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Die Erzlagerstätten.
Unter Zugrundelegung der von
Alfred Wilhelm Stelzner
hinterlassenen Vorlesungsmanuskripte und Aufzeichnungen
bearbeitet von
Dr. Alfred Bergeat,
Professor der Mineralogie nnd Qeologle an der
kgl. prenA. Bergakademie zu Clansthal i. Hai'z.
1. Hälfte.
Mit 100 Abbildungen und einer Karte.
-2>»c:-
Leipzig.
Verlag von Arthur Felix.
1904.
Alle Rechte, insbesondere das der
Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten.
Vorwort
Aus voller Schaffeoskraft, im Alter von kaum 55 Jahren, wurde Alfred
Wilhelm Stelzner am 25. Februar 1895 durch einen frühzeitigen Tod hin-
weggenommen. Mit ihm verlor die Freiberger Bergakademie einen ihrer hervor-
ragendsten Vertreter und Lehrer, die Geologie einen rastlosen Mitarbeiter, von
dessen weitumfassendem Wissen und Scharfsinn sie noch manche Förderung zu
erwarten hatte. Diejenigen, welche dem Toten zunächst gestanden hatten, wußten,
dafi er sich seit längerer Zeit mit dem Plan zu einigen größeren Veröffentlichungen
trug, deren Fertigstellung ihm nicht mehr vergönnt sein sollte. Angeregt durch
mehrere Freunde Stelzners faßten seine Geschwister eine Herausgabe der
hinterlassenen Manuskripte ins Auge, und ich übernahm es als eine Ver-
pflichtung gegen das Andenken des Verstorbenen, dessen Assistent ich bis dahin
gewesen war, dieselbe zu besorgen. Ich erhielt daraufhin die Kenntnis von
zwei Manuskripten, von denen das eine, von den Silber- und Zinnerzlagerstätten
Bolivias handelnde, ich schon vor mehreren Jahren an die Öffentlichkeit bringen
konnte, während nun das andere die Grundlage dieses, fast zehn Jahre nach
Stelzners Tode erscheinenden Buches bildet.
Es war in weiteren Kreisen bekannt, daß Stelzner die Herausgabe eines
großen Werkes über Erzlagerstätten beabsichtigte und daß er hierfür eifrig
Material sammelte. In seinem Nachlasse fand sich tatsächlich ein sehr umfang-
reiches handschriftliches Material, welches, wie man annahm, das Manuskript
zu diesem Werke darstellte und mir als solches anvertraut wurde. Bei der
Durchsicht desselben ergab sich, daß es nicht für den Druck bestimmt und in
der vorliegenden Form nicht druckfertig war. Es erwies sich teilweise als das
Manuskript zu Stelzners dreistündiger Vorlesung über Erzlagerstätten, wie es
sich in mehr oder weniger ausführlicher Nachschrift in den Händen vieler seiner
Zuhörer befindet und damit eine weitere Verbreitung gefunden hat, und außer-
dem enthält die Mehrzahl der Blätter seine mit unermüdlichem Fleiße zusammen-
175.^88
rv Vorwort.
getragenen Literaturnotizen. Mit großer Ausführlichkeit sind dort die allgemeinen
Ahschnitte, sehr kurz dagegen die Einzelbeschreibungen der meisten Lagerstätten
selbst bearbeitet ; vielfach fehlen die letzteren überhaupt ganz. Eine Ergänzung zu
Stelzners Vortrag bildeten die Demonstrationen in der Lagerstätten Sammlung.
Sie war großenteils von Stelzner zusammengebracht und von ihm aufs sorg-
fältigste durchgearbeitet worden; ihre Anordnung ging der Vorlesung parallel
and in ihren Etiketten birgt sie eine große Menge von Studienresultaten, welche
in dem Manuskripte selbst fehlen oder nur angedeutet sind, in dem beabsichtigten
Buche aber offenbar eine ausführliche Berücksichtigung gefunden hätten. Sie
bilden neben dem Vorlesungsmanuskript und den Literaturnotizen gewissermaßen
einen dritten, sehr wichtigen Teil in Stelzners wissenschaftlichem Nachlaß;
die Freiberger Lagerstättensammlung ist bei der Ausarbeitung dieses Buches nicht
benutzt worden. Entsprechend seinem nächsten Zwecke hielt sich das Manuskript
von jeder Polemik fern, die Ergebnisse von Stelzners persönlichen Eeisen und
Beobachtungen sind darin nur beiläufig erwähnt, und es versteht sich von selbst,
daß sehr vieles, was sein Denken täglich bewegte und was er wohl in einem
Buche niedergelegt haben würde, sich in diesen Aufzeichnungen nicht vorfindet.
Nach alledem konnte von einem unveränderten Abdruck des Nachlasses keine
Rede mehr sein. Ich mußte mich entschließen, das Vorhandene zu ergänzen; inner-
halb der langen hierzu erforderlichen Zeit machte sich aber auch eine Neubearbeitung
und häufig eine Umarbeitung des schon Niedergeschriebenen nötig, wenn das
beabsichtigte Buch nicht schon bei seinem Erscheinen veraltet sein sollte. Aus
diesen Rücksichten wird man verstehen, wenn ich erst heute in der Lage bin,
das vor Jahren gegebene Versprechen einzulösen.
Betrefl's mancher Fragen der Lagerstättengeologie hat sich seit Stelzners
Tode eine lebhafte Diskussion entwickelt, einige der von ihm vorgetragenen
Ansichten sind bestritten worden ; daraus ergab sich für mich die Notwendigkeit
einer Stellungnahme, die dazu führte, daß manche Abschnitte ausführlicher werden
mußten, als sie vielleicht sogar in Stelzners eigenem Buche vor zehn Jahren
ausgefallen wären. Wo nach meiner Ansicht tatsächliche Fortschritte in den
einschlägigen Wissenschaften vorliegen, habe ich sie zur Geltung gebracht, auch
wenn es unter Preisgabe der Auffassungen Stelzners geschehen mußte. Die
letzteren sind dann wenigstens kurz gekennzeichnet worden. Abschnitte theoretischen
Inhalts, welche meine eigenen Anschauungen wiedergeben oder von mir erst einge-
schoben worden sind, habe ich durch * * am Anfang und Ende kenntlich gemacht.
Im übrigen sind gerade die Kapitel allgemeineren Inhalts möglichst in der von
Stelzner hinterlassenen Form und in derselben Reihenfolge wiedergegeben, und es
betrifft das ganz besonders die einleitenden Abschnitte und die allgemeinen Schilde-
Vorwort. V
rangen der Ganggeologie; bei letzteren hatte ich nm so weniger Grund zu größeren
Änderungen, als Stelzner gerade dieses Gebiet, gemäß einer alten Freiberger
Tradition, besonders gepflegt hat. Die Beschreibungen der einzelnen Erzlager-
stätten sind sämtlich von mir neu bearbeitet worden und, wie schon gesagt,
ausführlicher als bei Stelzner. Meine Berufung nach Clausthal gab mir Gelegen-
heit, die dortigen Lagerstättensammlungen zu studieren und fortgesetzt reich-
liches weiteres üntersuchungsmaterial zu beschaffen; allen Herren, welche mir
dabei bereitwilligst durch Sendungen und Auskünfte meine Arbeit erleichtert
haben, sage ich auch an dieser Stelle nochmals meinen herzlichsten Dank. Die
petrographischen Schilderungen stützen sich also, soweit nicht auf Original-
arbeiten verwiesen ist, auf die Untersuchung des Clausthaler Sammlnngsmaterials.
Eine sehr wesentliche Hilfe gewährten mir die von Stelzner hinterlassenen,
bis 1894 reichenden Literaturaufzeichnnngen. Trotz ihrer Reichhaltigkeit sind
die Literaturangaben des Buches schon aus dem Grunde nicht ganz vollständig,
weil ich mit geringen, stets vermerkten Ausnahmen nur solche Schriften zitiert
habe, von deren Inhalt ich mich selbst überzeugen konnte. Fast alle vermochte
ich mir im Original zugänglich zu machen. Wenn ich trotzdem sehr oft auch
auf Referate in leichter zugänglichen Zeitschriften verwiesen habe, so war auch
in dieser Hinsicht eine Vollständigkeit nicht beabsichtigt, und es konnte nicht
der Zweck dieses Buches sein, die Repertorien jener Zeitschriften zu ersetzen.
Endlich sei noch erwähnt, daß mir eine recht große Anzahl von Erzlager-
stätten außer in Deutschland besonders auch in Österreich-Ungarn und Italien
durch persönliche Befahrung von Gruben bekannt ist, wenn ich auch weit davon
entfernt bin, die Bedeutung gelegentlicher Besichtigungen für die Beurteilung
schwierigerer Fragen der Lagerstättengeologie zu überschätzen.
Die Auswahl und Redaktion der Abbildungen war mir überlassen; ist
schon, wie in keiner anderen geologischen Disziplin, gerade die auf die Lager-
stättengeologie bezügliche Literatur äußerst ungleichwertig, so gilt das besonders
von dem darin enthaltenen Material von Abbildungen. Ich bin mir wohl bewußt,
daß sich eine Ausstattung mit ganz einwandfreien und doch instruktiven
Illustrationen nur dann hätte erreichen lassen, wenn ich die Zahl der letzteren
noch sehr viel mehr eingeschränkt hätte, als es ohnedies geschehen mußte.
Für eine gleichmäßige Umzeichnung der Vorlagen, unter denen sich manche
Originale befinden, hat die Verlagsbuchhandlung Arthur Felix in der entgegen-
kommendsten Weise Sorge getragen, und ihren Bemühungen verdanke ich es,
wenn das Werk in würdiger und gediegener Ausstattung erscheinen kann.
Indem ich heute das Buch, dem ich selbst mehrere Jahre eigener Arbeit
gewidmet habe, der Öffentlichkeit übergebe, gedenke ich dankbar zweier Männer,
VI Vorwort.
die nunmehr gleichfalls zu den Toten gehören: Herr Geheimer Medizinalrat
Dr. Oskar Stelzner, ein Bruder A. W. Stelzners, hat mich bis zuletzt
durch sein unvermindertes Vertrauen ermuntert, und Bergrat Dr. Arnulf
Schertel, zuletzt Professor der Hüttenkunde an der Freiberger Bergakademie,
Stelzners langjähriger Freund, ist mir in der Sache, deren Zustandekommen
ihm warm am Herzen lag, gleichfalls ein treuer Freund und Berater gewesen.
Möge das Werk sich als brauchbar erweisen und dazu beitragen, daß
Stelzners Name für immer mit dem verknüpft bleibe, was er gearbeitet,
erreicht und erstrebt hat.
Partenkirchen, Oberbayern, 14. September 1904.
Dr. Alfred Bergeat
I. Hälfte.
Die syngenetischen Lagerstätten.
Die vorliegende erste Hälfte bildet mit der im nächsten Jahre
erscheinenden zweiten ein Ganzes.
Das hier beigefügte
Titelblatt, das Inhaltsverzeichnis sowie das Ortsregister
sind nur Interimistisch; die zweite Hälfte wird solche für das voll-
ständige Werk enthalten.
Das Vorwort befindet sich in dieser ersten Hälfte.
Man bittet dies beim Einbinden zn beachten.
Die Verlagsbuchhandlung.
Einltthrnng.')
Die Erdkruste besteht ans mannigfachen Aggregaten von Mineralien,
welche auf verschiedene Art and zu verschiedenen Zeiten entstanden, demnach
auch durch besondere Struktur, Form-, Lagerungs- und Verbandsverhältnisse
ausgezeichnet sind und den einzelnen Bausteinen eines Hauses verglichen und
als ^geologische Individuen^ aufgefaßt werden können. Eine jede derartig
individualisierte Masse, welche die Form einer Linse, einer Schicht, eines Ganges,
Stromes usw. besitzt, bezeichnet man allgemein als ein Gebirgsglied oder
einen geologischen Körper; sie bildet die Lagerstätte der in ihr auftretenden
und der sie zusammensetzenden Mineralien. Ein großer Teil dieser gebirgs-
bildenden Mineralaggregate ist unter den Namen zahlreicher Gesteine bekannt.
Man nennt Gebirgsglieder, deren Masse in ihrer Gresamtheit irgend welche
Verwertung gestattet oder wenigstens, sei es in ihrer ganzen Ausdehnung, sei
es nur stellenweise, verwertbare Stoffe in einer den Abbau lohnenden Weise
enthält, nutzbare Lagerstätten oder Lagerstätten im engeren Sinne des
Wortes (z. B. Gips-, Phosphorit-, Erz-, Salz-, Kohlenlagerstätten). Das Studium
von Lagerstätten der letzteren Art würde, sofern es sich lediglich um deren
rein geologische, naturwissenschaftliche Bolle handelt, der Geologie überlassen
bleiben können; wenn dagegen auch die technische Nutzbarkeit berücksichtigt
werden soll — also eine Eigenschaft, welche dem Arbeitsfelde der Geologie an
und für sich fem liegt, dagegen für Bergleute, Techniker, Grundstücksbesitzer,
Kapitalisten, Nationalökonomen und Regierungen von höchster Bedeutung ist — ,
so empfiehlt es sich, das Studium dieser nutzbaren Lagerstätten von der allge-
meinen Geologie abzuzweigen und zu einem besonderen Teile, dem der ange-
wandten Geologie, auszubauen. Den letzteren kann man alsdann auch als
Lagerstättenlehre bezeichnen. Unter dieser Disziplin wird man daher die
auf den Erfahrungen der Geologie fußende und gleichzeitig den
praktischen Interessen Rechnung tragende Lehre von der Form,
Zusammensetzung, Lagerung, dem Vorkommen und der Entstehungs-
weise, der Kartierung und Aufsuchung solcher Gebirgsglieder ver-
stehen, welche technisch nutzbar sind. Dagegen bleibt die Besprechung
der Ausnutzung selbst, der Gewinnungsarbeiten und der sich an diese an-
schließenden Zugutemachung der Bergbaukunde und der Hüttenkunde überlassen.
^) Die Einfährung wurde mit wenig Änderungen und Zusätzen wörtlich aus
Stelzner 8 Manuskripten übernommen, weil sie charakteristisch ist für seine Vortragsweise.
Stelzner-Bergeat, Erzlagerstätten. 1
2 Einführung.
Zunächst wird es notwendig sein, sich darüber zu verständigen, welche
Gebirgsglieder als technisch nutzbare zu betrachten sind, bezw. welche wir als
technisch nutzbare in den Kreis unserer Betrachtungen ziehen wollen. Denn
die „Nutzbarkeit" eines Dinges ist keineswegs etwas Feststehendes, von der
Natur Gegebenes. Sie hängt nicht bloß von seinen chemischen und physikalischen
Eigenschaften ab, die ihm in seiner Gesamtheit oder in seinen Teilen innewohnen —
denn wenn wir bloß hierauf Eticksicht nehmen wollten, gäbe es kein absolut
nutzloses, unverwertbares Ding — , sondern auch, und zwar in ganz besonderem
Grade, von der Zeit, dem Ort, den Umständen, veränderlichen Befähigungen und
Neigungen des Menschen, sich jene Eigenschaften womöglich in gewinnbringender
Weise nutzbar zu machen. Daß hiernach eine mehr oder weniger willkürliche
Begrenzung des Stoffes der Lagerst«1ttenlehre notwendig wird, ergibt sich aus
folgenden Betrachtungen.
Die Befähigung des Menschen, sich Mineralien oder Gesteine nutzbar
zu machen, ist mit der Zeit mehr und mehr fortgeschritten und wird noch
weiter fortschreiten. Darauf verweist uns schon die bekannte Gliederung der
En t Wickel ungsgeschichte menschlicher Kultur in eine Stein-, Bronze- und Eisen-
zeit; darauf verweisen uns auch maucbe der jüngeren Vergangenheit und unseren
Tagen angehörige Tatsachen ; denn mit dem Fortschritt der Zivilisation hat auch
allenthalben die Verwertung der Bodenschätze zugenommen. Es sei erinnert an
Kobalt und Nickel. Sie erhielten Spottnamen, weil ihre Erze den alten Berg-
leuten trotz ihres Kupfer und andere Metalle verheißenden Aussehens lange
Zeiten hindurch nur Enttäuschungen bereiteten; man denke an Wolfram und
Uranpecherz, früher als unhaltig über die Halde geworfen, heute viel begehrt;
ferner an das Mangan, an die seltenen Erden, vor allem aber an die Kali-
salze, die ehedem mitsamt ihren Genossen nur als lästiger „Abraum^ galten,
der zu beseitigen war, ehe man zu dem allein begehrten Steinsalz gelangen
konnte, und heute die Grundlage eines großartigen Zweiges der chemischen
Industrie abgeben.
Anderseits wird die Neigung des Menschen, sich nutzbare Eigenschaften
eines Stoffes dienstbar zu machen, beeinflußt durch die Aussicht auf Gewinn,
d. h. durch das Verhältnis zwischen dem jeweiligen Nutzungswert eines Stoffes
und den Kosten, welche die Dienstbarmachung seiner nützlichen Eigenschaften
erheischt. Hierauf aber sind zahlreiche verschiedenartige Umstände von
Einfluß.
Die „Nutzbarkeit" einer Lagerstätte ist keineswegs bloß bedingt durch
die Quantität eines in ihr vorhandenen Minerales oder Erzes, sondern auch
von der Qualität, so daß erst Quantität und Qualität entscheiden, ob eine
technische Ausnutzung möglich, ob also eine Lagerstatt« im wirtschaftlichen,
bergmännischen Sinne vorliegt oder nicht. Nur einige Beispiele! Das Eisen
beherrscht unser Jahrhundert und wird viel gesucht: irgend ein Gestein mit
1 oder 5^/q Eisen ist aber doch noch keine Eisenlagerstätte; dagegen ist eine
Quarzmasse mit 0,05% Gold, d. h. Quarz, der in der Tonne (1000 kg) 500 g
Gold enthält, schon sehr reich, wenn man berücksichtigt, daß der Minimalgehalt
Einführung. 3
an Gold, auf Grund dessen die Freiberger Hütten Erze zur Verarbeitung ankaufen,
0,0005 <>/o^) = */ioooooo der Masse beträgt.
Femer wird die Neigung zur Nutzbarmachung bedingt durch den Stand
d6r Technik. Es wurde bereits hingewiesen auf die erst in jüngerer Zeit
erkannte Verwertbarkeit von Kobalt, Nickel, Wolfram, der Abraumsalze. Es
sei hier ferner erinnert an die erst seit dem XIX. Jahrhundert erfolgende Ver-
arbeitung der Freiberger Zinkerze, an die wichtige Rolle, welche neuerdings gewisse
Aluminiumerze (Bauxit, Kryolith) spielen, vor allem aber sei, als ein sehr drastisches
Beispiel, die gesteigerte Verwendbarkeit des Eisenkieses erwähnt. Jahrtausende
lang wurden dessen Lagerstätten nur wegen der in ihnen vorhandenen Kupfer-
erze abgebaut. Im XIX. Jahrhundert ist er dann ein unentbehrliches Rohmaterial
für die Schwefelsäurefabrikation, endlich sogar zu einem brauchbaren Eisenerz
(purple ore) geworden. Ähnliches ließe sich von den früher gemiedenen, jetzt
wegen der wertvollen Verhüttungsprodukte gerne verarbeiteten phosphorhaltenden
Eisenerzen sagen. Anderseits aber haben durch die technischen Vervollkomm-
nungen manche Rohmaterialien an Wert eingebüßt: so z. B. der Alaunschiefer,
seitdem die Alaunfabrikation besser und billiger vom Alaunstein Gebrauch macht,
der Spateisenstein, seitdem man phosphorhaltige Eisenerze zugute macht, der
Schwefel, seitdem man die Schwefelsäure aus Kiesen erzeugt.
Von Einfluß können auch die örtlichen Umstände sein, unter denen sich
die Lagerstätte findet, desgleichen auch die geographische Lage insofern, als
Gunst und Ungunst des Klimas, die größere oder geringere Entfernung vom
Verarbeitungs- und Verbrauchsort die Ausbeutung der Lagerstätte mehr oder
weniger lohnend erscheinen lassen. So erfordern z. B. Goldseifen, um ausgenutzt
werden zu können, vor allem Wasser. Nicht nur in wasserleeren Gegenden,
sondern auch im hohen Norden, wie z. B. in Lappland, wo der Boden lange Zeit
gefroren ist, können sie unverwertbar bleiben.
Ein Beispiel aus neuerer Zeit bietet die erste Geschichte der Goldfunde
am Yukonfluß in Alaska (Klondike). Die Kosten einer Reise von der Küste
bis dorthin betrugen mindestens 2800 — 3600 M. Der goldführende Alluvial-
boden ist gefroren und taut nur während des sehr kurzen Sommers bis zu einer
Tiefe von 0,6 — 0,9 m auf, so daß im Beginn der Goldgewinnung die Goldsucher
überhaupt nur im Sommer arbeiteten, um meistens nicht mehr nach Klondike
zurückzukehren. Der Yukonfluß ist vom Oktober bis zum Juni zugefroren.^)
In Caracoles in Chile betrug der Preis für eine Flasche Wasser 4 M.,
und ähnliches wäre aus der Geschichte der Golddistrikte Westaustraliens zu
berichten. Es müssen sehr reiche Gruben sein, die unter solchen Verhältnissen
noch Gewinn abzuwerfen vermögen!
^) Dieser verwertbare Mindestgehalt an Gold entspricht 680 cmm im Kubikmeter
Quarz oder einem Würfelchen von etwa 8,75 mm Seitenlänge. Die Freiberger Hütten
zahlen alsdann immer noch 2400 M., ja sogar bis 2710 M. für das Kilo, während der
Marktpreis des Feingoldes 2790 M. beträgt. Allerdings müssen in letzterem Falle im
Erze noch andere verwertbare Bestandteile vorhanden sein.
^ B. Bach, Der Golddistrikt am Yukonflusse in Nordwestamerika; Globus LXXII,
1897, 3Ö7--362.
1*
4 Einfahrang.
Nach Domeyko^) konnten in Chile im Jahre 1838 Kupfererze mit weniger
als 22 — 24®/o Kupfergehalt nicht roh verschifft werden, solche mit weniger als 12 ^/^
kamen auf die Halde. Dagegen wurden nach Birkinhine 1888 am Lake saperior
Kupfererze, die pro Tonne nur 1,65 Dollar wert sind, d. h. weniger als 0,75%
raffiniertes Kupfer gaben, noch mit Gewinn in Tiefen von 300 m abgebaut.-)
In der Wüste Atacama müssen noch jetzt stellenweise Kupfererze von 6 — 8^/^
Kupfergehalt auf die Halde geworfen werden, da sich ihr Transport auf den
zweiräderigen, mit 6 Maultieren bespannten Wagen, der bis an die Küste 3 Tage
in Anspruch nimmt, nicht lohnt.^) Die in Altenberg abgebauten Zinnerze haben
einen Reingehalt von Vs^/o» ^^ Bolivia*) aber mußten noch im Jahre 1891 die
Gänge einen Zinngehalt von mindestens 9 — 10% besitzen, um des Zinnes wegen
abgebaut zu werden. Man ersieht aus diesen Beispielen, welche sich leicht noch
vermehren ließen, welche Bedeutung der örtlichen Lage, vor allem aber der
Beschaffenheit der Wege und den Transportmitteln zukommt. Der Erzreichtum
einer Kolonie bleibt wertlos, solange er nicht durch billige Transportmittel einer
gewinnbringenden Verwendung zugeführt oder an Ort und Stelle zugute gemacht
werden kann. Es sind deshalb immer die Edelmetalle gewesen, welche in wenig
erschlossenen Ländern zuerst gesucht und beachtet wurden.
Billige Transportmittel können anderseits dazu führen, daß ein an Ort
und Stelle fast wertloses Rohmaterial mit Gewinn nach Gegenden verfrachtet
werden kann, in welchen ein Mangel und Bedürfnis an solchem besteht.
Während auf Island oder in anderen Vulkangebieten der Basalt ein fast
wertloses Gestein ist, wird er im Fichtelgebirge, in der schwäbischen Alb oder
in Hessen ein wertvolles Material für den Export in benachbarte Gegenden, in
welchen weichere, für Straßenbauzwecke weniger geeignete Gesteine vorherrschen,
wie z. B. nach Bayern und Württemberg. Die Basaltbrüche zu Linz a. Rh.
aber liefern ihr Produkt bis nach Holland, wo es als wertvolles Material zu
den Küstenbauten benutzt wird. Kalkstein ist natürlich im Jura oder in den
Alpen so gut wie wertlos; bei Berlin oder in den Gneis- und Schiefergebieten
des Erzgebirges aber wird ein Kalksteinbruch zu einem wertvollen Besitztum.
Die Entdeckung reicherer Lagerstätten oder solcher, welche ihre
Erze billiger abzusetzen vermögen, kann den Abbau anderer zum Erliegen
bringen. Solches geschah z. B. hinsichtlich der Nickelgruben in Süd-Norwegen,
welche bis in die Mitte der siebziger Jahre des XIX. Jahrhunderts gute
Erträgnisse lieferten und späterhin infolge Entdeckung der Erzlager von Kanada
und Neukaledonien großenteils ihren Betrieb einstellen mußten.
Spekulationen der Großindustrie (z. B. die Trusts), politische Verhältnisse,
Steuern, Zölle sind gleichfalls nicht selten für das Schicksal eines Betriebes
entscheidend, wie auch endlich die besonderen geologischen Verhältnisse einer
Lagerstätte, d. h. die Schwierigkeiten, welche sich dem Ausbringen des nutz-
baren Stoffes entgegenstellen, und welche dazu führen können, daß eine Lager-
stätte vernachlässigt wird, weil sich in ihrer Nähe eine andere befindet, welcher
das gesuchte Erz auf leichtere Weise in genügender Menge entnommen werden kann.
>) Ann. d. min. (3) XVIH, 1840, 80, 83.
3) Am. Inst. Min. Eng. XVI, 1888, 190.
8) Darapsky, Das Departement Taltal, 1900, 172.
*) Minchin, Eng. and Ittin. Journ. LI, 1891, 587. Seitdem Bolivia ein ausge-
dehnteres Eisenbahnnetz besitzt, hat sich anch die Zinnproduktion um ein bedeutendes
gehoben.
EinfÜhrang. 5
Je nach der örtlichen Beschaffenheit der Lagerstätte werden auch die
Gewinnungskosten verschieden sein; es bedarf keines näheren Hinweises, wie
abweichend sich letztere fQr den Betrieb tlber Tag oder unter Tag, bei viel
oder wenig Abraum gestalten werden. Brüchiges Nebengestein erfordert mit-
unter sehr kostspielige Zimmerungen, die Wasserhaltung kann in schwerer zu-
gänglichen Gebieten infolge des unverhältnismäßigen Aufwandes für die zum
Betrieb der Maschinen nötigen Holz- und Kohlenmengen unmöglich werden.
Unter solchen Umständen werden sich auch unsere genaueren Kenntnisse
nur auf eine gewisse Anzahl von Lagerstätten beziehen, die gegenwärtig ab-
gebaut werden oder vielleicht früher Gegenstand eines Betriebes gewesen sind,
und deshalb wird sich auch die nachfolgende Besprechung zunächst mit solchen
befassen müssen, welche nicht allein nutzbare Stoffe enthalten, sondern auch
wirklich technisch nutzbar sind oder waren. Indessen sollen nach Möglichkeit
auch solche Gebirgsglieder in den Rahmen der Betrachtung gezogen werden,
welche nicht oder wenigstens zur Zeit noch nicht verwertbar sind, wenn ihre
Untersuchung nur sonst den einen oder anderen lehrreichen und theoretisch be-
merkenswerten Aufschluß zu bieten vermag.
Beim Studium der Lagerstätten kommt es vor allem darauf an, möglichst
viel Erfahrungen zu sammeln, um uns über das Wesen der betreffenden
Grebirgsglieder und über diejenigen ihrer Verhältnisse möglichst klar zu werden,
deren Kenntnis im Interesse ihrer technischen Ausnutzung liegt. Im An-
schluß daran — aber immer vom Standpunkt des Geologen aus — sind die
Gesichtspunkte zu ermitteln, die uns die Aufsuchung, Beurteilung und Verfolgung
von Lagerstätten erlauben. Dagegen soll alles rein Technische und Merkantile
(Gewinnung, Verarbeitung, weitere Verwertung und Wertbezifferung) den Berg-
und Hüttenleuten, Technikern, Industriellen und Kaufleuten überlassen bleiben.
Wenn auf derartige Fragen trotzdem da und dort flüchtig eingegangen wird,
so geschieht es, um die technische Bedeutung der Lagerstätten klarzustellen.
Wer die Gesamtheit der Erzlagerstätten zu beurteilen und systematisch
zu beschreiben unternimmt, tritt vor eine große und schwere Aufgabe: sie ist
groß, denn sie setzt die Beherrschung der Mineralogie und Geologie und im
weiten Umfange auch der Chemie und Physik voraus; schwierig wird sie nicht
nur wegen der bedeutenden Menge und der Verschiedenartigkeit des Stoffes,
sondern auch, weil zahlreiche Lagerstätten erst zum kleinen Teile erschlossen
sind und das Erschlossene durch Abbau wieder verschwindet oder im Laufe der
Zeit durch die Zimmerung, Mauerung, Bergeversatz oder durch Auflässigwerden
der Gruben wieder unzu^nglich wird. Zudem sind die Interessen des er-
schließenden Praktikers in der Regel ganz andere als die des Theoretikers:
jener hört mit dem Abbau dort auf, wo kein materieller Erfolg mehr zu erwarten
ist, und läßt dabei so manche wissenschaftlich interessante und wichtige Frage
offen: nicht selten aber ist es eine sehr bedauerliche Engherzigkeit der Gruben-
besitzer, welche keinem Fremden aus Furcht vor irgend welchen Schädigungen
den Zutritt in die Grube gestatten will und so eine wissenschaftliche Beurteilung
der Lagerstätte hintertreibt.
Solcherlei Schwierigkeiten werden sich dem Geologen oft entgegenstellen;
in Anbetracht derselben wird es denn auch erklärlich, daß unser Wissen von
6 Einführung. — Literatur.
den Erzlagerstätten noch recht lückenhaft ist, und daß noch weniger auf Grund
unserer dermaligen Erfahrungen für die Praxis brauchbare, allgemein gültige
Gesetze und Regeln, eine Art wissenschaftlicher Wünschelrute, ausfindig gemacht
werden konnten. Es liegt in der Natur der Sache, daß sich dergleichen Gesetze
überhaupt nie werden aufstellen lassen.
Es wird daher notwendig bleiben, in jeder neuen Grube und bei jedem
neuen Aufschluß aufs neue zu beobachten und sorgfältig zu prüfen.
Immerhin aber wird in jedem einzelnen Falle das Verständnis der vor-
liegenden Lagerstätte sehr wesentlich erleichtert und gefördert werden, wenn
dem Techniker und Bergmann außer dem, was er unmittelbar beobachten kann,
auch noch ein gewisser Schatz von Erfahrungen über das zur Seite steht, was
an anderen Orten bereits erkannt worden ist. In diesem Falle wird er nicht
im Finstern tasten, sondern seine Ftlhrerin wird eine aus bekannten feststehenden
Tatsachen abgeleitete Theorie sein, und diese wird es ihm ermöglichen, die
Aufsuchung, Verfolgung und den Abbau der Erzlagerstätten nach richtigen
Prinzipien vorzunehmen.
Unser Wissen wächst mit jedem Fäustelschlage! Der Bergmann möge
dessen eingedenk sein; denn er ist in erster Linie dazu berufen, durch seine
Fäustel schlage unser Wissen zu erweitern, der Theorie und der Praxis zu nützen!
Literatur.
Im nachstehenden sei eine Übersicht über die bisher erschienenen Werke
über Erzlagerstättenlehre und solcher umfangreicherer Bücher gegeben, welche
sich mit diesem Gegenstand umfassend beschäftigt haben. Die spezielleren Be-
schreibungen und Monographieen sollen gelegentlich später erwähnt werden.
1791. A. G. Werner, Neue Theorie von der Entstehung der Gänge, mit An-
wendung auf den Bergbau, besonders den freibergischen. Freiberg 1791.
1824. J. Waldauf von Waidenstein, Die besonderen Lagerstätten nutzbarer
Fossilien. Wien 1824.
1833—1836. K. A. Kühn, Handbuch der Geognosie. 2 Bände.
1840. J. C. von Beust, Kritische Beleuchtung der Wemerschen Gangtheorie.
Freiberg 1840.
1850 — 1861. Gangstudien, herausgegeben von B. von Cotta. I— III. Darin
KoUektaneen der Literatur von H. Müller.
1853. B. von Cotta, Lehre von den Erzlagerstätten. Leipzig 1853.
1856. M. F. Gaetzschmann, Die Auf- und Untersuchung von Lagerstätten
nutzbarer Mineralien. 2. Aufl. 1866.
1859—1861. B. von Cotta, Lehre von den Erzlagerstätten. 2. Aufl. 2 Bde. —
Engl. Übersetzung von Prime, Treatise on ore deposits. New York 1870.
1869. J. Grimm, Die Lagerstätten der nutzbaren Mineralien.
A. Burat, Geologie appliquee ou trait6 de la recherche et de Texploitation
des min^raux utiles. 5. ed. 1869.
1872. C. F. Naumann, Lehrbuch der Geognosie. Bd. III, Lief 3. (Unvollendet!)
1873. H. von De eben, Die nutzbaren Mineralien und Gebirgsarten im
Deutschen Reiche. Berlin 1873.
1879. A. von Groddeck, Die Lehre von den Lagerstätten der Erze. Leipzig
1879.
1883. A. d'Achiardi, I metalli, loro minerali e miniere. Milano. 2 vol. 1883.
1883 — 1885. F. Sandberger, Untersuchungen über Erzgänge. 2 Bände.
Literatur. 7
1884. A. von Groddeck, Traite des gites m6talliferes, Traduit parH. Kuss.
J. A. Phillips, A treatise on ore deposits. London 1884. II. Aufl. von
H. Louis. 1896.
1892. D. C. Davies, A treatise on metalliferous minerals and mining. 5. ed.
London 1892.
— A treatise on earthy and other minerals and mining. 8. ed. London 1892.
1893. E. Fuchs et L. de Launay, Traite des gites mineraux et metalliferes.
Paris ^1893. 2 Bände.
1895. F. Posepny, Über die Genesis der Erzlagerstätten (nach Transact. of the
American Institute of Mining Engineers, Vol. XXII. 1893). Berg- und
htlttenmännisches Jahrbuch der k. k. Bergakademieen zu Leoben und
Pfibram, XLUI, 1895, 1—226.
— Archiv für praktische Geologie, Bd. I 1880, Bd. II 1895.
1900. J. F. Kemp, The ore deposits of the United States and Canada. 3. Aufl.
H. Charpentier, Geologie et Mineralogie appliquees. Paris 1900.
1901. R. Beck, Lehre von den Erzlagerstätten. IL Aufl. Berlin 1903.
1903. B. Lotti, I depositi dei minerali metalliferi. Torino 1903.
Zeitschriften.
Berg- und Hüttenmännische Zeitung, seit 1842.
Österreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, seit 1853.
Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Preußischen Staate,
seit 1854.
Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen (bis 1869 Jahr-
buch für den Berg- und Hüttenmann), seit 1830.
Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch der k. k. Bergakademien, seit 1851.
Jahrbuch der k. k. österr. geologischen Reichsanstalt, seit 1850. Samt den Ver-
handlungen.
Jahrbuch der k. preuß. geologischen Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin,
seit 1880.
Zeitschrift für praktische Geologie, seit 1893. Dazu; „Fortschritte der praktischen
Geologie'*, I, 1893 — 1902, herausgeg. von M. Kräh mann als General register
für die Jahrg. I— X.
Glückauf, Berg- und Hüttenmännische Wochenschrift, seit 1896.
Stahl und Eisen, seit 1881.
Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, seit 1848.
Taschenbuch für die gesamte Mineralogie, 1807 — 1824. Zeitschrift für Mineralogie,
1825—1829.
(Neues) Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, seit 1830. Bringt
viele Referate, welche weiterhin unter der Abkürzung „N. Jahrb.** zitiert
w^erden.
Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. Mit dem vorigen ver-
einigt, seit 1900.
Geologisches Centralblatt, seit 1901.
Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der Rheinlande und Westfalens,
seit 1844. Samt den Sitzungsberichten der nieder rheinischen Gesellschaft
für Natur- und Heilkunde in Bonn.
G. E. von Molls Jahrbücher der Berg- und Hüttenkunde, 1797—1800.
— Annalen der Berg- und Hüttenkunde, 1802—1805,
— Ephemeriden der Berg- und Hüttenkunde, 1805 — 1809.
— Neue Jahrbücher der Berg- und Hüttenkunde, 1809—1821.
Karstens Archiv für Bergbau und Hüttenwesen, 1818 — 1831.
— Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau- und Hüttenkunde, 1829 — 1855.
Berggeist, Zeitung für Berg- und Hüttenwesen und Industrie, 1856 — 1885.
8 Literatur.
Journal des Mines, 1795 — 1815.
Annales des Mines, seit 1816.
Revue universelle des Mines, seit 1888.
The Quarterly Journal of the Geological Society of London, seit 1845.
Geolog^iska Föreningens i Stockholm Förhandlingar, seit 1872.
Annual Report of tiie United States Geological Survey, seit 1880.
Monographs of the United States Geological Survey, seit 1882.
Bulletin of the United Staates Geological Survey, seit 1882.
Transactions of the American Institute of Mining Engineers, seit 1878.
Engineering and Mining Journal.
Report of the Geological and Natural History Survey of Ganada, seit 1881.
Jaarhoek van het Mijnwezen in Nederlandsch Oost-Indie, seit 1872.
Statistik.
Die Berg- und Hüttenmännischen Zeitschriften, die Zeitschrift für prak-
tische Geologie und vor allem auch der Annual Report of the U. St. Geol. Survey
bringen von Zeit zu Zeit allgemeine statistische Mitteilungen. Solchem Zwecke
dient fast ausschließlich die in New York und London erscheinende
Mineral Industry, seit 1892. Herausgegeb. bis 1900 von R. P. Rothwell, seit
1901 von J. Struthers.
Auf die Bergbaustatistik einzelner Länder beziehen sich u. a.
Vierteljahreshefte zur Statistik des Deutschen Reichs.
Der statistische Teil der Zeitschrift f. d. Berg-, Hütten- und Salinen wesen im
Preußischen Staate.
Der Bergwerksbetrieb im Kaisertum Österreich. (Aus dem statistischen Jahrbuch
des k. k. Ackerbauministeriums.)
österreichisches Montanhandbuch. Herausgegeben vom k. k. Ackerbauministerium.
Ungarisches Montanhandbuch.
Statistique de Tindustrie min^rale en France et en Algerie. Herausgegeben vom
Ministöre des travaux publics.
Statistique des mines, minieres, carriöres, usines mötallurgiques usw. du Royaume
de Belgique. Offizielle Veröffentlichung in den Annales des mines de Belgique.
Annual report and statistics relating to the Output and value of the minerals
raised in the united Kingdom. Offizielle Veröffentlichung.
Sveriges officiela Statistik. Bergshandteringen.
Norges officielle Statistik. Tabeller vedkommende Norges Bergvaerksdrift (Statis-
tique des mines et usines en Norvege).
Statistik des Berg- und Hüttenwesens von Rußland. Herausgegeben von
A. Loranski. Russisch.
Rivista del servizio minerario. Herausgegeben vom italienischen Corpo Reale
delle miniere.
Estadistica minera de Espana. Herausgegeben von der spanischen Inspecciön
general de mineria.
Estatistica mineira von Portugal.
Der statistische Teil des Annual Report of the U. St. Geol. Survey.
Report of the inspection of mines in India.
Les Mines du Japon. Herausgegeben gelegentlich der Pariser Weltausstellung
im Jahre 1900 vom kais. Japan. Ackerbau- und Handelsministerium.
Bericht des Staatsbergingenieurs von Transvaal. Pretoria.
Wichtig sind endlich die „Statistischen Zusammenstellungen über Blei,
Kupfer, Zink, Zinn, Silber, Nickel, Aluminium und Quecksilber"*, welche all-
jährlich von der Metallgesellschaft und der Metallurgischen Gesellschaft zu
Frankfurt a. M. herausgegeben werden.
Gesiehtspunkte ftir die systematisehe Behandlung und
Umgrenzung des Stoffes.
Da die zahllosen Lagerstätten in jeder Hinsicht eine große Mannig-
faltigkeit erkennen lassen, so erheischt ihr Studium irgendwelche systematische
Gruppierung, und eine solche ist denn auch bereits von verschiedenen Seiten
und nach verschiedenen Gesichtspunkten vorgenommen worden. So könnte man
die Lagerstätten einteilen nach der technischen Verwendbarkeit, welche den auf
ihnen sich findenden Stoffen zukommt, also etwa in Materialien für den Hoch- und
Tiefbau, für die Metallindustrie samt allen ihren Verzweigungen, die Keramik
und Glasindustrie, die Wärme- und Lichterzeugung usw. Oder sie wurden auch
gruppiert nach der allgemeinen mineralogischen Natur des Nutzbaren, wie es
z. B. von Davies^) geschah, der in „metallführende" Lagerstätten einerseits
and in „erdige oder sonstige" anderseits unterschieden hat.
In ähnlicher Weise teilte auch v. Dechen*) ein in
1. Brennliche Mineralien,
2. Metallische Mineralien (Erze),
3. Steinsalz, Soolquellen, Mineralquellen,
4. Steine und Erden.
Eine solche Einteilungsweise mag für die Wirtschaftslehre von Nutzen
sein, ist aber aus folgenden Gründen keiner geologischen Behandlung fähig:
1. ein und derselbe Körper kann verschiedener Verwendung dienen (z. B.
Strontian der Zuckerfabrikation und der Pyrotechnik); 2. auf derselben Lager-
stätte kommen metallische und nichtmetallische Mineralien von sehr verschiedener
Verwendbarkeit vor (z. B. Zinnerz mit Wolfram, Wismut und Lithionglimmer;
Kupferkies und Schwefelkies; Gold auf Edelsteinseifen) ; 3. die verschiedenartig-
sten Lagerstätten müßten gemeinschaftlich besprochen werden (z. B. das aus
Eruptivgesteinen ausgeschiedene Magneteisen, die Eisenoolithe und die Siderit-
gänge).
Nicht viel besser verhält es sich dann, wenn man nur die Form der
Lagerstätten ihrer Einteilung zugrunde legt, wie dies z. B. Grimm^) getan
hat: denn indem er die „Stöcke und Stockwerke" den „Plattenförmigen Massen"
^) Da vi es, A treatise od metalliferouB minerals and mining und A treatise on
earthy and other minerals and mining.
^ Die nutzbaren Mineralien und Gebirgsarten im Deutschen Reich, 1873.
') Die Lagerstätten der nutzbaren Mineralien, 1869.
10 Gesichtspunkte für die systematische Behandlung.
entgegensetzt, bespricht er nebeneinander das Steinkohlenflöz von Montchanin
(Frankreich), den Salzstock zu Marös Ujvar, den Eupferkiesstock zu Agordo
und den Rammeisberg bei Goslar und endlich die Quecksilberlagerstätte zu
Idria!^) Auch v. Cotta*) hat die Form zum obersten Einteilungsprinzip ge-
nommen und unterscheidet^) die Lagerstätten in „regelmäßige und unregelmäßige.
Zu den ersteren gehören die Lager und Gänge, zu den letzteren die Stöcke und
Imprägnationen". Er meinte, diese Formen seien allgemeine, d. h. sie wieder-
holten sich mit mancherlei Modifikationen an sehr vielen Orten der Erde, derart,
daß sich ihnen alle bekannten Erzvorkommnisse unterordnen ließen. ,,Zuweilen",
fährt er fort, „treten diese einzelnen Formen der Erzlagerstätten sehr typisch
auf, so daß man über ihre besondere Natur nicht im Zweifel sein kann, zuweilen
aber auch schwankend und der Form nach gewissermaßen ineinander über-
gehend, so daß es dann nicht leicht ist, sich über ihre Zurechnung zu der einen
oder der anderen Lagerstättenform zu entscheiden", und bei näherem Zusehen
findet sich, daß Cotta selbst sein Einteilungsprinzip verlassen muß, wenn er
Gänge und Lager unterscheiden will. Denn in den Lagern erblickt er Lager-
stätten, die sich gleichzeitig mit dem Nebengestein gebildet haben,^) während
er von den Erzgängen sagen muß:'^) „Gänge sind Ausfüllungen von Spalten.
Das ist die beste Definition, die man davon geben kann, obwohl sie
eine Beurteilung der Entstehungsweise voraussetzt. Erzgänge sind
daher Spaltenausfüllungen, welche Erze enthalten."
Die Form der Lagerstätten ist jedenfalls etwas rein Äußerliches, oftmals
ganz Zufälliges, etwas, was gar nicht mit dem eigentlichen Wesen der Lager-
stätte zusammenzuhängen braucht, sondern durch ganz fremde, ältere oder
jüngere Vorgänge begründet sein kann. Es gilt das z. B. von der Entstehung
von Hohlräumen im Gebirge, die durch irgendwelche mechanische oder chemische
Vorgänge entstanden, lange, ehe die nutzbare Ablagerung, die sie später erfüllen
sollte, vorhanden war.
Man kann sich also nur v. Groddeck anschließen, wenn er sagt:^)
„Ich muß gestehen, daß ich die Befriedigung nie habe begreifen können, welche
manche Personen empfinden, wenn sie erfahren, daß eine Lagerstätte (beispiels-
weise) ein Stock ist. Im Gegenteil habe ich mich dabei stets gründlich unbe-
friedigt gefunden".
Wissenschaftlicher wäre schon eine Einteilung, welche auf das geologische
Alter der Lagerstätten Rücksicht nähme. So wird ein Lehrbuch der Geologie
zweckmäßig die Anordnung der Lagerstätten entsprechend der Reihenfolge der
Formationen, in denen diese auftreten und die es als Hauptsache zu schildern
hat, vornehmen. Bei selbständiger Behandlung des Stoffes erweist sich aber
») 1. c. 159 ff.
2) Die Lehre von den Erzlagerstätten I, 2. Aufl., 1859, Vorwort.
3) 1. c. 2.
*) 1. c. 85.
») 1. c. 102.
^) Bemerkungen zur Ciassifikation der Erzlagerstätten. Berg- und Htittenm.
Zeitung 1885, 217-220, 229—232.
Gesichtspunkte für die systematische Behandlung. 11
auch dieses Vorgehen als unhrauchbar, zunächst schon deshalb, weil für sehr
viele Lagerstätten, z. B. für die meisten Gangfüllungen, das wirkliche Alter
nicht zu bestimmen ist; eine solche Gruppierung würde zudem wiederum in
einen engeren Kreis eine Reihe sehr verschiedenartiger Gebilde zusammenfassen
müssen, da im gleichen geologischen Zeitabschnitt Lagerstätten verschiedener
Znsammensetzung und Entstehung sich gebildet haben können. Dabei soll auch
bemerkt werden, daß in manchen Fällen auf gleicher Lagerstätte sich Erze zu
recht verschiedener Zeit angesiedelt haben können, wie z. B. auf wiederholt
aufgerissenen Gangspalten, was dann mitunter zur Bildung sogenannter Doppel-
gänge geführt hat.
Ähnliche Erwägungen haben deshalb schon Naumann veranlaßt, die
,, untergeordneten Gebirgsglieder", zu denen er auch die nutzbaren Lagerstätten
rechnet, nach Lagerungs- und Verbandsverhältnissen zum Neben-
gestein zu gliedern.^) Dadurch hat er wenigstens schon indirekt Rücksicht
genommen auf die Entstehungsweise der Lagerstätten. Mir scheint es
nicht nur am wissenschaftlichsten, sondern vom Standpunkt des Praktikers aus
auch am zweckmäßigsten, diese als Einteilungsprinzip in den Vordergrund zu
stellen. Denn durch sie werden ja in erster Linie Substanz, Form, Lagerung
und sonstige charakteristische Eigentümlichkeiten (z. B. die Struktur) bedingt.
Die Entstehungsart ist die Ursache der Erscheinungsweise. Deshalb sind ja
auch die Bergleute in den meisten Fällen unwillkürlich gezwungen, sich auf
Grund der jeweiligen Summe von Beobachtungen und Erfahrungen eine Ansicht
über die Entstehungsweise ihrer Lagerstätte zu bilden ; denn davon hängen ihre
Vorstellungen ab über die wahrscheinliche Ausdehnung derselben, über die Be-
ständigkeit oder den Wechsel ihrer mineralogischen Natur und mithin auch ihre
Pläne für Aufschlüsse im Interesse des jetzigen und zukünftigen Betriebes.
Denn aus der materiellen Beschaifenheit ihrer Lagerstätte oder aus den er-
schlossenen rein formalen Verhältnissen würden sie nicht Ansichten über deren
weitere Erstreckung zu entwickeln vermögen, also z. B. darüber, wie eine Lager-
stätte hinter einer Störung wieder auszurichten ist, ob sie nach der Tiefe
fortsetzt usw. Antworten auf derlei Fragen können nur von den Anschauungen
über die Entstehungsweise diktiert werden. Nur auf solchem Boden stehend
wird der Bergmann den Mut linden, mit Schächten in die Tiefe niederzugehen
und Stollen aus weiter Entfernung heranzutreiben.
Wir sehen in der Tat, daß sich schon die frühesten Bergleute mit Speku-
lationen über die Entstehungsweise ihrer Lagerstätten beschäftigten und die
gefundenen Resultate ihren Betriebsplänen zugrunde legten, und daß in der
Neuzeit von verschiedenen Seiten, wie z. B. von v. Groddeck, rückhaltlos die
Notwendigkeit anerkannt wird, die Gliederung einer wissenschaftlichen Lager-
stättenlehre in erster Linie auf die Entstehungsweise der Lagerstätten zu gründen.
Freilich, jedes Ding hat $eine Licht- und Schattenseiten. Ein Nachteil,
der einem auf der Genesis begründeten System anhaftet, liegt offenbar darin,
daß die Frage nach der Entstehungsweise für viele Lagerstätten noch offen,
^) Lehrbuch der GeognoBie I, 1858, 878.
12 Umgrenzung des Stoffes.
vom subjektiven Ermessen abhängig ist nnd darum wohl verschieden beantwortet
werden wird. Aber solche Unsicherheiten haften schliefilich jedem Systeme an,
und ihre nachteiligen Folgen werden wesentlich abgeschwächt werden, wenn
wir in jedem einzelnen noch problematischen Falle unsere Zweifel nicht unter-
drücken, sondern offen aussprechen und die Korrektur dem Fortschritt in der
Erkenntnis überlassen. So schützt uns dann ein solches System, wenn wir es
nur als den Ausdruck unserer jeweiligen Erfahrungen und Vorstellungen ansehen,
vor wissenschaftlicher Verdumpfung; es läßt uns nicht zur Ruhe kommen,
sondern zwingt, den Erfahrungen und rastlosen Fortschritten der Wissenschaft
zu folgen.^)
Da das vorliegende Buch nicht von allen nutzbaren Lagerstätten, sondern
im besonderen von den Erzlagerstfitteu handeln soll, so ist es zunächst not-
wendig, den Begriff „Erz^ etwas näher zu erläutern und, da die mit dem
Worte verbundenen Vorstellungen bei den Mineralogen, Bergleuten und Gesetz-
gebern verschieden sind, klarzulegen, in welchem Sinne derselbe im Laufe der
folgenden Besprechungen gefasst werden soll. Die Mineralogie bezeichnet als
„Erze'* Mineralien, die ein Schwermetall enthalten, gewöhnlich metallischen
Habitus und ein hohes Eigengewicht besitzen nnd ihrem chemischen Charakter
nach meistens Oxyde oder Sulfide darstellen. Eine solche Definition kann schon
deshalb keine ganz zureichende sein, weil danach manche natürliche Schwer-
metallverbindungen, welche, wie Gerussit, Anglesit, Grünbleierz, des metallischen
Charakters entbehren, und z. B. auch der Kryolith, der so wichtig für die Her-
stellung des Aluminiums geworden ist, aus der Reihe der Erze auszuschließen
wären. Die juristische Auffassung vom Begriff „Erz" ist eine noch willkür-
lichere und zudem in den verschiedenen Ländern die bergrechtliche Behandlung
der nutzbaren Stoffe eine recht abweichende. So sagt das sächsische Berggesetz
vom 16. Juni 1868 unter dem Titel: „Rechtliche Eigenschaften der Mineralien" :
„Diejenigen Mineralien, welche wegen ihres Metallgehaltes nutzbar
sind, inkl. Steinsalz und Salzquellen, sind von dem Verfügungsrecht des Grund-
eigentümers ausgeschlossen", d. h. sie bilden nach sächsischen Begriffen einen
Gegenstand des Erz- und Salzbergbaues. Danach wären z. B. Schwefelkies und
Manganoxyde wenigstens früher keine Erze gewesen.
Der Bergmann bezeichnet im allgemeinen als Erz^) solche Mineralien und
Mineralgemenge, die ihres Metallgehaltes halber abgebaut werden, im weitesten
Sinne aber spricht er auch von „Alaunerz", „Strontianiterz", „Schwefelerz",
und auch der Pyrit, der meist nur für die Schwefelsäuregewinnung von Wert
ist, wird nicht anders denn als ein Erz bezeichnet. Dem Bergmann ist also
alles „Erz", was ihm gewinnungswürdig erscheint, im Gegensatze zu den
>) von Groddeck, 1. c. 232.
') Siehe darüber die Kontroverse zwischen A. Sjögren (Antreckningar i praktisk
geognosi. IV. Om begreppet malm; Geol. Foren. Förh. IX, 1887, 146—150) und
Th. Nordström (Om utsträckningen af begreppet malm; ibid. IX, 1887, 230—242).
Ref. im N. Jahrb. 1889, I, —418—. Femer Klockmann, Lehrbuch der Mineralogie,
1892. 400.
Umgpenzang des Stoffes.
13
„Bergen^, den nicht verwertbaren, mit jenen zusammen vorkommenden Gebirgs-
arten, immerhin aber mit der Einschränkung, daß sein Sprachgebranch niemals
lösliche Salze, wie Steinsalz und Abraumsalze, oder Kohlen oder Baumaterialien,
welch letztere ja auch der Gegenstand sogar eines unterirdischen Abbaues sein
können, mit der Bezeichnung Erz belegt.
Aber würden wir uns bei der Behandlung unseres Stoffes nur von der
Rücksicht auf den bergmännischen Begriff ,fErz^ leiten lassen wollen, so
fönden wir auch hier ernste Schwierigkeiten. Vom rein wissenschaftlichen
Standpunkte aus werde ich des öftem in den Kreis unserer Betrachtung manche für
den Praktiker unwichtige Gebilde von theoretischem Interesse einbeziehen
müssen, sofern sie aus irgendwelchem Grunde mit technisch wertvollen Lager-
stätten verwandte Erscheinungen sind oder zur Erkenntnis der letzteren beitragen.
Rücksichtlich der mineralogischen und chemischen Beschaffenheit
der Erzlagerstätten springen Eigentümlichkeiten in die Augen, welche sie von
den Gesteinen (gemeinhin) zumeist recht aufföllig unterscheiden. Die feste Erd-
rinde besteht im wesentlichen aus folgenden acht Elementen: Sauerstoff, Silicium,
Aluminium, Eisen, Calcium, Magnesium, Kalium und Natrium. Aus den vielen
Hunderten von Analysen, welche im chemischen Laboratorium der amerikanischen
geologischen Landesanstalt an kristallinen Schiefern und Eruptivgesteinen vor-
genommen worden sind, hat F. W. Clarke^) erkannt, daß die wahrscheinliche
Beteiligung der wichtigsten Elemente am Aufbau der ursprünglichen Erdkruste
folgende sein muß:
Phosphor .... 0,09
Mangan 0,07
Schwefel 0,06
Baryum 0,04
Chrom 0,01
Nickel 0,01
Strontium . . . .0,01
Lithium 0,01
Chlor 0,01
Fluor 0,01
Sauerstoff
. 47,13
Silicium
. 27,89
Aluminium
8,13
Eisen
. 4,71
Calcium .
3,53
Magnesium
2,64
Kalium .
2,35
Natrium
2,68
Titan . ,
0,32
Wasserstoff
0,17
Kohlenstoff
•
0,13
100,00
Jene acht wichtigsten Elemente bilden also etwa ^/loo der ursprünglichen
Erdkruste, als Bestandteile der gewöhnlichsten Gesteinsbildner Quarz, Feldspat,
Hornblende, Augit, Glimmer und Olivin; an der Zusammensetzung der Erzlager-
stätten beteiligen sich aber im allgemeinen nur solche Elemente, welche in der
Clarkeschen Tabelle mit den niedrigsten Prozentsätzen vertreten sind, oder deren
Menge überhaupt noch unter 0,01 <^/q (Vioooo) heträgt.*) Das sind aber die meisten
*) F. W. Clarke und W. F. Hillebrand, Praktische Anleitung zur Analyse
der Silikatgesteine. Deutsch von Zschimmer nach Bull. U. St. Geol. Survey
No. 148, 1897.
^ Siehe auch J. H. L. Vogt, Über die relative Verbreitung der Elemente, be-
sonders der Schwermetalle, und über die Konzentration des ursprünglich fein verteilten
Metallgehaltes zu Erzlagerstatten; Zeitschr. f. prakt. Geol., 1898, besonders 323—325.
14 Umgrenzung des Stoffes.
der bekannten Elemente, welche zndem im allgemeinen auf den Erzlagerstätten
in anderen Verbindungen auftreten, als jene. Nur Quarz ist auf allen Arten
von Erzlagerstätten häufig, Silikate dagegen fehlen gewissen Gruppen fast ganz.
Während diese letzteren den Hauptanteil an der Zusammensetzung des Grund-
gebirgs und der Eruptiva haben, sind auf den Erzlagerstätten besonders Oxyde,
Sulfide, Arsenide, Antimonide, Sulfarsenide und Sulfantimonide, Salze der Kohlen-
säure, Phosphorsäure, Schwefelsäure, Halogen verbin düngen u. a. verbreitet.
Auch die Zahl der auf den Erzlagerstätten vorkommenden Mineralien ist
eine außerordentlich mannigfaltigere als die der Gesteinsbildner. Schon Cotta^)
hat 1859 273 solche als Erze aufgeführt, und Weiß ^ zählt 1860 allein 93 von
den Freiberger Erzgängen auf.
Ferner fällt beim Vergleich zwischen Gesteinen und den Lagerstätten auf,
daß letztere in sehr vielen Fällen nach Art, Menge und Struktur ihrer G^meng-
teile einen viel größeren und rascheren Wechsel zeigen, als jene. Aus alledem
ergibt sich schon jetzt, daß die Erzlagerstätten von Gesteinen im allgemeinen
wesentlich verschieden sind, daß sie im Verhältnis zum Erdganzen eine sehr
untergeordnete Rolle spielen, daß sie nur als akzessorische Bestandmassen der
Gebirge aufgefaßt werden können und daß sie zum großen Teil wesentlich
anderen Prozessen ihr Dasein verdanken, als die Gesteine.
*) Erzlagerstätten I, 4 ff.
^) Mineralien der Freiberger Erzgänge; Berg- u. Hüttenm. Ztg. XIX, 1860,
301—305.
Systematisehe Übersieht der Erzlagerstätten.
Versuche einer LagerstÄttensystematik sind seit Werner in großer Zalil
vorgenommen worden, so von Waldauf von Waldenstein,^) W. Fuchs,*)
Burat,^) Whitney,*) von Cotta,*^) Grimm,®) Lettner und Serie,') von
Groddeck,8) Newberry,») G. Köhler,^«) phillips,") Pumpelly,^«) Wads-
worth,^8) Klockmann,^*) Kemp,") Posepny,i«) Höfer, i') Gürich,!«)
Louis,") van Hise,«>) Keyes,«i) Lotti,««) Weed.««)
Der nachstehenden Einteilung der Lagerstätten soll das Alter, die Her-
kunft und Ansiedelungsweise der Mineralien, welche dieselben ausmachen, mit
') Die besonderen Lagerstätten der nutzbaren Mineralien, 1824, 4—6.
*) Beiträge zur Lehre von den Erzlagerstätten, 1846, 81 — 86.
^) Geologie appliqu^e, 1842.
«) Metallic wealth of the United States, 1854.
») Erzlagerstätten I, 1859, 2.
^ Lagerstätten der nutzbaren Mineralien, 1869, 14 — 15.
7) Leitfaden zur Bergbaukunde, 1869, 3—32.
») Erzlagerstätten, 1879, 84.
^ The origin and Classification of ore deposits; School of Mines Quarterly,
March 1880. Dasselbe in Eng. and Min. Joiim. XXIX, 1880, 421—422, 437—438.
^®) In den verschiedenen Auflagen seiner Bergbaukunde seit 1884.
") Treatise on ore deposits, 1884, 3; 1896, 3—10.
'*) Johnson 's Encyclopaedia, 1886, VI, 22. Zitiert in Eemps Ore deposits.
»«0 Rep. of the State Geologist of Michigan for 1891—92, 144—145.
") Lehrbuch der Mineralogie, 1892, 400—406; 1900, 595—602.
'^) Ore deposits; gibt eine Zusammenstellung eines Teils der hier zitierten Systeme
und teilt femer das nicht veröffentlichte System Munroes mit.
'^ Genesis der Erzlagerstätten; Jahrb. k. k. Bergakademien XLUI, 1895.
'^) Benennung und Systematik 4er Lagerstätten nutzbarer Minerale; Zeitschr.
f. praktische Geologie, 1897, 112—116.
^^ Einteilung der Erzlagerstätten; ebenda 1899, 173—176.
'*) Grundsätze der Classification der Minerallagerstätten ; ebenda 1900, 275—278.
^) Seme principles controllng the deposition of ores; Transact. Am. Inst. Min.
Eng. XXX, 1901, 27—177.
^') Origin and Classification of ore deposits; Transact. Am. Instit. of Min. Eng.
XXX, 1901, 323—356.
^0 I depositi dei minerali metalliferi, 1903, 28.
^ Ore deposits. A discussion re-published from the Engineering and Mining
Journal, New York 19(^, 20—23.
16
Systematische Übersicht der Erzlagerstätten.
Rücksicht auf das die Lagerstätte umschließende Gestein zugrunde gelegt werden.
Die Erzlagerstätten können entstanden sein:
4P
e
A.
Syngenetisch
mit Eruptivgesteinen,
mit Sedimentärgesteinen.
B.
Epigenetisch
9
9
P
a) durch Ausfüllung vorhande-
ner Hohlräume. Hohlraums-
füllungen.
b) durch Verdrängung des
Nebengesteins auf che-
mischem Wege.
^C. Innerhalb des beherbergenden Gresteinskörpers
durch örtliche Umlagerung und Wanderung,
unter gleichzeitiger chemischer Umbildung
konzentriert; dabei können gewisse Bestand-
teile des Muttergesteines chemisch oder me-
chanisch weggeführt worden sein.
D. Durch mechanische Aufbereitung bereits vor-
handener Lagerstätten entstanden und nach
kürzerem oder längerem Transport mecha-
nisch konzentriert.
3.
4.
5.
Eruptive Lager
Stätten.
Schichtige Lager
Stätten.
Spaltenfüllungen.
Höhlen füll ungen.
Metasomatische
Lagerstätten.
6.
Metathetische
Lagerstätten (elu
viale Seifen).
7.
Alluviale Lager-
stätten (alluviale
Seifen).
Es mögen sich hieran einige Ausführungen schließen.
I. Die protogenen Lagerstätten (nqarcog^ der Erste, Früheste; yiyveiX&aiy
entstehen, also die ursprünglichen) besitzen einen Erzgehalt, welcher der Lager-
stätte seit ihrer Entstehung eigentümlich ist und aus einem Glutfluß bezw. einer
Lösung sich darin verfestigt hat.
A. Zu den syngenetischen Lagerstätten {avyyiyvead^at^ zu gleicher Zeit
entstehen) gehören solche, deren Erzgehalt mit dem umschließenden Nebengestein
gleichalterig ist. Lagerstätte und Nebengestein sind das Produkt eines und
desselben gesteinsbildenden Vorganges.
1. In den eruptiven Lagerstätten ist das Erz primärer Bestandteil eines
Eruptivgesteines, gleichviel ob in demselben verteilt oder in derben Massen an-
gehäuft. Die Magnetit- und Titaneisenausscheidungen gewisser Eruptivgesteine
gehören in diese Gruppe; letztere umfaßt einen Teil der „massigen Lagerstätten"*
V. Groddecks und entspricht fast genau den „magmatischen Ausscheidungen^
nach Vogt. Man könnte diese Lagerstätten auch als „pyrogene^ iT^vQ^ das
Feuer) bezeichnen.
2. In den schichtigen Lagerst-ätten ist der Erzgehalt aus Lösungen nieder-
geschlagen worden, welche auch die Bestandteile des Gesteines in mechanischer
Suspension, teilweise vielleicht gleichfalls in Lösung enthalten haben. Der
Kupfergehalt gewisser Zechsteinschichten gehört hierher. Da die Lagerstätte
selbst, wie z. B. gewisse mächtige Eisenerzlager, keine Schichtung zu zeigen
braucht, so kann sie nicht als „geschichtet^ bezeichnet werden, und der Aus-
druck „schichtig" ist wohl vorzuziehen. Zu dieser Gruppe gehören nicht die-
jenigen Lagerstätten, in welchen das Erz im verfestigten, fertigen Zustand als
Geröll, Sand usw. infolge eines mechanischen Transportes abgelagert worden
ist. Solche werden später als „Seifen" besprochen werden.
Systematische Übersicht der Erzlagerstätten. 17
Die „schichtigen Lagerstätten'' umfassen die Flöze und einen Teil der
Linsen, Lager und Imprägnationen der. früheren Autoren.
B. Auf den epigenetischen Lagerstätten {iTtiyiyvecO'aiy später entstehen)
sind die Mineralien erst nach der Entstehung des umgebenden Gesteines in dieses
eingewandert. Der wesentliche Unterschied zwischen den Spalten- und Höhlen-
füllungen besteht in der Entstehungsart des Ansiedelungsraumes. Als Spalte
soll das Ergebnis einer mechanischen Zerreißung, als Höhle dasjenige einer
chemischen Auflösung bezeichnet werden. Dabei ist aber zu bemerken, dafi der
Bildung von Höhlen, welche nur in auflöslichem Gestein möglich ist, stets
eine mechanische Spaltenbildung vorausgegangen sein muß. Die Gestalt der
Höhlenfüllungen ist im allgemeinen komplizierter als diejenige der Spalten-
fflllung; zu ihnen gehören viele als Butzen, Schmitzen, Lager, Schläuche und
Stöcke bezeichnete Lagerstätten.
Spaltenfüllungen bezeichnet man als Gänge. Wo viele Erzgänge von
kleinen Dimensionen sich häufen, entstehen gleichfalls Lagerstätten von stock-
förmiger Gestalt, die „ Stockwerke **. Auch die durch Imprägnation und In-
filtration entstandenen Lagerstätten müssen hier ihren Platz finden, sobald die
Durchtränkung des Nebengesteines auf mechanisch gebildeten Spältchen vor sich
gegangen ist.
Die Gruppe 5 entspricht den ,. metasomatischen Pseudomorphosen^ Nau-
manns (fisrä, nach, anstatt, im Sinne der Stellvertretung: adiiia^ der Leib).^)
Diese entstehen infolge einer allmählich, Molekül für Molekül stattfindenden
Verdrängung der einen Substanz durch eine andere, wobei die Kristallisation
des einen Körpers die Zerstörung und Auflösung des anderen, verdrängten, be-
dingt; z. B. Zinnerz nach Feldspat, wobei man annehmen darf, daß Zinnoxyd
unter Einwirkung von Wasserdampf auf Zinnfluorid gebildet wurde, indem
Flufisäure entstand, welche den Feldspat zerstören mußte.
Metasomatische Lagei'stätten sind nur möglich in Gesteinen, welche durch
den Vorgang eines Erzabsatzes aufgelöst werden können, wenn also eine Wechsel-
wirkung zwischen der Last irgendwelcher Lösungen und dem von diesen durch-
strömten Gestein stattfinden kann, wenn also z. B. durch den Erzabsatz innerhalb
eines Kalksteines Säuren verfügbar werden. Tatsächlich finden sich meta-
somatische Lagerstätten größeren Umfanges nur im Kalkstein. Aber auch eine
Verdrängung quarz- und silikatführenden Nebengesteines findet statt und weist
dann auf die Anwesenheit ganz besonderer, die Erze bringender Agentien hin.
Höhlenfüllungen können von Spaltenfiillungen nicht scharf geschieden
werden, und eine Metasomatose ist eine häufig beobachtete Begleiterscheinung
der ersteren; sie spielt auch bei Spaltenfüllungen mitunter eine beachtenswerte
Rolle und überläßt dann in beiden Fällen der Willkür die Entscheidung, ob
man eine Lagerstätte als metasomatische oder als Hohlraumsfüllung zu be-
zeichnen habe.
Vielen Metallen, wie z. B. dem Kupfer, wohnt eine große Beweglichkeit
inne, welche es denselben gestattet, aus ihrer ursprünglichen Lagerstätte auszu-
wandern und sich in manchmal anderer Verbindung, die den jeweiligen chemisch-
physikalischen Verhältnissen entspricht, in Spältchen, Rissen und Klüften inner-
halb des sie ursprünglich beherbergenden Gesteinskörpers wieder anzusiedeln.
Die Beurteilung des eigentlichen Charakters solcher Lagerstätten ist dann
manchmal sehr schwierig und oft nur auf Grund geologischer Gesichtspunkte
und der Erfahrungen möglich. Hat sich z. B. in einem Sandstein der Kupfer-
gehalt in irgendwelchen Verbindungen (z. B. Karbonaten) auf Spältchen und
Rissen konzentriert, so ergibt sich manchmal aus dem Gesamt- Vorkommen aller
1) ElMnente der Mineralogie, I. Aufl. 1846, 99.
Stelzner-Bergeat, ErzlagerBtätten. 2
I
18 Systematische Übersicht der Erzlagerstätten.
dieser epigenetischen Lagerstätten innerhalb eines ganz bestimmten Horizontes mit
logischer Wahrscheinlichkeit, daß Kupfererz ursprünglich in abbauwürdiger Menge
in diesem Horizont als syngenetischer Absatz vorhanden gewesen sein muß.
Man wird also das Ganze als ein Kupfererzlager bezeichnen. Hat sich aber
der in einem Serpentin vorhandene Nickelgehalt oder etwa das in den Silikaten
eines Melaphyrs enthaltene Kupfer bei der Verwitterung des Gesteines auf Spalten
konzentriert, so sind erst diese Spalten zu Lagerstätten geworden; man wird
sie als epigenetisch bezeichnen dürfen, weil der Serpentin und der Melaphyr
wegen ihres geringen Durchschnittsgehaltes überhaupt keine Erzlagerstätten
gewesen sind und zum mindesten als solche nicht erkennbar oder benutzbar
gewesen wären. Wandert das in einem Gesteinsschmelzfluß enthaltene Metall bei
dessen Festwerden aus, um sich aus Gasen oder Lösungen im älteren Neben-
gestein anzusiedeln, so gibt das keine syngenetische, sondern eine epigenetische
Lagerstatt«, auch wenn die Herkunft des Metalles dieselbe ist wie diejenige
der ,, magmatischen Ausscheidungen ^^
Die oben gegebene, auf genetische Gesichtspunkte gegründete Systematik
fragt nicht nach der Urheimat der Metalle, welche sich nur in wenigen Fällen
mit Bestimmtheit ermitteln läßt. Sie stützt sich vielmehr auf eine Beurteilung
des Altersverhältnisses zwischen dem Gebirgskörper und der darin enthaltenen
Erzlagerstätte von dem Zeitpunkte an, wo letztere als geologisches Individuum
überhaupt in Erscheinung trat.
II. Deuterogene Lagerstätten (äeifregog, der Zweite, an zweiter Stelle) sind
solche, deren Erz schon vorher an einer anderen Stelle protogenetisch entstanden
war und später auf chemischem oder mechanischem Wege eine Verlagerung oder
Konzentration erfahren hat.
6. Manche Lagerstätten sind dadurch entstanden, daß der nutzbare Stoif
zwar schon von Haus aus in dem Gebirgsgliede vorhanden war, daß er aber
eine kurze Wanderung, manchmal unter Wiederauflösung, und zumeist auch eine
chemische Veränderung durchmachte, durch welche die ursprüngliche Form
seines Vorkommens verwischt wurde. Man kann diesen Vorgang als eine
Metathese {/.urax^eaig, die Umsetzung) und die Lagerstätten als metathetische
bezeichnen.^) Diese Bildungsweise entspricht derjenigen der sogen. Lößkindel,
einer Konzentration des Kalks im Löß. Eine Metathese kann in der Weise zur
Bildung von Lagerstätten führen, daß das zu Tage ausstreichende Muttergestein
eines nutzbaren Stoffes durch die Atmosphärilien weggeführt wird und ersteres
dann an Ort und Stelle eine Konzentration erfährt. Eine solche Entstehung
muß man z. B. für manche Bohnerze annehmen, welche sich auf Kalkstein gebildet
haben, und auch die „Terra rossa" vieler Kalkgebirge gehört hierher.
7. Das Wesentliche der alluvialen Seifen besteht darin, daß ihr Erzgehalt
einen Transport in festem Zustand erfahren hat und mehr oder weniger entfernt
von seiner eigentlichen Bildungsstätte gefunden wird. Gold, Platin, Edelsteine
u. a. kommen auf solchen Seifen vor. Sind solche Seifen jung, so besitzen sie
die Beschaffenheit loser Gerolle und Sande, in höherem Alter werden sie zu
klastischen Gesteinen. Merkwürdigerweise kennt man sehr viel oberflächlich
lagernde jugendliche, hingegen fast gar keine Seifen älterer Formationen.
Aus syngenetischen Lagerstätten können durch Metathese übrigens epige-
netische hervorgehen. So sind die in den Klüften eines stark zersetzten Serpentins
auftretenden Nickelerze durch metathetische Anreicherung des in letzterem
spärlich verteilten Nickelgehaltes entstanden; durch „Lateralsekretion^ sind sie
aus dem Gestein ausgelaugt worden. Auch innerhalb eines bereits vorhandenen
') Diese Bezeichnung hat Stelzner im Jahre 1894 aufgestellt. Zuvor hatte er
von eluvialen, transformierten oder diagenetischen Lagerstätten gesprochen.
Die eruptiven Lagerstätten. 19
Erzkörpers kann eine ümlagerung des ursprünglichen Stoffgehaltes durch Meta-
these mitunter zu einer technisch außerordentlich wertvollen Anreicherung führen.
So wandert der Silber- oder Kupfergehalt im Ausstrich manches Ganges infolge
dessen Verwitterung nach unten und konzentriert sich dort zu reichen Zonen;
letztere sind offenbar metathetischer Entstehung, man wird aber gleichwohl
nur von einer epigenetischen, protogenen Gangfüllung und nicht von zwei ver-
schiedenen Lagerstättentypen sprechen.
Wo solche Unsicherheiten bezüglich der Zugehörigkeit herrschen, wird
man die Lagerstätten stets demjenigen Typus unterzuordnen haben, welcher die
heutige Form und ihr Wesen in erster Linie bedingt, die übrigen an der Ge-
staltung der Lagerstätte beteiligten Prozesse aber als Nebenerscheinungen be-
handeln. Häufig wird es nötig sein, die Entwickelungsgeschichte auf weniger
sicherem Wege rückwärts zu verfolgen, wobei freilich mancher subjektiven Auf-
fassung ein weiter Spielraum gelassen ist.
Derartige Unvollkommenheiten haften aber jedem Systeme an; denn jede
Systematik bringt eben nur die jeweiligen Erfahrungen zum Ausdruck.
L Protogene Lagerstätten.
1. Die eruptiven Lagerstätten.
(Erzführende Eruptivgesteine oder pyrogene Lagerstätten; massige Lagerstätten, von
Groddeck; Gites en inclusions dans les roches Eruptives, de Launay, Magmatische
Ausscheidungen, Vogt.)
Wesen: Die Bezeichnung „eruptive Lagerstätten" soll derjenigen der
eruptiven Gesteine entsprechen. Die nutzbaren Mineralien treten als authigene —
in dem Gestein selbst gebildete — Elemente von eruptiven Gebirgsgliedern auf.
Sie haben sich während der Verfestigung eines Magmas in dem entstehenden
Gesteine selbst ausgeschieden, und ihre Bestandteile gehörten jenem Magma an.
Im allgemeinen sind sie nach Art der Silikate usw. aus dem Schmelzfluß aus-
kristallisiert (magmatische Ausscheidungen); insbesondere innerha,lb saurer Magmen
ist indessen ein Zutun pneumatolytischer Prozesse, welche sich während der
Festwerdung des Gesteines abspielten, nicht ganz ausgeschlossen, und da diese
letzteren auch auf das Nebengestein übergreifen konnten, so berührt sich diese
Gruppe von Lagerstätten in einzelnen Fällen mit derjenigen der epigenetischen.
Die Eruptivgesteine enthalten als mehr oder weniger häufige Übergemeng-
teile Erze, wie Magneteisenerz, Titaneisenerz, Chromit, manchmal auch Magnet-
kies und Eisenkies in Körnchen und Kriställchen, welche zweifellos aus dem
Magma selbst ausgeschieden worden sind. Dabei sind in bestimmten Gesteinen
2*
20 Die eruptiven Lagerstätten.
auch gewisse Schwermetalle und solche enthaltende Übergemengteile besonders
häufig, so z. B. Zinn als Zinnerz und in zinnhaltigen Feldspaten in Graniten,
Titaneisen und Magneteisenerz (häufig titanhaltig) in Gabbros, in Diabasen
und Basalten, Chromeisenerz in Peridotiten und den daraus hervorgehenden
Serpentinen neben anderen chromhaltigen Mineralien.
Im ganzen sind solche Erze viel häufiger in basischen als in sauren Ge-
steinen. So enthält der Granit im Durchschnitt gewöhnlich bei 65 — 75^/o
Kieselsäure nur etwa 2^Iq FeO und FegOg (in Silikaten, Magnetit, Eisenglanz
und Titaneisen), während in so basischen Magmen wie den Gabbros (mit 40 bis
45 ^/o Kieselsäure) im Mittel 8<^/q, in den Feldspatbasalten ungefähr IS^Iq jener
Sauerstoffverbindungen angetroffen werden.
Diese Schwermetalle enthaltenden Übergemengteile gehören meistens zu
den ersten Ausscheidungen des glutflttssigen Magmas; im allgemeinen liegt
wenigstens der Mineralausscheidung in den Eruptivgesteinen die nachstehende
Eeihenfolge zugrunde:
1. Magnetit, Ilmenit, Chromit, Chromspinell, Apatit, Zirkon, Titanit,
Perowskit.
2. Die Eisen- und Magnesia-Silikate: Glimmer, Pyroxen, Amphibol
und Olivin.
3. Feldspate und Quarz.
Wenn Verbindungen der Schwermetalle oder sonstige im großen nutzbare
Übergemengteile nur in geringer Menge in einem Gestein vorhanden sind, so ist
ihr Interesse freilich nur ein rein wissenschaftliches. So enthält z. B. der
Syenit des Plauenschen Grundes bei Dresden im Minimum 1,44 ^/q (titanhaltigen?)
Magnetit, d. i. im Kubikmeter 39,14 kg, gleich einem Würfel von 19,8 cm
Seiten länge. Vom technischen Gesichtspunkt aus verdient indessen ein solcher
Metallgehalt nur insofern Beachtung, als er infolge natürlicher Aufbereitung —
für Seifen — oder durch Vermittelung chemischer Prozesse — etwa zur Füllung
von Spalten durch Auslaugung — das Eohmaterial für ausgiebigere Lagerstätten
abgeben könnte.
Aber auch in den Eruptivgesteinen selbst findet mitunter eine primäre
Anreicherung der metallführenden nutzbaren Bestandteile statt:
1. indem sich die zuerst ausgeschiedenen Mineralien innerhalb des noch
flüssigen Magma -Bestes zu Schlieren, „Primärtrümern", Konkretionen zu-
sammenballen ;
2. dadurch, daß sich, wie im gesamten Glutflusse des Erdinnern, so auch
innerhalb jedes einzelnen zur Eruption gelangenden Teiles desselben Spaltungen
oder Differenzierungen, das sind Störungen der stofflichen Homogenität, voll-
ziehen können infolge der rascheren oder langsameren Abkühlung der ver-
schiedenen Teile, vielleicht auch infolge verschiedenen spezifischen Gewichts
der ausgeschiedenen Gemengteile und aus anderen uns noch unbekannten Ur-
sachen. ^)
*) Über diese Erscheinungen, welche in der Petrographie eine so große Rolle
spielen, handelt ausführlich F.Zirkel, Lehrbuch der Petrographie, 1893, I, 778—794.
Die eruptiven Lagerstatten. 21
So sei daran erinnert, dafi die Granite mitunter an Übergemengteilen besonders
reiche Primärtrümer von Feldspat und Quarz, femer dunkle, glimmerreiche,
basischere Konkretionen, reich an Erzen, Titanit, Apatit und Zirkon, enthalten, daß
manche Diorite (Kugeldiorite) eigenartig zusammengesetzte Sphäroide führen,
und daß man in Basalten nicht selten peridotitartige Zusammenballungen von
Olivinen, Ghromit, Chromdiopsid usw. findet.
In der Petrographie sind zahlreiche Beispiele bekannt, bei denen die Sal-
bänder eines Gesteinsganges viel basischer sind als die Gangmitte, oder wo die
Peripherie z. B. eines Granit- oder Syenitstockes mehr basische Ausscheidungen
enthalt als das Zentrum.^) Bei den Zusammenscharungen der Erzausscheidungen
aus basischen Eruptivgesteinen bemerkt man aber sehr häufig, daß sie gerade
die zentralen Teile des Eruptivstockes ausmachen: so am Taberg in Schweden,
und bei gewissen Titaneisenerzvorkommnissen des südlichen Norwegens.
Der Übergang der in der Regel basischeren, erzführenden Schlieren, Butzen
oder Klumpen gegen das Nebengestein kann manchmal ein so schroffer sein, daß eine
Verwandtschaft beider erst durch genauere Untersuchung festzustellen ist. Der
Unterschied zwischen der mineralogischen Zusammensetzung des Muttergesteins
und den darin auftretenden Erzanreicherungen ist indessen ganz allgemein ein
mehr quantitativer als qualitativer. Häufig, nicht immer, sind die Erzmassen
durch allmähliche Übergänge mit dem Nebengestein verbunden, — Muttergestein
und Ausscheidungen sind einander „blutsverwandt^.
Bei gewissen eruptiven Erzlagerstätten hat keine auffällige Anreicherung
des Nutzbaren in dem Muttergestein stattgefunden; das nutzbare Mineral findet
sich genau so wie die normalen Bestandteile des Gesteins durch das letztere
verteilt und wird durch künstliche Konzentration gewonnen. Dies gilt selbst-
verständlich nur von so wertvollen Objekten, wie z. B. Diamant, der als
akzessorischer Gemengteil eines Serpentins immer noch gewinnungswürdig bleibt.
Mit eruptiven Vorgängen steht die Entstehung sehr vieler Mineralvor-
kommnisse in mehr oder weniger sicherem Zusammenhang, welche gleichwohl
nicht als eruptive Lagerstätten in dem oben bezeichneten Sinn benannt werden
Darin zahlreiche Literaturangaben. Siehe femer Beyer, Theoretische Geologie, 1888, au
verschiedenen Stellen, und Rosenbusch, Über die chemischen Beziehungen der Eruptiv-
gesteine; Tscherm. min. petr. Mitt., XI, 1890, 144 — 178. Über den Chemismus der
magmatischen Ausscheidungen lese man: Morozewicz, Experimentelle Untersuchungen
über die Bildung der Minerale im Magma; Tscherm. Min. Petr. Mitt. XVIII, 1899,
1—90, 105 — 238. Lagorio, Über die Natur der Glasbasis, sowie der KristallisaticuB-
vorgänge im eruptiven Magma; ebenda VIII, 1887, 421—529. -— Vogt, Studier over
Slagger; Bihang tili Svensk. Vet.-Ak. Handl. IX, 1884, 1—302; Ref. Ztschr. f. Krist.
IX, 1886, 319—325. — Ders., Beiträge zur Kenntnis der Gesetze der Mineralbildung
in Schmelzmassen ; Arch. for Math, og Natur v. XIII, 1888, 1—96, XIII, 1890,310—402,
XIV, 1890, 11—93: Ref. ebendort, XXI, 1893, 168—174.
^) Siehe darüber die Literaturangaben bei Bückin g, Mitteilungen über die
Eruptivgesteine der Sektion Schmalkalden (Thüringen); Jahrb. preuss. Landes- Anst.,
1887, 119 — 139; Brögger, Die Mineralien der Syenitpegmatitgänge der südnorwegischen
Augit- und Nephelinsyenite ; Ztschr. f. Kristallographie, XVI, 1890, 64; Vogt, Zt«chr.
f. prakt. GeoL, 1893. 4—5.
22 Die eruptiven Lagerstätten.
dürfen; es sind hier diejenigen Mineralabsätze gemeint, welche sich nach der
Verfestigung der glutflüssigen Ergüsse auf Spalten und Klüften durch Subli-
mation bilden: so die Ansiedelungen von Eisenglanz, Tenorit (CuO), Atacamit
(Cu[0H]Cl.Cu[0H]5), Cotunnit (PbCla) usw. auf tätigen Vulkanen. Sie haben
nie eine technische Bedeutung erlangt, haben aber hohes theoretisches Interesse
für das Verständnis der Vorgänge, welche möglicherweise zur Entstehung epi-
genetischer Lagerstätten führten. Auch die rezenten Absätze von vulkanischem
Schwefel und Borsäure gehören nicht hierher.
* Dagegen scheint es, als ob bei manchen Effusivgesteinen noch im glut-
flüssigen Zustande eine Vererzung gewisser Silikate durch Metalldämpfe statt-
finden könne, so daß das erstarrte Gestein tatsächlich ein Erz sein kann, ohne
daß es sich dabei um magmatische Ausscheidungen handelte. Weiter unten sollen
Beispiele für diese Gruppe von eruptiven Lagerstätten angeführt werden. *
Erwiesenermaßen enthalten die farbigen Gemengteile, besonders der
basischeren Eruptivgesteine, hier und da auch Spuren von anderen Schwer-
metallen als Eisen, Chrom und Mangan, nämlich besonders Kupfer, Nickel und
Kobalt. Mit größerer oder geringerer Bestimmtheit läßt sich annehmen, daß
gewisse Lagerstätten erst dadurch entstanden sind, daß bei der Zersetzung jener
Silikate diese Schwermetalle in anderer Verbindung oder in gediegenem Zustand
konzentriert worden sind und jetzt als epigenetische Bildungen Klüfte und
andere Hohlräume des Muttergesteins erfüllen. Man wird sie dann nicht als
eruptive Lagerstätten bezeichnen dürfen. (Siehe S. 18.)
Im folgenden werden eruptive Lagerstätten zu besprechen sein mit
1. vorwiegenden Oxyden,
2. vorwiegenden Sulfiden,
3. gediegenen Metallen,
4. Halogen- und Sauerstoffsalzen.
Anhangweise sollen endlich die primären Lagerstätten des Diamanten
beschrieben werden, welcher bergmännisch in den großartigsten Grubenbetrieben
gewonnen wird.
I. Eruptive Lagerstätten oxydiseher Erze.
1. Zinnerzführende Granite.
Das protogene Auftreten des Zinnerzes ist im großen Ganzen auf gang-
förmige Lagerstätten beschränkt. Es steht dann sein Vorkommen fast immer
im genetischen Zusammenhang mit der Intrusion von Graniten und muß als das
Ergebnis unmittelbarer Nachwirkungen derselben bezeichnet werden. Das Erz
ist dann, wie sich später zeigen wird, wahrscheinlich aus Dämpfen abgeschieden
worden, welche den Graniten noch vor deren völliger Erstarrung entströmten,
es ist „pneumatoly tischer Entstehung". In solcher Weise kommt das Zinnerz
fast immer mit gewissen charakteristischen Begleitern und vor allem mit bor-
und fluorhaltigen Mineralien auf echten Gängen innerhalb des Granites und des
Nebengesteines vor, und deshalb muß die Beschreibung fast aller protogenen
Zinnerzlagerstätten unter den Erzgängen erfolgen.
Die Feldspate mancher solcher Granite, aber auch diejenigen mancher
Gneise, wie z. B. desjenigen von Freiberg, sind etwas zinnhaltig. Zinnerz wurde
Zinnerzftthrende Granite. 23
auch als ein Bestandteil vei^schiedener Granite erwähnt, so von Dalmer^) neuer-
dings ans dem Schellerhauer Granit' des Erzgebirges, wo sich ein geringer
Zinnsteingehalt auch im frischen Gestein, weit ab von Zinnerzgängen nachweisen
läßt. Immerhin aber dürften solche Vorkommnisse nicht allzu häufig sein, und
es wird in jedem Falle zu bedenken sein, ob nicht das Mineral sekundär in
den Granit eingewandert ist, wie man das neben den Zinnerzgängen häufig
beobachtet.
Als ein authigener Bestandteil eines Pegmatits scheint Zinnerz in den
Black Hills ^ von Dakota in Nordamerika aufzutreten; es wurde dort auf der
Etta Mine in der Harney Bange eine Zeit lang abgebaut. Das den Granit um-
gebende Gestein ist ein teilweise recht granatreicher und staurolithführender
Glimmerschiefer oder quarzitischer Sandstein.
Granit in Stöcken oder Gängen ist dort allenthalben weit verbreitet. Der
Granitstock der Etta-Grube hat nur eineu geringen Durchmesser von 200 Fuß
in der Länge und 100 — 150 Fuß in der Breite; ursprünglich war dort Glimmer
gewonnen worden. Es ist ein ungewöhnlich großkömiger Pegmatit: einzelne
Feldspate werden 30 — 50 cm lang, die Quarze sind teilweise mehrere Fuß dick.
Gegen das Nebengestein ist der Pegmatit durch eine Zone dunklen Glimmers
geschieden, der mit großen Muskovitplatt^n wechselt, dann folgt derber Quarz
mit unregelmäßigen Nestern von derbem Albit und Orthoklas zugleich mit
kolossalen, bis zu 12 m langen und 1 m dicken Prismen von Lithionspodumen,
dazu Nester von feinkörnigen Aggregaten von Glimmer und Albit; in diesen
Aggregaten ist häufig Zinnerz eingesprengt, teils in kleinen Kömern, teils in
Kristallen. Der Zinnerzgehalt beträgt 2^/2^/0 nnd mehr. Übrigens kommen
auch Zinnerzmassen im Gewicht von über 100 Pfund vor. Nach Garpenter
fehlt das Zinnerz in dem Gestein, wenn dasselbe gleichmäßig aus Quarz, Glimmer
und Feldspat besteht; nur Gemenge von vorwaltendem Quarz und Glimmer oder
Glimmer und Albit sollen das Erz umschließen. Letzteres findet sich auch im
Innern der Spodumenkristalle. Lithion kommt im Spodumen vor, fehlt aber an-
geblich den Glimmern; desgleichen sind nicht beobachtet worden Topas und
Turmalin, Flußspat und Molybdänglanz. Dagegen fanden sich tonneuschwere
Massen von Tantalit (und Columbit?), Apatit, Beryll, Triphylin (Li(Fe,Mn)P04),
>) Ztschr. f. prakt. Geol., 1894, 320.
*) Blake, The discovery of tin stone io the Black Hills of Dakota; Eng. Min.
Joom. XXXVI, 1883, 145—146. — Derselbe, Tin ore veins in the Black Hills of Da-
kota; Trans. Am. Instit. Min. Eng. XIII, 1885, 691—696. — Derselbe, Tantalite and
Columbite in the Black Hills of Dakota; ebenda 696—697. — Derselbe, Tin ore of the
Etta Mine, Dakota; Eng. Min. Journ. XXXVIII, 1884, 69. — Derselbe, Columbite and
Tantalite with the tin ore of the Black Hills; ebenda 876. — Seh ae ff er, Note on
tantalite and other minerals accompanying the tin ore in the Black Hilln; ebenda 285. —
Blake, Spodumene crystals of gigantic size; Am. Journ. of Science XXIX, 1885, 71;
Ref.N. Jahrb., 1886,11,-350-. — Carpenter, Oredepositsof the Black Hills of Dakota;
Transact. Am. Instit. Min. Eng. XVII, 1889, 588—598. — Weitere Literatur in Kemp,
Ore depoflits. 1900. 443.
24 Di© eruptiven Lagerstätten.
Heterosit (ein Zersetzungsprodukt des Triplits (Fe,Mn)[(Fe,Mn)F]P04)), Arsen-
kies (goldhaltig), Graphit u. a. Mineralien, üher deren hesonderes Vorkommen
keine genaueren Daten vorliegen. Im ganzen ist die Mineralftthrung recht
ähnlich derjenigen vieler Pegmatite (z. B. von Rabenstein im bayrischen Wald) ;
auch die zonenartige Anordnung der Gemengteile, wie sie in verschiedenen zinn-
erzführenden Pegmatiten der Black Hills beobachtet wird, haben diese mit
anderen, z. B. derjenigen des stidnorwegischen Syenitgebietes, ^) gemeinsam.
Blake hat mit Nachdruck die Ansicht vertreten, daß die Zinnerze der Black
Hills mit dem Quarz, Feldspat, Glimmer usw. gemeinschaftlichen Ursprung
hätten. ^)
Der Zinnstein der Black Hills ist seit 1877 bekannt und wurde seit 1883
bis in die Mitte der neunziger Jahre des XIX. Jahrhunderts abgebaut. Trotz
der enormen Summen, welche dem Bergbau geopfert wurden, hat derselbe niemals
einige Bedeutung erlangt. Die Vereinigten Staaten besitzen überhaupt keine
einigermaßen ergiebige Zinnerzlagerstätte.
Die Etta Mine ist nicht das einzige Vorkommen von Zinnstein in den
Black Hills, solche sind vielmehr in der Hamey Range in ziemlich weiter Ver-
breitung angetroffen und unter anderem auch bei Ingersoll abgebaut worden.
Die in dem südlichen, zu Wyoming gehörenden Teil des Gebirges, 35 km
westlich von Deadwood gelegenen Zinnseifen sind wohl aus diesen Lager-
stätten hervorgegangen.
2. Magneteisenerz und Tiianeisenerz.
Magnetit (FegO^ mit 68,97 FeaOg und 31,03 FeO oder 72,41 Fe und 27,59 0),
oft titanhaltig, sowie Titaneisen fehlen wohl in keinem Eruptivgesteine und
gehören zu den allerersten Ausscheidungen eines solchen. In größeren Mengen
finden sich beide, besonders aber das Titaneisen, vorzüglich in den basischen
Gesteinen Gabbro, Norit, Labradorfels, Hyperit, Augit- und Nephelinsyenit,
Nephelinit, in Diabas, Olivindiabas und Basalten.
Dem Titaneisen ist vorzugsweise der sehr hohe Titangehalt vieler basischer
Eruptivgesteine zuzuschreiben; so enthält z. B.
*) BrÖgger, Die Mineralien der Syenitpegmatitgänge der südnorwegischen Augit-
und Nephelinsyenite; Ztschr. f. Kristallogr., XVI, 1890, 193, 229—230. .
^) Für die norwegischen Syeuitpegmatite hat Brögger gezeigt, daß deren Ge-
men^eile teils aus dem Schmelzflüsse selbst erstarrt, teils pneumatolytisch, d. h. unter
Zutun von Dämpfen und Lösungen von Fluor, Chlor, Bor, Schwefel und Arsen entstanden
sind (1. c. 148 — 168). Dabei haben sich die pneumatolytischen Gebilde z. T. schon
während der Erstarrung des Gesteines gebildet und sind keine späteren Ansiedelungen.
Man darf deshalb auch das Zinnerz, so wie es in den Black Hills nach Blake auftritt,
auch wenn es möglicherweise unter Zutun der Pneumatolyse entstand, als einen syngene-
tischen Bestandteil des Pegmatits bezeichnen, und die Zinnerzlagerstätte ist also „eruptiv".
Letztere Bezeichnung hat eine umfassendere Bedeutung als diejenige der „magmatischen
Ausscheidung", womit nur eine Kristallisation aus dem Glutfluß ohne Zutun der Pneu-
matolyse gemeint ist. Die große Verwandtschaft zwischen dem Zinnerzgehalt der
Pegmatite und den Zinnerzgängen in Graniten ist natürlich zweifellos.
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Magneteisenerz und Titaneisenerz. 25
der Quarzdiorit von Val Savaranche in den graiischen Alpen 1,10 TiOg,
der Gabbro von Harzburg 1,75
der Olivingabbrodiabas (Essexit) von Brandberg in Norwegen 4,00
die Basaltlava des Hekla 1,50
der Basalt von Scharfenstein in Böhmen 2,13
der Dolerit von Londorf in Hessen 1,82
der Malaphyr von Holmestrand in Sttdnorwegen .... 2,95
der Homblendediabas von Graeveneck in Nassau .... 3,08
der Diabas von OttQäll in Schweden 1,68
der Diabas des Whin Sill in Durham, England 2,42
Titanhaitiger Magnetit and Titaneisen, häufig beide vereinigt, finden sich
in basischen Gesteinen mitunter zu Erzkörpern konzentriert, welche bald mehr
bald weniger andere Gemengteile der ersteren umschliessen, bald reine körnige
Massen bilden können.
Titanhaltige Hagneteisenerae.
Die Magneteisenerzlagerstätte des Tabergs^) in Smäland (Schweden),
11 km südlich von Jönköping, wird als eine magmatische Ausscheidung in dnem
Hypersthennorit (oder „Hyperit", einem strukturellen Mittelglied zwischen Olivin-
gabbro und Olivindiabas) aufgefaßt. Solche Gesteine sind in Schweden häufige
Erscheinungen als Einlagerungen im Gneis. Die Hyperitlinse des Tabergs hat eine
Länge von fast 2 km und eine oberflächliche Breite von etwa 600 m und bildet
einen etwa 125 m über die Umgebung aufragenden Berg. Das Gestein besteht
aus Plagioklas, einem rhombischen Pyroxen, Diallag, Olivin, Apatit, Magnetit
und Titaneisen, geht aber gegen die Mitte zu ganz allmählich in ein Gemenge
von vorwaltendem titanhaltigen Magnetit, Olivin, untergeordnetem Biotit und von
Plagioklas ttber; letzterer fehlt den magnetitreichsten zentralen Partien ganz.
Der Erzkörper ist etwa 1 km lang und 450 m breit und zeigt eine völlig
richtungslose Struktur. Nach der Peripherie zu wird das normale Gestein
schiefrig und amphibolitartig (Fig. 1 S. 26). Das Erz („Magnetit-Olivinit") ent-
hält 43— 44^^ FcgO^, 6,3<>/o TiO«, etwas Vanadin und etwa 0,12 «/^ Phos-
phorsäure.
') Hausmann, Beise durch Skandinavien in den Jahren 1806 und 1807, I,
158—167. — A. Sjögren, Om forekomsten af Tabergs jernmalmsfyndighetiSm&laDd; Geol.
Foren. Förh., IH, 1876—1877, 42—62; Ref. N. Jahrb., 1876, 434—435. — Törnebohm,
Über die wichtigeren Diabas- und Gabbro-Qesteine Schwedens ; N. Jahrb., 1877, 379 bis
393, bes. 392—393. — Ders., Om Taberg i SmAland och ett par dermed analoga jem-
malmförekomster; Geol. Foren. Förh., V, 1881, 610—619; Ref. N. Jahrb., 1882, II,
— 66—67. — — Igelström, Bidrag tili frftgan om malmernas af Tabergstypen geognosi;
Geol. Foren. Förh., VI, 1882—1883, 319—322. — A. Sjögren, NÄgra anmärkningar
medanledning af A. E. Tömebohms uppsats om Taberg i Smäland; ebenda 264 — 267. —
Vogt, Om danneisen af de vigtigste i Norge og Sverige representerede grupper af
jem malm forekomster; Geol. Foren. Förh., XIII, 1891, XIV, 1892; Ref. N. Jahrb..
1893, II, -68—70-. — Ders., Ztschr. f. prakt. Geol., 1893, 8—9. — Zirkel, Lehrbuch
der Petrographie, 2. Aufl., 1893, II, 788,792. — Rosenbusch, Mikroskopische Physio-
graphie der massigen Gesteine, 3. Aufl., 1896, 301—302, 321—322. Siehe auch 2. Aufl.,
1887. 147, 151—152.
26
Die eruptiven Lagerstätten.
Der Bergbau am Taberg ist sehr alt und hat frühzeitig zur Entstehung
einer großen Zahl von Eisenhütten in seiner Umgebung Anlaß gegeben. Das
Erzareal umfaßt 260000 qm.
Ähnliche Vorkommnisse untergeordneter Art finden sich in Schweden u. a.
zu Länghult in der Landvogtei Kronsburg und zu Eansberg in der Land-
vogtei Skaraborg. Auch mag ein von Wadsworth beschriebenes ganz ähnliches
^ZE3
Gneis,
Gnefsgranit.
Hyperlt.
bv2£M
Eisenerz
(Magiietit-
Olivinit).
Fig. 1. Geologische Kartenskizze des Tabergs. 1:28000. (Törnebohm I88t.)
„Hyperltdlorlt"
u. Hornblende-
schiefer.
Vorkommen von Iron Mine Hill in Ehode Island erwähnt sein. Das dortige
Erz enthält etwa 45 »/o Fe^O^ und 10 ^Jq TiOa.^) Ob auch die Eisenerzlager-
stätten von Mineville und Barton Hill am Lake Champlain im Staate
New York hierher gehören, bleibt einstweilen unentschieden. Sie wurden vor-
läufig unter den schichtigen Lagerstätten behandelt.
1) Bull, of the Museum of comparative Zoology, Harvard College, Vll, 1881,
183—187. Zitiert von Törnebohm und Ref. N. Jahrb., 1888, II, -224-.
Magneteisenerz und Titaneisenerz. 27
Törnebohm^) erwähnt^ das Vorkommen von kuchenförmigen Konkretionen
titanhaltigen Magneteisens im Asby- Diabas Nordschwedens, welche ansgebentet
worden sind. ,
Tfilimäki in Finland. Ein dem Taberger ganz ähnliches Vorkommen
ist im Kirchspiel Sordavala an der Nordwestecke des Onega-Sees in Finland
bekannt. Dort wird im Grabenfeld VälimSki seit 1884 ein titanhaltiges Magnet-
eisenerz abgebaut. Ein elliptischer Stock von Gabbrodiorit (Labrador, üralit,
Biotit und Diallag), gegen 3,5 km lang und 1 — 1,5 km breit, wird mantelförmig
umhüllt von Glimmerschiefer, und an verschiedenen Stellen ist jenes Gestein
angereichert mit Magneteisenerz, wobei es die Zusammensetzung eines Magnetit-
Diallag-Olivinits (Olivin, Diallag samt Bronzit, titanhaltiges Magneteisen, etwas
Spinell, Schwefelkies, Magnetkies, Glimmer, Apatit usw.) annimmt.
Nachstehend seien die Zusammensetzungen des Taberger und des Välimäki-
erzes einander gegenübergestellt:^)
Taberg Välimäki Taberg Välimäki
9
SiO
TiO^.
Al^O».
FejO^
Fe^Oj
MnO .
. 21,25 18,62 MgO 18,30 8,29
6,30 2,90 (?) 5,08 CaO 1,65 4,76
5,55 1,43 P2O5 0,127 0,011
. 43,45 S 0,013 Spur
63,40 Cu 0,02 —
0,40 0,15 H5O 2,60 —
Välimäki produzierte 1896 7500 t Erz.
Die Titaneisenerzlagerstatten.^)
Das Titaneisenerz kommt fast ganz ausschließlich in Eruptivgesteinen vor,
und zwar sind es vorzugsweise die Nephelinsyenite (z. B. im Distrikt Säo Paulo
in Brasilien, zu Magnet Gove in Arkansas, zu Miask im Ural und auf der Insel
Alnö an der Ostküste von Schweden) und ganz besonders Gesteine der Gabbro-
grnppe, welche reichlichere Ausscheidungen dieses Erzes enthalten.
Da die Lagerstätten von nur untergeordnetem bergmännischen Wert sind,
so mögen sie hier kürzer behandelt werden, als dies in einem Lehrbuch der
Petrographie geschehen würde; denn in der Tat gibt es keine besseren Beispiele
für die Vorgänge einer magmatischen Differentiation in basischen Schmelzflüssen
als gerade die an Gabbro und verwandte Gesteine gebundenen Titaneisenerz-
aussonderungen. Als Muttergesteine dieser Ausscheidungen kommen, abgesehen
') 1. c. 1877. 269.
^) Blankett, Gm Välimäki malmfält, jämte o&gra andra geologiska data frän
Sordavala socken i östra Finland; Geol. För. Förh., XVIII, 1896, 201—227. Enthält
eingehende petrograph Ische Untersuchungen.
^ Es sei besonders verwiesen auf Kemp. Titaniferous Iren eres of the Adiron-
dacks; XIX. Ann. Rep. ü. St. Geol. Survey, 1897-1898, III, 483—422, mit Literatur, und
Vogt, Weitere Untersuchungen über die Ausscheidungen von Titaneisenerzen in
basischen Eruptivgestemen ; Ztschr. f. prakt. Geol., 1900, 233—242, 370-382; 1901,
9—19, 180—186, 289—296, 327—340.
28 Die eruptiven Lagerstätten.
von den Vorkommnissen in Nephelinsyenit, die hier übergangen werden dürfen,
die Labradorgesteine vqn nachstehender Zusammensetzung in Betracht, welche
bekanntlich durch Übergänge in wechselnden Typen miteinander verbunden zu
sein pflegen:
Diallag + Plagioklas Gabbro
Diallag + Plagioklas + Olivin Olivingabbro
Rhomb. Pyroxen + Plagioklas Norit
Rhomb. Pyroxen + Plagioklas + Olivin Olivinnorit.
Dazu kommen die durch Zurücktreten des Plagioklases sich entwickelnden
Hypersthenite, Enstatitite, Harzburgite u. a. und besonders die reichlich Plagioklas
führenden, als Anorthosite und Labradorite bezeichneten Gesteine. Hingegen
sind solche Titaneisenerzausscheidungen bisher in eigentlichen Peridotiten kaum
bekannt geworden.
Die genannten Gesteine sind schon an und für sich gewöhnlich reich an
Titanverbindungen und besonders Titaneisen. Das Erz kann sich aber in den
intrusiven Massen lokal und zwar besonders gern in den zentralen Partien der-
selben dermaßen konzentrieren, daß Spaltungsprodukte entstehen, welche man als
nmenitgabbros, Ilmenitnorite, Ilmenitenstatite und endlich als derbe Dmenite be-
zeichnen darf; dabei lassen sich häufig schrittweise Übergänge vom normalen
Labradorgestein in die erzreichsten Partien beobachten.
Auf Grund eines sehr umfangreichen Analysenmaterials ist Vogt zu
folgenden Feststellungen über die bei der Ausscheidung der Titaneisenmassen
vor sich gehenden Konzentrationen gelangt. Während das Muttergestein all-
gemein reicher an FeO als an FcgOg ist, hat in den Erzmassen eine Anreicherung
des letzteren stattgefunden, eine geringe Konzentration hat auch der Mangan-
gehalt, ferner das Vanadin und Chrom erfahren; am reichlichsten angehäuft ist
indessen das Titan. Li dem an sich an Magnesia reichen Magma ist der relative
Magnesiagehalt in den erzreicheren Partien gewachsen, in den erzreichsten da-
gegen nur etwa so hoch als in dem erzarmen Muttergestein; Kalk und die
Alkalien treten allgemein zurück, desgleichen die Kieselsäure. Der Gehalt an
letzterer wird in den am stärksten differenzierten Gesteinszonen so gering, daß
eine Ausscheidung von Magnesia und Tonerde nur noch teilweise als Silikat
erfolgen konnte, während der Überschuß als Korund und Spinell (Pleonast und
Hercynit) zur Verfestigung gelangte. Tatsächlich sind diese Mineralien nicht
nur in den Titaneisenerzmassen weit verbreitet, sondern sie kommen manchmal
sogar in so großen Massen vor, daß man von Smirgellagerstätten und Spinelliten
sprechen kann.
Statt des Titaneisens ist übrigens auch titanhaltiger Magnetit weit ver-
breitet.
Solche an Labradorgesteine (Anorthosite der Amerikaner) gebundene Titan-
eisenerzlagerstätten gibt es sehr viele, besonders in Skandinavien und Nord-
amerika: sie sind vielfach der Gegenstand theoretischer Betrachtungen gewesen,
haben aber wegen ihres geringen Eisengehaltes niemals eine hervorragende
technische Bedeutung erlangt. Da und dort sind sie als Hochofenzuschlag in
Verwendung gekommen.
Magneteisenerz and Titaneisenerz. 29
Am längsten bekannt sind die Titaneisenerzmassen in dem über 1400 qkm
großen Emptivgebiete von Eekersund-Soggendal im sudlichen Norwegen.^)
In dem Gebiete sind Labradorfelse, hypersthen- und biotitreiche Norite und
Bronzit- und Hypersthengranite verbreitet. Die Labradorfelse sind ganz nahe
verwandt den Noriten, letztere sind etwas jünger als erstere ; in beiden Gesteinen
finden sich die an Titaneisen reichen Differenzierungen teils als Ilmenit-Norite;
teils als fast ganz reine Schnüre und Gänge von Titaneisenerz.
Die Ilmenit-Norite stellen ein körniges Gemenge von Titaneisen, viel
Hypersthen und wenig Labrador dar und enthalten ein wenig grünen Spinell,
l Tip üe ^
Flg^. 2. Profil am BlaaQeld (Vogt 1887). 1 Labi*adorfel8, np Noritpegmatit, tie Titaneisenerz.
Schwefelkies, Kupfer- und Magnetkies. Apatit ist nur in geringer Menge vor-
handen.
Das hauptsächlichste Vorkommen ist der „Storgangen" (Große Gang),
3 km lang, 30 — 70 m breit, mit einem durchschnittlichen Erzgehalt von 40 ^/q,
der aber stellenweise bis zu 70 oder 80 ^/o steigt. Im Blaafjeld bei Soggendal
finden sich klumpenförmige Ausscheidungen von fast ganz reinem Titaneisen,
50 m lang und bis zu 11 m dick.
Die Anreicherung des Titaneisens in den erzreichen Abkömmlingen des
Labradorfelses zeigt folgende von Vogt herrührende Übersicht:
*) EeuBch, Et besög i titai^erngruberne ved Sogndal; Geol. För. Förh., IV,
1878, 197—201; Ref. N. Jahrb., 1879, 609—610. — Vogt, Titanjern-forekomsteme
i noritfeltet ved Ekersund-Soggfendal ; Norske ertsforekomster, V, 1887, 1—40. —
Derselbe, Om dann eisen af de vigtigste i Norge og Sverige representerede grupper af
jemmalmforekomster. Mit Besum^ in deutscher Sprache. Geol. För. Förh., XIII,
1891, 476—536; XIV, 1892, 211—248. Ref. N. Jahrb., 1893, 11,-68—70-. - Derselbe,
Bildung von Erzlagerstätten durch Differentiation in basischen Eruptivmagmata ; Ztschr.
f. prakt. Geol., 1893, 4—11, 125—143, 257—284. - Derselbe, Beiträge zur genetischen
Classifikation der durch magmatische Differentiationsprozesse und der durch Pneumatolyse
entstandenen Erzvorkommen; ebenda 1894, 381 — 399. — Derselbe, Weitere Unter-
suchungen über die Ausscheidungen von Titaneisenerzen in basischen Eruptivgesteinen ;
ebenda 1900, 233—242, 370-382; 1901, 9—19, 180-186, 289—296, 327-340. —
Rosenbusch, Die Gesteinsarten von Ekersund; Nyt. Mag. f. Naturvid., XXVII, 1883. —
Kolderup, Die Labradorfelse des westlichen Norwegens. I. Das Labradorfelsgebiet
bei Ekersund und Soggendal; Bergens Museums Aarbog, 1896, No. 5, 1—224. Mit
geolog. Karten; Ref. N. Jahrb., 1899, I, -445—453-.
80 Die eruptiven Lagerstätten.
Titaneieen BrS'Stit ^^^^-^^or
Labradorfels ^ ^lo ^ ^lo ^"^^lo
Übergang zwischen Labradorfels und iß ^ /8 „ ^86 ^
Ilmenit-Norit \18 ^ 116 „ 166 „
Ilmenit-Norit 40 ^ 35 „ 25 „
Titaneisenerzmassen
{
■»^
80—95 r 20—5
99 . 1
r
Kolderup, der die Titaneisenerzvorkommnisse an verschiedenen Stellen
genau studiert hat, charakterisiert dieselben folgendermaßen: „Für diejenigen,
die den ganzen Komplex von Titaneisenvorkommen gesehen haben, werden diese
in bezug auf Bildungsweise und Auftreten in die folgenden zwei Gruppen geteilt
werden können: 1. Wirkliche QUnge, durch Ausbrüche gebildet, die jedenfalls
später als die große Haupteruption von Labradorfelsmagma eintraten; 2. schlieren-,
linsen- oder z. T. gangförmige Massen, die durch eine in situ stattgefundene
magmatische Konzentration von den basischeren Gremengteilen gebildet worden
sind. Diese Massen sind am häufigsten durch Übergangsreihen mit dem Haupt-
gestein verbunden und sollen also im kleinen den Verhältnissen bei Taberg
entsprechen/ Die gangförmigen gestreiften Erze (1) enthalten scharfeckige
Bruchstücke des umgebenden Nebengesteines und sind von letzterem durch scharfe
Grenzen geschieden. Die chemische Zusammensetzung eines typischen Ilmenit-
norits vom Storgangen ist nach Kolderup folgende:
SiOo =31,59 MgO =10,70
TiOo =18,49 CaO = 2,25
Al«d8= 8,54 Na^O= 1,03
FeO =24,52 K^O = 0,15
Fe208= 2,36 P^Oft = 0,02
99,65
Die Zusammensetzung nach wesentlichen Mineralelementen:
Plagioklas 20,66, Hypersthen 40,90, Titaneisen 37,49 <>/o.
Die Gruben von Soggendal sind schon von 1864 — 1876 ausgebeutet
worden und haben im Jahre 1870 17500 t Erz geliefert; sie standen später
wieder im Abbau von 1897 — 1901 und haben in dieser Zeit 5000 t Erz ergeben.
Die Titaneisenerzlagerstätten von Ekersund-Soggendal sind zwar die be-
deutendsten Norwegens, es gibt aber solcher Vorkommnisse noch viele auf der
Halbinsel. Vogt^) nennt zehn Distrikte zwischen dem 58^20' und dem 70^30'
nördl. Br., wo solche titanhaltige, an gabbroartige Gesteine gebundene Eisen-
erze vorkommen.
Am Koutivare in Norbotten (Schweden),^) 15 km nordwestlich von
Quickjokk, tritt eine Masse von Titanomagnetit von 1,6 km Länge und 300 m
größter Breite inmitten eines fast zur Unkenntlichkeit veränderten Gabbros
(eines Plagioklas, Zoisit, Granat, Talk, Muskovit, Serpentin, Amphibol, Biotit
0 ZtBch. f. prakt. Geol., 1900, 371.
') Petersson, Om Routivare jämmalmsfält i Norbottenslän ; Geol. För. Förh.,
XV, 1893, 45—54. — H. Sjögren, En ny jemmalmstyp represent^rad af Routivare
malmberg; ebenda XV, 55 — 63. — Ders., Ytterligare om Routivare jemmalm; ebenda
XV, 1893, 140—143. — Ref. über die drei Arbeiten N. Jahrb., 1894, I, 88-89.
Magneteisenerz nnd Titaueisenerz. 31
nnd RdMI itibrenden Gesteines) aaf (Fig. 3). Hanpterz ist Titanomagnetit, daneben
Ilmenit; beigemengt sind ihnen Spinell, Olivin, Pyroxen, Hagnetkies nnd Apatit.
Das Cremenge hat die Zasameusetzung :
SiO, = 4,08 CrjOg - 0,20
TiO, =14,25 Fe,Og = 33,43
AijO« = 6,40 FeO = 34,58
In Ontftrio^) findet sich an verschiedenen Orten des Gneisgebietes titan-
haltiges Uagnet«isenerz in Verbindung mit gabbroähnlichen Gesteinen oder
solchen, welche auf eine Umwandlung solcher deotbar sind. Die Erzmassen
enthalten manchmal makroskopisch erkennbaren Apatit nnd gehen unter ZurQck-
MnO = 0,45
K,0 =0,15
Hsü - S,89
Na,0 - 0,29
CaO =0,65
H,0 -1,S2
P.0, = 0,016.
a& CmgeiTUidfitUr Otbbro (?), b bomblendereich. c BiBeaerz.
Flg. S, Das Elsenerafeld tod Routivare. (Petsrasan 1893.)
treten des Erzes allmählich in das Nebengestein flber. Dieses letztere ist des-
halb in ihrer N^e reicher an den dunklen Gemengteilen. Merkwürdig verhält
sich indessen eine HagnetitlagerstlLtte zn Horton im Renfrew county: der Oabbro
veiUndert seine Zosammen Setzung in der Nähe des Erzes nicht und anderseits
bildet dieses letztere einheitliche, gegen das Nebengestein scharf abgegrenzte
Massen.
Das Titan magneteisen von Ontario enthält nach Analysen Popes 6,41 big
17,23% TiO, und nngeffthr 0,5"/,, Vanadinsänre; die Untersuchungen wurden
am Erz, nicht am reinen Material vorgenommen und die untersuchten Proben
enthielten ziemlich viel Gangart.
Über das Vorkommen ütanhaltiger Eisenerze in den Vereinigten Staaten,
besonders aber flber die anch hier an Gabbrogesteine gebundenen, den norwegischen
analogen LagerBtlLtt«n in den AdirondaokS (Westport, Elizabethtown, Newcomb
') Pope, Inveatigation of magnetic ironores from Eastem Ootario; Transact,
Am. iDBt. Hin. Eng. XXITf, 1899, 372-405.
32 Die eruptiven Lagerstätten.
im Staate New York) hat Kemp^) sehr ausführlich berichtet. Die größten
Erzausscheidungen finden sich dort in Gesteinen, die hauptsächlich aus Labrador
bestehen („Anorthosite"), daneben auch etwas Augit, Hypersthen und Granat
führen. Die Erze haben scheinbar bis jetzt noch keine technische Verwertung
erlangt. Am Strand des Lake Ghamplain bildet Sand von titanhaltigem Eisenerz,
gemengt mit Körnern von Granat, Pyroxen und Hornblende, bis zu mehrere Zoll
dicke Lagen.
Eisenerzausscheidungen von geringem, bis etwa 4^/q betragendem Titan-
gehalt kommen nach G. H. Williams^) auch am Hudson River bei Peekskill
(in New York) vor. Das Erz ist gebunden an Norit, der zu Gabbros in Be-
ziehungen steht; es besteht aus Spinell, Magnetit, Korund, Granat und Silli-
manit. Der Korund findet sich manchmal in solcher Menge, daß er die übrigen
Bestandteile zurückdrängt, und daß das Erz nicht nur wegen seines Eisengehaltes,
sondern auch als Smirgel gewonnen worden ist.
Einige Ähnlichkeit mit diesen Smirgellagerstätten besitzen diejenigen,
welche in Nord-Carolina*) in den Vereinigten Staaten abgebaut werden. Dort
ist der Korund stets gebunden an chromitfiihrende, mehr oder weniger stark
serpentinisierte Peridotite, welche Gneise durchbrechen, und tritt vorzugsweise
im Kontakt des Muttergesteines mit letzterem auf. Er ist durchwachsen von
Spinell, Enstatit und Chlorit.
Als „Jacupirangit"*) ist ein Pyroxenmagnetitgestein in Brasilien (Eisen-
mine von Jacupiranga im Staate Sao Paulo) bezeichnet worden; es gehört in die
Verwandtschaft der dortigen Elaeolithsyenite. Dasselbe ist merkwürdig, weil es
neben Apatit, Titaneisen und Perowskit auch einTantaloniobat, denBrazilit, enthält.
Titaneisen ist auch sonst in Nephelinsyeniten verbreitet; so enthält das
bekannte Gestein von Miask im Ural in großer Menge klumpenförmige Aus-
scheidungen desselben; titanhaltiger Magnetit bildet mit titanhaltigem Augit,
Glimmer, Aegirin, Apatit, Magnetkies und mit Olivin Aggregate im Nephelin-
syenit von Alnö in Norland (Schweden). '^)
Die zuletzt genannten und andere Vorkommnisse haben teils wegen ihres
geringen Umfanges, teils wegen ihres geringen Eisengehaltes meistens keine
technische Bedeutung erlangt. Sie wurden wegen ihres wissenschaftlichen Inter-
esses erwähnt.
Die großartigen Magnetitlagerstätten der Wyssokaja und des Goroblagodat
im Ural, welche seit G. Eose fast allgemein als eruptive Lagerstätten bezeichnet
werden, scheinen trotzdem ihren Platz unter den epigenetischen Kontaktlager-
stätten erhalten zu müssen.^)
>) Kemp, Titaniferous iron ores of the Adirondacks; XIX. Annual Rep. ü. S.
Geol. Survey, 1897—98, IIL 383—422, Lit.
') G. H. Williams, Pleonast (Hercynit) und Korund im Norit der Cortlandt-
Series am Hudson-Fluß; N. Jahrb., 1887, II, 266. — On the norites of the Cortlandt^
Series; Am. Journ. of Science, XXXIII, 1887, 135—144. 191—200; Ref. N. Jahrb.
1887, II, 316—317. — Kemp, Ore deposits, lU. Aufl., 173, Lit.
') Pratt, On the origin of corundum associated with the peridotites of North
Carolina; Am. Journ. of Science (4), VI, 1898, 49.
*) Derby, On nepheline rocks in Brazil; Quart. Journ. Geol. Soc, XLVII, 189J,
251; Kef. N. Jahrb., 1892, I, 622. - Hussak, Ober Brazilit: N. Jahrb., 1892, II,
141 — 146. — Ders., Ober ein neues Perowskitvorkommen in Verbindung mit Magnet-
eisenstein von Cataläo; ebenda 1894, II, 297 — 300.
ö) Rosenbusch, Massige Gesteine, 3. Aufl., 1896, 171—172, Lit.
^) Von Stelzner waren diese Eisenerzlagerstätten, entsprechend der Auffassung
G. Böses, als eruptiv beschrieben worden.
Aasscheidnngen von Chromeisenstein in Peridotiten. 3B
Keineswegs erwiesen ist ferner die Entstehung gewisser nordschwedischer
Eisenerzlagerstätton durch magmatische Differentiation der sie begleitenden Ge-
steine. Es schien deshalb gut, dieselben samt allen übrigen, ihrem Wesen nach
so verschiedenen, ihrer Entstehung nach mindestens teilweise ganz rätselhaften
Eisenerzlagerstätten Schwedens zusammen zu behandeln. Sie haben ihre Be-
schreibung im Bahmen der schichtigen Eisenerzlagerstätten erfahren.
* Anreicherungen von Eisenglanz in Effusivgesteinen infolge
Verdrängung basischer Gemengteile durch Eisenoxyd während der
Erstarrung.
Anhangsweise muß eine eigenartige Erzbildung erwähnt werden, für die
zwar bisher aus der Beihe der Eisenerzlagerstätten keine Beispiele beigebracht
werden können, die sich aber in kleinem Maßstabe an manchen Basaltströmen
beobachten läßt, besonders dann, wenn deren Poren und Oberfläche von Eisen-
glanz oder Magnesioferrit bedeckt sind. Letztere Mineralien selbst sind das
Ergebnis eines pneumatolytischen Vorganges, wobei man sich den Eisenglanz
z. B. auf folgende Weise entstanden denkt:
FejCle + 3 H^O = Fe^O« + 6 HCl.
Solche Laven zeigen gern eine von Eisenoxyd herrührende schmutzigrote Farbe.
Das Mikroskop läßt erkennen, daß der Olivin, manchmal auch der Augit in
Eisenglanz umgewandelt sind, während der Plagioklas vollkommen frisch ist
und Eisenglanzschüppchen, mitunter in sehr großer Menge, umschließt.^)
Die Zeit der Ausscheidung des Eisenglanzes ^It demnach zwischen die-
jenige der Magnesiumsilikate und des Plagioklases, welch letztere später erfolgt,
als die des Olivins und Augits. Man wird annehmen müssen, daß auch in der
flüssigen Lava bei abnehmender Temperatur in einer gewissen Phase der Er-
starrung ähnliche Umsetzungen zwischen gelösten Gasen erfolgen, wie sie außerhalb
derselben zur Entstehung von allerlei Oxyden, zumal von Eisenoxyd, führen.
Man könnte den Vorgang als eine „Selbstvererzung" des Eruptivgesteines
bezeichnen; innerhalb des letzteren erfolgt eine Metasomatose während der Er-
starrung, nicht nach derselben. Li letzterem Falle müßten die Erze als epige-
netische Gebilde angesehen werden, was sie nicht sind.
Zweifellos werden sich bei sorgftlltigerem Studium gewisser, an Eruptiv-
gesteine gebundener Eisenerzlagerstätten Beispiele für den skizzierten Vorgang
auffinden lassen. *
3. Ausscheidungen von Chromeisenstein in Peridotiien und den
daraus hervorgegangenen Serpentinen.
Der Chromit (theor. Zusammensetzung FeO . CrgOg, allgemein (Fe, Cr, Mg)
(Crj, Al^, ¥e^)0^, mit bis zu 32 o/o FeO und 68 »/^ CraOg) ist das einzige für
die Technik in Betracht kommende Chromerz. Das Chrom besitzt eine mannig-
fache Verwendung in der chemischen Technologie (zur Darstellung von Chrom-
säure, chromsauren Salzen und Chromfarben) und neuerdings auch für die Her-
stellung des Chromstahles. Gediegenes Chrom läßt sich seit einigen Jahren (nach
dem Verfahren von Goldschmidt, 1895) bequem und in größeren Mengen
darstellen.
^) Bergeat, Mineralogische Mitteilungen über den Stromboli; N. Jahrb., 1897,
n, 114—123. — Derselbe, Centralblatt f. Mineral, etc., 1903, 129 (Über die Laven
dee Izaloo).
Steliner-Bergeat, BrzlagerBtätten. 3
34 Die eruptiven Lagerstätten.
Die protogenen Chromitvorkommnisse sind, wie seit langer Zeit bekannt,
gebunden an Peridotite (und Pyroxenite?) und die daraus hervorgegangenen Serpen-
tine. Solche Lagerstätten sind in chemischer wie in mineralogischer Beziehung
außerordentlich einförmig.
In den Olivinen der Eruptivgesteine ist Chromit und ein anderer chrom-
haltiger Spinell, Picotit, ein weitverbreiteter mikroskopischer Einschluß. Der
Dunit enthält Chromspinelle neben Olivin als wesentlichen Bestandteil.
Weitere innige Beziehungen zwischen Chromit und Olivin zeigt der Lherzolith,
welcher außer diesen beiden Mineralien auch rhombische Pyroxene führt und
häufig in Serpentin umgewandelt ist. Bei solcher Serpentinisierung chromhaltiger
Olivingesteine entstehen mitunter (z. B. auf den Serpentinlagerstätten des Ural)
chromhaltige Glimmer, wie der smaragdgrüne Fuchsit, der pfirsichblütrote
Kämmereiit und der Bhodochrom, der karmesinrote Eotschubeyit und der
Leuchtenbergit, der Chromgranat (üwarowit) und ferner Chromocker.
Bei der Umwandlung der eisenhaltigen Olivine zu Serpentin finden, wie
sich zweifellos unter dem Mikroskop zeigt, Neubildungen von Magnetit statt.
Da der Olivin zuweilen auch chromhaltig ist, da ferner gerade die in den Peri-
dotiten enthaltenen Pyroxene häufig durch einen Chromgehalt ausgezeichnet sind,
so wird man annehmen dürfen, daß bei der völligen Umwandlung solcher Ge-
steine auch der Chromit als sekundäres Produkt entstehen kann. Anderseits
aber weisen die Untersuchungen mancher derben Chromitvorkommnisse in un-
verwitterten Olivingesteinen mit Sicherheit darauf hin, daß auch sie primäre
Ausscheidungen, Zusammenballungen im Schmelzflusse sind.
Das Auftreten der Peridotite und der nahe verwandten Gesteine ist ein
verschiedenes. Manche Vorkommnisse, wie die jungen Lherzolithe der Pyrenäen,
welche von merkwürdigen Eontakthöfen umgeben sind, haben ganz sicher
eruptiven Ursprung. Die meisten aber bilden linsenförmige Körper im kristallinen
Gebirge, für welche eine eruptive Herkunft nicht immer sicher nachgewiesen
werden kann ; gleichwohl wird man auch für sie eine Erstarrung aus dem Glut-
fluß annehmen müssen, da sie und ihre Verwandten nach ihren petrographischen
Eigenschaften von jenen nicht trennbar sind. Chromeisenstein kommt denn auch
sowohl in den zweifellos eruptiven Olivingesteinen und Serpentinen, wie auch
in den analogen Gesteinen der kristallinen Schieferformation vor, und sein Auf-
treten in beiden müßte schon als Beweis für eine gleichartige Entstehung
beider gelten.
In praktischer Hinsicht ist zu bemerken, daß der Chromit absätzige Massen
von meist geringen Dimensionen bildet, welche weit ausschauende Betriebspläne
nicht gestatten. Die technische Verwertbarkeit der Chromeisensteine setzt den
ziemlich hohen Chromoxydgehalt von ungefähr 50 ^/q voraus.
Im Zobtengebirge ^) (Niederschlesien) ist Chromit mehrfach in Serpentinen
bekannt geworden, welche dort in Begleitung von Gabbros auftreten, so am Harte-
^) Bock, Über Grochauit und Magnochromit. Inaug.-Dlse. Breslau 1868. —
Webßky, Über Grochauit und Magnochromit; Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., XXV.
1873, 394—398. — Kosmann, Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., XLII, 1890, 794—795. —
Ausscheidungen von Ohromeisenstein in teridotiten. 3o
berg bei Grochan und am Schwarzenberg bei Tampadel. An letzterem Fundort
beobachtet man eine 7 m mächtige Chromeisensteinklippe, die durch Tagebau
auf eine Länge von 22 m verfolgt worden ist. Das Erz ist mit Magneteisen ge-
mengt und enthält 35 — 42 ^/q Chromoxyd und einen hohen Magnesiagehalt (ca. 12 ^/q).
Ein mehrfach beschriebenes Chromitvorkommen^) ist dasjenige von Kraubat
in Steiermark, am rechten und linken Murufer; es ist gebunden an eine Zone
von Peridotiten, die in Hornblendegneise eingelagert sind und zumeist zu den
Duniten gehören; zum geringeren Teil können sie als chromitftlhreude Harz-
burgite bezeichnet werden. An den meisten Stellen ist das Gestein nur wenig
serpentinisiert. Der aus den genannten Olivingesteinen bestehende Gesteinszug
hat eine Länge von 3 Meilen, ist indessen nicht überall in gleicher Weise
chromitfUhrend ; vielmehr bemerkt Eyba, daß das Erz gerade dort am meisten
auftritt, wo die Serpentinisierung weniger weit fortgeschritten ist, nämlich am
rechten Murufer. Die Chromerze erscheinen in „Schnuren, deren Streichen und
Fallen sehr abweichend ist Wenn sie im Streichen oder Verflachen auf-
hören, was bei ihrer hohen Absätzigkeit meist schon nach wenigen Klaftern der
Fall ist, so ist auch nicht die geringste Andeutung einer Lagerstätte mehr vor-
banden^ (v. Hauenfels). Im Jahre 1864 hatte man ein Erzmittel von etwa
40 m seigerer Höhe, 50 — 60 m Länge und 24 — 30 m größter söhliger Mächtig-
keit. Meistens aber betrug die letztere nur 1^/^ Zoll bis 2 Fuß. Nach einer
von Vambera ausgeführten, von Eyba mitgeteilten Analyse ist die Zusammen-
setzung des Erzes:
SiOs=4,3 FeO = 9,1
MgO = 9,7 Al208=13,7
CaO = 6,4«) Cr^Og = 56,2.
Nach Kahl sollen besonders neben bronzitreichen Serpentin Varietäten die
reichsten Chromitmassen gefunden worden sein. Übrigens verdient hier auch
der Magnesit erwähnt zu werden, der gerade in Obersteiermark in gewinnungs-
würdiger Menge als sekundäres Produkt an die Serpentine gebunden ist.
Der Kraubater Chromeisensteinbergbau begann etwa um das Jahr 1810
und war stellenweise in jüngster Zeit noch im Betriebe.
Dera.. Eämmererit oder BhodoclirGm von Tampadel ; ebenda XLIV, 1892, 359—362. — Ders.,
Neues Chromeisenerzlager in Niederschlesien ; St«hl und Eisen, X, 1890, 1085 — 1086. —
Ders., Neue Chromerzfunde in Schlesien; Berg- u. Hüttenm. Ztg., L, 1891, 19. — Ders.,
Der Eämmererit (Bhodochrom) von Tampadel bei Schweidnitz in Schlesien; ebenda LI,
1892, 453—455. — Traube, Beiträge zur Mineralogie Schlesiens. I. Gesteine und
Minerale von der Chromitlagerstätte Tampadel im Zobtengebirge; Ztschr. d. deutsch,
geol. Ges., XLVI, 1894, 50—57.
') Miller von Hauenfels, Die nutzbaren Mineralien von Obersteiermark;
Leobener Jahrb., XIII, 1864, 214—217. — Kahl, Der Chrombergbau bei Kraubat in
Obersteiermark; ebenda XVIII, 1869, 266—281. — H. Höf er, Analysen mehrerer Mag-
nesiagesteine der Obersteiermark; Jahrb. k. k. Beichs-Anst., XVI, 1866, 443—446. —
Byba, Beitrag zur Genesis der Chromeisenerzlagerstätte bei Kraubat in Obersteiermark;
Ztschr. f. prakt. Geologie, 1900, 337—341, Lit.
*) Bei Ryba steht: CoO, was, wie der Autor dem Herausgeber bestätigt, ein
Druckfehler ist.
3*
36 Die emptiven Lagerstätten.
Chromeisenstein kommt nach B. Walter^) in der Bukowina hei Briaza
vor. Bis zu faustgroße, in einem Falle his zu 2500 kg schwere Massen sind
dort aus dem kretaceischen (?) Serpentin ausgewittert; in stark verwitterten Zonen
des anstehenden Gesteines hat man unhedeutende Klumpen des Erzes erschürft,
aher weitere Versuche als erfolglos aufgegeben.
Österreich besitzt augenblicklich keinen nennenswerten Chromitbergbau.
In Bosnien sind Serpentine in Verbindung mit Lherzolith, Peridotit und
Gabbro, nach Katzer*) wahrscheinlich kretaceischen Alters, weitverbreitet.
Manchmal sind dieselben ganz und gar in Magnesit umgewandelt, der als
„bosnischer Meerschaum" zu Pfeifenköpfen verarbeitet wird.
Die Chromitlagerstätten finden sich in dem 132 km langen, südlich von
Kladazy bis nach Bai\jaluka reichenden, serpentinführenden Gebirgszug, und zwar
vorzugsweise im Dubosticatal, nördlich von Vares.^) Das Erz bildet bald
mehrere Dezimeter mächtige und bis zu 8 — 20 m lange, bankförmige, mehr oder
■■ C^Z) CZD
Chromit, derb. Pocherz. Serpentin.
Fig. 4. Unregelmäfilge Gestalt und Verteilang der ChromitansBcheidungen im Serpentin von
Alt-Rakovac. Das Profil Ist ca. 6 m hoch. (Walter-Schönbucher, 1887.)
weniger reine Massen oder unregelmäßig gestaltete, durch den Serpentin
verteilte Mittel (Fig. 4). Die bankförmigen Anreicherungen liegen mitunter
mehrfach übereinander. Apfelgrllner Chromocker kommt auf den Dubostica-
gruben vor.
Die Hauptgrube war 1887 die von Mekidol.
Nach Mitteilungen von Hof mann*) führt eine etwa 200 m breite,
gegen 2 Meilen weit zu verfolgende Serpentinmasse bei PlayisohewitaEa, östlich
1) Die Erzlagerstätten der südlichen Bukowina; Jahrb. k. k. Beichs-Anst., XXVI,
1876, 406.
*) Geologischer Führer durch Bosnien und die Hercegovina. Sarajevo 1903.
8) B. Walter, Beitrag zur Kenntnis der Erzlagerstätten Bosniens, 1887, 215—222.
*) AI fr. Hofmann, Über das Chromerzvorkommen in Ungarn und dessen Auf-
schließen. Inaug.-Diss. Rostock 1873; Ref. N. Jahrb., 1873, 873. — Patera, Über
den Chromeisenstein-Bergbau von Plavischewitza; österr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenw.,
1872, 342-343. — vomBath, Sitzungsb. d. niederrh. Gesellsch., 1879, 63—64.
Ansscheidnngen von Chromeisenstein in Peridotiten. 37
von Orsowa an der Donau, an zahlreichen Pnnkten Chromeisenstein. Das Erz
enthält 88 — 47®/o Chromoxyd. v. Hauer^) hat die Lagerstätten „als eines der
reichsten Vorkommen dieses Erzes" hezeichnet, die man überhaupt kenne. Nach
Fachs and de Lannay^ sollen die in der Teafe absätzigen Massen 800 bis
400 m lang sein. Der Bergbau datiert seit 1858.
Recht häufig ist Chromit in den Serpentinen Serbiens« Die haupt-
sächlichsten Vorkommnisse liegen dort bei Bajatz, 19 km südlich von Cacak.^
In Italien, wo Serpentine eine so außerordentlich große Verbreitung be-
sitzen, fehlen scheinbar Chromeisensteinlager.
Im europäischen Orient kommen solche zu Eeropotamo auf Euböa, auf
den Inseln Skyros und Tinos,*) femer auf der türkischen Insel Mytilene,*)
stets gebunden an Peridotite oder Serpentine, vor. Am wichtigsten sollen jetzt
die Lagerstätten in der Gegend von Yelestino,®) nahe dem Meerbusen von Volo
in Thessalien sein. Die gesamte Produktion Griechenlands an Chromeisenstein
belief sich im Jahre 1900 auf 5600, im Jahre 1902 auf 11700 t. Auch bei
Saloniki und in der Provinz Eossowo sind Chromerzlagerstätten bekannt.
Über die norwegischen Chromitvorkommnisse liegen die ausführlichen
Schilderungen Vogts') vor. Auf der gerade unter dem Polarkreise liegenden
Insel Hestmandö tritt das Erz in einem fast völlig frischen, in der Haupt-
sache aus Olivin und Enstatit in sehr wechselndem Verhältnis bestehenden
Grestein (enstatitführender Dunit und Harzburgit) als eine primäre Ausscheidung,
manchmal von absoluter Beinheit, auf. Es sind Schlieren und Klumpen in der
Anordnung von Gktngzügen, manche 1 — 2 m mächtig und 20 m lang, aber
niemals von großer streichender Ausdehnung. In dem Eöros-Distrikt herrschen
nach Vogt ganz ähnliche Verhältnisse, nur ist dort das Peridotgestein stark
serpentinisiert und infolgedessen der Chromit durch Magneteisenerz verunreinigt.
Auf den beiden ergiebigsten Chromitgruben Norwegens, denen von Feragen
und Rödhammer bei Röros, welche auf Serpentinfeldem von 12 — 15 resp.
4 — 5 qkm Größe bauen, hat man von 1830 — 75 ungefähr 15000 t Erz gewonnen.
Im ganzen gibt es in Norwegen 50 — 100 solcher Peridotit- bezw. Serpentin-
1) Geologie, 220.
3) GiteB min6raux, 11, 38—39; nach ,,Be8chreibung des Chrombergbaues der Ge-
werkschaft Hofmann im Stuhlbezirke von Alt-Orsova", 1873.
') Götting, Über ein altes Bergwerks-Emporium in Serbien; Berg- und Hüttenm.
Ztg., LX, 1901, 237-238.
*) Philippson, Beiträge zur Kenntnis der griechischen Inselwelt; Peterm.
Mitt., Erg.-Heft No. 134, 1901, 22, 117. — Ann. d. Mines (7), U, 1872, 425; ebenda
(7), Xin, 1878, 589.
^ Fuchs et de Launay, 1. c. ü, 37.
•) Mineral Industry, 1902, 97. — Zenghelis, Les minerais et min6raux utiles
de la Gr§ce, 1903.
^ Beiträge zur genetischen Klassifikation der durch magmatische Differentiations-
prozesse und der durch Pneumatolyse entstandenen Erzvorkommen; Ztschr. f. prakt.
Geol., 1894, bes. 384—393.
38 Die eruptiven Lagerstätten.
kuppen, welche fast ohne Ausnahme auch Chromitkonzentrationen, allerdings
meist von sehr geringen Dimensionen, enthalten. Die jetzige Chromitprodaktion
Norwegens (zu Feragen) ist nur geringfügig.
Zahlreiche Chromitlagerstätten giht es im Ural um Jekaterinhurg, Eysch-
tymsk, am Katschkanar usw.; allein das Gouvernement Perm zählte im Jahre
1893 25 Gruben, 1) die im Jahre 1893 14600 t produzierten, während
im Jahre 1894 nur 6530 t gefördert wurden. In kleiner Menge findet sich
das Chromeisenerz in vielen Serpentinen, und seit Anfang der sechziger Jahre
des XIX. Jahrhunderts sind solche Vorkommnisse vielfach erschürft, wenn auch
nicht abgebaut worden. „Als Zeugen jener Zeit, da die Konkurrenz einem
einzelnen allein den Vorteil der plötzlich aufgetauchten Erwerbsquelle nicht
gönnen wollte, sind auf der ganzen Erstreckung des Ural, von Nord nach Süd,
auf dem westlichen wie auf dem östlichen Abhänge des Gebirges unzählige
verlassene Chromeisensteingruben geblieben, an deren Rande noch häufig das
aufbereitete, in Ziegelform geschlagene Erz mauerartig hoch aufgeschichtet zu
sehen, auf deren Halden manches chromhaltige Mineral zu finden ist." (Arzruni.)
In der Gegend von Jekaterinhurg bilden Serpentine Einlagerungen zwischen
ungefähr Nord-Süd streichende Chlorit- und Talkschiefer, welch letzterer den
Serpentin gewöhnlich unmittelbar umgibt. Nach Arzruni sollen die uralischen
Serpentine nicht aus Peridotiten, sondern lediglich aus Pyroxen-, besonders aus
diallagführenden Gesteinen hervorgegangen sein, wie sich aus Übergängen nach-
weisen lasse.
Die den Serpentin begleitenden Talk- und Chloritschiefer enthalten häufig
Magneteisenmassen, und auch im Serpentin ,,und zwar manchmal in demselben
Stock dieses letzteren, wenige Meter von den Chromeisenlagern entfernt" werden
Magneteisennester angetroffen. Cossa und Arzruni meinen deshalb, daß die
Chromitlager durch eine Zufuhr von Chrom zu Magneteisen entstanden seien,
wobei letzteres umgewandelt wurde. Das Chrom entstamme den chromhaltigen
Silikaten des Muttergesteines, deren Zersetzung auch zur Neubildung der inter-
essanten Chrommineralien (siehe S. 34) geführt hat. Diese Auffassung steht im
geraden Gegensatz zu derjenigen Vogts (und nach ihm Eybas), wonach alle
Chrom itvorkommnisse Ausscheidungen aus dem Magma sein sollen, was sich in
solcher Verallgemeinerung zunächst auch kaum wird beweisen lassen.
Der im Ural gewonnene Chromit wird teilweise in den zahlreichen dortigen
Hochöfen verbraucht.
Die hauptsächlichsten Chromeisenlagerstätten der Erde sind
in Kleinasien; sie decken beinahe allein den Weltbedarf.^) Dieselben
^) Ztschr. f. prakt. Geol., 1897, 279. — Arzruni, Sur quelques min^raux des
^ites de chromite du district de Syssertsk, Oural; Bull. See. min. de France, V, 1882, 94.
— Cossa und Arzruni, Chromturmalin aus den Chromeisen lagern des Urals; Ztschr.
f. Krystallogr., VII, 1883, 1—16. — G. Rose, Reise nach dem Ural, II, 1842, 476—477.
2) W. F. Wilkinson, Iren and Goal Trades Review, 1895, 804. Danach
Stahl und Eisen, XV, 1895, II, 689. — Weiß, Kurze Mitteilungen über Lagerstätten
im westlichen Anatolien; Ztschr. f. prakt. Geol., 1901, 249—262. — Glenn, The
chrome eres of Turkeyj XIX, Ann. Bep. U. S. Geol. Survey, Part VI, 1897—1898,
Ansscheidnngen von Chromeisenstein in Peridotiten. 39
liegen bei Antiochia, bei Mersina, Alexandrette, Makri and in der Gegend von
Smyma, bei Brassa im Hinterland des Marmarameeres, in den Yilajets Angora
und Eastamuni. Weiß hat die Vorkommnisse von Tschatalja-Dagh and Tschardy
im nördlichen Eleinasien (südwestlich and südlich von Brussa) beschrieben. Die
tertiären Serpentinmassen von mitunter stundenlanger Erstreckung enthalten
schlauch- oder linsenförmige, oft ganz unregelmäßige Chromeisensteinlager, deren
Längserstreckung in benachbarten Stöcken annähernd parallel verläuft. Die
Vorkommnisse des Tschatalja-Dagh sind einstweilen nicht bauwürdig, dagegen
haben die von Tschardy z. T. kolossale Ausdehnungen. Eine langgestreckte,
recht reine Chromitmasse von 50 — 56®/q Chromoxyd hatte 70 m Länge, 25 m
Dicke und 20 m Höhe. Die reichste dortige Grube ist die von Daghardy, sie
allein liefert im Tagebau jährlich 10 — 12000 t Erz im Werte von etwa
1 Mill. Mark; die Gesamtproduktion der Chromitgruben in der südlichen Um-
gebung von Brussa wurde 1901 auf 16000 t veranschlagt. Zu Makri soll die
Produktion zeitweise sogar 30000 t betragen haben.
Chromeisenstein ist nach Schneider^) auf den ostindischen Liseln Bat-
jang, Ambon und Timor „so massenhaft vorhanden, daß er. wie in Neu-Seeland,
den Grubenbau lohnen wttrde^^ Er ist auch hier an Serpentin gebunden.
Der Dun Mountain,^ 10 km südöstlich von der Stadt Nelson auf Neu-
seeland, gehört einem etwa 130 km langen, 1,5 — 3 km breiten Serpentinzug an
und besteht selbst aus Dunit, d. h. aus einem körnigen Gemenge von Olivin
und Chromit. Dagegen umschließt der Serpentin des unmittelbar benachbarten
Wooded Peak große Massen von derbem Chromeisenstein.
Die Serpentine von Neukaledonien^) haben eine große Bedeutung als
Muttergesteine verschiedener Lagerstätten, so von Nickel-, Kobalt-, Eisen- und
Chromeisenerz. Dieses letztere bildet bald gangähnliche Ausscheidungen im
Serpentin, bald ist es aus ihm ausgewittert und findet sich dann inmitten der Tone,
welche die Vertiefungen auf der Oberfläche desselben erfüllen, in Gerollen. Das
Erz wird gewonnen im Tiebaghi -Massiv; die seit 1884 datierende Produktion
beträgt jährlich 2—3000 t.
Die Vereinigten Staaten besitzen scheinbar keine großartigeren Lager-
stätten von Chromit, wenn auch verschiedene Vorkommnisse dieses Erzes daselbst
bekannt sind. So führen die Serpentine von Maryland und im südlichen
Pennsylvanien Chromit,*) der auch im ausgewitterten Zustand vielfach zu
finden ist. Beiderlei Vorkommnisse wurden früher ausgenutzt; die Lagerstätte
261 — 264. — Thomae, Emery, chrome-ore and other minerals in the Villayet of Aidin,
ABia Minor; Tranaact. Am. Inst. Min. Eng., XXVIII, 1899, 208—225.
*) Geologische Übersicht über den holländisch-ostindischen Archipel; Jahrb. k. k.
Reichs-Anst, XXVI, 1876. 113—134.
*) V. Ho eh stet t er, Dunit, kömiger Olivinfels von Dun Mountain bei Nelson,
Neuseeland; Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., XVI, 1864, 341—344.
^ Fuchs et de Launay, Gites min^raux, II, 38. — A. Bernard, L' Archipel
de la Nouvelle Cal6donie, 1895; Ref. Ztschr. f. prakt. Geologie, 1897, 257—260.
*)H. Credner, Die Geognosie und der Mineralreichtum des Alleghany-Systems ;
Peterm. Mitt., XVII, 1871, 41—50. - Kemp. Ore deposits, 1900, 412-416.
40 Die eraptiven Lagerstätten.
von Wood Pit in Pennsylvanien war so ergiebig, daß der Bergbau sogar eine
Teufe von 700 Fuß erreicht hat.
In Nordkarolina ^) kommt Chromeisenstein an vielen zerstreuten Punkten
vor, ist aber nirgends in größerem Umfang abgebaut worden. Es sind immer
wenig mächtige Massen von mehreren Tonnen Gewicht und stets gebunden an
Dunit; sie finden sich besonders am Rande der Dunitintrusionen gegen den
Gneis hin, manchmal zusammen mit Korund (s. S. 82).
In Kalifornien^ wird das Erz als Gerolle und auf anstehender Lager-
stätte in verschiedenen Gegenden gewonnen. Kalifornien war zuletzt der einzige
Staat der Union, welcher ein wenig Chromit lieferte; die Höchstproduktion
betrug 1894 3700 t.
An der Ostkttste von Neufundland^) werden verschiedene Chromitlager-
stätten abgebaut.
Neuerdings werden auch in Kanada^) zu Coleraine, Prov. Quebec, Chrom-
erze in zunehmender Menge gewonnen.
IL Eruptive Lagerstätten sulfidischer Erze.
So sehr das zunächst dem Verhalten sulfidischer Erze bei hohen
Temperaturen widersprechen mag, so sind doch Kömchen und Einsprengungen
von Sulfiden in Eruptivgesteinen, und zwar sowohl in Effusiv- wie Tiefen-
gesteinen, zweifellos als primäre Ausscheidungen bekannt. Die Möglichkeit ihrer
Entstehung mußte schon aus dem oft sehr beträchtlichen Gehalt an solchen in
künstlichen Hochofen-Schlacken,^) die manchmal ganz erfüllt sind mit Magnet-
kies usw., oder im Kupferstein hervorgehen.
* Überblickt man die Vorkommnisse, so ergibt sich die auch bezüglich der
oxydreichen Differentiationen gemachte Erfahrung, daß derlei Erzausscheidungen
selten in sauren, häufiger in basischen Eruptivgesteinen auftreten, und daß es
gerade wieder die gabbroiden Magmen sind, welche stellenweise größere Massen
von sulfidischen Ausscheidungen geliefert haben. Umgekehrt sind die im allge-
meinen durch pneumatolytische Äußerungen mehr ausgezeichneten sauren und
mittelsauren Tiefengesteine mitunter von sogen. Kontaktlagerstätten begleitet,
d. h. von epigenetischen, häufig unter Verdrängung löslichen Nebengesteines (fast
stets Kalkstein) entstandenen Erzansiedelungen im Kontakt der Intrusion und
des Nebengesteines. Dieses entgegengesetzte Verhalten sei hier zunächst betont,
ohne daß es schon möglich wäre, die Gründe dafür anzugeben, weshalb die
') Pratt, The occurrence, origin and chemical composition of chromite; with
eapecial reference to the North Carolina deposits; Transact. Am. Inet Min. Eng., XXIX,
1899, 17—39.
') Report of the State Mineralogist of California; verschiedene Jahrgänge. —
Helmhacker, Chromit in den Vereinigten Staaten Nordamerikas; Berg- u. Hüttenm.
Ztg., LVI, 1897, 31—32.
^ Maynard, The chromite-deposits on Port au Port Bay, Newfoundland ; Transact.
Am. Inst. Min. Eng., XXVII, 1898, 283—288.
*) Mineral Industjy, 1902, 97.
6) Siehe u. a. Vogt, Studier over Slagger, 189-216.
Sulfidische Aasscheidnngen in sauren und in basischen Gesteinen. 41
an Magnesia, Kalk und Eisen reichen, an Alkalien, besonders Eali, armen basischen
Magmen die Metalle samt Schwefel im Schmelzfluß zurückhalten, während die
sauren, an Kali reichen Schmelzflüsse dieselben mitsamt allerlei Gktsen, deren An-
wesenheit sich mitunter in den Gangarten der entstehenden Lagerstätten nach-
weisen läßt, ausstoßen. Es wird sich später noch wiederholt Gelegenheit geben,
auf diese Verhältnisse einzugehen. «
1. Sulfidische Ausscheidungen in sauren Gesteinen.
Dieselben besitzen kaum mehr als ein mineralogisches Interesse.
In den meisten Fällen wird das Auftreten solcher überhaupt nicht als
eine magmatische Ausscheidung, sondern vielmehr als eine pneumatolytische
Ansiedelung zum Schluß oder nach Schluß der Gesteinsverfestigung aufzufassen
sein. So kommt Kupferkies samt Turmalin und Flußspat in Drusen des Granits
von Predazzo in Südtirol vor.
Der Syenit des Plauenschen Grundes bei Dresden enthält oft Kupfer-
erze in basischen Ausscheidungen, den sogen. „Tigern^, die aus Hornblende,
Augit, Glimmer, Oligoklas, Apatit, Titanit, mehr oder weniger Magnetit, Titan-
eisen und Zirkon bestehen. Als Erze und deren ümwandlungsprodukte sind
zu erwähnen: gediegen Kupfer, Kupferglanz, Kupferkies, Eotkupfererz, Malachit,
Lasur und Pyrit.
Im Porphyr und Pechstein des mittleren Kotliegenden zu Zwickau in
Sachsen^) finden sich Kupfererze (gediegen Kupfer, Kupferkies, Domeykit) in
fein verteiltem Zustand ziemlich weit verbreitet. Oft sind sie auch auf Gängen
und Klüften angereichert, wo dann Kupferbleche eine merkwürdige Erscheinung
bilden. Solche fanden sich z. 6. auf dem Bürgerschacht I bis 0,5 m lang, 0,15 m
breit und 3 mm stark, auf dem I. Erzgebirg. Tiefbauschacht bis zu 3 Pfund
schwer. Auf dem Bürgerschacht I war das Vorkommen ein so häufiges, daß
man eine Gewinnung versucht hat. Außer von den beiden genannten Schächten
kennt man die Kupferbleche auch vom Hoffnungs-, Vertrauens- und Brücken-
bergschacht.
Daß der Kupferkies und Domeykit wirklich gleichzeitig mit dem Quarz-
porphyr entstanden sind, wird wohl dadurch bewiesen, daß die Erze nur in der
Porphyrdecke vorkommen, in dem Liegenden und Hangenden aber unbekannt
sind, und daß sie innerhalb jener Decke in deren ganzer, nicht unbeträchtlicher
Ausdehnung auftreten. Nach Frenzel enthält auch das plattenförmige Kupfer
Arsen (0,3<>/o).
2. Sulfidische Ausscheidungen in basischen Gesteinen.
Wiewohl Kieseinsprengungen in zahlreichen Eruptivgesteinen, wie z. B.
in Diabasen, zu den häufigen Erscheinungen gehören und z. B. auch Magnetkies
in verschiedenen Basalten (vielleicht manchmal als nicht authigener Einschluß?)
beobachtet wird, so sind doch größere Anhäufangen solcher Erze in basischen
Eruptivgesteinen nicht sehr häufig. Von hervorragender Bedeutung ist nur der
nachstehend beschriebene Lagerstättentypus, der allerdings gegenüber dem her-
gebrachten Begriff der „magmatischen Ausscheidung^ einige, scheinbar stets
wiederkehrende Sonderheiten aufweist.
^) Frenzel, Mineralogisches Lexikon für das Königreich Sachsen, 1874, 179. —
MietzBch, Erläut. zur Geol. Karte von Sachs., Sekt. Zwickau, 1877, 36—37. —
Winkler, Analyse des Zwickauer Arsenkupfers bei A. Weisbach, Mineralogische
Notizen, U; N. Jahrb., 1882, U, 256.
42 Die eruptiven Lagerstätten.
Nickelhaltiger Magnetkies (und Kupferkies) gebunden an Gesteine
der Gabbrofamilie und deren metamorphe Abkömmlinge«
a) Vorkommnisse gebunden an mehr oder weniger unveränderte
intrusive Gabbros und gabbroähnliche Gesteine jüngeren Alters.
* Magnetkies, soweit die Untersuchungen reichen, mitunter etwas nickelhaltig,
kommt in manchen Gabbros als untergeordneter Bestandteil vor. So ist der
bekannte Gabbro aus dem Eadauthal bei Harzburg stellenweise sehr reich an
Magnetkies, der von etwas Kupferkies und mitunter von Pyrit begleitet wird.
Das Erz bildet bei oberflächlicher Betrachtung scheinbar derbe Massen, die aber
doch durchsprengt sind mit Plagioklas und Diallag. Besonders um fremde
Gesteinseinschlttsse haben sich die Sulfide ausgeschieden, doch kommt der Magnet-
kies auch sonst häufig in schlierigen Anreicherungen im Gestein vor.
Der Gabbro von Harzburg ist karbonischen Alters und hat keine Meta-
morphose erfahren. Es ist deshalb lehrreich, daß das mikroskopische Bild im
wesentlichen an dasjenige mancher später zu besprechenden kanadischen und
südnorwegischen raagnetkiesführenden Gabbros, z. B. von der Flaad-Grube, er-
innert; in den erzreichen Partien bildet das Erz eine Grundmasse, in welcher
meist gerundete, aber auch eckige Individuen von Plagioklas, Pyroxen, Biotit,
Apatit u. a. liegen. Die Erscheinungsweise dieses Gemenges ist die-
jenige einer Breccie, in welcher der Magnetkies als jüngster Be-
standteil die Bindemasse bildet. Das Erz dringt in tiefen Einbuchtungen
in die durchsichtigen Gemengteile ein, gerade als ob diese resorbiert worden wären.
Der Magnetkies des Harzburger Gabbros hat einen deutlichen Nickelgehalt
(nach Rammeisberg 0,65 ^/q); das geringfügige und deshalb wertlose Vorkommen
ist gleichwohl wegen seiner Analogie mit den reichlicheren Erzausscheidungen
anderer Gabbrogebiete sehr bemerkenswert. *
Ein anderes, reicheres Vorkommen von nickelführendem Magnetkies in
einem normalen, d. h. nicht metamorphosierten basischen Eruptivgestein, das
zwar kein Gabbro ist, einem solchen aber sehr nahe steht, ist das vom Schweidrioh
bei Schluckenau in Böhmen und das von Mittel-Sohland in der Lausitz, beide
etwa zwischen Wamsdorf und Bautzen, einander benachbart an der sächsisch-
böhmischen Grenze gelegen. Die Erze (Magnetkies, Kupferkies und wenig Pyrit)
sind gebunden an diabasartige Gesteine, welche den Lausitzer Granitit in großer
Mächtigkeit durchsetzen.
Das Vorkommen vom Schweidrich ist von v. Foullon^) beschrieben
worden. Der Betrieb ist gegenwärtig dort auflässig.
Am Schweidrich wird der Lausitzer Granit durchsetzt von einem min-
destens 20 — 30 m mächtigen Gang eines mittelkörnigen, in der Zusammensetzung
etwas schwankenden Gesteines, das als normale Hauptbestandteile Plagioklas,
rötlichen Augit, braune Hornblende, Biotit, daneben Quarz, Apatit und Erze
(Titaneisen und wohl auch Magnetit) zeigt. Stellenweise führt das Gestein, das
*) Über einige Nickelerzvorkommen; Jahrb. k. k. geol. Reichs-Anst.. XLH, 1892.
223—310, bes. 302—307.
Nickelhaltiger Magnetkies gebunden an Gesteine der Gabbrofamilie. 43
von y. Fonllon als Gabbro bezeichnet wird, auch Olivin. Am Salband gegen
den Granit ist das Gestein ein feinkörniger Diabas.
In den erzführenden Partien tritt der Feldspat znrflck, die braune Horn-
blende nimmt zu, der Augit ist in grüne Hornblende umgewandelt, an Stelle
des Biotits ist oft Eisenerz getreten. Die Erze, Magnet- und Kupferkies, sind
die jüngsten Bestandteile des Gesteines und bilden mit den Silikaten ein buntes
Gemenge; derbe Erzmassen sind seltener; solche, die aus fast reinem Magnetkies
bei 0,53 ^/q Gangart und 2,90 ^/o Kupfergehalt bestanden, ergaben einen Nickel-
gehalt von 7,08 o/o.
Die Erzanreicherungen haben im Kontakt mit dem Granitit stattgefunden,
welch letzterer von dem ,, Gabbro^ her auch mit Kiesen bis auf eine Entfernung
von einem Meter imprägniert wurde und nach v. Foullon durch den Gtibbro-
durchbruch strukturell verändert worden sein soll.
V. Foullon hat die Nickelerzlagerstätte analog denjenigen von Kanada für
das Produkt einer magmatischen Ausscheidung gehalten und durch die Analyse nach-
gewiesen, daß die Silikate des fast erzfreien Gesteines fernab der Lagerstätte nur
Spuren von Nickel und kein Kupfer (dagegen etwas Zinn und Antimon) enthalten.
Ganz entsprechend dem Vorkommen am Schweidrich ist dasjenige von Mittel-
Sohland,^) wo man seit dem Jahre 1900 Nickelerze fördert. Das dortige Gestein
ist mittelkörnig und von wechselnder Zusammensetzung ; es besteht in der Haupt-
sache aus hypidiomorphen Körnern von rötlichem Augit, viel brauner Hornblende
und Glimmer und wechselnden Mengen von Plagioklas und Olivin und wird von
Beck als ein „olivinführender Proterobas von gabbroartigem Habitus" be-
zeichnet.^) In fast erzfreien, kugelig-schalig verwitternden Knollen und in
schlierigen Partien inmitten des Gesteines kommen Spinell und Korund vor.
Bemerkenswert sind auch Knauer von Sillimanit. Die Gangmächtigkeit des
Proterobases beträgt in den gegenwärtigen Aufschlüssen 7 m.
Als Erze sind Magnetit und Titaneisen, diese beiden als ältere, und
Kupferkies und Magnetkies zu beobachten. Erstere beiden kommen als Ein-
schlüsse in den Silikaten vor, letztere umhüllen sowohl die ersteren, wie sie
überhaupt die Rolle der jüngsten Bestandteile des Gesteines spielen. Wo
sich eine Altersfolge zwischen den beiden Sulfiden erkennen läfit, scheint der
*) Beck, Über eine neue Nickelerzlagerstätte in Sachsen; Ztschr. f. prakt. Geol.,
1902, 41—43. — Ders., ebenda 379—380. — Dera., Lehre von den Erzlagerstätten,
I. Aufl., 1900, 47, II. Aufl., 1903, 46—47. — Ders., Die Nickel erzlagerstätte von
Sohland a. d. Spree und ihre Gesteine; Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., LV, 1903. Erst
z. T. erschienen. — Beyer, Die erste Erzlagerstätte der Oberlausitz; Wissensch. Beil.
d. Leipziger Zeitung, 13. Febr. 1902. — Material der Clausthaler Sammlung, geschenkt
von Herrn Dr. 0. Beyer in Bautzen und Herrn Dr. A. Dieseldorff in Dresden.
Femer briefliche Mitteilungen des letzteren.
^ In seiner letzten Beschreibung hat Beck die in Talk umgewandelten, teilweise
wohl umgrenzten Pseudomorphosen mit den charakteristischen Querschnitten des Olivins
für eine zweite Pyroxenart gehalten, die, weil jene Pseudomorphosen im rötlichen Pyroxen
eingewachsen vorkommen, ält^r sein müßte als dieser. Bisher fehlen mir Beweise dafür,
daß es sich nicht doch um Olivin handelt. Bergeat.
44 Die eruptiven Lagerstätten.
Kupferkies zunächst älter zu sein als der Magnetkies, indem er von diesem um-
randet wird. Da aber beide die Zwischenräume zwischen vorher verfestigten
Gemengteilen fflllen, so ist es trotzdem möglich, daß der Magnetkies zuerst
gewissermaßen die Wände dieser kleinen Drusen bedeckte und erst zuletzt in
dem kleinen Innenraum der Kupferkies zur Ausscheidung gelangte.^)
Der Olivin liegt teilweise in der Form ringsum ausgebildeter Kristalle
innerhalb der späteren Ausscheidungen; er ist vorzugsweise in Talk umgewandelt.
Desgleichen hat auch der Plagioklas eine hochgradige Umwandlung erfahren,
an seiner Stelle sieht man eine schwach licht- und doppelbrechende, an sich
farblose (?) Substanz, die indessen zum größten Teil ebenso wie manchmal die
Olivinpseudomorphosen mit einem blaugrttnen oder schmutzig braunen Färbe-
mittel geerbt ist. Die übrigen Silikate, wie Augit, Hornblende und Glimmer
haben im allgemeinen bei weitem nicht diese Umwandlungen erlitten.
Die Sulfide umhüllen, manchmal als reichliche Grundmasse, rundliche Kömer
der Gesteinselemente, bald umzieht besonders der Magnetkies dieselben mit einem
schmalen Saum. Der Olivin tritt sehr häufig in wohl umgrenzten Kristallen in dem
Erzgemisch auf. Es scheint, als wenn die Festwerdung der Sulfide und die Um-
wandlung des Olivins und des Feldspats gleichzeitig vor sich gegangen wären.
Das Nickel-Kupfererzmittel ist längs des Kontakts zwischen dem Proterobas
und dem Granit in 2 — 2,5 m Mächtigkeit 150 m weit als derbe Masse mit 4 bis
5°/o Nickel und 2^/o\Kupfer verfolgt worden. Das reiche Erz verliert sich
gegen den tauben Proterobas zu durch eine Gesteinszone, die unregelmäßig fleckig
mit Sulfiden imprägniert ist, etwa ^^I^^Iq Nickel und 1^/2^/0 Kupfer enthält und
auf welche sich obige petrographische Beschreibung bezieht. Proben von schein-
bar derbem Magnetkies erweisen sich als reich an Magnetit.
Auch hier ist der Granit auf geringe Entfernung vom erzfahrenden Ge-
steinsgang mit Sulfiden imprägniert.
Nach Beyer fanden sich in den oberen Teufen des Erzmittels Knollen
mehr oder weniger erzfreien Gesteines im Erz, derart, daß dieselben zunächst
von vorwaltendem Kupferkies, dann von einem Gemenge von Kupferkies und
Magnetkies und außen von mehr oder weniger reinem Magnetkies überzogen waren.
Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß sich nahe dem Ausstrich dieser
Lagerstätte sekundäre Kupfererze finden. Kupferglanz kommt auf einem 3 — 5 cm
mächtigen Gang inmitten des sulfidischen Erzes in geringer Tiefe unt^r dem
eisernen Hut als sekundäres Produkt vor, desgleichen hat sich stellenweise ge-
diegen Kupfer gebildet.
Die Sohlander Erze enthalten im Durchschnitt etwa 5^/o Nickel und 1,8 bis
2 ^Iq Kupfer und sind frei von Gold, Silber, Platin, Wismut, Arsen und Antimon.
b) Vorkommnisse gebunden an Gabbroide und deren metamorphe
Abkömmlinge, welche Einlagerungen im kristallinen Schiefergebirge
bilden.
Ziemlich verbreitet sind nickelhaltige Magnetkiese in enger Verbindung
mit basischen Gesteinen vorkambrischen Alters, die bald als Norite, Gabbros
1) Siehe auch v. Foul Ion, 1. c. 305—306.
Nickelhaltiger Magnetkies gebimden an Gesteine der Gabbrofamilie. 45
oder als feldspatarme Abarten solcher (Pyroxenite) dentlich erkennbar sind, teils
eine Metamorphose in ähnliche Hornblendegesteine (sog. Diorite der Amerikaner,
Dioritschiefer, Dioritgabbros) oder in Homblendeschiefer erfahren haben, wobei
sich mitunter die Herkunft der letzteren ans Pyroxengesteinen noch deutlich an
den darin erhaltenen Pyroxenresten erweisen läßt. Mitunter fehlt aber jeder
sichere Beweis, daß solche Amphibolite, Hornblendeschiefer und Homblendefelse
ans Gabbros und Noriten hervorgegangen sind. Dafi aber gerade mit ihnen jene
Erzaosscheidangen auftreten, wird ftlr einen Hinweis auf eine solche Verwandt-
schaft gehalten.
Die genannten Gesteine bilden in den hier in Betracht kommenden Fällen
fast immer linsenförmige Einlagerungen in den umhüllenden kristallinen Schiefern,
wie Gneise usw. Die Erzlagerstätten sind dann in der Begel an die Grenzen
dieser Einlagerungen gebunden und folgen denselben mit Unterbrechungen.
Der Magnetkies besitzt im übrigen seine weiteste Verbreitung in den in
die kristallinen Schiefer eingeschalteten Kieslagern; diese im allgemeinen von
Grabbros und ähnlichen Gesteinen nicht begleiteten Erze gelten als nickelfrei
(z. B. zu Bodenmais in Bayern oder am Schneeberg in Tirol). ^)
Möglicherweise ist der Pentlandit oder Eisennickelkies (Fe, Ni) S, mit bis
zu 40^/0 Nickel, ein hauptsächlicher Träger des Nickels in den in Eede stehenden
Lagerstätten. Je reicher der Nickelgehalt des Magnetkieses, desto weniger
magnetisch ist letzterer.^ In der Begel beträgt der Nickelgehalt der hier in
Betracht kommenden Erze nur wenig Prozent, und gewöhnlich wird derselbe
begleitet von einem so hohen Gehalt an Kupferkies, dafi die Lagerstätten häufig
auch als Kupfererzlagerstätten von Bedeutung sind, ja sogar als solche abgebaut
worden sind.
Mit der Mineralogie und Chemie dieser Vorkommnisse hat sich Vogt
eingehend befafit.
Der Magnetkies enthält hier meistens neben einem geringen Kobalt-
gehalt nur 2 — 8^/0 Nickel, mitunter auch (infolge Beimengung des ihm sehr
ähnlichen Pentlandits?) 10 — 15 ^/q. Der Kobaltgehalt des Magnetkieses ist ge-
ringer als dessen Nickelgehalt und soll nach Vogt ^/g bis ^/q, manchmal auch
nur ^Ijj^ bis ^/^q des letzteren betragen. Mitunter bemerkt man innerhalb des
Magnetkieses den lichter gefärbten und durch seine Absonderungsflächen aus-
gezeichneten, unmagnetischen Pentlandit (Espedalen und Beiem in Norwegen,
Vicinella bei Varallo und Sudbury). Millerit und Polydymit (NigFeS^) sind auf
kanadischen Nickelerzgruben dieses Typus angetroffen worden. Dagegen scheinen
die für die Kobalt- und Nickelerzgänge charakteristischen Arsenverbindungen
') Anderseits aber darf auch nicht vergessen werden, daß der Magnetkies des
Preiberger Gneises 0,61% Nickel und 0,12 »/o Kobalt enthält. (Stelzner, Festschrift
der Dresdener „Isis'S 1886, 46.)
^ Dixon hat gezeigt, daß der Magnetkies von Sudbury durch fortdauernde
Konzentration des magnetischen Teiles, unter Ausscheidung eines nicht magnetischen Teiles,
zu einem wesentlich nickelärmeren Erz wird. Der Nickelgehalt verringert sich durch
magnetische Konzentration von 3 — 4% auf 0,68 — 1,20 '^/q. Der möglichst reine, aber
immer noch etwas magnetische Kückstand enthielt 30,30—33,09 Ni, 26,40—28,65 Fe
und 20,46 — 32,80 S, entspricht also einem sehr nickelreichen Pentlandit.
46 Die eruptiven Lagerstätten.
fast ganz zu fehlen, und ebenso sind die Nickel magnesiasilikate der an Serpentin
gebundenen Nickelerzlagerstätten von Neu-Ealedonien, Frankenstein usw. diesen
Vorkommnissen fremd. Eobaltglanz wird von Erteli in Norwegen, Zink-
blende von Bamle in Norwegen und Sudbury in Kanada erwähnt.
Wie auf den Kieslagem des kristallinen Gebirges, so kommt der
Schwefelkies auch hier gern in idiomorphen Kristallen vor, welche in die
derben Erze, besonders häufig in Kupferkies eingewachsen sind. Zu Klefva (in
Schweden) enthält er 2,5 ^/q Kobalt und Nickel und zwar ersteres überwiegend,
so daß Ni : Co = 1 : 5 bis 1 : 10. „Auf einigen norwegischen Gruben wird der
Magnetkies lokal durch Schwefelkies ersetzt ; in diesen Fällen, wo somit die ganze
Sulfidmasse als Schwefelkies ausgeschieden worden ist, begegnen wir dem normalen
Verhältnis zwischen Nickel und Kobalt, nämlich 1 Co zu etwa 6 — 8 Ni" (Vogt).
Kupferkies ist stets vorhanden, die gewonnenen Kupfererze sind stets
nickelhaltig. Sein Verhältnis zum Magnetkies ist schwankend, bleibt sich aber
nach Vogt in Norwegen im Durchschnitt für eine längere Zeit auf den einzelnen
Gruben ziemlich konstant. Auf den norwegischen Gruben schwankt das Ver-
hältnis zwischen Kupfer und Nickel zwischen 80 : 1 und 20 : 1, scheint aber in
der Regel etwa 35 : 1 zu sein. Aus dem Kupferkies hat sich neben anderen
sekundären Erzen stellenweise gediegen Kupfer gebildet.
Bemerkenswert ist der Gehalt der skandinavischen und mancher kanadischer
Nickelerze anTitaneisen (und Titanomagnetit). Dieselben kommen in Kristallen,
Körnern, faustgroßen und sogar kubikmetergroßen Massen im Magnetkies ein-
gewachsen vor.
Daß die schwedischen Nickelerze Gold enthalten, war schon durch Stapff^)
erkannt worden; derselbe vermutet« auch einen Gehalt von Bhodium und Iridium
darin. Das merkwürdige Platin-Mineral Sperrylith (PtAs^) ist 1890 zu Sudbury
in Kanada entdeckt worden; auch die kanadischen Erze enthalten etwas Iridium
und Palladium.
Nach Vogt kommen die Edelmetalle auf den nickelfährenden Magnetkies-
lagerstätten wohl hauptsächlich im Kupferkies vor; das Verhältnis des Silbers zu
Platin und Gold soll nach ihm für die norwegischen Erze sein: Au : Ag = 1 : 120,
Pt : Ag = 1 : 30; ferner Ag : Ni = 1 : 5000, Pt : Ni = 1 : 150000.
In Kanada wird Platin als sehr untergeordnetes Nebenprodukt aus dem
Nickelstein gewonnen.
Zu Horbach^) im badischen Schwarzwald ist nickelhaltiger Magnetkies
an eine mehr oder weniger serpentinisierte, mitunter an Magnesiaglimmer reiche,
bis zu 10 m mächtige Gesteinsmasse im Gneis gebunden. Das eigentliche
Mutt«rgestein der letzteren ist nach Sauer ein Pyroxenit mit brauner Hornblende
(„Badenit"). Der reine Magnetkies enthält 11— 12 0/o, das Pocherz 2,1— 2,8 o/^
^) Ober Konzentration von Nickelstein zu Klefva bei Hvettauda in Schweden;
Berg- u. Hüttenm. Ztg., XVII, 1858, 371—372.
^) Knop, Über die Nickelerze von Horbach bei St. Blasien im Schwarzwalde;
N. Jahrb., 1873, 521—529. — Sauer, Ber. üb. die Vers, des oberrh. geol. Vereins,
XXXV. 1902. 7
Nickelhaltiger Magnetkies gebunden an Gesteine der Grabbrofamilie. 47
Nickel. Derselbe wird begleitet von Kupferkies, and beide nmbüUen körnige
Massen von Eisenglanz. Der Magnetkies worde schon 1803 — 1806 zur Vitriol-
darstellong benatzt, späterhin 1857 — 1859 und von 1864 bis in die 70 er Jahi*e
des XIX. Jahrhunderts als Nickelerz abgebaut.
In Ober-Italien zieht sich eine Zone von mehr oder weniger basischen
Eruptivgesteinen, nämlich von Dienten, Noriten, amphibolitischen Noriten, Gabbros
(Granat- und Olivingabbros) und Lherzolithen, etwa 100 km lang und 20 km
breit zwischen Ivrea und Locamo hin, die Täler der Sesia and des Toce Über-
schneidend. Es sind nach Lotti Intrusivgesteine, wie da und dort Erscheinungen
des Eontaktmetamorphismus beweisen. An solche Gesteine sind an zahlreichen
Orten (zu Yal Barbina, Bonda del Chierico, Valmaggia, Miggiandone, Alpe della
Valle, Cevia, Laghetto, Pennina Grande, Alvani, Luzzogno, Alagna und Baveno)
nickelhaltige Magnetkiese mit Kupferkies gebunden. „Alle in diese Gesteine
eingelagerten Erzmassen kommen konstant am Kontakt mit Gneis oder den
anderen, die Eruptivmassen umhüllenden Gesteinen vor und bestehen allgemein
aus langgestreckten, linsenförmigen Schlieren. Die mikroskopische Betrachtung
zeigt, daß das Erz da und dort in die Zwischenräume des Gesteines eindringt
und die kristallinen G^steinselemente verkittet, die manchmal deutliche Korro-
sionserscheinungen erkennen lassen"^ (Lotti). Zusammenfassend bezeichnet man
eine Beihe der wichtigsten Gruben, welche besonders vom Ende der 60 er bis
zum Ende der 70 er Jahre des XIX. Jahrhunderts lebhafter betrieben wurden, als die-
jenigen von Vftrallo;^) sie liegen im Sesiatal und im Yal Sorba am Sttdostabhang
des Monte Rosa. Über die Geologie der Vorkommnisse sagt Badoureau folgendes :
Bei Varallo werden die Glimmerschiefer und der Gneis durchsetzt von einem 20 km
langen und 4 km breiten „Dioritmassiv"^ (s. u. !). In dem „Diorit^ und auf seinem
Kontakt mit dem Gneis findet man erzhaltige Massen, welche die Richtung des
Dioritmassivs besitzen. Die Ausfüllung dieser „Gänge^ besteht zu etwa gleichen
Teilen aus nickelhaltigem Magnetkies und zwischengeknetetem (remani^) Amphibol,
der in der Form halbgeschmolzener rundlicher Einschlüsse auftritt.
Die Cevia-Mine liegt 1980 m, die Grube von Sella Bassa 1500—1700 m
hoch. Jener „Diorit** ist nach Stelzner bald ein olivinfreier, bald olivin-
führender Norit mit oder ohne Diallag (nach Vogt), bald ein plagioklasfreier
Amphibolperidotit (Bronzit-Amphibol-Olivingestein). Die gröberkörnigen, plagio-
klasfreien Gesteine waren der Erzführung am günstigsten. Das Erz findet sich
auf Spalten der Gemengteile, besonders aber an der Peripherie der Bronzit-
körnchen konzentriert.
') Perazzi, Sul concentramento della calcopirite nel giacimento di pirrotina
nichelifera di Miggiandone e sulla paragenesi dei minerali cristallizati che vi si trovano;
Mem. della R. Accad. delle Science di Torino (2), XXI, 1865, LXVII— LXX. — Monte-
fiori Levi, Die Nickelgrube von La Bahna bei Locamo im Val Sesia; Atti della See.
Ital. di scienze Daturali, IK, 418—425; Ref. N. Jahrb., 1867, 718-719. — Stelzner,
Berg- u. Hüttenm. Ztg., XXXVI, 1877, 86—87. — Badoureau, La m^tallurgie du
nickel; Ann. d. Mines (7), M6m. XII, 1877, 237—340, bes. 245—247. Einige Er-
gänzungen gibt Vogt, Zt«chr. f. prakt. Geol., 1893, 257. — D'Achiardi, I metalli,
II, 22—24. — Lotti, I depositi dei minerali metalliferi, 34—36.
48 Die emptiven Lagerstätten.
Die mittlere Znsammensetzimg des Erzes gibtBadoureau folgendermaßen an:
Grube Cevia Grube Sella Bassa
„Amphibol" 50,00 50,00
S 28,00 28,00
Ni 1,20 1,44
Co 1,00 0,36
Cu 0,50 0,72
Fe 20,00 20,00.
Für die reinen Kiese ergibt das einen Oehalt von 4 — 5^/o Nickel und
Kobalt. Wegen des Preisfalles für Nickel und wegen der Transportschwierig-
keiten ist der Bergbau, der anfangs der 70 er Jahre des XIX. Jahrhunderts jährlich
50 — 55 t Nickelmetall geliefert hat, im Jahre 1878 zum Erliegen gekommen.
Mitte der 70 er Jahre betrug die gesamte Erzförderung 2500 — 3000 t.
Einige Bedeutung besafi auch die im Unterlauf der Sesia gelegene Grube
von Locarno; sie ergab 1864 etwa 70 t Erz.
Nach Perazzi zeigte sich auf der Erzlagerstätte von Miggiandone eine
prächtige sekundäre Neuansiedelnng von Erzen und Mineralien längs eines Ver-
werfers, der als Erzgang im Jahre 1865 schon bis zu 185 m in die Teufe
und 172 m im Streichen aufgeschlossen war. Es fanden sich darauf prächtige
Kristallisationen von Magnetkies, Kupferkies, Calcit, Quarz, Blende usw.
Übrigens hat schon Perazzi (1865) eine recht charakteristische Schilderung
der oberitalienischen Nickelerze und eine Erklärung ihrer Entstehung gegeben,
die den neuerdings von verschiedenen Seiten geäufierten Theorien entspricht.^)
In der Provinz Novara sind im Jahre 1901 auf 9 Gruben und Schürfen
280 t Nickel-Kupfererz im Wert von 14000 Lire gefördert worden.
Über die norwegischen und schwedischen nickelführenden Magnetkies-
lagerstätten hat zuletzt Vogt^ zusammenfassend berichtet.
Wie seit langer Zeit bekannt und von T. Dahll zuerst betont worden ist,
sind die nick ölführenden Magnetkiese in Skandinavien allgemein an gewisse,
1) 1. 0. LXVin.
^ Vogt, Et par bemärkninger om de norske apatitforekomster; Geol. For. Forh., VI,
1883, 783—798; Ref. N. Jahrb., 1884, U, -369-. — Ders., Jenmikkelkia fra Beiem;
ebenda XIV, 1892, 335—338; Ref. N. Jahrb., 1893, II, - 72 -. — Ders., Om Verdens nikkel-
produktion; ebenda 433—476; Ref. N. Jahrb., ebenda. — Ders., Bildung von Erzlager-
stätten durch Differentiationsprozesse in basischen Eruptivmagmata; Ztschr. f. prakt.
Geol., 1893, 125—143. — Ders., Platingehalt im norwegischen Nickelerz; ebenda X.
1902, 268—260. — Meinicb, Über das Vorkommen von Nickelerz in Sm&lene; Nyt
Magaz. f. Naturv. i Kristiania, XXIV, 1878, 125-137; Ref. N. Jahrb., 1880, II, 199
bis 201. — Lang, Ein Beitrag zur Kenntnis norwegischer Ghibbros; Ztschr. d. deutsch,
geol. Ges., XXXI, 1879, 484—503, Lit. — Heiland, Mikroskopische Untersuchung
einiger Gesteine aus dem nördlichen Norwegen; Jahresh. d. Troms. Mus., 1878; Ref.
N. Jahrb., 1879, 420 — 422. — Lassen, Om nikkelmalmen pä Ringeriget; Nyt Mag.
f. Naturv., XXI, 271, zitiert von Lang. — Fr. Müller, Nogle nikkelforekomster paa
Ringeriget; Nyt Magaz. f. Naturv., XXVI, 1881, 34—43; Ref. N. Jahrb., 1883, I,
— 426—, — Kjerulf, üdsigt over det sydlige Norges Geologi, 1879; deutsch von
Gurlt, 1880, 326—326, 267—258, 310—311. — Santesson, Nickelmalmsfyndigheten
vid Klefva; Geol. För. Förh., IX, 1887, 66—73; Ref. N. Jahrb., 1889, -429-. —
von Post, Ytterligare om nickelmalmfyndigheten vid Klefva; ebenda 215—220; Ref.
N. Jahrb., ebenda. — Landström, Meddelande om nickelmalmfyndigheterna vid Ruda
i Skedevi socken, Ostergötlands l&n; ebenda 364—371; Ref. N. Jahrb., ebenda —275—.
Nickelhaitiger Magnetkies gebanden an Gesteine der Gabbrofamilie. 49
der Gneisformation fast stets linsenförmig eingelagerte und von dieser konkordant
umhüllte Gesteinslinsen gebunden, welche seit jeher mit dem Sammelnamen
„Gabbros" benannt werden. vSchon Dahll hat 1864 den Gabbro als den Erz-
bringer bezeichnet.
Nach Vogt kennt man allein in Norwegen mindestens vierzig über das
ganze Land zerstreute Gabbrovorkommnisse, welche von Nickelmagnetkies-Lager-
stätten begleitet sind.
Dieselben verteilen sich auf folgende Distrikte mit nachstehenden Haupt-
gruben :
1. Bei Arendal in Südnorwegen, 58^/.2^ nördl. Br. bis 58*/g®.
2. Sätersdalen (Flaad), 58Va<^.
3. Bamle (Meinkjär, Bamle Nysten), 59°.
4. Smaalenene (Romsaas), öO^/^ — SQ^/g®.
5. Kristiania (Ramstad), 60**.
6. Ringerike (Erteli, Langdal), 60 «
7. Bergen (Nonaas), 6OV2®.
8. Espedalen (Stang, Evan, Graahö, Veslegruben), öl^/g— 61^/o ^.
9. Skjäkerdalen und Värdalen bei Drontheim, 64^.
10. Beiern in Nordland, 67 0 und Malö, 678/4 <>.
11. Senjen im Tromsö-Amt, 69^/3^.
12. Die wichtigste schwedische Nickelerzgrube ist Klefva in Dalarne, in
der Gegend von Jönköping.
Die gemeinhin als „Gabbro" bezeichneten Gesteine sind nur selten als
typische Gabbros ausgebildet, sie gehören vielmehr zumeist entweder zu den
„Olivinhyperiten'*, d. s. Olivin-Plagioklas-Diallaggesteine mit Diabasstruktur,
oder zu den Noriten, oder zu den „Gabbrodioriten", „die im allgemeinen als
uralitisierte Norite aufgefaßt werden können" (Vogt). Biotit und braune Horn-
blende spielen in den südnorwegischen Noriten eine Rolle. Die Zusammensetzung
der Gesteine ist im übrigen eine sehr wechselnde; mitunter, wie zu Erteli,
werden sie sogar zu feldspatfreien Olivin- Amphibol-Biotit-Gesteinen, manchmal
zu Peridotit^n. Der „Gabbrodiorit" (nach Vogt auch üralitnorit oder üralit-
gabbro) läßt überhaupt keine Anzeichen eines Pyroxens mehr erkennen, dürfte
also in seinem jetzigen Zustande wohl den Namen Amphibolit verdienen.
Fast alle diese Gesteine bilden, im Gegensatz zu denjenigen „Grabbros",
welche in der Nähe vieler norwegischer Kieslager angetroffen werden, und die
dem Cambrium bezw. dem Silur zugezählt werden, Einlagerungen im Gneis.
Vogt betrachtet alle als Eruptivgesteine. „Wo die Kontakte gut entblößt sind,
läßt sich im allgemeinen eine messerscharfe Grenze zwischen dem Gabbrogestein
einerseits und dem Nebengestein anderseits beobachten; an anderen Stellen
dagegen, wo das Terrain stark bedeckt ist, und wo die Gabbrogesteine durch
Dynamometamorphose in dem Grenzstadium einen hornblendeschieferähnlichen
Habitus erhalten haben, möchte man freilich bei einer sehr flüchtigen Beobachtung
an Übergänge zwischen Gabbro und Schiefer denken." Fast immer bilden die
„Gabbros" Linsen, doch führt Vogt auch Beispiele für Durchschneidungen der
Schichten durch dieselben an; als Beweis für ihre eruptive Entstehung nennt
Stelzner-Bergeat, Erzlagerstätten. 4
50 Die eruptiven Lagerstätten.
er anch NebeDgesteinaeinschlüsse und eine feinkörnige Qreozfazies mancher
Stöcke. Nach Heinich hat das Gestein von Romsaas eine kogelfönnige Ab-
sonderung, die ganz an diejenige des Kugeldiorita von Corsica erinnert. Die
Gabbros werden stellenweise durchsetzt von echten Fegmatiten und von orthoklas-
freiem pOligoklasgranit" (grünlicher Oligoklas, Quarz und Biotit); der letztere
fahrt gleichfalls aufler Granat, Turmalin, Kalk- nnd Eisenspat ni ekel haltigen
Magnetkies, Kupferkies and Eisenglanz, wobei manchmal die Erze und der
Glimmer an den Salbändern konzentriert sind. Endlich werden nach Meinich
in Smaalenene alle Gesteine von Diorit^ngen durchsetzt
Flg. b. Der östliche Teil der Ertellsrnbe. qi arcbUBche Schiefer, g Qroalt, gb Norlt, Ollvinnorlt,
dlallagfUhrender Noiit. Amphlbolpikrlt. Die schwarzen Stellen sind die Tsgebane. (Nach
Ejeralf-P. MUller, 1S79, peti'oerapblBctae ErgttnzDDgeD nach Vogt ISBS.)
Es sind, wie sich aas dem vorigen ergibt, also keine ganz gleichbleibenden
Gesteinstypen, an welche die Erze gebunden sind; sie gehören aber immer zu
den basischen oder recht basischen Tiefgesteinen, die auch anderswo mit-
einander aufzutreten und ineinander ttberzagehen pflegen. Als außerhalb der
Verwandtschaft stehend führt Vogt nur einige wenige Vorkommnisse an,
nämlich die nickelhaltigen Magnetkiese, die zusammen mit dem Titaneisen von
Ekersund-Soggendal, teilweise auch im Labradorfels dortselbst vorkommen, ferner
ein solches, das an eine Olivindiabasdecke zu Lnndörren in Jemtland gebunden
ist, und endlich ein solches im silurischen oder postsiluriachen Gabbro (Olivin-
gabbro?) im Drontheimgebiet.
Nickelhaltiger Magnetkies gebunden an Gesteine der Grabbrofamilie. 51
Das Erz kommt nur zum geringen Teil als ein zweifelloser akzessorischer
Gemengteil des Gesteines vor. Im übrigen bildet es zumeist Anhäufungen an
der Peripherie der „Gabbro" -Massen, überhaupt dort, wo dieselben an die
kristallinen Schiefer stoßen, also auch in der Nähe der zwischen den Gabbros
auftretenden Schiefermassen. In dem Erze sind dann häufig Elemente des
Nebengesteines in inniger Mischung zu sehen. Die Mächtigkeit dieser Erzzonen,
welche übrigens häufig auch von dem beiderseitigen Nebengestein scharf ge-
schieden sind und z. B. auf einer der Erteli-Gruben gangförmige Massen von
150 — 200 m Länge bilden, beträgt meistens bis zu einigen, selten bis zu 15 m.
Nur untergeordnet kommen Erzmassen auch im Innern der Gabbrostöcke vor.
„Endlich verzweigen sich die Erze ziemlich oft auch in die angrenzenden Schiefer
hinein bis zu einer Entfernung von im allgemeinen etwa 10, selbst 25 bis 50 m
von der Gabbrogrenze** (Vogt); man hätte also damit injizierte Gänge vor sich.
In den Schiefern selbst kommen ferner fahlbandartige Anreicherungen, ja mehrere
Meter mächtige Erzstreifen vor. So kennt man auf der Mellemgrube in
Smaalenene nach Meinich sechs solcher Erzbänder mit 2 — 10 m und mehr
Mächtigkeit, und Müller und Vogt erwähnten solche Magnetkieslagerstätten,
welche mindestens in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit „Gabbro^ stehen,
aus Ringerike.
Das Areal der Gabbrofelder schwankt zwischen 100 und einigen hundert
bis zu mehreren und vielen tausend Quadratmetern. Das bedeutendste Gabbro-
gebiet ist dasjenige von Erteli mit 210000 qm, ein anderes großes, dasjenige
von Romsaas, mißt 50000 qm. Über die vorhandenen Kiesmassen hat Vogt
(Ztschr. f. prakt. Geol., 1893) Mitteilungen gemacht, auf welche hiermit ver-
wiesen sei.
Vogt berechnet, daß, wenn man sich den durch Schätzung gefundenen
Nickel-, Kobalt- und Kupfergehalt der Lagerstätten gleichmäßig durch die
Gabbrostöcke verteilt denke, diese folgende Durchschnittsgehalte aufweisen würden :
Ni
Zu Erteli 0,03
Meinkjär und Bamle Nysten . . . 0,12
Beiem 0,085
Die nickelführenden Magnetkieslagerstätten Norwegens sind nach Vogt
das Produkt einer magmatischen Differentiation. Die Sulfide haben nach ihm
dem Magma selbst angehört; sie sind hier, wie auch bei den anderen bis jetzt
erwähnten Vorkommnissen, zuletzt verfestigt worden und haben sich dabei zwischen
den Gesteinsgemengteilen, in Rissen und Spaltklüften derselben, an der Peripherie
der Gesteinslinsen und von dort ausgehend auch auf den Klüften des Neben-
gesteines angesiedelt.
Die norwegische Nickelindustrie besteht seit dem Ende der vierziger Jahre
des XIX. Jahrhunderts; sie hat ihre höchste Blüte und eine führende Stellung
im Jahre 1876 erreicht und damals 360 t Nickelmetall produziert. Damals betrug
der mittlere Grehalt des Schmelzerzes nur 0,9 — 1,5^/^ Nickel. Die um die Mitte der
siebziger Jahre des XIX. Jahrhunderts aufgenommene Verwertung der neu-
4*
Co
Cu
%
%
0,005
0,015
0,017
0,05
0,008
0,02
52 Die eruptiven Lagerstätteo.
kaledonischen Gamieritvorkommnisse bewirkte einen allmählichen Preisrückgang
des Metalls von 35 M. pro Kilo (um 1860) auf etwa 6 M. (1878). Jetzt kostet das Kilo
ungefähr 2,50 — 3 M. Diese Konkurrenz, vereint mit der nordamerikanischen Pro-
duktion, führte einen völligen Rückgang des norwegischen und schwedischen Nickel-
bergbaues herbei. Seit 1896 ist Norwegen sozusagen aus der Eeihe der nickel-
produzierenden Länder verschwunden, 1895 hatte es noch gegen 500 t Erz und
17 t Nickel gegeben bei einer Weltproduktion von 4400 t. In neuester Zeit
ist die Flaad-Grube in Evje (Sätersdalen bei Kristianssand) wieder in Betrieb
genommen worden.
* Als erzarmes Mutt^rgestein^) der Flaadgrube dürfte ein quarzreicher
Glimmeramphibolit mit viel Apatit und Magnetit bezw. Titaneisen anzusehen sein.
Das Gestein hat makroskropisch betrachtet ganz das Aussehen eines Gabbros
und wird auch als Gabbro bezeichnet; unter dem Mikroskop aber zeigt es die
charakteristische Struktur eines metamorphen Gesteines. Besonders grobkörnige
Varietäten sind reich an Plagioklas.
Von den Erzen herrscht der Magnetkies, nach ihm folgt der Pyrit und
am wenigsten reichlich scheint der Kupferkies vertreten zu sein. Die derberen
Erzmassen umschließen zweifellose, teilweise ganz scharfkantige Bruchstücke
des Nebengesteines, und besonders der Pyrit und der Magnetkies sind auf Rissen
und Spältchen manchmal in dieselben eingedrungen und imprägnieren sie. Die
Imprägnation hat besonders an der Oberfläche der Bruchstücke manchmal einen
solchen Grad erreicht, daß man an eine teilweise Resorption der Stücke denken
könnte und die Grenzen der letzteren gegen das Erz unscharf werden.
Das Verhältnis zwischen den Erzen und den kleineren Nebengesteins-
bruchstücken und Mineralbeimengungen ist das typische: in den Magnetkiesen
liegen kleine Partien von der Zusammensetzung des Nebengesteines, aber auch
Individuen der einzelnen Mineralien wie Plagioklas, Hornblende, Biotit und
Apatit wie in einer Grundmasse zerstreut. Das Gemenge sieht manchmal aus,
als habe man das Muttergestein grob zerkleinert und die ein bis mehrere
Millimeter im Durchmesser haltenden Körner in die Erzmasse eingeschmolzen;
das Mikroskop aber zeigt, daß die Mineralkörner und Gesteinsbröckchen häufig
gerundet sind, als ob sie abgeschmolzen wären, und der Kies greift häufig
buchtig in dieselben ein. Während inmitten des Magnetkieses die Mineral-
elemente des Amphibolits recht frisch sind, scheint die Hornblende im Kupferkies
gern in faserige, blaugrüne Aggregate von Strahlstein umgewandelt zu sein, in
die das Erz wie eine sekundäre Ansiedelung eingewandert ist.
Auch in feldspatreichen Ausbildungen des Gesteines kommen Magnetkies
und Kupferkies in auffälliger Menge in der Weise vor, daß sie, sichtlich als
jüngste Ausscheidung, die Ausfüllung von Zwischenräumen zwischen den Silikaten
bilden. Daß die Erzausscheidung hier wie in einer Druse vor sich gegangen
sein dürfte, wird dadurch bewiesen, daß im Innern einer Magnetkiesmasse häufig
eine Partie Kupferkies zu sehen ist, der, wie Fig. 6 zeigt, doch zweifellos das
zuletzt ausgeschiedene Erz darstellt.
Von den die Erzlagerstätte begleitenden Gesteinen sei zunächst eines er-
wähnt, das einem feinkörnigen Aplit ähnelt und unter dem Mikroskop aus Quarz,
Orthoklas, Plagioklas und Mikroklin samt sehr untergeordnetem Glimmer und
spärlichen Körnchen von grüner Hornblende besteht. Handstücke, die zur Hälfte
aus dem erzhaltigen Gestein, zur anderen Hälfte aus jenem Aplit bestehen,
lassen erkennen, daß der letztere im Kontakt viel dunkle Silikate aufgenommen
hat und daher wie mit schwarzgrüner Farbe imprägniert erscheint. Dasselbe
^) Die folgende petrographische Skizze stützt sich auf das Material, welches
die Clausthaler Sammlung Herrn Oberst Henriksen verdankt.
Nickelhaltiger Magnetkies gebunden an Gesteine der tiabbrofamilie. 53
Aussehen hat das Gestein ancb längs der mit Kiesen ansgefUlten,
zweifellos eindringenden Gangspältchen. Zwischen dem Krz nnd dem Aplit
scheint eine Qnarzlage von wechselnder Mächtigkeit zu verlaufen und der Erz-
körper besonders glimmerreich zu sein.
Endlich liegt noch ein Gestein vor, welches als Biotit-Homblen deschiefer
bezeichnet werden muß und parallel zur Schiefemng üasenge Einlagerungen
von Uagnetkiesschmitzen, etwa 5 — 6 anf 1 cm Gestein smächtigkeit, zeigt.
Sehr merkwürdig ist
die große Strukturähnlichkeit
des Erzes von der Flaad-
grube mit deijenigen des
beschriebenen Vorkommens
von Earzburg. Sie dürfte
beweisen , daß auf dieser
norwegischen Grube das Erz
durch die Metamorphose keine
bemerkenswerte Umlagern ng
mehr erfahren hat, während
der „Oabbro" selbst in allen
seinen Teilen, auch in den
kleinen im Erz eingebetteten
Partikeln zu Amphibolit um-
gewandelt worden ist, — eine
tOr das Wesen des Meta-
morphismus sehr beachtens-
wert« Erscheinung.
DaO Übrigens beim
Metamorphismns der G^teine
auch Wanderungen der Erze
stattgefunden haben kSnnen,
versteht sich von selbst. Der
ümfug solcher Umlage™. _ ^ ,— , ^^ ^^ p^
gen scheint aber kein sehr
beträchtlicherzQsein. Jeden-
falls besteht kein Grund,
anzunehmen, daß die Kon-
zentration der Erze zu
ihrer jetzigen Lagerungs-
form das Ergebnis späterer
Auslaagung sei.
Als eine Neubildung '">'>
durch Gesteins metamorphi
mpräg- Kupfer.
Pyrit.
bolit
BtUcke
von voD Pyrit rlB der
u. Mapiat- AmphlboHt-
kles im bnichBtUcke
Amphiboltl.
Flg. 6. Eine Erzstufe von der Flaad-Qrube. Lineare Ver-
hlelneruDg auf 'J, der nat OröBe. Unt«r u Hiebt man dentlirli,
le NebeDgestelasscIiolle durcli KnlFkung snselnandfr-
gebrochen Ist, bevor elcb das Erz verfestigte.
(ClHUHthaler SaramluDg.)
tritt häufig Granat längs der
Magnetkiesaasscheidungen
auf. Vogt hat das ausführlicher beschrieben und Pi-ftparate solcher granat-
fflhrender Gesteine abgebildet. *) Der Granat begleitet in meist dünnen Säumen
den Magnetkies besonders gern dort, wo er Plagioklas durchsetzt; aber auch
die in das Nebengestein eindringenden Magnetkiesadem werden häufig von bis
zn 2,5 cm dicken Silikatzonen begleitet, die aus Granat, mitunter auch aus Horn-
blende und Quarz bestehen.
Wegen weiterer Einzelheiten sei auf Vogts eingangs zitierte ausführliche
Darstellung verwiesen.
•) 1. c. 1893. 139—140.
54 Die eruptiven Lagerstätten.
Noch bevor die großen kanadischen Kopfererzlagerstatten anf Nickel ver-
wertet wurden, hatte zeitweise die Gap Hlne in Lancaster Connty, Penn
sylvanien, fttr die amerikanische Nickelproduktion eine hohe Bedentang.^)
Die Grube liegt etwa 80 km westlich von Baltimore inmitten eines Gneis-
gebietes, in welchem zahlreiche Vorkommnisse basischer Tiefengesteine bekannt
sind. Eine Linse von Amphibolit, im Ausstrich etwa 600 m lang und 150
breit, bildet eine Einlagemng in Glimmerschiefern; der Amphibolit besteht fast
ausschließlich aus grüner Hornblende mit untergeordnetem Hagnetkies, stellen-
weise auch etwas Plagioklas und Biotit Spuren von rhombischem Pyroxen und
Olivin weisen nach Eemp daraufhin, daß das Gestein vielleicht ein metamorpher
(aralitisierter) Gabbro oder ein verwandtes Gestein sein kannte. Die Linse ist
Amphi- Amphibolit Omnlt ailmmer- Brz.
boUt, In Find- sohleter.
anetehend. Ungen.
Flg. T. QeologlBchsr OnmiMB der Gap-Nlckel- Grabe. (Kemp, 1B94.)*|
anscheinend konkordant in die Schiefer eingelagert. Stellenweise hat der Amphi-
bolit ein schieferiges GeprElge, er wird aber in der Nähe der Lagerstätten massig.
Das Erz besteht weitaus zum größten Teil ans Magnetkies; seine rKum-
lichen Beziehungen zum Nebengestein ergeben sich aus Fig. 7.
Neben dem Magnetkies bricht viel Kupferkies und untergeordnet auch
Schwefelkies, daneben als jüngere Bildung Millerit ein. In den inneren Teilen der
Ämphibolitlinse kamen zwar auch Erzmassen vor, sie waren indessen immer
nur von geringer Bedeutung, und der hauptsächlichste Abbau bewegte sich auf
der Grenze zwischen ersterer and dem Schiefer. Dort erreichten die Kiesmassen
Mächtigkeiten bis zu 10 m; der Bergbau drang bis in Tiefen von 75 m vor.
') Eemp, The nickel mine at Lftncaster Gap, PeonBjlvania, and the pyrrbotite
deposita at Anthony'» Nose, on the Hudson; Traneoct. Am. Inat. Min. Eng, XXIV,
1894. 620—631. — Dere., Ore deposita, 1900, 432—434, Lit.
') In obiger Figur ist zu setzen statt „Wahrai^b ein liehe" „Angebliche".
Nickelhaltiger Magnetkies gebunden an Gesteine der Gabbrofamilie. 55
Der Nickelgehalt des Erzes betrug 1 — S^/^, drei- bis viermal so viel als der
Kupfer- nnd zwanzigmal so viel als der Kobaltgehalt.
Kemp betrachtet den Amphibolit als ein verändertes Intrusivgestein und
erklärt die Erzbildung in derselben Weise, wie das Vogt für die norwegischen
Lagerstätten getan hat. Im Dünnschliff zeigt sich eine innige Durchwachsung
von Amphibol und Magnetkies: keiner scheint früher gebildet zu sein als der
andere — wenigstens in ihrer jetzigen Verteilung.
Der Nickelgehalt des Magnetkieses von Gap Mine wurde etwa 1853 er-
kannt; von 1862 an bis zur Entdeckung der kanadischen Nickelerzlager war
das Vorkommen die hauptsächlichste Nickelerzlagerstätte von Amerika und zeit-
weise überhaupt die wichtigste auf der Erde. Im Jahre 1872 betrug die monat-
liche Förderung 400—600 t Erz. Die Grube kam im Jahre 1893 zum Erliegen.
Über einige andere untergeordnete Vorkommnisse von nickelhaltigem
Magnetkies im Staate New York hat Kemp (1. c.) berichtet.^)
Außer den neukaledonischen Nickelgruben sind gegenwärtig diejenigen in
der Umgebung von Sudbury in Kanada für die Nickelproduktion am wichtigsten.
Dieselben schließen sich eng den Vorkommnissen in Skandinavien und zu
Varallo an.*)
^ Siehe auch H. Credner, Beschreibung von Mineral vorkommen in Nordamerika;
Berg- u. Htittenm. Ztg., XXV, 1866, 17.
^ Bonney, Notes on a part of the Huronian Series in the neighbourhood of
Sudbury; Quart. Joum. Geol. Soc. Lond. XLIV, 1888, 32—44. — Coli ins, On the
Sudbury copper deposita; ebenda 834 — 838. — Peters, The Sudbury copper-nickel ores ;
Technisch-hfittenm. Bemerkungen in Eng. Min. Joum., XLVI, 1888, II, 235. — Ders.,
The Sudbury ore deposite; Transact. Am. Inst. Min. Eng., XVIII, 1890, 278—289. —
Ders., Die nickelhaltigen Kupfer- und Magnetkieelagerstätten von Sudbury; Berg- u.
Hflttenm. Ztg., L, 1891, 149 — 151; Auszug aus dem vorigen. — Mo. Charles, Kurze
Notiz in Eng. Min. Joum., LI, 1891, I, 578—579. — Barlow, On the nickel and
copper deposits of Sudbury; read before the Logan club, Ottawa, march 6th, 1891;
Beprinted from the Ottawa naturalist. — Bell, The nickel and copper deposits of
Sudbury; Bull. Geol. Soc. of Am., 1891, II, 125—240. — Ders., Eng. Min. Journ., LI,
1891, I, 328; Auszug aus vorigem. — Ders., Keport on the Sudbury Mining District;
with notes on the microscopic character of rocks from the Sudbury mining district by
G. H. Williams; Report of the Geol. Surv. of Canada, V, part I, 1890—1891. —
Merritt, The Minerals of Ontario and their development; Transact. Am. Inst. Min.
Eng., XVII, 1889, 293—300. — Garnier, Mines de nickel, cuivre et platine du district
de Sudbury; M^m. Soc. des Ing^n. civils. Mars, 1891. — Levat, Memoire sur les
progrös de la m^tallurgie du nickel; Ann. d. Mines (9), I, 141—226, bes. 164—176. —
Vogt, De canadiske forekomster af nikkelholdig Magnetkis; Geol. För. Förh., XIV,
1892, 315-324; Ref N. Jahrb., 1893, II, 72. — von Foullon, Über einige Nickel-
erzTorkommen ; Jahrb. k. k. geolog. Reichs- Anst., XLII, 1892, 223—310, bes. 276—302. —
Briefliche Mitteilungen und Sendungen des Herm G. Mickle an Stelzner im Jahre
1892. — Browne, The exhibit of the Canadian Copper Company (Chicagoer Welt-
ausstellung); Eng. Min. Joum., LVI, 1893, II, 289—290. — Ders., The composition of
nickeliferous pyrrhotite; ebenda 565—566. — S. H. Emmens, The composition of
nickeliferous pyrrhotite; Canad. Min. and Mech. Rev., August 1893; zitiert von Browne.
— Bush, The Sudbury Nickel Region; Eng. Min. Joum., LVU, 1894, 245—246. —
56 Die eruptiven Lagerstätten.
Man hat zuerst 1848 im Magnetkies der Wallace Mine am Nordufer des
Huronsees Nickel nachgewiesen, indessen blieb diese Entdeckung ohne technische
Bedeutung. Weitere Funde veranlaßte der Bau der kanadischen Pacific-Eisenbahn ;
1884 wurde die Murray Mine eröffnet und im Jahre 1886 die Oanadian Copper Co.
mit 2 Mill. Dollars Kapital gegründet. Andere Gruben folgten, und zwar zunächst
behufs Ausbeutung von Kupfererzen, denn der Wert der Erze als Nickelerze
wurde erst später erkannt. Nach und nach wurden etwa 20 nickelfUhrende
Edeslagerstätten fündig, von denen die bedeutendsten in der Umgebung von
Sudbury, in den Distrikten Nipissing und Algoma (Provinz Ontario) innerhalb
einer Zone von etwa 80 km Länge und 40 km Breite liegen.
Die Wichtigkeit, welche dieser Erzdistrikt gewonnen hat, geht daraus
hervor, daß sich seit 1889 die Nickelproduktion in Nordamerika von 409 t
auf über 4000 t gehoben hat.
Der Sudbury-Distrikt ist ein welliges Land von 280 — 300 m Meereshöhe,
bedeckt mit kleinen Seen, Morästen und Wald, soweit dieser nicht verheert und
niedergebrannt ist. Er liegt im Gebiet der ehemaligen Vergletscherung und ist
deshalb eine Rundhöckerlandschaft.
Die Erzlagerstätten von Sudbury gehören den tieferen Schichten des Huron
an, welche der Gneisformation aufruhen und aus mannigfachen Gesteinen, Gneis,
Hornblende- und Glimmerschiefern, Grauwacken, Phylliten, Quarziten und
vulkanischen Breccien bestehen. Dieselben fallen steil gegen NW. und N. ein
und sind oft stark gefaltet. Die laurentische Gneisformation umhüllt diese
huronischen Schichten, die bei Sudbury eine gegen 40 km breite Zone bilden
und sich vom Huronsee bis zum Mistassinisee erstrecken.
Die zahlreichen zwischen 1887 und 1891 vorgenommenen Schürfungen
ergaben bald die Regel, daß die Kupferkies-Magnetkieslagerstätten gebunden
waren an mittelkömige Gesteine, die, vorzugsweise aus Hornblende und Plagioklas
bestehend, als Diorite bezeichnet worden sind. Solcher „Diorit" -Einlagerungen
gibt es in dem Gebiete mehr als hundert. Sie liegen konform in den huronischen
Schichten und zeigen elliptische Oberflächendurchschnitte, deren lange Achse
ziemlich parallel zur Schichtung des Huron verläuft. Die größte, zwischen
Creighton und Garson gelegene Masse ist ungefähr 6,5 km breit und mindestens
Adams j The igneous origin of certain ore deposits; Gen. Min. Ass. Prov. Quebec,
Jan. 1894; Ref. N. Jahrb. 1896, 1,-272—273-. — Walker, Geological and petrographical
studies of the Sudbury nickel district; Quart. Journ. Geol. See. London, LIII, 1897,
40 — 66. — Ders., Notes on nickeliferous pyrite from Murray Mine, Sudbury, Ontario;
Am. Journ. of Science, XLVH, 1894, 312—314. — Dixon, Über das Nickel im Nickel-
pyrrhotit von Sudbury; österr. Ztschr. f. Berg- u. Hüttenw., L, 1902, 506. — Über den
Sperrylith siehe Wells, Sperrylith, ein neues Mineral; Zeitschr. f. Kryst., XV, 1889,
285—289. — Penfield, Die Krystallform des Sperryliths; ebenda 290—292. —
Walker, Beitrag zur Kenntnis des Sperryliths; ebenda XXV, 1895, 561—564. —
Hidden, Über das Vorkommen von Sperrylith in Flußsanden von Nord-Carolina; Am.
Journ. of Science, 1898, 381—383. — Hidden und Pratt, Die Begleitmineralien des
Rhodoliths; ebenda 463—468; Referate über beide Arbeiten Ztschr. f. Kryst., XXXII.
1900, 599—600.
Nickelhaitiger Magnetkies gebunden an Gesteine der Gabbrofamilie. 57
40 km lang; eine andere, zwischen Lavack und Trill gelegene ist etwa 80 km
lang nnd 5 — 7 km breit. Außerdem gibt es noch eine Anzahl kleiner Linsen,
die manchmal nur 50 m Durchmesser besitzen. Indessen handelt es sich aach
bei den langgestreckten „Diorit" -Zonen vielleicht nicht nm ununterbrochen ver-
laufende Einlagerungen, sondern wohl um eine Aneinanderreihung kleinerer oder
größerer Gesteinsk'örper zu langen Zügen.
Die für das Auftreten der Lagerstätten bezeichnenden Gesteine sind
größtenteils stark metamorphosiert. In ihrem jetzigen Zustande sind es zumeist
Amphibolite; dieselben lassen teilweise gar keinen sicheren Hinweis auf ihre
frühere Beschaffenheit mehr erkennen, haben oft schieferige Struktur und müssen
dann als Homblendeschiefer bezeichnet werden. Mitunter erkennt man in ihnen
noch die deutlichen Beste von Hypersthen oder Diallag, und manchmal sind es
überhaupt Gesteine von der Znsammensetzung der Norite. Anderseits zeigen
sich auch Übergänge zu Gesteinen von der Zusammensetzung des Gneises oder
Granites, und solche treten stellenweise überhaupt an die Stelle jener Hornblende-
gesteine. Doch sind die hauptsächlichsten Nickelvorkommnisse an die letzteren
gebunden. Im ganzen sind, wie Walker hervorhebt, die kanadischen nickel-
führenden Gresteine ganz entschieden saurer als die norwegischen, und vor allem
führen sie keinen Olivin, während sie anderseits oft Quarz enthalten. Mangels
einer typischen Beschaffenheit der Gesteine sind dieselben denn auch auf den
verschiedenen Gruben mit ganz verschiedenen Namen bezeichnet worden, so als
Diorit, Gabbro und Diabas (letztere Bezeichnung scheint am wenigsten berechtigt
zu sein), als Quarzglimmerdiorit, Augitdiorit, Uralitgabbro, Hornblendeschiefer,
Norit usw.
Entlang der Grenze der Amphibolite sind die huronischen Schiefer häufig
zerrüttet; die ersteren umschließen dann Partien der letzteren, und außerdem
bildet gerade das Erz häufig den Zement solcher Breccien.
Die Erzlagerstätten selbst sind recht eigenartig. Zunächst stimmen alle
Beobachter darin überein, daß keine echten Gänge vorliegen. Sekundäre Gang-
bildungen mit Quarz und Magnetkies kommen wohl vor, sind aber ganz unbedeutend
und haben mit der Entstehung der Lagerstätten selbst nichts zu tun. Im wesent-
lichen sind die Erze an den ,,Diorit" und hauptsächlich an die Grenze zwischen
diesem und den angrenzenden Schiefern gebunden. Dabei ist ihre Verbreitung
nicht etwa eine kontinuierliche längs der „Diorit "-Grenze, sondern sie kommen
nur da und dort auf derselben vor, besonders häufig dort, wo jene breccien-
artigen Zerrüttungen vorliegen.
Von dem Kontakt her gehen wohl auch Imprägnationen in die huronischen
Schiefer nnd in die „Diorite" aus. und in letzteren kommen auch wohl kleinere
abbauwürdige Mittel vor, aber das sind Ausnahmen.
Die Form der Erzlagerstätten ist recht verschieden. Im allgemeinen sind
es gewaltige linsen- oder schotenförmige Massen, welche z. B. auf einer der
größten Gruben, der Copper Cliff Mine, 100 m streichende Länge, über 30 m Dicke
und über 80 m seigere Teufe besitzen können und sich gewöhnlich zu mehreren
hintereinander reihen. Das Erz ist nur selten und nur in geringen Massen
völlig derb ; im allgemeinen ist es ein Gemisch von Magnetkies samt Kupferkies
58 Die eruptiven Lagerstätten.
mit Elementen des ^Diorits'* und vielen kleinen und bis zu mehreren Fuß langen
Trümmern desselben, welche bald nahe aneinander, bald so weit auseinander liegen,
daß die Erzmatrix die Hauptmasse der Breccie ausmacht. Die Fragmente selbst
können mit Erz imprägniert sein. Das letztere darf aber nicht als ein magnet-
kieshaltiger ,,Diorit^ bezeichnet werden, in welchem das Erz die Oberhand ge-
wonnen habe, es ist vielmehr tatsächlich eine mit Erz verkittete Breccie. Außer
in den abbauwürdigen Massen sind die Sulfide auch allenthalben in Einsprenglingen
und manchmal in kleinen Schmitzen durch den „Diorit" verbreitet. Die Neben-
gesteinsbruchstücke sind bald eckig, bald gerundet, dünne Schollen des tauben
Gesteines lagern sich manchmal (z. B. auf der Stobie-Grube) parallel dem Sreicben
in das Erz ein.
Haupterz ist der Magnetkies mit 1 — 5^/^, manchmal aber mit über 10%,
ja bis zu 15% Nickel. Solch hohe Nickelgehalte werden wohl durch gelegentliche
Beimengung von Eisennickelkies und Millerit bewirkt. Auch Polydymit, Rot-
nickelkies und Gersdorffit sind gelegentlich einmal beobachtet worden.
Der Kupferkies tritt mitunter in beträchtlichen reinen Massen auf, ist
aber im allgemeinen dem Magnetkies untergeordnet.
Im Jahre 1891 betrug der durchschnittliche Gehalt der von der Oanadian
Copper Co. verschmolzenen Erze 4,32 ^/^ Kupfer und 3,25% Nickel. Kobalt
kommt in geringer Menge vor, desgleichen auch Gold, Silber, Platin, Iridium
und Palladium in Spuren. Ferner wird Zinnerz erwähnt. Pyrit mit 4,3%
Nickelgehalt hat Walker von der Murray Mine untersucht.
Die Zusammensetzung dreier Erze von der (I) Copper Cliff-, (II) Evans-
und (III) der Stobie-Grube war im Mittel eines Monats des Jahres 1893 folgende:
I II III
SiOg 13,44 24,55 12,50
Fe 39,02 35,18 47,25
S 26,26 18,27 25,26
Cu 4,31 1,43 1,92
Ni 5,37 3,74 2,36
Al^Og 4,49 8,02 3,30
CaO 2,28 2,06 1,48
MgO 0,95 1,67 0,80
P 0,015 0,01 0,018
Mn 0.09 0,08 0,09
HgO 0;i5 0,07 0,09
Im Jahre 1900 betrug der Nickel gehalt der verschmolzenen kanadischen
Nickelerze durchschnittlich nur 1,67%, der Gehalt an Kupfer 1,59%. Der im
Schraelzprozeß gewonnene Nickelkupferstein enthält (1902) 1S,2^Jq Cu, 17,8% Ni,
0,45% Co und 60 g Silber, 10 g Platin und 10 g Palladium in der Tonne.
Am meisten Interesse von den selteneren auf den Nickelgruben verbreiteten
Mineralien verdient das Platinarsenid Sperrylith (PtAs^). Es fand sich zuerst
im umgewandelten Ausstrich der Vermilion Mine mit etwas gediegen Gold.
Gelegentlich umschließt der Magnetkies auch kleine Massen von titan-
haltigem Magnetit.
Die Ausstriche der Lagerstätten sind nur bis zu der geringen Tiefe von
1 — 2 m von einem ,, eisernen Huf* (einer sekundären Verwitterungszone) bedeckt,
was wohl mit der intensiven Abrasion zur Eiszeit zusammenhängen mag. Die
Nickelhaitiger Magnetkies gebunden an Gesteine der Qabbrofamilie. 59
rostige Farbe des Felsbodens und Massen von Kupferkies in dem eisenschüssig
verwitternden Boden haben auch hier znr Erkenonng zahlreicher Lagerstatten
gefuhrt. In der Zone nnzersetzten Erzes scheint ein Wechsel in seiner Be-
schaffenheit mit der Teafe nicht stattzufinden.
Die Fig. 8 gibt einen Überblick Ober die Lage mehrerer wichtiger Gruben,
Dieselben liegen größtenteils im Umkreis von einigen Eiloraetern um Sudbory,
so die Creighton-, Marray-, die Copper Cliff-, Stobie-, Blezard- und Evans-Grube.
Weiter nach Westen zu sind die VerniiUon,') Travers und die Worthington Mine
o f » aigl.AltÜen,
I[l^lEll£IB^[i23^iB
OnelB. Qnuxlt. Vnl- Orau- Grlln- Granit Orsnlt JUniter^r
kaolacbe wacke. Bteloe, vonuDbe- vom Alter Oranit
BreccicB. kumtem derOrUn-
Alter. Btelne.
Flg. s. GeologlBcbe SkIzzB der Umgebong von Sudbory. (Walker, les;.)
Der UDbeieiehnete Ort an der PacIScbabn, etwa h mllsB NW. Sodbnry, Ist die Murray Mine.
gelegen. Die größte und reichste dieser Gruben ist jetzt die neu eröffnete Creighton
Miue. Übrigens werden fortwährend auch im weiteren Umkreise von Sudbur;
neue Funde ausgebeutet.*)
Im Jabre 1901 produzierte Ontario etwa 300000 t Nickelknpfererz mit
einem Nickelgehalt von 4200 t und einem fast ebenso hohen Kupfergehalt.
Der Wert des ersteren betrug allein gegen 8 Mill. Mark. Seit 1896 hat sich die
Produktion verdreifacht. Nachstehende Zahlen bezeichnen die enorme Zunahme
der Ntckelprudnktiun der Provinz Ontario:
M Liegt n&he Wortbingtou, nicht an dem auf der Karte angegebenen Ver-
milioD Lake.
*) Über die Ausdehnung der Nickelgewinnuni; in Ontario orientiert die ., Mineral
Industrj".
60
Die eruptiven Lagerstätten.
Nickel
t
. . 650
Nickel
1890 . .
1896 . .
. . 1550
1891 . .
. . 2100
1897 . .
. . 1800
1892 . .
. . 1100
1898 . .
. . 2500
1893 . .
. . 1800
1899 . .
. . 2600
1894 . .
. . 2200
1900 . .
. . 3200
1895 . .
. . 1800
1901 . .
. . 4200
Dazu mag bemerkt werden, daß gegenwärtig die gesamte Nickelprodaktion
der Welt über 10400 t beträgt, und daß Neukaledonien an derselben mit
6200 t beteiligt ist.
Die Beurteilung der Entstehungsweise aller an die kristalline Schiefer-
formation gebundenen Nickelerzvorkommnisse der soeben beschriebenen Art muß
davon ausgehen, daß dieselben — mögen sie nun im archäischen Gneise, wie in
Norwegen, am Monte Rosa oder in den Vereinigten Staaten, oder in huronischen
Grauwacken und Quarziten, wie in Kanada, auftreten —
1. mit recht wenigen, vielleicht nur scheinbaren Ausnahmen ganz unver-
kennbar geknüpft sind an Linsen von noritischen, gabbroähnlichen,
dioritischen und anderen mehr oder weniger basischen Gesteinen, bezw.
an Hornblendeschiefer und ähnliche metamorphe Gebirgsglieder ;
2. daß die Erze fast nur an der Peripherie dieser Gesteinskörper konzentriert
sind, und
3. daß die Kiese zweifellos zur Zeit der Gesteinsmetamorphose vorhanden
waren ; dabei mögen dieselben stellenweise noch kleine Wanderungen und
Umlagerungen erfahren haben, die aber ihr ursprüngliches Verhältnis zu
den Gesteinen nicht wesentlich veränderten.
Die Frage nach der Herkunft der Erze fällt also im ganzen zusammen
mit derjenigen nach der Entstehungsweise jener basischen Gesteine. Diese
letzteren sind fast ganz allgemein als Eruptivgesteine, bezw. als metamorphe
Abkömmlinge solcher betrachtet worden, indem man zweifellos Hornblendegesteine
ohne nachweisbare Beziehungen zu Noriten oder Gabbros schon deshalb als
regionalmetamorphe Ausbildungen solcher betrachtete, weil sie von nickelfuhrenden
Magnetkiesen begleitet sind.
Als Eruptivgesteine sind die in Rede stehenden Gesteine von Co 11 ins,
Barlow, Bell, von Foullon und Walker in Kanada, von Kjerulf und
besonders von Vogt in Norwegen, von Kemp in den Vereinigten Staaten be-
zeichnet worden; Bell, von Foullon und Vogt hielten zuerst die Erze für
magmatische Ausscheidungen.
Zunächst muß festgestellt werden, daß die Beweise für die eruptive Ent-
stehung aller jener Gesteine keineswegs erbracht sind, daß zwar der mineralogische
Charakter mancher eine solche wahrscheinlich macht, daß aber die geologischen
Verhältnisse vieler und die abweichende petrographische Beschaifenheit mancher
eine vollkommene Aufklärung noch nicht erfahren haben.
Die Gesteine liegen fast immer linsenförmig zwischen den sie konkordant
umhüllenden Schiefern; zweifellose Gänge und Apophysen derselben scheinen
Nickelhaltiger Magnetkies gebunden an Gesteine der Gabbrofamilie. 61
noch nicht festgestellt zu sein. Femer kommen, wie bei der Besprechung der
norwegischen Lagerstätten erwähnt wurde, die Kiese auch ohne Begleitung der
„Grabbros" als derbe, der Schichtung parallele Lager oder Imprägnationszonen
im Schiefer vor.^)
* Diese Einwürfe dürfen nicht unterdrückt werden, wenn man sich nicht
über das Mafi unserer tatsächlichen Kenntnisse täuschen will. Die Schwierigkeiten
einer richtigen Deutung regional metamorpher Gesteine und ihrer ursprünglichen,
durch enormen Gebirgsdruck veränderten Lagerungsverhältnisse stellen sich auch
hier in den Weg.
Manches aber weist doch darauf hin, daß die nickelführenden Magnetkiese
genetisch wirklichen Eruptivgesteinen subordiniert sind. Wie eingangs bemerkt,
finden sich solche Erze, mitunter gleichfalls mit Kupferkies vereinigt, im Gefolge
basischer Gesteine, an deren eruptiver Entstehung gar kein Zweifel besteht.
Die so oft konstatierte Vereinigung von Nickel, Kupfer und Kobalt, ferner das
in Norwegen und Kanada erkannte Vorkommen von Platin, das Zurücktreten
des Eisenkieses geben diesem Lagerstättentypus ein so stetiges Gepräge, dafi es
wohl nicht als blofier Zufall gelten darf, wenn derselbe immer mit basischen
Gesteinen auftritt, die, soweit sie trotz der Metamorphose noch erkennbar sind,
gleichfalls alle Verwandtschaft miteinander besitzen. Auf allen übrigen Erz-
lagerstätten ist ein primärer Gehalt an den Metallen der Platingruppe fast ganz
unbekannt, hier scheint er charakteristisch zu sein und auf eine enge Verwandt-
schaft mit den platinftthrenden basischsten Eruptivgesteinen, den Peridotiten,
hinzuweisen.
Man wird die beschriebenen nickelführenden Magnetkies-Kupferkies-Lager-
stätten mit Vogt als Ausscheidungen aus dem Magma bezeichnen dürfen. Dabei
wäre dann anzunehmen,
daß die Sulfide, im Gegensatz zu den mit ihnen und in ihnen auftretenden
oxydischen Eisenerzen, sich zuletzt verfestigt haben;
daß vielleicht eine Altersfolge zwischen den Sulfiden besteht, derart, daß der
Schwefelkies das älteste, der Kupferkies das jüngste derselben wäre;
daß bei der Kristallisation des Magmas der sulfidische Mutterlaugenrest
sich an den peripheren Teilen des Eruptivstockes ansammelte, nachdem
im zentralen Teile sich eine Zusammenballung der ausgeschiedenen Silikate
vollzogen hatte;
daß vor der Festwerdung der Kiese, deren Schmelzfiuß oder Lösung bis
dahin die Mutterlauge der Silikate bildete, ein mechanischer Zerfall des
bis dahin ausgeschiedenen Silikataggregats stattfand und zu einer schein-
baren Zertrümmerung desselben führte.
Die wohl stets zu beobachtende Zerrüttung braucht keineswegs das Resultat
einer mächtigeren Kraftäußerung gewesen zu sein. Ein Abbröckeln von kleinen
Partien des Silikataggregats in die rückständige Mutterlauge, eine Ablösung
von Nebengesteinsbrocken und -Schollen, die dann in den erstarrenden Sulfidbrei
eingebettet wurden, ist als ein sehr natürlicher Vorgang denkbar. Daß aus
letzterem zum Schlüsse kaum mehr Silikate auskristallisiert sind, dürfte daraus
') Bis hierher stammen die genetischen Betrachtangen von Stelzner, der übrigens
dazu neigte, einen Zusammenhang zwischen einer eruptiven Entstehung der fraglichen
Gesteine und dem Empordringen der Erze anzuerkennen.
62 Die eruptiven Lagerstätten.
hervorgehen, daß die in dem Sulfid enthaltenen Silikate scheinbar keine idiomorphe
Umgrenzung zeigen, sondern immer wie Teile des kömigen Gesteins auftreten.
Zu untersuchen wäre noch, ob zum Schluß und als Folge der Eiesaus-
scheidungen dann und wann noch eine Umwandlung der vorhandenen Silikate
(z. B. des Pyroxens in Hornblende, Uralit) stattgefunden hat, und ob man die
Rundung und buchtige Durchwachsung der von den Sulfiden umschlossenen
Silikate wirklich als eine Anschmelzung bezeichnen darf. Wahrscheinlich ist es,
daß die Einsprenglinge nur diejenige Form zeigen, welche sie in dem körnigen
Gestein selbst besessen hatten ; im anderen Falle müßte bewiesen werden, welche
Neubildungen aus den „eingeschmolzenen" Silikaten entstanden sind. Solche sind
bisher noch nicht beobachtet worden.
Soweit die Kiese in das Nebengestein eingedrungen sind, könnte ihr Vor-
kommen ein Beispiel für magmatisch -iigizierte epigenetische Erzgänge bilden. *
RotnickelkieB gebunden an pyroxen- und chromitführende Einlagerungen
in Serpentin.
Ein solches Vorkommen beschreibt Gillmann von Los Jarales, etwa
35 km nordwestlich von Malaga in Spanien. In großer Verbreitung kommen in
der weiteren Umgebung dieser Stadt Serpentine als Einlagerungen in den
archäischen Schichten vor. Dieselben sind hervorgegangen aus Olivinpyroxen-
gesteinen (z. B. Olivinnorit) und Dunit. Das Folgende ist wörtlich das unten
bezeichnete Referat (von Kr u seh):
„1850 fand man im zersetzten Serpentin von Los Jarales bei Carratraca
Mineralien vom Pimelith- oder Gamierittypus und später ganz ähnliche Erze in
der Sierra Alpujata bei Ojen. Als infolge der Garnierit-Entdeckungen in Neu-
Kaledonien der Preis des Nickels fiel, nahm die Produktion von Nickelerzen bei
Malaga ab und hörte 1894 ganz auf Die von Gillmann unter dem
Wasserspiegel vorgenommenen Versuche haben das wichtige Resultat ergeben,
daß das ursprüngliche Nickelmineral Rotnickelkies ist, der in drei verschiedenen
Vergesellschaftungen vorkommt, die Gillmann „Chromit-Typus", „Augit-Typus"
und „Norit-Typus" nennt. Der „Chromit-Typus" (A) besteht aus rohen Kristallen
oder rundlichen Kömern von Chromeisen, die durch Rotnickelkies verkittet sind.
Die einzelnen Chromitpartikelchen sind so fein, daß man sie mit bloßem Auge
kaum unterscheiden kann. Dem Aussehen nach gleicht das Erz der Bronze. Es
kommt in unregelmäßigen linsenförmigen Nestern und Adern in einer Mächtigkeit
von wenigen Fuß bezw. 4 — 5 Zoll im festen frischen Serpentin vor. Der Nickel-
gehalt beträgt 5— 200/^.
„Der „Augit-Typus" (B) ist durch dunklen grünlich-braunen Augit in
prismatischen, mitunter über ^/^ Zoll langen Kristallen charakterisiert, die durch
Rotnickelkies oder ein Gemenge von Rotnickelkies und Chromeisen verkittet sind.
„Unter „Norit-Typus** (C) versteht Gillmann relativ frische, erzführende
Norit- (Gabbro?) Massen im Serpentin. Es sind runde, harte, walnuß- bis straußenei-
große Nester, die aus einem körnigen Aggregat von Plagioklas und Pyroxen-
kristallen bestehen, in und zwischen denen Körner von Nickelkies und Chromeisen
auftreten. In den reichsten Stücken bildet der Nickelkies eine Grundmasse um
die Silikatkristalle. Mitunter treten Rotnickelkies und Chromeisen in Bändern
auf, bisweilen wird auch der größte Teil des Noritnestes vom Erz des Chromit-
Typus gebildet. Meist kommen diese drei Erztypen auf besonderen Lagerstätten
vor, mitunter treten sie aber auch zusammen auf. Tj'pus A und bis zu einem
gewissen Grade Typus C bilden Stockwerke von beschränkter Ausdehnung, die
*) Notes OD the ore deposits of the Malaga Serpentines (Spain); Instit. of the
Mining and Metallurgy, London, Januar 18%; Ref. Ztschr. f. prakt. GeoL, 1897, 88—90.
Ausscheidungen von Kupferkies, Magnetkies usw. in ^^dioritischen^ Gesteinen. 63
auf verschiedene Sättel und Mulden des Serpentins beschränkt sind. Typus B
ist in kleinen isolierten Massen und in Trümmern gefunden worden, deren
Streichen wenig ausgedehnt ist, und die sich nach der Tiefe zu auszukeilen scheinen.
„Ein interessantes Vorkommen beobachtete der Verfasser im Jaralesdistrikt
als Kombination von Typus A und C. Es liegt hier eine innige Verwachsung
von Eisen-, Kupfer-, Rotnickelkies und Chromeisen vor. Bei gröberem Korn
stellen sich Kristalle von Pyroxen und Plagioklas ein. In der Sierra Bermeja,
nordwestlich von Benahavis treten nickel- und kupferhaltige Schwefelkiese in
feiner Verteilung im Pyroxen auf, der Trümer und Nester im Serpentin bildet."
Nach 6i 11 mann kann der Eotnickelkies nur als magmatische Ausscheidung
aus den Pyroxengesteinen angesehen werden; nach obiger Beschreibung wäre
er dann die jüngste Ausscheidung des Schmelzflusses, und damit bestände eine
gewisse Analogie mit den vorher beschriebenen nickelführenden Magnetkies-
lagerstätten. Das Muttergestein dieser Bx)tnickelerze ist im allgemeinen basischer
als die petrographisch gleichfalls nicht ganz beständigen „Gabbros"*, an welche
die norwegischen und kanadischen Erze gebunden sind, unterscheidet sich von
diesen auch durch seine Chromitführung. Auffällig bleibt der reichliche Arsen-
gehalt der spanischen Vorkommnisse gegenüber der Tatsache, daß Arsen in den
nickelführenden Magnetkies-Kupferkieslagerstätten allenthalben nur in verschwin-
denden Mengen vorkommt.
Für die Annahme, daß die hydrosilikatischen Nickelerze inmitten anderer
Serpentingebiete (Frankenstein, Neukaledonien) aus Rotnickelkies entstanden sein
könnten, fehlt bis jetzt der Beweis.
AnsBcheidungen von Enpfereraen, Magnetkies, Molybdänglanz usw. ans
plagioklasreichen „dioritischen*' GeBteinen.
Hier sollen die in wissenschaftlicher Hinsicht jedenfalls noch zu wenig
bekannten Kupfererzlagerstätten von Klein-Namaland ihren Platz finden.
Das deutsche und das britische Südwestafrika sind sehr reich an Kupfer-
erzen. Größtenteils scheinen dieselben auf Gängen vorzukommen. Indessen sollen
gerade die wichtigsten in Britisch Klein-Namaland magmatische Ausscheidungen
sein. Dieselben liegen bei Ookiep (Ugib), südlich der Mündung des Oranje-
flusses, etwa 29^ j^^ südl. Breite, 85 km in gerader Richtung von der atlantischen
Küste entfernt. Schon Daintree^) hat diese und andere Kupferlagerstätten
von Namaland für eruptiv erklärt, was neuerdings Schenck^ unabhängig von
ihm bestätigt hat. Die Kupfererze, nämlich vorwiegendes Buntkupfererz und
etwas Kupferglanz, daneben Magnetkies und Molybdänglanz, treten als Massen
von Stecknadelkopfgröße bis zu mehreren Metern Durchmesser in einem sehr
plagioklasreichen „dioritischen^ Gestein (mit etwas Biotit, Hornblende und Augit)
auf. Das Gestein^ bildet stockförmige Massen im Gneis. Die Kapkolonie hat
1901 etwa 6500 t Kupfer produziert; nach Schenck beträgt die Erzförderung
zu Ookiep jährlich 30000 t mit einem Durchschnittsgehalt von 21^1 ^^lo- Die
Erze werden zu Swansea in Wales verhüttet.
') Note« on certain modes of occurrence of gold in Australia; Quart. Joum. Geol.
Soc, XXXIV, 1878, Fußnote S. 434.
^ Die Kupfererzlagerstätte von Ookiep in Klein-Namaland; Zeitschr. d. deuUch.
geol. Ges., LIII, 1902. Verh. 64—65.
') Ans den spärlichen Mitteilungen ergibt sich nichts über die genaueren chemischen
VerhältDisse des Gesteines.
64 Die eruptiven Lagerstätten.
III. Gediegene Metalle als primäre Ausscheidungen
in Eruptivgesteinen.
Alle hierher gehörigen Vorkommnisse sind bisher in technischer Beziehung
bedeutungslos.
Platin und Nickeleisen in Serpentinen.
Einige der chromitftthrenden Serpentine und der als ihr Muttergestein zu
betrachtenden Gesteine erhalten ein besonderes Interesse dadurch, daß ^ie aller
Wahrscheinlichkeit nach primäre Lagerstätten des Platins sind. Wiewohl das
Platin ausschließlich auf Seifen gewonnen wird, müssen doch die primären
Lagerstätten desselben schon jetzt erwähnt werden.
Wie früher gesagt wurde, ist der Ural reich an Chromeisensteinvor-
kommnissen, welche stets an Serpentine gebunden sind. Solche Chromitlager-
stätten sind weit verbreitet in der Gegend von Nischne-Tagilsk; bezeichnender-
weise aber sind südlich dieses Ortes auch berühmte Platinseifen. Daß solcher
Serpentin auch das Muttergestein des Edelmetalls sei, war von vornherein
wahrscheinlich, erstlich weil Gerolle desselben auf den Platinseifen häufig vor-
kommen, besonders aber, weil das Metall in den Seifen nicht selten in enger
Verwachsung mit Chxomit auftritt.
Über das primäre Vorkommen des Platins in serpentinartigen Gesteinen des
Ural hat wohl zuerst Daubr^e^) berichtet. Das Metall fand sich in Körnern und
in mehr oder weniger gut ausgebildeten Kristallen neben Körnchen und Kristallen
von Chromit in einem aus Serpentin, Olivin und diallagartigem Augit gebildeten
Gestein. Die Beziehungen zwischen Chromit und Platin sind die innigsten.
Letzteres bildet manchmal eckig-zackige Durchwachsungen in ersterem. Auf die
strukturellen Ähnlichkeiten zwischen den platinführenden Olivingesteinen des Ural
und gewissen Meteoriten hat gleichfalls schon Daubr^e aufmerksam gemacht.
In Olivingabbros ist dann anfangs der achtziger Jahre des XIX. Jahr-
hunderts im Flußgebiet der Tschusowaja (Nebenfluß der Kama) primäres Platin
nachgewiesen worden.*) Im Jahre 1893 hat weiterhin Inostranzew*) aus-
führlicher einen ähnlichen Fund aus dem Goroblagodatskischen Distrikt
^) Association, dans rOural, du platiue natif & des roches ä base de p^ridot;
relatioD d^origine qui unit ce m6tal avec le fer chrome; Comptes rendus de Pac. d.
Bciences, LXXX, 1875, 707; Ref. N. Jahrb., 1875, 540. — Des Cloiseaui; N. Jahrb.,
1875, 395, und Compt. rendus, LXXX, 1875.
^) Helmhacker, Platin auf primärer Lagerstätte; Ztschr. f. pr. Geol., 1893, 87.
') Gisement primaire de platine dans TOural; Compt. rendus, CXVI, 155—156;
Arb. der naturf. Ges. zu St. Petersburg, XXII, Heft II, 1892, 17-27; Ref. N. Jahrb.,
1894, I, 432. — Derselbe, Sur les formes du platine dans sa röche mere de TOural;
Compt. rend., CXVIII, 1894; Ref. N. Jahrb., 1896, I, 427. — Muschkjettow, Über
die primäre Platin lagerstätte im westlichen Ural ; Verh. Kais. russ. min. Ges. (2), XXIX,
1892, 229—230; Ref. Ztschr. f. Krystallogr., XXIV, 1895, 505. — Meunier, Observations
sur ia Constitution de la roche-mere du platine; Compt. rend., CXVIII, 1894. 368—369;
Ref. N. Jahrb., 1896, I, 428. — Saytzew, Die Platinlagerstätten am Ural; herausgeg.
von der Platingewerkschaft J. N. Burdakoff & Söhne, Tomsk 1898, 71—75. —
Meunier, £tude sur la roche-mere du platine de TOural et sur les roches silicat^es
magnesiennes primitives ; Compte rendu de la VII. Session d. congres g^ologique Intern.
St. Petersburg 1899, 156—174.
Platin und Nickeleisen in Serpentinen. 65
bei Nischne-Tagilsk beschrieben. Nach ihm ist das Muttergestein, in welchem
sich am Solowiew-Berge, 2^/2 km von den Auroraschen Wäschen, das Platin
vorfindet, ein Danit. Das Metall wurde in einem ^/g m breiten Nest von Chromit,
begleitet von etwas Serpentin und Dolomit, nachgewiesen. Die Platinkörner
sind schon dem bloßen Auge sichtbar; außerdem ließ sich in dem Chromit noch
ein. unsichtbarer Durchschnittsgehalt von 0,0107 °/q Platin erkennen.
Nach Saytzew sollen aber noch andere Gesteine des Ural als Mutter-
gesteine des Platins in Betracht kommen, nämlich Porphyrite, Gabbrodiorite
und Syenitgneise. Er will das daraus folgern, daß in gewissen Platinseifen die
Hauptmasse der Gerolle aus solchen Gesteinen besteht, und daß sich angeblich
in einem Gabbrodiorit auch einmal ein Platingehalt nachweisen ließ.
.Nach Kemp^) soll am Tulmeen River in Britisch Columbia das Platin in
Pyroxeniten und in „crushed and chloritized granite** vorkommen.
Es muß erwähnt werden, daß, soweit die Untersuchungen reichen, alles
Platin, sei es aus Seifen oder aus dem Muttergestein stammend, einen durch-
schnittlich etwa 10^/0 betragenden Eisengehalt besitzt.
Auch aufBorneo weist nach Daubr6e^) manches daraufhin, daß Platin,
Osmium, Laurit (RuSg) und Gold an Peridotite gebunden sind. Wenigstens
herrschen in den dieselben führenden Geröllablagerungen Gabbro, Diorit und
Serpentin vor, welch letzterer wieder aus Diallag, Chromit und Olivin besteht.
Eine dem Eisenplatin entsprechende Legierung ist wohl der Awaruit
(Nickeleisen, FeNig), der 1885 durch Skey in Plättchen und Körnern von un-
regelmäßiger Gestalt zusammen mit Gold, Platin, Zinnstein, Magnetit und Chromit
in einem schwarzen Sand des George River auf der Südinsel von Neuseeland
entdeckt worden war und den dann später Ulrich^) auf primärer Lagerstätte
in einem Peridotit und daraus hervorgegangenem Serpentin zusammen mit Chromit
und Picotit ((Fe Mg) (Al^Fe^Crj) O4) auffand. Die Verbreitung dieses Nickeleisens
auf primärer Lagerstätte ist eine weite in den Olivin- und Serpentingesteinen
zwischen dem Cascade-River und der Awarua-Bucht an der Westküste Neu-
seelands (im südlichen Distrikt Otago).
Ein anderes Nickeleisen, der Josephinit (NigFe^), kommt nach Melville*)
reichlich in manchmal bis zu 100 Pfund schweren Flußgeröllen der Josephine
und Jackson Counties in Oregon vor. Die GeröUe bestehen aus serpentinischer
Grundmasse, enthalten Chromit, Magnetit, Magnetkies und vielleicht etwas Bronzit
mit kleinen Mengen Kobalt, Kupfer, Arsen und Chlor usw. Der Josephinit
macht manchmal über ^/g des Gewichtes aus.
In den goldführenden Sauden des Flusses Elvo bei Biella in Piemont
wurden platinähnliche Körner von Eisennickel (FeNig bezw. FogNig) gefunden,
welchen Seil a*) einen terrestren Ursprung zuschreibt. Awaruit samt Antigorit,
^) Notes on platinam and its associated metals; Eng. Min. Journ., LXXIII, 1902,
512—513.
^) Association du platine natif ä des roches ä base de p^ridot; immitation artificielle
du platine natif magn6ti-polaire ; Ann. d. Mines (7), ]X, 1876, 129.
3) On the diacovery, mode of occurrence und distribution of the Nickel-Iron alloy
Awaruite, on the West Coast of the South Island of New Zealand; Quart. Journ. Geol.
Soc., XLVI, 1890, 619-632; Ref. N. Jahrb., 1892, I, 317—318. — vom Rath,
Sitzungsber. niederrh. Ges., 1887, 289—291.
*) Josepbinite, a new Nickel-Iron; Am. Journ. of Science, XLIII, 1892, 509—513;
Ref. N. Jahrb., 1894, I, 433.
^) Sur la pr^sence du nickel natif dans les sables du torrent Elvo pres de Biella
(Pitoont); Compt. rendus, CXU, 1891, 171—173; Ref. N. Jahrb., 1892, I, 513.
Stelzner-Bergeat, Erzlagerstätten. 5
66 Die eruptiven Lagerstätten.
Diallag and Magnetit soll in einem Serpentin aaf dem Gipfel des Hiffelhoms bei
Zermatt in der Schweiz vorkommen.^)
Seit längerer Zeit und von verschiedenen Seiten, so besonders vonDaubree,^)
ist aaf die möglichen genetischen Beziehangen zwischen dem Eisenplatin and
den Vorkommnissen von Nickeleisen einerseits und den nickelhaltigen Meteor-
eisen anderseits hingewiesen worden. Die nicht metallischen Begleiter sind
hier wie dort einander sehr ähnlich, teilweise sogar die gleichen — wie der
Olivin, die rhombischen Pyroxene and der Chromit, and manche Meteorsteine
haben die größte Ähnlichkeit mit irdischen Lherzolithen. Es hat sich ferner
gezeigt, daß gerade die nickelhaltigen Magnetkiese oft gebanden sind an Gesteine
mit rhombischem Pyroxen und, wie in Norwegen, mit Olivin, und daß in
diesen Nickellagerstätten stellenweise auch ein Platin- und Iridiumgehalt nach-
zuweisen ist.
Solche Analogien aber zeigt in besonderem Grade terrestres, d. h. in
irdischen Magmen gebildetes und mit diesen an die Oberfläche gefördertes
Nickelhaltiges gediegenes Eisen.
Llteratar.
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artificielle du fer carbur^ natif du Groenland; ebenda 924; Ref. N. Jahrb., 1880, I,
— 47—. Nathorst, Till fraagan om det gedigna jernets förekomst i basalten paa
Grönlands yestkust; Geol. Foren, i Stockholm Förh., IV, 1879, 203—207; Ref. N.
Jahrb., 1880, I, —214—. — Rosenbusch, Mikroskopische Physiographie der massigen
Gesteine, IL Bd., IIL Aufl., 1896, 1021—1022. — Winkler, Über die Möglichkeit der
Einwanderung Ton Metallen in Eruptivgesteine unter Vermittelung von Eohlenoxyd;
Ber. d. math. phys. Cl. k. sächs. Ges. d. Wiss., LH, 1900, 9—16; Ref. Centralbl. f.
Min. etc., 1900, 160—161. — Hintze, Handbuch der Mineralogie, I, 1898, 164-166,
168 — 169, Lit. — Karten Yon der Insel Disko gaben Roh de und Steenstrup, Peterm.
Mitt., XX, 1874, Tafel 7, und Hammer und Steenstrup, ebenda XXIX, 1883, Tafel 5.
Die Zahl der Mitteilungen über Funde gediegenen Eisens ist keine geringe.
Mifitrauen verdienen zunächst alle Nachrichten über Vorkommnisse in lockeren,
mehr oder weniger verlagerten Geröllmassen, Grus, Ackererde usw., wie über-
haupt im nicht anstehenden Gestein. Solche Eisenfunde können entweder Meteorite
sein und sind mit großer Wahrscheinlichkeit solche, wenn sie einen Nickel- und
Phosphorgehalt und die Widmann stättenschen Figuren zeigen. Außerdem
können sie vom Menschen dorthin verschleppt und Kunsterzeugnisse sein. So
kommen in den Goldwäschen von Ohläpian in Siebenbürgen Eisenpartikel vor,
die von den Gerätschaften der Goldwäscher herstammen.^)
Gediegenes Eisen ist zweifellos in manchen Basalten enthalten. In Dünn-
schliffen kann es nachgewiesen werden durch Behandlung der unbedeckten Fläche
mit Kupfervitriol, wobei sich auf dem Eisen ein Häutchen von metallischem
Kupfer niederschlägt. Auch das Pulver solchen eisenhaltigen Basalts scheidet
aas dem Kupfervitriol gediegen Kupfer aus; selbstverständlich darf das Gestein
dann nicht im eisernen Mörser zerkleinert worden sein.
Den ersten Nachweis kleiner Mengen gediegenen Eisens im Basalt von
Antrim in Irland hat Andrews geliefert. Im Basalt von Rowno in Volhynien
erkannte Karpin sky das Metall in winzigen Körnchen; aus dem „Dolerit^^
des Mount Washington in New Hampshire hat Hawes gediegen Eisen
erwähnt. Ein merkwürdiges Vorkommen von gediegenem Eisen in einem basal-
tischen Auswürfling von Ofleiden in Hessen beschrieb Schwantke.
Solche Vorkommnisse stehen aber an Bedeutung hinter den berühmten
Fanden terrestren Eisens auf Grönland weit zurück. Dasselbe ist übrigens
tatsächlich einmal technisch verwertet worden, indem es den Eskimos das
Material zu ihren primitiven Messern usw. gegeben hat. Der hauptsächlichste
Fundort liegt bei tlifak (Ovifak) auf der Insel Disko an der Westküste von
Grönland.
1819 hatte schon Kapitän James Roß das Vorkommen von Eisen auf
Grönland konstatiert. Die Eskimos benutzten das Metall zur Herstellung von
Werkzeugen und Messern. Erst 1870 fand Nordenskiöld zu Uifak kolossale
Blöcke von gediegenem Eisen. An der Westküste Grönlands kennt man zwischen
^) Lit. bei Hintze, Handbuch der Mineralogie, I, 162.
5*
Ni
Co
Cu
S
C
SiOa ünlösl.
2,48
0,07
0,27
1,52
10,16
Spur 0,05
1,64
0,35
0,19
0,22
3,71
0,66 4,37
1,24
0,56
0,19
1,21
2,37
0,59
1,19
0,47
2,82
3,69
0,08 —
68 Die eruptiven Lagerstätten.
dem 69. und 76. Breitegrad große Basaltgebiete, die weiterhin unter dem
Inlandeis verschwinden. In einem solchen Basaltgebiet kamen jene Eisenbl5cke
vor, deren größter etwa 2 m Durchmesser und ein Gewicht von 21000 Kilo
besitzt, während ein kleinerer 8000 Kilo wiegt. Diese samt etwa 700 Kilo
kleinerer Kisenstücke hat im Jahre 1871 die schwedische B^gierung in das
Stockholmer Eeichsmuseum schaffen lassen.
Von den zahlreichen an dem Eisen vorgenommenen Analysen seien nur
die folgenden angeführt:^)
Fe
I. Großer Block (Norden-
skiöld) 84,49
II. Kleiner Block (Nordström
bei Nordenskiöld) . . . 86,34
in. Kleine Eisenmasse im
Basalt, auf welchem die
großen I und II lagen
(Lindström) 93,24
IV. Desgl. (Jannasch bei
Wöhler) 80,64
In I. außerdem 0,04 MgO, 0,20 P, 0,72 Cl, Spuren von AlgOg, CaO, K^O, Na^O.
„ n. „ 0,24 AlgOg, 0,48 CaO, 0,29 MgO, 0,07 K^O,' 0,14 Na^O, 0,07 P,
1,16 Cl.
„ m. „ 0,08 K^O, 0,12 Na^O, 0,03 P, 0,16 Cl, Spur MgO.
„ IV. „ 0,15 P, 11,09 0.
Das Eisen zeigt schöne Widmannstättensche Figuren und wurde auch
aus diesem Grunde anfangs von Nordenskiöld, Daubr^e u. a. für Meteoreisen
gehalten. Später fand dann Steenstrup an der Nordseite der Insel Disko bei
Asuk (am WeigattQord) in einem Basalte kleine 0,1—0,5 mm große Körnchen
von gediegenem Eisen, ferner plattenförmige, linsenförmige und dendritische Eisen-
massen im Basalt von Uifak und entnahm daraus, daß das Uifakeisen tatsächlich
tellurischen Ursprungs sei und ein Bestandteil des Basaltes sein müsse.
Die eisenführenden Gesteine von Disko sind mehr oder weniger hypersthen-
führende Basalte mit einem merkwürdigen Gehalt an Graphit und Spinell; das
gediegene Eisen hat an den zahlreichen Orten seines Vorkommens ganz ver-
schiedene Eigenschaften, ähnelt bald dem kohlereichen Gußeisen, bald dem kohle-
armen, hämmerbaren Schmiedeeisen. Manchmal ist es von Magnetkies begleitet.
Wenn man auch gegenwärtig weiß, daß das Diskoeisen einem tellurischen
Magma angehört, so sind doch die näheren Umstände seiner eigentlichen Ent-
stehung noch nicht klargestellt, verschiedene Ansichten stehen sich da gegenüber.
Lemberg glaubte an eine Dissoziation des in dem Basaltmagma enthaltenen
Wassers und an eine Reduktion von Eisensilikat durch den entstehenden Wasser-
stoff; Lawrence Smith wies auf die Nachbarschaft von Braunkohlenflözen
hin und nahm eine Keduktion von Eisenoxyden und -Silikaten, sowie eine Durch-
kohlung des Eisens infolge des Durchbruchs der Basalte durch jene Kohlenflöze
an.^) Ähnlich äußerten sich Nathorst und Törnebohm, während Meunier
glaubte, das Eisen könne von Massen gediegenen Eisens im Erdinnem losgerissen
worden sein.
^) Eine Zusammenstellung der Analysen findet sich in Hintzes Handbuch der
Mineralogie, I, 169.
^) Ein interessanter Fall der Bcduktion von Blackbanderzen durch einen Floz-
brand ist bekannt von Edmonton am Nord-Saskatchewan Kiyer in Kanada. — Dana,
Mineralogy, 1892, 29. Siehe auch Allen, Native Iron in the Goal Measures of Missouri ;
Amer. Journ. of Sc, CLIV, 1897, 99—104; Ref. N. Jahrb., 1899, I, -85—86-.
Ausscheidungen von gediegenem Eapfer. Primäres Gold in Eruptivgesteinen. 69
Eine andere Erklärung fQr das Auftreten des Eisens im Basalt hat
Winkler versucht. Er erinnert daran, daß sich bei Temperaturen von etwa
80^ das Eohlenoyi^dgas mit Nickel und Eisen zu beladen vermag, indem es
mit denselben Verbindungen Ni (C0)4, bezw. Fe (CO)^ und Fog (CO), bildet, die
bei höherer Temperatur wieder zerfallen. Schon bei über 80^ geht das Fe^ (CO),
in Fe (00)5 ^her, letzteres zerfällt dann bei noch weiterem Erhitzen in reines
Eisen und Kohlenstoff. Überschreitet die Temperatur 350®, so bildet sich stark
kohlehaltiges Eisen. Winkler nimmt an, daß solche Metallkarbonyle mit dem
sich abkühlenden Basalt bei einer Temperatur über 350® zusammengetroffen
seien. Der Ursprung jener Grase würde aber rätselhaft bleiben, wenn man nicht
vielleicht annehmen dürfte, daß auch bei anderen Temperaturen als bei 80® und
bei gleichzeitig hohen Drucken dieselben bildungs- und bestandfähig sein könnten.
Ausscheidungen von gediegenem Kupfer in basischen
Eruptivgesteinen.
Solche Vorkommnisse sind zum mindesten selten.
Als eine magmatische Ausscheidung aus Gabbro möchte Lotti^) das ge-
diegene Kupfer von Monte Acute bei Pari (in der toskanischen Provinz Grosseto)
auffassen. Das Muttergestein ist ein feldspatreicher, saussuritisierter Gabbro
mit wenig Diallag; es scheint ziemlich stark verändert zu sein, wie sich aus
dem Gehalt an Skapolith und Epidot ergibt. Gänge (oder Schlieren?) dieses
feldspatreicheren Gesteines liegen, unter sich ungefähr parallel, eingebettet in
einem diallagreicheren Gabbro und enthalten rundliche und scheibenförmige,
lamellen- oder moosförmige Einschlüsse von gediegenem Kupfer, manchmal von
einigen Zentimetern Durchmesser. Das Kupfer ist fast immer umhüllt von Rot-
kupfererz, manchmal auch begleitet von Eisenoxyd; da es aber auch in mikro-
skopischen Partikelchen teilweise ohne solche Oxyde, welche auf eine Herkunft von
Sulfiden hindeuten könnten, durch das Gestein zerstreut ist, so hält Lotti das
Kupfer für die primäre Ausscheidung des Gesteines. Übrigens enthält auch der
diallagreichere Gabbro da und dort Kupferglanz eingesprengt.
Primäres Gold in Eruptivgesteinen.
Mehrfach wird von einem primären Goldgehalt sowohl in sauren wie in
basischen Eruptivgesteinen berichtet. Es soll dann das Metall entweder metallisch
oder in Form goldhaltigen Pyrits, seltener in Kupferkies vorhanden und in
feinster Verteilung in dem Gestein eingewachsen sein. Erst bei der Verwitterung
entsteht dann Freigold, das sich in Seifen konzentrieren oder durch Lateral-
Sekretion auf Gänge wandern soll. Die ursprüngliche Art des Auftretens hat
wohl nie eine technischeBedeutung. Zudem ist es häufig fraglich, ob nicht
das Gold von den Gängen aus erst in das Eruptivgestein eingewandert ist. In
manchen Fällen dürfte endlich noch zu entscheiden sein, ob man es wirklich mit
Eruptivgesteinen zu tun hat.
Als goldhaltig werden sowohl quarzfreie wie quarzhaltige, alte und
junge Eruptivgesteine erwähnt.
Bei Jekaterinburg im Ural führt der Grus eines unweit der Stadt
anstehenden Granits 1 g Gold pro Tonne, die Porphyrite sollen sogar 10 g ent-
halten. ^ Nach Helmhacker ^) besitzen auch Diorite und Serpentine in der
Nähe von Miask einen primären Goldgehalt. — Der Diallag-Peridotit der
Poliakowskischen Berge am Westabhang des Urals enthält nach Tscher-
^) Un giacimento di rame nativo presse Pari; Rassegna mineraria, XI, 1899, 12.
— Ders., Deposit] dei minerali metalliferi, 30 — 31.
2) Keisenotizen von Bergeat.
3) Über das Vorkommen des (Joldes in Dioriten und Serpentinen; österr. Ztschr.
f. Berg. u. Hüttenw , XXVHI, 1880, 97—99. 110—113, 127—128, 142—144, 155-1Ö6.
70 Die eruptiven Lagerstätten.
nyschew^) Gold. Dieses soll im frischen Gestein nicht sichtbar, sondern in
den Bisilikaten enthalten sein und erst im serpentinisierten Gestein als Freigold
in feinster Verteilung erscheinen. Der wichtigste Ort dieses Vorkommens ist
Kamyschak. — Auch über Gold in Orthoklasgesteinen des südlichen Ural wird
berichtet. ^
Nach Daintree,^) Wilkinson und Ulrich soll es in Ostaustralien
mehrfach goldführende Eruptivgesteine geben; so nach Ulrich einen Granit
mit goldhaltigem Pyrit zu Bowenfels und Hartley in Neu-Südwales, gold-
führende paläozoische Diorite und Feisite in Queensland, Neu-Südwales
und Viktoria. Daintree führt wenigstens in mehreren Fällen Gründe zur
Stütze seiner Angaben an; mittelst des Mikroskops zeigte sich z. B. manchmal
eine innige Verwachsung des goldführenden Kieses mit den primären Gesteins-
elementen; der Kiesgehalt wäre nach ihm gleich alt mit der Verfestigung des
Muttergesteines und nicht etwa auf Imprägnation zurückzuführen.
Ein primäres Vorkommen von Gold in einem Granit (aus Mexiko?) glaubte
Merrill*) aufgefunden zu haben. Das Edelmetall kommt in kaum millimeter-
großen Plättchen im Glimmer und scheinbar („apparently") auch im Quarz und
Feldspat vor. Sulfide sind nicht zugegen und ebenso fehle jedes Anzeichen
einer Imprägnation, so daß Merrill das Gold für eine primäre Ausscheidung
aus dem Granitmagma halten möchte. AuchBlake^) ist der Ansicht, daß viele,
besonders granitische Gesteine einen primären Goldgehalt besäßen, der dann
durch Lateral-Sekretion in die Klüfte wandere, während v. E-ichthofen*) für
den Goldgehalt des Granits von Cisco in Kalifornien eine von Klüften aus-
gehende Imprägnation annimmt. Beweise für eine primäre Natur des Goldes
in den von ihm zitierten Beispielen bringt Blake nicht.
Nach Shepard') findet sich Gold in umgewandelten Bronzit-Peridot-
gesteinen zu Havanna.
Gold in brasilianischen Graniten erwähnt Süß ;®) in Dünnschliffen chilenischer
Obsidiane und Quarztrachyt« hat Möricke®) Goldflitterchen gesehen, welche
nach seiner Ansicht nur primäre Gesteinsausscheidungen sein können.
Über ein goldführendes Gestein von Otjimbinque im Swarhaub, Damara-
land, berichtete Scheibe. ^^) „Es ist ein frischer Olivinfels, wesentlich aus
Olivin, Augit, Magneteisen bestehend, neben denen Granat, Zirkon, Quarz, Gold
^) Nutzbare Mineralien am Westabhange des Centralural; ebenda XXXVIII,
1890, 12.
') Tschern yBchew, Protokoll der Sitzung der Kais. Min. Ges., 16. Febr. 1888,
17; Ref. N. Jahrb., 1891, U, -10-.
^ Note on certaln modes of occurrence of gold in Australia; Quart. Joum. Geol.
Soc. XXXIV, 1878, 431—438. — Daintree zitiert die beiden folgenden. — Siehe auch
bei Phillips-Louis, Ore deposits, 2. Aufl., 1896, 649 und den unten zitierten Auf-
satz von Blake, 297.
*) An Occurrence of Free Gold in Granite; Am. Journ. of Science (4), I, 1896, 309.
^) Gold in Granite and plutonic Eoeks. ; Trans. Am. Inst. Min. Eng., XXVI, 1896,
290-298.
8) Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges., XXI, 1869, 738—739.
^) Zitiert von Daubr^e in Association du platine natif k des roches ä base de
p^ridot; imitation artificielle du platine natif magn6ti-polaire; Ann. d. Mines (7), IX,
1876, 123—143.
8) Zukunft des Goldes, 1877, 111.
^) Einige Beobachtungen über chilenische Erzlagerstätten und ihre Beziehungen
zu Eruptivgesteinen; Tscherm. Min. Petrogr. Mitt.. XII, 1891, 186—198. beeond. 195.
^0) ZtBchr. d. deutsch, geol. Ges., XL, 1888, 611.
\
\
KryoUth. 71
auftreten. Letzteres zeigt sich in gut sichtbaren, zackigen Massen. Adern von
Kieselkupfer durchziehen das Gestein. In einer Durchschnittsprobe des vor-
liegenden Materials wurde der Goldgehalt zu 0,117 ^/q bestimmt.**
G. F. Becker^) und Arzruni glaubten in einem Diamanten von Kimberley
gediegenes Gold als Einschluß zu sehen.
Alle Angaben über eine primäre Goldführung in Eruptivgesteinen gewinnen
selbstverständlich erst an Wert durch eine kritische DünnschliffuntersuchuDg.
IV. Ausscheidungen von Halogenverbindungen und
SauerstoflRsalzen in Eruptivgesteinen.
Abgesehen von den Phosphaten der seltenen Erden (z. B. Monazit), deren
technisch wichtige Lager dem Seifengebirge angehören, ist die Zahl der Lager-
stätten solcher Salze nur klein. Der grönländische Eryolith und ein unbe-
deutendes Apatitvorkommen sollen nachstehend besprochen werden.'
Kryoliih.
(Na«Al«Fli2 = 6 NaF + 2 AI Fl», mit 32,79 Na, 12,85 AI und 54,36 Fl.)
Hauptfundort des Kryoliths ist lyigtok (Ivigtut) an der Südseite des
Arksut-Fjords in Süd-Grönlaud, ungefähr 30 Meilen von der Kolonie Julianshaab
entfernt und hart an der Meeresküste. Ende des XVni. Jahrhunderts ist das
Vorkommen durch Grönlandfahrer bekannt geworden (1795).
Nach Johnstrup (1883) wird dort grauer Gneis durchbrochen von einem
Granitstock, der gleichsam als Kern die Eryolithmasse beherbergt. Das
Mineral ist ausschließlich an das Eruptivgestein gebunden. Die Eryolithmasse
zerfällt in eine zentrale Partie, welche 500 Fuß lang und 100 Fuß breit ist
und akzessorisch und in unregelmäßiger Verteilung auch Quarz, Siderit, Bleiglanz,
Zinkblende, Eisen- und Kupferkies enthält, — und iu eine peripherische
Schale, welche scharf von ersterer getrennt ist. Die letztere geht dagegen
allmählich über in den Granit, erreicht eine Dicke von wenigen bis zu 100 Fuß
und enthält als hauptsächliche akzessorische Gemengteile Quarz, Mikroklin und
Ivigtit (ein dem Gilbertit ähnliches Natrontonerdesilikat), ferner die vorhin
genannten Mineralien der zentralen Partie neben Flußspat, Zinnerz, Molybdän-
glanz, Arsenkies und Columbit. Der Granit, welcher zahlreiche Bruchstücke
von Gneis und Grünstein umschließt, ist prismatisch in der Weise abgesondert,
daß die Verlängerungslinien der Granitsäulen gegen die zentrale Eryolithmasse
konvergieren. Die Kryolithpartie wird von Johnstrup als eine gleichzeitige
konkretionäre Ausscheidung innerhalb des eruptiven Granits betrachtet. Auf
Klüften beobachtet man jüngere Kryolithkristalle und als weitere sekundäre
Bildungen Pachnolith und Thomsenolith (beide AlFl». NaCaFl» . H«0), Ralstonit
(3 AI (Fl, OH)» . (Na«, Mg) Fl« . 2 H^O) und den einen unreinen Thomsenolith
darstellenden „Hagemannit".«) Die Grönländer nennen den Stein wegen seiner
Ähnlichkeit mit Seehundsspeck („Orsok") „Orsugisat".»)
Ö XVI. Ann. Rep. ü. S. Geol Surv., 1884—1885, part. III, 272.
•) An der Entstehung des Kryoliths und der ihn begleitenden Mineralien haben
sicherlich auch pneumatolytische Prozesse mitgewirkt. Siehe darüber das S. 23, Fuß-
note 2 über das Zinnerz von Dakota Gesagt«.
3) Die Schilderung des Kryolithvorkommens von Ivigtok ist Zirkels Petrographie,
2. Aufl., IIL 1894, 444, entnommen, welcher der Bericht Johnstrups (Förh. vid de
72 Die eruptiven Lagerstätten.
Das Grönländer Kryolithyorkommen wird seit 1854 steinbrnchsmäßig ab-
gebaut. Bis 1901 sind 307731 t gefördert worden. 1901 betrug die Produktion
8125 t, 5089 t wurden nach Amerika, 2954 t nach Europa exportiert. Die
Höchstproduktion fäUt in das Jahr 1897 (13361 t).^)
Der grönländische Eryolith war längere Zeit das wichtigste Aluminiumerz
und dient nebenbei der Sodafabrikation. Gegenwärtig findet er noch Ver-
wendung zur Aluminiumdarstellung, zur Bereitung von Opalglas und von Emaille
für Eisenwaren.
Apatiihaliiger Trachyi.
Am Cabo de Gate im südöstlichen Spanien und zwar besonders an einem
kleinen Hügel bei Jumilla tritt über eine Fläche von 22 ha verbreitet ein
Trachyt auf, der so reich ist an gelben oder lichtgrünen Kristallen von Apatit,
daß sein mittlerer Phosphatgehalt 15®/o (überhaupt 7 — 30 ^/q) beträgt. Da
außerdem ein Kaligehalt von 8 — 10®/o vorhanden ist, wird das Gestein auf-
bereitet und als Düngemittel benutzt.^
Die an Gabbros gebundenen Apatitvorkommnisse von Skandinavien und
Kanada, welche in mancher Beziehung den Zinnerzgängen entsprechen, sind aus
den gleichen Gründen wie diese letzteren unter den Gängen behandelt worden.
Anhang.
Diamanien in Peridoiit.
Literatur.
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. Diamanten in Peridotit. 73
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74 Die eruptiven Lagerstätten.
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Bonney, The parent-rock of the diamond in South Africa; Proc. Roy. Soc, LXV,
1899, 223 — 236. — Ders., Additional Notes on boulders and other rock specimens from
the Newlands diamond mines, Griqualand West ; ebenda LXVU, No. 441 , 5. Febr. 1901, 475 fF.
Beck, Die Diamantlagerstätte yon Newland in Griqualand West; Ztschr. f.
pr. Geol., 1898, 163—164. — Ders., Neues von den afrikanischen Diamantlagerstätten;
ebenda 1899, 417—419.
Crookes, Diamonds, A lecture delivered at The Royal Institution, June 11., 1897.
Heneage, The phenomena of the diamondiferous deposits in South Africa;
Mining Joum. (London), 29. XI. 1902.
M. Bauer, Edelsteinkunde, 1896, 208—250.
Schmeisser, Die nutzbaren Bodenschätze der deutschen Schutzgebiete; Vortrag
auf dem deutschen Eolonialkongreß zu Berlin, 1902. — Danach Macco, Ztschr. f.
prakt. Geol., XI, 1903, 193.
Mündliche und schriftliche Mitteilungen der Herren G.Williams, G. Trüben-
bach und W. Graichen an A. Bergeat. — Eine hübsche Darstellung enthielt auch
die Weihnachtsnummer des „Diamond Fields Advertiser" zu Eimberley, 1898 (verfaßt
von Lawn).
Zur Untersuchung diente das reichliche Material der Clausthaler Bergakademie.
Das Auftreten von Diamanten in Serpentin schließt sich aufs engste
an das des Chromits, Platins und Eisens an. Man kennt diese Art des Vor-
kommens mit Sicherheit bisher nur von verschiedenen, zum Teil sehr weit von-
einander entfernten Orten Südafrikas. Das eigentliche afrikanische Diamanten-
land ist West- Griqualand, das seit 1880 zur Kapkolonie gehörige, westlich
an den Oranje-Staat angrenzende, vom Unterlauf des Vaal durchströmte Gebiet.
Das Zentrum desselben bildet jetzt die junge Stadt Kimberiey (28^43' südl.
Breite, 24» 16' östl. Länge von Greenwich, 1232 m ü. d. Meer). Das Gebiet ist
ein unfruchtbares, 1200 — 1500 m hoch gelegenes Plateau, dessen Untergrund die
Schichten der Karooformation (Carbon oder Perm und Trias), Sandsteine und
Schiefertone, mit zahlreichen Lagen von Diabas und Melaphyr, bilden. Als
jüngere Ablagerungen bedecken den Boden noch etwa 2 m mächtige diluviale
Kalktuffe, welche nach Cohen die Absätze diluvialer Seen darstellen, und endlich
noch eine geringe Sandschicht.
Im Alluvium des Oranje-Flusses hatte man 1867 bei Hopetown, nahe der
Mündung desselben in den Vaal, den ersten Diamanten gefunden. Späterhin
waren solche Funde auch im Tal des Vaal gemacht worden, und es entwickelten
sich dort Diamant Wäschereien, deren Mittelpunkt noch heute Barkly, 37 km
NNW. von Kimberiey, darstellt („River diggings").
Diamanten in Peridotit. 75
Aber schon 1870 entdeckte man die primäre LagersUltte jener Diamanten,
deren Ansbentang („Dry diggings') die der Flußwaschereien alsbald betrachtlich
abertreffen sollte.
Im Gebiete der Karoofonnation, zwischen dem Oranje- und Vaal-Flnß
erheben sich zahlreiche kleine, bis zu 20 m Über die Ebene ansteigende Hügel
(,Kopjes'), die eine 200 km lange NNO. — SSW, gerichtete Gm ppe bilden. Seit
1870 hatte man am Fuße solcher Kopjes, aoBerhalb des Gebiets der FloU-
76
Die eruptiven Lagerstätten.
SUAugutUneM. Ak
BmbtrUjIl.
StadllSmUrl^
DmBttnM.
alluvionen ebenfalls Diamanten gefunden, und während man nach solchen suchte,
bemerkte man, daß jene Hfigel manchmal nichts anderes waren als die Ausstriche
einer ganz eigenartigen diamantfUhrenden Masse, ganz verschieden von den
Gesteinen der Umgebung; fünf solche „Kopjes" erwiesen sich zunächst als ganz
besonders reich und haben seitdem eine staunenswerte Menge von Diamanten
geliefert. Es sind das Eimberley, Old de Beers, Du Toitspan und Bultfontein
in Griqualand, und Jagersfontein bei Fauresmith im Oraige-Staat. Dazu kam
dann 1890 als sechste sehr aussichts volle Grube die Premier oder Wesselton
Mine, welche auf der Grenze beider Länder liegt und im Gegensatz zu allen
anderen dadurch merkwürdig ist, daß sie an der Tagesoberfläche nicht durch
eine httgelartige Emporragung, sondern durch eine mit Ealktuff ttberkrustete
Bodensenkung charakterisiert war. Man
fand dort den ersten Diamanten in der
Erde, welche eine Meerkatze aus ihrer
H5hle gewühlt hatte. Endlich hat man im
westlichen Teil des Oranje-Staates auch bei
Koffyfontein Diamanten gefunden.
Im Laufe der Zeit hat sich während
des Abbaues ergeben, daß die diamant-
führenden Gesteine der Eopjes Säulen inner-
halb der Earooformation bilden, welche im
allgemeinen einen kreisförmigen oder ellip-
tischen Durchschnitt besitzen und sich
meistens nach unten zu etwas verengen.^)
Sie haben Durchmesser von 25 bis zu
mehreren hundert Metern and ziehen sich
vom Tage aus fast senkrecht nach der Tiefe.
Bis jetzt sind am besten bekannt die Säulen
von De Beers, Kimberley und Wesselton;
es maß
De Beers am Tage 54000 qm
in 274 m Tiefe 47000 „
Kimberley am Tage 36000 ,,
in 300 m Tiefe 19000 ,.
Wesselton am Tage 101250 „ .
Oberflächlich und bis zur Teufe von 6 — 12 m traf man auf eine vollständig
verwitterte Masse, den „yellow ground", dann folgte weiterhin ein eisenschüssiges,
rostfarbiges Material in 2 — 5 m Mächtigkeit, der ^rusty ground", und darunter
endlich der schwarz- oder blaugrüne „blue ground", der in etwa 80 m Tiefe
so hart wurde, daß er kaum bearbeitet und daß noch weniger die Diamanten
daraus gelesen werden konnten.
BuJtKmUin^M.
Dutüit^Kuv Jf.
Fig. 10. Gegenseitige Lage der Haupt-
Minen von Kimberley. Maßstab etwa
1:100000. (Qardner Williams, 1887.)
^) Man hält sie bis jetzt fast allgemein für vulkanische DurchblasungsrÖhren.
(„Vulkanembryonen" Brancos, „Diatremen" Daubr^es.)
Biamanten in Peridotit. 77
Der blne ground wird stellenweise von G&ngen dnrdisetzt; ein solcher,
der „Saake", wurde io ^/^ — 2 m Mächtigkeit auf De Beers angefahren. Er
besteht aus einem glimmerfOhrenden Feridotgestein ; Körner und Kristalle von
OHtId samt Kristallen von Biotit liegen in einer Orundmasse, die so reich ist
an Kalkkarbonat, dafi das Oestein mit Sänren lebhaft braust. Der Kalkspat
besitzt Flftasigkeit Seinschlüsse mit beweglicher Libelle (Bergeat). Es ist zu
bemerken, daß dieser Gang in das Nebengestein Ubergetzt. Femer ist zn erwähnen,
daß man aaf der Newlands Mine, nordwestlich von Kimberley, schon im Jahre 1899
nicht weniger als acht in einer geraden Linie liegende Vorkommnisse von blue
Flg. 11. t^nerachnltt dorch die Kimberley. Grabe, gegen Wetten geiehen. Die Strecken und der
Schacht Im nördlichen Nebengestein h&ben Dlsbaag&uge dnrchfalireD. Die breite keBBelfännlge
Erweltanmg des oberaten Schlottelles Ist durch Xachbt-Ucbe nnd EinBtUrze ei-xeugt und b&t mit
der nnprUngUcben Gestalt der LageretStte nichts zn tun. (Nach dem Jabreeberlolit vom J&hre IS98. ]
gronnd erschürft hatte, die sich zum Teil in mächtiger« Stöcke erweiterten und
offenbar auf einer 700 m langen Spalt« liegen. Dieser Oang von blue ground
wird im allgemeinen nicht mächtiger als 2,5 m. Von hohem Interesse wäre
anch die Ifitteilang, daß die beiden hauptsächlichsten Lagerstätten von Newlands
Mine in 100 — 130 m Teufe als sich erweiternde Stöcke angetroffen worden sind
(Graichen).
In dem „blue gronnd" und den daraus hervorgegangenen Verwlttemngs-
produkten finden sieb wohl ausschließlich die Diamanten, und er hat allein als
Muttargestein derselben eine praktische Bedentnng. Es ist eine Breccie von
serpentini^ser Beschaffenheit und offenbar eruptiver Herkunft. Das eigentliche
78 Di6 eruptiven Lagerstätten.
Mattergestein der Masse ist ein Lherzolith oder Harzbnrgit gewesen, von welchem
sich, wie weiter unten gezeigt werden soll, noch mehr oder weniger frische und
kompakte Stücke in dem „blue groand^ vorfinden.
Der „blue ground^, der von vielen als ein vulkanischer Tuff bezeichnet
worden ist, enthält keine schlackigen Lapilli oder ähnliche Auswürflinge. In der
Hauptsache besteht er aus einer glanzlosen, in den weicheren Partien beinahe
erdigen, dunkelschmutziggrünen serpentinischen, mit Karbonat durchsetzten Grund-
masse, welche frische und serpentinisierte Individuen von Olivin, meist serpen-
tinisierten Enstatit (Basti t) und braunen Glimmer, Chlorit, daneben Diamant,
chromhaltigen Pyrop, chromhaltigen Diopsid und hier und da Ghromeisenstein,
die Titanmineralien Ilmenit, titanhaltigen Magnetit, Rutil und Perowskit, ferner
Zirkon, violetten, grünlichen und dunkelblauen Saphir, Apatit und kleine
Eriställchen von Turmalin und Disthen enthält. Im blue ground fehlt der Quarz;
als sekundäre jüngere Produkte und Einwanderer sind zu erwähnen Kalkspat,
Gips, Schwefel- und Kupferkies, Vivianit (?), Schwefel, Baryt und der Zeolith
Mesotyp (Natrolith). Übrig&ns ist mindestens ein Teil des Biotits ein Umwandlungs-
prodnkt des Olivins und ebenfalls der Chlorit sekundärer Entstehung. Das
gleiche gilt wohl für den Perowskit und einen Teil des Rutils.
Als eigentliches Muttergestein des blue grounds, dem Lewis die petro-
graphische Bezeichnung „Kimberlit'^ beigelegt hat, muß ein sehr grobkörniges,
im frischen Zustand äußerst zähes, wechselndes Gemenge von Olivin, Enstatit,
Diopsid und Pyrop gelten.
In dem blue ground liegen zahllose Bruchstücke fremder Gesteine von
den geringsten Dimensionen bis zu enormen Massen. Dieselben bestehen vor
allem aus Tonschiefer. Von kleinsten, oft nur millimeterlangen Partikelchen
desselben sind schon die Handstücke häufig völlig durchspickt. Einen weiteren
Anteil nehmen vor allem ganz frische oder zersetzte firucb stücke von Diabas
und Olivindiabas und vom Sandstein; diese Gesteine bilden das Nebengestein
der Schlote, und ihre Herkunft dürft« deshalb nicht fraglich sein. Außerdem
aber kommen Trümmer solcher Gesteine vor, welche bisher durch die Schächte
noch nicht durchteuft und daher aus größerer Teufe durch den blue ground
emporgebracht worden sind, z. B. Quarzporphyr (Clausthaler Sammlung),
Glimmerschiefer, Talkschiefer, Gneis (nach MouUe und Belegstücken der Claus-
thaler Sammlung); gneisartiger Granit soll nach MouUe auf Doyls Rush bei
Kimberley vorkommen. Diorit und Amphibolit erwähnt derselbe von Jagers-
fontein. Besonders die kleinsten Einschlüsse lassen eine ausgezeichnete Resorption
durch das Nebengestein erkennen (Bergeat).
Die größeren von diesen Fremdlingen erreichen gewaltige Dimensionen, bis
zu 30000 cbm, und sind als „boulders" viel besprochen worden. Im blue ground
von De Beers lag eine Scholle von Olivindiabas, das sogenannte „Island",
welches einen Querschnitt von 280 qm besaß und bis zu einer Teufe von 216 m
verfolgt werden konnte. Allgemein nennt man jene großen Blöcke von Neben-
gestein inmitten des blue grounds „fioating reefs". Die boulders sind sehr häufig
gerundet, oft regelmäßig wie ein Brotlaib, dabei häufig auf einer Seite flach.
Ein ganz besonderes Interesse haben die boulders von pyropführendem
Lherzolith (sog. Eklogit), die in großer Zahl und mit Durchmessern bis zu
0,5 m auf der Newlands Mine, westlich von Barkly vorkommen. Mineralogisch
stehen diese zähen Gesteine dem mürben Kimberlit so nahe, daß man den letzteren
DiamantoD io Peridotit. 79
nur als ein Umwandelangsprodnkt des ersteren Gesteines bezeichnen kann. In
einem solchen frischen bonlder hat TrObenbach als ganz zweifellosen primären
Bestandteil einige Diamanten gefunden. Daß der Edelstein zur Zeit der Silikat-
bildang in dem Kimberlit schon dagewesen sein mnfi, hatte schon Stelzner
au einer Gesteinsstafe festgestellt, welche einen Diamanten in innigster Ver-
wachsnng mit Granat zeigte.
Die vorher erwähnten Mineralien liegen alle in mehr oder weniger ge-
rundeten Körnern in dem blae gronnd; der Granat zeigt niemals Kristallformen,
der Biotit eiförmige Querschnitte. Eine Flächennmgrenzong besitzt manchmal
der Olivin oder dessen Psendomorphosen.^)
Flft- IS. Ein elgenarUgei Enit&tit-QmuH^Mtelli von der Ncwlsnds Itlne. Die HanptmssBe bildet
Id scbmotilgallveDgrUDeD Baetit verwandelter, beBondera rondUch mit graigrUDem Chromdiapeld
verwBcheenei' Enatatlt. Die Strlchelnng eDtspiicht der FaeeruDg des Baetlta. Die achnarzen Stellen
Bind Adern von llchtroteni, keralgem Pyrap Bamt ziemlich viel Talk und klelneo Ueagen Chrom-
dlopald. Die „Oranatadem" alnd beeondera dann, wenn sie sich EwlHcbeii die Bastitfaaem eln-
aebleben, lo fein, dafi sie erat mit der Lape erkannt werden. Natürliche QrilBe des Stücke.
(CiaoBthaler Sammlung.)
Der Diamant selbst liegt in rings angrenzten Kristallen oder in Bmch-
stBcken im blne gronnd. Seine Verteilnng darin ist eine ungleichmäßige; Moulle
glaubte z. B. in der Kimberley -Grube 15 verschiedene diamantfahrende Säulen
erkennen zn ki^nnen, deren Entstehung er verschiedenen Eruptionen zuschrieb.
Tatsache ist, daß die verschiedenen Teile der Gruben recht verschiedene Ausbeute
geben. „Einige Teile sind reicher als andere, aber es gibt keinen ersichtlichen
Grund dafür. Die westlichen Partien sowohl von De Beers wie von Kimberley
haben einen ärmeren Gehalt als die östlichen.''^) Auf der Newiands Hine hat
') Auf eine eingehende petTographisch-mineralogische Beschreibung muB in diesem
Buche verzichtet werden. Ich beabsichtige an anderer Stelle auf einige Beobachtungen
eurückzukommen, welche ich bei einem Studium des südafrikanischen blue gronnd
icemacht habe. Bergeat.
h Briefliche Hitteilung von Herrn G. Williams au Bergeat.
80 Die ernptiyen Lagerstätten
man nach Graichen^) die Erfahrung gemacht, daß der blue ground dort
besonders reich ist, wo er an das Nebengestein grenzt.
Die Verbreitung des Diamanten im blue ground ist eine äußerst spärliche.
Das Gestein enthält pro „load** (= Last, 16 Kubikfuß, oder etwa ^/^ t) auf der
Kimberley- und der De Beers-Grube 0,92 Karat (zu 0,205 g), auf Dutoitspan 0,2,
auf Premier und Bultfontein durchschnittlich 0,2 — 0,3, auf Jagersfontein 0,11 Karat.
Das Verhältnis zwischen Diamant und zu fördernder Gesteinsmasse stellt
sich auf den beiden erstgenannten Gruben auf 1 : 4000000, zu Jagersfontein auf
1 : 32000000.
Die Qualität und das Aussehen der Edelsteine sind auf den verschiedenen
Gruben und sogar in verschiedenen Zonen derselben Grube so verschieden,
daß ein geübter Kenner die Herkunft derselben angeben kann. Die Jagers-
fonteiner Diamanten sind schön blauweiß. De Beers produziert gelbliche Steine,
Kimberley besonders weiße Oktaeder, Bultfontein hatte weiße und gefleckte,
Dutoitspan die sog. „silver capes". Die Steine von der Premier Mine sind
meistens weiß und oktaedrisch, selten braun. Am gesuchtesten sind die „blue
whites^. Der größte bisher in Südafrika gefundene Diamant kam 1893 zu
Jagersfontein zum Vorschein; er wog 969^/^ Karat, war 6,3 cm lang, 3,8 — 5 cm
breit und 2,2 — 3,2 cm dick. Ein anderer Stein von De Beers hatte 482^/2 Karat,
wurde aber noch übertroffen durch das am 1. Juni 1896 gefundene blaßgelbe
Oktaeder von 503^/4 Karat. Die kleinsten Steine wiegen etwa ein Milligramm.
Bort kommt nur in rundlichen Körnern vor; er ist etwas härter als der Diamant.
Seit ihrer Entdeckung haben die Lagerstätten einen intensiven Abbau
erfahren; schon 1893 war man auf De Beers bis zu 360 m, auf Kimberley bis
zu 380 m Teufe gelangt. Im Februar 1899 hatte man erreicht auf
De Beers in den Abbauen 427 m, im Schacht 488 m,
Kimberley „ „ „ 560 „ „ „ 591 „ ;
Dutoitspan und Bultfontein hatten im Tagebau eine Teufe von 100 m.
Im Jahre 1869 war in der Gegend von Barkly von einem Eingeborenen
ein großer Diamant, später der Star of South genannt, gefunden worden. Der Finder
soll ihn für 500 Schafe verkauft haben. Bald wurde der Stein zunächst für
8000, dann für 230000 M. weitergegeben, in geschliffenem Zustand später auf
500000 M. geschätzt. 1870 fand ein Farmer Namens Du PI oy auf Bultfontein
im Erdreich seines Zimmerbodens einen Diamanten, was zunächst zur Entdeckung
dieser Mine und 1871 zu derjenigen der benachbarten Dutoitspan führte. Im
Gegensatz zu den „River diggings" nannte man die Diamantengewinnung im
anstehenden Gestein jetzt das „Dry digging". Infolge solcher Funde kamen im
Jahre 1871 20000 Steinsucher herzugewandert, welche die Kopjes auf Diamanten
absuchten und mit Tagebauen nach der Tiefe vordrangen.
Dabei durchlief der lebhafte Bergbau in kürzester Zeit so mannigfache
Phasen, wie sie bei anderen Grubenbetrieben nur Jahrhunderte weit auseinander
liegen. Zunächst verteilte man Anteile („ Claims ^^) von 9,5 m im Geviert, so
daß ein Grubenfeld eine Fläche von etwa 90 qm einnahm, und De Beers hatte
beispielsweise 600 solcher „claims**, Dutoitspan 1430, Kimberley ursprünglich
1500 solcher. Anfangs durjfte niemand mehr als zwei Grubenfelder besitzen,
wohl aber wurden Bruchteile, wie ^/g oder ^/^^ claim, gehandelt. Der Preis
eines Anteils betrug 1870 noch 7 sh. 6 d. (7 M. 65 Pf.), wenig später zahlte
man schon einen monatlichen Pacht von 10 sh., 1879 wird der Grubenfeldsteuer
*) Briefliche Mitteilung an Bergeat.
Diamanten in Peridotit.
81
der Wert von 50—6500 £ (1000—130000 M.) zugrunde gelegt, und 1880 betrug
der Verkaufspreis eines claim nicht weniger als 10 — 15000 £ (= 200000
bis 300000 M.).
Anfangs arbeitete jeder Diamantgräber mit Hacke und Spaten; durch
Pfähle mußten die Zugangswege zu den zahlreichen Grubenfeldchen ausgespart
werden. Es gab häufig Einstürze, Verschüttungen, Prozesse; so fanden denn
bald Verschmelzungen der Eigentumsrechte statt, bis schließlich 1888 die
Gründung der Aktiengesellschaft „De Beers Consolidated Mines" (mit einem
Aktienkapital von 3950000 £ = 79000000 M.) den Abbau unter einheitliche
Leitung brachte. Dieselbe besaß im Jahre 1899 die Gruben De Beers, Kimberley,
Premier und weitaus den größeren Anteil von Dutoitspan und Bultfontein.
Schon bald hatte man Seilförderung eingeführt, 1874 ging man zur
Förderung mittels des Ochsen- und Pferdegöpels über, 1875 ward die erste
Lokomobile aufgestellt. Die Abbauverhältnisse hatten sich immer schwieriger
gestaltet, nachdem Kimberley bis 1882 schon 1 Mill. Kubikmeter Bruch zu be-
seitigen hatte, was 2 Mill. £ Kosten verursachte, und 1883 abermals 60000 Kubik-
meter nachgebrochen waren. Schon damals war der Tagebau mehr und mehr unmög-
lich geworden, und man entschloß sich daher 1884 zur Anlage eines Schachtes in dem
Bruchfeld selbst. Ursprünglich hatten die Durchmesser des Kimberley-Stocks ober-
flächlich 167 und 274 m betragen, infolge der fortgesetzten Nachbrüche des Neben-
gesteines war im Anfang der achtziger Jahre des XIX. Jahrhunderts eine Weitung
von 300 und 350 m Durchmesser entstanden, welche immerhin schon 112 m tief,
also 2^/2 mal so weit und 1^/^ mal so tief war wie die bekannte Altenberger Pinge.
Durch die Verschmelzung des Betriebes in eine Grubengesellschaft war
zugleich den schlimmen Folgen der Konkurrenz entgegengearbeitet, infolge deren die
einzelnen Gewerkschaften den Preis des Diamanten herabzudrücken begonnen
hatten. Man steuerte der Überproduktion, indem man zugleich die Preise festigte,
und produzierte jährlich nur so viel Edelsteine, wie dem Weltbedarf entsprach.
Die nachstehende Tabelle zeigt die Produktions- und Preisverhältnisse seit 1867.
Durchschnitts-
preis pro Karat
ca. M.
Karat
1867 —
1868 —
1869 —
1870 —
1871 ~
1872 —
1873 —
1874 —
1875 —
1876 —
1877
1878 —
1879 —
1880 —
1881 —
1882 —
1883 2312248
1884 2204786
1885 2287263
1886 3047639
1887 3598930
1888 3565780
•Stelzner-Bergeat, Erzlaf^erstätten.
Wert
M.
10000
3000
508660
3 145 930
8268660
33170560
33793240
26923340
31747000
31018700
35324480
44265600
52887100
69041880
85612140
81842200
58369060
52633780
45687940
66862260
87159240
73968460
20,50
23,00
19,50
21,50
23,50
20,00
6
82
Die eruptiven Lagerstätten.
Wert Durchschnitts-
Earat preis pro Karat
M. ca. M.
1889 2754967 83840180 28,00
1890 2415655 77058360 31,00
1891 2837503 70977720 24,50
1892 2898092 74559580 25,00
1893 2813744 78603380 27,00
1894 2737793 68688020 24,50
1895 3101853 81505520 26,00
1896 3211026 82637440 25,00
1897 3050242 78251760 25,00
1898 3268250 84514380 25,00
Die Produktion im Jahre 1901—1902 wird auf 1500000 Karat beziffert;
dieser verminderten Produktion steht ein höherer Preis des Edelsteins gegenüber,
nämlich durchschnittlich 46,50 M. Die Diamanten werden zum größten Teil an
die Amerikaner verkauft.
Vergleichsweise soll Brasilien in den letzten 160 Jahren im ganzen
12 Mill. E[arat, Indien in den letzten Jahren durchschnittlich 210 Karat
produziert haben.
In den Gruben von Kimberley waren im Jahre 1898 3750 Schwarze und
347 Weiße beschäftigt; insgesamt beschäftigte der Bergbau 10340 Schwarze und
1860 Weiße.
Die Aufbereitung des blue ground geschah anfänglich durch Handscheidung.
Später schüttete man das Gestein auf gepflasterte Böden („floors^) und überließ
es der Verwitterung, welche in früheren Jahren, als der blue ground noch
weicher war, 3 Monate dauerte, während das viel härtere, aus den größeren
Teufen geförderte Gestein jetzt 9 — 12, ja sogar 15 — 18 Monate zum Zerfall
braucht. Das mürbe Gestein wird hierauf mit dem Wasser einer 22 km langen,
von dem Vaal hergeführten Wasserleitung verwaschen, wobei im Wäscherück-
stand die Mineralien vom Gew. 3,2 — 5,2 (nämlich Diamant, Diallag, Pyrop,
Zirkon, Titaneisen usw.) verbleiben.
Trotz aller Strenge gegen Arbeiter und Hehler wird alljährlich immer
noch etwa ^/g der geförderten Diamanten gestohlen.
Eine unbedeutende Produktion aus ärmerem blue ground haben einzelne
andere Gruben in Griqualand, nämlich Elandsdrift, Frank Smith, Kamfersdam
und Lace. Kimberley liefert ungefähr ^/^q des jährlichen Weltbedarfs.
Höchst merkwürdig ist es, daß man bisher außerhalb Südafrikas noch
nirgends diamantführenden Kimberlit angetroffen hat, während in Südafrika
zahlreiche Vorkommnisse desselben an hunderte von Kilometern voneinander
entfernten Orten bekannt geworden sind.
Weit entfernt von Kimberley kommen nach Mo lengra äff Diamanten samt
Pyropen auch in einem Flußlauf bei Winsburg und am Ehenosterspruit, nahe
seiner Mündung in den Valschfluß bei Driekop (Oranjestaat) vor. Man soll dort
auch kimberlitführende Schlote nachgewiesen haben. Ein anderes Vorkommen
von diamantführendem Kimberlit ist bei Rietfontein nahe Prätoria in Transvaal
angetroffen worden.
Nach Schmeißer kommt in Deutsch-Südwestafrika blue ground an
vier Stellen bei Gibeon und an zwei Plätzen nahe der Farm Mokurop bei Berseba
vor; im Gestein selbst ist bis jetzt noch kein Diamant gefunden worden. Doch
Diamanten in Peridotit. 8ä
sind solche Funde nicht ganz ausgeschlossen, da tatsächlich ein ziemlich großer
Stein aus der Gegend von Berseba nach Berlin gelangt ist.
Was die Entstehung des Diamanten anbelangt, so steht so viel fest, daß
derselbe dem zu blue ground umgewandelten Olivingestein von Haus aus angehört
hat, denn er ist in Trümmern solchen unveränderten Gesteines als primärer
Bestandteil nachgewiesen worden, nachdem schon Stelzner auf die zweifellose
Verwachsung von Diamant und Pyrop im blue ground hingewiesen hatte. Die
ehedem viel geäußerte Ansicht, daß der Diamant einer Resorption der in den
Tonschieferfragmenten enthaltenen Kohle sein Dasein verdanke, ist hinfällig
geworden.^)
Mehrfach ist das Vorkommen von Diamant in verschiedenen Meteoriten
zum Vergleich herangezogen worden (z. B. desjenigen von Nowo Urei im Gouv.
Penza, vom Diablo Canon in Arizona und von Chile), ^) und es sei darauf
hingewiesen, daß A. E. Norden skiöld^) auch im Uifakeisen das Vorkommen
von Diamant vermutet.
Bisher hat man den Diamanten mit Sicherheit nur im Eimberlit Südafrikas
auf primärer Lagerstätte kennen gelernt; im übrigen scheint er sich immer uur auf
Seifen vorzufinden.^) Die Mehrzahl, wenn nicht sogar die Vielzahl der letzteren
liegt aber in größerer oder geringerer Nachbarschaft von Serpentinen, so vielleicht
im üral*^) und in Madras in Indien, wo zwar nach Chaper*) der Edelstein
^) Siehe darüber die Zusammenstellungen bei Stelz ner, Hintze, Bauer, femer
die Arbeiten von Knop, Moulle, Luzi, Gürich, Lewis usw., femer L Friedländer,
Herstellung von Diamanten in Silicaten, entsprechend dem natürlichen Vorkonmien im
Kaplande; Sitzungsber. d. Ver. z. Beförd. des Gewerbefleißes, 1898, 45 — 50.
^ Daubr6e, M6t^orite diamantifere tomb6 le 10/22 septembre 1886, en Russie,
k Nowo Urei, gouvernement de Penza; Compt. rend., CVI, 1888, 1681—1682; Ref. N.
Jahrb., 1891, I, —45—. — Ders., Analogies de gisement du diamant, d'une part, dans
les gites de TAfrique australe, d'autre part, dans les m^t^orites; Compt. rend., CX, 1890,
18 — 24; Ref. N. Jahrb., ebenda. — G. F. Eunz, Diamonds in Meteorites; Science, XI,
1888, 118 — 119; Ref. N. Jahrb., ebenda. — Fr i edel, Sur le fer m6t6orique de Canon
Diablo; Compt. rend., CXVI, 1893, 290—291; Ref. N. Jahrb., 1894, I, -447—448-.
— Moissan, Etüde de la m6t6orite de Cafion Diablo; Compt. rend., CXVI, 1893,
288—290; Ref. N. Jahrb., 1894, I, -448-. — Mallard, Sur le fer natif de Canon
Diablo; Compt. rend., CXIV. 1892, 812—814; Ref. N. Jahrb., 1894, I, -275-. —
Kunz and Huntington, On the diamond in the Canon Diablo Meteoric Iron and on
the hardness of Carbomndum; Am. Journ. of Science, XLVI, 1893, 470 — 473; Ref. N.
Jahrb., 1895, I, —277 — . — Siehe auch Moissan, Etüde de quelques m6t6orite8; Compt.
rend., CXXI, 1895, 483—486; Ref. N. Jahrb., 1897, 1,-39-. — Sandberger, Ein
neuer Meteorit aus Chile; N. Jahrb., 1889, II, 180.
') Remarques sur le fer natif d'Oyifac et sur le bitnme des roches crystallines de
Suede; Compt. rend., CXVI, 1893, 677-678; Ref. N. Jahrb., 1894, I, 432.
*) Das primäre Vorkommen von Diamant im Itacolumit und das Vorkommen im
Granit ist höchst fraglich.
^) Diamant von der Domäne Bissertskaya beschreibt Jeremieff, Schriften der
russ. min. Ges., XXVII, 1891, 399; N. Jahrb., 1893, II, -240-.
*) Siehe Stelzner, Über das vermeintliche Vorkommen von Diamant im hindo-
stanischen Pegmatit; N. Jahrb., 1893, I, 139; ferner ebenda Ref. 1885, I, -208-,
6*
84 Die ernptiven Lagerstätten.
im Pegmatit aaf treten soll, während nach Foote mit mehr Wahrscheinlichkeit
ein kimberlitartiges Gestein inmitten kristalliner Schiefer als dessen Ursprungs-
ort angesehen werden darf.
Es ergibt sich aus allem, daß der Diamant als primärer Bestandteil
aus einem magnesiareichen Silikatschmelzfluß auskristallisiert ist.
Rückblick auf die eruptiven Lagerstätten.
1. Die erzführenden Eruptivgesteine sind, dieselben, welche wir auch sonst
mehr oder weniger allgemein verbreitet finden, und auch die in ihnen enthaltenen
Erze sind, wenn auch oft nur in mikroskopischen Partikeln, als akzessorische
Bestandteile der Gesteine weit verbreitet; es gilt dies von den hier in Betracht
kommenden Oxyden und Sulfiden von Schwermetallen und dem seltenen Vor-
kommen von gediegenem Eisen. Der Diamant, von welchem größere Anhäufungen
nicht bekannt sind, ist eben auch als sehr spärlicher akzessorischer Bestandteil
seines Muttergesteines noch gewinnungs würdig.
2. Bestimmte Erze sind im allgemeinen auch an bestimmte Gesteine gebunden.
3. Saure Gesteine sind selten durch eine reichere Erzführung ausgezeichnet,
dagegen ist eine solche bei den basischsten (Norit, Gabbro, Olivinhyperit und
Olivindiabas, Peridotit, bezw. Serpentin und Basalt) eine häufigere Erscheinung.
Gediegen Eisen, Titaneisen, Magnetit, Chromit, Kupfer- und Nickelerze, Gold,
Platin, Eisen und endlich der Diamant bilden primäre Bestandteile dieser Gesteine.
An und für sich ist der chemische Bestand der basischen Magmen schon
von vornherein durch einen größeren Gehalt an Schwermetallen ausgezeichnet.
Wie aber später noch zu erörtern sein wird und schon früher (S. 40 — 41) angedeutet
worden ist, scheinen die kieselsaure- und alkalireichen Schmelzflüsse reicher zu
sein an Wasser- und anderen Gasen, durch deren Vermittelung der Erzgehalt
bei der Gesteinserstarrung dem Magma entzogen und in das Nebengestein über-
tragen werden kann.
4. Auch unter den basischen Gesteinen sind fast ausschließlich die voll-
kristallinen, d. h. die Tiefengesteinc, nicht aber die Ergußsteine, reicher an
größeren Erzausscheidungen.
5. Bekanntlich ist das spezifische Gewicht der Erde als Weltkörper sehr
viel höher als dasjenige der Erdkruste; letzteres beträgt 2,5, ersteres (nach
König, Eicharz und Krigar-Menzel 1894) 5,505. Man hat daraus schließen
wollen, daß im Inneren der Erde vorwiegend Körper von größerem Gewicht als
5,505 angehäuft liegen. Diese Vermutung steht nicht im Gegensatz zu
physikalisch-chemischen Überlegungen^) und wird insbesondere bestätigt durch
die Beschaffenheit eines großen Teils der aus dem Weltraum zu uns gelangenden
Meteoriten, welche wenigstens teilweise Bruchstücke von Weltkörpern sein
dürften. Die Meteoriten sind, soviel man bis jetzt weiß, nur aus Elementen
1887, I, -66-. Erwiderung Chapers, Bull. See. fran?. d. min6ral., XIX, 1896, 79 bis
81; Ref. N. Jahrb., 1897, II, 6.
>) Arrhenius, Zur Physik des Vulkanismus; Geol. För. Förh., XXII, 19G0,
395—419, bes. 405.
Die schichtigen Lagerstätten. 85
zasammengesetzt, welche man anch anf der Erde kennt. Ein Teil dieser letzteren
bildet Silikate, die uns auch als irdische Gesteinsbildner bekannt sind, wie
rhombische Pyroxene, Olivin, Anorthit, und die Meteorsteine sind manchmal sehr
ähnlich unseren irdischen Eruptivgesteinen, andere werden fUr Tuffe solcher
gehalten. So ähnelt der Stein von Juvinas der Thjorsaa-Lava auf Island, der
Stein von Chassigny einem Dunit. In den Meteoriten findet sich manchmal Chromit,
Einfachschwefeleisen (Troilit, analog dem Magnetkies) und Magnetit.
Bringen die Meteorsteine uns Kunde von der Zusammensetzung der Ober-
flächen mancher Weltkörper, so sind vielleicht die häufigeren Meteoreisen Bruch-
stücke der inneren Kerne solcher. Sie würden uns vor allem auf das Vor-
handensein von viel metallischem Eisen samt Nickel im Inneren anderer Weltkörper
hinweisen. Tatsächlich ist die Analogie zwischen dem Meteoreisen und dem
tellurischen Eisen von Uifak eine grofie. In beiden finden sich Nickel, Kohle,
Phosphor (im Schreibersit, Phosphomickeleisen) sowie Einfachschwefeleisen, und
die das Meteoreisen begleitenden Silikate (z. B. Olivin) weisen gleichfalls auf
basische Schmelzen hin, die ja auch das Grönländer Eisen gefördert haben und
an welche auf der Erde manchmal und wohl ausschließlich die größeren Massen
eruptiver Erzausscheidungen gebunden sind.
Von diesen Gesichtspunkten aus erschien es immer als wahrscheinlich, daß
auch im Erdtiefsten große Mengen schwerer Metalle angehäuft sein dürften, die,
gelegentlich durch Eruptivgesteine nach oben gefördert, im gediegenen oder
vererzten Zustand zur Verfestigung gelangen.
2. Die sehiehtigen Lagerstätten.
Schon Agricola (t 1555) unterschied, wenn auch nicht scharf, Gänge und
„fletze**. Um das Wesen der „schichtigen Lagerstätten'* festzustellen, sei
zunächst daran erinnert, daß man unter Schicht eine im normalen Falle platten-
förmige Gesteinsmasse versteht, welche durch zwei annähernd parallele „Schicht-
flachen"* begrenzt ist und das Produkt eines Bodensatzes in einem bestimmten
Zeitraum darstellt.
Das Material der Schicht kann durch Aufbereitung aus einem vorher
existierenden Gestein hervorgegangen und zusammengeschwemmt sein; man
spricht dann von klastischen Gesteinen und allothigenem Ursprung derselben.
Oder das Material ist durch Ausfö^Uung aus irgend einer Lösung an Ort und
Stelle entstanden, es ist also ein chemisches Präzipitat und authigenen
Ursprungs.*) Solche präzipitierte Sedimente sind von kristalliner Beschaffenheit.
M Daubr6e. Ann. d. Mines (6) M6m., XIIL 1868, 29.
*) KXäv zerbrechen, aXXod-i anderswo, avd^i = avxoS^i dort, ylyvBO^ai entstehen.
Siehe Kalkowski. N. Jahrb., 1880. 1, 4.
Sedimenten.
86 Die schichtigen Lagerstätten.
Nicht selten treffen beide Entstehnngsweisen zusammen, d. h. während der
Zasammenschwemmang klastischen Materiales finden chemische Ansfällnngen statt,
und beide Produkt« vermischen sich. Man hätte demnach allgemein zu unter-
scheiden zwischen
1. rein klastischen
2. halbklastischen bezw. halbkristallinen
8. kristallinen
Wendet man diese Einteilung auf erzführende Sedimente an, so ergibt sich
folgende Gruppierung:
a) Die metallhaltigen und die nicht metallhaltigen Elemente des Sediments
sind klastischer Natur: Seifen.
b) Die metallfreien Elemente sind klastisch (z. B. Sandkörner, Konglo-
merate) und während ihrer Ablagerung hat gleichzeitig eine Ansiedelung von
präzipitierten Erzen stattgefunden.
c) Sowohl die erzfreien wie die erzhaltigen Elemente sind authigen.
Denkbar wäre auch der Fall, dafi die Erze allothigen, die metallfreien
Elemente authigen wären; es ist aber kein solcher bekannt, auch wohl nicht
leicht möglich, weil die Erze im allgemeinen schwer, also auch schwer transportabel
sind, und dort, wo sie zusammengeschwemmt werden konnten, auch Zusammen-
schwemmungen des leichteren Gesteinsschuttes möglich waren.
Nachdem die Seifen grundsätzlich als deuterogene Lagerstätten später
behandelt werden sollen, wird das Folgende sich nur mit den unter b und c
genannten Bildungen beschäftigen.
Die „schichtigen Lagerstätten'* sind also sedimentäre Gebirgs-
glieder mit authigenem Erzgehalt. Auf sie lassen sich zunächst alle Vor-
stellungen anwenden, die von geschichteten Gebirgsgliedern überhaupt gewonnen
worden sind. Es ist also allgemein folgendes festzuhalten:
1. Ist die schichtige Lagerstätte das Glied eines Systems von Schichten,
so fällt ihre Bildungszeit zwischen jene der liegenden und hangenden Schichten,
soweit die geologische Lagerung eine normale, durch Überkippungen oder Über-
schiebungen nicht gestörte ist.
* 2. Soll eine Lagerstätte als schichtige bezeichnet werden, so muß der
Erzgehalt einer gewissen Schicht oder einem gewissen Schichtenkomplex auf
weitere Erstreckung hin eigentümlich sein. Damit ist aber keineswegs gesagt,
daß die Schichten desselben Horizonts, wenn sie irgendwo erzführend sind, überall
erzführend sein müssen, insbesondere wenn dieselben infolge einer Änderung
derjenigen physikalischen Bedingungen, welche ihren Absatz bewirkten, ihre
allgemeine petrographische Beschaffenheit geändert haben. Denn dieselben
Ursachen, welche zur selben Zeit hier den Absatz eines Mergelschiefers, dort
eines dolomitischen Kalksteines, hier eines Tonschiefers oder Tones in seichter
See, dort eines Kalksteines in tiefer See bewirkt haben, können hier oder dort
auch dem Absatz von Metall Verbindungen förderlich oder hinderlich gewesen sein.
Ebenso ist es denkbar, daß zu verschiedenen Zeiten innerhalb eines enger
umgrenzten Zeitraumes und eines weiteren Gebietes ein Erzabsatz stattgehabt
bat, welcher dann mehr einen gewissen Schichtenkomplex charakterisiert und
Die Niveaabeständigkeit. 87
innerhalb desselben je nach den änßeren Bedingungen in verschiedenen
Horizonten auftritt, als er streng horizontbeständig an eine bestimmte Schicht
gebunden zu sein braucht. Wie innerhalb eines Schichtenkomplexes der petro-
graphische Charakter derselben Schicht sich ändern kann, um in einem anderen
Horizont wiederzukehren, so gilt das auch für die Erzführung, welche ja gleich-
falls nur eines der petrographischen Merkmale gewisser Schichten darstellt.
Ein Beispiel für die „Horizontbeständigkeit" einer ErzfUhrung in diesem
Sinne bilden die jurassischen Eisenerzablagerungen der verschiedensten Gegenden
Deutschlands. Eisenerze, zumeist von oolithischer Struktur, finden sich in allen
drei Stufen der Juraformation. Eine besondere technische Bedeutung haben
diejenigen des Doggers erreicht, welche in Württemberg und in Lothringen ab-
gebaut werden; indessen sind noch jetzt Gruben auf Eisenerze des Oxford
(unterer Malm) im Wesergebirge im Betrieb, und ähnliche Erze wurden früher
im mittleren Lias in der Umgebung des Harzes gewonnen.
In Württemberg ist die Schichtenfolge um die Doggereisenerze regelmäßig
and auf weitere Entfernungen hin folgende:
Dogger a) Tone mit Amm. torulosus und opalinus.
ß) Gelbe Sandsteine und rote oolithische Eisenerze mit Amm.
Murchisonae, Trigonia costata und Pecten personatus.
y, /) Blaue Kalke mit Amm. Sowerbyi, Korallen usw. und einer
Eisenoolithbank.
^ d) Tone mit Belemnites giganteus.
Hingegen sind die Eisenerzflöze Lothringens gebunden an den
Obersten Lias
Dogger a) mit Trigonia navis,
„ ß) mit Ammonites Murchisonae
und nur in bezug auf diese Schichtkomplexe, nicht aber in bezug auf einzelne
Schichten niveaubeständig. Und doch spricht alles für eine schichtige, d. h. eine
sedimentäre Entstehung des Erzgehaltes.
In Deutschland ist weithin der Zechstein in verschiedenen Horizonten
knpferführend. Insbesondere die unterste Stufe desselben, nämlich der Kupfer-
schiefer, ist in weitester Verbreitung, z. B. von Hettstedt im Osten des Harzes
bis nach Seesen im Westen des Gebirges und an zahlreichen anderen entfernteren
Orten kupferführend und, soweit bekannt, auch zinkführend angetroffen. Der
Erzgehalt bildet hier geradezu ein Merkmal einiger weniger Schichten, solange
dieselben stark bituminös und arm an Karbonaten sind, er verschwindet mit dem
Bitumen und zunehmendem Karbonatgehalt, stellt sich aber in höheren Horizonten
des Zechsteines gern wieder ein, wenn dieselben Bitumen oder sonstige organische
Reste führen und die unteren Horizonte des Zechsteines nicht entwickelt sind.
Der Kupferschiefer aber bleibt ein ausgezeichnetes Beispiel für die Horizont-
beständigkeit eines syngenetischen Erzgehaltes über weite Entfernungen. *
Die Niveaubeständigkeit ist zwar kein ausschließliches Merk-
mal echter schichtiger Lagerstätten, denn sie wird sich auch, aus später zu
erörternden Ursachen, bei metasomatischen Lagerstätten^) finden; sie ist aber
gleichwohl das wichtigste Kennzeichen dieser Gruppe von Lagerstätten.
3. Es können schichtige Lagerstätten selbstverständlich nicht andere
Schichten oder einen Gang durchsetzen und ebensowenig gangförmige Aus-
läufer in das darüber oder darunter liegende Gestein entsenden. Allerdings ist
es in stark gestörten Gebieten nicht immer leicht, zwischen scheinbaren Ans-
1) Siehe oben S. 17.
88 Die schichtigen Lagerstätten.
läafern, welche durch Faltung und Pressung entstanden sind, und zwischen
echten gangförmigen Apophysen zu unterscheiden (Rammelsherg hei Goslar,
Kieslager von Norwegen). Schichtige Lagerstätten könnten ferner nur dann
unmittelbar an Verwerfer gebunden sein, wenn die Störung längs einer
Schichtfuge stattgefunden haben sollte. Auch ist der Fall denkbar und möglich,
daß durch eine Störung (Verwerfung oder Überschiebung) die Lagerstätte strecken-
weise geschleppt und in eine scheinbare Beziehung zu ersterer gebracht wird.
4. Schichtige Lagerstätten können keine Bruchstücke des Hangenden
einschließen.
Besondere Kennzeichen für die authigene Natur des Erzes sind:
5. Die paragenetischen Verhältnisse zwischen dem steinigen Schichtmaterial
und den Erzen (gegenseitige Umschließung von Erz und erzfreiem Gestein;^)
die konkordante Umhüllung von Erzkörpern durch erzfreies oder -armes Gestein).
6. Einschlüsse wohlerhalt^ner, von Erz erfüllter Versteinerungen mit
Kalkschale (in der Minette Lothringens, den Eisenoolithen Württembergs und
von Kressenberg in Bayern, in manchen devonischen Roteisenerzen; die mit
Sulfiden erfüllten Kalkschalen von Foraminiferen, Cephalopoden usw. im Wissen-
bacher Schiefer nahe dem Kieslager des Eammelsbergs).
* 7. Eine Konzentration des Erzes um organische Reste oder Vererzung
der letzteren durch Imprägnation. Allgemein bekannt sind z. B. die in Kupfer-
erz eingehüllten Pflanzenreste aus dem Kupfersandstein von Perm oder die
Erzknollen in den Alveolen von Belemniten oder am Munde der Ammoniten;
die Entstehung der letzteren begann wohl mit einer Reduktion von Sulfaten durch
den verwesenden Tierkörper. Beispiele sind femer die sog. „Frankenberger
Kornähren'*, d. s. vererzte Koniferenreste, welche offenbar nur infolge ihrer Ver-
erzung so außerordentlich gut erhalten sind, und die mit Kupfererz oder auch
gediegenem Silber überzogenen Fischreste des Mansfelder Kupferschiefers. Schwer
oder gar nicht zu erklären wären solche Erzabsätze, wenn dieselben erst in-
folge späterer Infiltration gebildet sein sollten, da dann die organischen Reste
gewiß in vielen Fällen schon verwest oder mindestens stark verkohlt und zur
Erzausföllung nur noch wenig föhig gewesen wären. "^
Da die Entstehung der echten schichtigen Lagerstätten nur durch Nieder-
schläge aus Lösungen vor sich geht, deren Menge und Art von der jeweiligen
Stoffzufuhr abhängt, weil also der Erzabsatz nicht in der Art einer sich zu
Boden senkenden, mechanisch suspendierten Trübe erfolgt, sondern das Erz all-
mählich mit dem Niederschlag des Sediments sich bildet, so ist die vertikale
Verteilung der Erze innerhalb des Sediments auch unabhängig vom spezifischen
Gewichte der verschiedenen Erzarten. Es ist also aussichtslos, die Erzverteilung
in einem echten Lager von solchem Gesichtspunkt aus beurteilen zu wollen.
Die Hauptschwierigkeiten, welche sich trotz allen vorhergenannten Kriterien
der unzweifelhaften Erkennung schichtiger Lagerstätten entgegenstellen können,
sind etwa folgende:
^) Die gegenseitige Umhüllung von Erzen und Silikaten in kristallinen Schiefem
beweist zunächst nur, daß der Metallgehalt bereits vorhanden war, als das Mutter-
gestein umkristalUsierte.
Das räumliche Verhalten der schichtigen Lagerstätten. 89
a) Der nrsprüngliche Erzbestand kann Umwandlungen und eine
Wiederauflösung erfahren haben und ist infolge solcher nicht selten auf
Schichtfugen und Klüfte gewandert, um dort neuerdings zum Absatz zu kommen.
Der authigene Charakter des Erzes wird auf solche Weise mehr oder weniger
undeutlich, und es wird der falsche Anschein geweckt, als handele es sich um
spätere Erzinfiltrationen. So ist der Eupfergehalt der permischen Sandsteine
(in Rußland) unter der auf S. 86 Abs. 2 gemachten Einschränkung niveau-
beständig, hat sich aber innerhalb des Horizonts um verwesende Pflanzen-
einschlüsse konzentriert. Der Muschelkalk Oberschlesiens ist wohl von Beginn
an reich gewesen an Zink- und Bleierzen. Durch zirkulierende Lösungen sind
diese indessen wahrscheinlich ausgelaugt und erst später längs Klüften und
Schichtflächen wieder — als metasomatische Lagerstätten — zum Absatz gelangt.
Ebenso ist es nicht der an Eisen immerhin sehr reiche Jaspis der algonkischen
Schiefer, welcher in den Vereinigten Staaten am Oberen See abgebaut wird,
sondern die durch eine Umlagerung und sekundäre Konzentration des Eisen-
gehaltes in der Schieferformation selbst entstandenen Reicherze werden gewonnen.
b) In stark metamorphosierten Schichten, z. B. in den kristallinen Schiefem,
hat auch die ursprüngliche Form des Erzgehaltes eine Veränderung erfahren,
welche es erschwert, sich von der Art des Erzabsatzes eine Vorstellung zu machen
(z, B. Fahlbänder oder das Goldvorkommen am Wiswatersrand in Transvaal).
c) Li vielen Fällen ist die sedimentäre Entstehung des Muttergesteines einer
Lagerstätte fraglich, wie z. B. diejenige vieler Glieder der kristallinen Schiefer-
gebirge; damit wird dann auch die schichtige Natur der nach allen Anzeichen
mit jenen gleichzeitig entstandenen Erze zweifelhaft.
Der allgemeinen Besprechung der schichtigen Lagerstätten
werden folgende zwei Gesichtspunkte zugrunde gelegt werden:
1. Ihr räumliches Verhalten: ihre Form, Ausdehnung, Lage im Raum,
Verknüpfung mit dem Nebengestein, Lagerungsverhältnisse usw.
2. Ihre stofflichen Eigenschaften: ihre mineralogische und strukturelle
Beschaffenheit.
Das räumliche Verhalten der schichtigen Lagerstätten.
Bezüglich der Form ist der Typus dieser Lagerstätten die Schicht,
eine durch zwei annähernd parallele Flächen begrenzte Bodensatzbildung von
großer Ausdehnung in zwei ursprünglich horizontalen oder fast horizontalen
Richtungen und verhältnismäßig geringer Ausdehnung in einer dritten, also eine
Platte. Unter der Mächtigkeit versteht man die Ausdehnung rechtwinkelig
zu den Schichtflächen; das Liegende sind die unter der Schicht liegenden,
im normalen Falle älteren, das Hangende die überlagernden, im normalen
Falle jüngeren Oesteine. Liegendes und Hangendes bilden zusammen das
Nebengestein.
Der deutsche Bergmann bezeichnet die schichtige Lagerstätte bald als
Flöz, bald als Lager; in anderen Sprachen ist eine ähnliche Unterscheidung
nicht bekannt. Der Unterschied ist nicht scharf, in der Praxis mehr oder weniger
willkürlich und lokal, der Umfang der Bezeichnungen ein verschiedener. Zumeist
90
Die schichtigen Lagerstätten.
gründet sich indessen die Unterscheidung wohl auf das Alter and die Form der
Gebirgsglieder. So bezeichnet v. Gotta als Lager erzhaltige Glieder der älteren
Schiefer oder Schichtgesteine, besonders wenn ihre Form mehr oder weniger
anregelmäßig ist, als Flöze dagegen mehr regelmäßige, plattenförmige
Ablagerungen in jüngeren, versteinerungsführenden Schichten, v. Groddeck
rechnet unter ähnlichen Ge-
sichtspunkten diejenigen Ab-
^ lagerungen zu den Lagern,
welche bei wechselnder
Mächtigkeit nur geringe
Flächenräume einnehmen,
während er unter Flözen
B
Flg. 18. Das Lager „verdrückt sich" (A) oder „achwlllt an"
(B), je nachdem die geringere oder gröAere Mächtigkeit der
normalen Dicke entspricht.
solche versteht, deren Mäch-
tigkeit bei großer, wesent-
lich ununterbrochener Aus-
breitung über große Flächen
eine ziemlich konstante und
verhältnismäßig geringe ist.
Wie gesagt, ist die
regelmäßige Schicht nur der Typus der schichtigen Lagerstätten; die Gestalt
der letzteren aber kann eine viel mannigfachere sein, und man hat in dieser
Hinsicht das folgende zu beachten. Die Mächtigkeit einer erzführenden Schicht
kann wechseln, derart, daß sich Sohle und Dach derselben bald nähern, bald von-
einander entfernen. Man spricht dann von einer „Anschwellung" oder, wenn die
Schicht schwächer wird, von einer „Verdrückung** (Fig. 13);^) diese letztere kann
bis zu einer vollkommenen Unterbrechung der Lagerstätte führen, wobei häufig
eine Schichtfuge von dem einen Erz-
körper zum anderen hinüberleitet. Nimmt
die Mächtigkeit einer Lagerstätte rasch
und nach verschiedenen Eichtungen ziem-
lich gleichmäßig ab, so spricht man von
einer Linse. Unter Linealen versteht
man solche schichtige Lagerstätten, welche
bei linsenförmigem Querschnitt sehr lang
ausgedehnt, also nicht flächenförmig,
sondern linear entwickelt sind (Fig. 14). Als Nester und Butzen bezeichnet der
Sprachgebrauch unregelmäßige Einschlüsse, welche mit dem Nebengestein mehr
oder weniger verwachsen sind und etwa die gleiche Festigkeit besitzen wie
dieses. Dagegen sind Nieren derbe Konkretionen, zäher und härter als das
Nebengestein und deshalb mehr oder weniger leicht aus diesem auswitternd.
Beispiele für Erznieren sind die Toneisensteingeoden vieler toniger Sedimente;
^) In diesem Sinne liegt einer „Verdrückung" eine primäre, mit dem Bildungs-
vorging der Lagerstätte zusammenhängende Erscheinung, nicht aber ein späterer
mechanischer Vorgang zugrunde. Allerdings ist es häufig sehr schwer oder unmöglich,
die eine oder andere Ursache der „Verdrückung" zu erkennen.
Flg. 14. Ein „ErzUneal".
Das räumliche Verhalten der schichtigen Lagerstätten. 91
sie erfüllen zu vielen neheneinander- und übereinanderliegend ganze Schichten,
und eine Lagerstätte kann aus lauter solchen Nieren bestehen (Fig. 15, 16).
Unregelmäßig geformte Erzmassen von größeren Dimensionen bezeichnet man als
Stöcke („Lagerstöcke'').
Von Lagern, Linsen, Linealen usw. pflegt man im allgemeinen nur dann zu
reden, wenn die betreffende Lagerstätte ihrer ganzen Masse nach mehr oder weniger
aufßUlig vom Nebengestein verschieden und deshalb auch scharf von demselben
abgegrenzt ist (z. B. ein Ealksteinlager im Glimmerschiefer, eine Magnetitlinse
im Gneis, ein Kieslineal im Glimmerschiefer usw.). Wenn dagegen die schichtige
Lagerstätte der Hauptsache nach mit den liegenden und hangenden Schichten
gleichartig ist und sich von jenen nur dadurch unterscheidet, daß sich in ihr
Erze lediglich in Form einzelner Eömer, Kristalle, Schmitzen und Nieren finden,
also nur den Charakter akzessorischer Bestandteile haben, so bezeichnet man die
Lagerstätte nach dem Gebrauch der norwegischen Bergleute als Fahlband
(z. B. Kobaltfahlband, Magnetkiesfahlband).
V\g. 15. Nieren. Flg. 16. Nieren.
V. Cotta^) und Grimm^) nennen solche Erzvorkommnisse teilweise
^selbständige Lnprägnationen^, v. Groddeck^ führt sie als „Ausscheidungs-
flöze^ an, d. s. Schichten mit gleichzeitig entstandenen Erzausscheidungen im
Gegensatz zu solchen mit späteren Eindringlingen, welche er Einsprengungen
oder Imprägnationen nennt.
Li der Praxis mag es eine Berechtigung haben, entsprechend dem ursprüng-
lichen Gebrauch des Wortes die Bezeichnung Fahlband nur auf erzführende
kristalline Schiefer anzuwenden, vom rein wissenschaftlichen Standpunkt betrachtet
liegt darin aber eine Willkür. Sachlich sind die norwegischen Kiesfahlbänder, die
Mansfelder Kupferschiefer oder die Bleiglanzlagerstätten im Commerner Buntsand-
stein dasselbe. Wer über die späteren Veränderungen, welche die
Lagerstätten insbesondere durch die Eegionalmetamorphose er-
fahren haben, hinwegsieht, wird als Fahlbänder eine größere Zahl
nach Alter und Stoffinhalt verschiedener Lagerstätten zusammen-
fassen dürfen, welche die mehr oder weniger feine Verteilung der
Erze durch den schichtigen Gesteinskörper miteinander gemeinsam
haben.
Die absoluten Dimensionen der schichtigen Lagerstätten sind sehr ver-
schieden und im gefalteten Gebirge sehr häufig das Ergebnis der Faltung,
Zerrung und Pressung. So breitet sich z. B. das thüringische Kupferschiefer-
1) Erzlagerstätten, I, 205, 206, 208 ff.
') Lagerstätten, 20.
^ Erzlagerstätten, 84.
92
Die schichtigen Lagerstätten.
flöz hei einer mittleren Mächtigkeit von 40 cm fiher viele hundert Quadrat-
meilen aus. Die skandinavischen Eieslineale hei Koros werden dagegen
1200 bis 1900 m lang, 100—350 m breit und 1—8 m mächtig.
Ihre Lage im Raum wird, wie bei allen plattenförmigen Grehirgsgliedern,
bestimmt durch das Streichen, d. i. der Winkel, welchen die in der Schicht-
ebene verlaufende Horizontale mit dem Meridian bildet, und durch das Fallen,
d. i. der Winkel, welchen die auf dem Streichen senkrechte, die größte Schicht-
neigung bezeichnende Richtung mit der Horizontalebene bildet (Fig. 17). Der Sinn
des Fallens, welches nach beiden Seiten der Streichrichtung statthaben kann, wird
durch die allgemeine Angabe der Himmelsrichtung angedeutet. Man unterscheidet,
wenn die Schicht keine wirkliche Ebene, sondern eine mehr oder weniger gebogene
Fläche darstellt, das spezielle Strei-
^-„^ — g====^ \\ chen und Fallen eines bestimmten
\ H Abschnittes von dem allgemeinen,
u _ |J| welches die Lage der Fläche im großen
Vi mL/ Ganzen feststellt (Generalstreichen
V, / ^.-i^^^^^^^'^^f"''"''^'''^^ °°^ -Fallen).
y^-"^ — ^ y^ Es ist wichtig, zwischen obser-
^ /B««-rf viertem und reduziertem Streichen
Fig. 17. X Winkel deB Streichens; +EinfaiiB. ^^ unterscheiden; ersteres bezieht sich
winke].
auf den magnetischen, nach Ort und Zeit
veränderlichen, letzteres auf den unveränderlichen astronomischen Meridian.
Bekanntlich ändert sich die magnetische Deklination von Jahr zu Jahr
um den kleinen Betrag von etwa 7'; ist das wirkliche Streichen einer Schicht
N 40® 0, so hätte sich für das observierte Streichen zu Freiberg im Laufe der
Jahre folgender Wechsel ergeben:
« Deklination Obs. Str.
1575 8® 30' östl. N 31« 30' 0.
1649 1» 42' , „380 igi ^
1655 0 ^ 400 .
1663 20 8' westl. ,. 420 8' „
1811 190 23' , (Maximum) ^ 590 23' ..
1876 110 52' ^ ^ 510 52' ^
1890 100 36' ^ ^ 500 35/ ^
1893 100 23' ,. ,, 500 23' ,
1898 90 59' ,. „ 490 50' ,.
Für Clausthal finden sich ähnliche Zahlen, z. B.
Deklination Obs. Str.
1652 10 14' östl. N 380 46' 0.
1667 etwa 0 etwa 40o
1673 30 47' westl. „ 430 47' .
1786 180 50' „ .. 580 50' r
1800 190 47' .. .. 590 47' .
1811 190 19' .. ,. 590 19' ,.
1868 140 37' . ,, 540 37' ,.
1876 130 36' ,. ,. 530 36' ,,
1884 120 44' . ^ 520 44/ ^
1890 120 14' ^ ^ 520 14* ^
1893 110 50' „ „ 510 50' ,.
1903 100 45' „ „500 45' „
Das i^nmliche Verhalten der schichtigen Lagerstätten. 93
Die genaae Kenntnis der Deklination zn verschiedenen Zeiten ist wünscbens-
nert, wenn man es mit alten Rissen zn tan hat, welche nnr aof Gmnd der obser-
vierten Streichrichtnngen entwarfen worden sind.
Bezflglich der Messung des Fallens sei noch daraaf aofmerksam gemacht,
daß die oben gegebene Bezeichnung zwar die allgemein übliche ist, daQ aber
doch auch in lindem, wo große Abweichungen der Lager nnd Gange von der
Horizontalen gewöhnlich sind, der (kleinere) Winkel des Schichtfallen s mit der
Vertikalen als das Einfallen bezeichnet wird (z. B. in Schweden). Man bezeichnet
im Englischen diesen Winkel als „the hade" oder ,.UDderlie, nnderlay". Der
Winkel des „nnderlie" ist also der Komplementwinkel zum Winkel des „dip",
d. i. des Einfallswinkels nach deutscher Bezeich nnngsart.
Verbasd der sohlohtigen Lsgerstfitton mit dem Nebengestein. Wenn
eine Schicht eine Schichten reihe ohne weitere Bedeckong nach oben abschließt,
so sagt man, sie ist aufgelagert. Wird sie von anderen bedeckt, so ist sie
eingelagert. Schiebt sich eine Schilt tauben Gesteines in ein Lager ein, so
spricht man von einem Zwischenmittel (Scheeren oder Packen) und von einer
Gabelung des Lagers.
Ptg. IB. Die Schichten ,^toBeii ab". Flg. IS. Anlageinng. (OietEHchmBim.)
Dort, wo sich das Lager unter allmählicher Verringerung seiner Mächtigkeit
als Schicht im umhauenden Gestein verliert, keilt es sich aus oder spitzt
es sich aus. Bei allm^lichem Übergang der Lagermassen in das Nebengestein
spricht man von Vertanben oder Verrohwanden. Letzterer Ausdruck ist
in Österreich für die Verarmung eines Spateisensteinlagers beim Übergang in
tauben Kalkstein in Gebrauch. Die Schicht als solche setzt dann wohl fort,
wird aber taub.
Ein Lager ^stößt ab", wenn es unvermittelt an einer KInft oder an einer
Wand älteren Gesteines endigt (Fig. 18). Ein Schichten absatz Ober stark ge-
neigter Unterlage führt zor Anlagerung (Fig. 19).
Unter dem Ausbiß oder Ausstrich versteht man den Durchschnitt des
Lagers mit der jetzigen Gebirgsoberflache. Er kann verdeckt, d. h. durch
jüngere Ablagemngen, z. B, Allnvium, Qberschtlttet, oder offen sein.
Gegen das Liegende und Hangende ist die Erzführnng entweder scharf
abgegrenzt oder sie geht in dieselben über und in ihnen verloren. Ersteres
deutet auf einen jähen Wechsel in der Bodensatzbeschaffenheit hin (ähnlich der
Bildang von in sich geschlossenen Kohlenßözen zwischen Schieferten und Sand-
stein); im zweiten Falle erreicht« der Absatz der metall führenden Substanz
allmählich ein Maximum, um ebenso stetig wieder abzunelunen; ein Beispiel
94 Die schichtigen Lagerstätten.
hierfür sind die norwegischen Fahlbänder und viele Kieslager. Auch beim
Kupferschiefer verliert sich der Erzgehalt nach oben allmählich.
Die Lager finden sich bald vereinzelt, bald zu mehreren neben- und Über-
einander vor. Das gesellige Auftreten der Lager in ein und derselben Gebirgs-
formation ist das häufigere. Naumann^) unterscheidet dann:
Lagerzüge, bei einer Anhäufung im Streichen;
Lagersysteme, bei einer Wiederholung in vertikaler Bichtung.
Als Beispiel eines Lagerauges im kleinen könnten die Toneisenknollen
dienen, welche manchen Horizontmi des norddeutschen Jura in großer Menge
eingelagert sind. Ein Beispiel für Lagersysteme sind die Sphärosideritflöze,
welche nach Gerh. vom Bath in der Kreideformation des Teschener Kreises
auftreten: 51 solche Flöze von 5 — 7, seltener von 10 — 15 cm Mächtigkeit liegen
dort übereinander.^ Im Lias des Teutoburgerwaldee trifft man in 50 überein-
anderliegenden Horizonten Toneisensteinnieren und zwei zusammen 2,20 m
mächtige Toneisensteinlager. ^)
Bezüglich der Lagerungsverhältnisse sei hier vor allem auf die Lehr-
bücher der Geologie und der Bergbaukunde verwiesen und nur das Wichtigste
wiederholt.
Die Schichten lagern horizontal oder geneigt; in letzterem Fäll
zeigen sie einen gerad- oder einen umlaufenden Schichtenaufbau, je
nachdem ihr Streichen konstant bleibt oder sich in dem gleichen Sinne ändert,
so daß es einen Bogen oder eine in sich zurücklaufende Linie bildet. Eine
wirklich horizontale Lagerung ist, wenigstens auf große Ausdehnung, natur-
gemäß selten. Denn da die Schichten Bodensatzbildungen in Meeresbecken, Seeen,
Buchten und an Küsten darstellen, so wird im großen ihre Lagerung eine mulden-
förmige sein; war der Untergrund uneben, so entstand eine kuppeiförmige Lagerung,
die sich mehr und mehr in den hängendsten Schichten verwischt und in die
annähernd horizontale übergeht. Während das Maximum des Böschungswinkels
für trocknen Sand in Luft ungefähr 35 ^ beträgt, ist jener für die unter Wasser
abgelagerten Massen ein geringerer, nämlich nach v. Cotta*) für:
Konglomeratschichten 10 — 15®,
Sandsteine 15— 20®,
tonige Ablagerungen 20 — 30®.
Betrachtet man kleine Teilstücke einer größeren Mulde in einem Gruben-
feld, so werden diese mehr oder weniger fiach lagern und einen geradlaufenden
Schichtenbau zeigen. Daß eine Mulde vorliegt, kommt erst bei einem Blick auf
die gesamte Ausdehnung der Schichten zur deutlichen Erscheinung.
Unter Muldenlinie versteht man die Verbindungslinie aller tiefsten
Punkte der Mulde, unter Muldenachse die Projektion der Muldenlinie auf
die Horizontalebene. Die zu beiden Seiten der Muldenlinie gelegenen Schichten
0 Geognosie, 2. Aufl., III, 469.
2) Sitzungsber. der niederrh. Gesellsch. f. Nat. und Heilkunde, 1876, XXXIII, 142.
') v. Groddeck, Erzlagerstätten, 89.
*) Lehre von den Flötzformationen, 1856, 12—13.
Das räumliche Verhalten der schichtigen Lagerstätten. 95
i
heißt man die beiden Muldenflügel; wo ihre Streichlinien zusammentreffen, I
liegen die Muldenwendungen. Als Beispiel einer offenen Mulde kann die I
Lagerung des Mansfelder Kupferschiefers gelten.^) Die Muldenflügel lehnen |
sich im Südwesten und Nordosten an den Homburger bezw. an den Eothenburger |
Sattel an, die Muldenwendung liegt im Nordwesten bei Hettstedt, die Mulde ist |
gegen Südosten zu geöffnet. Die Mansfelder Mulde könnte als eine Mulden-
bucht der großen thüringischen Eupferschiefermulde im allgemeinen gelten.
Eine Hauptmulde kann seitlich in Nebenmulden verlaufen.
Das über die Mulde Gesagte gilt in ganz analoger Weise auch für die
knppenförmigen natürlichen Lagerungsformen, welche durch Überdeckung einer
Bodenschwellung entstanden sein können, nämlich der Sättel.
Mulden und Sättel sind seltener ursprüngliche Bildungen, zumeist sind
diese Formen der Schichtlagerung vielmehr auf Störungen zurückzuführen.
Gebirgsstörungen^) können bestehen:
a) in einer Aufrichtung einer Scholle unter Beibehaltung ihrer eben-
flächigen Ausdehnung. Fällt ein Lager ungefähr senkrecht ein, so steht es
^auf dem Kopfe^; überkippt ist die Schichtenfolge, wenn die Auflichtung
einen größeren Winkel als 90^ beträgt, so daß die älteren Schichten das Hangende,
die jüngeren das Liegende bilden;
^) Dieselbe ist allerdings nicht primärer Entstehung, Bondem infolge späterer
Emporwölbung der zwei benannten Sättel gebildet.
^) Eine ausführliche Behandlung der FlözBtörungen bleibt den Lehrbüchern und
Spezialarbeiten über Bergbaukunde vorbehalten, um so mehr als die hier vorzugsweise in
Betracht kommenden Kohlenflöze außerhalb des Bahmens dieser Erzlagerstättenlebre
liegen. Siehe übrigens:
Z immermann, Die Wiederausrichtung verworfener Gänge, Lager u^dFlötze, 1828.
von Carnall, Die Sprünge im Steinkohlengebirge; Karst. Arch. f. Min. Geogn.
Bergb. u. Hüttenk., IX, 1836, 3—216.
Köhler, Die Störungen der Gänge, Flötze und Lager, 1886. — Ders., Berg-
baukunde, 6. Aufl., 1903. — Ders., Verschiebungen von Lagerstätten und Gesteins-
schichten; Ztschr. f. d. Berg-, Hütten- u. Sal.-Wesen, XXXUI, 1885, 87—98. — Ders.,
Über die Störungen im westfälischen Steinkohlengebirge und deren Entstehung; ebenda
XXVm, 1880, 195—210. — Ders., Die Störungen im Rammelsberger Erzlager bei
Goslar; ebenda XXX, 1882, 31—43.
Cremer, Die Überschiebungen des westfälischen Steinkohlengebirges. Ein Bei-
trag zur dynamischen und architektonischen Geologie; „Glück auf^, XXX, 1894, 1089,
1107, 1125, 1150, 1717, 1799. Siehe dazu die Bemerkungen von Stapff, Ztßchr. f.
pr. GeoL, 1894, 418—421; von Cremer, ebenda 465—466, und von Köhler, „Glück
auf", XXX, 1894, 1615, 1654.
Dannenberg, Über Verwerfungen, 1884.
Heim, Untersuchungen über den Mechanismus der Gebirgsbildung, 1878.
Bothpletz, Geotektonische Probleme, 1894. — Ders., Das geotektonische Problem
der Glamer Alpen. Mit Atlas. 1898.
Dufrane-Demanet, Trait^ d^exploitation des mines de bouille, 2. Auflage, 1, 1898.
de Margerie und Heim, Die Dislokationen der Erdrinde. Versuch einer
Definition und Bezeichnung, 1888.
96
Die schichtigen Lagerstätten.
b) in einer Biegung, Faltung und Knickung. Die moderne Geologie
sucht die Ursachen derselben in dem tangentialen Gewölbedruck der Erdkruste ;
dieser soll seinerseits dadurch erzeugt werden, daß das Erdinn'ere durch Wärme-
abgabe rascher schrumpft als die letztere.
Jeder Faltenzug besteht aus Sätteln oder Gewölben (Antiklinalen)
und aus Mulden oder Einnen (Synklinalen); ist eine Falte überkippt, so spricht
man von heteroklinalem Bau. Innerhalb eines weiten Gebietes unterscheidet
man die Hauptmulden und -Sättel, welche dem Gebirge seinen tektonischen
Charakter verleihen, und die Spezialmulden und -Sättel, welche innerhalb
der ersteren eine mehr untergeordnete Bolle spielen (so z. B. besonders im west-
fälischen Steinkohlengebirge).
Der muldenförmige Bau eines weiteren Gebietes kann nach obigem ein
primärer, ursprünglicher oder ein sekundärer, durch nachträgliche Gebirgs-
/;
/
//)
/ / {//
. l'f
I /
I /
I /
Fig. 20. Das scheinbare Auftreten mehrerer Lager nnd eine örtliche abnorme Mächtigkeit erklärt
sich ans der Faltung eines Lagers. Kieslager im Rammelsberg bei Qoslar. (Köhler, 18S2.)
Störungen hervorgerufener sein. Eine Unterscheidung, ob es sich um den einen
oder den anderen Fall handelt, ist möglich:
mit Ettcksicht auf das Schichtenfallen, welches in einer primären Mulde im
Maximum nur 30° erreichen dürfte;
mit Eücksicht auf den Verlauf der Schichten und ihre petrographischen
Veränderungen; in einer primären, durch Ausfüllung eines Beckens ent-
standenen Mulde besteht die Neigung zu einem gleichgerichteten Aus-
keilen der Sedimente gegen außen, einer Zunahme der Mächtigkeit gegen
die Muldenmitte. Nahe dem Bande einer primären Mulde können sich
klastische Sedimente in der Weise ändern, daß pelitische Gesteine (z. B.
Tonschiefer) in psammitische (Sandsteine oder Konglomerate) übergehen.
Nicht selten beobachtet man im Scheitel einer sekundären Mulde Bruch-
erscheinungen (Gewirr) oder untergeordnete schärfere Knickungen und Quet-
schungen.
Dafl räamliche Verhalten der schichtigen Lagerstätten.
97
Der nach der Tiefe oder mit Stollen vordringende Äbbao scheint manchmal
mehrere Über- oder hiutereinanderliegende Lager za durchfahren, während es
sich nnr nm eine Wiederholung solcher in gefaltetem Gebirge handelt. Ein
genaueres Stadium und ein Vergleich der Liegend- und Hangendgesteine vermag
des Öfteren die wahre Sachlage anfznktären.
Hitunter ist einer der FaltenflUgel beträchtlich schwächer als das normale
gefaltete Lager, was dann in einer Zerrung und einer Ausquetschung seine
Ursache hat; man spricht
dann von einem aus-
gequetschten Uittel-
schenkel.
* Eine solche Zer-
rung kann zu einer Zer-
reiflnng des Mittel-
schenkels fuhren, und eine
weitere Entfernung der
beiden anderen Schenkel
geschieht dann als Ober-
schiebong längs einer Fläche, welche in die Ebene des ehemaligen Mittel-
schenkels tiWt. Der ganze Vorgang schließt zunächst die Entstehung einer
Kluft oder Spalte aus, denn er ist die Folge eines mächtigen Drackes. Längs
der Überschiebungsfläche findet vielmehr eine Zermaimnng des Gesteines and häufig
eine feinste Fältelung der Schichten statt Derlei Erscheinnngen sind charakte-
ristisch fttr die sog. ^faulen Kuscheln" des Harzer Bergmanns, welche in
Flg. 31. ZnsammenBtaDfhimg. ZemiDg nad Faltang dei Runmela-
berger Kieslagen. Bei i, k und l habeo imbedentende Ab-
roltuDgca stattgerniideD. (KSbUr, 1S8S.)
FIk, tt. Entstohong einer Faltenverwerrnn
b MltU Ischenkel. IRclm, l
vielen Fällen solche „Faltenverwerfungen" darstellen dürften (Fig. 22). Auch
das „faule Gebirge", die „Fäulen", der „Stuff, die „Lettenklllfte" und
wie ähnliche Dinge in den verschiedenen Gegenden bezeichnet werden, mögen
manchmal ähnlicher Entstehung sein.
Stauchungen (Znsammenschiehnngen), oft verbunden mit „Abfaltungen",
welche letztere dann manchmal den Eindruck von Gängen oder Apophysen
erwecken, wie dies das „Hangende Trum" des Rammelsberger Kieslagers und
die Fig. 21 o. 23^26 zeigen, sind sicherlich sehr häufige Erscheinnngen an solchen
nrsprdnglich mehr oder weniger plattenfSrmigen Lagerstätten, die später einem
sehr heftigen Oebirgsdruck ausgesetzt worden sind. Besonders die komplizierten
Stelmer-BereaBt, ErzlagentltteL, 7
Die scbicbtigen LagerstÄtten.
Flj. BB. Flg- 84.
Flg. EB. AbfaJtang an der „Qrande muse", elDem Stoln-
kohlenflfiz von Blcamarle bei St. Etleone. (Nncb Eöhlera
AatbsBQiig einer Figur 1d DemanetB Eiplollatlon dei
MiDSB de Houllle.)
Fig. 34. Des StelnkohleDaez von Hontcbanln bei Creosot
(Mach Demanet nnd K9hlerJ Du FISe tat SO bU so m
mächtig und kaum 600 m lang.
Einfaltniigen nnd EiDpressangen tauben (Jebirgs in die derben ]
DurcheinanderwDrgang von Schiefem nnd Erzmassen kOnnen bei oberflILclüicher
Betrachtung za ganz falschen Schlüssen Über die ursprüngliche Gestalt nnd
Entst«hiing8 weise der Lager-
stätten fuhren. Durch den
Oebirgs druck kbnnen ur-
3p rfln glich zusammen-
hängende Massen zu Einzel-
linsen zerrissen und diese
selbst einseitig gestreckt oder
zusammengestaucht werden ;
Stucke des Nebengesteines
können in die Erzmassen
hineingearbeitet, das Ansehen
der letzteren kann sogar
brecciös werden. Durch
Quetschungen kann die nr-
sprOngtiche Konkordanz
zwischen derben Erzkörpern
und leichter verschiebbaren Schiefern gestört werden, ebensogut wie es denkbar
ist, daß dadurch eine scheinbare Konkordanz zwischen ursprünglich diskordanten
Oebirgsgliedem nachträglich erzeugt wird. So werden sich jedenfalls dUnn-
schichtige Gesteine nm einen massigen Gesteinskörper herumlegen und sich dessen
Gestalt mantelförmig anschmiegen, wenn beide einer auswalzenden Pressung
ausgesetzt werden, der das massige Ge-
stein vermöge seiner Festigkeit nicht in
dem Matte zu folgen vermag, wie die
nachgiebigen geschichteten oder ge-
schieferten Massen. Immer ist zu be-
achten, daß derbe angeschichtete Massen
den gebirgsbildenden Vorgängen andere
Widerstände entgegensetzen, als leicht
faltbare, schon wegen der Schichtflächen
leicht in sich verschiebbare Schicht-
komplexe,^) und daß schon dadurch in
stark gefalteten Gebieten der Grund fllr
allerlei besondere Lagemngs- nnd Formenverhältnisse gesucht werden darf. An
Erscheinungen, welche insbesondere der Alpengeologie schon lange bekannt sind,
dort aber nur mit vieler Hohe oder gar nicht im kleinen verfolgt werden können,
sollte gerade der Bergmann nicht achtungslos vorbeigehen.
Flg. 99. Profil an der Luchslnger Scbwefel-
qnelle bei Llnththal In OlaraB, „Im Dach der
stark braccläee Halmkalk (i'), darunter Plyech
(f), der nahe dem Kontakt atark xerkiiitt«rt
nnd znngentärmlg in den Kalk beretngeprefit
lat." 1:100. IRothpletz, IS04.)
') Vcrgl. die sog, „Klippen", d. s. massige, teilweise durch die Gebirgsfaltung
hervoTgewürgte Kalke hübercQ Alters inmitten von Sandst«inen, Tonechicfem usw.
Der oberdeToniscbe Masaeukalk des Iber^ im Oberharz ist wohl auch infolge der
Qebirgsfaltuug gcnissenuaäeD aus dem Kulm herausgchebelt worden.
Das rftamliche Verhalten der s^chichtigen Lagerstätten. 99
Des weiteren ist wohl zn bedenken, daß gewisse Erze, wie Kupferkies und
Bleiglanz, durch eine besondere Hilde ansgezeichnet sind und dem Gebirgsdrack
Fli*. M. FSltelongeii des SchJefertone, apophyaeiiartlge AbfaltnDg der Steinkohle Dod Über-
■chlebimg durch Faltenverwerfnog ant der Zeche JolluH Philipp bei BochDui. l:es. (KShler, 1880.)
gegenüber sich plastischer verhalten mUssen, als ihr Nebengestein. So liefert
das Eieslager des Sammeisbergs wie im großen so im kleinsten Uafistabe ein
Flg. >7. Profll danih den Bttxlstock bei LlnththeJ lu Glam*, > SernlSt oder VermiMUio, r Rethl-
dolomlt und Quaitensclilerer, i, Dogger, i, Halm. (Nach Bothpletz. ßeolaglsclier Qneraehnltt
durch die OHtalpen, Debet Anbanic über die sog. Glamer Doppelralte, 1B94.J
prftchtiges Beispiel fflr die aafierordentliche Schmiegsamkeit besonders jener
beiden Erze gegenüber dem Gebirgsdmck.
Es ist leicht verständlich, daß sich gerade nahe der Grenze zwischen
Schiefern und maasig entwickelten Einlagern ngen von Erzkörpern in stark ge-
100
Die schichtigen Lagerstätten.
faltet«m und gepreßtem Gebirge Qaetschnngs- und Zermalmangszonen von manchmal
beträchtlicher Aasdehaung vorfinden mflssen, nnd daS solche auch innerhalb
der Erzmassen selbst noch angetroffen werden können. Das Kieslager des
Baromelsbergs b«i Ooslar ist
ein Beispiel dieser Art ; femer
durften auch die „SkJltar",
welche in Schweden die ver-
schiedensten stockfönnigen
Lagerstätten nmhflllen und
durchsetzen, als solche ge-
prefite and zermalmte Hassen
anfzafassen sein, die aller-
dings im Laufe der Zeit
nmkristallisiert sind und das
Aussehen kristalliner Schief er
angenommen haben. Gegenüber der walzenden nnd faltenden Tätigkeit verhalten
sich eben solche kompakte Einlagerungen, drastisch aosgedrOckt, gewissermaßen
wie unverdauliche Brocken, *
c) Störung dnrch Spaltung und darauffolgende Bewegung (Ver-
werfungen, Spalten Verwerfungen).
Diese Ärt«n von StSrnngen werden später bei der Besprechnng der Gänge
eingehender er6rt«rt werden, weil die Erzg^ge selbst ihr Dasein solchen
Störungen verdanken und in sich eine Reihe besonderer damit zusammenhängender
Erscheinungen beobachten lassen. Hier finde zunädist nur das Wichtigste Platz.
Die LSsung des Zusammenhanges erfolgt
durch Entstehung einer Spalte (Verwerfer,
Verwerfungsspalte oder Sprungkluft);
da dieselbe die Folge ii^end einer Spannung
ist, so muß längs der Spalte eine Bewegung
stattfinden, wobei meistens der der Ver-
schiehungsfläehe aufruhende Teil des Gebirges
tiefer zu liegen kommt, als das Liegende der-
selben. Die verschiedene Lage des Verwerfers
zum Streichen nnd Fallen der Schichten be-
dingt eine große Mannigfaltigkeit der Er-
Man unterscheidet mit Hinsicht auf das
Flg. W. QoerBchlKige Verwerfnng.
X Spraogwlnkel, (u flache Spnmghähe,
ru SelteDverechlebmig.
scheinungen und Benennungen.
Streichen^)
querschlägige SprDnge oder Verwerfungen, wenn FI8z und Sprnng-
liluft ungefähr rechtwinkelig zueinander streichen;
streichende Verwerfungen, wenn das Streichen von Flüz und Sprung
annähernd dasselbe ist;
spiefleckige Verwerfungen, wenn Flöz und Sprung weder parallel
noch rechtwinkelig zueinander streichen. Unter Sprangwinkel versteht
1) Siehe von Groddeck, Erzlagerstätten, 20fr.
Das räumliche Verhalten der schichtigen Lagerstätten.
101
man den Winkel, welchen die Schnittlinie von F15z und Sprungkluft mit
dem Streichen der letzteren im Liegenden des Flözes bildet.
Mit Bttcksicht auf das Fallen unterscheidet man:
rechtsinnige Sprünge, wenn Kluft und Flöz nach derselben Himmels-
richtung einfallen;
widersinnige Sprünge, wenn Kluft und Flöz nach verschiedenen Rich-
tungen einfallen.
Nach der Lage der verworfenen Flözteile
zur Sprungkluft unterscheidet man Sprünge
oder Verwerfungen im engeren Sinne
von Übersprüngen (in Westfalen „Wechsel");
bei ersteren hat eine relative Senkung, bei
letzteren eine relative Aufwärtsbewegung des
Hangenden der Kluft stattgefunden. Die Über-
sprünge tragen den Charakter von Über-
schiebungen.
Die Überschiebungen führen, besonders
wenn die Überschiebungsfläche einen spitzeren
Winkel mit den Flözteilen bildet, zu scheinbaren Doppelungen („Deckungen"),
welche sich infolge mehrfacher Überschiebungen wiederholen können. Sie können
aus Faltenverwerfungen hervorgehen (Fig. 33).^)
Von Staffelbrüchen spricht man, wenn das Gebirge von parallel ver-
laufenden Verwerfem derart durchsetzt wird, daß nach einer Richtung hin
das gleiche Flöz in immer tieferes Niveau sinkt. Unter einem Horst versteht
die Geologie den von abgesunkenen Schollen umgebenen Gebirgsteil. Mit Graben
bezeichnet man langgestreckte Absenkungen zwischen zwei höher gelegenen Ge-
Fl|^. 80. Spiefleokige Verwerfung.
ru Seltenversclüebung.
(von Groddeok.)
Fig. 81. Streichende, rechtsimüge
Verwerfung, (von Groddeck.)
Fig. 32. Streichende, widersinnige
Verwerfong. (von Groddeck.)
birgsteilen. Die letzteren können als „Ufer" des Grabens bezeichnet werden,
von denen aus häufig der Graben staffeiförmig abgesunken ist.
Als Rücken bezeichnet der Kupferschieferbergbau alle Verwerfungen,
welche die normale Lagerung des Kupferschieferflözes verändert haben. Besonders
die „Rückengräben'' geben gute Beispiele für Grabenbrtiche.
Da die Maßnahmen zur Wiederausrichtung der Verwerfungen einen wichtigen
Gegenstand der Bergbaukunde bilden, so mag hier von einer Erörterung derselben
abgesehen werden.
^^ Siehe auch weiter unten das Profil durch das Meggener Kieslager.
102
Die schichtigen Lagerstätten.
Beiläufig sei hier an die Mächtigkeitsverringerung von oberflächlich und
mehr oder weniger horizontal liegenden Flözen infolge einer Wegspttlung er-
innert; sie kann zu einem scheinbaren Auskeilen der einzelnen Flbzreste führen.
Eine Unterbrechung der gefalteten Lagerstätte tritt femer häufig durch Abtragung
eines Schichtensattels ein. Solche
Luft Sättel sind nicht immer
leicht als solche zu erkennen;
zumal bei tiberkippter und sehr
steil stehender Schichtenfolge
glaubt man mitunter zwei oder
mehrere Lager vor sich zu haben,
während es sich in Wirklichkeit
um die Flttgel derselben Ein-
lagerung handelt. Selbst sorg-
fältige petrographische und stra-
tigraphische Untersuchungen im
Liegenden und Hangenden der
Flözteile vermögen die Zweifel
nicht immer zu lösen.
Eine schichtige Lager-
stätte kann aus folgenden pri-
mären und sekundären Ursachen
ihre Endschaft finden:
1. durch Auskeilen, d. i. eine allmähliche Mächtigkeitsabnahme der Schicht;
2. durch Vertaubung. Die Schicht bleibt, aber ihr Erzgehalt wird mehr
und mehr ärmer;
3. durch Abstoßen an einem älteren Gebirgsglied ;
4. durch mechanische Verdrückung, Verquetschung, Auswalzung
und Zerreißung;
5. durch Verwerfung oder Überschiebung;
6. durch Abrasion und Denudation des Ausbisses.
Flg. 88. Dreimaliges Auftreten eines Flözes infolge
Überschiebung.
Die stofflichen Eigenschaften der schichtigen Lagerstätten.
Die erzführenden Sedimente bestehen fast nie aus dem Nutzbaren allein,
sondern zumeist ist Nutzbares mit Wertlosem oder mit Gesteinspartien gemengt.
Man unterscheidet bezüglich des Stoif Inhaltes: Erzarten und Lager-
arten (akzessorische Bestandmassen) bezw. Bergmittel.
Die primären Erzarten sind Oxyde, Hydroxyde, primäre Karbonate,
Sulfide und seltener auch Silikate von Schwermetallen. Am verbreitetsten sind
unter den letzteren das Eisen; Mangan, Zink, Kupfer und Blei, weniger ver-
breitet Silber und Gold, Nickel, Kobalt und Antimon.^) Gediegen Gold findet
sich stellenweise, und eine beträchtliche Holle spielen mitunter mit anderen Erzen
zusammen oder für sich allein der Phosphorit, Korund und Schwefel.
^) Siehe das weiter unten über die Immigranten Gesagte.
Die stofflichen Eigenschaften der schichtigen Lagerstätten. 103
In den an kristalline Schiefer gebundenen Erzlagern kommen als Lager-
arten diejenigen Silikate vor, welche auch an der Zusammensetzung des Neben-
gesteines beteiligt sind, wie: Feldspat, Hornblende, Pyroxen, Glimmer, Talk,
Chlorit, Epidot, Zoisit, Oranat, Sphen u. a. Ferner sind verbreitet verschiedene
Spinelle und manchmal Korund. Die meisten dieser Mineralen sind als Produkte
einer Gangfüllung, d. h. als eigentliche und gleichzeitig gebildete Begleiter der
die Gänge erfüllenden Erze nie beobachtet worden.^) Weitere Lagerart^n sind:
Karbonate von Kalk, Magnesia, Eisen und Mangan, Apatit, Graphit, Kohlen-
wasserstoffe und Schwerspat, der manchmal Strontian enthält. Von selteneren
Stoffen hat das Vanadium einige Verbreitung. Im großen ganzen ist der Mineral-
reichtum der Lager viel geringer als deijenige der Gänge.
Gewisse Erze haben ihre hauptsächlichste Verbreitung auf den Lagern,
so Kobaltglanz und Magnetkies; manche kommen als Gangmineral nur auf
gewissen Erzgängen vor, wie der Magnetit, der hier als primäres Mineral nur
auf den Zinnerzgängen und den typischen Kontaktlagerstätten auftritt, in den
Erzlagern indessen außerordentlich verbreitet ist.
Als umfangreichere akzessorische Bestandmassen finden sich in den schichtigen
Lagerstätten Gerolle, Versteinerungen, Bergmittel (z. B. sandige und
schlammige Absätze) und in sehr stark gequetschten und gefalteten Erzkörpern
auch Fragmente des Nebengesteines. Die Bergmittel können taube, parallel
eingelagerte Gesteinsbänke und Linsen sein, die bereits früher als Packen
erwähnt worden sind. Der primäre Bestand kann allerlei sekundäre Verände-
rungen erfahren:
a) Durch Umwandelung:
1. durch Einwirkung von Tagewässern und Atmosphärilien; es bildet
sich durch solche Einflüsse im Ausbiß der sog. eiserne Hut. Da diese
Erscheinungen von hervorragenderer Bedeutung für die mineralogisch und
stofflich viel mannigfacheren Erzgänge sind, so werden sie dort eine
eingehendere Besprechung erfahren. Hier sei nur erinnert an die
Umwandlung von Eisenspat in Brauneisen, von Mangansilikat (Ehodonit)
in Braunstein, von Pyrit und Magnetkies in Brauneisen, von Kupfer-
kies in wasserhaltige Kupferkarbonate (Malachit und Lazurit) und Braun-
eisen usw.;
2. * durch regionalen Metamorphismus des die Lager umschließenden
Gebirges. Die bei der Umkristallisation der Sedimente und Eruptiv-
gesteine beteiligten Vorgänge sind nicht klargelegt und neuerdings wieder
der Gegenstand lebhafter Meinungsverschiedenheiten. Einerseits ist die
Zufuhr neuer chemischer Bestandteile zu den der Umkristallisation unter-
worfenen Gesteinen nicht ausgeschlossen, anderseits sind sicherlich die
Hitze der Tiefenzonen und dabei ein sehr lange und heftig wirkender
Gebirgsdruck, welcher die Bestandteile der gepreßten Schichten zwingt,
in die Form von Mineralien mit möglichst hohem spezifischen Gewicht
einzutreten, wichtige Faktoren. Es ist erwiesen, daß dabei Hydrate ihr
1) Von den Erzgängen führen hauptsächlich die Zinnerzgänge und manche genetisch
damit verwandte einzelne Silikate der obigen Eeihe.
104 Die schichtigen Lagerstätten. . ,
Wasser verlieren können^ und es ist höchst wahrscheinlich, daß auch manche
Karbonate ihre Kohlensäure abgeben. Das scheint der Fall zu sein bei Spat-
eisenstein (FeCOg), der übrigens infolge noch unaufgeklärter Prozesse dabei
Sauerstoff aufnimmt und zu Magnetit oder Eisenglanz wird.^) Der Metall-
gehalt der Lagerstätte bleibt derselbe, aber die Art der Verbindungen
kann sich ändern. Die Vorgänge der Molekularwanderungen innerhalb
der zu neuen Verbindungen umkristallisierenden Mineralgemenge normaler
Sedimente usw. bei ihrer ümwandelung in hochkristalline Schiefergesteine
sind noch wenig bekannt. Ein aufmerksames mikroskopisches Studium
der letzteren fuhrt aber zu der Erkenntnis, daß auch hierbei ähnlich wie
bei den Eruptivgesteinen, wenn auch nicht so vollkommen, eine Reihen-
folge in der Bildung der einzelnen Gesteinsgemengteile besteht. Soweit
Beobachtungen vorliegen, läßt sich jetzt schon sagen, daß eine solche
Folge auch in bezug auf die in das Gemenge einbezogenen Metallver-
bindungen unter sich und im Verhältnis zu den Silikaten statthat. Es
wird sich später Gelegenheit geben, darauf zurückzukommen; *
3. durch Kontaktmetamorphose kann der Mineralcharakter sowohl der
Erz- wie der Lagerarten sich geändert haben; unter umständen können
sogar neue Stoffe (z. B. Sulfide) zugeführt worden sein.
Als Beispiel von Eisensteinlagern, welche im Kontakt metamorphosiert
worden sind, möge dasjenige vom Spitzenberg bei Altenau*) im
Oberharz erwähnt werden. Das von Schalsteinen begleitete, dem Horizont
des Stringocephalenkalkes angehörige Lager liegt im Kontaktbereich
des Okergranits und ist zu granathaltigem Magneteisen geworden, in
welchem noch die Crinoidenstiele, selbst teilweise in Granat verwandelt,
zu erkennen sind. Ein weiteres Beispiel hat LeNeve Fester^) von der
Haytor-Eisengrube, östlich von Dartmoor in Devonshire beschrieben.
Die Grube baute drei Magneteisensteinlager ab, welche in Form von Bänken
zwischen stark metamorphosierten (verkieselten) Schiefern und Sandsteinen
der Kohlenformation auftreten. Die Metamorphose wird durch einen die
Schichten durchsetzenden Granit bewirkt. Die Erzlager sind einschließlich
der 0,3 — 0,6 m mächtigen Zwischenmittel 2 — 4 m mächtig; die meta-
morphosierten Schiefer sind reich an Hornblende, enthalten stellenweise
auch viel Granat, Eisenkies usw.*)
^) * Es ist recht bemerkenswert, daß das massenhafte Auftreten yon Magnetkies
auf die Erzlager der kristallinen Schieferformation beschränkt ist. Ob auch hierbei ein
ähnlicher Prozeß im Spiele ist, der FeSj in FeS verwandelt? *
3) Lossen, Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., XXIX, 1877, 206.
3) Notes on Haytor Iron-Mine; Quart. Joum. Geol. Soc, XXXI., 1875, 628—630.
*) Solche im Kontaktbereich eines Eruptivgesteines umgewandelten prä-
existierenden Lagerstätten sind selbstverständlich etwas anderes als die infolge einer
Intrusion längs der Grenze zwischen Eruptivgestein und Nebengestein gebildeten epi-
genetischen Erzansiedelungen. Es liegt in der Natur der Sache, daß der Mineralbestand
in beiden Fällen ein ähnlicher sein kann. Als Kontaktlagerstätten werden im
folgenden nur die epigenetischen Erzvorkommnisse der letzteren Art bezeichnet
(s. S. 40).
Die stofflichen Eigenschaften der schichtigen Lagerstätten. 105
b) * Von dem ursprünglichen stofflichen Inhalt einer schichtigen Lagerstätte
sind die später eingewanderten Bestandteile zu scheiden. Solche Einwande-
rungen finden statt auf Klüften und Spalten, durch zirkulierende Wässer oder
durch Pneumatolyse seitens benachbarter Tiefengesteine. Es ist denkbar, daß
in sehr altem, vielfach gefaltetem Grebirge schon frühzeitig solche Einwanderungen
stattgefunden haben, deren Charakter als solche sich heute kaum mehr feststellen
läßt. Wie sich späterhin bei der Besprechung der Erzgänge zeigen wird, sind
gerade die erzführenden Nebengesteine der Ansiedelung von Erzen auf den sie
durchsetzenden Spalten günstig, indem sie zersetzend und ausfällend auf die in
den letzteren zirkulierenden Lösungen einwirken. Man findet daher auch in-
mitten der Erzlager häufig erzführende Klüfte, die manchmal eine ganz andere
Paragenesis aufweisen, als das Lager selbst (z. B. im Kieslager des Eammels-
bergs bei Goslar, wo ziemlich häufig Fahlerz auf Klüften neben Kupferkies,
Bleiglanz, Zinkblende, Kalkspat und Quarz vorkommt, oder auf den das Kupfer-
schieferflöz von Mansfeld, Sangerhausen, Schweina, Riecheisdorf usw. durch-
setzenden Gängen, welche stets Kobalt- und Nickelerze samt viel Schwerspat,
aber gewöhnlich nur wenig Kupfer- und so gut wie keine Silbererze führen). *
Bezüglich der gegenseitigen Verteilung von Erz- und Lagerart be-
obachtet man häufig, sofern nicht das Lager überhaupt aus fast oder ganz
reinem Erz besteht, entweder eine vollkommen gleichmäßige Vermischung
beider, oder die Lagerart ist in schichtigen Bändern und Bänken zwischen das
Erz eingeschaltet, so daß auf solche Weise nicht selten eine Teilung der Erz-
masse in Streifen, Nester oder Bänke stattfindet. Mitunter ist der Erzkörper
umhüllt von einer mehr oder weniger tauben Schale eines Gesteines, welches sich
von dem übrigen Nebengestein unterscheidet, so daß man sagen kann, das letztere
nimmt in der Nähe der Erzmasse einen ganz spezifischen mineralogischen
Charakter an. Solche schalenförmige Umhüllungen, die vielfach an Chlorit-,
Amphibol- und Talkschiefer erinnern, sind am besten bekannt von verschiedenen
schwedischen Eisenerz- und Kiesgruben und werden dort von alters her als
„Skölar" bezeichnet. Über ihre mögliche Entstehungsweise wurden schon auf
S. 100 Andeutungen gemacht.
Etwas anderes ist der „Skarn^ der schwedischen Bergleute. Man ver-
steht darunter fein- oder grobkristalline Gemenge von allerlei Kalk-Tonerde-
silikaten, wie Granat, Pyroxen, Hornblende usw., welche z. B. für manche, be-
sonders von Kalksteinen begleitete Magneteisenerzlager Schwedens geradezu
charakteristisch sind. Sie umhüllen und begleiten die Erzkörper oder treten
in diesen auf. Skarnähnliche Bildungen haben übrigens auch anderwärts be-
sonders in Begleitung der Magneteisensteinlager eine weite Verbreitung. Ihr
ganzes Auftreten erinnert an kontaktmetamorphe Gebilde.
Die Erz Verteilung in einem Lager ist im allgemeinen eine so gleichmäßige,
wie man sie bei der Entstehung des Erzes als Präzipitat aus Wässern voraus-
zusetzen hätte, in denen Metallsalze allenthalben in konstanter Vermischung gelöst
waren. In dieser Gleichförmigkeit beruht auch eine größere Gleichmäßigkeit des
Betriebes, der nicht in dem Maße von veränderlichem Adel und anderen Wechsel-
106 Die schichtigen Lagerstätten.
fallen abhängig ist, wie der Gangbergbau, daher auch weniger Schulong und
Erfahrung des Arbeiters verlangt, als dieser.
* Immerhin aber beobachtet man auch auf den Flözen häufig eine un-
regelmäßige Erzverteilung, welche in erster Linie als Faziesänderungen (z. B;
bei verschiedener Nähe der Küste und verschiedener Meerestiefe) aufzufassen
sind, vielleicht auch auf eine ungleichmäßige Konzentration der erzabsetzenden
Lösungen oder auf eine ungleichmäßige Verteilung des erzausfällenden Beagens
zurückgeführt werden können.
Als Beispiel diene der Kupferschiefer. Im östlichen Thüringen verliert
derselbe bei zurückweichendem Bitumengehalt und steigender Verkalkung seinen
Erzgehalt. Es liegt die Annahme nahe, daß die unbauwürdigen oder erzfreien
Schichten dort ans weniger seichtem Meer abgelagert wurden, in welchem der
Kupfergehalt des Wassers zu sehr verdünnt war. Im Gebiete der Mansfelder
Kupferschiefermulde ist auch im ungestörten Gebiet, wo längs der Eückenklüfte
keine sekundäre Anreicherung stattgehabt hat, die Erzführung eine ungleich-
mäßige. Es bestehen dort hektargroße unbauwürdige Flözflächen. Nachdem nun
aber der durchschnittliche Metallgehalt des Schiefers nur wenig höher als 2 ^/^ und
eben nur noch im großen Maßstab abbauwürdig ist, bewirkt schon ein geringer,
aber fast selbstverständlicher Wechsel in der Erzführung eine Unabbauwürdigkeit,
die nach oberflächlicher Betrachtung als Taubheit bezeichnet wird, bei höherem
Wert des Kupfers aber nicht in Erscheinung träte.
Einer Lokalisierung der Metallzufuhr (Quellen?), einer Beeinflussung des
Erzabsatzes durch Strömungen, eintretenden Flußwässem, kurzum solchen Be-
dingungen, welche die Zusammensetzung des Wassers besonders in seichten
Becken zu verändern imstande sind, dürfte mit gutem Recht ein ursächlicher
Anteil an der ungleichmäßigen Erzführnng mancher Erzlager zugesprochen
werden. Man denke an das unkontrollierbare Auftreten von Dolomit-, Kalkstein-,
Gips- oder Steinsalzlagem und -Linsen in den jüngeren Sedimenten.
Da man sich den Absatz des Erzes im allgemeinen nicht als die Folge
einer Eindampfung von Lösungen, sondern als einen chemischen Niederschlag
unter Einwirkung eines Ausfällungsmittels vorzustellen hat, so wird sein Zustande-
kommen gerade so gut von der Anwesenheit und Konzentration eines gelösten
wie eines niederschlagenden Agens abhängig sein. *
Die ungleichmäßige Erzführung der Lager spielt manchmal eine nicht
unwesentliche Rolle, besonders wenn der Erzgehalt — wie bei Gold- oder Silber-
lagerstätten — an sich schon sehr gering ist. So ist in den Witwatersrand-
Konglomeraten in Transvaal der Goldgehalt in gewissen Konglomeratzonen (mit
einem der Ganggeologie entlehnten Ausdruck shoots = Adelspunkte genannt) ein
besonders reicher. Auch in dem Mechernicher Buntsandstein ist aus noch un-
bekannten Ursachen der Bleigehalt an gewisse unregelmäßig gestaltete Zonen
gebunden. Tritt auf einer lagerartigen Lagerstätte eine wesentliche Änderung
in der primären Erzführung rasch und unvermittelt ein, so liegt der
Verdacht nahe, daß man es nicht mit einem echten Lager, sondern vielmehr mit
einem epigenetischen Vorkommen zu tun habe.
Die Struktur der schichtigen Lagerstätten ist diejenige der normalen
Sedimente oder kristallinen Schiefer überhaupt. Man beobachtet ganz dichte,
derbe Massen, deren einzelne Individuen mit freiem Auge nicht mehr erkennbar
Die stofflichen Eigenschaften der schichtigen Lagerstätten. 107
sind, oder die Stmktnr ist kömig, sandig, oolithisch, manchmal erdig-pulverig
(manche Manganerzlager). Besteht das Lager ans verschiedenen Erzen, so sind
dieselben entweder aufs innigste dnrchmengt (z. B. der Kupferkies und der Pyrit
auf manchen Kieslagern), oder sie bilden zonenweise oder im feinsten Wechsel
Bänder und Streifen, in welchen bald das eine, bald das andere Erz vorwaltet
(Norwegische Kieslager, Eammelsberg). Auf letztere Weise oder durch häufigen
Wechsel von Erz und Lagerarten entsteht die gebänderte oder bandstreifige
Struktur. Insbesondere in älteren Kieslagern bildet häufig der Pyrit ringsum
ausgebildete Kristalle innerhalb einer dichteren Grundmasse, so daß die Struktur
an die porphyrische erinnert.
Im geschieferten (rebirge zeigen selbstverständlich auch die erzführenden
Schichten häufig schieferige Struktur. Derbe Erzmassen entbehren aber auch
inmitten geschieferten Nebengesteines oft der Schiefernng; sie verhalten sich dann
wie so häufig die in Schiefer eingeschalteten massigen Kalklager oder Kalkbänke.
Drusenbildung ist selten und, wo sie beobachtet wird, wohl sekundär.
Manchmal ist die Struktur, wie gesagt, infolge des verschiedenen Mineralbestandes
verschiedener Horizonte des Lagers eine lagenförmige; niemals aber ist sie
dann eine symmetrische, wie so oft bei den Gängen. „Dieser Mangel an
Symmetrie ist fast als ein wesentliches Kriterium der Lagerstruktur zu be-
trachten, und wo sich eine solche Symmetrie findet, wie z. B. bei den sog.
Lagern von Zinnwald, da ist wohl immer eine gangartige Bildung angezeigt."^)
Es gehört zu den Kennzeichen der „Flöze^', dafi sie sehr häufig in sich
und konkordant mit dem Nebengestein geschichtet sind (z. B. Minettelager und
Kupferschiefer); bei massigen Erzlagern und Linsen trifft man auch eine poly-
edrische oder parallelepipedische (z. B. Eisenerze Skandinaviens), selten eine
prismatische Absonderung an (Eisenerzlager im Staate New Jersey).*) Quer-
klüfte (Steinscheiden, Blätter), welche mit abweichendem Streichen und Fallen
das Lager nach seiner ganzen Mächtigkeit durchsetzen und meistens nicht in
das Nebengestein übergehen, sind auf schichtigen Lagerstätten häufiger als auf
Grängen.
Bezüglich des geologischen Vorkommens der schichtigen Lagerstätten
sei hier nur ganz allgemein bemerkt, daß diese äußerst vielartigen Ablagerungen
sich in und mit den verschiedenartigsten Nebengesteinen, mit kristallinen Schiefem
und mit Kalksteinen, Konglomeraten und Sandsteinen, Tonschiefern und Schiefer-
tonen jeden Alters von der archäischen bis in die Jetztzeit vorfinden.
"^ In keinem Kapitel der Erzlagerstättenlehre tritt unser Mangel an Kennt-
nissen über viele petrogenetische Vorgänge so sehr zu Tage, wie in demjenigen
über die „Erzlager", in keinem gibt es so viel Zweifel und Widerstreit über die
Entstehungsweise. In dem folgenden Abschnitt werden zwar viele Lagerstätten
beschrieben werden, deren geologisches Vorkommen keine ernsten Bedenken über
ihre Entstehung zuläßt; viele andere aber sind nur mit Wahrscheinlichkeit
als schichtige zu bezeichnen, manche überhaupt ganz problematischer
') Naumann, Geognosie, III, 490.
*) Naumann, l. c. 486. 491.
108 Die schichtigen Lagerstätten.
Entstehung. Wegen ihres lagerfönnigen Auftretens und weil für eine andere
Entstehung derselben noch keine einwandfreie Erklärung besteht, sind auch sie
einstweilen hier eingereiht worden. In jedem einzelnen Falle sollen die auf die
Bildung der Lagerstätten bezüglichen Ansichten zusammengestellt und soweit
als möglich erörtert werden; im übrigen aber hat die nachstehende Zusammen-
fassung z. T. nur den Wert eines losen Bahmens, der mit dem Fort-
schritt der tatsächlichen Kenntnisse enger werden wird. *
Übersicht über die wichtigsten Typen der schichtigen
Lagerstätten.
Die nachstehend zu besprechenden Gebilde könnten nach verschiedenen
Gesichtspunkten geordnet werden; so hat v. Groddeck nach ihrer Form drei
Gruppen gegliedert:
a) Derbe Erzflöze (z. B. oolithische Brauneisenerzlager).
b) Ausscheidungsflöze (z. B. Fahlbänder, Enottensandstein, Mansfelder
Kupferschiefer).
c) Erzlager (z. B. Kieslager).
V. Gotta gliederte nach geographischen Bezirken, und endlich könnte man
auch die gleichalterigen aber stofflich verschiedenartigen Gebilde zusammenfassen.
Es erscheint aber doch am übersichtlichsten und logischsten, eine Trennung
in erster Linie nach der Art der chemischen Bindung, in zweiter Linie nach
der Art des nutzbaren Stoffes, vor allem des Metalls, und in dritter Linie nach
dem Alter der Lagerstätten vorzunehmen. Was letzteres Prinzip anbelangt, so
ist es notwendig, vor allem den Unterschied zwischen den in archäischen bezw.
regional-metamorphen Gesteinen und den in den jüngeren normalen Sedimenten
auftretenden Lagerstätten zu betonen. Ausgehend von den beiden ersten Gesichts-
punkten, werden die schichtigen Erzlagerstätten folgendermaßen eingeteilt:
L Verbindungen von Schwermetallen.
1. Oxyde, Hydroxyde und primäre Sauerstoffsalze;
2. Sulfide, untergeordnet auch Arsenide und Sulfosalze. Auf ge-
wissen sulfidischen Lagerstätten bricht auch gediegen Gold ein.
n. Verbindungen von Leichtmetallen:
Phosphorit,
in. Gediegene Metalloide:
Schwefel.
I. Sehiehtige Lagerstätten oxydiseher Erze.
1. Eisenerzlager.
Eisen ist bekanntlich eines der in der Natur verbreitetsten Elemente.
Wie in keinem Eruptivgestein, so fehlt es kaum in einem Sedimente; oft ist es
nur in Spuren darin enthalten, oft bedingen seine Oxyde dessen Färbung. So
sind die verschiedenalterigen über die Erde verbreiteten roten Sandsteine (Old red,
Buntsandstein usw.), die eisenschüssigen Tone (Roth und die roten Schieferletten
des Eotliegenden), die Eisenkieselschiefer u. a. durch einen ziemlich beträchtlichen
Eisenerzlager. 109
Eisengehalt geiftrbt. Sowohl in marinen wie in Süßwasserablagerangen treten
oxydische Eisenverbindnngen als Konkretionen and in dünnen Flözen (z. B. als Ton-
eisenstein) aaf, die trotz ihrer Häafigkeit anbeachtet bleiben, während sie ander-
seits aach za Massen von kolossalem Umfang angereichert sein können. Eisen-
erzlager fehlen in keiner Formation von der archäischen bis ins Allaviom.
Freilich ist die Art ihres Auftretens eine sehr verschiedenartige.
Die lagerförmigen Eisenerze bilden den Schwerpunkt des ge-
samten Eisensteinbergbaaes, sie sind vielleicht die wichtigsten aller Metall-
lagerstätten. Die Erzeugung des Eisens und seine Verarbeitung beschäftigt direkt
und indirekt die meisten Arbeiter und produziert die höchsten Werte. Sie ist stets
eine Massenproduktion, denn das Rohmaterial selbst hat nur geringen Wert.
Die verschiedenartige Verwertbarkeit, welche das Metall vor allen anderen aus-
zeichnet, läßt auch seinen Oeldwert in den weitesten Grenzen schwauken. Ein
oft erwähntes Beispiel für die Wertsteigerung, die das Rohmaterial durch die
Bearbeitung gewinnt, ist deshalb das Eisen: kommt 1 Ztr. Eisenerz auf etwa 0,3 M.
zu stehen, so kostet der Zentner Roheisen 3 M., das gleiche Gewicht wird für
Gußware mit 9 M., für Gußstahl mit 27 M., in Gestalt von Messerklingen mit
1500 — 2100 M. und in solcher von feinen Uhrfedern mit 6 Mill. M. bezahlt.^)
Ganz anders beim Gold: Der Zentner gemünztes Gold hat einen Wert von
140000 M., fast denselben wie ein gleich schwerer Klumpen des unbearbeiteten
Metalls. Während Eisenerz bei ungünstigen Transportverhältnissen beim höchsten
Gehalt sogar wertlos werden kann, bezahlt man noch das Kilo Gold in Erzen,
welche nur 0,0005 <>/o (oder 5 g pro Tonne) Gold halten, mit 2400 M., während
es als Feingold 2790 M. kostet.
Der geringe Geldwert auch des besseren Eisenerzes bringt es mit sich,
daß schon Erze mit 25 — 30 ^/q Metallgehalt für sich allein nicht mehr schmelz-
würdig sind, und kompliziertere Aufbereitung bezahlt sich bei Eisenerzen meistens
nicht. Diese sind nur abbauwürdig bei großer Verbreitung, Mächtigkeit und
Reinheit der Erze, wenn die Gewinnung leicht und Brennmaterial zur sofortigen
Verhüttung oder billige Transportmittel vorhanden, wenn die Arbeitslöhne niedrig
genug, die Zoll- und Preisverhältnisse günstig sind.
Auf keinen Bergbau üben daher Änderungen in den vorher bezeichneten
Faktoren, die Fortschritte der Technik, die Umgestaltungen des Verkehrswesens,
einen solchen Einfluß aus, wie auf den Eisenbergbau. Jahrhunderte lang blühende
Betriebe sind darunter in unserer Zeit zugrunde gegangen, wie z. B. manche
thüringische und sächsische Eisenwerke. Anderseits erklärt es sich nur
aus der Billigkeit der Transportmittel, wenn z. B. aus Spanien, Algier oder
Schweden kommende Eisenerze noch mit Gewinn in den großen deutschen und
amerikanischen Kohlenbecken und Hüttenwerken verschmolzen werden können.
Das Rohmaterial wird durch den Transport immerhin noch nicht so teuer, als
die Verschmelzungskosten am Ort der Kohlengewinnung geringer werden.
Auch das Maß der Verwertbarkeit verschiedener Eisenerze hat sich mit
dem Stand der Technik erheblich geändert. Von Einfluß auf die Bewertung
') Es braucht kaimi gesagt zu werden, daß diese Zahlen nur relative Werte sind
und zu verschiedenen Zeiten anders lauten müßten.
I
110 Die schichtigen Lagerstätten.
war lange Zeit hindurch der Gehalt an Phosphor, da schon ein sehr geringer
Betrag des letzteren den Stahl spröde und kaltbrttchig macht; phosphorarme
Erze waren deshalb früher gesucht, phosphorhaltige gemieden. Seit Einführung
des Thomas-Prozesses (1879), wobei der Phosphor durch eine Magnesiafütterung
der Bessemer-Birne gebunden und in der Thomas-Schlacke festgehalten und an-
gereichert wird, ist dieser früher lästige Gast mindestens gleichgültig geworden.
Das neue Verfahren hatte einen vollständigen Umschwung in der Bewertung
der Eisenerze zur Folge: die bis dahin geringwertigen lothringischen Minetten
und die hochphosphorhaltigen nordschwedischen Erze werden neuerdings in
großen Massen verschmolzen, während die phosphorarmen Siegerländer und
steirischen Erze von ihrem ehemaligen Wert verloren haben.
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager.
a) In kristallinen Schiefern.
* Schon auf die sehr mannigfachen in den kristallinen Schiefem auf-
tretenden Eisenerze bezieht sich im vollen Umfange das (S. 107 — 108) über die Un-
sicherheiten betreffs der Entstehung der Erzlager überhaupt Gesagte. Es werden
hier höchst wahrscheinlich recht heterogene Gebilde zu besprechen sein, ohne daS
es bis jetzt möglich wäre, eine durchgreifende, einwandlose Scheidung zwischen
denselben vorzunehmen. *
Im Urgneis (Laurentische Formation) und in den Urschief ern (Huronische
Formation) begegnen uns Schichten und Schichtenzonen, welche Schüppchen,
Körner, kleine Linsen und Schmitzen von oxydischen Eisenerzen (Magnetit
mit 72,41^/QFe und Eisenglanz bezw. Eisenglimmer mit 70^/oFe) enthalten.
Man kann dieselben als Eisenfahlbänder bezeichnen, und diesen würde z. B.
der Magnetitgneis der ältesten Abteilung der schwedischen Urgneise ent-
sprechen; ihr Eisengehalt mag etwa so groß sein wie deijenige, welcher die
Färbung mancher jüngerer Schiefertone und Sandsteine bewirkt. Nimmt die
Menge des Eisenglanzes in kristallinen Schiefern beträchtlich zu, so entstehen
Gesteine, welche man als Eisenglimmerschiefer bezeichnet, und welche mit
verschiedenen Altern u. a. im Taunus,^) zu Villef rauche im Dep. Aveyron, im
nördlichen Norwegen, in Brasilien, in Südcarolina und im Okande-Land (West-
afrika) oder an der afrikanischen Goldküste bekannt sind.
In seiner ausgesprochensten Entwickelung tritt uns dieses Gfestein im
Itabirit^ entgegen, der neben Eisenglimmer und Magnetit (bezw. Martit) auch
Eisenkiesel, Quarz und mehr oder weniger Talk und Chlorit führt und am Pic
von Itabira in der Sierra da Piedade (Brasilien) ein gegen 300 m mächtiges,
in Eisenglimmerschiefer und Itacolumit übergehendes Schichtensystem bildet.
Nicht selten sind diese Gesteine mehr oder weniger goldführend.
Ein anderer, wegen seiner Goldführung bemerkenswerter Eisenglimmer-
schiefer Brasiliens ist die Jacotinga. Dieselbe ist ein meist zerreiblicher.
0 LoBsen, Zt«chr. d. deutsch, geol. Ges., XIX, 1867, 614—616.
^) ita = Stein, bira = scheinend, glänzend, wegen des Glitzems der Bergoberfläche.
— von Eschwege, GeognostiBches Gemälde von Brasilien, Weimar 1822, 21—24.
28—30. — Ders., Pluto BrasilienBis, Berlin 1833, 222—224.
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 111
bandartig gestreifter nnd deutlich geschichteter, an Eisenglanzschnppen reicher
Glimmerschiefer, der stellenweise in dttnnschieferige Eisenerze übergeht. In den
Minas Greraes bildet die Jacotinga 1 — 2 m, selten 12 — 20 m mäditige Bänke
zwischen Itacolomit und Tonschiefern in weithin verfolgbaren Schichten nnd
Schichtsystemen.
In Sttdcarolina^) wurden früher Eisenglimmerschiefer abgebaut, welche
bald den It^biriten nahe standen, bald als Gemenge von Magneteisen und Talk
(Catawbirite) beschrieben worden sind.
An der afrikanischen Goldkttste stehen Eisenglimmerschiefer ähnlich wie
in Brasilien in den innigsten Beziehungen zu den dortigen Goldlagerstätten.
Ein itabiritähnliches Gestein kommt auch im Okande-Land^ (im
französischen Kongogebiet, unter dem Äquator gelegen) in mächtiger Entwickelung
vor. Es tritt mit Quarzit und glimmerreichen Schiefem auf und bildet ein kömig-
schieferiges Gemenge von Quarz, Eisenglanz und Magnetit. Im Hangenden geht
es in Quarzit über. Das weit verbreitete Gestein widersteht in besonderem Mafie
der Erosion, bildet deshalb häufig schroffe Felsen und in den Flufitälem dem
Verkehr hinderliche Barren.
Durch Zunahme und Zusammenscharung des Erzes wird entweder das
Gesamtgestein bauwürdig oder es ergeben sich zum mindesten bauwürdige
Schichten, Linsen oder Lager und „Lagerstöcke^ von oft gewaltigen Dimensionen.
Haupterze dieser Lager sind Magnetit und Eisenglanz, manchmal
in Brauneisenerz umgewandelt. Ein geringer Titangehalt ist nicht selten; er be-
trägt z. B. in dem Eisenlager von Luossavara (Lappland) bis 1,5 ^/q. Der Magnetit
ist manchmal in Boteisenerz umgewandelt, zeigt aber hier und da noch deutlich
die reguläre Eristallform (= Martit); solche Pseudomorphosen sind z. B. bekannt
von der Serra AraQoyaba in Brasilien, und nach Credner waren auch die Eot-
eisenerze von Michigan ursprünglich teilweise Magnetite.
Der in Eede stehende Lagerstättentypus ist nach keiner Richtung hin
scharf begrenzt. Manganerze (Pyrolusit, Psilomelan, Hausmannit, Wad,
seltener Braunit) sind so verbreitet, dafi manchmal das Eisenerzlager in ein
solches von Manganerz übergeht (Schwarzerze von Arschitza bei Jakobeni,
Manganerzlager in der schwedischen Euritetage).
Femer kommen des öfteren auch sulfidische Erze auf diesen Lager-
stätten vor. So haben die Eisenerzlager in der Marmaros nnd in der Buko-
wina z. T. aus Eisenkies und etwas Kupferkies bestanden. Auf zahlreichen
schwedischen Eisenerzlagerstätten, z. B. zu Dannemora, brechen Eisenkies,
Magnetkies, Kupferkies, Blende und Kupferglanz, seltener Bleiglanz, Arsenkies,
Kobalt-, Nickel- und Wismuterze sowie Molybdänglanz ein. Sind diese Sulfide
auch quantitativ untergeordnet, so vermittelt ihr Vorkommen doch den Über-
gang zu den rein sulfidischen Lagern. Der Gedanke, daß dieselben wenigstens
teilweise nicht zum ursprünglichen Erzbestand gehören, liegt nahe. In vielen
Fällen dürfte noch zu entscheiden sein, ob sie nicht sämtlich spätere Ein-
wanderer sind.
>) Lieber, Die ihres Eisengehaltes wegen abbauwürdigen itacolumitischeo und
talkschieferigen Gesteine Sttdcarolinas; Berg- u. Hüttenm. Ztg., XVI, 1857, 241—242,
386—387.
^ Lenz, Ein itabiritähnliches Gestein aus dem Okande-Land (Westafrika); Verh.
k. k. geol. Beichsanst, 1878, 168—169.
112 Die schichtigen Lagerstätten.
Lagerarten sind die Elemente des Nebengesteines: Quarz, Feldspat,
Glimmer, Hornblende, Kalkspat u. a., die manchmal den Erzen als band-
förmige Zwischenmittel eingelagert sind, und in welche der Erzkörper im Streichen
und Fallen überzugehen pflegt. Eine besondere Anreicherung erfährt sehr oft
der Apatit.
Auch Silikate und andere Mineralien, welche in dem Nebengestein
nicht oder nur ganz untergeordnet vertreten sind, können zu charakteristischen
Begleitern des Eisenerzlagers werden. Als solche sind zu nennen: Granat,
Augit, Hornblende, Epidot, Chlorit, Talk.
Derlei Mineraliengesellschaften bilden mitunter einen Silikatmantel, den
„Skarn"^,^) um die eigentliche Erzlinse, wie z. B. zu Arendal in Norwegen
und Persberg in Schweden.
Als Immigranten auf Gängen und Trttmern sind zu erwähnen: Fluß-
spat, Baryt, Zeolithe (Prehnit, Stilbit, Apophyllit, Laumontit), Datolith, femer
Asphalt und ähnliche Kohlenwasserstoffe.
Nur beiläufig sei hier erwähnt, daß manche dieser Eisenerzlager von
jüngeren eruptiven Gesteinsgängen durchsetzt werden, neben welchen die Erze
wohl eine Veränderung erlitten haben können, wie z. B. zu Grängesberg in
Schweden das Roteisenerz neben ihnen in Magnetit umgewandelt wurde, während
sie auf die Erzführung des Nebengesteines selbst Iceinen wichtigeren Einfluß
ausübten.
* Was die äußere Form und die Dimensionen der kristallinen Eisenerz-
lager anlangt, so herrschen hierin gerade so wie bei den später zu besprechen-
den sulfidischen Lagern die denkbar größten Verschiedenheiten: bald sind es
weithin ausgedehnte Flöze mit sehr wechselndem Erzgehalt, wie die Eisen-
glimmerschiefer und die Eisenglanzlager des nördlichen Norwegens, bald sind es
plumpe, stockförmige Massen mit verhältnismäßig geringer streichender und oft
gewaltiger Ausdehnung in der Mächtigkeit; solche wiederholen sich häufig zu
mehreren oder zu vielen neben- oder hintereinander (z. 6. in Schweden). Es
ist eine Frage für sich, inwieweit diese Erzlinsen ihre besondere Form und An-
ordnung der Zerrung und Pressung durch den Gebirgsdruck verdanken.
Die äußere Erscheinung mancher hier besprochener Lagerstätten legt die
Vermutung nahe, daß dieselben durch Kontakt umgewandelte Kalksteinlager sein
könnten, und daß der Metallgehalt durch eruptive Prozesse zugeführt worden
ist. Tatsächlich haben manche Eisenerzlager, die man früher für schichtige
gehalten hatte, auf Grund neueren Studiums ihren Platz unter den Kontakt-
lagerstätten erhalten. Anderseits aber wird sich nicht immer leicht entscheiden
lassen, ob nicht das Erzlager vorher vorhanden und mit seinem gesamten stofflichen
Inhalt kontakt- oder regionalmetamorph umgewandelt worden ist. Dasselbe gilt
auch für gewisse später zu besprechende sulfidische Erzlager. *
*) skarn (richwedisch) = Auswurf.
Ifagnetit- and Eisenglanz (Roteisenstein-) Lager. 11^
An der Grenze von Ungarn, Siebenbürgen und der Bukowina liegt der
46 km lange Eisenerzdistrikt der Mannaros an der oberen Theiß und von
Kirlibaba in der Bukowina.')
Innerhalb der mächtigen HomblendegneiBmassen, welche von angarischem
Gebiet her längs des östlichen Ufers der goldenen Bistritz bis Jakobeni in der
Bukowina aaf 30 km zu verfolgen sind, befinden sich auf ungarischem Boden die
Eisenerzlager von Rusaj a, eine Stande talaufwärts von dem Grenzort Kirlibaba.
Die Erze sind gebunden an körnigen Kalk, der im Gneis liegt Das anmittelbare
Nebengestein der Lager ist ein hellgiUner, hornblendehaltiger Glimmerschiefer.
Die Lagerstätte läßt sich 5 km weit verfolgen, war 1876 anf eine Länge von
8000 m aufgeschlossen und streicht otwaNS. Das Erz ist bald derber Hagnet-
eisenstein, bald vorwaltender Eisenglanz, in welchem Uagnetitkristalle. ein-
gebettet liegen, und ist aufs engste verbunden mit dem Kalkstein, der seinerseits
eisenhaltig ist und an der Lnft liegend braun wird; sowohl im Liegenden wie
im Hangenden ist das Nebengestein,
Schiefer und Kalkstein, mit Hag-
netitkörnem durchsprengt, in die
sich gewissermaßen die Eisenerz-
massen auflösen. Di6 Lagerstätte
hat übrigens keine ununt«rbrochene
Ausdehnung. Die 0,5 — 2 ro mäch-
tigen , mehrfach fibereinander
liegenden Massen haben linsen-
förmige Gestalt and verlieren sich Fig. H. Ijager von ElaengUmmeraDhlerer bei Bor««
im tauben Kalk oder Schiefer, um i^'^^ Cotta, isss and isei). o chiontBchiefer,
. . . a. „ . , * ChloritMhlefBr mit viel KlBengllmmer, c ElaBn-
sich an anderer Stelle wieder em- gu„^„,„i„«,^, ^ (^,^ „jt s.hi«ferbcuchatucken
zustellen. Wiederholt sind sie auch IwahnchelDlIcb gaoeranniEl, < kSmiger K&lkBtelu,
durch Störungen abgeschnitten. ■«enrannig BbgeHoadert, mit atu-ken Windungen.
Dort wo eine Erzlinse ausspitzt,
hat sich manchmal Pyrit angesiedelt, der dann auch als kristallisierter Ein-
sprengung im Kalk aufzutreten pflegt. Im kompakten Eisenerz kommt der Pyrit
seltener vor. Eine andere merkwürdige Erscheinung besteht in dem Auftreten
gerundeter oder eckiger Stficke von Quarz, seltener von quarzigem oder reinem
Kalkstein in den Schiefem und in dem Lagerstättenkalk, welche Walter fOr
Konglomerate gehalten hat.
Am Berge Görgeleu bei Borsa in der Mannaros bildet ein sehr charakte-
ristischer Eisenglimmerschiefer ein gegen 0,3 m mächtiges Lager zwischen
Chloritschiefer und kömigem Kalk; beide sind dem Glimmerschiefer eingelagert.
Im Hangenden und Liegenden des Hanptlagers kennt man noch einige minder
reine, z. T. sehr ohloritiscbe Eiseoglimmerschichten (Fig. 34).
') Walter, Die ErslagerGt£tt«D der bildlichen Bukowina. Mit geol. Karte.
Jahrb. k, k. geol. ReichBanst., XXVI, 1876, 342—426, bes. 391—396. — Cotta, Die
Erzlagerstätten der südlichen Bukowina; ebenda TI, 1855, 118—119. — Ders., Erz-
lagerstätten, II, 1861, 260—262.
Stalinar-Bcrgcat, EnligentitUn. g
114
Die schichtigen Lagerstätten.
3nb
Eigenartige Magneteisenlagerstätten sind neuerdings von Helbling^)
vom Hont Chemin bei Martigny im Wallis beschrieben worden. Der Mont
Chemin liegt nördlich von Bovernier an der Dranse, zwischen diesem Fluß und der
Rhone und bildet den nördlichsten Pfeiler des Montblancstockes. Die Vorkomm-
nisse sind gebunden an sericitischen Gneis im Liegenden von Protoginen und etwa
100 — 200 m von diesen entfernt; indessen braucht diese Entfernung nicht die
ursprüngliche zu sein, da das kristalline Gebirge starke Störungen erfahren
hat. Die etwa SW. — NO. streichenden Schichten fallen durchschnittlich nach
SO. ein. Alle Gesteine haben eine sehr intensive Metamorphose erlitten.
Die Magneteisensteine sind begleitet von zähen Hornblendegesteinen, welche
ihrerseits wieder im innigsten Zusammenhang stehen mit Marmorlagem, in die
sie Übergehen. Die Hornblendegesteine bestehen aus einem dunkelgrünen
Amphibol samt Epidot, Chlorit (Stilpnomelan) und Apatit usw. und enthalten
Magnetit und Pyrit als Einsprengungen. Ersteres Erz kann stellenweise über-
handnehmen, und es entstehen so, allerdings gegen die Masse des Amphibol-
gesteines zurücktretend, Erzkörper von 58 — 54 ^/q Eisen- und etwa 70 **/© Magnetit-
gehalt. In dem Homblendegestein kommen untergeordnet auch Einlagerungen
und Klüfte mit Quarz, Calcit, Epidot und Chlorit vor; das Erz enthält
auch etwas Augit. Der Marmor ist gut geschichtet, teilweise ganz rein, teilweise
aber so reich an
Silikaten (Horn-
blende, Vesuvian,
Epidot), daß er zu
einem grünen Ge-
stein wird ; dabei
bewirken jene Sili-
kate in schichtiger
Anordnung eine
deutliche Bände-
rung. Wenn auch
die eigentlichen
Magnetitlager-
stätten auf das
Hornblendegestein beschränkt sind, so kommt das Erz doch auch in schwärm-
förmiger Anordnung in dem Marmor vor.
Am Mont Chemin sind solche Eisenerzlager, in mehrere Lagerzüge ver-
einigt, an verschiedenen Stellen, im Couloir Collaud (2 Züge), auf Chez Large
(5 Züge) und an den Planches abgebaut worden. Bemerkenswert ist der Apatit-
gehalt im Couloir Collaud ; Schwefel- und Kupferkies fanden sich auf den Planches.
Bei Vence bestand Bergbau auf einem aus Zinkblende und Magnetit bestehenden
kleinen Lager.
Die Mächtigkeit der Erzlinsen betrug höchstens wenige Meter, häufig nur
einige Zentimeter. Der Abbau ist seit der Mitte des XIX. Jahrhunderts erlegen.
Helbling betont, daß die Frage nach der Entstehung dieser Erzlagerstätten
zurzeit unbeantwortbar sei. Im allgemeinen haben sie Ähnlichkeit mit demjenigen
von Dannemora, scheinen sich aber von diesen vor allem durch das Auftreten
von Apatit in dem Hornblendegestein zu unterscheiden.
Grami^Gnjßtß
ScrioU'Gnaß
Flg. 86. Profil durch die Lagerstätte im Couloir Colland im Wams.
(Helbling, 1903.) l. Vermsclielimg, 2. ca. 1 m dichtes Homblendegestein
mit wenig Erz, 3. ca. 0,5 m gefälteltes, schiefeidges Homblendegestein,
4. ca. 1,5 m zähes, dichtes Homblendegestein mit Epidot, Chlorit, Kalk-
spat nnd Quarz, reich an Magnetit, der stellenweise derbe Linsen bildet
In den letzteren kommt feinfaserige Hornblende und Apatit vor, 5. Ver-
ruBchelung.
^) Die Erzlagerstätten des Mont Chemin; Baseler Inaug.-Diss., 1902.
Magnetit- und Eisenglanz- (Eoteisenstein-) Lager. 115
Die skandinavisehen Eisenerzlagerstatten.
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8*
116 Die schichtigen Lagerstätten.
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Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 117
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Ztg., LXI, 1902, 652—654.
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Ey er ding. Dasselbe (Bergmännisch-Geologisches); ebenda LXII, 1903, 35—36,
46—47, 57—60, 69—70.
In Skandinavien enthält die archäische Formation in verschiedenen
Horizonten verschiedenartige Eisenerzlager in so grofier Zahl, daß insbesondere
Schweden als eines der eisenreichsten Länder der Erde bezeichnet werden
darf. Folgende Tabelle wird zunächst einen Überblick über den Reichtum der
einzelnen Statthai tereien Schwedens an Rot- und Magneteisenerz gewähren.^)
^) Die Zusammenstellung der Erzflächen ist dem Artikel „Schwedens Eisenerz-
schätze*^, Stahl und Eisen, XX, 1900, I. Halbjahr, 476—478, entnommen, welchem ein
Vortrag Norden strÖms zugrunde liegt.
118
Die schichtigen LagerslAtten.
o* xxv 1* Bebaute Er»-
Statthalterei fläche in qm
Erzforderang
in t
1897
1897
1901
Stockholm 1150
21859
26162
Upsala. . .
12590
56163
60632
Södermanland
7120
23263
28942
östergötland
?
2166
768
Wermland . .
21090
84223
78005
örebro . .
36050
284 186
318300
Westmanland
55230
184277
234560
Kopparberg .
115314
796488
886968
Gefleborg . .
?
5751
14045
Norrbotten .
. 630000
6S7796
1196184
2086119
2793566
:}
2793566 t.
Insgesamt ist die Erzflächengröße aller schwedischen Eisenerzlagerstätt^n
im Jahre 1898 auf etwa 1500000 qm oder 150 ha berechnet worden, wobei zu
bedenken ist, daß damit nur die Summe der horizontalen Querschnitte der
größtenteils steil einfallenden Lagerstätten gemeint ist.
Das mittlere Schweden ist wegen seines großen Eisenreichtums schon von
den Alten das „Jernbäraland^, d. h. das eisentragende Land genannt worden;
zeitweilig sind dort 600 und noch mehr Eisenerzbaue im Betrieb gewesen.
In ganz Schweden waren im Jahre 1901 346 Eisensteingruben in Förderung.
Erzlager von 2 m Mächtigkeit gelten noch als bauwürdig.
Die schwedischen Eisenerze sind vorzugsweise Magnetite, untergeordneter
Roteisenstein und in ganz geringer Menge auch Sumpf- und Seeerze. Die
gesamte Förderung des Jahres 1901 verteilt sich wie folgt:
Magneteisenerz (Svartmalm) . . 2506990 t
Roteisenerz (Blödsten) .... 286576
Seeerze, Sumpferze 1594 „
Zahlreiche Eisensteine bestehen aus einem Gemenge von Magnet- und
Roteisenstein. Ein mehr oder weniger hoher Mangangehalt ist besonders solchen
Erzen eigen, welche an Kalksteine gebunden sind. In der Mehrzahl der Vor-
kommnisse sind die schwedischen Eisenerze arm an Phosphor, indessen sind gewisse
Erze, und zwar besonders diejenigen in Lappland (Norrbotten), sehr reich daran.
Femer sind Pyrit und andere Sulfide in den meisten Erzen verbreitet. Der
Durchschnittsgehalt der gewonnenen Eisenerze beträgt 50 — 60®/q; aber auch
ärmere Erze werden verwendet, sofern sie sich vermöge ihrer besonderen Lager-
arten als Zuschlag fttr die Verhüttung eignen. Anderseits enthalten die lapp-
ländischen Erze sogar 60 — 70^ Jq Eisen.
In technischer Hinsicht unterscheidet man
1. den torrsten („trockenes Erz"^), das sind fast durchgehends quarzreiche
Roteisensteine, welche zu ihrer Verhüttung eines Ealkzuschlages bedürfen ;
2. den blandsten („gemischtes Erz^^), kalkreiche Magneteisensteine, denen
bei der Verhüttung Quarz zugesetzt werden muß;
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 119
3. den quicksten („schnellflttssiges Erz''), Magneteisenerze mit „Skarn'',
d. h. umhüllt von einem Ealksilikatmantel (Hornblende, Granat, Epidot usw.);
dieselben schmelzen leicht und ohne Zuschlag. Man heifit sie auch die
„alleingehenden Erze" (engäende malmer);
4. die Apatiteisen erze, bestehend aus Magnet- und Roteisenerz mit oft
beträchtlichen Massen von Apatit und silikatischer Lagerart.
Die schwedisch-norwegische Urformation zerfällt in zwei Stufen:
1. Die Gneis formation mit Graniteinlagerungen und petrographisch sehr
vielartig entwickelt. Bemerkenswert ist der sog. „Magnetitgneis", der ge-
wissermafien ein Magnetitfahlband mit fein eingesprengtem Erz ist. Diese
Gneisformation ist arm an Eisenerzlagerstätten; keines der jetzt abge-
bauten Lager gehört ihr an.
2. Die „Granulitformation". In ihr liegt weitaus die größte Zahl aller
schwedischen Erzlagerstätten. Törnebohm hat früher die Mehrzahl
der hier einzuordnenden Gesteine als die „Eurite", später als Granulite
bezeichnet. Indessen entspricht der schwedische Granulit nicht dem
Gestein, welches in Sachsen, in Mähren, in Niederösterreich usw. als
solcher bezeichnet worden ist und welches in der Hauptsache aus Quarz
und Feldspat besteht. Es sind vielmehr dichte bis feinkörnige
Gneise mit untergeordnetem Glimmer-, Hornblende- und Granatgehalt,
oft begleitet von Ealksteinlagern. In der „Euritetage" Törnebohms
nehmen die Hälleflinten die höheren Stufen ein; dieses sind ungemein
dichte Gemenge von Feldspat, Quarz und etwas Glimmer, also äufierst
feinkörnige Gneise, manchmal, z. B. in der Nähe der Eisenerzlager von
Dannemora, mit allerfeinster Bänderung, welche kaum einen Zweifel an
der sedimentären Entstehung dieser Gesteine belassen dürfte, um so mehr
als sie auch in innigster Wechsellagerung mit Kalkstein auftreten
können. Andere Hälleflinten erinnern durchaus an Quarzporphyr, ent-
halten deutlich angeschmolzene Quarze und Feldspate, zeigen dann keine
Bänderung und müssen für wirkliche Eruptivgesteine gehalten werden.
Es schien gut, für jeden einzelnen Erzdistrikt die geologischen Verhältnisse
kurz zu skizzieren. Besonders f(lr den engeren Bereich der mittelschwedischen
Gruben ergibt sich aber eine gewisse allgemein gültige Gesetzmäßigkeit bezüglich
des Auftretens der einzelnen vorhin genannten Erztypen innerhalb der ver-
schiedenen Stufen des kristallinen Gebirges. Hierauf hat schon A. Sjögren
aufmerksam gemacht. Man gewinnt von diesem Gesichtspunkt aus folgende
Übersicht:^)
1. Magnetitgneis; dieser enthält keine wichtigeren Eisenerze.
2. a) Die Eurite oder Granulite. Zu diesen gehören vorzugsweise die
Torrstenar mit den hauptsächlichsten Lagerstätten zu Striberg, Stripa,
Lomberg, Grängesberg, Gräsberg, ütö, die Morbergsgruben zu Norberg.
Torrstenar sind auch die Erze von Dunderland und Naeverhaugen in
Norwegen, welche aber einem höheren geologischen Horizont angehören dürften.
^^ In ihren Grundzttgen rührt diese Einteilung von A. Sjögren (1874) her.
120 Die schichtigen Lagerstätten.
Weiterhin liegen die Quickstenar großenteils in den Enriten. Dahin
gehören u. a. die Lagerstätten von Persberg, welche den Typus für die ganze
Gruppe bilden, und diejenigen von Arendal, Nordmarken, Dalkarlsberg
und einzelne bei Norberg.
b) An die Hälleflinten mit ihren teilweise sehr mächtigen Kalkstein-
und Dolomitlagern sind die Blandstenar gebunden. Sie sind manganhaltig,
phosphorarm und meistens mehr oder weniger mit Sulfiden imprägniert.
Dannemora ist der Typus; Viker, Ställberg, Klackberg, Eolningsberg
(welche letztere beiden allerdings nach Törnebohm im Eurit liegen), ferner
die Magnetit-Hausmannitgruben von Längban gehören gleichfalls hierher.
Unsicher dürfte wohl der geologische Horizont der im nördlichen Schweden
auftretenden apatitführenden Eisenerzlager (Gellivara, Eirunnavara,
Luossavara usw.) sein. Ihr Nebengestein wird teilweise als HäUeflinta
bezeichnet.
Im folgenden sollen die skandinavischen Eisenerzdistrikte, soweit die Lager-
stätten mit größerer oder geringerer Wahrscheinlichkeit sedimentär sind, in
nachstehender geographischer Eeihenfolge besprochen werden:^)
Schweden: Norwegen:
Grängesberg, Nordmarken, Solberg,
Örebro, Dannemora, Arendal,
Norberg, ütö, Nordlandsamt.
Persberg, Norrbotten.
Es muß aber schon von vornherein darauf hingewiesen werden, daß die
schichtige Natur zahlreicher hier beschriebener Lagerstätten nicht außer Frage
steht und bezüglich deren Entstehung noch recht viele Rätsel zu lösen sind.
Die Eisenerzlagerstätten von GrSngesberg in der Statthalterei Eopparberg,
gerade westlich von Norberg und südlich von Falun in der Südostecke von
Dalame gelegen, sind die großartigsten von Mittelschweden und nach Gellivara
augenblicklich die wichtigsten von Schweden überhaupt. Das Erzfeld gehört
der Euritformation, d. h. einem feinkörnigen Gneis an, der zwischen älteren
Gneis eingelagert eine mehrere Kilometer lange SW. nach NO. streichende Zone
bildet. Die Erze selbst entsprechen im großen ganzen dem sog. Striberger Erz-
typus, bestehen also hauptsächlich aus Quarz, Magneteisen und Glanzeisenerz,
sind aber vor allen übrigen mittelschwedischen Eisenerzen durch einen teilweise
sehr beträchtlichen, von 0,6 bis 1®/q, ja sogar bis zu 5 und 7®/o steigenden
Phosphorgehalt ausgezeichnet.
^) In der sehr kurz gefaßten Übersicht des Stelzn er sehen Vortrages sind die
hauptsächlichsten Vorkommnisse etwa in der oben skizzierten Altersfolge angeordnet.
Bei eingehenderer Durcharbeitung dieses umfangreichen Abschnittes bin ich indessen
zu der Einsicht gelangt, daß sich diese Anordnung nicht beibehalten läßt, da in demselben
Gebiet Schwedens häufig Eisenerzlagerstätten sehr verschiedener Typen vorkommen.
Durch deren Zusammenfassung wäre wiederholt das geologische Gesamtbild der einzelnen
Distrikte zerrissen worden. Berge at.
Magnetit- and Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager.
Die zahlreichen, dem
Nebengestein konkordant
eingelagerten Erzlinsen
bilden drei Aber eine
3>/, km lange Fläche sich
erstreckende Zflge. Das
Einfallen der Lager be-
trägt im Durchschnitt 70".
Die mächtigsten Erz-
körper gefahren dem bst-
lichsten, hängendsten
Zag an, nnd innerhalb
dieses ist wiederum die
Bergsbo-Linse im nörd-
lichen] Feld die gewal-
tigste. Sie ist im Tage-
bao aof 400 m Länge
erschlossen nnd hat eine
gröfite Mächtigkeit von
90 m. Innerhalb dieser
Dimensionen besteht sie
indessen nicht ans derbem
Erz, sondern ans einer
großen Zahl durch Neben-
gestein geschiedener
kleinerer, dicht za-
sammengescharter Linsen.
In vielfältiger Wiederkehr
wechseln bandförmige Ge-
steinslagen mit dem Erze.
Dieses letztere setzt sich
zusammen »ns Roteisenerz
nnd Magneteisenstein in
der umstehend wieder-
gegebenen Art (Fig. 37).
Im Hangenden pflegt das
Magneteisenerz besonders
phosphorreich zu sein.
Zahl reiche Pegmatitgänge
durchsetzen die Lager
nnd haben das Roteisen-
erz gewöhnlich bis auf
mehrere Faß Breite in
Magneteisenerz umge-
wandelt. Das letztere ist
122
Die schichtigen Lagerstätten.
mitunter drasig und kristallisiert. Bemerkenswert ist anch das Vorkommen von
Erdpech in solchen Drusen der Lagerstätte und im Pegmatit.^)
Die stark phosphorhaltigen Erze des östlichen Grubenfeldes (^ Exportfeld ^),
d. i. etwa 85®/q der ganzen Produktion, werden exportiert und versorgen
besonders auch die rheinischen und oberschlesischen Hochöfen; der Eest wird
in den umliegenden Hochöfen verhüttet. Das Exportfeld nimmt ^/^ des ganzen
Erzfeldes ein. Der Grängesberger Bergbau beschäftigt etwa 1400 Arbeiter und
lieferte 1901 606792 t Magneteisen- und 50674 t Roteisenerz.
In der Statthalterei Orebro sind rund 100 Eisensteingruben mannigfacher
Art im Betriebe, welche jährlich ungefähr 300000 t Magneteisen- oder Roteisen-
erz fördern. Eine ausführliche Beschreibung der in den Kirchspielen Nora,
Jernboäs, Viker, Hjulsjö, Grythytte, Lindesberg, Ramsberg und Ljusnarsberg
gelegenen Vorkommnisse hat 1889 Santesson gegeben. Es sei hier auch aus-
drücklich auf dessen geologische
Karte verwiesen.
Die Gruben liegen in einem
weiten Territorium von Eurit
und Hälleflinta, welches gegen
Westen, Süden und Osten ziem-
lich unmittelbar von Gneis und
Granit umgrenzt und außerdem
von zahlreichen Diorit- und
Granitkuppen und Diabasgängen
durchsetzt wird. Das Schichten-
streichen ist im allgemeinen von SSW. nach NNO. gerichtet, das Einfallen
meistens fast senkrecht. Der Eurit oder „Hälleflintgneis** ist ein
mehr oder minder deutlich körniges, manchmal allerdings äufierst feinkörniges
fO ?0m>
9 ^ g c b b
Fi^. 37. Profil im Grängesbergfeld. a Schiefer, h Eieen-
gllmmerschiefer, c kömigea Roteisenerz, d körniges
Magneteisenerz, e Apatitelsenerz mit reichlichem mikro-
skopischen Apatit, f Pegmatitgang, g Eisenglanz, um-
gewandelt in Magnetit. (Vogt, 1894.)
') * Erdpech und Kohle sind sehr weit verbreitet in den schwedischen und
norwegischen Eisen- und Manganerzlagerstätten, so zu Norberg, Dannemora, Grängesberg,
Paisberg, Utö, Gräsberg, Eallmora, Elackberg, Eolningsberg, Arendal usw. Sjögren zählt
1891 (Geol. För. Förh., XIII, 423—424) gegen 30 Vorkommnisse solcher kohlehaltiger Sub-
stanzen auf. Sie finden sich aber auch in Pegmatitgängen, und Antbracit kommt neben
Bitumen sogar auf den Kongsberger Erzgängen vor. Daraus dürfte vielleicht bervor-
gehen, daß diese Substanzen mit der Ablagerung der Eisenerze selbst nichts zu tun
haben, sondern erst später eingewandert sind. Merkwürdig ist das Vorkommen von
Bergpech als Einschluß im Feldspat und Quarz der Grängesberger Pegmatite (Heiland,
Bergbeg, Antbracit og nogle andre kulholdige Mineralier fra Ertsleiesteder og Granit-
gange; Geol. För. Förh., II, 1874—1875, 513-522. Darin zahlreiche Analysen).
A. E. Nordens kjöld hat in der Asche der antbracitischen Eohle von Norberg und
Dannemora mehrere Prozent Nickeloxydul, Uranoxyd und Oxyde der Gadolinit- und
Ceritmetalle nachgewiesen (Compt. rendus, CXVI, 1893, 677—678).
Da die heutige Chemie in den Carbiden Verbindungen kennt, in denen anor-
ganogener Eohlenstoff wandern und aus denen er in der Form von EohlenwasserstofPen
ausgeschieden werden kann, so liegt kein Grund mehr vor, etwa jene Eohlen und
Eohlenwasserstoffe inmitten der Lager für organogen zu halten und ihnen etwa gar
eine Bolle in der Erzausfällung zuzuschreiben. '*'
Magnetit- und Eisenglanz- (Boteisenstein-) Lager. 123
Gemenge von Feldspat, Qaarz und Glimmer; sein Kontakt gegen den Granit
ist scharf, gegen den Gneis und die HäUeflinta bildet er deutliche Übergänge
und nahe den Homblendegesteinen nimmt er selbst Hornblende auf. Hornblende-
und Glimmerschiefer und stellenweise auch Talkschiefer kommen als Ein-
lagerungen im Hälleflint-gneis vor.
Die jüngere HäUeflinta bildet mehrere Zonen, deren gröfite etwa 30 km
nordwestlich von Nora sich in der Richtung gegen Nordmarken erstreckt. Eine
andere streicht als ein etwa 15 km langer Zug längs des Elflangen- und Viker-
sees bis Nora. Die eigentliche HäUeflinta ist hier ein sehr zähes, ganz fein-
kömiges, vorzugsweise aus Quarz, Glimmer und Feldspat bestehendes Gestein
von muscheligem Bruch und manchmal schöner Bänderung. Manche Varietäten
gehören zur porphyrartigen HäUeflinta, indem sie Einsprengunge von Quarz und
Feldspat erkennen lassen. Chlorit und Hornblende treten akzessorisch in den
Hälleflinten auf, und manchmal sind letztere so reich an Glimmer, daß sie
schieferig werden.
Zahlreiche kleine und grofie Kalkstein- und Dolomitmassen sind in alle
Schiefergesteine, mit Ausnahme des Gneises, eingeschaltet; die großartigsten
Vorkommnisse solcher sind indessen an die Hälleflinten und zwar insbesondere
des Vikernsees gebunden. Die meist grobkörnigen E^arbonatgesteine bilden stock-
und linsenförmige Massen, welche mit dem umschließenden Gestein alle Faltungen
und Biegungen mitgemacht haben. Eine große Anzahl von Analysen solcher
häufig sehr magnesiareicher Gesteine hat Santesson mitgeteilt. Dir Mangan-
gehalt erreicht nur selten 1^/q und mehr.
Die im nachstehenden skizzierten hauptsächlicheren Vorkommnisse sind nach
der Beschaffenheit ihrer Erze — Torrstenar, Quickstenar und Blandstenar —
in drei Gruppen zusammengefaßt.
I. In dem Gneisgebiete von Nora sind keine Eisensteinlager bekannt,
dagegen findet sich eine große Anzahl von Eisenglanzlagern im Eurit. Ihr
wichtigster Typus, echte, quarzige Torrstenar, ist zu Striberg, 7 km westnord-
westlich von Nora entwickelt. Santesson charakterisiert den Stribergtypus
folgendermaßen : „Deutlich geschichtetes Glanzeisenerz mit Bändern von dunklem
Quarz und manchmal auch braunem Granatfels"^. Die Erze sind schwefelarm,
aber phosphorhaltig, mit Magnetit durchmengt; außer Quarz und Granat treten
etwa9 Feldspat und Epidot darin auf. Der eigentliche Stribergtypus erleidet
geringfügige Modifikationen, indem das Erz bald feinschieferig oder körnig
oder blätterig wird und dann und wann auch Kalk oder Dolomit aufnimmt.
Stellenweise finden sich auch Eisenerzlager im Glimmerschiefer.
Zu Striberg arbeiten fünf Gruben. Die größte der Erzlinsen ist etwa
80 m lang und 4 — 5 m mächtig, doch kommen auch Mächtigkeiten bis zu 15 m
vor. Indessen bestehen solch große Massen nicht aus reinem Eisenerz, sondern
sie umschließen wohl auch Hälleflintgneisschollen von mehreren Metern Dicke
und vielen Metern Länge.
Die durchschnittliche Zusammensetzung des Striberger Ei-zes von sieben
verschiedenen Gruben ist nach einer großen Anzahl von Analysen folgende:
124 Die schichtigen Lagerstätten.
Fe FejOa FeO MnO MgO CaO AljOg SiOa PA S
52,2 60,21 13,93 0,09 0,31 1,05 0,89 23,61 0,043 0,021
Das Erz selbst bildet aber nur 62 ^/^ der Lagermasse.
Der Striberger Bergbau ist einer der ältesten Mittelschwedens und wurde
vielleicht schon im XIV. Jahrhundert betrieben. Die Produktion belief sich
1901 auf 38350 t, darin Eisenglanz- und Magneteisenerz im Verhältnis von 20: 1.
Mächtige, durch Gebirgsdruck vielfach gebogene, bis an 200 m lange
Linsen werden im Glimmerschiefer von Asboberg, unweit Striberg abgebaut und
eine größere Anzahl weiterer Gruben dortselbst gehört dem gleichen Erztypus
an. Auch die Eisenglanz-Magnetitlager von Pershytte gehören hierher. Die
Lager entwickeln sich aus erzhaltigem Hälleflintgneis unter allmählichem Zurück-
treten der Nebengesteinselemente.
Die nur mit wenig Magnetit vermengten Eisenglanzlager von Stripa am
Nordende des Boßvalensees und diejenigen von Ingelshytte, 20 — 25 km nördlich
von Nora, schließen sich gleichfalls dem Stribergtypus an. Ersteres Grubenfeld
steht bezüglich seiner Produktionsi^igkeit zwischen demjenigen von Dalekarls-
berg und Striberg; Ingelshytt« erreicht kaum die Hälfte derselben.
Auch die Erzlager von Strossa, einige Kilometer östlich von den vorigen,
seien genannt. Die größte Erzlinse hat eine Länge von 200 m bei 40 m
Mächtigkeit.
Zu den ergiebigsten Gruben des Gebietes zählt diejenige von Lomberg
im Ljusnarsberg-Eirchspiel, wenige Kilometer südlich von Grängesberg. Die
Lagerstätten sind an beiden Orten recht ähnlich. Zu Lomberg herrscht grauer
Hälleflintgneis, der eine schmale, etwa NS. streichende Zone zwischen rotem
Gneis bildet. Die Erze bestehen aus blätterigem, mit Quarz durchwachsenem
Glanzeisenerz samt etwas Magnetit und bilden flache Linsen von etwa 80 m
Länge und 10 m Mächtigkeit.
n. In mancher Beziehung verschieden sind die Lagerstätten von Dalkarls-
berg, südlich vom Viker-See. Auch sie liegen im Hälleflintgneis, der bald quarzitisch,
bald glimmerreich entwickelt sein kann, nahe der kalksteinführenden Hälleflint-
zone einerseits, anderseits kaum 2 km von einem südlich angrenzenden Granit-
stock. Des letzteren Nähe mag für die besondere Mineralführung nicht ohne
Bedeutung und Einfluß gewesen sein.
Das Erz ist Roteisenstein und Magneteisenstein, überwiegend aber letzterer;
die begleitenden Lagerarten sind bald Chlorit und Talk, bald Hornblende und
Strahlstein. Stellenweise treten schief winkelig zum Einfallen einschießende
durch Schwefelkies verunreinigte Zonen auf, von denen eine auf der Stora
Rymningsgrube eine streichende Ausdehnung von ca. 70 m hatte. Die beiden
Eisenerzarten sind auf denselben Lagerstätten in wechselnden Verhältnissen vor-
handen, wie sich auch aus der völlig ungleichmäßigen Zusammensetzung der
Analysen erkennen läßt. Als Seltenheit hat man zu Dalkarlsberg im Erz auch
derben Scheelit gefunden; manchmal kommen auch Magnetitkristalle vor.
Das größte Lager des Grubenfeldes hat eine Erstreckung von 350 m und
wird durch eine Verwerfung abgeschnitten. Die Mächtigkeiten der Linsen be-
tragen bis zu 8 m, unter Zurechnung tauber Mittel bis zu 25 m.
Magnetit- und Eisenglanz- (Koteisenstein-) Lager.
125
Das Dalkarlegrubenfeld hat 1901 auf 5 Gruben 25700 t Erz gefördert.
Die Lagerstätten von Elacka und Lerberg, etwa 10 km NW. von Nora,
führen Magneteisenstein mit Amphibol und Ghlorit samt Quarz und etwas Epidot
und Granat. Die aus verschiedenen Linsen bestehenden Lager erreichen eine
Gesamtlänge von 400 m und bis über 20 m Mächtigkeit; in diese letztere sind
allerdings unbauwürdige, mit Magnetit durchwachsene Nebengesteinspartien ein-
gerechnet. Zu Norra Ställberg im Norden von Örebro wird u. a. eine 30 m
lange und 30 m mächtige Erzlinse von ganz ähnlicher Beschaffenheit abgebaut.
Überhaupt hat der „Typus Lerberg" eine ziemliche Verbreitung in dem Hälleflint-
gneisgebiet.
in. Den Erzlagerstätten von Dannemora entsprechen diejenigen von Viker,
südlich von Nora, nahe Dalkarlsberg. Die Erze kommen fast nur innerhalb
einer 300 m breiten Zone sehr gut geschichteter Hälleflinta vor, welche am
Südwestende des Yikersees einer ca. 2 km breiten Kalk- und Dolomitmasse
eingelagert ist. Das Erz besteht aus sehr feinkörnigem Magnetit mit Ghlorit,
Amphibol und Pyroxen samt Eisen-, Mangan- und Kalkspat und ist mit sehr fein
eingesprengtem Pyrit, Kupferkies und mit Blende verunreinigt. Bemerkenswert
ist auch sein hoher Mangangehalt, wie sich aus der nachstehenden mittleren
Zusammensetzung mehrerer Erzproben ergibt:
FegO^ .... 61,07 SiOj . .
MnO.
MgO.
CaO .
Al^Os
4,22
9,20
1,85
2,46
11,61
0,047
0,165
8,62
0,42.
P3O, . .
s . . .
CO,, H^O
ZnO . .
Auch die Anwesenheit von Bitumen entspricht einer Ähnlichkeit mit den
Erzen von Dannemora.
Der etwa 300 m lange Erzkörper erreicht bei wechselnder Mächtigkeit
eine Dicke von 10 m.
Die Lagerstätte liegt nur 3 — 4 km von dem Granitstock entfernt, dem
auch diejenigen von Dalkarlsberg benachbart sind.
Ganz ähnlich Dannemora sind auch die der Hälleflintstufe angehörenden
Magneteisenerzlager von Ställberg. Mit Strahlstein, Hornblende und Magnetit
durchwachsener Kalkstein umschließt hier die nur wenige Meter mächtigen
Magneteisensteinlager. Das Erz, welches einen ähnlichen Mangangehalt wie zu
Viker besitzt, ist durchwachsen mit Karbonspäten, Ghlorit, Hornblende und mehr
oder weniger reichlichem Granat und geht ganz allmählich durch Aufnahme
von Kalkspat oder durch Wechsellagerung mit Kalkstein in letzteren über. Be-
sonders die ärmeren Eisenerze sollen mit Eisen- und Magnetkies durchsprengt sein.
Die gleichfalls nicht unbedeutenden Sköttgruben im Kirchspiel Ljusnars-
berg liegen unmittelbar am Bande eines großen Granitmassives, das jünger
ist als der die Lagerstätten umschließende Hälleflintgneis. Die letzteren
lassen sich über einige hundert Meter in streichender Ausdehnung verfolgen,
werden mindestens 13 m mächtig und bestehen aus Magneteisen, sind gebunden
an Kalksteine und scheinbar nur untergeordnet von Hornblende und Ghlorit
126 Die schichtigen Lagerstätten.
begleitet. Teilweise sind die Erze sehr stark mit Sulfiden verunreinigt. Die
Produktion war 1901 mit 29000 t eine der bedeutendsten des Gebietes.
Das Grubenfeld um den Ort Norberg, westlich von Sala in Westmanland,
erstreckt sich innerhalb einer NNO. — SSW. streichenden, in der Hauptsache
etwa 8 km langen und 2^/2 km breiten Zone von kristallinen Gesteinen, die
nach Osten hin durch ein Granitmassiv begrenzt ist und nach Westen zu in
erzfreies Gebirge übergeht.
Die Lagerstätten sind gruppenweise längs gewisser Schieferzonen angeordnet
und gehören nach Törnebohm der jüngeren Stufe der Urformation, der sog.
Euritetage, an. Die Eurite („Granulite^^) sind bald mehr graue, bald seltener
rötliche Gesteine mit z. T. mächtigen Einlagerungen von Glimmerschiefer und zeigen
vielfach gebogenes Streichen und westliches Einfallen (siehe die Karte Fig. 38).
Nach Törnebohm bildet der Granit das eigentliche Liegende der Schichtenfolge.
Stellenweise liegt zwischen dem Granit und dem die Eisenerzlager um-
schließenden Schieferkomplex noch eine Zone von Glimmerschiefer. Die Erze
selbst sind verteilt auf eine Menge ungeföhr parallel verlaufender, sozusagen
bündelweise sich vereinigender Parallellager, die wiederum durch unfündiges
Nebengestein getrennt sind. Sie sind dreierlei Art. Teils sind es „torrstenar^,
also Koteisensteine mit quarziger Gangart und ohne Skam^ höchstens mit etwas
Granat; diese Roteisensteinlager bilden einen weit anhaltenden Zug im nördlichen
Teil des Grubenfeldes und erreichen ihre größte Bedeutung im alten Morbergsfeld.
An ihre Stelle treten gegen Süden zu Lager von Pyroxen-Granat-Skam mit
Linsen von Magneteisenstein, ganz analog den Lagerstätten von Persberg.
Törnebohm hält es nicht für unwahrscheinlich, daß die erzführenden Skamlager
die eigentliche Fortsetzung der torrsten-Lager sind, letztere also in erstere
übergehen.
Auch von Kalkstein begleitete Eisenerze sind im westlichen Teil des
Grubenfeldes bekannt. So kommen Roteisensteine und Kalksteine auf der Kylsbo-
grübe und z. B. südwestlich davon auf den Klacksberggruben Magneteisensteine
in mächtigen Kalklagem vor. Letztere sind wegen ihres Mangangehaltes wertvoll.
Nach Törnebohm besteht in dem Erzdistrikt von Norberg die folgende
Altersreihe:
Unten: 1. Der untere erzführende Eurithorizont:
a) Torrstenar;
b) Torrstenar und Magneteisen mit Skam.
2. Erzfreie Glimmerschiefer.
3. Der obere erzführende Eurithorizont führt im nördlichen Feld
Torrstenar, im südlichen an Kalksteine gebundene Magneteisensteine.
Die wichtigsten Gruben von Norberg liegen im südwestlichen Teil des
Gebietes im Klacksbergs- und Kolningbergsfeld, von denen das erstere
auf zwei Gruben 1901 etwa 45000 t, das zweite auf einer Grube im gleichen
Jahre 25500 t Magneteisenerz erzeugt hat.
Die Gesamtproduktion an Eisenerzen betrug im Kirchspiel Norberg 1901
172200 t, so daß dasselbe zu den hervorragendsten Eisenerzdistrikten Schwedens
gehört. Die Zahl der dort bauenden Gruben betrug 1901 25.
Uagnetit- nnd Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager.
127
^^<&«»Ä
S9^GnantiIit(jBurit)
[j V- A :] Gämmerrtki^Sr
r~m~\Jüilksieirv mil
^j^ \Glanmnsfnerg
I ^W vQrraxenskam m£6
' ^^ — ' Mcumetitijaaern
xt^netittoffern
mm
Flg. as. Geologische Übersichtskarte über das Erzfeld von Norberg. 1:44400.
(Törnebohm, 1874.)
128
Die schichtigen Lagerstätten.
Erwähnt sei noch, daß auf einigen Graben des Eallmorafeldes auch silber-
haltige Bleierze, 1901 etwa 1500 t, gewonnen werden. Auf diese Vorkommnisse
soll später eingegangen werden.
Die durchschnittliche Zusammensetzung der Norbergerze gibt N ordenström ^)
folgendermaßen an:
FeaOa Fe^O^ FeO MnO MgO CaO AlA SiO^ PA S
Glüh-
Eisen
Verlust
— 0,05 1,46 3,24 1,16 22,46 0,069 0,008 0,20 50,32
— Spur 1,20 2,60 1,20 26,20 0,056 0,004 — 48,00
Kallmora — 80,65 0,14 0,25 4,51 1,80 1,70 10,50 0,021 0,014 — 58,50
Klackberg — 56,97 5,62 6,70 5,50 5,46 0,14 2,54 0,004 Spur 16,30 45,62
Eisberg 51,31 19,89
Morberg 48,86 19,05
Einige Kilometer östlich von Filipstad, etwa 15 km sttdöstlich von Nord-
marken liegen die Gruben von Persberg am Yngensee in Wermland. Die dortigen
Lagerstätten
zeigen scheinbar
die größte Ähn-
lichkeit mit den
weiter unten zu
besprechenden
von Nord-
marken.
Sie sind gleich-
falls eingelagert
in einen „Gra-
nulit", d. h.
einen sehr fein-
körnigen Gneis,
der seinerseits
von Granit um-
lagert wird.
Hier sind die
zahlreichen Erz-
körper gebun-
den an Dolomit
und Skarn.
Der„Granulit"
(Eurit oder
Skerk, wie er
von den Berg-
leuten genannt
wird) ist grau, selten rot, besteht aus einem dichten Gemenge von Quarz, Feld-
spat und etwas Glimmer und zeigt oft eine hälleflintartige, mitunter auch eine
gneisartige Ausbildung. Verhältnismäßig selten ist derselbe deutlich geschichtet.
Kalkstci
Archäische
Schiefer.
Fig. 89. GeologlBche Kartenskizze des Peräberger Grubenfeldes. l : 11 100.
(Hj. Sjögren, 1886.)
^) L'industrie miniere de la Suede.
Magnetit- and Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager.
Vorzugsweise in den feldspatärmeren Abarten des Grannlites kommen die
Stcarnlager vor. In dem ganzen Gebiete sind dieselben weit verbreitet and
'im~r.
jTd'
mm
KBrnlger Kalk. „aroDiilit".
Fig. «0. FroBl dnrch du Perafasrger Ornbenteld. (Töi
folgen jenem als konkordante Einlagerangen. Ti}rnebobm unterscheidet
Hornblende- und Pyroxenskam (Malakolithskam), welclie beide häalig an Kalk-
stein oder Dolomit gebunden, ja scheinbar fast untrennbare Begleiter dieser
letzteren sind. Ein hänflger aber nicht
stetiger Bestandteil des Pyroxenskarnes
ist ein branner Granat, der ganz ungleich-
mäßig verteilt ist und nicht einmal in
derselben Qesteinsschicht konstant bleibt.
Weitere Bestandteile des Skames sind
Epidot und wechselnde Mengen von Kalk-
spat und Qnarz. Nur ganz stellenweise
und als Einlagernng in dem normalen
Skam kommt auch ein Talkskam vor,
der also hier nur beiläufig erwähnt sein
soll. Er bat nichts zu tun mit den
Talkskölam, die da und dort die Lager
durchsetzen. Zwischen dem Granalit und
dem Skamlager besteht ein ganz all-
mählicher Übergang, so daß das letztere
nur als eine Modifikation des ersteren
aufgefaßt werden kann.
Der znckerkömige Dolomit ist
mitunter gebändert, weil er Lagen von
Erz und Silikaten enthält. Nur selten
kommen Kalkstein und Dolomit mitein-
ander vor, vielmehr haben sie im all-
gemeinen in dem Gmbenfeld ihre ge-
trennten Verbreitungsgebiete oder sind
wenigstens dnrch Skamlagen voneinander geschieden. Wie die Fig. 40 zeigt, haben
alle Gesteine eine intensive Faltung erfahren, auf welche nach TOrnebobm die
Wiederkehr der Lageransstricbe in ostwestlicher Richtung zurückzuführen wäre.
Zu dieser Faltung kommen noch wiederholte Biegungen im Streichen (Fig. 39 u. 41).
Stelznsr-Bergeat, Erzlagenlfitten. y
Flg. 41, OniDdria d«r Graben Skttrstuteo und
anataf Adolf zu FerBberg. 1 Dlorltguig. Die
Bchwarzen Stellen bezeichnen die Tagebaue;
übrige Zeichen erklären K eiehe bei Flg. 40.
(Törnebohm, 1831)
130 Die schichti^n Lagerstätten.
Die Mächtigkeiten des Kalksteios und des Skarnes stehen zueinander iu-
Bofem mitunter in deutlicher Beziehang, als die des ersteren abnimmt, wenn
diejenige des letzteren wächst, und umgekehrt.
Das Eisenerz von Persberg besteht nur ans Magneteisenstein. Derselbe
ist in Linsen und St&cben oder Lagen durch den Skarn verteilt. Das reichste,
reinste und feinstkßrnige Erz enthält nur geringe Beimengungen Ton Pyrogen,
dagegen auch dort, wo Granat im umgebenden Skarn reichlich vorhanden ist,
keinen solchen. Wo der letztere im Erz auftritt, ist dasselbe arm. Im übrigen
sind Erz und Skarn aufs engste aneinander gebunden, wenn anch auf ein und
derselben Grube ihr Mengenverhältnis ein recht wechselndes ist. Dementsprechend
ist anch die Grenze zwischen Erz und Skarn keine scharfe, beide gehen schritt-
weise ineinander Über; der Skarn zeigt dabei eine deutliche fiäuderung, und
die Erzkörper liegen stets mit der Ebene größter Ausdehnung parallel der
Schichtung des Skarnes. Durch letzteren sind sie aber immer von dem Oranaüt
geschieden, nicht unmittelbar in den letzteren eingelagert.
Im Jahre 1901 produzierte Persberg nur noch 29000 t. Die größte der
zahlreichen Graben ist die Sto-
ragrufva.
Hausmann erwähnt von
Persberg das Vorkommen von
Molybdänglanz.
Es sei hier noch angefügt,
daß Hj. Sjögren die Lager-
stätten von Persberg und Nord-
mark und von Dognacska und
Ftg. «. IdesUe Daretellunjt der LageningBverhsltnliae Moravica im Banat in geueti-
va perabtirg. o „GniDuiif (Enritj, * Graoat Pyroxen- scher Beziehung ZU Vergleichen
(Tömebobm 1875} gesucht und auch für letztere,
die nach allgemeiner Auffassung
Kontakt! agerstattfln sind, eine sedimentäre Entstehnngsweise zu beweisen unter-
nommen hat. Später hat er sie für metasomatisch erklärt.
Trotz der an Kontakt lagerst ätten erinnernden Beziehungen zwischen Kalk-
stein und Kalk-Tonerdesilikaten und trotz der teilweise großen Nähe von Graniten
scheinen die I>agerstätten von Persberg und Nordmark bei den schwedischen
Geologen noch fast allgemein als sedimentäre zu gelten.
Die Zusammensetzung der Persbergerze auf drei Gruben ist folgende;
PeaOi FeO MnO MgO CaO Al^Og SiO, P,0(, S ™^Ei8en
Krangrufva 71,56 5,11 0,17 4,18 4,85 0,77 12,76 0,005 0,031 — 55,79
Skärstöten. 72,17 2,20 0,27 8,53 3,42 0,35 10,51 0,024 0,029 1,92 53,97
Storgrufva. 76,08 3,60 0,09 3,13 5,12 0,95 11,35 0,005 0,025 — 57,89
Im Nordmapk-Kirchspiel (Bezirk Fernebo in Warmland), 13 km gerade
nördlich von Filipstad, 3 km südöstlich der Station Nordmark, wurde auf kleinem
Raum seit undenklicher Zeit von etwa 20 Gruben ein Eisen steinbergb an betrieben.
Magnetit- und Eisenglanz- (Bot«isen3t«in-) Lager.
Das Grubenfeld ist 300 m
lang, 150 m breit und
stellt ein ganz isoliertes
VorltommeQ inmitten von
Halleflintgneis dar (Fig.
43 u, 44).
Der NNW.— SSO.
streichendeHäileflintgneis
ist ein sehr feines Ge-
menge von Quarz, Feld-
spat und Glimmer; im
Westen der Lagerstätte
ist er durch eine mächtige
Chlorit-Skölmasse scharf
geschieden von dieser, im
Osten aber, wo diese
letztere fehlt, scheint ein
Übergang zwischen dem
Gneis nnd dem Skarn in-
sofern stattzuHnden , als
der erstere Einspreng-
unge von Amphibot und
Pyroxen aufnimmt. Die
Begrenzung zwischen
Gneis und Skam ist dort
imregelmaBig.
Die Magnetitlager-
smtte ist gebunden an
Skam und Dolomit, sel-
tener tritt statt des letzte-
ren Kalkstein auf. Der
Dolomit (ca. 5Q*>j(, Kalk-
und 40"/(, Hagnesiakar-
bonat) ist häufig mit dnnk-
len Silikaten , Magnetit
und Hanganoxyden durch-
wachsen, welche zu Bän-
dern angeordnet sein kön-
nen und dem Gestein dann
ein streifiges Aussehen
verleiben. Die Grenze
zwischen Erz , Dolomit
nnd dem Skam ist un-
regelmäßig; der Dolomit
umschließt oft Skarn und
^^3 ^m E3
^
■a
Hällefllnt- Deradbe, Skam.
Trapp.
Qiwdt
gnelB. gDelsfihnlicher.
^ E3
o
Era. Dolomit. Skfilar.
VermnUlchs
Gruben
Formutlonsgrenze
greazB.
Fig. 48. QeoloKlHche Planiklzze
der Noramark-Graben
132
Die schichtigen Lagerstätten.
Iirygrufinuv St. 7*rinite6or^
der Skarn häufig Dolomit. Ähnliches gilt für den viel selteneren grobkörnigen
Kalkstein (ca. 90 ^/^ Kalkkarbonat). Wo dieser letztere, der übrigens nur im
Skarn auftritt, vorkommt, ist nach
Skara. einer lokalen Bergmannsregel kein
Erz mehr zu erwarten. Der Skarn
^ ^ HäUeflintgneis. ^^g^^j^^ ^^^^ ausschließlich aus
Abgebautes
Magueteisen- Pyroxen, ist meist feinkörnig und
dicht, von blaßgrüner bis dunkel-
carn mit JiiFZ,
abgebaut. grüner Farbe; untergeordnet findet
sich auch Amphibol (teilweise um-
gewandelt zu Chlorit und Serpentin)
und stellenweise auch Spinell ; Mag-
netit durchwächst den Skarn manch-
mal in reichlicher Menge.
Der meist feinkörnige Mag-
netit ist innig durchwachsen mit
Pyroxen und anderen Skarnmineralien, hier und da auch reich an Serpentin.
Eine von Norelius im Jahre 1891 ausgeführte Analyse des Erzes ergab:
tOO
fZO
Magneteisen-
erz.
Kalkstein.
Dolomit.
Fig. 44. Profil dui'ch das Nordmark-Grubenfeld.
(Petersson, 1896).
FegO, . .
. . 76,23
FeO . .
. . 0,72
MnO . ,
. . 0.48
MgO . .
. . 4,81
CaO . .
. . 5,64
AM)« . .
. . 1,73
SiOa . .
P^Oö . .
S . . .
Cu . . .
Glühverlnst
Sa
9,22
0,016
0,029
0,005
1,90
100,78
Eisen = 55,76
Phosphor = 0,007.
Der Sköl ist eine aus großschuppigem Chlorit, etwas Biotit und Horn-
blende bestehende Masse, welche im Westen die Lagerstätte von dem Hälleflint-
gneis scheidet, dort ihre größte Mächtigkeit von etwa 8 m erreicht, wo das steil
einfallende Lager am stärksten gefaltet ist, und die im allgemeinen allen
Biegungen desselben folgt. Außer diesem SeitenskÖl kennt man aber auch
solche Skölarbildungen, welche das Lager quer durchsetzen und Störungen ver-
ursachen. Neben Chlorit und Biotit führen sie auch kleine Quarzlinsen. Die
eigentliche Bedeutung der Skölar als umgewandelte Zermalmungszonen dürfte
hier außer Zweifel stehen.
Zu erwähnen sind auch noch mehrere 0,4 — 12 m mächtige, die Lager-
stätte und das Nebengestein durchschneidende Diabasgänge. Der Skarn setzt
daran scharf ab. Der eine Gang wird durch eine Sköllage verworfen.
Das Magneteisensteinlager ist hufeisenförmig gebogen und ruht im allge-
meinen im Hangenden des Dolomites und Skames. Es liegt im großen gajizen
auf dem Skarn, bildet aber auch in diesem unregelmäßige Partien, bald ganz
umgeben von ihm, bald an der Grenze zwischen ihm und dem Dolomit liegend.
Die Mächtigkeit des Erzes ist eine sehr wechselnde und abhängig von Ver-
drückungen und Faltungen: sie erreicht bis zu 30 m, beträgt aber im Durch-
schnitt nur etwa 10 m.
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 133
Die meisten Abbaue sind schon zu Ende des XVIII. oder Mitte des
XIX. Jahrhunderts zum Erliegen gekommen; im Jahre 1896 wurde nur noch
auf dreien gearbeitet.
Es muß noch erwähnt werden, daß, wie die Karte zeigt, südlich des
Grubenfeldes und unmittelbar angrenzend Granit ansteht; sein Vorkommen ruft
den Gedanken wach, daß die Nordmarker Lagerstätte eine Kontaktlagerstätte
sein könnte. Nach Hisinger treten auf den Nordmarkgruben auch gediegen
Silber, Bleiglanz und Zinkblende, Erdpech und Bergkork auf. Das Erdpech wird
im Eisenstein angetroffen. Stellenweise, aber scheinbar nur ganz untergeordnet,
ist auch Hausmannit vorgekommen.
Verschieden von den vorher beschriebenen Magnetitlagerstätten sind die-
jenigen von Dannemora in der Provinz Upland, nahe der schwedischen Ostküste,
100 km nördlich von Stockholm, 45 km von Ilpsala entfernt. Die Schichten be-
stehen aus einer SW. — NO. streichenden Zone von steil stehenden, der oberen
archäischen Stufe angehörenden Kalksteinen und kristallinen Schiefern und Eruptiv-
gesteinen. Die letzteren sind die „porphyrartigen HäUeflinten", d. s., wie sich
aus den typischen Besorptionserscheinungen der porphyrischen Quarze ergibt,
zweifellose Quarzporphyrdecken eruptiven Ursprungs. Mit ihnen wechseln mangan-
haltige Kalksteine und höchst merkwürdige „gebänderte Hälleflinten^, die aus
einem bis zur mikroskopischen Feinheit gehenden Wechsel von schwach silikat-
haltigen Kalklagen und äußerst feinkörnigen, aus Glimmer, Hornblende, Quarz,
Feldspat usw. zusammengesetzten Silikatgemengen bestehen.
Der Kalkstein ist zum Teil ganz rein, zum größten Teil aber ist er durch-
wachsen mit etwas Magnetit und magnesia- und manganhaltig und in letzterem
Fall mehr oder weniger dunkel. Auch enthält er mitunter nicht unbedeutende
Mengen strahlsteinartiger Hornblende, welche ihrerseits wieder Magnetit um-
schließen kann.
Auch zu Dannemora spricht man von einem Skarn oder „bräcka^ und
versteht darunter zähe, schmutzig dunkelgrüne, fast nur aus dunkelgrüner, fein-
filzig verwachsener Hornblende, zum Teil auch aus Pyroxen und mehr oder
weniger Epidot bestehende dichte Gesteine mit eingesprengtem roten Granat.
Dieser Skarn ist mitunter magneteisenhaltig (Malmbräcka) und begleitet die Erze.
Knebelit, (Mn, Fe)^ SiO^, Pyrosmalith, (Fe, Mn)4 [(Fe, Mn)Cl] H. [SiOJ^, und Axinit
kommen als seltene Mineralien auf Klüften des Skarnes vor. Bemerkenswert
ist auch das Auftreten des sonst in Schweden seltenen Schwerspats und von
Asphalt auf Kalkspatklüften ; Kugeln des letzteren werden von Kalkspatkristallen
umschlossen.
Eine wenig verbreitete Abart des Skarnes besteht aus einem filzigen
Aggregat von Hornblendenadeln, Chlorit, Granat und Quarzkörnern.
Wie gesagt, findet sich Magneteisenerz, welches das einzige Eisenerz von
Dannemora ist, sowohl im Kalkstein wie im sog. Skarn eingesprengt und außer-
dem in großen, fast reinen, linsenförmigen Massen. Im ganzen schwankt der
Eisengehalt derselben zwischen 20 und 65 ^/q, je nachdem das Erz durch Kalk
oder Silikate mehr oder weniger verunreinigt ist. Überhaupt bestehen zwischen
134 Di© schichtigen Lagerstätten.
gebänderter Hälleflinta, dem weißen und dunklen Kalkstein, den Amphibo]gesteinen
und dem Erz alle Übergänge. So gibt es amphibolreiche Kalksteine und kalk-
reiche Skarne, und dergleichen Übergänge stellen sich zwischen den reinen Aus-
bildungsformen dieser Gesteine im Streichen und in der vertikalen Schichtenfolge
ein ; dasselbe gilt für Magneteisen und Kalkstein einerseits und Skarn anderseits
im Streichen und Fallen. In der Richtung der Mächtigkeit aber sind nach
Törnebohm im allgemeinen die Grenzen der Erzkörper etwas schärfer.
Es muß noch erwähnt werden, daß im sttdlichen Teil des Feldes auch
Sulfide, wie Bleiglanz, Magnetkies, Kupfer- und Arsenkies, insbesondere aber
Zinkblende und Schwefelkies, dem Magneteisenerz beigemengt sind. Die alte
„Schwefelgrube" hat dieselben abgebaut. Sie bilden dort eine unregelmäßige
Zone, die im großen ganzen NW. — SO. streichend in schiefer Eichtung das
Magnetitlager durchschneidet; auch sonst kommen im sttdlichen Feldesteil, be-
sonders an den Grenzen der Eisenerzlinsen, Sulfide vor. Daß diese letzteren
spätere Einwanderer sind, geht wohl daraus hervor, daß dort der an die Lager
anstoßende Granit im Kontakt gleichfalls mit Zinkblende und Bleiglanz durch-
wachsen ist.
Felsitporphyr- und Dioritgänge, untergeordnet auch Proterobasgänge, durch-
setzen das Gebiet. Die ersteren bewirken manchmal nicht unerhebliche Ver-
werfungen. Endlich werden auch durch „Chloritskölar" im ganzen geringfügige
Störungen verursacht.
Die Abbaue von Dannemora liegen innerhalb einer etwa 2000 m langen
und 200 m breiten Zone. Besonders im Mittelfeld, auf welchem die Gruben
Storrymningen, Jord- und Ödesgrufva, Jungfrugrufva, Dammsgrufva und Hjul-
vindsgrufva bauen, hat das Erz eine kolossale Entwickelung. Im östlichen Teil
desselben ist die Magneteisenmasse etwa 30 m mächtig, gegen Westen zu löst sie
sich in drei dem Kalkstein eingelagerte Erzkörper auf, welche durch zwei Kalk-
stein-Skarnmassen getrennt sind, die manchmal auch untergeordnete Hälleflint-
bänder aufnehmen.
Die durchschnittliche Zusammensetzung des Eisenerzes von Dannemora ist
folgende:
FegO^ FeO MnO MgO CaO AlA SiOj PA S ^eri^'t Eisen
Nordfeld. 65.86 1,43 0,89 4,34 7,62 1,08 15,32 0,002 0,171 2,80 48,80
Mittelfeld 71,65 0,71 2,23 5,66 5,20 1.49 9,30 0,005 0,027 3,00 52,44
Stidfeld . 72,25 1,50 2,05 4,14 5,50 2^60 8,90 0,007 0,038 1^80 53,49
Das gesamte Erzareal beträgt 12500 qm; gefördert wurden im Jahre 1901
im Süd-, Mittel- und Nordfeld 44356 t.
Der Eisenstein von Dannemora ist dicht und feinkörnig, an der Luft
schnell anlaufend; wegen seines geringen Phosphorgehaltes ist er seit langem
bertthmt. Er wird seit 1565 auf den nahegelegenen Hütten von Österby ver-
httttet. In früherer Zeit fand der Abbau in kolossalen, bis zu 170 m tiefen
Tagebauen statt ;^) jetzt ist der unterirdische Bergbau bis zu Tiefen von über
250 m (1895 bis zu 258 m) vorgedrungen.
*) Siehe Hausmanns lebendige Schilderung im IV. Bd. der Reise durch Skandi-
navien, 69—103.
Magnetit- and Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager.
135
Zar Statthalterei Södermanland gehört die Insel Utö südlich von
Stockholm mit einem etwa 5000 qm großen Grabenfeld; die Graben sind jetzt
aoflässig. Aach die dortigen Eisenerze Sind gebunden an die „Earitstufe^ and
im besonderen an die derselben eingelagerten körnigen Kalksteine. Nach Törne-
bohm^) bilden die Earite dort eine in den älteren roten Gneis eingelagerte
Mulde. Die eisenglanzhaltigen Magneteisenerzlinsen sind unregelmäßig gestaltet,
bis zu 40 m mächtig und von Homblendegestein umhüllt. Das Schichteneinfallen
beträgt ungefähr 70 <> NW.
Zwei Pegmatitmassen durchsetzen Erz und Nebengestein. Die Insel Utö
ist als Fundpunkt von Mineralien bekannt, deren Vorkommen jedenfalls zum
größten Teil mit den Pegmatiten im Zusammenhang steht. Es werden erwähnt:
Arsenkies, Zinnerz, tantalhaltige Mineralien (Mikrolith und Mangantantalit), Fluß-
spat, Apophyllit, Datolith, Spodumen, Petalit, Lepidolith, Turmalin; ferner ge-
diegen Silber, Kupferglanz, Bleiglanz, Pyrit, Magnetkies usw.
Wie die Eisenerze von Grängesberg, so haben auch diejenigen von Gellivara
und die weiterhin zu besprechenden kolossalen Erzmassen von Kirunavara und
» ^-'
>
KAskuHs Kullo
Fig. 45. Überblick Über das Elsenerzfeld von Gellivara. (Wedding, 1898.)
Luossavara erst der vorgeschrittenen, auch hochphosphorhaltige Erze verwertenden
Eisenindustrie der heutigen Zeit ihre Nutzbarmachung zu danken.
Der Ort Gellivara liegt etwa 200 km nördlich von dem Hafenort Luleä,
der durch den Eisenerzexport eine besondere Wichtigkeit erreicht hat und mit den
Gellivaragruben und weiterhin seit November 1902 durch die von Gellivara
aasgehende Ofotenbahn^ auch mit der norwegischen Küste verbunden ist. Diese
letztere Eisenbahn soll auch der Erschließung anderer lappländischer Eisen-
erzlagerstätten dienen.
1) N. Jahrb. 1874, 136, 138, Taf. IV.
^) Der Endpunkt dieser fast 300 km langen Bahn, Narvik, ist ein eisfreier Hafen
an der norwegischen Westküste, während der schwedische Hafen Luleä acht Monate
lang mit Vereisung zu kämpfen bat. Ober die Bedeutung der Ofotenbahn siehe u. a.:
Die schwedisch-norwegische Unionsbahn Luleä-Ofoten ; Stahl u. Eisen, XIX, 1899, in
verschiedenen Nummern. Karten und Abbildungen. — Mewius, Der Erzreichtum
Nordschwedenß; Berg- u. Hüttenm. Ztg., LIX, 1900, 499—501.
136 Die schichtigeD Lagerstätten.
Der Erzberg von Gellivara ist
n noch 80 km jenseits des Polarkreises
^ a ■ > gelegen; er hat eine relative Höhe von
II I 200 m, eine ahsolnte von 618 m. Der
<§ Berg besteht nicht aas einer einheit-
lichea Erzmasse, sondern ans einer
großen Anzahl von Linsen, von denen
3 I M nur die größeren und Ober der Tal-
S U o. n sohle liegenden bearbeitet werden
' S § y (Fig. 45 u. 46). Vor dem Abban sind
I I ft ^ grüÖere oder geringere Mengen von
n, 5 Oletscherschntt zu beseitigen. Nach
" vorstehender Karte sind die ver-
^ schiedenen Linsen zn zwei Hanptztlgen
•Sog* geordnet, von denen der längere, stark
-' ^ s. P gebogene etwa 4 km lang ist. Die
g f i; ^ AusraaOe einiger Linsen betragen:
* Länge Mächtigkeit
P mm
S Johan .... 120 40
g Sophia .... 450 50—60
S-|S« Tingvallskulle . 300 110
ä g. 1 1 j Die Gesamtlänge des Erzfeldes
I ^ f wird auf 5900 m, die Breite auf 1800
ö bis 3000 m angegeben.
i- Die Erze sind bald Magnetit,
!_ 1^ bald Roteisenstein, bald beides; in der
"gl" Mitte der Linsen tritt nach v. Post
Sgl^N Roteisenstein, randlich Magneteisen
S .« _, " auf. Der Apatitgehalt ist in den ver-
S, § schiedeneu Linsen ein verschiedener,
ist auch innerhalb derselben Linse
nicht gleichmäßig verteilt, ja das
Mineral tritt häufig sogar in ganz
derben gelben, grUnlichen oder röt-
lichen Massen anf. Das Erz ist grob-
blntterig oder mehr oder weniger
grobkörnig kristallinisch, manchmal
verwachsen mit Strahlstein, Quarz,
Kalkspat oder Glimmer und zeigt zu-
weilen auch eine recht deutliche
Bankung und Bänderung. Schwefel-
kies, manchmal in schönen großen
Kristallen, ist nicht selten, er ist zu-
meist in Strahlstein eingebettet; selten
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 137
sind Epidot und Granat. Als weitere bemerkenswerte Vorkommnisse werden
Flußspat, Korund, Chrysoberyll und Desmin genannt. Der Phosphorgehalt
schwankt von 0,05 ^/q und weniger bis zu mehr als 1,5 ^/q.
Das Nebengestein der Gellivaraerze ist nach Löf Strand nur auf der
Südseite des Berges ein Eisengneis (roter Gneis), im übrigen aber zumeist
Homblendeschiefer und Gabbro (Gabbrodiorit). Die Frage nach dem eigentlichen
Wesen dieser deutlich geschichteten Gesteine, die übrigens nach Ansicht mancher
schwedischer und norwegischer Geologen ihre Schichtung auch der Regional-
metamorphose verdanken könnten, ist trotz aller Erörterungen noch offen. Die
Mehrzahl der skandinavischen Geologen hält dieselben für umgewandelte saure
und basische Eruptivgesteine (s. unten).
Zahlreiche Pegmatitgänge durchsetzen die Gellivaraerze, ohne, wie dies
zu Grängesberg der Fall sein soll, merkliche Verwerfungen zu bewirken.
Im Jahre 1901 wurden zu Gellivara 1076564 t Erz gefördert und über
Luleä exportiert. Schon vor über hundert Jahren hatte man einen Abbau des
Gellivaraerzes versucht ; nach verschiedenen Krisen nahm die Ausfuhr desselben
einen größeren Umfang an, und seit 1892 verhütten zahlreiche Hohöfen, besonders
im Rheinland, in Westfalen und in Oberschlesien, diese Erze.^)
Der Apatit von Gellivara hat für die Phosphatdarstellung Verwendung
gefunden. Wie bei manchen anderen der großen schwedischen Eisenerzlager, so ist
auch bezüglich Gellivara der Gedanke erörtert worden, den Ertrag dieser Erzschätze
unter Ausschluß ausländischer Unternehmungen dem eigenen Lande zu sichern.
Auch die Eisensteinvorkommnisse von Rirunavara (d. h. der ,.Schneehuhn-
berg'') und Luossavara (der „Lachsberg"^) sind schon im Jahre 1736 bekannt
geworden, und letztere haben sogar, wenn auch in kleinem Maßstab, von Zeit
zu Zeit einigen Abbau erfahren. Die ausgiebige Nutzbarmachung dieser unge-
heuren Eisenschätze gehört aber der Zukunft an.
Die beiden Lagerstätten sind zuletzt von Lundbohm untersucht und be-
schrieben worden. Sie liegen rund 90 km nordnordwestlich von Gellivara unter
dem 67^ 50' nördl. Br. am Tome-Elf, der bei Haparanda in den Bottnischen
Meerbusen mündet. Durch den langgestreckten Luossajärvi-See sind sie von-
einander geschieden, gehören aber ein und demselben 8 km langen NS. streichen-
den Grebirgszuge an.
Der Kirunavara-Erzberg ist ein ungefiüir 4 km langer, etwa 750 m
über den Meeresspiegel und gegen 250 m über die sumpfige Umgebung an-
steigender Rücken; das Erz steht fast allenthalben frei zutage, teilweise nur
ist es von Moränenschutt bedeckt. Es bildet ein fast ohne Unterbrechung hin-
streichendes gewaltiges Lager und einige kleinere Erzlinsen zwischen porphyr-
artigen Hälleflinten; der offizielle Bericht von 1877 unterscheidet graugrüne
Hälleflinten im Westen und rote im Osten der Lagerstätte. Die Ansichten
darüber, ob diese Gesteine als eruptive oder sedimentäre aufzufassen sind, gehen,
wie weiter unten noch erörtert werden soll, auch hier auseinander. Es verdient
Beachtung, daß am Aufbau der Umgebung des Erzberges auch Konglomeratbänke
^) Geflchichtliches siehe bei Tor eil.
138 Die schichtigen Lagerstätten.
und Schieferschichten beteiligt sind, und daß die ersteren Gerolle von Roteisenstein ,
stellenweise auch ganze Bänke von diesem Erz umschließen. Quarzitsandstein
bildet das Hangende der Schiefer.
Im Gegensatz zu den früheren Anschauungen dürfte das Einfallen der
Lagerstätte ein ziemlich flaches sein (etwa 45 — 60^ nach 0.). weshalb auch
ihre wirkliche Mächtigkeit geringer ist, als man ehedem vermutet hatte; sie beträgt
immerhin 34 — 152 m, während die Breite des Ausstriches fast immer mindestens
100, ja sogar 150 und 255 m mißt.
Die Oberfläche des Kirnnavaraerzfeldes ist auf 376000 qm, die darin ent-
haltenen Erzmassen sind auf 215 Millionen Tonnen geschätzt worden. Damit ist
dasselbe das größte der skandinavischen Vorkommnisse und sicherlich eines der
bedeutendsten der Erde überhaupt.
Der Luossavara-Eisenberg umschließt ein fast senkrecht einfallendes,
ca. 1200 m langes Haupterzlager, welches zutage eine Mächtigkeit von 30 bis
55 m hat; nach der Tiefe zu scheint es weniger mächtig zu werden. Im ganzen
ist dieses Vorkommen, welches gleichfalls aus mehreren Lagen besteht und eine
Oberfläche von 54000 qm und über dem Luossajärvi-Spiegel einen Erzvorrat von
18 Millionen Tonnen besitzen soll, noch wenig bekannt.
Die Kirunavara-Erze sind Magnetite ohne jede Gangart, mit Ausnahme
von Apatit, der allerdings stellenweise in größter Menge, in dtlnnen Durch-
trümmerungen, in kömiger Beimengung und sogar in bis zu 15 m mächtigen,
fast ganz reinen Linsen auftritt. Übrigens ist der Phosphorgehalt auch hier an
den verschiedenen Punkten recht verschieden, sinkt bis zu 0,004 ^/q, beträgt aber
in der Regel einige Prozent. Im großen Durchschnitt enthält das Erz 60 — 70 ®/o
Eisen, wenig Schwefel und Mangan und zwischen 0,32 — 0,95 *^/q Titan. ^)
Am Luossavara tritt neben Magneteisenstein auch Roteisenerz auf; im
übrigen sollen die dortigen Erze im ganzen apatitärmer sein als zu Eirunavara,
ihr Titangehalt aber beträgt bis zu l,5*^/o.
Außer den Lagerstätten von Kirunavara und Luossavara kennt man noch
eine große Anzahl anderer ähnlicher, zum Teil sehr zukunftsreicher in der
weiteren Umgebung dieser Berge und der Ofotenbahn. Am wichtigsten ist das
Vorkommen von Svappavara, 37 km südöstlich vom Kirunavara-Erzberg, 65 km
nordnordöstlich von Gellivara, unter dem 67^/2^ nördl. Breite. „Das Eisenerz-
vorkommen besteht aus einem System von langgestreckten Erzlinsen, die von
„Syenitgranulit"*) umgeben sind; sie erstrecken sich von Norden nach Süden und
') Spezielle Angaben in Ztschr. f. prakt. GeoL, 1898, 425—426, nach Lundbohm.
') * Einige Dünnschliffe von dem Material, welches die Clausthaler Sammlung
Herrn Geheimrat Köhler verdankt, zeigen folgendes. Das verbreitetste Nebengestein
der Lagerstätten ist ein ziemlich feinschuppiger Biotitgneis von deutlicher Eataklas-
struktur, mit viel Orthoklas, mit Quarz und etwas Plagioklas. Er ist reich an Zirkon und
Apatit, arm an Epidot und Zoisit und besitzt einen ziemlich großen Gehalt an Magnet-
eisenerz, der ungefähr einem Drittel der Biotitmenge gleichkommt. Das Erz ist zweifellos
primär. Das Gestein kann als ein ausgewalzter Granit oder Syenit betrachtet werden.
— Armes Eisenerz besteht aus viel Glimmer, welcher (infolge Verwitterung?) gebleicht.
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 139
fallen steil gegen Osten ein. Die ganze Länge beider Linsen beträgt 1300 m, die
Breite schwankt zwischen 15 und 75 m und beträgt im Mittel 40 m. Die Gresamt-
erzfläche berechnet sich auf 50000 qm" (Vogel nach Petersson). Die ganze,
durchschnittlich 70 m über dem Niveau der Ofotenbahn anstehende Erzmenge ist auf
13000000 t berechnet worden. Im Norden herrscht Magneteisenstein, im Süden
Eoteisenstein vor; sie sind aufs innigste gemischt mit Kalkspat und besonders Apatit.
Beiderseits beträgt durchschnittlich der Gehalt an Eisen 61 — 62 ^/q, an Phosphor 1 ^/q,
an kohlensaurem Kalk 0—20^Jq, an Titan 0,09— 0,45 ^/o, an Schwefel 0,012 bis
0,06 ^/q. Der Eisenglanz ist feinkörnig und enthält etwas Granat in Drusen
oder Linsen. Wo infolge der oberflächlichen Einwirkung von Lösungsmitteln
der Kalk und Apatit entfernt sind, zerfällt der Eisenglanz in einen losen Eisen-
sand. Dieser letztere ist nur stellenweise angetroffen worden, reicht aber dann
bis in die Tiefe von mehreren Metern. Im Liegenden des Eisenerzes kommen
Kupfererze (Rotkupfererz und Malachit) vor.
Ein anderes, vielleicht noch umfangreicheres Eisenerzfeld, dessen Erze
allerdings unter einer 3 — 14,5 m mächtigen Erd- und Moorbedeckung begraben
liegen, ist dasjenige von Leveäniemi bei Svappavara, ein weiteres im Mer-
tainengebirge, 14 km von letzterem Ort. „Das Gebirge besteht teils aus
Syenitporphyr, teils aus Schwarzerz (Magnetit) und teils aus gewissen eigen-
artigen Gesteinsarten, die zwischen beiden stehen. Im ganzen Gebiet wurden
150 Sprengungen und Schürfungen vorgenommen. An 37 verschiedenen Stellen
wurde Erz aufgefunden, an anderen Stellen dagegen traf man eine magnetit-
reiche Erzbreccie, welche in dem mittleren Teil des Feldes aus umgewandelten,
gewöhnlich skapolith- und magnetitreichen, meist etwas abgerundeten Bruchstücken
von Syenitporphyr besteht, die überwiegend durch Magnetit nebst etwas Horn-
blende zusammengekittet ist. Diese Erzbreccie, bei welcher die Magnetitfull-
masse in sehr reichlicher Menge vorhanden ist, enthält bisweilen auch Drusen
von Schwarzerz, welche indessen nur selten bedeutende Ausdehnung besitzen.
Gegen die Seiten zu geht diese skapolithführende Breccie in eine erzärmere
Breccie über, in der die Bruchstücke scharfkantig sind und aus nicht umge-
wandeltem Syenitporphyr bestehen. In dieser letzteren, die ganz allmählich zuerst
in Syenit mit unregelmäßigen Magnetitadern und schließlich in Syenitporphyr
ohne diese Adern überführt, treten hier und da verhältnismäßig größere Erz-
partien auf. Ihre Ausdehnung ist noch nicht mit Sicherheit bekannt und dürfte
sieh wohl auch erst nach umfangreichen Schürfarbeiten und Diamantbohrungen er-
mitteln lassen^ (Vogel nach Petersson). Das Erz ist zumeist sehr arm an
Phosphor und Schwefel, dagegen scheinbar ziemlich reich an Titan.
ja scheinbar völlig farblos geworden ist, so daß man Muscovit vor sich zu haben glaubt.
Turmalin und viel Apatit begleiten das Erz. Quarz und Feldspat sind kaum mehr
zu beobachten, aber auch Zoisit und Epidot scheinen höchstens spärlich vorzukommen.
Reicheres Erz ist innig durchwachsen mit Apatit. Ein ziemlich eisenerzfreics, dagegen
mit Malachit durchsprengtes Gestein besteht fast ganz aus vorwaltenden Zoisit, Epidot
(z. T. sehr schöner roter Manganepidot) und gebleichtem Glimmer, daneben enthält es
Turmalin.
Nach den mir vorliegenden Schliffen halte ich eine sedimentäre Entstehung der
Svappavara-Erze für wenig wahrscheinlich. Ber^eat.
140 Die schichtigen Lagerstätten.
Andere mehr oder weniger phosphorreiche Vorkommnisse sind:
Painirova, zumeist Magneteisen mit teilweise grobkörnigem und unregel-
mäßig verteiltem Apatit. Nebengestein ^ Syenitporphyr'*.
Ylipäsnjaska, Magneteisen in Syenitgranulit.
Nokutusvara, Magneteisen mit Feldspateinlagerungen und Eisenglanz.
Tuolluvara, zwei Erzmassen von 400 und 200 m Länge. ^.Das Erz ist
ein sehr feinkörniges Schwarzerz (Magnetit), das isolierte unregelmäßige Klumpen
von grobkristallinischem Eisenglanz und schmale Streifen von lichtgrünem Strahl-
stein enthält."
Rakkurijoki, Magneteisenerz mit Einlagerungen von Talk.
Nakerivara, feinkörniger Magnetit mit Pyroxen und Apatit.
Die zuletzt genannten Vorkommnisse sind noch wenig untersucht und
werden teilweise wohl auch ohne Bedeutung bleiben. Wegen der Einzelheiten
und insbesondere wegen der zahlreichen Analysen sei auf den Bericht von
Svenonius und Petersson, bezw. auf die genannten Auszüge aus demselben
verwiesen.
Im Gebiet der nordschwedischen Eisenerzlager sind die kristallinen Schiefer
an verschiedenen Stellen kupfererzführend, so bei Svappavara, im Nautanen-
Erzfeld usw. Eine nennenswerte Kupfererzgewinnung scheint indessen noch
nicht stattzuhaben.
Die hier vorläufig unter den schichtigen Lagerstätten besprochenen Ei senerz -
Vorkommnisse des nördlichen Schwedens sind, was ihre Entstehung
anlangt, noch immer der Gegenstand lebhafter Diskussion, und ihre
Geologie birgt noch zahlreiche ungelöste Eätsel. Zunächst gehen die
Ansichten über das eigentliche Wesen der sie umschließenden ,. Gneise", „Granulite"
und „Hälleflinten" und der ihnen manchmal benachbarten Hornblendeschiefer und
„Gabbros" diametral auseinander. So hält v. Post (mit Brögger) den Gneis
von Gellivara für einen durch Gebirgsdruck veränderten Granit. Lundbohm
hat gleichfalls die eruptive Entstehung der Gellivaragesteine vertreten und be-
zeichnet die HäUeflinten von Kirunavara und Luossavara als Porphyre. Ahn-
licher Ansicht ist auch Löfstrand, während vor allem Ant. Sjögren eine
sedimentäre Entstehung des Gellivaragneises und Fredholm eine solche der
Kirunavara- und Luossavara gesteine behauptet hat.
Die allgemein beobachtete Konkordanz zwischen den Erzlagern und dem
Nebengestein könnte von vornherein auf den Gedanken bringen, daß man es
hier mit unmittelbar hintereinander gebildeten Ablagerungen und schichtigen
Lagerstätten zu tun habe, wie das Sjögren annimmt. Auch Törnebohm, der
gewissermaßen eine vermittelnde Stellung innehält, erblickt in den HäUeflinten
von Kirunavara und Luossavara zwar Porphyrergüsse, nimmt für dieselben aber
verschiedenes Alter an und glaubt, daß zwischen den (unteren) grauen und
(oberen) roten HäUeflinten das Erzlager sedimentär und zwar im Zusammenhang
mit der Eruption des unteren Porphyrs infolge chemischer und mechanischer
Prozesse entstanden sei.
Demgegenüber hat aber vor allem Löfstrand auf den allgemein ver-
breiteten und bis zu 2 ^/q betragenden Titangehalt und den merkwürdigen Apatit-
reichtum dieser Lagerstätten aufmerksam gemacht, die beide mit einer sedimentären
Entstehungsweise sich nur schwer vertragen, dagegen geradezu auf einen Zu-
sammenhang mit den z. B. bei Gellivara sehr verbreiteten „Gabbros" hinweisen.
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 141
Demnach sollen die Erze Aasfüllnngen von Spalten sein^ welche während der
Regionalmetamorphose durch Anfblätterung längs der Schichtfugen entstanden
wären. Auch den Skarn von Gellivara hält Löf Strand für ein basisches,
späterhin umgewandeltes Eruptivgestein.
Die Annahme, daß die apatitführenden Eisenerze Norrbottens in genetischer
Beziehung zu Gabbros stünden, hat man dadurch zu unterstützen versucht, daß
man auf das tatsächliche Vorkommen von Apatitgängen hinwies, welche alle
Analogien mit den südnorwegischen Apatitlagerstätten zeigen und gleichfalls an
Gabbros gebunden sind. Solche Gänge finden sich bei Dundret in -der Gegend
von Gellivara.
Högbom^) hat die norrbottenschen Eisenerzlagerstätten mit denjenigen
des Blagodat und der Wissokaja verglichen und für beide das Zutun magmatischer
Differentiation behauptet; Hj. Sjögren erklärt dieselben und die Lagerstätten
von Grängesberg für metasomatische Bildungen und hält sie für analog den
Vorkommnissen von Pilot Knob, Iron Mountain und anderen Eisenerzlagerstätten
in Missouri.
Trotz ihres teilweise außerordentlich hohen Apatitgehaltes werden die
Eisenerzlager von Grängesberg doch scheinbar fast allgemein für Sedimente ge-
halten, und die über die norrbottenschen Erze geführte Diskussion hat sich auf
diese Vorkommnisse kaum erstreckt.
Es mögen hier noch die eisenhaltigen „Gneisgranite" (Jem-Granitel) von
Solberg-Lyngrot, nördlich von Arendal in Südnorwegen genannt werden.
„Das Gestein, welches das Gebirge von Solberg zusammensetzt, besteht aus
Feldspat, Quarz und Magnetit in feinsten Partikelchen, deren deutlich parallele
Anordnung dem Gestein das äußere Aussehen eines Gneisgranites verleiht."
Diese Eisenerze finden sich in einer Erstreckung von gegen 15 km und
haben früher zu zahlreichen Abbauen Veranlassung gegeben. Zu Solberg
selbst wurden zwei reine Magnetitmassen abgebaut, welche sich in das Neben-
gestein vielfach verästelten; dabei sollen die Mächtigkeiten nach Kjerulf und
Dahll so rasch gewechselt haben, daß ein Lagerstättenbild entstand ähnlich
^einem mit Trauben beladenen Weinstock": sie schwankten zwischen mehreren
Metern und einigen Zentimetern. Zu Solberg wurde die Erzmasse von einem an
Magnetit reichen Zirkonsyenit durchsetzt, so daß eine epigenetische Entstehung
derselben vielleicht denkbar ist. Stellenweise ist das Erz phosphorhaltig oder auch
durch Apatiteinlagerungen gebändert. Vogt schließt hieraus eine Analogie
zwischen diesem Vorkommen und dem von Gellivara.^; Im übrigen scheint
dasselbe nur recht unvollständig bekannt zu sein.
Die Gruben von Solberg-Lyngrot sind seit Ende der 1850er Jahre
auflässig.
Fast zahllose Eisenerzlagerstätten harren im nördlichen Norwegen noch
ihrer Erschließung. Sie sind bekannt unter den Lokalnamen Dunderlands-
dal und Naeyerhaugen im Nordlands-Amt (65 — 69^ nördl. Breite). Nach Vogt
herrscht dort die nachstehende Schichtenfolge:
^) Om de vid syenitbergarter bundna jernmalmerna i östra Ural; Geol. För. Forh.,
XX, 1898, 115-134.
8) Forh., XVI, 1894. 278—279.
Die schichtigen Lagerstätten.
l. (Unten) ^Eine Glimmerschiefennarmorgrappe, unter anderem mit groß-
artigen Lagern von Kalkspat- nnd Dolomitraarmor und in den mittleren
und oberen Horizonten mit zahlreichen Eisenerslagern.
i. Kine jüngere Gneisgruppe (oder Glimmersehiefergneisgrappe).
J. Die Snlitelmaschiefergruppe. "
Die Glimmerschiefermarmorgruppe ist ausgezeichnet durch staurolith-,
disthen- und anda-
lusitführende Ge-
steinemitZwiscbea-
lagei'ungen von
Hornblende-
schiefem, Quarz-
Echiefern und Phyl-
Flg. *7, Prodi dorcli den Schnrf
DaaderluidBdal. a Kalkstein, b
t wecUselmle Lagen von Mngne
der Gamlegrnbe bei Faglevlk,
'.tei, td Klsenglimmersctilefer,
i Kalkstein. (Vogt, IHU.)
lit
Die über eine
400 km lange Er-
streckung ver-
teilten Eisenerzlager erreichen 1 — 2, ja auch 5 — 8 km streichende Ausdehnung
und 30 — 60 ra, selten 75 — 100 m, im Durchschnitt aber 3 — 10 m Mächtigkeit.
Der Charakter der Mineralf Uhr ung scheint kein ganz einheitlicher zu sein :
in der Kegel aber haudelt es sich um quarzige Eisenglanz-Magnetitlager, also
richtige Torrstenar. Die m an gan reiche reu ftlhren Granat; Hornblende, Pyroxen,
Glimmer, Feldspat usw. sind auiierdem häufig. Kalkspat tritt in mikroskopischer
Fig. 48. Prafil darcb den HaeBelbomeFhnrf bei Naeverhangea. £Jr Kilketeln. ai Ollmmerschlefcr,
Mgt Ungaetltlager. KA Ealkamphlbollt, Bg Biatltgnela, iTAa aagltrulirender KalkamphiboIlL
<Maauekrlpt-Zeichnung von Stelzner, 1890.)
Verteilung auf, Eisenglanz Überwiegt im allgemeinen den Magnetit. Im großen
ganzen können die Erze als Ei seugl immerschiefer (Itabirit) bezeichnet werden.
Der Eisengehalt der Erze ist wegen der reichlich beigemengten Lager-
arten ein niedriger und beträgt ungefähr 40*/u im Durchschnitt. Man beabsichtigt
daher die Erze im groDou Maßstab der elektromague tischen Sondemng zu unter-
werfen. Der Mangangehalt schwankt; zu Dunderlandsdal beträgt er 0,2 — 0,35,
zu Naeverhaugen 0,44 — 1,0%, auf anderen Lagern (zu Ofoten, Ibhestad und
Salangen) aber manchmal 5, ja sogar über 10 "/(^ Der von Apatit herrührende
Phosphorgehalt erreicht durchschnittlich 0,2''j^, der Schwefelgehalt 0,01 — Ofl^^jf,;
Titan ist höchstens in Spuren nachweisbar.
Die wichtigsten Vorkommnisse dieser Gegend sind diejenigen von Dunder-
landsdal und Naeverhaugen. Die Erzlager sind eingeschaltet zwischen
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 143
Glimmerschiefer und Tonglimmerschiefer mit mächtigen Kalk- und Dolomit-Ein-
lagerungen. Die Eisenerze von Dunderlandsdal oder Eanen, am EanenQord
unter dem Polarkreis gelegen, lassen sich 35 — 40 km weit, speziell beim Hof
Dunderland ununterbrochen auf 5,5 km verfolgen und sind dabei 10 — 65 m (im
Durchschnitt 20 — 25 m) mächtig. Die Ranenerze sind hauptsächlich Eisenglanz
mit untergeordnetem Magnetit und stellen das größte Itabirit- Vorkommen Europas
dar. Akzessorisch beobachtet man in dem Lager außer viel Quarz Hornblende,
Biotit, Granat, Epidot, Feldspat, ganz wenig Kalkspat, Titanit usw. Der
Phosphorgehalt beträgt 0,06 — 0,36 ^/o, Titan und Schwefel sind in geringen
Mengen, Mangan mit 0,2 — 1^/q vertreten. Der Eisengehalt der Ranenerze er-
reicht oft nur 10 — 20, aber auch bis 60 und 65 ^/q.
Zu Nae verhau gen in der Saltens Fogderi, 40 km ONO. von der Stadt
Bodo, unter etwa 67^/2^ nördl. Breite, besteht das Gebirge aus einer veränderlichen
Wechselfolge von kristallinen Schiefern und Kalksteinen, welche sich vom
ValnesQord an mindestens 12 km weit bis zu dem Distrikt von Halshaugen hinziehen
und allenthalben ein westliches Einfallen besitzen. Sie umschließen mehrere fahl-
bandartige Eisenerzlagerstätten, die wenigstens 2 — 3, stellenweise sogar 5 ver-
schiedenen Horizonten angehören, und treten besonders gern in der Nachbarschaft
von Kalksteinlagern auf, sei es im Hangenden, sei es im Liegenden oder zwischen
denselben. Einige dieser Eisenerzlager von fahlbandartiger Beschaffenheit haben
bei veränderlicher Mächtigkeit und Erzführung eine stetige streichende Aus-
dehnung, die nach Hunderten von Metern zu bemessen ist.
Die Hauptmasse des Naeverhaugener Erzes ist gebändertes Erz, das sich
aus einer Wechselfolge von millimeter- bis zentimeterstarken Erz- und Gesteins-
lagen zusammensetzt und an das Striberger Erz in Örebro (Schweden) erinnert.
Es besteht aus etwa 60 Volumprozent Eisenerz und 40®/o Lagerarten (Quarz,
Hornblende, Augit, Epidot und Granat). Die eigentlichen Reicherze bilden
höchstens 10 — 30 cm starke Bänder in den Lagern, deren Mächtigkeit 5 — 7,
manchmal auch 8 — 9 m, infolge Faltung stellenweise auch das Doppelte erreichen
kann. Der Eisenglanz überwiegt das Magneteisenerz fast stets um das Vielfache.
Schwefelkies tritt in spärlichen Imprägnationen auf.
In den reinsten Stücken sind 55 — 64 ^/o Eisen und 0,2 — 0,5% Phosphor-
sänre enthalten.
In Südnorwegen, zwischen Laurvik und Kristiansand, liegt eine ganze
Reihe von merkwürdigen mineralreichen Lagerstätten; hauptsächlich sind es die
an Grabbros gebundenen Apatitlagerstätten von Bamble, ödegarden und Kragerö,
und eine Anzahl von Eisenerzvorkommnissen, deren wichtigste als diejenigen
an der Küste von Arendal und auf den vorgelagerten Inseln bekannt sind.
Das Küstengebiet besteht aus fast senkrecht einfallenden, der archäischen
Formation angehörigen kristallinen Schiefern, nämlich vorzugsweise aus rotem,
dünnschieferigem, etwas granulitartigem Gneis mit Einlagerungen von Hornblende-
schiefer und Kalkstein, aus grauem Gneis mit Hornblendegneislagen und aus
grobflaserigem und Augengneis. Älterer Granit samt „ Gneisgranit **, jüngerer
Granit und linsenförmige Gabbroeinlagerungen und zahlreiche andere Gesteine
144 Die schichtigen Lagerstätten.
durchbrechen an zahlreichen Stellen die Schiefer oder sind in konkordanter
Lagerung mit ihnen verbunden.
Das Magnet^isen ist auf verschiedenen, manchmal mehrere Kilometer weit
verfolgbaren Lagerstätten innig verwachsen mit Kalkspat, Körnern von Augit
(Kokolith), Granat, mitunter (zu Klodeberg und Laerestvedt) auch mit gelbem,
edlem Serpentin, der mit Kalkspat den Ophicalcit bildet, oder mit Epidot oder
Magnesiaglimmer. Diese Kalkspat-Erz-Silikatgemenge haben eine wechselnde
Zusammensetzung; gewöhnlich herrscht der zumeist gelbbraune Granat (Kolophonit)
vor, und man hat es dann mit einem magnetitfQhrenden Granatfels zu tun;
stellenweise aber überwiegen auch Calcit oder der grünlich-schwarze Augit. Die
Erzkörper bilden linsenförmige Massen von wechselnder Reinheit; man baute sie
ab bei 20 — 40 ^/q Eisengehalt.^) Sie stellen eisenreiche Partien in der Lager-
masse dar, welche nach Kjerulf und Dahll sehr scharf von den umgebenden
Gneisen, Glimmerschiefern und Amphibolschiefern getrennt ist und keine Über-
gänge in diese zeigen soll; stellenweise löst sich die kompakte und einheitlich
mächtige Lagermasse in viele Bänder auf, um mit dem Nebengestein in Wechsel-
lagerung zu treten. Innerhalb des letzteren scheinen besonders Amphibolgneis und
Amphibolschiefer eine hervorragende Rolle in der Nähe der Lagerstätten zu spielen.
Von verschiedenen Seiten ist darauf hingewiesen worden, daß die Magnetit-
massen von Arendal das Nebengestein gelegentlich auch apophysenartig durch-
queren sollen,*) und Kjerulf und Dahll haben darauf die nachdrücklich ver-
tretene Ansicht gegründet, daß die Erz-Silikat-Kalksteinmasse eruptiven Ursprunges
und in die durch Aufblätterung des Nebengesteines entstandenen Hohlräume als
leicht flüssiger Kalkeisensilikatschmelzfluß eingedrungen sei.^)
Nach Du roch er (1855) baute man zu Langsev und Barbo nordöstlich von
Arendal auf einer durchschnittlich 6 — 7 m, aber auch 12 — 15 m mächtigen,
ziemlich regelmäßigen Erzlinse; zu Thorbjörnsboe, etwas w^estlich davon, war
das größte Erzlager der Arendaler Gegend 15 — 16 m mächtig und durch einen
250 m langen Tagebau aufgeschlossen. Diese ganze Erzzone östlich und west-
lich Arendals hat eine etwa 8 km lange Erstreckung. Eine andere liegt bei
Naeskils, etwa 10 km östlich von Arendal am Tromö-Sund. In bis zu 170 ra
tiefen Tagebauen wurden dort Erzlinsen von 2 — 8 m Mächtigkeit abgebaut.
^) Eine größere Anzahl von Analysen des Arendaler Erzes teilt Vogt, Förh.,
XVI, 1894, 287, mit.
2) Siehe die Abbildung bei Cotta, S. 520.
^) Den eruptiven Ursprung gewisser Ealksteinbänke in dem Arendaler Gebiet
glaubten dieselben Autoren mit folgenden Worten begründen zu sollen : „Eine ähnliche
Bemerkung findet auf den weißen, körnigen, mit Augit und Wemeritkristallen durch-
mengten Kalkstein Anwendung, welcher der Vertreter der „röche m6tallifere^ bei
Hellesund und Stagsnaes ist. Da dieser Kalkstein zwischen die Schichten der kristallinen
Schiefer eingelagert ist, so könnte man versucht sein, ihn für einen metamorphen Kalk-
stein zu halten, wenn die kleinen Schieferfragmente, welche unregelmäßig in allen
Richtungen in ihm zerstreut liegen, nicht seinen eruptiven Ursprung beweisen würden."
Siehe das über Abfaltungen und ähnliche Phänomene im allgemeinen Abschnitt über die
schichtigen Lagerstätten Gesagte (S. 97—98).
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 145
welche in Gneis nebst Hornblendeschiefer und begleitendem Kalkstein einge-
lagert waren.
Die Arendaler Erzlagerstätten werden samt ihrem Nebengestein durchquert
von verschiedenen Gesteinsgängen, insbesondere von solchen von Pegmatit und
Granit. Ferner sind jüngere Kalkspatgänge verbreitet; folgende Mineralien sind
auf denselben nachgewiesen worden: Apatit, Botryolith, Calcit, Datolith, Fluß-
spat, Heulandit, Magnetkies, Magnetit, Kupferkies, Prehnit, Pyrit, Quarz, Silber,
Stilbit und Turmalin. Ähnliche Mineralien kommen auch in dem Kalkspat der
Lagermasse vor — man wird nicht fehlgehen, wenn man ihre Herkunft wenigstens
teilweise auf die Nachbarschaft der Pegmatite zurückführt. Im ganzen gehört die
Arendaler Gegend zu den mineralienreichsten Skandinaviens.^)
Die Arendaler Eisenerzgruben waren früher weitaus die wichtigsten
Norwegens; jetzt sind sie bedeutungslos geworden.
Die Gruben von Längban u. a. in Wermland, welche besonders reich
sind an Manganerzen, sollen deshalb später bei den Manganerzlagem besprochen
werden. Es sei hier nur erwähnt, daß dort und auf der Nordmark-Grube
bei Filipstad manchmal in derselben Linse getrennte, selbständige Lager von
manganfreiem, kieselsäurereichem Eisenglanz und von eisenarmem Manganerz
wechsellagern.
Oxydische Eisenerzlagerstätten sind in den kristallinen Gebirgen im süd-
lichen Spanien und Portugal reichlich vorhanden und erst zum kleinen Teil
nutzbar gemacht. Nach Fuchs und de Launay^ wurde bei San Thiago
nahe Casa Branco (Provinz Alemtejo) in Portugal 1877 Eisenglanz und Magnetit
mit 1,3^/0 TiOg abgebaut, der mit quarzigen oder kalkigen Lagerarten, auch
mit Silikaten vermischt und in kristalline Schiefer eingelagert war. Die Linsen
verarmten in der Teufe und gingen in Kalkstein über, welcher noch Eisenglanz,
Magnetit und Granat enthielt.
Acht Meilen nördlich Sevilla liegt in der Sierra Morena das Eisenglanz-
vorkommen von Juanteniente nahe dem Städtchen Pedroso. Nach F. Römer^
umschließt der Glimmerschiefer dort ein steil einfallendes. 4 — 5 m dickes,
bei gleichbleibender Mächtigkeit 600 m weit verfolgbares Lager von Roteisen-
stein, der in feinkörnigen Eisenglanz übergeht, von „Quarzadern" durch-
zogen wird und mit Schwefelkies imprägniert ist. Es ist scharf gegen das
Nebengestein abgegrenzt. Ähnliche Linsen sind bei Rosalina und am Monte agudo.
Eisenerzlager von etwas anderem Typus sind gleichfalls in der Umgebung
von Pedroso bekannt. So kommt bei Navalazaro, 3 km südlich von der Stadt,
im dünngeschichteten Gneis ein steil einfallendes, 6 — 8 m mächtiges Lager von
Magnetit vor. Das Erz ist begleitet von braunem Granat und grünem Epidot,
>) Siehe die Mineralienlisten beiEjerulf undDahll, Cotta und bes. Weibye,
Bemerkungen über die geognostischen Verhältnisse der Küste von Arendal bis Lauryig;
N. Jahrb., 1847, 697--709.
8) Gites minßraux, I, 728—729.
^ Über die Eisenerzlagerstätten von El Pedroso in der Provinz Sevilla; Ztschr.
d. deutsch, geol. Ges., XXVII, 1875, 63—69.
Stelzner-Bergeat, Erzlagerstätten. ^q
146 Die schichtigen Lagerstätton.
mit denen es ein dichtes bis kristallinisch-körniges Aggregat bildet. F. Römer
vergleicht die Lagerstätte mit den Lagern von Arendal.
8 km nördlich von Pedroso, bei Navalostrillos, bildet Magneteisenerz
mit Hornblende verwachsen ein Lager im Gneis. Pegmatitgänge durchsetzen
das Vorkommen.
In der Serrania de Ronda (spanische Provinz Malaga) treten im
Archaikum Magnetitlinsen als steil einfallende Lager, gebunden an Amphibolite,
auf. Die letzteren scheinen im allgemeinen Dolomiten eingelagert und diese
von Gneisen, Serpentinen usw. begleitet zu sein. ^) Schwefelkies in geringer
Menge imprägniert das Erz, dessen Mangangehalt stellenweise ziemlich hoch,
dessen Phosphorgehalt niedrig ist.
Am Nordabfall der Sierra Aracena,^ auf deren Südseite die Kieslager-
stätten der Provinz Huelva und viele Manganerzlager zu einem so lebhaften Berg-
bau geführt haben, liegen zahlreich Magneteisenerzmassen. Reich an solchen ist
die Gegend zwischen Fregeneal und Jerez de los Caballeros in der Provinz Badajoz.
„Bei der geologischen Gleichartigkeit dieser Vorkommen, die eine bemerkens-
werte Ähnlichkeit mit den Magneterzlagerstätten des mittleren Schwedens zeigen,
gentigt eine allgemeine, für alle zutreffende Beschreibung. Eingelagert zwischen
metamorphisch umgewandelten Schichten von Kalkstein gehen die aus Magnet-
eisenstein bestehenden Erze in mächtigen Rücken zutage aus. Ihre streichende
Erstreckung läßt sich durch die deutlich erkennbaren Ausbisse gut verfolgen,
bezw. da, wo dieselben weniger genau sichtbar sind, mit Hilfe der Inklinations-
nadel sicher feststellen. Sie beträgt in den einzelnen Grubenfeldern 200 — 800 m.
Auch über die Mächtigkeit haben die nach der Methode von Tiberg angestellten
zuverlässigen magnetometrischen Untersuchungen innerhalb gewisser Grenzen
die erforderliche Klarheit gebracht. Abgesehen von einigen wenig ins Gewicht
fallenden Schwankungen, welche sowohl im Streichen wie im Fallen auftreten,
kann durchschnittlich auf 10 — 25 m Mächtigkeit gerechnet werden, stellenweise
aber geht dieselbe noch weit über dieses Maß hinaus und kann sogar 50 m er-
reichen. Bei dem Erzkörper von Cala wurde noch bei 180 m Tiefe die größte
Mächtigkeit angetroffen, und an anderer Stelle (im Felde Santa Justa) zeigte sich
die Lagerstätte bei rund 60 m Teufe unter der Stelle, wo das Erz zutage aus-
geht, in vollkommen unveränderter, mächtiger Beschaffenheit. Als untere Grenze
für die abbauwürdige Pfeilerhöhe dürfte gegenwärtig ein Maß von 100 m an-
zusehen sein." Die sehr steil einfallenden Stöcke, Linsen und Lager liegen
manchmal zu mehreren nebeneinander, sind im Ausgehenden zu Brauneisen ver-
wittert, bestehen aber in der Teufe aus derbem und kompaktem Magneteisenerz.
An der Grenze gegen den Kalkstein sind sie manchmal mit Kalksilikaten ver-
wachsen, von Quarz sind sie frei. Kupferhaltige Schwefelkiese treten in räum-
lich von dem Magneteisenerz wohl geschiedenen Lagen auf. Das Erz hat einen
>) Kendall, Revista Minera, 1893, 201—202; danach kurzes Referat in der
Ztschr. f. prakt. GeoL, 1894, 63—64.
*) Magneteisenerzfelder in Spanien; Berg- u. Hüttenm. Ztg., LIX, 1900, 229 bis
230: nach Klockmann.
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 147
Eisengehalt zwischen 55 und 66 o/o, 3— 7 o/o SiOg, 0,02— 0,1 o/^ Phosphor und
etwas Schwefel.
Die Transportschwierigkeiten haben der Ausnutzung dieser bedeutenden
Lagerstätten bisher enge Grenzen gezogen.^)
In Anbetracht der Tatsache, daß Spanien im Jahre 1900 nicht weniger
als 8676000 t Eisenerze im Werte von 38000000 Frs. (davon in der Provinz
Sevilla allein 352000 t) gefördert hat, ist über die Greologie seiner Eisenerz-
lagerstätten wenig genug wissenschaftlich Brauchbares bekannt geworden.
Die Gebiete der französischen Einflußsphäre in Nordafrika sind reich an
Eisenerzlagerstätten, besonders auch an solchen des kristallinen Schiefergebirges. 2)
Allgemeiner bekannt sind aber nur die Magnetit- und Eisenglanzlagerstätten in
den kristallinen Schiefem des Cap de Fer bei Bona in der algerischen Provinz
Constantine, einige Meilen von der tunisischen Grenze. Der Gruben-
distrikt ist unter dem Namen Mokta-el-Hadid bekannt.^ Das Erz findet sich
in unregelmäßig linsenförmigen Massen mit bis zu 40 m Mächtigkeit und 2 km
streichender Länge inmitten von Cipollin (silikatführendem Kalk) oder in dessen
Liegendem oder Hangendem zwischen ihm und Glimmerschiefem, in welche die
Cipolline selbst als linsenförmige Bänke eingelagert sind. Die kalkstein- und
erzführende Schiefermasse ruht auf Gneis mit Granat-Pyroxenitlinsen und wird
von Gneis überlagert.
Im Ausstrich sind die Erze reicher an Eisenglanz als in der Teufe, wo
sie ih Magnetit überzugehen scheinen. Sulfide, vor allem Pyrit, stellenweise
auch Kupferkies und Blende, kommen in schmalen Gängen im Nebengestein vor.
Fuchs und de Launay halten diese Lagerstätten für metasomatische
Verdi^gungen von Kalkstein und sehen auch in dem Pyroxen-Granatfels ein
ümwandelungsprodukt von kieselhaltigem Kalkstein. Parran(zit. von deLaunay)
erklärt den Silikatfels für ein metamorphes Eruptivgestein und bringt die Ent-
stehung der Eisenerze in Beziehungen zu letzterem.
Spateisenstein ist zu Mokta-el-Hadid noch nicht nachgewiesen worden.
Von den zwei großen Erzlagern ist das größere fast vollständig abgebaut,
ein etwas kleineres steht noch im Abbau. Trümmer der denudierten Lager-
stätten bedecken die Oberfläche und bilden einen nicht unwesentlichen Bestandteil
der gewonnenen Eisenerze.
Da die Lagerstätten nur 35 km vom Hafen von Bona entfernt und nicht
sehr hoch über dem Meer liegen und da sie ziemlich flach einfallen und deshalb
eine lange Zeit hindurch im Tagebau bearbeitet werden konnten, so haben sie
zu einem ergiebigen Bergbau Veranlassung gegeben, der im Jahre 1874 eine
Höchstproduktion mit 430000 t erreicht hatte. Seitdem war die Förderung
zurückgegangen, betrug aber im Jahre 1900 wieder 504000 t (1901 437000 t).
^) Weitere Nachweise neuerer Literatur Ober spanische Eisenerze siehe im Jahr-
buch f. Eisenhüttenwesen.
^ Über die französlBchen Eisen erzlagerstätten im aligemeinen siehe Carnot,
Mineraifi de fer de la France, de l'Algerie et de la Tunisie, analys^s au Bureau d'Essai
de l'Ecole des Mines de 1845—1889; Ann. d. Mines (8), XVIII, 1890, 5—163. —
Baum, Die Eisenerzlagerstätten Nordwestafrikas ; Stahl und Eisen, XXlll, 1903,
713—726.
8) Fuchs et de Launay, Gites min6raux, I, 721—728, Lit.
10*
148 Die schichtigen Lagerstätten.
Unweit von Mokta liegt ein anderes analoges Vorkommen hei Medja Rassnl.
Die dortige Erzlinse ist etwa 120 m lang nnd 29 m dick. Die gesamte Eisen-
erzfördernng Algiers betrug im Jahre 1900 602000 t (1901 514000 t).
Für das südliche Rußland haben die Eisenerzlagerstätten von Kriwoi Rog^)
eine große Bedeutung erlangt. Dieselben liegen südwestlich von Jekaterinoslaw
an der Einmündung des Saxagan in den Inguletz, den letzten größeren rechten
Nebenfluß des Dnjepr. Das Nebengestein der Eisenerze sind kristalline Schiefer,
welche als ein isoliertes Vorkommen in diesem Teile Rußlands, zu einer etwa
50 km langen und 6^/^ km breiten Zone zusammengedrückt, im großen ganzen
mehrere Mulden innerhalb einer aus Grranit und „Granitgneis^ bestehenden Masse
bilden. Die annähernd NS. streichende Mulde von Kriwoi Rog ist nach Osten
überkippt, so daß beide Flügel ein westliches, stellenweise bis 45^ betragendes
Einfallen besitzen.
„Die jüngeren kristallinen Schiefer überlagern konkordant die Gneise und
bilden mit ihnen ein System geneigter synklinaler Falten, welche meist von-
einander durch die abradierten Gneisantiklinalen getrennt sind. Die Falten
haben im ganzen meridionale oder etwas nordöstliche Richtung Das
ganze System der jüngeren kristallinischen Schiefer kann man in zwei Abtei-
lungen trennen. Die untere Abteilung, welche unmittelbar die Gneise überlagert,
besteht aus arkoseartigen Gesteinen, denen stellenweise Quarzglimmerschiefer und
Quarzite ohne scharfe Trennung vom Hauptgestein untergeordnet sind^; sie
können als klastische Gesteine aufgefaßt und unmittelbar auf die Aufbereitung
des liegenden Gesteines zurückgeführt werden. „Die obere Stufe besteht aus
Eisenquarzitschiefern, denen verschiedene Tonschiefer, Aktinolithchloritschiefer,
Quarzchloritschiefer, Talkschiefer, Turmalinschiefer und Eisenerze untergeordnet
sind** (Piatnitzky).
Die Eisenquarzitschiefer sind nicht klastische Gesteine, sondern chemische
Präzipitate; die übrigen Schiefer der jüngeren Gruppe gehen ineinander über,
und besonders die Tonschiefer führen kohlige Beimengungen neben Pyrit.
Eisenerzlager treten sowohl in den liegenden als auch in den hangenden
Schiefem der jüngeren Gruppe auf, ganz besonders aber sind sie an die Eisen-
quarzite gebunden. Diese letzteren bestehen aus Quarz und Magneteisen sowie
Eisenglanz (z. T. Martit) in sehr wechselndem Verhältnis; die Eisenquarzit-
^) Strippelmann, Südnißlands Magneteisenstein- und Eisenglanzlagerstatten in
den Gouvernements Jekaterinoslaw und Cherson; Gutachten, 1873, 29 — 47. — Eont-
kiewitz, Geologische Beschreibung der Umgegend von Kriwoi Rog; Veröffentl. der
Kais. Mineral. Geeellsch., 1880. — Fuchs et de Launay, Gites min^raux, I, 738—742.
— Trasenster, L'industrie charbonniere et sid^rurgique de la Russie m6ridionale;
Revue ünivers. des Mines, XXXIV, 1896, 172-194. — Monkowsky, Zur Geologie
von Kriwoi Rog; Ztschr. f. prakt. Geologie, 1897, 374—378. — Macco, Übersicht der
geologischen Verhältnisse von Kriwoi Rog in Südrußland, unter besonderer Berücksich-
tigung der Eisenerzlager; Ztschr. f. prakt. Geol., 1898, 139—149. — Piatnitzky, Über
einige kristallinische Schiefer der Umgegend yon Kriwoi Rog in Südrußland; Mitt.
Naturw. Ver. f. Neu?orpomm. u. Rügen, XXVIII, (1896), 1897, 111—148. — Corde-
weener, Contribution ä T^tude de la crise industrielle du Donetz; Geologie de Krivoi-
Rog et de Kertsch, 1902, Lit.
Magnetit- und Eisenglanz- (Eoteisenstein-) Lager.
149
schiefer zeigen deshalb eine äußerst feine Bänderang und sehr verschiedene
Färbungen. Nach Piatnitzky umschließt der Quarz Erzkömchen und liegt
selbst in einem Zement von Eisenerz, das häufig gnnz und gar die Überhand
gewinnt. Als Erz werden nach Trasenster überhaupt nur solche Quarzite
betrachtet, welche mindestens 50 ^/o Eisen enthalten. Derber, ungeschichteter
Magnetit wird nirgends beobachtet, wohl aber besteht nördlich von Kriwoi Rog
das Erz fast nur aus einem Aggregat von oktaedrischen Martitkristallen.
Der Eisengehalt der Quarzite bleibt sich übrigens in ein und derselben Schicht
nicht gleich, vielmehr sind es im großen linsenförmige Zonen größeren
Erzreichtums, welche verarmen und an deren Stelle taubes Gestein tritt. Man
kennt mehrere übereinanderliegende, nach der Teufe und im Streichen gewisser-
maßen sich auskeilende Linsen im Eisenquarzit. Nachstehend seien die Dimensionen
und Eisengehalte der hauptsächlichsten Linsen nach Trasenster mitgeteilt:
Grubenfeld
Eisengehalt
Im Streichen Mächtigkeit
Kriwoi Rog 1. . .
. 61 62 o/o
400 m Mittel
: 30 m.
n . 2. . .
. bis 67 „
250 „ Maximum
: 80 „
T? n 3. . .
Mittel :
^ Maximum;
20 „
: 60 ,
r « 4. . .
3000 „ 4 6m
Galkowska . . .
r das Lager bildet drei
^ \ mächtige Linsen.
Schmakoff. . . .
300 „ Maximum: 50 m.
Eolaschefski . . .
250 „ ? Maximum
: 160 „
Die speziellen tekonischen Verhältnisse innerhalb des Eisenquarzites scheinen
noch nicht hinlänglich aufgeklärt zu sein. Der Annahme Trasensters, daß
die Eisenerzlinsen zwei verschiedenen Horizonten angehören, von denen der obere
die meisten Eisenerzmassen enthalte, steht die Ansicht anderer gegenüber, daß
es sich nur um Wiederholung ein und derselben Schicht infolge Faltungen
innerhalb der Mulde handle.
Die Erze werden im Tagebau gefördert, der stellenweise Massen von Ab-
raum mit einer Mächtigkeit bis zu 25 m zu bewältigen hat. Die größte im
Tagebau zu gewinnende Erzmasse, nämlich 2300000 t, sollen nach Schima-
nowskys Schätzung (zitiert von Trasenster) die oben als 1 und 2 be-
zeichneten Linsen von Kriwoi Rog versprechen.
Nach einer anderen Schätzung Schimanowskys (zitiert von Macco) be-
rechnet sich der Erzvorrat im Bezirk von Kriwoi Rog überhaupt auf 20 Mill.
Tonnen. Die meisten Linsen sollen schon nach 12 Jahren (nach 1898) erschöpft
sein und nur diejenigen von Galkowska, Schmakoff und Rostkovska einen längeren
Betrieb, nämlich von etwa 36 Jahren gewährleisten. Cordeweener gibt neuerdings
freilich eine abbaufähige Erzmenge von etwa 73 Mill. Tonnen an, von denen sich
über 15 Mill. im Tagebau gewinnen lassen sollen.
Das geologische Alter der Erzlagerstätten ist ungewiß.
Die Gesamtförderung betrug im Jahre 1900 im Distrikt von Kriwoi Rog
ungefähr 2,8 Mill. Tonnen.
150 I^ie schichtigen Lagerstätten.
Der Phosphorgehalt der Erze ist gering; er bleibt unter 0,1^/© und ist
gewöhnlich sehr viel kleiner.
Die Eisenerze von Kriwoi Rog sind seit 1731 bekannt, werden aber erst
seit 1881 intensiver abgebaut.
Kolossale Massen von Rot- und Magneteisenstein kommen in Indien^) in
den metamorphen Schichten der Distrikte von Chanda und Salem vor. Magnet-
eisenerz soll stellenweise 15 — 30 m mächtige Lager bilden. Die haupt<säch-
lichsten Lagerstätten befinden sich bei Lohara (Eisenglanz) und bei Pipulgaon
(Magneteisenerz.)
Die Magneteisenlagerstätten in den kristallinen Schiefem
der nordamerikanischen Oststaaten.
Nach Smock^) kommen im Staat New York in folgenden Distrikten
Eisenerze vor:
1. In den Hudson-Hochländern: Magneteisensteine.
2. In der Lake Champlain- und Adirondack-Region: Magnet-
eisensteine.
3. In den Counties St. Lawrence und Jefferson: Roteisensteine.
4. In den Counties Clinton und Wayne: oolithische Roteisensteine (Clinton-
Erze).
5. In den Counties Dutchess und Columbia: Limonite.
6. Am Hudson River: Spateisensteine.
7. Zu Staten Island: Limonite.
Zunächst sollen nur die unter 1 — 2 genannten Grebiete hier besprochen
werden.
Im Hudson -Hochland.^) zwischen New Jersey im SW. und Connecticut
im 0. arbeiteten zwischen 1880 und 1890 26 Gruben; von diesen ist bereits
wieder eine größere Zahl aufgelassen worden, so daß um 1889 nur noch die
Sterling Iron and Railway- Company, die Forest of Dean-, die Mahopac- und die
Tilly Foster-Gesellschaft mit acht Gruben in Tätigkeit waren.
Die Tilly Foster Mine im Putnam County ist von Ruttmann^) eingehend
beschrieben worden. Der Erzkörper besteht aus bald grob-, bald feinkristallinem
Magnetit, ist nur wenig verunreinigt mit Pyrit und Magnetkies und führt an
sonstigen Gemengteilen vor allem Chondrodit und Serpentin, femer Calcit, Brucit,
Dolomit, Enstatit, Epidot, Fluorit, Magnesit, Markasit, Molybdänit, Muscovit,
Chlorit, Talk und grünen Granat. Er liegt konkordant zwischen Gneis, der im
Liegenden und Hangenden gleich beschaffen ist, und wird von diesem durch eine
lettige Masse getrennt, welche auch dort noch zwischen dem Liegenden und
^) von Schwarz, Über die Eisen- und Stahlindustrie Ostindiens; Stahl und
Eisen, XXI, 1901, 337-339.
2) A review of the iron-mining industry of New York for the past decade;
Transact. Am. Inst. Min. Eng., XVII, 1889, 745—750.
8) Wendt, The iron-mines of Putnam County, N. Y.; ebenda XIII, 1885, 478—488.
*) Notes on the geology of the Tilly Foster ore body ; ebenda XV, 1887, 79—90.
— Zahlreiche Literaturangaben über die Eisen erzlagerstätten der nordöstlichen Vereinigten
Staaten gibt Kemp, Ore deposits, 160—167.
Magnetit- uod Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager.
151
Hangenden zu verfolgen ist, wo der Erzkörper sich bereits ausgekeilt hat. Das
Lager ist im großen ganzen eine Linse; sie streicht N. 40^ 0., fällt unter 60
Fig. 49. Profile durch das Magnetitlager der Tllly Foster Grabe im Abstand von je 7,5 m.
Man erkennt die Wirkung einer das Lager durchsetzenden Verwerfung. (Ruttmann, 1887.)
bis 70<> SO., hat eine voraussichtliche Teufenerstreckung von etwa 200 m und
eine streichende Ausdehnung von etwa 120 m bei einer normalen Mächtigkeit
von etwa 30 m in den mittleren Teufen. Die Mächtigkeit der Erzmasse wird lokal
152 I^iö schichtigen Lagerstätten.
allerdings durch eine Verwerfung erhöht, längs deren ein erheblicher Teil der
Linse um ungefähr 30 m abgesunken ist, wie das die Profile (Fig. 49) zeigen.
Die ursprüngliche Linsenform der Lagerstätte wird dadurch zu einer zwei-
lappigen.
Der Durchschnittsgehalt des Eisenerzes von der Tilly Foster Mine beträgt
50,64 o/o Eisen, bei 0,01 9 o/o Phosphor, 0,05 o/o Schwefel, und etwa 0,1 «/^ Mangan.
Ähnlich der Tilly Foster Mine ist die Mahopac Mine. Die früher ab-
gebaute Lagerstätte der Cr o ton Mine ist ein langgestrecktes Magnetitlager in
magnetithaltigem Gneis, auf etwa 850 m im Streichen aufgeschlossen und nur
3 — 4,5 m mächtig. Diese Eisenerzlagerstätten sind seit dem XVIII. Jahr-
hundert bekannt, haben aber erst in den letzten Jahrzehnten einen intensiven
Abbau erfahren.
Den wenigen hier genannten Magnetitlagerstätten entsprechen zahlreiche
andere Magnetitlinsen in dem Gneis des westlichen Hudson-Hochlandes^) (z. B. die
Forest of Dean Mine mit einer streichenden Länge von 240 m und 18 m
größter Mächtigkeit), von New Jersey und von Pennsylvanien ; sie finden sich
weiterhin in Nord- Carolina — so eine etwa 500 m lange und 60 — 240 m breite,
von Pyroxen und Epidot durchwachsene Masse zu Cranberry — und in Virginia. *)
Ungefähr 10 km nordwestlich von Port Henry am Champlain-See'^) im
Staate New York liegen die Magneteisengruben von Mineville und Barton HilL
Doch sind diese nur die hauptsächlichsten einer Gruppe von Vorkommnissen
in jener Gegend des Adirondack-Gebirges. Die Magneteisenerzlager ruhen
konkordant zwischen Schichten der Gneisformation. Die letztere ist in der
Gegend von Mineville durch Gesteine verschiedener Basizität vertreten; teils
handelt es sich um Glieder, welche fast nur aus ziemlich grobkörnigen Gemischen
von Quarz mit verschiedenen Feldspäten bestehen, oder es sind Homblende-
Pyroxen-Gneise oder Gabbros, welche manchmal in Hornblende-Gneise umgewandelt
sind und durch den Gebirgsdruck eine Schieferung erfahren haben („Gabbro-
gneise"). Die sauren, mikroperthitführenden Gneise (Granulite?) sind überdies
begleitet von Kalksteinen und Ophicalcit (von Serpentin durchwachsener Marmor).
Die Entstehung all dieser Gesteine ist zweifelhaft; die gabbroähnlichen Glieder
betrachtet Kemp als spätere Intrusionen von Gabbros und Anorthositen (d. s.
Gabbroide, in welchen die dunklen Gemengteile mehr oder weniger zurtlcktreten).
Das Erz besteht aus Magneteisen, das nur selten kristallisiert, gewöhnlich derb
auftritt und mitunter ziemlich stark mit Apatit durchmengt ist („red ore").
Außer dünneren Lagern bildet es bei Mineville hauptsächlich zwei konkordant in
die Schichten eingelagerte und gebogene Erzmassen ; im ganzen haben diese eine
unregelmäßig scheibenförmige oder schotenförmige Gestalt mit mehrfachen An-
') Hof er, Die Kohlen- und Eisen erzlagerst&tten Nordamerikas. Wien 1878,
185—190.
*) Nitze, Notes on some of the maguetites of Southwestern Virginia and tlie
contiguous territory of North Carolina; Transact. Am. Inst. Min. Eng., XX, 1892, 174 — 188.
— Smock, A review of the iron-mining industry in New Jersey; ebenda 215—227.
') Birkinbine, Crystalline magnetite in the Port Henry, New York, Mines;
Transact. Am. Inst. Min. Eng., XVIII, 1890, 747—762. — Kemp, The geology of the
magnetites near Port Henry, N. Y., and especially those of Mineville; ebenda XXVII,
1897, 146—203, Lit. — Smock. 1. c. 1889.
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 153
Schwellungen. Die Dimensionen des einen sind bekannt bis zu 1200, bezw. 300
und 140 Fuß im Streichen, Fallen und in der Mächtigkeit; das andere dürfte
1800 Fuß lang sein und erreicht infolge einer Umbiegung und Doppelung eine
Dicke bis zu 300 Fuß. Das erstere Lager erscheint übrigens wegen einer
Verwerfung zweimal mit ziemlich gleichen Dimensionen, so daß man es praktisch
mit drei gewaltigen Erzkörpern zu tun hat. Das Erz enthält durchschnittlich
61 — 63 ^/q Eisen, in dem einen auch l^/o Phosphor und in beiden etwas Titan.
Am Barton Hill zeigt sich folgende Lagerung: Gabbro und Gabbrogneis
bilden das Liegende des Erzes; dieses wird überlagert von einer dünnen Masse
des granulitartigen „Orchardgneises", und hierauf folgt der hornblende-, augit-
und hypersthenführende „Bartongneis". Wichtig dürfte sein, daß sich in un-
mittelbarer Begleitung der Erze pegmatitische Gesteine finden, welche aus Horn-
blende, Plagioklas, Quarz und reichlichem Magnetit bestehen. Dieselben führen
ferner Biotit, Arsenkies, Wemerit und Zirkon. Bemerkenswert ist femer das
Auftreten von Flußspat, Orthit, Lanthanit, Molybdänglanz und Magnetkies in der
Nähe der Erzlinsen.
Die Entstehungsweise dieser Lagerstätten ist noch nicht aufgeklärt und
ebenso zweifelhaft wie diejenige der sie umgebenden Gesteine. Newberry
hat sie für schichtig gehalten und geglaubt, es seien metamorphosierte Braun-
oder Toneisensteine sedimentärer Entstehung. Andere hielten sie für Aus-
laugungen des Nebengesteines, welche sich auf den Schichtflächen der Gneis-
formation konzentriert hätten; wieder andere glaubten, man habe es mit einer
Metasomatose von Kalkstein zu tun; doch bemerkt Eemp mit Recht, daß man
dann doch wenigstens Spuren der früheren Anwesenheit von Kalk, etwa Kalk-
spat oder Kalkeisensilikate, müsse nachweisen können. Kalkspat findet sich nur
als Seltenheit auf jüngeren Klüften. Auch für umgewandelte Eisenstein-Apatit-
seifen hat man sie erklärt.
Da Kemp den sauren, nicht gabbroartigen Gneisen (Granuliten?) einen
eruptiven Ursprung nicht zuzuerkennen wagt, so erklärt er vorläufig die Bildung
der mehrfach in denselben sich wiederholenden Erzlager im Zusammenhang mit
der Intrusion der Gabbros, denen er eine zweifellos eruptive Entstehung zu-
schreibt; bei der Abkühlung und Kristallisation der letzteren hätten Eisen-
lösungen, vielleicht gleichzeitig mit Dämpfen, ihren Weg auf den Kontaktflächen
gefunden, das Nebengestein verdrängt und an seine Stelle die oxydischen Eisen-
erzkörper gesetzt. Der Vorgang sei also ein „hydatopneumatolytischer" gewesen.
Die grobkörnigen „pegmati tischen" Aggregate, die Quarzmagnetit- und Flußspat-
magnetitgemenge in der Nähe der Erzkörper wären auf solche Weise entstanden.
Kemp erinnert an die mineralogischen Beziehungen zwischen den Mineville-
Lagerstätten und den Apatitg^ngen Norwegens.
Der Bergbau in den Adirondack Mountains reicht mindestens zurück bis
in das Jahr 1804. Die seitdem bis 1889 geförderte Erzmenge wird von B irkin -
bine auf etwa 16 Mill. Tonnen geschätzt; die Gruben von Port Henry haben
vieles zum materiellen Aufschwung der Vereinigten Staaten beigetragen.
Auch an anderen entlegeneren Stellen der Adirondacks sind solche Magnetit-
lagerstätten gefunden und ihre Entstehung in ähnlicher Weise erklärt worden. ^)
Außer denen von Port Henry liegen in der Gegend des Champlain-Sees noch die
weniger wichtigen Gruben von Chateaugay und Crown Point und einige kleinere.
Im Jahre 1901 hat New Jersey 410000, New York 430000 t Eisenerz
produziert.
1) Kemp, 1. c. 195.
154 Die schichtigen Lagerstätten.
Die Geologie der Magnetitlagerstätten im Gneis der Provinz Ontario hat
Pope^) skizziert und an einigen Beispielen erörtert. Solche Vorkommnisse finden
sich in den Counties Renfrew, Lanark, Leeds, Frontenac, Hastings, Victoria und
Peterboro des östlichen Ontario.
Pope unterscheidet zwei Typen von Magneteisenlagem :
1. Magnetit in Linsen oder als Imprägnation von Schiefern und Gneis.
In den meisten Fällen fehlt Kalkstein entweder ganz oder er tritt in einiger
Entfernung von dem Erzlager auf.
2. Die Erzmassen kommen im Eontakt mit kristallinen Schiefern und
Gneisen einerseits und mit kristallinem Kalkstein anderseits vor oder sind in
den Kalkstein eingebettet. Sie enthalten stellenweise etwas Pyrit.
Im Fall 1 sind die Magnetitlinsen gern mit dunklen Silikaten, wie Hornblende,
Pyroxen und Granat, verunreinigt, welche untergeordnet auch dünne Bänder
bildend im Gneis auftreten oder den Erzkörper von dem gewöhnlichen Gneis
trennen können (Skam?). In der Eobertsville Mine umschließt Hornblende-
Augitgneis unregelmäßige Massen von Magnetit in inniger Verbindung. Pope
möchte den Hornblendegneis für einen metamorphosierten Diabas oder Diorit halten.
Im Fall 2 sind vielfach gepreßte und linsenförmig ausgequetschte hoch-
kristalline Kalksteine mit Einschlüssen von allerlei Silikaten die Begleiter der
Erze. Diese letzteren sind gleichfalls in Linsen auseinandergerissen. Als be-
gleitende kristalline Schiefer werden Hornblendegneise und Pyroxengesteine
genannt, denen eruptive Entstehung zugeschrieben wird. Die Magnetitlager
können sich vielfach in dem Kalkstein wiederholen, sind manchmal voneinander
durch Serpentin getrennt und enthalten mehr oder weniger reichlich Hornblende
und Augit in inniger Beimengung. In der Howland Mine ist der Feldspat des
Hornblendegneises in Skapolith umgewandelt; das Gestein ist reich an Titanit,
der Kalkstein enthält Graphit und Phlogopit. Die Ähnlichkeit dieser Lager-
stätten mit skandinavischen Typen ist augenfällig, die Möglichkeit, daß es sich
auch hier vielleicht um Kontaktlagerstätten handelt, keineswegs ausgeschlossen.
Die Eisenerzlagerstatten in der algonkischen Formation am Lake Superior.
Literatur.
Von der sehr reichhaltigen Literatur seien nur die nachstehenden, z. T. leichter
zugänglichen Abhandlungen angeführt.
Die erste ausführlichere Beschreibung in deutscher Sprache gab Herrn. Credner,
Die vorsiluriscben Gebilde der „Oberen Halbinsel von Michigan" in Nordamerika;
Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., XXI, 1869, 516—554.
van Hise and Bayley, The Marquette iron-bearing district of Michigan;
Monographs of the U. S. Geol. Survey, XXVHI, 1897. Mit einem Anhang von Smyth,
On the Eepublic Trough. Mit Atlas. Lit. — Femer dass. von denselben Verfassern als
vorläufiger Bericht im XV. Ann. Report of the Director of the U. S. Geol. Surv., 1893
bis 1894, 485—647. Mit Karte und Profilen.
van Hise, The iron-ores of the Marquette District of Michigan; Am. Joum. of
Science (3), XLIH, 1892, 116—132.
') Investigation of magnetic iron-ores from Eastem Ontario; Transact. Am. Inst.
Min. Eng., XXIX, 1899, 372-405. — Ledyard, Some Ontario magnetites; ebenda
XIX, 1890, 28—37, Lit.
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 155
Jopling, The Marquette Hange, its discovery, development and resources;
Transact. Am. Inst. Min. Eng., XXVII, 1898, 541—555.
Wadsworth, Notes on the geologj of the iron and copper districts of Lake
Superior; Bull. Mus. Comp. Zool., VII, 1880, 1—157; Ref. N. Jahrb., 1881, I, 377.
Qoetz, Analyses of Lake Superior iron-ores; Transact. Am. Inst. Min. Eng.,
XIX, 1891, 59—61.
Irving and van Eise, The Penokee iron-bearing series of Michigan and
Wisconsin; X. Ann. Rep., 1888—1889, 347—458.
Eine zusammenfassende Darstellung gibt Eemp, Ore deposits, 1900, 125—154.
Darin zahlreiche Literaturangaben.
N. H. Winchell and H. V. Winchell, Iron eres of Minnesota. Mit geol. Karte
und 44 Tafeln. Minneapolis 1891.
Smyth and Finlay, The geological structure of the westem part of the
Vermilion Range; Transact. Am. Inst. Min. Eng., XXV, 1895, 595 — 545.
yan Hise, The iron-ore deposits of the Lake Superior Region; XXI. Ann.
Rep. ü. S. Geol. Surv., 1899—1900, part. III, 305—434.
Leith, The Mesabi iron-bearing district of Minnesota; Monogr. of the U. S.
Geol. Surv., Vol. XLIII, 1903, Lit.
Clements, The Vermilion iron-bearing district of Minnesota; ebenda XL V, 1903,
Lit. Mit Atlas. Konnte erst im Nachtrag berücksichtigt werden.
Reyer, Geologie der amerikanischen Eisenlagerstätten; Osterr. Ztschr. f. Berg-
u. Hüttenw., XXXV, 1887, 120—123, 131—133.
Ders., Die Eisenindustrie der Vereinigten Staaten; Stahl und Eisen, VII,
Wien 1878, 219—238.
Höfer, im Bericht über die Weltausstellung in Philadelphia 1876, XXIII. Heft.
1887, 1-27.
Zu den gewaltigsten Eisenerzlagerstätten der Erde gehören diejenigen am
Oberen See oder genauer gesagt, auf der Michigan-Halbinsel, die sich zwischen
den letzteren und den Michigan-See gegen den Huron-See zu einschiebt, und
diejenigen am westlichen Ende des Oberen Sees in der Gegend von Duluth. Die
Lagerstätten liegen in den Staaten Michigan, Wisconsin und Minnesota und
werden in folgenden sechs Distrikten abgebaut: Marquette (Negaunee, Ishpeming
und Michigamme), Crystal Falls, Menominee, Penokee-Gogebic, Ver-
milion und Mesabi Range. Die ganze GW. streichende Zone ist etwa 800 km
lang (Fig. 50).
Die Eisenerze wurden zuerst in der Gegend von Marquette entdeckt und
in Abbau genommen; über ihre geologische Natur war man lange im Zweifel,
und erst neuerdings ist dieselbe scheinbar endgültig durch die Bemühungen der
amerikanischen Geologen in den Hauptsachen aufgeklärt worden. Es wird jetzt
angenommen, daß der Eisengehalt jener Lagerstätten zwar ein ursprünglich
sedimentärer sei, jedoch solche ümlagerungen erfahren habe, daß man die tat-
sächlich abgebauten Eisenerze als metasomatische zu betrachten hat.
Die Lagerstätten werden von Kemp^) folgendermaßen charakterisiert:
„Massen von oxydischen Eisenerzen mit Jaspis und Kieselschiefer, entstanden
infolge Verdrängung von sideritführenden Kiesel schiefern durch Eisenoxyd in
Mulden, die durch verhältnismäßig undurchlässige Gesteine gebildet sind.^
1) Ore deposits, 1900, 125.
156
Die schichtigen Lagerstätten.
Das Nebengestein dieser Eisenerzlagerstätten gehört der huronischen
Formation an, welche nach der jüngsten Bezeichnungsweise eine untere Stufe
des Algonkiums ist. Das ganze mächtige Algonkium liegt auf einem Grund-
gebirge von Granit, „Gneisgranit'*, Syenit und Grünschiefern, ist mehr oder
Fig. 50. Übersichtskarte der Elsenerzdistrikte am Oberen See. (Leith, 1903.)
weniger steil aufgerichtet und bildet im Marquette-Distrikt sowie in dem südlich
davon gelegenen „Eepublic-Trough** Mulden mit sehr steil einfallenden Flügeln,
während die Lagerung in der Mesabi-Eange stellenweise sogar eine recht flache
ist. Nachstehend folge eine Übersicht über das Algonkium in den vier Bezirken.
Zu Marquette hat man folgende Gesteinsreihe festgestellt:
Untere Marquette-Stufe:
Quarzit (Konglomerat) 33 — 200 m.
Dolomit 130-415 „
Schiefer 165—300 „
Quarzit (Konglomerat) 210—270 „
Schiefer 60—190 „
Die eisenerzführende Negaunee-Formation . 300 — 450 „
Obere Marquette-Stufe:
Quarzit (Konglomerat) 465 ,,
Amphibol-Magnetitschiefer 160 „
Tonschiefer und Grauwacken 1
Glimmerschiefer /
Decken von Eruptivgesteinen.
Wichtig ist in derselben vor allem der Komplex der Negaunee-Formation
als das eigentliche eisenerzführende Gebirge. Letzteres besteht zunächst aus den
300—600
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 157
^sideritic slates^, d. s. Sideritkiesel schiefer, deren Siderit meistens eine
Umwandlung in Roteisen erfahren hat; eine Analyse ergab Steiger:
SiOa 42,37
Fe^Og 1,09
FeO 31,41
CaO 0,50
MgO 2,48
CO« 21,80
99,65
Als Aktinolith-Magnetitschiefer werden wechselnde Gemenge von
stark eisenhaltigem Aktinolith (Grttnerit), Magneteisen und Quarz bezeichnet,
welche Übergänge in die Sideritkiesel schiefer und in die Kieselschiefer zeigen.
Durch Umwandlung des Siderits in Hämatit entstanden die Eisen schiefer
(ferruginons slates) und die Eisenkiesel schiefer, welche einen bandartigen
Wechsel von schwarzem Magneteisen oder häufiger von Roteisen und rotem
Eieselschiefer zeigen und häufig durch den Gebirgsdruck bis ins feinste geföltelt
oder brecciös zertrümmert sind. Diese Eisenkieselschiefer finden sich besonders
häufig in den mittleren und unteren Teilen der Negaunee-Formation und besonders
gern über Diabaseinlagerungen oder im Kontakt mit diesen.
Die prachtvollen Jaspisschiefer (jaspilites) unterscheiden sich von den
vorigen durch den höheren Eisenoxydgehalt der kieseligen Lagen, wodurch diese
zu rotem Jaspis werden, und durch die größere Kristallinität des Roteisenerzes,
das in den Jaspiliten Eisenglanzbänder bildet. Diese Gesteine nehmen die höheren
Teile der Eisenerzformation ein.
Von besonderer Bedeutung fiir die sekundäre Umlagerung des Erzes sind,
wie sich weiter unten zeigen wird, Decken, Stöcke und Gänge von Diabasen
(Dioriten). Dieselben sind teilweise oder häufig auch ganz zu fettig-tonigen
Massen, zu sog. soapstones (Seifensteinen), umgewandelt.
Nach H. L. Smyth^) ist die entsprechende Schichtenfolge bei Menominee
die nachstehende:
Unten: Quarzit (Konglomerat z. T.) 210—300 m.
Kristalliner Kalkstein mindestens 210 — 300 ,.
Rote, schwarze und grüne Jaspise, Schiefer usw.
(Haupteisenhorizont) 60 — 90
Jaspis.
Eisenerz kommt im Quarzit nahe der Grenze des hangenden Kalksteins,
hauptsächlich aber in dem Jaspis- und Schieferhorizont und endlich mehr unter-
geordnet in dem oberen Jaspisen vor.
Im Penokee-Gogebic-Distrikt, 130 — 160 km westlich von Marquette
wird das archäische Grundgebirge tiberlagert von
kieseligem Dolomit bis 90 m,
Quarzitschiefer „ 150 „
dem Eisenerzhorizont 240 — 300 „
Schiefer, Grauwacken und Quarzit bis 3850 ,, .
M Am. Jouru. of Science, 1894, 216; zitiert von Kemp.
158 Die schichtigen Lagerstätten.
Darüher liegen die Konglomerate, Sandsteine, Diahase und Melaphyre der
knpferflihrenden Keweenaw-Formation.
Während hier die Sedimente im Hangenden and Liegenden des Eisenerz-
horizontes deutlich klastisch sind, können die eisenführenden Gesteine nach
Irving und van Hise nur als chemische Präzipitate oder als organogene
Sedimente aufgefaßt werden. Dieselben gehören drei Gesteinstypen an, welche
viel Ähnlichkeit mit den Eisenschichten von Marquette besitzen; es sind das
1. die Sideritkieselschiefer. Diese bestehen aus Siderit, der mitunter
vorwaltet, meistens aber mit Chalcedon gemengt, daneben auch von allerlei
Nebenbestandteilen wie Hämatit, Brauneisen, Magnetit, Pyrit und grünlichen
Silikaten (Viridit usw.) begleitet ist;
2. die eisenführenden Kieselschiefer. Sie bestehen im allgemeinen
aus feinkristalliner Kieselsäure mit Beimengungen von Hämatit, Limonit, seltener
von Magneteisenerz oder Siderit und sind rot, braun, grau oder weißlich;
3. Aktinolith-Magnetitschiefer.
Im Penokee-Gogebic-Distrikt finden sich die abbauwürdigen Eisenerze im
unteren Teil der eisenführenden Schichten und nahe den liegenden Quarzit-
schiefern oder auf ihnen. Während im Menominee-Gebiet eruptive Gesteine
keine Kolle spielen, sind sie hier für das Auftreten der verlagerten Eisenerze
ebenso wie im Marquette-Distrikt von Bedeutung.
Dasselbe gilt für die Yermilion-Lagerstätten nördlich Duluth, wo in-
dessen die geologischen Verhältnisse infolge Gebirgsdruck und Druckmetamorphose
sehr viel schwerer deutbar sind als südlich des Oberen Sees. Vielleicht sind
auch hier Eisenkieselschiefer die ursprünglichen Träger des Eisengehaltes gewesen.
Dieses Gebiet und die Mesabi Range sind von den vorigen Eisenerzdistrikten
durch die gewaltige Mulde der hangenden, in ihren unteren Schichten kupfer-
erzführenden Keweenaw-Schichten getrennt.
Eine längere Abhandlung von Leith beschäftigt sich neuerdings mit den
Eisenerzlagerstätten der Hesabi Range, welche eine großartige Entwicklung
versprechen. Auch dort kennt man an der Basis des Huron die aus verschiedenen,
meist basischen Eruptivgesteinen, Hornblende-, Glimmer- und Chloritschiefern
bestehenden archäischen Gesteine, darüber das etwa 900 — 1500 m mächtige untere
Huron mit „Grauwacken" (d. s. Sedimentgneise), Konglomeraten, Granit und
Quarzporphyren.
Das obere Huron gliedert sich in drei Stufen, welche mit Lokalnamen
benannt worden sind:
1 . Unten : an der Basis stellenweise Konglomerate, darüber Quarzite, 60 — 150 m.
2. Eisenhaltige, amphibol-, kalkspat- und siderithaltige Kieselschiefer und
Jaspise, Tonschiefer, Greenalitschiefer, durchschnittlich 300 m.
3. Tonschiefer, einige tausend Meter (bis 4000 m?) dick.
Von den Gesteinen der Zone 2 (der „Biwabik-Formation") verdient der
Greenalitschiefer besondere Beschreibung. Als Greenalit bezeichnet Leith ge-
rundete, bald langgestreckte, bald mehr kugelige oder ellipsoidische, im frischen
Zustand grün geübte Körperchen mit durchschnittlichen Dimensionen von 0,25
bis 0,5 mm. Ihre chemische Zusammensetzung entspricht wahrscheinlich der Formel
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 159
(Fe, IIg)SiOg. nHgO. Sie haben weder radiale nocli konzentrische Struktur
and liegen eingebettet in einer (rrundmasae von Quarz, Ämphibol (GrUnerit usw.),
Siderit oder Kalkspat oder in einem Gemenge dieser Mineralien. Nach dem ge-
nannten Beobachter sollen die Kiesel schiefer mit ihren verschiedenen mehr oder
weniger eisenhaltigen Varietäten nnd wechselnden Farben hervorgegangen sein aus
Greenalitschiefem, in denen der Greenalit dnrch Qaarz, Uagnetit, Hämatit, Braun-
eisen, Siderit, Calcit, tirünerit nnd andere Hornblenden, durch Epidot und Zoisit ver-
drängt worden wäre. Auf andere nachträgliche Vorgilnge wird die Entstehung
gewisser, sehr an Oolithe erinnernder, zumeist aus Eisenerz und Quarz bestehender
, sekundärer Konkretionen" in den Kiesel schiefern zurückgeführt, ^j Die chemische
Zusammensetzung und deshalb auch der Eisengehalt dieser Jaspise schwanken
naturgemäß sehr; der letztere ist aber kaum je so groß, daß das Gestein an
sich abbauwürdig wäre.
Wie schon angedeutet, sind allgemein nicht die eisenhaltigen Kieselgesteine
der Gegenstand des Abbaues, sondern oxydische Erze, welche nach Auffassung
der amerikanischen Geologen durch Verdi^ngung dieser ersteren unter Wegfnhr
von Kieselsäure entstanden sind. Charakteristisch fUr diese Art von Eisenerz-
lagerstätten sind die Vorkommnisse von Marquette.
Nach van Hise hat man dort vier Arten des Auftretens bauwürdiger
Lagerstätten, welche in Fig. 51 schematisch skizziert sind:
1. Erzkörper im Kontakt des hangenden Quarzit-Konglomerates mit der
eisenerzfDhrenden Negauneeformation ; das Erz besteht aus Eisenglanz oder
Magnetit. Solche Erzmassen finden sich dort, wo die Kontaktebene durch Faltung
maldenf^rmig gebogen ist, oder, wo ein Gesteinsgang (zersetzter Diabas, soapstene)
die Schichten durchbricht, in der Rinne zwischen Kontaktfläche und Gang; in
einiger Entfernung von dem soapstone verliert sich dann das Erz.
Unterhalb der Eontaktfläche des Quarzit-Konglomerates mit dem Jaspis
treten hänfig Erzsäulen (Chimneys) auf. Ein genaueres Studium läßt erkennen,
dal) in solchen Fällen eine Verdrängung des Kies elge Steines durch Eisenlösungen
auf Rissen vor sich gegangen ist.
2. Erzkörper im Hangenden von soapstene, der nach nnten zu in unver-
änderten Diabas („Diorit^) Obergeht, besonders häufig dann, wenn die Kontakt-
') Es sei verwiesen auf die Mikrophotographien in Leiths Abh&ndlung. Die
zuletst erwähnten konzentrJBch gebauten „Konkretionen" bat auch van Hise imPenokee-
Gogebic-Distrikt gcfiindeD.
160 Die schichtigen Lagerstätten.
fläche zwischen dem Sediment ond dem Eraptivgestein trogfönnig gestaltet ist.
Oxydische und hydratische Erze finden sich so.
3. Erzkörper neben soapstone-Gängen, welche die Eisenerzformation darch-
brechen; zumeist hydratische Erze.
4. Seltener und von untergeordneter Ausdehnung sind Erzkörper innerhalb
der Jaspis- oder Kieselschieferschichten.
Förderlich für das Zustandekommen solcher sekundärer Erzanreicheruugen
war das Vorhandensein eines für die Eisenlösnngen undurchlässigen Liegenden,
ferner starke Faltungen und Brüche. Übrigens finden sich Eisenerzansammlungen
auch ganz im Liegenden der Negaunee- Formation über den darunter liegenden
Schiefern, wenn die Kontaktfläche eine Mulde bildet.
Die gewin nungswUrd igen Erze der Hesabi Bange sind gerade so
wie diejenigen der Übrigen Ei sendi strikte am Oberen See durch Umlagerung und
Konzentration aus den ursprünglich schwächer eisenhaltigen Schichten, besonders
den „ Green alitscbiefem" hervorgegangen. Die Erze erfUllen flache, unregelmäßige,
in das harte Nebengestein eingesenkte Mulden, bis zu 3 km lang, einige hundert
^^m ^s ^B
TonBcbicbt. EiieDBchlefer. KiBenerz.
Flg. Gl. Sehern KtlBchee Profll darch eine LageratätCe der Heiabi RaRge. (Leltb, IWS.)
Meter breit und zumeist weniger als 100 m, sehr häufig kaum 20 m tief. Da
die Eisenerze weicher sind als das Nebengestein, so hat die Erosion, besonders
diejenige der ehedem darüber fließenden Gletscher, an ihrer Stelle auch ober-
flächlich sichtbare Terrainmulden erzengt.
Was die Entstehung der Eisenerzlager am Oberen See im besonderen anbe-
langt, so ist kein Zweifel darüber m'dglich, diifl der Eisengehalt ursprünglich ein
sedimentärer und an die fraglos sedimentären Kieselgesteine sowie an die Aktinolith-,
Magnetit- und ^Greenalit schiefer" gebunden gewesen ist. Nachdem früher die
Eisenerze wohl auch für eruptive Gebilde gehalten worden waren, betonte 1865
Kimball die sedimentäre Entstehung derselben; Credner stellte 1869 letztere
außer Frage und nahm an, das Eisen sei ursprünglich als Eisenkarbonat aus
dem Meere abgelagert, dann znnächst in Magneteisen und später erst teilweise
in Koteisenerz auf dem Wege fortschreitender Oxydation flbergeführt worden.
Das Vorkummen von Martit (d. s. Pseudomorphosen von Boteisenerz nach Magnetit)
bestärkte ihn darin, Reyer glaubte einen Absatz von Eisenocker im Gefolge
vulkanischer Exhalationen annehmen zu sollen. Zunächst sei Eisenchlorid aus
den basischen Magmen ausgehaucht, dieses durch Zutritt des Wassers in ockerigen
Eisenhydroxydschlamm umgewandelt wordeu; aus letzterem hätten sich dann
Hämatit und Magnetit gebildet. Die Diskordanzen zwischen umgebenden Giesteinen
Magnetit- und Eisenglanz- (Eoteisenstein-) Lager. 161
und den Erzkörpern, welch letztere Reyer also wie die früheren für primäre
Absätze hielt, betrachtete er als eine Folge der Gebirgsfaltung, welcher diese
eine andere Plastizität entgegengestellt hätten als jene.
Nach' der Ansicht Irvings, Pumpellys und van Hises*) war der
Siderit die ursprüngliche, den Gesteinen der Eisenerz-Formation gemeinsame
Eisenverbindung; diese Gesteine sind sedimentär und ebenso wie der Siderit
chemische Präzipitate. Ein Teil dieses letzteren wurde an Ort und Stelle um-
gewandelt in Rot- oder Magneteisenerz; ein anderer Teil wurde ausgelaugt und
an anderer Stelle wieder abgesetzt. Dieser Auslaug^ng leisteten einerseits die
brüchigen Kieselgesteine wenig Widerstand, ihre Klüfte bildeten die Zirkulations-
wege für die Agentien; anderseits waren die tonig zersetzten Eruptivgesteine,
besonders dort, wo sie eine trogförmige Oberfläche besaßen, der Wasserzirkulation
hinderlich, und es mußte dort der Erzabsatz am intensivsten sein. Nach vanHises
Anschauung hätte sauerstoffhaltiges, von der Oberfläche her eindringendes Wasser
zunächst Siderit oxydiert, sich zugleich mit dessen Kohlensäure beladen und
mittelst dieser an anderen Stellen wieder Siderit gelöst. Solche Lösungen seien
an den wasserundurchlässigen Gesteinen mit sauerstoffhaltigem Wasser zusammen-
getroffen und hätten infolgedessen die oxydischen Erze abgesetzt. Durch Alkalien,
die den sich zersetzenden Eruptivgesteinen entnommen waren, sei die Kieselsäure
der Jaspise und Kieselschiefer gelöst worden und die Eisenerze hätten sich an
ihrer Stelle angesiedelt, sie ersetzt. Im Laufe der Zeit habe so eine Konzentration
des Erzes nach der Tiefe zu stattgefunden, so zwar, daß auch der verhältnis-
mäßig geringe Eisengehalt der Schichten, welche der Erosion zum Opfer gefallen
sind, jetzt in mächtigen Eisenerzmassen erhalten ist. Anderseits habe aber
auch eine sekundäre Verkieselung der eisenführenden Gesteine stattfinden müssen.
Dieselbe Erklärung hat auch Leith für die Entstehung der Mesabi-
Lagerstätten gegeben. Die undurchlässigen Schichten bildet nach ihm der „paint
rock", ein eisenschüssiger, verwitterter Schieferton.
Auf der Michiganhalbinsel unterscheidet man folgende Erzsorten (Höfer):
1. Der Magnetit (black oxide) ist gewöhnlich fest und dicht, zeigt inner-
halb der Lagerstätte manchmal Schicht- und Absonderungsflächen. Die Handels-
ware hat gewöhnlich einige 60 ^/o metallisches Eisen.
2. Specular ore ist ein dichter, körniger oder schieferiger Hämatit von
grauer metallischer Farbe; er ist fest und gibt im Hochofen gewöhnlich 60 ^/^
und weniges darüber. W^enn in ihm Jaspisbänder enthalten sind, führt er den
Namen Mixed ore. Das Specular ore ist das Haupterz.
3. Soft hematite, auch Brown hematite genannt, ist poröser, lockerer,
rotbrauner Hämatit, welcher bereits einige Prozente Wasser gebunden und den
Übergang in Limonit eingeleitet hat. Der Eisengehalt variiert zwischen 50 und
55%. Ein großer Teil des „soft hematite" dürfte Turjit, 2 Fe^Og I H^O
(94,7 o/o FegOg, 5,3 H^O) sein.
4. Flag ore ist ein deutlich geschichteter, an Kieselsäure reicher Hämatit
und schwieriger als die anderen genannten Erze zu verhütten.
*) Zusammenfassende Darstellung im Am. Joum. of Science, XLIII, 1892, 116
bis 132.
Stelzner-Bergeat, Erzlagerstätten. 11
162 Die schichtigen Lagerstätten.
5. Ein mang an- und kieselsänrehalüges Erz, welches an einigen Punkten
das flag ore begleitet.
Die chemische Zusammensetzung einiger Michiganerze ist folgende:
1. 2. 3.
Maß-netit Specular Brown hematito
ore (soft ore)
FeO 17,87 — —
Fe^Og 74,93 93,75 75,75
Mn^Og 0,05 Spur 0,80
Al^Og 1,15 0,73 1,54
CaO 0,52 0,61 0,36
MgO 0,92 0,23 0,29
S 0,12 0,03 0,11
PgOß 0,28 0,82 0,19
Rückstand (Silikate usw.) . . . 3,70 3,27 14,06
Chemisch gebundenes
Wasser . 0,52 1,09
3,94
Hygroskopisches
Flüchtiges — — 1,81
1,18
100,06 100,03 100,03
Fe 66,04 65,62 52,65
P 0,115 0,131 0,078.
Bis 1870 wurde beinahe ausschließlich Rot- und Magneteisenerz gewonnen,
das „soft ore^ dagegen vernachlässigt.
Die gegenwärtig in der Mesabi Range abgebauten Erze sind fast sämtlich
Eisenhydroxyde, nämlich das rote Eisenhydroxyd Tuijit, ferner Goethit,
Limonit usw. Magneteisen kommt nur selten vor. Der Phosphorgehalt derselben
bleibt nach den von Leith mitgeteilten Analysen stets unter 1^/^ und großenteils
unter 0,5 ®/q, der Gehalt an Kieselsäure ist durchschnittlich etwa 5<^/<), der an
Mangan geringer als l^/o, der an Schwefel zumeist geringer als 0,01 ^/q. Die von
Leith mitgeteilten Eisengehalte schwanken im allgemeinen zwischen 55 und 64 ^/q.
Die Eisenerze von Michigan wurden 1844 bei der Landesvermessung durch
eine auffällige Ablenkung der Magnetnadel entdeckt und werden seit 1856 im
großen Maßstabe ausgebeutet. Ihre Entdeckung hat die ökonomischen Verhältnisse
der ganzen Gegend, einer früher von Sümpfen und Urwäldern bedeckten Wildnis,
völlig verändert; quantitativ und qualitativ gehören sie zu den besten Eisenerz-
lagerstätten nicht nur Amerikas, sondern der ganzen Welt, für die Eisenindustrie
der Vereinigten Staaten sind sie von der höchsten Bedeutung.
Im Marquette-Distrikt beträgt die durchschnittliche Mächtigkeit der Erz-
massen wenigstens 20 Fuß, doch erreicht sie auch manchmal 90, ja auch
120 Fuß, und dieselben lassen sich mitunter einige tausend Fuß weit verfolgen.
Die Erzkörper sind übrigens äußerst ungleich in Größe und Gestalt; die „weichen
Erze^ scheinen in größeren Teufen seltener zu werden, und nach Jopling soll
auch die Erzführung mit der Teufe im allgemeinen geringer werden. Übrigens
bauen die ältesten Gruben immerhin noch in 350 — 400 m Teufe auf hartem Erz.
Die erste Grube von Marquette war die Jackson Mine, 1877 wurde das
Menominee-Gebiet, 1885 der Penokee-Gogebic- und Vermilion-Distrikt und im
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 168
Jahre 1891 — 1892 die Mesabi Range erschlossen. Etwa bis zum Jahre 1880
wurde fast allgemein Tagebau getrieben. 1898 gab es im Marquette-Distrikt
17 tätige, 11 zeitweilig eingestellte und 41 gänzlich aufgelassene Betriebe. Die
größte bis dahin erreichte Teufe betrug gegen 400 m.
Die Gresamtproduktion der verschiedenen Distrikte war 1901:
Marquette 3597089, Menominee 3697408, Gogebic 3041869, Vermilion
1805996, Mesabi 9303541 long tons (= 1016 kg).
Die Produktion von Eisenerzen betrug in long tons:
In den .^
Vereinigten Staaten ^^^f^ ^
überhaupt ^^«'^° ^
1891 14591178 7621465
1892 16296666 9564388
1893 11587629 6594620
1894 11879679 7682548
1895 ........ 15957614 10268978
1896 . 16005449 10566359
1897 17518046 12205522
1898 19433716 13779308
1899 24683173 17802955
1900 27553161 20564238
1901 28887479 21445903
Der enorme Zuwachs der Erzförderung am Oberen See ist vor allem der
Eröffnung der Mesabi-Gruben zuzuschreiben. Dieselben liefern etwa ein Drittel
der ganzen nordamerikanischen Eisenerzprodnktion.
Die Gesamtproduktion von Eisenerzen am Oberen See seit der bergmännischen
Erschließung im Jahre 1850—1901 beträgt rund 200000000 t, im Jahre 1856
hatte sie 7000 t, im Jahre 1875 925000 t betragen.
Die Vereinigten Staaten nahmen 1901 mit einer Roheisenproduktion von
16000000 t weitaus an erster Stelle an der V^eltproduktion von etwa 41000000 t
teil. Noch im Jahre 1877 hatte die Union nur 2000000 t, 1896 8800000 t
erzeugt, etwa so viel wie die jetzige Produktion Deutschlands.
* Zusammenfassender Bückbliok an! die Eisensieinlager in metamorphen
Schiefem und deren Entstehung.
Die Entstehungsweise der mannigfachen im vorigen beschriebenen Eisen-
erzlagerstätten ist eines der schwierigsten Probleme der Lagerstättengeologie.
Schon die große Verschiedenheit der einzelnen Vorkommnisse, die sich aber, wie
bei einiger Aufmerksamkeit leicht ersichtlich ist, doch wieder gruppenweise
zusammenfassen lassen, scheint eine einheitliche Erklärungsweise ihrer Entstehung
auszuschließen, ja es ist sogar, wie das schon mehrfach betont wurde, nicht
unmöglich, daß verschiedene hier beschriebene Eisenerzlagerstätten überhaupt
keine schichtigen, sondern durch epigenetische Prozesse entstanden sind. Solange
aber über solche Fragen so wenig Klarheit herrscht, wie noch in diesem Augen-
blick, schien es am besten, die konkordant zwischen die archäischen Schiefer
eingelagerten oxydischen Eisenerze zusammenfassend in eine Gruppe zu vereinigen,
deren Angehörige wenigstens zum großen Teil als echte Sedimente aufzufassen sind.
In früherer Zeit hat man die in Rede stehenden Eisenerzlager mit Vor-
liebe als Gänge bezeichnet; besonders gilt dies für die seit so langen Jahr-
hunderten in Abbau befindlichen schwedischen Vorkommnisse. Noch 1861 haben
11*
164 I>ie schichtigen Lagerstätten.
Kjeralf und Dahll die Arendaler Lager für echte eruptive Gänge gehalten,
wiewohl schon 1859 A. Sjögren^) eine sedimentäre Entstehung für dieselben
behauptet hatte ; nur für den Taberg und verwandte Vorkommnisse in Schweden
und für die Titaneisenerze des südlichen Norwegens wurde weiterhin und wird
noch jetzt ganz allgemein eine eruptive Entstehung angenommen.
Die besprochenen Eisenerzlager liegen, wie allgemein zugegeben wird,
konkordant zwischen den Schichten des Nebengesteines, woraus ziemlich über-
einstimmend auf eine mit diesem gleichzeitige Entstehung geschlossen wird.
Soweit ihr Liegendes eine andere Beschaffenheit hat als ihr Hangendes, soweit
sie ferner eine weit ausgedehnte Erstreckung und dabei insbesondere eine relativ
geringe Schichtenmächtigkeit zeigen und z, B. in bandartigem Wechsel mit dem
Nebengestein auftreten oder in sich selbst eine deutliche Schichtung besitzen,
dürfte es am nächsten liegen, eine schichtige Entstehung solcher Lagerstätten
anzunehmen, wie das dann auch allgemein geschieht. Eisenerze solcher Art
bestehen am häufigsten aus Roteisenstein oder aus körnigem oder schuppigem
Eisenglanz.
Zahlreiche der beschriebenen Vorkommnisse aber sind dadurch ausgezeichnet,
daß sich in ihrer Nähe allerlei Silikate, wie Granat, Epidot, Pyroxen, Horn-
blende usw., einstellen, oder daß die Erze damit innig verwachsen sind, daß solche
Silikatmassen zudem häufig gebunden sind an Kalksteine und scheinbar sogar
diese letzteren fast ganz verdrängen können. Eisenerzlagerstätten dieser Art
bilden manchmal stockförmige unregelmäßige Massen, enthalten beinahe immer
als Eisenerz Magnetit, führen manchmal auch Manganerze und sind häufig mit
Sulfiden verunreinigt, gar nicht selten auch an die unmittelbare Nähe von Granit
gebunden. Sie vereinigen in sich Erscheinungen, welche man auf Lagerstätten
innerhalb von Kontaktzonen antreffen kann. Wieder andere enthalten in größeren
Mengen Bestandteile, die im übrigen gerade in schichtigen Gesteinen nur in
geringer Menge auftreten, wie Titan und Phosphor.
Alle diese Typen sind in Skandinavien ausgezeichnet vertreten und haben
dort das eingehendste vergleichende Studium erfahren.
Nimmt man zunächst an, daß alle konkordant zwischen die Schichten ein-
gelagerten Eisenerzlagerstätten Sedimente seien, so wäre die zunächstliegende
Annahme die, daß sie hervorgegangen sind aus eisenreichem Schlamm und daß
sie ihren heutigen Charakter denselben Vorgängen verdanken, welche auch die
sie umschließenden Gesteine, sofern dieselben wirklich zweifellose Sedimente sind,
zu kristallinen Schiefern umgewandelt haben — nämlich vor allem der Regional-,
stellenweise wohl auch der Kontaktmetamorphose. Für ihre vor dieser Um-
wandlung liegende Geschichte würde dann das gelten können, was späterhin
für die Entstehung schichtiger Eisenerzlager in jüngeren Schichten gesagt werden
soll. Einstweilen steht fest, daß besonders die marinen Schichten weit ausgedehnte
Eisenerzlager von zweifellos sedimentärer Entstehung enthalten (wie z. B. die
oolithischen Eisenerze der verschiedensten Formationen), weshalb der Annahme
nichts im Wege steht, daß auch in den aus normalen Sedimenten entstandenen
') Vara malmdepositioDers lasjfe och uppkomst; Jernkontoret<s- Annaler, 1859.
Magnetit- und Eisenglanz- (Rotcisen.stein-) Lager. 165
kristallinen Schiefern solche enthalten sein können. Sie wären dann als
ursprüngliche Absätze von Brauneisenstein oder Spateisenstein, vielleicht auch
von Boteisenstein denkbar; erstere beiden müßten dann durch den Gebirgsdruck
ihren Wasser- und Eohlensäuregehalt verloren, die Spateisensteine auf eine noch
unbekannte Weise Sauerstoff aufgenommen haben. ^) Man vermöchte auf solche
Art auch einen nicht unbeträchtlichen Phosphorgehalt der Erze zu erklären;
denn auch die marine Minette Lothringens enthält bei einem Glühverlust von
10 — 20^/0 fast gegen 2 ^/o Phosphorsäure. Auch die Entstehung manganhaltiger
Erze und fast reiner Manganerze könnte auf solche Weise erklärt werden.
1. Am meisten Berechtigung hat die Annahme einer einfachen sedimentären
Entstehung mit nachheriger regionalmetamorpher Umwandlung bei denitabiriten ,
welche nichts weiter sind als hochgradig eisenreiche Glimmerschiefer, und bei den
ähnlichen Erzen des Striberger Typus oder denjenigen von Grängesberg.
Manchmal weisen mehr oder weniger benachbarte Kalksteinlager mit aller Wahr-
scheinlichkeit auf eine sedimentäre Entstehung des ganzen Schichtenkomplexes
hin. Eruptivgesteine fehlen dann manchmal ganz und gar, wie zu Näverhaugen ;
häufig aber sind sie vorhanden, haben dann jedoch, wie zu Grängesberg, schon
fertige oxydische Erze durchbrochen und den Eisenglanz zu Magnetit umge-
wandelt. Zu dieser Gruppe von Eisenerzlagerstätten gehören die schwedischen
und norwegischen „Torrstenar" zahlreicher Vorkommnisse (siehe S. 119), ferner
die Eisenglimmerschiefer (Itabirite) von Norwegen, Minas Geraes, Süd-
Carolina, Okande, die Eisenglanz- und Eoteisenlagerstätten von El Pedroso,
Eriwoi Rog, in Amerika, vielleicht auch die Magneteisensteine der Hudson-
Hochländer.
Hj- Sjögren*) hat 1891 die Entstehung der schwedischen Eisenerzlager-
stätt^n aus ursprünglichen normalen Eisenerzlagern zu beweisen versucht und
dabei besonders die jetzt nocb zu beobachtende Bildung der Seeerze als
hauptsächlichsten Ausgangspunkt für die Herkunft der alten Eisenglanz- und
Magneteisenlager in den kristallinen Schiefern betrachtet. Es liegt aber jedenfalls
kein Grund vor, nur in den Seeerzen den Urzustand letzterer Erze zu erblicken,
denn viel häufiger sind marine Eisenerzlager sedimentärer Entstehung, wenn
wir auch über die Genesis dieser noch viel weniger aufgeklärt sind.
Kurz vor Sjögren hatte Vogt*^) 1890 die Entstehung der Erzlager von
Dunderlandsdal und Näverhaugen, welche ziemlich nahe dem Striberg-Typus ent-
sprechen, auf eine Umwandlung von gelöstem Eisenoxydul-Karbonat zurück-
^) Enop (Studien über Stoffwanderungen im Mineral reiche, 1873) nimmt an, dafi
Spateisensteine, welche durch tektonische Ursachen in Teufen mit Temperaturen von
350—400® gelangen, unter Abscheidung von Kohlenoxyd und Kohlendioxyd in Magnet-
eisensteine verwandelt wurden (3 FeCOg = Fea04 + 2 CO^ + CO), daß Brauneisenstein
unter Verlust des Wassers zu Eisenoxyd werde. Kieselsaure Wässer sollen femer schon
bei 100®, also in 3000 m Tiefe, die Kohlensäure der Karbonate ausgetrieben und mit
der Magnesia, dem Kalk usw. bei 400® die Silikate gebildet haben, welche so häufig
die schwedischen Magnetite begleiten.
^ Om de svenska jemmalmlagrens genesis; Geol. För. Förh., XIII, 1891, 373—435.
•) Saiten og Kauen, 1890; Deutsches Resum^, 214-224. — De lagformigt
optraetende jemmalm forekomster af typus Dunderland, Norberg, Grängesberg, Persberg^
Arendal, Dannemora; Geol. För. Förh., XVI, 1894, 275—297.
166 Die schichtigen Lagerstätten.
geführt. Er nimmt an, daß dasselbe sich alsbald oxydiert habe, daß dadurch
Eisenhydroxyd und freie Kohlensäure entstanden sei, daß die letztere den Aus-
fall von kohlensaurem Kalk zunächst verhütet, die Ausscheidung von Kiesel-
säure aus den alkalischen Lösungen aber gefördert habe, und daß durch die
Ausfällung des Eisenhydroxyds auch die Phosphorsäure niedergeschlagen worden
sei. Er versuchte damit die Kalkarmut, den Kieselsäurereichtum und den be-
merkenswerten Phosphorsäuregehalt dieser Eisenerze zu erklären. Da Mangan-
oxydulkarbonat sich nicht so schnell oxydiere wie Eisenoxydulkarbonat, so habe
Mangan während dieser Vorgänge in Lösung verbleiben können, was wiederum
den geringen Mangangehalt der „Torrstenar" erkläre. Sei der Niederschlag des
Eisens als Oxyd infolge des Sauerstofifverbrauches anwesender organischer Substanz
verzögert oder teilweise unmöglich gemacht worden, so daß nur FogO^ statt Fe^Og
entstehen konnte, so sei auch der Kalkstein samt dem Mangan etwa gleichzeitig
mit dem Eisen ausgefallen, Sulfate seien reduziert worden, und es hätten sich
dann Erzlagerstätten vom Typus der manganhaltigen Magnetitlager von Persberg
und Nordmarken bilden müssen, die tatsächlich häufig reich sind an sulfidischen
Imprägnationen.^) Auch Vogt muß seine Anschauung auf die heute wenigstens
im engsten Bahmen und untergeordnet vor sich gehende Bildungsweise der See-
erze stützen, welche übrigens doch gar nie von umfangreicheren Kalkabsätzen
begleitet sind. Um überzeugend zu sein, fehlt diesen Theorien die Anwendbarkeit
auf große Verhältnisse, so sehr sie durch Laboratoriumserfahrungen bestätigt
sein mögen.
Vogt hat späterhin (1894) von schwedischen und norwegischen Lager-
stätten außer den genannten nordnorwegischen auch diejenigen von Striberg, ütö,
Pershytten, Norberg, Persberg, Grängesberg, Nordmarken, Dalkarlsberg, Arendal,
Viker, Längban, Dannemora usw. in seine Theorie einbezogen.
Als schichtige Lagerstätten sind die ärmeren Eisenkiesel und anderen
eisenhaltigen Gesteine von Marquette, Menominee usw. zu betrachten ; durch eine
sekundäre ümlagerung sind die dortigen bauwürdigen Massen entstanden.
2. Weniger einfach als bei den wohlgeschichteten Eisenglimmerschiefern
und übrigen kieselsäurereichen Eoteisen- und Eisenglanzlagern der vorigen
Gruppe dürfte ein Erklärungsversuch bei den in allerlei Silikate eingelagerten
Magneteisensteinlagern der verschiedensten Gegenden sein. Die begleitenden
Silikate sind im allgemeinen solche, welche durch Kontaktmetamorphose aus
tonhaltigen Kalksteinen zu entstehen pflegen, und fast nie wird Dolomit, Kalk-
stein oder Kalkspat in der Nähe solcher Erze oder in diesen selbst vermißt.
Es gehören in diese Gruppe die Vorkommnisse von Persberg, Nordmarken,
Dalkarlsberg, Viker, Klackberg, Längban, Dannemora und Arendal in Skandinavien,
Mont Chemin im Wallis, Malaga (?), Navalazaro in Spanien, Mokta-el-Hadid (?),
die Tilly Fester Mine und gewisse Vorkommnisse in Kanada. Sulfide sind hier
häufige Begleiter des Eisenerzes.
Es darf nicht geleugnet werden, daß wenigstens ein Teil dieser Lager-
Stätten eine große Ähnlichkeit mit gewissen Vorkommnissen besitzt, die als echte
^) Vorausgesetzt wird also, daß letztere nicht spätere Immigranten sind, was
jedoch nach der Art ihres Auftretens mitunter nicht unwahrscheinlich ist. Recht frag-
lich ist es auch, ob wirklich der häufige Gehalt der skandinavischen Eisenerzlager an
Kohlenwasserstoffen ein ursprünglicher ist, und ob man in ihnen Beste von organischer
Substanz erblicken darf, welche zur Ausfällung des eiuen oder anderen Erzes bei-
getragen haben könnte (siehe S. 122).
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 167
Eontaktlagerstätten beschrieben worden sind, wie z. 6. mit demjenigen von
Traversella im Piemont oder demjenigen von Moravicza nnd Dognacska im Banat.
Besonders auf die Ähnlichkeit der Persberger Lagerstätten mit demjenigen des
Banats hat Hj. Sjögren aufmerksam gemacht and die letzteren damals aller*
dings wie jene für schichtige Bildangen erklärt. Bezüglich der von Skam-
massen begleiteten Lagerstätten sind in jedem Einzelfalle an nnd für sich folgende
Entstehnngs weisen denkbar:
1. Sie könnten Sedimente sein; ihr gegenwärtiger mineralogischer Charakter
wäre dann bedingt
a) durch eine Begionalmetamorphose,
b) durch eine Eontaktmetamorphose.
2. Sie sind vielleicht überhaupt nicht syngenetisch. sondern epigenetische
Kontaktlagerstätten, d. h. die Bildung der Ealktonerdesilikate ist die Folge
einer benachbarten Gesteinsintrusion, welche zugleich zur Ansiedelung der Erze
in dem Nebengestein geführt hat. Ein Teil des zugefUhrten Metalles könnte
dann auch zur Bildung der Silikate verwendet worden sein.
Was zunächst die Mitwirkung der Regionalmetamorphose anlangt, so
scheint es, als ob dieselbe ihrer Wirkung nach in vielen Fällen nicht von der
Kontaktmetamorphose zu trennen ist, und daß umgekehrt in großer Tiefe ruhende
Tiefengesteinsmassen «ine so weitgreifende Umwandlung ihres gleichfalls in
gewaltiger Tiefe liegenden Nebengesteines — infolge intensiver, gleichmäßiger
nnd langandauemder Durchhitzung unter hohem Druck und möglicherweise unter
Mitwirkung von gasförmigen Agentien — bewirken könnten, daß diese Kontakt-
metamorphose den Charakter einer allgemeinen Regionalmetamorphose annimmt.
Sehr viele der von einem Skam begleiteten Eisen- und Manganerzlager-
stätten sind umgeben von Gneisen, „Granitgneisen'', „Granuliten^ und anderen
Gresteinen, deren sedimentäre Natur keineswegs feststeht und die vielleicht aus-
gewalzte Tiefengesteine sind; in der Nachbarschaft anderer kommen zweifellose
Granitstöcke vor. Es wäre in jedem Falle die Möglichkeit zu bedenken, ob
nicht zwischen der Erzlagerstätte und derartigen Gesteinen ein ursächlicher
Zusammenhang bestanden haben könnte, der durch die mannigfachsten tektonischen
Vorgänge für immer verwischt worden ist.
Es kann hier nur nachdrücklich auf die große Ähnlichkeit zwischen den
genannten, von einem Skam begleiteten Eisenerzlagern und anderen Vor-
kommnissen hingewiesen werden, welche man als Kontaktlagerstätten beschrieben
hat, und welche deshalb auch in diesem Buche unter diesen behandelt worden
sind, nämlich z. B. die von Schwarzenberg im Erzgebirge und von Schmiede-
berg im Riesengebirge. ^)
') Wie aus einer seiner letzten Notizen hervorgeht, wollte Stelzner alle von
einem Skammantel umgebenen und von Skam begleiteten sulfidischen und oxydischen
Erzlager zusammenfassen und damit die nahen Beziehungen zwischen dem „Typus
Persberg** und den Erzlagern von Schwarzenberg im Erzgebirge zum Ausdruck bringen.
Letztere schienen ihm wieder mit den Sulfid- Granatlagerstätten von Brokenhill, Schnee-
berg in Tirol u. a. verwandt zu sein. Für alle hielt er die sedimentäre Natur für am
wahrscheinlichsten, da er auch die umgebenden Schiefer für sedimentär hielt.
168 I^iö schichtigen Lagerstätten.
Übrigens hat Hj. Sjögren*) neuerdings (1893) die Eisenerze von Persberg,
Dalkarisberg und Arendal samt den Lagerstätten des Banats für metasomatische
Bildungen nach Kalksteinen erklärt, bewirkt durch erzhaltige Lösungen, welche
längs der Kontaktilächen oder längs undurchlässiger Schichten zirkulierten.
Endlich sei noch die Möglichkeit angedeutet, daß vielleicht einige Eisen-
erzlager dieser Gruppe ihr Analogon in den zweifellos schichtigen Boteisensteinen
des mittleren und oberen Devons in Mittel- und Norddeutschland und Mähren
besitzen. Diese sind stets geknüpft an Diabastufife, Diabase und Kalksteine;
stellenweise gehen sie in solche über. Stellt man sich vor, daß diese devonischen
Lagerstätten einer intensiven Eegional- oder Eontaktmetamorphose ausgesetzt
würden, so wäre wohl ein Endprodukt denkbar, welches den Erzlagern vom
Typus Dannemora entspräche. So sind z. B. die Roteisensteinlager des Spitzen-
bergs bei Altenau im Oberharz, welche nicht einmal in der Zone intensivster
Kontaktmetamorphose des Oker-Grranites liegen, in granatführende, von kristallinen
Kalksteinen begleitete Magneteisensteine umgewandelt worden.
3. Am meisten Schwierigkeiten bereitet die genetische Deutung solcher
Eisenerzlagerstätten, welche durch einen besonders hohen Phosphor- und Titan-
gehalt ausgezeichnet sind. Ein Mittelglied zwischen diesen und den Erzen vom
Striberg-Typus scheinen auf den ersten Blick die Lagerstätten von Grrängesberg
zu bilden, deren hangende Schichten mitunter außerordentlich reich sind an
Apatit. Welche Meinungsverschiedenheiten in bezug auf die norrbottischen
Eisenerze unter den schwedischen Geologen herrschen, ist schon bei Besprechung
jener Vorkommnisse erwähnt worden. Vielleicht ist eine Aufklärung von der
Erschließung der zahlreichen neuerdings in Lappland nachgewiesenen Erzmassen
zu erwarten. Einstweilen gehen ja sogar die Ansichten über die Entstehung
des Nebengesteines der letzteren noch diametral auseinander. *
Anhang.
Die Smirgellagerstätten in den kristallinen Schiefem.
Der wegen seiner Härte wertvolle S mir gel tritt inmitten kristalliner
Schiefer in bankförmigen Einlagerungen auf; er ist ein Gemenge von Korund-
körnern vorzugsweise mit Magnetit und allerlei Silikaten. Seine Entstehung
dürfte mit Kontaktmetamorphose zusammenhängen.
Die wichtigsten und bestbekannten Smirgellagerstätten sind diejenigen der
Kykladeninsel Naxos«^) Das Liegende der smirgelführenden Schichten sind
mehr oder weniger grobkörnige Gneise, die oft als Augengneis ausgebildet
sind und große Orthoklas-Kristalle enthalten. Über diesem Gestein liegen fein-
kömige Gneise und Marmorlager; auf der Nordseite der Insel sind in diese
^) Nägra jemförelser mellan Sverlges och utlandets jemmalmslager med hänsyn
tili derag genesis; Geol. För. Förh., XV, 1893, 484.
') Tschermak, Über den Smirgel von Naxos; Tschenn. Min. petrogr. Mitt.,
XIV, 1895, 311—342, Lit. — Gobantz, Die Schmirgel lagerstätten auf Naxos; Österr.
Ztschr. f. Berg- u. Hütten w., XLII, 1894, 143—147. — Philippaon, Beiträge zur
Kenntnis der griechischen Inselwelt; Pet«rm. Mitt., Ergänzungsheft No. 134, 1901,
72—74, 77—78. — Zenghelis, Les minerais et min^raux utiles de la Grece, 1903.
Die Smirgellagerstätten in den kristallinen Schiefern. 169
letzteren unregelmäßige Lager von Smirgel eingeschaltet. Nach Gobantz
werden die Schiefer und Kalksteine von Turmalingranitgängen durchsetzt, die bis
zu 25 m mächtig werden, nnd auch die Angengneise dürften wohl nichts anderes
als Granite sein. Die Smirgellagerstätten liegen zwischen den beiden Dörfern
Wothri nnd Apiranthos im Nordosten der Insel. Es sind viele 5 — 50 m mächtige,
linsenförmige Massen im körnigen Kalk, an deren Zusammensetzung in wechseln-
der Menge folgende Mineralien teilnehmen: Korund, Magnetit (sekundär auch
Hämatit), Turmalin, Margarit, Muskovit, Chloritoid, Diaspor, Disthen, Staurolith,
Biotit, Rutil, Spinell und yesuvian(?). Man nimmt als Norm an, dafi der
Smirgel aus ^/g Korund, ^/^ Magnetit, ^/g Kieselsäure usw. bestehe.
Die sehr schwierige Gewinnung geschieht heute noch vorzugsweise mittelst
Feuersetzens, was einen enormen Holzverbrauch auf der Insel zur Folge hat.
Weiteres über die Smirgelgewinnung berichten Gobantz und Philippson.
Die Smirgelproduktion auf Naxos ist Staatsmonopol; die Ausfuhr betrug
zwischen 1892—1897 jährlich durchschnittlich für 332000 Frs. „Außer auf
Naxos kommt der Smirgel in Griechenland noch auf anderen benachbarten Inseln
augenscheinlich in demselben Marmorhorizont vor, so auf Faros, Hiraklia, Jos,
Sikinos(?); aber um die Preise nicht zu drücken, gestattet die Eegierung nur
auf Naxos den Abbau" (Philippson). Im Jahre 1902 wurden 4700 t gewonnen.
Zahlreiche Smirgellager sind in Rleinasien^) bekannt. Das Mineral kommt
hier teilweise anstehend und gebunden an Kalkstein, verunreinigt mit Margarit,
Biotit, Chlorit usw., oder eluvial und vermengt mit Ton in Vertiefungen des
smirgelführenden Kalksteines vor. Die letzteren werden bis zu 6 m tief Der
eluviale Smirgel hat bisher die Hauptmasse der dortigen Produktion ausgemacht.
Die wichtigsten kleinasiatischen Smirgelgruben liegen am Gumusch Dagh
und bei Tireh, nördlich des Maeander, zwischen Ephesus, Aidin und dem Berg
Tmolos und weiter im Süden am Ak Sivri bei Akhyrku6.
Zahlreiche Korund Vorkommnisse sind in den nordamerikanischen Ost-
staaten an Peridotit-, Pyroxenit-, Hornblendeschiefer-, Talkschiefer-, Chlorit-
schiefer- und Serpentinvorkommnisse gebunden.*) Da dieselben wenigstens
teilweise als magmatische Ausscheidungen erklärt werden können, wurde der-
selben schon früher kurz Erwähnung getan.
Der hauptsächlichste Smirgelproduzent in den Vereinigten Staaten war
im Jahre 1901 Nord-Carolina; außerdem hat man neuerdings in Montana und
in Kanada (Ontario) Smirgellager entdeckt. Nordamerika ist reich an solchen
Vorkommnissen, die indessen noch sehr wenig ausgenutzt werden.
Der große Bedarf der Industrie an Schleifmitteln wird schon jetzt teil-
weise durch Kunstprodukte, wie Carborund (seit 1893) und künstlicher Korund,
gedeckt.
*) Fuchs et de Launay, Gites minöraux, I, 605. — Thomae, Emery, chrome-
ore and other minerals in the Villayet of Aidin, Asia Minor; Transact. Am. Inst. Min.
Eng., XXVIII, 1899, 208—225.
^) J. Volney Lewis, Corundum of the Appalachian Crystalline Belt; Transact.
Am. Inst. Min. Eng., XXV, 1896, 852—906, Lit.
170 Die schichtigen Lagerstätten.
In Sachsen kommt Smirgel am Ochsenkopf hei Schwarzenberg nach
Frenzel^) mit Talk und Agalmatolith lagerförmig vor.
h) Nicht oolithische Lager von Roteisenstein und Magneteisenerz
in normalen Sedimenten.^)
Von den im nachstehenden beschriebenen Erzlagerstätten können wohl nur
die devonischen Roteisensteine Mitteleuropas als zweifellose Sedimente gelten.
Die systematische Stellung aller anderen ist mehr oder weniger unsicher.
Unter Vorbehalt soll hier zunächst eine wenig wichtige Eisenerzlager-
stätte im westlichen Frankreich erwähnt werden, über welche Genaueres nicht
bekannt geworden ist. Bei Segre,^ NW. von Angers, im Depart. Maine-et-
Loire liegen sechs Flöze von dichtem Magnet- und Glanzeisenerz in silurischen
Quarziten. Der Magnetit überwiegt in der Teufe, im Ausstrich sind die Erze
verwittert zu Brauneisenerz. Der Abbau dieser Lagerstätten reicht bis in
gallische Zeiten zurück. Das Erz hat eine Mächtigkeit von 7 m. Im Jahre
1901 war der Bergbau gefristet.
Zu den gewaltigsten Eisenerzlagerstätten gehören diejenigen von Gornwall
in PennsylTanien,^) etwa 100 km WNW. von Philadelphia. Ihre Entstehung
und systematische Zugehörigkeit ist ganz unaufgeklärt. Ein groß-
artiges Lager von lockerem Magnetit bildet dort große Teile dreier Hügel von
40 — 90 m relativer Höhe, des Big Hill, des Middle Hill und des Grassy Hill.
Die Erzmasse ist nachgewiesen auf eine Länge von etwa 1300 m, in einer Breite
von 120 — 240 m und bis zu etwa 100 m unter dem Talboden, also bis zu etwa
200 m Mächtigkeit. Sie wird stellenweise überlagert von einem Komplex von
Tonschiefer und Kalkstein, und innerhalb des Erzkörpers selbst treten parallel-
gelagerte Partien von denselben Gesteinen oder von Marmor auf, ein Beweis,
daß das heutige Erz durch Umwandelung eines Sedimentes entstanden ist. Der
erzführende Komplex liegt fast horizontal und zeigt nur ein geringes Einfallen
gegen SW. Nach Norden ist das Erz samt den hangenden triasischen Kalken
und Schiefern durch eine Verwerfung gegen das gefaltete Silur und Cambrium
abgeschnitten. Ein 30 m mächtiger ,. Trappt -Gang (scheinbar ein Diabas-
Porphyrit) ist dort emporgedrungen; er fällt etwa unter 30 — 40*^ gegen S. ein
und bildet als schwer verwitterndes Gestein zum guten Teil die ursprünglich
kuppenförmigen Erhebungen der genannten drei Hügel. Gegen das Erz ist er
scharf abgegrenzt. Zum anderen Teil bestehen die drei Hügel aus Eisenerz und
den untergeordneten ein- und aufgelagerten Sedimenten.
Das Erz ist in den oberen Teufen teils in Limonit und Hämatit umge-
wandelt, teils recht reiner Magnetit. In der Tiefe stellt sich indessen ziemlich
^) Mineralogisches Lexikon für das Königreich Sachsen, 1874, 177—178.
*) Dieser Abschnitt wurde vom Herausgeber eingefügt.
*) Fuchs et de Launay, Gites min^raux, I, 731—733.
*) Hunt, The Cornwall Iron-mine and some related deposits in Pennsylvania;
Transact. Am. Inst. Min. Eng., IV, 1875—1876, 319—325. — Höfer, Die Kohlen- und
Eisenerzlagerstätten Nordamerikas, 1878, 241—245. — d'Invilliers, The Cornwall
iron-ore mines; Transact. Am. Inst. Min. Eng., XIV, 1886, 873—904. — Lesley and
d'Invilliers, Ann. Report IL Penns. Survey 1885; zitiert von Kemp. — Kemp,
Ore deposits, 1900. 175—180, Lit.
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 171
viel Pyrit ein, der übrigens aueh in den begleitenden Schiefern vorkommt;
talkige Schieferlagen, dunkler Glimmer und Hornblende sind gleichfalls durch
das Eisenerz verteilt.
Am Middle Hill finden sich auch Schnüre und Butzen von Kupfererz,
nämlich Kupferkies und in höheren Teufen auch gediegen Kupfer, Malachit,
Lasur und Rotkupfererz. Höfer erwähnt femer Kobaltvitriol, Allophan,
Hydrokuprit (? CuOH), Calcit, Aragonit und Gips. Früher hat man zu Cornwall
auf die Kupfererze gebaut; sie kommen jetzt noch in solcher Menge vor, dafi
sie ausgehalten und an die Kupferhütten geliefert werden können.
Die als Magnetit bezeichneten Erze sind nach alledem oft sehr unrein.
Sie enthalten: Eisen bis zu 65®/o, Mangan 0,05 — ^0,25 ^/o, sehr wechselnde
Mengen Kupfer, bis über 3®/o Schwefel, bis zu S^Jq Magnesia, bis zu 4,5%
Kalk, etwa 0,01 <*/o Phosphor und 4 — 21 % Kieselsäure. Der Gehalt an letzterer
ist umgekehrt proportional dem Eisengehalt.
In welchen Beziehungen die Kupfererze zu dem Eisenerze stehen, ob sie
vielleicht jüngere Einwanderer sind, scheint noch nicht genügend aufgeklärt
zu sein.
Jedenfalls entspricht die Qualität des Comwall-Erzes nicht seiner Quantität;
die schlechteren Sorten müssen vor der Verhüttung abgeröstet werden.
Über Alter und Entstehung dieser Erzlagerstätte gehen die Ansichten
auseinander. Sicher ist so viel, daß die mächtigen Eisenerzmassen aus sedimentären
Gesteinen hervorgegangen sind, und als wahrscheinlich gilt, daß diese letzteren
dem Silnrocambrium angehören. Fraglich bleibt, ob man es mit ursprünglich
eisenhaltigen und in Eisenstein verwandelten Sedimenten zu tun habe, oder ob
der Eisengehalt irgendwoher, vielleicht von dem Diabas zugeführt worden ist.
Letzteres wird von d'Invilliers bestritten; nach dessen Ansicht, die auch
teilweise von Kemp geteilt wird, bestand zuerst ein kalkfiihrender, mit Pyrit
durchwachsener Tonschiefer, wie er jetzt stellenweise noch angetroffen wird.
Dieser soll zu Brauneisenerz verwittert sein, welches durch gleichzeitige Aus-
laugung von Kalk und Magnesia an Ort und Stelle angereichert und unter
Wasser- und Sauerstoffentzug endlich in Magneteisen umgewandelt worden sein
soll. Die Einwirkung heißer Quellen im Zusammenhang mit der Eruption des
Diabases oder möglicherweise die Hitze des letzteren selbst mögen der Ent-
stehung des Magnetits forderlich gewesen sein. Unangänglich dürfte wohl die
Deutung der Magnetitmassen als eine Kontaktlagerstätte sein, denn dem wider-
spricht das Mißverhältnis zwischen der Masse des Diabases und der Erzmenge.
Ähnliche, wenn auch unbedeutendere Lagerstätten kommen in der Um-
gebung von Cornwall zu Boyertown, Weatfield, Reading und Dillsburg vor.
Alle sind an „Trappt -Durchbrüche gebunden und bestehen aus Magnetit. Die
wichtigste der zuletzt genannten Gruben ist die von Boyertown; die Erzmasse
ist dort nach Hunt über 40 m dick und ^It unter 45^ ein.
Es ist bemerkenswert, daß sich alle diese im Flußgebiet des Susquehanna
und des Schuylkill liegenden Vorkommnisse unmittelbar am nördlichen Außen-
rande der triasischen Gebiete Pennsylvaniens befinden.
Der Bergbau zu Cornwall reicht zurück bis in das XVIII. Jahrhundert.
Schon nach 1740 gab es dort drei Hochöfen, welche jährlich je etwa 2000 t
Eisen erschmolzen haben. Heute gehören die Cornwall-Gruben zu den ergiebigsten
der Vereinigten Staaten. Sie lieferten 1901 etwa 760000 t Erz.
172 Die schichtigen Lagerstätten.
Die Roteisen- und Mag^neteisensteine im Gefolge der mittel- und
oberdevonisohen Diabase Mitteleuropas.
Literatur.
Bischof, Lehrbuch der chemischen und physikalischen Geologie, II, 2. Abt., 1854,
1082-1086.
Yon Dechen, Die nutzbaren Mineralien und Gebirgsarten im Deutschen
Reiche, 1873.
Stein, Geognostische Beschreibung der Gegend von Brilon; Ztschr. d. deutsch,
geol. Ges., XII, 1860, 208—272.
Beschreibung der Bergreviere Arnsberg, Brilon und Olpe, sowie der Fürsten-
tümer Waldeck und Pyrmont. Herausgeg. vom k. Oberbergamt zu Bonn. 1890. Geo-
logische Abschnitte von E. Schulz.
Holzapfel, Das obere Mitteldevon im rheinischen Gebirge; Abb. preuss. geol.
Landes-Anst., Neue Folge, Heft 16, 1895.
W. Riemann, Beschreibung des Bergreviers Wetzlar, 1878. — Ders., Das Vor-
kommen der devonischen Eisen- und Manganerze in Nassau; Ztschr. f. prakt. Geol.,
1894, 50-57.
Frohwein, Beschreibung des Bergreviers Dillenburg, 1885.
Frech, Geologie der Umgegend von Haiger bei Dillenburg (Nassau); Abb. preuss.
geol. Landes-Anst., Bd. VIII, 3, 1888.
Drevermann, Die Fauna der oberdevonischen TufPbreccie von Langenaubach
bei Haiger; Jahrb. preuss. geol. Landes-Anst., 1900, 99—112.
Lotz. Die Dillenburger Rot- und Magneteisenerze; Ztschr. d. deutsch, geol.
Gesellsch., LIV, 1902; Frotok. 139—141.
Odernheimer, Das Berg- und Hüttenwesen im Herzogtum Nassau, 1865.
Wenckenbach, Beschreibung des Bergreviers Weilburg, 1879.
Geognostisch Bergmännische Skizzen; Berggeist, XI, 1866, 151 — 152, 155 — 156, 169.
Gümbel, Geognostische Beschreibung des Fichtelgebirgs, 277, 481, 508—509.
Die Eisenerzlager Oberfrankens; Berggeist, XI, 1866, 245 — 246.
Elockmann, Übersicht über die Geologie des nordwestlichen Oberharzes; Ztschr.
d. deutsch, geol. Ges., XLV, 1893, 253—287.
Harbort, Zur Frage nach der Entstehung gewisser devonischer Roteisenerz-
lagerst&tten; N. Jahrb., 1903, I, 179—192.
Hauchecorne, Mitteilungen aus dem Laboratorium der k. Bergakademie in
Berlin; Ztschr. f. d. Berg-, Hütten- u. Salinenw., XVI, 1868, 198—208.
M. Koch, Gliederung und Bau der Culm- und Devonablagerungen des Hartenberg-
Büchenberger Sattels nördlich von Elbingerode im Harz; Jahrb. preuss. geol. Laudes-
Anst., XVI, 1895, 131—164. — Ders., Cypridinenschiefer im Devongebiet von Elbinge-
rode und Hüttenrode; ebenda XV, 1894, 199—221.
Brandes, Die Eisensteinlagerstätten bei Hüttenrode im Harz; Berggeist, XII,
1867, 367 ff.
Kretschmer, Die Eisenerzbergbaue bei Bennisch (Mähren); Österr. Ztschr. f.
Berg- u. Hüttenw., XLII, 1894, 167—175, 186—188. — Ders., Die Eisenerzlagerstätten
des mährischen Devon; Jahrb. k. k. geol. Reichs- Anat., XLIX, 1899, 29—124.
Pelikan, Über die mährisch- schlesische Schalsteinformation; Sitzungsber. math.-
naturw. Gl. kais. Akad. zu Wien, CVII, Abt. I, 1898, 547—608, Lit.
Lowag, Die Eisenerzvorkommen und die ehemalige Eisen erzerzeugung bei
Römerstadt in Mähren; österr. Ztschr. f. Berg- und Hüttenw., XLIX, 1901, 129—133.
Magnetit- und Eisenglanz- (Eoteisenstein-) Lager. 173
"^ Zu den bezeichnendsten Schichtgliedern des mittleren und stellenweise des
oberen Devons rechts des Rheins gehören die weitverbreiteten Vorkommnisse von
Roteisenstein, die fast immer in Begleitung von Diabasen und von Schalsteinen,
d. s. die zu letzteren gehörenden Tuffe, auftreten. Sie kommen dann als bank-
artige oder linsenförmige Zwischenlagerungen zwischen Diabasen, oder zwischen
Schalsteinen, oder zwischen Schalsteinen und Diabasen vor, wobei bald dieses,
bald jenes Gestein das Hangende oder Liegende bildet, oder sie treten zwischen
solchen Gesteinen und Kalkstein oder Tonschiefern auf, besitzen eine sehr
wechselnde Zusammensetzung und Struktur und gehen sehr häuüg in Kalksteine
oder Schalsteine tiber. Sind sie kalkreich, so werden sie als Flußeisensteine
bezeichnet; durch Verkieselung werden sie zu Jaspisen oder Eisenkieseln. Nicht
selten, aber nur in geringem Umfang, ist das Erz kristalliner Eisenglanz.
Diese weitverbreiteten Roteisensteine gehören samt den sie begleitenden
Schalsteinen und Diabasen dem Stringocephalenkalk oder den untersten Stufen
des Oberdevons an, soweit sich das an vielen Stellen an den in ihnen enthaltenen
Versteinerungen erkennen läfit. An manchen Fundorten tritt mit dem Roteisen
auch Magneteisenstein auf; nur zum Teil, wie z. B. am Spitzenberg bei Altenau
im Oberharz oder wahrscheinlich auch bei Dillenburg in Nassau, ist dieser durch
Kontaktmetamorphose aus dem Roteisenstein entstanden.
Die devonischen Eisensteinlager haben zwar fUr die deutsche Eisen-
produktion nicht mehr ihre frühere Bedeutung, immerhin aber beziffert sich die
aus ihnen in den verschiedensten Gegenden des norddeutschen Paläozoikums ge-
wonnene Erzmenge noch auf Hunderttausende von Tonnen. Es wurden ge-
fördert im Jahre 1901 im Bergrevier Weilburg 98460, Wetzlar 165300, Dillen-
burg 149500, am Büchenberg bei Elbingerode im Jahre 1903 2085 t Roteisenstein.
Man hat diese Eisensteine bisher ganz allgemein^) fttr metasomatische Lager-
stätten gehalten und geglaubt, sie seien durch Lösungen von Eisenkarbonat
entstanden, welche die Stringocephalen- und andere Kalke zunächst in Eisen-
oxydulkarbonat verwandelt hätten; letztere Verbindung sei unmittelbar darauf
durch Aufnahme von Wasser und Sauerstoff zu Brauneisenstein und dieses endlich
durch Wasserabgabe in Roteisenstein übergefUhrt worden. Man nahm dabei
allgemein an, daß den Diabasen und Schalsteinon das zu dieser Metasomatose
nötige Eisen entstamme, indem es bei der Verwitterung derselben in Lösung
gehe und auf seiner Wanderschaft durch die benachbarten Kalksteine festge-
halten werde.*)
Dieser Auffassung stellen sich aber verschiedene Bedenken in den Weg:
1. Mußten dann die begleitenden Schal steine und Diabase stets eine tief-
greifende Zersetzung aufweisen, was keineswegs immer, ja in der Regel gar
nicht der Fall ist. Nimmt man für die Eisenerze einen Gehalt von nur 40 ^/o
Eisen an, so müßten unter der Annahme, daß Schalsteine und Diabase den sehr
hohen und meistens nicht erreichten Eisengehalt von 10 ^/q besäßen, diese Gesteine
in der Nähe der Eisenerze in viermal so großer Masse bis zur vollständigen
Eisenabgabe und Bleichung zersetzt sein. Auch dann, wenn man annehmen
dürfte, daß der Eisengehalt der Erze nicht dem unmittelbaren Nebengestein
entstamme, sondern sich bei steiler Schichtenstellung in die Tiefe gezogen habe
und ans Diabasen und Schalsteinen ausgelaugt worden sei, welche schon lange
^^ Auch Stelzner hatte sie zu diesen gerechnet.
*) Diese Entstehuugstheorie wurde zuerst von Bischof ausofesprochen.
174 Die schichtigen Lagerstätten.
der Erosion verfielen, während sich ihr Eisengehalt in den noch vorhandenen
Erzlagern konzentrierte, müßt« sich jene vollkommene Zersetzung wenigstens im
Nehengestein der oft wenig geneigten oder fast horizontalen Lager nachweisen
lassen, was aber auch nicht der Fall ist.
2. Wären die Lagerstätten metasomatische, dann müßten die Ealkschalen
der in ihnen häufigen Trilobiten und Brachiopoden, die Crinoidenstielglieder,
Korallen und Goniatiten gleichfalls in Eoteisenstein umgewandelt sein. Das
trifft aber durchaus nicht überall zu, wiewohl diese Umwandlung sogar ange-
sichts der Tatsache erklärbar wäre, daß die Lagerstätten aus eisenhaltigen
Lösungen als chemische Präzipitato entstanden sind. Vielmehr finden sich z. B.
in den ober- und unterharzer Boteisensteinen zahllose völlig unveränderte
Brachiopodenschalen, Korallen usw., und die Crinoidenstielglieder haben oft nur
eine Imprägnation mit Roteisenstein längs der ursprünglichen Nahrungskanäle
erfahren.
3. Müßten die Lagerstätten, wenn sie unter den normalen Druck- und
Temperaturverhältnissen der Wasserzirkulation über dem Grundwasserspiegel
entstanden wären, aus Brauneisenstein- und nicht aus Kotelsenerz oder gar
Magneteisenstein bestehen (den chemischen Beweis siehe bei Harbort).
4. Beweisen manche Beispiele einer paläozoischen Kontaktmetamorphose,
daß die Eisenerze schon in der Zeit des Oberdevons, bezw. des Oberkarbons
als solche bestanden haben müssen.
Die jeweiligen Anschauungen über ihre Entstehungsweise könnten sich beim
Betrieb gerade dieser Lagerstätten geltend machen. Wenn sich dieselben in
junger Zeit über dem Grundwasserspiegel gebildet hätten, so würden
Aufschlußarbeiten in größerer Teufe aussichtslos und zwecklos sein. Die
Eentabilität eines Tiefbergbaues auf diese Vorkommnisse überhaupt vorausge-
setzt, würde derselbe dagegen bei der Annahme einer echten Lagematur der
Erze auch noch in größerer Teufe mit guten Anbrüchen zu rechnen haben. *
Ln folgenden soll eine B^ihe typischer Vorkommnisse dieser Roteisensteine
kurz besprochen werden.
Die Eisenerzlager von Brilon an der preußisch-waldeckischen Grenze
gehören dem oberen Mitteldevon an; sie bilden bis zu 20 m, zumeist aber nur
einige Meter mächtige Mittel in innigstem Zusammenhang mit Stringocephalen-
kalk, in welchen sie manchmal nachgewiesenermaßen im Streichen und häufig
im Fallen übergehen. An ihre Stelle tritt dann zunächst eisenschüssiger Kalk-
stein. Kalkstein und Eisenerz sind begleitet von Diabas und Schalsteinen. Das
Liegende des oberen Mitteldevons bilden „Lenneschiefer^, die hier dem Calceola-
horizont (unteres Mitteldevon) entsprechen ; unmittelbar im Hangenden des eisen-
steinführenden Komplexes liegt die oberdevonische Intumescens- Stufe. Die
wichtigste Grube bei Brilon war der Eisenberg; andere liegen im benachbarten
Hoppeketal bei Rösenbeck und in der Gegend von Br ed el ar , östlich von Brilon. Doch
gehören die Bredelarer Eisensteine wenigstens teilweise der Intumescens-Stufe an.
Die Briloner Eisenerze sind Roteisensteine'; auf Klüften finden sich schöner
Braunspat, Eisenglanz und Schwefelkies.
Südlich von Bredelar werden Eisenerze des oberen Mitteldevons (mit
Goniatites [Maeneceras] terebratus) zu Adorf in Waldeck abgebaut. Besonders
die Erze der Grube Martenberg sind reich an Drusen und Gängen mit z. T.
schönen Kristallisationen von Eisenglanz, Quarz (z. T. Sternquarz), Schwerspat,
Kalkspat, Braunspat, Dolomit, Kupferkies, Markasit usw.
Eine ganz besondere Bedeutung gewinnen die devonischen Roteisenstein-
vorkommnisse im Bergrevier Wetzlar; sie sind dort wohl auseinander zu halten
Magnetit- und Eisenglanz- (Eoteisenstein-) Lager. 1 75
von den metasomatischen, dem Schalstein und Stringocephalenkalk aufgelagerten
Brauneisenerz- und Manganerzlagerstätten jungen Alters.
Ober- und mitteldevonische Diabase, Schalsteine und Kalke treten in einer
mehrere Kilometer breiten, SW. — NO. streichenden Zone links und rechts der
Lahn zutage und enthalten an zahlreichen Orten Roteisenstmne, die freilich nur
noch zum geringen Teile abgebaut werden, in früherer Zeit aber Gegenstand
eines rührigen Bergbaues waren.
Im Mitteldevon liegen die auflässigen Gruben von Philippswonne, Würzberg,
ferner die Abbaue Juno, Uranus und Amanda bei Nauborn, Martha bei Albs-
hausen, Eaab bei Wetzlar, Maria bei Leun, Ferdinand bei Oberndorf, Mangold
bei Bonbaden, Eisenzug bei Philippstein u. a.^) Die Mächtigkeit dieser Lager
beträgt 1 bis über 10 m, im Mittel etwa 5 m, das Einfallen ist ein sehr
wechselndes, gewöhnlich wenig steiles. Die Erze sind häufig stark kalkhaltig
oder verkieselt. Wie W. Riemann*) betont, besteht kein Grund, an der alten
Annahme, die Roteisensteinlager müßten nach der Teufe hin vertauben, fest-
zuhalten; wiederholt haben Tiefbaue diese Ansicht widerlegt und manchmal
gerade tief unter dem Grundwasserspiegel edle Erze erschlossen.
Die wichtigsten Lager sind auf der linken Lahnseite. Während die
Eisensteine von der Grube Martha bei Albshausen und andere in der Gegend
von Wetzlar ähnliche Verhältnisse zeigen wie diejenigen in der Gegend
von Brilon und Adorf, stellen sich im Wetzlarer Revier teilweise ganz
andere stratigraphische Verhältnisse ein, als sie sonst das obere Mitteldevon zu
zeigen pflegt. Holzapfel hat dieselben eingehender erörtert.^ Es ist nämlich
stellenweise die Stringocephalen-Stufe nicht als ein kalkiger Komplex, sondern
als eine Folge von vorwaltenden Schiefern mit zwischengelagerten Knollen-
kalken entwickelt. Inmitten der Schiefer (Tentaculitenschiefer) spielen auch
Kieselschiefer eine nicht unbedeutende Rolle. Das Eisensteinfl&z liegt dann zwar
auch im Niveau des Stringocephalenkalkes, wird aber vom Oberdevon durch
eine oft recht mächtige Wechsellagerung von Ton- und Kieselschiefem getrennt.
So zeigen die Gruben Amanda und Juno bei Nauborn nach Krahmann und
Holzapfel folgende Lagerfolge vom Hangenden zum Liegenden:
I. Wetterschacht der Grube Amanda. II. Bohrloch No. 6.
1. Lehm und Löß. 1. Lehm.
2. Tonschiefer 15 m. 2. Gelber Tonschiefer . . . 10 m.
3. Blauer Kieselschiefer . . 23 ,, 3. Sandiger Tonschiefer . . 24 „
4. Schwarzer Kieselschiefer . 15 ^ 4. Blauer Kiesel schiefer . . 10 „
5. Kalk 8„ 5. Schwarzer Kieselschiefer . 10 „
6. Eisensteinlager .... 8 „ 6. Tonschiefer 5 „
7. Schalstein als Liegendes . 10 — 15 m. 7. Kalk . 2 ,,
Darunter Tonschiefer des unteren 8. Eisenstein 1 „
Mitteldevons.
(Die Schichten liegen sehr flach.)
') Holzapfel, Das obere Mitteldevou im rheinischen Gebirge,
s) Ztschr. f. prakt. Geol., 1894, 55—56.
») 1. c. 371 if.
176 Die schichtigen Lagerstätten.
Die Unkenntnis dieser Verhältnisse erklärt es, daß man in früherer Zeit
eine ganze Reihe von Roteisensteinlagem der Wetzlarer Gegend dem Oherdevon
zurechnete. Im übrigen machen auch Lagerungsstörungen die wirkliche Schichten-
folge vielfach undeutlich.
Eines der wichtigeren Eisenerzlager der Wetzlarer Gegend baut mit Erfolg
die Grube Raab ab. Das in den oberen Teufen 40 — 45^, in den tieferen Sohlen
erheblich flacher (25 — 30^ südöstlich fallende Lager ist bis zu 50 m Teufe eine
einheitliche, mehrere Meter mächtige Masse, teilt sich aber dann in zwei durch
Schalstein getrennte Lager. Im Hangenden liegen Ton- und Eieselschiefer, im
unmittelbaren Liegenden verwitterte Schalsteine. Während die oberen Teufen
stark kieseliges Erz führten, sind gerade die tieferen Horizonte, 120 m unter
der Stollensohle, durch edlen Roteisenstein ausgezeichnet.
In der Gegend von Haiger bei Dillenburg in Nassau gibt es zweierlei
Eisenstein Vorkommnisse: „das eine tritt stets in kleinen Nestern auf und liegt
überall im Kontakte des Orthoklasporphyrs, seltener im Eontakte des Diabases
mit kalkreichen Schalsteinen oder Kalken'' (Drevermann), ein anderes wird
z. B. abgebaut auf der Grube Constanze bei Langenaubach. Das Lager
ist gebunden an Schalsteine und Diabase und liefert Fiußeisenstein. Im gleichen
Horizonte liegen die Roteisensteine von Oberscheid bei Dillenburg und wohl
noch andere in dortiger Gegend (Donsbacher und Eibacher Lagerzug, der liegende
und hangende Lagerzug der Eisernhand und der Offenbacher Lagerzug).
Die Schichtenfolge des eisensteinführenden Gebirges bei Dillenburg ist
nach Lotz folgende:
Zwischen Donsbach und Haiger: Bei Oberscheid:
Deckdiabas. Deckdiabas.
Cypridinenschiefer mit eingelager- Unterer Glymenienkalk (nur stellen-
ten grobkörnigen Diabasen und weise).
Sandsteinbänken. Adorfer Kalk, an zahlreichen
Plattiger Kalk, nach oben mit Punkten mit Roteisenstein.
Schieferzwischenlagen.
Roteisenstein. Roteisenstein.
Schalstein mit Diasbasmandelstein- Schalstein.
laven. Wissenbacher Schiefer, hier
Wissenbacher Schiefer mit Ein- nicht zu beobachten.
lagerungen von quarzitischen
Sandsteinen u. Diabasporphyriten.
Der Roteisenstein liegt also als Grenzschicht zwischen dem Mittel- und
Oberdevon. Auf der Grube Königszug werden mächtige Magneteisenerze ab-
gebaut, welche durch den Kontakt einer hangenden Diabasmasse aus Roteisen-
stein entstanden sind.
Die außerordentlich zahlreichen Eisensteinvorkommnisse des Bergreviers
Weilburg gehören demselben Lagerstättenzuge an, in welchem auch die Rot-
eisensteingruben der Wetzlarer Umgebung liegen. Auch im Weilburger Revier
sind zweierlei Arten von Eisensteinlagern zu unterscheiden, nämlich 1. echte
Einlagerungen im Schichtenverband des Devons und 2. metasomatische Auf-
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Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 177
lagerangen jüngerer Entstehung auf dem Ausgehenden von Schalsteinen und
Kalken dieser Formation.
Die eigentliche stratigraphische Stellung der eingelagerten Eoteisensteine
scheint nicht ganz sicher zu sein. Die Ergebnisse der Untersuchungen Holzapfels
aber das Mitteldevon bei Wetzlar dürften auch hier anwendbar sein und auch
die Weilburger Roteisensteine dem oberen Mitteldevon angehören.
Die meisten Lagerstätten haben Schalstein sowohl zum Liegenden wie
zum Hangenden oder Schalstein zum Liegenden und Schiefer zum Hangenden;
letzterer ist stellenweise Eieselschiefer. Die Mächtigkeit der Lager wechselt
von der eines dünnen Besteges bis zu der von 2 m und geht sogar manchmal
noch beträchtlich darüber hinaus; sie streichen, wie im Wetzlarer Gebiet, im
allgemeinen von SW. — ^NO. und fallen ebenso wie dort ziemlich flach gegen SO.
ein; Sattelbildungen und damit zusammenhängende Doppelungen sind nicht selten.
Die Lager bilden langgestreckte, bis auf einige hundert Meter verfolgbare Linsen,
wiederholen sich oft mehrfach, ja vielfach übereinander, wobei sie allerdings
mitunter zur Mächtigkeit kaum fußdicker Lagen zusammenschrumpfen.
Die Hauptmasse der Erze bildet der Roteisenstein samt Flußeisenstein;
oft ist er stark verkieselt („rauh^), manchmal mit Tuffmaterial durchwachsen,
wie er denn auch in Schalsteine ebenso wie in Kalksteine übergeht. Magnet-
eisenstein kommt auch auf den Roteisengruben des Weilburger Revieres vor
und ist dann z. B. in der Grube Wingertsberg wohl durch Kontaktmetamorphose
seitens eines hangenden Diabases aus Roteisenstein entstanden (Lotz). Der die
Lager begleitende Schalstein ist zuweilen in großer Mächtigkeit zu ockerigen
oder eisenschüssigen, tonigen Massen umgewandelt.
Der Metallgehalt der Erze beträgt 40 bis über 50 ^/o, derjenige der Fluß-
steine etwa 35^/0. Der Phosphorsäuregehalt erreicht manchmal 1®/q.
Schwere eisenhaltige Schiefer spielen in gewissen Gegenden des Fichtel-
gebirges innerhalb des mittleren Devons eine große Rolle. Ihre Schwere
rührt von massenhaften Beimengungen eisenhaltiger Mineralien her, nämlich
von Eisenoxydulsilikaten, Roteisen, Eisenglanz und Magneteisen, so daß stellen-
weise sogar Eisenerze aus ihnen hervorgehen (Eisenberg, Nordeck). Ihre Ent-
stehung hängt nach Gümbel mit der Bildung der mitteldevonischen Schalstein-
schiefer zusammen. Eisenerze kommen im übrigen im Devon des Fichtelgebirges ganz
analog denjenigen Nassaus vor. Meist sind es Brauneisenerze, lokal auch Rot-
eisenerze und Eisenkiesel, z. T. direkt verknüpft mit Diabas und Schalsteinen,
z. T. flözartig ausgebildete Roteisensteine, gebunden an kalkige Einschaltungen
im Schalstein. Gümbel glaubt, daß dieselben im Zusammenhang mit den
Eruptionen der Diabase entstanden seien, indem sich eisenhaltige Quellen auf
den Meeresgrund ergossen.
In der Gegend von Steinbach am langen Bühl wurde längere Zeit Eisen-
stein auf den Gruben Bergmännisch Glückauf, Bau auf Gott und Vogelstrauß
gewonnen. Das Erz („ toniges ^, kalkiges und kieseliges Roteisenerz und Braun-
eisenerz) findet sich auf der Grenze zwischen Diabas, Schalstein und Schiefer
in stockförmigen Massen und geht in den Schalstein über. Es ist etwas mag-
netisch, 1 — 2,8 m mächtig und zeigt eine säulenförmige Absonderung, welche
Stelsner-Bergeat, Erzlagerstätten. 22
178 Die schichtigen Lagerstätten.
Gümbel auf eine Eontaktwirknng des Diabases zurückführt. Bergmännisch
Glückauf stand 1732—1857, Bau auf Gott 1764—1808, Vogelstrauß 1840 im
Abbau. Wegen Mangel an Absatz kamen die Gruben zum Erliegen.
Dem oberen Mitteldevon gehören die Roteisensteine des Ober- und Unter-
harzes an. Im Oberharz kommen sie in dem über 20 km langen „Diabaszuge*^
vor, der als eine wenige hundert Meter mächtige Zone von schuppenförmiger Tek-
tonik, vielfach durchzogen von querschlägigen und streichenden Störungen, neben
Diabasen und Schalsteinen auch ober- und mitteldevonische Schiefer und zahl-
reiche absätzige Linsen von Eoteisenstein umschließt. Dieser letztere ist zumeist
sehr stark verkieselt und hat großenteils das Aussehen von Jaspis. Anderseits
zeigt er Übergänge in Schalstein und Kalkstein. Eine große Anzahl von
Pingen auf dem „Kehrzug^ bei Clausthal und in der Gregend von Buntenbock und
Lerbach erinnert an einen ehedem lebhaften Bergbau, der in einigem Umfang
bis in die achtziger Jahre des XIX. Jahrhunderts getrieben wurde. Zuletzt fand
nur noch bei Lerbach Eoteisensteingewinnung statt
Am Spitzenberg, zwischen dem Oker- und Radautal, wurde vor wenig
Jahrzehnten Magneteisenstein gebrochen. Die Lagerstätte liegt bereits im
Kontakthof des Okergranits, wie sich aus der Metamorphose der begleitenden
Schiefer erkennen läßt; der Magneteisenstein ist stellenweise durchwachsen mit
Granat, und die in ihm auftretenden noch wohl erkennbaren Crinoidenstielglieder
sind gleichfalls zum Teil in dieses Mineral umgewandelt. Das Erz wie das
Nebengestein enthält Pyrit
Zu Lerbach haben sich auf Klüften des Roteisensteins allerlei Selenerze,
besonders der Lerbachit (Selenquecksilberblei) und der Glausthalit (PbSe) gefunden.
Dieselben stehen mit der Roteisensteinbildung nicht im Zusammenhang, weshalb
Selenquecksilber (Tiemannit) auch auf Trümern in der Culmgrauwacke von Claus-
thal angetroffen worden ist. Auf verschiedenen Gruben findet sich Anthracit
samt Kalkspat gangförmig im Eisenstein.
Nicht unbedeutende Massen mitteldevonischen Roteisensteins werden jetzt
noch in der Gegend von Elbingerode im Unterharz abgebaut. Die wichtigste
Fig. 58. Profil durch das Silur, Devon und Carbon des ünterharzes bei Elblngerode.
(M. Koch, 1897.)
a Culmgrauwacke, f ClymenienkaUc, i Schalstein,
h Posldonlenschiefer, g Iberger Kalk, k Oberer Wiederschiefer
e KolmkieselBchiefer, h Stringocephalenkalk nnd Haaptqoarzlt»
d Cypridinenschiefer, mit Eisenerzlagern, { Obersilnr.
Lagerstätte desselben ist dort diejenige am Bttchenberg zwischen letzterem
Orte und Wernigerode.
Das dortige Lager, dessen Abbau im großartigen Tagebau (z. B. in der
„Blauen Finge") betrieben wird, erreicht 30 m Mächtigkeit und ist im Streichen
etwa 4000 m weit verfolgbar.
Oberes
Mitteldevon.
Oberdevon.
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 179
Die tektonischen Verhältnisse des Büchenberges haben durch M. Koch
eine völlige ümdeutung erfahren, worauf besonders hingewiesen werden muss,
weil vor 1895 verschiedene Profile des Erzvorkommens veröffentlicht worden
sind, die demnach nicht mehr zutreffen.
Im Gegensatz zu der früheren Auffassung hat M. Eoch^) festgestellt,
daß die Eisenerzlagerstätten am Bttchenberg und am Hartenberg einerseits und
am Lindenstieg sieh dich am und Tönnichen anderseits dem nördlichen bezw.
südlichen Flügel nicht einer Mulde, sondern eines Sattels angehören, dessen
Schichtenfolge lautet:
Älterer Schalstein und Diabasmandelstein
Eeratophyr mit Tuffen und Tentakulitenschiefer
Stringocephalenkalk mit den Eisenerzen
Jüngerer Schalstein und Diabasmandelstein
Clymenienkalk
Cypridinenschiefer
Adinolen, Wetzschiefer und Kieselschiefer
Posidonienschiefer ^ Culm.
Grauwacken
Vorstehendes Profil (Fig. 53) erläutert das Weitere.
Das Elbingeroder Vorkommen ist, was das Verhalten des Erzes anlangt,
ganz analog denjenigen in Nassau. Roteisenerz wiegt vor; Magneteisenerz bildet
vereinzelt Partien, für deren Auftreten es keine erkennbare Regel oder Ursache
gibt. Vielfach ist das Erz verkieselt, die Verkieselung aber eine unregelmäßige;
es scheint indessen, als ob dort, wo das Erz besonders reich ist an Schwefel-
kies, welcher übrigens auch gangförmig in demselben auftritt, stets eine Ver-
kieselung stattgefunden habe. Auch- hier geht das Roteisenerz in Kalkstein
über; in dem letzteren ist dann das Erz in Form von Flocken oder unregel-
mäßig umgrenzten Partien enthalten; eine Einwanderung desselben in das Ge-
stein längs Spalten, wie es der Fall sein müßte, wenn die Lagerstätten meta-
somatisch wären, ist niemals zu beobachten. Das Erz umschließt Linsen und
Lagen von Kalkstein, Tuffen und Schiefer und Diabasbänke und enthält viele
für die Stringocephalenstufe charakteristische Versteinerungen, häufig mit aus-
gezeichnet erhaltener Kalkschale. Durch Verwitterung geht nicht nur der Rot-
eisenstein in Brauneisenstein über, sondern auch der Schalstein ist im ausge-
dehntesten Maße von einer solchen Umwandlung betroffen worden, durch welche
er zu mulmigen, porösen, ockergelben Massen wird, in denen der Eisengehalt
eine Anreicherung erfahren hat.^
Eine große Zahl von Erzanalysen teilt Hauchecorne mit. Danach ent-
hält das Roteisenerz etwa 50 — 57 ^/q, der Magneteisenstein (wohl zumeist Gemische
von Magnetit mit Roteisenerz) durchschnittlich ebensoviel Eisen und im Durch-
schnitt 0,5 bezw. 0,3 ®/o Phosphorsäure. In den Brauneisensteinen ist der Gehalt
^) Die neueren Ergebnisse der geoIogiBchen Forschung im Unterharz; Ztschr. d.
Deutsch. Geol. Ges., XLIX, 1897, Verh. 8-19.
*) Petrographisches über da» Büchenberger Roteisenerz siehe bei Harbort.
12*
180 I>ie schichtigen Lagerstätten.
an letzterer erhehlich höher und hetrftgt bis über l^/^. Der Gehalt der Erze
an Manganoxyd bleibt in der Eegel beträchtlich anter dieser Höhe.
Ähnliche Lagerstätten wie am Bttchenberg sind bei Hüttenrode im
Bodetal.
Einen abweichenden Charakter hat der zeitweise im Wormketal, süd-
westlich von Elbingerode abgebaute „Eeratophyreisenstein''. Ein in das mittel-
devonische Schichtensystem eingelagerter Keratophyr (ein porphyrisches sanres
Gestein mit sehr reichlichem Natronplagioklas) ist dort so intensiv mit Eoteisen-
erz imprägniert, daß er in einer Mächtigkeit von 8 — 10 m zu abbauwürdigem
Erz geworden ist. Das Gestein zeigt noch sehr frische Plagioklase, die auf
Rissen von Eisenglanz durchwachsen sind ; letzterer scheint vor allem die Bisili-
kate ganz verdrängt zu haben. In dem vererzten Gestein liegen noch Reste des
frischen Eeratophyrs, so daß das Erz gefleckt aussieht (daher die Grube ^Bunte
Wormke" heißt). Der Roteisenstein enthält 3—7 ^/^ Alkalien, etwa SS^Jq Kiesel-
säure und ungefähr 35 ^/q Eisen. Neben dem Eeratophyreisenstein wurden be-
sonders die Roteisenerze des Stringocephalenhorizonts im Wormketal abgebaut.
Beide verdanken ihre Entstehung offenbar den Eruptionen.
Eretschmer hat die Aufmerksamkeit auf die neuerdings wieder er-
schlossenen Eisenerzlagerstätten des Devons in Mähren gelenkt, welche vor
Jahrhunderten und teilweise bis in die 70 er Jahre des XIX. Jahrhunderts ab-
gebaut wurden, zuletzt aber auflässig gewesen sind. Auch sie sind gebunden
an Kalksteine, Schal steine und Diabase.
Entsprechend der allgemeinen Auffassung, wonach diese Art von Eisen-
erzlagerstätten metasomatische Bildungen sein sollen, haben Kretschmer und
Pelikan eine solche Genesis auch für die mährischen Vorkommnisse angenommen.
Da sie indessen viel Ähnlichkeit mit den oben besprochenen Lagerstätten des
Harzes, Nassaus usw. haben, sollen sie gleichwohl einstweilen hier ihren Platz
finden.
Das Devon nordöstlich der oberen March, im mährischen Gesenke und am
südöstlichen Abfall der Sudeten und des Altvaters in österreichisch Schlesien
beherbergt in drei verschiedenen Zonen Eisenerzlagerstätten; es seien nur die
OrteKlein-Mohrau, Treublitz, Mähr. Neustadt, Römerstadt, Sternberg
und Bennisch genannt.
Die Roteisenerze und die sehr häufigen Magneteisensteine sind oft so
stark verkieselt, daß sie unbrauchbar werden ; zutage sind sie zu Brauneisenerz
verwittert.
Von den Vorkommnissen, welche Kretschmer eingehender beschrieben
hat, seien einige erwähnt:
Raudenberg. Ein Magneteisensteinlager, gebunden an Diabasmandelstein,
ist auf 180 m im Streichen bekannt und 1,9 — 5,7 m mächtig.
Spachendorf-Raase. Zwei Magneteisenerzlager. Das eine ist gleich-
falls von Diabasmandelstein begleitet, mit welchem Kalksteine und Tonschiefer
wechsellagern, die es umschließen. Im Streichen ist es auf etwa 190 m verfolgt,
besteht aber aus verschiedenen „hintereinandergereihten Erzlinsen, welche ebenso
rasch einsetzen, als wieder auskeilen". Das andere liegt zwischen Mandel-
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager. 181
stein und „Grauwacken^. Der Magneteisenstein bildet zwei ziemlich gleich
große, etwa 25 m lange und 4 — 5 m dicke Linsen. Das Erz enthält im Durch-
schnitt 18,7 o/^j SiOa, 10,4 o/o CaO und 48,8 o/o FcgO^ (=35,5 0/^, Fe).
Bennisch. Hier kommen mehrere ganz ähnliche Lager vor; sie bestehen
in den oberen Teufen aus Brauneisenerz und sind teilweise stark verkieselt.
Ihre Mächtigkeit beträgt bis zu mehreren Metern. Die drei wichtigsten Vor-
kommnisse ,, werden im Liegenden von einer schwachen Bank leicht verwitter-
baren Mergelschiefers begleitet, welcher seinerseits auf mächtigem Grauwacken-
sandstein aufruht; das Hangende der Erzlager bildet Diabasmandelstein mit
£[alkstein in Bänken und linsenförmigen Lagern, weiterhin folgt darauf Grau-
wackensandstein" .
Der wichtigste Bergbau der Bennischer Gegend ist derjenige von Seiten-
dorf. Das grofie Lager besteht aus vier in demselben Horizont liegenden Linsen
von etwa 120, 30, 28 und 100 m streichenden Längen und Mächtigkeiten bis zu
mehreren Metern. Sie fallen, wie die vorher genannten, ziemlich steil ein. Das
Erz ist teils Magneteisenstein, der stellenweise in geringerer Mächtigkeit nur
das Liegende des Lagers bildet, und Roteisenerz, letzteres zum Teil stark
verkieselt. Die Magneteisensteine der Bennischer Gegend enthalten ziemlich viel
Chlorit (Stilpnomelan).
Bezüglich der Entstehung der an Diabase und Schalsteine gebundenen
Rot- und Magneteisenerzlager dürfte ein Zusammenhang zwischen den Erzen und
Eruptivgesteinen unabweislich sein. Es sei daran erinnert, daß Sublimationen
von Eisenglanz auf den Laven unserer jetzt tätigen Vulkane sehr weit verbreitet
und daß dieselben auf die Exhalation von Eisenchlorid zurückzuführen sind. Daß
auch die devonischen Eruptionen letztere Eisenverbindung förderten, daß dieselbe
im Meerwasser gelöst wurde und aus diesem durch suspendierte Kalkpartikelchen
oder durch gelöstes Calciumkarbonat als Eisenhydroxyd oder, bei den herrschenden
physikalischen Verhältnissen (erhöhten Temperaturen und Drucken sowie bei der
Anwesenheit von Salzlösungen), als Eisenoxyd ausgefällt wurde, ist die einfachste
Annahme zur Erklärung des Vorgangs bei der Bildung dieser Lagerstätten.
Als eine echte schichtige Lagerstätte faßt Heim^) das merkwürdige Eisen-
erzvorkommen am Gonzen bei Sargans in St. Gallen auf. Es ist ein dichtes
Rot- und Magneteisenerz ohne Andeutung oolithischer Struktur, eingelagert im
mittleren Malm, während die übrigen (oolithischen) Eisenerzlager der Schweizer
Juraformation der Parkinsoni-Stufe (oberer Dogger) angehören. Das Flöz ist
1 — 2 m mächtig und tritt innerhalb einer Fläche von 2 — 4 qkm als eine stellen-
weise Modifikation des gefalteten Malmkalkes auf. Derbes Roteisen oder das
letztere in inniger Durchwachsung mit Kalkstein, auch derber, mitunter fast
reiner Magnetit bilden die Eisenerze, welche überdies von Pyrit und manchmal
von Manganerzen begleitet werden. Die letzteren kommen stellenweise in selb-
*) Über das Eisenerz am Gonzen, sein Alter und seine Lagerung; Viertel-
jahrsschr. d. naturf. Gesellsch. in Zürich, XLV, 1900. Geologische Nachlese No. 11 ; Ref.
Ztschr. f. prakt. Geol., 1900, 342—344. — Wencelius, Eisen- und Manganerzgniben
der Schweiz; Berg- u. Hüttenm. Ztg., LXII, 1903, 541—545, Lit.
182 Diö schichtigen Lagerstätten.
ständigen, 4 — 5 Fuß mächtigen Lagern vor und sind wahrscheinlich jüngere
Einwanderer. Jaspis, Ton, Quarz, Calcit, Baryt, Flußspat, Eisenglanz, Haus-
mannit und Manganspat sind mit einbrechende Begleiter, welche allerdings sehr
an die Paragenesis der Manganerzgänge erinnern. Die über eine Gesamtfläche
von 400 — 500000 qm verteilten Erze berechnet Heim auf l^/g Millionen Tonnen.
Der Eisengehalt des Lagers beträgt ungefähr 50 — 60 ^/q.
Der Bergbau am Gonzen wurde schon zur Römerzeit betrieben und ruht
jetzt seit 1878.
Marine Sideritlager.
Der Siderit (Eisenspat, Spateisenstein, FeCOg) gehört an und für sich zu
den ärmeren Eisenerzen, denn seine Zusammensetzung, 62 ^/o FeO und 38 ^/q COj,
entspricht nur 48,2 ®/q Eisen, während der Magnetit als reichstes Eisenerz 72 ^/^
Metall enthält. Wo billige Brennmaterialien vorhanden sind, läßt er sich aber
durch Glühen unter Verlust des Kohlendioxyds in eine Oxydoxydulverbindung
überführen, deren Znsammensetzung annähernd dem Magneteisen entspricht, und
dadurch wird das Gewicht geringer, die Transportfähigkeit des Erzes größer.
Ferner bewirkt schon die natürliche Verwitterung eine Überführung des Karbo-
nats in Hydroxyde (Limonit, Turjit usw.) und eine Anreicherung des Metall-
gehaltes.
Der Siderit bildet das eisenreichste Endglied einer Eeihe isomorpher
Mischungen von Eisen-, Kalk-, Magnesia- und Mangankarbonaten, deren wich-
tigste folgende sind:
Mesitinspat, Pistomesit (Breunnerit), (Mg, Fe)C08,
Oligonspat, (Fe,Mn)C08,
Ankerit, (Ca!Fe!Mg,Mn)C08.
Der auf Lagern und Gängen auftretende Siderit ist deshalb in der Kegel
durch Kalk und Magnesia und besonders gern auch durch Mangan verunreinigt.
Derber, fast reiner Spateisenstein tritt stellenweise, wie z. B. in Steier-
mark und Niederösterreich, in fein- bis grobkörnigen, marmorartigen, mitunter
ungeheuren Massen auf. Ist das Erz mit Ton verunreinigt, der dann bei der
Behandlung desselben mit Säuren als schlammiger Eückstand hinterbleibt, so
spricht man von Toneisensteinen oder Pelosiderit, auch wohl von Sphäro-
siderit.
* Das Eisenoxydulkarbonat und die nachweislich aus ihm hervorgegangenen
Eisenhydroxyde und Oxyde treten in zahlreichen schichtigen Gesteinen lager-
förmig auf. Vor allem haben die Toneisensteine in Nieren und Flözen eine
außerordentlich weite Verbreitung und sind zweifellos Sedimente. Der Auf-
fassung gewisser Spateisensteinlager, und zwar gerade z. T. der großartigsten,
als schichtige Lagerstätten sind aber von berufenen Kennern gewichtige
Bedenken entgegengestellt worden. Dieselben betreffen solche Spateisenstein-
lager, welche an Kalksteine gebunden sind und innerhalb dieser eine so un-
regelmäßige Gestalt und Verteilung besitzen, daß eine sedimentäre Entstehung
schwer zu begründen ist und der Gedanke an epigenetische und besonders eine
metasomatische Bildung näher liegt. Derlei Lagerstätten weisen manchmal auch
untergeordnete Bestandteile auf, welche man auf Spateisenstein gangen vorfindet.
Marine Sideritlager. 183
wie Sulfide, Schwerspat und Quarz, und die man unter allen Umständen als
Immigranten zu betrachten hätte und auch als solche betrachtet hat. Die be-
sonderen Umstände der Entstehung solcher epigenetischen Lager sind indessen
auch noch nicht aufgeklärt.
Solche Sideritlagerstätten, welche mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit
als metasomatische betrachtet werden können (z. B. Hüttenberg in Kärnten,
Bilbao, Banci6 in den Pyrenäen), sollen später unter diesen besprochen werden.
Der derbe Spateisenstein wandelt sich bei Zutritt von Luft und Wasser
leicht in Brauneisenerz und andere Hydroxyde um:
4 FeCOg + 8 H9O + 2 0 = Fe^OgCOH)« + 4 CO^.
Sind die Spateisensteine, wie das häufig der Fall ist, an Kalksteine ge-
bunden, so unterliegen diese der lösenden Einwirkung der frei werdenden Kohlen-
säure, und die Folge derselben ist die in der Nähe solcher umgewandelten
Siderite häufig zu beobachtende Bildung von Höhlen und eine Umlagerung von
E[alk (z. T. als Aragonit, Eisenblüte). Infolge der bezeichneten chemischen Vor-
gänge kann die Verwitterung eines Eisenoxydulkarbonat enthaltenden Kalksteines
zur Bildung abbauwürdiger Lagerstätten von Eisenhydroxyden führen; eine Reihe
der nachstehend beschriebenen Vorkommnisse, manche sogar von großen Dimen-
sionen, scheinen auf solche Weise zu gewinnungswürdigen Lagerstätten geworden
zu sein. Sie könnten als gute Beispiele für eine Metathese (s. S. 18) gelten
und mit einigem Becht auch unter den metathetischen Lagerstätten besprochen
werden. *
Der frische Spateisenstein führt bei den österreichischen Bergleuten die
Bezeichnung Flinz oder Weifierz. Mitunter haben die Spateisensteine einen
merklichen Grehalt an Mangankarbonat, welches durch Verwitterung in Mangan-
Hydroxyd und -Superoxyd übergeführt wird. Die dadurch zunächst oberflächlich
auftretende Färbung führt in Osterreich zur Bezeichnung Blauerz.
Die Siderite sind als marine und lakustre (Süßwasser-) Ablagerungen be-
kannt, und zwar sowohl als fast reine Spateisensteine wie als Toneisensteine.
Siderite beider Entstehungsweise haben technische Bedeutung erlangt. Zunächst
sei nur von ersteren die Eede.
Die großartigsten Lagerstätten dieser Art bestehen aus derben Massen
von Spateisenstein, der an Kalksteine von manchmal großer Mächtigkeit
gebunden ist, diese vertritt und selbst schichtförmig in das Grebirge einge-
lagert ist. Er ist dann häufig von Tonschiefer begleitet. Durch allmähliche
Verarmung kann der Spateisenstein in den Kalkstein übergehen (Verrohwandung).
Es ist eine allgemein beobachtete, schwer zu erklärende Tatsache, daß diese
geradezu gebirgsbildenden Eisenerze keine organischen Beste bergen; vielleicht
besteht zwischen diesem Verhalten und der oft hochkristallinen Beschaffenheit
der Erze ein Zusammenhang in der Richtung, daß die heutige Gesteinsstruktur
der letzteren nicht die ursprüngliche ist.
Die frischen Spateisensteine dieser Art sind sozusagen phosphorfrei und
häufig ziemlich manganhaltig; sie waren deshalb besonders früher gesuchte
Eisenerze.
184 Die schichtigen Lagerstätten.
Die Toneisensteine, welche als Flöze und Nieren marinen Schichten in
den verschiedensten Formationen eingelagert sind, sind allgemein gehonden an
Schiefertone und Tone. Sie sind häufig ganz besonders reich an Versteinerungen,
mitunter der hauptsächlichste Fundort solcher und daher auch ziemlich phos-
phorhaltig.
Von hoher Bedeutung für die Eisenindustrie Ungarns sind die großen
Eisenstein Vorkommnisse von Gyalar^) in Siebenbürgen, nahe der ungarisch-sieben-
bttrgischen und rumänischen Grenze im Hunyader Eomitat. Sie liegen in der
Nähe des Eisemtorpasses in dem Gebirgsmassiv der Pojana ruska. Dasselbe
besteht aus ziemlich steil einfallenden kristallinen Schiefem, in welche mächtige
geschichtete Ealksteinmassen eingelagert sind. Zu beiden Seiten des Gebirgs-
abhanges treten diese letzteren in zusammenhängenden Zügen auf und umschließen
die Lagerstätten.
Bei Gyal&r sind die Eisenerze über eine Ausdehnung von l^/g Meilen ver-
breitet und am großartigsten bei diesem Dorfe selbst entwickelt. Dort kommen
viele unregelmäßige, größere und kleinere Stöcke von Brauneisenstein inmitten
des feinkristallinischen Kalkes vor, und einzelne Bänke dieses letzteren sind
selbst reich an kohlensaurem Eisenoxydul, denn sie werden bei der Verwitterung
gelb und erinnern damit an die Eohwand des steirischen Erzbergs. Daß der
Brauneisenstein aus armem Spateisenstein hervorgegangen ist, ergibt sich zu-
nächst aus der Tatsache, daß dieses Erz sich stellenweise im Liegenden und
im Fortstreichen des Brauneisensteins findet und in unveränderten Partien ein-
geschlossen in diesem letzteren vorkommt. Die Umwandlung des Karbonats in
das Brauneisenerz ist nach Posepny längs zahlreicher, das Gebirge durchsetzender
Klüfte vor sich gegangen.
Die Brauneisenerzmassen erreichen die Dimensionen kolossaler, viele Meter
im Durchmesser haltender Erzkörper, in welche schon zu Zeiten der Eömer
große Weitungsbaue getrieben worden sind. In den oberen Teufen herrscht das
Brauneisen bei weitem vor, in den tiefsten Bauen hat man Spateisenstein in
größerer Menge angefahren. Der großartige Betrieb spielt sich seit 1863 als
Tagebau ab. Die Mächtigkeit der Eisenerze wird mit 30 — 45, ja sogar 160 m
angegeben.
Über das eigentliche Wesen der Eisenerzlagerstätten von Gyalär herrscht
noch keine völlige Klarheit. Sicher ist, daß das Brauneisenerz aus Eisenkarbonat
') Hof mann, Über die Eisensteine von Ruszkberg; Brief an von Cotta.
Gangstudien, II, 18Ö2, 468—469. — von Cotta, Erzlagerstätten, II, 1861, 283—286. —
Stur, Bericht über die geologische Übersichtsaufnahme des südwestlichen Siebenbürgen ;
Jahrb. k. k. geol. Reichs-Anst, XIII, 1863, 33—120, besond. 41—42. — v. Hauer, Analyse
des Eisenerzes von GyalÄr; ebenda XV, 1865, 172. — v. Winkler, Die Eisenerze bei
Gyalär in Siebenbürgen; ebenda XVI, 1866, 143—148. — PoSepny, Über das Eisen-
st«inyorkommen von Gyaldr in Siebenbürgen ; Verh. k. k. geol. Reichs-Anst., 1871, 39—40. —
V. Eerpely, Die Eisenindustrie Ungarns zur Zeit der Landes -Ausstellung 1885.
Budapest 1885. — Bey schlag. Das Montanwesen auf der Millenniums-Ausstellung zu
Budapest; Ztschr. f. prakt. Geol., 1896, 461—466. — Baumgärtel, Der Erzberg bei
Hüttenberg in Kärnten; Jahrb. k. k. geol. Reichs-Anst., LH, 1902, 243.
Marine Sideritlager. 185
hervorgegangen ist. Im übrigen hat man dieses Vorkommen wohl auch mit dem-
jenigen von Hüttenberg verglichen, und Banmgärtel ist geneigt, auch hier die
Entstehung der Siderite mit dem Auftreten eines hSJleflintaähnlichen, aplitischen
Gesteines, das er für ein echtes Eruptivgestein erklärt, in Zusammenhang zu
bringen.
Bis auf weiteres möge die Lagerstätte zu den schichtigen gestellt werden.
Die Zusammensetzung der Erze verschiedener Abbauorte zeigen nach-
stehende Analysen:
FegOg 84,16 91,39 75,68 72,69 77,14
Mn^Og 0,20 0,34 4,58 7,82 1,89
SiOa 3,72 1,99 3,21 2,08 7,01
CaO 0,19 0,36 9,39 1,96 2,89
MgO Spur 0,33 0,39 — —
CuO — — 0,09 0,123 0,134
P2O5 Spur 0,036 — Spur 0,086
SOg — 0,032 — Spur Spur
Wasser und Verlust . . 10,88 4,97 12,06 8,3 9,4
Eisen 59,4 63,93 52,97 50,89 54,00
Das gesamte staatliche Grubenfeld von GyaUr bedeckt ein Areal von etwa
1760000 qm, und der Betrieb ist einer der größten Österreich-Ungarns. Die
Gruben erzeugen jährlich über 200000 t Erz, welche in den benachbarten Eisen-
werken von Gavosdia und Vsgda Hunyad verschmolzen und verarbeitet werden.
Die Roheisenerzeugung daselbst beträgt um 85000 t, der gesamte Betrieb be-
schäftigt an 2000 Arbeiter. Im Jahre 1885 nahm man auf Grund von Berech-
nungen an, daß der Erzberg von Gyalär mindestens hundert Jahre lang jährlich
150000 t Eisenstein liefern könne.
Der erzführende Ealksteinzug von Gyal4r findet nach Osten und Westen
hin eine meilenweite Fortsetzung, einerseits nach Telek und Ploszka, anderseits
bis Euszkitza an der Banater Grenze. Zahlreich sind auf diesem Schichtenzuge
die Brauneisensteinvorkommnisse, wie z. B. die recht bedeutenden von Ruszkitza,
welche auch hier eine Entstehung aus Spateisenstein deutlich erkennen lassen
und nach Hof mann Mächtigkeiten von 3 — 12 m erreichen. Die Produktion der
letzteren Gruben beträgt nur etwa 7000 t, die von Telek 50 — 60000 t Braun-
eisenstein.
Die kupfererzführenden Spateisensteinlagerstätten von Trgove in Kro-
atien und von Majdan in Bosnien, welche wohl auch als Lager bezeichnet
worden sind, scheinen richtiger unter den Enpfererzgängen behandelt zu werden.
Im Silur der Normandie und der Bretagne kommen Flöze verschiedener
Eisenerze (Spateisenstein, Roteisenerz, Glanzeisenerz, Magnetit und Limonit) vor.
Sie werden bis zu 2 m mächtig. Die wichtigsten sind diejenigen von Saint-
R^my im Departement Calvados«^) Die Eisenerzproduktion des Departements
hat 1901 etwa 170000 t betragen, welche teilweise nach England und Deutsch-
land exportiert wurden. Im übrigen ist über das eigentliche Wesen dieser Lager-
stätten sehr wenig bekannt.
') Fuchs et de Launay, Gites min^raux, I, 737—738.
186 Die schichtigeil Lagerstätten.
Von hoher Bedeutung sind die Branneisenerzlager, welche sich längs
der Appalachen von Vermont bis Alabama im Osten der Vereinigten Staaten
hinziehen and vorzugsweise in silurische und cambrische Schiefer eingebettet
sind.^) Häufig sind sie gebunden an Kalksteine und durch Verwitterung aus
eisenhaltigen Kalken, manchmal auch aus Spat^isensteinen, stellenweise vielleicht
auch aus pyrithaltigen Schiefem hervorgegangen, und sie enthalten dann auch mit-
unter noch frische Beste der primären Erze. Manchmal scheint es aber auch,
als ob die begleitenden, sehr häufig talkigen Schiefer durch irgend einen Prozeß
mit Brauneisen angereichert worden wären. Vielleicht entstammt das Eisen da
und dort auch den Schiefern und ist durch die Kalksteine festgehalten worden.
Jedenfalls sind die hier zusammenfassend besprochenen Eisenerze nicht ganz
gleicher Natur und nach ihrer Entstehung noch nicht hinreichend genug bekannt.
Zu den bemerkenswertesten Vorkommnissen gehören diejenigen in den
Counties Columbia und Dutchess im Staate New York. ^) Sie liegen östlich des
Hudsonflusses innerhalb einer 15 — 25 km breiten Zone, die von Fishkill im
Süden bis zum Bennington County in Vermont hinstreicht. Die Erze sind bald
ganz dicht, bald ockerig und liegen zwischen Kalkstein und Tonschiefem.
Der Bergbau reicht teilweise schon in das XVDI. Jahrhundert zurück und
gehört zu den ältesten in den Vereinigten Staaten. Lewis zählt im Oebiet des
östlichen Hudsonufers allein über vierzig Gruben auf.
In verschiedenen Horizonten des Cambriums und Silurs finden sich solche
Erzlagerstätten femer im östlichen Pennsylvanien und in den Counties CarroU
und Frederick in Maryland, wo sie nur wenig abgebaut werden, und weiter in
Virginia und Tennessee. Die Erze haben dort in den Tälern eine Anreicherung
erfahren, wenn der Boden der letzteren gebildet wird von Tonschiefem und
Kalksteinen des SUurs, aus denen das Brauneisenerz auswitterte. Durch Oeorgia
und Carolina streicht der Lagerstättenzug weiter nach Alabama, wo diese
Eisenerze eine so hohe Entwickelung erreicht haben, daß sie neben den Clinton-
erzen den Bedarf der dortigen Eisenindustrie decken.
Die Hauptmasse der in Alabama^) geförderten Brauneisenerze und zugleich
das beste Brauneisenerz ist gebunden an den kieseligen Knox-Dolomit und die
„Chert-Group'* des Obersilurs und wird begleitet von Beauxit. Im Jahre 1896
hatte man einzelne dieser Vorkommnisse schon bis zu Tiefen von etwa 80 m
verfolgt und immer noch gutes Erz gefunden.
Der Blue Ridge, der östliche Zug des Alleghany-Gebirges, besteht aus
kristallinem Gestein; darüber folgen Schiefer, Konglomerate und Sandsteine mit
Quarziten (Fotsdamsandstein). Über diesen liegen mächtige Ablagerungen von
Ton und teilweise zersetzten Tonschiefem, welche ihrerseits von Kalksteinen
des Silurs überlagert werden. In den weichen Tonen hat die Erosion eine dem
') Siehe eine Zusammen stellang der teilweise schwer zugänglichen Literatur in
Kemp, Ore deposits, 1900, 100—105.
^) Lewis, The hematite ore miues and blast furnaces east ofthe Hudson River;
Transact. Am. Inst. Mm. Eng., V, 1876, 216—235.
^) Mo. Calley, The limonites of Alabama geologically considered; Eng. Min.
Joum., XLIU, 1896, 583—584.
Marine Sideritlager. 187
Kettengebirge parallele, bis nach Alabama verfolgbare Rinne, das „Great Yalley^S
erzeugt, welche ausgezeichnet ist durch zahllose Brauneisenerzlager. Sie sind
verbreitet Über eine Längenerstreckung von etwa 250 km und zumeist ge-
bunden an die Tone im Hangenden des Quarzits.^) Sie scheinen für diesen
Horizont geradezu charakteristisch zu sein. Stellenweise werden sie bis zu
15 m mächtig und enthalten durchschnittlich 40 — 45 ^/q Eisen bei recht schwanken-
den Grehalten an Phosphor und Mangan.
Nach den vorliegenden Schilderungen vereinigen diese Brauneisenstein-
vorkommnisse der Appalachen die Charaktere der schichtigen, metaso-
matischen und eluvialen Lagerstätten. Sie sind anderer Entstehung als
die besonders in Tennessee abgebauten Brauneisensteine im eisernen Hut der
dortigen Pyritlager und haben, weil sie wohl in sehr vielen Fällen aus Eisen-
karbonat hervorgegangen sind, hier ihre Stelle gefunden.
In den vorzugsweise aus Devon bestehenden westlichen Bergketten des
Süd-Üral. in einiger Entfernung von der Bahn Üfa-Slatoust, liegen die mächtigen
Spateisensteinlager des Irkuskan, der Bulandika und Schuida, welche die
großartigen Eisenhütten von Simsk, Eataw, Jurjusan und Slatinsk versorgen
und, obwohl sie bereits anderthalb Jahrhunderte in Betrieb stehen, immer noch
durch Tagebau ausgebeutet werden können ; man faßt sie unter der Bezeichnung
„Minen von Bakal^ zusammen. In der Umgebung derselben ist nachstehende
Schichtenfolge des ünterdevons zu beobachten:^)
Hangendes.
a) Quarzite und Sandsteine, welche die Gebirgskämme bilden.
b) Verschiedenfarbige (hell- oder gelblich-graue, grünliche oder rötliche)
sericitische Schiefer, welche Lager von grauen, dolomitischen, oft
sehr mächtigen Kalksteinen umschließen.
c) Quarzit- und Sericitschiefer, graue und schwarze Dolomite und Ton-
schiefer, das Liegende der Erzlagerstätten von Bakal bildend.
Liegendes.
Die Eisenerzlager bestehen aus Spateisenstein, der zutage größtenteils in
Turjit*) und Brauneisenerz, letzteres teilweise als Glaskopf, umgewandelt ist;
diese sekundären Produkte enthalten etwas Albit, Quarzkömer, Schwerspat,
Kupferkies, Pyrit und Eisenglanz. Das Erz ist ausschließlich an die Kalklager
gebunden, in welche es durch Ankerit übergeht. Es bildet Lager von manchmal
40 und mehr Meter Mächtigkeit, außerdem auch untergeordnete Linsen. Der
Übergang in den dolomitischen Kalk ist schrittweise zu beobachten, und es
unterliegt keinem Zweifel, daß die Erze ursprünglich ganz aus Karbonat be-
^) Catlett, Iren eres of the Potsdam formation in the Valley of Virginia; Transact.
Am. Inst. Min. Eng., XXIX, 1899, 308—317.
*) Guide des excurßions du VII. Congrös g6ologique international, 1897, Heft III
(Tschernyschew), 28—32.
^ Daß das sog. Roteisenerz, wie wohl auch in vielen anderen Fällen, hier das
Eisenhydroxyd 2Fe203.H20 ist, hat Samojloff nachgewiesen. (Turjit und die ihn be-
gleitenden Mineralien aus Uspenskij- Grube (Süd-Ural); Bull, des Natur, de Moscou, 1899,
142—156. - Die Turjiterze Rußlands; Ztechr. f. prakt. Geol, XI, 1903, 301—302.)
188 Die schichtigen Lagerstätten.
standen haben, denn der Bergban zeigt, daß sich solches mit der Tiefe mehr und
mehr einstellt and der Tarjit und das Branneisen nnr Umwandlangsprodnkte
sind. Das Erz ist phosphorfrei.
Gänge von Diabas sollen die Lagerstätte and ihr Nebengestein darch-
brechen.^)
Die gesamte Produktion der Bakal-Minen beträgt jährlich 100000 t; der
Mangel an Kohle und der sehr weite Transport nach der nächsten Hütte, der
nar im Winter aaf Schlitten erfolgen kann, sind einer aasgiebigeren Ausbeatung
der großartigen Lager hinderlich.
Die Spateisensteinlager der Ostalpen. ^ Das Rückgrat der Ost-
alpen sind hauptsächlich Granit und Schiefer, denen im Norden und Süden
die aus meist triasischen Gebilden bestehenden Ealkalpen vorgelagert sind.
Zwischen diesen und jenen liegt ein ausgedehntes Schichtensystem, das sich im
Liegenden allmählich aus den Schiefern entwickelt, im Hangenden aus Ton-
schiefern, chloritischen und Talk-Schiefem, Grauwackensandstein, Kalksteinen
und Dolomiten besteht, welch letztere z. T. als Rauchwacken ausgebildet sind.
Man ist lange unklar gewesen über die stratigraphische Stellung dieser Schichten,
bis Funde vereinzelter Orthoceratiten, Graptolithen, Brachiopoden und Pflanzen-
reste zeigten, daß in ihnen Silur, Devon, Carbon und Perm vertreten sind.
In den paläozoischen Schichten der Nordalpen liegt eine stetig entwickelte
Zone von zahlreichen und mächtigen Spateisensteinlagem. Sie bilden mit einigen
Unterbrechungen einen über 45 Meilen langen OW. gerichteten Lagerzug, der
vielfach durch Bergbaue erschlossen und durch Hüttenanlagen gekennzeichnet
ist. Er beginnt zu Reichenau in Niederöst^rreich und streicht über Neuberg,
Veitsch, Eisenerz, Admont, Lietzen in Steiermark, Werfen, Flachau, Dienten
in Salzburg bis Pillersee und Schwaz in Tirol. Entweder sind es große, mehr
oder weniger regelmäßige, zum Teil stock- oder linsenförmig gestaltete Massen
in Schiefern, dem Streichen und Fallen der letzteren parallel, oder, und das
vor allen Dingen, sie sind geknüpft an paläozoische Kalksteine, überlagert von den
^) Eine Diabasplatte, welche ich in der Irknskan-Lagerstätte beobachtete, war
ganz nach Art einer Decke, nicht eines Ganges, zwischen Tonschiefer und das Eisenerz
eingeschaltet. B e r g e a t.
') von Ferro, Die Innerberger Hauptgewerkschaft; Tanners Jahrb. f. d. österr.
Berg- u. Hüttenm., III. 1845, 197; zitiert von Vacek. — Lipoid, Die Grauwacken-
formation und die Eisenstein vorkommen im Kronlande Salzburg; Jahrb. k. k. geol. Reichs-
Anst., V, 1854, 369 — 386. — vonSchouppe, Geognostische Bemerkungen über den Erz-
berg bei Eisenerz und dessen Umgebungen; ebenda 396—406. — von Gotta, Erzlager-
stätten, 1861, II, 351—363, Lit. — Miller von Hauenfels, Die steiermärkischen
Bergbaue; aus: Ein treues Bild des Herzogtums Steiermark, 1859. — Ders., in Tanners
Jahrb., VII, 233. — Wysoky, Zur Urgeschichte des Erzberges bei Eisenerz in Steier-
mark; Österr. Ztschr. f. Berg- u. Htittenw., X, 1862, 321—326. — von Hauer, Die
Eisenstein-Lagerstätten der Steyerischen Eisen-Indus triegesellschaft bei Eisenerz; Jahrb.
k. k. geol. Reichs-Anst., XXII, 1872, 27—34. — Ders., Die Geologie der österr.-ung.
Monarchie. 1878, 249—252. — A. R. Schmidt, Struktur der Spatheisenstein-Lagerstatten
bei Neuberg; Österr. Ztschr. f. Berg- u. Hüttenw., XXVIII, 1880, 480—481. — Stur,
Vorkonmien obersilurischer Petrefakte am Erzberg und in dessen Umgebung bei Eisenerz
Marine Sideritlager. 189
gipsfOhreiiden Werfener Sandsteinen und Schiefern, welche dem Bnntsandstein
entsprechen. Es sind nicht nur die wichtigsten Eisenerzlagerstätten der Alpen,
sondern ganz Österreichs.
Hanpterz ist der kristallinisch-körnige Spateisenstein (Flinz oder
Pflinz). Stets ist derselbe begleitet von lichten Kalksteinen and darch ver-
schiedenartige Zwischenstufen (Ankerit usw.) mit ihnen verbunden („Verroh-
wandung**). Durch Verwitterung von Tag herein gehen die Erze in Braun-
eisenstein („Braunerze**) oder, wenn sie etwas Mangan enthalten, in „Blau-
erze" über. Dabei bildet sich Aragonit („Eisenblllte"). Unter „Kemflinzen"
versteht man Stücke von Spateisenstein, welche von Klüften aus bis auf einen
inneliegenden frischen Kern in Brauneisen umgewandelt sind.
Ihre mächtigste Entwickelnng erreichen die alpinen Spateisensteinlager bei
Eisenerz in Steiermark, am „Vordernberger und Innerberger Erz-
berg**. Sie sind der „größte bergmännische Schatz der österreichischen Alpen**
(v. Hauer). Südlich von der Stadt Eisenerz erhebt sich der 1537 m hohe Erz-
berg 690 m hoch über das Eisenerzer Tal. Auf der NW.-Seite besteht er vom
Gipfel bis fast zum Fuße beinahe ganz aus mehr oder weniger reinem, kristalli-
nischem Spateisenstein. Die ganze Oberfläche des Berges ist durchwühlt von Tage-
bauen und unterirdischen Abbauen. Das Erz wird jetzt nur im Tagebau auf nicht
weniger als 50 Etagen gewonnen. Der Berg besteht indessen nur scheinbar
ganz aus Eisenstein ; in Wirklichkeit treten hier die Erze in einem ausgedehnten,
frei zutage liegenden Lager auf, dessen Mächtigkeit an einzelnen Stellen 125 m,
im Durchschnitt 60 m erreicht und auf mehr als 1000 m in Streichen bekannt
ist. Nur ein Teil dieses Lagers, und zwar immerhin die Hauptmasse, ist derbes
Erz, vielfach stößt man aber auch auf unschmelzwürdige, taube Zonen.
Die liegendsten Schichten des Erzberges sind die „EisenerzerGrau-
wacken**, ein körniges, lauchgrünes, viel Quarz und Feldspat enthaltendes
Gestein von klastischem Aussehen. Darüber folgt der Grau wackenkalkstein;
er ist grau, rötlich, braunrötlich oder violett, durch Tonschieferzwischenlagen
in Steiennark; Jahrb. k. k. geol. Reichs. -Anst.. XV, 1865, 267—277. — Stäche, Über
die Silurbildungen der Ostalpen mit Bemerkungen über die Deyon-, Garbon- und Perm-
Schichten dieses Gebiets; Ztachr. d. d. geol. Ges., XXXVI, 1884, 277—378, bes. 287 u.
352 — 378. — Die in den beiden vorhergehenden Arbeiten gewonnenen stratigraphischen
Ergebnisse wurden modifiziert durch Vacek, Über den geologischen Bau der Centralalpen
zwischen Enns und Mur; Verh. k. k. geol. Reichs-Anst., 1886, 71 — 83. — Ders., Über
die geologischen Verhältnisse des Flussgebietes der unteren Mürz; ebenda 455 — 464.
Ders., Über die geologischen Verhältnisse des Semmeringgebietes ; ebenda 1888, 60 — 71.
Behandelt die Stratigraphie der niederösterreichischen Spatheisensteinlager in der Gegend
der Raxalpe bei Reichenau. — Ders., Skizze eines geologischen Profils durch den
steierischen Erzberg; Jahrb. k. k. geol. Reichs-Anst., L, 1900, 23—32. — vonFouUon,
Über die Grauwacke von Eisenerz. Der „Blasseneck-Gneiss*^ ; Verh. k. k. geol. Reichs-Anst.,
1886, 83—88. — Vacek und Sedlaczek, Der steirische Erzberg. Führer für die
geologischen Excursionen in Osterreich gelegentlich des IX. Intern. Geologen-Congresses,
1903, Heft V. — Taffanel, Le gisement de fer spathique de 1 'Erzberg; Ann. d. Mines,
(10), IV, 1903, 24—48. — Siehe ferner Jugo vi z, Illustrierter Führer auf der Bahnlinie
Bisenerz-Vordernberg. Wien 1894.
190 Die schichtiseD Lagerstätten.
veranreinigt, durch Glimmer häaflg flaserig;, manchmal graphitiscb. Er ist
stellenweise stark eisenhaltig („rohwändig") nnd fuhrt selbst Spateisensteinlager
(älteres erzführendes System), Nadi seiner VersteinerungsfilhruDg gehört er
dem unteren Devon an (er enthält charakteristische Trilobiten). Diskordant
auf diesem Kalkstein ruhen nach Vacek bnnte Tonschiefer ( „Grenzschiefer ")
nnd diskordant Ober ihnen die „Eisensteinformation" (jOngeres erzführendes
System). Da diese letztere im allgemeinen nnd in verschiedenen Oehieten eng
gebunden ist an die sie diskordant Überlagernde unterste Trias und im alpinen
Karbon nnd Oberdevon analoge Eisenstein Vorkommnisse nicht beliannt sind, so
glaubt Yacek den Spateisensteinen
a11<mm«in T»>rmi«r>hfHi Allnr 9:11. JfttmaZ'mä.dM,
Flg. U. Profil durch den BteirlBchen £rzberg nsch S'> 10°; das Liger streicht N— S. (Nach den
Aaraehmen der Bergdlrektlon, 1903.) a Blaaieneck-GnelB, Eleenerzer GraawBcke ; b SpEtelseDBleln;
c Tanachlefer ; d Sanberger Kalb; i Eogler Ealk. Nur an derEbenbBbe nnd am LledemanD-Hanpt-
BtoUen tat die SchlchtDug dea Blaaaeneck-Qnelaea aogedeatet. HaSatab 1 : 18000.
rote tonige Sandsteine mit Gipseinlagerungen, die Werfener Schichten der unteren
alpinen Trias.
Es darf nicht tibergangen werden, daß Vaceks Auffassung der strati-
grapfaisdien Verhältnisse des Erzberges seitens anderer Geologen Einsprüche er-
mhrt, wie sie neuerdings auch in einem Aufsatz Taffanels zum Ausdruck ge-
kommen sind. Dieser mißt den Tonschiefern und Kalkbänken, welche das untere
nnd obere erzführende System Vaceks trennen sollen, nnr eine lokale Bedeutung
bei und möchte letztere beide als einheitliche Erzformation dem unteren Devon
zuweisen. Das widerspricht auch dem vorstehenden Profile nicht.
Soviel das enorme Eisenerzlager des Erzberges noch in genetischer Be-
ziehung zn denken geben mag, so dürfte doch eine sedimentäre Entstehung des-
1) Eb sei ansdrDcklich auf das von Yacek entworfene Profil des Erzberges ver-
wiesen. Die in Fig. 54 wiedergegebena Zeichnung, welche ich der Liebenswürdigkeit
des Herrn Direktora Sedlaczek verdanke, ist objektiv auf Orund der Anfichlflsse ent-
worfen worden. Borgoat.
Marine Sideritlager. 191
selben, die zuerst von Schouppe behauptet worden ist, am wahrscheinlichsten
sein, wenn man zugleich annimmt, daß das gegenwärtige petrographische Ge-
präge des Lagers innerhalb des stark metamorphosierten Gebirges nicht mehr
das ursprüngliche ist. Von manchen Seiten wird eine metasomatische Entstehung
der Spateisensteine behauptet, indem man annimmt, daß Eisensalzlösungen ge-
waltige Ealkmassen verdrängt haben. ^) Der ungleichmäßige Eisengehalt des
Erzes, die Rohwände und der stellenweise Übergang der Ealkbänke in Eisen-
stein sind an und für sich dieser Auffassung nicht ungünstig. Man hat aber
bisher nirgends die Gangspalten nachgewiesen, welche die massenhaften Eisen-
lösnngen emporgebracht haben könnten, und auch die sehr große Reinheit des
Eisensteines, der fast gänzliche Mangel an Sulfiden, Schwerspat usw., die sonst
auf epigenetischen Spateisensteinlagem einzubrechen pflegen, und das Fehlen von
allen typischen Erscheinungen, die sonst an eine Metasomatose erinnern könnten,
(z. 6. Durchtrümernng der Ealksteinbänke mit Erz) mahnen einer solchen
Hypothese gegenüber zur Zurückhaltung.
Bis zum Jahre 1890 arbeiteten am Erzberg zwei Bergbauvereinigungen,
bei Eisenerz die Inner berger (seit 1881 in die österreichisch- Alpine Montan-
gesellschaft aufgegangen) und am oberen Teil des Berges die Vordernberger
Gewerkschaft. Beide sind jetzt in die Österreichisch-Alpine Montangesell-
schaft verschmolzen. Die Eisenerzmasse des Berges wird bei mäßiger Schätzung
auf weit über 200 Millionen Tonnen berechnet; sie würde, wenn die Produktion
ihre heutige Höhe innehielte, auf mindestens 200 Jahre reichen.
Der rohe Eisenstein enthält 38 — 40, der geröstete bis 52®/q Eisen. Die
Erzproduktion hat sich seit dem Jahre 1891 fast verdoppelt; sie betrug:
Innerberg
V<
ordernberg
Zusamme
t
t
t
1891 . .
. . 615610
57180
672790
1901 . .
. . 1051960
150920
1202880
1902 . .
. . 907850
164430
1072280
Im Jahre 1862 hatte sie kaum 130000 t betragen. Jetzt macht sie 61,5 ^/q
der gesamten Eisenerzfördemng Österreichs ans.
Der Bergbau beschäftigt zeitweise über 3000 Arbeiter.
Die Eisenerzlager von Kärnten und Steiermark sind schon im Altertum
bekannt, das dortige Eisen berühmt gewesen, denn das „aes noricum" wird von ver-
schiedenen alten Schriftstellern erwähnt. Die erste Erwähnung des Eisenerzer
Erzberges geschieht seitdem nach Wysoky im Jahr 1164. Man hat früher nur
das Braun- und Blauerz gegraben.
Nachstehend folgen Analysen der Eisenerzer Erze.
1) Siehe Taffanel, 47—48. Danach hält H. Höfer das Eiaenerzer Lager für
zweifellos metasomatisch. Derselben Meinung ist auch Redlich, Über das Alter und
die Entstehung einiger Erz- und Magnesitlagerstätten der steirischen Alpen; Jahrb. k. k.
geol. Reichs-Anst., LIII, 1903, 290—291.
192
Die schichtigen LagersUtten.
]
[. Rohe Erze
U. Geröstetes Erz
FeO .... 34,97
2,00
FejOg .
16,75
67,78
MgO, .
2,98
3,86
Cd . .
Spur
ger. Spar
SiOj .
8,20
7,05
AUO«
2,09
1,79
CaO .
3,06
7,15
MgO
2,92
2,90
CO« .
27,60
5,85
P.O5
0,04.
0,057
SOs.
Spar
0,110
H,0
1,40
1,75
100,01
100,30
Fe 38,93
49,00
Mn 2,15
2,78
P 0,02
0,025
S .
■
•
•
Spur
0,044
Genaa westlich vom Erzberg und von diesem etwa 5^/2 km entfernt liegen
die von v. Hauer beschriebenen Eisenerzlagerstätten der Donners alpe. Auch
hier ruhen die Eisensteine, Kalke und Ankerite zwischen der „Grauwacke" und
den Werfener Schichten und bilden nach v. Hauer und v. Schouppe die
durch die Erosion des Eisenerzer Erzbachs unterbrochene streichende Fort-
setzung des Erzberglagers. Das Auftreten von Spateisenstein, Brauneisenerz
und Kalkstein ist ein ähnliches wie dort.
Nach Vacek läßt sich der nordsteirische Eisensteinzug in zwei
Abschnitte gliedern, einen westlichen, der von Admont her über Johnsbach,
Radmer, Eisenerz bis ins obere Tragöß und das Aflenzer Becken zu verfolgen
ist, und einen östlichen mit den Vorkommnissen GoUrad, Feistereck, Kreith,
Rothsohl, der Veitsch, Debrin, Rettenbach, Neuberg, Lichtenbach, Bohnkogel
und Altenberg. Zu Gollrad und Altenberg sind wichtigere Eisensteingruben.
Weitere, etwas abseits liegende Punkte sind Niederalpel und Eibelkogel.
Im westlichen Teil des Eisensteinzuges sind die Erze gebunden an vor-
wiegende sericitische Schiefer, welche dem Unterdevon oder dem Gneis diskordant
(nach Vacek) auf ruhen, während die gleichen Schiefer am Erzberg zu Eisenerz
nur eine untergeordnete Rolle an der Basis der Eisensteinformation spielen. Das-
selbe gilt für die Vorkommnisse östlich von Eisenerz.
Die Eisenerzlager in Salzburg hat Lipoid genauer beschrieben. Sie liegen
in graphitischen Tonschiefem, in schieferigen „Grauwacken" inmitten der „Grau-
wackenformation^, welche von Hüttau und Flachau östlich der Salzach über
Bischofshofen und St. Johann bis an die Tiroler Grenze bei Pillersee streicht.
Die ganze Formation bildet auch hier das Liegende der diskordant dazu ge-
lagerten Werfener Schichten und zeigt ein nördliches Einfallen. Die Eisenstein-
lager sind eisenreiche Kalksteine oder Dolomite; der Eisengehalt ist meistens
ein so geringer, daß man das Erz nicht als Spateisenstein bezeichnen darf. Auch
ihre Mächtigkeit ist keine große. Die rasch sich auskeilenden Linsen erreichen
selten eine Dicke von mehreren Metern und meist nur Ausdehnungen von 40 bis
100 m. Allerdings liegen die Linsen manchmal zu mehreren neben- und über-
einander; sie sind noch in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts
abgebaut worden. Die Hauptvorkommnisse sind diejenigen im Dientener Graben
Marine Sideritlager. 193
am Hochfiilzen, auf der Sommerhalde und am Eollmannsegg bei Dienten, bei
Leogang, am Getschenberg bei Bischofshofen, im Reinbachgraben bei St. Johann,
in der Gegend von Flachaa u. a. *)
Am nördlichen Abhang des Eellerjochs im Inntal, gegenüber Jenbach,
wird ein Spateisensteinlager in Schiefern abgebaut, welches stellenweise eine
Mächtigkeit von 4 m erreicht. Das Erz wird zeitweilig in dem Jenbacher Eisen-
werk verhüttet.
In der Gegend von Werfen liegen machtigere Eisenerzmassen über bunten
quarzigen Schiefem und unter dem untertriasischen Guttensteiner Kalk. Das
Erz ist brauner Glaskopf und ockeriger Brauneisenstein, der in inniger Ver-
bindung mit breccibs zertrümmertem Dolomit und mit Eauchwacken vorkommt
und wie dieser von Aragonit durchadert ist. Die vielfach gebogenen und ver-
drückten Massen erreichen Mächtigkeiten bis zu 40 m. Diese Eisensteine wurden
abgebaut am Moosberg, am Flachenberg, im Schäfferötz und Windingsberg bei
Werfen u. a. 0. Sie gehören der unteren Trias an.^
Im Perm und vorzugsweise in den Schiefem der unteren Trias („Servino"*)
der lombardischen Alpen liegen Sideritbänke, welche für die lombardische Eisen-
industrie von ganz besonderer Bedeutung geworden sind. Die bedeutendsten
derartigen Lagerstätten sind im ValTrompiabeiBrescia und im Val di Seriana
und Val di Scalve bei Bergamo bekannt. In ersterem Tal kennt man min-
destens 6, im zweiten Gebiete mindestens 5 solcher Lager mit einer Gesamt-
mächtigkeit von 6 — 8 m.
Die Mächtigkeit der einzelnen, manchmal durch Schiefermaterial verun-
reinigten Bänke schwankt zwischen 1,20 und 1,80 m. Auch hier ist stellenweise
ein langsamer Übergang zwischen dem Siderit und taubem Kalkstein zu be-
obachten. Man bezeichnet die in Brauneisenerz umgewandelten Erze als minerali
dolci oder morelli, die frischen Siderite als minerali duri, bianchi oder als
Vena bianca. Die Eisenerze liegen konkordant zwischen den Schichten und
lassen sich über 30 km weit ununterbrochen verfolgen. Der Mangangehalt
derselben erreicht einige Prozent.
Die lombardische Eisenindustrie stand in früheren Zeiten in hohem Eufe
und reicht bis in das Altertum zurück, wo man die verwitterten Erze bevor-
zugte; Bergamo und Brescia waren die Zentren derselben. Mangels billiger
Kohlen hat die lombardische Eisenindustrie lange Zeit danieder gelegen und
nimmt erst seit den letzten Jahren wieder einigen Aufschwung; im Jahre 1900
haben die Provinzen Bergamo, Brescia und Como etwa 15 000 1 Eisenerze produziert.
Bei Yareä in Bosnien sind verschiedene großartige Eisenerzlager in den
Werfener Schichten (unterste Trias) ; sie erscheinen gebunden an Kalke inmitten
1) Siehe bei Lipoid, 1. c. 378.
>) Ausführlicheres bei Lipoid, 1. c. 380—385.
^) Fuchs, £tude sur les gisements m^talliferes des Vall6es Trompia, Sabbia et
Sassina; Ann. d. Mines (6), XIII, 1869, 411 — 458. — Ourioni, Osservazioni geologiche
suUa ValTrompia; Mem. d. R. Istit. Lomb. (3), II, 1870; zitiert von d'Achiardi. —
d'Achiardi, I metalli, loro minerali e miniere, 1883, II, 206—208. — Lotti, I de-
positi dei minerali metalliferi, 1903, 105—106. — von Ernst, Studie über die Eisen-
industrie in der Lombardie. Nach den Publikationen des R. Corpo delle Miniere; Österr.
Ztschr. f. Berg- u. Hüttenwes., XLVII, 1899, 381—387, 400—404.
Stelzner-Bergeat, Erzlagerstätten. i^
194 I^ie schichtigen Lagerstätten.
von Tonschiefern, sind entstanden aus Sideriten und sideritischen Kalksteinen
und führen Eisenhydroxyde; z. T. aber bildet der Spateisenstein selbst das Erz.^)
Die Werfener Schichten bestehen zur Hauptsache aus roten oder grünen,
glimmerigen, bald mehr tonigen, bald mehr sandigen, von Kalkbänken durch-
zogenen Schiefern und untergeordneten Sandsteinbänken. Im ganzen treten die
Kalksteine, welche im Gegensatz zu den triasischen Massenkalken Bosniens wohl-
geschichtet sind, gegenüber den Schiefern und Sandsteinbänken zurück.
Die Eisenerzlager bilden einen Lagerzug, welcher südlich der Stadt
Vares hinstreicht und durch das Stavnjatal in einen östlichen und westlichen
Abschnitt zerlegt wird; jenem gehören die Lager von Droskovac, Brezik und
Przici, diesem diejenigen von Smreka und Saski potok an.
Die Ausdehnung der sideritischen Kalke erstreckt sich ungefähr 5 km
weit in ostwestlicher Richtung.
Die bedeutenderen Vorkommnisse liegen sämtlich längs einer Störungslinie.
Die sideritischen Kalke sind längs jüngerer Spalten in Brauneisenerz und Turjit
(oder Roteisenerz?) umgewandelt und letzterer sehr häufig von qnarzreichen
Partien begleitet oder völlig verkieselt. Der Übergang des Karbonats in das
Oxyd ist ein allmählicher, in der Tiefe nimmt der Siderit zu; letzterer ist, mitunter
deutlich längs Spalten, mit Baryt verunreinigt, und eine solche Durchtränkung
mit letzterem Mineral scheint nach Katzer wiederholt und auch während der
Umwandlung des Siderits in Brauneisenerz stattgefunden zu haben. In dem
roten Eisenstein stellen sich mitunter, wie auf dem Lager von Smreka, mangan-
reiche Partien ein. Ebendort führt auch das Erz und der Kalkstein Pyrit,
und im Erz kommt gediegen Kupfer in dünnen Blechen vor. Aragonit, Chal-
cedon, Fahlerz und Bleiglanz werden gleichfalls angetroffen. Die Mächtigkeit
der Erzlager beträgt 20 — 60 m, doch wechseln die Beschaffenheit und der Adel
darin vielfach. Im Streichen lassen sie sich manchmal auf mehrere hundert
Meter verfolgen.
Die Yareser Eisenerze haben einen schwankenden, aber doch beträchtlichen
Eisengehalt und sind stets, manchmal bis zu 10 ^/q, manganhaltig; Kupfer scheint
in den Erzen immer vorzukommen, der Phosphorgehalt im allgemeinen gering
zu sein. Das limonitische Erz von Droskovac führt 6 — S^Jq Baryt.
Die Eisenerzlager von Vares gehören zu den reichsten Europas; die im
Tagebau gewinnbare Erzmenge wird auf 10 Mill. Tonnen geschätzt. Die
Produktion im Jahre 1900 betrug ca. 130000 t, die zum größeren Teile an Ort
und Stelle, zum anderen Teil zu Servola bei Triest verschmolzen worden sind.
Die besten Eisenerze sind die Roteisenerze von Przici mit einem Eisengehalt
von mehr als 60 ^Jq.^
1) Katzer, Das Eisenerzgebiet von Vares in Bosnien; Berg^ und Hüttenm.
Jahrb. d. k. k. Bergakad., XLVIII, 1900, 99—189; Ref. Ztschr. f. prakt. Geol., 1900,
383—385 und Jahrb. f. d. Eisenhtittenwes., I, 1902, 135—141. — Ders., Geologischer
Führer durch Bosnien und die Hercegovina. Herausgegeben von der Landesregierung
in Sarajevo, 1903, 144—150.
^) Siehe auch Poech, L'industrie min^rale de Bo8nie-Herz6goYine; Monographie
publice ä roccaslon du Congr^s international des mines et de la m^tallurgie de PEx-
Marine Sideritlager. 195
Der Vareser Bergbau hat zur Errichtang eines Hüttenwerkes Veranlassung
gegeben, das als einer der großartigsten Holzkohlenbetriebe Europas gilt Die
im Dubosticatal gewonnenen Chromeisensteine finden hier Verwendung. Zu
Vareä selbst werden 44000 t Roheisen erzeugt, das den Bedarf ganz Bosniens
deckt und außerdem noch in die benachbarten Gebiete exportiert wird.
Das Vareser Eisen war schon zur Türkenzeit im Orient, bis nach Elein-
asien und Ägypten, ein gesuchter Handelsartikel.
Sphärosiderite und Toneisensteine, welche sich durch ihre EristalJi-
nität und ihren Gehalt an Siderit bezw. Ton unterscheiden, werden ganz allgemein
die im frischen Zustand grauen oder bläulichen, sehr leicht in Branneisenstein
Übergehenden linsen- und scheibenförmigen, auch flözartigen Eisenerze genannt,
welche in den verschiedensten Formationen zumeist Einlagerungen in Tonen
bilden. Es sind vorzugsweise aus Eisenkarbonat bestehende Konkretionen mit
etwa 35 — 45 ^/q Eisen und einigem Phosphorgehalt. Sie kommen sowohl in
marinen wie in laknstren Ablagerungen vor, häufig massenhaft einzelne Schichten
in dichter Lagerung erfüllend.
Hier soll zunächst von den Vorkommnissen in marinen Schichten die Bede
sein. Dieselben haben augenblicklich nur eine untergeordnete oder keine technische
Bedeutung. Eine scharfe Trennung der Toneisensteine in marine und lakustre
ist natürlich so lange nicht möglich, als die Absatzbedingungen des Neben-
gesteines in manchen Fällen nicht völlig aufgeklärt sind.
Im mittleren Eeuper Oberschlesiens finden sich bei Siewierz, Poremba,
Pinczye, Trzebycka usw. Nester von Brauneisenstein im Ton, welche abgebaut
wurden. Namentlich in der Gegend zwischen Kreutzburg, Landsberg und Pitschen
führen die Wilmsdorfer Schichten des oberen Keupers tonige, eisenreiche Sphäro-
siderite. Dieselben bilden mehrere Lagen von faust- bis kopfgroßen Knollen in
Tonen und Mergeln und umschließen Pflanzenreste, können also mindestens keine
Hochseeablagerungen sein.
Toneisensteine kommen in großer Menge im Bathonien (besonders in der
Stufe des Amm. Parkinsoni und Belemn. giganteus) des oberschlesisch-
polnischen Doggers vor und sind bei Landsberg zumal in früherer Zeit
lebhaft abgebaut worden. „In der Regel liegen 3 — 6 Erzlager von 3 — 12 Zoll
Mächtigkeit übereinander, welche durch Lettenmittel getrennt werden." Die
Erze enthalten 20— 45 o/o Eisen, i)
Gegenwärtig ist noch Bergbau bei Gzenstochau nahe der schlesisch-
poinischen Grenze. Die Erze sind nur wenig mächtige, aber zu mehreren über-
einanderliegende, zusammenhängende Bänke oder Knollen von Toneisenstein, der
häufig oolithisch erscheint.^
poBition universelle de Parifl 1900. Wien 1900, 23—34. — Danach Die Mineral-
industrie Bosniens und der Herzegovina; Berg- u. Hüttenm. Ztg., LIX, 1900,
516— 616. — B. Walter, Beitrag zur Kenutnis der Erzlagerstätten Bosniens, 1887,
17—24.
*) Das Obige nach F. Roemer, Geologie von Oberschlesien, 1870, 170 — 172,
Ö34— 635.
') von Behbinder, Untersuchungen im braunen Jura in der Umgebung von
Gzenstochau; Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., LY, 1903, Verhandl. 17—33.
13*
196 Die schichtigen Lagerstätten.
Massenhaft finden sich Toneisensteingeoden in der Jura- and Ereide-
formation, besonders des nordwestlichen Dentschlands. Sie kommen in zahl-
reichen Tongruben als ganz gewöhnliche Erscheinung vor, enthalten hänfig viele
Versteinerungen und sind in den verschiedensten Horizonten auch als Septarien,
mehr oder weniger reich an Zinkblende, Bleiglanz, auch an Schwerspat und
Schwefeleisen, anzutreffen; stellenweise finden sie eine Verwendung als Zuschlag
in den Ziegeleien. „In den Liasschichten des Teutoburger Waldes, und zwar in
den Kreisen Bielefeld, Paderborn und Warburg, trifft man in fünfzig überein-
anderliegenden Horizonten Sphärosideritnieren und zwei zusammen 2,20 m mächtige
Sphärosideritlager. Auch in den Liasschichten des Wesergebirges sind Sphäro-
siderite häufig. ^^ (v. Groddeck.) Besonders häufig sind sie im Dogger und in
der unteren Kreide.^) In letzterer bilden sie Bänke in der Gegend von Bücke-
burg, im Gault Westfalens und Hannovers.
Von untergeordnetem wirtschaftlichen Interesse sind jetzt die Sphäro-
sideritlagerstätten imKarpathensandstei n.^) Nach G o 1 1 a bilden dieselben einen
mindestens 80 Meilen (gegen 600 km) langen Lagerzng, in welchem ^nicht
die einzelnen Lager oder Flöze, die oft sogar recht schnell auskeilen, zusammen-
hängend fortsetzen^, sondern es handelt sich vielmehr um eine Schichtenzone,
welche überall solche Lager enthält, deren Zahl und Qualität variiert, wie denn
selbst der Zustand der einschließenden Schichten sich etwas verändert.
Bei Rimpolung in der Bukowina liegen zahlreiche ^/^ — 3 Fufi n^ächtige
Eisensteinflöze zwischen grauem und gelblichem Schieferton, grauem Sandstein,
Kalkstein und vereinzelten Kohlenlagern. Das Erz ist mehr oder weniger ver-
unreinigt mit Ton und enthält demgemäß einen von 10 — 48 ^/q wechselnden
Eisengehalt. Die Sphärosideritlinsen haben Breitendurchmesser von 1 — 20 Fuß.
„Die Linsen liegen teils unmittelbar aneinander, teils folgen sie untereinander in
kleinen Abständen innerhalb einer sehr eisenschüssigen, gelben, milden Schiefer-
tonschicht, die dann als Richtschnur zu ihrer Verfolgung dient. Sonderbarer-
weise sind sie zuweilen in dieser Schicht etwas schräg gestellt, so daß sie
gleichsam wie die Ziegel eines Daches wirklich übereinandergreifen oder tiber-
einandergreifen würden, wenn man sie mit unveränderter Stellung zusammen-
schieben könnte.'* (Cotta.) Analoge Vorkommnisse sind die von Nadworna im
östlichen Galizien und weiter nordwestlich davon bei Skole. Das Zusammen-
auftreten mit Kohlenflözchen spricht dafür, daß diese Eisenerze nicht in der
Tiefsee gebildet sein können.
In Galizien und in der Bukowina scheint auf diesen Lagerstätten kein
Bergbau mehr umzugehen.
Bei Teschen (Österr. Schlesien) kommen nach Hohenegger Sphäro-
sideritflöze in fünf verschiedenen Horizonten vor:
1. Im Hauterivien, den schwarzen, glänzenden, bituminösen „oberen
Teschener Schiefern" sind zwei mächtige Züge von Sphärosideritflözen enthalten,
deren Erze zu Witkowitz und Friedland in Mähren und auf verschiedenen
schlesischen und galizischen Gruben verarbeitet wurden. Es sind die haupt-
sächlichsten Sphärosideritlager der Karpathen.
') Kosmann, Die Thoneisensteinlager in der Bentheim-Ochtruper Thomnulde;
Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., L, 1898, Verhandl. 127—131. — Stahl und Eisen, XVIII,
1898, I, 357—360, II, 623—625, Lit. — Siehe dagegen G. Müller, Die Untere
Kreide westlich der Ems und die Transgression des Wealden; Ztschr. f. prakt. Geol.,
XI, 1903, 72 — 73. — Harbort. Die Schaumburg-Lippe'sche Kreidemulde; N. Jahrb.,
1903, I, 59—90.
2) Hohenegger, Geognostische Skizze der Nordkarpathen von Schlesien und
den nächsten Angrenzungen; Jahrb. k. k. geol. Eeichs-Anst., III, 1852, 3. Quartal,
135—148. — von Cotta, Erzlagerstätten, II, 1861, 252—257, Lit.
Marine Sideritlager. 197
2. In den Wernsdorfer Schichten; dieser dritte Hauptflözzug der unteren
Kreide (Aptien) lieferte die Erze für die Hütten von Friedland, Baschka und
Witkowitz.
3. Im Godula-Sandstein (Albien) ein sehr eisenreicher Sandstein, der
vierte Hauptflözzug.
4. Im Istebener Sandstein an der schlesisch-ungarischen Grenze, der
fünfte Hauptflözzug.
5. In den blauen Mergeltonen des nummulitenführenden Eocäns, der
sechste Hauptzug.
Alle nordkarpathischen Sphärosiderite hatten nur Wert, solange das Holz
der Karpathenwälder billig zu ihrer Verhüttung verwendet werden konnte. Ihr
Eisengehalt betrug durchschnittlich nur 12 ^/q; die Mächtigkeit der seltener in
Eugelform, meistens plattenförmig auftretenden Erze erreichte fast nie mehr
als 2—3 Zoll.
Im mittleren Bufislaiid kommen Toneisensteine stellenweise in ungeheurer
Menge vor. So in der unteren Kreide des Sasurskischen Waldgebietes im Fluß-
gebiet der Sura (Gouv. Simbirsk). „Diese Sphärosideritlagerstätt^n repräsentieren
sich nur auf verhältnismäßig geringe Erstreckungen (bis einige hundert Faden)
in Form kompakter Schichten, im allgemeinen dagegen erscheinen sie als schicht-
artige Anhäufungen von Konkretionen, welche an bestimmte Horizonte zwischen
den Sauden, Mergeln und Tonen gebunden sind. Hierin gleichen sie den Lager-
stätten von Sphärosiderit in Polen, den Gouvernements W^ologda, Perm, Wjatka,
Wladimir, Nischny Nowgorod, Orel, Kursk usw. Die Mächtigkeit der Schichten
ist eine geringe und schwankt von mehreren Zentimetern bis '^j^ m; dafür ist
aber ihre Verbreitung eine ungeheure. Das Erz besitzt einen Eisengehalt von
30 — 35,6 ^/o und steht hierin dem Sphärosiderit des Orelschen Gouvernements
nahe. Der Phosphorgehalt schwankt in vier untersuchten Proben zwischen
Spuren und 0,1301 ^/o- Eine grobe Schätzung ergab viele Millionen Pud. Der
Abbau scheint rentabel." (Doss nach Osokow.)^) Auch im russischen Jura treten
vielorts Sphärosiderite und Toneisensteine auf. 2)
Auf Lager von Spateisenstein in der tertiären Claiborne-Formation nahe
Enterprise im Staat Mississippi haben Johnson und Brainerd^ auf-
merksam gemacht. Sie erreichen Mächtigkeiten von 3 — 6 m und lassen sich
kilometerweit verfolgen. Sie sind gebunden an grüne Sande und besitzen ein
so flaches Einfallen, daß sie im Tagebau gewojinen werden können. Im Mittel
enthalten sie 36,85 ^/^ Eisen, 25,85 ^Jq Kieselsäure und 0,224 ^Jq Phosphorsäure.
* Versucht man die Entstehung des Eisenoxydulkarbonats in marinen
Schichten zu erklären, so wird man gut tun, zwei Gruppen von Lagerstätten
auseinander zu halten, nämlich 1. die fast ganz reinen, versteinerungslosen,
oft hochkristallinen Spateisensteine mit ihren Übergängen in ganz ähnliche Kalk-
*) Osokow, Die Verbreitung der untercretaeeischen eisenhaltigen Gesteine im
Gebiete der Sasursk'schen Wälder. Material, zur Kenntnis des geol. Baues d. russ.
Reiches; Beilage z. Bull. soc. natur., Moscou 1899, 1— öS; Ref. N. Jahrb., 1901, II,
- 406—407 -.
^ Nikitin, Über die Eisenerze des Liwnyschen Kreises und der benachbarten
Gegenden; Bull. Com. geol. St. Pötersbourg, XVII, 1898, 439—450. — Michailowsky,
Bericht über die Resultate der Untersuchung der Eisenerzlagerstätten im Liwnyschen
Kreise des Orelschen Gouvernements im Jahre 1898; ebenda 451 — 479; Ref. über beide
Arbeiten N. Jahrb., 1901, II, - 409—410 -.
^ A new discovery of carbonate iron-ore at Enterprise, Miss.; Transact. Am. Inst.
Min. Eng., XVI, 1888, 146—149.
198 Die schichtigen Lagerstätten.
steine (Typus Erzberg in Steiermark) und 2. die Toneisensteine and Sphäro-
siderite (Pelosiderite).
1. Daß die kristallinen Spateisensteine in manchen Fällen wirklich primäre
marine Sedimente sind, dürfte dann zweifellos sein, wenn sie, wie am Erzberg,
mit echten Ealksteinbänken Wechsel lagern. Sollten solche Massen, wie das
manchmal geschehen ist, für metasomatische Bildungen gehalten werden, so
wäre es ganz nnverständlich, weshalb jene Kalksteine nicht anch in Eisenerz
verwandelt worden sind. Die Tatsache besteht also, daß Eisenoxydulkarbonat
in großen Massen ans dem Meere abgelagert worden ist, wobei der Vorgang
wohl kanm ein anderer gewesen sein kann wie deijenige, der zar Entstehung
großer Ealksteinlager führte. Diese letzteren sind vielleicht nur zum Teil or-
ganogen; ein großer Teil des im Meere präzipitierten Kalkes verdankt aber
wohl seine Ausfällung unbekannten chemischen Reaktionen, wie Steinmann^)
annimmt, vielleicht der Entstehung von kohlensaurem Ammoniak bei der Ver-
wesung von Tieren.
Eisen wird dem Meere nur in geringer Menge zugeführt und aus diesem
offenbar in ähnlicher Weise ausgefällt, wie der Kalk. Während z. 6. der Rhein
zu Cöln bei sehr niedrigem Wasserstand in 10000 Teilen 1,0868 CaCOg und
0,3918 CaSO^ enthält, lassen sich nur 0,0012 Fe^Og nachweisen; die Dwina führt
bei Archangelsk 0,2015 CaCO«, 0,5020 CaSO^ und nur 0,0118 FeCOg. Im Meere
steigt der relative Kalkgehalt ebenso wie derjenige des Eisenkarbonats auf
ein Vielfaches. Denn es enthält z. B. das Wasser des Indischen Ozeans in
10000 Teilen etwa 0,15 CaCOg, 11—15 CaSO^ und 0,05 FeCOg.«) Das Ver-
hältnis zwischen den Kalk- und Eisensalzen im Meere ist offenbar das Ergebnis
einer Ausfällung, welche seit langer Zeit neben der Konzentration der Lösung
statthatte. Da dieses Verhältnis sich nicht sehr wesentlich gegenüber dem-
jenigen im Flußwasser zu ändern scheint, so dürfte man schon deshalb annehmen,
daß der Absatz von Eisenverbindnngen im offenen Meere viel weniger massenhaft
stattfindet als der des Kalkes. Daraus ergibt sich die große Schwierigkeit, die
Entstehung solch gewaltiger, 100 m mächtiger Spateisensteinlager aus der
normalen Zusammensetzung des Meerwassers zu erklären. Denn es ist nicht
wahrscheinlich, daß lange Zeiten hindurch aus normalem Meerwasser Eisenoxydul-
karbonat für sich allein oder das Kalkkarbonat überwiegend ausgefällt worden
sein soll. Man wird also zu der Annahme gedrängt, die auch bei der Erklärung
anderer schichtiger Erzabsätze marinen Ursprungs nicht umgangen werden kann,
daß das Meerwasser stellenweise und zu gewissen Zeiten durch zugeführte
Metalllösungen eine veränderte Zusammensetzung erhalten haben muß. Die
weiteren Umstände der Erzausfällung aber bleiben unerklärt.
2. Die marinen Toneisensteine, Sphärosiderite und die Pelosiderite sind
tonige Ablagerungen mit mehr oder weniger hohem Gehalt an Spateisenstein,
letzterer manchmal bei weitem überwiegend. Es ergibt sich daraus eine äußere
^) Über Schalen und Ealksteinbildung; Berichte der naturf. Gesellschaft zu
Freiburg i. Er., IV, 1889, 288.
') Man vergleiche die Analysen bei Roth, Allgemeine und chemische Geologie,
I. 1879, 456—457, 490—531.
Marine oolithische und oolithähnliche Eisenerzlager. 199
Ähnlichkeit mit manchen tonigen Kalksteinen. Manchmal hahen sich diese
Eisensteine ganz sicher in wenig tiefem Meere gehildet, und es liegt dann am
nächsten, an eine reichliche Zufuhr von Eisensalzen vom festen Lande her zu
denken. Die AusföUung des Eisenoxydulkarbonats mußte immerhin in Tiefen
stattgefunden haben, in welchen der Niederschlag der unmittelbar oxydierenden
Einwirkung der Atmosphäre nicht ausgesetzt war. Da das Meerwasser in allen
Tiefen Sauerstoffgas enthält, so wird man ferner nach einem Eeduktionsmittel
zu suchen haben, welches die Oxydation des Oxydulsalzes verhinderte; daß ein
solches in mannigfacher verwesender organischer Substanz gegeben war, daß diese
vielleicht auch die Ausfällung des Eisenoxydulkarbonats bewirkt hat, dürfte
um so eher anzunehmen sein, als die Toneisensteine häufig nicht nur reich sind
an Versteinerungen, sondern auch an allerlei Sulfiden, wie Zinkblende, Pyrit usw.,
deren Entstehung wohl gleichfalls auf eine Reduktion aus Metallsalzen zurückzu-
fahren ist. *
oolithiflohe und oolithähnliche Eisenerzlager.
* Die in diesem Abschnitt zusammengefaßten Eisenerzlagerstätten werden
wohl gemeinhin als oolithische bezeichnet, indem man als Oolithe, manchmal
ohne genauere Untersuchung, die unregelmäßig rundlichen, oft kaum mülimeter-
großen Erzkömchen betrachtet hat, welche — durch irgend einen Zement zu-
sammengehalten und selbst von wechselndem Aussehen und jeweils verschiedener
Zusammensetzung — ganze Schichten und Schichtenkomplexe ausmachen können.
Unter einem oolithischen Gestein versteht man ein solches, das aus lauter
konzentrisch-schalig und mehr oder weniger deutlich radialfaserig gebauten,
rundlichen Konkretionen von geringen Dimensionen inmitten eines meistens unterge-
ordneten Bindemittels besteht; die echten Oolithe sind ferner sehr häufig dadurch
ausgezeichnet, daß sie einen fremden Kern, wie etwa ein Quarzkom, oder ein Frag-
ment einer Versteinerung umschließen. Dieser Auseinanderlegung des Begriffes
„Oolith*^ entspricht nur eine gewisse Anzahl der gemeinhin als oolithisch be-
zeichneten Eisenerze, und manche, wie z. B. diejenigen von Schmiedefeld in
Thüringen, sind ausgezeichnete Beispiele für eine solche Struktur. Bei sehr
vielen anderen aber, wie bei den Erzen des norddeutschen Lias, ist das Aussehen
das eines Eisenerzsandes, ja sogar eines Eisenerzkonglomerates; das Gestein wird
dann zum größeren Teil von gerundeten Körnern von Brauneisenerz gebildet, die,
wenn sie mehr oder weniger ausschließlich das Erz zusammensetzen, durchaus
an echte oolithische Eisensteine erinnern. Daneben aber bestehen alle Übergänge
zwischen diesen kleinen und bis zu nußgroßen, gerundeten und unregelmäßig
gestalteten Brocken von tonigem Brauneisenerz, die ebensowenig wie die kleinen
eine konzentrisch-schalige Struktur erkennen lassen. Solche Erze würden zu
Unrecht als oolithische bezeichnet werden.
In zahlreichen Fällen treten die oolithähnlichen Eisenerzkörnchen gegen-
über der Grundmasse in den Hintergrund. Diese letztere ist bald Eisenspat oder
Toneisenstein, bald aber ein toniger Brauneisenstein und sehr oft ein grau-
grünes oder blaugrünes Eisenerz von dichter Struktur, das mitunter für sich
ganze, an Oolithen arme Gesteinsbänke bildet und in die umschließenden Tone
oder Schiefertone übergeht, auch in Gestalt von Knollen in den Erzflözen auf-
200 Die schichtigen Lagerstätten.
treten kann. Die chemische Beschaffenheit solcher grüner Eisensteine ist noch
wenig hekannt: nach den vorliegenden Bauschanalysen sind sie manchmal sehr
reich an Eisenoxydulkarhonat und enthalten nehen Ton vielleicht auch grüne
Eisenoxydulsilikate, wie Glaukonit. Häufig aher sind sie sicherlich nichts anderes
als an Ton hesonders reiche Toneisensteine oder Mergel. Bei der Verwitterung
werden sie zu tonigem Brauneisenerz. Wie in manchen Fällen das Bindemittel
der Erzkörnchen Spateisenstein sein kann, so heohachtet man als Extrem nicht
selten Toneisensteine welche nur vereinzelte Oolithe umschließen.
Die als Oolithe hezeichneten Körnchen hahen auch ihrerseits die wechselndste
Zusammensetzung: im älteren, mehr oder weniger metamorphosierten Gehirge
bestehen sie aus Silikaten (Chamosit und Thuringit), in den jüngeren Gesteinen
aus Brauneison, „Eoteisen" (wohl z. T. rotes Eisenhydroxyd) und aus der he-
zeichneten schmutzig-grünen, schwarzglänzenden Substanz, welche man gern als
Glaukonit bezeichnet, die aber fast niemals genauer untersucht worden ist. Es
scheint auch, als ob manche Brauneisensteinoolithe aus Spateisenstein hervor-
gegangen seien, wie denn auch mitunter Oolithe beobachtet werden, die ganz aus
solchen bestehen. In den stark gefalteten alpinen Doggereisenerzen sind die
Oolithe teilweise zu Magnetit geworden. Aber auch die Eisenerzoolithe ganz
normaler Sedimente, wie diejenigen des englischen Jura und die Lothringer
Minette, enthalten merkwürdigerweise etwas Magnetit.
Die oolithischen und oolithähnlichen Eisenerze der verschiedensten Horizonte
umschließen oft große Mengen von Fossilien. Zumeist haben diese letzteren noch
die kalkige Schale und sind gewöhnlich sehr gut erhalten. Häufig sind die
Reste indessen mit Eisenerz imprägniert und manchmal wurden sie, wie im Jura
Englands, überhaupt in Spateisenstein oder, in den verwitterten Ausstrichen, in
Brauneisenstein umgewandelt. Mitunter zeigen die Kalkschalen bei der Be-
rührung mit den Eisenerzkörnchen eine deutliche Anätzung. Alle diese Er-
haltungszustände bedürfen noch eines genaueren Studiums.
So genau die weitverbreiteten „Eisenoolithe'' in paläontologischer Hinsicht
untersucht sein mögen, so sehr hat man häufig das Studium ihrer Entstehungs-
weise und ihres mineralogischen Verhaltens vernachlässigt. Indessen ist es frag-
lich, ob sich mit Bücksicht auf diese Gesichtspunkte eine Trennung der „oolithi-
schen Eisenerze" in verschiedene Gruppen als notwendig herausstellen würde.
Die weitaus größte Zahl der hier zu besprechenden Vorkommnisse ist
zweifellos sedimentärer Entstehung. Manche mögen unter Zutun vulkanischer
Eruptionen (Förderung von Tuff und von Eisensalzen) entstanden sein, fast
immer kommen aber diese Erze gerade in solchen Formationen vor, welche
der Eruptivgesteine ermangeln. Im allgemeinen sind sie Ablagerungen aus
wenig tiefem Meere und gern gebunden an Tone, Schiefertone und Tonschiefer,
oder auch an Sandsteine, manchmal an Kalksteine. *
Die oolithischen Thuringit- und Chamositerze des thüringischen
und böhmischen Untersilurs.
Die untersten silurischen Schichten des Thüringer Waldes, des Fichtel-
gebirges und der Prager Mulde sind in gleicher Weise ausgezeichnet durch das
Vorkommen oolithischer Eisenerze, welche in früherer Zeit Gegenstand des Berg-
Marine oolithische nnd oolithähnliche Eisenerzlager. 201
banes waren und teilweise heute noch abgebaut werden. Die petrographischen
und geologischen Verhältnisse sind allenthalben sehr ähnliche, der Zusammen-
hang der sicherlich sedimentären Lagerstätten mit dem Auftreten eruptiver
Diabasdecken und Tuffe nicht unmöglich.
In Thüringen^) liegt das untere Silur konkordant auf den Phycoden-
schiefern des Cambriums. Das von den Kiesel- und Graptolithenschiefern des
Mittelsilurs überlagerte Untersilur besteht aus Tonschiefern (besonders in der
unteren Stufe z. T. als Griffel schiefer entwickelt) und stellenweise aus Quarziten.
In den tieferen Schichten des üntersilurs treten oolithische Eisensteine auf,
welche zwar an Masse den Tonschiefem untergeordnet sind, stellenweise aber
doch zu linsenförmigen Einlagerungen von 1 — 2 m Mächtigkeit anschwellen.
Hauptsächlich kommen solche Eisenerze in zwei Horizonten vor: erstlich an der
Basis und zunächst über dem Cambrium, und zweitens untergeordnet an der
oberen Grenze der höheren Stufe des Untersilurs gegen das Mittelsilur hin; sie
sind hier manchmal mit Kalksteinen verknüpft.
Die Eisenerze sind bald Thuringit, bald Chamosit. Der Thuringit
von Oliven- bis schwärzlichgrüner Farbe bildet oolithische Massen, welche bei
der Verwitterung ein zerfressenes Aussehen und eine gelbe oder braune Farbe an-
nehmen und schließlich unter Verlust der Struktur zu derbem Brauneisen werden.
Mit dem Tonschiefer ist der Thuringit innig verwachsen und bildet in diesem
Bänder und Streifen; es scheint dann, als ob der Schiefer selbst aus dichter,
nicht oolithischer Thuringitsubstanz bestehe. Die reinen Oolithe enthalten
0,078 o/o Phosphorsäure. «)
iiit dem Thuringitschiefer zusammen kommt ein festes, im frischen Zu-
stand graues bis schwarzes Gestein vor, welches durch Verwitterung krumm-
schalig wird und in Braun- oder Boteisenstein übergeht. Es ist durchaus
oolithisch ; die etwa hirsekomgroßen Oolithe liegen dicht gedrängt in einer Grund-
masse von Siderit und bestehen selbst aus einer grünen chloritischen Substanz,
welche häufig scheinbar mit Titaneisen verwachsen ist. Dieselbe ist der
Chamosit. Auch diese Erze gehen sowohl in Tonschiefer wie in Quarzite über.
Loretz hält die Thuringit« und die Ghamosite für die Endprodukte einer
Umwandelung von Diabasen und Diabastuffen und erinnert an die nahen Alters-
beziehungen zu den ähnlichen Gebilden des Fichtelgebirges und Böhmens.
Rammeisberg ^) gibt die Zusammensetzung des Thuringits von Schmiede-
feld und Reichmannsdorf auf Grund dreier Analysen folgendermaßen an:
SiOa . . .
. 22,05-
-23,55
Al^Og . . .
Fe^Oa . . .
FeO . . .
. 15,63-
. 13,70-
. 30,78-
-18,39
-17,66
-34,34
MgO . . .
K^O, Na^O .
Wasser . .
0,89-
. 0,00-
. 9,81-
- 1,47
- 0,14
-11,44
Eisen im Mittel: 36,53
^) Loretz, Bemerkungen über die üntersilursch lohten des Thüringer Waldes
und ihre Abgrenzung vom Cambrium; Jahrb. preuß. geol. Landes- Anst., 1884, 24—43.
— Ders., Zur Kenntnis der untersilurischen Eisensteine im Thtlringer Walde; ebenda
120 — 147. — Liebe, Übersicht über den Schichtenaufbau Ostthüringens; Abh. z. geol.
Spezialkarte von Preußen, V, Heft 4, 1884.
') Eine genauere Beschreibung dieses Minerals und des Chamosits gab Loretz;
Jahrb. preuß. geol. Landes-Anst., 1884, 120—147.
8) Mineralchemie U, 2. Aufl., 1875, 496.
202 Die schichtigen Lagerstätten.
Für Chamositerz von Schmiedefeld fand Böttcher (zit. von Loretz):
I. n.
SiO« 11,06 18,63
AlaOg 6,98 8,48
FeaOg 1,82 3,73
FeO 47,72 45,13
MgO 2,46 1,68
CaO 0,73 0,84
PjOg 0,18 0,44
SO3 0,23 —
CO2 22,56 13,00
TiO« 1,11 1,63
•HgO und Verlust . 5,15 6,44
100,00 100,00
Eisen 38,38 37,68
In den untersuchten Frohen waren enthalten:
L 51,30/0 FeCOg 5,0 0/^ MgCOg 0,6 0/0 CaCOg
n. 29,0 „ „ 3,5 „ „ 0,5 „ „
Nach Abzug dieser wohl das Zement der Oolithe bildenden Karbonate, des
SOg, TiOg und P2O5 ergiebt sich fttr die Oolithe selbst:
I. IL
SlOg 27 29
Al^Og 17 13
FegOg 4 6
FeO 39 42
H2O ._. 13 10
100 100
Ihre hauptsächlichste Entwickelung besitzen diese Eisenerzlagerstätten in
der Gegend von Schmiedefeld und Reichmannsdorf, und besonders südwest-
lich des ersteren Ortes weist eine große Anzahl von Tagebauen auf den alten
Bergbau hin, welcher hier auf mehreren solchen Lagern bestanden hat.
Im östlichen Thüringen und im Vogtland sind die Erze der Thuringitzone
nur stellenweise und untergeordnet vertreten.^)
Ähnliche Erze hat GümbeP) aus der Gegend von Hof im Fichtel-
gebirge beschrieben. An der Lamitzmühle (unfern Hirschberg) steht im
Leuchtholz dunkelgrüner Thuringitschiefer an, der aus Quarzkömern, Magnetit-
kriställchen und Thuringitoolithen mit Steinkemen von Orthis äff. Lindstroemi
besteht. Das 1^/4 m mächtige Lager (das „ Leuchtholzgestein "*) wird überlagert
von tuffigem Tonschiefer und Dachschiefer, während sein Liegendes phyllitartige
Ton- und rötliche Quarzitschiefer mit viel Phycoden bilden ; es gehört, wie der
untere Thuringithorizont Thüringens, der silurisch-cambrischen Grenzzone an.
Dieser Eisenstein war schon im XVI. Jahrhundert abgebaut worden.
Die älteren Ablagerungen Böhmens bilden zwischen Brandeis an der Elbe
und Altpilsen die als Prager Silurmulde ^) bekannte Ellipse mit einer Länge
^) Liebe, 1. c. 10 — 11. — Siehe ferner die Erl. zu Sektion Treuen-Herlasgrün
und Plauen-Ölsnitz der geol. Spezialk. d. Kgr. Sachsen.
*0 Gümbel, Qeogn. Beschr. d. Fichtelgebirges, 423—424.
^) Die Bezeichnung „Silurmulde^ ist hier dem alten Gebrauch entsprechend bei-
behalten. „In tektonischer Beziehung ist das mittelböhmische „Silur" eine komplizierte
Uarine oolitbische uad oolith ähnliche EiBenerzlager.
Hl
i3i|
Sil"
ifP
ii
P"-
204 Die schichtigen Lagerstätten.
Struktur, zwischengelagert zwischen Diabasgesteine (Mandelsteine, Tuffschiefer)
und erreichen Mächtigkeiten von 10 — 12 m. Auch die der gleichen Silurzone
angehörigen Vosek-Kvaner Schichten führen Eisenerze; es sind Chamosite mit
sideritischem Bindemittel von meistens nur geringer Mächtigkeit. Zahlreiche
Gruben haben diese Erze der Stufe D^ in früherer Zeit abgebaut.
Die hauptsächlichsten Eisensteinlager gehören aber der Stufe D^ an.
Wie die bauwürdigen Vorkommnisse in D^ wohl auf den südwestlichsten Teil
des nordwestlichen Muldenflügels beschränkt waren, so liegt auch das hervor-
ragendste Eisenerzgebiet von D^ innerhalb dieses letzteren. Der Mittelpunkt
des Bergbaues ist Nucic (Nutschitz), etwa 23 km südöstlich von Kladno. Die
in Bede stehende Schichtenzone erreicht dort eine Breite von etwa 1400 m
und besteht im Liegenden aus Quarziteu, in der Mitte aus Eisensteinen und im
Hangenden aus Schiefern. Die Zone der Eisensteine ist 12 — 15 km weit nach-
zuweisen; Nucic selbst liegt etwa in der Mitte zwischen den Flüssen Moldau
und Beraun, die Eisenerzzone erreicht keinen derselben. Der bauwürdig auf-
geschlossene Teil der letzteren streicht zwischen Chr.ustenitz im SW. und Jinotschan
im NO. und hat eine Länge von 8 km. Innerhalb dieser Erstreckung ist das
Erzlager in der Mitte 18, im Südwesten 3 — 10, im Nordosten 8 — 14 m mächtig
und zeigt ein wechselndes südöstliches Einfallen von durchschnittlich 50^.
Die Erze besitzen den Charakter von Ghamositen; sie haben im frischen
Zustand eine blaugraue oder blauschwarze Farbe und bestehen aus bis etwa
2 mm großen schwarzgrauen Oolithen, welche eingebettet liegen in einer oft
deutlich spätigen Grundmasse von Spateisenstein. Durch Verwitterung werden
sie zunächst grünlichgrau, späterhin verwandeln sie sich in Braun- oder
Roteisenerz. In dem Erz beobachtet man Schwefelkieskörner. Versteinerungen
sind sehr selten zu finden.
Das Erzlager besteht aus Bänken von ^/^ — l^/g m Dicke und wechselndem
Gehalt; im allgemeinen wird letzterer gegen das Liegende und Hangende ge-
ringer. Der durchschnittliche Eisengehalt von 9 Erzbänken, welche zusammen
17 m mächtig waren, ist von Bäumler auf 34,65 ^/^ berechnet worden; durch
Röstung steigt derselbe auf etwa 45 ^/q. Die Phosphorsäuremenge beträgt in
den gerösteten Erzen 2,5 — 3^/0, der Schwefelgehalt etwa 0,3^/0. Durch die
Verwitterung der Erze entstehen auf Klüften und innerhalb der zersetzten
Schichten selbst Phosphate, wie Delvauxit (FeJOHJepOJa . 17HaO) und Dia-
dochit (Fe^OtOHlapOJJSO^H]^).
1863, 339 — 448. — V&la und Helmhacker, Das EiBensteinvorkommen in der Gegend
zwischen Prag und Beraun; Archiv für naturw. Landesdurchforsch. von Böhmen, II,
2. Abt., 1873, 99 — 407. — Feistmantel, Über die Lagerungsverhältnisse der Eisensteine
in der Unterabteilung D des böhmischen Silurgebietes; Sitz.-Ber. der böhm. Ges. der
Wiss., 1878; Ref. N. Jahrb. 1879, 176. — Krejci und Feistmantel, Orographisch-
geotektonische Übersicht des silurischen Gebietes im mittleren Böhmen; Archiv f. naturw.
Landesdurchforsch. von Böhmen, V, No. 5, 1885. — Bäumler, Über das Nutschitzer
Erzlager bei Kladno in Böhmen; Österr. Ztschr. f. Berg- u. Hüttenw., XXXV, 1887,
363—367, 371—378.
Marine oolithische und oolithähnliche Eisenerzlager. 205
Nachdem das Nucicer Erzlager wohl schon vor sehr langer Zeit einmal
Gegenstand eines Bergbaues gewesen war, haben die Fürstenbergsche Berg-
werksdirektion, spätere „Böhmische Montangesellschaft", Ende der vierziger Jahre
des vergangenen Jahrhunderts und bald darauf (1853) die „Prager Eisenindustrie-
gesellschaft" denselben wieder zu großer Blüte gebracht. Seit 1858 datiert der
unterirdische Abbau des Erzes, das bis dahin in 6 Tagebrüchen gewonnen
worden war.
Während die gesamte Erzförderung beider Gesellschaften noch von
1848—1859 im Jahre durchschnittlich 14160 t, von 1860—1869 durchschnittlich
52815 t betragen hatte, belief sie sich 1886 auf 215212 t. Im Jahre 1902
wurden im Revierbergamts-Bezirk Prag 606000 t Eisenerz gefördert.
Die Einführung des Thomas-Prozesses ist auch der Verwendbarkeit dieser
Erze zugute gekommen.
In den Glinten-Schichten des oberen nordamerikanischen Silurs sind
Roteisenerze in weitester Verbreitung vorhanden. Zwischen Tonschiefern, Kalk-
steinen und Sandsteinen treten sie auf in Wisconsin, Ohio, Kentucky und reichen
vom Ontario-See bis nach Alabama im Süden.
Unter dem Namen Clinton-ore^) wird Verschiedenes begriffen: bald sind
es bloß stark eisenschüssige, über dem Grundwasser zu rotem Eisenstein veränderte
Kalksteine oder Sandsteine, bald sind es in Eisenerz umgewandelte Fossilien,
bald sind es Roteisenoolithe, die sogenannten „flaxseed-" (Leinsamen-) Erze.
Zu Clinton bei Utica in New York besitzen diese letzteren Erze eine
mächtige und typische Entwicklung; man kennt dort drei fast horizontale Flöze,
von denen zwei mit Mächtigkeiten von 0,6 bezw. 0,2 m abbauwürdig sind ; sie
werden durch eine nur 0,3 — 0,4 m dicke Lage von Tonschiefer voneinander ge-
trennt. Von höchster Bedeutung aber sind die Clinton-ores in Alabama, wo
ihr Ausstrich auf mehr als 200 km hin verfolgt werden kann. Die haupt-
sächlichsten Gruben sind die am Red Mountain bei Birmingham, in welchen
das Erz im Hangenden einer mächtigen Kalksteinmasse auftritt und beide durch
Faltungen und Verwerfungen in die Mitte von Kohlenflözen gebracht worden
sind. Umstände, die für eine Eisenindustrie nicht günstiger gedacht werden
könnten. Die Clinton-Formation erreicht dort eine Mächtigkeit von 45 m und
0 Wedding, Das Eiaenhüttenwesen der Vereinigten Staaten von Nordamerika;
Ztschr. f. Berg-, Hütt- u. Sal.-Wes., XXIV, 1876, 346—347. — Hof er, Die Kohlen-
und Eisenerzlagerstätten Nordamerikas. Wien 1878, 250—251. — Pechin, The iron-
ores of Virginia; Transact. Am. Inst. Min. Eng., XIX, 1891, 1016—1035. — Hunt,
Goal and iron in Alabama; ebenda, XI, 1883, 236—248. — Porter, The iron-ores and
coals of Alabama, Georgia and Tennessee; ebenda, XV, 1887, 170—218. — C. H. Smyth,
On the Clinton iron-ore; Am. Joum. of Sc. (3), XLIII, 487; Ref. Ztschr. f. pr. Geol.,
1893, 246. — Ders., Die Hämatite von Clinton in den östlichen Vereinigten Staaten;
Ztschr. f. prakt. Geol., 1894, 304—313, Lit. — Kemp, Ore deposits, 1900, 114—120,
Lit. — Fo erste, On the Clinton iron-orea; Amer. Joum. of Science (3), XLI, 1891,
28—29; Ref. N. Jahrb., 1894, 1,-90-.
206 Die schichtigen Lagerstätten.
enthält mindestens 5 Flöze von verschiedener Beschaffenheit, die ziemlich flach
einfallen und von öiner wenig mächtigen Lage von devonischen Schiefem tlher-
deckt und infolgedessen nach Ahraam der letzteren im Tagehan gewonnen werden.
In der Nähe dieser Clinton-Flöze kommen auch die S. 186 erwähnten Braun-
eisenlager im Silur und Camhrium vor, welche gleichfalls von großer, wenn
auch nicht von so hoher Bedeutung für die Eisenindustrie Alabamas sind.
Allgemein sind die Clinton-Erze stark phosphorhaltig und ziemlich eisen-
arm (45 — 48 ^/o), manchmal auch ziemlich kieselsäurereich und besonders in
den größeren Teufen stark kalkhaltig. Die Boteisenerzoolithe und die vererzten
Fossilien (Crinoiden, Bryozoen, Korallen, Brachiopoden) sind in einen Calcitzement
eingebettet, der bei den ärmeren Erzen die Hauptmasse des Gesteines ausmacht.
Nach Smyth hat man die Clinton-Erze als Eoteisensteine bei Brunnenanlagen
im Staate New York noch in Tiefen von 190 und 300 m durch Bohrungen nach-
gewiesen, wodurch wohl festgestellt sein dürfte, daß dieselben in ihrer typischen
Entwickelung (als flaxseed und fossil-ores) primäre Gebilde und nicht durch
Verdrängung eines Kalksteines durch eisenhaltige Tagewässer entstanden sind.
Der gleiche Autor hat die Entstehung dieser Lagerstätten damit erklärt, daß
sich die Oolithe aus eisenhaltigen, dem Meere zugeführten Lösungen gebildet
haben, daß die gleichen Lösungen auch die kalkigen Tierreste zu Eisenerz
machten und daß erst nach diesen Vorgängen die Erze in den Zement des
annähernd gleichzeitig sich absetzenden Kalkschlammes eingebettet worden sind.
Die ErOteisenoolithe enthalten im Innern gewöhnlich ein Quarzkömchen und
hinterlassen bei der Behandlung mit Salzsäure dieselben Schalen amorpher
Kieselsäure, wie sie van Wervecke und später Bleicher auch in den
Oolithen der lothringischen Minetten nachgewiesen haben.
Die Red Mountain-Gruben in Alabama haben im Jahre 1901 1100000 t
Erz geliefert.
Dem feinkörnigen, rötlichen Sandstein, welcher im linksrheinischen Devon
das Liegende der mitteldevonischen Eifeler Kalke, Dolomite und Mergel bildet,
sind in der Eifel stellenweise oolithische Boteisenerze eingeschaltet. Auch
manche schieferig-tonige Schichten des Unterdevons sind teilweise so reichlich
mit Eisenoxyd imprägniert, daß sie als Eisenerze benutzt worden sind.
Die oolithischen Roteisenerze an der Basis des Eifeler Kalkes erreichen
Mächtigkeiten von 0,7 — 5 m. Ihr Eisengehalt beträgt 28— 30^/o; sie kommen
vor in der Gegend von Gerolstein, Hillesheim, Schönecken usw.^)
Oolithische Eisenerze der Juraformation.
Die Juraformation ist besonders in Westeuropa reich an Eisenerzen. Zum
großen Teil sind dieselben oolithische Eisenerze; solche kommen in weiter Ver-
breitung im Lias, Dogger und Malm vor und besitzen im Dogger ihre haupt-
sächlichste Entwickelung. Von geringerer technischer Bedeutung sind die früher
erwähnten Toneisensteine.
Oolithische Eisenerze im Lias. In der BodenwShrer Bucht, in
welcher in der Oberpfalz zwischen Schwandorf und Roding, dem Regen
^) Naumann, Geognosie, 2. Aufl., II, 384. — Anonym, Die Eisenerzlagerstätteo
in der Eifel; Berggeist, XI, 1866, 21—22.
Marine oolithische and oolithähnliche Eisenerzlager. 207
folgend, mesozoische Sedimente tief in das Urgebirge des bayerisch-böhmischen
Waldes hineingreifen, tritt der mittlere Lias in einer seiner höheren Stufen als
minetteartiges, teilweise oolithisches Eisenerz von brauner oder grünlichgrauer
Farbe auf; dasselbe ist früher abgebaut und zu Bodenwöhr verschmolzen worden
(Gümbel).i)
Der nordwestdeutsche Lias ^) ist insbesondere in seinen mittleren Stufen
im allgemeinen ein Eisensteinhorizont. Er enthält an verschiedenen Orten Eisen-
erze, die gemeinhin in der Literatur als oolithische bezeichnet werden, obwohl
es mindestens stellenweise keinem Zweifel unterliegen kann, daß diese Bezeichnung
angesichts der Struktur der Erze keine Berechtigung hat. Zum Teil enthalten
dieselben nämlich eine Art Brauneisensand und größere, unregelmäßig abge-
rundete Brocken von Brauneisenstein ohne Andeutung eines oolithischen Aufbaues.
Solcher Art sind z. B. die wichtigsten nordwestdeutschen Liaseisenerze, nämlich
diejenigen von Harzburg; da sich keine sicheren Beweise dafür finden, daß es
sich bei diesen um Eisensteinseifen handelt, so mögen sie einstweilen hier ihren
Platz behalten.
Der liasische Eisensteinhorizont ist im allgemeinen derjenige des Ammonites
Jamesoni ; er wird überlagert von den Schichten des Ammonites fimbriatus. Diesem
Niveau entsprechen die an verschiedeneu Stellen des südlichen Teatobarger
Waldes vorkommenden, noch in den letzten Jahrzehnten abgebauten Eisenerze
bei Altenbeken, Langeland usw., die sich nordwärts längs des Eggegebirges
15 km weit bis ins Lippesche verfolgen lassen. Die durch wenig mächtige
Schiefermittel getrennten Flöze erreichen gewöhnlich Mächtigkeiten von 1 — 2 m,
*) Geologie von Bayern, II, 1894, 498—499.
^ Haniel, Über das Auftreten und die Verbreitung des Eisensteins in den Jura-
Ablagerungen Deutschlands; Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., XXVI, 1874, 59 — 77. —
Vüllers, Die Eisensteinlagerstatten des Juras des südlichen Teut^oburgerwaldes und
die dortigen bergbaulichen Verhältnisse; Berggeist, IV, 1859, bes. 658 und 566—567. —
Schlönbach, Über den Eisenstein des mittleren Lias im nordwestlichen Deutschland,
mit Berücksichtigung der älteren und jüngeren Liasschichten; Ztschr. d. deutsch, geol.
Ges., XV, 1863, 465—507. — Schlüter, Die Schichten des Teutoburger Waldes bei
Altenbeken; ebenda XVIII, 1866, 49—50. — Heus 1er, Ein neu aufgeschlossenes
oolithisches Eisenerzvorkommen in der Jura-Formation des Teutoburger Waldes; Corresp.-
Blatt des naturh. Ver. der Rheinl. u. Westf., XXXTX, 1882, 114—119. — Stille, Der
Gebirgsbau des Teutoburger Waldes zwischen Altenbeken und Detmold; Jahrb. preuß.
geol. Landes-Anst. für 1899, XX, II. Abt., 3—42. — Hausmann, Übersicht der jüngeren
Flözgebilde im Flußgebiete der Weser; Studien des Göttingischen Vereins bergmänn.
Freunde, 11, 1828, 297—299. — Emerson, Die Liasmulde von Markoldendorf bei Einbeck;
Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., XXII, 1870, 271—334. — Denckmann, Über die geo-
gnostischen Verhältnisse der Umgegend von Dornten, nördlich Goslar; Abh. preuß. geol.
Landes-Anst., VIII, 2, 1887. — P. Smith, Die Jurabildungen des Eahlberges bei Echte;
Jahrb. preuss. geol. Landes-Anst., XII, 1891, 288—356. — von Koenen, Erläut. z. geol.
Specialkarte v. Preußen; 71. Lief., Bl. Westerhof, 1895. — D. Brauns, Der untere
Jura im nordwestlichen Deutschland, 1871, 100—123. — Bode, Die Höhenzüge zwischen
Lutter am Barenberge und Lichtenberg in Braunschweig; Inaug.-Diss. Göttingen 1901.
— Klüpfel, Der Lias-Eisenstein von Harzburg; Berg- u. Hüttenm. Ztg., XXX, 1871,
21—23. — Enackstedt, Geologisches und Bergmännisches vom Harzburger Eisen-
stein; ebenda LXI, 1902, 168—172, 181—185.
208 Die schichtigen Lagerstätten.
stellenweise auch von 4,5 — 5 m, und sind reich an Versteinerungen mit er-
haltener Schale.
Die von Stille veröflFentlichten Analysen der Georgsmarienhütte zu Osna-
brück ergeben folgende Werte:
I. Durchschnittsprobe vom Schwarzen Kreuz.
II. Durchschnittsprobe vom Antoniusschacht.
I. II.
Glühverlust 20 23,16
SiOo 15,64 14,80
AI2Ö3 10,71 9,93
Fe 21,84 19,38
FcoOjj 31,20 27,69
CaÖ 18,44 22,28
MgO 2,45 2,28
Mn 0,25 0,26
Mn^Og 0,36 0,37
PaOß 0,53 0,46
SOg 0,25 0,07.
Ob unter den Eisenerzen des Teutoburger Waldes wirkliche Oolitherze sind,
wird noch genauer festzustellen sein.^) „Von dem oolithischen Erze des mittleren
Jura in Luxemburg und Lothringen, mit welchem der Eisenstein verglichen
worden ist, unterscheidet sich derselbe ganz wesentlich durch die Gestalt der
Erzkörperchen, welche nicht, wie dort, linsen- oder eiförmig sind, sondern wie
glatte eckige Bruchstücke eines zertrümmerten Minerales erscheinen."^)
Bei Markoldendorf nahe Einbeck in der Provinz Hannover ist im mittleren
Lias der Horizont des Ammonites fimbriatus und Centaurus als 3 — 4 m mächtiger
Eisenoolith, derjenige des Ammonites Jamesoni als ein eisenreicher, wenig
oolithischer Mergel entwickelt. Der Eisenoolith hat im frischen Zustand eine
lauchgrüne, nach Verwitterung eine rostbraune Färbung. Auch die liegenden
Schichten des Ammonites armatus und der Terebratula subovoides sind oolithisch
ausgebildet. Sie gehören sämtlich dem mittleren Lias an. Die erstgenannte Zone
lieferte indessen die reichsten Eisensteine. ,,Ihre Hauptmasse ist körnig. Die
Körner haben gemeiniglich die Größe des Mohnsamens, selten nähern sie sich
dem Kaliber der Hirse. Sie sind größtenteils sphäroidisch und von Eisenmergel
eingehüllt." (Hausmann.) In dem Eisenerz kommt etwas Asphalt vor. Gegen-
wärtig findet bei Markoldendorf kein Bergbau mehr statt.
Bei Bodenstein nahe Lutter am Barenberge kommen in dem Jamesoni-
Horizont dichte oder oolithische Eoteisensteine vor, desgleichen am Sölenhai
nächst Liebenburg und bei Dornten nördlich von Goslar, bei Rottorf am
Kley usw. Eine größere Bedeutung hatten zeitweise die Eisensteingruben am
Kahleberg bei Echte am westlichen Harzrande, nördlich von Northeim; sie
gehören ebenfalls der Zone des Ammonites Jamesoni und brevispina an und
werden überlagert von Tonen und oolithischen Kalken mit Ammonites Centaurus
und Davoei. Das Erzvorkommen ist etwa 2 m mächtig.
Der einzige wichtigere Bergbau auf Liaseisenerze in Deutschland ist
gegenwärtig derjenige der Grube Friederike bei Uarzbarg am Nordrand des
Harzes.
') Eine yon mir bei Altenbeken dem Horizont des Ammonites Jamesoni ent-
nommene Probe ist kein Oolith, soDdern ähnelt dem Harzburger Erz. Bergeat.
") Manuskript von Frielinghaus im Archiv der k. Bergakademie und geol.
Laudesanstalt zu Berlin.
Marine oolithische und oolithähnliche Eisenerzlager. 209
Die Erzlagerstätten gehören der überkippten mesozoischen Zone an, welche
weithin den nordwestlichen Harzrand begleitet, nnd liegen unweit des paläo-
zoischen Gebirgsabfalles. Die Flöze fallen zutage unter 45® gegen Süden
ein und werden, der Überkippung entsprechend, vom Keuper bedeckt; schon in
125 m Teufe beträgt das Einfallen 68—70^, und Knack stedt glaubt, daß schon
in 200 m Teufe das Muldentiefste, soweit der Horizont der Eisenerze in Betracht
komme, liegen müsse.
Die Gesamtmächtigkeit des Lias beträgt etwa 200 m. Er ist querschlägig
aufgeschlossen in den Zonen a — S. Man kennt innerhalb dieser Schichtenfolge
eine große Anzahl von oolithischen, bald grünen, bald braunen Eisensteinen,
welche durch tonige Zwischenmittel oder solche von eisenhaltigem Kalkstein
getrennt sind und meistens kaum 1 m mächtig werden, während die Zwischen-
mittel Mächtigkeiten von meist mehreren bis vielen Metern erreichen. Die Stufe des
Arietites Bucklandi und der Gryphaea arcuata (unterer Lias) enthält vier mächtigere
Eisensteinlager innerhalb folgenden Profils (125 m-Sohle bei 68 — 70® Einfallen).
Jetziges Liegendes, geologisches Hangendes:
7,50 m dunkle schwarze Schiefertone,
1. Lager: 3,00 „ Eisenstein,
2,25 „ Ton.
2. Lager: 2,50 „ Eisenstein,
3,00 „ Ton.
3. Lager: 6,00 „ Eisenstein,
1,00 „ schwarzer Schieferton.
4. Lager: 1,00 „ Eisenstein,
25,00 „ schwarzer Schieferton,
18,00 „ dunkle, dickbankige Sandsteine mit geringen Schiefertonlagen.
Jetziges Hangendes, geologisches Liegendes.
Bemerkenswert ist das Vorkommen eines 2 m mächtigen, braunen, oolithischen
Eisensteins in der mittelliasischen Zone des Ammonites brevispina mit Gryphaea
cymbium und Spiriferina rostrata, welches also vollkommen den sonst gleichfalls
in der Zone des Ammonites Jamesoni verbreiteten Eisensteinen entspricht. Es
liegt etwa 80 m im Hangenden der Hauptlager und ist früher abgebaut worden.
Die streichende Ausdehnung der Flöze ist nicht sicher festgestellt, dürfte
aber zwischen 2 und 4 km betragen und sich besonders von Harzburg aus nach
Westen erstrecken. Nach Osten zu sind sie 650 m weit durch den Grubenbau
aufgeschlossen, wobei sich eine allmähliche Verkalkung der Lager konstatieren
ließ ; nach Westen zu wurde dem weiteren Vordringen zunächst bei 550 m durch
eine spießeckig (SO. — NW.) verlaufende Verwerfung Einhalt geboten, welche
den westlichen Flözteil um 80 m nach Norden verschoben hat.
Für den Abbau kommen gegenwärtig nur die drei mächtigeren Flöze der
Arietenzone in Betracht. Im allgemeinen besteht das Erz aus ellipsoidischen
Körnchen von Brauneisenerz mit ebensolchem Bindemittel und oolithischem Aus-
sehen. Sehr schwer erklärbar aber ist das Auftreten von zahlreichen, bis hasel-
nußgroßen Eisensteinbrocken von gleicher Zusammensetzung inmitten der körnigen
Massen. Sie haben gerundete Kanten und sind scheinbar Bruchstücke kompakteren
Stelzner-Bergeat, Erzlagerstätten. ^^
210 Die schichtigeD Lagerstätten.
Erzes, die indessen keinen weiten Transport erfahren haben können. Ihre Form
erinnert etwas an Bohnerze; da sie mit keinerlei Gangart verwachsen sind, ist
der Gedanke ausgeschlossen, daß sie etwa von der Aufbereitung eines Ganges
herrühren könnten. Vielleicht sind es schwach gerollte Brocken umfangreicherer
Brauneisensteinknollen, die sich auf dem Meeresboden selbst gebildet haben.
Die Fossilien sind mit der Ealkschale erhalten und mit dem Eisenerzsand
ausgefüllt; erwähnenswert ist auch das Vorkommen fossilen Holzes in dem Erz.
Der Harzburger Eisenstein hat einen durchschnittlichen Gehalt von 44 ^/q Eisen,
1 — 2^/(1 Kalk und ist ziemlich phosphorhaltig. Neuerdings hat man auch ein
ziemlich mächtiges Flöz eines grünen oolithischen Eisensteins in der Macrocephalen-
stufe des Doggers aufgeschlossen. Die Grundmasse desselben ist ein Gemisch
von reichlicher toniger Substanz und Eisenspat, die weißlichen Oolithe selbst
bestehen aus Spateisenstein. Im ganzen neigt überhaupt der untere und mittlere
Jura gerade bei Harzburg zur Ausbildung von Eisenerzen. Im Jahre 1908
wurden zu Harzburg gegen 57 800 t Erz gewonnen.
Im untersten Lias des Departements Saöne-et-Loire werden zu Mazenay
und Changes^) oolithische Eisenerze in einem 0,6 — 2,5 m mächtigen Flöz von
etwa 8 km Länge und 1 km Breite abgebaut. Man förderte im Jahre 1901
90000 t; der Bergbau hatte im Jahre 1869 seine Höchstproduktion mit etwa
260000 t. Die Erze von Mazenay besitzen einen bemerkenswerten Vanadin-
gehalt, der sich bei der Umwandlung des daraus erzeugten Gußeisens in Stahl
in den Schlacken derart anreichern läßt, daß die Creusotwerke jährlich 60000 kg
Vanadinsäure zu erzeugen vermochten.
Die oolithischen Eisenerze des Dogg^ers. Der braune Jura ist
weithin eine Eisensteinformation. In Süddeutschland und in Lothringen ist er
schon durch seine Farbe als solcher gekennzeichnet; er enthält dort, wie in der
Schweiz und stellenweise auch in Frankreich, nutzbare Lager von Eisenoolith.
In der fränkisch-schwäbischen Alb ist der braune Jura in der Zone
des Ammonites Murchisonae (Braun-Jura ß) vorzugsweise, in der des Ammonites
Parkinson! und Macrocephalus (Braun-Jura s) untergeordnet durch Eisenerzlager
ausgezeichnet, welche sich mehr oder weniger ausgesprochen von Eulmbach bis
nach Schaffhausen verfolgen lassen und in früherer Zeit sowohl in Franken
wie in Schwaben an mehreren Orten Gegenstand des Bergbaues gewesen sind.
In Württemberg zieht sich innerhalb der Zone des Ammonites Murchi-
sonae ein flözführendes Doggerband am Nordwestrand der Alb in südwestlicher
Eichtung bis nach Eirchheim unter Teck; jenseits dieses Ortes, also südwestlich
davon, sind die entsprechenden Schichten fast rein tonig ausgebildet. Das haupt-
sächlichste württembergische Eisensteinvorkommen ist die mindestens seit 1366
abgebaute Lagerstätte von Wasseralflngen^) und Aalen nördlich von Ulm,
1) Fuchs et de Launay, Gites mötalliföres, I, 774—777, 11, 93.
^) Haniel, Über das Auftreten und die Verbreitung des Eisensteins in den
Jura- Ablagerungen Deutschlands; Ztechr. d. deutsch, geol. Ges., XXVI, 1874, 94—100.
— 0. Fraas, Geognostische Beschreibung von Wtlrttemberg, Baden und Hohenzollem,
1882, 98—104. — Th. Engel, Geognostischer Wegweiser durch Württemberg, 1883,
135—137. — Schall, Geschichte des k. württ. Hüttenwerks Wasseralfngen, 1896.
Hanne oolithische und oolithähnlidie Eisenerzlager. 211
an der Bahn Dlm-CrailBheim. Der Dogger ß besteht zd Wasseralflngen ans
einem etwa 30 m mächtigeD Komplex von eisenschüssigem oder tonigem Sand-
stein; auSer geringmächtigen, sich bald anskeilenden Erzstreifen kennt man ein
etwa 1 m mächtiges oberes nnd, dnrch
Flg. M. Pnfll un Brannenlierg bei 'WaaaerelflngeD. (Harnukrlptsklzza von E, Fraas, IWS.)')
Brmim-Jnr«: a OpaltnuB-ToDa lOO— 110 m; ? FeraonatfliiBaiidBteln lO m, i nnlBrea ElBenBteinflBi 1,6 m,
Saudschlerer S m, v ZwlBclienflCz 0,7 m, Stmdaclilefer B m, i aberee FJöz j m, toniget Suiditein 8— 9m;
r Sowertiyl-Kalk fl m; d Glganteiu- und OatreR-Kalk a m: • Parhlngonl-Oollth S m; ^ Oraatenton
9 m. WelS-Jura: •> Impreiuton 60 m; (» BIplei-Kilk a» m; )■ l ScbwammfelBen, % PlannlaWD-Kalli,
S AptycheDton, zusammen 70 m; ^ Hatabllls-E&lke, — HzSBtäbe ig Uetem.
werden, weil es sich mit der Zeit verdrfickte und armer wnrde. Das Erz ist
ein sandiger, mit hirsekomgroßen Kömchen von Roteisenerz dnrchspickter Uergel,
reich an ButschfltLchen.
Nach Mitteilnng des k. Hflttenamtes (1903) hat der Eisenstein folgende
Zasammensetznng :
Fe^Oa 49,62 (= 35 Fe)
SiO, 28,71
AljOg 9,12
MnjOa 0,34
MgO 0,76
CaO 1,75
PjOj 0,73
GlOhverlust 9,03.
Bei Aalen, 1 Stunde nördlich von Wasseralfingen war überhaupt nur
das untere Flöz bauwürdig. Auf bayerischem Gebiet sind die Flöze nicht mehr
bauwürdig nachgewiesen worden.
Die WasseralftDger Förderung gibt Haniel för 1874 noch zu 300000 Ztr.
an, während sie nach 0. Fraas dortselbst im Jahre 1882 nur noch etwa
240000 Ztr. (12000 t) betrug; sie belief sich während des letzten Jahrzehnts
ziemlich gleichbleibend auf rund 11 000 t Jährlich. Aalen ftirderte nach 0. Fraas
1882 3500 t. Die Verhüttung geschieht zu Wasserallingen nnd Eönigsbronn.
') Dem Herausgeber freundlichst ssor Verfügung gestallt
14*
212 Die schichtigen Lagerstätten.
Auch an andern Orten Württembergs sind solche Erze abgebaut worden,
so im Beginn des XVEEI. Jahrhunderts bei Göppingen, ferner im XIX. Jahr-
hundert bei Kuchen, wo das Flöz 1,3 — 1,9 m mächtig ist.
Für die Ursprtinglichkeit des Erzgehaltes spricht das Vorkommen von
Versteinerungen, die mit wohlerhaltenen Ealkschalen in den Flözen selbst an-
zutreffen sind.
Zwischen Metzingen und Kohl her g ist der Dogger ß tonig entwickelt,
führt aber faustgroße Sphärosiderite, die früher abgebaut worden sind.
Nach einer Schätzung 0. Fr aas' liegen bei Wasseralfingen- Aalen auf
einer Fläche von einer Quadratmeile 160 Mill. Kubikmeter Erz. Die Eisen-
gewinnung im schwäbischen Jura ist in letzter Zeit gleichwohl mehr und mehr
zurückgegangen.
In Franken bestand früher in der Gegend zwischen Staffelstoin und
Burgkunstadt Eisensteinbergbau auf Doggererzen der Zone des Ammonites Murchi-
sonae. Die Flöze haben Mächtigkeiten von 0,25 — 1 m. Am wichtigsten waren
die Gruben Kaiser Heinrich und Pauluszeche bei Vierzehnheiligen und die
Concordiazeche bei Kordigast. Nach Gümbel enthalten die Erze bis zu 76®/q
Eisenoxyd oder 53 ^/q Eisen. ^)
Die bedeutendsten Eisenerzablagerungen Europas sind die sog. „Minetten^
Deutseh- and Französisch-Lothringens und Luxemburgs.^) Dieselben er-
0 Gümbel, Geologie von Bayern, II, 877. — Anonym, Berggeist XI, 1866,
250. — Stein, Über ein Eisenerzvorkommen im oberfränkischen mittleren Jura; Berg-
u. Hüttenm. Ztg. XIX, 1860, 336.
^ Braconnier, Bichesses min^rales du d6partement de Meurthe-et-Moselle.
Nancy-Paris 1872, 90—95, 201— 205. — Giesler, Das oolithiache Eisensteinvorkommen
in Deutsch-Lothringen; Ztschr. f. Berg-, Hütten- u, Sal.-Wes., XXIII, 1875, 9—41. —
van Werveke, Erläuterungen z. geol. Übersichtskarte der südl. Hälfte des Groß-
herzogtums Luxemburg. Straßburg 1887. — Dasselbe in den Erläuterungen z. geol.
Übersichtskarte des westl. Deutsch-Lothringen. Straßburg 1887, 83—99. — Ders.,
Profile zur Gliederung des reichsländischen Lias und Doggers und Anleitung zu einigen
geologischen Ausflügen in den lothringisch- luxemburgischen Jura; Mitt. d. geol. Landes-
anst. V. Elsaß-Lothr., V, 1901, 165—246. — Ders., Bemerkungen über die Zusammen-
setzung und die Entstehung der lothringisch-luxemburgischen oolithischen Eisenerze
(Minetten); Ber. über die Versamml. des oberrh. geolog. Vereins, 34. Vers. 10. IV. 1901,
Lit. — Ders., Magneteisen in Minetten; Ztschr. f. prakt. Geol., 1895, 497. — Ders.,
Über die Beteiligung der Kieselsäure am Aufbau der oolithischen Eisenerze; Ztschr. f.
prakt. Geol., 1894, 400. — Branco, Der untere Dogger Deutsch-Lothringens; Abh. z.
geol. Specialkarte von Elsaß-Lothringen, II, 1. 1879, 20. — Wandesieben, Das Vor-
kommen der oolithischen Eisenerze (Minette) in Lothringen, Luxemburg und dem östlichen
Frankreich ; Stahl und Eisen, X, 1890, II, 677—690. Mit Karte der Grubenfelder. —
Schrödter, Die Deckung des Erzbedarfs der deutschen Hochöfen in der Gegenwart
und Zukunft; Stahl und Eisen, XVI, 1896, 1, 244-248. — L. Hof f mann. Die oolithischen
Eisenerze in Deutsch-Lothringen in dem Gebiete zwischen Fentsch und St. Privat-Ia-
Montagne; Stahl und Eisen, XVI, 1896, II, 940-954, 988—998, Lit. — Ders., Magnet-
eisen in Minetten; Ztschr. f. prakt. Geol., 1896, 68. — Ders., Das Vorkommen der
oolithischen Eisenerze (Minette) in Luxemburg und Lothringen; Verh. d. naturh. Ver. der
Rheinl. und Westf., LV, 1898, 109—133, Lit. — Villain, Sur la genese des minerais
de fer dans la rögion lorraine; Comptes rendus de Pacademie des sciences, CXXVIII,
1899, 1291 — 1293. — Ders., Note sur le gisement de minerai de fer du d^partement
de Meurthe-et^Moselle; Bull. Soc. beige de Geologie etc., XIII, 1900, 116—127. —
Marine oolithiscbe und oolithähnliche Eisenerzlager.
213
I. 2,0 m
11. 8,a m
III. 3,8 m
IV. 4,0 m
V. 2,3 m
VI. 1,8 m
VII. 4,0 m
^
1
strecken sich in einem 20 — 30 km breiten und über 100 km langen Streifen aus
dem südwestlichen Teil Luxemburgs durch das westliche Deutsch-Lothringen und
Französisch-Lothringen bis nach Nancy; im Norden hat Belgien nur einen sehr
geringen Anteil an denselben. Sie liegen zwischen der Maas und Mosel und
gehören der sog. Hochebene von Briey an, welche steil ans dem Moseltal empor-
steigend u. a. die westlich Metz gelegenen Schlachtfelder trägt, sanft gegen
Westen zu abfällt und durch eine Reihe von Flüssen, wie Alzette, Fentsch,
Ome, Mance und Gorze durchfurcht und in Einzelnplateaus zerschnitten wird,
deren Höhe durchschnittlich 300 m über dem Meere, 200 m über der Mosel
erreicht. Das Alter der Trias- Jura-Schichten
nimmt von Osten nach Westen im allge-
meinen ab, das Einfallen des Doggers ist
im ganzen ein nordwestliches und beti^lgt
durchschnittlich 2®, selten übersteigt es 7®.
Die Eisenerzflöze sind in ihren tiefsten
Lagen wohl auch an den obersten Lias,
hauptsächlich aber an den untersten Dogger
mit Trigonia navis und Ammonites opalinus
und an den Horizont des Ammonites Murchi-
sonae gebunden und durch vorwaltende
Mergel im Süden, durch vorherrschende Sand-
steine im Norden des Gebietes voneinander
getrennt. Von den Kalksteinen des mittleren
Doggers ist die „Eisenerzformation" allent-
halben durch eine Mergelbank ge-
schieden („hangender Mergel"). ^ Sot-Bandiges Lager.
Man kann ganz allgemein
5 Hauptlager unterscheiden, die
allerdings nicht überall gleich-
mäßig entwickelt sind (s. das neben-
stehende „Normalprofil", Fig. 57),
nämlich:
Unten: das schwarze Lager,
das braune Lager,
das graue Lager,
das gelbe Lager,
oben: das rote Lager.
VHI. 8,4 m
IX. 2,6 m
X. 2,0 m
2,4 m
2,5 m
2,6 m
1,5 m
1,0 m
6,6 m
2,2 m
2,0 m
II. Oberes rot-kalkigäs L.
III. Unteres rot-kalkiges L., rotes L. von Escb. IV. Rotes
L. von Oberkom. V. Qelbes L. von DUdellngen.
VI. Gelbes L. von Algringen. VII. Oranes L. VIII. Brannes
L. IX. Schwarzes L. X. Grünes L. (lokal).
Fig. 67. „Normalprofll" durcli die Lothringer Mlnette.
Die Zwischenmittel bestehen aus wechselnden kal-
kigen, sandigen, mergeligen und tonig -sandigen
Schichten nnd geringmächtigen Erzlagen,
(van Werveke, 1901.)
Albrecht, Die Minetteablagerung nordwestl. der Verachiebung von Deutsch-Oth;
Stahl und Eisen, XIX, 1899, I, 305—316, 354—360. — Ben necke, Beitr. z. Kenntnis
des Jura in Deutsch-Lothringen; Abb. z. geol. Specialk. v. Elsaß-Lothringen, Neue Folge,
I, 1898. — Ders., Überblick über die palaeontologische Gliederung der Eisenformation
in Deutsch-Lothringen und Luxemburg. Vorl. Mitteilung; Mitt. d. geol. Landesanst.
V. Elsaß-Lothringen, V, 1901, 139—163. — Ansei, Die oolithiscbe Eisenerzformation
Deutsch-Lothringens; Ztschr. f. prakt. Geol., 1901, 81—94. — Kohlmann, Die Minette-
ablagerung des lothringischen Jura; Stahl und Eisen, XXII, 1902.
214 Die schichtigen Lagerstätten.
Diese Lager sind nicht absolut niveaabeständig, wie sich durch genaue
paläontologiscbe Feststellungen ermitteln läfit. Sie sind vielmehr lokale Eisenerz-
anreicherungen in etwas wechselnden Niveaus, allerdings innerhalb eines Spiel-
raumes von sehr geringer vertikaler Ausdehnung. Die Gesamtmächtigkeit der
Erzformation wird im Durchschnitt auf 32 m veranschlagt.
Durch Verwerfungen werden die Lager mitunter sehr erheblich gestört.
Die meisten Störungen verlaufen NO. — SW. ; von diesen besitzt der Sprung von
Gorze-Metz bis zu 150 m, der von Deutsch-Oth 40 — 120 m, der von Fentsch
bis 80 m, der von Neunhäuser bis 90 m Verwurfhöhe. Andere streichen NW.
bis SO., sind weniger zahlreich und haben im allgemeinen geringere Verwerfungs-
höhen. Ferner zeigen die Schichten auch einen ganz flachen Sattel- und Mulden-
bau, so daß nur im großen westliches Einfallen statthat.
Das Erzvorkommen besitzt seine größte Entwickelung im südlichsten Teil
von Luxemburg und im nördlichen Deutsch-Lothringen auf der Hochfläche von
Aumetz. Li Luxemburg bedeckt die Minette eine Fläche von etwa 37 qkm,
und der Bergbau findet in den beiden Gebieten von Belvaux-Lamadelaine und
von Esch-Kttmelingen statt. Außer den ftlnf Hauptlagem sind in jenem Gebiet
noch eine Eeihe akzessorischer entwickelt, und die Gesamtmächtigkeit der Erz-
formation beträgt zu Esch bis zu 46 m, die der Flöze allein bis zu 28 m. Am
wichtigsten ist in Luxemburg das graue Lager mit 3 — 4 m Mächtigkeit und
das 2 — 4 m starke rotkalkige Lager, das allerdings in etwa 10 Jahren abgebaut
sein wird.
Deutschland hat an dem Vorkommen einen sehr bedeutenden Anteil: es
besitzt einen Strich von 60 km Länge und 3 — 15 km Breite, d. i. ein Plächen-
raum von über 400 qkm. Die Hauptorte des Gebietes sind Bedingen, Deutsch-
Oth, Oettingen, Algringen und Hayingen. Auf deutschem Gebiet erreicht die
Formation ihre größte Mächtigkeit von 61 m zwischen der luxemburgischen
Grenze und BoUingen. Das rotsandige Lager keilt sich gegen Süden zu in der
Nähe der Orne, das rotkalkige schon bei St. Privat aus. Am beständigsten ist
das schwarze Lager. Das graue Lager ist bis gegen St. Privat bauwürdig und
besitzt eine durchschnittliche Mächtigkeit bis zu 3,5 m, wird aber auch 10 m
stark; daneben bilden die braunen Lager den Hauptgegenstand des Abbaues.
In dem Gebiet nördlich der Fentsch liefert ein Hektar 95—165000, zwischen
der Fentsch und der Orne 75000, zwischen letzterer und St. Privat 40—65000,
südlich von St. Privat höchstens 25000 t Erz.
In Frankreich hat die Ausbeutung der Minette besonders im Departement
Meurthe-et-Moselle einen großen Aufschwung genommen. Es arbeiten dort gegen
50 Gruben in 18 Minen distrikten. Sie liegen in den beiden getrennten Becken
von Nancy und von Longwy-Briey, in der Gegend des Omeflusses. Das wichtigste
dieser Gebiet« ist das von Longwy mit einer Jahresproduktion (1901) von
1778000 t; im Jahre 1900 hatte dieselbe sogar 2380000 t betragen. Die größten
Abbaue liegen bei Hussigny.
Bemerkenswert ist, daß man bei Ste. Marie-aux-Chenes unter den eigent-
lichen Doggererzen auch im Lias ein sog. „grünes Flöz" erbohrt hat, welches
stellenweise eine Mächtigkeit von 4,5 m besitzt. Für Frankreich ist das bis
Marine oolithische and oolithähnliche Eisenerzlager.
215
9 m mächtige graue Flöz, das allerdings nur 2 — 4 m wirklich gewinnungs-
würdiges Erz enthält, von besonderer Bedeutung.
Von den zahlreich vorliegenden Erzanalysen seien nur die folgenden nach
Hoffmann mitgeteilt:
I.
n.
m.
IV.
V.
FegOg . .
47,28
53,44
51,73
57,14
44,50
CaO . .
10,16
9,20
12,30
9,50
5,30
SiOg . . .
15,82
6^80
8,46
7,50
33,60
PjOb . . .
'''^ l 9 96
1,76 / ^'^^
4,17
5,00
1,80
4,20
1,60
MgO . .
2,76
nicht
bestimmt
1,37
1,20
0,50
Mn^Og . . .
S . . .
}
nicht
bestimmt
»
*
nicht
bestimmt
0,25
Spur
nicht bestimmt
Spur
GlOhverlnst .
15,51
19,60
20,98
17,50
10,70
99,72
99,00
99,01
99,89
100,40
Fe ... .
33,10
37,41
36,21
40,00
31,15.
I. Schwarzes Lager bei Maringen.
n. Graues Lager bei Ome.
m. Gelbes Lager bei Ome.
IV. Rotkalkiges Lager bei Neufchef.
V. Rotsandiges Lager bei ?
Nach L. Blum enthält die luxemburgische Minette bis zu 0,01 ^/q Vanadium,
das daraus dargestellte Thomasroheisen 0,015 ^/q. In der beim Erkalten dieses
Roheisens abgesonderten Schlackenhaut fanden sich davon 2,56 ^/q.^)
Die Oolithe bestehen aus Brauneisenerz von konzentrisch-schaligem Bau,
welches nach van Werveke wenigstens in manchen Lagern aus einem dem Glau-
konit ähnlichen Silikat hervorgegangen ist, wie das mehr oder weniger häufige Auf-
treten dieses letzteren in dem grünen, schwarzen und grauen Lager beweist.
Auch als Bindemittel der Oolithe findet sich stellenweise jenes Silikat. Das
Erz enthält ferner bis zu 60*^/o Eisenspat, etwas Magnetit, von dem van Werveke
eine primäre Entstehung anzunehmen geneigt ist, und manchmal erhebliche
Mengen von Pyrit (besonders im schwarzen Lager, fClr dessen tieferen Teil er
geradezu charakteristisch ist.)^ Zinkblende, Bleiglanz und Kupferkies finden
sich gelegentlich.
In verschiedenen Lagern kommen abgerollte Stücke einer stark bituminösen
Steinkohle (Gagat) vor.
Die Gewinnung der Erze geschieht teils im Tagebau, und nur dann ge-
hören sie dem Grundeigentümer, teils geschieht sie unterirdisch; man ist bis
jetzt bis zu Teufen von etwa 200 m gelangt. Eine Erschließung der Erze auf
französischer Seite hatte hauptsächlich mit Tiefbauen zu rechnen.
0 Berg- und Hüttenm. Ztg., LIX, 1900, 231.
^ „Den Bergleuten ist er zu einem Leitmineral für die Erkennung der unteren
Grenzen der Erzformation geworden" (van Werveke).
216 Die schichtigen Lagerstätten.
Die Erzerzengang in Luxemhurg betrug 1897 5 360 586 1 ; der noch vorhandene
Erzreichtam wird auf 300 Mill. Tonnen geschätzt. 61 ^/^ der Produktion sind 1897
exportiert worden, 123 Mill. des Vorrats sollen exportföhig sein. Schrödter
berechnet daraus, daß Luxemburg nach etwa 30 Jahren kein Erz mehr aus-
führen, nach ungefähr 80 Jahren aber überhaupt keine Erze mehr besitzen werde.
Wandesieben hat den Gesamtminettevorrat auf deutschem Gebiet 1889
auf 2100 Mill., Schrödter 1896 auf 3200 Mill. Tonnen geschätzt. Neuer-
dings berechnet Kohl mann den Eisenerz verrat Deutsch-Lothringens nur auf
1 835 225 000 t, welche in etwa 225 Jahren erschöpft sein würden ; denjenigen
Frankreichs schätzt er auf 1300 Mill. Tonnen.
Die großartigsten Hüttenwerke Deutsch-Lothringens sind diejenigen bei
Hayingen und Großmoyeuvre.
Im Jahre 1902 belief sich die Eisenerzförderung Lothringens auf fast
7 600000 t, diejenige Luxemburgs auf 4455000; die französische Minette-
produktion betrug im Jahre 1901 allein im Departement Meurthe-et-Moselle
etwa 3 850 000 t, wovon weitaus der größte Teil unterirdisch gewonnen wurde.
Für die vorhergehenden Jahre stellen sich die Ziffern sogar noch etwas höher
und erreichten z. B. für Lothringen im Jahre 1900 fast 7 750000 t, für Luxem-
burg 6170000 t.
Die Gewinnung der Minette im Gebiet der Eeichslande ist neueren Datums
und hat erst seit 1871 einen ungeheuren Aufschwung genommen. In früheren
Zeiten verarbeitete man die Bohnerze, welche sich in Vertiefungen des Dogger-
gebirges vorfanden, und ließ die phosphorreicheren oolithischen Eisenerze als
technisch wertloses schlechtes Erz („minette") unbeachtet.
In den Schweizer Alpen ist der braune Jura in seinen oberen Stufen als
Eisenoolith entwickelt, der mehrere Meter mächtig wird. An der Windgällen^)
bei Amsteg in üri ist er früher abgebaut worden ; die 6 m mächtige Masse ist be-
sonders interessant, weil sie nach C. Schmidt in ausgezeichneter Weise die
Erscheinungen der Druckmetamorphose erkennen läßt. Die Grundmasse dieser
Gesteine besteht aus Kalk, der durch Eisenoxyd rot gefärbt ist; die Oolithe
sind in Magnetit umgewandelt und umrandet von grünlichen Aggregaten (Cha-
mosit?), dabei bis zur Ausdehnung von 2 mm langgezogen. Auf Kluft- und
Schichtflächen haben sich Ripidolith, Albit, Ankerit, Calcit, Siderit, Eisenglanz
und Quarz angesiedelt. Wiewohl das Vorkommen über 2500 m hoch gelegen
ist, war es früher doch Gegenstand eines Bergbaues.
Auch am Glärnisch hat man im XVI. Jahrhundert auf die Eisenerze des
„Bleggiooliths" (Zone des Ammonites Parkinson!) Bergbau getrieben.*)
Der mittlere Jura des südöstlichen Frankreich enthält gleichfalls an ver-
schiedenen Orten Eisenerze. Dem Bajocien (unterer Dogger) gehören verschiedene
mehr oder weniger untergeordnete Eisenerzlagerstätten an. So die seit 1889
auflässigen Vorkommnisse von Ougney im Jura, solche im Departement Nievre
^) C. Schmidt, Geologisch-petrographische Mitteilungen über einige Porphyre
der Centralalpen etc.; N. Jb., Beil. Bd. IV, 1886, 394—397, Lit. — Ders., Mineralien
des Eisenooliths an der Windgällen im Canton Uri; Ztschr. f. Kryst, XI, 1886,
597—604. — Heim, Die Tödi-Windgällengnippe, 1878, I, 62.
^) Baltzer, Der Glärnisch, ein Problem alpinen Gebirgsbaues, 1873, 22—23,
33-34.
MariDe oolithische and oolithähnliche Eisenerzlager. 217
am Oberlauf der Loire, im Departement Aveyron in Zentralfrankreich and bei
Privas an der Rhone. ^) Im Gallo vien bei La Voulte*) nahe Privas im
Departement Ard^che sind drei zusammen etwa 12 m mächtige, dnrch schieferige
Mergel getrennte nnd teilweise oolithische Eisenerzflöze im Abbau.
Oolithische Eisenerze im Malm, Bei Chamoson^ im oberen Ehönetal
(Wallis) findet sich oolithischer Chamosit im Oxfordkalkschiefer. Das Erz
bildet zwei Linsen, von denen die eine 62 m lang und 12,4 m mächtig ist,
und fuhrt Versteinerungen.
Die Erzmasse am Haut-de-Cry bei Chamoson berechnet Schmidt^) auf
300 000— 400 000 cbm, bei einem Eisengehalt von 30 o/^.
Im Jura der Weserkette ist an verschiedenen Stellen und zu verschiedenen
Zeiten mit wechselndem Erfolg Eisensteinbergbau getrieben worden.^) Die
Schichten des Wesergebirges fallen unter etwa 20 — 40*^ gegen NO. ein und
gehören in der Gegend der Porta Westphalica den Horizonten zwischen der
Stafe des Ammonites Parkinsoni und dem Eimmeridge an; nach Norden zu folgen
in dem niederen Vorland die Schichten des oberen weißen Jura und die untere Kreide.
Oolithische Eisensteine werden jetzt gewonnen bei Heverstedt, westlich
der Porta im Macrocephalen-Horizont und besonders bei Kleinen-Bremen,
östlich derselben und südlich von Btlckeburg, im Korallenoolith. Die Grube
Wohlverwahrt baut zwei Roteisensteinflöze von 4 bezw. 2,50 m Mächtigkeit ab,
welche von oolithischem Kalkstein begleitet werden. Die Erze sind ausge-
zeichnete Oolithe und enthalten zahlreiche Fossilien mit erhaltener Kalkschale,
Pyrit und anthrazitartige Kohle. Das mächtigere Flöz besitzt einen Eisengehalt
von etwa 25 ^/q, das weniger mächtige einen solchen von 40 — 43 ^/q. Der
Phosphorgehalt beträgt 0,1 — 0,5 ^/q. Auf der Grube Victoria, 6 km westlich
von Kleinen-Bremen, sind gleichfalls im Oxford zwei oolithische Roteisensteinflöze
von 2,5 m bezw. 2 m Mächtigkeit erschlossen worden. Der Eisengehalt des
ersteren betrug nur etwa 22%, der des zweiten bis zu 45%. Doch nahm der
Adel des letzteren allseitig ab; das Flöz behielt zwar seine Mächtigkeit bei,
ging aber allmählich in oolithischen Kalkstein über.
Die vier längs der Weserkette im Betrieb stehenden Eisensteingruben
förderten im Jahre 1901 über 88000 t; die Produktion war indessen in der
Abnahme begriffen.
') Fuchs et de Launay, Gites mindraux, I. 785—786.
^ Fuchfl et de Launay, 1. c. 786—787.
") Deicke, Berg- u. Hüttenm. Ztg., 1858, 337. — Über die Struktur und Zu-
sammensetzung des Gbamosits s. C. Schmidt, 1. c. in Ztschr. f. Eryst.
^) Nach einem vor der Baseler naturf. Gesellsehaft im Jahre 1902 gehaltenen
Vortrag.
^) F. Roemer, Die jurassische Weserkette; Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., IX,
1857, 581—728, bes. 618. — von Dücker, Über die Lager von oolitbischen Eisenerzen
in der Gegend von Minden; Verb, naturbist. Ver. f. Rheinl. u Westf.. XXXIl, 1875,
57 — 58. — Ders., Geologische Mitteilungen au8 Westfalen; ebenda XLI, 451—454. —
Wies 6, Das Vorkommen von oolithiscbem Roteisenstein im Wesergebirge bei Minden;
Giessener Inaug.-Diss., 1903. — Dasselbe, Ztschr. f. prakt. Geol., XI, 1903, 217—231.
— D. Brauns, Der obere Jura im nordwestlichen Deutschland, 1874, 43 — 44.
218 Die schichtigen Lagerstätten.
Die hauptsächlichsten Juraeisensteine Englands.
In der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts hahen die jurassischen Eisen-
erze Mittelenglands ^) eine hohe Bedeutung für die englische Eisenindustrie ge-
wonnen. Während noch in den fünfziger Jahren die Produktion an mesozoischen
Erzen dort nur etwa 10 ^/^ der Gesamteisenerzförderung ausmachte, beträgt sie
jetzt etwa 50 — 60 ^/o derselben, wiewohl die Produktion selbst sich auf das
anderthalbfache gehoben hat. Hingegen sind die Kohleneisensteine in den Hinter-
grund gedrängt worden.
Der von Cleveland an der Ostküste über Lincoln, Northampton und Bath
quer durch das Königreich bis zur Halbinsel Portland im Süden sich erstreckende
Jurazug führt an zahlreichen Orten und in verschiedenen Horizonten Eisensteine.
Im unteren Lias (Ammonites Bucklandi) kommen Erze vor, welche im
Ausstrich zu Brauneisen umgewandelt, im frischen Zustand aber durch Eisen-
silikate grün gefärbt sind. Oolithische Struktur ist stellenweise und in unregel-
mäßiger Verbreitung zu beobachten. Die in dem Erz in großen Massen auf-
tretenden Fossilien sind zum großen Teil mit kalkiger Schale erhalten, zum
kleineren ganz oder teilweise in Eisenspat oder Brauneisenerz umgewandelt.
Das wichtigste Vorkommen dieser Erze ist das von Frodingham in Nord-
Lincolnshire bei Hüll.
Die hauptsächlichsten jurassischen Eisenerze Englands finden sich indessen
im mittleren Lias von Cleyeland« Sie sind über eine nahezu 1000 qkm um-
fassende Fläche verbreitet, gewährleisten aber nur zum geringsten Teil einen
aussichts vollen Bergbau. Ihrer geologischen Stellung nach gehören die drei
Eisensteinfiöze den Zonen des Ammonites margaritatus und spinatus an; das
fast einzig bauwürdige, gegen 4 m mächtige Hauptflöz liegt im Horizont des
letzteren. Dasselbe fällt, wie die Juraformation überhaupt, schwach gegen Süd-
osten ein und wird zumeist im Tagebau, zum Teil sogar in einigen hundert
Meter tiefen Schächten abgebaut.
Das Erz ist im frischen Zustand gleichfalls ein graugrüner Eisenstein von
manchmal oolithischer Struktur und im Ausstrich zu Brauneisenerz verwittert.
Die Schalen der Fossilien sind nur stellenweise in Eisenspat umgewandelt, im
übrigen allgemein kalkig. Die große Menge der in dem frischen Erz enthaltenen
Kohlensäure beweist, daß ein erheblicher Anteil des Eisens an Karbonat gebunden
ist. In geringer Menge kommt Magnetit in dem frischen Eisenstein vor, was
bemerkenswert ist, weil solcher auch in der Lothringer Minette auftritt.
Das Hauptflöz ist keine ganz reine Masse, sondern mehrfach durchlagert
von Schiefertonen, in welche die Lias -Eisensteinformation überhaupt einge-
bettet ist.
Analysen von Clevelanderz aus drei verschiedenen, von oben nach unten
folgenden Horizonten ergeben:
*) Phillips and Louis, Ore deposits, IL Aufl., 256—263. — Kendall, The
iron eres of Great Britain and Ireland, 1893, 200—247.
Marine oolitbische und oolithähnliche Eisenerzlager. 219
Top Block Main Block Bottom Block
Fe^Os 3,55 3,95 1,15
FeO 39,01 40,85 39,50
Fe 32,83 34,54 28,73
SiOa 10,90 6,00 19,90
AlgOg 10,62 12,66 17,87
CaO 1,70 Spur 1,56
MgO 3,19 3,19 2,31
S Spur Spur 0,13
PaOft 2,08 2,49 2,50
CO« 25,26 26,16 5,54
Efi 3,69 4,70 9,14
Es verdient in Anbetracht des geringen Schwefelgehaltes dieser Erze er-
wähnt za werden, daß sich im Liegenden des Top Block ein Flöz von etwa
0,12 m Mächtigkeit befindet, das zu 53 ^/q aus Schwefelkies besteht.^)
Der Erzgehalt der reichsten Flözpartien beträgt bis zu 50000 t per acre
(=4050 qm); ihre mächtigste Ent Wickelung besitzen diese Erzlager bei Esten
nahe Lincoln.
Ähnliche Eisenerze kommen im oberen Lias von Leicestershire und
Oxfordshire vor. Indem wegen dieser auf die Zusammenstellungen Ken dal Is
verwiesen sei, sollen hier nur noch die wichtigen Eisenerzlager im unteren
Dogger, im Liegenden des Great oolite erwähnt werden, welche besonders bei
Northampton zwischen London und Birmingham entwickelt sind. Der dortige
untere Dogger ist bekannt unter dem Namen der Northampton sands; dieselben
besitzen im ganzen eine Mächtigkeit von etwa 24 m bei folgender Schichten-
entwickelung:
Oben: Weißer oder grauer Sand und Sandstein mit Pfianzenresten 3,6 m.
Eisenschüssiger, manchmal kalkiger Sandstein 9 „
Bauher oolithischer Kalkstein 1}2 ,.
Eisenstein mit Ammonites bifrons, opalinus, Murchisonae usw. 10,5 „
Liegendes: Oberer Lias.
Das un verwitterte, teilweise oolitbische Erz enthält 60 — SO^^/^FeCOg und
im tlbrigen großenteils Sand, Glimmer, daneben etwas Magnetit usw. Durch
Verwitterung entsteht Brauneisenstein. Im lufttrockenen Zustand besteht der
Eisenstein unter anderen aus 23— 40<>/o Fe, 0,7— 2<>/o P.2O5, 1— ll<>/oCaO und
11,5 — 23,5 ^/q SiOg samt unlöslichen Silikaten. Die Eisenerzproduktion in Cleve-
land, Nortbamptonshire und Lincolnshire betrug in den letzten Jahren bezw.
5—6000000, 1200000 und 1000000—1500000 t. Im ganzen wurden im Ver-
einigten Königreich im Jahre 1901 12500000 t Eisenerz gefördert.
^) Es sei da an das Pyritvorkommen in dem liegendsten Minetteflöz Lothringens
erinnert.
220 Die schichtigen Lagerstätten.
In der Provinz Hannover und in Braunschweig fuhrt der Hils^) an zahl-
reichen Orten, insbesondere in der Umgebung von Salzgitter, mehr oder weniger
mächtige und reiche Einlagerungen von konglomeratisch ausgebildetem Braun-
eisenstein. Bei Salzgitter liegen diese Ablagerungen auf dem oberen Lias.
* Im großen ganzen haben die Schichten das Aussehen eines Brauneisen-
steinkonglomerates, weshalb man sie auch als „Hilskonglomeraf* zu bezeichnen
pflegt. Abgesehen von dem Vorwalten großer Brauneisensteinbrocken besitzen
sie indessen viel Ähnlichkeit mit dem Eisenerz von Harzburg, welches gleichfalls
häufig einem Konglomerat gleicht, im tlbrigen aber mehr „oolithisch'* ausgebildet
ist. Das Erz bildet entweder winzig kleine, rundliche Körnchen, oder flache,
ellipsoidische Geschiebe von der Größe eines Hanfkoms, oder nur schwach ge-
rundete, Scherben- oder splitterförmige Brocken von verschiedener Größe, auch
buckelige, unregelmäßig gestaltete und löcherige Knollen von glatter Oberfläche
und konkretionärem Aussehen. Daß die Eisenerzbrocken wenigstens teilweise
Konkretionen sind, ist zweifellos und geht manchmal aus ihrem schaligen Bau
und daraus hervor, daß sie Gesteinsbruchstücke umhtlllen. Kiesknollen sind
häufig; sie umschließen mitunter kohlige Pflanzenreste.
Die Eisenerze sind bald schmutziggrün, von glaukonitischem Aussehen, bald
sind es Brauneisensteine, und in den reicheren Lagern von Salzgitter haben
die Kömchen und Trümmer und das Zement die gleiche Farbe. Bei der Be-
handlung mit Salzsäure hinterlassen sie viel tonige Substanz. Sowohl die kleinen
wie die größeren Körner und Brocken zeigen ebenso wie die Kalkschalen der
umschlossenen Hilsfossilien die Anzeichen einer Anätzung, wodurch sie wie
narbig aussehen. Die reicheren Erze bestehen nur aus Eisenerz und bei kleinem
Korn sind sie von sog. oolithischen Erzen nicht zu unterscheiden. Einschlüsse
anderer Gesteine und von Versteinerungen aus älteren Schichten sind verhältnis-
mäßig selten, sie sind dann gern kantig und wenig abgerollt. Bezeichnend ist
auch das Vorkommen vollkommen erhaltener zarter Pectenschalen, was darauf
hinweist, daß die Brandung nicht sehr intensiv gewesen sein kann und daß man
die Eisensteine wohl nicht nur als Auf bereitungsprodukte älterer Sphärosiderite
aufzufassen braucht. Vor allem ist in dieser Hinsicht auch wichtig, daß die
Erze bei Salzgitter und Dornten den sehr weichen Schichten des oberen Lias
auf ruhen.
Nach allem ist es am wahrscheinlichsten, daß die Hilseisenerze in ihrer
Hauptmasse am Harzrand aus einem Eisenschlamm entstanden sind, der dem
Meere von der Küste her unter gleichzeitiger Zerstörung älterer, eisenhaltiger
mesozoischer Schichten zugeführt wurde und unter dem Einfluß einer leichten
Wellenbewegung auf flacher Küste verhärtete; diese tonigen Brauneisenabsätze
haben vielleicht teilweise von Anfang an die Gestalt oolithähnlichen Sandes an-
genommen, der in das Zement des Eisenschlammes eingebettet worden ist; die
gröberen, teils eckigen, teils gerundeten Brocken sind dann vielleicht wieder
aufbereitete und durcheinandergeschwemmte Bruchstücke von mehr oder weniger
') G. Boehm, Beiträge zur geognostischen Kenntnis der Hilsmulde; Ztschr. d.
deutsch, geol. Ges., XXIX, 1877, 215—251. — vonDechen, Die nutzbaren Mineralien
und Gebirgsarten im Deutschen Keiche, 1873, 587—588.
Marine oolithische und oolitbähnliche Eisenerzlager. 221
verhärteten Erzlagen, znm Teil aber sicher abgerollte Eisensteinkonkretionen,
die sich anf demselben Meeresboden bildeten. Sofern man in den Hilseisensteinen
nar die Aufbereitungsprodukte älterer, z. B. liasischer Eisenerze erblicken will,
ist es recht anffällig, warum dann nicht auch grofie Mengen von Trümmern der
so weit verbreiteten oolithischen Eisenerze des mittleren und unteren Lias an-
getroffen werden, die gerade am Harzrand eine so wichtige Rolle spielen. '^
Bei Salzgitter beträgt die Mächtigkeit des Hilseisensteines von wenigen
bis zu etwa 50 m. Früher wurde er dort auf verschiedenen Gruben, z. B. auf
Bergmannstrost, der Finkenkule und zu Haverlah, abgebaut, welche jetzt liegen.
Einen großen Bergbau treibt die Ilseder Hütte auf die ziemlich steil aufge-
richteten Lager in der Georg-Friedrich-Grube unweit Dornten. Derselbe lieferte
1901 etwa 62000 t.
Der Eisengehalt des Erzes beträgt ca. 35 ^/q; es ist phosphorreich und
enthält Vanadium.
In der Hilsmulde, südwestlich Hildesheim, ist in früherer Zeit Eisenstein
am EUigser Brinks und bei Delligsen abgebaut worden. Das Vorkommen hatte
an ersterem Ort eine Mächtigkeit von etwa 4 m.
Im Departement Haute-Marne sind die oolithischen Eisenerze von
Wassy und Bailly-aux-Forges^) von nicht unerheblicher Bedeutung. Sie ge-
hören der unteren Kreide (dem Barr§mien) an und treten in zwei übereinander
liegenden Horizonten auf:
1. im Liegenden, unterlagert von Tonen, Sanden und Sandsteinen, das minerai
de fer oolithique, 0,6 — 1,4 m mächtig. Die Oolithe liegen in einem Süß-
wasserton mit Pflanzenresten und Schalen von Unio, Paludina, Cyclas usw.;
2. die couche rouge von Wassy, mit Natica, Corbis, Cerithium usw.
Das Erz muß teilweise durch Waschung konzentriert werden; 1901 lieferte
Wassy 110000 t.
Längs des nördlichen Alpenrandes erstreckt sich eine Zone von oolithischen,
dem mittleren Eocän^) angehörenden Eisenerzvorkommnissen. Dieselbe läßt
sich mit Unterbrechungen nachweisen von Mattsee und dem Haunsberg nördlich
von Salzburg über die Gegend von Siegsdorf-Eressenberg nahe dem Chiemsee,
Neubeuem am Inn, Tölz an der Isar bis zum Grünten bei Sonthofen im Algäu ;
ja auch in der Schweiz finden sich noch Andeutungen derselben bei Dornbim,
am Säntis, Lowerz und bis zum Thuner See.
Ihre hauptsächlichste Entwickelung besitzen die eocänen Eisenerzlager
innerhalb Bayerns, wo sie zwischen der jungtertiären, stellenweise kohlen-
führenden Molasse des Vorlandes und dem cretaceischen und frühtertiären Flysch
der Alpen in stark gestörter Lagerung eingekeilt liegen. Die Erze sind besonders
am Grünten und noch länger und ausgiebiger am Eressenberg, südöstlich des
Chiemsees abgebaut worden. Die Verhältnisse der letzteren sollen hier etwas
eingehender besprochen werden. Nach Reis hat man es vorzugsweise mit zwei
steil aufgerichteten Hauptflözen zu tun, einem solchen mit eisenoxydulreichem
») DeLapparent, Trait6 de Geologie, 4. Aufl., 1900, 1274—1275. —Fuchs et
de Launay, Qites m^tallif^res, I, 788.
^) Gümbel, Geogn. Beschr. d. bayr. Alpen, 579, Lit. — Ders., Geologie von
Bayern, H, 202—205. — 0. Reis, Zur Geologie der Eisenoolithe führenden Eocän-
schichten am Kressenberg in Bayern; Geognost. Jahresh., X, 1897, 24—49.
222 Die Bchichtigen LagerBtatten.
Zement, dem oberen „SchwarzfiSz", und einem mit eiseooxydreichem Bindemittel,
dem nnteren pBotSitz", zwischen denen sich noch eine Beihe von untergeordneten
Hitt«lflÖzen einstellt. Die Flöze sind zwischen glaakonitfUhrende , bald teaig-
mergelige (Stockletten), bald sandige (Grünsande) Schichten eingelagert; F19ze
und erz leeres Nebeogestein sind reich an eocanen Fossilien, vor allem an
Nnmmaliten nnd Seeigeln. Aaßer der petrograpbischen Entwickelang der Ab-
lagerangen weisen auch Kohlenschmitzen, fossile HolzstOcke und gewisse
Keptilienreste anf eine üferbildnng hin. Qaer- nnd Längsstörangen haben die
Schichten betroffen, und vor allem haben Überachiebangen früher den Anschein
erweckt, als ob man es nicht mit zweien, sondern mit mehreren Flözen und mit
einer viel grüOeren Mächtigkeit des eocftnen Komplexes zu tun habe. Zu den
auffallenden Stitrungen des Gebirges gehören auch hakenfSrmige Umbiegungen
im Schieb tenstreichen, deren intensivste, der sog. Haxhaken, sogar einer Um-
rollnng gleicht.
indrlll des KreBBenlieFKer EtsenerzvorkommenB. l Dlrlch-FlDz, !> FlnclitKiLDgl- und
bCBiteB Flöz, 3 Knappenha-nB-Flöi, l Christopln-nöi, 5 Slgmond-FIÖK, 8 Mai and Joiepha-Floi,
T Emanael und Ferdlnuid-Fläi, 8 Hitrlil-EiiipmagnlB-Fläz, (Bell, 1SS8-}
Die Mächtigkeit der Flöze erreicht 1 — 2 m, nur seltener sind sie etwas
mächtiger; der Eisengehalt des ßotflözes beträgt 18 — 22, der dos Schwarzflözes
bis zn 35 "j^,. Letzteres bat einen Phosphorsäuregehalt von 0,55 "^/q. Die in
den Erzflözen enthaltenen Fossilien sind zwar teilweise korrodiert nnd zeigen
dann, wenn sie nicht selbst von einer Erzkraste umhüllt sind, an den Stellen
der BerDhrang mit den Oolithen Eindrücke. Niemals aber sind sie wirklich in
Erz umgewandelt, wie das der Fall sein mUßte, wenn die Eisenoolithe sekondär
aus Kalkoolithen hervorgegangen wären.
Auf den Eressenberger Flözen bestand bis 1881 staatlicher Bergbau neben
einer privaten Unternehmung (Achtaler (Gewerkschaft). Der erstere ist jetzt
eingestellt.
Am Grünten') im Al|^u ist lange Zeit«n hindurch ein Eisen Steinbergbau
umgegangen, dessen Gegenstand ähnliche Ablagerungen wie am Kressenberg
waren. Die Flöze waren arm, das zn Sonthofen verschmolzene Erz lieferte nur
etwa 20 "/q Gnßeisen, und der Betrieb ist jetzt in jenen Gegenden vollständig
') Qümbel, Qeogn. Beschr. d. bayr. Alpen, i
U, 114.
Marine oolithische und oolithSthnliche Eisenerzlager. 223
In der Schweiz hat man ehedem zu Lowerz eocäne „Linsenerze" abgebaut.
Zu den oolithischen Eisenerzen gehören vielleicht auch diejenigen im obersten
brackischen Pliocän (pontische Stufe) der Halbinsel Eertseh,^) d. i. der süd-
östliche Teil der Halbinsel Krim. Die 6 — 16 m mächtigen, von den obersten
pliocänen und von quartären Schichten bedeckten Erzablagerungen bestehen aus
einem ockerigen Ton, der ganz erftlUt ist von konkretionären, scheinbar konzentrisch
schalig gebauten Körnchen und unregelmäfiig geformten Brocken von Brauneisen-
erz. Dieselben erreichen Durchmesser bis zu 10 mm. Der Eisengehalt beträgt
bis zu 40, manchmal auch bis zu 48^/0, der Mangangehalt wechselt zwischen
0,4 — 9^/q; die Erze sind sehr phosphorhaltig infolge eines Vivianitgehaltes.
Im Jahre 1900 wurden 213000 t gefördert.
* Der weitaus gröfite Teil der oolithischen und oolithähnlichen Eisenerze
ist zweifellos sedimentären Ursprungs, wenn auch für sie manchmal eine
metasomatische Entstehungsweise behauptet worden ist. So hat man für die
euglischen Jura-Eisenerze angenommen, dafi dieselben metasomatisch aus Kalk-
oolithen hervorgegangen seien, und dasselbe haben Haniel^) und D. Brauns^
für die oolithischen Juraerze Deutschlands behauptet. Der Grund für diese
Auffassung, welche, soweit wenigstens deutsche Erze in Betracht kommen, schon
bei etwas genauerer Betrachtung der Struktur- und Lagerungsverhältnisse und
des Zustandes der umschlossenen, wohlerhaltenen Versteinerungen hinMlig wird,
ist jedenfalls darin zu suchen, daß man die Anhäufung so grofier Eisenerzmassen
aus dem Meere für unmöglich hielt. ^)
Vi Ilain hat deshalb geglaubt, dafi das Eisen der Lothringer Minette
durch Thermalspalten (sog. Nährspalten, failles nourrici^res), deren Lage sich
änderte und die heute noch teilweise in den Verwerfungen erkennbar sein sollen,
als Karbonat nach dem Grunde des Jurameeres gefördert worden sei, wo es
sich, in Hydroxyd verwandelt, in Form großer Schuttkegel ausbreitete. Von
mehreren Seiten ist diese Hypothese zurückgewiesen worden.
^) Trasenster, L'industrie charbonni^re et sid^nirgique de la Bussle m^ridionale;
Revue univ. d. Mines, XXXIV, 1896, 195—199. — Bayard, Note Bur las gisements de
minerais de fer des presqu'iles de Kertsch et de Taman (Russie); Ann. d. Mines (9),
XV, 1899, 505—522. — Cordeweener, La crise induBtrielle russe; Krivoi-Rog, le
Donetz, Kertsch. 1902, 237—248, Lit.
>) ZtBchr. d. deutsch, geol. Ges., XXVI, 1874, 118.
») Der untere Jura, 1881—82.
^) * Judd sagt, es sei ganz unverständlich, wie die Tiere, deren Reste als Ver-
steinerungen in den Erzen von Northamptonshire vorkommen, in einer konzentrierten
Eisenlosung hätten existieren können, und nimmt deshalb eine metasomatische Entstehung
des Erzes an. Man könnte dann mit ebensoviel oder ebensowenig Recht fragen, wie
die in Kalksteinen überlieferten Tiere in einer konzentrierten Kalklösung leben
konnten *. — Die metasomatische Bildung der englischen Juraerze wird behauptet
von Judd, The mode of formation of the Northamptonshire iron ore; Quart. Joum.,
XXVL, 1873, 13. — Hudleston, Proceed. of the Geol. Assoc. IV; beide zitiert
von Kendall. — Kendall, The Iron eres of Great Britain and Ireland, 317.
224 Die schichtigen Lagerstätten.
Darf man auch eine sedimentäre Entstehung^) fttr viele oder vielleicht
für alle in Rede stehenden Erze annehmen, so drängen sich doch vor allem zwei
Fragen auf: erstens die nach der Herkunft des Erzes und zweitens die nach
den Ursachen seiner besonderen Erscheinungsweise.
Im allgemeinen ist ein Zusammenhang zwischen vulkanischen Eruptionen
und der Ablagerung der oolithischen Erze nicht nachzuweisen; nur bei den
Sil arischen Thuringiten und Chamositen Böhmens, des Fichtelgebirges und
Thüringens konnte ein solcher vermutet werden.
Es spricht alles dafür, daß die oolithischen und oolithähnlichen Eisenerze
in wenig tiefer See nahe alten Küsten gebildet sind: so das Vorkommen ab-
gerollter Stücke des liegenden Gebirges, mitunter mit charakteristischen Ver-
steinerungen oder mit den Löchern von Bohrmuscheln (Salzgitter), das Auftreten
von Holzresten, die Versteinerungsführung, mitunter ihre Transgression über
ältere Schichten und die zweifellose Abrollung der manchmal in ihnen enthaltenen
größeren Erzknollen. Es liegt deshalb sehr nahe, die Anhäufung des Eisenerzes
durch Zufuhr von Lösungen zu erklären, die sich durch die Zerstörung eisen-
haltiger Gesteine des festen Landes bildeten. Bei der Betrachtung der Erzflöze
von Salzgitter oder Harzburg gewinnt man den Eindruck, als ob in seichtem
Meere eine ähnliche Anhäufung von eisenhaltigem Schlamm vor sich gegangen
sei, wie sie heute in Binnenseen noch zur Entstehung der Seeerze führt. Das
konkretionäre Aussehen der Brauneisensteinknollen in jenen Lagern erinnert
etwas an diese Bildungs weise; ihre Abrollung weist mit Bestimmtheit daraufhin,
daß die Ausscheidung des Eisenerzes in bewegter See und daher unter lebhafterem
Luftzutritt stattfand, woraus sich erklären würde, weshalb sich in der Begel das
Eisenhydroxyd und nicht das in ähnlichen Schichten häufige Eisenoxydulkarbonat
(Toneisenstein) bildete. Im übrigen macht manches, wie die Struktur der Erze
von Salzgitter, wahrscheinlich, daß sich auch zusammenhängende Eisenschlamm-
lagen gebildet haben müssen, welche durch die Wasserbewegung aufgelockert
und zerkleinert wurden.
Ist die primäre Entstehung von Hydroxyden des Eisens auch durchaus
denkbar ufld bei Luftzutritt wohl auch allein möglich gewesen, so läßt sich die
Annahme van Wervekes, daß in Lothringen die hydroxydischen Eisenerze
ursprünglich teilweise nicht aus Eisenhydroxyd, sondern aus Glaukonit bestanden
haben, welcher jetzt noch das Erz verschiedener Flöze bildet, auch für manche
andere Eisenoolithe aussprechen, wie die obigen Einzelbeschreibungen zeigen.
So sind im norddeutschen Lias, im „Hilskonglomerat" und in den Kressenberger
Erzen rote, braune und grüne Eisenerze aufs engste miteinander verbunden,
und manchmal scheint es, als ob die beiden ersten nur durch Oxydation, die
') Über die sedimentäre Entstehungsweise der oolithischen Eisenerzlager siehe:
van Werveke, Ber. d. Vers. d. oberrh. geol. Ver., XXXIV. Vers. 1901, Lit. — Reis,
Qeogn. Jahresh., X, 1897, 24—49. — Smith, Ztschr. f. prakt. Geol., 1894, 311. —
Giesler, Ztschr. f. Berg-, Hütten- und Sal.-Wes., XXIII, 1875, 41. — Hoffmann (z. T.),
Verh. natur. Ver. f. Rheinl. u. Westf., LV, 1898, 127—131. — Gtimbel, Sitz.-Ber. math.-
phys. Cl. bayr. Ak., 1886, 417—448. — Bleicher, Compt. rend. des s^ances de l'ac. des
Sciences 1892, 590—593.
Marine oolithische und oolithähnliche Eisenerzlager. 225
schon unmittelbar nach dem Erzabsatz stattgefunden haben könnte, aus dem
letzteren hervorgegangen seien. Da der Glaukonit ein eisenoxydulhaltiges
Silikat ist/) so dürfte auch seine Entstehung nur bei beschränktem Luftzutritt
möglich gewesen sein, wie diejenige des Toneisensteines. Beide Erze kommen
gemeinschaftlich vor, indem der letztere häufig Oolithe des ersteren enthält.
Daß die Brauneisensteinoolithe häufig in Siderit eingebettet sind, dürfte nicht
verwundern, wenn man annimmt, daß das Eisenoxydulsalz erst später, vielleicht
unter etwas anderen Bedingungen, zwischen den oxydischen Erzkörnchen ab-
gelagert worden ist. Das recht häufige Vorkommen besonders von Schwefeleisen
mit den grünen Eisenerzoolithen dürfte gleichfalls für deren Entstehung in
einem ziemlich sauerstofffreien Medium sprechen. Es darf auch nicht übersehen
werden, daß die Oolithe mitunter selbst aus Siderit bestehen.
Die zweite Frage betrifft die Entstehung der allgemein mit Eecht oder
Unrecht so genannten Oolithe. Es wurde früher schon gesagt, daß manche der
oolithähnlichen Eisenerzkömchen eine Oolithstruktur nicht erkennen lassen, und
es handelt sich jetzt darum, ob diese etwa anders entstanden sind als die eigent-
lichen Oolithe. Das scheint nicht der Fall zu sein. Man hat wohl versucht,
die Entstehung der Oolithe auf tierisches und pflanzliches Leben, vor allem auf
das Zutun von Foraminiferen zurückzuführen, und war besonders durch die Unter-
suchung des Glaukonits, der sich heute noch auf dem Meeresgrunde bildet, hierzu
geführt worden; Gümbel^) hat denselben zuerst eingehender studiert. Die
^/i5 — 1 mm Durchmesser haltenden Kömer bilden sich in geringerer Meerestiefe
bald im Linern von Foraminiferengehäusen, bald aber umschließen sie solche. Ihre
Entstehung soll aber nach Gümbel mit der Entwickelung kleiner Gasbläschen
von Kohlenwasserstoff, Kohlensäure und Schwefelwasserstoff zusammenhängen,
welche auf dem Meeresgrund den Ausgangspunkt für die Ausscheidung von Glau-
konit, Schwefelkies oder Magnetit bilden sollen, indem sie auf die im umgeben-
den Meerwasser gelösten Stoffe einwirken. Jedenfalls haben die jetzt noch ent-
stehenden Glaukonite alle Ähnlichkeit mit denjenigen, welche seit dem Cambrium
in allen Formationen manchmal in so großer Menge (als Grünsande) zur Ablagerung
gelangten. Sie sind stark eisenhaltig und gehen durch Verwitterung in braune
Massen über. Die Zusammensetzung der von der „Gazelle^ auf der Agulhas-Bank
südlich des Kaps der Guten Hoffnung gesammelten Glaukonite ist folgende:
SiOa 46,90 MgO 0,70
AlaOg 4,06 Kfi 6,16
FeaOg 27,09 Na^O 1,28
FeO 3,60 HgO 9,25
CaO 0,20 99,24
Soweit bis jetzt die „Eisenerzoolithe" mikroskopisch untersucht worden
sind, hat sich ergeben, daß sie außer anorganogenen Mineralsplittern und
^) Der Glaukonit von Eressenfoerg enthält nach Haushofer 49,5 SiOa, 22,2 Fe208,
6,8 FeO, 3,2 AljOg, 8,0 KjO, 9,5 HjO.
^ Über die Natur und Bildungsweise des Glaukonits ; Sitzungsber. k. bayr. Akad.
d. WisB., 1886, 417.
Stelzner-Bergeat, Erzlagerstätten. 15
226 Die schichtigen Lagerstätten.
-Körnchen (vor allem von Quarz) auch Splitter von den verschiedensten Tier-
resten (Foraminiferen schalen, Bryozoen, Echinodermen, Brachiopoden usw.) um-
schließen, mitunter aber überhaupt keinen Kern enthalten. Dazu kommt, daß
oolithische Eisensteine manchmal im Streichen in oolithische Kalksteine übergehen.
Danach scheinen die Oolithe nichts anders zu sein als Konkretionen, in denen
sich vielleicht zu Zeiten sehr langsamer Präzipitation die im Meere gelösten
Stoffe ganz allmählich um Fremdkörperchen oder Gasbläschen ansiedeln oder
schlammige Massen, wie das Eisenhydroxyd, sich zusammenballen. Die Oolith-
struktur wäre dann nebensächlich und vielleicht nur abhängig von der Zeitdauer
des Vorganges oder einem geringen Substanzwechsel während desselben. Eine
Bewegung des umgebenden Wassers dürfte für das Zustandekommen der Oolithe
notwendig sein. Betrachtet man die „Oolithe" als einfache Konkretionen, so
sind auch die größeren bohnerzartigen Erzknollen, die im norddeutschen Lias usw.
so häufig vorkommen und die auch in manchen Stücken der Lothringer Minette
nicht fehlen und vielleicht allgemeiner verbreitet sein dürften, nicht merkwürdig.
Vielleicht dürfte es sich empfehlen, den Ausdruck „oolithische Eisenerze*',
der so häufig mißbraucht wird, bei weniger studierten Vorkommnissen durch
einen andern zu ersetzen und etwa von „konkretionären Brauneisen- oder Glau-
koniterzen" zu sprechen.
Der Chemismus dieser Eisenerzabscheidungen, vor allem des alkalihaltigen
Glaukonits, bleibt auch hier in vieler Beziehung rätselhaft, und ebenso fehlt bisher
eine physikalische Erklärung dafür, weshalb die Größe der als Oolithe be-
zeichneten Konkretionen fast allgemein in so engen Grenzen schwankt. Setzt
man voraus, daß die Entstehung derselben nur in etwas bewegtem Wasser vor
sich gehen kann, so würde die Massenzunahme der Körnchen insofern ihrem
Wachstum von selbst eine Grenze setzen, als sie bei einer gewissen Größe nicht
mehr bewegt werden könnten. Die jeweilige Größe der Konkretionen wäre dann
zugleich ein Maßstab für die Intensität der Wasserbewegung, welche bei sehr
feinoolithischem Erz nur eine sehr geringe gewesen sein könnte. *
Die laknstren und brackischen ToneiBensteine und SpliaroBiderite.
Vor unseren Augen bilden sich heutigentages noch Eisenerzablagerungen
in den Binnengewässern. In zweifellos lakustren, d. h. in süßen Wässern ent-
standenen Schichten der Vorzeit sind gleichfalls Eisenerzlagerstätten eine gewöhn-
liche Erscheinung und solche finden sich ferner in den Ablagerungen des flachen
Meeresstrandes als „paralische" Sedimente. Während aber die rezenten, in Seen,
Sümpfen, Bächen und in Wiesen sich niederschlagenden Erze beinahe nur Braun-
eisensteine sind, kommt in den älteren Ablagerungen nur Eisenoxydulkarbonat
vor, weshalb sich beide zunächst nur entfernt miteinander vergleichen lassen.
Weit verbreitet und recht gleichförmig wiederkehrend sind Sideritlager-
stätten in Begleitung der Steinkohlenflöze. Man kennt sie wohl in
allen Steinkohlengebieten. Das Erz besteht mitunter aus fast reinem Spat-
eisenstein; meistens ist es aber verunreinigt mit mehr oder weniger Ton und
kohligen und bituminösen Substanzen. Entweder bildet es dann zusammen-
Die lakastren und brackischen Toneisensteine und Sphärosiderite. 22?
hängende Gesteinsbänke oder Flöze und führt dann die Bezeichnung Eohlen-
eisenstein oder Blackband; es zeigt dabei Übergänge in Kalkstein und in
Steinkohle; oder das Erz tritt in linsenförmigen Konkretionen in Schieferletten auf.
Solche Sphärosiderit-Nieren (kidney eres [kidney = Niere], nodules,
pennystones) umschließen manchmal organische Reste, sind häufig septarien-
artig zersprungen und auf Klüften mit Kalk, Sulfiden usw. durchzogen. Die
Bänke und Linsenstriche können sich in einer kohlenftthrenden Formation in
vielfacher Wechsellagerung wiederholen.
Höchst merkwürdig und unaufgeklärt ist das Vorkommen des sonst nicht
eben häufigen Nickelkieses (NiS) in den Sphärosideriten verschiedener Stein-
kohlengebiete.
Zu Zwickau^) in Sachsen kennt man auf Schacht 11 der Bürgergewerk-
schaft in den Schichten des unteren Flözzuges Linsen und dünne Bänke von
Eisenstein. In der Sohle des Ludwigflözes kommen Einlagerungen von Black-
band vor, welche bis zu 80 m im Streichen und 50 m im Fallen messen.
Im westlichen Teil des Aachener Wormreviers^) treten vielfach Nieren
und auch Flöze von Kohleneisenstein auf, sie haben aber niemals eine besondere
technische Bedeutung erlangt.
Kohleneisenstein mit 1,30 — 1,40 m Mächtigkeit bedeckt unmittelbar das Flöz
Stinkert II; er ist zumeist arm, schieferig und enthält nur in der Mitte eine
40 cm dicke, mehr kömige und eisenreichere, dabei aber mit Schwefelkies im-
prägnierte Lage. Die armen Teile führen nur 13 — 16 ^j^ die reicheren 41,4 ^Jq
Eisen , indessen 0^3—2 bezw. 0,8 ^/^ Schwefel und bis zu 0,48 <>/o Phosphor.
Dieses Eisensteinflöz hat eine ziemlich weite Verbreitung. In den Flözen Bruch
kommt gleichfalls ein Kohleneisensteinlager vor. Vielfach, aber recht unbeständig
findet sich Sphärosiderit.
Im Saarbrfieker^) Gebiet treten sowohl in den unteren und mittleren
Saarbrücker Schichten des Steinkohlengebirges, wie auch in den dem unteren
Eotliegenden angehörenden Lebacher Schichten Eisenerze auf.
Die ersteren sind teils Linsen und Nieren, die sich zu „Nierenlagem" zu-
sammenhäufen, teils seltener schwache Flöze.
Als „Weißerz" bezeichnete man die unveränderten, nierigen, im blauen
Schieferton auftretenden Erze, welche auf Spalten Kalkspat, Eisenspat, Braun-
spat, Mesitinspat und Dolomit, Blende, Bleiglanz, Millerit, Arsenkies, Kupfer-
kies und Pyrit führten; „Braunerz" und „Koterz" war verwittertes „Weißerz",
„Grauerz" kömiger Spateisenstein.
Die in den Lebacher Schichten auftretenden, manchmal sehr großen
Sphärosideritlinsen (Knopfstriche) sind wegen ihrer häufigen Einschlüsse ver-
schiedener Fisch- und Amphibienarten bekannt geworden.
Sowohl die Eisenerze des Carbons wie diejenigen des Rotliegenden sind in
früherer Zeit verwertet worden.
Im Buhrkohlenreyier^) ist im Anfang der fünfziger Jahre des ver-
gangenen Jahrhunderts der Kohleneisenstein Gegenstand ausgiebiger Ge-
^) MietzBch, Erläut. z. geol. Spezlalkarte von SachBen, Blatt Zwickau, 11.
*) Wagner, Beflchreibung des Bergreviers Aachen, 1881, 36—37.
^ Nasse, GeologiBche Skizze des Saarbrücker Steinkoblengebirges. Teil I von
„Der Steinkohlenbergbau des preußischen Staates in der Umgebung von Saarbrücken"
aus Ztechr. f. Berg-, Hütten- u. Sal.-Wes., XXII, 1884.
*) Bäumler, Über das Vorkommen der Eisensteine im westfälischen Steinkohlen-
gebirge; ebenda XVII, 1869, 426—478. — Runge, Das Ruhr-Steinkohlenbecken, 1892,
15*
228 I^ie schichtigen Lagerstätten.
winnnng geworden. Das Eisenerz ist bald kristallinischer, gelblicher bis schwärz-
lich-grauer, massiger nnd fast reiner Spateisenstein, bald echtes Black-
band, das ist ein etwas toniger, durch Kohle und Bitumen dunkel geförbter
Spateisenstein, bald tooiger Sphärosiderit in Nieren, eingebettet in Schiefer-
ton. Das Auftreten des letzteren ist unregelmäßig und deshalb von unter-
geordneter Bedeutung gegenüber den beiden erstgenannten Erzsorten.
Der Spateisenstein ist gebunden an die tiefste Flözetage, nämlich an
die „magere Flözpartie", und tritt mit dieser in den westlichen, südlichen und
südöstlichen Teilen des Kohlenbeckens auf. Die körnigen Spateisensteine fehlen
den oberen Etagen völlig.
Ein mächtigeres Spateisensteinflöz ist bei Hattingen durch viele Mulden
und Sättel meilenweit als Begleiter des Mausegatt- oder Hundsnockenfiözes, des
Leitflözes der mageren Partie, zu verfolgen. „Das Flöz besteht bei regelmäßigem
Verhalten aus einem von wenigen Zollen bis 4^/4 Fuß mächtigen Packen, der
meist keine Schichtung oder Zerklüftung zeigt und deshalb sehr fest ist. Die
ganze Flözmasse ist aus dicht ineinander gelagerten kleinen kristallinischen
Körnchen von meist weniger als 1 mm Größe zusammengesetzt. Die einzelnen
Individuen sind gewöhnlich fein krummblättrig. Der Bruch erscheint daher fein-
körnig schimmernd. Im großen ist er muschelig und splitterig .... Die Farbe
des Eisensteines ist licht- bis schwärzlich-grau, da der Spateisenstein von kohliger
Substanz mehr oder weniger durchdrungen ist." (Bäum 1er.) Auf Klüften finden
sich Markasit und Arsenkies, seltener Bleiglanz und Zinkblende. Der Spateisen-
stein bildet keineswegs ein zusammenhängendes Flöz im eigentlichen Sinne,
sondern linsenförmige Massen von sehr verschiedener Größe, bald nur wenige
Zoll groß, bald Lagen von mehreren hundert Metern Ausdehnung. Das Erz war
am besten entwickelt auf Zeche Musen III ; die verschiedenen „Mittel" erreichten
eine Mächtigkeit bis zu 1,5 m, bleiben aber gewöhnlich erheblich hinter derselben
zurück. Die chemische Zusammensetzung des Erzes ist folgende (4 Analysen
von Zeche Musen III, Musen IV, Musen V— IX):
SiOg 0,7 — 3,13 MgO 0,45— 3,51
Al^Oj, .... 0,61— 3,27 ZnO Spur— 0,16
Fe,()8 .... 0,91— 4,14 CO^ 34,55—37,91
FeÖ 49,90—54,80 P2O5 Spur— 1,19
MnO 0,25—1,46 FeS^ 0,08—0,30
CaO 0,77— 2,82 H^O 0,11— 0,70
Organische Substanz . 0,21 — 0,56
Eisen 41,02—45,66.
Die viel weiter verbreiteten Kohleneisensteine (Blackbands) bestehen
„aus einem schwarzen bis grauen und braunen schieferigen Gesteine, matt bis
schimmernd auf dem höchst feinkörnigen, in den ärmeren Varietäten fast erdigen
Bruche. Die reicheren Varietäten besitzen ein spezifisches Gewicht von 2,8 — 3
und stehen in der Härte zwischen Kalkspat und Flußspat. Die schwarzen und
schwärzlichen Varietäten zeigen auf dem glänzenden Strich ebenfalls schwarze
und braune Farben. Der Bruch ist im großen schieferig, oder da, wo er die
Absonderungsflächen verläßt, flachmuschelig und dann oft wegen der spießeckigen
Bichtung gegen die feinen Schieferblätteben seidenartig glänzend". (Bäum 1er.)
In den ärmsten Abarten geht der Kohleneisenstein in Kohle oder Schiefer
über; er stellt ein Gemisch von Siderit mit Ton und kohliger Substanz in den
verschiedensten Verhältnissen dar. Pyrit und Markasit, Zinkblende, Bleiglanz,
Kupferkies und Fahlerz, teils in Knollen, teils als Kluftfüllung, sind in ihm an-
zutreffen, Anthracosien und pflanzliche Beste werden von ihm umschlossen. Alle
70 — 75. — Peters, Der Spateiaenstein der westfälischen Steinkohlenformation; Ztschr.
d. Ver. deutsch. lug., I, 1857, 155.
Die lakustren und brackischen Toneisensteine und Sphärosiderite. 229
im Kohlengebirge auftretenden Gesteine können sein Nebengestein sein, auch
finden sich Eohleneisensteinflöze in allen Horizonten des ersteren. Im ganzen
hat Bäumler 14 verschiedene Blackband-Lager namhaft gemacht und 68 Analysen
der Erze veröffentlicht. Demnach beträgt der Eisengehalt des ungerösteten
Erzes bis zu 39,25, der des gerösteten aber bis zu 64 ^/q, indem beim Eöst«n
nicht nur die Kohlensäure, sondern auch das Wasser und der bis 36,25 ^/o, im
Durchschnitt 20 ^/o betragende Kohlegehalt entfernt wird. Der Phosphor-
säuregehalt ist hoch, schwankt um l^/^ und erreicht in manchen Fällen über 2^Iq.
Die Mächtigkeit der Blackband-Flöze ist keine große, sie beträgt für die
einzelnen, allerdings häufig nur durch geringmächtige taube Lagen getrennten
Bänke nur 0,25— -1 m.
Von technischer Bedeutung sind die über und in dem Kohleneisenstein
vorkommenden Phosphorite gewesen, sie wurden zur Superphosphatdarstellung
benutzt. Der Phosphorit ist nach seinem äußeren Aussehen ganz ähnlich dem
Blackband und stellt nur eine sehr phosphor- und kalkreiche und eisenarme
Fig. 59. Froiil dnrch das EohleiiKebirge bei Janow in OberschleBien. A Schleferton, B Sand,
C Kohlenschmitze nnd Signiarienstämme, 2> Klüfte, E Sphärosiderite. (F. Römer, 1870.)
Modifikation desselben dar, wie er denn gewöhnlich auch in bis zu 5 cm dicken
Lagen in dem Kohleneisenstein angetroffen wird. In den von Bäumler wieder-
gegebenen Analysen beträgt der Gehalt an PjO^ bis zu 21 ^/q.
Im Oberbergamtsbezirk Dortmund wurden 1901 auf vier Gruben nur noch
15676 t Kohleneisenstein gefördert.
In der oberschlesisohen Steinkohlenformation^) finden sich innerhalb
der Schiefertone Toneisensteine in Sphärosideriten, seltener in Blackbandflözen.
„Die Sphärosiderite sind in großen, linsenförmigen und knolligen Massen ab-
gelagert, welche zuweilen wohl einige große Brote von mehreren Zentnern
Gewicht liefern, aber nicht leicht mehr als wenige Lachter zwischen den Schiefer-
tonschichten sich ausdehnen. Die Hauptförderungen liegen im Beuthener Stadt-
walde in der Gegend von Antonienhütte, Friedenshütte und Ruda, wo die
hängendsten Schichten der Steinkohlenformation zutage treten; ferner in der
Gegend von Zalenze und südlich davon im Myslowitzer Walde bei Janow;
endlich aber auch in der Gegend von Orzesze, Dabensko und Ornontowitz
Was die Bildung dieser Sphärosiderite anbetrifft, so ist in Zalenze beobachtet
worden, daß sie sich vorzugsweise über den flachen Einsenkungen der Stein-
kohlenflöze finden, nicht auf den zwischen denselben liegenden Erhebungen; es
scheinen sich also die eisenerzhaltigen Lösungen an den tieferen Punkten
konzentriert zu haben. — Zahlreiche, größtenteils aufrecht und unmittelbar auf
') F. Boemer, Geologie von Oberschlesien, 1870, 531.
230 Die schichtigen Lagerstätten.
dem Steinkohlenflöz stehende Stämme finden sich in den eisenerzföhrenden
Schichten." Der Gehalt der Sphärosiderite steigt bis zu 40 ^/q.
Im Waldenburger Eohlengebiet (Niederschlesien) kommt Blackband a. a. in
mehreren Lagen zwischen den Flözen der Rudolfs- und Emilie-Anna-Grube bei
Volpersdorf vor. „Auf der Grube Gustav bei Schwarzwalde bildet derber
körniger Spateisenstein ein aus 3 — 4 Bänkchen von 2 — 4 Zoll bestehendes Flöz,
aufliegend auf einer unreineren Kohle und bedeckt von festem Schieferton. Im
Hangenden des Gotthelfgrubenfundflözes ebendaselbst wurde der Spateisenstein
10 — 15 Zoll mächtig. Sphärosiderit kommt häufig vor, fast nur in Form größerer
oder kleinerer Knollen („Wacken") eingelagert in Flözmittel oder auch im
Hangenden und Liegenden der Flöze. "^)
Im Waldenburger Kreis sind im Jahre 1901 kaum 3300 t Sphärosiderite
im Steinkohlenbergbau gefördert worden.
Die englischen Kohleneisensteine haben noch bis vor etwa 40 Jahren
ungeföhr ^/,^ der riesigen, in GroCsbritaiiiiien erzeugten Eisenmenge geliefert;
ihre Bedeutung fär die Technik ist indessen seitdem wegen der zunehmenden
Verwendbarkeit schlechterer Eisenerzsorten mehr und mehr zurückgegangen,
und sie spielen jetzt überhaupt nur noch in Nord-Staffordshire und in Schottland
eine EoUe.
Kohleneisensteine finden sich in den „Goal measures^ und im „Carboniferous
limestone''.
In Wales kommen die Eisenerze besonders in der unteren, 150 — 280 m
mächtigen Partie der Goal measures vor. Kendall^ gibt ein Profil durch die
unteren Kohlenablagerungen von Dowlais und führt darin nicht weniger als
75 Kohleneisensteinbänke und Sphärosideritlagen von freilich sehr wechselnder
Mächtigkeit auf. Die Erze sind bald lichtgrau, bald braun oder schwarz, häufig
verwachsen mit Galcit, Dolomit oder Quarz, und enthalten in Hohlräumen Pyrit,
Millerit, etwas Kupfererz und Hatchetin (ein Kohlenwasserstoff). Die Eisenerz-
lagen erreichen nur selten die Mächtigkeit von einem Fuß. Nachstehende Analysen
von Riley sind dem Werke Kendalls entnommen:
L n.
FeaOg 0,41 —
FeO 41,03 48,76
MnO 0,55 1,21
SiO, 13,35 \ . .
Al^Og 5,79 / ^-^^
CaO 3,00 1,69
MgO 3,36 2,61
K,0 0,86 —
P2O5 0,70 0,58
S — 0,03
FeSa — 0,07
CO2 28,49 33,09
H2O gebunden 1,36 —
HaO hygroskopisch 0,57 0,25
Organisches 0,07 11,08
99,54 100,58
Eisen 32,18 37,8
L Sphärosideritknolle.
n. Blackband.
*) J. Eoth, Erläuterungen zu der geognostischen Karte vom niederschlesischeD
Gebirge und den umliegenden Gegenden, 1867, 332—333.
") The iron eres of Great Britain and Irelaud, 1893, 145—199, Lit.
Die laknstren und brackischen Toneisensteine und Sphärosiderite. 231
Im Jahre 1872 betrug in Sttd-Wales das Ausbringen an Kohleneisenstein
noch 1100000 t, schon im Jahr 1890 indessen nur noch 40000 t.
Auch inShropshire sind die Eisenerze hauptsächlich an die Schiefertone
zwischen den unteren Kohlenflözen gebunden ; sie bilden zumeist Nieren in den-
selben (pennystones). Im Beginn der 90 er Jahre war die Eisensteinproduktion
in dieser Landschaft bereits auf ein Zwanzigstel derjenigen in den 70 er Jahren
des vorigen Jahrhunderts gesunken.
Süd-Staffordshire hat 1875 noch 715000, 1890 nur noch 41000 1 Kohlen-
eisenstein gefördert. Der letztere kommt dort in der etwa 150 m mächtigen unteren
Flözfolge der mittleren Coal measures vor.
In Nord-Staffordshire erreicht das produktive Kohlengebirge eine
Mächtigkeit von 1800 m; die Eisensteine sind vorzugsweise 300 — 720 m unter-
halb der oberen Formationsgrenze anzutreffen. Sie bilden gewöhnlich nur einige
Zoll mächtige Lagen, die sich zu mehreren in kurzen Abständen folgen; zumeist
sind es Blackbands. Die sieben Haupteisensteinflöze geben pro acre (= 4047 qm)
Fläche beziehungsweise 5000, 4200, 1900, 2100, 2900, 2400 und 2900 t Erz von
37 ^Iq in den Sphärosideriten, 38 ^/q in den Blackbands.
In Derbyshire ist die Erzeugung von Kohleneisensteinen von 493000 t
(1871) auf 24000 t (1890) gesunken. Das Erz kommt nur als Sphärosiderit in
der mittleren Flözabteilung vor und enthält im Mittel etwa 30 ^/^ Eisen.
In Yorkshire (West-Eiding) liegt das hauptsächlichste Eisenerzflöz in
der unteren, in Northumberland und Durham in der unteren und mittleren
Flözabteilung.
In Schottland ist das Kohlenbecken von Ayrshire das an Eisensteinen
reichste. Dieselben treten sowohl zwischen den Coal measures selbst wie auch im
Garboniferous limestone auf. Der letztere ist von den ersteren durch den 250 m
mächtigen Millstone grit getrennt und besteht in seiner oberen und unteren
Abteilung aus Schiefertonen, Sandsteinen, Kalksteinen und (besonders in der
oberen) aus Kohlenflözen: die mittlere Abteilung enthält keine Kalke, dafür aber —
wie auch die untere — mehrere Eisensteinflöze, zumeist Toneisenstein. Auch
hier ist die Mächtigkeit der Lager nur eine geringe, selten 0,3 m übersteigende.
Die Blackbands enthalten 25—40 <>/o, die Sphärosiderite 19—37 «/^ Eisen.
Nachstehend folgen die Analysen I. eines Blackbands, n. eines Toneisen-
steines von Dalry, welche hier mit Mächtigkeiten von 0,1 — 0,28 m bezw. 0,3 bis
0,45 m die Haupterzlager bilden, und LEI. des Airdrie-Blackbands im C3lyde-
Becken:
L n. UI.
FegOg — — 0,23
FeO 34,71 38,31 53,03
SiOa 4,56 6,32 1,40
Al^Og 2,85 5,82 0,63
CaO 5,02 8,75 3,33
MgO 1,20 3,41 1,77
COa 26,47 34,04 35,17
PjOft 0,36 1,02 —
S 0,36 0,23 —
FeSa 0,32 0,20 —
Bitumen 22,71 1,02 3,03
Wasser 1,44 0,88 1,41
100,00 100,00 100,00
Eisen 27,32 30,00 39,40
In Böhmen führen die Sandsteine und Schiefertone der unteren Stein-
kohlenablagerungen in der Klein-Pfileper Steinkohlenmulde Sphärosiderite.
232 Die schichtigen Lagerstätten.
Die meist brotlaihähnlichen Konkretionen sind durchschnittlich kopfgroß, manch-
mal aber auch ganz bedeutend größer.^)
Im Eotliegenden Böhmens finden sich gleichfalls faust- bis kopfgroße
Knollen von Sphärosiderit mit 30 — 35 ^/o Eisen, welche scheinbar keine technische
Bedeutung erlangt haben. ^
Im russischen Donetzbecken enthalten einige Schiefertonbänke des dem
oberen und unteren Carbon angehörenden Kohlengebirges Sphärosiderite. Stellen-
weise sind sie von Gips begleitet. Eine Verwendung scheinen diese Erze nicht
zu finden. Die im Donetzbecken abgebauten Eisenerze sind eluvial und durch
Verwitterung des Kohlenkalkes entstanden.^
Kohleneisensteine finden sich in den Yereinigten Staaten von Nord-
amerika*) sowohl in der Jura-Triasformation (z. B. in Nord-Carolina) und in der
Kreide- (in Montana, Wyoming und Colorado) wie ganz besonders in der Carbon-
formation. Im oberen produktiven Carbon kommen mehrere Lager bei Pitts-
burg vor. Einige Bedeutung erlangen diese Erze im unteren produktiven Carbon.
Sie treten bald in zusammenhängenden Lagern, bald in Nieren inmitten von
Schiefertonen oder von Konglomeraten auf und sind mitunter bis zu einiger
Tiefe in Brauneisenerz umgewandelt. Im Tuscarawas-Tal im östlichen Ohio
kennt man ein etwa 4 m mächtiges Blackbandflöz mit 25 — 35 ^/^ Eisen; in dem
Hanging-Eock-Distrikt in Kentucky kommen Kohleneisensteine bald in Gesell-
schaft mit Kalkstein (limestone eres), bald in Tonschiefer und Schieferton als
Linsen (kidney eres) in mehreren Horizonten vor. Auch in Pennsylvanien sind
Blackbands verbreitet. In den Kohleneisensteinen ist der Phosphorgehalt zu*
meist ein hoher. Die Erze haben für die nordamerikanische Eisenindustrie
keine Bedeutung; sie erreichen selten eine Mächtigkeit von 2 m, sondern sind
meistens nur etwas über 0,3 m mächtig. Den Anthrazitgebieten Pennsylvaniens
scheinen sie zu fehlen.
Kohlen- und Toneisensteine sind in der indischen^) unteren Gondevana-
Formation (Perm) und in den Kohlenablagerungen des Miocäns weit verbreitet.
Erstere liegen besonders in Palamow (südlich von Benares), letztere in Assam
im Brahmaputra-Gebiet.
Im Wealden von Sfidost-England^ (in Surrey und Kent) kommt Ton-
eisenstein in mehreren bis zu 45 cm dicken Bänken vor. Bis gegen das Jahr
1830, besonders aber zur Zeit billiger Holzkohlenbeschaffung im XVU. Jahr-
hundert wurden die Erze abgebaut und verhüttet. Jetzt sind sie ohne Be-
deutung. Auch der kohlenfuhrende Wealden Nordwestdeutschlands ent-
hält solche Erze in weitester Verbreitung.
^) V&la und Helmhacker, Das Eisensteinyorkommen in der Gegend zwischen
Prag und Beraun; Arch. d. naturw. Landesuntersuchung von Böhmen, II, 2. Abt., 1873,
99—407, bes. 330-352.
') Gzerweny, Die Eisenerze des südlichen Eiesengebirges; österr. Zeitschr. f.
Berg- und Hüttenw., XXXI, 1883, 540.
^ Trasenster, L'industrie charbonniere et sid^rurgique de laEussie m^ridionale;
Eevue univ. des Mines, XXXIV, 1896, 192—194.
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Ztgchr. f. Berg-, Hütten- u. Sal.-Wesen, XXIV, 1876, 347—348. — Höfer, Die Kohlen-
und Eisen erzlagerstätten Nordamerikas, Wien 1878, 255 — 259, — Kemp, Ore deposita,
1900, 106—109, Lit.
^) von Schwarze, Über die Eisen- und Stahlindustrie Ostindiens; Stahl und
Eisen, XXI, 1901, 338—339.
^) Howkins, Das Vorkommen von Eisenerzen im Weald; österr. Ztschr. für
Berg- u. Hüttenw., XLV, 1897, 420.
Die Käsen-, Sumpf- und Seeerze. 233
Ganz allgemein treten auch Toneisensteine in den tertiären Braun-
kohlenablagerungen auf, wofür im nachstehenden nur einige Beispiele ange-
führt seien.
Sphärosiderite enthält das braunkohlenführende Miocän der Kölner Bucht
und im Westerwald,^)
Im böhmischen BrannkoUenbecken, besonders bei Falkenau, Elbogen
und Karlsbad kennt man im Liegenden und Hangenden des Kohlenflözes und in
diesem selbst zerstreute Putzen, Nieren und selbständige Flöze von Braun- und
Toneisenstein und Sphärosideriten, die lokal Wascheisensteine genannt werden.^
Im braunkohlenführenden Oligocän Oberschlesiens kommen nach
F. Roemer^ in der Gegend von Creuzburgerhütte, Carlsruh und Oppeln häufig
2 — 3 durch Lettenmittel getrennte, nesterartig begrenzte oder auch lagerartig
aushakende Toneisensteinmassen vor; sie werden bis zu 0,3 m mächtig und be-
sitzen einen wechselnden Gehalt von 18 — 35 ^/q Eisen. „In den miocänen
Tertiärschichten (Oberschlesiens) finden sich sehr schöne und reine 30 — 40 ®/oige
Toneisensteine in zusammenhängenden bis 15 Zoll mächtigen horizontalen Flözen
bei Stanitz und Kieferstädtel 1 bis 1^/^ Meilen südwestlich von Gleiwitz, welche
dort bis zu 10 Lachtern Tiefe verfolgt und abgebaut werden. Im Jahre 1869
wurden hier 35350 Ztr. Erze gewonnen, welche auf den Holzkohlenhochöfen von
Kuznicka mit 29,8 ^Jq ausgebracht wurden."
Die Basen-, Sompf- nnd Seeerse.
Literatur.
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234 Die schichtigen Lagerstätten.
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Molisch, Die Pflanze in ihren Beziehungen zum Eisen; eine physiologische
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Gaertner, Viyianit und Eisenspat in mecklenburgischen Mooren. Rostocker
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yanBemmelen, Sur la composition, les gisements et Torigine de la sid^rose et de
la yiyianite dans le derri inf6rieur des hautes-tourbi^res du sud-est de la proyince de
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Zusammensetzung und die Bildung yon Eisenanhäufungen in und unter Mooren (unter
Mitwirkung yon C. Hoitsema und E. A. Klobbie); Zeitschr. f. anorg. Chemie, XXII,
1900, 313—379.
Reinders, Het yoorkomen yan gekristalliseerd ferrokarbonat in Moeras-yzererts,
en eene bydrage tot de kennis en het ontstaan yan dit erts in den Nederlandschen bodem ;
Verh. kon. Akad. yan Wetenschappen, 2. Sektie, V, 1896, 5, 1—40. Zitiert yon
yan Bemmelen.
Besonders dort, wo der Boden ans lockerem, teilweise schon zerwittertem
Schutt von eisenhaltigen Gesteinen besteht und wo außerdem die Terrainverhält-
nisse zur Bildung sumpfiger Wiesen und Moore führen, wie ganz besonders in
den von diluvialem Glacialschotter bedeckten Teilen Nordeuropas, Nordasiens
oder Nordamerikas, findet noch heutigentags und unter unseren Augen die
Bildung von Eisenerzen unter Bedingungen statt, die besonders neuerdings ge-
nauer studiert werden konnten.
Wo pflanzliche Reste vermodern, bildet sich Kohlensäure, vor allem aber
auch eine Reihe von organischen Komplexen, die man mit Namen wie Humus-
säure, Quellsäure, Quellsatzsäure belegt hat. Durch die Fäulnis selbst wird
Sauerstoff verbraucht, der den Eisenoxydverbindungen oder Eisensalzen des Unter-
grundes entzogen werden kann. Es ist dabei eine bekannte Erscheinung, daß
der Sand unter Torfmooren oder unter faulendem Laub, wenn er auch sonst
durch Brauneisenerz gelblich geförbt ist, entfärbt wird; dabei wird das Eisen
und Mangan durch die vorher bezeichneten organischen Stoffe als Oxydul fort-
geführt, ausgelaugt. Gelangen diöSe Eisenoxydullösungen in Bäche, so werden
sie an deren Oberfläche oxydiert zu Eisenhydroxyd; es bildet sich die bekannte
irisierende Oberflächenhaut, das Wasser wird rostig, der Eisenschlamm setzt sich
zwischen Pflanzen fest und es entstehen so die Raseneisenerze, die deshalb
alle möglichen Pflanzenreste umschließen können. Münden die mit Eisen be-
ladenen Wässer in einen See, so wird dort unter dem Einfluß der oxydierenden
Luft das Eisen als Eisenhydroxyd zu Boden sinken, dort Krusten und Kon-
kretionen, die sog. Seeerze, bilden. Solche rezente Rasen-, Wiesen-, Sumpf-
und Seeerze sind gelblich-braune bis pechschwarze, schwammige, schlackige oder
ockerige Massen von Brauneisenerz, gemengt mit Eisensalzen der genannten
Die Rasen-, Sumpf- und Seeerze. 285
organischen Säuren, mit Ton, Sand, Kalk, Magnesia und Mangan, zumeist auch
mit einem erhehlichen, von der VerWesung der Organismen herrührenden Phos-
phorgehalt, der in den Raseneisenerzen häufig an den im frischen Zustand weißen,
an der Luft blau und endlich gelblich werdenden Vivianit (Blauerde, Eisenblau)
gebunden ist. Manchmal kommt im Raseneisenstein der Torfmoore auch kristal-
liner Eisenspat und amorphes Eisenoxydulkarbonat vor (z. B. in Mecklenburg
und im Moor des sog. Emmer Compascuums in Drente, Holland). Nachstehend
folgen einige Analysen von Rasen- und Seeerzen:
FegOg . .
Mn804 . .
Fe . . .
Mn . . .
SiOa . . .
AI2O3 . .
CaO . . .
MgO. . .
P . . .
Glühverlust
S. . . .
P2O5 - ~ 0,48 -----
SOg — — 0,07 — — — — —
I. Seeerz des Eolsnaren-Sees in Södermanland. Cronquist.
n. Seeerz des Viren-Sees, ebendort. Cronquist.
m. Mittel aus 30 Analysen von Seeerzen (dabei zwei Rasenerze) Schwedens,
nach Svanberg mitgeteilt von Stapff.
IV. Raseneisenerz von Elsterwerda.
Mitgeteilt von Ledebur, Handbuch
der Eisenhüttenkunde, 4. Aufl., 228.
In den schwedischen Erzen sind femer noch nachgewiesen worden Cl, As,
Ti, Mo, Cr, Vd, Cu, Ni, Co, Zn, deren Herkunft großenteils leicht verständ-
lich ist. Phipson^) hat in einem sächsischen Raseneisenerz 1,9 ^/q Vanadin-
L
IL
III.
IV.
V.
VI.
vu. vin.
54,0
62,4
62,57
—
3,2
5,4 5,58(li20g
) -
—
48,12
47,34
50,28
54,37 35,60
0,21
1,67
0,22 1,74
22,2
22,1
12,64
7,22
11,22
4,65
5,40 25,70
3,2
3,8
3,58
0,93
1,91
2,47
2,0
2,8
1,37
Spur
1,56
0,54
} 2,45
2,0
2,1
0,19
Spur
0,22
0,08
0,12
0,93
—
1,01
0,94
0,47
0,89 0,37
12,6
11,1
13,53
21,22
13,16
21,79
17,29 15,70
0,07
0,06
— —
V.
n
aus Holland.
VI.
n
„ Belgien.
vn.
V
„ Quebec.
vm.
r
„ Wolhynien.
1) Jcum. Chem. See. (2), I, 244; Ref. Erdm. Joum. für prakt. Chemie, XCI,
1864, 49. — * Sehr bemerkenswert ist das Vorkommen des Vanadiums in Begleitung
vermoderter vegetabilischer Substanz. So enthält nach W. P. Blake (Eng. Min. Joum.,
LVIII, 1894, 128—129) eine lignitische Kohle von S. Bafael in der argentinischen
Republik Mendoza in der 0,63% betragenden Asche 38,22% Vd^Oö- In einigen
anthrazitischen Kohlen von Tauli in Peru läßt sich ein ziemlich konstanter Vanadin-
gehalt (in der unveraschten Kohle) bis 0,456% nachweisen (Berg- und Hüttenm. Ztg.,
LVI, 1897, 401—402). Die Asche enthält bis 38%. Es sei übrigens an den erheblichen
Vanadingehali; mancher oolithischer Eisenerze (s. S. 210 und 215) erinnert. Im Bohnerz
von Delemont (Schweiz) bat femer Wencelius (Berg-u. Hüttenm. Ztg. LXIII, 1904, 218)
0,0905 ^/o Vd905 nachgewiesen, und auch der Mansf eider Kupferschiefer ist vanadinhaltig. *
236 Die schichtigen Lagerstätten.
säure gefanden. Bemerkenswert ist, daß kohlensaurer Kalk und Magnesia nur
in unbedeutender Menge, Mangan verhältnismäßig reichlich in den Erzen vorkommt.
Die Bildung der Raseneisenerze ist meistens nicht so einfach, wie sie
vorhin skizziert wurde. In Torfmooren mit stagnierendem oder aufsteigendem
Wasser kann der Eisengehalt des Untergrundes allmählich in die Torfschicht über-
tragen werden und umgekehrt durch absteigende Atmosphärilien aus letzterer
wieder in den sandigen Untergrund wandern. Hier wie dort bildet er dann
Klumpen, Linsen oder sogar Bänke, die z. B. in Mecklenburg 0,3 m mächtig
werden. Die mit Brauneisen imprägnierten und verfestigten Sande heißen in
Niederdeutschland der „Ortstein" oder „Klump".
Ablagerungen von solchen Eisenerzen finden sich besonders in Gegenden
mit sumpfiger Torfbedeckung und weiterhin überall da, wo langsam fließende
Flüsse in Niederungen treten und sich seitwärts derselben morastige Stellen bilden.
So ist der Lauf der Neiße, Spree, Oder und Elbe, derjenige der holländischen,
russischen und dänischen Flüsse von solchen Sumpferzvorkommnissen begleitet,
zahllose Seen in Schweden, Finland und Rußland führen Seeerze, welche durch
Niederschlag des durch die Wasserläufe zugeführten Eisens entstehen.
In der ganzen nordeuropäischen Niederung von Holland bis nach Polen
und Rußland sind Rasenerze häufig und sie werden stellenweise abgebaut. In
Holland treten sie vielfach in den nördlichen Provinzen auf. Die Rasenerz-
ablagerungen der Provinz Drente haben Reinders und van Bemmelen
genauer studiert; das Vorkommen größerer Mengen von Eisenoxydulkarbonat in
dem Hochmoor bei Emmen, westlich von Meppen, hat letzterer schon 1891
entdeckt. Eine ausführlichere Aufzählung der norddeutschen Vorkommnisse
hat V. Dechen gegeben. Dieselben beginnen auf der linken Rheinseite an der
Niers, finden sich am Rhein nördlich von Duisburg, an der Issel, Lippe, Emscher,
Berkel, Dinkel, an der Ems und Aa, besonders im Reg. -Bez. Münster, an der
Hmenau, Weetze und Luhe in der Gegend von Lüneburg, an der Tanger bei
Stendal, im Kreis Osterburg und Wolmirstedt, an der Elster in den Kreisen
Senftenberg, Hoyerswerda und den südlich davon gelegenen sächsischen Gebieten.
Außerordentlich reich an solchen Erzen ist der südliche Teil von Brandenburg,
besonders im Gebiet des Spreewaldes, und die Niederungen der Bober; sie sind
verbreitet im nördlichen Schlesien, in der oberen Havelgegend, in Mecklenburg,
in Pommern, in den Niederungen der Warthe, im Reg.-Bez. Königsberg, Gum-
binnen und Posen. Untergeordnet finden sich Raseneisenerze in Süd- und Mittel-
deutschland, nämlich im Elsaß, in der Pfalz, in der Gegend von Hanau usw.
Sie werden gewöhnlich in geringer Tiefe unmittelbar unter dem Torf
und über Sandlagern angetroffen und bilden eine wenig mächtige Ablagerung
über zumeist nur kleine Flächen. Im Regierungsbezirk Merseburg sind im Jahre
1901 8200 t Raseneisenerz gewonnen worden.
In England scheinen ehedem in Kent und Sussex solche Erze gewonnen
worden zu sein. Es sind bald Sumpf-, bald Seeerze. Trockenliegende, ver-
härtete Sumpferze überdecken die Hügel, in den morastigen Niederungen selbst
kommt das Erz in Tiefen von 0,30 — 0,45 m unter der Oberfläche vor und
reicht stellenweise noch bis zu 2,5 — 4,5 m Tiefe.
Sumpferz ist weit verbreitet in Kanada, insbesondere sollen nach Griffin
enorme Massen in einem Bereich von etwa 600 km Länge und 60 — 90 km Breite
längs des Lorenzstromes, unterhalb Quebec beginnend und bis über Ottawa
sich hinziehend, vorkommen. Jene Erze waren der Gegenstand der allerersten
Eisengewinnung durch die Weißen auf nordamerikanischem Boden (um 1730),
und die Stadt Three Rivers, in deren Umgebung noch heute und neuerdings
Die Rasen-, Sumpf- und Seeerze. 237
wieder reiche Sumpf- und Seeerz-Lagerstätten ausgebeutet werden, hatte den
ersten amerikanischen Eisenhochofen. Ein gutes Beispiel für die Entstehung
der Seeerze bietet der etwa 5 km lange und 1,5 km breite Lac ä la Tortue,
der von zahlreichen, den Sümpfen entströmenden eisenhaltigen Wässern gespeist
wird. Aus dem stark eisenhaltigen Seewasser sinkt der aus den oxydierten
Eisenoxydulsalzen entstandene Eisenschlamm zu Boden und bildet dort poröse
Massen und Klumpen, welch letztere bis zu 0,2 m Durchmesser erreichen. Am
reichsten ist das Erz gegenüber der Einmündung der Bäche; es ist stellenweise
so fest und tritt in so kompakten Bänken auf, daß es nicht gebaggert werden
kann. Die Erneuerung des Erzes im See soll so rasch vor sich gehen, daß
Striche, welche vor wenig Jahrzehnten für erschöpft angesehen worden waren,
heute mit Vorteil wieder ausgebeutet werden können. Ungeheure Waldungen
können die Holzkohlen für die Verschmelzung dieser Erze liefern.
Die schwedischen Seeerze (Sjömalm) sind besonders durch Stapf fs
Studien wohlbekannt geworden. Sie kommen in zahlreichen Seen, besonders in
Smäland, Herjädalen und in einigen Gegenden von Jemtland, im südlichen Öster-
götland, dem nordwestlichen Dalarne, in Norrland, Södermanland usw. vor,
während sie in anderen Gegenden, wie in Upland, W^estergötland usw., ganz zu
fehlen scheinen. Sie finden sich in bis zu 0,5 m mächtigen, häufig aber nur
wenige Zentimeter oder auch nur Millimeter dicken Lagen, angeblich besonders
dann, wenn der Seegrund schlammig oder sandig ist, als ockeriger Schlamm oder
als erbsen-, linsen- oder nierenförmige, dabei häufig deutlich konzentrisch schalige
Massen. Im Eolsnaren zieht sich das Seeerz nach Cronquist als eine bis zu
300 m breite Ablagerung 10 km weit längs des Ufers in 2,4 — 3,6 m Tiefe hin.
Auch nach Stapff kommt das Erz an den weniger tiefen Stellen der Seen,
also nahe dem Ufer sowohl wie auf Untiefen vor. Unter den verschiedenen Ge-
stalten, in welchen das Seeerz auftritt (als parallelgebänderte Ockerkrusten, als
feinkörnige, durch Mangan geschwärzte „Pulvererze", als Absatz zwischen Schilf,
Wurzeln und Überkrustung von Holz, als „Perlen-" und „Erbsenerze" von
oolithischer Struktur), sind die „Pfennigerze" besonders merkwürdig. Es sind
flache, scheibenförmige, häufig konvex-konkave Gebilde aus konzentrischen, ring-
förmigen Lagen von dichtem und ockerigem Erz.
Da die Bildung der Seeerze ununterbrochen vor sich geht, so findet eine
Erneuerung der durch Baggerung erschöpften Lager statt. Nach Stapff soll
zur Bildung einer abbauwürdigen Erzschicht ein Zeitraum von 15 — 30 Jahren
notwendig sein. Li Schweden wurden im Jahre 1901 nur 1594 t See- und
Sumpferz gewonnen.
Unerschöpfliche Eeichtümer an Eisenerz liegen in den Seen Finlands«
Im Jahre 1891 wurden dort um 60000 t gefördert. Auch Sibirien ist reich
an solchen Erzen.
* Die Entstehung der alluvialen Erze ist von hohem Interesse, weil diese
allein sich heute noch vor unseren Augen vollzieht und manche Schlüsse auf
die Bildung gewisser Eisenerze in der Vorzeit gestattet.
Über die Herkunft des Eisens in den See- und Easenerzen kann kein
Zweifel sein; es entstammt dem zerwittemden, eisenhaltigen Gebirge, in den
meisten Fällen dem diluvialen Glacialschotter der Tiefebenen. Über die Art der
Lösung und des Transportes der Eisenverbindungen wurde schon eingangs dieses
Absatzes gesprochen. Es bleibt nun noch die Frage näher zu erörtern, wie das
Eisenerz ausgeschieden wurde. Da das Eisen in Oxydulform, sei es als Oxydul-
bikarbonat oder gebunden an humose Substanzen, in Lösung geht, so wird es schon
durch Sanerstoffzutritt, solange keine anderen Agentien eine Oxydation ver-
238 Die schichtigen Lagerstätten.
hindern, in Eisenhydroxyd übergeführt werden. In früherer Zeit hat man der
Tätigkeit von Algen bei der Konzentration des Eisengehaltes der Wässer eine
wichtige Rolle zugeschrieben, nachdem 1836 Ehrenberg in verschiedenen
Raseneisenerzen die Zellen einer Bakterie nachgewiesen hatte, die er für eine Alge
(Diatomee), Gallionella ferruginea, hielt. Tatsächlich haben verschiedene Spalt-
pilze (Bakterien), wie Crenothrix Eühniana, Cladathrix dichotoma und besonders
die Leptothrix ochracea, die Eigenschaft, das Eisenoxydul in ihren gallertartigen
Zellscheiden anzusammeln und dort scheinbar auch durch ihre Lebenstätigkeit zu
oxydieren, so daß sich knäuelartige Klumpen von Eisenhydroxyd bilden, die
z. B. in manchen Wasserleitungen recht lästig werden können. Trotzdem ist
es nach Molisch, der eine große Anzahl von Raseneisenerzen daraufhin unter-
sucht hat, durchaus nicht erwiesen, daß die Bildung derselben von Spaltpilzen
ausgehe; er hat vielmehr in den meisten Erzen keine Reste solcher be-
merken können.
Von Wichtigkeit ist die Beobachtung Reinders', van Bemmelens und
Gaertners, daß in Wiesenmooren sich auch Eisenoxydulkarbonat zu bilden und
zu erhalten vermag. Das Ferrokarbonat kommt teils als amorphes, weißes
Pulver, das an der Luft zu hellrotem, amorphem Eisenoxyd wird, mit Vivianit
und etwas kohlensaurem Kalk in bis zu 14 m langen, 6 m breiten und ungefähr
^/j m dicken Nestern im Torf bei Emmen vor und wird von den Arbeitern der
„weiße Torf^ genannt. Mit ihm zusammen findet sich etwas kristalliner Eisen-
spat, van Bemmelen nimmt an, daß sich in Gruben und Rinnen des Moores
zuerst aus stagnierendem, eisenhaltigem Wasser Brauneisenerz abgesetzt habe,
und daß erst später, während der Vertorfung des Pflanzenwuchses und unter
dem Luftabschluß der darüber wuchernden pflanzlichen Neubildungen diese Rasen-
eisenerze unter Zutun der Humussubstanzen reduziert und in Ferrokarbonat um-
gewandelt worden seien. Bis zu kubikfußgroße und kleinere Massen von Eisen-
oxydulkarbonat, begleitet von Vivianit und phosphorsaurem und kohlensaurem
Kalk, hat Gaertner in verschiedenen Wiesenmooren Mecklenburgs nachgewiesen.
Der Nachweis des Eisenkarbonats als jugendliche Bildung in den alluvialen
Eisenerzen scheint die Schwierigkeiten zu beseitigen, welche sich immer noch
einem Vergleich der Raseneisenerze und der Kohleneisensteine bezüglich
ihrer Entstehung in der Weg stellten. Schon Bischof^) hatte die Ansicht aus-
gesprochen, daß die Kohleneisensteine ursprünglich als Eisenoxyd und -Hydroxyd
abgelagert, aber durch die begleitenden vegetabilischen Substanzen unter Kohlen-
säurebildung reduziert und in das Karbonat übergeführt worden seien. Doch
blieb diese Meinung so lange Hypothese, als man das Eisenkarbonat nicht in den
Rasenerzen aufgefunden hatte. Das Vorkommen von phosphorsaurem Kalk in den
Wiesenerzen bildet eine weitere Analogie zwischen diesen und den Kohleneisen-
steinen, die ja im Ruhrbecken geradezu von Phosphorit begleitet werden.
Es ist nun noch die Frage, ob sich die marinen Sphärosiderite, Toneisen-
steine und vielleicht auch die konkretionären Brauneisenerze und Glaukonite
>) Chemische und physikalische Geologie, 1. Aufl., II, 1855, 1833—1842; 2. Aufl.,
II, 1864, 140—149.
Manganerzlager. 239
in ähnlicher Weise erklären lassen, wie die See- und Easeneisenerze. Da die-
selben mindestens zum Teil in Ufernähe abgelagert sein dürften und da man
der tierischen Verwesung dabei vielleicht eine ähnliche Eolle zuschreiben darf
wie der pflanzlichen, so sind Analogien kaum von der Hand zu weisen. *
2. Manganerzlager.
Manganerze waren schon den Alten bekannt; man verwechselte sie mit
Magneteisen, weil ihnen aber kein Magnetismus innewohnte, nannte siePlinius
„weibliche Magneten^. Im Jahre 1740 wies Pott nach, daß der Braunstein
kein Eisenerz sei; aber erst 1774 konnte Scheel den Nachweis führen, daß
derselbe einen eigenartigen neuen Stoff enthalte, dessen Darstellung im metallischen
Zustande im gleichen Jahre Gähn gelang.
Mangan ist der treueste Begleiter des Eisens und samt diesem, wenn auch
in viel geringerer Menge, in allen Gesteinen der Erde enthalten.
Die wichtigsten Manganmineralien sind folgende: Pyrochroit, MnfOH]^,
Braunit, Mn^Og, mit 30,4 0 und 69,6 Mn, Manganit, MnOOH = Mn^Og + H^O,
mit 62,5 Mn, 27,3 0 und 10,2 H2O. Der Manganit nimmt leicht Sauerstoff auf,
gibt Wasser ab und verwandelt sich in Pyrolusit. Hausmannit, MugO^, mit
72,0 Mn und 28,0 0.
Die Superoxyde, MnOs: Pyrolusit (Braunstein, Weichmanganerz) mit
63,2 ^/q Mangan und 36,8 *^/o Sauerstoff, von welchem 12,2 ^/q durch Glühen aus-
getrieben werden können, indem Mnjj04 hinterbleibt; der Polianit, der Psilo-
melan (Braunstein, Hartmanganerz, das st^ts verunreinigt ist mit Baryt,
niedrigeren Oxydationsstufen des Mangans, Kali, Tonerde, Wasser, Kiesel-
säure usw.), das ebenfalls durch Beimengungen verunreinigte wasserhaltige und
sauerstoffllrmere Wad.
Der Manganspat, MnOOg, fast immer isomorph gemischt mit OaOOg,
^S^Og und FeCOg, hat auf Lagern keine Bedeutung. Dagegen enthalten die
lagerförmig auftretenden Siderite Mangankarbonat.
Der Tephroit, Mn^Si04, und der Hydrotephroit, (MnMg)Si04H20,
sind Begleiter des Rhodonits bezw. des Franklinits und anderer Manganerze in
kristallinen Schiefem und technisch bedeutungslos.
Rhodonit, MnSiOs (Kieselmangan), oxydiert sich leicht, nimmt Wasser
auf und wird zu Manganit und Pyrolusit. Das rosenrote Mineral wird dann
schwarz oder braun. Kryptokristalliner Rhodonit, gemengt mit Quarz usw.,
tritt stellenweise gesteinsbildend besonders als Mangankieselschiefer auf.
Die Manganblende, MnS, findet sich nur selten auf Gängen, der
Hauerit, MnS^, kommt stellenweise, wie z. B. auf Sizilien, in Mergeln vor,
spielt aber als Erz nie eine Rolle.
Die technische Verwertung der Manganerze beruht bald auf einer Nutz-
barmachung ihres Sauerstoffgehaltes, bald ihres Metallgehaltes. Da das Mangan
leicht Sauerstoff mindestens bis zur Bildung von MnO^ aufzunehmen vermag, ander-
seits beim Glühen wieder in die Oxydationsstufe M3O4, bei der Behandlung mit
Schwefel- oder Kieselsäure in der Hitze aber in die Oxydulstufe zurückkehrt,
so kann es zur Darstellung von Sauerstoff benutzt werden. Zur Darstellung
von Chlor eignen sich an und für sich alle Manganoxyde von höherer Oxydations-
stufe als MnO, da bei ihrer Behandlang mit HCl Manganchlorür entsteht. Von
240 Die schichtigen Lagerstätten.
technischem Wert ist aher nur das MnO^, da niedrigere Oxyde unverhältnismäßig
viel Salzsäure im Vergleich zum gewonnenen Chlor verbrauchen. Man bezahlt also
in Manganerzen nur den Gehalt an MnO^ und solche mit weniger als 57 ^/^ des
letzteren werden überhaupt nicht verarbeitet. Übrigens ist die Chlordarstellung
mittels Braunsteines durch neuere Verfahren in den Hintergrund gedrängt worden.
Seit langer Zeit wird Mangan zum Entfärben des Glases verwendet,
worauf der Name „Pyrolusit" („Feuerwascher") beruht; MnO^ gibt im Glas-
schmelzflusse Sauerstoff ab und kann gelblich färbende Eohle oxydieren, ander-
seits wirkt die violette Manganfarbe des Glases als Eomplementärfarbe neutrali-
sierend auf die gelbe Farbe des Eisenoxydglases.
Eine weitere Verwendung besitzt Mangan als Färbemittel in der Keramik
und Glastechnik. Seine größte Bedeutung hat es aber in den letzten Jahren in
der Eisenhüttentechnik erlängt. Erstlich dient es derselben als B^duktionsmittel,
ferner erhöht ein Manganzusatz unter gewissen Bedingungen die Zähigkeit und
Festigkeit des Eisens sehr beträchtlich (Ferromangan, Manganstahl) usw. Bei
dieser Verwendungsart ist natürlich der Metallgehalt des Erzes von Bedeutung,
und durch sie ist die Wichtigkeit manganhaltiger Eisenerze begründet.
Wie die wichtigsten Eisenerzvorkommnisse sedimentärer Natur sind, so
gilt das auch für die Manganerze. Ihnen gegenüber haben die Manganerzgänge
(z. B. im Harz und im Thüringer Wald) ganz an Bedeutung eingebüßt.
Die Manganerzlager können in folgende Gruppen eingeteilt werden:
1. Hausmannit- und Brannitlager in kristallinen Schiefem. Mit diesen sollen
die Franklinitlager behandelt werden, welche zwar in der Hauptsache
Zinkerzlagerstätten sind und nur nebensächlich Mangan führen, den
Hausmannit-Brannitlagern aber in mancher Beziehung ähnlich sind.
2. Lager von Manganoxyden, entstanden aus Rhodonit und Mangankiesel-
schiefer.
3. Lager von Manganspat und daraus hervorgegangenen Manganoxyden
scheinen mindestens sehr selten zu sein. Dagegen sind viele Sideritlager
manganführend.
4. Manganerzlager, entstanden durch unmittelbaren Absatz von Pyrolusit,
Psilomelan und anderen Manganoxyden in marinen Sedimenten.
5. Manganerzlager, entsprechend den Rasen- und Sumpf eisenerzen.
Haasmannit-, Braonit- und zinkerzführende Franklinitlager der
kristallinen Schieferlormation.
Die typischsten Vertreter dieser Lagerstättengrnppe finden sich in
Schweden.^) Das Vorkommen der schwedischen Manganerzlagerstätten ist im
^) Igelström, Über das Vorkommen von gediegen Blei in den Eisen- und
Manganerzlagerstätten von Pajsberg in Wermland; Berg- u. Hüttenm. Ztg., XXV, 1866,
21 — 22. — Ders., Meddelande om Hausmannitmalmer i Sverige; Geol. FSren. Förh.,
X, 1888, 193 — 194. — Ders., Mineralogiska meddelanden, XIV. Om Hausmannitmalmen
i Sverige; ebeuda XII, 1890, 441—443. — Ders., Mineralogiska meddelanden, XI,
Jacobsit och braunit vid Glakärns grufvan, Linde socken, Orebrolän ; ebenda XII, 1890,
137—139. — Ders., Über ein neues Vorkommen von Braunit und Hausmannit bei
Sjögrufvan im Kirchspiel Qrythyttan, Gouvernement örebro (Schweden) und über die
Sjögrube im Allgemeinen; N. Jahrb., 1887, II, 8—11. — Ders., Gediegen Blei in der
Mangan- und Eisengrube Sjögrufvan in dem Kirchspiele Grythyttan; ebenda 1886, II,
Hausmannit-, Braunit- und zinkerzftliii*ende Franklinitlager. 241
ganzen völlig ähnlich demjenigen der Magnetitlager vom Typus Persberg-
Nordmark. Diese Ähnlichkeit ist nicht nur eine äußerliche, sondern sie wird
dadurch vervollständigt, daß die Manganerze dieses Typus gewöhnlich mit Eisen-
oxyden zusammen vorkommen. Erze sind Hausmannit und daneben Braunit,
stellenweise auch Jacobsit (ein Manganeisenspinell). Fast ausnahmslos sind
dieselben gebunden an Kalksteine oder Dolomite, welche, wie früher schon
betont wurde, ihrerseits gewöhnlich, schon wenn sie nur mit Magnetit auftreten,
stark manganhaltig sind und sich deshalb an der Luft bräunen; Skarn ist gleichfalls
regelmäßig zugegen. Im allgemeinen könnten diese Erzlagerstätten als die
manganreiche Ausbildung der Magneteisenerzlager vom vorhin genannten Typus
betrachtet werden, wenn nicht meistens das Eisenerz aus Hämatit und nur
untergeordnet aus Magneteisenstein bestände.
In mineralogischer Hinsicht haben diese Vorkommnisse eine besondere
Bedeutung als Fundort zahlreicher Mangan- und anderer Mineralien, wie
Monimolit (PbFeMn)» [SbOJ^, Berzelit (Ca, Mg, Mn, ^ei^)^ [ASO4I2, Atopit (Ca, Na^,
Fe, Mn)2Sb207, Ganomalith, Pb4[PbOH]2Ca4[Sia07]8, Chondroarsenit (Mn,Ca,Mg)
[MhOHJ^iAsOJa . V2H2O, Hedyphan (Pb, Ca, Ba)[AsOJCl, Hyalophan (Baryt-
orthoklas) , Ekdemit , Pb^O [PbCl]^ [AsO^l^ , Manganophyll (ein manganhaltiger
Phlogopit), Barylith Al4Ba4Si7024, Manganosit MnO, Periklas MgO, Tephroit
Mn2Si04, Pyrochroit und Manganbrucit Mn [OH]^ und (Mg, Mn) [OH]^, Rhodonit
MnSiOg und der verwandte Scheflferit usw. Stellenweise findet sich auch ge-
diegen '£[upfer und als eine große Merkwürdigkeit auf mehreren Lagerstätten
bekanntlich gediegen Blei (zu Pajsberg, Längban und Sjögrufvan).
Die hauptsächlichsten Manganerzvorkommnisse Schwedens sind diejenigen
von Pajsberg, Längban, Jacobsberg und Nordmark (in Wermland)
und von Sjögrufvan in örebro. Dieselben gehören den oberen Stufen der
archäischen Formation an und sind gebunden an Kalksteine bezw. Dolomite, die
ihrerseits von dem in der Geologie der schwedischen Eisenerze so wichtigen
„Granulit" umschlossen werden.
Der Dolomit der Sjögrufva am Halftron-See bildet eine 4 — 5 km lange
und mehrere hundert Meter breite Zone im Granulit; das Erzvorkommen ist
mindestens 100 m lang und 8 — 9 m breit und tritt im Dolomit auf. Die Mangan-
erze, sehr reiche und reine Massen von Braunit und Hausmannit, etwa 4 — 5 m
32—35. -- A. Sjögren, Mineralogiska notiser, III; Geol. Poren. Förh., IH, 1876—1877,
181—183. — Dere., Mineralogiska Notiser, V; ebenda IV, 1878—1879, 156—162. —
Ders., Mineralogiska notiser, XUI; ebenda IX, 1887, 526. — Tiberg, Briefliche
Mitteilung über die Lagerfolge zu Längban bei Hj. Sjögren, Om de svenska
jemmalmslägrens genesis; ebenda XIII, 1891, 413 — 414. — Nordenström, Mellersta
Sveriges Grufutställning; Beskrifvande Katalog pä Jemkontorets bekostnad utgifyen,
1897, 38 — 51. — Beck, Längbans Manganerzlagerstätten ; Ztschr. f. prakt. Geologie,
1899, 9 — 10. — Wegen der Mineralvorkommnisse sei auf die zahlreichen Arbeiten
Igelströms, A. Sjögrens, A. E. Nordenskiölds, Lindstroems u. a. verwiesen,
die zumeist in den Förhandlingar veröffentlicht und im N. Jahrbuch f. Mineralogie und
b der Ztschr. f. Erystallographie referiert sind.
Stelzner^Bergeat, Erzlagerstätten. iQ
242 Die schichtigen Lagerstätten.
mächtig, sind einem darttberliegenden Eisenerzlager angelagert, welches aus
Hämatit and Magnetit besteht.
Ähnlich sind die Manganlagerstätten von Pajsberg und Längban.
Zu Pajsberg bei Filipstad, 9 km südlich von Längban, sind die Mangan-
erze gleichfalls an ein Lager von Magneteisenstein nnd Hämatit gebunden, in
welchem letztere beiden Erze scheinbar ohne erkennbare Eegelmäfiigkeit gemengt
sind. Eisen- und Manganerze werden umschlossen von Dolomit und konnten
getrennt abgebaut werden. „Der Hausmannit findet sich im Dolomit teils in
zerstreuten Eömem, die einen fast wesentlichen Anteil an der Zusammensetzung
des Gresteines nehmen, teils in kömigen Konkretionen, welche selbständig als
Erze gewonnen werden können. In dieser Form ist er bisher von Bergleuten
oft mit Eisenerz verwechselt worden. Die ausgebrochenen Massen enthalten
60—90% davon, und nur der Best ist noch beigemengter Dolomit.** (Igelström,
1866.) Auf Pajsberg hat Igelström den Hausmannit anfangs der 1860 er Jahre
zuerst nachgewiesen. Die Lagerstätte hat auch deshalb ein besonderes Interesse,
weil man dort zuerst das gediegene Blei in Klüften des hausmannitfUhrenden
Dolomits, des Ehodonits usw. manchmal bis zur Feinheit stanniolartiger Bleche
aufgefunden hat. Als merkwürdige Mineralien auf den Psgsberger Manganerz-
lagern erwähnt Igelström schon 1866 den Pyrochroit, Monimolith, Tephroit,
Hydrotephroit, Manganspat, Schwerspat, Chondroarsenit, Erdpech, Granat,
Aragonit, Serpentin usw. Die Pajsberger Gruben sind jetzt auflässig.
Der wichtigste schwedische Manganerzbergbau ist derjenige von L&ngbam
in Wermland, etwa 10 km nordöstlich von Nordmark, 20 km nördlich von
Füipstad und Persberg. Die Eisenerzgewinnung dortselbst reicht bis in das
XVI. Jahrhundert zurück. Das Erzfeld hat eine Länge von 700 m und eine
Breite von 230 m. Eine ausführlichere Schilderung des Vorkommens gibt
Nordenström.
Auch die Erze von Längban gehören einer in den „Granulit** eingelagerten,
NS. streichenden und ungefähr 4 km langen und etwa 2 km breiten Dolomit-
masse an, in deren südlichem Teil sie auftreten. „Die Haupterstreckung des
Erzfeldes ist eine nordwest-südöstliche, aber die Längsausdehnung der Erze
selbst, obwohl sehr veränderlich, doch meistenteils eine west-östliche." Man
kann sechs zutage ausstreichende Erzlager unterscheiden, die teilweise nach der
Teufe zu beträchtlich anschwellen und sich dadurch nähern; eines derselben
schien am Tage überhaupt unbauwürdig, hat aber dann in der Teufe von 110 m
an Mächtigkeit zugenommen; ein anderes verhielt sich umgekehrt. Das Erz-
vorkommen ist also ein unbeständiges und verliert sich oder verteilt sich bald
in den Dolomit oder in den Skam, weshalb der Prozentgehalt des Gesteines an
Erz im Mittel nur 30 — 40 ^/q beträgt. Als Skölar bezeichnet man z. T. parallele
Einlagerungen in und neben dem Erz, welche dem Granulit ähnlich sind oder
auch in Skam übergehen und mit diesem wechsellagem — die querlaufenden
Skölar hingegen bestehen größtenteils aus Manganophyll (s. o.), der jedenfalls
ein sekundäres Produkt sein dürfte.
Nach Tiberg ist der Querdurchmesser der erzführenden Dolomitzone
etwa 300 m. Wiewohl von einer völlig konstanten Lagerfolge im Längbans-
HausmanDit-, Braonit- und zinkerzführende Franklinitlager. 243
Grubenfeld nicht die Eede sein kann, so ist diese doch in den allermeisten
Fällen folgende:
Zu Unterst: 1. Dolomit.
2. Mangansilikate (Schefferit, Tephroit, Eichterit, Khodonit usw.).
3. Braunit.
4. Hausmannit mit Dolomit.
5. Eisenglanz mit Eisenkiesel.
6. Magneteisenerz mit schwarzem Granat.
7. „Grünskam" mit Einsprengungen von Magnetit, bisweilen
auch Eisenglanz.
Zu Oberst: 8. Dolomit.
Die Eisenerze bestehen bis zu 70 und 80% aus Hämatit, im übrigen
aus Magnetit; sie sind stets durchmengt mit Manganerzen (meist unter 1 % Mn),
wie anderseits die Manganerze einen etwa ebenso hohen Eisengehalt haben.
Indessen sind beide Erzsorten praktisch als unvermischt und rein zu betrachten.
Bemerkenswert ist, daß gerade zu Psgsberg und Längban in Gesellschaft mit
dem Manganoxyduloxyd und Manganoxydulverbindungen der Eisenglanz vor-
kommt, welcher den Wermlander Eisenerzlagerstätten selbst fehlt. Was das
Mengenverhältnis zwischen Braunit und Hausmannit anlangt, so wiegt ersterer
auf zwei Gruben (Collegii und Norbotten) vor, fehlt aber auf der Großgrube,
wo nur Hausmannit einbricht. Auf der CoUegiigrube hat das Manganerzmittel
eine Mächtigkeit von 20 m und eine Länge von 65 m.
Längban förderte als die einzige produktive Manganerzgrube dieser Art
in Schweden 1901 1658 t Manganerz, die ein Aufbereitungsprodukt von 246 t
ergaben, und außerdem 5400 t Roteisenerz und 1800 t Magneteisen.
Der gewöhnliche Dolomit der Längbaner Gruben hat folgende Zusammen-
setzung (I), welcher diejenige einiger besonders reiner Dolomite von dort
gegenübergestellt ist (II):
I. II.
CaO 31,75 30,35
MgO 19,85 21,14
CaCOg .... — 54,20
MgCOg .... — 44,39
FeO 0,40 ?
Fe^Og ? 0,71
AlaOg — 0,10
^?P ^'11 ~ r in Säuren unlösl.
SiOa 0,60 0,69 I Rückstand.
PgOg 0,016 0,014^
S 0,008 0,004
Glühverlust. . . 46,60 47,10
99,734 100,108
Auf den Gruben von Längban fanden sich bis 1897 folgende bemerkens-
wertere Mineralien: Adelit, Allaktit, Aphrodit, Apophyllit, Aragonit, Asbest-
hedyphan, Astochit, Atopit, Barylit, Barytocalcit, Berzeliit, Blei, Braunit,
Bustamit, Ekdemit, Ganomalit, Gillingit, Hausmannit, Hedyphan, Hisingerit,
Hyalotekit, Hydrocerussit, Hydrotephroit, Jacobsit, Jaspis, Karyinit, Kataspilit,
Eentrolith, Lamprophan, Längbanit, Manganit, Manganophyll, Manganosit, Mangan-
16*
244 Die schichtigen Lagerstätten.
spat, Manganvesnvian, Melanotekit, Mimetesit, Monimolit, Neotokit, Orthit, Pekto^
lith, Pinakolith, Pyroaurit, Pyrochroit, Khodonit, Kichterit (samt Mar-
mairolith), Rosenquarz, Scheelit, Schefferit, Tephroit. Zwischen 1826 und
1840 war eine Steinschleiferei für die Verarbeitung des Eisenkiesels zu allerlei
Ziergegenständen eingerichtet.
Im gleichen Bergdistrikt liegen die untergeordneten Vorkommnisse von
Jacobsberg und Nordmark. Auf den Eisensteingruben an letzterem Orte
hat man auch etwas Hausmannit und Braunit angetroffen und zeitweise gefördert.
Die Manganerze sind an Kalk gebunden, der manganerzführende Kalkstein er-
reicht eine Mächtigkeit von 4 m. Es werden zwei Nordmarker Gruben (Kitteln-
grube und Mofigrube) genannt, auf denen solche Erze vorkamen. Es ist zu be-
tonen, daß zu Jacobsberg und Nordmark die Manganerze nicht an Dolomit, sondern
an Kalkstein gebunden sind, wodurch sie sich nicht unwesentlich von den vorher
genannten unterscheiden; auch ist das begleitende Eisenerz hier nur Magnet-
eisenstein. Auf der Moßgrube finden sich neben den beiden Manganoxyden:
Manganosit, Pyrochroit, Brucit, Manganspat, Scheelit, Kalkeisengranat usw.
Das Braunit- und Jacobsitvorkommen von Glakärnsgrufva in örebro
ist deshalb bemerkenswert, weil hier die Erze zwar von Kalkspat begleitet
werden, größere Kalkstein- oder Dolomitmassen aber fehlen, so daß der Schiefer
das unmittelbare Nebengestein bildet.
Seitens der schwedischen Geologen sind diese Manganerzlagerstätten seit
langer Zeit für Lager gehalten worden. Von den sonst etwas ähnlichen Vor-
kommnissen in New Jersey unterscheiden sie sich durch den gänzlichen Mangel
an Zinkverbindungen.
Die wegen ihres merkwürdigen Mineralbestandes berühmten beiden Mangan-
Zinkerzlagerstätten von Franklin Fumace und Sterling Hill in New Jersey^)
(Vereinigte Staaten) sind umschlossen von einer Zone weißen kristallinen Kalkes,
welcher aufs engste gebunden ist an Gneis und eine aus dem Orange Oounty
im Staat New York in südwestlicher Richtung durch New Jersey streichende
Zone darstellt. Über sein Alter gehen die Ansichten auseinander, jedenfalls
ist er nicht jünger als das untere Silur und hochgradig metamorphosiert.
Stellenweise wird er von Graniten durchbrochen.
Die oxydischen Mangan- und Zinkerze (Rotzinkerz) von Franklin Fumace
bilden eine bankähnliche Einlagerung im Kalkstein des „Mine HUP. Das Lager
hat nach den bisherigen Erfahrungen im großen ganzen die Gestalt eines Troges,
dessen Längserstreckung etwa von SW. nach NO. gerichtet und dessen nord-
östlicher Teil durch eine Verwerfung abgeschnitten ist, so daß er sich nach
jener iföchtung öffnet. Der nordwestliche Muldenflügel streicht am Mine Hill
bei Franklin Fumace aus und ist 750 m weit als die sog. Front Vein mit einem
SO. -Einfallen von 40 — 60^ gegen SW. zu verfolgen. Eine Reihe von Gruben
arbeitete dort lange Zeit im Tagebau. An ihrem südwestlichen Ende biegt die
Front Vein, welche zutage eine Mächtigkeit von .2,4 — 9 m besitzt, in der Tiefe
aber zu größerer Dicke anschwillt, gegen NO. um, wird zur „Back Vein^ und
^) H. Credner, Beschreibung von Mineralvorkommen in Nordamerika; Berg- u.
Hüttenm. Ztg., XXV, 1866, 29—30. — Nason, The Franklinite-deposits of Mine Hill,
Suseex County, New Jersey; Transact. Am. Inst. Min. Eng., XXIV, (1894) 1895, 121—130.
— Groth, Die Zinkerzlagerstätten von New Jersey; Ztschr. f. pr. GeoL, 1894, 230 — 232.
— Kemp, Ore deposits, 1900, 251—257, Lit.
Haasmannit-, Brannit- und zinkerzfDbreDde Franklinitlager. 245
verschwindet alsbald jenseits eines Diabasganges in der Tiefe unter dem Kalk.
Im Ausstrich der Mnldenbiegang hatte das Lager eine Dicke von 7,5
bis 9 m, in größerer Tiefe betrag die Mächtigkeit der Erzmasse Ober 15 m.
Diese Zunahme wird einer darch Faltung bewirkten Doppelung zugeschrieben,
wie das die Fig. 61 , - —
andeutet and auch
ans den in Fig. 60
dargestellten geolo-
gischen Verhalt-
nissen geschlossen '
werden kann. Die
Sattel linie dieser
Falte ^It jenseits
des erwähnten
Diabasganges unter
27** gegen NO. ein.
Tiefbobmngen - . . , -
haben tatsAchlich FIk. «O. ProOl dmvh dM UtsgaiizliikenltBM von Franklin Fnnwc»
ergeben daß etwa ^*" Jeraey. A der Enkörper, c die Back Veiji, walohe nntar dem
" ' Kalkataln verschwindet, d der eUdöBtllclia hypothetiBche Flügel der
nordöstlich
Doppelang In der Back Veln. (N a i o a , issi.) HaSstab l
der Hnldenbiegung
das Erz in 300 m Teofe ansteht, wo es jetzt abgebaut wird.
Der mit dem Erz auftretende Kalkstein enthält gegen ll^l^ UnCOg, so
d&fi er sich an der Loft alsbatd br9unt. Das Erz besteht ans kristallisiertem Frank-
linit ((ZnFeMn)(Fe, Mn)jOJ mit Eotzinkerz (ZnO), Troostit [(Zn, Mn, Fe, Mg)aSiOJ
nnd Willemit (Zn,SiOJ, die ge-
wöhnlich mit Kalkspat durch-
mengt sind. Eine scharfe Grenze
zwischen dem Kalkstein nnd
dem Lager besteht nicht; in
den randlichen Zonen des letzte-
ren ist der erstere mit Frank-
linit impi^gniert nnd wird
weiterhin za taubem Gestein.
Das Franklinitlager „re-
präsentiert ein der Parallel- Flg. m. Der EMkorper von Hin« Hiu bet Franklin
Btraktar des grobblätterigen Fornace. Zeigt aohemaUMli die Doppelung des Lagere
Kalksteines konformes Bett, '" "" ""^ ''*"'■ f^*""' '^■'
welches von N. nach S. streicht, mit 30" gegen W. (das gälte also für die Back
Vein) einMIt and in dem sich zwei Zonen von vollständig verschiedenem Habitus
onterscheiden lassen. Die obere derselben wird bei einer Mächtigkeit von 8 — 10 Fofi
von fast vollständig reinem Franklinit gebildet und besteht aas einem lose zusammen-
gehaltenen Kongregat von graapen- bis nußgroßen Kümem, welche nnter dem Ein-
flüsse der Atmosphärilien ihren Zusammenhang verlieren und dann die Form eines
Grases von eckigen, durch gegenseitige Beeinflnssang verdrU^ten oktaedrischen
246 Die schichtigen Lagerstätten.
Franklinitkörnern annehmen. Diese Franklinitzone zeigt eine deutlich aus-
geprägte dttnnplattenförmige, der oberen Grenze des Bettes parallele Absonderung.
Nach der Mitte der ganzen Erzlagerstätte zu verliert der Franklinit seine Kein-
heit und seine Parallelstruktur; Kalkspat, Willemit sowie Troostit treten als
Grundmasse auf, welche die Franklinitkörner umschließt, und zuletzt gesellt sich
zu ihnen noch Rotzinkoxyd in hirsen- bis erbsengroßen Partien.^ (Credner.)
Von den das Lager durchsetzenden Eruptivgesteinen verdient ein Pegmatit
Erwähnung, der Amazonenstein, Biotit, Augit und Hornblende und untergeordnet
Orthit, Zirkon und Orangit (wasserhaltiges ThSiO^) enthält; im Eontakt desselben
mit dem Lager beobachtet man Axinit, Rhodonit, Tephroit (Mn2Si04), Sussexit
[(Mn, Mg, Zn) . OHBO2], Polyadelphit (ein manganhaltiger Kalkeisengranat), Eot-
nickelkies, Rammelsbergit, Manganspat, Flußspat, manganreiche Glimmer und
Asbest.^)
Die Gruben von Sterling Hill bei Ogdensburg liegen 4 km südlich
von Franklin Furnace; auch das dortige Erzlager hat eine trogförmige Gestalt
und ähnliches Streichen und Fallen, überhaupt ähnliche geologische Verhältnisse
wie das vorige. Die bauwürdige Mächtigkeit beträgt 0,6 — 3 m. Man unter-
scheidet auch hier eine Front Vein und eine Back Vein, welche die beiden
Muldenflügel des Lagers darstellen. Auf ersterer, welche 300 m weit zutage
ansteht, findet der hauptsächlichste Bergbau auf Rotzinkerz und Franklinit statt,
die hier zwei Mittel bilden, auf deren unterem Franklinit, auf deren oberem
Rotzinkerz vorwaltet. Auch hier ist der Kalkstein durchwachsen mit Franklinit
und führt ferner Granat und Pyroxen, z. T. Jeffersonit (ein mangan- und zink-
haltiger Augit). Die Analogie zwischen den schwedischen Lagerstätten und
demjenigen von New Jersey wird dadurch erhöht, daß man zu Sterling Hill
unter dem Manganzinkerzlager ein Lager von Magnetit kennt, das recht beständig
zu sein scheint.
Es liegen keine irgendwie sicheren Hinweise vor, daß die Manganzinkerz-
lagerstätten von New Jersey eine andere als sedimentäre Entstehung gehabt
haben, wenn man auch versucht hat, die Erzführung in Zusammenhang mit den
auftretenden Eruptivgesteinen zu bringen.
Dürre*) verzeichnet folgende Durchschnittsanalysen von Erzen:
I. H. m. rv. V. VI.
SiOj . .
. . 10,21
11,08
10,33
11,77
4,86
5,15
Fe^Og .
. . 81,41
27,54
30,26
30,91
30,33
27,62
MnO. .
. . 15,84
17,63
15,95
10,27
12,30
13,09
ZnO . .
. . 32,83
35,88
26,34
25,71
29,42
23,38
AUO3 . .
0,21
0,24
1,16
2,01
0,67
0,64
CaO . . .
. 5,09
2,01
7,15
10,43
12,65
14,37
MgO. .
0,77
1,09
0,99
1,98
1) Kemp, Transact. N. Y. Acad. of science, XHI, 1893, 76; Ref. Ztschr. f.
KryBtallogr., XXV, 1893, 286.
2) Metallurgische Notizen aus New Jersey und dem Lehigh-Thal; Zeitschr. des
Vereines deutsch. Ingenieure, XXXVIII, 1894, 184—190.
Lager von Manganoxyden, entstanden aas Bhodonit nsw. 247
I — IV. Erz der Taylor-Grnbe auf der Front Vein von Franklin Fumace.
V— VI. Erz von Sterling HUI.
Die Erze der Franklinitlager von New Jersey haben hauptsächlich Be-
deutung als Zinkerze. Der bei ihrer Verarbeitung entfallende Manganrttckstand
wird in den Eisenhochöfen verbraucht.
Eine merkwürdige Manganerzlagerstätte wird seit sehr langer Zeit in
Piemont zu Pralorgnan (Prabornaz), bekannt unter dem Lokalnamen S. Marcel^)
(Aostatal), abgebaut. Dieselbe bildet eine Einlagerung von 8 und mehr Meter
und etwa 100 m streichender Länge im Gneis. ^ Man gewinnt dort Mangan-
oxyde, die besonders aus Rhodonit hervorgegangen sind. Dieser wird aber
begleitet von Braunit, Hausmannit, Quarz, Piemontit (Manganepidot), Violan
(manganhaltiger Diopsid), Spessartin (Mangangranat), Manganspat usw.^) Das
Mangansuperoxyd (Pyrolusit) soll 75 ^/q der abbauwürdigen Erzmassen ausmachen,
diese letzteren 4 — 5 m mächtig sein. Die Lagerstätte ist jetzt zum größten
Teil abgebaut, nachdem sie in früherer Zeit das Mangan für die südfranzösischen
und venezianischen Glasfabriken geliefert hatte.
Weniger bedeutende Vorkommnisse sind bei Corio Canavese (Trucco della
Ghiara) und Bricco della Forcola (zwischen Corio und Balangero). Sie liegen
im Glimmerschiefer.
* Was die Entstehung der soeben beschriebenen Manganerzlager in
' kristallinen Schiefem betrifft, so mag auf das hingewiesen werden, was über
die entsprechenden Eisenerzlager S. 166 — 167 gesagt wurde. Die sedimentäre Ent-
stehung der schwedischen Manganerzlager ist bis jetzt nicht nur nicht ernstlich
bestritten, sondern von Vogt und Hj. Sjögren sogar nachdrücklich vertreten
worden. Ebenso hat es Kemp für das Wahrscheinlichste gehalten, daß die Erze
von Franklin Fumace und Sterling Hill aus einem zinkhaltigen sedimentären Absatz
von Eisen- und Manganerzen in Ealkschichten entstanden seien. Das Zusammen-
vorkommen von zink- und manganhaltigen Eisenerzen wäre übrigens nicht ohne
Analogie, wenn man sich des manchmal auffölligen Zinkblendegehaltes mancher
Toneisensteine erinnert. Damit ist aber die Frage nicht gelöst, und besonders
die merkwürdigen baryt-, blei-, antimon- und arsenhaltigen Begleiter der
schwedischen Manganerze dürften noch zu denken geben. Baryum ist sonst ein
häufiger Begleiter epigenetischer Manganerze. *
Lager von Manganoxyden, entstanden aus Bhodonit
und MangankieselBchiefer.
Der im frischen Zustand rosenfarbige Rhodonit bildet manchmal Ein-
lagerungen in kristallinen Schiefern und jüngeren Tonschiefem. In größeren
Mengen und in prächtiger Qualität kommt er 1^/^ km vom Dorfe Ssedelniköwaja,
24 km südöstlich von Jekaterinburg im Ural vor, wo er mit Quarz gemengt
^) d'Achiardi, I metalli, loro minerali e miniere, I, 351—362, Lit. — Fuchs
et de Launay, Gites min6raux, U, 9 — 10, Lit. — Catalogo della mostra fatta dal
Corpo Beale delle Miniere alPEsposizione universale del 1900 a Parigi, Puntata I, Ö9.
^ Nach dem zitierten Catalogo wäre die Lagerstätte an Grünschiefer gebunden.
») Penfield, Am. Joum. of science, XLVI, 1893, 288; Ref. Ztechr. f. Kryst.,
XXV, 1896, 276—278.
248 Die schichtigen Lagerstätten.
ein 2,7 m mächtiges Lager in Tonschiefer bildet.^) Das derbe Mineral ist auf
Klüften durchzogen von Manganit. Es findet Verwendung in den Stein-
schleifereien von Jekaterinburg und St. Petersburg und ist den Bussen als
„Orletz" bekannt. Im Jahre 1877 sind 120000 Pfund Rhodonit von Ssedelni-
köwaja in die Steinschleifereien gewandert. Außer diesem hauptsächlichen Vor-
kommen kennt man noch andere am Bach Puschkariha und zu Werch Issetsk,
ersterer Ort ca. 50 km von Jekaterinburg entfernt, beide im Jekaterinburger
Distrikt.
* Viele Kieselschiefer (manchmal als Jaspise bezeichnet), kieselige
Tonschiefer (Wetzschiefer) und ähnliche Gesteine lassen bei der Verwitterung
in der Gestalt von Dendriten, schwarzen Überzügen und Kluftftlllungen einen
Mangangehalt erkennen. Derselbe ist manchmal erheblich und führt dann und
wann zu einer rosenroten Färbung der Gesteine, die mitunter noch unter der Ver-
witt^rungskruste zu erkennen ist. Die Frage nach den besonderen Verbindungen,
in welchen das Mangan in den Schiefern enthalten ist, ist noch selten angeregt
und erörtert worden. Teilweise mag es das Manganoxydulkarbonat sein,
sicherlich ist es aber in manchen Fällen ein manganhaltiger Pyroxen, wohl der
Khodonit, der die oft ausgezeichnete rosenrote Farbe des Gesteines hervorbringt.
In den Mangankieseln von Elbingerode läßt er sich neben Quarz als wesentlicher *
Bestandteil des Gesteines nachweisen.
Durch die atmosphärischen Einflüsse werden die in den Schiefem ent-
haltenen Manganoxydulverbindungen ganz allgemein in die Superoxyde und in
Manganit übergeführt und damit das Mangan wenigstens teilweise vor der Aus-
laugung geschützt, welche die übrigen Gesteinsbestandteile einschließlich der
Kieselsäure im Laufe der Zeit erfahren. Das bezüglich der Entstehung der
Eisenerze am Lake Superior Gesagte dürfte auch für diese und andere Mangan-
erze gelten, die durch metathetische Konzentration eines geringen Metallgehaltes
entstanden sind. Diese Entstehungsweise bringt es notwendig mit sich, daß die
bauwürdige Erstreckung solcher Lagerstätten nach der Tiefe nur eine geringe
sein kann. *
Eine recht reiche Manganerzlagerstätte von etwa 50 m Mächtigkeit und
120 — 200 m streichender Ausdehnung wird zu Arschitza^ bei Jakobeni in
der Bukowina abgebaut. Ihr Liegendes ist ein quarziger, in Hornblendeschiefer
übergehender Glimmerschiefer, das Hangende ein in Zersetzung begriffener,
braungelb gefärbter Hornblendeschiefer. Das Lager besteht aus einer oberen
nutzbaren Masse von Manganerzen, Brauneisenstein und Quarz und aus einem
liegenden, nicht abbauwürdigen, 6 — 10 m mächtigen, schwarzgrauen bis grau-
blauen Kieselschiefer, auf dessen Absonderungsflächen sekundärer Quarz aus-
geschieden ist. Die ganze Masse zeigt eine deutliche Schichtung. Wie Walter
>) G. Rose, Eeise nach dem Ural, I, 1837, 162—164. — Lebedew, Die
Eornilowsche Schlucht und das Vorkommen von Khodonit im Ural; Verh. kais. russ.
min. Geßellsch. (2), XIII, 1878, 1; Ref. Ztechr. f. Kryatallogr., II, 1878, 501—502. -
Eantkiewicz, Geologische Untersuchungen längs der uralischen Eisenbahn; Russ.
Bergjournal, 1880, II, 325—373; Ref. N. Jahrb., 1883, II, 368.
») Walter, Jahrb. k. k. geol. Reichs-Anst., XXVI, 1876, 373—382.
Lager von MaDganoxyden, entstanden aus Khodonit usw. 249
erkannte, bestand die Lagerstätte ursprünglich aus Glimmerhomblendeschiefer
mit zwischengelagerten Bänken von graulich-grünem und fleischrotem Eiesel-
mangan, in welches Manganspat eingesprengt ist. Frische Eieselmanganbänke
ließen sich tatsächlich bei Oitza, an der Grenze zwischen der Bukowina und
Siebenbürgen, noch nachweisen. Die Manganerze sind durch eine Verwitterung
solcher entstanden, und Walter schildert diesen Prozeß folgendermaßen:
„Ersto Veranlassung zu dieser Ausbildung sind die vielfachen feinen Kisse und
Spalten, welche die Gebirgsschichten nach allen Richtungen durchkreuzen. In
außerordentlicher Menge sind diese Absonderungsflächen, Kisse usw. im Kiesel-
mangan vorhanden. Beim ersten Verwitterungsgrad des Kieselmangans präsen-
tieren sich diese Bisse im Querbruche eines Stückes als schwarze, papierdicke
Linien, die sich nach allen Kichtungen netzförmig durchkreuzen. Die Innen-
flächen der äußerst feinen Bisse haben sich offenbar mit einer sehr dünnen
Kruste eines schwarzen Manganerzes überkleidet . . . Einmal in Gang gesetzt,
nimmt nun die Zersetzung des Kieselmangans einen rascheren Verlauf. Es
erscheint auf allen seinen Klüftungsflächen mit einer Lage tiefschwarzen, intensiv
glänzenden Manganerzes bedeckt. Zerschlägt man einen Knauer im vorge-
schrittenen Zersetzungsstadium begriffenen Kieselmangans, so zerföUt er ziemlich
leicht in polyedrische Stücke. Stellt man nun an einem der letzteren eine
frische Bruchfläche her, so findet man die Mitte des Stückes noch aus unzer-
setztem Kieselmangan bestehend/ Der Braunstein liegt in 0,2 — 2 m mächtigen
Bänken zwischen den gleichfalls stark veränderten Schiefern, deren Hornblende
die Veranlassung zur Entstehung von Brauneisenstein und Asbest gegeben hat;
Wad und traubiger und schlackiger Braunstein erfüllen, wie jene, Spalten und
Bisse inmitten der Masse. Hauptmanganerz ist der Pyrolusit.
Die Zusammensetzung des Erzes von Oberarschitza wird folgendermaßen
angegeben :
I. n.
SiOa 27,5 35,5
Fe^Oa 25,6 25,0
CaO 0,5 —
MnOa 32,4 28,4
MugO^ 6,9 4,7
H^O 7,1 6,4
Gewisse Schichtenstörungen und Verwerfungen, welche sich in der Nähe
dieser Lagerstätte und in ihr befinden, führt Walter auf die Volumvermehrung
bei der Umwandlung des Kieselmangans zurück.
Im Jahre 1901 wurden 2840, 1902 1636 t Manganerz gewonnen.
In den trilobitenführenden devonischen Tonschiefern von Germ, Loudervielle
und der Serre d'Azet im Dep. Hautes-Pyren6es^) kommen Zentimeter- bis
mehrere Meter mächtige kieselige Bänke vor, die stellenweise reich sind an
Rhodonit und Friedelit, [Si04]4 Mn4 [MnCl] H,, und den umgebenden Schiefem
parallel lagern. Die von Quarz begleiteten Mangansilikate zeigen eine zarte
') Fuchs et de Launay, Gites min^raux, H, 11 — 12, Lit. — Lacroix^
Mineralogie de la France, I, 1893—1895, 632.
250 Die schichtigen Lagerstätten.
Bänderung. Innerhalb der Bänke treten Putzen von Manganoxyden mit wohl
sekundärem Manganspat, selten anch etwas Manganblende nnd Htlbnerit (MnW04)
auf. Man hat früher die oberflächlichen Umwandlnngsprodnkte des Rhodonits
abgebant.
Vielfach verbreitet sind Manganerze in den Eieselschieferzonen des deatschen
Onlms. Im Harz bilden die letzteren die untersten Schichten der Formation
und zeigen stellenweise bei lebhafter Färbung und ausgezeichneter Bänderung
einen auffälligen Mangangehalt. Die von Wunderlich ausgeführten , von
V. Groddeck^) mitgeteilten Analysen von Oberharzer „Adinolen** (d. s. helle,
teilweise bis zu 10 ^/q Natron enthaltende, oft rot und grün gebänderte, an
Eieselschiefer erinnernde Gesteine) erweisen teilweise einen reichlicheren Bestand
an Manganoxydul als die Kiesel- und Wetzschiefer. Aus den Oulmkieselschiefem
entwickeln sich stellenweise Lager von Kieselmanganerz mit Manganspat, wie
solche bei Lautenthal durch Klockmann^) bekannt geworden sind.
Am längsten kennt man die Manganerzlagerstätten im Culm des Schäben-
holzes bei Elbingerode im TJnterharz.^) Der teilweise schön rosenrote Rhodonit
findet sich in einer mindestens 8 m mächtigen Zone von Oulmkieselschiefem in
verschiedenen Strukturvarietäten und Farben, durchädert mit Quarz und in Be-
gleitung von Mangansuperoxyden, Wad und Manganspat. Im Jahre 1859 war
die Lagerstätte auf 100 m Länge aufgeschlossen; man förderte damals 20000 Ztr.
Erz mit 60 — 65, in reinen Mitteln mit bis 71 ^Jq Superoxyd. Mangankiesel, mit
Braunstein durchwachsen, bildete etwa ^j^ der Lagermasse, welche im übrigen
aus etwa 33 ^/q gutem Manganerz und sonst aus Braunstein bestand, der durch
Ton, Schiefer und Quarzstücke verunreinigt war. Mittels des Mikroskopes
erkennt man, dafi das frische, rosenrote Gestein wesentlich aus feinkristallinem
Quarz und sehr viel blafirotem Pyroxen besteht. Karbonate fehlen in ihm
scheinbar ganz.
Auch im Culmkieselschiefer Nassaus kommen Einlagerungen von Mangan-
erz im Kreise Biedenkopf und im Amt Hadamar vor.^) Die viel wichtigeren
Manganerzlagerstätten auf dem devonischen Kalk von Wetzlar, Gießen usw. sind
metasomatischer Entstehung und werden später zu besprechen sein.
Bei Laisa, nächst Battenberg im Iü*eis Biedenkopf herrschen Posidonien-
schiefer (Gulm) mit Eaeselschiefereinlagerungen ; letztere bestehen aus fleischroten
bis braunroten, 2 — 15 cm mächtigen Schichten. Einzelne Komplexe derselben
von 6 — 20 Bänken, im ganzen 0,5 — 1 m mächtig, enthalten nicht nur auf
den Schichtfugen, sondern auf allen Klüften Gemenge von kurzfaserigem Pyrolusit
^) Beiträge zur Geognosie des Oberharzes; Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., XXIX,
1877, 434 — 43Ö. — Wunderlich, Beitrag zur Kenntnis der Kieselschiefer, Adinolen
und Wetzschiefer des nordwestlichen Oberharzes; Diss. Leipzig 1880.
^ Berg- und Hüttenwesen des Oberharzes, 1895, 65.
^ Jas che, Kleine mineralogische Schriften, Sondershausen 1817, 1 — 12. —
Brandes, Über die Mangan-Garbonato-Silicate des Ünterharzes; Schweigg. Joum. f.
Chemie u. Physik, XXVI, 1819, 103 — 155. Mit mineralogischen Bemerkungen von
Germar. — Holtzberger, Neues Vorkommen von Manganerzen bei Elbingerode am
Harze; Berg- u. Hüttenm. Ztg., XVIII, 1869, 383.
^) Zerrenner, Die Braunstein- oder Manganbergbaue in Deutschland, Frankreich
und Spanien, 1861. — von Dechen, Die nutzbaren Mineralien und Gebirgsarten im
Deutschen Reiche, 1873, 676. — Riemann, Beschreibung des Bergreviers Wetzlar,
1878. — Wenckenbach, Beschreibung des Bergreviers Weilburg, 1879. — Schneider,
Das Vorkommen von Inesit und braunem Mangankiesel im Dillenburgischen; Jahrb.
preuss. geol. Landes-Anst., 1887, 472 — 496. — Ders., Neue Manganerze aus dem
Dillenburgischen; Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., XXXIX, 1887, 829—834.
Lager von Manganoxyden, entstanden aus Rhodonit usw. 251
und besonders Psilomelan, die nach allen Richtungen hin Schnüre, Platten,
Trümer und Nester bilden. Einen solchen Komplex von Schichten bezeichnete
man als ein Braunsteinlager.
Diese technisch unwichtigen Lagerstätten, wie solche u. a. auch bei
Eimelrod im grofiherzoglich hessischen Kreis Yöhl bis in unbedeutende Tiefe
abgebaut worden sind, haben nur mehr ein wissenschaftliches Interesse.
Im Culm der südspanischen Provinz Hnelva^) gibt es zahlreiche Mangan-
erzvorkommnisse. Dieselben sind konkordant zwischen die vorzugsweise aus Ton-
schiefern bestehenden Schichten eingelagert und fast immer gebunden an unregel-
mäßige Massen von „Jaspis^ und Quarzit. Mangankarbonat und -Silikat treten in
wechselnden Verhältnissen und Formen auf, letzteres oft an Jaspis erinnernd.
„Das Muttergestein (oft Jaspis) und die oberen Teile der Lagerstätten, soweit
sie aus Erz bestehen, sind stets in kompakten Braunstein umgewandelt. Die
Zahl der einzelnen linsenförmigen Lager und Massen ist eine beträchtliche. In
der Tat haben die Bergbau-Operationen das Vorhandensein von einigen hundert
Lagern mit Gewißheit nachgewiesen, und zu dieser Gesamtsumme dürften noch
künftige Entdeckungen kommen.^ (Doetsch.)
Die streichende Ausdehnung der hauptsächlich aus Pyrolusit und Psilomelan,
mehr untergeordnet auch aus Manganit und Wad bestehenden Einlagerungen ist
eine geringe, wenn sie sich auch auf kilometerweite Erstreckung im Streichen
der Schichten wiederholen. Die Erze finden sich zumeist an der Grenze zwischen
rotem Jaspis und Tonschiefem oder grauwackeähnlichen Gesteinen; die harten
kieseligen Bänke treten oft als scharfe Klippen und deutliche Erhebungen aus
der Landschaft hervor. Die Struktur der Erze ist oft eine stalaktitische, was
ebenso wie sekundäre Quarzkristalle und die das Erz durchziehenden Quarzadem
darauf hinweist, daß an der jetzigen Gestaltung der Lagerstätten jüngere Prozesse
mitgewirkt haben. Die Mächtigkeit der nesterförmigen Braunsteinmassen, welche
nach Gonzalo y Tarin oft nur bis zur geringen Tiefe von 20 m, selten bis
zu 70 — 80 oder gar 100 m verfolgt werden konnten, beträgt nach Bellinger
4 — 16 m. Im allgemeinen versehwinden die Manganoxyde in einer Teufe von
etwa 40 m. Mitunter sind die Erze sehr stark mit Eisenoxyd verunreinigt; der
Mangangehalt der zwischen 1880 und 1882 aus Huelva exportierten Manganerze
betrug ziemlich gleichmäßig für alle in Betracht kommenden Ursprungsorte
ungeßlhr 45 ^/^ im Mittel, der Superoxydgehalt war ein hoher.
Das oberflächliche, nur bis zu geringer Tiefe reichende Auftreten der
Manganerze war Veranlassung, dieselben für Hohlraumsfüllungen, für Zusammen-
häufungen in „Taschen^ zu halten. Gonzalo möchte dieselben, ebenso wie die
benachbarten Quarzite und Jaspise, in genetische Beziehungen zu dem Auftreten
der dort allenthalben verbreiteten Einlagerungen von basischen und sauren
^) Bellinger bei Odernheimer, Das Berg- und Hüttenwesen in Nassau, 1865,
II, 291—304. — F. Börne r, GeologiBche Reisestudien aus der Sierra Morena; N. Js^rb.,
1873, 262—263. — Gonzalo y Tarin, Descripciön fisica, geolögica y minera de la
Provincia de Huelva; Mem. d. 1. Com. d. Mapa geol6gico de Espana, II, 1888, 221—231,
542—584. — Doetsch, Die Manganerz-Lager der Provinz Huelva; österr. Ztschr. f.
Berg- u. Hüttenw., L, 1902, 208—210.
252 Die schichtigen Lagerstätten.
Eruptivgesteinen bringen und hält sie für Oänge. Am wahrscheinlichsten aber
dürfte wohl eine Entstehung aus manganhaltigen, oberflächlich verwitterten Kiesel-
schiefem sein. Diese Auffassung hat neuerdings auch Doetsch ausgesprochen,
welcher in den Erzen Absätze aus Lösungen erblickt, welche durch Einwirkung
von Schwefelsäure auf die manganhaltigen Tonschiefer entstanden seien. Die
Säure sei auf die Verwitterung des allenthalben in den Tonschiefem verbreiteten
Pyrits zurückzufahren.
Die südspanischen Manganerzgruben liegen etwa in der gleichen 0. — W.
streichenden Zone wie die viel berühmteren und großartigeren Edeslager der
Provinz Huelva. Die Hauptvorkommnisse wurden bei El Granado (wenig
östlich vom Guadiana, etwa 20 km SO. von S. Domingos), zu Almendro, Puebla
de Guzman, Alosno, Cabezas Bubias, El Cerro, Calanas, Zalamea
und Campofrio (bei Rio Tinto) seit 1858 und den folgenden Jahren abgebaut.
Die größte Ausfuhrziffer von Manganerzen aus Huelva in früherer Zeit betmg
36475 t im Jahre 1878; sie sank dann und betrug noch 1898 kaum 6500 t.
Seit 1897 ist sie neuerdings auf über 100000 t gestiegen und betrug 1900
112000 t.
Zu Vigunsca oder Tigunsica im Bezirk Badmannsdorf in Oberkrain
kommen bedeutende Manganerzmengen mit bis zu 45 ^/q Mangan in den Campiler
Schichten der unteren alpinen Trias lagerförmig vor. Das Liegende und
Hangende ist Schiefer, überlagert von brecciösem Kalk. Die vielfach verdrückte
und gestörte Lagerstätte hat eine Mächtigkeit von 1 — 4 m und ist auf eine
streichende Länge von ungefähr 2800 m bekannt. Wegen ihres geringen
Superoxydgehaltes haben die Erze nur eine Verwendung auf den Eisenhütten
von Sava und Jauerburg im Oberen Savetale und jetzt zu Servola bei Triest
gefunden.^) Ejieselmanganerz ist in dem Flöz scheinbar nicht zu sehen, die
genetische Stellung des Lagers daher keine ganz sichere. Die Produktion betrug
1902 4000 t.
Bei Cevyanovic in Bosnien, 26 km nördlich von Sarajevo, treten
nach Walter^) Manganerze in den untertriasischen Werfener Schichten auf.
Die Manganerzformation ruht auf Kalksteinen der untersten Trias und
besteht aus roten, grünen, gelben und weißen Sandsteinschiefern, in welche
häufig bunte Jaspislagen eingeschaltet sind. Das Erz besteht aus Pyrolusit und
Psilomelan und bildet gewöhnlich mehrere Lagen im Schiefer in Begleitung von
Jaspis, manchmal mit letzterem dicht verwachsen. Die wichtigeren Manganlager-
^) Hofbauer, Bergwerksgeographie des Kaisertums Osterreich, Klagenfurt 1888;
39 — 40. — Fessel, Beschreibung des Manganerzbaues zu Vigunsca; Ztschr. d. berg-
und hüttenm. Vereins für Kärnten, 1875, No. 21—22; Ref. Jahrb. k. k. geol. Reichs-
Anst., XXV, 1875, Verh. 344—345.
2) Beitrag zur Kenntniss der Erzlagerstätten Bosniens, 1887, 44—72. — v. Hauer,
Erze und Mineralien aus Bosnien ; Jahrb. d. k. k. geol. Reichs- Anst., XXXIV, 1884, 756 — 757.
— Poech, L'industrie min6rale de Bosnie-Herz6govine; Monographie publice k l'occasion
du Congr^s international des mines et de la m^tallurgie de PExposition universelle de
Paris, 1900, 38 — 39. — Die Mineralindustrie Bosniens und der Herzegovina; Berg- u.
Hüttenm. Ztg., LIX, 1900, 526.
Lager von Mangenoxyden, entstanden auB Ehodonit usw. 253
V j y
Stätten liegen nahe Cevljanovic am Berge Grk nnd bei Drazevic. Sie sind an einen
etwa 700 m langen und 100 m breiten Schichtenstreifen gebanden nnd werden
durch Tagebau und unterirdisch abgewonnen. An den verschiedenen Punkten der
Baue ist die Zahl der Erzlagen ebenso wie die Qualität der Erze verschieden.
Die Mächtigkeit der Lagen beträgt im allgemeinen 1,5 — 3 m ; sie sind voneinander
durch bunte Schiefer von nur 0,2 — 1,2 m getrennt und entweder dicht, mit
einem Mangangehalt von 50 — 54^/0, oder porös, leicht und mattbraun mit einem
geringeren Metallgehalt.
Im großen ganzen wird man wohl auch die triasischen Manganerze
Bosniens als Verwitterungsrttckstände manganführender Jaspise zu betrachten
haben; in den letzteren kann man, besonders gut auf der Grube Sabanke
bei uevljanovic, noch Reste von Kieselmangan beobachten.
V
Nach Poech enthalten zwei Erze von Cevljanovic:
Mn SiOa Fe Al,Og P S
I . . . . 46,01 12,88 5,30 2,76 0,07 0,94
n . . . . 50,42 11,48 5,53 0,90 0,07 —
Die jährliche Produktion beträgt 7000—8000 t.
Die Verwitterung der manganführenden Schichten führt stellenweise zu
einer Anreicherung der Manganerze im Gehängeschutt. Letztere sind dann mit-
unter sogar abbauwürdig.
Den beschriebenen bosnischen Manganerzen ähnliche kommen scheinbar
auch in Serbien vor.^)
Im sog. „älteren Flysch^ Bosniens, der der Kreideformation zuzu-
rechnen ist, finden sich in der Nachbarschaft von Serpentinen Jaspisschichten,
begleitet von Sandsteinen, Schiefertonen und Kalken. Nicht selten enthalten
dieselben Mangansilikat und überziehen sich dann bei der Verwitterung mit
einer schwarzen Binde oder geben wohl auch Anlaß zur Entstehung derberer
Massen von Pyrolusit. Solche Erze sind stellenweise in der Umgebung von
Ivaigska, indessen ohne großen Erfolg in Abbau genommen worden.^
Bei Boflaa^) im Oberhalbstein (Graubünden) kommen Manganerze als
Einlagerungen im (jurassischen oder tertiären?) Bündenerschiefer der Falotta
in 2300 m Seehöhe und an der Tinzener Ochsenalp (2200 m hoch) vor. An
der Falotta sind Erze Pyrolusit, Polianit und Psilomelan, durchzogen von
Quarzadern und übergehend in Kieselschiefer und roten Jaspis. Ähnlich ist das
Vorkommen an letzterer Alpe. Unterhalb der Falotta liegen große Mengen ab-
gestürzter Lagermasse an der Alpe Plaz; nur diese letzteren haben noch im
Jahre 1892 eine Verwendung als Glasurerze erfahren.
In Italien kommen Manganerzlager sowohl in senonischen wie in eocänen
Jaspisschiefem vor. Zu den ersteren gehören die Erze von Rapolano^) in
Toscana, zwischen Siena und dem Trasimener See. An Kieselschiefer sind auch
^) Götting, Über ein altes Bergwerks-Emporium in Serbien; Berg- u. Hüttenm.
Ztg., LX, 1901, 238.
^ Walter, 1. c. 72—83.
^ Tarnuzzer, Die Manganerze bei Eoffna im Oberhalbstein (Graubünden);
Ztochr. f. prakt. Geol., 1893, 234—236.
^) Lotti, Deposit! minerali, 109.
254 Die schichtigen Lagerstätten.
die Manganerze von Gambatesa^) (in der Gemeinde N6 e Maissana) im östlichen
Ligurien gebunden. Dieselben liegen in der „Ophiolithformation", d. h. dem
von Serpentinen begleiteten Eocän und bestehen aas Manganit and Pyrolusit mit
einem Mangangehalt bis za 50 ^/q. Die Kieselschiefer haben eine intensiv rote Farbe.
Die Manganerzproduktion war zeitweise eine ziemlich amfängliche, jetzt
raht sie fast ganz. Neben der Grabe am Monte Argentario in der Provinz
Grosseto, welche metasomatische Erze abbaat and von der deshalb später die
Hede sein soll, sind diejenigen von Gambatesa die wichtigsten des italienischen
Festlandes.
* Wie die Entstehung der Kieselschiefer, Jaspise und überhaupt die An-
häufung so großer Massen von fast reiner Kieselsäure als chemisches Präzipitat
auf dem Meeresboden, wie wir sie etwa fttr den unteren Culm des Harzes an-
nehmen müssen, noch unverständlich ist, so wenig kann die offenbare Tatsache
erklärt werden, daß diese Absätze verhältnismäßig große Mengen Mangan zu
konzentrieren vermögen. Möglicherweise zwingt die wohl größtenteils gelatinös
aus dem Meere sich ausscheidende Kieselsäure suspendierte Flocken von Mangan-
oxyden, welche, wie später gezeigt werden soll, sich manchmal massenhaft auf
dem Meeresgrund zu Konkretionen zusammenballen, mit ihr zu Boden zu sinken.
Daß sich reichlichere Kieselsäure-, Eisen- und Manganabsätze im Gefolge
vulkanischer Eruptionen vollziehen, dürfte manchmal der Fall sein, sich aber
nicht allgemein behaupten lassen. Es ist sonderbar, daß in diesen Sedimenten
das Mangan mindestens häufig als Oxydul vorhanden ist. Anderseits ist die Ent-
stehung des Rhodonits in den Mangankieselschiefern nicht so wunderbar, wie es
vielleicht auf den ersten Blick scheinen möchte; denn dieser Pyroxen ist eines
der wenigen Silikate, das sich z. B. auch auf Erzgängen auf wässerigem Wege
zu bilden vermag. *
Lager von Manganoxyden, hervorgegangen aus Mangankarbonat.
Der direkte Absatz von Mangankarbonat kann ebenso als erwiesen gelten
wie derjenige von Spateisenstein. Denn die verschiedensten Spateisensteinlager
sind häufig so reich an Mangan, daß dadurch ein besonderer Vorzug derselben
geboten ist. Eeichere schichtige Lagerstätten von Mangankarbonat sind indessen
mindestens selten, vielleicht wegen der sehr geringen Widerstands^Qiigkeit der-
selben gegen Atmosphärilien, welche das Karbonat besonders leicht in Oxyde
und Manganit überführen.
Der in so vieler Beziehung montangeologisch merkwürdige Minendistrikt
von Ouro Preto*) in Minas Geraes (Brasilien) ist neuerdings auch unter die
>) Catalogo della mostra fatta dal Corpo Reale delle Miniere airE8po8i2ione
universale del 1900 a Parigi, Roma 1900, 58, 76—77.
^) Ar-Rojada Ribeiro Lisboa, Über die Manganerzgruben in Minas Geraes.
Nach dem Jomal do Comercio, Juni 1898 und März 1899 ref. von Hussak, Ztschr.
f. prakt. GeoL, 1899, 256—257. — Kilburn Scott, The manganese orea of Brazil;
Joum. of the Iron and Steel Institute, LVII, 1900, 179—210; Ref. Ztachr. f. prakt.
GeoL. 1901, 263—265. — Derby, ebendort 210—215. — Mineral Resources of the
United States, 1901, 140-143.
Lager von MangaDOxyden, hervorgegangen ans Uangankarbonat. 255
Beihe der wichtigsten Uanganprodnzenten getreten. Ein Teil der Lagerstätten
ist an eine Schichtenfolge von Gümmerschlefern, Itabiriten und Kalksteinen
gebunden, wie das die Fig. 62 zeigen soll. Der weiße dolomitische Kalkstein
hat einen Mangangehalt von l,50/o, die darfiberliegende Zone unreiner Man-
ganerze soll aas der Zersetzung manganbaltigen Gesteines hervorgegangen
sein nnd enthält 1,3 — 2,5 o/g Barjnm; der Uangangehalt nimmt zd gegeo das
weiterhin folgende über
3 m mächtige Erz-
lager, welches zn 60 '^/g
ans reinem harten Erz,
den beistehenden
Analysen zufolge wohl
ans Fsilomelan besteht „ „ „. ^ „ . ,
. Flg. M. Profil dnMh die Wljteiohe Uaugaatnibe bei KU. SOO der
Der im Hangenden des onro Preto-Zentralbihn nahe MIpiBl Bnrnler. 1 ,CwiBa', elnvltlee
Lagers auftretende Etaeaerz; * UtnEauerzlager; S Itabirlt (JuntlngK); i erdige Eiaan-
Itabiril zeigt eine '^'^^""'''•^^TJ''^Kn^n^Ti%'^l'^"^
Wechselfolge von
zentimeterdicken quarzitischen und ans Eisenglanz bestehenden Lagen und ruht
seinerseits unter einer Bank eines kieselsaure- und eisenreichen grauen Kalk-
steines, der wiedemm von zersetztem Glimmerschiefer bedeckt wird. Der vorhin
genannte weifte Kalkstein umschließt Kristalle von Hornblende, Uangangranat
(Spessartin) und Magnetit.
Das Hanptvorkommen ist da^enige von Uiguel Bamier; es dehnt sich
ober eine Länge von 5 — 6 km ans. Die durchschnittliche Zusammensetzung
der dortigen Erze erweisen folgende Analysen:
8iO, 0,53 1,27
MnO, 80,62 79,40
MnO 5,47 6,23
AljOg 2,21 1,45
FojOg 2,50 4,03
BaO 2,30 1,90
CaO 0,70 Spur
MgO 1,05 0,05
P,Oa 0,07 0,048
SOg Spnr 0,065
AsjOg — 0,034
K,0 + NagO .... Spur 0,55
H,0 4,95 4,74
100,40 99,767
Mn 55,14 bezw. 55,02
P 0,030 „ 0,021.
Seit 1894 wird die Lagerstätte, deren Erzmenge auf 2 Uill. Tonnen ge-
Bcbätzt wurde, im großen Haßstab abgebaut.
Nach Derby gehören diese Manganerzlager nicht, wie es wohl anf^glich
scheinen könnte, zum Typus Längban, sondern sie sollen zu verschiedenen Zeiten
256 Die schichtigen Lagerstätten.
durch eine Anslaugang des Kalkes ans dem manganhaltigen Gestein entstanden
sein. Die mehr kristallinischen Erzlager sind älteren, die zwischen ihnen nnd dem
Kalkstein auftretenden unreinen erdigen Erze, welche Kutil, Quarzkömer und
sehr wenig tonige Substanzen enthalten, jüngerer Entstehung. Der Auslaugungs-
prozeß müßte schon vor der Gesteinsmetamorphose begonnen haben.
Die Besprechung der Lagerstätten möge einstweilen hier ihren Platz
finden, wenn auch ihre Entstehungsweise noch wenig aufgeklärt zu sein scheint.
Aus den Beschreibungen geht übrigens hervor, daß ein großer Teil des gewonnenen
Erzes eluvial ist und sich in Blöcken nahe den vielfach verwitterten Kalken und
Itabiriten in Bachbetten vorfindet. Nicht alle Manganvorkommnisse in der Um-
gebung von Ouro Preto gehören dem soeben beschriebenen Typus an ; so scheinen
diejenigen von Lafayette südlich von Miguel Burnier gangförmig in Granit auf-
zusetzen.
Im Jahre 1902 hat Brasilien 143000, im Jahre 1900 130000 t Manganerz
exportiert, welche zum allergrößten Teil aus den Minas Geraes stammten.
Nach Halse^) sind zu Barmouth und Harlech in der englischen Graf-
schaft Merioneth (an der Westküste von Wales) innerhalb cambrischer Quarzite
und Sandsteine drei Lager von je 1^/^ — 3 km streichender Länge und bis zu
60 cm Mächtigkeit bekannt, welche zutage aus Oxyden, in der Tiefe aber aus
Mangankarbonat bestehen sollen. Sie sind 1835 — 1840 und auch späterhin noch
zeitweise auf oxydische Manganerze abgebaut worden.
In devonischen Schichten der Pyrenäen kommen bei Rimont (Dep. Ariöge)
Einlagerungen von Manganspat vor.^)
Die roten Mergel der Nummulitenformation am Nordfuß der Karpathen
enthalten nach Hohenegger^) nicht selten kleine Flöze von Mangankarbonat.
Rzehak^) hat nachgewiesen, daß die im oligocänen Ton von Mähren
(Nikoltschitz, Krepitz und Krzizanowitz bei Austerlitz) auftretenden, bis über
kopfgroßen rundlichen, aber auch gerundet-kantigen Manganerzeinschlüsse aus
Mangankarbonat hervorgegangen sind. Oberflächlich besitzen dieselben eine oft
mehrere Zentimeter dicke Kruste von MnOs, im Innern bestehen sie häufig aus
einem lichteren Kern, der manchmal wie dichter Kalkstein oder Dolomit aus-
sieht, aber über 40®/o MnCOg enthalten kann. Der Übergang des letzteren in
das Superoxyd läßt sich in verschiedenen Stufen nachweisen. Ezehak erblickt
in den Klumpen Konkretionen, die auf dem tertiären Meeresboden entstanden
seien. In den verschiedenartigsten Sphärosideriten ist ein Mangangehalt so ver-
breitet, daß es nicht wunderbar erscheinen darf, wenn einmal das Mangankarbonat
auch in größerer Menge in derartigen Gebilden auftritt.
Manche Manganerzvorkommisse, über deren Entstehung sich keine genaueren
Feststellungen mehr machen lassen, dürften vielleicht aus Mangankarbonat her-
vorgegangen sein. So finden sich zu Sosnowka im Kreis Morschansk in Zentral-
rußland Manganerzknollen in Begleitung von Sphärosiderit in einem blauen Tone,
dessen Liegendes unterkretaceische Tone, dessen Hangendes cenomane Glaukonit-
sande bilden.^)
') The occurrence of manganese ore in the cambrian rocks of Merionethshire;
Transact. North of Engl. Inat. Min. and Mech. Eng., XXXVI, 1887, 103—117.
^ Fuchs et de Launay, Gites min6raux, II, 12, nach Lacroix.
^ Die geognostischen Verhältnisse der Nordkarpathen, 1861, 34—35.
^) Über ein merkwürdiges Vorkommen manganhaltiger Minerale in den älteren
Tertiärschichten Mährens; Tscherm. min. petr. Mitt. Neue Folge, VI, 1885, 87—91.
ö) Ztschr. f. prakt. Geol., IX, 1901, 246, nach Nikitin.
Lager von Psilomelan und Pyrolnsit als primäre Sedimente usw. 257
Lager von Psilomelan und Pyrolnsit als prin^e Sedimente in jüngeren
marinen Schiebten.
In tertiären Tonen, Mergeln nnd Sandsteinen kommt Braunstein in Oolithen,
Knollen und plattigen Massen oder in pulverig-erdiger Ausbildung vor. Typisch
fUr dieses Auftreten sind die Manganlagerstätten des südlichen Kußlands.
Eine Keihe anderer Vorkommnisse soll hier einstweilen mit diesen behandelt
werden.
Zu den wichtigsten Manganerzlagem der Erde gehören diejenigen von
Transkaukasien.^) Dieser zwischen dem Schwarzen Meer und dem Kaspisee
gelegene südlichste Teil Bußlands hat zahlreiche sowohl gangförmige wie
schichtige Manganerzlagerstätten. Im Gouvernement Tiflis setzen mitunter
mehrere Meter mächtige Gänge in Melaphyren auf, so z. B. im Kreis Gory am
Fluß Zeteli-gele und am Fluß Tscherat-chevi. Im gleichen Gouvernement kennt
man bis zu 8 Fuß mächtige Lager im Senon beim Dorf Tschchikfta (50 km
von Tiflis) und ganz analog auf dem Berg Madeni-sseri; beide Lagerstätten
liegen am Fluß Alget und haben ein Einfallen von etwa 40^. Im Gouvernement
Elisabetpol werden auf einer Fläche von 800 Dessjatinen (= ca. 800 ha) Mangan-
erze in der Nähe der Bahnstation Tagli abgebaut. Ihr durchschnittlicher Metall-
gehalt beträgt 54,8^/0. Außerdem gibt es in demselben Gouvernement noch eine
Beihe anderer Lager. Im Gouvernement Baku kennt man fußdicke Manganerz-
lager in grauen, steil einfallenden eocänen Mergeln bei Perekeschkttl am
Fluß Sumgait-tschai und nördlich davon. Untergeordnete Manganvorkommnisse
sind durch die Gebiete von Eriwan und Batum zerstreut.
Weitaus am wichtigsten sind die großen und weit ausgedehnten Lager im
Gouvernement Kutais* Sie liegen im Flußbecken des Kwiril, eines Nebenflusses
des bei Poti ins Schwarze Meer mündenden Bion. Der Hauptort des Bezirks
ist Tschiatura, welches 42 km von der Station Kwiril an der Bahn Poti-Tiflis
gelegen ist. Von Kwiril bis zum Schwarzen Meer beträgt die Entfernung noch
126 km. Die Lagerstätten bedecken ein Gebiet von 126 Quadratwerst (143 Dkm),
das von dem nach SW. fließenden Kwiril in zwei fast gleiche Teile geteilt wird .
Das Land ist ein hoch über dem Meeresspiegel liegendes, von den tiefen Ein-
schnitten des Kwiril und seiner Seitentäler durchrissenes Plateau. Die Täler
haben steile, terrassenförmige Wände. Die obersten Stufen derselben bestehen
aus eocänen Sanden und sind erzführend. Wegen dieser ausgezeichneten natür-
lichen Aufschlüsse und weil die Schichten sich in ungestörter, fast horizontaler
Lagerung befinden, ist die Auffindung wie der Abbau der Erze leicht.
^) Fuchs et deLaunay, Gites min^raux, II, 17—22. — Macco, Die Excursion
des VII. internationalen Geologen-Congresses nach dem Kaukasus und der Krim; Ztscbr.
f. prakt. GeoL, 1898, 1%— 206, besonders 204—206. — Drake, The manganese ore
industry of the Caucasus; Transact. Am. Inst. Min. Eng., XXVIII, 1899, 191—208, 841.
— Pourcel, Note sur les gisements de manganäse de Tchiatour (Caucase); Adu. des
Mines (9), XIII, 1898, 664—675. — Der folgenden Darstellung liegt hauptsächlich die
russisch geschriebene Broschüre zugrunde: „Das kaukasische Manganerz**. Herausgegeben
Yon dem Ausschuß der Vereinigung der Mangangrubenbesitzer, Kutais 1901. Derselben
sind auch die abgebildeten Profile entnommen.
Stelzner-Bergeat, Erzlagerstätten. ]^7
258 Die schichtigen Lagerstatton.
Die eocänen Schichten liegen aaf Ealkstoinen der oberen Kreide; die
Uanganerze finden sich an ihrer Basis, wechsellagem mit Sanden and Sand-
steinen nnd sind anch in solchen
eingelagert. Die beistehenden
Profile zeigen die Lagerangs-
verhältniaae (Fig. 63). Das
Hangende des erzflihrenden
Schichtenkoniplexes , dessen
Mächtigkeit 2 — 3 m betrögt,
bilden Sandsteine nnd kiesel-
ftihrende Kalke. Gegen die Mitt«
des Erzfeldes za ist die Qualität
der Erze am besten; die wert-
vollsten Lagerstätten liegen bei
den Dörfern Zeda-Rgani nnd
Hgwimewi auf dem rechten and
bei Schnkruti am linken Ewiril-
nfer. Gegen den Rand des
Beckens nehmen die Sandsteine
Oberhand, und das £rz wird
weniger dicht and mehr erdig.
80*^/0 dieses letzteren wandert
anf die Halde oder dient als
Versatz.
Die Struktur des Hangan-
erzes von Knta'is ist eine deut-
lich konkret! onäre, zum großen
Teil oolithi sehe. Anch die schein-
bar dichten, glänzend schwarzen
und fast ganz reinen Uassen
von hartem Fsilomelas lassen
erkennen, dafi sie aus einer
Grandmasse mit dicht einge-
betteten knolligen Znsammen-
^ ^ j* » jw f— ^i^llnngen bestehen. Diese letz-
MMii if I T 1* T i 1 I ' I " teren treten dann auf dar
Flg. es. Proflie dntoh die MaQg»nenal)lagoranE«n von unebenen Oberfläche der Platten
MgwlmBwl and Sehnlmitl bei TBcUatiira. 1 Sandstein; als HÖcker und Warzen herVOr,
t dichtes, matCee Erz; 3 braonee, erdiges Erz; t,» du- bilden manchmal, eingebettet in
selbe mit Sandstein dorcbBchichtet; b scbwaries, fein- eine tonig-sandige GmndmaSSe,
kOmlgeBEii; e daeselbe mit Sandstein durcliechlchtet; allein das Erz, zeigen eine
7 diohtes Er«; B .ohwar«e, kämiges En mit dichten nierige oder traubige OberflUche
EUdagenmpn; lowelfl«raand^te|n;necli.anea grob- ^^^ ^^^ ausgezeichnet schalig
komlires Erz : 13 schwarEes, lelnkomlcea Erz mit Bänder . ^ ti .1 ..o 1.1 .i... .
von dkht*mErz; .3 brauner, maneanWUeerSandatein; f''»'''- Ihre Größe bleibt in
WgrobtömJgBa.acliwarreBKrimltdlehtenElnlaKBi-nngen; der Kegel an den Vorliegenden
IS branues, grobkfiraigea Erz; Ifl gelber Sandstein mit Stücken der ClaUSthalor Samm-
grobkemtgem Erz; 17 graner Sandstein. lang unter 1 Cm. Manchmal
sind sie erheblich weicher als
das harte Manganerz oder bestehen gar aas Wad. Die kleinsten solcher Kon-
kretionen sind deutlich schalige, noch unter millimetergroGe Kügelchen, anreget-
Lager von Psilomelan and Pyrolasit als primäre Sedimente usw. 259
mäßig gerundete oder sogar kurz Stäbchen- oder zylinderförmige Eörperchen, die
sich teilweise leicht unter Hinterlassung ihrer äußersten Schalen aus der Grund-
masse herauslösen lassen. Zwischen den Konkretionen und in allen Lücken des
Erzes liegt häufig eine rötlich-weiße, tonige Masse, welche aus Kaolin, Glimmer-
schüppchen und eckigen Körnern von Quarz besteht und beinahe als eine Arkose
bezeichnet werden könnte. Außerdem ist das Erz mit spätigem Calcit durch-
wachsen. Kristalliner Pyrolusit ist nur untergeordnet auf kleinen Hohlräumen
und Klüften vorhanden.
Innerhalb des manganführenden Schichtenkomplexes besteht ungei^r ^/^ — ^/4
der Mächtigkeit aus dichtem Erz, das Übrige aus Körnern von solchem in Buch-
weizen- bis Nußgröße und aus tonigem Sandstein. Nach Berechnungen Kozowskys
ergibt 1 Quadratsaschen (= 4,54 qm) der erzführenden Fläche 266 Pud (= 4360 kg),
die letztere also in ihrer Gesamtheit abzüglich 26 Quadratwerst, welche etwa
durch Flußerosion abgetragen worden sind, 6650 Mill. Pud oder 110 Mill. t,
d. i. etwa das HundertfOiChe des heutigen Weltbedarfs an Manganerz. Der Metall-
gehalt des Erzes beträgt durchschnittlich 50 ^/o, der Phosphorgehalt der Ende
1897 exportierten Erze war durchschnittlich 0,16 *^/q.
Die Ausnutzung der Manganerzlagerstätten von Tschiatura begann in den
Jahren 1877 — 1878 und hat seitdem einen großartigen Umfang angenommen.
Die Produktion betrug im Jahre
1885 noch 3640800 Pud (= 59636 t)
1890 10468105 „ (=171468 t)
1895 7208649 „ (=117074 t)
1900 40363486 „ (=661154 t).
Im Jahre 1902 wurden aus Transkaukasien insgesamt 478500 t exportiert.
Manganerzlagerstätten von Bedeutung liegen am Unterlauf des Dniepr.^)
Am rechten Ufer des Flusses, bei Nicopol, ist eine meist kaum 1,5 m mächtige
Ablagerung mit bis zu 50 ^/q Mangan im Oligocän aufgedeckt worden. Sie wird seit
1887 abgebaut. Die erzführenden Schichten nehmen eine Fläche von 20000 ha
ein; sie bestehen aus einem meistens durch Manganoxyde schwarz gefärbten,
sandig-toDigen (Gestein, welches Knollen von Braunstein enthält. Der letztere soll
Pyrolusit sein und „tritt in Oestalt unregelmäßiger Konkretionen mit knolliger
Oberfläche und konzentrisch schaliger und stellenweise blasiger Struktur auf;
doch kommen auch homogene Konkretionen und Kristalle von Pyrolusit vor^.
Glaukonitische Tone scheinen das Liegende und Hangende der Lagerstätte zu
bilden, und stellenweise wird diese auch von Glaukonitsand unterlagert. Zu be-
merken ist, daß die Manganerzlager des Dniepr-Gebietes in geringer Höhe über
dem kristallinen Grundgebirge abgelagert zu sein scheinen, so daß der Gedanke
nahe liegt, daß das Mangan aus der Verwitterung des letzteren herstammt.
Bei Horodizce, 18 km nördlich von Nicopol hat man ein 2 — 3 m
mächtiges, horizontal gelagertes, von tertiären Tonen überdecktes Manganerzlager
in Abbau genommen. Dasselbe ruht fast unmittelbar auf Granit, von welchem
^) Sokolow, Über die Manganerzlager in den tertiären Ablagerungen des
Gouyemements Jekaterinoslaw; M6m. du Comit^ g^ologique. XVUI, 1901. No. 2, 1 — 80;
ausführlicherer Auszug im Jahrb. f. d. Eisenhütten w., H, 1903, 213—216.
17*
260 Die schichtigen Lagerstätten.
es durch eine 0,35 m mächtige Bank von Kaolin und Sand getrennt ist. Das
Erz besteht aus einem Gemenge von Qnarzkömem und PyrolusitknoUen. Die
Manganerzproduktion von Nicopol hat 1893 75800, 1894 58000 t betragen.^)
Bei Strullos in der Nähe von Lamaca auf der Insel Cypern^) führt der
miocäne Mergel in der Umgebung eines Vorkommens von zersetztem Quarzandesit
(Quarzporphyr?) und dazugehörigen Tuffen Pyrolusit und Psilomelan in Knollen
und geht selbst in beschränkter Ausdehnung in erdiges Mangan- und Brauneisen-
erz über, welches früher als „cyprische ümbra" berühmt war. Nach Ter r eil
ergaben zwei Analysen der Umbra folgende Werte:
SiO, A1,0. CaCOs MgCO« FeA MnO, o^^reJ
I . . . 12,28 5,20 8,41 1,70 40,03 24,85 7,53
n . . . 19,56 6,61 Spur 1,02 41,27 24,42 7,12.
In den miocänen, horizontal gelagerten Tonen der Gegend von Cindad
Real am Oberlauf des Guadiana in Neu-Castilien kommt ein 1,2 m mächtiges
Manganerzlager vor, überlagert von einer 5 m dicken Bank weißen Tons, der
gleichfalls 15— 200/o Erz führt. Der Metallgehalt des Lagers beträgt 40— 60 ^/^
neben einem Phosphorgehalt von 0,25 ^/q. Nach Fuchs und deLaunay^ sind
die Erze im Jahre 1893 noch nicht ausgebeutet worden. Die offizielle Statistik
von 1900 erwähnt gleichfalls keine Produktion. Die Lagerstätte soll deijenigen
von Tschiatura ähnlich sein.
An der Westküste der Insel San Pietpo,*) an der Südwestseite von
Sardinien, wird auf den Gruben am Capo Becco und Capo Rosso Manganerz
seit Beginn der 80 er Jahre des XIX. Jahrhunderts gewonnen. Das Vorkommen
besteht aus zwei Lagern von Pyrolusit mit wechselnden Mächtigkeiten von
0,2 — 0,8 m, die durch eine Schicht schwarzen Tons voneinander getrennt und
von Schichten von rotem und gelbem Jaspis bedeckt werden. Letzterer um-
schließt Lagen von bunten ockerigen Massen. Im Liegenden und Hangenden
dieser Schichtenfolge befinden sich weiße oder rote Tone, die wahrscheinlich
aus der Zersetzung von Tuffen hervorgegangen sind. Das Ganze liegt zwischen
„Trachytbänken". Das Manganerz ist jedenfalls durch Auslaugung der Trachyte
und Tuffe entstanden. Die Produktion beträgt jetzt ungeföhr 1000 t.
Auf Milos^) werden beim CapYanian der Westspitze der Insel 0,6 — 1,8 m
mächtige, mit Ton verunreinigte Manganerzlager abgebaut. Sie liegen konkordant
im Pliocän und haben als Liegendes „Trachyt^. Nach der Karte von Ehrenberg
stehen beim Cap Yani Qnarzit und verkieselter Tuff an.®) Möglicherweise sind
diese an Tuffe und Eruptivgesteine gebundenen Manganerze bei der Zersetzung
besonders des ersteren entstanden, wie denn gerade kleinere Mangansuperoxyd-
ausscheidungen in submarinen Tuffen nicht selten beobachtet werden können.
Man gewann im Jahre 1902 15000 t Erz.
^) Trasenster, L'industrie charbonni^re et Bid6rurgigue de la RuBsie m^ridionale;
Revue univ. des Mines, XXIV, 1896, 199—202. — Sokolow, 1. c.
^ Gaudry, Geologie de l'ile de Chypre; M6m. See. g6ol. de France (2), VII,
191 — 192. — Beobachtungen von Bergeat.
«) Gites min^raui, II, 23—25.
*) Fuchs et de Launay, Gites min^raux, II, 25—26. — G. vom Rath,
Sitzungsber. niederrh. Qea., XL, 1883, 151—152. — Gatalogo della mostra fatta del
Corpo Reale delle Miniere, Parigi 1900, 59.
ß) österr. Ztschr. f. Berg- u. Hüttenw., XLV, 1897, 514. — Zenghelis, Les
minerais et min6raux utiles de la Gr^ce, 1903.
^ Inselgruppe von Milos, 1889.
Lager von Psilomelan und Pyrolusit als primäre Sedimente usw. 261
Grofie Mengen von Manganerz sind an den verschiedensten Orten in Chile
vorhanden. Über das geologische Vorkommen derselben ist so wenig bekannt
geworden, daß sie hier nur anhangsweise behandelt werden können. Soviel
scheint wahrscheinlich zu sein, daß sie großenteils schichtiger Natur sind.
Nach Ede (bei Phillips und Louis^)) kommen diese Erze in Wechsel-
lagerung mit Sandsteinen, Tonen, Tonschiefern, Kalkstein und Gips im Hinter-
land von Coquimbo und Carrizal in jurassisch-kretaceischen Schichten vor. „Die
Erzlager sind nie auf große Entfernung hin sehr beständig, sie sind vielmehr
oft auseinander gerissen, keilen aus, tun sich wieder unregelmäßig auf, sind
stark gestört und gebunden an eruptive Stöcke und Ergüsse.^ Die Mächtigkeit
der Lager schwankt zwischen wenigen Zentimetem und 2 m, erreicht aber
stellenweise auch 12 — 15 m; sie streichen längs der Berghänge aus und sind
oft vier- oder fünffach übereinander gelagert. Vielfach sind diese Erze mit
Kupfer, Kalk und Baryt verunreinigt und enthalten angeblich auch Mangankiesel.
Das chilenische Manganerz wird seit 1883 exportiert; die Ausfuhr hat stark ge-
wechselt, im Minimum (1898) 21000 t und im Maximum (1892) 51000 t betragen;
im Jahre 1901 bezifferte sie sich auf 32000 t.
Seit dem Jahre 1893 wird auch aus Indien^ viel Manganerz ausgeführt.
Über das geologische Vorkommen kann Näheres nicht mitgeteilt werden. Die
indische Manganausfuhr beträgt über 180000 t.
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika sind verhältnismäßig
arm an brauchbaren Manganerzen^ und deshalb fast ausschließlich auf den
Import aus Brasilien, dem Kaukasus, Cuba, Chile, Ostindien usw. angewiesen.
Cuba besitzt scheinbar große Mengen Manganerz, über deren geologische Natur
wenig bekannt geworden ist.
* Die Anhäufung so enormer Mengen von Manganerzen, wie sie zu Kuta'is
und zu Nikopol als marine Sedimente auftreten, ist zurzeit schwer erklärbar.
Sie beweist wieder, wie sehr wir bezüglich der Kenntnis der aus dem Meerwasser
möglicherweise vor sich gehenden Sedimentationen auf die in früherer Zeit ent-
standenen marinen Ablagerungen angewiesen sind, und wie dürftig immer noch
unser Wissen von den chemischen Vorgängen ist, welche sich heute noch im
Meere abspielen müssen. Dasselbe hätte schon bezüglich vieler Eisenerzlager-
stätten gesagt werden können und gilt gerade so für die später zu besprechenden
marinen Sulfidlagerstätten.
Einstweilen wird man den durch verschiedene Tiefseeforschungen auf dem
Meeresboden entdeckten Mangankonkretionen, so häufig dieselben manchmal auf-
treten, für die Erklärung solcher, faßt reiner Manganlagerstätten kein zu
großes Grewicht beilegen dürfen, es mögen dieselben aber hier erwähnt werden.
1) Ore depoBite, 2. Aufl., 878. — Engin. Min. Joura., XLVIII, 1889, 433. —
Berg- u. Htittenm. Ztg., XLIX, 1890, 33. — Jahrb. f. d. Eisenhüttenwes., I, 1902, 180.
>) Turner, Joum. of the Iron and Steel Institute, LVII, 1900, 216—217.
^ Emmons, Geological distribution of the useful metals in the Unit«d States;
Tranaact. Am. Inst, of Min. Eng., XXTT, 1894, 53—95. — Berg- und Hüttenm. Ztg.,
XLIX, 1890, 33—34, XLVI, 1887, 8.
262
Die schichtigen Lagerstätten.
Es sei hier zunächst verwiesen auf die Mitteilungen Gttmbels.^) Die
Challengerexpedition fand Manganknollen in Tiefen von 2220 Faden (= 4063 m) in
rotem Tiefseeschlamm, ferner außer an anderen Stellen im Stillen Ozean auch
zwischen Japan und den Sandwichsinseln, gleichfalls in rotem Schlamm in Tiefen
zwischen 2740 und 3125 Faden (—5014—5729 m). v. Willemoes-Suhm«)
sagt, der Meeresboden müsse dort, „abgesehen von dem nicht kalkhaltigen, rötlichen
Schlamm und der großen Zahl von Bimssteinstücken . . . ganz mit großen knollen-
förmigen Mangankonkrementen bedeckt sein^^ Manchmal enthielten die „kartoffel-
ähnlichen Knollen^ Stückchen von Bimsstein, Haifischzähnen, Knochen oder
Muscheln, die aber nicht immer die Mitte der Knollen bildeten, sondern oft wie
zufällig damit verwachsen waren. Ein einfacher Manganüberzng überkrustet
auch häufig dergleichen Beste. Die Struktur der Konkretionen ist eine äußerst
dünnschalige, nach innen zu wird sie derber. Es sind Zusammenballungen,
welche ohne Zutun von Organismen auf dem Meeresboden entstanden; Gümbel
nimmt an, daß das Mangan dem Material unterseeischer Eruptionen entstamme. ^
Von Interesse ist auch die chemische Zusammensetzung der Konkretionen.
Schwager fand:
Fe^Og 27,46
MnOj 23,60
H^O 17,82
.... 16,03
.... 10,21
.... 2,36
.... 0,94
.... 0,92
.... 0,66
.... 0,48
SiOg
AlA
Na^O
Cl .
CaO
TiOg
SO«.
K^O
MgO
CO«.
P2O5
CuO
CoO, NiO
BaO .
? Li, Pb, Sb, B, J
Organisches . .
0,40
0,18
0,05
0,02
0,02
0,01
0,009
Spuren
Spuren
101,17
Völlig übereinstimmend mit den vom Challenger aufgefischten Mangan-
knollen (sie sind „Halobolite" und „Pelagite" genannt worden) sind die von der
„Gazelle^ mitgebrachten. Sie wurden bei den Cook-Inseln im Stillen Ozean ge-
funden, und der Grund des letzteren scheint überhaupt weithin mit solchen
bedeckt zu sein.^)
Chun^) erwähnt das Auftreten von bis zu 8 cm großen, „riesigen Brom-
beeren" gleichenden Manganeisenknollen im südlichen atlantischen Ozean; sie
konnten dort in größerer Menge mit einem Netzzug aus etwa 6700 m Tiefe
geholt werden. Nach Andrussow®) finden sich ähnliche Konkretionen auch
auf dem Grunde des schwarzen Meeres. Man wird in diesen Manganknollen
nur eine Zusammenballnng des in den Tiefseesedimenten (dem roten Tiefsee-
schlamm) enthaltenen Eisen- und Mangangehaltes erblicken dürfen. *
^) Die am Grunde des Meeres vorkommenden Manganknollen; 8itz.-Ber. k. bayr.
Akad. d. Wies, math.-phye. CL, 1878, 189—209.
") Ztechr. f. wisa. Zool., XXVII, CIV, zitiert von Gümbel.
^) Die geschichteten Massen basaltischer Lapilli auf dem Plateau des südlichen
Teils der Insel Vulcano (Liparen), welche offenbar submarin abgelagert worden sind,
enthalten ziemlich viel bläulich-schwarze Ausscheidungen von Mn02; dieselben umkrusten
die Lapilli und sind zweifellos durch deren Zersetzung entstanden. Bergeat.
*) Gümbel, Forschungsreise S. M. S. „Gazelle", IL Teil, 33—36.
*) Aus den Tiefen des Weltmeeres; Schilderungen von der deutschen Tiefsee-
Expedition, 1903, 162—163; siehe die guten Abbildungen.
®) Guide des excursions du VU. Congres göolog. intern., 1897, XXTY^ 13.
Manganerzlager entsprechend den Sumpferzen. 263
* Hanganerdager entsprechend den Snmpferzen.
Wie das Eisen, so wird auch das Mangan aus verwitternden Gesteinen
ausgelaugt und fortgeführt. Daß seine Ausscheidung als Oxydhydrat oder als
Mangansuperoxyd sehr häufig schon unmittelbar nach der Auflösung wieder
vor sich geht, beweist das Vorkommen der manganerzerfttllten Trümer im
Mangankieselschiefer und der Mangandendriten in so vielen Gesteinen, sowie
der bläulich*schwarzen Ausscheidungen in vulkanischen Tuffen und in Geröll-
ablagerungen, in welchen manganhaltige Gesteine eingebettet sind. So be-
obachtet man in den schwedischen Glacialablagerungen manchmal reichliche
lagerförmige Imprägnationen von schwarzem „Manganocker", welche auf eine
Auslaugung der in den Moränen enthaltenen silurischen Kalksteine zurückgeführt
werden.^) So gut die See- und Rasenerze einen untergeordneten Mangangehalt be-
sitzen, wird man von vornherein auch annehmen dürfen, daß sich auch mangan-
reiche Absätze ähnlicher Art bilden können. Tatsächlich sind auch einige Vor-
kommnisse solcher Art bekannt.
Ein Mangansumpferz kommt nach Strishow^ im Bogoslowskischen
Bergrevier im Ural vor. Dort kennt man in quartären Sanden etwa 1^/, m
dicke Lagen von Pyrolusit, welche durch eine Auslaugung benachbarter mangan-
haltiger Gesteine entstanden sein sollen.
Als Absätze ähnlicher Entstehung sind wohl die großen Manganerzlager-
stätten am nordöstlichen Taunus und in der Gegend von Gießen zu betrachten,
welche sich allerdings in der Hauptsache unter Einwirkung von Kalkstein auf
die erzführenden Lösungen gebildet haben und deshalb unter den metasomatischen
Lagerstätten behandelt werden sollen. Indessen kennt man zuOberrosbach bei
Homburg v. d. H. auch lagerartige Massen von Braunstein, 5 — 7 m mächtig
und über 200 m im Streichen aufgeschlossen, welche von dem liegenden Stringo-
cephalenkalk durch Sand und Ton getrennt und in diese eingeschlossen sind.
Im Überschwemmungsgebiet des Amazonenstroms ^) kommen in großer
Verbreitung über ein etwa 1000 km langes und 500 km breites Gebiet nördlich
und südlich des Flusses teils auf primärer Lagerstätte, teils verlagert eigen-
artige Manganerze vor, deren Entstehung einige Ähnlichkeit mit derjenigen des
Raseneisenerzes haben dürfte. Dieselben sind eingebettet in Sandstein und selbst
häufig ganz durchspickt von Sandkörnern, so daß sie mehr einem hochgradig
manganhaltigen Sandstein gleichen. Im übrigen haben sie konkretionäre Form
und teilweise zweifellos konkretionäre Entstehungsweise, indem sie auf eine
Anreicherung von Mangan innerhalb des von Manganlösungen durchtränkten
Sandsteines zurückgeführt werden können. Sie bestehen hauptsächlich aus
Psilomelan und bilden gewöhnlich „derbe, plattige Massen mit auf einer Seite
nierenförmiger, auf der anderen Seite ebener Oberfläche mit wellig schaligem
Gefüge. Die schalige Struktur verläuft nahe der nierigen Oberfläche ziemlich
parallel zu den Nierenbuckeln, gleicht sich nach innen immer mehr aus und
verläuft mit der ebenen Begrenzungsfläche der Platten schließlich ebenfalls
parallel. Die Schalen sind 3—8 mm stark und werden nicht selten von einem
dünnen Kaolinbeschlag voneinander geschieden .... Auch derbe traubenförmige
^) De Geer, Om ett manganmineral i Üpsalaäsen; Geol. Foren. Förh., VI,
1882 — 1883, 42—44. — Fegraeus, Om förekomsten af manganockra i nillstens- och
morangrus; ebenda VIII, 1886, 170—171.
^ Die Manganerzlagerstatte beim Dorf Marsjata im BogoslowskiBchen Bergrevier.
Material, z. Kenntnis des geol. Baues des russ. Reiches; Beil. zum Bull. See. Natur.
Moscou, I, 1899, 104—108; Ref. N. Jahrb., 1901, II, -406-.
*) K atz er, Ein eigentümliches Manganerz des Amazonasgebietes; österr. Zeitschr.
f. Berg. u. Hüttenw., XLVI, 1898, 41—46.
264 Die schichtigen Lagerstätten.
Massen mit teilweise schaligem Gefüge sind sehr verbreitet, sowie auch tropf-
steinartige und verschieden gestaltete Stücke von zuweilen ganz absonderlicher
Form/ Katzer nimmt an, daß der Psilomelan ursprünglich aus Mangan-
karbonatlösungen infolge einer Oxydation unter Verdrängung der Kohlensäure
entstanden sei; das Mangan selbst entstamme zersetzten basischen Gesteinen. *
IL Schichtige Lagerstätten sulfidischer Erze.
* Schwefeleisen vermag sich in den heutigen Meeren in großen Massen
niederzuschlagen. Viele Sedimente, insbesondere Tonschiefer und Tone, enthalten
Schwefelkies in mehr oder weniger großer Menge unter Bedingungen, welche
eine gleichzeitige Entstehung derselben mit ihrem Nebengestein unzweifelhaft
machen. Neben ihnen können aber unter gleichen Bedingungen auch die Sulfide
des Bleies, des Zinkes und seltener des Kupfers auftreten. Gerade so wie manche
Formationen auf mehr oder weniger rätselhafte Weise zu Eisensteinformationen
geworden sind, wie der Dogger Suddeutschlands, so ist z. B. das Perm in ver-
schiedenen Horizonten und in sehr weiter Verbreitung in verhältnismäßig
geringem Maße kupferführend; anderen Schichten scheint ein geringer Blei-
gehalt, wieder anderen ein gewisser Zinkgehalt eigentümlich zu sein.
Während man allgemein geneigt ist, die Anhäufung ungeheurer Mengen
von Eisenoxyd innerhalb der Schichten als etwas fast Selbstverständliches auf
Sedimentation zurückzuführen, ja sogar deren sedimentäre Entstehung in solchen
Fällen vertreten hat, wo nach den geologischen Verhältnissen sehr wohl an eine
epigenetische Bildungsweise gedacht werden kann (s. S. 163 — 168), während man
ferner keine Bedenken trägt, die meisten, manchmal kolossalen Manganerzlager
für schichtige Gebirgsglieder zu erklären, wird seit neuerer Zeit von vielen
Seiten bestritten, daß auch das Eisens nlfid in größeren Erzkörpern sedimentärer
Entstehung sein könne, und daß die meist verhältnismäßig geringen Gehalte an Zink,
Blei, Kupfer, Arsen usw., welche solchen sulfidischen Eisenerzlagern beigemengt
sind, als Niederschlag aus dem Meere entstanden sein könnten, ja daß überhaupt
sulfidische schichtige Erzlager möglich seien.
Wenn im folgenden Abschnitte von schichtigen Sulfidlagerstätton die Rede
ist, so geschieht dies demnach im Gegensatz zu jener Auffassung und muß be-
gründet werden. Es scheint aber am zweckmäßigsten zu sein, diese Begründung
erst dann folgen zu lassen, wenn sich aus den Einzelbeschreibungen die Möglichkeit
eines Überblicks über das Ganze ergeben hat. Einstweilen sei vorausgeschickt,
daß von anderer Seite die sulfidischen Erzlager von jeher bald als Imprägnationen,
als Ausfüllungen von Gangspalten oder als metasomatische Lagerstätten be-
zeichnet worden sind, und daß diese Auffassungsweise keineswegs so neu ist,
daß man etwa aus ihrem jugendlichen Alter eine Entschuldigung für ihre oft
sehr dürftige oder mangelnde Begründung ableiten könnte. Im übrigen soll die
Einordnung der nachstehend beschriebenen Vorkommnisse unter die schichtigen
Lagerstätten keineswegs die Anschauung zum Ausdruck bringen, als ob alle
nur sedimentärer Entstehung sein könnten; ftir manche wird sich ergeben, daß
sie nur auf solche W^eise gebildet sein können, bei anderen wird diese Entstehungs-
art für die wahrscheinlichste gehalten, für viele, zumal die meisten der kristallinen
Schichtige Lagerstätten sulfidischer Erze. 265
Schieferformation angehörenden läßt sich der ürsprang einstweilen überhaupt
nicht nachweisen, solange unsere Kenntnisse über die Herkunft und Bildungs-
weise der Schiefer und über die in großen Teufen waltenden chemisch-
physikalischen Bedingungen so unzureichend sind, wie noch jetzt. Dieselben
sollen wegen ihrer formellen Analogien mit den echten schichtigen Lager-
stätten ihren Platz unter den „Lagern^ behalten. Die äußere geologische Ähn-
lichkeit und die für die bergmännisch-technische Bedeutung gemeinsamen Eigen-
schaften machen es ratsam, diese „Erzlager" so lange in eine Gruppe zusammen-
zufassen, bis einwandfreie Beweise vorliegen, daß sie wirklich verschiedener
Genesis sind.
Wie in der Botanik oder Zoologie eine jede Systematik, welche sich auf
historische Gesichtspunkte, also dort auf die Entwickelungsgeschicht« stützt, ihre
„Problematica" aus dem System ausscheiden muß, so geht es notwendigerweise
der Geologie, sobald sie sich auf das Gebiet der Petrogenesis begibt und von
ihr aus zu systematisieren versucht. Man könnte demgemäß auch hier „Proble-
matica^ ausscheiden und in einen besonderen Abschnitt zusammenfassen; die
darin unterzubringenden oxydischen und sulfidischen „Lager" wären erheblich
zahlreicher als diejenigen, deren sedimentäre Entstehung mit Sicherheit behauptet
werden kann. *
In vielen geschichteten Gesteinen jeden Alters finden sich in geringfügiger
Menge Sulfide als feine Einsprengungen. Sie können ohne weiteres mit den
oxydischen Eisenerzen verglichen werden, die in mancherlei Form als syngenetische
Präzipitate in vielen Gesteinen enthalten sind. Wie diese letzteren sich an-
reichern können, so daß z. B. aus Itabiriten derbe Eisenglanz-Magnetitlager,
aus siderithaltigen Schiefertonen oder Mergeln Toneisensteine werden, so kann
auch der Sulfidgehalt mancher Schichten bis zur deutlichen, dem bloßen Auge
schon wahrnehmbaren Erzfährung werden, und es hängt nur mit dem geringen
Wert der eingesprengten Erzarten (z. B. Pyrit, Magnetkies, Bleiglanz) zusammen,
wenn man diese erzführenden Sedimente nicht als Erzlager bezeichnet. Ander-
seits genügt schon eine verhältnismäßig sehr geringe Goldführung (in Transvaal
gegenwärtig etwa 15 g in der Tonne sehr zähen Gesteines), um die Schichten zu
einer sehr reichen Lagerstätte zu machen. Jene reichlicheren Beimengungen
des Erzes im Gestein sind oft nur gewissermaßen die Vorboten anscheinend
derber, in Wirklichkeit aber doch immer noch mit den Nebengesteinselementen
durchwachsener Erzmassen, welche stellenweise inmitten einer allgemein erz-
führenden Schichtzone in oft gewaltigen Dimensionen eingebettet liegen. Formell
entsprechen dieselben durchaus den Eisenerzlinsen. Dahin gehört das von
kiesführenden Schiefem begleitete Lager im Eammelsberg bei Goslar, die
Kieslager von Rio-Tinto in Spanien. Ihrer Substanz nach bestehen sie
großenteils aus Eisen, das hier allerdings in der Form des Sulfids statt in der-
jenigen des Oxyds vorliegt, ja manchmal sind sie sogar von einem primären
Bestand an Magneteisen begleitet, wie umgekehrt zahlreiche Eisenerzlager auch
Sulfide fähren. Also auch in qualitativer Hinsicht bestehen zwischen den beiden
Typen der schichtigen Lagerstätten Übergänge.
Man bezeichnet in Norwegen seit langer Zeit als Fahlbänder archäische
Schiefer, welche in weiter Erstreckung mit allerlei Sulfiden, besonders solchen
266 Die schichtigen Lagerstätten.
des Eisens, in merklicher Menge durchwachsen sind. In geologischer Hinsicht
sind diese Gresteine geschichtete erzführende Massen. Sieht man zunächst von
der Herkunft des Erzes und von der Entstehungsweise der Gesteine ah, so läßt
sich die Benennung ,,Fahlhand^ auch auf andere zonenweise und scheinbar
niveaubeständig mit Sulfiden durchwachsene Schiefer übertragen. Aus diesen
Fahlbändern gehen aber stellenweise reichere Erzmassen hervor, welche mit
letzteren die gleiche Entstehungsweise teilen und deshalb nicht streng von ihnen
geschieden werden können. Da nun femer in jüngeren normalen Sedimenten
ein fein verteilter syngenetischer Sulfidgehalt beobachtet wird, so wird man
auch die Fahlbänder der kristallinen Schiefer für solche umgewandelte erz-
führende Sedimente halten dürfen, solange nicht bezüglich der Entstehung des
Gesteines oder des Erzes Gegenteiliges bewiesen ist. Zwischen den alten Fahl-
bändem, den Sulfidlagem und jüngeren sulfidführenden Sedimenten mancherlei
Art besteht also nur ein scheinbarer Unterschied; sie sind alle ausgezeichnet
durch die innige Yermengung von Erz und Nebengesteinselementen und können
allgemein als erzführende Sedimente bezeichnet werden. Das ganze Wesen auch
der derberen Erzmassen ist doch immer das der Fahlbänder, und man könnte
alle diese sulfidischen Lagerstätten als Fahlbänder im weitesten Sinne
zusammenfassen. Dieser Benennung würde noch die Willkür anhaften, daß sie
z. B. die Eisenerzlager der kristallinen Schieferformation ausschließt, obwohl die-
selben formell den Sulfidlagern ganz analog sind.
Wie schon gesagt, sind die im folgenden zu besprechenden Lagerstätten
in stofflicher Hinsicht zum größten Teil Eisenerzlagerstätten (Pyrit, Magnetkies) ;
Zink, Blei und Kupfer sind außerdem fast stets vorhanden. Manchmal herr-
schen die Sulfide der letzteren vor, bilden aber seltener massige Lager, sondern
sind dann in der Eegel gegenüber den Lagerarten oder dem Muttergestein unter-
geordnet. Blei und besonders das Kupfer sind nicht immer als Sulfid, sondern
manchmal auch als Karbonate oder in anderen Salzen vorhanden. Es sind dann
aber gewöhnlich sicherlich die letzteren aus den Sulfiden hervorgegangen. Ganz
vereinzelt kommen auch Silbererze in einer Art und Weise vor, welche zunächst
an eine sedimentäre Entstehung denken läßt. Die großartigsten bekannten Gold-
lagerstätten gehören femer dem Fahlbandtypus an (Witwatersrand in Transvaal).
Es empfiehlt sich, die schichtigen Lagerstätten sulfidischer Erze in nach-
stehenden Gruppen zu behandeln:
1. Die Fahlbänder (im engeren Sinne).
2. Die Kies-, Blende- und Bleiglanzlager.
3. Die goldführenden Kiesfahlbänder.
4. Der Kupferschiefer und verwandte Lagerstätten.
5. Die blei-, kupfer- und silbererzführenden Sandsteine.
6. Die kupferführenden Tuffe.
Die Gmppen 1, 2, z. T. und 3 gehören den metamorphen Schiefem an,
der Typus 4 ist weitverbreitet in der Permformation, 5 in der Trias, 6 ist
spärlich in cänozoischen Ablagerungen bekannt.
Die Gruppe 2 hat viele ausgezeichnete Vertreter auch im Paläozoicum.
Die eigentlichen Fahlbänder. 267
1. Die eigentlichen Fahlbänder (im engeren Sinne).
Die Aaf fassang dieser technisch mehr oder weniger unwichtigen Lager-
stätten als schichtige Erzabsätze stützt sich zunächst auf die Tatsache, daß in
jüngeren normalen Sedimenten sulfidische Erze sowohl in kleinen als auch in
großen Mengen als zweifellose Präzipitate vorkommen und z. B. für den Kupfer-
schiefer der Zechsteinformation geradezu charakteristisch sind, ferner darauf,
daß die kristallinen Schiefer, welche wenigstens teilweise als Sedimente betrachtet
werden müssen, ganz allgemein mit manchmal nicht unbeträchtlichen Mengen
von Sulfiden imprägniert sind. Solange nicht der sichere Beweis erbracht wird,
daß die im folgenden zu besprechenden erzführenden Gesteine keine Sedimente
sind, sollen die Fahlbänder unter den schichtigen Lagerstätten behandelt werden.
Auch dafür, daß dieselben etwa zu irgend einer Zeit mit Sulfiden imprägniert
worden seien, fehlt bis auf weiteres jeder Beweis.
Der Name „Fahlband^ stammt aus der Umgebung von Kongsberg in
Norwegen, der altberühmten, 70 km südwestlich von Christiania gelegenen Berg-
stadt. Die NNW.— SSO. streichenden, meist 70— 90<> einfallenden „Kongsberg-
schiefer^ bestehen aus Gneisen, Glimmerschiefem, Homblendeschiefer (beide
manchmal mit Granat), aus Granulit und quarzitischen Schiefern. Dazwischen
treten verschiedentlich massige Gesteine, nämlich Granit, Diorit und Gabbro
auf, welche fein eingesprengte Erze, sog. „Fahle^, enthalten.^)
Man kennt sieben bis acht „Fahlbänder", ^) d. s. Zonen, innerhalb welcher
die Schiefer mit feinen Partikelchen, vor allem von Eisenkies und Magnetkies,
daneben auch von Kupferkies, Zinkblende, angeblich auch von Bleiglanz, Kupfer-
glanz, Buntkupfererz und Arsenkies erfüllt sind. Manche sind, dem Verlauf
der Schichtung entsprechend, mehrere Kilometer weit nachzuweisen und besitzen
mitunter bedeutende Mächtigkeit, wie z. B. das Oberbergs-Fahlband, welches
300 — 400 m, das Unterbergs-Fahlband, welches 80 m breit ist. Ihr Ausstrich
ist weithin zu verfolgen; zwar ist das Erz in den Schiefem in äußerst feiner
Verteilung, manchmal dem bloßen Auge überhaupt nicht sichtbar, eingesprengt,
im Ausstrich sind aber die Kiese verwittert und die erzführenden Schichten im
Gegensatz zu den erzarmen benachbarten Schiefem rostbraun gefärbt. Manchmal
verliert sich der Erzgehalt allmählich, um alsbald im Streichen wieder auf-
zutreten. Die Kongsberger Fahlbänder sind an sich technisch wertlos; ihre hervor-
ragende Bedeutung besteht darin, daß die sie durchsetzenden Silbererzgänge
in ihnen eine Veredelung erfahren und nur dort abbauwürdig sind, wo sie die
Fahlbänder durchschneiden.
Mikroskopische Untersuchungen Heilands hjaben ergeben, daß Kieskömer
in den Hornblende- und Granatkömem der Fahlbänder eingeschlossen sind. Der
^) „Fahl'' Bo viel wie „rostbraun'^, weil die mit Kiesen durchstäubten Gesteine
bei der Verwitterung diese Farbe annehmen. Über die unrichtige Schreibweise „Fall-
band'' siehe bei Böbert, Karst. Arch. f. Min., XXI, 1847, 237.
^ Durocher, Les gftes m^tallif^res de la Su^de, de la Norwöge et de la
Finlande; Ann. d. mines (4), XV, 1849, 354—367. — Herter, Über die Erzführung der
thelemarkischen Schiefer; Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., XXIII, 1871, 377—398, bes.
S. 383 £f., Lit. — Münster, Kongsberg Ertsdistrict; Kristiania Videnskabsselsk. Skrifter,
L math.-naturv. Klasse, 1894, 1—104, Lit. ; Referat Ztscbr. f. prakt. Geol., 1896, 93. —
Vogt, Ztschr. f. pr. Geol., 1899, 177—178, 181. — Rolland, La g6ologie de Kongsberg;
Ann. d. mines (7), XI. 1877, 391—483, bes. 417—425, Lit. — Kjerulf, Die Geologie
des südlichen und mittleren Norwegen, übersetzt von Gurlt, 1880, 316—317.
268 Die schichtigen Lagerstätten.
Magnetkies vom Eobbervoldens Fahlband enthält nach Münster zusammen 0,2 ^/o
Nickel and Kobalt und 0,00055 ^/q Silber; ähnliche Silbergehalte zeigt auch der
Schwefelkies, während der Kupferkies vermutlich silberreicher ist.
Vogt und Heidenreich haben die Kiesmengen in den Fahlbändern
Kongsbergs an Durchschnittsproben zahlreicher, in verschiedenem Grade erz-
führender Fahlbänder berechnet. Sie fanden in
schwach erzführendem Fahlband 1,07 <>/o Schwefel, 2,25— 2,5 ^/o Erz.
mittelmäßig „ „ 1,57 „ „ 3,5 — 4 „ „
etwas reichlich „ „ 2,07 „ „ 4,5 — 5 „ „
Die syngenetische Entstehung des Erzgehaltes der Kongsberger Fahlbänder
ist mehrfach bestritten worden, und man hat denselben für eine Imprägnation
erklärt. Wie gerade die syngenetische Deutung nicht nur der sulfidischen,
sondern auch der oxydischen Erzlager bei den älteren norwegischen Geologen
auf Widerspruch gestoßen ist, so haben schon Dahll und Kjerulf 1860 die
Erzführung der Kongsberger Fahlbänder auf Imprägnationen im Gefolge von
GabbrO'Eruptionen zurückgeführt. Rolland vergleicht die Fahlbänder mit den
Harzer Ruschein und erblickt in ihnen ausgewalzte und zermalmte Zonen in-
mitten des Gneises, welche später im Zusammenhang mit Gabbrodurchbrüchen
mit Erz imprägniert worden und zu kristallinen Schiefern umkristallisiert
sein müßten.
Vogt hält neuerdings den „grauen Gneis", welcher zu Kongsberg zwischen
dem Oberberg- und Unterberg-Fahlband auftritt, für einen gepreßten Natron-
granit; da dieser in der Schichtungsrichtung fahlbandartige Kieseinsprengungen
enthält, so schließt Vogt hieraus, daß der Granit erst später mit Erzen
imprägniert worden sei, und zwar gleichzeitig mit den benachbarten Schiefem,
deren Erzführung also gleichfalls eine jüngere Imprägnation sein müsse. Den
Sulfidgehalt des „gepreßten Granits" berechnete Heidenreich auf 2 — 2,5^/o.
Die Imprägnation des Gesteines müßte dann vor sich gegangen sein, bevor
dasselbe in seinen jetzigen Zustand eintrat. Die weite Ausdehnung der Erz-
führung im Streichen und in der Breite, ihr Auftreten in gewissen Zonen, der
Mangel an sichtbaren Zufuhrkanälen sind einstweilen bei Annahme einer
Imprägnation schwer zu erklären. Das Zutun der Gabbro-Eruptionen bleibt
eine Hypothese, solange nicht in anderen Eruptivgebieten der Beweis erbracht
werden kann, daß etwa Gabbro seinen Kontakthof weithin mit Sulfiden imprägniert.
Münster, auf dessen Ausführungen noch ausdrücklich verwiesen sei, hält den
Erzgehalt der norwegischen Fahlbänder für syngenetisch.
Eine ähnliche Bedeutung für die Veredelung von Gängen wie zu Kongsberg
haben Fahlbänder auch an anderen Orten, so z. B. zu Schladming^) in
Steiermark. Das Nebengestein der dortigen silberführenden Kobalt-Nickel-
Erzgänge bilden Hornblendeschiefer und Gneise, in welchen meilenweit Schichten
mit fein verteiltem Magnetkies, Schwefel- und Arsenkies nachgewiesen werden
können, die nach Art der norwegischen Fahlbänder im Ausbiß braun verwittern
und „Branden" genannt werden. Sie erreichen Mächtigkeiten von ^/^ — 30 m,
und besonders sechs solche treten deutlich hervor, von denen die 6 m mächtige
Vötternbrande und die 17 m mächtige Neualpenerbrande die wichtigsten sind.
Diese Fahlbänder fallen durchschnittlich 50^ gegen N. und werden von wider-
sinnig einfallenden, NO. oder W. streichenden Erzgängen durchsetzt, die in ihnen
eine Veredelung erfahren.
^) Aigner, Die Nickelgniben nächst Schladming in ObeivSteiermark; Jahrb. d.
k. k. Bergak., ES, 1860, 260—277. — Flechner, österr. Ztschr. f. Berg- u. Hüttenw.,
XXXV, 1887, 80—84.
Die eigentlichen Fahlbänder. 269
In ähnlicher Weise haben nach den Berichten von Graff^) and Ossent^)
auch die erzführenden Schieferschichten zu Les Chalanches bei Allemont im
Dep. de Tls^re and im Annivierstal in der Schweiz veredelnd auf die Erz-
gänge eingewirkt.
Zu Les Chalanches sind gewisse Gneisschichten so stark kiesfOhrend,
daß sie schon in der Ferne eine braune Farbe zeigen und sich deutlich durch
dieselbe von dem übrigen Grestein unterscheiden lassen. Die kobalt- und nickel-
führenden Silbererzgänge sind genau im Durchschnitt mit diesen Fahlbändern
am ergiebigsten gewesen.
Im Yal d'Anniviers (Einfischtal) in Wallis kommen die reichsten Erze
der Kobalt-Nickelerzgänge von Grand Praz und Gollyre bei Ayer in Fahlbändern
mit Schwefel- und Magnetkies vor; seltener ist in den Fahlbändem Arsenkies,
noch seltener Bleiglanz und Blende. Man hatte dortselbst viele unnötige und
fruchtlose Aufschließungsarbeiten unternommen, ehe man zu der Überzeugung
kam, daß der nickel- und kobalterzführende Braunspatgang fast überall taub
war, wo das Nebengestein, ein Hornblende-Chlorit-Epidotschiefer, wenig Schwefel-
kies führte. Drei ausgeprägte Fahlbandzonen enthielten besonders reichlich
Schwefel- und Magnetkies, und im Durchschnitt mit diesen Bändern ergaben sich
die reichsten Anbrüche von Eotnickelkies und kobalthaltigem Chloanthit.
Eine Eigentümlichkeit, auf welche später noch eingegangen werden soll,
besteht offenbar darin, daß scheinbar gerade Kobalt-, Nickel- und Silbererz-
gänge durch erzführende Schiefer veredelt werden.
Die „Kobaltbänder'' oder „Kobaltfahlbänder'' von Skuterud^) und
Snaram in Südnorwegen haben im Anfang und um die Mitte des XIX. Jahr-
hunderts einen großen Teil der für die Smaltefabrikation verwendeten Kobalterze
geliefert. Sie erstrecken sich längs des Snarum-Flusses durch das Hügel- und
Waldland des Kirchspieles Mo dum. Es sind zwei kobaltführende G^steinsbänder.
Das eine am westlichen Ufer des Flusses ist auf etwa 10 km Länge verfolgt
worden, und in seinem südlichen Teil liegen die Gruben von Skuterud; es ist
das wichtigere, während das parallel damit streichende Fahlband von Snarum
am östlichen Ufer bedeutend ärmer ist. Die Fahlbänder gehören der Gneis-
>) Notice sur la mine d'argent des Chalanches, Lyon 1868; erwähnt Berg- u.
Hüttenm. Ztg., XXVII, 1868, 216.
^) Über die Erzlagerstätten im Anniviersthale ; Berg- u. Hüttenm. Ztg., XXVII,
1868, 321, 326, XXVIII, 1869, 13—15. — Heusler, Über das Vorkommen von Nickel-
und Cobalterzen mit gediegenem Wismut an der CrSte d*Omberenza; Ztschr. d. deutsch,
geol. Ges., XXVIH, 1876, 243.
^ Hausmann, Reise durch Skandinavien, II, 1812, 72—89. — Böbert, Über
die Analogie der Glanzkobaltlager bei Skuterud in Norwegen und bei Vena in Schweden;
Karst. Arch. für Mineral., IV, 1832, 280—284. — Ders., Über das Modumer Blaufarben-
werk in Norwegen; ebenda XXI, 1847, 207—292. — G. Müller, Beschreibung einer
Beise nach Norwegen und einiger norwegischer Berg- und Hüttenwerke, 1838 — 1841. —
Ders., Reisebemerkungen Über norwegische Bergwerke, im Jahre 1843 gesammelt.
Beide Manuskripte in der Bibliothek der Glausthaler Bergakademie. — Durocher,
Les gites m^talliföres de la Suede, de la Norw^ge et de la Finlande; Ann. d. mines
(4), XV, 1849, 319—328. — H. Müller, Über die Skutteruder Kobaltbergwerke; Berg-
u. Hüttenm. Ztg., XVII, 1868, 334—335. — Scheerer, Über zwei norwegische Kobalt-
erze von den Skuteruder Gruben; Pogg. Ann., XLU, 1837, 546—555. — Cotta, Erz-
lagerstätten, II, 1861, 516—518, Lit. — Kjerulf, Die Geologie des südlichen und
mittleren Norwegen, deutsch von Qurlt, 1880, 323—324.
270 Sie Bchichtigea Lagerstättfln.
Glimmerschieferformatioo ao, die fast genau NS. streicht and durchschnittlich
75"* nach Osten einiUllt. Herrscheode Gesteine sind Gneise, welche wegen ihres
hohen Qnarzgehaltes als Quarzschiefer bezeichnet
werden, ferner Glimmerschiefer, verschiedene Ab-
arten des Hornblendeschiefers, z. T. granatfohrend,
and Halakolithfels, „dessen Hauptmasse aas grflnem,
3 grobstrahligem bis fast dichtem Matakotitb and
' -» hellfarbigem, grobstrahligem bis körnigem Äntho-
phyllit in dichter Durchwachsang besteht, wozu
2 sich noch gesellen: dankler, fettglänzender Glimmer,
!> I braaner edler Turmalin, seltener Graphit, auEIer-
"* dem die Erze and etwas Glasquarz". (Böbert)
S ^ Die Breite des westlichen Hauptfablbandes beträgt
I 1 1II bis Aber 300 m (Fig. 64).
I llJ" Haupterz ist der Kobaltglanz (35,41 Co,
S- s- ^ 45,6 As, 19,33 S), in schönen Kristallen ringsam
0 g ausgebildet, in derben Massen oder in fein ein-
i- I gesprengten Partikeln. Daneben sind Eobaltarsen-
^ S" o n kies und Tesseralkies verbreitet. Ihre Verwitterang
1 ^ I y fahrt zum häufigen Auftreten von KobaltblUte.
g Weitere Erze sind Strahlkies (Markasit), Eisen-,
f i Hagnet- und Kupferkies, Molybdänglanz ond sekun-
^ I' däre Kupfererze, darunter auch gediegen Kupfer.
D ~ >. PegmatitischeGranitgilDgedDrchsetzendieSchiefer;
I "l*! sie sind nach Böbert erzfrei.
&? Ber Erzgehalt ist keineswegs gleichmäßig
m daroh die Lagerstätten verteilt; da er schon im
g allgemeinen sehr spftrlich ist, kann es nicht wun-
dern, daß nnbanwUrdige und mehr oder weniger
erzleere Gesteins band er mit kobaltfUhrenden Zonen
wechselten. Als besonders gUnstig für den Erz-
adel bezeichnet B Qb e r t die quarzreicheren Schiefer,
3 während der Glimmerschiefer taube Zwischenlagen
K bildet, deren Wegräumnng mit viel Kosten und
2 Arbeit verbunden war. Der Kobaltgehalt schwand
Z allmählich, sobald sich der Glimmerschiefer ein-
S stellte, kehrte aber ebenso wieder zurUck, sobald
~ das Gestein quarziger wurde. Solche taube Ein-
lagerungen bezeichnete mau als „Graaberge" oder
Felsbänder. Die unhaltigen Mittel keilten sich
nach Böbert in der Tiefe aus. „Sämtliche Erz-
partien pflegen dem Streichen und Fallen, sowie
der Mächtigkeit des Bandes nach nntereinander zusammenzuhängen, so daß man
sich die ganze Erzlagerstätte streifenweise aus unregelmäßigen Fels- und Erz-
partien zusammengesetzt denken kann." (Böbert.) Nach den Hitt«ilnngen
II
Die eigentlichen Fahlbänder. 271
Fr. Müllers^) soll sich ergeben haben, daß die reichsten Eobalterze insbesondere
an Malakolithfels gebunden sind, der allerdings nor lokal auftritt und dann als
Erzbringer gern gesehen wurde.
Über den Erzgehalt hat Böbert genauere Mitteilungen gemacht. Im
Jahre 1840 ergaben 1600000 Kubikfuß Lagermasse 48000 Kubikfuß Kobalt-
pocherze, welche 2 — 8®/q Kobaltschliech lieferten. Der Gehalt des gebrochenen
Gesteines an Eobalterz belief sich demnach auf ungeföhr 0,06 ^/q. Die Pocherze
waren im übrigen zu etwa *l^ Eupferpocherze. Die Hauptmasse des Gesteines
enthält die Eobaltmineralien in sehr feiner, dem bloßen Auge manchmal kaum
wahrnehmbarer Verteilung. Ein geringer Teil derselben bildet derbe Erzschmitzen
und Keicherzbänder. Die Mächtigkeit dieser letzteren schwankte von Zolldicke
bis zu zwei Fuß. Mehrere solcher Keicherzbänder liegen manchmal nahe an-
einander, von Fahlbandmasse umschlossen.
Im Jahre 1865 betrug die Produktion 140 Ztr. Reicherz mit 10— 15^/,^
Kobalt, 3500 Ztr. Mittelerz mit 1— 8^/^, 8000 Ztr. „ordinäres Erz" mit 0,03
bis 0,11 ®/o Kobalt. Der Dorchschnittsgehalt betrug pro Kubiklachter (etwa 8 cbm)
anstehende Lagermasse 24,86 Pfund Kobalt, d. i. etwa 0,05 ^L, welcher Gehalt
durch Ausschlagen und Scheiden auf 0,1^/0 konzentriert wurde. In den letzten
Jahren hat die Produktion im Durchschnitt noch 20 — 30 t Erz betragen.
Die Erzlagerstätten wurden 1772 entdeckt, und schon 1776 wurden seitens
der Regierung die berühmten Blaufarbenwerke bei Modum angelegt und ihnen das
Monopol für Norwegen und Dänemark übertragen. 1822 gingen die Gruben von
Skuterud in Privatbesitz über, und um die gleiche Zeit entstand auch die zweite
Blaufarbenfabrik zu Snarum. Seit dem Ende der 40 er Jahre gehören die
Modumer Gruben größtenteils den sächsischen Blaufarbenwerken. Sie sind auf-
lässig seit dem Jahre 1899.
Die Fahlbandzone von Snarum auf dem östlichen Ufer des Snarumflusses
unterscheidet sich nach Durocher in zweierlei Hinsicht von der bis jetzt
besprochenen: das Gestein bezeichnet er im Gegensatz zu dem Quarzschiefer als
einen Chloritschiefer, femer ist das Erz kobaltärmer und kupferreicher und
enthält viel Kobaltarsenkies an Stelle des Kobaltglanzes.
Gegen die Annahme einer sedimentären Entstehung der norwegischen
Kobaltfahlbänder sind bisher noch keine triftigen Einwendungen gemacht worden;
Münster hat z. B. vor kurzem eine solche für wahrscheinlich gehalten. Die
Frage ist aber sicherlich noch nicht gelöst. Die Entscheidung wird vor allem
davon abhängen, welche Deutung man dem „Gneis^, dem erz- und silikatführenden
Quarz und deren gegenseitigem Verhältnis gibt.
Nach Böbert sind die Kobaltfahlbänder von Askersnnd am Nordende des
Wetternsees in Schweden, worauf im Anfange des XIX. Jahrhunderts die Venaer
Kobaltgruben eröffnet wurden, ganz analog denen von Skuterud. Auch hier bilden
das Nebengestein Gneis, Glimmerschiefer und G^birgsglieder mit Strahlstein,
^) Im Gegensatz zu der Angabe Kjerulfs, „daß nach den von Direktor Fr. Müller
mitgeteilten Erfahrungen, welche die ältere Anschauung wesentlich verändern*', die
Kobalterze an grobstrahligen Malakolith gebunden seien, sagt allerdings ein Brief
Gottschalks an Stelzner (Modum, 21. II. 1891) folgendes: ^uf den Modumer Nord-
gruben war der Begleiter der besten Erze eine bis 1 m mächtige Lage von teils licht-
grünem, teils graulichem Malakolith; sein Auftreten war indessen nur eine lokale
Erscheinung, und wenn er zwar auch da und dort mit Keicherzmitteln auftritt, so ist
sein Vorkommen doch keineswegs ein so konstantes, daß man sagen könnte, das Erz
sei an ihn gebunden. Der Malakolith bildet häufig einen akzessorischen Bestandteil der
übrigen Fahlbandmasse und sein Vorkommen bringt dann oft Reicherze; er ist deshalb
gern gesehen.
272 Die schichtigen Lagerstätten.
Malakolith, Granat usw., die Erze sind Eobaltglanz, Schwefel- and Kupferkies,
ersterer auch hier gut kristallisiert. Die Fahlbänder sollen sich nach Böbert
stundenweit in einer Breite von etwa 200 m hinziehen, streichen N. — S. und
fallen steil ein. Sie waren sehr kobaltarm, das Erz nur selten zu Beicherz-
bändem konzentriert. Sie ergaben um 1828 nur 8000 — 10000 t Pocherz^) mit
2 — 3®/q Schliechgehalt und 100 — 120 t Beicherz. Die reicheren Bänder waren
0,5 — 60 cm mächtig und bildeten „gewissermaßen eine Aneinanderreihung von
unendlich vielen Nieren, wo sich das Erz mehr oder weniger konzentriert hat,
während dasselbe in der übrigen die Bänder umschließenden großen Lagermasse
entweder in einzelnen Kristallen oder in kleinen Partien, oft nur in kaum
sichtbaren Partikeln eingesprengt ist. Grleichwohl erweisen diese reichen Bänder
besonders nach der Tiefe zu oft eine auffallende Konsequenz, indem ich unter
anderem ein solches Band von nicht mehr als 4 Zoll Mächtigkeit, nachdem es
über Tage aufgeschürft worden, mit einem Stollen in einigen zwanzig Lachtern
Teufe genau an der Stelle überfuhr, wo ich es erwartet hatte**. (Böbert.)
Auf den Yenagruben brach auch Bleiglanz ein.
Weniger bekannte^ schwedische Kobaltvorkommnisse von Gladhammar
in Smäland und nächst Areskuttan bei Falun erwähnt Durocher.^)
2. Die Kies-, Blende- und Bleiglanzlager.
Die Eieslager.
An vielen Orten sind insbesondere die archäischen, seltener auch die
paläozoischen Schiefer lagenweise mit Sulfiden des Eisens und mit Kupferkies
durchwachsen. Solche Einsprengungen folgen häufig in feinsten Bändern und
Streifungen den zierlichsten Fältelungen des Gesteines und sind, sofern die
Nebengesteinselemente vorwalten, als Fahlbänder zu bezeichnen. Mitunter aber
bestehen solche Lagen in der Dicke von einem bis mehreren oder vielen
Millimetern und vielfach mit taubem Gestein wechselnd aus fast reinem Erz.
Nehmen die Erzlagen größere Dimensionen an, so bezeichnet man sie als
Kieslager.
Vorherrschend ist in denselben fast immer der Schwefelkies (46,7 Fe
und 53,3 S), neben ihm bricht stets auch etwas Kupferkies ein, weshalb solche
Kieslager häufig die Bedeutung von Kupferlagerstätten gewinnen. In stofflicher
Beziehung sind die Kieslager also vorzugsweise Eisen- und Schwefellagerstätten.
Sie haben mitunter gewaltige Dimensionen und manchmal, aber nicht immer,
besteht ein mehr oder weniger schwer erklärbares abnormes Verhältnis zwischen
der Mächtigkeit und den beiden anderen Dimensionen der Masse oder zwischen
der Mächtigkeit und der streichenden Länge einerseits und der Ausdehnung im
Fallen anderseits, so daß man von Kiesstöcken oder Kieslinealen spricht. Es
mag aber schon hier daran erinnert werden, daß diese Art des Auftretens nicht
den Kieslagern allein eigentümlich ist, sondern auch bei anderei^ Lagerstätten
inmitten stark gefalteten und gepreßten Gebirges sehr häufig beobachtet wird
und fast die E^gel ist, so bei den schwedischen Eisenerzlagern^ den Kalkstein-
linsen des XJrgebirges usw.
Der Kupferkies (34,52 Cu, 30,53 Fe, 34,95 S) ist das primäre Kupfer-
erz dieser Lagerstätten in ihrem jetzigen Zustand. Andere Kupferverbindungen
1) Tonnen zu 700 Pfund oder 298 kg.
2) 1. c. 328—329.
Die Eieslager. 273
können dnrch Verwitterung ans ihm hervorgegangen sein. Der Kupfergehalt
der Kieslager beträgt im allgemeinen nur wenige Prozente, doch kommen auch
an Kupfer reichere Partien inmitten der Lager vor (z. B. die derben Kupfer-
kiese, welche von den Österreichern ,,Gelfen^ genannt werden). Magnetkies
(60 — 61,6 Fe und 40 — 38,4 S) tritt nur in den archäischen, bezw. sonst stark
metamorphosierten Schiefem auf. Er ist nickelfrei oder -arm. Zinkblende
ist häufig, manchmal massenhaft und in gewinnungswttrdiger Menge vorhanden.
Silberhaltiger Bleiglanz ist gleichfalls verbreitet und hier und da massenhaft.
Arsenkies ist in den älteren Kieslagem nicht selten. Über das Auftreten
sonstiger Mineralien von untergeordneter Bedeutung wird bei der Einzel-
schilderung der Lager gehandelt werden.
Durch das Vorkommen von Baryt sind die mitteldevonischen Kieslager des
Rammelsbergs und von Meggen und diejenigen vom Mount Lyell ausgezeichnet.
Dagegen kann schon hier darauf hingewiesen werden, daß die auf den Erzgängen
in so großer Masse verbreiteten Gangarten Quarz und Kalkspat auf den Kies-
lagern keine andere Bolle als in deren Nebengestein zu spielen pflegen, ja manch-
mal durchaus zurücktreten. Kohlenwasserstoffe und Kohle sind mehrfach
auf Kieslagem zu beobachten (z. B. Norwegen, Mt. Lyell). Über die spezielle
Bedeutung der manche Kieslager begleitenden kohlereichen Schiefer soll später
gesprochen werden. Von selteneren Bestandteilen seien hier Gold, Selen, Thallium,
Indium genannt. Kobalt und Nickel sind häufig nachzuweisen.
Des öfteren werden die Kieslager von jüngeren Erzgängen durchsetzt.
Die mannigfachen Zerrüttungen, welche im gestörten Gebirge gerade längs der
derben Erzmassen stattfinden können, sind mitunter (z. B. im Bammelsberg am
Harz) jüngeren Mineralansiedelungen günstig gewesen.
Wesentlich und charakteristisch für die Zusammensetzung der Erze ist
die Beteiligung von Nebengesteinselementen in der Weise, daß die Erzkörper
nur als erzreiche Modifikationen des umschließenden Gesteines betrachtet werden
können. Li den Kieslagern der älteren Gebirge treten demnach Körner, Blättchen,
Nadeln und Kristalle besonders von Quarz, Feldspat, Hornblende, Glimmer,
Epidot, seltener von Granat, Turmalin usw. in derselben Weise auf, wie das
auch bei den Eisenerzlagem zu beobachten ist. An der Zusammensetzung der
in Tonschiefer liegenden Kieskörper nehmen die Elemente des letzteren Anteil,
derart, daß man mitunter den Tonschiefer als das Substrat des Erzes bezeichnen
kann. Mit dem Nebengestein sind demgemäß die Kieslager in der Regel, und
soweit sie daraufhin beschrieben sind, durch Übergänge mit abnehmendem Erz-
gehalt verbunden. Sie enthalten mitunter Zwischenlagerungen vom normalen
Charakter des umschließenden Gesteines oder mit Erzeinsprengungen. Solche in
normaler Schichtenfolge eingeschaltete, mehr oder weniger taube Gesteinsmassen
(Packen) sind zu unterscheiden von späteren, im Gefolge der Gebirgsfaltnng
entstandenen Einpressungen (s. S. 97 — 98 und die später zu erwähnenden
Beispiele). Die Struktur der Kieslager ist bald derb kömig oder häufig auch
schichtig infolge eines lagenweisen Wechsels verschiedener Erzarten oder von
Erz und Nebengestein.
Stelzner-Bergeat, Erzla^rst&tten. 18
274 Die schichtigen Lagerstätten.
Mitunter ist das Nebengestein mehr oder weniger stark zersetzt nnd,
wenn es aus Tonschiefer besteht, in weiße sericitische Massen umgewandelt,
wobei es sich dann, wie sich später zeigen wird, um einen sekundären Prozeß
handelt. Abgesehen davon, unterscheiden sich die schichtigen Eieslagerstätten
ganz allgemein schon dadurch von Kiesgängen, daß Hangendes wie Liegendes
keinerlei Umwandlung erkennen lassen, vielmehr mitunter aus einem besonders
harten und frischen Gestein bestehen.
Die Eieslager sind in sich niveaubeständig. Sind die umgebenden Gesteine
stark gefaltet und gestört, so gilt das auch für die Lager. Da die derben
Eiesmassen der Faltung einen anderen Widerstand entgegensetzen als das fast
stets aus Schiefern bestehende Nebengestein, so sind Gleitflächen, Abquetschungen,
Breccienbildnngen und Diskordanzen in ihrer Nähe inmitten stark gefalteten
Gebirges eine ganz allgemein verbreitete Erscheinung. Sie verhalten sich darin
ähnlich den Einlagerungen von Massenkalk.
Die folgerichtige Beurteilung der geologischen und petrographischen Ver-
hältnisse mancher genauer untersuchter Eieslager führt zu dem zweifellosen
Ergebnis, daß dieselben mit dem Nebengestein gleichzeitig entstanden und
sedimentär sein müssen. Sie bilden einen wichtigen Typus in der Beihe der
schichtigen Lagerstätten, und man ist deshalb einstweilen berechtigt, ihnen eine
größere Zahl in vieler Hinsicht analoger Vorkommnisse an die Seite zu stellen,
deren ursprüngliche geologische und petrographische Verhältnisse durch mancherlei
Vorgänge undeutlich geworden sind. Manche der nachstehend erwähnten Lager-
stätten sind noch viel zu wenig genau untersucht, als daß ihre Einordnung an
dieser Stelle des Systems etwas anderes als ein Notbehelf sein könnte.^) Soweit
^) * Stelzner hat für die im nachBtehenden beschriebenen Sulfidlager, soweit sie
ihm schon bekannt sein konnten, eine sedimentäre Entstehung für am wahrscheinlichsten
gehalten, wenn er auch in vielen Fällen die Unmöglichkeit einer endgültigen Ent-
scheidung anerkannte. Die Behauptung PoSepn^s (Archiv f. prakt. Geologie, I, 423),
wonach es Überhaupt keine schichtigen Sulfidlagerstätten geben soll, hat zwar besonders
nach des letzteren und nach Stelzners Tode Anhänger gefunden; sie galt aber für
vonGroddeck, Stelzner und manche andere Kenner der Lagerstättengeologie als
eine unberechtigte Verallgemeinerung. In den letzten Jahren ist die Frage nach der
Entstehung der Sulfidlager in vielen Arbeiten erörtert worden; der dabei für die
wirkliche Erkenntnis erreichte Fortschritt ist aber doch kein so bedeutender, wie von
manchen Seiten behauptet wird. Die Arbeiten über die „Genesis** der Lagerstätten
haben sich gehäuft, die sorgfältigen und objektiven Untersuchungen aber sind gegenüber
der Sucht, zu erklären und zu verallgemeinem, in den Hintergrund getreten.
Mancher tatsächlichen Erkenntnisse, zu denen sich besonders die Petrographie
durchgearbeitet hat, war Stelzner vor zehn Jahren nur teilweise teilhaftig geworden.
Trotzdem aber wird man ihm jetzt noch Recht geben, wenn er die Auffassung vieler
Autoren, welche in jedem Hornblendeschiefer von vornherein ein umgewandeltes Erguß-
oder Intrusivgestein erblicken, in jedem Falle für beweisbedürftig hielt. Die weit-
gehende Bedeutung der Eruptivgesteine als Erzbringer, die schon frühzeitig besonders
in Frankreich behauptet worden war, galt ihm in der Verallgemeinerung, wie sie immer
und immer wieder vorgetragen worden ist, für unerwiesen. Die Annahme, daß von
jetzt ganz leeren Spalten oder von Gängen aus dichte Gesteinsbänke auf eine Entfernung
Die Eieslager. 275
wie möglich sollen die auf die Entstehnng bezüglichen Fragen in den einzelnen
Fällen erörtert und endlich versucht werden, weitere Gesichtspunkte zu gewinnen.
Es wird sich indessen zeigen, daß auch bei den bestbekannten Lagerstätten die
Frage nach der Herkunft der Metalle wiederum unbeantwortbar ist.
Manche Kieslager sind seit uralten Zeiten im Abbau und haben in früheren
Zeiten nur Kupfer geliefert; der heutige Stand der Technik erlaubt auch die
Nutzbarmachung ihres Eisens und Schwefels, einzelne haben auch als Zink- und
Bleilagerstätten einige Bedeutung. Gold und Silber werden da und dort ge-
wonnen, entstammen aber dann häufig den die Kiese durchsetzenden Gängen.
Die Kieslager finden sich, soweit bisher bekannt, vom Gneis bis in den Culm;
im Mesozoicum kennt man nur noch Andeutungen solcher. Es empfiehlt sich,
auch diese Erzlager in zwei Gruppen, nämlich solche in metamorphen Schiefern
und solche in normalen, versteinerungsfahrenden Sedimenten zu behandeln.
a) Kieslager in metamorphen Schiefern.
Eine Keihe von Kieslagerstätten beherbergt das kristalline Schiefergebirge
der Tiroler, Kärntner und Steirer Alpen. Teilweise sind sie an die Grenze
zwischen Kalksteinen und Schiefer oder an Kalksteine gebunden, enthalten dann
manchmal auch ziemlich viel Quarz, und der Gedanke liegt nahe, sie für meta-
somatische Lagerstätten zu halten; mitunter führen sie Magneteisenerz und
manchmal ziemlich viel Zinkblende. Dahin gehört die Lagerstätte am Kulm-
berg bei St. Veit a. d. Glan,^) etwa 20 km nördlich von Klagenfurt in
Kärnten. In einem Kalklager treten dort Pyrit, ' Magnetkies und Magneteisen
in streifenförmigen Einlagerungen auf, unter ihm quarzige, mit Glimmerschiefer
von mehreren hundert Metern hin fast gleichmäßig mit Erz imprägniert worden sein
sollen, daß eine Bolche Durchtränkung stattgefunden haben soll, ohne daß überhaupt
Zufuhrkanäle für die Lösungen nachzuweisen sind, daß mächtige Silikatbänke weithin
durch einsickernde Metalllösungen aufgezehrt worden sein sollen, war ihm zwar schon
in der älteren Literatur begegnet, er hat sie aber nie diskutiert und in seinen
Manuskripten höchstens beiläufig erwähnt.
Mit gewissen Ausnahmen habe ich die von Stelzner in diesem Abschnitte be-
handelten Lagerstätten in demselben belassen. Ich habe an der Einordnung nur dort
etwas geändert, wo ich eine epigenetische Entstehungsweise für sicher oder fast sicher
halten mußte; es gehören vor allem dahin gewisse heute mit mehr oder weniger Be-
stimmtheit als Eontaktlagerstätten erkannte Vorkommnisse. Über die Entstehung sehr
vieler Sulfidlager ist die Diskussion keineswegs abgeschlossen, und es ist vor allem
nicht unmöglich, daß manche, deren epigenetische Bildungsweise heute vertreten wird,
später wieder als syngenetische aufgefaßt werden. Über viele gehen die Ansichten
überhaupt weit auseinander. Eine Scheidung der Sulfidlager in verschiedene Gruppen
hätte deshalb immer nur auf Grund von Auffassungen, nicht aber auf Grund der Tat-
sachen erfolgen können. Aus praktischen Gründen ist es daher weiterhin geraten,
diejenigen sulfidischen Lagerstätten, auf welche der geologisch gut definierte, für berg-
männische Bedürfnisse durchaus bezeichnende Begriff „Lager" anwendbar ist, in eine
Gruppe der schichtigen Lagerstätten zu vereinigen. Damit soll zugleich die Auffassung
Stelzners, der ich mich anschließe, zum Ausdruck kommen, daß tatsächlich viele
solche Lager schichtige Lagerstätten sind. *
') Canaval, Das Erzvorkommen am Kulmberg bei St. Veit an der Glan;
Carinthia, II, No. 6, 1901.
18*
276 Die schichtigen Lagerstätten.
wechsellagernde Bänder von Magneteisen. Über dem Lager stellen sich pyrit-
führende grüne Schiefer mit Magnetitkristallen ein. Im Hangenden dieser Erz-
zone sind früher zwei 1,5 und 2 m mächtige Lagerstätten abgebaut worden.
Das eine besteht aus Ankerit und Spateisenstein mit schmalen Kalksteinlagem
und ist besonders im Liegenden streifen- und trttmerartig von Quarz durchzogen.
Es führt in seinem unteren Teile Zinkblende, im hangenden Bleiglanz mit Pyrit,
Magnetkies, Kupferkies und Antimonit (?). Die Zinkblende ist kadmiumhaltig.
Merkwürdigerweise kommen auch, wenn auch spärlich, Plagioklase, Chromglimmer
(Fuchsit) und im Quarz Zoisit und Eutil vor. Greenockit bildet sich bei der
Verwitterung der Blende.
Solcher Lagerstätten gibt es nach Canaval in den 'östlichen Zentralalpen
noch mehrere, so am Umberg^) in Kärnten. „Die Erzführung gehört einem
fast söhlig liegenden Kalklager an, das sich nach Westen unter Aufnahme von
Quarz und Silikaten auskeilt und das nach Osten in feinkörnigen Kalk übergeht.
Die Erze, speziell die Sulfarete, finden sich in dem aus grobkörnigem Kalk
bestehenden Aasgehenden dieser Kalkzunge. Dort tritt auch Spateisenstein auf,
der in dem Maße vertaubt, als der grobkörnige Kalk in feinkörnigen übergeht.^
Die grobspätigen Karbonate sind durchwachsen von Quarzschnüren samt Schnüren
und Putzen von Zinkblende, silberhaltigem Bleiglanz, Antimonit und Ankerit.
Im Liegenden des Kalklagers kommen Quarzpartien mit Einschlüssen von Eutil,
Hornblende, Granat, Magnetit und Calcit vor.
Diesen Typus von Lagerstätten bezeichnet Canaval als die „Erzvor-
kommen im Facieswechsel^. Er ist dadurch gekennzeichnet, daß sich die
Erze in Kalksteinen vorfinden, die mit Schiefern wechsellagern oder im Streichen
in diese übergehen. Canaval vermutet eine Metasomatose. Merkwürdig wäre
aber jedenfalls das stellenweise reichliche Auftreten von Magnetit und Magnet-
kies, wenn man nicht vielleicht annehmen dürfte, daß die Metasomatose schon
vor der Metamorphose eingetreten ist, so daß diese Lagerstätten in mineralogischer
Beziehung den alten Kieslagem ähnlich worden.
Nach Eedlich sollen auch die beiden Kieslager von Öblarn^) in Ober-
steiermark zu dieser Gruppe von Lagerstätten gehören. Zwei Kieslager und
zahlreiche begleitende kleinere Kieslinsen und -schmitzen sind innerhalb von
Quarzphylliten auf 2000 m Entfernung zu verfolgen. Das unmittelbare Neben-
gestein der Lager, das auch linsenförmig innerhalb der letzteren auftritt und
mit Pyritkristallen imprägniert ist, bildet ein sericitischer Schiefer. Die Quarz-
phyllite selbst liegen auf Granatglimmerschiefer, umschließen vereinzelte Kalk-
bänke und stellenweise Amphibolschiefer. Hauptsächliches Erz ist derber
Schwefelkies. Kupferkies (Gelfen), Magnetkies und Arsenkies kommen im Lager
selbst und auf zweifellos jüngeren Gängen vor; Bleiglanz ist stellenweise
reichlich. Zinkblende, Antimonit, Eotgültigerz und silberhaltiges Fahlerz werden
ebenfalls genannt, sind aber selten. Der Kies ist gold- und silberhaltig (etwa
100 g göldisches Silber in der Tonne), der Kupfergehalt des Erzes beträgt jetzt
etwa 1 — 2^Iq, soll aber in früheren Jahrhunderten, jedenfalls infolge sekundärer
Anreicherungen in oberen Teafen, bedeutend reicher gewesen sein. Lagerarten
sind Quarz, Kalkspat und untergeordnet auch Ankerit und Spateisenstein. Das
jetzt in Abbau stehende Lager ist 1 — 2 m mächtig. Der öblamer Schwefelkies
^ Das Erzvorkommen am ümberg bei Wemberg in Kärnten; Jahrb. nat.-hiBt.
Mufleums f. Kärnten, XXII, 1893, 174—185.
^) Die Walchen bei öblam, ein Eiesbergbau im Ennsthal; Leobener Jahrb., LI,
1903, 1—62. Lit. — Über das Alter und die Entstehung einiger Erz- und Magnesit-
lagerstätten der Bteirischen Alpen; Jahrb. k. k. geol. Reichs-Anst., LIU, 1903, 285 — 294.
— Sohle, Ober den Eiesbergbau bei Oblam in Obersteiermark; Ztschr. f. prakt. Geol.,
IX, 1901, 296.
Die Eieslager. 277
wird seit einigen Jahren wieder abgebaut und zur Schwefelsäurefabrikation ver-
wendet, nachdem schon seit etwa 1460 wiederholt mit wechselndem Glück dort
Bergbau umgegangen war.
Eedlich hält die Lagerstätten für metasomatisch, indem er die Entstehung
der genannten, von ihm als Diabastuffe gedeuteten Hornblendeschiefer und des
Erzes fUr gleichzeitig erklärt. Möglicherweise seien damals schon die Erz-
lösungen in Kalksteine eingedrungen und hätten diese verdrängt. Durch die
Metamorphose sei aber die ursprüngliche Struktur verwischt worden. Dabei
¥drd eine nahe Verwandtschaft mit den dem gleichen Horizont angehörenden
Kieslagem von Eallwang behauptet.
Die Kieslagerstätte von RaUwang in Obersteier ist von Canaval^) ein-
gehend beschrieben worden. Der Ort liegt im Liesingtal, das bei St. Michael,
oberhalb Leoben in die Mur einmündet. Die Erze des schon 1469 erwähnten,
nach vielen Wechselfällen 1867 aufgelassenen Bergbaues waren Pyrit, Magnet-
kies, Kupferkies und der seltener einbrechende Arsenkies.
Das erzführende Gebirge setzt sich zusammen aus:
1. Schiefern, die wesentlich aus Quarz, Feldspat oder Karbonaten, Biotit
und Chlorit bestehen.
2. Homblendegesteinen, welche in der Erzzone auftreten.
8. Chloritoidgesteinen (Quarzphyllite).
Das Lager ist vielfach gebogen und zeigt bei einem Einfallen von 30 — 70^
und einem SO. — ^NW.-Streichen wechselnde Mächtigkeiten von 1 — 4 Fuß; durch
Biegungen kann aber die scheinbare Mächtigkeit eine bedeutend größere werden.
Der Kupfergehalt des Erzes, welches als Kupfererz abgebaut worden ist, mag
etwa 3^/o betragen haben.
Ganaval hat eine mikroskopische Untersuchung des Erzes vorgenommen.
Die Festwerdung der Erze in ihrer jetzigen Mengung erfolgte in nachstehender
Beihenfolge:
Eisenkies,
älterer Magnetkies und Arsenkies,
Kupferkies,
jüngerer Magnetkies.
Das Altersverhältnis zwischen den Erzen und den mit ihnen gemengten
Lagerarten ist folgendes: „Unter den Silikaten sind Augit und wohl auch Biotit,
unter den Sulfureten Pyrit zuerst verfestigt worden. Die jüngeren Kiese um-
schließen oft Biotitblättchen oder zwängen sich zwischen solche ein, sind daher
entschieden jünger als diese. Titanit ist oft in jüngeren Kiesen eingelagert und
enthält auch selbst Einschlüsse von solchen, wurde daher ziemlich gleichzeitig
mit denselben konsolidiert. Etwas älter als Titanit mag Plagioklas sein, der
zwar Titanit und Epidot, aber noch keine jüngeren Kiese beherbergt, jedoch von
solchen öfters umgeben wird. Am spätesten hat sich Quarz, etwas früher Galcit
verfestigt, dessen Ehomboederchen als Einschlüsse im Quarz auftreten .... Ein
häufiger Begleiter der Erze ist grüne, aktinolithartige Hornblende. Dominiert
diese, so liegt ein Gestein vor, das man makroskopisch als kiesreichen Hornblende-
schiefer ansprechen könnte und welches die Alten infolge seiner bei Lampenlicht
blauen Farbe als „Blauschiefer'' bezeichneten. Unter dem Mikroskope sieht man
neben dem Amphibol, den opaken Erzpartien und dem dieselben begleitenden
Titanit noch Biotit, Epidotkörner, dann gewissermaßen als Untergrund des
Ganzen ein Quarzmosaik .... Berücksichtigt man, daß der Kupferkies nicht
nur manche Amphibolpartien ganz umgibt und zwischen den Hornblendestengeln
interponiert auftritt, sondern auch mit Vorliebe sich auf Querbrüchen derselben
') Das Kiesvorkommen von Eallwang in Obersteier und der darauf bestandene
Bergbau; Mitt. des naturw. Ver. f. Steiermark, 1894, mit ausführlicher Lit.
278 Die schichtigen Lagerstätten.
angesiedelt hat, so sprechen diese Umstände wohl dafür, daß der Eisenkies, in dem
Amphiboleinschlüsse gar nie beobachtet wurden, relativ älter als dieser und
auch älter als der Chalkopyrit ist." Der Eisenkies ist häufig in ringsum aus-
gebildeten Kristallen im Kupferkies eingeschlossen; manchmal ist ein Pyritkorn
zerbrochen und durch jüngere Kiese wieder verheilt. Verlagerungen und
Wanderungen der Kiese haben offenbar später noch in dem Gestein stattgefunden.
„Gebilde, welche man als Apophysen bezeichnen möchte, sind nicht selten. Ein
Handstück . . . zeigt auf seinen Schichtflächen dicke Striche, welche sich unter
spitzen Winkeln kreuzen und die unter der Lupe als schmale, bis 0,5 mm
mächtige Spältchen erscheinen. Im Dünnschliffe erscheinen dieselben als Kies-
aggregationen, deren unregelmäßig ausgelappte und zerfranste Eänder durch die
Konturen der benachbarten Mineraldurchschnitte bestimmt werden und welche
selbst wieder zahlreiche Quarz- und Epidotk'örnchen umgeben. Kleine linsen-
förmige Kiesanhäufungen sind, nach der Flaserung des Gesteines sich windend,
demselben eingelagert und stehen zum Teile durch dünne Ästchen mit den
spaltenförmigen Gebilden im Zusammenhange." Die hier ausführlicher wieder-
gegebene mikroskopische Schilderung entspricht im allgemeinen dem Bilde,
welches auch sonst die -mikroskopische Untersuchung ähnlicher Kieslager in
kristallinen Schiefern bietet. Canaval erblickte in den das Erzlager unmittelbar
begleitenden Hornblendeschiefern durch Gebirgsdruck umgewandelte Diabase,
welche sich auf dem Meeresgrund ausgebreitet hätten und auf deren Eruption
auch die Erzführung zurückzuführen sei. Die Metalle seien durch gasförmige
Exhalationen gefördert worden.
Eine Anzahl einander recht ähnlicher Kieslager ist zeitweise in der
Kreuzeckgruppe in Kärnten, dem etwa 2700 m hohen, zwischen dem Moll-
und Oberdrautal gelegenen Gebirgsstock abgebaut worden; sie sind besonders
von Canaval beschrieben worden. Im Lamnitztal,^) das bei Eangersdorf in
die Moll mündet, ging früher ein schon 1526 erwähnter Bergbau auf Kieslagem
um. Diese erreichen Mächtigkeiten von 0,3 bis zu 4 m und treten hauptsächlich
im Liegenden von Hornblendeschiefern und im Hangenden von Granatglimmer-
schiefern auf. Die derberen Erze bestehen aus feinkörnigem Pyrit samt Magnet-
kies und Kupferkies und etwas Blende, im Hangenden führen sie etwas silber-
haltigen Bleiglanz. Die Mittelerze sind kiesführende Biotit- und Hornblende-
schiefer, manchmal ein Gemenge von Sulfiden mit üralit, Tremolit und Calcit.
Canaval stellte folgende Reihenfolge der Verfestigung der die Gesteine bildenden
Mineralien auf: Am ältesten ist Uralit, es folgen Zoisit, Biotit, Pyrit, blaugrüne
stengelige Hornblende, Magnetkies, Kupferkies, Zinkblende und Titanit, Bleiglanz,
Albit, Quarz, Calcit. Die Lamnitzer Kiese enthielten im Mittel 82 g Silber und
etwa 2 g Gold in der Tonne, dabei etwa 2^/o Kupfer. Mit Kiesen, Bleiglanz
und Blende durchwachsene Chloritschiefer sind ferner im Wellatal, andere Kies-
vorkommnisse an anderen Orten des Kreuzecks abgebaut worden. Im ganzen
Gebirge ging in früheren Jahrhunderten ein lebhafter Bergbau um.
Ein anderes Kiesvorkommen hat Canaval von der Knappenstube ^)
bei Zwick enb er g am Kreuzeckstock in Kärnten beschrieben. Die aus Schwefel-
und Magnetkies samt Arsenkies bestehenden, etwa 1 m mächtigen, z. T. recht
derben Mittel sind eng gebunden an Hornblendeschiefer und Amphibolite, welche
teilweise zwischen die Kieslagen eingewachsen sind. Sie gehören einer Granat-
glimmerschieferzone an, und Glimmerschiefer bilden samt eingelagerten Graphit-
schiefern auch das Liegende der Lagerstätte. Bleiglanz kommt samt Zinkblende
0 Canaval, Zur EenntDis der Erzvorkommen des Lamnitz- und Wellathales in
Kärnten; Carinthia, H, No. 5, 1898.
2) Zur Kenntnis der Erzvorkommen in der Umgebung von Irschen und Zwicken-
berg; Jahrb. naturh. Landesmua. f. Kärnteu, XXV, 1899.
Die Eieslager. 279
als EluftfUllung, ersterer auch in dttnnen Schmitzen im Glimmerschiefer vor.
Der Goldgehalt ist meistens nur ein spnrenhafter, steigt aber stellenweise sehr
hoch (bis zn 214 g pro Tonne), desgleichen ist auch der Silbergehalt kein
gleichmäßiger. Dabei ist der erstere abhängig von dem Arsengehalt, so dafi
man wohl den Arsenkies als den Gold träger betrachten darf. Die von Canaval
gegebene mikroskopische Beschreibung der Erze erweckt den Eindruck, als ob
hier ein älteres Kieslager durch spätere Einwanderungen von Erzen chemisch
und mineralogisch recht stark modifiziert worden wäre. Tatsächlich finden sich
am Fundkofel in der Nähe der Knappenstube goldführende Arsenkiesgänge. ^)
An der Pustertalbahn (Tirol) bei Sillian, etwa 25 km westlich von
Lienz an der Drau liegt Panzendorf,^) wo bis 1815 ein Kupferbergbau um-
gegangen sein soll ; vor etwa zehn Jahren sind die Erze wieder zur Gewinnung
von Schwefelkies in Abbau genommen worden. Auch das dort abgebaute
Kieslager gehört einer Granatglimmerschieferzone an, welche das Liegende und
Hangende des Lagers bildet und Amphibolite umschließt. Es ist im Ausstrich
etwa 1,5, in 80 m Teufe dagegen etwa 4 m mächtig und auf 80 m streichende
Ausdehnung zu verfolgen. Das Erz besteht großenteils aus Schwefel- und
Magnetkies, ftthrt ziemlich viel Zinkblende und etwa so viel Bleiglanz als Kupfer-
kies; der Kupfergehalt der derben Kiese beträgt etwa 1,5 ^/q. Auch hier ist
dem Erz in geringen Mengen Arsenkies beigemengt.
Armes Erz von Panzendorf erweist sich im Dünnschliff als ein hauptsächlich
aus grüner Hornblende, braunem Glimmer, viel Kalkspat und sehr viel Quarz
bestehender Schiefer; diese und die Sulfide Pyrit, Magnetkies, Zinkblende, Blei-
glanz und Kupferkies sind zweifellos primäre Bestandteile des Gesteines in seiner
jetzigen Ausbildung. Eine strenge Altersfolge zwischen den nicht metallischen
Bestandteilen ist nicht nachzuweisen; im allgemeinen sind aber die dunklen
Silikate wieder älter als der Kalkspat und der Quarz und der letztere überhaupt
der jüngste. Der Magnetkies kommt als unzweifelhaft primärer Einschluß bereits
in der Hornblende vor; bemerkenswert ist seine Neigung zur Kristallisation in
sechsseitigen Täfelchen. Der Kupferkies ist das jüngste unter den Sulfiden. Er
ist mit dem Quarz etwa gleichalterig und wo er auftritt, ist die Hornblende
gern zerfasert und schilfig; es sieht dann fast so aus, als ob der Kupferkies
zwischen die Fasern hineingerieben wäre. Der Pyrit ist innig durchwachsen
von Blende, älter als der Magnetkies und tritt in gewissen, offenbar stark ge-
quetschten Erzproben in Form millimetergroßer, rundlicher Kömer auf, welche
aber immerhin noch Andeutungen von Kristallflächen erkennen lassen. Auch
hier ist der Metallgehalt offenbar schon vorhanden gewesen, als das Gestein in
seinen jetzigen Zustand eintrat.
Erzführende Schiefer kommen auch bei Lading,^) nächst St. Michael im
Lavanttal (Kärnten) vor. Die Kiese bilden auch derbere Massen, in welche
Granat, Quarz und Glimmerblättchen eingewachsen sind; sie enthalten Kupfer,
Nickel, Kobalt, etwas Zink und Spuren von Blei und Arsen. Das erzführende
Gestein ist hauptsächlich Gneis, ganz untergeordnet auch Kalk und Gipollin.
Die Lagerstätte ist in manchen Stücken von den zuletzt genannten Kieslagern
verschieden.
^) Ganaval, ebenda.
*) Manuskripte von Frhrm. May de Madiis und R. Canaval, 1902 (im Archiv
der Eigentümerin, Chemische Fabrik Heufeld, welche freundlichst die Einsicht in
dieselben gestattet hat). — Briefliche Mitteilungen des Betriebsleiters Kr assnitz er in
Oberdrauburg an Bergeat.
^ Canaval, Bemerkungen über das Kiesvorkommen von Lading in Kärnten;
Jahrb. naturh. Mus. von Kärnten, XXVI, 1901.
280 I^ie schichtigen Lagerstätten.
Schon im XV., XVI. und XVn. Jahrhundert hat ein ergiebiger Kupfer-
bergbau in der Prettau^) im Ahrntal, einem nördlichen Seitental des Puster-
tales in den Tiroler Zentralalpen bestanden. Die über dem Zentralgranit liegende
Schichtenfolge besteht aus Glimmerschiefer, Gneis, Chloritschiefem, Tonglimmer-
schiefem, Talkschiefem samt Kalksteinen usw.^) Die Lagerstätten sind gebunden
an den Grünschiefer des südlichen Talgehänges; es werden acht 1 — 10 m (im
Durchschnitt 2 m) mächtige Erzlinsen genannt, die im Streichen nur 18 — 60 m
weit zu verfolgen sind, dagegen bis zu 550 m im Fallen anhalten sollen. Reh
spricht deshalb von „Erzbändern^; sie würden an die Kieslineale von Röros in
Norwegen erinnern. Erze sind Schwefelkies, Magnetkies und Kupferkies, daneben
stellenweise recht reichlich Magnetit. Nach Schmidt kämen in der Prettau auch
Titaneisen, Rotnickelkies, Eisenglanz, gediegen Kupfer und Silber vor. Der
Schwefelkies findet sich in einer der Linsen als vorwaltender Bestandteil. Die
Lager zeigen eine Bänderung parallel zu den umschliefienden Schiefem und
enthalten die Mineralelemente dieser letzteren; mitunter, besonders in dem
genannten Schwefelkieslager, treten die Silikate ganz in den Hintergrund. Die
einzelnen Lager sind 2 — iO m voneinander entfernt und treten in einer Schiefer-
zone von 170 m Länge und 100 m Breite auf. Ihre größte Erstreckung haben
sie diagonal zum Schichteneinfallen.
Ohne daß hier eine ausftlhrliche Beschreibung der mikroskopischen Struktur
des Prettauer Erzes beabsichtigt werden könnte, sollen doch einige kurze Be-
merkungen von allgemeiner Wichtigkeit Platz finden. Das Muttergestein der
Erze ist ein Homblendeschiefer. Die frische, stengelige Hornblende (Pleochroismus
zwischen dunkelblaugrünen und lichtbraunen Farbetönen) ist manchmal das einzige
Silikat, wird aber auch mehr oder weniger reichlich von frischem, braunem
Glimmer und Quarz begleitet. Feldspat ist höchstens sehr spärlich vorhanden. Teil-
weise besteht das Erz nur aus einem Gemenge von Hornblende, Magnetit, Pyrit,
Magnetkies und Kupferkies. Immer ist der Magnetit zweifellos der älteste
Bestandteil des Gemenges, denn er ist reichlich in allen übrigen, besonders in
der Homblende eingewachsen. Der Pyrit ist älter als der Magnetkies, dieser
wiederum älter als der Kupferkies. Alle drei sind im großen ganzen jünger
als die Homblende und der Biotit, indessen kommen auch gar nicht selten un-
zweifelhafte primäre Einschlüsse von Pyrit und Magnetkies, scheinbar auch solche
von Kupferkies in den beiden Silikaten vor, woraus sich ergibt, daß die Sulfid-
verfestigung schon zur Zeit der Homblendebildung begonnen haben muß. Im
übrigen füllen die Sulfide die Zwischenräume zwischen den Silikaten aus; es ist
aber auch zu bemerken, daß z. B. der Magnetkies in seltenen Fällen auf Quer-
rissen in die Hornblende eingedrungen ist, woraus gefolgert werden muß, daß
die letztere schon innerhalb des unverfestigten Sulfidgemenges Zerdrückungen
erlitten haben muß. Von einer späteren Einwanderung der Erze in das fertige
Schiefergestein kann keine Rede sein. Der Quarz ist der jüngste Gesteins-
gemengteil. Er umschließt Erze und Silikate; in ihm kommt der Pyrit auch in
Kriställchen vor. Auch der Quarz kann kein späterer Einwanderer sein, wenn
er auch teilweise erst verfestigt worden sein mag, als die Silikate z. T. schon
Zerrüttungen erfahren hatten ; seine Bildungszeit fällt mit dem Schluß der Silikat-
ausscheidung zusammen. Die erzführenden Schiefer lassen eine sehr feine Fältelung
erkennen. Eigentümlich ist das Auftreten des Pyrits in Kömern von rundlichem
^) A. R. Schmidt, Über das Eupferwerk im Thale Ahm in Tirol; Berg- u.
Hüttenm. Ztg., XXVII, 1868, 403—404. — Reh, Das Kupferkies- und Schwefelkies-
Vorkommen von Prettau im Ahrenthal (Südtirol) und dessen techniBche Ausbeutung;
Ztschr. f. Berg-, Hütt.- u. Sal.-Wes., XXXI, 1883, 166—172.
^ Niedzwiedzki, Aus deu Tiroler Centralalpen; Jahrb. k. k. geol. Reichs-
Anst., XXII, 1872, 241-252.
Die Kieslager
281
oder elliptischem Qoerschnitt. In den magDetitreicheren Proben bemerkt man
spindeHArmige Salfidpartien von etwa 2 mm Läage, deren ganzer mittlerer Teil
ans einem eifiirmigen Pyritkorn, deren langaasgezogene Enden ans Knpferkiea
bestehen. Möglicherweise handelt es zieh dabei nm eine Ersehe! nnng der
Auswalzung.
Der Bergbau in der Prettan ist seit mehreren Jahren aufgelassen. Der
Enpfergehalt der reicheren Erze betrug durchschnittlich etwa 2,25 "/q, der
Schwefelgebalt lO.S^/o, der Eisengehalt 40*^/0 (was auf eine sehr starke Beteiligung
von Uagnetit hinweist). Der arsenfreie Kies des Schwefelkieslagers wurde noch
vor mehreren Jiihren von der Henfelder Chemi-
schen Fahrik (Rosenheim in Bayern) auf
Schwefelsäure verarheitet. Noch im Jahre 1877
waren 2300 Ztr. Stufferz und 51 000 Ztr. Poch-
erz erzeugt worden, in den sechziger Jahren des
XIX. Jahrhunderts soll die Förderung sogar
80000 Ztr. betragen haben, woraus in der
Scbmelzhntt« zu Ärzbach 750 bis 800 Ztr.
Kupfer erschmolzen wurden.
Nor unvollkommen bekannt ist in Bezog
auf seine Entstehnngsweise das Kieslager von
A^rdo,*) das sich von den bisher beschriebenen
alpinen Eieslagem mineralogisch wesentlich
unterscheidet
Die italienische Stadt Agordo') liegt am
Cordevole, einem Nebenfluß der Piave, etwa
') Sprich Ag6rdo.
*) Beschreibung des Kupferbergwerkes lU
Agordo. GeacbichU iw Bergwerkes lU Volle Im-
perina zunUchst Agordo-, von MolU Jabrb. der
Berg- und Hüttenk., V, 1801, 140-184. —
W. Fuchs, BeifrBge zur Lehre von den Etzlager-
stätteu mit besonderer BerflcksichtiguDg der vor-
EflglichBten Bergreviere der k. k. Jtsterreichischen
Monarchie. Wien 1846, 11—18. — Ders., Einige
Bemerkuogen tlber die Lagarungsverbältniiae der
Yeueti&ner Alpen; Sitz.-Ber. d. math. uatur. Cl k. k,
Akad. d. Wies., 1850, II, 452—464. — Bauer,
EupferweTk Agordo. QeachicbtHcbe, geognoatiscbe
und bergmänoiscbe Notizen Ober die Orubengebäude
dieses Werkes; Jahrb. f. d. Berg- u. Hüttenm. des Gsterr, Kaiserataata, III, 1852,
223-233. — Hatoo, Memoire sur l'^tabliBsement d'Agordo; Ann. d. Mines (5), VIII,
1855, 407~498. — Das Änirial-Kupferwerk Agordo; vom k. k. Finanzministerium,
1860. — von Uotta, Agordo; Berg- u. Hüttenm. Zeitung, XXI, 1862, 426—427. —
Dera., Erzlagerstätten, II, 1861, 334—335. — vom Eatb. Über die Quecksilber-
Orube Tallalta in den venetianischen Alpen; Ztechr. d. deutsch, geol. Qea., XVI,
1864, 121-135. — Bauer, Bemerkungen Ober die Mitteilungeo t. Oottas bezflglicb
der geologischen Verhältnisse und der Eupferlagerstätte von Agordo im Imperiua-
thalo; österr. Ztechr. f. Berg- o. Hnttenw., XI, 1863, 101—102. — Walter, Beitrag
zur Kenntnis der Erzlagerstätte von Agordo; ebenda 114 — 119. — Friese, Notiz
über den KJeastock zu Agordo; ebenda 235—236. — A. St. Schmidt, Geognostisch-
bergm&nniBche Skizze Aber den Eiesslock zu Agordo; Berg- u. HOttenm. Ztg., XXVI,
Flg. BS. QnerproBl durch das Kies-
iRger von Agoido. a der EisaBtock,
dar obere Teil deB Prodli zeigt den
Quenclmltt in der Ebene dea Haupt-
lehaehtes, der nntare (Bi denjenigen
Im nSrdli eben Lagerte II; i ToDBcbieler,
die SchraffleruDg celgt nlcbt denVer-
laut der Sclilchtung an; c trfaalacher
SaudateiD n. Oips fWerfener Schiefer);
d THukalk. (FliRbi, 1S60. Zalehen-
erkljLning i. T. nach 'Walter.)
282
Die schichtigen Lagerstätten.
20 km von Bellano in Venetien entfernt in einer Talweitniig, welche rings
am schlössen wird von prächtigen Gipfeln triasischer Ealkherge. Die Trias lagert
anf Tonschiefem anbestimmten Alters, welche an den tieferen Stollen der Tal-
gehänge und
Ffg. se.
anf den Soh-
len der
Seitontäler
des Corde-
Tole hervor-
treton.
Die
ßarAara-
Flg. M.
Flg. 67.
Flg BT
T4iig(iBchnltt doTcli das Elaslager
VerechledeDe Querichcltte durch
daiMlbe. (Walter, IB63,)
streichen
SW.— NO.
und fallen
nach NW.
Innerhalb
derselben
liegt ein
mächtiges
Kieslager
nahe der
ffyrumi dreaze
zwischen den
letzteren und
den stoil ein-
fallenden,
überkippten
roten Sand-
steinen der
Werfener Schichten. Bei den
Taganlagen der Grube mUndet
das Imperinatal, ein südwest-
liches Seitental des Cordevole,
etwas unterhalb Agordo; es verläuft un-
geiUhr anf der Grenze zwischen den
älteren und jüngeren Gesteinen. In ihm
tritt das Erzlager wiederholt zutage, und
Erzspuren lassen sich in dem Tale bis
über eine Stunde weit von dessen MOn-
dnng nachweisen.
Die Schiefer sind gut geschichtet;
bald sind es schwarze graphitische Ton-
1867, 240—341. — von Oroddeck, Zur KenntniB einiger Sericit.geflteine, welche
neben und in Erzlagerstätten auftreten; N. Jahrb., U. Beil.-Bd., 1882, 72—138. —
Pdwoznik, Dos Berg- und Hftttenwerk in Agordo; Monographien des Museums fflr
Geschichte der Osten. Arbeit, Heft VII, 1896.
Die Eieslager. 283
schiefer, bald lichte Sericitschiefer. Nach allen Angaben ist das Eieslager
mit gleichem Fallen nnd Streichen den Schiefern eingelagert. Seine Gestalt ist
eine höchst unregelmäßige, indem es sich bald ausbaucht, bald beträchtlich ver-
schmälert, wie es die von B. Walter mitgeteilten Querschnitte (Fig. 67) zeigen.
Als eine im Streichen langausgedehnte Masse, deren größte Achse mit dem
Horizonte 14^ bildet, die gegen NO. einföllt und unter dem Imperinatal hinzieht,
erreicht es eine größte Längsausdehnung von etwa 500 m, eine Höhe von
110 m und eine Dicke von durchschnittlich 30 — 35 m; die letztere schwankt
indessen zwischen 2 und 80 m. Es wird rings umschlossen von einem hell-
farbigen, mit viel Eieskristallen und Eupferkiesschmitzen durchwachsenen
Sericitschiefer, welcher den Übergang des Lagers in das Nebengestein darstellt
und als „Matten^ ^) bezeichnet wird. Derselbe Schiefer, an dessen derzeitiger
Erscheinung vielleicht sekundäre Prozesse beteiligt sein dürften, findet sich
auch in dem Lager oder zieht sich vom Nebengestein aus in dasselbe hinein.
Die Absonderung des Erzes vom letzteren ist eine scharfe.^ Die Grenze
zwischen beiden ist keine Ebene, sondern, wie sich angesichts des Gebirgsdrucks
selbst versteht, vielfach in ihrer ürsprttnglichkeit gestört, die Oberfläche der
Eiesmasse buckelig und uneben. Das Erz des Eiesstockes ist ein sehr lein-
kömiges und dichtes Gemenge von Schwefel- und Eupferkies, durchwachsen mit
Ealkspat (oder einem eisenhaltigen Earbonat?). Silberhaltiger Bleiglanz und
helle und dunkle Zinkblende bilden da und dort derbere Massen; Blende, Eupfer-
kies, Quarz, Ealkspat und Ankerit finden sich auf Hohlräumen kristallisiert.
Ebenso wird Arsenkies erwähnt. Der Eupfergehalt der reichsten Erze beträgt
5,5 ^/o, im Mittel l,4*^/o, der Schwefelgehalt 48^/0. In dem Eupfer von Agordo
lassen sich u. a. nachweisen: Arsen, Antimon, Nickel, Eobalt und Silber. Außer
dem großen Eiesstock finden sich noch zahlreiche kleine Einlagerungen von
Eiesen zwischen den Schichten des „Matten^. Die Mächtigkeit des letzteren
beträgt wenige bis viele Meter. Der Eies ist durchzogen von prächtigen, spiegel-
blanken Harnischen.
Im Dünnschliff erweist sich das Erz von Agordo als ein Gemisch von
Pyrit, Eupferkies, Blende und Bleiglanz mit Ankerit und verhältnismäßig wenig
Quarz. Dazu kommen noch Schüppchen eines farblosen Glimmers, die manchmal
für sich allein vom Pyrit umschlossen werden, also älter sind als dieser. Im
übrigen ist der letztere, der eine ausgesprochene Neigung zur Eristallbildung
zeigt, auch hier wieder das älteste unter den Erzen; etwas jünger als er ist die
Zinkblende, dann folgen Bleiglanz und Eupferkies. Das Earbonat erfüllt die
Lücken in dem kristallinen Gemenge, umschließt ringsum ausgebildete Pyrit-
kriställchen und tritt z. T. gangförmig im Erz auf. Solche mikroskopische
Gänge führen dann auch wohl etwas Bleiglanz. Der Quarz ist mindestens
teilweise erst später eingewandert und stets an Ort und Stelle kristallisiert, nicht
klastisch. In seiner jetzigen Ausbildung ist das Mineralgemisch genetisch einheitlich ;
keinesfalls kann das Erz in das jetzige Earbonataggregat eingewandert sein.
*) il matto = der Narr.
^ Merkwürdiger Weise ist in keiner Beschreibung davon die Bede, daß ein Teil
der das Lager umgebenden Schiefer skölar- oder raschelartige, durch Pressung oder
Gleitung entstandene Gebilde sein könnten. Und doch scheint das Auftreten solcher
angesichts der außerordentlichen Deformation des Lagers fast selbstverständlich zu sein.
284 Die schichtigen Lagerstätten.
Das Totalgewicht der ursprttnglich vorhandenen Eiesmasse ist auf
133076000 Ztr., das der im Jahre 1860 noch vorhandenen auf 84626000 Ztr.
mit 1286000 Ztr. ausbringbarem Kupfer berechnet worden. Die jüngsten Be-
rechnungen ergaben nur noch 1,5 Mill. t abbauwürdigen Kies.^)
Der Bergbau zu Agordo hat wahrscheinlich schon im Jahre 1488, bestimmt
aber 1559 bestanden und blühte im Beginn des XVII. Jahrhunderts unter
venetianischen Patriziern. Späterhin haben die Wasserverhältnisse und wieder-
holte Einstürze in den großen, nicht versetzten Weitungsbauen den Betrieb
schwer geschädigt und dessen allmählichen Übergang an den Staat Venedig, seit
1797 an Österreich herbeigeführt, von dem es 1866 an Italien kam. Jetzt
gehört die Grube einer Privatgesellschaft.
Um 1860 betrug die jährliche Kupferproduktion zu Agordo etwa 200 t,
die geförderte Kiesmasse etwa 15000 t. Außerdem wurden noch gegen 600 t
Eisenvitriol gewonnen. Im Jahre 1901 belief sich die Erzförderung auf 20000 t.
Man gewinnt gegenwärtig
^*"^^?*^"**^ Vit-riol und Zementkupfer
; und verarbeitet die Kiese
^'^s^^,^^ in verschiedenen chemi-
>^?S#>Ns^ sehen Fabriken Ober-
/- __^^'^r'^^^P^^^^^?^^ Italiens.
^^S^äl^ -^^P^^^^^^ ^'"^ ^"^ Distrikt Pine-
y^^^^^^^^fe^^^Ä^^^^^^W^ rolo, SW. von Turin, in
/^^0^^ ^^"^^^ ^%fji ^^'^ cottischen Alpen ge-
^^ ""^""-'-"i ^^^ legen, ist das Kiesvor-
^ """^Ot* "^ * '' ^ kommen von Monte Beth
Flg. 68. Querschnitt dtirch das Kleslager von Ghlnlvert. Der (^der Valien Crö) und
Teil über der Schrafflemng Ist ein natürlicher Anfschlnfi anf Monte Ghinivert^ seit
der NordBelte des Berges. J» IMkphylUt; g GrUnschlefer; iggg Gegenstand des
Eoiotlde (Sanssnrltgabbros); CSa Kleslager; d Geblrgsschutt Die °
Zahlen bedeuten Meter. (Novarese, 1900.) Bergbaus. Die Hochebene
von Beth ist 2750 m hoch
und den größten Teil des Jahres mit Schnee bedeckt. Die Kiese bilden eine
Zwischenlagerung in einem mächtigen, aus Phylliten, Kalkphylliten, Amphibolit,
Serpentin, Grünschiefem, Diabas usw. bestehenden Schichtenkomplex und sind
darin an einen bestimmten Horizont, nämlich an die Basis der hauptsächlichsten
Grünschiefereinlagerungen gebunden. Sie bilden ein Lager, welches ganz mit
dei^'enigen z. B. des Rammeisbergs und Südspaniens zu vergleichen ist, konkordant
zwischen den Schichten liegt und alle Biegungen derselben mitmacht. Den
typischen Kieslagern entspricht auch die Gleichmäßigkeit und die Art des Erz-
gehaltes und seine kompakte Struktur; es ist am Monte Beth wie am Ghinivert
ein mit etwas Quarz und Kupferkies durchmischter, feinkörniger Pyrit mit
2— 50^ Kupfer und 41— 50^^ Schwefel.
Die hauptsächlichste Grube liegt im Monte Beth, dessen oberer Teil
besonders aus Grünschiefem und einer mächtigen Masse von Euphotid^ besteht;
an ihrer Basis fällt das 1 — 2 m mächtige, NS. streichende Lager etwa 25 — 30 ^
1) Gatalogo della mostra fatta dal Corpo Reale delle Miniere, Parigi 1900, 84.
') Novarese, La miniera dal Beth e Ghinivert; Rass. Mineraria, XII, No. 7, 8,
9 vom 1., 11. u. 21. März 1900.
^) Damit werden von den Italieneni gewöhnlich SausBuritgabbros bezeichnet.
Die Eieslager. 285
gegen Westen ein. Andere Eieslinsen oder vielleicht auch nur Eiesimprägnationen
machen sich über dem Lager durch ihre verwitterten Ausstriche bemerkbar.
Die benachbarte Grube von Ghinivert, 1200 m von der Bethgrube, baut
auf einem ganz ähnlichen, NW. streichenden, 20^ gegen S. einfallenden, gleich-
falls von Grttnschiefem begleiteten Lager, das von letzteren im allgemeinen
durch Bänke von Ealkphyllit getrennt ist. Das Nebengestein ist mit Sulfiden
imprägniert, das Lager selbst aber als kompakte Masse scharf davon geschieden.
Es ist im Fallen auf ungefähr 400 m aufgeschlossen worden und hat sich allent-
halben als eine zusammenhängende Masse von wechselnder, bis über 2 m betragen-
der Mächtigkeit erwiesen; stellenweise sind in den Erzkörper Schieferlagen ein-
gebettet. Beide Kiesvorkommnisse, das vom Monte Beth und das zuletzt erwähnte,
sind durch ein tiefes Erosionstal voneinander getrennt, übrigens aber einander
mineralogisch und geologisch so ähnlich, daß Novarese glaubt, dieselben
könnten nur Teile eines und desselben Lagers sein. Die Entstehungsweise
desselben hat letzterer ausführlicher erörtert. Zunächst hält er es für das
wahrscheinlichste, daß die in dem Gebiet auftretenden Grünschiefer und Grttn-
steine teils Tuffe, teils Effusivgesteine sind; welche Glieder der einen, welche
der anderen Gruppe angehören, läßt sich angesichts der intensiven Veränderungen
durch die Metamorphose im einzelnen nicht mehr feststellen. Die Ablagerung
der Kiesmassen sei auf die Eruptionen der basischen Gesteine zurückzuführen*, sie
sind sedimentärer Entstehung und regelrechte Glieder der Schichtenfolge. Gleicher
Ursprung wird auch den ähnlichen Kieslagem von Ollomont, Champ de Praz,
Saint Marcel und Ghialamberto in Piemont zugeschrieben.^)
In der Zips, dem großenteils deutsch sprechenden Komitat im Flußgebiet
der oberen Hernad, der Poprad und der Göllnitz im Osten und Südosten der
hohen Tatra wird an verschiedenen Orten Bergbau betrieben, so vor allem auf
Spateisensteingängen bei Iglo und Göllnitz und auf Kieslagem bei Schmöllnitz.^
Letzterer Ort liegt inmitten des bis zu 1300 m ansteigenden Mittelgebirges an
einem südlichen Seitenbach der Göllnitz, 20 km von dem Städtchen gleichen
Namens entfernt.
Die Erzlagerstätten treten in einer etwa 250 m breiten Zone inmitten
von WSW. — ONO. streichenden und unter 60 — 75^ gegen Süden einfallenden,
vorwiegend graugrünen Sericitglimmerschiefem auf, die lagenweise in lichtere
Quarzitschiefer übergehen. Ihre Begrenzung im Liegenden und Hangenden
erfährt diese Zone durch je eine etwa 12 m mächtige Lage von dunkel- bis
schwarzgrauen, stark graphitischen und halbmetallisch glänzenden Phylliten.
Innerhalb des Sericitschieferbandes liegen in vollständig konkordanter Lagerung
^) Novarese, L'origine dei giaeimenti metalliferi di BroBso e Traversella in
Piemonte; ßoll. K. Gomit. geol., 1901, No. 1.
*) vonCotta, Über Erzlagerstätten Ungarns und Siebenbürgens; Gangstudien, IV,
1862, 53—56. — Fall er, Beisenotizen über einige wichtigere Metallbergbaue Oberungams;
Leobener Jahrb., XVII, 1868, 193— 210. — Steinhausz, Der Kupfer- und Schwefelkies-
Bergbau von Schmöllnitz; ebenda XLIV, 18%, 267—320. — Fähndrich, Der Schwefel-
kiesbergbau der Oberungarischen Berg- und Hüttenwerks-Aktiengesellschaft bei Schmöll-
nitz; Ztschr. f. d. Berg-, Hütten- u. Sal.-W., XLVl, 1898, 217—234.
286
Die schichtigen Lagerstätten.
die sogenannten „Streichen'', d. s. Fahlbänder mit feinverteilten staubförmigen
Partikelchen von Schwefel- und Kupferkies; dieselben führen stellenweise auch
derbere kleine Erzlinsen und Schnüren und Bänder von Edesen in völlig paralleler
Einlagerung. Die „Streichen" sind auf Erstreckungen von 3000 — 4000 m hin
verfolgt und bis zu einer Teufe von 360 m nachgewiesen worden. Ihre Breite
beträgt bis zu 18 m. Hauptsächlich sind es drei, ein Hangend-, Mittel- und
Liegendstreichen (Fig. 69). Dadurch, daß sie manchmal lagenweise taub werden,
scheinen sie sich zu gabeln. In der Fortsetzung der „Streichen** und zwischen
ihnen liegen die eigentlichen Kiesstöcke. Außer einer Eeihe kleinerer sind drei
besonders große aufgeschlossen worden, deren Dimensionen betragen:
Im Streichen Im Fallen Mächtigkeit
Liegendkiesstock . . . 400 m 125 m bis 40 m, im Mittel 26,5 m.
Hangendkiesstock . . 300 „ 80 „ 15 m.
Engelbertikiesstock . . 180
80
etwa 25 m.
Fig. 69. Grondrlfl dea EleBVorkommenB von SchmÖUnlts. (Stelnhansz, 1896.)
9 0
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MO
-4—
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im
Yi%. 70. Qaerschnltte durch das Eieslager von SchmöUnitz. Die römiBchen Zahlen entsprechen
denen der Proflllinien in Fig. 69. (Steinhansz, 1896.)
Der Maßstab ist derselbe für Fig. 69 nnd 70.
Sowohl die Erzstöcke wie die Streichen sind gegen das umgebende Schiefer-
gestein nicht scharf abgegrenzt, sondern gehen in dasselbe über.
Die Struktur der Eiesstöcke ist bald eine richtungslos kömige, bald ist
das Erz infolge wechselnder Zusammensetzung oder infolge von Zwischen-
lagerungen feinster Tonschieferlagen gebändert; die Bänderung verläuft parallel
der allgemeinen Streich- und Fallrichtung. Die beiden größeren Erzlinsen
bestehen ziemlich gleichmäßig aus Eisenkies mit beigemengtem Kupferkies;
letzterer tritt mitunter in Bändern ftlr sich auf. Bemerkenswert ist es, daß in
den Ausspitzungen der drei Eiesstöcke ein Substanzwechsel eintritt. Die beiden
großen Stöcke werden dort kupferreicher, und äußerst feine Lagen von Zink-
blende und Bleiglanz stellen sich ein; ähnliches soll nach Fähndrich f(lr ihre
Begrenzungsflächen gelten.
Die Entstehung der Schmöllnitzer Kiesstöcke ist von Steinhausz und
dann von Fähndrich erörtert worden. Unter dem Einfluß der Vogt sehen
Auffassungsweise der Kieslager hat Steinhausz den Schmöllnitzer Lagern eine
Die Eieslag^er. 287
epigenetische Entstehung zugeschrieben. Er macht darauf aufmerksam, dafi in
der Nähe der Kiesstöcke an zwei Punkten Eruptivgesteine („Diorit und Diabas")
gefunden worden sind; dieselben stehen nicht im unmittelbaren Eontakt mit den
Kieslagem, sondern sind davon 84 bezw. 170 m entfernt. Fähndrich hat sich
auf Grund folgender Gesichtspunkte gegen diese Auffassung gewandt:
1. Die Konkordanz zwischen Fahlbändem und Kiesstöcken einerseits und
dem Nebengestein anderseits ist eine absolute.
2. Es fehlen den Kiesstöcken tektonische Begrenzungsflächen, Harnische,
Nebengesteinsfragmente, Salbänder.
3. Die Struktur ist eine schichtige und ganz verschieden von deijenigen der
Gänge; die Kiesmassen wechsellagem mit Tonschieferlagen, welche keine
Fragmente sind.
Der Kupfergehalt der Lager ist im Durchschnitt 0,5 — 2^/q, er steigt aber
auch bis zu 20 ^/^ (siehe unten); der Engelbertistock ist arm an Kupfer, enthält
indessen etwas Kobalt und Arsen. An nichtmetallischen Mineralien ist Quarz
zu nennen, welcher besonders im Hangend- und Liegendstock reichlich, bald
durch das Erz verbreitet, bald an ihren Ausspitzungen auftritt und in letzterem
Falle den Bergleuten als ein Anzeichen kommender Erzanbrttche gilt.
Von Tag herein sind die Kiesstöcke zu mulmigem Brauneisenerz zersetzt;
an Zersetzungsprodukten kommen nach Fähndrich im Alten Mann (verwittertem
Bergeversatz) vor: Voltait, ArsenikblUte, Bittersalz, Haarsalz, Schwefel, Kupfer-
und Eisenvitriol. Gediegen Kupfer tritt als Seltenheit in den Streichen auf.
Auch die Kiesstöcke von SchmöUnitz sind von Gängen durchzogen, auf denen
in ähnlicher Weise wie im Rammeisberg am Harz eine jüngere Erzansiedelung
stattfand. Nach Fähndrich wären dieselben auf die oberen Teufen beschränkt,
0,04 — 0,1 m mächtig und ftlhren Quarz, Kalkspat, Baryt, Kupferkies, Buntkupfer-
erz, Bleiglanz, Zinkblende und Umwandlungsprodukte derselben. Als seltene
Vorkommnisse innerhalb der Kiesmasse werden von Steinhausz Spateisenstein,
Ankerit und Magnetkies erwähnt. Derselbe veröffentlicht auch folgende Durch-
schnittsanalyse der im April 1896 geförderten Schmöllnitzer Erze:
As 0,55 Zn 0,37
Sb 0,06 Fe 45,31
Cu 0,46 CaO 0,03
Pb 0,33 MgO 0,05
Bi 0,03 S 47,89
Ni + Co Spur Gangart 4,89
Mn Spur
Außerdem enthalten die Erze noch geringe Mengen Silber und Quecksilber.
Die erzftlhrende Schieferzone wird von drei Klüften durchsetzt, von denen
wenigstens eine, die Schläglergrunderklnft, eine Verwerfung ist. „Bemerkens-
wert ist, daß die Erzzüge (Streichen) in der Nähe dieser verwerfenden Kluft
am reichsten gewesen sein sollen und daß sich der Adel dieser entlang in die
Tiefe zog.** (Steinhausz.)
Der Schmöllnitzer Bergbau stammt aus der Zeit der niedersächsischen und
flandrischen Einwanderung im XIII. Jahrhundert. Er verfiel im XVI. und
288 I)ie schichtigen Lagerstätten.
XVn. Jahrhundert, wurde 1709 größtenteils staatlich und dann zeitweise mit
großem Erfolg betriehen. So beschäftigten 1783 die Werke über 700 Arbeiter
und erzeugten 5000 Ztr. Kupfer. Bis zum Beginn der 70 er Jahre des XIX. Jahr-
hunderts wurde nur Kupfer, untergeordnet auch Blei, Silber, Kobalt- und Nickel-
erz gewonnen.^) Viel Kupfer wurde früher und wird noch heute durch Zemen-
tation erzeugt. Zu diesem Zwecke wird der alte Bergeversatz künstlich durch
Wasser ausgelaugt. Die durch die Oxydation der Kiese entstehende Hitze be-
trägt 35 — 50 ^ und führt manchmal sogar zu einer Entzündung der Zimmerung.
Seit 1890 gehört die Grube einer Privatgesellschaft. Der Bergbau ist
gegenwärtig fast nur mehr ein Eisenkiesbergbau; der Kies dient der Schwefel-
säurefabrikation und ist nach seiner Abröstung ein wertvolles 60 — 65^/0iges
Eisenerz mit 1— S^/q Kupfer. Die Kiesproduktion betrug 1890 38388 t, 1894
58610 t, 1896 50000 t. Daneben werden jährlich 30—50 t Zementkupfer ge-
wonnen; von 1840 bis 1868 betrug diese Gewinnung noch jährlich 94 t.
In den östlichen Karpathen sind Kieslagerstätten weithin innerhalb
der „Quarzitetage" der kristallinen Schiefer verbreitet. Die Erze erscheinen ge-
bunden an Chloritschiefer, die in 4 — 20 m mächtigen Massen samt graphitischen
Tonschiefern den Quarzitschiefern eingelagert sind. Nach Walter sollen sich
die Vorkommnisse auf eine Entfernung von 190 km im Streichen jener Gesteine
verfolgen lassen.^) Die in Bede stehenden Erzlagerstätten werden ganz allgemein
als „Kieslager^ bezeichnet, und Walter vergleicht sie mit den Lagerstätten von
Eöros, Schmöllnitz, Prägratten und den norwegischen Fahlbändern. Aus seinen
Beschreibungen aber geht doch hervor, daß dieselben mindestens durch allerlei
spätere sekundäre Prozesse zu komplizierteren Gebilden geworden sind, deren
genaueres Studium wohl noch aussteht. Mechanische und damit verknüpfte
chemische Vorgänge scheinen den ursprünglichen Charakter auch dieser an sehr
stark gestörtes Gebirge gebundenen Lagerstätten etwas verwischt zu haben.
Die Lagerstätten sind bekannt unter den Ortsnamen Fundul Moldowi
und Pozoritta in der Bukowina und Balä.n und St. Domokos in Sieben-
bürgen.
In der Bukowina ist der Chloritschiefer (als Begleiter der Lager „Lager-
schiefer^' genannt) weithin fahlbandartig mit Eisen- und manchmal Kupferkies,
stellenweise auch mit etwas Magnetkies und Magnetit durchwachsen. Am häufigsten
tritt der erstere auch hier wieder in Kristallen als Einsprengung auf. Gesellt sich
zum Pyrit Kupferkies, dann entstehen Pocherze mit etwa 1 ^/q Kupfer. Der Eisen-
kies schart sich mitunter zu 1 — 4 m mächtigen, kristallinisch körnigen Massen
zusammen, die von Kalkspat durchwachsen und von Schnüren dieses Minerals
M Geschichtliches siehe bei Steinhausz.
^) von Cotta, Die Erzlagerstätten der südlichen Bukowina; Jahrb. k. k. geol.
Reichs-Anst., VI, 1855, 119—122. — Ders., Erzlagerstätten, II, 1861, 280, Lit. —
Herb ich, Die ürschieferformation der östlichen Karpathen und ihre Erzlagerstätten;
österr. Ztschr. f. Berg- u. Hüttenw., IX, 1861, 218—219. — Paul, Grundztige der
Geologie der Bukowina; Jahrb. k. k. geol. Reichs-Anst., XXVI, 1876, 261—330, Lit. —
Walter, Die Erzlagerstatten der südl. Bukowina; ebenda 343—426. — vom Rath,
Verh. naturh. Ver. der Rheinl. und Westf., XXXII, 1875, 91—92. — von Hauer und
Stäche, Geologie Siebenbürgens, 1885, 307 — 308. — Goebl, Über das Kupferbergwerk
BalÄn; österr. Ztschr. f. Berg- u. Hüttenw., XXXIII, 1885, Ver. Mitt. 38-39.
Die Kieslager. 289
durchzogen sind. Parallel znr Schichtung, häufig gehunden an Quarzschmitzen
oder dieselhe schräg durchschneidend, findet sich darin der Kupferkies (Schnttrl-
oder Schiefererze mit his zu 3 ®/o Kupfer). Besonders dort, wo in dem Lagerschiefer
reichlich linsenförmige Platten von milchweißem Quarz, manchmal mit etwas
Feldspat eingewachsen sind, kommen auch derbere Kupferkiesmittel (Adelserze,
Gelfen mit 6 — 15^/o Kupfer) in Mächtigkeiten von 0,5 — 3 m vor. In ihnen
sind gleichfalls Schwefelkieskristalle eingebettet; sie umschließen dünne Lagen
mit Glimmer und Chlorit und führen Nester und Schnüren mit Magnetkies,
Markasit und als Seltenheit auch Fahlerz. Allerlei jüngere Erzgänge durch-
setzen auch hier die Lagerstätten. Die letzteren nehmen an allen Krümmungen
und Wellungen des Schiefers teil.
Die reichsten Kieslager wurden bei Fundul Moldowi und bei Pozoritta
abgebaut. Der eigentliche Erzberg war dort der Gyalu negru, ein 6 km langer
Rücken, der ganz von Schürfen und Gruben bedeckt ist. Das Hauptlager war
das Dreifaltigkeitslager; es ist gebunden an einen dünnschieferigen, äußerst
zähen, mit Quarz durchwachsenen chloritischen Glimmerschiefer, besitzt im Aus-
strich eine Mächtigkeit bis zu 40 m, fällt steil ein und war durch den ganzen
Gyalu negru von Pozoritta bis nach Fundul Moldowi zu verfolgen. An letzterem
Ort hatte man das Lager allein auf der Dreifaltigkeitsgrube in einer streichenden
Länge von etwa 1200 m aufgeschlossen. Es war um so reicher, je weniger
mächtig es war, und besaß seinen höchsten Adel an Kupfer bei 8 — 5 m Mächtig-
keit; bei 9 m erwies sich das Lager als nicht mehr bauwürdig und schon
bei 5 — 9 m Dicke war es nur mehr ein mit Erzen durchwachsener Chloritschiefer.
Nach Walters Mitteilungen hätte sich das Vorkommen als weithin horizont-
beständig erwiesen. Im Hangenden ist das Lager in einiger Entfernung von
einem schwarzen, oft sehr graphitreichen und bis zu 4 m mächtigen Schiefer
begleitet. Außer dem Dreifaltigkeitslager sind noch zwei andere, weniger ab-
bauwürdige Kieshorizonte bekannt.
Der Bergbau von Fundul Moldowi hatte seine höchste Blüte in den
Jahren 1830 — 1850. Seit 1854 sind die zurzeit bekannten reichen Erzmittel
erschöpft. Wo die Lagerausstriche zu Brauneisenstein umgewandelt waren,
wurden sie als Eisenerz benutzt.
Walter glaubte die erzführenden Chloritschiefer als geologischen Horizont
von der Grenze der Moldau durch die Bukowina bis in die ungarische Marmaros,
d. s. 70 km, verfolgen zu können und hielt es für sicher, daß auch die Kieslager-
stätten von Siebenbürgen in der unmittelbaren Fortsetzung jener Fahlbandzone
lägen, d. h. daß die letztere eine Erstreckung von 190 km besäße.
Eine kupfererzführende Chloritschieferzone ist im nordöstlichen Siebenbürgen
in der Gegend von St. Domokos auf etwa 10 km streichende Länge untersucht
worden und mehrfach durch Täler aufgeschlossen. Indessen hat sie sich nur in
der Mitte ihrer Erstreckung bei Balän in einer Länge von 1000 m (nach
Herbich und vom Rath von 1500 m) als abbauwürdig erwiesen. Das Vor-
kommen besteht aus vier parallelen, durch taube Zwischenmittel getrennten
Erzmitteln innerhalb einer 20 — 40 m mächtigen Chloritschiefermasse ; dieser
Stelsner-Bergeat, Erzlagerst&tten. X9
290 Die schichtigen Lagerstätten.
Hauptlagerzng wird im Liegenden innerhalb einer Zone von 1600 m Breite noch
von Schieferlagen begleitet, die abbauwürdige Erze führen. Der Chlorit-
schiefer enthält Einlagernngen von Magnetit nnd Quarz. Die Erze bestehen
aus Kupfer- und Schwefelkies mit einem durchschnittlichen Eupfergehalt von
3^/^^/q und sind frei von Antimon, Arsen und Wismut; außerdem haben sich
auch sekundäre Kupfererze gefunden. Durch künstliche und natürliche Aus-
laugung der Lagerstätten entstehende Kupfervitriollösungen lieferten um 1861
jährlich 400 Ztr. Zementkupfer. Teils sind die Erze fahlbandartig in das
Nebengestein eingesprengt, teils streifenartig eingelagert. Auch im Hangenden
der Erzzone von Balä,n tritt in der Regel eine 4 — 16 m mächtige Masse eines
schwarzen, glänzenden und graphitreichen, kieselschief erähnlichen Gesteines auf;
darüber liegen Glimmerschiefer und quarzreiche, feldspatführende Gesteine.
Sowohl Herb ich, wie Gotta und Walter sind der Meinung, daß die Lager-
stätten von Domokos-Balän die unmittelbare Fortsetzung des Vorkommens von
Pozoritta bilden.
Der Bergbau von Balän reicht zurück bis 1803; von 1838 — 1857 ergab
derselbe Jahreserträge von 957 — 1581 Ztr. Kupfer, zwischen 1857 — 1867 stieg
die Produktion sogar auf 3171 Ztr. 1891 wurden erzeugt etwa 1900 t Kupfer-
erz mit 1 — 4,5 ^/o Kupfer.^)
Einsprengungen von Eisenkies treten nach von Dechen*) im Talk-
schiefer von Rhön au im Kreis Bolkenhayn in Schlesien auf; sie wurden dort
im Tagebau gewonnen und fanden Verwendung zur Darstellung von Vitriol,
Schwefel und Rötel.
In früherer Zeit waren die Kieslager im Ovoca-Distrikt in der Graf-
schaft Wicklow^ in Irland von großer Bedeutung. Die Lagerstätten sind
gebunden an metamorphe Schiefer, welche vielleicht silurischen Alters sein
dürften und nach Gurlt die größte Ähnlichkeit mit den Schiefern des Trondbgem-
kiesfeldes in Norwegen besitzen sollen; erstere Gesteine sind Tonschiefer von
grünlich-grauer Farbe, wechsellagern häufig mit Hornblende- und Talkschiefem
und mit feldspatreichen Gesteinen, über deren Natur keine völlige Klarheit
herrscht. Die Schichten werden von Pyroxengesteinen konkordant durchlagert,
oder solche treten darin gangförmig auf.
Die Erze finden sich in einer Schieferzone, welche am SO.-Abhang des
926 m hohen Lugnaquillaberges mit ONO.-Streichen die Täler des Aughrim-
und Ovoca-Flusses, etwa 50 km südlich von Dublin, durchschneidet und in einer
Ausdehnung von fast 15 km bis nahe an die See reicht. Dabei hat diese Erz-
zone nur wenige hundert Fuß Durchmesser. Die Schiefer sind innig durch-
1) Berg- u. Hüttenm. Ztg., LIII, 1894, 399.
^ Nutzbare Mineralien und Gebirgsarten im Deutschen Reiche, 1873, 680. —
von FeBteDberg-Packisch, Der metallische Bergbau Niederschlesiens, 1881, 25. —
von Cotta, Erzlagerstätten, II, 1861, 233. — Gürich, Geologischer Führer in das
Riesengebirge, 1900, 107.
') Gurlt, Der Schwefelkiesbergbau in der Grafschaft Wicklow in Ireland; Berg-
u. Hüttenm. Ztg., XVII, 1858, 6—7, 23—25, 30—32, 40, Lit. — von Cotta, Erzlager-
stätten, U, 1861, 504—505, Lit. — Phillips-Louis, Ore deposits, 1896, 306—310.
Die Kieslager. 291
wachsen mit Schwefel- und Kupferkies nnd nehmen infolgedessen hei der Ver-
witterung eine rosthraune Färbung an.
Stellenweise werden aus diesen kiesführenden Schiefem massige Erzlager,
„die den G^birgsschichten parallel fallen und streichen und als grofie linsen-
förmige Stöcke anzusehen sind, die sich früher oder später nach dem Streichen
sowohl wie nach dem Fallen ausspitzen". Gurlt erwähnt zehn Gruben, welche
auf solchen Kieslagem bauten. Die bedeutendste Lagerstätte ist ein Schwefel-
kieslager, der Sulphur-course, der sich mit wechselnder Mächtigkeit in einer
Gesamtlänge von über 5,5 km erstreckt, in seinem Verlauf allerdings durch eine
Eeihe von Parallelstörungen eine SW.-Verwerfung um 300 m erfährt. Das
Erz dieses Lagers ist fast reiner Schwefelkies, in welchen sich nur stellenweise
Schmitzen von Kupferkies einlagern, während er im Hangenden und Liegenden
unter Aufnahme von Nebengesteinselementen in den Schiefer übergeht. Zu Tage
hatte das Lager eine Mächtigkeit bis zu 16 m, in der Teufe von 70 m eine
solche von über 20 m; sie betrug auf der Cronebane-Grube 150 m unter Tage
nur noch 12 m, wo dann die Linse durch eine Blattverschiebung abgeschnitten
wurde. Der Abbau ist nur bis zu einer Teufe von etwa 180 m vorgedrungen,
ohne daß man über die weitere Gestaltung und den Verbleib des Lagers Klar-
heit erhalten hätte.
Der Sulphur-course trägt einen eisernen Hut, der zeitweise als Eisenerz
abgebaut worden ist und in welchem sich Arsenfahlerz und Schwarzkupfererz
in Schmitzen und Nestern vorfinden. Auf der Gonnoree-Grube soll er bis zur
Teufe von 70 m aus tonigen Massen („flncan") und einem reichen Gemenge von
Kupferglanz und Kupferschwärze bestanden und daneben Silber- und goldhaltige
Verwitterungsprodukte von Pyrit geführt haben. Der Kupfergehalt des Schwefel-
kieses beträgt ^/g — 1^/2^/0? stellenweise auch 2^Iq. Doch hat der Sulphur-course
stets in erster Linie als eine Schwefelkieslagerstätte gegolten.
Im südlichen Hangenden dieses Hauptlagers kommen kupferreichere Kies-
linsen von geringer Ausdehnung vor; man hat deren auf einem hangenden Quer-
schlag von etwa 40 m Länge nicht weniger als sieben überfahren. Dieselben
werden von geringmächtigen Klüften durchsetzt, welche in der Nähe der Kieslinsen
Erze führen, die kupferreicher sind als die letzteren. Größere Kieslager treten
im übrigen sowohl im Liegenden wie im Hangenden des Hauptlagers auf. So
ist südlich des letzteren in früherer Zeit auch auf den westlicher gelegenen
Minen ein Kupfererzlager, 20 m vom Hangenden der Hauptlagerstätte entfernt,
abgebaut worden und war stellenweise bis zur Aufnahme der Schwefelkies-
gewinnung der einzige Gegenstand des Bergbaues. Dieses Lager, der Main
copper lode, vereinigte sich mit dem Hauptlager, und der derbe Kupferkies soll
an der Vereinigung eine Mächtigkeit von 8 m besessen haben. Da sich an
jener Stelle noch weitere untergeordnetere Linsen einstellten, so schwoll die
Gesamtmächtigkeit der gleichzeitig gewinnbaren Kiesmassen auf 20 m an. Der
kolossalste Kiesstock des ganzen Bezirks war das in den 50 er Jahren des
vorigen Jahrhunderts auf der Grube Unter-Ballygahan entdeckte große Nordlager,
240 m nördlich vom Sulphurcourse und 30 m mächtig. Es bestand aus kupfer-
armem Schwefelkies, der von Tag herein bis zu 40 — 60 m Teufe zu Brauneisen-
19*
292 Die schichtigen Lagerstätten.
stein verwittert war. Anderwärts in der Nachbarschaft hat man anch von
Kupferkies begleitete Magnetkiese neben Pyriten erschlossen.
Sicherlich haben die Eieslagerstätten von Wicklow zu den gewaltigsten
ihrer Art gehört. Vor dem Jahre 1889 wurden dort nur Kupfererze gewonnen.
Als Ende der dreißiger Jahre die Eegierung des Königreichs Sizilien die Aus-
fuhr von Schwefel mit einem hohen Zoll belegte und die lohnende Herstellung
der Schwefelsäure in Frage gestellt und damit die englische Sodafabrikation be-
droht wurde, begann man hier, wie auch anderwärts in Europa, die Pyritlager
als Schwefelerze abzubauen, und der Bergbau in Wicklow nahm einen großen
Aufschwung. Schon 1840 erzeugten die vier Hauptgruben (Cronebane, Connoree,
Ballymurtagh und Ballygahan) 40176 t Schwefelkies neben 11429 t Kupfer-
erzen; anfangs der 50 er Jahre betrug die Produktion an ersterem etwa 100000 t,
während die Kupfererzgewinnung auf etwa 2000 t gesunken war. Indessen sind
die Lagerstätten schon jetzt ihrer Erschöpfung nahe; denn 1894 lieferte der
Ovoca-Distrikt nur noch etwa 3800 t Pyrite, und der Kupferbergbau hat über-
haupt ganz aufgehört, nachdem schon im Jahre 1880 die Erzeugung von Kupfer
nur noch 100 t betragen hatte. Wie auf Anglesea, so wird auch hier noch
etwas Zementkupfer gewonnen. Ziemlich alle Kiese von Wicklow enthalten
etwas Gold, Silber, Nickel und Kobalt.
Die Kieslagerstätten des Ovoca-Distrikts zeigen in ihrer großen Mächtigkeit,
ihrer gewaltigen Ausdehnung im Streichen, in ihrem Verhältnis zum Nebengestein,
in welches sie übergehen, in ihrer linsenförmigen Gestalt und ihrer Endschaft, in
ihrer Mineralführung, die nach allen Mitteilungen höchst einförmig ist, alle
Eigentümlichkeiten echter Kieslager, wie sie in diesem Abschnitt besprochen
wurden und noch besprochen werden sollen. Nach allen älteren Angaben
liegen dieselben im großen ganzen konkordant zwischen den Schiefern und sie
sind deshalb auch von v. Cotta und v. Groddeck fär echte Lager analog
denen von Goslar, Bio Tinto und Agordo gehalten worden. Sie mögen deshalb
auch hier ihren Platz behalten, wenn auch nicht unerwähnt bleiben darf, daß
Phillips-Louis mit Argali^) zwar eine Parallellagerung im allgemeinen
zugeben, indessen darauf bestehen, daß die Lagerstätten die Schichten doch
unter einem sehr spitzen Winkel durchsetzen. Jedenfalls empfiehlt es sich auch
hier, solche Diskordanzen neuerdings auch auf ihre Ursachen zu prüfen, bevor
man diese Lagerstätten als Gänge betrachtet.
Das Kupfererzvorkommen von Chessy^ westlich von Lyon ist zweierlei
Art: einerseits handelt es sich um Kieslager in kristallinen Gesteinen, anderseits
und im Zusammenhang damit um ein reichliches Auftreten sekundärer, verlagerter
Kupfererze längs einer in der Nachbarschaft jener verlaufenden Störungszone.
Das Nebengestein der Kieslager wird verschieden bezeichnet, die alten Autoren
') Notes on the ancieot and recent minlug Operations in the East Ovoca District;
Proc. Roy. Dublin Soc, H, 1880, 211; zitiert von Phillips-Louis.
3) Baby, Sur le gisement des divers minerais de cuivre de Sain-Bel et de Chessy
(Rhöoe); Aun. d. Mines (3), IV, 1833, 393—407. — Thibaud, .Analyse de quelques
minerais et produits de la fonderie de Chessy; ebenda (1), V, 1820, 519— Ö21. —
Cordier, Sur les cristaux de cuivre carbonat6; ebenda (1), IV, 1819, 3—20. Über die
Kupferlasur von Chessy und deren Vorkommen handeln 16—20. — de Launay, Die
Schwefelkieslagerstätte von Sain-Bel (Rhone); Ztschr. f. prakt Geol., 1901, 161—170.
Die Eieslager.
I, GmndrlB des Erzvorkooimeiis m
: (R>by, iras.) Ein Verglalch i
Flg. 72 gibt dis KriaateraiiE.
nannten es Homst«in oder Äphanit, de Lannay netiDt es neuerdings Ängit-
nnd Ho rnblen deschiefer von praecambrischem Älter. Die Schiefer streichen
nngeföhr SW. — NO. nnd fallen sehr steil
gegen 80. ein. Oegen diese kristalline
(lebirgsmasse lehnt sich das Hesozoicnm
an (Fig. 71 a. 72).
In den Orttnschiefem lag ein Kies-
lager. Dasselbe war ein Eiesstock („mine
jaone"), dessen Erz bald aas kupferarmem
Schwefelkies, bald aus einer Mischnng
von solchem mit Eupferkies bestand und
in letzterem Fall 15 — 20% Eapfer nnd
stets etwas Zink enthielt. Die platte Erz-
linse lag parallel gelagert zwischen den
Schichten, reichte bis wenige Meter unter
Tage und war bis zn 200 m Tiefe zu
verfolgen. Ihre größte Mächtigkeit be-
trag in 20 m Tiefe etwa 15 m, dabei
ihre streichende Änsdehonng 120 m. Die
Kiesmasse ging allm^lich in das Neben-
gestein Über, and Baby schloß schon im
Jahre 1833, daß das Lager gleichalterig
mit dem letzteren sein müsse.
An die alten Schiefer lehnen sich mit einer 55*^ betragenden, mit der
Entfernung fiacher
werdenden Neigungdie
Schichten des Rhäts
and des Lias an.
Zwischen den beiden
letzteren and den
ersteren fand sicti eine
Zone eines grauweißen,
kurz- und dickschiefe-
rigen Gesteines von
20 m Mächtigkeit, wel-
ches nach Babys Be-
schreibung offenbar als
ein stark zersetzter
Schiefer anzusehen ist
nnd anch von v. Cotta
als ein solcher be-
trachtet worde. Es
geht allmählich in den anzersetzten Schiefer (Rabys Aphanit) ttber. In diesem Ge-
stein kommen Erzkörper vor, welche so wie die mine jaane demselben eingelagert
sind und wie das umgebende Gestein eine sehr starke Umwandlung erfahren haben;
Fig. 7t. Profil durch du Eravarkammen von Cbenj nach dMi
LiDieD AB, CD der Plg. 71. a AagH-HorDbleadeBcblarer; i RbKt;
e nnterer Lias; i roter Tod mit Rotkuprererz (Ulue rongs), rechts
davon die Abstttze von Knprerksi'baonteD langt Schlehtflficheu
(Hlne bleae); > umgewsndeJte SdiUrerzone mit ElnlagrruDgen von
t«Uw«iae zersetzten und oxydierten KleacD. In a liegt du groSe
kupferfubreode Schwsfelklealager. (Rab;, 1S3S
nnd de Lanna;, 19U1.)
294 Die schichtigen Lagerstätten.
sie bestehen aus Schwefel- und Kupferkies in inniger Mischung mit Schwarzkupfer-
erz (^deutoxide de cuivre*^) und mit etwas Baryt. Thibaud berechnete für diese
„mine noire" : 2,60 Baryt, 12,00 Kupferoxyd, 56,35 Kupferkies, 26,01 Schwefel-
kies, 4,04 flüchtige Substanzen. In der gleichen Zone war der Schiefer auch
mit Schwefelkies, Kupferglanz und Schwarzkupfererz durchwachsen („mine grise")
und wurde als Kupfererz abgebaut. Oberflächlich waren diese Massen bis zu
einer Tiefe von 2 m von Brauneisen vertreten, welches als Eisenerz benutzt
werden konnte.
Zwischen dem Ehät und dem zersetzten Schiefer wurde eine 2 — 4 m
mächtige, nach der Tiefe zu sich auskeilende, scheinbar aus Reibungsprodukten
bestehende und vorzugsweise mit Rotkupfererz imprägnierte Zone abgebaut.
Diese Masse war zusammengesetzt aus Ton mit eckigen Stücken von Quarz und
Schiefer; sie führte die berühmten Kristalle von Rotkupfererz und etwas ge-
diegen Kupfer („mine rouge"). Eine weitere Zone sekundärer Erze bildeten
endlich zahlreiche, den Schichtflächen des Rhäts parallel verlaufende Gänge
und Imprägnationen von Kupferkarbonat, besonders mit prachtvoll kristallisierter
Kupferlasur. Dieselben erreichten bis zu 0,5 m Mächtigkeit und eine horizontale
Erstreckung von 150 m, waren aber nur bis zu 40 m weit im Einfallen zu
verfolgen. Diese Imprägnationszone („mine bleue'') ist mineralogisch nicht scharf
zu trennen von der mine rouge. Sie begleitet die letztere im Ausstrich 400 m
weit in einer Breite von 20 m.^) Neben dem Kupferkarbonat enthielt die mine
bleue auch viel Galmei.
Schon Raby hat die Entstehungs weise der Kupfererzlagerstätten von
Chessy naturgemäß erklärt. Das Kieslager ist gleich alt mit dem umgebenden
Gestein, ebenso ist die mine noire nur ein teilweise umgewandeltes Kupfererz-
lager im Schiefer. Alles andere ist durch Verlagerung daraus hervorgegangen.
Die Verwitterung und die Verlagerung haben längs einer jüngeren Störung
stattgefunden.
Der Hauptkiesstock von Chessy war schon im Jahre 1888 abgebaut;
damals ging der Bergbau in den sekundären Erzmassen um und ruht jetzt völlig.
Als einheimisches Rohmaterial für die französische Schwefelsäurefabrikation
sind die Kiese der unweit südlich von Chessy gelegenen Lagerstätten von
Sain-Bel^ von großer Bedeutung.
Die Kieslager sind eingebettet in Chloritschiefer und in weiße Schiefer,
welche de Launay mit Talkschiefem vergleicht; stellenweise enthalten die
^) * Trotzdem der Saudstein der Imprägnation sehr günstig sein mußte und
trotzdem die Imprägnation von einer sehr kupfererzreichen Gangbildung ausging, ist
diese Breite eine nur ganz geringe und die Imprägnation nur innerhalb derselben eine
allerdings sehr intensive gewesen. Das erzführende Rhät von Chessy dürfte also keines-
falls mit dem Sandstein von St. Avold, Mechemich oder dem Silver Reef verglichen
werden, wo erzführende Klüfte ganz untergeordnet sind, die Imprägnation des Sand-
steins eine weite und allgemeine ist. *
^) de Launay 1 c.
Die Eieslager. 295
letzteren Einlagerungen von dichten Hornblende- nnd Augitschiefem. Sie mhen
vollkommen konkordant in dem Nebengestein, und die derben Eiesmassen sind,
wie man das auch anderswo beobachtet, durch glatte Flächen von diesem getrennt.
Der Schiefer enthält aber gleichwohl noch im Liegenden und Hangenden Kiese
eingesprengt, und diese fahlbandartigen Durchwachsungen lassen sich bis auf
2 m von den Lagerstätten verfolgen. Die Lager stehen seiger oder fast seiger.
Die in den Erzmassen vorhandenen Metalle sind: Eisen (als Schwefel- und
Magnetkies), Kupfer, Zink, Blei, Nickel und ein wenig Gold und Silber.
In dem etwa 1500 m langen Grubenfeld baut man auf einem unge^r
NS. streichenden, gegen Osten schwach gebogenen Zug von zahlreichen Kies-
linsen; besonders im nördlichen Teil liegen mehrere solcher (drei bis vier) in
verschiedenen Horizonten hintereinander, während sich im übrigen die Lager
von N. nach S. ungefähr im Streichen zu folgen scheinen.
Erze sind vor allem Schwefelkies, Kupferkies und Blende. Der erstere
herrscht bei weitem vor und tritt manchmal in reinen Massen von enormen
Dimensionen für sich auf; Blende bricht besonders im nördlichen Feld in kleinen
Erzkörpern ein. Im Nordfeld kennt man hauptsächlich zwei Kieslager, die durch
ein 6 m mächtiges Mittel getrennt sind, und eine dritte große, merkwürdig ge-
staltete Kiesmasse; von den beiden ersteren hat die westliche 2,5 — 6, stellenweise
auch 7 — 8 m Mächtigkeit, ist 360 m weit im Streichen verfolgt und führt lokal eine
1,5 — 2 m mächtige kupferhaltige Einlagerung; die andere, von 1 — 3 m Mächtigkeit,
ist im allgemeinen kupferhaltig (bis 7^/q), wird aber stellenweise kupferfrei.
Die große Kieslinse, die masse du pigonnier, welche wie die vorigen bis 1872
abgebaut wurde, ist wegen ihrer Gestalt merkwürdig. Bis zur Teufe von 70 m
hatte man eine aus drei schmalen Erzstreifen bestehende, 225 m im Streichen
weit verfolgte Einlagerung, dann eine 28 m dicke Schwefelkiesmasse, an deren
Stelle bei 136 m und in größerer Teufe wieder drei parallele Erzlager an-
getroffen wurden.
Im Südfeld bildet der Grand iilon^) die hauptsächlichste Kiesmasse des
Gebietes und eine der gewaltigsten bekannten überhaupt. Das Lager ist 600 m
lang, im Ausstrich nur wenig mächtig, kaum erkennbar, erreicht aber schon bei
30 m Teufe eine Dicke von 14 — 18 m, bei 60 m eine solche von 20 — 25 ra und
bei 166 m eine Mächtigkeit von 18 — 44 m. Der Querschnitt der Masse beträgt
12000 qm. Sie besteht aus dichtem, reinem, nicht geschichtetem Pyrit. Das
Südfeld liefert nach de Launay jährlich 320000 t Schwefelkies; die Erzlinsen
in demselben streichen überhaupt nicht oder kaum erkennbar zu Tage aus.
Eruptivgesteine fehlen in dem Gebiete. Mit den Kieslagern kommen Horn-
blendeschiefer („cornes vertes") vor.^ de Launay möchte die Kieslinsen von
Sain-Bel mit Lakkolithen vergleichen.
^) Die Lager werden von de Launay als filons bezeichnet.
') In de Launays Aufsatz heißt es, die Eieslinsen seien „oft mit Hornblende-
schief erD vermischt".
296 Die schichtigen Lagerstätten.
Die norwegischen Kieslager.
Literatur.
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Norwegen im September 1884; Ztschr. f. Berg-, Hütten- u. Sal.-Wes., XXXIII, 1885,
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Skandinaviens; Berg- u. Hüttenm. Ztg., LXI, 1902, 32—33 (Teclmisches).
Everding, Reisebericht über eine Studienreise durch die wichtigsten Erzgebiete
Skandinaviens; ebenda LXII, 1903, 3—10, 17 — 20 (Bergmännisches und Geologisches).
Eine große Zahl von Eieslagern und damit im Znsammenhang stehenden
Fahlbandzonen ist in Norwegen bekannt. Sie bilden einen gut gekennzeichneten
Typus von Lagerstätten, der nach Vogt in sehr vieler Beziehung dem Eieslager
des Rammeisbergs im Harze gleicht. Sie sind verschieden von scheinbar fast sämt-
lichen schwedischen Eieslagern, vor allem aber von denjenigen des Typus Bersbo,
Atvidaberg nnd Längfalls und von dem Vorkommen von Falun. Soweit ein
Überblick möglich ist, gelangt auch darin eine Zusammengehörigkeit derselben
zum Ausdruck, daß sie alle der großen cambrisch-silnrischen Masse angehören,
welche von einem alten, westlich gelegenen Faltengebirge her über die archäischen,
Die Kieslager. 297
algonkischen, cambrischen und silnrischen Gebilde Skandinaviens weggeschoben
ist und jenen in größeren nnd kleineren Schollen aufruhend teilweise gewaltige
Gebiete Norwegens bedeckt.^)
Nach Vogt hat man in Norwegen vier verschiedene Distrikte mit solchen
Kieslagern zu unterscheiden: I. Das Vigsnäs-Varaldsö-Feld (59^8 — 60^6^
n. Br., südlich von Bergen) mit den Vorkommnissen auf Karmö, Bömmelö, Stordö,
Tysnaesö usw. IL Das Grimeli-Feld (61^«^ n. Br.) mit der Grimeli-Grube.
m. Das Trondhjem-Feld (62—640 n. Br.) mit den Gruben bei Foldal,
Tronfjeld, Tolgen, Os, Röros, Külingdal, Kjöli, ündal, LilleQeld, Meraker, Ytterö.
IV. Das Sulitelma-Feld, 67^1^^ n. Br., die Bossmo-Grube, 661/8^ n. Br.
Allgemein treten die Erze auf in regional metamorphen Schiefem ver-
schiedener Art, in wenig umgewandelten Tonschiefem, Tonglimmerschiefem,
Phylliten, Garbenschiefem, vor allem aber in Chlorit- und Glimmerschiefem,
Quarzschiefem, Homblendeschiefem usw., endlich auch in jüngeren Gneisen.
Sie sind im allgemeinen an keinen Gesteinstypus unter den Schiefem unmittelbar
gebunden. Die Haupterze dieser Lagerstätten sind Kupferkies und Schwefelkies.
Kupferkies, das technisch wichtigere Erz, ist manchmal vorwiegend,
manchmal nur nebensächlich vorhanden; im allgemeinen aber überwiegt der
Schwefelkies. Auf den Gruben des Sulitelma-Gebiets, zu Röros und Foldal bildet
er z. T. kristalline, locker zusammenhängende und zu Grus zerfallende Massen ; auf
den ersteren kommen inmitten des derben Kupferkieses durch den G^birgsdruck
stark verschobene und kantengerundete Würfel von mehr als 1 cm Seitenlänge
vor. Wo Eisen- und Kupferkies zusammen auftreten, ist ersterer, einer allgemein
geltenden Kegel entsprechend, in letzteren eingebettet. Der Pyrit enthält am
Sulitelma Spuren von Silber. Im übrigen ist eher der Kupferkies der Träger des
Silbers, wie sich aus Untersuchungen desjenigen von den Sulitelma-Gruben ergab;
dort enthält der reine Kupferkies von Mens Peter 110 g Silber in der Tonne
und eine Spur Gold. Der Pyrit ist manchmal etwas kobalthaltig.
Magnetkies ist häufig und vertritt den Schwefelkies manchmal (z. B.
auf der Muggrube zu Röros) fast ganz. Er ist oft unmagnetisch und enthält
auf diesen Lagerstätten nur ganz schwache Mengen von Kobalt und Nickel, ist
aber auch, z. B. auf dem Helsingborg-Stollen der Sulitelmagruben, mitunter
ganz frei davon. Arsenkies mit Kobaltgehalt (Danait) ist sehr selten gefunden
worden; der von der Förstergmbe am Sulitelma enthält 6,81^/0 Kobalt.
Zinkblende ist weit verbreitet, aber ohne praktischen Wert; Bleiglanz ist
gewöhnlich untergeordnet; ob er stets zu den eigentlichen Lagererzen gehört
oder später eingewandert ist, steht noch dahin. Dasselbe gilt auch für Fahl er z,
welches samt silberhaltigem Bleiglanz zu Flöttum bei Röros bekannt ist.
„Magnetit fehlt bei den meisten Vorkommen vollständig oder tritt nur
in ganz verschwindender Menge auf (in kleinen, schön entwickelten Oktaedern,
in irgend einem Sulfidmineral eingebettet liegend); an ganz vereinzelt stehenden
Vorkommen findet er sich aber reichlicher, und ausnahmsweise kann man einen
^) Siehe die besonders auf Törnebohms üntenuchuDgen fußende Darstellung
in Sueß, Antlitz der Erde, III, 1901, 486—493; darin zahlreiche Literaturnachweise.
298 Die schichtigen Lagerstätten.
schrittweisen Übergang verfolgen von magnetitfreien Kiesvorkommen zu solchen
mit stetig wachsender Magnetitbeimischung (Grönskar-, Kjöli- und Guldal-Gruben in
dem Trondhjem-Distrikt), bis endlich der Magnetit vorherrscht (Jemsmauget in dem
Vigsnäs-Varaldsö-Feld, verschiedene Gruben, die teils auf Kupfer-, teils auf Eisenerz
betrieben worden sind, in Ljusnedal in Herjedalen, östlich von Röros). — Eisenglanz
tritt noch mehr zurück als Magnetit" (Vogt). In manchen Lagerstätten soll sich
auch Molybdänglanz gefunden haben. Nur untergeordnet ist Buntkupfererz.
Als Lagerarten finden sich: Quarz manchmal zwischen den Pyritkömem,
auch in derberen Massen. Strahlstein, bis zentimeterlange Nadeln inmitten
des körnigen Kieses (Sulitelmagruben , Vigsnäs usw.). Diopsid ist selten;
Chlorit und Glimmer, letzterer im Mons Peter (Sulitelma) in zentimetergroßen
Blättern; Granat, reichlich sowohl in den den Kieskörpem benachbarten Schiefern
wie auch in Kristallen innerhalb der ersteren (dann gern doppelbrechend, z. B.
zu Vigsnäs). Orthoklas-, Mikroklin- und Albitkristalle sind innerhalb
des Kieses selten angetroffen worden. Epidot und Zoisit kommen kristallisiert
in den Kiesmassen von Mons Peter vor, desgleichen Titanit; kleine Turmalin-
kristalle umschließt der Kies von Vigsnäs.^) Kalkspat, sowohl primärer
wie sekundärer Entstehung, ist weit verbreitet.
Die Kieslager sind im großen ganzen als solche, wie von allen Seiten
zugegeben wird, konkordant zwischen die Schiefer eingelagert, und wer dazu
neigt, dieselben für schichtige Lagerstätten zu halten, \vird zunächst die auf-
tretenden Diskordanzen auf spätere tektonische Vorgänge zurückführen dürfen,
welche, wie gleichfalls feststeht, an der heutigen Gestaltung der Lagerstätten
hervorragend beteiligt waren. Ihre Form ist denn auch eine wechselnde und
mitunter höchst eigenartig. Die Mächtigkeit des reinen Kieses beträgt gewöhnlich
nur wenige Meter ; im allgemeinen sind die Lager linsenförmig, häufig aber sind
es „Lineale" (nach Kjerulf und Hansteen), d. s. Erzmassen von ziemlich
geringer Mächtigkeit und Breite und z. T. kolossalen Erstreckungen im Einfallen,
seltener im Streichen. Nachstehende Tabelle gibt Beispiele:
Recht- Durch- Größte
„ , , winkeliff schnittliche beobachtete
Hauptau8dehnung ^^^^ Mächtigkeit Mächtigkeit
Varaldsö 220 m im Streichen 120 m 4 m 9 m
Foldalen 800—1000 m im Str. 175 „ 4 „ 14 „
Röros, Muggrube . . 1050 m im Fallen 100—150 m 1 „ 5 ,,
„ Storvartsgrube . 1300 „ „ „ 150—350 „ 2 „ 5 ,,
„ Kongensgrube . 1900 „ „ „ 100 m 2 „ 8 „
Ytterö, Storgrube . . 320 „ „ Streichen 80 „ 8 „ 13 „
Guldgrube zu Vigsnäs:
a) 34 „ 12 „ 8 „
b) 14 „ 5,5 m 6,5 m.
*) Eine spezielle Übersicht über die Erzbeschaffenheit der verschiedenen nor-
wegischen Gruben gibt Vogt, Ztschr. f. pr. Geol., 1894, 48—49.
Die Eieslager. 299
Za YigsnäB sind „innerhalb eines Areals von 400 — 500 m Länge nnd 150
bis 250 m Breit« mindestens sieben ziemlich steil stehende EiesstiJcke, nnter denen
jeder der größeren in mehreren hundert Ueter Tiefe bei einer Breite von 30 — 10 m
bis höchstens 80 m nnd einer Uächtigkeit bis zn etwa 20 m verfolgt worden ist;
die ganze Grube ist jetzt bis zu ca. 735 m Tiefe abgebaut worden" (Vogt).
Die Erzmassen zeigen, entsprechend ihrer dem Nebengestein parallelen
Lagerung, genau die gleiche, bis ins kleinste gehende I^telnng nnd Biegung
der Schichten, die besonders dadurch deutlich zutage tritt, dafl in das Erz
Bänder von analoger oder ähnlicher Beschaffenheit wie das Nebengestein einge-
lagert sind. Dieselben sind z. B. in den Solitelmagruben Quarzit, Grannlit,
Glimmerschiefer, Strahlsteinschiefer nnd Chloritschiefer, welche auch als bank-
fSrmige Zwischenschichten im Glimmerschiefer auftreten. Sie pflegen inmitten
Flg. 73. AuBgehendes des eieilaLKers Uodb Pater am SnUtelma. Welfi dar Klee, BchrafQert der
uiBtehende Chlarit-AmphibalBchlerer und desseii BmchatUcke. Zeigt die iDelDsaderpreaBiing vod
Schlefar und Klea. Die d4dnich In letiterem emngtan ErBcbelonngen alnd nlobt uiEedaQtet.
(HJ. SJBgreD, 18M.|
der Erzlagerstätten von Schwefelkieskristallen durchwachsen zu sein. „Weitere
sehr eigenartige Lagergesteine, welche ich zn Mens Peter nnd Furuhaugen
(Sulitelma) sah, nehmen eine Mittelstellung zwischen den (vorher beschriebenen)
Gesteinen nnd Erzen ein; es sind dies mittel- bis grobkörnige Aggregate, die
teils aus Eisenkies, Magnetkies, Kupferkies und etwas Zinkblende bestehen,
anderenteils aus Quarz, Aktinolith oder gemeiner Hornblende, Glimmer nnd
Chlorit. Das Mikroskop läßt anflerdem noch einzelne Körner und Nadeln von
Feldspat (Flagioklas), Epidot, Rutil, Titanit und Magnetit erkennen, nnd zn
alledem kommt wohl noch etwas Kalkspat Dabei ist es nnn im höchsten Grade
beachtenswert, daß alle diese verschiedenen Erze, Silikate und sonstigen Mineralien
— abgesehen von dem Kalkspat, der wohl ein jüngerer Ansiedler ist — in
solcher Weise miteinander gemengt und verwachsen sind, dafl man sie nnr fttr
gleichalte Gebilde halten kann" (Stelzner).
Wie schon lange bekannt ist nnd wie schon Heiland, Nettekoven,
Witt, später dann Vogt und Sjögren betonten. Stelzner beobachtete, und
300
Die schichtigen Lagerstätten.
sich leicht an Erzstufen jener Kiesmassen erkennen läßt, zeigen die letzteren
nicht selten eine Gabelung, die sich nicht immer als eine primäre Ablagemngs-
erscheinnng deuten läfit; kleine Überschneidungen setzen in das Nebengestein
hinein, und außerdem ist der Kupferkies manchmal ganz erfdllt von gebogenen
Stücken des Nebengesteines (Fig. 73). Diese Erscheinungen sind vielfach als Beweise
fttr eine epigenetische Entstehung der Eaeslager aufgefaßt worden, und es soll
alsbald auf dieselben näher eingegangen werden. Die Lager keilen sich ent-
weder gänzlich aus und der Erzgehalt verliert sich, oder sie stehen im
Streichen durch Imprägnationszonen miteinander in Verbindung.
Auch für die Entstehungsweise dieser Erzlagerstätten sind wohl alle
möglichen Erklärungsversuche unternommen worden. Man hat sie für Gänge,
Sublimationen, für eruptive Intrusionen und fttr sedimentären Ursprungs gehalten.
Schon 1854 hatte Duchanoy die Kieslager von Koros als Ii\jektionen
erklärt, die im Zusammenhang mit den Eruptivgesteinen der Umgebung ständen;
er nennt als solche Serpentine mit Chro-
mit und Norit. In ähnlicher Weise hat
auch Kjerulf die Lagerstätten in Be-
ziehungen zu Eruptivgesteinen gebracht,
„nur machte er sich der Likonsequenz
schuldig, daß er an verschiedenen Gruben,
in deren Nähe s. Zt. der Gabbro nicht
oder noch nicht nachgewiesen war, eine
Verknüpfung der Kieslagerstätten mit
einem beliebigen, in dem betreffenden
Distrikt herrschenden Eruptivgesteine
(wie Jüngerer Granit", ,,Granulit und
Protogingranit", „weißer Granit", „Eurit"
usw.) annahm" (Vogt). Die Fig. 74
zeigt, wie sich Kjerulf die von den
Kiesen erfüllten Hohlräume als Folge der
Gebirgsbewegung dachte. Späterhin hat man dann allgemein den Gabbro als
dasjenige Gestein betrachtet, mit dessen Eruption die Bildung der Lagerstätten
zusammenhänge. Man hat die letzteren vielfach für Gänge erklärt, so außer
Kjerulf Lassen, Witt und Nettekoven. Letzterer bringt offenbar die
Auffassung vieler norwegischen Bergleute zum Ausdruck, wenn er sagt: „daß man
es in der Hauptsache mit SpaltenausfüUungen, also mit gangartigen Bildungen
zu tun hat und nicht mit Lagern im gewöhnlichen Sinne des Wortes kann
kaum bezweifelt werden. Die zahlreichen, in den Lagerstätten eingeschlossenen
Bruchstücke des Nebengesteines, sowie die in das Nebengestein verlaufenden
Erztrümer und Erzkeile sprechen deutlich dafür, daß die Lagerstätten jünger
sind als das Nebengestein. Sodann sind auch die Rutschflächen und die aus
zerriebenem Schiefer bestehenden Lettenbestege nicht anders als durch eine
stattgehabte Spaltenbildung und gewaltsame Verschiebung der Gesteinsmassen
zu erklären. Die Spalten sind im vorliegenden Falle nur erweiterte Schichtungs-
klüfte, und die Vermutung liegt nahe, daß die Entstehung derselben wohl mit
Flg. 74. EntBtehimg eines Kleslineals nach
der Auffassung Rjerulfs (1879).
Die Kieslager. 301
dem Empordringen des Gabbro, welcher vielfach in der Nachbarschaft der Erz-
gänge auftritt, in einem ursächlichen Zusammenhange stehen könne. Unsere
deutsche Bezeichnung Lagergang in dem Sinne einer lagerförmigen (^angbildung
dürfte für das Vorkommen vielleicht am zutreffendsten sein^.
Einen Zusammenhang zwischen den Gabbros und den Eieslagem Norwegens
hat im Jahre 1894 auch Vogt vertreten, der einige Jahre vorher noch mit
ausführlicher Begründung die sedimentäre Entstehung für die wahrscheinlichste
gehalten hatte. Er machte neuerdings darauf aufmerksam, daß in größerer oder
geringerer Nähe der norwegischen Eaeslager Saussuritamphibolschiefer vorkommen,
welche die norwegischen Geologen schon seit langer Zeit als durch Gebirgs-
Pressung, z. T. auch durch hydrochemische Vorgänge veränderte Gabbros be-
trachten. Nicht überall, aber an etwa dreißig Stellen kommen solche Gabbros
teilweise im Liegenden oder im Hangenden, teilweise in Entfernungen bis zu
einigen hundert Metern von den Eiesmassen vor. Über eine ganze Anzahl von
Vorkommnissen, welche von den „Gabbros^, wenigstens oberflächlich, mehrere
Kilometer entfernt sind, berichtet Vogt selbst, und ebenso gibt er zu, daß man
bei zahlreichen anderen das Gestein überhaupt noch nicht in der Nachbarschaft
angetroffen hat. Ein sonstiger, zwingender Hinweis auf genetische Beziehungen
zwischen Kies und Gabbro als ihr häufiges Zusammenvorkommen existiert nicht.
Vogt erklärte im Jahre 1894 die von ihm bis dahin für effusiv gehaltenen
„Gabbros^ für Intrusionen und nahm an, daß die Sulfide in das längs Gleit-
flächen aufgelockerte Gebirge unter außerordentlich hohem Druck eingepreßt
worden seien; sie sollen metallische Extrakte aus dem in der Tiefe damals noch
nicht erstarrten Gabbromagma selbst sein. Diese mit großer Beredsamkeit vor-
getragene Theorie hat Vogt auch auf andere Kieslager angewandt, in deren
größerer oder geringerer Nähe stets Eruptivgesteine nachzuweisen sind, wie anf
den Bammelsberg bei Goslar, die Vorkommnisse von Schmöllnitz, Agordo und
Huelva.
Auch H. Sjögren glaubt, daß die Lagerstätten Hohlräume ausfüllten,
welche durch Gebirgsstörungen sich öffneten, und die im Kies liegenden Gesteins-
fetzen hält er für echte Friktionsbreccien. Die Erze aber seien wahrscheinlich
aus den „Gabbros^ ausgelaugt worden, d. h. durch eine Auflösung und Wieder-
ausfällung von Eaesen entstanden, welche sich in den hangenden Gesteinen bereits
vorfanden. Die Ausfällung soll durch Schwefelwasserstoff geschehen sein, der
der Tiefe entstieg. Die Erzbildung wäre also dann eine Folge der Lateralsekretion.
Reusch hat angedeutet, daß vielleicht e^ne Umwandlung von Kalkstein
in Eaese stattgefunden haben könne. Wie Vogt bemerkt und Keusch selbst
schon zugab, fehlen indessen die Übergänge zwischen beiderlei Lagerstätten, die
doch in einem solchen Falle gelegentlich beobachtet werden müßten. Diese
metasomatische Entstehungsweise ist späterhin nicht mehr erörtert worden.
Wegen der vielgenannten „Gabbros^ ist anzuführen, daß dieselben in den
weitaus meisten Fällen Zoisitamphibolschiefer sind, und daß diese Schiefer manch-
mal große Mächtigkeiten erreichen und eine außerordentlich weite Ausdehnung
besitzen können. Während man für unveränderte Norite und Olivingabbros in
Norwegen mehrfache Beweise einer intrusiven Entstehung zu haben glaubt,
302 Die schichtigen Lagerstätten.
scheinen die als metamorphe Eruptivgesteine gedeuteten Zoisitamphiholschiefer nur
als konkordante Einlagerungen vorzukommen. Stelzner konnte sich nicht davon
überzeugen, daß die in Frage stehenden Schiefer von den Sulitelmagruben tat-
sächlich umgewandelte Gabbros seien. Jene Gresteine zeigen eine massige Ab-
sonderung, sind äußerst zäh, verwittern sehr schwer und bilden infolgedessen
Klippen und felsige Kuppen; ihre Farbe ist dunkel, ihre Struktur richtungslos,
mittel- bis grobkörnig. Sie bestehen hauptsächlich aus flaseriger Hornblende,
Biotit und untergeordnetem Zoisit und Epidot. Der Biotit kann mehr und mehr
zunehmen, die Struktur wird schieferig, und das Gestein geht allmählich in einen
Hornblendeschiefer oder hornblende- und granatftthrenden, quarzreichen Glimmer-
schiefer über, was eben nicht für die Natur eines umgewandelten massigen Ge-
steins spricht. Stelzner kam zu dem Schlüsse, daß das von Furulund am Lang-
vand stammende und von ihm untersuchte Gestein, ein Zoisitamphibolit, sich
„nicht durch die mineralogische Art seiner Bestandteile, sondern nur durch die
Auswahl und relative Menge, mit welcher sich dieselben an seiner Zusammen-
setzung beteiligen, von den ihm benachbarten und umgebenden Schiefergesteinen
unterscheidet und . . . daß man, wie die vorliegende Literatur und wie Er-
kundigungen erweisen, niemals einen die Schieferschichten quer durchsetzenden
Gang von einem dem Furulunder gleichen oder ähnlichen Gresteine angetroffen
hat. Es wird nach alledem für unseren Zoisitamphibolit, ebenso wie es aus ganz
analogen Gründen für den Saussuritgabbro anderer Kiesfelder geschehen ist,
angenommen werden dürfen, daß er ein mit den Sulitelmaschiefern gleich altes
Gestein ist^. Stelzner hat im übrigen die Frage noch offen gelassen, ob tat-
sächlich diese Schiefer umgewandelte Gabbros sind. Auf dieselben petrographischen
Übergänge zwischen den „Gabbros" und den kristallinen Schiefem an den Sulitelma-
gruben hatte schon Vogt 1890^) aufmerksam gemacht und sie damals für
einen Beweis dafür gehalten, daß die Gesteine nicht intrusiv sein könnten. Gibt
man nun zu, daß jene Zoisitamphiholschiefer wirklich Eruptivgesteine und
nicht etwa Tuffe sind, so ist doch noch durch nichts deren intrusive Natur be-
wiesen. Wären sie aber auch intrusiv, so gäbe es für die genetischen Be-
ziehungen zwischen ihnen und den Kieslagern noch immer keine anderen An-
deutungen als die Tatsache, daß dort, wo letztere auftreten, auch erstere häufig
zu finden sind — vorausgesetzt, daß die im allgemeinen den Schiefern konkordant
eingelagerten Kieslager tatsächlich jünger als letztere und längs Gleitflächen
zum Absatz gelangt sind, wie das Kjerulf und mit ihm seit 1894 Vogt will.
Eine sedimentäre Entstehung der Lagerstätten ist in neuerer Zeit von
Heiland und von Stelzner angenommen worden, und auch Vogt hat ehemals
eine solche vertreten.
Auch dieser Erklärungsversuch hat Beziehungen zwischen den „Grabbros"
und den Erzabsätzen erblicken wollen. Heiland betont außer der lagerartigen
Form die Tatsache, daß die Kiese mit Schiefern wechsellagern, und daß manchmal
bis zu 2,6 ^/q kohlige Substanz in denselben enthalten sei. Er hält die Erze
für chemische Absätze aus Meerwasser, das vielleicht infolge vulkanischer
1) Saiten og Hanen, 227—228.
Die Kieslager. 303
Ereignisse mit Kupfer- und Eisensulfaten beladen wurde. Die Reduktion dieser
letzteren zu Sulfiden fand nach ihm durch organische Substanzen statt, oder es
mochten sich auch Schwefelmetalle infolge von Schwefelwasserstoffexhalationen
gebildet haben.
Die für eine sedimentäre Natur der norwegischen Kieslager sprechenden
Gründe hat Vogt in verschiedenen Arbeiten der Jahre 1887 — 1891 eingehend
erörtert. Er kam dabei zu der Schlußfolgerung, daß die Eruptionen der Gabbros,
welche er damals noch für effusiv gehalten hat, zur Ausströmung von Eisen-,
Kupfer-, Zink- und anderen Metalldämpfen (besonders in Form von Chloriden)
geführt haben mögen, und daß diese dann durch Schwefelwasserstoff in Sulfide
übergeführt worden seien.
Stelzner hat die norwegischen Kieslager auf Grund seiner Beobachtungen
auf den Gruben des Sulitelmafeldes ausdrücklich für schichtige Lagerstätten
erklärt. Seine Begründung sei nachstehend im vollen Wortlaut wiedergegeben:
„Nach der Meinung einiger älterer Beobachter sollen die am Langvand auf-
tretenden Kieslagerstätten gangartige Bildungen (Gänge, bezw. Lagergänge) sein;
in den Augen Witts soll hierfür das mitten in den Kiesen beobachtbare Vor-
kommen von Quarzbruchstücken, „welches der ganzen Masse Ähnlichkeit mit
einem Konglomerate gibt", namentlich aber das Vorhandensein einer kleinen, ins
Hangende gehenden seitlichen Abweichung des ^ Hauptganges" von Mons Peter
Uren sprechen. Ich werde diese Erscheinungen später näher zu besprechen und
alsdann zu zeigen haben, daß sie uns in keinerlei Weise dazu veranlassen können,
den Standpunkt der Obengenannten zu teilen. Jedenfalls sind die anderen
Tatsachen viel maßgebender für das Urteil, welches wir uns über die Natur der
Kieslager am Langvand zu bilden haben. Diese Tatsachen sind aber die
folgenden sieben:
1. Die Erzkörper sind bis jetzt in allen Ausstrichen und Aufschlüssen in
paralleler Lagerung mit den ihnen benachbarten Schiefern angetroffen worden;
erzerfüllte, das Nebengestein quer zu seiner Schichtung durchsetzende Spalten
(Gänge) sind durchaus unbekannt.^)
2. Die mächtigeren Erzkörper zeigen hier und da zu ihrer Lagerebene
parallele Einschaltungen von Gesteinsschichten, welche fast ausnahmslos solchen
gleich sind, die auch sonst inmitten der gewöhnlichen Sulitelmaschiefer auftreten.
3. Außerdem beteiligen sich auch an der Zusammensetzung der Erzkörper
kleinere oder größere Mengen von denselben Mineralien, welche wir als wesent-
liche Elemente der verschiedenen Gesteine der Sulitelmaschiefergruppe kennen
gelernt haben. Diese Mineralien erweisen sich als mit den Kiesen gleich alte
Gebilde; einige von ihnen — Aktinolith, Biotit — sind noch niemals auf echten
Erzgängen angetroffen worden.
4. Umgekehrt finden sich auch, und zwar nicht nur in den das unmittel-
bare Nebengestein der Erzlagerstätten bildenden Schiefern, sondern auch in den
weit entfernt von den Kieslagem vorkommenden Gliedern der Sulitelma- und
Vensaet-Schiefer, Sulfuride (Schwefel- und Magnetkies) in solcher Art und Weise,
^) Siehe unten.
304 Die schichtigen Lagerstätten.
daß sie — diesmal ihrerseits — wiederum nur für primäre Übergemengteile
dieser Schiefer und nicht für spätere Einwanderer gehalten werden können.
5. Die Eieslagerstätten zeigen zwar hier und da eine lagen- oder schicht-
förmige Anordnung ihrer verschiedenen Elemente, aber niemals jene symmetrisch
wiederkehrende Folge von verschiedenen Erz- und Minerallagen, welche einen
so hervorragenden Charakterzug von Erzgängen ausmacht.
6. Die mineralogische Zusammensetzung der Erzlagerstätten ist, bei aller
Veränderlichkeit im kleinen, für einen und denselben Erzkörper doch eine sehr
gleichförmige, monotone und
7. die für Erzgänge typischen Drusen mit frei entwickelten, ihre Wände
tapezierenden Kristallen sind von den Lang-Vander Lagerstätten gänzlich un-
bekannt.^
Stelzner fährt dann fort: „Ich weiß nun freilich sehr wohl, dafi die
ältere Schule der norwegischen Geologen mit dem besten Kenner des Landes,
mit Th. Kjerulf an ihrer Spitze, ebenso wie Durocher, Duchanoy, Nette-
koven u. a. anderer Meinung war, daß sie in den den unseren durchaus ähn-
lichen anderweiten Kieslagerstätten des Landes Ausfüllungen von Hohlräumen,
also gangartige Bildungen erblickte, und daß namentlich Kjerulf für diese An-
schauung mit unermüdlicher Energie eintrat; indessen vermag ich seinen Beweis-
führungen und denjenigen seiner Gesinnungsgenossen nicht zu folgen, sondern
kann auf Grund der hervorgehobenen Tatsachen, welche nicht nur für das
Sulitelma-Gebiet, sondern auch, soweit meine Kenntnisse reichen, für alle anderen
nordischen Eisenkieslagerstätten zutreffen, nur auf meinem gegenteiligen Stand-
punkte verharren. Ich befinde mich hierbei in der sehr angenehmen Lage,
darauf hinweisen zu können, daß meine Anschauung neuerdings auch in Norwegen
selbst für die allein zulässige und zutreffende erachtet wird, so namentlich von
Heiland und Vogt.^) Die Wucht der für die sedimentäre Entstehungsweise
sprechenden Tatsachen ist eben zu groß.
„Indessen ist mit der Frage nach der Entstehungsweise im allgemeinen
noch nicht die andere, weit schwierigere nach der Entstehungsart im
besonderen beantwortet, d. h. die Frage, woher nun eigentlich in den alten
paläozoischen Meeren Norwegens, gleichwie in jenen Deutschlands (Gbslar),
Spaniens (Rio-Tinto usw.) und anderer Länder jene erstaunlichen Mengen von
Sulfuriden gekommen, durch welche chemische Prozesse sie zum Absatz gelangt
und aus welchen Ursachen sie zu den gewaltigsten überhaupt bekannten Erz-
lagerstätten konzentriert worden sind."^ W^egen der in dem Kies auftretenden
Nebengesteinsstücke, die von Witt für ein Kennzeichen der Gangnatur gehalten
worden sind, sagt Stelzner folgendes: „Wenn man von Furulund aus zu dem
Mons Peter-Stollen hinaufsteigt, so wird man am Mundloche des letzteren durch
zweierlei überrascht, einmal durch die bis auf 4 m anschwellende Mächtigkeit
des hier nackt zutage ausstreichenden Kieslagers und ein anderes Mal durch
Nester, Streifen und S-förmig oder sonstwie gekrümmte Schmitzen von chloritischen
oder an Aktinolith reichen Schieferpartien, welche an jener Ausbißstelle von dem
1) Stelzner schrieb 1891.
Die Eieslager. 805
übrigens nnr aas feinkörnigem Eiese bestehenden Lager in großer Zahl um-
schlossen werden nnd sich durch ihre düsteren Farben auf das deutlichste von
der goldgelb aufglitzemden Eiesmasse abheben .... Was sind das für sonderbare
Einschlüsse? Wie kamen sie in den Kies? Sprechen sie wirklich, wie Witt
meint, für die gangartige Natur unserer Lagerstätte? Um diese Frage zu be-
antworten, wollen wir zunächst ein größeres Eiesstück, das einen solchen
gewundenen Einschluß enthält, anschleifen und polieren lassen. Wir sehen
alsdann weit deutlicher als auf der natürlichen, unebenen und höckerigen Bruch-
fläche, daß wir es in jenen Einschlüssen mit Schieferfragmenten zu tun haben,
die den Liegend- und Hangendschiefern des Lagers ganz analog zusammengesetzt
sind, daß deren feinere Schichtung genau dieselben Biegungen zeigt wie das
ganze Fragment, und daß sich wohl auch kleine, von Schiefer umschlossene
Eiespartikel zu Streifen aneinanderreihen und nun jenen Krümmungen unter-
ordnen .... Die gequetschten (Pyrit-) Kristalle" (im Chloritschiefer, von denen
eingangs die Eede war) „ergänzen die Vorstellungen, welche uns der gewundene
Verlauf der Kieslager aufnötigte. Wir erkennen, daß nicht nur die Schichten
im großen ganzen gebogen und gestaucht worden sind, sondern daß hierbei auch
— wie es die Gesetze der Mechanik verlangen — innerhalb der einzelnen
Gesteinsschichten selbst allerhand Sonderbewegungen stattgefunden haben. Und
nunmehr werden uns auch die oben besprochenen gewundenen Schieferfetzen
inmitten der Kieslager verständlich, sie sind erneute Belege für die von statten
gegangene innerliche Stauchung. Es waren von Haus aus Schieferschichten, die
nach Art der Scheren von Kohlenflözen mit Erzbändern wechsellagerten, und
sie wurden, da die verschiedenartig beschaffenen Lagen den sich
abspielenden Stauchungen auch einen verschiedenen Widerstand
entgegensetzten, ihrerseits zerrissen und förmlich in den umgebenden
Kies eingeknetet .... Li Erzstücken vom Jakobsstollen sah ich kleine
Schieferfragmente eingeknetet, die sehr stark gerundet waren und z. T. sogar
Friktionsstreifen auf ihrer Oberfläche zeigten, und in anderen, der Hauptsache
nach aus feinkörnigem Schwefelkies bestehenden Stücken vom Försterstollen lagen
eigentümliche, bis 1 cm große, rundliche Knollen von Schwefelkies, die ich
ebenfalls nur für in situ abgeriebene und umgeformte Würfel halten möchte."
Ähnliche Erscheinungen erwähnt und bespricht Stelzner auch von den übrigen
norwegischen Kiesgruben, desgleichen auch die gangförmigen Abzweigungen des
Kieses, die er gleichfalls für Pressungserscheinungen hält.^)
Die heutige Gestalt der Kieslager dürfte wohl dem auswalzenden,
zerreißenden und streckenden Einfluß der Gebirgsfaltung zuzuschreiben sein,
der ja auch die Schiefer so außerordentlich stark umgewandelt und kristallinisch
gemacht hat.
Nachstehend möge ein kurzer Überblick über einige wichtigere Gruben-
felder folgen.
0 Stelzner, Die Sulitjelma-Gruben, 30—32, 46—51. Über ähnliche Erscheinungen
im Bammelsberg siehe S. 97 und später.
Stelzner-Bergeat, Erzlagerstätten. 20
306 Die schichtigen Lagerstätten.
I. Das Trondhjem-Feld. Röros (oder Röraas).
Die alte Bergstadt Eöros liegt 1570 m hoch, auf wüster Hochebene nahe
dem Ursprang des norwegischen Hauptflusses, des Glommen. Das Storvarts-
Lager ist 1644 entdeckt worden.
Das Gebirge besteht ans sehr flachgelagerten, etwa SW. — NO. streichenden
Schichten von Glimmerschiefer, Quarzglimmerschiefer, Tonglimmerschiefer, Chlorit-
und Talkschiefer samt „Gabbro", der Bergkappen bildet, lagerartig auftritt und
bisher in den Graben noch nicht angefahren worden ist. Von den Erzlagerstätten
sind die größten die der Maggrabe, Storvarts- und Eongensgrube, von deren
eigentümlicher Gestalt und Größe schon früher (S. 298) die Rede war. Nach
Nettekoven liegen die Eiesmassen zwar parallel zu den umgebenden Schiefern,
besitzen aber ein anderes Einfallen, d. h. sie setzen quer zur Schichtfläche des Liegen-
den mit flacher Neigung in die Teufe. Hausmann hat bereits folgende Charakteristik
des Storvartslagers gegeben : „Man muß sich das ganze Lager als eine Verbindung
von vielen kleineren sphäroidischen Erzmassen denken, die in der Richtung
der größten Durchschnittsebenen dieser Nieren, den Hauptabsonderungen des
Gebirgsgesteines parallel, miteinander verbunden sind. So wie dieses Erzlager in
seiner Zusammensetzung im großen erscheint, so stellt es sich dann auch wieder
in seinen kleineren Teilen dar, denn der Eies erfüllt die sphäroidischen Nieren
nicht völlig, sondern er bildet in ihnen gemeiniglich wieder kleinere Sphäroiden,
die durch Chloritschalen voneinander gesondert sind.^
Gegen das Nebengestein sind die Erze manchmal durch Lettenbestege
(Skjölar) begrenzt, Eutschflächen sind häufig. Außer den großen Lagerstätten
gibt es noch eine Anzahl kleiner, die scheinbar in verschiedenen Niveaus aber
reihenweise hintereinander liegen. Eine scharfe Scheidung zwischen Erz und taubem
Gestein besteht nicht; ersteres geht in letzteres durch allmähliche, teilweise
fahlbandähnliche Zwischenstufen über. Die Linealform ist genau genommen nur
den derben Eiesmassen eigen; die Gestalt der Lagerstätten würde sich mehr
elliptisch darbieten, wenn man die umhüllenden Fahlbandzonen noch als Teile
derselben betrachtete. Des öfteren sind die Lager infolge der Gebirgsfaltung
gegabelt.
Hauptmasse des Erzes ist im allgemeinen kobalthaltiger Schwefelkies, an
dessen Stelle auf der Muggrube Magnetkies tritt, welch letzterer auch sonst
allenthalben vorkommt. Die Erze enthalten nur 3 — 4®/q Eupfer. Zinkblende
ist denselben in mitunter nicht unwesentlichen Mengen beigemischt, Bleiglanz,
Arsenkies sind untergeordnet, und auch Molybdänglanz kommt zu Eöros vor.
Gediegen Eupfer hat sich im Ausgehenden der Lager gefunden. In die Lager-
masse sind Quarz, Chlorit, Glimmer, Hornblende, Asbest und Granat ein-
gewachsen.
Die reicheren Erze werden zu Eöros selbst verhüttet, die ärmeren gehen
über Trondhjem nach England. Im Jahre 1900 wurden etwa 13500 t Eupfererz
und 9500 t kupferhaltiger Pyrit mit insgesamt 723 t Eup fergehalt gefördert.
Die im äußeren Teil des HardangerQords gelegene Insel Yarald besteht
aus Phylliten mit Einlagerungen von kömigem Ealkstein, Quarzitschiefer und
Eonglomeraten, überdies aus einem kleinen Massiv von Sanssuritgabbro. In den
Die Kieslager. 307
Schiefergesteinen, die eine große Synklinale bilden, kommen in zwei Horizonten
kupferhaltige Schwefelkiese vor, die indessen nur im oberen Horizonte bauwürdig
sind. Von den drei Lagern der Valahejen-Grube ist das mittlere 1 — 8 m,
gewöhnlich 8 — 5 m mächtig, dabei hat es die Form einer 220 m breiten, im
Fallen bis 120 m verfolgten Linse. Sein Eies ist mit Quarz, Hornblende und
Magnetit verwachsen, zeigt in gewissen Lagen Einmengungen von kohleustoff-
haltigen Substanzen und besitzt infolge der Anordnung dieser verschiedenen
Elemente sowie durch Einlagerung kleiner Schieferzonen eine schichtige Struktur.
Der Kupfergehalt beträgt nach Vogt 0,5— 0,75 ^/o, der Schwefelgehalt etwa 40 o/^.
Zu Yi^snlCs auf Karmö kennt man eine ganze Reihe steil einfallender
Kiesstöcke. Nebengestein der Lager ist homblendereicher Chloritschiefer, der
fahlbandartig mit Kiesen durchwachsen ist und Muskovitschiefer- und Konglomerat-
bänke enthält. Haupterz ist Pj'rit mit 1 — 5^/o Kupfer, bandstreifig ver-
wachsen mit Zinkblende. Vigsnäs galt ehedem neben Kongsberg als die wichtigste
norwegische Grube. Sie hat 1873 ein Maximum der Förderung mit 44000 t Erz
erreicht.
Die zwei Hauptlager von Foldal, etwa 90 km SW. von Eöros, sind durch
eine nur wenige Meter mächtige Schieferschicht voneinander getrennt, den
Schiefern durchaus konkordant eingelagert und werden seitlich von einer Reihe
I I >
Fl^. 75. Profil durch die BrzmasBen der Storgrnbe (unter L) und der Le Breton- Grube (bei Q) auf
Ttterö. L bedeckende TouBchicht, H Meeresnlveau. (Trelease-KJerulf, 1876.)
von Kieslinsen begleitet. In streichender Fortsetzung gehen sie in Fahlbänder
über. Die beiden Hauptlager unterscheiden sich durch ihren Kupfergehalt. Der
Pyrit ist etwas kobalüialtig.
Die Hauptgruben der Insel Ttter im TrondhjemQord sind die Storgrube
und die Le Bretongrube. Die mit 15^. gegen N. einfallenden Schichten sind
Chloritschiefer, Quarzit und Tonschiefer; die unregelmäßig geformten Kiesstöcke
liegen zu mehreren übereinander und bestehen vorwiegend aus feinkörnigem
Eisenkies mit etwas Kupferkies. Der Kupfergehalt beträgt etwa 3^/q; Magnetkies,
Zinkblende und sehr spärlicher Arsenkies samt Quarz sind nebensächliche Be-
standteile. Vogt betont, daß mit dem Kies auch Flußspat vorkomme; Kjerulf
sagt bereits: „Flußspat war im östlichen Teile von Storgrube nicht ungewöhnlich",
er ist indessen nicht beschränkt auf die Kieslager, sondern kommt auch außerhalb
derselben in Gängen vor, welche Quarz, Bitterspatdrusen, Kalkspatkristalle und
Eisenkies führen. Die Erzmassen lagen teilweise frei zutage und zeigten sich
nach Wegräumung des oberflächlichen Schuttes durch Glazialwirkung geschrammt
und poliert. Auf Ytterö förderte man im Jahre 1900 1600 t Kies.
Von den Salitelmagruben war schon im obigen wiederholt die Rede.
Sie liegen nördlich des Polarkreises und 90 km östlich der norwegischen See-
stadt Bodo, in deren Nähe sich die früher beschriebenen Eisenerzfelder von
Naeverhaugen befinden, an dem Binnensee Lang Vand; östlich davon erhebt
sich der 1880 m hohe Sulitelma.
20*
308 Die schichtigen Lagerstätten.
Die Eieslager sind im großen ganzen an zwei üher den genannten Eisen-
erzen liegende Horizonte gebunden. In den tiefer gelegenen dünnschieferigen
Quarziten wird das Vorkommen der König Oskar-Grube, mehrere Kilometer
südlich des Lang Vand abgebaut. Alle übrigen Lager gehören, wie sehr gut
aus H. Sjögrens Karte hervorgeht, den eigentlichen Sulitelmaschiefem an.
Diese bilden eine mächtige Folge von Glimmerschiefem mit Einlagerungen von
massigen Amphiboliten. Erstere bestehen aus Biotit und Quarz, untergeordnet
auch aus Muskovit und Zoisit, enthalten auch Kalkspat und schichtenweise etwas
Hornblende und Graphit. Über ihr Verhältnis zu den Amphiboliten wurde früher
schon gesprochen. Teils sind die letzteren ganz massig und könnten dann als
Gabbros angesprochen werden, andernteils sind sie schieferig und gehen allmählich
in Glimmerschiefer über. Diese Gesteine fallen am Lang Vand etwa nach Westen
ein und sind durch das Tal des letzteren so tief aufgeschlossen, dafi an beiden
Seiten desselben auf mehrere Kilometer hin die Lagerausstriche zutage treten.
Die Erze liegen fast an der Grenze zwischen normalen Sulitelmaschiefem und einer
mächtigeren Zone von schieferigem Amphibolit und werden bereits unterlagert
von einem Grünschiefer, dem sog. Ghloritgranulit Sjögrens. Das Hangende
der Lager besteht aus einem über viele Quadratkilometer verbreiteten Schiefer,
der in einer gröber kristallinen, hauptsächlich aus Chlorit, Hornblende, Quarz
und Feldspat bestehenden „Grundmasse" Partien enthält, die reicher sind an
Biotit und Muskovit, im übrigen aber sich mineralogisch von der Grundmasse
nicht unterscheiden. Diese glimmerreicheren Partien hält Sjögren für Bruch-
stücke und bezeichnet das Gestein als eine „Grünsteinbreccie" , die eine
ursprünglich durch Zerquetschung entstandene, später umkristallisierte Zer-
rüttungszone sein soll. Wegen der Breccienstruktur der Kieslager und wegen
der scheinbaren gangartigen Apophysen von Erz im Nebengestein, wie sie in
Fig. 73 abgebildet wurden und auch Stelzner, wie oben gezeigt, schon sehr
wohl bekannt waren, hält Sjögren eine sedimentäre Entstehung der Lager
für ausgeschlossen. Er betrachtet die das Hangende der Lager bildenden Grün-
schiefer als Gabbros, welche durch hydrochemische Prozesse umgewandelt worden
seien. Längs der Zerrüttungszonen, welche durch die jetzigen Kieslager ge-
kennzeichnet sein sollen, hätten Lösungen zirkuliert, welche aus den Gabbros
Eisen- und Kupfersalze mitbrachten; letztere Metalle waren bis dahin schon
in diesen Gesteinen enthalten und wurden aus ihnen in der Form von Sulfaten
weggeführt. In den Kieslagem und in den kristallinen Sulitelmaschiefem finden
sich Graphit und Kohlenwasserstoffe ; diese samt Schwefelwasserstoff haben nach
Sjögren die Erze ausgefällt, welche letztere demnach durch Lateralsekretion
entstandene Gangfüllungen sein sollen.^) Vogts spätere Theorie über die Ent-
stehung der norwegischen Kieslager durch eruptive Nachwirkungen (1894) lehnt
Sjögren nachdrücklich ab und neigt dazu, seine eigene Anschauung auf sie
alle anzuwenden. Stelzners Auffassung und ihre Begründung ist schon
oben angeführt worden.
0 Hj. Sjögren, Sulitelmakisemaß geologi; Geol. För. Förh., XVI, 1894, 433—437.
Diese Arbeit ist ungefähr gleichzeitig mit derjenigen Vogts erschienen.
Die Eieslager. 309
Am Nordufer des Lang Vand folgen sich von W. nach 0. die Gruben
Mons Peter, die weniger bedeutenden Charlotte und Giken, ferner Hankabakken,
Nya Sulitelma und einige andere. -Die dort bearbeiteten Lager gehören zwar
nicht genau demselben Horizont an, scheinen aber in der Schichtenfolge nur
wenig weit voneinander entfernt zu sein.
Die Mons Peter Grube (Mons Peter Uren) baute seit 1888 auf einem
4 — 5 m mächtigen, 320 m im Streichen, 120 m im Fallen verfolgten Lager.
Die Kiese treten entweder in derben Massen auf, durchlagert von Schieferbänken,
oder imprägnieren fahlbandartig das Nebengestein. Teilweise ist der Eisen-
kies eine sandartig zerfallende kristalline Masse. Die Dimensionen des derben
Erzes gibt Sjögren auf 200 m in der Länge und 60 m Breite an.
Das Erz vom Mons Peter enthielt bei etwa 5^/q Lagerart ungefähr 5^/o Cu,
460/^j S, 420/QFe, 0,25 o/o Zn, 0,20 ^/^Pb, Spuren von Arsen, Nickel und Kobalt
und sehr geringe Mengen Gold und Silber.
Die übrigen Gruben sind später in Angriff genommen worden; Nya
Sulitelma ist jetzt das bedeutendste Vorkommen daselbst, während Mons Peter
Uren gegenwärtig ruht. Außer Pyrit, Magnet- und Kupferkies finden sich
Magnetit, Zinkblende und Bleiglanz (letzterer möglicherweise als jüngere Bildung),
ferner Arsenkies und stellenweise, wie auf der Charlotte, sehr schöner Danait.
Der reine Kupferkies erreicht manchmal mehrere Meter Mächtigkeit; die letztere
wechselt scheinbar im Lager sehr erheblich. Mitunter ist das Erz schön gebändert
und gefältelt. Quarz kommt in unregelmäßiger Weise im Erz oder an dessen
Ausspitzungen vor. Man hat die Erzmenge des Nya Sulitelma-Lagers im
Jahre 1893 berechnet auf 95000 t reinen Kies und 30000 t gewinnbare Ln-
prägnationen.
Auch auf der Südseite des Lang Vand ist in einer mehrere Kilometer
langen Zone eine ganze Reihe von Kiesvorkommnissen bekannt, deren geologische
Verhältnisse ähnliche zu sein scheinen wie diejenigen der nördlichen Hauptgruben ;
sie finden sich in der Nähe der Grenze der Sulitelmaschiefer und der hangenden
„Grünsteinbreccie^. Diese letztere ruht stundenweit immer fast unmittelbar
unter der Decke eines als „Natrongranit" bezeichneten Eruptivgesteines, scheint
also einem bestimmten Horizont anzugehören.
Die Erzproduktion auf den Gruben der Sulitelmagesellschaft betrug im
Jahre 1900 etwa 80000 t.
Gleichfalls im Nordlandamt und unter dem 66^/4^ am Eanen-Fjord liegen
die Kieslager von BoAsmo. Das herrschende Gestein sind granatführende Glimmer-
schiefer mit Disthen, welche einem höheren Horizont angehören als die dortigen,
von Kalksteinen begleiteten Eisenglimmerschiefer vom Typus Naeverhaugen-
Dunderland. Das eigentliche Nebengestein der Lager sind aber auch hier
Grünschiefer (Amphibol-Chloritschiefer) und innerhalb dieser im Hangenden der
letzteren ein „chlori tischer Granulitgabbro" ; als solchen benennt 0. Norden-
skjöld ein Gestein, das ganz analog sein soll der „Grünsteinbreccie" Sjögrens
von den Sulitelmagruben ; es wird als eine Breccie bezeichnet, die durch völlige
Umkristallisation infolge hydrochemischer Prozesse wieder zu einem kristallinen
Schiefer geworden ist. Seine Breccienstruktur soll sich darin zu erkennen geben,
daß in einer Masse von Chlorit, Quarz, Orthoklas und wenig Granat und Rutil
Partien besonders reich an Biotit und Granat sind, welch letztere für die
310 I)ie schichtigen Lagerstätten.
„Brachstücke'' gehalten werden. Das Gestein würde also der Zerrttttnngszone
der Snlitelmaschiefer entsprechen, an die dort nach Sjögren die Kiese gebunden
sein sollen. Diese Schiefer enthalten mehr oder weniger stark gepreßte und
verzerrte Pyritkristalle. Wo letztere sich reichlicher einstellen, treten auch
Staarolith, Andalusit and Pleonast aaf, die sonst in dem Glimmerschiefer vor-
kommen. Das Liegende der Lager bildet ein Grünschiefer, der in Glimmerschiefer
übergeht. In der Umgebang des Eiesvorkommens spielen verschiedene mehr massige
Gesteine eine gewisse Eolle. Teils sind es Amphibolgesteine mit Qaarz,
Orthoklas und spärlichem Plagioklas, Chlorit und Granat, welche den sog.
Gabbros des Sulitelmagebiets entsprechen, teils Gesteine mit viel Qaarz und
Feldspaten, untergeordnetem Granat, Hornblende, Chlorit und Glimmer. Beide
Gesteine enthalten wohlerkennbaren Pyrit.
Die Lager zeigen im großen and ganzen ein ausgesprochen schichtiges
Verhalten, daneben aber doch gewisse Unregelmäßigkeiten, welche dafttr sprechen
sollen, daß die Erze wenigstens z. T. eine sekundäre Lagerung haben.
Der Eies kommt teils in fast derben Erzlinsen, teils in fahlbandartiger Aus-
bildung vor, ist aber doch immer nur erzreiches Schiefergestein. Das Hauptlager
hat eine Mächtigkeit von 3 m, zerfällt aber durch eine Zwischenlagerung von
0,5 m Dicke, wenigstens dort, wo es am besten entwickelt ist, in zwei verschieden
reiche Sonderlager.
Die Gruben von Boßmo sind seit 1893 in Betrieb und sollen eine große
Zukunft haben. Dir Erz enthält 50 o/o Schwefel, 44% Eisen, 0,5 o/o Kupfer,
0,70/0 Zink, 40/0 Lagerart, 0,005 0/0 Silber und etwas Gold. Im Jahre 1900
wurden unge^lhr 24000 t Eies gewonnen.
Die Entstehung der Eiese von Boßmo sucht Nordenskjöld in Über-
einstimmung mit der von Sjögren vorgetragenen Theorie zu erklären. Die
naheliegende Frage, ob die behauptete Breccienstruktur der hangenden Schiefer
nicht sehr wohl auf eine Tuffnatur der Gesteine hinweisen könne, ist weder von
Sjögren noch Nordenskjöld berührt worden. Bei näherer Überlegung ergeben
sich auch schwere Bedenken gegen die Entstehung der Eiese durch Lateral-
sekretion (siehe den betreffenden späteren Abschnitt).
Nicht aus den Augen darf bei sämtlichen Erklärungsversuchen gelassen
werden, daß auch die norwegischen Eieslager nichts anderes sind als erzführende
Schiefer, deren Zusammensetzung sich nur quantitativ von der ihres Neben-
gesteines unterscheidet.
Bei Sjangeli,^) an der schwedisch-norwegischen Grenze, etwa 30 km
südlich der Ofotenbahn in Lappland, kommen Einsprengungen und Butzen von
Eupferglanz und Buntkupfererz in inniger Mengung mit Magnetit innerhalb eines
schwarzgrünen, äußerst feinkörnigen Hornblendeschiefers, des „SjangeHschiefers",
an zahlreichen Stellen vor. Diese Gesteine sind deutlich geschiefert und oft
gebändert, bestehen vorzugsweise aus Hornblende und manchmal in Zoisit um-
gewandeltem Feldspat, stellenweise auch mit etwas Quarz und Chlorit. Sie
umschließen kleine Lager von unreinem Ealkstein und massigere, dioritähnliche
Gesteine, welche aus denselben Bestandteilen wie die Schiefer bestehen und
ihnen nahe verwandt sein dürften. Aber weder in den Ealksteinen noch in
jenen massigen Einlagerungen sind Eupfererze angetroffen worden, die nur in
den Schiefern auftreten. Ebensowenig sind die übrigen in der steil einfallenden
Schichtenzone auftretenden Gesteine, wie Dolomite, Quarzbiotitschiefer, Antho-
phyllitschiefer und Gneise und der sie durchbrechende Granit erzführend.
Eupferkies wird nur in geringer Menge gefunden; man wird aber wohl
annehmen müssen, daß die beiden vorwaltenden Sulfide, von denen das Bunt-
^) PetersBon, Om de geologiska förhällandena i trakten omkring Sjangeli
Koppannalmstält i NorrbotteDs län; Geol. För. Förh., XIX, 1897, 296—306.
Die Eieslager. 311
knpfererz auch in Klüften auftritt, auch hier ans ihm hervorgegangen sind.
Das ganze Vorkommen ist im übrigen ein deutlich lagerförmiges. Über die
Entstehnngsweise der Lagerstätte hat sich Petersson, der sie zuerst beschrieb,
noch nicht geäufiert. Das Kupfervorkommen von Sjangeli ist schon seit 200 Jahren
bekannt, aber erst neuerdings wieder Gegenstand eines Bergbaues geworden.
Kieslager haben eine weite Verbreitung in den kristallinen Schiefem der
Alleghanies^) in den Vereinigten Staaten und Kanada, so in Alabama, Nord-
Carolina, Tennessee, Virginia, Pennsylvania, Maryland, Vermont,
Newhampshire, Maine, Quebec, Neufundland und Neubraunschweig.
Bald sind es reine Pyritlager, welche für die Schwefel Säurefabrikation nutzbar
gemacht werden, bald solche mit Pyrit, Magnet- und Kupferkies, die als
Kupferlagerstätten gelten, sobald sie über 2,5 ^/o Kupfer führen. Wie auch sonst,
sind Zinkblende und Bleiglanz in geringer Menge vorhanden.
In früherer Zeit und schon im ersten Beginn des Bergbaues auf dem
nordamerikanischen Kontinent hat man den eisernen Hut dieser Lagerstätten
zur Eisengewinnung benutzt, er führte indessen z. B. zu Ducktown und auf
anderen Lagerstätten auch große Massen reicher sekundärer Kupfererze in seinen
unteren Teilen. Die darunter liegenden Kiese, Pyrit und Magnetkies, bezeichnet
man in Virginia als den „mundic"; er bricht in der Regel in 12 — 50 m Teufe
unter der Oberfläche ein. Nach Moxham besitzen diese Lagerausstriche in
Virginia manchmal gewaltige Dimensionen ; so läßt sich derjenige von Lineberry
mit 30 — 40 m Mächtigkeit etwa 1200 m weit verfolgen, sein eiserner Hut reicht
bis zu einer Teufe von etwa 55 m. Man nennt die Ausstriche, welche zunächst
für die Eisenindustrie eine große Bedeutung besitzen sollen, „leads^ und betrachtet
die Lagerstätten allgemein als „Gänge", während sie offenbar große Ähnlichkeit
und Übereinstimmung mit den europäischen Kieslagern haben.
Die bekanntesten dieser nordamerikanischen Lagerstätten sind die von
Ducktown im Polk County des Staates Tennessee am Ocoee-Fluß, in einem bis
zu 4300 Fuß hohen Gebirge gelegen. Die Lager sind eingebettet in „Quarzite",
Gneise und Glimmerschiefer, die etwa NNO. streichen, gegen SO. unter 50 — 55^
einfallen und nach Kemp Sedimente sind. Diese Schichten zeigen in sich die
Spuren von Pressungen und Schiebungen, die dazu führten, daß die zwischen
kompakteren Gneislagen eingeschalteten Glimmerschiefer manchmal in feinste
zickzackförmige Falten gelegt sind. Henrich vermutet, daß das Gebirge von
*) H. Credner, Die Kupfererzlagerstätten von Ducktown in Tenneasee; Berg-
u. Hüttenm. Ztg., XXVI, 1867, 8—10. — Henrich, The Ducktown ore-deposits and
the treatment of the Ducktown copper-ores; Transact. Am. Inßt. Min. Eng., XXV, 1896,
173—246. — Kemp, Ore deposits, 1900, 189—195. Lit. über die Kiesvorkommnisse
in deo Alleghanies. — Ders., The deposits of copper-ores at Ducktown; Transact.
Am. Inst. Min. Eng., XXXI, 1902, 244—265, Lit. — Moxham, The great gossan lead
of Virginia; Transact. Am. Inst. Min. Eng., XXI, 1893, 133—138. — Wendt, The
pyrites deposits of the Alleghanies; School of mines Quarterly, VII, 1886; Eng. Min.
Joum., XLII, 1886, 4—6, 22—24. — Weed, Types of copper-deposits in the Southern
United States; Transact. Am. Inst. Min. Eng., XXX. 1901, 449—504, bes. 480—497. —
Wendeborn, Der Duckte wn-Kupfergrubendistrikt in den Ver. Staaten von Nordamerika;
Berg- u. Hüttenm. Ztg., LXII, 1903, 86—88.
312 Die schichtigen Lagerstätten.
zahlreichen Gleitflächen durchsetzt sei, welche im allgemeinen den Schichtfiächen
parallel laufen, aber auch von einer solchen nach einer anderen überspringen
könnten. In den Versachen, die Entstehung der Lagerstätten zu erklären, haben
auch diese Gleitflächen eine Eolle gespielt.
Das Gestein in der Umgebung der Lager ist ein quarzhaltiger Glimmer-
schiefer, gelegentlich mit etwas Granat und Magnetkies, auch treten ziemlich
massige Gesteine auf, welche aus Quarz, Aktinolith, Granat und Zoisit bestehen.
Feldspat fehlt in den Gesteinen fast ganz. Die Eieslager sind parallel dem
Schichtenstreichen und bis auf geringe (sekundäre?) Abweichungen auch kon-
kordant in die Schiefer eingelagert. Sie bilden drei Zonen, die sich mit einer
streichenden Ausdehnung von etwa 6 km verfolgen lassen. Vielfach liegen sie
in Reihen staffeiförmig hintereinander; Henrich und vor ihm andere Beobachter
erklären diese Erscheinung durch horizontale Verschiebungen einheitlicher Lager,
bei denen die einzelnen Lagerstttcke längs der Verschiebungsklüfte etwas aus-
gezogen und geschleppt worden sind. Manche Lager besitzen einen ununter-
brochenen Ausstrich von mehreren hundert Metern Länge, die Lagerstätte von
Burra-Burra ist sogar auf über 3 km verfolgt worden. Die Mächtigkeit der
Massen wechselt von 4 — 50 m ; ihre Vertikalerstreckung ist nicht bekannt, da der
Bergbau erst bis zur Teufe von einigen hundert Fufi niedergedrungen ist. Zwischen
jenen drei langen Ausstrichzonen ist noch eine Eeihe kleinerer Linsen zerstreut.
Alle Aufschlüsse zeigten mächtige eiserne Hüte und ließen von oben nach
unten überall folgeude Erzzonen unterscheiden:
1. Sandiger, schlackiger, schwammiger oder glaskopf artiger Brauneisen-
stein, phosphorarm, wechsellagernd mit Quarz- und Schiefereinlagerungen.
Diese „gossans^ ragen klippenförmig über das umgebende Schiefergestein der
Oberfläche empor und wurden, wie früher gesagt, teilweise als Eisensteinlager-
stätten abgebaut.
2. In 30 — 50 Fuß Teufe stellen sich Malachit, Kieselkupfer, Eotkupfererz
und vor allem Schwarzkupfererz (ein mulmiges Gemenge von etwas Kupfer-
oxyd, sehr viel Kupferglanz, Kupfer- und Eisenkies, Kupfer- und Eisenvitriol),
gediegen Kupfer und Kupferglanz (Harissit), teilweise in schönen Kristallisationen
ein.^) Diese oft 2 — 10 Fuß hohe Masse liegt oft unmittelbar über den unzersetzten
Sulfiden, häufig so, daß sie diese auf weite Erstreckungen hin überdeckt;
manchmal aber ist sie geringer mächtig und beschränkt sich dann auf die eine
oder andere, auf die liegende oder hangende Seite der Lagerstätte, oder tritt in
ihren mittleren Partien auf.
3. Unter der Schwarzkupfererzzone trifft man häufig auf eine Lage von
weißem, mit Markasit mehr oder weniger reichlich durchwachsenem Quarz.
Solcher findet sich auch, offenbar gleichfalls als jüngere Bildung, auf
gewissen Querabsonderungen, welche besonders in den oberen Niveaus die Sulfid-
massen in annähernd horizontaler Eichtung durchklüften. Henrich nimmt an,
daß es solche Quarzbänke gewesen seien, welche dem Niederdringen der zer-
1) Ausführlicherefl bei Kamp, Tranßact. Am. Inst. Min. Eng., XXXI, 1902,
263—265.
Die Eieslager. 313
setzenden Wässer ein Hindernis entgegenstellten und deshalb den Boden des
eisernen Hutes bilden. Infolge der sekundären Umwandlungen ist das Neben-
gestein des eisernen Hutes stark zersetzt und im Niveau des „Schwarzkupfers**
10 — 12 Fuß weit mit Malachit imprägniert. Die Schwarzkupferzone ist gegen-
wärtig im ganzen Ducktowndistrikt abgebaut. Zwei Analysen Trippeis hatten
einen Kupfergehalt von 45 — 75®/o ergeben.
4. Die sulfidischen Erze treten im allgemeinen in den Schiefem als
Schmitzen oder sogar als papierdünne Streifen oder als mächtige, fast reine,
linsenförmige Einschaltungen auf. Die frischen Sulfide bestehen in der Haupt-
sache aus Magnetkies; Pyrit ist untergeordnet und überwiegt den letzteren nur
stellenweise. Der Magnetkies ist so innig durchwachsen von Kupferkies, daß
das Erz ein Kupfererz mit einem Kupfergehalt von durchschnittlich 5 — 7^l%^lo
(auf den nordwestlichen Gruben) wird. Zinkblende und Bleiglanz sind spärlich
vorhanden. Vorwaltende Lagerart ist Aktinolith, daneben tritt seltener Diopsid,
häufiger Granat und ziemlich häufig Zoisit, dieser mitunter in langen Prismen
auf. Kalkspat, Quarz, sehr selten auch Apatit und Eutil (?) sind weitere Bestand-
teile der Lager. Wird noch hinzugefügt, daß die Erze etwa folgende Alters-
reihe büden: Pyrit, Blende, Bleiglanz, Magnet- und Kupferkies, und daß die
letzteren offenbar auch als jüngere Ansiedelungen vorkommen, stets jünger
sind als die Silikate, und daß besonders der Kupferkies gern auf Eissen in den
letzteren auftritt, dann ergibt sich von selbst die große petrographische Analogie
der Kieslager von Dncktown mit den alpinen und norwegischen Kieslagem.
Bemerkenswert ist das Vorkommen einer graphitähnlichen Substanz, die vielleicht
aus eingedrungenen Kohlenwasserstoffen hervorgegangen ist. Im übrigen sei
auf die mikroskopischen Untersuchungen Kemps verwiesen.
Im ganzen ist die Verteilung zwischen Erz- und Lagerarten insofern keine
ganz gleichmäßige, als z. B. auf der Polk-Grube das Hangende besonders reich
ist an Magnetkies, das Liegende aber vorzugsweise aus einer strahligen Masse
von Hornblende besteht, in deren Zwischenräumen sich der Kupferkies verfestigt
hat. Dieser Teil der Lagerstätte ist also der reichere; übrigens fehlt Hornblende
auch in dem dichten Magnetkies nicht. Die Erzmasse wird endlich von Lagen
eines Glimmerschiefers durchzogen, der selbst wieder Erzschmitzen enthalten kann.
Wie das sehr häufig, ja wohl meistens an Kieslagem beobachtet wird, so
sind auch die in das gefaltete Schiefergebirge eingeschalteten mächtigeo Erzlager
von Tennessee von Gleitflächen begrenzt. Wenigstens beobachtete Henrich
solche stets im Hangenden und vermutet sie auch für das weniger oft durch-
fahrene Liegende derselben.
Wiewohl die Kieslager von Ducktown als konkordant eingelagerte Glieder
einer sedimentären Schichtfolge eine zweifellose Lagernatur zur Schau tragen,
so haben doch die amerikanischen Geologen seit Jahren scheinbar niemals eine
sedimentäre Entstehung derselben der Erörterung für wert gehalten. Und obwohl
sie nach allem den norwegischen Kieslagem entsprechen, so hat man doch auf
sie niemals die späteren Anschauungen Vogts übertragen. Vielmehr hat
man die schon von v. Cotta 1864 für das Rammelsberg-Lager vermutete
Entstehungsweise neuerdings anch hier behaupten wollen; die Lager sollen
nämlich mit oder ohne teilweise Verdrängung ihres Muttergesteines epigenetisch
814 Die schichtigen Lagerstätten.
durch Imprägnation entstanden sein. Doch gehen die Ansichten der ameri-
kanischen Geologen auch hierin auseinander und stimmen nur darin über-
ein, daß die Gleitflächen oder durch Zerrüttung des Gesteines entstandene
Spalten die Zufuhrkanäle für die erzbringenden Lösungen gewesen seien.
So glaubt Henrich, daß sich an Stelle der jetzigen Lager Gänge eines
eruptiven Pyroxengesteines befunden hätten. Von den Gleitflächen aus seien die
Erze zugeführt worden, welche alle Gesteinsgemengteile bis auf den Pyroxen
verdrängt, den letzteren aber in Hornblende umgewandelt hätten. Zu gleicher
Zeit habe sich auch der Granat gebildet. Nach ihm sollen die im Erz auf-
tretenden Glimmerschieferlagen Bruchstücke des Nebengesteines sein, die als solche
schon im Eruptivgestein enthalten waren und bei der intensiven Umwandlung
des letzteren also unversehrt geblieben sein müßten. Auch Weed nennt die
Lagerstätten Verdrängungslagerstätten und nimmt an, daß die jetzigen Lager-
arten früher die Lager gebildet hätten und später, durch Erzlösungen großenteils
verdrängt, aufgelöst worden seien. Kemp macht aber mit vollem Eecht auf
die Tatsache aufmerksam, die sich ganz ähnlich auch in anderen analogen Kies-
lagern beobachten läßt, daß nämlich die Silikate, der Kalkspat und der Quarz
fast immer mit scharfen Bändern gegen die Erze grenzen und eine Anätzung
der ersteren durch letztere nicht beobachtet werden könne. Er erörtert auch
die Frage, ob nicht etwa das jetzige Muttergestein der Erze einmal ein Gabbro
gewesen sein könne, der, während er sich durch Eegionalmetamorphose in ein
Zoisitaktinolithgestein umwandelte, durch Erzlösungen teilweise verdrängt wurde.
Für am wahrscheinlichsten hält Kemp aber die folgende Entstehung: „Es ist
klar, daß nach der Bildung des Amphibols, Granats, Zoisits und Epidots — die
wahrscheinlich durch Metamorphismus aus einem kalkigen Gestein hervorgegangen
sind — an den Stellen, wo wir jetzt die Erze flnden, eine Störung oder zum
mindesten eine Gebirgsbewegung und Zermalmung eintrat. Diese Vorgänge
fanden dort statt, wo das Gestein besonders reich war an Kalk. In dieses
zerquetschte und wahrscheinlich mehr oder weniger aufgelockerte Material traten
die erzbringenden Lösungen ein. Auf der Burra-Burra-Grube ward zuerst Pyrit
abgesetzt, dann Magnet- und Kupferkies. Anderswo wurde nur Magnet- und
Kupferkies eingeführt, der letztere wahrscheinlich später und nachdem sich
nochmals eine Bewegung des Nebengesteines ereignet hatte. Die Sulflde siedelten
sich auch in den Eissen der Silikate und bis auf einige Entfernung von den
Lagerstätten im Nebengestein an.^ Die Annahme, daß die Lager aus silikat-
führenden Kalksteinen entstanden sein könnten, indem der Kalk verdrängt, die
Silikate dann von den Erzen umhüllt worden wären, lehnt Kemp ab, weil dann
im Fortstreichen der Lager der Kalkstein noch nachzuweisen sein müßte.
Gegenüber dem Kemp sehen Erklärungsversuch erscheint es rätselhaft, wie
bei einer so intensiven Zirkulation von metallhaltigen Lösungen die Silikate,
wie besonders Zoisit, Granat und Diopsid, frisch und unversehrt bleiben konnten,
so daß sie in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung im Erze eingeschlossen
liegen. Denkt man sich weiterhin aus den Erzstufen von Ducktown, in denen
lange, unter sich nach allen Richtungen verwachsene Zoisitprismen eingebettet
liegen, die Sulflde entfernt, dann gelangt man zu der sonderbaren Vorstellung
eines skelettartigen Gitterwerks mit großen Hohlräumen, das so lange als solches
zwischen den Schieferbänken eingeschaltet gewesen sein müßte, bis zufällig zu
irgend einer Zeit die Sulflde alle jene Lücken ausgefüllt und aus jenem Fach-
werk von Kristallen eine derbe Gesteinsbank gemacht hätten.
Die flauptgruben von Ducktown sind die Burra-Burra, Old-Tennessee,
London, East Tennessee (alle vier im westlichen Teil des Gebiets gelegen), die
Polk County, Mary und Calloway (im Südosten) und die Culchote und Isabella
(im Zentrum des Felds). Das ganze Gebiet hat eine Länge von etwa 10 und
eine Breite von 2 — 3 km. Die alten Ureinwohner haben schon aus jenen Lager-
stätten Kupfer gewonnen. Seit der Besiedelung durch die Weißen ist in dieser
Die Eieslager. 315
Gegend Tennessees erst am 1850 Erz bekannt geworden; man entdeckte damals
die „Schwarzknpfererze", deren weite nnd reichliche Verbreitung anfangs der
50 er Jahre ein Minenfieber erzeugte. Schon in den Jahren 1850 — 1858 waren
14 300 1 reiche Kupfererze erzeugt und zur Verhüttung nach England gesandt worden.
Die nordamerikanischen Ost- und Südstaaten haben im Jahre 1902 etwa
6000 t Kupfer produziert (gegenüber einer Produktion von über 275000 t in
der gesamten Union). Der größte Anteil davon fällt auf Tennessee. Man hofft
auch den Magnetkies in größerem Maßstab für die Schwefelsäuredarstellung
verwerten zu können.
In Louisa County, Virginia, werden an verschiedenen Stellen Linsen von
Pyrit in kristallinen Schiefern ausgebeutet. Dieselben sollen nach W. H. Adams^)
kupfer- und arsenfrei sein. Über die Vermont-Kupfergrube (Ely-Mine) in dem
Flußgebiet des Connecticut-River in den nördlichen Ver. Staaten hat Kochinke*)
berichtet. Dieselbe war ehedem eine der bedeutendsten Kupferminen der Union.
Die Grube liegt in den Green mountains; das Nebengestein der unter etwa
26 ^ einfallenden Erzlinsen ist ein granatreicher Glimmerschiefer (? und Graphit-
schiefer).^) Im Jahre 1892 kannte man zwei Lager, von denen das eine erst
bei 1800 Fuß Teufe und 15 — 20 Fuß unter dem bis dahin bearbeiteten ange-
fahren wurde. Das Erz ist zumeist Magnetkies; er wird durchsetzt von Quarz
und umschließt Kupferkies und wenig Zinkblende. Der Silbergehalt der Erze
beträgt 0,01 — 0,03 ^/o, der Nickelgehalt ist sehr gering, der Kupfergehalt er-
reicht 7— 8 o/o- Die höchste Produktion mit 3 Mill. Pfd. Kupfer fiel in den
Beginn der 80 er Jahre. Das Hauptlager ist etwa 4 m mächtig und 400 m
weit im Ausstrich zu verfolgen. Ende der 40 er Jahre wurde es entdeckt, als
man auf seinen eisernen Hut aufmerksam wurde.
Im Singhbum-Distrikt und im Staat Dhalbhum in Bengalen liegen wohl
die wichtigsten Kupferlagerstätten der indischen Halbinsel. Sie treten lager-
förmig in kristallinen Schiefern innerhalb einer Zone auf, welche sich, kennt-
lich an alten Bergbauen, etwa 100 km weit verfolgen lait. Kupferglanz und
Kupferkies sind scheinbar fahlbandartig durch kristalline Schiefer verteilt oder
sie bilden derbe Einlagerungen parallel den Schichten. Von 1857 — 1859 hat
man zu Landu und Jamjura Bergbau versucht, und neuerdings wurde auch zu
Eakka die Ausbeutung zweier 2 bezw. 3 Fuß mächtiger, aus Quarz und Kupfer-
kies bestehender Lager unternommen, welche im Chloritschiefer eingebettet liegen.
Dieser letztere ist in etwa 100 m Mächtigkeit mit Kupferkies durchwachsen.*)
In früheren Zeiten hatten die Kupfererzlagerstätten der Insel Anglesea*^)
an der Westseite von England eine hervorragende Bedeutung. Ob dieselben
1) The pyrites deposits of Louisa County, Va.; Transact. Am. Inst. Min. Eng.,
XII, 1884, 527—535.
2) Berg- u. Hüttenm. Ztg., LI, 1892, 297—300. — Howe, The Elizabeth copper
mine, Vermont; Eng. Min. Journ., XLII, 1886. 327. Gibt für die Länge des Lagers
250, für die größte Mächtigkeit 64 Fuß an.
3) Cazin, Transact. Am. Inst. Min. Eng., XXIII, 1894, 605—606.
*) StÖhr, Das Kupfererz-Vorkommen in Singhbum, Provinz der Södwestgrenze
von Bengalen; N. Jahrb., 1864, 124—160. — Harris, Journal of the Society of ehem.
Industry in London, XII, 1893, 988; Eef. Ztachr. f. prakt. GeoL, 1894, 74. — Phillips-
Louis, Ore deposits, 1896, 581—582.
ft) Die obige Darstellung nach Phillips-Louis, Ore deposits, 1896, 300—304.
Diesen diente als Quelle T. F. Evans, „The Mines of the Parys Mountain** ; Transact.
Manch. Geol. Soc, XIV, 1878, 357. — C. F. Naumann zitiert in seiner Geognosie,
2. Aufl., III, 488. Hawkins, Transact. Geol. Soc. of Comwall, III, 284 f. und
Fournet in Burat, Trait6 de geognosie, III, 565. — R. Hunt, British Mining, 1887,
444—454.
316 Die schichtigen Lagerstätten.
wirklich zu den Kieslagern gehören und sich etwa mit dem Lager im Bammelsberg
bei Goslar vergleichen lassen, ist ganz zweifelhaft. Die geologischen Kenntnisse
von dem Vorkommen sind überhaupt unzureichende.
Die Gruben liegen etwa 3,5 km von der Nordküste der Insel entfernt an dem
150 m hohen Parys-Berg bei der Stadt Amlwch. Der letztere besteht hauptsäch-
lich aus SW. — NO. streichenden silurischen Schiefern mit zwischengelagerten
Feldspat-Gesteinen („feldspathic rock"), die scheinbar noch nicht genauer unter-
sucht sind, aber für eruptiv gehalten werden. Man kennt zwei solcher Lager
von „feldspathic rock", außerdem einen mächtigen „Quarzgang", der sich an
der Nordseite des Berges an den einen derselben anlegt und den Gipfel des
Berges ausmacht. Dieser sog. Carreg-y-doll Lode hat eine Mächtigkeit von
5 — 60 Fuß und führt stellenweise abbauwürdige Nester von Kupferkies, dagegen
nur wenig Schwefelkies, und hat gewaltige Drusenräume, die mit Kristallen
besetzt sind. Eine solche Druse war 16 m lang und 4 m hoch. Eine andere
Lagerstätte ist am Nordwestabhang des Berges bekannt geworden. Sie bestand
aus Quarz und Kupferkies, lag in hartem Tonschiefer und ließ sich 180 m weit
im Streichen verfolgen. Sie ist jetzt ganz abgebaut, nachdem sie für etwa
20 Mill. Mark Kupfer ergeben hatte.
Zwischen der einen Masse von „feldspathic rock" als Hangendem und
den Tonschiefern als Liegendem befindet sich die wichtigste der Lagerstätten
von Anglesea, ein gewaltiges Lager, das zu einem 110 — 140 Fuß tiefen und
etwa 50000 qm Oberfläche umfassenden Tagebau Anlaß gegeben hat. Die Erz-
masse besteht aus drei Zonen, nämlich vom Hangenden nach dem Liegenden aus :
1. Pyrit, 2. Kupferkies, 3. dem sog. „blue stone", welcher nach Claudet^)
folgende durchschnittliche Zusammensetzung hat:
Blei 14,46
Kupfer 2,13
Zink 27,89
Eisen 11,45
Schwefel 29,05
Gangart 14,47
99,45
Außerdem Spuren von Gold und 0,0002 <>/o Silber.
Während der Pyrit und der Kupferkies stets mit Zwischenlagerungen
von „feldspathic rock" und Quarz verbunden sind, enthält der „blue stone" nur
selten Quarz. Er bildet eine ganz unregelmäßige Masse, bald bis zu 50 — 60 Fuß
anschwellend, bald nur wenige Zoll dick, und zuweilen verschwindet er ganz.
Seine recht komplizierte Zusammensetzung bereitet der technischen Verwertung
Schwierigkeiten. Sowohl der blue stone wie die Pyritzone spitzen sich scheinbar
in der Tiefe aus, während die Kupferkieslage eher mächtiger zu werden scheint.
Nach Hawkins soll eine Gabelung des Lagers im Streichen stattgefunden haben.
Da die Gruben Wässer bedeutende Mengen von Kupfervitriol enthalten, so
werden sie zur Herstellung von Zementkupfer benutzt, wobei auch größere
Mengen von Eisenocker gewonnen werden, der als Farbe usw. in den Handel
kommt. Die Produktion befindet sich in starkem Niedergange, sie betrug:
Ocker Kupfer Blue stone
1881 . . . 31011 768 (z. T. als Erz) 2305 long tons.
1894 ... 1175 230 (Zementkupfer) 955 „ „
Der Bergbau auf Anglesea ist erst 1768 in großartigem Maßstabe auf-
genommen worden. Die höchste Blüte desselben fällt in das Jahr 1784, wo
^) Zitiert von Phillips.
Die Eieslager. 317
die Parys Mine etwa 8000 t Kupfer lieferte; bis dahin hatten die Enpfergmben
von Comwall den englischen Eapfermarkt betierrscht. ^)
Zu den Eieslagern zahlen aoch die groG artigen, in der ersten Zeit ibrer
Erschließung besonders ergiebigen Lagerstätten am Hount Lyell') in Tasmania;
indessen sind dieselben wenigstens teilweise noch wenig bekannt Im grofien
ganzen können sie als Enpferlagerstätten bezeichnet werden, liefern aber auch
Qold und Silber.
Die Hoout Lyell-Graben befinden sieb nahe der Westktist« von Tasmanien,
stldöstlich von den Silbergraben von Zeehan und Dundas, 72 km südlich von
den Zinnerzlagerstätten des Monnt Biscboff und etwa 23 km landeinwärts von
dem Hafenort Strahan. Die La^rstAtten liegen in einem von dicht«r Vegetation
bekleideten, wasserreichen Uittelgebirge, der „Qeologists Range" (die Berge sind
großenteils nach bekannten (Geologen usw. benannt) nnd sind erst im Jahre 1883
aafgefnnden worden. Das
Oebiet ist noch wenig er-
forscht, soll indessen auBer-
ordentlich erzreich sein. Dem
Nebengestein der Lager wird
siluriscbes Alter zuge-
schrieben. Sie fallen sehr
steil, fast senkrecht ein, ruhen
auf qnarzitischen Konglome-
raten nnd Sandsteinen, die
ihrerseits in Schiefer tlber-
zngehen scheinen nnd solche
nmschließen, nnd werden
von glimmer- und chlorit- yig,,8_ D„M„^tLy«U.Kteri.eer. ÄChlorit«hieter;Ärdle.
reichen Schiefem, Z. T. von eelben relcWch mit KIcmd dm-chwschHea; F das KlesUger;
wirklichen ChloritSChiefem <*' Konglomenta; b lekondare Heloher«. (Daly. IBM.)
bedeckt.
Die Chloritschiefer werden von Haber vorläufig als Schalsteine bezeichnet
und ihre Entstehung auf Diabasernptionen zurUckgefflhrt Diese „Schalsteinzone"
über dem Konglomerat, die „eine qnerschlägige Breite von ungefthr 2000 m
besitzen mag, ist als erzführend bekannt. Man kann wohl sagen, dafl diese
ganze Zone durchsetzt ist von fein kristallisiertem Schwefelkies mit wechselnden
') Siehe das Geschichtliche in dem Schrift«hen A. G. L. Lentins, Briefe über
die Insel Angleseii, TorzOglich über das dasige Kup(e^Bergwe^k. Leipiig 1800.
») Peters, Report on the propertj of The Mt. Lyell Mining sjjd Railwaf
Co., Melbourne 1893, — Wilson, Minerals and mining in Tasmanis; TranBact. North
of England Inst. Min. and Mech. Eng,, XLIU, 1893, 384—393; Ref. Ztachr. f. prakt
Geol., 1895, 85-87. — 0. G. Schlapp, Brief vom 24, VTH. 1893 an Stelznar. —
Dalj, The Monnt Lyell copper deposite, Tasmania. A paper to be read before
the Institution of Mining and Metallurgy, London, 19. XII. 1900. — Haber, Die
geschwefelten Erzvorkommen an der WeatkQste von Tasmania; Ztachr. f. d. Berg-,
HMten- u. Sal.-Wes,, 1900, 432—459.
318 Die schichtigen Lagerstätten.
Beimengungen von Kupfererzen und Edelmetallen. Die Erzverteilung ist jedoch
durchaus unregelmäßig. Während im allgemeinen der Erzgehalt des Schalsteines
nur bei scharfer Vergrößerung sichtbar wird und ein Gehalt an edleren Metallen
sich nur in Spuren nachweisen läßt, finden sich, offenbar der Gebirgsschichtung
folgend, Gürtel und Zonen mit höherem Erzgehalt, welche Fahlbänder genannt
werden mögen. Ihre Mächtigkeit wechselt von wenigen bis über 100 m und
entsprechend scheinen sie in der Länge verschiedentlich auszuhalten ^. Auch
Baryt findet sich in den Schiefem neben den Kiesen.
Diese Fahlbänder haben nur geringe technische Bedeutung gewonnen. Im
Gegensatz zu den Chloritschiefem enthalten die Quarzkonglomerate des Liegenden
keine Erze. Bemerkenswert ist, daß die Schiefer-Konglomeratgrenze ausgezeichnet
ist durch einen Hämatitgehalt, der auch dort auftritt, wo keine Sulfid-
anreicherungen sind.
Eine Anreicherung von Sulfiden findet sich unter anderem in drei Erz-
massen: dem Mount Lyell-, dem North Mount Lyell- und dem Tharsis-Lager.
Sie liegen, wie gesagt, auf der Grenze zwischen den Konglomeraten und den
hochgradig gefältelten Schiefern und sind längs des Streichens derselben durch
arme Zonen voneinander geschieden. Ihre Gestalt ist linsenförmig, ihre Längs-
achse parallel dem Kontakt zwischen den Schiefern und Konglomeraten.
Das Mount Lyell-Lager, das größte von den dreien, ist eine Masse
von derbem Kies, etwa 170 m lang und 60 m dick. Es besteht nach Peters
aus etwa 83 ^/o Eisenkies, 14®/q Kupferkies, 2^/o Schwerspat und I^/q Kiesel-
säure. Im Jahre 1900 enthielt das Erz nach Daly 2,71 ^/q Kupfer und ca. 70 g
Silber und 3 g Gold in der Tonne. Innerhalb sechs Monaten des gleichen Jahres
gab das Lager etwa 151000 t Erz; in früherer Zeit waren die Gehalte an
Kupfer, Silber und Gold etwas höher und beliefen sich im allgemeinen Durch-
schnitt bisher auf 3,52 <>/o Kupfer, 108 g Silber und 4 g Gold in der Tonne.
Blei und Zink fehlen fast ganz, Arsen und Antimon sind nur spurenweise vor-
handen. Durch sekundäre Prozesse hat der Metallgehalt im Liegenden des
Lagers eine sehr bemerkenswerte und wichtige Konzentration erfahren. Besonders
an seinem südlichen Ende hat sich nämlich längs der Konglomerate durch eine
Gebirgsstörung, welche das Lager ziemlich scharf gegen Westen gepreßt hat,
eine Zerrüttungszone gebildet, in welcher neben einem hochgradig verquarzten
Gemisch von Quarzit- und Schieferbruchstücken Silber- und kupferreiche Kiese
sich ansiedelten. Diese reichen Massen bedingten in der ersten Zeit einen sehr
gewinnvollen Abbau, der die Mittel zu der großartigen Erschließung des Lagers
geboten hat. Die Länge dieser epigenetischen Ansiedelungen sekundären Erzes
wechselte zwischen 5 und 10 m, ihre Dicke von wenig Zoll bis zu 2 — 2,5 m.
Sie konnten bis zur Teufe von fast 30 m verfolgt werden und ergaben 930 t
Erz mit 26400 kg Silber und über 180 t Kupfer, welche einen Reingewinn
von 2140000 M. bedeuteten. Eine einzige Masse von 10 Kubikfuß Inhalt hat
innerhalb zweier Wochen für 360000 M. Erz geschüttet. Drei Arbeiter ge-
nügten, um in der Woche durchschnittlich über 310 kg Silber zu gewinnen.
Eine zweite sekundäre Erzanreicherung, analog der vorigen, ist an der
Südecke des Lagers und gleichfalls am Kontakt mit den Konglomeratschichten
Die Kieslager. 319
entdeckt worden; das Erz ist Bnntkupfererz und Kupferkies mit quarziger
Gangart und enthält 13,2 o/o Kupfer, 360 g Silber und 3 g Gold in der Tonne.
Man nimmt an, dafi diese Erze dem Kiesstock durch Auslaugung entzogen worden
seien, und es wird dann wohl am natürlichsten sein, ihren Ursitz in den ehedem
durch Erosion zerstörten Teilen desselben zu suchen. Als sekundäres Erz findet
sich am Mount Lyell auch Stromeyerit (Qu, Ag)2S.
Die Tharsis-Grube baut auf einer Zone «von Schiefem, welche, auch
hier wieder längs des Kontakts mit quarzitischen Konglomeraten, reichlich mit
Kupfererz imprägniert sind, ohne daß es scheinbar zur Bildung eines derben
Kieslagers gekommen ist. Das Vorkommen liegt etwa 1^/^ km von dem vorigen
entfernt. Abbauwürdig scheint eine ungefähr 60 m lange und 12 m breite Masse
zu sein, die aus stark zerklüftetem, durch Störungen aufgelockertem Ghlorit-
schiefer besteht, in welchem das Erz nicht als Kupferkies, wie gewöhnlich,
sondern als sekundäres Buntkupfererz auftritt. Auch der Umstand, dafi innerhalb
dieser Masse „Talkschiefer'' das kupferführende Gestein ist, weist auf sekundäre
Prozesse in einer Zerrüttungszone hin, wobei auch der Chloritschiefer verändert
worden ist. Der Kupfergehalt dieser angereicherten Massen sinkt kaum
unter 5®/o.
Das North Mount Lyell-Lager hat sich bis jetzt als das kupferreichste
erwiesen. Es liegt längs der Grenze zwischen erzhaltigen Chloritschiefem und
Konglomerat und streicht zu Tage mit etwa 40 m Länge und 21 m Breite aus.
Das Liegende des Lagers — ein hartes, dichtes Konglomerat — ist ganz frei
von Erz. Aus Dalys Beschreibung läfit sich nicht mit Sicherheit entnehmen,
ob es sich hier um einen massiven Kieskörper oder um eine sekundäre, durch
Klüfte und Verwerfungen geförderte Anreicherung des in den Chloritschiefem
enthaltenen Kupfererzes zu einer stockförmigen Imprägnationszone handelt.
Indessen scheint ersteres der Fall zu sein. Da der Kies mindestens bis in die
Teufe von etwa 100 m in Buntkupfererz umgewandelt ist, so enthält das reichste
Erz bis zu 25 ^/o Kupfer, die durchschnittliche Förderung 8 — 15^/^ Kupfer,
146 g Silber und 0,3 g Gold in der Tonne. Nach der Teufe geht das Bunt-
kupfererz mehr und mehr in Kupferkies über. Daly bezeichnet die North
Mount Lyell-Grube als die reichste Kupfergrube Australiens. Die Erze werden
an Ort und Stelle in großartigen Hüttenanlagen verschmolzen.
Die Erzlager vom Mount Lyell sind ein ausgezeichnetes Beispiel für die
Veredelung an und für sich nicht eben reicher Lagerstätten durch sekundäre
Prozesse und sie stellen sich in solcher Hinsicht in ihrer Art ebenbürtig an die
Seite der Bleiglanzlager von Broken Hill zur ersten Zeit ihrer Aufschliefiung.
Es scheint kaum zweifelhaft zu sein, dafi dieselben in ihrem primären Zustand
ein völliges Analogen zu den Kieslagem von Norwegen und Rio-Tinto bilden,
wie das auch von Schlapp, Peters und Daly ausgesprochen wird. Eine
Umwandlung des Erzes bis in größere Teufen wurde offenbar durch die hügelige
Beschaffenheit des Bergbauterrains begünstigt, und es ist auch hier wohl anzu-
nehmen, dafi die angereicherten Metalle, und zwar vor allem das Silber, den
jetzt nicht mehr existierenden, höher gelegenen Teilen der Kiesmassen entstammen
und nach abwärts gewandert sind. Das Silber und Kupfer versickerte sozusagen
320 -Die schichtigen Lagerstätten.
in der Ehene des Lagers, während das Eisen diese Wanderung nur teilweise
mitmachte, zum großen TeD vielmehr im eisernen Hute verhlieb.^)
Man war im Jahre 1883 zuerst auf den 9 m mächtigen eisernen Hut des
Mount Lyell aufmerksam geworden, als man in einem Bache Schwemmgold
auffand, dessen Herkunft auf eben jenen hinwies. Im eisernen Hut selbst fand
man dann Gold und verarbeitete den Lagerausstrich bis zum Jahre 1890 als
Golderz; man erzeugte im ganzen etwa 52 kg Gold und 26 kg Silber und
mußte den wenig ergiebigen Bergbau schließlich unter Zubuße aufgeben. Be-
sonders den Bemühungen des Freibergers Schlapp ist es dann gelungen, den
Bergbau auf die sulfidischen Erze zu seiner gegenwärtigen Höhe zu heben.
Ähnliche Verhältnisse wie am Mount Lyell scheinen auch am Mount Beid^
nördlich von letzterem, zu herrschen.^) Die in baryt- und kiesfUhrenden
Ohloritschiefem (Schalsteinen, nach Haber) auftretenden Lager sollen aber
reicher an Zink und Blei sein.
* Die gemeinsohaftlioheii Merkmale der metamorphen Eieslager und Sohlüsse
au! deren Entstehungsweise.
Die in metamorphen Schiefem eingelagerten, von jeher als Eieslager be-
zeichneten Lagerstätten können ganz allgemein in drei Gruppen unterschieden
werden:
1. Der weit verbreitete Typus der kupferführenden Schwefel- oder Magnet-
kieslager, deren bekannteste Beispiele in Europa die Vorkommnisse von Norwegen
und Schmölnitz, in Amerika dasjenige von Ducktown bilden. Sie sind im
allgemeinen arm an Quarz und nicht an Kalksteine gebunden.
2. Die Eieslager im „Facieswechsel^ (nach Canaval, siehe S. 276). Diese
untergeordnete Gruppe tritt in Verbindung mit Kalksteinen auf und enthält in
manchmal unregelmäßiger Verteilung gelegentlich reichlich Bleiglanz und Zink-
blende. Ihre Entstehnngsweise ist ganz unsicher, sie sind indessen einstweilen
im vorigen behandelt worden.
3. Die Eieslager vom Typus Bodenmais. Dieselben führen außer Pyrit
und Magnetkies mehr oder weniger Bleiglanz, Kupferkies und Blende in inniger
Durchwachsung mit Glimmer, Granat, Quarz, Feldspat usw. und vor allem mit
Oordierit nnd Spinellen. Soweit sie genauer bekannt sind, scheint es, als ob
ihre Bildung mit Intrusionen granitischen Magmas in Schiefer im Zusammenhang
stehe und sie epigenetisch wären. Diese Gruppe würdß die Kieslager von
Bodenmais in Bayern, Längfalls, Bersbo, Atvidaberg und Falnn in Schweden
als hauptsächlichste Glieder begreifen; sie sind in einem anderen Abschnitte
beschrieben worden.*)
Die folgenden Ausführungen beziehen sich nur auf die Kieslager der
unter 1. bezeichneten Gruppe. Dieselben sind besonders von den deutschen
^) Während die BeBchreibung der Lagerstatten vorzugsweise der Arbeit Dalys
entnommen ist, hat schon Stelzner im Jahre 1893 die obigen Ausführungen über die
primäre Beschaffenheit und die sekundäre Veredelung derselben vorgetragen.
>) Haber, 1. c. 445—449.
") Stelzner hatte eine schichtige Natur derselben für wahrscheinlich gehalten.
Die Kieslager. 321
Geologen, insbesondere von der Freiberger Schule und z. B. auch von y. Groddeck
seit längerer Zeit als sedimentäre Bildungen betrachtet worden; dieser Auffassung
hat sich auch für die norwegischen Eieslager eine kleine Anzahl norwegischer
Autoren angeschlossen. Im ganzen neigte man indessen in Frankreich, Norwegen,
England und besonders auch in Amerika zur Annahme einer epigenetischen
Entstehungsweise. Überblickt man die Literatur über die Kieslager, so wird
gewöhnlich nur die Entstehung eines Vorkommens, zumeist im Sinne einer
Epigenese besprochen. Die Möglichkeit einer Syngenese wird oft kaum berührt;
der Autor fühlt die Schwierigkeiten, welche sich der Annahme eines sedimentären
Sulfidabsatzes entgegenstellen, verzichtet deshalb auf die Folgerungen, welche
sich häufig dennoch aus den geologischen Verhältnissen mit einer gewissen
Dringlichkeit zugunsten desselben ergeben und ergeht sich statt dessen in
Erklärungsversuchen, welche von vornherein den Stempel der Gezwungenheit
an sich tragen, bei genauerem Zusehen aber sich mitunter nicht einmal mit den
unzweideutigsten Eigenheiten der Lagerstätte vertragen. Es ist bezeichnend
genug, daß die zugunsten einer Epigenesis versuchten Erklärungen sogar in
bezug auf dieselbe Lagerstätte häufig weit auseinander gehen, weil sie sich
nicht auf den durch sachliche Beobachtung gegebenen Grundlagen bewegen.
Überblickt man die kupferführenden Schwefel- und Magnetkieslager der
metamorphen Schiefer, so gewinnt man mehr und mehr den Eindruck, dafi
— etwa mit Ausnahme der Lagerstätte von Agordo — alle nicht nur in stoff-
licher und mineralogischer Beziehung, sondern auch nach ihrem geologischen
Auftreten einen wohl charakterisierten Lagerstättentypus bilden ; die Beziehungen
zwischen den besser bekannten Gliedern desselben sind so innige, daß Folgerungen
auf die Entstehungsweise des einzelnen nur im Hinblick auf die ganze Gruppe
gezogen werden dürfen, und es ergibt sich dabei, daß alle auf dieselbe Weise
gebildet sind und nur syngenetisch sein können.
Die meisten der nachstehenden Bemerkungen sind auch auf die zweite
Gruppe der Kieslager, nämlich die in normalen Tonschiefem auftretenden,
anwendbar.
Wenn die Kieslager epigenetische Lagerstätten wären, dann müßten sie
erstlich in jedem beliebigen Nebengestein vorkommen, zweitens innerhalb desselben
in jeder Lagerung auftreten können, und es müßten dann ihnen stofflich und
strukturell ganz analoge Kieslagerstätten, entsprechend den am weitesten ver-
breiteten epigenetischen Lagerstätten, den Gängen, das letztere durchschneidend,
anzutreffen sein. Femer müßten sie mit den Gängen die strukturellen Eigen-
schaften gemeinsam haben.
Die enge Verwandtschaft zwischen den in Rede stehenden Lagerstätten
tritt zunächst dadurch hervor, daß sie diesen Bedingungen nicht entsprechen.
1. Alle beschriebenen Vorkommnisse sind eingelagert zwischen Glieder
geschichteter Komplexe, niemals sind sie innerhalb massiger Gesteine angetroffen
worden. So kennt man z. B. innerhalb keines einzigen der weiten Granitgebiete
eine den Kieslagern analoge Erzmasse als spätere Einlagerung. Sollte man auch
annehmen dürfen, daß gewisse begleitende Schiefer umgewandelte Eruptivgesteine
sind, so liegen doch die Lager nicht in diesen, sondern sie treten schichtförmig
Steliner-Bergeat, Erzla^entfttten. 21
322 Die schichtigen Lagerstätten.
außerhalb derselben auf. Sie kommen nicht zwischen oder in Kalksteinen vor,
sondern die Kieslager der hier in Eede stehenden Art, nämlich die kupfer-
führenden Schwefelkies-Magnetkieslager scheinen dem Kalkgebirge geradezu fremd
zu sein; ihr Nebengestein bilden Schiefer.
Die folgende Zusammenstellung ergibt ein sehr bemerkenswertes Resultat;
sie verzeichnet die Muttergesteine der im vorigen näher beschriebenen Kieslager:
Kallwang Homblendeschiefer.
Lamnitzthal Biotithornblendeschiefer.
Wellathal Chloritschiefer.
Knappenstube .... Homblendeschiefer.
Panzendorf Amphibolit.
Ahrntal Homblendeschiefer.
Agordo Graphit- und Sericitschiefer.
Pinerolo „ Grünschiefer **.
Schmölnitz ,,Phyllite".
Pozoritta „Chloritschiefer".
Balän „Chloritschiefer".
Wicklow Homblendeschiefer.
Chessy ........ Pyroxenschiefer.
Sain Bei Chloritschiefer.
Röros Glimmerschiefer.
Varald ? Hornblendeschiefer.
Vigsnäs Hornblendechloritschiefer.
Sulitelma Amphibolzoisitschiefer.
Bofimo Amphibolchloritschiefer.
Sjangeli Homblendeschiefer.
Ducktown Zoisithomblendeschiefer.
Vermont ? Glimmerschiefer.
Anglesea ?
Mount Lyell Chloritschiefer.
Unter 23 Fällen bildet nach den bisherigen Kenntnissen in
19 Fällen ein Chlorit-, Amphibol- oder Pyroxenschiefer das Mutter-
gestein der Kieslager. Mufi man auch annehmen, daß die obigen Be-
zeichnungen teilweise bei genauerer Untersuchung der Schiefer noch
eine Modifikation erfahren dürften, so würde das doch an der Tat-
sache nichts ändern, daß fast immer die Kieslager an kieselsäure-
und kaliarme, eisen-, kalk- und magnesiareiche Schiefergesteine
gebunden sind, die man auf basische Eruptivgesteine oder deren
Tuffe zurückzuführen pflegt.
2. Von allen Seiten wird zugegeben, daß die Kieslager konkordant oder
fast konkordant in das Gestein eingeschaltet sind. Auffällige Überschneidungen
des Nebengesteines und ein plötzliches unverkennbares Überspringen der ganzen
Lagerstätte aus einem Schichtenkomplex in einen andern, wie das bei epigenetischen,
zwischen die Schichten gelagerten Gängen (sog. Lagergängen) möglich ist, sind
Die Kieslager. 823
nicht beobachtet wordeD. Charakteristisch für die kupferhaltigen Eiesmassen
ist also nicht nur im metamorphen Schiefergebirge, sondern auch bei den jüngeren
Vorkommnissen ihre mehr oder weniger vollkommene Konkordanz mit dem um-
gebenden Gestein. Die tatsächlich zu beobachtenden Abweichungen von denselben
sind so geringe, dafi sie, unter der Annahme einer Epigenese der Lager und als
primäre Erscheinung aufgefaßt, eine sehr wunderbare Eigentümlichkeit darstellen
würden; denn man müfite dann fragen, warum gerade diese Gänge das Neben-
gestein nur unter den spitzesten Winkeln durchschneiden. Die zutreffendste
Annahme bleibt die, dafi die Kieslager von Anfang an konkordant in den
Schichten lagen, dafi aber in stark gefaltetem und geprefitem Gebirge die
Konkordanz zwischen massigen Einlagerungen und dem leichter faltbaren Neben-
gestein infolge von Stauchungen und Gleitungen mehr oder weniger gestört
werden kann. Damit erklären sich auch die Gleitflächen, welche so viele Kies-
körper begrenzen und die sicherlich auch im Nebengestein anzutreffen sind, dort
aber weniger oder nicht beachtet werden. Selbstverständlich müfite in jedem
einzelnen Fall zum mindesten schon der Beweis erbracht sein, dafi Schichtung
und Schieferung nicht miteinander verwechselt worden sind; eine Unterscheidung,
die sogar in der Nähe wohlbekannter Lagerstätten (z. B. des Bammelsbergs)
verhältnismäfiig erst spät gelungen ist.
Die besonderen Lagerungsverhältnisse haben diejenigen, welche in den
Kieslagern jüngere Erzabsätze erblickten, seit langer Zeit dadurch erklären
wollen, dafi sie von einer Auflockerung der Schiefer längs der Gleitflächen oder
von einer Aufblätterung derselben durch den Gebirgsschub sprachen. Diese
schon von Kjerulf vertretene Auffassung ist durch die Fig. 74 (S. 300) ver-
sinnlicht. Denkt man an einen allmählichen Erzabsatz innerhalb dieser Hohl-
räume, so bleibt zunächst unverständlich, wie dieselben während aller Pressungen
und Faltungen als leere Bäume bestanden haben könnten; so müfiten zu Böros
Höhlen von etwa 2000 m Länge, über 100 m Breite und mindestens 5 m Höhe
das Gebirge durchzogen und so lange offen gestanden haben, bis sie voll-
kommen von Erz erfüllt waren. Dabei wird niemals berichtet, dafi der Boden
jener angeblichen, jetzt ganz mit Erz ausgefüllten Höhlen mit Bruchstücken
und Schollen des Höhlendaches bedeckt sei, wie das doch ganz natürlich wäre!
Aufblätterungen des Schiefergebirges solcher Art sind zwar im kleinen Mafi-
stabe bekannt ; man hat auch gewisse australische Goldquarzgänge als Ausfüllung
solcher Schichtenhöhlen erklärt (die sog. Saddle reefs von Bendigo). Immerhin
aber bliebe es, abgesehen von allen anderen später zu besprechenden Umständen,
welche gegen eine Gangnatur der Lager sprechen, unverständlich, weshalb
gerade Massen von der Art der Kieslager an so vielen Orten solche Hohlräume
ausgefüllt haben sollen.
Auch die Gleitflächen, welche gewöhnlich nicht nur die Kieslager, sondern
auch die Eisenerzmassen der kristallinen Schiefer vom Nebengestein scheiden,
hat man als Zufuhrkanäle für die Erzlösungen betrachtet. Solche Flächen sind,
soweit sie der Schichtung parallel verlaufen, sehr häufig Überschiebungsflächen,
Zonen höchsten Druckes und der Zermalmung. Wo sie in Ganggebieten auf-
treten, wie im Harz, sind gerade sie im allgemeinen für den Erzabsatz ver-
21*
324 Die schichtigen Lagerstätten.
schlössen geblieben, und die Erzführung der Gänge, die sich in ihnen zerschlagen,
nimmt in ihnen ab. Gerade dort, wo wirklich eine Zirkulation von Metalllösungen
stattfand, haben also sie derselben nicht als Wege gedient. Weiter sind diese
Gleitflächen nachweislich jünger als die derben Eiesmassen. Schon die Eieslager
der kristallinen Schiefer, wie diejenigen Norwegens, zeigen häufig eine ausge-
zeichnete bandstreifige Struktur. Die feinste Fältelung und Biegung der Lagen
läßt erkennen, daß die Erze zweifellos vor der letzten Gebirgsfaltung schon vor-
handen gewesen sein müssen; das wird allgemein zugegeben. Dafür aber, daß
vor ihrer Bildung das umgebende Gebirge schon eine solche erfahren habe, hat
noch niemand einen Beweis erbracht. Dem Gebirgsdruck verdanken wohl auch
die Lager ihre jetzigen, oft sehr verwickelten Formen. W^o viele solche Linsen
oder Lineale nebeneinander liegen, mögen sie manchmal die deformierten Teile
einer einzigen Masse sein. Derselbe Druck, der viele Quadratmeilen große
Schollen, ja ganze Gebirge übereinander wegzuschieben vermag und der den
ganzen, vom mittleren Norwegen bis zum hohen Norden reichenden Schichten-
komplex des skandinavischen W^estens über das Silur hinweggeschoben hat,
mußte auswalzend, auseinanderzerrend und -pressend auch auf die darin liegen-
den Kiesschichten wirken. In Röros hat man ernstlich den ehemaligen Zusammen-
hang einzelner Eieslineale erörtert. Wie die Eieslager im großen, so trägt
auch das Erz selbst außer den erwähnten Erscheinungen im kleinen die An-
zeichen solcher Deformationen an sich. Es sei da an die gerundeten, ver-
schobenen und abgescheuerten Pyritkristalle der Sulitelmagruben, an die ge-
bogenen und in der Lagermasse und mit dieser gepreßten und geschrammten
Gesteinsfetzen inmitten jener Eieslager erinnert.^) Es ist selbstverständlich,
daß mit den Zerrungen und Zerreißungen auch Veränderungen in der ursprüng-
lichen Erz Verteilung Hand in Hand gegangen sein müssen. Wegen der vielfach
gestörten Lagerung und der Einförmigkeit der Schichtenfolge innerhalb der
Schiefer dürfte es stets schwer sein, eine Niveaubeständigkeit der Eieslager zu
erweisen. Im weiteren Sinn scheint aber doch eine solche in den alpinen Eies-
lagern Eärntens, zu Ducktown und in Norwegen zu herrschen: am Sulitelma
sind scheinbar fast sämtliche Vorkommnisse an eine Gesteinszone von verhältnis-
mäßig sehr geringer vertikaler und sehr bedeutender horizontaler Ausdehnung
gebunden.
3. Wären die Eieslager jüngere Erzanhäufungen in den Schiefern, so
müßten sie neben den soeben besprochenen gemeinsamen Eigentümlichkeiten,
welche allein höchstens rechtfertigen würden, ihnen eine nicht erklärbare Sonder-
stellung unter den epigenetischen Lagerstätten zuzuweisen, doch zahlreiche
Eigenschaften besitzen, die mit der Entstehungsweise der letzteren in Ver-
bindung stehen.
Wie sich späterhin zeigen wird, werden die epigenetischen Erzlagerstätten,
und zwar besonders die Gänge, beherrscht von gewissen paragenetischen oder
Assoziationsgesetzen. Gewisse Stoffe und aus diesen bestehende Mineralien
*) Stelzners Beschreibung S. 304—305. Über sonstige hier in Betracht kommende
Erscheinungen siehe das auf S. 97—100 Angedeutete.
Die Kieslager. 325
pflegen im allgemeinen miteinander vereinigt aufzutreten und solche Vereinigungen
andere Stoffe und Mineralien geradezu auszuschließen. Man spricht deshalb von
Gangformationen, d. s. die allerorts wiederkehrenden Assoziationen von gewissen
Erzen mit gewissen Gangarten. Als letztere spielen Quarz und verschiedene
Karbonate, besonders aber Kalkspat, häufig auch Schwerspat und oft Flußspat
eine wichtige Rolle. Solcher Gangformationen oder -Typen unterscheidet man
sehr zahlreiche; schon Breithaupt hat gegen zwanzig aufgestellt. Nun ist es
höchst anfällig, daß der Mineralbestand der Kieslager stets der Zusammensetzung
der sog. kiesigen Bleiformation nahe kommt. Gänge dieser letzteren führen
z. B. in Freiberg viel Quarz, Pyrit, Blende, Bleiglanz von mittlerem Silber-
gehalt, Arsenkies, Kupferkies, Markasit, daneben auch mancherlei Karbonate;
in Clausthal und an anderen Orten enthalten die kiesigen Bleierzgänge viel
Kalkspat. Ist es an und für sich schon hinreichend bezeichnend, daß nirgends
schwerspatführende Kobalt-Nickelerzlager, Quarz-Antimonitlager, Lager der edlen
Silberformation oder von Schwerspat, Eisenspat, Kupferkies und Fahlerz zu
beobachten, daß nirgends Flußspatlager bekannt sind, so Mit auch an den
Kieslagern weiterhin zweierlei auf: erstlich das ziemlich gleichbleibende Ver-
hältnis zwischen den Metallen, ihr geringer Gold- und Silbergehalt, die ganz
gewöhnliche Anwesenheit von geringen Kobalt- und Nickelmengen und zweitens
das völlige Zurücktreten oder Fehlen der in den Gängen als Gangarten gewöhn-
lichen Erzbegleiter. Diese Tatsache könnte nicht deutlicher werden als dadurch,
daß Schwefelkies auf Erzgängen überhaupt fast nie abbauwürdig ist, die Kies-
lager dagegen auch dann, wenn sie keine so enormen Mächtigkeiten haben, wie
zu Sain Bei, Wicklow usw., die eigentlichen Pyritlagerstätten sind ; ein sehr be-
trächtlicher Teil des auf der Erdoberfläche vorhandenen Schwefelkieses tritt über-
haupt in der geologischen Form der Kieslager auf. Während in einem Kupferkies-
gang gerade das Kupfererz den Gangarten untergeordnet zu sein pflegt, ja ersterer
durch Vertaubung zu einem Quarz-, Kalkspat- oder Sideritgang werden kann,
so hat man nie beobachtet, daß aus einem Kieslager etwa im Streichen oder
Fallen ein Quarz-, Kalkstein- oder Spateisensteinlager geworden wäre. Fluß-
spat fehlt auf Kieslagern als primäre Lagerart überhaupt ganz. Bemerkens-
wert ist, daß Schwerspat mitunter auch von Kieslagern der metamorphen Schiefer-
formation als Lagerart erwähnt wird (z. B. Chessy, Mount Lyell); massenhaft
tritt er als zweifelloser Lagerbestandteil in den jüngeren Lagern von Meggen
und im Rammeisberg auf.
Hervorzuheben ist ferner, daß der Magnetkies seine hauptsächlichste Ver-
breitung auf den Kieslagem der metamorphen Schiefer hat, während er auf den Erz-
gängen immer nur untergeordnet und dabei im allgemeinen gerade nicht auf
den Gängen der kiesigen Bleiformation auftritt. Diese Tatsache steht wohl mit
dem Metamorphismus der Kieslager ebenso in Beziehung, wie das massenhafte
Vorkommen der wasserfreien Oxyde des Eisens auf den Eisenerzlagern der
kristallinen Schiefer (s. S. 104). Ebenso mangelt das wichtigste Kobalterz, der
Speiskobalt, auf den Lagern. Der Magnetit fehlt auf den gewöhnlichen, nicht
pneumatoly tischen Erzgängen ganz, auf den Kieslagern der kristallinen Schiefer
ist er weit verbreitet.
826 Die schichtigen Lagerstätten.
Um die besondere stoffliche Gleichförmigkeit der Kieslager als epigenetische
Lagerstätten za erklären, hat Vogt in seinen späteren Arbeiten eine besondere
Herkunft ihres Metallbestandes glaubhaft zu machen gesucht. Derselbe sollte
von Intrusivgesteinen, und zwar insbesondere von Gabbroiden herstammen; an
der Theorie war neu, daß sie von den Eieslagern Norwegens auch auf diejenigen
von Agordo, Schmölnitz, den Rammeisberg und die carbonischen Eieslager von
Bio-Tinto ausgedehnt wurde, denn für Norwegen war sie schon lange behauptet
worden. Die Schwächen der Vogtschen Hypothese sind folgende: 1. Die Erz-
fUhrung muß mitunter auf Intrusivgesteine zurückgeführt werden, wo bis jetzt
überhaupt noch keine Anzeichen von Eruptivgesteinen erkannt sind (z. B. zu
Agordo oder bei einzelnen Vorkommnissen in Norwegen) ; 2. in recht vielen Fällen
ist es ungewiß, ob die als metamorphe Eruptivgesteine gedeuteten Schiefer
wirklich solche oder Tuffe derselben sind; 3. vielfach ist die von Vogt
behauptete intrusive Natur der Gesteine nicht erweisbar oder geradezu be-
stritten worden; 4. bliebe die Annahme, daß Intrusivgesteine so enorme, zu
ihrer eigenen Masse häufig in auffälligem Mißverhältnis stehende Sulfidmengen
zu fördern vermögen, immer wieder hypothetisch; 5. könnte die Vogtsche
Hypothese höchstens die stoffliche Verwandtschaft der Eieslager erklären ; merk-
würdig bliebe immer noch, weshalb dann die Erze nie als echte, mächtige Erz-
gänge, sondern stets in den angeblichen Schichtenaufblätterungen vorkommen,
und andere sogleich zu erörternde Punkte. Die Vogtschen Anschauungen über
die Entstehung der Kieslager sind zwar von manchen angenommen, indessen von
niemand weiter gefestigt worden, haben aber auch andererseits schon wieder-
holte Angriffe erfahren; insbesondere in ihrer Anwendung auf das bestbekannte
Kieslager, nämlich den Rammeisberg bei Goslar, sind sie, wie später ausführ-
licher gezeigt werden soll, ganz unhaltbar.
Sollten die Kieslager Spaltenfüllungen sein, dann müßten sie die Struktur
der Erz^üige zeigen; das ist nicht der Fall. Ihre oft ausgezeichnete Lagen-
struktur ist nie symmetrisch, wie so oft bei den Gängen; primäre Drusen,
,,Kokardenerze'^, echte Gangbreccien fehlen. Ebenso hat man an den typischen
Beispielen niemals beobachtet, daß etwa durch den Absatz der Erze die ver-
meintlichen Spaltenwände zersetzt worden wären, wie das bei Erzgängen die
Regel ist und zur Bildung der Salbänder führt. Zwar zeigen auch die Gänge
nicht selten eine Imprägnation des Nebengesteines mit Erz; sie reicht aber nie
so weit wie bei den Kieslagern, die meistens von regelmäßig geschichteten,
mitunter sehr mächtigen Fahlbändem begleitet werden, ja sogar in frisches kies-
führendes Nebengestein eingebettet sein können.
Der hauptsächlichste Unterschied zwischen Kiesgängen und Kieslagern
liegt aber darin, daß die letzteren immer nur als eine erzreiche Ausbildung von
Schiefern auftreten, welche, sobald sie Erze führen, zwar manchmal gröber
kristallin sind, im übrigen aber den in der Nachbarschaft verbreiteten Gesteinen
entsprechen. Im Vergleich zu den letzteren können deshalb die in den Kies-
lagern auftretenden Silikate usw. nicht als Neubildungen bezeichnet werden,
wie sie etwa in zermalmten Gesteinszonen gerade so wie längs der Erzgänge
unter dem Einfluß der Metalllösungen entstehen müßten, — auch dann nicht,
Die Kieslager. 327
wenn man annehmen sollte, dafi diese mit Erzen imprägnierten Zermalmnngs-
zonen nach der Imprägnation wieder zu metamorphen Schiefern amkristallisiert
wären, wie das vielleicht bei manchen der schwedischen „Skjölar" der Fall war.^)
Denn längs der Erzgänge verändert das Nebengestein durch Auslaagangen und
Stoffzufuhr seine normale Beschaffenheit, in den Kieslagern und in deren Um-
gebung aber wird normales Gestein nur erzführend.
Aus verschiedenen Beispielen hat sich ergeben, dafi der Sulfidgehalt der
Kieslager in den metamorphen Schiefern vorhanden gewesen sein muß, als die
letzteren in ihren jetzigen Zustand der Kristallisation eintraten. Denn mindestens
ein Teil der Erze, nämlich der Schwefelkies und die Blende, zumeist auch der
Magnetkies, wohl auch der Bleiglanz sind als ältere oder gleichalte Gemengteile
mit den Silikaten in die Mineralkombination eingetreten. Ist Magnetit vorhanden,
so ist dieser das älteste Erz; die Eisensulfide finden sich, manchmal gut
kristallisiert, in den im Übrigen gleichalterigen Bisilikaten. Der Kupferkies aber
kommt scheinbar immer nur als jüngster Bestandteil vor, mindestens ist er stets
jünger als die letzteren. Es sieht dann aus, als ob er in die Risse des Glimmers
oder der Hornblende später eingewandert sei. Wollte man hieraus die Folgerung
ziehen, daß dieses Erz erst später durch eine von der Gesteinskristallisation
unabhängige Imprägnation in letzteres gelangt ist, so müßte man zugleich die
unangängige Annahme machen, daß die älteren Sulfide und der Kupferkies
genetisch voneinander unabhängige Erze seien. Das sehr merkwürdige Phänomen
führt notwendigerweise zu der Annahme, daß während der verschiedenen Phasen,
welche die Bildung eines kristallinen Schiefers offenbar, wenn auch weniger
vollkommen als ein erstarrendes Eruptivgestein durchläuft, eine vielleicht
wechselnde Menge von Schwefel, Eisen und Kupfer bis fast zuletzt unverfestigt
geblieben ist und auch dann noch nicht zur Ausscheidung gekommen war, als
durch den sicherlich waltenden Druck schon die älteren Abscheidungen zer-
quetscht oder aufgeblättert (z. B. der Biotit) worden waren. Aus dem noch nicht
verfestigten Stoffvorrat würde sich dann der Kupferkies und vielleicht derjenige
Magnetkies gebildet haben, der bisweilen als jüngere Bildung erwähnt wird.
Die ganze Erscheinung ist durchaus analog der Ausscheidungsfolge der Kiese
in den nickelführenden Gabbros und den Erzlagerstätten von Bersbo, Falun und
Bodenmais, welche alle scheinbar aus den restigen Mutterlaugen^ eruptiver
Magmen hervorgegangen sind. Die Annahme, daß die Sulfide in die fertigge-
bildeten Gesteine eingedrungen wären, oder daß etwa gar Bestandteile der letzteren
weggeführt, oder ganz oder teilweise aufgelöst („ resorbiert **) worden wären, muß
abgelehnt werden. Sie könnte nur einer ganz oberflächlichen Kritik des mikro-
skopischen Bildes entspringen. Die von manchen geäußerte Auffassung, als habe
man es in den metamorphen Kieslagern mit zerrütteten und mit Erzen
imprägnierten Gesteinen zu tun, findet durch nichts eine Bestätigung. Sie
1) Siehe S. 100.
') Dieser Ausdruck soll nicht die Vorstellung wässeriger Lösungen erwecken,
weil dadurch gesagt wäre, daß die Ausscheidung der Erze dann erst unter der kritischen
Temperatur des Wassers (etwa 365^) vor sich gegangen sei.
328 Die schichtigen Lagerstätten.
mttfiten dann von zahllosen makroskopischen nnd mikroskopischen Spältchen
durchzogen sein und in diesen mttfite sich wenigstens dann und wann eine mikro-
skopische Lagen- oder Drusenstruktur nachweisen lassen; das Alt^rsverhältnis
zwischen den einzelnen Sulfiden wäre dann in jedem einzelnen Falle ein so
wechselndes, wie es auch auf Erzgängen keiner Gesetzmäßigkeit unterliegt.
Aus dem vorigen ergiht sich, dafi die am hosten hekannten Kieslager der
metamorphen Schiefer keine epigenetischen Lagerstätten sein können ; ihre innigen
Beziehungen zum Nehengestein heweisen, dafi sie mit diesem gleichzeitig ent-
standen sein müssen. Die Annahme, dafi sie eruptiv („magmatische Aus-
scheidungen") sein könnten, liegt so fern, dafi sie einer eingehenderen Erörterung
nicht hedarf ; sie ist auch nur selten ausgesprochen und dann niemals hegrflndet
worden. Die Kieslager der metamorphen Schiefer müssen samt ihrem Nehen-
gestein und samt den in ihnen eingehetteten Nehengesteinselementen (Lagerarten)
den Metamorphismus erfahren hahen. Derselhe äufiert sich in mechanischen
Veränderungen (Pressung, Faltung usw.) und in solchen des Mineralhestandes
(Entstehung von Magnetit, Magnetkies und von Silikaten, Ühergang in den
Zustand höherer Kristallinität). Wohl mag auch während der ümkristallisation
eine Wanderung derjenigen Stoffe stattgefunden hahen, welche sich erst zuletzt
als Mineralien individualisiert haben, wie der Kupferkies oder der Quarz.
Solche Erscheinungen, die dann wohl zur Ansiedelung von Kupferkies auf feinen
Klüften führten, mögen eher für das Wesen der Herausbildung kristalliner
Schiefer bezeichnend sein, als dafi man sie auf sekundäre Erzimprägnationen
zurückzuführen braucht.
Das gewöhnliche Zusammenvorkommen von Kornblende- nnd Chloritschiefem
mit den metamorphen Kieslagern weist darauf hin, dafi ihre Entstehung mit der
Förderung vulkanischen Materials zusammenhängt. Darauf wird späterhin ein-
gegangen werden. *
b) Kieslager in paläozoischen Tonschiefern.
* Wiewohl auch in den Tonschiefern die ursprüngliche politische Beschaffen-
heit des klastischen Materials eine Veränderung erfahren hat, die vor allem zur
Herausbildung von feinstem Sericit, von Chlorit und anderen jüngeren Mineralien
führte, und demnach offenbar auch in diesen Gesteinen eine Stoffumlagerung vor
sich gegangen ist, die möglicherweise und wahrscheinlich auch die in ihnen
enthaltenen metallischen Bestandteile wenigstens teilweise betroffen haben wird,
so ist man doch berechtigt, dieselben aus naheliegenden Gründen von den eigent-
lichen kristallinen Schiefern zu scheiden. Die Trennung der Schiefergesteine
nach den beiden Gruppen ist mitunter keine ganz leichte und die Zuweisung
des einen oder anderen Schiefers einiger Willkür unterworfen, welche auch in
der Betrachtung der darin enthaltenen Kieslager zum Ausdruck gelangt. Es
mag deshalb noch fraglich sein, ob z. B. das Lager von Schmölnitz oder Agordo
nicht ebensowohl unter die Kieslager in paläozoischen Tonschiefern gerechnet
werden konnte. Jedenfalls unterscheiden sich die letzteren von den früher be-
sprochenen Kieslagern dadurch, daß sie viel weniger der Metamorphose unter-
worfen worden sind und in ihnoD deshalb die ursprüngliche Struktur deutlicher
Die Kieslager. 329
erhalten geblieben ist, als bei jenen. Sie umschliefien nicht wie jene in auffälliger
Menge neagebildete Silikate und sind selbst nicht so grobkristallin wie jene.
Oolithische Struktur, Reste von Lebewesen, primäre Konkretionen sind hier und
da in ihnen zu erkennen; ihre schichtige Natur kommt stellenweise in so un-
zweideutiger Weise zum Ausdruck, daß sie als Ausgangspunkt für die genetische
Beurteilung der älteren Kieslager dienen könnten. *
Das verbal tnismäfiig am besten bekannte Kieslager ist dasjenige im
Rammeisberg ^) bei Goslar am Nordrande des Harzes. Der dortige Bergbau
hat ein besonderes Interesse wegen seines alt^hrwürdigen, bis in die frühe deutsche
Geschichte zurückreichenden Alters.
Das Eammelsberger Kieslager ist eine schichtförmige Einlagerung in
den mitteldevonischen Wissenbacher (oder Goslarer) Schiefem. Seine schichtige
Natur steht seit Jahrzehnten für alle wirklichen Kenner derselben, sowohl Berg-
leute wie Geologen, fest.
Der Rammeisberg bildet mit 635 m Höhe eine der dominierenden Er-
hebungen des nordwestlichen Harzrandes; er steigt 880 m über Goslar an und
^) von Trebra, Erfahrungen aus dem Innern der Gebirge, 1786. — Lasius,
Beobachtungen über die Harzgebirge, 1789, 374—378. — Hausmann, Über die Bildung
des Harzgebirgee, 1842, 132—133. — von Böhmer, Geognostische Beobachtungen über
den östlichen Communion-Unterharz, vorzüglich zur Beantwortung der Frage: „Zu
welcher Art von besonderen Lagerstätten gehört die Erzmasse im Rammeisberge?*'
Bergmann. Journal, herausgegeb. von Köhler und Hoffmann, VI, 1, 1794, 193—237. —
von Cotta, Lehre von den Erzlagerstatten, 2. Aufl., II, 1861, 103—106. — Ders.,
Über die Kieslagerstätte am Bammelsberg bei Goslar; Berg- u. Hüttenm. Ztg., XXIII,
1864, 369—373. — Schuster, Über die Kieslagerstätte am Rammeisberg bei Goslar;
ebenda XXVI, 1867, 307—308. — Lossen, Über den Rammeisberg bei Goslar; Ztschr.
d. deutsch, geol. Ges., XXVIII, 1876, 777. — Ders., Geologische und petrographische
Beiträge zur Kenntnis des Harzes; Jahrb. d. preuß. geol. Landes-Anst. f. 1881, 1—50,
bes. 22 u. 46. — Wimmer, Vorkommen und Gewinnung der Rammelsberger Erze;
Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- und Sal.-Wes. XXV, 1877, 119—131. — Bräuning, Die
Unterharzer Hüttenprozesse; ebenda 132—169. — von Groddeck, Lehre von den
Erzlagerstätten, 1879, 121—122. — Stelzner, Die Erzlagerstätte vom Rammeisberge
bei Goslar; Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., XXXII, 1880, 808—816. — Köhler, Die
Störungen im Rammelsberger Erzlager bei Goslar; Ztschr. f. Berg-, Hütten- und Salinen-
wesen, XXX, 1882, 31—43. — Babu, Note sur le Rammeisberg; Ann. d. Mines (8),
M6m. Xn, 1887, 335—343. Auszug daraus Berg- u. Hüttenm. Ztg., XLVII, 1888,
208 — 210. — Klockmann, Übersicht über die Geologie des nordwestlichen Oberharzes;
Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., XLV, 1893, 253—287. — Ders., Berg- und Hüttenw. des
Oberharzes, herausgeg. von Banniza, Klockmann, Lengemann und Sympher,
1895. 57—61. — Vogt, Über die Kieslagerstätten vom Typus Röros, Vigsnäs, Sulitelma
in Norwegen und Rammeisberg in Deutschland; Ztschr. f. pr. Geol., 1894, 41—50,
117—134, 173—181. — Sohle, Beitrag zur Kenntnis der Erzlagerstätte des Rammeis-
bergs; österr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenw., XLVII, 1899, 563—568. — Bergeat,
Über merkwürdige Einschlüsse im Kieslager des Rammeisbergs bei Goslar; Ztschr. f.
pr. Geol., X, 1902. 117—126. — Wiechelt, Die Beziehungen des Rammelsberger Erz-
lagers zu seinem Nebengestein; Mitt. d. berg- u. hüttenm. Vereins Maja in Clausthal;
Berg- u. Hüttenm. Ztg., LXUI, 1904, Nr. 21—26.
330 Die schichtigen Lagerstätten.
liegt unmittelhar benachbart der überkippten, WNW. — OSO. streichenden, meso-
zoischen Schichtenzone, welche von Seesen her das paläozoische Gebirge im
Norden begleitet. Ooslar selbst steht teils auf mesozoischen, teils auf paläozoischen
Schichten. Das tektonische Verhältnis zwischen beiden ist noch nicht sicher
erkannt, es scheint aber, als ob das Harzgebirge über das Mesozoikum hinweg-
geschoben und dieses dabei überkippt und znrückgestaut worden wäre.
Das unweit Goslar abgebaute Lager streicht am Nordwestabhange des
Kammeisberges aus und besitzt im allgemeinen das für den Oberharz wie für
das rheinische Schiefergebirge bezeichnende, etwa SW. — NO. gerichtete Streichen.
Nach W immer gehört das Lager einem Schichtenniveau an, das bis nahe an
den triasischen Harzrand einerseits und nach SW. zu anderseits auf etwa 3 km
hin erzführend nachgewiesen worden ist. Die bisher bekannte streichende Aus-
dehnung der wirklichen Lagermasse beträgt etwa 1200 m, wobei allerdings zu
bemerken ist, dafi wenigstens nach Osten zu die Endschaft derselben keine natür-
liche, sondern durch jüngere Verschiebungen bedingt ist, mit deren Ausrichtung
man sich gegenwärtig beschäftigt. Das Kieslager gehört einer überkippten
devonischen Schichtenmasse ^) an. Demgemäß bildet „Spiriferensandstein^ (oberes
ünterdevon, Eahlebergsandstein, im besonderen die Speciosus- und Rammelsberger
Schichten) das Hängendste derselben, darunter folgen die kalkreicheren Calceola-
schiefer (unteres Mitteldevon) und endlich die Wissenbacher Schiefer (mittleres
Mitteldevon). Letztere um Goslar weitverbreiteten Gesteine sind bald dunkelblau-
graue, an Glimmerschüppchen reiche, in dem in Rede stehenden Gebiete aus-
gezeichnet geschieferte Tonschiefer, welche in zahlreichen Steinbrüchen als
Dachschiefer gewonnen worden sind und noch werden. Die untersten Horizonte
dieses Komplexes, besonders auch im Liegenden des Rammelsberger Lagers und
in unmittelbarer Nähe desselben, bestehen aber teilweise aus Grauwacken- und
Quarzitschiefem, welche mit dem Spiriferensandstein Ähnlichkeit besitzen, ebenso
treten allenthalben, z. B. auch in der Nachbarschaft des Kieslagers, tonige
Kalksteine auf. Es sind „seltener bankartige, gewöhnlich fladen-, linsen- oder
knollenförmige und dann oft lagenweise angeordnete Einlagerungen, deren
Mächtigkeit von mehr als 1 m bis zu Walnnfigröfie herabsinkt^. (Beushausen.)
Sie enthalten stellenweise „verkieste" Versteinerungen und Schwefelkiesaggregate,
sind aber sonst für die Erzftthrung ohne Belang. Die devonischen Schichten
bei Goslar sind nach den reichlichen Versteinerungsfunden zweifellos marin ; aber
ebenso fest steht, daß sie nicht aus sehr tiefer See abgelagert sein können, und
OS mag für die genetische Beurteilung des Rammelsberger Kieslagers nicht un-
wichtig sein, dafi gerade in dem dortigen Gebiete die tieferen Horizonte der
Wissenbacher Schiefer, denen das Lager angehört, reicher an Quarziten und
Sandsteinen, also Bildungen der flachen See sind. Das Kieslager liegt etwa
200 m über dem Unterdevon.
Es ist nicht ohne Bedeutung, dafi die Wissenbacher Schiefer, wie auch
sonst, so in der Gegend von Goslar reich an Kieskonkretionen und vor allem
^) Siehe die ausführliche Abhandlung von Beushausen, Das Devon des nörd-
lichen Oberharzes, mit besonderer Berücksichtigung der Gegend zwischen Zellerfeld
und Goslar; Abb. k. preuß. geol. Landes-Anst.. Neue Folge, Heft XXX, 1900.
Die Kieslager. 381
an „verkiesten^ Versteineruiigen sind. Dafi der Schwefelkies dabei ein primärer
Bestandteil des Schiefers und mit diesem zn gleicher Zeit gebildet ist, ergibt
sich aas folgenden Tatsachen. Dünnschliffe durch kiesreiche Konkretionen des
Schiefers zeigen häufig, daß dieselben aus Foraminiferen bestehen, deren Kalk-
schale oft bis in die feinsten Details, ja sogar bis auf die Poren erhalten ist,
während ihr Inneres und die Poren mit Schwefelkies angefüllt sind. Ähnliches
lassen tabulate Korallen erkennen, deren Struktur mitunter auf das wunderbarste
am ursprünglichen, mit Kies erfüllten Kalkskelett zu sehen ist. Kalkige
Schalen von Orthoceras sind teilweise ausgefüllt mit Pyrit und Zinkblende. Aus
allen diesen Beobachtungen geht hervor, dafi nicht nur der Schwefelkies, sondern
auch Zinkblende mit dem Schiefer entstanden ist und keine Einwanderung dieser
Sulfide auf dem Wege der Metasomatose vor sich gegangen sein kann.
Vielfach sind in dem Tonschiefer kleine Kieskügelchen verbreitet, wie sie
später noch ausführlich besprochen werden sollen, und auch die das Lager be-
gleitenden Quarzite enthalten Sulfide unter Bedingungen, welche eine primäre
Anwesenheit derselben anzunehmen gestatten. In unmittelbarer Nähe des Lagers
steigert sich der Sulfidgehalt der umhüllenden Tonschiefer bis zu fahlbandartiger
Anreicherung in dem Mafie, dafi solche Imprägnationen als Wegweiser für die
Auffindung verschobener Lagerteile benutzt werden. Die stellenweise bekannten
„Banderze", von denen weiter unten ausführlicher gesprochen werden soll, sind
gleichfalls als Erzanreicherungen in den Tonschiefern in unmittelbarer Nähe des
Lagers zu erwähnen. Das Kieslager des Rammeisbergs ist demnach nicht eine
unvermittelt zwischen den Schiefern auftretende Erzmasse, sondern ihr Auftreten
wird vorbereitet durch eine Sulfidführung der liegenden Schiefer, und sein Erz-
reichtum klingt gewissermafien aus in derjenigen des Hangenden — ganz anders
als bei epigenetischen Sulfidlagerstätten, wo eine auffällige Erzimprägnation des
Nebengesteines auf gröfiere Entfernungen unbekannt ist.
Als Glied einer überkippten Schichtenfolge ist das Eammelsberger Kieslager
natürlich in sich selbst überkippt; seine ursprünglich untersten, ältesten Teile
sind jetzt die hangenden, seine jüngsten die liegenden. ^) Das Einfallen des Lagers
beträgt im allgemeinen ungefähr 40 — 50^; Änderungen desselben bedingen selbst-
verständlich, ebenso wie gewisse andere sekundäre Erscheinungen, einen nicht
unbeträchtlichen Wechsel im horizontalen Durchmesser. Das Schichteneinfallen
wird aber nordwestlich des Lagers ein sehr viel flacheres und ist allgemein nar
wenig geneigt in den Wissenbacher Schiefem der nächsten Umgebung von Goslar
und schon am Fufie des Rammeisbergs selbst. Schon das läfit auf eine Störung
schliefien, welche tatsächlich unmittelbar an das Erzlager geknüpft ist und diese
in gewisser Erstreckung im Liegenden begleitet. Es ist die sog. „Wimmersche
Leitschicht", die offenbar eine Hauptstorung vom Charakter einer Überschiebung
darstellt. Sie bildet eine stark gequetschte, lettige und gefältelte Zone vom
^) Soweit im folgenden von „hangend" und „liegend" gesprochen wird, beziehen
sich diese Ausdrücke auf die jetzige Lagerung. In umgekehrter Bedeutung soll aber
auch die Bezeichnung „geologisches (ursprüngliches) Liegendes und Haugendes" ge-
braucht werden.
332
Die schichtigen Lagerstätten.
Wesen einer Raschel. Unmittelbar im Liegenden dieser „Leitschicht" wird das
Einfalten der Wissenbacher Schiefer flacher. Es mnß erwähnt werden, daß die
WiBsenbacher Schiefer in der Nähe von Goslar mehrfach Diabas-Ei nlagerangen
fflhren, welche mindestens teilweise als Lavaströme zn deuten sind. Über das
Alters Verhältnis zwischen diesen und dem Bamm eisberger Kieslagei', in dessen
unmittelbarer Nähe solche Diabase nicht vorkommen, lassen sich bestimmte An-
gaben nicht machen.
Das Kiesvorkommen zerfällt, soweit bis jetzt bekannt ist, in das sog. „alte
Lager" im Südwesten und das „nene" im Nordosten. Letzteres wurde erst im
Jahre 1859 entdeckt. Beide sind nngefUhr gleich lang, das neue etwas grSßer;
sie liegen einander in den oberen Teofen unmittelbar benacbbart und sind hSchst-
wahrscheinlich nur Teile der gleichen Hasse, die durch eine auswalzende Uro-
biegnng voneinander getrennt und gegeneinander verschoben worden sind (Fig, 77).
Die größte Ansdehnnng beider mag, soweit bekannt, je 550 m betragen. Beide
schieben gegen Südwesten ein, d. h. ihre größte Ausdehnung nach der Teufe
fällt nicht mit dem Schichten fallen zusammen, sondern verläuft in jener Richtung.
Die Mächtigkeit der Lager wechselt sehr und ist so allgemein die Folge von
Faltungen, Auszerrungen und Zusammenstaucbnngen, daß sich eine Vorstellung
von der ursprUnglicheD Mächtigkeit kaum mehr gewinnen läßt. A^'ährend die
größten Durchmesser vom Hangenden zum Liegenden 15—20, ja sogar bis zu
30 m betragen, mag die ursprüngliche Dicke nur einige (vielleicht 2 — 3) Meter
gewesen sein. Mächtige Weitungsbaue („Weiten") wechseln daher mit Stellen,
wo die Lagerstätte mehr wie ein ziemlich flach einfallender Gang- in Er-
scheinung tritt.
Das unmittelbare Nebengestein des Lagers bildet ein harter, fast splitterig
brechender Tonschiefer; er ist stellenweise reichlich mit Kies dnrchwachsen,
Die Kieslager.
333
wird mitunter, wenn er hunderte von teilweise mikroskopisch feinen, parallelen
Sulfidlagen enthält, zum „Banderz^' und führt hier und da im geologischen Liegenden
des Lagers eine grofie Menge von nufi- bis faustgroßen Kiesknauem, die primäre
Konkretionen sind. Auch die letzteren können als die Vorläufer des massen-
haften Sulfidabsatzes im Lager selbst angesehen werden. Die Lagermasse besteht
aus Pyrit, Kupferkies, Zinkblende, Bleiglanz und Schwerspat; sehr untergeordnet
ist Arsenkies, sehr spärlich und nur stellenweise Fahlerz anzutreffen. Als
unwesentliche Lagerart ist Kalkspat (oder ein eisenhaltiges Karbonat?) zu
erwähnen. Die Haupterze kommen nie für sich allein in größeren Massen,
sondern immer miteinander durchmengt oder in feinstreifiger Durchschichtung
vor. Dabei sind allerdings manche Partien besonders reich an dem einen oder
anderen Erz oder an Schwerspat; so tritt der Kupferkies oder der Schwefelkies
stellenweise in größerer Menge und vorherrschend auf. Im allgemeinen wechselt das
Mengenverhältnis zwischen den Erzen und Baryt derart, daß man im großen ganzen
vom Liegenden nach dem Hangenden folgende Zonen zu unterscheiden vermag:
Jüngstes (Liegendes). Viel Schwerspat mit reichlichem Bleierz und
meist untergeordneter Blende und Schwefelkies ; der Schwerspat ist mitunter fast
rein. Sind Bleiglanz und Schwerspat die hauptsächlichen Bestandteile, so spricht
man von Grauerzen; waltet die Zinkblende vor, so ergibt das die Braun erze;
Kupferkies und Schwefelkies und Blende, durchbändert mit viel Bleiglanz und
mit Schwerspat, bilden die melierten Erze.
Ältestes (Hangendes). Viel Kupferkies und Schwefelkies, weniger Blende,
Bleiglanz und Schwerspat und sehr wenig Arsenkies.
Man unterscheidet in technischer Hinsicht Kupfererze mit viel Kupferkies,
Schwefelerze mit weit vorwaltendem Schwefelkies und Bleierze, welche
hauptsächlich der zuerst erwähnten Mengung entsprechen.
Bräuning hat nachstehende Durchschnittsanalysen von Bammelsberger
Erzen veröffentlicht:
Bleierze
Melierte Erze
Reiche
Kupfererze
Ordin.
Kupfererze
Cu . .
0,55
5,06
15,66
7,90
Pb . .
. 11,79
9,52
4,88
2,17
Ag . .
0,016
0,016
0,017
0,010
Fe . .
11,86
16,26
25,32
34,93
Zn . .
. 23,86
18,99
7,90
3,71
Mn . .
2,18
1,75
1,64
1,08
Co + Ni
0,04
0,06
0,04
0,08
As + Sb .
0,12
0,12
0,10
0,08
SiO^. . .
1,06
1,53
0,87
1,70
Al^Og .
1,81
2,02
0,94
2,61
CaCO« . .
3,72
1,91
2,21
2,32
MgCOg .
0,89
0,56
0,42
0,74
BaSO^ . .
. 15,97
13,77
6,66
0,63
S. . .
. 25,00
27,18
32,89
41,08
Summe
) 98,87
98,75
99,55
99,04
334 Die schichtigen Lageraiatten,
Außerdem enthalten die Erze noch zwischen 0,00005 and 0,0001 "/q Oold
und ferner Sparen Ton Quecksilber, Wismut, Cadmium, Selen, Thallium, Indiam
und Lithinm; da, wie sich zeigen wi^d, das Lager von jtlngeren EJtlften und
Gängen durchsetzt wird and vor allem das als „Knpferkniest" bezeichnete, in
größeren Hassen abgebaut« Erz gangartiger Natur ist, so ist es nicht sicher
ausgemacht, ob jene selteneren Bestandteile wirklieb dem Lager von Hans aus
angehören, im Übrigen angesichts ihrer kleinen Menge auch ziemlich gleich-
gültig. Der im vorigen angedeutete zonare Aufbau der Lagermasäe gilt nor im
allgemeinen; gewöhnlich fehlt die eine oder andere Zone oder es ist sogar Über-
haupt nur eine vorhanden.
* Die Ursache fflr diese verschiedenartige Verteilung kann in zwei
Sichtungen gesucht werden; man kannte
zunächst die Erscheinung fUr eine primäre
Folge des Ablagerungs Vorganges halten,
aber in einem so gewaltig gepreßten und
stellenweise sicherlich ausgewalzten Erz-
körper wie in dem Rammelsberger Eieslager
könnten doch auch die früher vertikal über-
einander abgelagerten Schichten gegen die
Spitzen des Erzkörpers gewalzt and Über-
einander weggeschoben worden sein, so daß
nur noch in der Mitte stellenweise die frühere
Lagerungsfolge, gegen die Enden zu nur
einzelne der Lagen aufzutreten brauchten.
Die Milde des Bleiglanzes und des Kupfer-
kieses und die Tatsache, daß der Schwerspat
unter dem Mikroskop die Anzeichen einer
starken Pressung erkennen läßt, könnten
dieser Auffassung günstig sein. Jedenfalls
aber bedürfte dieselbe noch weiterer über-
zeugender Belege. *
Die Stmktnr des Erzes ist ganz all-
^H fÄT^n I 1 gemein eine dichte, nur stellenweise in ge-
" * ' ringer Ansdehnnng deutlich kristallin; das
Flg. 78. Eine Kammeleberger Er^atnlB, „ • j. r ■ ■ • j- i^ i. l
'/, nat QrSBe. (Wiecheit, 1904.) ^"^ *^* femspeisig, die DoTchwachsung von
a SchweteikieB, » KupfeiUee, c Bieigiani. Kupferkies, Blende und Pyrit gewöhnlich
eine so innige, daß die Kupfererze des
Rammelsberger Lagers ohne weiteres durdi ihren matten Schimmer von dem
Kupferkies benachbarter Kluftfüllungen zu unterscheiden sind. Dasselbe gilt
fUr den Bleiglanz und snmeist anch für den Schwerspat. Dort, wo letzterer in
derberen Massen auftritt, wird er mehr blätterig- kristallin. Besonders die
melierten Erze zeigen eine bis ins mikroskopische gehende feinste Streifung,
welche häufig zu der wunderbarsten Fältelung wird {Fig. 78). An den vielfach
gewundenen, geknickten und gestauchten Lagen von Kies und Bleiglanz kann man
ganz deutlich auch die Folgen einer Zerrung und Auswalzung erkennen. Die
an Schwefelkies reichen Erze lassen eine undeutliche oolithiscbe Struktur wahr-
nehmen. Konkretionen von Pyrit innerhalb des gebänderten Meliererzes sind
nicht häufig; sie erinnern an die im Hangenden des Lagers auftretenden Kies-
knolten. Eine Stufe der Olausthaler Sammlung zeigt einen etwa Zentimeter-
Die Eieslager. 335
großen bohnenförmigen Pyriteinschluß inmitten von Kupferkies, rings umgeben
von kleinen, unregelmäßig gestalteten Pyritkonkretionen. ^)
Unter dem Mikroskop erkennt man im Banderze feinste Schieferlagen, die
hauptsächlich aus einem sehr feinschuppigen sericitischen Mineral bestehen.
Darin treten, teilweise in dünnsten Lagen, Kügelchen und Kriställchen von Pyrit
in zahlloser Menge auf, wie sie ziemlich häufig auch in den Tonschiefern vorkommen.
Stellenweise beobachtet man auch größere Pyritkörnchen von fast ganz kreis-
förmigem Umriß und scharfer Umgrenzung, mitunter randlich mit Zinkblende
verwachsen und eingehüllt in ein Ellipsoid von Schwerspat; manchmal liegen
auch zahlreiche Pyritkttgelchen in solchen Schwerspatkörnchen. Die Gestalt der
letzteren ist oft nicht weniger regelmäßig als die der ersteren. Das eigentliche
Wesen dieser Gebilde ist nicht erkennbar, es liegt aber die Vermutung nahe,
daß es sich um Tierreste handelt, die zuerst mit Kies ausgefüllt worden sind
und deren kalkige Schale nachher durch Schwerspat verdrängt worden ist.
Diese Vermutung fände eine Stütze in dem Zustand eines zweifellosen Goniatiten-
restes, den Wiechelt im Banderze aufgefunden hat. Es zeigt sich deutlich,
daß dessen Schale zuerst mit Pyrit ausgefüllt worden war, bevor dieselbe
während des Schwerspatabsatzes aufgelöst wurde; der Pyrit läßt daher haar-
scharf die frühere Wölbung der Kammern noch erkennen. In den eigentlichen
Erzbändem des Banderzes tritt die Schiefersubstanz zurück; es überwiegt auch
hier der Pyrit über die Zinkblende, den Kupferkies und den Bleiglanz, und
Schwerspat ist sehr reichlich. In gewissem Sinne mag die Struktur als eine
konkretionäre bezeichnet werden, indem besonders Pyritkügelchen und -Kriställchen
die Neigung zeigen, sich zusammenzuballen und zusammenzuscharen, wobei dann
der Schwerspat derartige Häufchen gern umhüllt. Kalkspat scheint im Banderz
nur in ganz geringer Menge vorhanden zu sein.
In dem derben Erz tritt die Tonschiefersubstanz offenbar ganz zurück.
Ein Karbonat (wohl Kalkspat) bildet darin neben dem im allgemeinen über-
wiegenden Schwerspat die Ausfttllungsmasse zwischen den Erzen und umschließt
Partikelchen der letzteren, tritt aber auch in deutlichen Bhomboedern darin auf.
Der Schwerspat scheint auch hier wieder der jüngste Bestandteil der Lagermasse
zu sein; es finden sich aber keine Beweise dafür, daß er den Kalkspat aus ihr
verdrängt habe, denn er umschließt mitunter rings umgrenzte Kristalle desselben
oder ist mit solchen verwachsen. Sieht man von der Anwesenheit des Schwer-
spats ab, so erinnert die Struktur des Rammelsberger Erzes mitunter an diejenige
des Kieses von Agordo. Sehr bemerkenswert ist das offenbar sehr weitver-
breitete Auftreten von Chlorit in dem melierten Erz. Schuppen und Täfelchen
desselben, z. T. in radialer Anordnung, finden sich lagenförmig in demselben
eingewachsen ; mit Kalkspat zusammen zeigt er sich unter dem Mikroskop stellen-
weise in größeren Anhäufungen; letztere umschließen Sulfidpartikelchen. Er ist
gleichalterig mit dem Kalkspat und wie dieser eher etwas jünger als die
Schwefelmetalle, als älter. Unter dem letzteren ist aber auch hier der Schwefel-
kies am ältesten. Bemerkenswert ist, daß der Chlorit auch in jüngeren Klüftchen
die Sulfide durchzieht.
Jedenfalls geht auch aus dem Studium der Dünnschliffe hervor, daß die
Bestandteile Eisen, Kupfer, Zink, Blei, Baryum und Kalk zu allen Zeiten während
der Entstehung des Lagers vorhanden waren und im Verlaufe derselben nur
eine quantitative, nicht eine qualitative Veränderung des Niederschlags erfolgte.
Innerhalb des Niederschlags muß dann später noch eine Umlagerung der Stoffe,
u. a. auch die Neubildung von Chlorit vor sich gegangen sein, wie anderseits
die Entstehung des Tonschiefers in seiner jetzigen Form erst später erfolgt ist.
Es ist aber wahrscheinlich, daß es sich im Anfang wohl nur um die Abscheidung
1) Siehe die Abbildung Ztschr. f. prakt. Geol, 1902, 291.
336 Die schichtigen Lagerstätten.
nicht kristalliner sulfidischer Schlämme gehandelt hat, die erst später in die
Form der jetzigen Sulfide eingegangen sind. Reichlicher Schwefelwasserstoff
mag zur Bildung des Schwefelkieses geführt haben, der auch hier zuerst aus-
geschieden worden ist, während ein anderer Teil des Schwefeleisens mit dem
Kupfersulfid in den Kupferkies aufgenommen wurde. Das schwefelsaure Baryum
muß zuletzt in das Gemenge eingetreten sein.
Wie schon wiederholt angedeutet wurde, ist die heutige Gestalt und
Struktur und mindestens teilweise auch die Erzverteilung des Rammelsberger
Kieslagers im höchsten Maße beeinflußt durch tektonische Vorgänge, die sich
in der Hauptsache zur Zeit der karbonischen Gebirgsaufrichtung abgespielt haben
dürften. Das Erz selbst zeigt in sich eine so wunderbare Fältelung, daß
Rammelsberger Stufen zu den prächtigsten Faltungspräparaten der geologischen
Sammlungen gehören und an Schönheit auch von alpinen Stücken nicht über-
troffen werden. In der Grube selbst erkennt man deutlich, daß eine innere
Zusammenstauchung stellenweise zu einer Mächtigkeitszunahme des Lagers ge-
führt haben muß. Mit den Stauchungen gehen anderseits Streckungen Hand in
Hand. Im größeren Maßstab äußert sich der Gebirgsdruck in Abfaltungen und
AbStauchungen von Erzteilen, die wie Apophysen sowohl im Einfallen wie im
Streichen in das Nebengestein hineinragen (Fig. 21, S. 97). Durch eine Faltung des
Lagers entstehen Doppelungen (Fig. 20). Derlei Erscheinungen waren die
Ursache, weshalb man in früherer Zeit wohl meinte, das Lager sei eine An-
einanderscharung von lauter Linsen. Erst durch Stelzner und bald darauf
besonders durch Köhlers eingehende Studien ist die wichtige Rolle intensiver
Faltungsprozesse bei der Gestaltung des Lagers erwiesen.
Schon vorher war Wimmer zu derselben Anschauung gekommen, welche
seine früher geäußerte Auffassung berichtigte.^) Auf die gleichen tektonischen
Vorgänge wird man die Auseinanderreißung des alten und des neuen Lagers
zurückführen müssen, und sie finden wohl ihren großartigsten Ausdruck in der
Abfaltung eines Teiles der Lagermasse, welcher zwischen dem TagesförderstoUen
und dem Tiefen Julius Fortunatusstollen mit sehr flacher Neigung und be-
trächtlicher Mächtigkeit in das Hangende .jdes alten Lagers abgeht und als
„hangendes Trum^ oft erwähnt worden ist. Man hat in ihm einen Beweis für
die Gangnatur der Rammelsberger Lagerstätte erblicken wollen; Wimmer und
vor ihm schon v. Böhmer haben aber festgestellt, daß auch dieser Teil der
Lagerstätte von den Schiefem konkordant umhüllt wird. Die Entstehung des
hangenden Trums ist begreiflich, wenn man bedenkt, daß das Kieslager längs
einer Überschiebungszone emporgepreßt worden ist, und daß infolge des von
untenher gerichteten Schubs eine seitliche Ausbiegung und endlich eine Zusammen-
stauchung der Tonschiefer eingetreten sein kann. An der Stelle, wo das hangende
Trum abgeht, erreicht das Lager seine größte Mächtigkeit von 30 m.
Überschiebungs- und Verschiebuugsflächen begleiten und durchsetzen das
Lager und haben in letzterem Falle eine Zerreißung desselben bewirkt. Eine
solche, die Lagerstätte spitzwinkelig treffende, westöstlich streichende Verschiebung
hat das letztere in den tieferen Horizonten scheinbar mehrere hundert Meter weit
>) Siebe bei Stelzner, Ztachr. d. deutsch, geol. Ges., XXXÜ, 1880, 811.
Die Kieslager. 337
gegen Westen verschoben, so daß dessen natürliche Endschaft in *jener Richtung
unbekannt ist. In ähnlicher Weise ist auch der östliche Teil des neuen Lagers
von einer Verschiebung betroffen worden. Letzteres ist dabei in eine Anzahl
bis zu 10 m langer Linsen auseinandergerissen worden, und es ist möglich, daß
sich bei der Verfolgung jener Störung größere Lagerteile einstellen werden.
Die Schieferung des Nebengesteines, welche in der Nähe des Lagers mit
der SchichtuDgsrichtung zusammenfällt, ist in diesem selbst nur stellenweise
angedeutet; im übrigen ist das letztere massig und nur von Klüften, „Stein-
schneiden^, durchzogen. Dazu kommen junge Gangklüfte, welche sowohl das
Lager wie das Nebengestein durchsetzen. Dieselben sind mit z. T. kristallisierten
Erzen und Gangarten ausgefüllt und ihrem Wesen nach echte Erzgänge, deren
Verfolgang sich allerdings nicht lohnt. Sie führen Kupferkies, ziemlich lichte
Blende, Bleiglanz, Antimonfahlerz, Quarz, Kalkspat, Schwerspat, Spateisenstein
und Gips. Bemerkenswert sind femer Pseudomorphosen von Galmei nach Kalk-
spat. Stellenweise ist im jetzigen Hangenden des alten Lagers das Nebengestein
samt Teilen des Erzkörpers selbst zerrüttet und brecciös, dabei von einem
wahren Netzwerk von Kiesen, Quarz usw. durchzogen; diese jüngeren Erz-
imprägnationen werden als „Kupferkniest^ abgebaut und verwertet. Weder
jene Gänge noch der Kupferkniest haben mit der Entstehung des Lagers irgend
etwas zu tun. Es ist bemerkenswert, daß der letztere zwischen der liegenden
Hauptmasse und dem hangenden Trum des Lagers eingeklemmt ist.
Die eigenartigen Verhältnisse des Rammelsberger Kieslagers waren schon
für die älteren Kenner der Lagerstätte Ursache, dieselbe nicht als einen Erz-
gang zu bezeichnen. Schon v. Böhmer hat (1798) eine Lagematur für am
wahrscheinlichsten gehalten, v. Cotta glaubte, sie bestehe aus einer großen
Menge konkordant in die Schiefer eingelagerter Erzlinsen ; die gleichzeitige Ab-
lagerung des Erzes mit dem Schiefer schien ihm wenig glaubhaft, unter allem
Vorbehalt spricht er vielmehr die Vermutung aus, daß die Erze unter allmählicher
Verdrängung des Nebengesteines dessen Textur angenommen haben könnten, die
Linsen also Verdrängungspseudomorphosen seien. Seitdem haben sich, wiewohl
schon im Jahre 1867 Schuster die dem geologischen Vorkommen entsprechendste
Erklärung für die Entstehung des Lagers gegeben hatte, immer wieder Stimmen
für eine Epigenese desselben erhoben. So sagte Lossen wörtlich, „daß das
Erz nicht zur Zeit der Bildung des umgebenden Schiefers sedimentiert, vielmehr
die der Schieferung und Schichtung konformen linsenförmigen Erzräume^ (die
V. Cotta vermutet hatte, die aber in der von diesem angenommenen großen Zahl
nicht vorhanden sind) „während der ganz allmählichen von SO. nach NW.
erfolgten und bis zur Überkippung gesteigerten Zusammenschiebung der Schichten
ebenso allmählich mit wachsender und bis zur schwachen Zertrümmerung des
Hangenden gesteigerter Konvexität gegen das Hangende durch örtliches Aus-
einanderweichen der Schieferblätter unter dem Drucke der mächtigen darüber
hingleitenden Spiriferensandsteindecke gebildet und zugleich mit der Bildung
Lage für Lage einseitig vom Liegenden zum Hangenden bei stets schmal bleibendem
und ganz mit Solution aufsteigender Quellen erfülltem Bildungsraume ganz
kompakt mit Erz ausgefüllt worden seien ^ .... Diese der Kjernlf sehen
Stelzner-Bergeat, Erzlagentätten. 22
338 Die schichtigen Lagerstätten.
Auffassung von der Entstehung der norwegischen Eieslager ziemlich entsprechende
Erklärungsweise kehrt ähnlich in einem Aufsatze Vogts (1894) wieder, wo er das
Rammelsherger Eieslager mit den norwegischen und spanischen in eine Gruppe
zusammenfaßt. Das Wesentliche, wenigstens für den Bammelsberg Neue an der
Vogt sehen Erklärungs weise ist die Behauptung, daß die Sulfide Exsudate von
Tiefengesteinen sein sollen; als solches wird der Okergranit, bezw. ein
hypothetischer Gabbrogürtel bezeichnet, der den Granit in der Tiefe begleiten
soll. Es sei zu dieser Vorstellung nur bemerkt, daß der Eammelsberg nicht im
Eontaktbereich des Okergranits liegt.
Durch die sorgl^ltigen Untersuchungen Eöhlers über die Tektonik des
Rammeisbergs, die durch Wim mers^) langjährige Beobachtungen gestützt worden
sind, hat sich ganz zweifellos ergeben, daß das Lager vor der carbonischen
Gebirgsauffaltung vorhanden gewesen sein muß; die gegen die epigenetische
Entstehung der Eieslager früher (S. 322 — 324, 326) geäußerten Einwürfe haben auch
für den Rammeisberg angesichts seiner Struktur Gültigkeit, sie werden aber hier
noch unterstützt durch die teilweise deutlich oolithische Ausbildung und durch
das Auftreten zweifelloser konkretionärer Einschlüsse in dem Erz. Der genetische
Zusammenhang zwischen der Lagerstätte und den nächstgelegenen Tiefengesteinen
ist eine Eonstruktion, für welche alle diskutierbaren Unterlagen fehlen würden,
wenn schon überhaupt eine epigenetische Entstehung des Lagers annehmbar wäre.
Wie vorher erwähnt, hatte bereits v. Cotta die Vermutung ausgesprochen, daß
die Rammelsherger Erze durch eine metasomatische Verdrängung von Ealkstein
entstanden sein könnten; schon 1880 glaubte Stelz n er „auf eine nähere Er-
örterung dieses, übrigens auch von Seiten v. Cottas mit großer Reserve hin-
gestellten Versuches einer Erklärung^ verzichten zu dürfen, da schon er, schein-
bar auf Grund von Dünnschliffantersuchungen, keine Anhaltspunkte für eine
solche Annahme hatte gewinnen können.^)
Als Ursprungsjahr des Rammelsherger Bergbaues dürfte das Jahr 972
gelten; es ist aber möglich, daß derselbe noch älter ist. Jedenfalls hat er
damals, zur Zeit Ottos I., einen großen Aufschwung genommen, welcher mit der
Gründung der von den sächsischen Eaisem bevorzugten Stadt Goslar zusammen-
hängt. Wiederholt erlitt er bis zu hundertjährige Unterbrechungen. Auf Grund
von Verträgen (von 1635 und 1642) war späterhin der Berg- und Hüttenbetrieb
gemeinschaftliches Eigentum Hannovers und Braunschweigs, die sog. Eommunion,
woran ersteres zu */,, letzteres zu */, teilnahm, — ein Verhältnis, das heute
noch zwischen der preußischen und braunschweigischen Verwaltung besteht.
Aus unbekannter Vorzeit stammt der alte Bergeversatz der oberen Teufen
des Bergbaues, der „Alte Mann". Die darin euthaltenen Sulfate haben zu einer
jetzt noch unter beträchtlicher Wärmeent Wickelung vor sich gehenden Vitriol-
') W immer war 29 Jahre lang Direktor der Rammelsherger Grube und wohl
der beste Kenner ihrer geologischen Verhältnisse.
') Jene von v. Cotta angedeutete Entstehungs weise hält neuerdings Beck,
Erzlagerstätten 1903, 493, wieder für wahrscheinlich. Seine Dünnschliffbeobachtungen
sind unvollkommen.
Die Kieslager. 339
bildung Anlaß gegeben, darch welche der Versatz zu felsenharten Massen ver-
kittet wurde, die nur durch Sprengung entfernt werden können. In alten
Weitungen finden sich Krusten und prächtige blaue, grüne und weiße Tropfsteine
von Kupfer-, Eisen- und Zinkvitriol (Goslarit). Weitere sekundäre Mineralien
sind Copiapit (Misy), [SOJ^Fe^fFe . OH], . ISH^O, Römerit, [SOj^Fcg . I2H2O,
Voltait (ein wasserhaltiges Sulfat von Eisen, Tonerde, Magnesia und Alkalien),
Botryogen, [SOJ^ifFe . OH]Mg. 7H2O, Vitriolocker (Eisenhydroxyd mit basisch
schwefelsaurem Eisenoxyd), Haarsalz, gediegen Kupfer, Gips.
Im Etatsjahr 1903 — 1904 wurden im Rammeisberge gefördert 25950 t
Kupfererze, 83710 t Bleierze, 1290 t kiesige Erze und 480 t Schwefelerze im
Werte von etwa 900000 Mark. Die Erze werden auf den fiskalischen Hütten
zu Oker und Juliushütte verarbeitet; diese produzierten in demselben Jahre
u. a. 105 kg Gold,^) 11700 kg Silber, 8700 t Blei, 1570 t Elektrolytkupfer,
1070 t Kupfervitriol, 27000 t Schwefel usw.
Das bedeutendste deutsche Schwefelkieslager ist dasjenige von HAggen
a. d. Lenne^) im südlichen Westfalen. Die stratigraphische Stellung desselben
ist nur insofern sicher bekannt, als dasselbe unmittelbar überlagert wird vom
obersten Mitteldevon. Denckmann^) schreibt darüber: Der im Hangenden der
Lagerstätte auftretende dichte Kalk besteht aus zwei Lagen, deren untere nach
den Petrefakteneinschlüssen dem obersten Mitteldevon angehört, während die obere
tiefstes Oberdevon ist. Im Hangenden der dichten Kalke folgen zunächst dunkle
Tonschiefer des unteren Oberdevon (Büdesheimer Schiefer), sodann transgredierend
rote Schiefer („Foßley"). Das Liegende der Lagerstätte bilden schlechtweg
„Lenneschiefer", über deren genaueres Alter gar nichts bekannt ist. Ebensowenig
läßt sich bisher über die Zugehörigkeit der Goniatitenschiefer etwas aussagen;
das Vorkommen der Coblenzschichten (oberes Unterdevon) ist problematisch.
Im großen ganzen scheint das Erzvorkommen von Meggen an drei durch
die Abrasion voneinander getrennte Mulden gebunden zu sein, nämlich an
1. die Mulde von Halberbracht, die hauptsächlichste, deren Flügel auf
nahezu 5 km verfolgt sind;
2. die Ermecker Mulde;
') In geringen Mengen werden auch fremde Erze verhüttet.
^von Dachen, Vorkommen des Schwerspats als Gebirgsschicbt bei Meggen
a. d. Lenne; Karst. Archiv, XIX, 1845, 748—753. — von Hoiningen, Die Schwefel-
kies- und Schwerspat-Lager bei Meggen a. d. Lenne; Verb. d. natur. Ver. f. Bheinl. u.
Westf., XIII, 1856, 300—330. — Braubach, Der Schwefelkiesbergbau bei Meggen
a. d. Lenne; Ztschr. f. Berg-, Hütten- u. Sal.-Wes., 1888, 215—222. — Beschreibung der
Bergreviere Arnsberg. Brilon und Olpe, sowie der Fürstenttimer Waldeck und Pyrmont,
1890, 151—158. — Hundt, Das Schwefelkies- und Schwerspatvorkommen bei Meggen
a. d. Lenne; Ztschr. f. prakt. Geol., 1895, 156— 16L — Denckmann, Das Vorkommen
von Prolecaniten im Sauerlande; Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., LII, 1900, Verh.
112—116. — Ders., Goniatitenfunde im Devon und im Carbon des Sauerlandes; ebenda
LIV, 1902, Verh. 15—18. — Ders., Über die untere Grenze des Oberdevon im Lenne-
tale und Hönnetale und in angrenzenden Gebieten; ebenda LV, 1903, 393—402. —
Briefliebe Mitteilungen von Herrn Bergreferendar Schlitzberger an Bergeat.
') Freundliche briefliche Mitteilung an Bergeat.
22*
840
Die schichtigen LagerstAtten.
3. die Eickerter Unlde, welch letztere beide onr aof etwa 400 bezw. SOG m
streichende Länge nachgewiesen sind (Fig. 79).
Das Meggener Lager fOhrt Schwefelkies and Schwerspat in anffälUger
Scheidung, indem ersterer im mittleren Teil der Hanptmnlde nnd in den östlichen
Partien der beiden kleineren Mulden nachgewiesen ist. Die Mächtigkeit des Lagers
beträgt in der Schwefelkieszone bis zn 8, in der Schwerspatzone bis zu 6 m, im
Darcbschnitt aber 3 m. Die Lagerstätte ist zweifellos konkordant den Schiditen.
Durch eine Ton Schiefereinlagerung wird das Erz in einen liegenden und einen han-
genden „Packen" geschieden, welche nadi ihrer Struktur etwas verschieden sind, in-
dem der Schwefel-
kies des ersteren
mehr derb, der des
hangenden Packen
geschichtet ist.
So weit die Seh we-
felkiesmasse deut-
liche Schichtung
zeigt, ist sie parallel
den Biegungen des
Nebengesteines
hänfigfeingeiUtelt;
Überschiebungen
nnd Querkliifte ver-
ursachen mannig-
fache Störungen, wie solche in der Fig. 80 zur Anschauung kommen. Das
Liegende des Kieses bildet ein mit Kiesknollen und -Kugeln durchwachsener
Tonschiefer; es sind nach Milümetem oder Zentimetern messende, fast glatte
Kugeln oder nierig- trauhige, auch pilzförmige Massen von Schwefelkies, manch-
mal auch plattenfürmig in die Länge und Breite entwickelte echte Konkretionen
von buckeliger Oberfläche nnd wechselnder Dicke, die sich teilweise sehr leicht
aus dem Tonschiefer herauslösen lassen nnd radialfaseriges Gefüge zeigen.
Fig. SO. Profil durch das Lag^r vod Heggea (UuinBkrlptzelcsluiiuig von
Scblttiberger, l»ni). c CobleozBcblobten??, o OonlatiteDscblcliteD,
I L«Daeachierer, La Lagerstatt«, al K&lke des oberen Ultteldcvons und
des nntemteQ Oberdevons, b BUdeahelmer Schierer, f FoBley,
Die Kieslager.
341
Pyritkügelchen von mikroskopischer Kleinheit, zu Schwärmen geordnet, kommen
in dem das Lager begleitenden Tonschiefer vor. Im Hangenden wird das Lager
von einer Kalkbank begleitet, welche stellenweise dolomitisiert ist und im
Streichen den Schwerspat zu ersetzen scheint. Übergänge zwischen beiden sind
noch nicht nachgewiesen worden, indessen kommen Einlagerungen von Schwer-
spat in dem Kalkstein anSerhalb der Lagerzone vor.
Die Meggener Kiesmasse enthält außer dem weitaus überwiegenden Schwefel-
kies und wenig Schwerspat noch Zinkblende und mehr untergeordnet auch
Kupferkies und Bleiglanz. Diese samt Buntkupfererz, Kalkspat, Dolomit und
Braunspat treten auch in Klüften auf; Quarz durchzieht in feinen Adern und
Schnüren das Erz. Der Pyrit und der Schwerspat des Lagers scheinen im
allgemeinen in verhältnismäßig scharfer Trennung voneinander aufzutreten. An
der Grenze beider transgrediert der letztere gewissermaßen über den ersteren,
und dieser verliert sich unter dem Schwerspat. Wo die Baryt- und Kieszone
auf der Grube Belmonte ineinander übergehen, zeigt sich ein fein bandförmiger
Wechsel zwischen beiden Mineralien; die Kiesbänder besitzen dann eine be-
sonders deutliche oolithische Struktur und lösen sich gegen den Schwerspat zu in
Schwärme zierlichster, fast mikroskopischer Kügelchen auf, welche den letzteren
imprägnieren. Genau so wie der Pyrit bildet auch der Baryt radial strahlige, oft
recht große Konkretionen, die im Schwefelkies eingebettet liegen und ihrerseits
von Pyritkügelchen durchschwärmt werden. Oolithischer Schwerspat kommt
in der Grenzzone zwischen dem Sulfid und dem Salfat vor.
Die Zusammensetzung des Kieses ist nach drei Fresenius sehen Analysen:
Fe 34,89
Zn 8,38
S 44,55
SOs -
MgO 0,75
COj 1,90
CaO 1,41
As 0,07
SiOo + AljOg (Gangart und
?^Baryt) 5,83
0 (an Zn und Fe zu
Karbonaten und Sulfaten
gebunden) 1,74
Pb 0,30
Cu —
Mn 0,15
Co + Ni 0,02
Organisches —
Ag -
Au —
PgOo .... . . ■ Spur
99.99
Südostflügel
Nordwestflügel
der Hauptmulde
37,49
33,39
4,23
10,80
44,78
42,26
0,66
0,74
0,20
0,50
0,20
1,20
0,87
0,96
0,07
0,09
11,08
8,11
0,05
0,15
0,14
1,19
Spuren
0,03
n
0,13
Spuren
0,01
r»
0,32
}
äußerst geringe
Spuren
Spur
99,77
99,88
342 Die schichtigen Lagerstätten.
Der durch Bitumen dunkel gefilrbte Schwerspat enthält 2^/^ SrSO^ und ist
imprägniert mit Eieskristallen. Wo die beiden Zonen sich berühren, finden, wie
gesagt, Übergänge statt. Der Schwefelkies stellt sich im Liegenden der Baryt-
masse als schwacher Besteg ein, um ihn allmählich, manchmal erst nach über
100 m streichender Ausdehnung, zu verdrängen. Die Mächtigkeit des Lagers
ist in der Pyritzone am größten und nimmt beiderseits ab.
Der bei der Abröstung des Kieses sich bildende Flugstanb und Blei-
kammerschlamm enthält ferner bemerkenswerte Mengen von Thallium.
Im Dünnschliff zeigt der mit Zinkblende und etwas Baryt ^) innig durch-
wachsene Schwefelkies z. T. eine deutlich radialfaserige Struktur, mitunter auch
einen schaligen Aufbau, der durch Einlagerungen von bituminöser Substanz
erkennbar wird. Diese letztere ist sowohl im Kies wie im Schwerspat ent-
halten. Etwas Carbonspat (Kalkspat?) und vereinzelte Sericitschttppchen sind
durch das Erz verbreitet. Der liegende Tonschiefer ist sandig und enthält
Pyritkörnchen in Streifen und fleckenartigen Zusammenhäufungen.
Hauptgegenstand des Bergbaues ist der Schwefelkies; da die Erze im
Durchschnitt 8^/o Zink enthalten, werden neuerdings auch die zinkreicheren
Massen auf dieses verarbeitet. Die Schwerspatverwendung ist eine neben-
sächliche.
Wie zahlreiche Pingen anzeigen, ist der Bergbau der Meggener Gegend
schon sehr alt. Gegenstand desselben waren früher die Erze des eisernen Hutes,
der auf den höher gelegenen Ausstrichen des Lagers 60 — 80 m tief reicht, in
den Tälern indessen nur 1 — 2 m in die Teufe zu verfolgen ist. Erst in den
vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der Bergbau wieder auf-
genommen und erreichte in den fünfziger Jahren eine zunehmende Bedeutung,
als man auch in Deutschland anfing den Schwefelkies zur Schwefelsäurefabrikation
im größeren Maßstab zu verwenden. 1858 betrug die Produktion 549 t, 1857
5312 t, 1872 vorübergehend 143476 t, und Meggen produziert mehr als ^/g des
deutschen Kiesbedarfs. Im Jahre 1902 förderten die Gewerkschaften Sicilia und
Siegena rund 145000 t Schwefelkies.
Der Meggener Kies findet besonders in den Zellstofffabriken zur Gewinnung
von schwefeliger Säure (bezw. doppeltschwefeligsaurem Kalk, Kochlauge), aber
auch von Schwefelsäure Verwendung. Für erstere Zwecke wird er in großen
Mengen auch nach Rußland, der Schweiz und Holland exportiert. Er ist wegen
seiner gänzlichen Freiheit von Selen und Quecksilber und seines sehr geringen
Arsengehalts geschätzt.
* Die Struktur des Meggener Kieslagers, seine Bänderung, die zur oolithischen
Ausbildung neigende Erscheinungsweise des Kieses und des Baryts, ihr Bitumen-
gehalt, das Auftreten von Pyritkonkretionen im begleitenden Schiefer, die weite
Erstreckung von Schwerspat und Sulfid, welche die bisher bekannte Ausdehnung
des Rammelsberger Kieslagers noch erheblich übertrifft, sprechen für einen
schichtigen Absatz der Massen. Auch Denckmann, der 1900 eine metasomatische
Entstehung derselben behauptet hat, mußte seine Auffassung zuletzt dahin
modifizieren, daß die Umwandlung des mittel devonischen Massenkalkes schon vor dem
Absatz des obersten Mitteldevons stattgefunden haben müsse. Es liegt nahe, Ver-
') Die mikroskopische Beobachtung steht im Widerspruch zu der mehrfach
behaupteten Annahme, daß der Kies barytfrei sein soll. Vielleicht ist der Schwerspat
bei den Analysen nur als Gangart bestimmt worden. Bergeat.
Die Kieslager. 343
gleiche zwischen dem Rammeisberg nnd dem Meggener Eieslager zu ziehen. Beide
gehören dem Mitteldevon an und führen beträchtliche Mengen Schwerspat. Der
letztere ist in beiden im ganzen später niedergeschlagen worden als die Salfide,
denen er übrigens anf beiden Lagerstätten beigemischt ist. Das schichtige Vor-
kommen des za Meggen in der Barytzone nur mit etwas Schwefelkies und viel
Bitumen durchmischten Schwerspats ist eine höchst merkwürdige, aber durchaus
nicht unerklärbare Erscheinung. Sobald man annehmen darf, daß Baryum in
gelöstem Zustand in etwas größerer Menge dem Meere zugeführt wurde, ist die
Bildung von Schwerspat in letzterem wegen des erheblichen Salfatgehaltes im
Meerwasser eine Notwendigkeit; bei sehr geringen Mengen wird eine Aus-
fällnng des Baryums unterbleiben, weshalb das Meerwasser tatsächlich
solches gelöst enthält. Größere Barytznfohr ist aber möglich in baryumhaltigen
Qaellen, deren es sehr viele gibt.^) So enthält die zu Lantenthal im Harz durch
den Bergbau angefahrene Soolquelle im Liter 0,300 g BaCl^ und 0,900 g SrClg;
die Durchmischung derselben mit sulfathaltigem Gruben wasser hat bei diesem
einzelnen Vorkommen (40 1 in der Minute) im Laufe von 3 — 5 Jahren zum
Absatz von 2 t Schwerspat geführt. Schwieriger zu beantworten ist die Frage,
weshalb auf beiden Lagerstätten der Schwerspat der jüngste Absatz ist. Man
könnte aber wohl annehmen, daß im Beginn der Lagerstättenbildung, sofern
überhaupt Baryum und die in den Sulfiden enthaltenen Metalle zu gleicher Zeit
gefördert wurden, nur die letzteren durch Zutun von Schwefelwasserstoff,
vielleicht unt«r Anwesenheit von Ammoniak, ausgefällt worden sind, das sich
durch tierische Fäulnis gebildet hatte. Ob der reichliche Niederschlag von Baryt
durch die Entstehung von Schwefelsäure verursacht worden sein kann, die sich
vielleicht erst am Schluß des Vorganges durch die allmähliche Oxydation von
Schwefelwasserstoff bildete, muß dahin gestellt bleiben. Zu gleicher Zeit müßte
auch die Auflösung der Fossilienschalen und eines Teiles des ursprünglich
niedergeschlagenen Kalkes geschehen sein.
Die Entstehung des Rammelsberger Eieslagers könnte mit der Eruption
der mitteldevonischen Diabase in Zusammenhang gebracht und besonders der
Chlorit in demselben als tuffige Substanz gedeutet werden. Da man die Sulfid-
absätze auf vulkanische Exhalationen zurückzuführen hätte, diese letzteren aber den
Diabaseruptionen schon vorhergehen konnten, so wäre es zunächst von geringerem
Belang, ob die Goslarer Diabase, wie es scheinen will, jünger sind als der Erz-
absatz. Die Meggener Lagerstätte wird von Eruptivgesteinen nicht unmittelbar
begleitet; die Frage, ob ihre Bildung mit dem weitverbreiteten, schon wenige
Kilometer südlich von Meggen beginnenden Auftreten der Lenne-Keratophyre
und ihrer Tuffe zusammenhängt, welche wenigstens teilweise dem mittleren
Devon angehören dürften, liegt indessen nahe.*) *
^) Siehe die Zusammenstellnng von Delkeskamp, Ztschr. f. prakt. Geol., 1902,
125; ferner Lattermann, Die Lautenthaler Soolquelle und ihre Absätze; Jahrb. preuß.
geol. Landes-Anst. f. 1888, 259—283.
') Über die Verbreituog jener eruptiven Gebilde siehe Mügge, Untersuchungen
über die „Lenneporphyre" in Westfalen und den angrenzenden Gebieten; N. Jahrb. VIII.
BeU.-Bd., 1893, 535—716.
844 Die schichtigen Lagerstätten.
Bei Stadtber^ (Niedermaraberg) an der Diemel geht aeit wohl 1000 Jahren
Knpferbergbau am. Gegenstand desselben waren frflher hier und im benachbarten
Waldeck nnd bei Thalitt«r die EapfererzflSzchen des oberen Zechsteines; jetzt
findet nar noch Bergbau anf knpferhal tigern Cnlmschiefer nnd den durch Äns-
laugnng daraus hervorgegangenen, auf ElUften nnd Zerrflttnngen angesiedelten,
t«ils DXjdischen, teils sulfidischen Enpfererzen statt. Es verdient also zunächst
anf die zweifache Natur der dortigen Knpfervorkomnmisse hingewiesen zu
werden. Aus den Untersucbangen Menrers*) geht deutlidi hervor, daß die jetzt
abgebaute Lagerstätte von StadCberge im Grunde genommen eine lagerförmige ist.
Sie ist erschlossen durch die Gruben Oskar am Jlltt«oberg, Miaa am Eohlhagen
nnd Frederike am Bilatein.
Auf zwei SW. — NO. streichenden Schichtensätteln bildet ein meistens
gelblicher, wenig bitu-
X * ^- minttser und nicht sehr
dichter Tonschiefer
(mit etwa hZ% SiOs)
das Liegende der
Lagerst&tte. Die letz-
tere selbst ist ein erz-
fUh render, sehr dichter,
bi turnen- nnd quarz-
reicher Tonschiefer
von schwarzer Farbe,
sog. Kiesel schiefer. Die
tiefsten, bereits bitu-
minösen Lagen des-
■^ ^^ F~l selben sind fast erz-
Flg. ai. Profil durch die Grabe 0«k»r eu Stadtberge (Mionakrlpt- .' *""* zweite
lelchnungvonMeQrer.lM»). d Liegender Toneohlefer, fc, kleseUger, Schichtenlage mit
erzfllhrender TonBChlefer {.KleBeluchlefer"), * huigendec Kiesel- 75"; SiO, ll'^LALO.
schiefer, l Snlfldlache AnreichBrnngen anf Zerrüttungen nnd Klüften, , , ^q, ,,;.
J mUlg erafUhrender Lagerachlefer. B oiydlBche Anrelehernngen """^ ° ° 'O «Itumen
anf ZarrUttuEgen und Klüften. enthält 0,3 — 0,5 "/q
Kupfer; in einer
dritten, etwa 20 m mächtigen Masse beträgt der Metallgehalt durchschnittlich
1,6 "/o- Das Hangende des Lagers ist ein sehr wenig bituminöser, in den unteren
Teilen weifler, oben roter Eiesel schiefer ohne Metallgehalt (Fig. 81).
In der Grube Mina ist die erzführende Zone 300 m, auf der Grube Oskar
115 m weit verfolgt worden; die Mächtigkeiten betragen bezw. 20 und 15 m.
Eine von Hampe herrflhrende Analyse des erzführenden „Kiesel Schiefers"
von ersterer Grube wies nach:
') Geologische und bergmännische Verhältniaee der Stadtberger Kupferercgmben,
1902. Manuskript im Archiv der C'laustbaler Bergakademie. — Beschreibung der Berg-
reriere Arnsberg, Brilon und Olpe, sowie der Fürstentümer Waldeck und Pyrmont.
Herausgegelien vom k. Oberborgamte zu Bonn, 1890, 118—120.
Die Eieslager.
345
SiOj
Fe.
Cu.
74,28
10,88
2,17
1,828
P9O5
S .
SO«
C02
0,48
1,42
0,155
0,710
Ag 0,0021 HgO 0,585
CaO
0,61
Kohle und Bitumen .
5,775
Aas den Analysen ergibt sich, daß der „Eieselschiefer^, anch wenn
äußerlich kaum eine Spur von Erz sichtbar ist, doch einen auffalligen Sulfid-
gehalt besitzt; tatsächlich wird auch das Gestein selbst als Erz verarbeitet.
Der Erzgehalt des Gesteines ist im Dünnschliff leicht nachweisbar. Der
ziemlich quarzreiche, stark bituminöse Tonschiefer ist durchwachsen mit Sulfid-
stäubchen, unter denen scheinbar Kupferglanz und Buntkupfererz vorwalten,
Kupferkies spärlicher auftritt. Gewisse feine, an Quarzkörnchen reichere Lagen
scheinen auch reicher an Erz zu sein ; vereinzelt finden sich darin mikroskopische
Schälchen, die man wohl als solche von Foraminiferen wird deuten dürfen. Für
eine spätere Einwanderung des Erzes in das Gestein ergibt die mikroskopische
Untersuchung keine Beweise; die Erzpartikelchen sind vielmehr wie ein primärer
Bestandteil durch das Gestein zerstreut.
Der Metallgehalt des Gesteines ist großen Schwankungen unterworfen.
Systematisch durchgeführte Kupferbestimmungen haben z. B. in der Grube Mina
wechselnde Gehalte von etwa 0,5 — 5®/o ergeben. Diese Schwankungen hängen
offenbar mit einer Auslaugung zusammen, welche ganz besonders längs Störungen
vor sich ging. Letztere bewirkten bald Überschiebungen, bald seltener Ver-
werfungen. Längs derselben hat eine beträchtliche Zertrümmerung und Zerrüttung
des Schiefers stattgefunden, und sie sind im allgemeinen bezeichnet durch Massen
von eckigen, z. T. mit Harnischen überzogenen schwarzen, häufig graphitisch
glänzenden Gesteinsbruchstücken, welche durch Letten, durch Kupfererz, nur sehr
untergeordnet auch durch Kalkspat oder seltenen Quarz ziemlich lose verkittet
sind. Auf solchen Zerrüttungszonen hat eine beträchtliche Anreicherung von
Kupfererzen stattgefunden. Diese bestehen in den tieferen Horizonten vorzugs-
weise aus Kupferglanz, femer aus Buntkupfererz, ganz untergeordnet aus Kupfer-
kies ; daneben fand sich auch Schwefelkies und etwas gediegen Kupfer. In den
oberen Teufen, wo die Auslaugung noch intensiver gewesen zu sein scheint, tritt
Malachit, untergeordnete Kupferlasur, stellenweise auch Rotkupfererz, Kupfer-
vitriol und gediegen Kupfer auf. Die Umwandlung der Sulfide in dem Gestein
geht schon während des Abbaues sehr schnell vor sich ; die Schieferstücke über-
ziehen sich bald mit Karbonaten, während sie innen einen frischen, mit fast
unsichtbaren Sulfiden durchwachsenen Kern bewahren. Daß der Kupfergehalt
des frischen Schiefers in seinen feinsten Lagen ein verschiedener ist, zeigt sich
bei der Verwitterung. Die Kupferkarbonate und das Rotkupfererz erzeugen
dann auf den Bruchflächen eine äußerst feine Bänderung und machen durch ihre
lebhafteren Farben die innere Schichtung der Stücke erst sichtbar. Der Wieder-
absatz des Kupfererzes hat allenthalben auf den Schichtklüften stattgefunden,
so daß sich der Erzgehalt des Lagers aus dem sulfidischen Bestand im frischen
Gesteine und den sekundären, sulfidischen und oxydischen Absätzen zusammen-
346 Die schichtigen Lagerstätten.
setzt. Die erzführenden Zerrttttungszonen sind nnr innerhalb der „Kieselschiefer ^-
Zone, nicht aber im liegenden Tonschiefer zn beobachten. Man bezeichnet die
Störungen als „Rücken^; sie sind tatsächlich die Zonen größten Reichtums.
Der Kupfergehalt ist dort mitunter höher als 15^/q; in der sog. Stufenkammer
der Grube Oskar, einer ausgedehnteren Reicherzzone, ist der durchschnittliche
Gehalt 8 ^/q. Wo auf der Grube Oskar die liegendste und die hängendste Kluft
(s. Fig. 81) sich scharen, werden die Schiefer selbst taub.
* Es wäre am naheliegendsten, die Entstehung des Stadtberger Kupfererz-
vorkommens durch eine Imprägnation von den sog. Rtlcken aus zu erklären.
Da sicherlich über dem gefalteten Culm ehemals Zechstein gelegen hat und
dieser von der Gegend von Stadtberge bis nach Hessen als kupferführend
bekannt ist, so könnte man z. B. annehmen, daß gelöstes Kupfer von dort her
während oder nach Ablagerung des Zechsteines nach der Tiefe gesickert und in
den Zerklüftungen und im Gestein ausgefällt worden sei; man hat auch behauptet,
daß dieselben Lösungen, welche den Zechsteinmergel imprägniert haben sollten
(siehe unten), dem bituminösen Culmschiefer Kupfer zugeführt hätten. Auf der
Grube Frederike sind tatsächlich zwei Klüfte von den Alten für die Fortsetzung
von „Rücken" (verwerfenden Klüften) gehalten worden, welche der Kupferbergbau
im darüberliegenden Zechstein erschlossen hatte. Solchen Annahmen stellen sich
aber Hindemisse in den Weg. Die kupferführenden Klüfte von Stadtberge
unterscheiden sich sehr wesentlich von den echten Kupfererzgängen dadurch,
daß sie so gut wie keine Gangarten enthalten; gerade in der Seltenheit von
Kalkspat besteht ein großer Vorzug der Erze, die sich sonst für die Laugerei
nicht eignen würden, und Quarz ist sehr selten. Kupferkies, das primäre
Kupfererz der Kupfererzgänge, fehlt fast ganz ; anderseits ist bekannt, daß gerade
Kupferglanz leicht durch sekundäre Umlagerungen entsteht. Den Umstand, daß
die Zerrüttungen nicht erzführend in den liegenden Tonschiefer hinabsetzen, könnte
man zwar durch den Kohle- und Bitumengehalt des „ Kieselschiefers '^ erklären. Sehr
merkwürdig aber bliebe es doch, daß der Tonschiefer bei der Imprägnation gar
kein Erz aufgenommen haben sollte. Letzteres ist vielmehr an den dichten,
oft nur undeutlich geschichteten und gewiß nicht poröseren „Kieselschiefer"
gebunden. Die Art und Weise, wie es in letzterem auftritt, läßt seine
ursprüngliche Anwesenheit darin am wahrscheinlichsten erscheinen. Dabei mag
auch hier ein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem Bitumen- und Erzgehalt
in der Richtung bestehen, daß, wie im permischen Kupferschiefer, der erstere
die Ausfällung des letzteren begünstigt hat. Genauere Untersuchungen über
eine allgemeinere Kupferführung des Culmkieselschiefers jener Gegend, welche
nicht nur auf dessen Abbauwürdigkeit Rücksicht zu nehmen hätten, stehen
noch aus. *
Zu Stadtberge wurden bis zum Beginn der 70 er Jahre des vorigen Jahrb.
nur die oxydischen Erze der oberen Teufen abgebaut; erst seit Gründung der
Aktiengesellschaft „Stadtberger Hütte" werden auch die sulfidhaltigen Massen
verwertet. Die Kupfergewinnung geschieht durch Auslaugung. Es wurden
im Jahre 1902 etwa 49500 t Erz gefördert.
Die Eieslager. 347
Die IGeslager von Südspanien und Südportugal.
Die Kieslagerstätten der spanischen Provinz Huelya^) und Sudportugals
gehören zu den wichtigsten Eupferablagerungen der Erde und sind die
gewaltigsten bekannten Eiesmassen nicht nur Europas, sondern ttberhanpt. Sie
erstrecken sich südlich der den westlichsten Abschnitt der Sierra Morena
bildenden, aas kristallinen Schiefern bestehenden Sierra de Aracena über eine
Länge von mehr als 200 km inmitten einer nur stellenweise und unregelmäßig
von Hügeln unterbrochenen Abrasionsebene. Diese Hügel bestehen aus Eruptiv-
gesteinen, die Ebene selbst hat paläozoische Schiefer zum Untergrund, die nahe
der Küste von miocänen Ablagerungen überdeckt werden. Die hauptsächlichsten
Grubenorte sind, von der Grenze der Provinz Sevilla im Osten angefangen, auf
spanischem Gebiet Rio-Tinto, La Zarza, Aguas Tenidas, Tharsis, Lagunazo,
auf portugiesischem Gebiet San Domingos. Teilweise sind dieselben durch Eisen-
bahnen mit dem südlich gelegenen Hafen Huelva verbunden; für die Erze von
San Domingos bildet der schiffbare Guadiana den Transportweg.
^) Gonzalo y Tarin, Descripciön Hsica, geolögica y minera de la Provioeia
de Huelva; Mem. de la com. del mapa geol. de Espafia, 1886—1888. Drei Abteilungen
in zwei Bänden. — de Launay, Memoire sur Tindustaie du cuivre dans la r^gion
d'Huelva; Ann. d. Mines (8), XVI, 1889, 427—516, Lit. — Klockmann, Über die
lagerartige Natur der Eiesvorkommen des südlichen Spaniens und Portugals; Sitzungsber.
Ak. der Wissensch. zu Berlin, 1894, II, 1173—1181. — Ders., Über das Auftreten
und die Entstehung der südspanischen Kieslagerstätten; Ztschr. f. prakt. Geologie, X,
1902, 113—115. — Vogt, Das Huelva-Kiesfeld in Süd-Spanien und dem angrenzenden
Teile von Portugal; Ztschr. f. prakt. Geol., 1899, 241—254. — F. Römer, Über
das Vorkommen von Culmschichten mit Posidonia Becheri in Portugal; Ztschr. d.
deutsch, geol. Qesellsch., XXVIII, 1876, 354—360. — Ders., Geologische Reise-
notizen aus der Sierra Morena; N. Jahrb., 1873, 256-270, besonders 260—261. —
Ezquerra del Bayo, Bemerkungen über den Bergbau der Mauren zu Rio-Tinto
und über die dort jetzt stattfindende Gewinnung des Cement-Eupfers; Karst. Arch.
f. Mineral., IV, 1832, 411—418. — Schönichen, Die Schwefelkieslagerstätten der
Provinz Huelva; Berg- u. Hüttenm. Ztg., XXII, 1863, 200—203, 229—232, 241—243. —
Gonzalo y Tarin, Resefia geolögica de la provincia de Huelva; Boletin de la
comision del Mapa geologico de Espa&a, V, 1878. Mit zwei geologischen Karten der
Provinz und des Bergbaudistrikts; Ref. N. Jahrb., 1879, 932. — Caron, Bericht über
eine Instruktionsreise in Spanien; Ztschr. f. d. Berg-, Hütten- u. Sal.-Wesen, XXVIII, 1880.
105—147, Lit. — R. Wimmer, Die Kieslagerstätten des südlichen Spaniens und
Portugals; Berg- u. Hüttenm. Ztg., XLII, 1883, 327—329, 341-343, 356—358. Mit
Tafel. — The mines at Rio-Tinto, Spain; Eng. and Min. Joum., XXXVI, 1883,
310 — 311, 325—326. — Bosscha, Über die Geologie von Huelva. Kurze briefliche
Mitteilung; N. Jahrb., 1885, 11, 230—234. — Co Hins, On the geology of the Rio-
Tinto Mines with 'sorne general remarks of the pyritic region of the Sierra Morena;
Quart. Journ. geol. soc. London, XLI, 1885, 245 ff.; Ref. N. Jahrb., 1887, IL -42-. —
Hussak, Mikroskopische Untersuchung spanischer Porphyre, gesammelt von Dr.
E. Schulz; Verh. naturh. Ver. f. Rheinl. u. Westf., 1887, Correspond. 100—102. (Die
beschr. vier Gesteine stammen von der Pena de Hierro. Prov. Huelva.) — Stapff,
Geologisches aus Spanien; Berg- u. Hüttenm. Ztg., L, 1891, 53—55.
Die schichtigen LagerstätteD.
Am Aufbau des Gebiets Dehmen Eniptiv-
gosteine nnd 0. — W. streichende, sehr stark ge-
faltete, vielfach zusammengeschobene und über-
kippte paläozoische Schichten teil. Überschiebungen
sind mehrfach beobachtet worden, aber bisher in
ihrer Bedeutnng noch nicht hinreichend studiert.
Die Ablagerangen bestehen vorzugsweise ans Ton-
schiefern, nur ontergeordnet ans Granwacken nod
nar selten ans Kalksteinen; sie gehören in dem
hier zu besprechenden Gebiet dem Silur nnd Culm^)
an. „Devon ist nicht bekannt; doch ist zu be-
merken, da sich die Uoterscheidnng der Schichten
vielfach nur auf subjektiv wahrnehmbare, petro-
graphische Unterschiede, selten auf spärliche
Fossilienfunde grUndet, daß in der Abgrenzung des
Silurs vom Culm noch wesentliche Abändemngen
zu erwarten stehen, und daß gewisse Silnr-
bildungen, ihrer Hercynfauna wegen, schon jetzt
zum Devon gerechnet werden mUssen" (Klock-
mann). Querverwerfungen sind zahlreich, die
durch sie erzeugten Störungen aber im allgemeinen
nicht beträchtlich. Nach Gonzalo y Tarins
Aafnahmen wDrden die Ei eslager statten sowohl
im Silur wie im Culm auftret«n. Nach Elock-
manns obigen Bemerkungen dürfte den bisher
noch wenig beachteten Überschiebungen „das
stellenweise ganz unvermittelte Auftreten von
Culmschichten mitten zwischen silnrischen Ab-
lagerungen zuzuschreiben sein" nnd sich wohl
das geologische Kartenbild bei genaueren Unter-
suchungen noch etwas ändern. Neuerdings sind
auch in Schichten, welche bis dahin als siluriscb
gegolten haben, reichliche Funde der culmischen
Posidonia Becheri gemacht worden.
Die in dem Gebiete auftretenden Eruptiv-
gesteine sind teils saure Quarzporphyre und quarz-
freie Porphyre, teils basischere Gresteine. wie Dia-
base (Diabasporphyrite), welche durch Übergänge
') Über den Nachweis des letzteren siehe Sand-
berger, Verb, k. k. EeichB-Anet., 1870, 291. — Perd.
Eömer, ZUchr. d. deutsch, geol. Ges., XXIV, 1872,
589 ff., XXV, 1873. 347, XSVUI. 1876, 354 ff Der
Nschweia Etutzte sich vor allem auf das Vorkommen der
Posidonia Becheri ; außer weitereo Poaidonien- Arten ist
auch der Goniatitea aphaericus gefunden worden.
Die Eieslager. 349
miteinander verknüpft und parallel den Schichten eingelagert sind. Nach der Auf-
fassung Gonzalo y Tarins und de Launays wären dieselben intrusiver Ent-
stehung, also jünger als die Sedimente; sie hätten dann gelegentlich der Oebirgs-
faltung die Schichten durchbrochen. Dem gegenüber aber betont El o ck m an n , daß
dieselben schon an Ort und Stelle gewesen sein müssen, als die Faltung vor sich ging;
denn die weniger mächtigen Vorkommnisse machen alle Windungen und Faltungen
des Gfebirgs mit, sie zeigen allgemein eine Druckschieferung, und dort, wo mehrere
Eruptivmassen übereinander liegen, ist nicht selten durch petrographische Übergänge
eine Verwandtschaft derselben angedeutet. Klockmann hält deshalb diese Porphyre
und Diabase für Deckenergüsse; sie verlaufen in vollkommenster Konkordanz mit dem
Nebengestein und sind nach seinen Beobachtungen von deutlichen Tuffablagerungen
begleitet. „Eine geologische Karte ihrer Hauptverbreitungsgebiete würde ein
Bild liefern, das im wesentlichen nicht abweicht von einer Darstellung des
nassauischen Eruptivgebiets. ^ Klockmann hat ferner durch Aufnahmen nach-
gewiesen, daß die einzelnen Porphyrmassen häufig nur durch 1 m mächtige
Schiefermittel voneinander getrennt sind, und daß umgekehrt auch die ersteren,
die manchmal bis zu 100 m anschwellen, gleichfalls sehr geringe Dicke besitzen
können. Auf Gonzales Karte liegen die Eruptivgesteine innerhalb weithin
streichender Streifen von „metamorphosierten" Sedimenten; an zahlreichen Stellen
sind solche letztere eingetragen, wo sich überhaupt auf mehrere Kilometer hin
eruptive Gesteine nicht nachweisen ließen. Klockmann erblickt in diesen Zonen
Tuffe und tuff- und aschenhaltige Gesteine, welche durch Übergänge mit tuff-
freien Sedimenten verbunden sind. Nach Gonzalo soll die „Metamorphose'' die
Schiefer in „Porphyroide^ von kristalliner Struktur umgewandelt haben. Die
grünlich-weißen Gesteine, welche zu Rio-Tinto zwischen den Kieslagem und im
Kontakt mit Porphyr auftreten, enthalten Feldspatkristalle, sind von Quarzadern
durchzogen und führen Eisenglanz und Pyrit; bei Zarza treten in der Nähe des
Kiesstockes manganführende Jaspise auf. In den von Gonzalo angegebenen äußer-
lichen Merkmalen sind durchaus keine Beweise für eine Kontaktmetamorphose ge-
geben, solche hätten durch ein genaueres mikroskopisches Studium erbracht werden
müssen. Diesbezügliche Veröffentlichungen liegen noch nicht vor, und Klock-
mann s Auffassung hat bisher noch keine überzeugende Widerlegung gefunden.
Die Kieslagerstätten sind an eine mehr als 200 km lange, dabei ungefähr
20 km breite, etwa 0. — W. streichende Zone gebunden. Bisher (Klockmann,
1894) sind über 50 solcher Vorkommnisse bekatint geworden. Ihre Dimensionen
schwanken außerordentlich. Nachstehende, von Vogt mitgeteilte Angaben sollen
die Ausmaße einiger Lagerstätten wiedergeben:
Durch-
Länge
Größte
schnittliche
Mächtigkeit
Mächtigkeit
a. d. Oberfläche
m
m
m
Dionisio | i ^
ca. 1000
ca. 150
ca. 60—70
Südlager S ö
. 1100
. 180
„ 40 60
Nordlager J g ^
„ 300
„ 100
. 80
AguasTenidas . .
„ 150
. 75
« 50
San Domingos . .
„ 400
. 75
„ 80 50
Kiesareal
Tiefster
an der
Schacht
Oberfläche
1896
qm
m
60000 70000
875
50000
800
25000
150
7000
150
15000
150
350 Die schichtigen Lagerstätten.
Manche der Eieslager sind einige hundert Meter lang nnd wenige Meter
dick. Die größeren haben zam Teil die Form gewaltiger Klumpen und gegenüber
ihrer großen Mächtigkeit eine verhältnismäßig kleine streichende Länge, dabei
scheinbar nur eine geringe vertikale Erstreckung. Sie keilen sich ziemlich rasch
nach der Tiefe aus.^) Im großen ganzen ist die Form der Kiesmassen eine
linsenförmige. Ihre gemeinsamen Merkmale sind nach Klockmann folgende:
Die Kiese liegen konkordant zwischen dem Nebengestein; bei scheinbaren
Ausnahmen läßt sich nachweisen, daß Schieferung mit Schichtung verwechselt
worden ist. Es fehlen alle Anzeichen für ein späteres Eindringen der primären
Kiesmassen längs Spalten. Tektonische Begrenznngsflächen, wie bei Gängen,
oder Zerreibungsprodukte. Nebengesteinsbruchstücke, an- und ablaufende Trümer
sind nicht vorhanden. Scheinbare Ausbuchtungen und Gabelnngen der Massen,
welche man wohl als Trümer bezeichnet hat, führt Klockmann auf Wechsel-
lagerung mit dem Nebengestein, auf Einfaltungen und auf Unregelmäßigkeiten
der Ablagerungsflächen zurück. Auf jeden Fall haben sie aber mit Gangspalten
nichts zu tun. Scheinbar werden wohl die Kieslagerstätten von mürben, salband-
ähnlichen Zonen des Nebengesteines begleitet. Diese sind aber dadurch entstanden,
daß die durch die Verwitterung der Kiese entstehende Säure das Nebengestein
zersetzt hat; wo in größerer Teufe der Kies nicht mehr verwittert ist, schwinden
auch diese mürben Nebengesteinsmassen. In der Erzmasse fehlen Drusenräume
ganz, auch im übrigen ist ihre Struktur verschieden von derjenigen der Erzgänge.
Der Kies ist in seiner ganzen Masse derb und mit sehr seltenen Ausnahmen
ohne Andeutung einer Schichtung oder Bänderung. Nur ausnahmsweise ist eine
solche z. B. bei Tharsis und San Telmo zu erkennen, und zu La Laja kommen
nach Vogt Erze vor, die ganz so aussehen wie die melierten Erze des Rammeis-
bergs. ^) „Im Hangenden wie im Liegenden der Kieslager finden sich manchmal
Schiefer, welche mit Kiesen imprägniert sind, im übrigen aber sich nicht von
den erzleeren Schiefern unterscheiden; zwischen derben Kiesmassen und erz-
führenden Schiefern besteht nur ein quantitativer Übergang.^ (Klockmann.)
Es spricht nichts dafür, daß die Einwanderung der Kiese im Gefolge der Gebirgs-
faltung vor sich gegangen sei. Falsche Schieferung findet sich nicht nur im
Nebengestein der Lager, sondern auch in den Kiesmassen selbst.
1) * Es versteht sich wohl von selbst, daß die jetzige, oft so merkwürdige Gestalt
der Kieslager keine ursprÜDgliche zu sein braucht und auch kaum ist. Sie dürfte wohl
die Folge von Zerreißungen, Zerdehnungen und Walzuugen in dem hochgradig gefalteten
und zerrissenen Gebirge sein. Man beachte die Fig. 82, welche eine einfachere Wieder-
gabe von Gonzalo y Tarins Abbildung, Bd. III, Taf. IX, Fig. la, 2a ist. Die zu-
sammengehörigen Lager besitzen zusammen eine streichende Länge von 2300 m. Es ist
femer selbstverständlich anzunehmen, daß solche Zerreißungen auch in vertikaler Richtung
stattgefunden haben, wenn naturgemäß auch die nicht zutage streichenden, jedenfalls
aber in der Tiefe vorhandenen Linsen unbekannt geblieben sind. Auch kann man nicht
wissen, wieviel von der vertikalen Erstreckung der ausstreichenden Eieslager bereits
der Abrasion zum Opfer gefallen ist. '*'
^ Vogt fügt dem hinzu: „Dies deutet entschieden auf dieselbe Genesis der zwei
Erzlagerstätten. ""
Die Kieslager. 351
Die hauptsächlichsten Bestandteile der unzersetzten Lagerstätten sind
Schwefel- und Kupferkies. Zinkblende und Bleiglanz sind zwar weit verbreitet,
indessen nicht in grofien Mengen vorhanden. Magnetkies kommt nur stellenweise
vor, Arsenkies findet sich selten rein, ist indessen in inniger Mischung gewöhnlich
an die Pyrite gebunden. Kupferindig, Kupferglanz (Mineral negrillo), Buntkupfererz
treten stellenweise sekundär auf und erhöhen den Kupfergehalt der Masse.
Markasit ist nicht selten. Den eisernen Hut der Lagerstätten bilden Braun-
und Boteisenerz, letzteres in verschiedenen Modifikationen; stellenweise (z. B. in
den Lagerstätten von' Cala) soll auch Magnetit als wichtiges Umwandlungsprodukt
des Pyrits auftreten. Gediegen Kupfer, Kupferlasur, Malachit, Eisen- und Kupfer-
vitriol sind mehr oder weniger häufig. Kupferglanz wird in den alten römischen
Abbauen als sekundäres Produkt angetroffen.
Äußerlich sind die Lagerstätten gekennzeichnet durch den eisernen Hut
oder, wenn sie im Altertum durch Tagebau bearbeitet worden waren, durch mehr
oder weniger tiefe graben- oder sogar talförmige Einsenkungen. Aus beiden
Erscheinungen läßt sich in der E«gel ein Schluß auf die Ausdehnung der Lager-
stätte, teilweise auch auf ihre Zusammensetzung ziehen. Den eisernen Hut
dieser Kiesmassen nennt der spanische Bergmann den sombrero oder montera de
hierro, den intensiv roten, eisenschüssigen Boden die tierra colorada. Die Tiefe,
bis zu welcher die Verwitterungszone hinabsetzt, ist natürlich nicht überall
dieselbe, sie beträgt von 2 — 3 m bis zu 50 m. Der Übergang vom eisernen
Hut zum unzersetzten Erz ist meistens ein unvermittelter. Wie Vogt berichtet,
enthält im Nordlager von Rio-Tinto eine bis zu einigen Dezimetern mächtige erdige
Lage zwischen dem zersetzten und frischen Kies einen Goldgehalt von etwa
15 — 30 g Gold und etwa 1,25 kg Silber in der Tonne. Diese Anreicherungen sind
sekundär verlagerte Rückstände der weggeführten Kiese. Die Verwitterung der
letzteren ging in enormem Maße vor sich, und auch in historischer Zeit hat
noch eine ganz bedeutende Wegfuhr von Vitriolen stattgefunden. So hat
D. Casiano dePrado^) berechnet, daß die Lagerstätten von Rio-Tinto seit dem
Sturz des römischen Reichs etwa 80000 t Kupfer durch Auslaugung verloren
hätten. Wie groß die weggeführten Mengen von Eisen gewesen sein müssen,
dafür sprechen die Eisenockerabsätze längs der Flüsse, welche die Provinz durch-
strömen, und der Fluß Rio-Tinto hat, wie sich denken läßt, von ihnen seinen
Namen.
Nach Gonzalo gibt es kein allgemein geltendes Gesetz für die Verbreitung
des Kupfergehaltes. Man hat die Regel aufstellen wollen, daß der relative
Kupfergehalt des Kieses im umgekehrten Verhältnis zur Kiesmasse stehe; im
großen ganzen sollen zwar nach Gonzalo die kleineren Kiesstöcke etwas
reicher an Kupfer sein als die großen, aber auch das ist keine Regel. Ganz
kupferfrei sind nur wenige Kiese, beispielsweise der von El Confessionario.
Die allgemeine Zusammensetzung des aus Huelva exportierten Kieses erhellt
aus folgenden von Gonzalo mitgeteilten Analysen:
0 Zitiert von Gonzalo.
352
Die schichtigen Lagerstätten.
S 48,00
Fe 40,74
8,42
0,82
Spur
0,21
Spur
0,21
0,08
5,67
0,09
0,91
Cu
Pb
Zn
As
Sb
CaO
MgO
SiO«
0 an Fe gebunden .
Feachtigkeit . .
49,30
41^41
5,81
0,66
Spur
0,31
Spur
0,14
Spur
2,00
0,25
0,05
49,60
42,88
2,26
0,52
0,10
0,28
Spur
0,18
Spur
2,94
0,15
0,95
44,60
38,70
3,80
0,58
0,30
0,26
Spur
0,14
Spur
11,10
0,23
0,17
99,46
99,88
100,15 99,93
Daneben geringe Mengen von Silber und Gold.
Im besonderen ist die Zusammensetzung der Exporterze des Dionisio- und
des Nerva-Kiesstocks zu Kio-Tinto (I) und des Nordlagers von Tharsis (II) folgende:
I.
11.
I.
IL
S . . . . 47,76
47,43
Au ... . 0,0000892
Fe . .
43,99
41,30
Se . .
Spuren
Cu .
3,69
3,73
Tl . .
Spuren
Pb . .
0,10
0,58
Mn . .
Spuren
Zn . .
0,24
Spuren
CaO .
0,23
0,67
Co . .
0,05
0,06
MgO .
. 0,07
0,10
Ni . .
Spuren
SiOg. .
1,99
3,68
As . .
0,83
0,33
SOg .
1,40
Sb .
0,14
HgO.
. 0,48
Bi .
0,37
Spuren
Organisches
0,13
Ag.
0,004
0,01
Im Kontakt mit den eruptiven Gesteinen oder in ihrer Nähe bemerkt man
Anreicherungen von Kupfererzen besonders dann, wenn jene durch die Verwitterung
des Kieses hochgradig zersetzt und in kaolinische Massen umgewandelt worden
sind.^) Aus diesem Grunde hat man in einzelnen Zonen der Mine San Telmo
eine außergewöhnliche Anreicherung des Lagers bis auf 9^/q Kupfer beobachten
können. Mit derartigen sekundären Vorgängen dürfte auch die sehr wichtige
Erscheinung zusammenhängen, daß die Kieslagerstätten im allgemeinen nach der
Tiefe zu an Kupfer ärmer werden. So hat das Lager von San Domingos nach
Vogt unmittelbar unter dem eisernen Hut 4 — 5^/^, in 60 — 80 m 2®/^ in 100 m
etwa 1,5 ®/o und in 130 m Tiefe nur noch 1 — 1,25 ®/q Kupfer ergeben. Es ist
das dieselbe Erscheinung, welche den Wert der Faluner Kiese (Schweden) mit
vorschreitendem Abbau geringer werden ließ.^) Als Folgen solcher sekundärer
Umlagerungen will man zu Kio-Tinto Gänge von Quarz, Kupferglanz, Bunt-
kupfererz und Kupferkies ansehen, in denen auch Bleiglanz, Zinkblende und
') Der Kaolin adsorbiert Kupfersalze.
2) Siehe auch S. 319.
Die Eieslager. 353
Fahlerz auftreten. Sie sind schon von den Körnern für sich abgebaut worden,
und auch heute noch lohnt sich ihre gesonderte Bearbeitung, wofern sie nur
mächtig genug sind.
Die wichtigsten Lagerstätten der Gegend sind folgende:
1. Bei Rio-Tinto.
a) Das Nervalager (Criadero de Nerva). Dasselbe ist auf etwa 1000 m
im Streichen nachgewiesen worden; seine größte Mächtigkeit hat etwa 130 m
(nach Vogt 180 m) betragen. Im Hangenden der Lagerstätte steht Tonschiefer
an, sein Liegendes wird als Porphyr bezeichnet. Mit diesem Nervalager dtlrfte
b) das Lager von SanDionisio eine geologische Einheit bilden; dasselbe
wird durch eine etwa 200 m lange Zone kleinerer Kiesmassen von ersterem
getrennt und ist gegenüber diesem etwas nach Süden verschoben. Beide streichen
ungefähr OW. und werden miteinander als die Südlager benannt (Fig. 82).
Das Dionisio-Lager ist etwa 1000 m lang und hat ungefähr 150 m (nach Vogt
1896, nach Gonzalo 1888 100 m) größte Mächtigkeit. Hangendes und Liegendes
ist wie bei dem Nervalager, beide Lager fallen fast senkrecht ein.
Nördlich von den vorigen befinden sich die drei Lager BalcöndelMoro,
La Cueva del Lage und Salomön, die zusammen als das Nordlager bezeichnet
werden. Zu römischer Zeit und schon vorher durch die Phönicier haben die
Nordlager eine intensive Bearbeitung erfahren, wie aus den riesigen Schlacken-
massen in ihrer Umgebung hervorgeht.
Die Kiesmassen bei Rio-Tinto werden teils im Tagebau (Nervalager z. T.),
teils unterirdisch abgebaut (Nervalager z. T., Dionisio und die drei Nordlager).
Insgesamt sollen sie nach einer Berechnung Vogts 175 — 200 Mill. Tonnen
Erz enthalten haben, von denen noch 135 Mill.^) vorhanden sein dürften. Ein
nicht unbeträchtlicher Teil dieser Masse ist indessen kupferarm.
2. Bei Tharsis, 5 km nördl. vom Städtchen AI osno. Man baut dort auf
5 Kiesstöcken und auf Tonschiefem, welche reichlich mit Kiesen imprägniert
sind; auch hier zeugen Schlacken und alte Baue davon, daß die Minen bereits
den Phöniciem und Römern Kupfer geliefert haben. Nach Rio-Tinto sind die
Lagerstätten von Tharsis die größten. Sie liegen eingebettet in Tonschiefern,
die mit Grauwacken wechsellagern; als „Porphyre" bezeichnete Gesteine finden
sich in der Umgebung, scheinen indessen nicht in unmittelbaren Kontakt mit den
E^iesmassen zu treten. Der mächtigste der Kiesstöcke von Tharsis ist etwa
600 m lang und soll eine mittlere Mächtigkeit von 100 m besitzen.
3. Zu Zarza existieren drei Kiesstöcke. Unmittelbar bei dem Orte zieht
sich eine Kiesmasse von etwa 800 m Länge hin. Sie besteht aus zwei Linsen
von je 450 m Länge, welche wie aneinander vorbeigeschoben sind und durch
ein schmales und kurzes Verbindungsstück zusammenhängen (Fig. 82). Die
südwestliche hat eine größte Mächtigkeit von etwa 100 m, die nordöstliche
eine solche von etwa 75 m. Eine zweite Masse macht sich südöstlich der Stadt
auf eine Entfernung von über 1000 m hin durch ihren eisernen Hut bemerkbar.
Eine dritte kleine Linse liegt 250 m westlich der ersteren und im Streichen
^) Mineral Industry, 1895.
Stelzner-Bergeat, Erzlagerstätten. 23
854 Die schichtigen Lagerstätten.
derselben. Die Eiesstöcke von Zarza sind nach Gonzales Übersichtskarte nnd
Beschreibung in Tonschiefer eingeschlossen.
4. San Telmo. Das Gebiet ist von starken tektonischen Störnngen
betroffen worden, die Tonschiefer- nnd Grauwackeschichten sind vielfach im
Streichen wie im Fallen gebogen; dieEieslager haben diese Störungen mitgemacht
und besitzen deshalb ganz besonders unregelmäßige Formen.^) Von den etwa
zehn Eiesmassen ist der San Telmo-Kiesstock der bedeutendste; er ist bogen-
förmig gekrümmt, mehrfach verzweigt und besitzt eine Länge von 400 m bei
einer wechselnden Mächtigkeit bis zu 30 m. Die Kiesstöcke scheinen nur von
Schiefem begleitet zu sein.
5. Auf portugiesischem Grebiet liegt die Grube von San Domingos.
Der senkrecht einfallende Kiesstock ist 500 m lang und an der Oberfläche 60 m
mächtig. Auf der Südseite wird er von einer schmalen Bank eines Gesteines
begleitet, das deLaunay als Diabas bestimmt hat. Auf der anderen Seite
stehen stark zersetzte Schiefer und eine Breccie an, deren Trümmer von Schwefel-
kiestrümem durchzogen und eingehüllt sind. Quarzporphyr wird nach einer
Kartenskizze deLaunays in einiger Entfernung von der Lagerstätte beobachtet,
im großen ganzen aber bilden Schiefer das Nebengestein letzterer. Als Ver-
witterungsprodukt findet sich zu San Domingos auf Klüften Anglesit; femer haben
schon hier wie zu Bio-Tinto die Römer G^nge mit Buntkupfererz usw. abgebaut,
welche den Kiesstock durchsetzen. Nach Vogt ist die Kupferproduktion der
Domingosgrube in der Abnahme begriffen; der Abbau ist bereits bis zu
100 m über dem mutmaßlichen unteren Ende des Stocks vorgeschritten, und
zudem soll der Kupfergehalt sich mit zunehmender Teufe verringert haben. Von
einer jährlichen Produktion von 7000 — 8000 t Kupfer in den achtziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts ist der Ertrag auf 3400 — 4400 t in den neunziger Jahren
heruntergegangen.
Außer den genannten Vorkommnissen gibt es noch eine große Anzahl von
Kieslagerstätten in der Provinz Huelva, über welche Gonzales ausführliche
technische, statistische und historische Angaben unterrichten.
Die Entstehung der spanisch-portugiesischen Kieslagerstätten ist sowohl
im Sinne einer Syngenese, wie einer Epigenese erörtert worden. F. Römer
hat dieselben für schichtig gehalten und glaubte, dieselben seien gleichzeitig
mit dem Nebengestein als mariner Absatz entstanden. Gonzalo und mit
ihm de Launay hält sie für spätere Gebilde. G«birgsfaltung, Intrusion der
Gesteine und Einwanderung der Sulfide auf Spalten seien Teile desselben
Phänomens. Klockmann hat zuerst die Entstehungsweise der Huelvakiese
eingehender erörtert und ist auf Gmnd eigener Studien über die Frage zu dem
Schlüsse gekommen, „daß die spanisch-portugiesischen Kieslagerstätten, die
bedeutendsten Vertreter der Familie, echte Lager sind, gleichalterig mit dem
umgebenden Nebengestein^. Die Auffassung Klockmanns ist durch Vogts
Aufsatz (1899) nicht entkräftet worden.
Der Bergbau in der Provinz Huelva und zu San Domingos ist einer der
ältesten Europas. Er reicht zurück bis in die allererste Zeit der Verwendung
1) Gonzalo y Tarin, II, Taf. 25-26.
Die Kieslager. 356
des Kupfers und wurde, wie das z. B. bei Eio-Tinto und Tharsis antike Schlacken-
hänfen, ja ganze Schlackenberge beweisen, schon von den Phöniciern, Karthagern
und Römern schwunghaft betrieben. Diese antiken Arbeiten waren zum guten
Teil Tagebaue und haben stellenweise zu grabenartigen Vertiefungen der Oberfläche
geführt; indessen stammen aus jener 2^it und besonders aus der spätrömischen
auch zahlreiche Schächte und großartige Stollenanlagen. Intensiv scheint der
Bergbau zur Zeit des Kaisers Nerva (96 — 98 n. Chr.) getrieben worden zu sein ;
die in den Schlackenmassen vorgefundenen Münzen reichen aber bis in die Zeit
des Kaisers Honorius (393 — 423). Zur Zeit der Araber ruhte der Bergbau wohl
fast ganz, kam gänzlich in Verfall während des Mittelalters, und noch im XVI. und
XVn. Jahrhundert, als die Spanier genug Reichtümer aus den amerikanischen Be-
sitzungen zogen, kam es nur zu geringen Versuchen, die alten Baue und vor allem
auch die antiken Schlacken wieder nutzbar zu machen. 1725 nahm ein Schwede,
Liebert Wolters, mit deutschen und schwedischen Bergleuten den Betrieb zu Rio-
Tinto in die Hand, 1752 wurde zum ersten Male Zementkupfer dargestellt, 1790
gab es schon zehn Schmelzöfen. 1873 hatte die Regierung die Mine von Rio-Tinto
gekauft, 1875 verkaufte sie dieselbe an die jetzige englische Gesellschaft. 1858
wurde die Grube von San Domingos, 1866 diejenige von Tharsis in Betrieb
gesetzt. Während man bis dahin, gezwungen durch die verwitterten Massen
der Lagerausbisse, unterirdischen Abbau betrieben hatte, schritt man 1867 zu
San Domingos, bald nach 1875 auch zu Rio-Tinto zu der Abräumung der
letzteren, so daß in jenen (Gebieten mächtige Tagebaue heute die Regel sind.
Die Provinz Huelva gehört jetzt zu den hauptsächlichsten Kupfer-
produzenten der Erde. Es betrug die Weltkupferproduktion im Jahre 1902
533763 t; davon entfallen auf Spanien und Portugal 50767 t, auf Rio-Tinto
35031 t, auf Tharsis 6817 t. Das Kupferausbringen der Gruben von Rio-Tinto
allein entstammte ungefähr 1900000 t Erz, von denen 720000 t nach England,
Deutschland und Nordamerika verschifft wurden. Im gleichen Jahre produzierte
Deutschland 21951 1 (Mansfeld 19050 1), die Vereinigten Staaten 277047 t, Mexiko .
40640 t, Japan 30251 t, Chile 29393 t, Australien 29098 t. Im Jahre 1879
lieferte Rio-Tinto 13751 t, Tharsis etwa 11400 t, San Domingos 4690 t; 1887
stellen sich die Ziffern auf bezw. 28500 t, 11000 t und 7000 t.
Anhang: Ablagerungen von Schwefeleisen in lakustren und marinen jüngeren
Schichten.
Kiesausscheidungen sind zwar in vielen jüngeren, marinen Schichten anzu-
treffen, und es sei da nur an die frtther erwähnten pyritführenden Tone erinnert,
welche in sehr gleichbleibender Entwickelung manche konkretionären Eisenerze
des Jura begleiten (S. 215 u. 219). Aber, soweit bekannt, sind in jüngeren Sedimenten
nirgends wieder eigentliche kupferführende, massige Kieslager zur Entwickelung
gekommen. Die nachstehend erwähnten Vorkommnisse können auch schon deshalb
nicht mit den Kieslagem verglichen werden, weil sie grofienteils in süßen
Wässern und wohl unter dem besonderen Zutun pflanzlicher Verwesung ent-
standen sind. Das Schwefelkies vorkommen von Wollin aber beweist, daß sich
lokal in kalkigem marinen Schlamm größere reine Massen des Eisensulfids
unabhängig von vulkanischen Ereignissen zu bilden vermögen, wie das dann
weiterhin noch an anderen Beispielen gezeigt werden soll.
Die in den verschiedensten Gegenden Deutschlands auftretenden tertiären
Braankohlenablagerungen sind mehr oder weniger reich an Pyrit und vor
allem an Markasit in £'istallen und Konkretionen. Ihre Verwitterung führt
zur Bildung von Alauntonen, welche technische Bedeutung gewonnen haben,
während die Sulfide zur Darstellung von Eisenvitriol verwendet worden sind.^)
^) V. Dechen, Die nutzbaren Mineralien und Gebirgsarten im Deutschen Reiche,
1873, 683—685.
23*
356 Die schichtigen Lagerstätten.
Za Bachsweiler am Ostabhange der Vogesen ist die Braunkohle gröfitenteils
zur Darstellung von Alaun und Vitriol, nur zum geringeren Teil als Brenn-
material benutzt worden. In den Tonen und Sanden der Braunkohlenformation
des Aachener Bergreviers kommen neben Sphärosideriten und Brauneisenstein
geschlossene Bänke von Schwefeleisen vor. Eine Eiesbank von 2 m Mächtig-
keit soll in dem Bohrloch der Gemeinde Winkel bei Eheinberg, Kreis
Mors, in 280 m Teufe erbohrt worden sein; sie hatt« grünen Sand als
Hangendes und bläulichen Ton als Liegendes.^) Im Falkenau-Karls-
bader Becken finden sich z. B. bei Altsattel Eisenkies und Markasit, teils
in Knollen, teils eingesprengt, so reichlich in den Tonen der Braunkohlen-
formation, daß sie zur Schwefelsäuredarstellung Verwendung gefunden haben. ^)
Diese Beispiele ließen sich außerordentlich vermehren, die Verbreitung be-
sonders der Alauntone ist gleichfalls eine sehr weite. Solche Tone ent-
halten erdige Beimengungen von Braunkohle und sind reichlich mit Schwefel-
kies oder Markasit imprägniert; sie bilden häufig das Hangende der Braun-
kohlenflöze. V. Dechen zählt eine große Menge solcher Vorkommnisse
auf, welche technisch verwertet worden sind, beispielsweise am Bande des
rheinischen Schiefergebirges bei Friesdorf und Godesberg, Lengsdorf, Alfter im
Kreis Bonn, bei Oberkassel, Stieldorf, PUtzchen, Ruhleben an der Grenze des
Siegerkreises und des Kreises Bonn, bei Spich im Siegkreis, bei Neuwied; in
Hessen liegen u. a. unter der Blätterkohle von Annerod Knollen und Körner
von Kies in Basalttuff; im Beg.-Bez. Cassel wurde bei Oberkaufungen früher
Alaun, in neuerer Zeit Kies für die Schwefelsäuredarstellung gewonnen, in
ähnlicher Weise geschah dies bei Groß-Almerode, wo prächtige Markasitknollen
gefunden werden. Die in den Braunkohlen von Westeregelu im Reg.-Bez.
Magdeburg vorkommenden Kiese sind früher zur Vitrioldarstellung benutzt
worden. Bei Schwemsal, nahe Düben im Kreis Bitterfeld, Reg.-Bez. Merseburg,
kennt man drei 11,80 — 12,55 m mächtige Lager von Alaunton mit zwischen-
liegendem Sand, welche mehrere Kilometer weit zu verfolgen sind, usw.
Viele Torflager sind so reichlich mit Eisenkies durchsetzt, daß sie bei
dessen Verwitterung zu Vitriol torf werden. Mehrere Beispiele erwähnt
V. Dechen aus den Kreisen Düren, Torgau, Wittenberg, Grottkau und Neiße.
Über die oberschlesischen Vitrioltorflager hat F. Römer*) berichtet.
In der oberen Kreide (Scaphiten schichten) der Insel WoUin,^) und zwar
nur in den unteren, nicht feuersteinführenden tonigen Schichten, kommen reichliche
Mengen von Schwefelkies „in den mannigfachsten und seltsamsten Formbildungen"
vor. „Bald sind es Nester, Nieren, Adern, bald Platten und Knollen. Besonders
reich an Schwefelkies scheint die nicht feuersteinführende Kreide am Ostseestrand
bei Jordansee zu sein" (Behrens). Dort wurde im Jahre 1859 ein Kiesberg-
bau eröffnet, nachdem man schon im XVI. Jahrhundert eine Verwertung des
Erzes versucht hatte. In dem grauen Gesteine kommen Knollen und Platten
bis zum Gewicht von mehreren Zentnern vor, welche meistens ringsum von
Markasit umgeben sind. Man hat s. Z. bei Swinhöft ein Bohrloch nieder-
gebracht, welches für die pyritführende Schicht eine Mächtigkeit von mindestens
30 m unter dem Meeresspiegel ergab. Durch die Brandung wird der Schwefel-
*) H. Wagner, Beschreibung des Bergreylers Aachen, 1881, 55.
*) Katzer, Geologie von Böhmen, 1388—1391. — Hauer, Geologie der Österreich.-
Ungar. Monarchie, 2. Aufl., 1878.
*) Geologie von Oberschlesien, 1870, 663. — Weiteres über den oberschlesischen
Vitrioltorf und den letzteren im allgemeinen siehe bei F. Senft, Die Humus-, Marsch-,
Torf, und Limonitbildungen. Leipzig 1862, 148—150.
*) Unger, Der Schwefelkiesbergbau auf der Insel Wollin; Ztschr. d. d. geol.
Ges., XII, 1860, 548—566. — Behrens, ebenda XXX, 1878, 235—236.
Die Eieslager. 357
kies aus dem über dem Meere in 6 — 9 m Mächtigkeit anstehenden Ton heraus-
gewaschen: „In dem Felde der Grube Gottestreue enthält der Strand eine große
Menge Schwefelkies, welcher wegen seines spezifischen Gewichts von dem im
Laufe der Zeit abgespülten £[tlstenlande zurückgeblieben ist. Zu Zeiten, wo die
Wogen den leichten Sand fortgeführt haben, liegen ganz reine Lager von
Schwefelkiesgeschieben auf dem Strande, und wenn der Landwind die See hinaus-
drängt, sieht man sogar weit in das Meer hinein unter dem Wasser den Kreide-
grund mit den Schwefelkieseinlagerungen" (Unger). Die über dem Meere am
Strande liegenden Schwefelkiese sind durch die Atmosphärilien so stark ange-
griffen worden, daß der ganze Sand rot gefärbt und fast aller Schwefelkies als
solcher verschwunden ist; er ist nur dort unverändert, wo er vom Seewasser
bedeckt wird. Eine anschauliche Schilderung der ehemaligen Kiesgewinnung
hat gleichfalls ünger gegeben. Die Schwefelkiese ließen sich in großen Mengen
nach jedem Sturm am Ufer auflesen, im übrigen wurden sie aus dem Boden
gegraben. Ein einzelner Mann vermochte an einem Tage 2 — 3 Ztr. zu gewinnen.
Auch ein weniger ergiebiger unterirdischer Bergbau war eingeleitet worden.
Der Kies war sehr rein und wurde zur Vitriol- und Schwefelsäuredarstellung
benutzt. Im Jahre 1859 betrug die Forderung 4192 Ztr.
Ein merkwürdiges Vorkommen von Sulfaten und Sulfiden ist von der
Naphthainsel Tscheleken^) im kaspischen Meer bekannt geworden. Eine
schmutzig ockergelbe, 6 m mächtige erdige Masse bildet Hügel in der Mitt« der
Insel, etwa 1,5 km von der Westküste derselben entfernt. Das Eisensalz liegt
frei zutage und besitzt in der Tiefe eine intensivere Färbung. Am Fuße der
Hügelkette treten heiße Quellen mit Spuren von Naphtha hervor. Der Fundort
heißt Sarakaja. Das Salz besteht größtenteils aus einem wasserhaltigen Eisen-
oxydsulfat und ist wohl Gelbeisenerz (K^O . 4 FcgOg . 5 SOg + 9H2O). Die
Turkmenen benutzen dasselbe zum Färben der Teppiche, indem sie daraus mit
Granatäpfelschalen eine schwarze Tinte darstellen. Ein anderes Eisensalzlager
liegt 5 km von dem vorigen; es besteht in seinen oberen Teilen aus einer fuß-
dicken Lage von Eisenvitriol, darunter liegt eine über 1 m mächtige Masse
eines schön zitron- bis orangegelben Salzes, das von Frenz el nach dem Fund-
orte Urus ürsit genannt worden ist (2 Na^O . Fe^Og . 4 SOg + 7 H^O) ; es ist
verunreinigt mit Eisenvitriol. Der letztere ist durchwachsen mit Eisenkies.
An der Nordgrenze des Plateaus von Urus treten weiterhin schmutzig graugrüne
Gemenge von Eisenoxydul- und -Oxydsulfaten mit Ton, Schwefel und organischer
Substanz auf und nordöstlich davon kommen derbe feste Massen von vor-
herrschendem Schwefelkies und Gips vor, in deren Hohlräumen kleine Schwefel-
kristäUchen zu beobachten sind. Schwefelquellen sind auf der Insel Tscheieken
verbreitet; ihre Absätze bestehen aus Gips, Haarsalz und Schwefel, vermengt
mit Quarz, Glimmerblättchen und Gesteinsbröckchen.
* Allgemeine Bemerkungen über die Entstehung der Eieslager.
Bezüglich der äußeren Erscheinungsweise und des geologischen Auf-
tretens der an Tonschiefer gebundenen Kieslager und der daraus auf ihre Ent-
stehungsweise zu ziehenden Schlüsse gilt sehr vieles, was S. 820 — 328 schon
von den sehr analogen Gebilden in den metamorphen Schiefern gesagt worden
ist. Stofflich unterscheiden sich beide Gruppen dadurch, daß der dort weitver-
breitete Magnetkies und der Magnetit in den Kieslagern der Tonschiefer keine
Bedeutung hat und kristalline Silikatneubildungen sehr in den Hintergrund
') Frenzel bei 0. Schneider, Naturw. Beiträge zur Kenntnis der Eaukasus-
länder. Isla 1878; Ref. N. Jahrb., 1879, 88—91. — Frenzel, Mineralogisches aus Kau-
kasien; Tscherm. min. u. petr. Mitt., II, 1880, 125 — 136.
358 I)ie schichtigen Lagerstätten.
treten. Schwerspat ist reichlich vorhanden im Rammelsherg und zu Meggen,
fehlt aber scheinbar als Lagerart in den spanisch-portugiesischen Kiesen.
Andeutungen oolithischer Struktur finden sich gleichfalls in den beiden Eies-
lagern des norddeutschen Mitteldevon, und das Auftreten der von Schwerspat
umhüllten Pyritkttgelchen im Bammelsberger Erz ließ die Anwesenheit von
mikroskopischen Lebewesen zur Zeit des Erzniederschlags wahrscheinlich er-
scheinen, weil ihre große Regelmäßigkeit nicht anders zu erklären wäre und
weil tatsächlich mit Kies erfüllte Kalkschalen von Foraminiferen in den benach-
barten Tonschiefem vorkommen. Ob aber jene Organismen passiv oder gar
aktiv an der Erzausföllung beteiligt waren, muß dahingestellt bleiben.
Was die Herkunft der in den Kieslagem aufgespeicherten Metalle
anlangt, so ist zunächst daran zu erinnern, daß das hauptsächlichste derselben
das Eisen ist. Schichtige Absätze von oxydischen Erzen des letzteren sind
zweifellos in großer Zahl in Formationen verschiedensten Alters bekannt. Das
Eisen mag dort großenteils vom benachbarten Festlande her in das Meer in ge-
löster Form, vielleicht auch als Schlamm eingeführt worden sein, möglicherweise
in gewissen Fällen auch submarinen Eisenquellen entstammen. Wie groß die
auf solche Weise geförderten Eisenmengen sein können, hat Bischof^) an
einem Beispiele berechnet. Danach liefert ein Eisensäuerling bei Burgbrohl in
der Eifel im Jahre 2628 Pfd. Eisenoxydhydrat. Die in der Umgebung jenes
Ortes entspringenden Säuerlinge vermöchten in einem Jahrtausend ein Eisen-
ockerlager von 6 qkm Fläche und 1 Fuß Mächtigkeit zu bilden. Bezüglich der
Herkunft des zur Bildung eines reinen Eisenkieslagers und des in den Kies-
lagem überhaupt möglichen Schwefels ist zweierlei denkbar: er könnte ohne
Zutun vulkanischer Prozesse durch verwesende Organismen als Schwefelwasser-
stoff entstanden oder er könnte als Fumarolenprodukt in das Meer gelangt sein.
Beispiele für erstere Ursprungsart sind bekannt. So macht Forchhammer^
auf die Eigenschaft gewisser Seetange, besonders Fucus vesiculosus, aufmerksam,
dem Meere Schwefelsäure (bis 8,5 ^/o des Trockengewichts) gebunden an Kali,
Natron und Kalk zu entziehen. Infolge des Sauerstoffverbrauchs bei der
Fäulnis dieser Pflanzen werden die Sulfate zu Sulfiden reduziert und aas diesen
durch die gleichzeitig sich entwickelnde Kohlensäure der Schwefel als Schwefel-
wasserstoff ausgetrieben. Die Entwickelung des letzteren erfolgt so intensiv,
daß das Silberzeug in den längs der Küste bei Kopenhagen gelegenen Land-
häusern beständig anläuft. Aus Eisenlösungen, welche in verwesende Fucus-
haufen geraten, wird Schwefelkies ausgeföllt, der z. B. an der Küste von
Bomholm und Seeland Gerolle überkrustet. „An der Landspitze von Kronburg,
in der Nähe von Helsingör, werden jährlich in den Monaten November und
Dezember über 30000 Fuhren (für 2 Pferde) Seegras an die Küste geworfen;
diese, wenn man auf jede 500 Pfd. trockener Pflanzen rechnet, sind gleich
15 Mill. Pfd., wovon 3^Iq Schwefelsäure 450000 Pfd. Schwefelsäure und
^) Lehrbuch der chemischen und physikalischen Geologie; 1. Aufl., I, 1847, 904.
^) Über den Einfluß der fucusartigen Pflanzen auf die Formationen der Erde.
Erdm. Journ. f. prakt. Chemie, XXXVI, 1845, 385—412,
Die Eieslager. 859
382000 Pfd. Schwefelkies ausmachen würden; und wenn man dann jeden
Enbikfafi Alannschiefer zu 150 Pfd. annimmt und in dem Alannschiefer durch-
schnittlich 2^/o Schwefelkies, so würde die jährlich an die Küste von Eronbnrg
ausgeworfene Quantität Seegras hinreichend sein, um 111000 Eubikfuß Alaun-
schiefer mit Schwefelkies zu versehen.^ (Forchhammer.)
Auf solche Weise könnten die reichlichen Pyritmengen entstanden sein,
welche im Liegenden der Lothringer Minette oder mit den oolithischen Eisen-
erzen Englands vorkommen.
Die Bildung von reichlichem . Schwefeleisen geht heute in den Seen der
kaspischen Niederung und im Schwarzen Meere vor sich. So wird nach
C. Schmidt^) im Tinetzky-See durch Wechselwirkung von Chloriden mit
schwefelsaurer Magnesia viel schwefelsaures Natron gebildet, das seinerseits
durch verwesende Algen in das Sulfid übergeführt wird. Durch die Anwesenheit
des letzteren wird Schwefeleisen als schwarzer Schlamm ausgeföllt. Viel
Schwefeleisen wird auf dem Orunde des Schwarzen Meeres angehäuft. In den
tieferen Teilen desselben stagniert das am Abflüsse gehinderte Wasser, es wird
nicht mehr durchlüftet und infolgedessen arm an Sauerstoff. Dagegen ist es
so reich an Schwefelwasserstoff, daß sich dessen Geruch schon im Wasser aus
Tiefen von 140 m bemerkbar macht und schon bei 180 m alles tierische Leben
unmöglich wird. Auf dem Grunde des Meeres müssen sich deshalb die von
oben herabsinkenden Reste tierischen und pflanzlichen Lebens anhäufen, ohne
oxydiert oder von anderen Lebewesen aufgezehrt zu werden.^ In der Tiefe
von 865 m enthält das Wasser des Schwarzen Meeres 215, in der von 900 m
570 ccm, bei 2200 m 655 ccm H^S in 100 1. Das Gas entsteht jedenfalls auch
hier durch die reduzierende Einwirkung der abgestorbenen organischen Reste
auf die Sulfate des Meerwassers; durch den Schwefelwasserstoff wird das in
letzterem gelöst oder in Sinkstoffen vorhandene Eisen als Schwefeleisen aus-
gefällt. Andrussow^) sagt darüber: „Der Schlamm ist in den meisten Fällen
von zweierlei Art: auf den Böschungen der Eüste (von 548 — 1311 m) ein
schwarzer, auf dem flachen Boden des Meeres ein dunkelblauer Schlamm. Der
schwarze, sehr zähe und klebrige Schlamm auf den Böschungen wird augen-
blicklich an der Oberfläche grau, wenn er an die Luft gebracht wird. Diese
Färbung kommt von der Anwesenheit von FeS, das sich schnell an der Luft
oxydiert. Unter dem Mikroskop zeigt sich die färbende Substanz bald in Gestalt
kleiner isolierter Eügelchen, bald als Imprägnation im Sand. Die Gegenwart
solcher Eügelchen im Innern von Diatomeen bietet vor allem ein großes
1) Zitiert von Roth, Allgemeine und chemische Geologie, I, 1879, 470.
^ Hann, Hochstetter, Pokorny, Allgemeine Erdkunde, I, 5. Aufl., 1896,
271—272.
*) Guide des excursions du VII. Congr^ g6ologique internatioDal, 1897, XXIX,
12—13. — Jegunow, Schwefeleisen und Eisenoxydhydrat in den Böden der Limane
und des Schwarzen Meeres; Ann. g6ol. et min. de la Rassie, 1897; Ref. N. Jahrb.,
1900, I, 224—228. — Sidorenko, Petrographische Untersuchung einiger Schlamm-
proben des Ecgalnik-Limans ; M6m. d. 1. soc. d. natural, d. 1. Nouvelle Russie, XXI,
1897, 118—133; Ref. ebendort.
360 Die schichtigen Lagerstätten.
Interesse. . . Durch Dredschen (d. i. dnrch das Schleppnetz) fördert man manch-
mal in derselben Region Massen von blauem Schlamm zutage, welche mitunter
nageiförmige Konkretionen von FeSg enthalten. Dieser Schlamm liegt wahr-
scheinlich unter dem schwarzen Schlamm.^ Die Frage, ob ähnliche Verhältnisse,
wie sie heute im Schwarzen Meere herrschen und hier nur vorübergehend ge-
streift werden konnten, auch innerhalb der paläozoischen Meere vorhanden
waren, auf deren Grund sich die Eieslager und so sulfidreiche Schlammabsätze
bildeten, wie wir sie in den Wissenbacher Schiefern beobachten, steht noch
offen ;^) die von Andrussow gegebene Schilderung erinnert aber sicherlich
lebhaft an die im Liegenden des Meggener Lagers usw. auftretenden Pyrit-
konkretionen und die beschriebenen Eieskügelchen.
Auch der in den kiesftlhrenden Tonschiefern oder selbst in dem Kies und
zu Meggen auch im Baryt vorhandene Bitumengehalt darf hier nicht über-
gangen werden, wenn er auch weniger auffällig und reichlich vorhanden ist als
im Kupferschiefer. Zur Erklärung des Erzniederschlags in letzterem nimmt
man an, daß das Bitumen reduzierend auf die Metallsulfate gewirkt habe.
In den jetzt zu Tonschiefem verhärteten Schlämmen mag es aber eine ähnliche
Bolle wie die organischen Sinkstoffe auf dem Boden des Schwarzen Meeres ge-
spielt und die im Meere enthaltenen Salze irgendwelcher Art in Sulfide ver-
wandelt haben. Die besondere Natur der Metallsalze, aus welchen die Metall-
sulfide niedergeschlagen wurden, bliebe dann unentschieden. Es sei hier auch
daran erinnert, daß manche von den an metamorphe Schiefer gebundenen Kies-
lagern von sogen, „graphitischen Schiefern" begleitet werden, unter denen aller-
dings mitunter graphitreiche Ruschelzonen gemeint sein könnten.
Aus dem Vorigen ergibt sich, daß die Entstehung reiner Eisenkieslager
sehr wohl durch Vorgänge erklärt werden könnte, welche sich heute noch ab^
spielen. Unbeantwortbar bleibt die Frage nach der Herkunft des Kupfers, des
Zinks und des Bleies, von denen besonders das erstere sozusagen allgemein in
den Kieslagern verbreitet ist. Zwar sind diese und wohl alle anderen in den
letzteren auftretenden Metalle im normalen Meerwasser enthalten, dem sie durch
tierisches und pflanzliches Leben unter verhältnismäßiger Anreicherung ent-
zogen werden können.^ Gold und Silber sind als Bestandteile des Meer-
wassers schon seit längerer Zeit bekannt. C. A. Münster hat ihre Anwesenheit
im Wasser des ChristianiaQords (mit 1,83 ^/q Eindampfungsrückstand) bestimmt
und 20 mg Silber und 5 mg Gold in der Tonne (rund 1 cbm) Wasser gefanden.
Er machte sogar den Vorschlag, die Metalle elektrolytisch auszuscheiden.^)
Dürfte man annehmen, daß infolge irgend eines chemischen Vorganges das
Silber und das Gold aus dem Meere ausgefällt werden müßte, dann wären in
dem Niederschlage von einem 1 qkm großen Teil 1000 m tiefen Meeres 20000 kg
^) Auf die Notwendigkeit, neben . den gewiß unerläßlichen paläontologisch-
stratigraphiBchen Stadien solche über die physikalischen Bedingungen der alten
Sedimentationen mehr in den Vordergrund zu stellen, als es zur Zeit allgemein ge-
schieht, kann nur nachdrücklich hingewiesen werden. Bergeat.
3) Roth, 1. c. 490-492.
8) Eng. Min. Journ., LUI, 1892, 570.
Die Kieslager. 361
Silber und 5000 kg Gold enthalten. Die sehr weite Verbreitung von Zink im
Meerwasser und in marinen Sedimenten ist durch dieüntersuchungenDieulafaits^)
erwiesen worden. So enthalten die Mutterlaugen der Salzgärten das Metall,
das Mittelmeerwasser soll im Minimum 1,6 — 2 mg im Kubikmeter führen, und
zahlreiche Dolomite und Kalksteine sind zinkhaltig. In allen untersuchten
Grnndproben von den Expeditionen der Schiffe Travailleur und Talisman wurden
Kupfer und Zink gefunden. Indessen ist die Annahme, daß durch Niederschlag
aus dem normalen Meerwasser die teilweise großen Massen von Kupferkies,
Blende und Bleiglanz der Kieslager entstanden sein könnten, von vornherein
die unwahrscheinlichste. Es bleibt auch hier nur die Erklärung, daß dem
Meerwasser jene Metalle zugeführt worden sind. Man könnte dabei zunächst
an eine Zufuhr vom festen Lande denken und als Ursprungsort der Metallsalze
in Zerstörung befindliche Lagerstätten betrachten. Als Beispiel könnten die
einer fortwährenden Verwitterung und Auslaugung unterliegenden Kieslager von
Rio-Tinto gelten, aus denen seit Jahrtausenden ungeheure Kupfer- und Eisen-
mengen dem Ozean zugeführt worden sind; diese Einleitung von Metallsalzen
in das Meer ist jedoch eine so allmähliche, daß sie dortselbst nur zu äußerst
verdünnten Lösungen führen kann. Nur in sehr eng begrenzten oder seichten
Meeresbecken könnte sie zu Bedeutung gelangen. Wo solche Voraussetzungen
nicht gegeben sind, bleibt nur der .Gedanke an eine Zufuhr von Metall Ver-
bindungen aus der Tiefe der Erde. Die Möglichkeit, daß solche Lösungen,
welche mit aller Wahrscheinlichkeit in der Tiefe der Erdkruste die Ausfüllung
der Gangspalten und die Bildung von Erzgängen bewirken, auch an die Ober-
fläche bezw. auf den Meeresboden vordringen, wird durch gewisse Überlegungen
(s. S. 488) erwiesen. Eine sichere Tatsache aber ist, daß durch vulkanische
Eruptionen gasförmige Schwermetallverbindungen zur Oberfläche gebracht zu
werden pflegen. Die später zu besprechenden erzführenden tertiären Tuffe von
Niederkalifomien sind ein zweifelloser Hinweis auf einen solchen Zusammenhang
zwischen Magma- und Erzförderung aus der Tiefe. Solche Beziehungen auch
für die Kieslager im Rammeisberg, zu Meggen und auf der iberischen Halbinsel
anzunehmen, lag nicht fern; deren Entstehung würde also dann eine Begleit-
erscheinung der damals auf dem Meeresgrund vor sich gehenden Eruptionen
sein. Es läge darin dann auch eine Erklärung für die seit langer Zeit erörterte
Tatsache, daß Kieslager nur in den paläozoischen Schiefem auftreten, indem
auch, wenigstens in den mesozoischen Schichten Europas, fast nirgends wieder
Eruptivgesteine in solcher Massenhaftigkeit vorkommen, wie sie für das Mittel-
devon Deutschlands, für den Gulm Spaniens bezeichnend sind. *
Die Blende- nnd Bleiglauslager.^
Die beiden im nachstehenden zu besprechenden Vorkommnisse von
o
Ammeberg und Broken Hill sind, unter dem Gesichtspunkt ihres geologischen
1) Ann. chim. phys., (5) XXI, 1880, 267; Compt. Rend., XC, 1880, 1573; XCVI,
1883, 70--72; Gl, 1885, 1297.
^) SteUjißr hat das Zinkblendelager von Ammeberg unter den Fahlbändem
behandelt. Die Bleiglan^-Zinkblende-Lagerstätte von Broken Hill gehörte nach seiner
862 Die schichtigen Lagerstätten.
Auftretens betrachtet, zweifellos als Lager zu bezeichnen und sie sollen deshalb
*
hier eingereiht werden. Die Frage, ob sie wirklich anch sedimentär oder anch
nur syngenetisch sind, maß einstweilen noch offen bleiben und dfirfte wähl
nicht zum geringsten Teil von der genetischen Deutung ihres Nebengesteines
abhängen. In stofflicher Beziehung sind dieselben nur entfernt miteinander zu
vergleichen.
o
Das Zinkblendelager von Ammeberg^) am Nordende des Wettemsees in
örebro (Schweden) ist an einen feinkörnigen „Granulit" („Eurit") gebunden, der
selbst eine ungeföhr 500 m mächtige gewundene Einlagerung im Oneis bildet.
Innerhalb des „Granulits*' liegt das Zinkblendevorkommen als eine an diesem
Mineral reiche oder fast ganz aus demselben bestehende Modifikation desselben.
Auffassung mit anderen magnetitführenden Sulfidlagem der kriBtallinen Schiefer, wie
z. 6. den Lagern von Schwarzenberg in Sachsen, von Pitkäranta, Schneeberg in
Tirol u. a. in eine Gruppe, deren Glieder vor allem durch die Begleitung von Granat,
Pyroxen und Amphibol gekennzeichnet waren. Da sich inzwischen herausgestellt hat,
daß verschiedentliche im Nebengestein dieser Lagerstätten auftretende kristalline
Schiefer kaum Sedimente, wie Stelzner gemeint hatte, sondern höchstwahrscheinlich
Eruptivgesteine sind, und da anderswo Lagerstätten auftreten, die stofflich und
mineralogisch mitunter bis zur völligen Übereinstimmung jenem Typus „Persberg-
Schwarzenberg** Stelzners (s. auch S. 167) gleichen und offenbar Eontaktlagerstätten
sind (z. B. im Banat, im Ural, die Magneteisen- und Eupferlagerstätten bei Nischne
Tagilsk, an der Calamita auf Elba und im gewissen Sinne auch diejenigen von
Temperino bei Campiglia in Toskana), so glaubte ich der im übrigen bereits weiter
verbreiteten Auffassung folgen zu dürfen, daß auch die bezeichneten Lagerstätten teil-
weise dem unmittelbaren Zutun eruptiver Prozesse Stoff und mineralogisM^he Erscheinung
verdanken, demgemäß Eontaktlagerstätten, erzführend gewordene Ealksteine sind.
Daß diese Auffassung möglicherweise auch auf die an Ealksteine gebundenen sulfid-
armen Magneteisenerze vom Typus Persberg zutrifft, wurde schon S. 167—168 ange-
deutet. Zu den Eontaktlagerstätten dieser Art dürfen aber offenbar diejenigen von
Schneeberg in Tirol und von Broken Hill nicht gezählt werden. Bezüglich der Lager-
stätte von Schneeberg in Tirol glaube ich die hohe Wahrscheinlichkeit nicht mehr
abweisen zu dürfen, daß dieselbe tatsächlich, wie das von von Elterlein und zuletzt
von Weinschenk behauptet worden ist, ein Gang der kiesigen Bleiformation ist, der
allerdings durch Metamorphose eine erhebliche Veränderung seines mineralogischen Ge-
präges erfahren haben muß. Für die Entstehung der Lager von Broken Hill fehlt
aber nach meiner Überzeugung bis heute eine befriedigende Erklärung, und ich habe
sie deshalb als „Lager" unter den schichtigen Lagerstätten belassen. Über Stelzners
Ansicht siehe meine kurze Mitteilung Ztschr. f. prakt. Geol., 1897, 314—316. Bergeat.
^) M. Braun, Über das Vorkommen der Blende am Wettemsee in Schweden;
Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., IX, 1857, 555. — Stapff, Vorkommen der Zinkblende
zu Ammeberg; Berg- u. Hütt. Ztg., XX, 1861, 252. — Turley, Der Zinkbergbau der
Altenberger Gesellschaft bei Ammeberg in Schweden; Berg- u. Hütt Ztg., XXV, 1866,
405—409, 417—420, 425—430, 442—447, 449—454. — Oppermann, La pröparation
m^caniiiue des minerais de zinc ä Ämmeberg; Ann. d. Mines (7), XI, 1877, 261—283. —
A. Sjögren, Undersökning af den eurit (granulit) som utgör omgifvande bergarten vid
Ammebergs zinkgrufvor; Geol. Foren. Förh., V, 1880, 216—227; Bef. N. Jahrb., 1881,
U, - 53 -.
Die Blende- und Bleiglanzlager. 863
Wie sein Muttergestein ist das Lager vielfach im Streichen gebogen und gewanden
und besitzt innerhalb aller Biegungen gemessen eine bekannte Länge von 8600
und eine Mächtigkeit von höchstens 15 m. Seine ErzfQhrung wechselt derart,
dafi es eigentlich ans einer größeren Anzahl ziemlich langgestreckter, unregel-
mäßiger, mehr oder weniger zusammenhängender, bis zu 200 m langer Linsen
besteht. Dieselben können durch fast nnbauwtirdiges, mit Erz imprägniertes
Nebengestein voneinander getrennt sein. Außer der Blende stellt sich auch
etwas Bleiglanz ein, der überdies stellenweise im Hangenden oder Liegenden des
Zinkblendelagers ein abbauwQrdiges Lager bildet. Im Streichen wie im Hangenden
geht die Lagerstätte allmählich in das Nebengestein über, im Liegenden dagegen
schaltet sich zwischen beide ein Schwefelkies-Magnetkieslager ein, welches
gleichfalls an Granulit gebunden ist. Granaten sind darin besonders reichlich;
sie bilden manchmal die Hauptmasse des kiesfuhrenden Gesteines, dem sie dann
eine rötliche oder grünliche Farbe erteilen. Dem Zinkblendelager fehlt jede
skamähnliche Umhüllung. Im großen ganzen ist das Streichen des Granulits
und des darin liegenden Zinkblendefahlbandes ein ostwestliches; indessen er-
fährt die ganze Zone in ihrer Mitte eine weite Ausbuchtung nach Norden, deren
Radius 600 — 800 m lang ist. Das Einfallen des Lagers beträgt durchschnittlich
60—800 gegen Norden.
Wie das Zinkblendelager substantiell gewissermaßen sich aus dem Neben-
gestein entwickelt und nur eine besondere erzführende Modifikation desselben
darstellt, so macht es auch bis ins kleinste dessen Biegungen und Fältelungen
mit; das Sulfid war zweifellos zur Zeit der Faltung schon vorhanden. Zudem
zeigen die Erze eine so regelmäßige Bänderung und Schichtung, wie irgend ein
aus wechselnden Lagen dunkler und heller Silikate zusammengesetztes kristallines
Gestein.
Turmalinführende Pegmatitgänge durchsetzen im Bereich der Godegärds-
grube am östlichsten Lagerteil die Lagerstätte. In der letzteren selbst kommen
WoUastonit, Granat und Vesuvian (nach A. Sjögren) vor. Bemerkenswert sind
grobkristalline pegmatitische, in die Blende und das Nebengestein eingelagerte
Massen von vorwaltendem grünen Mikroklin samt Quarz, Glimmer und Granat.
Im übrigen ist die Zinkblende ein Bestandteil des erzführenden Gesteines selbst,
und es fehlen deshalb alle gewöhnlichen Gangarten, welche gangförmige Zink-
blendevorkommnisse zu begleiten pflegen, ebenso Drusenräume usw.
Die Zusammensetzung der das Erzlager unmittelbar begleitenden Gesteine
scheint zwar eine schwankende, indessen stets durch das Zusammenvorkommen
von Feldspat (zumeist wohl Orthoklas und Mikroklin), Quarz, Biotit und Granat
in feinkörniger Mischung charakterisiert zu sein. Zu den genannten Mineralien
kommen u. a. ein lichtgrtiner Pyroxen, blaugrüne Hornblende, sehr spärlicher
Kalkspat, Muscovit, Apatit und Epidot (?) in wechselnden Verhältnissen. Von
Erzen tritt namentlich Zinkblende auf; sie ist ein zweifellos primärer Bestand-
teil des Gesteines in seiner jetzigen Struktur und mit den Silikaten, vor allem
mit Granat eng verwachsen. Bleiglanz und Kiese sind ziemlich verbreitet.
Auch im Dünnschliff zeigt sich eine ins feinste gehende Bänderung des Gesteines,
die nicht nur durch die Verteilung der Zinkblende, sondern auch des Glimmers
in Erscheinung tritt. Der Pyroxen waltet stellenweise so vor, daß man das
364 Die schichtigen Lagerstätten.
Gestein als einen Pyroxengrannlit bezeichnen mufi,^) um so mehr als auch seine
Struktur ganz an diejenige sächsischer Vorkommnisse dieses Gesteines erinnert.
Ein im Liegenden des Lagers auftretendes Gestein besteht hauptsächlich aus
hellgrüner Hornblende, rotem Granat und Epidot, etwas Apatit, Titaneisen
(oder Magnetit?) und Magnetkies.
Die Ammeberger Zinkerze halten im großen Mittel 35 ^/q Zink und sind
eisenarm. Die reinste Blende ist ziemlich grob kristallinisch-blätterig; gegen
das Nebengestein zu findet eine so allmähliche Aufnahme von Silikaten statt,
daß eine scharfe Grenze zwischen Erzlager und Granulit überhaupt nicht
erkennbar ist. Auf Klüften in der Blendemasse haben sich manchmal dünne
Anflüge von Silber angesiedelt, und endlich ist noch das Auftreten von Asphalt
bemerkenswert, der gleichfalls, an Kalkspat gebunden, eine jüngere Bildung ist
und häufig sogar den letzteren als Kruste überzieht.
Die Zinkgruben von Ammeberg bestehen seit 1846 und gehören seit 1857
der Gewerkschaft Altenberg (Vieille Montagne) ; nachdem in früherer Zeit Tagebau
stattgefunden hatte, geschieht jetzt der Abbau durch mehrere Schächte, von
denen die Nygrufva im östlichen Teil, die Knallagrube im westlichen Teil des
Distrikts die wichtigsten sind.
Zu den gewaltigsten Bleiglanzlagerstätten der Erde gehört das Erzlager
von Broken Hill^ in Neu-Südwales. Dasselbe war zugleich eine Zeitlang eines
der großartigsten Silbervorkommnisse und ist vom theoretischen Gesichtspunkt aus
eines der besten Beispiele für die Veredelung von Lagerstätten durch die Bildung
eines eisernen Hutes. Schon vor etwa 40 Jahren war das dortige Gebiet von
Goldsuchern durchstreift worden; im Jahre 1882 entdeckte läan Silbererzgänge bei
der Stadt Silverton, und seit 1883 kennt man die in der Nähe derselben ge-
legene Lagerstätte von Broken Hill, deren Erschließung zur Gründung der
Stadt Willyama führte. Besonders in den ersten Jahren waren die durch den
Bergbau erzielten Gewinne enorme, fast beispiellose.
Broken Hill, ehedem ein gewaltiger, hügelartiger Lagerausstrich, liegt
32 km von der Grenze von Südaustralien, 480 km von Adelaide entfernt in der
wasserarmen, fiachhügeligen, mit Salzbüschen bewachsenen Barrier Range; diese
besitzt eine relative Höhe von 60 — 90 m und eine absolute Erhebung von ungefähr
350 m. Mit Adelaide ist das Grnbenfeld seit 1887 durch eine Eisenbahn ver-
') Der obigen mikroskopischen Charakteristik liegt das Material der Clausthaler
Bergakademie zugrunde. Die von A. Sjögren 1880 gegebene mikroskopische Be-
schreibung des Granulits von Ammeberg bedarf scheinbar einer Revision.
') Pittman, Oa the geological occurrence of the Broken Hill ore-deposits ; Rec.
of the Qeol. Survey of New South Wales, HI, part. II, 1892. — Jaquet, Geology of
the Broken Hill lode, 1894; Ref. über beide Arbeiten Ztschr. f. prakt. Geol., 1897,
94—98. — Eisfelder, Der Silber-, Blei- und Zinkerzbergbau von Broken Hill; Berg-
u. Hüttenm. Ztg., LVII, 1898, 465-466, 475—477, 495—496, LVIH, 1899, 205-207,
229 — 230, 253—255. — Bergeat, A. W. Stelzuors Ansicht von der systematischen
Zugehörigkeit der Granat-Bleiglanzlagerstätten von Broken Hill; Ztschr. f. prakt. Geol.,
1897, 314—316. — Babu, Les mines d'or de PAustralie et le ^te d^argent de Broken
Hill; Ann. d. Mines (9), IX, 1896, 315—395. — Beck, Beiträge zur Kenntnis von
Broken Hill; Ztschr. f. prakt. Geol., 1899, 65—71.
Die Blende- und Bleiglanslager. 365
bimden. Das an Erzen verschiedener Art recht reiche Gebiet besteht in der
Umgebnng von Broken Hill ans kristallinen Schiefem, welche von verschiedenen
U
mss^m j.:^-vnvj ^^^
BtMrn«r Hat Oiydlacb« Erze, reiche SUbeTerae. Snlfldzane.
Flg. SS. Frofll dorcb venchledene Schacht« EU Brokeu HllL (Jsqaet, tSM.)
1 SUd-Scbwht, I Bup-ä, S Uc. CoUach-S., 4 Pattenon-S., S Jamleaan-S., 6 Kdox-8., 7 Uc Brldge-S.
8 Dmw-S.. i Uc. Orscor-S., 10 Eelly-S., 11 Campbell-S.
Grnnitmassen dnrcfabrocheQ nnd stellenweise diskordant von Kreide- und Tertiär-
abla^rnngen bedeckt werden. Die stark gefalteten Schiefer werden als Glimmer-,
366 Die schichtigen Lagerstätten.
Sericit-, Talkschiefer and Gneise bezeichnet und fuhren scheinbar allgemein
Granat; z. T. werden sie als Granatqnarzite beschrieben, worunter besonders
quarzhaltige, wenig glimmerftthrende Gesteine dieser Art verstanden sind.
Hornblendegesteine sind weiterhin in den kristallinen Schiefern verbreitet. Das
Schichtenstreichen wechselt und ist bei Broken Hill ein ungefähr nordöstliches;
das Einfallen beträgt dort etwa 60^ nach Nordwesten.
Das Ausgehende der Lagerstätte war 2,5 km weit zu verfolgen. Sie wird
im Streichen in zwei Teile unterschieden, in das Hauptlager und das Nordost-
lager; ferner sind noch kleinere Lager als Ost- und Westlager bekannt. Die
zwei ersteren liegen auf einem Schichtensattel und, abgesehen von geringen
Diskordanzen, welche sekundärer Natur sind, konkordant zwischen den kristallinen
Schiefem. Die Lage auf einem Sattel bringt es mit sich, daß das Lager sich
in Teufen zwischen etwa 100 m und 200 m gabelt (Fig. 83). Außerdem scheinen
sich auch Massen von Schiefer in den Erzkörper einzulagern. Stellenweise tritt
die Eammlinie des liegenden Sattelkerns an die Oberfläche, so daß dadurch die
Lagerstätte eine Teilung erißlhrt. Granatführender Gneis, durchlagert von
Granatquarzit und selbst etwas blende- und bleiglanzhaltig, bildet nach Beck
das Hangende des Lagers. ^)
Die Mächtigkeit des letzteren schwankt ganz erheblich; sie beträgt von
einigen bis gegen 30 m. Lifolge der Bildung des eisernen Hutes und der damit
verbundenen Stoffwanderung ist das Nebengestein der oberen Lagerzone so reich
mit sekundären Erzen imprägniert, daß die Mächtigkeit der ganzen bauwürdigen
Masse bis zu 120 m betragen kann. Das frische Erz besteht aus Bleiglanz,
Zinkblende, wenig Schwefelkies, noch spärlicherem Kupfer- und Arsenkies,
aus bläulichem Quarz, aus mehr oder weniger Granat, der 15 — 30^/0 der ganzen
Lagermasse ausmachen kann, ans Ehodonit, etwas Magnetit^ und sehr wenig
Flußspat. Ebenso kommen hier und da auch Feldspat und Glimmer vor. Zahl-
reiche, dem Streichen und Fallen parallele linsenförmige und unregelmäßige,
große und kleine Partien der kristallinen Schiefer sind in das Lager eingeschaltet.
Der Bleiglanz ist silberarm. Der gelbrote Granat (Spessartin?) findet sich im
Erze teilweise in guten, bis nußgroßen Kristallen.
Die durchschnittliche Zusammensetzung einer an die Freiberger Hütten
gelangten Erzlieferung war nach einer Analyse Mietzschkes (1894) folgende:
Au Spur (etwa 0,00009 ^/o)
Ag 0,09
Pb 35—40
Zn 19—22
As 0,09
S 23,00
Fe 8,40
Rückstand 14,00
^) Eisfelder gibt an, daß auf der JunetioD-Grube das Liegende des nordöstlichen
Lagers aus Gneis, das Hangende aus Granatsandstein gebildet werde.
^ Nach Marsh, dessen Beobachtung Stelzner bestätigte.
Die Blende- und Bleiglanzlager. 367
Der bei der Auflösung in Salpetersäure verbleibende Rückstand enthielt:
FegOs 11,8
CaO 13,6
SiOj 53,9
MnO 20,6
99,9
Der Silbergehalt des Erzes schwankt natürlich; im allgemeinen ist
die primäre Lagermasse silberarm mit 0,015 — 0,018, stellenweise auch mit
0,048— 0,09 o/^j Ag.
Die oben beschriebene Lagermasse hat man erst in einer Teufe von
etwa 100 m angetroffen; darüber lagerte ein höchst interessanter ,,eiserner
Hut^, d. h. der gänzlich zersetzte Lagerausstrich. Derselbe bestand aas
mehr oder weniger kieseligem und stark manganhaltigem Brauneisenerz,
löcherig und zerfressen, in den Höhlangen erfüllt mit Stalaktiten von Braun-
eisenerz und Pyrolusit, Psilomelan, Eisenglanz und Kaolin, der bald rein weifi,
bald durch größere oder geringere Mengen von Eisen und Mangan gefärbt war.
Die unter dieser Eegion auftretenden sekundären Erze waren insbesondere:
prachtvoll kristallisiertes Weifibleierz, stellenweise bis zu 20 m mächtige,
grofie linsenförmige Massen bildend; Grünbleierz, Anglesit, Matlockit,
Cotunnit; Cuprit, Malachit, Lasur, Chrysokoll, Olivenit? und gediegen
Kupfer; Chlorsilber, Jodsilber, Chlorbromsilber, gediegen Silber, die
immer jünger sind als das Weifibleierz; ganz untergeordnet Smithsonit, endlich
Gips. Die reichenBleikarbonate enthalten 20— öO^/o Blei und 0,0185— 0,296 ^/^
Silber. Sie wechseln mit den Kaolin-Erzen und umschliefien solche. Diese
bestehen hauptsächlich aus Kaolin mit beigemengtem Quarz und Granat und sind
stets silberreicher als die Bleikarbonate, indem sie 0,015 — 1,1 ®/q Silber, aber nur
etwa S^Iq Blei enthalten. An der Grenze zwischen dem eisernen Hut und den
sulfidischen Erzen sind die letzteren von einer dünnen Kraste rufiartiger Ver-
witterungsprodakte überzogen, die etwa I^/q Silber und bis zu 12 ^/o Kapfer
enthalten. Zwischen den sulfidischen Erzen selbst treten noch auf Klüften Um-
wandlungsprodukte auf, wie Stalaktiten von Psilomelan und Brauneisenstein, die
mit Zinkspat überzogen sein können. Li der Eegion des eisernen Hutes ist das
Liegende und das Hangende der Lagerstätte ganz verwischt und beiderseits ist
das Nebengestein so reichlich mit Erzen imprägniert, dafi sich, wie schon er-
wähnt, sehr bedeutende bauwürdige Mächtigkeiten ergaben.
Über die Entstehung der Lagerstätte gehen die Ansichten weit auseinander.
Pittmann hat dieselbe mit den sog. Saddle Eeefs des australischen Golddistrikts
von Bendi^o verglichen. Wie das für letztere Lagerstätten behauptet wird, so
soll auch das Hauptlager von Broken Hill die AusMlung eines Hohlraums sein,
der durch Aufblätterung der Schiefer infolge der Gebirgsfaltung entstanden wäre.
Jaquet hat dann die Mineralführung auf eine Lateralsekretion zurückgeführt,
d. h. die Sulfide und der Quarz sollen aus dem Nebengestein ausgelaugt und im
Hohlraum wieder abgesetzt worden sein, der Granat entweder durch Mineral-
wässer gebildet oder aus dem Nebengestein in die erzabsetzenden Lösungen
hineingefallen sein. Ist es nun schon sehr fraglich, wenn nicht überhaupt ganz
unmöglich, daB ein so enormer Hohlraum, wie ihn das Hauptlager von
368 Die schichtigen Lagerstätten.
Broken Hill ansfttllen soll, durch den Oebirgsdruck entstehen und weiterhin bis
zur völligen Ausfüllung bestehen kann, so fehlen auch alle Beweise, welche
die offenbare Un Wahrscheinlichkeit der Annahme Jaquets beseitigen könnten.^)
Daß die Broken Hiller Lagerstätten keine Gänge sein können, geht u. a. daraus
hervor, daß sie keine Salbänder zeigen.
Auf Grund der Untersuchung von Dünnschliffen ist Beck gleichfalls zu
dem Ergebnis gekommen, daß die in Bede stehenden Lager epigenetisch sein
sollen. Danach wäre das Hauptlager eine zerrüttete und zerriebene, zu einem
Sattel aufgepreßte Gesteinsmasse; die Zerrüttung wäre eine Folge der Aufpressung.
In die Bisse sollen erzführende Lösungen eingedrungen sein und sich in den
Spalten zwischen Splittern von Granat, Bhodonit und Quarz angesiedelt, dabei
wenigstens den Bhodonit korrodiert haben. Da derselbe Granat auch in aus-
gezeichneten, glattflächigen Kristallen auftritt, welche Blende und Bleiglanz
umschließen, so ist Beck zu der unwahrscheinlichen Annahme gezwungen, daß
der Granat teilweise dem ursprünglichen Bestand des Nebengesteines angehöre,
daneben aber hier ausnahmsweise derselbe einmal als eine sehr junge Bildung
aus erzabsetzenden wässerigen Lösungen, also als ein echtes Gangmineral auftrete.
Die von Beck mitgeteilten Dünnschliffbilder erinnern in mancher Beziehung so
sehr an die Wahrnehmungen, welche man auch sonst an erzführenden kristallinen
Schiefern und ganz ähnlich in Präparaten von Bodenmais oder den ähnlichen
schwedischen Lagerstätten (s. S. 327 — 328) machen kann, daß hierauf verwiesen sei.
Schon Weinschenk ^) hat ferner zutreffend darauf aufmerksam gemacht, daß
bei den normalen Erzgänge erzeugenden Vorgängen eine Korrosion der Silikate,
wie sie Beck annimmt, nicht statthabe, und daß dabei vielmehr eine Gresteins-
umwandlung unter Neubildung von wasserhaltigen Silikaten oder weitgehenden
Auslaugungen stattfinden müsse; Weinschenks Einwendungen könnten hier
nur wiederholt werden. Als Erzlager hatte schon Stelzner das Vorkommen
bezeichnet und es in die nächste Verwandtschaft mit dem Vorkommen von Schnee-
berg in Tirol gebracht. Beachtenswert sind die neueren Mitteilungen Eisfelders
über Gestalt des Hauptlagers. Danach wäre der westliche Schenkel des Sattels
nichts anderes als eine Abfaltung entsprechend dem „hangenden Trum'' des
Rammeisbergs.
Die Entstehung des Bleiglanz-Zinkblendevorkommens von Broken Hill ist
zurzeit ganz ungewiß. Es wäre verfrüht, dieselbe in Abhängigkeit von den in
seiner Nähe auftretenden Eruptivgesteinen bringen zu wollen; mit den Lager-
stätten von Bodenmais, Bersbo usw. kann das Vorkommen nicht unmittelbar
verglichen werden.
Die Entdeckung der Erzlager von Broken Hill ist eines der jüngeren
Ergebnisse in der bergmännischen Durchsuchung der Barrier Bange; sie geschah
ebenso wie ihre Erschließung durch einen Schafhirten Namens Karl Rasp im
Jahre 1883. Bis dahin war der Broken Hill ein etwa 2,5 m langer Höhenzug.
Er bestand aus Brauneisenerz, welches Easp für Zinnerz hielt. Die Enttäuschung
hielt nicht ab, den eisernen Hut in die Teufe zu verfolgen, und führte nach
manchen weiteren Mißerfolgen zu der ganz unerwarteten Entdeckung der silber-
reichen Zwischenzone, welche enorme Schätze schüttete. Von Ende 1886 bis
gegen Ende 1890 wurden schon 483078 t Erz mit rund 600000 kg Silber und
83414 t Blei gefördert; im Jahre 1892 gewann man in 8 Schächten im Tag
durchschnittlich 1000 t Erz mit etwa 1000 kg Silber und ungeMhr 150 t Blei.
^) Siehe die Einwürfe von Erusch, Ztschr. f. prakt. GeoL, 1897, 98, und Bergeat,
ebenda 315.
^) Die Erzlagerstätte des Schneebergs in Tirol und ihr Verhältnis zu jener des
Silberbergs bei Bodenmais im bayrischen Wald. Ztschr. f. prakt. Geol., 1903, 231—237,
bes. 235—236.
Die goldführenden Kiesfahlbänder. 369
Bis Ende 1890 waren an Beingewinn etwa 24 Hill. Mark, bis Ende 1894 etwa
105 Mill. Mark erzielt worden. Die junge Stadt Willyama hatte Mitte der
1890 er Jahre bereits 30000 Einwohner.
Daß diese reichen Erträgnisse nicht anhalten würden, war vorauszusehen;
denn es war klar, daß man es hier nur mit einem ausgezeichneten Beispiele der
Konzentration von Silber im Ausgehenden einer sulfidischen Bleiglanzlagerstätte
zu tun hatte. Diese Konzentration hatte offenbar den Silbergehalt nicht nur
des gegenwärtigen eisernen Hutes, sondern im Laufe langer Zeiten denjenigen
eines großen, jetzt der Denudation verfallenen Teiles der Lagermasse ange-
reichert, wobei angenommen werden muß, daß das Edelmetall gleichzeitig zur
Tiefe sickerte.^) Tatsächlich wurde, wie gesagt, die LageinstUttc in der Teufe
zu einem verhältnismäßig silberarmen, noch dazu an Silikat reichen Bleiglanz-
Zinkblendelager. Zieht man daneben in Betracht, daß im Jahre 1893 ein fast
unaufhaltsamer Preissturz des Silbers einsetzte (der Wert des Metalls ist gegen-
wärtig kaum halb so groß wie im Jahre 1885) und daß zugleich das Blei in
den Tiefstand seiner Bewertung eintrat, dann sind damit die Ursachen gegeben,
weshalb heute der Bergbau von Broken Kill nicht mehr annähernd so gewinn-
bringend ist wie in den ersten Jahren. Die großartige Förderung belief sich
im Jahre 1902 auf über 250000 t Erz mit ungei^hr 135000 t Blei, 30000 t
Zink und 190000 kg SUber.
3. Die goldführenden Kiesfahlbänden
Die goldfahrenden Konglomerate Südafrikas.
Literatur.
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XXXIV, 1888, 225—232, mit geol. Karte. — Ders., Über das Vorkommen des Goldes
in Transvaal; Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., XLI, 1889, 573—581. - Ders., Über die
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66—70.
Cohen, Südafrikanische Diamanten- und Goldproduktion von Südafrika im Jahre
1886; N. Jahrb., 1887, II, 81—83. — Ders., Die goldführenden Conglomerate in Süd-
afrika; Mitt. des naturw. Vereins f. Neuvorpommem u. Rügen, 1887; Ref. N. Jahrb.,
1889, I, 113.
Jeppe, Die Witwatersrand-Goldfelder in Transvaal; Peterm. geogr. Mitt., XXXIV,
1888, 257—267.
Beta, The Sänket Formation, its probable origin and present position. Johannesburg
1888; Ref N. Jahrb., 1889, n, -HO-.
Dupont, Les mines d'or de TAfrique du Sud., 2. Aufl. Paris 1890.
Penning, Journ. Soc. Arts. London, XXXVI, 1888, 437; zitiert von Becker. —
Ders., On the geology of the Southern Transvaal; Quart. Journ. Geol. Soc, XLVII, 1891,
451—461 ; Ref. N. Jahrb., 1893, I, - 318 -.
^) Solche an der Veredelung von ärmeren Lagerstätten beteiligte Vorgäuge sind
schon bei der Besprechung gewisser Kieslager kurz erwähnt worden und werden bei
der Erörterung des eisernen Hutes der Erzgänge noch ausführlicher behandelt werden.
Stelzner-Bergeat, Erzlagerstätten. 24
37Q Die schichtigen Lagerstätten.
Enochenhauer, Die Groldf eider in Transvaal, mit besonderer Berücksichtigung
der De Kaap Goldfelder. Berlin 1890.
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schiedentlich zitiert.
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rand-Conglomerate und der im dolomitischen Ealkgebirge von Lydenburg auftretenden
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Report of the State-Mining-Engineer for the year 1896. Darin Arbeiten von
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Molengraaff, Die Reihenfolge und Correlation der geologischen Formationen
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Bordeaux, Les mines de l'Afrique du Sud. Paris 1898.
Hammond, Gold-mining in the Transvaal; Transact. Am. Inst. Min. Eng., XXXI,
1902, 817—855.
Liebenam, Die Witwatersrand-Goldindustrie vom bergwirtschaftlichen Stand-
punkte aus; Zeitschr. f. prakt. Geol., XI, 1903, 433—448, Lit.
Die goldführenden EiesfaMbänder. 371
Der Witwatersrand^) im südlichen Transvaal bildet ein in annähernd ost-
westlicher Richtung langgestrecktes, ungefähr 80 km breites hügeliges Plateau von
etwa 1800 m Meereshöhe. Er ist die Wasserscheide zwischen dem Vaal. der die
Südgrenze Transvaals bildet, und dem Limpopo, der den Staat im Westen
und Norden umgrenzt. Hauptort des ,,Bandes^ ist die junge Stadt Johannes-
burg, am Südabhang desselben wenig unterhalb seines Kammes gelegen; gegen
Norden zu föUt der Gebirgsrücken steiler nach der etwa 50 km entfernten
Hauptstadt Pretoria ab, nach Süden geht er in das Hochveldt über.
Die ältesten in Südafrika auftretenden Schichten bestehen aus zumeist
steil aufgerichteten und stark gefalteten Gneisen und kristallinen Schiefem, so
aus Hornblende- und Chloritschiefern und Serpentinen, die alle aus eruptiven
Gesteinen hervorgegangen sein sollen (Hatch und Chalmers), ferner aus Ton-
schiefem, Quarziten und magnetitführenden Quarziten. Dazwischen kommen
z. B. zwischen Johannesburg und Pretoria Granite vor. Zwischen letzteren
beiden Städten tritt jene „Gmndformation^ hervor, aus der auch der Witwaters-
rand besteht. Ihre hauptsächlichste Verbreitung hat dieselbe jedoch in Maschona-
land, Matabeloland, in den Zoutpansbergen, in der Murchison-Range, zu Lydenberg
und vor allem in Swasiland, weshalb Schenck sie mit dem Namen Swasi-
schichten belegt hat.
Diskordant über ihnen folgt die Eapformation (Schenck), welche aus
Tonschiefern, Sandsteinen, Konglomeraten und Kalksteinen gebildet wird. Aus
solchen besteht der Tafelberg bei Kapstadt und das südliche und westliche
Transvaal. Die sehr spärlichen Fossilfunde weisen darauf hin, daß die Kap-
formation devonischen und untercarbonischen Alters sein dürfte.
Die Karrooformation gliedert sich nach Schenck von oben nach unten
folgendermaßen:
Stormberg-Schichten,
Beaufort-Schichten,
Ekkaschichten und Dwykakonglomerat.
Diese Formation hat eine weite Verbreitung in der nördlichen Kapkolonie,
in Natal, im Oranjestaat und im südlichen Transvaal. Sie dürfte das Perm
repräsentieren. Für die Entwickelung des Goldbergbaues hatten die südöstlich
von Johannesburg in den Beaufort-Schichten auftretenden Kohlenflöze eine her-
vorragende Bedeutung; die hauptsächlichsten Vorkommnisse solcher in Transvaal
finden sich bei Bocksburg, Vereeniging, Brakpan, Daggafontein und im Middelburg-
distrikt. In der nördlichen Kapkolonie sind Stormberg, Molteno, Cyphergoat, in
Natal die Gegend zwischen Ladysmith und Newcastle wegen ihrer Kohlengruben
namhaft zu machen. Sie gehören wohl den höher liegenden Stormberg-Schichten
an. Bei Kimberley setzen die Diamantlagerstätten in der Karrooformation auf.
Im Jahre 1899 gab Molengraaff als Resultat der bis dahin und zwar
besonders in den letzten Jahren ausgeführten Untersuchungen nachstehende
Übersicht über die geologischen Formationen Südafrikas.*)
*) Witwatersrand soviel wie der Gebirgsrand mit den weißen Wassern, da dort
entspringende Quellen weiße Absätze bildeten.
■) - -^ bedeutet diskordante, — koukordante Reihenfolge.
24*
372
Die schichtigen Lagerstätten.
Alter.
Mittl. Jura?
Lias?
Karroo-
System
Perm?
£ap-Eolonie.
Uitenhage- Formation.
Enon-Formation.
Stormberg-Beds.
Südafrikanische Republik.
Lebombo-Gesteine.
Stormberg-Schichten.
Beaufort-, Dicynodon- oder
Karroo-Beds.
Beaufort-Schichten.
^ ^^.^ ' N
"V / \^ \-/ \^ N^ \y »w N^ *.
X " XV,
Kap-
System '
Devon.
Ekka-Beds und Dwyka-
Konglomerat.
Witteberg-Beds.
Bokkeveld-Beds.
Table-Mountain-Sandstone.
Ekka-Schichten und
Konglomerat
Dwyka- \ ^ § 3
> ö fc o
I P eS ^
Waterberg-Sandstein
und roter Granit.
Pretoria-Serie
(Magaliesberg-Schichten).
Dolomit-Serie.
X N
03
M §
•SÄ
CZ2
^ o
es
S
«2
Black Reef-Serie.
Witwatersrand-Serie.
Malmesbury-Beds mit intru-
siven Granitraassen.
Barberton-Serie.
Kristallinische Schiefer und
Granit.
In die Zeit zwischen die Ablagerung der Magaliesberg-Schichten und des
Waterberg-Sandsteins fällt in Transvaal eine Periode intensivster vulkanischer
Tätigkeit. Granit, Syenit, Norit und Eläolithsyenite wurden in die Magaliesberg-
Schichten gepreßt; Ergußgesteine und vulkanische Auswurfsprodukte in erheb-
licher Menge gehören jener Zeit an.
Am Witwatersrand liegen die goldführenden Schichten über dem Granit
und bestehen zu unterst aus eisenschüssigen Quarziten und Tonschiefem, denen
Konglomerate und Sandsteine aufgelagert sind. Die Hügel des „Kands^ bildet
Quarzit, die dazwischen sich hinziehenden Niederungen haben Tonschiefer zur
Unterlage; die Schichten streichen WNW. — OSO. und fallen bei Johannesburg
12 bis 90^, im Durchschnitt 45 — 50^ gegen S. ein. Decken und vor allem auch
Gänge basischer Eruptivgesteine treten zwischen den Schichten auf. Die Konglo-
merat- und Sandsteinformation läßt sich bis gegen den Vaal hin verfolgen; das
Einfallen der Schichten wird in dieser Richtung sehr viel flacher; größere
eruptive Durchbrüche basischer Gesteine treten dort auf und machen ebenso wie
die Oberflächenbedeckung und Versumpfung jener Gebiete die geologischen Ver-
hältnisse unklar.
Am Witwatersrand sind goldführende Schichten über eine ununter-
brochene Erstreckung von rund 90 km nachgewiesen worden und haben
Die goldführenden Eiesfahlbänder.
373
Die schichtigen Lagerstätten.
lil
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Sgl
III
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1 SVpRirer llie
\BtaAJUtf
-!■;■ Vi'QyiJWÄat
za einer grofien Anzahl bergbaulicher Unter-
nehmnogen geführt. Etwa in der Hitt« deB Nord-
rands dieser im Änsstrich ungefähr 15 km breiton
HanptflOzzone liegt die Stadt Johannesbarg. 60 km
sfldöstl. davon ist Heidelberg gelegen, ein zweitos
Bergbanzentrnm. Änch hier tritt auf eine Länge
von 55 km eine schmale Zone von goldhaltigen,
NO, — SW. streichenden, nach NW. einfallenden
Konglomeraten anf. Dieser FI6zzng nähert sich
im NO. bis anf 21 km dem Östlichsten nachge-
wiesenen Vorkommen der Witwatorarandkonglo-
merate; da er dort durch die kohlenfUhrenden
Karrooschichten von Bocksborg verdeckt wird, ist
es anmöglicb, zu entscheiden, oh er die nach SW.
umgebogene Fortsetzung jener ist. Diesem Heidel-
g berger Zug gehört das reiche Goldvorkommen der
Nigel-Uine an. Ein drittes Goldfeld von syn-
klinalem Bau, dessen Schichton WNW.— ONO.
streidien, ist dasjenige zwischen Heidelberg nnd
Roodeport, 32 km lang und etwa 24 km breit.
Dort sind die Schichten stark gestört nnd durch-
brochen von basischen Ergüssen. Ein weniger
bekanntos Vorkommen von goldführenden Konglo-
meraten, das als die südwestliche Fortsetzung
des Witwatorsrandflözzugs angesehen wird, liegt
westlich und nordöstlich von Klerksdorp (160 km
südwestlich von Johannesbnrg), und endlich wäre
noch die Konglomeratmolde von Venterskron am
" Vaal zn erwähnen, welche zur Hälfto in Transvaal
ond znr andern H&lfte im Oranjestaat gelegen ist.
Sie erstreckt sich in erstorem Staat, wo sie banpt-
lyfng sächlich in Abbau genommen worden ist, anf etwa
48 km. Die nachstohende Schilderung hat fast
nnr den Witwatersrand als das Hanptgrubengebiet
zum Gegenstand.
Das Gold in den Witwatersrand schichten ist
beinahe ganz ausschließlich an gewisse Konglo-
meratschichten gebunden ond im frischen Gi}-
stein von Pyrit begleitet, der wie jenes in dem
Bindemittel derselben enthalten ist. Dieselben
fuhren den holländischen Namen „banket",^) die
') Banket ist ein puddingartiger Kuchen, so
daS diese BezeichnungB weise dem „Puddingsteiu"
entspricht.
Die goldführenden Kiesfahlbänder. 375
Konglomerate heißen deshalb anch die „banket beds'' oder die „Reefs^, mit welch
letzterem Ausdruck sonst allerdings Gangansstriche bezeichnet zu werden
pflegen, der aber im nachstehenden beibehalten wurde, weil er sich am Wit-
watersrand ganz eingebürgert hat. Sie ruhen auf einer mächtigen Masse von
Qnarziten und Tonschiefem, welche ihrerseits, wie Gibson annimmt, infolge
einer Überschiebung dem älteren Granit aufgelagert sind. Erst südlich der Kante
des Bands treten die Eeefs auf. Wie man das auch sonst bei Konglomeratbänken
beobachten kann, welche in Sandstein eingebettet liegen, so sind auch sie nach
Mächtigkeit, Andauer im Streichen und Fallen und nach ihrer gegenseitigen Ent-
fernung unbeständige Schichten. Woher die anendlichen Massen von Quarz
stammen mögen, welche dieselben fast ausschließlich ausmachen, ist ein Bätsei.
Die Konglomeratbänke treten gruppenweise zusammen auf. Man unterscheidet
hauptsächlich folgende Gruppen, welche indessen nur teilweise eine bergmännische
Bedeutung erlangt haben.
Im Norden: 1. Die Du Preez- oder Bietfontain-Gruppe.
2. Die Main Beef-Gruppe.
3. Die Livingstone- und Bird Beef-Gruppe.
4. Die Kimberley-Gruppe.
5. Die Eisburg Beef-Gruppe.
Im Süden: 6. Die Black Beef-Gruppe.
Von allen diesen ist die Main Beef-Gruppe die wichtigste und best-
bekannte und sie soll weiter unten eingehender besprochen werden. Etwa 4 km
nördlich von ihr liegen die Bietfontain-Konglomerate, in denen besonders das sog.
North Beef einen nennenswerten Goldgehalt aufweist. Etwa 1000 m südlich der
Main Beef-Gruppe liegt die 3. Gruppe, um weitere 1500 m entfernt die 4., dann
folgt die 5. Gruppe mit etwa 3 km Abstand und weiterhin, jenseits einer größeren
Diabasmasse, das Black Beef, 7^/3 km von der Eisburg Beef-Gruppe entfernt.
Jene Diabasmasse, ein Diabasmandelstein, bildet die ,,Eagles Nest^ genannte
niedrige Erhebung. Während die Main Beef-Gruppe ein fast seigeres Einfallen
zeigt, sind die weiter südlich gelegenen Konglomerate zumeist mit nur 30^
gegen Süden geneigt, und das Einfallen des Black Beefs muß sogar als ein
sehr flaches — gleichfalls südliches — bezeichnet werden.
Alle erwähnten Konglomerate sind goldführend, wenn auch der
Goldgehalt nicht immer den Abbau gelohnt hat; das Gold kommt
fast ganz ausschließlich in dem Zement der Konglomerate vor.
Am eingehendsten ist die Main Beef-Gruppe untersucht. Sie strich
unmittelbar südlich von Johannesburg aus; heute bezeichnet indessen nur noch
ein weithin sich erstreckender Zug von Tagebauen die Stellen, wo sie vor
15 Jahren zutage trat. Ihre Konglomerate sind fast ununterbrochen verfolgt
und durch zahlreiche Minen in Abbau genommen von Bocksburg, 20 km östlich
von Johannesburg, bis Krügersdorp, 27 km westlich davon. Die ganze berg-
männische Tätigkeit am Witwatersrand erstreckt sich auf eine Länge von etwa
70 km und über 80 Grubengesellschaften sind daran beteiligt.
Die Main Beef-Gruppe besteht aus einer nicht immer gleichbleibenden
Zahl von Konglomeratbänken, welche durch quarzitische Sandsteine, durch Ton-
376 Die schichtigen Lagerstätten.
schiefer oder auch durch Diahasbänke voneinander geschieden sind. In der
typischen Entwickelang, d. h. von der Stadt Johannesburg bis etwa 20 km
westlich davon, kennt man mehrere ziemlich goldreiche Flöze, nämlich das
liegendste nördlichste Hauptflöz (MainEeef) mit dem sog. MainReef leader,
sttdlich davon das Südflöz (South Reef), das durch Sandsteinzwischenlagerangen
zumeist in 2 — 3 „leaders^, Flözchen getrennt ist; das liegendste derselben ist
in der Regel das reichste (Hatch und Chalmers). Die Mächtigkeitsverhältnisse
sind folgende:
Main Reef bis zu 12 Fuß,
Sandstein fast verschwindend bis zu 6 — 7 Fuß,
Main Reef leader durchschnittlich Vj^ Fuß,
Sandstein 35—100 Fuß,
South Reef leader,
Sandstein 1 Zoll bis 6 Fuß, durchschnittlich l^/g Fuß,
South Reef wenige Zoll bis 6 Fuß.
Von diesen Flözen ist gewöhnlich das liegendste, das Main Reef, un-
bauwürdig. Außerdem treten häufig noch andere unbauwürdige Konglomerat-
lager auf, welche die Namen „North Reef^ (im Liegenden des Main Reef) und
„Middle Reef" (zwischen dem Main Reef Leader und dem South Reef) erhalten
haben. Sie sind in ihrem Auftreten recht unbeständig. Beistehende, dem Buch
von Hatch und Chalmers entnommene Profile werden die Verhältnisse ver-
anschaulichen. Die oben angeführten hauptsächlichen Eonglomeratbänke des zen-
tralen Witwatersrands sollen ihre besonderen Merkmale besitzen, an welchen sie
für ein geübtes Auge kenntlich sind. Jedenfalls verdient ihre verhältnismäßige
Beständigkeit hervorgehoben zu werden. Wichtig ist ferner, daß sie sich durch
ihre relative Erzführung unterscheiden und auch dadurch charakterisiert sind,
östlich der Stadt Johannesburg ändern sich die Verhältnisse; es treten manchmal
die Flöze in größerer Zahl und mit recht verschiedener Goldführung auf. Man
hat zwar auch auf sie die früher genannten Benennungen übertragen, es ist
aber vorläufig unmöglich, eine Identifizierung der Flöze im östlichen und zentralen
Witwatersrand durchzuführen.
Die Konglomerate bestehen fast ausschließlich aus zweifellosen, durch
Wasser gerundeten Gerollen von Quarz ; die letzteren erreichen die Größe eines
Hühnereies oder sind so klein wie eine Erbse. Meistens sind sie infolge von
Druck milchig oder bläulich gefärbt und brechen in scharfen Splittern; sie
sind manchmal stark deformiert und plattgedrückt und von feinsten Rissen
durchzogen, zeigen überhaupt die Anzeichen einer gewaltigen Pressung. Da
die Gerolle aus verschiedenen Gruben die Druckerscheinungen in verschiedenem
Maße zeigen, so geht schon hieraus hervor, daß die Pressung erst im Konglo-
merat stattgefunden haben kann. Sehr selten finden sich abgerollte Quarz-
kristalle und untergeordnet kommen auch Gerolle von Gesteinen, wie schwarzer
Kieselschiefer, vor. Das Bindemittel des Konglomerats besteht vorzugsweise
aus sekundärem Quarz und Silikaten, wie Chlorit, Muskovit, Talk, Zoisit (?) und
führt ferner etwas Zirkon, Rutil und angeblich auch Korund. Von Erzen ist fast
nur Pyrit, z. T. in sehr deutlichen Kristallen, häufiger aber in rundlichen Körnern
vorhanden; manchmal bildet er kleine Schmitzen und Konkretionen oder auch
eckige Partien, welche übrigens mitunter Kristallfiächen erkennen lassen. Die
frischen Konglomerate besitzen eine grünlich-blaue Farbe („Blue rock"). Der
Schwefelkies macht ungefähr 3^/q des Gesteines aus.
Die goldfnhreDden EiesfahlbSnder.
Änderung der Scbich-
tenlagening und alle tek-
tonischen Störongen sind
selbstverständlich von
ganz besonders großer
Bedeutung. Das Fl<3z-
ansstreicben zeigt, wie
schon oben gesagt, ver-
schiedene, aber zumeist
ziemlich steile Einfalls-
winkel von meistens über
45", ja häufig sogar von
75—85 und 90» FUr
die Znknnft des Bergbaues
ist es änBerst wichtig,
daß das Einfallen der
Flöze mit der Tiefe nicht
unbeti^htlich abnimmt.
/■"
Flg. 86. Hb? CoaBoUdated, iiunt TieCban.
Flg. 80. RabiQBon
Flg. M-90. Troflle durch einige Gmben des WitwBtfltsrar
allen Pcolll«n bedsutet I Uaio Heef, f i Halo Baet Leader, i
378 Die schichtigen Lagerstätten.
So ist z. B. auf der
Einfallen Horizontal-
Grube im AusBtricIi in Teufe Abstand
<^ m ® m
Wolhuter 59 411 21 717
Henry Nourse 79 329 30 210
Meyer und Charlton ... 45 223 24 330
Salisbury 85 ca. 300 30 270
Man deutete diese Erscheinung dahin, daß die Witwatersrandkonglomerate
den nördlichen Flügel einer großen Mulde bilden, über deren Tiefe allerdings
die Ansichten auseinandergehen. Jedenfalls hatte diese Tatsache, welche man
schon in den ersten Jahren des Bergbaues erkannt hatte, eine erhöhte Spekulation
und eine weitere Ausdehnung der bis dahin bestehenden Unternehmungen zur
Folge. Während bis 1890 diese sich auf einen etwa kilometerbreiten Strich
längs des Ausgehenden beschränkt hatten, traten von nun ab die „Deep level^-
(Tiefbau-) Gesellschaften ins Leben, und die südliche Grenze dieser Grubenfelder
reichte schon vor einigen Jahren bis zu fast 5 km vom Flözausstrich.
Verwerfungen sind am Witwatersrand häufig und erreichen manchmal
nicht unbeträchtliche Maße. Durch dieselben werden die Lagerstätten mit-
unter um mehrere hundert Meter in der Horizontalen verschoben. Auch Über-
schiebungen sind vielfach bekannt und, da sie zu einer Verdoppelung, ja
bei öfterer Wiederkehr zu einer Vervielfachung der Flöze führen, von höchster
Wichtigkeit; ihre Entdeckung hat auf die Bewertung der Gruben einen sehr
großen Einfluß ausgeübt. Anderseits erschweren natürlich häufig auftretende
Verwerfungen den Betrieb erheblich und drücken den Wert der betroffenen
Grubenfelder herab. Es liegen scheinbar keine Mitteilungen darüber vor, daß
etwa der Adel der Flöze durch die Störungen günstig oder ungünstig be-
einflußt worden wäre. Von weiterer Bedeutung sind die zahlreichen eruptiven
Gänge, welche kaum in irgend einer Grube fehlen und wenige bis zu
100 Fuß mächtig werden. In ganz vereinzelten Fällen hat man auch eruptive
Lagergänge kennen gelernt. Ein solcher hat sich beispielsweise auf der
Wolhuter Grube bei Johannesburg zwischen das Main Eeef und den Main Eeef
Leader gezwängt; er ist oben wenig mächtig, nach der Tiefe aber schwillt
er zu 140 Fuß Dicke an. Mit dem Auftreten der Eruptivgänge sind gleichfalls
häufig Gebirgsstörungen verbunden. Die Gesteine sind Diabas, Olivindiabas,
Bronzitdiabas, Epidiorit, Diorit, Gabbro und Olivinnorit.
Eine kurze Besprechung .verdient noch das Black Reef; dasselbe wird
von den Flözen des nördlichen Rands durch eine Masse von Quarzdiabasmandel-
stein getrennt und ist diesem unmittelbar aufgelagert. Die Oberfläche des
Mandelsteines scheint vor der Ablagerung des Konglomerats in flachen Furchen
ausgespült worden zu sein, in welchen sich nach Eubale das Sediment dergestalt
absetzte, daß es in ihnen seine größte Mächtigkeit besitzt, über den zwischen
den Rinnen liegenden Rücken aber ganz schwach ist oder ganz verschwindet.
Das Konglomerat ist ganz flach gelagert, wird in den Rinnen bis zu 1,5 m
mächtig und ist am Boden der letzteren am reichsten, über jenen Zwischenrücken
am ärmsten. Das Reef selbst besteht nur teilweise aus Quarzgeröllen, daneben
aber auch aus solchen von Kieselschiefer und Hälleflinta in einem quarzitisch-
Die goldführenden Kiesfahlbänder. 379
chloritischen Zement, wird indessen in größerer Tiefe zn einem grobkörnigen
Sandstein. Nach de Launay zeigt in den Einnen der Pyrit eine besonders
gute Schichtung; gerundete Schwefelkieskörner von oolithischem Aussehen aber
ohne erkennbare oolithische Struktur und mit Durchmessern von 3 — 4 mm bilden
ganze Lagen.
Was die Verteilung des Goldgehaltes in den Konglomeraten im großen
anbelangt, so ist diese innerhalb der gleichen Bank eine recht gleichmäßige,
wenn auch etwas ärmere Stellen mit reicheren wechseln. Indessen kann es sich
nie um eigentliche reichere Erzmittel, um „Adelspunkte^ handeln, wie man
sie auf Goldgängen kennt, sondern der Übergang zwischen reicheren und
ärmeren Flözpartien ist ein ganz allmählicher. Demgemäß besitzen gewisse
Minen, nämlich die im zentralen Eand gelegenen, einen höheren Goldreichtnm
als andere, aber die Goldfährung der Konglomerate ist doch eine allgemeine.
Eine Anreicherung des Edelmetallgehaltes findet ganz lokal statt; so zeigen
gewisse Stufen ziemlich viel Freigold und innerhalb der Eeefs gibt es hier und
da goldreichere Streifen und Zonen. Im großen ganzen aber hält sich die
MetallfQhrung innerhalb gewisser Durchschnitte.
Im mittleren Abschnitt des Witwatersrands ist das Main Eeef weniger
reich als der weniger mächtige Main Beef Leader und das South Reef. Im
westlichen Abschnitt ist besonders der South Eeef Leader reich, die Erzfahrung
des Main Reef Leaders unregelmäßig und das Main Eeef arm, im östlichen Ab-
schnitt wird das South Eeef arm und die Begleiter des Main Eeefs werden die
Erzträger. Nachstehende Zusammenstellungen sollen den Goldgehalt der haupt-
sächlichsten Flöze bei Johannesburg veranschaulichen. Dieselben sind dem Buch
von Hatch und Chalmers entnommen.^)
Main Eeef. Auf der Eobinson-Grube ergaben sich 8 dwts 14 grains in
der Tonne = 13,35 g. Auf den meisten Gruben wird das Main Eeef überhaupt
nicht abgebaut.
Main Eeef Leader. Auf der Ferreira Mine, einer der reichsten des
Gebiets, ist das Main Eeef unbauwürdig. Der Main Eeef Leader ergibt in 96 m
162 g, in 216 m 71 g. Auf der City and Suburban Mine zeigen sich etwa 19 g,
auf Crown Eeef 51 g.
South Eeef. Auf der Ferreira Mine ist der Eeichtum ein besonders
hoher; es ergaben sich in den folgenden Teufen und Flözmächtigkeiten im
Jahre 1894:
m. *- Durchschnittliche Gehalt
^^®'® Mächtigkeit in der Tonne
m in m g
126 0,415 117,5
156 0,452 146,5
186 0,638 171,5
216 0,606 97,5
246 0,910 116,0
Auf der City and Suburban-Grube war um dieselbe Zeit der Goldgehalt
des South Eeefs etwa 42 g, auf Crown Eeef 100 g.
Zwischen der Mächtigkeit der Flöze und ihrem durchschnittlichen Gold-
gehalt scheint ein Zusammenhang nach den vorliegenden Angaben nicht zu
existieren. Auch besteht offenbar keine gesetzmäßige Veränderung des Adels
^) Am Witwatersrand rechnet man nach amerikanischen Tonnen (short tons)
zu 907,180 kg.
380 Die schichtigen Lagerstätten.
mit zunehmender Teufe — wenn man selbstverständlich von den verwitterten und
mit Freigold durchsetzten Zonen des Ausstrichs absieht.
Die erste Entdeckung des Goldes am Witwatersrand (1885) geschah in den
zersetzten Ausstrichen des Main Reef-Eonglomerats. Dieses letztere war bis zu
Tiefen von 30 — 60 m zerfressen, bröckelig, durch Roteisenerz gefärbt und leicht
zu bearbeiten, da die Pyrite fehlten, welche im frischen Gestein die größte
Menge des Goldes umhüllen. Das Gold trat teilweise schon dem bloßen Auge
sichtbar in zackigen, nie gerundeten Partikeln auf, das Erz war unmittelbar
amalgamierfähiges „free milling ore**. In der Tiefe stellte sich der frische
„blue bar** oder „blue rock** ein, dessen Kies goldhaltig war.
Wie gesagt, tritt das Gold fast ganz ausschließlich im Bindemittel der
Konglomerate auf und ist nur in ganz vereinzelten Fällen innerhalb der GeröUe
selbst angetroffen worden, wobei jedenfalls eine sekundäre Einwanderung auf
Kluftflächen derselben nicht ausgeschlossen ist; das Gold findet sich fast nur
oder wenigstens in bauwürdiger Menge nur in den Konglomeraten, und von diesen
letzteren sind, wie oben gezeigt, einzelne durch einen besonders hohen Goldgehalt
ausgezeichnet. Die begleitenden Sandsteine sind nur stellenweise merklich gold-
führend und das um so mehr, je grobkörniger sie sind. Im allgemeinen aber
soll die Goldführung an der Grenze zwischen Konglomerat- und Sandsteinbänken
scharf abschneiden. Über die Art und Weise, wie das Gold innerhalb des
Zementes auftritt, äußerst sich zunächst Koch folgendermaßen:
1. „Das Gold tritt entweder in mikroskopischen Kriställchen auf, deren
Formen sich infolge der Einbettung in andere Substanz oder verzerrten Wachstums
nur selten mit Sicherheit bestimmen lassen, oder seine Gestalt ist diejenige
kristalliner, im Innern kompakter, nach außen hin mit Flächenbegrenzung ab-
schließender Aggregate von ganz unregelmäßig eckiger, bald mehr rundlicher,
bald gestreckter Umgrenzung und höckerig-zackiger Oberfläche. Trumartige
Abläufer, die sich bisweilen in einzelne Kriställchen auflösen, und zackige oder
hakig gebogene Ansätze sind eine häufige Erscheinung. Runde, geglättete
Kömer- oder Blättchenform, wie sie dem Schwemmgold infolge mechanischer
Aufbereitung durch Wassertransport eigen sind, fehlen dagegen vollständig.
2. „Die räumliche Verbreitung des Goldes innerhalb der Konglomerate
beschränkt sich auf die Zertrümmerungszonen und die sekundären Quarzbildungen.
Als Einschluß in Quarz, welcher sich durch die oben beschriebenen Eigenschaften
unzweifelhaft als Geröllquarz charakterisiert, wurde Gold niemals beobachtet.
Diese Tatsachen würden sich, wenn man von der Gestalt absieht, mit der Deutung
des Goldes als Schwemmgold nur dann vereinigen lassen, wenn man die gewiß sehr
unwahrscheinliche Annahme gelten lassen wollte, daß diejenigen Teile der GeröUe,
welche Gold als Einschluß führten, durchgängig von der Zertrümmerung betroffen
worden sind." In den von Koch untersuchten Schliffen umgab das Gold die Pyrite
oder hatte sich zwischen den Teilen gebrochener Schwefelkieskristalle wie ein
Kitt angesiedelt, war also offenbar in seiner jetzigen Form eine der letzten Aus-
scheidungen in dem Gestein. Daß das Edelmetall sich wohl ausschließlich in ge-
diegenem Zustand in den Erzen befindet, dürfte daraus hervorgehen, daß der weitaus
größte Teil desselben sich durch Amalgation daraus gewinnen läßt, und daß die
Die goldfahrenden Eiesfahlbänder. 381
weniger zugänglichen Mengen in verdünnter Lösung von Cyankali aufg^öst
werden. Von mehreren Beobachtern wird übrigens darauf hingewiesen, daß das
Gold sich auch um die Gerolle selbst etwas reichlicher finde und auf der Oberfläche
dieser beobachtet werden kann, wenn dieselben aus ihrem Zement befreit worden
sind. Der Feingehalt des gewonnenen Goldes schwankt zwischen 770 und 900
Tausendteilen ; den Rest bildet fast ausschließlich Silber und sehr wenig Kupfer.
In den Flözen scheinen kaum andere Sulfide als Pyrit vorzukommen. Dagegen
finden sich da und dort sekundäre Quarzgänge mit Blende, Arsenkies, Kupferkies,
Pyrit, Magnetkies, Antimonit und etwas Gold. Nickel und Kobalt sind chemisch
in den Erzen nachgewiesen worden. Es ist aber doch bemerkenswert, daß
Erzgänge im Witwatersrandgebiet keinerlei Bedeutung besitzen und daß wirkliche
Goldquarzgänge zu fehlen scheinen.
* Die Herkunft des Goldes in den Konglomeratflözen des Witwatersrands
ist rätselhaft; man hat so ziemlich alle in Betracht kommenden Entstehungs-
weisen behauptet, aber ein jeder Erklärungsversuch hat bisher den beobachteten
Tatsachen nicht völlig gerecht werden können.
1. Kurz nach der Entdeckung der Lagerstätten wußte man nicht mehr,
als daß das Gold in Konglomeraten vorkam, und es lag daher am nächsten,
dieselben für eine alte Goldseife zu halten und anzunehmen, daß diese durch
die Zerstörung silurischer und archäischer Goldquarzgänge entstanden sei.
Schenck^) hielt eine marine Aufbereitung goldführender Gänge für
möglich und fahrte die zackige und scharfkantige Form des in dem zersetzten
Konglomerat auftretenden Goldes auf eine spätere Umkristallisation oder auf
eine kurze Zeitdauer des Transports zurück. Ähnlicher Ansicht ist u. a. auch
Penning. Diese Anschauung bedurfte offenbar der Modifikation, als man
auf den Blue rock stieß und es sich zeigte, daß der Goldgehalt auch hier
an die Gegenwart von Pyrit gebunden sei. Manche hielten jetzt den Pyrit
ganz oder teilweise gleichfalls für Seifenmaterial und nahmen einen Transport
desselben aus der Ferne an. Man hätte es also nach dieser Auffassung mit
Pyritseifen zu tun. So unterscheidet Koch ein doppeltes Auftreten des Pyrits,
nämlich abgerundete, durch den Transport abgerollte Kristalle desselben, welchen
die gleiche EoUe zukäme wie den QuarzgeröUen, dem spärlichen Magnetit und
Zirkon — und ringsum ausgebildete Schwefelkieskristalle, die im Geröllquarz
eingeschlossen und deshalb nicht abgerollt, indessen gleicher Herkunft sein sollen
wie die ersteren. Indessen stellte Koch auch das zweifellose Vorkommen von
jüngerem Pyrit fest. Das Gold selbst hält Koch für eine spätere Imprägnation,
de Launay hatte sich schon 1891 dafür ausgesprochen, daß man es wahr-
scheinlich mit Pyritseifen zu tun habe und zwar mit goldhaltigen, aus der
Aufbereitung gold- und pyrithaltiger Quarzgänge hervorgegangenen Ablagerungen.
Die Art der Verwachsung des Goldes mit dem Pyrit dürfte ihm damals noch
nicht bekannt geworden sein, und unbegreiflich wäre es, wenn diese Ansicht
festgehalten werden sollte, sicherlich, warum nicht auch die pyritreichen Sand-
steine einen erheblicheren Goldgehalt besitzen. In seiner ersten Publikation
erwähnt de Launay auch GeröUe von Pyrit; später finden sich nur „gerundete"
oder „abgerollte" Pyritkörner erwähnt. Pelikan*) kam gleichfalls auf Grund
einer Untersuchung frischen Materiales dazu, Quarz, Pyrit und das Gold für
Zerstörungsprodukte weit ausgedehnter Goldquarzgänge zu halten.
Nachdem mikroskopische Untersuchungen ergeben hatten, daß das gediegene
Metall, als welches mindestens der größte Teil des Goldes in den Konglomeraten
>) Ztschr. d. deutsch, geol. Gesellsch., 1889, 675.
^ 1. c. und bei Futterer, 125.
382 Die schichtigen Lagerstätten.
vorhanden ist, zweifellos in einer Form auftritt, welche einem Transport
desselben und einer Einschwemmung in seiner jetzigen Gestalt widerspricht,
so konnte nur noch die Frage in Betracht kommen, ob etwa das Metall als
Seifengold abgelagert worden sei, dann aber eine Umlagerung in seinen jetzigen
Verteilungszustand erfahren habe. Diese Ansicht ist von G. F. Becker vertreten
worden. Becker weist darauf hin, dafi Gold tatsächlich in den Gerollen selbst
vorkommt, und daß die Seltenheit solcher Funde gleichwohl noch kein Gegen-
beweis dafür sein könne, daß man es in den Witwatersrandkonglomeraten mit
dem Aufbereitungsprodukt von Golderzgängen zu tun habe, denn auch in den
Goldseifen Amerikas seien goldführende Quarzgerölle äußerst selten. Die Gold-
führung der Bankets vergleicht er mit derjenigen der Strandseifen von Neu-
seeland und der pazifischen Küste von Nordamerika, welche gleichfalls auf die
Zerstörung weitausgedehnter Lagerstätten des Hinterlandes zurückzuführen sei.
Die Konglomerate des Witwatersrands sind nach Becker marine Seifen von
Gold und Pyrit; ersteres sei im fein verteilten Zustande abgelagert worden,
und beide hätten eine völlige oder teilweise Umkristallisation erfahren.
Alle bisher besprochenen Erklärungsversuche nehmen ein mehr oder
weniger hypothetisches goldreiches Hinterland an, welches Quarz. Pyrit und
Gold für die „fossilen Seifen^ geliefert habe. Manche beziehen sich dabei auf
die jetzt noch im Abbau stehenden Golderzgänge des mittleren und nördlichen
Transvaal, die bis zu mehrere hundert Kilometer vom Witwatersrand entfernt
sind, und Becker spricht von einem weitausgedehnten Gebiet, wo sich Erzgang
hinter Erzgang nahe der alten Küste etwa parallel zu dieser hingezogen und
der Brandung das Gold geliefert habe. Die Herkunft des Seifengoldes ist
sicherlich schwer zu erklären und problematisch. Auch in den gröbsten
Konglomeraten ist zudem niemals ein Goldklumpen oder auch nur ein unzweifel-
haft abgerolltes Goldblättchen gefunden worden, und doch ist es wohl unnatürlich,
anzunehmen, daß alles Gold umkristallisiert sei. Sehr erhebliche Schwierigkeiten
bietet auch die Annahme von Pyritseifen. Sollen Gold und Pyrit von denselben
Lagerstätten stammen, so ist es, wie schon gesagt, sehr schwer begreiflich,
warum die Sandsteine und Quarzite zwar reich an Pyrit, hingegen arm an Gold
sind. Ferner ist bis jetzt kein Beispiel einer Seife bekannt, auf welcher sich
Pyrit in so großen Massen in unzersetztem Zustand vorfönde. Der Schwefelkies
gehört zu den am leichtesten verwitternden Sulfiden ; er verwandelt sich ziemlich
bald in Brauneisenerz, wie das z. B. die rostigen Wässer beweisen, welche den
Kieslagerstätten entspringen, oder die Bäche, welche zur Aufbereitung des Gang-
goldes in Siebenbürgen und Ungarn benutzt werden (Verespatak, d. i. roter
Bach, und Veresviz, d. h. rotes Wasser, sind bezeichnende Namen). Nur selten
aber zeigen die Pyrite der Witwatersrandkonglomerate eine Verwitterungskruste.
Femer ist es sehr fraglich, ob der sehr spröde Pyrit zwischen den harten
Quarzkonglomeraten wirklich einen weiten Transport vertrüge; er würde
wahrscheinlich ziemlich bald zu Pulver zermalmt und nicht in abgerundeten
Kristallen oder Gerollen zu finden sein. Es ist also wohl weit eher anzunehmen,
daß der Pyrit sich an Ort und Stelle gebildet oder nur einen ganz kurzen
Transport und eine geringe Abschleifung erfahren hat, zumal man auch sonst
sehr häufig Kügelchen und kugelige Konkretionen von authigenem Schwefelkies
in Sedimenten antreffen kann.
2. Wohl angesichts der Schwierigkeiten, welche den'^übrigen Erklärungs-
versuchen begegneten, hat man besonders neuerdings die Goldführung der Lager-
stätten durch eine spätere Imprägnation zu erklären versucht. Man würde
da wohl eine Imprägnation mit Pyrit und eine solche mit Gold zu unterscheiden
haben, denn beide Erze brauchen nicht gleichalterig zu sein. Über die Herkunft
des ersteren hat man sich bei dieser Erklärungsweise weniger Gedanken gemacht ;
wie gesagt, hält Koch ihn teils für Seifenmaterial, teils für einen späteren
Einwanderer. Der Schwefelkies wird im allgemeinen für älter gehalten als das
Die goldführenden Eiesfahlbänder. 383
Gold, and er soll die Bolle eines Fällangsmittels gegenüber den goldführenden
Lösungen gespielt haben. Wenn man sich vorstellen dürfte, daß die Konglomerate
poröser gewesen seien als die Sandsteine, so wäre die Möglichkeit gegeben, daß
auch die metallbringenden Lösungen in ersteren lebhafter zirkalieren konnten
als in letzteren, was in den ersteren zn einem intensiveren Goldabsatz geführt
hätte. Das ist aber von vornherein nicht wahrscheinlich, weil Konglomerate
ganz allgemein nicht nur aus grobem Geröll, sondern aus solchem und Sand
und anderem Detritus bestehen, also eher weniger durchlässig, weil ärmer an
Zwischenräumen sind.
Es braucht kaum gesagt zu werden, daß man vor allem die zahlreichen
eruptiven Gesteinsgänge, welche die Witwatersrandformation durchschwärmen,
für die Goldzufuhr verantwortlich gemacht hat. Dies taten v. Kraatz und
insbesondere Krause. Tatsächlich ist auch mehrfach behauptet worden, . daß die
eruptiven Gänge in ihrem Durchschnitt mit den Flözen darin eine Anreicherung
bewirkten, oder daß auf der einen Seite des Ganges das Flöz reicher, auf der
anderen ärmer sei. Wie indessen von mehreren Seiten^) betont wird, besteht in
solcher Beziehung gar keine gesetzmäßige Beziehung, die sicherlich, wenn sie
vorhanden wäre, nicht lange unbekannt und unbenutzt geblieben wäre. Wären
die Lagerstätten durch Infiltration mineralisiert, so müßte das vor der Gebirgs-
metamorphose geschehen sein, denn eine Folge dieser ist die äußerst dichte und
harte Beschaffenheit der Konglomerate, welche wohl schwerlich eine Imprägnation
zulassen würde. Die das Gebirge durchsetzenden Klüfte und Spalten dürften
ferner als Zuleitungskanäle nicht in Betracht kommen, denn Golderzgänge fehlen
in dem Gebiete ganz, während vielmehr andere, den Konglomeraten selbst fehlende
Verbindungen in kleinen Gängen auftreten. Daß übrigens kein Zusammenhang
zwischen dem Erzreichtum der Flöze und dem^ Auftreten von Spalten besteht,
welche man als Goldbringer betrachten könnte, hat Becker ausführlich erörtert.
Was aber der Annahme einer Imprägnation vor allem hinderlich im
Wege steht, das ist die feststehende Tatsache, daß die Konglomeratbänke, auch
wenn sie im übrigen untereinander recht ähnlich beschaffen sind, einen sehr
merklich verschiedenen Goldgehalt führen, dermaßen, daß das Main Eeef fast
nie bauwürdig ist, der benachbarte Main Reef Leader dagegen eine der reichsten
Goldbänke darstellt. Ferner müßte, eine Imprägnation vorausgesetzt, der Gold-
gehalt der Schichten, auch der Konglomerate in viel weiteren Grenzen schwanken ;
die Mengen zugeführten Quarzes und Goldes würden weiter in einem quantitativen
Verhältnis stehen, das für letzteres im Vergleich zu den goldführenden Quarz-
gängen ein ganz außerordentlich günstiges wäre, und endlich wäre die ziemlich
gleichmäßige Imprägnation der Konglomerate in einem mehrere Kilometer breiten
und über 80 km langen Striche zum mindesten gerade so wunderbar wie die
primäre Goldführung in den verschiedenen Horizonten vom Main Eeef bis zum
Black Reef. Wenn Beck*) sagt: „Endlich dient ihr (nämlich der Imprägnations-
theorie) zur Stütze die Tatsache, daß anderwärts in Transvaal, im Lydenburger
Distrikt, ganz zweifellos fertige Sedimente, hier Dolomite des Malmani-Horizontes,
durch Lösungen, die Quarz und Gold zugleich mit Kupfererzen absetzten,
mineralisiert worden sind^, so braucht dagegen nur bemerkt. zn werden, daß
jene Lagerstätten von Johannesburg 260 km entfernt und daß die das Black
Reef überlagernden Malmani-Dolomite eben nicht mineralisiert sind.
3. Es bleibt noch eine Erklärung übrig, nämlich die, daß das Gold zu der
Zeit der Konglomeratablagerung sich in Lösung befunden habe und aus derselben
zwischen den Gerollen niedergeschlagen worden ist, mithin ein Präzipitat dar-
stelle, und daß also die Witwatersrandlagerstätten syngenetische seien. Diese
Ansicht hat u. a. im Jahre 1888 Penning ausgesprochen. Stelzner, der sich
') Hatch und Chalmers, 72; Becker, 168.
>) Erzlagerstätten, 544.
384 Die schichtigen Lagerstätten.
über die geologische Natur der Witwatersrand-Goldfelder nur einmal, einige
Monate vor seinem Tode, öffentlich, nämlich in der Sitzung der Silberkommission
vom 2. Juni 1894 geäußert hat, gab dort gleichfalls dieser Auffassung Aus-
druck.^) Diese Erklärung entscheidet nicht die Frage nach der Herkunft und
Entstehung der jetzigen Formen des Pyrits, sie widerspricht aber auch nicht
der jetzigen Form des Goldauftretens: sie kommt der Tatsache entgegen, daß
das Metall sich fast nur im Zement der Konglomerate vorfindet und nach
Ansicht der meisten Beobachter höchstens als sekundäre Imprägnation in den
Gerollen selbst beobachtet wird, und sie läßt sich auf natürliche Weise damit in
Einklang bringen, daß das Gold gerade in den Eonglomeratbänken zu finden ist.
Daß der Pyrit kein Seifenmineral ist, wurde schon vorhin für wahrschein-
lich gehalten; die Annahme, daß derselbe an Ort und Stelle entstanden sei, hat
zudem den Vorzug, daß man nicht zweierlei Entstehungsweise desselben Minerals
in derselben Lagerstätte zuzugeben braucht. Ob nun der Pyrit ursprünglich in
den Ablagerungen enthalten war oder erst später eingewandert ist, ist eine
weitere Frage ; sicher ist, daß Schwefel und Eisen bereits zur Zeit der sekundären
Entstehung der Silikate, also zur Zeit der Metamorphose vorhanden waren.
Ein von de Launay abgebildetes Handstück von der Wemmer Mine zeigt
femer eine ausgezeichnete bandförmige Anordnung des Schwefelkieses, die sich
kaum anders deuten lassen dürfte, denn als durch eine schichtige Ablagerung
des Erzes, und die jedenfalls durch Annahme einer späteren Imprägnation nicht
erklärt wird, vielmehr alsdann als merkwürdiger Zufall gelten müßte. Für sich
allein betrachtet kommt also der Pyrit fahlbandartig vor, und zwar sowohl in
den Konglomerat- wie in den Sandsteinbänken. Ausgeschlossen ist es keineswegs,
daß derselbe sich zu Anfang nicht im gegenwärtigen Zustand seiner Kristallisation
befunden, sondern diese erst später angenommen habe.
Angenommen, das Gold habe sich aus Lösungen niedergeschlagen, dann wäre
es erstens nicht notwendig, daß die Verbreitung der Goldlösung dieselbe gewesen
sein muß wie derjenigen, welche zur Ausfällung von Schwefeleisen führten.
Tatsächlich wenigstens müßte die Goldausfällung auf diejenigen Stellen mehr
oder weniger beschränkt gewesen sein, wo das Qu^rzmaterial noch nicht zu
feinem Sand, sondern erst zu groben Konglomeraten verarbeitet war. Das Auf-
treten von Konglomeraten innerhalb der Sandsteinmassen kann auf zwei Ursachen
zurückgeführt werden: erstlich auf einen Wechsel der Küstenlage, zweitens auf
das Eintreten stärkerer Strömungen, welche Konglomerate vom Strande auch
dorthin zu bewegen vermochten, wohin bis da nur der sandartige Detritus ge-
fördert werden konnte. Stärkere Strömung wäre aber einem gleichmäßigen
Goldabsatz hinderlich gewesen, sie schlösse eine Anreicherung der Konglomerate
eher aus. Der Präzipitation des Goldes aus Lösungen würde also der erstere
Fall eher entsprechen; es läge dabei auch nahe, den Ursprung des Goldes auf
dem Festland zu suchen, von wo es in gelöster Form dem Strande zugeführt
und dort irgendwie ausgefällt worden wäre. Welcher Art die Lösungen hätten
sein können, läßt sich nicht erkennen, und ebensowenig liegen Andeutungen für
die Art des Fällungsmittels vor; denkbar wären als solches faulende See-
organismen. Das auf solche Weise entstandene Gold hätte die Metamorphose
des Gebirgs erlebt und müßte besondere Wanderungen und Konzentrationen er-
fahren haben.
1) 1. c. 77. Der betreffende Abschnitt lautet: „Im Jahre 1888 ist nun am
Witwatersrand in Transvaal ein weiteres Goldvorkommen entdeckt worden, das ich für
meinen Teil nicht für eine ältere Seife, sondern für eine schichtige Lagerstätte halten
zu sollen glaube. Derselben Ansicht ist wohl auch Herr Geheimer Oberbergrat
Hauchecorne, da er es mit dem Mansf eider Kupferschiefer und dem Mechemicher
Knottenflöze verglichen hat." In dem Manuskripte findet sich keine nähere Begründung.
Die goldführenden Eiesfahlbänder. 385
de Launay neigt seit 1896 gleichfalls znr Annahme einer syngenetischen
Ablagerung des Goldes. Letzteres nnd ebenso der Pyrit seien anderer Herkunft
als die Gerblle: diese seien ein Aufbereitangsprodukt, die Erze aber an Ort nnd
Stelle gebildet. Aus seinen eingehenden Ausführungen sei folgendes hervor-
gehoben:^) „Der goldführende Pyrit umhüllt stets die Quarzgerölle, auf deren
Oberfläche er sich niedergeschlagen zu haben scheint, oder er bildet unregel-
mäßige Bänder in dem quarzigen Zement. In gewissen Fällen setzt er gebänderte
Streifen zusammen, entweder parallel der allgemeinen Schichtung oder schief
dazu und entsprechend einer falschen Schichtung des Sediments. Dieser Pyrit
erscheint unter der Lupe oder dem Mikroskop manchmal abgerollt, besonders
wenn er in parallelen Streifen auftritt; oft aber ist er auch wohl kristallisiert
und hat sich notwendigerweise an Ort und Stelle infolge einer chemischen
Präzipitation abgesetzt, analog derjenigen, welche anderswo Erzgänge erzeugte,
und zwar zu gleicher Zeit, wie ein Teil des begleitenden Quarzes .... In
einer Eonglomeratbank ist der Goldreichtum keineswegs, ¥rie in den goldführenden
Seifen,^ immer an der Basis konzentriert, vielmehr ist derselbe gleichmäßig
durch die ganze Masse verteilt; oder wenn er sich auf eine Zone lokalisiert, so
kann diese sowohl in der oberen wie in der unteren Partie des Flözes liegen,
wiewohl der zweite Fall der häufigere ist.^ Seine Meinung präzisiert de Launay
folgendermaßen : Unter der Voraussetzung, daß das Gold wäirend der Ablagerung
der Konglomerate ausgefällt worden sei, „habe es an einem Strande, wo Quarz-
fragmente von irgend welcher Herkunft von den Wogen zermalmt und abgerollt
wurden, Gold und Schwefeleisen (welche vielleicht durch irgend einen Vorgang
entsprechend der Erzzufuhr, welche Gänge ausfüllt, herbeigeführt wurden) in
wässeriger Lösung gegeben; diese Substanzen hätten sich dann chemisch nieder-
geschlagen wie die Eupfersulfide von Mansfeld oder die Bleiglanzknotten von
Commem und Mechernich, oder femer wie die Kupfererze in Begleitung der
Konglomerate von Boleo, nnd wären an Ort und Stelle von den Fluten hin- und
hergerollt und gemischt mit den Gerollen abgelagert worden. Um die charakte-
ristische Tatsache zu erklären, daß sich das Gold fast ausschließlich in den
Konglomeraten und nicht in den zwischengelagerten Sandsteinen findet, hätte
man die Mitwirkung einer mechanischen Aufbereitung zuzugeben, welche das
Gold nnd den Pyrit als schwere Bestandteile zusammen mit den größeren Ge-
rollen konzentrierte, wie das für alle goldführenden Alluvionen der Fall gewesen
Ist. Vielleicht könnte man auch hinzufügen, daß der Übergang eines Konglomerats
in einen Sandstein inmitten einer Eeihe von Sedimenten entweder unmittelbar
einer Hebung des Bodens oder einer Änderung im Einfluß der Strömung ent-
spricht (welche möglicherweise durch eine Hebung derselben verursacht wurde),
und ferner annehmen, daß diese Bewegung jedesmal einen Erguß der schwefeligen
oder chloridischen Quellen herbeigeführt und so die im Wasser gelösten metallischen
Elemente erneuert habe^. Diese letztere Erklärung ist freilich nicht ungezwungen. *
Über die Entwickelung des Goldbergbaues am Wltwatersrand gibt
Jeppe folgende Daten. Alluvialgold wurde am Jokeskeyfluß im Distrikt Pretoria
schon 1854 gefunden, der Fund wurde indessen nicht allgemein bekannt, da die
Eegierung, eine Einwanderung von Fremden befürchtend, denselben geheim hielt
und dessen Bekanntmachung streng verbot. Ein gewisser Arnold fand 1884
auf der dem Bauern Gildenhuis gehörenden Farm Wilgespruit das erste
Konglomeratgold, worauf weitere ausdauernde Nachforschungen durch die Ge-
brüder S trüben eine allgemeinere Verbreitung des Edelmetalls ergaben. Schon
1884 haben jene Farmer eine kleine Stampfmühle errichtet. Erst 1886 wurde
das Main Eeef auf der Farm Langlaagte durch einen Arbeiter Strnbens entdeckt,
1) 1896, 343 ff.
^ Dort auch nicht immer!
Stelzner-Bergeat, Erzlagerstätten. 25
386 Die schichtigen Lagerstätten.
worauf dann noch andere Farmer, wie de Villiers nnd Ferreira, den Abban
begannen und die Regierung in demselben Jahre das Gebiet zum Goldfeld er-
klärte. Die Farm Randjeslaagte wurde von der Regierung zur Anlegung eines
Dorfes bestimmt, das rasch die Ausdehnung einer Stadt annahm. Schon die
Grundstttckauktionen der Jahre 1886 — 1887 ergaben das Zehnfache der früheren
Preise, die Farmer gaben ihren Besitz teilweise zu enormen Preisen an Ge-
sellschaften ab. Schon im November 1887 hatten sich 68 Minengesellschaften
mit einem nominalen Kapital von 60 Mill. Mark konstituiert; der „boom^ (die
Höhe der Spekulationswut) fällt in die Monate 1888 bis Januar 1889, der darauf-
folgende Krach in den Herbst dieses Jahres. Im ganzen arbeiten gegenwärtig
etwa 40 Gesellschaften mit Erfolg, während 120 mit einem Nominalkapital von
etwa 1040 Mill. Mark gegründet worden sind.
Aus den jetzt wohl durchgehends pyritischen Erzen werden 55 — 70®/o
des Goldgehalts durch Amalgamation gewonnen. Die feinsten Schlämme oder
„tailings", welche bis dahin unverwendbar gewesen waren, ergeben seit 1890
mittels verdünnter Cyankalilösung (im „Cyanidprozeß**) etwa 75*^/0 des in ihnen
enthaltenen Goldes. Noch im Jahre 1887 war das Erträgnis des Witwatersrands
18790 Unzen = 584,4 kg, und Cohen mußte noch um dieselbe Zeit sagen :^)
„Tatsächlich haben die afrikanischen Goldfelder bisher einen merklichen Einfluß
weder auf die Goldproduktion noch auf die Entwickelung von Südafrika aus-
geübt und auch nirgends eine erhebliche lokale Besiedelung veranlaßt.^
Über den im Witwatersrand vorhandenen Goldvorrat liegen mehrere Be-
rechnungen vor. Schmeißer nahm an, daß bei einer Abbauteufe von 800 m,
einer durchschnittlichen Flözmächtigkeit von 1,5 m und einem Durchschnitts-
goldgehalt von 21 g in der Tonne in dem 16 km langen reicheren Teile des
Witwatersrands ein Gold verrat von 1946000 kg enthalten sei. Davon waren
im Jahre 1894 bereits 93000 kg gefördert. Bei gleichmäßiger Zunahme der
Förderung während der nächsten 10 Jahre könne jener Metallinhalt noch weitere
25 Jahre (von 1894 an) reichen. Sollte der Bergbau bis in die Teufe von
1200 m gewinnbringend sein, so betrüge der nutzbare Goldvorrat 3105000 kg
im Werte von 7187 Mill. Mark, welche in 40 Jahren abgebaut sein könnten.
Bei 915 m Abbauteufe berechnete Hamilton-Smith für denselben Feldesteil
einen Goldwert von etwa 4300 Mill. Mark. Desgleichen fanden Hatch und
Ohalmers, ebenfalls einschließlich des schon abgebaut-en Erzbestandes, bei
Zugrundelegung einer bis 1060 m reichenden Teufe einen Goldvorrat von
2954500 kg im Werte von etwa 7640 Mill. Mark. Das voraussichtliche Gesamt-
goldausbringen des Witwatersrands in der ersten Hälfte des XX. Jahrhunderts
schätzen dieselben auf 14 Milliarden Mark mit einem Reingewinn von
4 Milliarden. Hammond hält ein Vordringen bis zu etwa 1800 m (6000 Fuß)
für möglich und berechnet unter dieser Voraussetzung eine gewinnbare Gold-
menge von über 12 Milliarden Mark im zentralen Teil des Gebietes. Er glaubt
ferner, daß ein gewinnbringender Bergbau am Rand höchstens noch 25 Jahre
dauern könne. Nach einer letzten Berechnung von Leggett und Hatch würde
der im Witwatersrand überhaupt oberhalb einer Teufe von 1800 m ausbringbare
Goldreichtum etwa 25 Milliarden Mark betragen und in 42^/^ Jahren abgebaut sein.
Gegenüber allen diesen Schätzungen mag daran erinnert werden, daß der
Burenkrieg der Jahre 1899 — 1902, welcher die Eroberung des Witwatersrands
zum Ziel hatte, England außer 22000 Menschenleben nicht weniger als 5 Milliarden
Mark gekostet hat.
Bisher wurde von den Randminen für insgesamt etwa 1750 Mill. Mark
Gold gefördert, wovon 400 Mill. Mark Dividende entfielen. Die Höchstproduktion
betrug im Jahre 1898 für ganz Transvaal 117470 kg, sie sank während des
>) N. Jahrb., 1886, II, - 56 -.
Die goldführenden Eiesfahlbänder. 387
Krieges bis auf 7430 kg (1901) nnd ist jetzt wieder im Begriff, die alte Höhe
zu erreichen.
Ungewifi ist die systematische Stellung der goldführenden Eiesfahlbänder
von Homestake in Süd-Dakota (Black Hills). Garpenter^) hat dieselben be-
schrieben. Die geologischen Verhältnisse der Black Hills sind etwa folgende:
Um eine zentrale, ungefähr elliptische Granitmasse lagern sich kristalline
Schiefer; diskordant darüber liegt der Potsdamsandstein des oberen Cambriums,
weiterhin folgt eine mantelförmige Überlagerung von carbonischen und meso-
zoischen Schichten. In den Schiefem beobachtet man zahlreiche Durchbrüche
von Granitgängen; jüngere Eruptivgesteine durchsetzen die jüngeren Sedimente.
Gold wurde früher auf quartären Seifen abgebaut; für Seifen cambrischen
Alters sind von Devereux die Goldlagerstätten von Deadwood Gulch gehalten
worden, während Eemp dieselben für spätere Imprägnationen erklärt.') .
In einer 2 km langen und 600 m breiten Zone bei Lead City liegen die
Goldlagerstätten, von denen hier die Bede sein soll. Es sind fahlbandartige
Imprägnationen in kristallinen Schiefem (besonders Phylliten und Homblende-
schiefem) mit Pyrit und stellenweise auch Magnetkies, welche etwa 7^/o der
Schiefermasse betragen sollen. Das Gold ist in gediegenem Zustand vorhanden
und unregelmäßig in säulenförmigen „shoots'' (Adelszonen) von elliptischem
Durchschnitt konzentriert. Die Schichten fallen unter 60^; die GK)lderzzonen
aber besitzen ein etwas schi^eres Einfallen, während sie gleichwohl den Schicht-
flächen parallel liegen. Porphyre durchsetzen die Schiefer oder haben sich
zwischen dieselben gelagert. Wenn auch nach Carpent.er einerseits der Gold-
gehalt der Fahlbänder älter sein soll als das Gambrium, weil letzteres stets
Goldspuren enthält, welche auf den Goldgehalt jener Fahlbänder in letzter Linie
zurückgeführt werden, so scheint doch der postcambrische Quarzporphyr einen
allerdings noch recht rätselhaften Einflufi auf die Verteilung desselben ausgeübt
zu haben. Die Fahlbänder sind nämlich in der Nähe der Porphyre goldreicher
als sonst. Daß das Gold durch die letzteren zugeführt worden sein könne, be-
streitet Ca rp enter aus dem Grunde, weil auch andere, ähnliche und entfernt
vom Porphyr auftretende Kieslager goldführend seien. Die Mächtigkeit des gegen
2000 m langen Homestake-Fahlbands beträgt etwa 150 m. Im Jahre 1902
hat die Homestake-Grubengesellschaft Gold im Werte von etwa 18 Mill. Mark
produziert.
Parallel zu diesem letzteren Vorkommen liegt ein Chloritschieferfahlband
von 12 — 25 m Mächtigkeit z¥rischen Phyllit im Hangenden und Glimmerschiefer
im Liegenden; in dem letzteren kommen endlich noch kleinere kiesführende
Chloritschieferlagen vor, die ebenso wie das zuletzt erwähnte Fahlband Gold
führen. Die ganze erzführende Schieferzone hat, wie gesagt, eine Breite von
etwa 600 m.
1) Ore deposits in the Black Hills; Transact. Am. Inst. Min. Eng., XVII, 1889, 570.
3) Kemp, Ore deposits, 1900, 310—311. — Devereux, The occurrence of gold
in the Potsdamformation; Transact. Am. Inst. Miu. Eng., X, 1882, 465—475.
25*
388 Die schichtigen Lagerstätten.
4. Der Kupferschiefer und verwandie Lagersiätten.
(Die Kupfererzführung des Perm.)
Die Permzeit, welche der carbonischen Gebirgsfaltung folgte, war in
manchen Gegenden eine Epoche gewaltiger Denudation, lebhaftester vulkanischer
Tätigkeit und im ganzen ausgezeichnet durch klimatologische Phänomene ver-
schiedener Art; in ihr hat die Erdoberfläche stellenweise eine ganz neue topo-
graphische Gestaltung erfahren. Hinweise auf tiefgreifende Neugestaltungen,
Oberflächenzertrümmerung, Verwitterung und Auflösung der Gesteine enthält das
Rotliegende; abnorme Temperaturverhältnisse müssen zur Zeit der Laugenbildung
der Zechsteinformation geherrscht haben. Wie kaum eine andere Formation, so regt
das Perm zu Studien in paläogeographischer Richtung an und ist noch voll von
Problemen. Nicht das geringste derselben ist die Kupferführung verschiedener
Horizonte dieser Formation in verschiedenen Gegenden; sie ist, trotzdem sie
selbstverständlich nicht überall beobachtet wird, doch für die Permformation
mancher Gebiete geradezu charakteristisch, tritt in ihr in verschiedenen Gesteinen
auf und hat in keiner anderen Formation auch nur annähernd ein Gegenstück«
Das untere Perm in Ruilsland führt Kupfererze, welche bis in die neuere
Zeit gewonnen worden sind. Die Permformation nimmt den größten Teil des
östlichen Rußland von der Wolga bis zum Ural hin ein und läßt sich in zwei
Stufen gliedern, nämlich in eine sandig-tonige mit untergeordneten Konglomerat-
bänken und in eine kalkig-mergelige mit untergeordneten Einlagerungen von
Gips. Die erstere ist ausgezeichnet durch ihre zahlreichen Pflanzenreste und
dürfte annähernd unserem deutschen Rotliegenden entsprechen; die letztere führt
marine Zechsteinfossilien und mag ungefähr dem deutschen Zechstein gleichzu-
stellen sein, über den beiden liegt eine vorzugsweise aus bunten Mergeln be-
stehende Schichtenfolge, welche von manchen russischen Geologen für eine Ver-
treterin der Trias gehalten wird (die sog. tartarische Stufe).
Die untere Abteilung des Perm ist in ihren mittleren Lagen, welche bei
Perm selbst aus einem grauen oder graubraunen Sandstein mit Zwischen-
lagerungen von tonig-mergeligen Schichten von roter oder rotbrauner Farbe
bestehen, stellenweise reich an Kupfererzen. Diese sind sehr häufig an fossile
Pflanzenreste gebunden oder treten im Zement der Sandsteine auf, so daß letzterer
als „Kupfersandstein" bezeichnet werden kann. Die Kupfererze sind vor allem
Malachit und Lasur, seltener Rotkupfer, Kupfer, Kupferkies, Kupferglanz und
Fahlerz; ferner kommen Vanadinit und der Volborthit (wasserhaltiges Kupfer-
1) Murchison, Geology of Russia, 1845; übers, von v. Leonhard, 1848,
„Geologie des europäischen Rußlands". Deutsche Ausgabe, 167—192. — von Cotta,
Erzlagerstatten, II, 548—651. — Neubert, Die Kupfererzlager der Karkalinakischen
Steppe; Berg- u. Hüttenm. Zeit, XXII, 1863, 141, 169. — Förster, Notizen über
den Kupferbergbau der Karkalinskischen Steppe; ebenda XXVII, 1868, 193, 210. — Reh,
Das Kupfererz- und Salzvorkommen in der permischen Formation Südrußlands; Ztschr.
f. Berg-, Hütten- u. Sal.-Wes., XXIX, 1881, 276—280. — Fuchs et de Launay, Gites
min6raux, 11, 327 — 328. — Ernst, Die mineralischen Bodenschätze des Donezgebietes
in Süd-Rußland. Hannover 1893, 50—51.
Der Kupferschiefer and verwandte Lagerstätten. 389
Calciamvanadinat) vor. Die Erze haben sich ganz besonders um die Pflanzenreste
(Farne, Lepidodendren und Oalamiten) angereichert. Diese letzteren bestehen
manchmal fast ganz aus Kupferglanz, mitunter aber sind sie verkieselt und ent-
halten dann die Erze in Drusen. Auch Knochen von Sauriern sind mit den Kupfer-
erzen imprägniert. Wahrscheinlich hatten sich zuerst Sulfide gebildet und erst
später fand eine Umwandlung in oxydische Erze statt. Wie Förster betont,
sind im Gouvernement Orenburg die erzführenden Sandsteine und Mergel stets
grau, nie rot. Die Erze kommen nur in denjenigen Horizonten vor, welche auch
pfianzenführend sind, und die Verwesung der Pflanzen ist vielleicht als die
eigentliche Ursache ftlr die Bleichung und Desoxydierung der Sandsteine anzu-
sehen. Mit der Entfernung vom Ural wird der Sandstein kupferärmer und —
etwa 500 km westlich von ihm — überhaupt taub.
In der Nähe von Perm hat man die Kupfererze auf der Hütte von
Motowiiikha verschmolzen; das bedeutendste Kupferwerk im Gouvernement
Orenburg war dasjenige von Karkalinsk. Auch zu Bachmut im süd-
russischen Gouvernement Jekaterinoslaw sind solche Erze abgebaut und ver-
hüttet worden; man hat nach Reh 50000 Ztr. Erz mit nur 0,9 ®/q Kupfer gefördert.
Der Betrieb war nicht lohnend. Nach Fuchs und deLaunay ergaben die Minen
von Karkalinsk noch 1875 gegen 20000 t Erz mit einem Knpferausbringen von
800 t. Das Metall soll von vorzüglicher Qualität gewesen sein.
Kupfererze finden sich in Böhmen in verschiedenen Distrikten und in
verschiedenen Niveaus des Eotliegenden.
a) Im nordöstlichen Böhmen im oberen Flußgebiet der Elbe.^) Dort
gliedert sich das Eotliegende am Südfuß des Eiesengebirges nach Jok^ly
folgendermaßen:
1. Untere Stufe mit Konglomeraten, Sandsteinen, Schiefertonen mit Pflanzen-
resten, Kalkmergeln und Brandschiefem (Semiler Stufe Krejcis).
2. Mittlere Stufe mit orthoklasreichen braunen Arkosen, rötlichen bis
weißen Sandsteinen mit Schiefertonen, auch Mergelkalken und Homsteinen
(Braunauer Stufe). Die Arkosen sind reich an verkieselten Stämmen.
3. Obere Stufe mit tiefrot^n, sandigen Schiefertonen, Sandsteinen und
Arkosen, femer mit mehreren Mergel- und Brandschieferflözen, die vor allem
von Toneisensteinen und Sphärosideriten begleitet werden. Untergeordnet auch
Steinkohlenschmitzen (Kalnaer Stufe).
In der Gegend von Hohenelbe und Starckenbach sind oxydische
Kupfererze an den Brandschiefer der Semiler Stufe gebunden. Das 1 — 3 m
starke Lager von Brandschiefer enthielt etwa 1,30 m mächtige Imprägnationen
von solchem Erz, das seit alten Zeiten bis in die 50 er Jahre des XIX. Jahr-
») Katzer, Geologie von Böhmen, 1892, 1188—1212, 1222—1225. — von Cotta,
Erzlagerstätten, II, 213, Lit. — Grimm, Die Kupfererzlagerstätten im nordöstlichen
Theile Böhmens bei Starckenbach, Rybnice, Ober- und Nieder-Roclilitz und die darauf
bestehenden Bergbauuntemehmuneen ; Leobener Jahrb., VII, 1857, 79—98. — Porth
Das Kupfererz-VorkommcD im Rotliegenden des nordöstlichen Böhmens; Tagebl. d.
XXXII. Vers, deutsch. Naturf. u. Ärzte, 1856, 95; Ref. N. Jahrb., 1857, 347. —
Hering, Die Kupfererzlagerstätte der Dyas im nordöstlichen Böhmen in Bezug auf
ihre Abbauwürdigkeit; Österr. Ztschr. f. Berg- u. Hütt.-Wes., 1888, 676—678. — Gti rieh,
Die Kupfererzlagerstätte von Wemersdorf bei Radowenz in Böhmen; Ztschr. f. pr.
Geol., 1893, 370—371.
390 Die schichtigen Lagerstätten.
hunderts abgebaut wnrde. „Beim Bau der Pardnbitz-Beichenberger Eisen-
bahn worden mehrere Kupfererzlager anfgeschlossen, das wichtigste bei Eos-
falov im Hangenden des SSO. verflachenden (unteren) Brandschieferflözes
zwischen sehr festen Konglomeraten. Das flach einfallende Lager bestand von
oben nach unten: aus grauem, sandigem Ton mit zur First« führenden, flachen
tonigen Hoteisensteinnieren, aus grünlich-grauem, glimmerig-sandigem Ton ohne
Kupfererze; aus grauem Ton mit Pflanzenresten, der eigentlichen Kupfererze
führenden Schicht; dann Konglomeraten und Sandsteinen. In einem Schui^schacht
in der streichenden Strecke wurde ein etwa 1 m mächtiges, Fahlerze, Malachit,
Azurit führendes Lager angefahren, unter dem Hangendkonglomerate folgte
kohle-, fahlerz- und azurithaltiger Schieferton, darunter malachitftthrende Konglo-
merate und Schiefertone und zu unterst fast erzleere Konglomerate.^^)
Die LagerstHtte von Oberkalna beiHohenelbe ist an die Brandschiefer
der Kalnaer Stufe gebunden. Diese besitzen dort graue Farbe, wo sie Malachit
und Kupferlasur führen, während die schwarzen Schiefer silberhaltigen Kupfer-
glanz enthalten. Die Erze sind auf einzelne Lagen konzentriert, diese durch
Zwischenmittel von 0,15 — 0,2 m Mächtigkeit getrennt. Die abbauwürdige Erz-
mächtigkeit betrug 0,75 m. Dach und Sohle der Lagerstätte bestehen aus Brand-
schiefer. Ähnliche Beschaffenheit zeigt das Lager bei Huttendorf, Hennersdorf,
Pelsdorf und Hermannseifen (Hering).
Das östlichste Kupfererzlager Böhmens liegt am Ostabfalle des Elesen-
gebirgs bei Radowentz-Wemersdorf-Jipka in der Nähe von Trautenau. Man
beobachtet dort nach Gürich folgende Schichtenreihe:
unten: Konglomerate,
rötliche oder grünliche Schiefertone,
Porphyr,
Kalkstein,
Hornstein.
Oben: Konglomerate in Sandstein übergehend.
Zwei kupfererzführende Schiefertonflöze sind in die unteren Konglomerate
mit einem Vertikalabstand von etwa 6 m eingelagert.
Nachdem man bis 1866 nur die oxydischen Erze des Ausgehenden gewonnen
hatte, hat man vor wenigen Jahren mittels Stollen auch die tieferen Flözteile
erschlossen und konstatiert, daß das Kupfererz dort nur aus Kupferglanz besteht,
der von Pyrit begleitet ist. Das Erz findet sich in feiner Verteilung oder
in Schnüren, d. s. bis fingerdicke Lagen von Sulfidkonkretionen, ferner in
handtellergrofien, aus dem Gestein leicht loszulösenden Konkretionen, die innen
aus Kupferglanz, außen aus Pyrit bestehen und das reichste Erz mit bis zu
14 ^/o Kupfer bilden. Die Schnüren sind ringsum mit dem Gestein verwachsen
und gehen in dasselbe über. Auch das Konglomerat unter der Erzlage führt
staubförmig verteilten Kupferglanz oder dünne Häutchen davon, dabei ^j^ des
Kupfergehalts an Silber und Spuren von Gold. Nach Gürich gehören diese
Kupferflöze dem unteren Hotliegenden an.
Die Entstehungsweise der nordböhmischen Kupfererzlagerstätten ist wieder-
holt und in verschiedenem Sinn erörtert worden. Da die Karbonate des Kupfers
gern als deutliche Imprägnationen in den Schichten auftreten, so wurden die
Lagerstätten verschiedentlich als jüngere Lifiltrationen aufgefaßt, und in diesem
Sinne äußerten sich schon Polak, Naumann^) und v. Cotta. Neuerdings haben
aber Hering und Gürich daran festgehalten, daß der ursprüngliche Erzabsatz
stets ein sulfidischer, syngenetischer gewesen sei, und daß erst nach der Ver-
^) Katzer, Geologie von Böhmen, 1892, 1224, nach Zippe; Sitzber. der Kais.
Akad. Wien, XXVHI, 199.
») Geognosie, 2. Aufl., 11, 604.
Der Kupferschiefer und verwandte Lagerstätten. 391
Witterung des Kupferglanzes eine Wanderung der Karbonate stattfand, welche
den Eindruck einer epigenetischen Entstehnngsweise der Erze hervorruft. Von
großer theoretischer Bedeutung ist auch hier wiederum das Auftreten gerade
von Kupfer im Perm und der Umstand, daß, wie noch beschrieben werden soll,
auch in anderen Gregenden Böhmens dieses Rotliegende kupferführend ist. Ganz
nebensächlich ist es offenbar, daß das Kupfer im böhmischen Rotliegenden in
verschiedenen Horizonten auftritt, denn zu verschiedenen Zeiten können sich
unter günstigen Verhältnissen an demselben und an verschiedenen Orten die
Erze aus den Metalllösungen niedergeschlagen haben.
b) Im Rotliegenden von Prag bei Böhmisch-Brod und Schwarz-
kos tele tz.^) 80 km östlich von Prag, beinahe in der Mitte Böhmens, ist
zwischen Gneis und Granit eine steil aufgerichtete Scholle von Rotliegendem ein-
geklemmt. Zu Unterst besteht dieselbe aus Konglomeraten, dann folgen rote,
braune oder graue lockere Sandsteine, deren liegende Partien als Arkosen be-
zeichnet werden können und die stellenweise auch geringfügige Steinkohlen-
schmitzen und Brandschiefer enthalten. Untergeordnete Lagen von Kalkstein
treten im Hangenden auf. Die Arkosen führen unregelmäßig verteilte Mengen
von Kupferkarbonaten, welche manchmal den Zement derselben bilden; mitunter
ist das Gestein samt den Konglomeraten ganz damit imprägniert, bald aber sind
nur einzelne Butzen und Flecke oder Anflüge von Erzen zu beobachten. Sulfide
scheinen zu fehlen. Hauptsächlich bei Chrast nahe Böhmisch-Brod wurden 1851
solche Erze verarbeitet; jetzt geht dort kein Bergbau mehr um.
Auch im Rotliegenden Deutschlands fehlen Kupfererzlager nicht ganz.
So hat früher in der Bheinpfalz nahe dem Donnersberg ein Kupfererzvorkommen
im Rötelschiefer Anlaß zu einem Bergbau gegeben. Dasselbe besteht z. B. in
den „Kupferlöchem'^ auf der Fohlenweide bei Standenbühl in kirschengroßen
Knöllchen von Kupferglanz und Kupferkies und in einem 10 cm mächtigen Lager
solcher Erze. Ganz ähnlich sind die schon in früherer Zeit abgebauten Erze auf
dem „Kupferacker" bei Bräunigweiler, und genauere geschichtliche Nachrichten
besitzt man über den Bergbau von Altenleiningen, wo von 1423 — 1524 und von
1605 — 1624 neben Kupfer auch Silber erzeugt wurde.*)
Spärliche Kupfervorkommnisse enthält stellenweise das Rotliegende Nieder-
schlesiens.
Die Kupferfuhrung des deutschen Zeohsteins.
Literatur.
J. C. Freiesleben, GeogDOBtischer Beitrag zur Eeuntnis des Kupferschiefer-
gebirgB der Grafschaft Mansfeld, I— IV. Freiberg 1807—1815.
von Veltheim, Über das Vorkommen der metallischen Fossilien in der alten
Kalkfoimation im Mansfeldischen und im Saalkreise; Karstens Archiv f. Bergb. u.
Hüttenk., XV, 1827, 89—170.
von Cotta, Erzlagerstätten, IL Teil, 1861, 74—79, 110, Lit.
von Groddeck, Erzlagerstätten, 95—97, 301.
Bau ml er, Über das Vorkommen von Nickelerzen im Mansfeldschen Kupfer-
schiefergebirge; Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., IX, 1857, 25—50.
Sehr ad er, Der Mansfeldsche Kupferschiefer-Bergbau; Ztschr. f. Berg-, Hütten- u.
Sal.-Wes,, XVn, 1869, 251—303.
^) Beuß, Über den Kupfergehalt des Rotliegenden der Umgegend von Böhmisch-
brod; Jahrb. k. k. Reichsanst., 1852, II. Viertelj., 96. — von Cotta, Erzlagerstätten,
II, 209. — Katzer, Geologie von Böhmen, 1183, 1222.
2) Gümbel, Geologie von Bayern, II, 989.
392 I^ie schichtigen Lagerstätten.
Der Eupferschieferbergbau und der Hüttenbetrieb in den beiden
Mansfelder Kreisen; dargestellt Ton der Ober-Berg- und Hütten-Direktion in Eisleben,
1881; II. Ausg. 1889.
Plümicke. Darstellung der Lagerungsyerhältnisse des KupferscMeferfldzes und
der Zechsteinformation der Grafschaft Mansfeld; Karst. Arch. f. Min., Geogn. usw., XYIII,
1844, 139—170.
Buchrucker, Der Kupferschieferbergbau und Hüttenbetrieb zu Neu-Mansfeld
bei Seesen am Harz; Berg- u. Hüttenm. Ztg., XXVI, 1867, 241—242, 277—279.
Neumann, Der Kupferschieferbergbau und Hüttenbetrieb in der Grafschaft
Mansfeld im XVI. Jahrb.; Berg- u. Hüttenm. Ztg., LIX, 1900, 76—80.
Heine, Über den Bergbau und die Erzyerarbeitung in Mansfeld; Ztschr. f.
angew. Chemie, 1895, 335—337.
K 0 s m a n n , Das Kupferschieferbergwerk und die Kupferschmelzhütte zu Rottleberode
am Harz; Berg- u. Hüttenm. Ztg., LII, 1893, 29—31.
Ton Albert, Über die Lagerung und Bauwürdigkeit des Kupferschieferflözes im
Herzogtum Anhalt; Berg- u. Hüttenm. Ztg., XXIII, 1864, 261—263.
Klockmann, Der geologische Aufbau des sog. Magdeburger üferrandes mit
besonderer Berficksichtigung der auftretenden Eruptivgesteine; Jahrb. preuß. geol.
Landes-Anst. für 1890, 118—256, bes. 228—239.
Spengler, Zur Geschichte des Kamsdorf er Bergbaues in den letzten 150 Jahren;
Ztschr. f. Berg-, Hütten- u. Sal.-Wes., XIV, 1866, 250—254.
Beyschlag, Die Erzlagerstatten in der Umgebung Ton Kamsdorf in Thüringen;
Jahrb. preuß. geol. Landes-Anst. für 1888, 329—377. — Ders., Die Kobaltgänge von
Schweina in Thüringen; Ztschr. f. prakt. Geol., 1898, 1—4. — Ders., Beitrag zur
Genesis des Kupferschiefers; ebenda 1900, 115 — 117. — Ders., Geologische Übersichts-
karte der Gegend von Halle a. S. Die Mansf eider Mulde und ihre Ränder.
vonAmmon, Über eine Tiefbohrung durch den Buntsandstein und die Zechstein-
schichten bei Mellrichstadt an der Rhön; Bayr. geogn. Jahresh., XIII, 1900, 149—193.
Heuser, Versuch einer geognostischen Beschreibung der im Riechelsdorfer
Gebirge aufsetzenden Gänge und sog. Veränderungen; von Leonhards Taschenbuch,
Xin, 1819, 311—447.
Gr aß mann, Das Riechelsdorfer Kupfer- und Kobaltwerk in Hessen; Ztschr. f.
d. Berg-, Hütten- u. Sal.-Wes., XXXIV, 1886, 195—207.
Job. Leb. Schmidt, Mineralogische Beschreibung des Biebergrundes; von
Leonh. Taschenb., II, 1808, 45—70.
Bücking, Der nordwestliche Spessart; Abh. preuß. geol. Landes-Anst., Neue
Folge XII, 1892, 137-141.
G. Würtenberger, Über die Zechsteinformation, deren Erzführung und den
unteren Buntsandstein bei Frankenberg in Kurhessen ; N. Jahrb., 1867, 10— 38. — Ders.,
Zur Geschichte des Frankenberger Kupferwerkes im Regierungsbezirk Cassel; Ztschr.
f. d. Berg-, Hütten- u. Sal.-Wes., XXXVI, 1888, 192—209.
Holzapfel, Die Zechsteinformation am Rande des rheinischen Schiefergebirgs;
Marburger Dissertation, 1879.
Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen; Jahrb. d. preuß. Landes-Anst.
für 1891, 234—267.
Leppla, Über die Zechsteinformation und den unteren Buntsandstein im
Waldeckischen; ebenda 1890, 40—82.
Drevermann, Über ein Vorkommen von Frankenberger Kupferletten in der
Nähe von Marburg; Centr.-Bl. f. Min., 1901, 427—429.
Der Kupferschiefer und verwandte Lagerstätten. 393
Beschreibung der Bergreviere Arnsberg, Brilon und Olpe, sowie der Fürsten-
tümer Waldeck und Pyrmont; herausgeg. v. k. Oberbergamt zu Bonn, 1890, 120—121,
139—143.
von Festenberg- Packisch, Der metallische Bergbau Niederschlesiens. Wien
1881, 75—77.
Hornung, Die Eegionalmetamorphose am Harze. Stuttgart 1902, 105—109. —
Ders., Centralbl. f. Min., 1903, 258—263.
Posepn^, Über die Genesis der Erzlagerstätten; Leobener Jahrb., XLTTT, 1895.
Bergeat, Centralbl. f. Min., 1901, 564—566.
Siehe auch die Erläuterungen zu der geol. Spezialkarte v. Preußen Blatt
Allendorf, Eschwege, Sontra, Eelbra, Eönigsee, Hönebach u. a.
Femer wurden benutzt:
Briefliche Mitteilungen von Bergdirektor Eretschmann über den Bergbau von
Schweina an Bergeat.
Manuskript von Fürer (1885), Über den Eupf erschief erbergbau von Nieder-
schlesien. (Von der Direktion der k. geol. Landes-Anst. in Berlin dem Herausgeber
freundlichst zur Einsicht überlassen.)
Die wichtigsten Eupfererzlagerstätten der deutschen Dyas sind an den
Zechstein gebunden. Derselbe enthält solche in verschiedenen Horizonten.
a) Der Kupferschiefer Mitteldeutschlands.
Der Kupferschiefer ist als ein schwarzer, sehr stark bituminöser Mergel-
schiefer mit einem feinverteilten Gehalt an Sulfiden weit verbreitet am Harz,
am Nord- und Südrand des Thüringer Waldes, in Hessen, und ist
noch im nördlichsten Bayern nachzuweisen. Nicht jeder kupferhaltige bituminöse
Mergelschiefer des Zechsteins darf als Kupferschiefer im wahren Sinn bezeichnet
werden, sondern nur derjenige wenig mächtige Schichtenkomplex ist darunter
zu verstehen, welcher das Liegende des eigentlichen Zechsteinkalkes bildet,
zumeist vom Zechsteinkonglomerat oder auch dem Weißliegenden unterlagert
wird und häufig ausgezeichnet ist durch das Auftreten der Fische Palaeoniscus
Freieslebeni Ag. und Platysomus striatus Ag., wozu noch eine Eeihe anderer
Ganoidfische und die Eeste der Ullmannia Bronni usw. hinzukommen.
* In den meisten der weit zerstreuten Kupferschiefervorkommnisse ist die
Kupferführung an Kupferkies gebunden; durch das Auftreten der reicheren
Sulfide ist das Mansfelder Gebiet ausgezeichnet. Der Kupferkies bildet Kömchen,
feine Lagen und rundliche oder unregelmäßige Konkretionen. Von einer Bleichung
des bituminösen Schiefers, einer Verminderung des Bitumengehalts oder einer
anderen Veränderung der Zusammensetzung des Schiefers in der Nähe des Erzes
ist nichts zu bemerken. Ebensowenig konnte an zahlreichen kupferkiesführenden
Präparaten irgend eine Wahrnehmung gemacht werden, welche für eine spätere
Einwanderung des Erzes in das Gestein spräche. Auch dort, wo jüngere Nickel-,
Kobalt- oder Kupfererze den Schiefer gangförmig durchsetzen, ist von einer
besonderen Veränderung des letzteren nichts zu sehen. ^) *
Das Kupferschieferflöz umsäumt den Harz von Hahausen am nordwestlichen
Harzrand bis in die Gegend von Ballenstedt; es tritt besonders am Südrand auf.
^) Ich verdanke die Einsicht in eine große Anzahl von Dünnschliffen zahlreicher
Eupferschiefervorkommnisse Herrn Bergingenieur G. Köhler. Bergeat.
394 Die schichtigen Lagerstätten.
während es in der größten Erstreckong des Harznordrandes samt dem Übrigen
Zedistein fehlt, d. h. verdeckt ist
Am wichtigsten ist der uralte Enpferschieferbergbau von Mansfeld und
Eisleben am Ostrand des Harzes. Nnr dort wird der Kupferschiefer jetzt noch
in größerem Maßstabe abgebaut, während noch bis in die letzten Jahrzehnte an
verschiedenen anderen Orten Hessens und Thflringens Bergbau auf solchem um-
gegangen ist. Mit dem Eotliegenden lehnt sich am Sfid-Ostrand des Harzes die
weite, zwischen dem Thüringer Wald und diesem Gebirge sich ausbreitende
Perm-Trias-Mulde gegen das ältere gefaltete Gebirge. Unmittelbar östlich des
Harzes und zwischen diesem und etwa der Saale sind zwei sattelförmige Empor-
wölbungen des Eotliegenden zu bemerken, deren Achsen annähernd der Längs-
erstreckung des Harzes parallel laufen; es sind dies der Rothenburger Zug
zwischen Hettstedt, Gröbzig und Wettin im Norden und der NW. — SO. streichende
sog. Homburger Sattel zwischen Annarode und Homburg im Sflden. Zwischen
diesen beiden Sätteln breitet sich die Mansfelder Mulde aus, in deren west-
lichem Teil die Bergstädte Hettstedt, Mansfeld und Eisleben liegen. Die in den
beiden Sätteln zutage ausstreichenden Massen des Eotliegenden werden rings
umsäumt vom Zechstein, dieser selbst im Innern dieser Mulde wie auch in der
großen Thüringer Hauptmulde von der Trias, vor allem vom Buntsandstein
eingedeckt.
Man unterscheidet drei Flözzüge: 1. den Eisleben-Hettstedter Zug, d. i. der
Kupferschiefersaum am Band der Mansfelder Mulde mit nach innen gerichtetem
Einfallen; 2. den nach Norden einfallenden, äußeren Wiederstedter Zug; 3. den
südlichen äußeren, nach SW. einfallenden Sangerhäuser Zug.
Das Einfallen des Flözes ist selbstverständlich von der allergrößten
Wichtigkeit für die Abbaufähigkeit desselben. Es wechselt beträchtlich. Un-
mittelbar am Harzrand zwischen Wippra und Sangerhausen fällt das Flöz unter
40—500 nach S., am SW.-Flügel des Hornburger Sattels unter 20 <> nach SW.,
am NO.-Flügel desselben bis gegen Eisleben ebenso steil, ja noch steiler gegen
NO.; am westlichen Band der Mulde, zwischen Wimmelburg bei Eisleben und
nahe Hettstedt ist das Fallen für den Bergbau am günstigsten, denn es beträgt
dort nur 5 — 7^; erst im nördlichen Teil der Mulde neigen sich die Schichten
wieder 10 — 12 ^ gegen Süden. Es versteht sich von selbst, daß in der Gegend
von Mansfeld-Hettstedt der Bergbau bei aller Flächenausdehnung lange Zeit nur
geringe Tiefen erreicht hat. 1830 war er noch nicht bis zu 140 m vorgedrungen;
erst im Beginn der sechziger Jahre des XIX. Jahrhunderts ging man zu
beträchtlicheren Teufen hinab und hat jetzt solche von über 500 m erreicht.
Zwischen dem Eotliegenden und dem Kupferschiefer liegt auch im Mansfeld-
schen das Weißliegende, dessen oberster 0,2 — 2 m mächtiger kalkhaltiger Teil
als „Zechsteinkonglomerat^ bezeichnet wird. Der alleroberste Teil des Zechstein-
konglomerats ist häufig stark verkieselt und wird dann Hornschale genannt.
Scharf gesondert von dem Konglomerat ist der Kupferschiefer, ein schwärz-
licher, sehr stark bituminöser, geradschieferiger Mergelschiefer von sehr feiner
Schichtung. Nach oben zu nimmt sein Bitumengehalt ab. Weiterhin folgen dann :
Das Dach oder der Dachklotz, ein 15 — 35 cm mächtiger mergeliger Kalk.
Die Fäule, 0,75 — 1 m, dünnplattiger, blaugrauer Kalk.
Der Zechstein, ein dichter Kalkstein und ausgezeichneter Baustein,
darüber der Gips, die Eauchwacke, die Asche und die verhärtete Asche (der
j
Der Kupferschiefer und verwandte Lagerstätten.
395
^Rauhstein") sowie der Stinkstein. Die Verbreitung des Gipses und Anhydrits
ist eine ganz unregelmäfiige, sehr häufig fehlen sie überhaupt ganz. Dem Zech-
stein und dem Gips entströmen brennbare Gase.
Das Eupferschieferflöz läfit innerhalb der einzelnen Beviere eine über
weite Flächen hin sich völlig gleichbleibende Gliederung in verschiedene Lagen
zu, wie nachstehend ersichtlich:
Hettstedt-Gerbstedt:
Liegendes: Liegende Schale]
Lochen >
Lochschale )
Schieferkopf
Eopfschale
Kammschale
Lochberge
5 — 6 cm
}
Eisleben: Sangerhausen:
fehlt Erzschiefer
feine Lochlette Schramschiefer
10 cm
> grobe Lette
Kammschale
Noberge
Hangendes: Oberberge
Kopf
/ Ober-
22—30 cm
\ Unter-
Noberge
Dachberge
Blattschiefer
Schieferkopf
ünterwand
Noberge.
Die unteren Lagen sind ausgezeichnet dünnschieferig, die oberen, besonders
die Noberge und Oberberge, sind mehr dickbankig. Die Kopfschale und die
Kammschale sind durchsetzt von Gipsschnüren und -bändem.
Der Erzgehalt der Schiefer wird bedingt durch die „Speise", d. s. fein
eingesprengte Stäubchen verschiedener Sulfide, welche dem Schiefer auf frischem
Bruch einen metallischen Schimmer verleihen. Solche Erze sind hauptsächlich
Kupferglanz, daneben Kupferkies und Buntkupfererz, sowie Eisenkies, seltener
Bleiglanz und Fahlerz. Aus der chemischen Zusammensetzung wird auf die
Anwesenheit von Schwefelsilber und Zinkblende geschlossen; nachweisbar ist
femer ein Gehalt an Nickel und Kobalt; Wismut fehlt ganz (Heino). Endlich
lassen sich noch geringe Mengen von Selen, Molybdän und Vanadium erkennen.
Kupferglanz, Buntkupfererz, Kupferkies, Eisenkies und gediegen Silber finden
sich auf Klüften und als Überzug über dem Panzer von Fischen. Derbere Massen
von Kupfersulfiden kommen bis in den hangenden Zechstein hinein vor und
werden als „Erzhieken" bezeichnet. Sie haben etwa die Gröfie von Bohnen
und sind Konkretionen. Dergleichen Gebilde können auch aus Pyrit bestehen.
Der eigentliche Eeichtum des Flözes liegt indessen im allgemeinen in der
„Speise", dem ursprünglichen Sulfidgehalt desselben. Die Metall führung
nimmt im allgemeinen von unten nach oben im gleichen Maße wie
der Bitumengehalt ab, so daß im Hettstedter und Gerbstedter
Bevier die Kammschale noch mehr oder weniger schmelzwürdig ist.
Sind die oberen Lagen reicher an Erz, so sind die unteren meistens um so
ärmer; dieser Fall tritt, wie hier schon erwähnt werden soll, in der Nähe der
„Rücken" genannten Störungen ein, wo dann auch die oberen, sonst unbau-
würdigen Kupferschieferlagen bis einschließlich des Dachklotzes gut erzführend
werden können. Der Kupfergehalt ist aber dann in Form von Hieken oder in
Bissen und Klüften, viel seltener als „Speise" vorhanden.
896
Die schichtigen Lagerstätten.
Am größten ist der Metallgehalt des Kupferschiefers zwischen Gerhstedt
und Eisleben; er beträgt dort 2— 30/0 Kupfer und 0,010— 0,01 5 0/0 Silber (5 kg
Silber in der Tonne Kupfer) in den abbauwürdigen unteren Lagen, sinkt aber
bis auf die Hälfte im südlichen und nördlichen Teil der Mulde.
Nachstehende vier Analysen zeigen die Zusammensetzung des Erzes:
I. Vom Ottoschacht, rechter Flügel,
n. „ „ linker „
m. „ Ernstschacht, „ „
IV. „ Glückhilfschacht, linker Flügel.
I.
FT.
TTT.
IV.
SiOa .... 38,42
32,87
33,15
29,22
AI2O3 .
15,93
11,28
12,90
11,76
CaO .
10,93
14,31
14,39
12,66
MgO
3,53
4,53
2,32
2,25
COa
7,02
13,51
10,47
9,43
Fe . .
1,81
0,85
3,31
2,97
Cu . .
2,01
2,93
2,90
2,88
Ag. .
0,015
0,010
0,016
0,021
S .
3,18
3,96
2,15
4,97
Bitumen
. 14,63
14,07
9,89
17,21
97,475
98,320
91,496
93,371
Vollständiger ist die nachstehende Analyse, welcher die Durchschnittsprobe
einer Monatsförderung vom Hoffnungsschacht zugrunde liegt und welche sich
zusammensetzt aus feiner Lette, grober Lette und Kammschale :^)
V. SiO, .
. 33,15
Zn . .
. 1,276
b .
. 2,310
AlgOg .
. 17,3
Cu . .
. 2,75
COj . .
. 9,240
CaO. .
. 10,4
Ag . .
. 0,014
HjO. .
. 1,700
Mg . .
. 1,0
Ni . .
. 0,018
Bitumen
. 9,060
Fe . .
. 2,6
Dazu Alkalien, Sauerstoff, Chlor. Die Alkalien sind teils an Kieselsäure,
teils an Chlor, der Sauerstoff vorzugsweise an Eisen und Magnesium gebunden.
Die folgenden Analysen zeigen die Zusammensetzung der hangenden
Schichten des Kupferschiefers im Ottoschacht:
') Die Analysen V — XI verdanke ich Herrn Bergrat Schrader, dem Direktor
der Mansfelder Gewerkschaft. Dieselben wurden im Jahre 1891 ausgeführt von
Dr. Haas e in Berlin. Herr Bergrat Schrader schreibt mir: „HinBichtlich der Be-
rechnung des Gehaltes an Bitumen und Wasser ist noch zu bemerken, daß das Bitumen
wegen seiner schwankenden Zusammensetzung nicht aus den durch Verbrennen gefundenen
Werten berechnet wurde. Vielmehr sind diese in den beiden letzten Zeilen direkt an-
gegeben. Hierbei ergibt sich natürlich für Wasser ein zu hoher Wert, da ein großer
Teil desselben erst durch Verbrennung des Wasserstoffs gebildet wird." Bergeat.
Der Eupferschiefer und verwandte Lagerstätten.
397
VL
VIL
vm.
IX.
X.
XI.
EammRchale
Kopf
Schwarze Berge
Dachberge
Fäule
Zechstein
SiOa .... 39,67
35,00
40,47
24,15
28,45
10,54
Fe^Og
•
• ■
0,69
0,68
0,31
FeO
1
. . 2,56
2,02
2,43
1,50
1,33
0,65
Al^Og
1
. . 14,00
11,07
12,88
7,75
8,27
3,14
CaO
1
. . 5,94
12,50
10,76
22,16
24,90
40,97
MgO .
k
. . 4,83
7,49
6,69
9,36
4,98
3,70
K^O
•
. . 3,46
3,22
8,28
2,05
2,42
0,98
NagO
■ 1
. . 1,15
1,02
1,23
0,71
1,09
0,45
S . .
4
. 2,30
1,64
1,34
0,61
0,56
0,15
SO«
1
. . 0,23
0,48
0,79
2,15
0,30
4,05
P205
•
. . 0,23
0,15
0,21
0,13
0,13
0,06
Cu . .
■
. 0,85
0,71
0,58
0,14
0,15
0,04
Pb .
1 4
. 1,47
0,94
0,83
Spur
0,05
0,03
Zn . .
fl
. 2,04
2,11
0,90
0,46
0,62
Spur
MnO .
■
. 0,26
0,33
0,44
0,68
0,61
0,76
CO2 .
■
. 7,56
16,26
14,02
26,16
24,89
33,65
Bitumen u. H^O Rest
Best
Best
Best
Best
Best
und zwar:
C 9,96
3,70
1,61
0,82
0,22
0,21
H2O .
■
•
. 8,87
4,07
2,87
1,58
1,42
0,85
Es ergibt sich aus dem Mitgeteilten, daß nicht nur Kupfer, Silber und Eisen,
sondern auch recht beträchtliche Mengen Blei und vor allen Zink im untersten
Zechstein enthalten sind. Zieht man die Gesamtmenge des in dem Kupfer-
schiefer und dessen hangenden Schichten vorhandenen Zinks in Betracht, so ist
dieselbe oifenbar viel größer als die des vorhandenen Kupfers; man hat sogar
bereits daran gedacht, das Zink zu verwerten. Nickel ist in dem Schiefer
äußerst wenig, nämlich 0,018, vorhanden; das Verhältnis zwischen Kobalt und
Nickel einerseits und dem Kupfer anderseits geht hervor aus den nachstehenden
Analysen der Kupfersteine, in welchen diese Metalle konzentriert sind. Die
Schiefer ergeben 4 — 10 ^/^ Kupferstein, welcher (1888) enthielt:
Kupfer-
Krughütte
Kochhütte
Kammerhütte
Eckardthütte
Kupfer .... 41,360
44,500
39,000
46,300
Silber .
0,226
0,255
0,240
0,266
Blei .
0,537
0,675
0,600
0,745
Eisen .
. 24,325
20,970
21,560
21,867
Mangan .
0,850
1,080
0,648
0,533
Zink .
3,711
2,412
7,020
2,867
Nickel . .
0,300
0,205
0,398
0,327
Kobalt
0,292
0,141
0,366
0,283
Arsen . .
0,080
0,086
0,120
0,106
Schwefel .
. 25,815
25,368
26,229
24,401
398 Die schichtigeii Lagerstätten.
Die bei der Knpfersteingewinnung entfallende Bohschlacke zeigte folgende
Zasammensetzang :
Kupfer-
Krughütte Eochhtttte Kammerhütte Eckardthütte
SiOa 47,630 48,465 46,810 46,390
AlgOg 14,825 17,001 17,636 16,525
CaO 18,350 23,187 19,815 21,510
MgO 6,732 2,220 3,677 0,847
Cu^O 0,289 0,277 0,333 0,300
PbO 0,232 0,118 0,065 Spur
FeO 4,725 4,643 7,213 2,768
ZnO 1,165 0,692 2,056 0,934
MnO 0,697 0,328 0,827 0,744
NiO, CoO . . . 0,063 Spur 0,038 Spur
Der Eupferschieferbergbau in der Mansfelder Mulde beschränkt sich auf
die Westseite derselben, und zwar auch hier auf die Gebiete, welche zwischen
den Linien Wolferode-Eisleben und Weifsholz-Augsdorf liegen. Außerhalb dieses
Striches ist der Eupferschiefer nicht abbaufähig. Die Gresamtlänge des Abbau-
feldes beträgt 18000 m. Übrigens befinden sich auch innerhalb des gewinnungs-
würdigen Flözes stellenweise etwa hektargroße Gebiete mit geringerem Metallgehalt.
Die Lagerung des Eupferschiefers ist selbstverständlich keine ganz unge-
störte. So versteht man unter den „Bergen" „mächtige, nach dem Ausgehenden
sehr breite, untereinander fast parallel und diagonal gegen das Streichen des
Flözes stumpf oder spitz verlaufende, sattelförmige Erhebungen, deren Umrisse
durch die um sie heramgetriebenen Sohlenstrecken deutlich markiert sind, sich aber
nach der Tiefe zu verflachen" (Sehr ad er) und deshalb in den tiefsten Bausohlen
nur noch schwach angedeutet sind. Als „Rücken" bezeichnet man die vorwaltend
gegen SW^. einfallenden, etwa NW. — SO. streichenden Störungen, welche es
mit sich bringen, daß das Flöz bei nordwärts vorschreitendem Abbau in der
gleichen Richtung staffelig ansteigt. Zwischen zwei Hauptrücken liegen die
„Gräben". Die durch die Rücken bewirkten Störungen sind gewöhnlich nur
geringfügig, erreichen indessen stellenweise bis über 8 m, ja sogar über 20 m.
Innerhalb des zwischen zwei „Hauptrücken" liegenden Grabens haben gewöhnlich
kleinere Störungen, Überschiebungen und Senkungen, stattgefunden, wodurch die
zwischen den beiden Grabenufern liegende, bandförmige Scholle in eine Anzahl
Streifen zerschnitten zu sein scheint. Schleppung der Schichten längs der Ver-
werfungen ist eine sehr gewöhnliche Erscheinung; innerhalb des Grabens sind
die Schichten gebogen, geborsten, von kleinen Spältchen durchzogen, neigen zu
krummschaliger Absonderung und zeigen viel Rutschflächen. Die Breite der
Flözgräben ist verschieden, sie wechselt etwa zwischen 30 und 80 m (Fig. 91 u. 92).
Reich an Rücken ist das nördliche Gebiet bei Hettstedt, nämlich das
Burgömer Revier mit dem Eduardschacht und die benachbarten Felder des
Freiesleben- und Niewandtschachtes. Jener Feldesteil wird auf eine flache
Länge von 2800 m fünfmal von Rückengräben durchsetzt, welche zwischen sich
vier ziemlich parallel verlaufende Streifen erzeugen (Fig. 93). Das Streichen
der Gräben und Rücken ist etwa dasjenige des nördlichen Harzrandes. Sie sind
voneinander mehrere 100, ja sogar 1000 m entfernt. Während die Hauptrttcken
Der Kupferschiefer nnd verwandte Lagerstätten.
FiB- es.
Wie- 91 n. 9t. Profile dnrcli d«n Verwnrt d »at Flg. 98. a Rotllegendes, b Eapfenohietsr,
c ZeoluUlii, d aipB. Hiillatab ca. i : ssoo.
1) Ich Teidanke die Fig. 91—93 und Terecbiedene im Nachstehenden benutzte
Mitttiilungen'HeiTD Oberetfliger Priefler. Bergeat
400 Die schichtigen Lagerstätten.
immerhin Mächtigkeiten von 0,1 m erlangen, sind die ührigen Spalten schmal
und unbedeutend. Die Hauptstörungen werden begleitet von Schwärmen paralleler
Eisse und mehr oder weniger kurzer Klüfte, der sog. „Bahnen^.
Von großem Interesse und ganz besonderer technischer Wichtigkeit ist die
schon seit langer Zeit bekannte Beeinflussung des Metallgehaltes im
Kupferschiefer durch die ihn durchschneidenden Kücken. Letztere wie die
Bahnen sind im allgemeinen in Mansfeld ausgefüllt mit gelblichem oder weißem
oder fleischrotem Schwerspat, daneben mit Kalkspat und Braunspat. Außerdem
enthalten sie Erze, nämlich Eotnickelkies, der in neuerer Zeit und auf den
tieferen Bauen seltener geworden ist und manchmal in guten Kristallen auftritt,
häufig Schwefelkies, seltener Kupferkies und Kupferglanz in sehr untergeordneter
Menge und in fein eingesprengten Partikeln oder als Anflug, noch seltener
Buntkupfererz. Diese und die später zu besprechenden Sangerhäuser Rücken
gehören zu den Schwerspat-Nickel-Kobaltgängen und sind weder vom wissen-
schaftlichen noch vom technischen Standpunkt aus als Kupfererzgänge zu be-
trachten. Wo die Rücken den Kupferschiefer durchsetzen, kann der gewöhnlich
an die untersten Lagen gebundene Metallgehalt die mannigfaltigsten Um-
lagerungen erfahren haben.
ltg!fftim^sfffer FläUleU* l Craiev
Fig. 94. Ein SpezialfaU der Flözveredelnng neben einem RUcken. Die dunkle Schraffur zeigt
die Erzanreicherong an.
* Die MetÄllführung kann 1. ganz unverändert bleiben, 2. sich verringern
und in das Hangende wandern, welches auf solche Weise bis in den Dachklotz
kupfererzführend wird; 3. sowohl im Kupferschiefer wie im Hangenden kann
eine Anreicherung an Kupfer statthaben ; 4. der Kupferschiefer wird wohl auch
ärmer, ohne daß eine Anreicherung des Hangenden stattgefunden hat.
Manchmal setzt das Flöz im Liegenden eines Hauptrückens nach Gehalt
und Struktur völlig unverändert an den letzteren heran, und auch die Flözteile
innerhalb des Grabens lassen eine erwähnenswerte Veränderung in der Metall-
führung weder des Schiefers, noch seines Hangenden erkennen. (Dritter Flöz-
graben südlich des Eduardschachtes bei Hettstedt.) Häufig aber setzt das Flöz
unverändert in Struktur und Gehalt an den Hauptrücken heran und nimmt mit-
unter erst in unmittelbarer Nähe desselben einen höheren Kupfergehalt an,
manchmal aber hat schon im regelmäßigen Flözteil bei der Annäherung an den
Hauptrücken eine Verringerung der Erzführung stattgefunden. Die unteren
Lagen der Flözteile im Graben behalten entweder ihren Kupfergehalt bei, und
trotzdem kann auch das Hangende einige Veredelung zeigen (mitunter aber sind
die sonst vorzugsweise erzführenden Lagen verarmt und unbauwürdig geworden
und dafür das bis dahin ünbauwürdige kupferreich), oder es tritt der nicht
minder merkwürdige Fall ein, daß alle Teile des Flözes gleichmäßig gut und
dabei sogar die Dachberge und der Dachklotz noch reichlich kupferführend sind.
So verhält sich beispielsweise die Metallführung im Verwürfe e der Fig. 93
150 m unter der III. Tiefbaustrecke im Eduardschacht. Sämtliche Schiefer führen
hier durchschnittlich nicht unter 5^/^, die Dachberge 3 — 4,5 ^/o, der Dachklotz
Der Kupferschiefer und verwandte Lagerstätten. 401
noch 2,8 — 4 ^/q Kupfer. Die Anreicherung der Schichten ist eine um so größere,
je rascher die in Treppen und Absätzen hintereinander liegenden Flözteile auf-
einanderfolgen. In breiteren Streifen erfolgt die Veränderung nur bis auf eine
Entfernung von etwa 20 m von der Störung. Im übrigen lassen sich schein-
bar für alle diese Erscheinungen keine Regeln aufstellen.
Die Anreicherung ist eine sekundäre und beruht auf einer Umlagerung
des ursprünglichen Kupfergehaltes. Sie fand statt auf Rissen und Klüften, die
sich infolge der Störungen bildeten. In der Nähe der letzteren sind die Schiefer
und Berge durchzogen von einem Netzwerk dünner Schnürchen und Adern von
Kupfererzen. Die in dem Hangenden des ungestörten Flözes vorkommenden Erz-
konkretionen bestehen aus Schwefelkies. Kupferglanzhieken kommen nur in der
Nähe der Rücken vor. Dabei zeigt eine mikroskopische Untersuchung, daß von
feinsten Spältchen aus, die selbst mit Kupferglanz erfüllt sind, eine Umwandlung
einer Kupferkieshieke zuerst in Buntkupfererz und in den äußeren Teilen in
Kupferglanz vor sich gegangen sein kann. Das Innere solcher Hieken besteht
deshalb häufig aus Kupferkies, und es ist wahrscheinlich, daß auch dieser durch
Kupferzufuhr aus Schwefelkies hervorgegangen ist (s. S. 415).
Sehr bemerkenswert ist übrigens die oft beobachtbare Tatsache, daß die
veredelnden Kupfererze in den Gräben bis auf eine Entfernung von etwa 10 m
von der Kluft aus Kupferglanz, in einer Breite von weiteren 3 — 4 m hauptsäch-
lich aus Buntkupfererz und weiterhin auf einige Meter aus Kupferkies zu be-
stehen pflegen. An die Stelle des letzteren kann endlich Schwefelkies treten. *
Die Rückengräben sind, sobald innerhalb derselben eine Veredelung der
Schiefer stattgefunden hat, die ergiebigsten Teile des Feldes. Manche Rücken-
teile sind aber auch als unbauwürdig überhaupt außer Abbau gelassen worden.
In der Nähe der Störungen ist der Kupfergehalt mitunter in das Weiß-
liegende gewandert; das so mit Kupferglanz, Kupferkies usw. imprägnierte Ge-
stein wird dadurch zu „Sanderz^. Aus der Betrachtung von Dünnschliffen
ergibt sich aber, daß der Erzgehalt der Sanderze keineswegs immer erst später
in das Gestein eingedrungen zu sein braucht, sondern häufig wohl schon zur
Zeit des Kupferschieferabsatzes darin zum Niederschlag kam. Wo die Rücken
Nickelerz führten, war das Rotnickelerz hier und da bis auf eine Entfernung
von einem Meter von dem Rücken in Form von Hieken und haselnußgroßen
Stücken ohne Begleitung anderer Mineralien in das Nebengestein eingewandert.
(Bäumler.)
Die ältesten unsicheren Nachrichten über den Mansfelder* Bergbau reichen
bis in das Xu. Jahrhundert zurück; heute gründet sich auf ihn eines der groß-
artigsten Unternehmungen, nachdem sich die früheren Gewerkschaften im Jahre
1852 zur Mansfeldschen Kupferschieferbauenden Gewerkschaft konsolidiert haben.^)
Noch im Jahre 1860 beschäftigte sie 4521 Arbeiter, davon 3634 in den
Gruben; jetzt sind es 20000, darunter etwa 16000 beim Bergbau. Damals
betrug die Kupferproduktion 1500 t, die Silberproduktion 7820 kg. Seit dem
Jahre 1881 haben sich die Erträgnisse der ungeheuren Massenförderung gerade
verdoppelt (1902). Die Erzförderung beträgt fast 700000 t, daraus wurden ge-
wonnen: 17201 1 Raffinadkupfer, 1548 t Elektrolytkupfer und 98446 kg Feinsilber;
außer geringen Mengen an Blei ergaben sich auch 7 t Nickelspeise. Etwa
') Siehe „Die Geschichte des Mansfeldschen Kupferschieferbergbaues und Hütten-
betriebes; Festschrift zur Feier des 700 jährigen Jubiläums am 12. Juni 1900".
Stelzner-Bergeat, Erzlagentätten. 26
402 Die schichtigen Lagerstätten.
65500 Menschen finden ihren Lebensunterhalt durch den Betrieb der Mans-
felder Gruben.
Besonders reiche Nickelförderung zeichnete das Sangerhäuser Revier
aus. Drei große, gleichfalls etwa in der Harzlängsrichtung streichende, je
400 m voneinander entfernte Nickelrücken durchziehen dasselbe. Das Vorkommen
des Eotnickelerzes war stellenweise ein massenhaftes ; Kobalt war untergeordnet
anzutreffen. Kupfererze brachen in den tiefen Bauen selten ein. „Dagegen
haben sie sich in der Nähe des Ausgehenden am Moritzschächter Eücken in be-
trächtlichen Mengen als derber Kupferkies und Kupferglanz gezeigt^ (Bäumler),
die mit Malachit, Lasur, Kobalt- und NickelblUte überzogen waren. Im Gegen-
satz zu dem Mansfelder Vorkommen ist Schwerspat bei weitem der überwiegende,
Kalkspat ein ganz untergeordneter Begleiter der Nickelerze. Der reichste
Feldesteil des Sangerhäuser Reviers liegt zwischen zweien jener 400 m von-
einander entfernten Rücken.
Zu Sangerhausen, wo der Betrieb 1885 zum Erliegen kam, war auch das
Dachflöz von den Rücken aus etwas kupferhaltig; ferner führte dort das Weiß-
liegende in seinen -obersten Teilen derben Kupferkies, ein Vorkommen, das man als
„gelbe Tresse'^ bezeichnete. Auch zu Rottleberode fand sich solches Tressenerz
unter dem Kupferschiefer als goldglänzende Imprägnation des Weißliegenden.
Es hatte dort zeitweise Bergbau statt. Sanderze sind früher auch zu Neustadt
bei Ilfeld abgebaut worden und bestehen daselbst aus einem mit Malachit und
Kupferlasnr imprägnierten Sandstein.
Am Gläsener Berg bei Hahausen nächst Seesen fand in den sechziger
Jahren des XIX. Jahrhunderts einiger Bergbau auf Kupferschiefer statt. Das
ganze Flöz ist etwa 0,25 m mächtig und ließ nach Buchrucker folgende Lagen
unterscheiden:
1. Lochen, ^/^ — ^/^ Zoll, feinblätteriger, schwarzer, bituminöser Tonmergel.
2. Lochschale, grobblätteriger, ^1^ — 1 Zoll.
3. Kopf, 2^/a Zoll, dichter, grobschieferiger, bituminöser Kalk von rauch-
grauer Farbe.
4. Lochberge, 6 Zoll, ähnlich dem vorigen.
Das unmittelbare Liegende des Hahauser Kupferschiefers ist Weißliegendes.
Nach Buchrucker enthalten die kupferführenden „Sanderze" desselben 2^/q,
der Kupferschiefer 2^/, ^/q Kupfer. Das Hangende des Flözes bilden die Platten-
kalke des Zechsteins. Die Lagerung des unteren Zechsteins ist bei Hahausen
eine sehr gestörte, teilweise sogar überkippte; vom gefalteten Gulm ist der
Kupferschiefer nur durch das Weißliegende und oberste Rotliegende getrennt.^)
Bei Osterode ist das Kupferschieferflöz im Liegenden des Zechsteins
aufgeschlossen, ist aber weder hier noch an zahlreichen anderen Punkten des
Harzsüdrandes bauwürdig; der an verschiedenen Stellen versuchte Kupferschiefer-
bergbau hat wegen des geringen Silbergehaltes des Schiefers zu keinem Erfolg
geführt (z. B. zu Questenberg, Rottleberode, Ilfeld, Neustadt, Walkenried und
Lauterberg). Bei Osterode überlagert der untere Zechstein diskordant und
unmittelbar das gefaltete Culmgebirge.
Etwa 8 km von dem Zechsteinsaum des Harzrandes entfernt treten infolge
der Dislokation, durch welche die Permtriasmasse der Goldenen Au am Urgebirge
des Ryffhäusers niedersank, in steil aufgerichteter Lage die kupferführenden
Gresteine des unteren Zechsteins wieder zutage. Zahlreiche kleine Schürfe, auch
einiges Kupfererz verraten am Nordabhang des Kyffhäusers ihre Anwesenheit.
Neuerdings hat man bei Badra wieder Aufschlußarbeiten vorgenommen. Der
Kupferschiefer führt als Speise scheinbar vorwiegend Kupferkies.
^) Kloos, Jahrb. preuß. geol. Landesanst., 1891, 136—137. — Speyer, Die Zech-
steinformation des westlichen Harzrandes; ebenda 1880, 50 ff.
Der Kupferschiefer und verwandt« Lagerstätten. 403
Im Bog. Uagdebnrger üferraDd, d. i. der paläozoische Gesteinszag, der sich
bei Neubaldensleben aas dem Diluvium ca. 20 km nordwestlich von Magdebarg
heraushebt, tritt auch der untere Zechstein noch einmal zutage, und hier ist
aoch, etwa 80 km von Mansfold entfernt, in früherer Zeit Kupferscliieferbergban
umgegangen. Das F13z soll in seinen reicheren Teilen l,5*'/o Kupfer, jedoch
kaum Sparen von Silber enthalten haben, und der zu wiederholten Malen im
XVIII. Jahrhundert versuchte Bergbau konnte sich nicht lohnen.
In der Gegend von BUnkenbuig^) am östlicheE ThUringer Wald liegt der
Kupferschiefer Über dem „Zechsteinkonglomerat", das ans Schiefer-, Qnarzit- und
Quarzgeri^llen mit einem kalkigen Bindemittel besteht. Das Zech Steinkonglomerat
enthält Beschläge und Einsprengungen von Ualachit und Lasur. Darüber folgt
zunächst eine 0,2 m mächtige Lage eines dichten, dunklen, bitnminQsen Kalk-
steins, dann, 1 m mächtig, ein dUnngeschichteter, dunkler, bituminöser Mergel-
schiefer, der Kupferschiefer. Wie das Zechsteinkonglomerat fuhren auch diese
letzteren
Schichten
Pflanzen-
restfi, der
Kupfer-
schiefer auch
Lingnia
Credneri.Die
bituminöse
Kalkbank
enthält
stellenweise
Blei glänz.
Das Vor- Fig.». Profll doroh a«» Envortommen von Kamsdorf (Beyaelilsg, less).
handensein a Colm, c WelBllegend««, d UnttarflSz, e— d ZecbetelnkoiigloiEerat, < Knpfer-
des Enpfer- «chlefer, f ZechBtelnkalb. h Db«rer bltamlnSger Hergslscblerer, i brauner Eieen-
SChieferS läßt k&Uuteln, i' gelber ElBenkBlkBtelu, > obere El senstelnltgtr, n brauner Zechsteln-
sioh dort an dalamit, ■' gelber Zectutelndolomlt. UaBBtab 1:8»».
zahlreichen
Stellen an den Halden der Versuchsbaue erkennen; er ist kupferfUhrend, war
aber nirgends abbanwtrdig.
Die in der Blankenbnrger Gegend unter dem eigentlichen Kupferschiefer
liegende bituminüse Kalkbank tritt auch, mit Konglomerat dnrchmengt, im
Liegenden des Kupferschiefers zu Kamsdorf hei Saalfold auf und kann als
Vertreterin des Zech Steinkonglomerats betrachtet werden. Das eigentliche
Knpferschieferflöz enthält 10 — 15 "/o Bitumen und ist erzärmer als der
liegende Kalkstein, „das Mutterflüz". Eigenartig ist der Zechstein (im
engeren Sinn) entwickelt. Er besteht aus zwei Zonen von Kalken; die untere
5 — 8 m mächtige zeigt stark bituminöse, dünn geschichtete Platten, „die Hom-
flöze", die obere 2 — 3,5 m mächtige ist mehr licht und mergelig. Zwischen
beide Komplexe lagert sich ein 15 — 30 cm mächtiges, dUnnschieferiges, bituminöses,
dem Kupferschiefer ähnliches Hergelflöz, das ,,obere Schieferflöz ", welches einen
schwachen Erzgehalt ftihrt. In der oberen Kalkzone endlich finden sich gleichfalls
ähnliche aber erzfreie Mergelbänke. Der Erzgehalt des Kupferschiefers hat nie
den Abbau gelohnt, der Kamsdorfer Bergbau hatte vielmehr die metasomatischen
Eisenerze des Zechsteins und lange Zeit auch die Kupfer- und Kobalterze,
welche an die „Rücken" gebunden waren, zum Gegenstand. Es wird sich später-
hin wiederholt Gelegenheit gehen, auf diesen Bergbau zurückzukommen (Fig. 95)
<) Loretc, Jahrb. preuS. Landeeanat., 1889, 222, Llt.
404 Die schichtig:en Lagerstätten.
Nach Beyschlag besitzt das Knpferschieferflöz einen geringen Erzgehalt,
„der sich nur da, wo Lagerungsstörungen (Aufsattelungen, Kücken oder Ver-
werfungen) auftreten, erhöht".
Am nordwestlichen Thüringer Wald ist verschiedentlich Kupferschiefer-
bergbau umgegangen oder versucht worden. Neuerdings hat man solchen wieder
zu Schweina-Glficksbrunn aufgenommen, wo gerade so wie zu Eiechelsdorf
auch Eobalterze auf Rücken einbrechen. Die Ausbildung des Kupferschiefers
ist dort dieselbe wie hier; er ruht auf Rotliegendem und Zechsteinkonglomerat.
Das letztere ist bis zu einer Tiefe von 5 — 10 cm mit Kupfererz, und zwar
besonders mit Kupferkies imprägniert. Die Mächtigkeit des erzführenden
Schiefers schwankt zwischen 10 — 15 cm; man beobachtet in ihm Kupferkies,
Kupferglanz und Buntkupfererz; der Kupfergehalt beträgt ungefähr 1,5 ^/^ und
sowohl im Sanderz wie im Schiefer sind durchschnittlich 0,015 ^/^ Silber vor-
handen. Die Menge des letzteren scheint in einem festen Verhältnis zu dem
jeweiligen Kupfergehalt zu stehen. Blei, Kobalt und Nickel scheinen in den
normalen Erzen zu fehlen, Kobalt tritt aber in unmittelbarer Nähe der Rücken
im Sanderz wie im Schiefer auf; der Zinkgehalt beträgt 0,03 — 0,05, der Arsen-
gehalt 0,2 — 0,3 ^/q, ist aber scheinbar kein gleichmäßiger. Gold konnte nachgewiesen
werden (1 g pro t). Die das Kupferschieferflöz durchsetzenden, sehr zahlreichen
Rücken streichen NW. — SO. und bilden „Rückengräben". Ihre Entfernung
beträgt 10 — 100 m, ihre seigeren Verwurfhöhen wenige Zentimeter bis gegen
15 m. Bezüglich der Erzführung dieser Spalten mag hier nur erwähnt werden,
daß dieselbe aus vorwaltendem Schwerspat mit Speiskobalt und Kobaltblüte be-
steht, Kupfererze indessen zu fehlen scheinen; eine weitere mineralogische
Kennzeichnung wird in dem Abschnitt über die Gangformationen gegeben werden.
Bemerkenswert ist, daß Kupferschiefer und Sanderz in einem 5 — ^10 m breiten,
die Rücken begleitenden Streifen auch hier eine Anreicherung des Kupfers er-
fahren haben.
Von Schweina aus erstreckt sich das Kupferschiefervorkommen über Kupfer-
suhl in die Gegend von Riecheisdorf in Hessen. Übrigens hat man auch an
anderen Orten des Thüringer Waldes Kupferschieferbergbau getrieben, so zu
Ilmenau, in Schmalkalden, zu Brotterode, zu Sontra usw.
In der nordwestlichen Fortsetzung des Thüringer Waldes tritt etwa in der
Mitte zwischen Bebra und Eisenach unter dem Buntsandstein das Dyasgebiet
von Biechelsdorf in Hessen hervor. Der Kupferschiefer liegt als ein aus-
gezeichnet charakterisierter Horizont über dem Weißliegenden („Grauliegendes")
und ist äußerst bituminös und reich an Fischresten, weniger reich an üllmannien.
Ein Erzgehalt ist stets vorhanden, wenn auch in weiten Feldern, wie im Hohen-
süßer Revier, so gering, daß die Schiefer nicht schmelzwürdig gewesen sind.
Wie bei Mansfeld tritt er vorzugsweise als „Speise" auf, die aus Kupferkies,
Buntkupfererz, angeblich auch aus Kupferfahlerz besteht. Daneben sind auch
Schwefelkies, Bleiglanz und stellenweise recht reichlich Zinkblende zu bemerken.
Rotnickelkies ist untergeordnet vorhanden und mag wohl stets von den nickel-
erzführenden Rücken herstammen. Wie im Mansfeldschen kann man auch hier
die Sulfide auf Klüften und als Überzug auf den Schichtflächen beobachten; der
hauptsächlichste Metallgehalt ist aber stets in der Speise enthalten. Alle Schichten
des Kupferschieferkomplexes sind etwas erzführend ; aber nur die untersten, zu-
sammen etwa 15 cm mächtigen Lagen waren bauwürdig, die oberen 25 — 40 cm
dicken „Sti'eben" unbauwürdig. Auch zu Riecheisdorf galt die Erfahrung, „daß
die Dichtigkeit des Gefüges und der Gehalt an Bitumen und Metallen" vom
Liegenden zum Hangenden abnimmt." (Graßmann.)
Der mittlere Kupfergehalt der schmelzwürdigen Kupferschiefer betrug
1^/2 — 2*^/q; das gewonnene Kupfer war silberfrei. Auch zu Riecheisdorf kommen
Sanderze vor, indem das Weißliegende 2 — 3 cm tief mit Kupfererzen, vorzugs-
weise mit Kupferkies und Buntkupfer imprägniert ist; dabei läßt sich keinerlei
Der Kupferschiefer und verwandte Lagerstätten. 405
Beziehung zwischen dem Erzgehalt des Schiefers und seines Liegenden nach-
weisen. (Heuser.)
Die Störungen des Riechelsdorfer Kupferschiefers bestehen vorzugsweise
in Flexuren und in Verwerfungen, welch* letztere auch hier teilweise zur Bildung
von Kobalt-Schwerspatgängen Veranlassung gegeben haben. Waren die Spalten
nicht mit Erz ausgefüllt, so wurden sie als ,, Veränderungen^ bezeichnet. Die
Erzführung der Rücken bestand aus Schwerspat, Kalkspat, Anhydrit, Quarz,
Braunspat, Dolomit, Speiskobalt, Rotnickelkies und Ghloanthit. Höchst unter-
geordnet waren Bleiglanz, Schwefelkies und Kupferkies; Heuser erwähnt auch
Kupferfahlerz. Die Erze fanden sich ganz allgemein nur bis zu 2 m über und
bis zu 6 m unter dem Kupferschiefer, wiewohl die Schwerspatführung nach der
Tiefe anhielt und mitunter sehr mächtig wurde. Nur ganz selten traf man die
Nickelerze noch bis zu 60 m tief unter dem Flöze an.
Die erzerfüllten Gänge pflegten ganz allgemein den Reichtum des Flözes
zu verringern, taube Klüfte erhöhten ihn. Über erstere sagt Heuser: „Aus-
gezeichneter (als die mechanischen) sind die chemischen Veränderungen des
Nebengesteines in der Nähe der Gänge. — Seine Mischung wird hier auf zweierlei
Weise hauptsächlich verändert, indem es entweder Bestandteile der Gangmasse
aufnimmt, oder indem ihm hier einige seiner gewöhnlichen Gemengteile fehlen,
oder endlich auch wohl, indem beide Fälle zugleich eintreten.
„Die erstere Art der chemischen Veränderung des Nebengesteines in der
Nähe der Gänge findet sich sehr häufig, fast durchgehends an den Stellen, wo
die Gänge . . . Anbrüche von Speiskobalt fuhren. Hier ist das Nebengestein in
der Nähe fast immer so stark mit Kobaltminern durchdrungen, daß es mit
gewonnen und auf den Poch- und Waschwerken zugute gemacht wird. Kobalt-
blüte ist oft unter den eingesprengten Minem allein für unbewaffnete Augen
sichtbar, hin und wieder, wie z. B. auf der Wilhelmsburg im grauen Liegenden,
auch Kobaltschwärze; aber daß auch Speiskobalt sich auf diese Weise eingesprengt
finde, beweist der Schliech, der aus diesen sog. Pocherzen gewonnen wird.
Dergleichen Einsprengungen von Kobaltminern im Nebengesteine finden, wie
schon erwähnt, neben den Stellen statt, an welchen die Gänge Kobaltanbrüche
führten, und erstrecken sich zuweilen wohl an ein Lachter (=2 m) weit vom
Gange ab. Sie sind im grauen Liegenden und im Zechsteine am gewöhnlichsten,
seltener im roten Liegenden. Der Zechstein pflegt in diesem Falle wohl mit
dem besonderen Namen von Zechsteinkobalt, sowie das graue Liegende mit dem
von Flözkobalt belegt zu werden. Die Kobaltblüte, welche im Zechsteine
zuweilen schon sehr strahlig ausgesondert ist, zeigt gewöhnlich das Vorhandensein
von dergleichen Einsprengungen an, wo aber sie sich nicht findet, erkennt man
dieses auch schon an dem arsenikalischen Gerüche beim Zerschlagen. — Außer
den Kobaltminern habe ich auch noch den Schwefelkies als Einmengung im
Nebengesteine, in der Nähe des Kobaltrückens Wilhelm Kurfürst, gefunden.
Diese Einsprengung war im grauen Liegenden, in der Nähe eines reichen An-
bruches von Speiskobalt, auf eine Entfernung etwa einen Zoll in das Neben-
gestein hinein, an einzelnen Stellen deutlich sichtbar, und war ganz in der Nähe
des Ganges am stärksten. — Auch Gangarten nimmt das Nebengestein hin und
wieder, doch wohl nicht so häufig als Minern, in seine Mischung auf. So ist
namentlich das Liegende an den Stellen, wo die Gänge . . . fast mit ihm ver-
wachsen sind, auf geringe Erstreckungen oft deutlich mit Baryt oder mit derbem
gemeinem Quarz durchdrungen. Auch das Vorkommen von schmalen Lagen
von Baryt im Zechsteine und bituminösen Mergelschiefer parallel mit deren
Schichtungsrichtung in der Nähe des ersten Hohen süßer (sc. Rückens) und des
ersten Kobaltrückens in Schneidemüllers Graben dürfte wohl hierhin zu
zählen sein.^
„Die andere Art der chemischen Veränderung, eine Entziehung ge-
wöhnlicher Gemengteile, zeigt das Kupferschieferflöz in der Nähe
406 Die schichtigen Lagerstätten.
der Gänge häufig. Seine gewöhnlichen Einmengungen von Knpfer-
minern sind ihm in verschiedenem Grade, zuweilen fast vollständig,
in der Nähe der meisten kohaltfILhrenden Gänge auf größere oder
geringere Entfernungen entzogen. Zuweilen ist die Entfernung von den
Gängen, in welchen das Eupferschieferflöz seine Edelkeit wieder erhält, nur sehr
gering, zuweilen ist aher der Einfluß der Gänge auf die Edelkeit der
Kupferschiefer so hedeutend, daß ganze Felder von diesem, da wo
mehrere beträchtliche Gänge aufsetzen, unschmelzwürdig sind. Der
letzte Fall findet namentlich im ganzen nördlichen Teile des Hohensüßer Bevieres
statt, dagegen dessen südlicher Teil, der nur unbedeutende Wechsel hin und
wieder führt, schmelzwürdige Schiefer liefert. Die Kupferminem führenden
kleinen Gänge zeigen zuweilen ein ganz ähnliches Verhalten, eine Verunedelung
der Schiefer in ihrer Nähe, zuweilen finden sich aber auch umgekehrt gerade
in ihrer Nähe vorzüglich reiche Schiefer."
Bei Albungen a. d. Werra^) ruht Zechsteinkonglomerat mit dem darauf-
folgenden Kupferschiefer und Zechstein unmittelbar auf der Grauwacke und auf
Tonschiefern. Sanderze enthalten Kupfer spurenweise und bis zu 4^/q, zumeist
in fein verteiltem Kupferkies, nebensächlich auch als Kupferglanz und Bunt-
kupfererz. Der Kupferschiefer hat ähnliche Ausbildung wie zu Mansfeld; die
reichere, liegende Schicht ist auch hier 10 — 15 cm mächtig, nach oben zu nimmt
der Bitumengehalt ab. Die ca. 30 cm mächtigen „Oberberge" erinnern an die
Mansfelder Kammschale. Der Kupfergehalt des Schiefers kann bis zu 4^/o be-
tragen, in manchen Zonen des Flözes fehlt er aber fast ganz; auch ein Silber-
gehalt ist nachgewiesen worden. Ein Abbau besteht zu Albungen seit den 1850er
Jahren nicht mehr; die Kupfergewinnung in jener Gegend reichte aber sicherlich
bis ins Mittelalter zurück.
Ähnlich dem Vorkommen von Albungen ist das von AUendorf-Soden
a. d. Werra. Andere Kupferschieferbergbaue haben in früher Zeit zu Ober-
nnd Nied ereil nbach a. d. Fulda bestanden.
Am nordwestlichen Abhang des Spessart tritt an zahlreichen Stellen die
Zechsteinformation unter dem Buntsandstein zutage. Über dem Zechstein-
konglomerat liegt allenthalben der „Kupferletten", der „sowohl nach seiner
geologischen Stellung als in seiner ErzfQhrung dem Kupferschiefer in Thüringen
und am Harzrande vollkommen entspricht" (Bücking). Diese Kupferletten sind als
erzführendes Gestein von Aschaifenburg bis in die Gegend von Gelnhausen an
zum Teil mehrere Stunden weit auseinanderliegenden Orten bekannt geworden,
und Kupferschieferbergbau ist in der ganzen Gegend umgegangen, so vor allem
zu Bieber, südöstlich von Gelnhausen, zu Haingründau, nordwestlich von dort,
femer zu Großkahl und Huckelheim, bei Großenhausen, Altenmittlau, Bernbach
und Altenhaßlau. Der Kupferletten, der nur an einzelnen Stellen gar nicht
entwickelt ist, wird von wenigen Dezimetern bis zu 2 m mächtig und tritt bei
Aschaffenburg gerade so auf, wie bei Gelnhausen. Es ist ein zäher, bituminöser
Ton, mit einem meistens geringen, indessen auch bis zu 20 ^/q steigenden Kalk-
gehalt. Nur in frischem Zustand zeigt er deutliche Schichtung und bläulich- oder
bräunlich-schwarze Farbe. Ist er kalkreicher, so „verhärtet" er, wird er
schieferiger, so heißt er bei den Bieberer Bergleuten Kupferschiefer. „Den ver-
schiedenen Arten des Kupferlettens gemeinsam ist die ErzfQhrung. Silberhaltiges
Fahlerz, Bleiglanz und Kupferkies kommen sowohl fein und gleichmäßig verteilt,
als in nuß- bis faustgroßen, derben Stücken und 1 — 50 mm breiten Adern und
Trümmern vor, welche das Gestein nach allen Richtungen durchsetzen und zu-
weilen noch Kalkspat und Schwerspat neben den Erzen führen. Nur der sog.
„Kupferschiefer" enthält viel häufiger größere Erzknollen als fein durch die
ganze Masse verteilte Erzpartikel." (Bücking.)
^) Briefliche Mitteilungen des Herrn Bergingenieurs Kretschmann an Bergeat.
Der Kupferschiefer and verwandte Lagerstätten.
407
Über eine allenfalsige Beeinflussung des Kupfergehältes im Flöz durch
die Rficken sagt Bücking wörtlich: „Nach Ludwig (öeinitz, Dyas, U,
255) sollte man denken, die ErzfUhrung des Kupferlettens sei abhängig von
seiner Lagerung, sie sei in Mulden und in Gräben beträchtlicher als auf den
dazwischenliegenden Sätteln oder EUcken. Doch ist das nach den genaueren
Untersuchungen, welche s. Z. in Bieber zwecks Wiederaufnahme des Kupfer-
und Silberbergbaues angestellt wurden, nicht der Fall, eine Regelmäßigkeit
in dem Auftreten der erzreichen und erzarmen Letten hat nicht aus-
findig gemacht werden können. Eichtig ist nur, was auch schon Can er in
und Wagner angeben und Ludwig später bestätigte, daß das Flöz häufig
Sättel und Mulden macht und daß es von Kobaltgängen und von tauben oder
mit Letten und Mergel ausgefüllten Klüften oft durchsetzt und mehr oder weniger
verworfen wird. Auch eine Verringerung oder Vermehrung des Erz-
gehaltes des Kupferlettenflözes in der Nähe der Kobaltgänge hat
nicht nachgewiesen werden können; nur in der unmittelbaren Nach-
barschaft der Gänge hat man zuweilen Nester von Speiskobalt und ge-
diegen Wismut im Kupferletten angetroffen."
In kleinen rundlichen und länglichen Drusen kommen übrigens innerhalb
des verhärteten Lettens und des Kupferschiefers Braunspat, Schwerspat, Gips,
Fahlerz, Buntkupfererz, Arsenkies, Antimonglanz und Wismutglanz vor.
Auf dem Kupferlett^nflöz hat man vor allem bei Bieber mehrere Hundert
Jahre lang bis zum Anfang des XIX. Jahrhunderts Bergbau getrieben, dessen
Gegenstand Kupfer und Silber gewesen sind. Zuletzt versuchte noch die
bayerische Eegierung von 1823 — 1835 eine Gewinnung von Kupfer, Silber und
Blei bei Großkahl und Huckelheim. 8 bis 14 Ztr. Letten oder 20—30 Ztr.
Schiefer haben zu Bieber durch Waschen 1 Ztr. Schliech mit 4 — 5 Pfund Kupfer,
bis 10 Pfund Blei und 3 — l^/j Lot Silber gegeben. An anderen Orten war
der Erzgehalt noch geringer. Ein recht wichtiger Bergbau ging von der Mitte
des XVm. bis in die 60 er Jahre des XIX. Jahrhunderts zu Bieber und Huckel-
heim auf den Kobaltrücken um, über welche später zu sprechen sein wird.
Ebenso müssen an anderer Stelle die im Zechstein von Bieber auftretenden, heute
noch bearbeiteten metasomatischen Eisensteinlager beschrieben werden.
Fast 40 km vom Thüringer Wald entfernt hat man im Jahre 1900
gelegentlich einer Tiefbohrung belMellrichstadt in Unterfranken den Kupfer-
schiefer in 1039 m Teufe unter dem unteren Muschelkalk erbohrt. Der Kupfer-
gehalt des Schiefers ist nur ein ganz geringer. Die Zusammensetzung des
letzteren ergibt sich aus folgender Analyse A. Schwagers:
SiOa . . .
. . 35,14
MgO
TiO^. . .
. . 1,24
K^O
Al^Oa . .
. . 14,36
Na,0
Fe^O« . .
. . 2,20
LioO
MnO . . .
. . 1,36
P9O5
CaO . . .
. . 10,32
CO,
4,54
3,82
2,22
Spur
0,24
12,10
Organisches
HoO . . .
Fe . . .
Zn . . .
Cu . . .
S. . . .
6,25
3,22
1,32
0,31
0,01
1,67
100,32
Der in Westfalen mit den Gladbecker Kohlenschichten durch teufte
bituminöse Mergel des Kupferschieferhorizonts ist kupferfrei wie auch der in
der Gegend von Osnabrück auftretende. Dagegen enthalten Proben des letzteren
ziemlich reichliche Einsprengungen von Bleiglanz und deutliche Mengen von Silber.^)
^) Nach verschiedenen im Clausthaler Laboratorium von Dr. Thiel vorgenommenen
Untersuchungen beträgt der Silbergehalt des Schiefers zwischen 0,0003 und 0,001 %.
Der in England den deutschen Kupferschiefer vertretende „marlslate'^ gilt gleichfalls
als erzfrei.
408 I)ie schichtigen Lagerstätten.
b) Die knpferschieferähnlicheh Flöze Niederschlesiens.
In Niederschlesien lassen sich Zechsteinschichten vom Willmannsdorfer
Hochberg bis in die Gegend von Görlitz, also etwa 70 km weit verfolgen; von
Hasel, südöstlich von Goldberg, bis an die Queiß ist im unteren Zechstein eine
Eupfererzftthrung bekannt. Das hauptsächlichste Vorkommen liegt östlich und
westlich der Eatzbach bei Goldberg und im besonderen nahe den Orten
Neukirch, Polnisch Hundorf, Konradswaldau, Hasel und Prausnitz.
Während an anderen Orten, so z. B. am Gröditzberg, das Kupfer im Kalkstein
auftritt, ist es hier auch gebunden an eine Anzahl von Mergelschieferflözen,
welche als Kupferschieferflöze bezeichnet wurden.
Das Liegende des unteren Zechsteins bildet das Botliegende, welches zu
Niederschmottseifen Malachit und Lasur auf Kluft- und Schichtflächen und in
Gestalt rundlicher Graupen enthält; Melaphyre und Qoarzporphyre sind in dasselbe
eingelagert. Die Zechsteinformation bildet bei Hasel eine gegen Westen offene,
etwa 10 km lange Mulde; da die Schichten nur 5 — 20^ einfallen, so liegt das
Muldentiefste nur etwa 170 — 180 m unter der aus Buntsandstein und teilweise
noch aus Muschelkalk und Quadersandstein bestehenden Oberfläche. Der haupt-
sächlichste Kupferbergbau ist bei Hasel auf der östlichen Mulden Wendung
umgegangen. Man baute dort auf sieben Mergelschieferlagen, deren schwankende
Mächtigkeit zusammen 0,75 — 1,1 m betragen haben mag. Sie wurden durch
sechs Kalksteinzonen von etwa 1,6 m Gesamtmächtigkeit geschieden. Dolomit-
bänke des oberen Zechsteins bilden das unmittelbare Hangende des Komplexes.
Der Erzgehalt scheint sowohl dem Kalkstein wie dem Mergelschiefer, ganz
besonders indessen dem letzteren eigentümlich zu sein; sichtbar ist zunächst
nur Kupferlasur und in den Schiefern auch Malachit auf Spaltflächen. Die
Kalksteine enthalten nach zwei Proben 1,03 — 1,58<>/q Kupfer und 0,002 ^/q Silber,
die Mergelflöze im Gesamtdurchschnitt 1,64 ^/q Kupfer und 0,005 *^/q Silber, d. i.
244 g Silber auf 100 kg Kupfer (Für er). Indessen steigt der Kupfergehalt
in einzelnen Proben bis zu 2,16 ^/q. Das ursprüngliche Erz der Schiefer ist
Kupferglanz. „Die Ausscheidung von kohlensauren Verbindungen des Kupfers
auf den Schichtungs- und Spaltungsflächen der Schiefer hat oft durchaus nicht
in dem Maße stattgefunden, daß der in den Schiefern aufgefundene Kupfergehalt
auf jene allein zurückgeführt werden könnte." Die verwitterten Schieferstücke
zeigen manchmal einen dunklen, scheinbar erzfreien Kern, der sich erst, wenn
er selbst verwittert, als kupferführend zu erkennen gibt, vorher aber für taub
gehalten werden könnte. Selbst mittels der Lupe ist aber das Sulfld nicht zu
erkennen (Für er). „Eigentümlich erscheint, daß gerade die intensiv gefärbten
Partien die niedrigsten Prozentsätze zeigen, und daß der Silbergehalt an
mikroskopisch sichtbare dunkle Partien in der Grundmasse, welche voraus-
sichtlich Kupfer in geschwefeltem Zustande enthalten, gebunden erscheint"
(V. Festenberg-Packisch). Die Schiefer sind so eisenhaltig, daß sie bei der
Verschmelzung Eisensauen ergaben, welche überdies bis 4 ^/q Nickel und Kobalt,
femer ein wenig Phosphor und Arsen enthielten und wegen des Nickels nach
England verkauft wurden.
An einer Stelle werden die Flöze von Basalt durchbrochen, ohne daß diese
Erscheinung zu besonderen Wahrnehmungen Anlaß gäbe; „eine Erzanreicherung
in der Nähe von Klüften und Verdrückungen ist bis jetzt noch nicht beobachtet
worden" (Fürer). Der Bitumengehalt der Schiefer ist nur ein geringer.
Auch an anderen Orten hatte auf jener „Kupferschiefer "-Mulde ein recht
lebhafter Bergbau stattgefunden, wie besonders die zahlreichen Pingen auf dem
Südflügel derselben zeigen. Zu Hasel allein waren von 1879—1881 40897 t
Schiefer verschmolzen und 552,6 t Kupfer gewonnen worden. Während der
17 Jahre der letzten, 1883 erloschenen Betriebszeit haben die Gruben nach
Der Kupferschiefer und verwandte Lagerstätten. 409
Eurer etwa 1100 t Kupfer und 3437 kg Silber aus 85000 t Schiefer produziert.
Schon im XVI. Jahrhundert war in der Gegend von Hasel auf Kupferschiefer
gebaut worden.
c) Die Kupfererzftthrung des oberen deutschen Zechsteins.
Am Ostrande des rheinischen Schiefergebirges sind Zechsteinbildnngen in
einer langen, von Stadtberge an der Diemel bis in die Gegend von Gießen sich
hinziehenden Zone bekannt. Am besten ist die Umgebung von Frankenberg
an der Edder untersucht, wo in früherer Zeit Kupferbergbau umgegangen ist.
Das dortige Perm ist so sehr verschieden von der Ausbildung dieser Formation
in Mitteldeutschland, daß eine völlige Parallelisierung seiner Schichten mit jenem
noch nicht gelungen ist. Denckmann gliedert das Frankenberger Perm
folgendermaßen :
1. Ältere Konglomerate.
2. Das Flöz des Stätebergs.
3. Die permischen Sandsteine mit den Geismarer Knpferletten.
4. Die jüngeren Konglomerate.
Kupfererze finden sich im Flöz des Stätebergs und im Geismarer
Kupferletten.
Die älteren Konglomerate und das Stätebergflöz sind innig miteinander
verbundene Gebilde, letzteres ist nur ein kalkiger Vertreter der ersteren. Die
Konglomerate liegen auf dem gefalteten, vorwiegend aus Culm bestehenden Grund-
gebirge, enthalten nur zum Teil wirkliche Gerolle, und auch diese befinden sich
wohl auf dritter Lagerstätte und sind durch Aufbreitung älterer Konglo-
merate entstanden; zum anderen Teil bestehen sie aus nur ganz wenig ge-
rundeten Fragmenten zumeist von Culmgesteinen. Ihr Bindemittel ist kalkig
oder kalkig-dolomitisch, ihre Farbe rotbraun. Diese Konglomerate besitzen vor
allem am linken, nordwestlichen Edderufer gegenüber Frankenberg eine weitere
Verbreitung. Über ihnen liegt lokal, und zwar fast nur am linken Edderufer,
eine stellenweise 8 m mächtige Masse von grauen oder gelblich-grauen Kalken,
dolomitischen Kalken, Mergeln, Tonen und Kalksandsteinen ; stellenweise enthalten
die Kalksteine auch GeröUe. Dieses erzführende Stätebergflöz ist also schon
petrographisch als ein Gebilde seichter See gekennzeichnet. An Perm-Ver-
steinerungen finden sich darin Steinkeme von Schizodus und Pleurophorus
costatus, femer die später noch zu erwähnenden Pfianzenreste. Die kalkige
Ausbildung dieses unteren Horizonts kann sich mehrfach in vertikaler Richtung
wiederholen, so daß mehrere erz- und versteinerungsführende Zonen, allerdings
z. T. nur von ganz geringer Mächtigkeit, zu beobachten sind.
Über dem Stätebergflöz ruhen rotbraune, konglomeratführende Sandsteine
von mindestens 70 m Mächtigkeit. Sie enthalten untergeordnete Einlagerungen
von lichten Kalken und Letten, welch' letztere durch das Vorkommen von
grauen oder rötlichen Kalkkonkretionen ausgezeichnet sind und gleichfalls
Pfianzenreste in besonders großer Menge enthalten ; es sind das die als Franken-
berger Kornähren, Stangengranpen, Fliegenfittiche usw. bekannten Reste der
Ullmannia Bronni. Stellenweise sind sie erzführend und als die Geismarer
„Kupferletten" abgebaut worden. Die Hauptverbreitung dieser Kupferletten
fällt in das Gebiet von Geismar, etwa 5 km ONO. von Frankenberg. Nach
Denckmann deuten die Beobachtungen darauf hin, „daß da, wo die Erze bereits
an die kalkigen Sedimente des Stätebergflözes resp. an die darin auftretenden
organischen Reste (s. u.) gebunden wurden, die im permischen Sandstein auf-
tretenden kalkigen Sedimente (= Äquivalent der Kupferletten von Geismar)
nicht mehr erzführend sind". Im Gebiet von Frankenberg sind die Kupferletten
410 Die schichtigen Lagerstätten.
recht spärlich; die kalkigen Einlagerangen über dem Stätebergflöz keilen sich
nach Westen zu aas. Die bereits sehr verwickelten Verhältnisse werden noch
dadarch komplizierter, daß die Permablagerungen aach hier übergreifende
Lagerang, verursacht durch eine zunehmende Ausdehnung des Permmeeres,
zeigen. So liegen im Gebiet von Geismar die Kupferletten und permischen
Sandsteine unmittelbar über dem gefalteten Culmgebirge. Im Hangenden der
permischen Sandsteine mit ihren Kalk- und Lettenlagen ruhen die jüngeren
Konglomerate, welche von den älteren durch die fast durchgehende Abrnndang
ihrer manchmal an Flußgeschiebe erinnernden Gerolle unterschieden sind. Sie
bilden vielleicht den Übergang in die Buntsandsteinformation. Das Franken-
berger Perm, welches nach Denckmann höchst wahrscheinlich dem oberen
Zechstein angehört, läßt eine Gliederung in scharf getrennte Horizonte nicht zn ;
man wird als wichtig hervorheben müssen, daß die Kupfererze zwar in ver-
schiedenen Horizonten auftreten können, allerdings mit der vorhin von Denck-
mann wörtlich übernommenen Einschränkung.
Über die mineralogisch-bergmännische Seite des Vorkommens hat G. Wür te n -
berger eine sehr genaue Darstellung gegeben, deren geologische Ausfahrungen
allerdings heute nicht mehr zutreffend sind. Der Erzgehalt ist beinahe
durchgängig an Pflanzenreste gebunden und imprägniert diese. Die
im Letten und im Kalk auftretenden Pflanzenteile sind entweder in pechkohlen-
artige Massen (,, eigentliche Kohlengraupen ^) oder in faserige Kohle („gebrannte
Kohlengraupen"), sehr selten auch in Kalkstein („versteinerte Holzgraupen**)
umgewandelt. Häufig aber sind sie ganz vererzt. Selbst die Kohlengraupen
sind stets mit Erz imprägniert. Das Erz besteht aus Kupferglanz, seltener
aus Kupferfahlerz, Kupferkies, Buntkupfererz, sehr selten soll auch Rotgiltigerz
beobachtet worden sein. Silberhaltiger Kupferglanz tritt manchmal vollständig
an Stelle der Kohle, auch kommen geringe Mengen von gediegen Silber vor.
Schwefelkies und als Umwandlungsprodukte Malachit und Kupferlasur, selten
auch Eotkupfererz, sind gleichfalls gefunden worden. Die genannten Erze sind
ferner auf den Absonderungsklüften der Letten anzutreffen. „Auffallend" ist
nach Würtenberger „die starke Zertrümmerung der Pflanzenreste, welche
übrigens am Holze und nicht erst nach der Vererzung desselben stattgefunden
hat". Da die Kupferletten verwaschen wurden, zeigen die vererzten Pflanzen-
reste in den Sammlungen einige Abrund ung, während sie, wenn sie frisch aus
4er Flözmasse genommen werden, ganzrandig und wohlerhalten sind. Ein
UUmannienrest, der 1813 aufgefunden worden ist, war 20 Zoll lang, 13 Zoll
breit und 3 Zoll dick, bestand aus reiner, mit Kupferglanz reichlich durch-
wachsener Kohlenmasse und wog 30 Pfund. Meistens aber sind die „Graupen"
kaum einen Zoll lang. Der Erzgehalt ist in ein und demselben Flöz recht
ungleichmäßig verteilt. Zwischen 1809 und 1813 wurden aus den Flözen aller
Frankenberger Reviere durchschnittlich 3,15 ^/q Erze gewaschen; der Kupfer-
gehalt der Flözmasse betrug durchschnittlich 0,572O/^j, der Silbergehalt 0,001134 ^/o-
Man förderte 1692 73734 Kübel Roherz zu 74—92 Pfund, 1695 89977, 1789
bis 1798 durchschnittlich im Jahre 55243, 1799—1808 durchschnittlich 24995,
1809—1818 durchschnittlich 32484 Kübel.
Nach Denckmann sind die Frankenberger Zechsteinbildungen nicht, wie
man das wohl vordem annahm, in einer ihrer jetzigen Verbreitung entsprechenden
Bucht zur Ablagerung gekommen, sondern es sind Überreste einer weiten Zech-
steindecke, die hier im Winkel zwischen zwei NW. — SO. und SW. — NO.
streichenden Bruchzonen in das Niveau älterer Massen abgesunken sind. So
hatte denn auch der Bergbau durch bis zu 70 m betragenden Verwerfungen zu
leiden, welche auch hier „Rücken" genannt werden. Die Spalten setzen noch
in den Buntsandstein hinein, sind bis zu 4 m mächtig, mit Sandsteinmasse aus-
gefüllt und führen innerhalb dieser Trümer von Schwerspat. Eine solche
Störung konnte bewirken, daß von ganz benachbarten Revieren zu beiden Seiten
Der Kapferschlefer und verwandte Lagerstätten. 411
derselben das eine auf dem Stätebergflöz, das andere auf den Geismarer Kupfer-
letten baate. Überschiebungen kommen noch häufiger vor als Verwerfungen.
Über einen Erzgehalt der Kücken ist nichts bekannt geworden.
Der Bergbau wurde 1594 begonnen und kam 1818 zum Erliegen. 1856
und 1874 — 1879 hat man erfolglose Versuche gemacht, ihn wieder aufzunehmen.
Nach Drevermann sind neuerdings auch bei Wehrshausen nahe Marburg,
ca. 25 km sttdlich von Frankenberg, die Greismarer Kupferletten als hellgrünlich-
graue und rötliche, schieferige Letten mit massenhaften „ Fliegenfittichen ^,
reichlich imprägniert mit Malachit, nachgewiesen worden. Nach ihren petro-
graphischen Eigenschaften sind Handstücke von Wehrshausen und Frankenberg
nicht zu unterscheiden. Die Letten sind etwa 4 m mächtig und werden von
Sandsteinen ganz ähnlich den „permischen Sandsteinen '* bei Frankenhausen
begleitet. Echter Buntsandstein steht schon 2 m über diesen Letten an. Auch
zu Leitmar bei Stadtberge, 40 km nördlich von Frankenberg, hat man einmal
„Kupferletten" abgebaut, welche die größte Ähnlichkeit mit denjenigen von
Geismar besitzen. Ihre stratigraphische Stellung ist noch nicht ganz sicher;
es muß hier genügen, daß sie gleichfalls im Zechstein vorkommen. Bei der
Grube Frederike am Bil stein bei Stadtberge, welche übrigens auf die früher
besprochenen, den Culmschiefem eingelagerten Kupfererze baut, tritt kupfer-
führender Zechstein auf, der früher Gegenstand eines Bergbaues gewesen ist.
Der Zechstein liegt über dem gefalteten Culm. Er wechselt nach Buff^) in
vielfacher Wiederholung mit ^j^ — ^/g Zoll mächtigen Flözen von bituminösem,
bräunlich-grauem „Kupferschiefer" ; sie sind mit Malachit und Kupferlasur durch-
sprengt und enthalten schmale Schichten von rotem Letten. Die Zahl und
Mächtigkeit der Flöze schwankt; es sind ihrer 10 — 30, die sich oft verdrücken
und bald in den höheren, bald in den tieferen Partien am reichsten sind. Sie
waren von drei „Bücken" durchsetzt, welche mit Bruchstücken des Nebengesteines
erfüllt waren und Kupfererze führen, solange sie den kupferhaltigen harten
Culmschiefer im Liegenden durchsetzen. Die Erzführung dieser Spalten, die
jetzt noch Gegenstand des Stadtberger Bergbaues ist,^ beginnt also erst unter
dem Zechstein, doch war der Kupfergehalt des letzteren in ihrer Nähe ein be-
sonders hoher von 5 — 6®/o, während er an den unbauwürdigen Stellen nur
1 — 1,5^/q erreichte. Ein Bergbau auf Zechsteinkupfererze hat früher auch zu
Thalitter an der Waldeck' sehen Grenze stattgefunden. Die sulfidischen und
oxydischen Erze kamen in 20 — 70 3 — 6 cm mächtigen Mergelflözchen vor; die
obersten derselben führten Pflanzenreste.
Nach Dames^) sind auf der Helgoländer Hauptinsel die unteren, vor-
zugsweise aus rotbraunen, dickbankigen Tonen bestehenden Schichten, welche
er für Zechsteinletten hält, kupferführend. Die Erze sind Rotkupfererz, Ziegel-
erz, Kupferglanz und gediegen Kupfer. Der Letten der Seehundsklippen, ca.
2 km östlich von Helgoland, ist nach Bolton^) gleichfalls kupferführend, und
zwar mit Karbonaten imprägniert. Der Kupfergehalt beträgt 0,053 ®/q, reichere
Partien enthielten sogar 9,96%; Buntkupfererz, Rotkupfererz und auch Eisen-
kies, letztere in kuchenförmigen Konkretionen, sollen dort vorkommen.
Ferner sind nach Dames^) die Zechsteinletten von Lieth bei Stade und
Seh ob Uli bei Husum durch Kupfer grün gefärbt.
^) Akten des k. Oberbergamts zu Bonn.
S) Siehe S. 344.
8) Sitzungsb. preuß. Akad. d. Wissenach., 1893, 1019—1039, bes. 1021—1023.
*) üinglers polyt. Joum., CCLXXX, 276; zitiert Ztschr. f. prakt. Geol.,-1894, 160.
ö) 1. 0. 1023.
412 Die schichtigen Lagerstätten.
* Die Entstehung der knpferftthrenden Zechsteinablagerangen.
Überblickt man die deutschen Knpferlagerstätten der Zechsteinformation, so
ergeben sich folgende gemeinsame Kennzeichen:
1. Sie finden sich alle in Ablagemngen sehr seichter See, meistens in
Mergeln, fast nie in Sandsteinen and Konglomeraten.
2. Sie sind fast immer gebunden an das Vorkommen organischer Substanzen
tierischer oder pflanzlicher Herkunft.
3. Im allgemeinen ist der Erzreichtum am größten in den liegenden Partien
der kupferftthrenden Komplexe.
4. Die in ihnen vertretenen Metalle sind außer Kupfer vor allem Zink
und Blei, stellenweise auch mehr oder weniger auffällige Mengen von Silber
(Mansfeld, Bieber, Frankenberg, Hasel und Conradswaldau).
5. Die mit den Kupfererzen auf den Gängen einbrechenden Mineralien,
Schwerspat, Kalkspat, Eisenspat, Flußspat und Quarz, spielen in diesen Lagern
gar keine EoUe.
Wie aus allen bisher mitgeteilten Beispielen hervorgeht, ist die Kupfererz-
führung geradezu charakteristisch für zahlreiche europäische Ablagerungen der
Permzeit, sowohl der unteren wie der oberen Stufen. Die Bedeutung der Tat-
sache, daß wie keine andere gerade die Permformation eine Kupferformation,
die Permzeit also geradezu ein Kupferzeitalt«r gewesen ist, verschwindet auch
dadurch nicht, daß in vielen Permablagerungen, wie im untersten Zechstein
Englands, oder in Westfalen und in Hannover bei Osnabrück oder im östlichen
Thüringen kein Kupfer zum Absatz gekommen ist.
Was insbesondere den Kupferschiefer betrifft, so ist zunächst zu bemerken,
daß derselbe, wenn man nur auf seinen Bitumengehalt Rücksicht nimmt,
keineswegs eine petrographische Sonderstellung innerhalb der Sedimente einnimmt.
Bituminöse Mergelschiefer sind sehr weit verbreitet, und es braucht da nur an
die Liasformation erinnert zu werden. Aber abgesehen von manchen Brand-
schiefem des Eotliegenden, ist kein bituminöser Mergelschiefer bekannt, der so
intensiv erzführend wäre wie gerade die bituminösen Mergel in einzelnen
Horizonten des Zechsteins. Dabei ist das Metall neben Zink mit ganz wenig
Ausnahmen stets Kupfer; Eisen ist verhältnismäßig, d. h. im Vergleich zu seiner
sonst so weiten Verbeitung als Schwefelkies, ganz untergeordnet. Nicht nur
sein Bitumengehalt, sondern auch seine Erzführnng machen den Kupferschiefer
in ähnlicher Weise wie seine Versteinerungsführung zu einem ausgezeichneten
geologischen Horizont, der seinen Namen über weite Gebiete hin, von der Werra
bis über die Saale nach Anhalt (über 150 km) und vom norddeutschen Flachland
bis nach dem nördlichen Bayern (etwa 220 km), mit vollem Kecht verdient.
Innerhalb dieser Ausbreitung ist er an zahllosen Orten erschürft und kupferführend
befunden, an vielen weit voneinander entfernten Orten auch abgebaut worden.
Bitumengehalt und Erzführung innerhalb des unteren Zechsteins sind hier eng-
verbundene Erscheinungen; ihr Zusammenhang wird noch inniger dadurch, daß
das Kupfer auch dann besonders an das Bitumen gebunden ist, wenn letzteres
in verschiedenen Horizonten des unteren Zechsteins in nennenswerter Menge
auftritt. Dabei ist nicht ausgeschlossen, daß auch bitumenärmeren begleitenden
Der Kupferschiefer und verwandte Lagerstätten. 41
o
Schichten ein Kupfergehalt eigen sein kann, er ist aher dann fast stets unter-
geordnet.
Die «Kupferführung gerade des unteren Zechsteins ist ein so charakte-
ristisches Kennzeichen desselhen in weiten Gebieten, daß der Zusammenhang nur
durch eine Syngenese von Erz und Nebengestein erklärt werden kann. Alle im
ganzen untergeordneten Unregelmäßigkeiten derselben treten demgegenüber als
lokale Erscheinungen zurück, für welche auch nach lokalen Ursachen gesucht
werden muß. Die Großzügigkeit und das wirkliche Wesen dieses geologischen
Phänomens können dadurch nicht gestört werden. Der Kupfergehalt des
unteren Zechsteins ist sedimentär wie dieser selbst und wie das
begleitende Bitumen. Schon Freiesleben hat denn auch nicht anders
geglaubt, als daß das Gestein und sein Erzgehalt miteinander entstanden sein
müßten; v. Cotta hat dann die syngenetische Entstehung für die wahrscheinlichste
gehalten, desgleichen hat Stelzner nie an derselben gezweifelt. Vor allem aber
hat YonGroddeck das ihm sehr wohl bekannte Kupferschieferflöz als den Typus
einer sedimentären Erzlagerstätte bezeichnet. Überhaupt wird von den meisten
Geologen, darunter auch von solchen, welche sich im übrigen gegen die Auf-
fassung anderer Sulfidlager als schichtige Lagerstätten aussprechen, der Erz-
gehalt des Kupferschiefers für syngenetisch gehalten.
Der erste, welcher gegen die syngenetische Natur nicht nur der in
Eede stehenden, sondern überhaupt aller sulfidischen Lagerstätten eifrig Einspruch
erhoben hat, war Posepny.^) Mit einer gewissen Schärfe hat Poäepny (1894)
wenige Monate vor seinem Tode eine Reihe von Einwürfen gegen die besonders
von V. Groddeck mehrfach gestützte Auffassung, gegen das von ihm so
genannte ^Dogma'^, von der sedimentären Entstehung des Kupfererzes im Zech-
stein gerichtet. Nachdem eine Diskussion jenes vor amerikanischen Berg-
ingenieuren gehaltenen Vortrags, soweit die deutschen Lagerstätten in Betracht
kommen, nie erfolgt ist, so möge hier eine solche statthaben; sie kann um so
kürzer ausfallen, als sich vieles von selbst aus dem vorigen ergibt. Posepny
macht folgende Einwürfe:
1. Käme der Erzgehalt aus dem Meerwasser, so müßte er zu allen Zeiten
niedergeschlagen worden und in allen Sedimenten des Meeres anzutreffen sein.
Es braucht darauf kaum erwidert zu werden, daß ja doch auch Gips, Anhydrit,
*) Über die Erzlagerstätte am Schneeberge in Tirol; österr. Ztschr. f. Berg- u.
Hütten-Wes., XXVII, 1879, 106. — Archiv f. prakt. Geol., I, 1880, 423. — Über die
Genesis der Erzlagerstätten; Jahrb. k. k. Berg-Akad., XLIII, 1895, 5, 162—179. —
Da Posepn^ besonders im Auslande auch in der Eupferschief erfrage als Autorität gilt,
so mag hier zitiert sein, was er über seine persönliche Kenntnis der Sache selbst
geschrieben hat (Arch. f. prakt. Geol., 1. c): „Die für typisch angesehenen Kupfer-
Bchieferlager hatte ich zwar noch nicht Gelegenheit eingehend zu studieren. Ich habe
bloß den seitdem eingegangenen, dem deutschen Kupferschieferrorkommen sehr analogen
Bergbau von Hermannsseifen in Böhmen und einige Werke im Mansfeldischen flüchtig
besucht. Doch ist über den deutschen Kupferschiefer so viel publiziert, daß man sich
eine Idee von dem Vorkommen machen kann, wenn man gleichzeitig die Erze einer
eingehenderen Prüfung unterwirft." Auf Grund solcher Untersuchung einer (?) Kupfer-
schieferprobe ist PoSepny dann zu dem Resultate gekommen, daß das Erz unter
Verdrängung von Gips entstanden sei, wovon ich an vielen Schliffen nichts zu ent-
decken vermochte. Bergeat.
414 Die schichtigen Lagerstätten.
Steinsalz, ja Kalkstein, Dolomit, Eisenerz, nur za gewissen Zeiten reichlichere
Abscheidnng erfahren haben, wenn nämlich die Bedingangen hierfür günstige,
mitunter von den normalen sehr abweichende waren.
2. Eine zeitweise intensivere Schwängerung des ganzen Weltmeeres mit
Metallsalzen sei undenkbar. Dieser Einwurf Mit deshalb, weil tatsächlich die
Verbreitung der Eupfersalze nur in verhältnismäßig kleinen Gebieten voraus-
gesetzt zu werden braucht, in denen aber ganz sicher das Meer sehr flache
Becken erfüllt hat, deren unmittelbares Liegendes von Konglomeraten in weitester
Ausdehnung gebildet wird, und die wohl damals schon von der Verbindung mit
dem Ozean mehr oder weniger abgeschnitten waren; alles das wird durch das
massenhafte Vorkommen von Pflanzenresten, die Anwesenheit von Gip» und ihre
spätere Überdeckung mit Anhydrit, Steinsalz und sogar Kali- und Magnesiasalzen
unzweifelhaft bewiesen.
8. Die Krümmung der Paläoniscusleichen sei noch kein Beweis dafür,
daß sie durch Kupferlösungen vergiftet worden seien.
4. Das Erz trete sowohl im Weißliegenden, wie im Kupferschiefer und im
hangenden Zechsteinkalk auf; es fände sich also in Süßwassergebilden — womit
er die beiden ersteren meint — , als auch im marinen Sediment, was nicht für
eine Syngenese spreche. Dieser Einwarf enthält einen tatsächlichen Irrtum,
denn der Kupferschiefer ist ganz sicher ein marines Sediment; wenn ferner erz-
haltige Lösungen einen weichen Schlamm durchtränken, der in der Mächtigkeit
von einigen Zentimetern über lockerem Geröll und Sand ruht, dann ist es kaum
anders denkbar, als daß sie auch in diese letzteren von oben her einsickern
mußten.
5. „Derselbe bituminöse Schiefer kommt auf dem Südostabhange des Harzes,
im Thüringer Wald und an anderen ziemlich entfernten Punkten zum Vorschein,
so daß er in der Tat aus einem großen Becken niedergeschlagen werden mußte;
es ist aber die Frage, ob er auch überall Erze enthält und den Namen Kupfer-
schiefer verdient?"
Daß im Kupferschiefer der verhältnismäßig geringe Metallgehalt nicht
überall in gleicher Menge vorhanden ist, daß er an den Eändem des Ver-
breitungsgebiets des Schiefers abnimmt oder sogar nicht mehr nachweisbar ist,
ist auch dann, wenn man ihm eine syngenetische Entstehungsweise zuschreibt,
nicht mehr oder weniger auffällig, als es der wechselnde, doch sicherlich sedi-
mentäre Magnesia- oder Kalkgehalt des Kupferschiefers oder des Zechsteins
oder der wechselnde Bitumengehalt dieser Gesteine sein kann. Wie die übrige
chemische und petrographische Beschaffenheit der Gesteine, deren Änderung doch
noch viel mehr in die Augen springt als diejenige der Erzführung, so ist natür-
lich auch die letztere abhängig gewesen von der physikalischen Beschaffenheit
des Meeres und der Topographie seines Bodens. Daß der Metallgehalt mit der
sonstigen petrographischen Zusammensetzung des Schiefers sich ändert, wie am
östlichen Thüringer Wald, wo der letztere mehr und mehr kalkig wird, beweist
nichts gegenüber der sonst so allgemeinen Kupferführung des typischen Kupfer-
schiefers und des Zechsteins überhaupt.
6. Posepny legt zugunsten der Epigenese ein sehr großes Gewicht darauf,
daß die Erze nicht nur auf das Niveau des Kupferschiefers beschränkt sind,
sondern an verschiedenen Orten in verschiedenen Niveaus des Perm auftreten
können. Damit stellte er nur eine Tatsache fest, die ohne weiteres durch die
Annahme einer Syngenese erklärt werden konnte.
Die epigenetische Erzansiedelung setzt Zufuhrkanäle voraus, und als solche
betrachtet Posepny die teils erzfreien, teils erzführenden Verwerfungsspalten;
von diesen aus seien die Metalllösungen in den Kupferschiefer hineingewandert. ^)
^) Dieselbe Auffassung hat Beyschlag vertreten und auch Beck (Erzlager-
stätten, 1901, 519 — 521) hat Einwürfe gegen die Syngenese des Kupfers im Perm versucht.
Der Kupferschiefer and verwandte Lagerstätten. 415
In welcher Weise sich die knpferfUhrenden Flöze in der Nähe der Rücken ver-
halten, ist im vorigen geschildert worden, und es sei deshalh hier an jene Ab-
schnitte erinnert. Die Flöze sind in der Nähe der erzerfnllten Spalten bald
reicher, bald ärmer, bald anverändert; in der Nähe der erzleeren Spalten sind
sie bald reicher (Eiechelsdorf), bald weist alles darauf hin, daß dort eine Aus-
laugung des Metallgehaltes stattgefunden hat.^) An und für sich ergeben sich
aber ganz gewiß keine Beweise dafür, daß der Erzgehalt den Schichten durch
die Spalten zugeführt worden ist. Sollte das anzunehmen sein, so dürfte man
vielleicht auch erwarten, daß die mineralische Ausfüllung der Spalten, soweit
eine solche überhaupt stattfand, einige stoffliche Verwandtschaft mit der Metall-
flihrung der Schichten zeige. Das trifft aber keineswegs zu; vielmehr kommen
die in den Flözen verbreitetsten Elemente, wie Kupfer, Zink, Blei, Silber und
Schwefel, auf den Kücken im ganzen überhaupt nicht oder nur untergeordnet
vor. Hier spielen Nickel, Kobalt und Arsen die Hauptrolle, und nur vereinzelt,
wie zu Kamsdorf, bricht auch Kupfer in größerer Menge ein. Zinkblende scheint
auf den Rücken überhaupt kaum bekannt zu sein, während es doch nicht nur
im Mansfelder Kupferschiefer, sondern auch in den begleitenden kalkigen Schichten
in bemerkenswerter Menge auftritt! Mit Recht betont von Ammon,^ daß für
den Kupferschiefer der Zinkgehalt nicht weniger charakteristisch ist als der
Kupfergehalt. ^) Posepny meint, daß die Metallfuhrung des Schiefers auf eine
metasomatische Verdrängung des darin ursprünglich enthaltenen Gipsgehaltes
zurückzuführen sei; man fragt demgegenüber unwillkürlich, warum dann der
Schiefer nicht zu einem schwerspatführenden Flöz geworden ist, während doch
keine der Analysen darin Baryt nachgewiesen hat! Daß im nicht zerrütteten,
normalen Kupferschiefer mittels des Mikroskops von einer Erzeinwanderung
nichts zu bemerken ist, wurde schon gesagt.
Wichtig und charakteristisch für das ganze Wesen der Veredelungen
längs der Rücken ist die häufige Erscheinung, daß nahe den letzteren gerade
diejenigen Schichten angereichert wurden, welche sonst im normalen, ungestörten
Flözfelde unbauwürdig sind, und daß gerade die liegendsten Schichten, welche
bei regelmäßiger Lagerung die kupfer- und bitumenreichsten sind, in der Nähe
der Rücken verarmen können. Diese Verarmung findet innerhalb geringer Ent-
fernungen (wenige Meter) von den Klüften statt, der normale Unterschied im
Kupferreichtum der liegenden und hangenden Schiefer hält dagegen über hunderte
von Metern an. Im allgemeinen befindet sich das zerrissene, zertrümmerte und
gestörte Flöz in einem anormalen, das ungestörte und regelmäßig gelagerte
dagegen in einem normalen Zustande der Erzführung. Schon daraus ergibt
sich, daß die Klüfte nicht den Erzgehalt in das normale Flöz zugeführt haben
können. Wohl muß eine Umlagerung, Wegfuhr und Zufuhr in den gestörten
Teilen längs derselben stattgehabt haben. Daß gerade das Kupfer auf Lager-
stätten sehr leicht zu wandern vermag, und daß unter dem Einflüsse von oben-
her eindringender Lösungen eine sekundäre Veredelung der Kupferlagerstätten
stattfinden kann,tst schon mehrfach erwähnt worden: so kennt man dieses
Phänomen von Rio Tinto, von dem Kieslager zu Falun, am Mount Lyell und
am großartigsten in Kupfererzgängen, wie z. B. in den später zu behandelnden
Gängen von Butte in Montana. Unter die Kategorie dieser Selbstveredelungen
^) So nach der Beschreibung Buchruckers im Kupferschiefer von Hahausen.
>) Bayer, geogn. Jahreshefte, XHI, 1900, 179.
*) Man vergleiche die auf S. 396—397 mitgeteilten Analysen!
416 Die schichtigen Lagerstätten.
durch ümlagernng des primären Erzgehaltes, wohei, wie im großartigsten Maß-
stabe zn Butte, aus dem ärmeren Kupferkies reichere Sulfide hervorgehen,
dürfte wohl auch die Veredelung des Kupferschiefers längs der Kückenklüfte
gehören. Es wird mehrfach beobachtet, daß eine solche Veredelung gerade dort
eintritt, wo das Flöz gegenüber seiner Umgebung abgesunken ist, also jeweils
an den tiefsten Stellen ; auch diese Wahrnehmung würde nur im Einklang stehen
mit einer Abwärtswanderung des Kupfergehaltes durch von obenher kommende
Lösungen. Über das eigentliche Alter der Eückenbildungen kann nur die Ver-
mutung geäußert werden, daß sie dasselbe Alter haben, wie die dem Harznord-
rande parallellaufenden Spalten der Umgebung des Harzes und wie die ober-
harzer Erzgänge, d. h. daß sie frühestens miocän sind. Da sich über
ihnen Gips- und Steinsalzlager befunden haben, so mögen die diesen ent-
stammenden Laugen einigen Einfluß auf die Umlagerungen geübt haben. Den
Schwerspat-, Kobalt-Nickelerzgängen dürfte dabei eine geringere Bedeutung zu-
gekommen sein. Schon früher wurde darauf hingewiesen (S. 269), daß gerade
die Kobalt-Nickelgänge beim Durchtritt durch erzimprägnierte Schichten eine
Anreicherung erfahren, und so mag auch in diesem Falle der Kupferschiefer
eher veredelnd auf die Rücken, nicht aber diese anreichernd auf den Schiefer
eingewirkt haben. Die Ausfällung von Schwerspat muß gefördert worden sein
durch die Anwesenheit der in den Spalten vorhandenen Sulfatlaugen.
Ganz entsprechend den auch sonst bei Erzgängen zu machenden Wahr-
nehmungen hat zwar auch längs der Kobaltrücken eine Einwanderung von
Nickel- und Kobalterzen in das Nebengestein stattgefunden; dieselbe erstreckt
sich aber stets nur auf ganz geringe Entfernungen und hat mit der Erzführung
des Kupferschiefers selbst nichts zu tun. Die „Rücken" verhalten sich in
solcher Beziehung nicht anders als die Erzgänge im allgemeinen; denn niemals
ist bekannt geworden, daß auch die mächtigsten Erzgänge ihr Nebengestein auf
hunderte von Metern hin mit Erz imprägniert hätten.
Schon von Groddeck hat darauf aufmerksam gemacht, daß eine meta-
somatische Umwandlung durch aufsteigende Metalllösungen doch vor allem die
Kalke und Dolomite, nicht aber den Mergelschiefer betroffen haben müßte. Tat-
sächlich sind auch erstere an verschiedenen Orten von Gangspalten aus in Eisen-
erze umgewandelt, und stellenweise, wie zu Kamsdorf, finden sich in diesen auch
ganz untergeordnet ähnliche Kupfererze wie auf den Gängen selbst. Gerade
zu Mansfeld aber zeigen die Kalkschichten im Hangenden des Kupferschiefers
gar keine Metasomatose.
Wichtig ist die Tatsache, daß die Kupferablagerungen sich ganz besonders
nahe der Basis der jedesmaligen Zechsteinüberdeckung finden^ gerade als ob sie
sich vor dem Eindringen des Meeres dort bereits angesammelt gehabt hätten.
Von jeher ist, sowohl von den Anhängern der syngenetischen Auffassung der
Zechsteinerze, wie von deren Gegnern der Einfluß betont worden, den organische
Reste auf die Ausfällung der Sulfide gehabt haben. Die von manchen erörterte
Frage, ob die Kupferschieferfische durch die Kupferlösungen vergiftet worden
seien und mehr noch, ob ihre gegenwärtige Lage auf einen besonderen Todes-
kampf hinweise, ist ganz nebensächlich. Ziemlich sicher ist wohl, daß sie die
großen Bitumenmassen des unteren Zechsteins geliefert haben, und daß wir uns
zu der Zeit, als das Zechsteinmeer vordrang, das erste seichte Becken als eine
Der Kupferschiefer und verwandte Lagerstätten. 417
mit Eupferlösungen durchschwängerte Fischjauche vorstellen müssen^ aus der
die verwesenden Massen die Metallsulfide ausfällten.
Eine Frage für sich ist diejenige nach der Herkunft der metallischen
Lösungen. Hornung meint, dieselben seien vor Einbruch des Zechsteinmeeres
aus den Gesteinen und ans Gängen ausgelaugt worden und die Fische des Zech-
steinmeeres seien durch die präexistierenden Laugen, in die sie hineingerieten,
vergiftet worden. Vielleicht darf man aber auch annehmen, daß im Beginn der
Überflutung durch das Zechsteinmeer alle die Metallsalze zur Ausföllung gelangt
sind, welche sich im Zusammenhang mit den massenhaften Eruptionen zur Zeit
des Rotliegenden gebildet hatten. '^
In der Permformation von Texas ^) sind an verschiedenen Orten Kupfer-
erze bekannt und stellenweise, allerdings ohne viel Erfolg, abgebaut worden.
Die kupferführenden Ablagerungen erstrecken sich durch die Counties Archer,
Wichita, Montague und Wilbarger, und etwas südwestlich davon durch die
Counties Haskell, Baylor, Stonewall und Knox. Die Verbreitung ist eine sehr
weite, denn sie umfaßt ungefähr das Gebiet zwischen dem 98. und 100.® westl.
Länge von Greenw. und dem 33. und 34.® nördl. Breite. Kupfererze treten an
den verschiedenen Fundorten in verschiedenen Horizonten auf, sind jedoch in
den einzelnen Vorkommnissen an gewisse Schichten des speziellen Profils gebunden.
Die permischen Ablagerungen von Texas bestehen aus verhältnismäßig weichen
Sandsteinen, Schiefertonen, Konglomeraten und Mergeln. Nach Dumble^ soll
die Gesamtmächtigkeit der fast horizontal liegenden Schichten etwa 900 m be-
tragen. Man hat dieselben gegliedert in:
Oben: 1. Die Double Mountain-Schichten.
2. Die Clear-Fork-Schichten.
3. Die Wichita-Schichten.
Der eine Kupferhorizont liegt nach Dumble in den Wichita-, zwei in den
Clear-Fork-Schichten.^ Im Archer- und Wichitacounty sind solche Erz Vor-
kommnisse weit verbreitet. Im ersteren ist das Erz hauptsächlich an Mergel
und mehr oder weniger bituminösen Schieferton gebunden und tritt darin als
Vererzungsmittel von mehrere Zoll dicken Holzstücken auf, welche alsdann einen
ganz besonders hohen Kupfergehalt von 20 — 60®/o besitzen sollen. Außerdem
kommt es in bis zu ^/s Fuß haltenden Knollen und als Imprägnation des Mergels
oder Schiefertones vor. Malachit und Kupferlasur nebst Ejeselkupfer sind die
hauptsächlichsten Erze.
Schmitz hat in der Nähe von Archer City ein Gebiet von etwa 7 km
Länge und 5 km Breite genauer untersucht und Kupfererze an 10 verschiedenen
Aufschlüssen nachweisen können. Das Erz war in Bänken von Schieferton und
Mergeln zu Buizen von manchmal einigen hundert Pfund Inhalt konzentriert
oder kam als Imprägnation von Holz und in Knollen („pebbles^) vor. Schmitz
glaubt mit Bestimmtheit an eine gewisse Horizontbeständigkeit der Erzführung.
Da die Verkehrsmittel in jener Gegend noch ungenügend sind, hat sich eine
Gewinnung der an und für sich reichen Erze nicht gelohnt.
Nach Louis^) findet sich eine ganz ähnliche, gleichfalls permische Ab-
lagerung nahe New Annan in Neuschottland. Er beobachtete dort folgendes
Profil:
^) Schmitz, Copper orea in the Permian of Texas; Trans. Am. Inst. Min. Eng.,
XXVI, 1896, 97—108.
>) I. Ann. ßep. geol. Surv. of Texas, 1889, 186.
*) Die älteren Angaben Dumbles über die Verbreitung der einzelnen Horizonte
scheinen mit den späteren Angaben Schmitz nicht ganz übereinzustimmen.
*) Trans. Am. Inst. Min. Eng., XXVI, 1896, 1051—1052.
Stelzner-Bergeat, Elrzlagerstätten. 27
418 Die schichtigen Lagerstätten.
Unten: Roter Sandstein mit unvollkommener Bankung und falscher Schichtung.
Ein Erzlager; ein dtlnnhankiger, glimmeriger Sandstein von 2 — 15 cm
Dicke enthält undeutliche Pflanzenreste, die in Anthrazit, Kupferkies,
Kupferglanz und Eisenkies umgewandelt sind.
Sehr grohkömiger Sand oder roter Sandstein von wechselnder Mächtigkeit
Erzlager, 15 — 60 cm, im Durchschnitt 35 cm mächtig.
Weicher, grauer, zerreiblicher Sandstein mit Erzknotten.
Koter Sandstein.
Alle Schichten liegen ziemlich horizontal; das Profil ist an zwei, etwa
1^/a km voneinander entfernten Stellen beobachtet worden.
Das Kupfererz besteht hauptsächlich aus Kupferglanz, nebensächlich auch
aus Govellin und sekundären Verbindungen; besonders das obere Erzflöz ist
reich an Konkretionen von Kupfererz, welche von etwa 8 g bis zu ^/^ Pfund,
sogar bis zu l^/g Pfund wiegen und von Kupferkarbonaten überkrustet und
auf Sprüngen davon durchzogen sind. Louis glaubt nicht, daß diese Erzabsätze
syngenetisch seien; das Erz sei erst später in die Schichten eingedrungen. Eine
Begründung dieser Annahme wird nicht gegeben.
5. Die blei-, kupfer- und silbererzführenden Sandsteine.
Eecht fraglich ist die Entstehung der Kupfererzlagerstätten von Coroooro-
Chacarilla^) auf der bolivianischen Hochebene. Haupterz ist gediegen Kupfer,
untergeordnet sind andere Kupfererze und Silber ; Nebengestein ist ein dem Perm
zugerechneter Sandstein. ^)
Zwischen der Cordillera real im Osten und der Küstencordillere liegt,
durchschnittlich 4000 m hoch, die vom Eio Desaguadero durchströmte Hochebene
von Bolivia und auf ihr, etwa unter dem 17^ südl. Breite in einer Höhe von
ungefähr 4050 m, 100 km südlich vom Titicaca-See die Stadt Corocoro. Die
Cordillera real besteht ihrer Hauptmasse nach ans silurischen und devonischen,
oftmals stark gefalteten Tonschiefem, Grauwacken, Sandsteinen, Graniten,
Porphyren usw. ; die Küstencordillere wird von jurassischen Ablagerungen samt
Tuffen und jungeruptiven Gesteinen gebildet. Hügelketten erheben sich aus der
im übrigen von Löß und anderen diluvialen Ablagerungen bedeckten Hochebene;
sie bestehen aus Sandsteinen und Schiefertonen usw., welche man für permischen
Alters hält und welche sich durch ganz Bolivien verfolgen lassen. Die Schichten
^) Beck, Das Vorkommen, die GewinnuDg und die Aufbereitung des Kupfers in
der Serrania de Corocoro-Chacarilla; Berg- u. Hüttenm. Ztg., XXIH, 1864, 93, 113,
121, 129. — Forbes, On the geology of Bolivia and Southern Peru; Quart. Journ.
Geol. Sog. London, XVII, 1861, 40—47. — Moßbach, Die Gruben von Corocoro und
Chacarilla in Bolivia; Berggeist, XVIII, 1873, 69, 83, 95, 113, 133, 145, 159, 167 usw. —
Nöggerath, Verh. naturh. Ver. Rheinl. u. Westf, XXVIH, 1871, Corr. 88. —
Domeyko, Cristauz ^pig^nes de cuivre m^tallique de Corocoro; Ann. d. Mines (7),
XVIU, 1880, 531.
^ Notizen Stelzners nach Mitteilungen des Ingenieurs Feuer eisen ist folgendes
zu entnehmen: Danach würde das „Terreno de Vetas'^ aus quarz- und feldspatfährenden,
mit Kupfer imprägnierten Sandsteinen und aus Tuffen bestehen ; als „Terreno de Bamos''
wird „Sandstein ** angegeben. Beiden wird tertiäres Alter zugeschrieben. In der ganzen
Umgebung von Corocoro sei kein Eruptivgestein bekannt.
Die blei-, kapfer- nnd silbererzfQhreDden Sandsteine. 419
sind stellenweise knpferfOhrend, nnd seit uralter Zeit ist das Metall ans ihnen
gewonnen worden. Der jetzige Bergban datiert ans dem Jahre 1832.
Die „permischen" Schiebten bestehen nach älteren Beachreibnngen aus
iettigen Schiefern, Mergeln, verschiedenfarbigen, aber besonders häafig roten
Sandsteinen und Konglomeraten mit Gips- und Stein salzeinlagernngen. In den
Ton- nnd graaen Sandsteinschiebten liegen die Erzlager konkordant
Der ganze Erzdistrikt von Corocoro wird nach Forbes durch eine nn-
geMir N\V. streichende Verwerfung in zwei Abschnitte, einen westlichen und
einen östlichen, geteilt, Zu beiden Seiten derselben zeigen die Schichten ein
verschiedenes Streichen und Fallen. Diejenigen westlich der Verwerfung streichen
N. 35 — 40'' W. nnd fallen 70" gegen SW,, die Östlich derselben streichen
N. 20— 35» W. nnd fallen 30—54» gegen NO. Die innerhalb der erstoren
liegenden Flöze heißen „Vetas", die
anderen „Kamos"; die Vetas nnd
Kamos fallen demnach, wie Fig. 96
zeigt, dachförmig nach verschiedenen
Seiten. Sie sind durchscbnittUch ^/,
bis 2 m, indessen auch bis zn 12 m
mächtig nnd führen vor allem ge-
diegenes Enpfer in Form von feinem
Sand, von Schüppchen, in dendriti-
schen Massen von vielerlei Form und
in fußbreiten massiven Platten oder
Blechen, Diese Massen von gediegenem
Enpfer sind begleitet von Gips. Nebst-
dem tritt stellenweise gediegen Silber
30 reichlich auf, daß es den Hanpt-
gegen stand des Abbaus ausmachen
kann. Domeykit(CagAs), Kupferglanz, Flg. m. Frofli (oben) und OrondriB dnrcb die
Eotknpfer, Kupferlasur und Malachit knpfererafülu-enden Vetaa nnd RunoB vod Coro-
sind weitere Kupfererze, welche den
Flözen eine mehr oder weniger lebhafte Färbang verleihen und ihren Eupfer-
gehalt kenntlich machen. Die mit Knpferlasur durchsetzten, im Vergleich
mit den kupferleeren Flözmassen hellgef{Lrbt«n Sandsteine heißen „panizo"; die
klumpigen Erze werden als „tacana", die plattenförmigen, welche konkordant
dem Schichteni^llen und -streichen liegen, allgemein als „tablilla" bezeichnet.
Haben die letzteren unregelmäßig blechfärmige Gestalt, so heißen sie „cbarque"
(d. 9. in der Aymara-Sprache getrocknete Fleisch fetzen). Neben dem Gips kommt
auch Aragonit vor, der tenige Bestandteile nmhDllt. Bekannt sind die ausge-
zeichneten, in Ton eingebetteten, vollständigen und unvollendeten Psendomorphosen
von Enpfer nach diesem Mineral. Auch verkohltes, teilweise mit Kopfer
imprägniertes Holz findet sich.
Im Jahre 1873 kannte man 18 Flöze, welche je durch 24 — 100 und mehr
Fnfi mächtige taube Zwischenmittel voneinander getrennt waren; 14 davon
gehörten zu den Ramos, 4 zu den Vetas. Besonders die letzteren sind reich.
420 Die schichtigen Lagerstätten.
und za ihnen gehört die „Veta del hnen pastör", welche his zu 12 m mächtig
ist und wegen ihres Silberreichtums viel von sich reden machte. Wie auf den
übrigen Flözen bestand das Ausgehende dieser Veta aus oxydischen und sulfidischen
Kupfererzen bis zu einer Teufe von ungefähr 60 Fuß; dann stellte sich gediegen
Silber ein, welches gewöhnlich für sich allein, nicht in Gesellschaft des Kupfers
und niemals mit diesem legiert auftrat. In gewissen Zonen betrug die Masse des
Silbers durchschnittlich das Achtfache deijenigen des Kupfers. Schon 1858,
d. i. in ungefähr 20 Jahren, war die Veta del buen pastör bis zu einer Teufe
von 360 Fuß unter der Talsohle abgebaut worden. Schon 1860 hatten die tiefsten
Gruben von Corocoro 167 m unter der Talsohle erreicht.
Im großen ganzen ist der Kupfergehalt in den Ramos, entsprechend der
feinkörnigeren Beschaffenheit des Nebengesteines, feiner verteilt als in den Vetas,
deren Nebengestein nach Forbes grobkörniger und mehr konglomeratisch ist.
Der Erzgehalt ist nirgends ein ganz gleichmäßiger, sondern zonenweise größer
oder geringer. Die kupferführenden Gesteinszonen pflegen sich durch eine
lichtere, fast weiße Färbung von den sonst tiefroten Sandsteinen zu unter-
scheiden.
Die jetzige Erzführung der Lager von Corocoro kann, wenn man dieselben
als schichtige auffaßt, keine ursprüngliche sein. Die Entfärbung des Neben-
gesteines in der Nähe der Erze, das Auftreten des gediegenen Kupfers als
Pseudomorphose nach Aragonit und als dendritischer Einschluß im Gips weisen
mit Sicherheit auf eine ümlagerung des Metalles hin. Femer sei ein interessanter
Fund erwähnt, dessen Forbes gedenkt; auf der Grube von St<a. Rosa fand man
1859 das Skelett eines lamaähnlichen Tieres (Macrauchenia Boliviensis Huxley),
dessen Knochen ganz und gar mit gediegen Kupfer imprägniert waren. Die
ümlagerung des Kupfers hat demnach in der allerjüngsten Zeit noch stattgehabt.
Nach Domeyko sind die der Verwerfung am nächsten liegenden Vetas
die kupferreichsten. Überhaupt sollen nach ihm die Schichten mit den 'Vetas
in einer Entfernung von 2^/^ km, diejenigen mit den Eamos in einer solchen
von 1^/2 km von der großen Verwerfung unbauwürdig sein.^) Längs der
letzteren sind die Kupfererze auf eine Entfernung von 3000 m verfolgt und
abgebaut worden.
Die Kupfererze von Corocoro („coro" bedeutet in der Aymara-Sprache
„Kupfer") wurden schon in der Zeit der Incas abgebaut, wie das die aufgefundenen
steinernen Werkzeuge erkennen lassen. Die Indianer verarbeiteten indessen nur
das gediegene Kupfer. Nach der Eroberung durch die Spanier kamen die Abbaue
erst 1832 wieder in Betrieb; in den 70er Jahren des vorigen Jahrh. gab
es 21 Gruben, die 1882 das Maximum der Produktion mit 8259 t Kupfer
erreichten. Zu Corocoro arbeiteten in den letzten Jahren vier Grubengesell-
schaften, welche im Jahre 1897 82400 t Erz produziert haben sollen. Man
exportierte Erze mit 70 ^/q Kupfer. Die gesamte Kupferproduktion Bolivias
wird dagegen für 1902 mit nur 2000 t angegeben.
^) Die betreffende Stelle, 1. c. 536, ist unklar. Nach Moßbach werden die Ramos
gegen Osten zu durch eine Verwerlung abgeschnitten. Siehe die Figur.
Die blei-, kupfer- und silbererzführenden Sandsteine. 421
Etwa 50 km südlich von Corocoro liegt der Grubenort Chacarilla, wo
gleichfalls seit den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts Abbau auf ganz
ähnlichen Flözen wie zu Corocoro getrieben wird. „Die Flöze der Chacarilla
sind den Yetas von Corocoro so ähnlich, daß alles bei jenen im allgemeinen
Gesagte auch hier gelten kann. Sie haben mit wenigen Ausnahmen das Fallen
und Streichen, dieselben Variationen in Härte, Keichtum und Korngröße der
Erze usw., nur sind die der Chacarilla durchschnittlich noch mächtiger, wenn
auch nicht reicher wie die Corocoros. Verfolgt man das Streichen der Flöze
von Corocoro nach Süden, so bilden die Ablagerungen der Chacarilla die Fort-
setzung von jenen, und es verraten mehrere dazwischen liegende, von Malachit
und Lasur grün und blau gefärbte Bergrücken ihren Zusammenhang untereinander.
Ungefähr in der Mitte von beiden Orten hat sich infolgedessen an einer so
gefUrbten Stelle eine Grube, Namens Pucara, aufgetan, welche zwei Vetas be-
arbeitet. Auch südlich von Chacarilla treten in einer Gegend, genannt Tupaltupal,
mehrere stark gefärbte Cabezeras (d. s. oxydierte Ausstriche) auf, in denen man
aber nur arme Erze angetroffen hat^ (Moßbach). Man kennt dort nur nach
Westen einfallende Flöze, die deshalb auch Vetas genannt werden. Auch zu
Chacarilla führen die Vetas etwas Silber, wenn auch spärlicher als zu Corocoro.
Endlich erwähnt Beck noch ein weiteres derartiges Vorkommen zuQuisacoUo
südlich von Chacarilla.
Die triasischen „Knottenerze".
In den Sandsteinen ist das Zement zwar häufig gleichförmig und gleichartig
verteilt; besonders an den Ab Witterungsflächen aber erkennt man oft sehr
deutlich eine ungleichmäßige Verteilung des Kittes, wie das Naumann^) schon
des näheren mit folgenden Worten geschildert hat: „Manche Sandsteine sind
förmlich durchstrickt von einem Netze härterer, homsteinähnlicher Gesteinsmasse,
was besonders an den verwitterten Felswänden recht sichtbar wird; andere sind
stellenweise in seltsam gestalteten rundlichen Formen oder in gewundenen Flächen
von Eisenoxydhydrat imprägniert, welches zugleich eine größere Festigkeit dieser
Partien bedingt." Von besonderem Interesse ist hier derjenige Fall, wo das Zement
kugelig angereichert ist; dann entstehen kugelige Konkretionen von Sandstein
im Sandstein, deren Bindemittel entweder für das bloße Auge dem des übrigen
Gesteines gleicht oder schon durch seine Farbe von letzterem verschieden ist.
Besonders häufig sind als Zement derartiger Kugeln das Brauneisenerz und
schwarze Manganoxyde (der „Leopardensandstein" im unteren Quadersandstein bei
Dresden, der „Tigersandstein" im Buntsandstein des Schwarzwalds und Bayerns,
dessen Konkretionen ein dolomitisches Bindemittel mit Eisen- und Manganoxyden
besitzen). Es liegt kein Grund zu der Annahme vor, daß das Bindemittel
derartiger Konkretionen nicht gleichen Alters mit dem Sandstein selbst ist.
Solche konkretionäre Ausscheidungen besitzen einen technischen Wert, wenn sie
aus einem wertvolleren Erz bestehen, z. B. aus Bleiglanz oder Kupfererzen;
sie heißen dann „Knotten".
1) Geognosie, I, 1858, 660-661.
422 Die schichtigen Lagerstätten.
Der Bantsandstein am Nordrand der Eifel, d. i. in dem dreieckigen Trias-
gebiet zwischen Niedeggen an der Eoer im Norden, Call im Süden und Commern
im Norden ist an verschiedenen Stellen und in verschiedenen Horizonten blei-
und kupferfUhrend. Der berühmteste Bergbau jener Gegend war von jeher
deijenige von Commern und Mechernieh im Kreis Schieiden. ^) Die Trias-
schichten besitzen im großen eine muldenförmige Lagerung mit SW. — NO. ge-
richtetem Streichen; die erzreicheren Gebiete gehören dem südöstlichen Teil der
Mulde an. Der Buntsandstein ruht unmittelbar auf dem gefalteten Devon und zwar
vorzugsweise auf Coblenzer Grauwacken, stellenweise auch auf dem mittel-
devonischen Eifeler Kalk. Er wird gegliedert in zwei Stufen:
1. den Hauptbuntsandstein = unterer und mittlerer Buntsandstein (Vogesen-
sandstein),
2. den oberen Buntsandstein (Chirotheriensandstein) nebst Bot (Voltzien-
sandst^in).
Die Abbaue der Gegend von Commern liegen fast sämtlich in und auf dem
Commerner Bleiberg, der sich 200 — 250 m hoch über der Talsohle des Blei-
baches erhebt und etwa zwei Stunden lang und eine halbe Stunde breit ist.
Von den verschiedenen Bergwerkskonzessionen war der Meinerzhagener Bleiberg
bei Commern der ergiebigste und wurde am intensivsten abgebaut.
Der hier in Frage kommende Hauptbuntsandstein besteht aus einer
Wechselfolge von Sandsteinen und Konglomeraten mit kieselig-tonigem Binde-
mittel und im allgemeinen von roter Färbung. Wo die Schichten bleierzfnhrend
sind oder erzführende Schichten begleiten, sind sie weiß und sehr leicht zer-
reiblich. Die Erzführung besteht vorzugsweise in einer solchen von Weißbleierz,
Bleiglanz und von Kupferkarbonaten und beschränkt sich fast ausschließlich
auf die Sandsteine, während die Konglomerate seltener Erze enthalten. Der
Bleiglanz tritt im Sandstein fast nur in der Form der sog. Knotten auf,
d. s. Konkretionen von Sandkörnchen mit dem genannten Erz als Bindemittel.
Sie besitzen Durchmesser von wenigen Millimetern und werden selten größer
als eine Erbse; die äußere Umgrenzung der bläulichen Bleiglanzknotten wird
*) v. Oeynhausen und v. Dachen, Der Bleiberg bei Commern; Karst. Arch. f.
Bergb. u. Hüttenw., IX, 1825, 60—133. — Gurlt, Das Erzvorkommen am Maubacher
Bleiberge; Sitzungsb. der niederrh. Ges., 1861, 56—62. — Diesterweg, Beschreibung
der Bleierzlagerstatten, des Bergbaues und der Aufbereitung am Bleiberge bei Commern;
Ztschr. f. Berg-, Hütten- u. Sal.-Wes., XIV, 1866, 159—197. — v. Dechen, Orographisch-
geognostische Übersicht des Regierungsbezirkes Aachen ; Statistik des Eegierungsbezirkes
Aachen, II. Bd., 1866. — Blanckenhorn, Die Trias am Nordrande der Eifel; Abb.
z. geol. Spezialkarte von Preußen, VI, 2, 1885. Lit. — Hupertz, Der Bergbau und
Hüttenbetrieb des Mechemicher Berffwerks-Aktien-Vereins. Köln 1886. — Haber,
Genesis der Bleierze im Bunt^andstein des Bleibergs bei Commern; Berggeist, XI, 1866,
281, 289, XII, 1867, 80, 83, 91. — Jung, Bemerkungen über Zugutemachung kalk-
haltiger armer Kupfererze durch Auslaugung. Enthält Angaben über den Bergbau-
versuch auf der Grube Friedrich Wilhelm zu Berg bei Commern; Berg- u. Hüttenm.
Ztg., XXI, 1862, 229. — v. Dechen, Über Neubildungen von Weißbleierz im Meinerz-
hagener Bleiberg; Sitzungsber. d. niederrh. Ges., XIV, 1857, 61—62.
Die blei-, knpfer- and silbererzfUhrendeo Sandsteine.
von KristallflElcheu gebildet. Enpfer-
erzknotten ondKnpferkarbonateals
feine Impi^gnation des Sandsteins
sind besonders am Qriesberg, dann
bei Vlatten und Berg, mehrere
Eitomet«r nordwestlich von Com-
mem und bei Lieversbat^ an der
Koer abgebaut worden. Aach die
WeiObleierzknotten sind nicht sel-
ten dnrch beigemengtes Knpfer-
karbonat blELolich oder grOnlich ge-
flLrbt. Die Knotten sind in der
Sandstein masse sehr verschieden-
artig verteilt, bald dichter, bald
spärlicher darch dieselbe zerstreut,
ohne daß sich dabei eine Schich-
tung erkennen ließe. Manchmal
sind mehrere zu unregelmäßigen
Konkretionen verwachsen. In dem
abbauwürdigen Gestein beträgt ihr
Gewicht 4— 10"/o der ganzen Flöz-
masse. Das Weißbleierz findet
sich nur in oder nahe dem Ans-
geheoden.
Von besonderem Int«resae ist,
daß die Blei- nnd Eupfererzknotten
nur selten zusammen vorkommen.
„In den Grnbenfeldem GUnnersdorf
und Neu-Schnnk-Olligschläger kom-
men in den daselbst bebauten
Knottenflözen zuweilen Partien vor,
welche Eupfererzknotten enthalten;
diese Partien schneiden mit ihrer
gritnen Farbe häufig scharf von
der übrigen mit blauen Bleierz-
knotten besetzten Flözmasse ab.
In dem zuletzt genannten Kon-
zessionsfelde tritt diese Erscheinung
besonders schön hervor, so daß
man in dem obersten Flöze im
Felde des Risaschachtes , südlich
von dem Uariaschachte, zwischen
zwei solchen Partien eine genaue
Grenze, die sog. Eupfergrenze, un-
terschieden hat." (Diesterweg.)
424 Die schichtigen Lagerstätten.
Während der Bleiglanz im Sandstein fast nur in Enotten, seltener in feiner
Verteilung vorkommt, findet sich das Weißbleierz häufig auch in letzterer
Weise als Zement des Sandsteins. Das Weißbleierz ist ein Umwandlungspro-
dukt und bildet als solches häufig die äußere Umhüllung der Bleiglanzknotten.
Übrigens kommen häufig Konkretionen ohne kupferiges oder bleiisches Binde-
mittel vor, sog. „taube Enotten^, welche manchmal durch Mangan schwarz
geerbt sind und recht bedeutende Dimensionen erreichen.
Treten Erze in den Konglomeraten auf, so sind es kristallinisch-blätterige
Massen von Bleiglanz, Weißbleierz oder Imprägnationen von Kupferkarbonaten.
Diese Vorkommnisse, zu denen noch Kupferkies, Schwefelkies und Braunspat
hinzutreten können, sind zwar gleichfalls stellenweise abgebaut worden, kommen
aber nur untergeordnet im unmittelbaren Hangenden des Knotten-Sandsteins vor.
Nach seiner Erzführung kann man am Bleiberg bei Mechernich weiterhin
den Sandstein in zwei Abteilungen gliedern, nämlich in den oberen roten,
eisenreichen, aber blei- und kupferleeren und in den unteren weißen,
blei- und kupfererzführenden Hauptbuntsandstein. Beide sind getrennt
durch eine (2 — 46 m mächtige) von NO. nach SW. anschwellende Konglomerat-
bank ; ebenso werden auch die in dem erzführenden Sandstein liegenden Konglo-
merate, die sog. „Wackende ekel, von NO. nach SW. zu mächtiger auf Kosten
des ersteren. „In dem Felde Neuschunk-Olligschläger bei Kaienberg sind 4 Lager
von Wackendeckel durch ebensoviel Lagen von Knottensandstein von 4 — 10 m
Mächtigkeit getrennt",^) im Felde Meinerzhagen bei Strempt gibt es nur noch
2 Konglomerat- und 2 Sandsteinlagen, und bei Mechernich enthält die 40 m
mächtige Sandsteinschicht nur noch ein 1 — 2 Fuß mächtiges Wackendeckellager.
Der Abbau im Griesberg bei Mechernich hat beispielsweise folgendes Profil
festlegen lassen:
Oben: Gerolle und Dammerde.
Konglomerat mit roten Sandsteinlagen, dem oberen,
erzleeren Hauptbuntsandstein angehörend ... 3 m
Erstes Knottenflöz. Im obersten Drittel rötlich-
gelber, erzleerer Sandstein, bloß mit tauben Knotten ;
im unteren Teil erzführend, weiß 9 — 11 m
Wackendeckel 0,6 — 2 m
Zweites Knottenflöz. Mit Bleiglanzknotten und fein
verteilten oder Knotten bildenden Kupferkarbonaten ;
auch mit Pyromorphit 10 m
Grundkonglomerat, stellenweise mit Malachit und
Bleiglanz 2 — 4 m
Am Commerner Bleiberg ist das Einfallen der Schichten im allgemeinen
unter 5 — 12^ nach Nordwesten gerichtet, wird indessen durch Verwerfungen
stellenweise ein steileres. Die wichtigeren dieser letzteren streichen h 5 — 7^/2
und eine derselben, die Sonnenberger Hauptverwerfung, ist ein Schwerspatgang.
^) Blanckenhorn nach v. Dechen.
Die blei-, kupfer- und silbererzfOhrenden Sandsteine. 425
Übrigens findet sich der Bleigehalt des Hanptbontsandsteins einige Kilometer
südlich von Commern im Konzessionsfeld Isabella vorzugsweise in der oberen
Abteilung desselben and zwischen Bleibair und Bescheid und zwischen Düttling
und Gemünd sind in derselben Stufe Blei- and Kupfererze gefunden worden.
Bei Bescheid kamen auch Pyromorphitknotten vor. Desgleichen gehören auch
die Blei- und Kupfererze von Leversbach an der Boer, etwa 20 km nordwestlich
von Mechernich, diesem Horizonte an.
Im 60 — 70 m mächtigen oberen Buntsandstein, der sich durch deut-
lichere Schichtung, durch das Auftreten pflanzlicher Beste, durch sein toniges
Bindemittel und das Zurücktreten der groben Konglomerate von dem unteren unter-
scheidet, kommen stellenweise untergeordnete Blei- und vor allem Kupfererze vor.
Es sei endlich noch erwähnt, daß an einzelnen Orten auch geringwertige Kupfer-
erzgänge nachgewiesen worden sind. Bei Vlatten „durchsetzt ein Gang von
ca. 2 m Mächtigkeit in hora 9 — 10 streichend und gegen SW. einfallend, die
Schichten des nach NO. einfallenden Buntsandsteins, welche aus Sandstein, feinem
Konglomerat und Schieferletten bestehen. Im Gange selbst finden sich in kleinen
Nestern Kupferkies, Kupferpecherz und Malachit. Im Liegenden treten zahl-
reiche, demselben meist parallele Trümer mit denselben Erzen auf.^) Schwer-
spattrümer sind au^h hier im Buntsandstein nicht selten; zwischen Hergarten
und Düttling führen solche auch derbe Partien von Kupferkies, Kupferpecherz,
Ziegelerz und Malachit.
Der Bergbau bei Mechernich ist wohl schon vor dem Eindringen der
Eömer von den Ureinwohnern betrieben worden, und zwar zunächst nicht auf
die Knottenerze, sondern auf Bleierze, die im Eifelkalk auftreten. 1629 wurden
die Herren von Meinertzhagen zu Köln mit dem Bergrecht beliehen. Heute
werden die Lagerstätten von dem „Mechemicher Bergwerks -Aktien -Verein",
einem der hervorragendsten deutschen Bergbauunternehmen, abgebaut. Während
ehedem nur unterirdischer Betrieb umging und nur die Wackendeckelerze ober-
irdisch abgebaut werden konnten, findet seit 1852 auch Tagebau statt, der aller-
dings nur nach Wegräumung von 40 — 50 m Dachgebirge möglich ist. Im Jahre
1903 mußten 360134 cbm Dachgebirge abgeräumt werden, um 258568 cbm^
Knottensandstein mit 1,5 ^/^ Blei zu fördern. Die Knotten, welche nur 4 — 10®/o
des Gewichts der Flözmasse bilden, enthalten 15— 20<>/o Blei. Auf 100 kg Blei
kommen ungefähr 18 — 25 g Silber; die Erze führen u. a. auch geringe Mengen
von Kobalt und Nickel. Die aufbereiteten Erze dienen zum größten Teil als
Schmelz-, untergeordnet als Glasurerze.
In den alten Bauen des Meinerzhagener Bleibergs hat man nach
V. De eben sinterartige fingerdicke Neubildungen von Weißbleierz aufgefunden.
Ihre Bildung kann höchstens 100 Jahre beansprucht haben.
Man hat früher wohl an eine mechanische Ablagerung der Knotten gedacht ;
gleich wie die Quarzkörnchen des Sandsteins, so sollten auch sie von der Zer-
^) Blanckenhorn nach v. Dechen.
^ Mit Ausschluß der Förderung auf der Qrube Gute Hoffnung bei Bescheid
(9070 cbm).
426 Die schichtigen Lagerstätten.
Störung älterer Grehilde herrühren, Seifenhildnngen sein. Es würde sich aber dann
die ziemlich gleichmäßige Verteilang derselben durch den Sandstein nicht erklären,
und sie müßten vielmehr streifenweise and geschichtet und vor allem im Liegenden
des Muttergesteines anzutreffen sein. Dazu sind die Enotten Gemenge von Blei-
glanz und Qnarzkörnem, zeigen oberflächlich nicht selten ringsum Eristallflächen,
ja sie haben sogar würfelförmige Umgrenzung. Es müssen konkretionäre
Bildungen in situ «sein, d. h. die Erze waren ursprünglich in Lösung zwischen
den Sandkörnern vorhanden und haben sich dort um Eristallisationszentren
verfestigt. Dabei ist aber zweierlei möglich: Entweder sind die Enotten durch
Imprägnationen von Spalten aus entstanden; das Vorkommen wäre also dann
epigenetisch und als eine Art der Gangfüllung aufzufassen. Diese Ansicht ist
wohl zuerst von Haber ausgesprochen worden; nach ihm sollen die Erze nur
dort auftreten, wo sich Verwerfungen finden, diese letzteren also die Erzbringer
gewesen sein. Einen Beweis für seine Annahme sieht er darin, daß auf den Ver-
werfungsspalten gleichfalls Bleierze vorkommen und daß von ihnen aus die Erz-
führung abnehmen soll. Die Angaben Habers haben bezüglich der Abnahme des
Erzgehaltes mit der Entfernung von den Elüften keine Bestätigung seitens anderer
Beobachter gefunden. Die Blei- und Eupfererze liegen sowohl zu Commern wie zu
St. Avold in gesonderten Zonen, was unerklärlich bliebe, wenn sie durch Infiltration
eingewandert wären. Gegen eine solche spricht auch nach Simon der Umstand,
daß bei St. Avold und Wallerfangen immer nur gewisse, 6 — 60 cm mächtige
Bänke des Sandsteins die Eupfererze enthalten, die ebenso porösen liegenden
und hangenden Sandsteinbänke aber erzleer sind. Die Erze erstrecken sich
ferner durch Zonen, die einen von den durchschneidenden Elüften ganz unab-
hängigen Verlauf besitzen; es ist schon von Simon und v. Groddeck^) betont
worden, daß die Erzanreicherung in der Nähe der Elüfte und die Ansiedelung
der Earbonate auf den letzteren sehr gut durch eine Zuwanderung in die letzteren
erklärt werden kann.
Eine Abhängigkeit der Erzfilhrung von den durchsetzenden Elüften müßte
seit langer Zeit den Bergleuten bekannt sein und von ihnen zur Auffindung
neuer Erzmittel benutzt werden können; das ist aber durchaus nicht der Fall,
und in Mechemich weiß man nichts von einer solchen Abhängigkeit. Die
epigenetische Bildung der Commerner Bleierze mag immer wieder behauptet
werden ; die syngenetische Ausfällung der Erze zu gleicher Zeit mit dem Absatz
des Sandsteins bleibt doch die natürlichere Annahme. Die Reduktion der Metall-
salze und wohl auch die Bildung der Eonkretionen erfolgte dann zur Zeit
der Sandablagerung. Über die Art der beteiligten Metallverbindungen selbst
sind wir in völliger Unkenntnis. Es ist auch zwecklos, die in dem Eifelkalk-
stein verbreiteten Bleiglanzlagerstätten in irgend einen genetischen Zusammenhang
mit den Commerner Erzlagern zu bringen. Nur soviel wird man annehmen
müssen, daß sich in der Buntsandsteinzeit blei- und kupferhaltige Gewässer in
den Sand ergossen haben.
Gurlt hat das Bleierz vorkommen von Maubach an der Roer im Ereis
Düren genauer beschrieben. Nach ihm treten die Erze dort in den Grund-
0 Erzlagerstätten, 99, 100, 305, 306.
Die blei-, knpfer- und silbererzfllhrenden Sandsteine. 427
konglomeraten der Bantsandsteinformation unmittelbar über der Grauwacke auf;
der Bleigehalt ist ein besonders reicher und ist nahe der Tagesoberfläche an
Weißbleierz, mehr in der Teufe an Bleiglanz gebunden. Das Erzvorkommen ist
auf mehr als 2000 m im Streichen und etwa 500 m in der Breite nachgewiesen
worden; schon im XIII. Jahrhundert hat dort Bergbau stattgefunden.
In dem Buntsandsteingebiet, welches sich links der Saar gegen Lothringen
zu erstreckt, liegt von Saarlouis bis in die Gegend von St. Avold und von dort
bis in die Gegend von Forbach reichend, eine große Zahl von Kupfer- und
Bleierzvorkommnissen, ^) welche in früheren Zeiten der Anlaß zu einem stellen-
weise sehr intensiven Bergbau gewesen sind. Die im allgemeinen flach gegen
Süden einfallende Trias jenes Gebiets gliedert sich nach E. Weiß*) in folgende
Abteilungen :
Oben: Muschelkalk.
Unterster Muschelkalk, sandig- tonig ausgebildet.
Oberer Buntsandstein.
„Grenzletten" 0,9—1,3 m
„Steinbrecherbank", guter Bausandstein, häufig mit
Kupfererzen, reich an Pflanzenresten („Voltzien- 1
Sandstein"). \
Eoter, drusiger, eisenreicher Sandstein mit Dolomit- 1
irvi/\1lA'n '
19 m
knollen.
Roter Letten. Grenzschicht.
Mittlerer (und unterer?) Buntsandstein (Haupt-
buntsandstein Beneckes.)
Konglomeratbank, manchmal mit Kupfererzen 9 m
Vogesensandstein, grobkörnig über 300 m
Die Kupfererze sind fast stets Malachit und Lasur, seltener „Schwarz-
kupfererz" (Kupferglanz?), die Bleierze Weißbleierz und Bleiglanz. Während
die Bleierze nur im Voltziensandstein angetroffen worden sind, sind die Kupfer-
vorkommnisse sowohl an den mittleren wie auch an den oberen Buntsandstein
gebunden. Die Verbreitung der bauwürdigen Erze durch die Formation ist keine
gleichmäßige. Sie sind in einer langen Kette von Vorkommnissen abgebaut
worden zwischen Ausen, Beckingen, Wallerfangen, Falk und dem Beringer Wald,
d. i. eine Entfernung voq 22 km, und weiter südlich am Castelberg im Hoch-
wald, am Bleiberg bei St. Avold, am Steinberg und bei Hellering, süd-
westlich von Forbach. Diese zweite Reihe ist ca. 10 km lang und durch eine
11 km betragende Strecke von ersterer getrennt.
Die wichtigsten Kupfererzbaue waren diejenigen am Barbara- und am
Limberg zu Wal 1er fangen bei Saarlouis. Simon sagt: „Die Kupfererze finden
sich hier als Lasur und als Malachit (wie im geschwefelten Zustande) im bunten
Sandstein in verschiedenen, wenig mächtigen, unter sich und den Gesteins-
schichten parallelen Ablagerungen; und es findet sich femer in der obersten
Konglomeratbank des Vogesensandsteins auf deren ganzer Mächtigkeit schwarzes
Kupferoxyd neben Lasur und Malachit nesterweise eingelagert." Ferner gilt
dort die Regel, „daß die Kupfererzablagerungen sich immer in deigenigen Ge-
^) Simon, Kupfer- und Bleierzablagerungen im bunten Sandsteine undVogesen-
sandflteine der Umgegend von Saarlouis und St. Avold; Berg- u. Hüttenm. Ztg., 1866,
412—415, 421—423, 430—433, 440—441. — Jensch, Die Kupferlasurgruben bei
Wallerfangen, Kreis Saarlouis; Ztschr. f. angew. Chemie, 1895, 292 — 293.
^ Weiß, Erläuterungen z. geol. Spezialkarte von Preußen; Blatt Saarlouis,
1876. — Benecke, Über die Trias in Elsaß-Lothringen und Luxemburg; Abh. z. geol.
Specialkarte von Elsaß-Lothringen, I, Heft IV, 1877, 535—567.
428 Die schichtigen Lagerstätten.
birgsschichteu beflndea, welche unmittelbar Ober oder unmittelbar unter der
Dolomitscbicht liegen". Das Vorkommen in dem Konglomerat ist auf den Barbara-
berg beschränkt. Der Erzgehalt der Schichten ist nicht gleichmaßig verteilt,
sondern er ist in einer B«ihe von kettenartig in demselben Horizont liegenden
Flg. 9S. Tarkommen der Enptei'erxe m WellerfaDgen Dod 8t Avold. Gmadrifi. iSlmoD, IM6.]
Mitteln angereichert. Diese „Zonen" werden von senkrecht dazu, d. i. von etwa
N. — S. streichenden KlUften durchzogen, welche selbst innerhalb der Erzmittel
eine AnsfUllong von Ualachit nnd Eupferlasnr, manchmal in hflhscben Eristalli-
sationen, erfahren haben. Da zu beiden Seiten dieser ElQfte das Gestein be-
sonders reich
mit Erzen im-
prägniert ist,
so spielten sie
a bei der Anf-
snchnng der
Mittel eine
nicht nn-
wesentlidie
Rolle.
Simon gibt
zn, daß man
wohl aaf den
Gedanken
kommen
ki}nne, die
ElOft« seien
Qberhanpt
die Zafnhrs-
kanäle fOr
CSD-,
Fig. w. Eine SS. Btrelchende, 70° O. elnMlende Kluft von ra. o^ m USchtlg-
kelt verwirft d&i Erzlager um 3 m. Sie Ist dut Im Bereich des ErzDiittelB
erfüllt von Kupfererz, KleBelelBemteln Dud Sebwerspat. Kupferlager Im Hocb-
vald. a Fro&l, 6 OmndrU. (Slmou, IBM.)
eine epige-
netischö Im-
prägnation
des Sandsteins gewesen; es erscheint ihm das aber unwahrscheinlich, und er
erklärt die Erscheinung folgendermaßen: „Der Orand hierzu liegt darin, daß
die Kupfererz mittel sich in der Begel mehrmals Übereinander wiederholen und
oft auf bedeatende Mächtigkeit das Gestein imprägnieren, ohne daß ein so im-
prägniertes Gestein immer abbanwUrdig wäre. Wird nan ein solches Mittel von
einer Kluft durchschnitten, so ziehen sich alle Wasser und Lilsungen nach dieser
Eluft hin. Die Folge davon muß sein, daß die Kupfererze sich m den hSher
Die blei-, kapfer- and silbererzfahrenden Sandsteine. 429
gelegenen Teilen eines armen Erzmittels nach and nach alle aaslaagen, der
Elaft herabfolgen and über dem aas Letten gebildeten Liegenden za beiden
Seiten der Kluft and in ihr selbst sich wieder niederschlagen and aaf diese
Weise gedachte Anreicherung hervorbringen.'* Die Mächtigkeit der kupfer-
reicheren Lager schwankt zwischen wenig Zoll und 2 Fuß. Am Limberg
kennt man im Voltziensandstein 4 Erzlagen. „Das oberste ist nur ^/^ Zoll
mächtig, d. h. es sind erbsen- und bohnengroße Körner von erdiger Kupfer-
lasur in einem dünnen, weißgrauen Lettenlager des oberen Teils der Stein-
brecherbank. Etwa 18 Fuß darunter ist eine zweite Ablagerung von Kupfer-
lasur in einer eisenschüssigen, glimmerreichen Schicht mit Pflanzenversteinerungen ;
noch einmal 14 Fuß tiefer darunter folgt die eigentliche bauwürdige Ablagerung
über einem lettigen Liegenden. Das Gestein ist hier meist weißgelb und über
dem Letten 1 — 2 Fuß mächtig, von reichlich eingesprengter Knpferlasur, schön
blau gefärbt. Der liegende Letten fährt Knollen von derber erdiger Knpferlasur
und Malachit von der Größe einer Nuß bis von Faustgroße. Simon berechnet
den Erzgehalt eines Quadratlachters (unge^Lhr 4 qm) zu 50 Ztr. Sprozentigen
Erzes oder l^/g Ztr. Kupfer.
Am Barbaraberg lassen sich noch jetzt 800 alte Schächte von 60 bis
150 Fuß Teufe nachweisen; die Länge des Erzfeldes betrug 1300 m, die mittlere
Breite 180 m. Man gewann dort im XVI. Jahrhundert nur die Lasur, um sie
als Malerfarbe nach Italien zu verkaufen.
Am sog. großen Zoll bei Falk in Lothringen baute man im Voltzien-
sandstein Bleierze ab, welche ganz und gar an die Mechemicher Knottenerze
erinnern. V^eißbleierz in allerfeinster Verteilung ist zwar die Hauptsache des
Vorkommens, daneben aber finden sich auch „dunkel gefärbte, mit Sand ver^
backene, erbsengroße Konkretionen von Bleiglanz ^. In tieferen Horizonten ging
außerdem vor langen Jahrhunderten ein Kupferbergbau um. Ähnliche Bleilager-
stätten sind auch im Beringer V^ald, am Castelberg und vor allem am Bleiberg
unmittelbar bei St. Avold abgebaut worden. Über letzteren sagt Simon: „In
einer 48 Fuß mächtigen Sandsteinbank sind mehr oder weniger reiche Bleierz-
nester abgelagert. Das Erz besteht zum Teil in fein eingesprengtem Weißblei,
zum Teil in Knottenerz und zum geringen Teil in derben Bleiglanzabsonderungen,
welche die Mächtigkeit von 2^1^ Fuß erreichen und nesterweise über dem Liegenden,
mit Kalkmitteln wechselnd, da und dort verbreitet sind." 300 m vom Ausstrich
der bleiglanzftthrenden Sandsteine entfernt setzt eine 0V7. streichende, den Bunt-
sandstein gegen den Muschelkalk verwerfende Hauptkluft auf. Simon hält es
nicht für undenkbar, daß dieselbe ebenso wie den Kalk- so auch den Bleiglanz-
gehalt dem Sandsteine zugeführt hätte; doch sind die Abbaue nicht soweit vor-
gedrungen, um die Frage der Entscheidung näher zu bringen. Der Erzgehalt
des Bleiberges ist ein sehr bedeutender gewesen, die unmittelbare Nähe der Stadt
ist indessen einer Wiederaufnahme der Gewinnung hinderlich. Knottenerze sind
seltener; W^eißbleierz, das übrigens auch in ausgezeichneter Weise als sekundäres
Gebilde in den alten Bauen und auf Klüften vorkommt, machte die Hauptmasse
des Eeichtums aus. Der Silbergehalt des Bleiglanzes beträgt nach Haachecorne^
etwa 0,0005 o/q.
Auf der Grube Hochwald, 4 km westlich von St. Avold, finden sich wie
am Barbaraberg Kupfererze, nämlich das blaue und grüne Karbonat und Schwarz-
kupfererz im Konglomerat im Liegenden der Lettenschicht. „Die kupfererz-
führende Bank ist im Hangenden begrenzt durch eine gleichmäßig anhaltende
Lettenschicht; nach dem Liegenden zu wird sie zu einem harten, von Kupfer-
erzen durchdrungenen Wackenkonglomerat, welches auf einem feinkörnigen,
pelzigen, gelblich-roten, vollständig erzfreien Sandstein aufruht. Die Kupfer-
erzmittel ketten sich aneinander und bilden auf diese Weise, wie in Wallerfangen,
') Ztachr. d. deutsch, geol. Ges., XXXI, 1879, 209.
430 Die schichtigen Lagerstätten.
langgestreckte Erzzonen von 18 — 23 m Breit«, 9 m Mächtigkeit und von nnbe-
stimmter Länge, welche in einzelnen Zonen schon über 150 m nachgewiesen ist.
Die Kupfererze bilden oft das einzige Bindemittel des Nebengesteins, welches aus
groben Sandkörnern bestehend weder Ton noch Ealk und nur sehr wenig Eisen
enthält.^' Auch hier sind die durchschneidenden Klüfte im Bereich der Erzmittel
erzführend und umgekehrt solch letztere dort zu erwarten, wo Klüfte die „Erz-
zone" durchqueren. Kupfererze sind endlich auch am Steins berg, 2 km nord-
östlich von St. Avold im Konglomerat und zwischen Homburg und Hellering
im Voltziensandstein gefunden worden.
Der Bergbau von Wallerfangen- St. Avold ist uralt und sicherlich schon
von den Kömem betrieben worden. Nach etwa 70 jährigem Stillstand wurde er
im Jahre 1855 stellenweise wieder aufgenommen, kam aber etwa 1866 größtenteils
neuerdings zum Erliegen. In den 70 er Jahren des vorigen Jahrh. wurde
noch am Castelberg gearbeitet.^) Die Kupfererze ließen eine sehr billige
Zugatmachung durch Laugereibetrieb zu.
Das wichtigste Kupfererzvorkommen im Fürstentum Wal deck war das-
jenige in der Umgebung von Twiste,*) südwestlich von Arolsen. Kupferglanz-
graupen und oxydische Kupfererze waren zwar an zahlreichen Orten, aber
unregelmäßig und auf kleine Erstreckungen in den Buntsandstein eingelagert.
Sie wurden von 1854 — 1861 abgebaut. Über ihre Entstehung ist nichts bekannt.
Li Bayern enthält die untere Stufe des mittleren oder bunten Keupers,
der sog. Grundgipskeaper, auf weite Erstreckung hin in den Schichten der
Myophoria Raibliana Bänke harter Mergel, welche reichlich Bleiglanz führen.
Thürach^) sagt: „Die diese Bank auszeichnenden Erze, Bleiglanz und Kupferkies,
fehlen kaum irgendwo auf größere Strecken. Der Bleiglanz ist großkristallinisch
und meist noch völlig frisch, zuweilen aber auch von einem erdigen, weißen
Band umgeben, welcher größtenteils aus kohlensaurem Blei besteht. Selten
zeigen sich Oktaeder von Bleiglanz mit eingesunkenen Flächen, wie solche in
Franken bei Junkersdorf und Unfinden zwischen Haßfurt und Hofheim vorkommen.
Der Bleiglanz ist jedoch nicht auf eine Bank beschränkt, er findet sich auch
noch in anderen der Hauptbank naheliegenden Steinmergel- und Sandsteinbänken,
sowie auch schon in den Dolomitbänken und im Gips der Grundgipsschicht,
wenn auch sehr selten .... Der Kupferkies ist selten noch frisch zu finden,
häufig sind dagegen seine Zersetzungsprodukte, besonders Malachit, seltener
Kupferlasur, Kupferpecherz und Brauneisen- oder Ziegelerz. Auch Kupferglanz
scheint vorzukommen. Selten ist Zinkblende .... Häufiger noch als diese
Erze ist ein weißer oder hellrötlicher Schwerspat in blätteriger oder faseriger
Beschaffenheit." Und Gümbel*) sagt: „Weit verbreitet ist die sog. Bleiglanz-
bank, ein oft oolithischer und poröser Steinmergel aus 93 ^/q normalem Dolomit
mit geringen Mengen von Eisenkarbonat, 6^/^ Ton, 0,08 Wq Quarz und 0,02 ®/q
organischer Substanz bestehend, welche Bleiglanz in groukristallinischen Aus-
scheidungen, seltener Kupferkies (mit seinem Zersetzungsprodukte), Zinkblende,
häufiger Schwerspat umschließt. Der Bleiglanz ist silberleer. Diese ausge-
zeichnete Lage nimmt in ganz Franken ziemlich konstant Anteil an der Zusammen-
setzung der Schichten, so daß es nicht nötig ist, einzelne Fundorte näher zu
bezeichnen.^
0 Über die frühere Qeschichte siehe Jaquot, Ann. de Tacad^mie imperiale de
Metz, 1858; zitiert von Simon.
2) Beschreibung der Bergreviere Arnsberg, Brilon und Olpe usw., 1890, 150.
*) Übersicht über die Gliederung des Keupers im nördlichen Franken im Ver-
gleiche zu den benachbarten Gegenden; Bayr. geogn. Jahresh., I, 1888, 95—96.
*) Geologie von Bayern, II, 1894, 736.
Die blei-, knpfer- und silbererzfOhrenden Sandsteine. 431
Über das Vorkommen von Bleiglanz im Eenper Württembergs schreibt
E. Fraas:^) „Spuren von Bleiglanz finden sich fast überall in Württemberg in
der sog. „Bleiglanz- oder Corbnlabank^ des unteren Gipskeupers. Reich an
Bleiglanz und Kupfererzen ist aber nur die Gegend von Heilbronn, nnd auch
dort ist das Vorkommen an die Corbulabank gebunden. Man daif also den
Bleiglanz als leitend für diesen Horizont ansehen.^ Am Trappensee, 4 km
östlich von Heilbronn, enthalten die Steinkeme von Versteinerungen der Blei-
glanzbank Bleiglanz ; auch Baryt kommt in der Bank vor. Im gleichen Horizont
und gleichfalls in den unteren Gipsmergeln kehrt die Bleiglanzbank wieder am
Stiftsberg. 2^/^ km nördlich von Heilbronn. Sie ist 29 cm mächtig und zeigt,
wie namentlich auch die darunter liegende Gipsschicht, Anflüge von Malachit
und Kupferlasur; im Gips liegen seltene Bleiglanzoktaeder mit kastenartig ver-
tieften Flächen.^ v. Kraatz^ hat am Stiftsberg bei Heilbronn auch das Vor-
kommen von Gelbbleierz beobachtet. Übrigens wird das Auftreten der Bleiglanz-
bank in Württemberg noch von folgenden Orten erwähnt: Entringen und
Herrenberg am Goldersbach, Großbottwar am Kochersberg, Spitzberg bei Tübingen,
am Wunnenstein bei Wingershausen, am Stallberg bei Rottweil und im Prag-
tunnel bei Stuttgart.^) Sie findet sich nach Thürach^) auch im nördlichen
Thüringen.
Wenn die syngenetische Natur des Bleiglanzes innerhalb dieses in vertikaler
Ausdehnung mehr oder weniger präzis umschriebenen Schichtenniveaus wegen
seiner außerordentlich weiten Verbreitung kaum angezweifelt werden dürfte, so
scheint doch die Entstehungsweise gerade des einzigen wichtigeren Bleiglanz-
vorkommens innerhalb des Keupers, nämlich desjenigen in der Gegend von
Freihung^) in der Oberpfalz und 17 km davon bei Pressath, nicht festzustehen.
Der dortige Keuper zeigt in seiner Gesteinsausbildung den Einfluß des
nahen, ihn buchtförmig umrahmenden Urgebirges als ehemalige Küste; er ist
vorwaltend sandig entwickelt und umschließt viel Treibholzreste. Am Barbaraberg
bei Pressath enthält ein „weißer, feinkörniger, grün gestreifter, weiiJe Tonerde
führender Sandstein ** Bleierzdrusen und -Knollen und überlagert eine 3 m
mächtige Bank von gelbbraunem Sandstein mit Tonbutzen und von Bleiglanz
imprägniertem Holz. Dieser bleiglanzführende Sandstein hat die Lokalbezeichnung
Benker Sandstein; seine stratigraphische Stellung ist nicht ganz sicher.*^)
Zu Freihung ist der Keuper durch mehrere bis 54 m tiefe Schächte,
durch Querschläge und Strecken sehr wohl aufgeschlossen und hat folgendes
Profil gezeigt:
0 Briefliche Mitteilung an Bergeat.
2) Leuze, Ber. ü. d. XXV. Vers, des oberrhein. geol. Vereins, 1892, 21—22.
») Ber. ü. d. XXVI. Vers, des oberrh. geol. Vereins, 1893, 26.
^) Leuze, 1. c. Siehe femer: E. Fr aas, Begleitworte zu den geognostischen
Atlasblättem Neckarsulm, Öhringen und Oberkessach. — v. Alberti, Überblick über
die Trias, 1864, 23.
*) 1. c. 97 und Geogn. Jahresh., H, 1889, 84.
«) Qümbel, Geologie von Bayern, II, 1894, 757—769. — Thürach, Übersicht über
die Gliederung des Keupers im nördlichen Franken im Vergleiche zu den benachbarten
Gegenden; Geogn. Jahresh., I, 1888, bes. 150—153. — Kohler, Die Amberger Erz-
lagerstatten; ebenda XV, 1902, 11—56, bes. 38-40, 49—51.
^ „Sicher ist, daß der bleierzfübrende Sandstein zwischen den Berggipsschichten
und der Hauptmasse des dem unteren Gipskcuper entsprechenden Sandsteins lagert. **
(ThOrach, Geognost. Jahresh., ü, 1889, 82—84. Siehe auch: Ders., ebenda 1, 1888, 79.)
432 Die schichtigen Lagerstätten.
1. Oben rotbraune nnd hellrötliche Sandsteinschichten . . . 20,00 m
2. Weiße, mittel- nnd grobkörnige Sandsteine mit Letten-
schieferz wischenlagen und einzelnen Bleierzstreifen . . . 10,00 „
8. Hanpterzflöz, weißer, locker gebundener Sandstein, tonig,
mit 5— lO^/o Weißbleierz und Bleiglanz 1,05—3,00 m
4. Kotbraune Lettenschiefer und dtlnnplattige Sandsteine mit
Bleierzen 0,005—2,00 m
5. Weißer toniger, erzffthrender Sandstein 2,00 m
6. Kotbrauner Lettenschiefer und erzführende Sandsteinstreifen 1,05 ^
7. Weißer erzhaltiger Sandstein (unteres abbauwürdiges Flöz) 3,00 „
8. Rotbrauner und grünlicher Lettenschiefer 0,05 ^
9. Weißer, hellroter und blauroter, bläulichrot-gestreifter und
gefleckter Sandstein mit einzelnen Weißbleierzknollen und
rotbraunen Lettenzwischenlagen 30,00 „
Die Schichten fallen unter 14 — 16^ nach SW. „Der ganze weißbleierz-
ftihrende Schichtenkomplex (Nr. 2 — 7 des obigen Profils) hat in den Gruben
von Freihung eine Mächtigkeit von 17 — 20 m. Die einzelnen Bänke selbst zeigen
dabei eine sehr wechselnde Dicke, keilen oft ganz aus, während andere sich ver-
stärken oder neue Schichten sich einschieben. Die Sandsteine sind in der Tiefe
fast alle weiß bis hellgrau, selten manganfleckig, mittel- bis grobkörnig, reich
an Kaolin und sehr locker, so daß sie sich leicht ausbrechen lassen. Sie ent-
halten das Weißbleierz, dessen Menge in den bauwürdigen Lagen meist 2 — 10 ^/^
beträgt, in Form von kleinen, in einzelnen Lagen auch Stecknadelkopf- bis
erbsengroßen, rundlichen Römern, welche sich leicht auswaschen lassen und dann
in Haufen als feiner Sand erscheinen. Das Bindemittel des Sandsteins bildet
das Weißbleierz nur in den harten und schweren Knollen, welche in größer
Zahl unregelmäßig verteilt im lockeren Sandstein stecken und bis über 30 ^/q
Erz enthalten .... Am reichsten an Weißbleierz sind fußdicke Knollen und
Bänke, welche in den Lettenschiefem der Schicht 4 lagern. Dieselben bestehen
vorwiegend (bis zu 80 ^/o) aus grauem, derbem Weißbleierz und enthalten nur
geringe Mengen Ton und Sand .... Diese erzreichen Knollen zeigen auch
häufig Drusen, welche mit schönen Weißbleierzkristallen ausgekleidet sind. In
mehreren Lagen, besonders im Hauptflöz, zeigt sich das Weißbleierz in unregel-
mäßig abgegrenzten Partien ganz oder teilweise durch Bleiglanz ersetzt.^
(Thürach.) Auf Klüften kommt stellenweise kristallisiertes Grünbleierz vor.
Das Hauptflöz enthält ebenso wie der erzreiche Sandstein von Pressath
zahlreiche bis über 0,5 m lange und 0,2 m dicke, kohlige Stammstücke, welche
reichlichen silberfreien Bleiglanz führen. „Um die Pflanzenreste herum ist der
Sandstein gewöhnlich arm an Bleierzen. Bei Wollau sind die Holzstücke stark
gequetscht und liegen in blaugrauen, sandigen Lettenschiefem dicht unter dem
manganreichen Sandstein, der dem Freihunger Hauptflöz entspricht. Hier ist
der Sandstoin selbst bereits arm an Bleierzen und scheint der Bergbau vor-
wiegend auf diese bleiglanzhaltigen Hölzer gerichtet gewesen zu sein.^ (Thürach.)
Der Bergbau ist in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zum
letzten Male von einer englischen Gesellschaft wieder aufgenommen worden, da
sich aber eine Verarmung der Flöze nach der Teufe herausstellte, 1891 wieder
aufgegeben worden. 1888 förderte man 68000 Ztr.
Außer zu Freihung kommen solche bleierzfnhrende Keupersandsteine nicht
nur zu Pressath (17 km nördlich von dort), sondern auch bei Hirschau (8 km
südlich von Freihung), also in einem recht erheblichen Umkreise vor.
Gegen die zuletzt noch von Thürach angenommene sedimentäre Ent-
stehung des Freihunger Bleiglanzlagers sind von Posepny^) Einwände erhoben
0 Geneeis der Erzlagerstätten; Lech. Jahrb., XLIU, 1895, 173—174.
Die blei-, kupfer- und silbererzführenden Sandsteine. 433
worden, der dasselbe, wie alle Salfidlager für eine jüngere Imprägnation ge-
halten hat. Kohl er hat neuerdings darauf hingewiesen, daß Freihung und
Vilseck einer großen NW. — SO. streichenden Verwerfung benachbart seien und
daß möglicherweise auch an den anderen genannten Stellen von solchen Ver-
werfnngsspalten her eine Imprägnation mit Bleierz stattgefunden haben könne,
wie weiter südlich bei Amberg der Dogger durch eisenhaltige Säuerlinge in
Eisenerz verwandelt worden sei. Direkte Beziehungen zwischen jenen bestehenden
oder vermuteten Verwerfungen zu den Erzlagern sind noch nicht nachgewiesen
worden. Nach Köhler soll ferner das primäre Erz das Weißbleierz gewesen
und dieses auf der Lagerstätte durch die Pflanzenreste zum Sulfid reduziert
worden sein. Der genannte Autor bringt in Eriunerung, daß der in Sand-
steinen allgemein verbreitete Kaolin die Eigenschaft habe, aus Metalllösungen
Salze zu adsorbieren und erklärt damit eine Epigenese der Blei- und Kupfererz-
lager von Freihung, Mechernich usw.^) Es versteht sich aber von selbst, daß
diese Adsorption auch während der syngenetischen Imprägnation des kaolin-
haltigen Sandes eine Eolle gespielt haben könnte.^) Die anfällige Tatsache, daß
das von Spalten her zugeführte Bleikarbonat für sich allein ohne Gangart und
weitere metallische Begleiter (nur mit Mangan) auftritt, begründet Kohl er
mit einer „auswählenden Adsorption.^
Die Frage nach der Entstehung der Oberpfälzer Bleiglanzlager ist trotz-
dem noch nicht gelöst. Vor allem fehlen noch genauere Angaben über die Ent-
fernungen der Erzvorkommnisse von den tatsächlich nachweisbaren Spalten und
über das Verhalten der zwischen den letzteren liegenden entsprechenden Keuper-
sandsteine. Das weit verbreitete Auftreten von Bleiglanz in der „Bleiglanz-
bank^ des Keupers und die besondere Lage des Oberpfälzer Vorkommens in einer
zweifellosen Uferbildung nahe einem alten Urgebirge sind einstweilen noch be-
achtenswerte Momente bei der Erklärung ihrer Entstehung.
Am östlichen Rande der Cheshire-Ebene,^) südlich von Manchester in
England sind kupferführende Sandsteine und Konglomerate des unteren Keupers
abgebaut worden. Dieselben ruhen über roten und gefleckten Sandsteinen, welche
dem Buntsandstein gleichgestellt werden. Die unter 5 — 10^ einfallenden Schichten
zeigen infolge einer Verwerfung eine Wiederholung, so daß die kupferführenden
Lagen an zwei Stellen, nämlich zu Alderley Edge im Südwesten und zu Mottram
St. Andrews im Nordosten zutage treten; die beiden Abbaue sind etwa 1^/^ km
voneinander entfernt. Das Kupfer ist in Form von Karbonaten in dem Zement
der Konglomerate und Sandsteine enthalten. Zu Mottram hat man vor etwa
30 Jahren in den Konglomeraten die Kupfererze entdeckt und eine Zeit lang
mit schlechtem Erfolg abgebaut. 1896 war der Bergbau wieder aufgelassen.
Zu Alderley bilden die Erze drei Lager im Sandstein; die Gesteinsreihe ist
folgende:
Oberflächenüberdeckung und roter Sandstein 31,0 m.
3. Lager 5,5 „
Koter toniger Sandstein 3,6 „
2. Lager 5j5 n
Blauer toniger Sandstein ^fi n
1. Lager 20,1 „
67,5 m.
') Siehe auch Kohl er, Adsorptionsprozesse als Faktoren der LagerBtättenbildung
und Lithogenesifl; Ztschr. f. prakt. Geol., 1903, 49—59.
') Dabei bleibt es aber noch höchst fraglich, ob der vorhandene Kaolin wirklich
so große Bleisalzmassen zurückgehalten haben kann.
») Phillips und Loui 8, Ore deposits, 1896, 266—269, Lit.
Stelzner-Bergeat, Erzlagerst&tten. 28
434 Die schichtigen Lagerstätten.
Das 1. Lager ist bis zn 600 m im Fallen abgebaut worden. Die Erze
waren blaue und grüne Kapferkarbonate, etwas Weißbleierz, seltener Bleiglanz,
Pyromorphit und Vanadinit und enthielten Eisen, Mangan und Kobalt, sowie
etwas Schwerspat. Das 3. Lager war überhaupt nicht abbauwürdig. Der
Eupfergehalt verlor sich an der hangenden und liegenden Grenze der Lager
ziemlich rasch und betrug auch in den abbauwürdigen Zonen nur 1,4 ^/q. Das
Erz wurde durch Auslaugung zugute gemacht und lieferte bis 1877 gute
Erträgnisse. Es scheinen mehr äußerliche Gründe als eine Verarmung der
Lagerstätte die Ursache gewesen zu sein, derenthalben der Bergbau von Alderley
in dem gleichen Jahre zum Erliegen kam.
Auch hier machte man die Beobachtung, daß das Weißbleierz im allgemeinen
an andere Gesteinszonen gebunden war als die Hauptmasse der Kupfererze.
320 engl. Meilen südlich von Salt Lake City und nahe der Grenze von
Arizona liegen die Silbererzlagerstätten von Silver Reef^) in Utah. In
der Nachbarschaft der Stadt erheben sich im Umkreis Berge von älteren und
jüngeren Eruptivgesteinen, während im übrigen weithin, viele hundert Fuß
mächtig, vorwaltend rote und weiße Sandsteine verbreitet sind, denen triasisches
Alter zugeschrieben wird. Stellenweise sind dieselben reich an Stamm- und
Zweigstücken fossiler Pflanzen, im übrigen aber an Fossilien arm. Zwischen
die Sandsteine sind Schiefertone eingelagert, aus denen sich die schwerer zer-
störbaren Sandsteinfelsen riffartig erhebeu. Das Ausstreichen der Schichten am
Rande der massigen Gesteine ist ein halbmondförmiges, das Einfallen 15 — 35^
gegen die Umrahmung der Bucht. Drei Massen härteren Sandsteines treten als
rauhe Felswälle (reefs) besonders deutlich hervor: das White Reef, das Buckeye
Reef und das Butte Reef, von denen ersteres das Hängendste, letzteres das
Liegendste ist. Die Erze sind gebunden an die beiden ersteren; sie sind durch
einen etwa 150 m mächtigen Komplex von tonigen Sandsteinen und Tonschiefem
geschieden und einander so ähnlich, daß man sie früher für die durch eine
Verwerfung getrennten Teile derselben Masse hielt, eine Ansicht, die jetzt auf-
gegeben ist.
Neben den Silbererzen brechen, allerdings sehr untergeordnet, auch
karbonatische Kupfererze ein. Gegenstand des Bergbaues bilden nur erstere;
sie bestehen über der Grundwasserzone aus Chlorsilber, in den größeren Teufen
aus Silberglanz und gediegen Silber. Die Erze finden sich in feinster Verteilung,
dem Auge häufig nicht bemerkbar, vorzugsweise in dem Sandstein. Nach
Rothwell soll der letztere um so reicher sein, je weicher und rissiger er ist;
auch der Tonschiefer enthält manchmal Silbererze, indes nur auf den Gleitflächen
und Rissen. Die Verteilung des Erzes im Sandstein ist eine ungleichmäßige in
reicheren und ärmeren Mitteln. Solche können mehrfach übereinander liegen;
so erwähnt Rolcker das lokale Auftreten von drei „shoots", welche durch
^) Eolcker, The silver aandstone district of Utah; Trans. Am. List. Min. Eng.,
IX, 1881, 21—33. — Roth well, The silver sandstone formation of Silver Reef; Eng.
Min. Joum., XXIX, 1880, 25, 48, 79 (Profile). — Newberry, Report on the propertiee
of the Stormont Silver Mining Company; ebenda XXX, 1880, 269. — Ders., The Silver
Reef Minea; ebenda XXXI, 1881, 4—5. — Jackson, Mming and Scientific Preß, XLII,
1881, 19. Febr. und 16. April. — vom Rath, Sitzungsber. d. niederrh. Ges., 1887,
199—200.
Die blei-, kapfer- and silbererzftlhrenden Sandsteine. 435
4 bezw. 30 Fuß unproduktives Gestein getrennt sind. Auch eine Zerteilung
eines Mittels in mehrere übereinander liegende findet statt. Verwerfungen
spielen keine große Eolle; manchmal führen die Klüfte außer Letten auch etwas
Silbererz.
Pflanzenreste sind, wie gesagt, häufig; ihr Auftreten ist indessen nach
Rolcker keine Bedingung für die Silberführung des Gesteines. Bald ist dasselbe
reich an Pflanzenresten und arm an Silber und umgekehrt; häufig sind die letzteren
bis ins Innere hinein mit Silbererz imprägniert. Die abbauwürdigen Mittel sind
nach Rothwell von sehr verschiedenen Ausdehnungen, in der AVeite bis zu
mehreren hundert Fuß, in der Dicke bis zu 10 — 14 Fuß messend. Die silber-
führenden Schichten sind (horizontal gemessen) 30 — 90 Fuß dick. Die Kupfererze
kommen meistens in gesonderten Mitteln vor. Auch Selen ist in den Erzen
verbreitet. Der durchschnittliche Wert der Tonne Erz stellte sich 1880 auf
80 — 100 Mark, betrug aber stellenweise auch 150 — 220 Mark. Der durch-
schnittliche Silbergehalt war 1878 etwa 0,01 ®/o.^) Die Lagerstätten von Silver
Eeef wurden 1877 entdeckt und in Abbau genommen.
Über die Entstehung dieser Lagerstätten gehen die Ansichten der ameri-
kanischen Bergleute und Geologen auseinander. Die Erzverteilung in denselben
veranlaßt die einen, nämlich Eo Ick er, Rothwell undKemp,^ eine epigenetische
Entstehung anzunehmen. Durch die Klüfte und vor allem auch durch die Ver-
werfungsspalten seien Silberl'ösungen oder -Dämpfe im Gefolge von Gesteins-
eruptionen emporgedrungen und hätten das Erz dort abgesetzt, wo die physi-
kalischen und chemischen Gesteinseigenschaften dem am günstigsten gewesen seien.
Eine spätere Zufuhr der Erze von unten her, und zwar im Zusammenhang mit
der Eruption der tertiären Massengesteine der Umgebung, ist auch von Jackson
behauptet worden, der allerdings die Lagerstätten nicht selbst besucht hatte.
Jackson glaubt, die Metalllösnngen seien auf Rissen emporgedrungen, die sich
später wieder geschlossen hätten, so daß sie noch nicht nachgewiesen werden
konnten. Unzutreffend ist jedenfalls sein Vergleich dieser Lagerstätten mit denen
von Verespatak und ähnlichen Vorkommnissen mit brecciös zertrümmertem und
stockwerkartig infiltriertem Nebengestein, oder mit denen von Böhmisch Brod
und Mansfeld. Auch scheint der Zusammenhang zwischen Erzabsatz und
Eruptionen doch noch sehr problematisch zu sein. Dagegen weist Newberry
darauf hin, daß der triasische Sandstein in weitester Verbreitung auch über
Utah hinaus silberführend, wenn auch nicht abbauwürdig ist, und daß die Erz-
führung durchaus keine lokale Erscheinung bildet. Allenthalben seien die Sand-
steine von Spalten und Sprüngen durchzogen, aber nirgends ließe sich der Nach-
weis erbringen, daß diese wirklich Zuleitungskanäle für die Metallverbindungen
gewesen seien. Jedenfalls wird noch die Frage zu lösen sein, wie weit die
heutige Erzverteilung in den Reefs eine primäre oder sekundäre ist.^
') Eng. Min. Joum., XXIX, 1880, 80.
^ Ore deposits, 1900, 334.
") Siehe darüber auch Newberry, Eng. Min. Journ., XXXI, 1881, 5.
2 8*
436 Die schichtigen Lagerstätten.
Enpfererzf Uhrende, triasische Sandsteine gibt es im Nacimiento-Crebirgfe
des nordwestlichen Neu-Mexiko; Newberry^) hat sie zuerst beschrieben. Das
gegen 3000 m hohe Gebirge besitzt eine granitische Achse, an welche sich Zonen
von Kohlenkalk, Trias und Kreide mit mehr oder weniger gestörten Schichten
anlegen. Die Trias besteht aus roten und weißen Sandsteinen, aus Mergeln und
Gips; die ersteren zeigen deutliche Wellenfurchen und enthalten die Beste der
Cycadeen Pterozamites und Otozamites, nämlich Stammstrünke, Zweige und
Blätter, deren Gewebe'nach Newberry „Partikel für Partikel" in etwas silber-
haltige Sulfide von Kupfer und Eisen umgewandelt sein soll. Außerdem kommt
das Kupfererz auch in Konkretionen und in 4 — 9 Zoll dicken, derben Lagen
vor. Die vorwaltenden Kupferverbindungen sind Kupferglanz, Rot- und Schwarz-
kupfererz (Melaconit). Das angereicherte Erz hat nach Cazin einen Gehalt von
44 ^/q Kupfer und einigen Unzen Silber in der Tonne.
Nach Newberrys Auffassung würde es sich hier gerade wie in dem
Silver Eeef um eine gleichzeitige Ausfällung des Erzes mit dem Absatz des
Sediments handeln.
* Bei der Frage nach der Entstehung der erzführenden Sandsteine lag
stets die Annahme am nächsten, daß diese Lagerstätten durch Imprägnation von
Spalten her entstanden seien. Denn die Porosität des Gesteines kann einer solchen
sekundären Ansiedelung förderlich sein, vorausgesetzt, daß sich in ihm auch
Agentien finden, welche aus metallführenden Lösungen Metall Verbindungen nieder-
schlagen. Ist schon die Möglichkeit einer solchen Imprägnation zuzugeben, so
scheinen auch tatsächlich Beispiele dafür bekannt zu sein, daß in der Nähe von
echten Erzgängen zur Zeit der Gangfüllung selbst oder durch eine Übertragung
sekundärer Erze aus dem verwitternden Ausstrich einer Lagerstätte eine Im-
prägnation von Sedimentärgesteinen stattgefunden habe.
Dasjenige Beispiel, welches am häufigsten erwähnt worden ist, um den
innigen Zusammenhang zwischen der Bildung von Erzlagern einerseits und dem
Erguß metallführender, aus der Tiefe aufsteigender Lösungen zu beweisen, ist
die Gegend von Avallon imMorvan,^ dem nordöstlichen Teil des französischen
Zentralplateaus (Fig. 100). Das Grundgebirge des Morvan wird gebildet von
Gneis, Amphibolit usw. und durchsetzt von Granit, Diorit, Minette, Kersantit,
Porphyriten, Porphyren und Diabas. Darüber liegen stellenweise paläozoische
Ablagerungen, im allgemeinen aber transgredieren mesozoische Schichten über
dieselben. Eine merkwürdige Beschaifenheit zeigt das Rhät. Dasselbe ist von
toniger Beschaffenheit, indessen an vielen Orten in der Art weit ausgebreiteter
Decken oder großer unregelmäßiger Massen oder Linsen mit Chalcedon durch-
lagert; die so entstehenden Kieselgesteine sind bald kompakt, bald mühlstein-
artig, bald jaspisähnlich, und führen stellenweise Baryt und Flußspat, häufig
Pyrit, auch Bleiglanz, Eisenglanz, Malachit und Lasur. Durch Verwitterung
^) Eeport of Exploring Expedition in 1859 under Capt. J. N. Macomb, Washington
1876. AuBzugsweifle mitgeteilt von Cazin, Eng. Min. Joum., XXX, 1880, 87. —
Femer Newberry, Eng. Min. Jouni., XXXI, 1881, 4.
') Bonnard, Sur la conatance des faits g^ognostiques qui accompagnent le gise-
ment du terrain d'arkose k Test du plateau central de la France; Ann. d. Mines (2),
IV, 1828, 357 — 439. — von Beust, Kritische Beleuchtung der Wernerschen Gang-
theorie, 1840, 6—21. — Michel-L6Yy et V61ain, La r^union extraordinaire de la
Soci^t^ g^ologique de France k Semur 1879; Bull. Soc. g6ol. (3), VII, 1879, Lit —
Daubr6e, Les eaux souterraines, III, 1887, 125—126.
Die blei-, kupfer- aad ailbererzfUhrenden Sandsteine. 437
des Nebengesteines treten sie stellenweise als steile Klippen hervor, und die Stadt
Avallon gelbst liegt teilweise auf solchem Qnarzit. In früherer Zeit ist man
dem sUberbaltigen Bleiglanz dieser Lager nachgegangen, zeitweise hat man den
Baryt and den Eisenkies abgebant. Derartige kieselige Einlagernngen finden
sieh nicht nur im Ehat (Horizont der Ävicala contorta), sondern sie wiederholen
sich im untersten Lias, wo Ton and Ealkbänke solche nraschlieflen. Man kann
an verschiedenen Punkten nachweisen, daß die erzführenden Chalcedonmassen im
unmittelbaren Zusammenhang stehen mit Erzgängen von ganz analoger Fllllung,
die das Qrundgebirge durchsetzen. Die französischen Geologen scheinen deshalb
geneigt zu sein, in jenen Lagern von „quartz d'^panchement" Kieselsinter
(Geyserite) zu sehen, welche sich submarin zar Rhät- und Liaszeit als gleich-
zeitige Bildungen mit den umgebenden Sedimenten, also als echte Lager, um die
Äusfluflkanäle heißer Quellen, die Gangspalten, gebildet hätten. Dieser Ansicht
sind u. a. V61ain und Daubr£e; der erstere macht besonders auf die Tatsache
aufmerksam, daß sich die Cha Icedon führ an g auf die genannten Schichten be-
schränke, daß zwischen den Chalcedonbänken der Planorbisstufe mehrere Lagen
von völlig unveränderten Tonen und Kalken auftreten und daß gerade die
poröseren Schichten nicht chalcedonfülirend seien, um seine Auffassung von einer
gleiclizeitigen Bildung der kieseligen Uassen zu beweisen. Ein hauptsächliches
¥\s- 100' ProAl durch die Ebene von Etanles bet AvalloD. g Granit; Q QuangSoge mit Baryt.
rinOipat, Blstgluiz nnd die Über dem Granit liegende, verkleielte Rhätbank mit nesterweliam
Anftretec derBelben Minerallen; l— l LIai; 8 — 9 unterer nnd mittlerer Dogger. (M Ichel-L jvf
nnd Velaln, ISTB.) Der HBtunnnterscIiled zwischen Ann^ot nnd der H5be dei nördlichen
Flateana betrfigt IBS m.
Vorkommen der letzteren liegt bei Chitry, nordöstlich von Corbigny. Hier setzen
im Oneis nnd Granit mächtige Gänge der barytischen Bleiformation auf, welche
sich gewissermaßen zu einer 5 — 6 m dicken, etwa 1 km weiten Decke von
grauem und schwarzem Kiesel ansbreiten, die gleichfolls Baryt, Flußspat und
Blei glänz führt.
Als zweifelloses Beispiel einer deutlichen Imprägnation von Sandstein in
der Nähe einer in Verwitterung begriffenen Lagerstätte mögen endlich die bereits
S. 292 — 294 erörterten Verhältnisse des Erzvorkommens vonChessy angeführt
werden. Unmittelbar neben der Störung, welche dort längs einer stark ver-
witt«rt«n Kiesmasse verläuft, ist der jüngere Sandstein besonders anf den
Schichtflächen intensiv mit Kupferkarbonaten imprägniert, die nicht in Knotten
sondern in prächtigen Kristallisationen auftreten. Die Imprägnation szone ist
zwar 400 m lang, aber nnr 20 m breit. (Siehe Fußnote S. 294.)
Mag man — ob mit größerem Recht, ist fraglich — in den bleiglanz-, baryt-
nnd flußspatftthrenden Chalcedunlagern des Morvan im Gegensatz zu der Auf-
fassung der französischen Geologen jflngere Ansiedelungen erblicken, so bleiben
dieselben doch deshalb von ganz besonderem Interesse, weil sie dieselben
Gangarten und Erze enthalten, welche anch in den zuführenden Gangspalten
als echte Sulfldgünge zur Ansiedelung kamen. Mit den von jeder Gangart freien
Bleilagern der triasischen Knott«D Sandsteine haben sie nicht die geringste
438 Die schichtigen Lagerstätten.
Ähnlichkeit. Auch die Erze von Chessy, wo es sich doch offenbar zweifellos
um eine intensive Zufuhr von Erzlösungen handelte, können mit den mit Kupfer-
erz imprägnierten Sandsteinen von St. Avold nicht verglichen werden.
Hält man z. B. fQr die Enottenerze in Lothringen und Bheinpreußen an
der Annahme einer schichtigen Natur angesichts ihrer weiten Verbreitung und
ihrer im einzelnen waltenden Horizontbeständigkeit fest, so wäre damit gesagt,
daß Erzbildung und die Anhäufung des Sandes zu gleicher Zeit vor sich gegangen
sind. Der Buntsandstein ist die Strandablagerung einer sehr seichten See, ja
er muß mindestens teilweise eine Dünenbildung sein. Daß die Erzfühmng der
Sandsteine durch den spurenhaften Metallgehalt des normalen Meerwassers, der
durch irgend ein Agens niedergeschlagen worden wäre, bedingt sein könne, wird
niemand behaupten. Vielmehr müßte man an Metalllösungen denken, welche
irgend woher in das Meer eintraten. Die Annahme blei- und kupferreicher,
an die Oberfläche tretender Quellen mag zunächst bedenklich erscheinen, da man
solche heute nicht kennt. Im Wesen würden sie sich aber nicht von deigenigen
unterscheiden, welche man auch annehmen müßte, wenn man an eine spätere
Erzzufuhr in die Sandsteine glaubt; denn soviel steht fest, daß der Buntsandstein
von Commem kaum jemals tiefer unter der Erdoberfläche gelegen hat, als unsere
tiefsten Schächte unter die letztere vorgedrungen sind; es müßte daher auf jeden
Fall zugegeben werden, daß solche blei- und kupferführende Quellen bis an die
Oberfläche emporzusteigen vermögen, und auch die Möglichkeit, daß das seichte
Triasmeer mit Metallverbindungen lokal beladen wurde, ist dann nicht von der
Hand zu weisen. Eine letzte Annahme wäre die, daß die Erze von einem Fest-
lande her dem Meere zugeführt worden seien. Daß tatsächlich aus dem Meere
verhältnismäßig bemerkenswerte Mengen von Blei und besonders Zink zum
Niederschlag kommen können, beweist das weit verbreitete Auftreten von Blei-
glanz in der Bleiglanzbank des Keupers, oder desselben Erzes und von Zinkblende
in den Versteinerungen, z. B. des norddeutschen Doggers oder in Toneisen-
steinen der unteren Kreide usw. Hierbei an eine Epigenese zu denken, liegt
kein Grund vor.
Die Frage nach dem Agens, welches aus den MetaUlösungen das Erz
niedergeschlagen hat, ist auf verschiedene Weise zu beantworten, wenn man die
wahrscheinliche Annahme macht, daß das letztere ursprünglich als Sulfid vor-
handen war. Man könnte an den Schwefelwasserstoff denken, der sich durch
Verwesung von Eiweiß, d. h. von Tieren und Pflanzen bildet. Mit Vorliebe hat
man ferner den in den Sandsteinen vermodernden Pflanzenresten eine reduzierende
Einwirkung auf die Metallsalze zugeschrieben, wozu allerdings bemerkt werden
muß, daß zu Mechernich solche keine Rolle gespielt zu haben scheinen. Neuerdings
hat Kohl er an die Eigenschaft des Kaolins erinnert, Kupfer- und Bleisalze zu
adsorbieren;^) diese könnten durch Schwefelwasserstoff in Sulfide umgewandelt
worden sein, und die letzteren müßten dann innerhalb des fertigen Gesteines
eine Konzentration zu Knotten erfahren haben. Denn die Mechemicher Blei-
^) Adsorptionsprozesse als Faktoren der Lagerstättenbildung und Lithogenesis;
Ztflchr. f. prakt. Geol., 1903, 49-59.
Die knpferftUirenden Taffe. 489
glanzknotten sind keine Psendomorphosen, sondern bestehen ans Würfeln des
Bleiglanzes.
Die deutschen Blei- nnd Knpferlager im Bnntsandstein können zu
^''*- vulkanischen Prozessen nicht in Beziehung gebracht werden. *
irv,— ■
.1... .■
6. Die kupferfuhrenden Tuffe.
^f': Daß in den submarin und besonders in flacher See abgelagerten Tuffen
B>? Erzabsätze auftreten können, erklärt sich zwanglos aus der Tatsache, dafi bei
iiz:. vulkanischer Tätigkeit Metalle, und zwar besonders Eisen und Kupfer, in gas-
i rr< förmigen Verbindungen gefördert werden. Beispiele sind die sehr gewöhnlichen
:j Absätze von Eisenglanz, seltener von Magnesioferrit aus Fumarolen; Chlorknpfer,
L I welches sich später in Atakamit umwandelt, ist sehr verbreitet als Sublimations-
produkt der Eruptionen des Ätnas oder des Vesuvs und überzieht auf letzterem
ganze Lavablöcke mit einer grünen Kruste. Auch der Covellin (CuS) ist keine
^r. seltene Erscheinung. Außer anderen Chloriden findet sich am Vesuv auch das
Chlorblei (Cotunnit, PbClg), femer Realgar, Auripigment und Millerit.^) In den
^y Sublimationsprodukten der ehemaligen Solfatara im Krater von Vulcano^ konnte
|, V man folgende Metalloide und Metalle nachweisen: Schwefel, Selen, Tellur, Wismut,
..: Arsen, Silicium, Bor, Phosphor, Stickstoff (Ammonium), Fluor, Chlor, Jod,
Natrium, Kalium, Lithium, Bubidium, Caesium, Eisen, Kobalt, Zink, Thallium,
Zinn, Blei und Kupfer. Absätze von Kieselkupfer finden sich, wenn auch nur
in geringer Menge, im Tuff von Lipari und auf Klüften der Lava von Vulcano.
Wie einerseits ohne Zweifel nur ein sehr geringer Teil der durch die Fumarolen
,j subaerer Vulkane geförderten Stoffe wirklich zum Absatz gelangt, so gewiß
müssen dieselben bei submariner Tätigkeit im Meerwasser zurückgehalten und
\ unter günstigen Bedingungen niedergeschlagen werden. Diese Betrachtung ist
anwendbar auf eine große Anzahl der früher besprochenen Kieslager. Die
direkten Beziehungen zwischen vulkanischer Tätigkeit und der Bildung von
Erzlagern scheinen aber ganz besonders gut durch die Verhältnisse der nach-
stehend beschriebenen, sehr jugendlichen Kupferlagerstätte bewiesen zu werden.
Es sind das die tertiären Boleo-Kupfererzlagerstätten gegenüber Guaymas
' an der Ostküste von Niederkattfornien,^ unter dem 27^/^^ nördl. Breite und
etwa dem 112^/8*^ westl. Länge von .Greenw. bei der Hafenstadt Sta. Kosalia
gelegen. Sie treten in einem rechteckigen Gebiet von 10 — 12 km Länge und
5 — 6 km Breite auf, das von tertiären eruptiven Tuffen und anderen Sedimenten
gebildet wird; diese lehnen sich an ein Gebirge jungeruptiver Entstehung an
und zeigen eine leichte Neigung nach der Küste zu. Die eruptiven Bildungen
^) J. Both, Allgemeine und chemische Geologie, III, 1893, 282.
^ Bergeat, Äolische Inseln; Abh. k. bayer. Ak., IL Gl., XX, 1. Abt., 1899, 193.
^ Fuchs, Sur le gisement de cuivre du B0I60; Bull. Soc. g6ol. d. France (3),
XIII, 1886, 545; zitiert von Fuchs und de Launay. — Fuchs et de Launay, Gites
min^raux, II, 349 — 352, Lit. — Saladin, Notes sur les mines de cuivre du B0I60;
Bull, de la Soci6t^ de Pindustrie min^rale (3), VI, 1892, 5—46. — Wegen der Mineralogie
des Boleo siehe die Referate über Arbeiten von Mallard, Cumenge, Genth und
Warren in Ztschr. f. Krist, XXII, 579, XXV, 96, 305, 306, XXX, 603.
440 ^ie schichtigen Lagerstätten.
gehören dem vulkanischen Bergmassiv Las tres Virgines (2000 m) an; das
Innere der Halbinsel, eine wasserlose Wüste, besteht aas kristallinen Schiefem.
Die Gesteinsfolge des Minendistrikts wird in vier Stufen gegliedert:
1. Zu Oberst Tone, Gips, vulkanische Tuffe, Sandsteine und Konglomerate
mit miocänen (oder altpliocänen?) Fossilien. Ln nördlichen Teil des Gebietes
lagert sich darüber eine Basaltdecke.
2. Kupferftihrende Schichten. Soweit dieselben durch den Bergbau oder
die Erosion in Schluchten aufgeschlossen sind, lassen sie folgende Eeihenfolge
erkennen :
a) Wenig mächtiges Konglomerat mit kalkigem Zement
und Kupferspuren.
b) Feinkörnige, gelbliche oder rötliche Tuffe .... 10 — 30 m.
c) 1. Kupfererzschicht wenige Dezimeter.
d) Ein Konglomerat von Phonolith-, Perlit-, Obsidian-
stttcken und Feldspatfragmenten 3 — i m.
e) Grauer oder lichtlilafarbiger Tuff bis 50 m.
f) 2. Kupfererzschicht 0,2—0,5 m.
g) Konglomerat von Dacit- und „Trachyt" -Brocken . . 3 m.
h) Tuffschicht, die häufig durch eine dünne rote, 35 — 40 cm
über i) liegende Lage (cinta colorada) in zwei Ab-
teilungen getrennt wird 50 — 60 m.
i) 3. Kupfererzschicht 0,2 — 3 m.
k) Konglomerat 10 — 50 m.
1) Tuffe von unbekannter Mächtigkeit,
m) 4. Kupfererzschicht.
n) Tuffe.
Unmittelbares Liegendes unbekannt.
3. Diskordant unter den kupferführenden Schichten ruht ein brauner
Dolomit mit schlecht erhaltenen, unbestimmbaren Fossilien, und unter diesem
vulkanisches Material, wie Lapilli, Sande und Lavaströme. An gewissen Stellen
ist dieser Dolomit stark imprägniert mit Pyrit, Bleiglanz und Kupferkies.
4. Jungvulkanische Gesteine, wie Dacite usw.
Die Kupfererze sind fast durchweg oxydisch; in der Hauptmasse be-
stehen sie aus „Schwarzkupfererz", Malachit, Kupferlasur, seltener aus Rotkupfer-
erz, gediegen Kupfer, Atakamit und Kieselkupfer, ferner aus Crednerit (Mangan-
kupfererz), ^) wozu noch einige neue Mineralfunde kommen, nämlich die schön
blauen Verbindungen Boleit, 3 (PbCl (OH) + CuCl (OH)) + AgGl (mit etwa 9 % Silber,
14— 150/^, Kupfer und etwa 50 o/^ Blei) und der Cumengeit, PbCl (OH) -f CuCl (OH)
(mit etwa 53 ^/^ Blei und 17 — 18 ^/^ Kupfer). Bleiglanz, Phosgenit, Weißbleierz
und Bleivitriol finden sich in Begleitung dieser letzteren, und auch Kobalt- und
Nickelerze sind angetroffen worden. Die Lagerart der Flöze ist ein gänzlich
^) Siehe auch Krusch, Über eine Kupfererzlagerstatte in Nieder-Kalifomlen ;
Ztschr. f. prakt. Geol., 1899, 83—86.
Die kupferführenden Tuffe. 441
zersetzter Taff, Jaboncillo genannt. In den tieferen Zonen nehmen übrigens
Eapfersnlfide, wie Kupferkies, Kupferglanz und Kupferindig überhand.
Die 1. Kupferschicht ist arm an oxydischen Kupfererzen und hat daher
nur wenig technische Bedeutung. Das klastische Material entstammt ziemlich
entfernten eruptiven Herden, und deshalb glaubt Saladin, daß auch der
TJrsprungsherd der Kupferlösungen ein entlegener sein müsse, was durch den
geringen Metallgehalt der Schichten bekräftigt würde. Die 2. Kupferschicht
ist zuerst in Abbau genommen worden. Sie ist eisenarm und kieselsäurereich.
Das zumeist karbonatische Erz bildet gern Kugeln und knottenartige Konkre-
tionen,^) welche Durchmesser von mehreren Zentimetern und einen Kupfergehalt
von 25 — 40®/o erreichen. Sie lassen sich leicht auf trockenem Weg von der
Lagerart trennen. Das Erz ist in gewissen Teilen dieses Lagers besonders stark
angereichert, indessen durchschnittlich weniger reich als in der 3. Kupferschicht.
Diese ist die kupferreichste und enthält zugleich ziemlich viel Eisen und Mangan;
sie bildete in letzter Zeit hauptsächlich den Gegenstand des Abbaues. Die
Lagerart ist plastisch-tonig, das Erz staub- und blättchenförmig durch dieselbe
verteilt und die Aufbereitung daher ziemlich schwierig. Über das 4. Erzflöz,
dessen Existenz übrigens zeitweise bestritten worden ist, liegen keine Mit-
teilungen vor. Sehr bemerkenswert und bei der Verhüttung lästig ist der
Kochsalzgehalt der Erze.
Die Lagerstätte von Sta. Bosalia wird für eine sedimentäre gehalten.
Fuchs bringt ihre Entstehung mit den vulkanischen Vorgängen der Tertiärzeit
in Verbindung und hält wiederholte vulkanische Schlammergüsse auf dem
sich senkenden Boden der offenbar sehr flachen See für wahrscheinlich. Nach
Saladin* wäre es nicht unmöglich, daß die Erze schon von Anfang an wenigstens
teilweise oxydische gewesen wären; die jetzige, auch im 3. Erzflöz nicht ganz
regelmäßige Erzverteilung ist nach ihm eine sekundäre und auf spätere üm-
lagerungen zurückzuführende Erscheinung.
Die Boleo-Erze wurden 1868 durch einen Farmer entdeckt, 1872 wurden
die ersten Erze nach Europa geliefert und längere Zeit dort verhüttet. Der
Kupfergehalt der verschiffbaren Erze mußte 20 — 25^/0 betragen. Seit 1885 hat
eine französische Gesellschaft den Bergbau in Händen, welche 1886 eigene
Schmelzwerke an Ort und Stelle errichtete. Anfangs der 90 er Jahre des
vorigen Jahrhunderts betrug der Gehalt der Erze 7 — 10 ^Jq, die Gesamtförderung
1891 76000 t, die Kupferproduktion 4176 t. Im Jahre 1901 war der durch-
schnittliche Kupfergehalt 3,95^/0, die Kupfererzeugung auf 11000 t, die Erz-
förderung auf über 275000 t gestiegen.
Nach Fuchs und de Launay^ sollen die Kupfererzlagerstätten von
Redabeg und Akhtala im Kaukasus eine gewisse Ähnlichkeit mit derjenigen von
Boleo zeigen. Kedabeg liegt etwa 60 km südwestlich von Elisabethpol. Mntter-
gestein der Lagerstätte ist nach Fuchs und de Launay ein „Quarzit", der im
Hangenden in Sandstein übergeht und Knollen von Kupferkies, stellenweise auch
Kristalle von Pyrit und Blende umschließt. Schwarzkupfererz begleitet den
Kupferkies. Bleiglanz bildet mitunter Nester. Der „Quarzit** enthält auch Feld-
spat, Glimmer, Pyroxen und Hornblende, welche wohl vulkanischer Herkunft
*) Daher der Name boleo = Kegelbahn, bola = die Kugel.
') Gites minöraux, H, 345—348, Lit.
442 Die schichtigen Lagerstätten.
sind. Einer französischen Gesellschaft gehören die drei wenig bekannten
Lagerstätten von Akhtala, Allahverdi und Tschamlak, 80 km südlich von
Tiflis, am Fluß Chram, einem Nebenfluß der Kura. Die Lager sind eingeschaltet
zwischen Ströme von Dacit, welche dem Araratgebiete entstammen, und führen
Pyrit, Blende, Kupferkies, Bleiglanz, Baryt und teilweise Gips innerhalb eines
quarzigen Gesteines.
Das Lager von Allahverdi besitzt eine mittlere Mächtigkeit von 16 m;
das von Akhtala läßt deutlich zwei verschiedene Etagen unterscheiden: eine
untere, 0,50 — 4,50 m mächtige mit Pyrit, Kupferkies und Buntkupfererz mit
etwa 12 ®/o Kupfer, und eine oböre mit Bleiglanz, Blende und Kupferkies. Diese
letztere enthält etwas Silber; sie ist von der unteren durch eine Quarzbank
getrennt.
Nach Fuchs und de Launay wären diese Lagerstätten durch Absatz aus
heißen Wässern entstanden, welche sich zur Zeit der Bildung des Nebengesteines
durch dasselbe verbreiteten. Da zu Akhtala die Erze in verschiedenen Horizonten
verschieden sind, so müßten sich hintereinander Lösungen von ungleichem Metall-
gehalt ergossen haben. Die Erzabsätze werden in genetischen Zusammenhang
mit dem Erguß der tertiären Eruptivgesteine gebracht. Die syngenetische Ent-
stehung dieser kaukasischen Lagerstätten ist offenbar noch recht zweifelhaft.
in. Schichtige Phosphoritlager.
* Der Phosphorit^) dient seit Jahrzehnten zur Darstellung von Düngemitteln
und wird zu diesem Zwecke heute in großen Massen verbraucht. Durch
künstliche Zufuhr wird der durch die Vegetation dem Boden entzogene und für
sie doch notwendige Phosphorgehalt ersetzt oder phosphorarmer Boden reicher
gemacht.
Das ursprüngliche, durch den pflanzlichen Stoffwechsel aufgeschlossene
Phosphat ist offenbar der Apatit, welcher in sämtlichen kristallinen Gesteinen
enthalten ist und bei deren Verwitterung in den Pflanzenboden übergeht. Die
Asche des Weizens enthält z. B. über 49<>/o P2O5. Die Aufnahme der Phosphor-
säure in die Pflanze wird durch das von den Wurzeln ausgesonderte zitronensaure
Ammonium bewirkt, welches das Phosphat angreift. Der in der Natur vor-
kommende Apatit ist ein dreibasisches Salz, dessen Aufschließung durch die
Pflanzen nur sehr langsam vor sich gehen kann; desgleichen sind die übrigen
im Pflanzenboden vorhandenen Phosphate von Kalk und wohl auch diejenigen
des Eisens und der Tonerde neutrale Salze. Der Gedanke, die natürliche Ver-
bindung Ca8(P04)2 in das zweibasische Calciumphosphat CaHP04 überzuführen,
wobei die Phosphorsäure der Aufnahme durch die Pflanzen zugänglicher gemacht
wird, wurde um 1840 von Liebig angeregt und bildet im ganzen die Grundlage
der Superphosphatdarstellung. Durch Behandlung mit Schwefelsäure stellt man
jetzt aus natürlichen Kalkphosphaten Gemenge von im Wasser unlöslichem
CagCPOJa, CaHPO^ und löslichem CaCH^POJa dar.
Der Apatit, CaB(P04)8Fl oder CagCPOjgCl mit 40,92—42,26 P^Oß,
53,80—55,55 CaO und 6,82 Cl oder 3,77 Fl bildet für sich als reines Mineral
^) Eine zusammenfassende Darstellung der Pbosphoritycrkommnisse gibt Levat,
!^tude sur Pindustrie des phosphates et des superphosphates ; Ann. d. min. (9), VU, 1895,
5—260. — Siehe außerdem Penrose, Nature and origin of deposits of phosphate of
lime. With an introduction by N. S. Shaler; Bull. U. St. Geol, Sur?., No. 46, 1888, Lit.
Schichtige Phosphoritlager. 443
niemals schichtige Lager; manche Eruptivgesteine können ihn indessen in grofier
Menge, ja bis zur AbbaawUrdigkeit führen (s. S. 72), und epigenetisch kommt
er meist im Zusammenhang mit Gabbros oder ähnlichen Gesteinen, z. B. in
Norwegen und Kanada, vor. Es sei femer daran erinnert, dafi verschiedene
skandinavische Eisenerzlagerstätten sehr reich sind an Apatit (z. B. Grängesberg
und die Eisenglanz-Magnetitlager von Lappland), doch steht die sedimentäre
Entstehung solcher Vorkommnisse nicht fest. Die Apatitlagerstätten besitzen
für die Superphosphatfabrikation nur eine untergeordnete Bedeutung. Jedenfalls
aber ist dieses Phosphat die ursprüngliche Quelle für den Phosphorgehalt der
organischen Wesen, zunächst der Pflanzen und der pflanzenfressenden Tiere gewesen
und der Phosphor durch das organische Leben sowohl konzentriert wie verbreitet
worden; es steht fest, dafi ein grofier Teil der im Mineralreich anzutreffenden
Phosphorsäure erst nach dem Kreislauf durch tierische und pflanzliche Organismen
wieder dorthin zurückgekehrt ist (z. B. im Wavellit, Kraurit, Kakoxen, Vivianit,
Struvit, Pyromorphit, Libethenit u. a.). Die pflanzenfressenden Tiere sammeln
den Phosphor besonders in den Knochen und Zähnen an. Die Meeresbewohner
aber vermögen denselben aus dem Meerwasser selbst zu konzentrieren, wie sich
aus dem hohen Phosphorgehalt vor allem der Brachiopodenschalen und der
Krebspanzer ergibt. So enthalten nach N. Sahlbom^) cambrische Obolusschalen
50,45 OaO, 1,80 AlgOg + Fe^Og, 36,54 PgOj, 2,78 Fl, die Schalen der rezenten
Lingula anatina 80,19 CaO, 23,20 P^O^, 1,52 Fl. Der Panzer des Flufikrebses
(Astacus) enthält 6,1 — 7,02^/o, der des Krebses Squilla 17,66^/o phosphorsauren Kalk,
und in dem Panzer des Paradoxides Davidis fand Hicks sogar 17 — 20 ^/o PgOj.*)
Desgleichen speichern die Foraminiferen, Eadiolarien, Pteropoden, Lammelli-
branchier, Schnecken und Cephalopoden mehr oder weniger viel Phosphorsäure
in ihren Schalen auf. Korallen enthalten nach Silliman 0,3 — 2,1 ^/q Phosphate
und Fluoride, und in 15 verschiedenen Seetangen fand Forchhammer im
Mittel 1,090/0 CagCPO^)^. Selbstverständlich mufi auch das Blut der Tiere
Phosphorsäure führen. Es ergibt sich daraus, dafi dort, wo viele Tiere ihre
Fäkalien hinterlassen haben oder eine Anhäufang von Tierleichen stattfand, aach
eine Phosphatbildung eintreten mufi, und dafi alle fossilienführenden Schichten
mehr oder weniger phosphorhaltig sein müssen. Das Eisenoxyd bindet viel
Phosphor, weshalb ganz allgemein die oberflächlich gebildeten Brauneisensteine
solchen enthalten (z. B. die Raseneisensteine). Den grofien Phosphorgehalt
sämtlicher schichtiger Brauneisenerze, wie z. B. der Eisenoolithe, kennt die
Technik schon lange; durch die Thomasschlacke wird derselbe angespeichert and
als Thomasmehl wieder der Pflanzenwelt zugeführt. Der Phosphorgehalt mancher
Eisenerze ist, wie früher gezeigt wurde, nicht unerheblich und steigt z. B. in
den Lothringer Minetten bis zu I^/q; er wird in den Thomasschlacken bis zu
mehr als 20^/0, ja sogar 25^/0 konzentriert, und jährlich könnten die Eisen-
^) Andersson und Sahlbom, Über den Fluorgehalt schwedischer Phosphorite;
Bull, of the geol. Inst, of the University of üpsala, IV, 1900, 79; Ref N. Jahrb., 1903,
L - 195—197 -.
^ Weitere Literaturnachweise siehe in der unten zu zitierenden Arbeit von
Kruft, 32—33.
444 Die schichtigen Lagerstätten.
htttten etwa 1 Mill. Tonnen solcher künstlicher Phosphate an die Landwirtschaft
ahgehen.
Ein Phosphorgehalt mancher Gesteine, besonders von Eisenerzen (z. 6. za
Nucic), wird erkenntlich darch die Bildung von Tonerde- und Eisenphosphaten
anf Klüften. Gelegentlichen Analysen znfolge ist derselbe in vielen Böden und
Gesteinen überraschend hoch. Sehr oft aber ist er vorzugsweise in kugeligen
oder unregelmäßig gestalteten Konkretionen enthalten, welche den Namen
Phosphorit führen. Nur ein kleiner Teil dieser Knollen mag die häufig an-
gewandte Bezeichnung Koprolithen, d. s. fossile Exkremente, zu Recht verdienen;
fast immer sind es Zusammenballungen, welche erst nach dem Absatz des
Muttergesteines statthatten. Phosphorite sind Gemenge von kohlensaurem und
phosphorsaurem Kalk mit wenig phosphorsaurer Magnesia, Eisen, Tonerde und
schlammigen oder sandigen VerunreiniguDgen. Das Kalkphosphat entspricht in
manchen Vorkommnissen völlig der Zusammensetzung des Fluorapatits, und z. T.
recht beträchtliche Fluormengen sind in zahlreichen Phosphoriten nachgewiesen
worden. Es . erklärt sich das leicht aus den vorher angeführten Analysen der
Brachiopodenschalen und der Tatsache, dafi auch die Knochen und Zähne Fluor
enthalten.^) Fluorhaltig sind u. a. die Vorkommnisse im Auxois, in den Pyrenäen,
dem schwedischen Cambrium, in Podolien und im englischen Tertiär. Die Struktur
und Größe der Konkretionen wechseln. Bald sind sie dicht, von rauhem Bruch,
mitunter aber ausgezeichnet radialstrahlig, manchmal auch konzentrisch schalig und
bei manchen Vorkommnissen innen mit lockererdigem Phosphat ausgefüllt.
Häufig treten sie in fast mikroskopischen Körnchen, gewöhnlich aber in Knollen
auf, die einige Kilo wiegen können. Als feine Einlagerungen in mergeligem
Kalk können sie ganze Phosphoritbänke bilden; solche bestehen aber auch mit-
unter aus innig miteinander verwachsenen Knollen. Die Oberfläche der letzteren
ist häufig glatt, dunkelbraun oder in den Vorkommnissen des Paläozoikums
graphitisch. Durchwegs ist den Phosphoriten ein mitunter bis mehrere Prozent
betragender Gehalt an organischer Substanz eigen und gewöhnlich umschließen
sie organische Reste und ahmen manchmal deren Form nach, so daß man sie
zuweilen selbst für Versteinerungen gehalten hat. Stickstoff und Jod sind
gelegentlich nachgewiesen worden. Der Gehalt an phosphorsaurem Kalk und
damit die Härte und das Gewicht schwanken sehr; hohe Eisen- und Tonerde-
gehalte sind der technischen Verwertung abträglich. Sehr oft ist der Phosphor-
gehalt der Konkretionen in den äußeren Partien der Knollen höher als im Kern.
Es mag wohl mit der Art der Verteilung der einzelnen Bestandteile in den
Phosphoriten zusammenhängen, daß gewisse sogar im natürlichen Zustande ohne
weiteres als Düngemittel verwendet werden können; die weniger dichten
Varietäten werden wohl durch die Pflanzen leichter aufgeschlossen als die dichten
oder gar kristallinen.
') Nach Carnot enthalten die Ascben der £jiochen verschiedener rezenter Wirbel-
tiere zwischen 37 und 42<»/o PhoBphorsäure und etwa 0,25 ®/o Fluor (Recherches siir la
composition g^n^rale et la teneur en fluor des os modernes et des ob fossiles des
diffßrents ages; Ann. d. min. (9), UI, 1893, 155—195.
Schichtige Phosphoritlager. 445
Phosphorite finden sich in Ablageiimgen aller Formationen und der ver-
schiedensten Art; sie treten auf in Tonschiefern, Kieselschiefern, Alaunschiefern,
Kalken, Mergeln, Tonen und Sandsteinen. Man wird im allgemeinen behaupten
dürfen, daß sie in Ablagerungen wenig tiefer See anzutreffen sind, und ein sehr
großer Teil der Vorkommnisse ist geradezu an Strandbildungen und Ablagerungen
des transgredierenden Meeres gebunden. In letzterer Weise treten sie oft unter
Verhältnissen auf, die es schwierig machen, zu entscheiden, ob ihre Bildung an
Ort und Stelle stattgefunden hat oder ob sie aus älteren Schichten heraus-
geschwemmt wurden und sich auf sekundärer Lagerstätte befinden. In solchen
Fällen sind sie dann gern von abgerollten Fossilien älterer Formationen und
von massenhaften Resten von Wirbeltieren begleitet. Merkwürdigerweise sind
die phosphoritführenden Sandsteine gern glaukonitisch.
Der nachstehende Überblick befaßt sich nur mit solchen Lagern von
Phosphorit, in welchen der letztere in dem Muttergestein selbst entstanden ist.
Eine große Menge von wichtigen Lagerstätten gehört nicht hierher, wie z. B.
diejenigen von Nordcarolina. Alabama und Florida, welche unter den Seifen
besprochen werden müssen, oder diejenigen in der oberen Kreide von Nordwest-
frankreich und Belgien, welche eluvial und metasomatisch sind, oder die meta-
somatischen Phosphoritvorkommnisse von Nassau, die gangförmigen von Norwegen.
Dabei ist allerdings zu bemerken, daß sich gerade zwischen eluvialen, alluvialen
und schichtigen Vorkommnissen nicht immer scharfe Grenzen ziehen lassen.
Was die Herkunft des Phosphors in den Phosphoritlagern betrifft, so kann
dieselbe insofern nicht rätselhaft sein, als sie ganz bestimmt auf die in ihnen
enthaltenen Tierreste zurückzuführen ist. Sehr häufig, aber nicht immer sind
diese, wenn sie von Phosphorit umschlossen werden, selbst in solchen umgewandelt
oder damit angereichert. Es hat also ein Austausch von Phosphorsäure gegen
Kohlensäure in denselben stattgefunden, der vor sich gehen mußte, sobald lösliche
phosphorsaure Salze auf den kohlensauren Kalk einwirkten. Die zweifellose
sekundäre Anreicherung des Phosphats in solchen Fossilien und femer der
Umstand, daß die Phosphoritkugeln recht oft im Innern phosphorärmer sind als
in den peripheren Partien, ja daß sie innen mitunter sogar aus Kalkspat be-
stehen, hat manche zu der Vermutung geführt, daß jene Knollen früher über-
haupt aus kohlensaurem Kalk bestanden hätten und demgemäß Pseudomorphosen
seien. In manchen Fällen mag diese schon 1871 von Schwackhöfer geäußerte
Anschauung zutreffen, denn die Umwandlung von Kalkstein in Phosphorit unter
dem Einfiuß verwesender tierischer Exkremente läßt sich noch heute an vielen
von Guano überlagerten Korallenfelsen beobachten. Vor allem dürfte hierbei
als Träger der Phosphorsäure das phosphorsaure Ammonium beteiligt sein,
welches sich bei der Verwesung bildet. So nimmt z. B. Gredner an, daß das
bei der Fäulnis von Fischen entstehende kohlensaure Ammonium die Knochen
derselben zerstöre und dabei durch Umsetzung der Säuren in das Phosphat
übergehe. Damit würde etwa übereinstimmen, daß die Challenger-Tiefsee-
expedition aus über 2000 Faden Tiefe im Stillen Ozean enorme Anhäufungen
von Haifischzähnen nachgewiesen hat, deren Email noch erhalten war, während
das Dentin eine Auflösung erfahren hatte. Wären aber alle Phosphoritknollen
446 Die schichtigen Lagerstätten.
Pseudomorphosen nach Kalkknauem, dann müfiten diese in nicht phosphat-
führenden Schichten eine sehr viel größere Verbreitung besitzen, als tatsächlich
der Fall ist, nnd das Auftreten von Phosphoritknollen in Kalksteinen selbst
wäre schwer verständlich. Man wird also die größte Menge der Vorkommnisse
für eigentliche primäre Konkretionen von phosphorsaurem Kalk halten müssen,
die sich in ähnlicher Weise durch Substanzwanderung in durchlässigem Material
gebildet haben, wie z. B. Brauneisensteingeoden, Lößkindel, Sphärosiderite,
Schwerspatknollen usw. *
Phosphorite sind verbreitet in verschiedenen Stufen des skandinavischen
Cambriums. So enthalten die „grünen Schiefer^ der untercambrischen Olenellus-
Schichten auf Bornholm hühnereigroße phosphoritische Konkretionen, die durch-
wachsen sind mit Glaukonit, Quarzkörnern, Feldspatfragmenten und Muskovit-
blättchen. Das Mnttergestein derselben ist ein dunkelgrauer Sandstein; der
Phosphorgehalt rührt wahrscheinlich von Brachiopoden- und Trilobitenschalen
her. ^) Phosphoritkonkretionen sind auch im Untercambrium Schwedens bekannt
und z. B. von Andersson und Sahlbom genauer studiert worden; die letzteren
haben mehrfach einen bis gegen 3,5 ^/q betragenden Fluorgehalt in denselben
nachgewiesen.^ In Wales sind nach Hicks fast alle Schichten des Unter- und
Mittelcambriums etwas phosphoritführend; kalkige Paradoxides-Schiefer von
Nordwales enthalten u. a. zahlreiche kleine schwarze Phosphoritkugeln mit über
42 ^/o phosphorsaurem Kalk, während das Gestein selbst bis zu 3^/o P2O5 führt. ^
Auch in den glaukonitischen Sandsteinen des Cambriums von Neubraunschweig
treten nach Matthew^) Phosphoritknollen auf.
Über das Vorkommen von Phosphorit im Obersilur des Vogtlands hat
Kruft^) ausführlich berichtet. In den Kiesel- nnd Alaunschiefern sind die
Knollen ungleichmäßig verteilt und enthalten stets Versteinerungen, deren Schale
selbst zu Phosphorit geworden ist. Kruft hat nachgewiesen, daß die an
Phosphoritknollen reichen Gesteine selbst phosphorarm sind, während die an
Knollen armen Schiefer stets einen bis zu 1^/q betragenden Gehalt an P2O5
besitzen. Daraus schließt er, daß die Phosphorite durch eine Zusammenballung
des in den Gesteinen von Anfang an vorhandenen Phosphats entstanden sind.
Das letztere entstammt den tierischen Besten. Die Zusammensetzung der
Knollen weist in der Hauptsache Ca8(P04)2 und Mgg (P04)2, phosphorsaure Ton-
erde und Eisen, daneben CaCO^, Kieselsäure, Bitumen, Kali, Natron, selten
etwas Fluor und merkwürdigerweise auch etwas Jod auf. Das vogtländische
Vorkommen ist bisher nur von wissenschaftlichem Interesse.
*) Deecke, Die phosphoritführenden Schichten Bomholms; Mitt. naturw. Ver. f.
Neu-Vorpomm. u. Rügen, XXIX, 1897; Ref. N. Jahrb., 1899, 11, -67—68-.
^) Andersson und Sahlbom, Über den Fluorgehalt schwedischer Phosphorite;
Bull, of the geol. Instit. of the University of üpsala, IV, 1900, 79; Ref. ebenda 1903,
I, — 195—197 — . — Holst, Beskrifning tili Kartbladet Simrishamn; Sver. Geol. Unders.
Ser. Aa, CIX; Ref. ebenda 1897, II, -304— 306 -.
^ On the occurrence of phosphates in the cambrian rocks; Quart. Joum. Geol.
Soc, XXXI, 1875, 368—376. Weitere Beispiele aus dem europäischen Paläozoikum
siehe in Krufts uuten zitiertem Aufsatz, 1. c. 52—64.
*) On the phosphate nodules from the Cambrian of southem New Brunswick;
Transact. New York Acad. Science, XII, 1893, 108—120; zitiert von Hayes.
^) Die Phosphoritführung des vogtländischen Obersilur und die Verbreitung des
Phosphorits im Altpaläozoicum Europas; N. Jahrb., XV. Beil.-Bd., 1902, 1—65.
Schichtige Phosphoritlager. 447
Phosphoritkageln finden sich in grofier Menge über ein weites Gebiet in
Rassisch Podolien;^) ihre ursprüngliche Lagerstätte gehört dem Silur an und
aus diesem sind sie unter Anreicherung auf dem Wege natürlicher Aufbereitung
in das Cenoman gelangt. Ihr primäres Vorkommen ist ohne technische Be-
deutung, mag aber doch hier besprochen werden. Das Muttergestein des
Phosphorits in Podolien ist ein grauschwarzer bis grünlicher, dünnschieferiger
Tonschiefer, aus dem die Kugeln leicht auswittern, weshalb sie dann auf
sekundärer Lagerstätte vielfach in den Flußbetten angetroffen werden. Ihre
Hauptverbreitung besitzen sie im Gebiet des Dniester, besonders zwischen
St. Uszica und Mohilew. Der podolische Phosphorit bildet Konkretionen von
der Größe einer Flintenkugel bis zu Kopfgröße; diese sind glatt, schwärzlich-
grau bis braun und zeigen ein ausgezeichnetes radialfaseriges Gefüge und oft
im Innern sternförmige, vom Mittelpunkt ausgehende, nach der Oberfläche zu
sich verlierende Bisse, welche mit lockerem erdigen Material, mit Kalkspat oder
verschiedenen Sulfiden ausgefüllt sind. Die Analysen Seh wackhö fers ergeben,
daß die Konkretionen zum größten Teile aus Apatit bestehen, indem sie bis zu
8,5^/0 Fluor enthalten, daß dagegen der das Muttergestein bildende Tonschiefer
nur arm an Phosphorsäure ist. Jod war nicht nachzuweisen. Schwackhöfer
glaubte, daß die Phosphoritkonkretionen Pseudomorphosen nach Kalkkugeln seien.
Nach Davies^ tritt eine Phosphoritbank zwischen dem silurischen Balakalk
und den hangenden kalkig-sandigen Schiefern in der Gegend von Berwyn und
a. a. 0. in Merionetshire (Nordwales) auf. Sie ist 0,5 — 1 m mächtig, meistens
stark graphithaltig und enthält massenhaft glatte, schwarze Phosphoritknollen
und viel Pyrit. Die Verbreitung dieses Vorkommens soll über 200 qkm sein.
Die Phosphoritbank umschließt zahlreiche organische Beste, wie Orthoceras,
Orthis, Lingula. Ihr Durchschnittsgehalt an Ca8(P04)2 ist 46 ^/q, derjenige der
Knollen bis zu 64 ^/q. Auch der liegende Kalkstein ist etwas phosphorithaltig.
Nach Shaler^ treten im silurischen Gincinati-Kalk in Kentucky wirkliche
Bänke von hochgradigem Phosphorit auf. Besonders reich ist eine im Lafayette
County vorkommende 15 — 30 cm dicke Lage von zerreiblicher Beschaffenheit
und graublauer Farbe mit 32 ^/^ P2O5. Dieselbe enthält zahlreiche Tierreste,
welche die Phosphorsäure geliefert haben.
Devonische Phosphorite von technischer Bedeutung finden sich in den
Pyrenäen und in den amerikanischen Staaten Tennessee und Arkansas.
^) Alth, Über Phosphatkugeln aus Ereideschichten in Bussisch-Podolien ; Jahrb.
k. k. geol. Reichfl-Anst., XIX, 1869, 69—74, Lit. — Schwackhöfer, Über die
Phosphorit-Einlagerungen an den Üfem des Dniester in ruBsisch und österreichisch
Podolien und in der Bukowina; ebenda XXI, 1871, 211—230. — v. Gutzeit, Zur
Geschichte der Forschungen über die Phosphorite des mittleren Rußland; Deukschr.
Ges. f. Gesch. u. Altert.-Kunde d. Ostseepr., 1870. Siehe Verh. k. k. geol. Reichs-Anst.,
1871, 11. — V. Dunikowski, Geologische Verhältnisse der Dniestenifer in Podolien;
Verh. k. k. geol. Reichs-Anst., XXXI, 1881, 82—83. — Ders., Geologische Untersuchungen
in Russiflch-Podolien; Ztschr. d. deutsch, geol. Ges., XXXVI, 1884, 41—67. — Prendel,
Bericht über die Resultate einer im Sommer 1877 ausgeführten Excursion in das Gouv.
Podolien; Mem. d. neuruss. Ges. der Naturf. Odessa, 1878, V; Ref. N. Jahrb., 1879,
419; Berg- u. Hüttenm. Ztg., XXXIX, 1880, 148.
■) The Phosphorite deposits of North Wales; Quart. Joum. Geol. Soc, XXXI,
1875, 357. — Pen rose, Nature and origin of deposits of phosphate of lime; U. St.
Geol. Surv. Bull., 46, 1888, 80—84.
■) Zitiert von Penrose nach Geol. Surv. of Kentucky, New Series, IV, 1878, 65.
448 I)ie schichtigen Lagerstätten.
Die oherdevonischen Phosphoritlager der Pyrenfien sind von Levat^) unter-
sucht und beschrieben worden. In wechselnder Entwickelung sind dieselben
verbreitet an zahlreichen Punkten der Departements Basses-Pyr^n^es, Ariege,
Haute-Graronne, Aude und Tarn und dürften nach Levat für die phosphorarmen
Ackerböden des südlichsten Frankreich von Bedeutung werden. Wegen ihres
Aussehens sind die Phosphoritlager früher besonders häufig mit den kohligen
Schiefern des dortigen Silur, ja sogar mit Anthracit verwechselt worden; sie
sind schwarz, schieferig oder blätterig, glänzend und färben stark ab und be-
sitzen bei höherem Kieselsäuregehalt die Eigenschaften eines Kieselschiefers.
Als solcher enthalten sie mitunter flache, 1,5 — 2 cm dicke und bis zu 10 cm
lange Ellipsoide von Phosphorit, die sich durch ihre lichtere Farbe von dem
schwarzen Gestein abheben. Die Hauptmasse des Phosphorits ist indessen in
nufi- bis faustgroßen, ja 0,5 m messenden, glänzenden Konkretionen von rundlicher
Gestalt gegeben, welche in dem schwarzen Schiefer (dem „schwarzen Phosphorit")
eingebettet liegen, häufig im Innern Fossilien oder Pyritkristalle umschließen
und einen konzentrisch-schaligen Bau zeigen. Dieselben können ein Drittel bis
zur Hälfte der Lagerstätte ausmachen. Während das Gestein selbst bis zu
170/0 P2O5 enthält, beträgt der Gehalt der Konkretionen 28— 35,5 ^/^ (gleich
etwa 61 — 77°/o Ca8(P04)2). Dabei sind die an Phosphoritkugeln ärmeren Gesteine
phosphorärmer als die an Konkretionen reichen.
Die chemische Zusammensetzung der Kugeln ist folgende:
I. IL
P2O5 30,52 81,98
SiOa und Gangart. . . 13,85 12,80
CaO 40,10 42,12
MgO ....... 0,25 0,18
AlaOg + Fe^Og .... 4,10 3,25
Fl 2,70 2,81
H2O und Organisches 8,36 6,52
99,88 99,66
Die Größe des Fluorgehaltes berechtigt zu der Annahme, daß das Calcium-
phosphat als Apatit vorhanden ist. In den schwarzen Phosphoriten ist bis zu
30^/0 organische Substanz und etwa 0,5^/0 Stickstoff enthalten.
Der schwarze Phosphorit bildet Auflagerungen auf dem als Griotte be-
zeichneten oberdevonischen Kalkstein (mit Spirifer Verneuili), welcher in den
östlichen Pyrenäen große Verbreitung hat; ersterer erreicht Mächtigkeiten von
8 bis über 12 m und wird überlagert von permo-carbonischen Schiefem. Ein
solches Phosphoritlager ist u. a. in unmittelbarer Nähe der in der Griotte
auftretenden metasomatischen Manganerzlager von Las Cabessas angefahren
worden.
^) Memoire sur loa phosphates noirs des Pyr^n^es; Ann. d. mines (9), XV, 1899,
5—100; Kef. Ztschr. f. pr. Geol., 1900, 224. — Ders., Sur les phosphates noirs des
Pyr^nees; Compt. Rend., CXXVII, 1898, 834-836; Ref. N. Jahrb., 1901, H, - 73—74 -.
Schichtige Phosphoritlager. 449
Die Entdeckung reicher Phosphoritlager im mittleren Teil von Tennessee^)
föUt in das Jahr 1893. Solche finden sich unter ganz ähnlichen Verhältnissen
auch in den benachbarten Staaten Georgia, Alabama und Arkansas wieder,
haben dort aber bisher keine größere Bedeutung. Die Schicht^nfolge, als deren
Glied das phosphoritfUhrende Devon auftritt, ist folgende:
Eohlenkalk.
Devon: Grünsand mit Phosphoritkugeln . . 0,20 — 0,35 m.
Kohliger, schwarzer Schiefer . . . 0 — 1,80 „
Geschichteter, schwarzer Phosphorit . 0 — 1,20 ^
Grauer Sandstein 0—1,80 „
Silurkalk.
Die Gesamtmächtigkeit des Devons beträgt nur 3 — 3,6 m. Der das
Phosphoritlager bedeckende schwarze Chattanooga- Schiefer erinnert sehr an
Cannel-Kohle und ist auch manchmal dafür gehalten worden. Im übrigen ist
er außerordentlich reich an Pyrit. Die im Grünsand auftretenden schwarzen
Konkretionen sind glatte, annähernd kugelförmige Knollen von geringer Größe
oder unregelmäßige flache Ellipsoide, bis zu 60 cm lang und etwa ein Drittel so
dick. Solche Phosphate finden sich stellenweise auch im schwarzen Schiefer und
in dem geschichteten Phosphorit; sie enthalten 60 — 70 ^/q CagCPOJj, werden aber
nur zusammen mit dem letzteren abgebaut. Dieser tritt in verschiedener Struktur
auf. Der „oolithische" Phosphorit ist meistens bläulich -schwarz oder bei
Anwesenheit von weniger organischer Substanz lichtgrau, besteht aus glatten
Kügelchen von Phosphorit und gerundeten Bruchstücken von Fossilien (Muscheln
und Korallen), die teilweise in Phosphorit umgewandelt, teilweise aber auch nur
mit solchem ausgefüllt sind; sie liegen in einer phosphoritischen Grundmasse.
Er enthält viel Schwefelkies. Der kompakte Phosphorit unterscheidet sich von
dem vorigen durch den Mangel einer Grundmasse. Beide Arten enthalten über
70 ^Iq Cag (PO^)^. Sie werden häufig ersetzt durch einen Sandstein oder Konglo-
merate, in welchen gerundete Phosphoritkömehen neben Körnern und Gerollen
von Quarz auftreten. Eine schieferige Abart des Gesteines spaltet in dünnste
Platten und besteht aus Qnarzkömem, die in einer kohlig-phosphatischen Grund-
masse eingebettet sind ; dieses Gestein enthält große Mengen von Lingulaschalen.
Nach Hayes hätte die Bildung der Tennessee-Phosphorite in einem seichten
Meere stattgefunden, in welchem bei sehr geringer Sedimentablagerung ein reiches
tierisches Leben herrschte. Besonders die devonische Fischwelt dürfte bei der
Verwesung reichliches Phosphat angehäuft haben, das z. T. die Kalkschalen der
Muscheln und Korallen umwandelte, z. T. sich als Schlamm über dem Meeres-
boden ausgebreitet haben soll.
1) Hayes, The Tennessee phosphates; XVII. Ann. Rep. U. St. Qeol. Survey,
1895-1896, Part II, 513—550. — Ders., The Tennessee phosphates; XVI. Ann. Rep.,
1895, Part IV, 610 — 630. — Meadows and Brown, The phosphates of Tennessee;
Transact. Am. Inst. Min. Eng., XXIV, 1894, 582—594. — Safford, The phosphate
beds of Tennessee; Eng. Min. Joum., LVII, 1894, 366. — Branner, The phosphate
deposits of Arkansas; Transact. Am. Inst. Min. Eng., XXVI, 1896, 580—598.
Stelzner-Bergeat, Erzlagerstätten. 29
450 Die schichtigeii Lagerstätten.
Die soeben beschriebenen schichtigen Phosphoritlager von Tennessee finden
sich besonders in den Counties Perry, Lewis, Maory and Hickman im Gebiet
des Tennessee- und Duck-Flusses. Im Perry-County kommt daneben noch eine
andere Art von Phosphorit, das white phosphate, vor; das Mineral tritt hier
als Bindemittel in Gras and Breccien oder, wenn die letzteren aus Kalk bestanden
und dieser durch Auslaugung entfernt wurde, in dem tonigen Verwitterungs-
rttckstand auf; endlich scheint es noch metasomatische Masseti in Kalkstein zu
bilden, i)
Tennessee liefert Phosphorit seit 1894. Damals betrug die Produktion
19200 t, um 1902 war sie 400—450000 t, d. i. mehr als ein Viertel der
gesamten amerikanischen Erzeagung (ca. 1500000 t).
Das Vorkommen von Phosphoritknollen im süddeutschen Jura hat schon
GUmbeP) im Jahre 1864 beschrieben. Besonders im mittleren Lias der GFegend
von Bamberg finden sie sich massenhaft und werden bis 7 cm lang und 8 cm
dick. Sie umschließen gern Ammonitenschalen, und auch viele Steinkeme be-
stehen aus Phosphorit, der bis zu 40 ^/^ PgOj enthalten kann. Die Verbreitung
der Knollen beginnt im übrigen im unteren Lias und reicht bis zum unteren
Malm. Aufier im mittleren Lias ist sie besonders im Omatenton (oberen Dogger)
ziemlich erheblich. Jene Phosphoritknollen haben mit Koprolithen nichts zu tun.
Über das ähnliche Auftreten im unteren Lias Lothringens haben Bleicher^)
und Stuber^) Mitteilungen gemacht. Auf sekundärer Lagerstätte finden sich
die Knollen auch in höheren Liashorizonten.
Eine größere Wichtigkeit haben die Phosphorite des unteren Lias im
Horvan^) und der Landschaft Auxois, dem Nordostrande des französischen
Zentralplateaus, erlangt. Der im Osten und im Norden dieses granitischen Ge-
birges sich anlagernde schwarze Jura enthält in den Gryphäenkalken Phosphorite.
Diese werden dadurch abbauwürdig, daß der Kalk oberfiächlich durch Auslaugung
längs Klüften weggeführt und an seiner Stelle ein eisenschüssiger Ton samt den
nicht oder weniger löslichen Bestandteilen des Gesteines hinterblieben ist; zu
letzteren gehören auch die in dem Kalkstein enthaltenen Phosphoritknollen,
welche selbst keine nennenswerte Veränderung erfahren haben. Die rachel- und
1) Hayes, 1. c. 1896, 536—550.
^ Über ein neuentdecktes Vorkommen von phosphorsaurem Kalk in den jurassischen
AblageruDgen Frankens; Sitzber. bayr. Akad. d. Wiss., II. Cl., 1864, 325—346; Eef.
N. Jahrb. 1865, 349—351. — Siehe auch Herde, Über die Phosphorsäure im schwäbischen
Jura und die Bildung der phosphorsäurereichen Oeoden, Knollen und Steinkeme;
Tübinger Inaug.-Disa., 1887; Ref. N. Jahrb. 1888, I, -422—423-.
^ Sur le gisement et la structure des nodules phosphat^s du Lias de Lorraine;
Bull. Sog. g6ol. d. France (3), XX, 1892, 237-247; Ref. N. Jahrb. 1894, I, -486-.
^) Die obere Abteilung des unteren Lias in Deutsch-Lothringen; Abb. z. geol.
Special-Karte v. Els.-Lothr., V, Heft 2, 1893, 99—102.
^) Collen ot, Du phosphate de chaux dans T Auxois; Bull. Soc. g6ol. d. Fr. (3),
V, 1877, 671 ff. — V61ain, Compte rendu de la r^union extraordinaire de la Soc.
g6ol. d. France ä Semur, 1879, 160 ff. — Fuchs et de Launay, Qites min6raux, I,
367—369.
Schichtige Phosphoritlager. 451
trichterförmigen Vertiefungen auf der Oberfläche des Kalksteines reichen nie in
große Tiefe, die Auflösung des Gesteines ist aber auch längs der Absonderungs-
und Schichtklüfte vor sich gegangen, so daß das ganze Gestein von den Yer-
witterungsrttckst&nden durchzogen ist. In den Trichtern liegen noch größere
oder geringere Beste des Kalkes, entsprechend der früheren Schichtung, und
ebenso läßt die Anordnung der Phosphoritknollen das frühere lagenförmige Auf-
treten deutlich wiedererkennen.
Die Lagerstätten erstrecken sich zwischen Semur und Avallon über ein
Gebiet von 5000 ha; man rechnet auf 1 ha 3000 t Phosphorit. Außer im
unteren Lias finden sie sich auch im mittleren, sind aber nicht gewinnungs-
würdig. Die Phosphoritproduktion der Departements Cote d'or und Yonne wird
für 1901 mit 2700 t angegeben. Früher war sie sehr viel bedeutender (im
Jahre 1886 9700 t).
Im gleichen Horizont wie im Morvan gibt es auch u. a. zu Pomoy und
Vitrey im Departement Haute-Saone Liasphosphorite. Die phosphatfUhrende
Lage zwischen dem Gryphitenkalk und dem mittleren Lias hat eine Mächtigkeit
von 5 — 20 cm; die Knollen selbst sind nußgroß oder größer, gelblich-weiß und
enthalten 27 — 30 ®/q P2O5. Neben ihnen kommen auch aus Phosphorit bestehende
Steinkeme von Terebratula, Spiriferina usw. vor. Die Konkretionen sind in
Ton eingebettet und machen 35 — 60 ^/q dieser Schicht aus.^) Über, die Aus-
dehnung desselben Horizonts in die westlich des Morvan gelegenen Departements
Nievre, Cher und Indre und über das Auftreten mittel- und oberliasischer Phos-
phorite daselbst hat Grossouvre^) berichtet. Stellenweise und nicht abbau-
würdig kommen solche im mittleren Frankreich im Dogger und im Malm vor.
Große Mengen phosphorsauren Kalks sind in den Kreideablagerungen
verschiedener Gegenden aufgespeichert.
In der englischen Kreide^ unterscheidet man zwei Phosphorithorizonte,
im Lower Greensand (= Oberes Neocom) und im Upper Greensand (= Cenoman).
Zwischen beiden liegen die Tone des Gault. Der Lower Greensand ist
phosphoritführend in den Grafschaften Surrey, Sussex und Kent. Er bildet dort,
wie das norddeutsche Hilskonglomerat, transgredierend über den Malm, die
konglomeratischen Grundschichten der Kreideformation und besteht demgemäß
aus mehr oder weniger gerollten Bruchstücken älterer Formationen und daraus
entstammenden Fossilien inmitten eines an der Basis kalkhaltigen, weiter oben
mehr oder weniger stark eisenschüssigen sandigen Bindemittels. Innerhalb dieser
wenig mächtigen Schichten unterscheidet man zwei Phosphorit- oder „Koprolith-
lager". Die Phosphorite haben bald nur die Größe eines Sandkorns, bald wiegen
sie bis zu vier Pfund und besitzen nur einen geringen Gehalt von etwa 20 ^/o P2O5.
Nach der Auffassung der englischen Geologen sind sie keine Aufbereitungs-
^) Fuchs et de Launay, 1. c. 369—371, Lit.
^ £tude sur les gisements de phosphate de chaux du ccntre de la Frauce; Ann.
d. mines (8), VII, 1885, 361—429.
') Pen rose, 1. c. 84—94 mit ausführlicher Angabe der englischen Literatur. —
Fisher, On the phosphate nodules of Cambridgeshire ; Quart. Journ. Geol. See, XXIX,
1873, 52—62.
29*
452 Die schichtigen Lagerstätten.
Produkte, sondern in den Ereideschichten selbst gebildet. Sie nmschliefien
Fossilien verschiedener älterer Formationen, wie Knochen von Igaanodon aas
dem Wealden und Ammoniten aus dem weißen Jura, welche auf ihrer primären
Lagerstätte nichts mit Phosphoriten zu tun haben. Die Bezeichnung „Koprolithe"
ist demnach auch für diese Vorkommnisse nicht am Platze. Das wichtigste Vor-
kommen der untercretaceischen Phosphorite ist das von Sandy in Bedfordshire,
wo dieselben Bänke von 50 — 60 cm Mächtigkeit bilden.
Der Upper Greensand hat in Cambridgeshire und Bedfordshire, wo er
besonders phosphoritfQhrend auftritt, im Gegensatz zu seinen südlicheren
englischen Verbreitungsgebieten nur eine geringe Mächtigkeit von höchstens
30 cm. Das Muttergestein der Phosphoritknollen besteht aus einer kalkigen
Grundmasse und einem Sand von Quarz-, Glaukonit- und Phosphoritkörnem;
erstere setzt sich aus zahllosen Schwammnadeln, Bruchstücken von Echinodermen,
Muscheln, Korallen, Crustaceen, Foraminiferen und Kalkkonkretionen zusammen.
Sowohl die fast mikroskopischen wie die bis zu mehreren Pfund schweren
Phosphatkonkretionen enthalten gleichfalls Reste von Schwämmen, Fischschuppen
und -Knochen u. dergl. Nach ihrer Menge wie nach dem Phosphorgehalt dieser
und der umschließenden Grünsande sind die Vorkommnisse sogar innerhalb
kleiner Bereiche sehr wechselnd. Sie wurden besonders bei Ely in Cambridge-
shire abgebaut.
Anschließend sollen hier die Phosphorit« des englischen Pliocäns er-
wähnt werden. Die pliocänen, unter der Bezeichnung Crag zusammengefaßten Ab-
lagerungen begleiten die Ostküste Englands in den Grafschaften Norfolk, Saffolk
und Essex in einer Breite von 11 — 35 km. Die unteren Stufen, nämlich der
WTiite oder Coralline Crag und der darüberfolgende Red Crag enthalten
Phosphorite, welche in SuiFolk insbesondere zwischen den Flüssen Orwell,
Beben und Aide abgebaut worden sind. Der Coralline Crag liegt dort diskordant
über dem untereocänen London clay und gliedert sich in zwei zusammen über
6 m mächtige Abteilungen, einem unteren muschelführenden hellen Sand und
eine obere Bryozoenschicht. Unmittelbar über dem London clay ruht die untere
Phosphoritschicht. Der Red Crag ist ein eisenschüssiger Sandstein und enthält
gleichfalls besonders dort, wo er transgredierend über dem Eocän auftritt,
Phosphoritknollen. Mit diesen zusammen kommen gelegentlich Gerolle älterer
Gesteine, wie der Kreide, von Granit usw., femer Haifisch- und Cetaceenzähne,
Säugetierknochen und zahlreiche pliocäne Muscheln vor. Das Lager hat 5 — 45 cm
Mächtigkeit, die Phosphatknollen besitzen einen Durchschnittsgehalt von 53 ^/q
phosphorsaurem Kalk und 13 ^/q phosphorsaurem Eisen. Da dieselben meistens
abgerollt sind, so dürften dieselben wenigstens in den Red Crag eingeschwemmt sein.
^ Die Benutzung der phosphatführenden Grünsande als Düngemittel reicht
in England bis in das XVIII. Jahrhundert zurück, wenn man auch damals
gerade die Phosphoritknollen noch nicht verwerten konnte; die Gewinnung der
letzteren begann erst um die Mitte des XIX. Jahrhunderts. Im Jahre 1876
erreichte die englische Phosphoritproduktion die Höhe von etwa 260000 t;
infolge der Konkurrenz ausländischer Erzeugnisse ist sie indessen jetzt unbe-
deutend geworden.
Schichtige Phosphoritlager. 453
Bu&iand^) ist überaus reich an Phosphorit. Wie oben bemerkt, kommen
im Silur des Dniestergebietes Phosphoritknollen vor, welche indessen auf ihrer
primären Lagerstatt« nicht abbauwürdig sind. Ebenso haben die Vorkommnisse
im Jura von Nischne-Nowgorod scheinbar keine Bedeutung erlangt. Hingegen
birgt das große zentrale Ereidebecken in weitester Ausdehnung (nach Yermoloff
über etwa 20 Mill. ha) zwischen den Flüssen Wolga und Dniester einen unge-
heuren, allerdings noch fast ganz unbenutzten Eeichtum an Phosphorit. Dieser
tritt vorzugsweise im Turon und Senon, teilweise auch im Cenoman auf. Als
wichtigste Vorkommnisse werden angegeben diejenigen von Smolensk, Eoslawl,
Briansk, Orel, Kursk und Woronesch im mittleren Teil des Gebietes, wo man
auf 1 hia Bodenfläche 15000 t Phosphorit rechnet, und bei Tambow soll der
Gehalt sogar 50 — 75000 1 erreichen. Andere liegen bei Saratow an der Wolga usw.
Im großen ganzen tritt das Mineral auch hier in einzelnen oder verwachsenen
Knollen mit hohem Gehalt an organischen Substanzen auf, welche einen harzigen
oder naphthaähnlichen Geruch entwickeln, oder in Steinkernen und Fossilien. Die
Knollen liegen in der Ackererde herum und sind den Bauern als „Ssamorod^^
bekannt. Bei Kursk zwischen dem Don und Dnjepr bildet das Phosphat richtige
dichte, aus verkitteten Konkretionen bestehende Steinbänke von 0,2 m Mächtigkeit,
die sich nach den liegenden Sandschichten in lauter Knollen auflösen und als
Bau- und Straßenmaterial benutzt werden, oder es tritt in plattenförmigen Ein-
lagerungen inmitten von Mergel, Sand oder Ton auf. Im allgemeinen sind die
Phosphorite stark sandig und enthalten durchschnittlich nur etwa 20 ^/^ P2O5.
Im Grünsand des Gault (Albien mit Ammonites mammillaris) der Ardennen^)
sind seit 1845 Phosphorite bekannt und bei Grandpr6 abgebaut worden. Der
weitausgedehnte Schichtenkomplex hat eine Mächtigkeit von 25 — 45 m; die ver-
einzelten oder in Gruppen verwachsenen nuß- bis faustgroßen Knollen bilden darin
eine Lage von 5 — 25 cm Mächtigkeit und haben einen Gehalt von 39 ^/q Ca3(P04)2
oder 18 ^/q P2O5. Stellenweise kommt der Phosphorit auch in derberen Ein-
lagerungen vor. Andere Phosphorite im Gault der Departements Drome und
Ardeche (Südfrankreich) und bei Boulogne erwähnen Fuchs und deLaunay.^)
Als reiche Phosphoritlager,, haben die Schichten des mittleren Senon (das
sog. Campanien) in Palästina, Ägypten und am Sinai ^) zu gelten, wenn auch
deren ausgiebige Nutzbarmachung noch mehr oder weniger einer fernen Zukunft
angehören dürfte. In Palästina nehmen diese im übrigen auch asphaltführenden
Kalke und Mergelkalke, mit denen auch gipsfuhrende Mergel auftreten, den
größten Teil Judas und das Hochplateau des Ostjordanlandes ein. Sie sind
teilweise außerordentlich reich an Foraminiferen, Mollusken und Fischresten, aus
^) Penrose, 1. c. 112 — 116 nach Yermoloff, Les phosphates de chaux de la
Russie; Joura. agric. prat., I, 1872, 660—665. — Fuchs et de Launay, 1. c. 380—388.
') Ssamorod = von selbst entstanden.
«) Fuchs et de Launay, 1. c. 374—375.
*) 1. c. 375—376.
^) Blanckenhorn, Über das Vorkommen von Phosphaten, Asphaltkalk, Asphalt
und Petroleum in Palästina und Ägypten; Ztschr. f. prakt. Geol., 1903, 294—298. —
Report on the phosphate deposits of Egypt; Geol. Surv. of Egypt, 1900, 1—27; Ref.
N. Jahrb., 1901, II, - 429-430 -.
454 I^ie schichtigen Lagerstätten.
deren Zersetzung einerseits das Bitumen und der Asphalt, anderseits die Phosphate
hervorgegangen sind. Hochprozentige, allerdings scheinbar nicht sehr häufige
Vorkommnisse der letzteren haben 83 ^/q Ca8{P04)2 und dabei den sehr hohen
Gehalt von 9,8% CaFlg; sie liegen frei zutage.^) Andere mit 45—50% Kalk-
phosphat bilden in der Gegend von Jerusalem mehrere 0,15 — 1 m mächtige
Gesteinsbänke. In Ägypten sind anscheinend in einem ganz ähnlichen Horizont
Phosphorite, in der Oase Dahle gebunden an Bonebeds mit Fischzähnen, an ver-
schiedenen Stellen des Landes verbreitet.
Abweichend von den soeben erwähnten Vorkommnissen gehören die sehr
wichtigen Phosphoritlagerstätten von Algier und Tunis^) dem unteren Eocän
(Suessonien) an. Ihrem hohen Gehalt an Phosphat verdanken augenscheinlich
die dortigen Kulturebenen ihre von altersher berühmte Fruchtbarkeit. Die
Vorkommnisse erstrecken sich in zwei Zonen nördlich und südlich der Zentral-
ebene von Tunis und des nordöstlichen Algier von Bizerta durch Krumirien
über Sukarrhas in die Gegend von Constantine bis jenseits Setif einerseits,
anderseits gegen Süden zu in die Gegend von Tebessa am Djebel Aures und
weiter westlich nach Biskra. Sie gehören den Grundschichten des unteren Eocäns
an, welches diskordant die Kreide überlagert. Das Suessonien zer^lt in zwei
Stufen: unten kieselige Mergellagen, mergelige Kalke und Kalksteine, darüber
Kalksteine, reich an Schalen der Schnecke Thersitea und an Nummuliten; die
unmittelbar unter letzteren liegenden Mergel sind glaukonitisch.
Die Phosphate finden sich in zweierlei Weise: entweder sind es Mergel-
bänke, die bis zu ^/g der Gesamtmasse aus Knollen von verschiedenen Dimensionen
bestehen ; diese sind um so ärmer, je größer sie sind, indem sich der Phosphor-
säuregehalt gewissermaßen nur auf eine äußere Kruste beschränkt, während
das Innere taub ist. Die kleinen Konkretionen erreichen dagegen einen Gehalt
von 70 ^/q Ca8(P04)2. Außerdem findet sich der Phosphorit in Form eines gelb-
grauen oder braungrünen zerreiblichen Gesteines, welches aus einer kalkigen
Grundmasse und feinsten, glänzenden, braunen oder grünen Phosphoritkömem
besteht; es enthält auch Quarzkörnchen, Fragmente tierischer Reste, wie von
Krebsen, Fischzähne und Saurierknochen, sowie Koprolithen. Dieses und die zuerst
genannten Knollen sind reich an bituminöser Substanz. Die Kalkphosphatbänke
wechsellagern mit knollenftlhrenden Schichten ; sie werden von wenigen Zentimetern
bis zu mehreren Metern mächtig und lassen sich im südlichen Gebiet bei Gafsa
und Tamerza in Tunis 50 — 60 km weit verfolgen. Die letztere Art des Phosphorit-
vorkommens wird bei Tebessa an der tunisischen Grenze lebhaft abgebaut; die
unterste der drei Phosphatbänke ist in dortiger Gegend 3 — 4,5 m mächtig.
') Mit dieser Auswitterung mag wohl eine Wegfuhr des kohlensauren Kalkes und
damit eine Anreicherung des Phosphats und Fluorids zusammenhängen.
') Thomas, Gisements de phosphato de chaux des Hauts-Plateaux delaTunisie;
Bull. SOG. g4ol. d. Fr. (3), XIX, 1890—1891, 370-407; Ref. N. Jahrb., 1894, I,
— 160—161—. — Blayac, Description g6ologique de la r6gion des phosphates du Dyr
et du Kouif pres T6bessa; Ann. d. min. (9), VI, 1894, 319—330. — Ders., Note sur les
lambeaux suessoniens k phosphate de chaux de Bordj Eedir et du Djebel Mzeita; ebenda
331 — 337. — Levat, £tude sur Tindustrie des phosphates et des superphosphates;
ebenda (9), VII, 1895, 5—260, Lit.
Schichtige Phosphoritlager. 455
Größere Mengen von Phosphorit werden gegenwärtig auch in der Gegend von
Borcü Bedir und am Djebel Mzeita in der Provinz Constantine gewonnen. Süd-
westlich von Constantine liegen die Vorkommnisse von Misla und Bordj-Bu-
Arreridj, wo Phosphatlager von 1,50 und 1,20 m Mächtigkeit mit einem Gehalt
von nicht ganz 50% CagCPO^), über 70 km weit verfolgt worden sind.^) Die
Zahl der mit mehr oder weniger günstigem Erfolg erschlossenen Vorkommnisse
ist sehr groß. Es wurden exportiert im Jahre 1903:
aus Gafsa 358471 t,
aus der Provinz Constantine 170660 t,
aus der Gegend von Tehessa 106871 t.
Demnach gehören diese afrikanischen Gebiete zu den ersten Phosphorit-
produzenten der Erde.
Neuerdings hat man auf der Inselgruppe von Halta^ im Oligocän Phos-
phorite entdeckt und in Abbau genommen. Die Insel Malta und das nord-
westlich davon gelegene Gozzo bestehen aus zumeist flachliegenden Schichten
des Oligocän und des Miocän, welche mehr oder weniger phosphorsäurehaltig sind.
Der Gehalt beträgt z. B. in den Grünsanden des Miocän (Helvetien) bis 6^/0,
der oligocäne Globigerinenkalk, welcher einen großen Teil der Oberfläche von Malta
ausmacht, führt in seiner Gesamtmasse zwar nur 2 — 3%, in den in ihm ent-
haltenen Phosphoritknollen aber 10 — 18% Phosphorsäure. Solche Konkretionen
kommen zwar auch in dem Grünsand vor, aber nur in dem Kalkstein haben sie
solche Verbreitung, daß sie abgebaut werden können. Man kennt in letzterem
vier Bänke von Phosphoritknollen mit Mächtigkeiten von 1 — 4 Fuß; eine derselben
läßt sich durch die Plateaus beider Inseln verfolgen. Die Knollen enthalten
phosphatisierte Reste von Mollusken, Korallen, Echinodermen, Krebsen, Haifischen
und walfischartigen Tieren mit einem an Foraminiferen sehr reichen Kalkzement.
Im Tertiär Deutschlands sind Phosphoritknollen stellenweise zu finden
und mitunter früher auch abgebaut worden, v. Koenen^) erwähnt ein Lager von
solchen, fälschlich als Koprolithe bezeichnet, welches seinerzeit am Gehlberge,
südwestlich von Helmstedt in Braunschweig ausgebeutet wurde. Es ist nur
wenige Zoll mächtig und liegt in einem Glaukonitsande des Unteroligocäns. Solche
Knollen sind in der Gegend von Magdeburg (bei Wolmirsleben, Osterweddingen)
weiter verbreitet und haben sich nach v. Koenen erst nachträglich in dem Sande
gebildet. Ein anderes Phosphoritvorkommen aus dem Mitteloligocän von Zwenkau
1) Genaueres bei Levat, Blayac und Ztschr. f. prakt. Oeol., 1904, 221—222.
^ Murray, The Maltese Islands, with special reference to their geological
ßtructure; Scot. Geogr. Magaz., VI, 1890; Eef. N. Jahrb., 1891, H, -131— 133 -. —
Cooke, The phosphate beds of the Maltese islands; Eng. Min. Joum , LIV, 1892,
200—201; Bef. Ztschr. f. pr. GeoL, 1893, 243. — Ders. im Mediterr. Naturalist^ II,
1892, No. 14; Ref. N. Jahrb., 1895, I, 509.
*) Über die Phosphorite der Magdeburger Gegend; Sitzb. d. Ges. z. Bef. d. ges.
Naturw. z. Marburg, 1872, No. 10; Ref. N. Jahrb., 1873, 660. Siehe femer Vater,
Das Alter der Phospboritlager der Helmstedter Mulde; Ztschr. d. deutsch, geol. Ges.,
XLIX, 1897, 628-635.
456 I^ie schichtigen Lagerstätten.
und Gautzsch bei Leipzig hat H. Credner^) beschrieben. Die Knollen sind an
eine Quarzsandbank gebunden und enthalten zersetzte Fischreste, Abdrücke und
Steinkerne von Mollusken. Die phosphoritftthrende Bank liegt zwischen Ton-
bänken und der ganze Komplex auf Braunkohle.
Es verdient schließlich erwähnt zu werden, daß die Tiefseeforschungen
auch auf dem Grunde der heutigen Meere Phosphatknollen nachgewiesen haben.
So förderte der Challenger am Cap" der Guten Hoffnung solche aus Tiefen bis
zu etwa 570 m.
IV. Die schichtigen Schwefellager.
Der Schwefel tritt in der Natur in sehr verschiedener Weise in gediegenem
Zustande auf. Nur selten und in geringen Mengen bildet er sich bei der Ver-
witterung von Sulfiden wie Bleiglanz, Pyrit oder Antimonit. Mehrfach
wird er in geringeren Massen als gelegentliche Einsprengung in Qijß be-
obachtet, so zu Weenzen bei Lauenstein im Ith, auf Anhydrit, Polyhalit und
Camallit von Staßfurt, zu Hallein, Ischl, Bex, Friedrichshall usw. Mit Bischof
betrachtet man solche Vorkommnisse, häufig wohl ohne hinreichende Begründung,
als jüngere Gebilde, indem man annimmt, daß Gips durch organische Substanz
zu Schwefelcalcium und dieses mit Kohlensäure und Wasser in Kalkkarbonat
und Schwefelwasserstoff umgewandelt worden sei. Aus letzterem müßte dann durch
Oxydation der Schwefel hervorgegangen sein. Größere Mengen von Schwefel sind
das Produkt von SchweieLwÄSserJJioXfthermen. Aus den letzteren scheidet
sich unter Luftzutritt Schwefel als Schwefelmilch aus.
Eine technische Bedeutung haben die Schwefelabsätze an Vulkanen oder
in vulkanischen Gegenden erlangt. So liefert Japan alljährlich mehrere tausend
Tonnen Schwefel an die Westküste Nordamerikas; auf den neuseeländischen
Inseln, in Chile, am Kamerun vulkan, vor allem am Popocatepetl in Mexiko, auf
den Vulkanen des Kaukasus und des nördlichen Persiens, Islands, der Sunda-
inseln, in Westindien und an vielen anderen Orten lagern große Massen dieses
Minerals und sind z. T. Gegenstand eines lokalen Verbrauchs geworden. Auf
dem Vulkan Vulcano (Liparen) hat man seit uralten Zeiten Schwefel, in den
80er Jahren einige hundert Tonnen, und zuletzt auch Salmiak und Borsäure
gewonnen.*)
Die Wichtigkeit aller dieser Vorkommnisse tritt aber weit zurück gegenüber
den sedimentären Schwefellagern, deren Typus diejenigen der Insel Sizilien
sind. In geologischer und mineralogischer Hinsicht sind dieselben von einer
bemerkenswerten Gleichförmigkeit./ Der Schwefel bildet bald in erdiger, bald
in derber, dann gern kolophoniumähnlicher Beschaffenheit in Konkretionen und
dünnen Bänken und Streifen Einlagerungen in Mergel und Kalkstein, welche von
Gips und Tonen, seltener von sandigen Lagen und hier und da von Steinsalz-
linsen begleitet werden. Die Struktur zahlreicher gut bekannter Vorkommnisse
ist eine schichtige. Recht häufig bricht Coelestin, mehrfach Baryt und Aragonit
') Die Phosphoritknollen des Leipziger MitteloligocanB und die norddeutschen
Phosphoritzonen; Abb. math.-phys. Classe k. s&chs. Ges. d. Wiss., XXII, 1896, 1—46;
Eef. N. Jahrb., 1897, I, - 126 -.
2) Bergeat, Von den äolischen Inseln; Ztschr. f. prakt. Geol., 1899, 43—47.
Die schichtigen Schwefellager. 457
ein, and Eieselsäare als Qaarz, Opal usw. scheint gleichfalls ein gewöhnlicher
Begleiter zu sein. Die Anwesenheit von gasförmigen, flüssigen und festen Kohlen-
wasserstoffen ist für den Schwefel und die begleitenden Ablagerungen charakte-
ristisch; ihre Herkunft dürfte nicht ganz unerklärlich sein, wenn man bedenkt,
daß in Sizilien die Schwefellager zwischen Schichten eingelagert sind, die mehr oder
weniger aus den Resten von Foraminiferen, Radiolarien und Diatomeen bestehen.
Die schwefelführenden Sedimente der verschiedenen Gegenden sind mindestens
zum großen Teil aus salzigem Wasser abgesetzt, enthalten indessen mehrfach
Reste von Pflanzen, Süßwasserfischen und Landschnecken und sind z. T. geradezu
als Fundorte fossiler Pflanzen bekannt (z. B. Eokoschütz, Swoszowice, Radoboj,
Sizilien). Oft treten in der Nähe von Schwefellagem Schwefelquellen auf.
Alle genauer bekannten schichtigen Schwefellagerstätten gehören dem Neogen
und zwar dem Miocän und untersten Pliocän an. Nur unzureichende Mitteilungen
liegen über ein Vorkommen im russischen Perm vor. An der Wolga werden
Schnüren von Schwefel im permischen Mergel angetroffen. Bei Sukeevo^) im
Gouv. Kasan bildet das Mineral angeblich Imprägnationen und Drusen in der
Mächtigkeit von 2 — 7 Fuß, dabei soll der Gehalt zwischen 2,5—8 <>/q schwanken.
Dieses Vorkommen ist früher abgebaut worden.
Die ausgedehntesten Schwefellagerstätten der Erde sind diejenigen der
Insel Sizitten.^) Sie verbreiten sich dort über den größten Teil der Insel in
einem Gebiete, das durch die Linien Trapani-Patemö (am Aetna), Paternö-Licata
(an der Südküste) und Licata-Trapani (Westküste) roh umschrieben ist. Sie
fehlen dem Nordosten und dem äußersten Südosten der Insel. Die Schwefel-
lagerstätten gehören dem untersten Pliocän (Messiniano)^ an, dessen Ablagerungen
auf Sizilien die weiteste Verbreitung besitzen und scheinbar einmal eine fast
ununterbrochene Decke gebildet haben, welche erst später durch die im mittleren
Pliocän eingetretene Gebirgsfaltung und die darauffolgende Denudation in zahl-
reiche mehr oder weniger große Einzelgebiete zerrissen worden ist. Zudem hat
die jüngste pliocäne und quartäre Bedeckung ihren Zusammenhang hier und da
weithin undeutlich gemacht. Nach Baldacci bildete das sizilianische unter-
') Keppen, Mining and metallurgy of Russia, 1893, 90.
*) Baldacci, Descrizione geologica delPIsola dl Sicilia; Mem. descritt. d. Carta
geol. dltalia, I, 1886, 89—122 und bes. 228—302, 331—374. — vom Rath, Ein
Ausflug nach den Schwefelgruben von Girgenti; N. Jahrb., 1873, 584—603. — v.Lasaulx,
Beobachtungen in den Schwefeldistrikten von Sicilien ; ebenda 1879, 490—517. — Mottura,
Sulla formazione terzi'aria nella zona solfifera di Sicilia; Mem. Com. Geol., I, II, 1871
bis 1872. — Ders., Formation solfiföre de la Sicile; Buil. d. soc. d'industr. miu. (2), X,
1881, 147 ff. — /Stoehr, Notizie preliminari bu le plante ed insetti fossili della zona
solfifera della Sicilia; Boll. R. Com. geol., 1875, No. 9—10; Ref, N. Jahrb., 1877, 321.
— Ders., N. Jahrb., 1874, 169—171. — Ledoux, Les mines de soufre de Sicile; Ann.
d. mines (7), VII, 1875, 1 — 84. — Spezia, Sull'origine del solfo nei giacimenti solfiferi
della Sicilia, Torino 1892; Ref. N. Jahrb., 1893, I, -281— 282-; Ztschr. f. Kristallogr.,
XXrV, 1895, 412-414.
») Siehe E. Kayser, Formationskunde, II. Aufl., 1903, 520. — Baldacci
rechnet die Schwefel- Gipsformation zum oberen Miocän und parallelisiert sie mit der
Congerienstufe.
458 Die schichtigen Lagerstätten.
pliocäne (nach ihm ohermiocäne) Meer die lagunenartige, flache Verhindung:
zwischen dem heutigen afrikanischen und dem tyrrhenischen. Die Unterlage der
jnngtertiären Ablagerungen im allgemeinen sind mesozoische Ablagerungen der
Trias, des Jura, der Kreide und die großenteils aus Nummulitenkalken, in ihren
oberen Teilen auch aus bituminösen Tonen und Fischreste führenden Fucoiden-
Mergeln bestehenden Eocänablagerungen. In dem eigentlichen Schwefelgebiete
ist die Verbreitung des jüngeren Tertiärs eine fast ganz ununterbrochene, und
nur stellenweise treten aus demselben die älteren Gesteine hervor.
Die hauptsächlichsten Orte der Schwefelgewinnung sind folgende: Lercara,
Aragona, Casteltermini, Castrogiovanni, Caltanissetta, Yillarosa,
Racalmuto, Grotte, Valguernera und Sommatino-Biesi. Im Westen der
Insel liegen noch Vorkommnisse bei Alcamo, Calatafimi und Gibellina,
zwischen Palermo und Lercara bei Ciminna, während die südlichsten bei
Caltagirone, die östlichsten bei Bammaca und Baddusa und endlich bei
Centuripe, südwestlich vom Aetna auftreten. Die größte V70. gerichtete Aus-
dehnung des Gebietes beträgt UDgefö,hr 180, die größte Breite etwa 80 km. Die
in den betreffenden Gebieten fast ausschließlich in Betracht kommenden ober-
miocänen und pliocänen Schichten setzen sich folgendermaßen zusammen:
Sandige, gips- und steinsalzhaltige Tone mit Einlagerungen von bitumen-
und petroleumhaltigen Schiefem und stellenweise etwas Lignit bilden das
Liegendste. Sie entsprechen dem Tortonien und mögen über 1000 m mächtig
sein. Im Gebiete dieser Tone liegen an verschiedenen Orten Schlammvulkane
(Maccaluben). Mitunter entwickeln sich in diesen Schichten wirkliche Sandsteine
und sogar Quarzite.
Über den Tonen folgen die Tripelschiefer (tripoli). Sie erreichen bei
Racalmuto eine größte Mächtigkeit von 150 m, im allgemeinen aber beträgt
diese nur 60 — 70 m. Es sind weiße, mehlige, gebänderte oder feinblätterige
Schichteu, die im wesentlichen aus den Eieselpanzern von Radiolarien und
Diatomeen und aus Schwammresten bestehen, bituminös riechen und 30 — 70 ^/q SiOg,
daneben auch etwas Kalk und Magnesia und mergelige Substanz führen. Sie
enthalten Fisch-, Insekten- (Libellen-) und Pflanzenreste, stellenweise auch etwas
Lignit und in seltenen Fällen Schwefel. Die tripoli entsprechen der sarmatischen
Stufe.
Unmittelbar über den Tripelschiefem und durch Übergänge mit diesen ver-
bunden folgt die formazione gessoso-solfifera. Dieser Schichtenkomplex hat
auf der Insel eine ungeheure Verbreitung über fast 800 qkm. Wenigstens als Gips-
horizont läßt er sich etwa 250 km weit von einem Ende bis zum anderen verfolgen
und bedingt die furchtbare Öde und Unfruchtbarkeit der Landstriche, in denen er
zutage liegt. Die Schichten sind gefaltet und häufig bis zu senkrechtem Einfallen
aufgerichtet; sie bilden Hügel und Berge bis zu mehreren hundert Meter Höhe.
Gelegentliche Funde von Congerien, Pecten und Cardium kennzeichnen sie als
marine Schichten. Im übrigen sind sie fast fossilfrei und enthalten nur mitunter
u. a. Fischreste oder fossiles Holz. Die formazione gessoso-solfifera besteht aus
Gipsen, schwefelführenden Kalksteinen, Tonen (sog. tufi) mit mehr oder
weniger großem Bitumen- und Salzgehalt und aus feinkörnigen Sandsteinen.
Die schichtigen Schwefellager. 459
An der Grenze zwischen den Tripeischief erh und dieser Formation liegen nicht
selten verkieselte Kalksteine.
Der Gips kommt in verschiedenen Varietäten vor: bald so grobkristallin,
daß die Spaltflächen wie Glasscheiben von den Felsen leuchten, manchmal mit
fußlangen Kristallen, bald als Alabaster, bald dicht in dünnen Platten (balatino),
bald dnrchmengt mit ziemlich viel Kalk. Schloten und Dolinen sind in den
Gipsgebieten sehr verbreitet. Mit den Gipsen wechsellagem bituminöse Tone,
die bei Buonpensiero-Nadur Adern und Linsen von Glaubersalz umschließen,
welch letztere zeitweise abgebaut worden sind. Es ist bezeichnend für die
Entstehungsweise dieses Schichtenkomplexes, daß bei Comitini über einem Schwefel-
lager eine Steinsalzlinse auftritt.
Der Schwefel findet sich in Bänken von wechselnder Zahl in der Gips-
formation. Manchmal folgen sich 8 — 4 Flöze in geringem Abständen übereinander;
ihre Mächtigkeit beträgt 1 — 2,5 m, manchmal aber auch 6, ja sogar 30 m. In
der Hauptsache seines Vorkommens ist er nicht rein, sondern innig durchmengt
mit Kalk, Mergel, Gips und mitunter auch gebunden an verkieselte Gesteine.
Die Schwefelflöze_sind nach Spezia strontijmhaltig. Es handelt sich im übrigen
nicht um weithin verfolgbare eigentliche Flöze, sondern um Linsen, welche sich
fingerförmig vergabein können. Ln Ausstriche sind die Erze zum briscale
verwittert, d. h. durch eine Oxydation des Schwefels und unter Einwirkung der
so entstehenden Schwefelsäure auf den Kalkstein bildet sich ein zerfressenes,
löcheriges, graues oder gelblich-weißes Gestein, dessen Auftreten als ein sicheres
Anzeichen für das Vorhandensein eines Schwefellagers in der Teufe angesehen
wird. Dasselbe entsteht auch, wenn das Schwefelerz einige Jahre an der Luft
gelegen hat. Der Schwefel und der Kalkstein sind mehr oder weniger bituminös
und miteinander oft in feiner Bänderung verwachsen (struttura soriata). Je
nach dem Bitumengehalt wechselt die Farbe. Die Schwefelführung der abbau-
würdigen Bänke ist recht verschieden ; er ist durchschnittlich geringer im V^esten
als in den zentralen Gebieten der Insel. Mengen von 12 — 15 *^/q gelten nicht als
besonders hoch; reichere Lager haben von 15 — 20 ^/q, es kommen aber auch
Gehalte von mehr als 30 ^/q, ganz vereinzelt von 50 ^/q, angeblich zu Naro sogar
von 80— 90^/^ vor.
Innerhalb der Schwefelflöze finden sich Höhlungen, deren V7ände mit den
bekannten prachtvollen Schwefelkristallen bekleidet sind; Bacalmuto, Casteltermini
und Cianciana sind die bekanntesten Fundorte. Desgleichen kommen solche
Kristallisationen auch auf Klüften vor; sie sind begleitet von allerlei anderen
Mineralien, nämlich: Kalkspat, Aragonit, Gips, Cölestin, Baryt, Quarz,
Chalcedon, Opal und Melanophlogit (ein würfelförmig kristallisierendes
Mineral mit 89,46 SiOj, 5,60 SOg, 1,33 C, 0,25 FcgOg und 2,42 Glühverlust) und
Asphalt. Der Cölestin ist stellenweise, wo er sich in reichlichen Mengen findet,
Gegenstand des Abbaues und des Exportes geworden, so zu Favara, Licata,
Caltanissetta, Sommatino usw. Hier und da wird der Schwefel von reinem Bitumen
begleitet. Aus Spalten und Höhlen, welche oft Stalaktiten von Kalkspat ent-
halten, tritt nicht selten Kohlensäure hervor, und ebenso sind Ausströmungen
von Kohlenwasserstoffen fast regelmäßig und manchmal in recht bedeutender
460 Die schichtigen Lagerstätten.
Menge za beobachten, wenn die salz- und gipsführenden Tone, besonders aber
die Sandsteinschichten im Stollenbetrieb angefahren werden; sie sind öfters von
Schwefelwasserstoff begleitet. Die Gasaasbrüche erfolgen häufig mit Gewalt und
sind deshalb gefährlich. «
Die Gips- und Schwefelformation erreicht Mächtigkeiten von über 100 m.
Sie wird völlig konkordant überlagert von einem bis zu 150 m mächtigen, wohl-
geschichteten Komplex von weißen foraminiferenführenden Mergeln und Tonen
des Pliocäns, den sog. trubi.v/ Darüber folgen die blauen Tone (creta), die
Muschel-, Korallen- und Bryozoenbreccien und die gelben Sande des oberen
Pliocäns und endlich in flachen oder schwach geneigten Tafeln, bis zu 70 m
über das Meer ansteigend, die marinen Bildungen des Quartärs. Girgenti und
seine berühmten Tempel, sowie die Buinen von Selinus stehen auf diesen.
Eines der schwefelreichsten Gebiete Siziliens sind die Umgebungen von
Eacalmuto-Grotte und Caltanisetta. Die ausführlichere Beschreibung Bald accis
von der Pemicegrube bei Eacalmuto sei hier wörtlich wiedergegeben. „Aus dem
reichen Lager der Pemice hatte man seit einer langen Beihe von Jahren enorme
Schwefelmassen gefördert; gegenwärtig kann man einige Teile derselben als
erschöpft bezeichnen, aber immerhin bleibt für den Bergbau noch viel zu tun.
Ohne die Linsen zu rechnen, die unregelmäßig da und dort im Gips und in den
Tonen eingeschlossen liegen, besteht das Vorkommen von Pemice aus zwei reichen
schwefelführenden Flözen; das eine, jetzt fast erschöpfte, der sog. Stagnone, steht
im oberen Teile des Berges im Kontakt zwischen den Gipsen und den trubi an.
Es hatte eine mittlere Mächtigkeit von 10 m und ein Einfallen von etwa 25^ OSO.;
der Gehalt des Erzes war höher als 30 ^/q. Dieses Flöz wurde zuerst bearbeitet
und verschaffte der Pemice so großen Kuf. Als es fast erschöpft war, glaubte
man, daß die Ergiebigkeit der Grube sich dem Ende zuneige, aber ein unter-
nehmender, von Erfolg gekrönter Versuch wandte die Dinge wieder zum guten.
Man drang in eine seigere Teufe von 127 m unter den Stagnone vor und durch-
tenfte eine mächtige Lage von kristallinem Gips und Gipsplatten und zwischen-
geschalteten tonigen und sandigen Bänken; unter diesen Gipsen fand sich ein
etwa 1,30 m dickes Tonlager mit Schwefel und endlich ein reiches und mächtiges
Flöz, das durch linsenförmige taube Einlagerungen da und dort in zwei oder
drei Teile geschieden ist." Dieses Lager mht seinerseits auf verkieseltem Kalk
und dieser auf dem Tripelschiefer.
^ Die primitive Art des Bergbaues und der Schwefel gewinnung hat u. a.
vom Rath geschildert. Heute noch sind die sizilianischen Schwefeldistrikte
Stätten des furchtbarsten Elends. Die Schwefelfördemng geschieht wohl nur
noch unterirdisch, gewöhnlich durch geneigte primitive Schächte von meist
geringer Tiefe bis zum Grundwasserspiegel. Die Gruben heißen „solfare". Die
Zugutmachung des schwefelhaltigen Gesteines findet jetzt noch meistens in kleinen
Öfen, den Calcaroni, durch Ausschmelzung statt, wobei ein Teil des Schwefels
als Heizmaterial dient, der übrige Teil bei Temperaturen zwischen 115 und 230^
als leichtflüssige Masse in Formen abfließt. Dabei werden nur höchstens 70®/o
des Schwefelgehaltes ausgebracht, ja der Verlust beträgt sogar 50 ^/q. Neuerdings
hat man auch rationellere Gewinnungsmethoden (durch überhitzten Dampf)
eingeführt.
Die schichtigen Schwefellager. 461
Über den anf Sizilien vorhandenen Schwefelvorrat hat Baldacci im
Jahre 1886 Berechnangen angestellt. Demnach hätte er ursprünglich etwa 54 Mill.
Tonnen betragen, darunter bei Comitini über 15 Mill., bei Racalmuto-Pernice
9^/2 Mill., bei Caltanissetta 8^/2 Mill., Valguarnera 6 Mill., Villarosa 4 Mill. usw.
Seit Anfang des XIX. Jahrhunderts bis 1872 wurden ungefähr 8 Mill., von
1872—1885 4 Mill. Tonnen exportiert, so daß im Jahre 1886 noch 42 Mill.
vorhanden waren, welche bei rationellster Ausbeutung einen weiteren hundert-
jährigen Bergbau gewährleisten könnten.
Im Jahre 1900 standen 681 Schwefelminen im Betrieb, welche etwa
3400000 t Schwefelerz förderten und insgesamt 31500 Arbeiter beschilftigten.
Bemerkenswert ist, daß unter den zahlreichen Verunglückungen, welche der
Grubenbau mit sich bringt, solche durch Schlagwetterexplosionen und Erstickungen
an Schwefelwasserstoff oder Kohlensäure ziemlich häufig sind.
Die durchschnittliche Schwefelausfuhr Siziliens beträgt jetzt jährlich gegen
500000 t; sie belief sich im Jahre 1902 auf 467000 t. Davon gingen allein
169000 t nach Amerika. Der Schwefel findet u. a. in der Schwefelsäure- und
Papierindustrie Anwendung und ist vor allem für den Kampf gegen die Reben-
krankheiten in Südeuropa von größter Wichtigkeit geworden.
Auf dem italienischen Festlande werden den sizilianischen sehr ähnliche
und scheinbar an denselben Horizont (Congerienschichten) gebundene Schwefel-
lager in der Bomagna und in den Marken seit längerer Zeit abgebaut. Die
13 im Jahre 1900 tätigen Gruben liegen in den Provinzen Ancona, Forli und
Pesaro-Urbino; am bekanntesten sind diejenigen von Cesena. Das ganze
schwefelfUhrende Gebiet hat eine Ausdehnung von ungefähr 2000 qkm. Der
Schwefel ist gebunden an Kalksteinflöze, welche 30 — 60 cm, indessen auch bis
zu 3 m dick werden und ihrerseits an Gipsschichten gebunden sind. Die Lagerang
ist eine ziemlich gestörte. Bekannt sind die schönen, häufig von Asphalt über-
zogenen Kristalle von Perticara; überhaupt ist auch der derbe Schwefel
sehr bituminös, und es ist bezeichnend, daß in dortiger Gegend auch Petroleum
vorkommt. Der Schwefel wird begleitet von Kristallen von Gips, Kalkspat,
Aragonit, Cölestin und seltener von Quarz. Der durchschnittliche Schwefelgehalt
der Lager soll etwa 20 ^/^ betragen. Im Jahre 1900 wurden in den genannten
Provinzen insgesamt 22600 t Schwefel aus 144660 t Erz erzeugt.
Dem unteren Pliocän (Messiniano) gehört auch nach Deecke^) das Schwefel-
lager von Altavilla Irpina zwischen Benevento und Avellino in Campanien,
nordöstlich vom Vesuv, an. Das Nebengestein des Schwefels ist ein feiner grauer,
bisweilen glimmerführender Bänderton mit schwankendem Bitumengehalt, in den
tieferen Schichten mit schwach petroleumartigem Geruch. In dem Tone liegen
mehrere Gipslinsen und zwischen beiden Gesteinen oder nahe ihrer Berührung
der Schwefel, der nach Deecke in Form zahlreicher unregelmäßiger Adern das
1) Perazzi, Le soufre en Italie; Ann. d. mines (6), VII, 1865, 303—306. Dasselbe
in Berg- u. Httttenm. Ztg., XXV, 1866, 92—93. — Hintze, Handbuch der Mineralogie,
I, 1898, 80, nach Jervia, Tesori aotterranei d'Italia, 1881, III, 408. — Fuchs et
de Launay, Gites min^raux, I, 282. — Eivista del servizio minerario nel 1900,
Roma 1901.
8) Zur Geologie von Unteritalien; N. Jahrb., 1891, II, 39—48. — Wolf, Verb,
k. k. geol. Äeichs-Anst., 1869, 195—197.
462 Die schichtigen Lagerstätten.
gesamte Nebengestein durchzieht und auch im Gips selbst in Butzen, Knollen und
Adern auftritt. Hohlräume kommen sehr selten am Rande der Gipseinlagerungen
vor und enthalten dann hier und da Schwefelkristalle. Der Gehalt an Schwefel
nimmt mit der Bitumenführung und der Entfernung vom Gips ab. „Während
sonst Fossilien ganz fehlen, trifft man bisweilen, freilich vereinzelt, eingebettet
im Tone Ast- und Stammsttlcke, welche in Braunkohle verwandelt sind, aber
zwischen den braunen kohligen Partien reichlichen Schwefel zeigen. Dieser kann
sogar die Eolle des versteinernden Minerales, ähnlich wie Kieselsäure oder kohlen-
saurer Kalk, spielen und hat dann die feineren Strukturverhältnisse des Holzes
auf das deutlichste erhalten.^ Deecke glaubt, daß der Schwefel durch eine
Wechselwirkung zwischen Bitumen und Gips entstanden sei, und daß eine solche
heute noch andauere, folgert er aus der hohen Temperatur in der Nähe der Tone.
Verschiedene Schwefelquellen und Schwefelwasserstoffexhalationen befinden sich in
der Umgegend.
Über Schwefellagerstätten bei Poggio Orlando und bei Arbiola nahe
Vagliagli in der Provinz Siena berichtet Pantanelli.^) Der schwefelfQhrende
Schichtenkomplex besteht bei Poggio Orlando aus schwarzem Ton, Gips und
Kalksteinbänken, welche sämtlich schwefelhaltig sind. Das eigentliche Lager
ist 1,20 m mächtig; das Mineral scheint hier an kalkige Lagerart gebunden zu
sein, und auch der unmittelbar in seinem Liegenden auftretende Kalkstein führt
noch etwas Schwefel. Die darunter folgenden Tonschichten enthalten Sfißwasser-
fossilien. Den Ablagerungen wird obermiocänes Alter zugeschrieben.
10 km südlich von Krakau in Galizien, auf dem nördlichen Abhänge des
Rajskoer Höhenzuges liegt der seit einigen Jahrzehnten aufgelassene Schwefel-
bergbau von Swoszowiee, dessen geologische Verhältnisse zuletzt durch die
Schilderung Ambro z*) genauer bekannt geworden sind. Nach Tietze sind die
schwefelführenden, schwach nach Westen einfallenden Ablagerungen älter als
sarmatisch und offenbar mediterran (unteres Miocän). Die Gesamtmächtigkeit der-
selben beträgt 60 m; sie gliedern sich von oben nach unten folgendermaßen:
1. 6 — 8 m Sand und GeröUe (mediterran).
2. Grünlich-grauer, 16 m mächtiger Mergel. Derselbe führt in der Nähe des
darunter liegenden Schwefellagers kleine Pflanzenreste und Lignitstücke.
^) Di alcuoi giacimenti solfiferi della provincia di Siena: Bollett. Soc. geol. it.
XXII, 1903; Ref. Ztschr. f. prakt. Geol., 1904, 278.
^) Beschreibung der geologisch-bergmännischen Verhältnisse der Schwefellager-
Stätten von Swoszowice. In: Bilder von den Eupferkieslagerstätten bei Kitzbühel und
den Schwefellagerstätten bei Swoszowice, redig. von v.- Friese, herausgeg. vom k. k.
Ackerbau-Ministerium, 1890, Lit. — Ders., Über einige Mineralvorkommen in SwoBzowice;
Jahrb. k. k. geol. Eeichsanst.« XVIII, 1868, 291—296. — von Zepharovich, Zur
Bildungsgeschichte der Minerale von Swoszowice; ebenda XIX, 1869, 225 — 229. —
von Hauer, Das Schwefel vorkommen bei Swoszowice; Verh. k. k. geol. Reichs-Anst.,
1870, 5—8. — Tietze, Die geognostischen Verhältnisse der Gegend von Krakau;
Jahrb. k. k. geol. Reichs-Anst., XXXVII, 1887, 423—838, bes. 605—612, Lit. -^
Schmid, Das Schwefelvorkommen in Swoszowice; Österr. Ztschr, f. Berg- u. Hüttenw.,
XXV, 1877, 199—200, 214—215.
Die schichtigen Schwefellager. 463
8. Fester, bläulich-grauer Ealkmergel, die einzige feste Gesteinsbank, welche
lokal auftritt und auf den Eluftflächen stellenweise Schwefel und nelken-
braunen Baryt (sowie Cölestin?) und Witherit (nach Schmid) führt.
4. Lichtgrauer Tonmergel mit 6 — 10 cm dicken Adern von Fasergips. Lokal.
5. Oberes Schwefellager, in schwärzlich-grauem Tonmergel auftretend.
„Die mit Schwefel imprägnierten oder Kugelerze einschließenden Mergel-
schichten bilden linsenförmige oder stockförmige Einlagerungen in Ton-
mergel, erreichen aber selten 2 m Mächtigkeit. Das obere Erzlager führt
stellenweise recht gut erhaltene Pflanzenpetrefakten, namentlich in den
feinkörnigen, deutlich geschichteten Schwefelerzen, die eine plattenförmige
Absonderung zeigen." (Ambroz.)
6. 6 — 12 m mächtiger Fasergipsschiefer, der stets zwischen den beiden
Schwefellagern in flach wellenförmiger Ablagerung auftritt und als Leit-
schicht diente. Er ist nur stellenweise mit Schwefelkömem imprägniert.
7. Unteres Schwefellager. Milder, schwärzlich-grauer Tonmergel, in
welchem stellenweise kugelige Konkretionen und Bänke von Schwefel
auftreten.
8. Lichtgrauer, fein gebänderter, schwefelfreier Mergel, teilweise sandige
Striemen einschließend. Liegt unmittelbar auf dem in 120 m Tiefe
erbohrten, miocänen Salzton.
Die frähere Annahme, daß zu Swoszowice fünf Schwefelflöze auftreten
sollen, hat sich als irrtümlich erwiesen. Weiter nach Süden zu ist das Schwefel-
vorkommen auch bei Zielona nachgewiesen worden. Der durchschnittliche Gehalt
der Lagerstätten war nach v. Hauer 14 — 16®/o; von 1861 — 1867 produzierte
der bis dahin staatliche Betrieb jährlich 15000 t Erz mit 11 — 12®/q ausbring-
barem Schwefel.
In Oberschlesien war schon längst das Vorkommen von Schwefel im
Miocän der Gregend von Bybnik bekannt, bevor anfangs der 80 er Jahre des
vorigen Jahrhunderts dort wirkliche Schwefellager zum Abbau erschlossen wurden.
Zahlreiche Schwefelquellen entspringen daselbst, und ihnen verdankte das Wilhelms-
bad bei Kokoschütz seine Gründung. In der Umgebung von Kokoschfitz^) im
Kreise Pleß ist das Schwefel vorkommen ganz analog demjenigen zu Swoszowice
in Galizien und gehört wie jenes dem unteren Miocänmergel an, der hier durch
die reichliche Führung von Laubholz-, Fisch- und Insektenresten ausgezeichnet
ist. Das Miocän liegt in einer Mächtigkeit bis zu 200 m unmittelbar über dem
Steinkohlengebirge und besteht zu Kokoschütz aus Kalkmergeln mit Einlagerungen
von Kalkstein und Gips, aus Gipsschichten, Gipsletten, pflanzenführenden Sand-
steinen und schwefelführenden Mergeln. Der Schwefel ist an einen bestimmten
Horizont gebunden und bildet darin 4 — 10 plattenförmige, je 1 — 8 cm mächtige
erdige Lagen oder im Letten eingebettete nierenförmige oder traubige Knollen.
Die in gewissen Lagen auftretenden dichten Kalksteinkonkretionen sind häufig
von Schnüren kristallinen Schwefels durchzogen; in septarienartiger Ausbildung
werden diese Kalkknollen oft von kristallinem Cölestin durchädert, oder sie
') Williger, Schwefel vorkommen in Oberschlesien; Ztschr. f. Berg-, Hütten- u.
Sal.-Wes., XXX, 1882, 264—271. — von Lasaulx, Das Schwefelvorkommen von
Kokoschütz bei Eatibor; Sitzber. Niederrh. Ges., 1882, 48-49. — Weiß, Ztschr. d.
deutsch, geol. Ges., XXXV, 1883, 211.
464 Die schichtigen Lagerstätten.
enthalten in den Eissen Ejistalle des letzteren, solche von Schwefel und von
Kalkspat. Im Schwefellager von Pschow wurde auch Baryt gefunden. Ebenso
kommen Schwefelkristalle in Hohlräumen des Kalksteines vor. Die ganze schwefel-
führende Mergelmasse hat eine Mächtigkeit von 0,5 — 7 m und ein sehr flaches
Einfallen. „Das zwischen dem plattenförmig abgelagerten Schwefel befindliche,
stark bituminöse Mergelmittel ist lamellenartig mit unzähligen Schwefelschnüren
durchzogen, welche in gleicher Kegelmäßigkeit sich fortsetzen und ungefähr 20 ^/^
der Ablagerung ausmachen. Nesterartige Anhäufungen reinen Schwefels in
Knollenform dnrchschwärmen außerdem noch ohne Begelmäßigkeit die Lagerstätte,
welche sie beträchtlich anreichem. " ( W i 1 1 i g e r.) Die reichen Erze von Kokoschütz
enthielten 25 — 30 ^/o, die armen 5 — S^/q Schwefel.
Ähnliche Schwefelablagerungen wie in Oberschlesien und Galizien kommen
auch zu Czarkow^) und Stara-Korczyn und femer zu Piotrkowice bei
Proszowice im südlichen Russisch-Polen vor. Die Mächtigkeit der schwefel-
ftihrenden Masse beträgt zu Czarkow 2 — 20 m, ihr Gehalt in den oberen Teilen
10 ^/q, in den unteren angeblich 25 — 70 ^/q. Die Gruben sind aufgelassen. Über ein
miocänes Schwefel vorkommen in Ostgalizien hat Windakiewicz*) berichtet.
Seit Anfang des XIX. Jahrhunderts bis 1864 ist ein Schwefel vorkommen
zu Radoboj^) in Kroatien abgebaut worden. Dasselbe besteht aus zwei Flözen.
Das eine ist ein durchschnittlich 8 — 10 Zoll mächtiger, schwarzer, mürber Mergel-
schiefer mit nuß- bis kopfgroßen Konkretionen von Schwefer und mit etwas Gips.
Sein Hangendes bildet Mergel, sein Liegendes ist ein gewöhnlich fußmächtiger,
graugrüner, etwas toniger, feinkörniger und schieferiger Sandstein mit zahlreichen
Besten von Pflanzen, Fischen und Insekten, sowie vielen Alveolinen (Foraminiferen).
Darunter folgt das zweite, durchschnittlich 10 — 12 Zoll mächtige Schwefelflöz,
das petrographisch zwar dem oberen ähnlich ist, jedoch den Schwefel in so feiner
Verteilung führte, daß derselbe nur durch Destillation daraus gewonnen werden
konnte. Es enthält gleichfalls Foraminiferen. Dieses Flöz ruht endlich auf
tonigem bituminösem Schiefer und auf Mergelschiefer. Die Schwefelführung der
Mergel ist keine stetige, sondern sie entwickeln sich aus tauben Lagen, v. Morlot
schreibt darüber; „Die dem oberen Schwefelflöz entsprechende, aber taube Schicht,
welche sonst licht ist, wird allmählich dunkler; dann fangen an Kugeln von
Kalkspat sich auszuscheiden, welche noch keinen Schwefel enthalten, sondem nur
aus braunem, im Innern kristallinischem bituminösem Kalkspat bestehen; bis-
weilen sind sie hohl und mit Wasser gefüllt, welches beim Auslaufen nach
Schwefelwasserstoff riechen soll; dann kommen Kugeln von dunkler mehliger
Masse, die aber mit Säure nicht braust, dann erscheint Schwefel beigemischt,
und endlich folgen die ganz reinen Kugeln von ganz reinem derben Schwefel,
der nur durch Bitumen leberbraun gefärbt ist und eine Schale von einer helleren
mehligen, mergeligen Masse hat. Dieser Übergang findet statt auf eine Länge
von 2 Schuh bis 4 Klafter." Die schwefelführenden Mergel von Radobqj mit
ihrer Flora gehören nach Pilar*) der sarmatischen Stufe (dem Obermiocän) an.
In Südfrankreich werden schwefelführende Tertiärablagerungen in den
Departements Tauduse und Basses- Alpes abgebaut. Bei Tapets, nahe Apt,
^) Eeppen, Mining and metallurgy of RuBsia; For the Worlds Columbian
Exposition, 1893, 90. — Hintze, Handbuch der Mineralogie, I, 1898, 77.
^) Das SchwefelYorkommen in Dzwiniacz bei Bohorodczanj; Osterr. Ztschr. f.
Berg- u. Hüttenw., XXII, 1874, 39—40.
®) V. Morlot, Über die geologischen Verhältnisse von Radoboj in Kroatien;
Jahrb. k. k. geol. Reichs-Anst., 1850, 268 — 279. — v. Hauer, Geologie der österr.-
ung. Monarchie, 1878, 650—651.
*) Über die geologischen Verhältnisse der Gegend von Radoboj in Oroatien ; Verh.
k. k. geol. Reichs-Anst., 1877, 99.
Die schichtigen Schwefellager. 465
nördlich der Dorance, tritt Schwefel als eine 0,8 m mächtige Impi^lgnation in
einem dolomitischen und gipsfnhrenden Kalkstein auf; die Schichten gehören dem
Miocän an. Das Mineral fehlt in den Schichtenmnlden und ist nur in den Aaf-
wölbnngen vorhanden, was damit erklärt wird, dafi dasselbe darch Lösungen,
welche gerade längs dieser tieferen Stellen zirkulierten, weggeführt wurde, wobei
das Gestein sichtlich löcherig und mttrbe geworden ist, die in ihm enthaltenen
Gipslagen verschwunden sind.^) In denselben Schichten kommt Schwefel neben
Braunkohlenlagern bei Manosque am rechten Duranceufer vor.^ „Das Braun-
kohlenbecken der Basses-Alpes dehnt sich auf dem rechten Ufer der Durance
im Norden von Pierrevert, Manosque und Volx in einem fast südöstlich streichenden
Streifen ans, dessen größte, von Montfnron bis Bois-d'Asson reichende Länge 16 km
beträgt, während die Breite zwischen Manosque und Saint-Martin-de-Benecas mit
ungefähr 10 km ihr Maximum erreicht. Es handelt sich um laknstrische Bildungen
miocänen Alters, die auf neocomem Ealk liegen, welcher östlich von Volx und
westlich von Montfuron zutage tritt. Die lakustrischen Bildungen werden im
NW. von mariner Molasse bedeckt, welche sich auch nach SW. ausdehnt; hier
dient sie der Braunkohlenformation von Sainte-Tulle, Pierrevert, Manosque und
Volx als Hangendes. Das Braunkohlengebirge besteht aus abwechselnden Lagen
von Sandsteinen, Kalksteinen, Tonschiefern und Gips, die meist gefaltet und steil
aufgerichtet sind. Sie umschließen neben einer großen Menge von Braunkohlen-
flözen, bituminösen Kalk- und Schieferschichten und Asphaltsandsteinen auch
Schichten, die von gediegen Schwefel imprägniert sind. Man fand den Schwefel
bei Braunkohlenaufschlußarbeiten in mehreren Schichten mit ostwestlichem Streichen
und einem Einfallen von 75 — 80^. Die Imprägnationszone hat eine sehr regel-
mäßige Erstreckung und einen Schwefelgehalt, der im Durchschnitt höher sein
soll als der der sizilianischen Vorkommen. Eine 776 m lange Strecke durchquert
7 abbauwürdige Schwefellager und mehrere Braunkohlenflöze. ^ Auch bei Marseille
sind neuerdings Schwefellager entdeckt worden. Man förderte im Jahre 1901 im
Departement Basses- Alpes 1500 t, in Vaucluse 4184 t, in Bonches-du-Khöne
1151 t Schwefelerz, deren Schwefel in den Weingegenden Frankreichs und Algiers
verbraucht wurde.
Es erscheint nach dem obigen fraglich, ob die Schwefellager Südfrankreichs
nach ihrer Entstehnngsweise mit den sicherlich marinen Vorkommnissen Siziliens usw.
verglichen werden dürfen.
In Spanien führen miocäne Schichten an verschiedenen Orten Schwefel-
lager. Die wichtigsten Vorkommnisse liegen in den Provinzen Murcia und
A Ib ace te. Diejenigen von Lorca in Murcia scheinen gegenwärtig die bedeutendsten
zu sein; in die gleiche Zone gehören die Lager von Campos, Molina, Lorqni y
Fortuna und HelUn in Albacete. Nach Botella ^) kommt dort der Schwefel im
obersten marinen Miocän vor, welches aus Tonen, Gipsen und Sandsteinen besteht.
1) Delesse, Modifleations des roches; Ann. d. min. (7), XVII, 1880, 288—289.
Nach Boux, Notice sur le gisement sulfuriferc d'Apt, 1877.
*) Ztechr. f. prakt. Geologie, 1899, 376. Nach L'ficho des Mines, 1899, 15. Juni.
') de Botella y de Hornos, Descripcion geologica-minera de las proyinciaB de
Murcia y Albacete, Madrid 1868; zitiert von Baldacci.
Stelzner-Bergeat, Erzlagent&tten. 30
466 Die schichtigen Lagerstätten.
Das Mineral bildet Schichten, Linsen and Knollen, bald von dichter, bald von
kristalliner Beschaffenheit, scheinbar mit ziemlich anhaltender Beständigkeit.
Zu Lorca kannte man schon im Jahre 1868 drei Schwefellagen von 0,2 — 0,45 m
Mächtigkeit und einem mittleren Gehalt von 30 ^/^^ Sie sind 8 km weit zu ver-
folgen. Bei He 11 in sind 16 Lagen von über 9 m Gesamtdicke in einen 100 m
mächtigen Schichtenkomplex eingeschaltet. Sie sind begleitet von Magnesia- und
Tonerdesulfat. Im übrigen sind diese Lagerstätten ganz ähnlich denjenigen in
Sizilien; auch hier ist der Schwefel etwas bituminös.
Zu Teruel^) in Aragonien bildet der Schwefel Einlagerungen in horizontal
liegenden Gipsmergeln. Er umschließt dort die Gehäuse von Schnecken (Paludinen,
Planorben) und erfüllt dieselben ; außerdem sind auch dort Pflanzenabdrücke und
Lignit bekannt. Aus Alicante erwähnt Sewell ein 7 Fuß mächtiges, steil-
stehendes Lager, das von einem grauen Ton umschlossen wird und zahlreiche
vollkommen ausgebildete Quarzkristalle enthält. Auch zu Conil bei Cadiz^) ist ein
Schwefelvorkommen in tertiärem Kalkstein, Mergel und Gips abgebaut worden.
Das Mineral wird' dort von Kalkspat und Cölestin begleitet.
Ob die Lagerstätte in der Sierra Gador,^) 18 km nördlich der Stadt
Almeria in Granada, eine schichtige ist, erscheint nach den vorliegenden
ungenauen Berichten nicht ganz zweifellos. Das Nebengestein des Schwefels
bilden angeblich mitteleocäne Kalke, „Kalkkonglomerat^ und Mergel. Im Kalk
soll das Mineral samt Gips Klüfte und Hohlräume erfüllen; außerdem bildet es
das Zement der Konglomerate und tritt in zahlreichen Trümern im Mergel auf.
Zwischen den letzteren und dem Konglomerat liegt endlich eine verschieden
mächtige Schicht mit fast 90 ^/q Schwefelerz. Das Erz scheint teilweise bituminös
zu sein. Die Mächtigkeit der Schwefelzone wird auf 50 m, ihre Länge auf 400 m
angegeben, ihr Durchschnittsgehalt beträgt 15 ^/q.
Spanien produzierte im Jahre 1901 in folgenden Provinzen Schwefel: in
Albacete 23579 t, in Murcia 35000 t und in Almeria 5785 t.
Im Daghestan,^) dem nordöstlichen Teile des Kaukasus, sind besonders
in früheren Jahren in miocänen Kalken Schwefellager bei Kchiuta, etwa 50 km
von Temirchanschura, abgebaut worden. Die stellenweise bis zu 4 m mächtigen
Linsen und Nester liegen nach Arzruni in Gips, der von Kalken und Mergeln
begleitet wird. Die letzteren sind im Kontakt mit dem Schwefel oft ziemlich
weit in Alaun umgewandelt, was auf die Tätigkeit von Schwefelwasserstoffquellen
zurückgeführt wird. Ebenso möchte Arzruni den Gips für umgewandelten Kalk
halten. Aus Arzrunis Beschreibung läßt sich nicht genau erkennen, ob diese
und die übrigen im Daghestan verbreiteten Schwefellagerstätten wirklich sedi-
^) Sewell, Über die Schwefelwerke der spanischen Provinzen Aragon und Murcia;
Berg- und Hüttenm. Ztg., XXH, 1863, 334. — Roth, Chemische Geologie, I, 1879,88.
Nach M. Braun. — v. Cotta, Berg- u. Hüttenm. Ztg., XXI, 1862, 270. — Fuchs et
de Launaj, Gites min6rauz, I, 283.
*) Hintze, Handbuch der Mineralogie, I, 1898, 85.
») Ztschr. f. prakt. Geol., 1899, 268. Nach Wilson. — Österr. Ztschr. f. Berg-
u. Hüttenw., XLVm, 1900, 51.
*) Arzruni, Die Schwefellager von Kchiuta im Daghestan; N. Jahrb., 1875,
49—51. — Niedenführ, Beiträge zur Kenntnis kaukasischer Erzlagerstätten. Die
Schwefellager des nordöstlichen Kaukasus; Chem. Ztg., 1897, 288—305.
Die schichtigen Schwefellager. 467
mentär sind. In neuerer Zeit hat die Schwefelproduktion von Kchiuta nur mehr 1000 1
betragen. Andere kaukasische Vorkommnisse sind die von Albano und Eaterfi.
Große Schwefelmassen liegen nach Radde^) in der Wttste Karakum in
Transkaspien. Bei den Brunnenstellen Schiich und Damly erheben sich etwa
vierzig bis zu 90 m ansteigende Hügel, welche aus pliocänen Schichten bestehen
und großenteils aus Schwefel zusammengesetzt sind. Der letztere imprägniert
scheinbar am häufigsten einen festen Quarzsandstein und bildet darin Nester
und Drusen mit schönen Kristallen; der Gehalt des Gesteines an dem Mineral
wird zu 45 — 80 ^/q angegeben. Solche Schwefelvorkommnisse sollen in Trans-
kaspien und am Busen von Karabugas weit verbreitet sein. Das Schwefelgebiet
liegt 280 km weit von der Station Askhabad der transkaspischen Eisenbahn entfernt.
Im amerikanischen SUdstaat Louisiana^ wurde im Jahre 1869 15 km
vom Calcasieu-River gelegentlich Petroleumbohrungen ein kolossales Schwefel-
lager entdeckt. Das Bohrprofil war folgendes:
m
Gelber und blauer Ton 48
Grauer und gelber Sand 52
Kalkstein 33
Reiner Schwefel 32
Schwefelftthrender Gips 30
Reiner Schwefel 1,8
Schwefelführender Gips 7,2
Sehr schwefelreicher Gips 183
Schwefelfuhrender Gips .... . . 30
367
Auch andere Bohrungen haben die Anwesenheit eines sehr mächtigen
Hauptschwefellagers, angeblich mit 70 — 90^/q Schwefel ergeben, dessen Gesamt-
menge man auf 1,5 Hill. Tonnen berechnete. Eine ausgiebige Ausbeutung dieser
Lagerstätten hat bisher noch nicht stattgefunden, so daß die Gesamtproduktion
der Vereinigten Staaten an Schwefel, woran neben Louisiana in zweiter Linie
auch Nevada und Utah beteiligt sind, nur einige tausend Tonnen im Jahre
beträgt und Amerika alljährlich große Mengen davon aus Sizilien einführen muß.
* Die Frage nach der Entstehung der schichtigen Schwefellager ist bisher
noch nicht befriedigend gelöst. Sie kann für die meisten der vorhin besprochenen
Vorkommnisse nur gemeinsam sein, und ihre Beantwortung muß dieselben
gemeinschaftlich ins Auge fassen. Die schichtigen Schwefellager sind, soweit
überhaupt einigermaßen zureichende Mitteilungen das erkennen lassen, stets
unmittelbar gebunden an Mergel und Kalksteine, welche in Gips eingelagert
und von Tonen und untergeordnet von sandigen Gesteinen begleitet sind.
I Scbwefeldistrikte sind zugleich Gipsgebiete, und demgemäß ist der Schwefel auch
*) Vorläufiger Bericht über die Expedition nach Transkaspien und Nord-Chorassan
im Jahre 1886; Peterm. Mitt., XXXUI, 1887, bes. 229-230. — Ztschr. f. prakt. Geol.»
1900, 331. — Obrutschew, Die transkaspische Niederung; Sapiski d. kais. russ. geogr.
Ges., 1890; Ref. N. Jahrb., 1892, II, -277-.
^) Preußner, Ein merkwürdiges Schwefelyorkommen in Louisiana; Ztschr. d.
deutsch, geol. Ges., XL, 1888, 194—197.
30*
468 Die schichtigen Lagerstätten.
manchmal von Steinsalz hegleitet. Wohl stets sind femer die Schwefellager seihst
und die umgehenden Gesteine mehr oder weniger reich an Bitamen, Asphalt,
Erdöl und flüchtigen Kohlenwasserstoffen. Endlich ist Cölestin ein häufiger
Genosse des Schwefels.
WieBaldacci hervorhebt und begründet, müssen die Schwefellagerstätten
Siziliens in weiten, flachen Meeresbecken entstanden sein, in welchen die Salz-
lösung schon bis zur Auskristallisation des Gipses, teilweise sogar des Steinsalzes
eingeengt war. Man hat früher aus dem nicht allein in Sizilien, sondern auch
von den verschiedensten anderen Schwefelgebieten bekannten Auftreten von
Pflanzenresten und dem Vorkommen von Süßwasserfischen schließen wollen, daß
die Entstehung des Schwefels in Süßwasserseen vor sich gegangen sei, in welche
Gips- und Steinsalz in gelöstem Zustande zugeführt worden wären. Die ün-
haltbarkeit dieser Annahme hat Baldacci für Sizilien erwiesen; demnach muß
man dort die Anwesenheit der Land- und Süßwasserfossilien mit Einschwemmungen
erklären, um so mehr, als in den schwefelführenden Schichten verschiedener Vor-
kommnisse tatsächlich, wenn auch spärliche, marine Reste gefunden worden sind.
Die Entstehung des Schwefels kann auf verschiedene Weise erklärt werden.
1. Das Mineral könnte als solches ein unmittelbarer Absatz aus dem
Wasser sein. Li dieser Weise vermöchte es sich durch Oxydation von zu-
strömendem Schwefelwasserstoff nach der Formel zu bilden:
HjS + 0 = S + HgO.
Die Bildung des Schwefels findet bekanntlich in schwefelwasserstoffhaltigen
Wässern schon bei gewöhnlicher Temperatur statt, ist eine allverbreitete Er-
scheinung und kann in Schwefelthermen und in Wasserpfützen oder Seen in
Kratern ruhender Vulkane ohne weiteres beobachtet werden. Sie führt zu einer
milchigen Trübung, schmutzig-weißen Schlammabsätzen und mitunter auch zur
Bildung von kleinen Kristallen in den betreffenden Wässern. Ein wiederholt
beschriebenes Beispiel für diese Bildungsweise sind die Acque albule zwischen
Rom und Tivoli. „Es ist dieses ein sehr tiefer Teich von etwa 20 — 30 Ar Ober-
fläche, mit klarem blauem Wasser gefüllt, das durch aufsteigende Gasblasen
zuweilen lebhaft aufwallt. \ Die Temperatur des Wassers ist 22 — 42® C, Es
enthält viel Kohlensäure, kohlensauren Kalk, schwefelsauren Kalk, Schwefel-
wasserstoff, Strontian, Magnesia, Eisen. Das Wasser, meist sehr klar, trübt
sich oft, vorzüglich in der Nähe eines künstlich geschaffenen Abflusses, durch
Abscheidung von Schwefel, und nimmt dann die milchige Färbung an, die ihm
den Namen Acque albule verschafft. Der Schwefel fallt im Wasser nieder, und
der gleichzeitige Absatz von kohlensaurem Kalk zeigt sich in Inkrustationen
von Kalksinter, die am Rande des Beckens und im Abflußkanale wahrgenommen
werden. In diesen Kalksintermassen liegen ebenfalls Schwefelkonkretionen. Es
vollzieht sich also in diesem Becken der Absatz von schwefelkohlensaurem Kalk
und ohne Zweifel auch der anderen begleitenden Mineralien, je nachdem die
Konzentration des Wassers sich regelt, sei es durch Zu- und Abfluß, sei es auch
durch bloße stärkere Verdunstung." (v. Las au Ix nach S topp an i.) Als
solcher Absatz aus Landseen sind die sizilianischen Lagerstätten u. a. von
V. Las au Ix betrachtet worden, und neuerdings hat auch Spezia dieselben als
Die schichtigen Schwefellager. 469
Ablagerungen aus schwefelwasserstoffhaltigen Quellen erklärt, welche gleichzeitig 1
den Cölestin, die Kieselsäure, den Kalk und den Asphalt auf dem Grunde eines i
Meeres abgesetzt hätten, aus welchem der Gips als marines Salz zur Ausscheidung ^
gelangte. Nach Spezia sind die in Drusen auftretenden Mineralien nicht, wie
sonst, z. 6. auch von v. Lasaulx, angenommen wird, sekundäre Kristallisationen j
nach einer späteren Wiederauflösung, sondern es sind direkte Absätze in den
Spalten, auf welchen die Mineralwässer selbst emporstiegen. Das Empordringen
der letzteren steht nach ihm und nach v. Lasaulx im Zusammenhang mit der auf
der Insel schon um jene Zeit herrschenden vulkanischen Tätigkeit; dabei wären
allerdings die Kohlenwasserstoffe ursprünglich organischer Herkunft, seien aber
erst durch die vulkanische Wärme aus organischen Resten gebildet worden.
Der Absatz von Gölestin durch thermale Tätigkeit ist glaubhaft, da viele Thermen
Strontian führen. Außerdem würde die Auffassung Spezias sehr wohl die
Lagenstruktur (struttura soriata) und den Strontiangehalt der schwefelführenden
Kalkbänke erklären. Da dieselben Verhältnisse wie in Sizilien an zahlreichen
anderen Orten herrschen, so müßte man freilich annehmen, daß auch dort zu
annähernd derselben Zeit analog zusammengesetzte Mineralquellen auf dem Grunde
des Meeres sich ergossen hätten.
2. Eine zweite Annahme ist die, daß der in den Schwefellagem vorhandene
Schwefel ursprünglich in dem Gips enthalten war und aus diesem durch
verfaulende organische Substanz ausgeschieden wurde. Daß ein solcher Vorgang
bei niedriger Temperatur möglich ist und in der Natur st^ittflndet, kann nicht
i bestritten werden. So hat neuerdings M^uaifij^) eine Neubildung von Schwefel
im Untergrunde von Paris beschrieben, die dadurch zustande kam, daß im
Jahre 1670 viel Gips enthaltender Schutt zur Ausfüllung alter Wallgräben
benutzt wurde, und daß die darin zirkulierenden Wässer mit dem darunter
liegenden Torf in Berührung kamen. Es bildeten sich hierbei Schwefelkristalle.
Der Vorgang läßt sich durch folgendes Schema ausdrücken:
CaSO^ + 2 C = CaS + 2 COg.
CaS + HgO + CO« = CaCO« + H^S.
HgS + 0 = H3O + S.
Dementsprechend nahm Bischof^) an, daß die sizilianischen Schwefellager
ursprünglich bituminöse Gipse gewesen seien. Infolge der hohen Temperatur
des dortigen Klimas, besonders aber durch die vulkanische Durchwärmung des
Bodens hätte eine lebhafte Reduktion des Sulfats in Sulfid stattgehabt und das
Calciumsulfid, wie oben, in Berührung mit heißen Wasserdämpfen Schwefel-
wasserstoff ergeben, der durch Oxydation zu Schwefel bezw. zu Schwefelsäure
werden mußte, welch letztere wieder in Berührung mit Kalkstein zur Ent-
stehung von Gips führte. Bischof stützte sich dabei auf die unvollständige
Mitteilung FriedjMgji Hoff mann a^ wonach der Schwefel immer nur auf Drusen
und Klüften vorkommen sollte, und deshalb konnte auch seine Erklärung zunächst
nur einer epigenetischen Entstehung des Schwefels, nicht einer schichtigen
>) Production actuelle de soufre natif dans le bous-soI de la place de la E6publique,
k Paris; Compt. rend., CXXXV, 1902, 915—916; Ref. N. Jahrb., 1903, II, -818-.
') Chemische und physikalische Geologie, II, 1861, 144 — 164.
470 Die schichtigen Lagerstätten.
gelten. Gleichwohl bilden Bischofs Darlegungen die Grundlage für die Theorien
Motturas and Baldaccis.
Mottara nahm an, dafl der Absatz des Schwefels in süßen Wässern vor
sich gegangen sei, welchen zeitweise Steinsalz, vor allem aber Gips und Calcium-
monosulfid (CaS) zugeführt wurde. Diese wären aus ausgelaugten älteren Ab-
lagerungen hervorgegangen, in welchen bituminöser Gips schon in Calciumsulfid
übergeführt war. Unter dem Einfluß der Kohlensäure in der Luft wäre letzteres
dann in Schwefelwasserstoff und Kalkstein verwandelt worden, worauf sich der
erstere zu Schwefel und Wasser oxydierte. /Nach Baldacci hat der Schwefelabsatz
in einem bereits stark eingedampften Meeresbecken stattgefunden, in welchem zahl-
reiche Schlammvulkane von der Art der heutigen Maccaluben Siziliens oder der-
jenigen des kaspischen Gebietes bei Abscheren tätig waren. Das von diesen geförderte
und die Eruptionen bewirkende Gas besteht zu mehr als 90 ^/q aus Methan, CH4,
und solche Kohlenwasserstoffe sollen nach Baldacci in den flachen Meeresbecken
die Eeduktion des Gipses zu Schwefelcalcium bewirkt haben. Die in die Gipse ein-
gelagerten Tonschichten würden dann denMaccalubenschlamm selbst darstellen. Die
beiden letzteren Theorien konnten hier nur ganz kurz skizziert werden ; im übrigen
sei auf Baldaccis ausführliche Behandlung des Gegenstandes verwiesen.
3. Schon früher ist auf die Bildung von reichlichem Schwefelwasserstoff
durch Fäulnisprozesse in nicht ventilierten Meeresbecken hingewiesen worden.
Die Sulfate des Meerwassers können dadurch in Sulflde umgewandelt werden,
aus welchen die bei der Fäulnis entstehende Kohlensäure Schwefelwasserstoff
austreibt. Werden nicht durch die Anwesenheit von Metallen Sulfide, wie
Schwefeleisen, erzengt, dann muß der Schwefelwasserstoff eine allmähliche ^
Oxydation zu Schwefel und zu Schwefelsäure erfahren, welch letztere durch Kalk-
schlamm zu Gips gebunden werden kann. Es ist wohl nicht undenkbar, daß auf
solche Weise freier Schwefel zum Absatz gelangt und das in den Schwefellagem
verbreitete Bitumen den unvollkommen oxydierten organischen Rest niedriger
Lebewesen darstellt, wie die, welche in den sizilianischen Tripelschiefern ihre
bituminösen Schalen hinterlassen haben. Femer seihierder Schwefelbakterien^)
gedacht, deren mögliche Rolle bei der Bildung von Schwefel lagern nicht über-
sehen werden darf. Diese Spaltpilze häufen in schwefelwasserstoffreichem Wasser
so viel Schwefel in ihren Zellen an, daß derselbe 90 ^/^ der ganzen Masse ausmachen
kann. Ihre Lebensfunktion besteht in einer Oxydation dieses Schwefels zu
Schwefelsäure. Die letztere wird durch den Kalkschlamm des Meeres wieder
zu Gips gebunden. In den Limanen am Schwarzen Meere spielen sie eine
merkwürdige Rolle, indem sie dafür sorgen, daß ein Teil des durch die Fäulnis-
bakterien gebildeten Schwefelwasserstoffes wieder zur Bildung von Sulfaten benutzt
wird. Die Tatsache, daß die Gips-Schwefelbildungen Europas fast ganz ausschließ-
lich und an verschiedenen Orten innerhalb eines verhältnismäßig engbegrenzten Zeit-
raums fallen, legt die Frage nahe, ob nicht etwa in eben diesem, durch die hydro-
graphischen Verhältnisse gefördert, auch eine besonders reichliche Entwickelung
ähnlicher, bei ihrem Absterben Schwefel hinterlassender Lebewesen statthatte. *
'i 1) Siehe ein zusammenfassendes Referat von Doß im N. Jahrb., 1900, I,
|; -224—228-.
Stelznei
)
N
.BJ
M.
Sköfdel
Verlag
Inhaltsübersicbt zar I Hälfte.
Seite
EinfUiriiiig 1—8
Literatur 6—8
GeslchigpimlLte für die systematische Behandlung nnd Um{n*enznng
des Stoffes 9—14
Systematische Übersicht der Eralagerstätten 15—470
I. Protogene Lagerstätten 19—470
1. Die eruptiven Lagerstätten 19-86
I. Eruptive Lagerstätten oxydischer Erze 22 — 40
1. Zinnerzführende Granite 22—24
2. Magneteisenerz und Titaneisenerz 24—33
3. Ausscheidungen von Chromeisenstein in Peridotiten und den
daraus hervorgegangenen Serpentinen 33 — 40
II. Eruptive Lagerstätten sulfidischer Erze 40—63
1. Sulfidische Ausscheidungen in sauren Gesteinen 41
2. Sulfidische Ausscheidungen in basischen Gesteinen • . . • 41—63
Nickelhaltiger Magnetkies (und Kupferkies) gebunden an Ge-
steine der Ghibbrofamilie und deren metamorphe Ab-
kömmlinge 42—62
Botnickelkies gebunden an pyroxen- und chromitführende Ein-
lagerungen in Serpentin 62 — 63
Ausscheidungen von Kupfererzen, Magnetkies, Molybdän-
glanz usw. aus plagioklasreichen „dioritischen" Gesteinen 63
III. Gediegene Metalle als primäre Ausscheidungen in Eruptiv-
gesteinen 64 — 71
Platin und Nickeleisen in Serpentinen 64 — 66
Nickelhaltiges gediegenes Eisen 66 — 69
Ausscheidungen von gediegenem Kupfer in basischen Eruptiv-
gesteinen 69
Primäres Gold in Eruptivgesteinen 69—71
IV. Ausscheidungen von Halogenverbindungen und Sauerstoffsalzen
in Eruptivgesteinen 71 — 72
Kryolith 71—72
Apatithaltiger Trachyt 72
Anhang: Diamanten in Peridotit 72—84
Rückblick auf die eruptiven Lagerstätten 84—85
2. Die schichtigen Lagerstätten 86—470
Allgemeines 8ö — 108
Wesen 85—89
Das räumliche Verhalten 89—102
Die stofflichen Eigenschaften 102—108
Übersicht über die wichtigsten Typen 108
Stelzner-Bergeat, Erzlagerstätten. ^
2 Inhaltsfibersicht zar I. Hälfte.
Seite
I. Schichtige Lagerstätten oxj^discher Erze 108—264
1. Eisenerzlager 108—239
Magnetit- und Eisenglanz- (Roteisenstein-) Lager 110 — 182
a) In kristallinen Schiefem 110—168
Anhang: Die Smirgellagerstätten in den kristallinen
Schiefem 168—170
b) Nicht oolithische Lager von Boteisenstein und Magnet-
eisenerz in normalen Sedimenten 170 — 182
Marine Sideritlager 182—199
Marine oolithiscbe und oolithäbnliche Eisenerzlager . . • • 199—226
Die lakustren und brackischen Toneisensteine und Sphäro-
siderite 226—233
Die Rasen-, Sumpf- und Seeerze 233—239
2. Manganerzlager 239—264
Hausmannit-, Braunit- und zinkerzfQhrende Franklinitlager
der kristallinen Schieferformation 240—247
Lager yon Manganoxyden, entstanden aus Bhodonit und
Mangankieselschiefer 247 — 254
Lager von Manganoxyden, hervorgegangen aus Mangan-
karbonat 264-256
Lager yon Psilomelan und Pyrolusit als primäre Sedimente
in jüngeren marinen Schichten 257 — 262
Manganerzlager entsprechend den Sumpferzen 262—264
IL Schichtige Lagerstätten sulfidischer Erze 264—442
1. Die eigentlichen Fahlbänder (im engeren Sinn) 267—272
2. Die Kies-, Blende- und Bleiglanzlager 272—369
Die Kieslager 272—361
a) Eieslager in metamorphen Schiefem 275—328
Die gemeinschaftlichen Merkmale der metamorphen Kies-
lager und Schlüsse auf deren Entstehungsweise • • • 320—328
b) Kieslager in paläozoischen Tonschiefem 328—355
Anhang: Ablagerungen yon Schwefeleisen in lakustren
und marinen jüngeren Schichten 355—357
Allgemeine Bemerkungen über die Entstehung der Kies-
lager 357—361
Die Blende- und Bleiglanzlager 361—369
3. Die goldführenden Kiesfahlbänder 369—387
4. Der Kupferschiefer und yerwandte Lagerstätten. (Die Kupfer-
erzfühmng des Perm) 388—418
5. Die blei-, kupfer- und silbererzführenden Sandsteine • • • • 418 — 439
6. Die kupferführenden Tuffe 439-442
IIL Schichtige Phosphoritlager 442—456
17. Schichtige Schwefellager 456—470
Ortsregister 3 — 15
(»_
Ortsregister zur I. Hälfte.
Aachen,Ei8eii227. Schwefel-
eiaen 856.
Aalen, Eisen 210.
Acque albule, Schwefel 468.
Adirondacks, Titaneisen 31.
Eisen löO, 152.
Adinont, Eisen 188, 192.
Adorf, Eisen 174.
Ägypten, Phosphorit 453.
Ätna, Sublimationen 439.
Aflenz, Eisen 192.
Asrordo, Kieslager 281, 292,
'301, 321, 322, 326, 328.
Aguas Tenidas, Eieslager
347, 349,
Agalhasbank, Glaukonit 225.
AhiTital, Kieslager 280, 322.
Akhtala, Kupfer 441, 442.
Ak Sivri, Smirgel 169.
Alabama, Eisen 186, 205.
Kieslager 311. Phosphorit
445, 449.
Alaska, Qold 3.
Albacete, Schwefel 465, 466.
Albano, Schwefel 467.
Albshausen, Eisen 175.
Albungen , Kupferschiefer
406.
Alcamo, Schwefel 458.
Alderley Edge, Kupfer 433.
Alemtejo, Eisen 145.
Alexandrette, Chromit 39.
Alfter, Alaunton 356.
Algier, Eisen 147. Phos-
phorit 454.
Algoma, Nickel 56.
Algringen, Eisen 214.
Alicante, Schwefel 466.
Allahverdi, Kupfer 442.
Alleghany- Gebirge, Eisen
186. Kieslager 311.
Allendorf, Kupferschiefer
406.
Almendro, Mangan 252.
Almeria, Schwefel 466. >
Alno, Titaneisen 27, 32.
Alosno, Mangan 252. Kies-
lager 853. j
Alpe della Yalle, Nickel 47.
Altayilla Irpina, Schwefel
461.
Altenau, Eisen 104, 168,
173, 178.
Altenbeken, Eisen 207.
Altenberg (Osterr.), Eisen
192.
Altenberg (Sachs.), Zinn 4.
Altenhaßlau, Kupferschiefer
406.
Altenleiningen, Kupfer 391.
Alt^nmittlau, Kupferschiefer
406.
Altsattel, Eisenkies 356.
Altvater, Eisen 180.
Alyani, Nickel 47.
Amanda, Eisen 175.
Amazonenstrom, Mangan
263.
Amberg, Eisen 433.
Ambon, Chromit 39.
Ami weh, Kieslager 316.
Ammeberg, Zink 361, 362.
Ancona, Schwefel 461.
Anglesea,Kie8lager 315, 322.
Angora, Chromit 89.
Annarode 894.
Annerod, Alaunton 856.
Annivierstal, Fahlbänder
269.
Antiochia, Chromit 39.
AntonienhÜtte, Eisen 229.
Antoniusschacht, Eisen 208.
Antrim, ged. Eisen 67.
Apiranthos, Smirgel 169.
Appalachen, Eisen 186.
Apt, Schwefel 464.
Aragona, Schwefel 458.
Aragonien, Schwefel 466.
Arbiola, Schwefel 462.
Archer County, Kupfer 417.
Ard^che, Eisen 217. Phos-
phorit 453.
Ardennen, Phosphorit 453.
Arendal, Nickel 49. Eisen
112, 120, 122, 143, 164,
166, 168.
Areskuttan, Kobalt 272.
Ariege, Mangan 256. Phos-
phorit 448.
Arkansas, Phosphorit 447,
449.
ArksutQord, Kryolith 71.
Arschitza, Mangan 111, 248.
Arzbach, Kupferhütte 281.
Asboberg, Eisen 124.
Asby, Eisen 27.
Askersund, Kobalt 271.
Askhabad, Schwefel 467.
Assam, Eisen 282.
Asuk, ged. Eisen 68.
Atacama, Kupfer 4.
Atlantischer Ozean, Mangan-
knolleu 262.
Atyidaberg, Kieslager 2G6,
320.
Aude, Phosphorit 448.
Augsdorf, Kupferschiefer
398.
Aumetz, Eisen 214.
Ausen, Kupfer 427.
Australien, Kupfer 355.
Auxois, Phosphorit 444, 450.
Avallon, Blei 436.
Aveyron, Eisen 217.
St. Ävold, Kupfer, Blei 426.
427, 438.
Awarua-Bucht, Nickeleiscn
65.
Ayer, Fahlbänder 269.
Ayrshire, Eisen 231.
Bachmut, Kupfer 889.
Badajoz, Eisen 146.
Badra, Kupferschiefer 402.
BaiIIy-aux-Forges,Eisen 221 .
Bakal, Eisen 187.
Bal&n, Kieslager 288, 2S9,
822.
Ballen st edt, Kupferschiefer
893.
Ballygahan-Grube, K iesl ager
291, 292.*
Ballyraurtagh-Grube , Kies-
lager 292.
1*
Ortsregister.
Bamberg, Phosphorit 450.
Bamle, Nickel 45, 49, 51.
Apatit 143.
Banat, Eisen 130, 167. Sulfid-
lagerstätten 362.
Barbaraberg (Wallerfangen),
Kupfer 427, 429.
Barbaraberg(Oberpf alz), Blei I
431.
Barbo, Eisen 144.
Barkly, Diamant 74, 80.
Barmouth, Mangan 256.
Barton Hill, Eisen 26, 152,
153.
Baschka, Eisenhütte 197.
Basses-Alpes, Schwefel 464.
Ba8ses-Pyr6n6es, Phosphorit
448.
Batjang, Chromit 39.
Battenberg, Mangan 250.
Batum, Mangan 257.
Bau auf Gott, Eisen 177.
Baveno, Nickel 47.
Beckingen, Kupfer 427.
Bedfordshire, Phosphorit
452.
Beiem, Nickel 45, 49, 51.
Belgien, Baseneisenerz 235.
Phosphorit 445.
Belmonte, Grube, Kieslager
341.
Belvaux, Eisen 214.
Benahayis, Nickel 63.
Bendigo, Saddle reefs 323,
366.
Bengalen, Kieslager 315.
Bennington County, Eisen
186.
Bennisch, Eisen 180, 181.
Berg, Kupfer 423.
Bergamo, Eisen 193.
Bergen, Nickel 49.
Bergmännisch Glückauf,
Eisen 177.
Bergmannstrost (Salzgitter),
Eisen 221.
Beringer Wald, Blei 427,
429.
Bernbach, Kupferschiefer
406.
Bersbo, Kieslager 296, 320,
327, 368.
Berseba, Diamant 82.
Berwyn, Phosphorit 447.
Bescheid, Blei 425.
Beutheu, Eisen 229.
Bex, Schwefel 456.
Bieber, Kupferschiefer 406,
407. Eisen 407.
Biedenkopf, Mangan 250.
Biella, Nickeleisen 65.
Bilbao, Eisen 183.
Bilstein, Kupfer 344, 411.
Birmingham (Alabama),
Eisen 205.
Biskra, Phosphorit 454.
Bismarckstollen, Kieslager
299.
Bizerta, Phosphorit 454.
Blaafjeld, Titaneisen 29.
Black Hills, Zinn 23. Gold
387.
Blagodat, Eisen 32, 141.
BlankenburgjKupferschiefer
403.
Blaue Pinge, Eisenerz 178.
Bleiberg (St. Avold), Blei
427, 429.
Bleiberg (Mechemich), Blei
422.
Bleibuir, Blei 425.
Blezard Mine, Nickel 59.
Blue Ridge, Eisen 186.
Bocksburg, Kohle 371.
Bodenmais, Kieslager 320.
327, 368.
Bodenstein, Eisen 208.
Bodenwöbr, Eisen 206.
Bodetal, Eisen 180.
Bodo, Kieslager 307.
Böhmen, Eisen 200, 202,
224, 231, 233. Kupfer
389 391
Böhmisch Brod, Kupfer 391.
BömmelÖ, Kieslager 297.
Bogoslowsk, Mangan 263.
Bohnkogel, Eisen 192.
Boleo, Kupfer 385, 439, 441.
Bolivia, Zinn 4. Kupfer 418.
Bolkenhayn, Kieslager 290.
BoUingen, Eisen 214.
Bona, Eisen 147.
Bonbaden, Eisen 175.
Bondadel Chierico,Nickel47.
Bordj-Bu-Arreridj, Phos-
phorit 455.
Bordj Redir, Phosphorit 455.
Borneo, Platin 65.
Bornholm , Schwefeleisen
358. Phosphorit 446.
Borsa, Eisen 113.
Bosnien, Chromit 36. Eisen
185, 193. Mangan 252.
Boßmo, Kieslager 297, 309,
322.
Bouches-du-Rhöne, Schwefel
465.
Boulogne, Phosphorit 453.
Bowenfels, Gold 70.
Boyertown, Eisen 171.
Bräunigweiler, Kupfer 391.
Brakpan, Kohle 371.
Brandenburg, Raseneisenerz
236.
Brasilien, Gold 70, 110.
Diamant 82. Eisen 110.
Mangan 254.
Bredelar, Eisen 174.
Brescia, Eisen 193.
Bretagne, Eisen 185.
Brezik, Eisen 194.
Briansk, Phosphorit 453.
Briaza, Chromit 36.
Bricco della Forcola, Mangan
247.
Briey, Eisen 214.
Brilon, Eisen 174.
Britisch Columbia, Platin 65.
Broken Hill, Blei, Zink,
Silber 361, 364.
Brussa, Chromit 39.
Buchsweiler, Alaunton 356.
Btichenberg, Eisen 173, 178.
Bückeburg, Eisen 196.
Btizistock, Tektonik 99.
Bukowina, Chromit 36.
Eisen 111, 113, 196.
Mangan 248. Kieslager
288, 289.
Bulandika, Eisen 187.
Bultfontein, Diamant 76, 80.
Buntenbock, Eisen 178.
Bunte Wormke, Eisen 180.
Buonpensiero-Nadur, Glau-
bersalz 459.
Burgbrohl, Eisensäuerling
358.
Burgömer , Kupf ersch ief er
398.
Burra-Burra-Grube (Tennes-
see), Kieslager 314.
Butte, Kupfer 415.
Cabezas Rubias, Mangan 252.
Cabo de Gato, Apatit 72.
Cacak, Chromit 37.
Cadiz, Schwefel 466,
Cala, Kieslager 351.
Calamita, Eisen 362.
Calafias, Mangan 252.
Calatafimi, Schwefel 458.
Calcasieu-River, Schwefel
467.
Calloway-Grube, Kieslager
314.
Caltagirone, Schwefel 458.
Caltanissetta, Schwefel 458,
460, 461. Cölestin 459.
Calvados, Eisen 185.
Cambridgeshire, Phosphorit
452.
Campiglia Marittima, Kon-
taktlagerstätten 362.
Campo frio, Mangan 252.
Campos, Schwefel 465.
Cap de Fer, Eisen 147.
Ortsregister.
Cap Yani, Mangan 260.
Capo Becco, Mangan 260.
(/apo B088O, Mangan 260.
Caracoles 3.
(^arlsruh, Eisen 233.
Carolina, Eisen 186.
Carratraca, Nickel 62.
Carrizal, Mangan 261.
Carroll County, Eisen 186.
Casa Branco, Eisen 145.
Cascade-Riyer, Nickeleisen
65.
Castelberg, Kupfer 427, 429.
Casteltermini, Schwefel 458,
459.
Castrogiovanni, Schwefel
458.
Centuripe, Schwefel 458.
Cerro, Mangan 252.
Cesena, Schwefel 461.
Cevia, Nickel 47.
V ^
C'evljanoyic, Mansran 252.
Chacarilla, Kupfer 418, 421,
Chamoson, Eisen 217.
Champ de Praz, Kieslager
285.
Chanda, Eisen 150.
Chaoges, Eisen 210.
Charlotte- Grube, Kieslager
309.
Chateaugay, Eisen 153.
Cher, Phosphorit 451.
Cheshire-Ebene, Kupfer 433.
Chessy, Kieslager 292, 322,
325, 437, 438.
Chez Large, Eisen 144.
Chialamberto, Kieslager 285.
Chile, Kupfer 4, 355. Gold
70. Mangan 261. Schwefel
456.
Chitry, Blei 437.
Chrast, Kupfer 391.
Cbristiania, Nickel 49.
Christian iaQord, Gold und
Silber im Meerwasscr 360.
(yhrustenitz, Eisen 204.
Ciauciana, Schwefel 459.
Ciminna, Schwefel 458.
Cisco, Gold 70.
City and Suburban Mine 379.
C'iudad Real, Mangan 260.
Clausthal, Deklination 92.
Eisen 178. Gangfüllung
325.
Cleveland, Eisen 218, 219.
Clinton, Eisen 150, 205,
Clydebecken, Eisen 231.
Col del Beth, Kieslager 284.
('Oleraine, Chromit 40.
Collegii-Grube, Mangan 243.
Colorado, Eisen 232.
I
Columbia Connty, Eisen 186.
Comitlni, Schwefel 459, 461.
Commem, Blei 422, 438.
Commerner Bleiberg 422,
424. I
Como, Eisen 193.
Concordiazeche, Eisen 212. I
Confessionario , Kieslager ;
351.
Conil, Schwefel 466.
Connecticut, Eisen 150.
Connoree-Grube, Kieslager
291.
Constantine. Phosphorit 454,
455.
Constanze, Eisen 176.
Copper Ciiff Mine, Nickel,
Kupfer 57, 58, 59.
Coquimbo, Mangan 261.
Corbigny, Blei 437.
Coric Canayese, Mangan 247.
Comwall(Penns.), Eisen 170.
Corocoro. Kupfer 418, 420.
Cöte d'or, Phosphorit 450,
451.
Couloir CoUaud, Eisen 114.
Cranberry, Eisen 152.
Creighton Mine, Nickel,
Kupfer 59.
Creusot, ^ Steinkohle 98.
Eisenhütte 210.
Creuzburgerhütte, Eisen 233.
Cronebane-Grube, Kieslager
291.
Croton Mine, Eisen 152.
Crown Point, Eisen 153.
Crown Reef Mine, Gold 379.
Crystal Falls, Eisen 155.
Cuba, Mangan 261.
Culchote-Grube, Kieslager
314.
Cypern, Mangan 260.
Cyphergoat, Kohle 371.
Czarkow, Schwefel 464.
Czenstochau, Eisen 195.
Dabensko, Eisen 229.
Daggafontein, Kohle 371.
Daghardy, Chromit 39.
Daghestan, Schwefel 466.
Dahlbum, Kieslager 315.
Dahle, Phosphorit 454.
Dakota, Zinn 23. Gold 387.
Dalame, Seeerz 237.
Dalkarlsberg, Eisen 120,
124, 125, 166, 168.
Dalry, Eisen 231.
Damaraland. Gold 70.
Damly. Schwefel 467.
Dammsgnif?a, Eisenerz 134.
Dannemora, Eisen 111, 119,
120, 122, 133, 166, 168.
Dartmoor, Eisen 104.
Deadwood, Zinn 24.
Deadwood Gulch, Gold 387.
De Beers Mine, Diamant
76, 80.
Debrin, Eisen 192.
Delligsen, Eisen 221.
Derbyshire, Eisen 231.
Deutsch-Oth, Eisen 214.
Deutsch-Südwestafrika. Dia-
mant 82.
Dienten, Eisen 192.
Dillenburg, Eisen 173, 176.
Disko, ged. Eisen 67.
Djebel Aures, Phosphorit 454.
Djebel Mzeita, Phosph. 455.
Dniester, Phosphorit 447.
Dornten, Eisen 208, 220.
Dognacska, Eisen 130, 167.
San Domingos , Kieslager
347, 349, 352, 353, 355.
St. Domokos, Kieslager 288,
.289.
Donetzbecken, Eisen 232.
Donnersalpe, Eisen 192.
Donnersberg, Kupfer 391.
Donsbach, Eisen 176.
Dortmund, Eisen 229.
Dowlais, Eisen 230.
Doyls Rush, Diamant 78,
Dra)(eyic, Mangan 253.
Drente, Raseneisenerz 235,
236.
Driekop, Diamant 82.
Dröme, Phosphorit 453.
Droskovac, Eisen 194.
Dubostica, Chromit 36, f95.
Ducktown, Kieslaarer 311,
320, 322, 324.
Duisburg, Raseneisenerz 236.
Duluth, Eisen 155, 158.
Dundas, Silber 317.
Dunderland, Eisen 119, 141,
165.
Dundret, Apatit 141.
Durham, Eisen 231.
Dutchess County, Eisen 150,
186.
Dutoitspan, Diamant 76, 80.
Dwina, Eisengehalt 198.
Dzwiniacz, Schwefel 464.
Eagles Nest, Diabas 375.
East Tennessee Mine, Kies-
lager 314.
Echte, Eisen 208.
Eckardthütte, Kupfer ;)97.
Eckersund, Titaneisen 29.
Eduardschacht, Kupfer-
schiefer 398, 399. 400.
Eggegebirge, Eisen 207.
Eibelkogei; Eisen 192.
Ortsregister.
Eickert, Eieslager 340.
Eifel, Eisen 206.
Eimelrod, Mangan 251.
Einbeck, Eisen 208.
Einfischtal, Fahlbänder 269.
Eisenberg (Fichtelgebirge),
Eisen 177.
Eisenerz, Eisen 188, 189^
192, 198.
Eisenzug (Wetzlar), Eisen
175.
Eiserntorpaß, Eisen 184.
Eisleben, Kupferschiefer
394, 395, 396.
Elandsdrift, Diamant 82.
Elbingerode, Eisen 173, 178.
Mangan 248, 250.
Elbogen, Eisen 233.
El Cerro, Mangan 252.
El Confessionario, Kies-
lager 351.
El Qranado, Mangan 252.
Elisabetpol, Mangan 257.
Elizabethtown, Titaneis. 31.
Elligser Brinks, Eisen 221.
Elssä, Raseneisenerz 236.
Elsterwerda, Raseneisenerz
235.
Elyofluß, Nickeleisen 65.
Ely, Phosphorit 452.
Ely Mine, Kieslager 315.
Emilie-Anna-Orube, Eisen-
erz 230.
Emmer Compascnum, Basen-
eisenerz 236, 236, 238.
England, Eisen 200, 218,
230. Unterer Zechstein
412. Phosphorit 45i, 452.
Enterprise (Mississ.). Eisen
197.
Entringen, Blei 431.
Eriwan, Mangan 257.
Ermecke, Kieslager 339.
Ernstschacht, Kupferschiefer
396.
Erteil, Nickel, 46, 49, 50, 51.
Erzberg. Eisen 189, 198.
Esch, Eisen 214.
Espedalen, Nickel 45, 49.
Essez, Phosphorit 452.
Esten, Eisen 219.
St. Etienne, Steinkohle 98.
Etta-Grube, Zinn 23.
Euboea, Chromit 37.
Evan, Nickel 49.
Evans Mine, Nickel, Kupfer
68, 59.
Evje, Nickel 52.
Falk, Blei 427, 429.
Falkenau, Eisen 233.
Schwefeleisen 356.
Falotta, Mangan 253.
Falun, Kieslager 296, 320,
327, 352, 415.
Fauresmith, Diamant 76.
Favara, Schwefel, Cölestin
459.
Feistereck, Eisen 192.
Feragen, Chromit 37.
Ferdinand, Eisen 175.
Fernebo, Eisen 130.
Ferreira Mine, Gold 379.
Fichtelgebirge, Eisen 177,
200, 201, 202, 224.
Finkenkule, Eisen 221.
Finland, Seeerz 237.
Fishkill, Eisen 186.
Flaad, Nickel 49, 52, 53.
Flachau, Eisen 192.
Flachenberg, Eisen 193.
Flöttum, Kieslager 297.
Florida, Phosphorit 445.
Försterstollen, Kieslager
305.
Fohlen weide, Kupfer 391.
Foldal, Kieslager 297, 298,
307.
Forest of Dean, Eisen 152.
Forli, Schwefel 461.
Franken, Eisen 210.
Frankenberg, Kupfer 88,
409, 412.
Franklin Fumace, Mangan,
Zink 244.
Frank Smith, Diamant 82.
Frederick County, Eisen 186.
Frederike, Kupfer 344, 346,
411.
Fregeneal, Eisen 146.
Freiberg (Sachsen), Zink 3.
Mineralien 14. Zinn im
Gneis 22. Deklination 92.
Gangfüllung 325.
Freieslebenschacht, Kupfer-
schiefer 398.
Freihung, Blei 431, 433.
Friedenshatte, Eisen 229.
Friedland, Eisenhütte 196,
197.
Friedrichshall, Schwefel 456.
Friesdorf, Alaunton 356.
Frodingham, Eisen 218.
Frontenac County, Eisen 154.
Fuglevik, Eisen 142.
Fundkofel, Gold 279.
Fundul Moldowi, Kieslager
288, 289.
Furuhaugen, Kieslager 299.
Furulund, Kieslager 302.
Gafsa, Phosphorit 454, 455.
Galizien, Schwefel 462, 464.
Gambatesa, Mangan 254.
Gamlegrube, Eisen 142.
Gap Mine, Nickel 54.
Gautzsch, Phosphorit 456.
Gayosdia, Eisenhütte 185.
. Gefleborg, Eisen 118.
Gehlberg, Phosphorit 455.
Geismar, Kupfer 409.
Gelliyara, Eisen 120, 135,
140. Apatit 136.
Geologists B^nge 317.
Georg - Friedrich - Grube,
Eisen 221.
George - Riy er , N ickeleisen
65.
Georgia, Eisen 186. Phos-
phorit 449.
Georgsmarienhfitte 208.
Gerbstedt , Kupferschiefer
395.
Germ, Mangan 249.
Gerolstein, Eisen 206.
Getschenberg, Eisen 193.
Gibellina, Schwefel 458.
Gibeon, Diamant 82.
Gießen, Mangan 250, 263.
Giken-Qrube, Kieslager 309.
Gl adbeck , Kupferschiefer
407.
Gladhammar, Kobalt 272.
Glämisch, Eisen 216.
Gläsener Berg, Kupfer-
schiefer 402.
Glakämsgrufya, Mangan
244.
Gleiwitz, Eisen 233.
Glückhilfschacht, Kupfer-
schiefer 396.
Glücksbrunn, Kupferschiefer
404.
Godegardsgrube, Zink 363.
GK)desberg, Alaunton 356.
Göllnitz, Eisen 285.
Göppingen, Eisen 212.
Gogebic, Eisen 155, 157, 163.
Goldberg, Kupfer 408.
Goldküste, Eisenglimmer-
schiefer 110, 111.
Gollrad, Eisen 192.
Gollyre, Fahlbänder 269.
Gonzen, Eisen 181.
Goroblagodat, Eisen 32, 141.
Goroblagodatskischer Di-
strikt, Platin 64.
Gory, Mangan 257.
Goslar, ELieslager 329.
Gottestreue. Schwefeleisen
367.
Gozzo, Phosphorit 465.
Graahö, Nickel 49.
Grängesberg, Eisen 1 12, 1 19,
120, 122, 141. 165, 166,
168. Apatit 443.
Ortsregister.
Gräsberg, Eisen 119, 122.
Granado, Mangan 252.
Grand Praz, Fahlbänder 269.
Grandpr^, Phosphorit 453.
Great Valley, Eisen 187.
Griesberg, Blei, Kupfer 423,
424.
Grimeli-Grube, Kieslager
297.
Griqualand, Diamant 74, 82.
Grk-Berg, Mangan 253.
Grochau, Chromit 35.
Gröbzig 394.
Gröditzberg, Kupfer 408.
Grönland, ged. Eisen 67.
Kryolith 71.
Grönskargrube, Kieslager
298.
Groß-Almerode, Alaun ton
356.
Großbottwar, Blei 431.
Großenhausen , Kupfer-
schiefer 406.
Großgnibe (Längban), Man-
gan 243.
Gioßkahl , Kupferschiefer
406, 407.
Grotte, Schwefel 458, 460.
Grünten, Eisen 222.
Grythytte, Eisen 122.
Guldal, Kieslager 298.
Guldgrube, Kieslager 298.
Gustav-Adolf-Grube, Eisen
129.
Gustavgrube. Eisen 230.
Gyal&r, Eisen 184.
Gyalu Negru, Kieslager 289.
Uadamar, Mangan 250.
Hahausen, Kupferschiefer
393, 402.
Haiger, Eisen 176.
Haiugründau, Kupfer-
schiefer 406.
Halberbracht, Kieslager 339.
Hallein, Schwefel 456.
Hanau, Raseneisenerz 236.
Hang! n g-Rock-Distrikt,
Eisen 232.
Hankabakken, Kieslager
309.
Harlech, Mangan 256.
Hamey Range, Zinn 24.
Harteberg, Chromit 34.
Hartenberg, Eisen 179.
Hartley, Gold 70.
Harz, Ruschein 97. Mangan
240, 250. Kupferschiefer
391, 393.
Harzburg. Nickel 42. Eisen
87, 207, 208, 220, 224.
Hasel, Kupfer 408, 412.
Hasselbomschurf, Eisen 142.
Hastings County, Eisen 154.
Hattingen, Eisen 228.
Haunsberg, Eisen 221.
HautHie-Cry, Eisen 217.
Haute-Garonne, Phosphorit
448.
Haute-Marne, Eisen 221.
Haute-Saöne, Phosphorit451 .
Hautes-Pyr6n^s, Mangan
249.
Havanna, Gold 70.
Haverlah, Eisen 221.
Hayingen, Eisenerz 214.
Haytor Mine. Eisen 104.
Heidelberg (Transvaal), Gold
374.
Heilbronn, Blei 431.
Helgoland, Kupfer 411.
Hellering, Kupfer 427.
Hellin, Schwefel 465.
Helmstedt, Phosphorit 455.
Henry Nourse Mine,Gold378.
Herjadalen, Seeerz 237.
Herrenberg, Blei 431.
Hessen, Kupfer 393, 404,
406, 409, 410.
Hestmandö, Chromit 37.
Hettstedt, Kupferschiefer
394, 395, 398.
Heverstedt, Eisenerz 217.
Hickman County, Phos-
phorit 450.
Hillesheim, Eisen 206.
Hilsmulde. Eisen 221.
Hiraklia, Smirgel 169.
Hirschau, Blei 432.
Hirschberg, Eisen 202.
Hjulsjö, Eisen 122.
Hjulvindsgrufva, Eisen 134.
Hochfilzen, Eisen 193.
Hochwald, Kupfer 427, 429.
Hof, Eisen 202.
Hoffnungsschacht, Kupfer-
schiefer 396.
Hohenelbe, Kupfer 389.
Hohensüßer Revier, Kupfer-
schiefer 404, 405, 406.
Holland, Raseneisenerz 235,
236,
Homstake, Gold 387.
Hoppeketal, Eisen 174.
Horbach, Nickel 46.
Homburg 394.
Horodizce, Mangan 259.
Horton, Titan eisen erz 31.
Howland Mine, Eisen 154.
Hoverswerda, Raseneisenerz
236.
Huckelheim, Kupferschiefer
406, 407.
Hudson-Hochland, Eisen
150, 152, 186.
Huelva, Maugan 251. Kies-
lager 301, 347, 354.
Hüttau, Eisen 192.
Hüttenberg, Eisen 183.
Hüttenrode, Eisen 180.
Hunyad, Eisen 184.
Hussigny, Eisen 214.
Husum, Kupfer 411.
Ibbestad, Eisen 142.
Iberg (Harz), Tektonik 98.
Iglo, Eisen 285.
Ilfeld, Kupferschiefer 402.
Ilseder Hütte 221.
Imperinatal, Kieslager 282.
Indien, Diamant 82, 83.
Eisen 150, 232. Mangan
261.
Indischer Ozean 198.
Indre, Phosphorit 451.
Ingelshytte, Eisen 124.
Ingersoll, Zinn 24.
Innerberger Erzberg, Eisen
189, 191.
los, Smirgel 169.
Irkuskan, Eisen 187.
Irland. Kieslager 290.
Iron Mine Hill, Eisen 26.
Iron Mountain, Eisen 141.
Isabella-Grube, Kieslager
314.
Ischl, Schwefel 456.
Ishpeming, Eisen 155.
Island, Schwefel 456.
Itabira, Itabirit 110.
Italien, Nickel 47.
Ivanjiska, Mangan 253.
Ivigtok, Kryolith 71.
Ivigtut, Kryolith 71.
Jackson County , Nickel-
eisen 65.
Jackson Mine, Eisen 162.
Jacobsberg, Mangan 241,
244.
Jacupiranga, Titaneisen 32.
Jagersfontein, Diamant 76,
80.
Jakobeni, Mangan 111, 248.
Jakobstollen, Kieslager 305.
Jarajura, Kieslager 315.
Janow, Eisen 229.
Japan, Kupfer 355. Schwefel
456.
Jarales, Nickel 62.
Jauer, Eisenhütte 252.
Jefferson County, Eisen 150.
Jekaterinburg, Chromit 38.
Gold 69.
Jekaterinoslaw, Kupfer 389.
8
Ortsregister.
Jemtland, Seeerz 237.
Jenbach, Eisen 193.
Jeres de los Caballeros,
Eisen 146.
Jemboäs, Eisen 122.
Jernsmauget, Kieslager 298.
Jerusalem, Phosphorit 454.
Jipka, Kupfer 390.
Johannesburg, Gold369, 371.
Johnsbach, Eisen 192.
Jokeskeyfluß, Gold 385.
Jordansee, Schwefelkies 356.
Jordgrube, Eisen 134.
Josephine County, Nickel-
eisen 65.
Juanteniente, Eisen 145.
Juda, Phosphorit, Asphalt
453.
Juliushütte 339.
Julius Philipp, Steinkohle
99.
Jungfrugrufva, Eisen 134,
Juno, Eisen 175.
Jurjusan, Eisenhütte 187.
Sta. Justa, Eisen 146.
Kärnten, Kieslager ^/5, 324.
Kahleberg, Eisen 208.
Kaiser Heinrich, Eisen 212.
Kaleuberg, Blei 424.
Kalifornien , Chromit 40.
Gold 70.
Kallmora, Erdpech 122.
Eisen, Blei 128.
Kallwang, Kieslager 2TT,
322.
Kamerun, Schwefel 456.
Kamfersdam, Diamant 82.
Kamsdorf, Kupferschiefer
403, 415, 416.
Kamyschak, Gold 70.
Kanada, Chromit 40. Nickel
55. Eisen 154, 166, 235,
236. Smirgell69. Apatit
443.
Kapland, Kupfer 63. Diamant
74. Geologie 371, 372.
Karabugas, Schwefel 467.
Karakum, Schwefel 467.
Karkalinsk, Kupferhütte
389.
Karlsbad , Eisen 233. Schwe-
feleisen 356.
Karmö, Kieslager 297, 307.
Karpathen, Eisen 196. Man-
gan 248j 256. Kieslager
285, 288.
Kaspische Niederung, Schw^
feieisen 359.
Kastamuni, Chromit 39.
Kataw, Eisenhütte 187.
Katerfi, Schwefel 467.
Katschkanar, Chromit 38.
Kaukasus, Mangan 257.
Kupfer441. Schwefel456,
466.
Kchiuta, Schwefel 466.
Kedabeg, Kupfer 441.
Kehrzug, Eisen 178.
Kellerjoch, Eisen 193.
Kent, Eisen 232, 236. Phos-
phorit 451, 452.
Kentucky, Eisen 205, 232.
Phosphorit 447.
Keropotamo, Chromit 37.
Kertsch, Eisen 223.
Kieferstädtel, Eisen 233.
Killingdal, Kieslager 297.
Kimberley, Diamant 74, 79,
80.
Kimpolung, Eisen 196.
Kirlibaba, Eisen 113.
Kirunnavara, Eisen 120, 137,
140.
Kjöli, Kieslager 297, 298.
Klacka, Eisen 125.
Klacksberg, Eisen 120, 122,
126, 166.
Klefva, Nickel 46, 49.
Kleinasien, Chromit 38.
Smirgel 169.
Kleinen-Bremen, Eisen 217.
Klein-Mohrau, Eisen 180.
Klein-Namaland, Kupfer 63.
Klein-PHlep, Eisen 231.
Klerksdorf, Gold 374.
Kley, Eisen 208.
Klodeberg, Eisen 144.
Klondike, Gold 3.
Knallagrube, Zink 364.
Knappenstube, Kieslager
278, 322.
Kochhütte, Kupfer 397.
Kölner Bucht, Eisen 233.
König Oskar-Grube, Kies-
lager 308.
Königsbronn, Eisenhütte
211.
Königszug, Eisen 176.
Koffyfontein, Diamant 76.
Kohlberg, Eisen 212.
Kokoschütz, Schwefel 457,
463.
Kollmannsegg, Eisen 193.
Kolningsberg, Eisen 120,
122, 126.
Kolsnarensee, Basen eisenerz
235, 237.
Kongensgrube, Kieslager
298, 306.
Kongsberg, Erdpech 122.
Fahlbänder 267.
Konradswaldau, Kupfer 408,
412.
Kopenhagen , Schwefel-
wasserstoffbildung im
Meer 358.
Kopparberg, Eisen 118.
Kordigast, Eisen 212.
KoSfalov, Kupfer 390.
Kossowo, Chromit 37.
Kragerö, Apatit 143.
Krangrufya, Eisen 130.
Kraubat, Chromit 35.
Kreith, Eisen 192.
Krepitz, Mangan 256.
Kressenberg, Eisen 88. 221,
224, 225.
Kreutzburg, Eisen 195.
Kreuzeck, Kieslager 278.
Krim, Eisen 223.
Kristiania, Nickel 49.
KristianiaQord, Gold und
Silber im Meerwasser 360.
Kriwoi-Rog, Eisen 148, 165.
Kronburg, Bildung Ton
Schwefeleisen im Meer
358.
Krügersdorp, Gold 375.
Krughütte, Kupfer 397.
Krumirien, Phosphorit 454.
Krzizanowitz, Mangan 256.
Kuchen, Eisen 212.
Kulmberg, Kieslager 275.
Kupferacker, Kupfer 391.
Kupferkammerhütte, Kupfer
397.
Kupferlöcher, Kupfer 391.
Kupfersuhl, Kupferschiefer
404.
Kursk, Eisen 197. Phos-
phorit 453.
Kutais, Mangan 257, 261.
Kuznicka, Eisenhütte 233.
Kyffhäuser, Kupferschiefer
402.
Kylsbogrube, Eisen 126.
Kyschtymsk, Chromit 38.
Lac ä la Tortue, Seeerz 237.
Lace, Diamant 82.
Lading, Kieslager 279.
Ladysmith, Kohle 371.
Laeyerestvedt, Eisen 144.
Lafayette, Mangan 256.
Phosphorit 447.
Laghetto, Nickel 47.
Lagunazo, Kieslager 347.
Laisa, Mangan 250.
Lake Champlain, Eisen 26,
150, 152. Titan eisensand
32.
Lake Superior, Kupfer 4.
Eisen 89, 154, 160, 163.
La Laja, Kieslager 350.
Lamadeleine, Eisen 214.
Ortsregister.
Lamitzmühle, Eisen 202.
Lamnitztal, Kieslager 278,
322.
Lanark County, Eisen 154.
Lancaster County, Nickel 54.
Landsberg, Eisen 195.
Landu, Kieslager 315.
Längban, Eisen 124, 145,
166, 242. Mangan 241,
242.
Langdal, Nickel 49.
Langeland, Eisen 207.
Langenaubach, Eisen 176.
Langerbühl, Eisen 177.
Langfalls, Blendelager 296,
320.
Länghult, Magneteisen 26.
Langlaagte-Fann, Gold 385.
Langsey, Eisenerz 144.
Lang?and, Kieslager 303,
307.
Lappland, Eisen 118, 135,
137, 138, 168. Kieslager
310. Apatit 443.
Larnaca, Mangan 260.
Las Cabessas, Phosphorit
448. Mangan 448.
Las Tres Virgines 440.
Lausitz, Nickel 42.
Lautenthal, Mangan 250.
Soolquelle 343.
Lauterberg, Kupferschiefer
402.
La Voulte, Eisen 217.
St. Lawrence, Eisen 150.
La Zarza, Kieslager 347,
353
Lead City, Gold 387.
Le Breton-Grube, Kieslager
307.
Leeds County, Eisen 154.
Leicestershire, Eisen 219.
Leipzig, Phosphorit 456.
Leitmar, Kupfer 411.
Lengsdorf, Alaunton 356.
Leogang, Eisen 193.
Lerbach, Eisen 178.
Lerberg, Eisen 125.
Lercara, Schwefel 458.
Les Chalanches, Fahlbänder
269.
Leuchtholz, Eisen 202.
Leun, Eisen 175.
Leveäniemi, Eisen 139.
Lewis County, Phosphorit
450.
Licata, Schwefel, Cölestin
459.
Lichtenbach, Eisen 192.
Liebenburg, Eisen 208.
Lieth, Kupfer 411.
Lietzen, Eisen 188.
Lieversbach, Kupfer, Blei
423, 425.
Lillefjeld, Kieslager 297.
Limberg, Kupfer 427, 429.
Lincoln, Eisen 218.
Lindenstieg sieh dich um,
Eisen 179.
Lindesberg, Eisen 122.
Lipari, Kupfer 439.
Ljusnarsberg, Eisen 122,
124, 125.
Ljusnedal, Kieslager 298.
Locamo, Nickel 48.
Lohara, Eisen 150.
Lombardei, Eisen 193.
Lomberg, Eisen 119, 124.
London Mine, Kieslager 314.
Longwy, Eisen 214.
Lorca, Schwefel 465.
Lorqui y Fortuna, Schwefel
465.
Los Jarales, Nickel 62.
Lothringen, Eisen 87, 88,
110, 200, 206, 212, 216,
223,226,443. Phosphorit
450.
Loudervielle, Mangan 249.
Louisa County, Kieslager
315.
Louisiana, Schwefel 467.
Lowerz, Eisen 223.
Luchsinger Schwefelquelle
98.
Lüneburg, Raseneisenerz
236.
Lugnaquillaberg, Kieslager
290.
Luleä 135.
Lundörren, Nickel 50.
Luossavara, Eisen 111, 120,
137, 140.
Lutter a. B., Eisen 208.
Luxemburg, Eisen 212, 216.
Luzzogno, Nickel 47.
Lydenburg, Gold 383.
Lyngrot, Eisen 141.
Maden i-sseri, Mangan 257.
Madras, Diamant SS.
Mähren, Eisen 180. Mangan
256.
Mährisches Gesenke, Eisen
180.
Mährisch Neustadt, Eisen
180.
Magdeburg, Phosphorit 455.
Magdeburger Uferrand,
Kupferschiefer 403.
Magnet Coye, Titaneisen 27.
i Mahopac Mine, Eisen 152.
: Maine, Kieslager 311.
I Majdan, Eisen, Kupfer 185.
Makri, Chromit 39.
Malaga, Nickel 62. Eisen
146, 166.
Malö, Nickel 49.
Malta, Phosphorit 455.
Mangold, Eisen 175.
Manosque, Schwefel 465.
Mansfeld, Kupferschiefer 95,
105, 106, 385, 391, 393,
394, 401, 412, 416. Pro-
duktion 355, 401.
Marburg, Kupferletten 411.
St. Marcel, Mangan 247.
Kieslager 285.
Maria (Wetzlar), Eisen 175.
Ste. Marie-aux-Ch^nes, Eisen
214.
Marken, Schwefel 461.
Markoldendorf, Eisen 208.
Marmaros, Eisen 111, 113.
Marquette, Eisen 155. 156,
159, 163, 166.
Marseille, Schwefel 465.
Marteuberg, Eisen 174.
Martha (Wetzlar), Eisen 175.
Martigny, Eisen 114.
Maryland, Chromit 39. Eisen
186. Kieslager 311.
Mary-Mine, Kieslager 314.
Maschonaland 371.
Matabeleland 371.
Mattsee, Eisen 221.
Maubach, Blei 426.
Maury County, Phosphorit
450.
Mazenay, Eisen 210.
Mechemich, Blei 106, 385,
422, 425, 433, 438.
Mecklenburg, Raseneisenerz
235, 236, 238.
Mec^a Rassul, Eisen 148.
Meggen, Kieslager 273, 325,
339, 342, 343, 358, 361.
Meinerzhagen er Bleiberg
422, 425.
Meinkjär, Nickel 49, 51.
Mekidol, Chromit 36.
Mellemgrube, Nickel 51.
Mellrichstadt, Kupfer-
schiefer 407.
Menominee, Eisen 155, 157,
163, 166.
Meraker, Kieslager 297.
Merionetshire, Mangan 256.
Phosphorit 447.
Merseburg, Raseneisenerz
236.
Mersina, Chromit 39.
Mertainen-Gebirge, Eisen
139.
Mesabi Range, Elsen 155.
158, 160, 163.
10
Ortsregister.
Metzingen, Eisen 212.
Meurthe-et-Moselle, Eisen
214.
Mexiko. Kupferproduktion
355. Schwefel 456.
Meyer and Charlton Mine,
Gold 378.
Mgwimewi, Mangan 258.
Miask, Titaneisen 27, 32.
Gold 69.
Michigamme, Eisen 155.
Michigan, Eisen 111, 154^
162.
Miggiandone, Nickel 47, 48.
Miguel Burnier, Mangan 255.
Milos, Hangan 260.
Mina (Stadtberge), Kupfer
344, 345.
Minas Geraes, Eisen 111,
165. Mangan 254.
Mineyille, Eisen 26, 152.
Minnesota, Eisen 154.
Misla, Phosphorit 455.
Mittelburg, Kohle 371.
Mittel-Sohland, Nickel 42.
Modum, Kobalt 269.
Mohilew, Phosphorit 447.
Mokta-el-Hadid, Eisen 147,
166.
Mokurop, Diamant 82.
Molina, Schwefel 465.
Molteno, Kohle 371.
Mens Peter, Kieslager 298,
299, 303, 304, 309,
Montana, Smirgel 169. Eisen
232.
Montchanin, Steinkohlenflöz
98.
Montchemin, Eisen 114, 166.
Monte Acute, Kupfer 69.
Monte Agudo, Eisen 145.
Monte Argen tario, Mangan
254.
Monte Beth, Kieslager 284.
Monte Ghinivert, Kieslager
284.
Moosberg, Eisen 193.
Moravica, Eisen 130, 167.
Morbergsfeld, Eisen 126.
Morvan, Blei 436, 437.
Phosphorit 450.
Moßgrube, Mangan 244.
Motowilikha, Kupferhütte
389.
Mottram St. Andrews,
Kupfer 433.
Mount Bischoff, Zinn 317.
Mount Lyell, Kieslager 273,
316, 322, 325, 415.
Mount Reid, Kieslager 320.
Mount Washington , ged.
Eisen 67,
I Münster, Raseneisenerz 236.
Musen (Kohlen-Zeche), Eisen
228.
Muggrube, Kieslager 298,
306.
Murchison Range 371.
Murcia, Schwefel 465, 466.
Murray Mine, Nickel, Kupfer
56, 58, 59.
Myslowitz, Eisen 229.
Mytilene, Chromit 37.
Nacimiento-Gebirge, Kupfer
436.
Nadworna, Eisen 196.
Näskils, Eisen 144.
Näverhaugen, Eisen 119,
141, 165, 307.
Nakerivara, Eisen 140.
Namaland, Kupfer 63.
Nancy, Eisen 214.
Nassau, Eisen 176. Mangan
250. Phosphorit 445.
Naubom, Eisen 175.
Nautanen, Kupfer 140.
Navalazaro, Eisen 145, 166.
Navalostrillos, Eisen 146.
Naxos, Smirgel 168.
Negaunee, Eisen 155.
Nelson, Chromit 39.
Neuberg, Eisen 188, 192.
Neubraunechweig, Kieslager
311. Phosphorit 447.
Neufundland, Chromit 40.
Kieslager 311.
Neuhaldensleben, Kupfer-
schiefer 403.
Neukaledonien, Chromit 39.
Neukirch, Kupfer 408.
Neumexiko, Kupfer 436.
Neuflchottland, Kupfer 417.
Neuseeland, Chromit 39.
Nickeleisen 65. Gold 382.
Schwefel 456.
Neustadt, Kupferschiefer
402.
Neusüdwales, Gold 70. Zink,
Blei, Silber 364.
Neuwied, Alaunton 356.
New Annan, Kupfer 417.
Newcastle(Natal),Kohle371.
Newcomb, Titaneisen 31.
Newhampshire , Kieslager
311.
New Jersey, Eisen 150, 152,
153. Mangan, Zink 244,
247.
Ncwlands Mine, Diamant
77, 78, 79.
New York, Nickel 55. Eisen
150, 153, 205, 206.
Nicopol, Mangan 259, 260,
261.
Niederalpel, Eisen 192.
Niederellnbach, Kupfer-
schiefer 406.
Niederkalifornien , Kupfer
361, 385, 439.
Niedermarsberg, Kupfer 544,
346, 411.
Niederschlesien, Kupfer 391 ,
408.
Niederschmottseifen, Kupfer
408.
Nievre, Eisen 216. Phos-
phorit 451.
Nie wand tschacht, Kupfer-
schiefer 398.
Nigel Mine, Gold 374.
Nikoltschitz, Mangan 256.
Nischne-Nowgorod, Eisen
197. Phosphorit 453.
Nischne-Tagilsk, Platin 64.
Eisen, Kupfer 362.
Nokutusvara, Eisen 140.
Nonaas, Nickel 49.
Nora, Eisen 122, 123.
Norberg, Eisen 119, 120,
122, 126, 166.
Nordafrika, Eisen 147.
Nordcarolina, Smirgel 32,
169. Chromit 40. Eisen
152, 232. Kieslager 311.
Phosphorit 445.
Nordeck, Eisen 177.
Nordlandsamt. Eisen 120,
141. Kieslager 307.
Nordmark, Eisen 120, 130,
166. Mangan 241, 244.
Nordstaffordshire, Eisen 230,
231.
Norfolk, Phosphorit 452.
Normandie, Eisen 185.
Norra Ställberg, Eisen 125.
Norrbotten, Eisenerz 118,
135, 137, 138, 168.
Norrbotten-Grube (Läng-
ban), Mangan 243.
Norrland, Seeerz 237.
Northampton, Eisen 219.
Northumberland, Eisen 231.
Norwegen , Chromit 37.
Nickel 48. Kieslager 107,
273, 296, 300, 301. 304,
313, 320, 324, 326. Eisen
115. Apatit 443, 445.
Novara, Nickel 48.
Nucic, Eisen 204, 444.
Nutschitz, Eisen 204, 444.
Nya Sulit«lma, Kieslagcr
^309.
Nygruf va (Arameberg), Zink
364.
Ortsregister.
11
Oberarschitza, Mangan 249.
Oberellnbach.Kupferschiefer
406.
Oberer See, Kupfer 4. Eisen
89, 154, 160, 163.
ObeihalbBtein, Mangan 253.
Oberkalna, Kupfer 390.
Oberkassel. Alaunton 356.
Oberkaufungen , Alaunton
356.
Oberpfalz, Blei 431.
Oberrosbach, Mangan 263.
Oberscheid, Eisen 176.
Oberschlesien, Zink, Blei 89.
Eisen 1 95, 229, 233. Vitriol-
torf 356. Schwefel 463.
Ochsenkopf (Sachs.), Smirgel
170.
Oblam, Kieslager 276.
Ödegarden, Apatit 143.
Odesgrufya, Eisen 134.
Örebro, Eisen 118, 120, 13^.
Mangan 241.
ödterby, Eisenhütte 134.
Östergötland, Eisen 118, 237.
Öttingen, Eisen 214.
Ofleiden, ged. Eisen 67.
Ofoten, Eisen 142.
Ofotenbahn 135, 138, 310.
Ogdensburg, Mangan, Zink
246.
Ohio, Eisen 205, 232.
Ohläpian, ged. Eisen 67.
Ojen, Nickel 62.
Okandeland, Eisenglimmer-
schiefer 110, 111, 165.
Okerhütte 339.
Okertal, Eisen 178.
Old de Beers, Diamant 76.
Old Tennessee Mine, Kies-
lager 314.
Ollomont, Kieslager 285.
Ontario, Titaneisen 31.
Nickel 55. Eisen 154,
205. Smirgel 169.
Ookiep, Kupfer 63.
Oppeln, Eisen 233.
Oranje-Fluß, Diamant 74.
Oranje- Staat, Diamant 76.
Gold 374.
Oregon, Nickeleisen 65.
Orel, Eisenerz 197. Phos-
phorit 453.
Orenburg, Kupfer 389.
Ornontowitz. Eisen 229.
Orsowa, Chromit 36.
Orzesze, Eisen 229.
Os, Kieslager 297.
Oskar Grube (Stadtberge),
Kupfer 344, 346.
Osnabrück, Kupferschiefer
407.
Ostalpen, Eisen 188.
Osterburg, Baseneisenerz
236.
Osterode, Kupferschiefer 402.
Osterweddingen, Phosphorit
455.
Ostjordanland, Phosphorit
453.
Otago, Nickeleisen 65.
Otjimbinque, Gold 70.
Ottawa, Baseneisenerz 236.
Ottoschacht, Kupferschiefer
396.
Ougney, Eisen 216.
Ouro Preto, Mangan 254.
Ovifak, ged. Eisen 67, 86.
Diamant 83.
OvocarDistrikt, Kieslager
290.
Oxfordshire, Eisen 219.
Painirova, Eisen 140.
Pajsberg, Erdpech 122.
Mangan 241, 242, Eisen
242.
Palästina, Phosphorit 453.
Palamow, Eisen 232.
Panzendorf, Kieslager 279,
322.
Pari, Kupfer 69.
Paris, Bildung von Schwefel
469.
Paros, Smirgel 169.
Parys-Berg, Kieslager 316.
Sa5 Paulo, Titaneisen 27.
Pedroso, Eisen 145, 165.
Poekskill, Titaneisen 32.
Pennina Grande, Nickel 47.
Pennsylvanien, Chromit 39.
Eisen 152, 170, 186, 232.
Kieslager 311.
Penokee, Eisen 155, 157.
Perekeschkül, Mangan 257.
Perm, Kupfer 88, 58^. Eisen
197.
Pernice, Schwefel 460, 461.
Perry County, Phosphorit
450.
Persberg, Eisen 112, 120,
128, 166, 168, 362.
Pershytte, Eisen 124, 166.
Persien, Schwefel 456.
Perticara, Schwefel 461.
Pesaro, Schwefel 461.
Peterboro County, Eisen 154.
Pfalz, Haseneisenerz 236.
Kupfer 391.
Philippstein, Eisen 175.
I Philippswonne, Eisen 175.
Piemont, Mangan 247.
I San Pietro, Mangan 260.
i Pillersee, Eisen 188, 192.
Pilotknob, Eisen 141.
Pinczye, Eisen 195.
Pinerolo, Kieslager ^54, 322.
Piotrkowice, Schwefel 464.
Pipulgaon, Eisen 150.
Pitkäranta, Kieslager 362.
Pitschen, Eisen 195.
Pittsburg, Eisen 232.
Planches, Eisen 114.
Plauenscher Grund, Syenit
20. Kupfer 41.
Plavischewitza, Chromit 36.
Plazalpe, Mangan 253.
Pleß, Schwefel 463.
Ploszka, Eisen 185.
Podolien, Phosphorit 444,
447,
Poggio Orlando, Schwefel
462.
Pojana ruska. Eisen 184.
Polen, Eisen 195, 197.
Schwefel 464.
Poliakowskische Berge,
Gold 69.
Polk County, Kieslager 311.
Polk-Grube, Kieslager 313,
314.
Polnisch Hundorf, Kupfer
408.
Pomoy, Phosphorit 451.
Popocatepetl, Schwefel 456.
Poremba, Eisen 195.
Porta Westphalica, Eisen
217.
Port Henry, Eisen 152.
Portugal, Eisen 145. Kies-
lager 347.
Pozoritta, Kieslager 288,
289, 322.
Prabornaz, Mangan 247.
Praetoria, Diamant 82.
Gold 385.
Prager Silurmulde, Eisen
200, 201, 202,
Pragtunnel, Blei 431.
Pralorgnan, Mangan 247.
Prausnitz, Kupfer 408.
Predazzo, Kupfer 41.
Premier Mine, Diamant 76,
80.
Pressath, Blei 431, 432.
Prettau, Kieslager 280.
Privas, Eisen 217.
St. Privat, Eisen 214.
Proszowice, Schwefel 464.
Priici, Eisen 194.
Pschow. Schwefel 464.
Pucara-Grube, Kupfer 421.
Puebla de Guzman, Mangan
252.
Pützchen, Alaunton 356.
Puschkariha, Bhodonit 248.
13
Ortsregister.
Putnam Coimty, Eisen 150.
Pyrenäen, Mangan 256, 448.
Phosphorit 444, 447, M8.
Quebec, Baseneisenerz 236.
Kieslager 311.
Queensland, Gold 70.
Questenberg, Kupferschiefer
402.
Quisacollo, Kupfer 421.
Baab-Grube, Eisen 175, 176,
Raase, Eisen 180.
Kacalmuto, Schwefel 458,
459, 460, 461.
Radautal, Nickel 42.
Raddusa, Schwefel 458.
Radmer, Eisen 192.
Radoboj, Schwefel 457, 464,
Radowenz, Kupfer 390.
Rajatz, Chromit 37.
Raldca, Kieslager 315.
Rakkurijoki, Eisen 140.
Rammaca, Schwefel 458.
Rammeisberg, Kieslager 88,
96, 97, 99, 100, 105, 107,
265, 273, 296, 301, 304,
313, 325, 326, 329, 343,
350, 358.
Ramsberg, Eisen 122.
Ramstad, Nickel 49.
Ranci^, Eisen 183.
Randjeslaagte-Farm, Gold
386.
Ranen, Eisen 143. Kies-
lager 309.
Ransberg, Eisen 26.
Rapolano, Mangan 253.
Raudenberg, Eisen 180.
Rediugen, Eisen 214.
Red Mountain, Eisen 205,
206.
Reichenau, Eisen 188.
Reichmannsdorf, Eisen 201,
202.
Reinbachgraben. Eisen 193.
Saint-R6my, Eisen 185.
Renfrew County, Eisen 154.
Rettenbach, Eisen 192.
Rhein, Eisengehalt 198.
Rheinpfalz, Kupfer 391.
Rhenosterspruit. Diamant
82.
Rhode Island, Eisen 26.
Rhonau, Kieslager 290.
Ricamarie, Steinkohle 98.
Riecheisdorf. Kupferschiefer
105, 404, 415.
Riesi, Schwefel 458.
Rietfontein, Diamant 82.
Riffelhom, Nickeleisen 66.
Rimont, Mangan 256.
Ringerike, Nickel 49. 51.
Rio-Tinto, Kieslager 265,
292, 304, 347, 349, 351,
352, 353, 361, 415.
RobertsvilleMine, Eisen 154.
Robinson Mine, Gold 379.
Rödhammer, Chromit 37.
Römerstadt, Eisen 180.
Röros, Chromit 37. Kies-
lager 92, 288, 297, 298,
300, 306, 322, 323, 324.
Rösenbeck, Eisen 174.
Roifna, Mangan 253.
Romagna, Schwefel 461.
Romsaas, Nickel 49, 50, 51.
Roodeport-, Gold 374.
Sta Rosalia, Kupfer ^.99, 441.
Rosalina, Eisen 145.
Roslawl, Phosphorit 453.
Rothsohl, Eisen 192.
Rottleberode, Kupferschiefer
402.
Rottorf, Eisen 208.
Routivare, Eisen 30.
Rowno, ged. Eisen 67.
Ruda, Eisen 229.
Rudolfsgrube, Eisen 230.
Rümelingen, Eisen 214.
Ruh leben, Alaun ton 356.
Ruhrkohlenbecken, Eisen
227.
Russaja, Eisen 113.
Rußland, Kupfer 388. Phos-
phorit 453.
Ruszkitza, Eisen 185.
Rybnik, Schwefel 463.
Saalfeld, Kupferschiefer 403.
Saarbrücken, Eisen 227.
Saarlouis, Kupfer 427.
Sabanke, Mangan 253.
Sätersdalen, Nickel 49, 52.
Sain-Bel, Kieslager ^^4, 322,
325.
Salangen, Eisen 142.
Salem, Eisen 150.
Salisbury Mine, Gold 378.
Saloniki, Chromit 37.
Saiten, Eisen 143.
Salzburg, Eisen 192.
Salzgitter, Eisen 220, 224.
Sandy, Phosphorit 452.
Sangerhausen , Kupfer-
schiefer 105, 394, 395, 402.
Sarakaja, Schwefeleisen 357.
Saratow, Phosphorit 453.
Sardinien, Mangan 260.
Sargans, Eisen 181.
Saskipotok, Eisen 194.
Sasurskische Wälder, Eisen-
erz 197.
Sava, Eisenhütte 253.
Schäbenholz, Mangan 250.
Schäfferötz, Eisen 193.
Schaumburg-Lippe, Eisen
207.
Schellerhau, Zinn 23.
Schiich, Schwefel 467.
Schladming, Fahlbänder 268.
Schlesien, Eisen 180, 195,
196, 229, 230, 236.
Schluckenau, Nickel 42.
Schmiedeberg, Eisen 167.
Schmiedefeld, Eisen 199,2Öi.
202,
Schmöllnitz, Kieslager 285,
288, 301, 322, 326, 328.
Schneeberg(Tirol), Zink 362.
Schobüll, Kupfer 411.
Schönecken, Eisen 206.
Schottland, Eisen 230, 231.
Schuida, Eisen 187.
Schukruti, Mangan 258.
Schwarzenberg (Sachsen),
Eisen 167. Smirgel 170.
Blende 362.
Schwarzenberg (Schlesien),
Chromit 35.
Schwarzes Kreuz, Eisen 208.
Schwarzes Meer, Mangan-
knollen 262. Schwefel-
eisen 359. Schwefelbak-
terien 470.
Schwarzkosteletz, Kupfer
391.
Schwarzwald, Nickel 46.
Schwarzwalde, Eisen 230.
Schwaz, Eisen 188.
Schweden, Nickel 48. Eisen
HO, 115, 235, 237. Man-
gan ^40, 247, 263. Phos-
phorit 444, 446.
Schweidrich, Nickel 42.
Schweina, Kupferschiefer
105, 404.
Schweiz, Eisen 210, 216.
Schwemsal, Alaunton 356.
Seehuudsklippen , Kupfer
411.
Seeland, Schwefeleisen 358.
Segr6, Eisen 170.
Seitendorf, Eisen 181.
Sella bassa, Nickel 47.
Senftenberg, Raseneisenerz
236.
Senjen, Nickel 49.
Serbien, Chromit 37. Mau-
gan 253.
Serra AraQoyaba, Eisen 111.
Serrania de Ronda, Eisen 146.
Serre d'Azet, Mangan 249.
Servola, Eisenhütte i94, 252.
Sesiatal, Nickel 47.
Setif, Phosphorit 454.
Ortsregister.
13
Sevilla, Eisenerz i45, 147.
Eieslager 347.
Shropshire, £isen 231.
Sibirien, Raseneisenerz 237.
Siebenbürgen, Eisen 184.
Kieslager 288, ^P. Gold
382.
Siegerland, Eisen 110.
Siegsdorf, Eisen 221.
Siena, Schwefel 462.
Sierra Alpujata, Nickel 62.
Sierra Bermeja, Nickel 63.
Sierra Gador, Schwefel 466.
Sierra da Piedade, Eisen 1 10.
Siewierz, Eisen 19ö.
Sikinos, Smirgel 169.
Siilian, Kiesla/gfer 279.
Silver Reef, Silber 4S4, 436.
Silverton, Silber 364.
Simbirsk, Eisen 197.
Simsk, Eisenhütte 187.
SiDai, Phosphorit 453.
Singbum, Kieslager 315.
Sizilien, Schwefel 456, 457,
461, 468, 469.
Sjangeli, Kieslager 5iö, 322.
SjÖgrufvan, Mangan 241.
Skärstöten, Eisen 129.
Skandinavien, Nickel 48.
Eisen 115, 164. Phosphorit
446.
Skjäkerdalen, Nickel 49.
Skötgruben, Eisen 125.
Skole, Eisen 196.
Skuterud, Kobalt 269.
Skyros, Chromit 37.
Slatinsk, Eisenhütte 187.
Smaalenene, Nickel 49, 50.
Smäland, Seeerz 237. Kobalt
272.
Smolensk, Phosphorit 453.
Smreka, Eisen 194.
Smyma, Chromit 39.
Snarum, Kobalt 269.
Soden, Kupferschiefer 406.
Södermanland, Eisev 118,
135 237
Sölenhai, Eisen 208.
Soggendal, Titaneisen 29.
Sohland, Nickel 42.
Solberg, Eisen 120, 141.
Solowiew-Berg, Platin 65.
Sommatino, Schwefel 458.
Cölestin 459.
Sommerhalde, Eisen 192.
Sonthofen, Eisen 222.
Sorbatal, Nickel 47.
Sosnowka, Mangan 256.
Spachendorf, Eisen 180.
Spanien, Eisen 145. Mangan
251 . Kieslager 347. Schwe-
fel 465.
Spessart, Kupferschiefer 406.
Spich, Alaunton 356.
Spitzberg, Blei 431.
Spitzenberg, Eisen 104, 168,
173, J78.
Spreewald, Raseneisenerz
236.
Ssedelnikow^ja, Rhodonit
247.
Stade, Kupfer 411.
Stadtberge, Kupfer 344, 346,
411.
Ställberg, Eisen 120, 125.
Stäteberg, Kupfer 409.
Staffelstein, Eisen 212.
Staffordshire, Eisen 231.
Stallberg, Blei 431.
Standenbühl, Kupfer 391.
Stang, Nickel 49.
Stanitz, Eisen 233.
Stara-Korczyn, Schwefel 464.
Starckenbach, Kupfer 389.
Staßfurt, Schwefel 456.
Staten Island, Eisen 150.
Steiermark, Eisen 110, 182,
IS^, 189. Kieslager 275.
Steinbach, Eisen 177.
Steinsberg, Kupfer 427, 430.
Stendal, Raseneisenerz 236.
Sterling Hill, Mangan, Zink
244, 246.
Stemberg, Eisen 180.
Stieldorf, Alaunton 356.
Stiftsberg, Blei 431.
Stiller Ozean, Mangan-
knollen 262.
Stobie Mine, Nickel, Kupfer
58, 59.
Stockholm, Eisen 118.
Storagrufva (Persberg),
Eisen 130.
Storagrufva (Ytterö), Kies-
lager 307.
Stordö, Kieslaffer 297.
Stormberg, Kohle 371.
Storvartsgrube, Kieslager
298, 306.
Storrymningen (Dalkarls-
berg). Eisen 124.
Storrymningen (Danne-
mora). Eisen 134.
Strempt, Blei 424.
Striberg, Eisen 119, 123,
143, 165.
Stripa, Eisen 119, 124.
Strossa, Eisen 124.
Strullos, Mangan 260.
Sudbury, Nickel, Kupfer 45,
46, 55. Platin, Iridium,
Palladium 46.
Sudeten, Eisen 180.
SüdaMka, Gold 369. Geo-
logie 371, 372.
Südcarolina, Eisen 110, 111,
165.
Südstaffordshire, Eisen 231.
Suffolk, Phosphorit 452.
Sukarrhas, Phosphorit 454.
Sukeevo, Schwefel 457.
Sulitelma, Kieslager 297,
298, 299, 303, 307, 322,
323.
Sundainseln, Schwefel 456.
Surrey, Eisen 232. Phos-
phorit 451, 452.
Sussex, Raseneisenerz 236.
Phosphorit 451, 452.
Svappavara, Eisen 138.
Kupfer 140.
Swarhaub, Gold 70.
Swasiland, 371.
Swinhöft, Schwefelkies 356.
Swoszowice, Schwefel 457,
462, 463.
Taberg, Eisen 25, 164.
Tagli, Mangan 257.
Tambow, Phosphorit 453.
Tamerza, Phosphorit 454.
Tampadel, Chromit 35.
Tapets, Schwefel 464.
Tarn, Phosphorit 448.
Tasmania, Kieslager 317.
Taunus , Eisenglimmer-
schiefer 110.
Taylor Mine, Mangan, Zink
247.
Tebessa, Phosphorit 454, 455.
Telek, Eisen 185.
San Telmo, Kieslager 350,
352, 354.
Temperino. Kontaktlageiv
Stätten 362.
Tennessee, Eisen 186, 311.
Kieslager 311. Phosphorit
447, 449, 450.
Teruel, Schwefel 466.
Teschen, Eisen 94, 196.
Teutoburgerwald, Eisen 94,
196, 207.
Texas, Kupfer 417.
Thalitter, Kupfer 344, 411.
Tharsis (Spanien), Kieslager
347, 350, 353, 355.
Tharsis -Lager (Tasmanien),
Kieslager 318, 319.
San Thiago, Eisen 145.
Thorbjömsboe, Eisen 144.
Three Rivers, Seeerz 236.
Thüringen, Kupferschiefer
87, 91, 95, 106, 391, 393,
403,404. EiBeji200,201,
224. Mangan 240.
14
Örtsregifiter.
Tiöbaghi-Gebirge, Chromit
39.
Tiflis, Mangan 257.
Tilly Foster Mine, Eisen
150, 166.
Timor, Chromit 39.
Tinetzky-See, Schwefeleisen
359.
Tinos, Chromit 37.
Tinzener Ochsenalp, Man-
gan 253.
Tireh, Smirgel 169.
Tirol, Kieslager 275.
Toennichen, Eisen 179.
Tolgen, Kieslager 297.
Tragöß, Eisen 192.
Transkaspien, Schwefel 467.
Transvaal, Diamant 82. Gold
106, 369, 371. Geologie
371, 372.
Trappensee, Blei 431.
Traversella, Eisen 167.
Ti*avera Mine, Nickel 59.
Treublitz, Eisen 180.
Trgove, Eisen 185.
Tromö-Sund, Eisen 144.
Trondl\jem, Kieslager 290,
297, 298, 306.
Tronfjeld, Kieslager 297.
Trucco della Chiara, Man-
gan 247.
Trzebycka, Eisen 195.
Tschamluk, Kupfer 442.
Tschardy, Chromit 39.
Tschatalja-Dagh , Chromit
39.
Tschchikfta, Mangan 257.
Tschelek^n , Schwefeleisen
357.
Tschiatura. Mangan 25?.
259.
Tschusowaja, Platin 64.
Tulmeen-River, Platin 65.
Tunis, Phosphorit 454.
Tuolluvara, Eisen 140.
Tupaltupal, Kupfer 421.
Tuscarawas-Tal, Eisen 232.
Twiste, Kupfer 430.
Tysnaesö, Kieslager 297.
ügib, Kupfer 63.
üifak, ged. Eisen 67, 85.
Diamant 83.
Umberg, Kieslager 276.
ündal, Kieslager 297.
Unter - Bai ly gahan - G rube,
Kieslager 291.
Unterharz, Eisen 178.
Upsala, Eisen 118.
Ural, Chromit 38. Platin
64. Gold 69.
Ural, Diamant 83. Eisen
187. Ehodonit247. Man-
gan 263. Kontaktlager-
stätten 362.
Uranus, Eisen 175.
Urbino, Schwefel 461.
Urus, Eisensalze 357.
Uszica, Phosphorit 447.
Utah, Silber 434.
Utica, Eisen 205.
Utö, Eisen 119, 120, 122,
135.
Vaal-Fluß, Diamant 74.
Välimäki, Eisen 27.
Värdalen, Nickel 49.
Vagliagli, Schwefel 462.
Vajda Hunyad, Eisenhütte
185.
Valahejen-Grube, Kieslager
307.
Val Barbina, Nickel 47.
Val di Scalve, Eisen 193.
Val di Seriana. Eisen 193.
Valguernera, Schwefel 458,
461.
Valien Crö, Kieslager 284.
Valmaggia, Nickel 47.
Valsesia, Nickel 47.
Valsorba, Nickel 47.
Valtrompia, Eisen 193.
Varaldsö, Kieslager 297, 298,
306, 322.
Varallo, Nickel 45, 47.
VareS, Chromit 36. Eisen
193.
Vaucluse, Schwefel 464.
St. Veit a. Glan, Kieslager
275.
Veitsch, Eisen 188, 192.
Velestino, Chromit 37.
Vena, Kobalt 271.
Vence, Eisenerz 114.
Venterskron, Gold 374.
Vereeniging, Kohle 371.
Vereinigte Staaten, Kupfer
355.
Vermilion Mine, Platin 58,
59.
Vermilion Bange, Eisen 155,
158, 163.
Vermont, Eisen 186. Kies-
lager 311, 315, 322.
Veslegruben, Nickel 49.
Vesuv, Sublimationen 439.
Vicinella, Nickel 45.
Victoria County, Eisen 154.
Victoria-Grube, Eisen 217.
Vierzehnheiligen, Eisen 212.
Vigsnäs, Kieslager 297, 298,
299, 307, 322.
Vigunsca, Mangan 253.
VigunSica, Mangan 253.
Viker, Eisenerz 120, 125,
166.
Viktoria, Gold 70.
Villarosa, Schwefel 458, 461.
Villefranche, Eisenglimmer-
schiefer 110.
Virensee, Seeerz 235.
Virginia, Eisen 152, 186.
Kieslager 311, 315.
Vitrey, Phosphorit 451.
Vlatten, Kupfer 423, 425.
Vöhl, Mangan 251.
Vogelstrauß, Eisen 177.
Vogtland, Phosphorit 446.
Volo, Chromit 37.
Volpersdorf, Eisen 230.
Vordernberger Erzberg,
Eisen 189, 191.
Vulcano, Sublimationen 439,
Schwefel 456.
Waldeck, Eisen 174. Kupfer
344, 411, 430.
Waidenburg, Eisen 230.
Wales, Eisen 230. Mangan
256. Phosphorit 446, 447.
Walkenried, Kupferschiefer
402.
Wallace Mine, Nickel 56.
Wallerfangen, Kupfer 426,
430.
Wallis, Eisenerz 114, 217.
Wasseralfingen, Eisen 210.
Wassy, Eisen 221.
Wayne County, Eisen 150.
Weenzen, Schwefel 456.
Wehrshausen, Kupferlettcn
411.
Weigattfjord, ged. Eisen 68.
Weilburg, Eisen 173, 176.
Weifsholz, Kupferschiefer
398.
Wellatal, Kieslager 278,
322.
Wemmer Mine, Gold 384.
WerchIssetek,Rhodonit248.
Werfen, Eisen 193.
Wermland, Eisen 118, 128,
130. Mangan 241.
Wernersdorf, Kupfer 390.
Wesergebirge, Eisen 87,
196, 217.
Wesselton Mine, Diamant
76, 79.
Westeregeln, Vitriolerz 356.
Westerwald, Eisen 233.
West-Griqualand, Diamant
74.
Westindien, Schwefel 456.
Westmanland, Eisen 118,
126.