .     . 

12590 

56163 

60632 

Södermanland 

7120 

23263 

28942 

östergötland 

? 

2166 

768 

Wermland    .     . 

21090 

84223 

78005 

örebro      .     . 

36050 

284 186 

318300 

Westmanland 

55230 

184277 

234560 

Kopparberg     . 

115314 

796488 

886968 

Gefleborg .     . 

? 

5751 

14045 

Norrbotten  . 

.     630000 

6S7796 

1196184 

2086119 


2793566 


:} 


2793566  t. 


Insgesamt  ist  die  Erzflächengröße  aller  schwedischen  Eisenerzlagerstätt^n 
im  Jahre  1898  auf  etwa  1500000  qm  oder  150  ha  berechnet  worden,  wobei  zu 
bedenken  ist,  daß  damit  nur  die  Summe  der  horizontalen  Querschnitte  der 
größtenteils  steil  einfallenden  Lagerstätten  gemeint  ist. 

Das  mittlere  Schweden  ist  wegen  seines  großen  Eisenreichtums  schon  von 
den  Alten  das  „Jernbäraland^,  d.  h.  das  eisentragende  Land  genannt  worden; 
zeitweilig  sind  dort  600  und  noch  mehr  Eisenerzbaue  im  Betrieb  gewesen. 
In  ganz  Schweden  waren  im  Jahre  1901  346  Eisensteingruben  in  Förderung. 
Erzlager  von  2  m  Mächtigkeit  gelten  noch  als  bauwürdig. 

Die  schwedischen  Eisenerze  sind  vorzugsweise  Magnetite,  untergeordneter 
Roteisenstein  und  in  ganz  geringer  Menge  auch  Sumpf-  und  Seeerze.  Die 
gesamte  Förderung  des  Jahres  1901  verteilt  sich  wie  folgt: 

Magneteisenerz  (Svartmalm)     .     .     2506990  t 

Roteisenerz  (Blödsten)     ....       286576 

Seeerze,  Sumpferze 1594  „ 

Zahlreiche  Eisensteine  bestehen  aus  einem  Gemenge  von  Magnet-  und 
Roteisenstein.  Ein  mehr  oder  weniger  hoher  Mangangehalt  ist  besonders  solchen 
Erzen  eigen,  welche  an  Kalksteine  gebunden  sind.  In  der  Mehrzahl  der  Vor- 
kommnisse sind  die  schwedischen  Eisenerze  arm  an  Phosphor,  indessen  sind  gewisse 
Erze,  und  zwar  besonders  diejenigen  in  Lappland  (Norrbotten),  sehr  reich  daran. 
Femer  sind  Pyrit  und  andere  Sulfide  in  den  meisten  Erzen  verbreitet.  Der 
Durchschnittsgehalt  der  gewonnenen  Eisenerze  beträgt  50 — 60®/q;  aber  auch 
ärmere  Erze  werden  verwendet,  sofern  sie  sich  vermöge  ihrer  besonderen  Lager- 
arten als  Zuschlag  fttr  die  Verhüttung  eignen.  Anderseits  enthalten  die  lapp- 
ländischen Erze  sogar  60 — 70^ Jq  Eisen. 

In  technischer  Hinsicht  unterscheidet  man 

1.  den  torrsten  („trockenes  Erz"^),  das  sind  fast  durchgehends  quarzreiche 
Roteisensteine,  welche  zu  ihrer  Verhüttung  eines  Ealkzuschlages  bedürfen ; 

2.  den  blandsten  („gemischtes  Erz^^),  kalkreiche  Magneteisensteine,  denen 
bei  der  Verhüttung  Quarz  zugesetzt  werden  muß; 


Magnetit-  und  Eisenglanz- (Roteisenstein-)  Lager.  119 

3.  den  quicksten  („schnellflttssiges  Erz''),  Magneteisenerze  mit  „Skarn'', 
d.  h.  umhüllt  von  einem Ealksilikatmantel (Hornblende,  Granat,  Epidot  usw.); 
dieselben  schmelzen  leicht  und  ohne  Zuschlag.  Man  heifit  sie  auch  die 
„alleingehenden  Erze"  (engäende  malmer); 

4.  die  Apatiteisen erze,  bestehend  aus  Magnet-  und  Roteisenerz  mit  oft 
beträchtlichen  Massen  von  Apatit  und  silikatischer  Lagerart. 

Die  schwedisch-norwegische  Urformation  zerfällt  in  zwei  Stufen: 

1.  Die  Gneis formation  mit  Graniteinlagerungen  und  petrographisch  sehr 
vielartig  entwickelt.  Bemerkenswert  ist  der  sog.  „Magnetitgneis",  der  ge- 
wissermafien  ein  Magnetitfahlband  mit  fein  eingesprengtem  Erz  ist.  Diese 
Gneisformation  ist  arm  an  Eisenerzlagerstätten;  keines  der  jetzt  abge- 
bauten Lager  gehört  ihr  an. 

2.  Die  „Granulitformation".  In  ihr  liegt  weitaus  die  größte  Zahl  aller 
schwedischen  Erzlagerstätten.  Törnebohm  hat  früher  die  Mehrzahl 
der  hier  einzuordnenden  Gesteine  als  die  „Eurite",  später  als  Granulite 
bezeichnet.  Indessen  entspricht  der  schwedische  Granulit  nicht  dem 
Gestein,  welches  in  Sachsen,  in  Mähren,  in  Niederösterreich  usw.  als 
solcher  bezeichnet  worden  ist  und  welches  in  der  Hauptsache  aus  Quarz 
und  Feldspat  besteht.  Es  sind  vielmehr  dichte  bis  feinkörnige 
Gneise  mit  untergeordnetem  Glimmer-,  Hornblende-  und  Granatgehalt, 
oft  begleitet  von  Ealksteinlagern.  In  der  „Euritetage"  Törnebohms 
nehmen  die  Hälleflinten  die  höheren  Stufen  ein;  dieses  sind  ungemein 
dichte  Gemenge  von  Feldspat,  Quarz  und  etwas  Glimmer,  also  äufierst 
feinkörnige  Gneise,  manchmal,  z.  B.  in  der  Nähe  der  Eisenerzlager  von 
Dannemora,  mit  allerfeinster  Bänderung,  welche  kaum  einen  Zweifel  an 
der  sedimentären  Entstehung  dieser  Gesteine  belassen  dürfte,  um  so  mehr 
als  sie  auch  in  innigster  Wechsellagerung  mit  Kalkstein  auftreten 
können.  Andere  Hälleflinten  erinnern  durchaus  an  Quarzporphyr,  ent- 
halten deutlich  angeschmolzene  Quarze  und  Feldspate,  zeigen  dann  keine 
Bänderung  und  müssen  für  wirkliche  Eruptivgesteine  gehalten  werden. 

Es  schien  gut,  für  jeden  einzelnen  Erzdistrikt  die  geologischen  Verhältnisse 
kurz  zu  skizzieren.  Besonders  f(lr  den  engeren  Bereich  der  mittelschwedischen 
Gruben  ergibt  sich  aber  eine  gewisse  allgemein  gültige  Gesetzmäßigkeit  bezüglich 
des  Auftretens  der  einzelnen  vorhin  genannten  Erztypen  innerhalb  der  ver- 
schiedenen Stufen  des  kristallinen  Gebirges.  Hierauf  hat  schon  A.  Sjögren 
aufmerksam  gemacht.  Man  gewinnt  von  diesem  Gesichtspunkt  aus  folgende 
Übersicht:^) 

1.  Magnetitgneis;  dieser  enthält  keine  wichtigeren  Eisenerze. 

2.  a)  Die  Eurite  oder  Granulite.  Zu  diesen  gehören  vorzugsweise  die 
Torrstenar  mit  den  hauptsächlichsten  Lagerstätten  zu  Striberg,  Stripa, 
Lomberg,  Grängesberg,  Gräsberg,  ütö,  die  Morbergsgruben  zu  Norberg. 
Torrstenar  sind  auch  die  Erze  von  Dunderland  und  Naeverhaugen  in 
Norwegen,  welche  aber  einem  höheren  geologischen  Horizont  angehören  dürften. 


^^  In  ihren  Grundzttgen  rührt  diese  Einteilung  von  A.  Sjögren  (1874)  her. 


120  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Weiterhin  liegen  die  Quickstenar  großenteils  in  den  Enriten.  Dahin 
gehören  u.  a.  die  Lagerstätten  von  Persberg,  welche  den  Typus  für  die  ganze 
Gruppe  bilden,  und  diejenigen  von  Arendal,  Nordmarken,  Dalkarlsberg 
und  einzelne  bei  Norberg. 

b)  An  die  Hälleflinten  mit  ihren  teilweise  sehr  mächtigen  Kalkstein- 
und  Dolomitlagern  sind  die  Blandstenar  gebunden.  Sie  sind  manganhaltig, 
phosphorarm  und  meistens  mehr  oder  weniger  mit  Sulfiden  imprägniert. 
Dannemora  ist  der  Typus;  Viker,  Ställberg,  Klackberg,  Eolningsberg 
(welche  letztere  beiden  allerdings  nach  Törnebohm  im  Eurit  liegen),  ferner 
die  Magnetit-Hausmannitgruben  von  Längban  gehören  gleichfalls  hierher. 

Unsicher  dürfte  wohl  der  geologische  Horizont  der  im  nördlichen  Schweden 
auftretenden  apatitführenden  Eisenerzlager  (Gellivara,  Eirunnavara, 
Luossavara  usw.)  sein.  Ihr  Nebengestein  wird  teilweise  als  HäUeflinta 
bezeichnet. 

Im  folgenden  sollen  die  skandinavischen  Eisenerzdistrikte,  soweit  die  Lager- 
stätten mit  größerer  oder  geringerer  Wahrscheinlichkeit  sedimentär  sind,  in 
nachstehender  geographischer  Eeihenfolge  besprochen  werden:^) 

Schweden:  Norwegen: 

Grängesberg,  Nordmarken,  Solberg, 

Örebro,  Dannemora,  Arendal, 

Norberg,  ütö,  Nordlandsamt. 

Persberg,  Norrbotten. 

Es  muß  aber  schon  von  vornherein  darauf  hingewiesen  werden,  daß  die 
schichtige  Natur  zahlreicher  hier  beschriebener  Lagerstätten  nicht  außer  Frage 
steht  und  bezüglich  deren  Entstehung  noch  recht  viele  Rätsel  zu  lösen  sind. 

Die  Eisenerzlagerstätten  von  GrSngesberg  in  der  Statthalterei  Eopparberg, 
gerade  westlich  von  Norberg  und  südlich  von  Falun  in  der  Südostecke  von 
Dalame  gelegen,  sind  die  großartigsten  von  Mittelschweden  und  nach  Gellivara 
augenblicklich  die  wichtigsten  von  Schweden  überhaupt.  Das  Erzfeld  gehört 
der  Euritformation,  d.  h.  einem  feinkörnigen  Gneis  an,  der  zwischen  älteren 
Gneis  eingelagert  eine  mehrere  Kilometer  lange  SW.  nach  NO.  streichende  Zone 
bildet.  Die  Erze  selbst  entsprechen  im  großen  ganzen  dem  sog.  Striberger  Erz- 
typus, bestehen  also  hauptsächlich  aus  Quarz,  Magneteisen  und  Glanzeisenerz, 
sind  aber  vor  allen  übrigen  mittelschwedischen  Eisenerzen  durch  einen  teilweise 
sehr  beträchtlichen,  von  0,6  bis  1®/q,  ja  sogar  bis  zu  5  und  7®/o  steigenden 
Phosphorgehalt  ausgezeichnet. 


^)  In  der  sehr  kurz  gefaßten  Übersicht  des  Stelzn  er  sehen  Vortrages  sind  die 
hauptsächlichsten  Vorkommnisse  etwa  in  der  oben  skizzierten  Altersfolge  angeordnet. 
Bei  eingehenderer  Durcharbeitung  dieses  umfangreichen  Abschnittes  bin  ich  indessen 
zu  der  Einsicht  gelangt,  daß  sich  diese  Anordnung  nicht  beibehalten  läßt,  da  in  demselben 
Gebiet  Schwedens  häufig  Eisenerzlagerstätten  sehr  verschiedener  Typen  vorkommen. 
Durch  deren  Zusammenfassung  wäre  wiederholt  das  geologische  Gesamtbild  der  einzelnen 
Distrikte  zerrissen  worden.    Berge at. 


Magnetit-  and  Eisenglanz-  (Roteisenstein-)  Lager. 


Die  zahlreichen,  dem 
Nebengestein  konkordant 
eingelagerten  Erzlinsen 
bilden  drei  Aber  eine 
3>/,  km  lange  Fläche  sich 
erstreckende  Zflge.  Das 
Einfallen  der  Lager  be- 
trägt im  Durchschnitt  70". 

Die  mächtigsten  Erz- 
körper gefahren  dem  bst- 

lichsten,  hängendsten 
Zag  an,  nnd  innerhalb 
dieses  ist  wiederum  die 
Bergsbo-Linse  im  nörd- 
lichen] Feld  die  gewal- 
tigste. Sie  ist  im  Tage- 
bao  aof  400  m  Länge 
erschlossen  nnd  hat  eine 
gröfite  Mächtigkeit  von 
90  m.  Innerhalb  dieser 
Dimensionen  besteht  sie 
indessen  nicht  ans  derbem 
Erz,  sondern  ans  einer 
großen  Zahl  durch  Neben- 
gestein geschiedener 
kleinerer,  dicht  za- 
sammengescharter  Linsen. 
In  vielfältiger  Wiederkehr 
wechseln  bandförmige  Ge- 
steinslagen mit  dem  Erze. 
Dieses  letztere  setzt  sich 
zusammen  »ns  Roteisenerz 
nnd  Magneteisenstein  in 
der  umstehend  wieder- 
gegebenen Art  (Fig.  37). 
Im  Hangenden  pflegt  das 
Magneteisenerz  besonders 
phosphorreich  zu  sein. 
Zahl  reiche  Pegmatitgänge 
durchsetzen  die  Lager 
nnd  haben  das  Roteisen- 
erz gewöhnlich  bis  auf 
mehrere   Faß   Breite    in 

Magneteisenerz  umge- 
wandelt.   Das  letztere  ist 


122 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


mitunter  drasig  und  kristallisiert.    Bemerkenswert  ist  anch  das  Vorkommen  von 
Erdpech  in  solchen  Drusen  der  Lagerstätte  und  im  Pegmatit.^) 

Die  stark  phosphorhaltigen  Erze  des  östlichen  Grubenfeldes  (^ Exportfeld ^), 
d.  i.  etwa  85®/q  der  ganzen  Produktion,  werden  exportiert  und  versorgen 
besonders  auch  die  rheinischen  und  oberschlesischen  Hochöfen;  der  Eest  wird 
in  den  umliegenden  Hochöfen  verhüttet.  Das  Exportfeld  nimmt  ^/^  des  ganzen 
Erzfeldes  ein.  Der  Grängesberger  Bergbau  beschäftigt  etwa  1400  Arbeiter  und 
lieferte  1901  606792  t  Magneteisen-  und  50674  t  Roteisenerz. 

In  der  Statthalterei  Orebro  sind  rund  100  Eisensteingruben  mannigfacher 
Art  im  Betriebe,  welche  jährlich  ungefähr  300000  t  Magneteisen-  oder  Roteisen- 
erz fördern.  Eine  ausführliche  Beschreibung  der  in  den  Kirchspielen  Nora, 
Jernboäs,  Viker,  Hjulsjö,  Grythytte,  Lindesberg,  Ramsberg  und  Ljusnarsberg 
gelegenen  Vorkommnisse  hat  1889  Santesson  gegeben.  Es  sei  hier  auch  aus- 
drücklich auf  dessen  geologische 
Karte  verwiesen. 

Die  Gruben  liegen  in  einem 
weiten  Territorium   von  Eurit 
und  Hälleflinta,  welches  gegen 
Westen,  Süden  und  Osten  ziem- 
lich unmittelbar  von  Gneis  und 
Granit  umgrenzt  und  außerdem 
von    zahlreichen    Diorit-    und 
Granitkuppen  und  Diabasgängen 
durchsetzt  wird.  Das  Schichten- 
streichen  ist   im  allgemeinen    von  SSW.  nach  NNO.    gerichtet,    das   Einfallen 
meistens    fast    senkrecht.      Der    Eurit    oder     „Hälleflintgneis**     ist    ein 
mehr  oder  minder  deutlich  körniges,  manchmal  allerdings  äufierst  feinkörniges 


fO     ?0m> 


9  ^  g  c    b  b 


Fi^.  37.  Profil  im  Grängesbergfeld.  a  Schiefer,  h  Eieen- 
gllmmerschiefer,  c  kömigea  Roteisenerz,  d  körniges 
Magneteisenerz,  e  Apatitelsenerz  mit  reichlichem  mikro- 
skopischen Apatit,  f  Pegmatitgang,  g  Eisenglanz,  um- 
gewandelt in  Magnetit.    (Vogt,  1894.) 


')  *  Erdpech  und  Kohle  sind  sehr  weit  verbreitet  in  den  schwedischen  und 
norwegischen  Eisen-  und  Manganerzlagerstätten,  so  zu  Norberg,  Dannemora,  Grängesberg, 
Paisberg,  Utö,  Gräsberg,  Eallmora,  Elackberg,  Eolningsberg,  Arendal  usw.  Sjögren  zählt 
1891  (Geol.  För.  Förh.,  XIII,  423—424)  gegen  30  Vorkommnisse  solcher  kohlehaltiger  Sub- 
stanzen auf.  Sie  finden  sich  aber  auch  in  Pegmatitgängen,  und  Antbracit  kommt  neben 
Bitumen  sogar  auf  den  Kongsberger  Erzgängen  vor.  Daraus  dürfte  vielleicht  bervor- 
gehen,  daß  diese  Substanzen  mit  der  Ablagerung  der  Eisenerze  selbst  nichts  zu  tun 
haben,  sondern  erst  später  eingewandert  sind.  Merkwürdig  ist  das  Vorkommen  von 
Bergpech  als  Einschluß  im  Feldspat  und  Quarz  der  Grängesberger  Pegmatite  (Heiland, 
Bergbeg,  Antbracit  og  nogle  andre  kulholdige  Mineralier  fra  Ertsleiesteder  og  Granit- 
gange; Geol.  För.  Förh.,  II,  1874—1875,  513-522.    Darin  zahlreiche  Analysen). 

A.  E.  Nordens kjöld  hat  in  der  Asche  der  antbracitischen  Eohle  von  Norberg  und 
Dannemora  mehrere  Prozent  Nickeloxydul,  Uranoxyd  und  Oxyde  der  Gadolinit-  und 
Ceritmetalle  nachgewiesen  (Compt.  rendus,  CXVI,  1893,  677—678). 

Da  die  heutige  Chemie  in  den  Carbiden  Verbindungen  kennt,  in  denen  anor- 
ganogener  Eohlenstoff  wandern  und  aus  denen  er  in  der  Form  von  EohlenwasserstofPen 
ausgeschieden  werden  kann,  so  liegt  kein  Grund  mehr  vor,  etwa  jene  Eohlen  und 
Eohlenwasserstoffe  inmitten  der  Lager  für  organogen  zu  halten  und  ihnen  etwa  gar 
eine  Bolle  in  der  Erzausfällung  zuzuschreiben.  '*' 


Magnetit-  und  Eisenglanz- (Boteisenstein-)  Lager.  123 

Gemenge  von  Feldspat,  Qaarz  und  Glimmer;  sein  Kontakt  gegen  den  Granit 
ist  scharf,  gegen  den  Gneis  und  die  HäUeflinta  bildet  er  deutliche  Übergänge 
und  nahe  den  Homblendegesteinen  nimmt  er  selbst  Hornblende  auf.  Hornblende- 
und  Glimmerschiefer  und  stellenweise  auch  Talkschiefer  kommen  als  Ein- 
lagerungen im  Hälleflint-gneis  vor. 

Die  jüngere  HäUeflinta  bildet  mehrere  Zonen,  deren  gröfite  etwa  30  km 
nordwestlich  von  Nora  sich  in  der  Richtung  gegen  Nordmarken  erstreckt.  Eine 
andere  streicht  als  ein  etwa  15  km  langer  Zug  längs  des  Elflangen-  und  Viker- 
sees  bis  Nora.  Die  eigentliche  HäUeflinta  ist  hier  ein  sehr  zähes,  ganz  fein- 
kömiges,  vorzugsweise  aus  Quarz,  Glimmer  und  Feldspat  bestehendes  Gestein 
von  muscheligem  Bruch  und  manchmal  schöner  Bänderung.  Manche  Varietäten 
gehören  zur  porphyrartigen  HäUeflinta,  indem  sie  Einsprengunge  von  Quarz  und 
Feldspat  erkennen  lassen.  Chlorit  und  Hornblende  treten  akzessorisch  in  den 
Hälleflinten  auf,  und  manchmal  sind  letztere  so  reich  an  Glimmer,  daß  sie 
schieferig  werden. 

Zahlreiche  kleine  und  grofie  Kalkstein-  und  Dolomitmassen  sind  in  alle 
Schiefergesteine,  mit  Ausnahme  des  Gneises,  eingeschaltet;  die  großartigsten 
Vorkommnisse  solcher  sind  indessen  an  die  Hälleflinten  und  zwar  insbesondere 
des  Vikernsees  gebunden.  Die  meist  grobkörnigen  E^arbonatgesteine  bilden  stock- 
und  linsenförmige  Massen,  welche  mit  dem  umschließenden  Gestein  alle  Faltungen 
und  Biegungen  mitgemacht  haben.  Eine  große  Anzahl  von  Analysen  solcher 
häufig  sehr  magnesiareicher  Gesteine  hat  Santesson  mitgeteilt.  Dir  Mangan- 
gehalt erreicht  nur  selten  1^/q  und  mehr. 

Die  im  nachstehenden  skizzierten  hauptsächlicheren  Vorkommnisse  sind  nach 
der  Beschaffenheit  ihrer  Erze  —  Torrstenar,  Quickstenar  und  Blandstenar  — 
in  drei  Gruppen  zusammengefaßt. 

I.  In  dem  Gneisgebiete  von  Nora  sind  keine  Eisensteinlager  bekannt, 
dagegen  findet  sich  eine  große  Anzahl  von  Eisenglanzlagern  im  Eurit.  Ihr 
wichtigster  Typus,  echte,  quarzige  Torrstenar,  ist  zu  Striberg,  7  km  westnord- 
westlich von  Nora  entwickelt.  Santesson  charakterisiert  den  Stribergtypus 
folgendermaßen :  „Deutlich  geschichtetes  Glanzeisenerz  mit  Bändern  von  dunklem 
Quarz  und  manchmal  auch  braunem  Granatfels"^.  Die  Erze  sind  schwefelarm, 
aber  phosphorhaltig,  mit  Magnetit  durchmengt;  außer  Quarz  und  Granat  treten 
etwa9  Feldspat  und  Epidot  darin  auf.  Der  eigentliche  Stribergtypus  erleidet 
geringfügige  Modifikationen,  indem  das  Erz  bald  feinschieferig  oder  körnig 
oder  blätterig  wird  und  dann  und  wann  auch  Kalk  oder  Dolomit  aufnimmt. 
Stellenweise  finden  sich  auch  Eisenerzlager  im  Glimmerschiefer. 

Zu  Striberg  arbeiten  fünf  Gruben.  Die  größte  der  Erzlinsen  ist  etwa 
80  m  lang  und  4 — 5  m  mächtig,  doch  kommen  auch  Mächtigkeiten  bis  zu  15  m 
vor.  Indessen  bestehen  solch  große  Massen  nicht  aus  reinem  Eisenerz,  sondern 
sie  umschließen  wohl  auch  Hälleflintgneisschollen  von  mehreren  Metern  Dicke 
und  vielen  Metern  Länge. 

Die  durchschnittliche  Zusammensetzung  des  Striberger  Ei-zes  von  sieben 
verschiedenen  Gruben  ist  nach  einer  großen  Anzahl  von  Analysen  folgende: 


124  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Fe      FejOa       FeO      MnO     MgO     CaO     AljOg      SiOa       PA         S 
52,2     60,21     13,93     0,09     0,31     1,05     0,89      23,61     0,043     0,021 

Das  Erz  selbst  bildet  aber  nur  62  ^/^  der  Lagermasse. 

Der  Striberger  Bergbau  ist  einer  der  ältesten  Mittelschwedens  und  wurde 
vielleicht  schon  im  XIV.  Jahrhundert  betrieben.  Die  Produktion  belief  sich 
1901  auf  38350  t,  darin  Eisenglanz-  und  Magneteisenerz  im  Verhältnis  von  20: 1. 

Mächtige,  durch  Gebirgsdruck  vielfach  gebogene,  bis  an  200  m  lange 
Linsen  werden  im  Glimmerschiefer  von  Asboberg,  unweit  Striberg  abgebaut  und 
eine  größere  Anzahl  weiterer  Gruben  dortselbst  gehört  dem  gleichen  Erztypus 
an.  Auch  die  Eisenglanz-Magnetitlager  von  Pershytte  gehören  hierher.  Die 
Lager  entwickeln  sich  aus  erzhaltigem  Hälleflintgneis  unter  allmählichem  Zurück- 
treten der  Nebengesteinselemente. 

Die  nur  mit  wenig  Magnetit  vermengten  Eisenglanzlager  von  Stripa  am 
Nordende  des  Boßvalensees  und  diejenigen  von  Ingelshytte,  20 — 25  km  nördlich 
von  Nora,  schließen  sich  gleichfalls  dem  Stribergtypus  an.  Ersteres  Grubenfeld 
steht  bezüglich  seiner  Produktionsi^igkeit  zwischen  demjenigen  von  Dalekarls- 
berg  und  Striberg;  Ingelshytt«  erreicht  kaum  die  Hälfte  derselben. 

Auch  die  Erzlager  von  Strossa,  einige  Kilometer  östlich  von  den  vorigen, 
seien  genannt.  Die  größte  Erzlinse  hat  eine  Länge  von  200  m  bei  40  m 
Mächtigkeit. 

Zu  den  ergiebigsten  Gruben  des  Gebietes  zählt  diejenige  von  Lomberg 
im  Ljusnarsberg-Eirchspiel,  wenige  Kilometer  südlich  von  Grängesberg.  Die 
Lagerstätten  sind  an  beiden  Orten  recht  ähnlich.  Zu  Lomberg  herrscht  grauer 
Hälleflintgneis,  der  eine  schmale,  etwa  NS.  streichende  Zone  zwischen  rotem 
Gneis  bildet.  Die  Erze  bestehen  aus  blätterigem,  mit  Quarz  durchwachsenem 
Glanzeisenerz  samt  etwas  Magnetit  und  bilden  flache  Linsen  von  etwa  80  m 
Länge  und  10  m  Mächtigkeit. 

n.  In  mancher  Beziehung  verschieden  sind  die  Lagerstätten  von  Dalkarls- 
berg,  südlich  vom  Viker-See.  Auch  sie  liegen  im  Hälleflintgneis,  der  bald  quarzitisch, 
bald  glimmerreich  entwickelt  sein  kann,  nahe  der  kalksteinführenden  Hälleflint- 
zone  einerseits,  anderseits  kaum  2  km  von  einem  südlich  angrenzenden  Granit- 
stock. Des  letzteren  Nähe  mag  für  die  besondere  Mineralführung  nicht  ohne 
Bedeutung  und  Einfluß  gewesen  sein. 

Das  Erz  ist  Roteisenstein  und  Magneteisenstein,  überwiegend  aber  letzterer; 
die  begleitenden  Lagerarten  sind  bald  Chlorit  und  Talk,  bald  Hornblende  und 
Strahlstein.  Stellenweise  treten  schief  winkelig  zum  Einfallen  einschießende 
durch  Schwefelkies  verunreinigte  Zonen  auf,  von  denen  eine  auf  der  Stora 
Rymningsgrube  eine  streichende  Ausdehnung  von  ca.  70  m  hatte.  Die  beiden 
Eisenerzarten  sind  auf  denselben  Lagerstätten  in  wechselnden  Verhältnissen  vor- 
handen, wie  sich  auch  aus  der  völlig  ungleichmäßigen  Zusammensetzung  der 
Analysen  erkennen  läßt.  Als  Seltenheit  hat  man  zu  Dalkarlsberg  im  Erz  auch 
derben  Scheelit  gefunden;  manchmal  kommen  auch  Magnetitkristalle  vor. 

Das  größte  Lager  des  Grubenfeldes  hat  eine  Erstreckung  von  350  m  und 
wird  durch  eine  Verwerfung  abgeschnitten.  Die  Mächtigkeiten  der  Linsen  be- 
tragen bis  zu  8  m,  unter  Zurechnung  tauber  Mittel  bis  zu  25  m. 


Magnetit-  und  Eisenglanz-  (Koteisenstein-)  Lager. 


125 


Das  Dalkarlegrubenfeld  hat  1901   auf  5  Gruben  25700  t  Erz  gefördert. 

Die  Lagerstätten  von  Elacka  und  Lerberg,  etwa  10  km  NW.  von  Nora, 
führen  Magneteisenstein  mit  Amphibol  und  Ghlorit  samt  Quarz  und  etwas  Epidot 
und  Granat.  Die  aus  verschiedenen  Linsen  bestehenden  Lager  erreichen  eine 
Gesamtlänge  von  400  m  und  bis  über  20  m  Mächtigkeit;  in  diese  letztere  sind 
allerdings  unbauwürdige,  mit  Magnetit  durchwachsene  Nebengesteinspartien  ein- 
gerechnet. Zu  Norra  Ställberg  im  Norden  von  Örebro  wird  u.  a.  eine  30  m 
lange  und  30  m  mächtige  Erzlinse  von  ganz  ähnlicher  Beschaffenheit  abgebaut. 
Überhaupt  hat  der  „Typus  Lerberg"  eine  ziemliche  Verbreitung  in  dem  Hälleflint- 
gneisgebiet. 

in.  Den  Erzlagerstätten  von  Dannemora  entsprechen  diejenigen  von  Viker, 
südlich  von  Nora,  nahe  Dalkarlsberg.  Die  Erze  kommen  fast  nur  innerhalb 
einer  300  m  breiten  Zone  sehr  gut  geschichteter  Hälleflinta  vor,  welche  am 
Südwestende  des  Yikersees  einer  ca.  2  km  breiten  Kalk-  und  Dolomitmasse 
eingelagert  ist.  Das  Erz  besteht  aus  sehr  feinkörnigem  Magnetit  mit  Ghlorit, 
Amphibol  und  Pyroxen  samt  Eisen-,  Mangan-  und  Kalkspat  und  ist  mit  sehr  fein 
eingesprengtem  Pyrit,  Kupferkies  und  mit  Blende  verunreinigt.  Bemerkenswert 
ist  auch  sein  hoher  Mangangehalt,  wie  sich  aus  der  nachstehenden  mittleren 
Zusammensetzung  mehrerer  Erzproben  ergibt: 

FegO^    ....     61,07  SiOj     .     . 


MnO. 
MgO. 
CaO  . 


Al^Os 


4,22 


9,20 
1,85 
2,46 


11,61 

0,047 
0,165 
8,62 


0,42. 


P3O,    .     . 
s     .     .     . 
CO,,  H^O 
ZnO     .     . 

Auch  die  Anwesenheit  von  Bitumen  entspricht  einer  Ähnlichkeit  mit  den 
Erzen  von  Dannemora. 

Der  etwa  300  m  lange  Erzkörper  erreicht  bei  wechselnder  Mächtigkeit 
eine  Dicke  von  10  m. 

Die  Lagerstätte  liegt  nur  3 — 4  km  von  dem  Granitstock  entfernt,  dem 
auch  diejenigen  von  Dalkarlsberg  benachbart  sind. 

Ganz  ähnlich  Dannemora  sind  auch  die  der  Hälleflintstufe  angehörenden 
Magneteisenerzlager  von  Ställberg.  Mit  Strahlstein,  Hornblende  und  Magnetit 
durchwachsener  Kalkstein  umschließt  hier  die  nur  wenige  Meter  mächtigen 
Magneteisensteinlager.  Das  Erz,  welches  einen  ähnlichen  Mangangehalt  wie  zu 
Viker  besitzt,  ist  durchwachsen  mit  Karbonspäten,  Ghlorit,  Hornblende  und  mehr 
oder  weniger  reichlichem  Granat  und  geht  ganz  allmählich  durch  Aufnahme 
von  Kalkspat  oder  durch  Wechsellagerung  mit  Kalkstein  in  letzteren  über.  Be- 
sonders die  ärmeren  Eisenerze  sollen  mit  Eisen-  und  Magnetkies  durchsprengt  sein. 

Die  gleichfalls  nicht  unbedeutenden  Sköttgruben  im  Kirchspiel  Ljusnars- 
berg  liegen  unmittelbar  am  Bande  eines  großen  Granitmassives,  das  jünger 
ist  als  der  die  Lagerstätten  umschließende  Hälleflintgneis.  Die  letzteren 
lassen  sich  über  einige  hundert  Meter  in  streichender  Ausdehnung  verfolgen, 
werden  mindestens  13  m  mächtig  und  bestehen  aus  Magneteisen,  sind  gebunden 
an  Kalksteine   und  scheinbar  nur  untergeordnet  von  Hornblende  und   Ghlorit 


126  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

begleitet.    Teilweise  sind  die  Erze  sehr  stark  mit  Sulfiden  verunreinigt.    Die 
Produktion  war  1901  mit  29000  t  eine  der  bedeutendsten  des  Gebietes. 

Das  Grubenfeld  um  den  Ort  Norberg,  westlich  von  Sala  in  Westmanland, 
erstreckt  sich  innerhalb  einer  NNO. — SSW.  streichenden,  in  der  Hauptsache 
etwa  8  km  langen  und  2^/2  km  breiten  Zone  von  kristallinen  Gesteinen,  die 
nach  Osten  hin  durch  ein  Granitmassiv  begrenzt  ist  und  nach  Westen  zu  in 
erzfreies  Gebirge  übergeht. 

Die  Lagerstätten  sind  gruppenweise  längs  gewisser  Schieferzonen  angeordnet 
und  gehören  nach  Törnebohm  der  jüngeren  Stufe  der  Urformation,  der  sog. 
Euritetage,  an.  Die  Eurite  („Granulite^^)  sind  bald  mehr  graue,  bald  seltener 
rötliche  Gesteine  mit  z.  T.  mächtigen  Einlagerungen  von  Glimmerschiefer  und  zeigen 
vielfach  gebogenes  Streichen  und  westliches  Einfallen  (siehe  die  Karte  Fig.  38). 
Nach  Törnebohm  bildet  der  Granit  das  eigentliche  Liegende  der  Schichtenfolge. 

Stellenweise  liegt  zwischen  dem  Granit  und  dem  die  Eisenerzlager  um- 
schließenden Schieferkomplex  noch  eine  Zone  von  Glimmerschiefer.  Die  Erze 
selbst  sind  verteilt  auf  eine  Menge  ungeföhr  parallel  verlaufender,  sozusagen 
bündelweise  sich  vereinigender  Parallellager,  die  wiederum  durch  unfündiges 
Nebengestein  getrennt  sind.  Sie  sind  dreierlei  Art.  Teils  sind  es  „torrstenar^, 
also  Koteisensteine  mit  quarziger  Gangart  und  ohne  Skam^  höchstens  mit  etwas 
Granat;  diese  Roteisensteinlager  bilden  einen  weit  anhaltenden  Zug  im  nördlichen 
Teil  des  Grubenfeldes  und  erreichen  ihre  größte  Bedeutung  im  alten  Morbergsfeld. 
An  ihre  Stelle  treten  gegen  Süden  zu  Lager  von  Pyroxen-Granat-Skam  mit 
Linsen  von  Magneteisenstein,  ganz  analog  den  Lagerstätten  von  Persberg. 
Törnebohm  hält  es  nicht  für  unwahrscheinlich,  daß  die  erzführenden  Skamlager 
die  eigentliche  Fortsetzung  der  torrsten-Lager  sind,  letztere  also  in  erstere 
übergehen. 

Auch  von  Kalkstein  begleitete  Eisenerze  sind  im  westlichen  Teil  des 
Grubenfeldes  bekannt.  So  kommen  Roteisensteine  und  Kalksteine  auf  der  Kylsbo- 
grübe  und  z.  B.  südwestlich  davon  auf  den  Klacksberggruben  Magneteisensteine 
in  mächtigen  Kalklagem  vor.   Letztere  sind  wegen  ihres  Mangangehaltes  wertvoll. 

Nach  Törnebohm  besteht  in  dem  Erzdistrikt  von  Norberg  die  folgende 
Altersreihe: 
Unten:  1.  Der  untere  erzführende  Eurithorizont: 

a)  Torrstenar; 

b)  Torrstenar  und  Magneteisen  mit  Skam. 

2.  Erzfreie  Glimmerschiefer. 

3.  Der    obere    erzführende   Eurithorizont   führt   im   nördlichen   Feld 
Torrstenar,  im  südlichen  an  Kalksteine  gebundene  Magneteisensteine. 

Die  wichtigsten  Gruben  von  Norberg  liegen  im  südwestlichen  Teil  des 
Gebietes  im  Klacksbergs-  und  Kolningbergsfeld,  von  denen  das  erstere 
auf  zwei  Gruben  1901  etwa  45000  t,  das  zweite  auf  einer  Grube  im  gleichen 
Jahre  25500  t  Magneteisenerz  erzeugt  hat. 

Die  Gesamtproduktion  an  Eisenerzen  betrug  im  Kirchspiel  Norberg  1901 
172200  t,  so  daß  dasselbe  zu  den  hervorragendsten  Eisenerzdistrikten  Schwedens 
gehört.    Die  Zahl  der  dort  bauenden  Gruben  betrug  1901  25. 


Uagnetit-  nnd  Eisenglanz- (Roteisenstein-)  Lager. 


127 


^^<&«»Ä 


S9^GnantiIit(jBurit) 


[j    V- A :]  Gämmerrtki^Sr 
r~m~\Jüilksieirv  mil 


^j^  \Glanmnsfnerg 


I  ^W  vQrraxenskam  m£6 
'  ^^ — '  Mcumetitijaaern 


xt^netittoffern 


mm 


Flg.  as.    Geologische  Übersichtskarte  über  das  Erzfeld  von  Norberg.     1:44400. 

(Törnebohm,  1874.) 


128 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


Erwähnt  sei  noch,  daß  auf  einigen  Graben  des  Eallmorafeldes  auch  silber- 
haltige Bleierze,  1901  etwa  1500  t,  gewonnen  werden.  Auf  diese  Vorkommnisse 
soll  später  eingegangen  werden. 

Die  durchschnittliche  Zusammensetzung  der  Norbergerze  gibt  N  ordenström  ^) 
folgendermaßen  an: 


FeaOa  Fe^O^  FeO  MnO  MgO  CaO  AlA   SiO^     PA       S 


Glüh- 


Eisen 


Verlust 

—  0,05  1,46  3,24  1,16  22,46  0,069  0,008    0,20  50,32 

—  Spur  1,20  2,60  1,20  26,20  0,056  0,004  —  48,00 
Kallmora  —  80,65  0,14  0,25  4,51  1,80  1,70  10,50  0,021  0,014  —  58,50 
Klackberg    —     56,97  5,62  6,70  5,50  5,46  0,14     2,54  0,004  Spur   16,30  45,62 


Eisberg      51,31  19,89 
Morberg     48,86  19,05 


Einige  Kilometer  östlich  von  Filipstad,  etwa  15  km  sttdöstlich  von  Nord- 
marken liegen  die  Gruben  von  Persberg  am  Yngensee  in  Wermland.    Die  dortigen 

Lagerstätten 
zeigen  scheinbar 
die  größte  Ähn- 
lichkeit mit  den 
weiter  unten  zu 
besprechenden 

von  Nord- 
marken. 

Sie  sind  gleich- 
falls eingelagert 
in  einen   „Gra- 

nulit",  d.  h. 
einen  sehr  fein- 
körnigen Gneis, 
der     seinerseits 
von  Granit  um- 
lagert wird. 
Hier    sind    die 
zahlreichen  Erz- 
körper gebun- 
den an  Dolomit 
und  Skarn. 
Der„Granulit" 
(Eurit  oder 
Skerk,    wie   er 
von   den  Berg- 
leuten   genannt 

wird)  ist  grau,  selten  rot,  besteht  aus  einem  dichten  Gemenge  von  Quarz,  Feld- 
spat und  etwas  Glimmer  und  zeigt  oft  eine  hälleflintartige,  mitunter  auch  eine 
gneisartige  Ausbildung.    Verhältnismäßig  selten  ist  derselbe  deutlich  geschichtet. 


Kalkstci 


Archäische 
Schiefer. 


Fig.  89.    GeologlBche  Kartenskizze  des  Peräberger  Grubenfeldes.    l :  11 100. 

(Hj.  Sjögren,  1886.) 


^)  L'industrie  miniere  de  la  Suede. 


Magnetit-  and  Eisenglanz-  (Roteisenstein-)  Lager. 


Vorzugsweise  in  den  feldspatärmeren  Abarten  des  Grannlites  kommen  die 
Stcarnlager  vor.    In   dem   ganzen  Gebiete  sind   dieselben   weit  verbreitet   and 


'im~r. 


jTd' 


mm 


KBrnlger  Kalk.  „aroDiilit". 

Fig.  «0.    FroBl  dnrch  du  Perafasrger  Ornbenteld.    (Töi 


folgen  jenem  als  konkordante  Einlagerangen.  Ti}rnebobm  unterscheidet 
Hornblende-  und  Pyroxenskam  (Malakolithskam),  welclie  beide  häalig  an  Kalk- 
stein oder  Dolomit  gebunden,  ja  scheinbar  fast  untrennbare  Begleiter  dieser 
letzteren  sind.  Ein  hänflger  aber  nicht 
stetiger  Bestandteil  des  Pyroxenskarnes 
ist  ein  branner  Granat,  der  ganz  ungleich- 
mäßig verteilt  ist  und  nicht  einmal  in 
derselben  Qesteinsschicht  konstant  bleibt. 
Weitere  Bestandteile  des  Skames  sind 
Epidot  und  wechselnde  Mengen  von  Kalk- 
spat und  Qnarz.  Nur  ganz  stellenweise 
und  als  Einlagernng  in  dem  normalen 
Skam  kommt  auch  ein  Talkskam  vor, 
der  also  hier  nur  beiläufig  erwähnt  sein 
soll.  Er  bat  nichts  zu  tun  mit  den 
Talkskölam,  die  da  und  dort  die  Lager 
durchsetzen.  Zwischen  dem  Granalit  und 
dem  Skamlager  besteht  ein  ganz  all- 
mählicher Übergang,  so  daß  das  letztere 
nur  als  eine  Modifikation  des  ersteren 
aufgefaßt  werden  kann. 

Der  znckerkömige  Dolomit  ist 
mitunter  gebändert,  weil  er  Lagen  von 
Erz  und  Silikaten  enthält.  Nur  selten 
kommen  Kalkstein  und  Dolomit  mitein- 
ander vor,  vielmehr  haben  sie  im  all- 
gemeinen in  dem  Gmbenfeld  ihre  ge- 
trennten Verbreitungsgebiete  oder  sind 
wenigstens  dnrch  Skamlagen  voneinander  geschieden.  Wie  die  Fig.  40  zeigt,  haben 
alle  Gesteine  eine  intensive  Faltung  erfahren,  auf  welche  nach  TOrnebobm  die 
Wiederkehr  der  Lageransstricbe  in  ostwestlicher  Richtung  zurückzuführen  wäre. 
Zu  dieser  Faltung  kommen  noch  wiederholte  Biegungen  im  Streichen  (Fig.  39  u.  41). 
Stelznsr-Bergeat,  Erzlagenlfitten.  y 


Flg.  41,  OniDdria  d«r  Graben  Skttrstuteo  und 
anataf  Adolf  zu  FerBberg.  1  Dlorltguig.  Die 
Bchwarzen  Stellen  bezeichnen  die  Tagebaue; 
übrige  Zeichen  erklären  K  eiehe  bei  Flg.  40. 
(Törnebohm,  1831) 


130  Die  schichti^n  Lagerstätten. 

Die  Mächtigkeiten  des  Kalksteios  und  des  Skarnes  stehen  zueinander  iu- 
Bofem  mitunter  in  deutlicher  Beziehang,  als  die  des  ersteren  abnimmt,  wenn 
diejenige  des  letzteren  wächst,  und  umgekehrt. 

Das  Eisenerz  von  Persberg  besteht  nur  ans  Magneteisenstein.  Derselbe 
ist  in  Linsen  und  St&cben  oder  Lagen  durch  den  Skarn  verteilt.  Das  reichste, 
reinste  und  feinstkßrnige  Erz  enthält  nur  geringe  Beimengungen  Ton  Pyrogen, 
dagegen  auch  dort,  wo  Granat  im  umgebenden  Skarn  reichlich  vorhanden  ist, 
keinen  solchen.  Wo  der  letztere  im  Erz  auftritt,  ist  dasselbe  arm.  Im  übrigen 
sind  Erz  und  Skarn  aufs  engste  aneinander  gebunden,  wenn  anch  auf  ein  und 
derselben  Grube  ihr  Mengenverhältnis  ein  recht  wechselndes  ist.  Dementsprechend 
ist  anch  die  Grenze  zwischen  Erz  und  Skarn  keine  scharfe,  beide  gehen  schritt- 
weise ineinander  Über;  der  Skarn  zeigt  dabei  eine  deutliche  fiäuderung,  und 
die  Erzkörper  liegen  stets  mit  der  Ebene  größter  Ausdehnung  parallel  der 
Schichtung  des  Skarnes.  Durch  letzteren  sind  sie  aber  immer  von  dem  Oranaüt 
geschieden,  nicht  unmittelbar  in  den  letzteren  eingelagert. 

Im  Jahre  1901  produzierte  Persberg  nur  noch  29000  t.  Die  größte  der 
zahlreichen  Graben  ist  die  Sto- 
ragrufva. 

Hausmann  erwähnt  von 
Persberg  das  Vorkommen  von 
Molybdänglanz. 

Es  sei  hier  noch  angefügt, 
daß   Hj.   Sjögren  die  Lager- 
stätten von  Persberg  und  Nord- 
mark  und  von  Dognacska  und 
Ftg.  «.    IdesUe  Daretellunjt  der  LageningBverhsltnliae    Moravica    im  Banat   in    geueti- 
va  perabtirg.    o  „GniDuiif  (Enritj,  *  Graoat  Pyroxen-  scher  Beziehung  ZU  Vergleichen 
(Tömebobm    1875}  gesucht  und  auch  für  letztere, 

die  nach  allgemeiner  Auffassung 
Kontakt! agerstattfln  sind,  eine  sedimentäre  Entstehnngsweise  zu  beweisen  unter- 
nommen hat.     Später  hat  er  sie  für  metasomatisch  erklärt. 

Trotz  der  an  Kontakt  lagerst  ätten  erinnernden  Beziehungen  zwischen  Kalk- 
stein und  Kalk-Tonerdesilikaten  und  trotz  der  teilweise  großen  Nähe  von  Graniten 
scheinen  die  I>agerstätten  von  Persberg  und  Nordmark  bei  den  schwedischen 
Geologen  noch  fast  allgemein  als  sedimentäre  zu  gelten. 

Die  Zusammensetzung  der  Persbergerze  auf  drei  Gruben  ist  folgende; 

PeaOi  FeO  MnO  MgO  CaO  Al^Og  SiO,  P,0(,  S  ™^Ei8en 
Krangrufva  71,56  5,11  0,17  4,18  4,85  0,77  12,76  0,005  0,031  —  55,79 
Skärstöten.  72,17  2,20  0,27  8,53  3,42  0,35  10,51  0,024  0,029  1,92  53,97 
Storgrufva.    76,08   3,60   0,09   3,13   5,12   0,95    11,35    0,005   0,025    —    57,89 

Im  Nordmapk-Kirchspiel  (Bezirk  Fernebo  in  Warmland),  13  km  gerade 
nördlich  von  Filipstad,  3  km  südöstlich  der  Station  Nordmark,  wurde  auf  kleinem 
Raum  seit  undenklicher  Zeit  von  etwa  20  Gruben  ein  Eisen steinbergb an  betrieben. 


Magnetit-  und  Eisenglanz-  (Bot«isen3t«in-)  Lager. 


Das  Grubenfeld  ist  300  m 
lang,  150  m  breit  und 
stellt  ein  ganz  isoliertes 
VorltommeQ  inmitten  von 
Halleflintgneis  dar  (Fig. 
43  u,  44). 

Der  NNW.— SSO. 
streichendeHäileflintgneis 
ist  ein  sehr  feines  Ge- 
menge von  Quarz,  Feld- 
spat und  Glimmer;  im 
Westen  der  Lagerstätte 
ist  er  durch  eine  mächtige 
Chlorit-Skölmasse  scharf 
geschieden  von  dieser,  im 
Osten  aber,  wo  diese 
letztere  fehlt,  scheint  ein 
Übergang  zwischen  dem 
Gneis  nnd  dem  Skarn  in- 
sofern stattzuHnden ,  als 
der  erstere  Einspreng- 
unge von  Amphibot  und 
Pyroxen  aufnimmt.    Die 

Begrenzung  zwischen 
Gneis  und  Skam  ist  dort 
imregelmaBig. 

Die  Magnetitlager- 
smtte  ist  gebunden  an 
Skam  und  Dolomit,  sel- 
tener tritt  statt  des  letzte- 
ren Kalkstein  auf.  Der 
Dolomit  (ca.  5Q*>j(,  Kalk- 
und  40"/(,  Hagnesiakar- 
bonat)  ist  häufig  mit  dnnk- 
len  Silikaten ,  Magnetit 
und  Hanganoxyden  durch- 
wachsen, welche  zu  Bän- 
dern angeordnet  sein  kön- 
nen und  dem  Gestein  dann 
ein  streifiges  Aussehen 
verleiben.  Die  Grenze 
zwischen  Erz ,  Dolomit 
nnd  dem  Skam  ist  un- 
regelmäßig; der  Dolomit 
umschließt  oft  Skarn  und 


^^3    ^m    E3 

^ 

■a 

Hällefllnt-      Deradbe,          Skam. 

Trapp. 

Qiwdt 

gnelB.     gDelsfihnlicher. 

^      E3      

o 

Era.           Dolomit.          Skfilar. 

VermnUlchs 

Gruben 

Formutlonsgrenze 

greazB. 

Fig.  48.    QeoloKlHche  Planiklzze 

der  Noramark-Graben 

132 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


Iirygrufinuv         St.  7*rinite6or^ 


der  Skarn  häufig  Dolomit.    Ähnliches  gilt  für  den  viel  selteneren  grobkörnigen 
Kalkstein  (ca.  90  ^/^  Kalkkarbonat).     Wo   dieser  letztere,   der  übrigens  nur  im 

Skarn  auftritt,  vorkommt,  ist  nach 
Skara.  einer  lokalen  Bergmannsregel  kein 

Erz  mehr  zu  erwarten.    Der  Skarn 
^   ^  HäUeflintgneis.  ^^g^^j^^     ^^^^    ausschließlich    aus 

Abgebautes 

Magueteisen-  Pyroxen,  ist  meist  feinkörnig  und 
dicht,   von  blaßgrüner  bis  dunkel- 

carn  mit  JiiFZ, 

abgebaut.  grüner  Farbe;  untergeordnet  findet 
sich  auch  Amphibol  (teilweise  um- 
gewandelt zu  Chlorit  und  Serpentin) 
und  stellenweise  auch  Spinell ;  Mag- 
netit durchwächst  den  Skarn  manch- 
mal in  reichlicher  Menge. 

Der  meist  feinkörnige  Mag- 
netit ist  innig  durchwachsen  mit 

Pyroxen   und   anderen  Skarnmineralien,   hier  und   da  auch  reich  an  Serpentin. 

Eine  von  Norelius  im  Jahre  1891  ausgeführte  Analyse  des  Erzes  ergab: 


tOO 


fZO 


Magneteisen- 
erz. 

Kalkstein. 


Dolomit. 


Fig.  44.    Profil  dui'ch  das  Nordmark-Grubenfeld. 
(Petersson,  1896). 


FegO,  .     . 

.     .     76,23 

FeO      .     . 

.     .       0,72 

MnO     .     , 

.     .       0.48 

MgO     .     . 

.     .       4,81 

CaO      .     . 

.     .       5,64 

AM)«  .    . 

.     .       1,73 

SiOa     .     . 

P^Oö    .    . 

S  .  .  . 
Cu  .  .  . 
Glühverlnst 


Sa 


9,22 

0,016 

0,029 

0,005 

1,90 


100,78 


Eisen  =  55,76 
Phosphor  =  0,007. 

Der  Sköl  ist  eine  aus  großschuppigem  Chlorit,  etwas  Biotit  und  Horn- 
blende bestehende  Masse,  welche  im  Westen  die  Lagerstätte  von  dem  Hälleflint- 
gneis  scheidet,  dort  ihre  größte  Mächtigkeit  von  etwa  8  m  erreicht,  wo  das  steil 
einfallende  Lager  am  stärksten  gefaltet  ist,  und  die  im  allgemeinen  allen 
Biegungen  desselben  folgt.  Außer  diesem  SeitenskÖl  kennt  man  aber  auch 
solche  Skölarbildungen,  welche  das  Lager  quer  durchsetzen  und  Störungen  ver- 
ursachen. Neben  Chlorit  und  Biotit  führen  sie  auch  kleine  Quarzlinsen.  Die 
eigentliche  Bedeutung  der  Skölar  als  umgewandelte  Zermalmungszonen  dürfte 
hier  außer  Zweifel  stehen. 

Zu  erwähnen  sind  auch  noch  mehrere  0,4 — 12  m  mächtige,  die  Lager- 
stätte und  das  Nebengestein  durchschneidende  Diabasgänge.  Der  Skarn  setzt 
daran  scharf  ab.     Der  eine  Gang  wird  durch  eine  Sköllage  verworfen. 

Das  Magneteisensteinlager  ist  hufeisenförmig  gebogen  und  ruht  im  allge- 
meinen im  Hangenden  des  Dolomites  und  Skames.  Es  liegt  im  großen  gajizen 
auf  dem  Skarn,  bildet  aber  auch  in  diesem  unregelmäßige  Partien,  bald  ganz 
umgeben  von  ihm,  bald  an  der  Grenze  zwischen  ihm  und  dem  Dolomit  liegend. 
Die  Mächtigkeit  des  Erzes  ist  eine  sehr  wechselnde  und  abhängig  von  Ver- 
drückungen und  Faltungen:  sie  erreicht  bis  zu  30  m,  beträgt  aber  im  Durch- 
schnitt nur  etwa  10  m. 


Magnetit-  und  Eisenglanz-  (Roteisenstein-)  Lager.  133 

Die  meisten  Abbaue  sind  schon  zu  Ende  des  XVIII.  oder  Mitte  des 
XIX.  Jahrhunderts  zum  Erliegen  gekommen;  im  Jahre  1896  wurde  nur  noch 
auf  dreien  gearbeitet. 

Es  muß  noch  erwähnt  werden,  daß,  wie  die  Karte  zeigt,  südlich  des 
Grubenfeldes  und  unmittelbar  angrenzend  Granit  ansteht;  sein  Vorkommen  ruft 
den  Gedanken  wach,  daß  die  Nordmarker  Lagerstätte  eine  Kontaktlagerstätte 
sein  könnte.  Nach  Hisinger  treten  auf  den  Nordmarkgruben  auch  gediegen 
Silber,  Bleiglanz  und  Zinkblende,  Erdpech  und  Bergkork  auf.  Das  Erdpech  wird 
im  Eisenstein  angetroffen.  Stellenweise,  aber  scheinbar  nur  ganz  untergeordnet, 
ist  auch  Hausmannit  vorgekommen. 

Verschieden  von  den  vorher  beschriebenen  Magnetitlagerstätten  sind  die- 
jenigen von  Dannemora  in  der  Provinz  Upland,  nahe  der  schwedischen  Ostküste, 
100  km  nördlich  von  Stockholm,  45  km  von  Ilpsala  entfernt.  Die  Schichten  be- 
stehen aus  einer  SW. — NO.  streichenden  Zone  von  steil  stehenden,  der  oberen 
archäischen  Stufe  angehörenden  Kalksteinen  und  kristallinen  Schiefern  und  Eruptiv- 
gesteinen. Die  letzteren  sind  die  „porphyrartigen  HäUeflinten",  d.  s.,  wie  sich 
aus  den  typischen  Besorptionserscheinungen  der  porphyrischen  Quarze  ergibt, 
zweifellose  Quarzporphyrdecken  eruptiven  Ursprungs.  Mit  ihnen  wechseln  mangan- 
haltige  Kalksteine  und  höchst  merkwürdige  „gebänderte  Hälleflinten^,  die  aus 
einem  bis  zur  mikroskopischen  Feinheit  gehenden  Wechsel  von  schwach  silikat- 
haltigen  Kalklagen  und  äußerst  feinkörnigen,  aus  Glimmer,  Hornblende,  Quarz, 
Feldspat  usw.  zusammengesetzten  Silikatgemengen  bestehen. 

Der  Kalkstein  ist  zum  Teil  ganz  rein,  zum  größten  Teil  aber  ist  er  durch- 
wachsen mit  etwas  Magnetit  und  magnesia-  und  manganhaltig  und  in  letzterem 
Fall  mehr  oder  weniger  dunkel.  Auch  enthält  er  mitunter  nicht  unbedeutende 
Mengen  strahlsteinartiger  Hornblende,  welche  ihrerseits  wieder  Magnetit  um- 
schließen kann. 

Auch  zu  Dannemora  spricht  man  von  einem  Skarn  oder  „bräcka^  und 
versteht  darunter  zähe,  schmutzig  dunkelgrüne,  fast  nur  aus  dunkelgrüner,  fein- 
filzig verwachsener  Hornblende,  zum  Teil  auch  aus  Pyroxen  und  mehr  oder 
weniger  Epidot  bestehende  dichte  Gesteine  mit  eingesprengtem  roten  Granat. 
Dieser  Skarn  ist  mitunter  magneteisenhaltig  (Malmbräcka)  und  begleitet  die  Erze. 
Knebelit,  (Mn,  Fe)^  SiO^,  Pyrosmalith,  (Fe,  Mn)4  [(Fe,  Mn)Cl]  H.  [SiOJ^,  und  Axinit 
kommen  als  seltene  Mineralien  auf  Klüften  des  Skarnes  vor.  Bemerkenswert 
ist  auch  das  Auftreten  des  sonst  in  Schweden  seltenen  Schwerspats  und  von 
Asphalt  auf  Kalkspatklüften ;  Kugeln  des  letzteren  werden  von  Kalkspatkristallen 
umschlossen. 

Eine  wenig  verbreitete  Abart  des  Skarnes  besteht  aus  einem  filzigen 
Aggregat  von  Hornblendenadeln,  Chlorit,  Granat  und  Quarzkörnern. 

Wie  gesagt,  findet  sich  Magneteisenerz,  welches  das  einzige  Eisenerz  von 
Dannemora  ist,  sowohl  im  Kalkstein  wie  im  sog.  Skarn  eingesprengt  und  außer- 
dem in  großen,  fast  reinen,  linsenförmigen  Massen.  Im  ganzen  schwankt  der 
Eisengehalt  derselben  zwischen  20  und  65  ^/q,  je  nachdem  das  Erz  durch  Kalk 
oder  Silikate  mehr  oder  weniger  verunreinigt  ist.    Überhaupt  bestehen  zwischen 


134  Di©  schichtigen  Lagerstätten. 

gebänderter  Hälleflinta,  dem  weißen  und  dunklen  Kalkstein,  den  Amphibo]gesteinen 
und  dem  Erz  alle  Übergänge.  So  gibt  es  amphibolreiche  Kalksteine  und  kalk- 
reiche Skarne,  und  dergleichen  Übergänge  stellen  sich  zwischen  den  reinen  Aus- 
bildungsformen dieser  Gesteine  im  Streichen  und  in  der  vertikalen  Schichtenfolge 
ein ;  dasselbe  gilt  für  Magneteisen  und  Kalkstein  einerseits  und  Skarn  anderseits 
im  Streichen  und  Fallen.  In  der  Richtung  der  Mächtigkeit  aber  sind  nach 
Törnebohm  im  allgemeinen  die  Grenzen  der  Erzkörper  etwas  schärfer. 

Es  muß  noch  erwähnt  werden,  daß  im  sttdlichen  Teil  des  Feldes  auch 
Sulfide,  wie  Bleiglanz,  Magnetkies,  Kupfer-  und  Arsenkies,  insbesondere  aber 
Zinkblende  und  Schwefelkies,  dem  Magneteisenerz  beigemengt  sind.  Die  alte 
„Schwefelgrube"  hat  dieselben  abgebaut.  Sie  bilden  dort  eine  unregelmäßige 
Zone,  die  im  großen  ganzen  NW. — SO.  streichend  in  schiefer  Eichtung  das 
Magnetitlager  durchschneidet;  auch  sonst  kommen  im  sttdlichen  Feldesteil,  be- 
sonders an  den  Grenzen  der  Eisenerzlinsen,  Sulfide  vor.  Daß  diese  letzteren 
spätere  Einwanderer  sind,  geht  wohl  daraus  hervor,  daß  dort  der  an  die  Lager 
anstoßende  Granit  im  Kontakt  gleichfalls  mit  Zinkblende  und  Bleiglanz  durch- 
wachsen ist. 

Felsitporphyr-  und  Dioritgänge,  untergeordnet  auch  Proterobasgänge,  durch- 
setzen das  Gebiet.  Die  ersteren  bewirken  manchmal  nicht  unerhebliche  Ver- 
werfungen. Endlich  werden  auch  durch  „Chloritskölar"  im  ganzen  geringfügige 
Störungen  verursacht. 

Die  Abbaue  von  Dannemora  liegen  innerhalb  einer  etwa  2000  m  langen 

und   200  m  breiten  Zone.     Besonders  im  Mittelfeld,  auf  welchem  die  Gruben 

Storrymningen,  Jord-  und  Ödesgrufva,  Jungfrugrufva,  Dammsgrufva  und  Hjul- 

vindsgrufva  bauen,  hat  das  Erz  eine  kolossale  Entwickelung.     Im  östlichen  Teil 

desselben  ist  die  Magneteisenmasse  etwa  30  m  mächtig,  gegen  Westen  zu  löst  sie 

sich  in  drei  dem  Kalkstein  eingelagerte  Erzkörper  auf,  welche  durch  zwei  Kalk- 

stein-Skarnmassen  getrennt  sind,   die  manchmal  auch  untergeordnete  Hälleflint- 

bänder  aufnehmen. 

Die  durchschnittliche  Zusammensetzung  des  Eisenerzes  von  Dannemora  ist 
folgende: 

FegO^    FeO    MnO   MgO    CaO   AlA    SiOj      PA        S      ^eri^'t  Eisen 

Nordfeld.  65.86  1,43  0,89  4,34  7,62  1,08  15,32  0,002  0,171  2,80  48,80 
Mittelfeld  71,65  0,71  2,23  5,66  5,20  1.49  9,30  0,005  0,027  3,00  52,44 
Stidfeld   .     72,25    1,50    2,05    4,14    5,50    2^60      8,90    0,007    0,038    1^80    53,49 

Das  gesamte  Erzareal  beträgt  12500  qm;  gefördert  wurden  im  Jahre  1901 
im  Süd-,  Mittel-  und  Nordfeld  44356  t. 

Der  Eisenstein   von  Dannemora   ist  dicht  und   feinkörnig,    an   der  Luft 

schnell   anlaufend;   wegen   seines   geringen  Phosphorgehaltes  ist  er  seit  langem 

bertthmt.     Er  wird  seit  1565   auf  den  nahegelegenen  Hütten  von  Österby  ver- 

httttet.     In  früherer  Zeit  fand   der  Abbau   in  kolossalen,   bis  zu   170  m  tiefen 

Tagebauen  statt  ;^)  jetzt  ist  der  unterirdische  Bergbau  bis  zu  Tiefen  von  über 

250  m  (1895  bis  zu  258  m)  vorgedrungen. 

*)  Siehe  Hausmanns  lebendige  Schilderung  im  IV.  Bd.  der  Reise  durch  Skandi- 
navien, 69—103. 


Magnetit-  and  Eisenglanz-  (Roteisenstein-)  Lager. 


135 


Zar  Statthalterei  Södermanland  gehört  die  Insel  Utö  südlich  von 
Stockholm  mit  einem  etwa  5000  qm  großen  Grabenfeld;  die  Graben  sind  jetzt 
aoflässig.  Aach  die  dortigen  Eisenerze  Sind  gebunden  an  die  „Earitstufe^  and 
im  besonderen  an  die  derselben  eingelagerten  körnigen  Kalksteine.  Nach  Törne- 
bohm^)  bilden  die  Earite  dort  eine  in  den  älteren  roten  Gneis  eingelagerte 
Mulde.  Die  eisenglanzhaltigen  Magneteisenerzlinsen  sind  unregelmäßig  gestaltet, 
bis  zu  40  m  mächtig  und  von  Homblendegestein  umhüllt.  Das  Schichteneinfallen 
beträgt  ungefähr  70  <>  NW. 

Zwei  Pegmatitmassen  durchsetzen  Erz  und  Nebengestein.  Die  Insel  Utö 
ist  als  Fundpunkt  von  Mineralien  bekannt,  deren  Vorkommen  jedenfalls  zum 
größten  Teil  mit  den  Pegmatiten  im  Zusammenhang  steht.  Es  werden  erwähnt: 
Arsenkies,  Zinnerz,  tantalhaltige  Mineralien  (Mikrolith  und  Mangantantalit),  Fluß- 
spat, Apophyllit,  Datolith,  Spodumen,  Petalit,  Lepidolith,  Turmalin;  ferner  ge- 
diegen Silber,  Kupferglanz,  Bleiglanz,  Pyrit,  Magnetkies  usw. 

Wie  die  Eisenerze  von  Grängesberg,  so  haben  auch  diejenigen  von  Gellivara 
und  die  weiterhin  zu  besprechenden  kolossalen  Erzmassen  von  Kirunavara  und 


»     ^-' 


> 


KAskuHs  Kullo 


Fig.  45.    Überblick  Über  das  Elsenerzfeld  von  Gellivara.    (Wedding,  1898.) 


Luossavara  erst  der  vorgeschrittenen,  auch  hochphosphorhaltige  Erze  verwertenden 
Eisenindustrie  der  heutigen  Zeit  ihre  Nutzbarmachung  zu  danken. 

Der  Ort  Gellivara  liegt  etwa  200  km  nördlich  von  dem  Hafenort  Luleä, 
der  durch  den  Eisenerzexport  eine  besondere  Wichtigkeit  erreicht  hat  und  mit  den 
Gellivaragruben  und  weiterhin  seit  November  1902  durch  die  von  Gellivara 
aasgehende  Ofotenbahn^  auch  mit  der  norwegischen  Küste  verbunden  ist.  Diese 
letztere  Eisenbahn  soll  auch  der  Erschließung  anderer  lappländischer  Eisen- 
erzlagerstätten dienen. 


1)  N.  Jahrb.  1874,  136,  138,  Taf.  IV. 

^)  Der  Endpunkt  dieser  fast  300  km  langen  Bahn,  Narvik,  ist  ein  eisfreier  Hafen 
an  der  norwegischen  Westküste,  während  der  schwedische  Hafen  Luleä  acht  Monate 
lang  mit  Vereisung  zu  kämpfen  bat.  Ober  die  Bedeutung  der  Ofotenbahn  siehe  u.  a.: 
Die  schwedisch-norwegische  Unionsbahn  Luleä-Ofoten ;  Stahl  u.  Eisen,  XIX,  1899,  in 
verschiedenen  Nummern.  Karten  und  Abbildungen.  —  Mewius,  Der  Erzreichtum 
Nordschwedenß;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  LIX,  1900,  499—501. 


136  Die  schichtigeD  Lagerstätten. 

Der  Erzberg  von  Gellivara  ist 

n  noch  80  km  jenseits  des  Polarkreises 

^  a  ■  >     gelegen;  er  hat  eine  relative  Höhe  von 

II I  200  m,  eine  ahsolnte  von  618  m.     Der 

<§  Berg  besteht  nicht  aas  einer  einheit- 

lichea  Erzmasse,   sondern   ans   einer 

großen  Anzahl  von  Linsen,  von  denen 

3  I  M  nur  die  größeren  und  Ober  der  Tal- 

S  U  o.  n  sohle    liegenden    bearbeitet    werden 

'    S  §  y  (Fig.  45  u.  46).    Vor  dem  Abban  sind 

I  I  ft  ^  grüÖere  oder  geringere  Mengen   von 

n,  5  Oletscherschntt  zu  beseitigen.    Nach 

"  vorstehender    Karte    sind    die    ver- 

^  schiedenen  Linsen  zn  zwei  Hanptztlgen 

•Sog*  geordnet,  von  denen  der  längere,  stark 

-'    ^  s.  P  gebogene  etwa  4  km   lang  ist.     Die 

g   f  i;  ^  AusraaOe  einiger  Linsen  betragen: 

*  Länge      Mächtigkeit 

P  mm 

S  Johan  ....     120  40 

g  Sophia ....     450  50—60 

S-|S«  Tingvallskulle    .     300  110 

ä  g.  1 1  j  Die  Gesamtlänge  des  Erzfeldes 

I  ^  f  wird  auf  5900  m,  die  Breite  auf  1800 

ö  bis  3000  m  angegeben. 

i-  Die   Erze   sind  bald  Magnetit, 

!_      1^  bald  Roteisenstein,  bald  beides;  in  der 

"gl"  Mitte  der  Linsen  tritt  nach  v.  Post 

Sgl^N  Roteisenstein,    randlich    Magneteisen 

S  .«  _,  "  auf.    Der  Apatitgehalt  ist  in  den  ver- 

S,      §  schiedeneu  Linsen   ein   verschiedener, 

ist  auch  innerhalb  derselben  Linse 
nicht  gleichmäßig  verteilt,  ja  das 
Mineral  tritt  häufig  sogar  in  ganz 
derben  gelben,  grUnlichen  oder  röt- 
lichen Massen  anf.  Das  Erz  ist  grob- 
blntterig  oder  mehr  oder  weniger 
grobkörnig  kristallinisch,  manchmal 
verwachsen  mit  Strahlstein,  Quarz, 
Kalkspat  oder  Glimmer  und  zeigt  zu- 
weilen auch  eine  recht  deutliche 
Bankung  und  Bänderung.  Schwefel- 
kies, manchmal  in  schönen  großen 
Kristallen,  ist  nicht  selten,  er  ist  zu- 
meist in  Strahlstein  eingebettet;  selten 


Magnetit-  und  Eisenglanz-  (Roteisenstein-)  Lager.  137 

sind  Epidot  und  Granat.  Als  weitere  bemerkenswerte  Vorkommnisse  werden 
Flußspat,  Korund,  Chrysoberyll  und  Desmin  genannt.  Der  Phosphorgehalt 
schwankt  von  0,05  ^/q  und  weniger  bis  zu  mehr  als  1,5  ^/q. 

Das  Nebengestein  der  Gellivaraerze  ist  nach  Löf Strand  nur  auf  der 
Südseite  des  Berges  ein  Eisengneis  (roter  Gneis),  im  übrigen  aber  zumeist 
Homblendeschiefer  und  Gabbro  (Gabbrodiorit).  Die  Frage  nach  dem  eigentlichen 
Wesen  dieser  deutlich  geschichteten  Gesteine,  die  übrigens  nach  Ansicht  mancher 
schwedischer  und  norwegischer  Geologen  ihre  Schichtung  auch  der  Regional- 
metamorphose verdanken  könnten,  ist  trotz  aller  Erörterungen  noch  offen.  Die 
Mehrzahl  der  skandinavischen  Geologen  hält  dieselben  für  umgewandelte  saure 
und  basische  Eruptivgesteine  (s.  unten). 

Zahlreiche  Pegmatitgänge  durchsetzen  die  Gellivaraerze,  ohne,  wie  dies 
zu  Grängesberg  der  Fall  sein  soll,  merkliche  Verwerfungen  zu  bewirken. 

Im  Jahre  1901  wurden  zu  Gellivara  1076564  t  Erz  gefördert  und  über 
Luleä  exportiert.  Schon  vor  über  hundert  Jahren  hatte  man  einen  Abbau  des 
Gellivaraerzes  versucht ;  nach  verschiedenen  Krisen  nahm  die  Ausfuhr  desselben 
einen  größeren  Umfang  an,  und  seit  1892  verhütten  zahlreiche  Hohöfen,  besonders 
im  Rheinland,  in  Westfalen  und  in  Oberschlesien,  diese  Erze.^) 

Der  Apatit  von  Gellivara  hat  für  die  Phosphatdarstellung  Verwendung 
gefunden.  Wie  bei  manchen  anderen  der  großen  schwedischen  Eisenerzlager,  so  ist 
auch  bezüglich  Gellivara  der  Gedanke  erörtert  worden,  den  Ertrag  dieser  Erzschätze 
unter  Ausschluß  ausländischer  Unternehmungen  dem  eigenen  Lande  zu  sichern. 

Auch  die  Eisensteinvorkommnisse  von  Rirunavara  (d.  h.  der  ,.Schneehuhn- 
berg'')  und  Luossavara  (der  „Lachsberg"^)  sind  schon  im  Jahre  1736  bekannt 
geworden,  und  letztere  haben  sogar,  wenn  auch  in  kleinem  Maßstab,  von  Zeit 
zu  Zeit  einigen  Abbau  erfahren.  Die  ausgiebige  Nutzbarmachung  dieser  unge- 
heuren Eisenschätze  gehört  aber  der  Zukunft  an. 

Die  beiden  Lagerstätten  sind  zuletzt  von  Lundbohm  untersucht  und  be- 
schrieben worden.  Sie  liegen  rund  90  km  nordnordwestlich  von  Gellivara  unter 
dem  67^  50'  nördl.  Br.  am  Tome-Elf,  der  bei  Haparanda  in  den  Bottnischen 
Meerbusen  mündet.  Durch  den  langgestreckten  Luossajärvi-See  sind  sie  von- 
einander geschieden,  gehören  aber  ein  und  demselben  8  km  langen  NS.  streichen- 
den Grebirgszuge  an. 

Der  Kirunavara-Erzberg  ist  ein  ungefiüir  4  km  langer,  etwa  750  m 
über  den  Meeresspiegel  und  gegen  250  m  über  die  sumpfige  Umgebung  an- 
steigender Rücken;  das  Erz  steht  fast  allenthalben  frei  zutage,  teilweise  nur 
ist  es  von  Moränenschutt  bedeckt.  Es  bildet  ein  fast  ohne  Unterbrechung  hin- 
streichendes gewaltiges  Lager  und  einige  kleinere  Erzlinsen  zwischen  porphyr- 
artigen Hälleflinten;  der  offizielle  Bericht  von  1877  unterscheidet  graugrüne 
Hälleflinten  im  Westen  und  rote  im  Osten  der  Lagerstätte.  Die  Ansichten 
darüber,  ob  diese  Gesteine  als  eruptive  oder  sedimentäre  aufzufassen  sind,  gehen, 
wie  weiter  unten  noch  erörtert  werden  soll,  auch  hier  auseinander.  Es  verdient 
Beachtung,  daß  am  Aufbau  der  Umgebung  des  Erzberges  auch  Konglomeratbänke 

^)  Geflchichtliches  siehe  bei  Tor  eil. 


138  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

und  Schieferschichten  beteiligt  sind,  und  daß  die  ersteren  Gerolle  von  Roteisenstein , 
stellenweise  auch  ganze  Bänke  von  diesem  Erz  umschließen.  Quarzitsandstein 
bildet  das  Hangende  der  Schiefer. 

Im  Gegensatz  zu  den  früheren  Anschauungen  dürfte  das  Einfallen  der 
Lagerstätte  ein  ziemlich  flaches  sein  (etwa  45 — 60^  nach  0.).  weshalb  auch 
ihre  wirkliche  Mächtigkeit  geringer  ist,  als  man  ehedem  vermutet  hatte;  sie  beträgt 
immerhin  34 — 152  m,  während  die  Breite  des  Ausstriches  fast  immer  mindestens 
100,  ja  sogar  150  und  255  m  mißt. 

Die  Oberfläche  des  Kirnnavaraerzfeldes  ist  auf  376000  qm,  die  darin  ent- 
haltenen Erzmassen  sind  auf  215  Millionen  Tonnen  geschätzt  worden.  Damit  ist 
dasselbe  das  größte  der  skandinavischen  Vorkommnisse  und  sicherlich  eines  der 
bedeutendsten  der  Erde  überhaupt. 

Der  Luossavara-Eisenberg  umschließt  ein  fast  senkrecht  einfallendes, 
ca.  1200  m  langes  Haupterzlager,  welches  zutage  eine  Mächtigkeit  von  30  bis 
55  m  hat;  nach  der  Tiefe  zu  scheint  es  weniger  mächtig  zu  werden.  Im  ganzen 
ist  dieses  Vorkommen,  welches  gleichfalls  aus  mehreren  Lagen  besteht  und  eine 
Oberfläche  von  54000  qm  und  über  dem  Luossajärvi-Spiegel  einen  Erzvorrat  von 
18  Millionen  Tonnen  besitzen  soll,  noch  wenig  bekannt. 

Die  Kirunavara-Erze  sind  Magnetite  ohne  jede  Gangart,  mit  Ausnahme 
von  Apatit,  der  allerdings  stellenweise  in  größter  Menge,  in  dtlnnen  Durch- 
trümmerungen,  in  kömiger  Beimengung  und  sogar  in  bis  zu  15  m  mächtigen, 
fast  ganz  reinen  Linsen  auftritt.  Übrigens  ist  der  Phosphorgehalt  auch  hier  an 
den  verschiedenen  Punkten  recht  verschieden,  sinkt  bis  zu  0,004  ^/q,  beträgt  aber 
in  der  Regel  einige  Prozent.  Im  großen  Durchschnitt  enthält  das  Erz  60 — 70  ®/o 
Eisen,  wenig  Schwefel  und  Mangan  und  zwischen  0,32 — 0,95  *^/q  Titan.  ^) 

Am  Luossavara  tritt  neben  Magneteisenstein  auch  Roteisenerz  auf;  im 
übrigen  sollen  die  dortigen  Erze  im  ganzen  apatitärmer  sein  als  zu  Eirunavara, 
ihr  Titangehalt  aber  beträgt  bis  zu  l,5*^/o. 

Außer  den  Lagerstätten  von  Kirunavara  und  Luossavara  kennt  man  noch 
eine  große  Anzahl  anderer  ähnlicher,  zum  Teil  sehr  zukunftsreicher  in  der 
weiteren  Umgebung  dieser  Berge  und  der  Ofotenbahn.  Am  wichtigsten  ist  das 
Vorkommen  von  Svappavara,  37  km  südöstlich  vom  Kirunavara-Erzberg,  65  km 
nordnordöstlich  von  Gellivara,  unter  dem  67^/2^  nördl.  Breite.  „Das  Eisenerz- 
vorkommen besteht  aus  einem  System  von  langgestreckten  Erzlinsen,  die  von 
„Syenitgranulit"*)  umgeben  sind;  sie  erstrecken  sich  von  Norden  nach  Süden  und 


')  Spezielle  Angaben  in  Ztschr.  f.  prakt.  GeoL,  1898,  425—426,  nach  Lundbohm. 

')  *  Einige  Dünnschliffe  von  dem  Material,  welches  die  Clausthaler  Sammlung 
Herrn  Geheimrat  Köhler  verdankt,  zeigen  folgendes.  Das  verbreitetste  Nebengestein 
der  Lagerstätten  ist  ein  ziemlich  feinschuppiger  Biotitgneis  von  deutlicher  Eataklas- 
struktur,  mit  viel  Orthoklas,  mit  Quarz  und  etwas  Plagioklas.  Er  ist  reich  an  Zirkon  und 
Apatit,  arm  an  Epidot  und  Zoisit  und  besitzt  einen  ziemlich  großen  Gehalt  an  Magnet- 
eisenerz, der  ungefähr  einem  Drittel  der  Biotitmenge  gleichkommt.  Das  Erz  ist  zweifellos 
primär.  Das  Gestein  kann  als  ein  ausgewalzter  Granit  oder  Syenit  betrachtet  werden. 
—  Armes  Eisenerz  besteht  aus  viel  Glimmer,  welcher  (infolge  Verwitterung?)  gebleicht. 


Magnetit-  und  Eisenglanz- (Roteisenstein-)  Lager.  139 

fallen  steil  gegen  Osten  ein.  Die  ganze  Länge  beider  Linsen  beträgt  1300  m,  die 
Breite  schwankt  zwischen  15  und  75  m  und  beträgt  im  Mittel  40  m.  Die  Gresamt- 
erzfläche  berechnet  sich  auf  50000  qm"  (Vogel  nach  Petersson).  Die  ganze, 
durchschnittlich  70  m  über  dem  Niveau  der  Ofotenbahn  anstehende  Erzmenge  ist  auf 
13000000  t  berechnet  worden.  Im  Norden  herrscht  Magneteisenstein,  im  Süden 
Eoteisenstein  vor;  sie  sind  aufs  innigste  gemischt  mit  Kalkspat  und  besonders  Apatit. 
Beiderseits  beträgt  durchschnittlich  der  Gehalt  an  Eisen  61 — 62  ^/q,  an  Phosphor  1  ^/q, 
an  kohlensaurem  Kalk  0—20^Jq,  an  Titan  0,09— 0,45 ^/o,  an  Schwefel  0,012  bis 
0,06  ^/q.  Der  Eisenglanz  ist  feinkörnig  und  enthält  etwas  Granat  in  Drusen 
oder  Linsen.  Wo  infolge  der  oberflächlichen  Einwirkung  von  Lösungsmitteln 
der  Kalk  und  Apatit  entfernt  sind,  zerfällt  der  Eisenglanz  in  einen  losen  Eisen- 
sand. Dieser  letztere  ist  nur  stellenweise  angetroffen  worden,  reicht  aber  dann 
bis  in  die  Tiefe  von  mehreren  Metern.  Im  Liegenden  des  Eisenerzes  kommen 
Kupfererze  (Rotkupfererz  und  Malachit)  vor. 

Ein  anderes,  vielleicht  noch  umfangreicheres  Eisenerzfeld,  dessen  Erze 
allerdings  unter  einer  3 — 14,5  m  mächtigen  Erd-  und  Moorbedeckung  begraben 
liegen,  ist  dasjenige  von  Leveäniemi  bei  Svappavara,  ein  weiteres  im  Mer- 
tainengebirge,  14  km  von  letzterem  Ort.  „Das  Gebirge  besteht  teils  aus 
Syenitporphyr,  teils  aus  Schwarzerz  (Magnetit)  und  teils  aus  gewissen  eigen- 
artigen Gesteinsarten,  die  zwischen  beiden  stehen.  Im  ganzen  Gebiet  wurden 
150  Sprengungen  und  Schürfungen  vorgenommen.  An  37  verschiedenen  Stellen 
wurde  Erz  aufgefunden,  an  anderen  Stellen  dagegen  traf  man  eine  magnetit- 
reiche Erzbreccie,  welche  in  dem  mittleren  Teil  des  Feldes  aus  umgewandelten, 
gewöhnlich  skapolith-  und  magnetitreichen,  meist  etwas  abgerundeten  Bruchstücken 
von  Syenitporphyr  besteht,  die  überwiegend  durch  Magnetit  nebst  etwas  Horn- 
blende zusammengekittet  ist.  Diese  Erzbreccie,  bei  welcher  die  Magnetitfull- 
masse  in  sehr  reichlicher  Menge  vorhanden  ist,  enthält  bisweilen  auch  Drusen 
von  Schwarzerz,  welche  indessen  nur  selten  bedeutende  Ausdehnung  besitzen. 
Gegen  die  Seiten  zu  geht  diese  skapolithführende  Breccie  in  eine  erzärmere 
Breccie  über,  in  der  die  Bruchstücke  scharfkantig  sind  und  aus  nicht  umge- 
wandeltem Syenitporphyr  bestehen.  In  dieser  letzteren,  die  ganz  allmählich  zuerst 
in  Syenit  mit  unregelmäßigen  Magnetitadern  und  schließlich  in  Syenitporphyr 
ohne  diese  Adern  überführt,  treten  hier  und  da  verhältnismäßig  größere  Erz- 
partien auf.  Ihre  Ausdehnung  ist  noch  nicht  mit  Sicherheit  bekannt  und  dürfte 
sieh  wohl  auch  erst  nach  umfangreichen  Schürfarbeiten  und  Diamantbohrungen  er- 
mitteln lassen^  (Vogel  nach  Petersson).  Das  Erz  ist  zumeist  sehr  arm  an 
Phosphor  und  Schwefel,  dagegen  scheinbar  ziemlich  reich  an  Titan. 

ja  scheinbar  völlig  farblos  geworden  ist,  so  daß  man  Muscovit  vor  sich  zu  haben  glaubt. 
Turmalin  und  viel  Apatit  begleiten  das  Erz.  Quarz  und  Feldspat  sind  kaum  mehr 
zu  beobachten,  aber  auch  Zoisit  und  Epidot  scheinen  höchstens  spärlich  vorzukommen. 
Reicheres  Erz  ist  innig  durchwachsen  mit  Apatit.  Ein  ziemlich  eisenerzfreics,  dagegen 
mit  Malachit  durchsprengtes  Gestein  besteht  fast  ganz  aus  vorwaltenden  Zoisit,  Epidot 
(z.  T.  sehr  schöner  roter  Manganepidot)  und  gebleichtem  Glimmer,  daneben  enthält  es 
Turmalin. 

Nach  den  mir  vorliegenden  Schliffen  halte  ich  eine  sedimentäre  Entstehung  der 
Svappavara-Erze  für  wenig  wahrscheinlich.    Ber^eat. 


140  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Andere  mehr  oder  weniger  phosphorreiche  Vorkommnisse  sind: 

Painirova,  zumeist  Magneteisen  mit  teilweise  grobkörnigem  und  unregel- 
mäßig verteiltem  Apatit.    Nebengestein  ^ Syenitporphyr'*. 

Ylipäsnjaska,  Magneteisen  in  Syenitgranulit. 

Nokutusvara,   Magneteisen   mit   Feldspateinlagerungen   und  Eisenglanz. 

Tuolluvara,  zwei  Erzmassen  von  400  und  200  m  Länge.  ^.Das  Erz  ist 
ein  sehr  feinkörniges  Schwarzerz  (Magnetit),  das  isolierte  unregelmäßige  Klumpen 
von  grobkristallinischem  Eisenglanz  und  schmale  Streifen  von  lichtgrünem  Strahl- 
stein enthält." 

Rakkurijoki,  Magneteisenerz  mit  Einlagerungen  von  Talk. 

Nakerivara,  feinkörniger  Magnetit  mit  Pyroxen  und  Apatit. 

Die  zuletzt  genannten  Vorkommnisse  sind  noch  wenig  untersucht  und 
werden  teilweise  wohl  auch  ohne  Bedeutung  bleiben.  Wegen  der  Einzelheiten 
und  insbesondere  wegen  der  zahlreichen  Analysen  sei  auf  den  Bericht  von 
Svenonius  und  Petersson,  bezw.  auf  die  genannten  Auszüge  aus  demselben 
verwiesen. 

Im  Gebiet  der  nordschwedischen  Eisenerzlager  sind  die  kristallinen  Schiefer 
an  verschiedenen  Stellen  kupfererzführend,  so  bei  Svappavara,  im  Nautanen- 
Erzfeld  usw.  Eine  nennenswerte  Kupfererzgewinnung  scheint  indessen  noch 
nicht  stattzuhaben. 

Die  hier  vorläufig  unter  den  schichtigen  Lagerstätten  besprochenen  Ei  senerz  - 
Vorkommnisse  des  nördlichen  Schwedens  sind,  was  ihre  Entstehung 
anlangt,  noch  immer  der  Gegenstand  lebhafter  Diskussion,  und  ihre 
Geologie  birgt  noch  zahlreiche  ungelöste  Eätsel.  Zunächst  gehen  die 
Ansichten  über  das  eigentliche  Wesen  der  sie  umschließenden  ,. Gneise",  „Granulite" 
und  „Hälleflinten"  und  der  ihnen  manchmal  benachbarten  Hornblendeschiefer  und 
„Gabbros"  diametral  auseinander.  So  hält  v.  Post  (mit  Brögger)  den  Gneis 
von  Gellivara  für  einen  durch  Gebirgsdruck  veränderten  Granit.  Lundbohm 
hat  gleichfalls  die  eruptive  Entstehung  der  Gellivaragesteine  vertreten  und  be- 
zeichnet  die  HäUeflinten  von  Kirunavara  und  Luossavara  als  Porphyre.  Ahn- 
licher Ansicht  ist  auch  Löfstrand,  während  vor  allem  Ant.  Sjögren  eine 
sedimentäre  Entstehung  des  Gellivaragneises  und  Fredholm  eine  solche  der 
Kirunavara-  und  Luossavara gesteine  behauptet  hat. 

Die  allgemein  beobachtete  Konkordanz  zwischen  den  Erzlagern  und  dem 
Nebengestein  könnte  von  vornherein  auf  den  Gedanken  bringen,  daß  man  es 
hier  mit  unmittelbar  hintereinander  gebildeten  Ablagerungen  und  schichtigen 
Lagerstätten  zu  tun  habe,  wie  das  Sjögren  annimmt.  Auch  Törnebohm,  der 
gewissermaßen  eine  vermittelnde  Stellung  innehält,  erblickt  in  den  HäUeflinten 
von  Kirunavara  und  Luossavara  zwar  Porphyrergüsse,  nimmt  für  dieselben  aber 
verschiedenes  Alter  an  und  glaubt,  daß  zwischen  den  (unteren)  grauen  und 
(oberen)  roten  HäUeflinten  das  Erzlager  sedimentär  und  zwar  im  Zusammenhang 
mit  der  Eruption  des  unteren  Porphyrs  infolge  chemischer  und  mechanischer 
Prozesse  entstanden  sei. 

Demgegenüber  hat  aber  vor  allem  Löfstrand  auf  den  allgemein  ver- 
breiteten und  bis  zu  2  ^/q  betragenden  Titangehalt  und  den  merkwürdigen  Apatit- 
reichtum dieser  Lagerstätten  aufmerksam  gemacht,  die  beide  mit  einer  sedimentären 
Entstehungsweise  sich  nur  schwer  vertragen,  dagegen  geradezu  auf  einen  Zu- 
sammenhang mit  den  z.  B.  bei  Gellivara  sehr  verbreiteten  „Gabbros"  hinweisen. 


Magnetit-  und  Eisenglanz-  (Roteisenstein-)  Lager.  141 

Demnach  sollen  die  Erze  Aasfüllnngen  von  Spalten  sein^  welche  während  der 
Regionalmetamorphose  durch  Anfblätterung  längs  der  Schichtfugen  entstanden 
wären.  Auch  den  Skarn  von  Gellivara  hält  Löf Strand  für  ein  basisches, 
späterhin  umgewandeltes  Eruptivgestein. 

Die  Annahme,  daß  die  apatitführenden  Eisenerze  Norrbottens  in  genetischer 
Beziehung  zu  Gabbros  stünden,  hat  man  dadurch  zu  unterstützen  versucht,  daß 
man  auf  das  tatsächliche  Vorkommen  von  Apatitgängen  hinwies,  welche  alle 
Analogien  mit  den  südnorwegischen  Apatitlagerstätten  zeigen  und  gleichfalls  an 
Gabbros  gebunden  sind.  Solche  Gänge  finden  sich  bei  Dundret  in -der  Gegend 
von  Gellivara. 

Högbom^)  hat  die  norrbottenschen  Eisenerzlagerstätten  mit  denjenigen 
des  Blagodat  und  der  Wissokaja  verglichen  und  für  beide  das  Zutun  magmatischer 
Differentiation  behauptet;  Hj.  Sjögren  erklärt  dieselben  und  die  Lagerstätten 
von  Grängesberg  für  metasomatische  Bildungen  und  hält  sie  für  analog  den 
Vorkommnissen  von  Pilot  Knob,  Iron  Mountain  und  anderen  Eisenerzlagerstätten 
in  Missouri. 

Trotz  ihres  teilweise  außerordentlich  hohen  Apatitgehaltes  werden  die 
Eisenerzlager  von  Grängesberg  doch  scheinbar  fast  allgemein  für  Sedimente  ge- 
halten, und  die  über  die  norrbottenschen  Erze  geführte  Diskussion  hat  sich  auf 
diese  Vorkommnisse  kaum  erstreckt. 

Es  mögen  hier  noch  die  eisenhaltigen  „Gneisgranite"  (Jem-Granitel)  von 
Solberg-Lyngrot,  nördlich  von  Arendal  in  Südnorwegen  genannt  werden. 
„Das  Gestein,  welches  das  Gebirge  von  Solberg  zusammensetzt,  besteht  aus 
Feldspat,  Quarz  und  Magnetit  in  feinsten  Partikelchen,  deren  deutlich  parallele 
Anordnung  dem  Gestein  das  äußere  Aussehen  eines  Gneisgranites  verleiht." 
Diese  Eisenerze  finden  sich  in  einer  Erstreckung  von  gegen  15  km  und 
haben  früher  zu  zahlreichen  Abbauen  Veranlassung  gegeben.  Zu  Solberg 
selbst  wurden  zwei  reine  Magnetitmassen  abgebaut,  welche  sich  in  das  Neben- 
gestein vielfach  verästelten;  dabei  sollen  die  Mächtigkeiten  nach  Kjerulf  und 
Dahll  so  rasch  gewechselt  haben,  daß  ein  Lagerstättenbild  entstand  ähnlich 
^einem  mit  Trauben  beladenen  Weinstock":  sie  schwankten  zwischen  mehreren 
Metern  und  einigen  Zentimetern.  Zu  Solberg  wurde  die  Erzmasse  von  einem  an 
Magnetit  reichen  Zirkonsyenit  durchsetzt,  so  daß  eine  epigenetische  Entstehung 
derselben  vielleicht  denkbar  ist.  Stellenweise  ist  das  Erz  phosphorhaltig  oder  auch 
durch  Apatiteinlagerungen  gebändert.  Vogt  schließt  hieraus  eine  Analogie 
zwischen  diesem  Vorkommen  und  dem  von  Gellivara.^;  Im  übrigen  scheint 
dasselbe  nur  recht  unvollständig  bekannt  zu  sein. 

Die  Gruben  von  Solberg-Lyngrot  sind  seit  Ende  der  1850er  Jahre 
auflässig. 

Fast  zahllose  Eisenerzlagerstätten  harren  im  nördlichen  Norwegen  noch 
ihrer  Erschließung.  Sie  sind  bekannt  unter  den  Lokalnamen  Dunderlands- 
dal  und  Naeyerhaugen  im  Nordlands-Amt  (65 — 69^  nördl.  Breite).  Nach  Vogt 
herrscht  dort  die  nachstehende  Schichtenfolge: 


^)  Om  de  vid  syenitbergarter  bundna  jernmalmerna  i  östra  Ural;  Geol.  För.  Forh., 
XX,  1898,  115-134. 

8)  Forh.,  XVI,  1894.  278—279. 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


l.  (Unten)   ^Eine  Glimmerschiefennarmorgrappe,   unter  anderem   mit  groß- 
artigen Lagern  von  Kalkspat-  nnd  Dolomitraarmor  und  in  den  mittleren 
und  oberen  Horizonten  mit  zahlreichen  Eisenerslagern. 
i.  Kine  jüngere  Gneisgruppe  (oder  Glimmersehiefergneisgrappe). 
J.  Die  Snlitelmaschiefergruppe. " 
Die   Glimmerschiefermarmorgruppe    ist    ausgezeichnet    durch    staurolith-, 

disthen-  und  anda- 

lusitführende  Ge- 

steinemitZwiscbea- 

lagei'ungen  von 

Hornblende- 
schiefem,  Quarz- 
Echiefern  und  Phyl- 


Flg.  *7,     Prodi    dorcli    den  Schnrf 

DaaderluidBdal.      a    Kalkstein,     b 

t  wecUselmle  Lagen  von  Mngne 


der  Gamlegrnbe  bei  Faglevlk, 
'.tei,  td  Klsenglimmersctilefer, 
i  Kalkstein.     (Vogt,  IHU.) 


lit 


Die  über  eine 
400  km  lange  Er- 
streckung ver- 
teilten Eisenerzlager  erreichen  1 — 2,  ja  auch  5 — 8  km  streichende  Ausdehnung 
und  30 — 60  ra,  selten  75 — 100  m,  im  Durchschnitt  aber  3 — 10  m  Mächtigkeit. 
Der  Charakter  der  Mineralf  Uhr  ung  scheint  kein  ganz  einheitlicher  zu  sein : 
in  der  Kegel  aber  haudelt  es  sich  um  quarzige  Eisenglanz-Magnetitlager,  also 
richtige  Torrstenar.  Die  m  an  gan  reiche  reu  ftlhren  Granat;  Hornblende,  Pyroxen, 
Glimmer,  Feldspat  usw.  sind  auiierdem  häufig.    Kalkspat  tritt  in  mikroskopischer 


Fig.  48.    Prafil  darcb  den  HaeBelbomeFhnrf  bei  Naeverhangea.   £Jr  Kilketeln.  ai  Ollmmerschlefcr, 

Mgt  Ungaetltlager.  KA  Ealkamphlbollt,  Bg  Biatltgnela,  iTAa  aagltrulirender  KalkamphiboIlL 

<Maauekrlpt-Zeichnung  von  Stelzner,  1890.) 

Verteilung  auf,  Eisenglanz  Überwiegt  im  allgemeinen  den  Magnetit.  Im  großen 
ganzen  können    die  Erze  als  Ei seugl immerschiefer  (Itabirit)  bezeichnet  werden. 

Der  Eisengehalt  der  Erze  ist  wegen  der  reichlich  beigemengten  Lager- 
arten ein  niedriger  und  beträgt  ungefähr  40*/u  im  Durchschnitt.  Man  beabsichtigt 
daher  die  Erze  im  groDou  Maßstab  der  elektromague tischen  Sondemng  zu  unter- 
werfen. Der  Mangangehalt  schwankt;  zu  Dunderlandsdal  beträgt  er  0,2 — 0,35, 
zu  Naeverhaugen  0,44 — 1,0%,  auf  anderen  Lagern  (zu  Ofoten,  Ibhestad  und 
Salangen)  aber  manchmal  5,  ja  sogar  über  10  "/(^  Der  von  Apatit  herrührende 
Phosphorgehalt  erreicht  durchschnittlich  0,2''j^,  der  Schwefelgehalt  0,01 — Ofl^^jf,; 
Titan  ist  höchstens  in  Spuren  nachweisbar. 

Die  wichtigsten  Vorkommnisse  dieser  Gegend  sind  diejenigen  von  Dunder- 
landsdal   und   Naeverhaugen.     Die   Erzlager   sind    eingeschaltet   zwischen 


Magnetit-  und  Eisenglanz-  (Roteisenstein-)  Lager.  143 

Glimmerschiefer  und  Tonglimmerschiefer  mit  mächtigen  Kalk-  und  Dolomit-Ein- 
lagerungen. Die  Eisenerze  von  Dunderlandsdal  oder  Eanen,  am  EanenQord 
unter  dem  Polarkreis  gelegen,  lassen  sich  35 — 40  km  weit,  speziell  beim  Hof 
Dunderland  ununterbrochen  auf  5,5  km  verfolgen  und  sind  dabei  10 — 65  m  (im 
Durchschnitt  20 — 25  m)  mächtig.  Die  Ranenerze  sind  hauptsächlich  Eisenglanz 
mit  untergeordnetem  Magnetit  und  stellen  das  größte  Itabirit- Vorkommen  Europas 
dar.  Akzessorisch  beobachtet  man  in  dem  Lager  außer  viel  Quarz  Hornblende, 
Biotit,  Granat,  Epidot,  Feldspat,  ganz  wenig  Kalkspat,  Titanit  usw.  Der 
Phosphorgehalt  beträgt  0,06 — 0,36 ^/o,  Titan  und  Schwefel  sind  in  geringen 
Mengen,  Mangan  mit  0,2 — 1^/q  vertreten.  Der  Eisengehalt  der  Ranenerze  er- 
reicht oft  nur  10 — 20,  aber  auch  bis  60  und  65  ^/q. 

Zu  Nae  verhau  gen  in  der  Saltens  Fogderi,  40  km  ONO.  von  der  Stadt 
Bodo,  unter  etwa  67^/2^  nördl.  Breite,  besteht  das  Gebirge  aus  einer  veränderlichen 
Wechselfolge  von  kristallinen  Schiefern  und  Kalksteinen,  welche  sich  vom 
ValnesQord  an  mindestens  12  km  weit  bis  zu  dem  Distrikt  von  Halshaugen  hinziehen 
und  allenthalben  ein  westliches  Einfallen  besitzen.  Sie  umschließen  mehrere  fahl- 
bandartige Eisenerzlagerstätten,  die  wenigstens  2 — 3,  stellenweise  sogar  5  ver- 
schiedenen Horizonten  angehören,  und  treten  besonders  gern  in  der  Nachbarschaft 
von  Kalksteinlagern  auf,  sei  es  im  Hangenden,  sei  es  im  Liegenden  oder  zwischen 
denselben.  Einige  dieser  Eisenerzlager  von  fahlbandartiger  Beschaffenheit  haben 
bei  veränderlicher  Mächtigkeit  und  Erzführung  eine  stetige  streichende  Aus- 
dehnung, die  nach  Hunderten  von  Metern  zu  bemessen  ist. 

Die  Hauptmasse  des  Naeverhaugener  Erzes  ist  gebändertes  Erz,  das  sich 
aus  einer  Wechselfolge  von  millimeter-  bis  zentimeterstarken  Erz-  und  Gesteins- 
lagen zusammensetzt  und  an  das  Striberger  Erz  in  Örebro  (Schweden)  erinnert. 
Es  besteht  aus  etwa  60  Volumprozent  Eisenerz  und  40®/o  Lagerarten  (Quarz, 
Hornblende,  Augit,  Epidot  und  Granat).  Die  eigentlichen  Reicherze  bilden 
höchstens  10 — 30  cm  starke  Bänder  in  den  Lagern,  deren  Mächtigkeit  5 — 7, 
manchmal  auch  8 — 9  m,  infolge  Faltung  stellenweise  auch  das  Doppelte  erreichen 
kann.  Der  Eisenglanz  überwiegt  das  Magneteisenerz  fast  stets  um  das  Vielfache. 
Schwefelkies  tritt  in  spärlichen  Imprägnationen  auf. 

In  den  reinsten  Stücken  sind  55 — 64  ^/o  Eisen  und  0,2 — 0,5%  Phosphor- 
sänre  enthalten. 

In  Südnorwegen,  zwischen  Laurvik  und  Kristiansand,  liegt  eine  ganze 
Reihe  von  merkwürdigen  mineralreichen  Lagerstätten;  hauptsächlich  sind  es  die 
an  Grabbros  gebundenen  Apatitlagerstätten  von  Bamble,  ödegarden  und  Kragerö, 
und  eine  Anzahl  von  Eisenerzvorkommnissen,  deren  wichtigste  als  diejenigen 
an  der  Küste  von  Arendal  und  auf  den  vorgelagerten  Inseln  bekannt  sind. 
Das  Küstengebiet  besteht  aus  fast  senkrecht  einfallenden,  der  archäischen 
Formation  angehörigen  kristallinen  Schiefern,  nämlich  vorzugsweise  aus  rotem, 
dünnschieferigem,  etwas  granulitartigem  Gneis  mit  Einlagerungen  von  Hornblende- 
schiefer und  Kalkstein,  aus  grauem  Gneis  mit  Hornblendegneislagen  und  aus 
grobflaserigem  und  Augengneis.  Älterer  Granit  samt  „ Gneisgranit **,  jüngerer 
Granit  und   linsenförmige  Gabbroeinlagerungen  und  zahlreiche  andere  Gesteine 


144  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

durchbrechen  an  zahlreichen  Stellen  die  Schiefer  oder  sind  in  konkordanter 
Lagerung  mit  ihnen  verbunden. 

Das  Magnet^isen  ist  auf  verschiedenen,  manchmal  mehrere  Kilometer  weit 
verfolgbaren  Lagerstätten  innig  verwachsen  mit  Kalkspat,  Körnern  von  Augit 
(Kokolith),  Granat,  mitunter  (zu  Klodeberg  und  Laerestvedt)  auch  mit  gelbem, 
edlem  Serpentin,  der  mit  Kalkspat  den  Ophicalcit  bildet,  oder  mit  Epidot  oder 
Magnesiaglimmer.  Diese  Kalkspat-Erz-Silikatgemenge  haben  eine  wechselnde 
Zusammensetzung;  gewöhnlich  herrscht  der  zumeist  gelbbraune  Granat  (Kolophonit) 
vor,  und  man  hat  es  dann  mit  einem  magnetitfQhrenden  Granatfels  zu  tun; 
stellenweise  aber  überwiegen  auch  Calcit  oder  der  grünlich-schwarze  Augit.  Die 
Erzkörper  bilden  linsenförmige  Massen  von  wechselnder  Reinheit;  man  baute  sie 
ab  bei  20 — 40 ^/q  Eisengehalt.^)  Sie  stellen  eisenreiche  Partien  in  der  Lager- 
masse dar,  welche  nach  Kjerulf  und  Dahll  sehr  scharf  von  den  umgebenden 
Gneisen,  Glimmerschiefern  und  Amphibolschiefern  getrennt  ist  und  keine  Über- 
gänge in  diese  zeigen  soll;  stellenweise  löst  sich  die  kompakte  und  einheitlich 
mächtige  Lagermasse  in  viele  Bänder  auf,  um  mit  dem  Nebengestein  in  Wechsel- 
lagerung zu  treten.  Innerhalb  des  letzteren  scheinen  besonders  Amphibolgneis  und 
Amphibolschiefer  eine  hervorragende  Rolle  in  der  Nähe  der  Lagerstätten  zu  spielen. 

Von  verschiedenen  Seiten  ist  darauf  hingewiesen  worden,  daß  die  Magnetit- 
massen von  Arendal  das  Nebengestein  gelegentlich  auch  apophysenartig  durch- 
queren sollen,*)  und  Kjerulf  und  Dahll  haben  darauf  die  nachdrücklich  ver- 
tretene Ansicht  gegründet,  daß  die  Erz-Silikat-Kalksteinmasse  eruptiven  Ursprunges 
und  in  die  durch  Aufblätterung  des  Nebengesteines  entstandenen  Hohlräume  als 
leicht  flüssiger  Kalkeisensilikatschmelzfluß  eingedrungen  sei.^) 

Nach  Du  roch  er  (1855)  baute  man  zu  Langsev  und  Barbo  nordöstlich  von 
Arendal  auf  einer  durchschnittlich  6 — 7  m,  aber  auch  12 — 15  m  mächtigen, 
ziemlich  regelmäßigen  Erzlinse;  zu  Thorbjörnsboe,  etwas  w^estlich  davon,  war 
das  größte  Erzlager  der  Arendaler  Gegend  15 — 16  m  mächtig  und  durch  einen 
250  m  langen  Tagebau  aufgeschlossen.  Diese  ganze  Erzzone  östlich  und  west- 
lich Arendals  hat  eine  etwa  8  km  lange  Erstreckung.  Eine  andere  liegt  bei 
Naeskils,  etwa  10  km  östlich  von  Arendal  am  Tromö-Sund.  In  bis  zu  170  ra 
tiefen   Tagebauen   wurden    dort   Erzlinsen    von   2 — 8  m   Mächtigkeit  abgebaut. 


^)  Eine  größere  Anzahl  von  Analysen  des  Arendaler  Erzes  teilt  Vogt,  Förh., 
XVI,  1894,  287,  mit. 

2)  Siehe  die  Abbildung  bei  Cotta,  S.  520. 

^)  Den  eruptiven  Ursprung  gewisser  Ealksteinbänke  in  dem  Arendaler  Gebiet 
glaubten  dieselben  Autoren  mit  folgenden  Worten  begründen  zu  sollen :  „Eine  ähnliche 
Bemerkung  findet  auf  den  weißen,  körnigen,  mit  Augit  und  Wemeritkristallen  durch- 
mengten Kalkstein  Anwendung,  welcher  der  Vertreter  der  „röche  m6tallifere^  bei 
Hellesund  und  Stagsnaes  ist.  Da  dieser  Kalkstein  zwischen  die  Schichten  der  kristallinen 
Schiefer  eingelagert  ist,  so  könnte  man  versucht  sein,  ihn  für  einen  metamorphen  Kalk- 
stein zu  halten,  wenn  die  kleinen  Schieferfragmente,  welche  unregelmäßig  in  allen 
Richtungen  in  ihm  zerstreut  liegen,  nicht  seinen  eruptiven  Ursprung  beweisen  würden." 
Siehe  das  über  Abfaltungen  und  ähnliche  Phänomene  im  allgemeinen  Abschnitt  über  die 
schichtigen  Lagerstätten  Gesagte  (S.  97—98). 


Magnetit-  und  Eisenglanz-  (Roteisenstein-)  Lager.  145 

welche  in  Gneis  nebst  Hornblendeschiefer  und  begleitendem  Kalkstein  einge- 
lagert waren. 

Die  Arendaler  Erzlagerstätten  werden  samt  ihrem  Nebengestein  durchquert 
von  verschiedenen  Gesteinsgängen,  insbesondere  von  solchen  von  Pegmatit  und 
Granit.  Ferner  sind  jüngere  Kalkspatgänge  verbreitet;  folgende  Mineralien  sind 
auf  denselben  nachgewiesen  worden:  Apatit,  Botryolith,  Calcit,  Datolith,  Fluß- 
spat, Heulandit,  Magnetkies,  Magnetit,  Kupferkies,  Prehnit,  Pyrit,  Quarz,  Silber, 
Stilbit  und  Turmalin.  Ähnliche  Mineralien  kommen  auch  in  dem  Kalkspat  der 
Lagermasse  vor  —  man  wird  nicht  fehlgehen,  wenn  man  ihre  Herkunft  wenigstens 
teilweise  auf  die  Nachbarschaft  der  Pegmatite  zurückführt.  Im  ganzen  gehört  die 
Arendaler  Gegend  zu  den  mineralienreichsten  Skandinaviens.^) 

Die    Arendaler   Eisenerzgruben   waren    früher   weitaus    die   wichtigsten 

Norwegens;  jetzt  sind  sie  bedeutungslos  geworden. 

Die  Gruben  von  Längban  u.  a.  in  Wermland,  welche  besonders  reich 
sind  an  Manganerzen,  sollen  deshalb  später  bei  den  Manganerzlagem  besprochen 
werden.  Es  sei  hier  nur  erwähnt,  daß  dort  und  auf  der  Nordmark-Grube 
bei  Filipstad  manchmal  in  derselben  Linse  getrennte,  selbständige  Lager  von 
manganfreiem,  kieselsäurereichem  Eisenglanz  und  von  eisenarmem  Manganerz 
wechsellagern. 


Oxydische  Eisenerzlagerstätten  sind  in  den  kristallinen  Gebirgen  im  süd- 
lichen Spanien  und  Portugal  reichlich  vorhanden  und  erst  zum  kleinen  Teil 
nutzbar  gemacht.  Nach  Fuchs  und  de  Launay^  wurde  bei  San  Thiago 
nahe  Casa  Branco  (Provinz  Alemtejo)  in  Portugal  1877  Eisenglanz  und  Magnetit 
mit  1,3^/0  TiOg  abgebaut,  der  mit  quarzigen  oder  kalkigen  Lagerarten,  auch 
mit  Silikaten  vermischt  und  in  kristalline  Schiefer  eingelagert  war.  Die  Linsen 
verarmten  in  der  Teufe  und  gingen  in  Kalkstein  über,  welcher  noch  Eisenglanz, 
Magnetit  und  Granat  enthielt. 

Acht  Meilen  nördlich  Sevilla  liegt  in  der  Sierra  Morena  das  Eisenglanz- 
vorkommen von  Juanteniente  nahe  dem  Städtchen  Pedroso.  Nach  F.  Römer^ 
umschließt  der  Glimmerschiefer  dort  ein  steil  einfallendes.  4 — 5  m  dickes, 
bei  gleichbleibender  Mächtigkeit  600  m  weit  verfolgbares  Lager  von  Roteisen- 
stein, der  in  feinkörnigen  Eisenglanz  übergeht,  von  „Quarzadern"  durch- 
zogen wird  und  mit  Schwefelkies  imprägniert  ist.  Es  ist  scharf  gegen  das 
Nebengestein  abgegrenzt.    Ähnliche  Linsen  sind  bei  Rosalina  und  am  Monte  agudo. 

Eisenerzlager  von  etwas  anderem  Typus  sind  gleichfalls  in  der  Umgebung 
von  Pedroso  bekannt.  So  kommt  bei  Navalazaro,  3  km  südlich  von  der  Stadt, 
im  dünngeschichteten  Gneis  ein  steil  einfallendes,  6 — 8  m  mächtiges  Lager  von 
Magnetit  vor.    Das  Erz  ist  begleitet  von  braunem  Granat  und  grünem  Epidot, 


>)  Siehe  die  Mineralienlisten  beiEjerulf  undDahll,  Cotta  und  bes.  Weibye, 
Bemerkungen  über  die  geognostischen  Verhältnisse  der  Küste  von  Arendal  bis  Lauryig; 
N.  Jahrb.,  1847,  697--709. 

8)  Gites  minßraux,  I,  728—729. 

^  Über  die  Eisenerzlagerstätten  von  El  Pedroso  in  der  Provinz  Sevilla;  Ztschr. 
d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXVII,  1875,  63—69. 

Stelzner-Bergeat,  Erzlagerstätten.  ^q 


146  Die  schichtigen  Lagerstätton. 

mit  denen  es  ein  dichtes  bis  kristallinisch-körniges  Aggregat  bildet.  F.  Römer 
vergleicht  die  Lagerstätte  mit  den  Lagern  von  Arendal. 

8  km  nördlich  von  Pedroso,  bei  Navalostrillos,  bildet  Magneteisenerz 
mit  Hornblende  verwachsen  ein  Lager  im  Gneis.  Pegmatitgänge  durchsetzen 
das  Vorkommen. 

In  der  Serrania  de  Ronda  (spanische  Provinz  Malaga)  treten  im 
Archaikum  Magnetitlinsen  als  steil  einfallende  Lager,  gebunden  an  Amphibolite, 
auf.  Die  letzteren  scheinen  im  allgemeinen  Dolomiten  eingelagert  und  diese 
von  Gneisen,  Serpentinen  usw.  begleitet  zu  sein.  ^)  Schwefelkies  in  geringer 
Menge  imprägniert  das  Erz,  dessen  Mangangehalt  stellenweise  ziemlich  hoch, 
dessen  Phosphorgehalt  niedrig  ist. 

Am  Nordabfall  der  Sierra  Aracena,^  auf  deren  Südseite  die  Kieslager- 
stätten der  Provinz  Huelva  und  viele  Manganerzlager  zu  einem  so  lebhaften  Berg- 
bau geführt  haben,  liegen  zahlreich  Magneteisenerzmassen.  Reich  an  solchen  ist 
die  Gegend  zwischen  Fregeneal  und  Jerez  de  los  Caballeros  in  der  Provinz  Badajoz. 
„Bei  der  geologischen  Gleichartigkeit  dieser  Vorkommen,  die  eine  bemerkens- 
werte Ähnlichkeit  mit  den  Magneterzlagerstätten  des  mittleren  Schwedens  zeigen, 
gentigt  eine  allgemeine,  für  alle  zutreffende  Beschreibung.  Eingelagert  zwischen 
metamorphisch  umgewandelten  Schichten  von  Kalkstein  gehen  die  aus  Magnet- 
eisenstein bestehenden  Erze  in  mächtigen  Rücken  zutage  aus.  Ihre  streichende 
Erstreckung  läßt  sich  durch  die  deutlich  erkennbaren  Ausbisse  gut  verfolgen, 
bezw.  da,  wo  dieselben  weniger  genau  sichtbar  sind,  mit  Hilfe  der  Inklinations- 
nadel sicher  feststellen.  Sie  beträgt  in  den  einzelnen  Grubenfeldern  200 — 800  m. 
Auch  über  die  Mächtigkeit  haben  die  nach  der  Methode  von  Tiberg  angestellten 
zuverlässigen  magnetometrischen  Untersuchungen  innerhalb  gewisser  Grenzen 
die  erforderliche  Klarheit  gebracht.  Abgesehen  von  einigen  wenig  ins  Gewicht 
fallenden  Schwankungen,  welche  sowohl  im  Streichen  wie  im  Fallen  auftreten, 
kann  durchschnittlich  auf  10 — 25  m  Mächtigkeit  gerechnet  werden,  stellenweise 
aber  geht  dieselbe  noch  weit  über  dieses  Maß  hinaus  und  kann  sogar  50  m  er- 
reichen. Bei  dem  Erzkörper  von  Cala  wurde  noch  bei  180  m  Tiefe  die  größte 
Mächtigkeit  angetroffen,  und  an  anderer  Stelle  (im  Felde  Santa  Justa)  zeigte  sich 
die  Lagerstätte  bei  rund  60  m  Teufe  unter  der  Stelle,  wo  das  Erz  zutage  aus- 
geht, in  vollkommen  unveränderter,  mächtiger  Beschaffenheit.  Als  untere  Grenze 
für  die  abbauwürdige  Pfeilerhöhe  dürfte  gegenwärtig  ein  Maß  von  100  m  an- 
zusehen sein."  Die  sehr  steil  einfallenden  Stöcke,  Linsen  und  Lager  liegen 
manchmal  zu  mehreren  nebeneinander,  sind  im  Ausgehenden  zu  Brauneisen  ver- 
wittert, bestehen  aber  in  der  Teufe  aus  derbem  und  kompaktem  Magneteisenerz. 
An  der  Grenze  gegen  den  Kalkstein  sind  sie  manchmal  mit  Kalksilikaten  ver- 
wachsen, von  Quarz  sind  sie  frei.  Kupferhaltige  Schwefelkiese  treten  in  räum- 
lich von  dem  Magneteisenerz  wohl  geschiedenen  Lagen  auf.    Das  Erz  hat  einen 


>)  Kendall,  Revista  Minera,  1893,  201—202;  danach  kurzes  Referat  in  der 
Ztschr.  f.  prakt.  GeoL,  1894,  63—64. 

*)  Magneteisenerzfelder  in  Spanien;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  LIX,  1900,  229  bis 
230:  nach  Klockmann. 


Magnetit-  und  Eisenglanz-  (Roteisenstein-)  Lager.  147 

Eisengehalt  zwischen  55  und  66  o/o,  3— 7  o/o  SiOg,  0,02— 0,1  o/^  Phosphor  und 
etwas  Schwefel. 

Die  Transportschwierigkeiten  haben  der  Ausnutzung  dieser  bedeutenden 
Lagerstätten  bisher  enge  Grenzen  gezogen.^) 

In  Anbetracht  der  Tatsache,  daß  Spanien  im  Jahre  1900  nicht  weniger 
als  8676000  t  Eisenerze  im  Werte  von  38000000  Frs.  (davon  in  der  Provinz 
Sevilla  allein  352000  t)  gefördert  hat,  ist  über  die  Greologie  seiner  Eisenerz- 
lagerstätten wenig  genug  wissenschaftlich  Brauchbares  bekannt  geworden. 

Die  Gebiete  der  französischen  Einflußsphäre  in  Nordafrika  sind  reich  an 
Eisenerzlagerstätten,  besonders  auch  an  solchen  des  kristallinen  Schiefergebirges.  2) 
Allgemeiner  bekannt  sind  aber  nur  die  Magnetit-  und  Eisenglanzlagerstätten  in 
den  kristallinen  Schiefem  des  Cap  de  Fer  bei  Bona  in  der  algerischen  Provinz 
Constantine,  einige  Meilen  von  der  tunisischen  Grenze.  Der  Gruben- 
distrikt ist  unter  dem  Namen  Mokta-el-Hadid  bekannt.^  Das  Erz  findet  sich 
in  unregelmäßig  linsenförmigen  Massen  mit  bis  zu  40  m  Mächtigkeit  und  2  km 
streichender  Länge  inmitten  von  Cipollin  (silikatführendem  Kalk)  oder  in  dessen 
Liegendem  oder  Hangendem  zwischen  ihm  und  Glimmerschiefem,  in  welche  die 
Cipolline  selbst  als  linsenförmige  Bänke  eingelagert  sind.  Die  kalkstein-  und 
erzführende  Schiefermasse  ruht  auf  Gneis  mit  Granat-Pyroxenitlinsen  und  wird 
von  Gneis  überlagert. 

Im  Ausstrich  sind  die  Erze  reicher  an  Eisenglanz  als  in  der  Teufe,  wo 
sie  ih  Magnetit  überzugehen  scheinen.  Sulfide,  vor  allem  Pyrit,  stellenweise 
auch  Kupferkies  und  Blende,  kommen  in  schmalen  Gängen  im  Nebengestein  vor. 

Fuchs  und  de  Launay  halten  diese  Lagerstätten  für  metasomatische 
Verdi^gungen  von  Kalkstein  und  sehen  auch  in  dem  Pyroxen-Granatfels  ein 
ümwandelungsprodukt  von  kieselhaltigem  Kalkstein.  Parran(zit.  von  deLaunay) 
erklärt  den  Silikatfels  für  ein  metamorphes  Eruptivgestein  und  bringt  die  Ent- 
stehung der  Eisenerze  in  Beziehungen  zu  letzterem. 

Spateisenstein  ist  zu  Mokta-el-Hadid  noch  nicht  nachgewiesen  worden. 

Von  den  zwei  großen  Erzlagern  ist  das  größere  fast  vollständig  abgebaut, 
ein  etwas  kleineres  steht  noch  im  Abbau.  Trümmer  der  denudierten  Lager- 
stätten bedecken  die  Oberfläche  und  bilden  einen  nicht  unwesentlichen  Bestandteil 
der  gewonnenen  Eisenerze. 

Da  die  Lagerstätten  nur  35  km  vom  Hafen  von  Bona  entfernt  und  nicht 
sehr  hoch  über  dem  Meer  liegen  und  da  sie  ziemlich  flach  einfallen  und  deshalb 
eine  lange  Zeit  hindurch  im  Tagebau  bearbeitet  werden  konnten,  so  haben  sie 
zu  einem  ergiebigen  Bergbau  Veranlassung  gegeben,  der  im  Jahre  1874  eine 
Höchstproduktion  mit  430000  t  erreicht  hatte.  Seitdem  war  die  Förderung 
zurückgegangen,  betrug  aber  im  Jahre  1900  wieder  504000  t  (1901  437000  t). 

^)  Weitere  Nachweise  neuerer  Literatur  Ober  spanische  Eisenerze  siehe  im  Jahr- 
buch f.  Eisenhüttenwesen. 

^  Über  die  französlBchen  Eisen erzlagerstätten  im  aligemeinen  siehe  Carnot, 
Mineraifi  de  fer  de  la  France,  de  l'Algerie  et  de  la  Tunisie,  analys^s  au  Bureau  d'Essai 
de  l'Ecole  des  Mines  de  1845—1889;  Ann.  d.  Mines  (8),  XVIII,  1890,  5—163.  — 
Baum,  Die  Eisenerzlagerstätten  Nordwestafrikas ;  Stahl  und  Eisen,  XXlll,  1903, 
713—726. 

8)  Fuchs  et  de  Launay,  Gites  min6raux,  I,  721—728,  Lit. 

10* 


148  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Unweit  von  Mokta  liegt  ein  anderes  analoges  Vorkommen  hei  Medja  Rassnl. 
Die  dortige  Erzlinse  ist  etwa  120  m  lang  nnd  29  m  dick.  Die  gesamte  Eisen- 
erzfördernng  Algiers  betrug  im  Jahre  1900  602000  t  (1901  514000  t). 

Für  das  südliche  Rußland  haben  die  Eisenerzlagerstätten  von  Kriwoi  Rog^) 
eine  große  Bedeutung  erlangt.  Dieselben  liegen  südwestlich  von  Jekaterinoslaw 
an  der  Einmündung  des  Saxagan  in  den  Inguletz,  den  letzten  größeren  rechten 
Nebenfluß  des  Dnjepr.  Das  Nebengestein  der  Eisenerze  sind  kristalline  Schiefer, 
welche  als  ein  isoliertes  Vorkommen  in  diesem  Teile  Rußlands,  zu  einer  etwa 
50  km  langen  und  6^/^  km  breiten  Zone  zusammengedrückt,  im  großen  ganzen 
mehrere  Mulden  innerhalb  einer  aus  Grranit  und  „Granitgneis^  bestehenden  Masse 
bilden.  Die  annähernd  NS.  streichende  Mulde  von  Kriwoi  Rog  ist  nach  Osten 
überkippt,  so  daß  beide  Flügel  ein  westliches,  stellenweise  bis  45^  betragendes 
Einfallen  besitzen. 

„Die  jüngeren  kristallinen  Schiefer  überlagern  konkordant  die  Gneise  und 
bilden  mit  ihnen  ein  System  geneigter  synklinaler  Falten,  welche  meist  von- 
einander  durch   die  abradierten  Gneisantiklinalen  getrennt   sind.     Die   Falten 

haben   im   ganzen   meridionale   oder   etwas   nordöstliche   Richtung Das 

ganze  System  der  jüngeren  kristallinischen  Schiefer  kann  man  in  zwei  Abtei- 
lungen trennen.  Die  untere  Abteilung,  welche  unmittelbar  die  Gneise  überlagert, 
besteht  aus  arkoseartigen  Gesteinen,  denen  stellenweise  Quarzglimmerschiefer  und 
Quarzite  ohne  scharfe  Trennung  vom  Hauptgestein  untergeordnet  sind^;  sie 
können  als  klastische  Gesteine  aufgefaßt  und  unmittelbar  auf  die  Aufbereitung 
des  liegenden  Gesteines  zurückgeführt  werden.  „Die  obere  Stufe  besteht  aus 
Eisenquarzitschiefern,  denen  verschiedene  Tonschiefer,  Aktinolithchloritschiefer, 
Quarzchloritschiefer,  Talkschiefer,  Turmalinschiefer  und  Eisenerze  untergeordnet 
sind**  (Piatnitzky). 

Die  Eisenquarzitschiefer  sind  nicht  klastische  Gesteine,  sondern  chemische 
Präzipitate;  die  übrigen  Schiefer  der  jüngeren  Gruppe  gehen  ineinander  über, 
und  besonders  die  Tonschiefer  führen  kohlige  Beimengungen  neben  Pyrit. 

Eisenerzlager  treten  sowohl  in  den  liegenden  als  auch  in  den  hangenden 
Schiefem  der  jüngeren  Gruppe  auf,  ganz  besonders  aber  sind  sie  an  die  Eisen- 
quarzite  gebunden.  Diese  letzteren  bestehen  aus  Quarz  und  Magneteisen  sowie 
Eisenglanz  (z.  T.  Martit)  in  sehr   wechselndem  Verhältnis;  die  Eisenquarzit- 


^)  Strippelmann,  Südnißlands  Magneteisenstein-  und  Eisenglanzlagerstatten  in 
den  Gouvernements  Jekaterinoslaw  und  Cherson;  Gutachten,  1873,  29 — 47.  —  Eont- 
kiewitz,  Geologische  Beschreibung  der  Umgegend  von  Kriwoi  Rog;  Veröffentl.  der 
Kais.  Mineral.  Geeellsch.,  1880.  —  Fuchs  et  de  Launay,  Gites  min^raux,  I,  738—742. 
—  Trasenster,  L'industrie  charbonniere  et  sid^rurgique  de  la  Russie  m6ridionale; 
Revue  ünivers.  des  Mines,  XXXIV,  1896,  172-194.  —  Monkowsky,  Zur  Geologie 
von  Kriwoi  Rog;  Ztschr.  f.  prakt.  Geologie,  1897,  374—378.  —  Macco,  Übersicht  der 
geologischen  Verhältnisse  von  Kriwoi  Rog  in  Südrußland,  unter  besonderer  Berücksich- 
tigung der  Eisenerzlager;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1898, 139—149.  —  Piatnitzky,  Über 
einige  kristallinische  Schiefer  der  Umgegend  yon  Kriwoi  Rog  in  Südrußland;  Mitt. 
Naturw.  Ver.  f.  Neu?orpomm.  u.  Rügen,  XXVIII,  (1896),  1897,  111—148.  —  Corde- 
weener,  Contribution  ä  T^tude  de  la  crise  industrielle  du  Donetz;  Geologie  de  Krivoi- 
Rog  et  de  Kertsch,  1902,  Lit. 


Magnetit-  und  Eisenglanz-  (Eoteisenstein-)  Lager. 


149 


schiefer  zeigen  deshalb  eine  äußerst  feine  Bänderang  und  sehr  verschiedene 
Färbungen.  Nach  Piatnitzky  umschließt  der  Quarz  Erzkömchen  und  liegt 
selbst  in  einem  Zement  von  Eisenerz,  das  häufig  gnnz  und  gar  die  Überhand 
gewinnt.  Als  Erz  werden  nach  Trasenster  überhaupt  nur  solche  Quarzite 
betrachtet,  welche  mindestens  50  ^/o  Eisen  enthalten.  Derber,  ungeschichteter 
Magnetit  wird  nirgends  beobachtet,  wohl  aber  besteht  nördlich  von  Kriwoi  Rog 
das  Erz  fast  nur  aus  einem  Aggregat  von  oktaedrischen  Martitkristallen. 
Der  Eisengehalt  der  Quarzite  bleibt  sich  übrigens  in  ein  und  derselben  Schicht 
nicht  gleich,  vielmehr  sind  es  im  großen  linsenförmige  Zonen  größeren 
Erzreichtums,  welche  verarmen  und  an  deren  Stelle  taubes  Gestein  tritt.  Man 
kennt  mehrere  übereinanderliegende,  nach  der  Teufe  und  im  Streichen  gewisser- 
maßen sich  auskeilende  Linsen  im  Eisenquarzit.  Nachstehend  seien  die  Dimensionen 
und  Eisengehalte  der  hauptsächlichsten  Linsen  nach  Trasenster  mitgeteilt: 


Grubenfeld 

Eisengehalt 

Im  Streichen         Mächtigkeit 

Kriwoi  Rog  1.   .     . 

.     61     62  o/o 

400  m          Mittel 

:     30  m. 

n            .       2.     .       . 

.      bis  67  „ 

250  „     Maximum 

:     80    „ 

T?            n      3.     .      . 

Mittel : 
^     Maximum; 

20    „ 
:     60    , 

r           «      4.    .      . 

3000  „             4     6m 

Galkowska     .     .     . 

r  das  Lager  bildet  drei 
^  \       mächtige  Linsen. 

Schmakoff.     .     .     . 

300  „     Maximum:     50  m. 

Eolaschefski  .     .     . 

250  „  ?  Maximum 

:  160    „ 

Die  speziellen  tekonischen  Verhältnisse  innerhalb  des  Eisenquarzites  scheinen 
noch  nicht  hinlänglich  aufgeklärt  zu  sein.  Der  Annahme  Trasensters,  daß 
die  Eisenerzlinsen  zwei  verschiedenen  Horizonten  angehören,  von  denen  der  obere 
die  meisten  Eisenerzmassen  enthalte,  steht  die  Ansicht  anderer  gegenüber,  daß 
es  sich  nur  um  Wiederholung  ein  und  derselben  Schicht  infolge  Faltungen 
innerhalb  der  Mulde  handle. 

Die  Erze  werden  im  Tagebau  gefördert,  der  stellenweise  Massen  von  Ab- 
raum mit  einer  Mächtigkeit  bis  zu  25  m  zu  bewältigen  hat.  Die  größte  im 
Tagebau  zu  gewinnende  Erzmasse,  nämlich  2300000  t,  sollen  nach  Schima- 
nowskys  Schätzung  (zitiert  von  Trasenster)  die  oben  als  1  und  2  be- 
zeichneten Linsen  von  Kriwoi  Rog  versprechen. 

Nach  einer  anderen  Schätzung  Schimanowskys  (zitiert  von  Macco)  be- 
rechnet sich  der  Erzvorrat  im  Bezirk  von  Kriwoi  Rog  überhaupt  auf  20  Mill. 
Tonnen.  Die  meisten  Linsen  sollen  schon  nach  12  Jahren  (nach  1898)  erschöpft 
sein  und  nur  diejenigen  von  Galkowska,  Schmakoff  und  Rostkovska  einen  längeren 
Betrieb,  nämlich  von  etwa  36  Jahren  gewährleisten.  Cordeweener  gibt  neuerdings 
freilich  eine  abbaufähige  Erzmenge  von  etwa  73  Mill.  Tonnen  an,  von  denen  sich 
über  15  Mill.  im  Tagebau  gewinnen  lassen  sollen. 

Das  geologische  Alter  der  Erzlagerstätten  ist  ungewiß. 
Die  Gesamtförderung  betrug  im  Jahre  1900  im  Distrikt  von  Kriwoi  Rog 
ungefähr  2,8  Mill.  Tonnen. 


150  I^ie  schichtigen  Lagerstätten. 

Der  Phosphorgehalt  der  Erze  ist  gering;  er  bleibt  unter  0,1^/©  und  ist 
gewöhnlich  sehr  viel  kleiner. 

Die  Eisenerze  von  Kriwoi  Rog  sind  seit  1731  bekannt,  werden  aber  erst 
seit  1881  intensiver  abgebaut. 

Kolossale  Massen  von  Rot-  und  Magneteisenstein  kommen  in  Indien^)  in 
den  metamorphen  Schichten  der  Distrikte  von  Chanda  und  Salem  vor.  Magnet- 
eisenerz soll  stellenweise  15 — 30  m  mächtige  Lager  bilden.  Die  haupt<säch- 
lichsten  Lagerstätten  befinden  sich  bei  Lohara  (Eisenglanz)  und  bei  Pipulgaon 
(Magneteisenerz.) 

Die  Magneteisenlagerstätten  in  den  kristallinen  Schiefem 
der  nordamerikanischen  Oststaaten. 

Nach  Smock^)  kommen  im  Staat  New  York  in  folgenden  Distrikten 
Eisenerze  vor: 

1.  In  den  Hudson-Hochländern:  Magneteisensteine. 

2.  In    der    Lake    Champlain-    und    Adirondack-Region:    Magnet- 
eisensteine. 

3.  In  den  Counties  St.  Lawrence  und  Jefferson:  Roteisensteine. 

4.  In  den  Counties  Clinton  und  Wayne:  oolithische  Roteisensteine  (Clinton- 
Erze). 

5.  In  den  Counties  Dutchess  und  Columbia:  Limonite. 

6.  Am  Hudson  River:  Spateisensteine. 

7.  Zu  Staten  Island:  Limonite. 

Zunächst  sollen  nur  die  unter  1 — 2  genannten  Grebiete  hier  besprochen 
werden. 

Im  Hudson -Hochland.^)  zwischen  New  Jersey  im  SW.  und  Connecticut 
im  0.  arbeiteten  zwischen  1880  und  1890  26  Gruben;  von  diesen  ist  bereits 
wieder  eine  größere  Zahl  aufgelassen  worden,  so  daß  um  1889  nur  noch  die 
Sterling  Iron  and  Railway- Company,  die  Forest  of  Dean-,  die  Mahopac-  und  die 
Tilly  Foster-Gesellschaft  mit  acht  Gruben  in  Tätigkeit  waren. 

Die  Tilly  Foster  Mine  im  Putnam  County  ist  von  Ruttmann^)  eingehend 
beschrieben  worden.  Der  Erzkörper  besteht  aus  bald  grob-,  bald  feinkristallinem 
Magnetit,  ist  nur  wenig  verunreinigt  mit  Pyrit  und  Magnetkies  und  führt  an 
sonstigen  Gemengteilen  vor  allem  Chondrodit  und  Serpentin,  femer  Calcit,  Brucit, 
Dolomit,  Enstatit,  Epidot,  Fluorit,  Magnesit,  Markasit,  Molybdänit,  Muscovit, 
Chlorit,  Talk  und  grünen  Granat.  Er  liegt  konkordant  zwischen  Gneis,  der  im 
Liegenden  und  Hangenden  gleich  beschaffen  ist,  und  wird  von  diesem  durch  eine 
lettige  Masse  getrennt,  welche  auch  dort  noch  zwischen  dem  Liegenden   und 

^)  von  Schwarz,  Über  die  Eisen-  und  Stahlindustrie  Ostindiens;  Stahl  und 
Eisen,  XXI,  1901,  337-339. 

2)  A  review  of  the  iron-mining  industry  of  New  York  for  the  past  decade; 
Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XVII,  1889,  745—750. 

8)  Wendt,  The  iron-mines  of  Putnam  County,  N.  Y.;  ebenda  XIII,  1885,  478—488. 

*)  Notes  on  the  geology  of  the  Tilly  Foster  ore  body ;  ebenda  XV,  1887,  79—90. 
—  Zahlreiche  Literaturangaben  über  die  Eisen erzlagerstätten  der  nordöstlichen  Vereinigten 
Staaten  gibt  Kemp,  Ore  deposits,  160—167. 


Magnetit-  uod  Eisenglanz-  (Roteisenstein-)  Lager. 


151 


Hangenden  zu  verfolgen  ist,  wo  der  Erzkörper  sich  bereits  ausgekeilt  hat.    Das 
Lager  ist  im  großen  ganzen  eine  Linse;  sie  streicht  N.  40^  0.,  fällt  unter  60 


Fig.  49.    Profile  durch  das  Magnetitlager  der  Tllly  Foster  Grabe  im  Abstand  von  je  7,5  m. 
Man  erkennt  die  Wirkung  einer  das  Lager  durchsetzenden  Verwerfung.    (Ruttmann,  1887.) 

bis  70<>  SO.,  hat  eine  voraussichtliche  Teufenerstreckung  von  etwa  200  m  und 
eine  streichende  Ausdehnung  von  etwa  120  m  bei  einer  normalen  Mächtigkeit 
von  etwa  30  m  in  den  mittleren  Teufen.    Die  Mächtigkeit  der  Erzmasse  wird  lokal 


152  I^iö  schichtigen  Lagerstätten. 

allerdings  durch  eine  Verwerfung  erhöht,  längs  deren  ein  erheblicher  Teil  der 
Linse  um  ungefähr  30  m  abgesunken  ist,  wie  das  die  Profile  (Fig.  49)  zeigen. 
Die  ursprüngliche  Linsenform  der  Lagerstätte  wird  dadurch  zu  einer  zwei- 
lappigen. 

Der  Durchschnittsgehalt  des  Eisenerzes  von  der  Tilly  Foster  Mine  beträgt 
50,64 o/o  Eisen,  bei  0,01 9 o/o  Phosphor,  0,05  o/o  Schwefel,  und  etwa  0,1  «/^  Mangan. 

Ähnlich  der  Tilly  Foster  Mine  ist  die  Mahopac  Mine.  Die  früher  ab- 
gebaute Lagerstätte  der  Cr o ton  Mine  ist  ein  langgestrecktes  Magnetitlager  in 
magnetithaltigem  Gneis,  auf  etwa  850  m  im  Streichen  aufgeschlossen  und  nur 
3 — 4,5  m  mächtig.  Diese  Eisenerzlagerstätten  sind  seit  dem  XVIII.  Jahr- 
hundert bekannt,  haben  aber  erst  in  den  letzten  Jahrzehnten  einen  intensiven 
Abbau  erfahren. 

Den  wenigen  hier  genannten  Magnetitlagerstätten  entsprechen  zahlreiche 
andere  Magnetitlinsen  in  dem  Gneis  des  westlichen  Hudson-Hochlandes^)  (z.  B.  die 
Forest  of  Dean  Mine  mit  einer  streichenden  Länge  von  240  m  und  18  m 
größter  Mächtigkeit),  von  New  Jersey  und  von  Pennsylvanien ;  sie  finden  sich 
weiterhin  in  Nord- Carolina  —  so  eine  etwa  500  m  lange  und  60 — 240  m  breite, 
von  Pyroxen  und  Epidot  durchwachsene  Masse  zu  Cranberry  —  und  in  Virginia.  *) 

Ungefähr  10  km  nordwestlich  von  Port  Henry  am  Champlain-See'^)  im 

Staate  New  York  liegen  die  Magneteisengruben  von  Mineville  und  Barton  HilL 

Doch  sind   diese  nur  die  hauptsächlichsten  einer  Gruppe  von  Vorkommnissen 

in  jener  Gegend  des  Adirondack-Gebirges.    Die  Magneteisenerzlager  ruhen 

konkordant   zwischen  Schichten   der  Gneisformation.    Die   letztere   ist   in   der 

Gegend  von  Mineville  durch  Gesteine  verschiedener  Basizität  vertreten;  teils 

handelt  es  sich  um  Glieder,  welche  fast  nur  aus  ziemlich  grobkörnigen  Gemischen 

von   Quarz   mit  verschiedenen  Feldspäten  bestehen,   oder  es  sind  Homblende- 

Pyroxen-Gneise  oder  Gabbros,  welche  manchmal  in  Hornblende-Gneise  umgewandelt 

sind  und  durch   den  Gebirgsdruck  eine  Schieferung  erfahren  haben  („Gabbro- 

gneise").     Die  sauren,   mikroperthitführenden  Gneise  (Granulite?)  sind  überdies 

begleitet  von  Kalksteinen  und  Ophicalcit  (von  Serpentin  durchwachsener  Marmor). 

Die  Entstehung  all  dieser  Gesteine  ist  zweifelhaft;  die  gabbroähnlichen  Glieder 

betrachtet  Kemp  als  spätere  Intrusionen  von  Gabbros  und  Anorthositen  (d.  s. 

Gabbroide,  in  welchen  die  dunklen  Gemengteile  mehr  oder  weniger  zurtlcktreten). 

Das  Erz  besteht  aus  Magneteisen,  das  nur  selten  kristallisiert,  gewöhnlich  derb 

auftritt   und  mitunter  ziemlich   stark  mit  Apatit  durchmengt  ist  („red  ore"). 

Außer  dünneren  Lagern  bildet  es  bei  Mineville  hauptsächlich  zwei  konkordant  in 

die  Schichten  eingelagerte  und  gebogene  Erzmassen ;  im  ganzen  haben  diese  eine 

unregelmäßig  scheibenförmige  oder  schotenförmige  Gestalt  mit  mehrfachen  An- 


')  Hof  er,  Die  Kohlen-  und  Eisen  erzlagerst&tten  Nordamerikas.  Wien  1878, 
185—190. 

*)  Nitze,  Notes  on  some  of  the  maguetites  of  Southwestern  Virginia  and  tlie 
contiguous  territory  of  North  Carolina;  Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XX,  1892,  174 — 188. 
—  Smock,  A  review  of  the  iron-mining  industry  in  New  Jersey;  ebenda  215—227. 

')  Birkinbine,  Crystalline  magnetite  in  the  Port  Henry,  New  York,  Mines; 
Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XVIII,  1890,  747—762.  —  Kemp,  The  geology  of  the 
magnetites  near  Port  Henry,  N.  Y.,  and  especially  those  of  Mineville;  ebenda  XXVII, 
1897,  146—203,  Lit.  —  Smock.  1.  c.  1889. 


Magnetit-  und  Eisenglanz-  (Roteisenstein-)  Lager.  153 

Schwellungen.  Die  Dimensionen  des  einen  sind  bekannt  bis  zu  1200,  bezw.  300 
und  140  Fuß  im  Streichen,  Fallen  und  in  der  Mächtigkeit;  das  andere  dürfte 
1800  Fuß  lang  sein  und  erreicht  infolge  einer  Umbiegung  und  Doppelung  eine 
Dicke  bis  zu  300  Fuß.  Das  erstere  Lager  erscheint  übrigens  wegen  einer 
Verwerfung  zweimal  mit  ziemlich  gleichen  Dimensionen,  so  daß  man  es  praktisch 
mit  drei  gewaltigen  Erzkörpern  zu  tun  hat.  Das  Erz  enthält  durchschnittlich 
61 — 63  ^/q  Eisen,  in  dem  einen  auch  l^/o  Phosphor  und  in  beiden  etwas  Titan. 
Am  Barton  Hill  zeigt  sich  folgende  Lagerung:  Gabbro  und  Gabbrogneis 
bilden  das  Liegende  des  Erzes;  dieses  wird  überlagert  von  einer  dünnen  Masse 
des  granulitartigen  „Orchardgneises",  und  hierauf  folgt  der  hornblende-,  augit- 
und  hypersthenführende  „Bartongneis".  Wichtig  dürfte  sein,  daß  sich  in  un- 
mittelbarer Begleitung  der  Erze  pegmatitische  Gesteine  finden,  welche  aus  Horn- 
blende, Plagioklas,  Quarz  und  reichlichem  Magnetit  bestehen.  Dieselben  führen 
ferner  Biotit,  Arsenkies,  Wemerit  und  Zirkon.  Bemerkenswert  ist  femer  das 
Auftreten  von  Flußspat,  Orthit,  Lanthanit,  Molybdänglanz  und  Magnetkies  in  der 
Nähe  der  Erzlinsen. 

Die  Entstehungsweise  dieser  Lagerstätten  ist  noch  nicht  aufgeklärt  und 
ebenso  zweifelhaft  wie  diejenige  der  sie  umgebenden  Gesteine.  Newberry 
hat  sie  für  schichtig  gehalten  und  geglaubt,  es  seien  metamorphosierte  Braun- 
oder Toneisensteine  sedimentärer  Entstehung.  Andere  hielten  sie  für  Aus- 
laugungen des  Nebengesteines,  welche  sich  auf  den  Schichtflächen  der  Gneis- 
formation konzentriert  hätten;  wieder  andere  glaubten,  man  habe  es  mit  einer 
Metasomatose  von  Kalkstein  zu  tun;  doch  bemerkt  Eemp  mit  Recht,  daß  man 
dann  doch  wenigstens  Spuren  der  früheren  Anwesenheit  von  Kalk,  etwa  Kalk- 
spat oder  Kalkeisensilikate,  müsse  nachweisen  können.  Kalkspat  findet  sich  nur 
als  Seltenheit  auf  jüngeren  Klüften.  Auch  für  umgewandelte  Eisenstein-Apatit- 
seifen hat  man  sie  erklärt. 

Da  Kemp  den  sauren,  nicht  gabbroartigen  Gneisen  (Granuliten?)  einen 
eruptiven  Ursprung  nicht  zuzuerkennen  wagt,  so  erklärt  er  vorläufig  die  Bildung 
der  mehrfach  in  denselben  sich  wiederholenden  Erzlager  im  Zusammenhang  mit 
der  Intrusion  der  Gabbros,  denen  er  eine  zweifellos  eruptive  Entstehung  zu- 
schreibt; bei  der  Abkühlung  und  Kristallisation  der  letzteren  hätten  Eisen- 
lösungen, vielleicht  gleichzeitig  mit  Dämpfen,  ihren  Weg  auf  den  Kontaktflächen 
gefunden,  das  Nebengestein  verdrängt  und  an  seine  Stelle  die  oxydischen  Eisen- 
erzkörper gesetzt.  Der  Vorgang  sei  also  ein  „hydatopneumatolytischer"  gewesen. 
Die  grobkörnigen  „pegmati tischen"  Aggregate,  die  Quarzmagnetit-  und  Flußspat- 
magnetitgemenge in  der  Nähe  der  Erzkörper  wären  auf  solche  Weise  entstanden. 
Kemp  erinnert  an  die  mineralogischen  Beziehungen  zwischen  den  Mineville- 
Lagerstätten  und  den  Apatitg^ngen  Norwegens. 

Der  Bergbau  in  den  Adirondack  Mountains  reicht  mindestens  zurück  bis 
in  das  Jahr  1804.  Die  seitdem  bis  1889  geförderte  Erzmenge  wird  von  B irkin - 
bine  auf  etwa  16  Mill.  Tonnen  geschätzt;  die  Gruben  von  Port  Henry  haben 
vieles  zum  materiellen  Aufschwung  der  Vereinigten  Staaten  beigetragen. 

Auch  an  anderen  entlegeneren  Stellen  der  Adirondacks  sind  solche  Magnetit- 
lagerstätten gefunden  und  ihre  Entstehung  in  ähnlicher  Weise  erklärt  worden.  ^) 
Außer  denen  von  Port  Henry  liegen  in  der  Gegend  des  Champlain-Sees  noch  die 
weniger  wichtigen  Gruben  von  Chateaugay  und  Crown  Point  und  einige  kleinere. 

Im  Jahre  1901  hat  New  Jersey  410000,  New  York  430000  t  Eisenerz 
produziert. 

1)  Kemp,  1.  c.  195. 


154  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Die  Geologie  der  Magnetitlagerstätten  im  Gneis  der  Provinz  Ontario  hat 
Pope^)  skizziert  und  an  einigen  Beispielen  erörtert.  Solche  Vorkommnisse  finden 
sich  in  den  Counties  Renfrew,  Lanark,  Leeds,  Frontenac,  Hastings,  Victoria  und 
Peterboro  des  östlichen  Ontario. 

Pope  unterscheidet  zwei  Typen  von  Magneteisenlagem : 

1.  Magnetit  in  Linsen  oder  als  Imprägnation  von  Schiefern  und  Gneis. 
In  den  meisten  Fällen  fehlt  Kalkstein  entweder  ganz  oder  er  tritt  in  einiger 
Entfernung  von  dem  Erzlager  auf. 

2.  Die  Erzmassen  kommen  im  Eontakt  mit  kristallinen  Schiefern  und 
Gneisen  einerseits  und  mit  kristallinem  Kalkstein  anderseits  vor  oder  sind  in 
den  Kalkstein  eingebettet.     Sie  enthalten  stellenweise  etwas  Pyrit. 

Im  Fall  1  sind  die  Magnetitlinsen  gern  mit  dunklen  Silikaten,  wie  Hornblende, 
Pyroxen  und  Granat,  verunreinigt,  welche  untergeordnet  auch  dünne  Bänder 
bildend  im  Gneis  auftreten  oder  den  Erzkörper  von  dem  gewöhnlichen  Gneis 
trennen  können  (Skam?).  In  der  Eobertsville  Mine  umschließt  Hornblende- 
Augitgneis  unregelmäßige  Massen  von  Magnetit  in  inniger  Verbindung.  Pope 
möchte  den  Hornblendegneis  für  einen  metamorphosierten  Diabas  oder  Diorit  halten. 

Im  Fall  2  sind  vielfach  gepreßte  und  linsenförmig  ausgequetschte  hoch- 
kristalline Kalksteine  mit  Einschlüssen  von  allerlei  Silikaten  die  Begleiter  der 
Erze.  Diese  letzteren  sind  gleichfalls  in  Linsen  auseinandergerissen.  Als  be- 
gleitende kristalline  Schiefer  werden  Hornblendegneise  und  Pyroxengesteine 
genannt,  denen  eruptive  Entstehung  zugeschrieben  wird.  Die  Magnetitlager 
können  sich  vielfach  in  dem  Kalkstein  wiederholen,  sind  manchmal  voneinander 
durch  Serpentin  getrennt  und  enthalten  mehr  oder  weniger  reichlich  Hornblende 
und  Augit  in  inniger  Beimengung.  In  der  Howland  Mine  ist  der  Feldspat  des 
Hornblendegneises  in  Skapolith  umgewandelt;  das  Gestein  ist  reich  an  Titanit, 
der  Kalkstein  enthält  Graphit  und  Phlogopit.  Die  Ähnlichkeit  dieser  Lager- 
stätten mit  skandinavischen  Typen  ist  augenfällig,  die  Möglichkeit,  daß  es  sich 
auch  hier  vielleicht  um  Kontaktlagerstätten  handelt,  keineswegs  ausgeschlossen. 

Die  Eisenerzlagerstatten  in  der  algonkischen  Formation  am  Lake  Superior. 

Literatur. 

Von  der  sehr  reichhaltigen  Literatur  seien  nur  die  nachstehenden,  z.  T.  leichter 
zugänglichen  Abhandlungen  angeführt. 

Die  erste  ausführlichere  Beschreibung  in  deutscher  Sprache  gab  Herrn.  Credner, 
Die  vorsiluriscben  Gebilde  der  „Oberen  Halbinsel  von  Michigan"  in  Nordamerika; 
Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXI,  1869,  516—554. 

van  Hise  and  Bayley,  The  Marquette  iron-bearing  district  of  Michigan; 
Monographs  of  the  U.  S.  Geol.  Survey,  XXVHI,  1897.  Mit  einem  Anhang  von  Smyth, 
On  the  Eepublic  Trough.  Mit  Atlas.  Lit.  —  Femer  dass.  von  denselben  Verfassern  als 
vorläufiger  Bericht  im  XV.  Ann.  Report  of  the  Director  of  the  U.  S.  Geol.  Surv.,  1893 
bis  1894,  485—647.    Mit  Karte  und  Profilen. 

van  Hise,  The  iron-ores  of  the  Marquette  District  of  Michigan;  Am.  Joum.  of 
Science  (3),  XLIH,  1892,  116—132. 


')  Investigation  of  magnetic  iron-ores  from  Eastem  Ontario;  Transact.  Am.  Inst. 
Min.  Eng.,  XXIX,  1899,  372-405.  —  Ledyard,  Some  Ontario  magnetites;  ebenda 
XIX,  1890,  28—37,  Lit. 


Magnetit-  und  Eisenglanz-  (Roteisenstein-)  Lager.  155 

Jopling,  The  Marquette  Hange,  its  discovery,  development  and  resources; 
Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXVII,  1898,  541—555. 

Wadsworth,  Notes  on  the  geologj  of  the  iron  and  copper  districts  of  Lake 
Superior;  Bull.  Mus.  Comp.  Zool.,  VII,  1880,  1—157;  Ref.  N.  Jahrb.,  1881,  I,  377. 

Qoetz,  Analyses  of  Lake  Superior  iron-ores;  Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng., 
XIX,  1891,  59—61. 

Irving  and  van  Eise,  The  Penokee  iron-bearing  series  of  Michigan  and 
Wisconsin;  X.  Ann.  Rep.,  1888—1889,  347—458. 

Eine  zusammenfassende  Darstellung  gibt  Eemp,  Ore  deposits,  1900,  125—154. 
Darin  zahlreiche  Literaturangaben. 

N.  H.  Winchell  and  H.  V.  Winchell,  Iron  eres  of  Minnesota.  Mit  geol.  Karte 
und  44  Tafeln.    Minneapolis  1891. 

Smyth  and  Finlay,  The  geological  structure  of  the  westem  part  of  the 
Vermilion  Range;  Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXV,  1895,  595 — 545. 

yan  Hise,  The  iron-ore  deposits  of  the  Lake  Superior  Region;  XXI.  Ann. 
Rep.  ü.  S.  Geol.  Surv.,  1899—1900,  part.  III,  305—434. 

Leith,  The  Mesabi  iron-bearing  district  of  Minnesota;  Monogr.  of  the  U.  S. 
Geol.  Surv.,  Vol.  XLIII,  1903,  Lit. 

Clements,  The  Vermilion  iron-bearing  district  of  Minnesota;  ebenda  XL V,  1903, 
Lit.    Mit  Atlas.    Konnte  erst  im  Nachtrag  berücksichtigt  werden. 

Reyer,  Geologie  der  amerikanischen  Eisenlagerstätten;  Osterr.  Ztschr.  f.  Berg- 
u.  Hüttenw.,  XXXV,  1887,  120—123,  131—133. 

Ders.,  Die  Eisenindustrie  der  Vereinigten  Staaten;  Stahl  und  Eisen,  VII, 
Wien  1878,  219—238. 

Höfer,  im  Bericht  über  die  Weltausstellung  in  Philadelphia  1876,  XXIII.  Heft. 
1887,  1-27. 

Zu  den  gewaltigsten  Eisenerzlagerstätten  der  Erde  gehören  diejenigen  am 
Oberen  See  oder  genauer  gesagt,  auf  der  Michigan-Halbinsel,  die  sich  zwischen 
den  letzteren  und  den  Michigan-See  gegen  den  Huron-See  zu  einschiebt,  und 
diejenigen  am  westlichen  Ende  des  Oberen  Sees  in  der  Gegend  von  Duluth.  Die 
Lagerstätten  liegen  in  den  Staaten  Michigan,  Wisconsin  und  Minnesota  und 
werden  in  folgenden  sechs  Distrikten  abgebaut:  Marquette  (Negaunee,  Ishpeming 
und  Michigamme),  Crystal  Falls,  Menominee,  Penokee-Gogebic,  Ver- 
milion und  Mesabi  Range.  Die  ganze  GW.  streichende  Zone  ist  etwa  800  km 
lang  (Fig.  50). 

Die  Eisenerze  wurden  zuerst  in  der  Gegend  von  Marquette  entdeckt  und 
in  Abbau  genommen;  über  ihre  geologische  Natur  war  man  lange  im  Zweifel, 
und  erst  neuerdings  ist  dieselbe  scheinbar  endgültig  durch  die  Bemühungen  der 
amerikanischen  Geologen  in  den  Hauptsachen  aufgeklärt  worden.  Es  wird  jetzt 
angenommen,  daß  der  Eisengehalt  jener  Lagerstätten  zwar  ein  ursprünglich 
sedimentärer  sei,  jedoch  solche  ümlagerungen  erfahren  habe,  daß  man  die  tat- 
sächlich abgebauten  Eisenerze  als  metasomatische  zu  betrachten  hat. 

Die  Lagerstätten  werden  von  Kemp^)  folgendermaßen  charakterisiert: 

„Massen  von  oxydischen  Eisenerzen  mit  Jaspis  und  Kieselschiefer,  entstanden 
infolge  Verdrängung  von  sideritführenden  Kiesel  schiefern  durch  Eisenoxyd  in 
Mulden,  die  durch  verhältnismäßig  undurchlässige  Gesteine  gebildet  sind.^ 

1)  Ore  deposits,  1900,  125. 


156 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


Das  Nebengestein  dieser  Eisenerzlagerstätten  gehört  der  huronischen 
Formation  an,  welche  nach  der  jüngsten  Bezeichnungsweise  eine  untere  Stufe 
des  Algonkiums  ist.  Das  ganze  mächtige  Algonkium  liegt  auf  einem  Grund- 
gebirge von   Granit,    „Gneisgranit'*,   Syenit  und  Grünschiefern,  ist  mehr  oder 


Fig.  50.    Übersichtskarte  der  Elsenerzdistrikte  am  Oberen  See.    (Leith,  1903.) 

weniger  steil  aufgerichtet  und  bildet  im  Marquette-Distrikt  sowie  in  dem  südlich 
davon  gelegenen  „Eepublic-Trough**  Mulden  mit  sehr  steil  einfallenden  Flügeln, 
während  die  Lagerung  in  der  Mesabi-Eange  stellenweise  sogar  eine  recht  flache 
ist.  Nachstehend  folge  eine  Übersicht  über  das  Algonkium  in  den  vier  Bezirken. 
Zu  Marquette  hat  man  folgende  Gesteinsreihe  festgestellt: 
Untere  Marquette-Stufe: 

Quarzit  (Konglomerat) 33 — 200  m. 

Dolomit 130-415    „ 

Schiefer 165—300    „ 

Quarzit  (Konglomerat) 210—270    „ 

Schiefer 60—190    „ 

Die  eisenerzführende  Negaunee-Formation    .     300 — 450    „ 

Obere  Marquette-Stufe: 

Quarzit  (Konglomerat) 465        ,, 

Amphibol-Magnetitschiefer 160        „ 

Tonschiefer  und  Grauwacken    1 
Glimmerschiefer  / 

Decken  von  Eruptivgesteinen. 

Wichtig  ist  in  derselben  vor  allem  der  Komplex  der  Negaunee-Formation 
als  das  eigentliche  eisenerzführende  Gebirge.    Letzteres  besteht  zunächst  aus  den 


300—600 


Magnetit-  und  Eisenglanz- (Roteisenstein-)  Lager.  157 

^sideritic  slates^,   d.   s.   Sideritkiesel schiefer,  deren  Siderit  meistens   eine 
Umwandlung  in  Roteisen  erfahren  hat;  eine  Analyse  ergab  Steiger: 

SiOa 42,37 

Fe^Og 1,09 

FeO 31,41 

CaO 0,50 

MgO 2,48 

CO« 21,80 

99,65 

Als  Aktinolith-Magnetitschiefer  werden  wechselnde  Gemenge  von 
stark  eisenhaltigem  Aktinolith  (Grttnerit),  Magneteisen  und  Quarz  bezeichnet, 
welche  Übergänge  in  die  Sideritkiesel  schiefer  und  in  die  Kieselschiefer  zeigen. 
Durch  Umwandlung  des  Siderits  in  Hämatit  entstanden  die  Eisen  schiefer 
(ferruginons  slates)  und  die  Eisenkiesel  schiefer,  welche  einen  bandartigen 
Wechsel  von  schwarzem  Magneteisen  oder  häufiger  von  Roteisen  und  rotem 
Eieselschiefer  zeigen  und  häufig  durch  den  Gebirgsdruck  bis  ins  feinste  geföltelt 
oder  brecciös  zertrümmert  sind.  Diese  Eisenkieselschiefer  finden  sich  besonders 
häufig  in  den  mittleren  und  unteren  Teilen  der  Negaunee-Formation  und  besonders 
gern  über  Diabaseinlagerungen  oder  im  Kontakt  mit  diesen. 

Die  prachtvollen  Jaspisschiefer  (jaspilites)  unterscheiden  sich  von  den 
vorigen  durch  den  höheren  Eisenoxydgehalt  der  kieseligen  Lagen,  wodurch  diese 
zu  rotem  Jaspis  werden,  und  durch  die  größere  Kristallinität  des  Roteisenerzes, 
das  in  den  Jaspiliten  Eisenglanzbänder  bildet.  Diese  Gesteine  nehmen  die  höheren 
Teile  der  Eisenerzformation  ein. 

Von  besonderer  Bedeutung  fiir  die  sekundäre  Umlagerung  des  Erzes  sind, 
wie  sich  weiter  unten  zeigen  wird,  Decken,  Stöcke  und  Gänge  von  Diabasen 
(Dioriten).  Dieselben  sind  teilweise  oder  häufig  auch  ganz  zu  fettig-tonigen 
Massen,  zu  sog.  soapstones  (Seifensteinen),  umgewandelt. 

Nach  H.  L.  Smyth^)  ist  die  entsprechende  Schichtenfolge  bei  Menominee 
die  nachstehende: 

Unten:  Quarzit  (Konglomerat  z.  T.) 210—300  m. 

Kristalliner  Kalkstein  mindestens 210 — 300    ,. 

Rote,   schwarze   und   grüne  Jaspise,   Schiefer  usw. 

(Haupteisenhorizont) 60 — 90 

Jaspis. 
Eisenerz  kommt  im  Quarzit  nahe  der  Grenze  des  hangenden   Kalksteins, 
hauptsächlich  aber  in  dem  Jaspis-  und  Schieferhorizont  und  endlich  mehr  unter- 
geordnet in  dem  oberen  Jaspisen  vor. 

Im  Penokee-Gogebic-Distrikt,  130 — 160  km  westlich  von  Marquette 
wird  das  archäische  Grundgebirge  tiberlagert  von 

kieseligem  Dolomit bis    90  m, 

Quarzitschiefer „     150   „ 

dem  Eisenerzhorizont 240 — 300  „ 

Schiefer,  Grauwacken  und  Quarzit bis  3850   ,, . 

M  Am.  Jouru.  of  Science,  1894,  216;  zitiert  von  Kemp. 


158  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Darüher  liegen  die  Konglomerate,  Sandsteine,  Diahase  und  Melaphyre  der 
knpferflihrenden  Keweenaw-Formation. 

Während  hier  die  Sedimente  im  Hangenden  and  Liegenden  des  Eisenerz- 
horizontes deutlich  klastisch  sind,  können  die  eisenführenden  Gesteine  nach 
Irving  und  van  Hise  nur  als  chemische  Präzipitate  oder  als  organogene 
Sedimente  aufgefaßt  werden.  Dieselben  gehören  drei  Gesteinstypen  an,  welche 
viel  Ähnlichkeit  mit  den  Eisenschichten  von  Marquette  besitzen;  es  sind  das 

1.  die  Sideritkieselschiefer.  Diese  bestehen  aus  Siderit,  der  mitunter 
vorwaltet,  meistens  aber  mit  Chalcedon  gemengt,  daneben  auch  von  allerlei 
Nebenbestandteilen  wie  Hämatit,  Brauneisen,  Magnetit,  Pyrit  und  grünlichen 
Silikaten  (Viridit  usw.)  begleitet  ist; 

2.  die  eisenführenden  Kieselschiefer.  Sie  bestehen  im  allgemeinen 
aus  feinkristalliner  Kieselsäure  mit  Beimengungen  von  Hämatit,  Limonit,  seltener 
von  Magneteisenerz  oder  Siderit  und  sind  rot,  braun,  grau  oder  weißlich; 

3.  Aktinolith-Magnetitschiefer. 

Im  Penokee-Gogebic-Distrikt  finden  sich  die  abbauwürdigen  Eisenerze  im 
unteren  Teil  der  eisenführenden  Schichten  und  nahe  den  liegenden  Quarzit- 
schiefern  oder  auf  ihnen.  Während  im  Menominee-Gebiet  eruptive  Gesteine 
keine  Kolle  spielen,  sind  sie  hier  für  das  Auftreten  der  verlagerten  Eisenerze 
ebenso  wie  im  Marquette-Distrikt  von  Bedeutung. 

Dasselbe  gilt  für  die  Yermilion-Lagerstätten  nördlich  Duluth,  wo  in- 
dessen die  geologischen  Verhältnisse  infolge  Gebirgsdruck  und  Druckmetamorphose 
sehr  viel  schwerer  deutbar  sind  als  südlich  des  Oberen  Sees.  Vielleicht  sind 
auch  hier  Eisenkieselschiefer  die  ursprünglichen  Träger  des  Eisengehaltes  gewesen. 

Dieses  Gebiet  und  die  Mesabi  Range  sind  von  den  vorigen  Eisenerzdistrikten 
durch  die  gewaltige  Mulde  der  hangenden,  in  ihren  unteren  Schichten  kupfer- 
erzführenden Keweenaw-Schichten  getrennt. 

Eine  längere  Abhandlung  von  Leith  beschäftigt  sich  neuerdings  mit  den 
Eisenerzlagerstätten  der  Hesabi  Range,  welche  eine  großartige  Entwicklung 
versprechen.  Auch  dort  kennt  man  an  der  Basis  des  Huron  die  aus  verschiedenen, 
meist  basischen  Eruptivgesteinen,  Hornblende-,  Glimmer-  und  Chloritschiefern 
bestehenden  archäischen  Gesteine,  darüber  das  etwa  900 — 1500  m  mächtige  untere 
Huron  mit  „Grauwacken"  (d.  s.  Sedimentgneise),  Konglomeraten,  Granit  und 
Quarzporphyren. 

Das  obere  Huron  gliedert  sich  in  drei  Stufen,  welche  mit  Lokalnamen 
benannt  worden  sind: 

1 .  Unten :  an  der  Basis  stellenweise  Konglomerate,  darüber  Quarzite,  60 — 150  m. 

2.  Eisenhaltige,  amphibol-,  kalkspat-  und  siderithaltige  Kieselschiefer  und 
Jaspise,  Tonschiefer,  Greenalitschiefer,  durchschnittlich  300  m. 

3.  Tonschiefer,  einige  tausend  Meter  (bis  4000  m?)  dick. 

Von  den  Gesteinen  der  Zone  2  (der  „Biwabik-Formation")  verdient  der 
Greenalitschiefer  besondere  Beschreibung.  Als  Greenalit  bezeichnet  Leith  ge- 
rundete, bald  langgestreckte,  bald  mehr  kugelige  oder  ellipsoidische,  im  frischen 
Zustand  grün  geübte  Körperchen  mit  durchschnittlichen  Dimensionen  von  0,25 
bis  0,5  mm.    Ihre  chemische  Zusammensetzung  entspricht  wahrscheinlich  der  Formel 


Magnetit-  und  Eisenglanz- (Roteisenstein-)  Lager.  159 

(Fe,  IIg)SiOg.  nHgO.  Sie  haben  weder  radiale  nocli  konzentrische  Struktur 
and  liegen  eingebettet  in  einer  (rrundmasae  von  Quarz,  Ämphibol  (GrUnerit  usw.), 
Siderit  oder  Kalkspat  oder  in  einem  Gemenge  dieser  Mineralien.  Nach  dem  ge- 
nannten Beobachter  sollen  die  Kiesel  schiefer  mit  ihren  verschiedenen  mehr  oder 
weniger  eisenhaltigen  Varietäten  nnd  wechselnden  Farben  hervorgegangen  sein  aus 
Greenalitschiefem,  in  denen  der  Greenalit  dnrch  Qaarz,  Uagnetit,  Hämatit,  Braun- 
eisen, Siderit,  Calcit,  tirünerit  nnd  andere  Hornblenden,  durch  Epidot  und  Zoisit  ver- 
drängt worden  wäre.  Auf  andere  nachträgliche  Vorgilnge  wird  die  Entstehung 
gewisser,  sehr  an  Oolithe  erinnernder,  zumeist  aus  Eisenerz  und  Quarz  bestehender 
, sekundärer  Konkretionen"  in  den  Kiesel  schiefern  zurückgeführt,  ^j  Die  chemische 
Zusammensetzung  und  deshalb  auch  der  Eisengehalt  dieser  Jaspise  schwanken 
naturgemäß  sehr;  der  letztere  ist  aber  kaum  je  so  groß,  daß  das  Gestein  an 
sich  abbauwürdig  wäre. 

Wie  schon  angedeutet,  sind  allgemein  nicht  die  eisenhaltigen  Kieselgesteine 
der  Gegenstand  des  Abbaues,  sondern  oxydische  Erze,  welche  nach  Auffassung 
der  amerikanischen  Geologen  durch  Verdi^ngung  dieser  ersteren  unter  Wegfnhr 


von  Kieselsäure  entstanden  sind.     Charakteristisch  fUr  diese  Art  von  Eisenerz- 
lagerstätten sind  die  Vorkommnisse  von  Marquette. 

Nach  van  Hise  hat  man  dort  vier  Arten  des  Auftretens  bauwürdiger 
Lagerstätten,  welche  in  Fig.  51  schematisch  skizziert  sind: 

1.  Erzkörper  im  Kontakt  des  hangenden  Quarzit-Konglomerates  mit  der 
eisenerzfDhrenden  Negauneeformation ;  das  Erz  besteht  aus  Eisenglanz  oder 
Magnetit.  Solche  Erzmassen  finden  sich  dort,  wo  die  Kontaktebene  durch  Faltung 
maldenf^rmig  gebogen  ist,  oder,  wo  ein  Gesteinsgang  (zersetzter  Diabas,  soapstene) 
die  Schichten  durchbricht,  in  der  Rinne  zwischen  Kontaktfläche  und  Gang;  in 
einiger  Entfernung  von  dem  soapstone  verliert  sich  dann  das  Erz. 

Unterhalb  der  Eontaktfläche  des  Quarzit-Konglomerates  mit  dem  Jaspis 
treten  hänfig  Erzsäulen  (Chimneys)  auf.  Ein  genaueres  Studium  läßt  erkennen, 
dal)  in  solchen  Fällen  eine  Verdrängung  des  Kies elge Steines  durch  Eisenlösungen 
auf  Rissen  vor  sich  gegangen  ist. 

2.  Erzkörper  im  Hangenden  von  soapstene,  der  nach  nnten  zu  in  unver- 
änderten Diabas  („Diorit^)  Obergeht,  besonders  häufig  dann,  wenn  die  Kontakt- 

')  Es  sei  verwiesen  auf  die  Mikrophotographien  in  Leiths  Abh&ndlung.  Die 
zuletst  erwähnten  konzentrJBch  gebauten  „Konkretionen"  bat  auch  van  Hise  imPenokee- 
Gogebic-Distrikt  gcfiindeD. 


160  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

fläche  zwischen  dem  Sediment  ond  dem  Eraptivgestein  trogfönnig  gestaltet  ist. 
Oxydische  und  hydratische  Erze  finden  sich  so. 

3.  Erzkörper  neben  soapstone-Gängen,  welche  die  Eisenerzformation  darch- 
brechen;  zumeist  hydratische  Erze. 

4.  Seltener  und  von  untergeordneter  Ausdehnung  sind  Erzkörper  innerhalb 
der  Jaspis-  oder  Kieselschieferschichten. 

Förderlich  für  das  Zustandekommen  solcher  sekundärer  Erzanreicheruugen 
war  das  Vorhandensein  eines  für  die  Eisenlösnngen  undurchlässigen  Liegenden, 
ferner  starke  Faltungen  und  Brüche.  Übrigens  finden  sich  Eisenerzansammlungen 
auch  ganz  im  Liegenden  der  Negaunee- Formation  über  den  darunter  liegenden 
Schiefern,  wenn  die  Kontaktfläche  eine  Mulde  bildet. 

Die  gewin nungswUrd igen  Erze  der  Hesabi  Bange  sind  gerade  so 
wie  diejenigen  der  Übrigen  Ei sendi strikte  am  Oberen  See  durch  Umlagerung  und 
Konzentration  aus  den  ursprünglich  schwächer  eisenhaltigen  Schichten,  besonders 
den  „ Green alitscbiefem"  hervorgegangen.  Die  Erze  erfUllen  flache,  unregelmäßige, 
in  das  harte  Nebengestein  eingesenkte  Mulden,  bis  zu  3  km  lang,  einige  hundert 


^^m  ^s  ^B 

TonBcbicbt.  EiieDBchlefer.  KiBenerz. 

Flg.  Gl.    Sehern KtlBchee  Profll  darch  eine  LageratätCe  der  Heiabi  RaRge.    (Leltb,  IWS.) 

Meter  breit  und  zumeist  weniger  als  100  m,  sehr  häufig  kaum  20  m  tief.  Da 
die  Eisenerze  weicher  sind  als  das  Nebengestein,  so  hat  die  Erosion,  besonders 
diejenige  der  ehedem  darüber  fließenden  Gletscher,  an  ihrer  Stelle  auch  ober- 
flächlich sichtbare  Terrainmulden  erzengt. 

Was  die  Entstehung  der  Eisenerzlager  am  Oberen  See  im  besonderen  anbe- 
langt, so  ist  kein  Zweifel  darüber  m'dglich,  diifl  der  Eisengehalt  ursprünglich  ein 
sedimentärer  und  an  die  fraglos  sedimentären  Kieselgesteine  sowie  an  die  Aktinolith-, 
Magnetit-  und  ^Greenalit schiefer"  gebunden  gewesen  ist.  Nachdem  früher  die 
Eisenerze  wohl  auch  für  eruptive  Gebilde  gehalten  worden  waren,  betonte  1865 
Kimball  die  sedimentäre  Entstehung  derselben;  Credner  stellte  1869  letztere 
außer  Frage  und  nahm  an,  das  Eisen  sei  ursprünglich  als  Eisenkarbonat  aus 
dem  Meere  abgelagert,  dann  znnächst  in  Magneteisen  und  später  erst  teilweise 
in  Koteisenerz  auf  dem  Wege  fortschreitender  Oxydation  flbergeführt  worden. 
Das  Vorkummen  von  Martit  (d.  s.  Pseudomorphosen  von  Boteisenerz  nach  Magnetit) 
bestärkte  ihn  darin,  Reyer  glaubte  einen  Absatz  von  Eisenocker  im  Gefolge 
vulkanischer  Exhalationen  annehmen  zu  sollen.  Zunächst  sei  Eisenchlorid  aus 
den  basischen  Magmen  ausgehaucht,  dieses  durch  Zutritt  des  Wassers  in  ockerigen 
Eisenhydroxydschlamm  umgewandelt  wordeu;  aus  letzterem  hätten  sich  dann 
Hämatit  und  Magnetit  gebildet.    Die  Diskordanzen  zwischen  umgebenden  Giesteinen 


Magnetit-  und  Eisenglanz-  (Eoteisenstein-)  Lager.  161 

und  den  Erzkörpern,  welch  letztere  Reyer  also  wie  die  früheren  für  primäre 
Absätze  hielt,  betrachtete  er  als  eine  Folge  der  Gebirgsfaltung,  welcher  diese 
eine  andere  Plastizität  entgegengestellt  hätten  als  jene. 

Nach'  der  Ansicht  Irvings,  Pumpellys  und  van  Hises*)  war  der 
Siderit  die  ursprüngliche,  den  Gesteinen  der  Eisenerz-Formation  gemeinsame 
Eisenverbindung;  diese  Gesteine  sind  sedimentär  und  ebenso  wie  der  Siderit 
chemische  Präzipitate.  Ein  Teil  dieses  letzteren  wurde  an  Ort  und  Stelle  um- 
gewandelt in  Rot-  oder  Magneteisenerz;  ein  anderer  Teil  wurde  ausgelaugt  und 
an  anderer  Stelle  wieder  abgesetzt.  Dieser  Auslaug^ng  leisteten  einerseits  die 
brüchigen  Kieselgesteine  wenig  Widerstand,  ihre  Klüfte  bildeten  die  Zirkulations- 
wege für  die  Agentien;  anderseits  waren  die  tonig  zersetzten  Eruptivgesteine, 
besonders  dort,  wo  sie  eine  trogförmige  Oberfläche  besaßen,  der  Wasserzirkulation 
hinderlich,  und  es  mußte  dort  der  Erzabsatz  am  intensivsten  sein.  Nach  vanHises 
Anschauung  hätte  sauerstoffhaltiges,  von  der  Oberfläche  her  eindringendes  Wasser 
zunächst  Siderit  oxydiert,  sich  zugleich  mit  dessen  Kohlensäure  beladen  und 
mittelst  dieser  an  anderen  Stellen  wieder  Siderit  gelöst.  Solche  Lösungen  seien 
an  den  wasserundurchlässigen  Gesteinen  mit  sauerstoffhaltigem  Wasser  zusammen- 
getroffen und  hätten  infolgedessen  die  oxydischen  Erze  abgesetzt.  Durch  Alkalien, 
die  den  sich  zersetzenden  Eruptivgesteinen  entnommen  waren,  sei  die  Kieselsäure 
der  Jaspise  und  Kieselschiefer  gelöst  worden  und  die  Eisenerze  hätten  sich  an 
ihrer  Stelle  angesiedelt,  sie  ersetzt.  Im  Laufe  der  Zeit  habe  so  eine  Konzentration 
des  Erzes  nach  der  Tiefe  zu  stattgefunden,  so  zwar,  daß  auch  der  verhältnis- 
mäßig geringe  Eisengehalt  der  Schichten,  welche  der  Erosion  zum  Opfer  gefallen 
sind,  jetzt  in  mächtigen  Eisenerzmassen  erhalten  ist.  Anderseits  habe  aber 
auch  eine  sekundäre  Verkieselung  der  eisenführenden  Gesteine  stattfinden  müssen. 

Dieselbe  Erklärung  hat  auch  Leith  für  die  Entstehung  der  Mesabi- 
Lagerstätten  gegeben.  Die  undurchlässigen  Schichten  bildet  nach  ihm  der  „paint 
rock",  ein  eisenschüssiger,  verwitterter  Schieferton. 

Auf  der  Michiganhalbinsel  unterscheidet  man  folgende  Erzsorten  (Höfer): 

1.  Der  Magnetit  (black  oxide)  ist  gewöhnlich  fest  und  dicht,  zeigt  inner- 
halb der  Lagerstätte  manchmal  Schicht-  und  Absonderungsflächen.  Die  Handels- 
ware hat  gewöhnlich  einige  60  ^/o  metallisches  Eisen. 

2.  Specular  ore  ist  ein  dichter,  körniger  oder  schieferiger  Hämatit  von 
grauer  metallischer  Farbe;  er  ist  fest  und  gibt  im  Hochofen  gewöhnlich  60 ^/^ 
und  weniges  darüber.  W^enn  in  ihm  Jaspisbänder  enthalten  sind,  führt  er  den 
Namen  Mixed  ore.    Das  Specular  ore  ist  das  Haupterz. 

3.  Soft  hematite,  auch  Brown  hematite  genannt,  ist  poröser,  lockerer, 
rotbrauner  Hämatit,  welcher  bereits  einige  Prozente  Wasser  gebunden  und  den 
Übergang  in  Limonit  eingeleitet  hat.  Der  Eisengehalt  variiert  zwischen  50  und 
55%.  Ein  großer  Teil  des  „soft  hematite"  dürfte  Turjit,  2  Fe^Og  I  H^O 
(94,7  o/o  FegOg,  5,3  H^O)  sein. 

4.  Flag  ore  ist  ein  deutlich  geschichteter,  an  Kieselsäure  reicher  Hämatit 
und  schwieriger  als  die  anderen  genannten  Erze  zu  verhütten. 

*)  Zusammenfassende  Darstellung  im  Am.  Joum.  of  Science,  XLIII,  1892,  116 

bis  132. 

Stelzner-Bergeat,  Erzlagerstätten.  11 


162  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

5.  Ein  mang  an-  und  kieselsänrehalüges  Erz,  welches  an  einigen  Punkten 
das  flag  ore  begleitet. 

Die  chemische  Zusammensetzung  einiger  Michiganerze  ist  folgende: 

1.                      2.  3. 

Maß-netit            Specular  Brown  hematito 

ore  (soft  ore) 

FeO 17,87                   —  — 

Fe^Og 74,93                93,75  75,75 

Mn^Og 0,05                 Spur  0,80 

Al^Og 1,15                  0,73  1,54 

CaO 0,52                  0,61  0,36 

MgO 0,92                  0,23  0,29 

S 0,12                  0,03  0,11 

PgOß 0,28                  0,82  0,19 

Rückstand  (Silikate  usw.)     .     .     .       3,70                  3,27  14,06 
Chemisch  gebundenes 


Wasser     .       0,52  1,09 


3,94 


Hygroskopisches 

Flüchtiges —  —  1,81 


1,18 


100,06  100,03  100,03 

Fe 66,04  65,62  52,65 

P 0,115  0,131  0,078. 

Bis  1870  wurde  beinahe  ausschließlich  Rot-  und  Magneteisenerz  gewonnen, 
das  „soft  ore^  dagegen  vernachlässigt. 

Die  gegenwärtig  in  der  Mesabi  Range  abgebauten  Erze  sind  fast  sämtlich 
Eisenhydroxyde,  nämlich  das  rote  Eisenhydroxyd  Tuijit,  ferner  Goethit, 
Limonit  usw.  Magneteisen  kommt  nur  selten  vor.  Der  Phosphorgehalt  derselben 
bleibt  nach  den  von  Leith  mitgeteilten  Analysen  stets  unter  1^/^  und  großenteils 
unter  0,5  ®/q,  der  Gehalt  an  Kieselsäure  ist  durchschnittlich  etwa  5<^/<),  der  an 
Mangan  geringer  als  l^/o,  der  an  Schwefel  zumeist  geringer  als  0,01  ^/q.  Die  von 
Leith  mitgeteilten  Eisengehalte  schwanken  im  allgemeinen  zwischen  55  und  64  ^/q. 

Die  Eisenerze  von  Michigan  wurden  1844  bei  der  Landesvermessung  durch 
eine  auffällige  Ablenkung  der  Magnetnadel  entdeckt  und  werden  seit  1856  im 
großen  Maßstabe  ausgebeutet.  Ihre  Entdeckung  hat  die  ökonomischen  Verhältnisse 
der  ganzen  Gegend,  einer  früher  von  Sümpfen  und  Urwäldern  bedeckten  Wildnis, 
völlig  verändert;  quantitativ  und  qualitativ  gehören  sie  zu  den  besten  Eisenerz- 
lagerstätten nicht  nur  Amerikas,  sondern  der  ganzen  Welt,  für  die  Eisenindustrie 
der  Vereinigten  Staaten  sind  sie  von  der  höchsten  Bedeutung. 

Im  Marquette-Distrikt  beträgt  die  durchschnittliche  Mächtigkeit  der  Erz- 
massen wenigstens  20  Fuß,  doch  erreicht  sie  auch  manchmal  90,  ja  auch 
120  Fuß,  und  dieselben  lassen  sich  mitunter  einige  tausend  Fuß  weit  verfolgen. 
Die  Erzkörper  sind  übrigens  äußerst  ungleich  in  Größe  und  Gestalt;  die  „weichen 
Erze^  scheinen  in  größeren  Teufen  seltener  zu  werden,  und  nach  Jopling  soll 
auch  die  Erzführung  mit  der  Teufe  im  allgemeinen  geringer  werden.  Übrigens 
bauen  die  ältesten  Gruben  immerhin  noch  in  350 — 400  m  Teufe  auf  hartem  Erz. 

Die  erste  Grube  von  Marquette  war  die  Jackson  Mine,  1877  wurde  das 
Menominee-Gebiet,   1885  der  Penokee-Gogebic-   und  Vermilion-Distrikt   und   im 


Magnetit-  und  Eisenglanz- (Roteisenstein-)  Lager.  168 

Jahre  1891 — 1892  die  Mesabi  Range  erschlossen.  Etwa  bis  zum  Jahre  1880 
wurde  fast  allgemein  Tagebau  getrieben.  1898  gab  es  im  Marquette-Distrikt 
17  tätige,  11  zeitweilig  eingestellte  und  41  gänzlich  aufgelassene  Betriebe.  Die 
größte  bis  dahin  erreichte  Teufe  betrug  gegen  400  m. 

Die  Gresamtproduktion  der  verschiedenen  Distrikte  war  1901: 
Marquette  3597089,  Menominee  3697408,   Gogebic   3041869,   Vermilion 
1805996,  Mesabi  9303541  long  tons  (=  1016  kg). 

Die  Produktion  von  Eisenerzen  betrug  in  long  tons: 

In  den  .^ 

Vereinigten  Staaten  ^^^f^  ^ 

überhaupt  ^^«'^°  ^ 

1891  14591178  7621465 

1892  16296666  9564388 

1893  11587629  6594620 

1894  11879679  7682548 

1895  ........     15957614  10268978 

1896  . 16005449  10566359 

1897  17518046  12205522 

1898  19433716  13779308 

1899  24683173  17802955 

1900  27553161  20564238 

1901  28887479  21445903 

Der  enorme  Zuwachs  der  Erzförderung  am  Oberen  See  ist  vor  allem  der 
Eröffnung  der  Mesabi-Gruben  zuzuschreiben.  Dieselben  liefern  etwa  ein  Drittel 
der  ganzen  nordamerikanischen  Eisenerzprodnktion. 

Die  Gesamtproduktion  von  Eisenerzen  am  Oberen  See  seit  der  bergmännischen 
Erschließung  im  Jahre  1850—1901  beträgt  rund  200000000  t,  im  Jahre  1856 
hatte  sie  7000  t,  im  Jahre  1875  925000  t  betragen. 

Die  Vereinigten  Staaten  nahmen  1901  mit  einer  Roheisenproduktion  von 
16000000  t  weitaus  an  erster  Stelle  an  der  V^eltproduktion  von  etwa  41000000  t 
teil.  Noch  im  Jahre  1877  hatte  die  Union  nur  2000000  t,  1896  8800000  t 
erzeugt,  etwa  so  viel  wie  die  jetzige  Produktion  Deutschlands. 

*  Zusammenfassender  Bückbliok  an!  die  Eisensieinlager  in  metamorphen 

Schiefem  und  deren  Entstehung. 

Die  Entstehungsweise  der  mannigfachen  im  vorigen  beschriebenen  Eisen- 
erzlagerstätten ist  eines  der  schwierigsten  Probleme  der  Lagerstättengeologie. 
Schon  die  große  Verschiedenheit  der  einzelnen  Vorkommnisse,  die  sich  aber,  wie 
bei  einiger  Aufmerksamkeit  leicht  ersichtlich  ist,  doch  wieder  gruppenweise 
zusammenfassen  lassen,  scheint  eine  einheitliche  Erklärungsweise  ihrer  Entstehung 
auszuschließen,  ja  es  ist  sogar,  wie  das  schon  mehrfach  betont  wurde,  nicht 
unmöglich,  daß  verschiedene  hier  beschriebene  Eisenerzlagerstätten  überhaupt 
keine  schichtigen,  sondern  durch  epigenetische  Prozesse  entstanden  sind.  Solange 
aber  über  solche  Fragen  so  wenig  Klarheit  herrscht,  wie  noch  in  diesem  Augen- 
blick, schien  es  am  besten,  die  konkordant  zwischen  die  archäischen  Schiefer 
eingelagerten  oxydischen  Eisenerze  zusammenfassend  in  eine  Gruppe  zu  vereinigen, 
deren  Angehörige  wenigstens  zum  großen  Teil  als  echte  Sedimente  aufzufassen  sind. 

In  früherer  Zeit  hat  man  die  in  Rede  stehenden  Eisenerzlager  mit  Vor- 
liebe als  Gänge  bezeichnet;  besonders  gilt  dies  für  die  seit  so  langen  Jahr- 
hunderten in  Abbau  befindlichen  schwedischen  Vorkommnisse.    Noch  1861  haben 

11* 


164  I>ie  schichtigen  Lagerstätten. 

Kjeralf  und  Dahll  die  Arendaler  Lager  für  echte  eruptive  Gänge  gehalten, 
wiewohl  schon  1859  A.  Sjögren^)  eine  sedimentäre  Entstehung  für  dieselben 
behauptet  hatte ;  nur  für  den  Taberg  und  verwandte  Vorkommnisse  in  Schweden 
und  für  die  Titaneisenerze  des  südlichen  Norwegens  wurde  weiterhin  und  wird 
noch  jetzt  ganz  allgemein  eine  eruptive  Entstehung  angenommen. 

Die  besprochenen  Eisenerzlager  liegen,  wie  allgemein  zugegeben  wird, 
konkordant  zwischen  den  Schichten  des  Nebengesteines,  woraus  ziemlich  über- 
einstimmend auf  eine  mit  diesem  gleichzeitige  Entstehung  geschlossen  wird. 
Soweit  ihr  Liegendes  eine  andere  Beschaffenheit  hat  als  ihr  Hangendes,  soweit 
sie  ferner  eine  weit  ausgedehnte  Erstreckung  und  dabei  insbesondere  eine  relativ 
geringe  Schichtenmächtigkeit  zeigen  und  z,  B.  in  bandartigem  Wechsel  mit  dem 
Nebengestein  auftreten  oder  in  sich  selbst  eine  deutliche  Schichtung  besitzen, 
dürfte  es  am  nächsten  liegen,  eine  schichtige  Entstehung  solcher  Lagerstätten 
anzunehmen,  wie  das  dann  auch  allgemein  geschieht.  Eisenerze  solcher  Art 
bestehen  am  häufigsten  aus  Roteisenstein  oder  aus  körnigem  oder  schuppigem 
Eisenglanz. 

Zahlreiche  der  beschriebenen  Vorkommnisse  aber  sind  dadurch  ausgezeichnet, 
daß  sich  in  ihrer  Nähe  allerlei  Silikate,  wie  Granat,  Epidot,  Pyroxen,  Horn- 
blende usw.,  einstellen,  oder  daß  die  Erze  damit  innig  verwachsen  sind,  daß  solche 
Silikatmassen  zudem  häufig  gebunden  sind  an  Kalksteine  und  scheinbar  sogar 
diese  letzteren  fast  ganz  verdrängen  können.  Eisenerzlagerstätten  dieser  Art 
bilden  manchmal  stockförmige  unregelmäßige  Massen,  enthalten  beinahe  immer 
als  Eisenerz  Magnetit,  führen  manchmal  auch  Manganerze  und  sind  häufig  mit 
Sulfiden  verunreinigt,  gar  nicht  selten  auch  an  die  unmittelbare  Nähe  von  Granit 
gebunden.  Sie  vereinigen  in  sich  Erscheinungen,  welche  man  auf  Lagerstätten 
innerhalb  von  Kontaktzonen  antreffen  kann.  Wieder  andere  enthalten  in  größeren 
Mengen  Bestandteile,  die  im  übrigen  gerade  in  schichtigen  Gesteinen  nur  in 
geringer  Menge  auftreten,  wie  Titan  und  Phosphor. 

Alle  diese  Typen  sind  in  Skandinavien  ausgezeichnet  vertreten  und  haben 
dort  das  eingehendste  vergleichende  Studium  erfahren. 

Nimmt  man  zunächst  an,  daß  alle  konkordant  zwischen  die  Schichten  ein- 
gelagerten Eisenerzlagerstätten  Sedimente  seien,  so  wäre  die  zunächstliegende 
Annahme  die,  daß  sie  hervorgegangen  sind  aus  eisenreichem  Schlamm  und  daß 
sie  ihren  heutigen  Charakter  denselben  Vorgängen  verdanken,  welche  auch  die 
sie  umschließenden  Gesteine,  sofern  dieselben  wirklich  zweifellose  Sedimente  sind, 
zu  kristallinen  Schiefern  umgewandelt  haben  —  nämlich  vor  allem  der  Regional-, 
stellenweise  wohl  auch  der  Kontaktmetamorphose.  Für  ihre  vor  dieser  Um- 
wandlung liegende  Geschichte  würde  dann  das  gelten  können,  was  späterhin 
für  die  Entstehung  schichtiger  Eisenerzlager  in  jüngeren  Schichten  gesagt  werden 
soll.  Einstweilen  steht  fest,  daß  besonders  die  marinen  Schichten  weit  ausgedehnte 
Eisenerzlager  von  zweifellos  sedimentärer  Entstehung  enthalten  (wie  z.  B.  die 
oolithischen  Eisenerze  der  verschiedensten  Formationen),  weshalb  der  Annahme 
nichts  im  Wege  steht,   daß  auch  in  den  aus  normalen  Sedimenten  entstandenen 

')  Vara  malmdepositioDers  lasjfe  och  uppkomst;  Jernkontoret<s- Annaler,  1859. 


Magnetit-  und  Eisenglanz- (Rotcisen.stein-)  Lager.  165 

kristallinen  Schiefern  solche  enthalten  sein  können.  Sie  wären  dann  als 
ursprüngliche  Absätze  von  Brauneisenstein  oder  Spateisenstein,  vielleicht  auch 
von  Boteisenstein  denkbar;  erstere  beiden  müßten  dann  durch  den  Gebirgsdruck 
ihren  Wasser-  und  Eohlensäuregehalt  verloren,  die  Spateisensteine  auf  eine  noch 
unbekannte  Weise  Sauerstoff  aufgenommen  haben.  ^)  Man  vermöchte  auf  solche 
Art  auch  einen  nicht  unbeträchtlichen  Phosphorgehalt  der  Erze  zu  erklären; 
denn  auch  die  marine  Minette  Lothringens  enthält  bei  einem  Glühverlust  von 
10 — 20^/0  fast  gegen  2  ^/o  Phosphorsäure.  Auch  die  Entstehung  manganhaltiger 
Erze  und  fast  reiner  Manganerze  könnte  auf  solche  Weise  erklärt  werden. 

1.  Am  meisten  Berechtigung  hat  die  Annahme  einer  einfachen  sedimentären 
Entstehung  mit  nachheriger  regionalmetamorpher Umwandlung  bei  denitabiriten , 
welche  nichts  weiter  sind  als  hochgradig  eisenreiche  Glimmerschiefer,  und  bei  den 
ähnlichen  Erzen  des  Striberger  Typus  oder  denjenigen  von  Grängesberg. 
Manchmal  weisen  mehr  oder  weniger  benachbarte  Kalksteinlager  mit  aller  Wahr- 
scheinlichkeit auf  eine  sedimentäre  Entstehung  des  ganzen  Schichtenkomplexes 
hin.  Eruptivgesteine  fehlen  dann  manchmal  ganz  und  gar,  wie  zu  Näverhaugen ; 
häufig  aber  sind  sie  vorhanden,  haben  dann  jedoch,  wie  zu  Grängesberg,  schon 
fertige  oxydische  Erze  durchbrochen  und  den  Eisenglanz  zu  Magnetit  umge- 
wandelt. Zu  dieser  Gruppe  von  Eisenerzlagerstätten  gehören  die  schwedischen 
und  norwegischen  „Torrstenar"  zahlreicher  Vorkommnisse  (siehe  S.  119),  ferner 
die  Eisenglimmerschiefer  (Itabirite)  von  Norwegen,  Minas  Geraes,  Süd- 
Carolina,  Okande,  die  Eisenglanz-  und  Eoteisenlagerstätten  von  El  Pedroso, 
Eriwoi  Rog,  in  Amerika,  vielleicht  auch  die  Magneteisensteine  der  Hudson- 
Hochländer. 

Hj-  Sjögren*)  hat  1891  die  Entstehung  der  schwedischen  Eisenerzlager- 
stätt^n  aus  ursprünglichen  normalen  Eisenerzlagern  zu  beweisen  versucht  und 
dabei  besonders  die  jetzt  nocb  zu  beobachtende  Bildung  der  Seeerze  als 
hauptsächlichsten  Ausgangspunkt  für  die  Herkunft  der  alten  Eisenglanz-  und 
Magneteisenlager  in  den  kristallinen  Schiefern  betrachtet.  Es  liegt  aber  jedenfalls 
kein  Grund  vor,  nur  in  den  Seeerzen  den  Urzustand  letzterer  Erze  zu  erblicken, 
denn  viel  häufiger  sind  marine  Eisenerzlager  sedimentärer  Entstehung,  wenn 
wir  auch  über  die  Genesis  dieser  noch  viel  weniger  aufgeklärt  sind. 

Kurz  vor  Sjögren  hatte  Vogt*^)  1890  die  Entstehung  der  Erzlager  von 
Dunderlandsdal  und  Näverhaugen,  welche  ziemlich  nahe  dem  Striberg-Typus  ent- 
sprechen,   auf   eine  Umwandlung  von   gelöstem   Eisenoxydul-Karbonat  zurück- 


^)  Enop  (Studien  über  Stoffwanderungen  im  Mineral  reiche,  1873)  nimmt  an,  dafi 
Spateisensteine,  welche  durch  tektonische  Ursachen  in  Teufen  mit  Temperaturen  von 
350—400®  gelangen,  unter  Abscheidung  von  Kohlenoxyd  und  Kohlendioxyd  in  Magnet- 
eisensteine verwandelt  wurden  (3  FeCOg  =  Fea04  +  2  CO^  +  CO),  daß  Brauneisenstein 
unter  Verlust  des  Wassers  zu  Eisenoxyd  werde.  Kieselsaure  Wässer  sollen  femer  schon 
bei  100®,  also  in  3000  m  Tiefe,  die  Kohlensäure  der  Karbonate  ausgetrieben  und  mit 
der  Magnesia,  dem  Kalk  usw.  bei  400®  die  Silikate  gebildet  haben,  welche  so  häufig 
die  schwedischen  Magnetite  begleiten. 

^  Om  de  svenska  jemmalmlagrens  genesis;  Geol.  För.  Förh.,  XIII,  1891,  373—435. 

•)  Saiten  og  Kauen,  1890;  Deutsches  Resum^,  214-224.  —  De  lagformigt 
optraetende  jemmalm  forekomster  af  typus  Dunderland,  Norberg,  Grängesberg,  Persberg^ 
Arendal,  Dannemora;  Geol.  För.  Förh.,  XVI,  1894,  275—297. 


166  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

geführt.  Er  nimmt  an,  daß  dasselbe  sich  alsbald  oxydiert  habe,  daß  dadurch 
Eisenhydroxyd  und  freie  Kohlensäure  entstanden  sei,  daß  die  letztere  den  Aus- 
fall von  kohlensaurem  Kalk  zunächst  verhütet,  die  Ausscheidung  von  Kiesel- 
säure aus  den  alkalischen  Lösungen  aber  gefördert  habe,  und  daß  durch  die 
Ausfällung  des  Eisenhydroxyds  auch  die  Phosphorsäure  niedergeschlagen  worden 
sei.  Er  versuchte  damit  die  Kalkarmut,  den  Kieselsäurereichtum  und  den  be- 
merkenswerten Phosphorsäuregehalt  dieser  Eisenerze  zu  erklären.  Da  Mangan- 
oxydulkarbonat sich  nicht  so  schnell  oxydiere  wie  Eisenoxydulkarbonat,  so  habe 
Mangan  während  dieser  Vorgänge  in  Lösung  verbleiben  können,  was  wiederum 
den  geringen  Mangangehalt  der  „Torrstenar"  erkläre.  Sei  der  Niederschlag  des 
Eisens  als  Oxyd  infolge  des  Sauerstofifverbrauches  anwesender  organischer  Substanz 
verzögert  oder  teilweise  unmöglich  gemacht  worden,  so  daß  nur  FogO^  statt  Fe^Og 
entstehen  konnte,  so  sei  auch  der  Kalkstein  samt  dem  Mangan  etwa  gleichzeitig 
mit  dem  Eisen  ausgefallen,  Sulfate  seien  reduziert  worden,  und  es  hätten  sich 
dann  Erzlagerstätten  vom  Typus  der  manganhaltigen  Magnetitlager  von  Persberg 
und  Nordmarken  bilden  müssen,  die  tatsächlich  häufig  reich  sind  an  sulfidischen 
Imprägnationen.^)  Auch  Vogt  muß  seine  Anschauung  auf  die  heute  wenigstens 
im  engsten  Bahmen  und  untergeordnet  vor  sich  gehende  Bildungsweise  der  See- 
erze stützen,  welche  übrigens  doch  gar  nie  von  umfangreicheren  Kalkabsätzen 
begleitet  sind.  Um  überzeugend  zu  sein,  fehlt  diesen  Theorien  die  Anwendbarkeit 
auf  große  Verhältnisse,  so  sehr  sie  durch  Laboratoriumserfahrungen  bestätigt 
sein  mögen. 

Vogt  hat  späterhin  (1894)  von  schwedischen  und  norwegischen  Lager- 
stätten außer  den  genannten  nordnorwegischen  auch  diejenigen  von  Striberg,  ütö, 
Pershytten,  Norberg,  Persberg,  Grängesberg,  Nordmarken,  Dalkarlsberg,  Arendal, 
Viker,  Längban,  Dannemora  usw.  in  seine  Theorie  einbezogen. 

Als  schichtige  Lagerstätten  sind  die  ärmeren  Eisenkiesel  und  anderen 
eisenhaltigen  Gesteine  von  Marquette,  Menominee  usw.  zu  betrachten ;  durch  eine 
sekundäre  ümlagerung  sind  die  dortigen  bauwürdigen  Massen  entstanden. 

2.  Weniger  einfach  als  bei  den  wohlgeschichteten  Eisenglimmerschiefern 
und  übrigen  kieselsäurereichen  Eoteisen-  und  Eisenglanzlagern  der  vorigen 
Gruppe  dürfte  ein  Erklärungsversuch  bei  den  in  allerlei  Silikate  eingelagerten 
Magneteisensteinlagern  der  verschiedensten  Gegenden  sein.  Die  begleitenden 
Silikate  sind  im  allgemeinen  solche,  welche  durch  Kontaktmetamorphose  aus 
tonhaltigen  Kalksteinen  zu  entstehen  pflegen,  und  fast  nie  wird  Dolomit,  Kalk- 
stein oder  Kalkspat  in  der  Nähe  solcher  Erze  oder  in  diesen  selbst  vermißt. 
Es  gehören  in  diese  Gruppe  die  Vorkommnisse  von  Persberg,  Nordmarken, 
Dalkarlsberg,  Viker,  Klackberg,  Längban,  Dannemora  und  Arendal  in  Skandinavien, 
Mont  Chemin  im  Wallis,  Malaga  (?),  Navalazaro  in  Spanien,  Mokta-el-Hadid  (?), 
die  Tilly  Fester  Mine  und  gewisse  Vorkommnisse  in  Kanada.  Sulfide  sind  hier 
häufige  Begleiter  des  Eisenerzes. 

Es  darf  nicht  geleugnet  werden,  daß  wenigstens  ein  Teil  dieser  Lager- 
Stätten  eine  große  Ähnlichkeit  mit  gewissen  Vorkommnissen  besitzt,  die  als  echte 


^)  Vorausgesetzt  wird  also,  daß  letztere  nicht  spätere  Immigranten  sind,  was 
jedoch  nach  der  Art  ihres  Auftretens  mitunter  nicht  unwahrscheinlich  ist.  Recht  frag- 
lich ist  es  auch,  ob  wirklich  der  häufige  Gehalt  der  skandinavischen  Eisenerzlager  an 
Kohlenwasserstoffen  ein  ursprünglicher  ist,  und  ob  man  in  ihnen  Beste  von  organischer 
Substanz  erblicken  darf,  welche  zur  Ausfällung  des  eiuen  oder  anderen  Erzes  bei- 
getragen haben  könnte  (siehe  S.  122). 


Magnetit-  und  Eisenglanz- (Roteisenstein-)  Lager.  167 

Eontaktlagerstätten  beschrieben  worden  sind,  wie  z.  6.  mit  demjenigen  von 
Traversella  im  Piemont  oder  demjenigen  von  Moravicza  nnd  Dognacska  im  Banat. 
Besonders  auf  die  Ähnlichkeit  der  Persberger  Lagerstätten  mit  demjenigen  des 
Banats  hat  Hj.  Sjögren  aufmerksam  gemacht  and  die  letzteren  damals  aller* 
dings  wie  jene  für  schichtige  Bildangen  erklärt.  Bezüglich  der  von  Skam- 
massen  begleiteten  Lagerstätten  sind  in  jedem  Einzelfalle  an  nnd  für  sich  folgende 
Entstehnngs weisen  denkbar: 

1.  Sie  könnten  Sedimente  sein;  ihr  gegenwärtiger  mineralogischer  Charakter 
wäre  dann  bedingt 

a)  durch  eine  Begionalmetamorphose, 

b)  durch  eine  Eontaktmetamorphose. 

2.  Sie  sind  vielleicht  überhaupt  nicht  syngenetisch.  sondern  epigenetische 
Kontaktlagerstätten,  d.  h.  die  Bildung  der  Ealktonerdesilikate  ist  die  Folge 
einer  benachbarten  Gesteinsintrusion,  welche  zugleich  zur  Ansiedelung  der  Erze 
in  dem  Nebengestein  geführt  hat.  Ein  Teil  des  zugefUhrten  Metalles  könnte 
dann  auch  zur  Bildung  der  Silikate  verwendet  worden  sein. 

Was  zunächst  die  Mitwirkung  der  Regionalmetamorphose  anlangt,  so 
scheint  es,  als  ob  dieselbe  ihrer  Wirkung  nach  in  vielen  Fällen  nicht  von  der 
Kontaktmetamorphose  zu  trennen  ist,  und  daß  umgekehrt  in  großer  Tiefe  ruhende 
Tiefengesteinsmassen  «ine  so  weitgreifende  Umwandlung  ihres  gleichfalls  in 
gewaltiger  Tiefe  liegenden  Nebengesteines  —  infolge  intensiver,  gleichmäßiger 
nnd  langandauemder  Durchhitzung  unter  hohem  Druck  und  möglicherweise  unter 
Mitwirkung  von  gasförmigen  Agentien  —  bewirken  könnten,  daß  diese  Kontakt- 
metamorphose den  Charakter  einer  allgemeinen  Regionalmetamorphose  annimmt. 

Sehr  viele  der  von  einem  Skam  begleiteten  Eisen-  und  Manganerzlager- 
stätten sind  umgeben  von  Gneisen,  „Granitgneisen'',  „Granuliten^  und  anderen 
Gresteinen,  deren  sedimentäre  Natur  keineswegs  feststeht  und  die  vielleicht  aus- 
gewalzte Tiefengesteine  sind;  in  der  Nachbarschaft  anderer  kommen  zweifellose 
Granitstöcke  vor.  Es  wäre  in  jedem  Falle  die  Möglichkeit  zu  bedenken,  ob 
nicht  zwischen  der  Erzlagerstätte  und  derartigen  Gesteinen  ein  ursächlicher 
Zusammenhang  bestanden  haben  könnte,  der  durch  die  mannigfachsten  tektonischen 
Vorgänge  für  immer  verwischt  worden  ist. 

Es  kann  hier  nur  nachdrücklich  auf  die  große  Ähnlichkeit  zwischen  den 
genannten,  von  einem  Skam  begleiteten  Eisenerzlagern  und  anderen  Vor- 
kommnissen hingewiesen  werden,  welche  man  als  Kontaktlagerstätten  beschrieben 
hat,  und  welche  deshalb  auch  in  diesem  Buche  unter  diesen  behandelt  worden 
sind,  nämlich  z.  B.  die  von  Schwarzenberg  im  Erzgebirge  und  von  Schmiede- 
berg im  Riesengebirge.  ^) 

')  Wie  aus  einer  seiner  letzten  Notizen  hervorgeht,  wollte  Stelzner  alle  von 
einem  Skammantel  umgebenen  und  von  Skam  begleiteten  sulfidischen  und  oxydischen 
Erzlager  zusammenfassen  und  damit  die  nahen  Beziehungen  zwischen  dem  „Typus 
Persberg**  und  den  Erzlagern  von  Schwarzenberg  im  Erzgebirge  zum  Ausdruck  bringen. 
Letztere  schienen  ihm  wieder  mit  den  Sulfid- Granatlagerstätten  von  Brokenhill,  Schnee- 
berg in  Tirol  u.  a.  verwandt  zu  sein.  Für  alle  hielt  er  die  sedimentäre  Natur  für  am 
wahrscheinlichsten,  da  er  auch  die  umgebenden  Schiefer  für  sedimentär  hielt. 


168  I^iö  schichtigen  Lagerstätten. 

Übrigens  hat  Hj.  Sjögren*)  neuerdings  (1893)  die  Eisenerze  von  Persberg, 
Dalkarisberg  und  Arendal  samt  den  Lagerstätten  des  Banats  für  metasomatische 
Bildungen  nach  Kalksteinen  erklärt,  bewirkt  durch  erzhaltige  Lösungen,  welche 
längs  der  Kontaktilächen  oder  längs  undurchlässiger  Schichten  zirkulierten. 

Endlich  sei  noch  die  Möglichkeit  angedeutet,  daß  vielleicht  einige  Eisen- 
erzlager dieser  Gruppe  ihr  Analogon  in  den  zweifellos  schichtigen  Boteisensteinen 
des  mittleren  und  oberen  Devons  in  Mittel-  und  Norddeutschland  und  Mähren 
besitzen.  Diese  sind  stets  geknüpft  an  Diabastufife,  Diabase  und  Kalksteine; 
stellenweise  gehen  sie  in  solche  über.  Stellt  man  sich  vor,  daß  diese  devonischen 
Lagerstätten  einer  intensiven  Eegional-  oder  Eontaktmetamorphose  ausgesetzt 
würden,  so  wäre  wohl  ein  Endprodukt  denkbar,  welches  den  Erzlagern  vom 
Typus  Dannemora  entspräche.  So  sind  z.  B.  die  Roteisensteinlager  des  Spitzen- 
bergs bei  Altenau  im  Oberharz,  welche  nicht  einmal  in  der  Zone  intensivster 
Kontaktmetamorphose  des  Oker-Grranites  liegen,  in  granatführende,  von  kristallinen 
Kalksteinen  begleitete  Magneteisensteine  umgewandelt  worden. 

3.  Am  meisten  Schwierigkeiten  bereitet  die  genetische  Deutung  solcher 
Eisenerzlagerstätten,  welche  durch  einen  besonders  hohen  Phosphor-  und  Titan- 
gehalt ausgezeichnet  sind.  Ein  Mittelglied  zwischen  diesen  und  den  Erzen  vom 
Striberg-Typus  scheinen  auf  den  ersten  Blick  die  Lagerstätten  von  Grrängesberg 
zu  bilden,  deren  hangende  Schichten  mitunter  außerordentlich  reich  sind  an 
Apatit.  Welche  Meinungsverschiedenheiten  in  bezug  auf  die  norrbottischen 
Eisenerze  unter  den  schwedischen  Geologen  herrschen,  ist  schon  bei  Besprechung 
jener  Vorkommnisse  erwähnt  worden.  Vielleicht  ist  eine  Aufklärung  von  der 
Erschließung  der  zahlreichen  neuerdings  in  Lappland  nachgewiesenen  Erzmassen 
zu  erwarten.  Einstweilen  gehen  ja  sogar  die  Ansichten  über  die  Entstehung 
des  Nebengesteines  der  letzteren  noch  diametral  auseinander.  * 

Anhang. 
Die  Smirgellagerstätten  in  den  kristallinen  Schiefem. 

Der  wegen  seiner  Härte  wertvolle  S  mir  gel  tritt  inmitten  kristalliner 
Schiefer  in  bankförmigen  Einlagerungen  auf;  er  ist  ein  Gemenge  von  Korund- 
körnern vorzugsweise  mit  Magnetit  und  allerlei  Silikaten.  Seine  Entstehung 
dürfte  mit  Kontaktmetamorphose  zusammenhängen. 

Die  wichtigsten  und  bestbekannten  Smirgellagerstätten  sind  diejenigen  der 
Kykladeninsel  Naxos«^)  Das  Liegende  der  smirgelführenden  Schichten  sind 
mehr  oder  weniger  grobkörnige  Gneise,  die  oft  als  Augengneis  ausgebildet 
sind  und  große  Orthoklas-Kristalle  enthalten.  Über  diesem  Gestein  liegen  fein- 
kömige  Gneise  und  Marmorlager;  auf  der  Nordseite  der  Insel   sind  in  diese 


^)  Nägra  jemförelser  mellan  Sverlges  och  utlandets  jemmalmslager  med  hänsyn 
tili  derag  genesis;  Geol.  För.  Förh.,  XV,  1893,  484. 

')  Tschermak,  Über  den  Smirgel  von  Naxos;  Tschenn.  Min.  petrogr.  Mitt., 
XIV,  1895,  311—342,  Lit.  —  Gobantz,  Die  Schmirgel lagerstätten  auf  Naxos;  Österr. 
Ztschr.  f.  Berg-  u.  Hütten w.,  XLII,  1894,  143—147.  —  Philippaon,  Beiträge  zur 
Kenntnis  der  griechischen  Inselwelt;  Pet«rm.  Mitt.,  Ergänzungsheft  No.  134,  1901, 
72—74,  77—78.  —   Zenghelis,  Les  minerais  et  min^raux  utiles  de  la  Grece,   1903. 


Die  Smirgellagerstätten  in  den  kristallinen  Schiefern.  169 

letzteren  unregelmäßige  Lager  von  Smirgel  eingeschaltet.  Nach  Gobantz 
werden  die  Schiefer  und  Kalksteine  von  Turmalingranitgängen  durchsetzt,  die  bis 
zu  25  m  mächtig  werden,  nnd  auch  die  Angengneise  dürften  wohl  nichts  anderes 
als  Granite  sein.  Die  Smirgellagerstätten  liegen  zwischen  den  beiden  Dörfern 
Wothri  nnd  Apiranthos  im  Nordosten  der  Insel.  Es  sind  viele  5 — 50  m  mächtige, 
linsenförmige  Massen  im  körnigen  Kalk,  an  deren  Zusammensetzung  in  wechseln- 
der Menge  folgende  Mineralien  teilnehmen:  Korund,  Magnetit  (sekundär  auch 
Hämatit),  Turmalin,  Margarit,  Muskovit,  Chloritoid,  Diaspor,  Disthen,  Staurolith, 
Biotit,  Rutil,  Spinell  und  yesuvian(?).  Man  nimmt  als  Norm  an,  dafi  der 
Smirgel  aus  ^/g  Korund,  ^/^  Magnetit,  ^/g  Kieselsäure  usw.  bestehe. 

Die  sehr  schwierige  Gewinnung  geschieht  heute  noch  vorzugsweise  mittelst 
Feuersetzens,  was  einen  enormen  Holzverbrauch  auf  der  Insel  zur  Folge  hat. 
Weiteres  über  die  Smirgelgewinnung  berichten  Gobantz  und  Philippson. 
Die  Smirgelproduktion  auf  Naxos  ist  Staatsmonopol;  die  Ausfuhr  betrug 
zwischen  1892—1897  jährlich  durchschnittlich  für  332000  Frs.  „Außer  auf 
Naxos  kommt  der  Smirgel  in  Griechenland  noch  auf  anderen  benachbarten  Inseln 
augenscheinlich  in  demselben  Marmorhorizont  vor,  so  auf  Faros,  Hiraklia,  Jos, 
Sikinos(?);  aber  um  die  Preise  nicht  zu  drücken,  gestattet  die  Eegierung  nur 
auf  Naxos  den  Abbau"  (Philippson).    Im  Jahre  1902  wurden  4700  t  gewonnen. 

Zahlreiche  Smirgellager  sind  in  Rleinasien^)  bekannt.  Das  Mineral  kommt 
hier  teilweise  anstehend  und  gebunden  an  Kalkstein,  verunreinigt  mit  Margarit, 
Biotit,  Chlorit  usw.,  oder  eluvial  und  vermengt  mit  Ton  in  Vertiefungen  des 
smirgelführenden  Kalksteines  vor.  Die  letzteren  werden  bis  zu  6  m  tief  Der 
eluviale  Smirgel  hat  bisher  die  Hauptmasse  der  dortigen  Produktion  ausgemacht. 
Die  wichtigsten  kleinasiatischen  Smirgelgruben  liegen  am  Gumusch  Dagh 
und  bei  Tireh,  nördlich  des  Maeander,  zwischen  Ephesus,  Aidin  und  dem  Berg 
Tmolos  und  weiter  im  Süden  am  Ak  Sivri  bei  Akhyrku6. 

Zahlreiche  Korund  Vorkommnisse  sind  in  den  nordamerikanischen  Ost- 
staaten an  Peridotit-,  Pyroxenit-,  Hornblendeschiefer-,  Talkschiefer-,  Chlorit- 
schiefer-  und  Serpentinvorkommnisse  gebunden.*)  Da  dieselben  wenigstens 
teilweise  als  magmatische  Ausscheidungen  erklärt  werden  können,  wurde  der- 
selben schon  früher  kurz  Erwähnung  getan. 

Der  hauptsächlichste  Smirgelproduzent  in  den  Vereinigten  Staaten  war 
im  Jahre  1901  Nord-Carolina;  außerdem  hat  man  neuerdings  in  Montana  und 
in  Kanada  (Ontario)  Smirgellager  entdeckt.  Nordamerika  ist  reich  an  solchen 
Vorkommnissen,  die  indessen  noch  sehr  wenig  ausgenutzt  werden. 

Der  große  Bedarf  der  Industrie  an  Schleifmitteln  wird  schon  jetzt  teil- 
weise durch  Kunstprodukte,  wie  Carborund  (seit  1893)  und  künstlicher  Korund, 
gedeckt. 


*)  Fuchs  et  de  Launay,  Gites  minöraux,  I,  605.  —  Thomae,  Emery,  chrome- 
ore  and  other  minerals  in  the  Villayet  of  Aidin,  Asia  Minor;  Transact.  Am.  Inst.  Min. 
Eng.,  XXVIII,  1899,  208—225. 

^)  J.  Volney  Lewis,  Corundum  of  the  Appalachian  Crystalline  Belt;  Transact. 
Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXV,  1896,  852—906,  Lit. 


170  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

In  Sachsen  kommt  Smirgel  am  Ochsenkopf  hei  Schwarzenberg  nach 
Frenzel^)  mit  Talk  und  Agalmatolith  lagerförmig  vor. 

h)   Nicht  oolithische  Lager  von  Roteisenstein  und  Magneteisenerz 

in  normalen  Sedimenten.^) 

Von  den  im  nachstehenden  beschriebenen  Erzlagerstätten  können  wohl  nur 

die  devonischen  Roteisensteine  Mitteleuropas  als  zweifellose  Sedimente  gelten. 

Die  systematische  Stellung  aller  anderen  ist  mehr  oder  weniger  unsicher. 

Unter  Vorbehalt  soll  hier  zunächst  eine  wenig  wichtige  Eisenerzlager- 
stätte im  westlichen  Frankreich  erwähnt  werden,  über  welche  Genaueres  nicht 
bekannt  geworden  ist.  Bei  Segre,^  NW.  von  Angers,  im  Depart.  Maine-et- 
Loire  liegen  sechs  Flöze  von  dichtem  Magnet-  und  Glanzeisenerz  in  silurischen 
Quarziten.  Der  Magnetit  überwiegt  in  der  Teufe,  im  Ausstrich  sind  die  Erze 
verwittert  zu  Brauneisenerz.  Der  Abbau  dieser  Lagerstätten  reicht  bis  in 
gallische  Zeiten  zurück.  Das  Erz  hat  eine  Mächtigkeit  von  7  m.  Im  Jahre 
1901  war  der  Bergbau  gefristet. 

Zu  den  gewaltigsten  Eisenerzlagerstätten  gehören  diejenigen  von  Gornwall 
in  PennsylTanien,^)  etwa  100  km  WNW.  von  Philadelphia.  Ihre  Entstehung 
und  systematische  Zugehörigkeit  ist  ganz  unaufgeklärt.  Ein  groß- 
artiges Lager  von  lockerem  Magnetit  bildet  dort  große  Teile  dreier  Hügel  von 
40 — 90  m  relativer  Höhe,  des  Big  Hill,  des  Middle  Hill  und  des  Grassy  Hill. 
Die  Erzmasse  ist  nachgewiesen  auf  eine  Länge  von  etwa  1300  m,  in  einer  Breite 
von  120 — 240  m  und  bis  zu  etwa  100  m  unter  dem  Talboden,  also  bis  zu  etwa 
200  m  Mächtigkeit.  Sie  wird  stellenweise  überlagert  von  einem  Komplex  von 
Tonschiefer  und  Kalkstein,  und  innerhalb  des  Erzkörpers  selbst  treten  parallel- 
gelagerte Partien  von  denselben  Gesteinen  oder  von  Marmor  auf,  ein  Beweis, 
daß  das  heutige  Erz  durch  Umwandelung  eines  Sedimentes  entstanden  ist.  Der 
erzführende  Komplex  liegt  fast  horizontal  und  zeigt  nur  ein  geringes  Einfallen 
gegen  SW.  Nach  Norden  ist  das  Erz  samt  den  hangenden  triasischen  Kalken 
und  Schiefern  durch  eine  Verwerfung  gegen  das  gefaltete  Silur  und  Cambrium 
abgeschnitten.  Ein  30  m  mächtiger  ,.  Trappt -Gang  (scheinbar  ein  Diabas- 
Porphyrit)  ist  dort  emporgedrungen;  er  fällt  etwa  unter  30 — 40*^  gegen  S.  ein 
und  bildet  als  schwer  verwitterndes  Gestein  zum  guten  Teil  die  ursprünglich 
kuppenförmigen  Erhebungen  der  genannten  drei  Hügel.  Gegen  das  Erz  ist  er 
scharf  abgegrenzt.  Zum  anderen  Teil  bestehen  die  drei  Hügel  aus  Eisenerz  und 
den  untergeordneten  ein-  und  aufgelagerten  Sedimenten. 

Das  Erz  ist  in  den  oberen  Teufen  teils  in  Limonit  und  Hämatit  umge- 
wandelt, teils  recht  reiner  Magnetit.    In  der  Tiefe  stellt  sich  indessen  ziemlich 


^)  Mineralogisches  Lexikon  für  das  Königreich  Sachsen,  1874,  177—178. 

*)  Dieser  Abschnitt  wurde  vom  Herausgeber  eingefügt. 

*)  Fuchs  et  de  Launay,  Gites  min^raux,  I,  731—733. 

*)  Hunt,  The  Cornwall  Iron-mine  and  some  related  deposits  in  Pennsylvania; 
Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  IV,  1875—1876,  319—325.  —  Höfer,  Die  Kohlen- und 
Eisenerzlagerstätten  Nordamerikas,  1878,  241—245.  —  d'Invilliers,  The  Cornwall 
iron-ore  mines;  Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XIV,  1886,  873—904.  —  Lesley  and 
d'Invilliers,  Ann.  Report  IL  Penns.  Survey  1885;  zitiert  von  Kemp.  —  Kemp, 
Ore  deposits,  1900.  175—180,  Lit. 


Magnetit-  und  Eisenglanz- (Roteisenstein-)  Lager.  171 

viel  Pyrit  ein,  der  übrigens  aueh  in  den  begleitenden  Schiefern  vorkommt; 
talkige  Schieferlagen,  dunkler  Glimmer  und  Hornblende  sind  gleichfalls  durch 
das  Eisenerz  verteilt. 

Am  Middle  Hill  finden  sich  auch  Schnüre  und  Butzen  von  Kupfererz, 
nämlich  Kupferkies  und  in  höheren  Teufen  auch  gediegen  Kupfer,  Malachit, 
Lasur  und  Rotkupfererz.  Höfer  erwähnt  femer  Kobaltvitriol,  Allophan, 
Hydrokuprit  (?  CuOH),  Calcit,  Aragonit  und  Gips.  Früher  hat  man  zu  Cornwall 
auf  die  Kupfererze  gebaut;  sie  kommen  jetzt  noch  in  solcher  Menge  vor,  dafi 
sie  ausgehalten  und  an  die  Kupferhütten  geliefert  werden  können. 

Die  als  Magnetit  bezeichneten  Erze  sind  nach  alledem  oft  sehr  unrein. 
Sie  enthalten:  Eisen  bis  zu  65®/o,  Mangan  0,05 — ^0,25 ^/o,  sehr  wechselnde 
Mengen  Kupfer,  bis  über  3®/o  Schwefel,  bis  zu  S^Jq  Magnesia,  bis  zu  4,5% 
Kalk,  etwa  0,01  <*/o  Phosphor  und  4 — 21  %  Kieselsäure.  Der  Gehalt  an  letzterer 
ist  umgekehrt  proportional  dem  Eisengehalt. 

In  welchen  Beziehungen  die  Kupfererze  zu  dem  Eisenerze  stehen,  ob  sie 
vielleicht  jüngere  Einwanderer  sind,  scheint  noch  nicht  genügend  aufgeklärt 
zu  sein. 

Jedenfalls  entspricht  die  Qualität  des  Comwall-Erzes  nicht  seiner  Quantität; 

die  schlechteren  Sorten  müssen  vor  der  Verhüttung  abgeröstet  werden. 

Über  Alter  und  Entstehung  dieser  Erzlagerstätte  gehen  die  Ansichten 
auseinander.  Sicher  ist  so  viel,  daß  die  mächtigen  Eisenerzmassen  aus  sedimentären 
Gesteinen  hervorgegangen  sind,  und  als  wahrscheinlich  gilt,  daß  diese  letzteren 
dem  Silnrocambrium  angehören.  Fraglich  bleibt,  ob  man  es  mit  ursprünglich 
eisenhaltigen  und  in  Eisenstein  verwandelten  Sedimenten  zu  tun  habe,  oder  ob 
der  Eisengehalt  irgendwoher,  vielleicht  von  dem  Diabas  zugeführt  worden  ist. 
Letzteres  wird  von  d'Invilliers  bestritten;  nach  dessen  Ansicht,  die  auch 
teilweise  von  Kemp  geteilt  wird,  bestand  zuerst  ein  kalkfiihrender,  mit  Pyrit 
durchwachsener  Tonschiefer,  wie  er  jetzt  stellenweise  noch  angetroffen  wird. 
Dieser  soll  zu  Brauneisenerz  verwittert  sein,  welches  durch  gleichzeitige  Aus- 
laugung von  Kalk  und  Magnesia  an  Ort  und  Stelle  angereichert  und  unter 
Wasser-  und  Sauerstoffentzug  endlich  in  Magneteisen  umgewandelt  worden  sein 
soll.  Die  Einwirkung  heißer  Quellen  im  Zusammenhang  mit  der  Eruption  des 
Diabases  oder  möglicherweise  die  Hitze  des  letzteren  selbst  mögen  der  Ent- 
stehung des  Magnetits  forderlich  gewesen  sein.  Unangänglich  dürfte  wohl  die 
Deutung  der  Magnetitmassen  als  eine  Kontaktlagerstätte  sein,  denn  dem  wider- 
spricht das  Mißverhältnis  zwischen  der  Masse  des  Diabases  und  der  Erzmenge. 

Ähnliche,  wenn  auch  unbedeutendere  Lagerstätten  kommen  in  der  Um- 
gebung von  Cornwall  zu  Boyertown,  Weatfield,  Reading  und  Dillsburg  vor. 
Alle  sind  an  „Trappt -Durchbrüche  gebunden  und  bestehen  aus  Magnetit.  Die 
wichtigste  der  zuletzt  genannten  Gruben  ist  die  von  Boyertown;  die  Erzmasse 
ist  dort  nach  Hunt  über  40  m  dick  und  ^It  unter  45^  ein. 

Es  ist  bemerkenswert,  daß  sich  alle  diese  im  Flußgebiet  des  Susquehanna 
und  des  Schuylkill  liegenden  Vorkommnisse  unmittelbar  am  nördlichen  Außen- 
rande der  triasischen  Gebiete  Pennsylvaniens  befinden. 

Der  Bergbau  zu  Cornwall  reicht  zurück  bis  in  das  XVIII.  Jahrhundert. 
Schon  nach  1740  gab  es  dort  drei  Hochöfen,  welche  jährlich  je  etwa  2000  t 
Eisen  erschmolzen  haben.  Heute  gehören  die  Cornwall-Gruben  zu  den  ergiebigsten 
der  Vereinigten  Staaten.    Sie  lieferten  1901  etwa  760000  t  Erz. 


172  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Die  Roteisen-  und  Mag^neteisensteine  im  Gefolge  der  mittel-  und 

oberdevonisohen  Diabase  Mitteleuropas. 

Literatur. 

Bischof,  Lehrbuch  der  chemischen  und  physikalischen  Geologie,  II,  2.  Abt.,  1854, 
1082-1086. 

Yon  Dechen,  Die  nutzbaren  Mineralien  und  Gebirgsarten  im  Deutschen 
Reiche,  1873. 

Stein,  Geognostische  Beschreibung  der  Gegend  von  Brilon;  Ztschr.  d.  deutsch, 
geol.  Ges.,  XII,  1860,  208—272. 

Beschreibung  der  Bergreviere  Arnsberg,  Brilon  und  Olpe,  sowie  der  Fürsten- 
tümer Waldeck  und  Pyrmont.  Herausgeg.  vom  k.  Oberbergamt  zu  Bonn.  1890.  Geo- 
logische Abschnitte  von  E.  Schulz. 

Holzapfel,  Das  obere  Mitteldevon  im  rheinischen  Gebirge;  Abb.  preuss.  geol. 
Landes-Anst.,  Neue  Folge,  Heft  16,  1895. 

W.  Riemann,  Beschreibung  des  Bergreviers  Wetzlar,  1878.  —  Ders.,  Das  Vor- 
kommen der  devonischen  Eisen-  und  Manganerze  in  Nassau;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol., 
1894,  50-57. 

Frohwein,  Beschreibung  des  Bergreviers  Dillenburg,  1885. 

Frech,  Geologie  der  Umgegend  von  Haiger  bei  Dillenburg  (Nassau);  Abb.  preuss. 
geol.  Landes-Anst.,  Bd.  VIII,  3,  1888. 

Drevermann,  Die  Fauna  der  oberdevonischen  TufPbreccie  von  Langenaubach 
bei  Haiger;  Jahrb.  preuss.  geol.  Landes-Anst.,  1900,  99—112. 

Lotz.  Die  Dillenburger  Rot-  und  Magneteisenerze;  Ztschr.  d.  deutsch,  geol. 
Gesellsch.,  LIV,  1902;  Frotok.  139—141. 

Odernheimer,  Das  Berg-  und  Hüttenwesen  im  Herzogtum  Nassau,  1865. 

Wenckenbach,  Beschreibung  des  Bergreviers  Weilburg,  1879. 

Geognostisch  Bergmännische  Skizzen;  Berggeist,  XI,  1866, 151 — 152, 155 — 156, 169. 

Gümbel,  Geognostische  Beschreibung  des  Fichtelgebirgs,  277,  481,  508—509. 

Die  Eisenerzlager  Oberfrankens;  Berggeist,  XI,  1866,  245 — 246. 

Elockmann,  Übersicht  über  die  Geologie  des  nordwestlichen  Oberharzes;  Ztschr. 
d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XLV,  1893,  253—287. 

Harbort,  Zur  Frage  nach  der  Entstehung  gewisser  devonischer  Roteisenerz- 
lagerst&tten;  N.  Jahrb.,  1903,  I,  179—192. 

Hauchecorne,  Mitteilungen  aus  dem  Laboratorium  der  k.  Bergakademie  in 
Berlin;  Ztschr.  f.  d.  Berg-,  Hütten-  u.  Salinenw.,  XVI,  1868,  198—208. 

M.  Koch,  Gliederung  und  Bau  der  Culm-  und  Devonablagerungen  des  Hartenberg- 
Büchenberger  Sattels  nördlich  von  Elbingerode  im  Harz;  Jahrb.  preuss.  geol.  Laudes- 
Anst.,  XVI,  1895,  131—164.  —  Ders.,  Cypridinenschiefer  im  Devongebiet  von  Elbinge- 
rode und  Hüttenrode;  ebenda  XV,  1894,  199—221. 

Brandes,  Die  Eisensteinlagerstätten  bei  Hüttenrode  im  Harz;  Berggeist,  XII, 
1867,  367  ff. 

Kretschmer,  Die  Eisenerzbergbaue  bei  Bennisch  (Mähren);  Österr.  Ztschr.  f. 
Berg-  u.  Hüttenw.,  XLII,  1894,  167—175,  186—188.  —  Ders.,  Die  Eisenerzlagerstätten 
des  mährischen  Devon;  Jahrb.  k.  k.  geol.  Reichs- Anat.,  XLIX,  1899,  29—124. 

Pelikan,  Über  die  mährisch- schlesische  Schalsteinformation;  Sitzungsber.  math.- 
naturw.  Gl.  kais.  Akad.  zu  Wien,  CVII,  Abt.  I,  1898,  547—608,  Lit. 

Lowag,  Die  Eisenerzvorkommen  und  die  ehemalige  Eisen erzerzeugung  bei 
Römerstadt  in  Mähren;  österr.  Ztschr.  f.  Berg-  und  Hüttenw.,  XLIX,  1901,  129—133. 


Magnetit-  und  Eisenglanz- (Eoteisenstein-)  Lager.  173 

"^  Zu  den  bezeichnendsten  Schichtgliedern  des  mittleren  und  stellenweise  des 
oberen  Devons  rechts  des  Rheins  gehören  die  weitverbreiteten  Vorkommnisse  von 
Roteisenstein,  die  fast  immer  in  Begleitung  von  Diabasen  und  von  Schalsteinen, 
d.  s.  die  zu  letzteren  gehörenden  Tuffe,  auftreten.  Sie  kommen  dann  als  bank- 
artige oder  linsenförmige  Zwischenlagerungen  zwischen  Diabasen,  oder  zwischen 
Schalsteinen,  oder  zwischen  Schalsteinen  und  Diabasen  vor,  wobei  bald  dieses, 
bald  jenes  Gestein  das  Hangende  oder  Liegende  bildet,  oder  sie  treten  zwischen 
solchen  Gesteinen  und  Kalkstein  oder  Tonschiefern  auf,  besitzen  eine  sehr 
wechselnde  Zusammensetzung  und  Struktur  und  gehen  sehr  häuüg  in  Kalksteine 
oder  Schalsteine  tiber.  Sind  sie  kalkreich,  so  werden  sie  als  Flußeisensteine 
bezeichnet;  durch  Verkieselung  werden  sie  zu  Jaspisen  oder  Eisenkieseln.  Nicht 
selten,  aber  nur  in  geringem  Umfang,  ist  das  Erz  kristalliner  Eisenglanz. 

Diese  weitverbreiteten  Roteisensteine  gehören  samt  den  sie  begleitenden 
Schalsteinen  und  Diabasen  dem  Stringocephalenkalk  oder  den  untersten  Stufen 
des  Oberdevons  an,  soweit  sich  das  an  vielen  Stellen  an  den  in  ihnen  enthaltenen 
Versteinerungen  erkennen  läfit.  An  manchen  Fundorten  tritt  mit  dem  Roteisen 
auch  Magneteisenstein  auf;  nur  zum  Teil,  wie  z.  B.  am  Spitzenberg  bei  Altenau 
im  Oberharz  oder  wahrscheinlich  auch  bei  Dillenburg  in  Nassau,  ist  dieser  durch 
Kontaktmetamorphose  aus  dem  Roteisenstein  entstanden. 

Die  devonischen  Eisensteinlager  haben  zwar  fUr  die  deutsche  Eisen- 
produktion nicht  mehr  ihre  frühere  Bedeutung,  immerhin  aber  beziffert  sich  die 
aus  ihnen  in  den  verschiedensten  Gegenden  des  norddeutschen  Paläozoikums  ge- 
wonnene Erzmenge  noch  auf  Hunderttausende  von  Tonnen.  Es  wurden  ge- 
fördert im  Jahre  1901  im  Bergrevier  Weilburg  98460,  Wetzlar  165300,  Dillen- 
burg 149500,  am  Büchenberg  bei  Elbingerode  im  Jahre  1903  2085  t  Roteisenstein. 

Man  hat  diese  Eisensteine  bisher  ganz  allgemein^)  fttr  metasomatische  Lager- 
stätten gehalten  und  geglaubt,  sie  seien  durch  Lösungen  von  Eisenkarbonat 
entstanden,  welche  die  Stringocephalen-  und  andere  Kalke  zunächst  in  Eisen- 
oxydulkarbonat verwandelt  hätten;  letztere  Verbindung  sei  unmittelbar  darauf 
durch  Aufnahme  von  Wasser  und  Sauerstoff  zu  Brauneisenstein  und  dieses  endlich 
durch  Wasserabgabe  in  Roteisenstein  übergefUhrt  worden.  Man  nahm  dabei 
allgemein  an,  daß  den  Diabasen  und  Schalsteinon  das  zu  dieser  Metasomatose 
nötige  Eisen  entstamme,  indem  es  bei  der  Verwitterung  derselben  in  Lösung 
gehe  und  auf  seiner  Wanderschaft  durch  die  benachbarten  Kalksteine  festge- 
halten werde.*) 

Dieser  Auffassung  stellen  sich  aber  verschiedene  Bedenken  in  den  Weg: 
1.  Mußten  dann  die  begleitenden  Schal  steine  und  Diabase  stets  eine  tief- 
greifende Zersetzung  aufweisen,  was  keineswegs  immer,  ja  in  der  Regel  gar 
nicht  der  Fall  ist.  Nimmt  man  für  die  Eisenerze  einen  Gehalt  von  nur  40  ^/o 
Eisen  an,  so  müßten  unter  der  Annahme,  daß  Schalsteine  und  Diabase  den  sehr 
hohen  und  meistens  nicht  erreichten  Eisengehalt  von  10  ^/q  besäßen,  diese  Gesteine 
in  der  Nähe  der  Eisenerze  in  viermal  so  großer  Masse  bis  zur  vollständigen 
Eisenabgabe  und  Bleichung  zersetzt  sein.  Auch  dann,  wenn  man  annehmen 
dürfte,  daß  der  Eisengehalt  der  Erze  nicht  dem  unmittelbaren  Nebengestein 
entstamme,  sondern  sich  bei  steiler  Schichtenstellung  in  die  Tiefe  gezogen  habe 
und  ans  Diabasen  und  Schalsteinen  ausgelaugt  worden  sei,   welche  schon  lange 

^^  Auch  Stelzner  hatte  sie  zu  diesen  gerechnet. 

*)  Diese  Entstehuugstheorie  wurde  zuerst  von  Bischof  ausofesprochen. 


174  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

der  Erosion  verfielen,  während  sich  ihr  Eisengehalt  in  den  noch  vorhandenen 
Erzlagern  konzentrierte,  müßt«  sich  jene  vollkommene  Zersetzung  wenigstens  im 
Nehengestein  der  oft  wenig  geneigten  oder  fast  horizontalen  Lager  nachweisen 
lassen,  was  aber  auch  nicht  der  Fall  ist. 

2.  Wären  die  Lagerstätten  metasomatische,  dann  müßten  die  Ealkschalen 
der  in  ihnen  häufigen  Trilobiten  und  Brachiopoden,  die  Crinoidenstielglieder, 
Korallen  und  Goniatiten  gleichfalls  in  Eoteisenstein  umgewandelt  sein.  Das 
trifft  aber  durchaus  nicht  überall  zu,  wiewohl  diese  Umwandlung  sogar  ange- 
sichts der  Tatsache  erklärbar  wäre,  daß  die  Lagerstätten  aus  eisenhaltigen 
Lösungen  als  chemische  Präzipitato  entstanden  sind.  Vielmehr  finden  sich  z.  B. 
in  den  ober-  und  unterharzer  Boteisensteinen  zahllose  völlig  unveränderte 
Brachiopodenschalen,  Korallen  usw.,  und  die  Crinoidenstielglieder  haben  oft  nur 
eine  Imprägnation  mit  Roteisenstein  längs  der  ursprünglichen  Nahrungskanäle 
erfahren. 

3.  Müßten  die  Lagerstätten,  wenn  sie  unter  den  normalen  Druck-  und 
Temperaturverhältnissen  der  Wasserzirkulation  über  dem  Grundwasserspiegel 
entstanden  wären,  aus  Brauneisenstein-  und  nicht  aus  Kotelsenerz  oder  gar 
Magneteisenstein  bestehen  (den  chemischen  Beweis  siehe  bei  Harbort). 

4.  Beweisen  manche  Beispiele  einer  paläozoischen  Kontaktmetamorphose, 
daß  die  Eisenerze  schon  in  der  Zeit  des  Oberdevons,  bezw.  des  Oberkarbons 
als  solche  bestanden  haben  müssen. 

Die  jeweiligen  Anschauungen  über  ihre  Entstehungsweise  könnten  sich  beim 
Betrieb  gerade  dieser  Lagerstätten  geltend  machen.  Wenn  sich  dieselben  in 
junger  Zeit  über  dem  Grundwasserspiegel  gebildet  hätten,  so  würden 
Aufschlußarbeiten  in  größerer  Teufe  aussichtslos  und  zwecklos  sein.  Die 
Eentabilität  eines  Tiefbergbaues  auf  diese  Vorkommnisse  überhaupt  vorausge- 
setzt, würde  derselbe  dagegen  bei  der  Annahme  einer  echten  Lagematur  der 
Erze  auch  noch  in  größerer  Teufe  mit  guten  Anbrüchen  zu  rechnen  haben.  * 

Ln  folgenden  soll  eine  B^ihe  typischer  Vorkommnisse  dieser  Roteisensteine 
kurz  besprochen  werden. 

Die  Eisenerzlager  von  Brilon  an  der  preußisch-waldeckischen  Grenze 
gehören  dem  oberen  Mitteldevon  an;  sie  bilden  bis  zu  20  m,  zumeist  aber  nur 
einige  Meter  mächtige  Mittel  in  innigstem  Zusammenhang  mit  Stringocephalen- 
kalk,  in  welchen  sie  manchmal  nachgewiesenermaßen  im  Streichen  und  häufig 
im  Fallen  übergehen.  An  ihre  Stelle  tritt  dann  zunächst  eisenschüssiger  Kalk- 
stein. Kalkstein  und  Eisenerz  sind  begleitet  von  Diabas  und  Schalsteinen.  Das 
Liegende  des  oberen  Mitteldevons  bilden  „Lenneschiefer^,  die  hier  dem  Calceola- 
horizont  (unteres  Mitteldevon)  entsprechen ;  unmittelbar  im  Hangenden  des  eisen- 
steinführenden Komplexes  liegt  die  oberdevonische  Intumescens- Stufe.  Die 
wichtigste  Grube  bei  Brilon  war  der  Eisenberg;  andere  liegen  im  benachbarten 
Hoppeketal  bei  Rösenbeck  und  in  der  Gegend  von  Br  ed  el  ar ,  östlich  von  Brilon.  Doch 
gehören  die  Bredelarer  Eisensteine  wenigstens  teilweise  der  Intumescens-Stufe  an. 

Die  Briloner  Eisenerze  sind  Roteisensteine';  auf  Klüften  finden  sich  schöner 
Braunspat,  Eisenglanz  und  Schwefelkies. 

Südlich  von  Bredelar  werden  Eisenerze  des  oberen  Mitteldevons  (mit 
Goniatites  [Maeneceras]  terebratus)  zu  Adorf  in  Waldeck  abgebaut.  Besonders 
die  Erze  der  Grube  Martenberg  sind  reich  an  Drusen  und  Gängen  mit  z.  T. 
schönen  Kristallisationen  von  Eisenglanz,  Quarz  (z.  T.  Sternquarz),  Schwerspat, 
Kalkspat,  Braunspat,  Dolomit,  Kupferkies,  Markasit  usw. 

Eine  ganz  besondere  Bedeutung  gewinnen  die  devonischen  Roteisenstein- 
vorkommnisse im  Bergrevier  Wetzlar;  sie  sind  dort  wohl  auseinander  zu  halten 


Magnetit-  und  Eisenglanz-  (Eoteisenstein-)  Lager.  1 75 

von  den  metasomatischen,  dem  Schalstein  und  Stringocephalenkalk  aufgelagerten 
Brauneisenerz-  und  Manganerzlagerstätten  jungen  Alters. 

Ober-  und  mitteldevonische  Diabase,  Schalsteine  und  Kalke  treten  in  einer 
mehrere  Kilometer  breiten,  SW. — NO.  streichenden  Zone  links  und  rechts  der 
Lahn  zutage  und  enthalten  an  zahlreichen  Orten  Roteisenstmne,  die  freilich  nur 
noch  zum  geringen  Teile  abgebaut  werden,  in  früherer  Zeit  aber  Gegenstand 
eines  rührigen  Bergbaues  waren. 

Im  Mitteldevon  liegen  die  auflässigen  Gruben  von  Philippswonne,  Würzberg, 
ferner  die  Abbaue  Juno,  Uranus  und  Amanda  bei  Nauborn,  Martha  bei  Albs- 
hausen, Eaab  bei  Wetzlar,  Maria  bei  Leun,  Ferdinand  bei  Oberndorf,  Mangold 
bei  Bonbaden,  Eisenzug  bei  Philippstein  u.  a.^)  Die  Mächtigkeit  dieser  Lager 
beträgt  1  bis  über  10  m,  im  Mittel  etwa  5  m,  das  Einfallen  ist  ein  sehr 
wechselndes,  gewöhnlich  wenig  steiles.  Die  Erze  sind  häufig  stark  kalkhaltig 
oder  verkieselt.  Wie  W.  Riemann*)  betont,  besteht  kein  Grund,  an  der  alten 
Annahme,  die  Roteisensteinlager  müßten  nach  der  Teufe  hin  vertauben,  fest- 
zuhalten; wiederholt  haben  Tiefbaue  diese  Ansicht  widerlegt  und  manchmal 
gerade  tief  unter  dem  Grundwasserspiegel  edle  Erze  erschlossen. 

Die  wichtigsten  Lager  sind  auf  der  linken  Lahnseite.  Während  die 
Eisensteine  von  der  Grube  Martha  bei  Albshausen  und  andere  in  der  Gegend 
von  Wetzlar  ähnliche  Verhältnisse  zeigen  wie  diejenigen  in  der  Gegend 
von  Brilon  und  Adorf,  stellen  sich  im  Wetzlarer  Revier  teilweise  ganz 
andere  stratigraphische  Verhältnisse  ein,  als  sie  sonst  das  obere  Mitteldevon  zu 
zeigen  pflegt.  Holzapfel  hat  dieselben  eingehender  erörtert.^  Es  ist  nämlich 
stellenweise  die  Stringocephalen-Stufe  nicht  als  ein  kalkiger  Komplex,  sondern 
als  eine  Folge  von  vorwaltenden  Schiefern  mit  zwischengelagerten  Knollen- 
kalken entwickelt.  Inmitten  der  Schiefer  (Tentaculitenschiefer)  spielen  auch 
Kieselschiefer  eine  nicht  unbedeutende  Rolle.  Das  Eisensteinfl&z  liegt  dann  zwar 
auch  im  Niveau  des  Stringocephalenkalkes,  wird  aber  vom  Oberdevon  durch 
eine  oft  recht  mächtige  Wechsellagerung  von  Ton-  und  Kieselschiefem  getrennt. 
So  zeigen  die  Gruben  Amanda  und  Juno  bei  Nauborn  nach  Krahmann  und 
Holzapfel  folgende  Lagerfolge  vom  Hangenden  zum  Liegenden: 

I.  Wetterschacht  der  Grube  Amanda.  II.  Bohrloch  No.  6. 

1.  Lehm  und  Löß.  1.  Lehm. 

2.  Tonschiefer 15  m.  2.  Gelber  Tonschiefer  .     .     .  10  m. 

3.  Blauer  Kieselschiefer    .     .     23    ,,  3.  Sandiger  Tonschiefer    .     .  24  „ 

4.  Schwarzer  Kieselschiefer  .     15    ^  4.  Blauer  Kiesel  schiefer  .     .  10  „ 

5.  Kalk 8„  5.  Schwarzer  Kieselschiefer  .  10  „ 

6.  Eisensteinlager    ....       8    „            6.  Tonschiefer 5  „ 

7.  Schalstein  als  Liegendes  .  10 — 15  m.      7.  Kalk . 2  ,, 

Darunter  Tonschiefer   des    unteren              8.  Eisenstein 1  „ 

Mitteldevons. 

(Die  Schichten  liegen  sehr  flach.) 

')  Holzapfel,  Das  obere  Mitteldevou  im  rheinischen  Gebirge, 
s)  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1894,  55—56. 
»)  1.  c.  371  if. 


176  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Die  Unkenntnis  dieser  Verhältnisse  erklärt  es,  daß  man  in  früherer  Zeit 
eine  ganze  Reihe  von  Roteisensteinlagem  der  Wetzlarer  Gegend  dem  Oherdevon 
zurechnete.  Im  übrigen  machen  auch  Lagerungsstörungen  die  wirkliche  Schichten- 
folge vielfach  undeutlich. 

Eines  der  wichtigeren  Eisenerzlager  der  Wetzlarer  Gegend  baut  mit  Erfolg 
die  Grube  Raab  ab.  Das  in  den  oberen  Teufen  40 — 45^,  in  den  tieferen  Sohlen 
erheblich  flacher  (25 — 30^  südöstlich  fallende  Lager  ist  bis  zu  50  m  Teufe  eine 
einheitliche,  mehrere  Meter  mächtige  Masse,  teilt  sich  aber  dann  in  zwei  durch 
Schalstein  getrennte  Lager.  Im  Hangenden  liegen  Ton-  und  Eieselschiefer,  im 
unmittelbaren  Liegenden  verwitterte  Schalsteine.  Während  die  oberen  Teufen 
stark  kieseliges  Erz  führten,  sind  gerade  die  tieferen  Horizonte,  120  m  unter 
der  Stollensohle,  durch  edlen  Roteisenstein  ausgezeichnet. 

In  der  Gegend  von  Haiger  bei  Dillenburg  in  Nassau  gibt  es  zweierlei 
Eisenstein  Vorkommnisse:  „das  eine  tritt  stets  in  kleinen  Nestern  auf  und  liegt 
überall  im  Kontakte  des  Orthoklasporphyrs,  seltener  im  Eontakte  des  Diabases 
mit  kalkreichen  Schalsteinen  oder  Kalken''  (Drevermann),  ein  anderes  wird 
z.  B.  abgebaut  auf  der  Grube  Constanze  bei  Langenaubach.  Das  Lager 
ist  gebunden  an  Schalsteine  und  Diabase  und  liefert  Fiußeisenstein.  Im  gleichen 
Horizonte  liegen  die  Roteisensteine  von  Oberscheid  bei  Dillenburg  und  wohl 
noch  andere  in  dortiger  Gegend  (Donsbacher  und  Eibacher  Lagerzug,  der  liegende 
und  hangende  Lagerzug  der  Eisernhand  und  der  Offenbacher  Lagerzug). 

Die  Schichtenfolge  des  eisensteinführenden  Gebirges  bei  Dillenburg  ist 
nach  Lotz  folgende: 

Zwischen  Donsbach  und  Haiger:  Bei  Oberscheid: 

Deckdiabas.  Deckdiabas. 

Cypridinenschiefer  mit  eingelager-  Unterer  Glymenienkalk  (nur  stellen- 

ten  grobkörnigen  Diabasen  und  weise). 

Sandsteinbänken.  Adorfer     Kalk,     an     zahlreichen 

Plattiger    Kalk,    nach    oben    mit  Punkten  mit  Roteisenstein. 

Schieferzwischenlagen. 

Roteisenstein.  Roteisenstein. 

Schalstein  mit  Diasbasmandelstein-  Schalstein. 

laven.  Wissenbacher     Schiefer,     hier 

Wissenbacher    Schiefer    mit   Ein-  nicht  zu  beobachten. 

lagerungen     von     quarzitischen 

Sandsteinen  u.  Diabasporphyriten. 

Der  Roteisenstein  liegt  also  als  Grenzschicht  zwischen  dem  Mittel-  und 
Oberdevon.  Auf  der  Grube  Königszug  werden  mächtige  Magneteisenerze  ab- 
gebaut, welche  durch  den  Kontakt  einer  hangenden  Diabasmasse  aus  Roteisen- 
stein entstanden  sind. 

Die  außerordentlich  zahlreichen  Eisensteinvorkommnisse  des  Bergreviers 
Weilburg  gehören  demselben  Lagerstättenzuge  an,  in  welchem  auch  die  Rot- 
eisensteingruben der  Wetzlarer  Umgebung  liegen.  Auch  im  Weilburger  Revier 
sind  zweierlei  Arten  von  Eisensteinlagern  zu  unterscheiden,  nämlich  1.  echte 
Einlagerungen   im  Schichtenverband  des   Devons  und    2.  metasomatische   Auf- 


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Magnetit-  und  Eisenglanz- (Roteisenstein-)  Lager.  177 

lagerangen  jüngerer  Entstehung  auf  dem  Ausgehenden  von  Schalsteinen  und 
Kalken  dieser  Formation. 

Die  eigentliche  stratigraphische  Stellung  der  eingelagerten  Eoteisensteine 
scheint  nicht  ganz  sicher  zu  sein.  Die  Ergebnisse  der  Untersuchungen  Holzapfels 
aber  das  Mitteldevon  bei  Wetzlar  dürften  auch  hier  anwendbar  sein  und  auch 
die  Weilburger  Roteisensteine  dem  oberen  Mitteldevon  angehören. 

Die  meisten  Lagerstätten  haben  Schalstein  sowohl  zum  Liegenden  wie 
zum  Hangenden  oder  Schalstein  zum  Liegenden  und  Schiefer  zum  Hangenden; 
letzterer  ist  stellenweise  Eieselschiefer.  Die  Mächtigkeit  der  Lager  wechselt 
von  der  eines  dünnen  Besteges  bis  zu  der  von  2  m  und  geht  sogar  manchmal 
noch  beträchtlich  darüber  hinaus;  sie  streichen,  wie  im  Wetzlarer  Gebiet,  im 
allgemeinen  von  SW. — ^NO.  und  fallen  ebenso  wie  dort  ziemlich  flach  gegen  SO. 
ein;  Sattelbildungen  und  damit  zusammenhängende  Doppelungen  sind  nicht  selten. 
Die  Lager  bilden  langgestreckte,  bis  auf  einige  hundert  Meter  verfolgbare  Linsen, 
wiederholen  sich  oft  mehrfach,  ja  vielfach  übereinander,  wobei  sie  allerdings 
mitunter  zur  Mächtigkeit  kaum  fußdicker  Lagen  zusammenschrumpfen. 

Die  Hauptmasse  der  Erze  bildet  der  Roteisenstein  samt  Flußeisenstein; 
oft  ist  er  stark  verkieselt  („rauh^),  manchmal  mit  Tuffmaterial  durchwachsen, 
wie  er  denn  auch  in  Schalsteine  ebenso  wie  in  Kalksteine  übergeht.  Magnet- 
eisenstein kommt  auch  auf  den  Roteisengruben  des  Weilburger  Revieres  vor 
und  ist  dann  z.  B.  in  der  Grube  Wingertsberg  wohl  durch  Kontaktmetamorphose 
seitens  eines  hangenden  Diabases  aus  Roteisenstein  entstanden  (Lotz).  Der  die 
Lager  begleitende  Schalstein  ist  zuweilen  in  großer  Mächtigkeit  zu  ockerigen 
oder  eisenschüssigen,  tonigen  Massen  umgewandelt. 

Der  Metallgehalt  der  Erze  beträgt  40  bis  über  50  ^/o,  derjenige  der  Fluß- 
steine etwa  35^/0.     Der  Phosphorsäuregehalt  erreicht  manchmal  1®/q. 

Schwere  eisenhaltige  Schiefer  spielen  in  gewissen  Gegenden  des  Fichtel- 
gebirges innerhalb  des  mittleren  Devons  eine  große  Rolle.  Ihre  Schwere 
rührt  von  massenhaften  Beimengungen  eisenhaltiger  Mineralien  her,  nämlich 
von  Eisenoxydulsilikaten,  Roteisen,  Eisenglanz  und  Magneteisen,  so  daß  stellen- 
weise sogar  Eisenerze  aus  ihnen  hervorgehen  (Eisenberg,  Nordeck).  Ihre  Ent- 
stehung hängt  nach  Gümbel  mit  der  Bildung  der  mitteldevonischen  Schalstein- 
schiefer zusammen.  Eisenerze  kommen  im  übrigen  im  Devon  des  Fichtelgebirges  ganz 
analog  denjenigen  Nassaus  vor.  Meist  sind  es  Brauneisenerze,  lokal  auch  Rot- 
eisenerze und  Eisenkiesel,  z.  T.  direkt  verknüpft  mit  Diabas  und  Schalsteinen, 
z.  T.  flözartig  ausgebildete  Roteisensteine,  gebunden  an  kalkige  Einschaltungen 
im  Schalstein.  Gümbel  glaubt,  daß  dieselben  im  Zusammenhang  mit  den 
Eruptionen  der  Diabase  entstanden  seien,  indem  sich  eisenhaltige  Quellen  auf 
den  Meeresgrund  ergossen. 

In  der  Gegend  von  Steinbach  am  langen  Bühl  wurde  längere  Zeit  Eisen- 
stein auf  den  Gruben  Bergmännisch  Glückauf,  Bau  auf  Gott  und  Vogelstrauß 
gewonnen.  Das  Erz  („ toniges ^,  kalkiges  und  kieseliges  Roteisenerz  und  Braun- 
eisenerz) findet  sich  auf  der  Grenze  zwischen  Diabas,  Schalstein  und  Schiefer 
in  stockförmigen  Massen  und  geht  in  den  Schalstein  über.  Es  ist  etwas  mag- 
netisch, 1 — 2,8  m  mächtig  und  zeigt  eine  säulenförmige  Absonderung,    welche 

Stelsner-Bergeat,  Erzlagerstätten.  22 


178  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Gümbel  auf  eine  Eontaktwirknng  des  Diabases  zurückführt.  Bergmännisch 
Glückauf  stand  1732—1857,  Bau  auf  Gott  1764—1808,  Vogelstrauß  1840  im 
Abbau.    Wegen  Mangel  an  Absatz  kamen  die  Gruben  zum  Erliegen. 

Dem  oberen  Mitteldevon  gehören  die  Roteisensteine  des  Ober-  und  Unter- 
harzes an.  Im  Oberharz  kommen  sie  in  dem  über  20  km  langen  „Diabaszuge*^ 
vor,  der  als  eine  wenige  hundert  Meter  mächtige  Zone  von  schuppenförmiger  Tek- 
tonik, vielfach  durchzogen  von  querschlägigen  und  streichenden  Störungen,  neben 
Diabasen  und  Schalsteinen  auch  ober-  und  mitteldevonische  Schiefer  und  zahl- 
reiche absätzige  Linsen  von  Eoteisenstein  umschließt.  Dieser  letztere  ist  zumeist 
sehr  stark  verkieselt  und  hat  großenteils  das  Aussehen  von  Jaspis.  Anderseits 
zeigt  er  Übergänge  in  Schalstein  und  Kalkstein.  Eine  große  Anzahl  von 
Pingen  auf  dem  „Kehrzug^  bei  Clausthal  und  in  der  Gregend  von  Buntenbock  und 
Lerbach  erinnert  an  einen  ehedem  lebhaften  Bergbau,  der  in  einigem  Umfang 
bis  in  die  achtziger  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts  getrieben  wurde.  Zuletzt  fand 
nur  noch  bei  Lerbach  Eoteisensteingewinnung  statt 

Am  Spitzenberg,  zwischen  dem  Oker-  und  Radautal,  wurde  vor  wenig 
Jahrzehnten  Magneteisenstein  gebrochen.  Die  Lagerstätte  liegt  bereits  im 
Kontakthof  des  Okergranits,  wie  sich  aus  der  Metamorphose  der  begleitenden 
Schiefer  erkennen  läßt;  der  Magneteisenstein  ist  stellenweise  durchwachsen  mit 
Granat,  und  die  in  ihm  auftretenden  noch  wohl  erkennbaren  Crinoidenstielglieder 
sind  gleichfalls  zum  Teil  in  dieses  Mineral  umgewandelt.  Das  Erz  wie  das 
Nebengestein  enthält  Pyrit 

Zu  Lerbach  haben  sich  auf  Klüften  des  Roteisensteins  allerlei  Selenerze, 
besonders  der  Lerbachit  (Selenquecksilberblei)  und  der  Glausthalit  (PbSe)  gefunden. 
Dieselben  stehen  mit  der  Roteisensteinbildung  nicht  im  Zusammenhang,  weshalb 
Selenquecksilber  (Tiemannit)  auch  auf  Trümern  in  der  Culmgrauwacke  von  Claus- 
thal angetroffen  worden  ist.  Auf  verschiedenen  Gruben  findet  sich  Anthracit 
samt  Kalkspat  gangförmig  im  Eisenstein. 

Nicht  unbedeutende  Massen  mitteldevonischen  Roteisensteins  werden  jetzt 
noch  in  der  Gegend  von  Elbingerode  im  Unterharz  abgebaut.    Die  wichtigste 


Fig.  58.    Profil  durch  das  Silur,  Devon  und  Carbon  des  ünterharzes  bei  Elblngerode. 

(M.  Koch,  1897.) 
a  Culmgrauwacke,  f  ClymenienkaUc,  i  Schalstein, 

h  Posldonlenschiefer,  g  Iberger  Kalk,  k  Oberer  Wiederschiefer 

e  KolmkieselBchiefer,  h  Stringocephalenkalk  nnd  Haaptqoarzlt» 

d  Cypridinenschiefer,  mit  Eisenerzlagern,  { Obersilnr. 

Lagerstätte   desselben   ist  dort  diejenige  am  Bttchenberg  zwischen  letzterem 
Orte  und  Wernigerode. 

Das  dortige  Lager,  dessen  Abbau  im  großartigen  Tagebau  (z.  B.  in  der 
„Blauen  Finge")  betrieben  wird,  erreicht  30  m  Mächtigkeit  und  ist  im  Streichen 
etwa  4000  m  weit  verfolgbar. 


Oberes 
Mitteldevon. 


Oberdevon. 


Magnetit-  und  Eisenglanz- (Roteisenstein-)  Lager.  179 

Die  tektonischen  Verhältnisse  des  Büchenberges  haben  durch  M.  Koch 
eine  völlige  ümdeutung  erfahren,  worauf  besonders  hingewiesen  werden  muss, 
weil  vor  1895  verschiedene  Profile  des  Erzvorkommens  veröffentlicht  worden 
sind,  die  demnach  nicht  mehr  zutreffen. 

Im  Gegensatz  zu  der  früheren  Auffassung  hat  M.  Eoch^)  festgestellt, 
daß  die  Eisenerzlagerstätten  am  Bttchenberg  und  am  Hartenberg  einerseits  und 
am  Lindenstieg  sieh  dich  am  und  Tönnichen  anderseits  dem  nördlichen  bezw. 
südlichen  Flügel  nicht  einer  Mulde,  sondern  eines  Sattels  angehören,  dessen 
Schichtenfolge  lautet: 

Älterer  Schalstein  und  Diabasmandelstein 

Eeratophyr  mit  Tuffen  und  Tentakulitenschiefer 

Stringocephalenkalk  mit   den   Eisenerzen 

Jüngerer  Schalstein  und  Diabasmandelstein 

Clymenienkalk 

Cypridinenschiefer 

Adinolen,  Wetzschiefer  und  Kieselschiefer 

Posidonienschiefer  ^  Culm. 

Grauwacken 

Vorstehendes  Profil  (Fig.  53)  erläutert  das  Weitere. 

Das  Elbingeroder  Vorkommen  ist,  was  das  Verhalten  des  Erzes  anlangt, 
ganz  analog  denjenigen  in  Nassau.  Roteisenerz  wiegt  vor;  Magneteisenerz  bildet 
vereinzelt  Partien,  für  deren  Auftreten  es  keine  erkennbare  Regel  oder  Ursache 
gibt.  Vielfach  ist  das  Erz  verkieselt,  die  Verkieselung  aber  eine  unregelmäßige; 
es  scheint  indessen,  als  ob  dort,  wo  das  Erz  besonders  reich  ist  an  Schwefel- 
kies, welcher  übrigens  auch  gangförmig  in  demselben  auftritt,  stets  eine  Ver- 
kieselung stattgefunden  habe.  Auch-  hier  geht  das  Roteisenerz  in  Kalkstein 
über;  in  dem  letzteren  ist  dann  das  Erz  in  Form  von  Flocken  oder  unregel- 
mäßig umgrenzten  Partien  enthalten;  eine  Einwanderung  desselben  in  das  Ge- 
stein längs  Spalten,  wie  es  der  Fall  sein  müßte,  wenn  die  Lagerstätten  meta- 
somatisch wären,  ist  niemals  zu  beobachten.  Das  Erz  umschließt  Linsen  und 
Lagen  von  Kalkstein,  Tuffen  und  Schiefer  und  Diabasbänke  und  enthält  viele 
für  die  Stringocephalenstufe  charakteristische  Versteinerungen,  häufig  mit  aus- 
gezeichnet erhaltener  Kalkschale.  Durch  Verwitterung  geht  nicht  nur  der  Rot- 
eisenstein in  Brauneisenstein  über,  sondern  auch  der  Schalstein  ist  im  ausge- 
dehntesten Maße  von  einer  solchen  Umwandlung  betroffen  worden,  durch  welche 
er  zu  mulmigen,  porösen,  ockergelben  Massen  wird,  in  denen  der  Eisengehalt 
eine  Anreicherung  erfahren  hat.^ 

Eine  große  Zahl  von  Erzanalysen  teilt  Hauchecorne  mit.  Danach  ent- 
hält das  Roteisenerz  etwa  50 — 57 ^/q,  der  Magneteisenstein  (wohl  zumeist  Gemische 
von  Magnetit  mit  Roteisenerz)  durchschnittlich  ebensoviel  Eisen  und  im  Durch- 
schnitt 0,5  bezw.  0,3  ®/o  Phosphorsäure.    In  den  Brauneisensteinen  ist  der  Gehalt 


^)  Die  neueren  Ergebnisse  der  geoIogiBchen  Forschung  im  Unterharz;  Ztschr.  d. 
Deutsch.  Geol.  Ges.,  XLIX,  1897,  Verh.  8-19. 

*)  Petrographisches  über  da»  Büchenberger  Roteisenerz  siehe  bei  Harbort. 

12* 


180  I>ie  schichtigen  Lagerstätten. 

an  letzterer  erhehlich  höher  und  hetrftgt  bis  über  l^/^.  Der  Gehalt  der  Erze 
an  Manganoxyd  bleibt  in  der  Eegel  beträchtlich  anter  dieser  Höhe. 

Ähnliche  Lagerstätten  wie  am  Bttchenberg  sind  bei  Hüttenrode  im 
Bodetal. 

Einen  abweichenden  Charakter  hat  der  zeitweise  im  Wormketal,  süd- 
westlich von  Elbingerode  abgebaute  „Eeratophyreisenstein''.  Ein  in  das  mittel- 
devonische Schichtensystem  eingelagerter  Keratophyr  (ein  porphyrisches  sanres 
Gestein  mit  sehr  reichlichem  Natronplagioklas)  ist  dort  so  intensiv  mit  Eoteisen- 
erz  imprägniert,  daß  er  in  einer  Mächtigkeit  von  8 — 10  m  zu  abbauwürdigem 
Erz  geworden  ist.  Das  Gestein  zeigt  noch  sehr  frische  Plagioklase,  die  auf 
Rissen  von  Eisenglanz  durchwachsen  sind ;  letzterer  scheint  vor  allem  die  Bisili- 
kate  ganz  verdrängt  zu  haben.  In  dem  vererzten  Gestein  liegen  noch  Reste  des 
frischen  Eeratophyrs,  so  daß  das  Erz  gefleckt  aussieht  (daher  die  Grube  ^Bunte 
Wormke"  heißt).  Der  Roteisenstein  enthält  3—7  ^/^  Alkalien,  etwa  SS^Jq  Kiesel- 
säure und  ungefähr  35  ^/q  Eisen.  Neben  dem  Eeratophyreisenstein  wurden  be- 
sonders die  Roteisenerze  des  Stringocephalenhorizonts  im  Wormketal  abgebaut. 
Beide  verdanken  ihre  Entstehung  offenbar  den  Eruptionen. 

Eretschmer  hat  die  Aufmerksamkeit  auf  die  neuerdings  wieder  er- 
schlossenen Eisenerzlagerstätten  des  Devons  in  Mähren  gelenkt,  welche  vor 
Jahrhunderten  und  teilweise  bis  in  die  70  er  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts  ab- 
gebaut wurden,  zuletzt  aber  auflässig  gewesen  sind.  Auch  sie  sind  gebunden 
an  Kalksteine,  Schal  steine  und  Diabase. 

Entsprechend  der  allgemeinen  Auffassung,  wonach  diese  Art  von  Eisen- 
erzlagerstätten metasomatische  Bildungen  sein  sollen,  haben  Kretschmer  und 
Pelikan  eine  solche  Genesis  auch  für  die  mährischen  Vorkommnisse  angenommen. 
Da  sie  indessen  viel  Ähnlichkeit  mit  den  oben  besprochenen  Lagerstätten  des 
Harzes,  Nassaus  usw.  haben,  sollen  sie  gleichwohl  einstweilen  hier  ihren  Platz 
finden. 

Das  Devon  nordöstlich  der  oberen  March,  im  mährischen  Gesenke  und  am 
südöstlichen  Abfall  der  Sudeten  und  des  Altvaters  in  österreichisch  Schlesien 
beherbergt  in  drei  verschiedenen  Zonen  Eisenerzlagerstätten;  es  seien  nur  die 
OrteKlein-Mohrau,  Treublitz,  Mähr.  Neustadt,  Römerstadt,  Sternberg 
und  Bennisch  genannt. 

Die  Roteisenerze  und  die  sehr  häufigen  Magneteisensteine  sind  oft  so 
stark  verkieselt,  daß  sie  unbrauchbar  werden ;  zutage  sind  sie  zu  Brauneisenerz 
verwittert. 

Von  den  Vorkommnissen,  welche  Kretschmer  eingehender  beschrieben 
hat,  seien  einige  erwähnt: 

Raudenberg.  Ein  Magneteisensteinlager,  gebunden  an  Diabasmandelstein, 
ist  auf  180  m  im  Streichen  bekannt  und  1,9 — 5,7  m  mächtig. 

Spachendorf-Raase.  Zwei  Magneteisenerzlager.  Das  eine  ist  gleich- 
falls von  Diabasmandelstein  begleitet,  mit  welchem  Kalksteine  und  Tonschiefer 
wechsellagern,  die  es  umschließen.  Im  Streichen  ist  es  auf  etwa  190  m  verfolgt, 
besteht  aber  aus  verschiedenen  „hintereinandergereihten  Erzlinsen,  welche  ebenso 
rasch  einsetzen,  als    wieder    auskeilen".    Das   andere   liegt   zwischen  Mandel- 


Magnetit-  und  Eisenglanz-  (Roteisenstein-)  Lager.  181 

stein  und  „Grauwacken^.  Der  Magneteisenstein  bildet  zwei  ziemlich  gleich 
große,  etwa  25  m  lange  und  4 — 5  m  dicke  Linsen.  Das  Erz  enthält  im  Durch- 
schnitt 18,7  o/^j  SiOa,  10,4  o/o  CaO  und  48,8  o/o  FcgO^  (=35,5  0/^,  Fe). 

Bennisch.  Hier  kommen  mehrere  ganz  ähnliche  Lager  vor;  sie  bestehen 
in  den  oberen  Teufen  aus  Brauneisenerz  und  sind  teilweise  stark  verkieselt. 
Ihre  Mächtigkeit  beträgt  bis  zu  mehreren  Metern.  Die  drei  wichtigsten  Vor- 
kommnisse ,,  werden  im  Liegenden  von  einer  schwachen  Bank  leicht  verwitter- 
baren Mergelschiefers  begleitet,  welcher  seinerseits  auf  mächtigem  Grauwacken- 
sandstein  aufruht;  das  Hangende  der  Erzlager  bildet  Diabasmandelstein  mit 
£[alkstein  in  Bänken  und  linsenförmigen  Lagern,  weiterhin  folgt  darauf  Grau- 
wackensandstein" . 

Der  wichtigste  Bergbau  der  Bennischer  Gegend  ist  derjenige  von  Seiten- 
dorf. Das  grofie  Lager  besteht  aus  vier  in  demselben  Horizont  liegenden  Linsen 
von  etwa  120,  30,  28  und  100  m  streichenden  Längen  und  Mächtigkeiten  bis  zu 
mehreren  Metern.  Sie  fallen,  wie  die  vorher  genannten,  ziemlich  steil  ein.  Das 
Erz  ist  teils  Magneteisenstein,  der  stellenweise  in  geringerer  Mächtigkeit  nur 
das  Liegende  des  Lagers  bildet,  und  Roteisenerz,  letzteres  zum  Teil  stark 
verkieselt.  Die  Magneteisensteine  der  Bennischer  Gegend  enthalten  ziemlich  viel 
Chlorit  (Stilpnomelan). 

Bezüglich  der  Entstehung  der  an  Diabase  und  Schalsteine  gebundenen 
Rot-  und  Magneteisenerzlager  dürfte  ein  Zusammenhang  zwischen  den  Erzen  und 
Eruptivgesteinen  unabweislich  sein.  Es  sei  daran  erinnert,  daß  Sublimationen 
von  Eisenglanz  auf  den  Laven  unserer  jetzt  tätigen  Vulkane  sehr  weit  verbreitet 
und  daß  dieselben  auf  die  Exhalation  von  Eisenchlorid  zurückzuführen  sind.  Daß 
auch  die  devonischen  Eruptionen  letztere  Eisenverbindung  förderten,  daß  dieselbe 
im  Meerwasser  gelöst  wurde  und  aus  diesem  durch  suspendierte  Kalkpartikelchen 
oder  durch  gelöstes  Calciumkarbonat  als  Eisenhydroxyd  oder,  bei  den  herrschenden 
physikalischen  Verhältnissen  (erhöhten  Temperaturen  und  Drucken  sowie  bei  der 
Anwesenheit  von  Salzlösungen),  als  Eisenoxyd  ausgefällt  wurde,  ist  die  einfachste 
Annahme  zur  Erklärung  des  Vorgangs  bei  der  Bildung  dieser  Lagerstätten. 


Als  eine  echte  schichtige  Lagerstätte  faßt  Heim^)  das  merkwürdige  Eisen- 
erzvorkommen am  Gonzen  bei  Sargans  in  St.  Gallen  auf.  Es  ist  ein  dichtes 
Rot-  und  Magneteisenerz  ohne  Andeutung  oolithischer  Struktur,  eingelagert  im 
mittleren  Malm,  während  die  übrigen  (oolithischen)  Eisenerzlager  der  Schweizer 
Juraformation  der  Parkinsoni-Stufe  (oberer  Dogger)  angehören.  Das  Flöz  ist 
1 — 2  m  mächtig  und  tritt  innerhalb  einer  Fläche  von  2 — 4  qkm  als  eine  stellen- 
weise Modifikation  des  gefalteten  Malmkalkes  auf.  Derbes  Roteisen  oder  das 
letztere  in  inniger  Durchwachsung  mit  Kalkstein,  auch  derber,  mitunter  fast 
reiner  Magnetit  bilden  die  Eisenerze,  welche  überdies  von  Pyrit  und  manchmal 
von  Manganerzen  begleitet  werden.    Die  letzteren  kommen  stellenweise  in  selb- 


*)  Über  das  Eisenerz  am  Gonzen,  sein  Alter  und  seine  Lagerung;  Viertel- 
jahrsschr.  d.  naturf.  Gesellsch.  in  Zürich,  XLV,  1900.  Geologische  Nachlese  No.  11 ;  Ref. 
Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1900,  342—344.  —  Wencelius,  Eisen-  und  Manganerzgniben 
der  Schweiz;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  LXII,  1903,  541—545,  Lit. 


182  Diö  schichtigen  Lagerstätten. 

ständigen,  4 — 5  Fuß  mächtigen  Lagern  vor  und  sind  wahrscheinlich  jüngere 
Einwanderer.  Jaspis,  Ton,  Quarz,  Calcit,  Baryt,  Flußspat,  Eisenglanz,  Haus- 
mannit  und  Manganspat  sind  mit  einbrechende  Begleiter,  welche  allerdings  sehr 
an  die  Paragenesis  der  Manganerzgänge  erinnern.  Die  über  eine  Gesamtfläche 
von  400 — 500000  qm  verteilten  Erze  berechnet  Heim  auf  l^/g  Millionen  Tonnen. 
Der  Eisengehalt  des  Lagers  beträgt  ungefähr  50 — 60  ^/q. 

Der  Bergbau  am  Gonzen  wurde  schon  zur  Römerzeit  betrieben  und  ruht 
jetzt  seit  1878. 

Marine  Sideritlager. 

Der  Siderit  (Eisenspat,  Spateisenstein,  FeCOg)  gehört  an  und  für  sich  zu 
den  ärmeren  Eisenerzen,  denn  seine  Zusammensetzung,  62  ^/o  FeO  und  38  ^/q  COj, 
entspricht  nur  48,2  ®/q  Eisen,  während  der  Magnetit  als  reichstes  Eisenerz  72  ^/^ 
Metall  enthält.  Wo  billige  Brennmaterialien  vorhanden  sind,  läßt  er  sich  aber 
durch  Glühen  unter  Verlust  des  Kohlendioxyds  in  eine  Oxydoxydulverbindung 
überführen,  deren  Znsammensetzung  annähernd  dem  Magneteisen  entspricht,  und 
dadurch  wird  das  Gewicht  geringer,  die  Transportfähigkeit  des  Erzes  größer. 
Ferner  bewirkt  schon  die  natürliche  Verwitterung  eine  Überführung  des  Karbo- 
nats in  Hydroxyde  (Limonit,  Turjit  usw.)  und  eine  Anreicherung  des  Metall- 
gehaltes. 

Der  Siderit  bildet  das  eisenreichste  Endglied  einer  Eeihe  isomorpher 
Mischungen  von  Eisen-,  Kalk-,  Magnesia-  und  Mangankarbonaten,  deren  wich- 
tigste folgende  sind: 

Mesitinspat,  Pistomesit  (Breunnerit),  (Mg,  Fe)C08, 
Oligonspat,  (Fe,Mn)C08, 
Ankerit,  (Ca!Fe!Mg,Mn)C08. 

Der  auf  Lagern  und  Gängen  auftretende  Siderit  ist  deshalb  in  der  Kegel 
durch  Kalk  und  Magnesia  und  besonders  gern  auch  durch  Mangan  verunreinigt. 

Derber,  fast  reiner  Spateisenstein  tritt  stellenweise,  wie  z.  B.  in  Steier- 
mark und  Niederösterreich,  in  fein-  bis  grobkörnigen,  marmorartigen,  mitunter 
ungeheuren  Massen  auf.  Ist  das  Erz  mit  Ton  verunreinigt,  der  dann  bei  der 
Behandlung  desselben  mit  Säuren  als  schlammiger  Eückstand  hinterbleibt,  so 
spricht  man  von  Toneisensteinen  oder  Pelosiderit,  auch  wohl  von  Sphäro- 
siderit. 

*  Das  Eisenoxydulkarbonat  und  die  nachweislich  aus  ihm  hervorgegangenen 
Eisenhydroxyde  und  Oxyde  treten  in  zahlreichen  schichtigen  Gesteinen  lager- 
förmig  auf.  Vor  allem  haben  die  Toneisensteine  in  Nieren  und  Flözen  eine 
außerordentlich  weite  Verbreitung  und  sind  zweifellos  Sedimente.  Der  Auf- 
fassung gewisser  Spateisensteinlager,  und  zwar  gerade  z.  T.  der  großartigsten, 
als  schichtige  Lagerstätten  sind  aber  von  berufenen  Kennern  gewichtige 
Bedenken  entgegengestellt  worden.  Dieselben  betreffen  solche  Spateisenstein- 
lager, welche  an  Kalksteine  gebunden  sind  und  innerhalb  dieser  eine  so  un- 
regelmäßige Gestalt  und  Verteilung  besitzen,  daß  eine  sedimentäre  Entstehung 
schwer  zu  begründen  ist  und  der  Gedanke  an  epigenetische  und  besonders  eine 
metasomatische  Bildung  näher  liegt.  Derlei  Lagerstätten  weisen  manchmal  auch 
untergeordnete  Bestandteile  auf,  welche  man  auf  Spateisenstein  gangen  vorfindet. 


Marine  Sideritlager.  183 

wie  Sulfide,  Schwerspat  und  Quarz,  und  die  man  unter  allen  Umständen  als 
Immigranten  zu  betrachten  hätte  und  auch  als  solche  betrachtet  hat.  Die  be- 
sonderen Umstände  der  Entstehung  solcher  epigenetischen  Lager  sind  indessen 
auch  noch  nicht  aufgeklärt. 

Solche  Sideritlagerstätten,  welche  mit  mehr  oder  weniger  Wahrscheinlichkeit 
als  metasomatische  betrachtet  werden  können  (z.  B.  Hüttenberg  in  Kärnten, 
Bilbao,  Banci6  in  den  Pyrenäen),  sollen  später  unter  diesen  besprochen  werden. 

Der  derbe  Spateisenstein  wandelt  sich  bei  Zutritt  von  Luft  und  Wasser 
leicht  in  Brauneisenerz  und  andere  Hydroxyde  um: 

4  FeCOg  +  8  H9O  +  2  0  =  Fe^OgCOH)«  +  4  CO^. 

Sind  die  Spateisensteine,  wie  das  häufig  der  Fall  ist,  an  Kalksteine  ge- 
bunden, so  unterliegen  diese  der  lösenden  Einwirkung  der  frei  werdenden  Kohlen- 
säure, und  die  Folge  derselben  ist  die  in  der  Nähe  solcher  umgewandelten 
Siderite  häufig  zu  beobachtende  Bildung  von  Höhlen  und  eine  Umlagerung  von 
E[alk  (z.  T.  als  Aragonit,  Eisenblüte).  Infolge  der  bezeichneten  chemischen  Vor- 
gänge kann  die  Verwitterung  eines  Eisenoxydulkarbonat  enthaltenden  Kalksteines 
zur  Bildung  abbauwürdiger  Lagerstätten  von  Eisenhydroxyden  führen;  eine  Reihe 
der  nachstehend  beschriebenen  Vorkommnisse,  manche  sogar  von  großen  Dimen- 
sionen, scheinen  auf  solche  Weise  zu  gewinnungswürdigen  Lagerstätten  geworden 
zu  sein.  Sie  könnten  als  gute  Beispiele  für  eine  Metathese  (s.  S.  18)  gelten 
und  mit  einigem  Becht  auch  unter  den  metathetischen  Lagerstätten  besprochen 
werden.  * 

Der  frische  Spateisenstein  führt  bei  den  österreichischen  Bergleuten  die 
Bezeichnung  Flinz  oder  Weifierz.  Mitunter  haben  die  Spateisensteine  einen 
merklichen  Grehalt  an  Mangankarbonat,  welches  durch  Verwitterung  in  Mangan- 
Hydroxyd  und  -Superoxyd  übergeführt  wird.  Die  dadurch  zunächst  oberflächlich 
auftretende  Färbung  führt  in  Osterreich  zur  Bezeichnung  Blauerz. 

Die  Siderite  sind  als  marine  und  lakustre  (Süßwasser-)  Ablagerungen  be- 
kannt, und  zwar  sowohl  als  fast  reine  Spateisensteine  wie  als  Toneisensteine. 
Siderite  beider  Entstehungsweise  haben  technische  Bedeutung  erlangt.  Zunächst 
sei  nur  von  ersteren  die  Eede. 

Die  großartigsten  Lagerstätten  dieser  Art  bestehen  aus  derben  Massen 
von  Spateisenstein,  der  an  Kalksteine  von  manchmal  großer  Mächtigkeit 
gebunden  ist,  diese  vertritt  und  selbst  schichtförmig  in  das  Grebirge  einge- 
lagert ist.  Er  ist  dann  häufig  von  Tonschiefer  begleitet.  Durch  allmähliche 
Verarmung  kann  der  Spateisenstein  in  den  Kalkstein  übergehen  (Verrohwandung). 
Es  ist  eine  allgemein  beobachtete,  schwer  zu  erklärende  Tatsache,  daß  diese 
geradezu  gebirgsbildenden  Eisenerze  keine  organischen  Beste  bergen;  vielleicht 
besteht  zwischen  diesem  Verhalten  und  der  oft  hochkristallinen  Beschaffenheit 
der  Erze  ein  Zusammenhang  in  der  Richtung,  daß  die  heutige  Gesteinsstruktur 
der  letzteren  nicht  die  ursprüngliche  ist. 

Die  frischen  Spateisensteine  dieser  Art  sind  sozusagen  phosphorfrei  und 
häufig  ziemlich  manganhaltig;  sie  waren  deshalb  besonders  früher  gesuchte 
Eisenerze. 


184  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Die  Toneisensteine,  welche  als  Flöze  und  Nieren  marinen  Schichten  in 
den  verschiedensten  Formationen  eingelagert  sind,  sind  allgemein  gehonden  an 
Schiefertone  und  Tone.  Sie  sind  häufig  ganz  besonders  reich  an  Versteinerungen, 
mitunter  der  hauptsächlichste  Fundort  solcher  und  daher  auch  ziemlich  phos- 
phorhaltig. 

Von  hoher  Bedeutung  für  die  Eisenindustrie  Ungarns  sind  die  großen 
Eisenstein  Vorkommnisse  von  Gyalar^)  in  Siebenbürgen,  nahe  der  ungarisch-sieben- 
bttrgischen  und  rumänischen  Grenze  im  Hunyader  Eomitat.  Sie  liegen  in  der 
Nähe  des  Eisemtorpasses  in  dem  Gebirgsmassiv  der  Pojana  ruska.  Dasselbe 
besteht  aus  ziemlich  steil  einfallenden  kristallinen  Schiefem,  in  welche  mächtige 
geschichtete  Ealksteinmassen  eingelagert  sind.  Zu  beiden  Seiten  des  Gebirgs- 
abhanges  treten  diese  letzteren  in  zusammenhängenden  Zügen  auf  und  umschließen 
die  Lagerstätten. 

Bei  Gyal&r  sind  die  Eisenerze  über  eine  Ausdehnung  von  l^/g  Meilen  ver- 
breitet und  am  großartigsten  bei  diesem  Dorfe  selbst  entwickelt.  Dort  kommen 
viele  unregelmäßige,  größere  und  kleinere  Stöcke  von  Brauneisenstein  inmitten 
des  feinkristallinischen  Kalkes  vor,  und  einzelne  Bänke  dieses  letzteren  sind 
selbst  reich  an  kohlensaurem  Eisenoxydul,  denn  sie  werden  bei  der  Verwitterung 
gelb  und  erinnern  damit  an  die  Eohwand  des  steirischen  Erzbergs.  Daß  der 
Brauneisenstein  aus  armem  Spateisenstein  hervorgegangen  ist,  ergibt  sich  zu- 
nächst aus  der  Tatsache,  daß  dieses  Erz  sich  stellenweise  im  Liegenden  und 
im  Fortstreichen  des  Brauneisensteins  findet  und  in  unveränderten  Partien  ein- 
geschlossen in  diesem  letzteren  vorkommt.  Die  Umwandlung  des  Karbonats  in 
das  Brauneisenerz  ist  nach  Posepny  längs  zahlreicher,  das  Gebirge  durchsetzender 
Klüfte  vor  sich  gegangen. 

Die  Brauneisenerzmassen  erreichen  die  Dimensionen  kolossaler,  viele  Meter 
im  Durchmesser  haltender  Erzkörper,  in  welche  schon  zu  Zeiten  der  Eömer 
große  Weitungsbaue  getrieben  worden  sind.  In  den  oberen  Teufen  herrscht  das 
Brauneisen  bei  weitem  vor,  in  den  tiefsten  Bauen  hat  man  Spateisenstein  in 
größerer  Menge  angefahren.  Der  großartige  Betrieb  spielt  sich  seit  1863  als 
Tagebau  ab.  Die  Mächtigkeit  der  Eisenerze  wird  mit  30 — 45,  ja  sogar  160  m 
angegeben. 

Über  das  eigentliche  Wesen  der  Eisenerzlagerstätten  von  Gyalär  herrscht 
noch  keine  völlige  Klarheit.    Sicher  ist,  daß  das  Brauneisenerz  aus  Eisenkarbonat 


')  Hof  mann,  Über  die  Eisensteine  von  Ruszkberg;  Brief  an  von  Cotta. 
Gangstudien,  II,  18Ö2,  468—469.  —  von  Cotta,  Erzlagerstätten,  II,  1861,  283—286.  — 
Stur,  Bericht  über  die  geologische  Übersichtsaufnahme  des  südwestlichen  Siebenbürgen ; 
Jahrb.  k.  k.  geol.  Reichs-Anst,  XIII,  1863, 33—120,  besond.  41—42.  —  v.  Hauer,  Analyse 
des  Eisenerzes  von  GyalÄr;  ebenda  XV,  1865,  172.  —  v.  Winkler,  Die  Eisenerze  bei 
Gyalär  in  Siebenbürgen;  ebenda  XVI,  1866,  143—148.  —  PoSepny,  Über  das  Eisen- 
st«inyorkommen  von  Gyaldr  in  Siebenbürgen ;  Verh.  k.  k.  geol.  Reichs-Anst.,  1871,  39—40.  — 
V.  Eerpely,  Die  Eisenindustrie  Ungarns  zur  Zeit  der  Landes -Ausstellung  1885. 
Budapest  1885.  —  Bey schlag.  Das  Montanwesen  auf  der  Millenniums-Ausstellung  zu 
Budapest;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1896,  461—466.  —  Baumgärtel,  Der  Erzberg  bei 
Hüttenberg  in  Kärnten;  Jahrb.  k.  k.  geol.  Reichs-Anst.,  LH,  1902,  243. 


Marine  Sideritlager.  185 

hervorgegangen  ist.  Im  übrigen  hat  man  dieses  Vorkommen  wohl  auch  mit  dem- 
jenigen von  Hüttenberg  verglichen,  und  Banmgärtel  ist  geneigt,  auch  hier  die 
Entstehung  der  Siderite  mit  dem  Auftreten  eines  hSJleflintaähnlichen,  aplitischen 
Gesteines,  das  er  für  ein  echtes  Eruptivgestein  erklärt,  in  Zusammenhang  zu 
bringen. 

Bis  auf  weiteres  möge  die  Lagerstätte  zu  den  schichtigen  gestellt  werden. 
Die  Zusammensetzung   der  Erze   verschiedener  Abbauorte   zeigen   nach- 
stehende Analysen: 

FegOg 84,16        91,39  75,68        72,69        77,14 

Mn^Og 0,20  0,34  4,58  7,82  1,89 

SiOa 3,72  1,99  3,21  2,08  7,01 

CaO 0,19  0,36  9,39  1,96  2,89 

MgO Spur  0,33  0,39  —  — 

CuO —  —  0,09  0,123        0,134 

P2O5 Spur  0,036  —  Spur         0,086 

SOg —  0,032  —  Spur         Spur 

Wasser  und  Verlust     .     .     10,88  4,97  12,06  8,3  9,4 

Eisen 59,4  63,93  52,97        50,89        54,00 

Das  gesamte  staatliche  Grubenfeld  von  GyaUr  bedeckt  ein  Areal  von  etwa 
1760000  qm,  und  der  Betrieb  ist  einer  der  größten  Österreich-Ungarns.  Die 
Gruben  erzeugen  jährlich  über  200000  t  Erz,  welche  in  den  benachbarten  Eisen- 
werken von  Gavosdia  und  Vsgda  Hunyad  verschmolzen  und  verarbeitet  werden. 
Die  Roheisenerzeugung  daselbst  beträgt  um  85000  t,  der  gesamte  Betrieb  be- 
schäftigt an  2000  Arbeiter.  Im  Jahre  1885  nahm  man  auf  Grund  von  Berech- 
nungen an,  daß  der  Erzberg  von  Gyalär  mindestens  hundert  Jahre  lang  jährlich 
150000  t  Eisenstein  liefern  könne. 

Der  erzführende  Ealksteinzug  von  Gyal4r  findet  nach  Osten  und  Westen 
hin  eine  meilenweite  Fortsetzung,  einerseits  nach  Telek  und  Ploszka,  anderseits 
bis  Euszkitza  an  der  Banater  Grenze.  Zahlreich  sind  auf  diesem  Schichtenzuge 
die  Brauneisensteinvorkommnisse,  wie  z.  B.  die  recht  bedeutenden  von  Ruszkitza, 
welche  auch  hier  eine  Entstehung  aus  Spateisenstein  deutlich  erkennen  lassen 
und  nach  Hof  mann  Mächtigkeiten  von  3 — 12  m  erreichen.  Die  Produktion  der 
letzteren  Gruben  beträgt  nur  etwa  7000  t,  die  von  Telek  50 — 60000  t  Braun- 
eisenstein. 

Die  kupfererzführenden  Spateisensteinlagerstätten  von  Trgove  in  Kro- 
atien und  von  Majdan  in  Bosnien,  welche  wohl  auch  als  Lager  bezeichnet 
worden  sind,  scheinen  richtiger  unter  den  Enpfererzgängen  behandelt  zu  werden. 
Im  Silur  der  Normandie  und  der  Bretagne  kommen  Flöze  verschiedener 
Eisenerze  (Spateisenstein,  Roteisenerz,  Glanzeisenerz,  Magnetit  und  Limonit)  vor. 
Sie  werden  bis  zu  2  m  mächtig.  Die  wichtigsten  sind  diejenigen  von  Saint- 
R^my  im  Departement  Calvados«^)  Die  Eisenerzproduktion  des  Departements 
hat  1901  etwa  170000  t  betragen,  welche  teilweise  nach  England  und  Deutsch- 
land exportiert  wurden.  Im  übrigen  ist  über  das  eigentliche  Wesen  dieser  Lager- 
stätten sehr  wenig  bekannt. 

')  Fuchs  et  de  Launay,  Gites  min^raux,  I,  737—738. 


186  Die  schichtigeil  Lagerstätten. 

Von  hoher  Bedeutung  sind  die  Branneisenerzlager,  welche  sich  längs 
der  Appalachen  von  Vermont  bis  Alabama  im  Osten  der  Vereinigten  Staaten 
hinziehen  and  vorzugsweise  in  silurische  und  cambrische  Schiefer  eingebettet 
sind.^)  Häufig  sind  sie  gebunden  an  Kalksteine  und  durch  Verwitterung  aus 
eisenhaltigen  Kalken,  manchmal  auch  aus  Spat^isensteinen,  stellenweise  vielleicht 
auch  aus  pyrithaltigen  Schiefem  hervorgegangen,  und  sie  enthalten  dann  auch  mit- 
unter noch  frische  Beste  der  primären  Erze.  Manchmal  scheint  es  aber  auch, 
als  ob  die  begleitenden,  sehr  häufig  talkigen  Schiefer  durch  irgend  einen  Prozeß 
mit  Brauneisen  angereichert  worden  wären.  Vielleicht  entstammt  das  Eisen  da 
und  dort  auch  den  Schiefern  und  ist  durch  die  Kalksteine  festgehalten  worden. 
Jedenfalls  sind  die  hier  zusammenfassend  besprochenen  Eisenerze  nicht  ganz 
gleicher  Natur  und  nach  ihrer  Entstehung  noch  nicht  hinreichend  genug  bekannt. 

Zu  den  bemerkenswertesten  Vorkommnissen  gehören  diejenigen  in  den 
Counties  Columbia  und  Dutchess  im  Staate  New  York. ^)  Sie  liegen  östlich  des 
Hudsonflusses  innerhalb  einer  15 — 25  km  breiten  Zone,  die  von  Fishkill  im 
Süden  bis  zum  Bennington  County  in  Vermont  hinstreicht.  Die  Erze  sind  bald 
ganz  dicht,  bald  ockerig  und  liegen  zwischen  Kalkstein  und  Tonschiefem. 

Der  Bergbau  reicht  teilweise  schon  in  das  XVDI.  Jahrhundert  zurück  und 
gehört  zu  den  ältesten  in  den  Vereinigten  Staaten.  Lewis  zählt  im  Oebiet  des 
östlichen  Hudsonufers  allein  über  vierzig  Gruben  auf. 

In  verschiedenen  Horizonten  des  Cambriums  und  Silurs  finden  sich  solche 
Erzlagerstätten  femer  im  östlichen  Pennsylvanien  und  in  den  Counties  CarroU 
und  Frederick  in  Maryland,  wo  sie  nur  wenig  abgebaut  werden,  und  weiter  in 
Virginia  und  Tennessee.  Die  Erze  haben  dort  in  den  Tälern  eine  Anreicherung 
erfahren,  wenn  der  Boden  der  letzteren  gebildet  wird  von  Tonschiefem  und 
Kalksteinen  des  SUurs,  aus  denen  das  Brauneisenerz  auswitterte.  Durch  Oeorgia 
und  Carolina  streicht  der  Lagerstättenzug  weiter  nach  Alabama,  wo  diese 
Eisenerze  eine  so  hohe  Entwickelung  erreicht  haben,  daß  sie  neben  den  Clinton- 
erzen den  Bedarf  der  dortigen  Eisenindustrie  decken. 

Die  Hauptmasse  der  in  Alabama^)  geförderten  Brauneisenerze  und  zugleich 
das  beste  Brauneisenerz  ist  gebunden  an  den  kieseligen  Knox-Dolomit  und  die 
„Chert-Group'*  des  Obersilurs  und  wird  begleitet  von  Beauxit.  Im  Jahre  1896 
hatte  man  einzelne  dieser  Vorkommnisse  schon  bis  zu  Tiefen  von  etwa  80  m 
verfolgt  und  immer  noch  gutes  Erz  gefunden. 

Der  Blue  Ridge,  der  östliche  Zug  des  Alleghany-Gebirges,  besteht  aus 
kristallinem  Gestein;  darüber  folgen  Schiefer,  Konglomerate  und  Sandsteine  mit 
Quarziten  (Fotsdamsandstein).  Über  diesen  liegen  mächtige  Ablagerungen  von 
Ton  und  teilweise  zersetzten  Tonschiefem,  welche  ihrerseits  von  Kalksteinen 
des  Silurs  überlagert  werden.    In  den  weichen  Tonen  hat  die  Erosion  eine  dem 

')  Siehe  eine  Zusammen  stellang  der  teilweise  schwer  zugänglichen  Literatur  in 
Kemp,  Ore  deposits,  1900,  100—105. 

^)  Lewis,  The  hematite  ore  miues  and  blast  furnaces  east  ofthe  Hudson  River; 
Transact.  Am.  Inst.  Mm.  Eng.,  V,  1876,  216—235. 

^)  Mo.  Calley,  The  limonites  of  Alabama  geologically  considered;  Eng.  Min. 
Joum.,  XLIU,  1896,  583—584. 


Marine  Sideritlager.  187 

Kettengebirge  parallele,  bis  nach  Alabama  verfolgbare  Rinne,  das  „Great  Yalley^S 
erzeugt,  welche  ausgezeichnet  ist  durch  zahllose  Brauneisenerzlager.  Sie  sind 
verbreitet  Über  eine  Längenerstreckung  von  etwa  250  km  und  zumeist  ge- 
bunden an  die  Tone  im  Hangenden  des  Quarzits.^)  Sie  scheinen  für  diesen 
Horizont  geradezu  charakteristisch  zu  sein.  Stellenweise  werden  sie  bis  zu 
15  m  mächtig  und  enthalten  durchschnittlich  40 — 45  ^/q  Eisen  bei  recht  schwanken- 
den Grehalten  an  Phosphor  und  Mangan. 

Nach  den  vorliegenden  Schilderungen  vereinigen  diese  Brauneisenstein- 
vorkommnisse der  Appalachen  die  Charaktere  der  schichtigen,  metaso- 
matischen und  eluvialen  Lagerstätten.  Sie  sind  anderer  Entstehung  als 
die  besonders  in  Tennessee  abgebauten  Brauneisensteine  im  eisernen  Hut  der 
dortigen  Pyritlager  und  haben,  weil  sie  wohl  in  sehr  vielen  Fällen  aus  Eisen- 
karbonat hervorgegangen  sind,  hier  ihre  Stelle  gefunden. 

In  den  vorzugsweise  aus  Devon  bestehenden  westlichen  Bergketten  des 
Süd-Üral.  in  einiger  Entfernung  von  der  Bahn  Üfa-Slatoust,  liegen  die  mächtigen 
Spateisensteinlager  des  Irkuskan,  der  Bulandika  und  Schuida,  welche  die 
großartigen  Eisenhütten  von  Simsk,  Eataw,  Jurjusan  und  Slatinsk  versorgen 
und,  obwohl  sie  bereits  anderthalb  Jahrhunderte  in  Betrieb  stehen,  immer  noch 
durch  Tagebau  ausgebeutet  werden  können ;  man  faßt  sie  unter  der  Bezeichnung 
„Minen  von  Bakal^  zusammen.  In  der  Umgebung  derselben  ist  nachstehende 
Schichtenfolge  des  ünterdevons  zu  beobachten:^) 

Hangendes. 

a)  Quarzite  und  Sandsteine,  welche  die  Gebirgskämme  bilden. 

b)  Verschiedenfarbige  (hell-  oder  gelblich-graue,  grünliche  oder  rötliche) 
sericitische  Schiefer,  welche  Lager  von  grauen,  dolomitischen,  oft 
sehr  mächtigen  Kalksteinen  umschließen. 

c)  Quarzit-  und  Sericitschiefer,  graue  und  schwarze  Dolomite  und  Ton- 
schiefer, das  Liegende  der  Erzlagerstätten  von  Bakal  bildend. 

Liegendes. 

Die  Eisenerzlager  bestehen  aus  Spateisenstein,  der  zutage  größtenteils  in 
Turjit*)  und  Brauneisenerz,  letzteres  teilweise  als  Glaskopf,  umgewandelt  ist; 
diese  sekundären  Produkte  enthalten  etwas  Albit,  Quarzkömer,  Schwerspat, 
Kupferkies,  Pyrit  und  Eisenglanz.  Das  Erz  ist  ausschließlich  an  die  Kalklager 
gebunden,  in  welche  es  durch  Ankerit  übergeht.  Es  bildet  Lager  von  manchmal 
40  und  mehr  Meter  Mächtigkeit,  außerdem  auch  untergeordnete  Linsen.  Der 
Übergang  in  den  dolomitischen  Kalk  ist  schrittweise  zu  beobachten,  und  es 
unterliegt  keinem  Zweifel,   daß   die  Erze  ursprünglich  ganz  aus  Karbonat  be- 


^)  Catlett,  Iren  eres  of  the  Potsdam  formation  in  the  Valley  of  Virginia;  Transact. 
Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXIX,  1899,  308—317. 

*)  Guide  des  excurßions  du  VII.  Congrös  g6ologique  international,  1897,  Heft  III 
(Tschernyschew),  28—32. 

^  Daß  das  sog.  Roteisenerz,  wie  wohl  auch  in  vielen  anderen  Fällen,  hier  das 
Eisenhydroxyd  2Fe203.H20  ist,  hat  Samojloff  nachgewiesen.  (Turjit  und  die  ihn  be- 
gleitenden Mineralien  aus  Uspenskij- Grube  (Süd-Ural);  Bull,  des  Natur,  de  Moscou,  1899, 
142—156.  -  Die  Turjiterze  Rußlands;  Ztechr.  f.  prakt.  Geol,  XI,  1903,  301—302.) 


188  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

standen  haben,  denn  der  Bergban  zeigt,  daß  sich  solches  mit  der  Tiefe  mehr  und 
mehr  einstellt  and  der  Tarjit  und  das  Branneisen  nnr  Umwandlangsprodnkte 
sind.     Das  Erz  ist  phosphorfrei. 

Gänge  von  Diabas  sollen  die  Lagerstätte  and  ihr  Nebengestein  darch- 
brechen.^) 

Die  gesamte  Produktion  der  Bakal-Minen  beträgt  jährlich  100000  t;  der 
Mangel  an  Kohle  und  der  sehr  weite  Transport  nach  der  nächsten  Hütte,  der 
nar  im  Winter  aaf  Schlitten  erfolgen  kann,  sind  einer  aasgiebigeren  Ausbeatung 
der  großartigen  Lager  hinderlich. 

Die  Spateisensteinlager  der  Ostalpen. ^  Das  Rückgrat  der  Ost- 
alpen sind  hauptsächlich  Granit  und  Schiefer,  denen  im  Norden  und  Süden 
die  aus  meist  triasischen  Gebilden  bestehenden  Ealkalpen  vorgelagert  sind. 
Zwischen  diesen  und  jenen  liegt  ein  ausgedehntes  Schichtensystem,  das  sich  im 
Liegenden  allmählich  aus  den  Schiefern  entwickelt,  im  Hangenden  aus  Ton- 
schiefern, chloritischen  und  Talk-Schiefem,  Grauwackensandstein,  Kalksteinen 
und  Dolomiten  besteht,  welch  letztere  z.  T.  als  Rauchwacken  ausgebildet  sind. 
Man  ist  lange  unklar  gewesen  über  die  stratigraphische  Stellung  dieser  Schichten, 
bis  Funde  vereinzelter  Orthoceratiten,  Graptolithen,  Brachiopoden  und  Pflanzen- 
reste zeigten,  daß  in  ihnen  Silur,  Devon,  Carbon  und  Perm  vertreten  sind. 

In  den  paläozoischen  Schichten  der  Nordalpen  liegt  eine  stetig  entwickelte 
Zone  von  zahlreichen  und  mächtigen  Spateisensteinlagem.  Sie  bilden  mit  einigen 
Unterbrechungen  einen  über  45  Meilen  langen  OW.  gerichteten  Lagerzug,  der 
vielfach  durch  Bergbaue  erschlossen  und  durch  Hüttenanlagen  gekennzeichnet 
ist.  Er  beginnt  zu  Reichenau  in  Niederöst^rreich  und  streicht  über  Neuberg, 
Veitsch,  Eisenerz,  Admont,  Lietzen  in  Steiermark,  Werfen,  Flachau,  Dienten 
in  Salzburg  bis  Pillersee  und  Schwaz  in  Tirol.  Entweder  sind  es  große,  mehr 
oder  weniger  regelmäßige,  zum  Teil  stock-  oder  linsenförmig  gestaltete  Massen 
in  Schiefern,  dem  Streichen  und  Fallen  der  letzteren  parallel,  oder,  und  das 
vor  allen  Dingen,  sie  sind  geknüpft  an  paläozoische  Kalksteine,  überlagert  von  den 

^)  Eine  Diabasplatte,  welche  ich  in  der  Irknskan-Lagerstätte  beobachtete,  war 
ganz  nach  Art  einer  Decke,  nicht  eines  Ganges,  zwischen  Tonschiefer  und  das  Eisenerz 
eingeschaltet.    B  e  r  g  e  a  t. 

')  von  Ferro,  Die  Innerberger  Hauptgewerkschaft;  Tanners  Jahrb.  f.  d.  österr. 
Berg-  u.  Hüttenm.,  III.  1845,  197;  zitiert  von  Vacek.  —  Lipoid,  Die  Grauwacken- 
formation  und  die  Eisenstein  vorkommen  im  Kronlande  Salzburg;  Jahrb.  k.  k.  geol.  Reichs- 
Anst.,  V,  1854,  369 — 386.  —  vonSchouppe,  Geognostische  Bemerkungen  über  den  Erz- 
berg bei  Eisenerz  und  dessen  Umgebungen;  ebenda  396—406.  —  von  Gotta,  Erzlager- 
stätten, 1861,  II,  351—363,  Lit.  —  Miller  von  Hauenfels,  Die  steiermärkischen 
Bergbaue;  aus:  Ein  treues  Bild  des  Herzogtums  Steiermark,  1859.  —  Ders.,  in  Tanners 
Jahrb.,  VII,  233.  —  Wysoky,  Zur  Urgeschichte  des  Erzberges  bei  Eisenerz  in  Steier- 
mark; Österr.  Ztschr.  f.  Berg-  u.  Htittenw.,  X,  1862,  321—326.  —  von  Hauer,  Die 
Eisenstein-Lagerstätten  der  Steyerischen  Eisen-Indus triegesellschaft  bei  Eisenerz;  Jahrb. 
k.  k.  geol.  Reichs-Anst.,  XXII,  1872,  27—34.  —  Ders.,  Die  Geologie  der  österr.-ung. 
Monarchie.  1878,  249—252.  —  A.  R.  Schmidt,  Struktur  der  Spatheisenstein-Lagerstatten 
bei  Neuberg;  Österr.  Ztschr.  f.  Berg-  u.  Hüttenw.,  XXVIII,  1880,  480—481.  —  Stur, 
Vorkonmien  obersilurischer  Petrefakte  am  Erzberg  und  in  dessen  Umgebung  bei  Eisenerz 


Marine  Sideritlager.  189 

gipsfOhreiiden  Werfener  Sandsteinen  und  Schiefern,  welche  dem  Bnntsandstein 
entsprechen.  Es  sind  nicht  nur  die  wichtigsten  Eisenerzlagerstätten  der  Alpen, 
sondern  ganz  Österreichs. 

Hanpterz  ist  der  kristallinisch-körnige  Spateisenstein  (Flinz  oder 
Pflinz).  Stets  ist  derselbe  begleitet  von  lichten  Kalksteinen  and  darch  ver- 
schiedenartige Zwischenstufen  (Ankerit  usw.)  mit  ihnen  verbunden  („Verroh- 
wandung**). Durch  Verwitterung  von  Tag  herein  gehen  die  Erze  in  Braun- 
eisenstein („Braunerze**)  oder,  wenn  sie  etwas  Mangan  enthalten,  in  „Blau- 
erze" über.  Dabei  bildet  sich  Aragonit  („Eisenblllte").  Unter  „Kemflinzen" 
versteht  man  Stücke  von  Spateisenstein,  welche  von  Klüften  aus  bis  auf  einen 
inneliegenden  frischen  Kern  in  Brauneisen  umgewandelt  sind. 

Ihre  mächtigste  Entwickelnng  erreichen  die  alpinen  Spateisensteinlager  bei 
Eisenerz  in  Steiermark,  am  „Vordernberger  und  Innerberger  Erz- 
berg**. Sie  sind  der  „größte  bergmännische  Schatz  der  österreichischen  Alpen** 
(v.  Hauer).  Südlich  von  der  Stadt  Eisenerz  erhebt  sich  der  1537  m  hohe  Erz- 
berg 690  m  hoch  über  das  Eisenerzer  Tal.  Auf  der  NW.-Seite  besteht  er  vom 
Gipfel  bis  fast  zum  Fuße  beinahe  ganz  aus  mehr  oder  weniger  reinem,  kristalli- 
nischem Spateisenstein.  Die  ganze  Oberfläche  des  Berges  ist  durchwühlt  von  Tage- 
bauen und  unterirdischen  Abbauen.  Das  Erz  wird  jetzt  nur  im  Tagebau  auf  nicht 
weniger  als  50  Etagen  gewonnen.  Der  Berg  besteht  indessen  nur  scheinbar 
ganz  aus  Eisenstein ;  in  Wirklichkeit  treten  hier  die  Erze  in  einem  ausgedehnten, 
frei  zutage  liegenden  Lager  auf,  dessen  Mächtigkeit  an  einzelnen  Stellen  125  m, 
im  Durchschnitt  60  m  erreicht  und  auf  mehr  als  1000  m  in  Streichen  bekannt 
ist.  Nur  ein  Teil  dieses  Lagers,  und  zwar  immerhin  die  Hauptmasse,  ist  derbes 
Erz,  vielfach  stößt  man  aber  auch  auf  unschmelzwürdige,  taube  Zonen. 

Die  liegendsten  Schichten  des  Erzberges  sind  die  „EisenerzerGrau- 
wacken**,  ein  körniges,  lauchgrünes,  viel  Quarz  und  Feldspat  enthaltendes 
Gestein  von  klastischem  Aussehen.  Darüber  folgt  der  Grau wackenkalkstein; 
er  ist  grau,   rötlich,  braunrötlich  oder  violett,  durch  Tonschieferzwischenlagen 

in  Steiennark;  Jahrb.  k.  k.  geol.  Reichs. -Anst..  XV,  1865,  267—277.  —  Stäche,  Über 
die  Silurbildungen  der  Ostalpen  mit  Bemerkungen  über  die  Deyon-,  Garbon-  und  Perm- 
Schichten  dieses  Gebiets;  Ztachr.  d.  d.  geol.  Ges.,  XXXVI,  1884,  277—378,  bes.  287  u. 
352 — 378.  —  Die  in  den  beiden  vorhergehenden  Arbeiten  gewonnenen  stratigraphischen 
Ergebnisse  wurden  modifiziert  durch  Vacek,  Über  den  geologischen  Bau  der  Centralalpen 
zwischen  Enns  und  Mur;  Verh.  k.  k.  geol.  Reichs-Anst.,  1886,  71 — 83.  —  Ders.,  Über 
die  geologischen  Verhältnisse  des  Flussgebietes  der  unteren  Mürz;  ebenda  455 — 464. 
Ders.,  Über  die  geologischen  Verhältnisse  des  Semmeringgebietes ;  ebenda  1888,  60 — 71. 
Behandelt  die  Stratigraphie  der  niederösterreichischen  Spatheisensteinlager  in  der  Gegend 
der  Raxalpe  bei  Reichenau.  —  Ders.,  Skizze  eines  geologischen  Profils  durch  den 
steierischen  Erzberg;  Jahrb.  k.  k.  geol.  Reichs-Anst.,  L,  1900,  23—32.  —  vonFouUon, 
Über  die  Grauwacke  von  Eisenerz.  Der  „Blasseneck-Gneiss*^ ;  Verh.  k.  k.  geol.  Reichs-Anst., 
1886,  83—88.  —  Vacek  und  Sedlaczek,  Der  steirische  Erzberg.  Führer  für  die 
geologischen  Excursionen  in  Osterreich  gelegentlich  des  IX.  Intern.  Geologen-Congresses, 
1903,  Heft  V.  —  Taffanel,  Le  gisement  de  fer  spathique  de  1 'Erzberg;  Ann.  d.  Mines, 
(10),  IV,  1903,  24—48.  —  Siehe  ferner  Jugo vi z,  Illustrierter  Führer  auf  der  Bahnlinie 
Bisenerz-Vordernberg.    Wien  1894. 


190  Die  schichtiseD  Lagerstätten. 

veranreinigt,  durch  Glimmer  häaflg  flaserig;,  manchmal  graphitiscb.  Er  ist 
stellenweise  stark  eisenhaltig  („rohwändig")  nnd  fuhrt  selbst  Spateisensteinlager 
(älteres  erzführendes  System),  Nadi  seiner  VersteinerungsfilhruDg  gehört  er 
dem  unteren  Devon  an  (er  enthält  charakteristische  Trilobiten).  Diskordant 
auf  diesem  Kalkstein  ruhen  nach  Vacek  bnnte  Tonschiefer  ( „Grenzschiefer ") 
nnd  diskordant  Ober  ihnen  die  „Eisensteinformation"  (jOngeres  erzführendes 
System).  Da  diese  letztere  im  allgemeinen  nnd  in  verschiedenen  Oehieten  eng 
gebunden  ist  an  die  sie  diskordant  Überlagernde  unterste  Trias  und  im  alpinen 
Karbon  nnd  Oberdevon  analoge  Eisenstein  Vorkommnisse  nicht  beliannt  sind,  so 
glaubt  Yacek  den  Spateisensteinen 

a11<mm«in      T»>rmi«r>hfHi      Allnr      9:11.  JfttmaZ'mä.dM, 


Flg.  U.    Profil  durch  den  BteirlBchen  £rzberg  nsch  S'>  10°;  das  Liger  streicht  N— S.    (Nach  den 

Aaraehmen  der  Bergdlrektlon,  1903.)  a  Blaaieneck-GnelB,  Eleenerzer  GraawBcke ;  b  SpEtelseDBleln; 

c  Tanachlefer ;  d  Sanberger  Kalb;  i  Eogler  Ealk.   Nur  an  derEbenbBbe  nnd  am  LledemanD-Hanpt- 

BtoUen  tat  die  SchlchtDug  dea  Blaaaeneck-Qnelaea  aogedeatet.    HaSatab  1 :  18000. 

rote  tonige  Sandsteine  mit  Gipseinlagerungen,  die  Werfener  Schichten  der  unteren 
alpinen  Trias. 

Es  darf  nicht  tibergangen  werden,  daß  Vaceks  Auffassung  der  strati- 
grapfaisdien  Verhältnisse  des  Erzberges  seitens  anderer  Geologen  Einsprüche  er- 
mhrt,  wie  sie  neuerdings  auch  in  einem  Aufsatz  Taffanels  zum  Ausdruck  ge- 
kommen sind.  Dieser  mißt  den  Tonschiefern  und  Kalkbänken,  welche  das  untere 
nnd  obere  erzführende  System  Vaceks  trennen  sollen,  nnr  eine  lokale  Bedeutung 
bei  und  möchte  letztere  beide  als  einheitliche  Erzformation  dem  unteren  Devon 
zuweisen.    Das  widerspricht  auch  dem  vorstehenden  Profile  nicht. 

Soviel  das  enorme  Eisenerzlager  des  Erzberges  noch  in  genetischer  Be- 
ziehung zn  denken  geben  mag,  so  dürfte  doch  eine  sedimentäre  Entstehung  des- 

1)  Eb  sei  ansdrDcklich  auf  das  von  Yacek  entworfene  Profil  des  Erzberges  ver- 
wiesen. Die  in  Fig.  54  wiedergegebena  Zeichnung,  welche  ich  der  Liebenswürdigkeit 
des  Herrn  Direktora  Sedlaczek  verdanke,  ist  objektiv  auf  Orund  der  Anfichlflsse  ent- 
worfen worden.    Borgoat. 


Marine  Sideritlager.  191 

selben,  die  zuerst  von  Schouppe  behauptet  worden  ist,  am  wahrscheinlichsten 
sein,  wenn  man  zugleich  annimmt,  daß  das  gegenwärtige  petrographische  Ge- 
präge des  Lagers  innerhalb  des  stark  metamorphosierten  Gebirges  nicht  mehr 
das  ursprüngliche  ist.  Von  manchen  Seiten  wird  eine  metasomatische  Entstehung 
der  Spateisensteine  behauptet,  indem  man  annimmt,  daß  Eisensalzlösungen  ge- 
waltige Ealkmassen  verdrängt  haben.  ^)  Der  ungleichmäßige  Eisengehalt  des 
Erzes,  die  Rohwände  und  der  stellenweise  Übergang  der  Ealkbänke  in  Eisen- 
stein sind  an  und  für  sich  dieser  Auffassung  nicht  ungünstig.  Man  hat  aber 
bisher  nirgends  die  Gangspalten  nachgewiesen,  welche  die  massenhaften  Eisen- 
lösnngen  emporgebracht  haben  könnten,  und  auch  die  sehr  große  Reinheit  des 
Eisensteines,  der  fast  gänzliche  Mangel  an  Sulfiden,  Schwerspat  usw.,  die  sonst 
auf  epigenetischen  Spateisensteinlagem  einzubrechen  pflegen,  und  das  Fehlen  von 
allen  typischen  Erscheinungen,  die  sonst  an  eine  Metasomatose  erinnern  könnten, 
(z.  6.  Durchtrümernng  der  Ealksteinbänke  mit  Erz)  mahnen  einer  solchen 
Hypothese  gegenüber  zur  Zurückhaltung. 

Bis  zum  Jahre  1890  arbeiteten  am  Erzberg  zwei  Bergbauvereinigungen, 
bei  Eisenerz  die  Inner  berger  (seit  1881  in  die  österreichisch- Alpine  Montan- 
gesellschaft aufgegangen)  und  am  oberen  Teil  des  Berges  die  Vordernberger 
Gewerkschaft.  Beide  sind  jetzt  in  die  Österreichisch-Alpine  Montangesell- 
schaft verschmolzen.  Die  Eisenerzmasse  des  Berges  wird  bei  mäßiger  Schätzung 
auf  weit  über  200  Millionen  Tonnen  berechnet;  sie  würde,  wenn  die  Produktion 
ihre  heutige  Höhe  innehielte,  auf  mindestens  200  Jahre  reichen. 

Der  rohe  Eisenstein  enthält  38 — 40,  der  geröstete  bis  52®/q  Eisen.  Die 
Erzproduktion  hat  sich  seit  dem  Jahre  1891  fast  verdoppelt;  sie  betrug: 


Innerberg 

V< 

ordernberg 

Zusamme 

t 

t 

t 

1891  .     . 

.     .       615610 

57180 

672790 

1901  .     . 

.     .     1051960 

150920 

1202880 

1902  .     . 

.     .       907850 

164430 

1072280 

Im  Jahre  1862  hatte  sie  kaum  130000  t  betragen.  Jetzt  macht  sie  61,5  ^/q 
der  gesamten  Eisenerzfördemng  Österreichs  ans. 

Der  Bergbau  beschäftigt  zeitweise  über  3000  Arbeiter. 

Die  Eisenerzlager  von  Kärnten  und  Steiermark  sind  schon  im  Altertum 
bekannt,  das  dortige  Eisen  berühmt  gewesen,  denn  das  „aes  noricum"  wird  von  ver- 
schiedenen alten  Schriftstellern  erwähnt.  Die  erste  Erwähnung  des  Eisenerzer 
Erzberges  geschieht  seitdem  nach  Wysoky  im  Jahr  1164.  Man  hat  früher  nur 
das  Braun-  und  Blauerz  gegraben. 

Nachstehend  folgen  Analysen  der  Eisenerzer  Erze. 


1)  Siehe  Taffanel,  47—48.  Danach  hält  H.  Höfer  das  Eiaenerzer  Lager  für 
zweifellos  metasomatisch.  Derselben  Meinung  ist  auch  Redlich,  Über  das  Alter  und 
die  Entstehung  einiger  Erz-  und  Magnesitlagerstätten  der  steirischen  Alpen;  Jahrb.  k.  k. 
geol.  Reichs-Anst.,  LIII,  1903,  290—291. 


192 


Die  schichtigen  LagersUtten. 


] 

[.  Rohe  Erze 

U.  Geröstetes  Erz 

FeO     ....      34,97 

2,00 

FejOg  . 

16,75 

67,78 

MgO,    . 

2,98 

3,86 

Cd  .     . 

Spur 

ger.  Spar 

SiOj     . 

8,20 

7,05 

AUO« 

2,09 

1,79 

CaO     . 

3,06 

7,15 

MgO 

2,92 

2,90 

CO«      . 

27,60 

5,85 

P.O5 

0,04. 

0,057 

SOs. 

Spar 

0,110 

H,0 

1,40 

1,75 

100,01 

100,30 

Fe 38,93 

49,00 

Mn 2,15 

2,78 

P 0,02 

0,025 

S     . 

■ 

• 

• 

Spur 

0,044 

Genaa  westlich  vom  Erzberg  und  von  diesem  etwa  5^/2  km  entfernt  liegen 
die  von  v.  Hauer  beschriebenen  Eisenerzlagerstätten  der  Donners alpe.  Auch 
hier  ruhen  die  Eisensteine,  Kalke  und  Ankerite  zwischen  der  „Grauwacke"  und 
den  Werfener  Schichten  und  bilden  nach  v.  Hauer  und  v.  Schouppe  die 
durch  die  Erosion  des  Eisenerzer  Erzbachs  unterbrochene  streichende  Fort- 
setzung des  Erzberglagers.  Das  Auftreten  von  Spateisenstein,  Brauneisenerz 
und  Kalkstein  ist  ein  ähnliches  wie  dort. 

Nach  Vacek  läßt  sich  der  nordsteirische  Eisensteinzug  in  zwei 
Abschnitte  gliedern,  einen  westlichen,  der  von  Admont  her  über  Johnsbach, 
Radmer,  Eisenerz  bis  ins  obere  Tragöß  und  das  Aflenzer  Becken  zu  verfolgen 
ist,  und  einen  östlichen  mit  den  Vorkommnissen  GoUrad,  Feistereck,  Kreith, 
Rothsohl,  der  Veitsch,  Debrin,  Rettenbach,  Neuberg,  Lichtenbach,  Bohnkogel 
und  Altenberg.  Zu  Gollrad  und  Altenberg  sind  wichtigere  Eisensteingruben. 
Weitere,  etwas  abseits  liegende  Punkte  sind  Niederalpel  und  Eibelkogel. 

Im  westlichen  Teil  des  Eisensteinzuges  sind  die  Erze  gebunden  an  vor- 
wiegende sericitische  Schiefer,  welche  dem  Unterdevon  oder  dem  Gneis  diskordant 
(nach  Vacek)  auf  ruhen,  während  die  gleichen  Schiefer  am  Erzberg  zu  Eisenerz 
nur  eine  untergeordnete  Rolle  an  der  Basis  der  Eisensteinformation  spielen.  Das- 
selbe gilt  für  die  Vorkommnisse  östlich  von  Eisenerz. 

Die  Eisenerzlager  in  Salzburg  hat  Lipoid  genauer  beschrieben.  Sie  liegen 
in  graphitischen  Tonschiefem,  in  schieferigen  „Grauwacken"  inmitten  der  „Grau- 
wackenformation^,  welche  von  Hüttau  und  Flachau  östlich  der  Salzach  über 
Bischofshofen  und  St.  Johann  bis  an  die  Tiroler  Grenze  bei  Pillersee  streicht. 
Die  ganze  Formation  bildet  auch  hier  das  Liegende  der  diskordant  dazu  ge- 
lagerten Werfener  Schichten  und  zeigt  ein  nördliches  Einfallen.  Die  Eisenstein- 
lager sind  eisenreiche  Kalksteine  oder  Dolomite;  der  Eisengehalt  ist  meistens 
ein  so  geringer,  daß  man  das  Erz  nicht  als  Spateisenstein  bezeichnen  darf.  Auch 
ihre  Mächtigkeit  ist  keine  große.  Die  rasch  sich  auskeilenden  Linsen  erreichen 
selten  eine  Dicke  von  mehreren  Metern  und  meist  nur  Ausdehnungen  von  40  bis 
100  m.  Allerdings  liegen  die  Linsen  manchmal  zu  mehreren  neben-  und  über- 
einander; sie  sind  noch  in  der  zweiten  Hälfte  des  vergangenen  Jahrhunderts 
abgebaut  worden.    Die  Hauptvorkommnisse  sind  diejenigen  im  Dientener  Graben 


Marine  Sideritlager.  193 

am  Hochfiilzen,  auf  der  Sommerhalde  und  am  Eollmannsegg  bei  Dienten,  bei 
Leogang,  am  Getschenberg  bei  Bischofshofen,  im  Reinbachgraben  bei  St.  Johann, 
in  der  Gegend  von  Flachaa  u.  a.  *) 

Am  nördlichen  Abhang  des  Eellerjochs  im  Inntal,  gegenüber  Jenbach, 
wird  ein  Spateisensteinlager  in  Schiefern  abgebaut,  welches  stellenweise  eine 
Mächtigkeit  von  4  m  erreicht.  Das  Erz  wird  zeitweilig  in  dem  Jenbacher  Eisen- 
werk verhüttet. 

In  der  Gegend  von  Werfen  liegen  machtigere  Eisenerzmassen  über  bunten 
quarzigen  Schiefem  und  unter  dem  untertriasischen  Guttensteiner  Kalk.  Das 
Erz  ist  brauner  Glaskopf  und  ockeriger  Brauneisenstein,  der  in  inniger  Ver- 
bindung mit  breccibs  zertrümmertem  Dolomit  und  mit  Eauchwacken  vorkommt 
und  wie  dieser  von  Aragonit  durchadert  ist.  Die  vielfach  gebogenen  und  ver- 
drückten Massen  erreichen  Mächtigkeiten  bis  zu  40  m.  Diese  Eisensteine  wurden 
abgebaut  am  Moosberg,  am  Flachenberg,  im  Schäfferötz  und  Windingsberg  bei 
Werfen  u.  a.  0.    Sie  gehören  der  unteren  Trias  an.^ 

Im  Perm  und  vorzugsweise  in  den  Schiefem  der  unteren  Trias  („Servino"*) 
der  lombardischen  Alpen  liegen  Sideritbänke,  welche  für  die  lombardische  Eisen- 
industrie von  ganz  besonderer  Bedeutung  geworden  sind.  Die  bedeutendsten 
derartigen  Lagerstätten  sind  im  ValTrompiabeiBrescia  und  im  Val  di  Seriana 
und  Val  di  Scalve  bei  Bergamo  bekannt.  In  ersterem  Tal  kennt  man  min- 
destens 6,  im  zweiten  Gebiete  mindestens  5  solcher  Lager  mit  einer  Gesamt- 
mächtigkeit von  6 — 8  m. 

Die  Mächtigkeit  der  einzelnen,  manchmal  durch  Schiefermaterial  verun- 
reinigten Bänke  schwankt  zwischen  1,20  und  1,80  m.  Auch  hier  ist  stellenweise 
ein  langsamer  Übergang  zwischen  dem  Siderit  und  taubem  Kalkstein  zu  be- 
obachten. Man  bezeichnet  die  in  Brauneisenerz  umgewandelten  Erze  als  minerali 
dolci  oder  morelli,  die  frischen  Siderite  als  minerali  duri,  bianchi  oder  als 
Vena  bianca.  Die  Eisenerze  liegen  konkordant  zwischen  den  Schichten  und 
lassen  sich  über  30  km  weit  ununterbrochen  verfolgen.  Der  Mangangehalt 
derselben  erreicht  einige  Prozent. 

Die  lombardische  Eisenindustrie  stand  in  früheren  Zeiten  in  hohem  Eufe 
und  reicht  bis  in  das  Altertum  zurück,  wo  man  die  verwitterten  Erze  bevor- 
zugte; Bergamo  und  Brescia  waren  die  Zentren  derselben.  Mangels  billiger 
Kohlen  hat  die  lombardische  Eisenindustrie  lange  Zeit  danieder  gelegen  und 
nimmt  erst  seit  den  letzten  Jahren  wieder  einigen  Aufschwung;  im  Jahre  1900 
haben  die  Provinzen  Bergamo,  Brescia  und  Como  etwa  15  000 1  Eisenerze  produziert. 

Bei  Yareä  in  Bosnien  sind  verschiedene  großartige  Eisenerzlager  in  den 
Werfener  Schichten  (unterste  Trias) ;  sie  erscheinen  gebunden  an  Kalke  inmitten 


1)  Siehe  bei  Lipoid,  1.  c.  378. 

>)  Ausführlicheres  bei  Lipoid,  1.  c.  380—385. 

^)  Fuchs,  £tude  sur  les  gisements  m^talliferes  des  Vall6es  Trompia,  Sabbia  et 
Sassina;  Ann.  d.  Mines  (6),  XIII,  1869,  411 — 458.  —  Ourioni,  Osservazioni  geologiche 
suUa  ValTrompia;  Mem.  d.  R.  Istit.  Lomb.  (3),  II,  1870;  zitiert  von  d'Achiardi.  — 
d'Achiardi,  I  metalli,  loro  minerali  e  miniere,  1883,  II,  206—208.  —  Lotti,  I  de- 
positi  dei  minerali  metalliferi,  1903,  105—106.  —  von  Ernst,  Studie  über  die  Eisen- 
industrie in  der  Lombardie.  Nach  den  Publikationen  des  R.  Corpo  delle  Miniere;  Österr. 
Ztschr.  f.  Berg-  u.  Hüttenwes.,  XLVII,  1899,  381—387,  400—404. 

Stelzner-Bergeat,  Erzlagerstätten.  i^ 


194  I^ie  schichtigen  Lagerstätten. 

von  Tonschiefern,  sind  entstanden  aus  Sideriten  und  sideritischen  Kalksteinen 
und  führen  Eisenhydroxyde;  z.  T.  aber  bildet  der  Spateisenstein  selbst  das  Erz.^) 

Die  Werfener  Schichten  bestehen  zur  Hauptsache  aus  roten  oder  grünen, 
glimmerigen,  bald  mehr  tonigen,  bald  mehr  sandigen,  von  Kalkbänken  durch- 
zogenen Schiefern  und  untergeordneten  Sandsteinbänken.  Im  ganzen  treten  die 
Kalksteine,  welche  im  Gegensatz  zu  den  triasischen  Massenkalken  Bosniens  wohl- 
geschichtet sind,  gegenüber  den  Schiefern  und  Sandsteinbänken  zurück. 

Die  Eisenerzlager  bilden  einen  Lagerzug,  welcher  südlich  der  Stadt 
Vares  hinstreicht  und  durch  das  Stavnjatal  in  einen  östlichen  und  westlichen 
Abschnitt  zerlegt  wird;  jenem  gehören  die  Lager  von  Droskovac,  Brezik  und 
Przici,  diesem  diejenigen  von  Smreka  und  Saski  potok  an. 

Die  Ausdehnung  der  sideritischen  Kalke  erstreckt  sich  ungefähr  5  km 
weit  in  ostwestlicher  Richtung. 

Die  bedeutenderen  Vorkommnisse  liegen  sämtlich  längs  einer  Störungslinie. 
Die  sideritischen  Kalke  sind  längs  jüngerer  Spalten  in  Brauneisenerz  und  Turjit 
(oder  Roteisenerz?)  umgewandelt  und  letzterer  sehr  häufig  von  qnarzreichen 
Partien  begleitet  oder  völlig  verkieselt.  Der  Übergang  des  Karbonats  in  das 
Oxyd  ist  ein  allmählicher,  in  der  Tiefe  nimmt  der  Siderit  zu;  letzterer  ist,  mitunter 
deutlich  längs  Spalten,  mit  Baryt  verunreinigt,  und  eine  solche  Durchtränkung 
mit  letzterem  Mineral  scheint  nach  Katzer  wiederholt  und  auch  während  der 
Umwandlung  des  Siderits  in  Brauneisenerz  stattgefunden  zu  haben.  In  dem 
roten  Eisenstein  stellen  sich  mitunter,  wie  auf  dem  Lager  von  Smreka,  mangan- 
reiche Partien  ein.  Ebendort  führt  auch  das  Erz  und  der  Kalkstein  Pyrit, 
und  im  Erz  kommt  gediegen  Kupfer  in  dünnen  Blechen  vor.  Aragonit,  Chal- 
cedon,  Fahlerz  und  Bleiglanz  werden  gleichfalls  angetroffen.  Die  Mächtigkeit 
der  Erzlager  beträgt  20 — 60  m,  doch  wechseln  die  Beschaffenheit  und  der  Adel 
darin  vielfach.  Im  Streichen  lassen  sie  sich  manchmal  auf  mehrere  hundert 
Meter  verfolgen. 

Die  Yareser  Eisenerze  haben  einen  schwankenden,  aber  doch  beträchtlichen 
Eisengehalt  und  sind  stets,  manchmal  bis  zu  10  ^/q,  manganhaltig;  Kupfer  scheint 
in  den  Erzen  immer  vorzukommen,  der  Phosphorgehalt  im  allgemeinen  gering 
zu  sein.    Das  limonitische  Erz  von  Droskovac  führt  6 — S^Jq  Baryt. 

Die  Eisenerzlager  von  Vares  gehören  zu  den  reichsten  Europas;  die  im 
Tagebau  gewinnbare  Erzmenge  wird  auf  10  Mill.  Tonnen  geschätzt.  Die 
Produktion  im  Jahre  1900  betrug  ca.  130000  t,  die  zum  größeren  Teile  an  Ort 
und  Stelle,  zum  anderen  Teil  zu  Servola  bei  Triest  verschmolzen  worden  sind. 
Die  besten  Eisenerze  sind  die  Roteisenerze  von  Przici  mit  einem  Eisengehalt 
von  mehr  als  60 ^Jq.^ 

1)  Katzer,  Das  Eisenerzgebiet  von  Vares  in  Bosnien;  Berg^  und  Hüttenm. 
Jahrb.  d.  k.  k.  Bergakad.,  XLVIII,  1900,  99—189;  Ref.  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1900, 
383—385  und  Jahrb.  f.  d.  Eisenhtittenwes.,  I,  1902,  135—141.  —  Ders.,  Geologischer 
Führer  durch  Bosnien  und  die  Hercegovina.  Herausgegeben  von  der  Landesregierung 
in  Sarajevo,  1903,  144—150. 

^)  Siehe  auch  Poech,  L'industrie  min^rale  de  Bo8nie-Herz6goYine;  Monographie 
publice  ä  roccaslon  du  Congr^s  international  des  mines  et  de  la  m^tallurgie  de  PEx- 


Marine  Sideritlager.  195 

Der  Vareser  Bergbau  hat  zur  Errichtang  eines  Hüttenwerkes  Veranlassung 
gegeben,  das  als  einer  der  großartigsten  Holzkohlenbetriebe  Europas  gilt  Die 
im  Dubosticatal  gewonnenen  Chromeisensteine  finden  hier  Verwendung.  Zu 
Vareä  selbst  werden  44000  t  Roheisen  erzeugt,  das  den  Bedarf  ganz  Bosniens 
deckt  und  außerdem  noch  in  die  benachbarten  Gebiete  exportiert  wird. 

Das  Vareser  Eisen  war  schon  zur  Türkenzeit  im  Orient,  bis  nach  Elein- 
asien  und  Ägypten,  ein  gesuchter  Handelsartikel. 

Sphärosiderite  und  Toneisensteine,  welche  sich  durch  ihre  EristalJi- 
nität  und  ihren  Gehalt  an  Siderit  bezw.  Ton  unterscheiden,  werden  ganz  allgemein 
die  im  frischen  Zustand  grauen  oder  bläulichen,  sehr  leicht  in  Branneisenstein 
Übergehenden  linsen-  und  scheibenförmigen,  auch  flözartigen  Eisenerze  genannt, 
welche  in  den  verschiedensten  Formationen  zumeist  Einlagerungen  in  Tonen 
bilden.  Es  sind  vorzugsweise  aus  Eisenkarbonat  bestehende  Konkretionen  mit 
etwa  35 — 45  ^/q  Eisen  und  einigem  Phosphorgehalt.  Sie  kommen  sowohl  in 
marinen  wie  in  laknstren  Ablagerungen  vor,  häufig  massenhaft  einzelne  Schichten 
in  dichter  Lagerung  erfüllend. 

Hier  soll  zunächst  von  den  Vorkommnissen  in  marinen  Schichten  die  Bede 
sein.  Dieselben  haben  augenblicklich  nur  eine  untergeordnete  oder  keine  technische 
Bedeutung.  Eine  scharfe  Trennung  der  Toneisensteine  in  marine  und  lakustre 
ist  natürlich  so  lange  nicht  möglich,  als  die  Absatzbedingungen  des  Neben- 
gesteines in  manchen  Fällen  nicht  völlig  aufgeklärt  sind. 

Im  mittleren  Eeuper  Oberschlesiens  finden  sich  bei  Siewierz,  Poremba, 
Pinczye,  Trzebycka  usw.  Nester  von  Brauneisenstein  im  Ton,  welche  abgebaut 
wurden.  Namentlich  in  der  Gegend  zwischen  Kreutzburg,  Landsberg  und  Pitschen 
führen  die  Wilmsdorfer  Schichten  des  oberen  Keupers  tonige,  eisenreiche  Sphäro- 
siderite. Dieselben  bilden  mehrere  Lagen  von  faust-  bis  kopfgroßen  Knollen  in 
Tonen  und  Mergeln  und  umschließen  Pflanzenreste,  können  also  mindestens  keine 
Hochseeablagerungen  sein. 

Toneisensteine  kommen  in  großer  Menge  im  Bathonien  (besonders  in  der 
Stufe  des  Amm.  Parkinsoni  und  Belemn.  giganteus)  des  oberschlesisch- 
polnischen  Doggers  vor  und  sind  bei  Landsberg  zumal  in  früherer  Zeit 
lebhaft  abgebaut  worden.  „In  der  Regel  liegen  3 — 6  Erzlager  von  3 — 12  Zoll 
Mächtigkeit  übereinander,  welche  durch  Lettenmittel  getrennt  werden."  Die 
Erze  enthalten  20— 45  o/o  Eisen,  i) 

Gegenwärtig  ist  noch  Bergbau  bei  Gzenstochau  nahe  der  schlesisch- 
poinischen  Grenze.  Die  Erze  sind  nur  wenig  mächtige,  aber  zu  mehreren  über- 
einanderliegende, zusammenhängende  Bänke  oder  Knollen  von  Toneisenstein,  der 
häufig  oolithisch  erscheint.^ 


poBition  universelle  de  Parifl  1900.  Wien  1900,  23—34.  —  Danach  Die  Mineral- 
industrie Bosniens  und  der  Herzegovina;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  LIX,  1900, 
516— 616.  —  B.  Walter,  Beitrag  zur  Kenutnis  der  Erzlagerstätten  Bosniens,  1887, 
17—24. 

*)  Das  Obige  nach  F.  Roemer,  Geologie  von  Oberschlesien,  1870,  170 — 172, 
Ö34— 635. 

')  von  Behbinder,  Untersuchungen  im  braunen  Jura  in  der  Umgebung  von 
Gzenstochau;  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  LY,  1903,  Verhandl.  17—33. 

13* 


196  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Massenhaft  finden  sich  Toneisensteingeoden  in  der  Jura-  and  Ereide- 
formation,  besonders  des  nordwestlichen  Dentschlands.  Sie  kommen  in  zahl- 
reichen Tongruben  als  ganz  gewöhnliche  Erscheinung  vor,  enthalten  hänfig  viele 
Versteinerungen  und  sind  in  den  verschiedensten  Horizonten  auch  als  Septarien, 
mehr  oder  weniger  reich  an  Zinkblende,  Bleiglanz,  auch  an  Schwerspat  und 
Schwefeleisen,  anzutreffen;  stellenweise  finden  sie  eine  Verwendung  als  Zuschlag 
in  den  Ziegeleien.  „In  den  Liasschichten  des  Teutoburger  Waldes,  und  zwar  in 
den  Kreisen  Bielefeld,  Paderborn  und  Warburg,  trifft  man  in  fünfzig  überein- 
anderliegenden Horizonten  Sphärosideritnieren  und  zwei  zusammen  2,20  m  mächtige 
Sphärosideritlager.  Auch  in  den  Liasschichten  des  Wesergebirges  sind  Sphäro- 
siderite  häufig. ^^  (v.  Groddeck.)  Besonders  häufig  sind  sie  im  Dogger  und  in 
der  unteren  Kreide.^)  In  letzterer  bilden  sie  Bänke  in  der  Gegend  von  Bücke- 
burg,   im  Gault  Westfalens  und  Hannovers. 

Von  untergeordnetem  wirtschaftlichen  Interesse  sind  jetzt  die  Sphäro- 
sideritlagerstätten  imKarpathensandstei n.^)  Nach  G o 1 1 a  bilden  dieselben  einen 
mindestens  80  Meilen  (gegen  600  km)  langen  Lagerzng,  in  welchem  ^nicht 
die  einzelnen  Lager  oder  Flöze,  die  oft  sogar  recht  schnell  auskeilen,  zusammen- 
hängend fortsetzen^,  sondern  es  handelt  sich  vielmehr  um  eine  Schichtenzone, 
welche  überall  solche  Lager  enthält,  deren  Zahl  und  Qualität  variiert,  wie  denn 
selbst  der  Zustand  der  einschließenden  Schichten  sich  etwas  verändert. 

Bei  Rimpolung  in  der  Bukowina  liegen  zahlreiche  ^/^ — 3  Fufi  n^ächtige 
Eisensteinflöze  zwischen  grauem  und  gelblichem  Schieferton,  grauem  Sandstein, 
Kalkstein  und  vereinzelten  Kohlenlagern.  Das  Erz  ist  mehr  oder  weniger  ver- 
unreinigt mit  Ton  und  enthält  demgemäß  einen  von  10 — 48  ^/q  wechselnden 
Eisengehalt.  Die  Sphärosideritlinsen  haben  Breitendurchmesser  von  1 — 20  Fuß. 
„Die  Linsen  liegen  teils  unmittelbar  aneinander,  teils  folgen  sie  untereinander  in 
kleinen  Abständen  innerhalb  einer  sehr  eisenschüssigen,  gelben,  milden  Schiefer- 
tonschicht, die  dann  als  Richtschnur  zu  ihrer  Verfolgung  dient.  Sonderbarer- 
weise sind  sie  zuweilen  in  dieser  Schicht  etwas  schräg  gestellt,  so  daß  sie 
gleichsam  wie  die  Ziegel  eines  Daches  wirklich  übereinandergreifen  oder  tiber- 
einandergreifen  würden,  wenn  man  sie  mit  unveränderter  Stellung  zusammen- 
schieben könnte.'*  (Cotta.)  Analoge  Vorkommnisse  sind  die  von  Nadworna  im 
östlichen  Galizien  und  weiter  nordwestlich  davon  bei  Skole.  Das  Zusammen- 
auftreten mit  Kohlenflözchen  spricht  dafür,  daß  diese  Eisenerze  nicht  in  der 
Tiefsee  gebildet  sein  können. 

In  Galizien  und  in  der  Bukowina  scheint  auf  diesen  Lagerstätten  kein 
Bergbau  mehr  umzugehen. 

Bei  Teschen  (Österr.  Schlesien)  kommen  nach  Hohenegger  Sphäro- 
sideritflöze  in  fünf  verschiedenen  Horizonten  vor: 

1.  Im  Hauterivien,  den  schwarzen,  glänzenden,  bituminösen  „oberen 
Teschener  Schiefern"  sind  zwei  mächtige  Züge  von  Sphärosideritflözen  enthalten, 
deren  Erze  zu  Witkowitz  und  Friedland  in  Mähren  und  auf  verschiedenen 
schlesischen  und  galizischen  Gruben  verarbeitet  wurden.  Es  sind  die  haupt- 
sächlichsten Sphärosideritlager  der  Karpathen. 

')  Kosmann,  Die  Thoneisensteinlager  in  der  Bentheim-Ochtruper  Thomnulde; 
Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  L,  1898,  Verhandl.  127—131.  —  Stahl  und  Eisen,  XVIII, 
1898,  I,  357—360,  II,  623—625,  Lit.  —  Siehe  dagegen  G.  Müller,  Die  Untere 
Kreide  westlich  der  Ems  und  die  Transgression  des  Wealden;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol., 
XI,  1903,  72 — 73.  —  Harbort.  Die  Schaumburg-Lippe'sche  Kreidemulde;  N.  Jahrb., 
1903,  I,  59—90. 

2)  Hohenegger,  Geognostische  Skizze  der  Nordkarpathen  von  Schlesien  und 
den  nächsten  Angrenzungen;  Jahrb.  k.  k.  geol.  Eeichs-Anst.,  III,  1852,  3.  Quartal, 
135—148.  —  von  Cotta,  Erzlagerstätten,  II,  1861,  252—257,  Lit. 


Marine  Sideritlager.  197 

2.  In  den  Wernsdorfer  Schichten;  dieser  dritte  Hauptflözzug  der  unteren 
Kreide  (Aptien)  lieferte  die  Erze  für  die  Hütten  von  Friedland,  Baschka  und 
Witkowitz. 

3.  Im  Godula-Sandstein  (Albien)  ein  sehr  eisenreicher  Sandstein,  der 
vierte  Hauptflözzug. 

4.  Im  Istebener  Sandstein  an  der  schlesisch-ungarischen  Grenze,  der 
fünfte  Hauptflözzug. 

5.  In  den  blauen  Mergeltonen  des  nummulitenführenden  Eocäns,  der 
sechste  Hauptzug. 

Alle  nordkarpathischen  Sphärosiderite  hatten  nur  Wert,  solange  das  Holz 
der  Karpathenwälder  billig  zu  ihrer  Verhüttung  verwendet  werden  konnte.  Ihr 
Eisengehalt  betrug  durchschnittlich  nur  12  ^/q;  die  Mächtigkeit  der  seltener  in 
Eugelform,  meistens  plattenförmig  auftretenden  Erze  erreichte  fast  nie  mehr 
als  2—3  Zoll. 

Im  mittleren  Bufislaiid  kommen  Toneisensteine  stellenweise  in  ungeheurer 
Menge  vor.  So  in  der  unteren  Kreide  des  Sasurskischen  Waldgebietes  im  Fluß- 
gebiet der  Sura  (Gouv.  Simbirsk).  „Diese  Sphärosideritlagerstätt^n  repräsentieren 
sich  nur  auf  verhältnismäßig  geringe  Erstreckungen  (bis  einige  hundert  Faden) 
in  Form  kompakter  Schichten,  im  allgemeinen  dagegen  erscheinen  sie  als  schicht- 
artige Anhäufungen  von  Konkretionen,  welche  an  bestimmte  Horizonte  zwischen 
den  Sauden,  Mergeln  und  Tonen  gebunden  sind.  Hierin  gleichen  sie  den  Lager- 
stätten von  Sphärosiderit  in  Polen,  den  Gouvernements  W^ologda,  Perm,  Wjatka, 
Wladimir,  Nischny  Nowgorod,  Orel,  Kursk  usw.  Die  Mächtigkeit  der  Schichten 
ist  eine  geringe  und  schwankt  von  mehreren  Zentimetern  bis  '^j^  m;  dafür  ist 
aber  ihre  Verbreitung  eine  ungeheure.  Das  Erz  besitzt  einen  Eisengehalt  von 
30 — 35,6  ^/o  und  steht  hierin  dem  Sphärosiderit  des  Orelschen  Gouvernements 
nahe.  Der  Phosphorgehalt  schwankt  in  vier  untersuchten  Proben  zwischen 
Spuren  und  0,1301  ^/o-  Eine  grobe  Schätzung  ergab  viele  Millionen  Pud.  Der 
Abbau  scheint  rentabel."  (Doss  nach  Osokow.)^)  Auch  im  russischen  Jura  treten 
vielorts  Sphärosiderite  und  Toneisensteine  auf.  2) 

Auf  Lager  von  Spateisenstein  in  der  tertiären  Claiborne-Formation  nahe 
Enterprise  im  Staat  Mississippi  haben  Johnson  und  Brainerd^  auf- 
merksam gemacht.  Sie  erreichen  Mächtigkeiten  von  3 — 6  m  und  lassen  sich 
kilometerweit  verfolgen.  Sie  sind  gebunden  an  grüne  Sande  und  besitzen  ein 
so  flaches  Einfallen,  daß  sie  im  Tagebau  gewojinen  werden  können.  Im  Mittel 
enthalten  sie  36,85  ^/^  Eisen,  25,85  ^Jq  Kieselsäure  und  0,224  ^Jq  Phosphorsäure. 


*  Versucht  man  die  Entstehung  des  Eisenoxydulkarbonats  in  marinen 
Schichten  zu  erklären,  so  wird  man  gut  tun,  zwei  Gruppen  von  Lagerstätten 
auseinander  zu  halten,  nämlich  1.  die  fast  ganz  reinen,  versteinerungslosen, 
oft  hochkristallinen  Spateisensteine  mit  ihren  Übergängen  in  ganz  ähnliche  Kalk- 


*)  Osokow,  Die  Verbreitung  der  untercretaeeischen  eisenhaltigen  Gesteine  im 
Gebiete  der  Sasursk'schen  Wälder.  Material,  zur  Kenntnis  des  geol.  Baues  d.  russ. 
Reiches;  Beilage  z.  Bull.  soc.  natur.,  Moscou  1899,  1— öS;  Ref.  N.  Jahrb.,  1901,  II, 
-  406—407  -. 

^  Nikitin,  Über  die  Eisenerze  des  Liwnyschen  Kreises  und  der  benachbarten 
Gegenden;  Bull.  Com.  geol.  St.  Pötersbourg,  XVII,  1898,  439—450.  —  Michailowsky, 
Bericht  über  die  Resultate  der  Untersuchung  der  Eisenerzlagerstätten  im  Liwnyschen 
Kreise  des  Orelschen  Gouvernements  im  Jahre  1898;  ebenda  451 — 479;  Ref.  über  beide 
Arbeiten  N.  Jahrb.,  1901,  II,  -  409—410  -. 

^  A  new  discovery  of  carbonate  iron-ore  at  Enterprise,  Miss.;  Transact.  Am.  Inst. 
Min.  Eng.,  XVI,  1888,  146—149. 


198  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

steine  (Typus  Erzberg  in  Steiermark)  und  2.  die  Toneisensteine  and  Sphäro- 
siderite  (Pelosiderite). 

1.  Daß  die  kristallinen  Spateisensteine  in  manchen  Fällen  wirklich  primäre 
marine  Sedimente  sind,  dürfte  dann  zweifellos  sein,  wenn  sie,  wie  am  Erzberg, 
mit  echten  Ealksteinbänken  Wechsel  lagern.  Sollten  solche  Massen,  wie  das 
manchmal  geschehen  ist,  für  metasomatische  Bildungen  gehalten  werden,  so 
wäre  es  ganz  nnverständlich,  weshalb  jene  Kalksteine  nicht  anch  in  Eisenerz 
verwandelt  worden  sind.  Die  Tatsache  besteht  also,  daß  Eisenoxydulkarbonat 
in  großen  Massen  ans  dem  Meere  abgelagert  worden  ist,  wobei  der  Vorgang 
wohl  kanm  ein  anderer  gewesen  sein  kann  wie  deijenige,  der  zar  Entstehung 
großer  Ealksteinlager  führte.  Diese  letzteren  sind  vielleicht  nur  zum  Teil  or- 
ganogen;  ein  großer  Teil  des  im  Meere  präzipitierten  Kalkes  verdankt  aber 
wohl  seine  Ausfällung  unbekannten  chemischen  Reaktionen,  wie  Steinmann^) 
annimmt,  vielleicht  der  Entstehung  von  kohlensaurem  Ammoniak  bei  der  Ver- 
wesung von  Tieren. 

Eisen  wird  dem  Meere  nur  in  geringer  Menge  zugeführt  und  aus  diesem 
offenbar  in  ähnlicher  Weise  ausgefällt,  wie  der  Kalk.  Während  z.  6.  der  Rhein 
zu  Cöln  bei  sehr  niedrigem  Wasserstand  in  10000  Teilen  1,0868  CaCOg  und 
0,3918  CaSO^  enthält,  lassen  sich  nur  0,0012  Fe^Og  nachweisen;  die  Dwina  führt 
bei  Archangelsk  0,2015  CaCO«,  0,5020  CaSO^  und  nur  0,0118  FeCOg.  Im  Meere 
steigt  der  relative  Kalkgehalt  ebenso  wie  derjenige  des  Eisenkarbonats  auf 
ein  Vielfaches.  Denn  es  enthält  z.  B.  das  Wasser  des  Indischen  Ozeans  in 
10000  Teilen  etwa  0,15  CaCOg,  11—15  CaSO^  und  0,05  FeCOg.«)  Das  Ver- 
hältnis zwischen  den  Kalk-  und  Eisensalzen  im  Meere  ist  offenbar  das  Ergebnis 
einer  Ausfällung,  welche  seit  langer  Zeit  neben  der  Konzentration  der  Lösung 
statthatte.  Da  dieses  Verhältnis  sich  nicht  sehr  wesentlich  gegenüber  dem- 
jenigen im  Flußwasser  zu  ändern  scheint,  so  dürfte  man  schon  deshalb  annehmen, 
daß  der  Absatz  von  Eisenverbindnngen  im  offenen  Meere  viel  weniger  massenhaft 
stattfindet  als  der  des  Kalkes.  Daraus  ergibt  sich  die  große  Schwierigkeit,  die 
Entstehung  solch  gewaltiger,  100  m  mächtiger  Spateisensteinlager  aus  der 
normalen  Zusammensetzung  des  Meerwassers  zu  erklären.  Denn  es  ist  nicht 
wahrscheinlich,  daß  lange  Zeiten  hindurch  aus  normalem  Meerwasser  Eisenoxydul- 
karbonat für  sich  allein  oder  das  Kalkkarbonat  überwiegend  ausgefällt  worden 
sein  soll.  Man  wird  also  zu  der  Annahme  gedrängt,  die  auch  bei  der  Erklärung 
anderer  schichtiger  Erzabsätze  marinen  Ursprungs  nicht  umgangen  werden  kann, 
daß  das  Meerwasser  stellenweise  und  zu  gewissen  Zeiten  durch  zugeführte 
Metalllösungen  eine  veränderte  Zusammensetzung  erhalten  haben  muß.  Die 
weiteren  Umstände  der  Erzausfällung  aber  bleiben  unerklärt. 

2.  Die  marinen  Toneisensteine,  Sphärosiderite  und  die  Pelosiderite  sind 
tonige  Ablagerungen  mit  mehr  oder  weniger  hohem  Gehalt  an  Spateisenstein, 
letzterer  manchmal  bei  weitem  überwiegend.     Es  ergibt  sich  daraus  eine  äußere 

^)  Über  Schalen  und  Ealksteinbildung;  Berichte  der  naturf.  Gesellschaft  zu 
Freiburg  i.  Er.,  IV,  1889,  288. 

')  Man  vergleiche  die  Analysen  bei  Roth,  Allgemeine  und  chemische  Geologie, 
I.  1879,  456—457,  490—531. 


Marine  oolithische  und  oolithähnliche  Eisenerzlager.  199 

Ähnlichkeit  mit  manchen  tonigen  Kalksteinen.  Manchmal  hahen  sich  diese 
Eisensteine  ganz  sicher  in  wenig  tiefem  Meere  gehildet,  und  es  liegt  dann  am 
nächsten,  an  eine  reichliche  Zufuhr  von  Eisensalzen  vom  festen  Lande  her  zu 
denken.  Die  AusföUung  des  Eisenoxydulkarbonats  mußte  immerhin  in  Tiefen 
stattgefunden  haben,  in  welchen  der  Niederschlag  der  unmittelbar  oxydierenden 
Einwirkung  der  Atmosphäre  nicht  ausgesetzt  war.  Da  das  Meerwasser  in  allen 
Tiefen  Sauerstoffgas  enthält,  so  wird  man  ferner  nach  einem  Eeduktionsmittel 
zu  suchen  haben,  welches  die  Oxydation  des  Oxydulsalzes  verhinderte;  daß  ein 
solches  in  mannigfacher  verwesender  organischer  Substanz  gegeben  war,  daß  diese 
vielleicht  auch  die  Ausfällung  des  Eisenoxydulkarbonats  bewirkt  hat,  dürfte 
um  so  eher  anzunehmen  sein,  als  die  Toneisensteine  häufig  nicht  nur  reich  sind 
an  Versteinerungen,  sondern  auch  an  allerlei  Sulfiden,  wie  Zinkblende,  Pyrit  usw., 
deren  Entstehung  wohl  gleichfalls  auf  eine  Reduktion  aus  Metallsalzen  zurückzu- 
fahren ist.  * 


oolithiflohe  und  oolithähnliche  Eisenerzlager. 

*  Die  in  diesem  Abschnitt  zusammengefaßten  Eisenerzlagerstätten  werden 
wohl  gemeinhin  als  oolithische  bezeichnet,  indem  man  als  Oolithe,  manchmal 
ohne  genauere  Untersuchung,  die  unregelmäßig  rundlichen,  oft  kaum  mülimeter- 
großen  Erzkömchen  betrachtet  hat,  welche  —  durch  irgend  einen  Zement  zu- 
sammengehalten und  selbst  von  wechselndem  Aussehen  und  jeweils  verschiedener 
Zusammensetzung  —  ganze  Schichten  und  Schichtenkomplexe  ausmachen  können. 

Unter  einem  oolithischen  Gestein  versteht  man  ein  solches,  das  aus  lauter 
konzentrisch-schalig  und  mehr  oder  weniger  deutlich  radialfaserig  gebauten, 
rundlichen  Konkretionen  von  geringen  Dimensionen  inmitten  eines  meistens  unterge- 
ordneten Bindemittels  besteht;  die  echten  Oolithe  sind  ferner  sehr  häufig  dadurch 
ausgezeichnet,  daß  sie  einen  fremden  Kern,  wie  etwa  ein  Quarzkom,  oder  ein  Frag- 
ment einer  Versteinerung  umschließen.  Dieser  Auseinanderlegung  des  Begriffes 
„Oolith*^  entspricht  nur  eine  gewisse  Anzahl  der  gemeinhin  als  oolithisch  be- 
zeichneten Eisenerze,  und  manche,  wie  z.  B.  diejenigen  von  Schmiedefeld  in 
Thüringen,  sind  ausgezeichnete  Beispiele  für  eine  solche  Struktur.  Bei  sehr 
vielen  anderen  aber,  wie  bei  den  Erzen  des  norddeutschen  Lias,  ist  das  Aussehen 
das  eines  Eisenerzsandes,  ja  sogar  eines  Eisenerzkonglomerates;  das  Gestein  wird 
dann  zum  größeren  Teil  von  gerundeten  Körnern  von  Brauneisenerz  gebildet,  die, 
wenn  sie  mehr  oder  weniger  ausschließlich  das  Erz  zusammensetzen,  durchaus 
an  echte  oolithische  Eisensteine  erinnern.  Daneben  aber  bestehen  alle  Übergänge 
zwischen  diesen  kleinen  und  bis  zu  nußgroßen,  gerundeten  und  unregelmäßig 
gestalteten  Brocken  von  tonigem  Brauneisenerz,  die  ebensowenig  wie  die  kleinen 
eine  konzentrisch-schalige  Struktur  erkennen  lassen.  Solche  Erze  würden  zu 
Unrecht  als  oolithische  bezeichnet  werden. 

In  zahlreichen  Fällen  treten  die  oolithähnlichen  Eisenerzkörnchen  gegen- 
über der  Grundmasse  in  den  Hintergrund.  Diese  letztere  ist  bald  Eisenspat  oder 
Toneisenstein,  bald  aber  ein  toniger  Brauneisenstein  und  sehr  oft  ein  grau- 
grünes oder  blaugrünes  Eisenerz  von  dichter  Struktur,  das  mitunter  für  sich 
ganze,  an  Oolithen  arme  Gesteinsbänke  bildet  und  in  die  umschließenden  Tone 
oder  Schiefertone  übergeht,  auch  in  Gestalt  von  Knollen  in  den  Erzflözen  auf- 


200  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

treten  kann.  Die  chemische  Beschaffenheit  solcher  grüner  Eisensteine  ist  noch 
wenig  hekannt:  nach  den  vorliegenden  Bauschanalysen  sind  sie  manchmal  sehr 
reich  an  Eisenoxydulkarhonat  und  enthalten  nehen  Ton  vielleicht  auch  grüne 
Eisenoxydulsilikate,  wie  Glaukonit.  Häufig  aher  sind  sie  sicherlich  nichts  anderes 
als  an  Ton  hesonders  reiche  Toneisensteine  oder  Mergel.  Bei  der  Verwitterung 
werden  sie  zu  tonigem  Brauneisenerz.  Wie  in  manchen  Fällen  das  Bindemittel 
der  Erzkörnchen  Spateisenstein  sein  kann,  so  heohachtet  man  als  Extrem  nicht 
selten  Toneisensteine  welche  nur  vereinzelte  Oolithe  umschließen. 

Die  als  Oolithe  hezeichneten  Körnchen  hahen  auch  ihrerseits  die  wechselndste 
Zusammensetzung:  im  älteren,  mehr  oder  weniger  metamorphosierten  Gehirge 
bestehen  sie  aus  Silikaten  (Chamosit  und  Thuringit),  in  den  jüngeren  Gesteinen 
aus  Brauneison,  „Eoteisen"  (wohl  z.  T.  rotes  Eisenhydroxyd)  und  aus  der  he- 
zeichneten schmutzig-grünen,  schwarzglänzenden  Substanz,  welche  man  gern  als 
Glaukonit  bezeichnet,  die  aber  fast  niemals  genauer  untersucht  worden  ist.  Es 
scheint  auch,  als  ob  manche  Brauneisensteinoolithe  aus  Spateisenstein  hervor- 
gegangen seien,  wie  denn  auch  mitunter  Oolithe  beobachtet  werden,  die  ganz  aus 
solchen  bestehen.  In  den  stark  gefalteten  alpinen  Doggereisenerzen  sind  die 
Oolithe  teilweise  zu  Magnetit  geworden.  Aber  auch  die  Eisenerzoolithe  ganz 
normaler  Sedimente,  wie  diejenigen  des  englischen  Jura  und  die  Lothringer 
Minette,  enthalten  merkwürdigerweise  etwas  Magnetit. 

Die  oolithischen  und  oolithähnlichen  Eisenerze  der  verschiedensten  Horizonte 
umschließen  oft  große  Mengen  von  Fossilien.  Zumeist  haben  diese  letzteren  noch 
die  kalkige  Schale  und  sind  gewöhnlich  sehr  gut  erhalten.  Häufig  sind  die 
Reste  indessen  mit  Eisenerz  imprägniert  und  manchmal  wurden  sie,  wie  im  Jura 
Englands,  überhaupt  in  Spateisenstein  oder,  in  den  verwitterten  Ausstrichen,  in 
Brauneisenstein  umgewandelt.  Mitunter  zeigen  die  Kalkschalen  bei  der  Be- 
rührung mit  den  Eisenerzkörnchen  eine  deutliche  Anätzung.  Alle  diese  Er- 
haltungszustände bedürfen  noch  eines  genaueren  Studiums. 

So  genau  die  weitverbreiteten  „Eisenoolithe''  in  paläontologischer  Hinsicht 
untersucht  sein  mögen,  so  sehr  hat  man  häufig  das  Studium  ihrer  Entstehungs- 
weise und  ihres  mineralogischen  Verhaltens  vernachlässigt.  Indessen  ist  es  frag- 
lich, ob  sich  mit  Bücksicht  auf  diese  Gesichtspunkte  eine  Trennung  der  „oolithi- 
schen Eisenerze"   in  verschiedene  Gruppen  als  notwendig  herausstellen  würde. 

Die  weitaus  größte  Zahl  der  hier  zu  besprechenden  Vorkommnisse  ist 
zweifellos  sedimentärer  Entstehung.  Manche  mögen  unter  Zutun  vulkanischer 
Eruptionen  (Förderung  von  Tuff  und  von  Eisensalzen)  entstanden  sein,  fast 
immer  kommen  aber  diese  Erze  gerade  in  solchen  Formationen  vor,  welche 
der  Eruptivgesteine  ermangeln.  Im  allgemeinen  sind  sie  Ablagerungen  aus 
wenig  tiefem  Meere  und  gern  gebunden  an  Tone,  Schiefertone  und  Tonschiefer, 
oder  auch  an  Sandsteine,  manchmal  an  Kalksteine.  * 

Die  oolithischen  Thuringit-  und  Chamositerze  des  thüringischen 

und  böhmischen  Untersilurs. 

Die  untersten  silurischen  Schichten  des  Thüringer  Waldes,  des  Fichtel- 
gebirges und  der  Prager  Mulde  sind  in  gleicher  Weise  ausgezeichnet  durch  das 
Vorkommen  oolithischer  Eisenerze,  welche  in  früherer  Zeit  Gegenstand  des  Berg- 


Marine  oolithische  nnd  oolithähnliche  Eisenerzlager.  201 

banes  waren  und  teilweise  heute  noch  abgebaut  werden.  Die  petrographischen 
und  geologischen  Verhältnisse  sind  allenthalben  sehr  ähnliche,  der  Zusammen- 
hang der  sicherlich  sedimentären  Lagerstätten  mit  dem  Auftreten  eruptiver 
Diabasdecken  und  Tuffe  nicht  unmöglich. 

In  Thüringen^)  liegt  das  untere  Silur  konkordant  auf  den  Phycoden- 
schiefern  des  Cambriums.  Das  von  den  Kiesel-  und  Graptolithenschiefern  des 
Mittelsilurs  überlagerte  Untersilur  besteht  aus  Tonschiefern  (besonders  in  der 
unteren  Stufe  z.  T.  als  Griffel  schiefer  entwickelt)  und  stellenweise  aus  Quarziten. 
In  den  tieferen  Schichten  des  üntersilurs  treten  oolithische  Eisensteine  auf, 
welche  zwar  an  Masse  den  Tonschiefem  untergeordnet  sind,  stellenweise  aber 
doch  zu  linsenförmigen  Einlagerungen  von  1 — 2  m  Mächtigkeit  anschwellen. 
Hauptsächlich  kommen  solche  Eisenerze  in  zwei  Horizonten  vor:  erstlich  an  der 
Basis  und  zunächst  über  dem  Cambrium,  und  zweitens  untergeordnet  an  der 
oberen  Grenze  der  höheren  Stufe  des  Untersilurs  gegen  das  Mittelsilur  hin;  sie 
sind  hier  manchmal  mit  Kalksteinen  verknüpft. 

Die  Eisenerze  sind  bald  Thuringit,  bald  Chamosit.  Der  Thuringit 
von  Oliven-  bis  schwärzlichgrüner  Farbe  bildet  oolithische  Massen,  welche  bei 
der  Verwitterung  ein  zerfressenes  Aussehen  und  eine  gelbe  oder  braune  Farbe  an- 
nehmen und  schließlich  unter  Verlust  der  Struktur  zu  derbem  Brauneisen  werden. 
Mit  dem  Tonschiefer  ist  der  Thuringit  innig  verwachsen  und  bildet  in  diesem 
Bänder  und  Streifen;  es  scheint  dann,  als  ob  der  Schiefer  selbst  aus  dichter, 
nicht  oolithischer  Thuringitsubstanz  bestehe.  Die  reinen  Oolithe  enthalten 
0,078  o/o  Phosphorsäure. «) 

iiit  dem  Thuringitschiefer  zusammen  kommt  ein  festes,  im  frischen  Zu- 
stand graues  bis  schwarzes  Gestein  vor,  welches  durch  Verwitterung  krumm- 
schalig  wird  und  in  Braun-  oder  Boteisenstein  übergeht.  Es  ist  durchaus 
oolithisch ;  die  etwa  hirsekomgroßen  Oolithe  liegen  dicht  gedrängt  in  einer  Grund- 
masse von  Siderit  und  bestehen  selbst  aus  einer  grünen  chloritischen  Substanz, 
welche  häufig  scheinbar  mit  Titaneisen  verwachsen  ist.  Dieselbe  ist  der 
Chamosit.  Auch  diese  Erze  gehen  sowohl  in  Tonschiefer  wie  in  Quarzite  über. 
Loretz  hält  die  Thuringit«  und  die  Ghamosite  für  die  Endprodukte  einer 
Umwandelung  von  Diabasen  und  Diabastuffen  und  erinnert  an  die  nahen  Alters- 
beziehungen zu  den  ähnlichen  Gebilden  des  Fichtelgebirges  und  Böhmens. 

Rammeisberg ^)  gibt  die  Zusammensetzung  des  Thuringits  von  Schmiede- 
feld und  Reichmannsdorf  auf  Grund  dreier  Analysen  folgendermaßen  an: 


SiOa     .     .     . 

.     22,05- 

-23,55 

Al^Og  .     .     . 
Fe^Oa  .     .     . 
FeO     .     .     . 

.     15,63- 
.     13,70- 
.     30,78- 

-18,39 
-17,66 
-34,34 

MgO    .     .     . 
K^O,  Na^O    . 
Wasser    .     . 

0,89- 
.       0,00- 
.       9,81- 

-  1,47 

-  0,14 
-11,44 

Eisen  im  Mittel:     36,53 


^)  Loretz,  Bemerkungen  über  die  üntersilursch lohten  des  Thüringer  Waldes 
und  ihre  Abgrenzung  vom  Cambrium;  Jahrb.  preuß.  geol.  Landes- Anst.,  1884,  24—43. 
—  Ders.,  Zur  Kenntnis  der  untersilurischen  Eisensteine  im  Thtlringer  Walde;  ebenda 
120 — 147.  —  Liebe,  Übersicht  über  den  Schichtenaufbau  Ostthüringens;  Abh.  z.  geol. 
Spezialkarte  von  Preußen,  V,  Heft  4,  1884. 

')  Eine  genauere  Beschreibung  dieses  Minerals  und  des  Chamosits  gab  Loretz; 
Jahrb.  preuß.  geol.  Landes-Anst.,  1884,  120—147. 

8)  Mineralchemie  U,  2.  Aufl.,  1875,  496. 


202  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Für  Chamositerz  von  Schmiedefeld  fand  Böttcher  (zit.  von  Loretz): 

I.  n. 

SiO« 11,06  18,63 

AlaOg 6,98  8,48 

FeaOg 1,82  3,73 

FeO 47,72  45,13 

MgO 2,46  1,68 

CaO 0,73  0,84 

PjOg 0,18  0,44 

SO3 0,23                     — 

CO2 22,56  13,00 

TiO« 1,11  1,63 

•HgO  und  Verlust  .  5,15  6,44 

100,00  100,00 

Eisen 38,38  37,68 

In  den  untersuchten  Frohen  waren  enthalten: 

L  51,30/0  FeCOg        5,0  0/^  MgCOg        0,6  0/0  CaCOg 
n.  29,0  „        „  3,5  „         „  0,5  „        „ 

Nach  Abzug  dieser  wohl  das  Zement  der  Oolithe  bildenden  Karbonate,  des 
SOg,  TiOg  und  P2O5  ergiebt  sich  fttr  die  Oolithe  selbst: 

I.  IL 

SlOg 27  29 

Al^Og 17  13 

FegOg 4  6 

FeO 39  42 

H2O ._. 13  10 

100  100 

Ihre  hauptsächlichste  Entwickelung  besitzen  diese  Eisenerzlagerstätten  in 
der  Gegend  von  Schmiedefeld  und  Reichmannsdorf,  und  besonders  südwest- 
lich des  ersteren  Ortes  weist  eine  große  Anzahl  von  Tagebauen  auf  den  alten 
Bergbau  hin,  welcher  hier  auf  mehreren  solchen  Lagern  bestanden  hat. 

Im  östlichen  Thüringen  und  im  Vogtland  sind  die  Erze  der  Thuringitzone 

nur  stellenweise  und  untergeordnet  vertreten.^) 

Ähnliche  Erze  hat  GümbeP)  aus  der  Gegend  von  Hof  im  Fichtel- 
gebirge beschrieben.  An  der  Lamitzmühle  (unfern  Hirschberg)  steht  im 
Leuchtholz  dunkelgrüner  Thuringitschiefer  an,  der  aus  Quarzkömern,  Magnetit- 
kriställchen  und  Thuringitoolithen  mit  Steinkemen  von  Orthis  äff.  Lindstroemi 
besteht.  Das  1^/4  m  mächtige  Lager  (das  „ Leuchtholzgestein "*)  wird  überlagert 
von  tuffigem  Tonschiefer  und  Dachschiefer,  während  sein  Liegendes  phyllitartige 
Ton-  und  rötliche  Quarzitschiefer  mit  viel  Phycoden  bilden ;  es  gehört,  wie  der 
untere  Thuringithorizont  Thüringens,  der  silurisch-cambrischen  Grenzzone  an. 
Dieser  Eisenstein  war  schon  im  XVI.  Jahrhundert  abgebaut  worden. 

Die  älteren  Ablagerungen  Böhmens  bilden  zwischen  Brandeis  an  der  Elbe 

und  Altpilsen  die  als  Prager  Silurmulde  ^)   bekannte  Ellipse  mit  einer  Länge 

^)  Liebe,  1.  c.  10 — 11.  —  Siehe  ferner  die  Erl.  zu  Sektion  Treuen-Herlasgrün 
und  Plauen-Ölsnitz  der  geol.  Spezialk.  d.  Kgr.  Sachsen. 

*0  Gümbel,  Qeogn.  Beschr.  d.  Fichtelgebirges,  423—424. 

^)  Die  Bezeichnung  „Silurmulde^  ist  hier  dem  alten  Gebrauch  entsprechend  bei- 
behalten.   „In  tektonischer  Beziehung  ist  das  mittelböhmische  „Silur"  eine  komplizierte 


Uarine  oolitbische  uad  oolith ähnliche  EiBenerzlager. 


Hl 


i3i| 

Sil" 
ifP 

ii 
P"- 


204  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Struktur,  zwischengelagert  zwischen  Diabasgesteine  (Mandelsteine,  Tuffschiefer) 
und  erreichen  Mächtigkeiten  von  10 — 12  m.  Auch  die  der  gleichen  Silurzone 
angehörigen  Vosek-Kvaner  Schichten  führen  Eisenerze;  es  sind  Chamosite  mit 
sideritischem  Bindemittel  von  meistens  nur  geringer  Mächtigkeit.  Zahlreiche 
Gruben  haben  diese  Erze  der  Stufe  D^  in  früherer  Zeit  abgebaut. 

Die  hauptsächlichsten  Eisensteinlager  gehören  aber  der  Stufe  D^  an. 
Wie  die  bauwürdigen  Vorkommnisse  in  D^  wohl  auf  den  südwestlichsten  Teil 
des  nordwestlichen  Muldenflügels  beschränkt  waren,  so  liegt  auch  das  hervor- 
ragendste Eisenerzgebiet  von  D^  innerhalb  dieses  letzteren.  Der  Mittelpunkt 
des  Bergbaues  ist  Nucic  (Nutschitz),  etwa  23  km  südöstlich  von  Kladno.  Die 
in  Bede  stehende  Schichtenzone  erreicht  dort  eine  Breite  von  etwa  1400  m 
und  besteht  im  Liegenden  aus  Quarziteu,  in  der  Mitte  aus  Eisensteinen  und  im 
Hangenden  aus  Schiefern.  Die  Zone  der  Eisensteine  ist  12 — 15  km  weit  nach- 
zuweisen; Nucic  selbst  liegt  etwa  in  der  Mitte  zwischen  den  Flüssen  Moldau 
und  Beraun,  die  Eisenerzzone  erreicht  keinen  derselben.  Der  bauwürdig  auf- 
geschlossene Teil  der  letzteren  streicht  zwischen  Chr.ustenitz  im  SW.  und  Jinotschan 
im  NO.  und  hat  eine  Länge  von  8  km.  Innerhalb  dieser  Erstreckung  ist  das 
Erzlager  in  der  Mitte  18,  im  Südwesten  3 — 10,  im  Nordosten  8 — 14  m  mächtig 
und  zeigt  ein  wechselndes  südöstliches  Einfallen  von  durchschnittlich  50^. 

Die  Erze  besitzen  den  Charakter  von  Ghamositen;  sie  haben  im  frischen 
Zustand  eine  blaugraue  oder  blauschwarze  Farbe  und  bestehen  aus  bis  etwa 
2  mm  großen  schwarzgrauen  Oolithen,  welche  eingebettet  liegen  in  einer  oft 
deutlich  spätigen  Grundmasse  von  Spateisenstein.  Durch  Verwitterung  werden 
sie  zunächst  grünlichgrau,  späterhin  verwandeln  sie  sich  in  Braun-  oder 
Roteisenerz.  In  dem  Erz  beobachtet  man  Schwefelkieskörner.  Versteinerungen 
sind  sehr  selten  zu  finden. 

Das  Erzlager  besteht  aus  Bänken  von  ^/^ — l^/g  m  Dicke  und  wechselndem 
Gehalt;  im  allgemeinen  wird  letzterer  gegen  das  Liegende  und  Hangende  ge- 
ringer. Der  durchschnittliche  Eisengehalt  von  9  Erzbänken,  welche  zusammen 
17  m  mächtig  waren,  ist  von  Bäumler  auf  34,65  ^/^  berechnet  worden;  durch 
Röstung  steigt  derselbe  auf  etwa  45  ^/q.  Die  Phosphorsäuremenge  beträgt  in 
den  gerösteten  Erzen  2,5 — 3^/0,  der  Schwefelgehalt  etwa  0,3^/0.  Durch  die 
Verwitterung  der  Erze  entstehen  auf  Klüften  und  innerhalb  der  zersetzten 
Schichten  selbst  Phosphate,  wie  Delvauxit  (FeJOHJepOJa .  17HaO)  und  Dia- 
dochit  (Fe^OtOHlapOJJSO^H]^). 


1863,  339 — 448.  —  V&la  und  Helmhacker,  Das  EiBensteinvorkommen  in  der  Gegend 
zwischen  Prag  und  Beraun;  Archiv  für  naturw.  Landesdurchforsch.  von  Böhmen,  II, 
2.  Abt.,  1873,  99 — 407.  —  Feistmantel,  Über  die  Lagerungsverhältnisse  der  Eisensteine 
in  der  Unterabteilung  D  des  böhmischen  Silurgebietes;  Sitz.-Ber.  der  böhm.  Ges.  der 
Wiss.,  1878;  Ref.  N.  Jahrb.  1879,  176.  —  Krejci  und  Feistmantel,  Orographisch- 
geotektonische  Übersicht  des  silurischen  Gebietes  im  mittleren  Böhmen;  Archiv  f.  naturw. 
Landesdurchforsch.  von  Böhmen,  V,  No.  5,  1885.  —  Bäumler,  Über  das  Nutschitzer 
Erzlager  bei  Kladno  in  Böhmen;  Österr.  Ztschr.  f.  Berg-  u.  Hüttenw.,  XXXV,  1887, 
363—367,  371—378. 


Marine  oolithische  und  oolithähnliche  Eisenerzlager.  205 

Nachdem  das  Nucicer  Erzlager  wohl  schon  vor  sehr  langer  Zeit  einmal 
Gegenstand  eines  Bergbaues  gewesen  war,  haben  die  Fürstenbergsche  Berg- 
werksdirektion, spätere  „Böhmische  Montangesellschaft",  Ende  der  vierziger  Jahre 
des  vergangenen  Jahrhunderts  und  bald  darauf  (1853)  die  „Prager  Eisenindustrie- 
gesellschaft" denselben  wieder  zu  großer  Blüte  gebracht.  Seit  1858  datiert  der 
unterirdische  Abbau  des  Erzes,  das  bis  dahin  in  6  Tagebrüchen  gewonnen 
worden  war. 

Während  die  gesamte  Erzförderung  beider  Gesellschaften  noch  von 
1848—1859  im  Jahre  durchschnittlich  14160  t,  von  1860—1869  durchschnittlich 
52815  t  betragen  hatte,  belief  sie  sich  1886  auf  215212  t.  Im  Jahre  1902 
wurden  im  Revierbergamts-Bezirk  Prag  606000  t  Eisenerz  gefördert. 

Die  Einführung  des  Thomas-Prozesses  ist  auch  der  Verwendbarkeit  dieser 
Erze  zugute  gekommen. 


In  den  Glinten-Schichten  des  oberen  nordamerikanischen  Silurs  sind 
Roteisenerze  in  weitester  Verbreitung  vorhanden.  Zwischen  Tonschiefern,  Kalk- 
steinen und  Sandsteinen  treten  sie  auf  in  Wisconsin,  Ohio,  Kentucky  und  reichen 
vom  Ontario-See  bis  nach  Alabama  im  Süden. 

Unter  dem  Namen  Clinton-ore^)  wird  Verschiedenes  begriffen:  bald  sind 
es  bloß  stark  eisenschüssige,  über  dem  Grundwasser  zu  rotem  Eisenstein  veränderte 
Kalksteine  oder  Sandsteine,  bald  sind  es  in  Eisenerz  umgewandelte  Fossilien, 
bald  sind  es  Roteisenoolithe,   die  sogenannten   „flaxseed-"  (Leinsamen-)  Erze. 

Zu  Clinton  bei  Utica  in  New  York  besitzen  diese  letzteren  Erze  eine 
mächtige  und  typische  Entwicklung;  man  kennt  dort  drei  fast  horizontale  Flöze, 
von  denen  zwei  mit  Mächtigkeiten  von  0,6  bezw.  0,2  m  abbauwürdig  sind ;  sie 
werden  durch  eine  nur  0,3 — 0,4  m  dicke  Lage  von  Tonschiefer  voneinander  ge- 
trennt. Von  höchster  Bedeutung  aber  sind  die  Clinton-ores  in  Alabama,  wo 
ihr  Ausstrich  auf  mehr  als  200  km  hin  verfolgt  werden  kann.  Die  haupt- 
sächlichsten Gruben  sind  die  am  Red  Mountain  bei  Birmingham,  in  welchen 
das  Erz  im  Hangenden  einer  mächtigen  Kalksteinmasse  auftritt  und  beide  durch 
Faltungen  und  Verwerfungen  in  die  Mitte  von  Kohlenflözen  gebracht  worden 
sind.  Umstände,  die  für  eine  Eisenindustrie  nicht  günstiger  gedacht  werden 
könnten.    Die  Clinton-Formation  erreicht  dort  eine  Mächtigkeit  von  45  m  und 


0  Wedding,  Das  Eiaenhüttenwesen  der  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika; 
Ztschr.  f.  Berg-,  Hütt-  u.  Sal.-Wes.,  XXIV,  1876,  346—347.  —  Hof  er,  Die  Kohlen- 
und  Eisenerzlagerstätten  Nordamerikas.  Wien  1878,  250—251.  —  Pechin,  The  iron- 
ores  of  Virginia;  Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XIX,  1891,  1016—1035.  —  Hunt, 
Goal  and  iron  in  Alabama;  ebenda,  XI,  1883,  236—248.  —  Porter,  The  iron-ores  and 
coals  of  Alabama,  Georgia  and  Tennessee;  ebenda,  XV,  1887, 170—218.  —  C.  H.  Smyth, 
On  the  Clinton  iron-ore;  Am.  Joum.  of  Sc.  (3),  XLIII,  487;  Ref.  Ztschr.  f.  pr.  Geol., 
1893,  246.  —  Ders.,  Die  Hämatite  von  Clinton  in  den  östlichen  Vereinigten  Staaten; 
Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1894,  304—313,  Lit.  —  Kemp,  Ore  deposits,  1900,  114—120, 
Lit.  —  Fo erste,  On  the  Clinton  iron-orea;  Amer.  Joum.  of  Science  (3),  XLI,  1891, 
28—29;  Ref.  N.  Jahrb.,  1894,  1,-90-. 


206  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

enthält  mindestens  5  Flöze  von  verschiedener  Beschaffenheit,  die  ziemlich  flach 
einfallen  und  von  öiner  wenig  mächtigen  Lage  von  devonischen  Schiefem  tlher- 
deckt  und  infolgedessen  nach  Ahraam  der  letzteren  im  Tagehan  gewonnen  werden. 
In  der  Nähe  dieser  Clinton-Flöze  kommen  auch  die  S.  186  erwähnten  Braun- 
eisenlager im  Silur  und  Camhrium  vor,  welche  gleichfalls  von  großer,  wenn 
auch  nicht  von  so  hoher  Bedeutung  für  die  Eisenindustrie  Alabamas  sind. 

Allgemein  sind  die  Clinton-Erze  stark  phosphorhaltig  und  ziemlich  eisen- 
arm (45 — 48  ^/o),  manchmal  auch  ziemlich  kieselsäurereich  und  besonders  in 
den  größeren  Teufen  stark  kalkhaltig.  Die  Boteisenerzoolithe  und  die  vererzten 
Fossilien  (Crinoiden,  Bryozoen,  Korallen,  Brachiopoden)  sind  in  einen  Calcitzement 
eingebettet,  der  bei  den  ärmeren  Erzen  die  Hauptmasse  des  Gesteines  ausmacht. 
Nach  Smyth  hat  man  die  Clinton-Erze  als  Eoteisensteine  bei  Brunnenanlagen 
im  Staate  New  York  noch  in  Tiefen  von  190  und  300  m  durch  Bohrungen  nach- 
gewiesen, wodurch  wohl  festgestellt  sein  dürfte,  daß  dieselben  in  ihrer  typischen 
Entwickelung  (als  flaxseed  und  fossil-ores)  primäre  Gebilde  und  nicht  durch 
Verdrängung  eines  Kalksteines  durch  eisenhaltige  Tagewässer  entstanden  sind. 
Der  gleiche  Autor  hat  die  Entstehung  dieser  Lagerstätten  damit  erklärt,  daß 
sich  die  Oolithe  aus  eisenhaltigen,  dem  Meere  zugeführten  Lösungen  gebildet 
haben,  daß  die  gleichen  Lösungen  auch  die  kalkigen  Tierreste  zu  Eisenerz 
machten  und  daß  erst  nach  diesen  Vorgängen  die  Erze  in  den  Zement  des 
annähernd  gleichzeitig  sich  absetzenden  Kalkschlammes  eingebettet  worden  sind. 
Die  ErOteisenoolithe  enthalten  im  Innern  gewöhnlich  ein  Quarzkömchen  und 
hinterlassen  bei  der  Behandlung  mit  Salzsäure  dieselben  Schalen  amorpher 
Kieselsäure,  wie  sie  van  Wervecke  und  später  Bleicher  auch  in  den 
Oolithen  der  lothringischen  Minetten  nachgewiesen  haben. 

Die  Red  Mountain-Gruben  in  Alabama  haben  im  Jahre  1901   1100000  t 

Erz  geliefert. 

Dem  feinkörnigen,  rötlichen  Sandstein,  welcher  im  linksrheinischen  Devon 
das  Liegende  der  mitteldevonischen  Eifeler  Kalke,  Dolomite  und  Mergel  bildet, 
sind  in  der  Eifel  stellenweise  oolithische  Boteisenerze  eingeschaltet.  Auch 
manche  schieferig-tonige  Schichten  des  Unterdevons  sind  teilweise  so  reichlich 
mit  Eisenoxyd  imprägniert,  daß  sie  als  Eisenerze  benutzt  worden  sind. 

Die  oolithischen  Roteisenerze  an  der  Basis  des  Eifeler  Kalkes  erreichen 
Mächtigkeiten  von  0,7 — 5  m.  Ihr  Eisengehalt  beträgt  28— 30^/o;  sie  kommen 
vor  in  der  Gegend  von  Gerolstein,  Hillesheim,  Schönecken  usw.^) 

Oolithische  Eisenerze  der  Juraformation. 
Die  Juraformation  ist  besonders  in  Westeuropa  reich  an  Eisenerzen.  Zum 
großen  Teil  sind  dieselben  oolithische  Eisenerze;  solche  kommen  in  weiter  Ver- 
breitung im  Lias,  Dogger  und  Malm  vor  und  besitzen  im  Dogger  ihre  haupt- 
sächlichste Entwickelung.  Von  geringerer  technischer  Bedeutung  sind  die  früher 
erwähnten  Toneisensteine. 

Oolithische  Eisenerze  im   Lias.     In   der  BodenwShrer   Bucht,   in 

welcher   in  der  Oberpfalz  zwischen  Schwandorf  und  Roding,   dem  Regen 


^)  Naumann,  Geognosie,  2.  Aufl.,  II,  384.  —  Anonym,  Die  Eisenerzlagerstätteo 
in  der  Eifel;  Berggeist,  XI,  1866,  21—22. 


Marine  oolithische  and  oolithähnliche  Eisenerzlager.  207 

folgend,  mesozoische  Sedimente  tief  in  das  Urgebirge  des  bayerisch-böhmischen 
Waldes  hineingreifen,  tritt  der  mittlere  Lias  in  einer  seiner  höheren  Stufen  als 
minetteartiges,  teilweise  oolithisches  Eisenerz  von  brauner  oder  grünlichgrauer 
Farbe  auf;  dasselbe  ist  früher  abgebaut  und  zu  Bodenwöhr  verschmolzen  worden 
(Gümbel).i) 

Der  nordwestdeutsche  Lias ^)  ist  insbesondere  in  seinen  mittleren  Stufen 
im  allgemeinen  ein  Eisensteinhorizont.  Er  enthält  an  verschiedenen  Orten  Eisen- 
erze, die  gemeinhin  in  der  Literatur  als  oolithische  bezeichnet  werden,  obwohl 
es  mindestens  stellenweise  keinem  Zweifel  unterliegen  kann,  daß  diese  Bezeichnung 
angesichts  der  Struktur  der  Erze  keine  Berechtigung  hat.  Zum  Teil  enthalten 
dieselben  nämlich  eine  Art  Brauneisensand  und  größere,  unregelmäßig  abge- 
rundete Brocken  von  Brauneisenstein  ohne  Andeutung  eines  oolithischen  Aufbaues. 
Solcher  Art  sind  z.  B.  die  wichtigsten  nordwestdeutschen  Liaseisenerze,  nämlich 
diejenigen  von  Harzburg;  da  sich  keine  sicheren  Beweise  dafür  finden,  daß  es 
sich  bei  diesen  um  Eisensteinseifen  handelt,  so  mögen  sie  einstweilen  hier  ihren 
Platz  behalten. 

Der  liasische  Eisensteinhorizont  ist  im  allgemeinen  derjenige  des  Ammonites 
Jamesoni ;  er  wird  überlagert  von  den  Schichten  des  Ammonites  fimbriatus.  Diesem 
Niveau  entsprechen  die  an  verschiedeneu  Stellen  des  südlichen  Teatobarger 
Waldes  vorkommenden,  noch  in  den  letzten  Jahrzehnten  abgebauten  Eisenerze 
bei  Altenbeken,  Langeland  usw.,  die  sich  nordwärts  längs  des  Eggegebirges 
15  km  weit  bis  ins  Lippesche  verfolgen  lassen.  Die  durch  wenig  mächtige 
Schiefermittel  getrennten  Flöze  erreichen  gewöhnlich  Mächtigkeiten  von  1 — 2  m, 


*)  Geologie  von  Bayern,  II,  1894,  498—499. 

^  Haniel,  Über  das  Auftreten  und  die  Verbreitung  des  Eisensteins  in  den  Jura- 
Ablagerungen  Deutschlands;  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXVI,  1874,  59 — 77.  — 
Vüllers,  Die  Eisensteinlagerstatten  des  Juras  des  südlichen  Teut^oburgerwaldes  und 
die  dortigen  bergbaulichen  Verhältnisse;  Berggeist,  IV,  1859,  bes.  658  und  566—567.  — 
Schlönbach,  Über  den  Eisenstein  des  mittleren  Lias  im  nordwestlichen  Deutschland, 
mit  Berücksichtigung  der  älteren  und  jüngeren  Liasschichten;  Ztschr.  d.  deutsch,  geol. 
Ges.,  XV,  1863,  465—507.  —  Schlüter,  Die  Schichten  des  Teutoburger  Waldes  bei 
Altenbeken;  ebenda  XVIII,  1866,  49—50.  —  Heus  1er,  Ein  neu  aufgeschlossenes 
oolithisches  Eisenerzvorkommen  in  der  Jura-Formation  des  Teutoburger  Waldes;  Corresp.- 
Blatt  des  naturh.  Ver.  der  Rheinl.  u.  Westf.,  XXXTX,  1882,  114—119.  —  Stille,  Der 
Gebirgsbau  des  Teutoburger  Waldes  zwischen  Altenbeken  und  Detmold;  Jahrb.  preuß. 
geol.  Landes-Anst.  für  1899,  XX,  II.  Abt.,  3—42.  —  Hausmann,  Übersicht  der  jüngeren 
Flözgebilde  im  Flußgebiete  der  Weser;  Studien  des  Göttingischen  Vereins  bergmänn. 
Freunde,  11, 1828, 297—299.  —  Emerson,  Die  Liasmulde  von  Markoldendorf  bei  Einbeck; 
Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXII,  1870,  271—334.  —  Denckmann,  Über  die  geo- 
gnostischen  Verhältnisse  der  Umgegend  von  Dornten,  nördlich  Goslar;  Abh.  preuß.  geol. 
Landes-Anst.,  VIII,  2,  1887.  —  P.  Smith,  Die  Jurabildungen  des  Eahlberges  bei  Echte; 
Jahrb.  preuss.  geol.  Landes-Anst.,  XII,  1891,  288—356.  —  von  Koenen,  Erläut.  z.  geol. 
Specialkarte  v.  Preußen;  71.  Lief.,  Bl.  Westerhof,  1895.  —  D.  Brauns,  Der  untere 
Jura  im  nordwestlichen  Deutschland,  1871, 100—123.  —  Bode,  Die  Höhenzüge  zwischen 
Lutter  am  Barenberge  und  Lichtenberg  in  Braunschweig;  Inaug.-Diss.  Göttingen  1901. 
—  Klüpfel,  Der  Lias-Eisenstein  von  Harzburg;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XXX,  1871, 
21—23.  —  Enackstedt,  Geologisches  und  Bergmännisches  vom  Harzburger  Eisen- 
stein; ebenda  LXI,  1902,  168—172,  181—185. 


208  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

stellenweise  auch  von  4,5 — 5  m,  und  sind  reich  an  Versteinerungen  mit  er- 
haltener Schale. 

Die  von  Stille  veröflFentlichten  Analysen  der  Georgsmarienhütte  zu  Osna- 
brück ergeben  folgende  Werte: 

I.  Durchschnittsprobe  vom  Schwarzen  Kreuz. 
II.  Durchschnittsprobe  vom  Antoniusschacht. 

I.  II. 

Glühverlust 20  23,16 

SiOo 15,64  14,80 

AI2Ö3 10,71  9,93 

Fe 21,84                19,38 

FcoOjj 31,20  27,69 

CaÖ 18,44  22,28 

MgO 2,45  2,28 

Mn 0,25                  0,26 

Mn^Og 0,36  0,37 

PaOß 0,53  0,46 

SOg 0,25  0,07. 

Ob  unter  den  Eisenerzen  des  Teutoburger  Waldes  wirkliche  Oolitherze  sind, 
wird  noch  genauer  festzustellen  sein.^)  „Von  dem  oolithischen  Erze  des  mittleren 
Jura  in  Luxemburg  und  Lothringen,  mit  welchem  der  Eisenstein  verglichen 
worden  ist,  unterscheidet  sich  derselbe  ganz  wesentlich  durch  die  Gestalt  der 
Erzkörperchen,  welche  nicht,  wie  dort,  linsen-  oder  eiförmig  sind,  sondern  wie 
glatte  eckige  Bruchstücke  eines  zertrümmerten  Minerales  erscheinen."^) 

Bei  Markoldendorf  nahe  Einbeck  in  der  Provinz  Hannover  ist  im  mittleren 
Lias  der  Horizont  des  Ammonites  fimbriatus  und  Centaurus  als  3 — 4  m  mächtiger 
Eisenoolith,  derjenige  des  Ammonites  Jamesoni  als  ein  eisenreicher,  wenig 
oolithischer  Mergel  entwickelt.  Der  Eisenoolith  hat  im  frischen  Zustand  eine 
lauchgrüne,  nach  Verwitterung  eine  rostbraune  Färbung.  Auch  die  liegenden 
Schichten  des  Ammonites  armatus  und  der  Terebratula  subovoides  sind  oolithisch 
ausgebildet.  Sie  gehören  sämtlich  dem  mittleren  Lias  an.  Die  erstgenannte  Zone 
lieferte  indessen  die  reichsten  Eisensteine.  ,,Ihre  Hauptmasse  ist  körnig.  Die 
Körner  haben  gemeiniglich  die  Größe  des  Mohnsamens,  selten  nähern  sie  sich 
dem  Kaliber  der  Hirse.  Sie  sind  größtenteils  sphäroidisch  und  von  Eisenmergel 
eingehüllt."  (Hausmann.)  In  dem  Eisenerz  kommt  etwas  Asphalt  vor.  Gegen- 
wärtig findet  bei  Markoldendorf  kein  Bergbau  mehr  statt. 

Bei  Bodenstein  nahe  Lutter  am  Barenberge  kommen  in  dem  Jamesoni- 
Horizont  dichte  oder  oolithische  Eoteisensteine  vor,  desgleichen  am  Sölenhai 
nächst  Liebenburg  und  bei  Dornten  nördlich  von  Goslar,  bei  Rottorf  am 
Kley  usw.  Eine  größere  Bedeutung  hatten  zeitweise  die  Eisensteingruben  am 
Kahleberg  bei  Echte  am  westlichen  Harzrande,  nördlich  von  Northeim;  sie 
gehören  ebenfalls  der  Zone  des  Ammonites  Jamesoni  und  brevispina  an  und 
werden  überlagert  von  Tonen  und  oolithischen  Kalken  mit  Ammonites  Centaurus 
und  Davoei.    Das  Erzvorkommen  ist  etwa  2  m  mächtig. 

Der   einzige   wichtigere   Bergbau   auf  Liaseisenerze   in  Deutschland   ist 

gegenwärtig  derjenige  der  Grube  Friederike  bei  Uarzbarg  am  Nordrand  des 

Harzes. 


')  Eine  yon  mir  bei  Altenbeken  dem  Horizont  des  Ammonites  Jamesoni  ent- 
nommene Probe  ist  kein  Oolith,  soDdern  ähnelt  dem  Harzburger  Erz.    Bergeat. 

")  Manuskript  von  Frielinghaus  im  Archiv  der  k.  Bergakademie  und  geol. 
Laudesanstalt  zu  Berlin. 


Marine  oolithische  und  oolithähnliche  Eisenerzlager.  209 

Die  Erzlagerstätten  gehören  der  überkippten  mesozoischen  Zone  an,  welche 
weithin  den  nordwestlichen  Harzrand  begleitet,  nnd  liegen  unweit  des  paläo- 
zoischen Gebirgsabfalles.  Die  Flöze  fallen  zutage  unter  45®  gegen  Süden 
ein  und  werden,  der  Überkippung  entsprechend,  vom  Keuper  bedeckt;  schon  in 
125  m  Teufe  beträgt  das  Einfallen  68—70^,  und  Knack stedt  glaubt,  daß  schon 
in  200  m  Teufe  das  Muldentiefste,  soweit  der  Horizont  der  Eisenerze  in  Betracht 
komme,  liegen  müsse. 

Die  Gesamtmächtigkeit  des  Lias  beträgt  etwa  200  m.  Er  ist  querschlägig 
aufgeschlossen  in  den  Zonen  a — S.  Man  kennt  innerhalb  dieser  Schichtenfolge 
eine  große  Anzahl  von  oolithischen,  bald  grünen,  bald  braunen  Eisensteinen, 
welche  durch  tonige  Zwischenmittel  oder  solche  von  eisenhaltigem  Kalkstein 
getrennt  sind  und  meistens  kaum  1  m  mächtig  werden,  während  die  Zwischen- 
mittel Mächtigkeiten  von  meist  mehreren  bis  vielen  Metern  erreichen.  Die  Stufe  des 
Arietites  Bucklandi  und  der  Gryphaea  arcuata  (unterer  Lias)  enthält  vier  mächtigere 
Eisensteinlager  innerhalb  folgenden  Profils  (125  m-Sohle  bei  68 — 70®  Einfallen). 

Jetziges  Liegendes,  geologisches  Hangendes: 
7,50  m  dunkle  schwarze  Schiefertone, 

1.  Lager:     3,00  „  Eisenstein, 

2,25  „  Ton. 

2.  Lager:     2,50  „  Eisenstein, 

3,00  „  Ton. 

3.  Lager:     6,00  „  Eisenstein, 

1,00  „  schwarzer  Schieferton. 

4.  Lager:     1,00  „  Eisenstein, 

25,00  „  schwarzer  Schieferton, 

18,00  „  dunkle,  dickbankige  Sandsteine  mit  geringen  Schiefertonlagen. 

Jetziges  Hangendes,  geologisches  Liegendes. 

Bemerkenswert  ist  das  Vorkommen  eines  2  m  mächtigen,  braunen,  oolithischen 
Eisensteins  in  der  mittelliasischen  Zone  des  Ammonites  brevispina  mit  Gryphaea 
cymbium  und  Spiriferina  rostrata,  welches  also  vollkommen  den  sonst  gleichfalls 
in  der  Zone  des  Ammonites  Jamesoni  verbreiteten  Eisensteinen  entspricht.  Es 
liegt  etwa  80  m  im  Hangenden  der  Hauptlager  und  ist  früher  abgebaut  worden. 

Die  streichende  Ausdehnung  der  Flöze  ist  nicht  sicher  festgestellt,  dürfte 
aber  zwischen  2  und  4  km  betragen  und  sich  besonders  von  Harzburg  aus  nach 
Westen  erstrecken.  Nach  Osten  zu  sind  sie  650  m  weit  durch  den  Grubenbau 
aufgeschlossen,  wobei  sich  eine  allmähliche  Verkalkung  der  Lager  konstatieren 
ließ ;  nach  Westen  zu  wurde  dem  weiteren  Vordringen  zunächst  bei  550  m  durch 
eine  spießeckig  (SO. — NW.)  verlaufende  Verwerfung  Einhalt  geboten,  welche 
den  westlichen  Flözteil  um  80  m  nach  Norden  verschoben  hat. 

Für  den  Abbau  kommen  gegenwärtig  nur  die  drei  mächtigeren  Flöze  der 
Arietenzone  in  Betracht.  Im  allgemeinen  besteht  das  Erz  aus  ellipsoidischen 
Körnchen  von  Brauneisenerz  mit  ebensolchem  Bindemittel  und  oolithischem  Aus- 
sehen. Sehr  schwer  erklärbar  aber  ist  das  Auftreten  von  zahlreichen,  bis  hasel- 
nußgroßen Eisensteinbrocken  von  gleicher  Zusammensetzung  inmitten  der  körnigen 
Massen.    Sie  haben  gerundete  Kanten  und  sind  scheinbar  Bruchstücke  kompakteren 

Stelzner-Bergeat,  Erzlagerstätten.  ^^ 


210  Die  schichtigeD  Lagerstätten. 

Erzes,  die  indessen  keinen  weiten  Transport  erfahren  haben  können.  Ihre  Form 
erinnert  etwas  an  Bohnerze;  da  sie  mit  keinerlei  Gangart  verwachsen  sind,  ist 
der  Gedanke  ausgeschlossen,  daß  sie  etwa  von  der  Aufbereitung  eines  Ganges 
herrühren  könnten.  Vielleicht  sind  es  schwach  gerollte  Brocken  umfangreicherer 
Brauneisensteinknollen,  die  sich  auf  dem  Meeresboden  selbst  gebildet  haben. 

Die  Fossilien  sind  mit  der  Ealkschale  erhalten  und  mit  dem  Eisenerzsand 
ausgefüllt;  erwähnenswert  ist  auch  das  Vorkommen  fossilen  Holzes  in  dem  Erz. 
Der  Harzburger  Eisenstein  hat  einen  durchschnittlichen  Gehalt  von  44  ^/q  Eisen, 
1 — 2^/(1  Kalk  und  ist  ziemlich  phosphorhaltig.  Neuerdings  hat  man  auch  ein 
ziemlich  mächtiges  Flöz  eines  grünen  oolithischen  Eisensteins  in  der  Macrocephalen- 
stufe  des  Doggers  aufgeschlossen.  Die  Grundmasse  desselben  ist  ein  Gemisch 
von  reichlicher  toniger  Substanz  und  Eisenspat,  die  weißlichen  Oolithe  selbst 
bestehen  aus  Spateisenstein.  Im  ganzen  neigt  überhaupt  der  untere  und  mittlere 
Jura  gerade  bei  Harzburg  zur  Ausbildung  von  Eisenerzen.  Im  Jahre  1908 
wurden  zu  Harzburg  gegen  57  800  t  Erz  gewonnen. 

Im  untersten  Lias  des  Departements  Saöne-et-Loire  werden  zu  Mazenay 
und  Changes^)  oolithische  Eisenerze  in  einem  0,6 — 2,5  m  mächtigen  Flöz  von 
etwa  8  km  Länge  und  1  km  Breite  abgebaut.  Man  förderte  im  Jahre  1901 
90000  t;  der  Bergbau  hatte  im  Jahre  1869  seine  Höchstproduktion  mit  etwa 
260000  t.  Die  Erze  von  Mazenay  besitzen  einen  bemerkenswerten  Vanadin- 
gehalt, der  sich  bei  der  Umwandlung  des  daraus  erzeugten  Gußeisens  in  Stahl 
in  den  Schlacken  derart  anreichern  läßt,  daß  die  Creusotwerke  jährlich  60000  kg 
Vanadinsäure  zu  erzeugen  vermochten. 

Die  oolithischen  Eisenerze  des  Dogg^ers.  Der  braune  Jura  ist 
weithin  eine  Eisensteinformation.  In  Süddeutschland  und  in  Lothringen  ist  er 
schon  durch  seine  Farbe  als  solcher  gekennzeichnet;  er  enthält  dort,  wie  in  der 
Schweiz  und  stellenweise  auch  in  Frankreich,  nutzbare  Lager  von  Eisenoolith. 

In  der  fränkisch-schwäbischen  Alb  ist  der  braune  Jura  in  der  Zone 
des  Ammonites  Murchisonae  (Braun-Jura  ß)  vorzugsweise,  in  der  des  Ammonites 
Parkinson!  und  Macrocephalus  (Braun-Jura  s)  untergeordnet  durch  Eisenerzlager 
ausgezeichnet,  welche  sich  mehr  oder  weniger  ausgesprochen  von  Eulmbach  bis 
nach  Schaffhausen  verfolgen  lassen  und  in  früherer  Zeit  sowohl  in  Franken 
wie  in  Schwaben  an  mehreren  Orten  Gegenstand  des  Bergbaues  gewesen  sind. 

In  Württemberg  zieht  sich  innerhalb  der  Zone  des  Ammonites  Murchi- 
sonae ein  flözführendes  Doggerband  am  Nordwestrand  der  Alb  in  südwestlicher 
Eichtung  bis  nach  Eirchheim  unter  Teck;  jenseits  dieses  Ortes,  also  südwestlich 
davon,  sind  die  entsprechenden  Schichten  fast  rein  tonig  ausgebildet.  Das  haupt- 
sächlichste württembergische  Eisensteinvorkommen  ist  die  mindestens  seit  1366 
abgebaute  Lagerstätte  von  Wasseralflngen^)   und  Aalen  nördlich  von  Ulm, 

1)  Fuchs  et  de  Launay,  Gites  mötalliföres,  I,  774—777,  11,  93. 

^)  Haniel,  Über  das  Auftreten  und  die  Verbreitung  des  Eisensteins  in  den 
Jura- Ablagerungen  Deutschlands;  Ztechr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXVI,  1874,  94—100. 
—  0.  Fraas,  Geognostische  Beschreibung  von  Wtlrttemberg,  Baden  und  Hohenzollem, 
1882,  98—104.  —  Th.  Engel,  Geognostischer  Wegweiser  durch  Württemberg,  1883, 
135—137.  —  Schall,  Geschichte  des  k.  württ.  Hüttenwerks  Wasseralfngen,  1896. 


Hanne  oolithische  und  oolithähnlidie  Eisenerzlager.  211 

an  der  Bahn  Dlm-CrailBheim.  Der  Dogger  ß  besteht  zd  Wasseralflngen  ans 
einem  etwa  30  m  mächtigeD  Komplex  von  eisenschüssigem  oder  tonigem  Sand- 
stein; auSer  geringmächtigen,  sich  bald  anskeilenden  Erzstreifen  kennt  man  ein 
etwa   1  m  mächtiges  oberes  nnd,    dnrch 


Flg.  M.  Pnfll  un  Brannenlierg  bei  'WaaaerelflngeD.  (Harnukrlptsklzza  von  E,  Fraas,  IWS.)') 
Brmim-Jnr«:  a  OpaltnuB-ToDa  lOO— 110  m;  ?  FeraonatfliiBaiidBteln  lO  m,  i  nnlBrea  ElBenBteinflBi  1,6  m, 
Saudschlerer  S  m,  v  ZwlBclienflCz  0,7  m,  Stmdaclilefer  B  m,  i  aberee  FJöz  j  m,  toniget  Suiditein  8— 9m; 
r  Sowertiyl-Kalk  fl  m;  d  Glganteiu-  und  OatreR-Kalk  a  m:  •  Parhlngonl-Oollth  S  m;  ^  Oraatenton 
9  m.  WelS-Jura:  •>  Impreiuton  60  m;  (»  BIplei-Kilk  a»  m;  )■  l  ScbwammfelBen,  %  PlannlaWD-Kalli, 
S  AptycheDton,  zusammen  70  m;  ^  Hatabllls-E&lke,  —  HzSBtäbe  ig  Uetem. 

werden,  weil  es  sich  mit  der  Zeit  verdrfickte  und  armer  wnrde.  Das  Erz  ist 
ein  sandiger,  mit  hirsekomgroßen  Kömchen  von  Roteisenerz  dnrchspickter  Uergel, 
reich  an  ButschfltLchen. 

Nach  Mitteilnng  des  k.  Hflttenamtes  (1903)  hat  der  Eisenstein  folgende 
Zasammensetznng : 

Fe^Oa 49,62  (=  35  Fe) 

SiO, 28,71 

AljOg 9,12 

MnjOa 0,34 

MgO 0,76 

CaO 1,75 

PjOj 0,73 

GlOhverlust 9,03. 

Bei  Aalen,  1  Stunde  nördlich  von  Wasseralfingen  war  überhaupt  nur 
das  untere  Flöz  bauwürdig.  Auf  bayerischem  Gebiet  sind  die  Flöze  nicht  mehr 
bauwürdig  nachgewiesen  worden. 

Die  WasseralftDger  Förderung  gibt  Haniel  för  1874  noch  zu  300000  Ztr. 
an,  während  sie  nach  0.  Fraas  dortselbst  im  Jahre  1882  nur  noch  etwa 
240000  Ztr.  (12000  t)  betrug;  sie  belief  sich  während  des  letzten  Jahrzehnts 
ziemlich  gleichbleibend  auf  rund  11 000  t  Jährlich.  Aalen  ftirderte  nach  0.  Fraas 
1882  3500  t.    Die  Verhüttung  geschieht  zu  Wasserallingen  nnd  Eönigsbronn. 

')  Dem  Herausgeber  freundlichst  ssor  Verfügung  gestallt 

14* 


212  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Auch  an  andern  Orten  Württembergs  sind  solche  Erze  abgebaut  worden, 
so  im  Beginn  des  XVEEI.  Jahrhunderts  bei  Göppingen,  ferner  im  XIX.  Jahr- 
hundert bei  Kuchen,  wo  das  Flöz  1,3 — 1,9  m  mächtig  ist. 

Für  die  Ursprtinglichkeit  des  Erzgehaltes  spricht  das  Vorkommen  von 
Versteinerungen,  die  mit  wohlerhaltenen  Ealkschalen  in  den  Flözen  selbst  an- 
zutreffen sind. 

Zwischen  Metzingen  und  Kohl  her  g  ist  der  Dogger  ß  tonig  entwickelt, 
führt  aber  faustgroße  Sphärosiderite,  die  früher  abgebaut  worden  sind. 

Nach  einer  Schätzung  0.  Fr  aas'  liegen  bei  Wasseralfingen- Aalen  auf 
einer  Fläche  von  einer  Quadratmeile  160  Mill.  Kubikmeter  Erz.  Die  Eisen- 
gewinnung im  schwäbischen  Jura  ist  in  letzter  Zeit  gleichwohl  mehr  und  mehr 
zurückgegangen. 

In  Franken  bestand  früher  in  der  Gegend  zwischen  Staffelstoin  und 
Burgkunstadt  Eisensteinbergbau  auf  Doggererzen  der  Zone  des  Ammonites  Murchi- 
sonae.  Die  Flöze  haben  Mächtigkeiten  von  0,25 — 1  m.  Am  wichtigsten  waren 
die  Gruben  Kaiser  Heinrich  und  Pauluszeche  bei  Vierzehnheiligen  und  die 
Concordiazeche  bei  Kordigast.  Nach  Gümbel  enthalten  die  Erze  bis  zu  76®/q 
Eisenoxyd  oder  53  ^/q  Eisen. ^) 

Die  bedeutendsten  Eisenerzablagerungen  Europas  sind  die  sog.  „Minetten^ 

Deutseh-  and  Französisch-Lothringens  und  Luxemburgs.^)    Dieselben  er- 


0  Gümbel,  Geologie  von  Bayern,  II,  877.  —  Anonym,  Berggeist  XI,  1866, 
250.  —  Stein,  Über  ein  Eisenerzvorkommen  im  oberfränkischen  mittleren  Jura;  Berg- 
u.  Hüttenm.  Ztg.  XIX,  1860,  336. 

^  Braconnier,  Bichesses  min^rales  du  d6partement  de  Meurthe-et-Moselle. 
Nancy-Paris  1872,  90—95,  201— 205.  —  Giesler,  Das  oolithiache  Eisensteinvorkommen 
in  Deutsch-Lothringen;  Ztschr.  f.  Berg-,  Hütten-  u,  Sal.-Wes.,  XXIII,  1875,  9—41.  — 
van  Werveke,  Erläuterungen  z.  geol.  Übersichtskarte  der  südl.  Hälfte  des  Groß- 
herzogtums Luxemburg.  Straßburg  1887.  —  Dasselbe  in  den  Erläuterungen  z.  geol. 
Übersichtskarte  des  westl.  Deutsch-Lothringen.  Straßburg  1887,  83—99.  —  Ders., 
Profile  zur  Gliederung  des  reichsländischen  Lias  und  Doggers  und  Anleitung  zu  einigen 
geologischen  Ausflügen  in  den  lothringisch- luxemburgischen  Jura;  Mitt.  d.  geol.  Landes- 
anst.  V.  Elsaß-Lothr.,  V,  1901,  165—246.  —  Ders.,  Bemerkungen  über  die  Zusammen- 
setzung und  die  Entstehung  der  lothringisch-luxemburgischen  oolithischen  Eisenerze 
(Minetten);  Ber.  über  die  Versamml.  des  oberrh.  geolog.  Vereins,  34.  Vers.  10.  IV.  1901, 
Lit.  —  Ders.,  Magneteisen  in  Minetten;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1895,  497.  —  Ders., 
Über  die  Beteiligung  der  Kieselsäure  am  Aufbau  der  oolithischen  Eisenerze;  Ztschr.  f. 
prakt.  Geol.,  1894,  400.  —  Branco,  Der  untere  Dogger  Deutsch-Lothringens;  Abh.  z. 
geol.  Specialkarte  von  Elsaß-Lothringen,  II,  1.  1879,  20.  —  Wandesieben,  Das  Vor- 
kommen der  oolithischen  Eisenerze  (Minette)  in  Lothringen,  Luxemburg  und  dem  östlichen 
Frankreich ;  Stahl  und  Eisen,  X,  1890,  II,  677—690.  Mit  Karte  der  Grubenfelder.  — 
Schrödter,  Die  Deckung  des  Erzbedarfs  der  deutschen  Hochöfen  in  der  Gegenwart 
und  Zukunft;  Stahl  und  Eisen,  XVI,  1896, 1,  244-248.  —  L.  Hof  f mann.  Die  oolithischen 
Eisenerze  in  Deutsch-Lothringen  in  dem  Gebiete  zwischen  Fentsch  und  St.  Privat-Ia- 
Montagne;  Stahl  und  Eisen,  XVI,  1896,  II,  940-954,  988—998,  Lit.  —  Ders.,  Magnet- 
eisen in  Minetten;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1896,  68.  —  Ders.,  Das  Vorkommen  der 
oolithischen  Eisenerze  (Minette)  in  Luxemburg  und  Lothringen;  Verh.  d.  naturh.  Ver.  der 
Rheinl.  und  Westf.,  LV,  1898,  109—133,  Lit.  —  Villain,  Sur  la  genese  des  minerais 
de  fer  dans  la  rögion  lorraine;  Comptes  rendus  de  Pacademie  des  sciences,  CXXVIII, 
1899,  1291 — 1293.  —  Ders.,  Note  sur  le  gisement  de  minerai  de  fer  du  d^partement 
de  Meurthe-et^Moselle;  Bull.   Soc.   beige  de  Geologie  etc.,  XIII,   1900,  116—127.  — 


Marine  oolithiscbe  und  oolithähnliche  Eisenerzlager. 


213 


I.  2,0  m 
11.  8,a  m 

III.  3,8  m 

IV.  4,0  m 

V.  2,3  m 
VI.  1,8  m 

VII.  4,0  m 


^ 


1 


strecken  sich  in  einem  20 — 30  km  breiten  und  über  100  km  langen  Streifen  aus 
dem  südwestlichen  Teil  Luxemburgs  durch  das  westliche  Deutsch-Lothringen  und 
Französisch-Lothringen  bis  nach  Nancy;  im  Norden  hat  Belgien  nur  einen  sehr 
geringen  Anteil  an  denselben.  Sie  liegen  zwischen  der  Maas  und  Mosel  und 
gehören  der  sog.  Hochebene  von  Briey  an,  welche  steil  ans  dem  Moseltal  empor- 
steigend u.  a.  die  westlich  Metz  gelegenen  Schlachtfelder  trägt,  sanft  gegen 
Westen  zu  abfällt  und  durch  eine  Reihe  von  Flüssen,  wie  Alzette,  Fentsch, 
Ome,  Mance  und  Gorze  durchfurcht  und  in  Einzelnplateaus  zerschnitten  wird, 
deren  Höhe  durchschnittlich  300  m  über  dem  Meere,  200  m  über  der  Mosel 
erreicht.  Das  Alter  der  Trias- Jura-Schichten 
nimmt  von  Osten  nach  Westen  im  allge- 
meinen ab,  das  Einfallen  des  Doggers  ist 
im  ganzen  ein  nordwestliches  und  beti^lgt 
durchschnittlich  2®,  selten  übersteigt  es  7®. 
Die  Eisenerzflöze  sind  in  ihren  tiefsten 
Lagen  wohl  auch  an  den  obersten  Lias, 
hauptsächlich  aber  an  den  untersten  Dogger 
mit  Trigonia  navis  und  Ammonites  opalinus 
und  an  den  Horizont  des  Ammonites  Murchi- 
sonae  gebunden  und  durch  vorwaltende 
Mergel  im  Süden,  durch  vorherrschende  Sand- 
steine im  Norden  des  Gebietes  voneinander 
getrennt.  Von  den  Kalksteinen  des  mittleren 
Doggers  ist  die  „Eisenerzformation"  allent- 
halben durch  eine  Mergelbank  ge- 
schieden („hangender  Mergel").  ^  Sot-Bandiges  Lager. 

Man  kann  ganz  allgemein 
5  Hauptlager  unterscheiden,  die 
allerdings  nicht  überall  gleich- 
mäßig entwickelt  sind  (s.  das  neben- 
stehende „Normalprofil",  Fig.  57), 
nämlich: 

Unten:  das  schwarze  Lager, 

das  braune  Lager, 

das  graue  Lager, 

das  gelbe  Lager, 
oben:  das  rote  Lager. 


VHI.  8,4  m 

IX.  2,6  m 
X.  2,0  m 


2,4  m 


2,5  m 


2,6  m 


1,5  m 


1,0  m 


6,6  m 


2,2  m 
2,0  m 


II.    Oberes  rot-kalkigäs  L. 

III.  Unteres  rot-kalkiges  L.,  rotes  L.  von  Escb.  IV.  Rotes 

L.   von  Oberkom.     V.   Qelbes   L.   von  DUdellngen. 

VI.  Gelbes  L.  von  Algringen.  VII.  Oranes  L.  VIII.  Brannes 

L.    IX.  Schwarzes  L.    X.  Grünes  L.  (lokal). 

Fig.  67.   „Normalprofll"  durcli  die  Lothringer  Mlnette. 
Die  Zwischenmittel  bestehen  aus  wechselnden  kal- 
kigen,   sandigen,    mergeligen    und    tonig -sandigen 
Schichten  nnd  geringmächtigen  Erzlagen, 
(van  Werveke,  1901.) 


Albrecht,  Die  Minetteablagerung  nordwestl.  der  Verachiebung  von  Deutsch-Oth; 
Stahl  und  Eisen,  XIX,  1899,  I,  305—316,  354—360.  —  Ben  necke,  Beitr.  z.  Kenntnis 
des  Jura  in  Deutsch-Lothringen;  Abb.  z.  geol.  Specialk.  v.  Elsaß-Lothringen,  Neue  Folge, 
I,  1898.  —  Ders.,  Überblick  über  die  palaeontologische  Gliederung  der  Eisenformation 
in  Deutsch-Lothringen  und  Luxemburg.  Vorl.  Mitteilung;  Mitt.  d.  geol.  Landesanst. 
V.  Elsaß-Lothringen,  V,  1901,  139—163.  —  Ansei,  Die  oolithiscbe  Eisenerzformation 
Deutsch-Lothringens;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1901,  81—94.  —  Kohlmann,  Die  Minette- 
ablagerung des  lothringischen  Jura;  Stahl  und  Eisen,  XXII,  1902. 


214  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Diese  Lager  sind  nicht  absolut  niveaabeständig,  wie  sich  durch  genaue 
paläontologiscbe  Feststellungen  ermitteln  läfit.  Sie  sind  vielmehr  lokale  Eisenerz- 
anreicherungen in  etwas  wechselnden  Niveaus,  allerdings  innerhalb  eines  Spiel- 
raumes von  sehr  geringer  vertikaler  Ausdehnung.  Die  Gesamtmächtigkeit  der 
Erzformation  wird  im  Durchschnitt  auf  32  m  veranschlagt. 

Durch  Verwerfungen  werden  die  Lager  mitunter  sehr  erheblich  gestört. 
Die  meisten  Störungen  verlaufen  NO. — SW. ;  von  diesen  besitzt  der  Sprung  von 
Gorze-Metz  bis  zu  150  m,  der  von  Deutsch-Oth  40 — 120  m,  der  von  Fentsch 
bis  80  m,  der  von  Neunhäuser  bis  90  m  Verwurfhöhe.  Andere  streichen  NW. 
bis  SO.,  sind  weniger  zahlreich  und  haben  im  allgemeinen  geringere  Verwerfungs- 
höhen. Ferner  zeigen  die  Schichten  auch  einen  ganz  flachen  Sattel-  und  Mulden- 
bau, so  daß  nur  im  großen  westliches  Einfallen  statthat. 

Das  Erzvorkommen  besitzt  seine  größte  Entwickelung  im  südlichsten  Teil 
von  Luxemburg  und  im  nördlichen  Deutsch-Lothringen  auf  der  Hochfläche  von 
Aumetz.  Li  Luxemburg  bedeckt  die  Minette  eine  Fläche  von  etwa  37  qkm, 
und  der  Bergbau  findet  in  den  beiden  Gebieten  von  Belvaux-Lamadelaine  und 
von  Esch-Kttmelingen  statt.  Außer  den  ftlnf  Hauptlagem  sind  in  jenem  Gebiet 
noch  eine  Eeihe  akzessorischer  entwickelt,  und  die  Gesamtmächtigkeit  der  Erz- 
formation beträgt  zu  Esch  bis  zu  46  m,  die  der  Flöze  allein  bis  zu  28  m.  Am 
wichtigsten  ist  in  Luxemburg  das  graue  Lager  mit  3 — 4  m  Mächtigkeit  und 
das  2 — 4  m  starke  rotkalkige  Lager,  das  allerdings  in  etwa  10  Jahren  abgebaut 
sein  wird. 

Deutschland  hat  an  dem  Vorkommen  einen  sehr  bedeutenden  Anteil:  es 
besitzt  einen  Strich  von  60  km  Länge  und  3 — 15  km  Breite,  d.  i.  ein  Plächen- 
raum  von  über  400  qkm.  Die  Hauptorte  des  Gebietes  sind  Bedingen,  Deutsch- 
Oth,  Oettingen,  Algringen  und  Hayingen.  Auf  deutschem  Gebiet  erreicht  die 
Formation  ihre  größte  Mächtigkeit  von  61  m  zwischen  der  luxemburgischen 
Grenze  und  BoUingen.  Das  rotsandige  Lager  keilt  sich  gegen  Süden  zu  in  der 
Nähe  der  Orne,  das  rotkalkige  schon  bei  St.  Privat  aus.  Am  beständigsten  ist 
das  schwarze  Lager.  Das  graue  Lager  ist  bis  gegen  St.  Privat  bauwürdig  und 
besitzt  eine  durchschnittliche  Mächtigkeit  bis  zu  3,5  m,  wird  aber  auch  10  m 
stark;  daneben  bilden  die  braunen  Lager  den  Hauptgegenstand  des  Abbaues. 
In  dem  Gebiet  nördlich  der  Fentsch  liefert  ein  Hektar  95—165000,  zwischen 
der  Fentsch  und  der  Orne  75000,  zwischen  letzterer  und  St.  Privat  40—65000, 
südlich  von  St.  Privat  höchstens  25000  t  Erz. 

In  Frankreich  hat  die  Ausbeutung  der  Minette  besonders  im  Departement 
Meurthe-et-Moselle  einen  großen  Aufschwung  genommen.  Es  arbeiten  dort  gegen 
50  Gruben  in  18  Minen distrikten.  Sie  liegen  in  den  beiden  getrennten  Becken 
von  Nancy  und  von  Longwy-Briey,  in  der  Gegend  des  Omeflusses.  Das  wichtigste 
dieser  Gebiet«  ist  das  von  Longwy  mit  einer  Jahresproduktion  (1901)  von 
1778000  t;  im  Jahre  1900  hatte  dieselbe  sogar  2380000  t  betragen.  Die  größten 
Abbaue  liegen  bei  Hussigny. 

Bemerkenswert  ist,  daß  man  bei  Ste.  Marie-aux-Chenes  unter  den  eigent- 
lichen Doggererzen  auch  im  Lias  ein  sog.  „grünes  Flöz"  erbohrt  hat,  welches 
stellenweise   eine  Mächtigkeit  von   4,5  m  besitzt.     Für  Frankreich  ist  das  bis 


Marine  oolithische  and  oolithähnliche  Eisenerzlager. 


215 


9  m  mächtige  graue  Flöz,  das   allerdings  nur  2 — 4  m  wirklich  gewinnungs- 
würdiges  Erz  enthält,  von  besonderer  Bedeutung. 

Von  den  zahlreich  vorliegenden  Erzanalysen  seien  nur  die  folgenden  nach 
Hoffmann  mitgeteilt: 


I. 

n. 

m. 

IV. 

V. 

FegOg  .     . 

47,28 

53,44 

51,73 

57,14 

44,50 

CaO      .    . 

10,16 

9,20 

12,30 

9,50 

5,30 

SiOg     .     .    . 

15,82 

6^80 

8,46 

7,50 

33,60 

PjOb    .     .    . 

'''^       l     9  96 
1,76      /     ^'^^ 

4,17 

5,00 

1,80 

4,20 
1,60 

MgO     .    . 

2,76 

nicht 
bestimmt 

1,37 

1,20 

0,50 

Mn^Og  .    .     . 

S     .    .    . 

} 

nicht 
bestimmt 

» 

* 

nicht 
bestimmt 

0,25 
Spur 

nicht  bestimmt 
Spur 

GlOhverlnst  . 

15,51 

19,60 

20,98 

17,50 

10,70 

99,72 

99,00 

99,01 

99,89 

100,40 

Fe  ...     . 

33,10 

37,41 

36,21 

40,00 

31,15. 

I.  Schwarzes  Lager  bei  Maringen. 

n.  Graues  Lager  bei  Ome. 
m.  Gelbes  Lager  bei  Ome. 
IV.  Rotkalkiges  Lager  bei  Neufchef. 

V.  Rotsandiges  Lager  bei         ? 

Nach  L.  Blum  enthält  die  luxemburgische  Minette  bis  zu  0,01  ^/q  Vanadium, 
das  daraus  dargestellte  Thomasroheisen  0,015  ^/q.  In  der  beim  Erkalten  dieses 
Roheisens  abgesonderten  Schlackenhaut  fanden  sich  davon  2,56  ^/q.^) 

Die  Oolithe  bestehen  aus  Brauneisenerz  von  konzentrisch-schaligem  Bau, 
welches  nach  van  Werveke  wenigstens  in  manchen  Lagern  aus  einem  dem  Glau- 
konit ähnlichen  Silikat  hervorgegangen  ist,  wie  das  mehr  oder  weniger  häufige  Auf- 
treten dieses  letzteren  in  dem  grünen,  schwarzen  und  grauen  Lager  beweist. 
Auch  als  Bindemittel  der  Oolithe  findet  sich  stellenweise  jenes  Silikat.  Das 
Erz  enthält  ferner  bis  zu  60*^/o  Eisenspat,  etwas  Magnetit,  von  dem  van  Werveke 
eine  primäre  Entstehung  anzunehmen  geneigt  ist,  und  manchmal  erhebliche 
Mengen  von  Pyrit  (besonders  im  schwarzen  Lager,  fClr  dessen  tieferen  Teil  er 
geradezu  charakteristisch  ist.)^  Zinkblende,  Bleiglanz  und  Kupferkies  finden 
sich  gelegentlich. 

In  verschiedenen  Lagern  kommen  abgerollte  Stücke  einer  stark  bituminösen 
Steinkohle  (Gagat)  vor. 

Die  Gewinnung  der  Erze  geschieht  teils  im  Tagebau,  und  nur  dann  ge- 
hören sie  dem  Grundeigentümer,  teils  geschieht  sie  unterirdisch;  man  ist  bis 
jetzt  bis  zu  Teufen  von  etwa  200  m  gelangt.  Eine  Erschließung  der  Erze  auf 
französischer  Seite  hatte  hauptsächlich  mit  Tiefbauen  zu  rechnen. 


0  Berg-  und  Hüttenm.  Ztg.,  LIX,  1900,  231. 

^  „Den  Bergleuten  ist  er  zu  einem  Leitmineral  für  die  Erkennung  der  unteren 
Grenzen  der  Erzformation  geworden"  (van  Werveke). 


216  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Die  Erzerzengang  in  Luxemhurg  betrug  1897  5  360  586 1 ;  der  noch  vorhandene 
Erzreichtam  wird  auf  300  Mill.  Tonnen  geschätzt.  61  ^/^  der  Produktion  sind  1897 
exportiert  worden,  123  Mill.  des  Vorrats  sollen  exportföhig  sein.  Schrödter 
berechnet  daraus,  daß  Luxemburg  nach  etwa  30  Jahren  kein  Erz  mehr  aus- 
führen, nach  ungefähr  80  Jahren  aber  überhaupt  keine  Erze  mehr  besitzen  werde. 

Wandesieben  hat  den  Gesamtminettevorrat  auf  deutschem  Gebiet  1889 
auf  2100  Mill.,  Schrödter  1896  auf  3200  Mill.  Tonnen  geschätzt.  Neuer- 
dings berechnet  Kohl  mann  den  Eisenerz  verrat  Deutsch-Lothringens  nur  auf 
1 835  225  000  t,  welche  in  etwa  225  Jahren  erschöpft  sein  würden ;  denjenigen 
Frankreichs  schätzt  er  auf  1300  Mill.  Tonnen. 

Die  großartigsten  Hüttenwerke  Deutsch-Lothringens  sind  diejenigen  bei 
Hayingen  und  Großmoyeuvre. 

Im  Jahre  1902  belief  sich  die  Eisenerzförderung  Lothringens  auf  fast 
7  600000  t,  diejenige  Luxemburgs  auf  4455000;  die  französische  Minette- 
produktion  betrug  im  Jahre  1901  allein  im  Departement  Meurthe-et-Moselle 
etwa  3  850  000  t,  wovon  weitaus  der  größte  Teil  unterirdisch  gewonnen  wurde. 
Für  die  vorhergehenden  Jahre  stellen  sich  die  Ziffern  sogar  noch  etwas  höher 
und  erreichten  z.  B.  für  Lothringen  im  Jahre  1900  fast  7  750000  t,  für  Luxem- 
burg 6170000  t. 

Die  Gewinnung  der  Minette  im  Gebiet  der  Eeichslande  ist  neueren  Datums 
und  hat  erst  seit  1871  einen  ungeheuren  Aufschwung  genommen.  In  früheren 
Zeiten  verarbeitete  man  die  Bohnerze,  welche  sich  in  Vertiefungen  des  Dogger- 
gebirges vorfanden,  und  ließ  die  phosphorreicheren  oolithischen  Eisenerze  als 
technisch  wertloses  schlechtes  Erz  („minette")  unbeachtet. 

In  den  Schweizer  Alpen  ist  der  braune  Jura  in  seinen  oberen  Stufen  als 
Eisenoolith  entwickelt,  der  mehrere  Meter  mächtig  wird.  An  der  Windgällen^) 
bei  Amsteg  in  üri  ist  er  früher  abgebaut  worden ;  die  6  m  mächtige  Masse  ist  be- 
sonders interessant,  weil  sie  nach  C.  Schmidt  in  ausgezeichneter  Weise  die 
Erscheinungen  der  Druckmetamorphose  erkennen  läßt.  Die  Grundmasse  dieser 
Gesteine  besteht  aus  Kalk,  der  durch  Eisenoxyd  rot  gefärbt  ist;  die  Oolithe 
sind  in  Magnetit  umgewandelt  und  umrandet  von  grünlichen  Aggregaten  (Cha- 
mosit?),  dabei  bis  zur  Ausdehnung  von  2  mm  langgezogen.  Auf  Kluft-  und 
Schichtflächen  haben  sich  Ripidolith,  Albit,  Ankerit,  Calcit,  Siderit,  Eisenglanz 
und  Quarz  angesiedelt.  Wiewohl  das  Vorkommen  über  2500  m  hoch  gelegen 
ist,  war  es  früher  doch  Gegenstand  eines  Bergbaues. 

Auch  am  Glärnisch  hat  man  im  XVI.  Jahrhundert  auf  die  Eisenerze  des 
„Bleggiooliths"  (Zone  des  Ammonites  Parkinson!)  Bergbau  getrieben.*) 

Der  mittlere  Jura  des  südöstlichen  Frankreich  enthält  gleichfalls  an  ver- 
schiedenen Orten  Eisenerze.  Dem  Bajocien  (unterer  Dogger)  gehören  verschiedene 
mehr  oder  weniger  untergeordnete  Eisenerzlagerstätten  an.  So  die  seit  1889 
auflässigen  Vorkommnisse  von  Ougney  im  Jura,  solche  im  Departement  Nievre 

^)  C.  Schmidt,  Geologisch-petrographische  Mitteilungen  über  einige  Porphyre 
der  Centralalpen  etc.;  N.  Jb.,  Beil.  Bd.  IV,  1886,  394—397,  Lit.  —  Ders.,  Mineralien 
des  Eisenooliths  an  der  Windgällen  im  Canton  Uri;  Ztschr.  f.  Kryst,  XI,  1886, 
597—604.  —  Heim,  Die  Tödi-Windgällengnippe,  1878,  I,  62. 

^)  Baltzer,  Der  Glärnisch,  ein  Problem  alpinen  Gebirgsbaues,  1873,  22—23, 
33-34. 


MariDe  oolithische  and  oolithähnliche  Eisenerzlager.  217 

am  Oberlauf  der  Loire,  im  Departement  Aveyron  in  Zentralfrankreich  and  bei 
Privas  an  der  Rhone. ^)  Im  Gallo vien  bei  La  Voulte*)  nahe  Privas  im 
Departement  Ard^che  sind  drei  zusammen  etwa  12  m  mächtige,  dnrch  schieferige 
Mergel  getrennte  nnd  teilweise  oolithische  Eisenerzflöze  im  Abbau. 

Oolithische  Eisenerze  im  Malm,  Bei  Chamoson^  im  oberen  Ehönetal 
(Wallis)  findet  sich  oolithischer  Chamosit  im  Oxfordkalkschiefer.  Das  Erz 
bildet  zwei  Linsen,  von  denen  die  eine  62  m  lang  und  12,4  m  mächtig  ist, 
und  fuhrt  Versteinerungen. 

Die  Erzmasse  am  Haut-de-Cry  bei  Chamoson  berechnet  Schmidt^)  auf 
300  000— 400  000  cbm,  bei  einem  Eisengehalt  von  30  o/^. 

Im  Jura  der  Weserkette  ist  an  verschiedenen  Stellen  und  zu  verschiedenen 
Zeiten  mit  wechselndem  Erfolg  Eisensteinbergbau  getrieben  worden.^)  Die 
Schichten  des  Wesergebirges  fallen  unter  etwa  20 — 40*^  gegen  NO.  ein  und 
gehören  in  der  Gegend  der  Porta  Westphalica  den  Horizonten  zwischen  der 
Stafe  des  Ammonites  Parkinsoni  und  dem  Eimmeridge  an;  nach  Norden  zu  folgen 
in  dem  niederen  Vorland  die  Schichten  des  oberen  weißen  Jura  und  die  untere  Kreide. 

Oolithische  Eisensteine  werden  jetzt  gewonnen  bei  Heverstedt,  westlich 
der  Porta  im  Macrocephalen-Horizont  und  besonders  bei  Kleinen-Bremen, 
östlich  derselben  und  südlich  von  Btlckeburg,  im  Korallenoolith.  Die  Grube 
Wohlverwahrt  baut  zwei  Roteisensteinflöze  von  4  bezw.  2,50  m  Mächtigkeit  ab, 
welche  von  oolithischem  Kalkstein  begleitet  werden.  Die  Erze  sind  ausge- 
zeichnete Oolithe  und  enthalten  zahlreiche  Fossilien  mit  erhaltener  Kalkschale, 
Pyrit  und  anthrazitartige  Kohle.  Das  mächtigere  Flöz  besitzt  einen  Eisengehalt 
von  etwa  25  ^/q,  das  weniger  mächtige  einen  solchen  von  40 — 43  ^/q.  Der 
Phosphorgehalt  beträgt  0,1 — 0,5  ^/q.  Auf  der  Grube  Victoria,  6  km  westlich 
von  Kleinen-Bremen,  sind  gleichfalls  im  Oxford  zwei  oolithische  Roteisensteinflöze 
von  2,5  m  bezw.  2  m  Mächtigkeit  erschlossen  worden.  Der  Eisengehalt  des 
ersteren  betrug  nur  etwa  22%,  der  des  zweiten  bis  zu  45%.  Doch  nahm  der 
Adel  des  letzteren  allseitig  ab;  das  Flöz  behielt  zwar  seine  Mächtigkeit  bei, 
ging  aber  allmählich  in  oolithischen  Kalkstein  über. 

Die  vier  längs  der  Weserkette  im  Betrieb  stehenden  Eisensteingruben 
förderten  im  Jahre  1901  über  88000  t;  die  Produktion  war  indessen  in  der 
Abnahme  begriffen. 


')  Fuchs  et  de  Launay,  Gites  mindraux,  I.  785—786. 

^  Fuchfl  et  de  Launay,  1.  c.  786—787. 

")  Deicke,  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  1858,  337.  —  Über  die  Struktur  und  Zu- 
sammensetzung des  Gbamosits  s.  C.  Schmidt,  1.  c.  in  Ztschr.  f.  Eryst. 

^)  Nach  einem  vor  der  Baseler  naturf.  Gesellsehaft  im  Jahre  1902  gehaltenen 
Vortrag. 

^)  F.  Roemer,  Die  jurassische  Weserkette;  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  IX, 
1857,  581—728,  bes.  618.  —  von  Dücker,  Über  die  Lager  von  oolitbischen  Eisenerzen 
in  der  Gegend  von  Minden;  Verb,  naturbist.  Ver.  f.  Rheinl.  u  Westf..  XXXIl,  1875, 
57 — 58.  —  Ders.,  Geologische  Mitteilungen  au8  Westfalen;  ebenda  XLI,  451—454.  — 
Wies 6,  Das  Vorkommen  von  oolithiscbem  Roteisenstein  im  Wesergebirge  bei  Minden; 
Giessener  Inaug.-Diss.,  1903.  —  Dasselbe,  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  XI,  1903,  217—231. 
—  D.  Brauns,  Der  obere  Jura  im  nordwestlichen  Deutschland,  1874,  43 — 44. 


218  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Die  hauptsächlichsten  Juraeisensteine  Englands. 

In  der  zweiten  Hälfte  des  XIX.  Jahrhunderts  hahen  die  jurassischen  Eisen- 
erze Mittelenglands  ^)  eine  hohe  Bedeutung  für  die  englische  Eisenindustrie  ge- 
wonnen. Während  noch  in  den  fünfziger  Jahren  die  Produktion  an  mesozoischen 
Erzen  dort  nur  etwa  10  ^/^  der  Gesamteisenerzförderung  ausmachte,  beträgt  sie 
jetzt  etwa  50 — 60  ^/o  derselben,  wiewohl  die  Produktion  selbst  sich  auf  das 
anderthalbfache  gehoben  hat.  Hingegen  sind  die  Kohleneisensteine  in  den  Hinter- 
grund gedrängt  worden. 

Der  von  Cleveland  an  der  Ostküste  über  Lincoln,  Northampton  und  Bath 
quer  durch  das  Königreich  bis  zur  Halbinsel  Portland  im  Süden  sich  erstreckende 
Jurazug  führt  an  zahlreichen  Orten  und  in  verschiedenen  Horizonten  Eisensteine. 

Im  unteren  Lias  (Ammonites  Bucklandi)  kommen  Erze  vor,  welche  im 
Ausstrich  zu  Brauneisen  umgewandelt,  im  frischen  Zustand  aber  durch  Eisen- 
silikate grün  gefärbt  sind.  Oolithische  Struktur  ist  stellenweise  und  in  unregel- 
mäßiger Verbreitung  zu  beobachten.  Die  in  dem  Erz  in  großen  Massen  auf- 
tretenden Fossilien  sind  zum  großen  Teil  mit  kalkiger  Schale  erhalten,  zum 
kleineren  ganz  oder  teilweise  in  Eisenspat  oder  Brauneisenerz  umgewandelt. 
Das  wichtigste  Vorkommen  dieser  Erze  ist  das  von  Frodingham  in  Nord- 
Lincolnshire  bei  Hüll. 

Die  hauptsächlichsten  jurassischen  Eisenerze  Englands  finden  sich  indessen 
im  mittleren  Lias  von  Cleyeland«  Sie  sind  über  eine  nahezu  1000  qkm  um- 
fassende Fläche  verbreitet,  gewährleisten  aber  nur  zum  geringsten  Teil  einen 
aussichts vollen  Bergbau.  Ihrer  geologischen  Stellung  nach  gehören  die  drei 
Eisensteinfiöze  den  Zonen  des  Ammonites  margaritatus  und  spinatus  an;  das 
fast  einzig  bauwürdige,  gegen  4  m  mächtige  Hauptflöz  liegt  im  Horizont  des 
letzteren.  Dasselbe  fällt,  wie  die  Juraformation  überhaupt,  schwach  gegen  Süd- 
osten ein  und  wird  zumeist  im  Tagebau,  zum  Teil  sogar  in  einigen  hundert 
Meter  tiefen  Schächten  abgebaut. 

Das  Erz  ist  im  frischen  Zustand  gleichfalls  ein  graugrüner  Eisenstein  von 
manchmal  oolithischer  Struktur  und  im  Ausstrich  zu  Brauneisenerz  verwittert. 
Die  Schalen  der  Fossilien  sind  nur  stellenweise  in  Eisenspat  umgewandelt,  im 
übrigen  allgemein  kalkig.  Die  große  Menge  der  in  dem  frischen  Erz  enthaltenen 
Kohlensäure  beweist,  daß  ein  erheblicher  Anteil  des  Eisens  an  Karbonat  gebunden 
ist.  In  geringer  Menge  kommt  Magnetit  in  dem  frischen  Eisenstein  vor,  was 
bemerkenswert  ist,  weil  solcher  auch  in  der  Lothringer  Minette  auftritt. 

Das  Hauptflöz  ist  keine  ganz  reine  Masse,  sondern  mehrfach  durchlagert 
von  Schiefertonen,  in  welche  die  Lias -Eisensteinformation  überhaupt  einge- 
bettet ist. 

Analysen  von  Clevelanderz  aus  drei  verschiedenen,  von  oben  nach  unten 
folgenden  Horizonten  ergeben: 


*)  Phillips  and  Louis,  Ore  deposits,  IL  Aufl.,  256—263.   —  Kendall,  The 
iron  eres  of  Great  Britain  and  Ireland,  1893,  200—247. 


Marine  oolitbische  und  oolithähnliche  Eisenerzlager.  219 

Top  Block  Main  Block     Bottom  Block 

Fe^Os 3,55  3,95  1,15 

FeO 39,01  40,85  39,50 

Fe 32,83  34,54  28,73 

SiOa 10,90  6,00  19,90 

AlgOg 10,62  12,66  17,87 

CaO 1,70  Spur  1,56 

MgO 3,19  3,19  2,31 

S Spur  Spur  0,13 

PaOft 2,08  2,49  2,50 

CO« 25,26  26,16  5,54 

Efi 3,69  4,70  9,14 

Es  verdient  in  Anbetracht  des  geringen  Schwefelgehaltes  dieser  Erze  er- 
wähnt za  werden,  daß  sich  im  Liegenden  des  Top  Block  ein  Flöz  von  etwa 
0,12  m  Mächtigkeit  befindet,  das  zu  53 ^/q  aus  Schwefelkies  besteht.^) 

Der  Erzgehalt  der  reichsten  Flözpartien  beträgt  bis  zu  50000  t  per  acre 
(=4050  qm);  ihre  mächtigste  Ent Wickelung  besitzen  diese  Erzlager  bei  Esten 
nahe  Lincoln. 

Ähnliche  Eisenerze  kommen  im  oberen  Lias  von  Leicestershire  und 
Oxfordshire  vor.  Indem  wegen  dieser  auf  die  Zusammenstellungen  Ken  dal  Is 
verwiesen  sei,  sollen  hier  nur  noch  die  wichtigen  Eisenerzlager  im  unteren 
Dogger,  im  Liegenden  des  Great  oolite  erwähnt  werden,  welche  besonders  bei 
Northampton  zwischen  London  und  Birmingham  entwickelt  sind.  Der  dortige 
untere  Dogger  ist  bekannt  unter  dem  Namen  der  Northampton  sands;  dieselben 
besitzen  im  ganzen  eine  Mächtigkeit  von  etwa  24  m  bei  folgender  Schichten- 
entwickelung: 

Oben:  Weißer  oder  grauer  Sand  und  Sandstein  mit  Pfianzenresten    3,6  m. 

Eisenschüssiger,  manchmal  kalkiger  Sandstein 9      „ 

Bauher  oolithischer  Kalkstein 1}2    ,. 

Eisenstein  mit  Ammonites  bifrons,  opalinus,  Murchisonae  usw.  10,5    „ 

Liegendes:  Oberer  Lias. 

Das  un verwitterte,  teilweise  oolitbische  Erz  enthält  60 — SO^^/^FeCOg  und 
im  tlbrigen  großenteils  Sand,  Glimmer,  daneben  etwas  Magnetit  usw.  Durch 
Verwitterung  entsteht  Brauneisenstein.  Im  lufttrockenen  Zustand  besteht  der 
Eisenstein  unter  anderen  aus  23— 40<>/o  Fe,  0,7— 2<>/o  P.2O5,  1— ll<>/oCaO  und 
11,5 — 23,5  ^/q  SiOg  samt  unlöslichen  Silikaten.  Die  Eisenerzproduktion  in  Cleve- 
land,  Nortbamptonshire  und  Lincolnshire  betrug  in  den  letzten  Jahren  bezw. 
5—6000000,  1200000  und  1000000—1500000  t.  Im  ganzen  wurden  im  Ver- 
einigten Königreich  im  Jahre  1901  12500000  t  Eisenerz  gefördert. 

^)  Es  sei  da  an  das  Pyritvorkommen  in  dem  liegendsten  Minetteflöz  Lothringens 
erinnert. 


220  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

In  der  Provinz  Hannover  und  in  Braunschweig  fuhrt  der  Hils^)  an  zahl- 
reichen Orten,  insbesondere  in  der  Umgebung  von  Salzgitter,  mehr  oder  weniger 
mächtige  und  reiche  Einlagerungen  von  konglomeratisch  ausgebildetem  Braun- 
eisenstein.   Bei  Salzgitter  liegen  diese  Ablagerungen  auf  dem  oberen  Lias. 

*  Im  großen  ganzen  haben  die  Schichten  das  Aussehen  eines  Brauneisen- 
steinkonglomerates, weshalb  man  sie  auch  als  „Hilskonglomeraf*  zu  bezeichnen 
pflegt.  Abgesehen  von  dem  Vorwalten  großer  Brauneisensteinbrocken  besitzen 
sie  indessen  viel  Ähnlichkeit  mit  dem  Eisenerz  von  Harzburg,  welches  gleichfalls 
häufig  einem  Konglomerat  gleicht,  im  tlbrigen  aber  mehr  „oolithisch'*  ausgebildet 
ist.  Das  Erz  bildet  entweder  winzig  kleine,  rundliche  Körnchen,  oder  flache, 
ellipsoidische  Geschiebe  von  der  Größe  eines  Hanfkoms,  oder  nur  schwach  ge- 
rundete, Scherben-  oder  splitterförmige  Brocken  von  verschiedener  Größe,  auch 
buckelige,  unregelmäßig  gestaltete  und  löcherige  Knollen  von  glatter  Oberfläche 
und  konkretionärem  Aussehen.  Daß  die  Eisenerzbrocken  wenigstens  teilweise 
Konkretionen  sind,  ist  zweifellos  und  geht  manchmal  aus  ihrem  schaligen  Bau 
und  daraus  hervor,  daß  sie  Gesteinsbruchstücke  umhtlllen.  Kiesknollen  sind 
häufig;  sie  umschließen  mitunter  kohlige  Pflanzenreste. 

Die  Eisenerze  sind  bald  schmutziggrün,  von  glaukonitischem  Aussehen,  bald 
sind  es  Brauneisensteine,  und  in  den  reicheren  Lagern  von  Salzgitter  haben 
die  Kömchen  und  Trümmer  und  das  Zement  die  gleiche  Farbe.  Bei  der  Be- 
handlung mit  Salzsäure  hinterlassen  sie  viel  tonige  Substanz.  Sowohl  die  kleinen 
wie  die  größeren  Körner  und  Brocken  zeigen  ebenso  wie  die  Kalkschalen  der 
umschlossenen  Hilsfossilien  die  Anzeichen  einer  Anätzung,  wodurch  sie  wie 
narbig  aussehen.  Die  reicheren  Erze  bestehen  nur  aus  Eisenerz  und  bei  kleinem 
Korn  sind  sie  von  sog.  oolithischen  Erzen  nicht  zu  unterscheiden.  Einschlüsse 
anderer  Gesteine  und  von  Versteinerungen  aus  älteren  Schichten  sind  verhältnis- 
mäßig selten,  sie  sind  dann  gern  kantig  und  wenig  abgerollt.  Bezeichnend  ist 
auch  das  Vorkommen  vollkommen  erhaltener  zarter  Pectenschalen,  was  darauf 
hinweist,  daß  die  Brandung  nicht  sehr  intensiv  gewesen  sein  kann  und  daß  man 
die  Eisensteine  wohl  nicht  nur  als  Auf  bereitungsprodukte  älterer  Sphärosiderite 
aufzufassen  braucht.  Vor  allem  ist  in  dieser  Hinsicht  auch  wichtig,  daß  die 
Erze  bei  Salzgitter  und  Dornten  den  sehr  weichen  Schichten  des  oberen  Lias 
auf  ruhen. 

Nach  allem  ist  es  am  wahrscheinlichsten,  daß  die  Hilseisenerze  in  ihrer 
Hauptmasse  am  Harzrand  aus  einem  Eisenschlamm  entstanden  sind,  der  dem 
Meere  von  der  Küste  her  unter  gleichzeitiger  Zerstörung  älterer,  eisenhaltiger 
mesozoischer  Schichten  zugeführt  wurde  und  unter  dem  Einfluß  einer  leichten 
Wellenbewegung  auf  flacher  Küste  verhärtete;  diese  tonigen  Brauneisenabsätze 
haben  vielleicht  teilweise  von  Anfang  an  die  Gestalt  oolithähnlichen  Sandes  an- 
genommen, der  in  das  Zement  des  Eisenschlammes  eingebettet  worden  ist;  die 
gröberen,  teils  eckigen,  teils  gerundeten  Brocken  sind  dann  vielleicht  wieder 
aufbereitete  und  durcheinandergeschwemmte  Bruchstücke  von  mehr  oder  weniger 

')  G.  Boehm,  Beiträge  zur  geognostischen  Kenntnis  der  Hilsmulde;  Ztschr.  d. 
deutsch,  geol.  Ges.,  XXIX,  1877,  215—251.  —  vonDechen,  Die  nutzbaren  Mineralien 
und  Gebirgsarten  im  Deutschen  Keiche,  1873,  587—588. 


Marine  oolithische  und  oolitbähnliche  Eisenerzlager.  221 

verhärteten  Erzlagen,  znm  Teil  aber  sicher  abgerollte  Eisensteinkonkretionen, 
die  sich  anf  demselben  Meeresboden  bildeten.  Sofern  man  in  den  Hilseisensteinen 
nar  die  Aufbereitungsprodukte  älterer,  z.  B.  liasischer  Eisenerze  erblicken  will, 
ist  es  recht  anffällig,  warum  dann  nicht  auch  grofie  Mengen  von  Trümmern  der 
so  weit  verbreiteten  oolithischen  Eisenerze  des  mittleren  und  unteren  Lias  an- 
getroffen werden,  die  gerade  am  Harzrand  eine  so  wichtige  Rolle  spielen.  '^ 

Bei  Salzgitter  beträgt  die  Mächtigkeit  des  Hilseisensteines  von  wenigen 
bis  zu  etwa  50  m.  Früher  wurde  er  dort  auf  verschiedenen  Gruben,  z.  B.  auf 
Bergmannstrost,  der  Finkenkule  und  zu  Haverlah,  abgebaut,  welche  jetzt  liegen. 
Einen  großen  Bergbau  treibt  die  Ilseder  Hütte  auf  die  ziemlich  steil  aufge- 
richteten Lager  in  der  Georg-Friedrich-Grube  unweit  Dornten.  Derselbe  lieferte 
1901  etwa  62000  t. 

Der  Eisengehalt  des  Erzes  beträgt  ca.  35  ^/q;  es  ist  phosphorreich  und 
enthält  Vanadium. 

In  der  Hilsmulde,  südwestlich  Hildesheim,  ist  in  früherer  Zeit  Eisenstein 
am  EUigser  Brinks  und  bei  Delligsen  abgebaut  worden.  Das  Vorkommen  hatte 
an  ersterem  Ort  eine  Mächtigkeit  von  etwa  4  m. 

Im  Departement  Haute-Marne  sind  die  oolithischen  Eisenerze  von 
Wassy  und  Bailly-aux-Forges^)  von  nicht  unerheblicher  Bedeutung.  Sie  ge- 
hören der  unteren  Kreide  (dem  Barr§mien)  an  und  treten  in  zwei  übereinander 
liegenden  Horizonten  auf: 

1.  im  Liegenden,  unterlagert  von  Tonen,  Sanden  und  Sandsteinen,  das  minerai 
de  fer  oolithique,  0,6 — 1,4  m  mächtig.  Die  Oolithe  liegen  in  einem  Süß- 
wasserton mit  Pflanzenresten  und  Schalen  von  Unio,  Paludina,  Cyclas  usw.; 

2.  die  couche  rouge  von  Wassy,  mit  Natica,  Corbis,  Cerithium  usw. 

Das  Erz  muß  teilweise  durch  Waschung  konzentriert  werden;  1901  lieferte 

Wassy  110000  t. 

Längs  des  nördlichen  Alpenrandes  erstreckt  sich  eine  Zone  von  oolithischen, 
dem  mittleren  Eocän^)  angehörenden  Eisenerzvorkommnissen.  Dieselbe  läßt 
sich  mit  Unterbrechungen  nachweisen  von  Mattsee  und  dem  Haunsberg  nördlich 
von  Salzburg  über  die  Gegend  von  Siegsdorf-Eressenberg  nahe  dem  Chiemsee, 
Neubeuem  am  Inn,  Tölz  an  der  Isar  bis  zum  Grünten  bei  Sonthofen  im  Algäu ; 
ja  auch  in  der  Schweiz  finden  sich  noch  Andeutungen  derselben  bei  Dornbim, 
am  Säntis,  Lowerz  und  bis  zum  Thuner  See. 

Ihre  hauptsächlichste  Entwickelung  besitzen  die  eocänen  Eisenerzlager 
innerhalb  Bayerns,  wo  sie  zwischen  der  jungtertiären,  stellenweise  kohlen- 
führenden Molasse  des  Vorlandes  und  dem  cretaceischen  und  frühtertiären  Flysch 
der  Alpen  in  stark  gestörter  Lagerung  eingekeilt  liegen.  Die  Erze  sind  besonders 
am  Grünten  und  noch  länger  und  ausgiebiger  am  Eressenberg,  südöstlich  des 
Chiemsees  abgebaut  worden.  Die  Verhältnisse  der  letzteren  sollen  hier  etwas 
eingehender  besprochen  werden.  Nach  Reis  hat  man  es  vorzugsweise  mit  zwei 
steil  aufgerichteten  Hauptflözen  zu  tun,  einem  solchen  mit  eisenoxydulreichem 


»)  DeLapparent,  Trait6  de  Geologie,  4.  Aufl.,  1900,  1274—1275.  —Fuchs  et 
de  Launay,  Qites  m^tallif^res,  I,  788. 

^)  Gümbel,  Geogn.  Beschr.  d.  bayr.  Alpen,  579,  Lit.  —  Ders.,  Geologie  von 
Bayern,  H,  202—205.  —  0.  Reis,  Zur  Geologie  der  Eisenoolithe  führenden  Eocän- 
schichten  am  Kressenberg  in  Bayern;  Geognost.  Jahresh.,  X,  1897,  24—49. 


222  Die  Bchichtigen  LagerBtatten. 

Zement,  dem  oberen  „SchwarzfiSz",  und  einem  mit  eiseooxydreichem  Bindemittel, 
dem  nnteren  pBotSitz",  zwischen  denen  sich  noch  eine  Beihe  von  untergeordneten 
Hitt«lflÖzen  einstellt.  Die  Flöze  sind  zwischen  glaakonitfUhrende ,  bald  teaig- 
mergelige  (Stockletten),  bald  sandige  (Grünsande)  Schichten  eingelagert;  F19ze 
und  erz leeres  Nebeogestein  sind  reich  an  eocanen  Fossilien,  vor  allem  an 
Nnmmaliten  nnd  Seeigeln.  Aaßer  der  petrograpbischen  Entwickelang  der  Ab- 
lagerangen weisen  auch  Kohlenschmitzen,  fossile  HolzstOcke  und  gewisse 
Keptilienreste  anf  eine  üferbildnng  hin.  Qaer-  nnd  Längsstörangen  haben  die 
Schichten  betroffen,  und  vor  allem  haben  Überachiebangen  früher  den  Anschein 
erweckt,  als  ob  man  es  nicht  mit  zweien,  sondern  mit  mehreren  Flözen  und  mit 
einer  viel  grüOeren  Mächtigkeit  des  eocftnen  Komplexes  zu  tun  habe.  Zu  den 
auffallenden  Stitrungen  des  Gebirges  gehören  auch  hakenfSrmige  Umbiegungen 
im  Schieb tenstreichen,  deren  intensivste,  der  sog.  Haxhaken,  sogar  einer  Um- 
rollnng  gleicht. 


indrlll  des  KreBBenlieFKer  EtsenerzvorkommenB.    l   Dlrlch-FlDz,    !>  FlnclitKiLDgl-  und 
bCBiteB  Flöz,   3  Knappenha-nB-Flöi,  l  Christopln-nöi,  5  Slgmond-FIÖK,   8  Mai  and  Joiepha-Floi, 
T  Emanael  und  Ferdlnuid-Fläi,  8  Hitrlil-EiiipmagnlB-Fläz,    (Bell,  1SS8-} 

Die  Mächtigkeit  der  Flöze  erreicht  1 — 2  m,  nur  seltener  sind  sie  etwas 
mächtiger;  der  Eisengehalt  des  ßotflözes  beträgt  18 — 22,  der  dos  Schwarzflözes 
bis  zn  35  "j^,.  Letzteres  bat  einen  Phosphorsäuregehalt  von  0,55  "^/q.  Die  in 
den  Erzflözen  enthaltenen  Fossilien  sind  zwar  teilweise  korrodiert  nnd  zeigen 
dann,  wenn  sie  nicht  selbst  von  einer  Erzkraste  umhüllt  sind,  an  den  Stellen 
der  BerDhrang  mit  den  Oolithen  Eindrücke.  Niemals  aber  sind  sie  wirklich  in 
Erz  umgewandelt,  wie  das  der  Fall  sein  mUßte,  wenn  die  Eisenoolithe  sekondär 
aus  Kalkoolithen  hervorgegangen  wären. 

Auf  den  Eressenberger  Flözen  bestand  bis  1881  staatlicher  Bergbau  neben 
einer  privaten  Unternehmung  (Achtaler  (Gewerkschaft).  Der  erstere  ist  jetzt 
eingestellt. 

Am  Grünten')  im  Al|^u  ist  lange  Zeit«n  hindurch  ein  Eisen  Steinbergbau 
umgegangen,  dessen  Gegenstand  ähnliche  Ablagerungen  wie  am  Kressenberg 
waren.  Die  Flöze  waren  arm,  das  zn  Sonthofen  verschmolzene  Erz  lieferte  nur 
etwa  20  "/q  Gnßeisen,   und  der  Betrieb  ist  jetzt  in  jenen  Gegenden  vollständig 


')  Qümbel,  Qeogn.  Beschr.  d.  bayr.  Alpen,  i 
U,  114. 


Marine  oolithische  und  oolithSthnliche  Eisenerzlager.  223 

In  der  Schweiz  hat  man  ehedem  zu  Lowerz  eocäne  „Linsenerze"  abgebaut. 

Zu  den  oolithischen  Eisenerzen  gehören  vielleicht  auch  diejenigen  im  obersten 
brackischen  Pliocän  (pontische  Stufe)  der  Halbinsel  Eertseh,^)  d.  i.  der  süd- 
östliche Teil  der  Halbinsel  Krim.  Die  6 — 16  m  mächtigen,  von  den  obersten 
pliocänen  und  von  quartären  Schichten  bedeckten  Erzablagerungen  bestehen  aus 
einem  ockerigen  Ton,  der  ganz  erftlUt  ist  von  konkretionären,  scheinbar  konzentrisch 
schalig  gebauten  Körnchen  und  unregelmäfiig  geformten  Brocken  von  Brauneisen- 
erz. Dieselben  erreichen  Durchmesser  bis  zu  10  mm.  Der  Eisengehalt  beträgt 
bis  zu  40,  manchmal  auch  bis  zu  48^/0,  der  Mangangehalt  wechselt  zwischen 
0,4 — 9^/q;  die  Erze  sind  sehr  phosphorhaltig  infolge  eines  Vivianitgehaltes. 
Im  Jahre  1900  wurden  213000  t  gefördert. 

*  Der  weitaus  gröfite  Teil  der  oolithischen  und  oolithähnlichen  Eisenerze 
ist  zweifellos  sedimentären  Ursprungs,  wenn  auch  für  sie  manchmal  eine 
metasomatische  Entstehungsweise  behauptet  worden  ist.  So  hat  man  für  die 
euglischen  Jura-Eisenerze  angenommen,  dafi  dieselben  metasomatisch  aus  Kalk- 
oolithen  hervorgegangen  seien,  und  dasselbe  haben  Haniel^)  und  D.  Brauns^ 
für  die  oolithischen  Juraerze  Deutschlands  behauptet.  Der  Grund  für  diese 
Auffassung,  welche,  soweit  wenigstens  deutsche  Erze  in  Betracht  kommen,  schon 
bei  etwas  genauerer  Betrachtung  der  Struktur-  und  Lagerungsverhältnisse  und 
des  Zustandes  der  umschlossenen,  wohlerhaltenen  Versteinerungen  hinMlig  wird, 
ist  jedenfalls  darin  zu  suchen,  daß  man  die  Anhäufung  so  grofier  Eisenerzmassen 
aus  dem  Meere  für  unmöglich  hielt.  ^) 

Vi  Ilain  hat  deshalb  geglaubt,  dafi  das  Eisen  der  Lothringer  Minette 
durch  Thermalspalten  (sog.  Nährspalten,  failles  nourrici^res),  deren  Lage  sich 
änderte  und  die  heute  noch  teilweise  in  den  Verwerfungen  erkennbar  sein  sollen, 
als  Karbonat  nach  dem  Grunde  des  Jurameeres  gefördert  worden  sei,  wo  es 
sich,  in  Hydroxyd  verwandelt,  in  Form  großer  Schuttkegel  ausbreitete.  Von 
mehreren  Seiten  ist  diese  Hypothese  zurückgewiesen  worden. 


^)  Trasenster,  L'industrie  charbonni^re  et  sid^nirgique  de  la  Bussle m^ridionale; 
Revue  univ.  d.  Mines,  XXXIV,  1896,  195—199.  —  Bayard,  Note  Bur  las  gisements  de 
minerais  de  fer  des  presqu'iles  de  Kertsch  et  de  Taman  (Russie);  Ann.  d.  Mines  (9), 
XV,  1899,  505—522.  —  Cordeweener,  La  crise  induBtrielle  russe;  Krivoi-Rog,  le 
Donetz,  Kertsch.  1902,  237—248,  Lit. 

>)  ZtBchr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXVI,  1874,  118. 

»)  Der  untere  Jura,  1881—82. 

^)  *  Judd  sagt,  es  sei  ganz  unverständlich,  wie  die  Tiere,  deren  Reste  als  Ver- 
steinerungen in  den  Erzen  von  Northamptonshire  vorkommen,  in  einer  konzentrierten 
Eisenlosung  hätten  existieren  können,  und  nimmt  deshalb  eine  metasomatische  Entstehung 
des  Erzes  an.  Man  könnte  dann  mit  ebensoviel  oder  ebensowenig  Recht  fragen,  wie 
die  in  Kalksteinen  überlieferten  Tiere  in  einer  konzentrierten  Kalklösung  leben 
konnten  *.  —  Die  metasomatische  Bildung  der  englischen  Juraerze  wird  behauptet 
von  Judd,  The  mode  of  formation  of  the  Northamptonshire  iron  ore;  Quart.  Joum., 
XXVL,  1873,  13.  —  Hudleston,  Proceed.  of  the  Geol.  Assoc.  IV;  beide  zitiert 
von  Kendall.  —  Kendall,  The  Iron  eres  of  Great  Britain  and  Ireland,  317. 


224  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Darf  man  auch  eine  sedimentäre  Entstehung^)  fttr  viele  oder  vielleicht 
für  alle  in  Rede  stehenden  Erze  annehmen,  so  drängen  sich  doch  vor  allem  zwei 
Fragen  auf:  erstens  die  nach  der  Herkunft  des  Erzes  und  zweitens  die  nach 
den  Ursachen  seiner  besonderen  Erscheinungsweise. 

Im  allgemeinen  ist  ein  Zusammenhang  zwischen  vulkanischen  Eruptionen 
und  der  Ablagerung  der  oolithischen  Erze  nicht  nachzuweisen;  nur  bei  den 
Sil  arischen  Thuringiten  und  Chamositen  Böhmens,  des  Fichtelgebirges  und 
Thüringens  konnte  ein  solcher  vermutet  werden. 

Es  spricht  alles  dafür,  daß  die  oolithischen  und  oolithähnlichen  Eisenerze 
in  wenig  tiefer  See  nahe  alten  Küsten  gebildet  sind:  so  das  Vorkommen  ab- 
gerollter Stücke  des  liegenden  Gebirges,  mitunter  mit  charakteristischen  Ver- 
steinerungen oder  mit  den  Löchern  von  Bohrmuscheln  (Salzgitter),  das  Auftreten 
von  Holzresten,  die  Versteinerungsführung,  mitunter  ihre  Transgression  über 
ältere  Schichten  und  die  zweifellose  Abrollung  der  manchmal  in  ihnen  enthaltenen 
größeren  Erzknollen.  Es  liegt  deshalb  sehr  nahe,  die  Anhäufung  des  Eisenerzes 
durch  Zufuhr  von  Lösungen  zu  erklären,  die  sich  durch  die  Zerstörung  eisen- 
haltiger Gesteine  des  festen  Landes  bildeten.  Bei  der  Betrachtung  der  Erzflöze 
von  Salzgitter  oder  Harzburg  gewinnt  man  den  Eindruck,  als  ob  in  seichtem 
Meere  eine  ähnliche  Anhäufung  von  eisenhaltigem  Schlamm  vor  sich  gegangen 
sei,  wie  sie  heute  in  Binnenseen  noch  zur  Entstehung  der  Seeerze  führt.  Das 
konkretionäre  Aussehen  der  Brauneisensteinknollen  in  jenen  Lagern  erinnert 
etwas  an  diese  Bildungs  weise;  ihre  Abrollung  weist  mit  Bestimmtheit  daraufhin, 
daß  die  Ausscheidung  des  Eisenerzes  in  bewegter  See  und  daher  unter  lebhafterem 
Luftzutritt  stattfand,  woraus  sich  erklären  würde,  weshalb  sich  in  der  Begel  das 
Eisenhydroxyd  und  nicht  das  in  ähnlichen  Schichten  häufige  Eisenoxydulkarbonat 
(Toneisenstein)  bildete.  Im  übrigen  macht  manches,  wie  die  Struktur  der  Erze 
von  Salzgitter,  wahrscheinlich,  daß  sich  auch  zusammenhängende  Eisenschlamm- 
lagen gebildet  haben  müssen,  welche  durch  die  Wasserbewegung  aufgelockert 
und  zerkleinert  wurden. 

Ist  die  primäre  Entstehung  von  Hydroxyden  des  Eisens  auch  durchaus 
denkbar  ufld  bei  Luftzutritt  wohl  auch  allein  möglich  gewesen,  so  läßt  sich  die 
Annahme  van  Wervekes,  daß  in  Lothringen  die  hydroxydischen  Eisenerze 
ursprünglich  teilweise  nicht  aus  Eisenhydroxyd,  sondern  aus  Glaukonit  bestanden 
haben,  welcher  jetzt  noch  das  Erz  verschiedener  Flöze  bildet,  auch  für  manche 
andere  Eisenoolithe  aussprechen,  wie  die  obigen  Einzelbeschreibungen  zeigen. 
So  sind  im  norddeutschen  Lias,  im  „Hilskonglomerat"  und  in  den  Kressenberger 
Erzen  rote,  braune  und  grüne  Eisenerze  aufs  engste  miteinander  verbunden, 
und  manchmal  scheint  es,  als  ob  die  beiden  ersten  nur  durch  Oxydation,  die 

')  Über  die  sedimentäre  Entstehungsweise  der  oolithischen  Eisenerzlager  siehe: 
van  Werveke,  Ber.  d.  Vers.  d.  oberrh.  geol.  Ver.,  XXXIV.  Vers.  1901,  Lit.  —  Reis, 
Qeogn.  Jahresh.,  X,  1897,  24—49.  —  Smith,  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1894,  311.  — 
Giesler,  Ztschr.  f.  Berg-,  Hütten-  und  Sal.-Wes.,  XXIII,  1875,  41.  —  Hoffmann  (z.  T.), 
Verh.  natur.  Ver.  f.  Rheinl.  u.  Westf.,  LV,  1898, 127—131.  —  Gtimbel,  Sitz.-Ber.  math.- 
phys.  Cl.  bayr.  Ak.,  1886,  417—448.  —  Bleicher,  Compt.  rend.  des  s^ances  de  l'ac.  des 
Sciences  1892,  590—593. 


Marine  oolithische  und  oolithähnliche  Eisenerzlager.  225 

schon  unmittelbar  nach  dem  Erzabsatz  stattgefunden  haben  könnte,  aus  dem 
letzteren  hervorgegangen  seien.  Da  der  Glaukonit  ein  eisenoxydulhaltiges 
Silikat  ist/)  so  dürfte  auch  seine  Entstehung  nur  bei  beschränktem  Luftzutritt 
möglich  gewesen  sein,  wie  diejenige  des  Toneisensteines.  Beide  Erze  kommen 
gemeinschaftlich  vor,  indem  der  letztere  häufig  Oolithe  des  ersteren  enthält. 
Daß  die  Brauneisensteinoolithe  häufig  in  Siderit  eingebettet  sind,  dürfte  nicht 
verwundern,  wenn  man  annimmt,  daß  das  Eisenoxydulsalz  erst  später,  vielleicht 
unter  etwas  anderen  Bedingungen,  zwischen  den  oxydischen  Erzkörnchen  ab- 
gelagert worden  ist.  Das  recht  häufige  Vorkommen  besonders  von  Schwefeleisen 
mit  den  grünen  Eisenerzoolithen  dürfte  gleichfalls  für  deren  Entstehung  in 
einem  ziemlich  sauerstofffreien  Medium  sprechen.  Es  darf  auch  nicht  übersehen 
werden,  daß  die  Oolithe  mitunter  selbst  aus  Siderit  bestehen. 

Die  zweite  Frage  betrifft  die  Entstehung  der  allgemein  mit  Eecht  oder 
Unrecht  so  genannten  Oolithe.  Es  wurde  früher  schon  gesagt,  daß  manche  der 
oolithähnlichen  Eisenerzkömchen  eine  Oolithstruktur  nicht  erkennen  lassen,  und 
es  handelt  sich  jetzt  darum,  ob  diese  etwa  anders  entstanden  sind  als  die  eigent- 
lichen Oolithe.  Das  scheint  nicht  der  Fall  zu  sein.  Man  hat  wohl  versucht, 
die  Entstehung  der  Oolithe  auf  tierisches  und  pflanzliches  Leben,  vor  allem  auf 
das  Zutun  von  Foraminiferen  zurückzuführen,  und  war  besonders  durch  die  Unter- 
suchung des  Glaukonits,  der  sich  heute  noch  auf  dem  Meeresgrunde  bildet,  hierzu 
geführt  worden;  Gümbel^)  hat  denselben  zuerst  eingehender  studiert.  Die 
^/i5 — 1  mm  Durchmesser  haltenden  Kömer  bilden  sich  in  geringerer  Meerestiefe 
bald  im  Linern  von  Foraminiferengehäusen,  bald  aber  umschließen  sie  solche.  Ihre 
Entstehung  soll  aber  nach  Gümbel  mit  der  Entwickelung  kleiner  Gasbläschen 
von  Kohlenwasserstoff,  Kohlensäure  und  Schwefelwasserstoff  zusammenhängen, 
welche  auf  dem  Meeresgrund  den  Ausgangspunkt  für  die  Ausscheidung  von  Glau- 
konit, Schwefelkies  oder  Magnetit  bilden  sollen,  indem  sie  auf  die  im  umgeben- 
den Meerwasser  gelösten  Stoffe  einwirken.  Jedenfalls  haben  die  jetzt  noch  ent- 
stehenden Glaukonite  alle  Ähnlichkeit  mit  denjenigen,  welche  seit  dem  Cambrium 
in  allen  Formationen  manchmal  in  so  großer  Menge  (als  Grünsande)  zur  Ablagerung 
gelangten.  Sie  sind  stark  eisenhaltig  und  gehen  durch  Verwitterung  in  braune 
Massen  über.  Die  Zusammensetzung  der  von  der  „Gazelle^  auf  der  Agulhas-Bank 
südlich  des  Kaps  der  Guten  Hoffnung  gesammelten  Glaukonite  ist  folgende: 

SiOa 46,90  MgO 0,70 

AlaOg 4,06  Kfi 6,16 

FeaOg 27,09  Na^O 1,28 

FeO 3,60  HgO 9,25 

CaO 0,20  99,24 

Soweit  bis  jetzt  die  „Eisenerzoolithe"  mikroskopisch  untersucht  worden 
sind,    hat    sich   ergeben,    daß   sie   außer   anorganogenen   Mineralsplittern   und 


^)  Der  Glaukonit  von  Eressenfoerg  enthält  nach  Haushofer  49,5  SiOa,  22,2  Fe208, 
6,8  FeO,  3,2  AljOg,  8,0  KjO,  9,5  HjO. 

^  Über  die  Natur  und  Bildungsweise  des  Glaukonits ;  Sitzungsber.  k.  bayr.  Akad. 
d.  WisB.,  1886,  417. 

Stelzner-Bergeat,  Erzlagerstätten.  15 


226  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

-Körnchen  (vor  allem  von  Quarz)  auch  Splitter  von  den  verschiedensten  Tier- 
resten (Foraminiferen schalen,  Bryozoen,  Echinodermen,  Brachiopoden  usw.)  um- 
schließen, mitunter  aber  überhaupt  keinen  Kern  enthalten.  Dazu  kommt,  daß 
oolithische  Eisensteine  manchmal  im  Streichen  in  oolithische  Kalksteine  übergehen. 
Danach  scheinen  die  Oolithe  nichts  anders  zu  sein  als  Konkretionen,  in  denen 
sich  vielleicht  zu  Zeiten  sehr  langsamer  Präzipitation  die  im  Meere  gelösten 
Stoffe  ganz  allmählich  um  Fremdkörperchen  oder  Gasbläschen  ansiedeln  oder 
schlammige  Massen,  wie  das  Eisenhydroxyd,  sich  zusammenballen.  Die  Oolith- 
struktur  wäre  dann  nebensächlich  und  vielleicht  nur  abhängig  von  der  Zeitdauer 
des  Vorganges  oder  einem  geringen  Substanzwechsel  während  desselben.  Eine 
Bewegung  des  umgebenden  Wassers  dürfte  für  das  Zustandekommen  der  Oolithe 
notwendig  sein.  Betrachtet  man  die  „Oolithe"  als  einfache  Konkretionen,  so 
sind  auch  die  größeren  bohnerzartigen  Erzknollen,  die  im  norddeutschen  Lias  usw. 
so  häufig  vorkommen  und  die  auch  in  manchen  Stücken  der  Lothringer  Minette 
nicht  fehlen  und  vielleicht  allgemeiner  verbreitet  sein  dürften,  nicht  merkwürdig. 

Vielleicht  dürfte  es  sich  empfehlen,  den  Ausdruck  „oolithische  Eisenerze*', 
der  so  häufig  mißbraucht  wird,  bei  weniger  studierten  Vorkommnissen  durch 
einen  andern  zu  ersetzen  und  etwa  von  „konkretionären  Brauneisen-  oder  Glau- 
koniterzen" zu  sprechen. 

Der  Chemismus  dieser  Eisenerzabscheidungen,  vor  allem  des  alkalihaltigen 
Glaukonits,  bleibt  auch  hier  in  vieler  Beziehung  rätselhaft,  und  ebenso  fehlt  bisher 
eine  physikalische  Erklärung  dafür,  weshalb  die  Größe  der  als  Oolithe  be- 
zeichneten Konkretionen  fast  allgemein  in  so  engen  Grenzen  schwankt.  Setzt 
man  voraus,  daß  die  Entstehung  derselben  nur  in  etwas  bewegtem  Wasser  vor 
sich  gehen  kann,  so  würde  die  Massenzunahme  der  Körnchen  insofern  ihrem 
Wachstum  von  selbst  eine  Grenze  setzen,  als  sie  bei  einer  gewissen  Größe  nicht 
mehr  bewegt  werden  könnten.  Die  jeweilige  Größe  der  Konkretionen  wäre  dann 
zugleich  ein  Maßstab  für  die  Intensität  der  Wasserbewegung,  welche  bei  sehr 
feinoolithischem  Erz  nur  eine  sehr  geringe  gewesen  sein  könnte.  * 

Die  laknstren  und  brackischen  ToneiBensteine  und  SpliaroBiderite. 

Vor  unseren  Augen  bilden  sich  heutigentages  noch  Eisenerzablagerungen 
in  den  Binnengewässern.  In  zweifellos  lakustren,  d.  h.  in  süßen  Wässern  ent- 
standenen Schichten  der  Vorzeit  sind  gleichfalls  Eisenerzlagerstätten  eine  gewöhn- 
liche Erscheinung  und  solche  finden  sich  ferner  in  den  Ablagerungen  des  flachen 
Meeresstrandes  als  „paralische"  Sedimente.  Während  aber  die  rezenten,  in  Seen, 
Sümpfen,  Bächen  und  in  Wiesen  sich  niederschlagenden  Erze  beinahe  nur  Braun- 
eisensteine sind,  kommt  in  den  älteren  Ablagerungen  nur  Eisenoxydulkarbonat 
vor,  weshalb  sich  beide  zunächst  nur  entfernt  miteinander  vergleichen  lassen. 

Weit  verbreitet  und  recht  gleichförmig  wiederkehrend  sind  Sideritlager- 
stätten  in  Begleitung  der  Steinkohlenflöze.  Man  kennt  sie  wohl  in 
allen  Steinkohlengebieten.  Das  Erz  besteht  mitunter  aus  fast  reinem  Spat- 
eisenstein; meistens  ist  es  aber  verunreinigt  mit  mehr  oder  weniger  Ton  und 
kohligen   und   bituminösen   Substanzen.    Entweder  bildet   es   dann   zusammen- 


Die  lakastren  und  brackischen  Toneisensteine  und  Sphärosiderite.      22? 

hängende  Gesteinsbänke  oder  Flöze  und  führt  dann  die  Bezeichnung  Eohlen- 
eisenstein  oder  Blackband;  es  zeigt  dabei  Übergänge  in  Kalkstein  und  in 
Steinkohle;  oder  das  Erz  tritt  in  linsenförmigen  Konkretionen  in  Schieferletten  auf. 
Solche  Sphärosiderit-Nieren  (kidney  eres  [kidney  =  Niere],  nodules, 
pennystones)  umschließen  manchmal  organische  Reste,  sind  häufig  septarien- 
artig  zersprungen  und  auf  Klüften  mit  Kalk,  Sulfiden  usw.  durchzogen.  Die 
Bänke  und  Linsenstriche  können  sich  in  einer  kohlenftthrenden  Formation  in 
vielfacher  Wechsellagerung  wiederholen. 

Höchst  merkwürdig  und  unaufgeklärt  ist  das  Vorkommen  des  sonst  nicht 
eben  häufigen  Nickelkieses  (NiS)  in  den  Sphärosideriten  verschiedener  Stein- 
kohlengebiete. 

Zu  Zwickau^)  in  Sachsen  kennt  man  auf  Schacht  11  der  Bürgergewerk- 
schaft in  den  Schichten  des  unteren  Flözzuges  Linsen  und  dünne  Bänke  von 
Eisenstein.  In  der  Sohle  des  Ludwigflözes  kommen  Einlagerungen  von  Black- 
band vor,   welche  bis  zu  80  m  im  Streichen  und  50  m  im  Fallen  messen. 

Im  westlichen  Teil  des  Aachener  Wormreviers^)  treten  vielfach  Nieren 
und  auch  Flöze  von  Kohleneisenstein  auf,  sie  haben  aber  niemals  eine  besondere 
technische  Bedeutung  erlangt. 

Kohleneisenstein  mit  1,30 — 1,40  m  Mächtigkeit  bedeckt  unmittelbar  das  Flöz 
Stinkert  II;  er  ist  zumeist  arm,  schieferig  und  enthält  nur  in  der  Mitte  eine 
40  cm  dicke,  mehr  kömige  und  eisenreichere,  dabei  aber  mit  Schwefelkies  im- 
prägnierte Lage.  Die  armen  Teile  führen  nur  13 — 16  ^j^  die  reicheren  41,4  ^Jq 
Eisen ,  indessen  0^3—2  bezw.  0,8  ^/^  Schwefel  und  bis  zu  0,48  <>/o  Phosphor. 
Dieses  Eisensteinflöz  hat  eine  ziemlich  weite  Verbreitung.  In  den  Flözen  Bruch 
kommt  gleichfalls  ein  Kohleneisensteinlager  vor.  Vielfach,  aber  recht  unbeständig 
findet  sich  Sphärosiderit. 

Im  Saarbrfieker^)  Gebiet  treten  sowohl  in  den  unteren  und  mittleren 
Saarbrücker  Schichten  des  Steinkohlengebirges,  wie  auch  in  den  dem  unteren 
Eotliegenden  angehörenden  Lebacher  Schichten  Eisenerze  auf. 

Die  ersteren  sind  teils  Linsen  und  Nieren,  die  sich  zu  „Nierenlagem"  zu- 
sammenhäufen, teils  seltener  schwache  Flöze. 

Als  „Weißerz"  bezeichnete  man  die  unveränderten,  nierigen,  im  blauen 
Schieferton  auftretenden  Erze,  welche  auf  Spalten  Kalkspat,  Eisenspat,  Braun- 
spat, Mesitinspat  und  Dolomit,  Blende,  Bleiglanz,  Millerit,  Arsenkies,  Kupfer- 
kies und  Pyrit  führten;  „Braunerz"  und  „Koterz"  war  verwittertes  „Weißerz", 
„Grauerz"  kömiger  Spateisenstein. 

Die  in  den  Lebacher  Schichten  auftretenden,  manchmal  sehr  großen 
Sphärosideritlinsen  (Knopfstriche)  sind  wegen  ihrer  häufigen  Einschlüsse  ver- 
schiedener Fisch-  und  Amphibienarten  bekannt  geworden. 

Sowohl  die  Eisenerze  des  Carbons  wie  diejenigen  des  Rotliegenden  sind  in 
früherer  Zeit  verwertet  worden. 

Im  Buhrkohlenreyier^)  ist  im  Anfang  der  fünfziger  Jahre  des  ver- 
gangenen Jahrhunderts   der  Kohleneisenstein   Gegenstand   ausgiebiger   Ge- 


^)  MietzBch,  Erläut.  z.  geol.  Spezlalkarte  von  SachBen,  Blatt  Zwickau,  11. 

*)  Wagner,  Beflchreibung  des  Bergreviers  Aachen,  1881,  36—37. 

^  Nasse,  GeologiBche  Skizze  des  Saarbrücker  Steinkoblengebirges.  Teil  I  von 
„Der  Steinkohlenbergbau  des  preußischen  Staates  in  der  Umgebung  von  Saarbrücken" 
aus  Ztechr.  f.  Berg-,  Hütten-  u.  Sal.-Wes.,  XXII,  1884. 

*)  Bäumler,  Über  das  Vorkommen  der  Eisensteine  im  westfälischen  Steinkohlen- 
gebirge; ebenda  XVII,  1869,  426—478.  —  Runge,  Das  Ruhr-Steinkohlenbecken,  1892, 

15* 


228  I^ie  schichtigen  Lagerstätten. 

winnnng  geworden.  Das  Eisenerz  ist  bald  kristallinischer,  gelblicher  bis  schwärz- 
lich-grauer, massiger  nnd  fast  reiner  Spateisenstein,  bald  echtes  Black- 
band,  das  ist  ein  etwas  toniger,  durch  Kohle  und  Bitumen  dunkel  geförbter 
Spateisenstein,  bald  tooiger  Sphärosiderit  in  Nieren,  eingebettet  in  Schiefer- 
ton. Das  Auftreten  des  letzteren  ist  unregelmäßig  und  deshalb  von  unter- 
geordneter Bedeutung  gegenüber  den  beiden  erstgenannten  Erzsorten. 

Der  Spateisenstein  ist  gebunden  an  die  tiefste  Flözetage,  nämlich  an 
die  „magere  Flözpartie",  und  tritt  mit  dieser  in  den  westlichen,  südlichen  und 
südöstlichen  Teilen  des  Kohlenbeckens  auf.  Die  körnigen  Spateisensteine  fehlen 
den  oberen  Etagen  völlig. 

Ein  mächtigeres  Spateisensteinflöz  ist  bei  Hattingen  durch  viele  Mulden 
und  Sättel  meilenweit  als  Begleiter  des  Mausegatt-  oder  Hundsnockenfiözes,  des 
Leitflözes  der  mageren  Partie,  zu  verfolgen.  „Das  Flöz  besteht  bei  regelmäßigem 
Verhalten  aus  einem  von  wenigen  Zollen  bis  4^/4  Fuß  mächtigen  Packen,  der 
meist  keine  Schichtung  oder  Zerklüftung  zeigt  und  deshalb  sehr  fest  ist.  Die 
ganze  Flözmasse  ist  aus  dicht  ineinander  gelagerten  kleinen  kristallinischen 
Körnchen  von  meist  weniger  als  1  mm  Größe  zusammengesetzt.  Die  einzelnen 
Individuen  sind  gewöhnlich  fein  krummblättrig.  Der  Bruch  erscheint  daher  fein- 
körnig schimmernd.  Im  großen  ist  er  muschelig  und  splitterig  ....  Die  Farbe 
des  Eisensteines  ist  licht-  bis  schwärzlich-grau,  da  der  Spateisenstein  von  kohliger 
Substanz  mehr  oder  weniger  durchdrungen  ist."  (Bäum  1er.)  Auf  Klüften  finden 
sich  Markasit  und  Arsenkies,  seltener  Bleiglanz  und  Zinkblende.  Der  Spateisen- 
stein bildet  keineswegs  ein  zusammenhängendes  Flöz  im  eigentlichen  Sinne, 
sondern  linsenförmige  Massen  von  sehr  verschiedener  Größe,  bald  nur  wenige 
Zoll  groß,  bald  Lagen  von  mehreren  hundert  Metern  Ausdehnung.  Das  Erz  war 
am  besten  entwickelt  auf  Zeche  Musen  III ;  die  verschiedenen  „Mittel"  erreichten 
eine  Mächtigkeit  bis  zu  1,5  m,  bleiben  aber  gewöhnlich  erheblich  hinter  derselben 
zurück.  Die  chemische  Zusammensetzung  des  Erzes  ist  folgende  (4  Analysen 
von  Zeche  Musen  III,  Musen  IV,  Musen  V— IX): 

SiOg 0,7  —  3,13  MgO 0,45—  3,51 

Al^Oj,     ....     0,61—  3,27  ZnO Spur—  0,16 

Fe,()8     ....     0,91—  4,14  CO^ 34,55—37,91 

FeÖ 49,90—54,80  P2O5 Spur—  1,19 

MnO 0,25—1,46  FeS^ 0,08—0,30 

CaO 0,77—  2,82  H^O 0,11—  0,70 

Organische  Substanz   .    0,21 —  0,56 
Eisen 41,02—45,66. 

Die  viel  weiter  verbreiteten  Kohleneisensteine  (Blackbands)  bestehen 
„aus  einem  schwarzen  bis  grauen  und  braunen  schieferigen  Gesteine,  matt  bis 
schimmernd  auf  dem  höchst  feinkörnigen,  in  den  ärmeren  Varietäten  fast  erdigen 
Bruche.  Die  reicheren  Varietäten  besitzen  ein  spezifisches  Gewicht  von  2,8 — 3 
und  stehen  in  der  Härte  zwischen  Kalkspat  und  Flußspat.  Die  schwarzen  und 
schwärzlichen  Varietäten  zeigen  auf  dem  glänzenden  Strich  ebenfalls  schwarze 
und  braune  Farben.  Der  Bruch  ist  im  großen  schieferig,  oder  da,  wo  er  die 
Absonderungsflächen  verläßt,  flachmuschelig  und  dann  oft  wegen  der  spießeckigen 
Bichtung  gegen  die  feinen  Schieferblätteben  seidenartig  glänzend".    (Bäum  1er.) 

In  den  ärmsten  Abarten  geht  der  Kohleneisenstein  in  Kohle  oder  Schiefer 
über;  er  stellt  ein  Gemisch  von  Siderit  mit  Ton  und  kohliger  Substanz  in  den 
verschiedensten  Verhältnissen  dar.  Pyrit  und  Markasit,  Zinkblende,  Bleiglanz, 
Kupferkies  und  Fahlerz,  teils  in  Knollen,  teils  als  Kluftfüllung,  sind  in  ihm  an- 
zutreffen, Anthracosien  und  pflanzliche  Beste  werden  von  ihm  umschlossen.    Alle 

70 — 75.  —  Peters,  Der  Spateiaenstein  der  westfälischen  Steinkohlenformation;  Ztschr. 
d.  Ver.  deutsch.  lug.,  I,  1857,  155. 


Die  lakustren  und  brackischen  Toneisensteine  und  Sphärosiderite.      229 

im  Kohlengebirge  auftretenden  Gesteine  können  sein  Nebengestein  sein,  auch 
finden  sich  Eohleneisensteinflöze  in  allen  Horizonten  des  ersteren.  Im  ganzen 
hat  Bäumler  14  verschiedene  Blackband-Lager  namhaft  gemacht  und  68  Analysen 
der  Erze  veröffentlicht.  Demnach  beträgt  der  Eisengehalt  des  ungerösteten 
Erzes  bis  zu  39,25,  der  des  gerösteten  aber  bis  zu  64  ^/q,  indem  beim  Eöst«n 
nicht  nur  die  Kohlensäure,  sondern  auch  das  Wasser  und  der  bis  36,25  ^/o,  im 
Durchschnitt  20  ^/o  betragende  Kohlegehalt  entfernt  wird.  Der  Phosphor- 
säuregehalt ist  hoch,  schwankt  um  l^/^  und  erreicht  in  manchen  Fällen  über  2^Iq. 

Die  Mächtigkeit  der  Blackband-Flöze  ist  keine  große,  sie  beträgt  für  die 
einzelnen,  allerdings  häufig  nur  durch  geringmächtige  taube  Lagen  getrennten 
Bänke  nur  0,25— -1  m. 

Von  technischer  Bedeutung  sind  die  über  und  in  dem  Kohleneisenstein 
vorkommenden  Phosphorite  gewesen,  sie  wurden  zur  Superphosphatdarstellung 
benutzt.  Der  Phosphorit  ist  nach  seinem  äußeren  Aussehen  ganz  ähnlich  dem 
Blackband  und  stellt  nur  eine  sehr  phosphor-  und  kalkreiche  und  eisenarme 


Fig.  59.   Froiil  dnrch  das  EohleiiKebirge  bei  Janow  in  OberschleBien.    A  Schleferton,  B  Sand, 
C  Kohlenschmitze  nnd  Signiarienstämme,  2>  Klüfte,  E  Sphärosiderite.    (F.  Römer,  1870.) 

Modifikation  desselben  dar,  wie  er  denn  gewöhnlich  auch  in  bis  zu  5  cm  dicken 
Lagen  in  dem  Kohleneisenstein  angetroffen  wird.  In  den  von  Bäumler  wieder- 
gegebenen Analysen  beträgt  der  Gehalt  an  PjO^  bis  zu  21  ^/q. 

Im  Oberbergamtsbezirk  Dortmund  wurden  1901  auf  vier  Gruben  nur  noch 
15676  t  Kohleneisenstein  gefördert. 

In  der  oberschlesisohen  Steinkohlenformation^)  finden  sich  innerhalb 
der  Schiefertone  Toneisensteine  in  Sphärosideriten,  seltener  in  Blackbandflözen. 
„Die  Sphärosiderite  sind  in  großen,  linsenförmigen  und  knolligen  Massen  ab- 
gelagert, welche  zuweilen  wohl  einige  große  Brote  von  mehreren  Zentnern 
Gewicht  liefern,  aber  nicht  leicht  mehr  als  wenige  Lachter  zwischen  den  Schiefer- 
tonschichten sich  ausdehnen.  Die  Hauptförderungen  liegen  im  Beuthener  Stadt- 
walde in  der  Gegend  von  Antonienhütte,  Friedenshütte  und  Ruda,  wo  die 
hängendsten  Schichten  der  Steinkohlenformation  zutage  treten;  ferner  in  der 
Gegend   von  Zalenze   und    südlich   davon    im  Myslowitzer  Walde   bei  Janow; 

endlich  aber  auch  in  der  Gegend  von  Orzesze,  Dabensko  und  Ornontowitz 

Was  die  Bildung  dieser  Sphärosiderite  anbetrifft,  so  ist  in  Zalenze  beobachtet 
worden,  daß  sie  sich  vorzugsweise  über  den  flachen  Einsenkungen  der  Stein- 
kohlenflöze finden,  nicht  auf  den  zwischen  denselben  liegenden  Erhebungen;  es 
scheinen  sich  also  die  eisenerzhaltigen  Lösungen  an  den  tieferen  Punkten 
konzentriert  zu  haben.  —  Zahlreiche,  größtenteils  aufrecht  und  unmittelbar  auf 

')  F.  Boemer,  Geologie  von  Oberschlesien,  1870,  531. 


230  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

dem  Steinkohlenflöz  stehende  Stämme  finden  sich  in  den  eisenerzföhrenden 
Schichten."    Der  Gehalt  der  Sphärosiderite  steigt  bis  zu  40 ^/q. 

Im  Waldenburger  Eohlengebiet  (Niederschlesien)  kommt  Blackband  a.  a.  in 
mehreren  Lagen  zwischen  den  Flözen  der  Rudolfs-  und  Emilie-Anna-Grube  bei 
Volpersdorf  vor.  „Auf  der  Grube  Gustav  bei  Schwarzwalde  bildet  derber 
körniger  Spateisenstein  ein  aus  3 — 4  Bänkchen  von  2 — 4  Zoll  bestehendes  Flöz, 
aufliegend  auf  einer  unreineren  Kohle  und  bedeckt  von  festem  Schieferton.  Im 
Hangenden  des  Gotthelfgrubenfundflözes  ebendaselbst  wurde  der  Spateisenstein 
10 — 15  Zoll  mächtig.  Sphärosiderit  kommt  häufig  vor,  fast  nur  in  Form  größerer 
oder  kleinerer  Knollen  („Wacken")  eingelagert  in  Flözmittel  oder  auch  im 
Hangenden  und  Liegenden  der  Flöze.  "^) 

Im  Waldenburger  Kreis  sind  im  Jahre  1901  kaum  3300  t  Sphärosiderite 
im  Steinkohlenbergbau  gefördert  worden. 

Die  englischen  Kohleneisensteine  haben  noch  bis  vor  etwa  40  Jahren 
ungeföhr  ^/,^  der  riesigen,  in  GroCsbritaiiiiien  erzeugten  Eisenmenge  geliefert; 
ihre  Bedeutung  fär  die  Technik  ist  indessen  seitdem  wegen  der  zunehmenden 
Verwendbarkeit  schlechterer  Eisenerzsorten  mehr  und  mehr  zurückgegangen, 
und  sie  spielen  jetzt  überhaupt  nur  noch  in  Nord-Staffordshire  und  in  Schottland 
eine  EoUe. 

Kohleneisensteine  finden  sich  in  den  „Goal  measures^  und  im  „Carboniferous 
limestone''. 

In  Wales  kommen  die  Eisenerze  besonders  in  der  unteren,  150 — 280  m 
mächtigen  Partie  der  Goal  measures  vor.  Kendall^  gibt  ein  Profil  durch  die 
unteren  Kohlenablagerungen  von  Dowlais  und  führt  darin  nicht  weniger  als 
75  Kohleneisensteinbänke  und  Sphärosideritlagen  von  freilich  sehr  wechselnder 
Mächtigkeit  auf.  Die  Erze  sind  bald  lichtgrau,  bald  braun  oder  schwarz,  häufig 
verwachsen  mit  Galcit,  Dolomit  oder  Quarz,  und  enthalten  in  Hohlräumen  Pyrit, 
Millerit,  etwas  Kupfererz  und  Hatchetin  (ein  Kohlenwasserstoff).  Die  Eisenerz- 
lagen erreichen  nur  selten  die  Mächtigkeit  von  einem  Fuß.  Nachstehende  Analysen 
von  Riley  sind  dem  Werke  Kendalls  entnommen: 

L  n. 

FeaOg 0,41  — 

FeO 41,03  48,76 

MnO 0,55  1,21 

SiO, 13,35   \  .    . 

Al^Og 5,79  /  ^-^^ 

CaO 3,00  1,69 

MgO 3,36  2,61 

K,0 0,86  — 

P2O5 0,70  0,58 

S —  0,03 

FeSa —  0,07 

CO2 28,49  33,09 

H2O  gebunden 1,36  — 

HaO  hygroskopisch 0,57  0,25 

Organisches 0,07  11,08 

99,54  100,58 

Eisen 32,18  37,8 

L  Sphärosideritknolle. 
n.  Blackband. 


*)  J.  Eoth,  Erläuterungen  zu  der  geognostischen  Karte  vom  niederschlesischeD 
Gebirge  und  den  umliegenden  Gegenden,  1867,  332—333. 

")  The  iron  eres  of  Great  Britain  and  Irelaud,  1893,  145—199,  Lit. 


Die  laknstren  und  brackischen  Toneisensteine  und  Sphärosiderite.      231 

Im  Jahre  1872  betrug  in  Sttd-Wales  das  Ausbringen  an  Kohleneisenstein 
noch  1100000  t,  schon  im  Jahr  1890  indessen  nur  noch  40000  t. 

Auch  inShropshire  sind  die  Eisenerze  hauptsächlich  an  die  Schiefertone 
zwischen  den  unteren  Kohlenflözen  gebunden ;  sie  bilden  zumeist  Nieren  in  den- 
selben (pennystones).  Im  Beginn  der  90  er  Jahre  war  die  Eisensteinproduktion 
in  dieser  Landschaft  bereits  auf  ein  Zwanzigstel  derjenigen  in  den  70  er  Jahren 
des  vorigen  Jahrhunderts  gesunken. 

Süd-Staffordshire  hat  1875  noch  715000,  1890  nur  noch  41000 1  Kohlen- 
eisenstein gefördert.  Der  letztere  kommt  dort  in  der  etwa  150  m  mächtigen  unteren 
Flözfolge  der  mittleren  Coal  measures  vor. 

In  Nord-Staffordshire  erreicht  das  produktive  Kohlengebirge  eine 
Mächtigkeit  von  1800  m;  die  Eisensteine  sind  vorzugsweise  300 — 720  m  unter- 
halb der  oberen  Formationsgrenze  anzutreffen.  Sie  bilden  gewöhnlich  nur  einige 
Zoll  mächtige  Lagen,  die  sich  zu  mehreren  in  kurzen  Abständen  folgen;  zumeist 
sind  es  Blackbands.  Die  sieben  Haupteisensteinflöze  geben  pro  acre  (=  4047  qm) 
Fläche  beziehungsweise  5000,  4200,  1900,  2100,  2900,  2400  und  2900  t  Erz  von 
37  ^Iq  in  den  Sphärosideriten,  38  ^/q  in  den  Blackbands. 

In  Derbyshire  ist  die  Erzeugung  von  Kohleneisensteinen  von  493000  t 
(1871)  auf  24000  t  (1890)  gesunken.  Das  Erz  kommt  nur  als  Sphärosiderit  in 
der  mittleren  Flözabteilung  vor  und  enthält  im  Mittel  etwa  30  ^/^  Eisen. 

In  Yorkshire  (West-Eiding)  liegt  das  hauptsächlichste  Eisenerzflöz  in 
der  unteren,  in  Northumberland  und  Durham  in  der  unteren  und  mittleren 
Flözabteilung. 

In  Schottland  ist  das  Kohlenbecken  von  Ayrshire  das  an  Eisensteinen 
reichste.  Dieselben  treten  sowohl  zwischen  den  Coal  measures  selbst  wie  auch  im 
Garboniferous  limestone  auf.  Der  letztere  ist  von  den  ersteren  durch  den  250  m 
mächtigen  Millstone  grit  getrennt  und  besteht  in  seiner  oberen  und  unteren 
Abteilung  aus  Schiefertonen,  Sandsteinen,  Kalksteinen  und  (besonders  in  der 
oberen)  aus  Kohlenflözen:  die  mittlere  Abteilung  enthält  keine  Kalke,  dafür  aber  — 
wie  auch  die  untere  —  mehrere  Eisensteinflöze,  zumeist  Toneisenstein.  Auch 
hier  ist  die  Mächtigkeit  der  Lager  nur  eine  geringe,  selten  0,3  m  übersteigende. 
Die  Blackbands  enthalten  25—40  <>/o,  die  Sphärosiderite  19—37  «/^  Eisen. 

Nachstehend  folgen  die  Analysen  I.  eines  Blackbands,  n.  eines  Toneisen- 
steines von  Dalry,  welche  hier  mit  Mächtigkeiten  von  0,1 — 0,28  m  bezw.  0,3  bis 
0,45  m  die  Haupterzlager  bilden,  und  LEI.  des  Airdrie-Blackbands  im  C3lyde- 
Becken: 

L  n.  UI. 

FegOg —  —  0,23 

FeO 34,71  38,31  53,03 

SiOa 4,56  6,32  1,40 

Al^Og 2,85  5,82  0,63 

CaO 5,02  8,75  3,33 

MgO 1,20  3,41  1,77 

COa 26,47  34,04  35,17 

PjOft 0,36  1,02  — 

S 0,36  0,23  — 

FeSa 0,32  0,20  — 

Bitumen 22,71  1,02  3,03 

Wasser 1,44  0,88  1,41 

100,00         100,00         100,00 
Eisen 27,32  30,00  39,40 

In  Böhmen  führen  die  Sandsteine  und  Schiefertone  der  unteren  Stein- 
kohlenablagerungen  in  der  Klein-Pfileper  Steinkohlenmulde  Sphärosiderite. 


232  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Die  meist  brotlaihähnlichen  Konkretionen  sind  durchschnittlich  kopfgroß,  manch- 
mal aber  auch  ganz  bedeutend  größer.^) 

Im  Eotliegenden  Böhmens  finden  sich  gleichfalls  faust-  bis  kopfgroße 
Knollen  von  Sphärosiderit  mit  30 — 35  ^/o  Eisen,  welche  scheinbar  keine  technische 
Bedeutung  erlangt  haben.  ^ 

Im  russischen  Donetzbecken  enthalten  einige  Schiefertonbänke  des  dem 
oberen  und  unteren  Carbon  angehörenden  Kohlengebirges  Sphärosiderite.  Stellen- 
weise sind  sie  von  Gips  begleitet.  Eine  Verwendung  scheinen  diese  Erze  nicht 
zu  finden.  Die  im  Donetzbecken  abgebauten  Eisenerze  sind  eluvial  und  durch 
Verwitterung  des  Kohlenkalkes  entstanden.^ 

Kohleneisensteine  finden  sich  in  den  Yereinigten  Staaten  von  Nord- 
amerika*) sowohl  in  der  Jura-Triasformation  (z.  B.  in  Nord-Carolina)  und  in  der 
Kreide-  (in  Montana,  Wyoming  und  Colorado)  wie  ganz  besonders  in  der  Carbon- 
formation. Im  oberen  produktiven  Carbon  kommen  mehrere  Lager  bei  Pitts- 
burg  vor.  Einige  Bedeutung  erlangen  diese  Erze  im  unteren  produktiven  Carbon. 
Sie  treten  bald  in  zusammenhängenden  Lagern,  bald  in  Nieren  inmitten  von 
Schiefertonen  oder  von  Konglomeraten  auf  und  sind  mitunter  bis  zu  einiger 
Tiefe  in  Brauneisenerz  umgewandelt.  Im  Tuscarawas-Tal  im  östlichen  Ohio 
kennt  man  ein  etwa  4  m  mächtiges  Blackbandflöz  mit  25 — 35  ^/^  Eisen;  in  dem 
Hanging-Eock-Distrikt  in  Kentucky  kommen  Kohleneisensteine  bald  in  Gesell- 
schaft mit  Kalkstein  (limestone  eres),  bald  in  Tonschiefer  und  Schieferton  als 
Linsen  (kidney  eres)  in  mehreren  Horizonten  vor.  Auch  in  Pennsylvanien  sind 
Blackbands  verbreitet.  In  den  Kohleneisensteinen  ist  der  Phosphorgehalt  zu* 
meist  ein  hoher.  Die  Erze  haben  für  die  nordamerikanische  Eisenindustrie 
keine  Bedeutung;  sie  erreichen  selten  eine  Mächtigkeit  von  2  m,  sondern  sind 
meistens  nur  etwas  über  0,3  m  mächtig.  Den  Anthrazitgebieten  Pennsylvaniens 
scheinen  sie  zu  fehlen. 

Kohlen-  und  Toneisensteine  sind  in  der  indischen^)  unteren  Gondevana- 
Formation  (Perm)  und  in  den  Kohlenablagerungen  des  Miocäns  weit  verbreitet. 
Erstere  liegen  besonders  in  Palamow  (südlich  von  Benares),  letztere  in  Assam 
im  Brahmaputra-Gebiet. 

Im  Wealden  von  Sfidost-England^  (in  Surrey  und  Kent)  kommt  Ton- 
eisenstein in  mehreren  bis  zu  45  cm  dicken  Bänken  vor.  Bis  gegen  das  Jahr 
1830,  besonders  aber  zur  Zeit  billiger  Holzkohlenbeschaffung  im  XVU.  Jahr- 
hundert wurden  die  Erze  abgebaut  und  verhüttet.  Jetzt  sind  sie  ohne  Be- 
deutung. Auch  der  kohlenfuhrende  Wealden  Nordwestdeutschlands  ent- 
hält solche  Erze  in  weitester  Verbreitung. 


^)  V&la  und  Helmhacker,  Das  Eisensteinyorkommen  in  der  Gegend  zwischen 
Prag  und  Beraun;  Arch.  d.  naturw.  Landesuntersuchung  von  Böhmen,  II,  2.  Abt.,  1873, 
99—407,  bes.  330-352. 

')  Gzerweny,  Die  Eisenerze  des  südlichen  Eiesengebirges;  österr.  Zeitschr.  f. 
Berg-  und  Hüttenw.,  XXXI,  1883,  540. 

^  Trasenster,  L'industrie  charbonniere  et  sid^rurgique  de  laEussie  m^ridionale; 
Eevue  univ.  des  Mines,  XXXIV,  1896,  192—194. 

*)  Wedding,  Das  Eisenhütten wesen  der  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika; 
Ztgchr.  f.  Berg-,  Hütten-  u.  Sal.-Wesen,  XXIV,  1876,  347—348.  —  Höfer,  Die  Kohlen- 
und  Eisen erzlagerstätten  Nordamerikas,  Wien  1878,  255 — 259,  —  Kemp,  Ore  deposita, 
1900,  106—109,  Lit. 

^)  von  Schwarze,  Über  die  Eisen-  und  Stahlindustrie  Ostindiens;  Stahl  und 
Eisen,  XXI,  1901,  338—339. 

^)  Howkins,  Das  Vorkommen  von  Eisenerzen  im  Weald;  österr.  Ztschr.  für 
Berg-  u.  Hüttenw.,  XLV,  1897,  420. 


Die  Käsen-,  Sumpf-  und  Seeerze.  233 

Ganz  allgemein  treten  auch  Toneisensteine  in  den  tertiären  Braun- 
kohlenablagerungen auf,  wofür  im  nachstehenden  nur  einige  Beispiele  ange- 
führt seien. 

Sphärosiderite  enthält  das  braunkohlenführende  Miocän  der  Kölner  Bucht 
und  im  Westerwald,^) 

Im  böhmischen  BrannkoUenbecken,  besonders  bei  Falkenau,  Elbogen 
und  Karlsbad  kennt  man  im  Liegenden  und  Hangenden  des  Kohlenflözes  und  in 
diesem  selbst  zerstreute  Putzen,  Nieren  und  selbständige  Flöze  von  Braun-  und 
Toneisenstein  und  Sphärosideriten,  die  lokal  Wascheisensteine  genannt  werden.^ 

Im  braunkohlenführenden  Oligocän  Oberschlesiens  kommen  nach 
F.  Roemer^  in  der  Gegend  von  Creuzburgerhütte,  Carlsruh  und  Oppeln  häufig 
2 — 3  durch  Lettenmittel  getrennte,  nesterartig  begrenzte  oder  auch  lagerartig 
aushakende  Toneisensteinmassen  vor;  sie  werden  bis  zu  0,3  m  mächtig  und  be- 
sitzen einen  wechselnden  Gehalt  von  18 — 35  ^/q  Eisen.  „In  den  miocänen 
Tertiärschichten  (Oberschlesiens)  finden  sich  sehr  schöne  und  reine  30 — 40  ®/oige 
Toneisensteine  in  zusammenhängenden  bis  15  Zoll  mächtigen  horizontalen  Flözen 
bei  Stanitz  und  Kieferstädtel  1  bis  1^/^  Meilen  südwestlich  von  Gleiwitz,  welche 
dort  bis  zu  10  Lachtern  Tiefe  verfolgt  und  abgebaut  werden.  Im  Jahre  1869 
wurden  hier  35350  Ztr.  Erze  gewonnen,  welche  auf  den  Holzkohlenhochöfen  von 
Kuznicka  mit  29,8  ^Jq  ausgebracht  wurden." 

Die  Basen-,  Sompf-  nnd  Seeerse. 
Literatur. 

Kindler,  Bemerkungen  über  die  Bildung  einiger  Eisenerze;  Pogg.  Ann.  XXXYII, 
1836,  203—206. 

Ehrenberg,  Vorläufige  Mitteilungen  über  das  wirkliche  Vorkommen  fossiler 
Infusorien  und  ihre  große  Verbreitung;  ebenda  XXXVIII,  1836,  213—227,  besond. 
S.  217. 

Bischof,  Chemische  und  physikalische  Geologie,  1.  Aufl.,  I.  Bd.,  1847,  940—949; 
2.  Aufl.,  I.  Bd.,  1864,  562—572. 

Eoth,  Chemische  Geologie,  I,  1879,  597—599. 

Senft,  Die  Humus-,  Marsch-,  Torf-  und  Limonitbildungen ,  Leipzig  1862, 
168-216,  Lit. 

A.  Sjögren,  Bildung  von  Eisenerzen  (Seeerzen)  durch  Tiere;  Berg-  u.  Hüttenm. 
Ztg.,  XXIV,  1865,  116. 

Stapff,  Über  die  Entstehung  der  Seeerze;  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XVIII, 
1866,  86—173. 

von  Cotta,  Erzlagerstätten,  II,  1861,  248-250. 

von  Dechen,  Die  nutzbaren  Mineralien  und  Gebirgsarten  im  Deutschen  Reiche, 
1873.  594—597. 

Daubr6e,  Les  eauz  souterraines,  II,  126 — 131. 

Cronquist,  Om  sjömalms  fyndigheten  i  Kolsnaren,  Viren  och  HögsjÖn  i  Söder- 
manlands  lau;  Geol.  Foren.  Förh.,  V,  1880—1881,  402—414;  Ref.  N.  Jahrb.,  1882,  II, 
—  51—.  —  Ders.,  Om  ockerlager  vid  Sträsjö  i  Jerfsö  och  Färila  socknar,  Helsingland; 
ebenda  VIII,  1886,  214—220;  Ref.  N.  Jahrb.,  1889,  I,  -481-. 


')  von  Dechen,  Die  nutzbaren  Mineralien  und  Gebirgsarten  im  Deutschen  Reiche, 
590—592. 

^)  Jokely ,  Die  Tertiärablagerungen  des  Saazer  Beckens  und  der  Teplitzer  Bucht; 
Jahrb.  k.  k.  Reichs-Anst.,  IX,  1858,  523—525. 

")  Geologie  von  Oberschlesien,  1870,  535. 


234  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Hj.  Sjögren,  Om  de  syenska  jemmalmlagrens  genesig;  Geol.  För.  Förh.,  XIII, 
1891,  373—435;  Ref.  N.  Jahrb.,  1893,  11,  273—277;  danach  Ztschr.  f.  prakt.  Geol., 
1893,  434—437. 

Griff  in,  The  manufacture  of  charcoal-iron  from  the  bog-  and  lake-ores  of  Three 
Eiyers  District,  Province  of  Quebec,  Canada;  TraDsact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXI,  1892, 
974—992. 

Molisch,  Die  Pflanze  in  ihren  Beziehungen  zum  Eisen;  eine  physiologische 
Studie,  Jena  1892. 

Gaertner,  Viyianit  und  Eisenspat  in  mecklenburgischen  Mooren.  Rostocker 
Inaug.-Diss.,  1897;  Sonderabdr.  aus  Arch.  des  Yer.  der  Freund,  der  Naturgesch.  Meckl., 
LI,  1897. 

yanBemmelen,  Sur  la  composition,  les  gisements  et  Torigine  de  la  sid^rose  et  de 
la  yiyianite  dans  le  derri  inf6rieur  des  hautes-tourbi^res  du  sud-est  de  la  proyince  de 
Drenthe;  Arch.  N6erlandaises,  XXX,  1896,  25—43.  —  Ders.,  Über  das  Vorkommen,  die 
Zusammensetzung  und  die  Bildung  yon  Eisenanhäufungen  in  und  unter  Mooren  (unter 
Mitwirkung  yon  C.  Hoitsema  und  E.  A.  Klobbie);  Zeitschr.  f.  anorg.  Chemie,  XXII, 
1900,  313—379. 

Reinders,  Het  yoorkomen  yan  gekristalliseerd  ferrokarbonat  in  Moeras-yzererts, 
en  eene  bydrage  tot  de  kennis  en  het  ontstaan  yan  dit  erts  in  den  Nederlandschen  bodem ; 
Verh.  kon.  Akad.  yan  Wetenschappen,  2.  Sektie,  V,  1896,  5,  1—40.  Zitiert  yon 
yan  Bemmelen. 

Besonders  dort,  wo  der  Boden  ans  lockerem,  teilweise  schon  zerwittertem 
Schutt  von  eisenhaltigen  Gesteinen  besteht  und  wo  außerdem  die  Terrainverhält- 
nisse zur  Bildung  sumpfiger  Wiesen  und  Moore  führen,  wie  ganz  besonders  in 
den  von  diluvialem  Glacialschotter  bedeckten  Teilen  Nordeuropas,  Nordasiens 
oder  Nordamerikas,  findet  noch  heutigentags  und  unter  unseren  Augen  die 
Bildung  von  Eisenerzen  unter  Bedingungen  statt,  die  besonders  neuerdings  ge- 
nauer studiert  werden  konnten. 

Wo  pflanzliche  Reste  vermodern,  bildet  sich  Kohlensäure,  vor  allem  aber 
auch  eine  Reihe  von  organischen  Komplexen,  die  man  mit  Namen  wie  Humus- 
säure, Quellsäure,  Quellsatzsäure  belegt  hat.  Durch  die  Fäulnis  selbst  wird 
Sauerstoff  verbraucht,  der  den  Eisenoxydverbindungen  oder  Eisensalzen  des  Unter- 
grundes entzogen  werden  kann.  Es  ist  dabei  eine  bekannte  Erscheinung,  daß 
der  Sand  unter  Torfmooren  oder  unter  faulendem  Laub,  wenn  er  auch  sonst 
durch  Brauneisenerz  gelblich  geförbt  ist,  entfärbt  wird;  dabei  wird  das  Eisen 
und  Mangan  durch  die  vorher  bezeichneten  organischen  Stoffe  als  Oxydul  fort- 
geführt, ausgelaugt.  Gelangen  diöSe  Eisenoxydullösungen  in  Bäche,  so  werden 
sie  an  deren  Oberfläche  oxydiert  zu  Eisenhydroxyd;  es  bildet  sich  die  bekannte 
irisierende  Oberflächenhaut,  das  Wasser  wird  rostig,  der  Eisenschlamm  setzt  sich 
zwischen  Pflanzen  fest  und  es  entstehen  so  die  Raseneisenerze,  die  deshalb 
alle  möglichen  Pflanzenreste  umschließen  können.  Münden  die  mit  Eisen  be- 
ladenen  Wässer  in  einen  See,  so  wird  dort  unter  dem  Einfluß  der  oxydierenden 
Luft  das  Eisen  als  Eisenhydroxyd  zu  Boden  sinken,  dort  Krusten  und  Kon- 
kretionen, die  sog.  Seeerze,  bilden.  Solche  rezente  Rasen-,  Wiesen-,  Sumpf- 
und  Seeerze  sind  gelblich-braune  bis  pechschwarze,  schwammige,  schlackige  oder 
ockerige  Massen  von  Brauneisenerz,   gemengt  mit  Eisensalzen  der  genannten 


Die  Rasen-,  Sumpf-  und  Seeerze.  285 

organischen  Säuren,  mit  Ton,  Sand,  Kalk,  Magnesia  und  Mangan,  zumeist  auch 
mit  einem  erhehlichen,  von  der  VerWesung  der  Organismen  herrührenden  Phos- 
phorgehalt, der  in  den  Raseneisenerzen  häufig  an  den  im  frischen  Zustand  weißen, 
an  der  Luft  blau  und  endlich  gelblich  werdenden  Vivianit  (Blauerde,  Eisenblau) 
gebunden  ist.  Manchmal  kommt  im  Raseneisenstein  der  Torfmoore  auch  kristal- 
liner Eisenspat  und  amorphes  Eisenoxydulkarbonat  vor  (z.  B.  in  Mecklenburg 
und  im  Moor  des  sog.  Emmer  Compascuums  in  Drente,  Holland).  Nachstehend 
folgen  einige  Analysen  von  Rasen-  und  Seeerzen: 

FegOg  .     . 

Mn804  .     . 

Fe    .  .     . 

Mn    .  .     . 

SiOa  .  .     . 

AI2O3  .    . 

CaO  .  .    . 

MgO.  .    . 

P      .  .     . 
Glühverlust 

S.    .  .    . 

P2O5 -         ~         0,48       ----- 

SOg —         —        0,07       —         —         —  —         — 

I.  Seeerz  des  Eolsnaren-Sees  in  Södermanland.    Cronquist. 
n.  Seeerz  des  Viren-Sees,  ebendort.    Cronquist. 
m.  Mittel  aus  30  Analysen  von  Seeerzen  (dabei  zwei  Rasenerze)  Schwedens, 

nach  Svanberg  mitgeteilt  von  Stapff. 
IV.  Raseneisenerz  von  Elsterwerda. 

Mitgeteilt  von  Ledebur,   Handbuch 
der  Eisenhüttenkunde,  4.  Aufl.,  228. 

In  den  schwedischen  Erzen  sind  femer  noch  nachgewiesen  worden  Cl,  As, 
Ti,  Mo,  Cr,  Vd,  Cu,  Ni,  Co,  Zn,  deren  Herkunft  großenteils  leicht  verständ- 
lich ist.     Phipson^)  hat  in  einem  sächsischen  Raseneisenerz  1,9  ^/q  Vanadin- 


L 

IL 

III. 

IV. 

V. 

VI. 

vu.    vin. 

54,0 

62,4 

62,57 

— 

3,2 

5,4  5,58(li20g 

)    - 

— 

48,12 

47,34 

50,28 

54,37     35,60 

0,21 

1,67 

0,22       1,74 

22,2 

22,1 

12,64 

7,22 

11,22 

4,65 

5,40     25,70 

3,2 

3,8 

3,58 

0,93 

1,91 

2,47 

2,0 

2,8 

1,37 

Spur 

1,56 

0,54 

}    2,45 

2,0 

2,1 

0,19 

Spur 

0,22 

0,08 

0,12 

0,93 

— 

1,01 

0,94 

0,47 

0,89      0,37 

12,6 

11,1 

13,53 

21,22 

13,16 

21,79 

17,29    15,70 

0,07 

0,06 

—         — 

V. 

n 

aus  Holland. 

VI. 

n 

„     Belgien. 

vn. 

V 

„     Quebec. 

vm. 

r 

„     Wolhynien. 

1)  Jcum.  Chem.  See.  (2),  I,  244;  Ref.  Erdm.  Joum.  für  prakt.  Chemie,  XCI, 
1864,  49.  —  *  Sehr  bemerkenswert  ist  das  Vorkommen  des  Vanadiums  in  Begleitung 
vermoderter  vegetabilischer  Substanz.  So  enthält  nach  W.  P.  Blake  (Eng.  Min.  Joum., 
LVIII,  1894,  128—129)  eine  lignitische  Kohle  von  S.  Bafael  in  der  argentinischen 
Republik  Mendoza  in  der  0,63%  betragenden  Asche  38,22%  Vd^Oö-  In  einigen 
anthrazitischen  Kohlen  von  Tauli  in  Peru  läßt  sich  ein  ziemlich  konstanter  Vanadin- 
gehalt (in  der  unveraschten  Kohle)  bis  0,456%  nachweisen  (Berg-  und  Hüttenm.  Ztg., 
LVI,  1897,  401—402).  Die  Asche  enthält  bis  38%.  Es  sei  übrigens  an  den  erheblichen 
Vanadingehali;  mancher  oolithischer  Eisenerze  (s.  S.  210  und  215)  erinnert.  Im  Bohnerz 
von  Delemont  (Schweiz)  bat  femer  Wencelius  (Berg-u.  Hüttenm.  Ztg.  LXIII,  1904,  218) 
0,0905  ^/o  Vd905  nachgewiesen,  und  auch  der  Mansf eider  Kupferschiefer  ist  vanadinhaltig.  * 


236  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

säure  gefanden.  Bemerkenswert  ist,  daß  kohlensaurer  Kalk  und  Magnesia  nur 
in  unbedeutender  Menge,  Mangan  verhältnismäßig  reichlich  in  den  Erzen  vorkommt. 

Die  Bildung  der  Raseneisenerze  ist  meistens  nicht  so  einfach,  wie  sie 
vorhin  skizziert  wurde.  In  Torfmooren  mit  stagnierendem  oder  aufsteigendem 
Wasser  kann  der  Eisengehalt  des  Untergrundes  allmählich  in  die  Torfschicht  über- 
tragen werden  und  umgekehrt  durch  absteigende  Atmosphärilien  aus  letzterer 
wieder  in  den  sandigen  Untergrund  wandern.  Hier  wie  dort  bildet  er  dann 
Klumpen,  Linsen  oder  sogar  Bänke,  die  z.  B.  in  Mecklenburg  0,3  m  mächtig 
werden.  Die  mit  Brauneisen  imprägnierten  und  verfestigten  Sande  heißen  in 
Niederdeutschland  der  „Ortstein"  oder  „Klump". 

Ablagerungen  von  solchen  Eisenerzen  finden  sich  besonders  in  Gegenden 
mit  sumpfiger  Torfbedeckung  und  weiterhin  überall  da,  wo  langsam  fließende 
Flüsse  in  Niederungen  treten  und  sich  seitwärts  derselben  morastige  Stellen  bilden. 
So  ist  der  Lauf  der  Neiße,  Spree,  Oder  und  Elbe,  derjenige  der  holländischen, 
russischen  und  dänischen  Flüsse  von  solchen  Sumpferzvorkommnissen  begleitet, 
zahllose  Seen  in  Schweden,  Finland  und  Rußland  führen  Seeerze,  welche  durch 
Niederschlag  des  durch  die  Wasserläufe  zugeführten  Eisens  entstehen. 

In  der  ganzen  nordeuropäischen  Niederung  von  Holland  bis  nach  Polen 
und  Rußland  sind  Rasenerze  häufig  und  sie  werden  stellenweise  abgebaut.  In 
Holland  treten  sie  vielfach  in  den  nördlichen  Provinzen  auf.  Die  Rasenerz- 
ablagerungen der  Provinz  Drente  haben  Reinders  und  van  Bemmelen 
genauer  studiert;  das  Vorkommen  größerer  Mengen  von  Eisenoxydulkarbonat  in 
dem  Hochmoor  bei  Emmen,  westlich  von  Meppen,  hat  letzterer  schon  1891 
entdeckt.  Eine  ausführlichere  Aufzählung  der  norddeutschen  Vorkommnisse 
hat  V.  Dechen  gegeben.  Dieselben  beginnen  auf  der  linken  Rheinseite  an  der 
Niers,  finden  sich  am  Rhein  nördlich  von  Duisburg,  an  der  Issel,  Lippe,  Emscher, 
Berkel,  Dinkel,  an  der  Ems  und  Aa,  besonders  im  Reg. -Bez.  Münster,  an  der 
Hmenau,  Weetze  und  Luhe  in  der  Gegend  von  Lüneburg,  an  der  Tanger  bei 
Stendal,  im  Kreis  Osterburg  und  Wolmirstedt,  an  der  Elster  in  den  Kreisen 
Senftenberg,  Hoyerswerda  und  den  südlich  davon  gelegenen  sächsischen  Gebieten. 
Außerordentlich  reich  an  solchen  Erzen  ist  der  südliche  Teil  von  Brandenburg, 
besonders  im  Gebiet  des  Spreewaldes,  und  die  Niederungen  der  Bober;  sie  sind 
verbreitet  im  nördlichen  Schlesien,  in  der  oberen  Havelgegend,  in  Mecklenburg, 
in  Pommern,  in  den  Niederungen  der  Warthe,  im  Reg.-Bez.  Königsberg,  Gum- 
binnen  und  Posen.  Untergeordnet  finden  sich  Raseneisenerze  in  Süd-  und  Mittel- 
deutschland, nämlich  im  Elsaß,  in  der  Pfalz,  in  der  Gegend  von  Hanau  usw. 

Sie  werden  gewöhnlich  in  geringer  Tiefe  unmittelbar  unter  dem  Torf 
und  über  Sandlagern  angetroffen  und  bilden  eine  wenig  mächtige  Ablagerung 
über  zumeist  nur  kleine  Flächen.  Im  Regierungsbezirk  Merseburg  sind  im  Jahre 
1901  8200  t  Raseneisenerz  gewonnen  worden. 

In  England  scheinen  ehedem  in  Kent  und  Sussex  solche  Erze  gewonnen 
worden  zu  sein.  Es  sind  bald  Sumpf-,  bald  Seeerze.  Trockenliegende,  ver- 
härtete Sumpferze  überdecken  die  Hügel,  in  den  morastigen  Niederungen  selbst 
kommt  das  Erz  in  Tiefen  von  0,30 — 0,45  m  unter  der  Oberfläche  vor  und 
reicht  stellenweise  noch  bis  zu  2,5 — 4,5  m  Tiefe. 

Sumpferz  ist  weit  verbreitet  in  Kanada,  insbesondere  sollen  nach  Griffin 
enorme  Massen  in  einem  Bereich  von  etwa  600  km  Länge  und  60 — 90  km  Breite 
längs  des  Lorenzstromes,  unterhalb  Quebec  beginnend  und  bis  über  Ottawa 
sich  hinziehend,  vorkommen.  Jene  Erze  waren  der  Gegenstand  der  allerersten 
Eisengewinnung  durch  die  Weißen  auf  nordamerikanischem  Boden  (um  1730), 
und  die  Stadt  Three  Rivers,  in  deren  Umgebung  noch  heute  und  neuerdings 


Die  Rasen-,  Sumpf-  und  Seeerze.  237 

wieder  reiche  Sumpf-  und  Seeerz-Lagerstätten  ausgebeutet  werden,  hatte  den 
ersten  amerikanischen  Eisenhochofen.  Ein  gutes  Beispiel  für  die  Entstehung 
der  Seeerze  bietet  der  etwa  5  km  lange  und  1,5  km  breite  Lac  ä  la  Tortue, 
der  von  zahlreichen,  den  Sümpfen  entströmenden  eisenhaltigen  Wässern  gespeist 
wird.  Aus  dem  stark  eisenhaltigen  Seewasser  sinkt  der  aus  den  oxydierten 
Eisenoxydulsalzen  entstandene  Eisenschlamm  zu  Boden  und  bildet  dort  poröse 
Massen  und  Klumpen,  welch  letztere  bis  zu  0,2  m  Durchmesser  erreichen.  Am 
reichsten  ist  das  Erz  gegenüber  der  Einmündung  der  Bäche;  es  ist  stellenweise 
so  fest  und  tritt  in  so  kompakten  Bänken  auf,  daß  es  nicht  gebaggert  werden 
kann.  Die  Erneuerung  des  Erzes  im  See  soll  so  rasch  vor  sich  gehen,  daß 
Striche,  welche  vor  wenig  Jahrzehnten  für  erschöpft  angesehen  worden  waren, 
heute  mit  Vorteil  wieder  ausgebeutet  werden  können.  Ungeheure  Waldungen 
können  die  Holzkohlen  für  die  Verschmelzung  dieser  Erze  liefern. 

Die  schwedischen  Seeerze  (Sjömalm)  sind  besonders  durch  Stapf fs 
Studien  wohlbekannt  geworden.  Sie  kommen  in  zahlreichen  Seen,  besonders  in 
Smäland,  Herjädalen  und  in  einigen  Gegenden  von  Jemtland,  im  südlichen  Öster- 
götland,  dem  nordwestlichen  Dalarne,  in  Norrland,  Södermanland  usw.  vor, 
während  sie  in  anderen  Gegenden,  wie  in  Upland,  W^estergötland  usw.,  ganz  zu 
fehlen  scheinen.  Sie  finden  sich  in  bis  zu  0,5  m  mächtigen,  häufig  aber  nur 
wenige  Zentimeter  oder  auch  nur  Millimeter  dicken  Lagen,  angeblich  besonders 
dann,  wenn  der  Seegrund  schlammig  oder  sandig  ist,  als  ockeriger  Schlamm  oder 
als  erbsen-,  linsen-  oder  nierenförmige,  dabei  häufig  deutlich  konzentrisch  schalige 
Massen.  Im  Eolsnaren  zieht  sich  das  Seeerz  nach  Cronquist  als  eine  bis  zu 
300  m  breite  Ablagerung  10  km  weit  längs  des  Ufers  in  2,4 — 3,6  m  Tiefe  hin. 
Auch  nach  Stapff  kommt  das  Erz  an  den  weniger  tiefen  Stellen  der  Seen, 
also  nahe  dem  Ufer  sowohl  wie  auf  Untiefen  vor.  Unter  den  verschiedenen  Ge- 
stalten, in  welchen  das  Seeerz  auftritt  (als  parallelgebänderte  Ockerkrusten,  als 
feinkörnige,  durch  Mangan  geschwärzte  „Pulvererze",  als  Absatz  zwischen  Schilf, 
Wurzeln  und  Überkrustung  von  Holz,  als  „Perlen-"  und  „Erbsenerze"  von 
oolithischer  Struktur),  sind  die  „Pfennigerze"  besonders  merkwürdig.  Es  sind 
flache,  scheibenförmige,  häufig  konvex-konkave  Gebilde  aus  konzentrischen,  ring- 
förmigen Lagen  von  dichtem  und  ockerigem  Erz. 

Da  die  Bildung  der  Seeerze  ununterbrochen  vor  sich  geht,  so  findet  eine 
Erneuerung  der  durch  Baggerung  erschöpften  Lager  statt.  Nach  Stapff  soll 
zur  Bildung  einer  abbauwürdigen  Erzschicht  ein  Zeitraum  von  15 — 30  Jahren 
notwendig  sein.  Li  Schweden  wurden  im  Jahre  1901  nur  1594  t  See-  und 
Sumpferz  gewonnen. 

Unerschöpfliche  Eeichtümer  an  Eisenerz  liegen  in  den  Seen  Finlands« 
Im  Jahre  1891  wurden  dort  um  60000  t  gefördert.  Auch  Sibirien  ist  reich 
an  solchen  Erzen. 

*  Die  Entstehung  der  alluvialen  Erze  ist  von  hohem  Interesse,  weil  diese 
allein  sich  heute  noch  vor  unseren  Augen  vollzieht  und  manche  Schlüsse  auf 
die  Bildung  gewisser  Eisenerze  in  der  Vorzeit  gestattet. 

Über  die  Herkunft  des  Eisens  in  den  See-  und  Easenerzen  kann  kein 
Zweifel  sein;  es  entstammt  dem  zerwittemden,  eisenhaltigen  Gebirge,  in  den 
meisten  Fällen  dem  diluvialen  Glacialschotter  der  Tiefebenen.  Über  die  Art  der 
Lösung  und  des  Transportes  der  Eisenverbindungen  wurde  schon  eingangs  dieses 
Absatzes  gesprochen.  Es  bleibt  nun  noch  die  Frage  näher  zu  erörtern,  wie  das 
Eisenerz  ausgeschieden  wurde.  Da  das  Eisen  in  Oxydulform,  sei  es  als  Oxydul- 
bikarbonat oder  gebunden  an  humose  Substanzen,  in  Lösung  geht,  so  wird  es  schon 
durch  Sanerstoffzutritt,   solange  keine  anderen  Agentien  eine  Oxydation  ver- 


238  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

hindern,  in  Eisenhydroxyd  übergeführt  werden.  In  früherer  Zeit  hat  man  der 
Tätigkeit  von  Algen  bei  der  Konzentration  des  Eisengehaltes  der  Wässer  eine 
wichtige  Rolle  zugeschrieben,  nachdem  1836  Ehrenberg  in  verschiedenen 
Raseneisenerzen  die  Zellen  einer  Bakterie  nachgewiesen  hatte,  die  er  für  eine  Alge 
(Diatomee),  Gallionella  ferruginea,  hielt.  Tatsächlich  haben  verschiedene  Spalt- 
pilze (Bakterien),  wie  Crenothrix  Eühniana,  Cladathrix  dichotoma  und  besonders 
die  Leptothrix  ochracea,  die  Eigenschaft,  das  Eisenoxydul  in  ihren  gallertartigen 
Zellscheiden  anzusammeln  und  dort  scheinbar  auch  durch  ihre  Lebenstätigkeit  zu 
oxydieren,  so  daß  sich  knäuelartige  Klumpen  von  Eisenhydroxyd  bilden,  die 
z.  B.  in  manchen  Wasserleitungen  recht  lästig  werden  können.  Trotzdem  ist 
es  nach  Molisch,  der  eine  große  Anzahl  von  Raseneisenerzen  daraufhin  unter- 
sucht hat,  durchaus  nicht  erwiesen,  daß  die  Bildung  derselben  von  Spaltpilzen 
ausgehe;  er  hat  vielmehr  in  den  meisten  Erzen  keine  Reste  solcher  be- 
merken können. 

Von  Wichtigkeit  ist  die  Beobachtung  Reinders',  van  Bemmelens  und 
Gaertners,  daß  in  Wiesenmooren  sich  auch  Eisenoxydulkarbonat  zu  bilden  und 
zu  erhalten  vermag.  Das  Ferrokarbonat  kommt  teils  als  amorphes,  weißes 
Pulver,  das  an  der  Luft  zu  hellrotem,  amorphem  Eisenoxyd  wird,  mit  Vivianit 
und  etwas  kohlensaurem  Kalk  in  bis  zu  14  m  langen,  6  m  breiten  und  ungefähr 
^/j  m  dicken  Nestern  im  Torf  bei  Emmen  vor  und  wird  von  den  Arbeitern  der 
„weiße  Torf^  genannt.  Mit  ihm  zusammen  findet  sich  etwas  kristalliner  Eisen- 
spat, van  Bemmelen  nimmt  an,  daß  sich  in  Gruben  und  Rinnen  des  Moores 
zuerst  aus  stagnierendem,  eisenhaltigem  Wasser  Brauneisenerz  abgesetzt  habe, 
und  daß  erst  später,  während  der  Vertorfung  des  Pflanzenwuchses  und  unter 
dem  Luftabschluß  der  darüber  wuchernden  pflanzlichen  Neubildungen  diese  Rasen- 
eisenerze unter  Zutun  der  Humussubstanzen  reduziert  und  in  Ferrokarbonat  um- 
gewandelt worden  seien.  Bis  zu  kubikfußgroße  und  kleinere  Massen  von  Eisen- 
oxydulkarbonat, begleitet  von  Vivianit  und  phosphorsaurem  und  kohlensaurem 
Kalk,  hat  Gaertner  in  verschiedenen  Wiesenmooren  Mecklenburgs  nachgewiesen. 

Der  Nachweis  des  Eisenkarbonats  als  jugendliche  Bildung  in  den  alluvialen 
Eisenerzen  scheint  die  Schwierigkeiten  zu  beseitigen,  welche  sich  immer  noch 
einem  Vergleich  der  Raseneisenerze  und  der  Kohleneisensteine  bezüglich 
ihrer  Entstehung  in  der  Weg  stellten.  Schon  Bischof^)  hatte  die  Ansicht  aus- 
gesprochen, daß  die  Kohleneisensteine  ursprünglich  als  Eisenoxyd  und  -Hydroxyd 
abgelagert,  aber  durch  die  begleitenden  vegetabilischen  Substanzen  unter  Kohlen- 
säurebildung reduziert  und  in  das  Karbonat  übergeführt  worden  seien.  Doch 
blieb  diese  Meinung  so  lange  Hypothese,  als  man  das  Eisenkarbonat  nicht  in  den 
Rasenerzen  aufgefunden  hatte.  Das  Vorkommen  von  phosphorsaurem  Kalk  in  den 
Wiesenerzen  bildet  eine  weitere  Analogie  zwischen  diesen  und  den  Kohleneisen- 
steinen, die  ja  im  Ruhrbecken  geradezu  von  Phosphorit  begleitet  werden. 

Es  ist  nun  noch  die  Frage,  ob  sich  die  marinen  Sphärosiderite,  Toneisen- 
steine  und   vielleicht  auch   die  konkretionären  Brauneisenerze  und  Glaukonite 


>)  Chemische  und  physikalische  Geologie,  1.  Aufl.,  II,  1855,  1833—1842;  2.  Aufl., 
II,  1864,  140—149. 


Manganerzlager.  239 

in  ähnlicher  Weise  erklären  lassen,  wie  die  See-  und  Easeneisenerze.  Da  die- 
selben mindestens  zum  Teil  in  Ufernähe  abgelagert  sein  dürften  und  da  man 
der  tierischen  Verwesung  dabei  vielleicht  eine  ähnliche  Eolle  zuschreiben  darf 
wie  der  pflanzlichen,  so  sind  Analogien  kaum  von  der  Hand  zu  weisen.  * 

2.  Manganerzlager. 

Manganerze  waren  schon  den  Alten  bekannt;  man  verwechselte  sie  mit 
Magneteisen,  weil  ihnen  aber  kein  Magnetismus  innewohnte,  nannte  siePlinius 
„weibliche  Magneten^.  Im  Jahre  1740  wies  Pott  nach,  daß  der  Braunstein 
kein  Eisenerz  sei;  aber  erst  1774  konnte  Scheel  den  Nachweis  führen,  daß 
derselbe  einen  eigenartigen  neuen  Stoff  enthalte,  dessen  Darstellung  im  metallischen 
Zustande  im  gleichen  Jahre  Gähn  gelang. 

Mangan  ist  der  treueste  Begleiter  des  Eisens  und  samt  diesem,  wenn  auch 
in  viel  geringerer  Menge,  in  allen  Gesteinen  der  Erde  enthalten. 

Die  wichtigsten  Manganmineralien  sind  folgende:  Pyrochroit,  MnfOH]^, 
Braunit,  Mn^Og,  mit  30,4  0  und  69,6  Mn,  Manganit,  MnOOH  =  Mn^Og  +  H^O, 
mit  62,5  Mn,  27,3  0  und  10,2  H2O.  Der  Manganit  nimmt  leicht  Sauerstoff  auf, 
gibt  Wasser  ab  und  verwandelt  sich  in  Pyrolusit.  Hausmannit,  MugO^,  mit 
72,0  Mn  und  28,0  0. 

Die  Superoxyde,  MnOs:  Pyrolusit  (Braunstein,  Weichmanganerz)  mit 
63,2  ^/q  Mangan  und  36,8  *^/o  Sauerstoff,  von  welchem  12,2  ^/q  durch  Glühen  aus- 
getrieben werden  können,  indem  Mnjj04  hinterbleibt;  der  Polianit,  der  Psilo- 
melan  (Braunstein,  Hartmanganerz,  das  st^ts  verunreinigt  ist  mit  Baryt, 
niedrigeren  Oxydationsstufen  des  Mangans,  Kali,  Tonerde,  Wasser,  Kiesel- 
säure usw.),  das  ebenfalls  durch  Beimengungen  verunreinigte  wasserhaltige  und 
sauerstoffllrmere  Wad. 

Der  Manganspat,  MnOOg,  fast  immer  isomorph  gemischt  mit  OaOOg, 
^S^Og  und  FeCOg,  hat  auf  Lagern  keine  Bedeutung.  Dagegen  enthalten  die 
lagerförmig  auftretenden  Siderite  Mangankarbonat. 

Der  Tephroit,  Mn^Si04,  und  der  Hydrotephroit,  (MnMg)Si04H20, 
sind  Begleiter  des  Rhodonits  bezw.  des  Franklinits  und  anderer  Manganerze  in 
kristallinen  Schiefem  und  technisch  bedeutungslos. 

Rhodonit,  MnSiOs  (Kieselmangan),  oxydiert  sich  leicht,  nimmt  Wasser 
auf  und  wird  zu  Manganit  und  Pyrolusit.  Das  rosenrote  Mineral  wird  dann 
schwarz  oder  braun.  Kryptokristalliner  Rhodonit,  gemengt  mit  Quarz  usw., 
tritt  stellenweise  gesteinsbildend  besonders  als  Mangankieselschiefer  auf. 

Die  Manganblende,  MnS,  findet  sich  nur  selten  auf  Gängen,  der 
Hauerit,  MnS^,  kommt  stellenweise,  wie  z.  B.  auf  Sizilien,  in  Mergeln  vor, 
spielt  aber  als  Erz  nie  eine  Rolle. 

Die  technische  Verwertung  der  Manganerze  beruht  bald  auf  einer  Nutz- 
barmachung ihres  Sauerstoffgehaltes,  bald  ihres  Metallgehaltes.  Da  das  Mangan 
leicht  Sauerstoff  mindestens  bis  zur  Bildung  von  MnO^  aufzunehmen  vermag,  ander- 
seits beim  Glühen  wieder  in  die  Oxydationsstufe  M3O4,  bei  der  Behandlung  mit 
Schwefel-  oder  Kieselsäure  in  der  Hitze  aber  in  die  Oxydulstufe  zurückkehrt, 
so  kann  es  zur  Darstellung  von  Sauerstoff  benutzt  werden.  Zur  Darstellung 
von  Chlor  eignen  sich  an  und  für  sich  alle  Manganoxyde  von  höherer  Oxydations- 
stufe als  MnO,  da  bei  ihrer  Behandlang  mit  HCl  Manganchlorür  entsteht.    Von 


240  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

technischem  Wert  ist  aher  nur  das  MnO^,  da  niedrigere  Oxyde  unverhältnismäßig 
viel  Salzsäure  im  Vergleich  zum  gewonnenen  Chlor  verbrauchen.  Man  bezahlt  also 
in  Manganerzen  nur  den  Gehalt  an  MnO^  und  solche  mit  weniger  als  57  ^/^  des 
letzteren  werden  überhaupt  nicht  verarbeitet.  Übrigens  ist  die  Chlordarstellung 
mittels  Braunsteines  durch  neuere  Verfahren  in  den  Hintergrund  gedrängt  worden. 

Seit  langer  Zeit  wird  Mangan  zum  Entfärben  des  Glases  verwendet, 
worauf  der  Name  „Pyrolusit"  („Feuerwascher")  beruht;  MnO^  gibt  im  Glas- 
schmelzflusse Sauerstoff  ab  und  kann  gelblich  färbende  Eohle  oxydieren,  ander- 
seits wirkt  die  violette  Manganfarbe  des  Glases  als  Eomplementärfarbe  neutrali- 
sierend auf  die  gelbe  Farbe  des  Eisenoxydglases. 

Eine  weitere  Verwendung  besitzt  Mangan  als  Färbemittel  in  der  Keramik 
und  Glastechnik.  Seine  größte  Bedeutung  hat  es  aber  in  den  letzten  Jahren  in 
der  Eisenhüttentechnik  erlängt.  Erstlich  dient  es  derselben  als  B^duktionsmittel, 
ferner  erhöht  ein  Manganzusatz  unter  gewissen  Bedingungen  die  Zähigkeit  und 
Festigkeit  des  Eisens  sehr  beträchtlich  (Ferromangan,  Manganstahl)  usw.  Bei 
dieser  Verwendungsart  ist  natürlich  der  Metallgehalt  des  Erzes  von  Bedeutung, 
und  durch  sie  ist  die  Wichtigkeit  manganhaltiger  Eisenerze  begründet. 

Wie  die  wichtigsten  Eisenerzvorkommnisse  sedimentärer  Natur  sind,  so 
gilt  das  auch  für  die  Manganerze.  Ihnen  gegenüber  haben  die  Manganerzgänge 
(z.  B.  im  Harz  und  im  Thüringer  Wald)  ganz  an  Bedeutung  eingebüßt. 

Die  Manganerzlager  können  in  folgende  Gruppen  eingeteilt  werden: 

1.  Hausmannit-  und  Brannitlager  in  kristallinen  Schiefem.  Mit  diesen  sollen 
die  Franklinitlager  behandelt  werden,  welche  zwar  in  der  Hauptsache 
Zinkerzlagerstätten  sind  und  nur  nebensächlich  Mangan  führen,  den 
Hausmannit-Brannitlagern  aber  in  mancher  Beziehung  ähnlich  sind. 

2.  Lager  von  Manganoxyden,  entstanden  aus  Rhodonit  und  Mangankiesel- 
schiefer. 

3.  Lager  von  Manganspat  und  daraus  hervorgegangenen  Manganoxyden 
scheinen  mindestens  sehr  selten  zu  sein.  Dagegen  sind  viele  Sideritlager 
manganführend. 

4.  Manganerzlager,  entstanden  durch  unmittelbaren  Absatz  von  Pyrolusit, 
Psilomelan  und  anderen  Manganoxyden  in  marinen  Sedimenten. 

5.  Manganerzlager,  entsprechend  den  Rasen-  und  Sumpf eisenerzen. 

Haasmannit-,  Braonit-  und  zinkerzführende  Franklinitlager  der 

kristallinen  Schieferlormation. 

Die  typischsten  Vertreter  dieser  Lagerstättengrnppe  finden  sich  in 
Schweden.^)    Das  Vorkommen  der  schwedischen  Manganerzlagerstätten  ist  im 


^)  Igelström,  Über  das  Vorkommen  von  gediegen  Blei  in  den  Eisen-  und 
Manganerzlagerstätten  von  Pajsberg  in  Wermland;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XXV,  1866, 
21 — 22.  —  Ders.,  Meddelande  om  Hausmannitmalmer  i  Sverige;  Geol.  FSren.  Förh., 
X,  1888,  193 — 194.  —  Ders.,  Mineralogiska  meddelanden,  XIV.  Om  Hausmannitmalmen 
i  Sverige;  ebeuda  XII,  1890,  441—443.  —  Ders.,  Mineralogiska  meddelanden,  XI, 
Jacobsit  och  braunit  vid  Glakärns  grufvan,  Linde  socken,  Orebrolän ;  ebenda  XII,  1890, 
137—139.  —  Ders.,  Über  ein  neues  Vorkommen  von  Braunit  und  Hausmannit  bei 
Sjögrufvan  im  Kirchspiel  Qrythyttan,  Gouvernement  örebro  (Schweden)  und  über  die 
Sjögrube  im  Allgemeinen;  N.  Jahrb.,  1887,  II,  8—11.  —  Ders.,  Gediegen  Blei  in  der 
Mangan-  und  Eisengrube  Sjögrufvan  in  dem  Kirchspiele  Grythyttan;  ebenda  1886,  II, 


Hausmannit-,  Braunit-  und  zinkerzftliii*ende  Franklinitlager.  241 

ganzen  völlig  ähnlich  demjenigen  der  Magnetitlager  vom  Typus  Persberg- 
Nordmark.  Diese  Ähnlichkeit  ist  nicht  nur  eine  äußerliche,  sondern  sie  wird 
dadurch  vervollständigt,  daß  die  Manganerze  dieses  Typus  gewöhnlich  mit  Eisen- 
oxyden zusammen  vorkommen.  Erze  sind  Hausmannit  und  daneben  Braunit, 
stellenweise  auch  Jacobsit  (ein  Manganeisenspinell).  Fast  ausnahmslos  sind 
dieselben  gebunden  an  Kalksteine  oder  Dolomite,  welche,  wie  früher  schon 
betont  wurde,  ihrerseits  gewöhnlich,  schon  wenn  sie  nur  mit  Magnetit  auftreten, 
stark  manganhaltig  sind  und  sich  deshalb  an  der  Luft  bräunen;  Skarn  ist  gleichfalls 
regelmäßig  zugegen.  Im  allgemeinen  könnten  diese  Erzlagerstätten  als  die 
manganreiche  Ausbildung  der  Magneteisenerzlager  vom  vorhin  genannten  Typus 
betrachtet  werden,  wenn  nicht  meistens  das  Eisenerz  aus  Hämatit  und  nur 
untergeordnet  aus  Magneteisenstein  bestände. 

In  mineralogischer  Hinsicht  haben  diese  Vorkommnisse  eine  besondere 
Bedeutung  als  Fundort  zahlreicher  Mangan-  und  anderer  Mineralien,  wie 
Monimolit  (PbFeMn)»  [SbOJ^,  Berzelit  (Ca,  Mg,  Mn,  ^ei^)^  [ASO4I2,  Atopit  (Ca,  Na^, 
Fe,  Mn)2Sb207,  Ganomalith,  Pb4[PbOH]2Ca4[Sia07]8,  Chondroarsenit  (Mn,Ca,Mg) 
[MhOHJ^iAsOJa  .  V2H2O,  Hedyphan  (Pb,  Ca,  Ba)[AsOJCl,  Hyalophan  (Baryt- 
orthoklas) ,  Ekdemit ,  Pb^O  [PbCl]^  [AsO^l^ ,  Manganophyll  (ein  manganhaltiger 
Phlogopit),  Barylith  Al4Ba4Si7024,  Manganosit  MnO,  Periklas  MgO,  Tephroit 
Mn2Si04,  Pyrochroit  und  Manganbrucit  Mn  [OH]^  und  (Mg,  Mn)  [OH]^,  Rhodonit 
MnSiOg  und  der  verwandte  Scheflferit  usw.  Stellenweise  findet  sich  auch  ge- 
diegen '£[upfer  und  als  eine  große  Merkwürdigkeit  auf  mehreren  Lagerstätten 
bekanntlich  gediegen  Blei  (zu  Pajsberg,  Längban  und  Sjögrufvan). 

Die  hauptsächlichsten  Manganerzvorkommnisse  Schwedens  sind  diejenigen 
von  Pajsberg,  Längban,  Jacobsberg  und  Nordmark  (in  Wermland) 
und  von  Sjögrufvan  in  örebro.  Dieselben  gehören  den  oberen  Stufen  der 
archäischen  Formation  an  und  sind  gebunden  an  Kalksteine  bezw.  Dolomite,  die 
ihrerseits  von  dem  in  der  Geologie  der  schwedischen  Eisenerze  so  wichtigen 
„Granulit"  umschlossen  werden. 

Der  Dolomit  der  Sjögrufva  am  Halftron-See  bildet  eine  4 — 5  km  lange 
und  mehrere  hundert  Meter  breite  Zone  im  Granulit;  das  Erzvorkommen  ist 
mindestens  100  m  lang  und  8 — 9  m  breit  und  tritt  im  Dolomit  auf.  Die  Mangan- 
erze, sehr  reiche  und  reine  Massen  von  Braunit  und  Hausmannit,  etwa  4 — 5  m 


32—35.  --  A.  Sjögren,  Mineralogiska  notiser,  III;  Geol.  Poren.  Förh.,  IH,  1876—1877, 
181—183.  —  Dere.,  Mineralogiska  Notiser,  V;  ebenda  IV,  1878—1879,  156—162.  — 
Ders.,  Mineralogiska  notiser,  XUI;  ebenda  IX,  1887,  526.  —  Tiberg,  Briefliche 
Mitteilung  über  die  Lagerfolge  zu  Längban  bei  Hj.  Sjögren,  Om  de  svenska 
jemmalmslägrens  genesis;  ebenda  XIII,  1891,  413 — 414.  —  Nordenström,  Mellersta 
Sveriges  Grufutställning;  Beskrifvande  Katalog  pä  Jemkontorets  bekostnad  utgifyen, 
1897,  38 — 51.  —  Beck,  Längbans  Manganerzlagerstätten ;  Ztschr.  f.  prakt.  Geologie, 
1899,  9 — 10.  —  Wegen  der  Mineralvorkommnisse  sei  auf  die  zahlreichen  Arbeiten 
Igelströms,  A.  Sjögrens,  A.  E.  Nordenskiölds,  Lindstroems  u.  a.  verwiesen, 
die  zumeist  in  den  Förhandlingar  veröffentlicht  und  im  N.  Jahrbuch  f.  Mineralogie  und 
b  der  Ztschr.  f.  Erystallographie  referiert  sind. 

Stelzner^Bergeat,  Erzlagerstätten.  iQ 


242  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

mächtig,  sind  einem  darttberliegenden  Eisenerzlager  angelagert,  welches  aus 
Hämatit  and  Magnetit  besteht. 

Ähnlich  sind  die  Manganlagerstätten  von  Pajsberg  und  Längban. 

Zu  Pajsberg  bei  Filipstad,  9  km  südlich  von  Längban,  sind  die  Mangan- 
erze gleichfalls  an  ein  Lager  von  Magneteisenstein  nnd  Hämatit  gebunden,  in 
welchem  letztere  beiden  Erze  scheinbar  ohne  erkennbare  Eegelmäfiigkeit  gemengt 
sind.  Eisen-  und  Manganerze  werden  umschlossen  von  Dolomit  und  konnten 
getrennt  abgebaut  werden.  „Der  Hausmannit  findet  sich  im  Dolomit  teils  in 
zerstreuten  Eömem,  die  einen  fast  wesentlichen  Anteil  an  der  Zusammensetzung 
des  Gresteines  nehmen,  teils  in  kömigen  Konkretionen,  welche  selbständig  als 
Erze  gewonnen  werden  können.  In  dieser  Form  ist  er  bisher  von  Bergleuten 
oft  mit  Eisenerz  verwechselt  worden.  Die  ausgebrochenen  Massen  enthalten 
60—90%  davon,  und  nur  der  Best  ist  noch  beigemengter  Dolomit.**  (Igelström, 
1866.)  Auf  Pajsberg  hat  Igelström  den  Hausmannit  anfangs  der  1860  er  Jahre 
zuerst  nachgewiesen.  Die  Lagerstätte  hat  auch  deshalb  ein  besonderes  Interesse, 
weil  man  dort  zuerst  das  gediegene  Blei  in  Klüften  des  hausmannitfUhrenden 
Dolomits,  des  Ehodonits  usw.  manchmal  bis  zur  Feinheit  stanniolartiger  Bleche 
aufgefunden  hat.  Als  merkwürdige  Mineralien  auf  den  Psgsberger  Manganerz- 
lagern erwähnt  Igelström  schon  1866  den  Pyrochroit,  Monimolith,  Tephroit, 
Hydrotephroit,  Manganspat,  Schwerspat,  Chondroarsenit,  Erdpech,  Granat, 
Aragonit,  Serpentin  usw.    Die  Pajsberger  Gruben  sind  jetzt  auflässig. 

Der  wichtigste  schwedische  Manganerzbergbau  ist  derjenige  von  L&ngbam 
in  Wermland,  etwa  10  km  nordöstlich  von  Nordmark,  20  km  nördlich  von 
Füipstad  und  Persberg.  Die  Eisenerzgewinnung  dortselbst  reicht  bis  in  das 
XVI.  Jahrhundert  zurück.  Das  Erzfeld  hat  eine  Länge  von  700  m  und  eine 
Breite  von  230  m.  Eine  ausführlichere  Schilderung  des  Vorkommens  gibt 
Nordenström. 

Auch  die  Erze  von  Längban  gehören  einer  in  den  „Granulit**  eingelagerten, 
NS.  streichenden  und  ungefähr  4  km  langen  und  etwa  2  km  breiten  Dolomit- 
masse an,  in  deren  südlichem  Teil  sie  auftreten.  „Die  Haupterstreckung  des 
Erzfeldes  ist  eine  nordwest-südöstliche,  aber  die  Längsausdehnung  der  Erze 
selbst,  obwohl  sehr  veränderlich,  doch  meistenteils  eine  west-östliche."  Man 
kann  sechs  zutage  ausstreichende  Erzlager  unterscheiden,  die  teilweise  nach  der 
Teufe  zu  beträchtlich  anschwellen  und  sich  dadurch  nähern;  eines  derselben 
schien  am  Tage  überhaupt  unbauwürdig,  hat  aber  dann  in  der  Teufe  von  110  m 
an  Mächtigkeit  zugenommen;  ein  anderes  verhielt  sich  umgekehrt.  Das  Erz- 
vorkommen ist  also  ein  unbeständiges  und  verliert  sich  oder  verteilt  sich  bald 
in  den  Dolomit  oder  in  den  Skam,  weshalb  der  Prozentgehalt  des  Gesteines  an 
Erz  im  Mittel  nur  30 — 40  ^/q  beträgt.  Als  Skölar  bezeichnet  man  z.  T.  parallele 
Einlagerungen  in  und  neben  dem  Erz,  welche  dem  Granulit  ähnlich  sind  oder 
auch  in  Skam  übergehen  und  mit  diesem  wechsellagem  —  die  querlaufenden 
Skölar  hingegen  bestehen  größtenteils  aus  Manganophyll  (s.  o.),  der  jedenfalls 
ein  sekundäres  Produkt  sein  dürfte. 

Nach  Tiberg  ist  der  Querdurchmesser  der  erzführenden  Dolomitzone 
etwa  300  m.    Wiewohl  von  einer  völlig  konstanten  Lagerfolge  im  Längbans- 


HausmanDit-,  Braonit-  und  zinkerzführende  Franklinitlager.  243 

Grubenfeld  nicht  die  Eede  sein  kann,   so  ist  diese  doch  in  den  allermeisten 
Fällen  folgende: 

Zu  Unterst:  1.  Dolomit. 

2.  Mangansilikate  (Schefferit,  Tephroit,  Eichterit,  Khodonit  usw.). 

3.  Braunit. 

4.  Hausmannit  mit  Dolomit. 

5.  Eisenglanz  mit  Eisenkiesel. 

6.  Magneteisenerz  mit  schwarzem  Granat. 

7.  „Grünskam"    mit    Einsprengungen    von   Magnetit,    bisweilen 
auch  Eisenglanz. 

Zu  Oberst:  8.  Dolomit. 

Die  Eisenerze  bestehen  bis  zu  70  und  80%  aus  Hämatit,  im  übrigen 
aus  Magnetit;  sie  sind  stets  durchmengt  mit  Manganerzen  (meist  unter  1  %  Mn), 
wie  anderseits  die  Manganerze  einen  etwa  ebenso  hohen  Eisengehalt  haben. 
Indessen  sind  beide  Erzsorten  praktisch  als  unvermischt  und  rein  zu  betrachten. 
Bemerkenswert  ist,  daß  gerade  zu  Psgsberg  und  Längban  in  Gesellschaft  mit 
dem  Manganoxyduloxyd  und  Manganoxydulverbindungen  der  Eisenglanz  vor- 
kommt, welcher  den  Wermlander  Eisenerzlagerstätten  selbst  fehlt.  Was  das 
Mengenverhältnis  zwischen  Braunit  und  Hausmannit  anlangt,  so  wiegt  ersterer 
auf  zwei  Gruben  (Collegii  und  Norbotten)  vor,  fehlt  aber  auf  der  Großgrube, 
wo  nur  Hausmannit  einbricht.  Auf  der  CoUegiigrube  hat  das  Manganerzmittel 
eine  Mächtigkeit  von  20  m  und  eine  Länge  von  65  m. 

Längban  förderte  als  die  einzige  produktive  Manganerzgrube  dieser  Art 

in  Schweden  1901  1658  t  Manganerz,   die  ein  Aufbereitungsprodukt  von  246  t 

ergaben,  und  außerdem  5400  t  Roteisenerz  und  1800  t  Magneteisen. 

Der  gewöhnliche  Dolomit  der  Längbaner  Gruben  hat  folgende  Zusammen- 
setzung  (I),    welcher    diejenige    einiger   besonders    reiner  Dolomite    von   dort 

gegenübergestellt  ist  (II): 

I.  II. 

CaO 31,75                       30,35 

MgO 19,85                       21,14 

CaCOg  ....  —                       54,20 

MgCOg  ....  —                       44,39 

FeO 0,40                          ? 

Fe^Og ?                           0,71 

AlaOg —                          0,10 

^?P ^'11  ~      r  in  Säuren  unlösl. 

SiOa 0,60  0,69   I      Rückstand. 

PgOg 0,016  0,014^ 

S 0,008  0,004 

Glühverlust.     .    .  46,60  47,10 

99,734  100,108 

Auf  den  Gruben  von  Längban  fanden  sich  bis  1897  folgende  bemerkens- 
wertere Mineralien:  Adelit,  Allaktit,  Aphrodit,  Apophyllit,  Aragonit,  Asbest- 
hedyphan,  Astochit,  Atopit,  Barylit,  Barytocalcit,  Berzeliit,  Blei,  Braunit, 
Bustamit,  Ekdemit,  Ganomalit,  Gillingit,  Hausmannit,  Hedyphan,  Hisingerit, 
Hyalotekit,  Hydrocerussit,  Hydrotephroit,  Jacobsit,  Jaspis,  Karyinit,  Kataspilit, 
Eentrolith,  Lamprophan,  Längbanit,  Manganit,  Manganophyll,  Manganosit,  Mangan- 

16* 


244  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

spat,  Manganvesnvian,  Melanotekit,  Mimetesit,  Monimolit,  Neotokit,  Orthit,  Pekto^ 
lith,  Pinakolith,  Pyroaurit,  Pyrochroit,  Khodonit,  Kichterit  (samt  Mar- 
mairolith),  Rosenquarz,  Scheelit,  Schefferit,  Tephroit.  Zwischen  1826  und 
1840  war  eine  Steinschleiferei  für  die  Verarbeitung  des  Eisenkiesels  zu  allerlei 
Ziergegenständen  eingerichtet. 

Im  gleichen  Bergdistrikt  liegen  die  untergeordneten  Vorkommnisse  von 
Jacobsberg  und  Nordmark.  Auf  den  Eisensteingruben  an  letzterem  Orte 
hat  man  auch  etwas  Hausmannit  und  Braunit  angetroffen  und  zeitweise  gefördert. 
Die  Manganerze  sind  an  Kalk  gebunden,  der  manganerzführende  Kalkstein  er- 
reicht eine  Mächtigkeit  von  4  m.  Es  werden  zwei  Nordmarker  Gruben  (Kitteln- 
grube und  Mofigrube)  genannt,  auf  denen  solche  Erze  vorkamen.  Es  ist  zu  be- 
tonen, daß  zu  Jacobsberg  und  Nordmark  die  Manganerze  nicht  an  Dolomit,  sondern 
an  Kalkstein  gebunden  sind,  wodurch  sie  sich  nicht  unwesentlich  von  den  vorher 
genannten  unterscheiden;  auch  ist  das  begleitende  Eisenerz  hier  nur  Magnet- 
eisenstein. Auf  der  Moßgrube  finden  sich  neben  den  beiden  Manganoxyden: 
Manganosit,  Pyrochroit,  Brucit,  Manganspat,  Scheelit,  Kalkeisengranat  usw. 

Das  Braunit-  und  Jacobsitvorkommen  von  Glakärnsgrufva  in  örebro 
ist  deshalb  bemerkenswert,  weil  hier  die  Erze  zwar  von  Kalkspat  begleitet 
werden,  größere  Kalkstein-  oder  Dolomitmassen  aber  fehlen,  so  daß  der  Schiefer 
das  unmittelbare  Nebengestein  bildet. 

Seitens  der  schwedischen  Geologen  sind  diese  Manganerzlagerstätten  seit 
langer  Zeit  für  Lager  gehalten  worden.  Von  den  sonst  etwas  ähnlichen  Vor- 
kommnissen in  New  Jersey  unterscheiden  sie  sich  durch  den  gänzlichen  Mangel 
an  Zinkverbindungen. 

Die  wegen  ihres  merkwürdigen  Mineralbestandes  berühmten  beiden  Mangan- 
Zinkerzlagerstätten  von  Franklin  Fumace  und  Sterling  Hill  in  New  Jersey^) 
(Vereinigte  Staaten)  sind  umschlossen  von  einer  Zone  weißen  kristallinen  Kalkes, 
welcher  aufs  engste  gebunden  ist  an  Gneis  und  eine  aus  dem  Orange  Oounty 
im  Staat  New  York  in  südwestlicher  Richtung  durch  New  Jersey  streichende 
Zone  darstellt.  Über  sein  Alter  gehen  die  Ansichten  auseinander,  jedenfalls 
ist  er  nicht  jünger  als  das  untere  Silur  und  hochgradig  metamorphosiert. 
Stellenweise  wird  er  von  Graniten  durchbrochen. 

Die  oxydischen  Mangan-  und  Zinkerze  (Rotzinkerz)  von  Franklin  Fumace 
bilden  eine  bankähnliche  Einlagerung  im  Kalkstein  des  „Mine  HUP.  Das  Lager 
hat  nach  den  bisherigen  Erfahrungen  im  großen  ganzen  die  Gestalt  eines  Troges, 
dessen  Längserstreckung  etwa  von  SW.  nach  NO.  gerichtet  und  dessen  nord- 
östlicher Teil  durch  eine  Verwerfung  abgeschnitten  ist,  so  daß  er  sich  nach 
jener  iföchtung  öffnet.  Der  nordwestliche  Muldenflügel  streicht  am  Mine  Hill 
bei  Franklin  Fumace  aus  und  ist  750  m  weit  als  die  sog.  Front  Vein  mit  einem 
SO. -Einfallen  von  40 — 60^  gegen  SW.  zu  verfolgen.  Eine  Reihe  von  Gruben 
arbeitete  dort  lange  Zeit  im  Tagebau.  An  ihrem  südwestlichen  Ende  biegt  die 
Front  Vein,  welche  zutage  eine  Mächtigkeit  von  .2,4 — 9  m  besitzt,  in  der  Tiefe 
aber  zu  größerer  Dicke  anschwillt,  gegen  NO.  um,  wird  zur  „Back  Vein^  und 


^)  H.  Credner,  Beschreibung  von  Mineralvorkommen  in  Nordamerika;  Berg-  u. 
Hüttenm.  Ztg.,  XXV,  1866,  29—30.  —  Nason,  The  Franklinite-deposits  of  Mine  Hill, 
Suseex  County,  New  Jersey;  Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXIV,  (1894)  1895, 121—130. 

—  Groth,  Die  Zinkerzlagerstätten  von  New  Jersey;  Ztschr.  f.  pr.  GeoL,  1894,  230 — 232. 

—  Kemp,  Ore  deposits,  1900,  251—257,  Lit. 


Haasmannit-,  Brannit-  und  zinkerzfDbreDde  Franklinitlager.  245 

verschwindet  alsbald  jenseits  eines  Diabasganges  in  der  Tiefe  unter  dem  Kalk. 

Im    Ausstrich    der    Mnldenbiegang    hatte    das    Lager    eine    Dicke    von    7,5 

bis  9  m,   in   größerer  Tiefe  betrag  die  Mächtigkeit  der  Erzmasse  Ober   15  m. 

Diese  Zunahme  wird  einer  darch  Faltung  bewirkten  Doppelung  zugeschrieben, 

wie  das  die  Fig.  61       ,        -      — 

andeutet  and  auch 

ans  den  in  Fig.  60 

dargestellten  geolo- 
gischen Verhalt- 
nissen   geschlossen  ' 

werden  kann.  Die 
Sattel  linie  dieser 

Falte  ^It  jenseits 
des  erwähnten 

Diabasganges  unter 

27**  gegen  NO.  ein. 

Tiefbobmngen  - .  .  ,  - 

haben   tatsAchlich        FIk.  «O.    ProOl  dmvh  dM  UtsgaiizliikenltBM  von  Franklin  Fnnwc» 

ergeben    daß   etwa       ^*"  Jeraey.    A  der  Enkörper,  c  die  Back  Veiji,  walohe  nntar  dem 
"         '  Kalkataln   verschwindet,   d  der  eUdöBtllclia  hypothetiBche  Flügel  der 


nordöstlich 


Doppelang  In  der  Back  Veln.    (N  a  i  o  a ,  issi.)   HaSstab  l 


der  Hnldenbiegung 

das  Erz  in  300  m  Teofe  ansteht,  wo  es  jetzt  abgebaut  wird. 

Der  mit  dem  Erz  auftretende  Kalkstein  enthält  gegen  ll^l^  UnCOg,  so 
d&fi  er  sich  an  der  Loft  alsbatd  br9unt.    Das  Erz  besteht  ans  kristallisiertem  Frank- 
linit  ((ZnFeMn)(Fe,  Mn)jOJ  mit  Eotzinkerz  (ZnO),  Troostit  [(Zn,  Mn,  Fe,  Mg)aSiOJ 
nnd  Willemit  (Zn,SiOJ,  die  ge- 
wöhnlich mit  Kalkspat  durch- 
mengt sind.  Eine  scharfe  Grenze 
zwischen    dem   Kalkstein    nnd 
dem  Lager    besteht   nicht;    in 
den  randlichen  Zonen  des  letzte- 
ren ist  der  erstere  mit  Frank- 
linit     impi^gniert     nnd    wird 
weiterhin   za   taubem   Gestein. 

Das  Franklinitlager  „re- 
präsentiert   ein    der    Parallel-     Flg.  m.    Der  EMkorper  von  Hin«  Hiu  bet  Franklin 
Btraktar      des      grobblätterigen       Fornace.    Zeigt  aohemaUMli  die  Doppelung  des  Lagere 
Kalksteines     konformes     Bett,  '"  ""  ""^  ''*"'■  f^*""'  '^■' 

welches  von  N.  nach  S.  streicht,  mit  30"  gegen  W.  (das  gälte  also  für  die  Back 
Vein)  einMIt  and  in  dem  sich  zwei  Zonen  von  vollständig  verschiedenem  Habitus 
onterscheiden  lassen.  Die  obere  derselben  wird  bei  einer  Mächtigkeit  von  8 — 10  Fofi 
von  fast  vollständig  reinem  Franklinit  gebildet  und  besteht  aas  einem  lose  zusammen- 
gehaltenen Kongregat  von  graapen-  bis  nußgroßen  Kümem,  welche  nnter  dem  Ein- 
flüsse der  Atmosphärilien  ihren  Zusammenhang  verlieren  und  dann  die  Form  eines 
Grases  von  eckigen,  durch  gegenseitige  Beeinflnssang  verdrU^ten  oktaedrischen 


246  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Franklinitkörnern  annehmen.  Diese  Franklinitzone zeigt  eine  deutlich  aus- 
geprägte dttnnplattenförmige,  der  oberen  Grenze  des  Bettes  parallele  Absonderung. 
Nach  der  Mitte  der  ganzen  Erzlagerstätte  zu  verliert  der  Franklinit  seine  Kein- 
heit  und  seine  Parallelstruktur;  Kalkspat,  Willemit  sowie  Troostit  treten  als 
Grundmasse  auf,  welche  die  Franklinitkörner  umschließt,  und  zuletzt  gesellt  sich 
zu  ihnen  noch  Rotzinkoxyd  in  hirsen-  bis  erbsengroßen  Partien.^  (Credner.) 
Von  den  das  Lager  durchsetzenden  Eruptivgesteinen  verdient  ein  Pegmatit 
Erwähnung,  der  Amazonenstein,  Biotit,  Augit  und  Hornblende  und  untergeordnet 
Orthit,  Zirkon  und  Orangit  (wasserhaltiges  ThSiO^)  enthält;  im  Eontakt  desselben 
mit  dem  Lager  beobachtet  man  Axinit,  Rhodonit,  Tephroit  (Mn2Si04),  Sussexit 
[(Mn,  Mg,  Zn) .  OHBO2],  Polyadelphit  (ein  manganhaltiger  Kalkeisengranat),  Eot- 
nickelkies,  Rammelsbergit,  Manganspat,  Flußspat,  manganreiche  Glimmer  und 
Asbest.^) 

Die  Gruben  von  Sterling  Hill  bei  Ogdensburg  liegen  4  km  südlich 
von  Franklin  Furnace;  auch  das  dortige  Erzlager  hat  eine  trogförmige  Gestalt 
und  ähnliches  Streichen  und  Fallen,  überhaupt  ähnliche  geologische  Verhältnisse 
wie  das  vorige.  Die  bauwürdige  Mächtigkeit  beträgt  0,6 — 3  m.  Man  unter- 
scheidet auch  hier  eine  Front  Vein  und  eine  Back  Vein,  welche  die  beiden 
Muldenflügel  des  Lagers  darstellen.  Auf  ersterer,  welche  300  m  weit  zutage 
ansteht,  findet  der  hauptsächlichste  Bergbau  auf  Rotzinkerz  und  Franklinit  statt, 
die  hier  zwei  Mittel  bilden,  auf  deren  unterem  Franklinit,  auf  deren  oberem 
Rotzinkerz  vorwaltet.  Auch  hier  ist  der  Kalkstein  durchwachsen  mit  Franklinit 
und  führt  ferner  Granat  und  Pyroxen,  z.  T.  Jeffersonit  (ein  mangan-  und  zink- 
haltiger Augit).  Die  Analogie  zwischen  den  schwedischen  Lagerstätten  und 
demjenigen  von  New  Jersey  wird  dadurch  erhöht,  daß  man  zu  Sterling  Hill 
unter  dem  Manganzinkerzlager  ein  Lager  von  Magnetit  kennt,  das  recht  beständig 
zu  sein  scheint. 

Es  liegen  keine  irgendwie  sicheren  Hinweise  vor,  daß  die  Manganzinkerz- 
lagerstätten von  New  Jersey  eine  andere  als  sedimentäre  Entstehung  gehabt 
haben,  wenn  man  auch  versucht  hat,  die  Erzführung  in  Zusammenhang  mit  den 
auftretenden  Eruptivgesteinen  zu  bringen. 

Dürre*)  verzeichnet  folgende  Durchschnittsanalysen  von  Erzen: 

I.  H.  m.  rv.  V.  VI. 


SiOj .     . 

.     .    10,21 

11,08 

10,33 

11,77 

4,86 

5,15 

Fe^Og    . 

.     .     81,41 

27,54 

30,26 

30,91 

30,33 

27,62 

MnO.     . 

.     .     15,84 

17,63 

15,95 

10,27 

12,30 

13,09 

ZnO  .     . 

.     .     32,83 

35,88 

26,34 

25,71 

29,42 

23,38 

AUO3    .     . 

0,21 

0,24 

1,16 

2,01 

0,67 

0,64 

CaO  .     .     . 

.       5,09 

2,01 

7,15 

10,43 

12,65 

14,37 

MgO.    . 



0,77 

1,09 

0,99 

1,98 

1)  Kemp,   Transact.  N.  Y.  Acad.   of  science,   XHI,   1893,   76;   Ref.  Ztschr.   f. 
KryBtallogr.,  XXV,  1893,  286. 

2)  Metallurgische  Notizen  aus  New  Jersey  und  dem  Lehigh-Thal;  Zeitschr.  des 
Vereines  deutsch.  Ingenieure,  XXXVIII,  1894,  184—190. 


Lager  von  Manganoxyden,  entstanden  aas  Bhodonit  nsw.  247 

I — IV.  Erz  der  Taylor-Grnbe  auf  der  Front  Vein  von  Franklin  Fumace. 
V— VI.  Erz  von  Sterling  HUI. 

Die  Erze  der  Franklinitlager  von  New  Jersey  haben  hauptsächlich  Be- 
deutung als  Zinkerze.  Der  bei  ihrer  Verarbeitung  entfallende  Manganrttckstand 
wird  in  den  Eisenhochöfen  verbraucht. 

Eine  merkwürdige  Manganerzlagerstätte  wird  seit  sehr  langer  Zeit  in 
Piemont  zu  Pralorgnan  (Prabornaz),  bekannt  unter  dem  Lokalnamen  S.  Marcel^) 
(Aostatal),  abgebaut.  Dieselbe  bildet  eine  Einlagerung  von  8  und  mehr  Meter 
und  etwa  100  m  streichender  Länge  im  Gneis. ^  Man  gewinnt  dort  Mangan- 
oxyde, die  besonders  aus  Rhodonit  hervorgegangen  sind.  Dieser  wird  aber 
begleitet  von  Braunit,  Hausmannit,  Quarz,  Piemontit  (Manganepidot),  Violan 
(manganhaltiger  Diopsid),  Spessartin  (Mangangranat),  Manganspat  usw.^)  Das 
Mangansuperoxyd  (Pyrolusit)  soll  75  ^/q  der  abbauwürdigen  Erzmassen  ausmachen, 
diese  letzteren  4 — 5  m  mächtig  sein.  Die  Lagerstätte  ist  jetzt  zum  größten 
Teil  abgebaut,  nachdem  sie  in  früherer  Zeit  das  Mangan  für  die  südfranzösischen 
und  venezianischen  Glasfabriken  geliefert  hatte. 

Weniger  bedeutende  Vorkommnisse  sind  bei  Corio  Canavese  (Trucco  della 
Ghiara)  und  Bricco  della  Forcola  (zwischen  Corio  und  Balangero).  Sie  liegen 
im  Glimmerschiefer. 

*  Was  die  Entstehung  der  soeben  beschriebenen  Manganerzlager  in 
'  kristallinen  Schiefem  betrifft,  so  mag  auf  das  hingewiesen  werden,  was  über 
die  entsprechenden  Eisenerzlager  S.  166 — 167  gesagt  wurde.  Die  sedimentäre  Ent- 
stehung der  schwedischen  Manganerzlager  ist  bis  jetzt  nicht  nur  nicht  ernstlich 
bestritten,  sondern  von  Vogt  und  Hj.  Sjögren  sogar  nachdrücklich  vertreten 
worden.  Ebenso  hat  es  Kemp  für  das  Wahrscheinlichste  gehalten,  daß  die  Erze 
von  Franklin  Fumace  und  Sterling  Hill  aus  einem  zinkhaltigen  sedimentären  Absatz 
von  Eisen-  und  Manganerzen  in  Ealkschichten  entstanden  seien.  Das  Zusammen- 
vorkommen von  zink-  und  manganhaltigen  Eisenerzen  wäre  übrigens  nicht  ohne 
Analogie,  wenn  man  sich  des  manchmal  auffölligen  Zinkblendegehaltes  mancher 
Toneisensteine  erinnert.  Damit  ist  aber  die  Frage  nicht  gelöst,  und  besonders 
die  merkwürdigen  baryt-,  blei-,  antimon-  und  arsenhaltigen  Begleiter  der 
schwedischen  Manganerze  dürften  noch  zu  denken  geben.  Baryum  ist  sonst  ein 
häufiger  Begleiter  epigenetischer  Manganerze.  * 

Lager  von  Manganoxyden,  entstanden  aus  Bhodonit 

und  MangankieselBchiefer. 

Der  im  frischen  Zustand  rosenfarbige  Rhodonit  bildet  manchmal  Ein- 
lagerungen in  kristallinen  Schiefern  und  jüngeren  Tonschiefem.  In  größeren 
Mengen  und  in  prächtiger  Qualität  kommt  er  1^/^  km  vom  Dorfe  Ssedelniköwaja, 
24  km  südöstlich  von  Jekaterinburg  im  Ural  vor,  wo  er  mit  Quarz  gemengt 


^)  d'Achiardi,  I  metalli,  loro  minerali  e  miniere,  I,  351—362,  Lit.  —  Fuchs 
et  de  Launay,  Gites  min6raux,  U,  9 — 10,  Lit.  —  Catalogo  della  mostra  fatta  dal 
Corpo  Beale  delle  Miniere  alPEsposizione  universale  del  1900  a  Parigi,  Puntata  I,  Ö9. 

^  Nach  dem  zitierten  Catalogo  wäre  die  Lagerstätte  an  Grünschiefer  gebunden. 

»)  Penfield,  Am.  Joum.  of  science,  XLVI,  1893,  288;  Ref.  Ztechr.  f.  Kryst., 
XXV,  1896,  276—278. 


248  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

ein  2,7  m  mächtiges  Lager  in  Tonschiefer  bildet.^)  Das  derbe  Mineral  ist  auf 
Klüften  durchzogen  von  Manganit.  Es  findet  Verwendung  in  den  Stein- 
schleifereien von  Jekaterinburg  und  St.  Petersburg  und  ist  den  Bussen  als 
„Orletz"  bekannt.  Im  Jahre  1877  sind  120000  Pfund  Rhodonit  von  Ssedelni- 
köwaja  in  die  Steinschleifereien  gewandert.  Außer  diesem  hauptsächlichen  Vor- 
kommen kennt  man  noch  andere  am  Bach  Puschkariha  und  zu  Werch  Issetsk, 
ersterer  Ort  ca.  50  km  von  Jekaterinburg  entfernt,  beide  im  Jekaterinburger 
Distrikt. 

*  Viele  Kieselschiefer  (manchmal  als  Jaspise  bezeichnet),  kieselige 
Tonschiefer  (Wetzschiefer)  und  ähnliche  Gesteine  lassen  bei  der  Verwitterung 
in  der  Gestalt  von  Dendriten,  schwarzen  Überzügen  und  Kluftftlllungen  einen 
Mangangehalt  erkennen.  Derselbe  ist  manchmal  erheblich  und  führt  dann  und 
wann  zu  einer  rosenroten  Färbung  der  Gesteine,  die  mitunter  noch  unter  der  Ver- 
witt^rungskruste  zu  erkennen  ist.  Die  Frage  nach  den  besonderen  Verbindungen, 
in  welchen  das  Mangan  in  den  Schiefern  enthalten  ist,  ist  noch  selten  angeregt 
und  erörtert  worden.  Teilweise  mag  es  das  Manganoxydulkarbonat  sein, 
sicherlich  ist  es  aber  in  manchen  Fällen  ein  manganhaltiger  Pyroxen,  wohl  der 
Khodonit,  der  die  oft  ausgezeichnete  rosenrote  Farbe  des  Gesteines  hervorbringt. 
In  den  Mangankieseln  von  Elbingerode  läßt  er  sich  neben  Quarz  als  wesentlicher  * 
Bestandteil  des  Gesteines  nachweisen. 

Durch  die  atmosphärischen  Einflüsse  werden  die  in  den  Schiefem  ent- 
haltenen Manganoxydulverbindungen  ganz  allgemein  in  die  Superoxyde  und  in 
Manganit  übergeführt  und  damit  das  Mangan  wenigstens  teilweise  vor  der  Aus- 
laugung geschützt,  welche  die  übrigen  Gesteinsbestandteile  einschließlich  der 
Kieselsäure  im  Laufe  der  Zeit  erfahren.  Das  bezüglich  der  Entstehung  der 
Eisenerze  am  Lake  Superior  Gesagte  dürfte  auch  für  diese  und  andere  Mangan- 
erze gelten,  die  durch  metathetische  Konzentration  eines  geringen  Metallgehaltes 
entstanden  sind.  Diese  Entstehungsweise  bringt  es  notwendig  mit  sich,  daß  die 
bauwürdige  Erstreckung  solcher  Lagerstätten  nach  der  Tiefe  nur  eine  geringe 
sein  kann.  * 

Eine  recht  reiche  Manganerzlagerstätte  von  etwa  50  m  Mächtigkeit  und 
120 — 200  m  streichender  Ausdehnung  wird  zu  Arschitza^  bei  Jakobeni  in 
der  Bukowina  abgebaut.  Ihr  Liegendes  ist  ein  quarziger,  in  Hornblendeschiefer 
übergehender  Glimmerschiefer,  das  Hangende  ein  in  Zersetzung  begriffener, 
braungelb  gefärbter  Hornblendeschiefer.  Das  Lager  besteht  aus  einer  oberen 
nutzbaren  Masse  von  Manganerzen,  Brauneisenstein  und  Quarz  und  aus  einem 
liegenden,  nicht  abbauwürdigen,  6 — 10  m  mächtigen,  schwarzgrauen  bis  grau- 
blauen Kieselschiefer,  auf  dessen  Absonderungsflächen  sekundärer  Quarz  aus- 
geschieden ist.    Die  ganze  Masse  zeigt  eine  deutliche  Schichtung.    Wie  Walter 

>)  G.  Rose,  Eeise  nach  dem  Ural,  I,  1837,  162—164.  —  Lebedew,  Die 
Eornilowsche  Schlucht  und  das  Vorkommen  von  Khodonit  im  Ural;  Verh.  kais.  russ. 
min.  Geßellsch.  (2),  XIII,  1878,  1;  Ref.  Ztechr.  f.  Kryatallogr.,  II,  1878,  501—502.  - 
Eantkiewicz,  Geologische  Untersuchungen  längs  der  uralischen  Eisenbahn;  Russ. 
Bergjournal,  1880,  II,  325—373;  Ref.  N.  Jahrb.,  1883,  II,  368. 

»)  Walter,  Jahrb.  k.  k.  geol.  Reichs-Anst.,  XXVI,  1876,  373—382. 


Lager  von  MaDganoxyden,  entstanden  aus  Khodonit  usw.  249 

erkannte,  bestand  die  Lagerstätte  ursprünglich  aus  Glimmerhomblendeschiefer 
mit  zwischengelagerten  Bänken  von  graulich-grünem  und  fleischrotem  Eiesel- 
mangan,  in  welches  Manganspat  eingesprengt  ist.  Frische  Eieselmanganbänke 
ließen  sich  tatsächlich  bei  Oitza,  an  der  Grenze  zwischen  der  Bukowina  und 
Siebenbürgen,  noch  nachweisen.  Die  Manganerze  sind  durch  eine  Verwitterung 
solcher  entstanden,  und  Walter  schildert  diesen  Prozeß  folgendermaßen: 
„Ersto  Veranlassung  zu  dieser  Ausbildung  sind  die  vielfachen  feinen  Kisse  und 
Spalten,  welche  die  Gebirgsschichten  nach  allen  Richtungen  durchkreuzen.  In 
außerordentlicher  Menge  sind  diese  Absonderungsflächen,  Kisse  usw.  im  Kiesel- 
mangan vorhanden.  Beim  ersten  Verwitterungsgrad  des  Kieselmangans  präsen- 
tieren sich  diese  Bisse  im  Querbruche  eines  Stückes  als  schwarze,  papierdicke 
Linien,  die  sich  nach  allen  Kichtungen  netzförmig  durchkreuzen.  Die  Innen- 
flächen der  äußerst  feinen  Bisse  haben  sich  offenbar  mit  einer  sehr  dünnen 
Kruste  eines  schwarzen  Manganerzes  überkleidet  .  .  .  Einmal  in  Gang  gesetzt, 
nimmt  nun  die  Zersetzung  des  Kieselmangans  einen  rascheren  Verlauf.  Es 
erscheint  auf  allen  seinen  Klüftungsflächen  mit  einer  Lage  tiefschwarzen,  intensiv 
glänzenden  Manganerzes  bedeckt.  Zerschlägt  man  einen  Knauer  im  vorge- 
schrittenen Zersetzungsstadium  begriffenen  Kieselmangans,  so  zerföUt  er  ziemlich 
leicht  in  polyedrische  Stücke.  Stellt  man  nun  an  einem  der  letzteren  eine 
frische  Bruchfläche  her,  so  findet  man  die  Mitte  des  Stückes  noch  aus  unzer- 
setztem  Kieselmangan  bestehend/  Der  Braunstein  liegt  in  0,2 — 2  m  mächtigen 
Bänken  zwischen  den  gleichfalls  stark  veränderten  Schiefern,  deren  Hornblende 
die  Veranlassung  zur  Entstehung  von  Brauneisenstein  und  Asbest  gegeben  hat; 
Wad  und  traubiger  und  schlackiger  Braunstein  erfüllen,  wie  jene,  Spalten  und 
Bisse  inmitten  der  Masse.    Hauptmanganerz  ist  der  Pyrolusit. 

Die  Zusammensetzung  des  Erzes  von  Oberarschitza  wird  folgendermaßen 
angegeben : 

I.  n. 

SiOa 27,5  35,5 

Fe^Oa 25,6  25,0 

CaO 0,5  — 

MnOa 32,4  28,4 

MugO^ 6,9  4,7 

H^O 7,1  6,4 

Gewisse  Schichtenstörungen  und  Verwerfungen,  welche  sich  in  der  Nähe 
dieser  Lagerstätte  und  in  ihr  befinden,  führt  Walter  auf  die  Volumvermehrung 
bei  der  Umwandlung  des  Kieselmangans  zurück. 

Im  Jahre  1901  wurden  2840,  1902  1636  t  Manganerz  gewonnen. 

In  den  trilobitenführenden  devonischen  Tonschiefern  von  Germ,  Loudervielle 
und  der  Serre  d'Azet  im  Dep.  Hautes-Pyren6es^)  kommen  Zentimeter-  bis 
mehrere  Meter  mächtige  kieselige  Bänke  vor,  die  stellenweise  reich  sind  an 
Rhodonit  und  Friedelit,  [Si04]4  Mn4  [MnCl]  H,,  und  den  umgebenden  Schiefem 
parallel  lagern.    Die  von  Quarz  begleiteten  Mangansilikate  zeigen  eine  zarte 

')  Fuchs  et  de  Launay,  Gites  min^raux,  H,  11 — 12,  Lit.  —  Lacroix^ 
Mineralogie  de  la  France,  I,  1893—1895,  632. 


250  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Bänderung.  Innerhalb  der  Bänke  treten  Putzen  von  Manganoxyden  mit  wohl 
sekundärem  Manganspat,  selten  anch  etwas  Manganblende  nnd  Htlbnerit  (MnW04) 
auf.  Man  hat  früher  die  oberflächlichen  Umwandlnngsprodnkte  des  Rhodonits 
abgebant. 

Vielfach  verbreitet  sind  Manganerze  in  den  Eieselschieferzonen  des  deatschen 
Onlms.  Im  Harz  bilden  die  letzteren  die  untersten  Schichten  der  Formation 
und  zeigen  stellenweise  bei  lebhafter  Färbung  und  ausgezeichneter  Bänderung 
einen  auffälligen  Mangangehalt.  Die  von  Wunderlich  ausgeführten ,  von 
V.  Groddeck^)  mitgeteilten  Analysen  von  Oberharzer  „Adinolen**  (d.  s.  helle, 
teilweise  bis  zu  10 ^/q  Natron  enthaltende,  oft  rot  und  grün  gebänderte,  an 
Eieselschiefer  erinnernde  Gesteine)  erweisen  teilweise  einen  reichlicheren  Bestand 
an  Manganoxydul  als  die  Kiesel-  und  Wetzschiefer.  Aus  den  Oulmkieselschiefem 
entwickeln  sich  stellenweise  Lager  von  Kieselmanganerz  mit  Manganspat,  wie 
solche  bei  Lautenthal  durch  Klockmann^)  bekannt  geworden  sind. 

Am  längsten  kennt  man  die  Manganerzlagerstätten  im  Culm  des  Schäben- 
holzes  bei  Elbingerode  im  TJnterharz.^)  Der  teilweise  schön  rosenrote  Rhodonit 
findet  sich  in  einer  mindestens  8  m  mächtigen  Zone  von  Oulmkieselschiefem  in 
verschiedenen  Strukturvarietäten  und  Farben,  durchädert  mit  Quarz  und  in  Be- 
gleitung von  Mangansuperoxyden,  Wad  und  Manganspat.  Im  Jahre  1859  war 
die  Lagerstätte  auf  100  m  Länge  aufgeschlossen;  man  förderte  damals  20000  Ztr. 
Erz  mit  60 — 65,  in  reinen  Mitteln  mit  bis  71  ^Jq  Superoxyd.  Mangankiesel,  mit 
Braunstein  durchwachsen,  bildete  etwa  ^j^  der  Lagermasse,  welche  im  übrigen 
aus  etwa  33  ^/q  gutem  Manganerz  und  sonst  aus  Braunstein  bestand,  der  durch 
Ton,  Schiefer  und  Quarzstücke  verunreinigt  war.  Mittels  des  Mikroskopes 
erkennt  man,  dafi  das  frische,  rosenrote  Gestein  wesentlich  aus  feinkristallinem 
Quarz  und  sehr  viel  blafirotem  Pyroxen  besteht.  Karbonate  fehlen  in  ihm 
scheinbar  ganz. 

Auch  im  Culmkieselschiefer  Nassaus  kommen  Einlagerungen  von  Mangan- 
erz im  Kreise  Biedenkopf  und  im  Amt  Hadamar  vor.^)  Die  viel  wichtigeren 
Manganerzlagerstätten  auf  dem  devonischen  Kalk  von  Wetzlar,  Gießen  usw.  sind 
metasomatischer  Entstehung  und  werden  später  zu  besprechen  sein. 

Bei  Laisa,  nächst  Battenberg  im  Iü*eis  Biedenkopf  herrschen  Posidonien- 
schiefer  (Gulm)  mit  Eaeselschiefereinlagerungen ;  letztere  bestehen  aus  fleischroten 
bis  braunroten,  2 — 15  cm  mächtigen  Schichten.  Einzelne  Komplexe  derselben 
von  6 — 20  Bänken,  im  ganzen  0,5 — 1  m  mächtig,  enthalten  nicht  nur  auf 
den  Schichtfugen,  sondern  auf  allen  Klüften  Gemenge  von  kurzfaserigem  Pyrolusit 


^)  Beiträge  zur  Geognosie  des  Oberharzes;  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXIX, 

1877,  434 — 43Ö.  —  Wunderlich,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Kieselschiefer,  Adinolen 
und  Wetzschiefer  des  nordwestlichen  Oberharzes;  Diss.    Leipzig  1880. 

^  Berg-  und  Hüttenwesen  des  Oberharzes,  1895,  65. 

^  Jas  che,  Kleine  mineralogische  Schriften,  Sondershausen  1817,  1 — 12.  — 
Brandes,  Über  die  Mangan-Garbonato-Silicate  des  Ünterharzes;  Schweigg.  Joum.  f. 
Chemie  u.  Physik,  XXVI,  1819,  103 — 155.  Mit  mineralogischen  Bemerkungen  von 
Germar.  —  Holtzberger,  Neues  Vorkommen  von  Manganerzen  bei  Elbingerode  am 
Harze;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XVIII,  1869,  383. 

^)  Zerrenner,  Die  Braunstein- oder  Manganbergbaue  in  Deutschland,  Frankreich 
und  Spanien,  1861.  —  von  Dechen,  Die  nutzbaren  Mineralien  und  Gebirgsarten  im 
Deutschen  Reiche,   1873,   676.  —  Riemann,  Beschreibung  des  Bergreviers  Wetzlar, 

1878.  —  Wenckenbach,  Beschreibung  des  Bergreviers  Weilburg,  1879.  —  Schneider, 
Das  Vorkommen  von  Inesit  und  braunem  Mangankiesel  im  Dillenburgischen;  Jahrb. 
preuss.  geol.  Landes-Anst.,  1887,  472 — 496.  —  Ders.,  Neue  Manganerze  aus  dem 
Dillenburgischen;  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXXIX,  1887,  829—834. 


Lager  von  Manganoxyden,  entstanden  aus  Rhodonit  usw.  251 

und  besonders  Psilomelan,  die  nach  allen  Richtungen  hin  Schnüre,  Platten, 
Trümer  und  Nester  bilden.  Einen  solchen  Komplex  von  Schichten  bezeichnete 
man  als  ein  Braunsteinlager. 

Diese  technisch  unwichtigen  Lagerstätten,  wie  solche  u.  a.  auch  bei 
Eimelrod  im  grofiherzoglich  hessischen  Kreis  Yöhl  bis  in  unbedeutende  Tiefe 
abgebaut  worden  sind,  haben  nur  mehr  ein  wissenschaftliches  Interesse. 

Im  Culm  der  südspanischen  Provinz  Hnelva^)  gibt  es  zahlreiche  Mangan- 
erzvorkommnisse. Dieselben  sind  konkordant  zwischen  die  vorzugsweise  aus  Ton- 
schiefern bestehenden  Schichten  eingelagert  und  fast  immer  gebunden  an  unregel- 
mäßige Massen  von  „Jaspis^  und  Quarzit.  Mangankarbonat  und  -Silikat  treten  in 
wechselnden  Verhältnissen  und  Formen  auf,  letzteres  oft  an  Jaspis  erinnernd. 
„Das  Muttergestein  (oft  Jaspis)  und  die  oberen  Teile  der  Lagerstätten,  soweit 
sie  aus  Erz  bestehen,  sind  stets  in  kompakten  Braunstein  umgewandelt.  Die 
Zahl  der  einzelnen  linsenförmigen  Lager  und  Massen  ist  eine  beträchtliche.  In 
der  Tat  haben  die  Bergbau-Operationen  das  Vorhandensein  von  einigen  hundert 
Lagern  mit  Gewißheit  nachgewiesen,  und  zu  dieser  Gesamtsumme  dürften  noch 
künftige  Entdeckungen  kommen.^     (Doetsch.) 

Die  streichende  Ausdehnung  der  hauptsächlich  aus  Pyrolusit  und  Psilomelan, 
mehr  untergeordnet  auch  aus  Manganit  und  Wad  bestehenden  Einlagerungen  ist 
eine  geringe,  wenn  sie  sich  auch  auf  kilometerweite  Erstreckung  im  Streichen 
der  Schichten  wiederholen.  Die  Erze  finden  sich  zumeist  an  der  Grenze  zwischen 
rotem  Jaspis  und  Tonschiefem  oder  grauwackeähnlichen  Gesteinen;  die  harten 
kieseligen  Bänke  treten  oft  als  scharfe  Klippen  und  deutliche  Erhebungen  aus 
der  Landschaft  hervor.  Die  Struktur  der  Erze  ist  oft  eine  stalaktitische,  was 
ebenso  wie  sekundäre  Quarzkristalle  und  die  das  Erz  durchziehenden  Quarzadem 
darauf  hinweist,  daß  an  der  jetzigen  Gestaltung  der  Lagerstätten  jüngere  Prozesse 
mitgewirkt  haben.  Die  Mächtigkeit  der  nesterförmigen  Braunsteinmassen,  welche 
nach  Gonzalo  y  Tarin  oft  nur  bis  zur  geringen  Tiefe  von  20  m,  selten  bis 
zu  70 — 80  oder  gar  100  m  verfolgt  werden  konnten,  beträgt  nach  Bellinger 
4 — 16  m.  Im  allgemeinen  versehwinden  die  Manganoxyde  in  einer  Teufe  von 
etwa  40  m.  Mitunter  sind  die  Erze  sehr  stark  mit  Eisenoxyd  verunreinigt;  der 
Mangangehalt  der  zwischen  1880  und  1882  aus  Huelva  exportierten  Manganerze 
betrug  ziemlich  gleichmäßig  für  alle  in  Betracht  kommenden  Ursprungsorte 
ungeßlhr  45  ^/^  im  Mittel,  der  Superoxydgehalt  war  ein  hoher. 

Das  oberflächliche,  nur  bis  zu  geringer  Tiefe  reichende  Auftreten  der 
Manganerze  war  Veranlassung,  dieselben  für  Hohlraumsfüllungen,  für  Zusammen- 
häufungen in  „Taschen^  zu  halten.  Gonzalo  möchte  dieselben,  ebenso  wie  die 
benachbarten  Quarzite  und  Jaspise,  in  genetische  Beziehungen  zu  dem  Auftreten 
der   dort   allenthalben  verbreiteten   Einlagerungen   von   basischen  und   sauren 


^)  Bellinger  bei  Odernheimer,  Das  Berg-  und  Hüttenwesen  in  Nassau,  1865, 
II,  291—304.  —  F.  Börne r,  GeologiBche  Reisestudien  aus  der  Sierra  Morena;  N.  Js^rb., 
1873,  262—263.  —  Gonzalo  y  Tarin,  Descripciön  fisica,  geolögica  y  minera  de  la 
Provincia  de  Huelva;  Mem.  d.  1.  Com.  d.  Mapa  geol6gico  de  Espana,  II,  1888,  221—231, 
542—584.  —  Doetsch,  Die  Manganerz-Lager  der  Provinz  Huelva;  österr.  Ztschr.  f. 
Berg-  u.  Hüttenw.,  L,  1902,  208—210. 


252  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Eruptivgesteinen  bringen  und  hält  sie  für  Oänge.  Am  wahrscheinlichsten  aber 
dürfte  wohl  eine  Entstehung  aus  manganhaltigen,  oberflächlich  verwitterten  Kiesel- 
schiefem sein.  Diese  Auffassung  hat  neuerdings  auch  Doetsch  ausgesprochen, 
welcher  in  den  Erzen  Absätze  aus  Lösungen  erblickt,  welche  durch  Einwirkung 
von  Schwefelsäure  auf  die  manganhaltigen  Tonschiefer  entstanden  seien.  Die 
Säure  sei  auf  die  Verwitterung  des  allenthalben  in  den  Tonschiefem  verbreiteten 
Pyrits  zurückzufahren. 

Die  südspanischen  Manganerzgruben  liegen  etwa  in  der  gleichen  0. — W. 
streichenden  Zone  wie  die  viel  berühmteren  und  großartigeren  Edeslager  der 
Provinz  Huelva.  Die  Hauptvorkommnisse  wurden  bei  El  Granado  (wenig 
östlich  vom  Guadiana,  etwa  20  km  SO.  von  S.  Domingos),  zu  Almendro,  Puebla 
de  Guzman,  Alosno,  Cabezas  Bubias,  El  Cerro,  Calanas,  Zalamea 
und  Campofrio  (bei  Rio  Tinto)  seit  1858  und  den  folgenden  Jahren  abgebaut. 
Die  größte  Ausfuhrziffer  von  Manganerzen  aus  Huelva  in  früherer  Zeit  betmg 
36475  t  im  Jahre  1878;  sie  sank  dann  und  betrug  noch  1898  kaum  6500  t. 
Seit  1897  ist  sie  neuerdings  auf  über  100000  t  gestiegen  und  betrug  1900 
112000  t. 

Zu  Vigunsca  oder  Tigunsica  im  Bezirk  Badmannsdorf  in  Oberkrain 
kommen  bedeutende  Manganerzmengen  mit  bis  zu  45 ^/q  Mangan  in  den  Campiler 
Schichten  der  unteren  alpinen  Trias  lagerförmig  vor.  Das  Liegende  und 
Hangende  ist  Schiefer,  überlagert  von  brecciösem  Kalk.  Die  vielfach  verdrückte 
und  gestörte  Lagerstätte  hat  eine  Mächtigkeit  von  1 — 4  m  und  ist  auf  eine 
streichende  Länge  von  ungefähr  2800  m  bekannt.  Wegen  ihres  geringen 
Superoxydgehaltes  haben  die  Erze  nur  eine  Verwendung  auf  den  Eisenhütten 
von  Sava  und  Jauerburg  im  Oberen  Savetale  und  jetzt  zu  Servola  bei  Triest 
gefunden.^)  Ejieselmanganerz  ist  in  dem  Flöz  scheinbar  nicht  zu  sehen,  die 
genetische  Stellung  des  Lagers  daher  keine  ganz  sichere.  Die  Produktion  betrug 
1902  4000  t. 

Bei  Cevyanovic  in  Bosnien,  26  km  nördlich  von  Sarajevo,  treten 
nach  Walter^)  Manganerze  in  den  untertriasischen  Werfener  Schichten  auf. 

Die  Manganerzformation  ruht  auf  Kalksteinen  der  untersten  Trias  und 
besteht  aus  roten,  grünen,  gelben  und  weißen  Sandsteinschiefern,  in  welche 
häufig  bunte  Jaspislagen  eingeschaltet  sind.  Das  Erz  besteht  aus  Pyrolusit  und 
Psilomelan  und  bildet  gewöhnlich  mehrere  Lagen  im  Schiefer  in  Begleitung  von 
Jaspis,  manchmal  mit  letzterem  dicht  verwachsen.    Die  wichtigeren  Manganlager- 


^)  Hofbauer,  Bergwerksgeographie  des  Kaisertums  Osterreich,  Klagenfurt  1888; 
39 — 40.  —  Fessel,  Beschreibung  des  Manganerzbaues  zu  Vigunsca;  Ztschr.  d.  berg- 
und  hüttenm.  Vereins  für  Kärnten,  1875,  No.  21—22;  Ref.  Jahrb.  k.  k.  geol.  Reichs- 
Anst.,  XXV,  1875,  Verh.  344—345. 

2)  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Erzlagerstätten  Bosniens,  1887,  44—72.  —  v.  Hauer, 
Erze  und  Mineralien  aus  Bosnien ;  Jahrb.  d.  k.  k.  geol.  Reichs- Anst.,  XXXIV,  1884, 756 — 757. 
—  Poech,  L'industrie  min6rale  de  Bosnie-Herz6govine;  Monographie  publice  k  l'occasion 
du  Congr^s  international  des  mines  et  de  la  m^tallurgie  de  PExposition  universelle  de 
Paris,  1900,  38 — 39.  —  Die  Mineralindustrie  Bosniens  und  der  Herzegovina;  Berg-  u. 
Hüttenm.  Ztg.,  LIX,  1900,  526. 


Lager  von  Mangenoxyden,  entstanden  auB  Ehodonit  usw.  253 

V  j  y 

Stätten  liegen  nahe  Cevljanovic  am  Berge  Grk  nnd  bei  Drazevic.  Sie  sind  an  einen 
etwa  700  m  langen  und  100  m  breiten  Schichtenstreifen  gebanden  nnd  werden 
durch  Tagebau  und  unterirdisch  abgewonnen.  An  den  verschiedenen  Punkten  der 
Baue  ist  die  Zahl  der  Erzlagen  ebenso  wie  die  Qualität  der  Erze  verschieden. 
Die  Mächtigkeit  der  Lagen  beträgt  im  allgemeinen  1,5 — 3  m ;  sie  sind  voneinander 
durch  bunte  Schiefer  von  nur  0,2 — 1,2  m  getrennt  und  entweder  dicht,  mit 
einem  Mangangehalt  von  50 — 54^/0,  oder  porös,  leicht  und  mattbraun  mit  einem 
geringeren  Metallgehalt. 

Im  großen  ganzen  wird  man  wohl  auch  die  triasischen  Manganerze 
Bosniens  als  Verwitterungsrttckstände  manganführender  Jaspise  zu  betrachten 
haben;  in  den  letzteren  kann  man,  besonders  gut  auf  der  Grube  Sabanke 
bei  uevljanovic,  noch  Reste  von  Kieselmangan  beobachten. 

V 

Nach  Poech  enthalten  zwei  Erze  von  Cevljanovic: 

Mn  SiOa  Fe  Al,Og  P  S 

I     .     .     .     .     46,01  12,88  5,30  2,76  0,07  0,94 

n    .     .     .     .     50,42  11,48  5,53  0,90  0,07  — 

Die  jährliche  Produktion  beträgt  7000—8000  t. 

Die  Verwitterung  der  manganführenden  Schichten  führt  stellenweise  zu 
einer  Anreicherung  der  Manganerze  im  Gehängeschutt.  Letztere  sind  dann  mit- 
unter sogar  abbauwürdig. 

Den  beschriebenen  bosnischen  Manganerzen  ähnliche  kommen  scheinbar 
auch  in  Serbien  vor.^) 

Im  sog.  „älteren  Flysch^  Bosniens,  der  der  Kreideformation  zuzu- 
rechnen ist,  finden  sich  in  der  Nachbarschaft  von  Serpentinen  Jaspisschichten, 
begleitet  von  Sandsteinen,  Schiefertonen  und  Kalken.  Nicht  selten  enthalten 
dieselben  Mangansilikat  und  überziehen  sich  dann  bei  der  Verwitterung  mit 
einer  schwarzen  Binde  oder  geben  wohl  auch  Anlaß  zur  Entstehung  derberer 
Massen  von  Pyrolusit.  Solche  Erze  sind  stellenweise  in  der  Umgebung  von 
Ivaigska,  indessen  ohne  großen  Erfolg  in  Abbau  genommen  worden.^ 

Bei  Boflaa^)  im  Oberhalbstein  (Graubünden)  kommen  Manganerze  als 
Einlagerungen  im  (jurassischen  oder  tertiären?)  Bündenerschiefer  der  Falotta 
in  2300  m  Seehöhe  und  an  der  Tinzener  Ochsenalp  (2200  m  hoch)  vor.  An 
der  Falotta  sind  Erze  Pyrolusit,  Polianit  und  Psilomelan,  durchzogen  von 
Quarzadern  und  übergehend  in  Kieselschiefer  und  roten  Jaspis.  Ähnlich  ist  das 
Vorkommen  an  letzterer  Alpe.  Unterhalb  der  Falotta  liegen  große  Mengen  ab- 
gestürzter Lagermasse  an  der  Alpe  Plaz;  nur  diese  letzteren  haben  noch  im 
Jahre  1892  eine  Verwendung  als  Glasurerze  erfahren. 

In  Italien  kommen  Manganerzlager  sowohl  in  senonischen  wie  in  eocänen 

Jaspisschiefem  vor.    Zu  den  ersteren  gehören  die  Erze  von  Rapolano^)  in 

Toscana,  zwischen  Siena  und  dem  Trasimener  See.    An  Kieselschiefer  sind  auch 


^)  Götting,  Über  ein  altes  Bergwerks-Emporium  in  Serbien;  Berg-  u.  Hüttenm. 
Ztg.,  LX,  1901,  238. 

^  Walter,  1.  c.  72—83. 

^  Tarnuzzer,  Die  Manganerze  bei  Eoffna  im  Oberhalbstein  (Graubünden); 
Ztochr.  f.  prakt.  Geol.,  1893,  234—236. 

^)  Lotti,  Deposit!  minerali,  109. 


254  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

die  Manganerze  von  Gambatesa^)  (in  der  Gemeinde  N6  e  Maissana)  im  östlichen 
Ligurien  gebunden.  Dieselben  liegen  in  der  „Ophiolithformation",  d.  h.  dem 
von  Serpentinen  begleiteten  Eocän  und  bestehen  aas  Manganit  and  Pyrolusit  mit 
einem  Mangangehalt  bis  za  50  ^/q.  Die  Kieselschiefer  haben  eine  intensiv  rote  Farbe. 

Die  Manganerzproduktion  war  zeitweise  eine  ziemlich  amfängliche,  jetzt 
raht  sie  fast  ganz.  Neben  der  Grabe  am  Monte  Argentario  in  der  Provinz 
Grosseto,  welche  metasomatische  Erze  abbaat  and  von  der  deshalb  später  die 
Hede  sein  soll,  sind  diejenigen  von  Gambatesa  die  wichtigsten  des  italienischen 
Festlandes. 

*  Wie  die  Entstehung  der  Kieselschiefer,  Jaspise  und  überhaupt  die  An- 
häufung so  großer  Massen  von  fast  reiner  Kieselsäure  als  chemisches  Präzipitat 
auf  dem  Meeresboden,  wie  wir  sie  etwa  fttr  den  unteren  Culm  des  Harzes  an- 
nehmen müssen,  noch  unverständlich  ist,  so  wenig  kann  die  offenbare  Tatsache 
erklärt  werden,  daß  diese  Absätze  verhältnismäßig  große  Mengen  Mangan  zu 
konzentrieren  vermögen.  Möglicherweise  zwingt  die  wohl  größtenteils  gelatinös 
aus  dem  Meere  sich  ausscheidende  Kieselsäure  suspendierte  Flocken  von  Mangan- 
oxyden, welche,  wie  später  gezeigt  werden  soll,  sich  manchmal  massenhaft  auf 
dem  Meeresgrund  zu  Konkretionen  zusammenballen,  mit  ihr  zu  Boden  zu  sinken. 
Daß  sich  reichlichere  Kieselsäure-,  Eisen-  und  Manganabsätze  im  Gefolge 
vulkanischer  Eruptionen  vollziehen,  dürfte  manchmal  der  Fall  sein,  sich  aber 
nicht  allgemein  behaupten  lassen.  Es  ist  sonderbar,  daß  in  diesen  Sedimenten 
das  Mangan  mindestens  häufig  als  Oxydul  vorhanden  ist.  Anderseits  ist  die  Ent- 
stehung des  Rhodonits  in  den  Mangankieselschiefern  nicht  so  wunderbar,  wie  es 
vielleicht  auf  den  ersten  Blick  scheinen  möchte;  denn  dieser  Pyroxen  ist  eines 
der  wenigen  Silikate,  das  sich  z.  B.  auch  auf  Erzgängen  auf  wässerigem  Wege 
zu  bilden  vermag.  * 

Lager  von  Manganoxyden,  hervorgegangen  aus  Mangankarbonat. 

Der  direkte  Absatz  von  Mangankarbonat  kann  ebenso  als  erwiesen  gelten 
wie  derjenige  von  Spateisenstein.  Denn  die  verschiedensten  Spateisensteinlager 
sind  häufig  so  reich  an  Mangan,  daß  dadurch  ein  besonderer  Vorzug  derselben 
geboten  ist.  Eeichere  schichtige  Lagerstätten  von  Mangankarbonat  sind  indessen 
mindestens  selten,  vielleicht  wegen  der  sehr  geringen  Widerstands^Qiigkeit  der- 
selben gegen  Atmosphärilien,  welche  das  Karbonat  besonders  leicht  in  Oxyde 
und  Manganit  überführen. 

Der  in  so  vieler  Beziehung  montangeologisch  merkwürdige  Minendistrikt 
von  Ouro  Preto*)  in  Minas  Geraes  (Brasilien)  ist  neuerdings  auch  unter  die 

>)  Catalogo  della  mostra  fatta  dal  Corpo  Reale  delle  Miniere  airE8po8i2ione 
universale  del  1900  a  Parigi,  Roma  1900,  58,  76—77. 

^)  Ar-Rojada  Ribeiro  Lisboa,  Über  die  Manganerzgruben  in  Minas  Geraes. 
Nach  dem  Jomal  do  Comercio,  Juni  1898  und  März  1899  ref.  von  Hussak,  Ztschr. 
f.  prakt.  GeoL,  1899,  256—257.  —  Kilburn  Scott,  The  manganese  orea  of  Brazil; 
Joum.  of  the  Iron  and  Steel  Institute,  LVII,  1900,  179—210;  Ref.  Ztachr.  f.  prakt. 
GeoL.  1901,  263—265.  —  Derby,  ebendort  210—215.  —  Mineral  Resources  of  the 
United  States,  1901,  140-143. 


Lager  von  MangaDOxyden,  hervorgegangen  ans  Uangankarbonat.       255 

Beihe  der  wichtigsten  Uanganprodnzenten  getreten.    Ein  Teil  der  Lagerstätten 
ist   an   eine  Schichtenfolge   von  Gümmerschlefern,   Itabiriten  und   Kalksteinen 
gebunden,   wie  das  die  Fig.  62  zeigen  soll.    Der  weiße  dolomitische  Kalkstein 
hat  einen  Mangangehalt   von    l,50/o,   die  darfiberliegende  Zone   unreiner   Man- 
ganerze   soll    aas    der    Zersetzung  manganbaltigen   Gesteines    hervorgegangen 
sein  nnd  enthält  1,3 — 2,5  o/g  Barjnm;   der  Uangangehalt  nimmt  zd  gegeo  das 
weiterhin  folgende  über 
3    m    mächtige   Erz- 
lager, welches  zn  60 '^/g 
ans  reinem  harten  Erz, 

den  beistehenden 
Analysen  zufolge  wohl 

ans  Fsilomelan  besteht  „  „ „.      ^    „  .     , 

.  Flg.  M.    Profil  dnMh  die  Wljteiohe  Uaugaatnibe  bei  KU.  SOO  der 

Der  im  Hangenden  des  onro  Preto-Zentralbihn  nahe  MIpiBl  Bnrnler.    1  ,CwiBa',  elnvltlee 

Lagers  auftretende  Etaeaerz;  *  UtnEauerzlager;  S  Itabirlt  (JuntlngK);  i  erdige  Eiaan- 

Itabiril  zeigt  eine  '^'^^""'''•^^TJ''^Kn^n^Ti%'^l'^"^ 
Wechselfolge  von 
zentimeterdicken  quarzitischen  und  ans  Eisenglanz  bestehenden  Lagen  und  ruht 
seinerseits  unter  einer  Bank  eines  kieselsaure-  und  eisenreichen  grauen  Kalk- 
steines, der  wiedemm  von  zersetztem  Glimmerschiefer  bedeckt  wird.  Der  vorhin 
genannte  weifte  Kalkstein  umschließt  Kristalle  von  Hornblende,  Uangangranat 
(Spessartin)  und  Magnetit. 

Das  Hanptvorkommen  ist  da^enige  von  Uiguel  Bamier;  es  dehnt  sich 
ober  eine  Länge  von  5 — 6  km  ans.  Die  durchschnittliche  Zusammensetzung 
der  dortigen  Erze  erweisen  folgende  Analysen: 

8iO, 0,53  1,27 

MnO, 80,62  79,40 

MnO 5,47  6,23 

AljOg 2,21  1,45 

FojOg 2,50  4,03 

BaO 2,30  1,90 

CaO 0,70  Spur 

MgO 1,05  0,05 

P,Oa 0,07  0,048 

SOg Spnr  0,065 

AsjOg —  0,034 

K,0  +  NagO   ....     Spur  0,55 

H,0 4,95  4,74 

100,40  99,767 

Mn 55,14      bezw.      55,02 

P 0,030         „  0,021. 

Seit  1894  wird  die  Lagerstätte,  deren  Erzmenge  auf  2  Uill.  Tonnen  ge- 
Bcbätzt  wurde,  im  großen  Haßstab  abgebaut. 

Nach  Derby  gehören  diese  Manganerzlager  nicht,  wie  es  wohl  anf^glich 
scheinen  könnte,  zum  Typus  Längban,  sondern  sie  sollen  zu  verschiedenen  Zeiten 


256  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

durch  eine  Anslaugang  des  Kalkes  ans  dem  manganhaltigen  Gestein  entstanden 
sein.  Die  mehr  kristallinischen  Erzlager  sind  älteren,  die  zwischen  ihnen  nnd  dem 
Kalkstein  auftretenden  unreinen  erdigen  Erze,  welche  Kutil,  Quarzkömer  und 
sehr  wenig  tonige  Substanzen  enthalten,  jüngerer  Entstehung.  Der  Auslaugungs- 
prozeß  müßte  schon  vor  der  Gesteinsmetamorphose  begonnen  haben. 

Die  Besprechung  der  Lagerstätten  möge  einstweilen  hier  ihren  Platz 
finden,  wenn  auch  ihre  Entstehungsweise  noch  wenig  aufgeklärt  zu  sein  scheint. 
Aus  den  Beschreibungen  geht  übrigens  hervor,  daß  ein  großer  Teil  des  gewonnenen 
Erzes  eluvial  ist  und  sich  in  Blöcken  nahe  den  vielfach  verwitterten  Kalken  und 
Itabiriten  in  Bachbetten  vorfindet.  Nicht  alle  Manganvorkommnisse  in  der  Um- 
gebung von  Ouro  Preto  gehören  dem  soeben  beschriebenen  Typus  an ;  so  scheinen 
diejenigen  von  Lafayette  südlich  von  Miguel  Burnier  gangförmig  in  Granit  auf- 
zusetzen. 

Im  Jahre  1902  hat  Brasilien  143000,  im  Jahre  1900  130000  t  Manganerz 
exportiert,  welche  zum  allergrößten  Teil  aus  den  Minas  Geraes  stammten. 

Nach  Halse^)  sind  zu  Barmouth  und  Harlech  in  der  englischen  Graf- 
schaft Merioneth  (an  der  Westküste  von  Wales)  innerhalb  cambrischer  Quarzite 
und  Sandsteine  drei  Lager  von  je  1^/^ — 3  km  streichender  Länge  und  bis  zu 
60  cm  Mächtigkeit  bekannt,  welche  zutage  aus  Oxyden,  in  der  Tiefe  aber  aus 
Mangankarbonat  bestehen  sollen.  Sie  sind  1835 — 1840  und  auch  späterhin  noch 
zeitweise  auf  oxydische  Manganerze  abgebaut  worden. 

In  devonischen  Schichten  der  Pyrenäen  kommen  bei  Rimont  (Dep.  Ariöge) 
Einlagerungen  von  Manganspat  vor.^) 

Die  roten  Mergel  der  Nummulitenformation  am  Nordfuß  der  Karpathen 
enthalten  nach  Hohenegger^)  nicht  selten  kleine  Flöze  von  Mangankarbonat. 

Rzehak^)  hat  nachgewiesen,  daß  die  im  oligocänen  Ton  von  Mähren 
(Nikoltschitz,  Krepitz  und  Krzizanowitz  bei  Austerlitz)  auftretenden,  bis  über 
kopfgroßen  rundlichen,  aber  auch  gerundet-kantigen  Manganerzeinschlüsse  aus 
Mangankarbonat  hervorgegangen  sind.  Oberflächlich  besitzen  dieselben  eine  oft 
mehrere  Zentimeter  dicke  Kruste  von  MnOs,  im  Innern  bestehen  sie  häufig  aus 
einem  lichteren  Kern,  der  manchmal  wie  dichter  Kalkstein  oder  Dolomit  aus- 
sieht, aber  über  40®/o  MnCOg  enthalten  kann.  Der  Übergang  des  letzteren  in 
das  Superoxyd  läßt  sich  in  verschiedenen  Stufen  nachweisen.  Ezehak  erblickt 
in  den  Klumpen  Konkretionen,  die  auf  dem  tertiären  Meeresboden  entstanden 
seien.  In  den  verschiedenartigsten  Sphärosideriten  ist  ein  Mangangehalt  so  ver- 
breitet, daß  es  nicht  wunderbar  erscheinen  darf,  wenn  einmal  das  Mangankarbonat 
auch  in  größerer  Menge  in  derartigen  Gebilden  auftritt. 

Manche  Manganerzvorkommisse,  über  deren  Entstehung  sich  keine  genaueren 
Feststellungen  mehr  machen  lassen,  dürften  vielleicht  aus  Mangankarbonat  her- 
vorgegangen sein.  So  finden  sich  zu  Sosnowka  im  Kreis  Morschansk  in  Zentral- 
rußland Manganerzknollen  in  Begleitung  von  Sphärosiderit  in  einem  blauen  Tone, 
dessen  Liegendes  unterkretaceische  Tone,  dessen  Hangendes  cenomane  Glaukonit- 
sande bilden.^) 


')  The  occurrence  of  manganese  ore  in  the  cambrian  rocks  of  Merionethshire; 
Transact.  North  of  Engl.  Inat.  Min.  and  Mech.  Eng.,  XXXVI,  1887,  103—117. 

^  Fuchs  et  de  Launay,  Gites  min6raux,  II,  12,  nach  Lacroix. 

^  Die  geognostischen  Verhältnisse  der  Nordkarpathen,  1861,  34—35. 

^)  Über  ein  merkwürdiges  Vorkommen  manganhaltiger  Minerale  in  den  älteren 
Tertiärschichten  Mährens;  Tscherm.  min.  petr.  Mitt.  Neue  Folge,  VI,  1885,  87—91. 

ö)  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  IX,  1901,  246,  nach  Nikitin. 


Lager  von  Psilomelan  und  Pyrolnsit  als  primäre  Sedimente  usw.      257 

Lager  von  Psilomelan  und  Pyrolnsit  als  prin^e  Sedimente  in  jüngeren 

marinen  Schiebten. 

In  tertiären  Tonen,  Mergeln  nnd  Sandsteinen  kommt  Braunstein  in  Oolithen, 
Knollen  und  plattigen  Massen  oder  in  pulverig-erdiger  Ausbildung  vor.  Typisch 
fUr  dieses  Auftreten  sind  die  Manganlagerstätten  des  südlichen  Kußlands. 
Eine  Keihe  anderer  Vorkommnisse  soll  hier  einstweilen  mit  diesen  behandelt 
werden. 

Zu  den  wichtigsten  Manganerzlagem  der  Erde  gehören  diejenigen  von 
Transkaukasien.^)  Dieser  zwischen  dem  Schwarzen  Meer  und  dem  Kaspisee 
gelegene  südlichste  Teil  Bußlands  hat  zahlreiche  sowohl  gangförmige  wie 
schichtige  Manganerzlagerstätten.  Im  Gouvernement  Tiflis  setzen  mitunter 
mehrere  Meter  mächtige  Gänge  in  Melaphyren  auf,  so  z.  B.  im  Kreis  Gory  am 
Fluß  Zeteli-gele  und  am  Fluß  Tscherat-chevi.  Im  gleichen  Gouvernement  kennt 
man  bis  zu  8  Fuß  mächtige  Lager  im  Senon  beim  Dorf  Tschchikfta  (50  km 
von  Tiflis)  und  ganz  analog  auf  dem  Berg  Madeni-sseri;  beide  Lagerstätten 
liegen  am  Fluß  Alget  und  haben  ein  Einfallen  von  etwa  40^.  Im  Gouvernement 
Elisabetpol  werden  auf  einer  Fläche  von  800  Dessjatinen  (=  ca.  800  ha)  Mangan- 
erze in  der  Nähe  der  Bahnstation  Tagli  abgebaut.  Ihr  durchschnittlicher  Metall- 
gehalt beträgt  54,8^/0.  Außerdem  gibt  es  in  demselben  Gouvernement  noch  eine 
Beihe  anderer  Lager.  Im  Gouvernement  Baku  kennt  man  fußdicke  Manganerz- 
lager in  grauen,  steil  einfallenden  eocänen  Mergeln  bei  Perekeschkttl  am 
Fluß  Sumgait-tschai  und  nördlich  davon.  Untergeordnete  Manganvorkommnisse 
sind  durch  die  Gebiete  von  Eriwan  und  Batum  zerstreut. 

Weitaus  am  wichtigsten  sind  die  großen  und  weit  ausgedehnten  Lager  im 
Gouvernement  Kutais*  Sie  liegen  im  Flußbecken  des  Kwiril,  eines  Nebenflusses 
des  bei  Poti  ins  Schwarze  Meer  mündenden  Bion.  Der  Hauptort  des  Bezirks 
ist  Tschiatura,  welches  42  km  von  der  Station  Kwiril  an  der  Bahn  Poti-Tiflis 
gelegen  ist.  Von  Kwiril  bis  zum  Schwarzen  Meer  beträgt  die  Entfernung  noch 
126  km.  Die  Lagerstätten  bedecken  ein  Gebiet  von  126  Quadratwerst  (143  Dkm), 
das  von  dem  nach  SW.  fließenden  Kwiril  in  zwei  fast  gleiche  Teile  geteilt  wird . 
Das  Land  ist  ein  hoch  über  dem  Meeresspiegel  liegendes,  von  den  tiefen  Ein- 
schnitten des  Kwiril  und  seiner  Seitentäler  durchrissenes  Plateau.  Die  Täler 
haben  steile,  terrassenförmige  Wände.  Die  obersten  Stufen  derselben  bestehen 
aus  eocänen  Sanden  und  sind  erzführend.  Wegen  dieser  ausgezeichneten  natür- 
lichen Aufschlüsse  und  weil  die  Schichten  sich  in  ungestörter,  fast  horizontaler 
Lagerung  befinden,  ist  die  Auffindung  wie  der  Abbau  der  Erze  leicht. 

^)  Fuchs  et  deLaunay,  Gites  min^raux,  II,  17—22.  —  Macco,  Die  Excursion 
des  VII.  internationalen  Geologen-Congresses  nach  dem  Kaukasus  und  der  Krim;  Ztscbr. 
f.  prakt.  GeoL,  1898,  1%— 206,  besonders  204—206.  —  Drake,  The  manganese  ore 
industry  of  the  Caucasus;  Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXVIII,  1899,  191—208,  841. 
—  Pourcel,  Note  sur  les  gisements  de  manganäse  de  Tchiatour  (Caucase);  Adu.  des 
Mines  (9),  XIII,  1898,  664—675.  —  Der  folgenden  Darstellung  liegt  hauptsächlich  die 
russisch  geschriebene  Broschüre  zugrunde:  „Das  kaukasische  Manganerz**.  Herausgegeben 
Yon  dem  Ausschuß  der  Vereinigung  der  Mangangrubenbesitzer,  Kutais  1901.  Derselben 
sind  auch  die  abgebildeten  Profile  entnommen. 

Stelzner-Bergeat,  Erzlagerstätten.  ]^7 


258  Die  schichtigen  Lagerstatton. 

Die  eocänen  Schichten  liegen  aaf  Ealkstoinen  der  oberen  Kreide;  die 
Uanganerze  finden  sich  an  ihrer  Basis,  wechsellagem  mit  Sanden  and  Sand- 
steinen nnd  sind  anch  in  solchen 
eingelagert.  Die  beistehenden 
Profile  zeigen  die  Lagerangs- 
verhältniaae  (Fig.  63).  Das 
Hangende     des     erzflihrenden 

Schichtenkoniplexes ,  dessen 
Mächtigkeit  2 — 3  m  betrögt, 
bilden  Sandsteine  nnd  kiesel- 
ftihrende  Kalke.  Gegen  die  Mitt« 
des  Erzfeldes  za  ist  die  Qualität 
der  Erze  am  besten;  die  wert- 
vollsten Lagerstätten  liegen  bei 
den  Dörfern  Zeda-Rgani  nnd 
Hgwimewi  auf  dem  rechten  and 
bei  Schnkruti  am  linken  Ewiril- 
nfer.  Gegen  den  Rand  des 
Beckens  nehmen  die  Sandsteine 
Oberhand,  und  das  £rz  wird 
weniger  dicht  and  mehr  erdig. 
80*^/0  dieses  letzteren  wandert 
anf  die  Halde  oder  dient  als 
Versatz. 

Die  Struktur  des  Hangan- 
erzes von  Knta'is  ist  eine  deut- 
lich konkret! onäre,  zum  großen 
Teil  oolithi sehe.  Anch  die  schein- 
bar dichten,  glänzend  schwarzen 
und  fast  ganz  reinen  Uassen 
von  hartem  Fsilomelas  lassen 
erkennen,  dafi  sie  aus  einer 
Grandmasse  mit  dicht  einge- 
betteten knolligen  Znsammen- 
^    ^  j*    »    jw  f—    ^i^llnngen  bestehen.    Diese  letz- 

MMii  if  I  T  1*  T  i  1  I  '  I  "  teren  treten  dann  auf  dar 
Flg.  es.  Proflie  dntoh  die  MaQg»nenal)lagoranE«n  von  unebenen  Oberfläche  der  Platten 
MgwlmBwl  and  Sehnlmitl  bei  TBcUatiira.  1  Sandstein;  als  HÖcker  und  Warzen  herVOr, 
t  dichtes,  matCee  Erz;  3  braonee,  erdiges  Erz;  t,»  du-  bilden  manchmal,  eingebettet  in 
selbe  mit  Sandstein  dorcbBchichtet;  b  scbwaries,  fein-  eine  tonig-sandige  GmndmaSSe, 
kOmlgeBEii;  e  daeselbe  mit  Sandstein  durcliechlchtet;  allein  das  Erz,  zeigen  eine 
7  diohtes  Er«;  B  .ohwar«e,  kämiges  En  mit  dichten  nierige  oder  traubige  OberflUche 
EUdagenmpn;  lowelfl«raand^te|n;necli.anea  grob-  ^^^  ^^^  ausgezeichnet  schalig 
komlires  Erz :  13  schwarEes,  lelnkomlcea  Erz  mit  Bänder  .  ^  ti  .1  ..o  1.1  .i...  . 
von  dkht*mErz;  .3  brauner,  maneanWUeerSandatein;  f''»'''-  Ihre  Größe  bleibt  in 
WgrobtömJgBa.acliwarreBKrimltdlehtenElnlaKBi-nngen;  der  Kegel  an  den  Vorliegenden 
IS  branues,  grobkfiraigea  Erz;  Ifl  gelber  Sandstein  mit  Stücken  der  ClaUSthalor  Samm- 
grobkemtgem  Erz;  17  graner  Sandstein.  lang    unter    1    Cm.      Manchmal 

sind  sie  erheblich  weicher  als 
das  harte  Manganerz  oder  bestehen  gar  aas  Wad.  Die  kleinsten  solcher  Kon- 
kretionen sind  deutlich  schalige,  noch  unter  millimetergroGe  Kügelchen,  anreget- 


Lager  von  Psilomelan  and  Pyrolasit  als  primäre  Sedimente  usw.      259 

mäßig  gerundete  oder  sogar  kurz  Stäbchen-  oder  zylinderförmige  Eörperchen,  die 
sich  teilweise  leicht  unter  Hinterlassung  ihrer  äußersten  Schalen  aus  der  Grund- 
masse herauslösen  lassen.  Zwischen  den  Konkretionen  und  in  allen  Lücken  des 
Erzes  liegt  häufig  eine  rötlich-weiße,  tonige  Masse,  welche  aus  Kaolin,  Glimmer- 
schüppchen  und  eckigen  Körnern  von  Quarz  besteht  und  beinahe  als  eine  Arkose 
bezeichnet  werden  könnte.  Außerdem  ist  das  Erz  mit  spätigem  Calcit  durch- 
wachsen. Kristalliner  Pyrolusit  ist  nur  untergeordnet  auf  kleinen  Hohlräumen 
und  Klüften  vorhanden. 

Innerhalb  des  manganführenden  Schichtenkomplexes  besteht  ungei^r  ^/^ — ^/4 
der  Mächtigkeit  aus  dichtem  Erz,  das  Übrige  aus  Körnern  von  solchem  in  Buch- 
weizen- bis  Nußgröße  und  aus  tonigem  Sandstein.  Nach  Berechnungen  Kozowskys 
ergibt  1  Quadratsaschen  (=  4,54  qm)  der  erzführenden  Fläche  266  Pud  (=  4360  kg), 
die  letztere  also  in  ihrer  Gesamtheit  abzüglich  26  Quadratwerst,  welche  etwa 
durch  Flußerosion  abgetragen  worden  sind,  6650  Mill.  Pud  oder  110  Mill.  t, 
d.  i.  etwa  das  HundertfOiChe  des  heutigen  Weltbedarfs  an  Manganerz.  Der  Metall- 
gehalt des  Erzes  beträgt  durchschnittlich  50  ^/o,  der  Phosphorgehalt  der  Ende 
1897  exportierten  Erze  war  durchschnittlich  0,16  *^/q. 

Die  Ausnutzung  der  Manganerzlagerstätten  von  Tschiatura  begann  in  den 
Jahren  1877 — 1878  und  hat  seitdem  einen  großartigen  Umfang  angenommen. 
Die  Produktion  betrug  im  Jahre 

1885  noch    3640800  Pud  (=    59636  t) 

1890  10468105     „     (=171468  t) 

1895  7208649     „     (=117074  t) 

1900  40363486     „     (=661154  t). 

Im  Jahre  1902  wurden  aus  Transkaukasien  insgesamt  478500  t  exportiert. 
Manganerzlagerstätten  von  Bedeutung  liegen  am  Unterlauf  des  Dniepr.^) 
Am  rechten  Ufer  des  Flusses,  bei  Nicopol,  ist  eine  meist  kaum  1,5  m  mächtige 
Ablagerung  mit  bis  zu  50  ^/q  Mangan  im  Oligocän  aufgedeckt  worden.  Sie  wird  seit 
1887  abgebaut.  Die  erzführenden  Schichten  nehmen  eine  Fläche  von  20000  ha 
ein;  sie  bestehen  aus  einem  meistens  durch  Manganoxyde  schwarz  gefärbten, 
sandig-toDigen  (Gestein,  welches  Knollen  von  Braunstein  enthält.  Der  letztere  soll 
Pyrolusit  sein  und  „tritt  in  Oestalt  unregelmäßiger  Konkretionen  mit  knolliger 
Oberfläche  und  konzentrisch  schaliger  und  stellenweise  blasiger  Struktur  auf; 
doch  kommen  auch  homogene  Konkretionen  und  Kristalle  von  Pyrolusit  vor^. 
Glaukonitische  Tone  scheinen  das  Liegende  und  Hangende  der  Lagerstätte  zu 
bilden,  und  stellenweise  wird  diese  auch  von  Glaukonitsand  unterlagert.  Zu  be- 
merken ist,  daß  die  Manganerzlager  des  Dniepr-Gebietes  in  geringer  Höhe  über 
dem  kristallinen  Grundgebirge  abgelagert  zu  sein  scheinen,  so  daß  der  Gedanke 
nahe  liegt,  daß  das  Mangan  aus  der  Verwitterung  des  letzteren  herstammt. 

Bei  Horodizce,  18  km  nördlich  von  Nicopol  hat  man  ein  2 — 3  m 
mächtiges,  horizontal  gelagertes,  von  tertiären  Tonen  überdecktes  Manganerzlager 
in  Abbau  genommen.    Dasselbe  ruht  fast  unmittelbar  auf  Granit,  von  welchem 


^)  Sokolow,  Über  die  Manganerzlager  in  den  tertiären  Ablagerungen  des 
Gouyemements  Jekaterinoslaw;  M6m.  du  Comit^  g^ologique.  XVUI,  1901.  No.  2,  1 — 80; 
ausführlicherer  Auszug  im  Jahrb.  f.  d.  Eisenhütten w.,  H,  1903,  213—216. 

17* 


260  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

es  durch  eine  0,35  m  mächtige  Bank  von  Kaolin  und  Sand  getrennt  ist.    Das 

Erz  besteht  aus  einem  Gemenge  von  Qnarzkömem  und  PyrolusitknoUen.    Die 

Manganerzproduktion  von  Nicopol  hat  1893  75800,   1894  58000  t  betragen.^) 

Bei  Strullos  in  der  Nähe  von  Lamaca  auf  der  Insel  Cypern^)  führt  der 
miocäne  Mergel  in  der  Umgebung  eines  Vorkommens  von  zersetztem  Quarzandesit 
(Quarzporphyr?)  und  dazugehörigen  Tuffen  Pyrolusit  und  Psilomelan  in  Knollen 
und  geht  selbst  in  beschränkter  Ausdehnung  in  erdiges  Mangan-  und  Brauneisen- 
erz über,  welches  früher  als  „cyprische  ümbra"  berühmt  war.  Nach  Ter r eil 
ergaben  zwei  Analysen  der  Umbra  folgende  Werte: 

SiO,       A1,0.     CaCOs    MgCO«     FeA        MnO,      o^^reJ 

I     .     .     .     12,28       5,20       8,41       1,70      40,03      24,85  7,53 

n     .     .     .     19,56       6,61      Spur      1,02      41,27       24,42  7,12. 

In  den  miocänen,  horizontal  gelagerten  Tonen  der  Gegend  von  Cindad 
Real  am  Oberlauf  des  Guadiana  in  Neu-Castilien  kommt  ein  1,2  m  mächtiges 
Manganerzlager  vor,  überlagert  von  einer  5  m  dicken  Bank  weißen  Tons,  der 
gleichfalls  15— 200/o  Erz  führt.  Der  Metallgehalt  des  Lagers  beträgt  40— 60 ^/^ 
neben  einem  Phosphorgehalt  von  0,25 ^/q.  Nach  Fuchs  und  deLaunay^  sind 
die  Erze  im  Jahre  1893  noch  nicht  ausgebeutet  worden.  Die  offizielle  Statistik 
von  1900  erwähnt  gleichfalls  keine  Produktion.  Die  Lagerstätte  soll  deijenigen 
von  Tschiatura  ähnlich  sein. 

An  der  Westküste  der  Insel  San  Pietpo,*)  an  der  Südwestseite  von 
Sardinien,  wird  auf  den  Gruben  am  Capo  Becco  und  Capo  Rosso  Manganerz 
seit  Beginn  der  80  er  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts  gewonnen.  Das  Vorkommen 
besteht  aus  zwei  Lagern  von  Pyrolusit  mit  wechselnden  Mächtigkeiten  von 
0,2 — 0,8  m,  die  durch  eine  Schicht  schwarzen  Tons  voneinander  getrennt  und 
von  Schichten  von  rotem  und  gelbem  Jaspis  bedeckt  werden.  Letzterer  um- 
schließt Lagen  von  bunten  ockerigen  Massen.  Im  Liegenden  und  Hangenden 
dieser  Schichtenfolge  befinden  sich  weiße  oder  rote  Tone,  die  wahrscheinlich 
aus  der  Zersetzung  von  Tuffen  hervorgegangen  sind.  Das  Ganze  liegt  zwischen 
„Trachytbänken".  Das  Manganerz  ist  jedenfalls  durch  Auslaugung  der  Trachyte 
und  Tuffe  entstanden.    Die  Produktion  beträgt  jetzt  ungeföhr  1000  t. 

Auf  Milos^)  werden  beim  CapYanian  der  Westspitze  der  Insel  0,6 — 1,8  m 
mächtige,  mit  Ton  verunreinigte  Manganerzlager  abgebaut.  Sie  liegen  konkordant 
im  Pliocän  und  haben  als  Liegendes  „Trachyt^.  Nach  der  Karte  von  Ehrenberg 
stehen  beim  Cap  Yani  Qnarzit  und  verkieselter  Tuff  an.®)  Möglicherweise  sind 
diese  an  Tuffe  und  Eruptivgesteine  gebundenen  Manganerze  bei  der  Zersetzung 
besonders  des  ersteren  entstanden,  wie  denn  gerade  kleinere  Mangansuperoxyd- 
ausscheidungen in  submarinen  Tuffen  nicht  selten  beobachtet  werden  können. 
Man  gewann  im  Jahre  1902  15000  t  Erz. 


^)  Trasenster,  L'industrie  charbonni^re  et  Bid6rurgigue  de  la  RuBsie  m^ridionale; 
Revue  univ.  des  Mines,  XXIV,  1896,  199—202.  —  Sokolow,  1.  c. 

^  Gaudry,  Geologie  de  l'ile  de  Chypre;  M6m.  See.  g6ol.  de  France  (2),  VII, 
191 — 192.  —  Beobachtungen  von  Bergeat. 

«)  Gites  min^raui,  II,  23—25. 

*)  Fuchs  et  de  Launay,  Gites  min^raux,  II,  25—26.  —  G.  vom  Rath, 
Sitzungsber.  niederrh.  Qea.,  XL,  1883,  151—152.  —  Gatalogo  della  mostra  fatta  del 
Corpo  Reale  delle  Miniere,  Parigi  1900,  59. 

ß)  österr.  Ztschr.  f.  Berg-  u.  Hüttenw.,  XLV,  1897,  514.  —  Zenghelis,  Les 
minerais  et  min6raux  utiles  de  la  Gr^ce,  1903. 

^  Inselgruppe  von  Milos,  1889. 


Lager  von  Psilomelan  und  Pyrolusit  als  primäre  Sedimente  usw.      261 

Grofie  Mengen  von  Manganerz  sind  an  den  verschiedensten  Orten  in  Chile 
vorhanden.  Über  das  geologische  Vorkommen  derselben  ist  so  wenig  bekannt 
geworden,  daß  sie  hier  nur  anhangsweise  behandelt  werden  können.  Soviel 
scheint  wahrscheinlich  zu  sein,  daß  sie  großenteils  schichtiger  Natur  sind. 

Nach  Ede  (bei  Phillips  und  Louis^))  kommen  diese  Erze  in  Wechsel- 
lagerung mit  Sandsteinen,  Tonen,  Tonschiefern,  Kalkstein  und  Gips  im  Hinter- 
land von  Coquimbo  und  Carrizal  in  jurassisch-kretaceischen  Schichten  vor.  „Die 
Erzlager  sind  nie  auf  große  Entfernung  hin  sehr  beständig,  sie  sind  vielmehr 
oft  auseinander  gerissen,  keilen  aus,  tun  sich  wieder  unregelmäßig  auf,  sind 
stark  gestört  und  gebunden  an  eruptive  Stöcke  und  Ergüsse.^  Die  Mächtigkeit 
der  Lager  schwankt  zwischen  wenigen  Zentimetem  und  2  m,  erreicht  aber 
stellenweise  auch  12 — 15  m;  sie  streichen  längs  der  Berghänge  aus  und  sind 
oft  vier-  oder  fünffach  übereinander  gelagert.  Vielfach  sind  diese  Erze  mit 
Kupfer,  Kalk  und  Baryt  verunreinigt  und  enthalten  angeblich  auch  Mangankiesel. 
Das  chilenische  Manganerz  wird  seit  1883  exportiert;  die  Ausfuhr  hat  stark  ge- 
wechselt, im  Minimum  (1898)  21000  t  und  im  Maximum  (1892)  51000  t  betragen; 
im  Jahre  1901  bezifferte  sie  sich  auf  32000  t. 

Seit  dem  Jahre  1893  wird  auch  aus  Indien^  viel  Manganerz  ausgeführt. 
Über  das  geologische  Vorkommen  kann  Näheres  nicht  mitgeteilt  werden.  Die 
indische  Manganausfuhr  beträgt  über  180000  t. 

Die  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika  sind  verhältnismäßig 
arm  an  brauchbaren  Manganerzen^  und  deshalb  fast  ausschließlich  auf  den 
Import  aus  Brasilien,  dem  Kaukasus,  Cuba,  Chile,  Ostindien  usw.  angewiesen. 
Cuba  besitzt  scheinbar  große  Mengen  Manganerz,  über  deren  geologische  Natur 
wenig  bekannt  geworden  ist. 

*  Die  Anhäufung  so  enormer  Mengen  von  Manganerzen,  wie  sie  zu  Kuta'is 
und  zu  Nikopol  als  marine  Sedimente  auftreten,  ist  zurzeit  schwer  erklärbar. 
Sie  beweist  wieder,  wie  sehr  wir  bezüglich  der  Kenntnis  der  aus  dem  Meerwasser 
möglicherweise  vor  sich  gehenden  Sedimentationen  auf  die  in  früherer  Zeit  ent- 
standenen marinen  Ablagerungen  angewiesen  sind,  und  wie  dürftig  immer  noch 
unser  Wissen  von  den  chemischen  Vorgängen  ist,  welche  sich  heute  noch  im 
Meere  abspielen  müssen.  Dasselbe  hätte  schon  bezüglich  vieler  Eisenerzlager- 
stätten gesagt  werden  können  und  gilt  gerade  so  für  die  später  zu  besprechenden 
marinen  Sulfidlagerstätten. 

Einstweilen  wird  man  den  durch  verschiedene  Tiefseeforschungen  auf  dem 
Meeresboden  entdeckten  Mangankonkretionen,  so  häufig  dieselben  manchmal  auf- 
treten, für  die  Erklärung  solcher,  faßt  reiner  Manganlagerstätten  kein  zu 
großes  Grewicht  beilegen  dürfen,  es  mögen  dieselben  aber  hier  erwähnt  werden. 


1)  Ore  depoBite,  2.  Aufl.,  878.  —  Engin.  Min.  Joura.,  XLVIII,  1889,  433.  — 
Berg-  u.  Htittenm.  Ztg.,  XLIX,  1890,  33.  —  Jahrb.  f.  d.  Eisenhüttenwes.,  I,  1902,  180. 

>)  Turner,  Joum.  of  the  Iron  and  Steel  Institute,  LVII,  1900,  216—217. 

^  Emmons,  Geological  distribution  of  the  useful  metals  in  the  Unit«d  States; 
Tranaact.  Am.  Inst,  of  Min.  Eng.,  XXTT,  1894,  53—95.  —  Berg-  und  Hüttenm.  Ztg., 
XLIX,  1890,  33—34,  XLVI,  1887,  8. 


262 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


Es  sei  hier  zunächst  verwiesen  auf  die  Mitteilungen  Gttmbels.^)  Die 
Challengerexpedition  fand  Manganknollen  in  Tiefen  von  2220  Faden  (=  4063  m)  in 
rotem  Tiefseeschlamm,  ferner  außer  an  anderen  Stellen  im  Stillen  Ozean  auch 
zwischen  Japan  und  den  Sandwichsinseln,  gleichfalls  in  rotem  Schlamm  in  Tiefen 
zwischen  2740  und  3125  Faden  (—5014—5729  m).  v.  Willemoes-Suhm«) 
sagt,  der  Meeresboden  müsse  dort,  „abgesehen  von  dem  nicht  kalkhaltigen,  rötlichen 
Schlamm  und  der  großen  Zahl  von  Bimssteinstücken  .  .  .  ganz  mit  großen  knollen- 
förmigen Mangankonkrementen  bedeckt  sein^^  Manchmal  enthielten  die  „kartoffel- 
ähnlichen Knollen^  Stückchen  von  Bimsstein,  Haifischzähnen,  Knochen  oder 
Muscheln,  die  aber  nicht  immer  die  Mitte  der  Knollen  bildeten,  sondern  oft  wie 
zufällig  damit  verwachsen  waren.  Ein  einfacher  Manganüberzng  überkrustet 
auch  häufig  dergleichen  Beste.  Die  Struktur  der  Konkretionen  ist  eine  äußerst 
dünnschalige,  nach  innen  zu  wird  sie  derber.  Es  sind  Zusammenballungen, 
welche  ohne  Zutun  von  Organismen  auf  dem  Meeresboden  entstanden;  Gümbel 
nimmt  an,  daß  das  Mangan  dem  Material  unterseeischer  Eruptionen  entstamme.  ^ 
Von  Interesse  ist  auch  die  chemische  Zusammensetzung  der  Konkretionen. 
Schwager  fand: 


Fe^Og 27,46 

MnOj 23,60 

H^O 17,82 

....  16,03 

....  10,21 

....  2,36 

....  0,94 

....  0,92 

....  0,66 

....  0,48 


SiOg 

AlA 

Na^O 

Cl    . 

CaO 

TiOg 

SO«. 


K^O 
MgO 
CO«. 

P2O5 
CuO 

CoO,  NiO 

BaO      . 

?  Li,  Pb,  Sb,  B,  J 

Organisches  .     . 


0,40 
0,18 
0,05 
0,02 
0,02 
0,01 
0,009 
Spuren 
Spuren 


101,17 

Völlig  übereinstimmend  mit  den  vom  Challenger  aufgefischten  Mangan- 
knollen (sie  sind  „Halobolite"  und  „Pelagite"  genannt  worden)  sind  die  von  der 
„Gazelle^  mitgebrachten.  Sie  wurden  bei  den  Cook-Inseln  im  Stillen  Ozean  ge- 
funden, und  der  Grund  des  letzteren  scheint  überhaupt  weithin  mit  solchen 
bedeckt  zu  sein.^) 

Chun^)  erwähnt  das  Auftreten  von  bis  zu  8  cm  großen,  „riesigen  Brom- 
beeren" gleichenden  Manganeisenknollen  im  südlichen  atlantischen  Ozean;  sie 
konnten  dort  in  größerer  Menge  mit  einem  Netzzug  aus  etwa  6700  m  Tiefe 
geholt  werden.  Nach  Andrussow®)  finden  sich  ähnliche  Konkretionen  auch 
auf  dem  Grunde  des  schwarzen  Meeres.  Man  wird  in  diesen  Manganknollen 
nur  eine  Zusammenballnng  des  in  den  Tiefseesedimenten  (dem  roten  Tiefsee- 
schlamm) enthaltenen  Eisen-  und  Mangangehaltes  erblicken  dürfen.  * 


^)  Die  am  Grunde  des  Meeres  vorkommenden  Manganknollen;  8itz.-Ber.  k.  bayr. 
Akad.  d.  Wies,  math.-phye.  CL,  1878,  189—209. 

")  Ztechr.  f.  wisa.  Zool.,  XXVII,  CIV,  zitiert  von  Gümbel. 

^)  Die  geschichteten  Massen  basaltischer  Lapilli  auf  dem  Plateau  des  südlichen 
Teils  der  Insel  Vulcano  (Liparen),  welche  offenbar  submarin  abgelagert  worden  sind, 
enthalten  ziemlich  viel  bläulich-schwarze  Ausscheidungen  von  Mn02;  dieselben  umkrusten 
die  Lapilli  und  sind  zweifellos  durch  deren  Zersetzung  entstanden.    Bergeat. 

*)  Gümbel,  Forschungsreise  S.  M.  S.  „Gazelle",  IL  Teil,  33—36. 

*)  Aus  den  Tiefen  des  Weltmeeres;  Schilderungen  von  der  deutschen  Tiefsee- 
Expedition,  1903,  162—163;  siehe  die  guten  Abbildungen. 

®)  Guide  des  excursions  du  VU.  Congres  göolog.  intern.,  1897,  XXTY^  13. 


Manganerzlager  entsprechend  den  Sumpferzen.  263 

*  Hanganerdager  entsprechend  den  Snmpferzen. 

Wie  das  Eisen,  so  wird  auch  das  Mangan  aus  verwitternden  Gesteinen 
ausgelaugt  und  fortgeführt.  Daß  seine  Ausscheidung  als  Oxydhydrat  oder  als 
Mangansuperoxyd  sehr  häufig  schon  unmittelbar  nach  der  Auflösung  wieder 
vor  sich  geht,  beweist  das  Vorkommen  der  manganerzerfttllten  Trümer  im 
Mangankieselschiefer  und  der  Mangandendriten  in  so  vielen  Gesteinen,  sowie 
der  bläulich*schwarzen  Ausscheidungen  in  vulkanischen  Tuffen  und  in  Geröll- 
ablagerungen, in  welchen  manganhaltige  Gesteine  eingebettet  sind.  So  be- 
obachtet man  in  den  schwedischen  Glacialablagerungen  manchmal  reichliche 
lagerförmige  Imprägnationen  von  schwarzem  „Manganocker",  welche  auf  eine 
Auslaugung  der  in  den  Moränen  enthaltenen  silurischen  Kalksteine  zurückgeführt 
werden.^)  So  gut  die  See-  und  Rasenerze  einen  untergeordneten  Mangangehalt  be- 
sitzen, wird  man  von  vornherein  auch  annehmen  dürfen,  daß  sich  auch  mangan- 
reiche Absätze  ähnlicher  Art  bilden  können.  Tatsächlich  sind  auch  einige  Vor- 
kommnisse solcher  Art  bekannt. 

Ein  Mangansumpferz  kommt  nach  Strishow^  im  Bogoslowskischen 
Bergrevier  im  Ural  vor.  Dort  kennt  man  in  quartären  Sanden  etwa  1^/,  m 
dicke  Lagen  von  Pyrolusit,  welche  durch  eine  Auslaugung  benachbarter  mangan- 
haltiger  Gesteine  entstanden  sein  sollen. 

Als  Absätze  ähnlicher  Entstehung  sind  wohl  die  großen  Manganerzlager- 
stätten am  nordöstlichen  Taunus  und  in  der  Gegend  von  Gießen  zu  betrachten, 
welche  sich  allerdings  in  der  Hauptsache  unter  Einwirkung  von  Kalkstein  auf 
die  erzführenden  Lösungen  gebildet  haben  und  deshalb  unter  den  metasomatischen 
Lagerstätten  behandelt  werden  sollen.  Indessen  kennt  man  zuOberrosbach  bei 
Homburg  v.  d.  H.  auch  lagerartige  Massen  von  Braunstein,  5 — 7  m  mächtig 
und  über  200  m  im  Streichen  aufgeschlossen,  welche  von  dem  liegenden  Stringo- 
cephalenkalk  durch  Sand  und  Ton  getrennt  und  in  diese  eingeschlossen  sind. 

Im  Überschwemmungsgebiet  des  Amazonenstroms ^)  kommen  in  großer 
Verbreitung  über  ein  etwa  1000  km  langes  und  500  km  breites  Gebiet  nördlich 
und  südlich  des  Flusses  teils  auf  primärer  Lagerstätte,  teils  verlagert  eigen- 
artige Manganerze  vor,  deren  Entstehung  einige  Ähnlichkeit  mit  derjenigen  des 
Raseneisenerzes  haben  dürfte.  Dieselben  sind  eingebettet  in  Sandstein  und  selbst 
häufig  ganz  durchspickt  von  Sandkörnern,  so  daß  sie  mehr  einem  hochgradig 
manganhaltigen  Sandstein  gleichen.  Im  übrigen  haben  sie  konkretionäre  Form 
und  teilweise  zweifellos  konkretionäre  Entstehungsweise,  indem  sie  auf  eine 
Anreicherung  von  Mangan  innerhalb  des  von  Manganlösungen  durchtränkten 
Sandsteines  zurückgeführt  werden  können.  Sie  bestehen  hauptsächlich  aus 
Psilomelan  und  bilden  gewöhnlich  „derbe,  plattige  Massen  mit  auf  einer  Seite 
nierenförmiger,  auf  der  anderen  Seite  ebener  Oberfläche  mit  wellig  schaligem 
Gefüge.  Die  schalige  Struktur  verläuft  nahe  der  nierigen  Oberfläche  ziemlich 
parallel  zu  den  Nierenbuckeln,  gleicht  sich  nach  innen  immer  mehr  aus  und 
verläuft  mit  der  ebenen  Begrenzungsfläche  der  Platten  schließlich  ebenfalls 
parallel.  Die  Schalen  sind  3—8  mm  stark  und  werden  nicht  selten  von  einem 
dünnen  Kaolinbeschlag  voneinander  geschieden  ....    Auch  derbe  traubenförmige 


^)  De  Geer,  Om  ett  manganmineral  i  Üpsalaäsen;  Geol.  Foren.  Förh.,  VI, 
1882 — 1883,  42—44.  —  Fegraeus,  Om  förekomsten  af  manganockra  i  nillstens-  och 
morangrus;  ebenda  VIII,  1886,  170—171. 

^  Die  Manganerzlagerstatte  beim  Dorf  Marsjata  im  BogoslowskiBchen  Bergrevier. 
Material,  z.  Kenntnis  des  geol.  Baues  des  russ.  Reiches;  Beil.  zum  Bull.  See.  Natur. 
Moscou,  I,  1899,  104—108;  Ref.  N.  Jahrb.,  1901,  II,  -406-. 

*)  K  atz  er,  Ein  eigentümliches  Manganerz  des  Amazonasgebietes;  österr.  Zeitschr. 
f.  Berg.  u.  Hüttenw.,  XLVI,  1898,  41—46. 


264  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Massen  mit  teilweise  schaligem  Gefüge  sind  sehr  verbreitet,  sowie  auch  tropf- 
steinartige und  verschieden  gestaltete  Stücke  von  zuweilen  ganz  absonderlicher 
Form/  Katzer  nimmt  an,  daß  der  Psilomelan  ursprünglich  aus  Mangan- 
karbonatlösungen infolge  einer  Oxydation  unter  Verdrängung  der  Kohlensäure 
entstanden  sei;   das  Mangan  selbst  entstamme  zersetzten  basischen  Gesteinen.  * 

IL  Schichtige  Lagerstätten  sulfidischer  Erze. 

*  Schwefeleisen  vermag  sich  in  den  heutigen  Meeren  in  großen  Massen 
niederzuschlagen.  Viele  Sedimente,  insbesondere  Tonschiefer  und  Tone,  enthalten 
Schwefelkies  in  mehr  oder  weniger  großer  Menge  unter  Bedingungen,  welche 
eine  gleichzeitige  Entstehung  derselben  mit  ihrem  Nebengestein  unzweifelhaft 
machen.  Neben  ihnen  können  aber  unter  gleichen  Bedingungen  auch  die  Sulfide 
des  Bleies,  des  Zinkes  und  seltener  des  Kupfers  auftreten.  Gerade  so  wie  manche 
Formationen  auf  mehr  oder  weniger  rätselhafte  Weise  zu  Eisensteinformationen 
geworden  sind,  wie  der  Dogger  Suddeutschlands,  so  ist  z.  B.  das  Perm  in  ver- 
schiedenen Horizonten  und  in  sehr  weiter  Verbreitung  in  verhältnismäßig 
geringem  Maße  kupferführend;  anderen  Schichten  scheint  ein  geringer  Blei- 
gehalt, wieder  anderen  ein  gewisser  Zinkgehalt  eigentümlich  zu  sein. 

Während  man  allgemein  geneigt  ist,  die  Anhäufung  ungeheurer  Mengen 
von  Eisenoxyd  innerhalb  der  Schichten  als  etwas  fast  Selbstverständliches  auf 
Sedimentation  zurückzuführen,  ja  sogar  deren  sedimentäre  Entstehung  in  solchen 
Fällen  vertreten  hat,  wo  nach  den  geologischen  Verhältnissen  sehr  wohl  an  eine 
epigenetische  Bildungsweise  gedacht  werden  kann  (s.  S.  163 — 168),  während  man 
ferner  keine  Bedenken  trägt,  die  meisten,  manchmal  kolossalen  Manganerzlager 
für  schichtige  Gebirgsglieder  zu  erklären,  wird  seit  neuerer  Zeit  von  vielen 
Seiten  bestritten,  daß  auch  das  Eisens nlfid  in  größeren  Erzkörpern  sedimentärer 
Entstehung  sein  könne,  und  daß  die  meist  verhältnismäßig  geringen  Gehalte  an  Zink, 
Blei,  Kupfer,  Arsen  usw.,  welche  solchen  sulfidischen  Eisenerzlagern  beigemengt 
sind,  als  Niederschlag  aus  dem  Meere  entstanden  sein  könnten,  ja  daß  überhaupt 
sulfidische  schichtige  Erzlager  möglich  seien. 

Wenn  im  folgenden  Abschnitte  von  schichtigen  Sulfidlagerstätton  die  Rede 
ist,  so  geschieht  dies  demnach  im  Gegensatz  zu  jener  Auffassung  und  muß  be- 
gründet werden.  Es  scheint  aber  am  zweckmäßigsten  zu  sein,  diese  Begründung 
erst  dann  folgen  zu  lassen,  wenn  sich  aus  den  Einzelbeschreibungen  die  Möglichkeit 
eines  Überblicks  über  das  Ganze  ergeben  hat.  Einstweilen  sei  vorausgeschickt, 
daß  von  anderer  Seite  die  sulfidischen  Erzlager  von  jeher  bald  als  Imprägnationen, 
als  Ausfüllungen  von  Gangspalten  oder  als  metasomatische  Lagerstätten  be- 
zeichnet worden  sind,  und  daß  diese  Auffassungsweise  keineswegs  so  neu  ist, 
daß  man  etwa  aus  ihrem  jugendlichen  Alter  eine  Entschuldigung  für  ihre  oft 
sehr  dürftige  oder  mangelnde  Begründung  ableiten  könnte.  Im  übrigen  soll  die 
Einordnung  der  nachstehend  beschriebenen  Vorkommnisse  unter  die  schichtigen 
Lagerstätten  keineswegs  die  Anschauung  zum  Ausdruck  bringen,  als  ob  alle 
nur  sedimentärer  Entstehung  sein  könnten;  ftir  manche  wird  sich  ergeben,  daß 
sie  nur  auf  solche  W^eise  gebildet  sein  können,  bei  anderen  wird  diese  Entstehungs- 
art für  die  wahrscheinlichste  gehalten,  für  viele,  zumal  die  meisten  der  kristallinen 


Schichtige  Lagerstätten  sulfidischer  Erze.  265 

Schieferformation  angehörenden  läßt  sich  der  ürsprang  einstweilen  überhaupt 
nicht  nachweisen,  solange  unsere  Kenntnisse  über  die  Herkunft  und  Bildungs- 
weise der  Schiefer  und  über  die  in  großen  Teufen  waltenden  chemisch- 
physikalischen Bedingungen  so  unzureichend  sind,  wie  noch  jetzt.  Dieselben 
sollen  wegen  ihrer  formellen  Analogien  mit  den  echten  schichtigen  Lager- 
stätten ihren  Platz  unter  den  „Lagern^  behalten.  Die  äußere  geologische  Ähn- 
lichkeit und  die  für  die  bergmännisch-technische  Bedeutung  gemeinsamen  Eigen- 
schaften machen  es  ratsam,  diese  „Erzlager"  so  lange  in  eine  Gruppe  zusammen- 
zufassen, bis  einwandfreie  Beweise  vorliegen,  daß  sie  wirklich  verschiedener 
Genesis  sind. 

Wie  in  der  Botanik  oder  Zoologie  eine  jede  Systematik,  welche  sich  auf 
historische  Gesichtspunkte,  also  dort  auf  die  Entwickelungsgeschicht«  stützt,  ihre 
„Problematica"  aus  dem  System  ausscheiden  muß,  so  geht  es  notwendigerweise 
der  Geologie,  sobald  sie  sich  auf  das  Gebiet  der  Petrogenesis  begibt  und  von 
ihr  aus  zu  systematisieren  versucht.  Man  könnte  demgemäß  auch  hier  „Proble- 
matica^  ausscheiden  und  in  einen  besonderen  Abschnitt  zusammenfassen;  die 
darin  unterzubringenden  oxydischen  und  sulfidischen  „Lager"  wären  erheblich 
zahlreicher  als  diejenigen,  deren  sedimentäre  Entstehung  mit  Sicherheit  behauptet 
werden  kann.  * 

In  vielen  geschichteten  Gesteinen  jeden  Alters  finden  sich  in  geringfügiger 
Menge  Sulfide  als  feine  Einsprengungen.  Sie  können  ohne  weiteres  mit  den 
oxydischen  Eisenerzen  verglichen  werden,  die  in  mancherlei  Form  als  syngenetische 
Präzipitate  in  vielen  Gesteinen  enthalten  sind.  Wie  diese  letzteren  sich  an- 
reichern können,  so  daß  z.  B.  aus  Itabiriten  derbe  Eisenglanz-Magnetitlager, 
aus  siderithaltigen  Schiefertonen  oder  Mergeln  Toneisensteine  werden,  so  kann 
auch  der  Sulfidgehalt  mancher  Schichten  bis  zur  deutlichen,  dem  bloßen  Auge 
schon  wahrnehmbaren  Erzfährung  werden,  und  es  hängt  nur  mit  dem  geringen 
Wert  der  eingesprengten  Erzarten  (z.  B.  Pyrit,  Magnetkies,  Bleiglanz)  zusammen, 
wenn  man  diese  erzführenden  Sedimente  nicht  als  Erzlager  bezeichnet.  Ander- 
seits genügt  schon  eine  verhältnismäßig  sehr  geringe  Goldführung  (in  Transvaal 
gegenwärtig  etwa  15  g  in  der  Tonne  sehr  zähen  Gesteines),  um  die  Schichten  zu 
einer  sehr  reichen  Lagerstätte  zu  machen.  Jene  reichlicheren  Beimengungen 
des  Erzes  im  Gestein  sind  oft  nur  gewissermaßen  die  Vorboten  anscheinend 
derber,  in  Wirklichkeit  aber  doch  immer  noch  mit  den  Nebengesteinselementen 
durchwachsener  Erzmassen,  welche  stellenweise  inmitten  einer  allgemein  erz- 
führenden Schichtzone  in  oft  gewaltigen  Dimensionen  eingebettet  liegen.  Formell 
entsprechen  dieselben  durchaus  den  Eisenerzlinsen.  Dahin  gehört  das  von 
kiesführenden  Schiefem  begleitete  Lager  im  Eammelsberg  bei  Goslar,  die 
Kieslager  von  Rio-Tinto  in  Spanien.  Ihrer  Substanz  nach  bestehen  sie 
großenteils  aus  Eisen,  das  hier  allerdings  in  der  Form  des  Sulfids  statt  in  der- 
jenigen des  Oxyds  vorliegt,  ja  manchmal  sind  sie  sogar  von  einem  primären 
Bestand  an  Magneteisen  begleitet,  wie  umgekehrt  zahlreiche  Eisenerzlager  auch 
Sulfide  fähren.  Also  auch  in  qualitativer  Hinsicht  bestehen  zwischen  den  beiden 
Typen  der  schichtigen  Lagerstätten  Übergänge. 

Man  bezeichnet  in  Norwegen  seit  langer  Zeit  als  Fahlbänder  archäische 
Schiefer,  welche  in  weiter  Erstreckung  mit  allerlei  Sulfiden,  besonders  solchen 


266  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

des  Eisens,  in  merklicher  Menge  durchwachsen  sind.  In  geologischer  Hinsicht 
sind  diese  Gresteine  geschichtete  erzführende  Massen.  Sieht  man  zunächst  von 
der  Herkunft  des  Erzes  und  von  der  Entstehungsweise  der  Gesteine  ah,  so  läßt 
sich  die  Benennung  ,,Fahlhand^  auch  auf  andere  zonenweise  und  scheinbar 
niveaubeständig  mit  Sulfiden  durchwachsene  Schiefer  übertragen.  Aus  diesen 
Fahlbändern  gehen  aber  stellenweise  reichere  Erzmassen  hervor,  welche  mit 
letzteren  die  gleiche  Entstehungsweise  teilen  und  deshalb  nicht  streng  von  ihnen 
geschieden  werden  können.  Da  nun  femer  in  jüngeren  normalen  Sedimenten 
ein  fein  verteilter  syngenetischer  Sulfidgehalt  beobachtet  wird,  so  wird  man 
auch  die  Fahlbänder  der  kristallinen  Schiefer  für  solche  umgewandelte  erz- 
führende Sedimente  halten  dürfen,  solange  nicht  bezüglich  der  Entstehung  des 
Gesteines  oder  des  Erzes  Gegenteiliges  bewiesen  ist.  Zwischen  den  alten  Fahl- 
bändem,  den  Sulfidlagem  und  jüngeren  sulfidführenden  Sedimenten  mancherlei 
Art  besteht  also  nur  ein  scheinbarer  Unterschied;  sie  sind  alle  ausgezeichnet 
durch  die  innige  Yermengung  von  Erz  und  Nebengesteinselementen  und  können 
allgemein  als  erzführende  Sedimente  bezeichnet  werden.  Das  ganze  Wesen  auch 
der  derberen  Erzmassen  ist  doch  immer  das  der  Fahlbänder,  und  man  könnte 
alle  diese  sulfidischen  Lagerstätten  als  Fahlbänder  im  weitesten  Sinne 
zusammenfassen.  Dieser  Benennung  würde  noch  die  Willkür  anhaften,  daß  sie 
z.  B.  die  Eisenerzlager  der  kristallinen  Schieferformation  ausschließt,  obwohl  die- 
selben formell  den  Sulfidlagern  ganz  analog  sind. 

Wie  schon  gesagt,  sind  die  im  folgenden  zu  besprechenden  Lagerstätten 
in  stofflicher  Hinsicht  zum  größten  Teil  Eisenerzlagerstätten  (Pyrit,  Magnetkies) ; 
Zink,  Blei  und  Kupfer  sind  außerdem  fast  stets  vorhanden.  Manchmal  herr- 
schen die  Sulfide  der  letzteren  vor,  bilden  aber  seltener  massige  Lager,  sondern 
sind  dann  in  der  Eegel  gegenüber  den  Lagerarten  oder  dem  Muttergestein  unter- 
geordnet. Blei  und  besonders  das  Kupfer  sind  nicht  immer  als  Sulfid,  sondern 
manchmal  auch  als  Karbonate  oder  in  anderen  Salzen  vorhanden.  Es  sind  dann 
aber  gewöhnlich  sicherlich  die  letzteren  aus  den  Sulfiden  hervorgegangen.  Ganz 
vereinzelt  kommen  auch  Silbererze  in  einer  Art  und  Weise  vor,  welche  zunächst 
an  eine  sedimentäre  Entstehung  denken  läßt.  Die  großartigsten  bekannten  Gold- 
lagerstätten gehören  femer  dem  Fahlbandtypus  an  (Witwatersrand  in  Transvaal). 

Es  empfiehlt  sich,  die  schichtigen  Lagerstätten  sulfidischer  Erze  in  nach- 
stehenden Gruppen  zu  behandeln: 

1.  Die  Fahlbänder  (im  engeren  Sinne). 

2.  Die  Kies-,  Blende-  und  Bleiglanzlager. 

3.  Die  goldführenden  Kiesfahlbänder. 

4.  Der  Kupferschiefer  und  verwandte  Lagerstätten. 

5.  Die  blei-,  kupfer-  und  silbererzführenden  Sandsteine. 

6.  Die  kupferführenden  Tuffe. 

Die  Gmppen  1,  2,  z.  T.  und  3  gehören  den  metamorphen  Schiefem  an, 
der  Typus  4  ist  weitverbreitet  in  der  Permformation,  5  in  der  Trias,  6  ist 
spärlich  in  cänozoischen  Ablagerungen  bekannt. 

Die  Gruppe  2  hat  viele  ausgezeichnete  Vertreter  auch  im  Paläozoicum. 


Die  eigentlichen  Fahlbänder.  267 

1.  Die  eigentlichen  Fahlbänder  (im  engeren  Sinne). 

Die  Aaf fassang  dieser  technisch  mehr  oder  weniger  unwichtigen  Lager- 
stätten als  schichtige  Erzabsätze  stützt  sich  zunächst  auf  die  Tatsache,  daß  in 
jüngeren  normalen  Sedimenten  sulfidische  Erze  sowohl  in  kleinen  als  auch  in 
großen  Mengen  als  zweifellose  Präzipitate  vorkommen  und  z.  B.  für  den  Kupfer- 
schiefer der  Zechsteinformation  geradezu  charakteristisch  sind,  ferner  darauf, 
daß  die  kristallinen  Schiefer,  welche  wenigstens  teilweise  als  Sedimente  betrachtet 
werden  müssen,  ganz  allgemein  mit  manchmal  nicht  unbeträchtlichen  Mengen 
von  Sulfiden  imprägniert  sind.  Solange  nicht  der  sichere  Beweis  erbracht  wird, 
daß  die  im  folgenden  zu  besprechenden  erzführenden  Gesteine  keine  Sedimente 
sind,  sollen  die  Fahlbänder  unter  den  schichtigen  Lagerstätten  behandelt  werden. 
Auch  dafür,  daß  dieselben  etwa  zu  irgend  einer  Zeit  mit  Sulfiden  imprägniert 
worden  seien,  fehlt  bis  auf  weiteres  jeder  Beweis. 

Der  Name  „Fahlband^  stammt  aus  der  Umgebung  von  Kongsberg  in 
Norwegen,  der  altberühmten,  70  km  südwestlich  von  Christiania  gelegenen  Berg- 
stadt. Die  NNW.— SSO.  streichenden,  meist  70— 90<>  einfallenden  „Kongsberg- 
schiefer^  bestehen  aus  Gneisen,  Glimmerschiefem,  Homblendeschiefer  (beide 
manchmal  mit  Granat),  aus  Granulit  und  quarzitischen  Schiefern.  Dazwischen 
treten  verschiedentlich  massige  Gesteine,  nämlich  Granit,  Diorit  und  Gabbro 
auf,  welche  fein  eingesprengte  Erze,  sog.  „Fahle^,  enthalten.^) 

Man  kennt  sieben  bis  acht  „Fahlbänder", ^)  d.  s.  Zonen,  innerhalb  welcher 
die  Schiefer  mit  feinen  Partikelchen,  vor  allem  von  Eisenkies  und  Magnetkies, 
daneben  auch  von  Kupferkies,  Zinkblende,  angeblich  auch  von  Bleiglanz,  Kupfer- 
glanz, Buntkupfererz  und  Arsenkies  erfüllt  sind.  Manche  sind,  dem  Verlauf 
der  Schichtung  entsprechend,  mehrere  Kilometer  weit  nachzuweisen  und  besitzen 
mitunter  bedeutende  Mächtigkeit,  wie  z.  B.  das  Oberbergs-Fahlband,  welches 
300 — 400  m,  das  Unterbergs-Fahlband,  welches  80  m  breit  ist.  Ihr  Ausstrich 
ist  weithin  zu  verfolgen;  zwar  ist  das  Erz  in  den  Schiefem  in  äußerst  feiner 
Verteilung,  manchmal  dem  bloßen  Auge  überhaupt  nicht  sichtbar,  eingesprengt, 
im  Ausstrich  sind  aber  die  Kiese  verwittert  und  die  erzführenden  Schichten  im 
Gegensatz  zu  den  erzarmen  benachbarten  Schiefem  rostbraun  gefärbt.  Manchmal 
verliert  sich  der  Erzgehalt  allmählich,  um  alsbald  im  Streichen  wieder  auf- 
zutreten. Die  Kongsberger  Fahlbänder  sind  an  sich  technisch  wertlos;  ihre  hervor- 
ragende Bedeutung  besteht  darin,  daß  die  sie  durchsetzenden  Silbererzgänge 
in  ihnen  eine  Veredelung  erfahren  und  nur  dort  abbauwürdig  sind,  wo  sie  die 
Fahlbänder  durchschneiden. 

Mikroskopische  Untersuchungen  Heilands  hjaben  ergeben,  daß  Kieskömer 
in  den  Hornblende-  und  Granatkömem  der  Fahlbänder  eingeschlossen  sind.    Der 


^)  „Fahl''  Bo  viel  wie  „rostbraun'^,  weil  die  mit  Kiesen  durchstäubten  Gesteine 
bei  der  Verwitterung  diese  Farbe  annehmen.  Über  die  unrichtige  Schreibweise  „Fall- 
band''  siehe  bei  Böbert,  Karst.  Arch.  f.  Min.,  XXI,  1847,  237. 

^  Durocher,  Les  gftes  m^tallif^res  de  la  Su^de,  de  la  Norwöge  et  de  la 
Finlande;  Ann.  d.  mines  (4),  XV,  1849,  354—367.  —  Herter,  Über  die  Erzführung  der 
thelemarkischen  Schiefer;  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXIII,  1871,  377—398,  bes. 
S.  383 £f.,  Lit.  —  Münster,  Kongsberg  Ertsdistrict;  Kristiania  Videnskabsselsk.  Skrifter, 
L  math.-naturv.  Klasse,  1894,  1—104,  Lit. ;  Referat  Ztscbr.  f.  prakt.  Geol.,  1896,  93.  — 
Vogt,  Ztschr.  f.  pr.  Geol.,  1899, 177—178,  181.  —  Rolland,  La  g6ologie  de  Kongsberg; 
Ann.  d.  mines (7),  XI.  1877,  391—483,  bes.  417—425,  Lit.  —  Kjerulf,  Die  Geologie 
des  südlichen  und  mittleren  Norwegen,  übersetzt  von  Gurlt,  1880,  316—317. 


268  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Magnetkies  vom  Eobbervoldens  Fahlband  enthält  nach  Münster  zusammen  0,2 ^/o 
Nickel  and  Kobalt  und  0,00055 ^/q  Silber;  ähnliche  Silbergehalte  zeigt  auch  der 
Schwefelkies,  während  der  Kupferkies  vermutlich  silberreicher  ist. 

Vogt  und  Heidenreich  haben  die  Kiesmengen  in  den  Fahlbändern 
Kongsbergs  an  Durchschnittsproben  zahlreicher,  in  verschiedenem  Grade  erz- 
führender Fahlbänder  berechnet.     Sie  fanden  in 

schwach  erzführendem  Fahlband  1,07  <>/o  Schwefel,  2,25— 2,5  ^/o  Erz. 
mittelmäßig  „  „         1,57  „  „         3,5  — 4     „      „ 

etwas  reichlich  „  „        2,07  „  „         4,5  — 5     „      „ 

Die  syngenetische  Entstehung  des  Erzgehaltes  der  Kongsberger  Fahlbänder 
ist  mehrfach  bestritten  worden,  und  man  hat  denselben  für  eine  Imprägnation 
erklärt.  Wie  gerade  die  syngenetische  Deutung  nicht  nur  der  sulfidischen, 
sondern  auch  der  oxydischen  Erzlager  bei  den  älteren  norwegischen  Geologen 
auf  Widerspruch  gestoßen  ist,  so  haben  schon  Dahll  und  Kjerulf  1860  die 
Erzführung  der  Kongsberger  Fahlbänder  auf  Imprägnationen  im  Gefolge  von 
GabbrO'Eruptionen  zurückgeführt.  Rolland  vergleicht  die  Fahlbänder  mit  den 
Harzer  Ruschein  und  erblickt  in  ihnen  ausgewalzte  und  zermalmte  Zonen  in- 
mitten des  Gneises,  welche  später  im  Zusammenhang  mit  Gabbrodurchbrüchen 
mit  Erz  imprägniert  worden  und  zu  kristallinen  Schiefern  umkristallisiert 
sein  müßten. 

Vogt  hält  neuerdings  den  „grauen  Gneis",  welcher  zu  Kongsberg  zwischen 
dem  Oberberg-  und  Unterberg-Fahlband  auftritt,  für  einen  gepreßten  Natron- 
granit; da  dieser  in  der  Schichtungsrichtung  fahlbandartige  Kieseinsprengungen 
enthält,  so  schließt  Vogt  hieraus,  daß  der  Granit  erst  später  mit  Erzen 
imprägniert  worden  sei,  und  zwar  gleichzeitig  mit  den  benachbarten  Schiefem, 
deren  Erzführung  also  gleichfalls  eine  jüngere  Imprägnation  sein  müsse.  Den 
Sulfidgehalt  des  „gepreßten  Granits"  berechnete  Heidenreich  auf  2 — 2,5^/o. 
Die  Imprägnation  des  Gesteines  müßte  dann  vor  sich  gegangen  sein,  bevor 
dasselbe  in  seinen  jetzigen  Zustand  eintrat.  Die  weite  Ausdehnung  der  Erz- 
führung im  Streichen  und  in  der  Breite,  ihr  Auftreten  in  gewissen  Zonen,  der 
Mangel  an  sichtbaren  Zufuhrkanälen  sind  einstweilen  bei  Annahme  einer 
Imprägnation  schwer  zu  erklären.  Das  Zutun  der  Gabbro-Eruptionen  bleibt 
eine  Hypothese,  solange  nicht  in  anderen  Eruptivgebieten  der  Beweis  erbracht 
werden  kann,  daß  etwa  Gabbro  seinen  Kontakthof  weithin  mit  Sulfiden  imprägniert. 
Münster,  auf  dessen  Ausführungen  noch  ausdrücklich  verwiesen  sei,  hält  den 
Erzgehalt  der  norwegischen  Fahlbänder  für  syngenetisch. 

Eine  ähnliche  Bedeutung  für  die  Veredelung  von  Gängen  wie  zu  Kongsberg 
haben  Fahlbänder  auch  an  anderen  Orten,  so  z.  B.  zu  Schladming^)  in 
Steiermark.  Das  Nebengestein  der  dortigen  silberführenden  Kobalt-Nickel- 
Erzgänge  bilden  Hornblendeschiefer  und  Gneise,  in  welchen  meilenweit  Schichten 
mit  fein  verteiltem  Magnetkies,  Schwefel-  und  Arsenkies  nachgewiesen  werden 
können,  die  nach  Art  der  norwegischen  Fahlbänder  im  Ausbiß  braun  verwittern 
und  „Branden"  genannt  werden.  Sie  erreichen  Mächtigkeiten  von  ^/^ — 30  m, 
und  besonders  sechs  solche  treten  deutlich  hervor,  von  denen  die  6  m  mächtige 
Vötternbrande  und  die  17  m  mächtige  Neualpenerbrande  die  wichtigsten  sind. 
Diese  Fahlbänder  fallen  durchschnittlich  50^  gegen  N.  und  werden  von  wider- 
sinnig einfallenden,  NO.  oder  W.  streichenden  Erzgängen  durchsetzt,  die  in  ihnen 
eine  Veredelung  erfahren. 


^)  Aigner,  Die  Nickelgniben  nächst  Schladming  in  ObeivSteiermark;  Jahrb.  d. 
k.  k.  Bergak.,  ES,  1860,  260—277.  —  Flechner,  österr.  Ztschr.  f.  Berg-  u.  Hüttenw., 
XXXV,  1887,  80—84. 


Die  eigentlichen  Fahlbänder.  269 

In  ähnlicher  Weise  haben  nach  den  Berichten  von  Graff^)  and  Ossent^) 
auch  die  erzführenden  Schieferschichten  zu  Les  Chalanches  bei  Allemont  im 
Dep.  de  Tls^re  and  im  Annivierstal  in  der  Schweiz  veredelnd  auf  die  Erz- 
gänge eingewirkt. 

Zu  Les  Chalanches  sind  gewisse  Gneisschichten  so  stark  kiesfOhrend, 
daß  sie  schon  in  der  Ferne  eine  braune  Farbe  zeigen  und  sich  deutlich  durch 
dieselbe  von  dem  übrigen  Grestein  unterscheiden  lassen.  Die  kobalt-  und  nickel- 
führenden Silbererzgänge  sind  genau  im  Durchschnitt  mit  diesen  Fahlbändern 
am  ergiebigsten  gewesen. 

Im  Yal  d'Anniviers  (Einfischtal)  in  Wallis  kommen  die  reichsten  Erze 
der  Kobalt-Nickelerzgänge  von  Grand  Praz  und  Gollyre  bei  Ayer  in  Fahlbändern 
mit  Schwefel-  und  Magnetkies  vor;  seltener  ist  in  den  Fahlbändem  Arsenkies, 
noch  seltener  Bleiglanz  und  Blende.  Man  hatte  dortselbst  viele  unnötige  und 
fruchtlose  Aufschließungsarbeiten  unternommen,  ehe  man  zu  der  Überzeugung 
kam,  daß  der  nickel-  und  kobalterzführende  Braunspatgang  fast  überall  taub 
war,  wo  das  Nebengestein,  ein  Hornblende-Chlorit-Epidotschiefer,  wenig  Schwefel- 
kies führte.  Drei  ausgeprägte  Fahlbandzonen  enthielten  besonders  reichlich 
Schwefel-  und  Magnetkies,  und  im  Durchschnitt  mit  diesen  Bändern  ergaben  sich 
die  reichsten  Anbrüche  von  Eotnickelkies  und  kobalthaltigem  Chloanthit. 

Eine  Eigentümlichkeit,  auf  welche  später  noch  eingegangen  werden  soll, 
besteht  offenbar  darin,  daß  scheinbar  gerade  Kobalt-,  Nickel-  und  Silbererz- 
gänge durch  erzführende  Schiefer  veredelt  werden. 

Die  „Kobaltbänder''  oder  „Kobaltfahlbänder''  von  Skuterud^)  und 
Snaram  in  Südnorwegen  haben  im  Anfang  und  um  die  Mitte  des  XIX.  Jahr- 
hunderts einen  großen  Teil  der  für  die  Smaltefabrikation  verwendeten  Kobalterze 
geliefert.  Sie  erstrecken  sich  längs  des  Snarum-Flusses  durch  das  Hügel-  und 
Waldland  des  Kirchspieles  Mo  dum.  Es  sind  zwei  kobaltführende  G^steinsbänder. 
Das  eine  am  westlichen  Ufer  des  Flusses  ist  auf  etwa  10  km  Länge  verfolgt 
worden,  und  in  seinem  südlichen  Teil  liegen  die  Gruben  von  Skuterud;  es  ist 
das  wichtigere,  während  das  parallel  damit  streichende  Fahlband  von  Snarum 
am   östlichen  Ufer  bedeutend  ärmer  ist.    Die  Fahlbänder  gehören  der  Gneis- 


>)  Notice  sur  la  mine  d'argent  des  Chalanches,  Lyon  1868;  erwähnt  Berg-  u. 
Hüttenm.  Ztg.,  XXVII,  1868,  216. 

^)  Über  die  Erzlagerstätten  im  Anniviersthale ;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XXVII, 
1868,  321,  326,  XXVIII,  1869,  13—15.  —  Heusler,  Über  das  Vorkommen  von  Nickel- 
und  Cobalterzen  mit  gediegenem  Wismut  an  der  CrSte  d*Omberenza;  Ztschr.  d.  deutsch, 
geol.  Ges.,  XXVIH,  1876,  243. 

^  Hausmann,  Reise  durch  Skandinavien,  II,  1812,  72—89.  —  Böbert,  Über 
die  Analogie  der  Glanzkobaltlager  bei  Skuterud  in  Norwegen  und  bei  Vena  in  Schweden; 
Karst.  Arch.  für  Mineral.,  IV,  1832,  280—284.  —  Ders.,  Über  das  Modumer  Blaufarben- 
werk in  Norwegen;  ebenda  XXI,  1847,  207—292.  —  G.  Müller,  Beschreibung  einer 
Beise  nach  Norwegen  und  einiger  norwegischer  Berg-  und  Hüttenwerke,  1838 — 1841.  — 
Ders.,  Reisebemerkungen  Über  norwegische  Bergwerke,  im  Jahre  1843  gesammelt. 
Beide  Manuskripte  in  der  Bibliothek  der  Glausthaler  Bergakademie.  —  Durocher, 
Les  gites  m^talliföres  de  la  Suede,  de  la  Norw^ge  et  de  la  Finlande;  Ann.  d.  mines 
(4),  XV,  1849,  319—328.  —  H.  Müller,  Über  die  Skutteruder  Kobaltbergwerke;  Berg- 
u.  Hüttenm.  Ztg.,  XVII,  1868,  334—335.  —  Scheerer,  Über  zwei  norwegische  Kobalt- 
erze von  den  Skuteruder  Gruben;  Pogg.  Ann.,  XLU,  1837,  546—555.  —  Cotta,  Erz- 
lagerstätten, II,  1861,  516—518,  Lit.  —  Kjerulf,  Die  Geologie  des  südlichen  und 
mittleren  Norwegen,  deutsch  von  Qurlt,  1880,  323—324. 


270  Sie  Bchichtigea  Lagerstättfln. 

Glimmerschieferformatioo  ao,  die  fast  genau  NS.  streicht  and  durchschnittlich 
75"*  nach  Osten  einiUllt.  Herrscheode  Gesteine  sind  Gneise,  welche  wegen  ihres 
hohen  Qnarzgehaltes  als  Quarzschiefer  bezeichnet 
werden,  ferner  Glimmerschiefer,  verschiedene  Ab- 
arten des  Hornblendeschiefers,  z.  T.  granatfohrend, 
and  Halakolithfels,  „dessen  Hauptmasse  aas  grflnem, 
3  grobstrahligem  bis  fast  dichtem  Matakotitb   and 

'  -»  hellfarbigem,  grobstrahligem  bis  körnigem  Äntho- 

phyllit  in   dichter  Durchwachsang  besteht,   wozu 

2  sich  noch  gesellen:  dankler,  fettglänzender  Glimmer, 
!>  I  braaner  edler  Turmalin,  seltener  Graphit,  auEIer- 
"*  dem  die  Erze  and  etwas  Glasquarz".  (Böbert) 
S  ^  Die  Breite  des  westlichen  Hauptfablbandes  beträgt 
I     1 1II  bis  Aber  300  m  (Fig.  64). 

I      llJ"  Haupterz  ist  der  Kobaltglanz  (35,41  Co, 

S-  s-  ^  45,6  As,  19,33  S),  in  schönen  Kristallen  ringsam 

0  g  ausgebildet,  in  derben  Massen  oder  in  fein  ein- 
i-  I  gesprengten  Partikeln.  Daneben  sind  Eobaltarsen- 
^  S"  o  n  kies  und  Tesseralkies  verbreitet.  Ihre  Verwitterang 

1  ^  I  y  fahrt   zum   häufigen  Auftreten   von  KobaltblUte. 
g  Weitere  Erze  sind  Strahlkies  (Markasit),  Eisen-, 

f  i  Hagnet-  und  Kupferkies,  Molybdänglanz  ond  sekun- 

^  I'  däre  Kupfererze,  darunter  auch  gediegen  Kupfer. 

D  ~  >.  PegmatitischeGranitgilDgedDrchsetzendieSchiefer; 

I  "l*!  sie  sind  nach  Böbert  erzfrei. 

&?  Ber  Erzgehalt  ist  keineswegs  gleichmäßig 

m  daroh   die  Lagerstätten  verteilt;  da  er  schon  im 

g  allgemeinen  sehr  spftrlich  ist,  kann  es  nicht  wun- 

dern, daß  nnbanwUrdige  und  mehr  oder  weniger 
erzleere  Gesteins  band  er  mit  kobaltfUhrenden  Zonen 
wechselten.  Als  besonders  gUnstig  für  den  Erz- 
adel bezeichnet  B  Qb  e  r  t  die  quarzreicheren  Schiefer, 

3  während  der  Glimmerschiefer  taube  Zwischenlagen 
K  bildet,   deren  Wegräumnng  mit  viel  Kosten  und 

2  Arbeit  verbunden  war.    Der  Kobaltgehalt  schwand 
Z  allmählich,  sobald  sich   der  Glimmerschiefer  ein- 
S  stellte,  kehrte  aber  ebenso  wieder  zurUck,  sobald 
~  das  Gestein  quarziger  wurde.     Solche  taube  Ein- 
lagerungen bezeichnete  mau  als  „Graaberge"  oder 
Felsbänder.     Die   unhaltigen   Mittel  keilten  sich 
nach  Böbert  in  der  Tiefe  aus.    „Sämtliche  Erz- 
partien  pflegen  dem  Streichen  und  Fallen,   sowie 

der  Mächtigkeit  des  Bandes  nach  nntereinander  zusammenzuhängen,  so  daß  man 
sich  die  ganze  Erzlagerstätte  streifenweise  aus  unregelmäßigen  Fels-  und  Erz- 
partien   zusammengesetzt   denken   kann."     (Böbert.)     Nach  den  Hitt«ilnngen 


II 


Die  eigentlichen  Fahlbänder.  271 

Fr.  Müllers^)  soll  sich  ergeben  haben,  daß  die  reichsten  Eobalterze  insbesondere 
an  Malakolithfels  gebunden  sind,  der  allerdings  nor  lokal  auftritt  und  dann  als 
Erzbringer  gern  gesehen  wurde. 

Über  den  Erzgehalt  hat  Böbert  genauere  Mitteilungen  gemacht.  Im 
Jahre  1840  ergaben  1600000  Kubikfuß  Lagermasse  48000  Kubikfuß  Kobalt- 
pocherze, welche  2 — 8®/q  Kobaltschliech  lieferten.  Der  Gehalt  des  gebrochenen 
Gesteines  an  Eobalterz  belief  sich  demnach  auf  ungeföhr  0,06  ^/q.  Die  Pocherze 
waren  im  übrigen  zu  etwa  *l^  Eupferpocherze.  Die  Hauptmasse  des  Gesteines 
enthält  die  Eobaltmineralien  in  sehr  feiner,  dem  bloßen  Auge  manchmal  kaum 
wahrnehmbarer  Verteilung.  Ein  geringer  Teil  derselben  bildet  derbe  Erzschmitzen 
und  Keicherzbänder.  Die  Mächtigkeit  dieser  letzteren  schwankte  von  Zolldicke 
bis  zu  zwei  Fuß.  Mehrere  solcher  Keicherzbänder  liegen  manchmal  nahe  an- 
einander, von  Fahlbandmasse  umschlossen. 

Im  Jahre  1865  betrug  die  Produktion  140  Ztr.  Reicherz  mit  10— 15^/,^ 
Kobalt,  3500  Ztr.  Mittelerz  mit  1— 8^/^,  8000  Ztr.  „ordinäres  Erz"  mit  0,03 
bis  0,11  ®/o  Kobalt.  Der  Dorchschnittsgehalt  betrug  pro  Kubiklachter  (etwa  8  cbm) 
anstehende  Lagermasse  24,86  Pfund  Kobalt,  d.  i.  etwa  0,05  ^L,  welcher  Gehalt 
durch  Ausschlagen  und  Scheiden  auf  0,1^/0  konzentriert  wurde.  In  den  letzten 
Jahren  hat  die  Produktion  im  Durchschnitt  noch  20 — 30  t  Erz  betragen. 

Die  Erzlagerstätten  wurden  1772  entdeckt,  und  schon  1776  wurden  seitens 
der  Regierung  die  berühmten  Blaufarbenwerke  bei  Modum  angelegt  und  ihnen  das 
Monopol  für  Norwegen  und  Dänemark  übertragen.  1822  gingen  die  Gruben  von 
Skuterud  in  Privatbesitz  über,  und  um  die  gleiche  Zeit  entstand  auch  die  zweite 
Blaufarbenfabrik  zu  Snarum.  Seit  dem  Ende  der  40  er  Jahre  gehören  die 
Modumer  Gruben  größtenteils  den  sächsischen  Blaufarbenwerken.  Sie  sind  auf- 
lässig seit  dem  Jahre  1899. 

Die  Fahlbandzone  von  Snarum  auf  dem  östlichen  Ufer  des  Snarumflusses 
unterscheidet  sich  nach  Durocher  in  zweierlei  Hinsicht  von  der  bis  jetzt 
besprochenen:  das  Gestein  bezeichnet  er  im  Gegensatz  zu  dem  Quarzschiefer  als 
einen  Chloritschiefer,  femer  ist  das  Erz  kobaltärmer  und  kupferreicher  und 
enthält  viel  Kobaltarsenkies  an  Stelle  des  Kobaltglanzes. 

Gegen  die  Annahme  einer  sedimentären  Entstehung  der  norwegischen 
Kobaltfahlbänder  sind  bisher  noch  keine  triftigen  Einwendungen  gemacht  worden; 
Münster  hat  z.  B.  vor  kurzem  eine  solche  für  wahrscheinlich  gehalten.  Die 
Frage  ist  aber  sicherlich  noch  nicht  gelöst.  Die  Entscheidung  wird  vor  allem 
davon  abhängen,  welche  Deutung  man  dem  „Gneis^,  dem  erz-  und  silikatführenden 
Quarz  und  deren  gegenseitigem  Verhältnis  gibt. 

Nach  Böbert  sind  die  Kobaltfahlbänder  von  Askersnnd  am  Nordende  des 
Wetternsees  in  Schweden,  worauf  im  Anfange  des  XIX.  Jahrhunderts  die  Venaer 
Kobaltgruben  eröffnet  wurden,  ganz  analog  denen  von  Skuterud.  Auch  hier  bilden 
das   Nebengestein   Gneis,   Glimmerschiefer   und   G^birgsglieder   mit  Strahlstein, 


^)  Im  Gegensatz  zu  der  Angabe  Kjerulfs,  „daß  nach  den  von  Direktor  Fr.  Müller 
mitgeteilten  Erfahrungen,  welche  die  ältere  Anschauung  wesentlich  verändern*',  die 
Kobalterze  an  grobstrahligen  Malakolith  gebunden  seien,  sagt  allerdings  ein  Brief 
Gottschalks  an  Stelzner  (Modum,  21.  II.  1891)  folgendes:  ^uf  den  Modumer  Nord- 
gruben war  der  Begleiter  der  besten  Erze  eine  bis  1  m  mächtige  Lage  von  teils  licht- 
grünem, teils  graulichem  Malakolith;  sein  Auftreten  war  indessen  nur  eine  lokale 
Erscheinung,  und  wenn  er  zwar  auch  da  und  dort  mit  Keicherzmitteln  auftritt,  so  ist 
sein  Vorkommen  doch  keineswegs  ein  so  konstantes,  daß  man  sagen  könnte,  das  Erz 
sei  an  ihn  gebunden.  Der  Malakolith  bildet  häufig  einen  akzessorischen  Bestandteil  der 
übrigen  Fahlbandmasse  und  sein  Vorkommen  bringt  dann  oft  Reicherze;  er  ist  deshalb 
gern  gesehen. 


272  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Malakolith,  Granat  usw.,  die  Erze  sind  Eobaltglanz,  Schwefel-  and  Kupferkies, 
ersterer  auch  hier  gut  kristallisiert.  Die  Fahlbänder  sollen  sich  nach  Böbert 
stundenweit  in  einer  Breite  von  etwa  200  m  hinziehen,  streichen  N. — S.  und 
fallen  steil  ein.  Sie  waren  sehr  kobaltarm,  das  Erz  nur  selten  zu  Beicherz- 
bändem  konzentriert.  Sie  ergaben  um  1828  nur  8000 — 10000  t  Pocherz^)  mit 
2 — 3®/q  Schliechgehalt  und  100 — 120  t  Beicherz.  Die  reicheren  Bänder  waren 
0,5 — 60  cm  mächtig  und  bildeten  „gewissermaßen  eine  Aneinanderreihung  von 
unendlich  vielen  Nieren,  wo  sich  das  Erz  mehr  oder  weniger  konzentriert  hat, 
während  dasselbe  in  der  übrigen  die  Bänder  umschließenden  großen  Lagermasse 
entweder  in  einzelnen  Kristallen  oder  in  kleinen  Partien,  oft  nur  in  kaum 
sichtbaren  Partikeln  eingesprengt  ist.  Grleichwohl  erweisen  diese  reichen  Bänder 
besonders  nach  der  Tiefe  zu  oft  eine  auffallende  Konsequenz,  indem  ich  unter 
anderem  ein  solches  Band  von  nicht  mehr  als  4  Zoll  Mächtigkeit,  nachdem  es 
über  Tage  aufgeschürft  worden,  mit  einem  Stollen  in  einigen  zwanzig  Lachtern 
Teufe  genau  an  der  Stelle  überfuhr,  wo  ich  es  erwartet  hatte**.  (Böbert.) 
Auf  den  Yenagruben  brach  auch  Bleiglanz  ein. 

Weniger  bekannte^  schwedische  Kobaltvorkommnisse  von  Gladhammar 
in  Smäland  und  nächst  Areskuttan  bei  Falun  erwähnt  Durocher.^) 

2.  Die  Kies-,  Blende-  und  Bleiglanzlager. 

Die  Eieslager. 

An  vielen  Orten  sind  insbesondere  die  archäischen,  seltener  auch  die 
paläozoischen  Schiefer  lagenweise  mit  Sulfiden  des  Eisens  und  mit  Kupferkies 
durchwachsen.  Solche  Einsprengungen  folgen  häufig  in  feinsten  Bändern  und 
Streifungen  den  zierlichsten  Fältelungen  des  Gesteines  und  sind,  sofern  die 
Nebengesteinselemente  vorwalten,  als  Fahlbänder  zu  bezeichnen.  Mitunter  aber 
bestehen  solche  Lagen  in  der  Dicke  von  einem  bis  mehreren  oder  vielen 
Millimetern  und  vielfach  mit  taubem  Gestein  wechselnd  aus  fast  reinem  Erz. 
Nehmen  die  Erzlagen  größere  Dimensionen  an,  so  bezeichnet  man  sie  als 
Kieslager. 

Vorherrschend  ist  in  denselben  fast  immer  der  Schwefelkies  (46,7  Fe 
und  53,3  S),  neben  ihm  bricht  stets  auch  etwas  Kupferkies  ein,  weshalb  solche 
Kieslager  häufig  die  Bedeutung  von  Kupferlagerstätten  gewinnen.  In  stofflicher 
Beziehung  sind  die  Kieslager  also  vorzugsweise  Eisen-  und  Schwefellagerstätten. 
Sie  haben  mitunter  gewaltige  Dimensionen  und  manchmal,  aber  nicht  immer, 
besteht  ein  mehr  oder  weniger  schwer  erklärbares  abnormes  Verhältnis  zwischen 
der  Mächtigkeit  und  den  beiden  anderen  Dimensionen  der  Masse  oder  zwischen 
der  Mächtigkeit  und  der  streichenden  Länge  einerseits  und  der  Ausdehnung  im 
Fallen  anderseits,  so  daß  man  von  Kiesstöcken  oder  Kieslinealen  spricht.  Es 
mag  aber  schon  hier  daran  erinnert  werden,  daß  diese  Art  des  Auftretens  nicht 
den  Kieslagern  allein  eigentümlich  ist,  sondern  auch  bei  anderei^  Lagerstätten 
inmitten  stark  gefalteten  und  gepreßten  Gebirges  sehr  häufig  beobachtet  wird 
und  fast  die  E^gel  ist,  so  bei  den  schwedischen  Eisenerzlagern^  den  Kalkstein- 
linsen des  XJrgebirges  usw. 

Der  Kupferkies  (34,52  Cu,  30,53  Fe,  34,95  S)  ist  das  primäre  Kupfer- 
erz dieser  Lagerstätten  in  ihrem  jetzigen  Zustand.    Andere  Kupferverbindungen 

1)  Tonnen  zu  700  Pfund  oder  298  kg. 

2)  1.  c.  328—329. 


Die  Eieslager.  273 

können  dnrch  Verwitterung  ans  ihm  hervorgegangen  sein.  Der  Kupfergehalt 
der  Kieslager  beträgt  im  allgemeinen  nur  wenige  Prozente,  doch  kommen  auch 
an  Kupfer  reichere  Partien  inmitten  der  Lager  vor  (z.  B.  die  derben  Kupfer- 
kiese, welche  von  den  Österreichern  ,,Gelfen^  genannt  werden).  Magnetkies 
(60 — 61,6  Fe  und  40 — 38,4  S)  tritt  nur  in  den  archäischen,  bezw.  sonst  stark 
metamorphosierten  Schiefem  auf.  Er  ist  nickelfrei  oder  -arm.  Zinkblende 
ist  häufig,  manchmal  massenhaft  und  in  gewinnungswttrdiger  Menge  vorhanden. 
Silberhaltiger  Bleiglanz  ist  gleichfalls  verbreitet  und  hier  und  da  massenhaft. 
Arsenkies  ist  in  den  älteren  Kieslagem  nicht  selten.  Über  das  Auftreten 
sonstiger  Mineralien  von  untergeordneter  Bedeutung  wird  bei  der  Einzel- 
schilderung der  Lager  gehandelt  werden. 

Durch  das  Vorkommen  von  Baryt  sind  die  mitteldevonischen  Kieslager  des 
Rammelsbergs  und  von  Meggen  und  diejenigen  vom  Mount  Lyell  ausgezeichnet. 
Dagegen  kann  schon  hier  darauf  hingewiesen  werden,  daß  die  auf  den  Erzgängen 
in  so  großer  Masse  verbreiteten  Gangarten  Quarz  und  Kalkspat  auf  den  Kies- 
lagern keine  andere  Bolle  als  in  deren  Nebengestein  zu  spielen  pflegen,  ja  manch- 
mal durchaus  zurücktreten.  Kohlenwasserstoffe  und  Kohle  sind  mehrfach 
auf  Kieslagem  zu  beobachten  (z.  B.  Norwegen,  Mt.  Lyell).  Über  die  spezielle 
Bedeutung  der  manche  Kieslager  begleitenden  kohlereichen  Schiefer  soll  später 
gesprochen  werden.  Von  selteneren  Bestandteilen  seien  hier  Gold,  Selen,  Thallium, 
Indium  genannt.    Kobalt  und  Nickel  sind  häufig  nachzuweisen. 

Des  öfteren  werden  die  Kieslager  von  jüngeren  Erzgängen  durchsetzt. 
Die  mannigfachen  Zerrüttungen,  welche  im  gestörten  Gebirge  gerade  längs  der 
derben  Erzmassen  stattfinden  können,  sind  mitunter  (z.  B.  im  Bammelsberg  am 
Harz)  jüngeren  Mineralansiedelungen  günstig  gewesen. 

Wesentlich  und  charakteristisch  für  die  Zusammensetzung  der  Erze  ist 
die  Beteiligung  von  Nebengesteinselementen  in  der  Weise,  daß  die  Erzkörper 
nur  als  erzreiche  Modifikationen  des  umschließenden  Gesteines  betrachtet  werden 
können.  Li  den  Kieslagern  der  älteren  Gebirge  treten  demnach  Körner,  Blättchen, 
Nadeln  und  Kristalle  besonders  von  Quarz,  Feldspat,  Hornblende,  Glimmer, 
Epidot,  seltener  von  Granat,  Turmalin  usw.  in  derselben  Weise  auf,  wie  das 
auch  bei  den  Eisenerzlagem  zu  beobachten  ist.  An  der  Zusammensetzung  der 
in  Tonschiefer  liegenden  Kieskörper  nehmen  die  Elemente  des  letzteren  Anteil, 
derart,  daß  man  mitunter  den  Tonschiefer  als  das  Substrat  des  Erzes  bezeichnen 
kann.  Mit  dem  Nebengestein  sind  demgemäß  die  Kieslager  in  der  Regel,  und 
soweit  sie  daraufhin  beschrieben  sind,  durch  Übergänge  mit  abnehmendem  Erz- 
gehalt verbunden.  Sie  enthalten  mitunter  Zwischenlagerungen  vom  normalen 
Charakter  des  umschließenden  Gesteines  oder  mit  Erzeinsprengungen.  Solche  in 
normaler  Schichtenfolge  eingeschaltete,  mehr  oder  weniger  taube  Gesteinsmassen 
(Packen)  sind  zu  unterscheiden  von  späteren,  im  Gefolge  der  Gebirgsfaltnng 
entstandenen  Einpressungen  (s.  S.  97 — 98  und  die  später  zu  erwähnenden 
Beispiele).  Die  Struktur  der  Kieslager  ist  bald  derb  kömig  oder  häufig  auch 
schichtig  infolge  eines  lagenweisen  Wechsels  verschiedener  Erzarten  oder  von 
Erz  und  Nebengestein. 

Stelzner-Bergeat,  Erzla^rst&tten.  18 


274  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Mitunter  ist  das  Nebengestein  mehr  oder  weniger  stark  zersetzt  nnd, 
wenn  es  aus  Tonschiefer  besteht,  in  weiße  sericitische  Massen  umgewandelt, 
wobei  es  sich  dann,  wie  sich  später  zeigen  wird,  um  einen  sekundären  Prozeß 
handelt.  Abgesehen  davon,  unterscheiden  sich  die  schichtigen  Eieslagerstätten 
ganz  allgemein  schon  dadurch  von  Kiesgängen,  daß  Hangendes  wie  Liegendes 
keinerlei  Umwandlung  erkennen  lassen,  vielmehr  mitunter  aus  einem  besonders 
harten  und  frischen  Gestein  bestehen. 

Die  Eieslager  sind  in  sich  niveaubeständig.  Sind  die  umgebenden  Gesteine 
stark  gefaltet  und  gestört,  so  gilt  das  auch  für  die  Lager.  Da  die  derben 
Eiesmassen  der  Faltung  einen  anderen  Widerstand  entgegensetzen  als  das  fast 
stets  aus  Schiefern  bestehende  Nebengestein,  so  sind  Gleitflächen,  Abquetschungen, 
Breccienbildnngen  und  Diskordanzen  in  ihrer  Nähe  inmitten  stark  gefalteten 
Gebirges  eine  ganz  allgemein  verbreitete  Erscheinung.  Sie  verhalten  sich  darin 
ähnlich  den  Einlagerungen  von  Massenkalk. 

Die  folgerichtige  Beurteilung  der  geologischen  und  petrographischen  Ver- 
hältnisse mancher  genauer  untersuchter  Eieslager  führt  zu  dem  zweifellosen 
Ergebnis,  daß  dieselben  mit  dem  Nebengestein  gleichzeitig  entstanden  und 
sedimentär  sein  müssen.  Sie  bilden  einen  wichtigen  Typus  in  der  Beihe  der 
schichtigen  Lagerstätten,  und  man  ist  deshalb  einstweilen  berechtigt,  ihnen  eine 
größere  Zahl  in  vieler  Hinsicht  analoger  Vorkommnisse  an  die  Seite  zu  stellen, 
deren  ursprüngliche  geologische  und  petrographische  Verhältnisse  durch  mancherlei 
Vorgänge  undeutlich  geworden  sind.  Manche  der  nachstehend  erwähnten  Lager- 
stätten sind  noch  viel  zu  wenig  genau  untersucht,  als  daß  ihre  Einordnung  an 
dieser  Stelle  des  Systems  etwas  anderes  als  ein  Notbehelf  sein  könnte.^)    Soweit 


^)  *  Stelzner  hat  für  die  im  nachBtehenden  beschriebenen  Sulfidlager,  soweit  sie 
ihm  schon  bekannt  sein  konnten,  eine  sedimentäre  Entstehung  für  am  wahrscheinlichsten 
gehalten,  wenn  er  auch  in  vielen  Fällen  die  Unmöglichkeit  einer  endgültigen  Ent- 
scheidung anerkannte.  Die  Behauptung  PoSepn^s  (Archiv  f.  prakt.  Geologie,  I,  423), 
wonach  es  Überhaupt  keine  schichtigen  Sulfidlagerstätten  geben  soll,  hat  zwar  besonders 
nach  des  letzteren  und  nach  Stelzners  Tode  Anhänger  gefunden;  sie  galt  aber  für 
vonGroddeck,  Stelzner  und  manche  andere  Kenner  der  Lagerstättengeologie  als 
eine  unberechtigte  Verallgemeinerung.  In  den  letzten  Jahren  ist  die  Frage  nach  der 
Entstehung  der  Sulfidlager  in  vielen  Arbeiten  erörtert  worden;  der  dabei  für  die 
wirkliche  Erkenntnis  erreichte  Fortschritt  ist  aber  doch  kein  so  bedeutender,  wie  von 
manchen  Seiten  behauptet  wird.  Die  Arbeiten  über  die  „Genesis**  der  Lagerstätten 
haben  sich  gehäuft,  die  sorgfältigen  und  objektiven  Untersuchungen  aber  sind  gegenüber 
der  Sucht,  zu  erklären  und  zu  verallgemeinem,  in  den  Hintergrund  getreten. 

Mancher  tatsächlichen  Erkenntnisse,  zu  denen  sich  besonders  die  Petrographie 
durchgearbeitet  hat,  war  Stelzner  vor  zehn  Jahren  nur  teilweise  teilhaftig  geworden. 
Trotzdem  aber  wird  man  ihm  jetzt  noch  Recht  geben,  wenn  er  die  Auffassung  vieler 
Autoren,  welche  in  jedem  Hornblendeschiefer  von  vornherein  ein  umgewandeltes  Erguß- 
oder Intrusivgestein  erblicken,  in  jedem  Falle  für  beweisbedürftig  hielt.  Die  weit- 
gehende Bedeutung  der  Eruptivgesteine  als  Erzbringer,  die  schon  frühzeitig  besonders 
in  Frankreich  behauptet  worden  war,  galt  ihm  in  der  Verallgemeinerung,  wie  sie  immer 
und  immer  wieder  vorgetragen  worden  ist,  für  unerwiesen.  Die  Annahme,  daß  von 
jetzt  ganz  leeren  Spalten  oder  von  Gängen  aus  dichte  Gesteinsbänke  auf  eine  Entfernung 


Die  Eieslager.  275 

wie  möglich  sollen  die  auf  die  Entstehnng  bezüglichen  Fragen  in  den  einzelnen 
Fällen  erörtert  und  endlich  versucht  werden,  weitere  Gesichtspunkte  zu  gewinnen. 
Es  wird  sich  indessen  zeigen,  daß  auch  bei  den  bestbekannten  Lagerstätten  die 
Frage  nach  der  Herkunft  der  Metalle  wiederum  unbeantwortbar  ist. 

Manche  Kieslager  sind  seit  uralten  Zeiten  im  Abbau  und  haben  in  früheren 
Zeiten  nur  Kupfer  geliefert;  der  heutige  Stand  der  Technik  erlaubt  auch  die 
Nutzbarmachung  ihres  Eisens  und  Schwefels,  einzelne  haben  auch  als  Zink-  und 
Bleilagerstätten  einige  Bedeutung.  Gold  und  Silber  werden  da  und  dort  ge- 
wonnen, entstammen  aber  dann  häufig  den  die  Kiese  durchsetzenden  Gängen. 
Die  Kieslager  finden  sich,  soweit  bisher  bekannt,  vom  Gneis  bis  in  den  Culm; 
im  Mesozoicum  kennt  man  nur  noch  Andeutungen  solcher.  Es  empfiehlt  sich, 
auch  diese  Erzlager  in  zwei  Gruppen,  nämlich  solche  in  metamorphen  Schiefern 
und  solche  in  normalen,  versteinerungsfahrenden  Sedimenten  zu  behandeln. 

a)  Kieslager  in  metamorphen  Schiefern. 

Eine  Keihe  von  Kieslagerstätten  beherbergt  das  kristalline  Schiefergebirge 
der  Tiroler,  Kärntner  und  Steirer  Alpen.  Teilweise  sind  sie  an  die  Grenze 
zwischen  Kalksteinen  und  Schiefer  oder  an  Kalksteine  gebunden,  enthalten  dann 
manchmal  auch  ziemlich  viel  Quarz,  und  der  Gedanke  liegt  nahe,  sie  für  meta- 
somatische Lagerstätten  zu  halten;  mitunter  führen  sie  Magneteisenerz  und 
manchmal  ziemlich  viel  Zinkblende.  Dahin  gehört  die  Lagerstätte  am  Kulm- 
berg  bei  St.  Veit  a.  d.  Glan,^)  etwa  20  km  nördlich  von  Klagenfurt  in 
Kärnten.  In  einem  Kalklager  treten  dort  Pyrit, '  Magnetkies  und  Magneteisen 
in  streifenförmigen  Einlagerungen  auf,  unter  ihm  quarzige,  mit  Glimmerschiefer 


von  mehreren  hundert  Metern  hin  fast  gleichmäßig  mit  Erz  imprägniert  worden  sein 
sollen,  daß  eine  Bolche  Durchtränkung  stattgefunden  haben  soll,  ohne  daß  überhaupt 
Zufuhrkanäle  für  die  Lösungen  nachzuweisen  sind,  daß  mächtige  Silikatbänke  weithin 
durch  einsickernde  Metalllösungen  aufgezehrt  worden  sein  sollen,  war  ihm  zwar  schon 
in  der  älteren  Literatur  begegnet,  er  hat  sie  aber  nie  diskutiert  und  in  seinen 
Manuskripten  höchstens  beiläufig  erwähnt. 

Mit  gewissen  Ausnahmen  habe  ich  die  von  Stelzner  in  diesem  Abschnitte  be- 
handelten Lagerstätten  in  demselben  belassen.  Ich  habe  an  der  Einordnung  nur  dort 
etwas  geändert,  wo  ich  eine  epigenetische  Entstehungsweise  für  sicher  oder  fast  sicher 
halten  mußte;  es  gehören  vor  allem  dahin  gewisse  heute  mit  mehr  oder  weniger  Be- 
stimmtheit als  Eontaktlagerstätten  erkannte  Vorkommnisse.  Über  die  Entstehung  sehr 
vieler  Sulfidlager  ist  die  Diskussion  keineswegs  abgeschlossen,  und  es  ist  vor  allem 
nicht  unmöglich,  daß  manche,  deren  epigenetische  Bildungsweise  heute  vertreten  wird, 
später  wieder  als  syngenetische  aufgefaßt  werden.  Über  viele  gehen  die  Ansichten 
überhaupt  weit  auseinander.  Eine  Scheidung  der  Sulfidlager  in  verschiedene  Gruppen 
hätte  deshalb  immer  nur  auf  Grund  von  Auffassungen,  nicht  aber  auf  Grund  der  Tat- 
sachen erfolgen  können.  Aus  praktischen  Gründen  ist  es  daher  weiterhin  geraten, 
diejenigen  sulfidischen  Lagerstätten,  auf  welche  der  geologisch  gut  definierte,  für  berg- 
männische Bedürfnisse  durchaus  bezeichnende  Begriff  „Lager"  anwendbar  ist,  in  eine 
Gruppe  der  schichtigen  Lagerstätten  zu  vereinigen.  Damit  soll  zugleich  die  Auffassung 
Stelzners,  der  ich  mich  anschließe,  zum  Ausdruck  kommen,  daß  tatsächlich  viele 
solche  Lager  schichtige  Lagerstätten  sind.  * 

')  Canaval,  Das  Erzvorkommen  am  Kulmberg  bei  St.  Veit  an  der  Glan; 
Carinthia,  II,  No.  6,  1901. 

18* 


276  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

wechsellagernde  Bänder  von  Magneteisen.  Über  dem  Lager  stellen  sich  pyrit- 
führende grüne  Schiefer  mit  Magnetitkristallen  ein.  Im  Hangenden  dieser  Erz- 
zone sind  früher  zwei  1,5  und  2  m  mächtige  Lagerstätten  abgebaut  worden. 
Das  eine  besteht  aus  Ankerit  und  Spateisenstein  mit  schmalen  Kalksteinlagem 
und  ist  besonders  im  Liegenden  streifen-  und  trttmerartig  von  Quarz  durchzogen. 
Es  führt  in  seinem  unteren  Teile  Zinkblende,  im  hangenden  Bleiglanz  mit  Pyrit, 
Magnetkies,  Kupferkies  und  Antimonit  (?).  Die  Zinkblende  ist  kadmiumhaltig. 
Merkwürdigerweise  kommen  auch,  wenn  auch  spärlich,  Plagioklase,  Chromglimmer 
(Fuchsit)  und  im  Quarz  Zoisit  und  Eutil  vor.  Greenockit  bildet  sich  bei  der 
Verwitterung  der  Blende. 

Solcher  Lagerstätten  gibt  es  nach  Canaval  in  den  'östlichen  Zentralalpen 
noch  mehrere,  so  am  Umberg^)  in  Kärnten.  „Die  Erzführung  gehört  einem 
fast  söhlig  liegenden  Kalklager  an,  das  sich  nach  Westen  unter  Aufnahme  von 
Quarz  und  Silikaten  auskeilt  und  das  nach  Osten  in  feinkörnigen  Kalk  übergeht. 
Die  Erze,  speziell  die  Sulfarete,  finden  sich  in  dem  aus  grobkörnigem  Kalk 
bestehenden  Aasgehenden  dieser  Kalkzunge.  Dort  tritt  auch  Spateisenstein  auf, 
der  in  dem  Maße  vertaubt,  als  der  grobkörnige  Kalk  in  feinkörnigen  übergeht.^ 
Die  grobspätigen  Karbonate  sind  durchwachsen  von  Quarzschnüren  samt  Schnüren 
und  Putzen  von  Zinkblende,  silberhaltigem  Bleiglanz,  Antimonit  und  Ankerit. 
Im  Liegenden  des  Kalklagers  kommen  Quarzpartien  mit  Einschlüssen  von  Eutil, 
Hornblende,  Granat,  Magnetit  und  Calcit  vor. 

Diesen  Typus  von  Lagerstätten  bezeichnet  Canaval  als  die  „Erzvor- 
kommen im  Facieswechsel^.  Er  ist  dadurch  gekennzeichnet,  daß  sich  die 
Erze  in  Kalksteinen  vorfinden,  die  mit  Schiefern  wechsellagern  oder  im  Streichen 
in  diese  übergehen.  Canaval  vermutet  eine  Metasomatose.  Merkwürdig  wäre 
aber  jedenfalls  das  stellenweise  reichliche  Auftreten  von  Magnetit  und  Magnet- 
kies, wenn  man  nicht  vielleicht  annehmen  dürfte,  daß  die  Metasomatose  schon 
vor  der  Metamorphose  eingetreten  ist,  so  daß  diese  Lagerstätten  in  mineralogischer 
Beziehung  den  alten  Kieslagem  ähnlich  worden. 

Nach  Eedlich  sollen  auch  die  beiden  Kieslager  von  Öblarn^)  in  Ober- 
steiermark zu  dieser  Gruppe  von  Lagerstätten  gehören.  Zwei  Kieslager  und 
zahlreiche  begleitende  kleinere  Kieslinsen  und  -schmitzen  sind  innerhalb  von 
Quarzphylliten  auf  2000  m  Entfernung  zu  verfolgen.  Das  unmittelbare  Neben- 
gestein der  Lager,  das  auch  linsenförmig  innerhalb  der  letzteren  auftritt  und 
mit  Pyritkristallen  imprägniert  ist,  bildet  ein  sericitischer  Schiefer.  Die  Quarz- 
phyllite  selbst  liegen  auf  Granatglimmerschiefer,  umschließen  vereinzelte  Kalk- 
bänke und  stellenweise  Amphibolschiefer.  Hauptsächliches  Erz  ist  derber 
Schwefelkies.  Kupferkies  (Gelfen),  Magnetkies  und  Arsenkies  kommen  im  Lager 
selbst  und  auf  zweifellos  jüngeren  Gängen  vor;  Bleiglanz  ist  stellenweise 
reichlich.  Zinkblende,  Antimonit,  Eotgültigerz  und  silberhaltiges  Fahlerz  werden 
ebenfalls  genannt,  sind  aber  selten.  Der  Kies  ist  gold-  und  silberhaltig  (etwa 
100  g  göldisches  Silber  in  der  Tonne),  der  Kupfergehalt  des  Erzes  beträgt  jetzt 
etwa  1 — 2^Iq,  soll  aber  in  früheren  Jahrhunderten,  jedenfalls  infolge  sekundärer 
Anreicherungen  in  oberen  Teafen,  bedeutend  reicher  gewesen  sein.  Lagerarten 
sind  Quarz,  Kalkspat  und  untergeordnet  auch  Ankerit  und  Spateisenstein.  Das 
jetzt  in  Abbau  stehende  Lager  ist  1 — 2  m  mächtig.    Der  öblamer  Schwefelkies 


^  Das  Erzvorkommen  am  ümberg  bei  Wemberg  in  Kärnten;  Jahrb.  nat.-hiBt. 
Mufleums  f.  Kärnten,  XXII,  1893,  174—185. 

^)  Die  Walchen  bei  öblam,  ein  Eiesbergbau  im  Ennsthal;  Leobener  Jahrb.,  LI, 
1903,  1—62.  Lit.  —  Über  das  Alter  und  die  Entstehung  einiger  Erz-  und  Magnesit- 
lagerstätten der  Bteirischen  Alpen;  Jahrb.  k.  k.  geol.  Reichs-Anst.,  LIU,  1903,  285 — 294. 
—  Sohle,  Ober  den  Eiesbergbau  bei  Oblam  in  Obersteiermark;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol., 
IX,  1901,  296. 


Die  Eieslager.  277 

wird  seit  einigen  Jahren  wieder  abgebaut  und  zur  Schwefelsäurefabrikation  ver- 
wendet, nachdem  schon  seit  etwa  1460  wiederholt  mit  wechselndem  Glück  dort 
Bergbau  umgegangen  war. 

Eedlich  hält  die  Lagerstätten  für  metasomatisch,  indem  er  die  Entstehung 
der  genannten,  von  ihm  als  Diabastuffe  gedeuteten  Hornblendeschiefer  und  des 
Erzes  fUr  gleichzeitig  erklärt.  Möglicherweise  seien  damals  schon  die  Erz- 
lösungen in  Kalksteine  eingedrungen  und  hätten  diese  verdrängt.  Durch  die 
Metamorphose  sei  aber  die  ursprüngliche  Struktur  verwischt  worden.  Dabei 
¥drd  eine  nahe  Verwandtschaft  mit  den  dem  gleichen  Horizont  angehörenden 
Kieslagem  von  Eallwang  behauptet. 

Die  Kieslagerstätte  von  RaUwang  in  Obersteier  ist  von  Canaval^)  ein- 
gehend beschrieben  worden.  Der  Ort  liegt  im  Liesingtal,  das  bei  St.  Michael, 
oberhalb  Leoben  in  die  Mur  einmündet.  Die  Erze  des  schon  1469  erwähnten, 
nach  vielen  Wechselfällen  1867  aufgelassenen  Bergbaues  waren  Pyrit,  Magnet- 
kies, Kupferkies  und  der  seltener  einbrechende  Arsenkies. 

Das  erzführende  Gebirge  setzt  sich  zusammen  aus: 

1.  Schiefern,  die  wesentlich  aus  Quarz,  Feldspat  oder  Karbonaten,  Biotit 
und  Chlorit  bestehen. 

2.  Homblendegesteinen,  welche  in  der  Erzzone  auftreten. 
8.  Chloritoidgesteinen  (Quarzphyllite). 

Das  Lager  ist  vielfach  gebogen  und  zeigt  bei  einem  Einfallen  von  30 — 70^ 
und  einem  SO. — ^NW.-Streichen  wechselnde  Mächtigkeiten  von  1 — 4  Fuß;  durch 
Biegungen  kann  aber  die  scheinbare  Mächtigkeit  eine  bedeutend  größere  werden. 
Der  Kupfergehalt  des  Erzes,  welches  als  Kupfererz  abgebaut  worden  ist,  mag 
etwa  3^/o  betragen  haben. 

Ganaval  hat  eine  mikroskopische  Untersuchung  des  Erzes  vorgenommen. 
Die  Festwerdung  der  Erze  in  ihrer  jetzigen  Mengung  erfolgte  in  nachstehender 
Beihenfolge: 

Eisenkies, 

älterer  Magnetkies  und  Arsenkies, 

Kupferkies, 

jüngerer  Magnetkies. 

Das  Altersverhältnis  zwischen  den  Erzen  und  den  mit  ihnen  gemengten 
Lagerarten  ist  folgendes:  „Unter  den  Silikaten  sind  Augit  und  wohl  auch  Biotit, 
unter  den  Sulfureten  Pyrit  zuerst  verfestigt  worden.  Die  jüngeren  Kiese  um- 
schließen oft  Biotitblättchen  oder  zwängen  sich  zwischen  solche  ein,  sind  daher 
entschieden  jünger  als  diese.  Titanit  ist  oft  in  jüngeren  Kiesen  eingelagert  und 
enthält  auch  selbst  Einschlüsse  von  solchen,  wurde  daher  ziemlich  gleichzeitig 
mit  denselben  konsolidiert.  Etwas  älter  als  Titanit  mag  Plagioklas  sein,  der 
zwar  Titanit  und  Epidot,  aber  noch  keine  jüngeren  Kiese  beherbergt,  jedoch  von 
solchen  öfters  umgeben  wird.  Am  spätesten  hat  sich  Quarz,  etwas  früher  Galcit 
verfestigt,  dessen  Ehomboederchen  als  Einschlüsse  im  Quarz  auftreten  ....  Ein 
häufiger  Begleiter  der  Erze  ist  grüne,  aktinolithartige  Hornblende.  Dominiert 
diese,  so  liegt  ein  Gestein  vor,  das  man  makroskopisch  als  kiesreichen  Hornblende- 
schiefer  ansprechen  könnte  und  welches  die  Alten  infolge  seiner  bei  Lampenlicht 
blauen  Farbe  als  „Blauschiefer''  bezeichneten.  Unter  dem  Mikroskope  sieht  man 
neben  dem  Amphibol,  den  opaken  Erzpartien  und  dem  dieselben  begleitenden 
Titanit  noch  Biotit,  Epidotkörner,  dann  gewissermaßen  als  Untergrund  des 
Ganzen  ein  Quarzmosaik  ....  Berücksichtigt  man,  daß  der  Kupferkies  nicht 
nur  manche  Amphibolpartien  ganz  umgibt  und  zwischen  den  Hornblendestengeln 
interponiert  auftritt,  sondern  auch  mit  Vorliebe  sich  auf  Querbrüchen  derselben 


')  Das  Kiesvorkommen  von  Eallwang  in  Obersteier  und  der  darauf  bestandene 
Bergbau;  Mitt.  des  naturw.  Ver.  f.  Steiermark,  1894,  mit  ausführlicher  Lit. 


278  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

angesiedelt  hat,  so  sprechen  diese  Umstände  wohl  dafür,  daß  der  Eisenkies,  in  dem 
Amphiboleinschlüsse  gar  nie  beobachtet  wurden,  relativ  älter  als  dieser  und 
auch  älter  als  der  Chalkopyrit  ist."  Der  Eisenkies  ist  häufig  in  ringsum  aus- 
gebildeten Kristallen  im  Kupferkies  eingeschlossen;  manchmal  ist  ein  Pyritkorn 
zerbrochen  und  durch  jüngere  Kiese  wieder  verheilt.  Verlagerungen  und 
Wanderungen  der  Kiese  haben  offenbar  später  noch  in  dem  Gestein  stattgefunden. 
„Gebilde,  welche  man  als  Apophysen  bezeichnen  möchte,  sind  nicht  selten.  Ein 
Handstück  .  .  .  zeigt  auf  seinen  Schichtflächen  dicke  Striche,  welche  sich  unter 
spitzen  Winkeln  kreuzen  und  die  unter  der  Lupe  als  schmale,  bis  0,5  mm 
mächtige  Spältchen  erscheinen.  Im  Dünnschliffe  erscheinen  dieselben  als  Kies- 
aggregationen, deren  unregelmäßig  ausgelappte  und  zerfranste  Eänder  durch  die 
Konturen  der  benachbarten  Mineraldurchschnitte  bestimmt  werden  und  welche 
selbst  wieder  zahlreiche  Quarz-  und  Epidotk'örnchen  umgeben.  Kleine  linsen- 
förmige Kiesanhäufungen  sind,  nach  der  Flaserung  des  Gesteines  sich  windend, 
demselben  eingelagert  und  stehen  zum  Teile  durch  dünne  Ästchen  mit  den 
spaltenförmigen  Gebilden  im  Zusammenhange."  Die  hier  ausführlicher  wieder- 
gegebene mikroskopische  Schilderung  entspricht  im  allgemeinen  dem  Bilde, 
welches  auch  sonst  die  -mikroskopische  Untersuchung  ähnlicher  Kieslager  in 
kristallinen  Schiefern  bietet.  Canaval  erblickte  in  den  das  Erzlager  unmittelbar 
begleitenden  Hornblendeschiefern  durch  Gebirgsdruck  umgewandelte  Diabase, 
welche  sich  auf  dem  Meeresgrund  ausgebreitet  hätten  und  auf  deren  Eruption 
auch  die  Erzführung  zurückzuführen  sei.  Die  Metalle  seien  durch  gasförmige 
Exhalationen  gefördert  worden. 

Eine  Anzahl  einander  recht  ähnlicher  Kieslager  ist  zeitweise  in  der 
Kreuzeckgruppe  in  Kärnten,  dem  etwa  2700  m  hohen,  zwischen  dem  Moll- 
und  Oberdrautal  gelegenen  Gebirgsstock  abgebaut  worden;  sie  sind  besonders 
von  Canaval  beschrieben  worden.  Im  Lamnitztal,^)  das  bei  Eangersdorf  in 
die  Moll  mündet,  ging  früher  ein  schon  1526  erwähnter  Bergbau  auf  Kieslagem 
um.  Diese  erreichen  Mächtigkeiten  von  0,3  bis  zu  4  m  und  treten  hauptsächlich 
im  Liegenden  von  Hornblendeschiefern  und  im  Hangenden  von  Granatglimmer- 
schiefern auf.  Die  derberen  Erze  bestehen  aus  feinkörnigem  Pyrit  samt  Magnet- 
kies und  Kupferkies  und  etwas  Blende,  im  Hangenden  führen  sie  etwas  silber- 
haltigen Bleiglanz.  Die  Mittelerze  sind  kiesführende  Biotit-  und  Hornblende- 
schiefer, manchmal  ein  Gemenge  von  Sulfiden  mit  üralit,  Tremolit  und  Calcit. 
Canaval  stellte  folgende  Reihenfolge  der  Verfestigung  der  die  Gesteine  bildenden 
Mineralien  auf:  Am  ältesten  ist  Uralit,  es  folgen  Zoisit,  Biotit,  Pyrit,  blaugrüne 
stengelige  Hornblende,  Magnetkies,  Kupferkies,  Zinkblende  und  Titanit,  Bleiglanz, 
Albit,  Quarz,  Calcit.  Die  Lamnitzer  Kiese  enthielten  im  Mittel  82  g  Silber  und 
etwa  2  g  Gold  in  der  Tonne,  dabei  etwa  2^/o  Kupfer.  Mit  Kiesen,  Bleiglanz 
und  Blende  durchwachsene  Chloritschiefer  sind  ferner  im  Wellatal,  andere  Kies- 
vorkommnisse an  anderen  Orten  des  Kreuzecks  abgebaut  worden.  Im  ganzen 
Gebirge  ging  in  früheren  Jahrhunderten  ein  lebhafter  Bergbau  um. 

Ein  anderes  Kiesvorkommen  hat  Canaval  von  der  Knappenstube  ^) 
bei  Zwick enb er g  am  Kreuzeckstock  in  Kärnten  beschrieben.  Die  aus  Schwefel- 
und  Magnetkies  samt  Arsenkies  bestehenden,  etwa  1  m  mächtigen,  z.  T.  recht 
derben  Mittel  sind  eng  gebunden  an  Hornblendeschiefer  und  Amphibolite,  welche 
teilweise  zwischen  die  Kieslagen  eingewachsen  sind.  Sie  gehören  einer  Granat- 
glimmerschieferzone an,  und  Glimmerschiefer  bilden  samt  eingelagerten  Graphit- 
schiefern auch  das  Liegende  der  Lagerstätte.    Bleiglanz  kommt  samt  Zinkblende 


0  Canaval,  Zur  EenntDis  der  Erzvorkommen  des  Lamnitz-  und  Wellathales  in 
Kärnten;  Carinthia,  H,  No.  5,  1898. 

2)  Zur  Kenntnis  der  Erzvorkommen  in  der  Umgebung  von  Irschen  und  Zwicken- 
berg;  Jahrb.  naturh.  Landesmua.  f.  Kärnteu,  XXV,  1899. 


Die  Eieslager.  279 

als  EluftfUllung,  ersterer  auch  in  dttnnen  Schmitzen  im  Glimmerschiefer  vor. 
Der  Goldgehalt  ist  meistens  nur  ein  spnrenhafter,  steigt  aber  stellenweise  sehr 
hoch  (bis  zn  214  g  pro  Tonne),  desgleichen  ist  auch  der  Silbergehalt  kein 
gleichmäßiger.  Dabei  ist  der  erstere  abhängig  von  dem  Arsengehalt,  so  dafi 
man  wohl  den  Arsenkies  als  den  Gold  träger  betrachten  darf.  Die  von  Canaval 
gegebene  mikroskopische  Beschreibung  der  Erze  erweckt  den  Eindruck,  als  ob 
hier  ein  älteres  Kieslager  durch  spätere  Einwanderungen  von  Erzen  chemisch 
und  mineralogisch  recht  stark  modifiziert  worden  wäre.  Tatsächlich  finden  sich 
am  Fundkofel  in  der  Nähe  der  Knappenstube  goldführende  Arsenkiesgänge. ^) 

An  der  Pustertalbahn  (Tirol)  bei  Sillian,  etwa  25  km  westlich  von 
Lienz  an  der  Drau  liegt  Panzendorf,^)  wo  bis  1815  ein  Kupferbergbau  um- 
gegangen sein  soll ;  vor  etwa  zehn  Jahren  sind  die  Erze  wieder  zur  Gewinnung 
von  Schwefelkies  in  Abbau  genommen  worden.  Auch  das  dort  abgebaute 
Kieslager  gehört  einer  Granatglimmerschieferzone  an,  welche  das  Liegende  und 
Hangende  des  Lagers  bildet  und  Amphibolite  umschließt.  Es  ist  im  Ausstrich 
etwa  1,5,  in  80  m  Teufe  dagegen  etwa  4  m  mächtig  und  auf  80  m  streichende 
Ausdehnung  zu  verfolgen.  Das  Erz  besteht  großenteils  aus  Schwefel-  und 
Magnetkies,  ftthrt  ziemlich  viel  Zinkblende  und  etwa  so  viel  Bleiglanz  als  Kupfer- 
kies; der  Kupfergehalt  der  derben  Kiese  beträgt  etwa  1,5  ^/q.  Auch  hier  ist 
dem  Erz  in  geringen  Mengen  Arsenkies  beigemengt. 

Armes  Erz  von  Panzendorf  erweist  sich  im  Dünnschliff  als  ein  hauptsächlich 
aus  grüner  Hornblende,  braunem  Glimmer,  viel  Kalkspat  und  sehr  viel  Quarz 
bestehender  Schiefer;  diese  und  die  Sulfide  Pyrit,  Magnetkies,  Zinkblende,  Blei- 
glanz und  Kupferkies  sind  zweifellos  primäre  Bestandteile  des  Gesteines  in  seiner 
jetzigen  Ausbildung.  Eine  strenge  Altersfolge  zwischen  den  nicht  metallischen 
Bestandteilen  ist  nicht  nachzuweisen;  im  allgemeinen  sind  aber  die  dunklen 
Silikate  wieder  älter  als  der  Kalkspat  und  der  Quarz  und  der  letztere  überhaupt 
der  jüngste.  Der  Magnetkies  kommt  als  unzweifelhaft  primärer  Einschluß  bereits 
in  der  Hornblende  vor;  bemerkenswert  ist  seine  Neigung  zur  Kristallisation  in 
sechsseitigen  Täfelchen.  Der  Kupferkies  ist  das  jüngste  unter  den  Sulfiden.  Er 
ist  mit  dem  Quarz  etwa  gleichalterig  und  wo  er  auftritt,  ist  die  Hornblende 
gern  zerfasert  und  schilfig;  es  sieht  dann  fast  so  aus,  als  ob  der  Kupferkies 
zwischen  die  Fasern  hineingerieben  wäre.  Der  Pyrit  ist  innig  durchwachsen 
von  Blende,  älter  als  der  Magnetkies  und  tritt  in  gewissen,  offenbar  stark  ge- 
quetschten Erzproben  in  Form  millimetergroßer,  rundlicher  Kömer  auf,  welche 
aber  immerhin  noch  Andeutungen  von  Kristallflächen  erkennen  lassen.  Auch 
hier  ist  der  Metallgehalt  offenbar  schon  vorhanden  gewesen,  als  das  Gestein  in 
seinen  jetzigen  Zustand  eintrat. 

Erzführende  Schiefer  kommen  auch  bei  Lading,^)  nächst  St.  Michael  im 
Lavanttal  (Kärnten)  vor.  Die  Kiese  bilden  auch  derbere  Massen,  in  welche 
Granat,  Quarz  und  Glimmerblättchen  eingewachsen  sind;  sie  enthalten  Kupfer, 
Nickel,  Kobalt,  etwas  Zink  und  Spuren  von  Blei  und  Arsen.  Das  erzführende 
Gestein  ist  hauptsächlich  Gneis,  ganz  untergeordnet  auch  Kalk  und  Gipollin. 
Die  Lagerstätte  ist  in  manchen  Stücken  von  den  zuletzt  genannten  Kieslagern 
verschieden. 


^)  Ganaval,  ebenda. 

*)  Manuskripte  von  Frhrm.  May  de  Madiis  und  R.  Canaval,  1902  (im  Archiv 
der  Eigentümerin,  Chemische  Fabrik  Heufeld,  welche  freundlichst  die  Einsicht  in 
dieselben  gestattet  hat).  —  Briefliche  Mitteilungen  des  Betriebsleiters  Kr assnitz er  in 
Oberdrauburg  an  Bergeat. 

^  Canaval,  Bemerkungen  über  das  Kiesvorkommen  von  Lading  in  Kärnten; 
Jahrb.  naturh.  Mus.  von  Kärnten,  XXVI,  1901. 


280  I^ie  schichtigen  Lagerstätten. 

Schon  im  XV.,  XVI.  und  XVn.  Jahrhundert  hat  ein  ergiebiger  Kupfer- 
bergbau in  der  Prettau^)  im  Ahrntal,  einem  nördlichen  Seitental  des  Puster- 
tales in  den  Tiroler  Zentralalpen  bestanden.  Die  über  dem  Zentralgranit  liegende 
Schichtenfolge  besteht  aus  Glimmerschiefer,  Gneis,  Chloritschiefem,  Tonglimmer- 
schiefem,  Talkschiefem  samt  Kalksteinen  usw.^)  Die  Lagerstätten  sind  gebunden 
an  den  Grünschiefer  des  südlichen  Talgehänges;  es  werden  acht  1 — 10  m  (im 
Durchschnitt  2  m)  mächtige  Erzlinsen  genannt,  die  im  Streichen  nur  18 — 60  m 
weit  zu  verfolgen  sind,  dagegen  bis  zu  550  m  im  Fallen  anhalten  sollen.  Reh 
spricht  deshalb  von  „Erzbändern^;  sie  würden  an  die  Kieslineale  von  Röros  in 
Norwegen  erinnern.  Erze  sind  Schwefelkies,  Magnetkies  und  Kupferkies,  daneben 
stellenweise  recht  reichlich  Magnetit.  Nach  Schmidt  kämen  in  der  Prettau  auch 
Titaneisen,  Rotnickelkies,  Eisenglanz,  gediegen  Kupfer  und  Silber  vor.  Der 
Schwefelkies  findet  sich  in  einer  der  Linsen  als  vorwaltender  Bestandteil.  Die 
Lager  zeigen  eine  Bänderung  parallel  zu  den  umschliefienden  Schiefem  und 
enthalten  die  Mineralelemente  dieser  letzteren;  mitunter,  besonders  in  dem 
genannten  Schwefelkieslager,  treten  die  Silikate  ganz  in  den  Hintergrund.  Die 
einzelnen  Lager  sind  2 — iO  m  voneinander  entfernt  und  treten  in  einer  Schiefer- 
zone von  170  m  Länge  und  100  m  Breite  auf.  Ihre  größte  Erstreckung  haben 
sie  diagonal  zum  Schichteneinfallen. 

Ohne  daß  hier  eine  ausftlhrliche  Beschreibung  der  mikroskopischen  Struktur 
des  Prettauer  Erzes  beabsichtigt  werden  könnte,  sollen  doch  einige  kurze  Be- 
merkungen von  allgemeiner  Wichtigkeit  Platz  finden.  Das  Muttergestein  der 
Erze  ist  ein  Homblendeschiefer.  Die  frische,  stengelige  Hornblende  (Pleochroismus 
zwischen  dunkelblaugrünen  und  lichtbraunen  Farbetönen)  ist  manchmal  das  einzige 
Silikat,  wird  aber  auch  mehr  oder  weniger  reichlich  von  frischem,  braunem 
Glimmer  und  Quarz  begleitet.  Feldspat  ist  höchstens  sehr  spärlich  vorhanden.  Teil- 
weise besteht  das  Erz  nur  aus  einem  Gemenge  von  Hornblende,  Magnetit,  Pyrit, 
Magnetkies  und  Kupferkies.  Immer  ist  der  Magnetit  zweifellos  der  älteste 
Bestandteil  des  Gemenges,  denn  er  ist  reichlich  in  allen  übrigen,  besonders  in 
der  Homblende  eingewachsen.  Der  Pyrit  ist  älter  als  der  Magnetkies,  dieser 
wiederum  älter  als  der  Kupferkies.  Alle  drei  sind  im  großen  ganzen  jünger 
als  die  Homblende  und  der  Biotit,  indessen  kommen  auch  gar  nicht  selten  un- 
zweifelhafte primäre  Einschlüsse  von  Pyrit  und  Magnetkies,  scheinbar  auch  solche 
von  Kupferkies  in  den  beiden  Silikaten  vor,  woraus  sich  ergibt,  daß  die  Sulfid- 
verfestigung schon  zur  Zeit  der  Homblendebildung  begonnen  haben  muß.  Im 
übrigen  füllen  die  Sulfide  die  Zwischenräume  zwischen  den  Silikaten  aus;  es  ist 
aber  auch  zu  bemerken,  daß  z.  B.  der  Magnetkies  in  seltenen  Fällen  auf  Quer- 
rissen in  die  Hornblende  eingedrungen  ist,  woraus  gefolgert  werden  muß,  daß 
die  letztere  schon  innerhalb  des  unverfestigten  Sulfidgemenges  Zerdrückungen 
erlitten  haben  muß.  Von  einer  späteren  Einwanderung  der  Erze  in  das  fertige 
Schiefergestein  kann  keine  Rede  sein.  Der  Quarz  ist  der  jüngste  Gesteins- 
gemengteil. Er  umschließt  Erze  und  Silikate;  in  ihm  kommt  der  Pyrit  auch  in 
Kriställchen  vor.  Auch  der  Quarz  kann  kein  späterer  Einwanderer  sein,  wenn 
er  auch  teilweise  erst  verfestigt  worden  sein  mag,  als  die  Silikate  z.  T.  schon 
Zerrüttungen  erfahren  hatten ;  seine  Bildungszeit  fällt  mit  dem  Schluß  der  Silikat- 
ausscheidung zusammen.  Die  erzführenden  Schiefer  lassen  eine  sehr  feine  Fältelung 
erkennen.    Eigentümlich  ist  das  Auftreten  des  Pyrits  in  Kömern  von  rundlichem 


^)  A.  R.  Schmidt,  Über  das  Eupferwerk  im  Thale  Ahm  in  Tirol;  Berg-  u. 
Hüttenm.  Ztg.,  XXVII,  1868,  403—404.  —  Reh,  Das  Kupferkies-  und  Schwefelkies- 
Vorkommen  von  Prettau  im  Ahrenthal  (Südtirol)  und  dessen  techniBche  Ausbeutung; 
Ztschr.  f.  Berg-,  Hütt.-  u.  Sal.-Wes.,  XXXI,  1883,  166—172. 

^  Niedzwiedzki,  Aus  deu  Tiroler  Centralalpen;  Jahrb.  k.  k.  geol.  Reichs- 
Anst.,  XXII,  1872,  241-252. 


Die  Kieslager 


281 


oder  elliptischem  Qoerschnitt.  In  den  magDetitreicheren  Proben  bemerkt  man 
spindeHArmige  Salfidpartien  von  etwa  2  mm  Läage,  deren  ganzer  mittlerer  Teil 
ans  einem  eifiirmigen  Pyritkorn,  deren  langaasgezogene  Enden  ans  Knpferkiea 
bestehen.  Möglicherweise  handelt  es  zieh  dabei  nm  eine  Ersehe! nnng  der 
Auswalzung. 

Der  Bergbau  in  der  Prettan  ist  seit  mehreren  Jahren  aufgelassen.    Der 
Enpfergehalt    der    reicheren   Erze   betrug    durchschnittlich  etwa  2,25  "/q,    der 
Schwefelgebalt  lO.S^/o,  der  Eisengehalt  40*^/0  (was  auf  eine  sehr  starke  Beteiligung 
von  Uagnetit  hinweist).    Der  arsenfreie  Kies  des  Schwefelkieslagers  wurde  noch 
vor  mehreren  Jiihren  von  der  Henfelder  Chemi- 
schen    Fahrik     (Rosenheim     in    Bayern)     auf 
Schwefelsäure  verarheitet.    Noch  im  Jahre  1877 
waren  2300  Ztr.  Stufferz  und  51 000  Ztr.  Poch- 
erz erzeugt  worden,  in  den  sechziger  Jahren  des 
XIX.  Jahrhunderts  soll   die  Förderung  sogar 
80000  Ztr.    betragen  haben,    woraus  in  der 
Scbmelzhntt«   zu   Ärzbach   750   bis   800  Ztr. 
Kupfer  erschmolzen  wurden. 

Nor  unvollkommen  bekannt  ist  in  Bezog 
auf  seine  Entstehnngsweise  das  Kieslager  von 
A^rdo,*)  das  sich  von  den  bisher  beschriebenen 
alpinen  Eieslagem  mineralogisch  wesentlich 
unterscheidet 

Die  italienische  Stadt  Agordo')  liegt  am 
Cordevole,    einem  Nebenfluß  der  Piave,  etwa 

')  Sprich  Ag6rdo. 

*)  Beschreibung  des  Kupferbergwerkes  lU 
Agordo.  GeacbichU  iw  Bergwerkes  lU  Volle  Im- 
perina  zunUchst  Agordo-,  von  MolU  Jabrb.  der 
Berg-  und  Hüttenk.,  V,  1801,  140-184.  — 
W.  Fuchs,  BeifrBge  zur  Lehre  von  den  Etzlager- 
stätteu  mit  besonderer  BerflcksichtiguDg  der  vor- 
EflglichBten  Bergreviere  der  k.  k.  Jtsterreichischen 
Monarchie.  Wien  1846,  11—18.  —  Ders.,  Einige 
Bemerkuogen  tlber  die  Lagarungsverbältniiae  der 
Yeueti&ner  Alpen;  Sitz.-Ber.  d.  math.  uatur.  Cl  k.  k, 
Akad.  d.  Wies.,  1850,  II,  452—464.  —  Bauer, 
EupferweTk  Agordo.  QeachicbtHcbe,  geognoatiscbe 
und  bergmänoiscbe  Notizen  Ober  die  Orubengebäude 
dieses  Werkes;  Jahrb.  f.  d.  Berg-  u.  Hüttenm.  des  Gsterr,  Kaiserataata,  III,  1852, 
223-233.  —  Hatoo,  Memoire  sur  l'^tabliBsement  d'Agordo;  Ann.  d.  Mines  (5),  VIII, 
1855,  407~498.  —  Das  Änirial-Kupferwerk  Agordo;  vom  k.  k.  Finanzministerium, 
1860.  —  von  Uotta,  Agordo;  Berg-  u.  Hüttenm.  Zeitung,  XXI,  1862,  426—427.  — 
Dera.,  Erzlagerstätten,  II,  1861,  334—335.  —  vom  Eatb.  Über  die  Quecksilber- 
Orube  Tallalta  in  den  venetianischen  Alpen;  Ztechr.  d.  deutsch,  geol.  Qea.,  XVI, 
1864,  121-135.  —  Bauer,  Bemerkungen  Ober  die  Mitteilungeo  t.  Oottas  bezflglicb 
der  geologischen  Verhältnisse  und  der  Eupferlagerstätte  von  Agordo  im  Imperiua- 
thalo;  österr.  Ztechr.  f.  Berg-  o.  Hnttenw.,  XI,  1863,  101—102.  —  Walter,  Beitrag 
zur  Kenntnis  der  Erzlagerstätte  von  Agordo;  ebenda  114 — 119.  —  Friese,  Notiz 
über  den  KJeastock  zu  Agordo;  ebenda  235—236.  —  A.  St.  Schmidt,  Geognostisch- 
bergm&nniBche  Skizze  Aber  den  Eiesslock  zu  Agordo;  Berg-  u.  HOttenm.  Ztg.,  XXVI, 


Flg.  BS.  QnerproBl  durch  das  Kies- 
iRger  von  Agoido.  a  der  EisaBtock, 
dar  obere  Teil  deB  Prodli  zeigt  den 
Quenclmltt  in  der  Ebene  dea  Haupt- 
lehaehtes,  der  nntare  (Bi  denjenigen 
Im  nSrdli eben  Lagerte II;  i  ToDBcbieler, 
die  SchraffleruDg  celgt  nlcbt  denVer- 
laut  der  Sclilchtung  an;  c  trfaalacher 
SaudateiD  n.  Oips  fWerfener Schiefer); 
d  THukalk.  (FliRbi,  1S60.  Zalehen- 
erkljLning  i.  T.  nach  'Walter.) 


282 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


20  km  von  Bellano  in  Venetien  entfernt  in  einer  Talweitniig,  welche  rings 
am  schlössen  wird  von  prächtigen  Gipfeln  triasischer  Ealkherge.  Die  Trias  lagert 
anf  Tonschiefem  anbestimmten  Alters,  welche  an  den  tieferen  Stollen  der  Tal- 
gehänge und 


Ffg.  se. 


anf  den  Soh- 
len der 
Seitontäler 
des  Corde- 

Tole  hervor- 

treton. 


Die 


ßarAara- 


Flg.   M. 
Flg.    67. 


Flg  BT 
T4iig(iBchnltt  doTcli  das  Elaslager 

VerechledeDe   Querichcltte    durch 
daiMlbe.    (Walter,  IB63,) 


streichen 
SW.— NO. 
und  fallen 
nach  NW. 
Innerhalb 
derselben 
liegt  ein 
mächtiges 
Kieslager 
nahe  der 
ffyrumi  dreaze 

zwischen  den 
letzteren  und 
den  stoil  ein- 
fallenden, 
überkippten 
roten    Sand- 
steinen der 
Werfener  Schichten.     Bei   den 
Taganlagen  der  Grube  mUndet 
das  Imperinatal,    ein  südwest- 
liches  Seitental  des    Cordevole, 
etwas  unterhalb  Agordo;  es  verläuft  un- 
geiUhr    anf   der   Grenze    zwischen    den 
älteren  und  jüngeren  Gesteinen.    In  ihm 
tritt  das  Erzlager  wiederholt  zutage,  und 
Erzspuren  lassen  sich   in  dem  Tale  bis 
über  eine  Stunde  weit  von  dessen  MOn- 
dnng  nachweisen. 

Die  Schiefer  sind  gut  geschichtet; 
bald  sind  es  schwarze  graphitische  Ton- 


1867,  240—341.  —  von  Oroddeck,  Zur  KenntniB  einiger  Sericit.geflteine,  welche 
neben  und  in  Erzlagerstätten  auftreten;  N.  Jahrb.,  U.  Beil.-Bd.,  1882,  72—138.  — 
Pdwoznik,  Dos  Berg-  und  Hftttenwerk  in  Agordo;  Monographien  des  Museums  fflr 
Geschichte  der  Osten.  Arbeit,  Heft  VII,  1896. 


Die  Eieslager.  283 

schiefer,  bald  lichte  Sericitschiefer.  Nach  allen  Angaben  ist  das  Eieslager 
mit  gleichem  Fallen  nnd  Streichen  den  Schiefern  eingelagert.  Seine  Gestalt  ist 
eine  höchst  unregelmäßige,  indem  es  sich  bald  ausbaucht,  bald  beträchtlich  ver- 
schmälert, wie  es  die  von  B.  Walter  mitgeteilten  Querschnitte  (Fig.  67)  zeigen. 
Als  eine  im  Streichen  langausgedehnte  Masse,  deren  größte  Achse  mit  dem 
Horizonte  14^  bildet,  die  gegen  NO.  einföllt  und  unter  dem  Imperinatal  hinzieht, 
erreicht  es  eine  größte  Längsausdehnung  von  etwa  500  m,  eine  Höhe  von 
110  m  und  eine  Dicke  von  durchschnittlich  30 — 35  m;  die  letztere  schwankt 
indessen  zwischen  2  und  80  m.  Es  wird  rings  umschlossen  von  einem  hell- 
farbigen, mit  viel  Eieskristallen  und  Eupferkiesschmitzen  durchwachsenen 
Sericitschiefer,  welcher  den  Übergang  des  Lagers  in  das  Nebengestein  darstellt 
und  als  „Matten^  ^)  bezeichnet  wird.  Derselbe  Schiefer,  an  dessen  derzeitiger 
Erscheinung  vielleicht  sekundäre  Prozesse  beteiligt  sein  dürften,  findet  sich 
auch  in  dem  Lager  oder  zieht  sich  vom  Nebengestein  aus  in  dasselbe  hinein. 
Die  Absonderung  des  Erzes  vom  letzteren  ist  eine  scharfe.^  Die  Grenze 
zwischen  beiden  ist  keine  Ebene,  sondern,  wie  sich  angesichts  des  Gebirgsdrucks 
selbst  versteht,  vielfach  in  ihrer  ürsprttnglichkeit  gestört,  die  Oberfläche  der 
Eiesmasse  buckelig  und  uneben.  Das  Erz  des  Eiesstockes  ist  ein  sehr  lein- 
kömiges  und  dichtes  Gemenge  von  Schwefel-  und  Eupferkies,  durchwachsen  mit 
Ealkspat  (oder  einem  eisenhaltigen  Earbonat?).  Silberhaltiger  Bleiglanz  und 
helle  und  dunkle  Zinkblende  bilden  da  und  dort  derbere  Massen;  Blende,  Eupfer- 
kies, Quarz,  Ealkspat  und  Ankerit  finden  sich  auf  Hohlräumen  kristallisiert. 
Ebenso  wird  Arsenkies  erwähnt.  Der  Eupfergehalt  der  reichsten  Erze  beträgt 
5,5  ^/o,  im  Mittel  l,4*^/o,  der  Schwefelgehalt  48^/0.  In  dem  Eupfer  von  Agordo 
lassen  sich  u.  a.  nachweisen:  Arsen,  Antimon,  Nickel,  Eobalt  und  Silber.  Außer 
dem  großen  Eiesstock  finden  sich  noch  zahlreiche  kleine  Einlagerungen  von 
Eiesen  zwischen  den  Schichten  des  „Matten^.  Die  Mächtigkeit  des  letzteren 
beträgt  wenige  bis  viele  Meter.  Der  Eies  ist  durchzogen  von  prächtigen,  spiegel- 
blanken Harnischen. 

Im  Dünnschliff  erweist  sich  das  Erz  von  Agordo  als  ein  Gemisch  von 
Pyrit,  Eupferkies,  Blende  und  Bleiglanz  mit  Ankerit  und  verhältnismäßig  wenig 
Quarz.  Dazu  kommen  noch  Schüppchen  eines  farblosen  Glimmers,  die  manchmal 
für  sich  allein  vom  Pyrit  umschlossen  werden,  also  älter  sind  als  dieser.  Im 
übrigen  ist  der  letztere,  der  eine  ausgesprochene  Neigung  zur  Eristallbildung 
zeigt,  auch  hier  wieder  das  älteste  unter  den  Erzen;  etwas  jünger  als  er  ist  die 
Zinkblende,  dann  folgen  Bleiglanz  und  Eupferkies.  Das  Earbonat  erfüllt  die 
Lücken  in  dem  kristallinen  Gemenge,  umschließt  ringsum  ausgebildete  Pyrit- 
kriställchen  und  tritt  z.  T.  gangförmig  im  Erz  auf.  Solche  mikroskopische 
Gänge  führen  dann  auch  wohl  etwas  Bleiglanz.  Der  Quarz  ist  mindestens 
teilweise  erst  später  eingewandert  und  stets  an  Ort  und  Stelle  kristallisiert,  nicht 
klastisch.  In  seiner  jetzigen  Ausbildung  ist  das  Mineralgemisch  genetisch  einheitlich ; 
keinesfalls  kann  das  Erz  in  das  jetzige  Earbonataggregat  eingewandert  sein. 

*)  il  matto  =  der  Narr. 

^  Merkwürdiger  Weise  ist  in  keiner  Beschreibung  davon  die  Bede,  daß  ein  Teil 
der  das  Lager  umgebenden  Schiefer  skölar-  oder  raschelartige,  durch  Pressung  oder 
Gleitung  entstandene  Gebilde  sein  könnten.  Und  doch  scheint  das  Auftreten  solcher 
angesichts  der  außerordentlichen  Deformation  des  Lagers  fast  selbstverständlich  zu  sein. 


284  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Das  Totalgewicht  der  ursprttnglich  vorhandenen  Eiesmasse  ist  auf 
133076000  Ztr.,  das  der  im  Jahre  1860  noch  vorhandenen  auf  84626000  Ztr. 
mit  1286000  Ztr.  ausbringbarem  Kupfer  berechnet  worden.  Die  jüngsten  Be- 
rechnungen ergaben  nur  noch  1,5  Mill.  t  abbauwürdigen  Kies.^) 

Der  Bergbau  zu  Agordo  hat  wahrscheinlich  schon  im  Jahre  1488,  bestimmt 
aber  1559  bestanden  und  blühte  im  Beginn  des  XVII.  Jahrhunderts  unter 
venetianischen  Patriziern.  Späterhin  haben  die  Wasserverhältnisse  und  wieder- 
holte Einstürze  in  den  großen,  nicht  versetzten  Weitungsbauen  den  Betrieb 
schwer  geschädigt  und  dessen  allmählichen  Übergang  an  den  Staat  Venedig,  seit 
1797  an  Österreich  herbeigeführt,  von  dem  es  1866  an  Italien  kam.  Jetzt 
gehört  die  Grube  einer  Privatgesellschaft. 

Um  1860  betrug  die  jährliche  Kupferproduktion  zu  Agordo  etwa  200  t, 
die  geförderte  Kiesmasse  etwa  15000  t.  Außerdem  wurden  noch  gegen  600  t 
Eisenvitriol  gewonnen.    Im  Jahre  1901  belief  sich  die  Erzförderung  auf  20000  t. 

Man  gewinnt  gegenwärtig 

^*"^^?*^"**^  Vit-riol  und  Zementkupfer 

;  und  verarbeitet  die  Kiese 

^'^s^^,^^  in   verschiedenen   chemi- 

>^?S#>Ns^  sehen     Fabriken     Ober- 

/- __^^'^r'^^^P^^^^^?^^  Italiens. 

^^S^äl^  -^^P^^^^^^  ^'"^  ^"^  Distrikt  Pine- 

y^^^^^^^^fe^^^Ä^^^^^^W^  rolo,  SW.  von  Turin,  in 

/^^0^^                     ^^"^^^                   ^%fji  ^^'^  cottischen  Alpen  ge- 

^^                                       ""^""-'-"i           ^^^  legen,    ist   das   Kiesvor- 

^                                                  """^Ot* "^     * ''  ^  kommen  von  Monte  Beth 

Flg.  68.    Querschnitt  dtirch  das  Kleslager  von  Ghlnlvert.    Der  (^der   Valien    Crö)    und 

Teil  über  der  Schrafflemng  Ist  ein  natürlicher  Anfschlnfi  anf  Monte  Ghinivert^  seit 

der    NordBelte    des  Berges.     J»   IMkphylUt;    g  GrUnschlefer;  iggg  Gegenstand  des 

Eoiotlde  (Sanssnrltgabbros);  CSa  Kleslager;  d  Geblrgsschutt  Die  ° 

Zahlen  bedeuten  Meter.  (Novarese,  1900.)  Bergbaus.  Die  Hochebene 

von  Beth  ist  2750  m  hoch 
und  den  größten  Teil  des  Jahres  mit  Schnee  bedeckt.  Die  Kiese  bilden  eine 
Zwischenlagerung  in  einem  mächtigen,  aus  Phylliten,  Kalkphylliten,  Amphibolit, 
Serpentin,  Grünschiefem,  Diabas  usw.  bestehenden  Schichtenkomplex  und  sind 
darin  an  einen  bestimmten  Horizont,  nämlich  an  die  Basis  der  hauptsächlichsten 
Grünschiefereinlagerungen  gebunden.  Sie  bilden  ein  Lager,  welches  ganz  mit 
dei^'enigen  z.  B.  des  Rammeisbergs  und  Südspaniens  zu  vergleichen  ist,  konkordant 
zwischen  den  Schichten  liegt  und  alle  Biegungen  derselben  mitmacht.  Den 
typischen  Kieslagern  entspricht  auch  die  Gleichmäßigkeit  und  die  Art  des  Erz- 
gehaltes und  seine  kompakte  Struktur;  es  ist  am  Monte  Beth  wie  am  Ghinivert 
ein  mit  etwas  Quarz  und  Kupferkies  durchmischter,  feinkörniger  Pyrit  mit 
2— 50^  Kupfer  und  41— 50^^  Schwefel. 

Die  hauptsächlichste  Grube  liegt  im  Monte  Beth,  dessen  oberer  Teil 
besonders  aus  Grünschiefem  und  einer  mächtigen  Masse  von  Euphotid^  besteht; 
an  ihrer  Basis  fällt  das  1 — 2  m  mächtige,  NS.  streichende  Lager  etwa  25 — 30  ^ 


1)  Gatalogo  della  mostra  fatta  dal  Corpo  Reale  delle  Miniere,  Parigi  1900,  84. 
')  Novarese,  La  miniera  dal  Beth  e  Ghinivert;  Rass.  Mineraria,  XII,  No.  7,  8, 
9  vom  1.,  11.  u.  21.  März  1900. 

^)  Damit  werden  von  den  Italieneni  gewöhnlich  SausBuritgabbros  bezeichnet. 


Die  Eieslager.  285 

gegen  Westen  ein.  Andere  Eieslinsen  oder  vielleicht  auch  nur  Eiesimprägnationen 
machen  sich  über  dem  Lager  durch  ihre  verwitterten  Ausstriche  bemerkbar. 

Die  benachbarte  Grube  von  Ghinivert,  1200  m  von  der  Bethgrube,  baut 
auf  einem  ganz  ähnlichen,  NW.  streichenden,  20^  gegen  S.  einfallenden,  gleich- 
falls von  Grttnschiefem  begleiteten  Lager,  das  von  letzteren  im  allgemeinen 
durch  Bänke  von  Ealkphyllit  getrennt  ist.  Das  Nebengestein  ist  mit  Sulfiden 
imprägniert,  das  Lager  selbst  aber  als  kompakte  Masse  scharf  davon  geschieden. 
Es  ist  im  Fallen  auf  ungefähr  400  m  aufgeschlossen  worden  und  hat  sich  allent- 
halben als  eine  zusammenhängende  Masse  von  wechselnder,  bis  über  2  m  betragen- 
der Mächtigkeit  erwiesen;  stellenweise  sind  in  den  Erzkörper  Schieferlagen  ein- 
gebettet. Beide  Kiesvorkommnisse,  das  vom  Monte  Beth  und  das  zuletzt  erwähnte, 
sind  durch  ein  tiefes  Erosionstal  voneinander  getrennt,  übrigens  aber  einander 
mineralogisch  und  geologisch  so  ähnlich,  daß  Novarese  glaubt,  dieselben 
könnten  nur  Teile  eines  und  desselben  Lagers  sein.  Die  Entstehungsweise 
desselben  hat  letzterer  ausführlicher  erörtert.  Zunächst  hält  er  es  für  das 
wahrscheinlichste,  daß  die  in  dem  Gebiet  auftretenden  Grünschiefer  und  Grttn- 
steine  teils  Tuffe,  teils  Effusivgesteine  sind;  welche  Glieder  der  einen,  welche 
der  anderen  Gruppe  angehören,  läßt  sich  angesichts  der  intensiven  Veränderungen 
durch  die  Metamorphose  im  einzelnen  nicht  mehr  feststellen.  Die  Ablagerung 
der  Kiesmassen  sei  auf  die  Eruptionen  der  basischen  Gesteine  zurückzuführen*,  sie 
sind  sedimentärer  Entstehung  und  regelrechte  Glieder  der  Schichtenfolge.  Gleicher 
Ursprung  wird  auch  den  ähnlichen  Kieslagem  von  Ollomont,  Champ  de  Praz, 
Saint  Marcel  und  Ghialamberto  in  Piemont  zugeschrieben.^) 

In  der  Zips,  dem  großenteils  deutsch  sprechenden  Komitat  im  Flußgebiet 
der  oberen  Hernad,  der  Poprad  und  der  Göllnitz  im  Osten  und  Südosten  der 
hohen  Tatra  wird  an  verschiedenen  Orten  Bergbau  betrieben,  so  vor  allem  auf 
Spateisensteingängen  bei  Iglo  und  Göllnitz  und  auf  Kieslagem  bei  Schmöllnitz.^ 
Letzterer  Ort  liegt  inmitten  des  bis  zu  1300  m  ansteigenden  Mittelgebirges  an 
einem  südlichen  Seitenbach  der  Göllnitz,  20  km  von  dem  Städtchen  gleichen 
Namens  entfernt. 

Die  Erzlagerstätten  treten  in  einer  etwa  250  m  breiten  Zone  inmitten 
von  WSW. — ONO.  streichenden  und  unter  60 — 75^  gegen  Süden  einfallenden, 
vorwiegend  graugrünen  Sericitglimmerschiefem  auf,  die  lagenweise  in  lichtere 
Quarzitschiefer  übergehen.  Ihre  Begrenzung  im  Liegenden  und  Hangenden 
erfährt  diese  Zone  durch  je  eine  etwa  12  m  mächtige  Lage  von  dunkel-  bis 
schwarzgrauen,  stark  graphitischen  und  halbmetallisch  glänzenden  Phylliten. 
Innerhalb  des  Sericitschieferbandes  liegen  in  vollständig  konkordanter  Lagerung 


^)  Novarese,  L'origine  dei  giaeimenti  metalliferi  di  BroBso  e  Traversella  in 
Piemonte;  ßoll.  K.  Gomit.  geol.,  1901,  No.  1. 

*)  vonCotta,  Über  Erzlagerstätten  Ungarns  und  Siebenbürgens;  Gangstudien,  IV, 
1862, 53—56.  —  Fall  er,  Beisenotizen  über  einige  wichtigere  Metallbergbaue  Oberungams; 
Leobener  Jahrb.,  XVII,  1868,  193— 210.  —  Steinhausz,  Der  Kupfer- und  Schwefelkies- 
Bergbau  von  Schmöllnitz;  ebenda  XLIV,  18%,  267—320.  —  Fähndrich,  Der  Schwefel- 
kiesbergbau der  Oberungarischen  Berg-  und  Hüttenwerks-Aktiengesellschaft  bei  Schmöll- 
nitz; Ztschr.  f.  d.  Berg-,  Hütten-  u.  Sal.-W.,  XLVl,  1898,  217—234. 


286 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


die  sogenannten  „Streichen'',  d.  s.  Fahlbänder  mit  feinverteilten  staubförmigen 
Partikelchen  von  Schwefel-  und  Kupferkies;  dieselben  führen  stellenweise  auch 
derbere  kleine  Erzlinsen  und  Schnüren  und  Bänder  von  Edesen  in  völlig  paralleler 
Einlagerung.  Die  „Streichen"  sind  auf  Erstreckungen  von  3000 — 4000  m  hin 
verfolgt  und  bis  zu  einer  Teufe  von  360  m  nachgewiesen  worden.  Ihre  Breite 
beträgt  bis  zu  18  m.  Hauptsächlich  sind  es  drei,  ein  Hangend-,  Mittel-  und 
Liegendstreichen  (Fig.  69).  Dadurch,  daß  sie  manchmal  lagenweise  taub  werden, 
scheinen  sie  sich  zu  gabeln.  In  der  Fortsetzung  der  „Streichen**  und  zwischen 
ihnen  liegen  die  eigentlichen  Kiesstöcke.  Außer  einer  Eeihe  kleinerer  sind  drei 
besonders  große  aufgeschlossen  worden,  deren  Dimensionen  betragen: 

Im  Streichen        Im  Fallen  Mächtigkeit 

Liegendkiesstock  .     .     .     400  m  125  m  bis  40  m,  im  Mittel  26,5  m. 

Hangendkiesstock     .     .     300  „  80  „  15  m. 


Engelbertikiesstock  .     .     180 


80 


etwa  25  m. 


Fig.  69.    Grondrlfl  dea  EleBVorkommenB  von  SchmÖUnlts.    (Stelnhansz,  1896.) 


9  0 

■    ■    ■    '    I 


MO 

-4— 


iC 


im 


Yi%.  70.    Qaerschnltte  durch  das  Eieslager  von  SchmöUnitz.    Die  römiBchen  Zahlen  entsprechen 

denen  der  Proflllinien  in  Fig.  69.    (Steinhansz,  1896.) 
Der  Maßstab  ist  derselbe  für  Fig.  69  nnd  70. 

Sowohl  die  Erzstöcke  wie  die  Streichen  sind  gegen  das  umgebende  Schiefer- 
gestein nicht  scharf  abgegrenzt,  sondern  gehen  in  dasselbe  über. 

Die  Struktur  der  Eiesstöcke  ist  bald  eine  richtungslos  kömige,  bald  ist 
das  Erz  infolge  wechselnder  Zusammensetzung  oder  infolge  von  Zwischen- 
lagerungen feinster  Tonschieferlagen  gebändert;  die  Bänderung  verläuft  parallel 
der  allgemeinen  Streich-  und  Fallrichtung.  Die  beiden  größeren  Erzlinsen 
bestehen  ziemlich  gleichmäßig  aus  Eisenkies  mit  beigemengtem  Kupferkies; 
letzterer  tritt  mitunter  in  Bändern  ftlr  sich  auf.  Bemerkenswert  ist  es,  daß  in 
den  Ausspitzungen  der  drei  Eiesstöcke  ein  Substanzwechsel  eintritt.  Die  beiden 
großen  Stöcke  werden  dort  kupferreicher,  und  äußerst  feine  Lagen  von  Zink- 
blende und  Bleiglanz  stellen  sich  ein;  ähnliches  soll  nach  Fähndrich  f(lr  ihre 
Begrenzungsflächen  gelten. 

Die  Entstehung  der  Schmöllnitzer  Kiesstöcke  ist  von  Steinhausz  und 
dann  von  Fähndrich  erörtert  worden.  Unter  dem  Einfluß  der  Vogt  sehen 
Auffassungsweise  der  Kieslager  hat  Steinhausz  den  Schmöllnitzer  Lagern  eine 


Die  Eieslag^er.  287 

epigenetische  Entstehung  zugeschrieben.  Er  macht  darauf  aufmerksam,  dafi  in 
der  Nähe  der  Kiesstöcke  an  zwei  Punkten  Eruptivgesteine  („Diorit  und  Diabas") 
gefunden  worden  sind;  dieselben  stehen  nicht  im  unmittelbaren  Eontakt  mit  den 
Kieslagem,  sondern  sind  davon  84  bezw.  170  m  entfernt.  Fähndrich  hat  sich 
auf  Grund  folgender  Gesichtspunkte  gegen  diese  Auffassung  gewandt: 

1.  Die  Konkordanz  zwischen  Fahlbändem  und  Kiesstöcken  einerseits  und 
dem  Nebengestein  anderseits  ist  eine  absolute. 

2.  Es  fehlen  den  Kiesstöcken  tektonische  Begrenzungsflächen,  Harnische, 
Nebengesteinsfragmente,  Salbänder. 

3.  Die  Struktur  ist  eine  schichtige  und  ganz  verschieden  von  deijenigen  der 
Gänge;  die  Kiesmassen  wechsellagem  mit  Tonschieferlagen,  welche  keine 
Fragmente  sind. 

Der  Kupfergehalt  der  Lager  ist  im  Durchschnitt  0,5 — 2^/q,  er  steigt  aber 
auch  bis  zu  20 ^/^  (siehe  unten);  der  Engelbertistock  ist  arm  an  Kupfer,  enthält 
indessen  etwas  Kobalt  und  Arsen.  An  nichtmetallischen  Mineralien  ist  Quarz 
zu  nennen,  welcher  besonders  im  Hangend-  und  Liegendstock  reichlich,  bald 
durch  das  Erz  verbreitet,  bald  an  ihren  Ausspitzungen  auftritt  und  in  letzterem 
Falle  den  Bergleuten  als  ein  Anzeichen  kommender  Erzanbrttche  gilt. 

Von  Tag  herein  sind  die  Kiesstöcke  zu  mulmigem  Brauneisenerz  zersetzt; 
an  Zersetzungsprodukten  kommen  nach  Fähndrich  im  Alten  Mann  (verwittertem 
Bergeversatz)  vor:  Voltait,  ArsenikblUte,  Bittersalz,  Haarsalz,  Schwefel,  Kupfer- 
und  Eisenvitriol.  Gediegen  Kupfer  tritt  als  Seltenheit  in  den  Streichen  auf. 
Auch  die  Kiesstöcke  von  SchmöUnitz  sind  von  Gängen  durchzogen,  auf  denen 
in  ähnlicher  Weise  wie  im  Rammeisberg  am  Harz  eine  jüngere  Erzansiedelung 
stattfand.  Nach  Fähndrich  wären  dieselben  auf  die  oberen  Teufen  beschränkt, 
0,04 — 0,1  m  mächtig  und  ftlhren  Quarz,  Kalkspat,  Baryt,  Kupferkies,  Buntkupfer- 
erz, Bleiglanz,  Zinkblende  und  Umwandlungsprodukte  derselben.  Als  seltene 
Vorkommnisse  innerhalb  der  Kiesmasse  werden  von  Steinhausz  Spateisenstein, 
Ankerit  und  Magnetkies  erwähnt.  Derselbe  veröffentlicht  auch  folgende  Durch- 
schnittsanalyse der  im  April  1896  geförderten  Schmöllnitzer  Erze: 

As 0,55  Zn 0,37 

Sb 0,06  Fe 45,31 

Cu 0,46  CaO 0,03 

Pb 0,33  MgO 0,05 

Bi 0,03  S 47,89 

Ni  +  Co Spur  Gangart 4,89 

Mn Spur 

Außerdem  enthalten  die  Erze  noch  geringe  Mengen  Silber  und  Quecksilber. 
Die  erzftlhrende  Schieferzone  wird  von  drei  Klüften  durchsetzt,  von  denen 
wenigstens  eine,  die  Schläglergrunderklnft,  eine  Verwerfung  ist.  „Bemerkens- 
wert ist,  daß  die  Erzzüge  (Streichen)  in  der  Nähe  dieser  verwerfenden  Kluft 
am  reichsten  gewesen  sein  sollen  und  daß  sich  der  Adel  dieser  entlang  in  die 
Tiefe  zog.**     (Steinhausz.) 

Der  Schmöllnitzer  Bergbau  stammt  aus  der  Zeit  der  niedersächsischen  und 
flandrischen   Einwanderung  im  XIII.  Jahrhundert.     Er   verfiel   im  XVI.  und 


288  I)ie  schichtigen  Lagerstätten. 

XVn.  Jahrhundert,  wurde  1709  größtenteils  staatlich  und  dann  zeitweise  mit 
großem  Erfolg  betriehen.  So  beschäftigten  1783  die  Werke  über  700  Arbeiter 
und  erzeugten  5000  Ztr.  Kupfer.  Bis  zum  Beginn  der  70  er  Jahre  des  XIX.  Jahr- 
hunderts wurde  nur  Kupfer,  untergeordnet  auch  Blei,  Silber,  Kobalt-  und  Nickel- 
erz gewonnen.^)  Viel  Kupfer  wurde  früher  und  wird  noch  heute  durch  Zemen- 
tation erzeugt.  Zu  diesem  Zwecke  wird  der  alte  Bergeversatz  künstlich  durch 
Wasser  ausgelaugt.  Die  durch  die  Oxydation  der  Kiese  entstehende  Hitze  be- 
trägt 35 — 50  ^  und  führt  manchmal  sogar  zu  einer  Entzündung  der  Zimmerung. 

Seit  1890  gehört  die  Grube  einer  Privatgesellschaft.  Der  Bergbau  ist 
gegenwärtig  fast  nur  mehr  ein  Eisenkiesbergbau;  der  Kies  dient  der  Schwefel- 
säurefabrikation und  ist  nach  seiner  Abröstung  ein  wertvolles  60 — 65^/0iges 
Eisenerz  mit  1— S^/q  Kupfer.  Die  Kiesproduktion  betrug  1890  38388  t,  1894 
58610  t,  1896  50000  t.  Daneben  werden  jährlich  30—50  t  Zementkupfer  ge- 
wonnen; von  1840  bis  1868  betrug  diese  Gewinnung  noch  jährlich  94  t. 

In  den  östlichen  Karpathen  sind  Kieslagerstätten  weithin  innerhalb 
der  „Quarzitetage"  der  kristallinen  Schiefer  verbreitet.  Die  Erze  erscheinen  ge- 
bunden an  Chloritschiefer,  die  in  4 — 20  m  mächtigen  Massen  samt  graphitischen 
Tonschiefern  den  Quarzitschiefern  eingelagert  sind.  Nach  Walter  sollen  sich 
die  Vorkommnisse  auf  eine  Entfernung  von  190  km  im  Streichen  jener  Gesteine 
verfolgen  lassen.^)  Die  in  Bede  stehenden  Erzlagerstätten  werden  ganz  allgemein 
als  „Kieslager^  bezeichnet,  und  Walter  vergleicht  sie  mit  den  Lagerstätten  von 
Eöros,  Schmöllnitz,  Prägratten  und  den  norwegischen  Fahlbändern.  Aus  seinen 
Beschreibungen  aber  geht  doch  hervor,  daß  dieselben  mindestens  durch  allerlei 
spätere  sekundäre  Prozesse  zu  komplizierteren  Gebilden  geworden  sind,  deren 
genaueres  Studium  wohl  noch  aussteht.  Mechanische  und  damit  verknüpfte 
chemische  Vorgänge  scheinen  den  ursprünglichen  Charakter  auch  dieser  an  sehr 
stark  gestörtes  Gebirge  gebundenen  Lagerstätten  etwas  verwischt  zu  haben. 

Die  Lagerstätten  sind  bekannt  unter  den  Ortsnamen  Fundul  Moldowi 
und  Pozoritta  in  der  Bukowina  und  Balä.n  und  St.  Domokos  in  Sieben- 
bürgen. 

In  der  Bukowina  ist  der  Chloritschiefer  (als  Begleiter  der  Lager  „Lager- 
schiefer^'  genannt)  weithin  fahlbandartig  mit  Eisen-  und  manchmal  Kupferkies, 
stellenweise  auch  mit  etwas  Magnetkies  und  Magnetit  durchwachsen.  Am  häufigsten 
tritt  der  erstere  auch  hier  wieder  in  Kristallen  als  Einsprengung  auf.  Gesellt  sich 
zum  Pyrit  Kupferkies,  dann  entstehen  Pocherze  mit  etwa  1  ^/q  Kupfer.  Der  Eisen- 
kies schart  sich  mitunter  zu  1 — 4  m  mächtigen,  kristallinisch  körnigen  Massen 
zusammen,   die  von  Kalkspat  durchwachsen  und  von  Schnüren  dieses  Minerals 


M  Geschichtliches  siehe  bei  Steinhausz. 

^)  von  Cotta,  Die  Erzlagerstätten  der  südlichen  Bukowina;  Jahrb.  k.  k.  geol. 
Reichs-Anst.,  VI,  1855,  119—122.  —  Ders.,  Erzlagerstätten,  II,  1861,  280,  Lit.  — 
Herb  ich,  Die  ürschieferformation  der  östlichen  Karpathen  und  ihre  Erzlagerstätten; 
österr.  Ztschr.  f.  Berg-  u.  Hüttenw.,  IX,  1861,  218—219.  —  Paul,  Grundztige  der 
Geologie  der  Bukowina;  Jahrb.  k.  k.  geol.  Reichs-Anst.,  XXVI,  1876,  261—330,  Lit. — 
Walter,  Die  Erzlagerstatten  der  südl.  Bukowina;  ebenda  343—426.  —  vom  Rath, 
Verh.  naturh.  Ver.  der  Rheinl.  und  Westf.,  XXXII,  1875,  91—92.  —  von  Hauer  und 
Stäche,  Geologie  Siebenbürgens,  1885,  307 — 308.  —  Goebl,  Über  das  Kupferbergwerk 
BalÄn;  österr.  Ztschr.  f.  Berg-  u.  Hüttenw.,  XXXIII,  1885,  Ver.  Mitt.  38-39. 


Die  Kieslager.  289 

durchzogen  sind.  Parallel  znr  Schichtung,  häufig  gehunden  an  Quarzschmitzen 
oder  dieselhe  schräg  durchschneidend,  findet  sich  darin  der  Kupferkies  (Schnttrl- 
oder  Schiefererze  mit  his  zu  3  ®/o  Kupfer).  Besonders  dort,  wo  in  dem  Lagerschiefer 
reichlich  linsenförmige  Platten  von  milchweißem  Quarz,  manchmal  mit  etwas 
Feldspat  eingewachsen  sind,  kommen  auch  derbere  Kupferkiesmittel  (Adelserze, 
Gelfen  mit  6 — 15^/o  Kupfer)  in  Mächtigkeiten  von  0,5 — 3  m  vor.  In  ihnen 
sind  gleichfalls  Schwefelkieskristalle  eingebettet;  sie  umschließen  dünne  Lagen 
mit  Glimmer  und  Chlorit  und  führen  Nester  und  Schnüren  mit  Magnetkies, 
Markasit  und  als  Seltenheit  auch  Fahlerz.  Allerlei  jüngere  Erzgänge  durch- 
setzen auch  hier  die  Lagerstätten.  Die  letzteren  nehmen  an  allen  Krümmungen 
und  Wellungen  des  Schiefers  teil. 

Die  reichsten  Kieslager  wurden  bei  Fundul  Moldowi  und  bei  Pozoritta 
abgebaut.  Der  eigentliche  Erzberg  war  dort  der  Gyalu  negru,  ein  6  km  langer 
Rücken,  der  ganz  von  Schürfen  und  Gruben  bedeckt  ist.  Das  Hauptlager  war 
das  Dreifaltigkeitslager;  es  ist  gebunden  an  einen  dünnschieferigen,  äußerst 
zähen,  mit  Quarz  durchwachsenen  chloritischen  Glimmerschiefer,  besitzt  im  Aus- 
strich eine  Mächtigkeit  bis  zu  40  m,  fällt  steil  ein  und  war  durch  den  ganzen 
Gyalu  negru  von  Pozoritta  bis  nach  Fundul  Moldowi  zu  verfolgen.  An  letzterem 
Ort  hatte  man  das  Lager  allein  auf  der  Dreifaltigkeitsgrube  in  einer  streichenden 
Länge  von  etwa  1200  m  aufgeschlossen.  Es  war  um  so  reicher,  je  weniger 
mächtig  es  war,  und  besaß  seinen  höchsten  Adel  an  Kupfer  bei  8 — 5  m  Mächtig- 
keit; bei  9  m  erwies  sich  das  Lager  als  nicht  mehr  bauwürdig  und  schon 
bei  5 — 9  m  Dicke  war  es  nur  mehr  ein  mit  Erzen  durchwachsener  Chloritschiefer. 
Nach  Walters  Mitteilungen  hätte  sich  das  Vorkommen  als  weithin  horizont- 
beständig erwiesen.  Im  Hangenden  ist  das  Lager  in  einiger  Entfernung  von 
einem  schwarzen,  oft  sehr  graphitreichen  und  bis  zu  4  m  mächtigen  Schiefer 
begleitet.  Außer  dem  Dreifaltigkeitslager  sind  noch  zwei  andere,  weniger  ab- 
bauwürdige Kieshorizonte  bekannt. 

Der  Bergbau  von  Fundul  Moldowi  hatte  seine  höchste  Blüte  in  den 
Jahren  1830 — 1850.  Seit  1854  sind  die  zurzeit  bekannten  reichen  Erzmittel 
erschöpft.  Wo  die  Lagerausstriche  zu  Brauneisenstein  umgewandelt  waren, 
wurden  sie  als  Eisenerz  benutzt. 

Walter  glaubte  die  erzführenden  Chloritschiefer  als  geologischen  Horizont 
von  der  Grenze  der  Moldau  durch  die  Bukowina  bis  in  die  ungarische  Marmaros, 
d.  s.  70  km,  verfolgen  zu  können  und  hielt  es  für  sicher,  daß  auch  die  Kieslager- 
stätten von  Siebenbürgen  in  der  unmittelbaren  Fortsetzung  jener  Fahlbandzone 
lägen,  d.  h.  daß  die  letztere  eine  Erstreckung  von  190  km  besäße. 

Eine  kupfererzführende  Chloritschieferzone  ist  im  nordöstlichen  Siebenbürgen 
in  der  Gegend  von  St.  Domokos  auf  etwa  10  km  streichende  Länge  untersucht 
worden  und  mehrfach  durch  Täler  aufgeschlossen.  Indessen  hat  sie  sich  nur  in 
der  Mitte  ihrer  Erstreckung  bei  Balän  in  einer  Länge  von  1000  m  (nach 
Herbich  und  vom  Rath  von  1500  m)  als  abbauwürdig  erwiesen.  Das  Vor- 
kommen besteht  aus  vier  parallelen,  durch  taube  Zwischenmittel  getrennten 
Erzmitteln   innerhalb   einer   20 — 40  m  mächtigen   Chloritschiefermasse ;    dieser 

Stelsner-Bergeat,  Erzlagerst&tten.  X9 


290  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Hauptlagerzng  wird  im  Liegenden  innerhalb  einer  Zone  von  1600  m  Breite  noch 
von  Schieferlagen  begleitet,  die  abbauwürdige  Erze  führen.  Der  Chlorit- 
schiefer  enthält  Einlagernngen  von  Magnetit  nnd  Quarz.  Die  Erze  bestehen 
aus  Kupfer-  und  Schwefelkies  mit  einem  durchschnittlichen  Eupfergehalt  von 
3^/^^/q  und  sind  frei  von  Antimon,  Arsen  und  Wismut;  außerdem  haben  sich 
auch  sekundäre  Kupfererze  gefunden.  Durch  künstliche  und  natürliche  Aus- 
laugung der  Lagerstätten  entstehende  Kupfervitriollösungen  lieferten  um  1861 
jährlich  400  Ztr.  Zementkupfer.  Teils  sind  die  Erze  fahlbandartig  in  das 
Nebengestein  eingesprengt,  teils  streifenartig  eingelagert.  Auch  im  Hangenden 
der  Erzzone  von  Balä,n  tritt  in  der  Regel  eine  4 — 16  m  mächtige  Masse  eines 
schwarzen,  glänzenden  und  graphitreichen,  kieselschief  erähnlichen  Gesteines  auf; 
darüber  liegen  Glimmerschiefer  und  quarzreiche,  feldspatführende  Gesteine. 
Sowohl  Herb  ich,  wie  Gotta  und  Walter  sind  der  Meinung,  daß  die  Lager- 
stätten von  Domokos-Balän  die  unmittelbare  Fortsetzung  des  Vorkommens  von 
Pozoritta  bilden. 

Der  Bergbau  von  Balän  reicht  zurück  bis  1803;  von  1838 — 1857  ergab 
derselbe  Jahreserträge  von  957 — 1581  Ztr.  Kupfer,  zwischen  1857 — 1867  stieg 
die  Produktion  sogar  auf  3171  Ztr.  1891  wurden  erzeugt  etwa  1900  t  Kupfer- 
erz mit  1 — 4,5 ^/o  Kupfer.^) 

Einsprengungen  von  Eisenkies  treten  nach  von  Dechen*)  im  Talk- 
schiefer von  Rhön  au  im  Kreis  Bolkenhayn  in  Schlesien  auf;  sie  wurden  dort 
im  Tagebau  gewonnen  und  fanden  Verwendung  zur  Darstellung  von  Vitriol, 
Schwefel  und  Rötel. 

In  früherer  Zeit  waren  die  Kieslager  im  Ovoca-Distrikt  in  der  Graf- 
schaft Wicklow^  in  Irland  von  großer  Bedeutung.  Die  Lagerstätten  sind 
gebunden  an  metamorphe  Schiefer,  welche  vielleicht  silurischen  Alters  sein 
dürften  und  nach  Gurlt  die  größte  Ähnlichkeit  mit  den  Schiefern  des  Trondbgem- 
kiesfeldes  in  Norwegen  besitzen  sollen;  erstere  Gesteine  sind  Tonschiefer  von 
grünlich-grauer  Farbe,  wechsellagern  häufig  mit  Hornblende-  und  Talkschiefem 
und  mit  feldspatreichen  Gesteinen,  über  deren  Natur  keine  völlige  Klarheit 
herrscht.  Die  Schichten  werden  von  Pyroxengesteinen  konkordant  durchlagert, 
oder  solche  treten  darin  gangförmig  auf. 

Die  Erze  finden  sich  in  einer  Schieferzone,  welche  am  SO.-Abhang  des 
926  m  hohen  Lugnaquillaberges  mit  ONO.-Streichen  die  Täler  des  Aughrim- 
und  Ovoca-Flusses,  etwa  50  km  südlich  von  Dublin,  durchschneidet  und  in  einer 
Ausdehnung  von  fast  15  km  bis  nahe  an  die  See  reicht.  Dabei  hat  diese  Erz- 
zone  nur  wenige  hundert  Fuß  Durchmesser.    Die  Schiefer   sind  innig  durch- 


1)  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  LIII,  1894,  399. 

^  Nutzbare  Mineralien  und  Gebirgsarten  im  Deutschen  Reiche,  1873,  680.  — 
von  FeBteDberg-Packisch,  Der  metallische  Bergbau  Niederschlesiens,  1881,  25.  — 
von  Cotta,  Erzlagerstätten,  II,  1861,  233.  —  Gürich,  Geologischer  Führer  in  das 
Riesengebirge,  1900,  107. 

')  Gurlt,  Der  Schwefelkiesbergbau  in  der  Grafschaft  Wicklow  in  Ireland;  Berg- 
u.  Hüttenm.  Ztg.,  XVII,  1858,  6—7,  23—25,  30—32,  40,  Lit.  —  von  Cotta,  Erzlager- 
stätten, U,   1861,  504—505,  Lit.  —  Phillips-Louis,  Ore  deposits,  1896,  306—310. 


Die  Kieslager.  291 

wachsen  mit  Schwefel-  und  Kupferkies  nnd  nehmen  infolgedessen  hei  der  Ver- 
witterung eine  rosthraune  Färbung  an. 

Stellenweise  werden  aus  diesen  kiesführenden  Schiefem  massige  Erzlager, 
„die  den  G^birgsschichten  parallel  fallen  und  streichen  und  als  grofie  linsen- 
förmige Stöcke  anzusehen  sind,  die  sich  früher  oder  später  nach  dem  Streichen 
sowohl  wie  nach  dem  Fallen  ausspitzen".  Gurlt  erwähnt  zehn  Gruben,  welche 
auf  solchen  Kieslagem  bauten.  Die  bedeutendste  Lagerstätte  ist  ein  Schwefel- 
kieslager, der  Sulphur-course,  der  sich  mit  wechselnder  Mächtigkeit  in  einer 
Gesamtlänge  von  über  5,5  km  erstreckt,  in  seinem  Verlauf  allerdings  durch  eine 
Eeihe  von  Parallelstörungen  eine  SW.-Verwerfung  um  300  m  erfährt.  Das 
Erz  dieses  Lagers  ist  fast  reiner  Schwefelkies,  in  welchen  sich  nur  stellenweise 
Schmitzen  von  Kupferkies  einlagern,  während  er  im  Hangenden  und  Liegenden 
unter  Aufnahme  von  Nebengesteinselementen  in  den  Schiefer  übergeht.  Zu  Tage 
hatte  das  Lager  eine  Mächtigkeit  bis  zu  16  m,  in  der  Teufe  von  70  m  eine 
solche  von  über  20  m;  sie  betrug  auf  der  Cronebane-Grube  150  m  unter  Tage 
nur  noch  12  m,  wo  dann  die  Linse  durch  eine  Blattverschiebung  abgeschnitten 
wurde.  Der  Abbau  ist  nur  bis  zu  einer  Teufe  von  etwa  180  m  vorgedrungen, 
ohne  daß  man  über  die  weitere  Gestaltung  und  den  Verbleib  des  Lagers  Klar- 
heit erhalten  hätte. 

Der  Sulphur-course  trägt  einen  eisernen  Hut,  der  zeitweise  als  Eisenerz 
abgebaut  worden  ist  und  in  welchem  sich  Arsenfahlerz  und  Schwarzkupfererz 
in  Schmitzen  und  Nestern  vorfinden.  Auf  der  Gonnoree-Grube  soll  er  bis  zur 
Teufe  von  70  m  aus  tonigen  Massen  („flncan")  und  einem  reichen  Gemenge  von 
Kupferglanz  und  Kupferschwärze  bestanden  und  daneben  Silber-  und  goldhaltige 
Verwitterungsprodukte  von  Pyrit  geführt  haben.  Der  Kupfergehalt  des  Schwefel- 
kieses beträgt  ^/g — 1^/2^/0?  stellenweise  auch  2^Iq.  Doch  hat  der  Sulphur-course 
stets  in  erster  Linie  als  eine  Schwefelkieslagerstätte  gegolten. 

Im  südlichen  Hangenden  dieses  Hauptlagers  kommen  kupferreichere  Kies- 
linsen von  geringer  Ausdehnung  vor;  man  hat  deren  auf  einem  hangenden  Quer- 
schlag von  etwa  40  m  Länge  nicht  weniger  als  sieben  überfahren.  Dieselben 
werden  von  geringmächtigen  Klüften  durchsetzt,  welche  in  der  Nähe  der  Kieslinsen 
Erze  führen,  die  kupferreicher  sind  als  die  letzteren.  Größere  Kieslager  treten 
im  übrigen  sowohl  im  Liegenden  wie  im  Hangenden  des  Hauptlagers  auf.  So 
ist  südlich  des  letzteren  in  früherer  Zeit  auch  auf  den  westlicher  gelegenen 
Minen  ein  Kupfererzlager,  20  m  vom  Hangenden  der  Hauptlagerstätte  entfernt, 
abgebaut  worden  und  war  stellenweise  bis  zur  Aufnahme  der  Schwefelkies- 
gewinnung der  einzige  Gegenstand  des  Bergbaues.  Dieses  Lager,  der  Main 
copper  lode,  vereinigte  sich  mit  dem  Hauptlager,  und  der  derbe  Kupferkies  soll 
an  der  Vereinigung  eine  Mächtigkeit  von  8  m  besessen  haben.  Da  sich  an 
jener  Stelle  noch  weitere  untergeordnetere  Linsen  einstellten,  so  schwoll  die 
Gesamtmächtigkeit  der  gleichzeitig  gewinnbaren  Kiesmassen  auf  20  m  an.  Der 
kolossalste  Kiesstock  des  ganzen  Bezirks  war  das  in  den  50  er  Jahren  des 
vorigen  Jahrhunderts  auf  der  Grube  Unter-Ballygahan  entdeckte  große  Nordlager, 
240  m  nördlich  vom  Sulphurcourse  und  30  m  mächtig.  Es  bestand  aus  kupfer- 
armem Schwefelkies,  der  von  Tag  herein  bis  zu  40 — 60  m  Teufe  zu  Brauneisen- 

19* 


292  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

stein  verwittert  war.     Anderwärts  in  der  Nachbarschaft  hat   man  anch  von 
Kupferkies  begleitete  Magnetkiese  neben  Pyriten  erschlossen. 

Sicherlich  haben  die  Eieslagerstätten  von  Wicklow  zu  den  gewaltigsten 
ihrer  Art  gehört.  Vor  dem  Jahre  1889  wurden  dort  nur  Kupfererze  gewonnen. 
Als  Ende  der  dreißiger  Jahre  die  Eegierung  des  Königreichs  Sizilien  die  Aus- 
fuhr von  Schwefel  mit  einem  hohen  Zoll  belegte  und  die  lohnende  Herstellung 
der  Schwefelsäure  in  Frage  gestellt  und  damit  die  englische  Sodafabrikation  be- 
droht wurde,  begann  man  hier,  wie  auch  anderwärts  in  Europa,  die  Pyritlager 
als  Schwefelerze  abzubauen,  und  der  Bergbau  in  Wicklow  nahm  einen  großen 
Aufschwung.  Schon  1840  erzeugten  die  vier  Hauptgruben  (Cronebane,  Connoree, 
Ballymurtagh  und  Ballygahan)  40176  t  Schwefelkies  neben  11429  t  Kupfer- 
erzen; anfangs  der  50  er  Jahre  betrug  die  Produktion  an  ersterem  etwa  100000  t, 
während  die  Kupfererzgewinnung  auf  etwa  2000  t  gesunken  war.  Indessen  sind 
die  Lagerstätten  schon  jetzt  ihrer  Erschöpfung  nahe;  denn  1894  lieferte  der 
Ovoca-Distrikt  nur  noch  etwa  3800  t  Pyrite,  und  der  Kupferbergbau  hat  über- 
haupt ganz  aufgehört,  nachdem  schon  im  Jahre  1880  die  Erzeugung  von  Kupfer 
nur  noch  100  t  betragen  hatte.  Wie  auf  Anglesea,  so  wird  auch  hier  noch 
etwas  Zementkupfer  gewonnen.  Ziemlich  alle  Kiese  von  Wicklow  enthalten 
etwas  Gold,  Silber,  Nickel  und  Kobalt. 

Die  Kieslagerstätten  des  Ovoca-Distrikts  zeigen  in  ihrer  großen  Mächtigkeit, 
ihrer  gewaltigen  Ausdehnung  im  Streichen,  in  ihrem  Verhältnis  zum  Nebengestein, 
in  welches  sie  übergehen,  in  ihrer  linsenförmigen  Gestalt  und  ihrer  Endschaft,  in 
ihrer  Mineralführung,  die  nach  allen  Mitteilungen  höchst  einförmig  ist,  alle 
Eigentümlichkeiten  echter  Kieslager,  wie  sie  in  diesem  Abschnitt  besprochen 
wurden  und  noch  besprochen  werden  sollen.  Nach  allen  älteren  Angaben 
liegen  dieselben  im  großen  ganzen  konkordant  zwischen  den  Schiefern  und  sie 
sind  deshalb  auch  von  v.  Cotta  und  v.  Groddeck  fär  echte  Lager  analog 
denen  von  Goslar,  Bio  Tinto  und  Agordo  gehalten  worden.  Sie  mögen  deshalb 
auch  hier  ihren  Platz  behalten,  wenn  auch  nicht  unerwähnt  bleiben  darf,  daß 
Phillips-Louis  mit  Argali^)  zwar  eine  Parallellagerung  im  allgemeinen 
zugeben,  indessen  darauf  bestehen,  daß  die  Lagerstätten  die  Schichten  doch 
unter  einem  sehr  spitzen  Winkel  durchsetzen.  Jedenfalls  empfiehlt  es  sich  auch 
hier,  solche  Diskordanzen  neuerdings  auch  auf  ihre  Ursachen  zu  prüfen,  bevor 
man  diese  Lagerstätten  als  Gänge  betrachtet. 

Das  Kupfererzvorkommen  von  Chessy^  westlich  von  Lyon  ist  zweierlei 
Art:  einerseits  handelt  es  sich  um  Kieslager  in  kristallinen  Gesteinen,  anderseits 
und  im  Zusammenhang  damit  um  ein  reichliches  Auftreten  sekundärer,  verlagerter 
Kupfererze  längs  einer  in  der  Nachbarschaft  jener  verlaufenden  Störungszone. 
Das  Nebengestein  der  Kieslager  wird  verschieden  bezeichnet,  die  alten  Autoren 


')  Notes  on  the  ancieot  and  recent  minlug  Operations  in  the  East  Ovoca  District; 
Proc.  Roy.  Dublin  Soc,  H,  1880,  211;  zitiert  von  Phillips-Louis. 

3)  Baby,  Sur  le  gisement  des  divers  minerais  de  cuivre  de  Sain-Bel  et  de  Chessy 
(Rhöoe);  Aun.  d.  Mines  (3),  IV,  1833,  393—407.  —  Thibaud, .Analyse  de  quelques 
minerais  et  produits  de  la  fonderie  de  Chessy;  ebenda  (1),  V,  1820,  519— Ö21.  — 
Cordier,  Sur  les  cristaux  de  cuivre  carbonat6;  ebenda  (1),  IV,  1819,  3—20.  Über  die 
Kupferlasur  von  Chessy  und  deren  Vorkommen  handeln  16—20.  —  de  Launay,  Die 
Schwefelkieslagerstätte  von  Sain-Bel  (Rhone);  Ztschr.  f.  prakt  Geol.,  1901,  161—170. 


Die  Eieslager. 


I,    GmndrlB   des  Erzvorkooimeiis  m 

:    (R>by,   iras.)     Ein   Verglalch   i 

Flg.  72  gibt  dis  KriaateraiiE. 


nannten  es  Homst«in  oder  Äphanit,   de  Lannay  netiDt  es   neuerdings  Ängit- 
nnd   Ho rnblen deschiefer   von   praecambrischem   Älter.     Die   Schiefer   streichen 
nngeföhr  SW. — NO.  nnd  fallen  sehr  steil 
gegen  80.  ein.     Oegen  diese  kristalline 
(lebirgsmasse  lehnt  sich  das  Hesozoicnm 
an  (Fig.  71  a.  72). 

In  den  Orttnschiefem  lag  ein  Kies- 
lager. Dasselbe  war  ein  Eiesstock  („mine 
jaone"),  dessen  Erz  bald  aas  kupferarmem 
Schwefelkies,  bald  aus  einer  Mischnng 
von  solchem  mit  Eupferkies  bestand  und 
in  letzterem  Fall  15 — 20%  Eapfer  nnd 
stets  etwas  Zink  enthielt.  Die  platte  Erz- 
linse lag  parallel  gelagert  zwischen  den 
Schichten,  reichte  bis  wenige  Meter  unter 
Tage  und  war  bis  zn  200  m  Tiefe  zu 
verfolgen.  Ihre  größte  Mächtigkeit  be- 
trag in  20  m  Tiefe  etwa  15  m,  dabei 
ihre  streichende  Änsdehonng  120  m.  Die 
Kiesmasse  ging  allm^lich  in  das  Neben- 
gestein Über,  and  Baby  schloß  schon  im 
Jahre  1833,  daß  das  Lager  gleichalterig 
mit  dem  letzteren  sein  müsse. 

An  die  alten  Schiefer  lehnen  sich   mit  einer  55*^  betragenden,  mit  der 

Entfernung  fiacher 
werdenden  Neigungdie 
Schichten    des    Rhäts 
and     des     Lias     an. 
Zwischen    den   beiden 

letzteren  and  den 
ersteren  fand  sicti  eine 
Zone  eines  grauweißen, 
kurz-  und  dickschiefe- 
rigen  Gesteines  von 
20  m  Mächtigkeit,  wel- 
ches nach  Babys  Be- 
schreibung offenbar  als 
ein  stark  zersetzter 
Schiefer  anzusehen  ist 
nnd  anch  von  v.  Cotta 
als  ein  solcher  be- 
trachtet worde.  Es 
geht  allmählich  in  den  anzersetzten  Schiefer  (Rabys  Aphanit)  ttber.  In  diesem  Ge- 
stein kommen  Erzkörper  vor,  welche  so  wie  die  mine  jaane  demselben  eingelagert 
sind  und  wie  das  umgebende  Gestein  eine  sehr  starke  Umwandlung  erfahren  haben; 


Fig.  7t.  Profil  durch  du  Eravarkammen  von  Cbenj  nach  dMi 
LiDieD  AB,  CD  der  Plg.  71.  a  AagH-HorDbleadeBcblarer;  i  RbKt; 
e  nnterer  Lias;  i  roter  Tod  mit  Rotkuprererz  (Ulue  rongs),  rechts 
davon  die  Abstttze  von  Knprerksi'baonteD  langt  Schlehtflficheu 
(Hlne  bleae);  >  umgewsndeJte  SdiUrerzone  mit  ElnlagrruDgen  von 
t«Uw«iae  zersetzten  und  oxydierten  KleacD.  In  a  liegt  du  groSe 
kupferfubreode  Schwsfelklealager.  (Rab;,  1S3S 
nnd  de  Lanna;,  19U1.) 


294  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

sie  bestehen  aus  Schwefel-  und  Kupferkies  in  inniger  Mischung  mit  Schwarzkupfer- 
erz (^deutoxide  de  cuivre*^)  und  mit  etwas  Baryt.  Thibaud  berechnete  für  diese 
„mine  noire" :  2,60  Baryt,  12,00  Kupferoxyd,  56,35  Kupferkies,  26,01  Schwefel- 
kies, 4,04  flüchtige  Substanzen.  In  der  gleichen  Zone  war  der  Schiefer  auch 
mit  Schwefelkies,  Kupferglanz  und  Schwarzkupfererz  durchwachsen  („mine  grise") 
und  wurde  als  Kupfererz  abgebaut.  Oberflächlich  waren  diese  Massen  bis  zu 
einer  Tiefe  von  2  m  von  Brauneisen  vertreten,  welches  als  Eisenerz  benutzt 
werden  konnte. 

Zwischen  dem  Ehät  und  dem  zersetzten  Schiefer  wurde  eine  2 — 4  m 
mächtige,  nach  der  Tiefe  zu  sich  auskeilende,  scheinbar  aus  Reibungsprodukten 
bestehende  und  vorzugsweise  mit  Rotkupfererz  imprägnierte  Zone  abgebaut. 
Diese  Masse  war  zusammengesetzt  aus  Ton  mit  eckigen  Stücken  von  Quarz  und 
Schiefer;  sie  führte  die  berühmten  Kristalle  von  Rotkupfererz  und  etwas  ge- 
diegen Kupfer  („mine  rouge").  Eine  weitere  Zone  sekundärer  Erze  bildeten 
endlich  zahlreiche,  den  Schichtflächen  des  Rhäts  parallel  verlaufende  Gänge 
und  Imprägnationen  von  Kupferkarbonat,  besonders  mit  prachtvoll  kristallisierter 
Kupferlasur.  Dieselben  erreichten  bis  zu  0,5  m  Mächtigkeit  und  eine  horizontale 
Erstreckung  von  150  m,  waren  aber  nur  bis  zu  40  m  weit  im  Einfallen  zu 
verfolgen.  Diese  Imprägnationszone  („mine  bleue'')  ist  mineralogisch  nicht  scharf 
zu  trennen  von  der  mine  rouge.  Sie  begleitet  die  letztere  im  Ausstrich  400  m 
weit  in  einer  Breite  von  20  m.^)  Neben  dem  Kupferkarbonat  enthielt  die  mine 
bleue  auch  viel  Galmei. 

Schon  Raby  hat  die  Entstehungs weise  der  Kupfererzlagerstätten  von 
Chessy  naturgemäß  erklärt.  Das  Kieslager  ist  gleich  alt  mit  dem  umgebenden 
Gestein,  ebenso  ist  die  mine  noire  nur  ein  teilweise  umgewandeltes  Kupfererz- 
lager im  Schiefer.  Alles  andere  ist  durch  Verlagerung  daraus  hervorgegangen. 
Die  Verwitterung  und  die  Verlagerung  haben  längs  einer  jüngeren  Störung 
stattgefunden. 

Der  Hauptkiesstock  von  Chessy  war  schon  im  Jahre  1888  abgebaut; 
damals  ging  der  Bergbau  in  den  sekundären  Erzmassen  um  und  ruht  jetzt  völlig. 

Als  einheimisches  Rohmaterial  für  die  französische  Schwefelsäurefabrikation 
sind  die  Kiese  der  unweit  südlich  von  Chessy  gelegenen  Lagerstätten  von 
Sain-Bel^  von  großer  Bedeutung. 

Die  Kieslager  sind  eingebettet  in  Chloritschiefer  und  in  weiße  Schiefer, 
welche   de  Launay   mit  Talkschiefem  vergleicht;   stellenweise   enthalten   die 


^)  *  Trotzdem  der  Saudstein  der  Imprägnation  sehr  günstig  sein  mußte  und 
trotzdem  die  Imprägnation  von  einer  sehr  kupfererzreichen  Gangbildung  ausging,  ist 
diese  Breite  eine  nur  ganz  geringe  und  die  Imprägnation  nur  innerhalb  derselben  eine 
allerdings  sehr  intensive  gewesen.  Das  erzführende  Rhät  von  Chessy  dürfte  also  keines- 
falls mit  dem  Sandstein  von  St.  Avold,  Mechemich  oder  dem  Silver  Reef  verglichen 
werden,  wo  erzführende  Klüfte  ganz  untergeordnet  sind,  die  Imprägnation  des  Sand- 
steins eine  weite  und  allgemeine  ist.  * 

^)  de  Launay  1  c. 


Die  Eieslager.  295 

letzteren  Einlagerungen  von  dichten  Hornblende-  nnd  Augitschiefem.  Sie  mhen 
vollkommen  konkordant  in  dem  Nebengestein,  und  die  derben  Eiesmassen  sind, 
wie  man  das  auch  anderswo  beobachtet,  durch  glatte  Flächen  von  diesem  getrennt. 
Der  Schiefer  enthält  aber  gleichwohl  noch  im  Liegenden  und  Hangenden  Kiese 
eingesprengt,  und  diese  fahlbandartigen  Durchwachsungen  lassen  sich  bis  auf 
2  m  von  den  Lagerstätten  verfolgen.  Die  Lager  stehen  seiger  oder  fast  seiger. 
Die  in  den  Erzmassen  vorhandenen  Metalle  sind:  Eisen  (als  Schwefel-  und 
Magnetkies),  Kupfer,  Zink,  Blei,  Nickel  und  ein  wenig  Gold  und  Silber. 

In  dem  etwa  1500  m  langen  Grubenfeld  baut  man  auf  einem  unge^r 
NS.  streichenden,  gegen  Osten  schwach  gebogenen  Zug  von  zahlreichen  Kies- 
linsen; besonders  im  nördlichen  Teil  liegen  mehrere  solcher  (drei  bis  vier)  in 
verschiedenen  Horizonten  hintereinander,  während  sich  im  übrigen  die  Lager 
von  N.  nach  S.  ungefähr  im  Streichen  zu  folgen  scheinen. 

Erze  sind  vor  allem  Schwefelkies,  Kupferkies  und  Blende.  Der  erstere 
herrscht  bei  weitem  vor  und  tritt  manchmal  in  reinen  Massen  von  enormen 
Dimensionen  für  sich  auf;  Blende  bricht  besonders  im  nördlichen  Feld  in  kleinen 
Erzkörpern  ein.  Im  Nordfeld  kennt  man  hauptsächlich  zwei  Kieslager,  die  durch 
ein  6  m  mächtiges  Mittel  getrennt  sind,  und  eine  dritte  große,  merkwürdig  ge- 
staltete Kiesmasse;  von  den  beiden  ersteren  hat  die  westliche  2,5 — 6,  stellenweise 
auch  7 — 8  m  Mächtigkeit,  ist  360  m  weit  im  Streichen  verfolgt  und  führt  lokal  eine 
1,5 — 2  m  mächtige  kupferhaltige  Einlagerung;  die  andere,  von  1 — 3  m  Mächtigkeit, 
ist  im  allgemeinen  kupferhaltig  (bis  7^/q),  wird  aber  stellenweise  kupferfrei. 
Die  große  Kieslinse,  die  masse  du  pigonnier,  welche  wie  die  vorigen  bis  1872 
abgebaut  wurde,  ist  wegen  ihrer  Gestalt  merkwürdig.  Bis  zur  Teufe  von  70  m 
hatte  man  eine  aus  drei  schmalen  Erzstreifen  bestehende,  225  m  im  Streichen 
weit  verfolgte  Einlagerung,  dann  eine  28  m  dicke  Schwefelkiesmasse,  an  deren 
Stelle  bei  136  m  und  in  größerer  Teufe  wieder  drei  parallele  Erzlager  an- 
getroffen wurden. 

Im  Südfeld  bildet  der  Grand  iilon^)  die  hauptsächlichste  Kiesmasse  des 
Gebietes  und  eine  der  gewaltigsten  bekannten  überhaupt.  Das  Lager  ist  600  m 
lang,  im  Ausstrich  nur  wenig  mächtig,  kaum  erkennbar,  erreicht  aber  schon  bei 
30  m  Teufe  eine  Dicke  von  14 — 18  m,  bei  60  m  eine  solche  von  20 — 25  ra  und 
bei  166  m  eine  Mächtigkeit  von  18 — 44  m.  Der  Querschnitt  der  Masse  beträgt 
12000  qm.  Sie  besteht  aus  dichtem,  reinem,  nicht  geschichtetem  Pyrit.  Das 
Südfeld  liefert  nach  de  Launay  jährlich  320000  t  Schwefelkies;  die  Erzlinsen 
in  demselben  streichen  überhaupt  nicht  oder  kaum  erkennbar  zu  Tage  aus. 

Eruptivgesteine  fehlen  in  dem  Gebiete.  Mit  den  Kieslagern  kommen  Horn- 
blendeschiefer („cornes  vertes")  vor.^  de  Launay  möchte  die  Kieslinsen  von 
Sain-Bel  mit  Lakkolithen  vergleichen. 


^)  Die  Lager  werden  von  de  Launay  als  filons  bezeichnet. 
')  In  de  Launays  Aufsatz  heißt  es,  die  Eieslinsen  seien  „oft  mit  Hornblende- 
schief  erD  vermischt". 


296  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Die  norwegischen  Kieslager. 

Literatur. 

Hausmann,  Heise  in  Skandinavien  in  den  Jahren  1806—1807,  V,  1818,  264—278. 

Durocher,  Obsenrations  sur  les  gites  m^talliföres  de  la  Suede,  de  la  Norw^e 
et  de  la  Finlande;  Ann.  d.  mines  (4),  XV,  1849,  277—290. 

Duchanoy,  Snr  les  gisements  des  minerais  de  cuiyre  et  leur  traitement  m6- 
tallurgique  dans  le  centre  de  la  Norwege;  Ann.  d.  mines  (5),  M6m.,  V,  1854,  181 — 243. 

Heiland,  Forekomster  af  kise  i  yisse  skifeme  i  Norge.  Udgivet  som  Univer- 
sitetsprogram.    Cbristiania  1873;  mit  engl.  B^snm^. 

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Ejerulf,  Udsigt  oyer  det  sydlige  Norges  Geologi,  1879.  Deutsche  Übersetzung 
von  Gurlt,  1880,  301—310,  317—323. 

Keusch,  Der  Gebirgsbau  bei  der  Eupf ergrübe  Viksnaes  auf  Earmö;  Nyt  Mag. 
f.  Naturw.,  Kristiania,  XXVHI,  1883,  89—104;  Ref.  N.  Jahrb.,  1884,  II,  -34Ö-. 
Ders.,  Bömmelöen  og  Karmöen  med  omgivelser,  Kristiania  1888,  324  ff;  Bef.  N.  Jahrb., 
1890,  I,  -  77  -. 

Nettekoven,  Mitteilungen  über  eineu  Besuch  des  Erzrevieres  von  Koros  in 
Norwegen  im  September  1884;  Ztschr.  f.  Berg-,  Hütten-  u.  Sal.-Wes.,  XXXIII,  1885, 
79—87,  Lit. 

Vogt,  Norske  Ertsforekomster,  2.  Keihe,  VI,  1887  (Über  das  Varaldsoeer  Eieslager, 
41—52).  3.  Keihe,  VII,  1889  (Foldalens  Eiesfeld),  Lit.  —  Ders.,  Salteu  og  Ranen, 
1890,  Lit.  —  Ders.,  Über  die  Eieslagerstätten  vom  Typus  Koros,  Vigsnäs,  Snlitelma  in 
Norwegen  und  Kammeisberg  in  Deutschland;  Ztschr.  f.  prakt.  Geologie,  1894,  41—50, 
117 — 134,  173 — 181,  Lit.  —  Ders.,  Problems  in  the  geology  of  oredeposits;  Transact. 
Am.  Inst.  Min.  Eng.  XXXI,  1902,  125—169.  —  Ders.,  Über  den  Export  von  Schwefelkies 
und  Eisenerz  aus  norwegischen  Häfen;  Ztschr.  f.  prakt.  GeoL,  XII,  1904,  1—6. 

Stelzner,  Die  SulitjelmarGruben,  Freiberg  1891,  Lit. 

Sjögren,  Nya  bidrag  tili  Sulitelma-kisemas  geologi.  Mit  7  Tafeln;  Geol.  Foren, 
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omrädets  bergarter  och  tektonik;  ebenda  XVIII,  1896,  346—376.  —  Ders.,  Ofversigt  af 
Sulitelmi^omrädets  geologi;  ebenda  XXII,  1900,  437—462.    Mit  geol.  Karte. 

0.  Nordens kjöld,  Om  Bossmo  grufvors  geologi;  ebenda  XVII,  1895,523—541. 

Glinz,  Reisebericht  über  eine  Studienreise  durch  die  wichtigsten  Erzgebiete 
Skandinaviens;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  LXI,  1902,  32—33  (Teclmisches). 

Everding,  Reisebericht  über  eine  Studienreise  durch  die  wichtigsten  Erzgebiete 
Skandinaviens;  ebenda  LXII,   1903,  3—10,  17 — 20  (Bergmännisches  und  Geologisches). 

Eine  große  Zahl  von  Eieslagern  und  damit  im  Znsammenhang  stehenden 
Fahlbandzonen  ist  in  Norwegen  bekannt.  Sie  bilden  einen  gut  gekennzeichneten 
Typus  von  Lagerstätten,  der  nach  Vogt  in  sehr  vieler  Beziehung  dem  Eieslager 
des  Rammeisbergs  im  Harze  gleicht.  Sie  sind  verschieden  von  scheinbar  fast  sämt- 
lichen schwedischen  Eieslagern,  vor  allem  aber  von  denjenigen  des  Typus  Bersbo, 
Atvidaberg  nnd  Längfalls  und  von  dem  Vorkommen  von  Falun.  Soweit  ein 
Überblick  möglich  ist,  gelangt  auch  darin  eine  Zusammengehörigkeit  derselben 
zum  Ausdruck,  daß  sie  alle  der  großen  cambrisch-silnrischen  Masse  angehören, 
welche  von  einem  alten,  westlich  gelegenen  Faltengebirge  her  über  die  archäischen, 


Die  Kieslager.  297 

algonkischen,  cambrischen  und  silnrischen  Gebilde  Skandinaviens  weggeschoben 
ist  und  jenen  in  größeren  nnd  kleineren  Schollen  aufruhend  teilweise  gewaltige 
Gebiete  Norwegens  bedeckt.^) 

Nach  Vogt  hat  man  in  Norwegen  vier  verschiedene  Distrikte  mit  solchen 
Kieslagern  zu  unterscheiden:  I.  Das  Vigsnäs-Varaldsö-Feld  (59^8 — 60^6^ 
n.  Br.,  südlich  von  Bergen)  mit  den  Vorkommnissen  auf  Karmö,  Bömmelö,  Stordö, 
Tysnaesö  usw.  IL  Das  Grimeli-Feld  (61^«^  n.  Br.)  mit  der  Grimeli-Grube. 
m.  Das  Trondhjem-Feld  (62—640  n.  Br.)  mit  den  Gruben  bei  Foldal, 
Tronfjeld,  Tolgen,  Os,  Röros,  Külingdal,  Kjöli,  ündal,  LilleQeld,  Meraker,  Ytterö. 
IV.  Das  Sulitelma-Feld,  67^1^^  n.  Br.,  die  Bossmo-Grube,  661/8^  n.  Br. 

Allgemein  treten  die  Erze  auf  in  regional  metamorphen  Schiefem  ver- 
schiedener Art,  in  wenig  umgewandelten  Tonschiefem,  Tonglimmerschiefem, 
Phylliten,  Garbenschiefem,  vor  allem  aber  in  Chlorit-  und  Glimmerschiefem, 
Quarzschiefem,  Homblendeschiefem  usw.,  endlich  auch  in  jüngeren  Gneisen. 
Sie  sind  im  allgemeinen  an  keinen  Gesteinstypus  unter  den  Schiefem  unmittelbar 
gebunden.  Die  Haupterze  dieser  Lagerstätten  sind  Kupferkies  und  Schwefelkies. 

Kupferkies,  das  technisch  wichtigere  Erz,  ist  manchmal  vorwiegend, 
manchmal  nur  nebensächlich  vorhanden;  im  allgemeinen  aber  überwiegt  der 
Schwefelkies.  Auf  den  Gruben  des  Sulitelma-Gebiets,  zu  Röros  und  Foldal  bildet 
er  z.  T.  kristalline,  locker  zusammenhängende  und  zu  Grus  zerfallende  Massen ;  auf 
den  ersteren  kommen  inmitten  des  derben  Kupferkieses  durch  den  G^birgsdruck 
stark  verschobene  und  kantengerundete  Würfel  von  mehr  als  1  cm  Seitenlänge 
vor.  Wo  Eisen-  und  Kupferkies  zusammen  auftreten,  ist  ersterer,  einer  allgemein 
geltenden  Kegel  entsprechend,  in  letzteren  eingebettet.  Der  Pyrit  enthält  am 
Sulitelma  Spuren  von  Silber.  Im  übrigen  ist  eher  der  Kupferkies  der  Träger  des 
Silbers,  wie  sich  aus  Untersuchungen  desjenigen  von  den  Sulitelma-Gruben  ergab; 
dort  enthält  der  reine  Kupferkies  von  Mens  Peter  110  g  Silber  in  der  Tonne 
und  eine  Spur  Gold.    Der  Pyrit  ist  manchmal  etwas  kobalthaltig. 

Magnetkies  ist  häufig  und  vertritt  den  Schwefelkies  manchmal  (z.  B. 
auf  der  Muggrube  zu  Röros)  fast  ganz.  Er  ist  oft  unmagnetisch  und  enthält 
auf  diesen  Lagerstätten  nur  ganz  schwache  Mengen  von  Kobalt  und  Nickel,  ist 
aber  auch,  z.  B.  auf  dem  Helsingborg-Stollen  der  Sulitelmagruben,  mitunter 
ganz  frei  davon.  Arsenkies  mit  Kobaltgehalt  (Danait)  ist  sehr  selten  gefunden 
worden;  der  von  der  Förstergmbe  am  Sulitelma  enthält  6,81^/0  Kobalt. 
Zinkblende  ist  weit  verbreitet,  aber  ohne  praktischen  Wert;  Bleiglanz  ist 
gewöhnlich  untergeordnet;  ob  er  stets  zu  den  eigentlichen  Lagererzen  gehört 
oder  später  eingewandert  ist,  steht  noch  dahin.  Dasselbe  gilt  auch  für  Fahl  er  z, 
welches  samt  silberhaltigem  Bleiglanz  zu  Flöttum  bei  Röros  bekannt  ist. 

„Magnetit  fehlt  bei  den  meisten  Vorkommen  vollständig  oder  tritt  nur 
in  ganz  verschwindender  Menge  auf  (in  kleinen,  schön  entwickelten  Oktaedern, 
in  irgend  einem  Sulfidmineral  eingebettet  liegend);  an  ganz  vereinzelt  stehenden 
Vorkommen  findet  er  sich  aber  reichlicher,  und  ausnahmsweise  kann  man  einen 

^)  Siehe  die  besonders  auf  Törnebohms  üntenuchuDgen  fußende  Darstellung 
in  Sueß,  Antlitz  der  Erde,  III,  1901,  486—493;  darin  zahlreiche  Literaturnachweise. 


298  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

schrittweisen  Übergang  verfolgen  von  magnetitfreien  Kiesvorkommen  zu  solchen 
mit  stetig  wachsender  Magnetitbeimischung  (Grönskar-,  Kjöli-  und  Guldal-Gruben  in 
dem  Trondhjem-Distrikt),  bis  endlich  der  Magnetit  vorherrscht  (Jemsmauget  in  dem 
Vigsnäs-Varaldsö-Feld,  verschiedene  Gruben,  die  teils  auf  Kupfer-,  teils  auf  Eisenerz 
betrieben  worden  sind,  in  Ljusnedal  in  Herjedalen,  östlich  von  Röros).  —  Eisenglanz 
tritt  noch  mehr  zurück  als  Magnetit"  (Vogt).  In  manchen  Lagerstätten  soll  sich 
auch  Molybdänglanz  gefunden  haben.    Nur  untergeordnet  ist  Buntkupfererz. 

Als  Lagerarten  finden  sich:  Quarz  manchmal  zwischen  den  Pyritkömem, 
auch  in  derberen  Massen.  Strahlstein,  bis  zentimeterlange  Nadeln  inmitten 
des  körnigen  Kieses  (Sulitelmagruben ,  Vigsnäs  usw.).  Diopsid  ist  selten; 
Chlorit  und  Glimmer,  letzterer  im  Mons  Peter  (Sulitelma)  in  zentimetergroßen 
Blättern;  Granat,  reichlich  sowohl  in  den  den  Kieskörpem  benachbarten  Schiefern 
wie  auch  in  Kristallen  innerhalb  der  ersteren  (dann  gern  doppelbrechend,  z.  B. 
zu  Vigsnäs).  Orthoklas-,  Mikroklin-  und  Albitkristalle  sind  innerhalb 
des  Kieses  selten  angetroffen  worden.  Epidot  und  Zoisit  kommen  kristallisiert 
in  den  Kiesmassen  von  Mons  Peter  vor,  desgleichen  Titanit;  kleine  Turmalin- 
kristalle  umschließt  der  Kies  von  Vigsnäs.^)  Kalkspat,  sowohl  primärer 
wie  sekundärer  Entstehung,  ist  weit  verbreitet. 

Die  Kieslager  sind  im  großen  ganzen  als  solche,  wie  von  allen  Seiten 
zugegeben  wird,  konkordant  zwischen  die  Schiefer  eingelagert,  und  wer  dazu 
neigt,  dieselben  für  schichtige  Lagerstätten  zu  halten,  \vird  zunächst  die  auf- 
tretenden Diskordanzen  auf  spätere  tektonische  Vorgänge  zurückführen  dürfen, 
welche,  wie  gleichfalls  feststeht,  an  der  heutigen  Gestaltung  der  Lagerstätten 
hervorragend  beteiligt  waren.  Ihre  Form  ist  denn  auch  eine  wechselnde  und 
mitunter  höchst  eigenartig.  Die  Mächtigkeit  des  reinen  Kieses  beträgt  gewöhnlich 
nur  wenige  Meter ;  im  allgemeinen  sind  die  Lager  linsenförmig,  häufig  aber  sind 
es  „Lineale"  (nach  Kjerulf  und  Hansteen),  d.  s.  Erzmassen  von  ziemlich 
geringer  Mächtigkeit  und  Breite  und  z.  T.  kolossalen  Erstreckungen  im  Einfallen, 
seltener  im  Streichen.    Nachstehende  Tabelle  gibt  Beispiele: 

Recht-  Durch-  Größte 

„  ,  ,  winkeliff      schnittliche  beobachtete 

Hauptau8dehnung  ^^^^         Mächtigkeit  Mächtigkeit 

Varaldsö 220  m  im  Streichen  120  m  4  m  9  m 

Foldalen 800—1000  m  im  Str.      175  „  4  „  14  „ 

Röros,  Muggrube    .     .  1050  m  im  Fallen  100—150  m  1  „  5  ,, 

„       Storvartsgrube .  1300  „    „       „  150—350  „  2  „  5  ,, 

„       Kongensgrube  .  1900  „    „       „  100  m  2  „  8  „ 

Ytterö,  Storgrube    .     .    320  „    „  Streichen  80  „  8  „  13  „ 

Guldgrube  zu  Vigsnäs: 

a) 34  „  12  „  8  „ 

b) 14  „  5,5  m  6,5  m. 


*)  Eine    spezielle  Übersicht   über   die  Erzbeschaffenheit  der  verschiedenen  nor- 
wegischen Gruben  gibt  Vogt,  Ztschr.  f.  pr.  Geol.,  1894,  48—49. 


Die  Eieslager.  299 

Za  YigsnäB  sind  „innerhalb  eines  Areals  von  400 — 500  m  Länge  nnd  150 
bis  250  m  Breit«  mindestens  sieben  ziemlich  steil  stehende  EiesstiJcke,  nnter  denen 
jeder  der  größeren  in  mehreren  hundert  Ueter  Tiefe  bei  einer  Breite  von  30 — 10  m 
bis  höchstens  80  m  nnd  einer  Uächtigkeit  bis  zn  etwa  20  m  verfolgt  worden  ist; 
die  ganze  Grube  ist  jetzt  bis  zu  ca.  735  m  Tiefe  abgebaut  worden"  (Vogt). 

Die  Erzmassen  zeigen,  entsprechend  ihrer  dem  Nebengestein  parallelen 
Lagerung,  genau  die  gleiche,  bis  ins  kleinste  gehende  I^telnng  nnd  Biegung 
der  Schichten,  die  besonders  dadurch  deutlich  zutage  tritt,  dafl  in  das  Erz 
Bänder  von  analoger  oder  ähnlicher  Beschaffenheit  wie  das  Nebengestein  einge- 
lagert sind.  Dieselben  sind  z.  B.  in  den  Solitelmagruben  Quarzit,  Grannlit, 
Glimmerschiefer,  Strahlsteinschiefer  nnd  Chloritschiefer,  welche  auch  als  bank- 
fSrmige  Zwischenschichten  im  Glimmerschiefer  auftreten.     Sie  pflegen  inmitten 


Flg.  73.    AuBgehendes  des  eieilaLKers  Uodb  Pater  am  SnUtelma.    Welfi  dar  Klee,  BchrafQert  der 

uiBtehende  Chlarit-AmphibalBchlerer  und  desseii  BmchatUcke.    Zeigt  die  iDelDsaderpreaBiing  vod 

Schlefar  und  Klea.    Die  d4dnich  In  letiterem  emngtan  ErBcbelonngen  alnd  nlobt  uiEedaQtet. 

(HJ.  SJBgreD,   18M.| 

der  Erzlagerstätten  von  Schwefelkieskristallen  durchwachsen  zu  sein.  „Weitere 
sehr  eigenartige  Lagergesteine,  welche  ich  zn  Mens  Peter  nnd  Furuhaugen 
(Sulitelma)  sah,  nehmen  eine  Mittelstellung  zwischen  den  (vorher  beschriebenen) 
Gesteinen  nnd  Erzen  ein;  es  sind  dies  mittel-  bis  grobkörnige  Aggregate,  die 
teils  aus  Eisenkies,  Magnetkies,  Kupferkies  und  etwas  Zinkblende  bestehen, 
anderenteils  aus  Quarz,  Aktinolith  oder  gemeiner  Hornblende,  Glimmer  nnd 
Chlorit.  Das  Mikroskop  läßt  anflerdem  noch  einzelne  Körner  und  Nadeln  von 
Feldspat  (Flagioklas),  Epidot,  Rutil,  Titanit  und  Magnetit  erkennen,  nnd  zn 
alledem  kommt  wohl  noch  etwas  Kalkspat  Dabei  ist  es  nnn  im  höchsten  Grade 
beachtenswert,  daß  alle  diese  verschiedenen  Erze,  Silikate  und  sonstigen  Mineralien 
—  abgesehen  von  dem  Kalkspat,  der  wohl  ein  jüngerer  Ansiedler  ist  —  in 
solcher  Weise  miteinander  gemengt  und  verwachsen  sind,  dafl  man  sie  nnr  fttr 
gleichalte  Gebilde  halten  kann"  (Stelzner). 

Wie  schon  lange  bekannt  ist  nnd   wie  schon  Heiland,  Nettekoven, 
Witt,   später  dann  Vogt  und  Sjögren  betonten.  Stelzner  beobachtete,  und 


300 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


sich  leicht  an  Erzstufen  jener  Kiesmassen  erkennen  läßt,  zeigen  die  letzteren 
nicht  selten  eine  Gabelung,  die  sich  nicht  immer  als  eine  primäre  Ablagemngs- 
erscheinnng  deuten  läfit;  kleine  Überschneidungen  setzen  in  das  Nebengestein 
hinein,  und  außerdem  ist  der  Kupferkies  manchmal  ganz  erfdllt  von  gebogenen 
Stücken  des  Nebengesteines  (Fig.  73).  Diese  Erscheinungen  sind  vielfach  als  Beweise 
fttr  eine  epigenetische  Entstehung  der  Eaeslager  aufgefaßt  worden,  und  es  soll 
alsbald  auf  dieselben  näher  eingegangen  werden.  Die  Lager  keilen  sich  ent- 
weder gänzlich  aus  und  der  Erzgehalt  verliert  sich,  oder  sie  stehen  im 
Streichen  durch  Imprägnationszonen  miteinander  in  Verbindung. 

Auch  für  die  Entstehungsweise  dieser  Erzlagerstätten  sind  wohl  alle 

möglichen  Erklärungsversuche  unternommen  worden.    Man  hat  sie  für  Gänge, 

Sublimationen,  für  eruptive  Intrusionen  und  fttr  sedimentären  Ursprungs  gehalten. 

Schon    1854  hatte  Duchanoy   die  Kieslager  von  Koros  als  Ii\jektionen 

erklärt,  die  im  Zusammenhang  mit  den  Eruptivgesteinen  der  Umgebung  ständen; 

er  nennt  als  solche  Serpentine  mit  Chro- 
mit  und  Norit.  In  ähnlicher  Weise  hat 
auch  Kjerulf  die  Lagerstätten  in  Be- 
ziehungen zu  Eruptivgesteinen  gebracht, 
„nur  machte  er  sich  der  Likonsequenz 
schuldig,  daß  er  an  verschiedenen  Gruben, 
in  deren  Nähe  s.  Zt.  der  Gabbro  nicht 
oder  noch  nicht  nachgewiesen  war,  eine 
Verknüpfung  der  Kieslagerstätten  mit 
einem  beliebigen,  in  dem  betreffenden 
Distrikt  herrschenden  Eruptivgesteine 
(wie  Jüngerer  Granit",  ,,Granulit  und 
Protogingranit",  „weißer  Granit",  „Eurit" 
usw.)  annahm"  (Vogt).  Die  Fig.  74 
zeigt,  wie  sich  Kjerulf  die  von  den 
Kiesen  erfüllten  Hohlräume  als  Folge  der 
Gebirgsbewegung  dachte.  Späterhin  hat  man  dann  allgemein  den  Gabbro  als 
dasjenige  Gestein  betrachtet,  mit  dessen  Eruption  die  Bildung  der  Lagerstätten 
zusammenhänge.  Man  hat  die  letzteren  vielfach  für  Gänge  erklärt,  so  außer 
Kjerulf  Lassen,  Witt  und  Nettekoven.  Letzterer  bringt  offenbar  die 
Auffassung  vieler  norwegischen  Bergleute  zum  Ausdruck,  wenn  er  sagt:  „daß  man 
es  in  der  Hauptsache  mit  SpaltenausfüUungen,   also  mit  gangartigen  Bildungen 

zu  tun  hat  und  nicht  mit  Lagern  im  gewöhnlichen  Sinne  des  Wortes kann 

kaum  bezweifelt  werden.  Die  zahlreichen,  in  den  Lagerstätten  eingeschlossenen 
Bruchstücke  des  Nebengesteines,  sowie  die  in  das  Nebengestein  verlaufenden 
Erztrümer  und  Erzkeile  sprechen  deutlich  dafür,  daß  die  Lagerstätten  jünger 
sind  als  das  Nebengestein.  Sodann  sind  auch  die  Rutschflächen  und  die  aus 
zerriebenem  Schiefer  bestehenden  Lettenbestege  nicht  anders  als  durch  eine 
stattgehabte  Spaltenbildung  und  gewaltsame  Verschiebung  der  Gesteinsmassen 
zu  erklären.  Die  Spalten  sind  im  vorliegenden  Falle  nur  erweiterte  Schichtungs- 
klüfte,  und  die  Vermutung  liegt  nahe,   daß  die  Entstehung  derselben  wohl  mit 


Flg.  74.    EntBtehimg  eines  Kleslineals  nach 
der  Auffassung  Rjerulfs  (1879). 


Die  Kieslager.  301 

dem  Empordringen  des  Gabbro,  welcher  vielfach  in  der  Nachbarschaft  der  Erz- 
gänge auftritt,  in  einem  ursächlichen  Zusammenhange  stehen  könne.  Unsere 
deutsche  Bezeichnung  Lagergang  in  dem  Sinne  einer  lagerförmigen  (^angbildung 
dürfte  für  das  Vorkommen  vielleicht  am  zutreffendsten  sein^. 

Einen  Zusammenhang  zwischen  den  Gabbros  und  den  Eieslagem  Norwegens 
hat  im  Jahre  1894  auch  Vogt  vertreten,  der  einige  Jahre  vorher  noch  mit 
ausführlicher  Begründung  die  sedimentäre  Entstehung  für  die  wahrscheinlichste 
gehalten  hatte.  Er  machte  neuerdings  darauf  aufmerksam,  daß  in  größerer  oder 
geringerer  Nähe  der  norwegischen  Eaeslager  Saussuritamphibolschiefer  vorkommen, 
welche  die  norwegischen  Geologen  schon  seit  langer  Zeit  als  durch  Gebirgs- 
Pressung,  z.  T.  auch  durch  hydrochemische  Vorgänge  veränderte  Gabbros  be- 
trachten. Nicht  überall,  aber  an  etwa  dreißig  Stellen  kommen  solche  Gabbros 
teilweise  im  Liegenden  oder  im  Hangenden,  teilweise  in  Entfernungen  bis  zu 
einigen  hundert  Metern  von  den  Eiesmassen  vor.  Über  eine  ganze  Anzahl  von 
Vorkommnissen,  welche  von  den  „Gabbros^,  wenigstens  oberflächlich,  mehrere 
Kilometer  entfernt  sind,  berichtet  Vogt  selbst,  und  ebenso  gibt  er  zu,  daß  man 
bei  zahlreichen  anderen  das  Gestein  überhaupt  noch  nicht  in  der  Nachbarschaft 
angetroffen  hat.  Ein  sonstiger,  zwingender  Hinweis  auf  genetische  Beziehungen 
zwischen  Kies  und  Gabbro  als  ihr  häufiges  Zusammenvorkommen  existiert  nicht. 
Vogt  erklärte  im  Jahre  1894  die  von  ihm  bis  dahin  für  effusiv  gehaltenen 
„Gabbros^  für  Intrusionen  und  nahm  an,  daß  die  Sulfide  in  das  längs  Gleit- 
flächen aufgelockerte  Gebirge  unter  außerordentlich  hohem  Druck  eingepreßt 
worden  seien;  sie  sollen  metallische  Extrakte  aus  dem  in  der  Tiefe  damals  noch 
nicht  erstarrten  Gabbromagma  selbst  sein.  Diese  mit  großer  Beredsamkeit  vor- 
getragene Theorie  hat  Vogt  auch  auf  andere  Kieslager  angewandt,  in  deren 
größerer  oder  geringerer  Nähe  stets  Eruptivgesteine  nachzuweisen  sind,  wie  anf 
den  Bammelsberg  bei  Goslar,  die  Vorkommnisse  von  Schmöllnitz,  Agordo  und 
Huelva. 

Auch  H.  Sjögren  glaubt,  daß  die  Lagerstätten  Hohlräume  ausfüllten, 
welche  durch  Gebirgsstörungen  sich  öffneten,  und  die  im  Kies  liegenden  Gesteins- 
fetzen hält  er  für  echte  Friktionsbreccien.  Die  Erze  aber  seien  wahrscheinlich 
aus  den  „Gabbros^  ausgelaugt  worden,  d.  h.  durch  eine  Auflösung  und  Wieder- 
ausfällung  von  Eaesen  entstanden,  welche  sich  in  den  hangenden  Gesteinen  bereits 
vorfanden.  Die  Ausfällung  soll  durch  Schwefelwasserstoff  geschehen  sein,  der 
der  Tiefe  entstieg.  Die  Erzbildung  wäre  also  dann  eine  Folge  der  Lateralsekretion. 

Reusch  hat  angedeutet,  daß  vielleicht  e^ne  Umwandlung  von  Kalkstein 
in  Eaese  stattgefunden  haben  könne.  Wie  Vogt  bemerkt  und  Keusch  selbst 
schon  zugab,  fehlen  indessen  die  Übergänge  zwischen  beiderlei  Lagerstätten,  die 
doch  in  einem  solchen  Falle  gelegentlich  beobachtet  werden  müßten.  Diese 
metasomatische  Entstehungsweise  ist  späterhin  nicht  mehr  erörtert  worden. 

Wegen  der  vielgenannten  „Gabbros^  ist  anzuführen,  daß  dieselben  in  den 
weitaus  meisten  Fällen  Zoisitamphibolschiefer  sind,  und  daß  diese  Schiefer  manch- 
mal große  Mächtigkeiten  erreichen  und  eine  außerordentlich  weite  Ausdehnung 
besitzen  können.  Während  man  für  unveränderte  Norite  und  Olivingabbros  in 
Norwegen    mehrfache  Beweise    einer   intrusiven  Entstehung   zu  haben  glaubt, 


302  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

scheinen  die  als  metamorphe  Eruptivgesteine  gedeuteten  Zoisitamphiholschiefer  nur 
als  konkordante  Einlagerungen  vorzukommen.  Stelzner  konnte  sich  nicht  davon 
überzeugen,  daß  die  in  Frage  stehenden  Schiefer  von  den  Sulitelmagruben  tat- 
sächlich umgewandelte  Gabbros  seien.  Jene  Gresteine  zeigen  eine  massige  Ab- 
sonderung, sind  äußerst  zäh,  verwittern  sehr  schwer  und  bilden  infolgedessen 
Klippen  und  felsige  Kuppen;  ihre  Farbe  ist  dunkel,  ihre  Struktur  richtungslos, 
mittel-  bis  grobkörnig.  Sie  bestehen  hauptsächlich  aus  flaseriger  Hornblende, 
Biotit  und  untergeordnetem  Zoisit  und  Epidot.  Der  Biotit  kann  mehr  und  mehr 
zunehmen,  die  Struktur  wird  schieferig,  und  das  Gestein  geht  allmählich  in  einen 
Hornblendeschiefer  oder  hornblende-  und  granatftthrenden,  quarzreichen  Glimmer- 
schiefer über,  was  eben  nicht  für  die  Natur  eines  umgewandelten  massigen  Ge- 
steins spricht.  Stelzner  kam  zu  dem  Schlüsse,  daß  das  von  Furulund  am  Lang- 
vand  stammende  und  von  ihm  untersuchte  Gestein,  ein  Zoisitamphibolit,  sich 
„nicht  durch  die  mineralogische  Art  seiner  Bestandteile,  sondern  nur  durch  die 
Auswahl  und  relative  Menge,  mit  welcher  sich  dieselben  an  seiner  Zusammen- 
setzung beteiligen,  von  den  ihm  benachbarten  und  umgebenden  Schiefergesteinen 
unterscheidet  und  .  .  .  daß  man,  wie  die  vorliegende  Literatur  und  wie  Er- 
kundigungen erweisen,  niemals  einen  die  Schieferschichten  quer  durchsetzenden 
Gang  von  einem  dem  Furulunder  gleichen  oder  ähnlichen  Gresteine  angetroffen 
hat.  Es  wird  nach  alledem  für  unseren  Zoisitamphibolit,  ebenso  wie  es  aus  ganz 
analogen  Gründen  für  den  Saussuritgabbro  anderer  Kiesfelder  geschehen  ist, 
angenommen  werden  dürfen,  daß  er  ein  mit  den  Sulitelmaschiefern  gleich  altes 
Gestein  ist^.  Stelzner  hat  im  übrigen  die  Frage  noch  offen  gelassen,  ob  tat- 
sächlich diese  Schiefer  umgewandelte  Gabbros  sind.  Auf  dieselben  petrographischen 
Übergänge  zwischen  den  „Gabbros"  und  den  kristallinen  Schiefem  an  den  Sulitelma- 
gruben hatte  schon  Vogt  1890^)  aufmerksam  gemacht  und  sie  damals  für 
einen  Beweis  dafür  gehalten,  daß  die  Gesteine  nicht  intrusiv  sein  könnten.  Gibt 
man  nun  zu,  daß  jene  Zoisitamphiholschiefer  wirklich  Eruptivgesteine  und 
nicht  etwa  Tuffe  sind,  so  ist  doch  noch  durch  nichts  deren  intrusive  Natur  be- 
wiesen. Wären  sie  aber  auch  intrusiv,  so  gäbe  es  für  die  genetischen  Be- 
ziehungen zwischen  ihnen  und  den  Kieslagern  noch  immer  keine  anderen  An- 
deutungen als  die  Tatsache,  daß  dort,  wo  letztere  auftreten,  auch  erstere  häufig 
zu  finden  sind  —  vorausgesetzt,  daß  die  im  allgemeinen  den  Schiefern  konkordant 
eingelagerten  Kieslager  tatsächlich  jünger  als  letztere  und  längs  Gleitflächen 
zum  Absatz  gelangt  sind,   wie  das  Kjerulf  und  mit  ihm  seit  1894  Vogt  will. 

Eine  sedimentäre  Entstehung  der  Lagerstätten  ist  in  neuerer  Zeit  von 
Heiland  und  von  Stelzner  angenommen  worden,  und  auch  Vogt  hat  ehemals 
eine  solche  vertreten. 

Auch  dieser  Erklärungsversuch  hat  Beziehungen  zwischen  den  „Grabbros" 
und  den  Erzabsätzen  erblicken  wollen.  Heiland  betont  außer  der  lagerartigen 
Form  die  Tatsache,  daß  die  Kiese  mit  Schiefern  wechsellagern,  und  daß  manchmal 
bis  zu  2,6  ^/q  kohlige  Substanz  in  denselben  enthalten  sei.  Er  hält  die  Erze 
für    chemische   Absätze    aus   Meerwasser,    das    vielleicht    infolge   vulkanischer 


1)  Saiten  og  Hanen,  227—228. 


Die  Kieslager.  303 

Ereignisse  mit  Kupfer-  und  Eisensulfaten  beladen  wurde.  Die  Reduktion  dieser 
letzteren  zu  Sulfiden  fand  nach  ihm  durch  organische  Substanzen  statt,  oder  es 
mochten  sich  auch  Schwefelmetalle  infolge  von  Schwefelwasserstoffexhalationen 
gebildet  haben. 

Die  für  eine  sedimentäre  Natur  der  norwegischen  Kieslager  sprechenden 
Gründe  hat  Vogt  in  verschiedenen  Arbeiten  der  Jahre  1887 — 1891  eingehend 
erörtert.  Er  kam  dabei  zu  der  Schlußfolgerung,  daß  die  Eruptionen  der  Gabbros, 
welche  er  damals  noch  für  effusiv  gehalten  hat,  zur  Ausströmung  von  Eisen-, 
Kupfer-,  Zink-  und  anderen  Metalldämpfen  (besonders  in  Form  von  Chloriden) 
geführt  haben  mögen,  und  daß  diese  dann  durch  Schwefelwasserstoff  in  Sulfide 
übergeführt  worden  seien. 

Stelzner  hat  die  norwegischen  Kieslager  auf  Grund  seiner  Beobachtungen 
auf  den  Gruben  des  Sulitelmafeldes  ausdrücklich  für  schichtige  Lagerstätten 
erklärt.  Seine  Begründung  sei  nachstehend  im  vollen  Wortlaut  wiedergegeben: 
„Nach  der  Meinung  einiger  älterer  Beobachter  sollen  die  am  Langvand  auf- 
tretenden Kieslagerstätten  gangartige  Bildungen  (Gänge,  bezw.  Lagergänge)  sein; 
in  den  Augen  Witts  soll  hierfür  das  mitten  in  den  Kiesen  beobachtbare  Vor- 
kommen von  Quarzbruchstücken,  „welches  der  ganzen  Masse  Ähnlichkeit  mit 
einem  Konglomerate  gibt",  namentlich  aber  das  Vorhandensein  einer  kleinen,  ins 
Hangende  gehenden  seitlichen  Abweichung  des  ^ Hauptganges"  von  Mons  Peter 
Uren  sprechen.  Ich  werde  diese  Erscheinungen  später  näher  zu  besprechen  und 
alsdann  zu  zeigen  haben,  daß  sie  uns  in  keinerlei  Weise  dazu  veranlassen  können, 
den  Standpunkt  der  Obengenannten  zu  teilen.  Jedenfalls  sind  die  anderen 
Tatsachen  viel  maßgebender  für  das  Urteil,  welches  wir  uns  über  die  Natur  der 
Kieslager  am  Langvand  zu  bilden  haben.  Diese  Tatsachen  sind  aber  die 
folgenden  sieben: 

1.  Die  Erzkörper  sind  bis  jetzt  in  allen  Ausstrichen  und  Aufschlüssen  in 
paralleler  Lagerung  mit  den  ihnen  benachbarten  Schiefern  angetroffen  worden; 
erzerfüllte,  das  Nebengestein  quer  zu  seiner  Schichtung  durchsetzende  Spalten 
(Gänge)  sind  durchaus  unbekannt.^) 

2.  Die  mächtigeren  Erzkörper  zeigen  hier  und  da  zu  ihrer  Lagerebene 
parallele  Einschaltungen  von  Gesteinsschichten,  welche  fast  ausnahmslos  solchen 
gleich  sind,  die  auch  sonst  inmitten  der  gewöhnlichen  Sulitelmaschiefer  auftreten. 

3.  Außerdem  beteiligen  sich  auch  an  der  Zusammensetzung  der  Erzkörper 
kleinere  oder  größere  Mengen  von  denselben  Mineralien,  welche  wir  als  wesent- 
liche Elemente  der  verschiedenen  Gesteine  der  Sulitelmaschiefergruppe  kennen 
gelernt  haben.  Diese  Mineralien  erweisen  sich  als  mit  den  Kiesen  gleich  alte 
Gebilde;  einige  von  ihnen  —  Aktinolith,  Biotit  —  sind  noch  niemals  auf  echten 
Erzgängen  angetroffen  worden. 

4.  Umgekehrt  finden  sich  auch,  und  zwar  nicht  nur  in  den  das  unmittel- 
bare Nebengestein  der  Erzlagerstätten  bildenden  Schiefern,  sondern  auch  in  den 
weit  entfernt  von  den  Kieslagem  vorkommenden  Gliedern  der  Sulitelma-  und 
Vensaet-Schiefer,  Sulfuride  (Schwefel-  und  Magnetkies)  in  solcher  Art  und  Weise, 


^)  Siehe  unten. 


304  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

daß  sie  —  diesmal  ihrerseits  —  wiederum  nur  für  primäre  Übergemengteile 
dieser  Schiefer  und  nicht  für  spätere  Einwanderer  gehalten  werden  können. 

5.  Die  Eieslagerstätten  zeigen  zwar  hier  und  da  eine  lagen-  oder  schicht- 
förmige  Anordnung  ihrer  verschiedenen  Elemente,  aber  niemals  jene  symmetrisch 
wiederkehrende  Folge  von  verschiedenen  Erz-  und  Minerallagen,  welche  einen 
so  hervorragenden  Charakterzug  von  Erzgängen  ausmacht. 

6.  Die  mineralogische  Zusammensetzung  der  Erzlagerstätten  ist,  bei  aller 
Veränderlichkeit  im  kleinen,  für  einen  und  denselben  Erzkörper  doch  eine  sehr 
gleichförmige,  monotone  und 

7.  die  für  Erzgänge  typischen  Drusen  mit  frei  entwickelten,  ihre  Wände 
tapezierenden  Kristallen  sind  von  den  Lang-Vander  Lagerstätten  gänzlich  un- 
bekannt.^ 

Stelzner  fährt  dann  fort:  „Ich  weiß  nun  freilich  sehr  wohl,  dafi  die 
ältere  Schule  der  norwegischen  Geologen  mit  dem  besten  Kenner  des  Landes, 
mit  Th.  Kjerulf  an  ihrer  Spitze,  ebenso  wie  Durocher,  Duchanoy,  Nette- 
koven  u.  a.  anderer  Meinung  war,  daß  sie  in  den  den  unseren  durchaus  ähn- 
lichen anderweiten  Kieslagerstätten  des  Landes  Ausfüllungen  von  Hohlräumen, 
also  gangartige  Bildungen  erblickte,  und  daß  namentlich  Kjerulf  für  diese  An- 
schauung mit  unermüdlicher  Energie  eintrat;  indessen  vermag  ich  seinen  Beweis- 
führungen und  denjenigen  seiner  Gesinnungsgenossen  nicht  zu  folgen,  sondern 
kann  auf  Grund  der  hervorgehobenen  Tatsachen,  welche  nicht  nur  für  das 
Sulitelma-Gebiet,  sondern  auch,  soweit  meine  Kenntnisse  reichen,  für  alle  anderen 
nordischen  Eisenkieslagerstätten  zutreffen,  nur  auf  meinem  gegenteiligen  Stand- 
punkte verharren.  Ich  befinde  mich  hierbei  in  der  sehr  angenehmen  Lage, 
darauf  hinweisen  zu  können,  daß  meine  Anschauung  neuerdings  auch  in  Norwegen 
selbst  für  die  allein  zulässige  und  zutreffende  erachtet  wird,  so  namentlich  von 
Heiland  und  Vogt.^)  Die  Wucht  der  für  die  sedimentäre  Entstehungsweise 
sprechenden  Tatsachen  ist  eben  zu  groß. 

„Indessen  ist  mit  der  Frage  nach  der  Entstehungsweise  im  allgemeinen 
noch  nicht  die  andere,  weit  schwierigere  nach  der  Entstehungsart  im 
besonderen  beantwortet,  d.  h.  die  Frage,  woher  nun  eigentlich  in  den  alten 
paläozoischen  Meeren  Norwegens,  gleichwie  in  jenen  Deutschlands  (Gbslar), 
Spaniens  (Rio-Tinto  usw.)  und  anderer  Länder  jene  erstaunlichen  Mengen  von 
Sulfuriden  gekommen,  durch  welche  chemische  Prozesse  sie  zum  Absatz  gelangt 
und  aus  welchen  Ursachen  sie  zu  den  gewaltigsten  überhaupt  bekannten  Erz- 
lagerstätten konzentriert  worden  sind."^  W^egen  der  in  dem  Kies  auftretenden 
Nebengesteinsstücke,  die  von  Witt  für  ein  Kennzeichen  der  Gangnatur  gehalten 
worden  sind,  sagt  Stelzner  folgendes:  „Wenn  man  von  Furulund  aus  zu  dem 
Mons  Peter-Stollen  hinaufsteigt,  so  wird  man  am  Mundloche  des  letzteren  durch 
zweierlei  überrascht,  einmal  durch  die  bis  auf  4  m  anschwellende  Mächtigkeit 
des  hier  nackt  zutage  ausstreichenden  Kieslagers  und  ein  anderes  Mal  durch 
Nester,  Streifen  und  S-förmig  oder  sonstwie  gekrümmte  Schmitzen  von  chloritischen 
oder  an  Aktinolith  reichen  Schieferpartien,  welche  an  jener  Ausbißstelle  von  dem 


1)  Stelzner  schrieb  1891. 


Die  Eieslager.  805 

übrigens  nnr  aas  feinkörnigem  Eiese  bestehenden  Lager  in  großer  Zahl  um- 
schlossen werden  nnd  sich  durch  ihre  düsteren  Farben  auf  das  deutlichste  von 
der  goldgelb  aufglitzemden  Eiesmasse  abheben  ....  Was  sind  das  für  sonderbare 
Einschlüsse?  Wie  kamen  sie  in  den  Kies?  Sprechen  sie  wirklich,  wie  Witt 
meint,  für  die  gangartige  Natur  unserer  Lagerstätte?  Um  diese  Frage  zu  be- 
antworten, wollen  wir  zunächst  ein  größeres  Eiesstück,  das  einen  solchen 
gewundenen  Einschluß  enthält,  anschleifen  und  polieren  lassen.  Wir  sehen 
alsdann  weit  deutlicher  als  auf  der  natürlichen,  unebenen  und  höckerigen  Bruch- 
fläche,  daß  wir  es  in  jenen  Einschlüssen  mit  Schieferfragmenten  zu  tun  haben, 
die  den  Liegend-  und  Hangendschiefern  des  Lagers  ganz  analog  zusammengesetzt 
sind,  daß  deren  feinere  Schichtung  genau  dieselben  Biegungen  zeigt  wie  das 
ganze  Fragment,  und  daß  sich  wohl  auch  kleine,  von  Schiefer  umschlossene 
Eiespartikel  zu  Streifen  aneinanderreihen  und  nun  jenen  Krümmungen  unter- 
ordnen ....  Die  gequetschten  (Pyrit-)  Kristalle"  (im  Chloritschiefer,  von  denen 
eingangs  die  Eede  war)  „ergänzen  die  Vorstellungen,  welche  uns  der  gewundene 
Verlauf  der  Kieslager  aufnötigte.  Wir  erkennen,  daß  nicht  nur  die  Schichten 
im  großen  ganzen  gebogen  und  gestaucht  worden  sind,  sondern  daß  hierbei  auch 
—  wie  es  die  Gesetze  der  Mechanik  verlangen  —  innerhalb  der  einzelnen 
Gesteinsschichten  selbst  allerhand  Sonderbewegungen  stattgefunden  haben.  Und 
nunmehr  werden  uns  auch  die  oben  besprochenen  gewundenen  Schieferfetzen 
inmitten  der  Kieslager  verständlich,  sie  sind  erneute  Belege  für  die  von  statten 
gegangene  innerliche  Stauchung.  Es  waren  von  Haus  aus  Schieferschichten,  die 
nach  Art  der  Scheren  von  Kohlenflözen  mit  Erzbändern  wechsellagerten,  und 
sie  wurden,  da  die  verschiedenartig  beschaffenen  Lagen  den  sich 
abspielenden  Stauchungen  auch  einen  verschiedenen  Widerstand 
entgegensetzten,  ihrerseits  zerrissen  und  förmlich  in  den  umgebenden 
Kies  eingeknetet  ....  Li  Erzstücken  vom  Jakobsstollen  sah  ich  kleine 
Schieferfragmente  eingeknetet,  die  sehr  stark  gerundet  waren  und  z.  T.  sogar 
Friktionsstreifen  auf  ihrer  Oberfläche  zeigten,  und  in  anderen,  der  Hauptsache 
nach  aus  feinkörnigem  Schwefelkies  bestehenden  Stücken  vom  Försterstollen  lagen 
eigentümliche,  bis  1  cm  große,  rundliche  Knollen  von  Schwefelkies,  die  ich 
ebenfalls  nur  für  in  situ  abgeriebene  und  umgeformte  Würfel  halten  möchte." 
Ähnliche  Erscheinungen  erwähnt  und  bespricht  Stelzner  auch  von  den  übrigen 
norwegischen  Kiesgruben,  desgleichen  auch  die  gangförmigen  Abzweigungen  des 
Kieses,  die  er  gleichfalls  für  Pressungserscheinungen  hält.^) 

Die  heutige  Gestalt  der  Kieslager  dürfte  wohl  dem  auswalzenden, 
zerreißenden  und  streckenden  Einfluß  der  Gebirgsfaltung  zuzuschreiben  sein, 
der  ja  auch  die  Schiefer  so  außerordentlich  stark  umgewandelt  und  kristallinisch 
gemacht  hat. 

Nachstehend  möge  ein  kurzer  Überblick  über  einige  wichtigere  Gruben- 
felder folgen. 


0  Stelzner,  Die  Sulitjelma-Gruben,  30—32, 46—51.   Über  ähnliche  Erscheinungen 
im  Bammelsberg  siehe  S.  97  und  später. 

Stelzner-Bergeat,  Erzlagerstätten.  20 


306  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

I.  Das  Trondhjem-Feld.  Röros  (oder  Röraas). 

Die  alte  Bergstadt  Eöros  liegt  1570  m  hoch,  auf  wüster  Hochebene  nahe 
dem  Ursprang  des  norwegischen  Hauptflusses,  des  Glommen.  Das  Storvarts- 
Lager  ist  1644  entdeckt  worden. 

Das  Gebirge  besteht  ans  sehr  flachgelagerten,  etwa  SW. — NO.  streichenden 
Schichten  von  Glimmerschiefer,  Quarzglimmerschiefer,  Tonglimmerschiefer,  Chlorit- 
und  Talkschiefer  samt  „Gabbro",  der  Bergkappen  bildet,  lagerartig  auftritt  und 
bisher  in  den  Graben  noch  nicht  angefahren  worden  ist.  Von  den  Erzlagerstätten 
sind  die  größten  die  der  Maggrabe,  Storvarts-  und  Eongensgrube,  von  deren 
eigentümlicher  Gestalt  und  Größe  schon  früher  (S.  298)  die  Rede  war.  Nach 
Nettekoven  liegen  die  Eiesmassen  zwar  parallel  zu  den  umgebenden  Schiefern, 
besitzen  aber  ein  anderes  Einfallen,  d.  h.  sie  setzen  quer  zur  Schichtfläche  des  Liegen- 
den mit  flacher  Neigung  in  die  Teufe.  Hausmann  hat  bereits  folgende  Charakteristik 
des  Storvartslagers  gegeben :  „Man  muß  sich  das  ganze  Lager  als  eine  Verbindung 
von  vielen  kleineren  sphäroidischen  Erzmassen  denken,  die  in  der  Richtung 
der  größten  Durchschnittsebenen  dieser  Nieren,  den  Hauptabsonderungen  des 
Gebirgsgesteines  parallel,  miteinander  verbunden  sind.  So  wie  dieses  Erzlager  in 
seiner  Zusammensetzung  im  großen  erscheint,  so  stellt  es  sich  dann  auch  wieder 
in  seinen  kleineren  Teilen  dar,  denn  der  Eies  erfüllt  die  sphäroidischen  Nieren 
nicht  völlig,  sondern  er  bildet  in  ihnen  gemeiniglich  wieder  kleinere  Sphäroiden, 
die  durch  Chloritschalen  voneinander  gesondert  sind.^ 

Gegen  das  Nebengestein  sind  die  Erze  manchmal  durch  Lettenbestege 
(Skjölar)  begrenzt,  Eutschflächen  sind  häufig.  Außer  den  großen  Lagerstätten 
gibt  es  noch  eine  Anzahl  kleiner,  die  scheinbar  in  verschiedenen  Niveaus  aber 
reihenweise  hintereinander  liegen.  Eine  scharfe  Scheidung  zwischen  Erz  und  taubem 
Gestein  besteht  nicht;  ersteres  geht  in  letzteres  durch  allmähliche,  teilweise 
fahlbandähnliche  Zwischenstufen  über.  Die  Linealform  ist  genau  genommen  nur 
den  derben  Eiesmassen  eigen;  die  Gestalt  der  Lagerstätten  würde  sich  mehr 
elliptisch  darbieten,  wenn  man  die  umhüllenden  Fahlbandzonen  noch  als  Teile 
derselben  betrachtete.  Des  öfteren  sind  die  Lager  infolge  der  Gebirgsfaltung 
gegabelt. 

Hauptmasse  des  Erzes  ist  im  allgemeinen  kobalthaltiger  Schwefelkies,  an 
dessen  Stelle  auf  der  Muggrube  Magnetkies  tritt,  welch  letzterer  auch  sonst 
allenthalben  vorkommt.  Die  Erze  enthalten  nur  3 — 4®/q  Eupfer.  Zinkblende 
ist  denselben  in  mitunter  nicht  unwesentlichen  Mengen  beigemischt,  Bleiglanz, 
Arsenkies  sind  untergeordnet,  und  auch  Molybdänglanz  kommt  zu  Eöros  vor. 
Gediegen  Eupfer  hat  sich  im  Ausgehenden  der  Lager  gefunden.  In  die  Lager- 
masse sind  Quarz,  Chlorit,  Glimmer,  Hornblende,  Asbest  und  Granat  ein- 
gewachsen. 

Die  reicheren  Erze  werden  zu  Eöros  selbst  verhüttet,  die  ärmeren  gehen 

über  Trondhjem  nach  England.    Im  Jahre  1900  wurden  etwa  13500  t  Eupfererz 

und  9500  t  kupferhaltiger  Pyrit  mit  insgesamt  723  t  Eup fergehalt  gefördert. 

Die  im  äußeren  Teil  des  HardangerQords  gelegene  Insel  Yarald  besteht 
aus  Phylliten  mit  Einlagerungen  von  kömigem  Ealkstein,  Quarzitschiefer  und 
Eonglomeraten,  überdies  aus  einem  kleinen  Massiv  von  Sanssuritgabbro.    In  den 


Die  Kieslager.  307 

Schiefergesteinen,  die  eine  große  Synklinale  bilden,  kommen  in  zwei  Horizonten 
kupferhaltige  Schwefelkiese  vor,  die  indessen  nur  im  oberen  Horizonte  bauwürdig 
sind.  Von  den  drei  Lagern  der  Valahejen-Grube  ist  das  mittlere  1 — 8  m, 
gewöhnlich  8 — 5  m  mächtig,  dabei  hat  es  die  Form  einer  220  m  breiten,  im 
Fallen  bis  120  m  verfolgten  Linse.  Sein  Eies  ist  mit  Quarz,  Hornblende  und 
Magnetit  verwachsen,  zeigt  in  gewissen  Lagen  Einmengungen  von  kohleustoff- 
haltigen  Substanzen  und  besitzt  infolge  der  Anordnung  dieser  verschiedenen 
Elemente  sowie  durch  Einlagerung  kleiner  Schieferzonen  eine  schichtige  Struktur. 
Der  Kupfergehalt  beträgt  nach  Vogt  0,5— 0,75 ^/o,  der  Schwefelgehalt  etwa  40 o/^. 

Zu  Yi^snlCs  auf  Karmö  kennt  man  eine  ganze  Reihe  steil  einfallender 
Kiesstöcke.  Nebengestein  der  Lager  ist  homblendereicher  Chloritschiefer,  der 
fahlbandartig  mit  Kiesen  durchwachsen  ist  und  Muskovitschiefer-  und  Konglomerat- 
bänke enthält.  Haupterz  ist  Pj'rit  mit  1 — 5^/o  Kupfer,  bandstreifig  ver- 
wachsen mit  Zinkblende.  Vigsnäs  galt  ehedem  neben  Kongsberg  als  die  wichtigste 
norwegische  Grube.  Sie  hat  1873  ein  Maximum  der  Förderung  mit  44000  t  Erz 
erreicht. 

Die  zwei  Hauptlager  von  Foldal,  etwa  90  km  SW.  von  Eöros,  sind  durch 
eine  nur  wenige  Meter  mächtige  Schieferschicht  voneinander  getrennt,  den 
Schiefern  durchaus  konkordant  eingelagert  und  werden  seitlich  von  einer  Reihe 


I  I  > 


Fl^.  75.    Profil  durch  die  BrzmasBen  der  Storgrnbe  (unter  L)  und  der  Le  Breton- Grube  (bei  Q)  auf 
Ttterö.    L  bedeckende  TouBchicht,  H  Meeresnlveau.    (Trelease-KJerulf,  1876.) 

von  Kieslinsen  begleitet.  In  streichender  Fortsetzung  gehen  sie  in  Fahlbänder 
über.  Die  beiden  Hauptlager  unterscheiden  sich  durch  ihren  Kupfergehalt.  Der 
Pyrit  ist  etwas  kobalüialtig. 

Die  Hauptgruben  der  Insel  Ttter  im  TrondhjemQord  sind  die  Storgrube 
und  die  Le  Bretongrube.  Die  mit  15^.  gegen  N.  einfallenden  Schichten  sind 
Chloritschiefer,  Quarzit  und  Tonschiefer;  die  unregelmäßig  geformten  Kiesstöcke 
liegen  zu  mehreren  übereinander  und  bestehen  vorwiegend  aus  feinkörnigem 
Eisenkies  mit  etwas  Kupferkies.  Der  Kupfergehalt  beträgt  etwa  3^/q;  Magnetkies, 
Zinkblende  und  sehr  spärlicher  Arsenkies  samt  Quarz  sind  nebensächliche  Be- 
standteile. Vogt  betont,  daß  mit  dem  Kies  auch  Flußspat  vorkomme;  Kjerulf 
sagt  bereits:  „Flußspat  war  im  östlichen  Teile  von  Storgrube  nicht  ungewöhnlich", 
er  ist  indessen  nicht  beschränkt  auf  die  Kieslager,  sondern  kommt  auch  außerhalb 
derselben  in  Gängen  vor,  welche  Quarz,  Bitterspatdrusen,  Kalkspatkristalle  und 
Eisenkies  führen.  Die  Erzmassen  lagen  teilweise  frei  zutage  und  zeigten  sich 
nach  Wegräumung  des  oberflächlichen  Schuttes  durch  Glazialwirkung  geschrammt 
und  poliert.    Auf  Ytterö  förderte  man  im  Jahre  1900  1600  t  Kies. 

Von  den  Salitelmagruben  war  schon  im  obigen  wiederholt  die  Rede. 
Sie  liegen  nördlich  des  Polarkreises  und  90  km  östlich  der  norwegischen  See- 
stadt Bodo,  in  deren  Nähe  sich  die  früher  beschriebenen  Eisenerzfelder  von 
Naeverhaugen  befinden,  an  dem  Binnensee  Lang  Vand;  östlich  davon  erhebt 
sich  der  1880  m  hohe  Sulitelma. 

20* 


308  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Die  Eieslager  sind  im  großen  ganzen  an  zwei  üher  den  genannten  Eisen- 
erzen liegende  Horizonte  gebunden.  In  den  tiefer  gelegenen  dünnschieferigen 
Quarziten  wird  das  Vorkommen  der  König  Oskar-Grube,  mehrere  Kilometer 
südlich  des  Lang  Vand  abgebaut.  Alle  übrigen  Lager  gehören,  wie  sehr  gut 
aus  H.  Sjögrens  Karte  hervorgeht,  den  eigentlichen  Sulitelmaschiefem  an. 
Diese  bilden  eine  mächtige  Folge  von  Glimmerschiefem  mit  Einlagerungen  von 
massigen  Amphiboliten.  Erstere  bestehen  aus  Biotit  und  Quarz,  untergeordnet 
auch  aus  Muskovit  und  Zoisit,  enthalten  auch  Kalkspat  und  schichtenweise  etwas 
Hornblende  und  Graphit.  Über  ihr  Verhältnis  zu  den  Amphiboliten  wurde  früher 
schon  gesprochen.  Teils  sind  die  letzteren  ganz  massig  und  könnten  dann  als 
Gabbros  angesprochen  werden,  andernteils  sind  sie  schieferig  und  gehen  allmählich 
in  Glimmerschiefer  über.  Diese  Gesteine  fallen  am  Lang  Vand  etwa  nach  Westen 
ein  und  sind  durch  das  Tal  des  letzteren  so  tief  aufgeschlossen,  dafi  an  beiden 
Seiten  desselben  auf  mehrere  Kilometer  hin  die  Lagerausstriche  zutage  treten. 
Die  Erze  liegen  fast  an  der  Grenze  zwischen  normalen  Sulitelmaschiefem  und  einer 
mächtigeren  Zone  von  schieferigem  Amphibolit  und  werden  bereits  unterlagert 
von  einem  Grünschiefer,  dem  sog.  Ghloritgranulit  Sjögrens.  Das  Hangende 
der  Lager  besteht  aus  einem  über  viele  Quadratkilometer  verbreiteten  Schiefer, 
der  in  einer  gröber  kristallinen,  hauptsächlich  aus  Chlorit,  Hornblende,  Quarz 
und  Feldspat  bestehenden  „Grundmasse"  Partien  enthält,  die  reicher  sind  an 
Biotit  und  Muskovit,  im  übrigen  aber  sich  mineralogisch  von  der  Grundmasse 
nicht  unterscheiden.  Diese  glimmerreicheren  Partien  hält  Sjögren  für  Bruch- 
stücke und  bezeichnet  das  Gestein  als  eine  „Grünsteinbreccie" ,  die  eine 
ursprünglich  durch  Zerquetschung  entstandene,  später  umkristallisierte  Zer- 
rüttungszone sein  soll.  Wegen  der  Breccienstruktur  der  Kieslager  und  wegen 
der  scheinbaren  gangartigen  Apophysen  von  Erz  im  Nebengestein,  wie  sie  in 
Fig.  73  abgebildet  wurden  und  auch  Stelzner,  wie  oben  gezeigt,  schon  sehr 
wohl  bekannt  waren,  hält  Sjögren  eine  sedimentäre  Entstehung  der  Lager 
für  ausgeschlossen.  Er  betrachtet  die  das  Hangende  der  Lager  bildenden  Grün- 
schiefer als  Gabbros,  welche  durch  hydrochemische  Prozesse  umgewandelt  worden 
seien.  Längs  der  Zerrüttungszonen,  welche  durch  die  jetzigen  Kieslager  ge- 
kennzeichnet sein  sollen,  hätten  Lösungen  zirkuliert,  welche  aus  den  Gabbros 
Eisen-  und  Kupfersalze  mitbrachten;  letztere  Metalle  waren  bis  dahin  schon 
in  diesen  Gesteinen  enthalten  und  wurden  aus  ihnen  in  der  Form  von  Sulfaten 
weggeführt.  In  den  Kieslagem  und  in  den  kristallinen  Sulitelmaschiefem  finden 
sich  Graphit  und  Kohlenwasserstoffe ;  diese  samt  Schwefelwasserstoff  haben  nach 
Sjögren  die  Erze  ausgefällt,  welche  letztere  demnach  durch  Lateralsekretion 
entstandene  Gangfüllungen  sein  sollen.^)  Vogts  spätere  Theorie  über  die  Ent- 
stehung der  norwegischen  Kieslager  durch  eruptive  Nachwirkungen  (1894)  lehnt 
Sjögren  nachdrücklich  ab  und  neigt  dazu,  seine  eigene  Anschauung  auf  sie 
alle  anzuwenden.  Stelzners  Auffassung  und  ihre  Begründung  ist  schon 
oben  angeführt  worden. 


0  Hj.  Sjögren,  Sulitelmakisemaß  geologi;  Geol.  För.  Förh.,  XVI,  1894,  433—437. 
Diese  Arbeit  ist  ungefähr  gleichzeitig  mit  derjenigen  Vogts  erschienen. 


Die  Eieslager.  309 

Am  Nordufer  des  Lang  Vand  folgen  sich  von  W.  nach  0.  die  Gruben 
Mons  Peter,  die  weniger  bedeutenden  Charlotte  und  Giken,  ferner  Hankabakken, 
Nya  Sulitelma  und  einige  andere.  -Die  dort  bearbeiteten  Lager  gehören  zwar 
nicht  genau  demselben  Horizont  an,  scheinen  aber  in  der  Schichtenfolge  nur 
wenig  weit  voneinander  entfernt  zu  sein. 

Die  Mons  Peter  Grube  (Mons  Peter  Uren)  baute  seit  1888  auf  einem 
4 — 5  m  mächtigen,  320  m  im  Streichen,  120  m  im  Fallen  verfolgten  Lager. 
Die  Kiese  treten  entweder  in  derben  Massen  auf,  durchlagert  von  Schieferbänken, 
oder  imprägnieren  fahlbandartig  das  Nebengestein.  Teilweise  ist  der  Eisen- 
kies eine  sandartig  zerfallende  kristalline  Masse.  Die  Dimensionen  des  derben 
Erzes  gibt  Sjögren  auf  200  m  in  der  Länge  und  60  m  Breite  an. 

Das  Erz  vom  Mons  Peter  enthielt  bei  etwa  5^/q  Lagerart  ungefähr  5^/o  Cu, 
460/^j  S,  420/QFe,  0,25  o/o  Zn,  0,20  ^/^Pb,  Spuren  von  Arsen,  Nickel  und  Kobalt 
und  sehr  geringe  Mengen  Gold  und  Silber. 

Die  übrigen  Gruben  sind  später  in  Angriff  genommen  worden;  Nya 
Sulitelma  ist  jetzt  das  bedeutendste  Vorkommen  daselbst,  während  Mons  Peter 
Uren  gegenwärtig  ruht.  Außer  Pyrit,  Magnet-  und  Kupferkies  finden  sich 
Magnetit,  Zinkblende  und  Bleiglanz  (letzterer  möglicherweise  als  jüngere  Bildung), 
ferner  Arsenkies  und  stellenweise,  wie  auf  der  Charlotte,  sehr  schöner  Danait. 
Der  reine  Kupferkies  erreicht  manchmal  mehrere  Meter  Mächtigkeit;  die  letztere 
wechselt  scheinbar  im  Lager  sehr  erheblich.  Mitunter  ist  das  Erz  schön  gebändert 
und  gefältelt.  Quarz  kommt  in  unregelmäßiger  Weise  im  Erz  oder  an  dessen 
Ausspitzungen  vor.  Man  hat  die  Erzmenge  des  Nya  Sulitelma-Lagers  im 
Jahre  1893  berechnet  auf  95000  t  reinen  Kies  und  30000  t  gewinnbare  Ln- 
prägnationen. 

Auch  auf  der  Südseite  des  Lang  Vand  ist  in  einer  mehrere  Kilometer 
langen  Zone  eine  ganze  Reihe  von  Kiesvorkommnissen  bekannt,  deren  geologische 
Verhältnisse  ähnliche  zu  sein  scheinen  wie  diejenigen  der  nördlichen  Hauptgruben ; 
sie  finden  sich  in  der  Nähe  der  Grenze  der  Sulitelmaschiefer  und  der  hangenden 
„Grünsteinbreccie^.  Diese  letztere  ruht  stundenweit  immer  fast  unmittelbar 
unter  der  Decke  eines  als  „Natrongranit"  bezeichneten  Eruptivgesteines,  scheint 
also  einem  bestimmten  Horizont  anzugehören. 

Die  Erzproduktion  auf  den  Gruben   der  Sulitelmagesellschaft  betrug  im 

Jahre  1900  etwa  80000  t. 

Gleichfalls  im  Nordlandamt  und  unter  dem  66^/4^  am  Eanen-Fjord  liegen 
die  Kieslager  von  BoAsmo.  Das  herrschende  Gestein  sind  granatführende  Glimmer- 
schiefer mit  Disthen,  welche  einem  höheren  Horizont  angehören  als  die  dortigen, 
von  Kalksteinen  begleiteten  Eisenglimmerschiefer  vom  Typus  Naeverhaugen- 
Dunderland.  Das  eigentliche  Nebengestein  der  Lager  sind  aber  auch  hier 
Grünschiefer  (Amphibol-Chloritschiefer)  und  innerhalb  dieser  im  Hangenden  der 
letzteren  ein  „chlori tischer  Granulitgabbro" ;  als  solchen  benennt  0.  Norden- 
skjöld  ein  Gestein,  das  ganz  analog  sein  soll  der  „Grünsteinbreccie"  Sjögrens 
von  den  Sulitelmagruben ;  es  wird  als  eine  Breccie  bezeichnet,  die  durch  völlige 
Umkristallisation  infolge  hydrochemischer  Prozesse  wieder  zu  einem  kristallinen 
Schiefer  geworden  ist.  Seine  Breccienstruktur  soll  sich  darin  zu  erkennen  geben, 
daß  in  einer  Masse  von  Chlorit,  Quarz,  Orthoklas  und  wenig  Granat  und  Rutil 
Partien   besonders   reich   an  Biotit   und  Granat   sind,   welch   letztere  für  die 


310  I)ie  schichtigen  Lagerstätten. 

„Brachstücke''  gehalten  werden.  Das  Gestein  würde  also  der  Zerrttttnngszone 
der  Snlitelmaschiefer  entsprechen,  an  die  dort  nach  Sjögren  die  Kiese  gebunden 
sein  sollen.  Diese  Schiefer  enthalten  mehr  oder  weniger  stark  gepreßte  und 
verzerrte  Pyritkristalle.  Wo  letztere  sich  reichlicher  einstellen,  treten  auch 
Staarolith,  Andalusit  and  Pleonast  aaf,  die  sonst  in  dem  Glimmerschiefer  vor- 
kommen. Das  Liegende  der  Lager  bildet  ein  Grünschiefer,  der  in  Glimmerschiefer 
übergeht.  In  der  Umgebang  des  Eiesvorkommens  spielen  verschiedene  mehr  massige 
Gesteine  eine  gewisse  Eolle.  Teils  sind  es  Amphibolgesteine  mit  Qaarz, 
Orthoklas  und  spärlichem  Plagioklas,  Chlorit  und  Granat,  welche  den  sog. 
Gabbros  des  Sulitelmagebiets  entsprechen,  teils  Gesteine  mit  viel  Qaarz  und 
Feldspaten,  untergeordnetem  Granat,  Hornblende,  Chlorit  und  Glimmer.  Beide 
Gesteine  enthalten  wohlerkennbaren  Pyrit. 

Die  Lager  zeigen  im  großen  and  ganzen  ein  ausgesprochen  schichtiges 
Verhalten,  daneben  aber  doch  gewisse  Unregelmäßigkeiten,  welche  dafttr  sprechen 
sollen,  daß  die  Erze  wenigstens  z.  T.  eine  sekundäre  Lagerung  haben. 
Der  Eies  kommt  teils  in  fast  derben  Erzlinsen,  teils  in  fahlbandartiger  Aus- 
bildung vor,  ist  aber  doch  immer  nur  erzreiches  Schiefergestein.  Das  Hauptlager 
hat  eine  Mächtigkeit  von  3  m,  zerfällt  aber  durch  eine  Zwischenlagerung  von 
0,5  m  Dicke,  wenigstens  dort,  wo  es  am  besten  entwickelt  ist,  in  zwei  verschieden 
reiche  Sonderlager. 

Die  Gruben  von  Boßmo  sind  seit  1893  in  Betrieb  und  sollen  eine  große 
Zukunft  haben.  Dir  Erz  enthält  50  o/o  Schwefel,  44%  Eisen,  0,5 o/o  Kupfer, 
0,70/0  Zink,  40/0  Lagerart,  0,005  0/0  Silber  und  etwas  Gold.  Im  Jahre  1900 
wurden  unge^lhr  24000  t  Eies  gewonnen. 

Die  Entstehung  der  Eiese  von  Boßmo  sucht  Nordenskjöld  in  Über- 
einstimmung mit  der  von  Sjögren  vorgetragenen  Theorie  zu  erklären.  Die 
naheliegende  Frage,  ob  die  behauptete  Breccienstruktur  der  hangenden  Schiefer 
nicht  sehr  wohl  auf  eine  Tuffnatur  der  Gesteine  hinweisen  könne,  ist  weder  von 
Sjögren  noch  Nordenskjöld  berührt  worden.  Bei  näherer  Überlegung  ergeben 
sich  auch  schwere  Bedenken  gegen  die  Entstehung  der  Eiese  durch  Lateral- 
sekretion (siehe  den  betreffenden  späteren  Abschnitt). 

Nicht  aus  den  Augen  darf  bei  sämtlichen  Erklärungsversuchen  gelassen 
werden,  daß  auch  die  norwegischen  Eieslager  nichts  anderes  sind  als  erzführende 
Schiefer,  deren  Zusammensetzung  sich  nur  quantitativ  von  der  ihres  Neben- 
gesteines unterscheidet.  

Bei  Sjangeli,^)  an  der  schwedisch-norwegischen  Grenze,  etwa  30  km 
südlich  der  Ofotenbahn  in  Lappland,  kommen  Einsprengungen  und  Butzen  von 
Eupferglanz  und  Buntkupfererz  in  inniger  Mengung  mit  Magnetit  innerhalb  eines 
schwarzgrünen,  äußerst  feinkörnigen  Hornblendeschiefers,  des  „SjangeHschiefers", 
an  zahlreichen  Stellen  vor.  Diese  Gesteine  sind  deutlich  geschiefert  und  oft 
gebändert,  bestehen  vorzugsweise  aus  Hornblende  und  manchmal  in  Zoisit  um- 
gewandeltem Feldspat,  stellenweise  auch  mit  etwas  Quarz  und  Chlorit.  Sie 
umschließen  kleine  Lager  von  unreinem  Ealkstein  und  massigere,  dioritähnliche 
Gesteine,  welche  aus  denselben  Bestandteilen  wie  die  Schiefer  bestehen  und 
ihnen  nahe  verwandt  sein  dürften.  Aber  weder  in  den  Ealksteinen  noch  in 
jenen  massigen  Einlagerungen  sind  Eupfererze  angetroffen  worden,  die  nur  in 
den  Schiefern  auftreten.  Ebensowenig  sind  die  übrigen  in  der  steil  einfallenden 
Schichtenzone  auftretenden  Gesteine,  wie  Dolomite,  Quarzbiotitschiefer,  Antho- 
phyllitschiefer  und  Gneise  und  der  sie  durchbrechende  Granit  erzführend. 

Eupferkies  wird  nur  in  geringer  Menge  gefunden;  man  wird  aber  wohl 
annehmen  müssen,  daß  die  beiden  vorwaltenden  Sulfide,   von  denen  das  Bunt- 

^)  PetersBon,  Om  de  geologiska  förhällandena  i  trakten  omkring  Sjangeli 
Koppannalmstält  i  NorrbotteDs  län;  Geol.  För.  Förh.,  XIX,  1897,  296—306. 


Die  Eieslager.  311 

knpfererz  auch  in  Klüften  auftritt,  auch  hier  ans  ihm  hervorgegangen  sind. 
Das  ganze  Vorkommen  ist  im  übrigen  ein  deutlich  lagerförmiges.  Über  die 
Entstehnngsweise  der  Lagerstätte  hat  sich  Petersson,  der  sie  zuerst  beschrieb, 
noch  nicht  geäufiert.  Das  Kupfervorkommen  von  Sjangeli  ist  schon  seit  200  Jahren 
bekannt,  aber  erst  neuerdings  wieder  Gegenstand  eines  Bergbaues  geworden. 

Kieslager  haben  eine  weite  Verbreitung  in  den  kristallinen  Schiefem  der 
Alleghanies^)  in  den  Vereinigten  Staaten  und  Kanada,  so  in  Alabama,  Nord- 
Carolina,  Tennessee,  Virginia,  Pennsylvania,  Maryland,  Vermont, 
Newhampshire,  Maine,  Quebec,  Neufundland  und  Neubraunschweig. 
Bald  sind  es  reine  Pyritlager,  welche  für  die  Schwefel  Säurefabrikation  nutzbar 
gemacht  werden,  bald  solche  mit  Pyrit,  Magnet-  und  Kupferkies,  die  als 
Kupferlagerstätten  gelten,  sobald  sie  über  2,5  ^/o  Kupfer  führen.  Wie  auch  sonst, 
sind  Zinkblende  und  Bleiglanz  in  geringer  Menge  vorhanden. 

In  früherer  Zeit  und  schon  im  ersten  Beginn  des  Bergbaues  auf  dem 
nordamerikanischen  Kontinent  hat  man  den  eisernen  Hut  dieser  Lagerstätten 
zur  Eisengewinnung  benutzt,  er  führte  indessen  z.  B.  zu  Ducktown  und  auf 
anderen  Lagerstätten  auch  große  Massen  reicher  sekundärer  Kupfererze  in  seinen 
unteren  Teilen.  Die  darunter  liegenden  Kiese,  Pyrit  und  Magnetkies,  bezeichnet 
man  in  Virginia  als  den  „mundic";  er  bricht  in  der  Regel  in  12 — 50  m  Teufe 
unter  der  Oberfläche  ein.  Nach  Moxham  besitzen  diese  Lagerausstriche  in 
Virginia  manchmal  gewaltige  Dimensionen ;  so  läßt  sich  derjenige  von  Lineberry 
mit  30 — 40  m  Mächtigkeit  etwa  1200  m  weit  verfolgen,  sein  eiserner  Hut  reicht 
bis  zu  einer  Teufe  von  etwa  55  m.  Man  nennt  die  Ausstriche,  welche  zunächst 
für  die  Eisenindustrie  eine  große  Bedeutung  besitzen  sollen,  „leads^  und  betrachtet 
die  Lagerstätten  allgemein  als  „Gänge",  während  sie  offenbar  große  Ähnlichkeit 
und  Übereinstimmung  mit  den  europäischen  Kieslagern  haben. 

Die  bekanntesten  dieser  nordamerikanischen  Lagerstätten  sind  die  von 
Ducktown  im  Polk  County  des  Staates  Tennessee  am  Ocoee-Fluß,  in  einem  bis 
zu  4300  Fuß  hohen  Gebirge  gelegen.  Die  Lager  sind  eingebettet  in  „Quarzite", 
Gneise  und  Glimmerschiefer,  die  etwa  NNO.  streichen,  gegen  SO.  unter  50 — 55^ 
einfallen  und  nach  Kemp  Sedimente  sind.  Diese  Schichten  zeigen  in  sich  die 
Spuren  von  Pressungen  und  Schiebungen,  die  dazu  führten,  daß  die  zwischen 
kompakteren  Gneislagen  eingeschalteten  Glimmerschiefer  manchmal  in  feinste 
zickzackförmige  Falten  gelegt  sind.     Henrich  vermutet,  daß  das  Gebirge  von 


*)  H.  Credner,  Die  Kupfererzlagerstätten  von  Ducktown  in  Tenneasee;  Berg- 
u.  Hüttenm.  Ztg.,  XXVI,  1867,  8—10.  —  Henrich,  The  Ducktown  ore-deposits  and 
the  treatment  of  the  Ducktown  copper-ores;  Transact.  Am.  Inßt.  Min.  Eng.,  XXV,  1896, 
173—246.  —  Kemp,  Ore  deposits,  1900,  189—195.  Lit.  über  die  Kiesvorkommnisse 
in  deo  Alleghanies.  —  Ders.,  The  deposits  of  copper-ores  at  Ducktown;  Transact. 
Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXXI,  1902,  244—265,  Lit.  —  Moxham,  The  great  gossan  lead 
of  Virginia;  Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXI,  1893,  133—138.  —  Wendt,  The 
pyrites  deposits  of  the  Alleghanies;  School  of  mines  Quarterly,  VII,  1886;  Eng.  Min. 
Joum.,  XLII,  1886,  4—6,  22—24.  —  Weed,  Types  of  copper-deposits  in  the  Southern 
United  States;  Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXX.  1901,  449—504,  bes.  480—497.  — 
Wendeborn,  Der  Duckte wn-Kupfergrubendistrikt  in  den  Ver.  Staaten  von  Nordamerika; 
Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  LXII,  1903,  86—88. 


312  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

zahlreichen  Gleitflächen  durchsetzt  sei,  welche  im  allgemeinen  den  Schichtfiächen 
parallel  laufen,  aber  auch  von  einer  solchen  nach  einer  anderen  überspringen 
könnten.  In  den  Versachen,  die  Entstehung  der  Lagerstätten  zu  erklären,  haben 
auch  diese  Gleitflächen  eine  Eolle  gespielt. 

Das  Gestein  in  der  Umgebung  der  Lager  ist  ein  quarzhaltiger  Glimmer- 
schiefer, gelegentlich  mit  etwas  Granat  und  Magnetkies,  auch  treten  ziemlich 
massige  Gesteine  auf,  welche  aus  Quarz,  Aktinolith,  Granat  und  Zoisit  bestehen. 
Feldspat  fehlt  in  den  Gesteinen  fast  ganz.  Die  Eieslager  sind  parallel  dem 
Schichtenstreichen  und  bis  auf  geringe  (sekundäre?)  Abweichungen  auch  kon- 
kordant  in  die  Schiefer  eingelagert.  Sie  bilden  drei  Zonen,  die  sich  mit  einer 
streichenden  Ausdehnung  von  etwa  6  km  verfolgen  lassen.  Vielfach  liegen  sie 
in  Reihen  staffeiförmig  hintereinander;  Henrich  und  vor  ihm  andere  Beobachter 
erklären  diese  Erscheinung  durch  horizontale  Verschiebungen  einheitlicher  Lager, 
bei  denen  die  einzelnen  Lagerstttcke  längs  der  Verschiebungsklüfte  etwas  aus- 
gezogen und  geschleppt  worden  sind.  Manche  Lager  besitzen  einen  ununter- 
brochenen Ausstrich  von  mehreren  hundert  Metern  Länge,  die  Lagerstätte  von 
Burra-Burra  ist  sogar  auf  über  3  km  verfolgt  worden.  Die  Mächtigkeit  der 
Massen  wechselt  von  4 — 50  m ;  ihre  Vertikalerstreckung  ist  nicht  bekannt,  da  der 
Bergbau  erst  bis  zur  Teufe  von  einigen  hundert  Fufi  niedergedrungen  ist.  Zwischen 
jenen  drei  langen  Ausstrichzonen  ist  noch  eine  Eeihe  kleinerer  Linsen  zerstreut. 

Alle  Aufschlüsse  zeigten  mächtige  eiserne  Hüte  und  ließen  von  oben  nach 
unten  überall  folgeude  Erzzonen  unterscheiden: 

1.  Sandiger,  schlackiger,  schwammiger  oder  glaskopf artiger  Brauneisen- 
stein, phosphorarm,  wechsellagernd  mit  Quarz-  und  Schiefereinlagerungen. 
Diese  „gossans^  ragen  klippenförmig  über  das  umgebende  Schiefergestein  der 
Oberfläche  empor  und  wurden,  wie  früher  gesagt,  teilweise  als  Eisensteinlager- 
stätten abgebaut. 

2.  In  30 — 50  Fuß  Teufe  stellen  sich  Malachit,  Kieselkupfer,  Eotkupfererz 
und  vor  allem  Schwarzkupfererz  (ein  mulmiges  Gemenge  von  etwas  Kupfer- 
oxyd, sehr  viel  Kupferglanz,  Kupfer-  und  Eisenkies,  Kupfer-  und  Eisenvitriol), 
gediegen  Kupfer  und  Kupferglanz  (Harissit),  teilweise  in  schönen  Kristallisationen 
ein.^)  Diese  oft  2 — 10  Fuß  hohe  Masse  liegt  oft  unmittelbar  über  den  unzersetzten 
Sulfiden,  häufig  so,  daß  sie  diese  auf  weite  Erstreckungen  hin  überdeckt; 
manchmal  aber  ist  sie  geringer  mächtig  und  beschränkt  sich  dann  auf  die  eine 
oder  andere,  auf  die  liegende  oder  hangende  Seite  der  Lagerstätte,  oder  tritt  in 
ihren  mittleren  Partien  auf. 

3.  Unter  der  Schwarzkupfererzzone  trifft  man  häufig  auf  eine  Lage  von 
weißem,  mit  Markasit  mehr  oder  weniger  reichlich  durchwachsenem  Quarz. 
Solcher  findet  sich  auch,  offenbar  gleichfalls  als  jüngere  Bildung,  auf 
gewissen  Querabsonderungen,  welche  besonders  in  den  oberen  Niveaus  die  Sulfid- 
massen in  annähernd  horizontaler  Eichtung  durchklüften.  Henrich  nimmt  an, 
daß  es   solche  Quarzbänke  gewesen  seien,   welche  dem  Niederdringen  der  zer- 


1)  Ausführlicherefl  bei   Kamp,    Tranßact.   Am.   Inst.   Min.  Eng.,   XXXI,    1902, 
263—265. 


Die  Eieslager.  313 

setzenden  Wässer  ein  Hindernis  entgegenstellten  und  deshalb  den  Boden  des 
eisernen  Hutes  bilden.  Infolge  der  sekundären  Umwandlungen  ist  das  Neben- 
gestein des  eisernen  Hutes  stark  zersetzt  und  im  Niveau  des  „Schwarzkupfers** 
10 — 12  Fuß  weit  mit  Malachit  imprägniert.  Die  Schwarzkupferzone  ist  gegen- 
wärtig im  ganzen  Ducktowndistrikt  abgebaut.  Zwei  Analysen  Trippeis  hatten 
einen  Kupfergehalt  von  45 — 75®/o  ergeben. 

4.  Die  sulfidischen  Erze  treten  im  allgemeinen  in  den  Schiefem  als 
Schmitzen  oder  sogar  als  papierdünne  Streifen  oder  als  mächtige,  fast  reine, 
linsenförmige  Einschaltungen  auf.  Die  frischen  Sulfide  bestehen  in  der  Haupt- 
sache aus  Magnetkies;  Pyrit  ist  untergeordnet  und  überwiegt  den  letzteren  nur 
stellenweise.  Der  Magnetkies  ist  so  innig  durchwachsen  von  Kupferkies,  daß 
das  Erz  ein  Kupfererz  mit  einem  Kupfergehalt  von  durchschnittlich  5 — 7^l%^lo 
(auf  den  nordwestlichen  Gruben)  wird.  Zinkblende  und  Bleiglanz  sind  spärlich 
vorhanden.  Vorwaltende  Lagerart  ist  Aktinolith,  daneben  tritt  seltener  Diopsid, 
häufiger  Granat  und  ziemlich  häufig  Zoisit,  dieser  mitunter  in  langen  Prismen 
auf.  Kalkspat,  Quarz,  sehr  selten  auch  Apatit  und  Eutil  (?)  sind  weitere  Bestand- 
teile der  Lager.  Wird  noch  hinzugefügt,  daß  die  Erze  etwa  folgende  Alters- 
reihe büden:  Pyrit,  Blende,  Bleiglanz,  Magnet-  und  Kupferkies,  und  daß  die 
letzteren  offenbar  auch  als  jüngere  Ansiedelungen  vorkommen,  stets  jünger 
sind  als  die  Silikate,  und  daß  besonders  der  Kupferkies  gern  auf  Eissen  in  den 
letzteren  auftritt,  dann  ergibt  sich  von  selbst  die  große  petrographische  Analogie 
der  Kieslager  von  Dncktown  mit  den  alpinen  und  norwegischen  Kieslagem. 
Bemerkenswert  ist  das  Vorkommen  einer  graphitähnlichen  Substanz,  die  vielleicht 
aus  eingedrungenen  Kohlenwasserstoffen  hervorgegangen  ist.  Im  übrigen  sei 
auf  die  mikroskopischen  Untersuchungen  Kemps  verwiesen. 

Im  ganzen  ist  die  Verteilung  zwischen  Erz-  und  Lagerarten  insofern  keine 
ganz  gleichmäßige,  als  z.  B.  auf  der  Polk-Grube  das  Hangende  besonders  reich 
ist  an  Magnetkies,  das  Liegende  aber  vorzugsweise  aus  einer  strahligen  Masse 
von  Hornblende  besteht,  in  deren  Zwischenräumen  sich  der  Kupferkies  verfestigt 
hat.  Dieser  Teil  der  Lagerstätte  ist  also  der  reichere;  übrigens  fehlt  Hornblende 
auch  in  dem  dichten  Magnetkies  nicht.  Die  Erzmasse  wird  endlich  von  Lagen 
eines  Glimmerschiefers  durchzogen,  der  selbst  wieder  Erzschmitzen  enthalten  kann. 

Wie  das  sehr  häufig,  ja  wohl  meistens  an  Kieslagem  beobachtet  wird,  so 
sind  auch  die  in  das  gefaltete  Schiefergebirge  eingeschalteten  mächtigeo  Erzlager 
von  Tennessee  von  Gleitflächen  begrenzt.  Wenigstens  beobachtete  Henrich 
solche  stets  im  Hangenden  und  vermutet  sie  auch  für  das  weniger  oft  durch- 
fahrene  Liegende  derselben. 

Wiewohl  die  Kieslager  von  Ducktown  als  konkordant  eingelagerte  Glieder 
einer  sedimentären  Schichtfolge  eine  zweifellose  Lagernatur  zur  Schau  tragen, 
so  haben  doch  die  amerikanischen  Geologen  seit  Jahren  scheinbar  niemals  eine 
sedimentäre  Entstehung  derselben  der  Erörterung  für  wert  gehalten.  Und  obwohl 
sie  nach  allem  den  norwegischen  Kieslagem  entsprechen,  so  hat  man  doch  auf 
sie  niemals  die  späteren  Anschauungen  Vogts  übertragen.  Vielmehr  hat 
man  die  schon  von  v.  Cotta  1864  für  das  Rammelsberg-Lager  vermutete 
Entstehungsweise  neuerdings  anch  hier  behaupten  wollen;  die  Lager  sollen 
nämlich  mit  oder  ohne  teilweise  Verdrängung  ihres  Muttergesteines  epigenetisch 


814  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

durch  Imprägnation  entstanden  sein.  Doch  gehen  die  Ansichten  der  ameri- 
kanischen Geologen  auch  hierin  auseinander  und  stimmen  nur  darin  über- 
ein, daß  die  Gleitflächen  oder  durch  Zerrüttung  des  Gesteines  entstandene 
Spalten  die  Zufuhrkanäle  für  die  erzbringenden  Lösungen  gewesen  seien. 
So  glaubt  Henrich,  daß  sich  an  Stelle  der  jetzigen  Lager  Gänge  eines 
eruptiven  Pyroxengesteines  befunden  hätten.  Von  den  Gleitflächen  aus  seien  die 
Erze  zugeführt  worden,  welche  alle  Gesteinsgemengteile  bis  auf  den  Pyroxen 
verdrängt,  den  letzteren  aber  in  Hornblende  umgewandelt  hätten.  Zu  gleicher 
Zeit  habe  sich  auch  der  Granat  gebildet.  Nach  ihm  sollen  die  im  Erz  auf- 
tretenden Glimmerschieferlagen  Bruchstücke  des  Nebengesteines  sein,  die  als  solche 
schon  im  Eruptivgestein  enthalten  waren  und  bei  der  intensiven  Umwandlung 
des  letzteren  also  unversehrt  geblieben  sein  müßten.  Auch  Weed  nennt  die 
Lagerstätten  Verdrängungslagerstätten  und  nimmt  an,  daß  die  jetzigen  Lager- 
arten früher  die  Lager  gebildet  hätten  und  später,  durch  Erzlösungen  großenteils 
verdrängt,  aufgelöst  worden  seien.  Kemp  macht  aber  mit  vollem  Eecht  auf 
die  Tatsache  aufmerksam,  die  sich  ganz  ähnlich  auch  in  anderen  analogen  Kies- 
lagern beobachten  läßt,  daß  nämlich  die  Silikate,  der  Kalkspat  und  der  Quarz 
fast  immer  mit  scharfen  Bändern  gegen  die  Erze  grenzen  und  eine  Anätzung 
der  ersteren  durch  letztere  nicht  beobachtet  werden  könne.  Er  erörtert  auch 
die  Frage,  ob  nicht  etwa  das  jetzige  Muttergestein  der  Erze  einmal  ein  Gabbro 
gewesen  sein  könne,  der,  während  er  sich  durch  Eegionalmetamorphose  in  ein 
Zoisitaktinolithgestein  umwandelte,  durch  Erzlösungen  teilweise  verdrängt  wurde. 
Für  am  wahrscheinlichsten  hält  Kemp  aber  die  folgende  Entstehung:  „Es  ist 
klar,  daß  nach  der  Bildung  des  Amphibols,  Granats,  Zoisits  und  Epidots  —  die 
wahrscheinlich  durch  Metamorphismus  aus  einem  kalkigen  Gestein  hervorgegangen 
sind  —  an  den  Stellen,  wo  wir  jetzt  die  Erze  flnden,  eine  Störung  oder  zum 
mindesten  eine  Gebirgsbewegung  und  Zermalmung  eintrat.  Diese  Vorgänge 
fanden  dort  statt,  wo  das  Gestein  besonders  reich  war  an  Kalk.  In  dieses 
zerquetschte  und  wahrscheinlich  mehr  oder  weniger  aufgelockerte  Material  traten 
die  erzbringenden  Lösungen  ein.  Auf  der  Burra-Burra-Grube  ward  zuerst  Pyrit 
abgesetzt,  dann  Magnet-  und  Kupferkies.  Anderswo  wurde  nur  Magnet-  und 
Kupferkies  eingeführt,  der  letztere  wahrscheinlich  später  und  nachdem  sich 
nochmals  eine  Bewegung  des  Nebengesteines  ereignet  hatte.  Die  Sulflde  siedelten 
sich  auch  in  den  Eissen  der  Silikate  und  bis  auf  einige  Entfernung  von  den 
Lagerstätten  im  Nebengestein  an.^  Die  Annahme,  daß  die  Lager  aus  silikat- 
führenden Kalksteinen  entstanden  sein  könnten,  indem  der  Kalk  verdrängt,  die 
Silikate  dann  von  den  Erzen  umhüllt  worden  wären,  lehnt  Kemp  ab,  weil  dann 
im  Fortstreichen  der  Lager  der  Kalkstein  noch  nachzuweisen  sein  müßte. 

Gegenüber  dem  Kemp  sehen  Erklärungsversuch  erscheint  es  rätselhaft,  wie 
bei  einer  so  intensiven  Zirkulation  von  metallhaltigen  Lösungen  die  Silikate, 
wie  besonders  Zoisit,  Granat  und  Diopsid,  frisch  und  unversehrt  bleiben  konnten, 
so  daß  sie  in  ihrer  ursprünglichen  Zusammensetzung  im  Erze  eingeschlossen 
liegen.  Denkt  man  sich  weiterhin  aus  den  Erzstufen  von  Ducktown,  in  denen 
lange,  unter  sich  nach  allen  Richtungen  verwachsene  Zoisitprismen  eingebettet 
liegen,  die  Sulflde  entfernt,  dann  gelangt  man  zu  der  sonderbaren  Vorstellung 
eines  skelettartigen  Gitterwerks  mit  großen  Hohlräumen,  das  so  lange  als  solches 
zwischen  den  Schieferbänken  eingeschaltet  gewesen  sein  müßte,  bis  zufällig  zu 
irgend  einer  Zeit  die  Sulflde  alle  jene  Lücken  ausgefüllt  und  aus  jenem  Fach- 
werk von  Kristallen  eine  derbe  Gesteinsbank  gemacht  hätten. 

Die  flauptgruben  von  Ducktown  sind  die  Burra-Burra,  Old-Tennessee, 
London,  East  Tennessee  (alle  vier  im  westlichen  Teil  des  Gebiets  gelegen),  die 
Polk  County,  Mary  und  Calloway  (im  Südosten)  und  die  Culchote  und  Isabella 
(im  Zentrum  des  Felds).  Das  ganze  Gebiet  hat  eine  Länge  von  etwa  10  und 
eine  Breite  von  2 — 3  km.  Die  alten  Ureinwohner  haben  schon  aus  jenen  Lager- 
stätten Kupfer  gewonnen.    Seit  der  Besiedelung  durch  die  Weißen  ist  in  dieser 


Die  Eieslager.  315 

Gegend  Tennessees  erst  am  1850  Erz  bekannt  geworden;  man  entdeckte  damals 
die  „Schwarzknpfererze",  deren  weite  nnd  reichliche  Verbreitung  anfangs  der 
50  er  Jahre  ein  Minenfieber  erzeugte.  Schon  in  den  Jahren  1850 — 1858  waren 
14  300 1  reiche  Kupfererze  erzeugt  und  zur  Verhüttung  nach  England  gesandt  worden. 

Die  nordamerikanischen  Ost-  und  Südstaaten  haben  im  Jahre  1902  etwa 
6000  t  Kupfer  produziert  (gegenüber  einer  Produktion  von  über  275000  t  in 
der  gesamten  Union).  Der  größte  Anteil  davon  fällt  auf  Tennessee.  Man  hofft 
auch  den  Magnetkies  in  größerem  Maßstab  für  die  Schwefelsäuredarstellung 
verwerten  zu  können. 

In  Louisa  County,  Virginia,  werden  an  verschiedenen  Stellen  Linsen  von 
Pyrit  in  kristallinen  Schiefern  ausgebeutet.  Dieselben  sollen  nach  W.  H.  Adams^) 
kupfer-  und  arsenfrei  sein.  Über  die  Vermont-Kupfergrube  (Ely-Mine)  in  dem 
Flußgebiet  des  Connecticut-River  in  den  nördlichen  Ver.  Staaten  hat  Kochinke*) 
berichtet.  Dieselbe  war  ehedem  eine  der  bedeutendsten  Kupferminen  der  Union. 
Die  Grube  liegt  in  den  Green  mountains;  das  Nebengestein  der  unter  etwa 
26  ^  einfallenden  Erzlinsen  ist  ein  granatreicher  Glimmerschiefer  (?  und  Graphit- 
schiefer).^)  Im  Jahre  1892  kannte  man  zwei  Lager,  von  denen  das  eine  erst 
bei  1800  Fuß  Teufe  und  15 — 20  Fuß  unter  dem  bis  dahin  bearbeiteten  ange- 
fahren wurde.  Das  Erz  ist  zumeist  Magnetkies;  er  wird  durchsetzt  von  Quarz 
und  umschließt  Kupferkies  und  wenig  Zinkblende.  Der  Silbergehalt  der  Erze 
beträgt  0,01 — 0,03  ^/o,  der  Nickelgehalt  ist  sehr  gering,  der  Kupfergehalt  er- 
reicht 7— 8  o/o-  Die  höchste  Produktion  mit  3  Mill.  Pfd.  Kupfer  fiel  in  den 
Beginn  der  80  er  Jahre.  Das  Hauptlager  ist  etwa  4  m  mächtig  und  400  m 
weit  im  Ausstrich  zu  verfolgen.  Ende  der  40  er  Jahre  wurde  es  entdeckt,  als 
man  auf  seinen  eisernen  Hut  aufmerksam  wurde. 

Im  Singhbum-Distrikt  und  im  Staat  Dhalbhum  in  Bengalen  liegen  wohl 
die  wichtigsten  Kupferlagerstätten  der  indischen  Halbinsel.  Sie  treten  lager- 
förmig  in  kristallinen  Schiefern  innerhalb  einer  Zone  auf,  welche  sich,  kennt- 
lich an  alten  Bergbauen,  etwa  100  km  weit  verfolgen  lait.  Kupferglanz  und 
Kupferkies  sind  scheinbar  fahlbandartig  durch  kristalline  Schiefer  verteilt  oder 
sie  bilden  derbe  Einlagerungen  parallel  den  Schichten.  Von  1857 — 1859  hat 
man  zu  Landu  und  Jamjura  Bergbau  versucht,  und  neuerdings  wurde  auch  zu 
Eakka  die  Ausbeutung  zweier  2  bezw.  3  Fuß  mächtiger,  aus  Quarz  und  Kupfer- 
kies bestehender  Lager  unternommen,  welche  im  Chloritschiefer  eingebettet  liegen. 
Dieser  letztere  ist  in  etwa  100  m  Mächtigkeit  mit  Kupferkies  durchwachsen.*) 

In  früheren  Zeiten  hatten  die  Kupfererzlagerstätten  der  Insel  Anglesea*^) 
an  der  Westseite  von  England   eine  hervorragende  Bedeutung.     Ob   dieselben 

1)  The  pyrites  deposits  of  Louisa  County,  Va.;  Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng., 
XII,  1884,  527—535. 

2)  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  LI,  1892,  297—300.  —  Howe,  The  Elizabeth  copper 
mine,  Vermont;  Eng.  Min.  Journ.,  XLII,  1886.  327.  Gibt  für  die  Länge  des  Lagers 
250,  für  die  größte  Mächtigkeit  64  Fuß  an. 

3)  Cazin,  Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXIII,  1894,  605—606. 

*)  StÖhr,  Das  Kupfererz-Vorkommen  in  Singhbum,  Provinz  der  Södwestgrenze 
von  Bengalen;  N.  Jahrb.,  1864,  124—160.  —  Harris,  Journal  of  the  Society  of  ehem. 
Industry  in  London,  XII,  1893,  988;  Eef.  Ztachr.  f.  prakt.  GeoL,  1894,  74.  —  Phillips- 
Louis,  Ore  deposits,  1896,  581—582. 

ft)  Die  obige  Darstellung  nach  Phillips-Louis,  Ore  deposits,  1896,  300—304. 
Diesen  diente  als  Quelle  T.  F.  Evans,  „The  Mines  of  the  Parys  Mountain** ;  Transact. 
Manch.  Geol.  Soc,  XIV,  1878,  357.  —  C.  F.  Naumann  zitiert  in  seiner  Geognosie, 
2.  Aufl.,  III,  488.  Hawkins,  Transact.  Geol.  Soc.  of  Comwall,  III,  284 f.  und 
Fournet  in  Burat,  Trait6  de  geognosie,  III,  565.  —  R.  Hunt,  British  Mining,  1887, 
444—454. 


316  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

wirklich  zu  den  Kieslagern  gehören  und  sich  etwa  mit  dem  Lager  im  Bammelsberg 
bei  Goslar  vergleichen  lassen,  ist  ganz  zweifelhaft.  Die  geologischen  Kenntnisse 
von  dem  Vorkommen  sind  überhaupt  unzureichende. 

Die  Gruben  liegen  etwa  3,5  km  von  der  Nordküste  der  Insel  entfernt  an  dem 
150  m  hohen  Parys-Berg  bei  der  Stadt  Amlwch.  Der  letztere  besteht  hauptsäch- 
lich aus  SW. — NO.  streichenden  silurischen  Schiefern  mit  zwischengelagerten 
Feldspat-Gesteinen  („feldspathic  rock"),  die  scheinbar  noch  nicht  genauer  unter- 
sucht sind,  aber  für  eruptiv  gehalten  werden.  Man  kennt  zwei  solcher  Lager 
von  „feldspathic  rock",  außerdem  einen  mächtigen  „Quarzgang",  der  sich  an 
der  Nordseite  des  Berges  an  den  einen  derselben  anlegt  und  den  Gipfel  des 
Berges  ausmacht.  Dieser  sog.  Carreg-y-doll  Lode  hat  eine  Mächtigkeit  von 
5 — 60  Fuß  und  führt  stellenweise  abbauwürdige  Nester  von  Kupferkies,  dagegen 
nur  wenig  Schwefelkies,  und  hat  gewaltige  Drusenräume,  die  mit  Kristallen 
besetzt  sind.  Eine  solche  Druse  war  16  m  lang  und  4  m  hoch.  Eine  andere 
Lagerstätte  ist  am  Nordwestabhang  des  Berges  bekannt  geworden.  Sie  bestand 
aus  Quarz  und  Kupferkies,  lag  in  hartem  Tonschiefer  und  ließ  sich  180  m  weit 
im  Streichen  verfolgen.  Sie  ist  jetzt  ganz  abgebaut,  nachdem  sie  für  etwa 
20  Mill.  Mark  Kupfer  ergeben  hatte. 

Zwischen  der  einen  Masse  von  „feldspathic  rock"  als  Hangendem  und 
den  Tonschiefern  als  Liegendem  befindet  sich  die  wichtigste  der  Lagerstätten 
von  Anglesea,  ein  gewaltiges  Lager,  das  zu  einem  110 — 140  Fuß  tiefen  und 
etwa  50000  qm  Oberfläche  umfassenden  Tagebau  Anlaß  gegeben  hat.  Die  Erz- 
masse besteht  aus  drei  Zonen,  nämlich  vom  Hangenden  nach  dem  Liegenden  aus : 
1.  Pyrit,  2.  Kupferkies,  3.  dem  sog.  „blue  stone",  welcher  nach  Claudet^) 
folgende  durchschnittliche  Zusammensetzung  hat: 

Blei 14,46 

Kupfer 2,13 

Zink 27,89 

Eisen 11,45 

Schwefel 29,05 

Gangart 14,47 

99,45 

Außerdem  Spuren  von  Gold  und  0,0002  <>/o  Silber. 

Während  der  Pyrit  und  der  Kupferkies  stets  mit  Zwischenlagerungen 
von  „feldspathic  rock"  und  Quarz  verbunden  sind,  enthält  der  „blue  stone"  nur 
selten  Quarz.  Er  bildet  eine  ganz  unregelmäßige  Masse,  bald  bis  zu  50 — 60  Fuß 
anschwellend,  bald  nur  wenige  Zoll  dick,  und  zuweilen  verschwindet  er  ganz. 
Seine  recht  komplizierte  Zusammensetzung  bereitet  der  technischen  Verwertung 
Schwierigkeiten.  Sowohl  der  blue  stone  wie  die  Pyritzone  spitzen  sich  scheinbar 
in  der  Tiefe  aus,  während  die  Kupferkieslage  eher  mächtiger  zu  werden  scheint. 
Nach  Hawkins  soll  eine  Gabelung  des  Lagers  im  Streichen  stattgefunden  haben. 

Da  die  Gruben  Wässer  bedeutende  Mengen  von  Kupfervitriol  enthalten,  so 
werden  sie  zur  Herstellung  von  Zementkupfer  benutzt,  wobei  auch  größere 
Mengen  von  Eisenocker  gewonnen  werden,  der  als  Farbe  usw.  in  den  Handel 
kommt.    Die  Produktion  befindet  sich  in  starkem  Niedergange,  sie  betrug: 

Ocker  Kupfer  Blue  stone 

1881     .     .     .     31011  768  (z.  T.  als  Erz)  2305  long  tons. 

1894     ...       1175  230  (Zementkupfer)  955     „        „ 

Der  Bergbau  auf  Anglesea  ist  erst  1768  in  großartigem  Maßstabe  auf- 
genommen worden.    Die  höchste  Blüte   desselben  fällt  in   das  Jahr  1784,  wo 

^)  Zitiert  von  Phillips. 


Die  Eieslager.  317 

die  Parys  Mine  etwa  8000  t  Kupfer  lieferte;  bis  dahin  hatten  die  Enpfergmben 
von  Comwall  den  englischen  Eapfermarkt  betierrscht.  ^) 

Zu  den  Eieslagern  zahlen  aoch  die  groG artigen,  in  der  ersten  Zeit  ibrer 
Erschließung  besonders  ergiebigen  Lagerstätten  am  Hount  Lyell')  in  Tasmania; 
indessen  sind  dieselben  wenigstens  teilweise  noch  wenig  bekannt  Im  grofien 
ganzen  können  sie  als  Enpferlagerstätten  bezeichnet  werden,  liefern  aber  auch 
Qold  und  Silber. 

Die  Hoout  Lyell-Graben  befinden  sieb  nahe  der  Westktist«  von  Tasmanien, 
stldöstlich  von  den  Silbergraben  von  Zeehan   und  Dundas,   72  km  südlich  von 
den  Zinnerzlagerstätten  des  Monnt  Biscboff  und  etwa  23  km  landeinwärts  von 
dem  Hafenort  Strahan.    Die  La^rstAtten  liegen  in  einem  von  dicht«r  Vegetation 
bekleideten,  wasserreichen  Uittelgebirge,  der  „Qeologists  Range"  (die  Berge  sind 
großenteils  nach  bekannten  (Geologen  usw.  benannt)  nnd  sind  erst  im  Jahre  1883 
aafgefnnden    worden.     Das 
Oebiet   ist   noch  wenig  er- 
forscht, soll  indessen  auBer- 
ordentlich  erzreich  sein.  Dem 
Nebengestein  der  Lager  wird 
siluriscbes       Alter       zuge- 
schrieben.    Sie   fallen  sehr 
steil,  fast  senkrecht  ein,  ruhen 
auf  qnarzitischen  Konglome- 
raten  nnd  Sandsteinen,  die 
ihrerseits  in  Schiefer  tlber- 
zngehen  scheinen  nnd  solche 
nmschließen,     nnd     werden 

von  glimmer-  und  chlorit-  yig,,8_  D„M„^tLy«U.Kteri.eer.  ÄChlorit«hieter;Ärdle. 
reichen  Schiefem,  Z.  T.  von  eelben  relcWch  mit  KIcmd  dm-chwschHea;  F  das  KlesUger; 
wirklichen     ChloritSChiefem  <*'  Konglomenta;  b  lekondare  Heloher«.    (Daly.  IBM.) 

bedeckt. 

Die  Chloritschiefer  werden  von  Haber  vorläufig  als  Schalsteine  bezeichnet 
und  ihre  Entstehung  auf  Diabasernptionen  zurUckgefflhrt  Diese  „Schalsteinzone" 
über  dem  Konglomerat,  die  „eine  qnerschlägige  Breite  von  ungefthr  2000  m 
besitzen  mag,  ist  als  erzführend  bekannt.  Man  kann  wohl  sagen,  dafl  diese 
ganze  Zone  durchsetzt  ist  von  fein  kristallisiertem  Schwefelkies  mit  wechselnden 


')  Siehe  das  Geschichtliche  in  dem  Schrift«hen  A.  G.  L.  Lentins,  Briefe  über 
die  Insel  Angleseii,  TorzOglich  über  das  dasige  Kup(e^Bergwe^k.    Leipiig  1800. 

»)  Peters,  Report  on  the  propertj  of  The  Mt.  Lyell  Mining  sjjd  Railwaf 
Co.,  Melbourne  1893,  —  Wilson,  Minerals  and  mining  in  Tasmanis;  TranBact.  North 
of  England  Inst.  Min.  and  Mech.  Eng,,  XLIU,  1893,  384—393;  Ref.  Ztachr.  f.  prakt 
Geol.,  1895,  85-87.  —  0.  G.  Schlapp,  Brief  vom  24,  VTH.  1893  an  Stelznar.  — 
Dalj,  The  Monnt  Lyell  copper  deposite,  Tasmania.  A  paper  to  be  read  before 
the  Institution  of  Mining  and  Metallurgy,  London,  19.  XII.  1900.  —  Haber,  Die 
geschwefelten  Erzvorkommen  an  der  WeatkQste  von  Tasmania;  Ztachr.  f.  d.  Berg-, 
HMten-  u.  Sal.-Wes,,  1900,  432—459. 


318  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Beimengungen  von  Kupfererzen  und  Edelmetallen.  Die  Erzverteilung  ist  jedoch 
durchaus  unregelmäßig.  Während  im  allgemeinen  der  Erzgehalt  des  Schalsteines 
nur  bei  scharfer  Vergrößerung  sichtbar  wird  und  ein  Gehalt  an  edleren  Metallen 
sich  nur  in  Spuren  nachweisen  läßt,  finden  sich,  offenbar  der  Gebirgsschichtung 
folgend,  Gürtel  und  Zonen  mit  höherem  Erzgehalt,  welche  Fahlbänder  genannt 
werden  mögen.  Ihre  Mächtigkeit  wechselt  von  wenigen  bis  über  100  m  und 
entsprechend  scheinen  sie  in  der  Länge  verschiedentlich  auszuhalten  ^.  Auch 
Baryt  findet  sich  in  den  Schiefem  neben  den  Kiesen. 

Diese  Fahlbänder  haben  nur  geringe  technische  Bedeutung  gewonnen.  Im 
Gegensatz  zu  den  Chloritschiefem  enthalten  die  Quarzkonglomerate  des  Liegenden 
keine  Erze.  Bemerkenswert  ist,  daß  die  Schiefer-Konglomeratgrenze  ausgezeichnet 
ist  durch  einen  Hämatitgehalt,  der  auch  dort  auftritt,  wo  keine  Sulfid- 
anreicherungen sind. 

Eine  Anreicherung  von  Sulfiden  findet  sich  unter  anderem  in  drei  Erz- 
massen: dem  Mount  Lyell-,  dem  North  Mount  Lyell-  und  dem  Tharsis-Lager. 
Sie  liegen,  wie  gesagt,  auf  der  Grenze  zwischen  den  Konglomeraten  und  den 
hochgradig  gefältelten  Schiefern  und  sind  längs  des  Streichens  derselben  durch 
arme  Zonen  voneinander  geschieden.  Ihre  Gestalt  ist  linsenförmig,  ihre  Längs- 
achse parallel  dem  Kontakt  zwischen  den  Schiefern  und  Konglomeraten. 

Das  Mount  Lyell-Lager,  das  größte  von  den  dreien,  ist  eine  Masse 
von  derbem  Kies,  etwa  170  m  lang  und  60  m  dick.  Es  besteht  nach  Peters 
aus  etwa  83  ^/o  Eisenkies,  14®/q  Kupferkies,  2^/o  Schwerspat  und  I^/q  Kiesel- 
säure. Im  Jahre  1900  enthielt  das  Erz  nach  Daly  2,71  ^/q  Kupfer  und  ca.  70  g 
Silber  und  3  g  Gold  in  der  Tonne.  Innerhalb  sechs  Monaten  des  gleichen  Jahres 
gab  das  Lager  etwa  151000  t  Erz;  in  früherer  Zeit  waren  die  Gehalte  an 
Kupfer,  Silber  und  Gold  etwas  höher  und  beliefen  sich  im  allgemeinen  Durch- 
schnitt bisher  auf  3,52  <>/o  Kupfer,  108  g  Silber  und  4  g  Gold  in  der  Tonne. 
Blei  und  Zink  fehlen  fast  ganz,  Arsen  und  Antimon  sind  nur  spurenweise  vor- 
handen. Durch  sekundäre  Prozesse  hat  der  Metallgehalt  im  Liegenden  des 
Lagers  eine  sehr  bemerkenswerte  und  wichtige  Konzentration  erfahren.  Besonders 
an  seinem  südlichen  Ende  hat  sich  nämlich  längs  der  Konglomerate  durch  eine 
Gebirgsstörung,  welche  das  Lager  ziemlich  scharf  gegen  Westen  gepreßt  hat, 
eine  Zerrüttungszone  gebildet,  in  welcher  neben  einem  hochgradig  verquarzten 
Gemisch  von  Quarzit-  und  Schieferbruchstücken  Silber-  und  kupferreiche  Kiese 
sich  ansiedelten.  Diese  reichen  Massen  bedingten  in  der  ersten  Zeit  einen  sehr 
gewinnvollen  Abbau,  der  die  Mittel  zu  der  großartigen  Erschließung  des  Lagers 
geboten  hat.  Die  Länge  dieser  epigenetischen  Ansiedelungen  sekundären  Erzes 
wechselte  zwischen  5  und  10  m,  ihre  Dicke  von  wenig  Zoll  bis  zu  2 — 2,5  m. 
Sie  konnten  bis  zur  Teufe  von  fast  30  m  verfolgt  werden  und  ergaben  930  t 
Erz  mit  26400  kg  Silber  und  über  180  t  Kupfer,  welche  einen  Reingewinn 
von  2140000  M.  bedeuteten.  Eine  einzige  Masse  von  10  Kubikfuß  Inhalt  hat 
innerhalb  zweier  Wochen  für  360000  M.  Erz  geschüttet.  Drei  Arbeiter  ge- 
nügten, um  in  der  Woche  durchschnittlich  über  310  kg  Silber  zu  gewinnen. 

Eine  zweite  sekundäre  Erzanreicherung,   analog  der  vorigen,  ist  an  der 
Südecke  des  Lagers  und  gleichfalls   am  Kontakt  mit  den  Konglomeratschichten 


Die  Kieslager.  319 

entdeckt  worden;  das  Erz  ist  Bnntkupfererz  und  Kupferkies  mit  quarziger 
Gangart  und  enthält  13,2  o/o  Kupfer,  360  g  Silber  und  3  g  Gold  in  der  Tonne. 
Man  nimmt  an,  dafi  diese  Erze  dem  Kiesstock  durch  Auslaugung  entzogen  worden 
seien,  und  es  wird  dann  wohl  am  natürlichsten  sein,  ihren  Ursitz  in  den  ehedem 
durch  Erosion  zerstörten  Teilen  desselben  zu  suchen.  Als  sekundäres  Erz  findet 
sich  am  Mount  Lyell  auch  Stromeyerit  (Qu,  Ag)2S. 

Die  Tharsis-Grube  baut  auf  einer  Zone  «von  Schiefem,  welche,  auch 
hier  wieder  längs  des  Kontakts  mit  quarzitischen  Konglomeraten,  reichlich  mit 
Kupfererz  imprägniert  sind,  ohne  daß  es  scheinbar  zur  Bildung  eines  derben 
Kieslagers  gekommen  ist.  Das  Vorkommen  liegt  etwa  1^/^  km  von  dem  vorigen 
entfernt.  Abbauwürdig  scheint  eine  ungefähr  60  m  lange  und  12  m  breite  Masse 
zu  sein,  die  aus  stark  zerklüftetem,  durch  Störungen  aufgelockertem  Ghlorit- 
schiefer  besteht,  in  welchem  das  Erz  nicht  als  Kupferkies,  wie  gewöhnlich, 
sondern  als  sekundäres  Buntkupfererz  auftritt.  Auch  der  Umstand,  dafi  innerhalb 
dieser  Masse  „Talkschiefer''  das  kupferführende  Gestein  ist,  weist  auf  sekundäre 
Prozesse  in  einer  Zerrüttungszone  hin,  wobei  auch  der  Chloritschiefer  verändert 
worden  ist.  Der  Kupfergehalt  dieser  angereicherten  Massen  sinkt  kaum 
unter  5®/o. 

Das  North  Mount  Lyell-Lager  hat  sich  bis  jetzt  als  das  kupferreichste 
erwiesen.  Es  liegt  längs  der  Grenze  zwischen  erzhaltigen  Chloritschiefem  und 
Konglomerat  und  streicht  zu  Tage  mit  etwa  40  m  Länge  und  21  m  Breite  aus. 
Das  Liegende  des  Lagers  —  ein  hartes,  dichtes  Konglomerat  —  ist  ganz  frei 
von  Erz.  Aus  Dalys  Beschreibung  läfit  sich  nicht  mit  Sicherheit  entnehmen, 
ob  es  sich  hier  um  einen  massiven  Kieskörper  oder  um  eine  sekundäre,  durch 
Klüfte  und  Verwerfungen  geförderte  Anreicherung  des  in  den  Chloritschiefem 
enthaltenen  Kupfererzes  zu  einer  stockförmigen  Imprägnationszone  handelt. 
Indessen  scheint  ersteres  der  Fall  zu  sein.  Da  der  Kies  mindestens  bis  in  die 
Teufe  von  etwa  100  m  in  Buntkupfererz  umgewandelt  ist,  so  enthält  das  reichste 
Erz  bis  zu  25 ^/o  Kupfer,  die  durchschnittliche  Förderung  8 — 15^/^  Kupfer, 
146  g  Silber  und  0,3  g  Gold  in  der  Tonne.  Nach  der  Teufe  geht  das  Bunt- 
kupfererz mehr  und  mehr  in  Kupferkies  über.  Daly  bezeichnet  die  North 
Mount  Lyell-Grube  als  die  reichste  Kupfergrube  Australiens.  Die  Erze  werden 
an  Ort  und  Stelle  in  großartigen  Hüttenanlagen  verschmolzen. 

Die  Erzlager  vom  Mount  Lyell  sind  ein  ausgezeichnetes  Beispiel  für  die 
Veredelung  an  und  für  sich  nicht  eben  reicher  Lagerstätten  durch  sekundäre 
Prozesse  und  sie  stellen  sich  in  solcher  Hinsicht  in  ihrer  Art  ebenbürtig  an  die 
Seite  der  Bleiglanzlager  von  Broken  Hill  zur  ersten  Zeit  ihrer  Aufschliefiung. 
Es  scheint  kaum  zweifelhaft  zu  sein,  dafi  dieselben  in  ihrem  primären  Zustand 
ein  völliges  Analogen  zu  den  Kieslagem  von  Norwegen  und  Rio-Tinto  bilden, 
wie  das  auch  von  Schlapp,  Peters  und  Daly  ausgesprochen  wird.  Eine 
Umwandlung  des  Erzes  bis  in  größere  Teufen  wurde  offenbar  durch  die  hügelige 
Beschaffenheit  des  Bergbauterrains  begünstigt,  und  es  ist  auch  hier  wohl  anzu- 
nehmen, dafi  die  angereicherten  Metalle,  und  zwar  vor  allem  das  Silber,  den 
jetzt  nicht  mehr  existierenden,  höher  gelegenen  Teilen  der  Kiesmassen  entstammen 
und  nach  abwärts  gewandert  sind.    Das  Silber  und  Kupfer  versickerte  sozusagen 


320  -Die  schichtigen  Lagerstätten. 

in  der  Ehene  des  Lagers,  während  das  Eisen  diese  Wanderung  nur  teilweise 
mitmachte,  zum  großen  TeD  vielmehr  im  eisernen  Hute  verhlieb.^) 

Man  war  im  Jahre  1883  zuerst  auf  den  9  m  mächtigen  eisernen  Hut  des 
Mount  Lyell  aufmerksam  geworden,  als  man  in  einem  Bache  Schwemmgold 
auffand,  dessen  Herkunft  auf  eben  jenen  hinwies.  Im  eisernen  Hut  selbst  fand 
man  dann  Gold  und  verarbeitete  den  Lagerausstrich  bis  zum  Jahre  1890  als 
Golderz;  man  erzeugte  im  ganzen  etwa  52  kg  Gold  und  26  kg  Silber  und 
mußte  den  wenig  ergiebigen  Bergbau  schließlich  unter  Zubuße  aufgeben.  Be- 
sonders den  Bemühungen  des  Freibergers  Schlapp  ist  es  dann  gelungen,  den 
Bergbau  auf  die  sulfidischen  Erze  zu  seiner  gegenwärtigen  Höhe  zu  heben. 

Ähnliche  Verhältnisse  wie  am  Mount  Lyell  scheinen  auch  am  Mount  Beid^ 
nördlich  von  letzterem,  zu  herrschen.^)  Die  in  baryt-  und  kiesfUhrenden 
Ohloritschiefem  (Schalsteinen,  nach  Haber)  auftretenden  Lager  sollen  aber 
reicher  an  Zink  und  Blei  sein. 

*  Die  gemeinsohaftlioheii  Merkmale  der  metamorphen  Eieslager  und  Sohlüsse 

au!  deren  Entstehungsweise. 

Die  in  metamorphen  Schiefem  eingelagerten,  von  jeher  als  Eieslager  be- 
zeichneten Lagerstätten  können  ganz  allgemein  in  drei  Gruppen  unterschieden 
werden: 

1.  Der  weit  verbreitete  Typus  der  kupferführenden  Schwefel-  oder  Magnet- 
kieslager, deren  bekannteste  Beispiele  in  Europa  die  Vorkommnisse  von  Norwegen 
und  Schmölnitz,  in  Amerika  dasjenige  von  Ducktown  bilden.  Sie  sind  im 
allgemeinen  arm  an  Quarz  und  nicht  an  Kalksteine  gebunden. 

2.  Die  Eieslager  im  „Facieswechsel^  (nach  Canaval,  siehe  S.  276).  Diese 
untergeordnete  Gruppe  tritt  in  Verbindung  mit  Kalksteinen  auf  und  enthält  in 
manchmal  unregelmäßiger  Verteilung  gelegentlich  reichlich  Bleiglanz  und  Zink- 
blende. Ihre  Entstehnngsweise  ist  ganz  unsicher,  sie  sind  indessen  einstweilen 
im  vorigen  behandelt  worden. 

3.  Die  Eieslager  vom  Typus  Bodenmais.  Dieselben  führen  außer  Pyrit 
und  Magnetkies  mehr  oder  weniger  Bleiglanz,  Kupferkies  und  Blende  in  inniger 
Durchwachsung  mit  Glimmer,  Granat,  Quarz,  Feldspat  usw.  und  vor  allem  mit 
Oordierit  nnd  Spinellen.  Soweit  sie  genauer  bekannt  sind,  scheint  es,  als  ob 
ihre  Bildung  mit  Intrusionen  granitischen  Magmas  in  Schiefer  im  Zusammenhang 
stehe  und  sie  epigenetisch  wären.  Diese  Gruppe  würdß  die  Kieslager  von 
Bodenmais  in  Bayern,  Längfalls,  Bersbo,  Atvidaberg  und  Falnn  in  Schweden 
als  hauptsächlichste  Glieder  begreifen;  sie  sind  in  einem  anderen  Abschnitte 
beschrieben  worden.*) 

Die  folgenden  Ausführungen  beziehen  sich  nur  auf  die  Kieslager  der 
unter   1.  bezeichneten  Gruppe.    Dieselben   sind   besonders   von   den  deutschen 

^)  Während  die  BeBchreibung  der  Lagerstatten  vorzugsweise  der  Arbeit  Dalys 
entnommen  ist,  hat  schon  Stelzner  im  Jahre  1893  die  obigen  Ausführungen  über  die 
primäre  Beschaffenheit  und  die  sekundäre  Veredelung  derselben  vorgetragen. 

>)  Haber,  1.  c.  445—449. 

")  Stelzner  hatte  eine  schichtige  Natur  derselben  für  wahrscheinlich  gehalten. 


Die  Kieslager.  321 

Geologen,  insbesondere  von  der  Freiberger  Schule  und  z.  B.  auch  von  y.  Groddeck 
seit  längerer  Zeit  als  sedimentäre  Bildungen  betrachtet  worden;  dieser  Auffassung 
hat  sich  auch  für  die  norwegischen  Eieslager  eine  kleine  Anzahl  norwegischer 
Autoren  angeschlossen.  Im  ganzen  neigte  man  indessen  in  Frankreich,  Norwegen, 
England  und  besonders  auch  in  Amerika  zur  Annahme  einer  epigenetischen 
Entstehungsweise.  Überblickt  man  die  Literatur  über  die  Kieslager,  so  wird 
gewöhnlich  nur  die  Entstehung  eines  Vorkommens,  zumeist  im  Sinne  einer 
Epigenese  besprochen.  Die  Möglichkeit  einer  Syngenese  wird  oft  kaum  berührt; 
der  Autor  fühlt  die  Schwierigkeiten,  welche  sich  der  Annahme  eines  sedimentären 
Sulfidabsatzes  entgegenstellen,  verzichtet  deshalb  auf  die  Folgerungen,  welche 
sich  häufig  dennoch  aus  den  geologischen  Verhältnissen  mit  einer  gewissen 
Dringlichkeit  zugunsten  desselben  ergeben  und  ergeht  sich  statt  dessen  in 
Erklärungsversuchen,  welche  von  vornherein  den  Stempel  der  Gezwungenheit 
an  sich  tragen,  bei  genauerem  Zusehen  aber  sich  mitunter  nicht  einmal  mit  den 
unzweideutigsten  Eigenheiten  der  Lagerstätte  vertragen.  Es  ist  bezeichnend 
genug,  daß  die  zugunsten  einer  Epigenesis  versuchten  Erklärungen  sogar  in 
bezug  auf  dieselbe  Lagerstätte  häufig  weit  auseinander  gehen,  weil  sie  sich 
nicht  auf  den  durch  sachliche  Beobachtung  gegebenen  Grundlagen  bewegen. 

Überblickt  man  die  kupferführenden  Schwefel-  und  Magnetkieslager  der 
metamorphen  Schiefer,  so  gewinnt  man  mehr  und  mehr  den  Eindruck,  dafi 
—  etwa  mit  Ausnahme  der  Lagerstätte  von  Agordo  —  alle  nicht  nur  in  stoff- 
licher und  mineralogischer  Beziehung,  sondern  auch  nach  ihrem  geologischen 
Auftreten  einen  wohl  charakterisierten  Lagerstättentypus  bilden ;  die  Beziehungen 
zwischen  den  besser  bekannten  Gliedern  desselben  sind  so  innige,  daß  Folgerungen 
auf  die  Entstehungsweise  des  einzelnen  nur  im  Hinblick  auf  die  ganze  Gruppe 
gezogen  werden  dürfen,  und  es  ergibt  sich  dabei,  daß  alle  auf  dieselbe  Weise 
gebildet  sind  und  nur  syngenetisch  sein  können. 

Die  meisten  der  nachstehenden  Bemerkungen  sind  auch  auf  die  zweite 
Gruppe  der  Kieslager,  nämlich  die  in  normalen  Tonschiefem  auftretenden, 
anwendbar. 

Wenn  die  Kieslager  epigenetische  Lagerstätten  wären,  dann  müßten  sie 
erstlich  in  jedem  beliebigen  Nebengestein  vorkommen,  zweitens  innerhalb  desselben 
in  jeder  Lagerung  auftreten  können,  und  es  müßten  dann  ihnen  stofflich  und 
strukturell  ganz  analoge  Kieslagerstätten,  entsprechend  den  am  weitesten  ver- 
breiteten epigenetischen  Lagerstätten,  den  Gängen,  das  letztere  durchschneidend, 
anzutreffen  sein.  Femer  müßten  sie  mit  den  Gängen  die  strukturellen  Eigen- 
schaften gemeinsam  haben. 

Die  enge  Verwandtschaft  zwischen  den  in  Rede  stehenden  Lagerstätten 
tritt  zunächst  dadurch  hervor,  daß  sie  diesen  Bedingungen  nicht  entsprechen. 

1.  Alle  beschriebenen  Vorkommnisse  sind  eingelagert  zwischen  Glieder 
geschichteter  Komplexe,  niemals  sind  sie  innerhalb  massiger  Gesteine  angetroffen 
worden.  So  kennt  man  z.  B.  innerhalb  keines  einzigen  der  weiten  Granitgebiete 
eine  den  Kieslagern  analoge  Erzmasse  als  spätere  Einlagerung.  Sollte  man  auch 
annehmen  dürfen,  daß  gewisse  begleitende  Schiefer  umgewandelte  Eruptivgesteine 
sind,  so  liegen  doch  die  Lager  nicht  in  diesen,  sondern  sie  treten  schichtförmig 

Steliner-Bergeat,  Erzla^entfttten.  21 


322  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

außerhalb  derselben  auf.  Sie  kommen  nicht  zwischen  oder  in  Kalksteinen  vor, 
sondern  die  Kieslager  der  hier  in  Eede  stehenden  Art,  nämlich  die  kupfer- 
führenden  Schwefelkies-Magnetkieslager  scheinen  dem  Kalkgebirge  geradezu  fremd 
zu  sein;  ihr  Nebengestein  bilden  Schiefer. 

Die  folgende  Zusammenstellung  ergibt  ein  sehr  bemerkenswertes  Resultat; 
sie  verzeichnet  die  Muttergesteine  der  im  vorigen  näher  beschriebenen  Kieslager: 

Kallwang Homblendeschiefer. 

Lamnitzthal Biotithornblendeschiefer. 

Wellathal Chloritschiefer. 

Knappenstube    ....  Homblendeschiefer. 

Panzendorf Amphibolit. 

Ahrntal Homblendeschiefer. 

Agordo Graphit-  und  Sericitschiefer. 

Pinerolo „  Grünschiefer  **. 

Schmölnitz ,,Phyllite". 

Pozoritta „Chloritschiefer". 

Balän „Chloritschiefer". 

Wicklow Homblendeschiefer. 

Chessy  ........  Pyroxenschiefer. 

Sain  Bei Chloritschiefer. 

Röros Glimmerschiefer. 

Varald ?  Hornblendeschiefer. 

Vigsnäs Hornblendechloritschiefer. 

Sulitelma Amphibolzoisitschiefer. 

Bofimo Amphibolchloritschiefer. 

Sjangeli Homblendeschiefer. 

Ducktown Zoisithomblendeschiefer. 

Vermont ?  Glimmerschiefer. 

Anglesea ? 

Mount  Lyell Chloritschiefer. 

Unter  23  Fällen  bildet  nach  den  bisherigen  Kenntnissen  in 
19  Fällen  ein  Chlorit-,  Amphibol-  oder  Pyroxenschiefer  das  Mutter- 
gestein der  Kieslager.  Mufi  man  auch  annehmen,  daß  die  obigen  Be- 
zeichnungen teilweise  bei  genauerer  Untersuchung  der  Schiefer  noch 
eine  Modifikation  erfahren  dürften,  so  würde  das  doch  an  der  Tat- 
sache nichts  ändern,  daß  fast  immer  die  Kieslager  an  kieselsäure- 
und  kaliarme,  eisen-,  kalk-  und  magnesiareiche  Schiefergesteine 
gebunden  sind,  die  man  auf  basische  Eruptivgesteine  oder  deren 
Tuffe  zurückzuführen  pflegt. 

2.  Von  allen  Seiten  wird  zugegeben,  daß  die  Kieslager  konkordant  oder 
fast  konkordant  in  das  Gestein  eingeschaltet  sind.  Auffällige  Überschneidungen 
des  Nebengesteines  und  ein  plötzliches  unverkennbares  Überspringen  der  ganzen 
Lagerstätte  aus  einem  Schichtenkomplex  in  einen  andern,  wie  das  bei  epigenetischen, 
zwischen  die  Schichten  gelagerten  Gängen  (sog.  Lagergängen)  möglich  ist,  sind 


Die  Kieslager.  823 

nicht  beobachtet  wordeD.  Charakteristisch  für  die  kupferhaltigen  Eiesmassen 
ist  also  nicht  nur  im  metamorphen  Schiefergebirge,  sondern  auch  bei  den  jüngeren 
Vorkommnissen  ihre  mehr  oder  weniger  vollkommene  Konkordanz  mit  dem  um- 
gebenden Gestein.  Die  tatsächlich  zu  beobachtenden  Abweichungen  von  denselben 
sind  so  geringe,  dafi  sie,  unter  der  Annahme  einer  Epigenese  der  Lager  und  als 
primäre  Erscheinung  aufgefaßt,  eine  sehr  wunderbare  Eigentümlichkeit  darstellen 
würden;  denn  man  müfite  dann  fragen,  warum  gerade  diese  Gänge  das  Neben- 
gestein nur  unter  den  spitzesten  Winkeln  durchschneiden.  Die  zutreffendste 
Annahme  bleibt  die,  dafi  die  Kieslager  von  Anfang  an  konkordant  in  den 
Schichten  lagen,  dafi  aber  in  stark  gefaltetem  und  geprefitem  Gebirge  die 
Konkordanz  zwischen  massigen  Einlagerungen  und  dem  leichter  faltbaren  Neben- 
gestein infolge  von  Stauchungen  und  Gleitungen  mehr  oder  weniger  gestört 
werden  kann.  Damit  erklären  sich  auch  die  Gleitflächen,  welche  so  viele  Kies- 
körper begrenzen  und  die  sicherlich  auch  im  Nebengestein  anzutreffen  sind,  dort 
aber  weniger  oder  nicht  beachtet  werden.  Selbstverständlich  müfite  in  jedem 
einzelnen  Fall  zum  mindesten  schon  der  Beweis  erbracht  sein,  dafi  Schichtung 
und  Schieferung  nicht  miteinander  verwechselt  worden  sind;  eine  Unterscheidung, 
die  sogar  in  der  Nähe  wohlbekannter  Lagerstätten  (z.  B.  des  Bammelsbergs) 
verhältnismäfiig  erst  spät  gelungen  ist. 

Die  besonderen  Lagerungsverhältnisse  haben  diejenigen,  welche  in  den 
Kieslagern  jüngere  Erzabsätze  erblickten,  seit  langer  Zeit  dadurch  erklären 
wollen,  dafi  sie  von  einer  Auflockerung  der  Schiefer  längs  der  Gleitflächen  oder 
von  einer  Aufblätterung  derselben  durch  den  Gebirgsschub  sprachen.  Diese 
schon  von  Kjerulf  vertretene  Auffassung  ist  durch  die  Fig.  74  (S.  300)  ver- 
sinnlicht.  Denkt  man  an  einen  allmählichen  Erzabsatz  innerhalb  dieser  Hohl- 
räume, so  bleibt  zunächst  unverständlich,  wie  dieselben  während  aller  Pressungen 
und  Faltungen  als  leere  Bäume  bestanden  haben  könnten;  so  müfiten  zu  Böros 
Höhlen  von  etwa  2000  m  Länge,  über  100  m  Breite  und  mindestens  5  m  Höhe 
das  Gebirge  durchzogen  und  so  lange  offen  gestanden  haben,  bis  sie  voll- 
kommen von  Erz  erfüllt  waren.  Dabei  wird  niemals  berichtet,  dafi  der  Boden 
jener  angeblichen,  jetzt  ganz  mit  Erz  ausgefüllten  Höhlen  mit  Bruchstücken 
und  Schollen  des  Höhlendaches  bedeckt  sei,  wie  das  doch  ganz  natürlich  wäre! 
Aufblätterungen  des  Schiefergebirges  solcher  Art  sind  zwar  im  kleinen  Mafi- 
stabe bekannt ;  man  hat  auch  gewisse  australische  Goldquarzgänge  als  Ausfüllung 
solcher  Schichtenhöhlen  erklärt  (die  sog.  Saddle  reefs  von  Bendigo).  Immerhin 
aber  bliebe  es,  abgesehen  von  allen  anderen  später  zu  besprechenden  Umständen, 
welche  gegen  eine  Gangnatur  der  Lager  sprechen,  unverständlich,  weshalb 
gerade  Massen  von  der  Art  der  Kieslager  an  so  vielen  Orten  solche  Hohlräume 
ausgefüllt  haben  sollen. 

Auch  die  Gleitflächen,  welche  gewöhnlich  nicht  nur  die  Kieslager,  sondern 
auch  die  Eisenerzmassen  der  kristallinen  Schiefer  vom  Nebengestein  scheiden, 
hat  man  als  Zufuhrkanäle  für  die  Erzlösungen  betrachtet.  Solche  Flächen  sind, 
soweit  sie  der  Schichtung  parallel  verlaufen,  sehr  häufig  Überschiebungsflächen, 
Zonen  höchsten  Druckes  und  der  Zermalmung.  Wo  sie  in  Ganggebieten  auf- 
treten, wie  im  Harz,   sind  gerade   sie  im   allgemeinen  für  den  Erzabsatz  ver- 

21* 


324  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

schlössen  geblieben,  und  die  Erzführung  der  Gänge,  die  sich  in  ihnen  zerschlagen, 
nimmt  in  ihnen  ab.  Gerade  dort,  wo  wirklich  eine  Zirkulation  von  Metalllösungen 
stattfand,  haben  also  sie  derselben  nicht  als  Wege  gedient.  Weiter  sind  diese 
Gleitflächen  nachweislich  jünger  als  die  derben  Eiesmassen.  Schon  die  Eieslager 
der  kristallinen  Schiefer,  wie  diejenigen  Norwegens,  zeigen  häufig  eine  ausge- 
zeichnete bandstreifige  Struktur.  Die  feinste  Fältelung  und  Biegung  der  Lagen 
läßt  erkennen,  daß  die  Erze  zweifellos  vor  der  letzten  Gebirgsfaltung  schon  vor- 
handen gewesen  sein  müssen;  das  wird  allgemein  zugegeben.  Dafür  aber,  daß 
vor  ihrer  Bildung  das  umgebende  Gebirge  schon  eine  solche  erfahren  habe,  hat 
noch  niemand  einen  Beweis  erbracht.  Dem  Gebirgsdruck  verdanken  wohl  auch 
die  Lager  ihre  jetzigen,  oft  sehr  verwickelten  Formen.  W^o  viele  solche  Linsen 
oder  Lineale  nebeneinander  liegen,  mögen  sie  manchmal  die  deformierten  Teile 
einer  einzigen  Masse  sein.  Derselbe  Druck,  der  viele  Quadratmeilen  große 
Schollen,  ja  ganze  Gebirge  übereinander  wegzuschieben  vermag  und  der  den 
ganzen,  vom  mittleren  Norwegen  bis  zum  hohen  Norden  reichenden  Schichten- 
komplex des  skandinavischen  W^estens  über  das  Silur  hinweggeschoben  hat, 
mußte  auswalzend,  auseinanderzerrend  und  -pressend  auch  auf  die  darin  liegen- 
den Kiesschichten  wirken.  In  Röros  hat  man  ernstlich  den  ehemaligen  Zusammen- 
hang einzelner  Eieslineale  erörtert.  Wie  die  Eieslager  im  großen,  so  trägt 
auch  das  Erz  selbst  außer  den  erwähnten  Erscheinungen  im  kleinen  die  An- 
zeichen solcher  Deformationen  an  sich.  Es  sei  da  an  die  gerundeten,  ver- 
schobenen und  abgescheuerten  Pyritkristalle  der  Sulitelmagruben,  an  die  ge- 
bogenen und  in  der  Lagermasse  und  mit  dieser  gepreßten  und  geschrammten 
Gesteinsfetzen  inmitten  jener  Eieslager  erinnert.^)  Es  ist  selbstverständlich, 
daß  mit  den  Zerrungen  und  Zerreißungen  auch  Veränderungen  in  der  ursprüng- 
lichen Erz  Verteilung  Hand  in  Hand  gegangen  sein  müssen.  Wegen  der  vielfach 
gestörten  Lagerung  und  der  Einförmigkeit  der  Schichtenfolge  innerhalb  der 
Schiefer  dürfte  es  stets  schwer  sein,  eine  Niveaubeständigkeit  der  Eieslager  zu 
erweisen.  Im  weiteren  Sinn  scheint  aber  doch  eine  solche  in  den  alpinen  Eies- 
lagern  Eärntens,  zu  Ducktown  und  in  Norwegen  zu  herrschen:  am  Sulitelma 
sind  scheinbar  fast  sämtliche  Vorkommnisse  an  eine  Gesteinszone  von  verhältnis- 
mäßig sehr  geringer  vertikaler  und  sehr  bedeutender  horizontaler  Ausdehnung 
gebunden. 

3.  Wären  die  Eieslager  jüngere  Erzanhäufungen  in  den  Schiefern,  so 
müßten  sie  neben  den  soeben  besprochenen  gemeinsamen  Eigentümlichkeiten, 
welche  allein  höchstens  rechtfertigen  würden,  ihnen  eine  nicht  erklärbare  Sonder- 
stellung unter  den  epigenetischen  Lagerstätten  zuzuweisen,  doch  zahlreiche 
Eigenschaften  besitzen,  die  mit  der  Entstehungsweise  der  letzteren  in  Ver- 
bindung stehen. 

Wie  sich  späterhin  zeigen  wird,  werden  die  epigenetischen  Erzlagerstätten, 
und  zwar  besonders  die  Gänge,  beherrscht  von  gewissen  paragenetischen  oder 
Assoziationsgesetzen.      Gewisse   Stoffe    und    aus   diesen    bestehende   Mineralien 

*)  Stelzners  Beschreibung  S.  304—305.  Über  sonstige  hier  in  Betracht  kommende 
Erscheinungen  siehe  das  auf  S.  97—100  Angedeutete. 


Die  Kieslager.  325 

pflegen  im  allgemeinen  miteinander  vereinigt  aufzutreten  und  solche  Vereinigungen 
andere  Stoffe  und  Mineralien  geradezu  auszuschließen.  Man  spricht  deshalb  von 
Gangformationen,  d.  s.  die  allerorts  wiederkehrenden  Assoziationen  von  gewissen 
Erzen  mit  gewissen  Gangarten.  Als  letztere  spielen  Quarz  und  verschiedene 
Karbonate,  besonders  aber  Kalkspat,  häufig  auch  Schwerspat  und  oft  Flußspat 
eine  wichtige  Rolle.  Solcher  Gangformationen  oder  -Typen  unterscheidet  man 
sehr  zahlreiche;  schon  Breithaupt  hat  gegen  zwanzig  aufgestellt.  Nun  ist  es 
höchst  anfällig,  daß  der  Mineralbestand  der  Kieslager  stets  der  Zusammensetzung 
der  sog.  kiesigen  Bleiformation  nahe  kommt.  Gänge  dieser  letzteren  führen 
z.  B.  in  Freiberg  viel  Quarz,  Pyrit,  Blende,  Bleiglanz  von  mittlerem  Silber- 
gehalt, Arsenkies,  Kupferkies,  Markasit,  daneben  auch  mancherlei  Karbonate; 
in  Clausthal  und  an  anderen  Orten  enthalten  die  kiesigen  Bleierzgänge  viel 
Kalkspat.  Ist  es  an  und  für  sich  schon  hinreichend  bezeichnend,  daß  nirgends 
schwerspatführende  Kobalt-Nickelerzlager,  Quarz-Antimonitlager,  Lager  der  edlen 
Silberformation  oder  von  Schwerspat,  Eisenspat,  Kupferkies  und  Fahlerz  zu 
beobachten,  daß  nirgends  Flußspatlager  bekannt  sind,  so  Mit  auch  an  den 
Kieslagern  weiterhin  zweierlei  auf:  erstlich  das  ziemlich  gleichbleibende  Ver- 
hältnis zwischen  den  Metallen,  ihr  geringer  Gold-  und  Silbergehalt,  die  ganz 
gewöhnliche  Anwesenheit  von  geringen  Kobalt-  und  Nickelmengen  und  zweitens 
das  völlige  Zurücktreten  oder  Fehlen  der  in  den  Gängen  als  Gangarten  gewöhn- 
lichen Erzbegleiter.  Diese  Tatsache  könnte  nicht  deutlicher  werden  als  dadurch, 
daß  Schwefelkies  auf  Erzgängen  überhaupt  fast  nie  abbauwürdig  ist,  die  Kies- 
lager dagegen  auch  dann,  wenn  sie  keine  so  enormen  Mächtigkeiten  haben,  wie 
zu  Sain  Bei,  Wicklow  usw.,  die  eigentlichen  Pyritlagerstätten  sind ;  ein  sehr  be- 
trächtlicher Teil  des  auf  der  Erdoberfläche  vorhandenen  Schwefelkieses  tritt  über- 
haupt in  der  geologischen  Form  der  Kieslager  auf.  Während  in  einem  Kupferkies- 
gang gerade  das  Kupfererz  den  Gangarten  untergeordnet  zu  sein  pflegt,  ja  ersterer 
durch  Vertaubung  zu  einem  Quarz-,  Kalkspat-  oder  Sideritgang  werden  kann, 
so  hat  man  nie  beobachtet,  daß  aus  einem  Kieslager  etwa  im  Streichen  oder 
Fallen  ein  Quarz-,  Kalkstein-  oder  Spateisensteinlager  geworden  wäre.  Fluß- 
spat fehlt  auf  Kieslagern  als  primäre  Lagerart  überhaupt  ganz.  Bemerkens- 
wert ist,  daß  Schwerspat  mitunter  auch  von  Kieslagern  der  metamorphen  Schiefer- 
formation als  Lagerart  erwähnt  wird  (z.  B.  Chessy,  Mount  Lyell);  massenhaft 
tritt  er  als  zweifelloser  Lagerbestandteil  in  den  jüngeren  Lagern  von  Meggen 
und  im  Rammeisberg  auf. 

Hervorzuheben  ist  ferner,  daß  der  Magnetkies  seine  hauptsächlichste  Ver- 
breitung auf  den  Kieslagem  der  metamorphen  Schiefer  hat,  während  er  auf  den  Erz- 
gängen immer  nur  untergeordnet  und  dabei  im  allgemeinen  gerade  nicht  auf 
den  Gängen  der  kiesigen  Bleiformation  auftritt.  Diese  Tatsache  steht  wohl  mit 
dem  Metamorphismus  der  Kieslager  ebenso  in  Beziehung,  wie  das  massenhafte 
Vorkommen  der  wasserfreien  Oxyde  des  Eisens  auf  den  Eisenerzlagern  der 
kristallinen  Schiefer  (s.  S.  104).  Ebenso  mangelt  das  wichtigste  Kobalterz,  der 
Speiskobalt,  auf  den  Lagern.  Der  Magnetit  fehlt  auf  den  gewöhnlichen,  nicht 
pneumatoly tischen  Erzgängen  ganz,  auf  den  Kieslagern  der  kristallinen  Schiefer 
ist  er  weit  verbreitet. 


826  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Um  die  besondere  stoffliche  Gleichförmigkeit  der  Kieslager  als  epigenetische 
Lagerstätten  za  erklären,  hat  Vogt  in  seinen  späteren  Arbeiten  eine  besondere 
Herkunft  ihres  Metallbestandes  glaubhaft  zu  machen  gesucht.  Derselbe  sollte 
von  Intrusivgesteinen,  und  zwar  insbesondere  von  Gabbroiden  herstammen;  an 
der  Theorie  war  neu,  daß  sie  von  den  Eieslagern  Norwegens  auch  auf  diejenigen 
von  Agordo,  Schmölnitz,  den  Rammeisberg  und  die  carbonischen  Eieslager  von 
Bio-Tinto  ausgedehnt  wurde,  denn  für  Norwegen  war  sie  schon  lange  behauptet 
worden.  Die  Schwächen  der  Vogtschen  Hypothese  sind  folgende:  1.  Die  Erz- 
fUhrung  muß  mitunter  auf  Intrusivgesteine  zurückgeführt  werden,  wo  bis  jetzt 
überhaupt  noch  keine  Anzeichen  von  Eruptivgesteinen  erkannt  sind  (z.  B.  zu 
Agordo  oder  bei  einzelnen  Vorkommnissen  in  Norwegen) ;  2.  in  recht  vielen  Fällen 
ist  es  ungewiß,  ob  die  als  metamorphe  Eruptivgesteine  gedeuteten  Schiefer 
wirklich  solche  oder  Tuffe  derselben  sind;  3.  vielfach  ist  die  von  Vogt 
behauptete  intrusive  Natur  der  Gesteine  nicht  erweisbar  oder  geradezu  be- 
stritten worden;  4.  bliebe  die  Annahme,  daß  Intrusivgesteine  so  enorme,  zu 
ihrer  eigenen  Masse  häufig  in  auffälligem  Mißverhältnis  stehende  Sulfidmengen 
zu  fördern  vermögen,  immer  wieder  hypothetisch;  5.  könnte  die  Vogtsche 
Hypothese  höchstens  die  stoffliche  Verwandtschaft  der  Eieslager  erklären ;  merk- 
würdig bliebe  immer  noch,  weshalb  dann  die  Erze  nie  als  echte,  mächtige  Erz- 
gänge, sondern  stets  in  den  angeblichen  Schichtenaufblätterungen  vorkommen, 
und  andere  sogleich  zu  erörternde  Punkte.  Die  Vogtschen  Anschauungen  über 
die  Entstehung  der  Kieslager  sind  zwar  von  manchen  angenommen,  indessen  von 
niemand  weiter  gefestigt  worden,  haben  aber  auch  andererseits  schon  wieder- 
holte Angriffe  erfahren;  insbesondere  in  ihrer  Anwendung  auf  das  bestbekannte 
Kieslager,  nämlich  den  Rammeisberg  bei  Goslar,  sind  sie,  wie  später  ausführ- 
licher gezeigt  werden  soll,  ganz  unhaltbar. 

Sollten  die  Kieslager  Spaltenfüllungen  sein,  dann  müßten  sie  die  Struktur 
der  Erz^üige  zeigen;  das  ist  nicht  der  Fall.  Ihre  oft  ausgezeichnete  Lagen- 
struktur ist  nie  symmetrisch,  wie  so  oft  bei  den  Gängen;  primäre  Drusen, 
,,Kokardenerze'^,  echte  Gangbreccien  fehlen.  Ebenso  hat  man  an  den  typischen 
Beispielen  niemals  beobachtet,  daß  etwa  durch  den  Absatz  der  Erze  die  ver- 
meintlichen Spaltenwände  zersetzt  worden  wären,  wie  das  bei  Erzgängen  die 
Regel  ist  und  zur  Bildung  der  Salbänder  führt.  Zwar  zeigen  auch  die  Gänge 
nicht  selten  eine  Imprägnation  des  Nebengesteines  mit  Erz;  sie  reicht  aber  nie 
so  weit  wie  bei  den  Kieslagern,  die  meistens  von  regelmäßig  geschichteten, 
mitunter  sehr  mächtigen  Fahlbändem  begleitet  werden,  ja  sogar  in  frisches  kies- 
führendes Nebengestein  eingebettet  sein  können. 

Der  hauptsächlichste  Unterschied  zwischen  Kiesgängen  und  Kieslagern 
liegt  aber  darin,  daß  die  letzteren  immer  nur  als  eine  erzreiche  Ausbildung  von 
Schiefern  auftreten,  welche,  sobald  sie  Erze  führen,  zwar  manchmal  gröber 
kristallin  sind,  im  übrigen  aber  den  in  der  Nachbarschaft  verbreiteten  Gesteinen 
entsprechen.  Im  Vergleich  zu  den  letzteren  können  deshalb  die  in  den  Kies- 
lagern auftretenden  Silikate  usw.  nicht  als  Neubildungen  bezeichnet  werden, 
wie  sie  etwa  in  zermalmten  Gesteinszonen  gerade  so  wie  längs  der  Erzgänge 
unter  dem  Einfluß   der  Metalllösungen  entstehen   müßten,  —  auch   dann  nicht, 


Die  Kieslager.  327 

wenn  man  annehmen  sollte,  dafi  diese  mit  Erzen  imprägnierten  Zermalmnngs- 
zonen  nach  der  Imprägnation  wieder  zu  metamorphen  Schiefern  amkristallisiert 
wären,  wie  das  vielleicht  bei  manchen  der  schwedischen  „Skjölar"  der  Fall  war.^) 
Denn  längs  der  Erzgänge  verändert  das  Nebengestein  durch  Auslaagangen  und 
Stoffzufuhr  seine  normale  Beschaffenheit,  in  den  Kieslagern  und  in  deren  Um- 
gebung aber  wird  normales  Gestein  nur  erzführend. 

Aus  verschiedenen  Beispielen  hat  sich  ergeben,  dafi  der  Sulfidgehalt  der 
Kieslager  in  den  metamorphen  Schiefern  vorhanden  gewesen  sein  muß,  als  die 
letzteren  in  ihren  jetzigen  Zustand  der  Kristallisation  eintraten.  Denn  mindestens 
ein  Teil  der  Erze,  nämlich  der  Schwefelkies  und  die  Blende,  zumeist  auch  der 
Magnetkies,  wohl  auch  der  Bleiglanz  sind  als  ältere  oder  gleichalte  Gemengteile 
mit  den  Silikaten  in  die  Mineralkombination  eingetreten.  Ist  Magnetit  vorhanden, 
so  ist  dieser  das  älteste  Erz;  die  Eisensulfide  finden  sich,  manchmal  gut 
kristallisiert,  in  den  im  Übrigen  gleichalterigen  Bisilikaten.  Der  Kupferkies  aber 
kommt  scheinbar  immer  nur  als  jüngster  Bestandteil  vor,  mindestens  ist  er  stets 
jünger  als  die  letzteren.  Es  sieht  dann  aus,  als  ob  er  in  die  Risse  des  Glimmers 
oder  der  Hornblende  später  eingewandert  sei.  Wollte  man  hieraus  die  Folgerung 
ziehen,  daß  dieses  Erz  erst  später  durch  eine  von  der  Gesteinskristallisation 
unabhängige  Imprägnation  in  letzteres  gelangt  ist,  so  müßte  man  zugleich  die 
unangängige  Annahme  machen,  daß  die  älteren  Sulfide  und  der  Kupferkies 
genetisch  voneinander  unabhängige  Erze  seien.  Das  sehr  merkwürdige  Phänomen 
führt  notwendigerweise  zu  der  Annahme,  daß  während  der  verschiedenen  Phasen, 
welche  die  Bildung  eines  kristallinen  Schiefers  offenbar,  wenn  auch  weniger 
vollkommen  als  ein  erstarrendes  Eruptivgestein  durchläuft,  eine  vielleicht 
wechselnde  Menge  von  Schwefel,  Eisen  und  Kupfer  bis  fast  zuletzt  unverfestigt 
geblieben  ist  und  auch  dann  noch  nicht  zur  Ausscheidung  gekommen  war,  als 
durch  den  sicherlich  waltenden  Druck  schon  die  älteren  Abscheidungen  zer- 
quetscht oder  aufgeblättert  (z.  B.  der  Biotit)  worden  waren.  Aus  dem  noch  nicht 
verfestigten  Stoffvorrat  würde  sich  dann  der  Kupferkies  und  vielleicht  derjenige 
Magnetkies  gebildet  haben,  der  bisweilen  als  jüngere  Bildung  erwähnt  wird. 
Die  ganze  Erscheinung  ist  durchaus  analog  der  Ausscheidungsfolge  der  Kiese 
in  den  nickelführenden  Gabbros  und  den  Erzlagerstätten  von  Bersbo,  Falun  und 
Bodenmais,  welche  alle  scheinbar  aus  den  restigen  Mutterlaugen^  eruptiver 
Magmen  hervorgegangen  sind.  Die  Annahme,  daß  die  Sulfide  in  die  fertigge- 
bildeten Gesteine  eingedrungen  wären,  oder  daß  etwa  gar  Bestandteile  der  letzteren 
weggeführt,  oder  ganz  oder  teilweise  aufgelöst  („ resorbiert **)  worden  wären,  muß 
abgelehnt  werden.  Sie  könnte  nur  einer  ganz  oberflächlichen  Kritik  des  mikro- 
skopischen Bildes  entspringen.  Die  von  manchen  geäußerte  Auffassung,  als  habe 
man  es  in  den  metamorphen  Kieslagern  mit  zerrütteten  und  mit  Erzen 
imprägnierten   Gesteinen   zu    tun,   findet   durch   nichts   eine   Bestätigung.     Sie 


1)  Siehe  S.  100. 

')  Dieser  Ausdruck  soll  nicht  die  Vorstellung  wässeriger  Lösungen  erwecken, 
weil  dadurch  gesagt  wäre,  daß  die  Ausscheidung  der  Erze  dann  erst  unter  der  kritischen 
Temperatur  des  Wassers  (etwa  365^)  vor  sich  gegangen  sei. 


328  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

mttfiten  dann  von  zahllosen  makroskopischen  nnd  mikroskopischen  Spältchen 
durchzogen  sein  und  in  diesen  mttfite  sich  wenigstens  dann  und  wann  eine  mikro- 
skopische Lagen-  oder  Drusenstruktur  nachweisen  lassen;  das  Alt^rsverhältnis 
zwischen  den  einzelnen  Sulfiden  wäre  dann  in  jedem  einzelnen  Falle  ein  so 
wechselndes,  wie  es  auch  auf  Erzgängen  keiner  Gesetzmäßigkeit  unterliegt. 

Aus  dem  vorigen  ergiht  sich,  dafi  die  am  hosten  hekannten  Kieslager  der 
metamorphen  Schiefer  keine  epigenetischen  Lagerstätten  sein  können ;  ihre  innigen 
Beziehungen  zum  Nehengestein  heweisen,  dafi  sie  mit  diesem  gleichzeitig  ent- 
standen sein  müssen.  Die  Annahme,  dafi  sie  eruptiv  („magmatische  Aus- 
scheidungen") sein  könnten,  liegt  so  fern,  dafi  sie  einer  eingehenderen  Erörterung 
nicht  hedarf ;  sie  ist  auch  nur  selten  ausgesprochen  und  dann  niemals  hegrflndet 
worden.  Die  Kieslager  der  metamorphen  Schiefer  müssen  samt  ihrem  Nehen- 
gestein und  samt  den  in  ihnen  eingehetteten  Nehengesteinselementen  (Lagerarten) 
den  Metamorphismus  erfahren  hahen.  Derselhe  äufiert  sich  in  mechanischen 
Veränderungen  (Pressung,  Faltung  usw.)  und  in  solchen  des  Mineralhestandes 
(Entstehung  von  Magnetit,  Magnetkies  und  von  Silikaten,  Ühergang  in  den 
Zustand  höherer  Kristallinität).  Wohl  mag  auch  während  der  ümkristallisation 
eine  Wanderung  derjenigen  Stoffe  stattgefunden  hahen,  welche  sich  erst  zuletzt 
als  Mineralien  individualisiert  haben,  wie  der  Kupferkies  oder  der  Quarz. 
Solche  Erscheinungen,  die  dann  wohl  zur  Ansiedelung  von  Kupferkies  auf  feinen 
Klüften  führten,  mögen  eher  für  das  Wesen  der  Herausbildung  kristalliner 
Schiefer  bezeichnend  sein,  als  dafi  man  sie  auf  sekundäre  Erzimprägnationen 
zurückzuführen  braucht. 

Das  gewöhnliche  Zusammenvorkommen  von  Kornblende-  nnd  Chloritschiefem 
mit  den  metamorphen  Kieslagern  weist  darauf  hin,  dafi  ihre  Entstehung  mit  der 
Förderung  vulkanischen  Materials  zusammenhängt.  Darauf  wird  späterhin  ein- 
gegangen werden.  * 

b)  Kieslager  in  paläozoischen  Tonschiefern. 

*  Wiewohl  auch  in  den  Tonschiefern  die  ursprüngliche  politische  Beschaffen- 
heit des  klastischen  Materials  eine  Veränderung  erfahren  hat,  die  vor  allem  zur 
Herausbildung  von  feinstem  Sericit,  von  Chlorit  und  anderen  jüngeren  Mineralien 
führte,  und  demnach  offenbar  auch  in  diesen  Gesteinen  eine  Stoffumlagerung  vor 
sich  gegangen  ist,  die  möglicherweise  und  wahrscheinlich  auch  die  in  ihnen 
enthaltenen  metallischen  Bestandteile  wenigstens  teilweise  betroffen  haben  wird, 
so  ist  man  doch  berechtigt,  dieselben  aus  naheliegenden  Gründen  von  den  eigent- 
lichen kristallinen  Schiefern  zu  scheiden.  Die  Trennung  der  Schiefergesteine 
nach  den  beiden  Gruppen  ist  mitunter  keine  ganz  leichte  und  die  Zuweisung 
des  einen  oder  anderen  Schiefers  einiger  Willkür  unterworfen,  welche  auch  in 
der  Betrachtung  der  darin  enthaltenen  Kieslager  zum  Ausdruck  gelangt.  Es 
mag  deshalb  noch  fraglich  sein,  ob  z.  B.  das  Lager  von  Schmölnitz  oder  Agordo 
nicht  ebensowohl  unter  die  Kieslager  in  paläozoischen  Tonschiefern  gerechnet 
werden  konnte.  Jedenfalls  unterscheiden  sich  die  letzteren  von  den  früher  be- 
sprochenen Kieslagern  dadurch,  daß  sie  viel  weniger  der  Metamorphose  unter- 
worfen worden  sind  und  in  ihnoD  deshalb  die  ursprüngliche  Struktur  deutlicher 


Die  Kieslager.  329 

erhalten  geblieben  ist,  als  bei  jenen.  Sie  umschliefien  nicht  wie  jene  in  auffälliger 
Menge  neagebildete  Silikate  und  sind  selbst  nicht  so  grobkristallin  wie  jene. 
Oolithische  Struktur,  Reste  von  Lebewesen,  primäre  Konkretionen  sind  hier  und 
da  in  ihnen  zu  erkennen;  ihre  schichtige  Natur  kommt  stellenweise  in  so  un- 
zweideutiger Weise  zum  Ausdruck,  daß  sie  als  Ausgangspunkt  für  die  genetische 
Beurteilung  der  älteren  Kieslager  dienen  könnten.  * 

Das  verbal tnismäfiig  am  besten  bekannte  Kieslager  ist  dasjenige  im 
Rammeisberg  ^)  bei  Goslar  am  Nordrande  des  Harzes.  Der  dortige  Bergbau 
hat  ein  besonderes  Interesse  wegen  seines  alt^hrwürdigen,  bis  in  die  frühe  deutsche 
Geschichte  zurückreichenden  Alters. 

Das  Eammelsberger  Kieslager  ist  eine  schichtförmige  Einlagerung  in 
den  mitteldevonischen  Wissenbacher  (oder  Goslarer)  Schiefem.  Seine  schichtige 
Natur  steht  seit  Jahrzehnten  für  alle  wirklichen  Kenner  derselben,  sowohl  Berg- 
leute wie  Geologen,  fest. 

Der  Rammeisberg  bildet  mit  635  m  Höhe  eine  der  dominierenden  Er- 
hebungen des  nordwestlichen  Harzrandes;   er  steigt  880  m  über  Goslar  an  und 


^)  von  Trebra,  Erfahrungen  aus  dem  Innern  der  Gebirge,  1786.  —  Lasius, 
Beobachtungen  über  die  Harzgebirge,  1789,  374—378.  —  Hausmann,  Über  die  Bildung 
des  Harzgebirgee,  1842,  132—133.  —  von  Böhmer,  Geognostische  Beobachtungen  über 
den  östlichen  Communion-Unterharz,  vorzüglich  zur  Beantwortung  der  Frage:  „Zu 
welcher  Art  von  besonderen  Lagerstätten  gehört  die  Erzmasse  im  Rammeisberge?*' 
Bergmann.  Journal,  herausgegeb.  von  Köhler  und  Hoffmann,  VI,  1,  1794,  193—237.  — 
von  Cotta,  Lehre  von  den  Erzlagerstatten,  2.  Aufl.,  II,  1861,  103—106.  —  Ders., 
Über  die  Kieslagerstätte  am  Bammelsberg  bei  Goslar;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XXIII, 
1864,  369—373.  —  Schuster,  Über  die  Kieslagerstätte  am  Rammeisberg  bei  Goslar; 
ebenda  XXVI,  1867,  307—308.  —  Lossen,  Über  den  Rammeisberg  bei  Goslar;  Ztschr. 
d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXVIII,  1876,  777.  —  Ders.,  Geologische  und  petrographische 
Beiträge  zur  Kenntnis  des  Harzes;  Jahrb.  d.  preuß.  geol.  Landes-Anst.  f.  1881,  1—50, 
bes.  22  u.  46.  —  Wimmer,  Vorkommen  und  Gewinnung  der  Rammelsberger  Erze; 
Zeitschr.  f.  d.  Berg-,  Hütten-  und  Sal.-Wes.  XXV,  1877,  119—131.  —  Bräuning,  Die 
Unterharzer  Hüttenprozesse;  ebenda  132—169.  —  von  Groddeck,  Lehre  von  den 
Erzlagerstätten,  1879,  121—122.  —  Stelzner,  Die  Erzlagerstätte  vom  Rammeisberge 
bei  Goslar;  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXXII,  1880,  808—816.  —  Köhler,  Die 
Störungen  im  Rammelsberger  Erzlager  bei  Goslar;  Ztschr.  f.  Berg-,  Hütten-  und  Salinen- 
wesen, XXX,  1882,  31—43.  —  Babu,  Note  sur  le  Rammeisberg;  Ann.  d.  Mines  (8), 
M6m.  Xn,  1887,  335—343.  Auszug  daraus  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XLVII,  1888, 
208 — 210.  —  Klockmann,  Übersicht  über  die  Geologie  des  nordwestlichen  Oberharzes; 
Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XLV,  1893,  253—287.  —  Ders.,  Berg-  und  Hüttenw.  des 
Oberharzes,  herausgeg.  von  Banniza,  Klockmann,  Lengemann  und  Sympher, 
1895.  57—61.  —  Vogt,  Über  die  Kieslagerstätten  vom  Typus  Röros,  Vigsnäs,  Sulitelma 
in  Norwegen  und  Rammeisberg  in  Deutschland;  Ztschr.  f.  pr.  Geol.,  1894,  41—50, 
117—134,  173—181.  —  Sohle,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Erzlagerstätte  des  Rammeis- 
bergs; österr.  Zeitschr.  f.  Berg-  u.  Hüttenw.,  XLVII,  1899,  563—568.  —  Bergeat, 
Über  merkwürdige  Einschlüsse  im  Kieslager  des  Rammeisbergs  bei  Goslar;  Ztschr.  f. 
pr.  Geol.,  X,  1902.  117—126.  —  Wiechelt,  Die  Beziehungen  des  Rammelsberger  Erz- 
lagers zu  seinem  Nebengestein;  Mitt.  d.  berg-  u.  hüttenm.  Vereins  Maja  in  Clausthal; 
Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  LXUI,  1904,  Nr.  21—26. 


330  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

liegt  unmittelhar  benachbart  der  überkippten,  WNW. — OSO.  streichenden,  meso- 
zoischen Schichtenzone,  welche  von  Seesen  her  das  paläozoische  Gebirge  im 
Norden  begleitet.  Ooslar  selbst  steht  teils  auf  mesozoischen,  teils  auf  paläozoischen 
Schichten.  Das  tektonische  Verhältnis  zwischen  beiden  ist  noch  nicht  sicher 
erkannt,  es  scheint  aber,  als  ob  das  Harzgebirge  über  das  Mesozoikum  hinweg- 
geschoben und  dieses  dabei  überkippt  und  znrückgestaut  worden  wäre. 

Das  unweit  Goslar  abgebaute  Lager  streicht  am  Nordwestabhange  des 
Kammeisberges  aus  und  besitzt  im  allgemeinen  das  für  den  Oberharz  wie  für 
das  rheinische  Schiefergebirge  bezeichnende,  etwa  SW. — NO.  gerichtete  Streichen. 
Nach  W immer  gehört  das  Lager  einem  Schichtenniveau  an,  das  bis  nahe  an 
den  triasischen  Harzrand  einerseits  und  nach  SW.  zu  anderseits  auf  etwa  3  km 
hin  erzführend  nachgewiesen  worden  ist.  Die  bisher  bekannte  streichende  Aus- 
dehnung der  wirklichen  Lagermasse  beträgt  etwa  1200  m,  wobei  allerdings  zu 
bemerken  ist,  dafi  wenigstens  nach  Osten  zu  die  Endschaft  derselben  keine  natür- 
liche, sondern  durch  jüngere  Verschiebungen  bedingt  ist,  mit  deren  Ausrichtung 
man  sich  gegenwärtig  beschäftigt.  Das  Kieslager  gehört  einer  überkippten 
devonischen  Schichtenmasse ^)  an.  Demgemäß  bildet  „Spiriferensandstein^  (oberes 
ünterdevon,  Eahlebergsandstein,  im  besonderen  die  Speciosus-  und  Rammelsberger 
Schichten)  das  Hängendste  derselben,  darunter  folgen  die  kalkreicheren  Calceola- 
schiefer  (unteres  Mitteldevon)  und  endlich  die  Wissenbacher  Schiefer  (mittleres 
Mitteldevon).  Letztere  um  Goslar  weitverbreiteten  Gesteine  sind  bald  dunkelblau- 
graue, an  Glimmerschüppchen  reiche,  in  dem  in  Rede  stehenden  Gebiete  aus- 
gezeichnet geschieferte  Tonschiefer,  welche  in  zahlreichen  Steinbrüchen  als 
Dachschiefer  gewonnen  worden  sind  und  noch  werden.  Die  untersten  Horizonte 
dieses  Komplexes,  besonders  auch  im  Liegenden  des  Rammelsberger  Lagers  und 
in  unmittelbarer  Nähe  desselben,  bestehen  aber  teilweise  aus  Grauwacken-  und 
Quarzitschiefem,  welche  mit  dem  Spiriferensandstein  Ähnlichkeit  besitzen,  ebenso 
treten  allenthalben,  z.  B.  auch  in  der  Nachbarschaft  des  Kieslagers,  tonige 
Kalksteine  auf.  Es  sind  „seltener  bankartige,  gewöhnlich  fladen-,  linsen-  oder 
knollenförmige  und  dann  oft  lagenweise  angeordnete  Einlagerungen,  deren 
Mächtigkeit  von  mehr  als  1  m  bis  zu  Walnnfigröfie  herabsinkt^.  (Beushausen.) 
Sie  enthalten  stellenweise  „verkieste"  Versteinerungen  und  Schwefelkiesaggregate, 
sind  aber  sonst  für  die  Erzftthrung  ohne  Belang.  Die  devonischen  Schichten 
bei  Goslar  sind  nach  den  reichlichen  Versteinerungsfunden  zweifellos  marin ;  aber 
ebenso  fest  steht,  daß  sie  nicht  aus  sehr  tiefer  See  abgelagert  sein  können,  und 
OS  mag  für  die  genetische  Beurteilung  des  Rammelsberger  Kieslagers  nicht  un- 
wichtig sein,  dafi  gerade  in  dem  dortigen  Gebiete  die  tieferen  Horizonte  der 
Wissenbacher  Schiefer,  denen  das  Lager  angehört,  reicher  an  Quarziten  und 
Sandsteinen,  also  Bildungen  der  flachen  See  sind.  Das  Kieslager  liegt  etwa 
200  m  über  dem  Unterdevon. 

Es  ist  nicht  ohne  Bedeutung,  dafi  die  Wissenbacher  Schiefer,  wie  auch 
sonst,    so  in  der  Gegend  von  Goslar  reich  an  Kieskonkretionen  und  vor  allem 

^)  Siehe  die  ausführliche  Abhandlung  von  Beushausen,  Das  Devon  des  nörd- 
lichen Oberharzes,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Gegend  zwischen  Zellerfeld 
und  Goslar;  Abb.  k.  preuß.  geol.  Landes-Anst..  Neue  Folge,  Heft  XXX,  1900. 


Die  Kieslager.  381 

an  „verkiesten^  Versteineruiigen  sind.  Dafi  der  Schwefelkies  dabei  ein  primärer 
Bestandteil  des  Schiefers  und  mit  diesem  zn  gleicher  Zeit  gebildet  ist,  ergibt 
sich  aas  folgenden  Tatsachen.  Dünnschliffe  durch  kiesreiche  Konkretionen  des 
Schiefers  zeigen  häufig,  daß  dieselben  aus  Foraminiferen  bestehen,  deren  Kalk- 
schale oft  bis  in  die  feinsten  Details,  ja  sogar  bis  auf  die  Poren  erhalten  ist, 
während  ihr  Inneres  und  die  Poren  mit  Schwefelkies  angefüllt  sind.  Ähnliches 
lassen  tabulate  Korallen  erkennen,  deren  Struktur  mitunter  auf  das  wunderbarste 
am  ursprünglichen,  mit  Kies  erfüllten  Kalkskelett  zu  sehen  ist.  Kalkige 
Schalen  von  Orthoceras  sind  teilweise  ausgefüllt  mit  Pyrit  und  Zinkblende.  Aus 
allen  diesen  Beobachtungen  geht  hervor,  dafi  nicht  nur  der  Schwefelkies,  sondern 
auch  Zinkblende  mit  dem  Schiefer  entstanden  ist  und  keine  Einwanderung  dieser 
Sulfide  auf  dem  Wege  der  Metasomatose  vor  sich  gegangen  sein  kann. 

Vielfach  sind  in  dem  Tonschiefer  kleine  Kieskügelchen  verbreitet,  wie  sie 
später  noch  ausführlich  besprochen  werden  sollen,  und  auch  die  das  Lager  be- 
gleitenden Quarzite  enthalten  Sulfide  unter  Bedingungen,  welche  eine  primäre 
Anwesenheit  derselben  anzunehmen  gestatten.  In  unmittelbarer  Nähe  des  Lagers 
steigert  sich  der  Sulfidgehalt  der  umhüllenden  Tonschiefer  bis  zu  fahlbandartiger 
Anreicherung  in  dem  Mafie,  dafi  solche  Imprägnationen  als  Wegweiser  für  die 
Auffindung  verschobener  Lagerteile  benutzt  werden.  Die  stellenweise  bekannten 
„Banderze",  von  denen  weiter  unten  ausführlicher  gesprochen  werden  soll,  sind 
gleichfalls  als  Erzanreicherungen  in  den  Tonschiefern  in  unmittelbarer  Nähe  des 
Lagers  zu  erwähnen.  Das  Kieslager  des  Rammeisbergs  ist  demnach  nicht  eine 
unvermittelt  zwischen  den  Schiefern  auftretende  Erzmasse,  sondern  ihr  Auftreten 
wird  vorbereitet  durch  eine  Sulfidführung  der  liegenden  Schiefer,  und  sein  Erz- 
reichtum klingt  gewissermafien  aus  in  derjenigen  des  Hangenden  —  ganz  anders 
als  bei  epigenetischen  Sulfidlagerstätten,  wo  eine  auffällige  Erzimprägnation  des 
Nebengesteines  auf  gröfiere  Entfernungen  unbekannt  ist. 

Als  Glied  einer  überkippten  Schichtenfolge  ist  das  Eammelsberger  Kieslager 
natürlich  in  sich  selbst  überkippt;  seine  ursprünglich  untersten,  ältesten  Teile 
sind  jetzt  die  hangenden,  seine  jüngsten  die  liegenden.  ^)  Das  Einfallen  des  Lagers 
beträgt  im  allgemeinen  ungefähr  40 — 50^;  Änderungen  desselben  bedingen  selbst- 
verständlich, ebenso  wie  gewisse  andere  sekundäre  Erscheinungen,  einen  nicht 
unbeträchtlichen  Wechsel  im  horizontalen  Durchmesser.  Das  Schichteneinfallen 
wird  aber  nordwestlich  des  Lagers  ein  sehr  viel  flacheres  und  ist  allgemein  nar 
wenig  geneigt  in  den  Wissenbacher  Schiefem  der  nächsten  Umgebung  von  Goslar 
und  schon  am  Fufie  des  Rammeisbergs  selbst.  Schon  das  läfit  auf  eine  Störung 
schliefien,  welche  tatsächlich  unmittelbar  an  das  Erzlager  geknüpft  ist  und  diese 
in  gewisser  Erstreckung  im  Liegenden  begleitet.  Es  ist  die  sog.  „Wimmersche 
Leitschicht",  die  offenbar  eine  Hauptstorung  vom  Charakter  einer  Überschiebung 
darstellt.     Sie  bildet  eine  stark  gequetschte,   lettige  und  gefältelte  Zone  vom 


^)  Soweit  im  folgenden  von  „hangend"  und  „liegend"  gesprochen  wird,  beziehen 
sich  diese  Ausdrücke  auf  die  jetzige  Lagerung.  In  umgekehrter  Bedeutung  soll  aber 
auch  die  Bezeichnung  „geologisches  (ursprüngliches)  Liegendes  und  Haugendes"  ge- 
braucht werden. 


332 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


Wesen  einer  Raschel.  Unmittelbar  im  Liegenden  dieser  „Leitschicht"  wird  das 
Einfalten  der  Wissenbacher  Schiefer  flacher.  Es  mnß  erwähnt  werden,  daß  die 
WiBsenbacher  Schiefer  in  der  Nähe  von  Goslar  mehrfach  Diabas-Ei  nlagerangen 
fflhren,  welche  mindestens  teilweise  als  Lavaströme  zn  deuten  sind.  Über  das 
Alters  Verhältnis  zwischen  diesen  und  dem  Bamm  eisberger  Kieslagei',  in  dessen 
unmittelbarer  Nähe  solche  Diabase  nicht  vorkommen,  lassen  sich  bestimmte  An- 
gaben nicht  machen. 

Das  Kiesvorkommen  zerfällt,  soweit  bis  jetzt  bekannt  ist,  in  das  sog.  „alte 
Lager"  im  Südwesten  und  das  „nene"  im  Nordosten.  Letzteres  wurde  erst  im 
Jahre  1859  entdeckt.  Beide  sind  nngefUhr  gleich  lang,  das  neue  etwas  grSßer; 
sie  liegen  einander  in  den  oberen  Teofen  unmittelbar  benacbbart  und  sind  hSchst- 
wahrscheinlich  nur  Teile  der  gleichen  Hasse,  die  durch  eine  auswalzende  Uro- 


biegnng  voneinander  getrennt  und  gegeneinander  verschoben  worden  sind  (Fig,  77). 
Die  größte  Ansdehnnng  beider  mag,  soweit  bekannt,  je  550  m  betragen.  Beide 
schieben  gegen  Südwesten  ein,  d.  h.  ihre  größte  Ausdehnung  nach  der  Teufe 
fällt  nicht  mit  dem  Schichten  fallen  zusammen,  sondern  verläuft  in  jener  Richtung. 
Die  Mächtigkeit  der  Lager  wechselt  sehr  und  ist  so  allgemein  die  Folge  von 
Faltungen,  Auszerrungen  und  Zusammenstaucbnngen,  daß  sich  eine  Vorstellung 
von  der  ursprUnglicheD  Mächtigkeit  kaum  mehr  gewinnen  läßt.  A^'ährend  die 
größten  Durchmesser  vom  Hangenden  zum  Liegenden  15—20,  ja  sogar  bis  zu 
30  m  betragen,  mag  die  ursprüngliche  Dicke  nur  einige  (vielleicht  2 — 3)  Meter 
gewesen  sein.  Mächtige  Weitungsbaue  („Weiten")  wechseln  daher  mit  Stellen, 
wo  die  Lagerstätte  mehr  wie  ein  ziemlich  flach  einfallender  Gang-  in  Er- 
scheinung tritt. 

Das  unmittelbare  Nebengestein  des  Lagers  bildet  ein  harter,  fast  splitterig 
brechender  Tonschiefer;    er   ist  stellenweise  reichlich  mit  Kies  dnrchwachsen, 


Die  Kieslager. 


333 


wird  mitunter,  wenn  er  hunderte  von  teilweise  mikroskopisch  feinen,  parallelen 
Sulfidlagen  enthält,  zum  „Banderz^'  und  führt  hier  und  da  im  geologischen  Liegenden 
des  Lagers  eine  grofie  Menge  von  nufi-  bis  faustgroßen  Kiesknauem,  die  primäre 
Konkretionen  sind.  Auch  die  letzteren  können  als  die  Vorläufer  des  massen- 
haften Sulfidabsatzes  im  Lager  selbst  angesehen  werden.  Die  Lagermasse  besteht 
aus  Pyrit,  Kupferkies,  Zinkblende,  Bleiglanz  und  Schwerspat;  sehr  untergeordnet 
ist  Arsenkies,  sehr  spärlich  und  nur  stellenweise  Fahlerz  anzutreffen.  Als 
unwesentliche  Lagerart  ist  Kalkspat  (oder  ein  eisenhaltiges  Karbonat?)  zu 
erwähnen.  Die  Haupterze  kommen  nie  für  sich  allein  in  größeren  Massen, 
sondern  immer  miteinander  durchmengt  oder  in  feinstreifiger  Durchschichtung 
vor.  Dabei  sind  allerdings  manche  Partien  besonders  reich  an  dem  einen  oder 
anderen  Erz  oder  an  Schwerspat;  so  tritt  der  Kupferkies  oder  der  Schwefelkies 
stellenweise  in  größerer  Menge  und  vorherrschend  auf.  Im  allgemeinen  wechselt  das 
Mengenverhältnis  zwischen  den  Erzen  und  Baryt  derart,  daß  man  im  großen  ganzen 
vom  Liegenden  nach  dem  Hangenden  folgende  Zonen  zu  unterscheiden  vermag: 

Jüngstes  (Liegendes).  Viel  Schwerspat  mit  reichlichem  Bleierz  und 
meist  untergeordneter  Blende  und  Schwefelkies ;  der  Schwerspat  ist  mitunter  fast 
rein.  Sind  Bleiglanz  und  Schwerspat  die  hauptsächlichen  Bestandteile,  so  spricht 
man  von  Grauerzen;  waltet  die  Zinkblende  vor,  so  ergibt  das  die  Braun erze; 
Kupferkies  und  Schwefelkies  und  Blende,  durchbändert  mit  viel  Bleiglanz  und 
mit  Schwerspat,  bilden  die  melierten  Erze. 

Ältestes  (Hangendes).  Viel  Kupferkies  und  Schwefelkies,  weniger  Blende, 
Bleiglanz  und  Schwerspat  und  sehr  wenig  Arsenkies. 

Man  unterscheidet  in  technischer  Hinsicht  Kupfererze  mit  viel  Kupferkies, 
Schwefelerze  mit  weit  vorwaltendem  Schwefelkies  und  Bleierze,  welche 
hauptsächlich  der  zuerst  erwähnten  Mengung  entsprechen. 

Bräuning  hat  nachstehende  Durchschnittsanalysen  von  Bammelsberger 
Erzen  veröffentlicht: 


Bleierze 

Melierte  Erze 

Reiche 
Kupfererze 

Ordin. 
Kupfererze 

Cu    .     . 

0,55 

5,06 

15,66 

7,90 

Pb    .     . 

.     11,79 

9,52 

4,88 

2,17 

Ag   .     . 

0,016 

0,016 

0,017 

0,010 

Fe    .     . 

11,86 

16,26 

25,32 

34,93 

Zn    .     . 

.     23,86 

18,99 

7,90 

3,71 

Mn   .     . 

2,18 

1,75 

1,64 

1,08 

Co  +  Ni 

0,04 

0,06 

0,04 

0,08 

As  +  Sb    . 

0,12 

0,12 

0,10 

0,08 

SiO^.     .    . 

1,06 

1,53 

0,87 

1,70 

Al^Og    . 

1,81 

2,02 

0,94 

2,61 

CaCO«  .     . 

3,72 

1,91 

2,21 

2,32 

MgCOg  . 

0,89 

0,56 

0,42 

0,74 

BaSO^  .     . 

.     15,97 

13,77 

6,66 

0,63 

S.     .     . 

.     25,00 

27,18 

32,89 

41,08 

Summe 

)     98,87 

98,75 

99,55 

99,04 

334  Die  schichtigen  Lageraiatten, 

Außerdem  enthalten  die  Erze  noch  zwischen  0,00005  and  0,0001  "/q  Oold 
und  ferner  Sparen  Ton  Quecksilber,  Wismut,  Cadmium,  Selen,  Thallium,  Indiam 
und  Lithinm;  da,  wie  sich  zeigen  wi^d,  das  Lager  von  jtlngeren  EJtlften  und 
Gängen  durchsetzt  wird  and  vor  allem  das  als  „Knpferkniest"  bezeichnete,  in 
größeren  Hassen  abgebaut«  Erz  gangartiger  Natur  ist,  so  ist  es  nicht  sicher 
ausgemacht,  ob  jene  selteneren  Bestandteile  wirklieb  dem  Lager  von  Hans  aus 
angehören,  im  Übrigen  angesichts  ihrer  kleinen  Menge  auch  ziemlich  gleich- 
gültig. Der  im  vorigen  angedeutete  zonare  Aufbau  der  Lagermasäe  gilt  nor  im 
allgemeinen;  gewöhnlich  fehlt  die  eine  oder  andere  Zone  oder  es  ist  sogar  Über- 
haupt nur  eine  vorhanden. 

*  Die  Ursache  fflr  diese  verschiedenartige  Verteilung  kann  in  zwei 
Sichtungen  gesucht  werden;  man  kannte 
zunächst  die  Erscheinung  fUr  eine  primäre 
Folge  des  Ablagerungs Vorganges  halten, 
aber  in  einem  so  gewaltig  gepreßten  und 
stellenweise  sicherlich  ausgewalzten  Erz- 
körper wie  in  dem  Rammelsberger  Eieslager 
könnten  doch  auch  die  früher  vertikal  über- 
einander abgelagerten  Schichten  gegen  die 
Spitzen  des  Erzkörpers  gewalzt  and  Über- 
einander weggeschoben  worden  sein,  so  daß 
nur  noch  in  der  Mitte  stellenweise  die  frühere 
Lagerungsfolge,  gegen  die  Enden  zu  nur 
einzelne  der  Lagen  aufzutreten  brauchten. 
Die  Milde  des  Bleiglanzes  und  des  Kupfer- 
kieses und  die  Tatsache,  daß  der  Schwerspat 
unter  dem  Mikroskop  die  Anzeichen  einer 
starken  Pressung  erkennen  läßt,  könnten 
dieser  Auffassung  günstig  sein.  Jedenfalls 
aber  bedürfte  dieselbe  noch  weiterer  über- 
zeugender Belege.  * 

Die  Stmktnr  des  Erzes  ist  ganz  all- 
^H     fÄT^n     I 1  gemein  eine  dichte,  nur  stellenweise  in  ge- 

"  *  '  ringer  Ansdehnnng  deutlich  kristallin;   das 

Flg.  78.  Eine  Kammeleberger  Er^atnlB,  „  •  j.  r  ■  ■  •  j-  i^  i.  l 
'/,  nat  QrSBe.  (Wiecheit,  1904.)  ^"^  *^*  femspeisig,  die  DoTchwachsung  von 
a  SchweteikieB,  »  KupfeiUee,  c  Bieigiani.  Kupferkies,  Blende  und  Pyrit  gewöhnlich 
eine  so  innige,  daß  die  Kupfererze  des 
Rammelsberger  Lagers  ohne  weiteres  durdi  ihren  matten  Schimmer  von  dem 
Kupferkies  benachbarter  Kluftfüllungen  zu  unterscheiden  sind.  Dasselbe  gilt 
fUr  den  Bleiglanz  und  snmeist  anch  für  den  Schwerspat.  Dort,  wo  letzterer  in 
derberen  Massen  auftritt,  wird  er  mehr  blätterig- kristallin.  Besonders  die 
melierten  Erze  zeigen  eine  bis  ins  mikroskopische  gehende  feinste  Streifung, 
welche  häufig  zu  der  wunderbarsten  Fältelung  wird  {Fig.  78).  An  den  vielfach 
gewundenen,  geknickten  und  gestauchten  Lagen  von  Kies  und  Bleiglanz  kann  man 
ganz  deutlich  auch  die  Folgen  einer  Zerrung  und  Auswalzung  erkennen.  Die 
an  Schwefelkies  reichen  Erze  lassen  eine  undeutliche  oolithiscbe  Struktur  wahr- 
nehmen. Konkretionen  von  Pyrit  innerhalb  des  gebänderten  Meliererzes  sind 
nicht  häufig;  sie  erinnern  an  die  im  Hangenden  des  Lagers  auftretenden  Kies- 
knolten.     Eine  Stufe  der  Olausthaler  Sammlung  zeigt  einen  etwa   Zentimeter- 


Die  Eieslager.  335 

großen  bohnenförmigen  Pyriteinschluß  inmitten  von  Kupferkies,  rings  umgeben 
von  kleinen,  unregelmäßig  gestalteten  Pyritkonkretionen.  ^) 

Unter  dem  Mikroskop  erkennt  man  im  Banderze  feinste  Schieferlagen,  die 
hauptsächlich  aus  einem  sehr  feinschuppigen  sericitischen  Mineral  bestehen. 
Darin  treten,  teilweise  in  dünnsten  Lagen,  Kügelchen  und  Kriställchen  von  Pyrit 
in  zahlloser  Menge  auf,  wie  sie  ziemlich  häufig  auch  in  den  Tonschiefern  vorkommen. 
Stellenweise  beobachtet  man  auch  größere  Pyritkörnchen  von  fast  ganz  kreis- 
förmigem Umriß  und  scharfer  Umgrenzung,  mitunter  randlich  mit  Zinkblende 
verwachsen  und  eingehüllt  in  ein  Ellipsoid  von  Schwerspat;  manchmal  liegen 
auch  zahlreiche  Pyritkttgelchen  in  solchen  Schwerspatkörnchen.  Die  Gestalt  der 
letzteren  ist  oft  nicht  weniger  regelmäßig  als  die  der  ersteren.  Das  eigentliche 
Wesen  dieser  Gebilde  ist  nicht  erkennbar,  es  liegt  aber  die  Vermutung  nahe, 
daß  es  sich  um  Tierreste  handelt,  die  zuerst  mit  Kies  ausgefüllt  worden  sind 
und  deren  kalkige  Schale  nachher  durch  Schwerspat  verdrängt  worden  ist. 
Diese  Vermutung  fände  eine  Stütze  in  dem  Zustand  eines  zweifellosen  Goniatiten- 
restes,  den  Wiechelt  im  Banderze  aufgefunden  hat.  Es  zeigt  sich  deutlich, 
daß  dessen  Schale  zuerst  mit  Pyrit  ausgefüllt  worden  war,  bevor  dieselbe 
während  des  Schwerspatabsatzes  aufgelöst  wurde;  der  Pyrit  läßt  daher  haar- 
scharf die  frühere  Wölbung  der  Kammern  noch  erkennen.  In  den  eigentlichen 
Erzbändem  des  Banderzes  tritt  die  Schiefersubstanz  zurück;  es  überwiegt  auch 
hier  der  Pyrit  über  die  Zinkblende,  den  Kupferkies  und  den  Bleiglanz,  und 
Schwerspat  ist  sehr  reichlich.  In  gewissem  Sinne  mag  die  Struktur  als  eine 
konkretionäre  bezeichnet  werden,  indem  besonders  Pyritkügelchen  und  -Kriställchen 
die  Neigung  zeigen,  sich  zusammenzuballen  und  zusammenzuscharen,  wobei  dann 
der  Schwerspat  derartige  Häufchen  gern  umhüllt.  Kalkspat  scheint  im  Banderz 
nur  in  ganz  geringer  Menge  vorhanden  zu  sein. 

In  dem  derben  Erz  tritt  die  Tonschiefersubstanz  offenbar  ganz  zurück. 
Ein  Karbonat  (wohl  Kalkspat)  bildet  darin  neben  dem  im  allgemeinen  über- 
wiegenden Schwerspat  die  Ausfttllungsmasse  zwischen  den  Erzen  und  umschließt 
Partikelchen  der  letzteren,  tritt  aber  auch  in  deutlichen  Bhomboedern  darin  auf. 
Der  Schwerspat  scheint  auch  hier  wieder  der  jüngste  Bestandteil  der  Lagermasse 
zu  sein;  es  finden  sich  aber  keine  Beweise  dafür,  daß  er  den  Kalkspat  aus  ihr 
verdrängt  habe,  denn  er  umschließt  mitunter  rings  umgrenzte  Kristalle  desselben 
oder  ist  mit  solchen  verwachsen.  Sieht  man  von  der  Anwesenheit  des  Schwer- 
spats ab,  so  erinnert  die  Struktur  des  Rammelsberger  Erzes  mitunter  an  diejenige 
des  Kieses  von  Agordo.  Sehr  bemerkenswert  ist  das  offenbar  sehr  weitver- 
breitete Auftreten  von  Chlorit  in  dem  melierten  Erz.  Schuppen  und  Täfelchen 
desselben,  z.  T.  in  radialer  Anordnung,  finden  sich  lagenförmig  in  demselben 
eingewachsen ;  mit  Kalkspat  zusammen  zeigt  er  sich  unter  dem  Mikroskop  stellen- 
weise in  größeren  Anhäufungen;  letztere  umschließen  Sulfidpartikelchen.  Er  ist 
gleichalterig  mit  dem  Kalkspat  und  wie  dieser  eher  etwas  jünger  als  die 
Schwefelmetalle,  als  älter.  Unter  dem  letzteren  ist  aber  auch  hier  der  Schwefel- 
kies am  ältesten.  Bemerkenswert  ist,  daß  der  Chlorit  auch  in  jüngeren  Klüftchen 
die  Sulfide  durchzieht. 

Jedenfalls  geht  auch  aus  dem  Studium  der  Dünnschliffe  hervor,  daß  die 
Bestandteile  Eisen,  Kupfer,  Zink,  Blei,  Baryum  und  Kalk  zu  allen  Zeiten  während 
der  Entstehung  des  Lagers  vorhanden  waren  und  im  Verlaufe  derselben  nur 
eine  quantitative,  nicht  eine  qualitative  Veränderung  des  Niederschlags  erfolgte. 
Innerhalb  des  Niederschlags  muß  dann  später  noch  eine  Umlagerung  der  Stoffe, 
u.  a.  auch  die  Neubildung  von  Chlorit  vor  sich  gegangen  sein,  wie  anderseits 
die  Entstehung  des  Tonschiefers  in  seiner  jetzigen  Form  erst  später  erfolgt  ist. 
Es  ist  aber  wahrscheinlich,  daß  es  sich  im  Anfang  wohl  nur  um  die  Abscheidung 


1)  Siehe  die  Abbildung  Ztschr.  f.  prakt.  Geol,  1902,  291. 


336  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

nicht  kristalliner  sulfidischer  Schlämme  gehandelt  hat,  die  erst  später  in  die 
Form  der  jetzigen  Sulfide  eingegangen  sind.  Reichlicher  Schwefelwasserstoff 
mag  zur  Bildung  des  Schwefelkieses  geführt  haben,  der  auch  hier  zuerst  aus- 
geschieden worden  ist,  während  ein  anderer  Teil  des  Schwefeleisens  mit  dem 
Kupfersulfid  in  den  Kupferkies  aufgenommen  wurde.  Das  schwefelsaure  Baryum 
muß  zuletzt  in  das  Gemenge  eingetreten  sein. 

Wie  schon  wiederholt  angedeutet  wurde,  ist  die  heutige  Gestalt  und 
Struktur  und  mindestens  teilweise  auch  die  Erzverteilung  des  Rammelsberger 
Kieslagers  im  höchsten  Maße  beeinflußt  durch  tektonische  Vorgänge,  die  sich 
in  der  Hauptsache  zur  Zeit  der  karbonischen  Gebirgsaufrichtung  abgespielt  haben 
dürften.  Das  Erz  selbst  zeigt  in  sich  eine  so  wunderbare  Fältelung,  daß 
Rammelsberger  Stufen  zu  den  prächtigsten  Faltungspräparaten  der  geologischen 
Sammlungen  gehören  und  an  Schönheit  auch  von  alpinen  Stücken  nicht  über- 
troffen werden.  In  der  Grube  selbst  erkennt  man  deutlich,  daß  eine  innere 
Zusammenstauchung  stellenweise  zu  einer  Mächtigkeitszunahme  des  Lagers  ge- 
führt haben  muß.  Mit  den  Stauchungen  gehen  anderseits  Streckungen  Hand  in 
Hand.  Im  größeren  Maßstab  äußert  sich  der  Gebirgsdruck  in  Abfaltungen  und 
AbStauchungen  von  Erzteilen,  die  wie  Apophysen  sowohl  im  Einfallen  wie  im 
Streichen  in  das  Nebengestein  hineinragen  (Fig.  21,  S.  97).  Durch  eine  Faltung  des 
Lagers  entstehen  Doppelungen  (Fig.  20).  Derlei  Erscheinungen  waren  die 
Ursache,  weshalb  man  in  früherer  Zeit  wohl  meinte,  das  Lager  sei  eine  An- 
einanderscharung  von  lauter  Linsen.  Erst  durch  Stelzner  und  bald  darauf 
besonders  durch  Köhlers  eingehende  Studien  ist  die  wichtige  Rolle  intensiver 
Faltungsprozesse  bei  der  Gestaltung  des  Lagers  erwiesen. 

Schon  vorher  war  Wimmer  zu  derselben  Anschauung  gekommen,  welche 
seine  früher  geäußerte  Auffassung  berichtigte.^)  Auf  die  gleichen  tektonischen 
Vorgänge  wird  man  die  Auseinanderreißung  des  alten  und  des  neuen  Lagers 
zurückführen  müssen,  und  sie  finden  wohl  ihren  großartigsten  Ausdruck  in  der 
Abfaltung  eines  Teiles  der  Lagermasse,  welcher  zwischen  dem  TagesförderstoUen 
und  dem  Tiefen  Julius  Fortunatusstollen  mit  sehr  flacher  Neigung  und  be- 
trächtlicher Mächtigkeit  in  das  Hangende  .jdes  alten  Lagers  abgeht  und  als 
„hangendes  Trum^  oft  erwähnt  worden  ist.  Man  hat  in  ihm  einen  Beweis  für 
die  Gangnatur  der  Rammelsberger  Lagerstätte  erblicken  wollen;  Wimmer  und 
vor  ihm  schon  v.  Böhmer  haben  aber  festgestellt,  daß  auch  dieser  Teil  der 
Lagerstätte  von  den  Schiefem  konkordant  umhüllt  wird.  Die  Entstehung  des 
hangenden  Trums  ist  begreiflich,  wenn  man  bedenkt,  daß  das  Kieslager  längs 
einer  Überschiebungszone  emporgepreßt  worden  ist,  und  daß  infolge  des  von 
untenher  gerichteten  Schubs  eine  seitliche  Ausbiegung  und  endlich  eine  Zusammen- 
stauchung der  Tonschiefer  eingetreten  sein  kann.  An  der  Stelle,  wo  das  hangende 
Trum  abgeht,  erreicht  das  Lager  seine  größte  Mächtigkeit  von  30  m. 

Überschiebungs-  und  Verschiebuugsflächen  begleiten  und  durchsetzen  das 
Lager  und  haben  in  letzterem  Falle  eine  Zerreißung  desselben  bewirkt.  Eine 
solche,  die  Lagerstätte  spitzwinkelig  treffende,  westöstlich  streichende  Verschiebung 
hat  das  letztere  in  den  tieferen  Horizonten  scheinbar  mehrere  hundert  Meter  weit 

>)  Siebe  bei  Stelzner,  Ztachr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXXÜ,  1880,  811. 


Die  Kieslager.  337 

gegen  Westen  verschoben,  so  daß  dessen  natürliche  Endschaft  in  *jener  Richtung 
unbekannt  ist.  In  ähnlicher  Weise  ist  auch  der  östliche  Teil  des  neuen  Lagers 
von  einer  Verschiebung  betroffen  worden.  Letzteres  ist  dabei  in  eine  Anzahl 
bis  zu  10  m  langer  Linsen  auseinandergerissen  worden,  und  es  ist  möglich,  daß 
sich  bei  der  Verfolgung  jener  Störung  größere  Lagerteile  einstellen  werden. 

Die  Schieferung  des  Nebengesteines,  welche  in  der  Nähe  des  Lagers  mit 
der  SchichtuDgsrichtung  zusammenfällt,  ist  in  diesem  selbst  nur  stellenweise 
angedeutet;  im  übrigen  ist  das  letztere  massig  und  nur  von  Klüften,  „Stein- 
schneiden^,  durchzogen.  Dazu  kommen  junge  Gangklüfte,  welche  sowohl  das 
Lager  wie  das  Nebengestein  durchsetzen.  Dieselben  sind  mit  z.  T.  kristallisierten 
Erzen  und  Gangarten  ausgefüllt  und  ihrem  Wesen  nach  echte  Erzgänge,  deren 
Verfolgang  sich  allerdings  nicht  lohnt.  Sie  führen  Kupferkies,  ziemlich  lichte 
Blende,  Bleiglanz,  Antimonfahlerz,  Quarz,  Kalkspat,  Schwerspat,  Spateisenstein 
und  Gips.  Bemerkenswert  sind  femer  Pseudomorphosen  von  Galmei  nach  Kalk- 
spat. Stellenweise  ist  im  jetzigen  Hangenden  des  alten  Lagers  das  Nebengestein 
samt  Teilen  des  Erzkörpers  selbst  zerrüttet  und  brecciös,  dabei  von  einem 
wahren  Netzwerk  von  Kiesen,  Quarz  usw.  durchzogen;  diese  jüngeren  Erz- 
imprägnationen  werden  als  „Kupferkniest^  abgebaut  und  verwertet.  Weder 
jene  Gänge  noch  der  Kupferkniest  haben  mit  der  Entstehung  des  Lagers  irgend 
etwas  zu  tun.  Es  ist  bemerkenswert,  daß  der  letztere  zwischen  der  liegenden 
Hauptmasse  und  dem  hangenden  Trum  des  Lagers  eingeklemmt  ist. 

Die  eigenartigen  Verhältnisse  des  Rammelsberger  Kieslagers  waren  schon 
für  die  älteren  Kenner  der  Lagerstätte  Ursache,  dieselbe  nicht  als  einen  Erz- 
gang zu  bezeichnen.  Schon  v.  Böhmer  hat  (1798)  eine  Lagematur  für  am 
wahrscheinlichsten  gehalten,  v.  Cotta  glaubte,  sie  bestehe  aus  einer  großen 
Menge  konkordant  in  die  Schiefer  eingelagerter  Erzlinsen ;  die  gleichzeitige  Ab- 
lagerung des  Erzes  mit  dem  Schiefer  schien  ihm  wenig  glaubhaft,  unter  allem 
Vorbehalt  spricht  er  vielmehr  die  Vermutung  aus,  daß  die  Erze  unter  allmählicher 
Verdrängung  des  Nebengesteines  dessen  Textur  angenommen  haben  könnten,  die 
Linsen  also  Verdrängungspseudomorphosen  seien.  Seitdem  haben  sich,  wiewohl 
schon  im  Jahre  1867  Schuster  die  dem  geologischen  Vorkommen  entsprechendste 
Erklärung  für  die  Entstehung  des  Lagers  gegeben  hatte,  immer  wieder  Stimmen 
für  eine  Epigenese  desselben  erhoben.  So  sagte  Lossen  wörtlich,  „daß  das 
Erz  nicht  zur  Zeit  der  Bildung  des  umgebenden  Schiefers  sedimentiert,  vielmehr 
die  der  Schieferung  und  Schichtung  konformen  linsenförmigen  Erzräume^  (die 
V.  Cotta  vermutet  hatte,  die  aber  in  der  von  diesem  angenommenen  großen  Zahl 
nicht  vorhanden  sind)  „während  der  ganz  allmählichen  von  SO.  nach  NW. 
erfolgten  und  bis  zur  Überkippung  gesteigerten  Zusammenschiebung  der  Schichten 
ebenso  allmählich  mit  wachsender  und  bis  zur  schwachen  Zertrümmerung  des 
Hangenden  gesteigerter  Konvexität  gegen  das  Hangende  durch  örtliches  Aus- 
einanderweichen der  Schieferblätter  unter  dem  Drucke  der  mächtigen  darüber 
hingleitenden  Spiriferensandsteindecke  gebildet  und  zugleich  mit  der  Bildung 
Lage  für  Lage  einseitig  vom  Liegenden  zum  Hangenden  bei  stets  schmal  bleibendem 
und  ganz  mit  Solution  aufsteigender  Quellen  erfülltem  Bildungsraume  ganz 
kompakt  mit  Erz  ausgefüllt  worden  seien  ^  ....  Diese  der  Kjernlf sehen 
Stelzner-Bergeat,  Erzlagentätten.  22 


338  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Auffassung  von  der  Entstehung  der  norwegischen  Eieslager  ziemlich  entsprechende 
Erklärungsweise  kehrt  ähnlich  in  einem  Aufsatze  Vogts  (1894)  wieder,  wo  er  das 
Rammelsherger  Eieslager  mit  den  norwegischen  und  spanischen  in  eine  Gruppe 
zusammenfaßt.  Das  Wesentliche,  wenigstens  für  den  Bammelsberg  Neue  an  der 
Vogt  sehen  Erklärungs  weise  ist  die  Behauptung,  daß  die  Sulfide  Exsudate  von 
Tiefengesteinen  sein  sollen;  als  solches  wird  der  Okergranit,  bezw.  ein 
hypothetischer  Gabbrogürtel  bezeichnet,  der  den  Granit  in  der  Tiefe  begleiten 
soll.  Es  sei  zu  dieser  Vorstellung  nur  bemerkt,  daß  der  Eammelsberg  nicht  im 
Eontaktbereich  des  Okergranits  liegt. 

Durch  die  sorgl^ltigen  Untersuchungen  Eöhlers  über  die  Tektonik  des 
Rammeisbergs,  die  durch  Wim mers^)  langjährige  Beobachtungen  gestützt  worden 
sind,  hat  sich  ganz  zweifellos  ergeben,  daß  das  Lager  vor  der  carbonischen 
Gebirgsauffaltung  vorhanden  gewesen  sein  muß;  die  gegen  die  epigenetische 
Entstehung  der  Eieslager  früher  (S.  322 — 324, 326)  geäußerten  Einwürfe  haben  auch 
für  den  Rammeisberg  angesichts  seiner  Struktur  Gültigkeit,  sie  werden  aber  hier 
noch  unterstützt  durch  die  teilweise  deutlich  oolithische  Ausbildung  und  durch 
das  Auftreten  zweifelloser  konkretionärer  Einschlüsse  in  dem  Erz.  Der  genetische 
Zusammenhang  zwischen  der  Lagerstätte  und  den  nächstgelegenen  Tiefengesteinen 
ist  eine  Eonstruktion,  für  welche  alle  diskutierbaren  Unterlagen  fehlen  würden, 
wenn  schon  überhaupt  eine  epigenetische  Entstehung  des  Lagers  annehmbar  wäre. 
Wie  vorher  erwähnt,  hatte  bereits  v.  Cotta  die  Vermutung  ausgesprochen,  daß 
die  Rammelsherger  Erze  durch  eine  metasomatische  Verdrängung  von  Ealkstein 
entstanden  sein  könnten;  schon  1880  glaubte  Stelz n er  „auf  eine  nähere  Er- 
örterung dieses,  übrigens  auch  von  Seiten  v.  Cottas  mit  großer  Reserve  hin- 
gestellten Versuches  einer  Erklärung^  verzichten  zu  dürfen,  da  schon  er,  schein- 
bar auf  Grund  von  Dünnschliffantersuchungen,  keine  Anhaltspunkte  für  eine 
solche  Annahme  hatte  gewinnen  können.^) 

Als  Ursprungsjahr  des  Rammelsherger  Bergbaues  dürfte  das  Jahr  972 
gelten;  es  ist  aber  möglich,  daß  derselbe  noch  älter  ist.  Jedenfalls  hat  er 
damals,  zur  Zeit  Ottos  I.,  einen  großen  Aufschwung  genommen,  welcher  mit  der 
Gründung  der  von  den  sächsischen  Eaisem  bevorzugten  Stadt  Goslar  zusammen- 
hängt. Wiederholt  erlitt  er  bis  zu  hundertjährige  Unterbrechungen.  Auf  Grund 
von  Verträgen  (von  1635  und  1642)  war  späterhin  der  Berg-  und  Hüttenbetrieb 
gemeinschaftliches  Eigentum  Hannovers  und  Braunschweigs,  die  sog.  Eommunion, 
woran  ersteres  zu  */,,  letzteres  zu  */,  teilnahm,  —  ein  Verhältnis,  das  heute 
noch  zwischen  der  preußischen  und  braunschweigischen  Verwaltung  besteht. 

Aus  unbekannter  Vorzeit  stammt  der  alte  Bergeversatz  der  oberen  Teufen 
des  Bergbaues,  der  „Alte  Mann".  Die  darin  euthaltenen  Sulfate  haben  zu  einer 
jetzt  noch   unter  beträchtlicher  Wärmeent Wickelung  vor  sich  gehenden  Vitriol- 

')  W immer  war  29  Jahre  lang  Direktor  der  Rammelsherger  Grube  und  wohl 
der  beste  Kenner  ihrer  geologischen  Verhältnisse. 

')  Jene  von  v.  Cotta  angedeutete  Entstehungs weise  hält  neuerdings  Beck, 
Erzlagerstätten  1903,  493,  wieder  für  wahrscheinlich.  Seine  Dünnschliffbeobachtungen 
sind  unvollkommen. 


Die  Kieslager.  339 

bildung  Anlaß  gegeben,  darch  welche  der  Versatz  zu  felsenharten  Massen  ver- 
kittet wurde,  die  nur  durch  Sprengung  entfernt  werden  können.  In  alten 
Weitungen  finden  sich  Krusten  und  prächtige  blaue,  grüne  und  weiße  Tropfsteine 
von  Kupfer-,  Eisen-  und  Zinkvitriol  (Goslarit).  Weitere  sekundäre  Mineralien 
sind  Copiapit  (Misy),  [SOJ^Fe^fFe  .  OH],  .  ISH^O,  Römerit,  [SOj^Fcg  .  I2H2O, 
Voltait  (ein  wasserhaltiges  Sulfat  von  Eisen,  Tonerde,  Magnesia  und  Alkalien), 
Botryogen,  [SOJ^ifFe .  OH]Mg.  7H2O,  Vitriolocker  (Eisenhydroxyd  mit  basisch 
schwefelsaurem  Eisenoxyd),  Haarsalz,  gediegen  Kupfer,  Gips. 

Im  Etatsjahr  1903 — 1904  wurden  im  Rammeisberge  gefördert  25950  t 
Kupfererze,  83710  t  Bleierze,  1290  t  kiesige  Erze  und  480  t  Schwefelerze  im 
Werte  von  etwa  900000  Mark.  Die  Erze  werden  auf  den  fiskalischen  Hütten 
zu  Oker  und  Juliushütte  verarbeitet;  diese  produzierten  in  demselben  Jahre 
u.  a.  105  kg  Gold,^)  11700  kg  Silber,  8700  t  Blei,  1570  t  Elektrolytkupfer, 
1070  t  Kupfervitriol,  27000  t  Schwefel  usw. 

Das  bedeutendste  deutsche  Schwefelkieslager  ist  dasjenige  von  HAggen 
a.  d.  Lenne^)  im  südlichen  Westfalen.  Die  stratigraphische  Stellung  desselben 
ist  nur  insofern  sicher  bekannt,  als  dasselbe  unmittelbar  überlagert  wird  vom 
obersten  Mitteldevon.  Denckmann^)  schreibt  darüber:  Der  im  Hangenden  der 
Lagerstätte  auftretende  dichte  Kalk  besteht  aus  zwei  Lagen,  deren  untere  nach 
den  Petrefakteneinschlüssen  dem  obersten  Mitteldevon  angehört,  während  die  obere 
tiefstes  Oberdevon  ist.  Im  Hangenden  der  dichten  Kalke  folgen  zunächst  dunkle 
Tonschiefer  des  unteren  Oberdevon  (Büdesheimer  Schiefer),  sodann  transgredierend 
rote  Schiefer  („Foßley").  Das  Liegende  der  Lagerstätte  bilden  schlechtweg 
„Lenneschiefer",  über  deren  genaueres  Alter  gar  nichts  bekannt  ist.  Ebensowenig 
läßt  sich  bisher  über  die  Zugehörigkeit  der  Goniatitenschiefer  etwas  aussagen; 
das  Vorkommen  der  Coblenzschichten  (oberes  Unterdevon)  ist  problematisch. 

Im  großen  ganzen  scheint  das  Erzvorkommen  von  Meggen  an  drei  durch 
die  Abrasion  voneinander  getrennte  Mulden  gebunden  zu  sein,  nämlich  an 

1.  die  Mulde  von  Halberbracht,  die  hauptsächlichste,  deren  Flügel  auf 
nahezu  5  km  verfolgt  sind; 

2.  die  Ermecker  Mulde; 

')  In  geringen  Mengen  werden  auch  fremde  Erze  verhüttet. 

^von  Dachen,  Vorkommen  des  Schwerspats  als  Gebirgsschicbt  bei  Meggen 
a.  d.  Lenne;  Karst.  Archiv,  XIX,  1845,  748—753.  —  von  Hoiningen,  Die  Schwefel- 
kies- und  Schwerspat-Lager  bei  Meggen  a.  d.  Lenne;  Verb.  d.  natur.  Ver.  f.  Bheinl.  u. 
Westf.,  XIII,  1856,  300—330.  —  Braubach,  Der  Schwefelkiesbergbau  bei  Meggen 
a.  d.  Lenne;  Ztschr.  f.  Berg-,  Hütten-  u.  Sal.-Wes.,  1888,  215—222.  —  Beschreibung  der 
Bergreviere  Arnsberg.  Brilon  und  Olpe,  sowie  der  Fürstenttimer  Waldeck  und  Pyrmont, 
1890,  151—158.  —  Hundt,  Das  Schwefelkies-  und  Schwerspatvorkommen  bei  Meggen 
a.  d.  Lenne;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1895,  156— 16L  —  Denckmann,  Das  Vorkommen 
von  Prolecaniten  im  Sauerlande;  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  LII,  1900,  Verh. 
112—116.  —  Ders.,  Goniatitenfunde  im  Devon  und  im  Carbon  des  Sauerlandes;  ebenda 
LIV,  1902,  Verh.  15—18.  —  Ders.,  Über  die  untere  Grenze  des  Oberdevon  im  Lenne- 
tale  und  Hönnetale  und  in  angrenzenden  Gebieten;  ebenda  LV,  1903,  393—402.  — 
Briefliebe  Mitteilungen  von  Herrn  Bergreferendar  Schlitzberger  an  Bergeat. 

')  Freundliche  briefliche  Mitteilung  an  Bergeat. 

22* 


840 


Die  schichtigen  LagerstAtten. 


3.  die  Eickerter  Unlde,  welch  letztere  beide  onr  aof  etwa  400  bezw.  SOG  m 
streichende  Länge  nachgewiesen  sind  (Fig.  79). 

Das  Meggener  Lager  fOhrt  Schwefelkies  and  Schwerspat  in  anffälUger 
Scheidung,  indem  ersterer  im  mittleren  Teil  der  Hanptmnlde  nnd  in  den  östlichen 
Partien  der  beiden  kleineren  Mulden  nachgewiesen  ist.   Die  Mächtigkeit  des  Lagers 


beträgt  in  der  Schwefelkieszone  bis  zn  8,  in  der  Schwerspatzone  bis  zu  6  m,  im 
Darcbschnitt  aber  3  m.    Die  Lagerstätte  ist  zweifellos  konkordant  den  Schiditen. 
Durch  eine  Ton  Schiefereinlagerung  wird  das  Erz  in  einen  liegenden  und  einen  han- 
genden „Packen"  geschieden,  welche  nadi  ihrer  Struktur  etwas  verschieden  sind,  in- 
dem der  Schwefel- 
kies   des    ersteren 
mehr  derb,  der  des 
hangenden  Packen 
geschichtet  ist. 

So  weit  die  Seh  we- 
felkiesmasse  deut- 
liche Schichtung 
zeigt,  ist  sie  parallel 
den  Biegungen  des 

Nebengesteines 
hänfigfeingeiUtelt; 
Überschiebungen 
nnd  Querkliifte  ver- 
ursachen mannig- 
fache Störungen,  wie  solche  in  der  Fig.  80  zur  Anschauung  kommen.  Das 
Liegende  des  Kieses  bildet  ein  mit  Kiesknollen  und  -Kugeln  durchwachsener 
Tonschiefer;  es  sind  nach  Milümetem  oder  Zentimetern  messende,  fast  glatte 
Kugeln  oder  nierig- trauhige,  auch  pilzförmige  Massen  von  Schwefelkies,  manch- 
mal auch  plattenfürmig  in  die  Länge  und  Breite  entwickelte  echte  Konkretionen 
von  buckeliger  Oberfläche  nnd  wechselnder  Dicke,  die  sich  teilweise  sehr  leicht 
aus    dem   Tonschiefer    herauslösen    lassen    nnd   radialfaseriges   Gefüge   zeigen. 


Fig.  SO.    Profil  durch  das  Lag^r  vod  Heggea  (UuinBkrlptzelcsluiiuig  von 

Scblttiberger,   l»ni).    c  CobleozBcblobten??,  o  OonlatiteDscblcliteD, 

I  L«Daeachierer,  La  Lagerstatt«,  al  K&lke   des  oberen  Ultteldcvons  und 

des  nntemteQ  Oberdevons,  b  BUdeahelmer  Schierer,  f  FoBley, 


Die  Kieslager. 


341 


Pyritkügelchen  von  mikroskopischer  Kleinheit,  zu  Schwärmen  geordnet,  kommen 
in  dem  das  Lager  begleitenden  Tonschiefer  vor.  Im  Hangenden  wird  das  Lager 
von  einer  Kalkbank  begleitet,  welche  stellenweise  dolomitisiert  ist  und  im 
Streichen  den  Schwerspat  zu  ersetzen  scheint.  Übergänge  zwischen  beiden  sind 
noch  nicht  nachgewiesen  worden,  indessen  kommen  Einlagerungen  von  Schwer- 
spat in  dem  Kalkstein  anSerhalb  der  Lagerzone  vor. 

Die  Meggener  Kiesmasse  enthält  außer  dem  weitaus  überwiegenden  Schwefel- 
kies und  wenig  Schwerspat  noch  Zinkblende  und  mehr  untergeordnet  auch 
Kupferkies  und  Bleiglanz.  Diese  samt  Buntkupfererz,  Kalkspat,  Dolomit  und 
Braunspat  treten  auch  in  Klüften  auf;  Quarz  durchzieht  in  feinen  Adern  und 
Schnüren  das  Erz.  Der  Pyrit  und  der  Schwerspat  des  Lagers  scheinen  im 
allgemeinen  in  verhältnismäßig  scharfer  Trennung  voneinander  aufzutreten.  An 
der  Grenze  beider  transgrediert  der  letztere  gewissermaßen  über  den  ersteren, 
und  dieser  verliert  sich  unter  dem  Schwerspat.  Wo  die  Baryt-  und  Kieszone 
auf  der  Grube  Belmonte  ineinander  übergehen,  zeigt  sich  ein  fein  bandförmiger 
Wechsel  zwischen  beiden  Mineralien;  die  Kiesbänder  besitzen  dann  eine  be- 
sonders deutliche  oolithische  Struktur  und  lösen  sich  gegen  den  Schwerspat  zu  in 
Schwärme  zierlichster,  fast  mikroskopischer  Kügelchen  auf,  welche  den  letzteren 
imprägnieren.  Genau  so  wie  der  Pyrit  bildet  auch  der  Baryt  radial  strahlige,  oft 
recht  große  Konkretionen,  die  im  Schwefelkies  eingebettet  liegen  und  ihrerseits 
von  Pyritkügelchen  durchschwärmt  werden.  Oolithischer  Schwerspat  kommt 
in  der  Grenzzone  zwischen  dem  Sulfid  und  dem  Salfat  vor. 

Die  Zusammensetzung  des  Kieses  ist  nach  drei  Fresenius  sehen  Analysen: 


Fe 34,89 

Zn 8,38 

S 44,55 

SOs - 

MgO 0,75 

COj 1,90 

CaO 1,41 

As 0,07 

SiOo  +  AljOg  (Gangart  und 

?^Baryt) 5,83 

0    (an    Zn    und    Fe    zu 
Karbonaten  und  Sulfaten 

gebunden) 1,74 

Pb 0,30 

Cu — 

Mn 0,15 

Co  +  Ni 0,02 

Organisches — 

Ag - 

Au — 

PgOo     ....     .     .     ■  Spur 

99.99 


Südostflügel 

Nordwestflügel 

der  Hauptmulde 

37,49 

33,39 

4,23 

10,80 

44,78 

42,26 

0,66 

0,74 

0,20 

0,50 

0,20 

1,20 

0,87 

0,96 

0,07 

0,09 

11,08 

8,11 

0,05 

0,15 

0,14 

1,19 

Spuren 

0,03 

n 

0,13 

Spuren 

0,01 

r» 

0,32 

} 

äußerst  geringe 

Spuren 

Spur 

99,77 

99,88 

342  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Der  durch  Bitumen  dunkel  gefilrbte  Schwerspat  enthält  2^/^  SrSO^  und  ist 
imprägniert  mit  Eieskristallen.  Wo  die  beiden  Zonen  sich  berühren,  finden,  wie 
gesagt,  Übergänge  statt.  Der  Schwefelkies  stellt  sich  im  Liegenden  der  Baryt- 
masse als  schwacher  Besteg  ein,  um  ihn  allmählich,  manchmal  erst  nach  über 
100  m  streichender  Ausdehnung,  zu  verdrängen.  Die  Mächtigkeit  des  Lagers 
ist  in  der  Pyritzone  am  größten  und  nimmt  beiderseits  ab. 

Der  bei  der  Abröstung  des  Kieses  sich  bildende  Flugstanb  und  Blei- 
kammerschlamm enthält  ferner  bemerkenswerte  Mengen  von  Thallium. 

Im  Dünnschliff  zeigt  der  mit  Zinkblende  und  etwas  Baryt ^)  innig  durch- 
wachsene Schwefelkies  z.  T.  eine  deutlich  radialfaserige  Struktur,  mitunter  auch 
einen  schaligen  Aufbau,  der  durch  Einlagerungen  von  bituminöser  Substanz 
erkennbar  wird.  Diese  letztere  ist  sowohl  im  Kies  wie  im  Schwerspat  ent- 
halten. Etwas  Carbonspat  (Kalkspat?)  und  vereinzelte  Sericitschttppchen  sind 
durch  das  Erz  verbreitet.  Der  liegende  Tonschiefer  ist  sandig  und  enthält 
Pyritkörnchen  in  Streifen  und  fleckenartigen  Zusammenhäufungen. 

Hauptgegenstand  des  Bergbaues  ist  der  Schwefelkies;  da  die  Erze  im 
Durchschnitt  8^/o  Zink  enthalten,  werden  neuerdings  auch  die  zinkreicheren 
Massen  auf  dieses  verarbeitet.  Die  Schwerspatverwendung  ist  eine  neben- 
sächliche. 

Wie  zahlreiche  Pingen  anzeigen,  ist  der  Bergbau  der  Meggener  Gegend 
schon  sehr  alt.  Gegenstand  desselben  waren  früher  die  Erze  des  eisernen  Hutes, 
der  auf  den  höher  gelegenen  Ausstrichen  des  Lagers  60 — 80  m  tief  reicht,  in 
den  Tälern  indessen  nur  1 — 2  m  in  die  Teufe  zu  verfolgen  ist.  Erst  in  den 
vierziger  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  wurde  der  Bergbau  wieder  auf- 
genommen und  erreichte  in  den  fünfziger  Jahren  eine  zunehmende  Bedeutung, 
als  man  auch  in  Deutschland  anfing  den  Schwefelkies  zur  Schwefelsäurefabrikation 
im  größeren  Maßstab  zu  verwenden.  1858  betrug  die  Produktion  549  t,  1857 
5312  t,  1872  vorübergehend  143476  t,  und  Meggen  produziert  mehr  als  ^/g  des 
deutschen  Kiesbedarfs.  Im  Jahre  1902  förderten  die  Gewerkschaften  Sicilia  und 
Siegena  rund  145000  t  Schwefelkies. 

Der  Meggener  Kies  findet  besonders  in  den  Zellstofffabriken  zur  Gewinnung 
von  schwefeliger  Säure  (bezw.  doppeltschwefeligsaurem  Kalk,  Kochlauge),  aber 
auch  von  Schwefelsäure  Verwendung.  Für  erstere  Zwecke  wird  er  in  großen 
Mengen  auch  nach  Rußland,  der  Schweiz  und  Holland  exportiert.  Er  ist  wegen 
seiner  gänzlichen  Freiheit  von  Selen  und  Quecksilber  und  seines  sehr  geringen 
Arsengehalts  geschätzt. 

*  Die  Struktur  des  Meggener  Kieslagers,  seine  Bänderung,  die  zur  oolithischen 
Ausbildung  neigende  Erscheinungsweise  des  Kieses  und  des  Baryts,  ihr  Bitumen- 
gehalt, das  Auftreten  von  Pyritkonkretionen  im  begleitenden  Schiefer,  die  weite 
Erstreckung  von  Schwerspat  und  Sulfid,  welche  die  bisher  bekannte  Ausdehnung 
des  Rammelsberger  Kieslagers  noch  erheblich  übertrifft,  sprechen  für  einen 
schichtigen  Absatz  der  Massen.  Auch  Denckmann,  der  1900  eine  metasomatische 
Entstehung  derselben  behauptet  hat,  mußte  seine  Auffassung  zuletzt  dahin 
modifizieren,  daß  die  Umwandlung  des  mittel  devonischen  Massenkalkes  schon  vor  dem 
Absatz  des  obersten  Mitteldevons  stattgefunden  haben  müsse.    Es  liegt  nahe,  Ver- 


')  Die  mikroskopische  Beobachtung  steht  im  Widerspruch  zu  der  mehrfach 
behaupteten  Annahme,  daß  der  Kies  barytfrei  sein  soll.  Vielleicht  ist  der  Schwerspat 
bei  den  Analysen  nur  als  Gangart  bestimmt  worden.    Bergeat. 


Die  Kieslager.  343 

gleiche  zwischen  dem  Rammeisberg  nnd  dem  Meggener  Eieslager  zu  ziehen.  Beide 
gehören  dem  Mitteldevon  an  und  führen  beträchtliche  Mengen  Schwerspat.  Der 
letztere  ist  in  beiden  im  ganzen  später  niedergeschlagen  worden  als  die  Salfide, 
denen  er  übrigens  anf  beiden  Lagerstätten  beigemischt  ist.  Das  schichtige  Vor- 
kommen des  za  Meggen  in  der  Barytzone  nur  mit  etwas  Schwefelkies  und  viel 
Bitumen  durchmischten  Schwerspats  ist  eine  höchst  merkwürdige,  aber  durchaus 
nicht  unerklärbare  Erscheinung.  Sobald  man  annehmen  darf,  daß  Baryum  in 
gelöstem  Zustand  in  etwas  größerer  Menge  dem  Meere  zugeführt  wurde,  ist  die 
Bildung  von  Schwerspat  in  letzterem  wegen  des  erheblichen  Salfatgehaltes  im 
Meerwasser  eine  Notwendigkeit;  bei  sehr  geringen  Mengen  wird  eine  Aus- 
fällnng  des  Baryums  unterbleiben,  weshalb  das  Meerwasser  tatsächlich 
solches  gelöst  enthält.  Größere  Barytznfohr  ist  aber  möglich  in  baryumhaltigen 
Qaellen,  deren  es  sehr  viele  gibt.^)  So  enthält  die  zu  Lantenthal  im  Harz  durch 
den  Bergbau  angefahrene  Soolquelle  im  Liter  0,300  g  BaCl^  und  0,900  g  SrClg; 
die  Durchmischung  derselben  mit  sulfathaltigem  Gruben wasser  hat  bei  diesem 
einzelnen  Vorkommen  (40  1  in  der  Minute)  im  Laufe  von  3 — 5  Jahren  zum 
Absatz  von  2  t  Schwerspat  geführt.  Schwieriger  zu  beantworten  ist  die  Frage, 
weshalb  auf  beiden  Lagerstätten  der  Schwerspat  der  jüngste  Absatz  ist.  Man 
könnte  aber  wohl  annehmen,  daß  im  Beginn  der  Lagerstättenbildung,  sofern 
überhaupt  Baryum  und  die  in  den  Sulfiden  enthaltenen  Metalle  zu  gleicher  Zeit 
gefördert  wurden,  nur  die  letzteren  durch  Zutun  von  Schwefelwasserstoff, 
vielleicht  unt«r  Anwesenheit  von  Ammoniak,  ausgefällt  worden  sind,  das  sich 
durch  tierische  Fäulnis  gebildet  hatte.  Ob  der  reichliche  Niederschlag  von  Baryt 
durch  die  Entstehung  von  Schwefelsäure  verursacht  worden  sein  kann,  die  sich 
vielleicht  erst  am  Schluß  des  Vorganges  durch  die  allmähliche  Oxydation  von 
Schwefelwasserstoff  bildete,  muß  dahin  gestellt  bleiben.  Zu  gleicher  Zeit  müßte 
auch  die  Auflösung  der  Fossilienschalen  und  eines  Teiles  des  ursprünglich 
niedergeschlagenen  Kalkes  geschehen  sein. 

Die  Entstehung  des  Rammelsberger  Eieslagers  könnte  mit  der  Eruption 
der  mitteldevonischen  Diabase  in  Zusammenhang  gebracht  und  besonders  der 
Chlorit  in  demselben  als  tuffige  Substanz  gedeutet  werden.  Da  man  die  Sulfid- 
absätze auf  vulkanische  Exhalationen  zurückzuführen  hätte,  diese  letzteren  aber  den 
Diabaseruptionen  schon  vorhergehen  konnten,  so  wäre  es  zunächst  von  geringerem 
Belang,  ob  die  Goslarer  Diabase,  wie  es  scheinen  will,  jünger  sind  als  der  Erz- 
absatz. Die  Meggener  Lagerstätte  wird  von  Eruptivgesteinen  nicht  unmittelbar 
begleitet;  die  Frage,  ob  ihre  Bildung  mit  dem  weitverbreiteten,  schon  wenige 
Kilometer  südlich  von  Meggen  beginnenden  Auftreten  der  Lenne-Keratophyre 
und  ihrer  Tuffe  zusammenhängt,  welche  wenigstens  teilweise  dem  mittleren 
Devon  angehören  dürften,  liegt  indessen  nahe.*)  * 

^)  Siehe  die  Zusammenstellnng  von  Delkeskamp,  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1902, 
125;  ferner  Lattermann,  Die  Lautenthaler  Soolquelle  und  ihre  Absätze;  Jahrb.  preuß. 
geol.  Landes-Anst.  f.  1888,  259—283. 

')  Über  die  Verbreituog  jener  eruptiven  Gebilde  siehe  Mügge,  Untersuchungen 
über  die  „Lenneporphyre"  in  Westfalen  und  den  angrenzenden  Gebieten;  N.  Jahrb.  VIII. 
BeU.-Bd.,  1893,  535—716. 


844  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Bei  Stadtber^  (Niedermaraberg)  an  der  Diemel  geht  aeit  wohl  1000  Jahren 
Knpferbergbau  am.  Gegenstand  desselben  waren  frflher  hier  und  im  benachbarten 
Waldeck  nnd  bei  Thalitt«r  die  EapfererzflSzchen  des  oberen  Zechsteines;  jetzt 
findet  nar  noch  Bergbau  anf  knpferhal tigern  Cnlmschiefer  nnd  den  durch  Äns- 
laugnng  daraus  hervorgegangenen,  auf  ElUften  nnd  Zerrflttnngen  angesiedelten, 
t«ils  DXjdischen,  teils  sulfidischen  Enpfererzen  statt.  Es  verdient  also  zunächst 
anf  die  zweifache  Natur  der  dortigen  Knpfervorkomnmisse  hingewiesen  zu 
werden.  Aus  den  Untersucbangen  Menrers*)  geht  deutlidi  hervor,  daß  die  jetzt 
abgebaute  Lagerstätte  von  StadCberge  im  Grunde  genommen  eine  lagerförmige  ist. 
Sie  ist  erschlossen  durch  die  Gruben  Oskar  am  Jlltt«oberg,  Miaa  am  Eohlhagen 
nnd  Frederike  am  Bilatein. 

Auf   zwei   SW. — NO.    streichenden   Schichtensätteln   bildet   ein   meistens 

gelblicher,  wenig  bitu- 
X  *  ^-  minttser  und  nicht  sehr 

dichter  Tonschiefer 
(mit  etwa  hZ%  SiOs) 

das  Liegende  der 
Lagerst&tte.  Die  letz- 
tere selbst  ist  ein  erz- 
fUh  render,  sehr  dichter, 
bi turnen-  nnd  quarz- 
reicher  Tonschiefer 
von  schwarzer  Farbe, 
sog.  Kiesel  schiefer.  Die 
tiefsten,  bereits  bitu- 
minösen Lagen  des- 
■^  ^^  F~l  selben  sind   fast  erz- 

Flg.  ai.    Profil  durch  die  Grabe  0«k»r  eu  Stadtberge  (Mionakrlpt-  .'   *""*  zweite 

lelchnungvonMeQrer.lM»).  d  Liegender  Toneohlefer,  fc,  kleseUger,  Schichtenlage  mit 

erzfllhrender    TonBChlefer   {.KleBeluchlefer"),    *  huigendec    Kiesel-  75";   SiO,   ll'^LALO. 

schiefer,  l  Snlfldlache  AnreichBrnngen  anf  Zerrüttungen  nnd  Klüften,  ,     ,       ^q,      ,,;. 

J  mUlg  erafUhrender  Lagerachlefer.    B  oiydlBche  Anrelehernngen  """^    °      °   'O    «Itumen 

anf  ZarrUttuEgen  und  Klüften.  enthält    0,3 — 0,5  "/q 

Kupfer;  in  einer 
dritten,  etwa  20  m  mächtigen  Masse  beträgt  der  Metallgehalt  durchschnittlich 
1,6  "/o-    Das  Hangende  des  Lagers  ist  ein  sehr  wenig  bituminöser,  in  den  unteren 
Teilen  weifler,  oben  roter  Eiesel schiefer  ohne  Metallgehalt  (Fig.  81). 

In  der  Grube  Mina  ist  die  erzführende  Zone  300  m,  auf  der  Grube  Oskar 
115  m   weit  verfolgt  worden;   die  Mächtigkeiten  betragen  bezw.  20  und  15  m. 

Eine  von  Hampe  herrflhrende  Analyse  des  erzführenden  „Kiesel Schiefers" 
von  ersterer  Grube  wies  nach: 

')  Geologische  und  bergmännische  Verhältniaee  der  Stadtberger  Kupferercgmben, 
1902.  Manuskript  im  Archiv  der  C'laustbaler  Bergakademie.  —  Beschreibung  der  Berg- 
reriere  Arnsberg,  Brilon  und  Olpe,  sowie  der  Fürstentümer  Waldeck  und  Pyrmont. 
Herausgegelien  vom  k.  Oberborgamte  zu  Bonn,  1890,  118—120. 


Die  Eieslager. 


345 


SiOj 

Fe. 
Cu. 


74,28 
10,88 
2,17 
1,828 


P9O5 

S  . 

SO« 

C02 


0,48 
1,42 
0,155 
0,710 


Ag 0,0021  HgO 0,585 


CaO 


0,61 


Kohle  und  Bitumen . 


5,775 


Aas  den  Analysen  ergibt  sich,  daß  der  „Eieselschiefer^,  anch  wenn 
äußerlich  kaum  eine  Spur  von  Erz  sichtbar  ist,  doch  einen  auffalligen  Sulfid- 
gehalt besitzt;  tatsächlich  wird  auch  das  Gestein  selbst  als  Erz  verarbeitet. 

Der  Erzgehalt  des  Gesteines  ist  im  Dünnschliff  leicht  nachweisbar.  Der 
ziemlich  quarzreiche,  stark  bituminöse  Tonschiefer  ist  durchwachsen  mit  Sulfid- 
stäubchen,  unter  denen  scheinbar  Kupferglanz  und  Buntkupfererz  vorwalten, 
Kupferkies  spärlicher  auftritt.  Gewisse  feine,  an  Quarzkörnchen  reichere  Lagen 
scheinen  auch  reicher  an  Erz  zu  sein ;  vereinzelt  finden  sich  darin  mikroskopische 
Schälchen,  die  man  wohl  als  solche  von  Foraminiferen  wird  deuten  dürfen.  Für 
eine  spätere  Einwanderung  des  Erzes  in  das  Gestein  ergibt  die  mikroskopische 
Untersuchung  keine  Beweise;  die  Erzpartikelchen  sind  vielmehr  wie  ein  primärer 
Bestandteil  durch  das  Gestein  zerstreut. 

Der  Metallgehalt  des  Gesteines  ist  großen  Schwankungen  unterworfen. 
Systematisch  durchgeführte  Kupferbestimmungen  haben  z.  B.  in  der  Grube  Mina 
wechselnde  Gehalte  von  etwa  0,5 — 5®/o  ergeben.  Diese  Schwankungen  hängen 
offenbar  mit  einer  Auslaugung  zusammen,  welche  ganz  besonders  längs  Störungen 
vor  sich  ging.  Letztere  bewirkten  bald  Überschiebungen,  bald  seltener  Ver- 
werfungen. Längs  derselben  hat  eine  beträchtliche  Zertrümmerung  und  Zerrüttung 
des  Schiefers  stattgefunden,  und  sie  sind  im  allgemeinen  bezeichnet  durch  Massen 
von  eckigen,  z.  T.  mit  Harnischen  überzogenen  schwarzen,  häufig  graphitisch 
glänzenden  Gesteinsbruchstücken,  welche  durch  Letten,  durch  Kupfererz,  nur  sehr 
untergeordnet  auch  durch  Kalkspat  oder  seltenen  Quarz  ziemlich  lose  verkittet 
sind.  Auf  solchen  Zerrüttungszonen  hat  eine  beträchtliche  Anreicherung  von 
Kupfererzen  stattgefunden.  Diese  bestehen  in  den  tieferen  Horizonten  vorzugs- 
weise aus  Kupferglanz,  femer  aus  Buntkupfererz,  ganz  untergeordnet  aus  Kupfer- 
kies ;  daneben  fand  sich  auch  Schwefelkies  und  etwas  gediegen  Kupfer.  In  den 
oberen  Teufen,  wo  die  Auslaugung  noch  intensiver  gewesen  zu  sein  scheint,  tritt 
Malachit,  untergeordnete  Kupferlasur,  stellenweise  auch  Rotkupfererz,  Kupfer- 
vitriol und  gediegen  Kupfer  auf.  Die  Umwandlung  der  Sulfide  in  dem  Gestein 
geht  schon  während  des  Abbaues  sehr  schnell  vor  sich ;  die  Schieferstücke  über- 
ziehen sich  bald  mit  Karbonaten,  während  sie  innen  einen  frischen,  mit  fast 
unsichtbaren  Sulfiden  durchwachsenen  Kern  bewahren.  Daß  der  Kupfergehalt 
des  frischen  Schiefers  in  seinen  feinsten  Lagen  ein  verschiedener  ist,  zeigt  sich 
bei  der  Verwitterung.  Die  Kupferkarbonate  und  das  Rotkupfererz  erzeugen 
dann  auf  den  Bruchflächen  eine  äußerst  feine  Bänderung  und  machen  durch  ihre 
lebhafteren  Farben  die  innere  Schichtung  der  Stücke  erst  sichtbar.  Der  Wieder- 
absatz des  Kupfererzes  hat  allenthalben  auf  den  Schichtklüften  stattgefunden, 
so  daß  sich  der  Erzgehalt  des  Lagers  aus  dem  sulfidischen  Bestand  im  frischen 
Gesteine  und  den  sekundären,  sulfidischen  und  oxydischen  Absätzen  zusammen- 


346  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

setzt.  Die  erzführenden  Zerrttttungszonen  sind  nnr  innerhalb  der  „Kieselschiefer ^- 
Zone,  nicht  aber  im  liegenden  Tonschiefer  zn  beobachten.  Man  bezeichnet  die 
Störungen  als  „Rücken^;  sie  sind  tatsächlich  die  Zonen  größten  Reichtums. 
Der  Kupfergehalt  ist  dort  mitunter  höher  als  15^/q;  in  der  sog.  Stufenkammer 
der  Grube  Oskar,  einer  ausgedehnteren  Reicherzzone,  ist  der  durchschnittliche 
Gehalt  8  ^/q.  Wo  auf  der  Grube  Oskar  die  liegendste  und  die  hängendste  Kluft 
(s.  Fig.  81)  sich  scharen,  werden  die  Schiefer  selbst  taub. 

*  Es  wäre  am  naheliegendsten,  die  Entstehung  des  Stadtberger  Kupfererz- 
vorkommens durch  eine  Imprägnation  von  den  sog.  Rtlcken  aus  zu  erklären. 
Da  sicherlich  über  dem  gefalteten  Culm  ehemals  Zechstein  gelegen  hat  und 
dieser  von  der  Gegend  von  Stadtberge  bis  nach  Hessen  als  kupferführend 
bekannt  ist,  so  könnte  man  z.  B.  annehmen,  daß  gelöstes  Kupfer  von  dort  her 
während  oder  nach  Ablagerung  des  Zechsteines  nach  der  Tiefe  gesickert  und  in 
den  Zerklüftungen  und  im  Gestein  ausgefällt  worden  sei;  man  hat  auch  behauptet, 
daß  dieselben  Lösungen,  welche  den  Zechsteinmergel  imprägniert  haben  sollten 
(siehe  unten),  dem  bituminösen  Culmschiefer  Kupfer  zugeführt  hätten.  Auf  der 
Grube  Frederike  sind  tatsächlich  zwei  Klüfte  von  den  Alten  für  die  Fortsetzung 
von  „Rücken"  (verwerfenden  Klüften)  gehalten  worden,  welche  der  Kupferbergbau 
im  darüberliegenden  Zechstein  erschlossen  hatte.  Solchen  Annahmen  stellen  sich 
aber  Hindemisse  in  den  Weg.  Die  kupferführenden  Klüfte  von  Stadtberge 
unterscheiden  sich  sehr  wesentlich  von  den  echten  Kupfererzgängen  dadurch, 
daß  sie  so  gut  wie  keine  Gangarten  enthalten;  gerade  in  der  Seltenheit  von 
Kalkspat  besteht  ein  großer  Vorzug  der  Erze,  die  sich  sonst  für  die  Laugerei 
nicht  eignen  würden,  und  Quarz  ist  sehr  selten.  Kupferkies,  das  primäre 
Kupfererz  der  Kupfererzgänge,  fehlt  fast  ganz ;  anderseits  ist  bekannt,  daß  gerade 
Kupferglanz  leicht  durch  sekundäre  Umlagerungen  entsteht.  Den  Umstand,  daß 
die  Zerrüttungen  nicht  erzführend  in  den  liegenden  Tonschiefer  hinabsetzen,  könnte 
man  zwar  durch  den  Kohle-  und  Bitumengehalt  des  „ Kieselschiefers '^  erklären.  Sehr 
merkwürdig  aber  bliebe  es  doch,  daß  der  Tonschiefer  bei  der  Imprägnation  gar 
kein  Erz  aufgenommen  haben  sollte.  Letzteres  ist  vielmehr  an  den  dichten, 
oft  nur  undeutlich  geschichteten  und  gewiß  nicht  poröseren  „Kieselschiefer" 
gebunden.  Die  Art  und  Weise,  wie  es  in  letzterem  auftritt,  läßt  seine 
ursprüngliche  Anwesenheit  darin  am  wahrscheinlichsten  erscheinen.  Dabei  mag 
auch  hier  ein  ursächlicher  Zusammenhang  zwischen  dem  Bitumen-  und  Erzgehalt 
in  der  Richtung  bestehen,  daß,  wie  im  permischen  Kupferschiefer,  der  erstere 
die  Ausfällung  des  letzteren  begünstigt  hat.  Genauere  Untersuchungen  über 
eine  allgemeinere  Kupferführung  des  Culmkieselschiefers  jener  Gegend,  welche 
nicht  nur  auf  dessen  Abbauwürdigkeit  Rücksicht  zu  nehmen  hätten,  stehen 
noch  aus.  * 

Zu  Stadtberge  wurden  bis  zum  Beginn  der  70  er  Jahre  des  vorigen  Jahrb. 
nur  die  oxydischen  Erze  der  oberen  Teufen  abgebaut;  erst  seit  Gründung  der 
Aktiengesellschaft  „Stadtberger  Hütte"  werden  auch  die  sulfidhaltigen  Massen 
verwertet.  Die  Kupfergewinnung  geschieht  durch  Auslaugung.  Es  wurden 
im  Jahre  1902  etwa  49500  t  Erz  gefördert. 


Die  Eieslager.  347 

Die  IGeslager  von  Südspanien  und  Südportugal. 

Die  Kieslagerstätten  der  spanischen  Provinz  Huelya^)  und  Sudportugals 
gehören  zu  den  wichtigsten  Eupferablagerungen  der  Erde  und  sind  die 
gewaltigsten  bekannten  Eiesmassen  nicht  nur  Europas,  sondern  ttberhanpt.  Sie 
erstrecken  sich  südlich  der  den  westlichsten  Abschnitt  der  Sierra  Morena 
bildenden,  aas  kristallinen  Schiefern  bestehenden  Sierra  de  Aracena  über  eine 
Länge  von  mehr  als  200  km  inmitten  einer  nur  stellenweise  und  unregelmäßig 
von  Hügeln  unterbrochenen  Abrasionsebene.  Diese  Hügel  bestehen  aus  Eruptiv- 
gesteinen, die  Ebene  selbst  hat  paläozoische  Schiefer  zum  Untergrund,  die  nahe 
der  Küste  von  miocänen  Ablagerungen  überdeckt  werden.  Die  hauptsächlichsten 
Grubenorte  sind,  von  der  Grenze  der  Provinz  Sevilla  im  Osten  angefangen,  auf 
spanischem  Gebiet  Rio-Tinto,  La  Zarza,  Aguas  Tenidas,  Tharsis,  Lagunazo, 
auf  portugiesischem  Gebiet  San  Domingos.  Teilweise  sind  dieselben  durch  Eisen- 
bahnen mit  dem  südlich  gelegenen  Hafen  Huelva  verbunden;  für  die  Erze  von 
San  Domingos  bildet  der  schiffbare  Guadiana  den  Transportweg. 


^)  Gonzalo  y  Tarin,  Descripciön  Hsica,  geolögica  y  minera  de  la  Provioeia 
de  Huelva;  Mem.  de  la  com.  del  mapa  geol.  de  Espafia,  1886—1888.  Drei  Abteilungen 
in  zwei  Bänden.  —  de  Launay,  Memoire  sur  Tindustaie  du  cuivre  dans  la  r^gion 
d'Huelva;  Ann.  d.  Mines  (8),  XVI,  1889,  427—516,  Lit.  —  Klockmann,  Über  die 
lagerartige  Natur  der  Eiesvorkommen  des  südlichen  Spaniens  und  Portugals;  Sitzungsber. 
Ak.  der  Wissensch.  zu  Berlin,  1894,  II,  1173—1181.  —  Ders.,  Über  das  Auftreten 
und  die  Entstehung  der  südspanischen  Kieslagerstätten;  Ztschr.  f.  prakt.  Geologie,  X, 
1902,  113—115.  —  Vogt,  Das  Huelva-Kiesfeld  in  Süd-Spanien  und  dem  angrenzenden 
Teile  von  Portugal;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1899,  241—254.  —  F.  Römer,  Über 
das  Vorkommen  von  Culmschichten  mit  Posidonia  Becheri  in  Portugal;  Ztschr.  d. 
deutsch,  geol.  Qesellsch.,  XXVIII,  1876,  354—360.  —  Ders.,  Geologische  Reise- 
notizen aus  der  Sierra  Morena;  N.  Jahrb.,  1873,  256-270,  besonders  260—261.  — 
Ezquerra  del  Bayo,  Bemerkungen  über  den  Bergbau  der  Mauren  zu  Rio-Tinto 
und  über  die  dort  jetzt  stattfindende  Gewinnung  des  Cement-Eupfers;  Karst.  Arch. 
f.  Mineral.,  IV,  1832,  411—418.  —  Schönichen,  Die  Schwefelkieslagerstätten  der 
Provinz  Huelva;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XXII,  1863,  200—203,  229—232,  241—243.  — 
Gonzalo  y  Tarin,  Resefia  geolögica  de  la  provincia  de  Huelva;  Boletin  de  la 
comision  del  Mapa  geologico  de  Espa&a,  V,  1878.  Mit  zwei  geologischen  Karten  der 
Provinz  und  des  Bergbaudistrikts;  Ref.  N.  Jahrb.,  1879,  932.  —  Caron,  Bericht  über 
eine  Instruktionsreise  in  Spanien;  Ztschr.  f.  d.  Berg-,  Hütten-  u.  Sal.-Wesen,  XXVIII,  1880. 
105—147,  Lit.  —  R.  Wimmer,  Die  Kieslagerstätten  des  südlichen  Spaniens  und 
Portugals;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XLII,  1883,  327—329,  341-343,  356—358.  Mit 
Tafel.  —  The  mines  at  Rio-Tinto,  Spain;  Eng.  and  Min.  Joum.,  XXXVI,  1883, 
310 — 311,  325—326.  —  Bosscha,  Über  die  Geologie  von  Huelva.  Kurze  briefliche 
Mitteilung;  N.  Jahrb.,  1885,  11,  230—234.  —  Co  Hins,  On  the  geology  of  the  Rio- 
Tinto  Mines  with  'sorne  general  remarks  of  the  pyritic  region  of  the  Sierra  Morena; 
Quart.  Journ.  geol.  soc.  London,  XLI,  1885,  245 ff.;  Ref.  N.  Jahrb.,  1887,  IL  -42-.  — 
Hussak,  Mikroskopische  Untersuchung  spanischer  Porphyre,  gesammelt  von  Dr. 
E.  Schulz;  Verh.  naturh.  Ver.  f.  Rheinl.  u.  Westf.,  1887,  Correspond.  100—102.  (Die 
beschr.  vier  Gesteine  stammen  von  der  Pena  de  Hierro.  Prov.  Huelva.)  —  Stapff, 
Geologisches  aus  Spanien;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  L,  1891,  53—55. 


Die  schichtigen  LagerstätteD. 

Am  Aufbau  des  Gebiets  Dehmen  Eniptiv- 
gosteine  nnd  0. — W.  streichende,  sehr  stark  ge- 
faltete, vielfach  zusammengeschobene  und  über- 
kippte paläozoische  Schichten  teil.  Überschiebungen 
sind  mehrfach  beobachtet  worden,  aber  bisher  in 
ihrer  Bedeutnng  noch  nicht  hinreichend  studiert. 
Die  Ablagerangen  bestehen  vorzugsweise  ans  Ton- 
schiefern, nur  ontergeordnet  ans  Granwacken  nod 
nar  selten  ans  Kalksteinen;  sie  gehören  in  dem 
hier  zu  besprechenden  Gebiet  dem  Silur  nnd  Culm^) 
an.  „Devon  ist  nicht  bekannt;  doch  ist  zu  be- 
merken, da  sich  die  Uoterscheidnng  der  Schichten 
vielfach  nur  auf  subjektiv  wahrnehmbare,  petro- 
graphische  Unterschiede,  selten  auf  spärliche 
Fossilienfunde  grUndet,  daß  in  der  Abgrenzung  des 
Silurs  vom  Culm  noch  wesentliche  Abändemngen 
zu  erwarten  stehen,  und  daß  gewisse  Silnr- 
bildungen,  ihrer  Hercynfauna  wegen,  schon  jetzt 
zum  Devon  gerechnet  werden  mUssen"  (Klock- 
mann).  Querverwerfungen  sind  zahlreich,  die 
durch  sie  erzeugten  Störungen  aber  im  allgemeinen 
nicht  beträchtlich.  Nach  Gonzalo  y  Tarins 
Aafnahmen  wDrden  die  Ei eslager statten  sowohl 
im  Silur  wie  im  Culm  auftret«n.  Nach  Elock- 
manns  obigen  Bemerkungen  dürfte  den  bisher 
noch  wenig  beachteten  Überschiebungen  „das 
stellenweise  ganz  unvermittelte  Auftreten  von 
Culmschichten  mitten  zwischen  silnrischen  Ab- 
lagerungen zuzuschreiben  sein"  nnd  sich  wohl 
das  geologische  Kartenbild  bei  genaueren  Unter- 
suchungen noch  etwas  ändern.  Neuerdings  sind 
auch  in  Schichten,  welche  bis  dahin  als  siluriscb 
gegolten  haben,  reichliche  Funde  der  culmischen 
Posidonia  Becheri  gemacht  worden. 

Die  in  dem  Gebiete  auftretenden  Eruptiv- 
gesteine sind  teils  saure  Quarzporphyre  und  quarz- 
freie Porphyre,  teils  basischere  Gresteine.  wie  Dia- 
base (Diabasporphyrite),  welche  durch  Übergänge 

')  Über  den  Nachweis  des  letzteren  siehe  Sand- 
berger,  Verb,  k.  k.  EeichB-Anet.,  1870,  291.  —  Perd. 
Eömer,  ZUchr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXIV,  1872, 
589  ff.,  XXV,  1873.  347,  XSVUI.  1876,  354  ff  Der 
Nschweia  Etutzte  sich  vor  allem  auf  das  Vorkommen  der 
Posidonia  Becheri ;  außer  weitereo  Poaidonien- Arten  ist 
auch  der  Goniatitea  aphaericus  gefunden  worden. 


Die  Eieslager.  349 

miteinander  verknüpft  und  parallel  den  Schichten  eingelagert  sind.  Nach  der  Auf- 
fassung Gonzalo  y  Tarins  und  de  Launays  wären  dieselben  intrusiver  Ent- 
stehung, also  jünger  als  die  Sedimente;  sie  hätten  dann  gelegentlich  der  Oebirgs- 
faltung  die  Schichten  durchbrochen.  Dem  gegenüber  aber  betont  El  o ck m  an n ,  daß 
dieselben  schon  an  Ort  und  Stelle  gewesen  sein  müssen,  als  die  Faltung  vor  sich  ging; 
denn  die  weniger  mächtigen  Vorkommnisse  machen  alle  Windungen  und  Faltungen 
des  Gfebirgs  mit,  sie  zeigen  allgemein  eine  Druckschieferung,  und  dort,  wo  mehrere 
Eruptivmassen  übereinander  liegen,  ist  nicht  selten  durch  petrographische  Übergänge 
eine  Verwandtschaft  derselben  angedeutet.  Klockmann  hält  deshalb  diese  Porphyre 
und  Diabase  für  Deckenergüsse;  sie  verlaufen  in  vollkommenster  Konkordanz  mit  dem 
Nebengestein  und  sind  nach  seinen  Beobachtungen  von  deutlichen  Tuffablagerungen 
begleitet.  „Eine  geologische  Karte  ihrer  Hauptverbreitungsgebiete  würde  ein 
Bild  liefern,  das  im  wesentlichen  nicht  abweicht  von  einer  Darstellung  des 
nassauischen  Eruptivgebiets. ^  Klockmann  hat  ferner  durch  Aufnahmen  nach- 
gewiesen, daß  die  einzelnen  Porphyrmassen  häufig  nur  durch  1  m  mächtige 
Schiefermittel  voneinander  getrennt  sind,  und  daß  umgekehrt  auch  die  ersteren, 
die  manchmal  bis  zu  100  m  anschwellen,  gleichfalls  sehr  geringe  Dicke  besitzen 
können.  Auf  Gonzales  Karte  liegen  die  Eruptivgesteine  innerhalb  weithin 
streichender  Streifen  von  „metamorphosierten"  Sedimenten;  an  zahlreichen  Stellen 
sind  solche  letztere  eingetragen,  wo  sich  überhaupt  auf  mehrere  Kilometer  hin 
eruptive  Gesteine  nicht  nachweisen  ließen.  Klockmann  erblickt  in  diesen  Zonen 
Tuffe  und  tuff-  und  aschenhaltige  Gesteine,  welche  durch  Übergänge  mit  tuff- 
freien Sedimenten  verbunden  sind.  Nach  Gonzalo  soll  die  „Metamorphose''  die 
Schiefer  in  „Porphyroide^  von  kristalliner  Struktur  umgewandelt  haben.  Die 
grünlich-weißen  Gesteine,  welche  zu  Rio-Tinto  zwischen  den  Kieslagem  und  im 
Kontakt  mit  Porphyr  auftreten,  enthalten  Feldspatkristalle,  sind  von  Quarzadern 
durchzogen  und  führen  Eisenglanz  und  Pyrit;  bei  Zarza  treten  in  der  Nähe  des 
Kiesstockes  manganführende  Jaspise  auf.  In  den  von  Gonzalo  angegebenen  äußer- 
lichen Merkmalen  sind  durchaus  keine  Beweise  für  eine  Kontaktmetamorphose  ge- 
geben, solche  hätten  durch  ein  genaueres  mikroskopisches  Studium  erbracht  werden 
müssen.  Diesbezügliche  Veröffentlichungen  liegen  noch  nicht  vor,  und  Klock- 
mann s  Auffassung  hat  bisher  noch  keine  überzeugende  Widerlegung  gefunden. 
Die  Kieslagerstätten  sind  an  eine  mehr  als  200  km  lange,  dabei  ungefähr 
20  km  breite,  etwa  0. — W.  streichende  Zone  gebunden.  Bisher  (Klockmann, 
1894)  sind  über  50  solcher  Vorkommnisse  bekatint  geworden.  Ihre  Dimensionen 
schwanken  außerordentlich.  Nachstehende,  von  Vogt  mitgeteilte  Angaben  sollen 
die  Ausmaße  einiger  Lagerstätten  wiedergeben: 

Durch- 


Länge 

Größte 

schnittliche 

Mächtigkeit 

Mächtigkeit 
a.  d.  Oberfläche 

m 

m 

m 

Dionisio       |    i   ^ 

ca.  1000 

ca.  150 

ca.  60—70 

Südlager        S   ö 

.  1100 

.  180 

„  40     60 

Nordlager   J    g  ^ 

„     300 

„  100 

.       80 

AguasTenidas  .     . 

„     150 

.     75 

«       50 

San  Domingos  .     . 

„     400 

.     75 

„  80     50 

Kiesareal 

Tiefster 

an  der 

Schacht 

Oberfläche 

1896 

qm 

m 

60000     70000 

875 

50000 

800 

25000 

150 

7000 

150 

15000 

150 

350  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Manche  der  Eieslager  sind  einige  hundert  Meter  lang  nnd  wenige  Meter 
dick.  Die  größeren  haben  zam  Teil  die  Form  gewaltiger  Klumpen  und  gegenüber 
ihrer  großen  Mächtigkeit  eine  verhältnismäßig  kleine  streichende  Länge,  dabei 
scheinbar  nur  eine  geringe  vertikale  Erstreckung.  Sie  keilen  sich  ziemlich  rasch 
nach  der  Tiefe  aus.^)  Im  großen  ganzen  ist  die  Form  der  Kiesmassen  eine 
linsenförmige.  Ihre  gemeinsamen  Merkmale  sind  nach  Klockmann  folgende: 
Die  Kiese  liegen  konkordant  zwischen  dem  Nebengestein;  bei  scheinbaren 
Ausnahmen  läßt  sich  nachweisen,  daß  Schieferung  mit  Schichtung  verwechselt 
worden  ist.  Es  fehlen  alle  Anzeichen  für  ein  späteres  Eindringen  der  primären 
Kiesmassen  längs  Spalten.  Tektonische  Begrenznngsflächen,  wie  bei  Gängen, 
oder  Zerreibungsprodukte.  Nebengesteinsbruchstücke,  an-  und  ablaufende  Trümer 
sind  nicht  vorhanden.  Scheinbare  Ausbuchtungen  und  Gabelnngen  der  Massen, 
welche  man  wohl  als  Trümer  bezeichnet  hat,  führt  Klockmann  auf  Wechsel- 
lagerung mit  dem  Nebengestein,  auf  Einfaltungen  und  auf  Unregelmäßigkeiten 
der  Ablagerungsflächen  zurück.  Auf  jeden  Fall  haben  sie  aber  mit  Gangspalten 
nichts  zu  tun.  Scheinbar  werden  wohl  die  Kieslagerstätten  von  mürben,  salband- 
ähnlichen Zonen  des  Nebengesteines  begleitet.  Diese  sind  aber  dadurch  entstanden, 
daß  die  durch  die  Verwitterung  der  Kiese  entstehende  Säure  das  Nebengestein 
zersetzt  hat;  wo  in  größerer  Teufe  der  Kies  nicht  mehr  verwittert  ist,  schwinden 
auch  diese  mürben  Nebengesteinsmassen.  In  der  Erzmasse  fehlen  Drusenräume 
ganz,  auch  im  übrigen  ist  ihre  Struktur  verschieden  von  derjenigen  der  Erzgänge. 
Der  Kies  ist  in  seiner  ganzen  Masse  derb  und  mit  sehr  seltenen  Ausnahmen 
ohne  Andeutung  einer  Schichtung  oder  Bänderung.  Nur  ausnahmsweise  ist  eine 
solche  z.  B.  bei  Tharsis  und  San  Telmo  zu  erkennen,  und  zu  La  Laja  kommen 
nach  Vogt  Erze  vor,  die  ganz  so  aussehen  wie  die  melierten  Erze  des  Rammeis- 
bergs. ^)  „Im  Hangenden  wie  im  Liegenden  der  Kieslager  finden  sich  manchmal 
Schiefer,  welche  mit  Kiesen  imprägniert  sind,  im  übrigen  aber  sich  nicht  von 
den  erzleeren  Schiefern  unterscheiden;  zwischen  derben  Kiesmassen  und  erz- 
führenden Schiefern  besteht  nur  ein  quantitativer  Übergang.^  (Klockmann.) 
Es  spricht  nichts  dafür,  daß  die  Einwanderung  der  Kiese  im  Gefolge  der  Gebirgs- 
faltung  vor  sich  gegangen  sei.  Falsche  Schieferung  findet  sich  nicht  nur  im 
Nebengestein  der  Lager,  sondern  auch  in  den  Kiesmassen  selbst. 


1)  *  Es  versteht  sich  wohl  von  selbst,  daß  die  jetzige,  oft  so  merkwürdige  Gestalt 
der  Kieslager  keine  ursprÜDgliche  zu  sein  braucht  und  auch  kaum  ist.  Sie  dürfte  wohl 
die  Folge  von  Zerreißungen,  Zerdehnungen  und  Walzuugen  in  dem  hochgradig  gefalteten 
und  zerrissenen  Gebirge  sein.  Man  beachte  die  Fig.  82,  welche  eine  einfachere  Wieder- 
gabe von  Gonzalo  y  Tarins  Abbildung,  Bd.  III,  Taf.  IX,  Fig.  la,  2a  ist.  Die  zu- 
sammengehörigen Lager  besitzen  zusammen  eine  streichende  Länge  von  2300  m.  Es  ist 
femer  selbstverständlich  anzunehmen,  daß  solche  Zerreißungen  auch  in  vertikaler  Richtung 
stattgefunden  haben,  wenn  naturgemäß  auch  die  nicht  zutage  streichenden,  jedenfalls 
aber  in  der  Tiefe  vorhandenen  Linsen  unbekannt  geblieben  sind.  Auch  kann  man  nicht 
wissen,  wieviel  von  der  vertikalen  Erstreckung  der  ausstreichenden  Eieslager  bereits 
der  Abrasion  zum  Opfer  gefallen  ist.  '*' 

^  Vogt  fügt  dem  hinzu:  „Dies  deutet  entschieden  auf  dieselbe  Genesis  der  zwei 
Erzlagerstätten. "" 


Die  Kieslager.  351 

Die  hauptsächlichsten  Bestandteile  der  unzersetzten  Lagerstätten  sind 
Schwefel-  und  Kupferkies.  Zinkblende  und  Bleiglanz  sind  zwar  weit  verbreitet, 
indessen  nicht  in  grofien  Mengen  vorhanden.  Magnetkies  kommt  nur  stellenweise 
vor,  Arsenkies  findet  sich  selten  rein,  ist  indessen  in  inniger  Mischung  gewöhnlich 
an  die  Pyrite  gebunden.  Kupferindig,  Kupferglanz  (Mineral  negrillo),  Buntkupfererz 
treten  stellenweise  sekundär  auf  und  erhöhen  den  Kupfergehalt  der  Masse. 
Markasit  ist  nicht  selten.  Den  eisernen  Hut  der  Lagerstätten  bilden  Braun- 
und  Boteisenerz,  letzteres  in  verschiedenen  Modifikationen;  stellenweise  (z.  B.  in 
den  Lagerstätten  von'  Cala)  soll  auch  Magnetit  als  wichtiges  Umwandlungsprodukt 
des  Pyrits  auftreten.  Gediegen  Kupfer,  Kupferlasur,  Malachit,  Eisen-  und  Kupfer- 
vitriol sind  mehr  oder  weniger  häufig.  Kupferglanz  wird  in  den  alten  römischen 
Abbauen  als  sekundäres  Produkt  angetroffen. 

Äußerlich  sind  die  Lagerstätten  gekennzeichnet  durch  den  eisernen  Hut 
oder,  wenn  sie  im  Altertum  durch  Tagebau  bearbeitet  worden  waren,  durch  mehr 
oder  weniger  tiefe  graben-  oder  sogar  talförmige  Einsenkungen.  Aus  beiden 
Erscheinungen  läßt  sich  in  der  E«gel  ein  Schluß  auf  die  Ausdehnung  der  Lager- 
stätte, teilweise  auch  auf  ihre  Zusammensetzung  ziehen.  Den  eisernen  Hut 
dieser  Kiesmassen  nennt  der  spanische  Bergmann  den  sombrero  oder  montera  de 
hierro,  den  intensiv  roten,  eisenschüssigen  Boden  die  tierra  colorada.  Die  Tiefe, 
bis  zu  welcher  die  Verwitterungszone  hinabsetzt,  ist  natürlich  nicht  überall 
dieselbe,  sie  beträgt  von  2 — 3  m  bis  zu  50  m.  Der  Übergang  vom  eisernen 
Hut  zum  unzersetzten  Erz  ist  meistens  ein  unvermittelter.  Wie  Vogt  berichtet, 
enthält  im  Nordlager  von  Rio-Tinto  eine  bis  zu  einigen  Dezimetern  mächtige  erdige 
Lage  zwischen  dem  zersetzten  und  frischen  Kies  einen  Goldgehalt  von  etwa 
15 — 30  g  Gold  und  etwa  1,25  kg  Silber  in  der  Tonne.  Diese  Anreicherungen  sind 
sekundär  verlagerte  Rückstände  der  weggeführten  Kiese.  Die  Verwitterung  der 
letzteren  ging  in  enormem  Maße  vor  sich,  und  auch  in  historischer  Zeit  hat 
noch  eine  ganz  bedeutende  Wegfuhr  von  Vitriolen  stattgefunden.  So  hat 
D.  Casiano  dePrado^)  berechnet,  daß  die  Lagerstätten  von  Rio-Tinto  seit  dem 
Sturz  des  römischen  Reichs  etwa  80000  t  Kupfer  durch  Auslaugung  verloren 
hätten.  Wie  groß  die  weggeführten  Mengen  von  Eisen  gewesen  sein  müssen, 
dafür  sprechen  die  Eisenockerabsätze  längs  der  Flüsse,  welche  die  Provinz  durch- 
strömen, und  der  Fluß  Rio-Tinto  hat,  wie  sich  denken  läßt,  von  ihnen  seinen 
Namen. 

Nach  Gonzalo  gibt  es  kein  allgemein  geltendes  Gesetz  für  die  Verbreitung 
des  Kupfergehaltes.  Man  hat  die  Regel  aufstellen  wollen,  daß  der  relative 
Kupfergehalt  des  Kieses  im  umgekehrten  Verhältnis  zur  Kiesmasse  stehe;  im 
großen  ganzen  sollen  zwar  nach  Gonzalo  die  kleineren  Kiesstöcke  etwas 
reicher  an  Kupfer  sein  als  die  großen,  aber  auch  das  ist  keine  Regel.  Ganz 
kupferfrei  sind  nur  wenige  Kiese,  beispielsweise  der  von  El  Confessionario. 

Die  allgemeine  Zusammensetzung  des  aus  Huelva  exportierten  Kieses  erhellt 
aus  folgenden  von  Gonzalo  mitgeteilten  Analysen: 

0  Zitiert  von  Gonzalo. 


352 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


S 48,00 

Fe 40,74 

8,42 
0,82 
Spur 
0,21 
Spur 
0,21 
0,08 
5,67 
0,09 
0,91 


Cu 

Pb 

Zn 

As 

Sb 

CaO 

MgO 

SiO« 

0  an  Fe  gebunden  . 
Feachtigkeit      .     . 


49,30 

41^41 
5,81 
0,66 

Spur 
0,31 

Spur 
0,14 

Spur 
2,00 
0,25 
0,05 


49,60 

42,88 
2,26 
0,52 
0,10 
0,28 

Spur 
0,18 

Spur 
2,94 
0,15 
0,95 


44,60 

38,70 

3,80 

0,58 

0,30 

0,26 

Spur 

0,14 

Spur 

11,10 

0,23 

0,17 


99,46 


99,88 


100,15  99,93 

Daneben  geringe  Mengen  von  Silber  und  Gold. 

Im  besonderen  ist  die  Zusammensetzung  der  Exporterze  des  Dionisio-  und 
des  Nerva-Kiesstocks  zu  Kio-Tinto  (I)  und  des  Nordlagers  von  Tharsis  (II)  folgende: 


I. 

11. 

I. 

IL 

S     .     .     .     .     47,76 

47,43 

Au    ...     .    0,0000892 

Fe  .     . 

43,99 

41,30 

Se    .    . 

Spuren 

Cu  . 

3,69 

3,73 

Tl     .     . 

Spuren 

Pb  .    . 

0,10 

0,58 

Mn    .     . 

Spuren 

Zn  .     . 

0,24 

Spuren 

CaO  . 

0,23 

0,67 

Co  .     . 

0,05 

0,06 

MgO      . 

.    0,07 

0,10 

Ni  .     . 

Spuren 

SiOg.     . 

1,99 

3,68 

As  .     . 

0,83 

0,33 

SOg  . 

1,40 

Sb  . 

0,14 

HgO. 

.    0,48 

Bi  . 

0,37 

Spuren 

Organisches 

0,13 

Ag. 

0,004 

0,01 

Im  Kontakt  mit  den  eruptiven  Gesteinen  oder  in  ihrer  Nähe  bemerkt  man 
Anreicherungen  von  Kupfererzen  besonders  dann,  wenn  jene  durch  die  Verwitterung 
des  Kieses  hochgradig  zersetzt  und  in  kaolinische  Massen  umgewandelt  worden 
sind.^)  Aus  diesem  Grunde  hat  man  in  einzelnen  Zonen  der  Mine  San  Telmo 
eine  außergewöhnliche  Anreicherung  des  Lagers  bis  auf  9^/q  Kupfer  beobachten 
können.  Mit  derartigen  sekundären  Vorgängen  dürfte  auch  die  sehr  wichtige 
Erscheinung  zusammenhängen,  daß  die  Kieslagerstätten  im  allgemeinen  nach  der 
Tiefe  zu  an  Kupfer  ärmer  werden.  So  hat  das  Lager  von  San  Domingos  nach 
Vogt  unmittelbar  unter  dem  eisernen  Hut  4 — 5^/^,  in  60 — 80  m  2®/^  in  100  m 
etwa  1,5  ®/o  und  in  130  m  Tiefe  nur  noch  1 — 1,25  ®/q  Kupfer  ergeben.  Es  ist 
das  dieselbe  Erscheinung,  welche  den  Wert  der  Faluner  Kiese  (Schweden)  mit 
vorschreitendem  Abbau  geringer  werden  ließ.^)  Als  Folgen  solcher  sekundärer 
Umlagerungen  will  man  zu  Kio-Tinto  Gänge  von  Quarz,  Kupferglanz,  Bunt- 
kupfererz und  Kupferkies  ansehen,  in  denen  auch  Bleiglanz,   Zinkblende  und 


')  Der  Kaolin  adsorbiert  Kupfersalze. 
2)  Siehe  auch  S.  319. 


Die  Eieslager.  353 

Fahlerz  auftreten.  Sie  sind  schon  von  den  Körnern  für  sich  abgebaut  worden, 
und  auch  heute  noch  lohnt  sich  ihre  gesonderte  Bearbeitung,  wofern  sie  nur 
mächtig  genug  sind. 

Die  wichtigsten  Lagerstätten  der  Gegend  sind  folgende: 

1.  Bei  Rio-Tinto. 

a)  Das  Nervalager  (Criadero  de  Nerva).  Dasselbe  ist  auf  etwa  1000  m 
im  Streichen  nachgewiesen  worden;  seine  größte  Mächtigkeit  hat  etwa  130  m 
(nach  Vogt  180  m)  betragen.  Im  Hangenden  der  Lagerstätte  steht  Tonschiefer 
an,  sein  Liegendes  wird  als  Porphyr  bezeichnet.    Mit  diesem  Nervalager  dtlrfte 

b)  das  Lager  von  SanDionisio  eine  geologische  Einheit  bilden;  dasselbe 
wird  durch  eine  etwa  200  m  lange  Zone  kleinerer  Kiesmassen  von  ersterem 
getrennt  und  ist  gegenüber  diesem  etwas  nach  Süden  verschoben.  Beide  streichen 
ungefähr  OW.  und  werden  miteinander  als  die  Südlager  benannt  (Fig.  82). 
Das  Dionisio-Lager  ist  etwa  1000  m  lang  und  hat  ungefähr  150  m  (nach  Vogt 
1896,  nach  Gonzalo  1888  100  m)  größte  Mächtigkeit.  Hangendes  und  Liegendes 
ist  wie  bei  dem  Nervalager,  beide  Lager  fallen  fast  senkrecht  ein. 

Nördlich  von  den  vorigen  befinden  sich  die  drei  Lager  BalcöndelMoro, 
La  Cueva  del  Lage  und  Salomön,  die  zusammen  als  das  Nordlager  bezeichnet 
werden.  Zu  römischer  Zeit  und  schon  vorher  durch  die  Phönicier  haben  die 
Nordlager  eine  intensive  Bearbeitung  erfahren,  wie  aus  den  riesigen  Schlacken- 
massen in  ihrer  Umgebung  hervorgeht. 

Die  Kiesmassen  bei  Rio-Tinto  werden  teils  im  Tagebau  (Nervalager  z.  T.), 
teils  unterirdisch  abgebaut  (Nervalager  z.  T.,  Dionisio  und  die  drei  Nordlager). 
Insgesamt  sollen  sie  nach  einer  Berechnung  Vogts  175 — 200  Mill.  Tonnen 
Erz  enthalten  haben,  von  denen  noch  135  Mill.^)  vorhanden  sein  dürften.  Ein 
nicht  unbeträchtlicher  Teil  dieser  Masse  ist  indessen  kupferarm. 

2.  Bei  Tharsis,  5  km  nördl.  vom  Städtchen  AI osno.  Man  baut  dort  auf 
5  Kiesstöcken  und  auf  Tonschiefem,  welche  reichlich  mit  Kiesen  imprägniert 
sind;  auch  hier  zeugen  Schlacken  und  alte  Baue  davon,  daß  die  Minen  bereits 
den  Phöniciem  und  Römern  Kupfer  geliefert  haben.  Nach  Rio-Tinto  sind  die 
Lagerstätten  von  Tharsis  die  größten.  Sie  liegen  eingebettet  in  Tonschiefern, 
die  mit  Grauwacken  wechsellagern;  als  „Porphyre"  bezeichnete  Gesteine  finden 
sich  in  der  Umgebung,  scheinen  indessen  nicht  in  unmittelbaren  Kontakt  mit  den 
E^iesmassen  zu  treten.  Der  mächtigste  der  Kiesstöcke  von  Tharsis  ist  etwa 
600  m  lang  und  soll  eine  mittlere  Mächtigkeit  von  100  m  besitzen. 

3.  Zu  Zarza  existieren  drei  Kiesstöcke.  Unmittelbar  bei  dem  Orte  zieht 
sich  eine  Kiesmasse  von  etwa  800  m  Länge  hin.  Sie  besteht  aus  zwei  Linsen 
von  je  450  m  Länge,  welche  wie  aneinander  vorbeigeschoben  sind  und  durch 
ein  schmales  und  kurzes  Verbindungsstück  zusammenhängen  (Fig.  82).  Die 
südwestliche  hat  eine  größte  Mächtigkeit  von  etwa  100  m,  die  nordöstliche 
eine  solche  von  etwa  75  m.  Eine  zweite  Masse  macht  sich  südöstlich  der  Stadt 
auf  eine  Entfernung  von  über  1000  m  hin  durch  ihren  eisernen  Hut  bemerkbar. 
Eine  dritte  kleine  Linse  liegt  250  m  westlich  der  ersteren  und  im  Streichen 


^)  Mineral  Industry,  1895. 
Stelzner-Bergeat,  Erzlagerstätten.  23 


854  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

derselben.    Die  Eiesstöcke  von  Zarza  sind  nach  Gonzales  Übersichtskarte  nnd 
Beschreibung  in  Tonschiefer  eingeschlossen. 

4.  San  Telmo.  Das  Gebiet  ist  von  starken  tektonischen  Störnngen 
betroffen  worden,  die  Tonschiefer-  nnd  Grauwackeschichten  sind  vielfach  im 
Streichen  wie  im  Fallen  gebogen;  dieEieslager  haben  diese  Störungen  mitgemacht 
und  besitzen  deshalb  ganz  besonders  unregelmäßige  Formen.^)  Von  den  etwa 
zehn  Eiesmassen  ist  der  San  Telmo-Kiesstock  der  bedeutendste;  er  ist  bogen- 
förmig gekrümmt,  mehrfach  verzweigt  und  besitzt  eine  Länge  von  400  m  bei 
einer  wechselnden  Mächtigkeit  bis  zu  30  m.  Die  Kiesstöcke  scheinen  nur  von 
Schiefem  begleitet  zu  sein. 

5.  Auf  portugiesischem  Grebiet  liegt  die  Grube  von  San  Domingos. 
Der  senkrecht  einfallende  Kiesstock  ist  500  m  lang  und  an  der  Oberfläche  60  m 
mächtig.  Auf  der  Südseite  wird  er  von  einer  schmalen  Bank  eines  Gesteines 
begleitet,  das  deLaunay  als  Diabas  bestimmt  hat.  Auf  der  anderen  Seite 
stehen  stark  zersetzte  Schiefer  und  eine  Breccie  an,  deren  Trümmer  von  Schwefel- 
kiestrümem  durchzogen  und  eingehüllt  sind.  Quarzporphyr  wird  nach  einer 
Kartenskizze  deLaunays  in  einiger  Entfernung  von  der  Lagerstätte  beobachtet, 
im  großen  ganzen  aber  bilden  Schiefer  das  Nebengestein  letzterer.  Als  Ver- 
witterungsprodukt findet  sich  zu  San  Domingos  auf  Klüften  Anglesit;  femer  haben 
schon  hier  wie  zu  Bio-Tinto  die  Römer  G^nge  mit  Buntkupfererz  usw.  abgebaut, 
welche  den  Kiesstock  durchsetzen.  Nach  Vogt  ist  die  Kupferproduktion  der 
Domingosgrube  in  der  Abnahme  begriffen;  der  Abbau  ist  bereits  bis  zu 
100  m  über  dem  mutmaßlichen  unteren  Ende  des  Stocks  vorgeschritten,  und 
zudem  soll  der  Kupfergehalt  sich  mit  zunehmender  Teufe  verringert  haben.  Von 
einer  jährlichen  Produktion  von  7000 — 8000  t  Kupfer  in  den  achtziger  Jahren  des 
vorigen  Jahrhunderts  ist  der  Ertrag  auf  3400 — 4400  t  in  den  neunziger  Jahren 
heruntergegangen. 

Außer  den  genannten  Vorkommnissen  gibt  es  noch  eine  große  Anzahl  von 
Kieslagerstätten  in  der  Provinz  Huelva,  über  welche  Gonzales  ausführliche 
technische,  statistische  und  historische  Angaben  unterrichten. 

Die  Entstehung  der  spanisch-portugiesischen  Kieslagerstätten  ist  sowohl 

im  Sinne  einer  Syngenese,  wie  einer  Epigenese  erörtert  worden.    F.  Römer 

hat  dieselben  für  schichtig  gehalten  und  glaubte,  dieselben  seien  gleichzeitig 

mit    dem   Nebengestein    als    mariner  Absatz    entstanden.     Gonzalo    und   mit 

ihm  de  Launay  hält  sie  für  spätere  Gebilde.    G«birgsfaltung,  Intrusion  der 

Gesteine    und    Einwanderung    der   Sulfide    auf  Spalten    seien   Teile    desselben 

Phänomens.     Klockmann   hat   zuerst   die  Entstehungsweise   der  Huelvakiese 

eingehender  erörtert  und  ist  auf  Gmnd  eigener  Studien  über  die  Frage  zu  dem 

Schlüsse    gekommen,    „daß    die   spanisch-portugiesischen   Kieslagerstätten,    die 

bedeutendsten  Vertreter  der  Familie,  echte  Lager  sind,   gleichalterig  mit  dem 

umgebenden  Nebengestein^.    Die  Auffassung  Klockmanns   ist   durch  Vogts 

Aufsatz  (1899)  nicht  entkräftet  worden. 

Der  Bergbau  in  der  Provinz  Huelva  und  zu  San  Domingos  ist  einer  der 
ältesten  Europas.    Er  reicht  zurück  bis  in  die  allererste  Zeit  der  Verwendung 

1)  Gonzalo  y  Tarin,  II,  Taf.  25-26. 


Die  Kieslager.  356 

des  Kupfers  und  wurde,  wie  das  z.  B.  bei  Eio-Tinto  und  Tharsis  antike  Schlacken- 
hänfen,  ja  ganze  Schlackenberge  beweisen,  schon  von  den  Phöniciern,  Karthagern 
und  Römern  schwunghaft  betrieben.  Diese  antiken  Arbeiten  waren  zum  guten 
Teil  Tagebaue  und  haben  stellenweise  zu  grabenartigen  Vertiefungen  der  Oberfläche 
geführt;  indessen  stammen  aus  jener  2^it  und  besonders  aus  der  spätrömischen 
auch  zahlreiche  Schächte  und  großartige  Stollenanlagen.  Intensiv  scheint  der 
Bergbau  zur  Zeit  des  Kaisers  Nerva  (96 — 98  n.  Chr.)  getrieben  worden  zu  sein ; 
die  in  den  Schlackenmassen  vorgefundenen  Münzen  reichen  aber  bis  in  die  Zeit 
des  Kaisers  Honorius  (393 — 423).  Zur  Zeit  der  Araber  ruhte  der  Bergbau  wohl 
fast  ganz,  kam  gänzlich  in  Verfall  während  des  Mittelalters,  und  noch  im  XVI.  und 
XVn.  Jahrhundert,  als  die  Spanier  genug  Reichtümer  aus  den  amerikanischen  Be- 
sitzungen zogen,  kam  es  nur  zu  geringen  Versuchen,  die  alten  Baue  und  vor  allem 
auch  die  antiken  Schlacken  wieder  nutzbar  zu  machen.  1725  nahm  ein  Schwede, 
Liebert  Wolters,  mit  deutschen  und  schwedischen  Bergleuten  den  Betrieb  zu  Rio- 
Tinto  in  die  Hand,  1752  wurde  zum  ersten  Male  Zementkupfer  dargestellt,  1790 
gab  es  schon  zehn  Schmelzöfen.  1873  hatte  die  Regierung  die  Mine  von  Rio-Tinto 
gekauft,  1875  verkaufte  sie  dieselbe  an  die  jetzige  englische  Gesellschaft.  1858 
wurde  die  Grube  von  San  Domingos,  1866  diejenige  von  Tharsis  in  Betrieb 
gesetzt.  Während  man  bis  dahin,  gezwungen  durch  die  verwitterten  Massen 
der  Lagerausbisse,  unterirdischen  Abbau  betrieben  hatte,  schritt  man  1867  zu 
San  Domingos,  bald  nach  1875  auch  zu  Rio-Tinto  zu  der  Abräumung  der 
letzteren,  so  daß  in  jenen  (Gebieten  mächtige  Tagebaue  heute  die  Regel  sind. 

Die  Provinz  Huelva  gehört  jetzt  zu  den  hauptsächlichsten  Kupfer- 
produzenten der  Erde.  Es  betrug  die  Weltkupferproduktion  im  Jahre  1902 
533763  t;  davon  entfallen  auf  Spanien  und  Portugal  50767  t,  auf  Rio-Tinto 
35031  t,  auf  Tharsis  6817  t.  Das  Kupferausbringen  der  Gruben  von  Rio-Tinto 
allein  entstammte  ungefähr  1900000  t  Erz,  von  denen  720000  t  nach  England, 
Deutschland  und  Nordamerika  verschifft  wurden.  Im  gleichen  Jahre  produzierte 
Deutschland  21951 1  (Mansfeld  19050 1),  die  Vereinigten  Staaten  277047  t,  Mexiko  . 
40640  t,  Japan  30251  t,  Chile  29393  t,  Australien  29098  t.  Im  Jahre  1879 
lieferte  Rio-Tinto  13751  t,  Tharsis  etwa  11400  t,  San  Domingos  4690  t;  1887 
stellen  sich  die  Ziffern  auf  bezw.  28500  t,  11000  t  und  7000  t. 

Anhang:  Ablagerungen  von  Schwefeleisen  in  lakustren  und  marinen  jüngeren 

Schichten. 

Kiesausscheidungen  sind  zwar  in  vielen  jüngeren,  marinen  Schichten  anzu- 
treffen, und  es  sei  da  nur  an  die  frtther  erwähnten  pyritführenden  Tone  erinnert, 
welche  in  sehr  gleichbleibender  Entwickelung  manche  konkretionären  Eisenerze 
des  Jura  begleiten  (S.  215  u.  219).  Aber,  soweit  bekannt,  sind  in  jüngeren  Sedimenten 
nirgends  wieder  eigentliche  kupferführende,  massige  Kieslager  zur  Entwickelung 
gekommen.  Die  nachstehend  erwähnten  Vorkommnisse  können  auch  schon  deshalb 
nicht  mit  den  Kieslagem  verglichen  werden,  weil  sie  grofienteils  in  süßen 
Wässern  und  wohl  unter  dem  besonderen  Zutun  pflanzlicher  Verwesung  ent- 
standen sind.  Das  Schwefelkies  vorkommen  von  Wollin  aber  beweist,  daß  sich 
lokal  in  kalkigem  marinen  Schlamm  größere  reine  Massen  des  Eisensulfids 
unabhängig  von  vulkanischen  Ereignissen  zu  bilden  vermögen,  wie  das  dann 
weiterhin  noch  an  anderen  Beispielen  gezeigt  werden  soll. 

Die  in  den  verschiedensten  Gegenden  Deutschlands  auftretenden  tertiären 
Braankohlenablagerungen  sind  mehr  oder  weniger  reich  an  Pyrit  und  vor 
allem  an  Markasit  in  £'istallen  und  Konkretionen.  Ihre  Verwitterung  führt 
zur  Bildung  von  Alauntonen,  welche  technische  Bedeutung  gewonnen  haben, 
während  die  Sulfide  zur  Darstellung  von  Eisenvitriol  verwendet  worden  sind.^) 

^)  V.  Dechen,  Die  nutzbaren  Mineralien  und  Gebirgsarten  im  Deutschen  Reiche, 
1873,  683—685. 

23* 


356  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Za  Bachsweiler  am  Ostabhange  der  Vogesen  ist  die  Braunkohle  gröfitenteils 
zur  Darstellung  von  Alaun  und  Vitriol,  nur  zum  geringeren  Teil  als  Brenn- 
material benutzt  worden.  In  den  Tonen  und  Sanden  der  Braunkohlenformation 
des  Aachener  Bergreviers  kommen  neben  Sphärosideriten  und  Brauneisenstein 
geschlossene  Bänke  von  Schwefeleisen  vor.  Eine  Eiesbank  von  2  m  Mächtig- 
keit soll  in  dem  Bohrloch  der  Gemeinde  Winkel  bei  Eheinberg,  Kreis 
Mors,  in  280  m  Teufe  erbohrt  worden  sein;  sie  hatt«  grünen  Sand  als 
Hangendes  und  bläulichen  Ton  als  Liegendes.^)  Im  Falkenau-Karls- 
bader  Becken  finden  sich  z.  B.  bei  Altsattel  Eisenkies  und  Markasit,  teils 
in  Knollen,  teils  eingesprengt,  so  reichlich  in  den  Tonen  der  Braunkohlen- 
formation, daß  sie  zur  Schwefelsäuredarstellung  Verwendung  gefunden  haben.  ^) 
Diese  Beispiele  ließen  sich  außerordentlich  vermehren,  die  Verbreitung  be- 
sonders der  Alauntone  ist  gleichfalls  eine  sehr  weite.  Solche  Tone  ent- 
halten erdige  Beimengungen  von  Braunkohle  und  sind  reichlich  mit  Schwefel- 
kies oder  Markasit  imprägniert;  sie  bilden  häufig  das  Hangende  der  Braun- 
kohlenflöze. V.  Dechen  zählt  eine  große  Menge  solcher  Vorkommnisse 
auf,  welche  technisch  verwertet  worden  sind,  beispielsweise  am  Bande  des 
rheinischen  Schiefergebirges  bei  Friesdorf  und  Godesberg,  Lengsdorf,  Alfter  im 
Kreis  Bonn,  bei  Oberkassel,  Stieldorf,  PUtzchen,  Ruhleben  an  der  Grenze  des 
Siegerkreises  und  des  Kreises  Bonn,  bei  Spich  im  Siegkreis,  bei  Neuwied;  in 
Hessen  liegen  u.  a.  unter  der  Blätterkohle  von  Annerod  Knollen  und  Körner 
von  Kies  in  Basalttuff;  im  Beg.-Bez.  Cassel  wurde  bei  Oberkaufungen  früher 
Alaun,  in  neuerer  Zeit  Kies  für  die  Schwefelsäuredarstellung  gewonnen,  in 
ähnlicher  Weise  geschah  dies  bei  Groß-Almerode,  wo  prächtige  Markasitknollen 
gefunden  werden.  Die  in  den  Braunkohlen  von  Westeregelu  im  Reg.-Bez. 
Magdeburg  vorkommenden  Kiese  sind  früher  zur  Vitrioldarstellung  benutzt 
worden.  Bei  Schwemsal,  nahe  Düben  im  Kreis  Bitterfeld,  Reg.-Bez.  Merseburg, 
kennt  man  drei  11,80 — 12,55  m  mächtige  Lager  von  Alaunton  mit  zwischen- 
liegendem Sand,  welche  mehrere  Kilometer  weit  zu  verfolgen  sind,  usw. 

Viele  Torflager  sind  so  reichlich  mit  Eisenkies  durchsetzt,  daß  sie  bei 
dessen  Verwitterung  zu  Vitriol torf  werden.  Mehrere  Beispiele  erwähnt 
V.  Dechen  aus  den  Kreisen  Düren,  Torgau,  Wittenberg,  Grottkau  und  Neiße. 
Über  die  oberschlesischen  Vitrioltorflager  hat  F.  Römer*)  berichtet. 

In  der  oberen  Kreide  (Scaphiten schichten)  der  Insel  WoUin,^)  und  zwar 
nur  in  den  unteren,  nicht  feuersteinführenden  tonigen  Schichten,  kommen  reichliche 
Mengen  von  Schwefelkies  „in  den  mannigfachsten  und  seltsamsten  Formbildungen" 
vor.  „Bald  sind  es  Nester,  Nieren,  Adern,  bald  Platten  und  Knollen.  Besonders 
reich  an  Schwefelkies  scheint  die  nicht  feuersteinführende  Kreide  am  Ostseestrand 
bei  Jordansee  zu  sein"  (Behrens).  Dort  wurde  im  Jahre  1859  ein  Kiesberg- 
bau eröffnet,  nachdem  man  schon  im  XVI.  Jahrhundert  eine  Verwertung  des 
Erzes  versucht  hatte.  In  dem  grauen  Gesteine  kommen  Knollen  und  Platten 
bis  zum  Gewicht  von  mehreren  Zentnern  vor,  welche  meistens  ringsum  von 
Markasit  umgeben  sind.  Man  hat  s.  Z.  bei  Swinhöft  ein  Bohrloch  nieder- 
gebracht, welches  für  die  pyritführende  Schicht  eine  Mächtigkeit  von  mindestens 
30  m  unter  dem  Meeresspiegel  ergab.    Durch  die  Brandung  wird  der  Schwefel- 


*)  H.  Wagner,  Beschreibung  des  Bergreylers  Aachen,  1881,  55. 

*)  Katzer,  Geologie  von  Böhmen,  1388—1391.  —  Hauer,  Geologie  der  Österreich.- 
Ungar.  Monarchie,  2.  Aufl.,  1878. 

*)  Geologie  von  Oberschlesien,  1870,  663.  —  Weiteres  über  den  oberschlesischen 
Vitrioltorf  und  den  letzteren  im  allgemeinen  siehe  bei  F.  Senft,  Die  Humus-,  Marsch-, 
Torf,  und  Limonitbildungen.    Leipzig  1862,  148—150. 

*)  Unger,  Der  Schwefelkiesbergbau  auf  der  Insel  Wollin;  Ztschr.  d.  d.  geol. 
Ges.,  XII,  1860,  548—566.  —  Behrens,  ebenda  XXX,  1878,  235—236. 


Die  Eieslager.  357 

kies  aus  dem  über  dem  Meere  in  6 — 9  m  Mächtigkeit  anstehenden  Ton  heraus- 
gewaschen: „In  dem  Felde  der  Grube  Gottestreue  enthält  der  Strand  eine  große 
Menge  Schwefelkies,  welcher  wegen  seines  spezifischen  Gewichts  von  dem  im 
Laufe  der  Zeit  abgespülten  £[tlstenlande  zurückgeblieben  ist.  Zu  Zeiten,  wo  die 
Wogen  den  leichten  Sand  fortgeführt  haben,  liegen  ganz  reine  Lager  von 
Schwefelkiesgeschieben  auf  dem  Strande,  und  wenn  der  Landwind  die  See  hinaus- 
drängt, sieht  man  sogar  weit  in  das  Meer  hinein  unter  dem  Wasser  den  Kreide- 
grund mit  den  Schwefelkieseinlagerungen"  (Unger).  Die  über  dem  Meere  am 
Strande  liegenden  Schwefelkiese  sind  durch  die  Atmosphärilien  so  stark  ange- 
griffen worden,  daß  der  ganze  Sand  rot  gefärbt  und  fast  aller  Schwefelkies  als 
solcher  verschwunden  ist;  er  ist  nur  dort  unverändert,  wo  er  vom  Seewasser 
bedeckt  wird.  Eine  anschauliche  Schilderung  der  ehemaligen  Kiesgewinnung 
hat  gleichfalls  ünger  gegeben.  Die  Schwefelkiese  ließen  sich  in  großen  Mengen 
nach  jedem  Sturm  am  Ufer  auflesen,  im  übrigen  wurden  sie  aus  dem  Boden 
gegraben.  Ein  einzelner  Mann  vermochte  an  einem  Tage  2 — 3  Ztr.  zu  gewinnen. 
Auch  ein  weniger  ergiebiger  unterirdischer  Bergbau  war  eingeleitet  worden. 
Der  Kies  war  sehr  rein  und  wurde  zur  Vitriol-  und  Schwefelsäuredarstellung 
benutzt.    Im  Jahre  1859  betrug  die  Forderung  4192  Ztr. 

Ein  merkwürdiges  Vorkommen  von  Sulfaten  und  Sulfiden  ist  von  der 
Naphthainsel  Tscheleken^)  im  kaspischen  Meer  bekannt  geworden.  Eine 
schmutzig  ockergelbe,  6  m  mächtige  erdige  Masse  bildet  Hügel  in  der  Mitt«  der 
Insel,  etwa  1,5  km  von  der  Westküste  derselben  entfernt.  Das  Eisensalz  liegt 
frei  zutage  und  besitzt  in  der  Tiefe  eine  intensivere  Färbung.  Am  Fuße  der 
Hügelkette  treten  heiße  Quellen  mit  Spuren  von  Naphtha  hervor.  Der  Fundort 
heißt  Sarakaja.  Das  Salz  besteht  größtenteils  aus  einem  wasserhaltigen  Eisen- 
oxydsulfat und  ist  wohl  Gelbeisenerz  (K^O  .  4  FcgOg .  5  SOg  +  9H2O).  Die 
Turkmenen  benutzen  dasselbe  zum  Färben  der  Teppiche,  indem  sie  daraus  mit 
Granatäpfelschalen  eine  schwarze  Tinte  darstellen.  Ein  anderes  Eisensalzlager 
liegt  5  km  von  dem  vorigen;  es  besteht  in  seinen  oberen  Teilen  aus  einer  fuß- 
dicken Lage  von  Eisenvitriol,  darunter  liegt  eine  über  1  m  mächtige  Masse 
eines  schön  zitron-  bis  orangegelben  Salzes,  das  von  Frenz el  nach  dem  Fund- 
orte Urus  ürsit  genannt  worden  ist  (2  Na^O  .  Fe^Og .  4  SOg  +  7  H^O) ;  es  ist 
verunreinigt  mit  Eisenvitriol.  Der  letztere  ist  durchwachsen  mit  Eisenkies. 
An  der  Nordgrenze  des  Plateaus  von  Urus  treten  weiterhin  schmutzig  graugrüne 
Gemenge  von  Eisenoxydul-  und  -Oxydsulfaten  mit  Ton,  Schwefel  und  organischer 
Substanz  auf  und  nordöstlich  davon  kommen  derbe  feste  Massen  von  vor- 
herrschendem Schwefelkies  und  Gips  vor,  in  deren  Hohlräumen  kleine  Schwefel- 
kristäUchen  zu  beobachten  sind.  Schwefelquellen  sind  auf  der  Insel  Tscheieken 
verbreitet;  ihre  Absätze  bestehen  aus  Gips,  Haarsalz  und  Schwefel,  vermengt 
mit  Quarz,  Glimmerblättchen  und  Gesteinsbröckchen. 

*  Allgemeine  Bemerkungen  über  die  Entstehung  der  Eieslager. 

Bezüglich  der  äußeren  Erscheinungsweise  und  des  geologischen  Auf- 
tretens der  an  Tonschiefer  gebundenen  Kieslager  und  der  daraus  auf  ihre  Ent- 
stehungsweise zu  ziehenden  Schlüsse  gilt  sehr  vieles,  was  S.  820 — 328  schon 
von  den  sehr  analogen  Gebilden  in  den  metamorphen  Schiefern  gesagt  worden 
ist.  Stofflich  unterscheiden  sich  beide  Gruppen  dadurch,  daß  der  dort  weitver- 
breitete Magnetkies  und  der  Magnetit  in  den  Kieslagern  der  Tonschiefer  keine 
Bedeutung  hat   und    kristalline  Silikatneubildungen   sehr   in   den  Hintergrund 

')  Frenzel  bei  0.  Schneider,  Naturw.  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Eaukasus- 
länder.  Isla  1878;  Ref.  N.  Jahrb.,  1879,  88—91.  —  Frenzel,  Mineralogisches  aus  Kau- 
kasien;  Tscherm.  min.  u.  petr.  Mitt.,  II,  1880,  125 — 136. 


358  I)ie  schichtigen  Lagerstätten. 

treten.  Schwerspat  ist  reichlich  vorhanden  im  Rammelsherg  und  zu  Meggen, 
fehlt  aber  scheinbar  als  Lagerart  in  den  spanisch-portugiesischen  Kiesen. 
Andeutungen  oolithischer  Struktur  finden  sich  gleichfalls  in  den  beiden  Eies- 
lagern  des  norddeutschen  Mitteldevon,  und  das  Auftreten  der  von  Schwerspat 
umhüllten  Pyritkttgelchen  im  Bammelsberger  Erz  ließ  die  Anwesenheit  von 
mikroskopischen  Lebewesen  zur  Zeit  des  Erzniederschlags  wahrscheinlich  er- 
scheinen, weil  ihre  große  Regelmäßigkeit  nicht  anders  zu  erklären  wäre  und 
weil  tatsächlich  mit  Kies  erfüllte  Kalkschalen  von  Foraminiferen  in  den  benach- 
barten Tonschiefem  vorkommen.  Ob  aber  jene  Organismen  passiv  oder  gar 
aktiv  an  der  Erzausföllung  beteiligt  waren,  muß  dahingestellt  bleiben. 

Was  die  Herkunft  der  in  den  Kieslagem  aufgespeicherten  Metalle 
anlangt,  so  ist  zunächst  daran  zu  erinnern,  daß  das  hauptsächlichste  derselben 
das  Eisen  ist.  Schichtige  Absätze  von  oxydischen  Erzen  des  letzteren  sind 
zweifellos  in  großer  Zahl  in  Formationen  verschiedensten  Alters  bekannt.  Das 
Eisen  mag  dort  großenteils  vom  benachbarten  Festlande  her  in  das  Meer  in  ge- 
löster Form,  vielleicht  auch  als  Schlamm  eingeführt  worden  sein,  möglicherweise 
in  gewissen  Fällen  auch  submarinen  Eisenquellen  entstammen.  Wie  groß  die 
auf  solche  Weise  geförderten  Eisenmengen  sein  können,  hat  Bischof^)  an 
einem  Beispiele  berechnet.  Danach  liefert  ein  Eisensäuerling  bei  Burgbrohl  in 
der  Eifel  im  Jahre  2628  Pfd.  Eisenoxydhydrat.  Die  in  der  Umgebung  jenes 
Ortes  entspringenden  Säuerlinge  vermöchten  in  einem  Jahrtausend  ein  Eisen- 
ockerlager von  6  qkm  Fläche  und  1  Fuß  Mächtigkeit  zu  bilden.  Bezüglich  der 
Herkunft  des  zur  Bildung  eines  reinen  Eisenkieslagers  und  des  in  den  Kies- 
lagem überhaupt  möglichen  Schwefels  ist  zweierlei  denkbar:  er  könnte  ohne 
Zutun  vulkanischer  Prozesse  durch  verwesende  Organismen  als  Schwefelwasser- 
stoff entstanden  oder  er  könnte  als  Fumarolenprodukt  in  das  Meer  gelangt  sein. 
Beispiele  für  erstere  Ursprungsart  sind  bekannt.  So  macht  Forchhammer^ 
auf  die  Eigenschaft  gewisser  Seetange,  besonders  Fucus  vesiculosus,  aufmerksam, 
dem  Meere  Schwefelsäure  (bis  8,5  ^/o  des  Trockengewichts)  gebunden  an  Kali, 
Natron  und  Kalk  zu  entziehen.  Infolge  des  Sauerstoffverbrauchs  bei  der 
Fäulnis  dieser  Pflanzen  werden  die  Sulfate  zu  Sulfiden  reduziert  und  aas  diesen 
durch  die  gleichzeitig  sich  entwickelnde  Kohlensäure  der  Schwefel  als  Schwefel- 
wasserstoff ausgetrieben.  Die  Entwickelung  des  letzteren  erfolgt  so  intensiv, 
daß  das  Silberzeug  in  den  längs  der  Küste  bei  Kopenhagen  gelegenen  Land- 
häusern beständig  anläuft.  Aus  Eisenlösungen,  welche  in  verwesende  Fucus- 
haufen  geraten,  wird  Schwefelkies  ausgeföllt,  der  z.  B.  an  der  Küste  von 
Bomholm  und  Seeland  Gerolle  überkrustet.  „An  der  Landspitze  von  Kronburg, 
in  der  Nähe  von  Helsingör,  werden  jährlich  in  den  Monaten  November  und 
Dezember  über  30000  Fuhren  (für  2  Pferde)  Seegras  an  die  Küste  geworfen; 
diese,  wenn  man  auf  jede  500  Pfd.  trockener  Pflanzen  rechnet,  sind  gleich 
15    Mill.    Pfd.,    wovon    3^Iq    Schwefelsäure    450000   Pfd.    Schwefelsäure    und 


^)  Lehrbuch  der  chemischen  und  physikalischen  Geologie;  1.  Aufl.,  I,  1847,  904. 
^)  Über  den  Einfluß  der  fucusartigen  Pflanzen  auf  die  Formationen  der  Erde. 
Erdm.  Journ.  f.  prakt.  Chemie,  XXXVI,  1845,  385—412, 


Die  Eieslager.  859 

382000  Pfd.  Schwefelkies  ausmachen  würden;  und  wenn  man  dann  jeden 
Enbikfafi  Alannschiefer  zu  150  Pfd.  annimmt  und  in  dem  Alannschiefer  durch- 
schnittlich 2^/o  Schwefelkies,  so  würde  die  jährlich  an  die  Küste  von  Eronbnrg 
ausgeworfene  Quantität  Seegras  hinreichend  sein,  um  111000  Eubikfuß  Alaun- 
schiefer mit  Schwefelkies  zu  versehen.^    (Forchhammer.) 

Auf  solche  Weise  könnten  die  reichlichen  Pyritmengen  entstanden  sein, 
welche  im  Liegenden  der  Lothringer  Minette  oder  mit  den  oolithischen  Eisen- 
erzen Englands  vorkommen. 

Die  Bildung  von  reichlichem .  Schwefeleisen  geht  heute  in  den  Seen  der 
kaspischen  Niederung  und  im  Schwarzen  Meere  vor  sich.  So  wird  nach 
C.  Schmidt^)  im  Tinetzky-See  durch  Wechselwirkung  von  Chloriden  mit 
schwefelsaurer  Magnesia  viel  schwefelsaures  Natron  gebildet,  das  seinerseits 
durch  verwesende  Algen  in  das  Sulfid  übergeführt  wird.  Durch  die  Anwesenheit 
des  letzteren  wird  Schwefeleisen  als  schwarzer  Schlamm  ausgeföllt.  Viel 
Schwefeleisen  wird  auf  dem  Orunde  des  Schwarzen  Meeres  angehäuft.  In  den 
tieferen  Teilen  desselben  stagniert  das  am  Abflüsse  gehinderte  Wasser,  es  wird 
nicht  mehr  durchlüftet  und  infolgedessen  arm  an  Sauerstoff.  Dagegen  ist  es 
so  reich  an  Schwefelwasserstoff,  daß  sich  dessen  Geruch  schon  im  Wasser  aus 
Tiefen  von  140  m  bemerkbar  macht  und  schon  bei  180  m  alles  tierische  Leben 
unmöglich  wird.  Auf  dem  Grunde  des  Meeres  müssen  sich  deshalb  die  von 
oben  herabsinkenden  Reste  tierischen  und  pflanzlichen  Lebens  anhäufen,  ohne 
oxydiert  oder  von  anderen  Lebewesen  aufgezehrt  zu  werden.^  In  der  Tiefe 
von  865  m  enthält  das  Wasser  des  Schwarzen  Meeres  215,  in  der  von  900  m 
570  ccm,  bei  2200  m  655  ccm  H^S  in  100  1.  Das  Gas  entsteht  jedenfalls  auch 
hier  durch  die  reduzierende  Einwirkung  der  abgestorbenen  organischen  Reste 
auf  die  Sulfate  des  Meerwassers;  durch  den  Schwefelwasserstoff  wird  das  in 
letzterem  gelöst  oder  in  Sinkstoffen  vorhandene  Eisen  als  Schwefeleisen  aus- 
gefällt. Andrussow^)  sagt  darüber:  „Der  Schlamm  ist  in  den  meisten  Fällen 
von  zweierlei  Art:  auf  den  Böschungen  der  Eüste  (von  548 — 1311  m)  ein 
schwarzer,  auf  dem  flachen  Boden  des  Meeres  ein  dunkelblauer  Schlamm.  Der 
schwarze,  sehr  zähe  und  klebrige  Schlamm  auf  den  Böschungen  wird  augen- 
blicklich an  der  Oberfläche  grau,  wenn  er  an  die  Luft  gebracht  wird.  Diese 
Färbung  kommt  von  der  Anwesenheit  von  FeS,  das  sich  schnell  an  der  Luft 
oxydiert.  Unter  dem  Mikroskop  zeigt  sich  die  färbende  Substanz  bald  in  Gestalt 
kleiner  isolierter  Eügelchen,  bald  als  Imprägnation  im  Sand.  Die  Gegenwart 
solcher  Eügelchen    im   Innern    von   Diatomeen    bietet    vor    allem    ein    großes 


1)  Zitiert  von  Roth,  Allgemeine  und  chemische  Geologie,  I,  1879,  470. 

^  Hann,  Hochstetter,  Pokorny,  Allgemeine  Erdkunde,  I,  5.  Aufl.,  1896, 
271—272. 

*)  Guide  des  excursions  du  VII.  Congr^  g6ologique  internatioDal,  1897,  XXIX, 
12—13.  —  Jegunow,  Schwefeleisen  und  Eisenoxydhydrat  in  den  Böden  der  Limane 
und  des  Schwarzen  Meeres;  Ann.  g6ol.  et  min.  de  la  Rassie,  1897;  Ref.  N.  Jahrb., 
1900,  I,  224—228.  —  Sidorenko,  Petrographische  Untersuchung  einiger  Schlamm- 
proben des  Ecgalnik-Limans ;  M6m.  d.  1.  soc.  d.  natural,  d.  1.  Nouvelle  Russie,  XXI, 
1897,  118—133;  Ref.  ebendort. 


360  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Interesse.  .  .  Durch  Dredschen  (d.  i.  dnrch  das  Schleppnetz)  fördert  man  manch- 
mal in  derselben  Region  Massen  von  blauem  Schlamm  zutage,  welche  mitunter 
nageiförmige  Konkretionen  von  FeSg  enthalten.  Dieser  Schlamm  liegt  wahr- 
scheinlich unter  dem  schwarzen  Schlamm.^  Die  Frage,  ob  ähnliche  Verhältnisse, 
wie  sie  heute  im  Schwarzen  Meere  herrschen  und  hier  nur  vorübergehend  ge- 
streift werden  konnten,  auch  innerhalb  der  paläozoischen  Meere  vorhanden 
waren,  auf  deren  Grund  sich  die  Eieslager  und  so  sulfidreiche  Schlammabsätze 
bildeten,  wie  wir  sie  in  den  Wissenbacher  Schiefern  beobachten,  steht  noch 
offen ;^)  die  von  Andrussow  gegebene  Schilderung  erinnert  aber  sicherlich 
lebhaft  an  die  im  Liegenden  des  Meggener  Lagers  usw.  auftretenden  Pyrit- 
konkretionen und  die  beschriebenen  Eieskügelchen. 

Auch  der  in  den  kiesftlhrenden  Tonschiefern  oder  selbst  in  dem  Kies  und 
zu  Meggen  auch  im  Baryt  vorhandene  Bitumengehalt  darf  hier  nicht  über- 
gangen werden,  wenn  er  auch  weniger  auffällig  und  reichlich  vorhanden  ist  als 
im  Kupferschiefer.  Zur  Erklärung  des  Erzniederschlags  in  letzterem  nimmt 
man  an,  daß  das  Bitumen  reduzierend  auf  die  Metallsulfate  gewirkt  habe. 
In  den  jetzt  zu  Tonschiefem  verhärteten  Schlämmen  mag  es  aber  eine  ähnliche 
Bolle  wie  die  organischen  Sinkstoffe  auf  dem  Boden  des  Schwarzen  Meeres  ge- 
spielt und  die  im  Meere  enthaltenen  Salze  irgendwelcher  Art  in  Sulfide  ver- 
wandelt haben.  Die  besondere  Natur  der  Metallsalze,  aus  welchen  die  Metall- 
sulfide niedergeschlagen  wurden,  bliebe  dann  unentschieden.  Es  sei  hier  auch 
daran  erinnert,  daß  manche  von  den  an  metamorphe  Schiefer  gebundenen  Kies- 
lagern von  sogen,  „graphitischen  Schiefern"  begleitet  werden,  unter  denen  aller- 
dings mitunter  graphitreiche  Ruschelzonen  gemeint  sein  könnten. 

Aus  dem  Vorigen  ergibt  sich,  daß  die  Entstehung  reiner  Eisenkieslager 
sehr  wohl  durch  Vorgänge  erklärt  werden  könnte,  welche  sich  heute  noch  ab^ 
spielen.  Unbeantwortbar  bleibt  die  Frage  nach  der  Herkunft  des  Kupfers,  des 
Zinks  und  des  Bleies,  von  denen  besonders  das  erstere  sozusagen  allgemein  in 
den  Kieslagern  verbreitet  ist.  Zwar  sind  diese  und  wohl  alle  anderen  in  den 
letzteren  auftretenden  Metalle  im  normalen  Meerwasser  enthalten,  dem  sie  durch 
tierisches  und  pflanzliches  Leben  unter  verhältnismäßiger  Anreicherung  ent- 
zogen werden  können.^  Gold  und  Silber  sind  als  Bestandteile  des  Meer- 
wassers schon  seit  längerer  Zeit  bekannt.  C.  A.  Münster  hat  ihre  Anwesenheit 
im  Wasser  des  ChristianiaQords  (mit  1,83  ^/q  Eindampfungsrückstand)  bestimmt 
und  20  mg  Silber  und  5  mg  Gold  in  der  Tonne  (rund  1  cbm)  Wasser  gefanden. 
Er  machte  sogar  den  Vorschlag,  die  Metalle  elektrolytisch  auszuscheiden.^) 
Dürfte  man  annehmen,  daß  infolge  irgend  eines  chemischen  Vorganges  das 
Silber  und  das  Gold  aus  dem  Meere  ausgefällt  werden  müßte,  dann  wären  in 
dem  Niederschlage  von  einem  1  qkm  großen  Teil  1000  m  tiefen  Meeres  20000  kg 

^)  Auf  die  Notwendigkeit,  neben  .  den  gewiß  unerläßlichen  paläontologisch- 
stratigraphiBchen  Stadien  solche  über  die  physikalischen  Bedingungen  der  alten 
Sedimentationen  mehr  in  den  Vordergrund  zu  stellen,  als  es  zur  Zeit  allgemein  ge- 
schieht, kann  nur  nachdrücklich  hingewiesen  werden.    Bergeat. 

3)  Roth,  1.  c.  490-492. 

8)  Eng.  Min.  Journ.,  LUI,  1892,  570. 


Die  Kieslager.  361 

Silber  und  5000  kg  Gold  enthalten.  Die  sehr  weite  Verbreitung  von  Zink  im 
Meerwasser  und  in  marinen  Sedimenten  ist  durch  dieüntersuchungenDieulafaits^) 
erwiesen  worden.  So  enthalten  die  Mutterlaugen  der  Salzgärten  das  Metall, 
das  Mittelmeerwasser  soll  im  Minimum  1,6 — 2  mg  im  Kubikmeter  führen,  und 
zahlreiche  Dolomite  und  Kalksteine  sind  zinkhaltig.  In  allen  untersuchten 
Grnndproben  von  den  Expeditionen  der  Schiffe  Travailleur  und  Talisman  wurden 
Kupfer  und  Zink  gefunden.  Indessen  ist  die  Annahme,  daß  durch  Niederschlag 
aus  dem  normalen  Meerwasser  die  teilweise  großen  Massen  von  Kupferkies, 
Blende  und  Bleiglanz  der  Kieslager  entstanden  sein  könnten,  von  vornherein 
die  unwahrscheinlichste.  Es  bleibt  auch  hier  nur  die  Erklärung,  daß  dem 
Meerwasser  jene  Metalle  zugeführt  worden  sind.  Man  könnte  dabei  zunächst 
an  eine  Zufuhr  vom  festen  Lande  denken  und  als  Ursprungsort  der  Metallsalze 
in  Zerstörung  befindliche  Lagerstätten  betrachten.  Als  Beispiel  könnten  die 
einer  fortwährenden  Verwitterung  und  Auslaugung  unterliegenden  Kieslager  von 
Rio-Tinto  gelten,  aus  denen  seit  Jahrtausenden  ungeheure  Kupfer-  und  Eisen- 
mengen dem  Ozean  zugeführt  worden  sind;  diese  Einleitung  von  Metallsalzen 
in  das  Meer  ist  jedoch  eine  so  allmähliche,  daß  sie  dortselbst  nur  zu  äußerst 
verdünnten  Lösungen  führen  kann.  Nur  in  sehr  eng  begrenzten  oder  seichten 
Meeresbecken  könnte  sie  zu  Bedeutung  gelangen.  Wo  solche  Voraussetzungen 
nicht  gegeben  sind,  bleibt  nur  der  .Gedanke  an  eine  Zufuhr  von  Metall  Ver- 
bindungen aus  der  Tiefe  der  Erde.  Die  Möglichkeit,  daß  solche  Lösungen, 
welche  mit  aller  Wahrscheinlichkeit  in  der  Tiefe  der  Erdkruste  die  Ausfüllung 
der  Gangspalten  und  die  Bildung  von  Erzgängen  bewirken,  auch  an  die  Ober- 
fläche bezw.  auf  den  Meeresboden  vordringen,  wird  durch  gewisse  Überlegungen 
(s.  S.  488)  erwiesen.  Eine  sichere  Tatsache  aber  ist,  daß  durch  vulkanische 
Eruptionen  gasförmige  Schwermetallverbindungen  zur  Oberfläche  gebracht  zu 
werden  pflegen.  Die  später  zu  besprechenden  erzführenden  tertiären  Tuffe  von 
Niederkalifomien  sind  ein  zweifelloser  Hinweis  auf  einen  solchen  Zusammenhang 
zwischen  Magma-  und  Erzförderung  aus  der  Tiefe.  Solche  Beziehungen  auch 
für  die  Kieslager  im  Rammeisberg,  zu  Meggen  und  auf  der  iberischen  Halbinsel 
anzunehmen,  lag  nicht  fern;  deren  Entstehung  würde  also  dann  eine  Begleit- 
erscheinung der  damals  auf  dem  Meeresgrund  vor  sich  gehenden  Eruptionen 
sein.  Es  läge  darin  dann  auch  eine  Erklärung  für  die  seit  langer  Zeit  erörterte 
Tatsache,  daß  Kieslager  nur  in  den  paläozoischen  Schiefem  auftreten,  indem 
auch,  wenigstens  in  den  mesozoischen  Schichten  Europas,  fast  nirgends  wieder 
Eruptivgesteine  in  solcher  Massenhaftigkeit  vorkommen,  wie  sie  für  das  Mittel- 
devon Deutschlands,  für  den  Gulm  Spaniens  bezeichnend  sind.  * 

Die  Blende-  nnd  Bleiglauslager.^ 

Die    beiden    im    nachstehenden    zu    besprechenden    Vorkommnisse    von 

o  

Ammeberg  und  Broken  Hill  sind,  unter  dem  Gesichtspunkt  ihres  geologischen 

1)  Ann.  chim.  phys.,  (5)  XXI,  1880,  267;  Compt.  Rend.,  XC,  1880,  1573;  XCVI, 
1883,  70--72;  Gl,  1885,  1297. 

^)  SteUjißr  hat  das  Zinkblendelager  von  Ammeberg  unter  den  Fahlbändem 
behandelt.    Die  Bleiglan^-Zinkblende-Lagerstätte  von  Broken  Hill  gehörte  nach  seiner 


862  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Auftretens  betrachtet,  zweifellos  als  Lager  zu  bezeichnen  und  sie  sollen  deshalb 

* 

hier  eingereiht  werden.  Die  Frage,  ob  sie  wirklich  anch  sedimentär  oder  anch 
nur  syngenetisch  sind,  maß  einstweilen  noch  offen  bleiben  und  dfirfte  wähl 
nicht  zum  geringsten  Teil  von  der  genetischen  Deutung  ihres  Nebengesteines 
abhängen.  In  stofflicher  Beziehung  sind  dieselben  nur  entfernt  miteinander  zu 
vergleichen. 

o 

Das  Zinkblendelager  von  Ammeberg^)  am  Nordende  des  Wettemsees  in 
örebro  (Schweden)  ist  an  einen  feinkörnigen  „Granulit"  („Eurit")  gebunden,  der 
selbst  eine  ungeföhr  500  m  mächtige  gewundene  Einlagerung  im  Oneis  bildet. 
Innerhalb  des  „Granulits*'  liegt  das  Zinkblendevorkommen  als  eine  an  diesem 
Mineral  reiche  oder  fast  ganz  aus  demselben  bestehende  Modifikation  desselben. 


Auffassung  mit  anderen  magnetitführenden  Sulfidlagem  der  kriBtallinen  Schiefer,  wie 
z.  6.  den  Lagern  von  Schwarzenberg  in  Sachsen,  von  Pitkäranta,  Schneeberg  in 
Tirol  u.  a.  in  eine  Gruppe,  deren  Glieder  vor  allem  durch  die  Begleitung  von  Granat, 
Pyroxen  und  Amphibol  gekennzeichnet  waren.  Da  sich  inzwischen  herausgestellt  hat, 
daß  verschiedentliche  im  Nebengestein  dieser  Lagerstätten  auftretende  kristalline 
Schiefer  kaum  Sedimente,  wie  Stelzner  gemeint  hatte,  sondern  höchstwahrscheinlich 
Eruptivgesteine  sind,  und  da  anderswo  Lagerstätten  auftreten,  die  stofflich  und 
mineralogisch  mitunter  bis  zur  völligen  Übereinstimmung  jenem  Typus  „Persberg- 
Schwarzenberg**  Stelzners  (s.  auch  S.  167)  gleichen  und  offenbar  Eontaktlagerstätten 
sind  (z.  B.  im  Banat,  im  Ural,  die  Magneteisen-  und  Eupferlagerstätten  bei  Nischne 
Tagilsk,  an  der  Calamita  auf  Elba  und  im  gewissen  Sinne  auch  diejenigen  von 
Temperino  bei  Campiglia  in  Toskana),  so  glaubte  ich  der  im  übrigen  bereits  weiter 
verbreiteten  Auffassung  folgen  zu  dürfen,  daß  auch  die  bezeichneten  Lagerstätten  teil- 
weise dem  unmittelbaren  Zutun  eruptiver  Prozesse  Stoff  und  mineralogisM^he  Erscheinung 
verdanken,  demgemäß  Eontaktlagerstätten,  erzführend  gewordene  Ealksteine  sind. 
Daß  diese  Auffassung  möglicherweise  auch  auf  die  an  Ealksteine  gebundenen  sulfid- 
armen Magneteisenerze  vom  Typus  Persberg  zutrifft,  wurde  schon  S.  167—168  ange- 
deutet. Zu  den  Eontaktlagerstätten  dieser  Art  dürfen  aber  offenbar  diejenigen  von 
Schneeberg  in  Tirol  und  von  Broken  Hill  nicht  gezählt  werden.  Bezüglich  der  Lager- 
stätte von  Schneeberg  in  Tirol  glaube  ich  die  hohe  Wahrscheinlichkeit  nicht  mehr 
abweisen  zu  dürfen,  daß  dieselbe  tatsächlich,  wie  das  von  von  Elterlein  und  zuletzt 
von  Weinschenk  behauptet  worden  ist,  ein  Gang  der  kiesigen  Bleiformation  ist,  der 
allerdings  durch  Metamorphose  eine  erhebliche  Veränderung  seines  mineralogischen  Ge- 
präges erfahren  haben  muß.  Für  die  Entstehung  der  Lager  von  Broken  Hill  fehlt 
aber  nach  meiner  Überzeugung  bis  heute  eine  befriedigende  Erklärung,  und  ich  habe 
sie  deshalb  als  „Lager"  unter  den  schichtigen  Lagerstätten  belassen.  Über  Stelzners 
Ansicht  siehe  meine  kurze  Mitteilung  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1897,  314—316.  Bergeat. 
^)  M.  Braun,  Über  das  Vorkommen  der  Blende  am  Wettemsee  in  Schweden; 
Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  IX,  1857,  555.  —  Stapff,  Vorkommen  der  Zinkblende 
zu  Ammeberg;  Berg-  u.  Hütt.  Ztg.,  XX,  1861,  252.  —  Turley,  Der  Zinkbergbau  der 
Altenberger  Gesellschaft  bei  Ammeberg  in  Schweden;  Berg-  u.  Hütt  Ztg.,  XXV,  1866, 
405—409,  417—420,  425—430,  442—447,  449—454.  —  Oppermann,  La  pröparation 
m^caniiiue  des  minerais  de  zinc  ä  Ämmeberg;  Ann.  d.  Mines  (7),  XI,  1877,  261—283.  — 
A.  Sjögren,  Undersökning  af  den  eurit  (granulit)  som  utgör  omgifvande  bergarten  vid 
Ammebergs  zinkgrufvor;  Geol.  Foren.  Förh.,  V,  1880,  216—227;  Bef.  N.  Jahrb.,  1881, 
U,  -  53  -. 


Die  Blende-  und  Bleiglanzlager.  863 

Wie  sein  Muttergestein  ist  das  Lager  vielfach  im  Streichen  gebogen  und  gewanden 
und  besitzt  innerhalb  aller  Biegungen  gemessen  eine  bekannte  Länge  von  8600 
und  eine  Mächtigkeit  von  höchstens  15  m.  Seine  ErzfQhrung  wechselt  derart, 
dafi  es  eigentlich  ans  einer  größeren  Anzahl  ziemlich  langgestreckter,  unregel- 
mäßiger, mehr  oder  weniger  zusammenhängender,  bis  zu  200  m  langer  Linsen 
besteht.  Dieselben  können  durch  fast  nnbauwtirdiges,  mit  Erz  imprägniertes 
Nebengestein  voneinander  getrennt  sein.  Außer  der  Blende  stellt  sich  auch 
etwas  Bleiglanz  ein,  der  überdies  stellenweise  im  Hangenden  oder  Liegenden  des 
Zinkblendelagers  ein  abbauwQrdiges  Lager  bildet.  Im  Streichen  wie  im  Hangenden 
geht  die  Lagerstätte  allmählich  in  das  Nebengestein  über,  im  Liegenden  dagegen 
schaltet  sich  zwischen  beide  ein  Schwefelkies-Magnetkieslager  ein,  welches 
gleichfalls  an  Granulit  gebunden  ist.  Granaten  sind  darin  besonders  reichlich; 
sie  bilden  manchmal  die  Hauptmasse  des  kiesfuhrenden  Gesteines,  dem  sie  dann 
eine  rötliche  oder  grünliche  Farbe  erteilen.  Dem  Zinkblendelager  fehlt  jede 
skamähnliche  Umhüllung.  Im  großen  ganzen  ist  das  Streichen  des  Granulits 
und  des  darin  liegenden  Zinkblendefahlbandes  ein  ostwestliches;  indessen  er- 
fährt die  ganze  Zone  in  ihrer  Mitte  eine  weite  Ausbuchtung  nach  Norden,  deren 
Radius  600 — 800  m  lang  ist.  Das  Einfallen  des  Lagers  beträgt  durchschnittlich 
60—800  gegen  Norden. 

Wie  das  Zinkblendelager  substantiell  gewissermaßen  sich  aus  dem  Neben- 
gestein entwickelt  und  nur  eine  besondere  erzführende  Modifikation  desselben 
darstellt,  so  macht  es  auch  bis  ins  kleinste  dessen  Biegungen  und  Fältelungen 
mit;  das  Sulfid  war  zweifellos  zur  Zeit  der  Faltung  schon  vorhanden.  Zudem 
zeigen  die  Erze  eine  so  regelmäßige  Bänderung  und  Schichtung,  wie  irgend  ein 
aus  wechselnden  Lagen  dunkler  und  heller  Silikate  zusammengesetztes  kristallines 
Gestein. 

Turmalinführende  Pegmatitgänge  durchsetzen  im  Bereich  der  Godegärds- 
grube  am  östlichsten  Lagerteil  die  Lagerstätte.  In  der  letzteren  selbst  kommen 
WoUastonit,  Granat  und  Vesuvian  (nach  A.  Sjögren)  vor.  Bemerkenswert  sind 
grobkristalline  pegmatitische,  in  die  Blende  und  das  Nebengestein  eingelagerte 
Massen  von  vorwaltendem  grünen  Mikroklin  samt  Quarz,  Glimmer  und  Granat. 
Im  übrigen  ist  die  Zinkblende  ein  Bestandteil  des  erzführenden  Gesteines  selbst, 
und  es  fehlen  deshalb  alle  gewöhnlichen  Gangarten,  welche  gangförmige  Zink- 
blendevorkommnisse zu  begleiten  pflegen,  ebenso  Drusenräume  usw. 

Die  Zusammensetzung  der  das  Erzlager  unmittelbar  begleitenden  Gesteine 
scheint  zwar  eine  schwankende,  indessen  stets  durch  das  Zusammenvorkommen 
von  Feldspat  (zumeist  wohl  Orthoklas  und  Mikroklin),  Quarz,  Biotit  und  Granat 
in  feinkörniger  Mischung  charakterisiert  zu  sein.  Zu  den  genannten  Mineralien 
kommen  u.  a.  ein  lichtgrtiner  Pyroxen,  blaugrüne  Hornblende,  sehr  spärlicher 
Kalkspat,  Muscovit,  Apatit  und  Epidot  (?)  in  wechselnden  Verhältnissen.  Von 
Erzen  tritt  namentlich  Zinkblende  auf;  sie  ist  ein  zweifellos  primärer  Bestand- 
teil des  Gesteines  in  seiner  jetzigen  Struktur  und  mit  den  Silikaten,  vor  allem 
mit  Granat  eng  verwachsen.  Bleiglanz  und  Kiese  sind  ziemlich  verbreitet. 
Auch  im  Dünnschliff  zeigt  sich  eine  ins  feinste  gehende  Bänderung  des  Gesteines, 
die  nicht  nur  durch  die  Verteilung  der  Zinkblende,  sondern  auch  des  Glimmers 
in  Erscheinung  tritt.    Der  Pyroxen  waltet  stellenweise  so  vor,  daß  man  das 


364  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Gestein  als  einen  Pyroxengrannlit  bezeichnen  mufi,^)  um  so  mehr  als  auch  seine 
Struktur  ganz  an  diejenige  sächsischer  Vorkommnisse  dieses  Gesteines  erinnert. 
Ein  im  Liegenden  des  Lagers  auftretendes  Gestein  besteht  hauptsächlich  aus 
hellgrüner  Hornblende,  rotem  Granat  und  Epidot,  etwas  Apatit,  Titaneisen 
(oder  Magnetit?)  und  Magnetkies. 

Die  Ammeberger  Zinkerze  halten  im  großen  Mittel  35  ^/q  Zink  und  sind 
eisenarm.  Die  reinste  Blende  ist  ziemlich  grob  kristallinisch-blätterig;  gegen 
das  Nebengestein  zu  findet  eine  so  allmähliche  Aufnahme  von  Silikaten  statt, 
daß  eine  scharfe  Grenze  zwischen  Erzlager  und  Granulit  überhaupt  nicht 
erkennbar  ist.  Auf  Klüften  in  der  Blendemasse  haben  sich  manchmal  dünne 
Anflüge  von  Silber  angesiedelt,  und  endlich  ist  noch  das  Auftreten  von  Asphalt 
bemerkenswert,  der  gleichfalls,  an  Kalkspat  gebunden,  eine  jüngere  Bildung  ist 
und  häufig  sogar  den  letzteren  als  Kruste  überzieht. 

Die  Zinkgruben  von  Ammeberg  bestehen  seit  1846  und  gehören  seit  1857 
der  Gewerkschaft  Altenberg  (Vieille  Montagne) ;  nachdem  in  früherer  Zeit  Tagebau 
stattgefunden  hatte,  geschieht  jetzt  der  Abbau  durch  mehrere  Schächte,  von 
denen  die  Nygrufva  im  östlichen  Teil,  die  Knallagrube  im  westlichen  Teil  des 
Distrikts  die  wichtigsten  sind. 

Zu  den  gewaltigsten  Bleiglanzlagerstätten  der  Erde  gehört  das  Erzlager 
von  Broken  Hill^  in  Neu-Südwales.  Dasselbe  war  zugleich  eine  Zeitlang  eines 
der  großartigsten  Silbervorkommnisse  und  ist  vom  theoretischen  Gesichtspunkt  aus 
eines  der  besten  Beispiele  für  die  Veredelung  von  Lagerstätten  durch  die  Bildung 
eines  eisernen  Hutes.  Schon  vor  etwa  40  Jahren  war  das  dortige  Gebiet  von 
Goldsuchern  durchstreift  worden;  im  Jahre  1882  entdeckte  läan  Silbererzgänge  bei 
der  Stadt  Silverton,  und  seit  1883  kennt  man  die  in  der  Nähe  derselben  ge- 
legene Lagerstätte  von  Broken  Hill,  deren  Erschließung  zur  Gründung  der 
Stadt  Willyama  führte.  Besonders  in  den  ersten  Jahren  waren  die  durch  den 
Bergbau  erzielten  Gewinne  enorme,  fast  beispiellose. 

Broken  Hill,  ehedem  ein  gewaltiger,  hügelartiger  Lagerausstrich,  liegt 
32  km  von  der  Grenze  von  Südaustralien,  480  km  von  Adelaide  entfernt  in  der 
wasserarmen,  fiachhügeligen,  mit  Salzbüschen  bewachsenen  Barrier  Range;  diese 
besitzt  eine  relative  Höhe  von  60 — 90  m  und  eine  absolute  Erhebung  von  ungefähr 
350  m.    Mit  Adelaide  ist  das  Grnbenfeld  seit  1887  durch  eine  Eisenbahn  ver- 


')  Der  obigen  mikroskopischen  Charakteristik  liegt  das  Material  der  Clausthaler 
Bergakademie  zugrunde.  Die  von  A.  Sjögren  1880  gegebene  mikroskopische  Be- 
schreibung des  Granulits  von  Ammeberg  bedarf  scheinbar  einer  Revision. 

')  Pittman,  Oa  the  geological  occurrence  of  the  Broken  Hill  ore-deposits ;  Rec. 
of  the  Qeol.  Survey  of  New  South  Wales,  HI,  part.  II,  1892.  —  Jaquet,  Geology  of 
the  Broken  Hill  lode,  1894;  Ref.  über  beide  Arbeiten  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1897, 
94—98.  —  Eisfelder,  Der  Silber-,  Blei-  und  Zinkerzbergbau  von  Broken  Hill;  Berg- 
u.  Hüttenm.  Ztg.,  LVII,  1898,  465-466,  475—477,  495—496,  LVIH,  1899,  205-207, 
229 — 230,  253—255.  —  Bergeat,  A.  W.  Stelzuors  Ansicht  von  der  systematischen 
Zugehörigkeit  der  Granat-Bleiglanzlagerstätten  von  Broken  Hill;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol., 
1897,  314—316.  —  Babu,  Les  mines  d'or  de  PAustralie  et  le  ^te  d^argent  de  Broken 
Hill;  Ann.  d.  Mines  (9),  IX,  1896,  315—395.  —  Beck,  Beiträge  zur  Kenntnis  von 
Broken  Hill;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1899,  65—71. 


Die  Blende-  und  Bleiglanslager.  365 

bimden.    Das  an  Erzen  verschiedener  Art  recht  reiche  Gebiet  besteht  in  der 
Umgebnng  von  Broken  Hill  ans  kristallinen  Schiefem,  welche  von  verschiedenen 


U 


mss^m  j.:^-vnvj  ^^^ 

BtMrn«r  Hat  Oiydlacb«  Erze,  reiche  SUbeTerae.  Snlfldzane. 

Flg.  SS.    Frofll  dorcb  venchledene  Schacht«  EU  Brokeu  HllL    (Jsqaet,  tSM.) 
1  SUd-Scbwht,  I  Bup-ä,  S  Uc.  CoUach-S.,  4  Pattenon-S.,  S  Jamleaan-S.,  6  Kdox-8.,  7  Uc  Brldge-S. 
8  Dmw-S..  i  Uc.  Orscor-S.,  10  Eelly-S.,  11  Campbell-S. 

Grnnitmassen  dnrcfabrocheQ  nnd  stellenweise  diskordant  von  Kreide-  und  Tertiär- 
abla^rnngen  bedeckt  werden.    Die  stark  gefalteten  Schiefer  werden  als  Glimmer-, 


366  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Sericit-,  Talkschiefer  and  Gneise  bezeichnet  und  fuhren  scheinbar  allgemein 
Granat;  z.  T.  werden  sie  als  Granatqnarzite  beschrieben,  worunter  besonders 
quarzhaltige,  wenig  glimmerftthrende  Gesteine  dieser  Art  verstanden  sind. 
Hornblendegesteine  sind  weiterhin  in  den  kristallinen  Schiefern  verbreitet.  Das 
Schichtenstreichen  wechselt  und  ist  bei  Broken  Hill  ein  ungefähr  nordöstliches; 
das  Einfallen  beträgt  dort  etwa  60^  nach  Nordwesten. 

Das  Ausgehende  der  Lagerstätte  war  2,5  km  weit  zu  verfolgen.  Sie  wird 
im  Streichen  in  zwei  Teile  unterschieden,  in  das  Hauptlager  und  das  Nordost- 
lager;  ferner  sind  noch  kleinere  Lager  als  Ost-  und  Westlager  bekannt.  Die 
zwei  ersteren  liegen  auf  einem  Schichtensattel  und,  abgesehen  von  geringen 
Diskordanzen,  welche  sekundärer  Natur  sind,  konkordant  zwischen  den  kristallinen 
Schiefem.  Die  Lage  auf  einem  Sattel  bringt  es  mit  sich,  daß  das  Lager  sich 
in  Teufen  zwischen  etwa  100  m  und  200  m  gabelt  (Fig.  83).  Außerdem  scheinen 
sich  auch  Massen  von  Schiefer  in  den  Erzkörper  einzulagern.  Stellenweise  tritt 
die  Eammlinie  des  liegenden  Sattelkerns  an  die  Oberfläche,  so  daß  dadurch  die 
Lagerstätte  eine  Teilung  erißlhrt.  Granatführender  Gneis,  durchlagert  von 
Granatquarzit  und  selbst  etwas  blende-  und  bleiglanzhaltig,  bildet  nach  Beck 
das  Hangende  des  Lagers.  ^) 

Die  Mächtigkeit  des  letzteren  schwankt  ganz  erheblich;  sie  beträgt  von 
einigen  bis  gegen  30  m.  Lifolge  der  Bildung  des  eisernen  Hutes  und  der  damit 
verbundenen  Stoffwanderung  ist  das  Nebengestein  der  oberen  Lagerzone  so  reich 
mit  sekundären  Erzen  imprägniert,  daß  die  Mächtigkeit  der  ganzen  bauwürdigen 
Masse  bis  zu  120  m  betragen  kann.  Das  frische  Erz  besteht  aus  Bleiglanz, 
Zinkblende,  wenig  Schwefelkies,  noch  spärlicherem  Kupfer-  und  Arsenkies, 
aus  bläulichem  Quarz,  aus  mehr  oder  weniger  Granat,  der  15 — 30^/0  der  ganzen 
Lagermasse  ausmachen  kann,  ans  Ehodonit,  etwas  Magnetit^  und  sehr  wenig 
Flußspat.  Ebenso  kommen  hier  und  da  auch  Feldspat  und  Glimmer  vor.  Zahl- 
reiche, dem  Streichen  und  Fallen  parallele  linsenförmige  und  unregelmäßige, 
große  und  kleine  Partien  der  kristallinen  Schiefer  sind  in  das  Lager  eingeschaltet. 
Der  Bleiglanz  ist  silberarm.  Der  gelbrote  Granat  (Spessartin?)  findet  sich  im 
Erze  teilweise  in  guten,  bis  nußgroßen  Kristallen. 

Die  durchschnittliche  Zusammensetzung  einer  an  die  Freiberger  Hütten 
gelangten  Erzlieferung  war  nach  einer  Analyse  Mietzschkes  (1894)  folgende: 

Au Spur  (etwa  0,00009  ^/o) 

Ag 0,09 

Pb 35—40 

Zn 19—22 

As 0,09 

S 23,00 

Fe 8,40 

Rückstand 14,00 

^)  Eisfelder  gibt  an,  daß  auf  der  JunetioD-Grube  das  Liegende  des  nordöstlichen 
Lagers  aus  Gneis,  das  Hangende  aus  Granatsandstein  gebildet  werde. 
^  Nach  Marsh,  dessen  Beobachtung  Stelzner  bestätigte. 


Die  Blende-  und  Bleiglanzlager.  367 

Der  bei  der  Auflösung  in  Salpetersäure  verbleibende  Rückstand  enthielt: 

FegOs 11,8 

CaO 13,6 

SiOj 53,9 

MnO 20,6 

99,9 

Der  Silbergehalt  des  Erzes  schwankt  natürlich;  im  allgemeinen  ist 
die  primäre  Lagermasse  silberarm  mit  0,015 — 0,018,  stellenweise  auch  mit 
0,048— 0,09  o/^j  Ag. 

Die  oben  beschriebene  Lagermasse  hat  man  erst  in  einer  Teufe  von 
etwa  100  m  angetroffen;  darüber  lagerte  ein  höchst  interessanter  ,,eiserner 
Hut^,  d.  h.  der  gänzlich  zersetzte  Lagerausstrich.  Derselbe  bestand  aas 
mehr  oder  weniger  kieseligem  und  stark  manganhaltigem  Brauneisenerz, 
löcherig  und  zerfressen,  in  den  Höhlangen  erfüllt  mit  Stalaktiten  von  Braun- 
eisenerz und  Pyrolusit,  Psilomelan,  Eisenglanz  und  Kaolin,  der  bald  rein  weifi, 
bald  durch  größere  oder  geringere  Mengen  von  Eisen  und  Mangan  gefärbt  war. 
Die  unter  dieser  Eegion  auftretenden  sekundären  Erze  waren  insbesondere: 
prachtvoll  kristallisiertes  Weifibleierz,  stellenweise  bis  zu  20  m  mächtige, 
grofie  linsenförmige  Massen  bildend;  Grünbleierz,  Anglesit,  Matlockit, 
Cotunnit;  Cuprit,  Malachit,  Lasur,  Chrysokoll,  Olivenit?  und  gediegen 
Kupfer;  Chlorsilber,  Jodsilber,  Chlorbromsilber,  gediegen  Silber,  die 
immer  jünger  sind  als  das  Weifibleierz;  ganz  untergeordnet  Smithsonit,  endlich 
Gips.  Die  reichenBleikarbonate  enthalten  20— öO^/o Blei  und  0,0185— 0,296 ^/^ 
Silber.  Sie  wechseln  mit  den  Kaolin-Erzen  und  umschliefien  solche.  Diese 
bestehen  hauptsächlich  aus  Kaolin  mit  beigemengtem  Quarz  und  Granat  und  sind 
stets  silberreicher  als  die  Bleikarbonate,  indem  sie  0,015 — 1,1  ®/q  Silber,  aber  nur 
etwa  S^Iq  Blei  enthalten.  An  der  Grenze  zwischen  dem  eisernen  Hut  und  den 
sulfidischen  Erzen  sind  die  letzteren  von  einer  dünnen  Kraste  rufiartiger  Ver- 
witterungsprodakte  überzogen,  die  etwa  I^/q  Silber  und  bis  zu  12  ^/o  Kapfer 
enthalten.  Zwischen  den  sulfidischen  Erzen  selbst  treten  noch  auf  Klüften  Um- 
wandlungsprodukte auf,  wie  Stalaktiten  von  Psilomelan  und  Brauneisenstein,  die 
mit  Zinkspat  überzogen  sein  können.  Li  der  Eegion  des  eisernen  Hutes  ist  das 
Liegende  und  das  Hangende  der  Lagerstätte  ganz  verwischt  und  beiderseits  ist 
das  Nebengestein  so  reichlich  mit  Erzen  imprägniert,  dafi  sich,  wie  schon  er- 
wähnt, sehr  bedeutende  bauwürdige  Mächtigkeiten  ergaben. 

Über  die  Entstehung  der  Lagerstätte  gehen  die  Ansichten  weit  auseinander. 
Pittmann  hat  dieselbe  mit  den  sog.  Saddle  Eeefs  des  australischen  Golddistrikts 
von  Bendi^o  verglichen.  Wie  das  für  letztere  Lagerstätten  behauptet  wird,  so 
soll  auch  das  Hauptlager  von  Broken  Hill  die  AusMlung  eines  Hohlraums  sein, 
der  durch  Aufblätterung  der  Schiefer  infolge  der  Gebirgsfaltung  entstanden  wäre. 
Jaquet  hat  dann  die  Mineralführung  auf  eine  Lateralsekretion  zurückgeführt, 
d.  h.  die  Sulfide  und  der  Quarz  sollen  aus  dem  Nebengestein  ausgelaugt  und  im 
Hohlraum  wieder  abgesetzt  worden  sein,  der  Granat  entweder  durch  Mineral- 
wässer gebildet  oder  aus  dem  Nebengestein  in  die  erzabsetzenden  Lösungen 
hineingefallen  sein.  Ist  es  nun  schon  sehr  fraglich,  wenn  nicht  überhaupt  ganz 
unmöglich,    daB    ein    so    enormer    Hohlraum,    wie    ihn    das    Hauptlager   von 


368  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Broken  Hill  ansfttllen  soll,  durch  den  Oebirgsdruck  entstehen  und  weiterhin  bis 
zur  völligen  Ausfüllung  bestehen  kann,  so  fehlen  auch  alle  Beweise,  welche 
die  offenbare  Un Wahrscheinlichkeit  der  Annahme  Jaquets  beseitigen  könnten.^) 
Daß  die  Broken  Hiller  Lagerstätten  keine  Gänge  sein  können,  geht  u.  a.  daraus 
hervor,  daß  sie  keine  Salbänder  zeigen. 

Auf  Grund  der  Untersuchung  von  Dünnschliffen  ist  Beck  gleichfalls  zu 
dem  Ergebnis  gekommen,  daß  die  in  Bede  stehenden  Lager  epigenetisch  sein 
sollen.  Danach  wäre  das  Hauptlager  eine  zerrüttete  und  zerriebene,  zu  einem 
Sattel  aufgepreßte  Gesteinsmasse;  die  Zerrüttung  wäre  eine  Folge  der  Aufpressung. 
In  die  Bisse  sollen  erzführende  Lösungen  eingedrungen  sein  und  sich  in  den 
Spalten  zwischen  Splittern  von  Granat,  Bhodonit  und  Quarz  angesiedelt,  dabei 
wenigstens  den  Bhodonit  korrodiert  haben.  Da  derselbe  Granat  auch  in  aus- 
gezeichneten, glattflächigen  Kristallen  auftritt,  welche  Blende  und  Bleiglanz 
umschließen,  so  ist  Beck  zu  der  unwahrscheinlichen  Annahme  gezwungen,  daß 
der  Granat  teilweise  dem  ursprünglichen  Bestand  des  Nebengesteines  angehöre, 
daneben  aber  hier  ausnahmsweise  derselbe  einmal  als  eine  sehr  junge  Bildung 
aus  erzabsetzenden  wässerigen  Lösungen,  also  als  ein  echtes  Gangmineral  auftrete. 
Die  von  Beck  mitgeteilten  Dünnschliffbilder  erinnern  in  mancher  Beziehung  so 
sehr  an  die  Wahrnehmungen,  welche  man  auch  sonst  an  erzführenden  kristallinen 
Schiefern  und  ganz  ähnlich  in  Präparaten  von  Bodenmais  oder  den  ähnlichen 
schwedischen  Lagerstätten  (s.  S.  327 — 328)  machen  kann,  daß  hierauf  verwiesen  sei. 
Schon  Weinschenk ^)  hat  ferner  zutreffend  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß 
bei  den  normalen  Erzgänge  erzeugenden  Vorgängen  eine  Korrosion  der  Silikate, 
wie  sie  Beck  annimmt,  nicht  statthabe,  und  daß  dabei  vielmehr  eine  Gresteins- 
umwandlung  unter  Neubildung  von  wasserhaltigen  Silikaten  oder  weitgehenden 
Auslaugungen  stattfinden  müsse;  Weinschenks  Einwendungen  könnten  hier 
nur  wiederholt  werden.  Als  Erzlager  hatte  schon  Stelzner  das  Vorkommen 
bezeichnet  und  es  in  die  nächste  Verwandtschaft  mit  dem  Vorkommen  von  Schnee- 
berg in  Tirol  gebracht.  Beachtenswert  sind  die  neueren  Mitteilungen  Eisfelders 
über  Gestalt  des  Hauptlagers.  Danach  wäre  der  westliche  Schenkel  des  Sattels 
nichts  anderes  als  eine  Abfaltung  entsprechend  dem  „hangenden  Trum''  des 
Rammeisbergs. 

Die  Entstehung  des  Bleiglanz-Zinkblendevorkommens  von  Broken  Hill  ist 
zurzeit  ganz  ungewiß.  Es  wäre  verfrüht,  dieselbe  in  Abhängigkeit  von  den  in 
seiner  Nähe  auftretenden  Eruptivgesteinen  bringen  zu  wollen;  mit  den  Lager- 
stätten von  Bodenmais,  Bersbo  usw.  kann  das  Vorkommen  nicht  unmittelbar 
verglichen  werden. 

Die  Entdeckung  der  Erzlager  von  Broken  Hill  ist  eines  der  jüngeren 
Ergebnisse  in  der  bergmännischen  Durchsuchung  der  Barrier  Bange;  sie  geschah 
ebenso  wie  ihre  Erschließung  durch  einen  Schafhirten  Namens  Karl  Rasp  im 
Jahre  1883.  Bis  dahin  war  der  Broken  Hill  ein  etwa  2,5  m  langer  Höhenzug. 
Er  bestand  aus  Brauneisenerz,  welches  Easp  für  Zinnerz  hielt.  Die  Enttäuschung 
hielt  nicht  ab,  den  eisernen  Hut  in  die  Teufe  zu  verfolgen,  und  führte  nach 
manchen  weiteren  Mißerfolgen  zu  der  ganz  unerwarteten  Entdeckung  der  silber- 
reichen  Zwischenzone,  welche  enorme  Schätze  schüttete.  Von  Ende  1886  bis 
gegen  Ende  1890  wurden  schon  483078  t  Erz  mit  rund  600000  kg  Silber  und 
83414  t  Blei  gefördert;  im  Jahre  1892  gewann  man  in  8  Schächten  im  Tag 
durchschnittlich  1000  t  Erz  mit  etwa  1000  kg  Silber  und  ungeMhr  150  t  Blei. 


^)  Siehe  die  Einwürfe  von  Erusch,  Ztschr.  f.  prakt.  GeoL,  1897,  98,  und  Bergeat, 
ebenda  315. 

^)  Die  Erzlagerstätte  des  Schneebergs  in  Tirol  und  ihr  Verhältnis  zu  jener  des 
Silberbergs  bei  Bodenmais  im  bayrischen  Wald.  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1903,  231—237, 
bes.  235—236. 


Die  goldführenden  Kiesfahlbänder.  369 

Bis  Ende  1890  waren  an  Beingewinn  etwa  24  Hill.  Mark,  bis  Ende  1894  etwa 
105  Mill.  Mark  erzielt  worden.  Die  junge  Stadt  Willyama  hatte  Mitte  der 
1890  er  Jahre  bereits  30000  Einwohner. 

Daß  diese  reichen  Erträgnisse  nicht  anhalten  würden,  war  vorauszusehen; 
denn  es  war  klar,  daß  man  es  hier  nur  mit  einem  ausgezeichneten  Beispiele  der 
Konzentration  von  Silber  im  Ausgehenden  einer  sulfidischen  Bleiglanzlagerstätte 
zu  tun  hatte.  Diese  Konzentration  hatte  offenbar  den  Silbergehalt  nicht  nur 
des  gegenwärtigen  eisernen  Hutes,  sondern  im  Laufe  langer  Zeiten  denjenigen 
eines  großen,  jetzt  der  Denudation  verfallenen  Teiles  der  Lagermasse  ange- 
reichert, wobei  angenommen  werden  muß,  daß  das  Edelmetall  gleichzeitig  zur 
Tiefe  sickerte.^)  Tatsächlich  wurde,  wie  gesagt,  die  LageinstUttc  in  der  Teufe 
zu  einem  verhältnismäßig  silberarmen,  noch  dazu  an  Silikat  reichen  Bleiglanz- 
Zinkblendelager.  Zieht  man  daneben  in  Betracht,  daß  im  Jahre  1893  ein  fast 
unaufhaltsamer  Preissturz  des  Silbers  einsetzte  (der  Wert  des  Metalls  ist  gegen- 
wärtig kaum  halb  so  groß  wie  im  Jahre  1885)  und  daß  zugleich  das  Blei  in 
den  Tiefstand  seiner  Bewertung  eintrat,  dann  sind  damit  die  Ursachen  gegeben, 
weshalb  heute  der  Bergbau  von  Broken  Kill  nicht  mehr  annähernd  so  gewinn- 
bringend ist  wie  in  den  ersten  Jahren.  Die  großartige  Förderung  belief  sich 
im  Jahre  1902  auf  über  250000  t  Erz  mit  ungei^hr  135000  t  Blei,  30000  t 
Zink  und  190000  kg  SUber. 

3.  Die  goldführenden  Kiesfahlbänden 

Die   goldfahrenden   Konglomerate  Südafrikas. 

Literatur. 

Penning,  On  the  goldfieldfi  of  Lydenburg  and  De  Eap  in  the  Transvaal; 
Quart.  Journ.  Geol.  Soc,  XLI,  1885,  569—590;  Ref.  N.  Jahrb.,  1886,  II,  -55-. 

Schenck,  Die  geologische  Entwickelung  Süd-Afrikas;  Peterm.  Geogr.  Mitt., 
XXXIV,  1888,  225—232,  mit  geol.  Karte.  —  Ders.,  Über  das  Vorkommen  des  Goldes 
in  Transvaal;  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XLI,  1889,  573—581.  -  Ders.,  Über  die 
Goldfelder  Südafrikas;  Verh.  naturh.  Ver.  d.  Rheinl.  u.  Westf.,  1890;  Korresp.-BL, 
66—70. 

Cohen,  Südafrikanische  Diamanten-  und  Goldproduktion  von  Südafrika  im  Jahre 
1886;  N.  Jahrb.,  1887,  II,  81—83.  —  Ders.,  Die  goldführenden  Conglomerate  in  Süd- 
afrika; Mitt.  des  naturw.  Vereins  f.  Neuvorpommem  u.  Rügen,  1887;  Ref.  N.  Jahrb., 
1889,  I,  113. 

Jeppe,  Die  Witwatersrand-Goldfelder  in  Transvaal;  Peterm.  geogr.  Mitt.,  XXXIV, 
1888,  257—267. 

Beta,  The  Sänket  Formation,  its  probable  origin  and  present  position.  Johannesburg 
1888;  Ref  N.  Jahrb.,  1889,  n,  -HO-. 

Dupont,  Les  mines  d'or  de  TAfrique  du  Sud.,  2.  Aufl.    Paris  1890. 

Penning,  Journ.  Soc.  Arts.  London,  XXXVI,  1888,  437;  zitiert  von  Becker.  — 
Ders.,  On  the  geology  of  the  Southern  Transvaal;  Quart.  Journ.  Geol.  Soc,  XLVII,  1891, 
451—461 ;  Ref.  N.  Jahrb.,  1893,  I,  -  318  -. 


^)  Solche  an  der  Veredelung  von  ärmeren  Lagerstätten  beteiligte  Vorgäuge  sind 
schon  bei  der  Besprechung  gewisser  Kieslager  kurz  erwähnt  worden  und  werden  bei 
der  Erörterung  des  eisernen  Hutes  der  Erzgänge  noch  ausführlicher  behandelt  werden. 
Stelzner-Bergeat,  Erzlagerstätten.  24 


37Q  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Enochenhauer,  Die  Groldf eider  in  Transvaal,  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  De  Kaap  Goldfelder.    Berlin  1890. 

Alford,  Geological  features  of  the  Transvaal.    London  1891. 
de  Launay,   Les   mines  d'or  du  Transvaal;   Ann.   d.   Mines  (8),   XIX,   1891, 
Mtooires,  102—132,  Lit. 

Gibson,  The  Geology  of  the  gold-bearing  and  associated  rocks  of  the  Southern 
Transvaal;  Quart.  Journ.  Geol.  Soc,  XLVIII,  1892,  404—437,  Lit. 

Hamilton-Smith,  The  Witwatersrand-Goldfields;  „Times«,  17.  Jan.  1893;  ver- 
schiedentlich zitiert. 

Stanford,  Map  of  the  Transvaal  Goldfields,  with  the  Geology  of  the  southern  part 
of  the  Transvaal  by  W.  H.  Penning.    London  1893. 

Schmeißer,  Über  Vorkommen  und  Gewinnung  der  nutzbaren  Mineralien  in  der 
Südafrikanischen  Republik.  Berlin  1894,  Lit.  Darin  petrographische  Untersuchungen 
von  M.  Eoch. 

Futter  er,  Afrika  in  seiner  Bedeutung  für  die  Goldproduktion  in  Vergangenheit, 
Gegenwart  und  Zukunft.    Berlin  1894. 

Pelikan,  Über  die  goldführenden  Quarzconglomerate  vom  Witwatersrand  in 
Südafrica;  Verh.  d.  k.  k.  geol.  Reichs-Anst.,  1894,  421—425. 

Molengraaff,  Beitrag  zur  Geologie  der  Umgegend  der  Goldfelder  auf  dem 
Hoogeveld  in  der  südafrikanischen  Republik;  N.  Jahrb.,  Beil.-Bd.  IX,  1894,  174—291. 

Verhandlungen  der  deutschen  Silberkommission.  Berlin  1894;  Bericht  über  die 
17.— 20.  Sitzung.  Enthält  verschiedene  Ausführungen  von  Schmeißer,  Stelzner, 
Sueß,  Zirkel  u.  a.  über  Geologie  und  Zukunft  des  Witwatersrandes. 

Curtis,  The  banket  Deposits  of  the  Witwatersrand;  Eng.  Min.  Journ.,  XLIX, 
1890,  200—201. 

Hatch  and  Ghalmers,  The  gold  mines  of  the  Rand.    London  1895. 
de  Launay,  Les  mines  d'or  du  Transvaal;  Ann.  d.  mines  (9),  IX,  1896,  5—201. 
—  Ders.,  Les  mines  d*or  du  Transvaal.    Paris  1896,  Lit. 

von  Eraatz,  Beitrag  zur  Bildung  der  Goldlagerstätten;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol., 
1896,  185—189. 

Erause,  Über  den  Einfluß  der  Eruptivgesteine  auf  die  Erzführung  der  Witwatenh 
rand-Conglomerate  und  der  im  dolomitischen  Ealkgebirge  von  Lydenburg  auftretenden 
Quarzflöze  nebst  einer  kurzen  Schilderung  der  Grubenbezirke  von  Pilgrimsrest  und 
De  Eaap  (Transvaal);  Ztschr.  f.  prakt.  Geol,  1897,  12—25. 

George  F.  Becker,  The  Witwatersrand  banket  with  notes  on  other  gold-bearing 
pudding  stones;  XVUI.  Ann.  Rep.  U.  S.  Geol.  Survey,  1896—97,  V,  153—184;  Ref. 
Ztschr.  f.  prakt.  Geologie,  1898,  212—217. 

Report  of  the  State-Mining-Engineer  for  the  year  1896.  Darin  Arbeiten  von 
Francke,  Schmitz-Dumont,  Eubale  u.  a. 

Molengraaff,  Die  Reihenfolge  und  Correlation  der  geologischen  Formationen 
in  Südafrika;  N.  Jahrb.,  1900,  I,  113—119,  Lit. 

Bordeaux,  Les  mines  de  l'Afrique  du  Sud.  Paris  1898. 

Hammond,  Gold-mining  in  the  Transvaal;  Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXXI, 
1902,  817—855. 

Liebenam,  Die  Witwatersrand-Goldindustrie  vom  bergwirtschaftlichen  Stand- 
punkte aus;  Zeitschr.  f.  prakt.  Geol.,  XI,  1903,  433—448,  Lit. 


Die  goldführenden  EiesfaMbänder.  371 

Der  Witwatersrand^)  im  südlichen  Transvaal  bildet  ein  in  annähernd  ost- 
westlicher Richtung  langgestrecktes,  ungefähr  80  km  breites  hügeliges  Plateau  von 
etwa  1800  m  Meereshöhe.  Er  ist  die  Wasserscheide  zwischen  dem  Vaal.  der  die 
Südgrenze  Transvaals  bildet,  und  dem  Limpopo,  der  den  Staat  im  Westen 
und  Norden  umgrenzt.  Hauptort  des  ,,Bandes^  ist  die  junge  Stadt  Johannes- 
burg, am  Südabhang  desselben  wenig  unterhalb  seines  Kammes  gelegen;  gegen 
Norden  zu  föUt  der  Gebirgsrücken  steiler  nach  der  etwa  50  km  entfernten 
Hauptstadt  Pretoria  ab,  nach  Süden  geht  er  in  das  Hochveldt  über. 

Die  ältesten  in  Südafrika  auftretenden  Schichten  bestehen  aus  zumeist 
steil  aufgerichteten  und  stark  gefalteten  Gneisen  und  kristallinen  Schiefem,  so 
aus  Hornblende-  und  Chloritschiefern  und  Serpentinen,  die  alle  aus  eruptiven 
Gesteinen  hervorgegangen  sein  sollen  (Hatch  und  Chalmers),  ferner  aus  Ton- 
schiefem, Quarziten  und  magnetitführenden  Quarziten.  Dazwischen  kommen 
z.  B.  zwischen  Johannesburg  und  Pretoria  Granite  vor.  Zwischen  letzteren 
beiden  Städten  tritt  jene  „Gmndformation^  hervor,  aus  der  auch  der  Witwaters- 
rand  besteht.  Ihre  hauptsächlichste  Verbreitung  hat  dieselbe  jedoch  in  Maschona- 
land,  Matabeloland,  in  den  Zoutpansbergen,  in  der  Murchison-Range,  zu  Lydenberg 
und  vor  allem  in  Swasiland,  weshalb  Schenck  sie  mit  dem  Namen  Swasi- 
schichten  belegt  hat. 

Diskordant  über  ihnen  folgt  die  Eapformation  (Schenck),  welche  aus 
Tonschiefern,  Sandsteinen,  Konglomeraten  und  Kalksteinen  gebildet  wird.  Aus 
solchen  besteht  der  Tafelberg  bei  Kapstadt  und  das  südliche  und  westliche 
Transvaal.  Die  sehr  spärlichen  Fossilfunde  weisen  darauf  hin,  daß  die  Kap- 
formation devonischen  und  untercarbonischen  Alters  sein  dürfte. 

Die  Karrooformation  gliedert  sich  nach  Schenck  von  oben  nach  unten 

folgendermaßen: 

Stormberg-Schichten, 

Beaufort-Schichten, 

Ekkaschichten  und  Dwykakonglomerat. 

Diese  Formation  hat  eine  weite  Verbreitung  in  der  nördlichen  Kapkolonie, 
in  Natal,  im  Oranjestaat  und  im  südlichen  Transvaal.  Sie  dürfte  das  Perm 
repräsentieren.  Für  die  Entwickelung  des  Goldbergbaues  hatten  die  südöstlich 
von  Johannesburg  in  den  Beaufort-Schichten  auftretenden  Kohlenflöze  eine  her- 
vorragende Bedeutung;  die  hauptsächlichsten  Vorkommnisse  solcher  in  Transvaal 
finden  sich  bei  Bocksburg,  Vereeniging,  Brakpan,  Daggafontein  und  im  Middelburg- 
distrikt.  In  der  nördlichen  Kapkolonie  sind  Stormberg,  Molteno,  Cyphergoat,  in 
Natal  die  Gegend  zwischen  Ladysmith  und  Newcastle  wegen  ihrer  Kohlengruben 
namhaft  zu  machen.  Sie  gehören  wohl  den  höher  liegenden  Stormberg-Schichten 
an.    Bei  Kimberley  setzen  die  Diamantlagerstätten  in  der  Karrooformation  auf. 

Im  Jahre  1899  gab  Molengraaff  als  Resultat  der  bis  dahin  und  zwar 
besonders  in  den  letzten  Jahren  ausgeführten  Untersuchungen  nachstehende 
Übersicht  über  die  geologischen  Formationen  Südafrikas.*) 

*)  Witwatersrand  soviel  wie  der  Gebirgsrand  mit  den  weißen  Wassern,  da  dort 
entspringende  Quellen  weiße  Absätze  bildeten. 

■)  -  -^  bedeutet  diskordante,  —  koukordante  Reihenfolge. 

24* 


372 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


Alter. 
Mittl.  Jura? 

Lias? 


Karroo- 
System 
Perm? 


£ap-Eolonie. 
Uitenhage- Formation. 

Enon-Formation. 
Stormberg-Beds. 


Südafrikanische  Republik. 


Lebombo-Gesteine. 


Stormberg-Schichten. 


Beaufort-,   Dicynodon-   oder 
Karroo-Beds. 


Beaufort-Schichten. 


^    ^^.^  '        N 


"V  /  \^  \-/  \^  N^   \y  »w  N^    *. 


X      "         XV, 


Kap- 
System    ' 
Devon. 


Ekka-Beds  und  Dwyka- 
Konglomerat. 

Witteberg-Beds. 

Bokkeveld-Beds. 

Table-Mountain-Sandstone. 


Ekka-Schichten  und 
Konglomerat 


Dwyka-  \  ^  §  3 

>  ö    fc    o 
I  P    eS  ^ 


Waterberg-Sandstein 


und  roter  Granit. 


Pretoria-Serie 
(Magaliesberg-Schichten). 


Dolomit-Serie. 


X  N 


03 


M     § 

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^    o 


es 

S 
«2 


Black  Reef-Serie. 
Witwatersrand-Serie. 


Malmesbury-Beds  mit  intru- 
siven  Granitraassen. 


Barberton-Serie. 


Kristallinische  Schiefer  und 
Granit. 

In  die  Zeit  zwischen  die  Ablagerung  der  Magaliesberg-Schichten  und  des 
Waterberg-Sandsteins  fällt  in  Transvaal  eine  Periode  intensivster  vulkanischer 
Tätigkeit.  Granit,  Syenit,  Norit  und  Eläolithsyenite  wurden  in  die  Magaliesberg- 
Schichten  gepreßt;  Ergußgesteine  und  vulkanische  Auswurfsprodukte  in  erheb- 
licher Menge  gehören  jener  Zeit  an. 

Am  Witwatersrand  liegen  die  goldführenden  Schichten  über  dem  Granit 
und  bestehen  zu  unterst  aus  eisenschüssigen  Quarziten  und  Tonschiefem,  denen 
Konglomerate  und  Sandsteine  aufgelagert  sind.  Die  Hügel  des  „Kands^  bildet 
Quarzit,  die  dazwischen  sich  hinziehenden  Niederungen  haben  Tonschiefer  zur 
Unterlage;  die  Schichten  streichen  WNW. — OSO.  und  fallen  bei  Johannesburg 
12  bis  90^,  im  Durchschnitt  45 — 50^  gegen  S.  ein.  Decken  und  vor  allem  auch 
Gänge  basischer  Eruptivgesteine  treten  zwischen  den  Schichten  auf.  Die  Konglo- 
merat- und  Sandsteinformation  läßt  sich  bis  gegen  den  Vaal  hin  verfolgen;  das 
Einfallen  der  Schichten  wird  in  dieser  Richtung  sehr  viel  flacher;  größere 
eruptive  Durchbrüche  basischer  Gesteine  treten  dort  auf  und  machen  ebenso  wie 
die  Oberflächenbedeckung  und  Versumpfung  jener  Gebiete  die  geologischen  Ver- 
hältnisse unklar. 

Am  Witwatersrand  sind  goldführende  Schichten  über  eine  ununter- 
brochene   Erstreckung    von    rund    90   km    nachgewiesen    worden    und    haben 


Die  goldführenden  Eiesfahlbänder. 


373 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


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za  einer  grofien  Anzahl  bergbaulicher  Unter- 
nehmnogen  geführt.  Etwa  in  der  Hitt«  deB  Nord- 
rands dieser  im  Änsstrich  ungefähr  15  km  breiton 
HanptflOzzone  liegt  die  Stadt  Johannesbarg.  60  km 
sfldöstl.  davon  ist  Heidelberg  gelegen,  ein  zweitos 
Bergbanzentrnm.  Änch  hier  tritt  auf  eine  Länge 
von  55  km  eine  schmale  Zone  von  goldhaltigen, 
NO, — SW.  streichenden,  nach  NW.  einfallenden 
Konglomeraten  anf.  Dieser  FI6zzng  nähert  sich 
im  NO.  bis  anf  21  km  dem  Östlichsten  nachge- 
wiesenen Vorkommen  der  Witwatorarandkonglo- 
merate;  da  er  dort  durch  die  kohlenfUhrenden 
Karrooschichten  von  Bocksborg  verdeckt  wird,  ist 
es  anmöglicb,  zu  entscheiden,  oh  er  die  nach  SW. 
umgebogene  Fortsetzung  jener  ist.    Diesem  Heidel- 

g  berger  Zug  gehört  das  reiche  Goldvorkommen  der 

Nigel-Uine  an.  Ein  drittes  Goldfeld  von  syn- 
klinalem  Bau,  dessen  Schichton  WNW.— ONO. 
streidien,  ist  dasjenige  zwischen  Heidelberg  nnd 
Roodeport,  32  km  lang  und  etwa  24  km  breit. 
Dort  sind  die  Schichten  stark  gestört  nnd  durch- 
brochen von  basischen  Ergüssen.  Ein  weniger 
bekanntos  Vorkommen  von  goldführenden  Konglo- 
meraten, das  als  die  südwestliche  Fortsetzung 
des  Witwatorsrandflözzugs  angesehen  wird,  liegt 
westlich  und  nordöstlich  von  Klerksdorp  (160  km 
südwestlich  von  Johannesbnrg),  und  endlich  wäre 
noch  die  Konglomeratmolde  von  Venterskron  am 

"  Vaal  zn  erwähnen,  welche  zur  Hälfto  in  Transvaal 

ond  znr  andern  H&lfte  im  Oranjestaat  gelegen  ist. 
Sie  erstreckt  sich  in  erstorem  Staat,  wo  sie  banpt- 

lyfng  sächlich  in  Abbau  genommen  worden  ist,  anf  etwa 
48  km.  Die  nachstohende  Schilderung  hat  fast 
nnr  den  Witwatersrand  als  das  Hanptgrubengebiet 
zum  Gegenstand. 

Das  Gold  in  den  Witwatersrand  schichten  ist 
beinahe  ganz  ausschließlich  an  gewisse  Konglo- 
meratschichten gebunden  ond  im  frischen  Gi}- 
stein  von  Pyrit  begleitet,  der  wie  jenes  in  dem 
Bindemittel  derselben  enthalten  ist.  Dieselben 
fuhren   den  holländischen  Namen  „banket",^)  die 


')  Banket  ist  ein  puddingartiger  Kuchen,  so 
daS    diese    BezeichnungB weise    dem    „Puddingsteiu" 

entspricht. 


Die  goldführenden  Kiesfahlbänder.  375 

Konglomerate  heißen  deshalb  anch  die  „banket  beds''  oder  die  „Reefs^,  mit  welch 
letzterem  Ausdruck  sonst  allerdings  Gangansstriche  bezeichnet  zu  werden 
pflegen,  der  aber  im  nachstehenden  beibehalten  wurde,  weil  er  sich  am  Wit- 
watersrand  ganz  eingebürgert  hat.  Sie  ruhen  auf  einer  mächtigen  Masse  von 
Qnarziten  und  Tonschiefem,  welche  ihrerseits,  wie  Gibson  annimmt,  infolge 
einer  Überschiebung  dem  älteren  Granit  aufgelagert  sind.  Erst  südlich  der  Kante 
des  Bands  treten  die  Eeefs  auf.  Wie  man  das  auch  sonst  bei  Konglomeratbänken 
beobachten  kann,  welche  in  Sandstein  eingebettet  liegen,  so  sind  auch  sie  nach 
Mächtigkeit,  Andauer  im  Streichen  und  Fallen  und  nach  ihrer  gegenseitigen  Ent- 
fernung unbeständige  Schichten.  Woher  die  anendlichen  Massen  von  Quarz 
stammen  mögen,  welche  dieselben  fast  ausschließlich  ausmachen,  ist  ein  Bätsei. 
Die  Konglomeratbänke  treten  gruppenweise  zusammen  auf.  Man  unterscheidet 
hauptsächlich  folgende  Gruppen,  welche  indessen  nur  teilweise  eine  bergmännische 
Bedeutung  erlangt  haben. 

Im  Norden:  1.  Die  Du  Preez-  oder  Bietfontain-Gruppe. 

2.  Die  Main  Beef-Gruppe. 

3.  Die  Livingstone-  und  Bird  Beef-Gruppe. 

4.  Die  Kimberley-Gruppe. 

5.  Die  Eisburg  Beef-Gruppe. 
Im  Süden:  6.  Die  Black  Beef-Gruppe. 

Von  allen  diesen  ist  die  Main  Beef-Gruppe  die  wichtigste  und  best- 
bekannte und  sie  soll  weiter  unten  eingehender  besprochen  werden.  Etwa  4  km 
nördlich  von  ihr  liegen  die  Bietfontain-Konglomerate,  in  denen  besonders  das  sog. 
North  Beef  einen  nennenswerten  Goldgehalt  aufweist.  Etwa  1000  m  südlich  der 
Main  Beef-Gruppe  liegt  die  3.  Gruppe,  um  weitere  1500  m  entfernt  die  4.,  dann 
folgt  die  5.  Gruppe  mit  etwa  3  km  Abstand  und  weiterhin,  jenseits  einer  größeren 
Diabasmasse,  das  Black  Beef,  7^/3  km  von  der  Eisburg  Beef-Gruppe  entfernt. 
Jene  Diabasmasse,  ein  Diabasmandelstein,  bildet  die  ,,Eagles  Nest^  genannte 
niedrige  Erhebung.  Während  die  Main  Beef-Gruppe  ein  fast  seigeres  Einfallen 
zeigt,  sind  die  weiter  südlich  gelegenen  Konglomerate  zumeist  mit  nur  30^ 
gegen  Süden  geneigt,  und  das  Einfallen  des  Black  Beefs  muß  sogar  als  ein 
sehr  flaches  —  gleichfalls  südliches  —  bezeichnet  werden. 

Alle  erwähnten  Konglomerate  sind  goldführend,  wenn  auch  der 
Goldgehalt  nicht  immer  den  Abbau  gelohnt  hat;  das  Gold  kommt 
fast  ganz  ausschließlich  in  dem  Zement  der  Konglomerate  vor. 

Am  eingehendsten  ist  die  Main  Beef-Gruppe  untersucht.  Sie  strich 
unmittelbar  südlich  von  Johannesburg  aus;  heute  bezeichnet  indessen  nur  noch 
ein  weithin  sich  erstreckender  Zug  von  Tagebauen  die  Stellen,  wo  sie  vor 
15  Jahren  zutage  trat.  Ihre  Konglomerate  sind  fast  ununterbrochen  verfolgt 
und  durch  zahlreiche  Minen  in  Abbau  genommen  von  Bocksburg,  20  km  östlich 
von  Johannesburg,  bis  Krügersdorp,  27  km  westlich  davon.  Die  ganze  berg- 
männische Tätigkeit  am  Witwatersrand  erstreckt  sich  auf  eine  Länge  von  etwa 
70  km  und  über  80  Grubengesellschaften  sind  daran  beteiligt. 

Die  Main  Beef-Gruppe  besteht  aus  einer  nicht  immer  gleichbleibenden 
Zahl  von  Konglomeratbänken,  welche  durch  quarzitische  Sandsteine,  durch  Ton- 


376  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

schiefer  oder  auch  durch  Diahasbänke  voneinander  geschieden  sind.  In  der 
typischen  Entwickelang,  d.  h.  von  der  Stadt  Johannesburg  bis  etwa  20  km 
westlich  davon,  kennt  man  mehrere  ziemlich  goldreiche  Flöze,  nämlich  das 
liegendste  nördlichste  Hauptflöz  (MainEeef)  mit  dem  sog.  MainReef  leader, 
sttdlich  davon  das  Südflöz  (South  Reef),  das  durch  Sandsteinzwischenlagerangen 
zumeist  in  2 — 3  „leaders^,  Flözchen  getrennt  ist;  das  liegendste  derselben  ist 
in  der  Regel  das  reichste  (Hatch  und  Chalmers).  Die  Mächtigkeitsverhältnisse 
sind  folgende: 

Main  Reef  bis  zu  12  Fuß, 

Sandstein  fast  verschwindend  bis  zu  6 — 7  Fuß, 

Main  Reef  leader  durchschnittlich  Vj^  Fuß, 

Sandstein  35—100  Fuß, 

South  Reef  leader, 

Sandstein  1  Zoll  bis  6  Fuß,  durchschnittlich  l^/g  Fuß, 

South  Reef  wenige  Zoll  bis  6  Fuß. 

Von  diesen  Flözen  ist  gewöhnlich  das  liegendste,  das  Main  Reef,  un- 
bauwürdig. Außerdem  treten  häufig  noch  andere  unbauwürdige  Konglomerat- 
lager  auf,  welche  die  Namen  „North  Reef^  (im  Liegenden  des  Main  Reef)  und 
„Middle  Reef"  (zwischen  dem  Main  Reef  Leader  und  dem  South  Reef)  erhalten 
haben.  Sie  sind  in  ihrem  Auftreten  recht  unbeständig.  Beistehende,  dem  Buch 
von  Hatch  und  Chalmers  entnommene  Profile  werden  die  Verhältnisse  ver- 
anschaulichen. Die  oben  angeführten  hauptsächlichen  Eonglomeratbänke  des  zen- 
tralen Witwatersrands  sollen  ihre  besonderen  Merkmale  besitzen,  an  welchen  sie 
für  ein  geübtes  Auge  kenntlich  sind.  Jedenfalls  verdient  ihre  verhältnismäßige 
Beständigkeit  hervorgehoben  zu  werden.  Wichtig  ist  ferner,  daß  sie  sich  durch 
ihre  relative  Erzführung  unterscheiden  und  auch  dadurch  charakterisiert  sind, 
östlich  der  Stadt  Johannesburg  ändern  sich  die  Verhältnisse;  es  treten  manchmal 
die  Flöze  in  größerer  Zahl  und  mit  recht  verschiedener  Goldführung  auf.  Man 
hat  zwar  auch  auf  sie  die  früher  genannten  Benennungen  übertragen,  es  ist 
aber  vorläufig  unmöglich,  eine  Identifizierung  der  Flöze  im  östlichen  und  zentralen 
Witwatersrand  durchzuführen. 

Die  Konglomerate  bestehen  fast  ausschließlich  aus  zweifellosen,  durch 
Wasser  gerundeten  Gerollen  von  Quarz ;  die  letzteren  erreichen  die  Größe  eines 
Hühnereies  oder  sind  so  klein  wie  eine  Erbse.  Meistens  sind  sie  infolge  von 
Druck  milchig  oder  bläulich  gefärbt  und  brechen  in  scharfen  Splittern;  sie 
sind  manchmal  stark  deformiert  und  plattgedrückt  und  von  feinsten  Rissen 
durchzogen,  zeigen  überhaupt  die  Anzeichen  einer  gewaltigen  Pressung.  Da 
die  Gerolle  aus  verschiedenen  Gruben  die  Druckerscheinungen  in  verschiedenem 
Maße  zeigen,  so  geht  schon  hieraus  hervor,  daß  die  Pressung  erst  im  Konglo- 
merat stattgefunden  haben  kann.  Sehr  selten  finden  sich  abgerollte  Quarz- 
kristalle und  untergeordnet  kommen  auch  Gerolle  von  Gesteinen,  wie  schwarzer 
Kieselschiefer,  vor.  Das  Bindemittel  des  Konglomerats  besteht  vorzugsweise 
aus  sekundärem  Quarz  und  Silikaten,  wie  Chlorit,  Muskovit,  Talk,  Zoisit  (?)  und 
führt  ferner  etwas  Zirkon,  Rutil  und  angeblich  auch  Korund.  Von  Erzen  ist  fast 
nur  Pyrit,  z.  T.  in  sehr  deutlichen  Kristallen,  häufiger  aber  in  rundlichen  Körnern 
vorhanden;  manchmal  bildet  er  kleine  Schmitzen  und  Konkretionen  oder  auch 
eckige  Partien,  welche  übrigens  mitunter  Kristallfiächen  erkennen  lassen.  Die 
frischen  Konglomerate  besitzen  eine  grünlich-blaue  Farbe  („Blue  rock").  Der 
Schwefelkies  macht  ungefähr  3^/q  des  Gesteines  aus. 


Die  goldfnhreDden  EiesfahlbSnder. 


Änderung  der  Scbich- 
tenlagening  und  alle  tek- 
tonischen  Störongen  sind 

selbstverständlich  von 
ganz  besonders  großer 
Bedeutung.  Das  Fl<3z- 
ansstreicben  zeigt,  wie 
schon  oben  gesagt,  ver- 
schiedene, aber  zumeist 
ziemlich  steile  Einfalls- 
winkel von  meistens  über 
45",  ja  häufig  sogar  von 
75—85  und  90»  FUr 
die  Znknnft  des  Bergbaues 
ist  es  änBerst  wichtig, 
daß  das  Einfallen  der 
Flöze  mit  der  Tiefe  nicht 
unbeti^htlich    abnimmt. 


/■" 


Flg.  86.    Hb?  CoaBoUdated,  iiunt  TieCban. 


Flg.  80.  RabiQBon 
Flg.  M-90.  Troflle  durch  einige  Gmben  des  WitwBtfltsrar 
allen  Pcolll«n  bedsutet  I  Uaio  Heef,  f  i  Halo  Baet  Leader,  i 


378  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

So  ist  z.  B.  auf  der 

Einfallen  Horizontal- 

Grube  im  AusBtricIi         in  Teufe  Abstand 

<^  m  ®  m 

Wolhuter 59  411  21  717 

Henry  Nourse 79  329  30  210 

Meyer  und  Charlton  ...     45  223  24  330 

Salisbury 85      ca.  300  30  270 

Man  deutete  diese  Erscheinung  dahin,  daß  die  Witwatersrandkonglomerate 
den  nördlichen  Flügel  einer  großen  Mulde  bilden,  über  deren  Tiefe  allerdings 
die  Ansichten  auseinandergehen.  Jedenfalls  hatte  diese  Tatsache,  welche  man 
schon  in  den  ersten  Jahren  des  Bergbaues  erkannt  hatte,  eine  erhöhte  Spekulation 
und  eine  weitere  Ausdehnung  der  bis  dahin  bestehenden  Unternehmungen  zur 
Folge.  Während  bis  1890  diese  sich  auf  einen  etwa  kilometerbreiten  Strich 
längs  des  Ausgehenden  beschränkt  hatten,  traten  von  nun  ab  die  „Deep  level^- 
(Tiefbau-)  Gesellschaften  ins  Leben,  und  die  südliche  Grenze  dieser  Grubenfelder 
reichte  schon  vor  einigen  Jahren  bis  zu  fast  5  km  vom  Flözausstrich. 

Verwerfungen  sind  am  Witwatersrand  häufig  und  erreichen  manchmal 
nicht  unbeträchtliche  Maße.  Durch  dieselben  werden  die  Lagerstätten  mit- 
unter um  mehrere  hundert  Meter  in  der  Horizontalen  verschoben.  Auch  Über- 
schiebungen sind  vielfach  bekannt  und,  da  sie  zu  einer  Verdoppelung,  ja 
bei  öfterer  Wiederkehr  zu  einer  Vervielfachung  der  Flöze  führen,  von  höchster 
Wichtigkeit;  ihre  Entdeckung  hat  auf  die  Bewertung  der  Gruben  einen  sehr 
großen  Einfluß  ausgeübt.  Anderseits  erschweren  natürlich  häufig  auftretende 
Verwerfungen  den  Betrieb  erheblich  und  drücken  den  Wert  der  betroffenen 
Grubenfelder  herab.  Es  liegen  scheinbar  keine  Mitteilungen  darüber  vor,  daß 
etwa  der  Adel  der  Flöze  durch  die  Störungen  günstig  oder  ungünstig  be- 
einflußt worden  wäre.  Von  weiterer  Bedeutung  sind  die  zahlreichen  eruptiven 
Gänge,  welche  kaum  in  irgend  einer  Grube  fehlen  und  wenige  bis  zu 
100  Fuß  mächtig  werden.  In  ganz  vereinzelten  Fällen  hat  man  auch  eruptive 
Lagergänge  kennen  gelernt.  Ein  solcher  hat  sich  beispielsweise  auf  der 
Wolhuter  Grube  bei  Johannesburg  zwischen  das  Main  Eeef  und  den  Main  Eeef 
Leader  gezwängt;  er  ist  oben  wenig  mächtig,  nach  der  Tiefe  aber  schwillt 
er  zu  140  Fuß  Dicke  an.  Mit  dem  Auftreten  der  Eruptivgänge  sind  gleichfalls 
häufig  Gebirgsstörungen  verbunden.  Die  Gesteine  sind  Diabas,  Olivindiabas, 
Bronzitdiabas,  Epidiorit,  Diorit,  Gabbro  und  Olivinnorit. 

Eine  kurze  Besprechung  .verdient  noch  das  Black  Reef;  dasselbe  wird 
von  den  Flözen  des  nördlichen  Rands  durch  eine  Masse  von  Quarzdiabasmandel- 
stein getrennt  und  ist  diesem  unmittelbar  aufgelagert.  Die  Oberfläche  des 
Mandelsteines  scheint  vor  der  Ablagerung  des  Konglomerats  in  flachen  Furchen 
ausgespült  worden  zu  sein,  in  welchen  sich  nach  Eubale  das  Sediment  dergestalt 
absetzte,  daß  es  in  ihnen  seine  größte  Mächtigkeit  besitzt,  über  den  zwischen 
den  Rinnen  liegenden  Rücken  aber  ganz  schwach  ist  oder  ganz  verschwindet. 
Das  Konglomerat  ist  ganz  flach  gelagert,  wird  in  den  Rinnen  bis  zu  1,5  m 
mächtig  und  ist  am  Boden  der  letzteren  am  reichsten,  über  jenen  Zwischenrücken 
am  ärmsten.  Das  Reef  selbst  besteht  nur  teilweise  aus  Quarzgeröllen,  daneben 
aber  auch  aus  solchen  von  Kieselschiefer  und  Hälleflinta  in  einem  quarzitisch- 


Die  goldführenden  Kiesfahlbänder.  379 

chloritischen  Zement,  wird  indessen  in  größerer  Tiefe  zn  einem  grobkörnigen 
Sandstein.  Nach  de  Launay  zeigt  in  den  Einnen  der  Pyrit  eine  besonders 
gute  Schichtung;  gerundete  Schwefelkieskörner  von  oolithischem  Aussehen  aber 
ohne  erkennbare  oolithische  Struktur  und  mit  Durchmessern  von  3 — 4  mm  bilden 
ganze  Lagen. 

Was  die  Verteilung  des  Goldgehaltes  in  den  Konglomeraten  im  großen 

anbelangt,   so   ist  diese  innerhalb   der  gleichen  Bank  eine  recht  gleichmäßige, 

wenn  auch  etwas  ärmere  Stellen  mit  reicheren  wechseln.    Indessen  kann  es  sich 

nie   um   eigentliche  reichere  Erzmittel,    um   „Adelspunkte^   handeln,    wie  man 

sie    auf  Goldgängen   kennt,    sondern    der   Übergang   zwischen    reicheren   und 

ärmeren  Flözpartien    ist  ein  ganz  allmählicher.     Demgemäß  besitzen  gewisse 

Minen,   nämlich  die  im  zentralen  Eand  gelegenen,  einen  höheren  Goldreichtnm 

als   andere,   aber   die  Goldfährung   der  Konglomerate  ist  doch  eine  allgemeine. 

Eine   Anreicherung   des  Edelmetallgehaltes  findet  ganz  lokal  statt;    so  zeigen 

gewisse  Stufen  ziemlich  viel  Freigold  und  innerhalb  der  Eeefs  gibt  es  hier  und 

da   goldreichere   Streifen    und  Zonen.     Im  großen  ganzen   aber  hält  sich  die 

MetallfQhrung  innerhalb  gewisser  Durchschnitte. 

Im  mittleren  Abschnitt  des  Witwatersrands  ist  das  Main  Eeef  weniger 
reich  als  der  weniger  mächtige  Main  Beef  Leader  und  das  South  Reef.  Im 
westlichen  Abschnitt  ist  besonders  der  South  Eeef  Leader  reich,  die  Erzfahrung 
des  Main  Reef  Leaders  unregelmäßig  und  das  Main  Eeef  arm,  im  östlichen  Ab- 
schnitt wird  das  South  Eeef  arm  und  die  Begleiter  des  Main  Eeefs  werden  die 
Erzträger.  Nachstehende  Zusammenstellungen  sollen  den  Goldgehalt  der  haupt- 
sächlichsten Flöze  bei  Johannesburg  veranschaulichen.  Dieselben  sind  dem  Buch 
von  Hatch  und  Chalmers  entnommen.^) 

Main  Eeef.  Auf  der  Eobinson-Grube  ergaben  sich  8  dwts  14  grains  in 
der  Tonne  =  13,35  g.  Auf  den  meisten  Gruben  wird  das  Main  Eeef  überhaupt 
nicht  abgebaut. 

Main  Eeef  Leader.  Auf  der  Ferreira  Mine,  einer  der  reichsten  des 
Gebiets,  ist  das  Main  Eeef  unbauwürdig.  Der  Main  Eeef  Leader  ergibt  in  96  m 
162  g,  in  216  m  71  g.  Auf  der  City  and  Suburban  Mine  zeigen  sich  etwa  19  g, 
auf  Crown  Eeef  51  g. 

South  Eeef.  Auf  der  Ferreira  Mine  ist  der  Eeichtum  ein  besonders 
hoher;  es  ergaben  sich  in  den  folgenden  Teufen  und  Flözmächtigkeiten  im 
Jahre  1894: 

m.  *-  Durchschnittliche  Gehalt 

^^®'®  Mächtigkeit  in  der  Tonne 

m  in  m  g 

126  0,415  117,5 

156  0,452  146,5 

186  0,638  171,5 

216  0,606  97,5 

246  0,910  116,0 

Auf  der  City  and  Suburban-Grube  war  um  dieselbe  Zeit  der  Goldgehalt 
des  South  Eeefs  etwa  42  g,  auf  Crown  Eeef  100  g. 

Zwischen  der  Mächtigkeit  der  Flöze  und  ihrem  durchschnittlichen  Gold- 
gehalt scheint  ein  Zusammenhang  nach  den  vorliegenden  Angaben  nicht  zu 
existieren.    Auch  besteht  offenbar  keine  gesetzmäßige  Veränderung  des  Adels 


^)  Am   Witwatersrand   rechnet  man   nach   amerikanischen   Tonnen   (short   tons) 
zu  907,180  kg. 


380  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

mit  zunehmender  Teufe  —  wenn  man  selbstverständlich  von  den  verwitterten  und 
mit  Freigold  durchsetzten  Zonen  des  Ausstrichs  absieht. 

Die  erste  Entdeckung  des  Goldes  am  Witwatersrand  (1885)  geschah  in  den 
zersetzten  Ausstrichen  des  Main  Reef-Eonglomerats.  Dieses  letztere  war  bis  zu 
Tiefen  von  30 — 60  m  zerfressen,  bröckelig,  durch  Roteisenerz  gefärbt  und  leicht 
zu  bearbeiten,  da  die  Pyrite  fehlten,  welche  im  frischen  Gestein  die  größte 
Menge  des  Goldes  umhüllen.  Das  Gold  trat  teilweise  schon  dem  bloßen  Auge 
sichtbar  in  zackigen,  nie  gerundeten  Partikeln  auf,  das  Erz  war  unmittelbar 
amalgamierfähiges  „free  milling  ore**.  In  der  Tiefe  stellte  sich  der  frische 
„blue  bar**  oder  „blue  rock**  ein,  dessen  Kies  goldhaltig  war. 

Wie  gesagt,  tritt  das  Gold  fast  ganz  ausschließlich  im  Bindemittel  der 
Konglomerate  auf  und  ist  nur  in  ganz  vereinzelten  Fällen  innerhalb  der  GeröUe 
selbst  angetroffen  worden,  wobei  jedenfalls  eine  sekundäre  Einwanderung  auf 
Kluftflächen  derselben  nicht  ausgeschlossen  ist;  das  Gold  findet  sich  fast  nur 
oder  wenigstens  in  bauwürdiger  Menge  nur  in  den  Konglomeraten,  und  von  diesen 
letzteren  sind,  wie  oben  gezeigt,  einzelne  durch  einen  besonders  hohen  Goldgehalt 
ausgezeichnet.  Die  begleitenden  Sandsteine  sind  nur  stellenweise  merklich  gold- 
führend und  das  um  so  mehr,  je  grobkörniger  sie  sind.  Im  allgemeinen  aber 
soll  die  Goldführung  an  der  Grenze  zwischen  Konglomerat-  und  Sandsteinbänken 
scharf  abschneiden.  Über  die  Art  und  Weise,  wie  das  Gold  innerhalb  des 
Zementes  auftritt,  äußerst  sich  zunächst  Koch  folgendermaßen: 

1.  „Das  Gold  tritt  entweder  in  mikroskopischen  Kriställchen  auf,  deren 
Formen  sich  infolge  der  Einbettung  in  andere  Substanz  oder  verzerrten  Wachstums 
nur  selten  mit  Sicherheit  bestimmen  lassen,  oder  seine  Gestalt  ist  diejenige 
kristalliner,  im  Innern  kompakter,  nach  außen  hin  mit  Flächenbegrenzung  ab- 
schließender Aggregate  von  ganz  unregelmäßig  eckiger,  bald  mehr  rundlicher, 
bald  gestreckter  Umgrenzung  und  höckerig-zackiger  Oberfläche.  Trumartige 
Abläufer,  die  sich  bisweilen  in  einzelne  Kriställchen  auflösen,  und  zackige  oder 
hakig  gebogene  Ansätze  sind  eine  häufige  Erscheinung.  Runde,  geglättete 
Kömer-  oder  Blättchenform,  wie  sie  dem  Schwemmgold  infolge  mechanischer 
Aufbereitung  durch  Wassertransport  eigen  sind,  fehlen  dagegen  vollständig. 

2.  „Die  räumliche  Verbreitung  des  Goldes  innerhalb  der  Konglomerate 
beschränkt  sich  auf  die  Zertrümmerungszonen  und  die  sekundären  Quarzbildungen. 
Als  Einschluß  in  Quarz,  welcher  sich  durch  die  oben  beschriebenen  Eigenschaften 
unzweifelhaft  als  Geröllquarz  charakterisiert,  wurde  Gold  niemals  beobachtet. 
Diese  Tatsachen  würden  sich,  wenn  man  von  der  Gestalt  absieht,  mit  der  Deutung 
des  Goldes  als  Schwemmgold  nur  dann  vereinigen  lassen,  wenn  man  die  gewiß  sehr 
unwahrscheinliche  Annahme  gelten  lassen  wollte,  daß  diejenigen  Teile  der  GeröUe, 
welche  Gold  als  Einschluß  führten,  durchgängig  von  der  Zertrümmerung  betroffen 
worden  sind."  In  den  von  Koch  untersuchten  Schliffen  umgab  das  Gold  die  Pyrite 
oder  hatte  sich  zwischen  den  Teilen  gebrochener  Schwefelkieskristalle  wie  ein 
Kitt  angesiedelt,  war  also  offenbar  in  seiner  jetzigen  Form  eine  der  letzten  Aus- 
scheidungen in  dem  Gestein.  Daß  das  Edelmetall  sich  wohl  ausschließlich  in  ge- 
diegenem Zustand  in  den  Erzen  befindet,  dürfte  daraus  hervorgehen,  daß  der  weitaus 
größte  Teil  desselben  sich  durch  Amalgation  daraus  gewinnen  läßt,  und  daß  die 


Die  goldfahrenden  Eiesfahlbänder.  381 

weniger  zugänglichen  Mengen  in  verdünnter  Lösung  von  Cyankali  aufg^öst 
werden.  Von  mehreren  Beobachtern  wird  übrigens  darauf  hingewiesen,  daß  das 
Gold  sich  auch  um  die  Gerolle  selbst  etwas  reichlicher  finde  und  auf  der  Oberfläche 
dieser  beobachtet  werden  kann,  wenn  dieselben  aus  ihrem  Zement  befreit  worden 
sind.  Der  Feingehalt  des  gewonnenen  Goldes  schwankt  zwischen  770  und  900 
Tausendteilen ;  den  Rest  bildet  fast  ausschließlich  Silber  und  sehr  wenig  Kupfer. 
In  den  Flözen  scheinen  kaum  andere  Sulfide  als  Pyrit  vorzukommen.  Dagegen 
finden  sich  da  und  dort  sekundäre  Quarzgänge  mit  Blende,  Arsenkies,  Kupferkies, 
Pyrit,  Magnetkies,  Antimonit  und  etwas  Gold.  Nickel  und  Kobalt  sind  chemisch 
in  den  Erzen  nachgewiesen  worden.  Es  ist  aber  doch  bemerkenswert,  daß 
Erzgänge  im  Witwatersrandgebiet  keinerlei  Bedeutung  besitzen  und  daß  wirkliche 
Goldquarzgänge  zu  fehlen  scheinen. 

*  Die  Herkunft  des  Goldes  in  den  Konglomeratflözen  des  Witwatersrands 
ist  rätselhaft;  man  hat  so  ziemlich  alle  in  Betracht  kommenden  Entstehungs- 
weisen behauptet,  aber  ein  jeder  Erklärungsversuch  hat  bisher  den  beobachteten 
Tatsachen  nicht  völlig  gerecht  werden  können. 

1.  Kurz  nach  der  Entdeckung  der  Lagerstätten  wußte  man  nicht  mehr, 
als  daß  das  Gold  in  Konglomeraten  vorkam,  und  es  lag  daher  am  nächsten, 
dieselben  für  eine  alte  Goldseife  zu  halten  und  anzunehmen,  daß  diese  durch 
die  Zerstörung  silurischer  und  archäischer  Goldquarzgänge  entstanden  sei. 
Schenck^)  hielt  eine  marine  Aufbereitung  goldführender  Gänge  für 
möglich  und  fahrte  die  zackige  und  scharfkantige  Form  des  in  dem  zersetzten 
Konglomerat  auftretenden  Goldes  auf  eine  spätere  Umkristallisation  oder  auf 
eine  kurze  Zeitdauer  des  Transports  zurück.  Ähnlicher  Ansicht  ist  u.  a.  auch 
Penning.  Diese  Anschauung  bedurfte  offenbar  der  Modifikation,  als  man 
auf  den  Blue  rock  stieß  und  es  sich  zeigte,  daß  der  Goldgehalt  auch  hier 
an  die  Gegenwart  von  Pyrit  gebunden  sei.  Manche  hielten  jetzt  den  Pyrit 
ganz  oder  teilweise  gleichfalls  für  Seifenmaterial  und  nahmen  einen  Transport 
desselben  aus  der  Ferne  an.  Man  hätte  es  also  nach  dieser  Auffassung  mit 
Pyritseifen  zu  tun.  So  unterscheidet  Koch  ein  doppeltes  Auftreten  des  Pyrits, 
nämlich  abgerundete,  durch  den  Transport  abgerollte  Kristalle  desselben,  welchen 
die  gleiche  EoUe  zukäme  wie  den  QuarzgeröUen,  dem  spärlichen  Magnetit  und 
Zirkon  —  und  ringsum  ausgebildete  Schwefelkieskristalle,  die  im  Geröllquarz 
eingeschlossen  und  deshalb  nicht  abgerollt,  indessen  gleicher  Herkunft  sein  sollen 
wie  die  ersteren.  Indessen  stellte  Koch  auch  das  zweifellose  Vorkommen  von 
jüngerem  Pyrit  fest.  Das  Gold  selbst  hält  Koch  für  eine  spätere  Imprägnation, 
de  Launay  hatte  sich  schon  1891  dafür  ausgesprochen,  daß  man  es  wahr- 
scheinlich mit  Pyritseifen  zu  tun  habe  und  zwar  mit  goldhaltigen,  aus  der 
Aufbereitung  gold-  und  pyrithaltiger  Quarzgänge  hervorgegangenen  Ablagerungen. 
Die  Art  der  Verwachsung  des  Goldes  mit  dem  Pyrit  dürfte  ihm  damals  noch 
nicht  bekannt  geworden  sein,  und  unbegreiflich  wäre  es,  wenn  diese  Ansicht 
festgehalten  werden  sollte,  sicherlich,  warum  nicht  auch  die  pyritreichen  Sand- 
steine einen  erheblicheren  Goldgehalt  besitzen.  In  seiner  ersten  Publikation 
erwähnt  de  Launay  auch  GeröUe  von  Pyrit;  später  finden  sich  nur  „gerundete" 
oder  „abgerollte"  Pyritkörner  erwähnt.  Pelikan*)  kam  gleichfalls  auf  Grund 
einer  Untersuchung  frischen  Materiales  dazu,  Quarz,  Pyrit  und  das  Gold  für 
Zerstörungsprodukte  weit  ausgedehnter  Goldquarzgänge  zu  halten. 

Nachdem  mikroskopische  Untersuchungen  ergeben  hatten,  daß  das  gediegene 
Metall,  als  welches  mindestens  der  größte  Teil  des  Goldes  in  den  Konglomeraten 


>)  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Gesellsch.,  1889,  675. 
^  1.  c.  und  bei  Futterer,  125. 


382  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

vorhanden  ist,  zweifellos  in  einer  Form  auftritt,  welche  einem  Transport 
desselben  und  einer  Einschwemmung  in  seiner  jetzigen  Gestalt  widerspricht, 
so  konnte  nur  noch  die  Frage  in  Betracht  kommen,  ob  etwa  das  Metall  als 
Seifengold  abgelagert  worden  sei,  dann  aber  eine  Umlagerung  in  seinen  jetzigen 
Verteilungszustand  erfahren  habe.  Diese  Ansicht  ist  von  G.  F.  Becker  vertreten 
worden.  Becker  weist  darauf  hin,  dafi  Gold  tatsächlich  in  den  Gerollen  selbst 
vorkommt,  und  daß  die  Seltenheit  solcher  Funde  gleichwohl  noch  kein  Gegen- 
beweis dafür  sein  könne,  daß  man  es  in  den  Witwatersrandkonglomeraten  mit 
dem  Aufbereitungsprodukt  von  Golderzgängen  zu  tun  habe,  denn  auch  in  den 
Goldseifen  Amerikas  seien  goldführende  Quarzgerölle  äußerst  selten.  Die  Gold- 
führung der  Bankets  vergleicht  er  mit  derjenigen  der  Strandseifen  von  Neu- 
seeland und  der  pazifischen  Küste  von  Nordamerika,  welche  gleichfalls  auf  die 
Zerstörung  weitausgedehnter  Lagerstätten  des  Hinterlandes  zurückzuführen  sei. 
Die  Konglomerate  des  Witwatersrands  sind  nach  Becker  marine  Seifen  von 
Gold  und  Pyrit;  ersteres  sei  im  fein  verteilten  Zustande  abgelagert  worden, 
und  beide  hätten  eine  völlige  oder  teilweise  Umkristallisation  erfahren. 

Alle  bisher  besprochenen  Erklärungsversuche  nehmen  ein  mehr  oder 
weniger  hypothetisches  goldreiches  Hinterland  an,  welches  Quarz.  Pyrit  und 
Gold  für  die  „fossilen  Seifen^  geliefert  habe.  Manche  beziehen  sich  dabei  auf 
die  jetzt  noch  im  Abbau  stehenden  Golderzgänge  des  mittleren  und  nördlichen 
Transvaal,  die  bis  zu  mehrere  hundert  Kilometer  vom  Witwatersrand  entfernt 
sind,  und  Becker  spricht  von  einem  weitausgedehnten  Gebiet,  wo  sich  Erzgang 
hinter  Erzgang  nahe  der  alten  Küste  etwa  parallel  zu  dieser  hingezogen  und 
der  Brandung  das  Gold  geliefert  habe.  Die  Herkunft  des  Seifengoldes  ist 
sicherlich  schwer  zu  erklären  und  problematisch.  Auch  in  den  gröbsten 
Konglomeraten  ist  zudem  niemals  ein  Goldklumpen  oder  auch  nur  ein  unzweifel- 
haft abgerolltes  Goldblättchen  gefunden  worden,  und  doch  ist  es  wohl  unnatürlich, 
anzunehmen,  daß  alles  Gold  umkristallisiert  sei.  Sehr  erhebliche  Schwierigkeiten 
bietet  auch  die  Annahme  von  Pyritseifen.  Sollen  Gold  und  Pyrit  von  denselben 
Lagerstätten  stammen,  so  ist  es,  wie  schon  gesagt,  sehr  schwer  begreiflich, 
warum  die  Sandsteine  und  Quarzite  zwar  reich  an  Pyrit,  hingegen  arm  an  Gold 
sind.  Ferner  ist  bis  jetzt  kein  Beispiel  einer  Seife  bekannt,  auf  welcher  sich 
Pyrit  in  so  großen  Massen  in  unzersetztem  Zustand  vorfönde.  Der  Schwefelkies 
gehört  zu  den  am  leichtesten  verwitternden  Sulfiden ;  er  verwandelt  sich  ziemlich 
bald  in  Brauneisenerz,  wie  das  z.  B.  die  rostigen  Wässer  beweisen,  welche  den 
Kieslagerstätten  entspringen,  oder  die  Bäche,  welche  zur  Aufbereitung  des  Gang- 
goldes in  Siebenbürgen  und  Ungarn  benutzt  werden  (Verespatak,  d.  i.  roter 
Bach,  und  Veresviz,  d.  h.  rotes  Wasser,  sind  bezeichnende  Namen).  Nur  selten 
aber  zeigen  die  Pyrite  der  Witwatersrandkonglomerate  eine  Verwitterungskruste. 
Femer  ist  es  sehr  fraglich,  ob  der  sehr  spröde  Pyrit  zwischen  den  harten 
Quarzkonglomeraten  wirklich  einen  weiten  Transport  vertrüge;  er  würde 
wahrscheinlich  ziemlich  bald  zu  Pulver  zermalmt  und  nicht  in  abgerundeten 
Kristallen  oder  Gerollen  zu  finden  sein.  Es  ist  also  wohl  weit  eher  anzunehmen, 
daß  der  Pyrit  sich  an  Ort  und  Stelle  gebildet  oder  nur  einen  ganz  kurzen 
Transport  und  eine  geringe  Abschleifung  erfahren  hat,  zumal  man  auch  sonst 
sehr  häufig  Kügelchen  und  kugelige  Konkretionen  von  authigenem  Schwefelkies 
in  Sedimenten  antreffen  kann. 

2.  Wohl  angesichts  der  Schwierigkeiten,  welche  den'^übrigen  Erklärungs- 
versuchen begegneten,  hat  man  besonders  neuerdings  die  Goldführung  der  Lager- 
stätten durch  eine  spätere  Imprägnation  zu  erklären  versucht.  Man  würde 
da  wohl  eine  Imprägnation  mit  Pyrit  und  eine  solche  mit  Gold  zu  unterscheiden 
haben,  denn  beide  Erze  brauchen  nicht  gleichalterig  zu  sein.  Über  die  Herkunft 
des  ersteren  hat  man  sich  bei  dieser  Erklärungsweise  weniger  Gedanken  gemacht ; 
wie  gesagt,  hält  Koch  ihn  teils  für  Seifenmaterial,  teils  für  einen  späteren 
Einwanderer.    Der  Schwefelkies  wird  im  allgemeinen  für  älter  gehalten  als  das 


Die  goldführenden  Eiesfahlbänder.  383 

Gold,  and  er  soll  die  Bolle  eines  Fällangsmittels  gegenüber  den  goldführenden 
Lösungen  gespielt  haben.  Wenn  man  sich  vorstellen  dürfte,  daß  die  Konglomerate 
poröser  gewesen  seien  als  die  Sandsteine,  so  wäre  die  Möglichkeit  gegeben,  daß 
auch  die  metallbringenden  Lösungen  in  ersteren  lebhafter  zirkalieren  konnten 
als  in  letzteren,  was  in  den  ersteren  zn  einem  intensiveren  Goldabsatz  geführt 
hätte.  Das  ist  aber  von  vornherein  nicht  wahrscheinlich,  weil  Konglomerate 
ganz  allgemein  nicht  nur  aus  grobem  Geröll,  sondern  aus  solchem  und  Sand 
und  anderem  Detritus  bestehen,  also  eher  weniger  durchlässig,  weil  ärmer  an 
Zwischenräumen  sind. 

Es  braucht  kaum  gesagt  zu  werden,  daß  man  vor  allem  die  zahlreichen 
eruptiven  Gesteinsgänge,  welche  die  Witwatersrandformation  durchschwärmen, 
für  die  Goldzufuhr  verantwortlich  gemacht  hat.  Dies  taten  v.  Kraatz  und 
insbesondere  Krause.  Tatsächlich  ist  auch  mehrfach  behauptet  worden, .  daß  die 
eruptiven  Gänge  in  ihrem  Durchschnitt  mit  den  Flözen  darin  eine  Anreicherung 
bewirkten,  oder  daß  auf  der  einen  Seite  des  Ganges  das  Flöz  reicher,  auf  der 
anderen  ärmer  sei.  Wie  indessen  von  mehreren  Seiten^)  betont  wird,  besteht  in 
solcher  Beziehung  gar  keine  gesetzmäßige  Beziehung,  die  sicherlich,  wenn  sie 
vorhanden  wäre,  nicht  lange  unbekannt  und  unbenutzt  geblieben  wäre.  Wären 
die  Lagerstätten  durch  Infiltration  mineralisiert,  so  müßte  das  vor  der  Gebirgs- 
metamorphose  geschehen  sein,  denn  eine  Folge  dieser  ist  die  äußerst  dichte  und 
harte  Beschaffenheit  der  Konglomerate,  welche  wohl  schwerlich  eine  Imprägnation 
zulassen  würde.  Die  das  Gebirge  durchsetzenden  Klüfte  und  Spalten  dürften 
ferner  als  Zuleitungskanäle  nicht  in  Betracht  kommen,  denn  Golderzgänge  fehlen 
in  dem  Gebiete  ganz,  während  vielmehr  andere,  den  Konglomeraten  selbst  fehlende 
Verbindungen  in  kleinen  Gängen  auftreten.  Daß  übrigens  kein  Zusammenhang 
zwischen  dem  Erzreichtum  der  Flöze  und  dem^  Auftreten  von  Spalten  besteht, 
welche  man  als  Goldbringer  betrachten  könnte,  hat  Becker  ausführlich  erörtert. 

Was  aber  der  Annahme  einer  Imprägnation  vor  allem  hinderlich  im 
Wege  steht,  das  ist  die  feststehende  Tatsache,  daß  die  Konglomeratbänke,  auch 
wenn  sie  im  übrigen  untereinander  recht  ähnlich  beschaffen  sind,  einen  sehr 
merklich  verschiedenen  Goldgehalt  führen,  dermaßen,  daß  das  Main  Eeef  fast 
nie  bauwürdig  ist,  der  benachbarte  Main  Reef  Leader  dagegen  eine  der  reichsten 
Goldbänke  darstellt.  Ferner  müßte,  eine  Imprägnation  vorausgesetzt,  der  Gold- 
gehalt der  Schichten,  auch  der  Konglomerate  in  viel  weiteren  Grenzen  schwanken ; 
die  Mengen  zugeführten  Quarzes  und  Goldes  würden  weiter  in  einem  quantitativen 
Verhältnis  stehen,  das  für  letzteres  im  Vergleich  zu  den  goldführenden  Quarz- 
gängen ein  ganz  außerordentlich  günstiges  wäre,  und  endlich  wäre  die  ziemlich 
gleichmäßige  Imprägnation  der  Konglomerate  in  einem  mehrere  Kilometer  breiten 
und  über  80  km  langen  Striche  zum  mindesten  gerade  so  wunderbar  wie  die 
primäre  Goldführung  in  den  verschiedenen  Horizonten  vom  Main  Eeef  bis  zum 
Black  Reef.  Wenn  Beck*)  sagt:  „Endlich  dient  ihr  (nämlich  der  Imprägnations- 
theorie)  zur  Stütze  die  Tatsache,  daß  anderwärts  in  Transvaal,  im  Lydenburger 
Distrikt,  ganz  zweifellos  fertige  Sedimente,  hier  Dolomite  des  Malmani-Horizontes, 
durch  Lösungen,  die  Quarz  und  Gold  zugleich  mit  Kupfererzen  absetzten, 
mineralisiert  worden  sind^,  so  braucht  dagegen  nur  bemerkt. zn  werden,  daß 
jene  Lagerstätten  von  Johannesburg  260  km  entfernt  und  daß  die  das  Black 
Reef  überlagernden  Malmani-Dolomite  eben  nicht  mineralisiert  sind. 

3.  Es  bleibt  noch  eine  Erklärung  übrig,  nämlich  die,  daß  das  Gold  zu  der 
Zeit  der  Konglomeratablagerung  sich  in  Lösung  befunden  habe  und  aus  derselben 
zwischen  den  Gerollen  niedergeschlagen  worden  ist,  mithin  ein  Präzipitat  dar- 
stelle, und  daß  also  die  Witwatersrandlagerstätten  syngenetische  seien.  Diese 
Ansicht  hat  u.  a.  im  Jahre  1888  Penning  ausgesprochen.     Stelzner,  der  sich 

')  Hatch  und  Chalmers,  72;  Becker,  168. 
>)  Erzlagerstätten,  544. 


384  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

über  die  geologische  Natur  der  Witwatersrand-Goldfelder  nur  einmal,  einige 
Monate  vor  seinem  Tode,  öffentlich,  nämlich  in  der  Sitzung  der  Silberkommission 
vom  2.  Juni  1894  geäußert  hat,  gab  dort  gleichfalls  dieser  Auffassung  Aus- 
druck.^) Diese  Erklärung  entscheidet  nicht  die  Frage  nach  der  Herkunft  und 
Entstehung  der  jetzigen  Formen  des  Pyrits,  sie  widerspricht  aber  auch  nicht 
der  jetzigen  Form  des  Goldauftretens:  sie  kommt  der  Tatsache  entgegen,  daß 
das  Metall  sich  fast  nur  im  Zement  der  Konglomerate  vorfindet  und  nach 
Ansicht  der  meisten  Beobachter  höchstens  als  sekundäre  Imprägnation  in  den 
Gerollen  selbst  beobachtet  wird,  und  sie  läßt  sich  auf  natürliche  Weise  damit  in 
Einklang  bringen,  daß  das  Gold  gerade  in  den  Eonglomeratbänken  zu  finden  ist. 

Daß  der  Pyrit  kein  Seifenmineral  ist,  wurde  schon  vorhin  für  wahrschein- 
lich gehalten;  die  Annahme,  daß  derselbe  an  Ort  und  Stelle  entstanden  sei,  hat 
zudem  den  Vorzug,  daß  man  nicht  zweierlei  Entstehungsweise  desselben  Minerals 
in  derselben  Lagerstätte  zuzugeben  braucht.  Ob  nun  der  Pyrit  ursprünglich  in 
den  Ablagerungen  enthalten  war  oder  erst  später  eingewandert  ist,  ist  eine 
weitere  Frage ;  sicher  ist,  daß  Schwefel  und  Eisen  bereits  zur  Zeit  der  sekundären 
Entstehung  der  Silikate,  also  zur  Zeit  der  Metamorphose  vorhanden  waren. 
Ein  von  de  Launay  abgebildetes  Handstück  von  der  Wemmer  Mine  zeigt 
femer  eine  ausgezeichnete  bandförmige  Anordnung  des  Schwefelkieses,  die  sich 
kaum  anders  deuten  lassen  dürfte,  denn  als  durch  eine  schichtige  Ablagerung 
des  Erzes,  und  die  jedenfalls  durch  Annahme  einer  späteren  Imprägnation  nicht 
erklärt  wird,  vielmehr  alsdann  als  merkwürdiger  Zufall  gelten  müßte.  Für  sich 
allein  betrachtet  kommt  also  der  Pyrit  fahlbandartig  vor,  und  zwar  sowohl  in 
den  Konglomerat-  wie  in  den  Sandsteinbänken.  Ausgeschlossen  ist  es  keineswegs, 
daß  derselbe  sich  zu  Anfang  nicht  im  gegenwärtigen  Zustand  seiner  Kristallisation 
befunden,  sondern  diese  erst  später  angenommen  habe. 

Angenommen,  das  Gold  habe  sich  aus  Lösungen  niedergeschlagen,  dann  wäre 
es  erstens  nicht  notwendig,  daß  die  Verbreitung  der  Goldlösung  dieselbe  gewesen 
sein  muß  wie  derjenigen,  welche  zur  Ausfällung  von  Schwefeleisen  führten. 
Tatsächlich  wenigstens  müßte  die  Goldausfällung  auf  diejenigen  Stellen  mehr 
oder  weniger  beschränkt  gewesen  sein,  wo  das  Qu^rzmaterial  noch  nicht  zu 
feinem  Sand,  sondern  erst  zu  groben  Konglomeraten  verarbeitet  war.  Das  Auf- 
treten von  Konglomeraten  innerhalb  der  Sandsteinmassen  kann  auf  zwei  Ursachen 
zurückgeführt  werden:  erstlich  auf  einen  Wechsel  der  Küstenlage,  zweitens  auf 
das  Eintreten  stärkerer  Strömungen,  welche  Konglomerate  vom  Strande  auch 
dorthin  zu  bewegen  vermochten,  wohin  bis  da  nur  der  sandartige  Detritus  ge- 
fördert werden  konnte.  Stärkere  Strömung  wäre  aber  einem  gleichmäßigen 
Goldabsatz  hinderlich  gewesen,  sie  schlösse  eine  Anreicherung  der  Konglomerate 
eher  aus.  Der  Präzipitation  des  Goldes  aus  Lösungen  würde  also  der  erstere 
Fall  eher  entsprechen;  es  läge  dabei  auch  nahe,  den  Ursprung  des  Goldes  auf 
dem  Festland  zu  suchen,  von  wo  es  in  gelöster  Form  dem  Strande  zugeführt 
und  dort  irgendwie  ausgefällt  worden  wäre.  Welcher  Art  die  Lösungen  hätten 
sein  können,  läßt  sich  nicht  erkennen,  und  ebensowenig  liegen  Andeutungen  für 
die  Art  des  Fällungsmittels  vor;  denkbar  wären  als  solches  faulende  See- 
organismen. Das  auf  solche  Weise  entstandene  Gold  hätte  die  Metamorphose 
des  Gebirgs  erlebt  und  müßte  besondere  Wanderungen  und  Konzentrationen  er- 
fahren haben. 


1)  1.  c.  77.  Der  betreffende  Abschnitt  lautet:  „Im  Jahre  1888  ist  nun  am 
Witwatersrand  in  Transvaal  ein  weiteres  Goldvorkommen  entdeckt  worden,  das  ich  für 
meinen  Teil  nicht  für  eine  ältere  Seife,  sondern  für  eine  schichtige  Lagerstätte  halten 
zu  sollen  glaube.  Derselben  Ansicht  ist  wohl  auch  Herr  Geheimer  Oberbergrat 
Hauchecorne,  da  er  es  mit  dem  Mansf eider  Kupferschiefer  und  dem  Mechemicher 
Knottenflöze  verglichen  hat."    In  dem  Manuskripte  findet  sich  keine  nähere  Begründung. 


Die  goldführenden  Eiesfahlbänder.  385 

de  Launay  neigt  seit  1896  gleichfalls  znr  Annahme  einer  syngenetischen 
Ablagerung  des  Goldes.  Letzteres  nnd  ebenso  der  Pyrit  seien  anderer  Herkunft 
als  die  Gerblle:  diese  seien  ein  Aufbereitangsprodukt,  die  Erze  aber  an  Ort  nnd 
Stelle  gebildet.  Aus  seinen  eingehenden  Ausführungen  sei  folgendes  hervor- 
gehoben:^) „Der  goldführende  Pyrit  umhüllt  stets  die  Quarzgerölle,  auf  deren 
Oberfläche  er  sich  niedergeschlagen  zu  haben  scheint,  oder  er  bildet  unregel- 
mäßige Bänder  in  dem  quarzigen  Zement.  In  gewissen  Fällen  setzt  er  gebänderte 
Streifen  zusammen,  entweder  parallel  der  allgemeinen  Schichtung  oder  schief 
dazu  und  entsprechend  einer  falschen  Schichtung  des  Sediments.  Dieser  Pyrit 
erscheint  unter  der  Lupe  oder  dem  Mikroskop  manchmal  abgerollt,  besonders 
wenn  er  in  parallelen  Streifen  auftritt;  oft  aber  ist  er  auch  wohl  kristallisiert 
und  hat  sich  notwendigerweise  an  Ort  und  Stelle  infolge  einer  chemischen 
Präzipitation  abgesetzt,  analog  derjenigen,  welche  anderswo  Erzgänge  erzeugte, 
und  zwar  zu  gleicher  Zeit,  wie  ein  Teil  des  begleitenden  Quarzes  ....  In 
einer  Eonglomeratbank  ist  der  Goldreichtum  keineswegs,  ¥rie  in  den  goldführenden 
Seifen,^  immer  an  der  Basis  konzentriert,  vielmehr  ist  derselbe  gleichmäßig 
durch  die  ganze  Masse  verteilt;  oder  wenn  er  sich  auf  eine  Zone  lokalisiert,  so 
kann  diese  sowohl  in  der  oberen  wie  in  der  unteren  Partie  des  Flözes  liegen, 
wiewohl  der  zweite  Fall  der  häufigere  ist.^  Seine  Meinung  präzisiert  de  Launay 
folgendermaßen :  Unter  der  Voraussetzung,  daß  das  Gold  wäirend  der  Ablagerung 
der  Konglomerate  ausgefällt  worden  sei,  „habe  es  an  einem  Strande,  wo  Quarz- 
fragmente von  irgend  welcher  Herkunft  von  den  Wogen  zermalmt  und  abgerollt 
wurden,  Gold  und  Schwefeleisen  (welche  vielleicht  durch  irgend  einen  Vorgang 
entsprechend  der  Erzzufuhr,  welche  Gänge  ausfüllt,  herbeigeführt  wurden)  in 
wässeriger  Lösung  gegeben;  diese  Substanzen  hätten  sich  dann  chemisch  nieder- 
geschlagen wie  die  Eupfersulfide  von  Mansfeld  oder  die  Bleiglanzknotten  von 
Commem  und  Mechernich,  oder  femer  wie  die  Kupfererze  in  Begleitung  der 
Konglomerate  von  Boleo,  nnd  wären  an  Ort  und  Stelle  von  den  Fluten  hin-  und 
hergerollt  und  gemischt  mit  den  Gerollen  abgelagert  worden.  Um  die  charakte- 
ristische Tatsache  zu  erklären,  daß  sich  das  Gold  fast  ausschließlich  in  den 
Konglomeraten  und  nicht  in  den  zwischengelagerten  Sandsteinen  findet,  hätte 
man  die  Mitwirkung  einer  mechanischen  Aufbereitung  zuzugeben,  welche  das 
Gold  nnd  den  Pyrit  als  schwere  Bestandteile  zusammen  mit  den  größeren  Ge- 
rollen konzentrierte,  wie  das  für  alle  goldführenden  Alluvionen  der  Fall  gewesen 
Ist.  Vielleicht  könnte  man  auch  hinzufügen,  daß  der  Übergang  eines  Konglomerats 
in  einen  Sandstein  inmitten  einer  Eeihe  von  Sedimenten  entweder  unmittelbar 
einer  Hebung  des  Bodens  oder  einer  Änderung  im  Einfluß  der  Strömung  ent- 
spricht (welche  möglicherweise  durch  eine  Hebung  derselben  verursacht  wurde), 
und  ferner  annehmen,  daß  diese  Bewegung  jedesmal  einen  Erguß  der  schwefeligen 
oder  chloridischen  Quellen  herbeigeführt  und  so  die  im  Wasser  gelösten  metallischen 
Elemente  erneuert  habe^.  Diese  letztere  Erklärung  ist  freilich  nicht  ungezwungen.  * 

Über  die  Entwickelung  des  Goldbergbaues  am  Wltwatersrand  gibt 
Jeppe  folgende  Daten.  Alluvialgold  wurde  am  Jokeskeyfluß  im  Distrikt  Pretoria 
schon  1854  gefunden,  der  Fund  wurde  indessen  nicht  allgemein  bekannt,  da  die 
Eegierung,  eine  Einwanderung  von  Fremden  befürchtend,  denselben  geheim  hielt 
und  dessen  Bekanntmachung  streng  verbot.  Ein  gewisser  Arnold  fand  1884 
auf  der  dem  Bauern  Gildenhuis  gehörenden  Farm  Wilgespruit  das  erste 
Konglomeratgold,  worauf  weitere  ausdauernde  Nachforschungen  durch  die  Ge- 
brüder S trüben  eine  allgemeinere  Verbreitung  des  Edelmetalls  ergaben.  Schon 
1884  haben  jene  Farmer  eine  kleine  Stampfmühle  errichtet.  Erst  1886  wurde 
das  Main  Eeef  auf  der  Farm  Langlaagte  durch  einen  Arbeiter  Strnbens  entdeckt, 

1)  1896,  343  ff. 
^  Dort  auch  nicht  immer! 
Stelzner-Bergeat,  Erzlagerstätten.  25 


386  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

worauf  dann  noch  andere  Farmer,  wie  de  Villiers  nnd  Ferreira,  den  Abban 
begannen  und  die  Regierung  in  demselben  Jahre  das  Gebiet  zum  Goldfeld  er- 
klärte. Die  Farm  Randjeslaagte  wurde  von  der  Regierung  zur  Anlegung  eines 
Dorfes  bestimmt,  das  rasch  die  Ausdehnung  einer  Stadt  annahm.  Schon  die 
Grundstttckauktionen  der  Jahre  1886 — 1887  ergaben  das  Zehnfache  der  früheren 
Preise,  die  Farmer  gaben  ihren  Besitz  teilweise  zu  enormen  Preisen  an  Ge- 
sellschaften ab.  Schon  im  November  1887  hatten  sich  68  Minengesellschaften 
mit  einem  nominalen  Kapital  von  60  Mill.  Mark  konstituiert;  der  „boom^  (die 
Höhe  der  Spekulationswut)  fällt  in  die  Monate  1888  bis  Januar  1889,  der  darauf- 
folgende Krach  in  den  Herbst  dieses  Jahres.  Im  ganzen  arbeiten  gegenwärtig 
etwa  40  Gesellschaften  mit  Erfolg,  während  120  mit  einem  Nominalkapital  von 
etwa  1040  Mill.  Mark  gegründet  worden  sind. 

Aus  den  jetzt  wohl  durchgehends  pyritischen  Erzen  werden  55 — 70®/o 
des  Goldgehalts  durch  Amalgamation  gewonnen.  Die  feinsten  Schlämme  oder 
„tailings",  welche  bis  dahin  unverwendbar  gewesen  waren,  ergeben  seit  1890 
mittels  verdünnter  Cyankalilösung  (im  „Cyanidprozeß**)  etwa  75*^/0  des  in  ihnen 
enthaltenen  Goldes.  Noch  im  Jahre  1887  war  das  Erträgnis  des  Witwatersrands 
18790  Unzen  =  584,4  kg,  und  Cohen  mußte  noch  um  dieselbe  Zeit  sagen :^) 
„Tatsächlich  haben  die  afrikanischen  Goldfelder  bisher  einen  merklichen  Einfluß 
weder  auf  die  Goldproduktion  noch  auf  die  Entwickelung  von  Südafrika  aus- 
geübt und  auch  nirgends  eine  erhebliche  lokale  Besiedelung  veranlaßt.^ 

Über  den  im  Witwatersrand  vorhandenen  Goldvorrat  liegen  mehrere  Be- 
rechnungen vor.  Schmeißer  nahm  an,  daß  bei  einer  Abbauteufe  von  800  m, 
einer  durchschnittlichen  Flözmächtigkeit  von  1,5  m  und  einem  Durchschnitts- 
goldgehalt von  21  g  in  der  Tonne  in  dem  16  km  langen  reicheren  Teile  des 
Witwatersrands  ein  Gold  verrat  von  1946000  kg  enthalten  sei.  Davon  waren 
im  Jahre  1894  bereits  93000  kg  gefördert.  Bei  gleichmäßiger  Zunahme  der 
Förderung  während  der  nächsten  10  Jahre  könne  jener  Metallinhalt  noch  weitere 
25  Jahre  (von  1894  an)  reichen.  Sollte  der  Bergbau  bis  in  die  Teufe  von 
1200  m  gewinnbringend  sein,  so  betrüge  der  nutzbare  Goldvorrat  3105000  kg 
im  Werte  von  7187  Mill.  Mark,  welche  in  40  Jahren  abgebaut  sein  könnten. 
Bei  915  m  Abbauteufe  berechnete  Hamilton-Smith  für  denselben  Feldesteil 
einen  Goldwert  von  etwa  4300  Mill.  Mark.  Desgleichen  fanden  Hatch  und 
Ohalmers,  ebenfalls  einschließlich  des  schon  abgebaut-en  Erzbestandes,  bei 
Zugrundelegung  einer  bis  1060  m  reichenden  Teufe  einen  Goldvorrat  von 
2954500  kg  im  Werte  von  etwa  7640  Mill.  Mark.  Das  voraussichtliche  Gesamt- 
goldausbringen des  Witwatersrands  in  der  ersten  Hälfte  des  XX.  Jahrhunderts 
schätzen  dieselben  auf  14  Milliarden  Mark  mit  einem  Reingewinn  von 
4  Milliarden.  Hammond  hält  ein  Vordringen  bis  zu  etwa  1800  m  (6000  Fuß) 
für  möglich  und  berechnet  unter  dieser  Voraussetzung  eine  gewinnbare  Gold- 
menge von  über  12  Milliarden  Mark  im  zentralen  Teil  des  Gebietes.  Er  glaubt 
ferner,  daß  ein  gewinnbringender  Bergbau  am  Rand  höchstens  noch  25  Jahre 
dauern  könne.  Nach  einer  letzten  Berechnung  von  Leggett  und  Hatch  würde 
der  im  Witwatersrand  überhaupt  oberhalb  einer  Teufe  von  1800  m  ausbringbare 
Goldreichtum  etwa  25  Milliarden  Mark  betragen  und  in  42^/^  Jahren  abgebaut  sein. 

Gegenüber  allen  diesen  Schätzungen  mag  daran  erinnert  werden,  daß  der 
Burenkrieg  der  Jahre  1899 — 1902,  welcher  die  Eroberung  des  Witwatersrands 
zum  Ziel  hatte,  England  außer  22000  Menschenleben  nicht  weniger  als  5  Milliarden 
Mark  gekostet  hat. 

Bisher  wurde  von  den  Randminen   für  insgesamt  etwa  1750  Mill.  Mark 

Gold  gefördert,  wovon  400  Mill.  Mark  Dividende  entfielen.    Die  Höchstproduktion 

betrug  im  Jahre  1898  für  ganz  Transvaal  117470  kg,   sie  sank  während  des 


>)  N.  Jahrb.,  1886,  II,  -  56  -. 


Die  goldführenden  Eiesfahlbänder.  387 

Krieges  bis  auf  7430  kg  (1901)  nnd  ist  jetzt  wieder  im  Begriff,  die  alte  Höhe 
zu  erreichen. 

Ungewifi  ist  die  systematische  Stellung  der  goldführenden  Eiesfahlbänder 
von  Homestake  in  Süd-Dakota  (Black  Hills).  Garpenter^)  hat  dieselben  be- 
schrieben. Die  geologischen  Verhältnisse  der  Black  Hills  sind  etwa  folgende: 
Um  eine  zentrale,  ungefähr  elliptische  Granitmasse  lagern  sich  kristalline 
Schiefer;  diskordant  darüber  liegt  der  Potsdamsandstein  des  oberen  Cambriums, 
weiterhin  folgt  eine  mantelförmige  Überlagerung  von  carbonischen  und  meso- 
zoischen Schichten.  In  den  Schiefem  beobachtet  man  zahlreiche  Durchbrüche 
von  Granitgängen;  jüngere  Eruptivgesteine  durchsetzen  die  jüngeren  Sedimente. 

Gold  wurde  früher  auf  quartären  Seifen  abgebaut;  für  Seifen  cambrischen 
Alters  sind  von  Devereux  die  Goldlagerstätten  von  Deadwood  Gulch  gehalten 
worden,  während  Eemp  dieselben  für  spätere  Imprägnationen  erklärt.')    . 

In  einer  2  km  langen  und  600  m  breiten  Zone  bei  Lead  City  liegen  die 
Goldlagerstätten,  von  denen  hier  die  Bede  sein  soll.  Es  sind  fahlbandartige 
Imprägnationen  in  kristallinen  Schiefem  (besonders  Phylliten  und  Homblende- 
schiefem)  mit  Pyrit  und  stellenweise  auch  Magnetkies,  welche  etwa  7^/o  der 
Schiefermasse  betragen  sollen.  Das  Gold  ist  in  gediegenem  Zustand  vorhanden 
und  unregelmäßig  in  säulenförmigen  „shoots''  (Adelszonen)  von  elliptischem 
Durchschnitt  konzentriert.  Die  Schichten  fallen  unter  60^;  die  GK)lderzzonen 
aber  besitzen  ein  etwas  schi^eres  Einfallen,  während  sie  gleichwohl  den  Schicht- 
flächen parallel  liegen.  Porphyre  durchsetzen  die  Schiefer  oder  haben  sich 
zwischen  dieselben  gelagert.  Wenn  auch  nach  Carpent.er  einerseits  der  Gold- 
gehalt der  Fahlbänder  älter  sein  soll  als  das  Gambrium,  weil  letzteres  stets 
Goldspuren  enthält,  welche  auf  den  Goldgehalt  jener  Fahlbänder  in  letzter  Linie 
zurückgeführt  werden,  so  scheint  doch  der  postcambrische  Quarzporphyr  einen 
allerdings  noch  recht  rätselhaften  Einflufi  auf  die  Verteilung  desselben  ausgeübt 
zu  haben.  Die  Fahlbänder  sind  nämlich  in  der  Nähe  der  Porphyre  goldreicher 
als  sonst.  Daß  das  Gold  durch  die  letzteren  zugeführt  worden  sein  könne,  be- 
streitet Ca rp enter  aus  dem  Grunde,  weil  auch  andere,  ähnliche  und  entfernt 
vom  Porphyr  auftretende  Kieslager  goldführend  seien.  Die  Mächtigkeit  des  gegen 
2000  m  langen  Homestake-Fahlbands  beträgt  etwa  150  m.  Im  Jahre  1902 
hat  die  Homestake-Grubengesellschaft  Gold  im  Werte  von  etwa  18  Mill.  Mark 
produziert. 

Parallel  zu  diesem  letzteren  Vorkommen  liegt  ein  Chloritschieferfahlband 
von  12 — 25  m  Mächtigkeit  z¥rischen  Phyllit  im  Hangenden  und  Glimmerschiefer 
im  Liegenden;  in  dem  letzteren  kommen  endlich  noch  kleinere  kiesführende 
Chloritschieferlagen  vor,  die  ebenso  wie  das  zuletzt  erwähnte  Fahlband  Gold 
führen.  Die  ganze  erzführende  Schieferzone  hat,  wie  gesagt,  eine  Breite  von 
etwa  600  m. 


1)  Ore  deposits  in  the  Black  Hills;  Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XVII,  1889,  570. 
3)  Kemp,  Ore  deposits,  1900,  310—311.  —  Devereux,  The  occurrence  of  gold 
in  the  Potsdamformation;  Transact.  Am.  Inst.  Miu.  Eng.,  X,  1882,  465—475. 

25* 


388  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

4.  Der  Kupferschiefer  und  verwandie  Lagersiätten. 

(Die  Kupfererzführung  des  Perm.) 

Die  Permzeit,  welche  der  carbonischen  Gebirgsfaltung  folgte,  war  in 
manchen  Gegenden  eine  Epoche  gewaltiger  Denudation,  lebhaftester  vulkanischer 
Tätigkeit  und  im  ganzen  ausgezeichnet  durch  klimatologische  Phänomene  ver- 
schiedener Art;  in  ihr  hat  die  Erdoberfläche  stellenweise  eine  ganz  neue  topo- 
graphische Gestaltung  erfahren.  Hinweise  auf  tiefgreifende  Neugestaltungen, 
Oberflächenzertrümmerung,  Verwitterung  und  Auflösung  der  Gesteine  enthält  das 
Rotliegende;  abnorme  Temperaturverhältnisse  müssen  zur  Zeit  der  Laugenbildung 
der  Zechsteinformation  geherrscht  haben.  Wie  kaum  eine  andere  Formation,  so  regt 
das  Perm  zu  Studien  in  paläogeographischer  Richtung  an  und  ist  noch  voll  von 
Problemen.  Nicht  das  geringste  derselben  ist  die  Kupferführung  verschiedener 
Horizonte  dieser  Formation  in  verschiedenen  Gegenden;  sie  ist,  trotzdem  sie 
selbstverständlich  nicht  überall  beobachtet  wird,  doch  für  die  Permformation 
mancher  Gebiete  geradezu  charakteristisch,  tritt  in  ihr  in  verschiedenen  Gesteinen 
auf  und  hat  in  keiner  anderen  Formation  auch  nur  annähernd  ein  Gegenstück« 

Das  untere  Perm  in  Ruilsland  führt  Kupfererze,  welche  bis  in  die  neuere 
Zeit  gewonnen  worden  sind.  Die  Permformation  nimmt  den  größten  Teil  des 
östlichen  Rußland  von  der  Wolga  bis  zum  Ural  hin  ein  und  läßt  sich  in  zwei 
Stufen  gliedern,  nämlich  in  eine  sandig-tonige  mit  untergeordneten  Konglomerat- 
bänken und  in  eine  kalkig-mergelige  mit  untergeordneten  Einlagerungen  von 
Gips.  Die  erstere  ist  ausgezeichnet  durch  ihre  zahlreichen  Pflanzenreste  und 
dürfte  annähernd  unserem  deutschen  Rotliegenden  entsprechen;  die  letztere  führt 
marine  Zechsteinfossilien  und  mag  ungefähr  dem  deutschen  Zechstein  gleichzu- 
stellen  sein,  über  den  beiden  liegt  eine  vorzugsweise  aus  bunten  Mergeln  be- 
stehende Schichtenfolge,  welche  von  manchen  russischen  Geologen  für  eine  Ver- 
treterin der  Trias  gehalten  wird  (die  sog.  tartarische  Stufe). 

Die  untere  Abteilung  des  Perm  ist  in  ihren  mittleren  Lagen,  welche  bei 
Perm  selbst  aus  einem  grauen  oder  graubraunen  Sandstein  mit  Zwischen- 
lagerungen von  tonig-mergeligen  Schichten  von  roter  oder  rotbrauner  Farbe 
bestehen,  stellenweise  reich  an  Kupfererzen.  Diese  sind  sehr  häufig  an  fossile 
Pflanzenreste  gebunden  oder  treten  im  Zement  der  Sandsteine  auf,  so  daß  letzterer 
als  „Kupfersandstein"  bezeichnet  werden  kann.  Die  Kupfererze  sind  vor  allem 
Malachit  und  Lasur,  seltener  Rotkupfer,  Kupfer,  Kupferkies,  Kupferglanz  und 
Fahlerz;   ferner  kommen  Vanadinit  und  der  Volborthit  (wasserhaltiges  Kupfer- 


1)  Murchison,  Geology  of  Russia,  1845;  übers,  von  v.  Leonhard,  1848, 
„Geologie  des  europäischen  Rußlands".  Deutsche  Ausgabe,  167—192.  —  von  Cotta, 
Erzlagerstatten,  II,  548—651.  —  Neubert,  Die  Kupfererzlager  der  Karkalinakischen 
Steppe;  Berg-  u.  Hüttenm.  Zeit,  XXII,  1863,  141,  169.  —  Förster,  Notizen  über 
den  Kupferbergbau  der  Karkalinskischen  Steppe;  ebenda  XXVII,  1868, 193,  210.  —  Reh, 
Das  Kupfererz-  und  Salzvorkommen  in  der  permischen  Formation  Südrußlands;  Ztschr. 
f.  Berg-,  Hütten-  u.  Sal.-Wes.,  XXIX,  1881,  276—280.  —  Fuchs  et  de  Launay,  Gites 
min6raux,  11,  327 — 328.  —  Ernst,  Die  mineralischen  Bodenschätze  des  Donezgebietes 
in  Süd-Rußland.    Hannover  1893,  50—51. 


Der  Kupferschiefer  and  verwandte  Lagerstätten.  389 

Calciamvanadinat)  vor.  Die  Erze  haben  sich  ganz  besonders  um  die  Pflanzenreste 
(Farne,  Lepidodendren  und  Oalamiten)  angereichert.  Diese  letzteren  bestehen 
manchmal  fast  ganz  aus  Kupferglanz,  mitunter  aber  sind  sie  verkieselt  und  ent- 
halten dann  die  Erze  in  Drusen.  Auch  Knochen  von  Sauriern  sind  mit  den  Kupfer- 
erzen imprägniert.  Wahrscheinlich  hatten  sich  zuerst  Sulfide  gebildet  und  erst 
später  fand  eine  Umwandlung  in  oxydische  Erze  statt.  Wie  Förster  betont, 
sind  im  Gouvernement  Orenburg  die  erzführenden  Sandsteine  und  Mergel  stets 
grau,  nie  rot.  Die  Erze  kommen  nur  in  denjenigen  Horizonten  vor,  welche  auch 
pfianzenführend  sind,  und  die  Verwesung  der  Pflanzen  ist  vielleicht  als  die 
eigentliche  Ursache  ftlr  die  Bleichung  und  Desoxydierung  der  Sandsteine  anzu- 
sehen. Mit  der  Entfernung  vom  Ural  wird  der  Sandstein  kupferärmer  und  — 
etwa  500  km  westlich  von  ihm  —  überhaupt  taub. 

In  der  Nähe  von  Perm  hat  man  die  Kupfererze  auf  der  Hütte  von 
Motowiiikha  verschmolzen;  das  bedeutendste  Kupferwerk  im  Gouvernement 
Orenburg  war  dasjenige  von  Karkalinsk.  Auch  zu  Bachmut  im  süd- 
russischen Gouvernement  Jekaterinoslaw  sind  solche  Erze  abgebaut  und  ver- 
hüttet worden;  man  hat  nach  Reh  50000  Ztr.  Erz  mit  nur  0,9 ®/q Kupfer  gefördert. 
Der  Betrieb  war  nicht  lohnend.  Nach  Fuchs  und  deLaunay  ergaben  die  Minen 
von  Karkalinsk  noch  1875  gegen  20000  t  Erz  mit  einem  Knpferausbringen  von 
800  t.    Das  Metall  soll  von  vorzüglicher  Qualität  gewesen  sein. 

Kupfererze  finden  sich  in  Böhmen  in  verschiedenen  Distrikten  und  in 
verschiedenen  Niveaus  des  Eotliegenden. 

a)  Im  nordöstlichen  Böhmen  im  oberen  Flußgebiet  der  Elbe.^)  Dort 
gliedert  sich  das  Eotliegende  am  Südfuß  des  Eiesengebirges  nach  Jok^ly 
folgendermaßen: 

1.  Untere  Stufe  mit  Konglomeraten,  Sandsteinen,  Schiefertonen  mit  Pflanzen- 
resten, Kalkmergeln  und  Brandschiefem  (Semiler  Stufe  Krejcis). 

2.  Mittlere  Stufe  mit  orthoklasreichen  braunen  Arkosen,  rötlichen  bis 
weißen  Sandsteinen  mit  Schiefertonen,  auch  Mergelkalken  und  Homsteinen 
(Braunauer  Stufe).     Die  Arkosen  sind  reich  an  verkieselten  Stämmen. 

3.  Obere  Stufe  mit  tiefrot^n,  sandigen  Schiefertonen,  Sandsteinen  und 
Arkosen,  femer  mit  mehreren  Mergel-  und  Brandschieferflözen,  die  vor  allem 
von  Toneisensteinen  und  Sphärosideriten  begleitet  werden.  Untergeordnet  auch 
Steinkohlenschmitzen  (Kalnaer  Stufe). 

In  der  Gegend  von  Hohenelbe  und  Starckenbach  sind  oxydische 
Kupfererze  an  den  Brandschiefer  der  Semiler  Stufe  gebunden.  Das  1 — 3  m 
starke  Lager  von  Brandschiefer  enthielt  etwa  1,30  m  mächtige  Imprägnationen 
von  solchem  Erz,   das  seit  alten  Zeiten  bis  in  die  50  er  Jahre  des  XIX.  Jahr- 


»)  Katzer,  Geologie  von  Böhmen,  1892,  1188—1212,  1222—1225.  —  von  Cotta, 
Erzlagerstätten,  II,  213,  Lit.  —  Grimm,  Die  Kupfererzlagerstätten  im  nordöstlichen 
Theile  Böhmens  bei  Starckenbach,  Rybnice,  Ober-  und  Nieder-Roclilitz  und  die  darauf 
bestehenden  Bergbauuntemehmuneen ;  Leobener  Jahrb.,  VII,  1857,  79—98.  —  Porth 
Das  Kupfererz-VorkommcD  im  Rotliegenden  des  nordöstlichen  Böhmens;  Tagebl.  d. 
XXXII.  Vers,  deutsch.  Naturf.  u.  Ärzte,  1856,  95;  Ref.  N.  Jahrb.,  1857,  347.  — 
Hering,  Die  Kupfererzlagerstätte  der  Dyas  im  nordöstlichen  Böhmen  in  Bezug  auf 
ihre  Abbauwürdigkeit;  Österr.  Ztschr.  f.  Berg-  u.  Hütt.-Wes.,  1888,  676—678.  —  Gti  rieh, 
Die  Kupfererzlagerstätte  von  Wemersdorf  bei  Radowenz  in  Böhmen;  Ztschr.  f.  pr. 
Geol.,  1893,  370—371. 


390  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

hunderts  abgebaut  wnrde.  „Beim  Bau  der  Pardnbitz-Beichenberger  Eisen- 
bahn worden  mehrere  Kupfererzlager  anfgeschlossen,  das  wichtigste  bei  Eos- 
falov  im  Hangenden  des  SSO.  verflachenden  (unteren)  Brandschieferflözes 
zwischen  sehr  festen  Konglomeraten.  Das  flach  einfallende  Lager  bestand  von 
oben  nach  unten:  aus  grauem,  sandigem  Ton  mit  zur  First«  führenden,  flachen 
tonigen  Hoteisensteinnieren,  aus  grünlich-grauem,  glimmerig-sandigem  Ton  ohne 
Kupfererze;  aus  grauem  Ton  mit  Pflanzenresten,  der  eigentlichen  Kupfererze 
führenden  Schicht;  dann  Konglomeraten  und  Sandsteinen.  In  einem  Schui^schacht 
in  der  streichenden  Strecke  wurde  ein  etwa  1  m  mächtiges,  Fahlerze,  Malachit, 
Azurit  führendes  Lager  angefahren,  unter  dem  Hangendkonglomerate  folgte 
kohle-,  fahlerz-  und  azurithaltiger  Schieferton,  darunter  malachitftthrende  Konglo- 
merate und  Schiefertone  und  zu  unterst  fast  erzleere  Konglomerate.^^) 

Die  LagerstHtte  von  Oberkalna  beiHohenelbe  ist  an  die  Brandschiefer 
der  Kalnaer  Stufe  gebunden.  Diese  besitzen  dort  graue  Farbe,  wo  sie  Malachit 
und  Kupferlasur  führen,  während  die  schwarzen  Schiefer  silberhaltigen  Kupfer- 
glanz enthalten.  Die  Erze  sind  auf  einzelne  Lagen  konzentriert,  diese  durch 
Zwischenmittel  von  0,15 — 0,2  m  Mächtigkeit  getrennt.  Die  abbauwürdige  Erz- 
mächtigkeit betrug  0,75  m.  Dach  und  Sohle  der  Lagerstätte  bestehen  aus  Brand- 
schiefer. Ähnliche  Beschaffenheit  zeigt  das  Lager  bei  Huttendorf,  Hennersdorf, 
Pelsdorf  und  Hermannseifen  (Hering). 

Das  östlichste  Kupfererzlager  Böhmens  liegt  am  Ostabfalle  des  Elesen- 
gebirgs  bei  Radowentz-Wemersdorf-Jipka  in  der  Nähe  von  Trautenau.  Man 
beobachtet  dort  nach  Gürich  folgende  Schichtenreihe: 

unten:  Konglomerate, 

rötliche  oder  grünliche  Schiefertone, 

Porphyr, 

Kalkstein, 

Hornstein. 
Oben:  Konglomerate  in  Sandstein  übergehend. 

Zwei  kupfererzführende  Schiefertonflöze  sind  in  die  unteren  Konglomerate 
mit  einem  Vertikalabstand  von  etwa  6  m  eingelagert. 

Nachdem  man  bis  1866  nur  die  oxydischen  Erze  des  Ausgehenden  gewonnen 
hatte,  hat  man  vor  wenigen  Jahren  mittels  Stollen  auch  die  tieferen  Flözteile 
erschlossen  und  konstatiert,  daß  das  Kupfererz  dort  nur  aus  Kupferglanz  besteht, 
der  von  Pyrit  begleitet  ist.  Das  Erz  findet  sich  in  feiner  Verteilung  oder 
in  Schnüren,  d.  s.  bis  fingerdicke  Lagen  von  Sulfidkonkretionen,  ferner  in 
handtellergrofien,  aus  dem  Gestein  leicht  loszulösenden  Konkretionen,  die  innen 
aus  Kupferglanz,  außen  aus  Pyrit  bestehen  und  das  reichste  Erz  mit  bis  zu 
14 ^/o  Kupfer  bilden.  Die  Schnüren  sind  ringsum  mit  dem  Gestein  verwachsen 
und  gehen  in  dasselbe  über.  Auch  das  Konglomerat  unter  der  Erzlage  führt 
staubförmig  verteilten  Kupferglanz  oder  dünne  Häutchen  davon,  dabei  ^j^  des 
Kupfergehalts  an  Silber  und  Spuren  von  Gold.  Nach  Gürich  gehören  diese 
Kupferflöze  dem  unteren  Hotliegenden  an. 

Die  Entstehungsweise  der  nordböhmischen  Kupfererzlagerstätten  ist  wieder- 
holt und  in  verschiedenem  Sinn  erörtert  worden.  Da  die  Karbonate  des  Kupfers 
gern  als  deutliche  Imprägnationen  in  den  Schichten  auftreten,  so  wurden  die 
Lagerstätten  verschiedentlich  als  jüngere  Lifiltrationen  aufgefaßt,  und  in  diesem 
Sinne  äußerten  sich  schon  Polak,  Naumann^)  und  v.  Cotta.  Neuerdings  haben 
aber  Hering  und  Gürich  daran  festgehalten,  daß  der  ursprüngliche  Erzabsatz 
stets  ein  sulfidischer,  syngenetischer  gewesen  sei,  und  daß  erst  nach  der  Ver- 


^)  Katzer,   Geologie  von  Böhmen,  1892,  1224,  nach  Zippe;  Sitzber.  der  Kais. 
Akad.  Wien,  XXVHI,  199. 

»)  Geognosie,  2.  Aufl.,  11,  604. 


Der  Kupferschiefer  und  verwandte  Lagerstätten.  391 

Witterung  des  Kupferglanzes  eine  Wanderung  der  Karbonate  stattfand,  welche 
den  Eindruck  einer  epigenetischen  Entstehnngsweise  der  Erze  hervorruft.  Von 
großer  theoretischer  Bedeutung  ist  auch  hier  wiederum  das  Auftreten  gerade 
von  Kupfer  im  Perm  und  der  Umstand,  daß,  wie  noch  beschrieben  werden  soll, 
auch  in  anderen  Gregenden  Böhmens  dieses  Rotliegende  kupferführend  ist.  Ganz 
nebensächlich  ist  es  offenbar,  daß  das  Kupfer  im  böhmischen  Rotliegenden  in 
verschiedenen  Horizonten  auftritt,  denn  zu  verschiedenen  Zeiten  können  sich 
unter  günstigen  Verhältnissen  an  demselben  und  an  verschiedenen  Orten  die 
Erze  aus  den  Metalllösungen  niedergeschlagen  haben. 

b)  Im  Rotliegenden  von  Prag  bei  Böhmisch-Brod  und  Schwarz- 
kos tele  tz.^)  80  km  östlich  von  Prag,  beinahe  in  der  Mitte  Böhmens,  ist 
zwischen  Gneis  und  Granit  eine  steil  aufgerichtete  Scholle  von  Rotliegendem  ein- 
geklemmt. Zu  Unterst  besteht  dieselbe  aus  Konglomeraten,  dann  folgen  rote, 
braune  oder  graue  lockere  Sandsteine,  deren  liegende  Partien  als  Arkosen  be- 
zeichnet werden  können  und  die  stellenweise  auch  geringfügige  Steinkohlen- 
schmitzen  und  Brandschiefer  enthalten.  Untergeordnete  Lagen  von  Kalkstein 
treten  im  Hangenden  auf.  Die  Arkosen  führen  unregelmäßig  verteilte  Mengen 
von  Kupferkarbonaten,  welche  manchmal  den  Zement  derselben  bilden;  mitunter 
ist  das  Gestein  samt  den  Konglomeraten  ganz  damit  imprägniert,  bald  aber  sind 
nur  einzelne  Butzen  und  Flecke  oder  Anflüge  von  Erzen  zu  beobachten.  Sulfide 
scheinen  zu  fehlen.  Hauptsächlich  bei  Chrast  nahe  Böhmisch-Brod  wurden  1851 
solche  Erze  verarbeitet;  jetzt  geht  dort  kein  Bergbau  mehr  um. 

Auch  im  Rotliegenden  Deutschlands  fehlen  Kupfererzlager  nicht  ganz. 
So  hat  früher  in  der  Bheinpfalz  nahe  dem  Donnersberg  ein  Kupfererzvorkommen 
im  Rötelschiefer  Anlaß  zu  einem  Bergbau  gegeben.  Dasselbe  besteht  z.  B.  in 
den  „Kupferlöchem'^  auf  der  Fohlenweide  bei  Standenbühl  in  kirschengroßen 
Knöllchen  von  Kupferglanz  und  Kupferkies  und  in  einem  10  cm  mächtigen  Lager 
solcher  Erze.  Ganz  ähnlich  sind  die  schon  in  früherer  Zeit  abgebauten  Erze  auf 
dem  „Kupferacker"  bei  Bräunigweiler,  und  genauere  geschichtliche  Nachrichten 
besitzt  man  über  den  Bergbau  von  Altenleiningen,  wo  von  1423 — 1524  und  von 
1605 — 1624  neben  Kupfer  auch  Silber  erzeugt  wurde.*) 

Spärliche  Kupfervorkommnisse  enthält  stellenweise  das  Rotliegende  Nieder- 
schlesiens. 

Die  Kupferfuhrung  des  deutschen  Zeohsteins. 

Literatur. 

J.  C.  Freiesleben,  GeogDOBtischer  Beitrag  zur  Eeuntnis  des  Kupferschiefer- 
gebirgB  der  Grafschaft  Mansfeld,  I— IV.    Freiberg  1807—1815. 

von  Veltheim,  Über  das  Vorkommen  der  metallischen  Fossilien  in  der  alten 
Kalkfoimation  im  Mansfeldischen  und  im  Saalkreise;  Karstens  Archiv  f.  Bergb.  u. 
Hüttenk.,  XV,  1827,  89—170. 

von  Cotta,  Erzlagerstätten,  IL  Teil,  1861,  74—79,  110,  Lit. 

von  Groddeck,  Erzlagerstätten,  95—97,  301. 

Bau  ml  er,  Über  das  Vorkommen  von  Nickelerzen  im  Mansfeldschen  Kupfer- 
schiefergebirge; Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  IX,  1857,  25—50. 

Sehr  ad  er,  Der  Mansfeldsche  Kupferschiefer-Bergbau;  Ztschr.  f.  Berg-,  Hütten- u. 
Sal.-Wes,,  XVn,  1869,  251—303. 


^)  Beuß,  Über  den  Kupfergehalt  des  Rotliegenden  der  Umgegend  von  Böhmisch- 
brod;  Jahrb.  k.  k.  Reichsanst.,  1852,  II.  Viertelj.,  96.  —  von  Cotta,  Erzlagerstätten, 
II,  209.  —  Katzer,  Geologie  von  Böhmen,  1183,  1222. 

2)  Gümbel,  Geologie  von  Bayern,  II,  989. 


392  I^ie  schichtigen  Lagerstätten. 

Der  Eupferschieferbergbau  und  der  Hüttenbetrieb  in  den  beiden 
Mansfelder  Kreisen;  dargestellt  Ton  der  Ober-Berg-  und  Hütten-Direktion  in  Eisleben, 
1881;  II.  Ausg.  1889. 

Plümicke.  Darstellung  der  Lagerungsyerhältnisse  des  KupferscMeferfldzes  und 
der  Zechsteinformation  der  Grafschaft  Mansfeld;  Karst.  Arch.  f.  Min.,  Geogn.  usw.,  XYIII, 
1844,  139—170. 

Buchrucker,  Der  Kupferschieferbergbau  und  Hüttenbetrieb  zu  Neu-Mansfeld 
bei  Seesen  am  Harz;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XXVI,  1867,  241—242,  277—279. 

Neumann,  Der  Kupferschieferbergbau  und  Hüttenbetrieb  in  der  Grafschaft 
Mansfeld  im  XVI.  Jahrb.;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  LIX,  1900,  76—80. 

Heine,  Über  den  Bergbau  und  die  Erzyerarbeitung  in  Mansfeld;  Ztschr.  f. 
angew.  Chemie,  1895,  335—337. 

K  0  s  m  a  n  n ,  Das  Kupferschieferbergwerk  und  die  Kupferschmelzhütte  zu  Rottleberode 
am  Harz;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  LII,  1893,  29—31. 

Ton  Albert,  Über  die  Lagerung  und  Bauwürdigkeit  des  Kupferschieferflözes  im 
Herzogtum  Anhalt;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XXIII,  1864,  261—263. 

Klockmann,  Der  geologische  Aufbau  des  sog.  Magdeburger  üferrandes  mit 
besonderer  Berficksichtigung  der  auftretenden  Eruptivgesteine;  Jahrb.  preuß.  geol. 
Landes-Anst.  für  1890,  118—256,  bes.  228—239. 

Spengler,  Zur  Geschichte  des  Kamsdorf er  Bergbaues  in  den  letzten  150  Jahren; 
Ztschr.  f.  Berg-,  Hütten-  u.  Sal.-Wes.,  XIV,  1866,  250—254. 

Beyschlag,  Die  Erzlagerstatten  in  der  Umgebung  Ton  Kamsdorf  in  Thüringen; 
Jahrb.  preuß.  geol.  Landes-Anst.  für  1888,  329—377.  —  Ders.,  Die  Kobaltgänge  von 
Schweina  in  Thüringen;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1898,  1—4.  —  Ders.,  Beitrag  zur 
Genesis  des  Kupferschiefers;  ebenda  1900,  115 — 117.  —  Ders.,  Geologische  Übersichts- 
karte der  Gegend  von  Halle  a.  S.    Die  Mansf eider  Mulde  und  ihre  Ränder. 

vonAmmon,  Über  eine  Tiefbohrung  durch  den  Buntsandstein  und  die  Zechstein- 
schichten bei  Mellrichstadt  an  der  Rhön;  Bayr.  geogn.  Jahresh.,  XIII,  1900,  149—193. 

Heuser,  Versuch  einer  geognostischen  Beschreibung  der  im  Riechelsdorfer 
Gebirge  aufsetzenden  Gänge  und  sog.  Veränderungen;  von  Leonhards  Taschenbuch, 
Xin,  1819,  311—447. 

Gr  aß  mann,  Das  Riechelsdorfer  Kupfer-  und  Kobaltwerk  in  Hessen;  Ztschr.  f. 
d.  Berg-,  Hütten-  u.  Sal.-Wes.,  XXXIV,  1886,  195—207. 

Job.  Leb.  Schmidt,  Mineralogische  Beschreibung  des  Biebergrundes;  von 
Leonh.  Taschenb.,  II,  1808,  45—70. 

Bücking,  Der  nordwestliche  Spessart;  Abh.  preuß.  geol.  Landes-Anst.,  Neue 
Folge  XII,  1892,  137-141. 

G.  Würtenberger,  Über  die  Zechsteinformation,  deren  Erzführung  und  den 
unteren  Buntsandstein  bei  Frankenberg  in  Kurhessen ;  N.  Jahrb.,  1867,  10— 38.  —  Ders., 
Zur  Geschichte  des  Frankenberger  Kupferwerkes  im  Regierungsbezirk  Cassel;  Ztschr. 
f.  d.  Berg-,  Hütten-  u.  Sal.-Wes.,  XXXVI,  1888,  192—209. 

Holzapfel,  Die  Zechsteinformation  am  Rande  des  rheinischen  Schiefergebirgs; 
Marburger  Dissertation,  1879. 

Denckmann,  Die  Frankenberger  Permbildungen;  Jahrb.  d.  preuß.  Landes-Anst. 
für  1891,  234—267. 

Leppla,  Über  die  Zechsteinformation  und  den  unteren  Buntsandstein  im 
Waldeckischen;  ebenda  1890,  40—82. 

Drevermann,  Über  ein  Vorkommen  von  Frankenberger  Kupferletten  in  der 
Nähe  von  Marburg;  Centr.-Bl.  f.  Min.,  1901,  427—429. 


Der  Kupferschiefer  und  verwandte  Lagerstätten.  393 

Beschreibung  der  Bergreviere  Arnsberg,  Brilon  und  Olpe,  sowie  der  Fürsten- 
tümer Waldeck  und  Pyrmont;  herausgeg.  v.  k.  Oberbergamt  zu  Bonn,  1890,  120—121, 

139—143. 

von  Festenberg- Packisch,  Der  metallische  Bergbau  Niederschlesiens.    Wien 

1881,  75—77. 

Hornung,  Die  Eegionalmetamorphose  am  Harze.  Stuttgart  1902,  105—109.  — 
Ders.,  Centralbl.  f.  Min.,  1903,  258—263. 

Posepn^,  Über  die  Genesis  der  Erzlagerstätten;  Leobener  Jahrb.,  XLTTT,  1895. 

Bergeat,  Centralbl.  f.  Min.,  1901,  564—566. 

Siehe  auch  die  Erläuterungen  zu  der  geol.  Spezialkarte  v.  Preußen  Blatt 
Allendorf,  Eschwege,  Sontra,  Eelbra,  Eönigsee,  Hönebach  u.  a. 

Femer  wurden  benutzt: 

Briefliche  Mitteilungen  von  Bergdirektor  Eretschmann  über  den  Bergbau  von 
Schweina  an  Bergeat. 

Manuskript  von  Fürer  (1885),  Über  den  Eupf erschief erbergbau  von  Nieder- 
schlesien. (Von  der  Direktion  der  k.  geol.  Landes-Anst.  in  Berlin  dem  Herausgeber 
freundlichst  zur  Einsicht  überlassen.) 

Die  wichtigsten  Eupfererzlagerstätten  der  deutschen  Dyas  sind  an  den 
Zechstein  gebunden.    Derselbe  enthält  solche  in  verschiedenen  Horizonten. 

a)  Der  Kupferschiefer  Mitteldeutschlands. 

Der  Kupferschiefer  ist  als  ein  schwarzer,  sehr  stark  bituminöser  Mergel- 
schiefer mit  einem  feinverteilten  Gehalt  an  Sulfiden  weit  verbreitet  am  Harz, 
am  Nord-  und  Südrand  des  Thüringer  Waldes,  in  Hessen,  und  ist 
noch  im  nördlichsten  Bayern  nachzuweisen.  Nicht  jeder  kupferhaltige  bituminöse 
Mergelschiefer  des  Zechsteins  darf  als  Kupferschiefer  im  wahren  Sinn  bezeichnet 
werden,  sondern  nur  derjenige  wenig  mächtige  Schichtenkomplex  ist  darunter 
zu  verstehen,  welcher  das  Liegende  des  eigentlichen  Zechsteinkalkes  bildet, 
zumeist  vom  Zechsteinkonglomerat  oder  auch  dem  Weißliegenden  unterlagert 
wird  und  häufig  ausgezeichnet  ist  durch  das  Auftreten  der  Fische  Palaeoniscus 
Freieslebeni  Ag.  und  Platysomus  striatus  Ag.,  wozu  noch  eine  Eeihe  anderer 
Ganoidfische  und  die  Eeste  der  Ullmannia  Bronni  usw.  hinzukommen. 

*  In  den  meisten  der  weit  zerstreuten  Kupferschiefervorkommnisse  ist  die 
Kupferführung  an  Kupferkies  gebunden;  durch  das  Auftreten  der  reicheren 
Sulfide  ist  das  Mansfelder  Gebiet  ausgezeichnet.  Der  Kupferkies  bildet  Kömchen, 
feine  Lagen  und  rundliche  oder  unregelmäßige  Konkretionen.  Von  einer  Bleichung 
des  bituminösen  Schiefers,  einer  Verminderung  des  Bitumengehalts  oder  einer 
anderen  Veränderung  der  Zusammensetzung  des  Schiefers  in  der  Nähe  des  Erzes 
ist  nichts  zu  bemerken.  Ebensowenig  konnte  an  zahlreichen  kupferkiesführenden 
Präparaten  irgend  eine  Wahrnehmung  gemacht  werden,  welche  für  eine  spätere 
Einwanderung  des  Erzes  in  das  Gestein  spräche.  Auch  dort,  wo  jüngere  Nickel-, 
Kobalt-  oder  Kupfererze  den  Schiefer  gangförmig  durchsetzen,  ist  von  einer 
besonderen  Veränderung  des  letzteren  nichts  zu  sehen.  ^)  * 

Das  Kupferschieferflöz  umsäumt  den  Harz  von  Hahausen  am  nordwestlichen 

Harzrand  bis  in  die  Gegend  von  Ballenstedt;  es  tritt  besonders  am  Südrand  auf. 


^)  Ich  verdanke  die  Einsicht  in  eine  große  Anzahl  von  Dünnschliffen  zahlreicher 
Eupferschiefervorkommnisse  Herrn  Bergingenieur  G.  Köhler.    Bergeat. 


394  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

während  es  in  der  größten  Erstreckong  des  Harznordrandes  samt  dem  Übrigen 
Zedistein  fehlt,  d.  h.  verdeckt  ist 

Am  wichtigsten  ist  der  uralte  Enpferschieferbergbau  von  Mansfeld  und 
Eisleben  am  Ostrand  des  Harzes.  Nnr  dort  wird  der  Kupferschiefer  jetzt  noch 
in  größerem  Maßstabe  abgebaut,  während  noch  bis  in  die  letzten  Jahrzehnte  an 
verschiedenen  anderen  Orten  Hessens  und  Thflringens  Bergbau  auf  solchem  um- 
gegangen ist.  Mit  dem  Eotliegenden  lehnt  sich  am  Sfid-Ostrand  des  Harzes  die 
weite,  zwischen  dem  Thüringer  Wald  und  diesem  Gebirge  sich  ausbreitende 
Perm-Trias-Mulde  gegen  das  ältere  gefaltete  Gebirge.  Unmittelbar  östlich  des 
Harzes  und  zwischen  diesem  und  etwa  der  Saale  sind  zwei  sattelförmige  Empor- 
wölbungen des  Eotliegenden  zu  bemerken,  deren  Achsen  annähernd  der  Längs- 
erstreckung des  Harzes  parallel  laufen;  es  sind  dies  der  Rothenburger  Zug 
zwischen  Hettstedt,  Gröbzig  und  Wettin  im  Norden  und  der  NW. — SO.  streichende 
sog.  Homburger  Sattel  zwischen  Annarode  und  Homburg  im  Sflden.  Zwischen 
diesen  beiden  Sätteln  breitet  sich  die  Mansfelder  Mulde  aus,  in  deren  west- 
lichem Teil  die  Bergstädte  Hettstedt,  Mansfeld  und  Eisleben  liegen.  Die  in  den 
beiden  Sätteln  zutage  ausstreichenden  Massen  des  Eotliegenden  werden  rings 
umsäumt  vom  Zechstein,  dieser  selbst  im  Innern  dieser  Mulde  wie  auch  in  der 
großen  Thüringer  Hauptmulde  von  der  Trias,  vor  allem  vom  Buntsandstein 
eingedeckt. 

Man  unterscheidet  drei  Flözzüge:  1.  den  Eisleben-Hettstedter  Zug,  d.  i.  der 
Kupferschiefersaum  am  Band  der  Mansfelder  Mulde  mit  nach  innen  gerichtetem 
Einfallen;  2.  den  nach  Norden  einfallenden,  äußeren  Wiederstedter  Zug;  3.  den 
südlichen  äußeren,  nach  SW.  einfallenden  Sangerhäuser  Zug. 

Das  Einfallen  des  Flözes  ist  selbstverständlich  von  der  allergrößten 
Wichtigkeit  für  die  Abbaufähigkeit  desselben.  Es  wechselt  beträchtlich.  Un- 
mittelbar am  Harzrand  zwischen  Wippra  und  Sangerhausen  fällt  das  Flöz  unter 
40—500  nach  S.,  am  SW.-Flügel  des  Hornburger  Sattels  unter  20  <>  nach  SW., 
am  NO.-Flügel  desselben  bis  gegen  Eisleben  ebenso  steil,  ja  noch  steiler  gegen 
NO.;  am  westlichen  Band  der  Mulde,  zwischen  Wimmelburg  bei  Eisleben  und 
nahe  Hettstedt  ist  das  Fallen  für  den  Bergbau  am  günstigsten,  denn  es  beträgt 
dort  nur  5 — 7^;  erst  im  nördlichen  Teil  der  Mulde  neigen  sich  die  Schichten 
wieder  10 — 12  ^  gegen  Süden.  Es  versteht  sich  von  selbst,  daß  in  der  Gegend 
von  Mansfeld-Hettstedt  der  Bergbau  bei  aller  Flächenausdehnung  lange  Zeit  nur 
geringe  Tiefen  erreicht  hat.  1830  war  er  noch  nicht  bis  zu  140  m  vorgedrungen; 
erst  im  Beginn  der  sechziger  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts  ging  man  zu 
beträchtlicheren  Teufen  hinab  und  hat  jetzt  solche  von  über  500  m  erreicht. 

Zwischen  dem  Eotliegenden  und  dem  Kupferschiefer  liegt  auch  im  Mansfeld- 
schen  das  Weißliegende,  dessen  oberster  0,2 — 2  m  mächtiger  kalkhaltiger  Teil 
als  „Zechsteinkonglomerat^  bezeichnet  wird.  Der  alleroberste  Teil  des  Zechstein- 
konglomerats ist  häufig  stark  verkieselt  und  wird  dann  Hornschale  genannt. 
Scharf  gesondert  von  dem  Konglomerat  ist  der  Kupferschiefer,  ein  schwärz- 
licher, sehr  stark  bituminöser,  geradschieferiger  Mergelschiefer  von  sehr  feiner 
Schichtung.    Nach  oben  zu  nimmt  sein  Bitumengehalt  ab.    Weiterhin  folgen  dann : 

Das  Dach  oder  der  Dachklotz,  ein  15 — 35  cm  mächtiger  mergeliger  Kalk. 

Die  Fäule,  0,75 — 1  m,  dünnplattiger,  blaugrauer  Kalk. 

Der  Zechstein,  ein  dichter  Kalkstein  und  ausgezeichneter  Baustein, 
darüber  der  Gips,  die  Eauchwacke,  die  Asche  und  die  verhärtete  Asche  (der 


j 


Der  Kupferschiefer  und  verwandte  Lagerstätten. 


395 


^Rauhstein")  sowie  der  Stinkstein.  Die  Verbreitung  des  Gipses  und  Anhydrits 
ist  eine  ganz  unregelmäfiige,  sehr  häufig  fehlen  sie  überhaupt  ganz.  Dem  Zech- 
stein und  dem  Gips  entströmen  brennbare  Gase. 

Das  Eupferschieferflöz   läfit   innerhalb   der  einzelnen  Beviere  eine  über 
weite  Flächen  hin  sich  völlig  gleichbleibende  Gliederung  in  verschiedene  Lagen 


zu,  wie  nachstehend  ersichtlich: 


Hettstedt-Gerbstedt: 


Liegendes:  Liegende  Schale] 
Lochen  > 

Lochschale  ) 

Schieferkopf 

Eopfschale 

Kammschale 


Lochberge 


5 — 6  cm 


} 


Eisleben:        Sangerhausen: 
fehlt  Erzschiefer 

feine  Lochlette      Schramschiefer 


10  cm 


>  grobe  Lette 
Kammschale 


Noberge 
Hangendes:  Oberberge 


Kopf 


/  Ober- 


22—30  cm 


\  Unter- 
Noberge 
Dachberge 


Blattschiefer 
Schieferkopf 

ünterwand 
Noberge. 


Die  unteren  Lagen  sind  ausgezeichnet  dünnschieferig,  die  oberen,  besonders 
die  Noberge  und  Oberberge,  sind  mehr  dickbankig.  Die  Kopfschale  und  die 
Kammschale  sind  durchsetzt  von  Gipsschnüren  und  -bändem. 

Der  Erzgehalt  der  Schiefer  wird  bedingt  durch  die  „Speise",  d.  s.  fein 
eingesprengte  Stäubchen  verschiedener  Sulfide,  welche  dem  Schiefer  auf  frischem 
Bruch  einen  metallischen  Schimmer  verleihen.  Solche  Erze  sind  hauptsächlich 
Kupferglanz,  daneben  Kupferkies  und  Buntkupfererz,  sowie  Eisenkies,  seltener 
Bleiglanz  und  Fahlerz.  Aus  der  chemischen  Zusammensetzung  wird  auf  die 
Anwesenheit  von  Schwefelsilber  und  Zinkblende  geschlossen;  nachweisbar  ist 
femer  ein  Gehalt  an  Nickel  und  Kobalt;  Wismut  fehlt  ganz  (Heino).  Endlich 
lassen  sich  noch  geringe  Mengen  von  Selen,  Molybdän  und  Vanadium  erkennen. 
Kupferglanz,  Buntkupfererz,  Kupferkies,  Eisenkies  und  gediegen  Silber  finden 
sich  auf  Klüften  und  als  Überzug  über  dem  Panzer  von  Fischen.  Derbere  Massen 
von  Kupfersulfiden  kommen  bis  in  den  hangenden  Zechstein  hinein  vor  und 
werden  als  „Erzhieken"  bezeichnet.  Sie  haben  etwa  die  Gröfie  von  Bohnen 
und  sind  Konkretionen.  Dergleichen  Gebilde  können  auch  aus  Pyrit  bestehen. 
Der  eigentliche  Eeichtum  des  Flözes  liegt  indessen  im  allgemeinen  in  der 
„Speise",  dem  ursprünglichen  Sulfidgehalt  desselben.  Die  Metall führung 
nimmt  im  allgemeinen  von  unten  nach  oben  im  gleichen  Maße  wie 
der  Bitumengehalt  ab,  so  daß  im  Hettstedter  und  Gerbstedter 
Bevier  die  Kammschale  noch  mehr  oder  weniger  schmelzwürdig  ist. 
Sind  die  oberen  Lagen  reicher  an  Erz,  so  sind  die  unteren  meistens  um  so 
ärmer;  dieser  Fall  tritt,  wie  hier  schon  erwähnt  werden  soll,  in  der  Nähe  der 
„Rücken"  genannten  Störungen  ein,  wo  dann  auch  die  oberen,  sonst  unbau- 
würdigen Kupferschieferlagen  bis  einschließlich  des  Dachklotzes  gut  erzführend 
werden  können.  Der  Kupfergehalt  ist  aber  dann  in  Form  von  Hieken  oder  in 
Bissen  und  Klüften,  viel  seltener  als  „Speise"  vorhanden. 


896 


Die  schichtigen  Lagerstätten. 


Am  größten  ist  der  Metallgehalt  des  Kupferschiefers  zwischen  Gerhstedt 
und  Eisleben;  er  beträgt  dort  2— 30/0  Kupfer  und  0,010— 0,01 5 0/0  Silber  (5  kg 
Silber  in  der  Tonne  Kupfer)  in  den  abbauwürdigen  unteren  Lagen,  sinkt  aber 
bis  auf  die  Hälfte  im  südlichen  und  nördlichen  Teil  der  Mulde. 

Nachstehende  vier  Analysen  zeigen  die  Zusammensetzung  des  Erzes: 

I.  Vom  Ottoschacht,  rechter  Flügel, 
n.      „  „  linker        „ 

m.      „     Ernstschacht,     „  „ 

IV.      „     Glückhilfschacht,  linker  Flügel. 


I. 

FT. 

TTT. 

IV. 

SiOa     ....     38,42 

32,87 

33,15 

29,22 

AI2O3  . 

15,93 

11,28 

12,90 

11,76 

CaO      . 

10,93 

14,31 

14,39 

12,66 

MgO 

3,53 

4,53 

2,32 

2,25 

COa 

7,02 

13,51 

10,47 

9,43 

Fe  .     . 

1,81 

0,85 

3,31 

2,97 

Cu   .     . 

2,01 

2,93 

2,90 

2,88 

Ag.     . 

0,015 

0,010 

0,016 

0,021 

S     . 

3,18 

3,96 

2,15 

4,97 

Bitumen 

.     14,63 

14,07 

9,89 

17,21 

97,475 

98,320 

91,496 

93,371 

Vollständiger  ist  die  nachstehende  Analyse,  welcher  die  Durchschnittsprobe 
einer  Monatsförderung  vom  Hoffnungsschacht  zugrunde  liegt  und  welche  sich 
zusammensetzt  aus  feiner  Lette,  grober  Lette  und  Kammschale  :^) 


V.  SiO,      . 

.     33,15 

Zn    .     . 

.     1,276 

b  . 

.    2,310 

AlgOg       . 

.     17,3 

Cu    .     . 

.     2,75 

COj  .     . 

.     9,240 

CaO.     . 

.     10,4 

Ag   .     . 

.     0,014 

HjO.     . 

.     1,700 

Mg   .     . 

.       1,0 

Ni     .    . 

.     0,018 

Bitumen 

.     9,060 

Fe    .     . 

.       2,6 

Dazu  Alkalien,  Sauerstoff,  Chlor.     Die  Alkalien  sind  teils  an  Kieselsäure, 
teils  an  Chlor,  der  Sauerstoff  vorzugsweise  an  Eisen  und  Magnesium  gebunden. 

Die    folgenden   Analysen    zeigen    die  Zusammensetzung    der   hangenden 
Schichten  des  Kupferschiefers  im  Ottoschacht: 


')  Die  Analysen  V — XI  verdanke  ich  Herrn  Bergrat  Schrader,  dem  Direktor 
der  Mansfelder  Gewerkschaft.  Dieselben  wurden  im  Jahre  1891  ausgeführt  von 
Dr.  Haas e  in  Berlin.  Herr  Bergrat  Schrader  schreibt  mir:  „HinBichtlich  der  Be- 
rechnung des  Gehaltes  an  Bitumen  und  Wasser  ist  noch  zu  bemerken,  daß  das  Bitumen 
wegen  seiner  schwankenden  Zusammensetzung  nicht  aus  den  durch  Verbrennen  gefundenen 
Werten  berechnet  wurde.  Vielmehr  sind  diese  in  den  beiden  letzten  Zeilen  direkt  an- 
gegeben. Hierbei  ergibt  sich  natürlich  für  Wasser  ein  zu  hoher  Wert,  da  ein  großer 
Teil  desselben  erst  durch  Verbrennung  des  Wasserstoffs  gebildet  wird."    Bergeat. 


Der  Eupferschiefer  und  verwandte  Lagerstätten. 


397 


VL 

VIL 

vm. 

IX. 

X. 

XI. 

EammRchale 

Kopf 

Schwarze  Berge 

Dachberge 

Fäule 

Zechstein 

SiOa     ....  39,67 

35,00 

40,47 

24,15 

28,45 

10,54 

Fe^Og 

• 

•         ■ 

0,69 

0,68 

0,31 

FeO 

1 

.     .     2,56 

2,02 

2,43 

1,50 

1,33 

0,65 

Al^Og 

1 

.     .  14,00 

11,07 

12,88 

7,75 

8,27 

3,14 

CaO 

1 

.     .     5,94 

12,50 

10,76 

22,16 

24,90 

40,97 

MgO    . 

k 

.     .     4,83 

7,49 

6,69 

9,36 

4,98 

3,70 

K^O 

• 

.     .     3,46 

3,22 

8,28 

2,05 

2,42 

0,98 

NagO 

■         1 

.     .     1,15 

1,02 

1,23 

0,71 

1,09 

0,45 

S    .     . 

4 

.     2,30 

1,64 

1,34 

0,61 

0,56 

0,15 

SO« 

1 

.     .     0,23 

0,48 

0,79 

2,15 

0,30 

4,05 

P205 

• 

.     .     0,23 

0,15 

0,21 

0,13 

0,13 

0,06 

Cu  .     . 

■ 

.    0,85 

0,71 

0,58 

0,14 

0,15 

0,04 

Pb  . 

1         4 

.     1,47 

0,94 

0,83 

Spur 

0,05 

0,03 

Zn  .     . 

fl 

.     2,04 

2,11 

0,90 

0,46 

0,62 

Spur 

MnO    . 

■ 

.     0,26 

0,33 

0,44 

0,68 

0,61 

0,76 

CO2     . 

■ 

.     7,56 

16,26 

14,02 

26,16 

24,89 

33,65 

Bitumen  u.  H^O    Rest 

Best 

Best 

Best 

Best 

Best 

und  zwar: 

C 9,96 

3,70 

1,61 

0,82 

0,22 

0,21 

H2O     . 

■ 

• 

.     8,87 

4,07 

2,87 

1,58 

1,42 

0,85 

Es  ergibt  sich  aus  dem  Mitgeteilten,  daß  nicht  nur  Kupfer,  Silber  und  Eisen, 
sondern  auch  recht  beträchtliche  Mengen  Blei  und  vor  allen  Zink  im  untersten 
Zechstein  enthalten  sind.  Zieht  man  die  Gesamtmenge  des  in  dem  Kupfer- 
schiefer und  dessen  hangenden  Schichten  vorhandenen  Zinks  in  Betracht,  so  ist 
dieselbe  oifenbar  viel  größer  als  die  des  vorhandenen  Kupfers;  man  hat  sogar 
bereits  daran  gedacht,  das  Zink  zu  verwerten.  Nickel  ist  in  dem  Schiefer 
äußerst  wenig,  nämlich  0,018,  vorhanden;  das  Verhältnis  zwischen  Kobalt  und 
Nickel  einerseits  und  dem  Kupfer  anderseits  geht  hervor  aus  den  nachstehenden 
Analysen  der  Kupfersteine,  in  welchen  diese  Metalle  konzentriert  sind.  Die 
Schiefer  ergeben  4 — 10 ^/^  Kupferstein,  welcher  (1888)  enthielt: 

Kupfer- 


Krughütte 

Kochhütte 

Kammerhütte 

Eckardthütte 

Kupfer     ....    41,360 

44,500 

39,000 

46,300 

Silber . 

0,226 

0,255 

0,240 

0,266 

Blei     . 

0,537 

0,675 

0,600 

0,745 

Eisen  . 

.     24,325 

20,970 

21,560 

21,867 

Mangan    . 

0,850 

1,080 

0,648 

0,533 

Zink    . 

3,711 

2,412 

7,020 

2,867 

Nickel .     . 

0,300 

0,205 

0,398 

0,327 

Kobalt 

0,292 

0,141 

0,366 

0,283 

Arsen  .     . 

0,080 

0,086 

0,120 

0,106 

Schwefel  . 

.     25,815 

25,368 

26,229 

24,401 

398  Die  schichtigeii  Lagerstätten. 

Die  bei  der  Knpfersteingewinnung  entfallende  Bohschlacke  zeigte  folgende 
Zasammensetzang : 

Kupfer- 
Krughütte  Eochhtttte         Kammerhütte        Eckardthütte 

SiOa 47,630  48,465  46,810  46,390 

AlgOg 14,825  17,001  17,636  16,525 

CaO 18,350  23,187  19,815  21,510 

MgO 6,732  2,220  3,677  0,847 

Cu^O 0,289  0,277  0,333  0,300 

PbO 0,232  0,118  0,065  Spur 

FeO 4,725  4,643  7,213  2,768 

ZnO 1,165  0,692  2,056  0,934 

MnO 0,697  0,328  0,827  0,744 

NiO,  CoO     .     .     .  0,063  Spur  0,038  Spur 

Der  Eupferschieferbergbau  in  der  Mansfelder  Mulde  beschränkt  sich  auf 
die  Westseite  derselben,  und  zwar  auch  hier  auf  die  Gebiete,  welche  zwischen 
den  Linien  Wolferode-Eisleben  und  Weifsholz-Augsdorf  liegen.  Außerhalb  dieses 
Striches  ist  der  Eupferschiefer  nicht  abbaufähig.  Die  Gresamtlänge  des  Abbau- 
feldes  beträgt  18000  m.  Übrigens  befinden  sich  auch  innerhalb  des  gewinnungs- 
würdigen  Flözes  stellenweise  etwa  hektargroße  Gebiete  mit  geringerem  Metallgehalt. 

Die  Lagerung  des  Eupferschiefers  ist  selbstverständlich  keine  ganz  unge- 
störte. So  versteht  man  unter  den  „Bergen"  „mächtige,  nach  dem  Ausgehenden 
sehr  breite,  untereinander  fast  parallel  und  diagonal  gegen  das  Streichen  des 
Flözes  stumpf  oder  spitz  verlaufende,  sattelförmige  Erhebungen,  deren  Umrisse 
durch  die  um  sie  heramgetriebenen  Sohlenstrecken  deutlich  markiert  sind,  sich  aber 
nach  der  Tiefe  zu  verflachen"  (Sehr  ad  er)  und  deshalb  in  den  tiefsten  Bausohlen 
nur  noch  schwach  angedeutet  sind.  Als  „Rücken"  bezeichnet  man  die  vorwaltend 
gegen  SW^.  einfallenden,  etwa  NW. — SO.  streichenden  Störungen,  welche  es 
mit  sich  bringen,  daß  das  Flöz  bei  nordwärts  vorschreitendem  Abbau  in  der 
gleichen  Richtung  staffelig  ansteigt.  Zwischen  zwei  Hauptrücken  liegen  die 
„Gräben".  Die  durch  die  Rücken  bewirkten  Störungen  sind  gewöhnlich  nur 
geringfügig,  erreichen  indessen  stellenweise  bis  über  8  m,  ja  sogar  über  20  m. 
Innerhalb  des  zwischen  zwei  „Hauptrücken"  liegenden  Grabens  haben  gewöhnlich 
kleinere  Störungen,  Überschiebungen  und  Senkungen,  stattgefunden,  wodurch  die 
zwischen  den  beiden  Grabenufern  liegende,  bandförmige  Scholle  in  eine  Anzahl 
Streifen  zerschnitten  zu  sein  scheint.  Schleppung  der  Schichten  längs  der  Ver- 
werfungen ist  eine  sehr  gewöhnliche  Erscheinung;  innerhalb  des  Grabens  sind 
die  Schichten  gebogen,  geborsten,  von  kleinen  Spältchen  durchzogen,  neigen  zu 
krummschaliger  Absonderung  und  zeigen  viel  Rutschflächen.  Die  Breite  der 
Flözgräben  ist  verschieden,  sie  wechselt  etwa  zwischen  30  und  80  m  (Fig.  91  u.  92). 

Reich  an  Rücken  ist  das  nördliche  Gebiet  bei  Hettstedt,  nämlich  das 
Burgömer  Revier  mit  dem  Eduardschacht  und  die  benachbarten  Felder  des 
Freiesleben-  und  Niewandtschachtes.  Jener  Feldesteil  wird  auf  eine  flache 
Länge  von  2800  m  fünfmal  von  Rückengräben  durchsetzt,  welche  zwischen  sich 
vier  ziemlich  parallel  verlaufende  Streifen  erzeugen  (Fig.  93).  Das  Streichen 
der  Gräben  und  Rücken  ist  etwa  dasjenige  des  nördlichen  Harzrandes.  Sie  sind 
voneinander  mehrere  100,  ja  sogar  1000  m  entfernt.    Während  die  Hauptrttcken 


Der  Kupferschiefer  nnd  verwandte  Lagerstätten. 


FiB- es. 

Wie-  91  n.  9t.    Profile  dnrcli  d«n  Verwnrt  d  »at  Flg.  98.    a  Rotllegendes,  b  Eapfenohietsr, 

c  ZeoluUlii,  d  aipB.    Hiillatab  ca.  i :  ssoo. 


1)  Ich  Teidanke  die  Fig.  91—93  und  Terecbiedene  im  Nachstehenden  benutzte 
Mitttiilungen'HeiTD  Oberetfliger  Priefler.    Bergeat 


400  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

immerhin  Mächtigkeiten  von  0,1  m  erlangen,  sind  die  ührigen  Spalten  schmal 
und  unbedeutend.  Die  Hauptstörungen  werden  begleitet  von  Schwärmen  paralleler 
Eisse  und  mehr  oder  weniger  kurzer  Klüfte,  der  sog.  „Bahnen^. 

Von  großem  Interesse  und  ganz  besonderer  technischer  Wichtigkeit  ist  die 
schon  seit  langer  Zeit  bekannte  Beeinflussung  des  Metallgehaltes  im 
Kupferschiefer  durch  die  ihn  durchschneidenden  Kücken.  Letztere  wie  die 
Bahnen  sind  im  allgemeinen  in  Mansfeld  ausgefüllt  mit  gelblichem  oder  weißem 
oder  fleischrotem  Schwerspat,  daneben  mit  Kalkspat  und  Braunspat.  Außerdem 
enthalten  sie  Erze,  nämlich  Eotnickelkies,  der  in  neuerer  Zeit  und  auf  den 
tieferen  Bauen  seltener  geworden  ist  und  manchmal  in  guten  Kristallen  auftritt, 
häufig  Schwefelkies,  seltener  Kupferkies  und  Kupferglanz  in  sehr  untergeordneter 
Menge  und  in  fein  eingesprengten  Partikeln  oder  als  Anflug,  noch  seltener 
Buntkupfererz.  Diese  und  die  später  zu  besprechenden  Sangerhäuser  Rücken 
gehören  zu  den  Schwerspat-Nickel-Kobaltgängen  und  sind  weder  vom  wissen- 
schaftlichen noch  vom  technischen  Standpunkt  aus  als  Kupfererzgänge  zu  be- 
trachten. Wo  die  Rücken  den  Kupferschiefer  durchsetzen,  kann  der  gewöhnlich 
an  die  untersten  Lagen  gebundene  Metallgehalt  die  mannigfaltigsten  Um- 
lagerungen  erfahren  haben. 


ltg!fftim^sfffer  FläUleU*  l  Craiev 


Fig.  94.    Ein  SpezialfaU  der  Flözveredelnng  neben  einem  RUcken.    Die  dunkle  Schraffur  zeigt 

die  Erzanreicherong  an. 

*  Die  MetÄllführung  kann  1.  ganz  unverändert  bleiben,  2.  sich  verringern 
und  in  das  Hangende  wandern,  welches  auf  solche  Weise  bis  in  den  Dachklotz 
kupfererzführend  wird;  3.  sowohl  im  Kupferschiefer  wie  im  Hangenden  kann 
eine  Anreicherung  an  Kupfer  statthaben ;  4.  der  Kupferschiefer  wird  wohl  auch 
ärmer,  ohne  daß  eine  Anreicherung  des  Hangenden  stattgefunden  hat. 

Manchmal  setzt  das  Flöz  im  Liegenden  eines  Hauptrückens  nach  Gehalt 
und  Struktur  völlig  unverändert  an  den  letzteren  heran,  und  auch  die  Flözteile 
innerhalb  des  Grabens  lassen  eine  erwähnenswerte  Veränderung  in  der  Metall- 
führung weder  des  Schiefers,  noch  seines  Hangenden  erkennen.  (Dritter  Flöz- 
graben südlich  des  Eduardschachtes  bei  Hettstedt.)  Häufig  aber  setzt  das  Flöz 
unverändert  in  Struktur  und  Gehalt  an  den  Hauptrücken  heran  und  nimmt  mit- 
unter erst  in  unmittelbarer  Nähe  desselben  einen  höheren  Kupfergehalt  an, 
manchmal  aber  hat  schon  im  regelmäßigen  Flözteil  bei  der  Annäherung  an  den 
Hauptrücken  eine  Verringerung  der  Erzführung  stattgefunden.  Die  unteren 
Lagen  der  Flözteile  im  Graben  behalten  entweder  ihren  Kupfergehalt  bei,  und 
trotzdem  kann  auch  das  Hangende  einige  Veredelung  zeigen  (mitunter  aber  sind 
die  sonst  vorzugsweise  erzführenden  Lagen  verarmt  und  unbauwürdig  geworden 
und  dafür  das  bis  dahin  ünbauwürdige  kupferreich),  oder  es  tritt  der  nicht 
minder  merkwürdige  Fall  ein,  daß  alle  Teile  des  Flözes  gleichmäßig  gut  und 
dabei  sogar  die  Dachberge  und  der  Dachklotz  noch  reichlich  kupferführend  sind. 
So  verhält  sich  beispielsweise  die  Metallführung  im  Verwürfe  e  der  Fig.  93 
150  m  unter  der  III.  Tiefbaustrecke  im  Eduardschacht.  Sämtliche  Schiefer  führen 
hier  durchschnittlich  nicht  unter  5^/^,   die  Dachberge  3 — 4,5  ^/o,   der  Dachklotz 


Der  Kupferschiefer  und  verwandte  Lagerstätten.  401 

noch  2,8 — 4  ^/q  Kupfer.  Die  Anreicherung  der  Schichten  ist  eine  um  so  größere, 
je  rascher  die  in  Treppen  und  Absätzen  hintereinander  liegenden  Flözteile  auf- 
einanderfolgen. In  breiteren  Streifen  erfolgt  die  Veränderung  nur  bis  auf  eine 
Entfernung  von  etwa  20  m  von  der  Störung.  Im  übrigen  lassen  sich  schein- 
bar für  alle  diese  Erscheinungen  keine  Regeln  aufstellen. 

Die  Anreicherung  ist  eine  sekundäre  und  beruht  auf  einer  Umlagerung 
des  ursprünglichen  Kupfergehaltes.  Sie  fand  statt  auf  Rissen  und  Klüften,  die 
sich  infolge  der  Störungen  bildeten.  In  der  Nähe  der  letzteren  sind  die  Schiefer 
und  Berge  durchzogen  von  einem  Netzwerk  dünner  Schnürchen  und  Adern  von 
Kupfererzen.  Die  in  dem  Hangenden  des  ungestörten  Flözes  vorkommenden  Erz- 
konkretionen bestehen  aus  Schwefelkies.  Kupferglanzhieken  kommen  nur  in  der 
Nähe  der  Rücken  vor.  Dabei  zeigt  eine  mikroskopische  Untersuchung,  daß  von 
feinsten  Spältchen  aus,  die  selbst  mit  Kupferglanz  erfüllt  sind,  eine  Umwandlung 
einer  Kupferkieshieke  zuerst  in  Buntkupfererz  und  in  den  äußeren  Teilen  in 
Kupferglanz  vor  sich  gegangen  sein  kann.  Das  Innere  solcher  Hieken  besteht 
deshalb  häufig  aus  Kupferkies,  und  es  ist  wahrscheinlich,  daß  auch  dieser  durch 
Kupferzufuhr  aus  Schwefelkies  hervorgegangen  ist  (s.  S.  415). 

Sehr  bemerkenswert  ist  übrigens  die  oft  beobachtbare  Tatsache,  daß  die 
veredelnden  Kupfererze  in  den  Gräben  bis  auf  eine  Entfernung  von  etwa  10  m 
von  der  Kluft  aus  Kupferglanz,  in  einer  Breite  von  weiteren  3 — 4  m  hauptsäch- 
lich aus  Buntkupfererz  und  weiterhin  auf  einige  Meter  aus  Kupferkies  zu  be- 
stehen pflegen.    An  die  Stelle  des  letzteren  kann  endlich  Schwefelkies  treten.  * 

Die  Rückengräben  sind,  sobald  innerhalb  derselben  eine  Veredelung  der 
Schiefer  stattgefunden  hat,  die  ergiebigsten  Teile  des  Feldes.  Manche  Rücken- 
teile sind  aber  auch  als  unbauwürdig  überhaupt  außer  Abbau  gelassen  worden. 

In  der  Nähe  der  Störungen  ist  der  Kupfergehalt  mitunter  in  das  Weiß- 
liegende gewandert;  das  so  mit  Kupferglanz,  Kupferkies  usw.  imprägnierte  Ge- 
stein wird  dadurch  zu  „Sanderz^.  Aus  der  Betrachtung  von  Dünnschliffen 
ergibt  sich  aber,  daß  der  Erzgehalt  der  Sanderze  keineswegs  immer  erst  später 
in  das  Gestein  eingedrungen  zu  sein  braucht,  sondern  häufig  wohl  schon  zur 
Zeit  des  Kupferschieferabsatzes  darin  zum  Niederschlag  kam.  Wo  die  Rücken 
Nickelerz  führten,  war  das  Rotnickelerz  hier  und  da  bis  auf  eine  Entfernung 
von  einem  Meter  von  dem  Rücken  in  Form  von  Hieken  und  haselnußgroßen 
Stücken  ohne  Begleitung  anderer  Mineralien  in  das  Nebengestein  eingewandert. 
(Bäumler.) 

Die  ältesten  unsicheren  Nachrichten  über  den  Mansfelder*  Bergbau  reichen 
bis  in  das  Xu.  Jahrhundert  zurück;  heute  gründet  sich  auf  ihn  eines  der  groß- 
artigsten Unternehmungen,  nachdem  sich  die  früheren  Gewerkschaften  im  Jahre 
1852  zur  Mansfeldschen  Kupferschieferbauenden  Gewerkschaft  konsolidiert  haben.^) 

Noch  im  Jahre  1860  beschäftigte  sie  4521  Arbeiter,  davon  3634  in  den 
Gruben;  jetzt  sind  es  20000,  darunter  etwa  16000  beim  Bergbau.  Damals 
betrug  die  Kupferproduktion  1500  t,  die  Silberproduktion  7820  kg.  Seit  dem 
Jahre  1881  haben  sich  die  Erträgnisse  der  ungeheuren  Massenförderung  gerade 
verdoppelt  (1902).  Die  Erzförderung  beträgt  fast  700000  t,  daraus  wurden  ge- 
wonnen: 17201 1  Raffinadkupfer,  1548  t  Elektrolytkupfer  und  98446  kg  Feinsilber; 
außer  geringen  Mengen   an   Blei  ergaben   sich   auch  7  t  Nickelspeise.     Etwa 


')  Siehe  „Die  Geschichte  des  Mansfeldschen  Kupferschieferbergbaues  und  Hütten- 
betriebes; Festschrift  zur  Feier  des  700 jährigen  Jubiläums  am  12.  Juni  1900". 
Stelzner-Bergeat,  Erzlagentätten.  26 


402  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

65500  Menschen   finden   ihren  Lebensunterhalt  durch  den  Betrieb  der  Mans- 
felder  Gruben. 

Besonders  reiche  Nickelförderung  zeichnete  das  Sangerhäuser  Revier 
aus.  Drei  große,  gleichfalls  etwa  in  der  Harzlängsrichtung  streichende,  je 
400  m  voneinander  entfernte  Nickelrücken  durchziehen  dasselbe.  Das  Vorkommen 
des  Eotnickelerzes  war  stellenweise  ein  massenhaftes ;  Kobalt  war  untergeordnet 
anzutreffen.  Kupfererze  brachen  in  den  tiefen  Bauen  selten  ein.  „Dagegen 
haben  sie  sich  in  der  Nähe  des  Ausgehenden  am  Moritzschächter  Eücken  in  be- 
trächtlichen Mengen  als  derber  Kupferkies  und  Kupferglanz  gezeigt^  (Bäumler), 
die  mit  Malachit,  Lasur,  Kobalt-  und  NickelblUte  überzogen  waren.  Im  Gegen- 
satz zu  dem  Mansfelder  Vorkommen  ist  Schwerspat  bei  weitem  der  überwiegende, 
Kalkspat  ein  ganz  untergeordneter  Begleiter  der  Nickelerze.  Der  reichste 
Feldesteil  des  Sangerhäuser  Reviers  liegt  zwischen  zweien  jener  400  m  von- 
einander entfernten  Rücken. 

Zu  Sangerhausen,  wo  der  Betrieb  1885  zum  Erliegen  kam,  war  auch  das 
Dachflöz  von  den  Rücken  aus  etwas  kupferhaltig;  ferner  führte  dort  das  Weiß- 
liegende in  seinen  -obersten  Teilen  derben  Kupferkies,  ein  Vorkommen,  das  man  als 
„gelbe  Tresse'^  bezeichnete.  Auch  zu  Rottleberode  fand  sich  solches  Tressenerz 
unter  dem  Kupferschiefer  als  goldglänzende  Imprägnation  des  Weißliegenden. 
Es  hatte  dort  zeitweise  Bergbau  statt.  Sanderze  sind  früher  auch  zu  Neustadt 
bei  Ilfeld  abgebaut  worden  und  bestehen  daselbst  aus  einem  mit  Malachit  und 
Kupferlasnr  imprägnierten  Sandstein. 

Am  Gläsener  Berg  bei  Hahausen  nächst  Seesen  fand  in  den  sechziger 
Jahren  des  XIX.  Jahrhunderts  einiger  Bergbau  auf  Kupferschiefer  statt.  Das 
ganze  Flöz  ist  etwa  0,25  m  mächtig  und  ließ  nach  Buchrucker  folgende  Lagen 
unterscheiden: 

1.  Lochen,  ^/^ — ^/^  Zoll,  feinblätteriger,  schwarzer,  bituminöser  Tonmergel. 

2.  Lochschale,  grobblätteriger,  ^1^ — 1  Zoll. 

3.  Kopf,  2^/a  Zoll,  dichter,  grobschieferiger,  bituminöser  Kalk  von  rauch- 
grauer Farbe. 

4.  Lochberge,  6  Zoll,  ähnlich  dem  vorigen. 

Das  unmittelbare  Liegende  des  Hahauser  Kupferschiefers  ist  Weißliegendes. 
Nach  Buchrucker  enthalten  die  kupferführenden  „Sanderze"  desselben  2^/q, 
der  Kupferschiefer  2^/,  ^/q  Kupfer.  Das  Hangende  des  Flözes  bilden  die  Platten- 
kalke des  Zechsteins.  Die  Lagerung  des  unteren  Zechsteins  ist  bei  Hahausen 
eine  sehr  gestörte,  teilweise  sogar  überkippte;  vom  gefalteten  Gulm  ist  der 
Kupferschiefer  nur  durch  das  Weißliegende  und  oberste  Rotliegende  getrennt.^) 

Bei  Osterode  ist  das  Kupferschieferflöz  im  Liegenden  des  Zechsteins 
aufgeschlossen,  ist  aber  weder  hier  noch  an  zahlreichen  anderen  Punkten  des 
Harzsüdrandes  bauwürdig;  der  an  verschiedenen  Stellen  versuchte  Kupferschiefer- 
bergbau hat  wegen  des  geringen  Silbergehaltes  des  Schiefers  zu  keinem  Erfolg 
geführt  (z.  B.  zu  Questenberg,  Rottleberode,  Ilfeld,  Neustadt,  Walkenried  und 
Lauterberg).  Bei  Osterode  überlagert  der  untere  Zechstein  diskordant  und 
unmittelbar  das  gefaltete  Culmgebirge. 

Etwa  8  km  von  dem  Zechsteinsaum  des  Harzrandes  entfernt  treten  infolge 
der  Dislokation,  durch  welche  die  Permtriasmasse  der  Goldenen  Au  am  Urgebirge 
des  Ryffhäusers  niedersank,  in  steil  aufgerichteter  Lage  die  kupferführenden 
Gresteine  des  unteren  Zechsteins  wieder  zutage.  Zahlreiche  kleine  Schürfe,  auch 
einiges  Kupfererz  verraten  am  Nordabhang  des  Kyffhäusers  ihre  Anwesenheit. 
Neuerdings  hat  man  bei  Badra  wieder  Aufschlußarbeiten  vorgenommen.  Der 
Kupferschiefer  führt  als  Speise  scheinbar  vorwiegend  Kupferkies. 


^)  Kloos,  Jahrb.  preuß.  geol.  Landesanst.,  1891, 136—137.  —  Speyer,  Die  Zech- 
steinformation des  westlichen  Harzrandes;  ebenda  1880,  50 ff. 


Der  Kupferschiefer  und  verwandt«  Lagerstätten.  403 

Im  Bog.  Uagdebnrger  üferraDd,  d.  i.  der  paläozoische  Gesteinszag,  der  sich 
bei  Neubaldensleben  aas  dem  Diluvium  ca.  20  km  nordwestlich  von  Magdebarg 
heraushebt,  tritt  auch  der  untere  Zechstein  noch  einmal  zutage,  und  hier  ist 
aoch,  etwa  80  km  von  Mansfold  entfernt,  in  früherer  Zeit  Kupferscliieferbergban 
umgegangen.  Das  F13z  soll  in  seinen  reicheren  Teilen  l,5*'/o  Kupfer,  jedoch 
kaum  Sparen  von  Silber  enthalten  haben,  und  der  zu  wiederholten  Malen  im 
XVIII.  Jahrhundert  versuchte  Bergbau  konnte  sich  nicht  lohnen. 

In  der  Gegend  von  BUnkenbuig^)  am  östlicheE  ThUringer  Wald  liegt  der 
Kupferschiefer  Über  dem  „Zechsteinkonglomerat",  das  ans  Schiefer-,  Qnarzit-  und 
Quarzgeri^llen  mit  einem  kalkigen  Bindemittel  besteht.    Das  Zech  Steinkonglomerat 
enthält  Beschläge  und  Einsprengungen  von  Ualachit  und  Lasur.     Darüber  folgt 
zunächst  eine   0,2  m   mächtige  Lage  eines  dichten,    dunklen,  bitnminQsen  Kalk- 
steins,  dann,  1  m  mächtig,  ein  dUnngeschichteter,  dunkler,  bituminöser  Mergel- 
schiefer,  der  Kupferschiefer.     Wie  das  Zechsteinkonglomerat  fuhren  auch  diese 
letzteren 
Schichten 
Pflanzen- 
restfi,  der 
Kupfer- 
schiefer auch 

Lingnia 
Credneri.Die 
bituminöse 
Kalkbank 
enthält 
stellenweise 
Blei  glänz. 

Das   Vor-  Fig.».    Profll  doroh  a«»  Envortommen  von  Kamsdorf  (Beyaelilsg,  less). 

handensein  a  Colm,  c  WelBllegend««,  d  UnttarflSz,  e— d  ZecbetelnkoiigloiEerat,  <  Knpfer- 
des  Enpfer-  «chlefer,  f  ZechBtelnkalb.  h  Db«rer  bltamlnSger  Hergslscblerer,  i  brauner  Eieen- 
SChieferS  läßt  k&Uuteln,  i'  gelber  ElBenkBlkBtelu,  >  obere  El senstelnltgtr,  n  brauner  Zechsteln- 
sioh   dort  an  dalamit,  ■'  gelber  Zectutelndolomlt.    UaBBtab  1:8»». 

zahlreichen 

Stellen  an  den  Halden  der  Versuchsbaue  erkennen;  er  ist  kupferfUhrend,  war 
aber  nirgends  abbanwtrdig. 

Die  in  der  Blankenbnrger  Gegend  unter  dem  eigentlichen  Kupferschiefer 
liegende  bituminüse  Kalkbank  tritt  auch,  mit  Konglomerat  dnrchmengt,  im 
Liegenden  des  Kupferschiefers  zu  Kamsdorf  hei  Saalfold  auf  und  kann  als 
Vertreterin  des  Zech  Steinkonglomerats  betrachtet  werden.  Das  eigentliche 
Knpferschieferflöz  enthält  10 — 15  "/o  Bitumen  und  ist  erzärmer  als  der 
liegende  Kalkstein,  „das  Mutterflüz".  Eigenartig  ist  der  Zechstein  (im 
engeren  Sinn)  entwickelt.  Er  besteht  aus  zwei  Zonen  von  Kalken;  die  untere 
5 — 8  m  mächtige  zeigt  stark  bituminöse,  dünn  geschichtete  Platten,  „die  Hom- 
flöze",  die  obere  2 — 3,5  m  mächtige  ist  mehr  licht  und  mergelig.  Zwischen 
beide  Komplexe  lagert  sich  ein  15 — 30  cm  mächtiges,  dUnnschieferiges,  bituminöses, 
dem  Kupferschiefer  ähnliches  Hergelflöz,  das  ,,obere  Schieferflöz ",  welches  einen 
schwachen  Erzgehalt  ftihrt.  In  der  oberen  Kalkzone  endlich  finden  sich  gleichfalls 
ähnliche  aber  erzfreie  Mergelbänke.  Der  Erzgehalt  des  Kupferschiefers  hat  nie 
den  Abbau  gelohnt,  der  Kamsdorfer  Bergbau  hatte  vielmehr  die  metasomatischen 
Eisenerze  des  Zechsteins  und  lange  Zeit  auch  die  Kupfer-  und  Kobalterze, 
welche  an  die  „Rücken"  gebunden  waren,  zum  Gegenstand.  Es  wird  sich  später- 
hin wiederholt  Gelegenheit  gehen,  auf  diesen  Bergbau  zurückzukommen  (Fig.  95) 

<)  Loretc,  Jahrb.  preuS.  Landeeanat.,  1889,  222,  Llt. 


404  Die  schichtig:en  Lagerstätten. 

Nach  Beyschlag  besitzt  das  Knpferschieferflöz  einen  geringen  Erzgehalt, 
„der  sich  nur  da,  wo  Lagerungsstörungen  (Aufsattelungen,  Kücken  oder  Ver- 
werfungen) auftreten,  erhöht". 

Am  nordwestlichen  Thüringer  Wald  ist  verschiedentlich  Kupferschiefer- 
bergbau umgegangen  oder  versucht  worden.  Neuerdings  hat  man  solchen  wieder 
zu  Schweina-Glficksbrunn  aufgenommen,  wo  gerade  so  wie  zu  Eiechelsdorf 
auch  Eobalterze  auf  Rücken  einbrechen.  Die  Ausbildung  des  Kupferschiefers 
ist  dort  dieselbe  wie  hier;  er  ruht  auf  Rotliegendem  und  Zechsteinkonglomerat. 
Das  letztere  ist  bis  zu  einer  Tiefe  von  5 — 10  cm  mit  Kupfererz,  und  zwar 
besonders  mit  Kupferkies  imprägniert.  Die  Mächtigkeit  des  erzführenden 
Schiefers  schwankt  zwischen  10 — 15  cm;  man  beobachtet  in  ihm  Kupferkies, 
Kupferglanz  und  Buntkupfererz;  der  Kupfergehalt  beträgt  ungefähr  1,5 ^/^  und 
sowohl  im  Sanderz  wie  im  Schiefer  sind  durchschnittlich  0,015  ^/^  Silber  vor- 
handen. Die  Menge  des  letzteren  scheint  in  einem  festen  Verhältnis  zu  dem 
jeweiligen  Kupfergehalt  zu  stehen.  Blei,  Kobalt  und  Nickel  scheinen  in  den 
normalen  Erzen  zu  fehlen,  Kobalt  tritt  aber  in  unmittelbarer  Nähe  der  Rücken 
im  Sanderz  wie  im  Schiefer  auf;  der  Zinkgehalt  beträgt  0,03 — 0,05,  der  Arsen- 
gehalt 0,2 — 0,3  ^/q,  ist  aber  scheinbar  kein  gleichmäßiger.  Gold  konnte  nachgewiesen 
werden  (1  g  pro  t).  Die  das  Kupferschieferflöz  durchsetzenden,  sehr  zahlreichen 
Rücken  streichen  NW. — SO.  und  bilden  „Rückengräben".  Ihre  Entfernung 
beträgt  10 — 100  m,  ihre  seigeren  Verwurfhöhen  wenige  Zentimeter  bis  gegen 
15  m.  Bezüglich  der  Erzführung  dieser  Spalten  mag  hier  nur  erwähnt  werden, 
daß  dieselbe  aus  vorwaltendem  Schwerspat  mit  Speiskobalt  und  Kobaltblüte  be- 
steht, Kupfererze  indessen  zu  fehlen  scheinen;  eine  weitere  mineralogische 
Kennzeichnung  wird  in  dem  Abschnitt  über  die  Gangformationen  gegeben  werden. 
Bemerkenswert  ist,  daß  Kupferschiefer  und  Sanderz  in  einem  5 — ^10  m  breiten, 
die  Rücken  begleitenden  Streifen  auch  hier  eine  Anreicherung  des  Kupfers  er- 
fahren haben. 

Von  Schweina  aus  erstreckt  sich  das  Kupferschiefervorkommen  über  Kupfer- 
suhl in  die  Gegend  von  Riecheisdorf  in  Hessen.  Übrigens  hat  man  auch  an 
anderen  Orten  des  Thüringer  Waldes  Kupferschieferbergbau  getrieben,  so  zu 
Ilmenau,   in  Schmalkalden,  zu  Brotterode,  zu  Sontra  usw. 

In  der  nordwestlichen  Fortsetzung  des  Thüringer  Waldes  tritt  etwa  in  der 
Mitte  zwischen  Bebra  und  Eisenach  unter  dem  Buntsandstein  das  Dyasgebiet 
von  Biechelsdorf  in  Hessen  hervor.  Der  Kupferschiefer  liegt  als  ein  aus- 
gezeichnet charakterisierter  Horizont  über  dem  Weißliegenden  („Grauliegendes") 
und  ist  äußerst  bituminös  und  reich  an  Fischresten,  weniger  reich  an  üllmannien. 
Ein  Erzgehalt  ist  stets  vorhanden,  wenn  auch  in  weiten  Feldern,  wie  im  Hohen- 
süßer  Revier,  so  gering,  daß  die  Schiefer  nicht  schmelzwürdig  gewesen  sind. 
Wie  bei  Mansfeld  tritt  er  vorzugsweise  als  „Speise"  auf,  die  aus  Kupferkies, 
Buntkupfererz,  angeblich  auch  aus  Kupferfahlerz  besteht.  Daneben  sind  auch 
Schwefelkies,  Bleiglanz  und  stellenweise  recht  reichlich  Zinkblende  zu  bemerken. 
Rotnickelkies  ist  untergeordnet  vorhanden  und  mag  wohl  stets  von  den  nickel- 
erzführenden Rücken  herstammen.  Wie  im  Mansfeldschen  kann  man  auch  hier 
die  Sulfide  auf  Klüften  und  als  Überzug  auf  den  Schichtflächen  beobachten;  der 
hauptsächlichste  Metallgehalt  ist  aber  stets  in  der  Speise  enthalten.  Alle  Schichten 
des  Kupferschieferkomplexes  sind  etwas  erzführend ;  aber  nur  die  untersten,  zu- 
sammen etwa  15  cm  mächtigen  Lagen  waren  bauwürdig,  die  oberen  25 — 40  cm 
dicken  „Sti'eben"  unbauwürdig.  Auch  zu  Riecheisdorf  galt  die  Erfahrung,  „daß 
die  Dichtigkeit  des  Gefüges  und  der  Gehalt  an  Bitumen  und  Metallen"  vom 
Liegenden  zum  Hangenden  abnimmt."     (Graßmann.) 

Der  mittlere  Kupfergehalt  der  schmelzwürdigen  Kupferschiefer  betrug 
1^/2 — 2*^/q;  das  gewonnene  Kupfer  war  silberfrei.  Auch  zu  Riecheisdorf  kommen 
Sanderze  vor,  indem  das  Weißliegende  2 — 3  cm  tief  mit  Kupfererzen,  vorzugs- 
weise mit  Kupferkies  und  Buntkupfer  imprägniert  ist;  dabei  läßt  sich  keinerlei 


Der  Kupferschiefer  und  verwandte  Lagerstätten.  405 

Beziehung  zwischen  dem  Erzgehalt  des  Schiefers  und  seines  Liegenden  nach- 
weisen.   (Heuser.) 

Die  Störungen  des  Riechelsdorfer  Kupferschiefers  bestehen  vorzugsweise 
in  Flexuren  und  in  Verwerfungen,  welch*  letztere  auch  hier  teilweise  zur  Bildung 
von  Kobalt-Schwerspatgängen  Veranlassung  gegeben  haben.  Waren  die  Spalten 
nicht  mit  Erz  ausgefüllt,  so  wurden  sie  als  ,, Veränderungen^  bezeichnet.  Die 
Erzführung  der  Rücken  bestand  aus  Schwerspat,  Kalkspat,  Anhydrit,  Quarz, 
Braunspat,  Dolomit,  Speiskobalt,  Rotnickelkies  und  Ghloanthit.  Höchst  unter- 
geordnet waren  Bleiglanz,  Schwefelkies  und  Kupferkies;  Heuser  erwähnt  auch 
Kupferfahlerz.  Die  Erze  fanden  sich  ganz  allgemein  nur  bis  zu  2  m  über  und 
bis  zu  6  m  unter  dem  Kupferschiefer,  wiewohl  die  Schwerspatführung  nach  der 
Tiefe  anhielt  und  mitunter  sehr  mächtig  wurde.  Nur  ganz  selten  traf  man  die 
Nickelerze  noch  bis  zu  60  m  tief  unter  dem  Flöze  an. 

Die  erzerfüllten  Gänge  pflegten  ganz  allgemein  den  Reichtum  des  Flözes 
zu  verringern,  taube  Klüfte  erhöhten  ihn.  Über  erstere  sagt  Heuser:  „Aus- 
gezeichneter (als  die  mechanischen)  sind  die  chemischen  Veränderungen  des 
Nebengesteines  in  der  Nähe  der  Gänge.  —  Seine  Mischung  wird  hier  auf  zweierlei 
Weise  hauptsächlich  verändert,  indem  es  entweder  Bestandteile  der  Gangmasse 
aufnimmt,  oder  indem  ihm  hier  einige  seiner  gewöhnlichen  Gemengteile  fehlen, 
oder  endlich  auch  wohl,  indem  beide  Fälle  zugleich  eintreten. 

„Die  erstere  Art  der  chemischen  Veränderung  des  Nebengesteines  in  der 
Nähe  der  Gänge  findet  sich  sehr  häufig,  fast  durchgehends  an  den  Stellen,  wo 
die  Gänge  .  .  .  Anbrüche  von  Speiskobalt  fuhren.  Hier  ist  das  Nebengestein  in 
der  Nähe  fast  immer  so  stark  mit  Kobaltminern  durchdrungen,  daß  es  mit 
gewonnen  und  auf  den  Poch-  und  Waschwerken  zugute  gemacht  wird.  Kobalt- 
blüte ist  oft  unter  den  eingesprengten  Minem  allein  für  unbewaffnete  Augen 
sichtbar,  hin  und  wieder,  wie  z.  B.  auf  der  Wilhelmsburg  im  grauen  Liegenden, 
auch  Kobaltschwärze;  aber  daß  auch  Speiskobalt  sich  auf  diese  Weise  eingesprengt 
finde,  beweist  der  Schliech,  der  aus  diesen  sog.  Pocherzen  gewonnen  wird. 
Dergleichen  Einsprengungen  von  Kobaltminern  im  Nebengesteine  finden,  wie 
schon  erwähnt,  neben  den  Stellen  statt,  an  welchen  die  Gänge  Kobaltanbrüche 
führten,  und  erstrecken  sich  zuweilen  wohl  an  ein  Lachter  (=2  m)  weit  vom 
Gange  ab.  Sie  sind  im  grauen  Liegenden  und  im  Zechsteine  am  gewöhnlichsten, 
seltener  im  roten  Liegenden.  Der  Zechstein  pflegt  in  diesem  Falle  wohl  mit 
dem  besonderen  Namen  von  Zechsteinkobalt,  sowie  das  graue  Liegende  mit  dem 
von  Flözkobalt  belegt  zu  werden.  Die  Kobaltblüte,  welche  im  Zechsteine 
zuweilen  schon  sehr  strahlig  ausgesondert  ist,  zeigt  gewöhnlich  das  Vorhandensein 
von  dergleichen  Einsprengungen  an,  wo  aber  sie  sich  nicht  findet,  erkennt  man 
dieses  auch  schon  an  dem  arsenikalischen  Gerüche  beim  Zerschlagen.  —  Außer 
den  Kobaltminern  habe  ich  auch  noch  den  Schwefelkies  als  Einmengung  im 
Nebengesteine,  in  der  Nähe  des  Kobaltrückens  Wilhelm  Kurfürst,  gefunden. 
Diese  Einsprengung  war  im  grauen  Liegenden,  in  der  Nähe  eines  reichen  An- 
bruches von  Speiskobalt,  auf  eine  Entfernung  etwa  einen  Zoll  in  das  Neben- 
gestein hinein,  an  einzelnen  Stellen  deutlich  sichtbar,  und  war  ganz  in  der  Nähe 
des  Ganges  am  stärksten.  —  Auch  Gangarten  nimmt  das  Nebengestein  hin  und 
wieder,  doch  wohl  nicht  so  häufig  als  Minern,  in  seine  Mischung  auf.  So  ist 
namentlich  das  Liegende  an  den  Stellen,  wo  die  Gänge  .  .  .  fast  mit  ihm  ver- 
wachsen sind,  auf  geringe  Erstreckungen  oft  deutlich  mit  Baryt  oder  mit  derbem 
gemeinem  Quarz  durchdrungen.  Auch  das  Vorkommen  von  schmalen  Lagen 
von  Baryt  im  Zechsteine  und  bituminösen  Mergelschiefer  parallel  mit  deren 
Schichtungsrichtung  in  der  Nähe  des  ersten  Hohen  süßer  (sc.  Rückens)  und  des 
ersten  Kobaltrückens  in  Schneidemüllers  Graben  dürfte  wohl  hierhin  zu 
zählen  sein.^ 

„Die  andere  Art  der  chemischen  Veränderung,  eine  Entziehung  ge- 
wöhnlicher Gemengteile,  zeigt  das  Kupferschieferflöz  in  der  Nähe 


406  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

der  Gänge  häufig.  Seine  gewöhnlichen  Einmengungen  von  Knpfer- 
minern  sind  ihm  in  verschiedenem  Grade,  zuweilen  fast  vollständig, 
in  der  Nähe  der  meisten  kohaltfILhrenden  Gänge  auf  größere  oder 
geringere  Entfernungen  entzogen.  Zuweilen  ist  die  Entfernung  von  den 
Gängen,  in  welchen  das  Eupferschieferflöz  seine  Edelkeit  wieder  erhält,  nur  sehr 
gering,  zuweilen  ist  aher  der  Einfluß  der  Gänge  auf  die  Edelkeit  der 
Kupferschiefer  so  hedeutend,  daß  ganze  Felder  von  diesem,  da  wo 
mehrere  beträchtliche  Gänge  aufsetzen,  unschmelzwürdig  sind.  Der 
letzte  Fall  findet  namentlich  im  ganzen  nördlichen  Teile  des  Hohensüßer  Bevieres 
statt,  dagegen  dessen  südlicher  Teil,  der  nur  unbedeutende  Wechsel  hin  und 
wieder  führt,  schmelzwürdige  Schiefer  liefert.  Die  Kupferminem  führenden 
kleinen  Gänge  zeigen  zuweilen  ein  ganz  ähnliches  Verhalten,  eine  Verunedelung 
der  Schiefer  in  ihrer  Nähe,  zuweilen  finden  sich  aber  auch  umgekehrt  gerade 
in  ihrer  Nähe  vorzüglich  reiche  Schiefer." 

Bei  Albungen  a.  d.  Werra^)  ruht  Zechsteinkonglomerat  mit  dem  darauf- 
folgenden Kupferschiefer  und  Zechstein  unmittelbar  auf  der  Grauwacke  und  auf 
Tonschiefern.  Sanderze  enthalten  Kupfer  spurenweise  und  bis  zu  4^/q,  zumeist 
in  fein  verteiltem  Kupferkies,  nebensächlich  auch  als  Kupferglanz  und  Bunt- 
kupfererz. Der  Kupferschiefer  hat  ähnliche  Ausbildung  wie  zu  Mansfeld;  die 
reichere,  liegende  Schicht  ist  auch  hier  10 — 15  cm  mächtig,  nach  oben  zu  nimmt 
der  Bitumengehalt  ab.  Die  ca.  30  cm  mächtigen  „Oberberge"  erinnern  an  die 
Mansfelder  Kammschale.  Der  Kupfergehalt  des  Schiefers  kann  bis  zu  4^/o  be- 
tragen, in  manchen  Zonen  des  Flözes  fehlt  er  aber  fast  ganz;  auch  ein  Silber- 
gehalt ist  nachgewiesen  worden.  Ein  Abbau  besteht  zu  Albungen  seit  den  1850er 
Jahren  nicht  mehr;  die  Kupfergewinnung  in  jener  Gegend  reichte  aber  sicherlich 
bis  ins  Mittelalter  zurück. 

Ähnlich  dem  Vorkommen  von  Albungen  ist  das  von  AUendorf-Soden 
a.  d.  Werra.  Andere  Kupferschieferbergbaue  haben  in  früher  Zeit  zu  Ober- 
nnd  Nied ereil nbach  a.  d.  Fulda  bestanden. 

Am  nordwestlichen  Abhang  des  Spessart  tritt  an  zahlreichen  Stellen  die 
Zechsteinformation  unter  dem  Buntsandstein  zutage.  Über  dem  Zechstein- 
konglomerat liegt  allenthalben  der  „Kupferletten",  der  „sowohl  nach  seiner 
geologischen  Stellung  als  in  seiner  ErzfQhrung  dem  Kupferschiefer  in  Thüringen 
und  am  Harzrande  vollkommen  entspricht"  (Bücking).  Diese  Kupferletten  sind  als 
erzführendes  Gestein  von  Aschaifenburg  bis  in  die  Gegend  von  Gelnhausen  an 
zum  Teil  mehrere  Stunden  weit  auseinanderliegenden  Orten  bekannt  geworden, 
und  Kupferschieferbergbau  ist  in  der  ganzen  Gegend  umgegangen,  so  vor  allem 
zu  Bieber,  südöstlich  von  Gelnhausen,  zu  Haingründau,  nordwestlich  von  dort, 
femer  zu  Großkahl  und  Huckelheim,  bei  Großenhausen,  Altenmittlau,  Bernbach 
und  Altenhaßlau.  Der  Kupferletten,  der  nur  an  einzelnen  Stellen  gar  nicht 
entwickelt  ist,  wird  von  wenigen  Dezimetern  bis  zu  2  m  mächtig  und  tritt  bei 
Aschaffenburg  gerade  so  auf,  wie  bei  Gelnhausen.  Es  ist  ein  zäher,  bituminöser 
Ton,  mit  einem  meistens  geringen,  indessen  auch  bis  zu  20  ^/q  steigenden  Kalk- 
gehalt. Nur  in  frischem  Zustand  zeigt  er  deutliche  Schichtung  und  bläulich-  oder 
bräunlich-schwarze  Farbe.  Ist  er  kalkreicher,  so  „verhärtet"  er,  wird  er 
schieferiger,  so  heißt  er  bei  den  Bieberer  Bergleuten  Kupferschiefer.  „Den  ver- 
schiedenen Arten  des  Kupferlettens  gemeinsam  ist  die  ErzfQhrung.  Silberhaltiges 
Fahlerz,  Bleiglanz  und  Kupferkies  kommen  sowohl  fein  und  gleichmäßig  verteilt, 
als  in  nuß-  bis  faustgroßen,  derben  Stücken  und  1 — 50  mm  breiten  Adern  und 
Trümmern  vor,  welche  das  Gestein  nach  allen  Richtungen  durchsetzen  und  zu- 
weilen noch  Kalkspat  und  Schwerspat  neben  den  Erzen  führen.  Nur  der  sog. 
„Kupferschiefer"  enthält  viel  häufiger  größere  Erzknollen  als  fein  durch  die 
ganze  Masse  verteilte  Erzpartikel."     (Bücking.) 

^)  Briefliche  Mitteilungen  des  Herrn  Bergingenieurs  Kretschmann  an  Bergeat. 


Der  Kupferschiefer  and  verwandte  Lagerstätten. 


407 


Über  eine  allenfalsige  Beeinflussung  des  Kupfergehältes  im  Flöz  durch 
die  Rficken  sagt  Bücking  wörtlich:  „Nach  Ludwig  (öeinitz,  Dyas,  U, 
255)  sollte  man  denken,  die  ErzfUhrung  des  Kupferlettens  sei  abhängig  von 
seiner  Lagerung,  sie  sei  in  Mulden  und  in  Gräben  beträchtlicher  als  auf  den 
dazwischenliegenden  Sätteln  oder  EUcken.  Doch  ist  das  nach  den  genaueren 
Untersuchungen,  welche  s.  Z.  in  Bieber  zwecks  Wiederaufnahme  des  Kupfer- 
und  Silberbergbaues  angestellt  wurden,  nicht  der  Fall,  eine  Regelmäßigkeit 
in  dem  Auftreten  der  erzreichen  und  erzarmen  Letten  hat  nicht  aus- 
findig gemacht  werden  können.  Eichtig  ist  nur,  was  auch  schon  Can  er  in 
und  Wagner  angeben  und  Ludwig  später  bestätigte,  daß  das  Flöz  häufig 
Sättel  und  Mulden  macht  und  daß  es  von  Kobaltgängen  und  von  tauben  oder 
mit  Letten  und  Mergel  ausgefüllten  Klüften  oft  durchsetzt  und  mehr  oder  weniger 
verworfen  wird.  Auch  eine  Verringerung  oder  Vermehrung  des  Erz- 
gehaltes des  Kupferlettenflözes  in  der  Nähe  der  Kobaltgänge  hat 
nicht  nachgewiesen  werden  können;  nur  in  der  unmittelbaren  Nach- 
barschaft der  Gänge  hat  man  zuweilen  Nester  von  Speiskobalt  und  ge- 
diegen Wismut  im  Kupferletten  angetroffen." 

In  kleinen  rundlichen  und  länglichen  Drusen  kommen  übrigens  innerhalb 
des  verhärteten  Lettens  und  des  Kupferschiefers  Braunspat,  Schwerspat,  Gips, 
Fahlerz,  Buntkupfererz,  Arsenkies,  Antimonglanz  und  Wismutglanz  vor. 

Auf  dem  Kupferlett^nflöz  hat  man  vor  allem  bei  Bieber  mehrere  Hundert 
Jahre  lang  bis  zum  Anfang  des  XIX.  Jahrhunderts  Bergbau  getrieben,  dessen 
Gegenstand  Kupfer  und  Silber  gewesen  sind.  Zuletzt  versuchte  noch  die 
bayerische  Eegierung  von  1823 — 1835  eine  Gewinnung  von  Kupfer,  Silber  und 
Blei  bei  Großkahl  und  Huckelheim.  8  bis  14  Ztr.  Letten  oder  20—30  Ztr. 
Schiefer  haben  zu  Bieber  durch  Waschen  1  Ztr.  Schliech  mit  4 — 5  Pfund  Kupfer, 
bis  10  Pfund  Blei  und  3 — l^/j  Lot  Silber  gegeben.  An  anderen  Orten  war 
der  Erzgehalt  noch  geringer.  Ein  recht  wichtiger  Bergbau  ging  von  der  Mitte 
des  XVm.  bis  in  die  60  er  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts  zu  Bieber  und  Huckel- 
heim auf  den  Kobaltrücken  um,  über  welche  später  zu  sprechen  sein  wird. 
Ebenso  müssen  an  anderer  Stelle  die  im  Zechstein  von  Bieber  auftretenden,  heute 
noch  bearbeiteten  metasomatischen  Eisensteinlager  beschrieben  werden. 

Fast  40  km  vom  Thüringer  Wald  entfernt  hat  man  im  Jahre  1900 
gelegentlich  einer  Tiefbohrung  belMellrichstadt  in  Unterfranken  den  Kupfer- 
schiefer in  1039  m  Teufe  unter  dem  unteren  Muschelkalk  erbohrt.  Der  Kupfer- 
gehalt des  Schiefers  ist  nur  ein  ganz  geringer.  Die  Zusammensetzung  des 
letzteren  ergibt  sich  aus  folgender  Analyse  A.  Schwagers: 


SiOa  .     .     . 

.     .     35,14 

MgO 

TiO^.     .     . 

.     .       1,24 

K^O 

Al^Oa     .     . 

.     .     14,36 

Na,0 

Fe^O«     .     . 

.     .       2,20 

LioO 

MnO .     .     . 

.     .       1,36 

P9O5 

CaO  .     .     . 

.     .     10,32 

CO, 

4,54 
3,82 
2,22 
Spur 
0,24 
12,10 


Organisches 
HoO  .  .  . 
Fe  .  .  . 
Zn  .  .  . 
Cu  .  .  . 
S.     .     .     . 


6,25 
3,22 
1,32 
0,31 
0,01 
1,67 


100,32 

Der    in    Westfalen    mit    den    Gladbecker  Kohlenschichten    durch  teufte 

bituminöse  Mergel   des  Kupferschieferhorizonts  ist  kupferfrei  wie   auch  der  in 

der  Gegend  von  Osnabrück  auftretende.   Dagegen  enthalten  Proben  des  letzteren 

ziemlich  reichliche  Einsprengungen  von  Bleiglanz  und  deutliche  Mengen  von  Silber.^) 


^)  Nach  verschiedenen  im  Clausthaler  Laboratorium  von  Dr.  Thiel  vorgenommenen 
Untersuchungen  beträgt  der  Silbergehalt  des  Schiefers  zwischen  0,0003  und  0,001  %. 
Der  in  England  den  deutschen  Kupferschiefer  vertretende  „marlslate'^  gilt  gleichfalls 
als  erzfrei. 


408  I)ie  schichtigen  Lagerstätten. 

b)  Die  knpferschieferähnlicheh  Flöze  Niederschlesiens. 

In  Niederschlesien  lassen  sich  Zechsteinschichten  vom  Willmannsdorfer 
Hochberg  bis  in  die  Gegend  von  Görlitz,  also  etwa  70  km  weit  verfolgen;  von 
Hasel,  südöstlich  von  Goldberg,  bis  an  die  Queiß  ist  im  unteren  Zechstein  eine 
Eupfererzftthrung  bekannt.  Das  hauptsächlichste  Vorkommen  liegt  östlich  und 
westlich  der  Eatzbach  bei  Goldberg  und  im  besonderen  nahe  den  Orten 
Neukirch,  Polnisch  Hundorf,  Konradswaldau,  Hasel  und  Prausnitz. 
Während  an  anderen  Orten,  so  z.  B.  am  Gröditzberg,  das  Kupfer  im  Kalkstein 
auftritt,  ist  es  hier  auch  gebunden  an  eine  Anzahl  von  Mergelschieferflözen, 
welche  als  Kupferschieferflöze  bezeichnet  wurden. 

Das  Liegende  des  unteren  Zechsteins  bildet  das  Botliegende,  welches  zu 
Niederschmottseifen  Malachit  und  Lasur  auf  Kluft-  und  Schichtflächen  und  in 
Gestalt  rundlicher  Graupen  enthält;  Melaphyre  und  Qoarzporphyre  sind  in  dasselbe 
eingelagert.  Die  Zechsteinformation  bildet  bei  Hasel  eine  gegen  Westen  offene, 
etwa  10  km  lange  Mulde;  da  die  Schichten  nur  5 — 20^  einfallen,  so  liegt  das 
Muldentiefste  nur  etwa  170 — 180  m  unter  der  aus  Buntsandstein  und  teilweise 
noch  aus  Muschelkalk  und  Quadersandstein  bestehenden  Oberfläche.  Der  haupt- 
sächlichste Kupferbergbau  ist  bei  Hasel  auf  der  östlichen  Mulden  Wendung 
umgegangen.  Man  baute  dort  auf  sieben  Mergelschieferlagen,  deren  schwankende 
Mächtigkeit  zusammen  0,75 — 1,1  m  betragen  haben  mag.  Sie  wurden  durch 
sechs  Kalksteinzonen  von  etwa  1,6  m  Gesamtmächtigkeit  geschieden.  Dolomit- 
bänke des  oberen  Zechsteins  bilden  das  unmittelbare  Hangende  des  Komplexes. 
Der  Erzgehalt  scheint  sowohl  dem  Kalkstein  wie  dem  Mergelschiefer,  ganz 
besonders  indessen  dem  letzteren  eigentümlich  zu  sein;  sichtbar  ist  zunächst 
nur  Kupferlasur  und  in  den  Schiefern  auch  Malachit  auf  Spaltflächen.  Die 
Kalksteine  enthalten  nach  zwei  Proben  1,03 — 1,58<>/q  Kupfer  und  0,002  ^/q  Silber, 
die  Mergelflöze  im  Gesamtdurchschnitt  1,64  ^/q  Kupfer  und  0,005  *^/q  Silber,  d.  i. 
244  g  Silber  auf  100  kg  Kupfer  (Für er).  Indessen  steigt  der  Kupfergehalt 
in  einzelnen  Proben  bis  zu  2,16  ^/q.  Das  ursprüngliche  Erz  der  Schiefer  ist 
Kupferglanz.  „Die  Ausscheidung  von  kohlensauren  Verbindungen  des  Kupfers 
auf  den  Schichtungs-  und  Spaltungsflächen  der  Schiefer  hat  oft  durchaus  nicht 
in  dem  Maße  stattgefunden,  daß  der  in  den  Schiefern  aufgefundene  Kupfergehalt 
auf  jene  allein  zurückgeführt  werden  könnte."  Die  verwitterten  Schieferstücke 
zeigen  manchmal  einen  dunklen,  scheinbar  erzfreien  Kern,  der  sich  erst,  wenn 
er  selbst  verwittert,  als  kupferführend  zu  erkennen  gibt,  vorher  aber  für  taub 
gehalten  werden  könnte.  Selbst  mittels  der  Lupe  ist  aber  das  Sulfld  nicht  zu 
erkennen  (Für er).  „Eigentümlich  erscheint,  daß  gerade  die  intensiv  gefärbten 
Partien  die  niedrigsten  Prozentsätze  zeigen,  und  daß  der  Silbergehalt  an 
mikroskopisch  sichtbare  dunkle  Partien  in  der  Grundmasse,  welche  voraus- 
sichtlich Kupfer  in  geschwefeltem  Zustande  enthalten,  gebunden  erscheint" 
(V.  Festenberg-Packisch).  Die  Schiefer  sind  so  eisenhaltig,  daß  sie  bei  der 
Verschmelzung  Eisensauen  ergaben,  welche  überdies  bis  4  ^/q  Nickel  und  Kobalt, 
femer  ein  wenig  Phosphor  und  Arsen  enthielten  und  wegen  des  Nickels  nach 
England  verkauft  wurden. 

An  einer  Stelle  werden  die  Flöze  von  Basalt  durchbrochen,  ohne  daß  diese 
Erscheinung  zu  besonderen  Wahrnehmungen  Anlaß  gäbe;  „eine  Erzanreicherung 
in  der  Nähe  von  Klüften  und  Verdrückungen  ist  bis  jetzt  noch  nicht  beobachtet 
worden"  (Fürer).     Der  Bitumengehalt  der  Schiefer  ist  nur  ein  geringer. 

Auch  an  anderen  Orten  hatte  auf  jener  „Kupferschiefer "-Mulde  ein  recht 
lebhafter  Bergbau  stattgefunden,  wie  besonders  die  zahlreichen  Pingen  auf  dem 
Südflügel  derselben  zeigen.  Zu  Hasel  allein  waren  von  1879—1881  40897  t 
Schiefer  verschmolzen  und  552,6  t  Kupfer  gewonnen  worden.  Während  der 
17  Jahre   der  letzten,    1883  erloschenen  Betriebszeit  haben  die  Gruben  nach 


Der  Kupferschiefer  und  verwandte  Lagerstätten.  409 

Eurer  etwa  1100  t  Kupfer  und  3437  kg  Silber  aus  85000  t  Schiefer  produziert. 
Schon  im  XVI.  Jahrhundert  war  in  der  Gegend  von  Hasel  auf  Kupferschiefer 
gebaut  worden. 

c)  Die  Kupfererzftthrung  des  oberen  deutschen  Zechsteins. 

Am  Ostrande  des  rheinischen  Schiefergebirges  sind  Zechsteinbildnngen  in 
einer  langen,  von  Stadtberge  an  der  Diemel  bis  in  die  Gegend  von  Gießen  sich 
hinziehenden  Zone  bekannt.  Am  besten  ist  die  Umgebung  von  Frankenberg 
an  der  Edder  untersucht,  wo  in  früherer  Zeit  Kupferbergbau  umgegangen  ist. 
Das  dortige  Perm  ist  so  sehr  verschieden  von  der  Ausbildung  dieser  Formation 
in  Mitteldeutschland,  daß  eine  völlige  Parallelisierung  seiner  Schichten  mit  jenem 
noch  nicht  gelungen  ist.  Denckmann  gliedert  das  Frankenberger  Perm 
folgendermaßen : 

1.  Ältere  Konglomerate. 

2.  Das  Flöz  des  Stätebergs. 

3.  Die  permischen  Sandsteine  mit  den  Geismarer  Knpferletten. 

4.  Die  jüngeren  Konglomerate. 

Kupfererze  finden  sich  im  Flöz  des  Stätebergs  und  im  Geismarer 
Kupferletten. 

Die  älteren  Konglomerate  und  das  Stätebergflöz  sind  innig  miteinander 
verbundene  Gebilde,  letzteres  ist  nur  ein  kalkiger  Vertreter  der  ersteren.  Die 
Konglomerate  liegen  auf  dem  gefalteten,  vorwiegend  aus  Culm  bestehenden  Grund- 
gebirge, enthalten  nur  zum  Teil  wirkliche  Gerolle,  und  auch  diese  befinden  sich 
wohl  auf  dritter  Lagerstätte  und  sind  durch  Aufbreitung  älterer  Konglo- 
merate entstanden;  zum  anderen  Teil  bestehen  sie  aus  nur  ganz  wenig  ge- 
rundeten Fragmenten  zumeist  von  Culmgesteinen.  Ihr  Bindemittel  ist  kalkig 
oder  kalkig-dolomitisch,  ihre  Farbe  rotbraun.  Diese  Konglomerate  besitzen  vor 
allem  am  linken,  nordwestlichen  Edderufer  gegenüber  Frankenberg  eine  weitere 
Verbreitung.  Über  ihnen  liegt  lokal,  und  zwar  fast  nur  am  linken  Edderufer, 
eine  stellenweise  8  m  mächtige  Masse  von  grauen  oder  gelblich-grauen  Kalken, 
dolomitischen  Kalken,  Mergeln,  Tonen  und  Kalksandsteinen ;  stellenweise  enthalten 
die  Kalksteine  auch  GeröUe.  Dieses  erzführende  Stätebergflöz  ist  also  schon 
petrographisch  als  ein  Gebilde  seichter  See  gekennzeichnet.  An  Perm-Ver- 
steinerungen finden  sich  darin  Steinkeme  von  Schizodus  und  Pleurophorus 
costatus,  femer  die  später  noch  zu  erwähnenden  Pfianzenreste.  Die  kalkige 
Ausbildung  dieses  unteren  Horizonts  kann  sich  mehrfach  in  vertikaler  Richtung 
wiederholen,  so  daß  mehrere  erz-  und  versteinerungsführende  Zonen,  allerdings 
z.  T.  nur  von  ganz  geringer  Mächtigkeit,  zu  beobachten  sind. 

Über  dem  Stätebergflöz  ruhen  rotbraune,  konglomeratführende  Sandsteine 
von  mindestens  70  m  Mächtigkeit.  Sie  enthalten  untergeordnete  Einlagerungen 
von  lichten  Kalken  und  Letten,  welch'  letztere  durch  das  Vorkommen  von 
grauen  oder  rötlichen  Kalkkonkretionen  ausgezeichnet  sind  und  gleichfalls 
Pfianzenreste  in  besonders  großer  Menge  enthalten ;  es  sind  das  die  als  Franken- 
berger Kornähren,  Stangengranpen,  Fliegenfittiche  usw.  bekannten  Reste  der 
Ullmannia  Bronni.  Stellenweise  sind  sie  erzführend  und  als  die  Geismarer 
„Kupferletten"  abgebaut  worden.  Die  Hauptverbreitung  dieser  Kupferletten 
fällt  in  das  Gebiet  von  Geismar,  etwa  5  km  ONO.  von  Frankenberg.  Nach 
Denckmann  deuten  die  Beobachtungen  darauf  hin,  „daß  da,  wo  die  Erze  bereits 
an  die  kalkigen  Sedimente  des  Stätebergflözes  resp.  an  die  darin  auftretenden 
organischen  Reste  (s.  u.)  gebunden  wurden,  die  im  permischen  Sandstein  auf- 
tretenden kalkigen  Sedimente  (=  Äquivalent  der  Kupferletten  von  Geismar) 
nicht  mehr  erzführend  sind".    Im  Gebiet  von  Frankenberg  sind  die  Kupferletten 


410  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

recht  spärlich;  die  kalkigen  Einlagerangen  über  dem  Stätebergflöz  keilen  sich 
nach  Westen  zu  aas.  Die  bereits  sehr  verwickelten  Verhältnisse  werden  noch 
dadarch  komplizierter,  daß  die  Permablagerungen  aach  hier  übergreifende 
Lagerang,  verursacht  durch  eine  zunehmende  Ausdehnung  des  Permmeeres, 
zeigen.  So  liegen  im  Gebiet  von  Geismar  die  Kupferletten  und  permischen 
Sandsteine  unmittelbar  über  dem  gefalteten  Culmgebirge.  Im  Hangenden  der 
permischen  Sandsteine  mit  ihren  Kalk-  und  Lettenlagen  ruhen  die  jüngeren 
Konglomerate,  welche  von  den  älteren  durch  die  fast  durchgehende  Abrnndang 
ihrer  manchmal  an  Flußgeschiebe  erinnernden  Gerolle  unterschieden  sind.  Sie 
bilden  vielleicht  den  Übergang  in  die  Buntsandsteinformation.  Das  Franken- 
berger  Perm,  welches  nach  Denckmann  höchst  wahrscheinlich  dem  oberen 
Zechstein  angehört,  läßt  eine  Gliederung  in  scharf  getrennte  Horizonte  nicht  zn ; 
man  wird  als  wichtig  hervorheben  müssen,  daß  die  Kupfererze  zwar  in  ver- 
schiedenen Horizonten  auftreten  können,  allerdings  mit  der  vorhin  von  Denck- 
mann wörtlich  übernommenen  Einschränkung. 

Über  die  mineralogisch-bergmännische  Seite  des  Vorkommens  hat  G.  Wür  te  n  - 
berger  eine  sehr  genaue  Darstellung  gegeben,  deren  geologische  Ausfahrungen 
allerdings  heute  nicht  mehr  zutreffend  sind.  Der  Erzgehalt  ist  beinahe 
durchgängig  an  Pflanzenreste  gebunden  und  imprägniert  diese.  Die 
im  Letten  und  im  Kalk  auftretenden  Pflanzenteile  sind  entweder  in  pechkohlen- 
artige Massen  (,, eigentliche  Kohlengraupen ^)  oder  in  faserige  Kohle  („gebrannte 
Kohlengraupen"),  sehr  selten  auch  in  Kalkstein  („versteinerte  Holzgraupen**) 
umgewandelt.  Häufig  aber  sind  sie  ganz  vererzt.  Selbst  die  Kohlengraupen 
sind  stets  mit  Erz  imprägniert.  Das  Erz  besteht  aus  Kupferglanz,  seltener 
aus  Kupferfahlerz,  Kupferkies,  Buntkupfererz,  sehr  selten  soll  auch  Rotgiltigerz 
beobachtet  worden  sein.  Silberhaltiger  Kupferglanz  tritt  manchmal  vollständig 
an  Stelle  der  Kohle,  auch  kommen  geringe  Mengen  von  gediegen  Silber  vor. 
Schwefelkies  und  als  Umwandlungsprodukte  Malachit  und  Kupferlasur,  selten 
auch  Eotkupfererz,  sind  gleichfalls  gefunden  worden.  Die  genannten  Erze  sind 
ferner  auf  den  Absonderungsklüften  der  Letten  anzutreffen.  „Auffallend"  ist 
nach  Würtenberger  „die  starke  Zertrümmerung  der  Pflanzenreste,  welche 
übrigens  am  Holze  und  nicht  erst  nach  der  Vererzung  desselben  stattgefunden 
hat".  Da  die  Kupferletten  verwaschen  wurden,  zeigen  die  vererzten  Pflanzen- 
reste in  den  Sammlungen  einige  Abrund ung,  während  sie,  wenn  sie  frisch  aus 
4er  Flözmasse  genommen  werden,  ganzrandig  und  wohlerhalten  sind.  Ein 
UUmannienrest,  der  1813  aufgefunden  worden  ist,  war  20  Zoll  lang,  13  Zoll 
breit  und  3  Zoll  dick,  bestand  aus  reiner,  mit  Kupferglanz  reichlich  durch- 
wachsener Kohlenmasse  und  wog  30  Pfund.  Meistens  aber  sind  die  „Graupen" 
kaum  einen  Zoll  lang.  Der  Erzgehalt  ist  in  ein  und  demselben  Flöz  recht 
ungleichmäßig  verteilt.  Zwischen  1809  und  1813  wurden  aus  den  Flözen  aller 
Frankenberger  Reviere  durchschnittlich  3,15 ^/q  Erze  gewaschen;  der  Kupfer- 
gehalt der  Flözmasse  betrug  durchschnittlich  0,572O/^j,  der  Silbergehalt  0,001134 ^/o- 
Man  förderte  1692  73734  Kübel  Roherz  zu  74—92  Pfund,  1695  89977,  1789 
bis  1798  durchschnittlich  im  Jahre  55243,  1799—1808  durchschnittlich  24995, 
1809—1818  durchschnittlich  32484  Kübel. 

Nach  Denckmann  sind  die  Frankenberger  Zechsteinbildungen  nicht,  wie 
man  das  wohl  vordem  annahm,  in  einer  ihrer  jetzigen  Verbreitung  entsprechenden 
Bucht  zur  Ablagerung  gekommen,  sondern  es  sind  Überreste  einer  weiten  Zech- 
steindecke, die  hier  im  Winkel  zwischen  zwei  NW. — SO.  und  SW. — NO. 
streichenden  Bruchzonen  in  das  Niveau  älterer  Massen  abgesunken  sind.  So 
hatte  denn  auch  der  Bergbau  durch  bis  zu  70  m  betragenden  Verwerfungen  zu 
leiden,  welche  auch  hier  „Rücken"  genannt  werden.  Die  Spalten  setzen  noch 
in  den  Buntsandstein  hinein,  sind  bis  zu  4  m  mächtig,  mit  Sandsteinmasse  aus- 
gefüllt und  führen  innerhalb  dieser  Trümer  von  Schwerspat.  Eine  solche 
Störung  konnte  bewirken,  daß  von  ganz  benachbarten  Revieren  zu  beiden  Seiten 


Der  Kapferschlefer  und  verwandte  Lagerstätten.  411 

derselben  das  eine  auf  dem  Stätebergflöz,  das  andere  auf  den  Geismarer  Kupfer- 
letten  baate.  Überschiebungen  kommen  noch  häufiger  vor  als  Verwerfungen. 
Über  einen  Erzgehalt  der  Kücken  ist  nichts  bekannt  geworden. 

Der  Bergbau  wurde  1594  begonnen  und  kam  1818  zum  Erliegen.  1856 
und  1874 — 1879  hat  man  erfolglose  Versuche  gemacht,  ihn  wieder  aufzunehmen. 

Nach  Drevermann  sind  neuerdings  auch  bei  Wehrshausen  nahe  Marburg, 
ca.  25  km  sttdlich  von  Frankenberg,  die  Greismarer  Kupferletten  als  hellgrünlich- 
graue und  rötliche,  schieferige  Letten  mit  massenhaften  „ Fliegenfittichen ^, 
reichlich  imprägniert  mit  Malachit,  nachgewiesen  worden.  Nach  ihren  petro- 
graphischen  Eigenschaften  sind  Handstücke  von  Wehrshausen  und  Frankenberg 
nicht  zu  unterscheiden.  Die  Letten  sind  etwa  4  m  mächtig  und  werden  von 
Sandsteinen  ganz  ähnlich  den  „permischen  Sandsteinen '*  bei  Frankenhausen 
begleitet.  Echter  Buntsandstein  steht  schon  2  m  über  diesen  Letten  an.  Auch 
zu  Leitmar  bei  Stadtberge,  40  km  nördlich  von  Frankenberg,  hat  man  einmal 
„Kupferletten"  abgebaut,  welche  die  größte  Ähnlichkeit  mit  denjenigen  von 
Geismar  besitzen.  Ihre  stratigraphische  Stellung  ist  noch  nicht  ganz  sicher; 
es  muß  hier  genügen,  daß  sie  gleichfalls  im  Zechstein  vorkommen.  Bei  der 
Grube  Frederike  am  Bil stein  bei  Stadtberge,  welche  übrigens  auf  die  früher 
besprochenen,  den  Culmschiefem  eingelagerten  Kupfererze  baut,  tritt  kupfer- 
führender Zechstein  auf,  der  früher  Gegenstand  eines  Bergbaues  gewesen  ist. 
Der  Zechstein  liegt  über  dem  gefalteten  Culm.  Er  wechselt  nach  Buff^)  in 
vielfacher  Wiederholung  mit  ^j^ — ^/g  Zoll  mächtigen  Flözen  von  bituminösem, 
bräunlich-grauem  „Kupferschiefer" ;  sie  sind  mit  Malachit  und  Kupferlasur  durch- 
sprengt und  enthalten  schmale  Schichten  von  rotem  Letten.  Die  Zahl  und 
Mächtigkeit  der  Flöze  schwankt;  es  sind  ihrer  10 — 30,  die  sich  oft  verdrücken 
und  bald  in  den  höheren,  bald  in  den  tieferen  Partien  am  reichsten  sind.  Sie 
waren  von  drei  „Bücken"  durchsetzt,  welche  mit  Bruchstücken  des  Nebengesteines 
erfüllt  waren  und  Kupfererze  führen,  solange  sie  den  kupferhaltigen  harten 
Culmschiefer  im  Liegenden  durchsetzen.  Die  Erzführung  dieser  Spalten,  die 
jetzt  noch  Gegenstand  des  Stadtberger  Bergbaues  ist,^  beginnt  also  erst  unter 
dem  Zechstein,  doch  war  der  Kupfergehalt  des  letzteren  in  ihrer  Nähe  ein  be- 
sonders hoher  von  5 — 6®/o,  während  er  an  den  unbauwürdigen  Stellen  nur 
1 — 1,5^/q  erreichte.  Ein  Bergbau  auf  Zechsteinkupfererze  hat  früher  auch  zu 
Thalitter  an  der  Waldeck' sehen  Grenze  stattgefunden.  Die  sulfidischen  und 
oxydischen  Erze  kamen  in  20 — 70  3 — 6  cm  mächtigen  Mergelflözchen  vor;  die 
obersten  derselben  führten  Pflanzenreste. 

Nach  Dames^)  sind  auf  der  Helgoländer  Hauptinsel  die  unteren,  vor- 
zugsweise aus  rotbraunen,  dickbankigen  Tonen  bestehenden  Schichten,  welche 
er  für  Zechsteinletten  hält,  kupferführend.  Die  Erze  sind  Rotkupfererz,  Ziegel- 
erz, Kupferglanz  und  gediegen  Kupfer.  Der  Letten  der  Seehundsklippen,  ca. 
2  km  östlich  von  Helgoland,  ist  nach  Bolton^)  gleichfalls  kupferführend,  und 
zwar  mit  Karbonaten  imprägniert.  Der  Kupfergehalt  beträgt  0,053  ®/q,  reichere 
Partien  enthielten  sogar  9,96%;  Buntkupfererz,  Rotkupfererz  und  auch  Eisen- 
kies, letztere  in  kuchenförmigen  Konkretionen,  sollen  dort  vorkommen. 

Ferner  sind  nach  Dames^)  die  Zechsteinletten  von  Lieth  bei  Stade  und 
Seh  ob  Uli  bei  Husum  durch  Kupfer  grün  gefärbt. 


^)  Akten  des  k.  Oberbergamts  zu  Bonn. 

S)  Siehe  S.  344. 

8)  Sitzungsb.  preuß.  Akad.  d.  Wissenach.,  1893,  1019—1039,  bes.  1021—1023. 

*)  üinglers  polyt.  Joum.,  CCLXXX,  276;  zitiert  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,-1894, 160. 

ö)  1.  0.  1023. 


412  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

*  Die  Entstehung  der  knpferftthrenden  Zechsteinablagerangen. 
Überblickt  man  die  deutschen  Knpferlagerstätten  der  Zechsteinformation,  so 
ergeben  sich  folgende  gemeinsame  Kennzeichen: 

1.  Sie  finden  sich  alle  in  Ablagemngen  sehr  seichter  See,  meistens  in 
Mergeln,  fast  nie  in  Sandsteinen  and  Konglomeraten. 

2.  Sie  sind  fast  immer  gebunden  an  das  Vorkommen  organischer  Substanzen 
tierischer  oder  pflanzlicher  Herkunft. 

3.  Im  allgemeinen  ist  der  Erzreichtum  am  größten  in  den  liegenden  Partien 
der  kupferftthrenden  Komplexe. 

4.  Die  in  ihnen  vertretenen  Metalle  sind  außer  Kupfer  vor  allem  Zink 
und  Blei,  stellenweise  auch  mehr  oder  weniger  auffällige  Mengen  von  Silber 
(Mansfeld,  Bieber,  Frankenberg,  Hasel  und  Conradswaldau). 

5.  Die  mit  den  Kupfererzen  auf  den  Gängen  einbrechenden  Mineralien, 
Schwerspat,  Kalkspat,  Eisenspat,  Flußspat  und  Quarz,  spielen  in  diesen  Lagern 
gar  keine  EoUe. 

Wie  aus  allen  bisher  mitgeteilten  Beispielen  hervorgeht,  ist  die  Kupfererz- 
führung geradezu  charakteristisch  für  zahlreiche  europäische  Ablagerungen  der 
Permzeit,  sowohl  der  unteren  wie  der  oberen  Stufen.  Die  Bedeutung  der  Tat- 
sache, daß  wie  keine  andere  gerade  die  Permformation  eine  Kupferformation, 
die  Permzeit  also  geradezu  ein  Kupferzeitalt«r  gewesen  ist,  verschwindet  auch 
dadurch  nicht,  daß  in  vielen  Permablagerungen,  wie  im  untersten  Zechstein 
Englands,  oder  in  Westfalen  und  in  Hannover  bei  Osnabrück  oder  im  östlichen 
Thüringen  kein  Kupfer  zum  Absatz  gekommen  ist. 

Was  insbesondere  den  Kupferschiefer  betrifft,  so  ist  zunächst  zu  bemerken, 
daß  derselbe,  wenn  man  nur  auf  seinen  Bitumengehalt  Rücksicht  nimmt, 
keineswegs  eine  petrographische  Sonderstellung  innerhalb  der  Sedimente  einnimmt. 
Bituminöse  Mergelschiefer  sind  sehr  weit  verbreitet,  und  es  braucht  da  nur  an 
die  Liasformation  erinnert  zu  werden.  Aber  abgesehen  von  manchen  Brand- 
schiefem des  Eotliegenden,  ist  kein  bituminöser  Mergelschiefer  bekannt,  der  so 
intensiv  erzführend  wäre  wie  gerade  die  bituminösen  Mergel  in  einzelnen 
Horizonten  des  Zechsteins.  Dabei  ist  das  Metall  neben  Zink  mit  ganz  wenig 
Ausnahmen  stets  Kupfer;  Eisen  ist  verhältnismäßig,  d.  h.  im  Vergleich  zu  seiner 
sonst  so  weiten  Verbeitung  als  Schwefelkies,  ganz  untergeordnet.  Nicht  nur 
sein  Bitumengehalt,  sondern  auch  seine  Erzführnng  machen  den  Kupferschiefer 
in  ähnlicher  Weise  wie  seine  Versteinerungsführung  zu  einem  ausgezeichneten 
geologischen  Horizont,  der  seinen  Namen  über  weite  Gebiete  hin,  von  der  Werra 
bis  über  die  Saale  nach  Anhalt  (über  150  km)  und  vom  norddeutschen  Flachland 
bis  nach  dem  nördlichen  Bayern  (etwa  220  km),  mit  vollem  Kecht  verdient. 
Innerhalb  dieser  Ausbreitung  ist  er  an  zahllosen  Orten  erschürft  und  kupferführend 
befunden,  an  vielen  weit  voneinander  entfernten  Orten  auch  abgebaut  worden. 
Bitumengehalt  und  Erzführung  innerhalb  des  unteren  Zechsteins  sind  hier  eng- 
verbundene Erscheinungen;  ihr  Zusammenhang  wird  noch  inniger  dadurch,  daß 
das  Kupfer  auch  dann  besonders  an  das  Bitumen  gebunden  ist,  wenn  letzteres 
in  verschiedenen  Horizonten  des  unteren  Zechsteins  in  nennenswerter  Menge 
auftritt.    Dabei  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  auch  bitumenärmeren  begleitenden 


Der  Kupferschiefer  und  verwandte  Lagerstätten.  41 


o 


Schichten  ein  Kupfergehalt  eigen  sein  kann,  er  ist  aher  dann  fast  stets  unter- 
geordnet. 

Die  «Kupferführung  gerade  des  unteren  Zechsteins  ist  ein  so  charakte- 
ristisches Kennzeichen  desselhen  in  weiten  Gebieten,  daß  der  Zusammenhang  nur 
durch  eine  Syngenese  von  Erz  und  Nebengestein  erklärt  werden  kann.  Alle  im 
ganzen  untergeordneten  Unregelmäßigkeiten  derselben  treten  demgegenüber  als 
lokale  Erscheinungen  zurück,  für  welche  auch  nach  lokalen  Ursachen  gesucht 
werden  muß.  Die  Großzügigkeit  und  das  wirkliche  Wesen  dieses  geologischen 
Phänomens  können  dadurch  nicht  gestört  werden.  Der  Kupfergehalt  des 
unteren  Zechsteins  ist  sedimentär  wie  dieser  selbst  und  wie  das 
begleitende  Bitumen.  Schon  Freiesleben  hat  denn  auch  nicht  anders 
geglaubt,  als  daß  das  Gestein  und  sein  Erzgehalt  miteinander  entstanden  sein 
müßten;  v.  Cotta  hat  dann  die  syngenetische  Entstehung  für  die  wahrscheinlichste 
gehalten,  desgleichen  hat  Stelzner  nie  an  derselben  gezweifelt.  Vor  allem  aber 
hat  YonGroddeck  das  ihm  sehr  wohl  bekannte  Kupferschieferflöz  als  den  Typus 
einer  sedimentären  Erzlagerstätte  bezeichnet.  Überhaupt  wird  von  den  meisten 
Geologen,  darunter  auch  von  solchen,  welche  sich  im  übrigen  gegen  die  Auf- 
fassung anderer  Sulfidlager  als  schichtige  Lagerstätten  aussprechen,  der  Erz- 
gehalt des  Kupferschiefers  für  syngenetisch  gehalten. 

Der  erste,  welcher  gegen  die  syngenetische  Natur  nicht  nur  der  in 
Eede  stehenden,  sondern  überhaupt  aller  sulfidischen  Lagerstätten  eifrig  Einspruch 
erhoben  hat,  war  Posepny.^)  Mit  einer  gewissen  Schärfe  hat  Poäepny  (1894) 
wenige  Monate  vor  seinem  Tode  eine  Reihe  von  Einwürfen  gegen  die  besonders 
von  V.  Groddeck  mehrfach  gestützte  Auffassung,  gegen  das  von  ihm  so 
genannte  ^Dogma'^,  von  der  sedimentären  Entstehung  des  Kupfererzes  im  Zech- 
stein gerichtet.  Nachdem  eine  Diskussion  jenes  vor  amerikanischen  Berg- 
ingenieuren gehaltenen  Vortrags,  soweit  die  deutschen  Lagerstätten  in  Betracht 
kommen,  nie  erfolgt  ist,  so  möge  hier  eine  solche  statthaben;  sie  kann  um  so 
kürzer  ausfallen,  als  sich  vieles  von  selbst  aus  dem  vorigen  ergibt.  Posepny 
macht  folgende  Einwürfe: 

1.  Käme  der  Erzgehalt  aus  dem  Meerwasser,  so  müßte  er  zu  allen  Zeiten 
niedergeschlagen  worden  und  in  allen  Sedimenten  des  Meeres  anzutreffen  sein. 
Es  braucht  darauf  kaum  erwidert  zu  werden,  daß  ja  doch  auch  Gips,  Anhydrit, 


*)  Über  die  Erzlagerstätte  am  Schneeberge  in  Tirol;  österr.  Ztschr.  f.  Berg-  u. 
Hütten-Wes.,  XXVII,  1879,  106.  —  Archiv  f.  prakt.  Geol.,  I,  1880,  423.  —  Über  die 
Genesis  der  Erzlagerstätten;  Jahrb.  k.  k.  Berg-Akad.,  XLIII,  1895,  5,  162—179.  — 
Da  Posepn^  besonders  im  Auslande  auch  in  der  Eupferschief erfrage  als  Autorität  gilt, 
so  mag  hier  zitiert  sein,  was  er  über  seine  persönliche  Kenntnis  der  Sache  selbst 
geschrieben  hat  (Arch.  f.  prakt.  Geol.,  1.  c):  „Die  für  typisch  angesehenen  Kupfer- 
Bchieferlager  hatte  ich  zwar  noch  nicht  Gelegenheit  eingehend  zu  studieren.  Ich  habe 
bloß  den  seitdem  eingegangenen,  dem  deutschen  Kupferschieferrorkommen  sehr  analogen 
Bergbau  von  Hermannsseifen  in  Böhmen  und  einige  Werke  im  Mansfeldischen  flüchtig 
besucht.  Doch  ist  über  den  deutschen  Kupferschiefer  so  viel  publiziert,  daß  man  sich 
eine  Idee  von  dem  Vorkommen  machen  kann,  wenn  man  gleichzeitig  die  Erze  einer 
eingehenderen  Prüfung  unterwirft."  Auf  Grund  solcher  Untersuchung  einer  (?)  Kupfer- 
schieferprobe ist  PoSepny  dann  zu  dem  Resultate  gekommen,  daß  das  Erz  unter 
Verdrängung  von  Gips  entstanden  sei,  wovon  ich  an  vielen  Schliffen  nichts  zu  ent- 
decken vermochte.    Bergeat. 


414  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Steinsalz,  ja  Kalkstein,  Dolomit,  Eisenerz,  nur  za  gewissen  Zeiten  reichlichere 
Abscheidnng  erfahren  haben,  wenn  nämlich  die  Bedingangen  hierfür  günstige, 
mitunter  von  den  normalen  sehr  abweichende  waren. 

2.  Eine  zeitweise  intensivere  Schwängerung  des  ganzen  Weltmeeres  mit 
Metallsalzen  sei  undenkbar.  Dieser  Einwurf  Mit  deshalb,  weil  tatsächlich  die 
Verbreitung  der  Eupfersalze  nur  in  verhältnismäßig  kleinen  Gebieten  voraus- 
gesetzt zu  werden  braucht,  in  denen  aber  ganz  sicher  das  Meer  sehr  flache 
Becken  erfüllt  hat,  deren  unmittelbares  Liegendes  von  Konglomeraten  in  weitester 
Ausdehnung  gebildet  wird,  und  die  wohl  damals  schon  von  der  Verbindung  mit 
dem  Ozean  mehr  oder  weniger  abgeschnitten  waren;  alles  das  wird  durch  das 
massenhafte  Vorkommen  von  Pflanzenresten,  die  Anwesenheit  von  Gip»  und  ihre 
spätere  Überdeckung  mit  Anhydrit,  Steinsalz  und  sogar  Kali-  und  Magnesiasalzen 
unzweifelhaft  bewiesen. 

8.  Die  Krümmung  der  Paläoniscusleichen  sei  noch  kein  Beweis  dafür, 
daß  sie  durch  Kupferlösungen  vergiftet  worden  seien. 

4.  Das  Erz  trete  sowohl  im  Weißliegenden,  wie  im  Kupferschiefer  und  im 
hangenden  Zechsteinkalk  auf;  es  fände  sich  also  in  Süßwassergebilden  —  womit 
er  die  beiden  ersteren  meint  — ,  als  auch  im  marinen  Sediment,  was  nicht  für 
eine  Syngenese  spreche.  Dieser  Einwarf  enthält  einen  tatsächlichen  Irrtum, 
denn  der  Kupferschiefer  ist  ganz  sicher  ein  marines  Sediment;  wenn  ferner  erz- 
haltige Lösungen  einen  weichen  Schlamm  durchtränken,  der  in  der  Mächtigkeit 
von  einigen  Zentimetern  über  lockerem  Geröll  und  Sand  ruht,  dann  ist  es  kaum 
anders  denkbar,  als  daß  sie  auch  in  diese  letzteren  von  oben  her  einsickern 
mußten. 

5.  „Derselbe  bituminöse  Schiefer  kommt  auf  dem  Südostabhange  des  Harzes, 
im  Thüringer  Wald  und  an  anderen  ziemlich  entfernten  Punkten  zum  Vorschein, 
so  daß  er  in  der  Tat  aus  einem  großen  Becken  niedergeschlagen  werden  mußte; 
es  ist  aber  die  Frage,  ob  er  auch  überall  Erze  enthält  und  den  Namen  Kupfer- 
schiefer verdient?" 

Daß  im  Kupferschiefer  der  verhältnismäßig  geringe  Metallgehalt  nicht 
überall  in  gleicher  Menge  vorhanden  ist,  daß  er  an  den  Eändem  des  Ver- 
breitungsgebiets des  Schiefers  abnimmt  oder  sogar  nicht  mehr  nachweisbar  ist, 
ist  auch  dann,  wenn  man  ihm  eine  syngenetische  Entstehungsweise  zuschreibt, 
nicht  mehr  oder  weniger  auffällig,  als  es  der  wechselnde,  doch  sicherlich  sedi- 
mentäre Magnesia-  oder  Kalkgehalt  des  Kupferschiefers  oder  des  Zechsteins 
oder  der  wechselnde  Bitumengehalt  dieser  Gesteine  sein  kann.  Wie  die  übrige 
chemische  und  petrographische  Beschaffenheit  der  Gesteine,  deren  Änderung  doch 
noch  viel  mehr  in  die  Augen  springt  als  diejenige  der  Erzführung,  so  ist  natür- 
lich auch  die  letztere  abhängig  gewesen  von  der  physikalischen  Beschaffenheit 
des  Meeres  und  der  Topographie  seines  Bodens.  Daß  der  Metallgehalt  mit  der 
sonstigen  petrographischen  Zusammensetzung  des  Schiefers  sich  ändert,  wie  am 
östlichen  Thüringer  Wald,  wo  der  letztere  mehr  und  mehr  kalkig  wird,  beweist 
nichts  gegenüber  der  sonst  so  allgemeinen  Kupferführung  des  typischen  Kupfer- 
schiefers und  des  Zechsteins  überhaupt. 

6.  Posepny  legt  zugunsten  der  Epigenese  ein  sehr  großes  Gewicht  darauf, 
daß  die  Erze  nicht  nur  auf  das  Niveau  des  Kupferschiefers  beschränkt  sind, 
sondern  an  verschiedenen  Orten  in  verschiedenen  Niveaus  des  Perm  auftreten 
können.  Damit  stellte  er  nur  eine  Tatsache  fest,  die  ohne  weiteres  durch  die 
Annahme  einer  Syngenese  erklärt  werden  konnte. 

Die  epigenetische  Erzansiedelung  setzt  Zufuhrkanäle  voraus,  und  als  solche 
betrachtet  Posepny  die  teils  erzfreien,  teils  erzführenden  Verwerfungsspalten; 
von  diesen  aus  seien  die  Metalllösungen  in  den  Kupferschiefer  hineingewandert. ^) 

^)  Dieselbe  Auffassung  hat  Beyschlag  vertreten  und  auch  Beck  (Erzlager- 
stätten, 1901,  519 — 521)  hat  Einwürfe  gegen  die  Syngenese  des  Kupfers  im  Perm  versucht. 


Der  Kupferschiefer  and  verwandte  Lagerstätten.  415 

In  welcher  Weise  sich  die  knpferfUhrenden  Flöze  in  der  Nähe  der  Rücken  ver- 
halten, ist  im  vorigen  geschildert  worden,  und  es  sei  deshalh  hier  an  jene  Ab- 
schnitte erinnert.  Die  Flöze  sind  in  der  Nähe  der  erzerfnllten  Spalten  bald 
reicher,  bald  ärmer,  bald  anverändert;  in  der  Nähe  der  erzleeren  Spalten  sind 
sie  bald  reicher  (Eiechelsdorf),  bald  weist  alles  darauf  hin,  daß  dort  eine  Aus- 
laugung des  Metallgehaltes  stattgefunden  hat.^)  An  und  für  sich  ergeben  sich 
aber  ganz  gewiß  keine  Beweise  dafür,  daß  der  Erzgehalt  den  Schichten  durch 
die  Spalten  zugeführt  worden  ist.  Sollte  das  anzunehmen  sein,  so  dürfte  man 
vielleicht  auch  erwarten,  daß  die  mineralische  Ausfüllung  der  Spalten,  soweit 
eine  solche  überhaupt  stattfand,  einige  stoffliche  Verwandtschaft  mit  der  Metall- 
flihrung  der  Schichten  zeige.  Das  trifft  aber  keineswegs  zu;  vielmehr  kommen 
die  in  den  Flözen  verbreitetsten  Elemente,  wie  Kupfer,  Zink,  Blei,  Silber  und 
Schwefel,  auf  den  Kücken  im  ganzen  überhaupt  nicht  oder  nur  untergeordnet 
vor.  Hier  spielen  Nickel,  Kobalt  und  Arsen  die  Hauptrolle,  und  nur  vereinzelt, 
wie  zu  Kamsdorf,  bricht  auch  Kupfer  in  größerer  Menge  ein.  Zinkblende  scheint 
auf  den  Rücken  überhaupt  kaum  bekannt  zu  sein,  während  es  doch  nicht  nur 
im  Mansfelder  Kupferschiefer,  sondern  auch  in  den  begleitenden  kalkigen  Schichten 
in  bemerkenswerter  Menge  auftritt!  Mit  Recht  betont  von  Ammon,^  daß  für 
den  Kupferschiefer  der  Zinkgehalt  nicht  weniger  charakteristisch  ist  als  der 
Kupfergehalt.  ^)  Posepny  meint,  daß  die  Metallfuhrung  des  Schiefers  auf  eine 
metasomatische  Verdrängung  des  darin  ursprünglich  enthaltenen  Gipsgehaltes 
zurückzuführen  sei;  man  fragt  demgegenüber  unwillkürlich,  warum  dann  der 
Schiefer  nicht  zu  einem  schwerspatführenden  Flöz  geworden  ist,  während  doch 
keine  der  Analysen  darin  Baryt  nachgewiesen  hat!  Daß  im  nicht  zerrütteten, 
normalen  Kupferschiefer  mittels  des  Mikroskops  von  einer  Erzeinwanderung 
nichts  zu  bemerken  ist,  wurde  schon  gesagt. 

Wichtig  und  charakteristisch  für  das  ganze  Wesen  der  Veredelungen 
längs  der  Rücken  ist  die  häufige  Erscheinung,  daß  nahe  den  letzteren  gerade 
diejenigen  Schichten  angereichert  wurden,  welche  sonst  im  normalen,  ungestörten 
Flözfelde  unbauwürdig  sind,  und  daß  gerade  die  liegendsten  Schichten,  welche 
bei  regelmäßiger  Lagerung  die  kupfer-  und  bitumenreichsten  sind,  in  der  Nähe 
der  Rücken  verarmen  können.  Diese  Verarmung  findet  innerhalb  geringer  Ent- 
fernungen (wenige  Meter)  von  den  Klüften  statt,  der  normale  Unterschied  im 
Kupferreichtum  der  liegenden  und  hangenden  Schiefer  hält  dagegen  über  hunderte 
von  Metern  an.  Im  allgemeinen  befindet  sich  das  zerrissene,  zertrümmerte  und 
gestörte  Flöz  in  einem  anormalen,  das  ungestörte  und  regelmäßig  gelagerte 
dagegen  in  einem  normalen  Zustande  der  Erzführung.  Schon  daraus  ergibt 
sich,  daß  die  Klüfte  nicht  den  Erzgehalt  in  das  normale  Flöz  zugeführt  haben 
können.  Wohl  muß  eine  Umlagerung,  Wegfuhr  und  Zufuhr  in  den  gestörten 
Teilen  längs  derselben  stattgehabt  haben.  Daß  gerade  das  Kupfer  auf  Lager- 
stätten sehr  leicht  zu  wandern  vermag,  und  daß  unter  dem  Einflüsse  von  oben- 
her  eindringender  Lösungen  eine  sekundäre  Veredelung  der  Kupferlagerstätten 
stattfinden  kann,tst  schon  mehrfach  erwähnt  worden:  so  kennt  man  dieses 
Phänomen  von  Rio  Tinto,  von  dem  Kieslager  zu  Falun,  am  Mount  Lyell  und 
am  großartigsten  in  Kupfererzgängen,  wie  z.  B.  in  den  später  zu  behandelnden 
Gängen  von  Butte  in  Montana.    Unter  die  Kategorie  dieser  Selbstveredelungen 


^)  So  nach  der  Beschreibung  Buchruckers   im  Kupferschiefer  von  Hahausen. 

>)  Bayer,  geogn.  Jahreshefte,  XHI,  1900,  179. 

*)  Man  vergleiche  die  auf  S.  396—397  mitgeteilten  Analysen! 


416  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

durch  ümlagernng  des  primären  Erzgehaltes,  wohei,  wie  im  großartigsten  Maß- 
stabe zn  Butte,  aus  dem  ärmeren  Kupferkies  reichere  Sulfide  hervorgehen, 
dürfte  wohl  auch  die  Veredelung  des  Kupferschiefers  längs  der  Kückenklüfte 
gehören.  Es  wird  mehrfach  beobachtet,  daß  eine  solche  Veredelung  gerade  dort 
eintritt,  wo  das  Flöz  gegenüber  seiner  Umgebung  abgesunken  ist,  also  jeweils 
an  den  tiefsten  Stellen ;  auch  diese  Wahrnehmung  würde  nur  im  Einklang  stehen 
mit  einer  Abwärtswanderung  des  Kupfergehaltes  durch  von  obenher  kommende 
Lösungen.  Über  das  eigentliche  Alter  der  Eückenbildungen  kann  nur  die  Ver- 
mutung geäußert  werden,  daß  sie  dasselbe  Alter  haben,  wie  die  dem  Harznord- 
rande parallellaufenden  Spalten  der  Umgebung  des  Harzes  und  wie  die  ober- 
harzer  Erzgänge,  d.  h.  daß  sie  frühestens  miocän  sind.  Da  sich  über 
ihnen  Gips-  und  Steinsalzlager  befunden  haben,  so  mögen  die  diesen  ent- 
stammenden Laugen  einigen  Einfluß  auf  die  Umlagerungen  geübt  haben.  Den 
Schwerspat-,  Kobalt-Nickelerzgängen  dürfte  dabei  eine  geringere  Bedeutung  zu- 
gekommen sein.  Schon  früher  wurde  darauf  hingewiesen  (S.  269),  daß  gerade 
die  Kobalt-Nickelgänge  beim  Durchtritt  durch  erzimprägnierte  Schichten  eine 
Anreicherung  erfahren,  und  so  mag  auch  in  diesem  Falle  der  Kupferschiefer 
eher  veredelnd  auf  die  Rücken,  nicht  aber  diese  anreichernd  auf  den  Schiefer 
eingewirkt  haben.  Die  Ausfällung  von  Schwerspat  muß  gefördert  worden  sein 
durch  die  Anwesenheit  der  in  den  Spalten  vorhandenen  Sulfatlaugen. 

Ganz  entsprechend  den  auch  sonst  bei  Erzgängen  zu  machenden  Wahr- 
nehmungen hat  zwar  auch  längs  der  Kobaltrücken  eine  Einwanderung  von 
Nickel-  und  Kobalterzen  in  das  Nebengestein  stattgefunden;  dieselbe  erstreckt 
sich  aber  stets  nur  auf  ganz  geringe  Entfernungen  und  hat  mit  der  Erzführung 
des  Kupferschiefers  selbst  nichts  zu  tun.  Die  „Rücken"  verhalten  sich  in 
solcher  Beziehung  nicht  anders  als  die  Erzgänge  im  allgemeinen;  denn  niemals 
ist  bekannt  geworden,  daß  auch  die  mächtigsten  Erzgänge  ihr  Nebengestein  auf 
hunderte  von  Metern  hin  mit  Erz  imprägniert  hätten. 

Schon  von  Groddeck  hat  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  eine  meta- 
somatische Umwandlung  durch  aufsteigende  Metalllösungen  doch  vor  allem  die 
Kalke  und  Dolomite,  nicht  aber  den  Mergelschiefer  betroffen  haben  müßte.  Tat- 
sächlich sind  auch  erstere  an  verschiedenen  Orten  von  Gangspalten  aus  in  Eisen- 
erze umgewandelt,  und  stellenweise,  wie  zu  Kamsdorf,  finden  sich  in  diesen  auch 
ganz  untergeordnet  ähnliche  Kupfererze  wie  auf  den  Gängen  selbst.  Gerade 
zu  Mansfeld  aber  zeigen  die  Kalkschichten  im  Hangenden  des  Kupferschiefers 
gar  keine  Metasomatose. 

Wichtig  ist  die  Tatsache,  daß  die  Kupferablagerungen  sich  ganz  besonders 
nahe  der  Basis  der  jedesmaligen  Zechsteinüberdeckung  finden^  gerade  als  ob  sie 
sich  vor  dem  Eindringen  des  Meeres  dort  bereits  angesammelt  gehabt  hätten. 
Von  jeher  ist,  sowohl  von  den  Anhängern  der  syngenetischen  Auffassung  der 
Zechsteinerze,  wie  von  deren  Gegnern  der  Einfluß  betont  worden,  den  organische 
Reste  auf  die  Ausfällung  der  Sulfide  gehabt  haben.  Die  von  manchen  erörterte 
Frage,  ob  die  Kupferschieferfische  durch  die  Kupferlösungen  vergiftet  worden 
seien  und  mehr  noch,  ob  ihre  gegenwärtige  Lage  auf  einen  besonderen  Todes- 
kampf hinweise,  ist  ganz  nebensächlich.  Ziemlich  sicher  ist  wohl,  daß  sie  die 
großen  Bitumenmassen  des  unteren  Zechsteins  geliefert  haben,  und  daß  wir  uns 
zu  der  Zeit,  als  das  Zechsteinmeer  vordrang,  das  erste  seichte  Becken  als  eine 


Der  Kupferschiefer  und  verwandte  Lagerstätten.  417 

mit  Eupferlösungen  durchschwängerte  Fischjauche  vorstellen  müssen^  aus  der 
die  verwesenden  Massen  die  Metallsulfide  ausfällten. 

Eine  Frage  für  sich  ist  diejenige  nach  der  Herkunft  der  metallischen 
Lösungen.  Hornung  meint,  dieselben  seien  vor  Einbruch  des  Zechsteinmeeres 
aus  den  Gesteinen  und  ans  Gängen  ausgelaugt  worden  und  die  Fische  des  Zech- 
steinmeeres seien  durch  die  präexistierenden  Laugen,  in  die  sie  hineingerieten, 
vergiftet  worden.  Vielleicht  darf  man  aber  auch  annehmen,  daß  im  Beginn  der 
Überflutung  durch  das  Zechsteinmeer  alle  die  Metallsalze  zur  Ausföllung  gelangt 
sind,  welche  sich  im  Zusammenhang  mit  den  massenhaften  Eruptionen  zur  Zeit 
des  Rotliegenden  gebildet  hatten.  '^ 

In  der  Permformation  von  Texas  ^)  sind  an  verschiedenen  Orten  Kupfer- 
erze bekannt  und  stellenweise,  allerdings  ohne  viel  Erfolg,  abgebaut  worden. 
Die  kupferführenden  Ablagerungen  erstrecken  sich  durch  die  Counties  Archer, 
Wichita,  Montague  und  Wilbarger,  und  etwas  südwestlich  davon  durch  die 
Counties  Haskell,  Baylor,  Stonewall  und  Knox.  Die  Verbreitung  ist  eine  sehr 
weite,  denn  sie  umfaßt  ungefähr  das  Gebiet  zwischen  dem  98.  und  100.®  westl. 
Länge  von  Greenw.  und  dem  33.  und  34.®  nördl.  Breite.  Kupfererze  treten  an 
den  verschiedenen  Fundorten  in  verschiedenen  Horizonten  auf,  sind  jedoch  in 
den  einzelnen  Vorkommnissen  an  gewisse  Schichten  des  speziellen  Profils  gebunden. 
Die  permischen  Ablagerungen  von  Texas  bestehen  aus  verhältnismäßig  weichen 
Sandsteinen,  Schiefertonen,  Konglomeraten  und  Mergeln.  Nach  Dumble^  soll 
die  Gesamtmächtigkeit  der  fast  horizontal  liegenden  Schichten  etwa  900  m  be- 
tragen.   Man  hat  dieselben  gegliedert  in: 

Oben:  1.  Die  Double  Mountain-Schichten. 

2.  Die  Clear-Fork-Schichten. 

3.  Die  Wichita-Schichten. 

Der  eine  Kupferhorizont  liegt  nach  Dumble  in  den  Wichita-,  zwei  in  den 
Clear-Fork-Schichten.^  Im  Archer-  und  Wichitacounty  sind  solche  Erz  Vor- 
kommnisse weit  verbreitet.  Im  ersteren  ist  das  Erz  hauptsächlich  an  Mergel 
und  mehr  oder  weniger  bituminösen  Schieferton  gebunden  und  tritt  darin  als 
Vererzungsmittel  von  mehrere  Zoll  dicken  Holzstücken  auf,  welche  alsdann  einen 
ganz  besonders  hohen  Kupfergehalt  von  20 — 60®/o  besitzen  sollen.  Außerdem 
kommt  es  in  bis  zu  ^/s  Fuß  haltenden  Knollen  und  als  Imprägnation  des  Mergels 
oder  Schiefertones  vor.  Malachit  und  Kupferlasur  nebst  Ejeselkupfer  sind  die 
hauptsächlichsten  Erze. 

Schmitz  hat  in  der  Nähe  von  Archer  City  ein  Gebiet  von  etwa  7  km 
Länge  und  5  km  Breite  genauer  untersucht  und  Kupfererze  an  10  verschiedenen 
Aufschlüssen  nachweisen  können.  Das  Erz  war  in  Bänken  von  Schieferton  und 
Mergeln  zu  Buizen  von  manchmal  einigen  hundert  Pfund  Inhalt  konzentriert 
oder  kam  als  Imprägnation  von  Holz  und  in  Knollen  („pebbles^)  vor.  Schmitz 
glaubt  mit  Bestimmtheit  an  eine  gewisse  Horizontbeständigkeit  der  Erzführung. 
Da  die  Verkehrsmittel  in  jener  Gegend  noch  ungenügend  sind,  hat  sich  eine 
Gewinnung  der  an  und  für  sich  reichen  Erze  nicht  gelohnt. 

Nach  Louis^)  findet  sich  eine  ganz  ähnliche,  gleichfalls  permische  Ab- 
lagerung nahe  New  Annan  in  Neuschottland.  Er  beobachtete  dort  folgendes 
Profil: 


^)  Schmitz,  Copper  orea  in  the  Permian  of  Texas;  Trans.  Am.  Inst.  Min.  Eng., 
XXVI,  1896,  97—108. 

>)  I.  Ann.  ßep.  geol.  Surv.  of  Texas,  1889,  186. 

*)  Die  älteren  Angaben  Dumbles  über  die  Verbreitung  der  einzelnen  Horizonte 
scheinen  mit  den  späteren  Angaben  Schmitz  nicht  ganz  übereinzustimmen. 

*)  Trans.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXVI,  1896,  1051—1052. 
Stelzner-Bergeat,  Elrzlagerstätten.  27 


418  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Unten:  Roter  Sandstein  mit  unvollkommener  Bankung  und  falscher  Schichtung. 
Ein  Erzlager;  ein  dtlnnhankiger,  glimmeriger  Sandstein  von  2 — 15  cm 

Dicke  enthält  undeutliche  Pflanzenreste,  die  in  Anthrazit,  Kupferkies, 

Kupferglanz  und  Eisenkies  umgewandelt  sind. 
Sehr  grohkömiger  Sand  oder  roter  Sandstein  von  wechselnder  Mächtigkeit 
Erzlager,  15 — 60  cm,  im  Durchschnitt  35  cm  mächtig. 
Weicher,  grauer,  zerreiblicher  Sandstein  mit  Erzknotten. 
Koter  Sandstein. 

Alle  Schichten  liegen  ziemlich  horizontal;  das  Profil  ist  an  zwei,  etwa 
1^/a  km  voneinander  entfernten  Stellen  beobachtet  worden. 

Das  Kupfererz  besteht  hauptsächlich  aus  Kupferglanz,  nebensächlich  auch 
aus  Govellin  und  sekundären  Verbindungen;  besonders  das  obere  Erzflöz  ist 
reich  an  Konkretionen  von  Kupfererz,  welche  von  etwa  8  g  bis  zu  ^/^  Pfund, 
sogar  bis  zu  l^/g  Pfund  wiegen  und  von  Kupferkarbonaten  überkrustet  und 
auf  Sprüngen  davon  durchzogen  sind.  Louis  glaubt  nicht,  daß  diese  Erzabsätze 
syngenetisch  seien;  das  Erz  sei  erst  später  in  die  Schichten  eingedrungen.  Eine 
Begründung  dieser  Annahme  wird  nicht  gegeben. 

5.  Die  blei-,  kupfer-  und  silbererzführenden  Sandsteine. 

Eecht  fraglich  ist  die  Entstehung  der  Kupfererzlagerstätten  von  Coroooro- 
Chacarilla^)  auf  der  bolivianischen  Hochebene.  Haupterz  ist  gediegen  Kupfer, 
untergeordnet  sind  andere  Kupfererze  und  Silber ;  Nebengestein  ist  ein  dem  Perm 
zugerechneter  Sandstein.  ^) 

Zwischen  der  Cordillera  real  im  Osten  und  der  Küstencordillere  liegt, 
durchschnittlich  4000  m  hoch,  die  vom  Eio  Desaguadero  durchströmte  Hochebene 
von  Bolivia  und  auf  ihr,  etwa  unter  dem  17^  südl.  Breite  in  einer  Höhe  von 
ungefähr  4050  m,  100  km  südlich  vom  Titicaca-See  die  Stadt  Corocoro.  Die 
Cordillera  real  besteht  ihrer  Hauptmasse  nach  ans  silurischen  und  devonischen, 
oftmals  stark  gefalteten  Tonschiefem,  Grauwacken,  Sandsteinen,  Graniten, 
Porphyren  usw. ;  die  Küstencordillere  wird  von  jurassischen  Ablagerungen  samt 
Tuffen  und  jungeruptiven  Gesteinen  gebildet.  Hügelketten  erheben  sich  aus  der 
im  übrigen  von  Löß  und  anderen  diluvialen  Ablagerungen  bedeckten  Hochebene; 
sie  bestehen  aus  Sandsteinen  und  Schiefertonen  usw.,  welche  man  für  permischen 
Alters  hält  und  welche  sich  durch  ganz  Bolivien  verfolgen  lassen.    Die  Schichten 


^)  Beck,  Das  Vorkommen,  die  GewinnuDg  und  die  Aufbereitung  des  Kupfers  in 
der  Serrania  de  Corocoro-Chacarilla;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XXIH,  1864,  93,  113, 
121,  129.  —  Forbes,  On  the  geology  of  Bolivia  and  Southern  Peru;  Quart.  Journ. 
Geol.  Sog.  London,  XVII,  1861,  40—47.  —  Moßbach,  Die  Gruben  von  Corocoro  und 
Chacarilla  in  Bolivia;  Berggeist,  XVIII,  1873,  69,  83,  95,  113,  133,  145,  159, 167  usw.  — 
Nöggerath,  Verh.  naturh.  Ver.  Rheinl.  u.  Westf,  XXVIH,  1871,  Corr.  88.  — 
Domeyko,  Cristauz  ^pig^nes  de  cuivre  m^tallique  de  Corocoro;  Ann.  d.  Mines  (7), 
XVIU,  1880,  531. 

^  Notizen  Stelzners  nach  Mitteilungen  des  Ingenieurs  Feuer  eisen  ist  folgendes 
zu  entnehmen:  Danach  würde  das  „Terreno  de  Vetas'^  aus  quarz- und  feldspatfährenden, 
mit  Kupfer  imprägnierten  Sandsteinen  und  aus  Tuffen  bestehen ;  als  „Terreno  de  Bamos'' 
wird  „Sandstein **  angegeben.  Beiden  wird  tertiäres  Alter  zugeschrieben.  In  der  ganzen 
Umgebung  von  Corocoro  sei  kein  Eruptivgestein  bekannt. 


Die  blei-,  kapfer-  nnd  silbererzfQhreDden  Sandsteine.  419 

sind  stellenweise  knpferfOhrend,  nnd  seit  uralter  Zeit  ist  das  Metall  ans  ihnen 
gewonnen  worden.     Der  jetzige  Bergban  datiert  ans  dem  Jahre  1832. 

Die  „permischen"  Schiebten  bestehen  nach  älteren  Beachreibnngen  aus 
iettigen  Schiefern,  Mergeln,  verschiedenfarbigen,  aber  besonders  häafig  roten 
Sandsteinen  und  Konglomeraten  mit  Gips-  und  Stein salzeinlagernngen.  In  den 
Ton-  nnd  graaen  Sandsteinschiebten  liegen  die  Erzlager  konkordant 

Der  ganze  Erzdistrikt  von  Corocoro  wird  nach  Forbes   durch  eine  nn- 
geMir  N\V.  streichende  Verwerfung  in  zwei  Abschnitte,  einen  westlichen  und 
einen   östlichen,  geteilt,     Zu  beiden  Seiten   derselben  zeigen   die  Schichten  ein 
verschiedenes  Streichen  und  Fallen.   Diejenigen  westlich  der  Verwerfung  streichen 
N.  35 — 40''  W.   nnd  fallen   70"  gegen  SW,,    die   Östlich   derselben   streichen 
N.  20— 35»  W.   nnd  fallen   30—54»  gegen  NO.     Die   innerhalb  der  erstoren 
liegenden  Flöze  heißen  „Vetas",   die 
anderen    „Kamos";    die    Vetas    nnd 
Kamos  fallen  demnach,   wie  Fig.  96 
zeigt,  dachförmig  nach  verschiedenen 
Seiten.    Sie  sind  durchscbnittUch  ^/, 
bis  2  m,  indessen  auch  bis  zn  12  m 
mächtig    nnd    führen  vor  allem  ge- 
diegenes Enpfer  in  Form  von  feinem 
Sand,   von   Schüppchen,   in  dendriti- 
schen Massen  von  vielerlei  Form  und 
in  fußbreiten  massiven  Platten  oder 
Blechen,  Diese  Massen  von  gediegenem 
Enpfer  sind  begleitet  von  Gips.  Nebst- 
dem  tritt  stellenweise  gediegen  Silber 
30   reichlich   auf,    daß  es  den  Hanpt- 
gegen stand    des    Abbaus    ausmachen 

kann.  Domeykit(CagAs), Kupferglanz,  Flg.  m.  Frofli  (oben)  und  OrondriB  dnrcb  die 
Eotknpfer,  Kupferlasur  und  Malachit  knpfererafülu-enden  Vetaa  nnd  RunoB  vod  Coro- 
sind  weitere  Kupfererze,   welche  den 

Flözen  eine  mehr  oder  weniger  lebhafte  Färbang  verleihen  und  ihren  Eupfer- 
gehalt  kenntlich  machen.  Die  mit  Knpferlasur  durchsetzten,  im  Vergleich 
mit  den  kupferleeren  Flözmassen  hellgef{Lrbt«n  Sandsteine  heißen  „panizo";  die 
klumpigen  Erze  werden  als  „tacana",  die  plattenförmigen,  welche  konkordant 
dem  Schichteni^llen  und  -streichen  liegen,  allgemein  als  „tablilla"  bezeichnet. 
Haben  die  letzteren  unregelmäßig  blechfärmige  Gestalt,  so  heißen  sie  „cbarque" 
(d.  9.  in  der  Aymara-Sprache  getrocknete  Fleisch  fetzen).  Neben  dem  Gips  kommt 
auch  Aragonit  vor,  der  tenige  Bestandteile  nmhDllt.  Bekannt  sind  die  ausge- 
zeichneten, in  Ton  eingebetteten,  vollständigen  und  unvollendeten  Psendomorphosen 
von  Enpfer  nach  diesem  Mineral.  Auch  verkohltes,  teilweise  mit  Kopfer 
imprägniertes  Holz  findet  sich. 

Im  Jahre  1873  kannte  man  18  Flöze,  welche  je  durch  24 — 100  und  mehr 
Fnfi  mächtige  taube  Zwischenmittel  voneinander  getrennt  waren;  14  davon 
gehörten  zu  den  Ramos,   4  zu   den  Vetas.     Besonders  die  letzteren  sind  reich. 


420  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

und  za  ihnen  gehört  die  „Veta  del  hnen  pastör",  welche  his  zu  12  m  mächtig 
ist  und  wegen  ihres  Silberreichtums  viel  von  sich  reden  machte.  Wie  auf  den 
übrigen  Flözen  bestand  das  Ausgehende  dieser  Veta  aus  oxydischen  und  sulfidischen 
Kupfererzen  bis  zu  einer  Teufe  von  ungefähr  60  Fuß;  dann  stellte  sich  gediegen 
Silber  ein,  welches  gewöhnlich  für  sich  allein,  nicht  in  Gesellschaft  des  Kupfers 
und  niemals  mit  diesem  legiert  auftrat.  In  gewissen  Zonen  betrug  die  Masse  des 
Silbers  durchschnittlich  das  Achtfache  deijenigen  des  Kupfers.  Schon  1858, 
d.  i.  in  ungefähr  20  Jahren,  war  die  Veta  del  buen  pastör  bis  zu  einer  Teufe 
von  360  Fuß  unter  der  Talsohle  abgebaut  worden.  Schon  1860  hatten  die  tiefsten 
Gruben  von  Corocoro  167  m  unter  der  Talsohle  erreicht. 

Im  großen  ganzen  ist  der  Kupfergehalt  in  den  Ramos,  entsprechend  der 
feinkörnigeren  Beschaffenheit  des  Nebengesteines,  feiner  verteilt  als  in  den  Vetas, 
deren  Nebengestein  nach  Forbes  grobkörniger  und  mehr  konglomeratisch  ist. 
Der  Erzgehalt  ist  nirgends  ein  ganz  gleichmäßiger,  sondern  zonenweise  größer 
oder  geringer.  Die  kupferführenden  Gesteinszonen  pflegen  sich  durch  eine 
lichtere,  fast  weiße  Färbung  von  den  sonst  tiefroten  Sandsteinen  zu  unter- 
scheiden. 

Die  jetzige  Erzführung  der  Lager  von  Corocoro  kann,  wenn  man  dieselben 
als  schichtige  auffaßt,  keine  ursprüngliche  sein.  Die  Entfärbung  des  Neben- 
gesteines in  der  Nähe  der  Erze,  das  Auftreten  des  gediegenen  Kupfers  als 
Pseudomorphose  nach  Aragonit  und  als  dendritischer  Einschluß  im  Gips  weisen 
mit  Sicherheit  auf  eine  ümlagerung  des  Metalles  hin.  Femer  sei  ein  interessanter 
Fund  erwähnt,  dessen  Forbes  gedenkt;  auf  der  Grube  von  St<a.  Rosa  fand  man 
1859  das  Skelett  eines  lamaähnlichen  Tieres  (Macrauchenia  Boliviensis  Huxley), 
dessen  Knochen  ganz  und  gar  mit  gediegen  Kupfer  imprägniert  waren.  Die 
ümlagerung  des  Kupfers  hat  demnach  in  der  allerjüngsten  Zeit  noch  stattgehabt. 

Nach  Domeyko  sind  die  der  Verwerfung  am  nächsten  liegenden  Vetas 
die  kupferreichsten.  Überhaupt  sollen  nach  ihm  die  Schichten  mit  den  'Vetas 
in  einer  Entfernung  von  2^/^  km,  diejenigen  mit  den  Eamos  in  einer  solchen 
von  1^/2  km  von  der  großen  Verwerfung  unbauwürdig  sein.^)  Längs  der 
letzteren  sind  die  Kupfererze  auf  eine  Entfernung  von  3000  m  verfolgt  und 
abgebaut  worden. 

Die  Kupfererze  von  Corocoro  („coro"  bedeutet  in  der  Aymara-Sprache 
„Kupfer")  wurden  schon  in  der  Zeit  der  Incas  abgebaut,  wie  das  die  aufgefundenen 
steinernen  Werkzeuge  erkennen  lassen.  Die  Indianer  verarbeiteten  indessen  nur 
das  gediegene  Kupfer.  Nach  der  Eroberung  durch  die  Spanier  kamen  die  Abbaue 
erst  1832  wieder  in  Betrieb;  in  den  70er  Jahren  des  vorigen  Jahrh.  gab 
es  21  Gruben,  die  1882  das  Maximum  der  Produktion  mit  8259  t  Kupfer 
erreichten.  Zu  Corocoro  arbeiteten  in  den  letzten  Jahren  vier  Grubengesell- 
schaften, welche  im  Jahre  1897  82400  t  Erz  produziert  haben  sollen.  Man 
exportierte  Erze  mit  70  ^/q  Kupfer.  Die  gesamte  Kupferproduktion  Bolivias 
wird  dagegen  für  1902  mit  nur  2000  t  angegeben. 


^)  Die  betreffende  Stelle,  1.  c.  536,  ist  unklar.    Nach  Moßbach  werden  die  Ramos 
gegen  Osten  zu  durch  eine  Verwerlung  abgeschnitten.    Siehe  die  Figur. 


Die  blei-,  kupfer-  und  silbererzführenden  Sandsteine.  421 

Etwa  50  km  südlich  von  Corocoro  liegt  der  Grubenort  Chacarilla,  wo 
gleichfalls  seit  den  30er  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  Abbau  auf  ganz 
ähnlichen  Flözen  wie  zu  Corocoro  getrieben  wird.  „Die  Flöze  der  Chacarilla 
sind  den  Yetas  von  Corocoro  so  ähnlich,  daß  alles  bei  jenen  im  allgemeinen 
Gesagte  auch  hier  gelten  kann.  Sie  haben  mit  wenigen  Ausnahmen  das  Fallen 
und  Streichen,  dieselben  Variationen  in  Härte,  Keichtum  und  Korngröße  der 
Erze  usw.,  nur  sind  die  der  Chacarilla  durchschnittlich  noch  mächtiger,  wenn 
auch  nicht  reicher  wie  die  Corocoros.  Verfolgt  man  das  Streichen  der  Flöze 
von  Corocoro  nach  Süden,  so  bilden  die  Ablagerungen  der  Chacarilla  die  Fort- 
setzung von  jenen,  und  es  verraten  mehrere  dazwischen  liegende,  von  Malachit 
und  Lasur  grün  und  blau  gefärbte  Bergrücken  ihren  Zusammenhang  untereinander. 
Ungefähr  in  der  Mitte  von  beiden  Orten  hat  sich  infolgedessen  an  einer  so 
gefUrbten  Stelle  eine  Grube,  Namens  Pucara,  aufgetan,  welche  zwei  Vetas  be- 
arbeitet. Auch  südlich  von  Chacarilla  treten  in  einer  Gegend,  genannt  Tupaltupal, 
mehrere  stark  gefärbte  Cabezeras  (d.  s.  oxydierte  Ausstriche)  auf,  in  denen  man 
aber  nur  arme  Erze  angetroffen  hat^  (Moßbach).  Man  kennt  dort  nur  nach 
Westen  einfallende  Flöze,  die  deshalb  auch  Vetas  genannt  werden.  Auch  zu 
Chacarilla  führen  die  Vetas  etwas  Silber,  wenn  auch  spärlicher  als  zu  Corocoro. 
Endlich  erwähnt  Beck  noch  ein  weiteres  derartiges  Vorkommen  zuQuisacoUo 
südlich  von  Chacarilla. 

Die  triasischen  „Knottenerze". 

In  den  Sandsteinen  ist  das  Zement  zwar  häufig  gleichförmig  und  gleichartig 
verteilt;  besonders  an  den  Ab  Witterungsflächen  aber  erkennt  man  oft  sehr 
deutlich  eine  ungleichmäßige  Verteilung  des  Kittes,  wie  das  Naumann^)  schon 
des  näheren  mit  folgenden  Worten  geschildert  hat:  „Manche  Sandsteine  sind 
förmlich  durchstrickt  von  einem  Netze  härterer,  homsteinähnlicher  Gesteinsmasse, 
was  besonders  an  den  verwitterten  Felswänden  recht  sichtbar  wird;  andere  sind 
stellenweise  in  seltsam  gestalteten  rundlichen  Formen  oder  in  gewundenen  Flächen 
von  Eisenoxydhydrat  imprägniert,  welches  zugleich  eine  größere  Festigkeit  dieser 
Partien  bedingt."  Von  besonderem  Interesse  ist  hier  derjenige  Fall,  wo  das  Zement 
kugelig  angereichert  ist;  dann  entstehen  kugelige  Konkretionen  von  Sandstein 
im  Sandstein,  deren  Bindemittel  entweder  für  das  bloße  Auge  dem  des  übrigen 
Gesteines  gleicht  oder  schon  durch  seine  Farbe  von  letzterem  verschieden  ist. 
Besonders  häufig  sind  als  Zement  derartiger  Kugeln  das  Brauneisenerz  und 
schwarze  Manganoxyde  (der  „Leopardensandstein"  im  unteren  Quadersandstein  bei 
Dresden,  der  „Tigersandstein"  im  Buntsandstein  des  Schwarzwalds  und  Bayerns, 
dessen  Konkretionen  ein  dolomitisches  Bindemittel  mit  Eisen-  und  Manganoxyden 
besitzen).  Es  liegt  kein  Grund  zu  der  Annahme  vor,  daß  das  Bindemittel 
derartiger  Konkretionen  nicht  gleichen  Alters  mit  dem  Sandstein  selbst  ist. 
Solche  konkretionäre  Ausscheidungen  besitzen  einen  technischen  Wert,  wenn  sie 
aus  einem  wertvolleren  Erz  bestehen,  z.  B.  aus  Bleiglanz  oder  Kupfererzen; 
sie  heißen  dann  „Knotten". 


1)  Geognosie,  I,  1858,  660-661. 


422  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Der  Bantsandstein  am  Nordrand  der  Eifel,  d.  i.  in  dem  dreieckigen  Trias- 
gebiet zwischen  Niedeggen  an  der  Eoer  im  Norden,  Call  im  Süden  und  Commern 
im  Norden  ist  an  verschiedenen  Stellen  und  in  verschiedenen  Horizonten  blei- 
und  kupferfUhrend.  Der  berühmteste  Bergbau  jener  Gegend  war  von  jeher 
deijenige  von  Commern  und  Mechernieh  im  Kreis  Schieiden.  ^)  Die  Trias- 
schichten besitzen  im  großen  eine  muldenförmige  Lagerung  mit  SW. — NO.  ge- 
richtetem Streichen;  die  erzreicheren  Gebiete  gehören  dem  südöstlichen  Teil  der 
Mulde  an.  Der  Buntsandstein  ruht  unmittelbar  auf  dem  gefalteten  Devon  und  zwar 
vorzugsweise  auf  Coblenzer  Grauwacken,  stellenweise  auch  auf  dem  mittel- 
devonischen Eifeler  Kalk.    Er  wird  gegliedert  in  zwei  Stufen: 

1.  den  Hauptbuntsandstein  =  unterer  und  mittlerer  Buntsandstein  (Vogesen- 
sandstein), 

2.  den   oberen   Buntsandstein   (Chirotheriensandstein)   nebst  Bot   (Voltzien- 
sandst^in). 

Die  Abbaue  der  Gegend  von  Commern  liegen  fast  sämtlich  in  und  auf  dem 
Commerner  Bleiberg,  der  sich  200 — 250  m  hoch  über  der  Talsohle  des  Blei- 
baches erhebt  und  etwa  zwei  Stunden  lang  und  eine  halbe  Stunde  breit  ist. 
Von  den  verschiedenen  Bergwerkskonzessionen  war  der  Meinerzhagener  Bleiberg 
bei  Commern  der  ergiebigste  und  wurde  am  intensivsten  abgebaut. 

Der  hier  in  Frage  kommende  Hauptbuntsandstein  besteht  aus  einer 
Wechselfolge  von  Sandsteinen  und  Konglomeraten  mit  kieselig-tonigem  Binde- 
mittel und  im  allgemeinen  von  roter  Färbung.  Wo  die  Schichten  bleierzfnhrend 
sind  oder  erzführende  Schichten  begleiten,  sind  sie  weiß  und  sehr  leicht  zer- 
reiblich.  Die  Erzführung  besteht  vorzugsweise  in  einer  solchen  von  Weißbleierz, 
Bleiglanz  und  von  Kupferkarbonaten  und  beschränkt  sich  fast  ausschließlich 
auf  die  Sandsteine,  während  die  Konglomerate  seltener  Erze  enthalten.  Der 
Bleiglanz  tritt  im  Sandstein  fast  nur  in  der  Form  der  sog.  Knotten  auf, 
d.  s.  Konkretionen  von  Sandkörnchen  mit  dem  genannten  Erz  als  Bindemittel. 
Sie  besitzen  Durchmesser  von  wenigen  Millimetern  und  werden  selten  größer 
als  eine  Erbse;   die  äußere  Umgrenzung   der  bläulichen  Bleiglanzknotten  wird 

*)  v.  Oeynhausen  und  v.  Dachen,  Der  Bleiberg  bei  Commern;  Karst.  Arch.  f. 
Bergb.  u.  Hüttenw.,  IX,  1825,  60—133.  —  Gurlt,  Das  Erzvorkommen  am  Maubacher 
Bleiberge;  Sitzungsb.  der  niederrh.  Ges.,  1861,  56—62.  —  Diesterweg,  Beschreibung 
der  Bleierzlagerstatten,  des  Bergbaues  und  der  Aufbereitung  am  Bleiberge  bei  Commern; 
Ztschr.  f.  Berg-,  Hütten-  u.  Sal.-Wes.,  XIV,  1866, 159—197.  —  v.  Dechen,  Orographisch- 
geognostische  Übersicht  des  Regierungsbezirkes  Aachen ;  Statistik  des  Eegierungsbezirkes 
Aachen,  II.  Bd.,  1866.  —  Blanckenhorn,  Die  Trias  am  Nordrande  der  Eifel;  Abb. 
z.  geol.  Spezialkarte  von  Preußen,  VI,  2,  1885.  Lit.  —  Hupertz,  Der  Bergbau  und 
Hüttenbetrieb  des  Mechemicher  Berffwerks-Aktien-Vereins.  Köln  1886.  —  Haber, 
Genesis  der  Bleierze  im  Bunt^andstein  des  Bleibergs  bei  Commern;  Berggeist,  XI,  1866, 
281,  289,  XII,  1867,  80,  83,  91.  —  Jung,  Bemerkungen  über  Zugutemachung  kalk- 
haltiger armer  Kupfererze  durch  Auslaugung.  Enthält  Angaben  über  den  Bergbau- 
versuch auf  der  Grube  Friedrich  Wilhelm  zu  Berg  bei  Commern;  Berg-  u.  Hüttenm. 
Ztg.,  XXI,  1862,  229.  —  v.  Dechen,  Über  Neubildungen  von  Weißbleierz  im  Meinerz- 
hagener Bleiberg;  Sitzungsber.  d.  niederrh.  Ges.,  XIV,  1857,  61—62. 


Die  blei-,  knpfer-  and  silbererzfUhrendeo  Sandsteine. 


von  KristallflElcheu  gebildet.  Enpfer- 
erzknotten  ondKnpferkarbonateals 
feine  Impi^gnation  des  Sandsteins 
sind  besonders  am  Qriesberg,  dann 
bei  Vlatten  und  Berg,  mehrere 
Eitomet«r  nordwestlich  von  Com- 
mem  und  bei  Lieversbat^  an  der 
Koer  abgebaut  worden.  Aach  die 
WeiObleierzknotten  sind  nicht  sel- 
ten dnrch  beigemengtes  Knpfer- 
karbonat  blELolich  oder  grOnlich  ge- 
flLrbt.  Die  Knotten  sind  in  der 
Sandstein masse  sehr  verschieden- 
artig verteilt,  bald  dichter,  bald 
spärlicher  darch  dieselbe  zerstreut, 
ohne  daß  sich  dabei  eine  Schich- 
tung erkennen  ließe.  Manchmal 
sind  mehrere  zu  unregelmäßigen 
Konkretionen  verwachsen.  In  dem 
abbauwürdigen  Gestein  beträgt  ihr 
Gewicht  4— 10"/o  der  ganzen  Flöz- 
masse. Das  Weißbleierz  findet 
sich  nur  in  oder  nahe  dem  Ans- 
geheoden. 

Von  besonderem  Int«resae  ist, 
daß  die  Blei-  nnd  Eupfererzknotten 
nur  selten  zusammen  vorkommen. 
„In  den  Grnbenfeldem  GUnnersdorf 
und  Neu-Schnnk-Olligschläger  kom- 
men in  den  daselbst  bebauten 
Knottenflözen  zuweilen  Partien  vor, 
welche  Eupfererzknotten  enthalten; 
diese  Partien  schneiden  mit  ihrer 
gritnen  Farbe  häufig  scharf  von 
der  übrigen  mit  blauen  Bleierz- 
knotten  besetzten  Flözmasse  ab. 
In  dem  zuletzt  genannten  Kon- 
zessionsfelde tritt  diese  Erscheinung 
besonders  schön  hervor,  so  daß 
man  in  dem  obersten  Flöze  im 
Felde  des  Risaschachtes ,  südlich 
von  dem  Uariaschachte,  zwischen 
zwei  solchen  Partien  eine  genaue 
Grenze,  die  sog.  Eupfergrenze,  un- 
terschieden hat."     (Diesterweg.) 


424  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Während  der  Bleiglanz  im  Sandstein  fast  nur  in  Enotten,  seltener  in  feiner 
Verteilung  vorkommt,  findet  sich  das  Weißbleierz  häufig  auch  in  letzterer 
Weise  als  Zement  des  Sandsteins.  Das  Weißbleierz  ist  ein  Umwandlungspro- 
dukt und  bildet  als  solches  häufig  die  äußere  Umhüllung  der  Bleiglanzknotten. 
Übrigens  kommen  häufig  Konkretionen  ohne  kupferiges  oder  bleiisches  Binde- 
mittel vor,  sog.  „taube  Enotten^,  welche  manchmal  durch  Mangan  schwarz 
geerbt  sind  und  recht  bedeutende  Dimensionen  erreichen. 

Treten  Erze  in  den  Konglomeraten  auf,  so  sind  es  kristallinisch-blätterige 
Massen  von  Bleiglanz,  Weißbleierz  oder  Imprägnationen  von  Kupferkarbonaten. 
Diese  Vorkommnisse,  zu  denen  noch  Kupferkies,  Schwefelkies  und  Braunspat 
hinzutreten  können,  sind  zwar  gleichfalls  stellenweise  abgebaut  worden,  kommen 
aber  nur  untergeordnet  im  unmittelbaren  Hangenden  des  Knotten-Sandsteins  vor. 

Nach  seiner  Erzführung  kann  man  am  Bleiberg  bei  Mechernich  weiterhin 
den  Sandstein  in  zwei  Abteilungen  gliedern,  nämlich  in  den  oberen  roten, 
eisenreichen,  aber  blei-  und  kupferleeren  und  in  den  unteren  weißen, 
blei-  und  kupfererzführenden  Hauptbuntsandstein.  Beide  sind  getrennt 
durch  eine  (2 — 46  m  mächtige)  von  NO.  nach  SW.  anschwellende  Konglomerat- 
bank ;  ebenso  werden  auch  die  in  dem  erzführenden  Sandstein  liegenden  Konglo- 
merate, die  sog.  „Wackende ekel,  von  NO.  nach  SW.  zu  mächtiger  auf  Kosten 
des  ersteren.  „In  dem  Felde  Neuschunk-Olligschläger  bei  Kaienberg  sind  4  Lager 
von  Wackendeckel  durch  ebensoviel  Lagen  von  Knottensandstein  von  4 — 10  m 
Mächtigkeit  getrennt",^)  im  Felde  Meinerzhagen  bei  Strempt  gibt  es  nur  noch 
2  Konglomerat-  und  2  Sandsteinlagen,  und  bei  Mechernich  enthält  die  40  m 
mächtige  Sandsteinschicht  nur  noch  ein  1 — 2  Fuß  mächtiges  Wackendeckellager. 
Der  Abbau  im  Griesberg  bei  Mechernich  hat  beispielsweise  folgendes  Profil 
festlegen  lassen: 

Oben:  Gerolle  und  Dammerde. 

Konglomerat  mit  roten  Sandsteinlagen,   dem   oberen, 

erzleeren  Hauptbuntsandstein  angehörend  ...        3  m 

Erstes  Knottenflöz.  Im  obersten  Drittel  rötlich- 
gelber, erzleerer  Sandstein,  bloß  mit  tauben  Knotten ; 
im  unteren  Teil  erzführend,  weiß 9 — 11  m 

Wackendeckel 0,6 — 2  m 

Zweites  Knottenflöz.  Mit  Bleiglanzknotten  und  fein 
verteilten  oder  Knotten  bildenden  Kupferkarbonaten ; 
auch  mit  Pyromorphit 10  m 

Grundkonglomerat,  stellenweise  mit  Malachit  und 
Bleiglanz 2 — 4  m 

Am  Commerner  Bleiberg  ist  das  Einfallen  der  Schichten  im  allgemeinen 
unter  5 — 12^  nach  Nordwesten  gerichtet,  wird  indessen  durch  Verwerfungen 
stellenweise  ein  steileres.  Die  wichtigeren  dieser  letzteren  streichen  h  5 — 7^/2 
und  eine  derselben,  die  Sonnenberger  Hauptverwerfung,  ist  ein  Schwerspatgang. 


^)  Blanckenhorn  nach  v.  Dechen. 


Die  blei-,  kupfer-  und  silbererzfOhrenden  Sandsteine.  425 

Übrigens  findet  sich  der  Bleigehalt  des  Hanptbontsandsteins  einige  Kilometer 
südlich  von  Commern  im  Konzessionsfeld  Isabella  vorzugsweise  in  der  oberen 
Abteilung  desselben  and  zwischen  Bleibair  und  Bescheid  und  zwischen  Düttling 
und  Gemünd  sind  in  derselben  Stufe  Blei-  and  Kupfererze  gefunden  worden. 
Bei  Bescheid  kamen  auch  Pyromorphitknotten  vor.  Desgleichen  gehören  auch 
die  Blei-  und  Kupfererze  von  Leversbach  an  der  Boer,  etwa  20  km  nordwestlich 
von  Mechernich,  diesem  Horizonte  an. 

Im  60 — 70  m  mächtigen  oberen  Buntsandstein,  der  sich  durch  deut- 
lichere Schichtung,  durch  das  Auftreten  pflanzlicher  Beste,  durch  sein  toniges 
Bindemittel  und  das  Zurücktreten  der  groben  Konglomerate  von  dem  unteren  unter- 
scheidet, kommen  stellenweise  untergeordnete  Blei-  und  vor  allem  Kupfererze  vor. 
Es  sei  endlich  noch  erwähnt,  daß  an  einzelnen  Orten  auch  geringwertige  Kupfer- 
erzgänge nachgewiesen  worden  sind.  Bei  Vlatten  „durchsetzt  ein  Gang  von 
ca.  2  m  Mächtigkeit  in  hora  9 — 10  streichend  und  gegen  SW.  einfallend,  die 
Schichten  des  nach  NO.  einfallenden  Buntsandsteins,  welche  aus  Sandstein,  feinem 
Konglomerat  und  Schieferletten  bestehen.  Im  Gange  selbst  finden  sich  in  kleinen 
Nestern  Kupferkies,  Kupferpecherz  und  Malachit.  Im  Liegenden  treten  zahl- 
reiche, demselben  meist  parallele  Trümer  mit  denselben  Erzen  auf.^)  Schwer- 
spattrümer sind  au^h  hier  im  Buntsandstein  nicht  selten;  zwischen  Hergarten 
und  Düttling  führen  solche  auch  derbe  Partien  von  Kupferkies,  Kupferpecherz, 
Ziegelerz  und  Malachit. 

Der  Bergbau  bei  Mechernich  ist  wohl  schon  vor  dem  Eindringen  der 
Eömer  von  den  Ureinwohnern  betrieben  worden,  und  zwar  zunächst  nicht  auf 
die  Knottenerze,  sondern  auf  Bleierze,  die  im  Eifelkalk  auftreten.  1629  wurden 
die  Herren  von  Meinertzhagen  zu  Köln  mit  dem  Bergrecht  beliehen.  Heute 
werden  die  Lagerstätten  von  dem  „Mechemicher  Bergwerks -Aktien -Verein", 
einem  der  hervorragendsten  deutschen  Bergbauunternehmen,  abgebaut.  Während 
ehedem  nur  unterirdischer  Betrieb  umging  und  nur  die  Wackendeckelerze  ober- 
irdisch abgebaut  werden  konnten,  findet  seit  1852  auch  Tagebau  statt,  der  aller- 
dings nur  nach  Wegräumung  von  40 — 50  m  Dachgebirge  möglich  ist.  Im  Jahre 
1903  mußten  360134  cbm  Dachgebirge  abgeräumt  werden,  um  258568  cbm^ 
Knottensandstein  mit  1,5  ^/^  Blei  zu  fördern.  Die  Knotten,  welche  nur  4 — 10®/o 
des  Gewichts  der  Flözmasse  bilden,  enthalten  15— 20<>/o  Blei.  Auf  100  kg  Blei 
kommen  ungefähr  18 — 25  g  Silber;  die  Erze  führen  u.  a.  auch  geringe  Mengen 
von  Kobalt  und  Nickel.  Die  aufbereiteten  Erze  dienen  zum  größten  Teil  als 
Schmelz-,  untergeordnet  als  Glasurerze. 

In  den  alten  Bauen  des  Meinerzhagener  Bleibergs  hat  man  nach 
V.  De  eben  sinterartige  fingerdicke  Neubildungen  von  Weißbleierz  aufgefunden. 
Ihre  Bildung  kann  höchstens  100  Jahre  beansprucht  haben. 

Man  hat  früher  wohl  an  eine  mechanische  Ablagerung  der  Knotten  gedacht ; 
gleich  wie  die  Quarzkörnchen  des  Sandsteins,  so  sollten  auch  sie  von  der  Zer- 


^)  Blanckenhorn  nach  v.  Dechen. 

^  Mit   Ausschluß   der  Förderung  auf  der  Qrube  Gute  Hoffnung  bei  Bescheid 
(9070  cbm). 


426  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Störung  älterer  Grehilde  herrühren,  Seifenhildnngen  sein.  Es  würde  sich  aber  dann 
die  ziemlich  gleichmäßige  Verteilang  derselben  durch  den  Sandstein  nicht  erklären, 
und  sie  müßten  vielmehr  streifenweise  and  geschichtet  und  vor  allem  im  Liegenden 
des  Muttergesteines  anzutreffen  sein.  Dazu  sind  die  Enotten  Gemenge  von  Blei- 
glanz und  Qnarzkörnem,  zeigen  oberflächlich  nicht  selten  ringsum  Eristallflächen, 
ja  sie  haben  sogar  würfelförmige  Umgrenzung.  Es  müssen  konkretionäre 
Bildungen  in  situ  «sein,  d.  h.  die  Erze  waren  ursprünglich  in  Lösung  zwischen 
den  Sandkörnern  vorhanden  und  haben  sich  dort  um  Eristallisationszentren 
verfestigt.  Dabei  ist  aber  zweierlei  möglich:  Entweder  sind  die  Enotten  durch 
Imprägnationen  von  Spalten  aus  entstanden;  das  Vorkommen  wäre  also  dann 
epigenetisch  und  als  eine  Art  der  Gangfüllung  aufzufassen.  Diese  Ansicht  ist 
wohl  zuerst  von  Haber  ausgesprochen  worden;  nach  ihm  sollen  die  Erze  nur 
dort  auftreten,  wo  sich  Verwerfungen  finden,  diese  letzteren  also  die  Erzbringer 
gewesen  sein.  Einen  Beweis  für  seine  Annahme  sieht  er  darin,  daß  auf  den  Ver- 
werfungsspalten gleichfalls  Bleierze  vorkommen  und  daß  von  ihnen  aus  die  Erz- 
führung abnehmen  soll.  Die  Angaben  Habers  haben  bezüglich  der  Abnahme  des 
Erzgehaltes  mit  der  Entfernung  von  den  Elüften  keine  Bestätigung  seitens  anderer 
Beobachter  gefunden.  Die  Blei-  und  Eupfererze  liegen  sowohl  zu  Commern  wie  zu 
St.  Avold  in  gesonderten  Zonen,  was  unerklärlich  bliebe,  wenn  sie  durch  Infiltration 
eingewandert  wären.  Gegen  eine  solche  spricht  auch  nach  Simon  der  Umstand, 
daß  bei  St.  Avold  und  Wallerfangen  immer  nur  gewisse,  6 — 60  cm  mächtige 
Bänke  des  Sandsteins  die  Eupfererze  enthalten,  die  ebenso  porösen  liegenden 
und  hangenden  Sandsteinbänke  aber  erzleer  sind.  Die  Erze  erstrecken  sich 
ferner  durch  Zonen,  die  einen  von  den  durchschneidenden  Elüften  ganz  unab- 
hängigen Verlauf  besitzen;  es  ist  schon  von  Simon  und  v.  Groddeck^)  betont 
worden,  daß  die  Erzanreicherung  in  der  Nähe  der  Elüfte  und  die  Ansiedelung 
der  Earbonate  auf  den  letzteren  sehr  gut  durch  eine  Zuwanderung  in  die  letzteren 
erklärt  werden  kann. 

Eine  Abhängigkeit  der  Erzfilhrung  von  den  durchsetzenden  Elüften  müßte 
seit  langer  Zeit  den  Bergleuten  bekannt  sein  und  von  ihnen  zur  Auffindung 
neuer  Erzmittel  benutzt  werden  können;  das  ist  aber  durchaus  nicht  der  Fall, 
und  in  Mechemich  weiß  man  nichts  von  einer  solchen  Abhängigkeit.  Die 
epigenetische  Bildung  der  Commerner  Bleierze  mag  immer  wieder  behauptet 
werden ;  die  syngenetische  Ausfällung  der  Erze  zu  gleicher  Zeit  mit  dem  Absatz 
des  Sandsteins  bleibt  doch  die  natürlichere  Annahme.  Die  Reduktion  der  Metall- 
salze und  wohl  auch  die  Bildung  der  Eonkretionen  erfolgte  dann  zur  Zeit 
der  Sandablagerung.  Über  die  Art  der  beteiligten  Metallverbindungen  selbst 
sind  wir  in  völliger  Unkenntnis.  Es  ist  auch  zwecklos,  die  in  dem  Eifelkalk- 
stein  verbreiteten  Bleiglanzlagerstätten  in  irgend  einen  genetischen  Zusammenhang 
mit  den  Commerner  Erzlagern  zu  bringen.  Nur  soviel  wird  man  annehmen 
müssen,  daß  sich  in  der  Buntsandsteinzeit  blei-  und  kupferhaltige  Gewässer  in 
den  Sand  ergossen  haben. 

Gurlt  hat  das  Bleierz  vorkommen  von  Maubach  an  der  Roer  im  Ereis 
Düren   genauer  beschrieben.    Nach  ihm  treten   die  Erze  dort  in  den  Grund- 

0  Erzlagerstätten,  99,  100,  305,  306. 


Die  blei-,  knpfer-  und  silbererzfllhrenden  Sandsteine.  427 

konglomeraten  der  Bantsandsteinformation  unmittelbar  über  der  Grauwacke  auf; 
der  Bleigehalt  ist  ein  besonders  reicher  und  ist  nahe  der  Tagesoberfläche  an 
Weißbleierz,  mehr  in  der  Teufe  an  Bleiglanz  gebunden.  Das  Erzvorkommen  ist 
auf  mehr  als  2000  m  im  Streichen  und  etwa  500  m  in  der  Breite  nachgewiesen 
worden;  schon  im  XIII.  Jahrhundert  hat  dort  Bergbau  stattgefunden. 

In  dem  Buntsandsteingebiet,  welches  sich  links  der  Saar  gegen  Lothringen 
zu  erstreckt,  liegt  von  Saarlouis  bis  in  die  Gegend  von  St.  Avold  und  von  dort 
bis  in  die  Gegend  von  Forbach  reichend,  eine  große  Zahl  von  Kupfer-  und 
Bleierzvorkommnissen,  ^)  welche  in  früheren  Zeiten  der  Anlaß  zu  einem  stellen- 
weise sehr  intensiven  Bergbau  gewesen  sind.  Die  im  allgemeinen  flach  gegen 
Süden  einfallende  Trias  jenes  Gebiets  gliedert  sich  nach  E.  Weiß*)  in  folgende 
Abteilungen : 

Oben:  Muschelkalk. 

Unterster  Muschelkalk,  sandig- tonig  ausgebildet. 
Oberer  Buntsandstein. 

„Grenzletten" 0,9—1,3  m 

„Steinbrecherbank",  guter  Bausandstein,  häufig  mit 


Kupfererzen,   reich  an  Pflanzenresten  („Voltzien- 1 
Sandstein").  \ 

Eoter,  drusiger,  eisenreicher  Sandstein  mit  Dolomit- 1 

irvi/\1lA'n  ' 


19  m 


knollen. 
Roter  Letten.    Grenzschicht. 
Mittlerer  (und   unterer?)  Buntsandstein  (Haupt- 
buntsandstein Beneckes.) 
Konglomeratbank,  manchmal  mit  Kupfererzen  9  m 

Vogesensandstein,  grobkörnig über  300  m 

Die  Kupfererze  sind  fast  stets  Malachit  und  Lasur,  seltener  „Schwarz- 
kupfererz" (Kupferglanz?),  die  Bleierze  Weißbleierz  und  Bleiglanz.  Während 
die  Bleierze  nur  im  Voltziensandstein  angetroffen  worden  sind,  sind  die  Kupfer- 
vorkommnisse sowohl  an  den  mittleren  wie  auch  an  den  oberen  Buntsandstein 
gebunden.  Die  Verbreitung  der  bauwürdigen  Erze  durch  die  Formation  ist  keine 
gleichmäßige.  Sie  sind  in  einer  langen  Kette  von  Vorkommnissen  abgebaut 
worden  zwischen  Ausen,  Beckingen,  Wallerfangen,  Falk  und  dem  Beringer  Wald, 
d.  i.  eine  Entfernung  voq  22  km,  und  weiter  südlich  am  Castelberg  im  Hoch- 
wald, am  Bleiberg  bei  St.  Avold,  am  Steinberg  und  bei  Hellering,  süd- 
westlich von  Forbach.  Diese  zweite  Reihe  ist  ca.  10  km  lang  und  durch  eine 
11  km  betragende  Strecke  von  ersterer  getrennt. 

Die  wichtigsten  Kupfererzbaue  waren  diejenigen  am  Barbara-  und  am 
Limberg  zu  Wal  1er fangen  bei  Saarlouis.  Simon  sagt:  „Die  Kupfererze  finden 
sich  hier  als  Lasur  und  als  Malachit  (wie  im  geschwefelten  Zustande)  im  bunten 
Sandstein  in  verschiedenen,  wenig  mächtigen,  unter  sich  und  den  Gesteins- 
schichten parallelen  Ablagerungen;  und  es  findet  sich  femer  in  der  obersten 
Konglomeratbank  des  Vogesensandsteins  auf  deren  ganzer  Mächtigkeit  schwarzes 
Kupferoxyd  neben  Lasur  und  Malachit  nesterweise  eingelagert."  Ferner  gilt 
dort  die  Regel,  „daß  die  Kupfererzablagerungen  sich  immer  in  deigenigen  Ge- 


^)  Simon,  Kupfer-  und  Bleierzablagerungen  im  bunten  Sandsteine  undVogesen- 
sandflteine  der  Umgegend  von  Saarlouis  und  St.  Avold;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  1866, 
412—415,  421—423,  430—433,  440—441.  —  Jensch,  Die  Kupferlasurgruben  bei 
Wallerfangen,  Kreis  Saarlouis;  Ztschr.  f.  angew.  Chemie,  1895,  292 — 293. 

^  Weiß,  Erläuterungen  z.  geol.  Spezialkarte  von  Preußen;  Blatt  Saarlouis, 
1876.  —  Benecke,  Über  die  Trias  in  Elsaß-Lothringen  und  Luxemburg;  Abh.  z.  geol. 
Specialkarte  von  Elsaß-Lothringen,  I,  Heft  IV,  1877,  535—567. 


428  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

birgsschichteu  beflndea,  welche  unmittelbar  Ober  oder  unmittelbar  unter  der 
Dolomitscbicht  liegen".  Das  Vorkommen  in  dem  Konglomerat  ist  auf  den  Barbara- 
berg beschränkt.  Der  Erzgehalt  der  Schichten  ist  nicht  gleichmaßig  verteilt, 
sondern  er  ist  in  einer  B«ihe  von  kettenartig  in  demselben  Horizont  liegenden 


Flg.  9S.   Tarkommen  der  Enptei'erxe  m  WellerfaDgen  Dod  8t  Avold.    Gmadrifi.    iSlmoD,  IM6.] 

Mitteln  angereichert.    Diese  „Zonen"  werden  von  senkrecht  dazu,  d.  i.  von  etwa 
N. — S.  streichenden  KlUften   durchzogen,   welche  selbst  innerhalb  der  Erzmittel 
eine  AnsfUllong  von  Ualachit  nnd  Eupferlasnr,  manchmal  in  hflhscben  Eristalli- 
sationen,   erfahren  haben.    Da  zu   beiden  Seiten   dieser  ElQfte  das  Gestein  be- 
sonders reich 
mit  Erzen  im- 
prägniert ist, 
so  spielten  sie 
a  bei  der  Anf- 

snchnng  der 
Mittel  eine 
nicht  nn- 

wesentlidie 

Rolle. 

Simon    gibt 

zn,  daß  man 

wohl  aaf  den 

Gedanken 

kommen 

ki}nne,  die 

ElOft«   seien 

Qberhanpt 
die  Zafnhrs- 
kanäle  fOr 


CSD-, 


Fig.  w.    Eine  SS.  Btrelchende,  70°  O.  elnMlende  Kluft  von  ra.  o^  m  USchtlg- 

kelt  verwirft  d&i  Erzlager  um  3  m.    Sie  Ist  dut  Im  Bereich  des  ErzDiittelB 

erfüllt  von  Kupfererz,  KleBelelBemteln  Dud  Sebwerspat.   Kupferlager  Im  Hocb- 

vald.    a  Fro&l,  6  OmndrU.    (Slmou,  IBM.) 


eine  epige- 
netischö  Im- 
prägnation 

des  Sandsteins  gewesen;  es  erscheint  ihm  das  aber  unwahrscheinlich,  und  er 
erklärt  die  Erscheinung  folgendermaßen:  „Der  Orand  hierzu  liegt  darin,  daß 
die  Kupfererz  mittel  sich  in  der  Begel  mehrmals  Übereinander  wiederholen  und 
oft  auf  bedeatende  Mächtigkeit  das  Gestein  imprägnieren,  ohne  daß  ein  so  im- 
prägniertes Gestein  immer  abbanwUrdig  wäre.  Wird  nan  ein  solches  Mittel  von 
einer  Kluft  durchschnitten,  so  ziehen  sich  alle  Wasser  und  Lilsungen  nach  dieser 
Eluft  hin.     Die  Folge  davon  muß  sein,  daß  die  Kupfererze  sich  m  den  hSher 


Die  blei-,  kapfer-  and  silbererzfahrenden  Sandsteine.  429 

gelegenen  Teilen  eines  armen  Erzmittels  nach  and  nach  alle  aaslaagen,  der 
Elaft  herabfolgen  and  über  dem  aas  Letten  gebildeten  Liegenden  za  beiden 
Seiten  der  Kluft  and  in  ihr  selbst  sich  wieder  niederschlagen  and  aaf  diese 
Weise  gedachte  Anreicherung  hervorbringen.'*  Die  Mächtigkeit  der  kupfer- 
reicheren  Lager  schwankt  zwischen  wenig  Zoll  und  2  Fuß.  Am  Limberg 
kennt  man  im  Voltziensandstein  4  Erzlagen.  „Das  oberste  ist  nur  ^/^  Zoll 
mächtig,  d.  h.  es  sind  erbsen-  und  bohnengroße  Körner  von  erdiger  Kupfer- 
lasur  in  einem  dünnen,  weißgrauen  Lettenlager  des  oberen  Teils  der  Stein- 
brecherbank. Etwa  18  Fuß  darunter  ist  eine  zweite  Ablagerung  von  Kupfer- 
lasur  in  einer  eisenschüssigen,  glimmerreichen  Schicht  mit  Pflanzenversteinerungen ; 
noch  einmal  14  Fuß  tiefer  darunter  folgt  die  eigentliche  bauwürdige  Ablagerung 
über  einem  lettigen  Liegenden.  Das  Gestein  ist  hier  meist  weißgelb  und  über 
dem  Letten  1 — 2  Fuß  mächtig,  von  reichlich  eingesprengter  Knpferlasur,  schön 
blau  gefärbt.  Der  liegende  Letten  fährt  Knollen  von  derber  erdiger  Knpferlasur 
und  Malachit  von  der  Größe  einer  Nuß  bis  von  Faustgroße.  Simon  berechnet 
den  Erzgehalt  eines  Quadratlachters  (unge^Lhr  4  qm)  zu  50  Ztr.  Sprozentigen 
Erzes  oder  l^/g  Ztr.  Kupfer. 

Am  Barbaraberg  lassen  sich  noch  jetzt  800  alte  Schächte  von  60  bis 
150  Fuß  Teufe  nachweisen;  die  Länge  des  Erzfeldes  betrug  1300  m,  die  mittlere 
Breite  180  m.  Man  gewann  dort  im  XVI.  Jahrhundert  nur  die  Lasur,  um  sie 
als  Malerfarbe  nach  Italien  zu  verkaufen. 

Am  sog.  großen  Zoll  bei  Falk  in  Lothringen  baute  man  im  Voltzien- 
sandstein Bleierze  ab,  welche  ganz  und  gar  an  die  Mechemicher  Knottenerze 
erinnern.  V^eißbleierz  in  allerfeinster  Verteilung  ist  zwar  die  Hauptsache  des 
Vorkommens,  daneben  aber  finden  sich  auch  „dunkel  gefärbte,  mit  Sand  ver^ 
backene,  erbsengroße  Konkretionen  von  Bleiglanz  ^.  In  tieferen  Horizonten  ging 
außerdem  vor  langen  Jahrhunderten  ein  Kupferbergbau  um.  Ähnliche  Bleilager- 
stätten sind  auch  im  Beringer  V^ald,  am  Castelberg  und  vor  allem  am  Bleiberg 
unmittelbar  bei  St.  Avold  abgebaut  worden.  Über  letzteren  sagt  Simon:  „In 
einer  48  Fuß  mächtigen  Sandsteinbank  sind  mehr  oder  weniger  reiche  Bleierz- 
nester abgelagert.  Das  Erz  besteht  zum  Teil  in  fein  eingesprengtem  Weißblei, 
zum  Teil  in  Knottenerz  und  zum  geringen  Teil  in  derben  Bleiglanzabsonderungen, 
welche  die  Mächtigkeit  von  2^1^  Fuß  erreichen  und  nesterweise  über  dem  Liegenden, 
mit  Kalkmitteln  wechselnd,  da  und  dort  verbreitet  sind."  300  m  vom  Ausstrich 
der  bleiglanzftthrenden  Sandsteine  entfernt  setzt  eine  0V7.  streichende,  den  Bunt- 
sandstein gegen  den  Muschelkalk  verwerfende  Hauptkluft  auf.  Simon  hält  es 
nicht  für  undenkbar,  daß  dieselbe  ebenso  wie  den  Kalk-  so  auch  den  Bleiglanz- 
gehalt dem  Sandsteine  zugeführt  hätte;  doch  sind  die  Abbaue  nicht  soweit  vor- 
gedrungen, um  die  Frage  der  Entscheidung  näher  zu  bringen.  Der  Erzgehalt 
des  Bleiberges  ist  ein  sehr  bedeutender  gewesen,  die  unmittelbare  Nähe  der  Stadt 
ist  indessen  einer  Wiederaufnahme  der  Gewinnung  hinderlich.  Knottenerze  sind 
seltener;  W^eißbleierz,  das  übrigens  auch  in  ausgezeichneter  Weise  als  sekundäres 
Gebilde  in  den  alten  Bauen  und  auf  Klüften  vorkommt,  machte  die  Hauptmasse 
des  Eeichtums  aus.  Der  Silbergehalt  des  Bleiglanzes  beträgt  nach  Haachecorne^ 
etwa  0,0005  o/q. 

Auf  der  Grube  Hochwald,  4  km  westlich  von  St.  Avold,  finden  sich  wie 
am  Barbaraberg  Kupfererze,  nämlich  das  blaue  und  grüne  Karbonat  und  Schwarz- 
kupfererz im  Konglomerat  im  Liegenden  der  Lettenschicht.  „Die  kupfererz- 
führende Bank  ist  im  Hangenden  begrenzt  durch  eine  gleichmäßig  anhaltende 
Lettenschicht;  nach  dem  Liegenden  zu  wird  sie  zu  einem  harten,  von  Kupfer- 
erzen durchdrungenen  Wackenkonglomerat,  welches  auf  einem  feinkörnigen, 
pelzigen,  gelblich-roten,  vollständig  erzfreien  Sandstein  aufruht.  Die  Kupfer- 
erzmittel ketten  sich  aneinander  und  bilden  auf  diese  Weise,  wie  in  Wallerfangen, 

')  Ztachr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXXI,  1879,  209. 


430  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

langgestreckte  Erzzonen  von  18 — 23  m  Breit«,  9  m  Mächtigkeit  und  von  nnbe- 
stimmter  Länge,  welche  in  einzelnen  Zonen  schon  über  150  m  nachgewiesen  ist. 
Die  Kupfererze  bilden  oft  das  einzige  Bindemittel  des  Nebengesteins,  welches  aus 
groben  Sandkörnern  bestehend  weder  Ton  noch  Ealk  und  nur  sehr  wenig  Eisen 
enthält.^'  Auch  hier  sind  die  durchschneidenden  Klüfte  im  Bereich  der  Erzmittel 
erzführend  und  umgekehrt  solch  letztere  dort  zu  erwarten,  wo  Klüfte  die  „Erz- 
zone" durchqueren.  Kupfererze  sind  endlich  auch  am  Steins berg,  2  km  nord- 
östlich von  St.  Avold  im  Konglomerat  und  zwischen  Homburg  und  Hellering 
im  Voltziensandstein  gefunden  worden. 

Der  Bergbau  von  Wallerfangen- St.  Avold  ist  uralt  und  sicherlich  schon 
von  den  Kömem  betrieben  worden.  Nach  etwa  70 jährigem  Stillstand  wurde  er 
im  Jahre  1855  stellenweise  wieder  aufgenommen,  kam  aber  etwa  1866  größtenteils 
neuerdings  zum  Erliegen.  In  den  70  er  Jahren  des  vorigen  Jahrh.  wurde 
noch  am  Castelberg  gearbeitet.^)  Die  Kupfererze  ließen  eine  sehr  billige 
Zugatmachung  durch  Laugereibetrieb  zu. 

Das  wichtigste  Kupfererzvorkommen  im  Fürstentum  Wal  deck  war  das- 
jenige in  der  Umgebung  von  Twiste,*)  südwestlich  von  Arolsen.  Kupferglanz- 
graupen und  oxydische  Kupfererze  waren  zwar  an  zahlreichen  Orten,  aber 
unregelmäßig  und  auf  kleine  Erstreckungen  in  den  Buntsandstein  eingelagert. 
Sie  wurden  von  1854 — 1861  abgebaut.    Über  ihre  Entstehung  ist  nichts  bekannt. 

Li  Bayern  enthält  die  untere  Stufe  des  mittleren  oder  bunten  Keupers, 
der  sog.  Grundgipskeaper,  auf  weite  Erstreckung  hin  in  den  Schichten  der 
Myophoria  Raibliana  Bänke  harter  Mergel,  welche  reichlich  Bleiglanz  führen. 
Thürach^)  sagt:  „Die  diese  Bank  auszeichnenden  Erze,  Bleiglanz  und  Kupferkies, 
fehlen  kaum  irgendwo  auf  größere  Strecken.  Der  Bleiglanz  ist  großkristallinisch 
und  meist  noch  völlig  frisch,  zuweilen  aber  auch  von  einem  erdigen,  weißen 
Band  umgeben,  welcher  größtenteils  aus  kohlensaurem  Blei  besteht.  Selten 
zeigen  sich  Oktaeder  von  Bleiglanz  mit  eingesunkenen  Flächen,  wie  solche  in 
Franken  bei  Junkersdorf  und  Unfinden  zwischen  Haßfurt  und  Hofheim  vorkommen. 
Der  Bleiglanz  ist  jedoch  nicht  auf  eine  Bank  beschränkt,  er  findet  sich  auch 
noch  in  anderen  der  Hauptbank  naheliegenden  Steinmergel-  und  Sandsteinbänken, 
sowie  auch  schon  in  den  Dolomitbänken  und  im  Gips  der  Grundgipsschicht, 
wenn  auch  sehr  selten  ....  Der  Kupferkies  ist  selten  noch  frisch  zu  finden, 
häufig  sind  dagegen  seine  Zersetzungsprodukte,  besonders  Malachit,  seltener 
Kupferlasur,  Kupferpecherz  und  Brauneisen-  oder  Ziegelerz.  Auch  Kupferglanz 
scheint  vorzukommen.  Selten  ist  Zinkblende  ....  Häufiger  noch  als  diese 
Erze  ist  ein  weißer  oder  hellrötlicher  Schwerspat  in  blätteriger  oder  faseriger 
Beschaffenheit."  Und  Gümbel*)  sagt:  „Weit  verbreitet  ist  die  sog.  Bleiglanz- 
bank, ein  oft  oolithischer  und  poröser  Steinmergel  aus  93  ^/q  normalem  Dolomit 
mit  geringen  Mengen  von  Eisenkarbonat,  6^/^  Ton,  0,08  Wq  Quarz  und  0,02  ®/q 
organischer  Substanz  bestehend,  welche  Bleiglanz  in  groukristallinischen  Aus- 
scheidungen, seltener  Kupferkies  (mit  seinem  Zersetzungsprodukte),  Zinkblende, 
häufiger  Schwerspat  umschließt.  Der  Bleiglanz  ist  silberleer.  Diese  ausge- 
zeichnete Lage  nimmt  in  ganz  Franken  ziemlich  konstant  Anteil  an  der  Zusammen- 
setzung der  Schichten,  so  daß  es  nicht  nötig  ist,  einzelne  Fundorte  näher  zu 
bezeichnen.^ 


0  Über  die  frühere  Qeschichte  siehe  Jaquot,  Ann.  de  Tacad^mie  imperiale  de 
Metz,  1858;  zitiert  von  Simon. 

2)  Beschreibung  der  Bergreviere  Arnsberg,  Brilon  und  Olpe  usw.,  1890,  150. 

*)  Übersicht  über  die  Gliederung  des  Keupers  im  nördlichen  Franken  im  Ver- 
gleiche zu  den  benachbarten  Gegenden;  Bayr.  geogn.  Jahresh.,  I,  1888,  95—96. 

*)  Geologie  von  Bayern,  II,  1894,  736. 


Die  blei-,  knpfer-  und  silbererzfOhrenden  Sandsteine.  431 

Über  das  Vorkommen  von  Bleiglanz  im  Eenper  Württembergs  schreibt 
E.  Fraas:^)  „Spuren  von  Bleiglanz  finden  sich  fast  überall  in  Württemberg  in 
der  sog.  „Bleiglanz-  oder  Corbnlabank^  des  unteren  Gipskeupers.  Reich  an 
Bleiglanz  und  Kupfererzen  ist  aber  nur  die  Gegend  von  Heilbronn,  nnd  auch 
dort  ist  das  Vorkommen  an  die  Corbulabank  gebunden.  Man  daif  also  den 
Bleiglanz  als  leitend  für  diesen  Horizont  ansehen.^  Am  Trappensee,  4  km 
östlich  von  Heilbronn,  enthalten  die  Steinkeme  von  Versteinerungen  der  Blei- 
glanzbank Bleiglanz ;  auch  Baryt  kommt  in  der  Bank  vor.  Im  gleichen  Horizont 
und  gleichfalls  in  den  unteren  Gipsmergeln  kehrt  die  Bleiglanzbank  wieder  am 
Stiftsberg.  2^/^  km  nördlich  von  Heilbronn.  Sie  ist  29  cm  mächtig  und  zeigt, 
wie  namentlich  auch  die  darunter  liegende  Gipsschicht,  Anflüge  von  Malachit 
und  Kupferlasur;  im  Gips  liegen  seltene  Bleiglanzoktaeder  mit  kastenartig  ver- 
tieften Flächen.^  v.  Kraatz^  hat  am  Stiftsberg  bei  Heilbronn  auch  das  Vor- 
kommen von  Gelbbleierz  beobachtet.  Übrigens  wird  das  Auftreten  der  Bleiglanz- 
bank in  Württemberg  noch  von  folgenden  Orten  erwähnt:  Entringen  und 
Herrenberg  am  Goldersbach,  Großbottwar  am  Kochersberg,  Spitzberg  bei  Tübingen, 
am  Wunnenstein  bei  Wingershausen,  am  Stallberg  bei  Rottweil  und  im  Prag- 
tunnel bei  Stuttgart.^)  Sie  findet  sich  nach  Thürach^)  auch  im  nördlichen 
Thüringen. 

Wenn  die  syngenetische  Natur  des  Bleiglanzes  innerhalb  dieses  in  vertikaler 
Ausdehnung  mehr  oder  weniger  präzis  umschriebenen  Schichtenniveaus  wegen 
seiner  außerordentlich  weiten  Verbreitung  kaum  angezweifelt  werden  dürfte,  so 
scheint  doch  die  Entstehungsweise  gerade  des  einzigen  wichtigeren  Bleiglanz- 
vorkommens innerhalb  des  Keupers,  nämlich  desjenigen  in  der  Gegend  von 
Freihung^)  in  der  Oberpfalz  und  17  km  davon  bei  Pressath,  nicht  festzustehen. 

Der  dortige  Keuper  zeigt  in  seiner  Gesteinsausbildung  den  Einfluß  des 
nahen,  ihn  buchtförmig  umrahmenden  Urgebirges  als  ehemalige  Küste;  er  ist 
vorwaltend  sandig  entwickelt  und  umschließt  viel  Treibholzreste.  Am  Barbaraberg 
bei  Pressath  enthält  ein  „weißer,  feinkörniger,  grün  gestreifter,  weiiJe  Tonerde 
führender  Sandstein **  Bleierzdrusen  und  -Knollen  und  überlagert  eine  3  m 
mächtige  Bank  von  gelbbraunem  Sandstein  mit  Tonbutzen  und  von  Bleiglanz 
imprägniertem  Holz.  Dieser  bleiglanzführende  Sandstein  hat  die  Lokalbezeichnung 
Benker  Sandstein;  seine  stratigraphische  Stellung  ist  nicht  ganz  sicher.*^) 

Zu  Freihung  ist  der  Keuper  durch  mehrere  bis  54  m  tiefe  Schächte, 
durch  Querschläge  und  Strecken  sehr  wohl  aufgeschlossen  und  hat  folgendes 
Profil  gezeigt: 


0  Briefliche  Mitteilung  an  Bergeat. 

2)  Leuze,  Ber.  ü.  d.  XXV.  Vers,  des  oberrhein.  geol.  Vereins,  1892,  21—22. 

»)  Ber.  ü.  d.  XXVI.  Vers,  des  oberrh.  geol.  Vereins,  1893,  26. 

^)  Leuze,  1.  c.  Siehe  femer:  E.  Fr  aas,  Begleitworte  zu  den  geognostischen 
Atlasblättem  Neckarsulm,  Öhringen  und  Oberkessach.  —  v.  Alberti,  Überblick  über 
die  Trias,  1864,  23. 

*)  1.  c.  97  und  Geogn.  Jahresh.,  H,  1889,  84. 

«)  Qümbel,  Geologie  von  Bayern,  II,  1894,  757—769.  —  Thürach,  Übersicht  über 
die  Gliederung  des  Keupers  im  nördlichen  Franken  im  Vergleiche  zu  den  benachbarten 
Gegenden;  Geogn.  Jahresh.,  I,  1888,  bes.  150—153.  —  Kohler,  Die  Amberger  Erz- 
lagerstatten; ebenda  XV,  1902,  11—56,  bes.  38-40,  49—51. 

^  „Sicher  ist,  daß  der  bleierzfübrende  Sandstein  zwischen  den  Berggipsschichten 
und  der  Hauptmasse  des  dem  unteren  Gipskcuper  entsprechenden  Sandsteins  lagert. ** 
(ThOrach,  Geognost.  Jahresh.,  ü,  1889,  82—84.    Siehe  auch:  Ders.,  ebenda  1, 1888,  79.) 


432  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

1.  Oben  rotbraune  nnd  hellrötliche  Sandsteinschichten     .     .     .        20,00  m 

2.  Weiße,  mittel-  nnd  grobkörnige  Sandsteine  mit  Letten- 
schieferz wischenlagen  und  einzelnen  Bleierzstreifen     .     .     .        10,00  „ 

8.  Hanpterzflöz,  weißer,  locker  gebundener  Sandstein,  tonig, 

mit  5— lO^/o  Weißbleierz  und  Bleiglanz 1,05—3,00  m 

4.  Kotbraune  Lettenschiefer   und   dtlnnplattige  Sandsteine  mit 

Bleierzen 0,005—2,00  m 

5.  Weißer  toniger,  erzffthrender  Sandstein 2,00  m 

6.  Kotbrauner  Lettenschiefer  und  erzführende  Sandsteinstreifen  1,05  ^ 

7.  Weißer  erzhaltiger  Sandstein  (unteres  abbauwürdiges  Flöz)  3,00  „ 

8.  Rotbrauner  und  grünlicher  Lettenschiefer 0,05  ^ 

9.  Weißer,  hellroter  und  blauroter,  bläulichrot-gestreifter  und 
gefleckter  Sandstein  mit  einzelnen  Weißbleierzknollen  und 
rotbraunen  Lettenzwischenlagen 30,00  „ 

Die  Schichten  fallen  unter  14 — 16^  nach  SW.  „Der  ganze  weißbleierz- 
ftihrende  Schichtenkomplex  (Nr.  2 — 7  des  obigen  Profils)  hat  in  den  Gruben 
von  Freihung  eine  Mächtigkeit  von  17 — 20  m.  Die  einzelnen  Bänke  selbst  zeigen 
dabei  eine  sehr  wechselnde  Dicke,  keilen  oft  ganz  aus,  während  andere  sich  ver- 
stärken oder  neue  Schichten  sich  einschieben.  Die  Sandsteine  sind  in  der  Tiefe 
fast  alle  weiß  bis  hellgrau,  selten  manganfleckig,  mittel-  bis  grobkörnig,  reich 
an  Kaolin  und  sehr  locker,  so  daß  sie  sich  leicht  ausbrechen  lassen.  Sie  ent- 
halten das  Weißbleierz,  dessen  Menge  in  den  bauwürdigen  Lagen  meist  2 — 10  ^/^ 
beträgt,  in  Form  von  kleinen,  in  einzelnen  Lagen  auch  Stecknadelkopf-  bis 
erbsengroßen,  rundlichen  Römern,  welche  sich  leicht  auswaschen  lassen  und  dann 
in  Haufen  als  feiner  Sand  erscheinen.  Das  Bindemittel  des  Sandsteins  bildet 
das  Weißbleierz  nur  in  den  harten  und  schweren  Knollen,  welche  in  größer 
Zahl  unregelmäßig  verteilt  im  lockeren  Sandstein  stecken  und  bis  über  30  ^/q 
Erz  enthalten  ....  Am  reichsten  an  Weißbleierz  sind  fußdicke  Knollen  und 
Bänke,  welche  in  den  Lettenschiefem  der  Schicht  4  lagern.  Dieselben  bestehen 
vorwiegend  (bis  zu  80 ^/o)  aus  grauem,  derbem  Weißbleierz  und  enthalten  nur 
geringe  Mengen  Ton  und  Sand  ....  Diese  erzreichen  Knollen  zeigen  auch 
häufig  Drusen,  welche  mit  schönen  Weißbleierzkristallen  ausgekleidet  sind.  In 
mehreren  Lagen,  besonders  im  Hauptflöz,  zeigt  sich  das  Weißbleierz  in  unregel- 
mäßig abgegrenzten  Partien  ganz  oder  teilweise  durch  Bleiglanz  ersetzt.^ 
(Thürach.)    Auf  Klüften  kommt  stellenweise  kristallisiertes  Grünbleierz  vor. 

Das  Hauptflöz  enthält  ebenso  wie  der  erzreiche  Sandstein  von  Pressath 
zahlreiche  bis  über  0,5  m  lange  und  0,2  m  dicke,  kohlige  Stammstücke,  welche 
reichlichen  silberfreien  Bleiglanz  führen.  „Um  die  Pflanzenreste  herum  ist  der 
Sandstein  gewöhnlich  arm  an  Bleierzen.  Bei  Wollau  sind  die  Holzstücke  stark 
gequetscht  und  liegen  in  blaugrauen,  sandigen  Lettenschiefem  dicht  unter  dem 
manganreichen  Sandstein,  der  dem  Freihunger  Hauptflöz  entspricht.  Hier  ist 
der  Sandstoin  selbst  bereits  arm  an  Bleierzen  und  scheint  der  Bergbau  vor- 
wiegend auf  diese  bleiglanzhaltigen  Hölzer  gerichtet  gewesen  zu  sein.^  (Thürach.) 

Der  Bergbau  ist  in  den  achtziger  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  zum 
letzten  Male  von  einer  englischen  Gesellschaft  wieder  aufgenommen  worden,  da 
sich  aber  eine  Verarmung  der  Flöze  nach  der  Teufe  herausstellte,  1891  wieder 
aufgegeben  worden.    1888  förderte  man  68000  Ztr. 

Außer  zu  Freihung  kommen  solche  bleierzfnhrende  Keupersandsteine  nicht 
nur  zu  Pressath  (17  km  nördlich  von  dort),  sondern  auch  bei  Hirschau  (8  km 
südlich  von  Freihung),  also  in  einem  recht  erheblichen  Umkreise  vor. 

Gegen  die  zuletzt  noch  von  Thürach  angenommene  sedimentäre  Ent- 
stehung des  Freihunger  Bleiglanzlagers  sind  von  Posepny^)  Einwände  erhoben 


0  Geneeis  der  Erzlagerstätten;  Lech.  Jahrb.,  XLIU,  1895,  173—174. 


Die  blei-,  kupfer-  und  silbererzführenden  Sandsteine.  433 

worden,  der  dasselbe,  wie  alle  Salfidlager  für  eine  jüngere  Imprägnation  ge- 
halten hat.  Kohl  er  hat  neuerdings  darauf  hingewiesen,  daß  Freihung  und 
Vilseck  einer  großen  NW. — SO.  streichenden  Verwerfung  benachbart  seien  und 
daß  möglicherweise  auch  an  den  anderen  genannten  Stellen  von  solchen  Ver- 
werfnngsspalten  her  eine  Imprägnation  mit  Bleierz  stattgefunden  haben  könne, 
wie  weiter  südlich  bei  Amberg  der  Dogger  durch  eisenhaltige  Säuerlinge  in 
Eisenerz  verwandelt  worden  sei.  Direkte  Beziehungen  zwischen  jenen  bestehenden 
oder  vermuteten  Verwerfungen  zu  den  Erzlagern  sind  noch  nicht  nachgewiesen 
worden.  Nach  Köhler  soll  ferner  das  primäre  Erz  das  Weißbleierz  gewesen 
und  dieses  auf  der  Lagerstätte  durch  die  Pflanzenreste  zum  Sulfid  reduziert 
worden  sein.  Der  genannte  Autor  bringt  in  Eriunerung,  daß  der  in  Sand- 
steinen allgemein  verbreitete  Kaolin  die  Eigenschaft  habe,  aus  Metalllösungen 
Salze  zu  adsorbieren  und  erklärt  damit  eine  Epigenese  der  Blei-  und  Kupfererz- 
lager von  Freihung,  Mechernich  usw.^)  Es  versteht  sich  aber  von  selbst,  daß 
diese  Adsorption  auch  während  der  syngenetischen  Imprägnation  des  kaolin- 
haltigen  Sandes  eine  Eolle  gespielt  haben  könnte.^)  Die  anfällige  Tatsache,  daß 
das  von  Spalten  her  zugeführte  Bleikarbonat  für  sich  allein  ohne  Gangart  und 
weitere  metallische  Begleiter  (nur  mit  Mangan)  auftritt,  begründet  Kohl  er 
mit  einer  „auswählenden  Adsorption.^ 

Die  Frage  nach  der  Entstehung  der  Oberpfälzer  Bleiglanzlager  ist  trotz- 
dem noch  nicht  gelöst.  Vor  allem  fehlen  noch  genauere  Angaben  über  die  Ent- 
fernungen der  Erzvorkommnisse  von  den  tatsächlich  nachweisbaren  Spalten  und 
über  das  Verhalten  der  zwischen  den  letzteren  liegenden  entsprechenden  Keuper- 
sandsteine.  Das  weit  verbreitete  Auftreten  von  Bleiglanz  in  der  „Bleiglanz- 
bank^  des  Keupers  und  die  besondere  Lage  des  Oberpfälzer  Vorkommens  in  einer 
zweifellosen  Uferbildung  nahe  einem  alten  Urgebirge  sind  einstweilen  noch  be- 
achtenswerte Momente  bei  der  Erklärung  ihrer  Entstehung. 

Am  östlichen  Rande  der  Cheshire-Ebene,^)  südlich  von  Manchester  in 
England  sind  kupferführende  Sandsteine  und  Konglomerate  des  unteren  Keupers 
abgebaut  worden.  Dieselben  ruhen  über  roten  und  gefleckten  Sandsteinen,  welche 
dem  Buntsandstein  gleichgestellt  werden.  Die  unter  5 — 10^  einfallenden  Schichten 
zeigen  infolge  einer  Verwerfung  eine  Wiederholung,  so  daß  die  kupferführenden 
Lagen  an  zwei  Stellen,  nämlich  zu  Alderley  Edge  im  Südwesten  und  zu  Mottram 
St.  Andrews  im  Nordosten  zutage  treten;  die  beiden  Abbaue  sind  etwa  1^/^  km 
voneinander  entfernt.  Das  Kupfer  ist  in  Form  von  Karbonaten  in  dem  Zement 
der  Konglomerate  und  Sandsteine  enthalten.  Zu  Mottram  hat  man  vor  etwa 
30  Jahren  in  den  Konglomeraten  die  Kupfererze  entdeckt  und  eine  Zeit  lang 
mit  schlechtem  Erfolg  abgebaut.  1896  war  der  Bergbau  wieder  aufgelassen. 
Zu  Alderley  bilden  die  Erze  drei  Lager  im  Sandstein;  die  Gesteinsreihe  ist 
folgende: 

Oberflächenüberdeckung  und  roter  Sandstein    31,0  m. 

3.  Lager 5,5    „ 

Koter  toniger  Sandstein 3,6    „ 

2.  Lager 5j5    n 

Blauer  toniger  Sandstein ^fi    n 

1.  Lager 20,1    „ 

67,5  m. 


')  Siehe  auch  Kohl  er,  Adsorptionsprozesse  als  Faktoren  der  LagerBtättenbildung 
und  Lithogenesifl;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1903,  49—59. 

')  Dabei  bleibt  es  aber  noch  höchst  fraglich,  ob  der  vorhandene  Kaolin  wirklich 
so  große  Bleisalzmassen  zurückgehalten  haben  kann. 

»)  Phillips  und  Loui 8,  Ore  deposits,  1896,  266—269,  Lit. 
Stelzner-Bergeat,  Erzlagerst&tten.  28 


434  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Das  1.  Lager  ist  bis  zn  600  m  im  Fallen  abgebaut  worden.    Die  Erze 
waren  blaue  und  grüne  Kapferkarbonate,  etwas  Weißbleierz,  seltener  Bleiglanz, 
Pyromorphit  und  Vanadinit  und  enthielten  Eisen,  Mangan  und  Kobalt,   sowie 
etwas   Schwerspat.     Das   3.  Lager  war   überhaupt   nicht   abbauwürdig.     Der 
Eupfergehalt  verlor  sich  an  der  hangenden  und  liegenden  Grenze  der  Lager 
ziemlich  rasch  und  betrug  auch  in  den  abbauwürdigen  Zonen  nur  1,4  ^/q.    Das 
Erz    wurde    durch   Auslaugung   zugute   gemacht   und   lieferte   bis   1877   gute 
Erträgnisse.     Es   scheinen   mehr   äußerliche   Gründe   als   eine  Verarmung   der 
Lagerstätte  die  Ursache  gewesen  zu  sein,  derenthalben  der  Bergbau  von  Alderley 
in  dem  gleichen  Jahre  zum  Erliegen  kam. 

Auch  hier  machte  man  die  Beobachtung,  daß  das  Weißbleierz  im  allgemeinen 
an  andere  Gesteinszonen  gebunden  war  als  die  Hauptmasse  der  Kupfererze. 

320  engl.  Meilen  südlich  von  Salt  Lake  City  und  nahe  der  Grenze  von 
Arizona  liegen  die  Silbererzlagerstätten  von  Silver  Reef^)  in  Utah.  In 
der  Nachbarschaft  der  Stadt  erheben  sich  im  Umkreis  Berge  von  älteren  und 
jüngeren  Eruptivgesteinen,  während  im  übrigen  weithin,  viele  hundert  Fuß 
mächtig,  vorwaltend  rote  und  weiße  Sandsteine  verbreitet  sind,  denen  triasisches 
Alter  zugeschrieben  wird.  Stellenweise  sind  dieselben  reich  an  Stamm-  und 
Zweigstücken  fossiler  Pflanzen,  im  übrigen  aber  an  Fossilien  arm.  Zwischen 
die  Sandsteine  sind  Schiefertone  eingelagert,  aus  denen  sich  die  schwerer  zer- 
störbaren Sandsteinfelsen  riffartig  erhebeu.  Das  Ausstreichen  der  Schichten  am 
Rande  der  massigen  Gesteine  ist  ein  halbmondförmiges,  das  Einfallen  15 — 35^ 
gegen  die  Umrahmung  der  Bucht.  Drei  Massen  härteren  Sandsteines  treten  als 
rauhe  Felswälle  (reefs)  besonders  deutlich  hervor:  das  White  Reef,  das  Buckeye 
Reef  und  das  Butte  Reef,  von  denen  ersteres  das  Hängendste,  letzteres  das 
Liegendste  ist.  Die  Erze  sind  gebunden  an  die  beiden  ersteren;  sie  sind  durch 
einen  etwa  150  m  mächtigen  Komplex  von  tonigen  Sandsteinen  und  Tonschiefem 
geschieden  und  einander  so  ähnlich,  daß  man  sie  früher  für  die  durch  eine 
Verwerfung  getrennten  Teile  derselben  Masse  hielt,  eine  Ansicht,  die  jetzt  auf- 
gegeben ist. 

Neben  den  Silbererzen  brechen,  allerdings  sehr  untergeordnet,  auch 
karbonatische  Kupfererze  ein.  Gegenstand  des  Bergbaues  bilden  nur  erstere; 
sie  bestehen  über  der  Grundwasserzone  aus  Chlorsilber,  in  den  größeren  Teufen 
aus  Silberglanz  und  gediegen  Silber.  Die  Erze  finden  sich  in  feinster  Verteilung, 
dem  Auge  häufig  nicht  bemerkbar,  vorzugsweise  in  dem  Sandstein.  Nach 
Rothwell  soll  der  letztere  um  so  reicher  sein,  je  weicher  und  rissiger  er  ist; 
auch  der  Tonschiefer  enthält  manchmal  Silbererze,  indes  nur  auf  den  Gleitflächen 
und  Rissen.  Die  Verteilung  des  Erzes  im  Sandstein  ist  eine  ungleichmäßige  in 
reicheren  und  ärmeren  Mitteln.  Solche  können  mehrfach  übereinander  liegen; 
so   erwähnt  Rolcker   das  lokale  Auftreten  von  drei   „shoots",  welche  durch 

^)  Eolcker,  The  silver  aandstone  district  of  Utah;  Trans.  Am.  List.  Min.  Eng., 
IX,  1881,  21—33.  —  Roth  well,  The  silver  sandstone  formation  of  Silver  Reef;  Eng. 
Min.  Joum.,  XXIX,  1880,  25,  48,  79  (Profile).  —  Newberry,  Report  on  the  propertiee 
of  the  Stormont  Silver  Mining  Company;  ebenda  XXX,  1880,  269.  —  Ders.,  The  Silver 
Reef  Minea;  ebenda  XXXI,  1881,  4—5.  —  Jackson,  Mming  and  Scientific  Preß,  XLII, 
1881,  19.  Febr.  und  16.  April.  —  vom  Rath,  Sitzungsber.  d.  niederrh.  Ges.,  1887, 
199—200. 


Die  blei-,  kapfer-  and  silbererzftlhrenden  Sandsteine.  435 

4  bezw.  30  Fuß  unproduktives  Gestein  getrennt  sind.  Auch  eine  Zerteilung 
eines  Mittels  in  mehrere  übereinander  liegende  findet  statt.  Verwerfungen 
spielen  keine  große  Eolle;  manchmal  führen  die  Klüfte  außer  Letten  auch  etwas 
Silbererz. 

Pflanzenreste  sind,  wie  gesagt,  häufig;  ihr  Auftreten  ist  indessen  nach 
Rolcker  keine  Bedingung  für  die  Silberführung  des  Gesteines.  Bald  ist  dasselbe 
reich  an  Pflanzenresten  und  arm  an  Silber  und  umgekehrt;  häufig  sind  die  letzteren 
bis  ins  Innere  hinein  mit  Silbererz  imprägniert.  Die  abbauwürdigen  Mittel  sind 
nach  Rothwell  von  sehr  verschiedenen  Ausdehnungen,  in  der  AVeite  bis  zu 
mehreren  hundert  Fuß,  in  der  Dicke  bis  zu  10 — 14  Fuß  messend.  Die  silber- 
führenden Schichten  sind  (horizontal  gemessen)  30 — 90  Fuß  dick.  Die  Kupfererze 
kommen  meistens  in  gesonderten  Mitteln  vor.  Auch  Selen  ist  in  den  Erzen 
verbreitet.  Der  durchschnittliche  Wert  der  Tonne  Erz  stellte  sich  1880  auf 
80 — 100  Mark,  betrug  aber  stellenweise  auch  150 — 220  Mark.  Der  durch- 
schnittliche Silbergehalt  war  1878  etwa  0,01  ®/o.^)  Die  Lagerstätten  von  Silver 
Eeef  wurden  1877  entdeckt  und  in  Abbau  genommen. 

Über  die  Entstehung  dieser  Lagerstätten  gehen  die  Ansichten  der  ameri- 
kanischen Bergleute  und  Geologen  auseinander.  Die  Erzverteilung  in  denselben 
veranlaßt  die  einen,  nämlich  Eo  Ick  er,  Rothwell  undKemp,^  eine  epigenetische 
Entstehung  anzunehmen.  Durch  die  Klüfte  und  vor  allem  auch  durch  die  Ver- 
werfungsspalten seien  Silberl'ösungen  oder  -Dämpfe  im  Gefolge  von  Gesteins- 
eruptionen emporgedrungen  und  hätten  das  Erz  dort  abgesetzt,  wo  die  physi- 
kalischen und  chemischen  Gesteinseigenschaften  dem  am  günstigsten  gewesen  seien. 
Eine  spätere  Zufuhr  der  Erze  von  unten  her,  und  zwar  im  Zusammenhang  mit 
der  Eruption  der  tertiären  Massengesteine  der  Umgebung,  ist  auch  von  Jackson 
behauptet  worden,  der  allerdings  die  Lagerstätten  nicht  selbst  besucht  hatte. 
Jackson  glaubt,  die  Metalllösnngen  seien  auf  Rissen  emporgedrungen,  die  sich 
später  wieder  geschlossen  hätten,  so  daß  sie  noch  nicht  nachgewiesen  werden 
konnten.  Unzutreffend  ist  jedenfalls  sein  Vergleich  dieser  Lagerstätten  mit  denen 
von  Verespatak  und  ähnlichen  Vorkommnissen  mit  brecciös  zertrümmertem  und 
stockwerkartig  infiltriertem  Nebengestein,  oder  mit  denen  von  Böhmisch  Brod 
und  Mansfeld.  Auch  scheint  der  Zusammenhang  zwischen  Erzabsatz  und 
Eruptionen  doch  noch  sehr  problematisch  zu  sein.  Dagegen  weist  Newberry 
darauf  hin,  daß  der  triasische  Sandstein  in  weitester  Verbreitung  auch  über 
Utah  hinaus  silberführend,  wenn  auch  nicht  abbauwürdig  ist,  und  daß  die  Erz- 
führung durchaus  keine  lokale  Erscheinung  bildet.  Allenthalben  seien  die  Sand- 
steine von  Spalten  und  Sprüngen  durchzogen,  aber  nirgends  ließe  sich  der  Nach- 
weis erbringen,  daß  diese  wirklich  Zuleitungskanäle  für  die  Metallverbindungen 
gewesen  seien.  Jedenfalls  wird  noch  die  Frage  zu  lösen  sein,  wie  weit  die 
heutige  Erzverteilung  in  den  Reefs  eine  primäre  oder  sekundäre  ist.^ 


')  Eng.  Min.  Joum.,  XXIX,  1880,  80. 

^  Ore  deposits,  1900,  334. 

")  Siehe  darüber  auch  Newberry,  Eng.  Min.  Journ.,  XXXI,  1881,  5. 

2  8* 


436  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Enpfererzf Uhrende,  triasische  Sandsteine  gibt  es  im  Nacimiento-Crebirgfe 
des  nordwestlichen  Neu-Mexiko;  Newberry^)  hat  sie  zuerst  beschrieben.  Das 
gegen  3000  m  hohe  Gebirge  besitzt  eine  granitische  Achse,  an  welche  sich  Zonen 
von  Kohlenkalk,  Trias  und  Kreide  mit  mehr  oder  weniger  gestörten  Schichten 
anlegen.  Die  Trias  besteht  aus  roten  und  weißen  Sandsteinen,  aus  Mergeln  und 
Gips;  die  ersteren  zeigen  deutliche  Wellenfurchen  und  enthalten  die  Beste  der 
Cycadeen  Pterozamites  und  Otozamites,  nämlich  Stammstrünke,  Zweige  und 
Blätter,  deren  Gewebe'nach  Newberry  „Partikel  für  Partikel"  in  etwas  silber- 
haltige Sulfide  von  Kupfer  und  Eisen  umgewandelt  sein  soll.  Außerdem  kommt 
das  Kupfererz  auch  in  Konkretionen  und  in  4 — 9  Zoll  dicken,  derben  Lagen 
vor.  Die  vorwaltenden  Kupferverbindungen  sind  Kupferglanz,  Rot-  und  Schwarz- 
kupfererz (Melaconit).  Das  angereicherte  Erz  hat  nach  Cazin  einen  Gehalt  von 
44  ^/q  Kupfer  und  einigen  Unzen  Silber  in  der  Tonne. 

Nach  Newberrys  Auffassung  würde  es  sich  hier  gerade  wie  in  dem 
Silver  Eeef  um  eine  gleichzeitige  Ausfällung  des  Erzes  mit  dem  Absatz  des 
Sediments  handeln. 

*  Bei  der  Frage  nach  der  Entstehung  der  erzführenden  Sandsteine  lag 
stets  die  Annahme  am  nächsten,  daß  diese  Lagerstätten  durch  Imprägnation  von 
Spalten  her  entstanden  seien.  Denn  die  Porosität  des  Gesteines  kann  einer  solchen 
sekundären  Ansiedelung  förderlich  sein,  vorausgesetzt,  daß  sich  in  ihm  auch 
Agentien  finden,  welche  aus  metallführenden  Lösungen  Metall  Verbindungen  nieder- 
schlagen. Ist  schon  die  Möglichkeit  einer  solchen  Imprägnation  zuzugeben,  so 
scheinen  auch  tatsächlich  Beispiele  dafür  bekannt  zu  sein,  daß  in  der  Nähe  von 
echten  Erzgängen  zur  Zeit  der  Gangfüllung  selbst  oder  durch  eine  Übertragung 
sekundärer  Erze  aus  dem  verwitternden  Ausstrich  einer  Lagerstätte  eine  Im- 
prägnation von  Sedimentärgesteinen  stattgefunden  habe. 

Dasjenige  Beispiel,  welches  am  häufigsten  erwähnt  worden  ist,  um  den 
innigen  Zusammenhang  zwischen  der  Bildung  von  Erzlagern  einerseits  und  dem 
Erguß  metallführender,  aus  der  Tiefe  aufsteigender  Lösungen  zu  beweisen,  ist 
die  Gegend  von  Avallon  imMorvan,^  dem  nordöstlichen  Teil  des  französischen 
Zentralplateaus  (Fig.  100).  Das  Grundgebirge  des  Morvan  wird  gebildet  von 
Gneis,  Amphibolit  usw.  und  durchsetzt  von  Granit,  Diorit,  Minette,  Kersantit, 
Porphyriten,  Porphyren  und  Diabas.  Darüber  liegen  stellenweise  paläozoische 
Ablagerungen,  im  allgemeinen  aber  transgredieren  mesozoische  Schichten  über 
dieselben.  Eine  merkwürdige  Beschaifenheit  zeigt  das  Rhät.  Dasselbe  ist  von 
toniger  Beschaffenheit,  indessen  an  vielen  Orten  in  der  Art  weit  ausgebreiteter 
Decken  oder  großer  unregelmäßiger  Massen  oder  Linsen  mit  Chalcedon  durch- 
lagert; die  so  entstehenden  Kieselgesteine  sind  bald  kompakt,  bald  mühlstein- 
artig, bald  jaspisähnlich,  und  führen  stellenweise  Baryt  und  Flußspat,  häufig 
Pyrit,   auch  Bleiglanz,  Eisenglanz,  Malachit  und  Lasur.    Durch  Verwitterung 


^)  Eeport  of  Exploring  Expedition  in  1859  under  Capt.  J.  N.  Macomb,  Washington 
1876.  AuBzugsweifle  mitgeteilt  von  Cazin,  Eng.  Min.  Joum.,  XXX,  1880,  87.  — 
Femer  Newberry,  Eng.  Min.  Jouni.,  XXXI,  1881,  4. 

')  Bonnard,  Sur  la  conatance  des  faits  g^ognostiques  qui  accompagnent  le  gise- 
ment  du  terrain  d'arkose  k  Test  du  plateau  central  de  la  France;  Ann.  d.  Mines  (2), 
IV,  1828,  357 — 439.  —  von  Beust,  Kritische  Beleuchtung  der  Wernerschen  Gang- 
theorie, 1840,  6—21.  —  Michel-L6Yy  et  V61ain,  La  r^union  extraordinaire  de  la 
Soci^t^  g^ologique  de  France  k  Semur  1879;  Bull.  Soc.  g6ol.  (3),  VII,  1879,  Lit  — 
Daubr6e,  Les  eaux  souterraines,  III,  1887,  125—126. 


Die  blei-,  kupfer-  aad  ailbererzfUhrenden  Sandsteine.  437 

des  Nebengesteines  treten  sie  stellenweise  als  steile  Klippen  hervor,  und  die  Stadt 
Avallon  gelbst  liegt  teilweise  auf  solchem  Qnarzit.  In  früherer  Zeit  ist  man 
dem  sUberbaltigen  Bleiglanz  dieser  Lager  nachgegangen,  zeitweise  hat  man  den 
Baryt  and  den  Eisenkies  abgebant.  Derartige  kieselige  Einlagernngen  finden 
sieh  nicht  nur  im  Ehat  (Horizont  der  Ävicala  contorta),  sondern  sie  wiederholen 
sich  im  untersten  Lias,  wo  Ton  and  Ealkbänke  solche  nraschlieflen.  Man  kann 
an  verschiedenen  Punkten  nachweisen,  daß  die  erzführenden  Chalcedonmassen  im 
unmittelbaren  Zusammenhang  stehen  mit  Erzgängen  von  ganz  analoger  Fllllung, 
die  das  Qrundgebirge  durchsetzen.  Die  französischen  Geologen  scheinen  deshalb 
geneigt  zu  sein,  in  jenen  Lagern  von  „quartz  d'^panchement"  Kieselsinter 
(Geyserite)  zu  sehen,  welche  sich  submarin  zar  Rhät-  und  Liaszeit  als  gleich- 
zeitige Bildungen  mit  den  umgebenden  Sedimenten,  also  als  echte  Lager,  um  die 
Äusfluflkanäle  heißer  Quellen,  die  Gangspalten,  gebildet  hätten.  Dieser  Ansicht 
sind  u.  a.  V61ain  und  Daubr£e;  der  erstere  macht  besonders  auf  die  Tatsache 
aufmerksam,  daß  sich  die  Cha  Icedon  führ  an  g  auf  die  genannten  Schichten  be- 
schränke, daß  zwischen  den  Chalcedonbänken  der  Planorbisstufe  mehrere  Lagen 
von  völlig  unveränderten  Tonen  und  Kalken  auftreten  und  daß  gerade  die 
poröseren  Schichten  nicht  chalcedonfülirend  seien,  um  seine  Auffassung  von  einer 
gleiclizeitigen  Bildung  der  kieseligen  Uassen  zu  beweisen.     Ein  hauptsächliches 


¥\s-  100'  ProAl  durch  die  Ebene  von  Etanles  bet  AvalloD.  g  Granit;  Q  QuangSoge  mit  Baryt. 
rinOipat,  Blstgluiz  nnd  die  Über  dem  Granit  liegende,  verkleielte  Rhätbank  mit  nesterweliam 
Anftretec  derBelben  Minerallen;  l— l  LIai;  8 — 9  unterer  nnd  mittlerer  Dogger.  (M Ichel-L  jvf 
nnd  Velaln,  ISTB.)  Der  HBtunnnterscIiled  zwischen  Ann^ot  nnd  der  H5be  dei  nördlichen 
Flateana  betrfigt  IBS  m. 

Vorkommen  der  letzteren  liegt  bei  Chitry,  nordöstlich  von  Corbigny.  Hier  setzen 
im  Oneis  nnd  Granit  mächtige  Gänge  der  barytischen  Bleiformation  auf,  welche 
sich  gewissermaßen  zu  einer  5 — 6  m  dicken,  etwa  1  km  weiten  Decke  von 
grauem  und  schwarzem  Kiesel  ansbreiten,  die  gleichfolls  Baryt,  Flußspat  und 
Blei  glänz  führt. 

Als  zweifelloses  Beispiel  einer  deutlichen  Imprägnation  von  Sandstein  in 
der  Nähe  einer  in  Verwitterung  begriffenen  Lagerstätte  mögen  endlich  die  bereits 
S.  292 — 294  erörterten  Verhältnisse  des  Erzvorkommens  vonChessy  angeführt 
werden.  Unmittelbar  neben  der  Störung,  welche  dort  längs  einer  stark  ver- 
witt«rt«n  Kiesmasse  verläuft,  ist  der  jüngere  Sandstein  besonders  anf  den 
Schichtflächen  intensiv  mit  Kupferkarbonaten  imprägniert,  die  nicht  in  Knotten 
sondern  in  prächtigen  Kristallisationen  auftreten.  Die  Imprägnation szone  ist 
zwar  400  m  lang,  aber  nnr  20  m  breit.    (Siehe  Fußnote  S.  294.) 

Mag  man  —  ob  mit  größerem  Recht,  ist  fraglich  —  in  den  bleiglanz-,  baryt- 
nnd  flußspatftthrenden  Chalcedunlagern  des  Morvan  im  Gegensatz  zu  der  Auf- 
fassung der  französischen  Geologen  jflngere  Ansiedelungen  erblicken,  so  bleiben 
dieselben  doch  deshalb  von  ganz  besonderem  Interesse,  weil  sie  dieselben 
Gangarten  und  Erze  enthalten,  welche  anch  in  den  zuführenden  Gangspalten 
als  echte  Sulfldgünge  zur  Ansiedelung  kamen.  Mit  den  von  jeder  Gangart  freien 
Bleilagern    der    triasischen   Knott«D Sandsteine    haben    sie    nicht    die   geringste 


438  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Ähnlichkeit.  Auch  die  Erze  von  Chessy,  wo  es  sich  doch  offenbar  zweifellos 
um  eine  intensive  Zufuhr  von  Erzlösungen  handelte,  können  mit  den  mit  Kupfer- 
erz imprägnierten  Sandsteinen  von  St.  Avold  nicht  verglichen  werden. 

Hält  man  z.  B.  fQr  die  Enottenerze  in  Lothringen  und  Bheinpreußen  an 
der  Annahme  einer  schichtigen  Natur  angesichts  ihrer  weiten  Verbreitung  und 
ihrer  im  einzelnen  waltenden  Horizontbeständigkeit  fest,  so  wäre  damit  gesagt, 
daß  Erzbildung  und  die  Anhäufung  des  Sandes  zu  gleicher  Zeit  vor  sich  gegangen 
sind.  Der  Buntsandstein  ist  die  Strandablagerung  einer  sehr  seichten  See,  ja 
er  muß  mindestens  teilweise  eine  Dünenbildung  sein.  Daß  die  Erzfühmng  der 
Sandsteine  durch  den  spurenhaften  Metallgehalt  des  normalen  Meerwassers,  der 
durch  irgend  ein  Agens  niedergeschlagen  worden  wäre,  bedingt  sein  könne,  wird 
niemand  behaupten.  Vielmehr  müßte  man  an  Metalllösungen  denken,  welche 
irgend  woher  in  das  Meer  eintraten.  Die  Annahme  blei-  und  kupferreicher, 
an  die  Oberfläche  tretender  Quellen  mag  zunächst  bedenklich  erscheinen,  da  man 
solche  heute  nicht  kennt.  Im  Wesen  würden  sie  sich  aber  nicht  von  deigenigen 
unterscheiden,  welche  man  auch  annehmen  müßte,  wenn  man  an  eine  spätere 
Erzzufuhr  in  die  Sandsteine  glaubt;  denn  soviel  steht  fest,  daß  der  Buntsandstein 
von  Commem  kaum  jemals  tiefer  unter  der  Erdoberfläche  gelegen  hat,  als  unsere 
tiefsten  Schächte  unter  die  letztere  vorgedrungen  sind;  es  müßte  daher  auf  jeden 
Fall  zugegeben  werden,  daß  solche  blei-  und  kupferführende  Quellen  bis  an  die 
Oberfläche  emporzusteigen  vermögen,  und  auch  die  Möglichkeit,  daß  das  seichte 
Triasmeer  mit  Metallverbindungen  lokal  beladen  wurde,  ist  dann  nicht  von  der 
Hand  zu  weisen.  Eine  letzte  Annahme  wäre  die,  daß  die  Erze  von  einem  Fest- 
lande her  dem  Meere  zugeführt  worden  seien.  Daß  tatsächlich  aus  dem  Meere 
verhältnismäßig  bemerkenswerte  Mengen  von  Blei  und  besonders  Zink  zum 
Niederschlag  kommen  können,  beweist  das  weit  verbreitete  Auftreten  von  Blei- 
glanz in  der  Bleiglanzbank  des  Keupers,  oder  desselben  Erzes  und  von  Zinkblende 
in  den  Versteinerungen,  z.  B.  des  norddeutschen  Doggers  oder  in  Toneisen- 
steinen der  unteren  Kreide  usw.  Hierbei  an  eine  Epigenese  zu  denken,  liegt 
kein  Grund  vor. 

Die  Frage  nach  dem  Agens,  welches  aus  den  MetaUlösungen  das  Erz 
niedergeschlagen  hat,  ist  auf  verschiedene  Weise  zu  beantworten,  wenn  man  die 
wahrscheinliche  Annahme  macht,  daß  das  letztere  ursprünglich  als  Sulfid  vor- 
handen war.  Man  könnte  an  den  Schwefelwasserstoff  denken,  der  sich  durch 
Verwesung  von  Eiweiß,  d.  h.  von  Tieren  und  Pflanzen  bildet.  Mit  Vorliebe  hat 
man  ferner  den  in  den  Sandsteinen  vermodernden  Pflanzenresten  eine  reduzierende 
Einwirkung  auf  die  Metallsalze  zugeschrieben,  wozu  allerdings  bemerkt  werden 
muß,  daß  zu  Mechernich  solche  keine  Rolle  gespielt  zu  haben  scheinen.  Neuerdings 
hat  Kohl  er  an  die  Eigenschaft  des  Kaolins  erinnert,  Kupfer-  und  Bleisalze  zu 
adsorbieren;^)  diese  könnten  durch  Schwefelwasserstoff  in  Sulfide  umgewandelt 
worden  sein,  und  die  letzteren  müßten  dann  innerhalb  des  fertigen  Gesteines 
eine  Konzentration  zu  Knotten  erfahren  haben.    Denn  die  Mechemicher  Blei- 


^)  Adsorptionsprozesse  als  Faktoren  der  Lagerstättenbildung  und  Lithogenesis; 
Ztflchr.  f.  prakt.  Geol.,  1903,  49-59. 


Die  knpferftUirenden  Taffe.  489 

glanzknotten  sind  keine  Psendomorphosen,  sondern  bestehen  ans  Würfeln  des 
Bleiglanzes. 

Die    deutschen    Blei-    nnd    Knpferlager    im    Bnntsandstein    können    zu 
^''*-  vulkanischen  Prozessen  nicht  in  Beziehung  gebracht  werden.  * 


irv,— ■ 
.1...  .■ 


6.  Die  kupferfuhrenden  Tuffe. 

^f':  Daß  in  den  submarin  und  besonders  in  flacher  See  abgelagerten  Tuffen 

B>?  Erzabsätze  auftreten  können,  erklärt  sich  zwanglos  aus  der  Tatsache,  dafi  bei 

iiz:.  vulkanischer  Tätigkeit  Metalle,  und  zwar  besonders  Eisen  und  Kupfer,  in  gas- 

i  rr<  förmigen  Verbindungen  gefördert  werden.    Beispiele  sind  die  sehr  gewöhnlichen 

:j  Absätze  von  Eisenglanz,  seltener  von  Magnesioferrit  aus  Fumarolen;  Chlorknpfer, 

L I  welches  sich  später  in  Atakamit  umwandelt,  ist  sehr  verbreitet  als  Sublimations- 

produkt der  Eruptionen  des  Ätnas  oder  des  Vesuvs  und  überzieht  auf  letzterem 
ganze  Lavablöcke  mit  einer  grünen  Kruste.    Auch  der  Covellin  (CuS)  ist  keine 
^r.  seltene  Erscheinung.    Außer  anderen  Chloriden  findet  sich  am  Vesuv  auch  das 

Chlorblei  (Cotunnit,  PbClg),  femer  Realgar,  Auripigment  und  Millerit.^)    In  den 
^y  Sublimationsprodukten  der  ehemaligen  Solfatara  im  Krater  von  Vulcano^  konnte 

|,  V  man  folgende  Metalloide  und  Metalle  nachweisen:  Schwefel,  Selen,  Tellur,  Wismut, 

..:  Arsen,   Silicium,    Bor,    Phosphor,    Stickstoff  (Ammonium),   Fluor,   Chlor,   Jod, 

Natrium,  Kalium,  Lithium,  Bubidium,  Caesium,  Eisen,  Kobalt,  Zink,  Thallium, 
Zinn,  Blei  und  Kupfer.  Absätze  von  Kieselkupfer  finden  sich,  wenn  auch  nur 
in  geringer  Menge,  im  Tuff  von  Lipari  und  auf  Klüften  der  Lava  von  Vulcano. 
Wie  einerseits  ohne  Zweifel  nur  ein  sehr  geringer  Teil  der  durch  die  Fumarolen 
,j  subaerer  Vulkane  geförderten  Stoffe  wirklich  zum  Absatz  gelangt,   so  gewiß 

müssen  dieselben  bei  submariner  Tätigkeit  im  Meerwasser  zurückgehalten  und 
\  unter  günstigen  Bedingungen  niedergeschlagen  werden.    Diese  Betrachtung  ist 

anwendbar  auf  eine  große  Anzahl  der  früher  besprochenen  Kieslager.  Die 
direkten  Beziehungen  zwischen  vulkanischer  Tätigkeit  und  der  Bildung  von 
Erzlagern  scheinen  aber  ganz  besonders  gut  durch  die  Verhältnisse  der  nach- 
stehend beschriebenen,  sehr  jugendlichen  Kupferlagerstätte  bewiesen  zu  werden. 
Es  sind  das  die  tertiären  Boleo-Kupfererzlagerstätten  gegenüber  Guaymas 
'  an  der  Ostküste  von  Niederkattfornien,^  unter  dem  27^/^^  nördl.  Breite  und 

etwa  dem  112^/8*^  westl.  Länge  von  .Greenw.  bei  der  Hafenstadt  Sta.  Kosalia 
gelegen.  Sie  treten  in  einem  rechteckigen  Gebiet  von  10 — 12  km  Länge  und 
5 — 6  km  Breite  auf,  das  von  tertiären  eruptiven  Tuffen  und  anderen  Sedimenten 
gebildet  wird;  diese  lehnen  sich  an  ein  Gebirge  jungeruptiver  Entstehung  an 
und  zeigen  eine  leichte  Neigung  nach  der  Küste  zu.    Die  eruptiven  Bildungen 


^)  J.  Both,  Allgemeine  und  chemische  Geologie,  III,  1893,  282. 

^  Bergeat,  Äolische  Inseln;  Abh.  k.  bayer.  Ak.,  IL  Gl.,  XX,  1.  Abt.,  1899,  193. 

^  Fuchs,  Sur  le  gisement  de  cuivre  du  B0I60;  Bull.  Soc.  g6ol.  d.  France  (3), 
XIII,  1886,  545;  zitiert  von  Fuchs  und  de  Launay.  —  Fuchs  et  de  Launay,  Gites 
min^raux,  II,  349 — 352,  Lit.  —  Saladin,  Notes  sur  les  mines  de  cuivre  du  B0I60; 
Bull,  de  la  Soci6t^  de  Pindustrie  min^rale  (3),  VI,  1892,  5—46.  —  Wegen  der  Mineralogie 
des  Boleo  siehe  die  Referate  über  Arbeiten  von  Mallard,  Cumenge,  Genth  und 
Warren  in  Ztschr.  f.  Krist,  XXII,  579,  XXV,  96,  305,  306,  XXX,  603. 


440  ^ie  schichtigen  Lagerstätten. 

gehören  dem  vulkanischen  Bergmassiv  Las  tres  Virgines   (2000  m)   an;   das 
Innere  der  Halbinsel,  eine  wasserlose  Wüste,  besteht  aas  kristallinen  Schiefem. 

Die  Gesteinsfolge  des  Minendistrikts  wird  in  vier  Stufen  gegliedert: 

1.  Zu  Oberst  Tone,  Gips,  vulkanische  Tuffe,  Sandsteine  und  Konglomerate 
mit  miocänen  (oder  altpliocänen?)  Fossilien.  Ln  nördlichen  Teil  des  Gebietes 
lagert  sich  darüber  eine  Basaltdecke. 

2.  Kupferftihrende  Schichten.  Soweit  dieselben  durch  den  Bergbau  oder 
die  Erosion  in  Schluchten  aufgeschlossen  sind,  lassen  sie  folgende  Eeihenfolge 
erkennen : 

a)  Wenig  mächtiges  Konglomerat  mit  kalkigem  Zement 
und  Kupferspuren. 

b)  Feinkörnige,  gelbliche  oder  rötliche  Tuffe      ....        10 — 30  m. 

c)  1.  Kupfererzschicht wenige  Dezimeter. 

d)  Ein  Konglomerat   von  Phonolith-,   Perlit-,    Obsidian- 

stttcken  und  Feldspatfragmenten 3 — i  m. 

e)  Grauer  oder  lichtlilafarbiger  Tuff bis  50  m. 

f)  2.  Kupfererzschicht 0,2—0,5  m. 

g)  Konglomerat  von  Dacit-  und  „Trachyt" -Brocken    .     .  3  m. 
h)  Tuffschicht,  die  häufig  durch  eine  dünne  rote,  35 — 40  cm 

über  i)  liegende  Lage   (cinta  colorada)  in   zwei  Ab- 
teilungen getrennt  wird 50 — 60  m. 

i)  3.  Kupfererzschicht 0,2 — 3  m. 

k)  Konglomerat 10 — 50  m. 

1)  Tuffe  von  unbekannter  Mächtigkeit, 
m)  4.  Kupfererzschicht. 

n)  Tuffe. 

Unmittelbares  Liegendes  unbekannt. 

3.  Diskordant  unter  den  kupferführenden  Schichten  ruht  ein  brauner 
Dolomit  mit  schlecht  erhaltenen,  unbestimmbaren  Fossilien,  und  unter  diesem 
vulkanisches  Material,  wie  Lapilli,  Sande  und  Lavaströme.  An  gewissen  Stellen 
ist  dieser  Dolomit  stark  imprägniert  mit  Pyrit,  Bleiglanz  und  Kupferkies. 

4.  Jungvulkanische  Gesteine,  wie  Dacite  usw. 

Die  Kupfererze  sind  fast  durchweg  oxydisch;  in  der  Hauptmasse  be- 
stehen sie  aus  „Schwarzkupfererz",  Malachit,  Kupferlasur,  seltener  aus  Rotkupfer- 
erz, gediegen  Kupfer,  Atakamit  und  Kieselkupfer,  ferner  aus  Crednerit  (Mangan- 
kupfererz), ^)  wozu  noch  einige  neue  Mineralfunde  kommen,  nämlich  die  schön 
blauen  Verbindungen  Boleit,  3  (PbCl  (OH)  +  CuCl  (OH))  +  AgGl  (mit  etwa  9  %  Silber, 
14— 150/^,  Kupfer  und  etwa  50  o/^  Blei)  und  der  Cumengeit,  PbCl  (OH) -f  CuCl  (OH) 
(mit  etwa  53  ^/^  Blei  und  17 — 18  ^/^  Kupfer).  Bleiglanz,  Phosgenit,  Weißbleierz 
und  Bleivitriol  finden  sich  in  Begleitung  dieser  letzteren,  und  auch  Kobalt-  und 
Nickelerze  sind   angetroffen  worden.    Die  Lagerart  der  Flöze  ist  ein  gänzlich 

^)  Siehe  auch  Krusch,  Über  eine  Kupfererzlagerstatte  in  Nieder-Kalifomlen ; 
Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1899,  83—86. 


Die  kupferführenden  Tuffe.  441 

zersetzter  Taff,  Jaboncillo  genannt.  In  den  tieferen  Zonen  nehmen  übrigens 
Eapfersnlfide,  wie  Kupferkies,  Kupferglanz  und  Kupferindig  überhand. 

Die  1.  Kupferschicht  ist  arm  an  oxydischen  Kupfererzen  und  hat  daher 
nur  wenig  technische  Bedeutung.  Das  klastische  Material  entstammt  ziemlich 
entfernten  eruptiven  Herden,  und  deshalb  glaubt  Saladin,  daß  auch  der 
TJrsprungsherd  der  Kupferlösungen  ein  entlegener  sein  müsse,  was  durch  den 
geringen  Metallgehalt  der  Schichten  bekräftigt  würde.  Die  2.  Kupferschicht 
ist  zuerst  in  Abbau  genommen  worden.  Sie  ist  eisenarm  und  kieselsäurereich. 
Das  zumeist  karbonatische  Erz  bildet  gern  Kugeln  und  knottenartige  Konkre- 
tionen,^) welche  Durchmesser  von  mehreren  Zentimetern  und  einen  Kupfergehalt 
von  25 — 40®/o  erreichen.  Sie  lassen  sich  leicht  auf  trockenem  Weg  von  der 
Lagerart  trennen.  Das  Erz  ist  in  gewissen  Teilen  dieses  Lagers  besonders  stark 
angereichert,  indessen  durchschnittlich  weniger  reich  als  in  der  3.  Kupferschicht. 
Diese  ist  die  kupferreichste  und  enthält  zugleich  ziemlich  viel  Eisen  und  Mangan; 
sie  bildete  in  letzter  Zeit  hauptsächlich  den  Gegenstand  des  Abbaues.  Die 
Lagerart  ist  plastisch-tonig,  das  Erz  staub-  und  blättchenförmig  durch  dieselbe 
verteilt  und  die  Aufbereitung  daher  ziemlich  schwierig.  Über  das  4.  Erzflöz, 
dessen  Existenz  übrigens  zeitweise  bestritten  worden  ist,  liegen  keine  Mit- 
teilungen vor.  Sehr  bemerkenswert  und  bei  der  Verhüttung  lästig  ist  der 
Kochsalzgehalt  der  Erze. 

Die  Lagerstätte  von  Sta.  Bosalia  wird  für  eine  sedimentäre  gehalten. 
Fuchs  bringt  ihre  Entstehung  mit  den  vulkanischen  Vorgängen  der  Tertiärzeit 
in  Verbindung  und  hält  wiederholte  vulkanische  Schlammergüsse  auf  dem 
sich  senkenden  Boden  der  offenbar  sehr  flachen  See  für  wahrscheinlich.  Nach 
Saladin*  wäre  es  nicht  unmöglich,  daß  die  Erze  schon  von  Anfang  an  wenigstens 
teilweise  oxydische  gewesen  wären;  die  jetzige,  auch  im  3.  Erzflöz  nicht  ganz 
regelmäßige  Erzverteilung  ist  nach  ihm  eine  sekundäre  und  auf  spätere  üm- 
lagerungen  zurückzuführende  Erscheinung. 

Die  Boleo-Erze  wurden  1868  durch  einen  Farmer  entdeckt,  1872  wurden 
die  ersten  Erze  nach  Europa  geliefert  und  längere  Zeit  dort  verhüttet.  Der 
Kupfergehalt  der  verschiffbaren  Erze  mußte  20 — 25^/0  betragen.  Seit  1885  hat 
eine  französische  Gesellschaft  den  Bergbau  in  Händen,  welche  1886  eigene 
Schmelzwerke  an  Ort  und  Stelle  errichtete.  Anfangs  der  90  er  Jahre  des 
vorigen  Jahrhunderts  betrug  der  Gehalt  der  Erze  7 — 10  ^Jq,  die  Gesamtförderung 
1891  76000  t,  die  Kupferproduktion  4176  t.  Im  Jahre  1901  war  der  durch- 
schnittliche Kupfergehalt  3,95^/0,  die  Kupfererzeugung  auf  11000  t,  die  Erz- 
förderung auf  über  275000  t  gestiegen. 

Nach  Fuchs  und  de  Launay^  sollen  die  Kupfererzlagerstätten  von 
Redabeg  und  Akhtala  im  Kaukasus  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  derjenigen  von 
Boleo  zeigen.  Kedabeg  liegt  etwa  60  km  südwestlich  von  Elisabethpol.  Mntter- 
gestein  der  Lagerstätte  ist  nach  Fuchs  und  de  Launay  ein  „Quarzit",  der  im 
Hangenden  in  Sandstein  übergeht  und  Knollen  von  Kupferkies,  stellenweise  auch 
Kristalle  von  Pyrit  und  Blende  umschließt.  Schwarzkupfererz  begleitet  den 
Kupferkies.  Bleiglanz  bildet  mitunter  Nester.  Der  „Quarzit**  enthält  auch  Feld- 
spat,  Glimmer,  Pyroxen  und  Hornblende,  welche  wohl  vulkanischer  Herkunft 


*)  Daher  der  Name  boleo  =  Kegelbahn,  bola  =  die  Kugel. 
')  Gites  minöraux,  H,  345—348,  Lit. 


442  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

sind.  Einer  französischen  Gesellschaft  gehören  die  drei  wenig  bekannten 
Lagerstätten  von  Akhtala,  Allahverdi  und  Tschamlak,  80  km  südlich  von 
Tiflis,  am  Fluß  Chram,  einem  Nebenfluß  der  Kura.  Die  Lager  sind  eingeschaltet 
zwischen  Ströme  von  Dacit,  welche  dem  Araratgebiete  entstammen,  und  führen 
Pyrit,  Blende,  Kupferkies,  Bleiglanz,  Baryt  und  teilweise  Gips  innerhalb  eines 
quarzigen  Gesteines. 

Das  Lager  von  Allahverdi  besitzt  eine  mittlere  Mächtigkeit  von  16  m; 
das  von  Akhtala  läßt  deutlich  zwei  verschiedene  Etagen  unterscheiden:  eine 
untere,  0,50 — 4,50  m  mächtige  mit  Pyrit,  Kupferkies  und  Buntkupfererz  mit 
etwa  12  ®/o  Kupfer,  und  eine  oböre  mit  Bleiglanz,  Blende  und  Kupferkies.  Diese 
letztere  enthält  etwas  Silber;  sie  ist  von  der  unteren  durch  eine  Quarzbank 
getrennt. 

Nach  Fuchs  und  de  Launay  wären  diese  Lagerstätten  durch  Absatz  aus 
heißen  Wässern  entstanden,  welche  sich  zur  Zeit  der  Bildung  des  Nebengesteines 
durch  dasselbe  verbreiteten.  Da  zu  Akhtala  die  Erze  in  verschiedenen  Horizonten 
verschieden  sind,  so  müßten  sich  hintereinander  Lösungen  von  ungleichem  Metall- 
gehalt ergossen  haben.  Die  Erzabsätze  werden  in  genetischen  Zusammenhang 
mit  dem  Erguß  der  tertiären  Eruptivgesteine  gebracht.  Die  syngenetische  Ent- 
stehung dieser  kaukasischen  Lagerstätten  ist  offenbar  noch  recht  zweifelhaft. 

in.  Schichtige  Phosphoritlager. 

*  Der  Phosphorit^)  dient  seit  Jahrzehnten  zur  Darstellung  von  Düngemitteln 
und  wird  zu  diesem  Zwecke  heute  in  großen  Massen  verbraucht.  Durch 
künstliche  Zufuhr  wird  der  durch  die  Vegetation  dem  Boden  entzogene  und  für 
sie  doch  notwendige  Phosphorgehalt  ersetzt  oder  phosphorarmer  Boden  reicher 
gemacht. 

Das  ursprüngliche,  durch  den  pflanzlichen  Stoffwechsel  aufgeschlossene 
Phosphat  ist  offenbar  der  Apatit,  welcher  in  sämtlichen  kristallinen  Gesteinen 
enthalten  ist  und  bei  deren  Verwitterung  in  den  Pflanzenboden  übergeht.  Die 
Asche  des  Weizens  enthält  z.  B.  über  49<>/o  P2O5.  Die  Aufnahme  der  Phosphor- 
säure in  die  Pflanze  wird  durch  das  von  den  Wurzeln  ausgesonderte  zitronensaure 
Ammonium  bewirkt,  welches  das  Phosphat  angreift.  Der  in  der  Natur  vor- 
kommende Apatit  ist  ein  dreibasisches  Salz,  dessen  Aufschließung  durch  die 
Pflanzen  nur  sehr  langsam  vor  sich  gehen  kann;  desgleichen  sind  die  übrigen 
im  Pflanzenboden  vorhandenen  Phosphate  von  Kalk  und  wohl  auch  diejenigen 
des  Eisens  und  der  Tonerde  neutrale  Salze.  Der  Gedanke,  die  natürliche  Ver- 
bindung Ca8(P04)2  in  das  zweibasische  Calciumphosphat  CaHP04  überzuführen, 
wobei  die  Phosphorsäure  der  Aufnahme  durch  die  Pflanzen  zugänglicher  gemacht 
wird,  wurde  um  1840  von  Liebig  angeregt  und  bildet  im  ganzen  die  Grundlage 
der  Superphosphatdarstellung.  Durch  Behandlung  mit  Schwefelsäure  stellt  man 
jetzt  aus  natürlichen  Kalkphosphaten  Gemenge  von  im  Wasser  unlöslichem 
CagCPOJa,  CaHPO^  und  löslichem  CaCH^POJa  dar. 

Der  Apatit,  CaB(P04)8Fl  oder  CagCPOjgCl  mit  40,92—42,26  P^Oß, 
53,80—55,55  CaO   und  6,82  Cl   oder  3,77  Fl  bildet  für  sich  als  reines  Mineral 

^)  Eine  zusammenfassende  Darstellung  der  Pbosphoritycrkommnisse  gibt  Levat, 
!^tude  sur  Pindustrie  des  phosphates  et  des  superphosphates ;  Ann.  d.  min.  (9),  VU,  1895, 
5—260.  —  Siehe  außerdem  Penrose,  Nature  and  origin  of  deposits  of  phosphate  of 
lime.  With  an  introduction  by  N.  S.  Shaler;  Bull.  U.  St.  Geol,  Sur?.,  No.  46,  1888,  Lit. 


Schichtige  Phosphoritlager.  443 

niemals  schichtige  Lager;  manche  Eruptivgesteine  können  ihn  indessen  in  grofier 

Menge,  ja  bis  zur  AbbaawUrdigkeit  führen  (s.  S.  72),   und  epigenetisch  kommt 

er  meist  im  Zusammenhang  mit  Gabbros  oder  ähnlichen  Gesteinen,   z.  B.  in 

Norwegen  und  Kanada,  vor.    Es  sei  femer  daran  erinnert,    dafi  verschiedene 

skandinavische  Eisenerzlagerstätten  sehr  reich  sind  an  Apatit  (z.  B.  Grängesberg 

und   die  Eisenglanz-Magnetitlager  von  Lappland),   doch  steht  die  sedimentäre 

Entstehung  solcher  Vorkommnisse  nicht  fest.    Die  Apatitlagerstätten  besitzen 

für  die  Superphosphatfabrikation  nur  eine  untergeordnete  Bedeutung.    Jedenfalls 

aber  ist  dieses  Phosphat  die  ursprüngliche  Quelle  für  den  Phosphorgehalt  der 

organischen  Wesen,  zunächst  der  Pflanzen  und  der  pflanzenfressenden  Tiere  gewesen 

und  der  Phosphor  durch  das  organische  Leben  sowohl  konzentriert  wie  verbreitet 

worden;  es  steht  fest,   dafi  ein  grofier  Teil  der  im  Mineralreich  anzutreffenden 

Phosphorsäure  erst  nach  dem  Kreislauf  durch  tierische  und  pflanzliche  Organismen 

wieder  dorthin  zurückgekehrt  ist  (z.  B.  im  Wavellit,  Kraurit,  Kakoxen,  Vivianit, 

Struvit,  Pyromorphit,  Libethenit  u.  a.).    Die  pflanzenfressenden  Tiere  sammeln 

den  Phosphor  besonders  in  den  Knochen  und  Zähnen  an.    Die  Meeresbewohner 

aber  vermögen  denselben  aus  dem  Meerwasser  selbst  zu  konzentrieren,  wie  sich 

aus   dem   hohen  Phosphorgehalt   vor   allem   der  Brachiopodenschalen  und  der 

Krebspanzer  ergibt.    So  enthalten  nach  N.  Sahlbom^)  cambrische  Obolusschalen 

50,45  OaO,  1,80  AlgOg  +  Fe^Og,  36,54  PgOj,  2,78  Fl,  die  Schalen  der  rezenten 

Lingula  anatina  80,19  CaO,  23,20  P^O^,  1,52  Fl.    Der  Panzer  des  Flufikrebses 

(Astacus)  enthält  6,1 — 7,02^/o,  der  des  Krebses  Squilla  17,66^/o  phosphorsauren  Kalk, 

und  in  dem  Panzer  des  Paradoxides  Davidis  fand  Hicks  sogar  17 — 20 ^/o  PgOj.*) 

Desgleichen   speichern   die  Foraminiferen,   Eadiolarien,   Pteropoden,  Lammelli- 

branchier,  Schnecken  und  Cephalopoden  mehr  oder  weniger  viel  Phosphorsäure 

in  ihren  Schalen  auf.    Korallen  enthalten  nach  Silliman  0,3 — 2,1  ^/q  Phosphate 

und  Fluoride,    und   in    15   verschiedenen  Seetangen   fand  Forchhammer   im 

Mittel    1,090/0  CagCPO^)^.     Selbstverständlich    mufi   auch   das   Blut   der  Tiere 

Phosphorsäure  führen.    Es  ergibt  sich  daraus,  dafi  dort,  wo  viele  Tiere  ihre 

Fäkalien  hinterlassen  haben  oder  eine  Anhäufang  von  Tierleichen  stattfand,  aach 

eine  Phosphatbildung  eintreten  mufi,  und  dafi  alle  fossilienführenden  Schichten 

mehr   oder   weniger  phosphorhaltig  sein  müssen.     Das  Eisenoxyd  bindet  viel 

Phosphor,  weshalb  ganz  allgemein  die  oberflächlich  gebildeten  Brauneisensteine 

solchen   enthalten   (z.   B.   die   Raseneisensteine).     Den   grofien   Phosphorgehalt 

sämtlicher  schichtiger  Brauneisenerze,   wie  z.  B.   der  Eisenoolithe,  kennt  die 

Technik  schon  lange;  durch  die  Thomasschlacke  wird  derselbe  angespeichert  and 

als  Thomasmehl  wieder  der  Pflanzenwelt  zugeführt.    Der  Phosphorgehalt  mancher 

Eisenerze  ist,  wie  früher  gezeigt  wurde,  nicht  unerheblich  und  steigt  z.  B.  in 

den  Lothringer  Minetten  bis  zu  I^/q;  er  wird  in  den  Thomasschlacken  bis  zu 

mehr  als  20^/0,  ja  sogar  25^/0  konzentriert,  und  jährlich  könnten  die  Eisen- 

^)  Andersson  und  Sahlbom,  Über  den  Fluorgehalt  schwedischer  Phosphorite; 
Bull,  of  the  geol.  Inst,  of  the  University  of  üpsala,  IV,  1900,  79;  Ref  N.  Jahrb.,  1903, 
L  - 195—197  -. 

^  Weitere  Literaturnachweise  siehe  in  der  unten  zu  zitierenden  Arbeit  von 
Kruft,  32—33. 


444  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

htttten  etwa  1  Mill.  Tonnen  solcher  künstlicher  Phosphate  an  die  Landwirtschaft 
ahgehen. 

Ein  Phosphorgehalt  mancher  Gesteine,  besonders  von  Eisenerzen  (z.  6.  za 
Nucic),  wird  erkenntlich  darch  die  Bildung  von  Tonerde-  und  Eisenphosphaten 
anf  Klüften.  Gelegentlichen  Analysen  znfolge  ist  derselbe  in  vielen  Böden  und 
Gesteinen  überraschend  hoch.  Sehr  oft  aber  ist  er  vorzugsweise  in  kugeligen 
oder  unregelmäßig  gestalteten  Konkretionen  enthalten,  welche  den  Namen 
Phosphorit  führen.  Nur  ein  kleiner  Teil  dieser  Knollen  mag  die  häufig  an- 
gewandte Bezeichnung  Koprolithen,  d.  s.  fossile  Exkremente,  zu  Recht  verdienen; 
fast  immer  sind  es  Zusammenballungen,  welche  erst  nach  dem  Absatz  des 
Muttergesteines  statthatten.  Phosphorite  sind  Gemenge  von  kohlensaurem  und 
phosphorsaurem  Kalk  mit  wenig  phosphorsaurer  Magnesia,  Eisen,  Tonerde  und 
schlammigen  oder  sandigen  VerunreiniguDgen.  Das  Kalkphosphat  entspricht  in 
manchen  Vorkommnissen  völlig  der  Zusammensetzung  des  Fluorapatits,  und  z.  T. 
recht  beträchtliche  Fluormengen  sind  in  zahlreichen  Phosphoriten  nachgewiesen 
worden.  Es .  erklärt  sich  das  leicht  aus  den  vorher  angeführten  Analysen  der 
Brachiopodenschalen  und  der  Tatsache,  dafi  auch  die  Knochen  und  Zähne  Fluor 
enthalten.^)  Fluorhaltig  sind  u.  a.  die  Vorkommnisse  im  Auxois,  in  den  Pyrenäen, 
dem  schwedischen  Cambrium,  in  Podolien  und  im  englischen  Tertiär.  Die  Struktur 
und  Größe  der  Konkretionen  wechseln.  Bald  sind  sie  dicht,  von  rauhem  Bruch, 
mitunter  aber  ausgezeichnet  radialstrahlig,  manchmal  auch  konzentrisch  schalig  und 
bei  manchen  Vorkommnissen  innen  mit  lockererdigem  Phosphat  ausgefüllt. 
Häufig  treten  sie  in  fast  mikroskopischen  Körnchen,  gewöhnlich  aber  in  Knollen 
auf,  die  einige  Kilo  wiegen  können.  Als  feine  Einlagerungen  in  mergeligem 
Kalk  können  sie  ganze  Phosphoritbänke  bilden;  solche  bestehen  aber  auch  mit- 
unter aus  innig  miteinander  verwachsenen  Knollen.  Die  Oberfläche  der  letzteren 
ist  häufig  glatt,  dunkelbraun  oder  in  den  Vorkommnissen  des  Paläozoikums 
graphitisch.  Durchwegs  ist  den  Phosphoriten  ein  mitunter  bis  mehrere  Prozent 
betragender  Gehalt  an  organischer  Substanz  eigen  und  gewöhnlich  umschließen 
sie  organische  Reste  und  ahmen  manchmal  deren  Form  nach,  so  daß  man  sie 
zuweilen  selbst  für  Versteinerungen  gehalten  hat.  Stickstoff  und  Jod  sind 
gelegentlich  nachgewiesen  worden.  Der  Gehalt  an  phosphorsaurem  Kalk  und 
damit  die  Härte  und  das  Gewicht  schwanken  sehr;  hohe  Eisen-  und  Tonerde- 
gehalte sind  der  technischen  Verwertung  abträglich.  Sehr  oft  ist  der  Phosphor- 
gehalt der  Konkretionen  in  den  äußeren  Partien  der  Knollen  höher  als  im  Kern. 
Es  mag  wohl  mit  der  Art  der  Verteilung  der  einzelnen  Bestandteile  in  den 
Phosphoriten  zusammenhängen,  daß  gewisse  sogar  im  natürlichen  Zustande  ohne 
weiteres  als  Düngemittel  verwendet  werden  können;  die  weniger  dichten 
Varietäten  werden  wohl  durch  die  Pflanzen  leichter  aufgeschlossen  als  die  dichten 
oder  gar  kristallinen. 


')  Nach  Carnot  enthalten  die  Ascben  der  £jiochen  verschiedener  rezenter  Wirbel- 
tiere zwischen  37  und  42<»/o  PhoBphorsäure  und  etwa  0,25  ®/o  Fluor  (Recherches  siir  la 
composition  g^n^rale  et  la  teneur  en  fluor  des  os  modernes  et  des  ob  fossiles  des 
diffßrents  ages;  Ann.  d.  min.  (9),  UI,  1893,  155—195. 


Schichtige  Phosphoritlager.  445 

Phosphorite  finden  sich  in  Ablageiimgen  aller  Formationen  und  der  ver- 
schiedensten Art;  sie  treten  auf  in  Tonschiefern,  Kieselschiefern,  Alaunschiefern, 
Kalken,  Mergeln,  Tonen  und  Sandsteinen.  Man  wird  im  allgemeinen  behaupten 
dürfen,  daß  sie  in  Ablagerungen  wenig  tiefer  See  anzutreffen  sind,  und  ein  sehr 
großer  Teil  der  Vorkommnisse  ist  geradezu  an  Strandbildungen  und  Ablagerungen 
des  transgredierenden  Meeres  gebunden.  In  letzterer  Weise  treten  sie  oft  unter 
Verhältnissen  auf,  die  es  schwierig  machen,  zu  entscheiden,  ob  ihre  Bildung  an 
Ort  und  Stelle  stattgefunden  hat  oder  ob  sie  aus  älteren  Schichten  heraus- 
geschwemmt wurden  und  sich  auf  sekundärer  Lagerstätte  befinden.  In  solchen 
Fällen  sind  sie  dann  gern  von  abgerollten  Fossilien  älterer  Formationen  und 
von  massenhaften  Resten  von  Wirbeltieren  begleitet.  Merkwürdigerweise  sind 
die  phosphoritführenden  Sandsteine  gern  glaukonitisch. 

Der  nachstehende  Überblick  befaßt  sich  nur  mit  solchen  Lagern  von 
Phosphorit,  in  welchen  der  letztere  in  dem  Muttergestein  selbst  entstanden  ist. 
Eine  große  Menge  von  wichtigen  Lagerstätten  gehört  nicht  hierher,  wie  z.  B. 
diejenigen  von  Nordcarolina.  Alabama  und  Florida,  welche  unter  den  Seifen 
besprochen  werden  müssen,  oder  diejenigen  in  der  oberen  Kreide  von  Nordwest- 
frankreich und  Belgien,  welche  eluvial  und  metasomatisch  sind,  oder  die  meta- 
somatischen Phosphoritvorkommnisse  von  Nassau,  die  gangförmigen  von  Norwegen. 
Dabei  ist  allerdings  zu  bemerken,  daß  sich  gerade  zwischen  eluvialen,  alluvialen 
und  schichtigen  Vorkommnissen  nicht  immer  scharfe  Grenzen  ziehen  lassen. 

Was  die  Herkunft  des  Phosphors  in  den  Phosphoritlagern  betrifft,  so  kann 
dieselbe  insofern  nicht  rätselhaft  sein,  als  sie  ganz  bestimmt  auf  die  in  ihnen 
enthaltenen  Tierreste  zurückzuführen  ist.  Sehr  häufig,  aber  nicht  immer  sind 
diese,  wenn  sie  von  Phosphorit  umschlossen  werden,  selbst  in  solchen  umgewandelt 
oder  damit  angereichert.  Es  hat  also  ein  Austausch  von  Phosphorsäure  gegen 
Kohlensäure  in  denselben  stattgefunden,  der  vor  sich  gehen  mußte,  sobald  lösliche 
phosphorsaure  Salze  auf  den  kohlensauren  Kalk  einwirkten.  Die  zweifellose 
sekundäre  Anreicherung  des  Phosphats  in  solchen  Fossilien  und  femer  der 
Umstand,  daß  die  Phosphoritkugeln  recht  oft  im  Innern  phosphorärmer  sind  als 
in  den  peripheren  Partien,  ja  daß  sie  innen  mitunter  sogar  aus  Kalkspat  be- 
stehen, hat  manche  zu  der  Vermutung  geführt,  daß  jene  Knollen  früher  über- 
haupt aus  kohlensaurem  Kalk  bestanden  hätten  und  demgemäß  Pseudomorphosen 
seien.  In  manchen  Fällen  mag  diese  schon  1871  von  Schwackhöfer  geäußerte 
Anschauung  zutreffen,  denn  die  Umwandlung  von  Kalkstein  in  Phosphorit  unter 
dem  Einfiuß  verwesender  tierischer  Exkremente  läßt  sich  noch  heute  an  vielen 
von  Guano  überlagerten  Korallenfelsen  beobachten.  Vor  allem  dürfte  hierbei 
als  Träger  der  Phosphorsäure  das  phosphorsaure  Ammonium  beteiligt  sein, 
welches  sich  bei  der  Verwesung  bildet.  So  nimmt  z.  B.  Gredner  an,  daß  das 
bei  der  Fäulnis  von  Fischen  entstehende  kohlensaure  Ammonium  die  Knochen 
derselben  zerstöre  und  dabei  durch  Umsetzung  der  Säuren  in  das  Phosphat 
übergehe.  Damit  würde  etwa  übereinstimmen,  daß  die  Challenger-Tiefsee- 
expedition  aus  über  2000  Faden  Tiefe  im  Stillen  Ozean  enorme  Anhäufungen 
von  Haifischzähnen  nachgewiesen  hat,  deren  Email  noch  erhalten  war,  während 
das  Dentin  eine  Auflösung  erfahren  hatte.    Wären  aber  alle  Phosphoritknollen 


446  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Pseudomorphosen  nach  Kalkknauem,  dann  müfiten  diese  in  nicht  phosphat- 
führenden  Schichten  eine  sehr  viel  größere  Verbreitung  besitzen,  als  tatsächlich 
der  Fall  ist,  nnd  das  Auftreten  von  Phosphoritknollen  in  Kalksteinen  selbst 
wäre  schwer  verständlich.  Man  wird  also  die  größte  Menge  der  Vorkommnisse 
für  eigentliche  primäre  Konkretionen  von  phosphorsaurem  Kalk  halten  müssen, 
die  sich  in  ähnlicher  Weise  durch  Substanzwanderung  in  durchlässigem  Material 
gebildet  haben,  wie  z.  B.  Brauneisensteingeoden,  Lößkindel,  Sphärosiderite, 
Schwerspatknollen  usw.  * 

Phosphorite  sind  verbreitet  in  verschiedenen  Stufen  des  skandinavischen 
Cambriums.  So  enthalten  die  „grünen  Schiefer^  der  untercambrischen  Olenellus- 
Schichten  auf  Bornholm  hühnereigroße  phosphoritische  Konkretionen,  die  durch- 
wachsen sind  mit  Glaukonit,  Quarzkörnern,  Feldspatfragmenten  und  Muskovit- 
blättchen.  Das  Mnttergestein  derselben  ist  ein  dunkelgrauer  Sandstein;  der 
Phosphorgehalt  rührt  wahrscheinlich  von  Brachiopoden-  und  Trilobitenschalen 
her.  ^)  Phosphoritkonkretionen  sind  auch  im  Untercambrium  Schwedens  bekannt 
und  z.  B.  von  Andersson  und  Sahlbom  genauer  studiert  worden;  die  letzteren 
haben  mehrfach  einen  bis  gegen  3,5  ^/q  betragenden  Fluorgehalt  in  denselben 
nachgewiesen.^  In  Wales  sind  nach  Hicks  fast  alle  Schichten  des  Unter-  und 
Mittelcambriums  etwas  phosphoritführend;  kalkige  Paradoxides-Schiefer  von 
Nordwales  enthalten  u.  a.  zahlreiche  kleine  schwarze  Phosphoritkugeln  mit  über 
42  ^/o  phosphorsaurem  Kalk,  während  das  Gestein  selbst  bis  zu  3^/o  P2O5  führt.  ^ 
Auch  in  den  glaukonitischen  Sandsteinen  des  Cambriums  von  Neubraunschweig 
treten  nach  Matthew^)  Phosphoritknollen  auf. 

Über  das  Vorkommen  von  Phosphorit  im  Obersilur  des  Vogtlands  hat 
Kruft^)  ausführlich  berichtet.  In  den  Kiesel-  nnd  Alaunschiefern  sind  die 
Knollen  ungleichmäßig  verteilt  und  enthalten  stets  Versteinerungen,  deren  Schale 
selbst  zu  Phosphorit  geworden  ist.  Kruft  hat  nachgewiesen,  daß  die  an 
Phosphoritknollen  reichen  Gesteine  selbst  phosphorarm  sind,  während  die  an 
Knollen  armen  Schiefer  stets  einen  bis  zu  1^/q  betragenden  Gehalt  an  P2O5 
besitzen.  Daraus  schließt  er,  daß  die  Phosphorite  durch  eine  Zusammenballung 
des  in  den  Gesteinen  von  Anfang  an  vorhandenen  Phosphats  entstanden  sind. 
Das  letztere  entstammt  den  tierischen  Besten.  Die  Zusammensetzung  der 
Knollen  weist  in  der  Hauptsache  Ca8(P04)2  und  Mgg  (P04)2,  phosphorsaure  Ton- 
erde und  Eisen,  daneben  CaCO^,  Kieselsäure,  Bitumen,  Kali,  Natron,  selten 
etwas  Fluor  und  merkwürdigerweise  auch  etwas  Jod  auf.  Das  vogtländische 
Vorkommen  ist  bisher  nur  von  wissenschaftlichem  Interesse. 


*)  Deecke,  Die  phosphoritführenden  Schichten  Bomholms;  Mitt.  naturw.  Ver.  f. 
Neu-Vorpomm.  u.  Rügen,  XXIX,  1897;  Ref.  N.  Jahrb.,  1899,  11,  -67—68-. 

^)  Andersson  und  Sahlbom,  Über  den  Fluorgehalt  schwedischer  Phosphorite; 
Bull,  of  the  geol.  Instit.  of  the  University  of  üpsala,  IV,  1900,  79;  Ref.  ebenda  1903, 
I,  —  195—197  — .  —  Holst,  Beskrifning  tili  Kartbladet  Simrishamn;  Sver.  Geol.  Unders. 
Ser.  Aa,  CIX;  Ref.  ebenda  1897,  II,  -304— 306 -. 

^  On  the  occurrence  of  phosphates  in  the  cambrian  rocks;  Quart.  Joum.  Geol. 
Soc,  XXXI,  1875,  368—376.  Weitere  Beispiele  aus  dem  europäischen  Paläozoikum 
siehe  in  Krufts  uuten  zitiertem  Aufsatz,  1.  c.  52—64. 

*)  On  the  phosphate  nodules  from  the  Cambrian  of  southem  New  Brunswick; 
Transact.  New  York  Acad.  Science,  XII,  1893,  108—120;  zitiert  von  Hayes. 

^)  Die  Phosphoritführung  des  vogtländischen  Obersilur  und  die  Verbreitung  des 
Phosphorits  im  Altpaläozoicum  Europas;  N.  Jahrb.,  XV.  Beil.-Bd.,  1902,  1—65. 


Schichtige  Phosphoritlager.  447 

Phosphoritkageln  finden  sich  in  grofier  Menge  über  ein  weites  Gebiet  in 
Rassisch  Podolien;^)  ihre  ursprüngliche  Lagerstätte  gehört  dem  Silur  an  und 
aus  diesem  sind  sie  unter  Anreicherung  auf  dem  Wege  natürlicher  Aufbereitung 
in  das  Cenoman  gelangt.  Ihr  primäres  Vorkommen  ist  ohne  technische  Be- 
deutung, mag  aber  doch  hier  besprochen  werden.  Das  Muttergestein  des 
Phosphorits  in  Podolien  ist  ein  grauschwarzer  bis  grünlicher,  dünnschieferiger 
Tonschiefer,  aus  dem  die  Kugeln  leicht  auswittern,  weshalb  sie  dann  auf 
sekundärer  Lagerstätte  vielfach  in  den  Flußbetten  angetroffen  werden.  Ihre 
Hauptverbreitung  besitzen  sie  im  Gebiet  des  Dniester,  besonders  zwischen 
St.  Uszica  und  Mohilew.  Der  podolische  Phosphorit  bildet  Konkretionen  von 
der  Größe  einer  Flintenkugel  bis  zu  Kopfgröße;  diese  sind  glatt,  schwärzlich- 
grau bis  braun  und  zeigen  ein  ausgezeichnetes  radialfaseriges  Gefüge  und  oft 
im  Innern  sternförmige,  vom  Mittelpunkt  ausgehende,  nach  der  Oberfläche  zu 
sich  verlierende  Bisse,  welche  mit  lockerem  erdigen  Material,  mit  Kalkspat  oder 
verschiedenen  Sulfiden  ausgefüllt  sind.  Die  Analysen  Seh wackhö fers  ergeben, 
daß  die  Konkretionen  zum  größten  Teile  aus  Apatit  bestehen,  indem  sie  bis  zu 
8,5^/0  Fluor  enthalten,  daß  dagegen  der  das  Muttergestein  bildende  Tonschiefer 
nur  arm  an  Phosphorsäure  ist.  Jod  war  nicht  nachzuweisen.  Schwackhöfer 
glaubte,  daß  die  Phosphoritkonkretionen  Pseudomorphosen  nach  Kalkkugeln  seien. 

Nach  Davies^  tritt  eine  Phosphoritbank  zwischen  dem  silurischen  Balakalk 
und  den  hangenden  kalkig-sandigen  Schiefern  in  der  Gegend  von  Berwyn  und 
a.  a.  0.  in  Merionetshire  (Nordwales)  auf.  Sie  ist  0,5 — 1  m  mächtig,  meistens 
stark  graphithaltig  und  enthält  massenhaft  glatte,  schwarze  Phosphoritknollen 
und  viel  Pyrit.  Die  Verbreitung  dieses  Vorkommens  soll  über  200  qkm  sein. 
Die  Phosphoritbank  umschließt  zahlreiche  organische  Beste,  wie  Orthoceras, 
Orthis,  Lingula.  Ihr  Durchschnittsgehalt  an  Ca8(P04)2  ist  46  ^/q,  derjenige  der 
Knollen  bis  zu  64  ^/q.  Auch  der  liegende  Kalkstein  ist  etwas  phosphorithaltig. 
Nach  Shaler^  treten  im  silurischen  Gincinati-Kalk  in  Kentucky  wirkliche 
Bänke  von  hochgradigem  Phosphorit  auf.  Besonders  reich  ist  eine  im  Lafayette 
County  vorkommende  15 — 30  cm  dicke  Lage  von  zerreiblicher  Beschaffenheit 
und  graublauer  Farbe  mit  32  ^/^  P2O5.  Dieselbe  enthält  zahlreiche  Tierreste, 
welche  die  Phosphorsäure  geliefert  haben. 

Devonische  Phosphorite  von  technischer  Bedeutung  finden  sich  in  den 
Pyrenäen  und  in  den  amerikanischen  Staaten  Tennessee  und  Arkansas. 


^)  Alth,  Über  Phosphatkugeln  aus  Ereideschichten  in  Bussisch-Podolien ;  Jahrb. 
k.  k.  geol.  Reichfl-Anst.,  XIX,  1869,  69—74,  Lit.  —  Schwackhöfer,  Über  die 
Phosphorit-Einlagerungen  an  den  Üfem  des  Dniester  in  ruBsisch  und  österreichisch 
Podolien  und  in  der  Bukowina;  ebenda  XXI,  1871,  211—230.  —  v.  Gutzeit,  Zur 
Geschichte  der  Forschungen  über  die  Phosphorite  des  mittleren  Rußland;  Deukschr. 
Ges.  f.  Gesch.  u.  Altert.-Kunde  d.  Ostseepr.,  1870.  Siehe  Verh.  k.  k.  geol.  Reichs-Anst., 
1871,  11.  —  V.  Dunikowski,  Geologische  Verhältnisse  der  Dniestenifer  in  Podolien; 
Verh.  k.  k.  geol.  Reichs-Anst.,  XXXI,  1881,  82—83.  —  Ders.,  Geologische  Untersuchungen 
in  Russiflch-Podolien;  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.,  XXXVI,  1884,  41—67.  —  Prendel, 
Bericht  über  die  Resultate  einer  im  Sommer  1877  ausgeführten  Excursion  in  das  Gouv. 
Podolien;  Mem.  d.  neuruss.  Ges.  der  Naturf.  Odessa,  1878,  V;  Ref.  N.  Jahrb.,  1879, 
419;  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XXXIX,  1880,  148. 

■)  The  Phosphorite  deposits  of  North  Wales;  Quart.  Joum.  Geol.  Soc,  XXXI, 
1875,  357.  —  Pen  rose,  Nature  and  origin  of  deposits  of  phosphate  of  lime;  U.  St. 
Geol.  Surv.  Bull.,  46,  1888,  80—84. 

■)  Zitiert  von  Penrose  nach  Geol.  Surv.  of  Kentucky,  New  Series,  IV,  1878,  65. 


448  I)ie  schichtigen  Lagerstätten. 

Die  oherdevonischen  Phosphoritlager  der  Pyrenfien  sind  von  Levat^)  unter- 
sucht und  beschrieben  worden.  In  wechselnder  Entwickelung  sind  dieselben 
verbreitet  an  zahlreichen  Punkten  der  Departements  Basses-Pyr^n^es,  Ariege, 
Haute-Graronne,  Aude  und  Tarn  und  dürften  nach  Levat  für  die  phosphorarmen 
Ackerböden  des  südlichsten  Frankreich  von  Bedeutung  werden.  Wegen  ihres 
Aussehens  sind  die  Phosphoritlager  früher  besonders  häufig  mit  den  kohligen 
Schiefern  des  dortigen  Silur,  ja  sogar  mit  Anthracit  verwechselt  worden;  sie 
sind  schwarz,  schieferig  oder  blätterig,  glänzend  und  färben  stark  ab  und  be- 
sitzen bei  höherem  Kieselsäuregehalt  die  Eigenschaften  eines  Kieselschiefers. 
Als  solcher  enthalten  sie  mitunter  flache,  1,5 — 2  cm  dicke  und  bis  zu  10  cm 
lange  Ellipsoide  von  Phosphorit,  die  sich  durch  ihre  lichtere  Farbe  von  dem 
schwarzen  Gestein  abheben.  Die  Hauptmasse  des  Phosphorits  ist  indessen  in 
nufi-  bis  faustgroßen,  ja  0,5  m  messenden,  glänzenden  Konkretionen  von  rundlicher 
Gestalt  gegeben,  welche  in  dem  schwarzen  Schiefer  (dem  „schwarzen  Phosphorit") 
eingebettet  liegen,  häufig  im  Innern  Fossilien  oder  Pyritkristalle  umschließen 
und  einen  konzentrisch-schaligen  Bau  zeigen.  Dieselben  können  ein  Drittel  bis 
zur  Hälfte  der  Lagerstätte  ausmachen.  Während  das  Gestein  selbst  bis  zu 
170/0  P2O5  enthält,  beträgt  der  Gehalt  der  Konkretionen  28— 35,5  ^/^  (gleich 
etwa  61 — 77°/o  Ca8(P04)2).  Dabei  sind  die  an  Phosphoritkugeln  ärmeren  Gesteine 
phosphorärmer  als  die  an  Konkretionen  reichen. 

Die  chemische  Zusammensetzung  der  Kugeln  ist  folgende: 

I.  IL 

P2O5 30,52  81,98 

SiOa  und  Gangart.     .     .  13,85  12,80 

CaO 40,10  42,12 

MgO     .......  0,25                       0,18 

AlaOg  +  Fe^Og  ....  4,10                       3,25 

Fl 2,70                       2,81 

H2O  und  Organisches  8,36 6,52 

99,88  99,66 

Die  Größe  des  Fluorgehaltes  berechtigt  zu  der  Annahme,  daß  das  Calcium- 
phosphat  als  Apatit  vorhanden  ist.  In  den  schwarzen  Phosphoriten  ist  bis  zu 
30^/0  organische  Substanz  und  etwa  0,5^/0  Stickstoff  enthalten. 

Der  schwarze  Phosphorit  bildet  Auflagerungen  auf  dem  als  Griotte  be- 
zeichneten oberdevonischen  Kalkstein  (mit  Spirifer  Verneuili),  welcher  in  den 
östlichen  Pyrenäen  große  Verbreitung  hat;  ersterer  erreicht  Mächtigkeiten  von 
8  bis  über  12  m  und  wird  überlagert  von  permo-carbonischen  Schiefem.  Ein 
solches  Phosphoritlager  ist  u.  a.  in  unmittelbarer  Nähe  der  in  der  Griotte 
auftretenden  metasomatischen  Manganerzlager  von  Las  Cabessas  angefahren 
worden. 


^)  Memoire  sur  loa  phosphates  noirs  des  Pyr^n^es;  Ann.  d.  mines  (9),  XV,  1899, 
5—100;  Kef.  Ztschr.  f.  pr.  Geol.,  1900,  224.  —  Ders.,  Sur  les  phosphates  noirs  des 
Pyr^nees;  Compt.  Rend.,  CXXVII,  1898,  834-836;  Ref.  N.  Jahrb.,  1901,  H,  -  73—74  -. 


Schichtige  Phosphoritlager.  449 

Die  Entdeckung  reicher  Phosphoritlager  im  mittleren  Teil  von  Tennessee^) 
föUt  in  das  Jahr  1893.  Solche  finden  sich  unter  ganz  ähnlichen  Verhältnissen 
auch  in  den  benachbarten  Staaten  Georgia,  Alabama  und  Arkansas  wieder, 
haben  dort  aber  bisher  keine  größere  Bedeutung.  Die  Schicht^nfolge,  als  deren 
Glied  das  phosphoritfUhrende  Devon  auftritt,  ist  folgende: 

Eohlenkalk. 

Devon:  Grünsand  mit  Phosphoritkugeln    .     .  0,20 — 0,35  m. 

Kohliger,  schwarzer  Schiefer    .     .     .  0 — 1,80  „ 

Geschichteter,  schwarzer  Phosphorit .  0 — 1,20  ^ 

Grauer  Sandstein 0—1,80  „ 

Silurkalk. 

Die  Gesamtmächtigkeit  des  Devons  beträgt  nur  3 — 3,6  m.  Der  das 
Phosphoritlager  bedeckende  schwarze  Chattanooga- Schiefer  erinnert  sehr  an 
Cannel-Kohle  und  ist  auch  manchmal  dafür  gehalten  worden.  Im  übrigen  ist 
er  außerordentlich  reich  an  Pyrit.  Die  im  Grünsand  auftretenden  schwarzen 
Konkretionen  sind  glatte,  annähernd  kugelförmige  Knollen  von  geringer  Größe 
oder  unregelmäßige  flache  Ellipsoide,  bis  zu  60  cm  lang  und  etwa  ein  Drittel  so 
dick.  Solche  Phosphate  finden  sich  stellenweise  auch  im  schwarzen  Schiefer  und 
in  dem  geschichteten  Phosphorit;  sie  enthalten  60 — 70 ^/q  CagCPOJj,  werden  aber 
nur  zusammen  mit  dem  letzteren  abgebaut.  Dieser  tritt  in  verschiedener  Struktur 
auf.  Der  „oolithische"  Phosphorit  ist  meistens  bläulich -schwarz  oder  bei 
Anwesenheit  von  weniger  organischer  Substanz  lichtgrau,  besteht  aus  glatten 
Kügelchen  von  Phosphorit  und  gerundeten  Bruchstücken  von  Fossilien  (Muscheln 
und  Korallen),  die  teilweise  in  Phosphorit  umgewandelt,  teilweise  aber  auch  nur 
mit  solchem  ausgefüllt  sind;  sie  liegen  in  einer  phosphoritischen  Grundmasse. 
Er  enthält  viel  Schwefelkies.  Der  kompakte  Phosphorit  unterscheidet  sich  von 
dem  vorigen  durch  den  Mangel  einer  Grundmasse.  Beide  Arten  enthalten  über 
70  ^Iq  Cag  (PO^)^.  Sie  werden  häufig  ersetzt  durch  einen  Sandstein  oder  Konglo- 
merate, in  welchen  gerundete  Phosphoritkömehen  neben  Körnern  und  Gerollen 
von  Quarz  auftreten.  Eine  schieferige  Abart  des  Gesteines  spaltet  in  dünnste 
Platten  und  besteht  aus  Qnarzkömem,  die  in  einer  kohlig-phosphatischen  Grund- 
masse eingebettet  sind ;  dieses  Gestein  enthält  große  Mengen  von  Lingulaschalen. 
Nach  Hayes  hätte  die  Bildung  der  Tennessee-Phosphorite  in  einem  seichten 
Meere  stattgefunden,  in  welchem  bei  sehr  geringer  Sedimentablagerung  ein  reiches 
tierisches  Leben  herrschte.  Besonders  die  devonische  Fischwelt  dürfte  bei  der 
Verwesung  reichliches  Phosphat  angehäuft  haben,  das  z.  T.  die  Kalkschalen  der 
Muscheln  und  Korallen  umwandelte,  z.  T.  sich  als  Schlamm  über  dem  Meeres- 
boden ausgebreitet  haben  soll. 


1)  Hayes,  The  Tennessee  phosphates;  XVII.  Ann.  Rep.  U.  St.  Qeol.  Survey, 
1895-1896,  Part  II,  513—550.  —  Ders.,  The  Tennessee  phosphates;  XVI.  Ann.  Rep., 
1895,  Part  IV,  610 — 630.  —  Meadows  and  Brown,  The  phosphates  of  Tennessee; 
Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXIV,  1894,  582—594.  —  Safford,  The  phosphate 
beds  of  Tennessee;  Eng.  Min.  Joum.,  LVII,  1894,  366.  —  Branner,  The  phosphate 
deposits  of  Arkansas;  Transact.  Am.  Inst.  Min.  Eng.,  XXVI,  1896,  580—598. 
Stelzner-Bergeat,  Erzlagerstätten.  29 


450  Die  schichtigeii  Lagerstätten. 

Die  soeben  beschriebenen  schichtigen  Phosphoritlager  von  Tennessee  finden 
sich  besonders  in  den  Counties  Perry,  Lewis,  Maory  and  Hickman  im  Gebiet 
des  Tennessee-  und  Duck-Flusses.  Im  Perry-County  kommt  daneben  noch  eine 
andere  Art  von  Phosphorit,  das  white  phosphate,  vor;  das  Mineral  tritt  hier 
als  Bindemittel  in  Gras  and  Breccien  oder,  wenn  die  letzteren  aus  Kalk  bestanden 
und  dieser  durch  Auslaugung  entfernt  wurde,  in  dem  tonigen  Verwitterungs- 
rttckstand  auf;  endlich  scheint  es  noch  metasomatische  Masseti  in  Kalkstein  zu 
bilden,  i) 

Tennessee  liefert  Phosphorit  seit  1894.  Damals  betrug  die  Produktion 
19200  t,  um  1902  war  sie  400—450000  t,  d.  i.  mehr  als  ein  Viertel  der 
gesamten  amerikanischen  Erzeagung  (ca.  1500000  t). 

Das  Vorkommen  von  Phosphoritknollen  im  süddeutschen  Jura  hat  schon 
GUmbeP)  im  Jahre  1864  beschrieben.  Besonders  im  mittleren  Lias  der  GFegend 
von  Bamberg  finden  sie  sich  massenhaft  und  werden  bis  7  cm  lang  und  8  cm 
dick.  Sie  umschließen  gern  Ammonitenschalen,  und  auch  viele  Steinkeme  be- 
stehen aus  Phosphorit,  der  bis  zu  40  ^/^  PgOj  enthalten  kann.  Die  Verbreitung 
der  Knollen  beginnt  im  übrigen  im  unteren  Lias  und  reicht  bis  zum  unteren 
Malm.  Aufier  im  mittleren  Lias  ist  sie  besonders  im  Omatenton  (oberen  Dogger) 
ziemlich  erheblich.  Jene  Phosphoritknollen  haben  mit  Koprolithen  nichts  zu  tun. 
Über  das  ähnliche  Auftreten  im  unteren  Lias  Lothringens  haben  Bleicher^) 
und  Stuber^)  Mitteilungen  gemacht.  Auf  sekundärer  Lagerstätte  finden  sich 
die  Knollen  auch  in  höheren  Liashorizonten. 

Eine  größere  Wichtigkeit  haben  die  Phosphorite  des  unteren  Lias  im 
Horvan^)  und  der  Landschaft  Auxois,  dem  Nordostrande  des  französischen 
Zentralplateaus,  erlangt.  Der  im  Osten  und  im  Norden  dieses  granitischen  Ge- 
birges sich  anlagernde  schwarze  Jura  enthält  in  den  Gryphäenkalken  Phosphorite. 
Diese  werden  dadurch  abbauwürdig,  daß  der  Kalk  oberfiächlich  durch  Auslaugung 
längs  Klüften  weggeführt  und  an  seiner  Stelle  ein  eisenschüssiger  Ton  samt  den 
nicht  oder  weniger  löslichen  Bestandteilen  des  Gesteines  hinterblieben  ist;  zu 
letzteren  gehören  auch  die  in  dem  Kalkstein  enthaltenen  Phosphoritknollen, 
welche  selbst  keine  nennenswerte  Veränderung  erfahren  haben.    Die  rachel-  und 


1)  Hayes,  1.  c.  1896,  536—550. 

^  Über  ein  neuentdecktes  Vorkommen  von  phosphorsaurem  Kalk  in  den  jurassischen 
AblageruDgen  Frankens;  Sitzber.  bayr.  Akad.  d.  Wiss.,  II.  Cl.,  1864,  325—346;  Eef. 
N.  Jahrb.  1865,  349—351.  —  Siehe  auch  Herde,  Über  die  Phosphorsäure  im  schwäbischen 
Jura  und  die  Bildung  der  phosphorsäurereichen  Oeoden,  Knollen  und  Steinkeme; 
Tübinger  Inaug.-Disa.,  1887;  Ref.  N.  Jahrb.  1888,  I,  -422—423-. 

^  Sur  le  gisement  et  la  structure  des  nodules  phosphat^s  du  Lias  de  Lorraine; 
Bull.  Sog.  g6ol.  d.  France  (3),  XX,  1892,  237-247;  Ref.  N.  Jahrb.  1894,  I,  -486-. 

^)  Die  obere  Abteilung  des  unteren  Lias  in  Deutsch-Lothringen;  Abb.  z.  geol. 
Special-Karte  v.  Els.-Lothr.,  V,  Heft  2,  1893,  99—102. 

^)  Collen ot,  Du  phosphate  de  chaux  dans  T Auxois;  Bull.  Soc.  g6ol.  d.  Fr.  (3), 
V,  1877,  671  ff.  —  V61ain,  Compte  rendu  de  la  r^union  extraordinaire  de  la  Soc. 
g6ol.  d.  France  ä  Semur,  1879,  160  ff.  —  Fuchs  et  de  Launay,  Qites  min6raux,  I, 
367—369. 


Schichtige  Phosphoritlager.  451 

trichterförmigen  Vertiefungen  auf  der  Oberfläche  des  Kalksteines  reichen  nie  in 
große  Tiefe,  die  Auflösung  des  Gesteines  ist  aber  auch  längs  der  Absonderungs- 
und Schichtklüfte  vor  sich  gegangen,  so  daß  das  ganze  Gestein  von  den  Yer- 
witterungsrttckst&nden  durchzogen  ist.  In  den  Trichtern  liegen  noch  größere 
oder  geringere  Beste  des  Kalkes,  entsprechend  der  früheren  Schichtung,  und 
ebenso  läßt  die  Anordnung  der  Phosphoritknollen  das  frühere  lagenförmige  Auf- 
treten deutlich  wiedererkennen. 

Die  Lagerstätten  erstrecken  sich  zwischen  Semur  und  Avallon  über  ein 
Gebiet  von  5000  ha;  man  rechnet  auf  1  ha  3000  t  Phosphorit.  Außer  im 
unteren  Lias  finden  sie  sich  auch  im  mittleren,  sind  aber  nicht  gewinnungs- 
würdig. Die  Phosphoritproduktion  der  Departements  Cote  d'or  und  Yonne  wird 
für  1901  mit  2700  t  angegeben.  Früher  war  sie  sehr  viel  bedeutender  (im 
Jahre  1886  9700  t). 

Im  gleichen  Horizont  wie  im  Morvan  gibt  es  auch  u.  a.  zu  Pomoy  und 
Vitrey  im  Departement  Haute-Saone  Liasphosphorite.  Die  phosphatfUhrende 
Lage  zwischen  dem  Gryphitenkalk  und  dem  mittleren  Lias  hat  eine  Mächtigkeit 
von  5 — 20  cm;  die  Knollen  selbst  sind  nußgroß  oder  größer,  gelblich-weiß  und 
enthalten  27 — 30  ®/q  P2O5.  Neben  ihnen  kommen  auch  aus  Phosphorit  bestehende 
Steinkeme  von  Terebratula,  Spiriferina  usw.  vor.  Die  Konkretionen  sind  in 
Ton  eingebettet  und  machen  35 — 60  ^/q  dieser  Schicht  aus.^)  Über,  die  Aus- 
dehnung desselben  Horizonts  in  die  westlich  des  Morvan  gelegenen  Departements 
Nievre,  Cher  und  Indre  und  über  das  Auftreten  mittel-  und  oberliasischer  Phos- 
phorite daselbst  hat  Grossouvre^)  berichtet.  Stellenweise  und  nicht  abbau- 
würdig kommen  solche  im  mittleren  Frankreich  im  Dogger  und  im  Malm  vor. 

Große  Mengen  phosphorsauren  Kalks  sind  in  den  Kreideablagerungen 
verschiedener  Gegenden  aufgespeichert. 

In  der  englischen  Kreide^  unterscheidet  man  zwei  Phosphorithorizonte, 
im  Lower  Greensand  (=  Oberes  Neocom)  und  im  Upper  Greensand  (=  Cenoman). 
Zwischen  beiden  liegen  die  Tone  des  Gault.  Der  Lower  Greensand  ist 
phosphoritführend  in  den  Grafschaften  Surrey,  Sussex  und  Kent.  Er  bildet  dort, 
wie  das  norddeutsche  Hilskonglomerat,  transgredierend  über  den  Malm,  die 
konglomeratischen  Grundschichten  der  Kreideformation  und  besteht  demgemäß 
aus  mehr  oder  weniger  gerollten  Bruchstücken  älterer  Formationen  und  daraus 
entstammenden  Fossilien  inmitten  eines  an  der  Basis  kalkhaltigen,  weiter  oben 
mehr  oder  weniger  stark  eisenschüssigen  sandigen  Bindemittels.  Innerhalb  dieser 
wenig  mächtigen  Schichten  unterscheidet  man  zwei  Phosphorit-  oder  „Koprolith- 
lager".  Die  Phosphorite  haben  bald  nur  die  Größe  eines  Sandkorns,  bald  wiegen 
sie  bis  zu  vier  Pfund  und  besitzen  nur  einen  geringen  Gehalt  von  etwa  20  ^/o  P2O5. 
Nach   der  Auffassung  der  englischen  Geologen  sind  sie  keine  Aufbereitungs- 

^)  Fuchs  et  de  Launay,  1.  c.  369—371,  Lit. 

^  £tude  sur  les  gisements  de  phosphate  de  chaux  du  ccntre  de  la  Frauce;  Ann. 
d.  mines  (8),  VII,  1885,  361—429. 

')  Pen  rose,  1.  c.  84—94  mit  ausführlicher  Angabe  der  englischen  Literatur.  — 
Fisher,  On  the  phosphate  nodules  of  Cambridgeshire ;  Quart.  Journ.  Geol.  See,  XXIX, 
1873,  52—62. 

29* 


452  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Produkte,  sondern  in  den  Ereideschichten  selbst  gebildet.  Sie  nmschliefien 
Fossilien  verschiedener  älterer  Formationen,  wie  Knochen  von  Igaanodon  aas 
dem  Wealden  und  Ammoniten  aus  dem  weißen  Jura,  welche  auf  ihrer  primären 
Lagerstätte  nichts  mit  Phosphoriten  zu  tun  haben.  Die  Bezeichnung  „Koprolithe" 
ist  demnach  auch  für  diese  Vorkommnisse  nicht  am  Platze.  Das  wichtigste  Vor- 
kommen der  untercretaceischen  Phosphorite  ist  das  von  Sandy  in  Bedfordshire, 
wo  dieselben  Bänke  von  50 — 60  cm  Mächtigkeit  bilden. 

Der  Upper  Greensand  hat  in  Cambridgeshire  und  Bedfordshire,  wo  er 
besonders  phosphoritfQhrend  auftritt,  im  Gegensatz  zu  seinen  südlicheren 
englischen  Verbreitungsgebieten  nur  eine  geringe  Mächtigkeit  von  höchstens 
30  cm.  Das  Muttergestein  der  Phosphoritknollen  besteht  aus  einer  kalkigen 
Grundmasse  und  einem  Sand  von  Quarz-,  Glaukonit-  und  Phosphoritkörnem; 
erstere  setzt  sich  aus  zahllosen  Schwammnadeln,  Bruchstücken  von  Echinodermen, 
Muscheln,  Korallen,  Crustaceen,  Foraminiferen  und  Kalkkonkretionen  zusammen. 
Sowohl  die  fast  mikroskopischen  wie  die  bis  zu  mehreren  Pfund  schweren 
Phosphatkonkretionen  enthalten  gleichfalls  Reste  von  Schwämmen,  Fischschuppen 
und  -Knochen  u.  dergl.  Nach  ihrer  Menge  wie  nach  dem  Phosphorgehalt  dieser 
und  der  umschließenden  Grünsande  sind  die  Vorkommnisse  sogar  innerhalb 
kleiner  Bereiche  sehr  wechselnd.  Sie  wurden  besonders  bei  Ely  in  Cambridge- 
shire  abgebaut. 

Anschließend  sollen  hier  die  Phosphorit«  des  englischen  Pliocäns  er- 
wähnt werden.  Die  pliocänen,  unter  der  Bezeichnung  Crag  zusammengefaßten  Ab- 
lagerungen begleiten  die  Ostküste  Englands  in  den  Grafschaften  Norfolk,  Saffolk 
und  Essex  in  einer  Breite  von  11 — 35  km.  Die  unteren  Stufen,  nämlich  der 
WTiite  oder  Coralline  Crag  und  der  darüberfolgende  Red  Crag  enthalten 
Phosphorite,  welche  in  SuiFolk  insbesondere  zwischen  den  Flüssen  Orwell, 
Beben  und  Aide  abgebaut  worden  sind.  Der  Coralline  Crag  liegt  dort  diskordant 
über  dem  untereocänen  London  clay  und  gliedert  sich  in  zwei  zusammen  über 
6  m  mächtige  Abteilungen,  einem  unteren  muschelführenden  hellen  Sand  und 
eine  obere  Bryozoenschicht.  Unmittelbar  über  dem  London  clay  ruht  die  untere 
Phosphoritschicht.  Der  Red  Crag  ist  ein  eisenschüssiger  Sandstein  und  enthält 
gleichfalls  besonders  dort,  wo  er  transgredierend  über  dem  Eocän  auftritt, 
Phosphoritknollen.  Mit  diesen  zusammen  kommen  gelegentlich  Gerolle  älterer 
Gesteine,  wie  der  Kreide,  von  Granit  usw.,  femer  Haifisch-  und  Cetaceenzähne, 
Säugetierknochen  und  zahlreiche  pliocäne  Muscheln  vor.  Das  Lager  hat  5 — 45  cm 
Mächtigkeit,  die  Phosphatknollen  besitzen  einen  Durchschnittsgehalt  von  53  ^/q 
phosphorsaurem  Kalk  und  13  ^/q  phosphorsaurem  Eisen.  Da  dieselben  meistens 
abgerollt  sind,  so  dürften  dieselben  wenigstens  in  den  Red  Crag  eingeschwemmt  sein. 
^  Die  Benutzung  der  phosphatführenden  Grünsande  als  Düngemittel  reicht 
in  England  bis  in  das  XVIII.  Jahrhundert  zurück,  wenn  man  auch  damals 
gerade  die  Phosphoritknollen  noch  nicht  verwerten  konnte;  die  Gewinnung  der 
letzteren  begann  erst  um  die  Mitte  des  XIX.  Jahrhunderts.  Im  Jahre  1876 
erreichte  die  englische  Phosphoritproduktion  die  Höhe  von  etwa  260000  t; 
infolge  der  Konkurrenz  ausländischer  Erzeugnisse  ist  sie  indessen  jetzt  unbe- 
deutend geworden. 


Schichtige  Phosphoritlager.  453 

Bu&iand^)  ist  überaus  reich  an  Phosphorit.  Wie  oben  bemerkt,  kommen 
im  Silur  des  Dniestergebietes  Phosphoritknollen  vor,  welche  indessen  auf  ihrer 
primären  Lagerstatt«  nicht  abbauwürdig  sind.  Ebenso  haben  die  Vorkommnisse 
im  Jura  von  Nischne-Nowgorod  scheinbar  keine  Bedeutung  erlangt.  Hingegen 
birgt  das  große  zentrale  Ereidebecken  in  weitester  Ausdehnung  (nach  Yermoloff 
über  etwa  20  Mill.  ha)  zwischen  den  Flüssen  Wolga  und  Dniester  einen  unge- 
heuren, allerdings  noch  fast  ganz  unbenutzten  Eeichtum  an  Phosphorit.  Dieser 
tritt  vorzugsweise  im  Turon  und  Senon,  teilweise  auch  im  Cenoman  auf.  Als 
wichtigste  Vorkommnisse  werden  angegeben  diejenigen  von  Smolensk,  Eoslawl, 
Briansk,  Orel,  Kursk  und  Woronesch  im  mittleren  Teil  des  Gebietes,  wo  man 
auf  1  hia  Bodenfläche  15000  t  Phosphorit  rechnet,  und  bei  Tambow  soll  der 
Gehalt  sogar  50 — 75000 1  erreichen.  Andere  liegen  bei  Saratow  an  der  Wolga  usw. 
Im  großen  ganzen  tritt  das  Mineral  auch  hier  in  einzelnen  oder  verwachsenen 
Knollen  mit  hohem  Gehalt  an  organischen  Substanzen  auf,  welche  einen  harzigen 
oder  naphthaähnlichen  Geruch  entwickeln,  oder  in  Steinkernen  und  Fossilien.  Die 
Knollen  liegen  in  der  Ackererde  herum  und  sind  den  Bauern  als  „Ssamorod^^ 
bekannt.  Bei  Kursk  zwischen  dem  Don  und  Dnjepr  bildet  das  Phosphat  richtige 
dichte,  aus  verkitteten  Konkretionen  bestehende  Steinbänke  von  0,2  m  Mächtigkeit, 
die  sich  nach  den  liegenden  Sandschichten  in  lauter  Knollen  auflösen  und  als 
Bau-  und  Straßenmaterial  benutzt  werden,  oder  es  tritt  in  plattenförmigen  Ein- 
lagerungen inmitten  von  Mergel,  Sand  oder  Ton  auf.  Im  allgemeinen  sind  die 
Phosphorite  stark  sandig  und  enthalten  durchschnittlich  nur  etwa  20  ^/^  P2O5. 

Im  Grünsand  des  Gault  (Albien  mit  Ammonites  mammillaris)  der  Ardennen^) 
sind  seit  1845  Phosphorite  bekannt  und  bei  Grandpr6  abgebaut  worden.  Der 
weitausgedehnte  Schichtenkomplex  hat  eine  Mächtigkeit  von  25 — 45  m;  die  ver- 
einzelten oder  in  Gruppen  verwachsenen  nuß-  bis  faustgroßen  Knollen  bilden  darin 
eine  Lage  von  5 — 25  cm  Mächtigkeit  und  haben  einen  Gehalt  von  39  ^/q  Ca3(P04)2 
oder  18  ^/q  P2O5.  Stellenweise  kommt  der  Phosphorit  auch  in  derberen  Ein- 
lagerungen vor.  Andere  Phosphorite  im  Gault  der  Departements  Drome  und 
Ardeche  (Südfrankreich)  und  bei  Boulogne  erwähnen  Fuchs  und  deLaunay.^) 

Als  reiche  Phosphoritlager,,  haben  die  Schichten  des  mittleren  Senon  (das 
sog.  Campanien)  in  Palästina,  Ägypten  und  am  Sinai ^)  zu  gelten,  wenn  auch 
deren  ausgiebige  Nutzbarmachung  noch  mehr  oder  weniger  einer  fernen  Zukunft 
angehören  dürfte.  In  Palästina  nehmen  diese  im  übrigen  auch  asphaltführenden 
Kalke  und  Mergelkalke,  mit  denen  auch  gipsfuhrende  Mergel  auftreten,  den 
größten  Teil  Judas  und  das  Hochplateau  des  Ostjordanlandes  ein.  Sie  sind 
teilweise  außerordentlich  reich  an  Foraminiferen,  Mollusken  und  Fischresten,  aus 


^)  Penrose,  1.  c.  112 — 116  nach  Yermoloff,  Les  phosphates  de  chaux  de  la 
Russie;  Joura.  agric.  prat.,  I,  1872,  660—665.  —  Fuchs  et  de  Launay,  1.  c.  380—388. 

')  Ssamorod  =  von  selbst  entstanden. 

«)  Fuchs  et  de  Launay,  1.  c.  374—375. 

*)  1.  c.  375—376. 

^)  Blanckenhorn,  Über  das  Vorkommen  von  Phosphaten,  Asphaltkalk,  Asphalt 
und  Petroleum  in  Palästina  und  Ägypten;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1903,  294—298.  — 
Report  on  the  phosphate  deposits  of  Egypt;  Geol.  Surv.  of  Egypt,  1900,  1—27;  Ref. 
N.  Jahrb.,  1901,  II,  -  429-430 -. 


454  I^ie  schichtigen  Lagerstätten. 

deren  Zersetzung  einerseits  das  Bitumen  und  der  Asphalt,  anderseits  die  Phosphate 
hervorgegangen  sind.  Hochprozentige,  allerdings  scheinbar  nicht  sehr  häufige 
Vorkommnisse  der  letzteren  haben  83  ^/q  Ca8{P04)2  und  dabei  den  sehr  hohen 
Gehalt  von  9,8%  CaFlg;  sie  liegen  frei  zutage.^)  Andere  mit  45—50%  Kalk- 
phosphat bilden  in  der  Gegend  von  Jerusalem  mehrere  0,15 — 1  m  mächtige 
Gesteinsbänke.  In  Ägypten  sind  anscheinend  in  einem  ganz  ähnlichen  Horizont 
Phosphorite,  in  der  Oase  Dahle  gebunden  an  Bonebeds  mit  Fischzähnen,  an  ver- 
schiedenen Stellen  des  Landes  verbreitet. 

Abweichend  von  den  soeben  erwähnten  Vorkommnissen  gehören  die  sehr 
wichtigen  Phosphoritlagerstätten  von  Algier  und  Tunis^)  dem  unteren  Eocän 
(Suessonien)  an.  Ihrem  hohen  Gehalt  an  Phosphat  verdanken  augenscheinlich 
die  dortigen  Kulturebenen  ihre  von  altersher  berühmte  Fruchtbarkeit.  Die 
Vorkommnisse  erstrecken  sich  in  zwei  Zonen  nördlich  und  südlich  der  Zentral- 
ebene von  Tunis  und  des  nordöstlichen  Algier  von  Bizerta  durch  Krumirien 
über  Sukarrhas  in  die  Gegend  von  Constantine  bis  jenseits  Setif  einerseits, 
anderseits  gegen  Süden  zu  in  die  Gegend  von  Tebessa  am  Djebel  Aures  und 
weiter  westlich  nach  Biskra.  Sie  gehören  den  Grundschichten  des  unteren  Eocäns 
an,  welches  diskordant  die  Kreide  überlagert.  Das  Suessonien  zer^lt  in  zwei 
Stufen:  unten  kieselige  Mergellagen,  mergelige  Kalke  und  Kalksteine,  darüber 
Kalksteine,  reich  an  Schalen  der  Schnecke  Thersitea  und  an  Nummuliten;  die 
unmittelbar  unter  letzteren  liegenden  Mergel  sind  glaukonitisch. 

Die  Phosphate  finden  sich  in  zweierlei  Weise:  entweder  sind  es  Mergel- 
bänke, die  bis  zu  ^/g  der  Gesamtmasse  aus  Knollen  von  verschiedenen  Dimensionen 
bestehen ;  diese  sind  um  so  ärmer,  je  größer  sie  sind,  indem  sich  der  Phosphor- 
säuregehalt gewissermaßen  nur  auf  eine  äußere  Kruste  beschränkt,  während 
das  Innere  taub  ist.  Die  kleinen  Konkretionen  erreichen  dagegen  einen  Gehalt 
von  70  ^/q  Ca8(P04)2.  Außerdem  findet  sich  der  Phosphorit  in  Form  eines  gelb- 
grauen oder  braungrünen  zerreiblichen  Gesteines,  welches  aus  einer  kalkigen 
Grundmasse  und  feinsten,  glänzenden,  braunen  oder  grünen  Phosphoritkömem 
besteht;  es  enthält  auch  Quarzkörnchen,  Fragmente  tierischer  Reste,  wie  von 
Krebsen,  Fischzähne  und  Saurierknochen,  sowie  Koprolithen.  Dieses  und  die  zuerst 
genannten  Knollen  sind  reich  an  bituminöser  Substanz.  Die  Kalkphosphatbänke 
wechsellagern  mit  knollenftlhrenden  Schichten ;  sie  werden  von  wenigen  Zentimetern 
bis  zu  mehreren  Metern  mächtig  und  lassen  sich  im  südlichen  Gebiet  bei  Gafsa 
und  Tamerza  in  Tunis  50 — 60  km  weit  verfolgen.  Die  letztere  Art  des  Phosphorit- 
vorkommens wird  bei  Tebessa  an  der  tunisischen  Grenze  lebhaft  abgebaut;  die 
unterste   der   drei  Phosphatbänke   ist  in  dortiger  Gegend  3 — 4,5  m   mächtig. 

')  Mit  dieser  Auswitterung  mag  wohl  eine  Wegfuhr  des  kohlensauren  Kalkes  und 
damit  eine  Anreicherung  des  Phosphats  und  Fluorids  zusammenhängen. 

')  Thomas,  Gisements  de  phosphato  de  chaux  des  Hauts-Plateaux  delaTunisie; 
Bull.  SOG.  g4ol.  d.  Fr.  (3),  XIX,  1890—1891,  370-407;  Ref.  N.  Jahrb.,  1894,  I, 
—  160—161—.  —  Blayac,  Description  g6ologique  de  la  r6gion  des  phosphates  du  Dyr 
et  du  Kouif  pres  T6bessa;  Ann.  d.  min.  (9),  VI,  1894,  319—330.  —  Ders.,  Note  sur  les 
lambeaux  suessoniens  k  phosphate  de  chaux  de  Bordj  Eedir  et  du  Djebel  Mzeita;  ebenda 
331 — 337.  —  Levat,  £tude  sur  Tindustrie  des  phosphates  et  des  superphosphates; 
ebenda  (9),  VII,  1895,  5—260,  Lit. 


Schichtige  Phosphoritlager.  455 

Größere  Mengen  von  Phosphorit  werden  gegenwärtig  auch  in  der  Gegend  von 
Borcü  Bedir  und  am  Djebel  Mzeita  in  der  Provinz  Constantine  gewonnen.  Süd- 
westlich von  Constantine  liegen  die  Vorkommnisse  von  Misla  und  Bordj-Bu- 
Arreridj,  wo  Phosphatlager  von  1,50  und  1,20  m  Mächtigkeit  mit  einem  Gehalt 
von  nicht  ganz  50%  CagCPO^),  über  70  km  weit  verfolgt  worden  sind.^)  Die 
Zahl  der  mit  mehr  oder  weniger  günstigem  Erfolg  erschlossenen  Vorkommnisse 
ist  sehr  groß.    Es  wurden  exportiert  im  Jahre  1903: 

aus  Gafsa 358471  t, 

aus  der  Provinz  Constantine 170660  t, 

aus  der  Gegend  von  Tehessa 106871  t. 

Demnach  gehören  diese  afrikanischen  Gebiete  zu  den  ersten  Phosphorit- 
produzenten der  Erde. 

Neuerdings  hat  man  auf  der  Inselgruppe  von  Halta^  im  Oligocän  Phos- 
phorite entdeckt  und  in  Abbau  genommen.  Die  Insel  Malta  und  das  nord- 
westlich davon  gelegene  Gozzo  bestehen  aus  zumeist  flachliegenden  Schichten 
des  Oligocän  und  des  Miocän,  welche  mehr  oder  weniger  phosphorsäurehaltig  sind. 
Der  Gehalt  beträgt  z.  B.  in  den  Grünsanden  des  Miocän  (Helvetien)  bis  6^/0, 
der  oligocäne  Globigerinenkalk,  welcher  einen  großen  Teil  der  Oberfläche  von  Malta 
ausmacht,  führt  in  seiner  Gesamtmasse  zwar  nur  2 — 3%,  in  den  in  ihm  ent- 
haltenen Phosphoritknollen  aber  10 — 18%  Phosphorsäure.  Solche  Konkretionen 
kommen  zwar  auch  in  dem  Grünsand  vor,  aber  nur  in  dem  Kalkstein  haben  sie 
solche  Verbreitung,  daß  sie  abgebaut  werden  können.  Man  kennt  in  letzterem 
vier  Bänke  von  Phosphoritknollen  mit  Mächtigkeiten  von  1 — 4  Fuß;  eine  derselben 
läßt  sich  durch  die  Plateaus  beider  Inseln  verfolgen.  Die  Knollen  enthalten 
phosphatisierte  Reste  von  Mollusken,  Korallen,  Echinodermen,  Krebsen,  Haifischen 
und  walfischartigen  Tieren  mit  einem  an  Foraminiferen  sehr  reichen  Kalkzement. 

Im  Tertiär  Deutschlands  sind  Phosphoritknollen  stellenweise  zu  finden 
und  mitunter  früher  auch  abgebaut  worden,  v.  Koenen^)  erwähnt  ein  Lager  von 
solchen,  fälschlich  als  Koprolithe  bezeichnet,  welches  seinerzeit  am  Gehlberge, 
südwestlich  von  Helmstedt  in  Braunschweig  ausgebeutet  wurde.  Es  ist  nur 
wenige  Zoll  mächtig  und  liegt  in  einem  Glaukonitsande  des  Unteroligocäns.  Solche 
Knollen  sind  in  der  Gegend  von  Magdeburg  (bei  Wolmirsleben,  Osterweddingen) 
weiter  verbreitet  und  haben  sich  nach  v.  Koenen  erst  nachträglich  in  dem  Sande 
gebildet.    Ein  anderes  Phosphoritvorkommen  aus  dem  Mitteloligocän  von  Zwenkau 


1)  Genaueres  bei  Levat,  Blayac  und  Ztschr.  f.  prakt.  Oeol.,  1904,  221—222. 

^  Murray,  The  Maltese  Islands,  with  special  reference  to  their  geological 
ßtructure;  Scot.  Geogr.  Magaz.,  VI,  1890;  Eef.  N.  Jahrb.,  1891,  H,  -131— 133 -.  — 
Cooke,  The  phosphate  beds  of  the  Maltese  islands;  Eng.  Min.  Joum ,  LIV,  1892, 
200—201;  Bef.  Ztschr.  f.  pr.  GeoL,  1893,  243.  —  Ders.  im  Mediterr.  Naturalist^  II, 
1892,  No.  14;  Ref.  N.  Jahrb.,  1895,  I,  509. 

*)  Über  die  Phosphorite  der  Magdeburger  Gegend;  Sitzb.  d.  Ges.  z.  Bef.  d.  ges. 
Naturw.  z.  Marburg,  1872,  No.  10;  Ref.  N.  Jahrb.,  1873,  660.  Siehe  femer  Vater, 
Das  Alter  der  Phospboritlager  der  Helmstedter  Mulde;  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges., 
XLIX,  1897,  628-635. 


456  I^ie  schichtigen  Lagerstätten. 

und  Gautzsch  bei  Leipzig  hat  H.  Credner^)  beschrieben.  Die  Knollen  sind  an 
eine  Quarzsandbank  gebunden  und  enthalten  zersetzte  Fischreste,  Abdrücke  und 
Steinkerne  von  Mollusken.  Die  phosphoritftthrende  Bank  liegt  zwischen  Ton- 
bänken und  der  ganze  Komplex  auf  Braunkohle. 

Es  verdient  schließlich  erwähnt  zu  werden,  daß  die  Tiefseeforschungen 
auch  auf  dem  Grunde  der  heutigen  Meere  Phosphatknollen  nachgewiesen  haben. 
So  förderte  der  Challenger  am  Cap"  der  Guten  Hoffnung  solche  aus  Tiefen  bis 
zu  etwa  570  m. 

IV.  Die  schichtigen  Schwefellager. 

Der  Schwefel  tritt  in  der  Natur  in  sehr  verschiedener  Weise  in  gediegenem 
Zustande  auf.  Nur  selten  und  in  geringen  Mengen  bildet  er  sich  bei  der  Ver- 
witterung von  Sulfiden  wie  Bleiglanz,  Pyrit  oder  Antimonit.  Mehrfach 
wird  er  in  geringeren  Massen  als  gelegentliche  Einsprengung  in  Qijß  be- 
obachtet, so  zu  Weenzen  bei  Lauenstein  im  Ith,  auf  Anhydrit,  Polyhalit  und 
Camallit  von  Staßfurt,  zu  Hallein,  Ischl,  Bex,  Friedrichshall  usw.  Mit  Bischof 
betrachtet  man  solche  Vorkommnisse,  häufig  wohl  ohne  hinreichende  Begründung, 
als  jüngere  Gebilde,  indem  man  annimmt,  daß  Gips  durch  organische  Substanz 
zu  Schwefelcalcium  und  dieses  mit  Kohlensäure  und  Wasser  in  Kalkkarbonat 
und  Schwefelwasserstoff  umgewandelt  worden  sei.  Aus  letzterem  müßte  dann  durch 
Oxydation  der  Schwefel  hervorgegangen  sein.  Größere  Mengen  von  Schwefel  sind 
das  Produkt  von  SchweieLwÄSserJJioXfthermen.  Aus  den  letzteren  scheidet 
sich  unter  Luftzutritt  Schwefel  als  Schwefelmilch  aus. 

Eine  technische  Bedeutung  haben  die  Schwefelabsätze  an  Vulkanen  oder 
in  vulkanischen  Gegenden  erlangt.  So  liefert  Japan  alljährlich  mehrere  tausend 
Tonnen  Schwefel  an  die  Westküste  Nordamerikas;  auf  den  neuseeländischen 
Inseln,  in  Chile,  am  Kamerun vulkan,  vor  allem  am  Popocatepetl  in  Mexiko,  auf 
den  Vulkanen  des  Kaukasus  und  des  nördlichen  Persiens,  Islands,  der  Sunda- 
inseln,  in  Westindien  und  an  vielen  anderen  Orten  lagern  große  Massen  dieses 
Minerals  und  sind  z.  T.  Gegenstand  eines  lokalen  Verbrauchs  geworden.  Auf 
dem  Vulkan  Vulcano  (Liparen)  hat  man  seit  uralten  Zeiten  Schwefel,  in  den 
80er  Jahren  einige  hundert  Tonnen,  und  zuletzt  auch  Salmiak  und  Borsäure 
gewonnen.*) 

Die  Wichtigkeit  aller  dieser  Vorkommnisse  tritt  aber  weit  zurück  gegenüber 
den  sedimentären  Schwefellagern,  deren  Typus  diejenigen  der  Insel  Sizilien 
sind.  In  geologischer  und  mineralogischer  Hinsicht  sind  dieselben  von  einer 
bemerkenswerten  Gleichförmigkeit./  Der  Schwefel  bildet  bald  in  erdiger,  bald 
in  derber,  dann  gern  kolophoniumähnlicher  Beschaffenheit  in  Konkretionen  und 
dünnen  Bänken  und  Streifen  Einlagerungen  in  Mergel  und  Kalkstein,  welche  von 
Gips  und  Tonen,  seltener  von  sandigen  Lagen  und  hier  und  da  von  Steinsalz- 
linsen begleitet  werden.  Die  Struktur  zahlreicher  gut  bekannter  Vorkommnisse 
ist  eine  schichtige.    Recht  häufig  bricht  Coelestin,  mehrfach  Baryt  und  Aragonit 

')  Die  Phosphoritknollen  des  Leipziger  MitteloligocanB  und  die  norddeutschen 
Phosphoritzonen;  Abb.  math.-phys.  Classe  k.  s&chs.  Ges.  d.  Wiss.,  XXII,  1896,  1—46; 
Eef.  N.  Jahrb.,  1897,  I,  - 126  -. 

2)  Bergeat,  Von  den  äolischen  Inseln;  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1899,  43—47. 


Die  schichtigen  Schwefellager.  457 

ein,  and  Eieselsäare  als  Qaarz,  Opal  usw.  scheint  gleichfalls  ein  gewöhnlicher 
Begleiter  zu  sein.  Die  Anwesenheit  von  gasförmigen,  flüssigen  und  festen  Kohlen- 
wasserstoffen ist  für  den  Schwefel  und  die  begleitenden  Ablagerungen  charakte- 
ristisch; ihre  Herkunft  dürfte  nicht  ganz  unerklärlich  sein,  wenn  man  bedenkt, 
daß  in  Sizilien  die  Schwefellager  zwischen  Schichten  eingelagert  sind,  die  mehr  oder 
weniger  aus  den  Resten  von  Foraminiferen,  Radiolarien  und  Diatomeen  bestehen. 
Die  schwefelführenden  Sedimente  der  verschiedenen  Gegenden  sind  mindestens 
zum  großen  Teil  aus  salzigem  Wasser  abgesetzt,  enthalten  indessen  mehrfach 
Reste  von  Pflanzen,  Süßwasserfischen  und  Landschnecken  und  sind  z.  T.  geradezu 
als  Fundorte  fossiler  Pflanzen  bekannt  (z.  B.  Eokoschütz,  Swoszowice,  Radoboj, 
Sizilien).  Oft  treten  in  der  Nähe  von  Schwefellagem  Schwefelquellen  auf. 
Alle  genauer  bekannten  schichtigen  Schwefellagerstätten  gehören  dem  Neogen 
und  zwar  dem  Miocän  und  untersten  Pliocän  an.  Nur  unzureichende  Mitteilungen 
liegen  über  ein  Vorkommen  im  russischen  Perm  vor.  An  der  Wolga  werden 
Schnüren  von  Schwefel  im  permischen  Mergel  angetroffen.  Bei  Sukeevo^)  im 
Gouv.  Kasan  bildet  das  Mineral  angeblich  Imprägnationen  und  Drusen  in  der 
Mächtigkeit  von  2 — 7  Fuß,  dabei  soll  der  Gehalt  zwischen  2,5—8  <>/q  schwanken. 
Dieses  Vorkommen  ist  früher  abgebaut  worden. 

Die  ausgedehntesten  Schwefellagerstätten  der  Erde  sind  diejenigen  der 
Insel  Sizitten.^)  Sie  verbreiten  sich  dort  über  den  größten  Teil  der  Insel  in 
einem  Gebiete,  das  durch  die  Linien  Trapani-Patemö  (am  Aetna),  Paternö-Licata 
(an  der  Südküste)  und  Licata-Trapani  (Westküste)  roh  umschrieben  ist.  Sie 
fehlen  dem  Nordosten  und  dem  äußersten  Südosten  der  Insel.  Die  Schwefel- 
lagerstätten gehören  dem  untersten  Pliocän  (Messiniano)^  an,  dessen  Ablagerungen 
auf  Sizilien  die  weiteste  Verbreitung  besitzen  und  scheinbar  einmal  eine  fast 
ununterbrochene  Decke  gebildet  haben,  welche  erst  später  durch  die  im  mittleren 
Pliocän  eingetretene  Gebirgsfaltung  und  die  darauffolgende  Denudation  in  zahl- 
reiche mehr  oder  weniger  große  Einzelgebiete  zerrissen  worden  ist.  Zudem  hat 
die  jüngste  pliocäne  und  quartäre  Bedeckung  ihren  Zusammenhang  hier  und  da 
weithin   undeutlich   gemacht.    Nach  Baldacci   bildete   das  sizilianische  unter- 

')  Keppen,  Mining  and  metallurgy  of  Russia,  1893,  90. 

*)  Baldacci,  Descrizione  geologica  delPIsola  dl  Sicilia;  Mem.  descritt.  d.  Carta 
geol.  dltalia,  I,  1886,  89—122  und  bes.  228—302,  331—374.  —  vom  Rath,  Ein 
Ausflug  nach  den  Schwefelgruben  von  Girgenti;  N.  Jahrb.,  1873, 584—603.  —  v.Lasaulx, 
Beobachtungen  in  den  Schwefeldistrikten  von  Sicilien ;  ebenda  1879, 490—517.  —  Mottura, 
Sulla  formazione  terzi'aria  nella  zona  solfifera  di  Sicilia;  Mem.  Com.  Geol.,  I,  II,  1871 
bis  1872.  —  Ders.,  Formation  solfiföre  de  la  Sicile;  Buil.  d.  soc.  d'industr.  miu.  (2),  X, 
1881,  147  ff.  — /Stoehr,  Notizie  preliminari  bu  le  plante  ed  insetti  fossili  della  zona 
solfifera  della  Sicilia;  Boll.  R.  Com.  geol.,  1875,  No.  9—10;  Ref,  N.  Jahrb.,  1877,  321. 
—  Ders.,  N.  Jahrb.,  1874,  169—171.  —  Ledoux,  Les  mines  de  soufre  de  Sicile;  Ann. 
d.  mines  (7),  VII,  1875,  1 — 84.  —  Spezia,  Sull'origine  del  solfo  nei  giacimenti  solfiferi 
della  Sicilia,  Torino  1892;  Ref.  N.  Jahrb.,  1893,  I,  -281— 282-;  Ztschr.  f.  Kristallogr., 
XXrV,  1895,  412-414. 

»)  Siehe  E.  Kayser,  Formationskunde,  II.  Aufl.,  1903,  520.  —  Baldacci 
rechnet  die  Schwefel- Gipsformation  zum  oberen  Miocän  und  parallelisiert  sie  mit  der 
Congerienstufe. 


458  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

pliocäne  (nach  ihm  ohermiocäne)  Meer  die  lagunenartige,  flache  Verhindung: 
zwischen  dem  heutigen  afrikanischen  und  dem  tyrrhenischen.  Die  Unterlage  der 
jnngtertiären  Ablagerungen  im  allgemeinen  sind  mesozoische  Ablagerungen  der 
Trias,  des  Jura,  der  Kreide  und  die  großenteils  aus  Nummulitenkalken,  in  ihren 
oberen  Teilen  auch  aus  bituminösen  Tonen  und  Fischreste  führenden  Fucoiden- 
Mergeln  bestehenden  Eocänablagerungen.  In  dem  eigentlichen  Schwefelgebiete 
ist  die  Verbreitung  des  jüngeren  Tertiärs  eine  fast  ganz  ununterbrochene,  und 
nur  stellenweise  treten  aus  demselben  die  älteren  Gesteine  hervor. 

Die  hauptsächlichsten  Orte  der  Schwefelgewinnung  sind  folgende:  Lercara, 
Aragona,  Casteltermini,  Castrogiovanni,  Caltanissetta,  Yillarosa, 
Racalmuto,  Grotte,  Valguernera  und  Sommatino-Biesi.  Im  Westen  der 
Insel  liegen  noch  Vorkommnisse  bei  Alcamo,  Calatafimi  und  Gibellina, 
zwischen  Palermo  und  Lercara  bei  Ciminna,  während  die  südlichsten  bei 
Caltagirone,  die  östlichsten  bei  Bammaca  und  Baddusa  und  endlich  bei 
Centuripe,  südwestlich  vom  Aetna  auftreten.  Die  größte  V70.  gerichtete  Aus- 
dehnung des  Gebietes  beträgt  UDgefö,hr  180,  die  größte  Breite  etwa  80  km.  Die 
in  den  betreffenden  Gebieten  fast  ausschließlich  in  Betracht  kommenden  ober- 
miocänen  und  pliocänen  Schichten  setzen  sich  folgendermaßen  zusammen: 

Sandige,  gips-  und  steinsalzhaltige  Tone  mit  Einlagerungen  von  bitumen- 
und  petroleumhaltigen  Schiefem  und  stellenweise  etwas  Lignit  bilden  das 
Liegendste.  Sie  entsprechen  dem  Tortonien  und  mögen  über  1000  m  mächtig 
sein.  Im  Gebiete  dieser  Tone  liegen  an  verschiedenen  Orten  Schlammvulkane 
(Maccaluben).  Mitunter  entwickeln  sich  in  diesen  Schichten  wirkliche  Sandsteine 
und  sogar  Quarzite. 

Über  den  Tonen  folgen  die  Tripelschiefer  (tripoli).  Sie  erreichen  bei 
Racalmuto  eine  größte  Mächtigkeit  von  150  m,  im  allgemeinen  aber  beträgt 
diese  nur  60 — 70  m.  Es  sind  weiße,  mehlige,  gebänderte  oder  feinblätterige 
Schichteu,  die  im  wesentlichen  aus  den  Eieselpanzern  von  Radiolarien  und 
Diatomeen  und  aus  Schwammresten  bestehen,  bituminös  riechen  und  30 — 70  ^/q  SiOg, 
daneben  auch  etwas  Kalk  und  Magnesia  und  mergelige  Substanz  führen.  Sie 
enthalten  Fisch-,  Insekten-  (Libellen-)  und  Pflanzenreste,  stellenweise  auch  etwas 
Lignit  und  in  seltenen  Fällen  Schwefel.  Die  tripoli  entsprechen  der  sarmatischen 
Stufe. 

Unmittelbar  über  den  Tripelschiefem  und  durch  Übergänge  mit  diesen  ver- 
bunden folgt  die  formazione  gessoso-solfifera.  Dieser  Schichtenkomplex  hat 
auf  der  Insel  eine  ungeheure  Verbreitung  über  fast  800  qkm.  Wenigstens  als  Gips- 
horizont läßt  er  sich  etwa  250  km  weit  von  einem  Ende  bis  zum  anderen  verfolgen 
und  bedingt  die  furchtbare  Öde  und  Unfruchtbarkeit  der  Landstriche,  in  denen  er 
zutage  liegt.  Die  Schichten  sind  gefaltet  und  häufig  bis  zu  senkrechtem  Einfallen 
aufgerichtet;  sie  bilden  Hügel  und  Berge  bis  zu  mehreren  hundert  Meter  Höhe. 
Gelegentliche  Funde  von  Congerien,  Pecten  und  Cardium  kennzeichnen  sie  als 
marine  Schichten.  Im  übrigen  sind  sie  fast  fossilfrei  und  enthalten  nur  mitunter 
u.  a.  Fischreste  oder  fossiles  Holz.  Die  formazione  gessoso-solfifera  besteht  aus 
Gipsen,  schwefelführenden  Kalksteinen,  Tonen  (sog.  tufi)  mit  mehr  oder 
weniger  großem  Bitumen-   und  Salzgehalt  und  aus  feinkörnigen  Sandsteinen. 


Die  schichtigen  Schwefellager.  459 

An  der  Grenze  zwischen  den  Tripeischief erh  und  dieser  Formation  liegen  nicht 
selten  verkieselte  Kalksteine. 

Der  Gips  kommt  in  verschiedenen  Varietäten  vor:  bald  so  grobkristallin, 
daß  die  Spaltflächen  wie  Glasscheiben  von  den  Felsen  leuchten,  manchmal  mit 
fußlangen  Kristallen,  bald  als  Alabaster,  bald  dicht  in  dünnen  Platten  (balatino), 
bald  dnrchmengt  mit  ziemlich  viel  Kalk.  Schloten  und  Dolinen  sind  in  den 
Gipsgebieten  sehr  verbreitet.  Mit  den  Gipsen  wechsellagem  bituminöse  Tone, 
die  bei  Buonpensiero-Nadur  Adern  und  Linsen  von  Glaubersalz  umschließen, 
welch  letztere  zeitweise  abgebaut  worden  sind.  Es  ist  bezeichnend  für  die 
Entstehungsweise  dieses  Schichtenkomplexes,  daß  bei  Comitini  über  einem  Schwefel- 
lager eine  Steinsalzlinse  auftritt. 

Der  Schwefel  findet  sich  in  Bänken  von  wechselnder  Zahl  in  der  Gips- 
formation. Manchmal  folgen  sich  8 — 4  Flöze  in  geringem  Abständen  übereinander; 
ihre  Mächtigkeit  beträgt  1 — 2,5  m,  manchmal  aber  auch  6,  ja  sogar  30  m.  In 
der  Hauptsache  seines  Vorkommens  ist  er  nicht  rein,  sondern  innig  durchmengt 
mit  Kalk,  Mergel,  Gips  und  mitunter  auch  gebunden  an  verkieselte  Gesteine. 
Die  Schwefelflöze_sind  nach  Spezia  strontijmhaltig.  Es  handelt  sich  im  übrigen 
nicht  um  weithin  verfolgbare  eigentliche  Flöze,  sondern  um  Linsen,  welche  sich 
fingerförmig  vergabein  können.  Ln  Ausstriche  sind  die  Erze  zum  briscale 
verwittert,  d.  h.  durch  eine  Oxydation  des  Schwefels  und  unter  Einwirkung  der 
so  entstehenden  Schwefelsäure  auf  den  Kalkstein  bildet  sich  ein  zerfressenes, 
löcheriges,  graues  oder  gelblich-weißes  Gestein,  dessen  Auftreten  als  ein  sicheres 
Anzeichen  für  das  Vorhandensein  eines  Schwefellagers  in  der  Teufe  angesehen 
wird.  Dasselbe  entsteht  auch,  wenn  das  Schwefelerz  einige  Jahre  an  der  Luft 
gelegen  hat.  Der  Schwefel  und  der  Kalkstein  sind  mehr  oder  weniger  bituminös 
und  miteinander  oft  in  feiner  Bänderung  verwachsen  (struttura  soriata).  Je 
nach  dem  Bitumengehalt  wechselt  die  Farbe.  Die  Schwefelführung  der  abbau- 
würdigen Bänke  ist  recht  verschieden ;  er  ist  durchschnittlich  geringer  im  V^esten 
als  in  den  zentralen  Gebieten  der  Insel.  Mengen  von  12 — 15  *^/q  gelten  nicht  als 
besonders  hoch;  reichere  Lager  haben  von  15 — 20 ^/q,  es  kommen  aber  auch 
Gehalte  von  mehr  als  30  ^/q,  ganz  vereinzelt  von  50  ^/q,  angeblich  zu  Naro  sogar 
von  80— 90^/^  vor. 

Innerhalb  der  Schwefelflöze  finden  sich  Höhlungen,  deren  V7ände  mit  den 
bekannten  prachtvollen  Schwefelkristallen  bekleidet  sind;  Bacalmuto,  Casteltermini 
und  Cianciana  sind  die  bekanntesten  Fundorte.  Desgleichen  kommen  solche 
Kristallisationen  auch  auf  Klüften  vor;  sie  sind  begleitet  von  allerlei  anderen 
Mineralien,  nämlich:  Kalkspat,  Aragonit,  Gips,  Cölestin,  Baryt,  Quarz, 
Chalcedon,  Opal  und  Melanophlogit  (ein  würfelförmig  kristallisierendes 
Mineral  mit  89,46  SiOj,  5,60  SOg,  1,33  C,  0,25  FcgOg  und  2,42  Glühverlust)  und 
Asphalt.  Der  Cölestin  ist  stellenweise,  wo  er  sich  in  reichlichen  Mengen  findet, 
Gegenstand  des  Abbaues  und  des  Exportes  geworden,  so  zu  Favara,  Licata, 
Caltanissetta,  Sommatino  usw.  Hier  und  da  wird  der  Schwefel  von  reinem  Bitumen 
begleitet.  Aus  Spalten  und  Höhlen,  welche  oft  Stalaktiten  von  Kalkspat  ent- 
halten, tritt  nicht  selten  Kohlensäure  hervor,  und  ebenso  sind  Ausströmungen 
von  Kohlenwasserstoffen   fast  regelmäßig  und  manchmal  in  recht  bedeutender 


460  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Menge  za  beobachten,  wenn  die  salz-  und  gipsführenden  Tone,  besonders  aber 
die  Sandsteinschichten  im  Stollenbetrieb  angefahren  werden;  sie  sind  öfters  von 
Schwefelwasserstoff  begleitet.  Die  Gasaasbrüche  erfolgen  häufig  mit  Gewalt  und 
sind  deshalb  gefährlich.  « 

Die  Gips-  und  Schwefelformation  erreicht  Mächtigkeiten  von  über  100  m. 
Sie  wird  völlig  konkordant  überlagert  von  einem  bis  zu  150  m  mächtigen,  wohl- 
geschichteten Komplex  von  weißen  foraminiferenführenden  Mergeln  und  Tonen 
des  Pliocäns,  den  sog.  trubi.v/  Darüber  folgen  die  blauen  Tone  (creta),  die 
Muschel-,  Korallen-  und  Bryozoenbreccien  und  die  gelben  Sande  des  oberen 
Pliocäns  und  endlich  in  flachen  oder  schwach  geneigten  Tafeln,  bis  zu  70  m 
über  das  Meer  ansteigend,  die  marinen  Bildungen  des  Quartärs.  Girgenti  und 
seine  berühmten  Tempel,  sowie  die  Buinen  von  Selinus  stehen  auf  diesen. 

Eines  der  schwefelreichsten  Gebiete  Siziliens  sind  die  Umgebungen  von 
Eacalmuto-Grotte  und  Caltanisetta.  Die  ausführlichere  Beschreibung  Bald accis 
von  der  Pemicegrube  bei  Eacalmuto  sei  hier  wörtlich  wiedergegeben.  „Aus  dem 
reichen  Lager  der  Pemice  hatte  man  seit  einer  langen  Beihe  von  Jahren  enorme 
Schwefelmassen  gefördert;  gegenwärtig  kann  man  einige  Teile  derselben  als 
erschöpft  bezeichnen,  aber  immerhin  bleibt  für  den  Bergbau  noch  viel  zu  tun. 
Ohne  die  Linsen  zu  rechnen,  die  unregelmäßig  da  und  dort  im  Gips  und  in  den 
Tonen  eingeschlossen  liegen,  besteht  das  Vorkommen  von  Pemice  aus  zwei  reichen 
schwefelführenden  Flözen;  das  eine,  jetzt  fast  erschöpfte,  der  sog.  Stagnone,  steht 
im  oberen  Teile  des  Berges  im  Kontakt  zwischen  den  Gipsen  und  den  trubi  an. 
Es  hatte  eine  mittlere  Mächtigkeit  von  10  m  und  ein  Einfallen  von  etwa  25^  OSO.; 
der  Gehalt  des  Erzes  war  höher  als  30  ^/q.  Dieses  Flöz  wurde  zuerst  bearbeitet 
und  verschaffte  der  Pemice  so  großen  Kuf.  Als  es  fast  erschöpft  war,  glaubte 
man,  daß  die  Ergiebigkeit  der  Grube  sich  dem  Ende  zuneige,  aber  ein  unter- 
nehmender, von  Erfolg  gekrönter  Versuch  wandte  die  Dinge  wieder  zum  guten. 
Man  drang  in  eine  seigere  Teufe  von  127  m  unter  den  Stagnone  vor  und  durch- 
tenfte  eine  mächtige  Lage  von  kristallinem  Gips  und  Gipsplatten  und  zwischen- 
geschalteten tonigen  und  sandigen  Bänken;  unter  diesen  Gipsen  fand  sich  ein 
etwa  1,30  m  dickes  Tonlager  mit  Schwefel  und  endlich  ein  reiches  und  mächtiges 
Flöz,  das  durch  linsenförmige  taube  Einlagerungen  da  und  dort  in  zwei  oder 
drei  Teile  geschieden  ist."  Dieses  Lager  mht  seinerseits  auf  verkieseltem  Kalk 
und  dieser  auf  dem  Tripelschiefer. 

^  Die  primitive  Art  des  Bergbaues  und  der  Schwefel  gewinnung  hat  u.  a. 
vom  Rath  geschildert.  Heute  noch  sind  die  sizilianischen  Schwefeldistrikte 
Stätten  des  furchtbarsten  Elends.  Die  Schwefelfördemng  geschieht  wohl  nur 
noch  unterirdisch,  gewöhnlich  durch  geneigte  primitive  Schächte  von  meist 
geringer  Tiefe  bis  zum  Grundwasserspiegel.  Die  Gruben  heißen  „solfare".  Die 
Zugutmachung  des  schwefelhaltigen  Gesteines  findet  jetzt  noch  meistens  in  kleinen 
Öfen,  den  Calcaroni,  durch  Ausschmelzung  statt,  wobei  ein  Teil  des  Schwefels 
als  Heizmaterial  dient,  der  übrige  Teil  bei  Temperaturen  zwischen  115  und  230^ 
als  leichtflüssige  Masse  in  Formen  abfließt.  Dabei  werden  nur  höchstens  70®/o 
des  Schwefelgehaltes  ausgebracht,  ja  der  Verlust  beträgt  sogar  50  ^/q.  Neuerdings 
hat  man  auch  rationellere  Gewinnungsmethoden  (durch  überhitzten  Dampf) 
eingeführt. 


Die  schichtigen  Schwefellager.  461 

Über  den  anf  Sizilien  vorhandenen  Schwefelvorrat  hat  Baldacci  im 
Jahre  1886  Berechnangen  angestellt.  Demnach  hätte  er  ursprünglich  etwa  54  Mill. 
Tonnen  betragen,  darunter  bei  Comitini  über  15  Mill.,  bei  Racalmuto-Pernice 
9^/2  Mill.,  bei  Caltanissetta  8^/2  Mill.,  Valguarnera  6  Mill.,  Villarosa  4  Mill.  usw. 
Seit  Anfang  des  XIX.  Jahrhunderts  bis  1872  wurden  ungefähr  8  Mill.,  von 
1872—1885  4  Mill.  Tonnen  exportiert,  so  daß  im  Jahre  1886  noch  42  Mill. 
vorhanden  waren,  welche  bei  rationellster  Ausbeutung  einen  weiteren  hundert- 
jährigen Bergbau  gewährleisten  könnten. 

Im  Jahre  1900  standen  681  Schwefelminen  im  Betrieb,  welche  etwa 
3400000  t  Schwefelerz  förderten  und  insgesamt  31500  Arbeiter  beschilftigten. 
Bemerkenswert  ist,  daß  unter  den  zahlreichen  Verunglückungen,  welche  der 
Grubenbau  mit  sich  bringt,  solche  durch  Schlagwetterexplosionen  und  Erstickungen 
an  Schwefelwasserstoff  oder  Kohlensäure  ziemlich  häufig  sind. 

Die  durchschnittliche  Schwefelausfuhr  Siziliens  beträgt  jetzt  jährlich  gegen 
500000  t;  sie  belief  sich  im  Jahre  1902  auf  467000  t.  Davon  gingen  allein 
169000  t  nach  Amerika.  Der  Schwefel  findet  u.  a.  in  der  Schwefelsäure-  und 
Papierindustrie  Anwendung  und  ist  vor  allem  für  den  Kampf  gegen  die  Reben- 
krankheiten in  Südeuropa  von  größter  Wichtigkeit  geworden. 

Auf  dem  italienischen  Festlande  werden  den  sizilianischen  sehr  ähnliche 
und  scheinbar  an  denselben  Horizont  (Congerienschichten)  gebundene  Schwefel- 
lager in  der  Bomagna  und  in  den  Marken  seit  längerer  Zeit  abgebaut.  Die 
13  im  Jahre  1900  tätigen  Gruben  liegen  in  den  Provinzen  Ancona,  Forli  und 
Pesaro-Urbino;  am  bekanntesten  sind  diejenigen  von  Cesena.  Das  ganze 
schwefelfUhrende  Gebiet  hat  eine  Ausdehnung  von  ungefähr  2000  qkm.  Der 
Schwefel  ist  gebunden  an  Kalksteinflöze,  welche  30 — 60  cm,  indessen  auch  bis 
zu  3  m  dick  werden  und  ihrerseits  an  Gipsschichten  gebunden  sind.  Die  Lagerang 
ist  eine  ziemlich  gestörte.  Bekannt  sind  die  schönen,  häufig  von  Asphalt  über- 
zogenen Kristalle  von  Perticara;  überhaupt  ist  auch  der  derbe  Schwefel 
sehr  bituminös,  und  es  ist  bezeichnend,  daß  in  dortiger  Gegend  auch  Petroleum 
vorkommt.  Der  Schwefel  wird  begleitet  von  Kristallen  von  Gips,  Kalkspat, 
Aragonit,  Cölestin  und  seltener  von  Quarz.  Der  durchschnittliche  Schwefelgehalt 
der  Lager  soll  etwa  20  ^/^  betragen.  Im  Jahre  1900  wurden  in  den  genannten 
Provinzen  insgesamt  22600  t  Schwefel  aus  144660  t  Erz  erzeugt. 

Dem  unteren  Pliocän  (Messiniano)  gehört  auch  nach  Deecke^)  das  Schwefel- 
lager von  Altavilla  Irpina  zwischen  Benevento  und  Avellino  in  Campanien, 
nordöstlich  vom  Vesuv,  an.  Das  Nebengestein  des  Schwefels  ist  ein  feiner  grauer, 
bisweilen  glimmerführender  Bänderton  mit  schwankendem  Bitumengehalt,  in  den 
tieferen  Schichten  mit  schwach  petroleumartigem  Geruch.  In  dem  Tone  liegen 
mehrere  Gipslinsen  und  zwischen  beiden  Gesteinen  oder  nahe  ihrer  Berührung 
der  Schwefel,  der  nach  Deecke  in  Form  zahlreicher  unregelmäßiger  Adern  das 


1)  Perazzi,  Le  soufre  en  Italie;  Ann.  d.  mines  (6),  VII,  1865,  303—306.  Dasselbe 
in  Berg-  u.  Httttenm.  Ztg.,  XXV,  1866,  92—93.  —  Hintze,  Handbuch  der  Mineralogie, 
I,  1898,  80,  nach  Jervia,  Tesori  aotterranei  d'Italia,  1881,  III,  408.  —  Fuchs  et 
de  Launay,  Gites  min^raux,  I,  282.  —  Eivista  del  servizio  minerario  nel  1900, 
Roma  1901. 

8)  Zur  Geologie  von  Unteritalien;  N.  Jahrb.,  1891,  II,  39—48.  —  Wolf,  Verb, 
k.  k.  geol.  Äeichs-Anst.,  1869,  195—197. 


462  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

gesamte  Nebengestein  durchzieht  und  auch  im  Gips  selbst  in  Butzen,  Knollen  und 
Adern  auftritt.  Hohlräume  kommen  sehr  selten  am  Rande  der  Gipseinlagerungen 
vor  und  enthalten  dann  hier  und  da  Schwefelkristalle.  Der  Gehalt  an  Schwefel 
nimmt  mit  der  Bitumenführung  und  der  Entfernung  vom  Gips  ab.  „Während 
sonst  Fossilien  ganz  fehlen,  trifft  man  bisweilen,  freilich  vereinzelt,  eingebettet 
im  Tone  Ast-  und  Stammsttlcke,  welche  in  Braunkohle  verwandelt  sind,  aber 
zwischen  den  braunen  kohligen  Partien  reichlichen  Schwefel  zeigen.  Dieser  kann 
sogar  die  Eolle  des  versteinernden  Minerales,  ähnlich  wie  Kieselsäure  oder  kohlen- 
saurer Kalk,  spielen  und  hat  dann  die  feineren  Strukturverhältnisse  des  Holzes 
auf  das  deutlichste  erhalten.^  Deecke  glaubt,  daß  der  Schwefel  durch  eine 
Wechselwirkung  zwischen  Bitumen  und  Gips  entstanden  sei,  und  daß  eine  solche 
heute  noch  andauere,  folgert  er  aus  der  hohen  Temperatur  in  der  Nähe  der  Tone. 
Verschiedene  Schwefelquellen  und  Schwefelwasserstoffexhalationen  befinden  sich  in 
der  Umgegend. 

Über  Schwefellagerstätten  bei  Poggio  Orlando  und  bei  Arbiola  nahe 
Vagliagli  in  der  Provinz  Siena  berichtet  Pantanelli.^)  Der  schwefelfQhrende 
Schichtenkomplex  besteht  bei  Poggio  Orlando  aus  schwarzem  Ton,  Gips  und 
Kalksteinbänken,  welche  sämtlich  schwefelhaltig  sind.  Das  eigentliche  Lager 
ist  1,20  m  mächtig;  das  Mineral  scheint  hier  an  kalkige  Lagerart  gebunden  zu 
sein,  und  auch  der  unmittelbar  in  seinem  Liegenden  auftretende  Kalkstein  führt 
noch  etwas  Schwefel.  Die  darunter  folgenden  Tonschichten  enthalten  Sfißwasser- 
fossilien.    Den  Ablagerungen  wird  obermiocänes  Alter  zugeschrieben. 

10  km  südlich  von  Krakau  in  Galizien,  auf  dem  nördlichen  Abhänge  des 
Rajskoer  Höhenzuges  liegt  der  seit  einigen  Jahrzehnten  aufgelassene  Schwefel- 
bergbau von  Swoszowiee,  dessen  geologische  Verhältnisse  zuletzt  durch  die 
Schilderung  Ambro z*)  genauer  bekannt  geworden  sind.  Nach  Tietze  sind  die 
schwefelführenden,  schwach  nach  Westen  einfallenden  Ablagerungen  älter  als 
sarmatisch  und  offenbar  mediterran  (unteres  Miocän).  Die  Gesamtmächtigkeit  der- 
selben beträgt  60  m;  sie  gliedern  sich  von  oben  nach  unten  folgendermaßen: 

1.  6 — 8  m  Sand  und  GeröUe  (mediterran). 

2.  Grünlich-grauer,  16  m  mächtiger  Mergel.    Derselbe  führt  in  der  Nähe  des 
darunter  liegenden  Schwefellagers  kleine  Pflanzenreste  und  Lignitstücke. 


^)  Di  alcuoi  giacimenti  solfiferi  della  provincia  di  Siena:  Bollett.  Soc.  geol.  it. 
XXII,  1903;  Ref.  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1904,  278. 

^)  Beschreibung  der  geologisch-bergmännischen  Verhältnisse  der  Schwefellager- 
Stätten  von  Swoszowice.  In:  Bilder  von  den  Eupferkieslagerstätten  bei  Kitzbühel  und 
den  Schwefellagerstätten  bei  Swoszowice,  redig.  von  v.-  Friese,  herausgeg.  vom  k.  k. 
Ackerbau-Ministerium,  1890,  Lit.  —  Ders.,  Über  einige  Mineralvorkommen  in  SwoBzowice; 
Jahrb.  k.  k.  geol.  Eeichsanst.«  XVIII,  1868,  291—296.  —  von  Zepharovich,  Zur 
Bildungsgeschichte  der  Minerale  von  Swoszowice;  ebenda  XIX,  1869,  225 — 229.  — 
von  Hauer,  Das  Schwefel  vorkommen  bei  Swoszowice;  Verh.  k.  k.  geol.  Reichs-Anst., 
1870,  5—8.  —  Tietze,  Die  geognostischen  Verhältnisse  der  Gegend  von  Krakau; 
Jahrb.  k.  k.  geol.  Reichs-Anst.,  XXXVII,  1887,  423—838,  bes.  605—612,  Lit.  -^ 
Schmid,  Das  Schwefelvorkommen  in  Swoszowice;  Österr.  Ztschr,  f.  Berg-  u.  Hüttenw., 
XXV,  1877,  199—200,  214—215. 


Die  schichtigen  Schwefellager.  463 

8.  Fester,  bläulich-grauer  Ealkmergel,  die  einzige  feste  Gesteinsbank,  welche 
lokal  auftritt  und  auf  den  Eluftflächen  stellenweise  Schwefel  und  nelken- 
braunen Baryt  (sowie  Cölestin?)  und  Witherit  (nach  Schmid)  führt. 

4.  Lichtgrauer  Tonmergel  mit  6 — 10  cm  dicken  Adern  von  Fasergips.    Lokal. 

5.  Oberes  Schwefellager,  in  schwärzlich-grauem  Tonmergel  auftretend. 
„Die  mit  Schwefel  imprägnierten  oder  Kugelerze  einschließenden  Mergel- 
schichten bilden  linsenförmige  oder  stockförmige  Einlagerungen  in  Ton- 
mergel, erreichen  aber  selten  2  m  Mächtigkeit.  Das  obere  Erzlager  führt 
stellenweise  recht  gut  erhaltene  Pflanzenpetrefakten,  namentlich  in  den 
feinkörnigen,  deutlich  geschichteten  Schwefelerzen,  die  eine  plattenförmige 
Absonderung  zeigen."     (Ambroz.) 

6.  6 — 12  m  mächtiger  Fasergipsschiefer,  der  stets  zwischen  den  beiden 
Schwefellagern  in  flach  wellenförmiger  Ablagerung  auftritt  und  als  Leit- 
schicht diente.    Er  ist  nur  stellenweise  mit  Schwefelkömem  imprägniert. 

7.  Unteres  Schwefellager.  Milder,  schwärzlich-grauer  Tonmergel,  in 
welchem  stellenweise  kugelige  Konkretionen  und  Bänke  von  Schwefel 
auftreten. 

8.  Lichtgrauer,  fein  gebänderter,  schwefelfreier  Mergel,  teilweise  sandige 
Striemen  einschließend.  Liegt  unmittelbar  auf  dem  in  120  m  Tiefe 
erbohrten,  miocänen  Salzton. 

Die  frähere  Annahme,  daß  zu  Swoszowice  fünf  Schwefelflöze  auftreten 
sollen,  hat  sich  als  irrtümlich  erwiesen.  Weiter  nach  Süden  zu  ist  das  Schwefel- 
vorkommen auch  bei  Zielona  nachgewiesen  worden.  Der  durchschnittliche  Gehalt 
der  Lagerstätten  war  nach  v.  Hauer  14 — 16®/o;  von  1861 — 1867  produzierte 
der  bis  dahin  staatliche  Betrieb  jährlich  15000  t  Erz  mit  11 — 12®/q  ausbring- 
barem Schwefel. 

In  Oberschlesien  war  schon  längst  das  Vorkommen  von  Schwefel  im 
Miocän  der  Gregend  von  Bybnik  bekannt,  bevor  anfangs  der  80  er  Jahre  des 
vorigen  Jahrhunderts  dort  wirkliche  Schwefellager  zum  Abbau  erschlossen  wurden. 
Zahlreiche  Schwefelquellen  entspringen  daselbst,  und  ihnen  verdankte  das  Wilhelms- 
bad bei  Kokoschütz  seine  Gründung.  In  der  Umgebung  von  Kokoschfitz^)  im 
Kreise  Pleß  ist  das  Schwefel  vorkommen  ganz  analog  demjenigen  zu  Swoszowice 
in  Galizien  und  gehört  wie  jenes  dem  unteren  Miocänmergel  an,  der  hier  durch 
die  reichliche  Führung  von  Laubholz-,  Fisch-  und  Insektenresten  ausgezeichnet 
ist.  Das  Miocän  liegt  in  einer  Mächtigkeit  bis  zu  200  m  unmittelbar  über  dem 
Steinkohlengebirge  und  besteht  zu  Kokoschütz  aus  Kalkmergeln  mit  Einlagerungen 
von  Kalkstein  und  Gips,  aus  Gipsschichten,  Gipsletten,  pflanzenführenden  Sand- 
steinen und  schwefelführenden  Mergeln.  Der  Schwefel  ist  an  einen  bestimmten 
Horizont  gebunden  und  bildet  darin  4 — 10  plattenförmige,  je  1 — 8  cm  mächtige 
erdige  Lagen  oder  im  Letten  eingebettete  nierenförmige  oder  traubige  Knollen. 
Die  in  gewissen  Lagen  auftretenden  dichten  Kalksteinkonkretionen  sind  häufig 
von  Schnüren  kristallinen  Schwefels  durchzogen;  in  septarienartiger  Ausbildung 
werden  diese  Kalkknollen  oft  von  kristallinem  Cölestin  durchädert,  oder  sie 


')  Williger,  Schwefel  vorkommen  in  Oberschlesien;  Ztschr.  f.  Berg-,  Hütten-  u. 
Sal.-Wes.,  XXX,  1882,  264—271.  —  von  Lasaulx,  Das  Schwefelvorkommen  von 
Kokoschütz  bei  Eatibor;  Sitzber.  Niederrh.  Ges.,  1882,  48-49.  —  Weiß,  Ztschr.  d. 
deutsch,  geol.  Ges.,  XXXV,  1883,  211. 


464  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

enthalten  in  den  Eissen  Ejistalle  des  letzteren,  solche  von  Schwefel  und  von 
Kalkspat.  Im  Schwefellager  von  Pschow  wurde  auch  Baryt  gefunden.  Ebenso 
kommen  Schwefelkristalle  in  Hohlräumen  des  Kalksteines  vor.  Die  ganze  schwefel- 
führende Mergelmasse  hat  eine  Mächtigkeit  von  0,5 — 7  m  und  ein  sehr  flaches 
Einfallen.  „Das  zwischen  dem  plattenförmig  abgelagerten  Schwefel  befindliche, 
stark  bituminöse  Mergelmittel  ist  lamellenartig  mit  unzähligen  Schwefelschnüren 
durchzogen,  welche  in  gleicher  Kegelmäßigkeit  sich  fortsetzen  und  ungefähr  20  ^/^ 
der  Ablagerung  ausmachen.  Nesterartige  Anhäufungen  reinen  Schwefels  in 
Knollenform  dnrchschwärmen  außerdem  noch  ohne  Begelmäßigkeit  die  Lagerstätte, 
welche  sie  beträchtlich  anreichem. "  ( W  i  1 1  i  g  e  r.)  Die  reichen  Erze  von  Kokoschütz 
enthielten  25 — 30  ^/o,  die  armen  5 — S^/q  Schwefel. 

Ähnliche  Schwefelablagerungen  wie  in  Oberschlesien  und  Galizien  kommen 
auch  zu  Czarkow^)  und  Stara-Korczyn  und  femer  zu  Piotrkowice  bei 
Proszowice  im  südlichen  Russisch-Polen  vor.  Die  Mächtigkeit  der  schwefel- 
ftihrenden  Masse  beträgt  zu  Czarkow  2 — 20  m,  ihr  Gehalt  in  den  oberen  Teilen 
10  ^/q,  in  den  unteren  angeblich  25 — 70  ^/q.  Die  Gruben  sind  aufgelassen.  Über  ein 
miocänes  Schwefel  vorkommen  in  Ostgalizien  hat  Windakiewicz*)  berichtet. 

Seit  Anfang  des  XIX.  Jahrhunderts  bis  1864  ist  ein  Schwefel  vorkommen 
zu  Radoboj^)  in  Kroatien  abgebaut  worden.  Dasselbe  besteht  aus  zwei  Flözen. 
Das  eine  ist  ein  durchschnittlich  8 — 10  Zoll  mächtiger,  schwarzer,  mürber  Mergel- 
schiefer mit  nuß-  bis  kopfgroßen  Konkretionen  von  Schwefer  und  mit  etwas  Gips. 
Sein  Hangendes  bildet  Mergel,  sein  Liegendes  ist  ein  gewöhnlich  fußmächtiger, 
graugrüner,  etwas  toniger,  feinkörniger  und  schieferiger  Sandstein  mit  zahlreichen 
Besten  von  Pflanzen,  Fischen  und  Insekten,  sowie  vielen  Alveolinen  (Foraminiferen). 
Darunter  folgt  das  zweite,  durchschnittlich  10 — 12  Zoll  mächtige  Schwefelflöz, 
das  petrographisch  zwar  dem  oberen  ähnlich  ist,  jedoch  den  Schwefel  in  so  feiner 
Verteilung  führte,  daß  derselbe  nur  durch  Destillation  daraus  gewonnen  werden 
konnte.  Es  enthält  gleichfalls  Foraminiferen.  Dieses  Flöz  ruht  endlich  auf 
tonigem  bituminösem  Schiefer  und  auf  Mergelschiefer.  Die  Schwefelführung  der 
Mergel  ist  keine  stetige,  sondern  sie  entwickeln  sich  aus  tauben  Lagen,  v.  Morlot 
schreibt  darüber;  „Die  dem  oberen  Schwefelflöz  entsprechende,  aber  taube  Schicht, 
welche  sonst  licht  ist,  wird  allmählich  dunkler;  dann  fangen  an  Kugeln  von 
Kalkspat  sich  auszuscheiden,  welche  noch  keinen  Schwefel  enthalten,  sondem  nur 
aus  braunem,  im  Innern  kristallinischem  bituminösem  Kalkspat  bestehen;  bis- 
weilen sind  sie  hohl  und  mit  Wasser  gefüllt,  welches  beim  Auslaufen  nach 
Schwefelwasserstoff  riechen  soll;  dann  kommen  Kugeln  von  dunkler  mehliger 
Masse,  die  aber  mit  Säure  nicht  braust,  dann  erscheint  Schwefel  beigemischt, 
und  endlich  folgen  die  ganz  reinen  Kugeln  von  ganz  reinem  derben  Schwefel, 
der  nur  durch  Bitumen  leberbraun  gefärbt  ist  und  eine  Schale  von  einer  helleren 
mehligen,  mergeligen  Masse  hat.  Dieser  Übergang  findet  statt  auf  eine  Länge 
von  2  Schuh  bis  4  Klafter."  Die  schwefelführenden  Mergel  von  Radobqj  mit 
ihrer  Flora  gehören  nach  Pilar*)  der  sarmatischen  Stufe  (dem  Obermiocän)  an. 

In  Südfrankreich  werden  schwefelführende  Tertiärablagerungen  in  den 

Departements  Tauduse  und  Basses- Alpes  abgebaut.    Bei  Tapets,  nahe  Apt, 

^)  Eeppen,  Mining  and  metallurgy  of  RuBsia;  For  the  Worlds  Columbian 
Exposition,  1893,  90.  —  Hintze,  Handbuch  der  Mineralogie,  I,  1898,  77. 

^)  Das  SchwefelYorkommen  in  Dzwiniacz  bei  Bohorodczanj;  Osterr.  Ztschr.  f. 
Berg-  u.  Hüttenw.,  XXII,  1874,  39—40. 

®)  V.  Morlot,  Über  die  geologischen  Verhältnisse  von  Radoboj  in  Kroatien; 
Jahrb.  k.  k.  geol.  Reichs-Anst.,  1850,  268 — 279.  —  v.  Hauer,  Geologie  der  österr.- 
ung.  Monarchie,  1878,  650—651. 

*)  Über  die  geologischen  Verhältnisse  der  Gegend  von  Radoboj  in  Oroatien ;  Verh. 
k.  k.  geol.  Reichs-Anst.,  1877,  99. 


Die  schichtigen  Schwefellager.  465 

nördlich  der  Dorance,  tritt  Schwefel  als  eine  0,8  m  mächtige  Impi^lgnation  in 
einem  dolomitischen  und  gipsfnhrenden  Kalkstein  auf;  die  Schichten  gehören  dem 
Miocän  an.  Das  Mineral  fehlt  in  den  Schichtenmnlden  und  ist  nur  in  den  Aaf- 
wölbnngen  vorhanden,  was  damit  erklärt  wird,  dafi  dasselbe  darch  Lösungen, 
welche  gerade  längs  dieser  tieferen  Stellen  zirkulierten,  weggeführt  wurde,  wobei 
das  Gestein  sichtlich  löcherig  und  mttrbe  geworden  ist,  die  in  ihm  enthaltenen 
Gipslagen  verschwunden  sind.^)  In  denselben  Schichten  kommt  Schwefel  neben 
Braunkohlenlagern  bei  Manosque  am  rechten  Duranceufer  vor.^  „Das  Braun- 
kohlenbecken der  Basses-Alpes  dehnt  sich  auf  dem  rechten  Ufer  der  Durance 
im  Norden  von  Pierrevert,  Manosque  und  Volx  in  einem  fast  südöstlich  streichenden 
Streifen  ans,  dessen  größte,  von  Montfnron  bis  Bois-d'Asson  reichende  Länge  16  km 
beträgt,  während  die  Breite  zwischen  Manosque  und  Saint-Martin-de-Benecas  mit 
ungefähr  10  km  ihr  Maximum  erreicht.  Es  handelt  sich  um  laknstrische  Bildungen 
miocänen  Alters,  die  auf  neocomem  Ealk  liegen,  welcher  östlich  von  Volx  und 
westlich  von  Montfuron  zutage  tritt.  Die  lakustrischen  Bildungen  werden  im 
NW.  von  mariner  Molasse  bedeckt,  welche  sich  auch  nach  SW.  ausdehnt;  hier 
dient  sie  der  Braunkohlenformation  von  Sainte-Tulle,  Pierrevert,  Manosque  und 
Volx  als  Hangendes.  Das  Braunkohlengebirge  besteht  aus  abwechselnden  Lagen 
von  Sandsteinen,  Kalksteinen,  Tonschiefern  und  Gips,  die  meist  gefaltet  und  steil 
aufgerichtet  sind.  Sie  umschließen  neben  einer  großen  Menge  von  Braunkohlen- 
flözen, bituminösen  Kalk-  und  Schieferschichten  und  Asphaltsandsteinen  auch 
Schichten,  die  von  gediegen  Schwefel  imprägniert  sind.  Man  fand  den  Schwefel 
bei  Braunkohlenaufschlußarbeiten  in  mehreren  Schichten  mit  ostwestlichem  Streichen 
und  einem  Einfallen  von  75 — 80^.  Die  Imprägnationszone  hat  eine  sehr  regel- 
mäßige Erstreckung  und  einen  Schwefelgehalt,  der  im  Durchschnitt  höher  sein 
soll  als  der  der  sizilianischen  Vorkommen.  Eine  776  m  lange  Strecke  durchquert 
7  abbauwürdige  Schwefellager  und  mehrere  Braunkohlenflöze. ^  Auch  bei  Marseille 
sind  neuerdings  Schwefellager  entdeckt  worden.  Man  förderte  im  Jahre  1901  im 
Departement  Basses- Alpes  1500  t,  in  Vaucluse  4184  t,  in  Bonches-du-Khöne 
1151  t  Schwefelerz,  deren  Schwefel  in  den  Weingegenden  Frankreichs  und  Algiers 
verbraucht  wurde. 

Es  erscheint  nach  dem  obigen  fraglich,  ob  die  Schwefellager  Südfrankreichs 
nach  ihrer  Entstehnngsweise  mit  den  sicherlich  marinen  Vorkommnissen  Siziliens  usw. 
verglichen  werden  dürfen. 

In  Spanien  führen  miocäne  Schichten  an  verschiedenen  Orten  Schwefel- 
lager. Die  wichtigsten  Vorkommnisse  liegen  in  den  Provinzen  Murcia  und 
A  Ib  ace te.  Diejenigen  von  Lorca  in  Murcia  scheinen  gegenwärtig  die  bedeutendsten 
zu  sein;  in  die  gleiche  Zone  gehören  die  Lager  von  Campos,  Molina,  Lorqni  y 
Fortuna  und  HelUn  in  Albacete.  Nach  Botella ^)  kommt  dort  der  Schwefel  im 
obersten  marinen  Miocän  vor,  welches  aus  Tonen,  Gipsen  und  Sandsteinen  besteht. 

1)  Delesse,  Modifleations  des  roches;  Ann.  d.  min.  (7),  XVII,  1880,  288—289. 
Nach  Boux,  Notice  sur  le  gisement  sulfuriferc  d'Apt,  1877. 

*)  Ztechr.  f.  prakt.  Geologie,  1899,  376.    Nach  L'ficho  des  Mines,  1899,  15.  Juni. 

')  de  Botella  y  de  Hornos,  Descripcion  geologica-minera  de  las  proyinciaB  de 
Murcia  y  Albacete,  Madrid  1868;  zitiert  von  Baldacci. 

Stelzner-Bergeat,  Erzlagent&tten.  30 


466  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

Das  Mineral  bildet  Schichten,  Linsen  and  Knollen,  bald  von  dichter,  bald  von 
kristalliner  Beschaffenheit,  scheinbar  mit  ziemlich  anhaltender  Beständigkeit. 
Zu  Lorca  kannte  man  schon  im  Jahre  1868  drei  Schwefellagen  von  0,2 — 0,45  m 
Mächtigkeit  und  einem  mittleren  Gehalt  von  30  ^/^^  Sie  sind  8  km  weit  zu  ver- 
folgen. Bei  He  11  in  sind  16  Lagen  von  über  9  m  Gesamtdicke  in  einen  100  m 
mächtigen  Schichtenkomplex  eingeschaltet.  Sie  sind  begleitet  von  Magnesia-  und 
Tonerdesulfat.  Im  übrigen  sind  diese  Lagerstätten  ganz  ähnlich  denjenigen  in 
Sizilien;  auch  hier  ist  der  Schwefel  etwas  bituminös. 

Zu  Teruel^)  in  Aragonien  bildet  der  Schwefel  Einlagerungen  in  horizontal 
liegenden  Gipsmergeln.  Er  umschließt  dort  die  Gehäuse  von  Schnecken  (Paludinen, 
Planorben)  und  erfüllt  dieselben ;  außerdem  sind  auch  dort  Pflanzenabdrücke  und 
Lignit  bekannt.  Aus  Alicante  erwähnt  Sewell  ein  7  Fuß  mächtiges,  steil- 
stehendes Lager,  das  von  einem  grauen  Ton  umschlossen  wird  und  zahlreiche 
vollkommen  ausgebildete  Quarzkristalle  enthält.  Auch  zu  Conil  bei  Cadiz^)  ist  ein 
Schwefelvorkommen  in  tertiärem  Kalkstein,  Mergel  und  Gips  abgebaut  worden. 
Das  Mineral  wird'  dort  von  Kalkspat  und  Cölestin  begleitet. 

Ob  die  Lagerstätte  in  der  Sierra  Gador,^)  18  km  nördlich  der  Stadt 
Almeria  in  Granada,  eine  schichtige  ist,  erscheint  nach  den  vorliegenden 
ungenauen  Berichten  nicht  ganz  zweifellos.  Das  Nebengestein  des  Schwefels 
bilden  angeblich  mitteleocäne  Kalke,  „Kalkkonglomerat^  und  Mergel.  Im  Kalk 
soll  das  Mineral  samt  Gips  Klüfte  und  Hohlräume  erfüllen;  außerdem  bildet  es 
das  Zement  der  Konglomerate  und  tritt  in  zahlreichen  Trümern  im  Mergel  auf. 
Zwischen  den  letzteren  und  dem  Konglomerat  liegt  endlich  eine  verschieden 
mächtige  Schicht  mit  fast  90  ^/q  Schwefelerz.  Das  Erz  scheint  teilweise  bituminös 
zu  sein.  Die  Mächtigkeit  der  Schwefelzone  wird  auf  50  m,  ihre  Länge  auf  400  m 
angegeben,  ihr  Durchschnittsgehalt  beträgt  15  ^/q. 

Spanien  produzierte  im  Jahre  1901  in  folgenden  Provinzen  Schwefel:  in 

Albacete  23579  t,  in  Murcia  35000  t  und  in  Almeria  5785  t. 

Im  Daghestan,^)  dem  nordöstlichen  Teile  des  Kaukasus,  sind  besonders 
in  früheren  Jahren  in  miocänen  Kalken  Schwefellager  bei  Kchiuta,  etwa  50  km 
von  Temirchanschura,  abgebaut  worden.  Die  stellenweise  bis  zu  4  m  mächtigen 
Linsen  und  Nester  liegen  nach  Arzruni  in  Gips,  der  von  Kalken  und  Mergeln 
begleitet  wird.  Die  letzteren  sind  im  Kontakt  mit  dem  Schwefel  oft  ziemlich 
weit  in  Alaun  umgewandelt,  was  auf  die  Tätigkeit  von  Schwefelwasserstoffquellen 
zurückgeführt  wird.  Ebenso  möchte  Arzruni  den  Gips  für  umgewandelten  Kalk 
halten.  Aus  Arzrunis  Beschreibung  läßt  sich  nicht  genau  erkennen,  ob  diese 
und  die  übrigen  im  Daghestan  verbreiteten  Schwefellagerstätten  wirklich  sedi- 

^)  Sewell,  Über  die  Schwefelwerke  der  spanischen  Provinzen  Aragon  und  Murcia; 
Berg-  und  Hüttenm.  Ztg.,  XXH,  1863,  334.  —  Roth,  Chemische  Geologie,  I,  1879,88. 
Nach  M.  Braun.  —  v.  Cotta,  Berg-  u.  Hüttenm.  Ztg.,  XXI,  1862,  270.  —  Fuchs  et 
de  Launaj,  Gites  min6rauz,  I,  283. 

*)  Hintze,  Handbuch  der  Mineralogie,  I,  1898,  85. 

»)  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.,  1899,  268.  Nach  Wilson.  —  Österr.  Ztschr.  f.  Berg- 
u.  Hüttenw.,  XLVm,  1900,  51. 

*)  Arzruni,  Die  Schwefellager  von  Kchiuta  im  Daghestan;  N.  Jahrb.,  1875, 
49—51.  —  Niedenführ,  Beiträge  zur  Kenntnis  kaukasischer  Erzlagerstätten.  Die 
Schwefellager  des  nordöstlichen  Kaukasus;  Chem.  Ztg.,  1897,  288—305. 


Die  schichtigen  Schwefellager.  467 

mentär  sind.  In  neuerer  Zeit  hat  die  Schwefelproduktion  von  Kchiuta  nur  mehr  1000 1 
betragen.  Andere  kaukasische  Vorkommnisse  sind  die  von  Albano  und  Eaterfi. 
Große  Schwefelmassen  liegen  nach  Radde^)  in  der  Wttste  Karakum  in 
Transkaspien.  Bei  den  Brunnenstellen  Schiich  und  Damly  erheben  sich  etwa 
vierzig  bis  zu  90  m  ansteigende  Hügel,  welche  aus  pliocänen  Schichten  bestehen 
und  großenteils  aus  Schwefel  zusammengesetzt  sind.  Der  letztere  imprägniert 
scheinbar  am  häufigsten  einen  festen  Quarzsandstein  und  bildet  darin  Nester 
und  Drusen  mit  schönen  Kristallen;  der  Gehalt  des  Gesteines  an  dem  Mineral 
wird  zu  45 — 80  ^/q  angegeben.  Solche  Schwefelvorkommnisse  sollen  in  Trans- 
kaspien und  am  Busen  von  Karabugas  weit  verbreitet  sein.  Das  Schwefelgebiet 
liegt  280  km  weit  von  der  Station  Askhabad  der  transkaspischen  Eisenbahn  entfernt. 

Im  amerikanischen  SUdstaat  Louisiana^  wurde  im  Jahre  1869  15  km 
vom  Calcasieu-River  gelegentlich  Petroleumbohrungen  ein  kolossales  Schwefel- 
lager entdeckt.    Das  Bohrprofil  war  folgendes: 

m 

Gelber  und  blauer  Ton 48 

Grauer  und  gelber  Sand 52 

Kalkstein 33 

Reiner  Schwefel 32 

Schwefelftthrender  Gips 30 

Reiner  Schwefel 1,8 

Schwefelführender  Gips 7,2 

Sehr  schwefelreicher  Gips 183 

Schwefelfuhrender  Gips    ....     .    .  30 

367 

Auch  andere  Bohrungen  haben  die  Anwesenheit  eines  sehr  mächtigen 
Hauptschwefellagers,  angeblich  mit  70 — 90^/q  Schwefel  ergeben,  dessen  Gesamt- 
menge man  auf  1,5  Hill.  Tonnen  berechnete.  Eine  ausgiebige  Ausbeutung  dieser 
Lagerstätten  hat  bisher  noch  nicht  stattgefunden,  so  daß  die  Gesamtproduktion 
der  Vereinigten  Staaten  an  Schwefel,  woran  neben  Louisiana  in  zweiter  Linie 
auch  Nevada  und  Utah  beteiligt  sind,  nur  einige  tausend  Tonnen  im  Jahre 
beträgt  und  Amerika  alljährlich  große  Mengen  davon  aus  Sizilien  einführen  muß. 

*  Die  Frage  nach  der  Entstehung  der  schichtigen  Schwefellager  ist  bisher 
noch  nicht  befriedigend  gelöst.  Sie  kann  für  die  meisten  der  vorhin  besprochenen 
Vorkommnisse  nur  gemeinsam  sein,  und  ihre  Beantwortung  muß  dieselben 
gemeinschaftlich  ins  Auge  fassen.  Die  schichtigen  Schwefellager  sind,  soweit 
überhaupt  einigermaßen  zureichende  Mitteilungen  das  erkennen  lassen,  stets 
unmittelbar  gebunden  an  Mergel  und  Kalksteine,  welche  in  Gips  eingelagert 
und  von  Tonen  und  untergeordnet  von  sandigen  Gesteinen  begleitet  sind. 
I  Scbwefeldistrikte  sind  zugleich  Gipsgebiete,  und  demgemäß  ist  der  Schwefel  auch 

*)  Vorläufiger  Bericht  über  die  Expedition  nach  Transkaspien  und  Nord-Chorassan 
im  Jahre  1886;  Peterm.  Mitt.,  XXXUI,  1887,  bes.  229-230.  —  Ztschr.  f.  prakt.  Geol.» 
1900,  331.  —  Obrutschew,  Die  transkaspische  Niederung;  Sapiski  d.  kais.  russ.  geogr. 
Ges.,  1890;  Ref.  N.  Jahrb.,  1892,  II,  -277-. 

^)  Preußner,  Ein  merkwürdiges  Schwefelyorkommen  in  Louisiana;  Ztschr.  d. 
deutsch,  geol.  Ges.,  XL,  1888,  194—197. 

30* 


468  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

manchmal  von  Steinsalz  hegleitet.  Wohl  stets  sind  femer  die  Schwefellager  seihst 
und  die  umgehenden  Gesteine  mehr  oder  weniger  reich  an  Bitamen,  Asphalt, 
Erdöl  und  flüchtigen  Kohlenwasserstoffen.  Endlich  ist  Cölestin  ein  häufiger 
Genosse  des  Schwefels. 

WieBaldacci  hervorhebt  und  begründet,  müssen  die  Schwefellagerstätten 
Siziliens  in  weiten,  flachen  Meeresbecken  entstanden  sein,  in  welchen  die  Salz- 
lösung schon  bis  zur  Auskristallisation  des  Gipses,  teilweise  sogar  des  Steinsalzes 
eingeengt  war.  Man  hat  früher  aus  dem  nicht  allein  in  Sizilien,  sondern  auch 
von  den  verschiedensten  anderen  Schwefelgebieten  bekannten  Auftreten  von 
Pflanzenresten  und  dem  Vorkommen  von  Süßwasserfischen  schließen  wollen,  daß 
die  Entstehung  des  Schwefels  in  Süßwasserseen  vor  sich  gegangen  sei,  in  welche 
Gips-  und  Steinsalz  in  gelöstem  Zustande  zugeführt  worden  wären.  Die  ün- 
haltbarkeit  dieser  Annahme  hat  Baldacci  für  Sizilien  erwiesen;  demnach  muß 
man  dort  die  Anwesenheit  der  Land-  und  Süßwasserfossilien  mit  Einschwemmungen 
erklären,  um  so  mehr,  als  in  den  schwefelführenden  Schichten  verschiedener  Vor- 
kommnisse tatsächlich,  wenn  auch  spärliche,  marine  Reste  gefunden  worden  sind. 

Die  Entstehung  des  Schwefels  kann  auf  verschiedene  Weise  erklärt  werden. 

1.  Das  Mineral  könnte  als  solches  ein  unmittelbarer  Absatz  aus  dem 
Wasser  sein.  Li  dieser  Weise  vermöchte  es  sich  durch  Oxydation  von  zu- 
strömendem Schwefelwasserstoff  nach  der  Formel  zu  bilden: 

HjS  +  0  =  S  +  HgO. 

Die  Bildung  des  Schwefels  findet  bekanntlich  in  schwefelwasserstoffhaltigen 
Wässern  schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur  statt,  ist  eine  allverbreitete  Er- 
scheinung und  kann  in  Schwefelthermen  und  in  Wasserpfützen  oder  Seen  in 
Kratern  ruhender  Vulkane  ohne  weiteres  beobachtet  werden.  Sie  führt  zu  einer 
milchigen  Trübung,  schmutzig-weißen  Schlammabsätzen  und  mitunter  auch  zur 
Bildung  von  kleinen  Kristallen  in  den  betreffenden  Wässern.  Ein  wiederholt 
beschriebenes  Beispiel  für  diese  Bildungsweise  sind  die  Acque  albule  zwischen 
Rom  und  Tivoli.  „Es  ist  dieses  ein  sehr  tiefer  Teich  von  etwa  20 — 30  Ar  Ober- 
fläche,  mit  klarem  blauem  Wasser  gefüllt,  das  durch  aufsteigende  Gasblasen 
zuweilen  lebhaft  aufwallt.  \  Die  Temperatur  des  Wassers  ist  22 — 42®  C,  Es 
enthält  viel  Kohlensäure,  kohlensauren  Kalk,  schwefelsauren  Kalk,  Schwefel- 
wasserstoff, Strontian,  Magnesia,  Eisen.  Das  Wasser,  meist  sehr  klar,  trübt 
sich  oft,  vorzüglich  in  der  Nähe  eines  künstlich  geschaffenen  Abflusses,  durch 
Abscheidung  von  Schwefel,  und  nimmt  dann  die  milchige  Färbung  an,  die  ihm 
den  Namen  Acque  albule  verschafft.  Der  Schwefel  fallt  im  Wasser  nieder,  und 
der  gleichzeitige  Absatz  von  kohlensaurem  Kalk  zeigt  sich  in  Inkrustationen 
von  Kalksinter,  die  am  Rande  des  Beckens  und  im  Abflußkanale  wahrgenommen 
werden.  In  diesen  Kalksintermassen  liegen  ebenfalls  Schwefelkonkretionen.  Es 
vollzieht  sich  also  in  diesem  Becken  der  Absatz  von  schwefelkohlensaurem  Kalk 
und  ohne  Zweifel  auch  der  anderen  begleitenden  Mineralien,  je  nachdem  die 
Konzentration  des  Wassers  sich  regelt,  sei  es  durch  Zu-  und  Abfluß,  sei  es  auch 
durch  bloße  stärkere  Verdunstung."  (v.  Las  au  Ix  nach  S  topp  an  i.)  Als 
solcher  Absatz  aus  Landseen  sind  die  sizilianischen  Lagerstätten  u.  a.  von 
V.  Las  au  Ix  betrachtet  worden,  und  neuerdings  hat  auch  Spezia  dieselben  als 


Die  schichtigen  Schwefellager.  469 

Ablagerungen  aus  schwefelwasserstoffhaltigen  Quellen  erklärt,  welche  gleichzeitig  1 
den  Cölestin,  die  Kieselsäure,  den  Kalk  und  den  Asphalt  auf  dem  Grunde  eines  i 
Meeres  abgesetzt  hätten,  aus  welchem  der  Gips  als  marines  Salz  zur  Ausscheidung  ^ 
gelangte.    Nach  Spezia  sind  die  in  Drusen  auftretenden  Mineralien  nicht,   wie 
sonst,  z.  6.  auch  von  v.  Lasaulx,  angenommen  wird,  sekundäre  Kristallisationen  j 
nach  einer  späteren  Wiederauflösung,   sondern  es  sind  direkte  Absätze  in  den 
Spalten,  auf  welchen  die  Mineralwässer  selbst  emporstiegen.    Das  Empordringen 
der  letzteren  steht  nach  ihm  und  nach  v.  Lasaulx  im  Zusammenhang  mit  der  auf 
der  Insel  schon  um  jene  Zeit  herrschenden  vulkanischen  Tätigkeit;   dabei  wären 
allerdings  die  Kohlenwasserstoffe  ursprünglich  organischer  Herkunft,  seien  aber 
erst   durch   die  vulkanische  Wärme  aus  organischen  Resten  gebildet  worden. 
Der  Absatz  von  Gölestin  durch  thermale  Tätigkeit  ist  glaubhaft,  da  viele  Thermen 
Strontian  führen.     Außerdem   würde  die  Auffassung  Spezias  sehr  wohl  die 
Lagenstruktur  (struttura  soriata)  und  den  Strontiangehalt  der  schwefelführenden 
Kalkbänke  erklären.     Da  dieselben  Verhältnisse  wie  in  Sizilien  an  zahlreichen 
anderen  Orten  herrschen,  so  müßte  man  freilich  annehmen,  daß  auch  dort  zu 
annähernd  derselben  Zeit  analog  zusammengesetzte  Mineralquellen  auf  dem  Grunde 
des  Meeres  sich  ergossen  hätten. 

2.  Eine  zweite  Annahme  ist  die,  daß  der  in  den  Schwefellagem  vorhandene 
Schwefel  ursprünglich  in  dem  Gips  enthalten  war  und  aus  diesem  durch 
verfaulende  organische  Substanz  ausgeschieden  wurde.  Daß  ein  solcher  Vorgang 
bei  niedriger  Temperatur  möglich  ist  und  in  der  Natur  st^ittflndet,  kann  nicht 
i  bestritten  werden.  So  hat  neuerdings  M^uaifij^)  eine  Neubildung  von  Schwefel 
im  Untergrunde  von  Paris  beschrieben,  die  dadurch  zustande  kam,  daß  im 
Jahre  1670  viel  Gips  enthaltender  Schutt  zur  Ausfüllung  alter  Wallgräben 
benutzt  wurde,  und  daß  die  darin  zirkulierenden  Wässer  mit  dem  darunter 
liegenden  Torf  in  Berührung  kamen.  Es  bildeten  sich  hierbei  Schwefelkristalle. 
Der  Vorgang  läßt  sich  durch  folgendes  Schema  ausdrücken: 

CaSO^  +  2  C  =  CaS  +  2  COg. 

CaS  +  HgO  +  CO«  =  CaCO«  +  H^S. 

HgS  +  0  =  H3O  +  S. 
Dementsprechend  nahm  Bischof^)  an,  daß  die  sizilianischen  Schwefellager 
ursprünglich  bituminöse  Gipse  gewesen  seien.  Infolge  der  hohen  Temperatur 
des  dortigen  Klimas,  besonders  aber  durch  die  vulkanische  Durchwärmung  des 
Bodens  hätte  eine  lebhafte  Reduktion  des  Sulfats  in  Sulfid  stattgehabt  und  das 
Calciumsulfid,  wie  oben,  in  Berührung  mit  heißen  Wasserdämpfen  Schwefel- 
wasserstoff ergeben,  der  durch  Oxydation  zu  Schwefel  bezw.  zu  Schwefelsäure 
werden  mußte,  welch  letztere  wieder  in  Berührung  mit  Kalkstein  zur  Ent- 
stehung von  Gips  führte.  Bischof  stützte  sich  dabei  auf  die  unvollständige 
Mitteilung  FriedjMgji  Hoff  mann  a^  wonach  der  Schwefel  immer  nur  auf  Drusen 
und  Klüften  vorkommen  sollte,  und  deshalb  konnte  auch  seine  Erklärung  zunächst 
nur   einer   epigenetischen   Entstehung   des    Schwefels,    nicht   einer   schichtigen 

>)  Production  actuelle  de  soufre  natif  dans  le  bous-soI  de  la  place  de  la  E6publique, 
k  Paris;  Compt.  rend.,  CXXXV,  1902,  915—916;  Ref.  N.  Jahrb.,  1903,  II,  -818-. 
')  Chemische  und  physikalische  Geologie,  II,  1861,  144 — 164. 


470  Die  schichtigen  Lagerstätten. 

gelten.  Gleichwohl  bilden  Bischofs  Darlegungen  die  Grundlage  für  die  Theorien 
Motturas  and  Baldaccis. 

Mottara  nahm  an,  dafl  der  Absatz  des  Schwefels  in  süßen  Wässern  vor 
sich  gegangen  sei,  welchen  zeitweise  Steinsalz,  vor  allem  aber  Gips  und  Calcium- 
monosulfid  (CaS)  zugeführt  wurde.  Diese  wären  aus  ausgelaugten  älteren  Ab- 
lagerungen hervorgegangen,  in  welchen  bituminöser  Gips  schon  in  Calciumsulfid 
übergeführt  war.  Unter  dem  Einfluß  der  Kohlensäure  in  der  Luft  wäre  letzteres 
dann  in  Schwefelwasserstoff  und  Kalkstein  verwandelt  worden,  worauf  sich  der 
erstere  zu  Schwefel  und  Wasser  oxydierte.  /Nach  Baldacci  hat  der  Schwefelabsatz 
in  einem  bereits  stark  eingedampften  Meeresbecken  stattgefunden,  in  welchem  zahl- 
reiche Schlammvulkane  von  der  Art  der  heutigen  Maccaluben  Siziliens  oder  der- 
jenigen des  kaspischen  Gebietes  bei  Abscheren  tätig  waren.  Das  von  diesen  geförderte 
und  die  Eruptionen  bewirkende  Gas  besteht  zu  mehr  als  90  ^/q  aus  Methan,  CH4, 
und  solche  Kohlenwasserstoffe  sollen  nach  Baldacci  in  den  flachen  Meeresbecken 
die  Eeduktion  des  Gipses  zu  Schwefelcalcium  bewirkt  haben.  Die  in  die  Gipse  ein- 
gelagerten Tonschichten  würden  dann  denMaccalubenschlamm  selbst  darstellen.  Die 
beiden  letzteren  Theorien  konnten  hier  nur  ganz  kurz  skizziert  werden ;  im  übrigen 
sei  auf  Baldaccis  ausführliche  Behandlung  des  Gegenstandes  verwiesen. 

3.  Schon  früher  ist  auf  die  Bildung  von  reichlichem  Schwefelwasserstoff 
durch  Fäulnisprozesse  in  nicht  ventilierten  Meeresbecken  hingewiesen  worden. 
Die  Sulfate  des  Meerwassers  können  dadurch  in  Sulflde  umgewandelt  werden, 
aus  welchen  die  bei  der  Fäulnis  entstehende  Kohlensäure  Schwefelwasserstoff 
austreibt.  Werden  nicht  durch  die  Anwesenheit  von  Metallen  Sulfide,  wie 
Schwefeleisen,    erzengt,    dann    muß    der   Schwefelwasserstoff   eine   allmähliche  ^ 

Oxydation  zu  Schwefel  und  zu  Schwefelsäure  erfahren,  welch  letztere  durch  Kalk- 
schlamm zu  Gips  gebunden  werden  kann.  Es  ist  wohl  nicht  undenkbar,  daß  auf 
solche  Weise  freier  Schwefel  zum  Absatz  gelangt  und  das  in  den  Schwefellagem 
verbreitete  Bitumen  den  unvollkommen  oxydierten  organischen  Rest  niedriger 
Lebewesen  darstellt,  wie  die,  welche  in  den  sizilianischen  Tripelschiefern  ihre 
bituminösen  Schalen  hinterlassen  haben.  Femer  seihierder  Schwefelbakterien^) 
gedacht,  deren  mögliche  Rolle  bei  der  Bildung  von  Schwefel  lagern  nicht  über- 
sehen werden  darf.  Diese  Spaltpilze  häufen  in  schwefelwasserstoffreichem  Wasser 
so  viel  Schwefel  in  ihren  Zellen  an,  daß  derselbe  90  ^/^  der  ganzen  Masse  ausmachen 
kann.  Ihre  Lebensfunktion  besteht  in  einer  Oxydation  dieses  Schwefels  zu 
Schwefelsäure.  Die  letztere  wird  durch  den  Kalkschlamm  des  Meeres  wieder 
zu  Gips  gebunden.  In  den  Limanen  am  Schwarzen  Meere  spielen  sie  eine 
merkwürdige  Rolle,  indem  sie  dafür  sorgen,  daß  ein  Teil  des  durch  die  Fäulnis- 
bakterien  gebildeten  Schwefelwasserstoffes  wieder  zur  Bildung  von  Sulfaten  benutzt 
wird.  Die  Tatsache,  daß  die  Gips-Schwefelbildungen  Europas  fast  ganz  ausschließ- 
lich und  an  verschiedenen  Orten  innerhalb  eines  verhältnismäßig  engbegrenzten  Zeit- 
raums fallen,  legt  die  Frage  nahe,  ob  nicht  etwa  in  eben  diesem,  durch  die  hydro- 
graphischen Verhältnisse  gefördert,  auch  eine  besonders  reichliche  Entwickelung 
ähnlicher,  bei  ihrem  Absterben  Schwefel  hinterlassender  Lebewesen  statthatte.  * 

'i  1)  Siehe    ein    zusammenfassendes    Referat    von    Doß    im    N.    Jahrb.,    1900,    I, 

|;  -224—228-. 


Stelznei 


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M. 


Sköfdel 


Verlag 


Inhaltsübersicbt  zar  I  Hälfte. 


Seite 

EinfUiriiiig 1—8 

Literatur 6—8 

GeslchigpimlLte  für  die  systematische  Behandlung  nnd  Um{n*enznng 

des  Stoffes 9—14 

Systematische  Übersicht  der  Eralagerstätten 15—470 

I.  Protogene  Lagerstätten 19—470 

1.  Die  eruptiven  Lagerstätten 19-86 

I.  Eruptive  Lagerstätten  oxydischer  Erze 22 — 40 

1.  Zinnerzführende  Granite 22—24 

2.  Magneteisenerz  und  Titaneisenerz 24—33 

3.  Ausscheidungen  von  Chromeisenstein  in  Peridotiten  und  den 

daraus  hervorgegangenen  Serpentinen 33 — 40 

II.  Eruptive  Lagerstätten  sulfidischer  Erze 40—63 

1.  Sulfidische  Ausscheidungen  in  sauren  Gesteinen 41 

2.  Sulfidische  Ausscheidungen  in  basischen  Gesteinen     •    .    .    •  41—63 
Nickelhaltiger  Magnetkies  (und  Kupferkies)  gebunden  an  Ge- 
steine   der   Ghibbrofamilie    und    deren    metamorphe   Ab- 
kömmlinge      42—62 

Botnickelkies  gebunden  an  pyroxen-  und  chromitführende  Ein- 
lagerungen in  Serpentin 62 — 63 

Ausscheidungen  von  Kupfererzen,  Magnetkies,  Molybdän- 
glanz usw.  aus  plagioklasreichen  „dioritischen"  Gesteinen  63 

III.  Gediegene  Metalle    als    primäre  Ausscheidungen    in  Eruptiv- 

gesteinen      64 — 71 

Platin  und  Nickeleisen  in  Serpentinen 64 — 66 

Nickelhaltiges  gediegenes  Eisen 66 — 69 

Ausscheidungen  von  gediegenem  Kupfer  in  basischen  Eruptiv- 
gesteinen    69 

Primäres  Gold  in  Eruptivgesteinen     69—71 

IV.  Ausscheidungen  von  Halogenverbindungen  und  Sauerstoffsalzen 

in  Eruptivgesteinen 71 — 72 

Kryolith 71—72 

Apatithaltiger  Trachyt 72 

Anhang:  Diamanten  in  Peridotit     72—84 

Rückblick  auf  die  eruptiven  Lagerstätten 84—85 

2.  Die  schichtigen  Lagerstätten 86—470 

Allgemeines 8ö — 108 

Wesen 85—89 

Das  räumliche  Verhalten 89—102 

Die  stofflichen  Eigenschaften 102—108 

Übersicht  über  die  wichtigsten  Typen 108 

Stelzner-Bergeat,  Erzlagerstätten.  ^ 


2  Inhaltsfibersicht  zar  I.  Hälfte. 

Seite 

I.  Schichtige  Lagerstätten  oxj^discher  Erze 108—264 

1.  Eisenerzlager 108—239 

Magnetit- und  Eisenglanz- (Roteisenstein-)  Lager 110 — 182 

a)  In  kristallinen  Schiefem 110—168 

Anhang:   Die  Smirgellagerstätten    in   den   kristallinen 

Schiefem 168—170 

b)  Nicht  oolithische  Lager  von  Boteisenstein  und  Magnet- 
eisenerz in  normalen  Sedimenten 170 — 182 

Marine  Sideritlager 182—199 

Marine  oolithiscbe  und  oolithäbnliche  Eisenerzlager  .    .    •    •  199—226 
Die  lakustren  und  brackischen  Toneisensteine  und  Sphäro- 

siderite 226—233 

Die  Rasen-,  Sumpf-  und  Seeerze     233—239 

2.  Manganerzlager 239—264 

Hausmannit-,  Braunit-  und  zinkerzfQhrende  Franklinitlager 

der  kristallinen  Schieferformation 240—247 

Lager   yon   Manganoxyden,    entstanden   aus   Bhodonit  und 

Mangankieselschiefer 247 — 254 

Lager    von   Manganoxyden,    hervorgegangen    aus   Mangan- 
karbonat      264-256 

Lager  yon  Psilomelan  und  Pyrolusit  als  primäre  Sedimente 

in  jüngeren  marinen  Schichten 257 — 262 

Manganerzlager  entsprechend  den  Sumpferzen     262—264 

IL  Schichtige  Lagerstätten  sulfidischer  Erze 264—442 

1.  Die  eigentlichen  Fahlbänder  (im  engeren  Sinn) 267—272 

2.  Die  Kies-,  Blende-  und  Bleiglanzlager 272—369 

Die  Kieslager 272—361 

a)  Eieslager  in  metamorphen  Schiefem 275—328 

Die  gemeinschaftlichen  Merkmale  der  metamorphen  Kies- 
lager und  Schlüsse  auf  deren  Entstehungsweise  •    •    •  320—328 

b)  Kieslager  in  paläozoischen  Tonschiefem 328—355 

Anhang:  Ablagerungen  yon  Schwefeleisen  in  lakustren 

und  marinen  jüngeren  Schichten 355—357 

Allgemeine  Bemerkungen  über  die  Entstehung  der  Kies- 
lager       357—361 

Die  Blende-  und  Bleiglanzlager 361—369 

3.  Die  goldführenden  Kiesfahlbänder 369—387 

4.  Der  Kupferschiefer  und  yerwandte  Lagerstätten.   (Die  Kupfer- 

erzfühmng  des  Perm) 388—418 

5.  Die  blei-,  kupfer-  und  silbererzführenden  Sandsteine  •    •   •    •  418 — 439 

6.  Die  kupferführenden  Tuffe 439-442 

IIL  Schichtige  Phosphoritlager 442—456 

17.  Schichtige  Schwefellager 456—470 

Ortsregister 3 — 15 


(»_ 


Ortsregister  zur  I.  Hälfte. 


Aachen,Ei8eii227.  Schwefel- 
eiaen  856. 

Aalen,  Eisen  210. 

Acque  albule,  Schwefel  468. 

Adirondacks,  Titaneisen  31. 
Eisen  löO,  152. 

Adinont,  Eisen  188,  192. 

Adorf,  Eisen  174. 

Ägypten,  Phosphorit  453. 

Ätna,  Sublimationen  439. 

Aflenz,  Eisen  192. 

Asrordo,  Kieslager  281,  292, 
'301,  321,  322,  326,  328. 

Aguas  Tenidas,  Eieslager 
347,  349, 

Agalhasbank,  Glaukonit  225. 

AhiTital,  Kieslager  280,  322. 

Akhtala,  Kupfer  441,  442. 

Ak  Sivri,  Smirgel  169. 

Alabama,  Eisen  186,  205. 
Kieslager  311.  Phosphorit 
445,  449. 

Alaska,  Qold  3. 

Albacete,  Schwefel  465,  466. 

Albano,  Schwefel  467. 

Albshausen,  Eisen  175. 

Albungen ,  Kupferschiefer 
406. 

Alcamo,  Schwefel  458. 

Alderley  Edge,  Kupfer  433. 

Alemtejo,  Eisen  145. 

Alexandrette,  Chromit  39. 

Alfter,  Alaunton  356. 

Algier,  Eisen  147.  Phos- 
phorit 454. 

Algoma,  Nickel  56. 

Algringen,  Eisen  214. 

Alicante,  Schwefel  466. 

Allahverdi,  Kupfer  442. 

Alleghany- Gebirge,  Eisen 
186.    Kieslager  311. 

Allendorf,  Kupferschiefer 
406. 

Almendro,  Mangan  252. 

Almeria,  Schwefel  466.  > 

Alno,  Titaneisen  27,  32. 

Alosno,  Mangan  252.  Kies- 
lager 853.  j 


Alpe  della  Yalle,  Nickel  47. 
Altayilla   Irpina,    Schwefel 

461. 
Altenau,    Eisen    104,    168, 

173,  178. 
Altenbeken,  Eisen  207. 
Altenberg   (Osterr.),    Eisen 

192. 
Altenberg  (Sachs.),  Zinn  4. 
Altenhaßlau,  Kupferschiefer 

406. 
Altenleiningen,  Kupfer  391. 
Alt^nmittlau,  Kupferschiefer 

406. 
Altsattel,  Eisenkies  356. 
Altvater,  Eisen  180. 
Alyani,  Nickel  47. 
Amanda,  Eisen  175. 
Amazonenstrom,    Mangan 

263. 
Amberg,  Eisen  433. 
Ambon,  Chromit  39. 
Ami  weh,  Kieslager  316. 
Ammeberg,  Zink  361,  362. 
Ancona,  Schwefel  461. 
Anglesea,Kie8lager  315, 322. 
Angora,  Chromit  89. 
Annarode  894. 
Annerod,  Alaunton  856. 
Annivierstal,    Fahlbänder 

269. 
Antiochia,  Chromit  39. 
AntonienhÜtte,  Eisen  229. 
Antoniusschacht,  Eisen  208. 
Antrim,  ged.  Eisen  67. 
Apiranthos,  Smirgel  169. 
Appalachen,  Eisen  186. 
Apt,  Schwefel  464. 
Aragona,  Schwefel  458. 
Aragonien,  Schwefel  466. 
Arbiola,  Schwefel  462. 
Archer  County,  Kupfer  417. 
Ard^che,  Eisen  217.    Phos- 
phorit 453. 
Ardennen,  Phosphorit  453. 
Arendal,  Nickel  49.    Eisen 

112,   120,   122,  143,  164, 

166,  168. 


Areskuttan,  Kobalt  272. 
Ariege,  Mangan  256.    Phos- 
phorit 448. 
Arkansas,    Phosphorit  447, 

449. 
ArksutQord,  Kryolith  71. 
Arschitza,  Mangan  111,  248. 
Arzbach,  Kupferhütte  281. 
Asboberg,  Eisen  124. 
Asby,  Eisen  27. 
Askersund,  Kobalt  271. 
Askhabad,  Schwefel  467. 
Assam,  Eisen  282. 
Asuk,  ged.  Eisen  68. 
Atacama,  Kupfer  4. 
Atlantischer  Ozean,  Mangan- 

knolleu  262. 
Atyidaberg,  Kieslager  2G6, 

320. 
Aude,  Phosphorit  448. 
Augsdorf,    Kupferschiefer 

398. 
Aumetz,  Eisen  214. 
Ausen,  Kupfer  427. 
Australien,  Kupfer  355. 
Auxois,  Phosphorit  444, 450. 
Avallon,  Blei  436. 
Aveyron,  Eisen  217. 
St.  Ävold,  Kupfer,  Blei  426. 

427,  438. 
Awarua-Bucht,   Nickeleiscn 

65. 
Ayer,  Fahlbänder  269. 
Ayrshire,  Eisen  231. 

Bachmut,  Kupfer  889. 

Badajoz,  Eisen  146. 

Badra,  Kupferschiefer  402. 

BaiIIy-aux-Forges,Eisen  221 . 

Bakal,  Eisen  187. 

Bal&n,  Kieslager  288,  2S9, 
822. 

Ballen  st  edt,   Kupferschiefer 
893. 

Ballygahan-Grube,  K  iesl  ager 
291,  292.* 

Ballyraurtagh-Grube ,   Kies- 
lager 292. 

1* 


Ortsregister. 


Bamberg,  Phosphorit  450. 
Bamle,  Nickel  45,  49,  51. 

Apatit  143. 
Banat,  Eisen  130, 167.  Sulfid- 

lagerstätten  362. 
Barbaraberg  (Wallerfangen), 

Kupfer  427,  429. 
Barbaraberg(Oberpf alz), Blei   I 

431. 
Barbo,  Eisen  144. 
Barkly,  Diamant  74,  80. 
Barmouth,  Mangan  256. 
Barton  Hill,  Eisen  26,  152, 

153. 
Baschka,  Eisenhütte  197. 
Basses-Alpes,  Schwefel  464. 
Ba8ses-Pyr6n6es,  Phosphorit 

448. 
Batjang,  Chromit  39. 
Battenberg,  Mangan  250. 
Batum,  Mangan  257. 
Bau  auf  Gott,  Eisen  177. 
Baveno,  Nickel  47. 
Beckingen,  Kupfer  427. 
Bedfordshire,     Phosphorit 

452. 
Beiem,  Nickel  45,  49,  51. 
Belgien,  Baseneisenerz  235. 

Phosphorit  445. 
Belmonte,  Grube,  Kieslager 

341. 
Belvaux,  Eisen  214. 
Benahayis,  Nickel  63. 
Bendigo,  Saddle  reefs  323, 

366. 
Bengalen,  Kieslager  315. 
Bennington  County,  Eisen 

186. 
Bennisch,  Eisen  180,  181. 
Berg,  Kupfer  423. 
Bergamo,  Eisen  193. 
Bergen,  Nickel  49. 
Bergmännisch      Glückauf, 

Eisen  177. 
Bergmannstrost  (Salzgitter), 

Eisen  221. 
Beringer  Wald,  Blei  427, 

429. 
Bernbach,    Kupferschiefer 

406. 
Bersbo,  Kieslager  296,  320, 

327,  368. 
Berseba,  Diamant  82. 
Berwyn,  Phosphorit  447. 
Bescheid,  Blei  425. 
Beutheu,  Eisen  229. 
Bex,  Schwefel  456. 
Bieber,  Kupferschiefer  406, 

407.    Eisen  407. 
Biedenkopf,  Mangan  250. 
Biella,  Nickeleisen  65. 
Bilbao,  Eisen  183. 


Bilstein,  Kupfer  344,  411. 
Birmingham  (Alabama), 

Eisen  205. 
Biskra,  Phosphorit  454. 
Bismarckstollen,    Kieslager 

299. 
Bizerta,  Phosphorit  454. 
Blaafjeld,  Titaneisen  29. 
Black  Hills,  Zinn  23.    Gold 

387. 
Blagodat,  Eisen  32,  141. 
BlankenburgjKupferschiefer 

403. 
Blaue  Pinge,  Eisenerz  178. 
Bleiberg  (St.  Avold),   Blei 

427,  429. 
Bleiberg  (Mechemich),  Blei 

422. 
Bleibuir,  Blei  425. 
Blezard  Mine,  Nickel  59. 
Blue  Ridge,  Eisen  186. 
Bocksburg,  Kohle  371. 
Bodenmais,  Kieslager  320. 

327,  368. 
Bodenstein,  Eisen  208. 
Bodenwöbr,  Eisen  206. 
Bodetal,  Eisen  180. 
Bodo,  Kieslager  307. 
Böhmen,    Eisen    200,    202, 

224,   231,   233.     Kupfer 

389   391 
Böhmisch  Brod,  Kupfer  391. 
BömmelÖ,  Kieslager  297. 
Bogoslowsk,  Mangan  263. 
Bohnkogel,  Eisen  192. 
Boleo,  Kupfer  385,  439, 441. 
Bolivia,  Zinn  4.  Kupfer  418. 
Bolkenhayn,  Kieslager  290. 
BoUingen,  Eisen  214. 
Bona,  Eisen  147. 
Bonbaden,  Eisen  175. 
Bondadel  Chierico,Nickel47. 
Bordj-Bu-Arreridj,     Phos- 
phorit 455. 
Bordj  Redir,  Phosphorit  455. 
Borneo,  Platin  65. 
Bornholm ,     Schwefeleisen 

358.    Phosphorit  446. 
Borsa,  Eisen  113. 
Bosnien,  Chromit  36.  Eisen 

185,  193.    Mangan  252. 
Boßmo,  Kieslager  297,  309, 

322. 
Bouches-du-Rhöne,  Schwefel 

465. 
Boulogne,   Phosphorit  453. 
Bowenfels,  Gold  70. 
Boyertown,  Eisen  171. 
Bräunigweiler,  Kupfer  391. 
Brakpan,  Kohle  371. 
Brandenburg,  Raseneisenerz 

236. 


Brasilien,    Gold    70,    110. 

Diamant  82.    Eisen  110. 

Mangan  254. 
Bredelar,  Eisen  174. 
Brescia,  Eisen  193. 
Bretagne,  Eisen  185. 
Brezik,  Eisen  194. 
Briansk,  Phosphorit  453. 
Briaza,  Chromit  36. 
Bricco  della  Forcola,  Mangan 

247. 
Briey,  Eisen  214. 
Brilon,  Eisen  174. 
Britisch  Columbia,  Platin  65. 
Broken    Hill,    Blei,    Zink, 

Silber  361,  364. 
Brussa,  Chromit  39. 
Buchsweiler,  Alaunton  356. 
Btichenberg,  Eisen  173, 178. 
Bückeburg,  Eisen  196. 
Btizistock,  Tektonik  99. 
Bukowina,      Chromit     36. 

Eisen     111,     113,     196. 

Mangan  248.     Kieslager 

288,  289. 
Bulandika,  Eisen  187. 
Bultfontein,  Diamant  76, 80. 
Buntenbock,  Eisen  178. 
Bunte  Wormke,  Eisen  180. 
Buonpensiero-Nadur,    Glau- 
bersalz 459. 
Burgbrohl,     Eisensäuerling 

358. 
Burgömer ,    Kupf ersch  ief er 

398. 
Burra-Burra-Grube  (Tennes- 

see),  Kieslager  314. 
Butte,  Kupfer  415. 

Cabezas  Rubias,  Mangan  252. 
Cabo  de  Gato,  Apatit  72. 

Cacak,  Chromit  37. 

Cadiz,  Schwefel  466, 

Cala,  Kieslager  351. 

Calamita,  Eisen  362. 

Calafias,  Mangan  252. 

Calatafimi,  Schwefel  458. 

Calcasieu-River,  Schwefel 
467. 

Calloway-Grube,  Kieslager 
314. 

Caltagirone,  Schwefel  458. 

Caltanissetta,  Schwefel  458, 
460,  461.     Cölestin  459. 

Calvados,  Eisen  185. 

Cambridgeshire,  Phosphorit 
452. 

Campiglia  Marittima,  Kon- 
taktlagerstätten 362. 

Campo  frio,  Mangan  252. 

Campos,  Schwefel  465. 

Cap  de  Fer,  Eisen  147. 


Ortsregister. 


Cap  Yani,  Mangan  260. 
Capo  Becco,  Mangan  260. 
(/apo  B088O,  Mangan  260. 
Caracoles  3. 
(^arlsruh,  Eisen  233. 
Carolina,  Eisen  186. 
Carratraca,  Nickel  62. 
Carrizal,  Mangan  261. 
Carroll  County,  Eisen  186. 
Casa  Branco,  Eisen  145. 
Cascade-Riyer,    Nickeleisen 

65. 
Castelberg,  Kupfer  427, 429. 
Casteltermini,  Schwefel  458, 

459. 
Castrogiovanni,    Schwefel 

458. 
Centuripe,  Schwefel  458. 
Cerro,  Mangan  252. 
Cesena,  Schwefel  461. 
Cevia,  Nickel  47. 

V  ^ 

C'evljanoyic,  Mansran  252. 
Chacarilla,  Kupfer  418,  421, 
Chamoson,  Eisen  217. 
Champ  de  Praz,  Kieslager 

285. 
Chanda,  Eisen  150. 
Chaoges,  Eisen  210. 
Charlotte- Grube,    Kieslager 

309. 
Chateaugay,  Eisen  153. 
Cher,  Phosphorit  451. 
Cheshire-Ebene,  Kupfer  433. 
Chessy,  Kieslager  292,  322, 

325,  437,  438. 
Chez  Large,  Eisen  144. 
Chialamberto,  Kieslager  285. 
Chile,  Kupfer  4,  355.    Gold 

70.  Mangan  261.  Schwefel 

456. 
Chitry,  Blei  437. 
Chrast,  Kupfer  391. 
Cbristiania,  Nickel  49. 
Christian iaQord,    Gold    und 

Silber  im  Meerwasscr  360. 
(yhrustenitz,  Eisen  204. 
Ciauciana,  Schwefel  459. 
Ciminna,  Schwefel  458. 
Cisco,  Gold  70. 
City  and  Suburban  Mine  379. 
C'iudad  Real,  Mangan  260. 
Clausthal,   Deklination   92. 

Eisen  178.     Gangfüllung 

325. 
Cleveland,  Eisen  218,  219. 
Clinton,  Eisen  150,  205, 
Clydebecken,  Eisen  231. 
Col  del  Beth,  Kieslager  284. 
('Oleraine,  Chromit  40. 
Collegii-Grube,  Mangan  243. 
Colorado,  Eisen  232. 


I 


Columbia  Connty,  Eisen  186. 
Comitlni,  Schwefel  459, 461. 
Commem,  Blei  422,  438. 
Commerner    Bleiberg   422, 

424.  I 

Como,  Eisen  193. 
Concordiazeche,  Eisen  212.   I 
Confessionario ,      Kieslager  ; 

351. 
Conil,  Schwefel  466. 
Connecticut,  Eisen  150. 
Connoree-Grube,    Kieslager 

291. 
Constantine.  Phosphorit  454, 

455. 
Constanze,  Eisen  176. 
Copper  Ciiff  Mine,  Nickel, 

Kupfer  57,  58,  59. 
Coquimbo,  Mangan  261. 
Corbigny,  Blei  437. 
Coric  Canayese,  Mangan  247. 
Comwall(Penns.),  Eisen  170. 
Corocoro.  Kupfer  418,  420. 
Cöte  d'or,  Phosphorit  450, 

451. 
Couloir  CoUaud,  Eisen  114. 
Cranberry,  Eisen  152. 
Creighton     Mine,     Nickel, 

Kupfer  59. 
Creusot,  ^  Steinkohle      98. 

Eisenhütte  210. 
Creuzburgerhütte,  Eisen  233. 
Cronebane-Grube,  Kieslager 

291. 
Croton  Mine,  Eisen  152. 
Crown  Point,  Eisen  153. 
Crown  Reef  Mine,  Gold  379. 
Crystal  Falls,  Eisen  155. 
Cuba,  Mangan  261. 
Culchote-Grube,     Kieslager 

314. 
Cypern,  Mangan  260. 
Cyphergoat,  Kohle  371. 
Czarkow,  Schwefel  464. 
Czenstochau,  Eisen  195. 

Dabensko,  Eisen  229. 
Daggafontein,  Kohle  371. 
Daghardy,  Chromit  39. 
Daghestan,  Schwefel  466. 
Dahlbum,  Kieslager  315. 
Dahle,  Phosphorit  454. 
Dakota,  Zinn  23.    Gold  387. 
Dalame,  Seeerz  237. 
Dalkarlsberg,    Eisen     120, 

124,  125,  166,  168. 
Dalry,  Eisen  231. 
Damaraland.  Gold  70. 
Damly.  Schwefel  467. 
Dammsgnif?a,  Eisenerz  134. 
Dannemora,  Eisen  111,  119, 

120,  122,  133,  166,  168. 


Dartmoor,  Eisen  104. 
Deadwood,  Zinn  24. 
Deadwood  Gulch,  Gold  387. 
De    Beers   Mine,    Diamant 

76,  80. 
Debrin,  Eisen  192. 
Delligsen,  Eisen  221. 
Derbyshire,  Eisen  231. 
Deutsch-Oth,  Eisen  214. 
Deutsch-Südwestafrika.  Dia- 
mant 82. 
Dienten,  Eisen  192. 
Dillenburg,  Eisen  173,  176. 
Disko,  ged.  Eisen  67. 
Djebel  Aures,  Phosphorit  454. 
Djebel  Mzeita,  Phosph.  455. 
Dniester,  Phosphorit  447. 
Dornten,  Eisen  208,  220. 
Dognacska,  Eisen  130,  167. 
San   Domingos ,    Kieslager 

347,  349,  352,  353,  355. 
St.  Domokos,  Kieslager  288, 

.289. 
Donetzbecken,  Eisen  232. 
Donnersalpe,  Eisen  192. 
Donnersberg,  Kupfer  391. 
Donsbach,  Eisen  176. 
Dortmund,  Eisen  229. 
Dowlais,  Eisen  230. 
Doyls  Rush,  Diamant  78, 
Dra)(eyic,  Mangan  253. 
Drente,  Raseneisenerz  235, 

236. 
Driekop,  Diamant  82. 
Dröme,  Phosphorit  453. 
Droskovac,  Eisen  194. 
Dubostica,  Chromit  36,  f95. 
Ducktown,    Kieslaarer   311, 

320,  322,  324. 
Duisburg,  Raseneisenerz  236. 
Duluth,  Eisen  155,  158. 
Dundas,  Silber  317. 
Dunderland,  Eisen  119, 141, 

165. 
Dundret,  Apatit  141. 
Durham,  Eisen  231. 
Dutchess  County,  Eisen  150, 

186. 
Dutoitspan,  Diamant  76,  80. 
Dwina,  Eisengehalt  198. 
Dzwiniacz,  Schwefel  464. 

Eagles  Nest,  Diabas  375. 

East  Tennessee  Mine,  Kies- 
lager 314. 

Echte,  Eisen  208. 

Eckardthütte,    Kupfer  ;)97. 

Eckersund,  Titaneisen  29. 

Eduardschacht,    Kupfer- 
schiefer 398,  399.  400. 

Eggegebirge,  Eisen  207. 

Eibelkogei;  Eisen  192. 


Ortsregister. 


Eickert,  Eieslager  340. 

Eifel,  Eisen  206. 

Eimelrod,  Mangan  251. 

Einbeck,  Eisen  208. 

Einfischtal,  Fahlbänder  269. 

Eisenberg  (Fichtelgebirge), 
Eisen  177. 

Eisenerz,  Eisen  188,  189^ 
192,  198. 

Eisenzug  (Wetzlar),  Eisen 
175. 

Eiserntorpaß,  Eisen  184. 

Eisleben,    Kupferschiefer 
394,  395,  396. 

Elandsdrift,  Diamant  82. 

Elbingerode,  Eisen  173, 178. 
Mangan  248,  250. 

Elbogen,  Eisen  233. 

El  Cerro,  Mangan  252. 

El  Confessionario,  Kies- 
lager 351. 

El  Qranado,  Mangan  252. 

Elisabetpol,  Mangan  257. 

Elizabethtown,  Titaneis.  31. 

Elligser  Brinks,  Eisen  221. 

Elssä,    Raseneisenerz    236. 

Elsterwerda,  Raseneisenerz 
235. 

Elyofluß,  Nickeleisen  65. 

Ely,  Phosphorit  452. 

Ely  Mine,  Kieslager  315. 

Emilie-Anna-Orube,  Eisen- 
erz 230. 

Emmer  Compascnum,  Basen- 
eisenerz 236,  236,  238. 

England,  Eisen  200,  218, 
230.  Unterer  Zechstein 
412.  Phosphorit  45i,  452. 

Enterprise  (Mississ.).  Eisen 
197. 

Entringen,  Blei  431. 

Eriwan,  Mangan  257. 

Ermecke,  Kieslager  339. 

Ernstschacht,  Kupferschiefer 
396. 

Erteil,  Nickel,  46,  49, 50, 51. 

Erzberg.  Eisen  189,  198. 

Esch,  Eisen  214. 

Espedalen,  Nickel  45,  49. 

Essez,  Phosphorit  452. 

Esten,  Eisen  219. 

St.  Etienne,  Steinkohle  98. 

Etta-Grube,  Zinn  23. 

Euboea,  Chromit  37. 

Evan,  Nickel  49. 

Evans  Mine,  Nickel,  Kupfer 
68,  59. 

Evje,  Nickel  52. 

Falk,  Blei  427,  429. 
Falkenau,    Eisen    233. 
Schwefeleisen  356. 


Falotta,  Mangan  253. 
Falun,  Kieslager  296,  320, 

327,  352,  415. 
Fauresmith,  Diamant  76. 
Favara,   Schwefel,   Cölestin 

459. 
Feistereck,  Eisen  192. 
Feragen,  Chromit  37. 
Ferdinand,  Eisen  175. 
Fernebo,  Eisen  130. 
Ferreira  Mine,  Gold  379. 
Fichtelgebirge,  Eisen  177, 

200,  201,  202,  224. 
Finkenkule,  Eisen  221. 
Finland,  Seeerz  237. 
Fishkill,  Eisen  186. 
Flaad,  Nickel  49,  52,  53. 
Flachau,  Eisen  192. 
Flachenberg,  Eisen  193. 
Flöttum,  Kieslager  297. 
Florida,  Phosphorit  445. 
Försterstollen,    Kieslager 

305. 
Fohlen  weide,  Kupfer  391. 
Foldal,  Kieslager  297,  298, 

307. 
Forest  of  Dean,  Eisen  152. 
Forli,  Schwefel  461. 
Franken,  Eisen  210. 
Frankenberg,    Kupfer    88, 

409,  412. 
Franklin  Fumace,  Mangan, 

Zink  244. 
Frank  Smith,  Diamant  82. 
Frederick  County,  Eisen  186. 
Frederike,  Kupfer  344,  346, 

411. 
Fregeneal,  Eisen  146. 
Freiberg  (Sachsen),  Zink  3. 

Mineralien  14.    Zinn  im 

Gneis  22.  Deklination  92. 

Gangfüllung  325. 
Freieslebenschacht,  Kupfer- 
schiefer 398. 
Freihung,  Blei  431,  433. 
Friedenshatte,  Eisen  229. 
Friedland,  Eisenhütte  196, 

197. 
Friedrichshall,  Schwefel  456. 
Friesdorf,  Alaunton  356. 
Frodingham,  Eisen  218. 
Frontenac  County,  Eisen  154. 
Fuglevik,  Eisen  142. 
Fundkofel,  Gold  279. 
Fundul  Moldowi,  Kieslager 

288,  289. 
Furuhaugen,  Kieslager  299. 
Furulund,  Kieslager  302. 

Gafsa,  Phosphorit  454,  455. 
Galizien,  Schwefel  462,  464. 
Gambatesa,  Mangan  254. 


Gamlegrube,  Eisen  142. 

Gap  Mine,  Nickel  54. 

Gautzsch,  Phosphorit  456. 

Gayosdia,  Eisenhütte  185. 
.  Gefleborg,  Eisen  118. 

Gehlberg,  Phosphorit  455. 

Geismar,  Kupfer  409. 

Gelliyara,  Eisen  120,  135, 
140.    Apatit  136. 

Geologists  B^nge  317. 

Georg  -  Friedrich  -  Grube, 
Eisen  221. 

George  -  Riy  er ,  N  ickeleisen 
65. 

Georgia,  Eisen  186.  Phos- 
phorit 449. 

Georgsmarienhfitte  208. 

Gerbstedt ,  Kupferschiefer 
395. 

Germ,  Mangan  249. 

Gerolstein,  Eisen  206. 

Getschenberg,  Eisen  193. 

Gibellina,  Schwefel  458. 

Gibeon,  Diamant  82. 

Gießen,  Mangan  250,  263. 

Giken-Qrube,  Kieslager  309. 

Gl  adbeck ,    Kupferschiefer 
407. 

Gladhammar,  Kobalt  272. 

Glämisch,  Eisen  216. 

Gläsener    Berg,    Kupfer- 
schiefer 402. 

Glakämsgrufya,  Mangan 
244. 

Gleiwitz,  Eisen  233. 

Glückhilfschacht,  Kupfer- 
schiefer 396. 

Glücksbrunn,  Kupferschiefer 
404. 

Godegardsgrube,  Zink  363. 

GK)desberg,  Alaunton  356. 

Göllnitz,  Eisen  285. 

Göppingen,  Eisen  212. 

Gogebic,  Eisen  155, 157, 163. 

Goldberg,  Kupfer  408. 

Goldküste,  Eisenglimmer- 
schiefer  110,  111. 

Gollrad,  Eisen  192. 

Gollyre,  Fahlbänder  269. 

Gonzen,  Eisen  181. 

Goroblagodat,  Eisen  32, 141. 

Goroblagodatskischer    Di- 
strikt, Platin  64. 

Gory,  Mangan  257. 

Goslar,  ELieslager  329. 

Gottestreue.  Schwefeleisen 
367. 

Gozzo,  Phosphorit  465. 

Graahö,  Nickel  49. 

Grängesberg,  Eisen  1 12, 1 19, 
120,  122,  141.  165,  166, 
168.    Apatit  443. 


Ortsregister. 


Gräsberg,  Eisen  119,  122. 

Granado,  Mangan  252. 

Grand  Praz,  Fahlbänder  269. 

Grandpr^,  Phosphorit  453. 

Great  Valley,  Eisen  187. 

Griesberg,  Blei,  Kupfer  423, 
424. 

Grimeli-Grube,    Kieslager 
297. 

Griqualand,  Diamant  74, 82. 

Grk-Berg,  Mangan  253. 

Grochau,  Chromit  35. 

Gröbzig  394. 

Gröditzberg,  Kupfer  408. 

Grönland,    ged.   Eisen   67. 
Kryolith  71. 

Grönskargrube,     Kieslager 
298. 

Groß-Almerode,      Alaun  ton 
356. 

Großbottwar,  Blei  431. 

Großenhausen ,    Kupfer- 
schiefer 406. 

Großgnibe  (Längban),  Man- 
gan 243. 

Gioßkahl ,    Kupferschiefer 
406,  407. 

Grotte,  Schwefel  458,  460. 

Grünten,  Eisen  222. 

Grythytte,  Eisen  122. 

Guldal,  Kieslager  298. 

Guldgrube,  Kieslager  298. 

Gustav-Adolf-Grube,    Eisen 
129. 

Gustavgrube.  Eisen  230. 

Gyal&r,  Eisen  184. 

Gyalu  Negru,  Kieslager  289. 

Uadamar,  Mangan  250. 
Hahausen,    Kupferschiefer 

393,  402. 
Haiger,  Eisen  176. 
Haiugründau,    Kupfer- 
schiefer 406. 
Halberbracht,  Kieslager  339. 
Hallein,  Schwefel  456. 
Hanau,  Raseneisenerz  236. 
Hang!  n  g-Rock-Distrikt, 

Eisen  232. 
Hankabakken,    Kieslager 

309. 
Harlech,  Mangan  256. 
Hamey  Range,  Zinn  24. 
Harteberg,  Chromit  34. 
Hartenberg,  Eisen  179. 
Hartley,  Gold  70. 
Harz,  Ruschein  97.  Mangan 

240,  250.    Kupferschiefer 

391,  393. 
Harzburg.  Nickel  42.   Eisen 

87,  207,  208,  220,  224. 


Hasel,  Kupfer  408,  412. 

Hasselbomschurf,  Eisen  142. 

Hastings  County,  Eisen  154. 

Hattingen,  Eisen  228. 

Haunsberg,  Eisen  221. 

HautHie-Cry,  Eisen  217. 

Haute-Garonne,   Phosphorit 
448. 

Haute-Marne,  Eisen  221. 

Haute-Saöne,  Phosphorit451 . 

Hautes-Pyr6n^s,    Mangan 
249. 

Havanna,  Gold  70. 

Haverlah,  Eisen  221. 

Hayingen,  Eisenerz  214. 

Haytor  Mine.  Eisen  104. 

Heidelberg  (Transvaal),  Gold 
374. 

Heilbronn,  Blei  431. 

Helgoland,  Kupfer  411. 

Hellering,  Kupfer  427. 

Hellin,  Schwefel  465. 

Helmstedt,  Phosphorit  455. 

Henry  Nourse  Mine,Gold378. 

Herjadalen,  Seeerz  237. 

Herrenberg,  Blei  431. 

Hessen,    Kupfer  393,    404, 
406,  409,  410. 

Hestmandö,  Chromit  37. 

Hettstedt,    Kupferschiefer 
394,  395,  398. 

Heverstedt,  Eisenerz  217. 

Hickman     County,      Phos- 
phorit 450. 

Hillesheim,  Eisen  206. 

Hilsmulde.  Eisen  221. 

Hiraklia,  Smirgel  169. 

Hirschau,  Blei  432. 

Hirschberg,  Eisen  202. 

Hjulsjö,  Eisen  122. 

Hjulvindsgrufva,  Eisen  134. 

Hochfilzen,  Eisen  193. 

Hochwald,  Kupfer  427,  429. 

Hof,  Eisen  202. 

Hoffnungsschacht,    Kupfer- 
schiefer 396. 

Hohenelbe,  Kupfer  389. 

Hohensüßer  Revier,  Kupfer- 
schiefer 404,  405,  406. 

Holland,  Raseneisenerz  235, 
236, 

Homstake,  Gold  387. 

Hoppeketal,  Eisen  174. 

Horbach,  Nickel  46. 

Homburg  394. 

Horodizce,  Mangan  259. 

Horton,  Titan  eisen  erz  31. 

Howland  Mine,  Eisen  154. 

Hoverswerda,  Raseneisenerz 
236. 

Huckelheim,  Kupferschiefer 
406,  407. 


Hudson-Hochland,    Eisen 
150,  152,  186. 

Huelva,  Maugan  251.  Kies- 
lager 301,  347,  354. 

Hüttau,  Eisen  192. 

Hüttenberg,  Eisen  183. 

Hüttenrode,  Eisen  180. 

Hunyad,  Eisen  184. 

Hussigny,  Eisen  214. 

Husum,  Kupfer  411. 

Ibbestad,  Eisen  142. 
Iberg  (Harz),  Tektonik  98. 
Iglo,  Eisen  285. 
Ilfeld,  Kupferschiefer  402. 
Ilseder  Hütte  221. 
Imperinatal,  Kieslager  282. 
Indien,    Diamant   82,    83. 

Eisen  150,  232.   Mangan 

261. 
Indischer  Ozean  198. 
Indre,  Phosphorit  451. 
Ingelshytte,  Eisen  124. 
Ingersoll,  Zinn  24. 
Innerberger  Erzberg,  Eisen 

189,  191. 
los,  Smirgel  169. 
Irkuskan,  Eisen  187. 
Irland.  Kieslager  290. 
Iron  Mine  Hill,  Eisen  26. 
Iron  Mountain,  Eisen  141. 
Isabella-Grube,    Kieslager 

314. 
Ischl,  Schwefel  456. 
Ishpeming,  Eisen  155. 
Island,  Schwefel  456. 
Itabira,  Itabirit  110. 
Italien,  Nickel  47. 
Ivanjiska,  Mangan  253. 
Ivigtok,  Kryolith  71. 
Ivigtut,  Kryolith  71. 

Jackson  County ,  Nickel- 
eisen 65. 

Jackson  Mine,  Eisen  162. 

Jacobsberg,  Mangan  241, 
244. 

Jacupiranga,  Titaneisen  32. 

Jagersfontein,  Diamant  76, 
80. 

Jakobeni,  Mangan  111,  248. 

Jakobstollen,  Kieslager  305. 

Jarajura,  Kieslager  315. 

Janow,  Eisen  229. 

Japan,  Kupfer 355.  Schwefel 
456. 

Jarales,  Nickel  62. 

Jauer,  Eisenhütte  252. 

Jefferson  County,  Eisen  150. 

Jekaterinburg,  Chromit  38. 
Gold  69. 

Jekaterinoslaw,  Kupfer  389. 


8 


Ortsregister. 


Jemtland,  Seeerz  237. 

Jenbach,  Eisen  193. 

Jeres  de  los  Caballeros, 
Eisen  146. 

Jemboäs,  Eisen  122. 

Jernsmauget,  Kieslager  298. 

Jerusalem,  Phosphorit  454. 

Jipka,  Kupfer  390. 

Johannesburg,  Gold369, 371. 

Johnsbach,  Eisen  192. 

Jokeskeyfluß,  Gold  385. 

Jordansee,  Schwefelkies  356. 

Jordgrube,  Eisen  134. 

Josephine  County,  Nickel- 
eisen 65. 

Juanteniente,  Eisen  145. 

Juda,  Phosphorit,  Asphalt 
453. 

Juliushütte  339. 

Julius  Philipp,  Steinkohle 
99. 

Jungfrugrufva,  Eisen  134, 

Juno,  Eisen  175. 

Jurjusan,  Eisenhütte  187. 

Sta.  Justa,  Eisen  146. 

Kärnten,  Kieslager  ^/5, 324. 

Kahleberg,  Eisen  208. 

Kaiser  Heinrich,  Eisen  212. 

Kaleuberg,  Blei  424. 

Kalifornien ,  Chromit  40. 
Gold  70. 

Kallmora,  Erdpech  122. 
Eisen,  Blei  128. 

Kallwang,  Kieslager  2TT, 
322. 

Kamerun,  Schwefel  456. 

Kamfersdam,  Diamant  82. 

Kamsdorf,    Kupferschiefer 
403,  415,  416. 

Kamyschak,  Gold  70. 

Kanada,  Chromit  40.  Nickel 
55.  Eisen  154,  166,  235, 
236.  Smirgell69.  Apatit 
443. 

Kapland,  Kupfer  63.  Diamant 
74.     Geologie  371,  372. 

Karabugas,  Schwefel  467. 

Karakum,  Schwefel  467. 

Karkalinsk,    Kupferhütte 
389. 

Karlsbad ,  Eisen  233.  Schwe- 
feleisen 356. 

Karmö,  Kieslager  297,  307. 

Karpathen,  Eisen  196.  Man- 
gan 248j  256.  Kieslager 
285,  288. 

Kaspische  Niederung,  Schw^ 
feieisen  359. 

Kastamuni,  Chromit  39. 

Kataw,  Eisenhütte  187. 

Katerfi,  Schwefel  467. 


Katschkanar,  Chromit  38. 
Kaukasus,     Mangan     257. 

Kupfer441.  Schwefel456, 

466. 
Kchiuta,  Schwefel  466. 
Kedabeg,  Kupfer  441. 
Kehrzug,  Eisen  178. 
Kellerjoch,  Eisen  193. 
Kent,  Eisen  232, 236.  Phos- 
phorit 451,  452. 
Kentucky,  Eisen  205,  232. 

Phosphorit  447. 
Keropotamo,  Chromit  37. 
Kertsch,  Eisen  223. 
Kieferstädtel,  Eisen  233. 
Killingdal,  Kieslager  297. 
Kimberley,  Diamant  74,  79, 

80. 
Kimpolung,  Eisen  196. 
Kirlibaba,  Eisen  113. 
Kirunnavara,  Eisen  120, 137, 

140. 
Kjöli,  Kieslager  297,  298. 
Klacka,  Eisen  125. 
Klacksberg,  Eisen  120,  122, 

126,  166. 
Klefva,  Nickel  46,  49. 
Kleinasien,    Chromit    38. 

Smirgel  169. 
Kleinen-Bremen,  Eisen  217. 
Klein-Mohrau,  Eisen  180. 
Klein-Namaland,  Kupfer  63. 
Klein-PHlep,  Eisen  231. 
Klerksdorf,  Gold  374. 
Kley,  Eisen  208. 
Klodeberg,  Eisen  144. 
Klondike,  Gold  3. 
Knallagrube,  Zink  364. 
Knappenstube,    Kieslager 

278,  322. 
Kochhütte,  Kupfer  397. 
Kölner  Bucht,  Eisen  233. 
König    Oskar-Grube,    Kies- 
lager 308. 
Königsbronn,    Eisenhütte 

211. 
Königszug,  Eisen  176. 
Koffyfontein,  Diamant  76. 
Kohlberg,  Eisen  212. 
Kokoschütz,   Schwefel  457, 

463. 
Kollmannsegg,  Eisen  193. 
Kolningsberg,    Eisen    120, 

122,  126. 
Kolsnarensee,  Basen  eisenerz 

235,  237. 
Kongensgrube,    Kieslager 

298,  306. 
Kongsberg,    Erdpech    122. 

Fahlbänder  267. 
Konradswaldau,  Kupfer  408, 

412. 


Kopenhagen ,    Schwefel- 
wasserstoffbildung   im 
Meer  358. 

Kopparberg,  Eisen  118. 

Kordigast,  Eisen  212. 

KoSfalov,  Kupfer  390. 

Kossowo,  Chromit  37. 

Kragerö,  Apatit  143. 

Krangrufya,  Eisen  130. 

Kraubat,  Chromit  35. 

Kreith,  Eisen  192. 

Krepitz,  Mangan  256. 

Kressenberg,  Eisen  88.  221, 
224,  225. 

Kreutzburg,  Eisen  195. 

Kreuzeck,  Kieslager  278. 

Krim,  Eisen  223. 

Kristiania,  Nickel  49. 

KristianiaQord,  Gold  und 
Silber  im  Meerwasser  360. 

Kriwoi-Rog,  Eisen  148,  165. 

Kronburg,  Bildung  Ton 
Schwefeleisen  im  Meer 
358. 

Krügersdorp,  Gold  375. 

Krughütte,  Kupfer  397. 

Krumirien,  Phosphorit  454. 

Krzizanowitz,  Mangan  256. 

Kuchen,  Eisen  212. 

Kulmberg,  Kieslager  275. 

Kupferacker,  Kupfer  391. 

Kupferkammerhütte,  Kupfer 
397. 

Kupferlöcher,  Kupfer  391. 

Kupfersuhl,  Kupferschiefer 
404. 

Kursk,  Eisen  197.  Phos- 
phorit 453. 

Kutais,  Mangan  257,  261. 

Kuznicka,   Eisenhütte  233. 

Kyffhäuser,  Kupferschiefer 
402. 

Kylsbogrube,  Eisen  126. 

Kyschtymsk,  Chromit  38. 

Lac  ä  la  Tortue,  Seeerz  237. 
Lace,  Diamant  82. 
Lading,  Kieslager  279. 
Ladysmith,  Kohle  371. 
Laeyerestvedt,  Eisen  144. 
Lafayette,    Mangan    256. 

Phosphorit  447. 
Laghetto,  Nickel  47. 
Lagunazo,  Kieslager  347. 
Laisa,  Mangan  250. 
Lake  Champlain,  Eisen  26, 

150, 152.    Titan eisensand 

32. 
Lake   Superior,    Kupfer   4. 

Eisen  89,  154,  160,  163. 
La  Laja,  Kieslager  350. 
Lamadeleine,  Eisen  214. 


Ortsregister. 


Lamitzmühle,  Eisen  202. 
Lamnitztal,  Kieslager  278, 

322. 
Lanark  County,  Eisen  154. 
Lancaster  County,  Nickel  54. 
Landsberg,  Eisen  195. 
Landu,  Kieslager  315. 
Längban,  Eisen   124,  145, 

166,  242.    Mangan  241, 

242. 
Langdal,  Nickel  49. 
Langeland,  Eisen  207. 
Langenaubach,  Eisen  176. 
Langerbühl,  Eisen  177. 
Langfalls,  Blendelager  296, 

320. 
Länghult,  Magneteisen  26. 
Langlaagte-Fann,  Gold  385. 
Langsey,  Eisenerz  144. 
Lang?and,    Kieslager  303, 

307. 
Lappland,  Eisen  118,  135, 

137,  138,  168.   Kieslager 

310.     Apatit  443. 
Larnaca,  Mangan  260. 
Las    Cabessas,    Phosphorit 

448.    Mangan  448. 
Las  Tres  Virgines  440. 
Lausitz,  Nickel  42. 
Lautenthal,    Mangan    250. 

Soolquelle  343. 
Lauterberg,  Kupferschiefer 

402. 
La  Voulte,  Eisen  217. 
St.  Lawrence,  Eisen  150. 
La   Zarza,   Kieslager    347, 

353 
Lead  City,  Gold  387. 
Le  Breton-Grube,  Kieslager 

307. 
Leeds  County,  Eisen  154. 
Leicestershire,  Eisen  219. 
Leipzig,  Phosphorit  456. 
Leitmar,  Kupfer  411. 
Lengsdorf,  Alaunton  356. 
Leogang,  Eisen  193. 
Lerbach,  Eisen  178. 
Lerberg,  Eisen  125. 
Lercara,  Schwefel  458. 
Les  Chalanches,  Fahlbänder 

269. 
Leuchtholz,  Eisen  202. 
Leun,  Eisen  175. 
Leveäniemi,  Eisen  139. 
Lewis   County,    Phosphorit 

450. 
Licata,    Schwefel,    Cölestin 

459. 
Lichtenbach,  Eisen  192. 
Liebenburg,  Eisen  208. 
Lieth,  Kupfer  411. 
Lietzen,  Eisen  188. 


Lieversbach,    Kupfer,    Blei 

423,  425. 
Lillefjeld,  Kieslager  297. 
Limberg,  Kupfer  427,  429. 
Lincoln,  Eisen  218. 
Lindenstieg  sieh  dich  um, 

Eisen  179. 
Lindesberg,  Eisen  122. 
Lipari,  Kupfer  439. 
Ljusnarsberg,    Eisen    122, 

124,  125. 
Ljusnedal,  Kieslager  298. 
Locamo,  Nickel  48. 
Lohara,  Eisen  150. 
Lombardei,  Eisen  193. 
Lomberg,  Eisen  119,  124. 
London  Mine,  Kieslager  314. 
Longwy,  Eisen  214. 
Lorca,  Schwefel  465. 
Lorqui  y  Fortuna,  Schwefel 

465. 
Los  Jarales,  Nickel  62. 
Lothringen,  Eisen  87,  88, 

110,   200,  206,  212,  216, 

223,226,443.  Phosphorit 

450. 
Loudervielle,  Mangan  249. 
Louisa    County,    Kieslager 

315. 
Louisiana,  Schwefel  467. 
Lowerz,  Eisen  223. 
Luchsinger    Schwefelquelle 

98. 
Lüneburg,     Raseneisenerz 

236. 
Lugnaquillaberg,  Kieslager 

290. 
Luleä  135. 

Lundörren,  Nickel  50. 
Luossavara,  Eisen  111,  120, 

137,  140. 
Lutter  a.  B.,  Eisen  208. 
Luxemburg,  Eisen  212,  216. 
Luzzogno,  Nickel  47. 
Lydenburg,  Gold  383. 
Lyngrot,  Eisen  141. 

Maden i-sseri,  Mangan  257. 
Madras,  Diamant  SS. 
Mähren,  Eisen  180.  Mangan 

256. 
Mährisches  Gesenke,  Eisen 

180. 
Mährisch    Neustadt,    Eisen 

180. 
Magdeburg,  Phosphorit  455. 
Magdeburger    Uferrand, 

Kupferschiefer  403. 
Magnet  Coye,  Titaneisen  27. 
i   Mahopac  Mine,  Eisen   152. 
:  Maine,  Kieslager  311. 
I   Majdan,  Eisen,  Kupfer  185. 


Makri,  Chromit  39. 
Malaga,  Nickel  62.    Eisen 

146,  166. 
Malö,  Nickel  49. 
Malta,  Phosphorit  455. 
Mangold,  Eisen  175. 
Manosque,  Schwefel  465. 
Mansfeld,  Kupferschiefer  95, 

105,   106,  385,  391,  393, 

394,  401,  412,  416.   Pro- 
duktion 355,  401. 
Marburg,  Kupferletten  411. 
St.  Marcel,    Mangan    247. 

Kieslager  285. 
Maria  (Wetzlar),  Eisen  175. 
Ste.  Marie-aux-Ch^nes,  Eisen 

214. 
Marken,  Schwefel  461. 
Markoldendorf,  Eisen  208. 
Marmaros,  Eisen  111,  113. 
Marquette,  Eisen  155.  156, 

159,  163,  166. 
Marseille,  Schwefel  465. 
Marteuberg,  Eisen  174. 
Martha  (Wetzlar),  Eisen  175. 
Martigny,  Eisen  114. 
Maryland,  Chromit 39.  Eisen 

186.    Kieslager  311. 
Mary-Mine,  Kieslager   314. 
Maschonaland  371. 
Matabeleland  371. 
Mattsee,  Eisen  221. 
Maubach,  Blei  426. 
Maury   County,  Phosphorit 

450. 
Mazenay,  Eisen  210. 
Mechemich,  Blei  106,  385, 

422,  425,  433,  438. 
Mecklenburg,  Raseneisenerz 

235,  236,  238. 
Mec^a  Rassul,  Eisen  148. 
Meggen,  Kieslager  273, 325, 

339,  342,  343,  358,  361. 
Meinerzhagen  er    Bleiberg 

422,  425. 
Meinkjär,  Nickel  49,  51. 
Mekidol,  Chromit  36. 
Mellemgrube,  Nickel  51. 
Mellrichstadt,    Kupfer- 
schiefer 407. 
Menominee,  Eisen  155, 157, 

163,  166. 
Meraker,  Kieslager  297. 
Merionetshire,  Mangan  256. 

Phosphorit  447. 
Merseburg,   Raseneisenerz 

236. 
Mersina,  Chromit  39. 
Mertainen-Gebirge,    Eisen 

139. 
Mesabi   Range,  Elsen   155. 

158,  160,  163. 


10 


Ortsregister. 


Metzingen,  Eisen  212. 
Meurthe-et-Moselle,    Eisen 

214. 
Mexiko.    Kupferproduktion 

355.    Schwefel  456. 
Meyer  and  Charlton  Mine, 

Gold  378. 
Mgwimewi,  Mangan  258. 
Miask,   Titaneisen   27,   32. 

Gold  69. 
Michigamme,  Eisen  155. 
Michigan,  Eisen   111,  154^ 

162. 
Miggiandone,  Nickel  47,  48. 
Miguel  Burnier,  Mangan  255. 
Milos,  Hangan  260. 
Mina  (Stadtberge),   Kupfer 

344,  345. 
Minas   Geraes,   Eisen   111, 

165.    Mangan  254. 
Mineyille,  Eisen  26,  152. 
Minnesota,  Eisen  154. 
Misla,  Phosphorit  455. 
Mittelburg,  Kohle  371. 
Mittel-Sohland,  Nickel  42. 
Modum,  Kobalt  269. 
Mohilew,  Phosphorit  447. 
Mokta-el-Hadid,  Eisen  147, 

166. 
Mokurop,  Diamant  82. 
Molina,  Schwefel  465. 
Molteno,  Kohle  371. 
Mens  Peter,  Kieslager  298, 

299,  303,  304,  309, 
Montana,  Smirgel  169.  Eisen 

232. 
Montchanin,  Steinkohlenflöz 

98. 
Montchemin,  Eisen  114, 166. 
Monte  Acute,  Kupfer  69. 
Monte  Agudo,  Eisen  145. 
Monte  Argen tario,  Mangan 

254. 
Monte  Beth,  Kieslager  284. 
Monte  Ghinivert,  Kieslager 

284. 
Moosberg,  Eisen  193. 
Moravica,  Eisen  130,  167. 
Morbergsfeld,  Eisen  126. 
Morvan,    Blei    436,    437. 

Phosphorit  450. 
Moßgrube,  Mangan  244. 
Motowilikha,     Kupferhütte 

389. 
Mottram    St.    Andrews, 

Kupfer  433. 
Mount  Bischoff,  Zinn  317. 
Mount  Lyell,  Kieslager  273, 

316,  322,  325,  415. 
Mount  Reid,  Kieslager  320. 
Mount    Washington ,    ged. 

Eisen  67, 


I  Münster,  Raseneisenerz  236. 
Musen  (Kohlen-Zeche),  Eisen 
228. 

Muggrube,    Kieslager  298, 
306. 

Murchison  Range  371. 
Murcia,  Schwefel  465,  466. 
Murray  Mine,  Nickel,  Kupfer 

56,  58,  59. 
Myslowitz,  Eisen  229. 
Mytilene,  Chromit  37. 

Nacimiento-Gebirge,  Kupfer 

436. 
Nadworna,  Eisen  196. 
Näskils,  Eisen  144. 
Näverhaugen,    Eisen    119, 

141,  165,  307. 
Nakerivara,  Eisen  140. 
Namaland,  Kupfer  63. 
Nancy,  Eisen  214. 
Nassau,  Eisen  176.  Mangan 

250.     Phosphorit  445. 
Naubom,  Eisen  175. 
Nautanen,  Kupfer  140. 
Navalazaro,  Eisen  145,  166. 
Navalostrillos,  Eisen  146. 
Naxos,  Smirgel  168. 
Negaunee,  Eisen  155. 
Nelson,  Chromit  39. 
Neuberg,  Eisen  188,  192. 
Neubraunechweig,  Kieslager 

311.     Phosphorit  447. 
Neufundland,    Chromit   40. 

Kieslager  311. 
Neuhaldensleben,     Kupfer- 
schiefer 403. 
Neukaledonien,  Chromit  39. 
Neukirch,  Kupfer  408. 
Neumexiko,  Kupfer  436. 
Neuflchottland,  Kupfer  417. 
Neuseeland,     Chromit    39. 

Nickeleisen  65.  Gold  382. 

Schwefel  456. 
Neustadt,    Kupferschiefer 

402. 
Neusüdwales,  Gold  70.  Zink, 

Blei,  Silber  364. 
Neuwied,  Alaunton  356. 
New  Annan,  Kupfer  417. 
Newcastle(Natal),Kohle371. 
Newcomb,  Titaneisen  31. 
Newhampshire ,     Kieslager 

311. 
New  Jersey,  Eisen  150,  152, 

153.     Mangan,  Zink  244, 

247. 
Ncwlands    Mine,    Diamant 

77,  78,  79. 
New  York,  Nickel  55.  Eisen 

150,  153,  205,  206. 


Nicopol,  Mangan  259,  260, 
261. 

Niederalpel,  Eisen  192. 

Niederellnbach,    Kupfer- 
schiefer 406. 

Niederkalifornien ,  Kupfer 
361,  385,  439. 

Niedermarsberg,  Kupfer  544, 
346,  411. 

Niederschlesien,  Kupfer  391 , 
408. 

Niederschmottseifen,  Kupfer 
408. 

Nievre,  Eisen  216.  Phos- 
phorit 451. 

Nie  wand  tschacht,  Kupfer- 
schiefer 398. 

Nigel  Mine,  Gold  374. 

Nikoltschitz,  Mangan  256. 

Nischne-Nowgorod,  Eisen 
197.    Phosphorit  453. 

Nischne-Tagilsk,  Platin  64. 
Eisen,  Kupfer  362. 

Nokutusvara,  Eisen  140. 

Nonaas,  Nickel  49. 

Nora,  Eisen  122,  123. 

Norberg,  Eisen  119,  120, 
122,  126,  166. 

Nordafrika,  Eisen  147. 

Nordcarolina,  Smirgel  32, 
169.  Chromit  40.  Eisen 
152,  232.  Kieslager  311. 
Phosphorit  445. 

Nordeck,  Eisen  177. 

Nordlandsamt.  Eisen  120, 
141.    Kieslager  307. 

Nordmark,  Eisen  120,  130, 
166.    Mangan  241,   244. 

Nordstaffordshire,  Eisen  230, 
231. 

Norfolk,  Phosphorit  452. 

Normandie,  Eisen  185. 

Norra  Ställberg,  Eisen  125. 

Norrbotten,  Eisenerz  118, 
135,  137,  138,  168. 

Norrbotten-Grube    (Läng- 
ban),  Mangan  243. 

Norrland,  Seeerz  237. 

Northampton,  Eisen  219. 

Northumberland,  Eisen  231. 

Norwegen ,  Chromit  37. 
Nickel  48.  Kieslager  107, 
273,  296,  300,  301.  304, 
313,  320,  324,  326.  Eisen 
115.    Apatit  443,  445. 

Novara,  Nickel  48. 

Nucic,  Eisen  204,  444. 

Nutschitz,  Eisen  204,   444. 

Nya    Sulit«lma,    Kieslagcr 
^309. 

Nygruf va  (Arameberg),  Zink 
364. 


Ortsregister. 


11 


Oberarschitza,  Mangan  249. 

Oberellnbach.Kupferschiefer 
406. 

Oberer  See,  Kupfer  4.  Eisen 
89,  154,  160,  163. 

ObeihalbBtein,  Mangan  253. 

Oberkalna,  Kupfer  390. 

Oberkassel.  Alaunton  356. 

Oberkaufungen ,  Alaunton 
356. 

Oberpfalz,  Blei  431. 

Oberrosbach,  Mangan  263. 

Oberscheid,  Eisen  176. 

Oberschlesien,  Zink,  Blei  89. 
Eisen  1 95, 229, 233.  Vitriol- 
torf 356.    Schwefel  463. 

Ochsenkopf  (Sachs.),  Smirgel 
170. 

Oblam,  Kieslager  276. 

Ödegarden,  Apatit  143. 

Odesgrufya,  Eisen  134. 

Örebro,  Eisen  118,  120, 13^. 
Mangan  241. 

ödterby,  Eisenhütte  134. 

Östergötland,  Eisen  118, 237. 

Öttingen,  Eisen  214. 

Ofleiden,  ged.  Eisen  67. 

Ofoten,  Eisen  142. 

Ofotenbahn  135,  138,  310. 

Ogdensburg,  Mangan,  Zink 
246. 

Ohio,  Eisen  205,  232. 

Ohläpian,  ged.  Eisen  67. 

Ojen,  Nickel  62. 

Okandeland,  Eisenglimmer- 
schiefer  110,  111,  165. 

Okerhütte  339. 

Okertal,  Eisen  178. 

Old  de  Beers,  Diamant  76. 

Old  Tennessee  Mine,  Kies- 
lager 314. 

Ollomont,  Kieslager  285. 

Ontario,    Titaneisen    31. 
Nickel    55.     Eisen    154, 
205.     Smirgel  169. 

Ookiep,  Kupfer  63. 

Oppeln,  Eisen  233. 

Oranje-Fluß,  Diamant  74. 

Oranje- Staat,  Diamant  76. 
Gold  374. 

Oregon,  Nickeleisen  65. 

Orel,  Eisenerz  197.  Phos- 
phorit 453. 

Orenburg,  Kupfer  389. 

Ornontowitz.  Eisen  229. 

Orsowa,  Chromit  36. 

Orzesze,  Eisen  229. 

Os,  Kieslager  297. 

Oskar  Grube  (Stadtberge), 
Kupfer  344,  346. 

Osnabrück,  Kupferschiefer 
407. 


Ostalpen,  Eisen  188. 
Osterburg,    Baseneisenerz 

236. 
Osterode,  Kupferschiefer  402. 
Osterweddingen,  Phosphorit 

455. 
Ostjordanland,     Phosphorit 

453. 
Otago,  Nickeleisen  65. 
Otjimbinque,  Gold  70. 
Ottawa,  Baseneisenerz  236. 
Ottoschacht,  Kupferschiefer 

396. 
Ougney,  Eisen  216. 
Ouro  Preto,  Mangan  254. 
Ovifak,  ged.  Eisen  67,  86. 

Diamant  83. 
OvocarDistrikt,      Kieslager 

290. 
Oxfordshire,  Eisen  219. 

Painirova,  Eisen  140. 
Pajsberg,    Erdpech    122. 

Mangan  241,  242,    Eisen 

242. 
Palästina,  Phosphorit  453. 
Palamow,  Eisen  232. 
Panzendorf,  Kieslager  279, 

322. 
Pari,  Kupfer  69. 
Paris,  Bildung  von  Schwefel 

469. 
Paros,  Smirgel  169. 
Parys-Berg,  Kieslager  316. 
Sa5  Paulo,  Titaneisen  27. 
Pedroso,  Eisen  145,  165. 
Poekskill,  Titaneisen  32. 
Pennina  Grande,  Nickel  47. 
Pennsylvanien,  Chromit  39. 

Eisen  152,  170, 186,  232. 

Kieslager  311. 
Penokee,  Eisen  155,  157. 
Perekeschkül,  Mangan  257. 
Perm,  Kupfer  88, 58^.  Eisen 

197. 
Pernice,  Schwefel  460,  461. 
Perry    County,    Phosphorit 

450. 
Persberg,  Eisen  112,    120, 

128,  166,  168,  362. 
Pershytte,  Eisen  124,   166. 
Persien,  Schwefel  456. 
Perticara,  Schwefel  461. 
Pesaro,  Schwefel  461. 
Peterboro  County,  Eisen  154. 
Pfalz,    Haseneisenerz    236. 

Kupfer  391. 
Philippstein,  Eisen  175. 
I   Philippswonne,  Eisen  175. 

Piemont,  Mangan  247. 
I   San  Pietro,  Mangan  260. 
i   Pillersee,  Eisen  188,  192. 


Pilotknob,  Eisen  141. 
Pinczye,  Eisen  195. 
Pinerolo,  Kieslager  ^54,  322. 
Piotrkowice,  Schwefel  464. 
Pipulgaon,  Eisen  150. 
Pitkäranta,  Kieslager  362. 
Pitschen,  Eisen  195. 
Pittsburg,  Eisen  232. 
Planches,  Eisen  114. 
Plauenscher  Grund,  Syenit 

20.    Kupfer  41. 
Plavischewitza,  Chromit  36. 
Plazalpe,  Mangan  253. 
Pleß,  Schwefel  463. 
Ploszka,  Eisen  185. 
Podolien,    Phosphorit   444, 

447, 
Poggio   Orlando,    Schwefel 

462. 
Pojana  ruska.  Eisen  184. 
Polen,    Eisen    195,    197. 

Schwefel  464. 
Poliakowskische    Berge, 

Gold  69. 
Polk  County,  Kieslager  311. 
Polk-Grube,  Kieslager  313, 

314. 
Polnisch   Hundorf,   Kupfer 

408. 
Pomoy,  Phosphorit  451. 
Popocatepetl,  Schwefel  456. 
Poremba,  Eisen  195. 
Porta   Westphalica,    Eisen 

217. 
Port  Henry,  Eisen  152. 
Portugal,  Eisen  145.    Kies- 
lager 347. 
Pozoritta,    Kieslager    288, 

289,  322. 
Prabornaz,  Mangan  247. 
Praetoria,    Diamant    82. 

Gold  385. 
Prager    Silurmulde,    Eisen 

200,  201,  202, 
Pragtunnel,  Blei  431. 
Pralorgnan,  Mangan  247. 
Prausnitz,  Kupfer  408. 
Predazzo,  Kupfer  41. 
Premier  Mine,  Diamant  76, 

80. 
Pressath,  Blei  431,  432. 
Prettau,  Kieslager  280. 
Privas,  Eisen  217. 
St.  Privat,  Eisen  214. 
Proszowice,    Schwefel   464. 
Priici,  Eisen  194. 
Pschow.  Schwefel  464. 
Pucara-Grube,  Kupfer  421. 
Puebla  de  Guzman,  Mangan 

252. 
Pützchen,  Alaunton  356. 
Puschkariha,  Bhodonit  248. 


13 


Ortsregister. 


Putnam  Coimty,  Eisen  150. 

Pyrenäen,  Mangan  256,  448. 

Phosphorit  444,  447,  M8. 

Quebec,  Baseneisenerz  236. 

Kieslager  311. 
Queensland,  Gold  70. 
Questenberg,  Kupferschiefer 

402. 
Quisacollo,  Kupfer  421. 

Baab-Grube,  Eisen  175, 176, 

Raase,  Eisen  180. 

Kacalmuto,  Schwefel  458, 
459,  460,  461. 

Radautal,  Nickel  42. 

Raddusa,  Schwefel  458. 

Radmer,  Eisen  192. 

Radoboj,  Schwefel  457,  464, 

Radowenz,  Kupfer  390. 

Rajatz,  Chromit  37. 

Raldca,  Kieslager  315. 

Rakkurijoki,  Eisen  140. 

Rammaca,  Schwefel  458. 

Rammeisberg,  Kieslager  88, 
96,  97,  99,  100,  105,  107, 
265,  273,  296,  301,  304, 
313,  325,  326,  329,  343, 
350,  358. 

Ramsberg,  Eisen  122. 

Ramstad,  Nickel  49. 

Ranci^,  Eisen  183. 

Randjeslaagte-Farm,   Gold 
386. 

Ranen,  Eisen  143.  Kies- 
lager 309. 

Ransberg,  Eisen  26. 

Rapolano,  Mangan  253. 

Raudenberg,  Eisen  180. 

Rediugen,  Eisen  214. 

Red  Mountain,  Eisen  205, 
206. 

Reichenau,  Eisen  188. 

Reichmannsdorf,  Eisen  201, 
202. 

Reinbachgraben.  Eisen  193. 

Saint-R6my,  Eisen  185. 

Renfrew  County,  Eisen  154. 

Rettenbach,  Eisen  192. 

Rhein,  Eisengehalt  198. 

Rheinpfalz,  Kupfer  391. 

Rhenosterspruit.    Diamant 
82. 

Rhode  Island,  Eisen  26. 

Rhonau,  Kieslager  290. 

Ricamarie,  Steinkohle  98. 

Riecheisdorf.  Kupferschiefer 
105,  404,  415. 

Riesi,  Schwefel  458. 

Rietfontein,  Diamant  82. 

Riffelhom,   Nickeleisen  66. 

Rimont,  Mangan  256. 


Ringerike,  Nickel  49.  51. 

Rio-Tinto,  Kieslager  265, 
292,  304,  347,  349,  351, 
352,  353,  361,  415. 

RobertsvilleMine,  Eisen  154. 

Robinson  Mine,  Gold  379. 

Rödhammer,  Chromit  37. 

Römerstadt,  Eisen  180. 

Röros,  Chromit  37.  Kies- 
lager 92,  288,  297,  298, 
300,   306,  322,  323,  324. 

Rösenbeck,  Eisen  174. 

Roifna,  Mangan  253. 

Romagna,  Schwefel  461. 

Romsaas,  Nickel  49,  50,  51. 

Roodeport-,  Gold  374. 

Sta  Rosalia,  Kupfer  ^.99, 441. 

Rosalina,  Eisen  145. 

Roslawl,  Phosphorit  453. 

Rothsohl,  Eisen  192. 

Rottleberode,  Kupferschiefer 
402. 

Rottorf,  Eisen  208. 

Routivare,  Eisen  30. 

Rowno,  ged.  Eisen  67. 

Ruda,  Eisen  229. 

Rudolfsgrube,  Eisen  230. 

Rümelingen,  Eisen  214. 

Ruh  leben,  Alaun  ton  356. 

Ruhrkohlenbecken,    Eisen 
227. 

Russaja,  Eisen  113. 

Rußland,  Kupfer  388.  Phos- 
phorit 453. 

Ruszkitza,  Eisen  185. 

Rybnik,  Schwefel  463. 

Saalfeld,  Kupferschiefer  403. 

Saarbrücken,  Eisen  227. 

Saarlouis,  Kupfer  427. 

Sabanke,  Mangan  253. 

Sätersdalen,  Nickel  49,  52. 

Sain-Bel,  Kieslager  ^^4, 322, 
325. 

Salangen,  Eisen  142. 

Salem,  Eisen  150. 

Salisbury  Mine,  Gold  378. 

Saloniki,  Chromit  37. 

Saiten,  Eisen  143. 

Salzburg,  Eisen  192. 

Salzgitter,  Eisen  220,  224. 

Sandy,  Phosphorit  452. 

Sangerhausen ,    Kupfer- 
schiefer 105, 394, 395, 402. 

Sarakaja,  Schwefeleisen  357. 

Saratow,  Phosphorit  453. 

Sardinien,  Mangan  260. 

Sargans,  Eisen  181. 

Saskipotok,  Eisen  194. 

Sasurskische  Wälder,  Eisen- 
erz 197. 

Sava,  Eisenhütte  253. 


Schäbenholz,  Mangan  250. 

Schäfferötz,  Eisen  193. 

Schaumburg-Lippe,    Eisen 
207. 

Schellerhau,  Zinn  23. 

Schiich,  Schwefel  467. 

Schladming,  Fahlbänder  268. 

Schlesien,  Eisen  180,  195, 
196,  229,  230,  236. 

Schluckenau,  Nickel  42. 

Schmiedeberg,  Eisen  167. 

Schmiedefeld,  Eisen  199,2Öi. 
202, 

Schmöllnitz,  Kieslager  285, 
288,  301,  322,  326,  328. 

Schneeberg(Tirol),  Zink  362. 

Schobüll,  Kupfer  411. 

Schönecken,  Eisen  206. 

Schottland,  Eisen  230,  231. 

Schuida,  Eisen  187. 

Schukruti,  Mangan  258. 

Schwarzenberg    (Sachsen), 
Eisen  167.    Smirgel  170. 
Blende  362. 

Schwarzenberg  (Schlesien), 
Chromit  35. 

Schwarzes  Kreuz,  Eisen  208. 

Schwarzes  Meer,  Mangan- 
knollen 262.  Schwefel- 
eisen 359.  Schwefelbak- 
terien 470. 

Schwarzkosteletz,     Kupfer 

391. 

Schwarzwald,  Nickel  46. 

Schwarzwalde,  Eisen  230. 

Schwaz,  Eisen  188. 

Schweden,  Nickel  48.  Eisen 
HO,  115,  235,  237.  Man- 
gan ^40,  247,  263.  Phos- 
phorit 444,  446. 

Schweidrich,  Nickel  42. 

Schweina,    Kupferschiefer 
105,  404. 

Schweiz,  Eisen  210,  216. 

Schwemsal,   Alaunton    356. 

Seehuudsklippen ,    Kupfer 
411. 

Seeland,  Schwefeleisen  358. 

Segr6,  Eisen  170. 

Seitendorf,  Eisen  181. 

Sella  bassa,  Nickel  47. 

Senftenberg,  Raseneisenerz 
236. 

Senjen,  Nickel  49. 

Serbien,  Chromit  37.  Mau- 
gan 253. 

Serra  AraQoyaba,  Eisen  111. 

Serrania  de  Ronda,  Eisen  146. 

Serre  d'Azet,   Mangan  249. 

Servola,  Eisenhütte  i94, 252. 

Sesiatal,  Nickel  47. 

Setif,  Phosphorit  454. 


Ortsregister. 


13 


Sevilla,  Eisenerz  i45,   147. 

Eieslager  347. 
Shropshire,  £isen  231. 
Sibirien,  Raseneisenerz  237. 
Siebenbürgen,    Eisen    184. 

Kieslager  288,  ^P.   Gold 

382. 
Siegerland,  Eisen  110. 
Siegsdorf,  Eisen  221. 
Siena,  Schwefel  462. 
Sierra  Alpujata,  Nickel  62. 
Sierra  Bermeja,  Nickel  63. 
Sierra  Gador,  Schwefel  466. 
Sierra  da  Piedade,  Eisen  1 10. 
Siewierz,  Eisen  19ö. 
Sikinos,  Smirgel  169. 
Siilian,  Kiesla/gfer  279. 
Silver  Reef,  Silber  4S4,  436. 
Silverton,  Silber  364. 
Simbirsk,  Eisen  197. 
Simsk,  Eisenhütte  187. 
SiDai,  Phosphorit  453. 
Singbum,  Kieslager  315. 
Sizilien,  Schwefel  456,  457, 

461,  468,  469. 
Sjangeli,  Kieslager  5iö,  322. 
SjÖgrufvan,  Mangan  241. 
Skärstöten,  Eisen  129. 
Skandinavien,    Nickel    48. 

Eisen  115, 164.  Phosphorit 

446. 
Skjäkerdalen,  Nickel  49. 
Skötgruben,  Eisen  125. 
Skole,  Eisen  196. 
Skuterud,  Kobalt  269. 
Skyros,  Chromit  37. 
Slatinsk,  Eisenhütte  187. 
Smaalenene,  Nickel  49,  50. 
Smäland,  Seeerz  237.  Kobalt 

272. 
Smolensk,   Phosphorit  453. 
Smreka,  Eisen  194. 
Smyma,  Chromit  39. 
Snarum,  Kobalt  269. 
Soden,  Kupferschiefer  406. 
Södermanland,    Eisev   118, 

135   237 
Sölenhai,  Eisen  208. 
Soggendal,  Titaneisen  29. 
Sohland,  Nickel  42. 
Solberg,  Eisen  120,  141. 
Solowiew-Berg,   Platin  65. 
Sommatino,   Schwefel   458. 

Cölestin  459. 
Sommerhalde,  Eisen  192. 
Sonthofen,  Eisen  222. 
Sorbatal,  Nickel  47. 
Sosnowka,  Mangan  256. 
Spachendorf,  Eisen  180. 
Spanien,  Eisen  145.  Mangan 

251 .  Kieslager  347.  Schwe- 
fel 465. 


Spessart,  Kupferschiefer  406. 
Spich,  Alaunton  356. 
Spitzberg,  Blei  431. 
Spitzenberg,  Eisen  104,  168, 

173,  J78. 
Spreewald,    Raseneisenerz 

236. 

Ssedelnikow^ja,    Rhodonit 
247. 

Stade,  Kupfer  411. 
Stadtberge,  Kupfer  344, 346, 
411. 

Ställberg,  Eisen  120,  125. 

Stäteberg,  Kupfer  409. 

Staffelstein,  Eisen  212. 

Staffordshire,  Eisen  231. 

Stallberg,  Blei  431. 

Standenbühl,  Kupfer  391. 

Stang,  Nickel  49. 

Stanitz,  Eisen  233. 

Stara-Korczyn,  Schwefel  464. 

Starckenbach,  Kupfer  389. 

Staßfurt,  Schwefel  456. 

Staten  Island,  Eisen  150. 

Steiermark,  Eisen  110, 182, 
IS^,  189.    Kieslager  275. 

Steinbach,  Eisen  177. 

Steinsberg,  Kupfer  427, 430. 

Stendal,  Raseneisenerz  236. 

Sterling  Hill,  Mangan,  Zink 
244,  246. 

Stemberg,  Eisen  180. 

Stieldorf,  Alaunton  356. 

Stiftsberg,  Blei  431. 

Stiller    Ozean,    Mangan- 
knollen 262. 

Stobie  Mine,  Nickel,  Kupfer 
58,  59. 

Stockholm,  Eisen  118. 

Storagrufva    (Persberg), 
Eisen  130. 

Storagrufva  (Ytterö),  Kies- 
lager  307. 

Stordö,  Kieslaffer  297. 
Stormberg,  Kohle  371. 
Storvartsgrube,    Kieslager 

298,  306. 
Storrymningen    (Dalkarls- 

berg).  Eisen  124. 
Storrymningen    (Danne- 

mora).  Eisen  134. 
Strempt,  Blei  424. 
Striberg,    Eisen    119,   123, 

143,  165. 
Stripa,  Eisen  119,  124. 
Strossa,  Eisen  124. 
Strullos,  Mangan  260. 
Sudbury,  Nickel,  Kupfer  45, 

46,  55.    Platin,  Iridium, 

Palladium  46. 
Sudeten,  Eisen  180. 


SüdaMka,  Gold  369.  Geo- 
logie 371,  372. 

Südcarolina,  Eisen  110, 111, 
165. 

Südstaffordshire,  Eisen  231. 

Suffolk,  Phosphorit  452. 

Sukarrhas,  Phosphorit  454. 

Sukeevo,  Schwefel  457. 

Sulitelma,  Kieslager  297, 
298,  299,  303,  307,  322, 
323. 

Sundainseln,  Schwefel  456. 

Surrey,  Eisen  232.  Phos- 
phorit 451,  452. 

Sussex,  Raseneisenerz  236. 
Phosphorit  451,  452. 

Svappavara,    Eisen    138. 
Kupfer  140. 

Swarhaub,  Gold  70. 

Swasiland,  371. 

Swinhöft,  Schwefelkies  356. 

Swoszowice,  Schwefel  457, 
462,  463. 

Taberg,  Eisen  25,  164. 

Tagli,  Mangan  257. 

Tambow,  Phosphorit  453. 

Tamerza,  Phosphorit  454. 

Tampadel,  Chromit  35. 

Tapets,  Schwefel  464. 

Tarn,  Phosphorit  448. 

Tasmania,  Kieslager  317. 

Taunus ,    Eisenglimmer- 
schiefer 110. 

Taylor  Mine,  Mangan,  Zink 
247. 

Tebessa,  Phosphorit  454, 455. 

Telek,  Eisen  185. 

San  Telmo,  Kieslager  350, 
352,  354. 

Temperino.  Kontaktlageiv 
Stätten  362. 

Tennessee,  Eisen  186,  311. 
Kieslager  311.  Phosphorit 
447,  449,  450. 

Teruel,  Schwefel  466. 

Teschen,  Eisen  94,  196. 

Teutoburgerwald,  Eisen  94, 
196,  207. 

Texas,  Kupfer  417. 

Thalitter,  Kupfer  344,  411. 

Tharsis  (Spanien),  Kieslager 
347,  350,  353,  355. 

Tharsis -Lager  (Tasmanien), 
Kieslager  318,  319. 

San  Thiago,  Eisen  145. 

Thorbjömsboe,  Eisen  144. 

Three  Rivers,  Seeerz  236. 

Thüringen,  Kupferschiefer 
87,  91,  95,  106,  391,  393, 
403,404.  EiBeji200,201, 
224.    Mangan  240. 


14 


Örtsregifiter. 


Tiöbaghi-Gebirge,  Chromit 
39. 

Tiflis,  Mangan  257. 

Tilly  Foster  Mine,  Eisen 
150,  166. 

Timor,  Chromit  39. 

Tinetzky-See,  Schwefeleisen 
359. 

Tinos,  Chromit  37. 

Tinzener  Ochsenalp,  Man- 
gan 253. 

Tireh,  Smirgel  169. 

Tirol,  Kieslager  275. 

Toennichen,  Eisen  179. 

Tolgen,  Kieslager  297. 

Tragöß,  Eisen  192. 

Transkaspien,  Schwefel  467. 

Transvaal,  Diamant  82.  Gold 
106,  369,  371.  Geologie 
371,  372. 

Trappensee,  Blei  431. 

Traversella,  Eisen  167. 

Ti*avera  Mine,  Nickel  59. 

Treublitz,  Eisen  180. 

Trgove,  Eisen  185. 

Tromö-Sund,  Eisen  144. 

Trondl\jem,  Kieslager  290, 
297,  298,  306. 

Tronfjeld,  Kieslager  297. 

Trucco  della  Chiara,  Man- 
gan 247. 

Trzebycka,  Eisen  195. 

Tschamluk,  Kupfer  442. 

Tschardy,  Chromit  39. 

Tschatalja-Dagh ,    Chromit 
39. 

Tschchikfta,  Mangan  257. 

Tschelek^n ,  Schwefeleisen 
357. 

Tschiatura.  Mangan  25?. 
259. 

Tschusowaja,  Platin  64. 

Tulmeen-River,  Platin  65. 

Tunis,  Phosphorit  454. 

Tuolluvara,  Eisen  140. 

Tupaltupal,  Kupfer  421. 

Tuscarawas-Tal,  Eisen  232. 

Twiste,  Kupfer  430. 

Tysnaesö,  Kieslager  297. 

ügib,  Kupfer  63. 

üifak,    ged.  Eisen  67,  85. 

Diamant  83. 
Umberg,  Kieslager  276. 
ündal,  Kieslager  297. 
Unter  -  Bai  ly  gahan  -  G  rube, 

Kieslager  291. 
Unterharz,  Eisen  178. 
Upsala,  Eisen  118. 
Ural,    Chromit  38.     Platin 

64.    Gold  69. 


Ural,  Diamant  83.  Eisen 
187.  Ehodonit247.  Man- 
gan 263.  Kontaktlager- 
stätten 362. 

Uranus,  Eisen  175. 

Urbino,  Schwefel  461. 

Urus,  Eisensalze  357. 

Uszica,  Phosphorit  447. 

Utah,  Silber  434. 

Utica,  Eisen  205. 

Utö,  Eisen  119,  120,  122, 
135. 

Vaal-Fluß,  Diamant  74. 
Välimäki,  Eisen  27. 
Värdalen,  Nickel  49. 
Vagliagli,  Schwefel  462. 
Vajda  Hunyad,  Eisenhütte 

185. 
Valahejen-Grube,  Kieslager 

307. 
Val  Barbina,  Nickel  47. 
Val  di  Scalve,  Eisen  193. 
Val  di  Seriana.  Eisen  193. 
Valguernera,  Schwefel  458, 

461. 
Valien  Crö,  Kieslager  284. 
Valmaggia,  Nickel  47. 
Valsesia,  Nickel  47. 
Valsorba,  Nickel  47. 
Valtrompia,  Eisen  193. 
Varaldsö,  Kieslager  297, 298, 

306,  322. 
Varallo,  Nickel  45,  47. 
VareS,  Chromit  36.     Eisen 

193. 
Vaucluse,  Schwefel  464. 
St.  Veit  a.  Glan,  Kieslager 

275. 
Veitsch,  Eisen  188,  192. 
Velestino,  Chromit  37. 
Vena,  Kobalt  271. 
Vence,  Eisenerz  114. 
Venterskron,  Gold  374. 
Vereeniging,  Kohle  371. 
Vereinigte  Staaten,  Kupfer 

355. 
Vermilion  Mine,  Platin  58, 

59. 
Vermilion  Bange,  Eisen  155, 

158,  163. 
Vermont,  Eisen  186.   Kies- 
lager 311,  315,  322. 
Veslegruben,  Nickel  49. 
Vesuv,  Sublimationen  439. 
Vicinella,  Nickel  45. 
Victoria  County,  Eisen  154. 
Victoria-Grube,  Eisen  217. 
Vierzehnheiligen,  Eisen  212. 
Vigsnäs,  Kieslager  297,  298, 

299,  307,  322. 
Vigunsca,  Mangan  253. 


VigunSica,  Mangan  253. 

Viker,  Eisenerz   120,   125, 
166. 

Viktoria,  Gold  70. 

Villarosa,  Schwefel  458, 461. 

Villefranche,  Eisenglimmer- 
schiefer 110. 

Virensee,  Seeerz  235. 

Virginia,   Eisen    152,    186. 
Kieslager  311,  315. 

Vitrey,  Phosphorit  451. 

Vlatten,  Kupfer  423,  425. 

Vöhl,  Mangan  251. 

Vogelstrauß,  Eisen  177. 

Vogtland,  Phosphorit  446. 

Volo,  Chromit  37. 

Volpersdorf,  Eisen  230. 

Vordernberger    Erzberg, 
Eisen  189,  191. 

Vulcano,  Sublimationen  439, 
Schwefel  456. 

Waldeck,  Eisen  174.  Kupfer 

344,  411,  430. 
Waidenburg,  Eisen  230. 
Wales,  Eisen  230.    Mangan 

256.    Phosphorit  446, 447. 
Walkenried,  Kupferschiefer 

402. 
Wallace  Mine,  Nickel  56. 
Wallerfangen,  Kupfer  426, 

430. 
Wallis,  Eisenerz  114,  217. 
Wasseralfingen,  Eisen  210. 
Wassy,  Eisen  221. 
Wayne  County,  Eisen  150. 
Weenzen,  Schwefel  456. 
Wehrshausen,  Kupferlettcn 

411. 
Weigattfjord,  ged.  Eisen  68. 
Weilburg,  Eisen  173,  176. 
Weifsholz,  Kupferschiefer 

398. 
Wellatal,    Kieslager    278, 

322. 
Wemmer  Mine,  Gold  384. 
WerchIssetek,Rhodonit248. 
Werfen,  Eisen  193. 
Wermland,  Eisen  118,  128, 

130.    Mangan  241. 
Wernersdorf,  Kupfer  390. 
Wesergebirge,    Eisen    87, 

196,  217. 
Wesselton    Mine,   Diamant 

76,  79. 
Westeregeln,  Vitriolerz  356. 
Westerwald,  Eisen  233. 
West-Griqualand,    Diamant 

74. 
Westindien,  Schwefel  456. 
Westmanland,    Eisen    118, 

126.