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ZEITSCHRIFT

PUB

DEUTSCHE PHILOLOGIE

HERAUSGEGEBEN

VON

Dr. ernst HÖPFNER und Dr. JULIUS ZACHER

PBOYIHZIALSCHULBAT IS KOBLBNZ PROF. A. D. UNIVERSITÄT ZU HALLB

SIEBENTER BAND

HALLE,

VEBLAO DEB BUGHHANDLUNa DES WAISENHAUSES.

187 6.

Reprinted with the permissioo of W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart

JOHNSON REPRINT CORPORATION JOHNSON REPRINT COMPANY UMITED 111 Fifth Aveoue, New York, N.Y. 10003 Berkeley Square House, London, W. 1

i\ f ■'

First reprintingy 1966, Johnson Reprint Corporation Printed in the United States of America

Z 55 VERZEICHNIS DER BISHERIGEN MITARBEITER.

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IV

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Oberlehrer dr. E. Wörner in St. Afra bei Meissen.

F. Woeste in Iserlohn.

Dr. E. Wülcker, privatdocent in Leipzig.

Prof. dr. Julius Zacher in Halle. Dr. Konrad Zacher in Halle.

Prof. dr. J. V. Zingerle in Inns- bruck. Prof. dr. J. Zupitza in Berlin.

INHALT.

Seite

Die alt- und angelsächsische verskunst. Von Max Rieger 1

Zu Gottfrids Tristan. Von R. Sprenger 64

Zwei kaufleute. Eine erzählung von Ruprecht von Wirzburg. Kritisch bear- beitet von Moriz Haupt 65

Eine textbcrichtigung zu Lessings schriften. Von R. Köhler 91

Kritische bemerkungen zu mittelhochdeutschen gedieht en. Von R. Sprenger

und J. Zacher 92

Die Deutschen auf den kreuzzügen. Von R. Röhricht 125. 296

Beiträge aus dem niederdeutschen. VonF. Woeste 174

Ein fehler Lachmanns in seiner kritik und erklarung von Hartmannes Iwein.

Von J. Zacher 175

Goethische gedichte aus den siebziger und achtziger jähren in ältester gestalt.

Von Bernhard Suphan 208. 455

Über die benutzung Avians durch Boner. Von R. Gott schick 237

Die alttestamentlichen bruchstücke der gotischen bibelübersetzuug. Eine kri- tische Untersuchung von Ohrloff 252

Der oberfränkische lautstand im IX. jahrlmndert. Von P. Pietscb 330. 407

Zu Pilatus. Von Sprenger 368

Hamdismäl. Aus den vorarbeiten zu einer neuen ausgäbe der sogenauten Sae-

mundar Edda. Von S. Bugge 377. 454

Die Deutschen auf den kreuzzfigen. Ergänzungen und bericbtigungon. Von W. Crecelius 451

Vermischtes.

Heinrich Röckert. Nekrolog. Von Priedr. Pfeiffer 95

Aufruf zur errichtung eines grabdenkmals für H. Rückert 375

Oswald Bertram. Nekrolog. Von J. Zacher 369

Bericht dber die Verhandlungen der germanisch - romanischen abteilung der

XXX. philologenversamlung zu Rostock. Von K. Nerger 99

Einladung zur ersten nordischen philologenversamlung in Kopenhagen 250

Einladung zur philologenversamlung in Tübingen 376

Litteratur:

Vulfila herausgegeben von E. Bernhardt; angez. von H. Gering 103

E. Sievers, der Heliand und die angelsächsische Genesis; angez. von M. Rieger 114 K. A. Hahns althochdeutsche grammatik herausg. von A. Jeitteles, 4. auf!.;

angez. von Fr. Seiler 116

Ch. F. A. Schuster^ Lehrbuch der poetik; angez. von R. Thiele 118

fjg 0 ^ -^^ \J -^ -- '■- '^2*'9^^WI

VI INHALT

.. Seit«

0. Rüdiger^ Die ältesten Hambnrgischen Knnftrollen. Derselbe, Altere

Hamburgische und Hansestadtische handwerksgesellendocnmente; angez. von

A. Lübben 123

0. Apelt, Bemerkungen über den acc. c. Inf. im ahd. und mhd.; angez. von

0. Erdmann 244

Edda Snorra Sturlusonar, berausg. von porleifr Jönsson; angez. von Tb.

Möbius 246

£. G. Andresen, über deutsche Volksetymologie; angez. von K. Wein ho Id.... 376 Althochd. lesebuch, zusammengestelt von W. Braune; angez. von Konrad

Zacher 459

W. Wackernagel, Altdeutsche predigten und gebete; augez. von A. SehÖn-

bach 466

Schreyer, Untersuchungen über das leben und die dichtungen Hartmanns

V. Aue; angez. von K. Kinzel 479

W. Lungen, War Hartmann v. Aue ein Franke oder ein Schwabe? angez. von

Demselben 479

Emil Henrici, Zur geschichte der mittelhd. lyrik; angez. von Demselben 481 Ignaz Peters, Gotische conjecturen; angez. von H. Gering 484

Register von H. Fritzsche 485

DIE ALT- UND ANGELSÄCHSISCHE VERSKÜNST.

Nachdem Lachmann für die verse des Hildebrandsliedes das metri- sche Schema Otfrieds in anspruch genommen und sie danach corrigiert hatte, war es unausbleiblich, dass diejenigen, die an dieser lehre fest- hielten, für deren princip zunächst die übrigen hochdeutschen reste, sodann das ganze gebiet der stabreimdichtung zu erobern suchten. Wie wäre bei der mehr und mehr zum bewustsein gekommenen stilverwant- schaft zwischen allen provinzen der altgermanischen poesie eine so starke metiische Singularität bei einer derselben zu erklären gewesen? Es ist gut , dass die erobeinmgsversuche , bezüglich der angelsächsischen dichtung von Schubert (De Anglosaxonum arte metrica. Berol. 1870) und bezüglich des HeUands von Amelung (im EL Jahrgang dieser zschr. s. 253 305), mit so viel fleiss und Scharfsinn gemacht worden sind; gerade dadui'ch ist die Unmöglichkeit der aufgäbe gewis far manchen zur genüge ans licht getreten. Wenigstens scheint Schuberts promotions- schrift zumeist einen andern schüler MüUenboffs, aber auch Wacker- nagels, veranlasst zu haben, dass ox seine erste wissenschaftliche lei- stung auf dem gleichen gebiete , aber im entgegengesetzten sinn ablegte. F. Vetter (Über die geimanische Alliterationspoesie. Wien 1872) hat sich das verdienst erworben, die gründe gegen die vierhebungstheorie so vollständig und gründlich darzulegen, wie es bis dahin niemand getan hatte. Weniger genügte mir seine positive entwickelung , und es kam mir nach dieser schrift nicht übei-flüssig vor , das was mir über die Sache klar geworden war , nochmals zu prüfen und mit den nötigen beispielen versehen den kennern der stabreimdichtung vorzulegen. Ohne noch daiüber entschieden zu sein , ob ich das Altnordische in meine dar- stellnng hereinziehen solle oder nicht, hatte ich mich in die metrische Untersuchung der Eddalieder vertieft^ als mich des leider seitdem hin- geschiedenen E. Bildebrand Untersuchung „Über die Yersteilnng in der Edda*' im ergänzungsbande dieser Zeitschrift s. 74 139 ilberraschte. Hier fand ich einen wichtigen teil dessen, was ich zu sagen hatte, vorweggenommen. Etwas altes nämlich ist zwar der satz, dass der Stabreim auf die höchstbetonten werte eines verses fallen müsse, mit- hin durch die Satzbetonung bedingt sei; aber die gesetze der satzbeto-

SBITtOHB. 7. DBUTBOKB FHXLOLOOIB. TIT. BD. 1

2 RIBOBR

uung , wie sie sich durch die setzung des Stabreimes kund geben , hatte bis dahin meines Wissens niemand dargelegt,^ so wichtig diese frage schon für die textkritik gewesen wäre: denn fehler der Überlieferung verraten sich, emendAtionen werden als zulässig oder unzulässig erkant, sofern man weiss, welches von mehreren im selben halbvers stehenden werten den Stabreim tragen darf ^ welches nicht. Etwas altes ist ferner das bestre- ben, die verse und halbverse so abzuteilen, wie die werte naturgemäss zusammengehören, so dass nicht zwei bei richtigem vertrag eng zu verbindende werte durch cäsur oder versschluss getrennt werden; aber man hatte sich darin dem mehr oder minder feinen gefühl überlassen, statt für den einzeln fall zu ermitteln, welches die gesetzmässige teilung sei und unter welchen bedingungen eine andre an ihre stelle treten dürfe. Diese fragen hat Hildebrand für das Altnordische zuerst aufgeworfen und gründlich erledigt, und so seine kurze laufbahn mit einem bedeutsamen gewinne für unsere Wissenschaft bezeichnet. Ich hätte ihm gern überlassen, die gesetze, die er im Altnordischen nach- gewiesen und die ich im Alt- und Angelsächsischen erkant hatte, auch auf diesen gebieten nachzuweisen; ich hätte am liebsten eine vollstän- dige metrik der stabreimdichtung von ihm erwartet: aber um nicht von der Edda abgezogen zu werden schob er mir die aufgäbe zurück, von der ich nun, um nicht auf zu viele einzelheiten rücksicht nehmen und dadurch die klarheit der darstellung beeinträchtigen zu müssen, das Altnordische ausscheide, zufrieden, dessen Übereinstimmung in allem wesentlichen sicher erkant zu haben.

Ich lasse aus anderer Ursache auch die wenigen althochdeutschen reste bei seite : sie beweisen bei ihrem geringen umfange zu wenig und werden besser abgesondert an dem auf anderem gebiete gewonnenen ergebnis geprüft. Dies ist ein kurzes geschäft, bei dem man finden wird, dass das Hildebrandslied in einem einzigen leicht zu heuenden falle ein betonungsgesetz verletzt: statt tot ist tHÜibrant \ tieribrantes sunu müste es heissen 'EiiUibrant ist tot, 'Reribrantes sunu. Nicht bedenklicher ist ein fehler im sogenanten Wessobrunner gebet do dar niwiht ni was | enteo ni yrenteo: man lese mit Grein Germ. 10, 310 iumht = eowiht. Die beiden geistlichen gedichte aber , die man unter dem namen Muspilli zu vereinigen pflegt, zeigen die verskunst sowol wie den stil der stabreimdichtung, beides im Heliand noch so wol

1) K. Hofmann hat in den Sitznngsber. der baier. Ak. 1866, s. 104 fgg. eben nnr verraten, dass ihm eines der wichtigsten betonungsgesetze wol bekant sei. In der bevorstehenden ansgabe des Heliand von Sievers, nach der ich za meinem bedaaem noch nicht citieren kann, wird sich die kritik zum ersten male dorch ein klares bewustsein in metrischen dingen unterstützt zeigen.

ALTS. UKD AGB. VEB8KUN8T 8

erbalten und scheinbar so lebenskräftig, in vollem verfall und bezeich- nender weise mit otfriedischen Strophen bereits gemischt.

Der endreim , der dem Heliand ganz fremd ist , aber in der angel- sächsischen dichtung schon des achten Jahrhunderts eine rolle von stei- gender Wichtigkeit spielt, ist ein Schmarotzergewächs, das auf dem Organismus der alten verskunst wuchert und ihm die kraft aussaugt. Von der darstellung dieses Organismus wurde er besser ausgeschlossen ; sein Wachstum zu verfolgen wäre einer besondem arbeit wert.

L Von den yersarten und ihrem gebrauch.

Der verS; der von Deutschen und Angelsachsen stichisch, im norden nur strophisch gebraucht und im kviduhättr meistens viermal, aber auch zwei, drei, fünf und sechs mal widerholt wurde , besteht aus zwei gleichen, durch den Stabreim verbundenen gliedern von je zwei hebungen.

Nur wenige spuren eines andern verses haben sich im Angelsäch- sischen erhalten, eines verses, der zweimal in sich alliteriert, also einem halbverse der gewöhnlichen art im masse gleich komt, ohne dass jedoch einer mit dem andern durch den Stabreim verbunden wird. Er begegnet den gewöhnlichen versen untermischt viermal in der bekan- ten charade auf den namen Cynewulf^ welche die rätsei des Codex Exoniensis eröffnet, sodann mehrfach in zwei spruchreihen derselben handschrift, und hier auch in mehrmaliger widerholung.

Gnom. 55 Sivä biä sd smiÜe,

ßonne h^ wind ne ffeceä stoä hedä '^eöda geptodre, ponne hy ge]fingad hahbad.

160 Treo sceoUm hrädan and treow toeaxan, sio giond hilt4ntra hreost ariseS: W(Brleas man and wonh^dig^ Atrenmod and ungetreow, p€es ne gpmeä god.

168 Swä manige ieöd men ofer eoräan^ swä hedd mod-

geponcas (bIc him hafaä sundor ^fan.

Zwei andere stellen sind zu wenig verständlich, als dass man ihnen trauen dürfte. Diesen vers lässt der norden regelmässig auf einen der gewöhnlichen langen verse folgen und bildet aus zwei der so entstehenden paare die sbrophe, die liodahdttr heissi Ein völlig

1*

4 arsOBR

kunstgerechtes beispiel dieser strophe liefert wenigstens der schluss jenes rfitsels:

Creli^rest EMwacer, uncei^ne e^ume \iwdp?

bired ifidf to wtida, pat nion eääe to^lUeä, pcette ^uefre ge^amnod w<es,

uncer gied geador.

Aber auf eine bewuste regelrechte anwendung darf man daraus noch nicht schliessen. Weiter noch gefehlt wäre auf das scheinbare vor- kommen des kurzen verses in zerrütteten texten epischer gedichte, wie

Gen. 2557

swogende forswealh

etdl ehdor

irgend ein gewicht zu legen. Andrerseits hat man kein recht die mög- lichkeit in abrede zu stellen, dass in der verschollenen hymnischen poesie des heidentums, die von jeher neben dem epos bestanden haben musSy auch die Südgermanen die strophen gebraucht haben, durch die im norden die stichische form des epos vOllig verdrängt worden ist.

II. Ton der yertelluiig der relmstSbe.

Snorri Sturluson nent in seinem buche Hättatal, wo er vom kvidülidttr handelt , den vers, als den vierten teil der strophe, fiör- äungr, den halbvers i;?^ttor^; erföhrt dann fort: „Im andern visiwrd ist der Stab zuerst im t;tSMorrt gesetzt, den wir hauptstab {höfutstaf) nennen. Dieser stab regiert die alliteration (kvedandi) , und in dem ersten visuord wird derselbe sich zweimal vor Silben (safnstöfum) stehend finden : diese Stäbe nennen wir stellen (studio)^' (Edda Snorronis Sturlaei. Ed. Ar- nam. Hafniae 1848, I, 596). Snorri schreibt keine metrik des alten volksgesanges , sondern eine skaldische, und nur ftr diese ist das gesagte ganz zutreffend. Im volksmässigen verse hat der hauptstab allerdings die bedeutung , dass er au der angegebenen stelle , der ersten hebung des zweiten halbverses, immer und durchaus sich finden muss: im ersten halbvers dagegen müssen nicht notwendig zwei reimstäbe stehen , es genügt an einem : und der eine darf in erster oder zweiter hebung stehn. Andrerseits darf auch die zweite hebung des zweiten halbverses am Stabreim teilnehmen, aber nur mittelst eines zweiten reimes, der in der einen, mit dem hauptstab nicht reimenden hebung des ersten halbverses widerklingt; nie dürfen die zwei hebungen des zweiten halbverses unter einander reimen.

ünerlässliche bedingung bei dem doppelreim ist dass der haupt« stab nicht mit der minder betonten, sondern mit der höher betonten

ALTS. ÜMD A08. VEB8KCX8T

hebung des ersten halbverses reime; und ich mass daher bei gelegen- heit der betonungsgesetze nochmals auf ihn zurückkommen.

Da in den meisten ftllen die erste hebung des ersten halbverses die YkSher betonte ist, so ist das gewöhnliche Schema des doppelreimes ab ab: hwcet toe Gärdena | in geäriagum Bw. 1. Scyldes ea/i>ra | Sceddandum In 19. undar ttmsk ^äa endi himü \ 6äar htoergin Hei. 591. an JEgypteoland \ erlös anfleddun 756. Ich habe solcher beispiele im Beowulf auf 3183 verse einige sechzig, in der Genesis auf 2935 verse einige dreissig, im Crist auf 1694 verse 15, in der Judith auf 350 verse 8 gezählt. Weit seitner ist das Schema ab ba: ac he Txinc gewyrpte | peak pe him wund Ixriyie Bw. 2976. pa yrceran mofiige \ pe Ms maeg wriäan 2982. so mikilu is he hetara ihan ik. Nis thes hodo gimaJco Hei. 941. tJu) bigan efl nit^on \ endi nahar geng 1075. Ich habe von diesem Schema im Beowulf nur 18 fälle gezählt.

Alle abweichungen von dem gesetze des hauptstabes beruhen ent- weder auf Verderbnis des textes oder sind kenzeichen einer gesunkenen kunst. Es komt dreierlei abweichung vor:

1. Statt der ersten alliteriert die zweite hebung des zweiten halbverses.

Im Beowulf kein beispiel. In der Genesis folgende:

370 yresan äne winterstunde : ponne ic mid pps yrerode

scheinbar eine aposiopese, die man dem vergilischen quos ego verglichen hat, die sich aber mit dem stil der stabreimdichtung nicht verträgt: in der tat ein verstümmelter vers vor einer lücke.

892 on treowes tdgum and nt6 on tednan^

2046 pe him cer i/reöwe seaidon mid heora folce getrume:

lezteres auf alle Wie verderbt, da getrum Substantiv und nicht adjectiv ist , also hier nicht construiert werden kann ; doch fährt dies allerdings nur auf die metrisch gleichgiltige emendation folca.

2536 Xästas legde^ öäScet hi gelddde

2732 Aeöpe bete. M cearad incit iiuguäa

2769 wuldortorht ymb wucaf^, ptes pe hine on wondd

2872 ifste pa suAäe aful onette,

wo indess der dichter, wie 2533, vielleicht onnette sprach, und so, wie man später sehen wird, der zweiten silbe die zweite hebung auf- legen konte.

1) Dass €8 unmöglich ist, die tieffcouige silbe in teovuin oder icerode als zweite hebung gelten zu lassen, >Yird in dem capitel von der hebung gezeigt

6 BIBGBa

Eine besondere klasse sind die fälle mit fremden Wörtern, die im capitel von der bebung zu besprechen sein werden. Hier nur so viel, dass sie alle lediglich scheinbarer natur sind mit ausnähme von

1504 nergend usser^ he ^öe.

Man könte vielleicht noch einige scheinbare fälle herausbringen ^ wenn man verwaiste halbverse^ wie deren die Genesis viele hat, mit dem vorhergehenden oder nachfolgenden verse zusammenwerfen wolte: z. b. Kfordum minum: nis wwtdd feoh \ pe ic nie ägan Yrille 2142, falsch schon darum ^ weil eine starke satzpause mitten in das hemistich fällt und weil dgan toüle, nicht agan wüle betont werden muss.

Es folgen die fälle aus den übrigen stücken des sogenanten Csedmon:

Dan. 122 fragn rxiaenigeo hwaet hhie geiaieüe

411 THabuchodonossor und päm nShstum

510 naUes pp hi wende, ptet hie hit wiston

Sat. 57 ^eyppend seolfa: earttü earm %eeada,

zugleich Übertretung des betonungsgesetzes, das eänn sceaäa fordert.

506. 554 ^ up earde (Mle), ptßt heö kgan 515 meotod moncynnes dr on morgen 618 to Txeofona rtce, p^kr g^ hahbad.

In allen werken Cynewulfs habe ich nur drei fälle bemerkt, und zwar einen aus der handschrift von Vercelli

El. 580 läcende lig, pcet edw scedl pcet leas,

zwei aus der handschrifb von Exeter

Rats. 41, 5 liealded and wealded, swä he ymb päs ütan

hweorfed 60, 9 aml in e&gmi ge^Utä, yifPaGS tddelan,

wo sich die besserung ceddestan, du dieser Superlativ bei Cyuewulf häufig ist, empfehlen würde.

Von sonstigen stücken der handschrift von Exeter gewährt ein beispiel die Höllenfahrt

25 modig p&re mengo ymb his mdge

und eines das Qebet eines elenden

1) Ich will durch die herkömliche anführungsweise nicht aBerkennen, dass diese verse zu dem werke gehören , das man mit recht Satan überschreiben kann. Der Satan schliesst vielmehr mit v. 365 nnd mit dem folgenden beginnt ein gedieht von ähnlichem Inhalt und ähnlicher anläge wie Cynewnlfs Christ.

▲LT8. UND AGB. VERSKUNST 7

Hy. u. Geb. 4, 104 ne huru pas freondes pe getylste. Sodann aua andern ags. denkmälem:

Jud. 272 eAdes and ellenddda. Hogedon eorlas.

Byrhtn. 45 gehörst hceliday Jiwcet pis folc seged

75 'wigan wigheardne, se wces häten Wtdfstän 288 rade weard (et hüde Offa forheäwen,

die drei letzten zugleich Verstösse gegen die richtige betonung.

Sal. u. Sat. 16 gif m^ gehringest, paet ic st gehrydded 262 medumra manna and hd is an middan 340 muntas and moras and eäc monige 357 ac for hwäm ponne lifaä se wyrsa \eng Gloria patri (Hy. u. Geb. 9, 42) cyning innan wuldre and his

geeorenan Ps. 58, 10, 1 min se goda god, (Btpw me pin ägen gdd 64, 8, 3 for ptnum Ytundrum forhte Yfeoräad 67, 25, 3 pe latteow wtes ford pära leoda 72, 1, 3 nie for neän syndon losode nii

u. a. m., mit oder ohne Verletzung der betonungsgesetze^ in einem so kunstlosen machwerke wie diese psalmenübersetzung der aufzählung nicht wert.

Im Heliand entstehn einige scheinbare fälle durch falsche vers- abteilung, die teilweise schon berichtigt worden sind^ und in der bevor- stehenden ausgäbe von Sievers wol alle verschwinden werden. Ich will hier nur beispielsweise anf&hren

2725 liäöJcospun hiUJcan he thetn liudiun, Ne gidarstun ina ferahu bilosian:

man lese dafür

liäokospun bilükan. Be thdm litidiun ne gidörstun ina ferahu büosian.

Einer dieser fälle bedarf indess ausser der bessern abteilung einer klei- nen nachhilfe:

1555 iuwan yfelon geban g% tMm mannun fhe ina iu an the"

soro yreroldi ne lonon endi romod te iuwes wdldafides rikea:

hier zeigt der Cottonianus die rechte spur durch die vom reim verlas- sene lesart odwdon^ und das wort, das einst den reim dazu lieferte, liegt nahe genug; man lese

1) Von Grein Germ. 11, 209 fgg.

BIKUER

iuwan ddtodon gd>an gi the^n [t^rmunj tnannun, the hm iu an thesoro weroldi ni lonon, endi romod te iuwes

yf^alda^vdes rikea. Ein anderer fall entsteht durch misverstand eines wertes:

5512 Arcufan hietun sia üsan drohtin^ ihar hie skolda beAro-

rag an, ^weUan sundiöno los.

Die ableitung bedröragan hiesse es noch bedroragofh von drorag cruentus mit dem sinne verbluten könte nicht bedenklicher sein. Der dichter will sagen be dröragan^ sc. crüde, und wenn man die schwache form der Londner mit der starken der Münchner handschrift vertauscht, so ist be Arordgumu ein tadelloser versschluss. Es bleiben folgende wirkliche fälle übrig;

1322 heti endi harniquidi: tliem is ök an bimilc

3187 ni Hagdin tJ^a gij^iuni er fJhan ik selbo

3963 an is Mlagun Word: fJiat skolda sinnon wel

4717 neriendo Krist, endi gitoet im iiaJUes

5628 Ükim efidi thiustri endi so githisniod

5732 gangan te them galgon, thär hie wissa that barn godes

5740 gumon ne bigrttobun; thär sia that barn godes

5812 thiu wif uppan tJiem giwendidan stenc efidi im fan them

wlitie

5969 thia erlös tLndtcurdi: te hm thü t/ies so ^kös.

Von diesen föUen sind zwei durch beide handschriften beglaubigt, sieben liefert die Londner in solchen teilen, wo die Münchner fehlt; von diesen enthalten zwei denselben, leicht zu hebenden betonungsfeh- ler. Die eine hälfte dieser fälle ist von Heyne emendiert worden, die andere unbeanstandet geblieben.

2. Die zwei hebungeu des zweiten halbverses allite- rieren mit einer des ersten.

Im Beowulf , um solcher scheinbaren fälle wie 2708 Hibdidelingas: swylc sceolde ^cg wesan

zu geschweigeu, ein wirklicher

574 hwceäere nie gesalde pcet ic mid sweorde ofdoh,

der aber nach Bugges Vorschlag sica p€er für das sinlose huxedere vielmehr unter die dritte anomalie fallen würde. Mehr leuchtet mir jedoch jezt eine emendation von Sievers ein, die ich seiner brieflichen mitteilung verdanke: hwcet ptjer me gesmlde. Ob aber eines solchen dichters ohr

ALTS. UND AGB. VKR8KUN8T 9

wirklich einmal und nicht wider so schlummern konte? Das nächste synonym hätte ihm geholfen:

hioeet pdr me gesdelde p<ßt ic mid m^ce of^h.

Auch in der Genesis habe ich nur ein beispiel bemerkt

2321 geignod fne oääe of eordan;

eines im Satan

315 ft wondde, A huton ende,

und eines in dem ihm angehängten bruchstücke

559 teowertig daga fcigad tdcum;

eines im Codex Exoniensis

El. d. Fr. 4 niices oäde ccddes , no ponne wA,

nebst einem paar, die nur an der Verstellung hängen:

Rats. 16^ 4 her swylce sue: on bleorum Mifiad

tu e&ran ofer eägum, lies Ofi hhorum hlifiaä tu \\ earan usw.

41^ 86 nis mider mS ibnig ddb* Kfiht yrcüdendrCy lies tenig Mer toiht || yrcddendre.

In andern denkmälern folgende:

Jud. 149 of pdre ginnan byrig hire togeänes gän

Byrhtn. 29 me »endan to p^ fernen »neUe

Sal. u. Sat. 298 wüdne fugol Heo oferwigeä "wtUf

299 heo oferbided stana^, hed ofer%iicäd (Ms. o/er-

stigeä) style Hy. u. Geb. 3, 21 mcere eart, mihtig and magenstrang Boeth. 20^ 221 ponne hio ymb M %dfe beende mieM

21, 40 ponne wüe M necgan, ptet pcbre mwnan sie 24, 12 ofer ptjhn f^e pe tda geara tdr Ps. 68, 26, 2 ni on heora Mde ne sp ping on etrdiendes ;

aus den Psalmen würde sich wol auch hier noch mehr aufbringen lassen.

Im Heiland ist zunächst wider ein nur scheinbarer fall auszu- scheiden :

3021 undar iro herron disJce htvelpos htoerbad.

Der dichter spricht nämlich die ableitung hwarf bald mit dem anlaut h, bald ohne ihn: sie alliteriert auf % 5463. 67. 5549, auf u? 4138. 72. 469. 982. 5063. 73. 134. 373. Ebenso erscheint im Angelsächsischen Jud. 249 hwearfum und Boeth. 24, 44 auch wyrfst = htoyrfest im reim auf w. Obgleich nun hwerhan selbst im Holland sich in dieser bin-

10 RIBGBB

dang nicht zu finden scheint ^ muss man ihm offenbar dieselbe freiheit der ausspräche zugeben und kann in des dichters sinne sprechen hweU pos wetbad.

In einem andern falle steht es ohne zweifei frei durch betonung zu helfen:

4688 an yrap^io spil: nis ml werä io'wiht.

Denn obgleich durch

3280 'wordun Yrisis, so ik is eowiht ni farltt

die richtigkeit der betonung iowOit gesichert ist, muss iowihty das später zu iutcet iut ieht iet werden konte, daneben bestanden haben. Es bleiben zwei wirkliche fälle übrig:

2426 etidi gihorian, thxt tvi it t^ftar tht kl

krisiinfolke liüäean mötin, 3692 we ward thl^ Hierusalem, tliat tliü te warwn ni yiest

thea wurdegiskefüy

deren emendation auf der band liegt: man hätte zu lesen thai wl it t^ftar thi \\ alltimu laristinfolke und kanst für west.

Wahrscheinlich gibt es noch einige solche fille wie 594 hwan dr sie gisäwin \ dstana Mp sidoian, die bloss auf rechnung des falsch abteilenden herausgebers kommen; ihnen ist es nicht nötig nachzu- gehen.

Die frage drängt sich auf, warum diese anomalie so viel seltner vorkomme als die erste, und man wird sich sagen müssen, dass die Überlieferung eher in gefahr war den hauptstab zu verrücken als ihm einen zweiten reimstab an die seite zu geben.

3. Alle vier hebungen des verses alliterieren zusammen.

Ich habe mit unrecht in dieser zschr. 3, 388 zwei beispiele im Beowulf angenommen. Man betone nicht

1351 Idese onlicnfss, 6(ter earmsceapen und 2296 hat and hreohmöd lildtv (ms. hlcewä) oft ymbehtoearf, sondern Idese onUcnces, oder em'mscedpen

und hat and lireohmöd hlte^w oft ymbehwearf,

wie 1500 Yiring titan ymbbearh.

Das dritte und vierte

1151 forhabban in hndre. wees heal Txroden und 2916 P(er hyne Hetware hildc gehncegdon

sind durch Bugges zweifellos richtige emendation roden und geneegdon als beseitigt anzusehen; ein fünftes

ALTS. UKD AGS. VSBSKUN8T 11

2216 hMnutn hör de: hond [boüan] hwylc[ne]

beruht nur auf Greins ergänzung einer hoffiiungslos zerstörten stelle. Drei fälle in der Genesis

474 hyMo heofoncyninges her on worulde ha&&an, 937 Ml vinlide , pe ßü on tdple ser, 2057 heardan handplegan, cwcßä pcet \iim se hälga

könten ebensogut zur ersten oder zweiten anomalie gehören, denn man kann auch her on worulde habban^ Sull unliäe, cwced pcet Mm se hälga betonen. So wird auch

Sal. 286 ac him m% hand gceS heardes and hncesces

bei der betonung ac him on hdnd gM (wenn man lieber will , gdngeä) ein fall zweiter anomalie.

Unsicher wenigstens sind folgende fälle in verschiedenen werken:

Dan. 91 ftn wtßs Anamo^, ^äer Ajiarias,

denn man kann sowol oder Azdrias als öder Ämrias betonen;^

Jud. 291 Yfurpon hyra wcepen of düne^ gewitan him Yferigferhäe

312 eiwiccra to epdde; eirdon eynerofe Runenl. 25 f. hcegl bid htvtti/töt coma , hwyrft hit of heofones

lyfte, ffealcad hit y^indes scüra, yfeordeä hit to irtetere

siddan; man betone gewitan him Mirig ferhde, eirdon eynerofe^ hwyrfl hit of heofones l^fte, tveorded hit to y^fcetere siddan. Beispiele dieser art Hessen sich noch von allen seilen mehren: man sehe Bw. 534. 1590. Gen. 576. 625. 792. Cr. 1150. El. 793.

H. Er. 9 Mppe on pam e^Lxlgespanne , Beheoldon pter enget (lies

englas) dryhtnes eMe,

wo das nachschleppende eaUe von dem Schreiber angefügt scheint, der engei flir englas setzte, es für das object nahm und darauf ein subject zu beheoldon schaffen muste.

Andr. 1629 eaforan nnweaxne: was ekll et^dor:

hier könte man zunächst betonen e^foran unwedxne, wodurch der fall in die zweite anomalie überträte , aber man hat auch alle Ursache eador in geador zu ändern, wodurcli er beseitigt wird; denn es findet sich

1) Die betonung und demgemäas die alliteration vielsilbiger fremdwörter schwankt: apostolas Sat. 571, apostölas Menol. 122. F. Apobt. 14. Andr. 1653; iohanneB HöUenf. 135 F. Ap. 23, Johannes Jul. 294. Xulixes Boeth. 26, 5. 15, Äulixes ib. 21. Erödes Hei. 60. 606. 85. 762 usw. Erodes 71. 548. 716. 22.

V2 RIBGSB

sonst, so viel ich bemerkt habe, kein beispiel bei Gynewulf, dass gea oder geo auf vocalischen anlaut gereimt wflrde.^

Keiml. 71 ßtet ic grofe grcef and pmt grimme grtßf,

anstössig durch die widerholung von grcef, das man an der zweiten stelle durch scrcef ersetzen solte.

Schliesslich bleiben folgende übrig, denen man nichts anhaben kann:

Sat. 238 ^ngla ordfrunm Hful to päm ibdelan 425 mcege and mote mid minre mcBgpe 669 gewearä pone fff^regan pe cer äworpefi wces Wund. d. Seh. 46 missenlice gemetu purh miclan gemynd Geb. 4, 79 gewitnad fm-e pisse Morulde, stoä min gewyrhto

yfdhron Byrhtn. 192 Giodtvine and Üodtoig güde ne gpfndat^ Sah 286 oder biä unldde an eordan, 6äer bid eMig.

Im Heliand ist der unsichern fälle, die bei einer andern, aber ebenso richtigen betonung wegfallen, nicht wenig, z. b.

915 them hodun \MldlUco: ni hium ik that barn godes 1375 ak Ytenkid thero wordo, Than "wiräid im yrdidand gram,

wo man ebenso gut oder besser betont ni hium ik that harn godes und Than tvirdid im Yfaldand gräm. Dahin gehört auch nach dem oben gesagten

5473 te werkeanfie iro wiüion, ne Yfardoda im nio'wiJU,

da auch ne y^ardoda im neowiht erlaubt sein muss. Einige durch fal- sche abteiluug entstandene und schon berichtigte f&Ue lasse ich bei Seite. Wirkliche fälle sind dagegen

314 ilienkean thero i\\ingo , hwö hlthea thiornun th() 3237 yferead mit Yfordun. Ef he tlian ök 'wendian ne wili 3830 geYfoJLd an thesarn vferddi. Than ffüliu ik iu te wärun 5202 mid Mväpnun an themu wihdagey hwand it ni ^äri iro

giwuno.

1) Wie das mebrmalb iu Genesis und Exodus geschieht: Gen. 238 geome iogeänett and sädon eBlJes panc. Ex. 33 pd ic<B8 Ju geära (MS. gere) etddvm witum. 190 todron ifufe (für geonge) tnefh evdle cetgadere. 288 Ju ^ce fäe peah- ton. 339 etd and (Cpelo; he wees gearu stcä peak; auch F. Apost. 23 hwtet toe eftc gehi/rdon he Johanne, in den Psalmen z. b. 77, 32, 2. 78, 13, 1, und wol noch anderwärts. Der reim auf ga go gu gl gr wird dadurch nicht ausgeschlossen. Ein solches V'Tfahreu setzt bei dem betretfonden dichter f&r den anlaut g in allen lallen die ausspräche .;' voraus , der auch die vocalische alliteration , besonders die auf ca eo , nicht versagt /u werden brauchte.

ALTS. UND AOS. VERSKUN8T 18

Tch habe zur beorteilung dieser drei anomaüen das material voll- ständig zu geben gewünscht; nur die fälle im Heiland, wo die eine handschrift sich aus der andern corrigiert, habe ich mit absieht ausge- lassen. Gleichwol wird sich manches von mir übersehene nachtragen lassen. Ich glaube aber nicht, dass es auf grund einer nachlese gelin- gen könne ; meine alternative, fehler der Überlieferung oder beweis von kunstlosigkeit , zu sprengen und meine anomalien alle oder zum teil, oder vielleicht mit gewissen modalitäten, als im Organismus der vers- kunst begründete freiheiten zu erweisen.

Es gehört nicht zu meiner aufgäbe zu entscheiden, in welchen einzelnen denkmälern aus lediglich metrischer rücksicht diese anoma- lien emendiert werden mögen , in welchen nicht ; auch würde ich in Ver- legenheit um sichere entscheidungsgründe kommen. Nahe liegt die besser ung, sei es durch Umstellung, sei es durch synonyme werte, fast durchweg: aber das allein darf nicht verfahren. Bietet ein stück von wenigen hundert versen einen fall oder ein paar, so ist man durchaus nicht berechtigt anzunehmen, dass ebenso viel tausend verse desselben dichters , wenn sie uns vorlägen , eine verhältnismässige anzahl ergeben würden; nur wenn wirklich tausende von versen vorliegen, lässt sich aus einer winzigen zahl der fälle allerdings schliessen, dass sie dem dichter nicht wol zur last fallen können. So ist es, und das genügt für meinen zweck , vor allem bei dem werke , das in jeder hinsieht den Stempel der classicität erblicken lässt, dem Beowulf, so auch in den werken Cynewulfs, des einzigen dichters, dessen lebenszeit uns äusser- lich erkenbar ist ; ^ und nicht viel anders sodann in der Genesis und dem Heiland mit ihren wenigen wirklich in frage kommenden fällen. Bei dem altsächsischen gedichte haben wir den vorteil zwei handschrif- ten vergleichen und beobachten zu können, wie jeder Schreiber auf eigne faust den text mit solchen fällen bereichert, aber von seinem coUegen verbessert wird, und ich bedaure jezt die fälle dieser art nicht auch ausgehoben zu haben; in der hälfte der angeführten aber zeugt überhaupt nur die eine handschrift, und man kann nicht wissen, wie viele von ihnen durch das zeugnis der andern wegfallen würden. Ein punkt, auf den der kritiker achten muss, ist die sich kundgebende Sorgfalt des dichters, das gesetz des hauptstabes mittelst der Wortstel- lung zu wahren, wie in dem von Vetter treffend hervorgehobenen iZun- ferd (lies Unferä) niadddde , Ecgläfes hearn neben BedtvtUf maäeldde,

1) Kann er doch nicht einmal f&r jedes einzele rätsei der samlnng, welche die charade anf seinen namen eröffnet, verantwortlich gemacht werden , da nirgends leichter sich fremdes von verwaiiter art einschleichen konte.

14 RIBGBR

beam Ecgpeowes, oder der Wortstellung stvä him beheäd metod Gen. 2768. 2871 statt der natürlichen swä him ^iietod bebeäd. Ein vers wie Byrhtn. 240 on wlancan päm wiege, pcet wdre hit Are hläford statt des natürlichen ptßt hit üre hläford wäre würde mir meine zurück- genommenen emendationen zu diesem späten erzeugnisse doch wider wahrscheinlich machen, wenn nicht dieselbe woitstellung 189 pe tJite his hläford ganz ohne not angewendet wurde, so dass sie als eine lieb- haberei des dichters erscheint.

Snorri Sturluson fährt an der oben mitgeteilten stelle fort: ,,Wenn der hauptstab ein consonant ist, so sollen die stollen auch aus demselben stabe bestehen, wie es hier ist:

Lcetr sa er Haiwn heitirj hann rekkir lid, bannat,

und falsch ist es, wenn diese stäbe öfter oder seltner als so in einem verse {i fioräungi visu) vor silben stehn. Und wenn der haupt- stab ein vocal ist, sollen die stollen auch vocale sein, und es ist schö- ner, wenn jeder von ihnen ein andrer vocal ist; da mag es auch gestat- tet sein, dass ein vocal öfter im verse anlaute bei pronomen oder bei mdlfylling, zum beispiel ek, oder en er at i o of af um, und ist das freiheit und nicht rechtmässige setzung.^^ Von diesen beschränkungen ist die alt- und angelsächsische verskunst frei. Dürfte der consonant, der die drei reimstäbe bildet, in der Senkung nicht anlauten, so hätte ich eine weit grössere zahl fälle dritter anomalie anzuerkennen gehabt; aber es gilt hierin zwischen vocalen und consonanten kein unterschied. Es komt auch nichts darauf an, ob pronome und partikeln denn das und nichts anderes ist, wie man sieht, die bedeutmig von ^ndlfyU ling oder ob begriffsworte in der Senkung stehn: weder jenen noch diesen ist der anlaut der alliterierenden hebungen versagt. Es versteht sich nur von selbst, dass begriffsworte in der Senkung nicht so oft wie jene andern gelegenheit finden werden, scheinbar mit zu alliterieren. Mehr als ein schein für unser äuge ist diese teilnähme am reime nicht, und es fehlt jeder grund zu glauben , dass dichter oder hörer eine Wir- kung davon empfunden und die erstem nach einer solchen gestrebt haben. Um jeder anderweitigen deutung vorzubeugen, nehme ich die folgenden beispiele nur aus ersten halbversen.

Wenn das vorkommen consonautisch anlautender pronome, partikeln und formen des substantivverbs in solcher scheinbaren alliteration mit einigen beispielen aus dem Beowulf belegt wird , so kann das völlig genü- gen: hivUum hie gehtton 175. hie huru heofena Txelm 182. poit poei ^eödr^s bearn 910. se pe ^cgan wile 1049. swyice hi fiiomian

ALTS. UND AtfS. VER8KÜN8T 15

ge^edh 2767. iviä yfrää yferod 319. hwearfpä bi hefice 1188. %efa swa searogrim 594. pat wces wrdc micel 170. weorod wces on wynne 2014. Mord wceron wynsume 612. Beispiele mit vocalischem anlaut mögen gespart bleiben , da auch Snorri sie ausdrücklich gestattet.

Begri£f3wörter in gleichem falle finde ich in ersten halbversen des Beowulf allerdings nur dreimal, und da sind es, was sich indessen gleichbleibt, zweite teile von compositen: magen Hreämanna 445. hynsn^dum swealh 743. Güdgeäta leod 1538. Ein viertes beispiel wäre 616 weoZ wy}ttres tvylm, wenn nicht weöl allzudeutlich zum vorhergehenden verse gehörte. Aus andern denkmälern habe ich fol- gende unverdächtige fälle bemerkt: Qen. 584 heäh lieofo^m gehlidu. Dan. 204 gumon päm gyldnan gylde. 246 hcbron y^randas on hryne, 271 hyssas ho/ß hwurfon. Andr. 107 gepolä j^eoda prea. 1443 geseoh seolfes ^wcede. Cr. 1163 hlode of päm hätan hreäre, Phoen. 394 worJite wer and wtf. Hei. 898 halda^i thurh hluttran hugi. 1222 weros thurh enan wüleon 2244 wan wind endi water, 3252 mbtm sidim sibuntig. 3298 te them is gödun jtmgron gegin- wardun.

Ebenso absichts - und wirkungslos , wie diese scheinbare teilnähme der Senkung am Stabreime, ist auch die alliteration der Senkung mit einer reimlosen hebung, die nicht ganz selten begegnet: Beow. 194 p<et fram häm gefrcegn. 1035. 2190 hSht eorla Med. 2299 htoU tum on heorh cethwearf. Gen. 964 pe hie cefter Ac^de of \ äArifen wurdon. 1222 h(Bfde tröd hcele. Cr. 118 Aeorc Aeädes sceadu | dreö- gan sceoldon, Guthl. 186 stod seö A^gle stöto. Hei. 589 Sn sholdi sMnan.

Es begegnen hie und da verse, denen die Verbindung durch den Stabreim gänzlich fehlt, während sie aus andern gründen nicht gerade zu beanstanden wären, z. b.

Sat. 335 Nahbad hie (ms. toe) hyhte \ nymde cße a^id fyr

Andr. 1092 gefeormöden (ms. gefeormedon): \ dufnipegnum wearä

El. 582 ne mugon g4 pd word geseäan, pe ge huMe on

unnht 614 on gesihäe geweordaä;

besonders häufig in den Psalmen:

67, 23, 2 from päm pine gangas wceron gesewene

70, 12, 1 bedd gedrette, eac gescende 17, 2 stlde strencde pisse cneörisse

71, 1, 2 he helped pearfan , swylce eäc wcedlan

and h^ pearfigendra säwla geheled 110, 5, 3 wcerun his bebodu ecdle treowfceste

IK K1BGKR

USW. Dieser Übersetzer ist so genügsam hinsichtlich des tonwei-tes der wortc, die er alliterieren lässt, dass man ihm zutrauen darf, er habe sich des Stabreimes, wenn ihm nicht gleich einer beifiel, auch ganz entschlagen; aber irgend einem wirklichen dichter darf man das nicht zutrauen, solte man auch auf eine wahrscheinliche emeudation solcher stellen verzichten müssen. Nur die anwendung des endrames, der ins- gemein neben dem Stabreim als ein überflüssiger zierrat auftritt, führt hin und wider bereits dazu, dass der dichter ihm allein, auch dem ungenauen, die bindung des verses anvertraut und sich des Stabreims entschlägt: so Gnom. 118 hcän aceal ffehnir/an, ädl gesigan. Bäts. 29, 2 mid py heardestan a)id mid py scearjyesfan, Byrhtn. 271 dfre emhe stufide he secdde sume tvunde ; bis wir dieses princip in den versen des Chronisten zum jähr 1036 völlig überwiegen sehen.

IIL Ton der qualltllt des Stabreimes.

Das wesen der alliteratiou , anders als des endreimes, bedingt genauigkeit, da sie nur auf einem laute, nicht auf einer Verbindung mehrerer beruht; sie ist entweder genau, oder sie ist gar nichts. Der genauigkeit wird dadurch keui eintrag getan, dass alle vocale unter einander alliterieren; was hier alliteriert, ist, wie man längst bemerkt hat, der spiritus lenis. Eine alliteration aber zwischen spiritus lenis und asper ist durchaus undenkbar. In dem vers

Beow. 332 oreUmcgas cefter hceleäum frcegn hat Orein schon wegen des sinnes mit recht cedelum füi* hceleäum gesetzt. Er hätte nur auch an einer stelle der Genesis

1611) Chan iüces cedelum heäfodwisa

die umgekehrte besserung vornehmen sollen, h«icdnm für a*delmn. Für liondslyhty das er zweimal im Beowulf (2929. 92) in vocalischer allite- ration hat stehen lassen, vermutet er wenigstens im glossar das sich aufdrängende ondslyht

Die Verbindungen von s mit einer tenuis, sp at ac, werden als so innig empfunden , dass sie nur mit sich selbst alliteiieren können, nicht unter einander und nicht mit einfachem oder sonst wie verbundenem s. Dieses gesetz erkent nur der Übersetzer der Psalmen nicht an, der sc zwar nicht mit ^p und si , aber mit einfachem s und andern Verbindun- gen desselben bindet:

59, 7, 4 min ge%Q^ ^efide and nit %yddan gedo 63, 4, 1 hl hi}^ mmnunga ^eearpum strcclum 67, 10, 2 and ponne ä^eäded god mndoryrfe

21, 4 [pdraj pe h^r on wyldum swdirum eodon 90, 7, 3 on pine pd f^wuttan^ and pe ne ^eeaded dnig

ALTf». UND AG». VERSKÜNST 17

USW. Als blosse Verwilderung erscheint das nicht , sonst würde wol sp und .s^ dieselbe freiheit nehmen, sich auch unter einander und mit sc binden; aber es ist schwer sich die ausspräche vorzustellen, die den öbersetzer zu seinem gebrauch veranlasst hat.^ Dass dem Chronisten in den versen auf Eadmund zu 942 die alliteration

and Snotinga häm, sioylce Stanford eäc

unterläuft, will nicht viel sagen.

Der grammatische stabrcim wird von Cynewulf, der sich dabei eines rhetorischen eifectes bewust zu sein scheint, mit verliebe gebraucht, wie folgende beispiele beweisen mögen : Andr. 360 w^cteh he ^ielum. 620 wtmdor (vfkr v^midre, 749 stau fram stane. 980 ealra eyninga eyning = Jul. 289. Cr. 215. Andr. 1194 pdr pe eyninga eyning. 1688 in y^oriüd y^ondda = El. 452. Jul. 594 üryUna dryhfne; vgl. Cr. 405. Guthl. 1076 ecdm ^rymma ^rym -= Cr. 726. Guthl. 1261 mJeh yndt mtchie; vergl. Andr. 360. Guthl. 1299 hreahtein reftcr hrcalifme. El. 486 ecdles leöJUes leöht. 769 ealra fula tül. Doch ist er auch von der einfacheren epischen spräche nicht ausge- schlossen: Bw. 440 lad mäläifum. 2461 an (efter Anum. 1978 mceg toiä vicbge. 931 wundor cefter wundre. Gen. 638 Arihtna drihten.

Der rührende stabreim wird dagegen in kunstgerechter dich- tung gemieden^ ausser in der aufzählung, wo er einem effecte dient: B. m. craeft. 1(»6 f. iiumuni on eystum, aunmm on erceftum^

humum on vrlite, humum on y^ige Wand. 108 f. her bid teoh Icenc, her büt treond \dß}ic^

hrr biö mon Idne, her bid m<eg Icene Geb. :>, 44 hwilc mid yveorcc, hwilc mid "wordc^

hwilc mid gehöhte.

Ein unanstössiger, weil auf eine bestirnte Wirkung berechneter gebrauch mag auch der sein, den der übei'setzer des Boethius von ihm macht:

11, 15 \\c y^'olde f)(ct pect hr Vfoldc 20, 18 n?.« 11«» mihtigra nr nun mcerra 29 \}n and pret ptn <ßd, hif /.<? \un ageii.

1) Die au3.s})rache des sc war im Angel ächsisehen entweder iu ulleu fällen die von s + k, oder in allen talleu die uiisrcs sc/», nicht etwa die eine vor a cur, die andre vor eiy; denn alle ac werden oline uutcrscbiod de» lautes mit einander gebunden : s. Beow. 496. Gen. 1540. Sat. 33. G33. Cr. 1220. Andr. 788. Jnl. 445. Jud, 79. DasH man gern und ohne alle conscqucnz vor a und o ein e einschob, deutet gcwis auf die aus.«iprache scIi; aber sie rauss auch stattgefunden haben, wenn man dieses e nicht setzte , und vor u und r. wo man es nie setzte. Vergl. was oben über den anlaut ^ gesagt ist und die abweicbeiule auRfQhrung in Leos Commentatio de Anglosaxonnnt Uteris gutturalibus Halae 1^17.

SEITSCUO. F. DliVTSCUP. PHII.AJ.. BD. VIl. 2

18 SISOBR

Zulässig scheint ferner der rührende reim in der schranke zu sein, innerhalb deren ihn auch die endreimdichtung nicht verschmäht: Hei. 3252 s?ft?/» fiiä'un f^ibwitig. 3324 teJum siitun tehmfald; kunstlosig- keit aber zeigt, sich, wenn der Übersetzer der Psalmen sagt

54, 23, 2 on seädcs forwyrd, ^eades deopcs 68, 5, 1 ofer mc syndon pc ine vMon^

und Verderbnis ohne zweifei in stellen wie folgende

Jud. 4 Yiyldo pfPR hehf^av dhnan, prpf hr hie iviä ptes hehsfan

hrögan Sat. 295 heorhte hurhwmllaH: hcorhfe i^cinoff 315 a to wonüde A Mtan ende.

Der letzte dieser verse hat bereits als beispiel einer andern anomalie gedient; seine zwiefache anstössigkeit solte jedes bedenken entfernen, ihn nach Jud. 120 zu bessern A fo wonddc biif<in ende ford,

lY. YoDi verhSltnis der alUteratlon zu den Wortarten nnd zur

Wortstellung.

Wenn unter mehreren silben eine alliterieren soll, so kann es nur die höchstbetonte sein. Der gleiche anlaut der minder betonten würde für sich allein wirkunglos verhallen und der vers ungebunden lauten. Da nun in germanischer zunge von einer besondern versbeto- nung neben der grammatischen überall nicht die rede ist, so kann die betonung, die der alliteration zur Voraussetzung dient, keine andere als eben diese allgemein giltige grammatische sein, deren gesetze im gründe nur durch das rhetorische bedürfnis durchbrochen werden dürf- ten, in der tat aber schliesslich auch durch das metrische, das sich mit dem rhetorischen mischt, durchbrochen werden.

Die gesetze der wortbetonung sind längst bekant: sie konten in der althochdeutschen reimpoesie aufs genaueste erforscht werden und weichen in den sächsischen mundarten in nichts wesentlichem ab, so dass ich mich ihrer erörterung entschlagen darf * Die gesetze der satz-

1) Man merke auf die schwankende betonung von u;i-: Gen. 440 uvmurdltce, 2689 unfreondlice neben nnfeor 2927 ; imware Wf. 59 »eben nnwferKce 63 ; tmleet Guthl. 1007 neben unsöfte 858. XLvt^cyldigne 659; untraglice EI. 410. unweaxenne 529 neben nnscyld^gne 423. 496. nnsnyttrtim 947. nndearnunga 620; wvwand^x Hei. 70. ungewitHgon 1819. unquethandes 5663 neben unwison 1819. nnskul- dig*ia 3087. Jtn^imdigana 2723; unsptiot 3455 neben XLngiwiderecni 1813. Das ursprüngliche war die betonung; im Beowulf herscht sie noch weitaus vor, neben nur zwei fallen der enttnnuug : iw4yr?»^ 2000. //wmt/rn/tce 1.7.56. unbetont ist auch

ALTS. UND A08. VBBSKUNST 19

betonung dagegen werden uns aus keiner andern quelle als eben aus der alliterierenden poesie bekant. Sie werden es dadurch , dass wir das Verhältnis der alliteration zu den Wortarten und zur Wortstellung beob- achten; denn in einer gewissen Wortverbindung ist dasjenige wort, das alliterieren darf, ohne dass das andere mit alliteriert, ohne zweifei das höher betonte.

Das ergiebigste feld fdr diese beobachtung bildet der erste halb- vers. Da im zweiten die erste hebung alliterieren muss und der zwei- ten nur ein nebenreim gestattet ist, so kann man nicht wissen, ob innerhalb derselben folge von worten, wenn sie im ersten statt im zwei- ten halbvers stünde, die alliteration nicht auch eine andere stelle ein- nehmen dürfte. Im ersten halbvers dagegen , wo sowol die erste hebung ohne die zweite als die zweite ohne die erste alliterieren darf, kann und muss es sich deutlich zeigen, ob die Satzbetonung überhaupt festen gesetzen unterliegt und was dieselben vorschreiben. Nur auf grund dessen, was man im ersten halbvers gelernt hat, lässt sich auch der zweite mit nutzen befragen.

I. Stehn in einem halbvers zwei nomina, seien es Substantive oder adjective oder ein Substantiv und ein adjectiv, so ist, wenn nur eines von beiden alliterieren kann , das voranstehende allein dazu berech- tigt. Dies trifft auf alle denkbaren arten der Verbindung zu, in wel- cher diese werte unter einander stehen können.

1) Genetivische Verbindung, a. Des Substantivs: on hearm nacan Bw. 214. %unu Beänstänes 524. wine Scildinga 1183. thiu modar thes hindes Hei. 215. tiwi ht Word godes 227. hodo drohtines 446; floda genipu Bw. 2808. nigora toaldend 2875. Vfedera pedden 3037. an godes rikea Hei. 132. drohtines engil 140. Falsch wäre on hearm nacan usw. nicht minder als flöda genipv usw. Falsch wäre Gen. 1858 mit doppelreim zu lesen xäelviga heim \ heJU AbraJiame, denn der hauptstab muss immer mit der höher betonten liebung des ersten halb- verses reimen : es muss vielmehr lauten sbäelinga Jielm heht \ kbraMme.

Falsch ist z. b. Gen. 321 pe rPr godes hyldo geldston, eine unheil- bare stelle, deren Verwirrung in den folgenden vers hineinreicht. Falsch ist der vermeintliche zweite vers des Heliand that sia bigunnun \ word godes [hääianj: der ergänzer hätte zugleich umstellen müssen. Die gleiche hilfe verlangen die zweiten halbverse ffiär hie wissa thcU bam

hund nnd alts. awt als erster teil von zahlcompositen : and hundBeofontig Oen. 1224. twa and hundteönüg 1227. antsibunta mntro Hei. 146; dagegen ist mir nichts von einer enttonnng des alts. alo-, al^, ags. aU, eai- in wirklicher znsammensetziing bekant, die Vetter s. 29. 53 annimt.

2*

2U RlltOXB

bam godes 5732 und thar sia (hat harn godes 5740, die zugleich gegen das gesetz des hauptstabes Verstössen. Nur verfehlte Verstellung ver- schuldet das gleichfalls doppelt fehlerhafte hemistich waldandes rikea 1556. Falsch ist auch die von Grein im glossar vorgeschlagene emen- dation godes HryJUenddm ftlr das unverständliche god dryJUen dorn Andr. 1001: god, dessen o zum überfluss im manuscript das zei- chen der länge trägt, gehört zum vorhergehenden vers und man muss lesen herede on hehdo \ Ykeofoncynifvges god, \\ Aryhtnes dorn. Mit richtigem gefühl hat dagegen Grein Ps. 56, 4, 3 of leon hwelpum^ \ rede gemdtuin in lape (warum nicht gleich läpra?) statt in hreäe gebessert; wenn mau nur überhaupt eine strenge beobachtung der beto- nungsgesetze in den Psahuen voraussetzen dürfte.

b. Des Superlativs: healcenM nudst Bw. 78. hAsa seiest 146. fridugumono betst Hei. 619. Aago li(jb6sto 485. Unmöglich wSi-e dago lic^sto und liobdst Aago, richtig dagegen licbost dagö,

2) Attributive Verbindung, a. Substantiv mit Substantiv: ^edden Hroägär Bw. 417. AryJdc^% hehlend Sat. 576. 683. fader Abraham Hei. 3366. kuninj Erödcs 5272.

b. Substantiv mit adjectiv (dem das particip gleich gilt): ^edden marfic Bw. 353. ac se maga geotiga 2675. Yflgläf leofa 2745. god alomahtig Hei. 245. Jtnv'ides thes godon 363. kMean kraß mikü 399; mcerum peodne Bw. 345. Mofa Beowulf 2663. geongan cempan 2626. lengron huMa Hei. 170. smäo trod gunio 177. an thein Rhtödon daga 441.

Cardinalzahlen werden im Beowulf ohne ausnähme, ich glaube auch bei den übrigen Angelsachsen regelmässig auf dem fass der adjec- tiva behandelt : hyssas pry Dan. 402. p^hn teower bearn Bw. 59. ac y^iib &nc niht 135. seofon niht swuncon 517. lnßfde An eft(|f« | and ekran twa \\ and twegen fet, \ iwelf hwid heäfda Ra^ts. 83, 3 fg.; doch finde ich auch twdf tipostohs Sat. 511. Auch im Heliaud ist der über- wiegende gebrauch wie im Ags.: ubtm ivintar rnntad 510. aflar ihhn twartig dagxm 1061. 1$/* thüstindig 2873. giwitun im thi thiu godun twe 458. ^nfatu sehsi 2037; daneben aber thar sätun tto^nie man bi toege 3549. tMr gengun imu tvoe wif unibi 4207.

AnstÖssig ist hien2iclipridda1ILisad Dan. 92 und nuearttü eann ^eeaäa Sat. 57, oben bereits wegen falscher setzung des Stabreimes angeführt; desgleichen jungaro liudio Hei. 1247: lies lungraro; und an is helagun Word : I that skolda sinnon urel 3963, widerum ein fall zugleich von falscher betonung und falscher reimsetzung , zu bessern durch keine Umstellung, sondern etwa durch Hodun oder sdäliJcun für JteUigun. Ein anstössiger vers findet sich endlich auch im Beowulf, der durch den doppelreim

AI.Td. UND AOg. VRB8KUN8T 21

nicht gerechtfertigt wird: hrünfägne helfn, \ hringde byrtum 2615; man lese hyrnan hringde,

3. Prädicative Verbindung: €K/fer häUe se wyrtn Sal. 118. tager ivtes peet ongin Sat. 547. wyrd hiä ftd ärdd Wand. 5. wolde WecHh" peo sPcean, \\ etothi td gebeddan Bw. 665. that he ü^leand te namon hdbean sholdi Hei. 443. Auch als prädikat gilt das particip dem

adjectiv gleich: tvcßs ^rydword sprecen Bw. 643. atrihte

Wies II güä getwäifed 1658. ef im at erist was l| %unu äßdit Hei. 456.

thär thär habda Jordan tnna seo giwarahtan 1152. that harn

is gihelid 2152.

4. Dativ oder ablativ neben dem nominativ oder accusativ , accu- sativ neben dem subject oder dativ: ekm his nefan Bw. 880. st& goncenum 1857. Harra Abrahame Gen. 1729. endi 'Eliase thriddea (sc. hüs) Hei. 3143. bewirf rond geßng Bw. 2609. sohte sele dreorig Wand. 25.

Nur ein scheinbarer Verstoss ist hwearfum wrdecmcecgas Guthl. 234 : mau teile heorg ymbstodon hwearfum l| vrrdcukecgas. Das anlau- tende h in hwearfum fflr stumm zu nehmen ist gewagt, wenn man nicht andere belege aus Cynewulfs werken beibringen kann.

5. Adjectiv mit einem abhängigen casus : ^Ses w6rig Bw. 579. niäa ofercumen 845. wfges heard 886. urinigea leäsum 1664. hros- mono ftdle Hei. 3022; Aeämg sceafium Ex. 344. dreore fähne B. 447. l^ryfimn ä^uUe 494. hem*e drancmi 531. Aädiun so märi Hei. 927.

6. Casus mit einer prilposition. a. Neben dem Substantiv, sei es als attribut, prädicat oder object: hord wutrond Bw. 2673. e^idi triäu an eräu Hei. 420. mod umbi herta 3293. the kSstir fan Bömu 3810.

Ein Verstoss ist iMlen sce<d in ioled Gnom. 80: aber schon die abgeschmacktlieit des sinnes warum gerade Hex aquifoUum als brennmaterial? fordert hier die besserung ele für liolenj M zum ent- fachen.

b. Neben dem adjectiv : <m B/ncre ftest Bw. 303. efenSce mid god Cr. 122. dapandiun an naht Hei. 680.

n. Stehn drei nomiua in einem halbvers imd ist also eines derselben notwendig von der hebung ausgeschlossen, so fragt es sich, welches der beiden an zweiter und dritter stelle stehenden worte zu dem ihm unmittelbar vorangehenden in einem granunatischen rectionsver- hältnis stehe: dieses steht dann zu demselben worte auch in enklise des tons. Steht sowol das zweite zu dem ersten als das dritte zu dem zweiten im rectionsverhältnis , so hat man die wähl, auf das eine oder das andere die hebung zu verlegen.

22 RIKGER

Es ergeben sich folgende fälle:

1) Substantiv, das einen genetiv und ein adjectiv bei sich hat

a. swütol sang scopes Bw. 90. heorM heäcen godes 570. sod sunu metades El. 461. 564. fagar tolk godes Hei. 412. YmM hökan godes 661. Aber auch ^ödlfk stenifia godes 865. grot kraft godes 2871. Wilkürlich also die betonung bei gladum suna Frodan Bw. 2025. hiUtg fdk godes Hei. 2133. hilag sfemna godes 3148. tliat helaga ha/m godes 518. Ein Verstoss wäre so mikü hyrarf yrerodes 5373, wenn man nicht so mikil zum vorhergehenden vers ziehen müste.

b. yflaneyfedera kod Bw. 341. Jfrydlic l^egna lieap 400. 1627. mtcH fda geswing 848. trod tölces weard 2513. \iof \aMdes ward Hei. 626. seto sorgono ful 2918. Fände man tröd landes tveard und liof folkes ward, so wäre es unerlaubt zu betonen trod landes wedrdj hof folkes ward: denn das dritte wort steht zum zweiten, nicht aber das zweite zum ersten im grammatischen rectionsverhältnis. Gr. 966 lesen wir won fyres wcelm: hier ist die alliteration von w€ehH unwirk- sam, denn man darf nur betonen wofi fyres wcdm.

c. 'Eofores Anne dorn Bw. 2964. Hienach ist zu beurteilen godes dgan harn 794: derselbe fall wie soeben.

d. godes lof hafen Jul. 693. godes condel beorht Aethelst. 15. godes enffU cuman Hei. 700. Hier ist wider zwiefache betonung mög- lich, wie bei a.

2) Substantiv mit einem genetiv, zu dem ein adjectiv gehört.

a. twelf wintra ttd Bw. 147. leöfes manties \%c 2080. Yi'isas mannes Word Hei. 503. thes Kfidon rikeas giwand 268. Ich habe keine beispiele angemerkt, aber ebenso erlaubt wäre märeas mannes word usw.

b. \iyldo p(BS Yiehstan diman Jnd. 4 ; dieses Schema liesse sich nicht anders betonen.

3) Substantiv mit einem adjectiv, von dem ein casus abhängt: mojfa mäf^ fah Bw. 978. sweord swäte fäh 1286. Fände man feond inane fäh, so wäre die alliteration von fak unwirksam und ohne rück- sicht auf sie zu betonen teond mdne fäh. Die Schemata mdne fall mdgay täh mäne teofid und teond täh mäne sind der betonung wegen denkbar, aber unbeliebt, vielleicht unerhört.

Es verhält sich ebenso, wenn zwei adjective appositioneil neben einander stehn, von denen das eine einen casus regiert: Htol, &se wlanc Bw. 1332.

4) Substantiv mit zwei adjectiven.

a. helag himilisk harn Hei. 440. hoA \iarnid skip 2266. hluf- tar hren knrni 2543. Falsch wäre hilay muri herro, richtig trotz

ALTS. XJSD AUS. VKXISICUNST 23

der alliteratiou helag mdri J^no, Falsch ist auch mit prädicativem erstem adj. grim tvces se hälga wer Andr. 1397 ; grim gehört zum ersten halbvers: heard onä lietegrim wces se hälga tvcer,

b. ea?d siveord eoto^iisc Bw. 1558. 26l6. 979. heard swyrd hilted 2dS7; daneben gettjsed treä mihiig Cr. 475. mä^re mergefi ßrid- da Gen. 155. Also nach belieben Bw. 908 snotor ceorl monig oder swo- tor ceorl nuyiiiy.

c. Denkbar wäre das Schema herro helag tmri: es wäre nur zu betonen herro helag mdri.

5) Substantiv mit apposition oder eigenname mit appellativ, wo- von em genetiv oder ein adjectiv abhängt: Aryhten Augeäa waldend Jud. 61. Krist gödes sunu Hei. 4063, so und nicht anders zn betonen. Krist huning eivig 3060; fände man Krist ctvig kuning, so wäre widerum die alliteration unwirksam und ewig zu betonen ; andernfalls müste man verstehn „ewiger Christ, könig."

6) Zwei Substantive in verschiedenem casus, deren eines einen genetiv regiert: vfuldor weroda dryhtne Jud. 343. mdräe ot% moldan rice Jud. 344. godes willeoti gumun Hei.

7) Zwei Substantive in verschiedenem casus, zu deren einem ein attributives oder prädicatives adjectiv (oder particip) construiert ist: eorlum evdu scerpen Bw. 769. se rica on his Teste niiddan Jud. 68. helandi Krist an hand 2206. wordum wis hceleä Andr. 921. yfuldor to KTtdan aldre Jud. 348.

8) Adjectiv (particip) mit einem abhängigen casus oder in präpo- sitionalverbindung mit einem casus, der ein adjectiv bei sich hat: a. ge- renöde readum gdde Jud. 339. b. an ttvem gi^run ätogan Hei. 732.

TU. Wir haben gesehen dass der dichter des Heliand der cardi- nalzahl nicht das volle recht des adjectivischen begriffswortes wahrt. Die uubestimten quantitätsadjective mmiagj d und das substan- tivisch gebrauchte neutrum ßu geniessen dasselbe auch im Angelsäch- sischen nicht: sie können voranstebn ohne die alliteration auf sich zu ziehen.

1) Manigu ddru gesceaff Hoeth. 11, 44. aras imnig gold" hladen ßegn Finnsb. 13. numag gest faran Hei. 1015. tho thes so manag hethin man 2335.

2) Ecdnc Yftdeferht Bw. 1222. ealles moncynnes 1955. etülepa wocre Gen. 1409. 90. eal seo ^ibgedriht Ex. 214. eaUe him hrimu 572. eahie middangeard Dan. 503. ealle reordberend Cr. 278. ealle his yfeägesidas Jud. 16. ällan langan dag Hei. 966. 2080. Aopta aüan Aag 078. allumu mankunnie 1274. 4389. aUa thina vrunnia 3378.

21 Rl£(ilblt

(^r al ^(Uileo land 2640. Dies wort erscheint sogai* ohne zu allite- rieren vor dem verbum : calle (jemaniad Seef. 50.

3) Fela ic monna geftoigu Wids. 10. fela ic hutas gchad Bw. 929. pces fela M hw \Mcs S2)rcec Geu. 922. feala mc sc hcelend El. 912. so fdu mntro endi iiuntaro Hei. 465.

Nicht für al euL aber für manag manig und flhi fela sind die beweisenden täUe selten. Für /Sä, ajfs. feah und lut, ags. Igt, die der analogie von auinag und filn folgen müsten, tiude ich überhaupt keine.

IV. Das verbum, das innerhalb desselben halbvorses einem nomen vorausteht, ist dem nomeu ebensowol als wenn es nachfolgt im ton untergeordnet. In beiden fällen kann es natürlich mitieimen, und in beiden, ohne mitzureimen, eine hebung tragen, die eben dann min- der betont ist als die andere. Es kann aber auch^ wenn es voran geht, in folge rhetorischer betonung oder metrischer convenienz den höheren ton und mithin die allitemtion auf sich ziehen, ohne dass an ihr das nachfolgende nomen teil hat; in welchem grammatischen Verhältnis das nomeu zum verbum steht, ist hiebei ganz gleichgiltig. Der fall ist indes selten und hauptsächlicli im zweiten halbvers anzutreten, wo die vom gesetz des hauptstabcs auferlegte beschränkung diese freiheit ent- schuldigte. Im Beowulf ist sie dem ersten halbverse vielleicht ganz fremd. Von den drei stellen, w*« der text sie darbietet, ist eine mehr als verdächtig: 2062 losäd wigendc. Von diesem particip ist jezt nur noch die letzte silbe zu erkennen; * aber nach Grundtvig liest die erste der abschriften Thorkelius figendc, die andre cigemle. Daraus hätte man nicht ein im gründe sinnloses wigendc machen, sondern lifigcnde ergänzen sollen: der täter komt mit dem leben davon, da er die Schlupfwinkel des landes kent, kann also nicht zur rechenschaft gezo- gen werden. Aber auch die beiden undern st*illen sind unstOöSig: 758 gemunde J)ä sc gada \ mceg Iflgclaces verbtössl ^e^eu das spater zu erwähnende gesetz , dass das attribut von seinem beziehungsworte durch die cäsm* nur getrent werden darf, wenn beide alliterieren, und man muss modega für gada verlangen; 1537 gefrng pa he caxle befremdet dem sinne nach, weil es unzweckmässig ist einen, den man niederreis- sen will, bei der achsel zu fassen, und man wurde lieber fcaxc lesen, im zweiten halbvers steht das alliterierende verb achtmal (^1265. 1525. 1699. 2162. 2511. 2663. 2738) vor den Wörtern cal fela und ode>-y die hier nicht für voll zählen, da sie reibst ohne zu reimen dem reimen-

1) Wie ich aus ilcr mir tVcuudlicli.'>t uiitgctcilteu euüalLou vvii 8ic\cj> ersehe.

ALTS. rXD AOP. VERSKUNST 2r>

den nomen voransgehii dürfen. Es bleiben 10 fälle mit eigennameu oder vollwichtigen begriffswörtern : 1128 wunode mid Fin. 1137 tun- dode wrecca. 1327. 2544 ponne hnitou feäan. 1441 gf/rede Mite Beo- tvidf. 1548 p/et gehearh feore. 1872 hruran him teäras. 2717 ^eah an enta geweorc. 2863 scaA on unleöfe, 2980 geheah cynüig. Im Andreas findet sich ein fall in erstem halbverse: wes pii Andreas Jiäl 910; ans der Genesis habe ich zwei bemerkt: gemunde god 1407. and eft Yrendeit sd 2209; zwei aus dem Heliand: skn^i tln te erda hinan 1085. wel imu an innan Imgi 4869.

Unerlaubt ist es, dass das nacbfolgende verb die alliteration allein trägt, z. b. Dan. 266 ac p<ci ßr %e(jdc (Mscr. fyr fyrscyde). Sat. 98 dracan etirdigait Hei. 3904 thes godes bames \\ ward te gitrum- meamw, wo man nach statt vor ward abteilen muss.

Ganz wie zum nomen verhält sich das verb auch zu dem von ihm abhängigen Infinitiv, pai-ticip und verbum finitum. Es heisst regel- mässig nü ge matan gangan Bw. 395. pwf- la mag »ecgan 1700. 2864. wüle ic äsccgan Ö44. gewitan him tiran 301. eaw hM secgan d91, welda is Üiär IcUan kastan Hei. 1030. be hwi ni Mtis thü than wer- ään 10G5. fM bigan eft mtison 1075 und andrerseits Vidan weide Bw. 1494. nemnan h^rde 2023; ferner h& syfulan geterede 361. hmfde getäilsad 825. hafad^ pms gewarden 2026. im hahda jriwi- sid Hei. 469. thiu thur werdad ählüdid 1071; endlich mf/nte ptet hfl geAdßlde Bw. 731. cwted p<et hafde 2158. bad paet ge gewarhtan 3096. cwckdmv pcst he vfdre 3181. ic wät pai hit \whte "Wald. 2, 4. Knssa fhat imu ni mahtin Hei. 2679. Selten dagegen \died hwarfan Bw. 1728. Yicefde geworden Jud. 260. mcege upencan Cr. 990. meakte äsettan Boeth. 7, 5. mag dfre afsiön 21, 38. wearä inlihted Cr. 43. Kfesan underppded Guthl. 675. tragn gif him ncbre Bw. 1319: lauter beispiele des zweiten halbverses. Im Beowulf wenigstens würde man vergeblich eines im ersten suchen. Anders zu beurteilen als diese letz- ten beispiele sind offenbar solche fälle wie s^o gif pu dyrre Bw. 1379. yryrce se pe mote 1387. pcbr he wylle 1394. ^at so ik iu leriu Hei. 1399. sie trumida the mahia 659: das verb des adverbialen oder attributiven Zwischensatzes ist dem des hauptsatzes nicht an sich im ton fiberlegen, wie es das verb des objectiv- oder subjectivsatzes ist.

V. Stehn zwei nomina neben einem verb in demselben halb- verse, so kann das verb, wenn es vorangeht, den Stabreim und auch wol die erste hebung ohne Stabreim auf sich ziehen und das zweite nomen zu dem crst-en in enklise des tonen treten. Folgt das verb nach, so tragt OS sich, ob das zwoitf noraeii xu dorn ersten in einem giTimma-

26 BIECKR

tischen rectionäverhältnis steht; in diesem falle tritt es in enklise and das verb trägt die zweite hebung. Besteht aber zwischen dem einen und andern nomen kein rectionsverhältnis, so übernimt das zweite nomen die hebung und das verb tritt in enklise. Steht das verb zwi- schen dem ersten und zweiten nomen, so kann es die hebung grund- sätzlich tragen: es wäre eine denkbare rhetorische betonung, zu der jedoch das metrische bedürfnis hier nicht veranlassen kann.

1) Das verb geht voran : hyreä hlodig W(pI Bw. 448. Ixe/* on hearm scipes 896. ay^rcec wintruni fröd 1724. ^wefeä sdre wund 2746. Yieaxan yifonna leg 3115. ^öhte sc/e dreörig Wand. 25. hirid hittran Imgi Hei. 4613. Whan thana herhten sterron 602. Ebenso richtig ist gdiweayf in Francna fcedm Bw. 1210 und wäre gehwedrf in Jiena fcettm.

2) Das verb folgt nach : %eofon niht mvuncon Bw. 517. heorht hofu hce^f'na7i 2313; danach kann betont werden: godes yrre hter 711. hröf äna gences 999. gomel swyrd getedh 2610. yifyrm yrre cwöm 2669. Dagegen lieisst es hrusan heolster blwräh Wd. 23. naht nebulo bkoarp Hei. 2911, und ist demgemäss zu betonen lileor holst er onßng Bw, 688. hlod edrum dranc 742. Araca mörpre swealt 892. mod prffäo tvceg 1931. gode ic pänc seqjt 1997. howd rönd geßng 2609. eorder odrum gelang Andr. 138.

3) Jireo wdron yda Bw. 548. yrre wä^on hegen 769. Viele bei- spiele in den gnomen.

VI. Das ad verb folgt wie das verb dem nomen nicht nur nach; sondern geht ihm auch voraus ohne die hebung nebst dem Stabreime auf sich zu ziehen: es heisst ebenso wol /<c^ nie is mich leofre Bw. 2651. so mikila is hie 'hetara than ik Hei. 941 als ^widost miele Üen. 2713. Nicht anders verhält es sich zu seines gleichen: es heisst fid J^ielfee Gen. 705. n<xiUes ^wteslu'e Bw. 3089. tho spräkun im cft tegegnes Hei. 562 so gut wie oftor miele Bw. 1579 und nUter gewät 3044. Nur insofern verlaugt das vorangehende adverb den ton, als es dem nachfolgenden adjectiv oder adverb eine nähere bestimmung seines bogrif- fes hinzufügt und so mit ihm in ein der composition vei'wantes Ver- hältnis tritt: hoda hitre gehugod tien. 725. VFtde gesyne Bw. 1403. 2316. 2947. sör? orgete Andr. 753. sigd hüdan füs Bw. 1966. jsbscholt wfan grdeg 330. heärd her eumen 376. teorran cumene 1819. ford gewitenum 1479. elles hweryen 2590. Es kommen jedoch auch viele tälle vor, wo das lediglich steigernde adverb, wenn es vorangeht, durch rhetoriiclie betonung den reim auf sich zieht: tfeted wces nngv- sceöd miccl Dan. 2J:s. ta prrs t^iade glediv Cr. 220. and ^tviäc höht

ALIS. UKJ) AOS. VEBSKÜNST 27

^ Phoen. 317. samod eälle gesceaft El. 729. AI und ßu gehn compo-

Q sition ein: sc pe es^fda Bw. 869. hcefdon ealfela 883. endi alstdik

6 6de8 Hei. 1099. a2stiZ^Ä;6S urd^lies 1444. telamodigra Bw. 1637. frod

tdageomor 2950. froä en(2i füutms Hei. 570. tiluwise inan 624. Dennoch aber Bw. 1379 felMynnigne secg: die betonung schwankt hier wie in der composition mit dem präfix un. Eine sehr auffallende ton- erhebong des adverbs in einem fast präpositionalen Verhältnis ist ^amod derdtege Bw. 1311. 2941 ; die erhebung über ein uachiblgendes Substan- tiv ist an sich nicht unerhört, wenn auch selten: Mm ßa «dre god Gen. 872. giet sume siäe Cr. 318.

Wie das verb kann das adverb, vorangehend oder nachfolgend, ein nomen, das zu einem andern in enklise des satztones steht, an ton überwiegen: medme of üdpe päm fcestan Andr. 726. oft sceal eorl monig Bw. 3077. myde mdrre (ms. mycel nuBre) spei Andr. 816. nu möt ^liumo sundeano los Hei. 1014. Simon Petruse sän 4962 ; wonach also freän eaxlum nmh Bw. 2853. fhai thu tJiat helaga harn Hei. 708, und bei reimlos vorangehendem ad verb tülgo spo/^n hugi 849 betont werden kann, neben smio godcundgumo 195. tulgo lang- sam leger 1217.

Vn. Fragen wir nach dem Verhältnisse des adverbs zum verb, so erscheint vor allem das der präpositionaladverbien durchgreifend geregelt. Diese den verbalbegriff näher bestimmenden partikeln ziehen den Stabreim mit notwendigkeit auf sich, wenn sie dem verb voraus gehn. Es heisst him hig stodan Bw. 3047. he him of dyde 671. pA com in gän 1644. hdt up heran 1920. trom ehrest cwom 2556. pe ichSr on starie 2796. an was imu nnst godes Hei. 784. up ätedk^ On deäp Ex. 490. pe Mr to locäst 1654. so hi üs to soUd Hei. 3208^ und danach ist zu betonen g^man üt scufen Bw. 215. i¥ord öfter cwceä 315. Yiolm üp aethaer 519. toU to sckgon 1422. Yiring ütan ymbbearh 1503. waiet* üp purhdräf 1919. Gen. 284 Ug stanr daä me 9^/range geneätas muss man lesen, ohne dass die alliteration von standaä zur Wirkung komt: die erste hebung trägt Ug; ebenso müste man Gen. 841 lesen to getigdon gnomgende^ wenn to nicht viel- mehr zum vorhergehenden verse gehörte. Das nachfolgende präpositio- naladverb pflegt dem verb die alliteration zu überlassen : tehä oder to Bw. 1755. geong sona to 1785. pe üs %eceaä to 3001. me ^eredon ymb Sat. 498. mihte Kflitan purh Jud. 49. hriop up thanan Hei. 3365. that thär mid aftar 2587. tveldun im hnigan to 546; daher zu beto- nen tho geng im to the landes ward 3156. Doch flndet sich auch tiuhid up te Stade 2632. ästäh \\p on heofonum Sat. 5G:3.

2H BTBGRR

Andre adverbien aber gehn dem verb ganz gewöhnlich voran, ohne den Stabreim in ansprach zu nehmen : patiofi M gelohte Bw. 463. and fonne gefenan 3107. tvr hi pm- gesegon 3038. him gegire- dandlSl. swähegiiomodon d\7^. \ainp edw on lade IdSl , hwadre he gemunde 1270. ham ne gemmide 1465. so ganga imu herod Arif^n te mi Hei. 3914. Es sind die ans pronominalstämmen hervorgehenden; bei ihnen ist es durch rhetorische betonung bedingte ausnähme , wenn sie die alliteration auf sich ziehen: sume \}j^r bidon Bw. 400. peer eardo- don 3050. pcbt ^a'iwn ivdere Sat. 722. ^onne him weorSed Phoen. 364. pendelt hSr leofäd Cr. 1575. ^ider w&ron füse Ex. 196. that thü ina Ikifiaiia maJit Hei. 2108. pa hit %wa sceolde Gr. 233. ef hi so weldi Hei. 163. hurn ic tvctie im Gr. 789. hid \iw<edre gleäw B. m. er. 32. Nur die mit ä ^ » ahd. eo zusammengesetzten ahiv<!er dghiomr dghwor non dürften in ihrer bedeutung zu viel emphase haben, um voranste- hend auf den reim verzichten zu können.

Dem verb ohne alliteration vorangehen können auch die adver- bien der zeit, ohne dass es indes der gewöhnlichere fall wäre. Ich habe aus dem Beowulf nur folgende beispiele angemerkt: ful oft p^et geheotcdon 480. sonu p<(i Ofitwide 750. 1497. pcef hi oft wtmvn 1247. symble hid gemyndgad 2450. <cr hi par genegan 3038; häufig sind sie im Holiand: giu tvärun thar KdalUs man 566. that sie im eft giküddin 642. than langa ni giilorfifun im 1055. than williu iJc tu eft wg^ gean I tJiat sän ni nwerea m^oman 1508. hwo thü thana Mst äloseas 1710. hioo lango sJcal sfandan noh 4288. that thü so simlun duos 4095; sie begegnen hier auch für das ortsadverb: näh sind hir gese- tana hurgi 2820.

Das verb seinerseits kann dem naclifolgeuden adverb die allitera- tion überlassen, nur nicht dem aus pronominalstamm entspringenden. Im Beowulf finde ich folgende beispiele.- fand pcer Inne 118. peet W(BS migeära 932. eodon him togeänes 1626. ic tvtßs pdbr inne 3087. alegdon tomiddes 3141. Häufiger ist dieser fall in der Gene- sis: wolde dearnunga 450. wdron tdan 461. p6 meaht his ponne rüme 561. peet nteaJd swä yfide 565. Ji^t him recene to 864, und im Heliand: frägoda niudliko 210. tM sprak sän aftar 214. than säJiun üe so wisliko 655. lesan subro tesamne 2570. bädun tho so gcrno 2579.

Vni. Von zwei begriifsworten beliebiger art oder auch von zwei pronomen, die durch und, oder, sowol als auch, weder noch, je desto verbunden in einem halbverse stehn, kann das erste ohne das zweite^ nicht aber das zweite ohne das erste alliterieren: z. b. sid-

AJ.TS. UND A(i8. VKBSKL'NÜT 20

dän ic hoful and rond Bw. 656. tdc and rice 1179. Aceges and nih- tes 2269. Atigode and iaydite 1674. iofore and Wulfe 2993. gfßon- gum and ectldum 72. he trod and göd 279. fcet mec &r and sid 2500. heorhte and leohfe El. 92. hätad and secgaä Cr. 279. erdun endi himües Hei. 408. Aago endi naJdo 451. gold endi mhrok 674. kndreas endi Petrus 1153. ffibomn hald endi sträng 599. Addun endi quikun 4293. quikun endi dodun 4309. uppa endi nidara 2422. giBelian endi gih&rian 995. hwat is mi endi thi 2025. teor odde neuh Bw. 2870. Wand. 26. Jul. 335. that sie ubil efda göd 3409. ja an himile ja an erdu 2421. poitte HÜdnA nard Bw. 858. ne niäin fk? Juitul Hei. 3273. licäd \e7ig swä wd Bw. 1854.

Es ist hienach unzulässig, wie man Bw. 1174, nm die stelle ver- ständlich zu macheu, ergänzt hat: nean and teorran \ [tiidu] JMfast. Eine lücke ist im manuscript nicht vorhanden und der erforder- liche reimstab ist durch nu geliefert. Man wii'd die heilung eher in einer ändeining als in einer ergänzung suchen dürfen. Pas erste hemistich kann sehr gut zum vorhergehenden satze gehören : sei gegen die Gauten freundlich, der gaben gedächtig, aus der nähe und aus der ferne. Die memung ist, der könig solle auch, wenn sie geschieden seien, ihnen gaben in ihre heimat senden. Daran würde sich sehr angemessen der satz schliessen m)d hafast = mhd. des g6t dir noty d. i. du hast alle Ursache dazu.

Überliefert ist ein Verstoss Sai 340 hlüde and geamre. Aber es ist klar genug, dass zwischen diesem und dem zweiten hemistich godes atidsacan etwas ausgefallen sein muss, denn es fehlt der satz, von welchem der accusativ andsacan mit dem Infinitiv hwearfan regiert werden müste. Ein andrer Verstoss findet sich in einem vers mit dop- pelreim Hei. 19 Lukas endi Johannes^ \ sia wärun gode lioba, weil die mit dem bauptstab reimende hebung die höher betonte sein muss; man lese sia loärun lioba gode.

Der dichter des Byrhtnoth aber scheint das gesetz nicht mehr anzuerkennen: 80 Aelfere and Moeous. 183 .^fnoä atid Wtdfmdr.

IX. Pronomina verhalten sich zu begriffswörtern jeder art ganz so wie es das verhalten der adverbien aus pronominalstamm erwarten lässt: dr he pone grundwong Bw. 1496. ie pdere socne 1777. nS pdtr ndnig vritena 157. efne swä hwylcum manna 3057. pe t&e etdle 941. p(et hie neoddan 1875. pces pe ic moste 2797. me man stegde 1175. ndnig heora \}6hte 691. forpon nis cenig wunder Cr. 1016. suyic w(es ^eatc hira Andr. 25. waes min tader Bw. 262. on minre ideityrf 410. thai h/i so lerda Hei. 1832. siu was im mdowa 2183.

30 RIBGBB

that ina gehädi 2299. hwilik thero yfäri 2624. hwe that wäri 3715. minumu herran 3195.

Ausgenommen sind nur pronomina, deren wesen und bedeatnng gerade darin besteht, einen gegenständ rhetorisch hervorzuheben: sie ziehen voranstehend den reim auf sich. Seif tut dies , so viel ich sehe, ohne ausnähme; der von Heyne gestattete fall selbon anudlian Hei. 754 erledigt sich durch die Verstellung weldun mahtigna \\ KHs^ sdbon äquellian. Ebenso die proklise bMiti ja Uf ja licht 4055 , indem man abteilt that hi ^U>o was \ %umi drohtines heäiu \\ ja Uf ja lioht; und ffir biäie bSäea, ags. hegen dürfte das gleiche gelten wie für seif Das minder emphatische dÜMr odet' dagegen geht , wiewol nur in seltenen fäl- len, auch reimlos voraus: oder wms swä yrynlic Gen. 467. öder earm- sceapen 6w. 1351. than othra iudeon duon Hei. 1473; vgl. 1611. 1634. 2658. th£m odrun skal man be hüithiun 2439. Andre prono- nüna dieser art sind dghwä, tk/htotjeder cegder, (eghtvilc €elc, üc; auch hier seltne fälle unterbleibender alliteration : he waes cegder mtn mdg \ and min hläford Byrhtn. 224. and htm celce mäHe \ men fullestad Geb. 4, 92. on ilcan tid \ Tubal Cain Qen. 1083. Auch Gen. 1530 «Ic hafad mdgtolite j metodes and engla beweist Unterordnung des vorangehenden celc, da der hauptstab mit der höher betonten hebung reimen muss.

Aber auch die übrigen pronomina werden oft genug , wie die pro- nominalen adverbien, über die nachfolgenden begriffswörter durch den reim emporgehoben , in viel weiterem umfang, als unser jetziges Sprach- gefühl die rhetorische betonung zulässt. Die neigung der jugendlichen spräche, die sich hier kund gibt, hat bereits Hügel (Über Otfrids vers- betonung s. 7 fgg.) erkant und nachgewiesen. Wir finden die durch solche betonung bedingte alliteration der pronomina auch in ersten halbversen, wie Bw. 2532 nncer twega. 73G ^icgean ofer niht, 1395 ^s dogor ^ü. Gen. 741 fordon wit him noldon. Cr. 1313 eälä pdr Yfe tnägon, in dem refrain ^<bs ofereode | {nsses swä mteg in des Sängers trost^ und, nicht so berechtigt, in dem formelhaften on J^ä^m dcnge | Risses lifes Bw. 197. 790. 806, sowie Hol. 4602 an them dagun \ ihegno lioböst; aber sie erscheint doch hier bei guten dichtem nur selten. Ihr eigentliches gebiet ist der zweite halbvers, wo die metrische convenienz sie mächtig fördert.

1) loh kann mich nicht entsohliessen , nach Grein ,,Deors Klage'' zu eitleren. B. m. wyrd. 42 heisst es von dem gehängten bid him wearg (so EttmüUer ein- leuchtend für werig des mscr.) noma: dem entsprechend heisst me W€B8 äeor noma nicht anders als ,,ich wurde teuer genant." Dass e;% aber nicht eine klage , Rondem ein trostgedicht für einen andern i.st. lehren doch vv. 28— 42 zur geni\ge.

ALTS. UND AOS. VBRSKUNST 31

1) Pronomen personale , nur vor dem verb : mtn costode Bw. 2084. pret hie rae pdgon 563. pe me seaUest 1482. ftser neösan 2074. md p^ inotmi 365. pect ic pe soliie 417. ic p^ «ti J5a 426. IMon pc wrf ^ 657. ponne ht sylfa 505. nc) ic fram hfm woZ(fe 543. Öic f<;K7 mt habbiad Hei. 3244. n?» ^! /an m? skulun 4421.

2) Possessiva: in?» ckrende Bw. 345. rnwjc gefrdge 857. 1955. Üsse« rfryA^wes r5(i Cr. 1085. ;i/w*ft piww6 s-W Bw. 353. pinra ?e5da 1673. iiefne %m freä 1934. nis peet edwer siä 2532. htvand gl an mmumu namon Hei. 1892. ^Ibon thes smc5 rikies 1320. s/ntiw wor^itm 1839.

3) Demonstrativa : on pa ÄeaZ/c Bw. 1675. stcylcc^y dogwe 1794. para /eorfa 2033. on pe?m (Zö?flfc Cr. 1097. 1372. Ibisses Ufes Gen. 1120. 1600. 2450. he p«s woffdd 1126. «w theiw?* dagfc Hei. 2408.

4) Sonstige pronomina: sume icorde luH Bw. 2156. ^umwöSbora Cr. 302. &nig täccn Gen. 540. swylces gemotes Jul. 426. endi mma sp^-ahm Hei. 5792. so that ni niaJc 6mg man 2530. Der unbestimte artikel: pfpt wa*s ftw cyning Bw. 1885.

Ganz unmöglich ist eine solche alliteration , wie sie Bw. 2093 überliefert wird: yfla gehwyJces | hondleän forgeald. Hier sowie 1541 ist vielmehr mit zuversiebt ondlmn zu lesen, was ich in dieser zscbr. 3, 414 fg. nur unsicher erkante.

Wenn zwei pronomina im selben hemistich neben einander stehn , so dass eines von ihnen notwendig den reim tragen muss, so solte man denken, dass für sie das gesetz anwendung fände, das für zwei nomina gilt; und dem entsprechend liest man w<bs gehtoceper öprum Bw. 814. P^et n^nig oder Cr. 324. Anra gelnvä und Anra gehwilc häufig und nie anders betont, z. b. Bw. 732. 784. ponne for unc K. d. S. 87. bist thü 6mg thero Hei. 923; daneben aber hh*c ^elfre ^timt Bw. 1115. nan swylc ne cwom Cr. 290. plsne Vcan preat Cr. 570. av gif hiora idnig Boeth. 28, 75. fJiat ik üser hcfhero fader Hei. 5038. Wenig- stens vor seif ilc und pronomen solches gewichtes kann die tonlosigkeit des personal- und demonstrativpronoms nicht überraschen.

X. Präpositionen, Conjunctionen und Interjectionen können in erster hebung des ersten halbverses mit alliterieren : midpf) mipste Cr. 1U09. ofpäm MIe 1076. of hyra s^elnm 1185. ofpäm mJitum 1502. oferpä 6dre Jul. 75. Es wird sich später zeigen, warum es hier falsch wäre zu betonen mid p\j inie^/t! usw. Nach solchen beweisenden fallen darf man denn auch wol Bw. 1661 ac im gcAde und 2400 pe he wid päm vryrme sprechen. Der tonwert des pronomens und Pronominaladverbs ist so gering, dass er von der vorangehenden Partikel überwogen werden kann.

32 RIBUEB

Es versteht sich sonach, dass die partikel auch ohne zu alliteri- reu in erster hebung des ersten halbverses stehen kann: p<U In ^ead- dan Bw. 1876. nc pacs midan Cr. 352. (Uid pu mcaJife 1432. and pone Sudan 892. förpäm ys'orde Kr. 111. ofcrpä utdas Guthl. 20. an him gladicut Bw. 2036. an pone middel El. 864. ofigiefamie Wd. d. Seh. 30. geneönne Cr. 920. tu päm nt/hstoH Guthl. 416. tinder gonian Rats. 50, 6. ni thes theodanes Hei. 4964. an tivem ItAJhon 1 608. mid mi mmod 5607. Noch unbekant mit den betonungsgesetzen habe ich den beweisenden fall bcfleunnc Bw. 1003 in dieser zschr. 3, 391 mit der unzulässigeu ergänzung [deäd] hetleönne, den andern ptJüt se m^ra 2587 mit der wenigstens unschuldigen [öd] pat heimgesucht. Gegen die betonuug der partikel auf kosten eines nach- folgenden pronomens ist sodaun auch in Mlen wie nd-fne hc wres mara 1353. sfßddan he <ßfter Aeade 1589. gifpcet geganged 1846. pendcn h6 tviä Yftdf 3023 natürlich nichts einzuwenden.

Es ist endlich auch kein giund vorhanden, warum die präposi- tion, wenn ihr nur ein pronomen folgt, nicht in erster hebung allein die alliteration tiagen könte : and hiö ponne »flcr htm Cr. 322. and $bfter pön Phoen. 238. nis nnder nie Bäts. 41 , 86. that ud it ^ftar tu Hei. 2426. that ik thi than »ßar thiu 2756. Der dichter des Heliand erlaubt sich dies auch dann , wenn unter den unbetont Toraus- gehenden werten sich ein verbum befindet: began imu Viftar thiu 2396. that thü möst 9Lftar mi 3074. he grötta n^ftar thiu 3187. tJio geng B.ftar thiu 3196. he ni tiwrßa imu thö aftar thiu 3209. Diese fälle finden sich ebensowol in zweiten wie in ersten halbversen, woraus her- vorgeht, dass nicht etwa das verb als erste hebung zu betonen ist.

Drei werke nehmen in bezug auf die betonungsgesetze eine beson- dere Stellung ein, in der sich die fortschreitende auflösung des alten gefüges der stabreimdichtuug ankündigt.

Bei dem Übersetzer des Boethius geschieht dies nur erst dadurch, dass er von freiheiten der ]>etoiuiug, die auch andre nicht verschmä- hen, einen rückhaltloseren gebrauch macht. So insbesondere Ton der erhebung des pronoms und Pronominaladverbs über nachfolgendes begriffswort^ nicht nur im zweiten, sondern auch im ersten halbverse: z. b. ponne he wüe 29, 72. ne ht^ü sd steorra \ gesigan teile (mscr. sinlos gestigan^ um auf steorra zu reimen), sum tohopa 25, bO. pcet sufnes godes 25^ 55. %ume hwH^ 24, 64. mme steorran 28, 32. 8wä eäc sun^ wdnad 28, 34. geMr An spell 25, 1. and him ^onne ofliön 2.'), 24; und ohne scheu auch in erster und zweiter hälfte des-

ALT8. UND A08. VER?KUN8T itö

selben verses: ffif p<p/ nth-e, \ ^otitie hio wch^e 20, 103. dC \ii6 hiä eallunga j on hyre selfre 20, 220. siääan ]fü ^onne \ p^ne up aha fast 24, 25. liabban ^inne (Ml , \ Jfanan an cyning 24, 31. Hieran schliesst sich sodann die erhebung der partikel über nachfolgendes pronom : i^fier pis»um 21, 17. and tdfter päm 21, 33, aber schon auch tlber nach- folgendes begriffswort: »fter J)i$sum woniMe 10, 70. e&la nun dryh- ien 4, 53. 20, 1.

Schlimmer sündigt der dichter des Byrhtuoth, von dem wir schon sahen, dass er sechs mal auf 325 verse das gesetz des haupt- Stabes verletzt. Von diesen Verletzungen sind drei zugleich solche des betonungsgesetzes : hwcd pis folv ^cgeä 45. sc wres häfen Yiulfstän Ib. Offa foi'lieaweu 288, und zum Beweise, dass man nicht berech- tigt ist sie durch emendation zu beseitigen, kommen vier in ersten halbversen hinzu, drei nämlich der Satzbetonung: ^Eifere and TILaccus 80. jJilfnöd atid yS' ulfmer 183. scildhurh fohrocen 242. eine der wortbetonung Jw tvaes (w* NorSbynthron 2G6.

Der übei-setzer der Psalmen vereinigt und überbietet die Sünden dieser beiden. Er räumt ei-stlich der partikel, geschweige dem pro- nom und Pronominaladverb, ungescheut das recht des begriffswortes ein: wi(? nnholdum 34, 3, 1. o/* Zahidonc 67, 25, 4. aiul on Cam- potanea 77, 14, 3. on JkH rkr 78, 6, 1. nc hid god in pc 80, 9, J; zweitens achtet er unter den begrifts Wörtern selbst kein gesetz, aus dem die erhebung des einen und die Unterordnung des andern folgen müste: (sfyw me pin agen god 58, 10, 1. aml ic ((penige eäc 59, 7, 3. forhte y^eordad 64, 8, 3. god is ^cc god 72, 1, 1. losode 72, 1, 3. wces punurradc siefn 76, 44. 3. nc nu Israel behealdan 80, 11, 3; und folgerechter weise auch nicht das gesetz der wortbeto- nung bei compositen: heald nw. herev^ccpmim 34, 3, 1. on minne. geänryne 58, 4, 2. a7id ge onfoä ant^yna 81, 2, 2. Hier ist die alli- teration in der tat nur noch ein unverstandnes altes herkonunen, das in ganz äusserlichei' weise fortgeschleppt wird und besser ganz auf- gegeben würde.

Da das alter des Boethius durch die regierungszeit des könig- lichen Übersetzers, auf dessen arbeit er beiuht, rückwärts wenigstens begrenzt ist, und da das gedieht über Byrhtnoths unglücklichen heldeu- kampf im fiischesten, unmittelbarsten eindrucke des ereignisses, also im jähre 993 selbst verfasst ist, so wissen wir damit auch, dass die Zerrüttung der alten verskunst im 10. Jahrhundert begann und wie weit sie in demselben ohngefähr gedieh. Es kann nicht verwundern, wenn neben dem auflösungsprocesse ein conservatives bestreben sich beobach- ten lässt, wie denn die verse der angelsächsischen chronik zu 938^

ZaiTSCHK. F. DaVTSOHB PHILOI*. BD. VII. 3

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973 , 975 und noch zu 1065 völlig tadellos gebaut sind. Die neue zur herschaft des endreimes hinführende tendenz komt dazwischen in den Versen zu 1036, von denen nur wenige dem alten princip entsprechen, aufs augenfälligste zum Vorschein. Wer es unternahm, die metra des Boethius poetisch widerzugeben, veiTät schon durch dies blosse unter- nehmen, dass ihm das rechte kunstgefühl abhanden gekommen war. Denn der mit dem Stabreim einmal unlöslich verbundene poetische stil war durch die natur des inhaltes hier ausgeschlossen. Er war es nicht ffir den Verfasser des Byrhtnoth, und dennoch ist ihm dieser schon halb entwachsen. Jedes bestreben ihn festzuhalten fehlt bei dem Über- setzer der psalraen, der nichts als ungeschickte prosa ohne Verständnis in den alten metrischen rahmen zwingt. Dass er im 11. Jahrhundert und nicht früher schrieb, darüber wird man nach den erwägungen, auf welche die verskunst führt, nicht im zweifei sein^ und sich nicht mit Dietrich (Zschr. f. d. A. 9, 214 fgg.) durch den blossen umstand, dass er das wort hqpian nicht kent, zu einer früheren datierung bewegen lassen.

y. Von der cSsnr und dem rersschlusse.

Die metrische pause in der cäsur und am Schlüsse des verses ist zunächst durch die syntaktische pause bedingt und wird in unzäh- ligen fällen an ihr erkant. Es ist unrichtig, die syntaktische pause überhörend den vers vor oder hinter ihr zu teilen, z. b. tc Beoundfi\ Pec, ^cg betsta Bw. 946. mt^äa gemunde, \ mcegenstrengo^ sloh || hil^ debOle^ 2678. Mbegite pam pe Ar \ his eine forleäs 2861. Es bleibt unrichtig, auch wenn es um einer Verletzung der betonungsgesetze zu entgehen notwendig erscheint. Hei. 3069 lesen wir hdtan sculun thi tiriho harn || mncte Peter: obar themu stene skai man minan ^eli ivirkean: hier scheint die teilung in der satzpause unmöglich, weil seit nicht über das im selben halbverse vorangehende st^ne durch die allite- ration darf erhoben werden , aber gleich unmöglich ist die teilung nach stSne. Es bleibt nur übrig zu vermuten, dass der dichter gesezt habe sancte Fiter: | obar themu skal man minan ^eli wirkean, indem er aus dem eigennamen den begrüf stein bereits entnahm, und dass stine von einem unbedachten Schreiber der deutlichkeit wegen und weil geschrieben steht et super hanc petram eingeschoben worden sei.

1) Hier ist nicht die teilung hinter alöh, sondern das von Bugge (s. diese zschr. 4, 210 fg.) für möglich gehaltene komma vor slöh vom übel. Man mnss nach sloh und nach hildebitie interpun^ieren : er gedachte seines rnhmes, schlug mit ganzer kraft, mit dem schlachtschwerte.

ALTS. UND AOa. VBRSKUN8T 85

Man darf jedoch nicht überall eine satzpause voraussetzen, wo nach unserm jetzigen herkommen interpungiert wurde. Ein sehr kurzer faauptsatz, der kein hemistich ausfßllt oder doch kein ganzes in anspruch nimt, fällt mit dem abhängigen oder nebensatz in eine betonungsmasse zusammen, und es wird dann, ebenso richtig wie häufig , erst inner- halb des letztern geteilt: hyrde ic pcet hl ponc healsheah \ Rygde gese- alde Bw. 2172. so quaä M tliat 6stana \ frn skoldi sMnan Hei. 589 ; sogar alsbald nach dem den satz eröffnenden fragewort, dessen proklise aufgehoben wird indem es in hebung tritt: h iie wät htoiderWatol äse wlanc \ eftstäas teali Bw. 1:331. gif ((*- vri-ste \\ wiä päm agldb- cean \ eUes meahte 2519. Entsprechend bedingt die kürze des abhän- gigen oder nebensatzes die teiluog innerhalb des hauptsatzes : ic pS scecd mine geheddan (| treode, sioä toit furdum spräcon Bw. 1706. sind in 'hooum Ms \\ Yfundor, M toorhte, \ on ge^ritum cpäed El. 826. Natürlich können auch hauptsatz und nebensatz, wenn beide vom knapp- sten masse sind, den rahmen eines halbverses gerade ausfüllen: ^cegde se pe cüäe Bw. 60. pff wäst gif Mt is 272. h^dß se pe wüle 2767. Ä^ m€d;e ef he miti Hei. 224. qmänn tluxt sie wissin ga/ro 621. for imu tho thar he welda 2695. Der lezte dieser halbverse würde sich im bedürfnisfalle nach tho teilen lassen und zwei für einen darstellen: unrichtig aber teilt man hinter tho um das hemistich thar M Yfdda, an ena wostunnea zu gewinnen; da in dieses die wirkliche syntaktische pause vor der apposition mitten hinein Mit. Ist ein satz, der keinen halbvers ausfQllt, zugleich abhängig von einem andern, indes er einen dritten regiert, so wii*d über den punkt der teilung subsidiarisch die art des logischen Verhältnisses entscheiden. Der objectivsatz ist z. b. enger angeknüpft als der consecutivsatz , und man darf Hei. 5910 ant" lokan is gilöbo, that hie tvissa, that skolda eft an thit \ioM human nicht vor dem zweiten , sondern nur vor dem ersten thai teilen.

Noch eines punktes ist hier zu gedenken , über den man nicht im unklaren sein darf, wenn man fehlerhafte cäsuren und versschlüsse vermeiden will. Das logisch zum hauptsatz gehörige und zu ihm con- struierte adverbiale oder pronominale beziehungswort des nebensatzes, das demselben unmittelbar vorausgeht, liegt nicht diesseits, sondern jenseits der syntaktischen pause, die den hauptsatz vom nebensatze trent, und gehört zur betonungsmasse nicht des ersteren, sondern des letzteren.

Nur hiedurch konte es geschehen , dass das comparativische adverb er, ags. dr, mit Unterdrückung des ihm folgenden relativen than, ags. pan pon, zur conjunction wurde und man kürze halber pritis für prius^ {tcam sagte. Die gleiche erscheinung liegt in dem ags. swä für swä

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p€Bt und in unserm indem, nachdem für in dem dctss, ncuik dem das$, solang, sobald für solang als, sobald als, während umgekehrt in unserm so dass die parükel den ton auf sich gezogen und dadurch sich erhal- ten, das beziehungsadverb aber im ton geschwächt hat: auch dies nur folge der gleichen Ursache. Nur so erklärt sich auch die widerholung des ^ an der spitze des vergleichungssatzes , nachdem es im haupt-

satze bereits vorgekommen: (hat M ni mosta er thit \ioht ägeban

er than im thd yfiUeo gistodi Hei. 470 ; sowie die ganz ähnliche wider- holung des demonstrativpronoms : and pone mädäum byreä \\ponepe mid rihte \ rddan sceoldest Bw. 2055. gisähun thena is tera dgan

thena the h- Aod fomam HeL 2217. jak so sama thero miämo \

thero the gio manno barn || gewu7inun 4409 ; nur so , dass werte und ganze hemistichien zwischen das demonstrativ und das Substantiv, zu dem es construiert ist , sich einschieben können : hordwynne fond \\ esld Tkktsceada \ opene stondan^ || sc ße hymende \ hiorgas seceä Bw. 2270.

ihab ward thär ifundro erist \\ thero the hi thär an Gtalüia gitog-

äi Hei. 2074. neriendon Krid \ fan üasarethburg \\ thena thie hier

quelidtm Judeo \ liudi Hei. 5821 , und dass das demonstrativ

neben al gebraucht wird ohne nach dem festen gebrauche zwischen die- ses adjectiv und das Substantiv gesezt zu werden: allaro \M,mo be^- sta I fhero the gio gihoran tourdi 835. 5269; sodann der starr gewor- dene gebrauch des gen. plur. demonstr., bei welchem die constructive bedingtheit aus dem hauptsatze ganz fehlt: lig ealle forswealh \\ gdbsta g(frdst^ I p&ra pe pder güd fomam Bw. 1122. %dläce gefeah, \\ VKegen- byräenne \ p&ra pe M him TXiid hcefde 1614; ferner die das relativ

unterdrückende attraction des nebensatzes: hiU €br gescod eald-

hläforde (Msc. -es) \\ päm pära mädma \ mundbora wtes 2778. them manntm the Mr minniston sindun \ thero undar thesaru menegi standid Hei. 4413; und endlich der Übergang des demonstrativs in die construction des nebensatzes : "pegne monegum \\ se pe refler sincgifan on %efan grcoted Bw. 1342.

Nach der analogie dieser beispiele ist also nicht nur Mbegete päm pe &r I his eine forleas j sondern auch ^äbegHe päm \pe dr his eine forleäs eine unzulässige teilung; und es sind danach alle f&lle zu beur- teilen, in welchen ein zweifei, auf welche seite der metrischen pause das beziehungswort des nebensatzes gehöre, überhaupt aufkommen kann: trägon ne gidorstun \\ er than tho gihoJcnida \ bartvirüg gumo Hei. 4598. hwo hie (hat giwirkie I than lang thie hie an thesaro i^eroldi si 2527.

ni mugun iutva werA; ndkil || bihcian werdan || than mir the

thiu burjf ni mag 1393. romodun vekta \ bet ihan thie rikeon man 3905. endi ne lätad thes melmes wiht \\ tolgön an iutoim tötun \ tha-

ALTS. Uin> AGB. TERSKWBT 37

ttan the nian in anttähan m will 1946. f^ode pancedon \\P(ß8 pe him

ydläde \ ekäe mirdon Bw. 227. eine geeodon \ töpces pe eorla Med

yefrugnofh hringiis dcelan 1967. so skal alloro erlo gihwes \\ werk gethihan \ widar thiu the hi thius min ward frummid Hei. 1826. hwai skal ik mlnes dudn \\ an thiu tJw ik hebanriki \ gehalon moti 3259. ^cddun im ^ink inanag \ te thiu thcU sia it ni sagdin ford 5884. wrMicne wundonrnMum \ poncpe him Wealhpeö geaf Bw. 2173. tvolde gtiman findan \\ pone pe him on sweofote \ mrc geteode 2294. mam%a (Btigum Ipära pe hit mid mundum bewand 1461. thes wisöstan \ thero the gio an tli^a werold quämi Hei. 2787. Wo indes die relation nicht durch das inleclinable pe, sondern durch den erforderlichen casus des demonstratiys ausgedrückt und zu diesem das verb im entsprechenden numeinis construiert wird, wird man keine attraction des beziehungs-

wortcs annehmen , sondern teilen managa sind thero \\ thea tviUiad

te Arohtine hnigan 1916.

Es müssen übrigens ausnahmen zugestanden werden, die dadurch entsteh n, dass das beziehungswoi-t des nebensatzes eine function im hauptsatze hat, durch deren ausbleiben ein in ihm enthaltener begriff verändert würde. Lesen wir Hei. 4200 gitcet imu tho that harn godes innan B^hänia || sehs nahtun er than thiu ^amnunga thär \\ an Hieru^ sälem weräan skdda, so würde eine teilung vor ir bis auf wei- teres die Vorstellung hervorrufen , dass Jesus in sechs tagen nach Betha- nien gegangen sei: nur wenn man nach #r teilt, ist sofort klar, dass nicht von einer Zeitdauer , sondern von einem Zeitpunkte die rede ist Ebenso würde 923 die teilung bist thü 6nig \ thero ihe her dr wäri, vorübergehend staunen über die absurde frage „bist du irgend einer ^' erwecken. In andrer weise wider rechtfertigt sich die vom versmass geforderte teilung nas se fökeyning \\ jmbesittendra \ ibnigpdra, \\pe mee güäumum | gritan dorste Bw. 2734: pära ist hier nicht das bezie- hungswort des relativs , das sich vielmehr auf denig bezieht , sondern es gehört zu dem vom beziehungsbegriff abhängigen genetiv; würde aber vor pära geteilt, so wäre es allerdings das beziehungswort des relativs , nämlich eines jener constructionslos dastehenden pära. Hier ist also die ausnähme nur scheinbar.

Soviel war von der veranlassung der metrischen pause durch die syntaktische zu sagen. Wo nun versschluss oder cäsur ohne diese ver- anlassung mitten im satz eintritt, fragt es sich welches andre prindp den zweifei entscheidet, ob ein wort dem vorangehenden oder dem nachfolgenden halbvers angehöre.

Bezüglich eines nomens entsteht dieser zweifei nur selten. Er wird entweder dadurch ausgeschlossen, dass das nomen dem vorher-

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gehenden halbverse, als tr&ger der zweiten hebung, zu seiner metri- schen Yollständigkeit notwendig ist, sollte es auch mit der nachfolgen- den alliterieren, wie Hei 45 fg. efäo hwar thiu "Gerold aldar || endon skoldi; oder dass es vom nachfolgenden halbvei-se als träger der allite- ration gefordert wird ; oder dass es , dem vorhergehenden zwar entbehr- lich , vom nachfolgenden durch das betonungsgesetz zurückgewiesen wird. Dies geschieht aber dann wenn es nicht alliteriert: es kann ohne zu alliterieren den halbvers nicht beginnen. Es bleibt der fall übrig , dass das nomen jedem der beiden halbverse entbehrlich , aber auch in jedem zulässig ist, im vorhergehenden durch grammatische Verbindung, im nachfolgenden durch alliteration. Lesen wir z. b. Hei. 513 tior endi antahtoda wiwtro an iro ireroldi, so ist die teilung nach ivintro rich- tig, nur nicht schön; aber die teilung vor wintro, die das eben- mass herstellt, ist nicht minder denkbar. Keine wähl gestattet dage- gen ein fall wie thes godes bames ward te getrummieiine 3903 fg. : toord te getrummienne ist ein unzulässiger halbvers, nur ward te gefrummienne erlaubt. Ebenso wenig findet ein zweifei räum bei 54 fioindMO liudiun farlivoan rikeo m^sta. 294 fg. thes Vilawcidon kraft hSlag fan himile. 416 fg. ahnuMigna gad swido werdliko. 878 hetan- fiki i$ ginähid manna bamun : es kann nur nach , nicht vor farlivoan, kraft, gad, ginähid geteilt werden.

Häufiger kann man zweifeln, auf welche seite ein verb zu wei- sen sei , da dieses auch ohne zu alliterieren den halbvers beginnen kann. Hier ergibt sich das princip fQr die teilung gleichwol sehr einfach. Da man einen syntaktischen grund zum pausieren nicht hat, so pausiert man nicht früher als die erste hebung des nächsten halbverses sich ankündigt, sei es unmittelbar vor ihr, oder vor der tonlosen ersten Silbe des wertes, das sie enthält, oder vor solchen unbedingt prokliti- schen Wörtern , die sich durch keine pause von ihr trennen lassen. Man hat eben dann, aber auch sonst in keiner weise, einen metrischen grund, der in ermangelung des syntaktischen die pause rechtfertigt. Wolte man sagen, auf diese weise könten ungebührlich lange halbverse entstehn , so bürgt dagegen allerdings nur das ohr des dichters , das ja möglicher weise seine Schuldigkeit nicht tut; aber man gerät in eine unkfinstlerische Willkür, sobald man sich erlaubt in solchem fall aufs geratewol das metrische gleichgewicht herzustellen. Man hat also zu teilen: Aghwtedres sceal \\ seearp seUdtoiga Bw. 287. ic turäum weold I talce Deniga 465. and an geagade heold \ ginne rice 466. Henum eailum tvearä \\ eeasterbüendtMn 767. se ße manna wess \ m^- gene strengest 789. paä his ealdres was, \ ende gegangen 822. ward oder fand \\ sade gebunden 870. tda ßcbra waes \\ wera and wifa 992.

▲LT8. UND AGB. VBB8KTJN8T 39

Iteadördesas yecUd \\ mearum a)%d mädmum 1047. umj/nnum wearä •; beXoren leöfum 1072. Are jSbghwyk sceal \ ende gebidan 1386. iLceg (eresta geseah \ Acorc sceado Gen. 133. ncorarna wong stod\\gdd and gästUc 208. that y^erod oitar hed \\ umbi thana nlah fitan Hei. 103. etidi the kunifig setho giböd \\ sm^ ho/rdliko 630. tho gifragn ik that fhär thero Idisio quam \ öder gangan 4066. Ob aber auch 6n himü- riki gibid he \ hIIuh tJieodun 3509V ich zweifle: durch die inversion wird das verb in eine art proklise zu dem nachfolgenden satzteil gebracht, die durch den vers nicht gut getrent werden kann. Ob das verb vor der metrischen pause in hebung oder Senkung stehe, darauf komt nichts an. Unter den gegebenen beispielen sind mehrere, wo man ihm die hebung nicht zugestehn kann; man betrachte zu ihrer Unterstätzung folgende, in welchen die metiische pause durch die syn- taktische zweifellos gegeben ist: ^egn n^tte beheöld Bw. 494. ledht edstan com 569. Araca moräre sweaU 892. heim storme tceol 1131. heal stvege onfeng 1214. hond stvenge tie ofleäh 1520. gode ie pdnc secge 1997. g(ßst yrre cwom 2073.

Selten bei angelsächsischen dichtem , häufiger in dem wortreichen Heliand findet sich ein ad verb in so zweifelhafter läge; es gilt dann dieselbe erwägung wie beim verb. Also sivylce he jfryäUcost 6wer || teor oäde fieäh Bw. 2869. thai thü thinan holdan skalk hinan \ hwer- ban Idtäs Hei. 482. listiun talda tho \\ the nido man an them aiaha 492. that thü that hilaga bam eft \\ te thesum landske^ 708. the thes yrihas thär \ wardön skoldun 814. bi thSm \irun tho \ Yiudi toän^ dun 904. Die sache wird nicht verändert , wenn es zwei oder gar drei adverbien sind : giwitun im tho eft thanan || fon Hlerusalem 832. ni welda an is hindiski tho noh \ i$ hraft mihil 840. ne wdda {hero iudeono thuo leng \ gdpes horian 3956. Das steigernde adverb aber wird man , ohne metrische notlage , seiner naturgemässen proklise über- lassen: endi an is hi^gi thähta \\ stvido gemo te gode 236, obgleich es, in hebung gestellt, sich von seinem beziehungsworte durch die satz- pause auch trennen lässt : tho ward im is hugi sunSo \\ hUäi an is hreostun 473. Ebenso P(ir vor präpositionaladverbien : man würde tei- len mid his et^gum \ pdr on tclätäde, obgleich mid eägum ßdhr on wlätade, wie Cr. 327 zu lesen steht, oder eädige pdr Jkppe sittaä Sat. 647 nach J^eer geteilt werden muss, damit das erste hemistich dem mass genüge.

Oberaus häufig ist der fall, dass verbe und auch adverbien dem vorangehenden von zwei halbversen als träger seiner zweiten hebung notwendig sind und aus diesem gründe schon nicht zum folgenden gezo- gen werden können : syääan Arest wearä || teäsceafl tunden Bw. 6.

40 RIRÜER

ßdfn ea/era ivres \ TS^fto' cenned 12. ponc god stmle \\ folce fo frofrc 13. äledon J)ä | Icöfiic peodcn 34. scoMe GrendcJ pmian \\ tcorhscoe tleön 810. ponc pe (ircfideJ rer \\ wuh^ äctvealde 1054. ^lon sJcoldun \\ an httoh sicrtban Hei. 13. ]andea skoldi \\ \S'tddst giy^'oldan 44. muii quad that sie ^liumo herod \\ an is hodsiepi 137. endi tJiea is^ardos thär II bitcftg an thetn telda 302. Schon die analogie dieser fälle rät zu gleicher behandlung derjenigen ^ wo verb oder adverb zur metrischen Vollständigkeit den halbverses , an dessen ende sie stehn , nicht erforder- lich sind. Es versteht sich aber, dass die gewohnheit mit ihnen den halbvers zu schliessen den dichter nicht hindern kann, die metrische pause vor ihnen eintreten zu lassen, wenn sie die alliteration des fol- genden halbverses liefern oder doch verstärken, da die alliteration obenso gut wie die satzpause zur begrfiudung der metrischen pause dient. Ebenso richtig wie häufig sind daher fälle wie die folgenden: Mniod derdage \\ eodc eOfia sum Bw. 1311. swä liine ft/rndagum ] y^orMe Ufopna siniä 1451. dr he ponc grundwong \ ongitan niehfe 1406. of eordsele | iV gescced 2515. pe htm sc eorddraca \ lur gewofide 2712. Man skoldi \\ Yferdan an thesero wcfoldi Hei. 124. hwo sea iro giXöhon sktdin \\ haldaji thurh hlutfran hugi 807. ifaldan dcoldi II glo te iwan daga 585. hwan er sea gisawin 6$tana | u;/ St- adion 504; anstössig ist aber die teilung fh<it gi thesoro Yferoldes ford\\shdun mit wesan 1362, weil skiUun nicht alliteriert. Ja die alliteration beweist bei diesem verfahren sogar mehr kraft als die satz- pause, die vor der apposition stattfindet: denn das verb, das prädica- tive nomen und das adverh^ kaim, wenn es mit der apposition allite- riert , von dieser in ihren halbvere herübergezogen werden : p^- godan twegen \\ sMon. %ulitorgeffedcran Bw. 11G3. Jxet hildebil J! fbrhearn, Jurogden mdl 1666. ic pis gid hi pe \\ äwrtec, Y^intrmn frod 1723. w<ps ml rand manig \\ ho/en, lunida fcesf 1280. tho warft sän aflarthiumahtgodes\\gikMid, is km/*/ tnikil Hei. 102. si46r ik nwsta ihesa^ frlo follces || gi'waldan, thesas yfidon rtkeas 550. that sie thai berAto lioht || gimliin, sinsköni 3637. so hwe so that men forlä- tid II gemo, thes granwn afhbusni 000. tho sinak eft fhc landes ivard^ angegin, the godes sunu 3248. ak was thär rrerodes s6 ßu \\ nnibi, erlskepi 4227. Andrerseits muss man auch hiebei eingedenk sein, dass eine zuftllige alliteration, wo der vers sie nicht verlangt, mit leichtigkeit überhört wird: z. b. hwcedere he his tolme forlef || lifwradc Bw. 000,

1) Also da» prädicat jeder art, nicht aber darum da8 den casus der appo- sition regierende nomen: VLcrescüditgal'hetst, headorinca Bw. 1106. ffh he (eor* mendra \\ lyt, Ufgendra 6i m. wy. 30 sind unzulässige teilungeii.

ALTS. UND AG8. VERSKTTNST 41

WO durch herüberziehen des alliterierenden verbs da» gesetz des haupt- Stabes verlezt würde; oder trcwa sind so g6da\\gumono gelimlikumu Hei. 2490, wo das un verhältnismässig dürftige hemistich trewä sind dadurch entstünde.

Bei dem prouom wird die anwondung des grundsatzes durch die rücksicht beschränkt , die man der proklise zu dem beziehungsworte schenken muss. Es wird keinem einfallen zu teilen päfr wces %tvylcra fela in pmn |j ooräscroffe Bw. 2231: es wäre auch unmöglich, weil ewäscrcefe , wie sich später zeigen wird , ein unrichtiges hemistich wäre. Aber auch wo eine solche teilung aus metrischen gründen zulässig und wo sie minder widerstrebend ist als in diesem falle, wird man sie ohne metrische notlage besser nicht zugestehn ; man wird vielmehr tei- len fces mundböra \ niinum magqpegnum 1480. etirßälice \ Mora Aghwtßdrum 1632. fiedh pe Mer \ his ehldre gelohte 2481. pönne we gehiton \ üssum hläförde 26:j4. and ße al^se | of pissum leoäuben- dum Andr. 100. pM he on gealgan \ his gast onsende 1329; ne eart pon leofra | ndmegum lifigendra R. d. S. 52 ; endlich auch "pt/s dogor \ pu gejfyld hafa Bw. 1396: denn proklitisch wird sich der dem verb als subject vorangehende nominativ des Personalpronomens auch dann verhal- ten , wenn er von dem verb getrent ist. Dagegen wird man , wo keine grammatisch bedingte proklise stattfindet, analog wie bei verb und adverb teilen ptet ic Anigra m^ || rreana ne yf6nde Bw. 932. Hwalda pec II göde forgylde 955. se peoden mec \ 'pine life 2131. pat ic his lens^ pS I efi gestegde 2157. tolc mid him \ tähäe towektan 2948. mta 'kiasan imu ödrana \\ niudsamna namon Hei. 223. wd skdU thü sie \\ hoUEan, hSlagliko 327. endi trägoda sie \ tiritmäiko 815. newan {hat sia tiori te thiu || thum liraft godes 16; sowie man der metrischen Vollständigkeit des vorangehenden halbverses wegen teilen muss ne scecd pcer Ayme sum \\ iresan p<es ic irene Bw. 271. gen is est cet pi \\ lissa gelong 2149. hw<et i^r on pS \\ göde begeälon 2248. peah pe hläford üs \\pis ellentoeorc 2642. Ob indes diese teilung auch dann immer das rechte trifft, wenn durch sie das pronom nichts wie in allen bisher gegebenen beispielen, zum träger der hebung gemacht wird, oder ob das in Senkung bleibende pronom nach der seite neigt wo das verb ist , lasse ich dahingestellt ; mir erscheint wenigstens die teilung vodera rddend \ hit on riht geseid Bw. 1555. pcst t^lde- cean \ hp eft gemetton 2592. godfremmendra j stvyleum gifeäe bid 299. unirliee \ pat Agan sceal Gen. 2250 als die natürlichere.

Jedesfalls kann das pronom, wie das adverb, von seinem bezie- hungsworte durch die metrische pause nur dann getrent werden, wenn es in hebung steht: ponne Mm god heora || dkta and tetwist Gen. 1207.

42 RIKGEB

lefigest pissa \\ loorulddreänia Weäc 1219. Iteo wtde hire \ ydillan soMe 1455. p(Bt ic vionnum pds \\ Wetre tjelreste 1541. im vAmc heora j yfuldorftesUhO wlite 2190. Vfyrd aßer pissum \ vrordgemearcum 2355. gewU pCi nergean pin \\ tem'h toldwege 2509. pect wif htre \ rrordum sdfa 2648. 'hcnpad to ptkre \ Yieän hyriy Dan. 38. gif ge loillaä minre \ mihfe gdyfan Sat. 251. trefra phie \\ mcecgas on mode Andr. 461. ofi galgan Ms | gast onsmde £1. 480. sind in hocum his \\ Vfut^ dor Id is'orhte 826. hwcet midan pd \\ ginimas swä segne Cr. 694. Pißt nwste gcsäflig mincs \\ Melnces 1461. hl him sylf hyra \\ onsgn ywdofi Guthl. 113. ne tcene p<BS Vduig \ mlda cgmies Phoeu. 546. ni inag thär taran entg | thegno thurh tluit ihiustri Hei. 3386. was thär ok bi sinon \ ^undion giheftid 5403.

Der dichter des Beowulf jedoch meidet mit feinerem gefühl diese trennungy wenn das in hebung stehende prouom ein adverb in sol- chem falle komt bei ihm nicht vor nicht zugleich alliteriert. Er trent daher niemals durch den versschluss, weil das in letzter hebung stehende pronom nicht alliterieren darf. Er trent auch in der cäsur nicht gern das voranstehende pronom: peei keö on miigne \ eorl gelyfdt 627 ist das einzige sichere beispiel dieser art, das ich mir bemerkt habe; wes mundbora minum \ magopegnum 1480 ist vielleicht ein zweites, aber eben so richtig liest man wes mundb&ra \ minum mayopegnum; gif him 'pyslicu \ J^earf gesäide 2637 vielleicht ein drit- tes, wenn nicht pyslic zu jenen pronomen gehört, die unter allen umstanden adjectiveu gleich wiegen. Dieser dichter stellt vielmehr ent- weder das pronom dem beziehungsworte nach: far pan hie magnes craft I minne cüdon 418. pcet hl for mundgripe \ minum scolde 965. gif ic (et ^earfe \ ^inre scolde 1477. siddan he modsefan \ minne cüäe 2012. to pces pe he eordselc \ &nm wisse 2410 ; oder er unter- bricht die Verbindung des vorangehenden pronoms mit dem beziehungs- worte durch werte oder ganze hemistichien : minne gehyrad\\ Anfealdnc gepöht 255. ic pe sceai mine geldstan \\ treöde swä unt turäum sprd- con 1706. p(ßr wces ^ivylcra fela \\ in pcbm e^dscrtefe | Bbrgestreöna 2231. ponne min sceaced \ 11/' of lice 2742. mm aldUm \\ lif and leodscipe 2750. minne bebohte \\ trod teorhlege 2799. Man sieht, er zieht die erste dieser weisen bei der trennung durch die cäsur vor, die andere bei der trennung durch den versschluss; auch ist im letztern falle die erste nur bei zusammengesetzten Wörtern oder bei attributiven und genetivischen Wortverbindungen, in welchen das nachfolgende wort sich enklitisch verhält, anwendbar, z. b. gumc^nnes \\ gehwone oferhi- gian Bw. 2765. wilde ctdufran || kne sende Gen. 1477. ponne ic scm/- bogan || minne iewe 1540. Es versteht sich von selbst, dass beide

AIiTS. UND AGS. VEBSKUNST 48

weisen auch den andern dichtem geläufig sind, besonders die zweite. Sie überwiegt im Heliand so sehr , dass sie z. b. unter allen bei Schmel- 1er verzeichneten fallen des possessivs min 11 mal vorkomt, während die erste sich nicht einmal angewant findet.

Trent die metrische pause die attributive oder genetivische Ver- bindung eines nomens mit einem andern nomen, so kann es nicht ausbleiben, dass beide alliterieren: denn dem zweiten kann der reim nicht fehlen, weil es das vorderste nomen in einem halbvers ist, dem ersten nicht, weil es sonst das vom betonungsgesetz geforderte über- gewicht über das ihm folgende nomen verlieren würde. Die beispiele sind zahlreich : p<Bt he ^ritiges \\ manna mcegeticrceß Bw. 379. ic eom Bige- läces II mdg and magupcgn 407. pcet pas tJddcan || hlodge headufolme 989. ponne Urodgäres \ heorägeneätas 1580. icpS j^senda \ ^egna bringe 1829. hafad y^islku \ vford on fadme Ex. 526. pomie sio reäde | rod ofer eaUe Gr. 1102. and on pone ekdgan \ Bndwlitan swä some 1123. bi fhiti skal ik iu te 'wärun \ wordun gibeodan Hei. 1518. skalt thü hia an k^gypteo || \and antlidean 704. Nur dann , wenn dem ersten werte bereits ein attribut oder ein genetiv vor- ausgeht und diesem lezteren also bereits der reim nicht fehlen darf, kann das wort selber reimlos bleiben: leofes nwnnes \ \w eall farswealh Bw. 2080, wie auch innerhalb desselben halbverses leofes monnes lic vollkom- men richtig wäre. Entschuldigung verdient is leodum wSfi \\ orleg- hmle 2910, weil die redensait me is wen so gut wie ein unpersönliches verb = ic wene ist , in welchem der substantivbegriff gewissermassen ver- sinkt. Nur ein scheinbarer fehler ist was man Bäts. 55 , 3 liest : \iöf his ägen \\ hraegl hondum up, denn es ist kein anstoss dabei wenn man teilt ho f his dgen hrcegl \\ hondum up: weder wird die alliteration des enklitischen hr<Bgl vernommen, noch ist hondwn üp ein unzulängliches hemistich. Aber wirklich fehlerhaft und ein z<^ichen gesunkener kunst ist was ich aus der Genesis verzeichnet habe: mon wtjes to godes \\ anJtc- nesse 1528; fehlerhaft wäre auch, wenn es glauben verdiente , das ein- zige beispiel dieser art aus dem Beowulf gemunde se goda ; mdeg Higdaces 758: aber wer in ähnlicher structur sonst inmier richtig sagte ac hine se modega \ mdbg Higeläces 813. gepenc nü^ se mcbra \ maga Healfdenes 1474. sona mi se rskdbra \ maga Healfdenes 2011. sona htm se tröda \ toeder Ohtheres 2928, der kann das eine mal nicht so gefehlt haben^ und man darf mit Zuversicht modega für goda emen- dieren.

Die unbestimten quantitätsbegriffe, von denen wir sahen, dass sie voranstehend nicht notwendig die alliteration an sich ziehen, tun es natürlich auch vor der metrischen pause nicht: and hine jmb

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mönig \\ ündlic ^cerinc 687. ftcbt fuefre (Brendel swä fela \ gryra gefre- niede 591. \}old(lc dr ßla\\hmhdgenidt(i 1525. 7i^ fticeg ^der fiäa\\ freomla fhulan 1837. iie nie %w{yr fcla \\ 3uta on nnriht 2738. thoh sie her ni willie farfutandan fdu || Vferodes an thcsaro wostunni Uel. 934.

Dass die metrische pause zwischen die präposition und ihren casus fallen könne, muss ich auch nach Bugges Widerspruch (diese zschr. 4, 194) wenigstens für den Beowulf in zweifei ziehen. Ich mache darauf aufmerksam, dass das einzige beispiel 135, das in diesem werke sich zu finden scheint, auch aus einem andern gründe anstössig ist. Efl gefreniede \\ morSbeala märe \ and no meam fore || tdhäe and fyrene ist nicht poetisch stilisiert: der dichter wird nicht leicht zwei vollstän- dige Sätze mit prädicat und object durch und verknüpfen, sondern ent- weder das neue prädicat oder das neue object in apposition zu dem des ersten satzes stellen, hier also efl gefretpiede moräbeala inarc and no meam fore, fckhSe a^nd fyrene; man vergleiche wie dieselbe apposition 153. 879. 2480 angebracht wird. Hat die Genesis 1032 einen solchen fall oAemest nt^ fr am Augwte i and ädrifest from || earde nivnum^ so ist es nicht der einzige beweis eines stumpferen kunstgefUils , das ihr dichter gegenüber dem des Beowulf ablegt; aber ich muss gestehn dass mir die widerholung des from in demselben verse den zweifei erweckt, ob nicht der dichter beim zweiten male vielmehr das so nahe liegende feor gebraucht habe, vergl. 1038 pec^ trovn scyle, \\ treo- mägum fear \ täh gemtan. 1053 ttedergeardum fear. Noch weniger bedeutet für den Beowulf ein beispiel aus dem Boethius; aber für die- sen selbst kann ich nicht einmal anerkennen was wir 24^ 9 lesen feäe- rum laean \ feor up ofer \\ yfcicnu irindan. Hier steht nämlich die Präposition nicht einmal in hebung, was doch durchaus nötig wäre, um sie ihrer natürlichen proklise zu entnehmen. Es ist kaum eine emen- dation zu nennen, wenn man liest fear uppe \ ofer yrdcnu windan. Ein andres scheinbares beispiel findet sich im selben werke 21, 2 tun- die to Wpdm icum gode, denn fundie » ßindige genügt für ein hemi- stich , und der herausgeber hat ohne not die präposition herübergezogen. Indessen würde es bei diesem dichter nicht überraschen, die präposi- tion , die er vor folgendem nomen die alliteration auf sich ziehen lässt, auch in hebung vor der metrischen pause vorzufinden , und es begeg- net in der tat lange hetweox \ \yfte and rodere 24, 13. Andere bei- spiele gibt es, wenn mir nichts entgangen ist, weder hier noch sonst; es wäre denn in den psalmen, wo so ziemlich alles möglich ist.

Conjunctionen, die den satz eröffnen, und interjectionen sind schon wegen der syntaktischen pause, die ihnen unmittelbar vor- ausgeht, nicht in der läge, durch den versschluss oder die cäsur von

ALTS. UND AOS. VERSKÜNST 45

den Sätzen, die sie eröffnen, getrent zu werden, ausser etwa nach sol- chen kurzen hauptsätzen , die kein ganzes hemistich für sich iii auspruch nehmen. Aber ich habe auch von dieser art kein beispiel bemerkt, ebenso wenig wie ein beispiel von und, oder, noch am Schlüsse eines halbverses. Man stelle sich vor, dass es in den oben beigebrachten beispielen der metrischen pause nach fragendem Pronominaladverb ic ne 'wät hwider \ atol dse wlanc Bw. 1331 und gif ic wiste \\ päm agldecean 2519 statt hwidef* und vielmehr Messe hwieäer^ \mi pcet; die abstracto bedeutung dieser partikeln würde nicht so gut wie die sinliche von htaider und der aufgäbe die bebung zu tragen gewach- sen sein.

Zu einer schönen Wirkung ist, wie in aller stichischen poesie, erforderlich, dass die metrischen glieder mit den syntaktischen in freiem Wechsel bald zusammenfallen, bald sich kreuzen. In freiem Wechsel also wird die metrische pause bald durch eine satzpause, bald mitten im satze durch den eintritt des Stabreimes herbeigeführt, und es würde unangenehm auffallen , wenn in einer reihe von versen jeder versschluss oder jede cäsur oder gar jeder versschluss und jede cäsur mit einer satzpause zusammen fiele. Ebenso müssen aber auch die grösseren satzpausen, nach denen gedanke und periode neu anhebt, in einem freien Wechsel bald mit dem versschlusse , bald mit der cäsur zusammen treffen. Eine längere reihe von versen , in welcher sie durch- weg mit dem vei*sschlusse zusammen träfen, würde den eindruck der lahmheit, eine, in der sie durchweg mit der cäsur zusammen träfen, den der ruhelosigkeit machen. Fiele regelmässig nach einer zahl verse, die nicht zu gross wäre , um im ohr behalten zu werden , eine grössere satzpause in einen versschluss , so entstünde strophische statt der sti- chischen gliederung. Notwendig ist dieses zusammenfallen am ende eines zum zusammenhängenden vertrag bestimten abschnittes: ein sol- cher kann nicht mit einem halben verse schliessen, der neue nicht mit einem halben anfangen, deren verknüpftmg durch den Stabreim dem ohr des hörers notwendig verloren ginge. Dass die in der Londner handschrift des Heiland bezifferten abschnitte so oft (19 mal auf 71) in der cäsur aufhören und anfangen, beweist dass der urheber dieser ein- teilung das werk bereits als gegenständ des stillen lesens betrachtete; womit es übereinstimt, dass der abschnitt so oft mitten in einem unzer- reissbaren Zusammenhang der erzählung gemacht wird. Der dichter selbst hat ohne zweifei sein werk für den mündlichen vertrag eingeteilt und keinen dieser misgriffe begangen.

1) So st<»ht wirklich, aber ninlos in der han«lHchrift.

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VI. Von der hebiing.

Die hier in betracht kommenden begriffe der quantität sind keine andern als die in der hochdeutschen verskanst gelten; nur versteht es sich von selbst, dass in den mundarten, die bei der ersten lautver- schiebung stehn geblieben sind , p Je und f einfache laute sind und keine Position bewirken.

Das feste gerüst des halbverses , sein wesentliches und sich gleich bleibendes element sind die beiden hebungen ; die zufallige , willkürliche lynkleidung des gerüstes ist die Senkung, die als auftact den halbvers beginnen und nach jeder hebung eintreten kann. Qanz ohne den gegen- satz der Senkung, nur aus den beiden hebungen, aus zwei silben also kann der halbvers nicht bestehn, und die seltnen beispiele. die man dafür beibringen könte, müssen aus Verderbnis des textes erklärt werden. Die beiden, die der Beowulf liefert, tkrgöd 1329. hreds bldc 2488 werden von den herausgebern mit recht durch naheliegende ergän- zungen beseitigt; eine solche hat Grein auch zu pröhfJiedrd Andr. 1141 gebilligt, dagegen Ex. 118 die wahrhaft unvenneidliche hdr hcedfstapa] unterlassen. Wedrm Um lautet ein hemistich an einer unverständlichen^ sichtlich zerrütteten stelle Rats. 5, 7; feor üp Boeth. 24, 9 vermeidet der herausgeber durch die üble teilung fear üp ofet' \\ toolcnu windan, wofür ich mit leichter änderung feor tippe vorschlage.

Unzulässig sind aber auch hemistichien wie földögan Dan. 528 (lies [frome] folctogan). spelbodan Ex. 513 (lies Ptyrde] spelbodan nach 124). firenfuU Boeth. 15, 7 (lies firena fall) und die vom her- ausgeber mit recht ergänzten ward gödes Hei. 2. heritogo 765. cuma fhin 1605. iro werk 5291: denn die der kurzen silbe nachfolgende beugungs - oder bildungssilbe , sie sei selbst lang oder kurz , wird nicht als Senkung empfunden , sondern gilt mit der ihr vorangehenden kurzen einer langen gleich. Mit andern werten: zwei verschleifte silben, wie man sie in der hochdeutschen verskunst genant hat, gelten nur für eine. Ein fernerer fall entsteht wenn man Hei. 1362 richtig teilt tJuU gi thesoro 'weroldes nu förä sktdun \\ mit wesan; ich denke, man muss mit wesan , %undigero manno als ein hemistich lesen , wozu das zweite fehlt. Nach der überlieferten Schreibung wäre ß*a feörum Cr. 1693 der gleiche fall wie heritogo: aber wenn der dichter^ wie man anneh- men darf, noch feorhum ausgesprochen hat, ist nichts zu bean- standen.

Eine minder betonte silbe genügt um die beiden hebungen als solche erkennen zu lassen, mag sie nun der ersten hebung vorausgehen, mag sie der ersten oder der zweiten nachfolgen, und drei silben, worunter

ALTS. UND AGB. VBRSRÜN8T 47

nicht zwei mit einander verschleif bare sein dürfen, sind das mindeste zulässige mass des halbverses. Beispiele dieses masses finden sich, wenn man die mit contrahierten formen gelten lässt, nicht gerade sel- ten; aber da der dichter henhan iicähan freätoan Wcalhpeowan fleohan feöJian kann gesprochen liaben, muss man solche wie Bw. 116. 528. 629. 820. 1036. 1264. 1883 ausser acht lassen. Auch hat in gdn 386 und on flef gM 2034. 2054 beweisen nichts, weil die formen gangan und gangeS hier concurrieren. Es bleiben nach abzug aller dieser im Beowulf folgende fälle übrig: ßtef^ trom 2525. hord tvid rmd 2673. gumc^nnes (da das folgende gdiivoiw dem folgenden hemistich unent- behrlich ist) 2765. Iieä healle (schwache nebenform zu //m/, nicht plural) 1926. Einige weitere, gegmnn för 1404. fidcg hetsta 947. 1759. ßegn hetstan 1871. grette pd 652 gehören wegen der möglichen aus- spräche gegenum (yetesta pegen gretedc der metrisch gleichen varietät mit verschleiften silben an. Aus anderen werken habe ich, alle con- trahierten formen und alle zweifelhaften lesarten bei seite gelassen , fol- gende beispiele angemerkt:

1. Die Senkung geht voraus: (in v^'iht is Rats. 81, 1. is swd Kl., d. Fr. 24. Ich würde liinzufügen on nptveg Guthl. 1280, wenn mir nicht 1340 eRrdes on npivcg die Überlieferung verdächtig machte. Dieser fall wird wenigstens bei compositen sonst ganz vermieden.

2. Die Senkung folgt der ersten hebung: holmes hlceüt Gen. 1515. rincas pg 1895. rincas pch 2031 (das^a, das bei Grein in diesen beiden fallen als auftact vorausgeht, ist nicht prouom, sondern adverb und gehört beide male als lezte hebung zum vorhergehenden vei*se). ^ära Idf 2019. Mer Cham 1241. fiem and Cham 1551. Uhus aml Cham 1617. miriht dön Dan. 23. hnrgc ivcdrd (Ms. sinlos loeardas) 740. Word indrdf Sat. 80. lofsang död R. d. S. 69. Jfc gelic Cr. 1431. J2« and nii Andr. 489. Ari/htnes (Ms. sinlos dryhten) üöm 1001. wca/- des trcoiv Kr. 17. vumhcorf l^eön Gnom. 87. gJeomen gied 167. wiht wtes Rats. 22, 4.

3. Die Senkung folgt der zweiten hebung: min toedldan (Ms. sinlos mim) Gen. 2251. ^icogemh 2551. ftcr Noes 1323. earc Nöes 1423. Ih Ooß Ex. 288. werhedmas 486. 9blmihüg Dan. 477. ^ätdnas Sat. 371. earccrnes 490. meifh-i Phoen. 668 in den schlussversen, deren zweite hemistichien lateinisch sind, ntän ^trdte Andr. 775. vreecmdicgas {hwearfum^ das Grein zu diesem hemistich zieht, muss dem vorhergehenden überlassen werden, weil es nicht alliteriert) Guthl. 234. oretfa (man muss erst nach se an teilen, statt mit Grein dem vorhergehenden vers durcli eine ergänzung zu helfen) 372. Judm

48 aiBOER

El. 837. Ic tUor Rats. 41 , 84. vfald^ndre (tvihty von Grein hieher gezogen, verlangt der vorhergehende ver8 um nicht gegen das gesetz des hauptstabes zu fehlen) 41, 87. Hiofiinga Boeth. 16, 7. edc siädan 22, 41. of Irned 29, 32. leöht \yfte 29, 52. ei^rUcipes Sal. 11. HlMcho 201.

Beliebt war, wie man sieht, keine dieser drei weisen; der Heliand liefert , glaube ich , nicht ein sicheres beispiel. Ich habe notiert a/ ivur- (tun 5817. San niorgan 5959, beides nur von der Londoner hand- schrift bezeugt; den einen fall beseitigt Heyne durch die ergänzung [gijtouräun, im andern hätte er getrost sein [an] morgan setzen kön- nen. Mit verschleiften Silben in der Senkung liest man is engilun 1087. nähida thö 3672 und vielleicht mehr. Häufig jedoch, auch im Heliand, sind halbverse mit nur einer Senkung und verschleifteu silbeu in der einen hebung, die man offenbar gefälliger fand als die im strengen sinne dreisilbigen, die aber metrisch den gleichen wert haben. Ich kann mich hier auf beispiele aus dem Beowulf und Heliand beschrän- ken: 1) on geärddgum Bw. 1. of teorwegum 37. gnü) mndflUe 507. on Aeop w<ster 509. min rünrnfa 1325. ge teor Itdfad 1340. ic Itft hdfu 2150. Ais treumne 2438. pat mdgwine 2479. of hornbogan 2437. of eordsele 2515. ymbeode pd 620. an gastseli Hei. 679. an irddgun 1046. an Jiwarf vreros 4469. Mit verschleiften silben auch im auftacte iro thiodgödc 789. vianag gest faran 1015. thana liudskdäon 1080. 2) Aeädwic se&n =- seohan Bw. 1275. llredd cynhig 2430. ridend swefei 2457. f^rhleod gceled 2460. %lidmod küning Hei. 703. inund hügis 1468. sinß/* sehan 1475. menwerk manag 1705. 3) ^eodcyninga Bw. 2. »dicf/ninga 2382. hebanriki Hei. 1143. godes 60 3456.

Beide hebungen zugleich lässt man indes auch bei zwei- oder mehrsilbigem auftact nur dann ohne nachfolgende Senkung, wenn die zweite von ihnen aus einem einsilbigen wort oder zwei ver- schleiften Silben besteht; ausgeschlossen sind also Zusammensetzun- gen wie Beowulf Von der ersteren art finde ich im Beowulf, von bei- spielen mit gekürzten formen abgesehen, nur folgende: and on hM dm 1166. swä sceal man don 1172. 1534. peak pe hd geong si 1832. swä sceal mdg don 2166; in der Genesis^ swu him btl ta

1) p€Bt is mtd-edfitj wie Thorpc 667 liest, ist zweifelhaft, da Jnnius iD äber- einstimmang mit west and narä 275 suä and east gelesen bat. Waldend iisser , hefde yrordheöt 2761 ist ein bedenklicher vers, da das nicht alliterierende hafde eigentlich zu dem ersten hemistich gezogen werden müste; und wanun hätte der dichter sich auf wordbeöt gesteift, da er wordgeheot und %rofdJbeöUinge zur ruh- wahl hatte?

ALTS. UND AGB. VERSKUNBT 49

574. swa hrr men doä 1206. on geYreald dm 1789; in andern wer- ken: penden w(f ho* heoä Az. 89. ponne e^U p-eö Cr. 965. ac hy %iä doä 1568. siädan ic \kp wcox Kl. d. Fr. 3 (doch liegt tip äweox zu nahe), sioä him sio etctn bcäd El. 378. ne synt word soä Boeth. 2, 18. swu swä \\w<M dvä 13, 74. M pect yrell doä 19, 26. swä swä ea2 deä 20, 207. peak hi ^ymn don F. Icw. 70. pcet ic «r gedp Bäts. 24, 9. prer wit iu heöä 64, 5. Mit verschleifteu Silben liessen sich die beispiele schon vorhin beliebig häufen. Es können auch in beiden hebungen verschleifte silben stehn : sced^y Mm VLeorot (ms. heort) ndnmn 78. ne milde fktxoior hceleä 190. hwö gihodan hdbad Hei. 1085, aber verschleifte silben nur in erster hebung scheinen nicht leicht vor- zukommen, wo keiner von beiden hebungen eine Senkung folgt; obgleich man ebensogut and pch- eode In und par tvcßs y^m-a wdp sagen könte wie and pdr in eodfe Audr. 1003. Guthl. 978 und pwr wces jvop Vfera Andr. 1556. Dass der nominativ und accusativ HygeUic so wenig wie Beotcxdf als träger beider hebungen erscheint ist natürlich; aber wainim nicht wera wop so gut wie snotor hceleä? Wer darauf achtet wird wol beispiele finden, ich habe es versäumt. Ich habe oben das hemistich stoä he git deä Bw. 1058. 1134 nicht angeführt, weil man auch gita sprechen kann: es ist aus eben diesem gründe hier anzuführen.

Sehr häufig sind hemistichien mit oder ohne auftact, in welchen der zweiten, aber nicht der ersten hebung eine Senkung folgt. In diesem falle muss jedoch die erste hebung notwendig alliterieren: reimlos daif sie nur bei nachfolgender Senkung bleiben; und es gilt hiebei gleich, ob die erste hebung von einer silbe oder von zwei verschleiften silben getragen wird. Man kann nämlich eine hebung, der keine senkiiiig folgt, nur dadurch, dass mau sie etwas höher als die folgende hebung betont, bemerklich machen;^ der Stab- reim aber darf der höher betonten hebung niemals fehlen, und eine höhere betonung der reimlosen ersten hebung auf kosten der reimenden zweiten würde eine alliteration am unrechten platz voraussetzen. Der dichter des Byrhtnoth betont richtig, aber er alliteriert falsch wenn er sagt hwcef pis folc ^geä 45 und hc ivces on Nöräbymbron 266; der des Heliand wäre mit dem halbvers an hwdrf Vfcros 4469 im gleicheu falle, wenn nicht, wie schon bemerkt, der anlaut /* in hicarf ivs ihn stumm wäre. Es wäre falsch zu betonen cow h/t wxgan Bw. 391. and gd Mm midon 393. mixend VLygdäce 452. ptet Me oft yydron 1247: es muss heissen pcet Me oft wreron, onsend HygcMce, aml ge him sinn

1) Vergl. die aasf&hmiig dieses gruiidsatzen bei Hftgol Über Otfrids Vcra- betonuiig s. 3 fgg.

ZVITflCBlt. F. T)R17TBCHE VHIL0T.001R. VII. RD. ^

50 RIBOEK

clon, eow het secgan. Richtig ist and pone gehfingan 3009, falsch wäre and pöne hringan; richtig and hine bäidon Gen. 780, falsch wäre and liine \icedon; öferhigian Bw. 2766 ist ein unmöglicher halbvers, f67' ^cotenum 1026 nicht minder. Gen. 475 htm "Wcnron \ yaitodu. gepingäo ist schon darum verdächtig, weil sonst witian mit dem ein- fachen dativ der person verbunden wird; in zwei andern föUen, die Grein gelten liess: Jmm 6drum \ [w wr *>* cndon 357 und pa onette kbrahames mdg 2533 vermute ich erste halbverse , zu denen der zweite fehlt. Eine kurze consonantisch auslautende Stammsilbe, mit welcher das wort schliesst, kann natürlich auch vor vocalischem anlaut der zweiten hebung, also ohne dass durch deren anlaut position für sie entsteht, die erste hebung tragen: hwcedre him god Me ßw. 2874. biütan god eno Hei. 2323. an, eoridfolc 4143. Eine mit kurzem vocal auslautende Stammsilbe wurde hiezu nicht fähig sein, so wenig wie den halbvers als zweite hebung zu schliessen; die häufigen fälle, wo me pe ive ge hc pii ja nii auf diese art vorkommen , beweisen die länge ihrer vocale. Sie ist bei den pronominal formen auf e durch das verstummte auslautende r ^^ got. s hinlänglich begründet und durch die quantitätsbezeichnung der angelsächsischen handschriflen zum über- fluss bestätigt.

Aus den bisherigen beispielen geht bereits hervor , dass und unter welchen umständen der nebenton eines zusammengesetzten wer- tes, dessen hauptton die erste hebung bildet, in zweiter hebung stehn darf. Entweder muss der nebenton auf einer kürze mit nachfol- gender verschleifter silbe liegen, oder das wort muss^ sei es nach der ersten, sei es nach der zweiten hebung, eine Senkung liefern. Gekürzte formen wie liffreä Cr. 15. brohpreä Gen. 1813. ääreo (dat.) Kl. d. Fr. 28 zählen nicht ; sonst findet sich eine ausnähme , wenn ich nichts übersehe,* nur im ersten gespräch zwischen Salomo und Saturn 167 and P(Bt folmtreow; Hei. 8 htco sia sJcoldin is gi^odskip wäre eine zweite, wenn sie nicht nur an der gekürzten form hinge, die man unbedenk- lich durch die volle gibodsJcipi ersetzen daif. Auch winetndg Hercbeald mereunf meoduheäl mcegencrceft werden als träger beider hebungen ver- mieden; während metepegOy mit verschleifbaren silben in beiden teilen, so berechtigt ist wie die sehr gewöhnlichen gddwine riinmta rdähora Ohthere und wie middangedrd Bw. 1771. tirgensfredm 2128. h/Vrfc- sceorp 2155. Ongenpeöw 2486; hondscöle 1963. mandryhter^ 1978. Hro^dre 1990. Ingäde 2064; flet^ittmde 2022; tdelhendc 2081.

1) Von dem unverständlichen se tts i8 se inon«(7<F(/ Guthl. 482, in eiaeni verse dem die alliteration feblt, wii'd man keinen gebrauch machen.

ALTS. UND AGS. VEHSKÜNST 51

Es können aber auch tieftonige bildungs- und beugungssil- ben, d. h. solche, die entweder auf eine hochtonige lange oder auf zwei verschleifte Silben folgen, die zweite hebung tragen, wenn ihnen eine Senkung nachfolgt: mhl Wylftngum Bw. 461. on tandtbiga Gen. 1452. an tasttintiea Hei. 1053. wces sperre (ms. fälschlich öpere) Gen. 1694. seUstan Bw. 416. pone yldestan 363. sS yldesta Gen. 1241. theinu Yii^röston Hei. 2046. thes vrmsfon 2787. to healddnne Bw. 1731. wid hettendum 3004. te giifioUdnne Hei. 5533. $6 ganwda 5023. In allen diesen fällen es sind lauter erste halbverse wird die tieftonige Silbe als trägerin der zweiten hebung dadurch erwiesen, dass im andern fall ein einsilbiges wort oder zwei verschleifte silben ohne alliteration und ohne nachfolgende Senkung die erste hebung tragen müsten. Wollte man aber das gesetz, durch welches dies verboten wird, nicht gelten lassen, so liefert eine grosse anzahl zweiter halbverse, in welchen die erste hebung jederzeit alliterieren muss, die gleiche erscheinung, wobei denn jeder zweifei über die betonung ausgeschlossen ist: mid Hrun- Hngc Bw. 1659. hine yrringa 2964. an hengimiea Hei. 5169. S^Ust^n Bw. 3122. that wirsista Hei. 2058. fe heröston 2884. wiäar hettedndun (hettiandeon) 2281. 2810. Hier nun beweisen nicht nur die fälle, in welchen dem die zwei hebungen tragenden woiiie nur ein einsilbiges oder aus zwei verschleiften silben bestehendes im auftact vorausgeht, sondern ebenso wol die mit zwei- und mehr- silbigem auftact: fo gefrommnne Bw. 174. pära pe M cinöste 206. od pat sefuninga 644. ic nie mid Vb^ntinge 1490. P(et ic m^ tknig^ie 1772. $€ pe waldendes 2292. mid hie gaeddingnm 2949. ne si that he mi an is dnindi Hei. 121. fha^ hie tXses Yfald^indes 186. fJio giwet im 6k mid is hhoiska 356. gisähtm thär maJUigna 394. thoh ni gidar ik tht so heldgnn 2121. that he wodiendi 2276. thär hi? liggiandi 3346. sohta is gadtdingos 3173. thea toärun imu triutvistan 3518. the sie tho vrisöstun 4469; und nach dieser analogie wird man denn auch in ersten halbvei-sen, wo die erste hebung nicht alliterieren muss und eine andre betonung daher denkbar wäre, vorziehen ac on mergenne Bw. 565. p(et him irenna 2683. öd pcet ^emninga 1640. P(Bt hig Sdäelhtges 1596. him se yldesta 258. wtes päm yldestan 2435. P<et liäende 221. od pe ntj^ende 649. ne paes wealdendes 2857. to geeyädnne 257. to gepolidnne 1419. to getremnuinne 2644. an that ärundi Hei. 1890. thtw thia v^'igdndos 5545. mid is henginnia 5435. bi theru menniski 4751. an so maJitiges 5612. so thik te Hfüdidnne 5348.

Die tieftonige silbe ohne folgende Senkung als zweite hebung gel- ten zu lassen geht durchaus nicht an: so richtig to betleoMnne, so

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falsch wäre td befleanne Bw. 1003; so wenig mid niäunty wie man JucL 287 liest, so wenig kann auch mid nidäüm für ein hemistich gel- ten; se pone gamdan Bw. 2421 kdnte unmöglich s^pone gonddn betont werden, denn sd ße him healutod, hürü se moterd wäre nicht besser als ae pe him healwd 909. hürü se snotrd 3120; und nichts wird auch dann geändert , wenn im tiefton selbst zwei verschleifte Silben stehn: die betonung se wtes Yfrecdna 898. so gihunddnan HeL 5124. 5263. ni thes theaddnes 4964 würde widerum die Senkung vermissen lassen, an welcher gemessen der tiefton erst die kraft erlangt, die zweite hebung zu tragen. Hier liegt ein tiefgreifender unterschied von der hochdeutschen yerskunst, wie sie sich« seit dem 9. Jahrhundert im anschluss an den akatalektischen iambischen dimeter der lateinischen reimdichtung gestaltet hat: erst dieses vorbild und die liebe not, die er mit ihm hatte , führte Otfried dazu , tieftonige schlusssilben die lezte hebung tragen zu hissen.

Alle kritisch nicht zu beanstandenden stellen, die in alliterieren- der dichtung hiezu aufzufordern scheinen, beweisen entweder, dass der dichter die quantität gewisser silben anders beurteilte als wir , oder dass er sich an das gesetz des hauptstabes nicht band.

Ich verweise auf die hier einschlagenden stellen, die schon im zweiten capitel beigebracht worden sind und auf deren keine ich zurück- kommen will. Ich gebe dafür eine anzahl f&Ue aus zweiten halbver- sen , die mir dort nicht der mühe wert schien anzuführen , weil sie sich alle sehr leicht erled^en: p€h' he tcegrdn Guthl. 353. htoylc totes ttegra 720, beide foimen als comparativ gemeint: man lese also ohne Synkope ttegröra und tagröran; for e(hvere 679. in üssera 725, bei- des nur nachlässige Schreibung für eötverre dat. sing. fem. und fkserra gen. plur.; sume in trrd 548 wider für ÜSfirra; forc &fstüm 684, lies »festum; and his J^egnüm £1. 487, wo Orein bereits das für den satz unentbehrliche hine als zweite hebung ergänzt hat. Ebenso einfach ist es sodann mit folgenden ersten halbversen bewant: an fjyhte Andr. 866; Qrein [faranj an tlyhtc, was der dichter hier gar nicht umgehn konte. n6 yfUgina Jul. 515, lies ifUigena; ebenso El. 289. 334. äwygedne Jul. 817, ein unverständliches wort, mit dem man sich vergeblich quält: lies mit Thorpe äwyrgedne, wid hetendüm El. 18 , schlechte Schrei- bung für hettindum. an hyrgcnum Phoen. 512 desgleichen fär hyrgcn- num. and tagerrd Panth. 29 , auf ttegrara zurückzuführen ; desgleichen se tbftcra Bäts. 54, 12 auf tdflara. ne eigena 40, 11, wo Grein das nicht zu entbehrende ha fad hinzugefugt hat. an teow6rum Menol. 211 : man ergänze eac, nach 118. hire eldrena Boeth. 13, 28 kann ebenso gut eldema lauten, geyfurdene \ yfyrda, hcad\\pä feawere | tdges

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raiHUi Sal. 332 fg. , zwei fälle, die lediglieh auf falscher, die syntak- tische pause misachtender teilung beruhen: teilt man richtig, so ist heoä pl teowere | tceges räpcts ein zulässiger vers , während zu dem oi-sten halbvers geM'urdene Yryrda der zweite fehlt, on ifistene Ps, 62, 2, 1 und so immer in diesem werke für die richtigen formen mit nn.

Liest man Sat. 670. Andr. 195 als ersten halbvers of heofonum, ohne dass sich gerade die ergänzung aufdrängt, so wird man so ver- einzelte &lle immerhin auf textverderbnis zurückfuhren. Anders liegt es im Boethius mit den zweiten halbversen Ms ügenum 7, 47. hire Agencs 13, 30. hi lieora kgene (acc. fem. sg.) 13, 48. finum Agenum 20, 23: dieser dichter wird das n nach falscher analogie von tvSsten desei-tum und pinen serva in der flexion verdoppelt haben. So darf man auch wol in seinem hemistich to metanne 21, 42 ein wie sühin im präsens schwach gebildetes mettan neben nietan erkennen. Schwe- rer ist es einen grund der production bei gegrundSne Byrhtn. 109 zu ersinnen; aber aus den halbversen ful eyrtSnu Rats. 26, 6. pone s»n- (jitlan Geb. 5, 8. and hine ^ingdlc Boeth. 7, 50 hat man den auf- schluss über die quantität dunkler Wörter lediglich zu verzeichnen.

Wichtiger ist die belehrung, die der tiefton in zweiter hebung über die quantität gewisser bildungssilben ei-teilt. Es ist üblich in angelsächsischen texten das zeichen der länge nur bei stammvocalen zu setzen, womit man von der Voraussetzung ausgeht und sie nährt, dass die vocale der bildung und beugung in dieser mundart entweder durch- weg gekürzt seien oder doch in der quantität unbestimbar schwankten. Die folgenden beispiele werden zeigen wiefern uns die dichter hierin ganz bestirnt unterrichten;^ sie würden ohne die production der die zweite hebung tragenden bildungsvocale ebenso viele metrische fehler darstellen.

1. Mid hocerum Dan. 164. swne hoceraa Wy. 71. ptes pe üs Iconurcis Phoen. 424. and hoceras Andr. 607. ic com \indere \ and %mng6re Rats. 28, 7 fg.

2. T6 tnmndde Guthl. 729. pcer h^ e^rfeäu Cr. 1172. wid evü'fedum Menol. 224. Guthl. 428. 528. nis me eBrßde 1038. his e^rfoäo Sat. 127. habbaä tolgöOa Cr. 390.

3. Hp pces läreöwes Cr. 458.

4. p{et his »iMriga Gen. 2029. atül his suhtrian 1775. P(Bt hio öliges Boeth. 13, 22. pcet hio on tenige 20, 163. Auch im Alts.

1) Ich will nicht verBäamcn darauf hinzuweisen» dass Schubert De Anglos. alle metr. p. 14. 39 sq. dass richtige in dieser 8ache bereits erkant hat: es ist das wichtigste Ton dem wenigen, das ich mir aus seiner schrift anzueignen vermag.

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versagt man der adjectivendung ig das längezeichen und vrird hier eines andern belehrt: tliat sie so Ükurftiges Hei. 2304.

5. B(ßd Mm tuUümes Gen. 2025. Hier ist indes die länge der scheinbaren ableitungssilbe unverständlich , wenn mau nicht die entstel- lung aus ful'dmn^ die Grimm 2, 150 als frage aufwirft, bejaht. Häu- figere beispiele geben die psalmen: anttiUiifne 34, 2, 3. pu gettiUtima 64, 3, 2. getultmia 69, 1, 3.

6. Ic edw vrislge Bw. 292. 3103. A&mige Dan. 372. pec hUtsige 381. dr pon endige Phoen. 83. gepitigige Jul. 198. 717. gelaestnige 649. ge manetigait Andr. 747. Das wäre alts. tvisdju, dd- moje domogea usw.: die flexion auf qjan, die zu der bildung auf ö im praesens noch die auf / hinzufügt, hat im Angelsächsischen das prae- sens auf m ganz verdrängt ; aber sie wii*d durch umlaut zu igean, wie log flamma zu Ug, Mwi foeuum zu Mg; die vermittelnde form egean hat sich verloren, sowie auch leg und heg gegen lig und Mg zurück- tritt. Sowie nun neben der vollen form des Infinitivs in ynibvficigean Ex. 65. geopenigean El. 1102 eine compendiöser geschriebene auftritt und weit vorwiegt, z. b. geseeäivUin Gen. 1581. hat sldian 2783. getaisicm Cr. 144. 320. and him Ifoncian Guthl. 468. heAeäglian 1226, so liest man auch im verbum finitum öfter als die formen mit ige solche mit i: pat we tmidiad Bw. 1819. swä ic pd "Wtsie Gen. 563- par ge siäien Ex. 272. pec yfuräiad Dan. 367. 386. pe ge wäfiad Cr. 89. and i¥uldriad 401. atid ttdwkid 448. pe m iydriad 1683. ndfre bromad Phoen. 38. him tolgiad 591. pus reordiaä 532. pec hreodwiad Guthl. 258. ac hi Wissiact 468. äbundrien 1150. p<et ricsie El. 774. geopenie 792.

7. Ahredtodde Bw. 2Glii. and getratwdde 96. stvä tixode 144. ic him jfenöde j60. swä healdöde 2177. swä begnornödon 3179. reorddde Gen. 1253. and ^gndde 1365. geMetsdde 1505. Viyt- tdde 1598. and wripdde 1702. ne ^eäwode G06. tandöde 1436. and swä gyddöde 2106. reorddde 2673. gettgpöde 2752. geyfeor- pöde Ex. 86. he sjfearcäde Sat. 78. ge^öivöde 548. 666. pider pA tundddest Cr. 1671. gegearwdde Grsett. 100. geSiScodon Andr. 44. and tcestnödon 49. ge^ta(M6de 162. ämearcöde 751. getäcnöde I5i6. Neben diesen formen auf ä und 6 bringen indes die handschriften auch geschwächte auf e in der gleichen metrischen Stellung ; der geschwächte bindevocal kann aber nicht lang sein, und es scheint also hier wenig- stens die zweite hebung auf kurzer bildungssilbe mit nachfolgender ver- schleifker beugungssilbe zu ruhen. Aber es fehlt jeder grund die dich- ter in diesen fällen für die Schreibung verantwortlich zu machen; man darf und muss die fehlerhaften hemistichien geteormedon Gen. 2686.

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ffctinibrctk Ex. 391. pc ^ivcfncde Dan. 131. Jxet gyddedmi 728. sioa gnornc(lo7i Sat. 260. (je^röioedon El. 855. p(d hie weoräedeti 1222. gcinicledn Rats. 21, 20. foräon mc glhvedon 27, 13 nach der uualogie der zahlreichen fülle mit a und o emendieren. Die älteren dichter werden die Schwächung des bindevocals überhaupt nicht gekaut, wenigstens nicht anerkant haben, und man sollte sie auch in den ersten halbversen und geheotedon Bw. 536. and betimbredon 3160, wo sie bei der möglichkeit, die partikel als erste hebung zu betrachten, metrisch nicht unerträglich ist, dennoch nicht dulden.

8. Endlich ergibt sich auch ein altsächsischer Aexiousvocal als lang, den man für kurz anzusehen pflegt: iro %elh6ro Hei. 877.

Man hat schon bemerken können, dass dieses gesetz den beweis für die länge einiger stammvocale lieferl. Die hemistichien forpon nie gliwedon Rats. 27, 13. ge^afodc Gen. 2233. geprowade Jul. 448. geprmvode Sat. 548. 666. El. 859. and wnpade Gen. 1702 haben um* eine hebung statt zweien, es sei denn dass man gliwmn päfian pro- ioian tvrtdian annehme.

Fremde Wörter können eine störmig der metrischen gesetze nicht herbeiführen; wo eines nicht im stände sein sollte sich ihnen zu fügen, wäre der dichter genötigt auf seinen gebrauch zu verzichten. Dass ihr accent verrückt, ihre quantität verändert wird hat zunächst mit der verskunst nichts zu tun, aber aus dem verse wird erkant wie- fern es geschehen ist oder vielleicht dem verse zu gefallen gerade hier geschieht Die alliteration des fremden wertes zeigt, welche seiner Sil- ben als die höchstbetonte angenommen wird, die Verwendung einer fol- genden tieftonigen silbe gibt über die quantität dieser sowie der höchst- betonten auskunft. Der dichter des Heliand lässt Johannes nach deut- scher art überall auf j' (oder g) alliterieren und verwendet die zweite silbe in zweiter hebung: thär Johannes 965. bitUan that man ina ioMnnes 2775; ebenso te Bethdnia 951. skaÜ thü ina an Mgyp- teo 704 und der dichter der Genesis and Gotnörrc 1997; sie sprachen also Johannes und Gomorre, sonst müsten sie den tiefton auf die dritte silbe legen und könten diesen werten nicht zwei hebungen zu tragen geben. Der dichter des Menologiums reimt der lateinischen betonung gemäss hwaet pd ofostolas 122 , produciert aber das o der dritten silbe, da er, wenn diese kurz wäre^ in der vierten nicht die erforderliche Senkung, sondern nur eine mit der dritten verschleifte silbe hätte; und ebenso verfährt der dichter der Höllenfahrt in dem verse Esätas \ and üachdrias 46. In gleicher weise ergibt sich die production der tieftonigen silbe ans folgenden hemistichien: and orcneas Bw. 112. in iüd£um Hf. 99. 103. 128. 131. mid Jüdeum F. ap. 35. Andr. 1410. and

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mid Casgre Wids. 76. m eäscras Sf. 82. päm eäsere El. 70. 212. odptßt hie on Soddman Gen. 2401. inBdhlefite Cr. 453. ii^ orgäi^n Phoen. 136. on eircüle Menol. 07. and mart^a Andr. 878. in mj/U" stemm Guthl. 387. pe man Scräphin EL 755. sc pe in üäeäret 913. nis ze/ferus Rats. 41, 68. of Seiddia Boeth. 1, 2. weldun im tc ^maus Hei. 5960; und die production der hochbetonteu silbe aus die- sen: fore %ac6rdum F. ap. 71. and iäcobe Andr. 755. Iiirc mägister Boeth. 13, 20. Ob man nicht wenigstens da, wo das fremde wort unflectiert, also grammatisch unaugeeiguet bleibt, die lateinische quan- tität und betonung beibehalten und das wort wie ein einheimisches compositum mit zweisilbigem ersten, einsilbigem zweiten teile behan- delt , also 6rga7i6n Heraphin Ndmret Zcfferiis Sciddid gesprochen habe ? Schwerlich ; man müste dann das fremde wort als compositum empfun- den haben, und wie wäre man dazu gekommen? Man muss im gegen- teil auch das fremde zusammengesetzte woi-t in der regel als einfaches empfunden haben, weil man es eben nicht verstand.

Die Genesis bietet eine anzahl fälle, wo zweisilbige fremde Wör- ter auf jeder ilirer silben eine hebung zu tragen, also das gesetz zu verletzen scheinen. Am häufigsten geschieht es bei dem nominativ und casus obliquus des namens Sara: wid Harrdn 2241. to üarrdn 2265. 2727. pmt him Sami 2340. pat mi^ Harrdn 2714 usw.; diese fälle erledigen sich durch die dreisilbige indeclinable form Sarrdi, die wenigstens einmal 2742 die handschrift bewahrt hat. Andere durch die möglichkeit ein flexi visches e anzuhängen: on Charrdn 1736. p(et hie to Betidem 1876. of Senmir 1963. Es bleibt ein wirklich anstös- siger vers 1504 nergend üsser \ M N(>e. Hier muss man ^nergend durch das synonyme heaidend (vergl Gen. 172. 2161. 2315) ersetzen, worauf he den hauptstab übernimt.

VII. Von der Senkung.

Dass in der hebung je nur eine silbe stehn kann liegt in der natur der saohe. Man kann zwar mehrere silben liinter einander mit gleicher tonstärke ausrufen, aber das ist dann kein rhythmisches spra- chen. Wir haben gesehen dass auch wenn zwei hebungen oluie zwi- schenliegende Senkung auf einander treffen, sie nicht gleich gehoben sind, sondern die erste sich nm* durch ein übergewicht über die andere bemerklich machen kann. Die herschaft über eine vorausgehende oder nachfolgende Senkung aber kann die ihi* zunächst stehende gehobene silbe nie mit einer andern teilen, die durcli sie selbst von der Senkung getrent ist. Das ohr kann die Senkung an einer vorausgegangenen

ALTS. UND AOS. VEBSKUNST 57

sowol wio an einer nachfolgenden gehobenen silbe messen, aber immer nm* an einer unmittelbar benachbarten. Folgen zwei hebungen unmittelbar auf einander, so messen zwar beide einander^ aber für die voraus- gegangene Senkung komt nur die ei*ste, für die nachfolgende Senkung nur die zweite der gehobenen silben als mass zur geltung; und von einer auf zwei silben ruhenden hebung kann im eigentlichen sinne nie- mals die rede sein. Man sagt zwar, dass die hebung auch von zwei verschleiften silben getragen werde : aber die zweite derselben ist gerade das äusserste gegenteil einer gehobenen silbe, ein völlig tonloser nach- schls^, der nur den für die hebung erforderlichen zweiten zeitteil her- beibringt.

Die Senkung dagegen ist nicht durch die natur der saclie je auf eine silbe beschränkt Es komt nur auf die kraft des Vortrages an, so kann die gehobene silbe eine reihe von silben übertönen. Diese silben werden unter einander notwendig ungleich gesenkt sem, eine wird von der andern an ki'aft überwogen , die tonstärke einer jeden an der benach- barten gemessen werden : sonst würden sie geplappert und nicht gespro- chen; alle aber können dabei sehr gut im Verhältnis zur benachbarten hebung als Senkung empfunden werden.

Eine auf das princip der Zeitmessung gegi-ündete verskunst ist natürlich genötigt, für die Senkung wie für die hebung eine bestimte anzahl zeitteile festzusetzen; und die der Griechen und Homer gewährt der Senkung des iambischen rhythmus nur einen zeitteil, also auch nur eine silbe. Aber die germanische verskunst verfiel auf diese beschrän- kong zuerst als sie im 9. Jahrhundert bei den Franken sich befliss, den iambischen dimeter der lateinischen hymnen nachzubilden. Sie konte ihrer nachbildung den regelmässigen Wechsel zwischen hebung and Senkung nicht geben, weil sie sonst zu viele Wörter und Wortver- bindungen vom vers hätte ausschliessen müssen, aber sie konte wenig- stens und muste der Senkung, wenn sie eintrat, dasselbe mass setzen, das in dem vorbilde für sie galt. In der stabreimdichtung nach alter art war ihr ein ganz anderes , von dem syntaktischen tonwert der werte entnommenes mass gesezt, das sie nach belieben ausfüllen mochte oder nicht

Eine gesonderte betrachtung verlangt der auftact und die auf* eine hebung folgende Senkung.

Im auftact darf, wie sich aus den betonungsgesetzeu ergibt, nie- mals ein nomen stehen: es würde nicht nur die erste hebung für sich in anspruch nehmen, sondei-n auch reimen müssen. Eine sehr auffal- lende freiheit gestattet sich allerdings hier der dichter des Heliand um die seligpreisungen der bergpredigt unterzubringen: säiige shid 6h (he

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sie Mr trumono gilüsüd 1308. salige sind ok them hir mildi wiMit 1312. saJlgc sind olc widar thesaro managon tkiodu 1314; abor die gewissenhaftigkeit, mit der er sonst das gesetz beobachtet, wird dadurch nur um so bemerklicher. Das gleiche wie vom nomen gilt vou jenen adverbialen begrifFsworten und emphatischen pronomen^ die vor dem nomen oder vor dem verb den reim auf sich ziehen; erlaubt sind dage- gen alle übrigen adverbien und pronome, alles was partikel heisst einschliesslich der präfixe, endlich das verb. Das verb auch mit samt dem nachfolgenden Infinitiv: ic m<eg wesan god swä he Gen. 283; auch zwei verba finita, deren zweites vom ersten abhängt: qtmäun thaf sia te im hahdiin gijvendit Jingi Hei. 692. saga üs undar hwiUhumn he si thesaro kunneo äfödit 605. Aber nicht das verb mit samt dem nachfolgenden particip, da dieses als nomen gilt; auch nicht das verb mit einem nachfolgenden werte, das zu ihm in enklise des tones steht und es dadurch in die hebung empor drängt: also nicht das verb mit nachfolgendem adverb (tJw geng im to tl^e landes ward Hei. 3156); und nicht zwei durch eine copulative oder disjunctive partikel ver- einigte verba.

Einige so eben gegebene beispiele haben bereits gezeigt, bis zu welchem umfange der auftact innerhalb der ihm gesetzten schranken anschwellen kann. Es ist sache des kunstgefühles hierin das rechte mass zu halten, und der dichter des Heliand macht von der freiheit, werte im auftact anzuhäufen, einen gebrauch, der wenig kunstgefQhl verrät ; aber grundsätzlich sind seine verse von den massvollen des Beo- wulf nicht verschieden und können weder der gesetzwidrigkeit noch eigentlich der neueiiing in der verskmist geziehen werden.^ Unter den Angelsachsen komt ihm am nächsten in dieser neigung der dichter der Genesis, oder vielmehr, nach Sie vers, der Verfasser des eingeschobenen Stückes 235 851: ne 'meahte he cet his hige ßndan 266. hwg sceal ic refter his ligldo pcowian 282. ne willad nie (et päm ^irido geswican 284. het he nie on pisne sid fdran 499. swä he üs ne mceg tmige %ynne gestcelan 391. ponne moton wt hie üs to giongrum habban 407. Aber auch Cyuewulf gestattet sich gelegentlich, wenn nicht 8 , doch 6 und 7 silben : mld Py ic pe wolde ewealm äfyrran Cr. 1426. siddan he hcefde his gast onsended Kr. 49. gestodon him <ei his lices hedfdum 63. ndfre ge mec of pissum "wordum onyvenda/t Guthl. 347; sodann der Gnomiker (vielleicht wider Cynewulf) forpon

1) Nur iniiss er sich aushalten, das» er von sämtlichen quad, quaä he, qua- äun sie ein für alle mal freigesprochen werde. Seine hörer bekamen sie nicht xu hören, und wir würden sie nicht lesen, wenn das 9. Jahrhundert den gebrauch der g&nsefüsschen gekant hätte.

ALTS. UND A08. YEESKUNST 59

ße he US (ßt trynute geteöde 5. M. üsic wile pära \eana genmiian 6 ; und ähnliches auch sonst, z. b. in der seelenrede des Cod. Exon. ponne iie biä mlbnig p<es \ytel \iä 96. pces pe ic pe on pyssum liynäum 1/odt 155. Vor allen freilich behält der dichter des Heliand den preis mit 10 Silben: endi frägödun ef he wärt thoit hatm godes 911. so gt sie ni thurbun mid enigu tehu kopon 1848. that it ni tnahta te dni- gäru trumu wiräan 2412. In diesem letzten beispiele wird zwar te vor vocalischem anlaut nicht zu hören sein, wie überhaupt mancher fdül durch synalöphe sich mildert: m sl that he mi an is Skründi 121. iethiu ne thurhun gi umbi iuwa giy^ädi sorgm 1686«

Im Beowulf ist, wie überall, die anschwelluug des auftactes mehr im zweiten als im ersten halbvers zu hause; aber sie geht im ersten nicht über 4 , im zweiten nicht über 5 Silben hinaus und erreicht diese grenzen nicht gerade häufig: p(Bt h^ hcefde iXLodmicel 1107. gehwearf in Francna tceäm 1210. se pe cefter micgifan 1342. nusg ponne on pdm golde ongitan 1484. peähpe ht his hrodor heam 2619. ptes pe hire s6 YfiUa gdömp 616. pcet he nit ongemi sied 681. pcet hie cbr to tela mides 694. to p<es pi he winreced 714. swä h$ ndfre man lyhä 1048. gehwylc hiora his terhäe treöwde 1166. pära pe hit nUd mundum bewdnd 1461. pära pe he htm mid htafde 1625. ne Porße him leän odwitan 2995.

Den Senkungen nach der ersten und zweiten hebung ist zunächst nichts von dem versagt , was dem auftact erlaubt ist. Es konmien aber bei ihnen hinzu erstens die übrigen Silben der werte, deren hochtonige silbe in hebung steht , also auch die zweiten teile von compositen und die bildungs - und beugungssilben , die , wenn der dich- ter wolte, die zweite hebung nebst der ihr folgenden Senkung besetzen könten: tyrenpearfe ongedt Bw. 14. y^ordldäre forgedf 16. Hcedelan- dum in 19. gesette mfehreäig 94. teond fndncynnes 164. ndmigne ic under %%oegle 1197. sor% is nii to wecganne 473. godtoUligun gumun HeL 421. nidhugdig tiund 1056. siu mosta aftar iru magaShedi 507. wi/* Yfakogeandi 384^ tagararo trumono 1100. tisködun im an them ndda 1156; sodann das nomen und die dem nomen an gewicht zunächst- kommenden adverbien und pronome, sofern ihnen in der hebung ein wort gleiches ranges und gewichtes vorausgeht, zu dem sie in enklise treten können. Es verschlägt hiebei nichts, wie viele silben daneben von dem werte, dessen hochbetonte silbe die hebung trägt, in die Sen- kung fallen, noch ob Stammsilben darunter sind: Hkp päm sdlmihte- gan gode Gen. 544. up te theni t^mahtigon gode Hei. 903. Es gehn auch Partikeln und pronome noch in den kauf, mögen sie vor oder nach dem in der Senkung befindlichen nomen stehn: Yfendan wMum

ßO RIEOEB

and bleotn Kr. 22. bctron im fdr 'heorivas on eaxlum 32. heofatui rice mid YAuttnwi säwlum Gen. 397. tira heam on ßissum ttBstum clomme 408. neäldkte niht seo pystre Jud. 34. so fest bist thü so felis thc hardo Hei. 3060. ni gcdpö thü far thinun gefH>n te swido 1563. Aber es darf nicht ein compositum , wenigstens nicht ein dreisilbiges mit nebenton sein; es dürfen nicht zwei nomina oder an gewicht zu- nächstkommende werte sein, ebenso wenig ein solches wort neben einem verb, da alsdann das eine vom anderen durch dessen enklise in die hebung gedrängt oder seiner eigenen anlehnung beraubt würde. Anstössig wäre daher die betonung enget in ßone o/n innan beewom Dan. 238 y richtig aber ist enget in pone ofn Innan bectcom. Anstössig ist wif sceal wid wer wdbre gehealdan: \ oft hy mon wommum hdihd Onom. 101 : der zweite hier sinlose halbvers, der in einer andern spruch- reihe On. 65 widerkehrt, ist zu tilgen und der vers nach tver zu tei- len. Ahnlich verhält es sich mit Gnom. 165 fda sceop tneotud Jtaes pe tym getoeard: man teile nach meotud, der zweite halb vers Ml siddan swä tord wesan steht vereinzelt. Anstössig ist sälig bist thü Simon, sunu Jonases Hei. 3063, wenn man, wie es sich gebührt , salig als erste hebung betont; der dichter verfährt aber offenbar wie in jenen Versen der bergpredigt und behandelt die werte salig bist thu als anf- tact. Zwei copulativ oder disjunctiv verbundene verba wurden schon im auftact als unerlaubt erkant.

Das adverb kann übrigens in der Senkung , was dem nomen unmög- lich wäre , auf ein in hebung stehendes verb folgen : ifihhätan y^yrccan geornc Jud. 8 ist so richtig wie hören ceßer hencum gdome 18.

Zwischen beiden Senkungen bringt schon der poetische stil einen unterschied hervor, der von grosser metrischer bedeutung ist. Die erste Senkung ist nämlich vorzugsweise der sitz der pronome und Par- tikeln, die zweite der nomina und verba, von welchen letztem nur diejenigen y die mit dem Infinitiv oder partidp construiert werden, in der ersten Senkung öfter begegnen: ^egnas sindon ge^wcere Bw. 1230. ge^ett Juefde he hie swä ge^Uglice Gen. 252. swä ifyfdic wtßs his yaaestm on heofonum 255. Ayran sceolde he his dreämas on heofo- num 257. gram weard him st goda on his mode 302. ^ittan täte ic hinc wid titi Bylfne 438. so luttiJc wäri {hat the sun litMliun Hei. 2830. hluttro habäs thu an thfnofi herron gilc^on, \ }mgi- skefli sind thtne stenc giltka 3068. hf^an shulun thl firiho bam 3069. Im ganzen Beowulf finden sich nur folgende hemistichien mit pronom oder partikel in zweiter Senkung: weada ic not hwylc 274. gumena ndt hwylc 2233. eode eorla sum 1312. gewdtpä iwelfa sum 2401. metod manna gehwtßs 2b21. Breca ndefre git 583. büton ^

ALTB. UKD AGB. VBRBKÜVBT 61

nii pa 657. raäe öfter pon 724. tSrdon torit ponon 1632. tShd oder to 1755. Geät ungemetes wel 1792. brtlo edlles wd 2163. tremmaä gf n\i 2800, wenn man so richtig für gena emendiert. Aber auch der dichter des Heliaud verhält sich ähnlich; in seinen ersten 1000 Ver- sen kommen nicht mehr als folgende fälle vor: ^utwb qt4dntun m 113. hedäflar (hin 196; dftar thiu ausserdem 243. 512. 630. 633. 715. 800. 995. qtmmi te them \indsla gihto^ 347. iro mod morgan hwem (?) 693. Ju! Aopta sie Aago gehwüikes 954. garo gtimano s6 hwem 957. so mikilu is h^ betara ihan ik 941. ^i was iro thuo nohthan 46. listiun tdlda tho 492. üsa zldiro 6sfar hinan 571. giYfitun im fho eft tJianan 832. manag sdmnoda thär 950. Andrerseits macht es einige möhe, nomina oder andere verba als die oben angegebene art in erster Senkung zusammen zu suchen: ttseder aäeluni onton Bw. 911. unibor wesendum &r 1187. Imn ptBS grim lean becdfn Gen. 46. paito^ mih- ttges godes mdd onwdcen 403. tli^ fddo nian an them nläha Hei. 493. {et totum S(üt treän Scildinga Bw. 1166. Seccan söMc ic and Becean Wids. 115. hig standaä m^ %\range geneätas Oen. 284. thea man sto- dun gdrowa Hei. 675; begriffsvollere adverbien habe ich mir gar nicht angemerkt, obwol sich hie und da eines finden mnss: gearo sona wtes Bw. 121. ^anon efl gewät 123. monig oft gestet 171 sind zweifelhaft, da das adverb so gut wie das verb betont werden kann. Nomina in zweiter Senkung haben die bisherigen beispiele schon in menge ergeben; auch verba sind häufig genug: wintet* yäe hde&c Bw. 1132. hrä icide spreng 1569. Yf€eter üp purhdräf 1623. treode stoä wit furäum sprS- con 1707. that irerod ödar IM Hei. 103. ttuxt ger fürdor skr(^d 449. thm "WPros dftar gemfun 658.

Diese verteilmig des sprachstoffes unter die beiden Senkungen bewirkt nun , dass die zweite derselben auch bei den dichtem , die sonst dazu neigen, vor grosser anschwellung sicher ist, und es ist damit dem vers ein wirkungsvoller abschluss gesichert. Die erste Senkung bleibt dagegen der anschwellung preisgegeben. Im Beowulf ist ihr hier wie im aufbact ein enges mass gesetzt: häufig sind drei silben, selten vier und fanf , wobei man auch die mögliche synaloephe in rech- nung bringen muss: wene ic pat Ju^ mid gode 1184. pdra pe ic on tcldan 1196. ndnigne ic under moegle 1197. ^iSäan h(? under tiegne 1204. gesiUvon cefter Vftetere 1425. oßloh pa at pdre ^dBCce 1665. \kyrde ic past he pone healsbeäh 2172; mehr silben werden sich schwer- lich irgendwo finden. Sechs erlaubt sich der dichter der Genesis: wor- hte man hit him to ifitc 318. ptet heofonrtce tce hU habban ne woton 404 y andre beispiele sind unter den früher gegebenen ; aber auch ein anderer geht so weit : eA/% hiä sP pe in his ftße gepihi Gnom. 37,

63 RIBGBB

und der dichter des Widsith weiter: mid Itidtot^dngum k wces and mid Iteonum 80 ; am weitesten auch hier wider der dichter des Heliand : mligdran undar (kern gi^ea 611. thie jungäron the hr imu hoibda be is godi gikorane 3038. grimmes than lanyo the ho moata is luguäi neotan 3498 , immerhin um zwei oder drei silben unter dem masse sei- nes längsten auftactes zurückbleibend.

Wie der angeschwellte auftact den zweiten halbvers, so hat die angeschwellte erste Senkung den ersten halbvers vorzugsweise zum gebiet.

Die verschiedene benutzuug der freiheit, den auftact und die bei- den Senkungen anzuschwellen , ergibt für den halbvers und um so mehr fQr den vers die mannigfaltigsten combinationen , deren jichtige auswahl Sache des kunstgefühles ist, auf deren glücklicher abwechselung die äussere formschönheit der dichtung beruht. Halbverse, in welchen an den drei stellen zugleich die anschwellung das mass erreichte, das sich der dichter für jede einzelne derselben gestattet, gibt es nicht; sogar der dichter des Beowulf würde damit einen halbvers von 15 silben erzielen, die der Genesis und des Heliand völlig unfassbare metrische ungeheuer. Auch eine massige, aber ziemlich gleichmässige anschwel- lung an den drei stellen wirkt nicht schön: he hcefä gemearcod änne middangeard Gen. 395. is it iu ginäJtid thurh thes nenan- don hrafl Hei. 1144. thoh siu ina kudliko antkenman m mohti 5922; ganz anders wenn die zweite Senkung nur einfach gefüllt wird : no py ter he pone headorinc Bw. 2466. Eine ungeftllige Wirkung entsteht nicht minder, wenn der auftact und die zweite Senkung, nicht aber die erste angeschwellt ist: und pone hehstan Yieofones tvealdend Gen. 260. pret w^^ htm an päm lande lad gefremedon 392. Juefst pe Aryhten Apme geworhtne 507. betan heora Yiearran heaimctvide 625 : das sin- lose hearran (nebst dem davon bedingten his im zweiten halbvers) solte man aber auswerfen, worauf die erste hebung auf hetan fiele. wearä yrre Bnmod cyning Dan. 224. weldon thi mid ^tenan star- kan avoerpan Hei. 3991. sohia imu (hat hoha himüo nJci 5977. Die Ver- einigung eines erweiterten und eines kurzen halbverses beleidigt nicht, wenn, wie so oft im Heliand, der kurze der erste ist: mncte Päet-, [ obar themu skcd man mtnan ^i tvirkean 3070 ; wol aber im entgegen- gesetzten falle: he is i,na cyning pe us eorre geweard, \ ice dryhten Sat. 261. (hat sia thia hafttm fpum thuru thena hdlagan dag \ hangon ni liettm Hei. 5692. Mit recht beliebt dagegen sind zwei metrische haupttypen, die dadurch entstehn, dass man entweder beide Senkun- gen ohne den auftact, oder den auftact, aber keine der Senkungen anschwellt, beide als erster und zweiter halbvers oftmals und oft in

aLTi$. und ACS. VEBSKUN8T 63

mehrmaliger widerlioluug hinter einander combiniert: wr^eüicne ifw«- donnaätim {ßone pe hhn yftalhpeo geafByf. 2173. landes and locenra hedga \ ne porfte hm \eän oüwäan 2995. tlian sdhuii sie so wis- liho vndar thana "wolknes shion \\ üp ie themti höhon himile, \ hwo ßmu fheä hinton strrrou, \\ nnfkcndun sif* thiu liuinhal yodes, \ thiu warnn fJmrh Kristan h/trod \\ yiwar/d to thcsero w^o/rfi, und ei'st jezt eine neue combination : fhea yferos dftar (/engun Hei. 055 fgg. Vergl. 2822 fgg. 2986 fgg. 3494 fgg. 4;;94 fgg. und neben den leicht zu fin- denden beispielen in der Genesis und Judith Cr. 1382 fgg. 1423 fgg.

Es versteht sich dass die geschwellten Senkungen, einschliesslich des auftactes, ihre nebentune haben, luid sehr oft man sehe nur die obigen beispiele durch lässt sich der erweiterte halbvers ohne weiteres in zwei gewöhnliche halbverse zerlegen, in welclien jene neben- töne hebmigeu geworden sind. Tn diesem falle kann man ebenso gut von vier hebuugen des erweiterten halbverses sprechen , von denen zwei den andern übergeordnet sind; aber im sinne der otfriedischen metrik kann mun es auch dann nicht, und die vier hebuugen bleiben immer etwas zufillliges.

Geht man von vier silbeu, zweien in hebung und zweien in Sen- kung, als dem mittleren grundschema des halbverses aus, so ergibt die Verdoppelung dieses Schemas die silbenzahl, die Snorri Sturluson als die mittlere für den dr6ttkva?dr hättr angibt. Die Südgermanen haben auf demselben wege wie die Nordleute ein ei-weitertes metrum gefunden, aber sie haben es nicht systematisiert und auch, so viel wir sehen, nicht strophisch verwant. Zum dröttkvjedr hättr wie zum liö- dahättr findet sich hier nur das unverarbeitete element. Das erweiterte metnim wenigstens spielt in beiden litteraturen^ der angelsächsischen wie der altsächsischen, ganz dieselbe rolle; bleibt es im nordischen sinn unverarbeitet, so wird es wenigstens mit sinn verwertet. Mögen viele dieser vei-se, die ganz vereinzelt unter den gewöhnlichen kurzen vorkommen, mögen die erweiterten halbverse, die mit kurzen, mitun- ter sehr unschön, verbunden werden, ganz den eindruck des zußllligen machen, so kann man dies doch nicht von den grössern und kleinern massen sagen, in denen sie von mehrern dichtem vereinigt werden. Hier bringen sie einen volleren, erregteren ton in die darstelluug, der von erheblicher Wirkung sein kann. Mit der deutlichsten absieht hat sich der dichter der Judith dieses kunstmittels bedient. Da aber schon Cynewulf und, wenn auch sparsam, der dichter desBeowulf es gebrau- chen, so kann es nicht von den Altsachsen gelernt sein, auch wenn ein teil der Genesis wirklich nach dem verlornen alttestamentlicheu teile dos Heliand bearbeitet ist. Das erweiterte metrum ist also schon

64 RIEOSB, ALTS. UND AG8. VEBSKÜNST

vor der auswandeiiing der nordalbingisohen Angeln und Sachsen , als Sänger wie Widsith zwischen ihnen und den übrigen deutschen stam- men hin und her gingen und dort wie hier verstanden wurden, in sol- cher weise gebraucht worden, wie wir es aus den denkmälern des 8. und 9. Jahrhunderts kennen lernen. Auch es gehört zu der ererb- ten verskunst, die der dichter des Heliand mit dem des Beowulf so völlig gemein hatte , obwol beide von ihr einen so verschiedenen gebrauch machten. Ihre gesetze Hessen ihn zu, und gegen diese gesetze sündigte keiner von beiden. Das beweist zur genüge, dass auch der Altsachse noch aus einem rauschenden ström epischen gesanges schöpfte; wenn nicht schon die falle und Sicherheit seines stiles davon künde gäbe.

S. 1, z. 12 V. o. lies 8. 280 statt s. 253. Ich berichtige dieses versehon, das jeder leser leicht selbst berichtigen könte, uin den Kchcin zu vermeiden, als wolle ich Amelnngs fruchtbare Untersuchung über die doppelte Senkung in der niittel- deut sehen poesie des 12. Jahrhunderts mit seiner mir un^eniessbaren altsachsischen verHlehre in einen topf werfen. Auch von meinem Standpunkte aus stellt sich ein Zusammenhang zwischen jener mitteldeutschen eigcnhcit und der alten vcrskunnt dar: er besteht einfach darin, dass man in Nieder- und Mitteldeutschland mit dem Vierhebungsschema nicht sofort auch das gcsetz der einsilbigen scnkung annahm, das dem alten hemistich von zwei hebungen fremd gewesen war.

DARMSTADT, IM SEPTEMBER 1875. M. R1E(}ER.

ZU GOTTFRIEDS TRISTAN.

12449 (313, 11.) Ps; vmoürdft im nmiier ba^ cntsofjet ist von Bechstein gänzlich misverstanden. Der sinn ist: es könte ihm nicht besser verheimlicht werden. Entsagen iii dieser bedeutung findet sich z. b. Gregor 839. e^ ist algemeines subject. Es ist leicht ans dem zusammenhange zu ergänzen , was dem könige verheimlicht werden soll, nämlich, dass Isolde das magcttuom genommen sei.

15798. (396, 40.) und ersüfte ü^er aide. Bechstein tt^cr aJäe „ohne daran zu denken, unbewusf So auch das mhd. wb. Doch weiss ich nicht, weshalb man hier von der gewöhnlichen bedeutung „über die massen, sehr" (vgl. Lanz. 1862 fiin mint in uz der rJite) abgehen sollte.

QÖTTINOEN. R. SPRENGER.

65

ZWEE KAUFLEÜTE.

KINK ERZÄHLlTNri VON RIIPRKCHT VON WIRZBURO. KRITISCH REARJiElTKT VON MORIZ HAUPT.

Ich tuon rebt als die toreu,

die da bringent z*6ren

swa; iu kumet in den muot;

e; si übel oder guot, 5 si laut; her ü; suallen

und ü; dem munde vallen

als man sis gebeten habe:

sus tuon ich torehter knabe,

wan ich mit krankem sinne 10 einer rede beginne

diu mir ist ze swsere.

ich wil sagen ein ma^re;

ich fürhte e; muge niht volkomen,

Sit ich michs hau an geuomeu: 15 wan ich bin guoter witze liol

und aller tumpheite vol.

dar uuibe bitte ich alle,

swem e; missevalle

der hoere les«Mi diz büecheliu, 20 da; si mir gnafdic w<^llen sin

und min getilite iht schelten,

wan ich eutuon e; selten.

got mir sine helfe sende

25 da; ich da; nia;re volende. e; lit in Franken riche

ein stat, diu ist vil riche,

diu ist Virdüu genant

und von koufliuten wol bekant. 30 dar inne an alle schände,

die tiursten von dem lande,

sä;en zwene koufman.

ir ietwedere began

den andern sere minnen

ZE1T8CHU. F. DEUT8CUK PUILOLOOIE. l:lJ VII.

66 ZWEI KAUFLEUTE

35 mit stetes herzen sinnen, e; het diu staete friuntschaft an in genzliche kratl. ditz triben si vil manegen tac. ir ieglicher ringe wac

40 durch den andern län enwäge Itp guot ere unde mäge. doch was der eine richer vil und vaste über des andern zil gestigen von dem gotes gebot:

45 er was geheimen (Hlot.

der ander was im undertun reht als er wajr sin eigen man und diente im an alle schäm: geheimen was er Gillam;

50 einen sun het er, hies; Bertram. Gilot het ein tohter. durch liebe nemohter keine stunde nie gelän, ern müeste zuo Gillame gän,

55 mit im sitzen unde stan, beide tuen unde län: sus twanc in der liebe gart, sin tohter hie; frou Irmengart. sie hete schceue unde jugent,

60 vernünftekeit unde tugent. ouch was der herre Bertr<am ze aller bösheite lam und z'aller frumkeite snel. des wart sin lop breit unde hei;

65 sin heil da; was niht sinwel. nu begunden die zwen alten der stat vaste walten: in mohte nieman wider gesin. her tiilot hete manegen sin

70 wie er umbe gienge, Gillam an eren vienge mit also ganzer friuntschaft da; der stsetekeite haft nimmer mere würde erlöst.

75 er dähte e; waere ein ganzer tr5st

KBIT. BEARB. V. M. HAUPT 67

der stat algemeine,

wau zweiunge deheine

möhten der stat üf gestSn

ob si zesamen wolten gen 80 mit friuntltcher staete.

mit manecvalter rsete

truoc er e; fruo und spsete. dd er ditz lange het verholn

und sinem wibe vor verstoln, 85 eins nahtes er sich bewac,

er b! ir ze betto lac,

da; er ir niht verdagete.

sinen muot er ir sagete;

er sprach 'liebiu frouwe mtn, 90 mir ist komen in den sin

da; icli dem jungen Berhtram,

sun miues friundes Gillam,

Irmengart wil ze wibe geben:

s5 mugen wir mit fröuden leben 95 und der stat aller walten.'

si sprach 'herre, tuo gehalten

dise rede, wa; sol di; stn?

war tuost du, hene, dtnen sin?

du soltst die rede bän verhorn: 100 si ist mir inneclicheu zorn;

du hast si mS dan halp verlorn/ Gilot ir antwurte dd;

er sprach *frowe, wie tuost du s6?

du solt dise rede län 105 und mich ein wSnc da bt verstau:

dir ist din muot verirret.

ich wei; wol wa; dir wirret.

gräven unde herzogen

(da; ist war und niht gelogen) 110 unser tohter wolten nemen,

ob mich mochte des gezemen

da; ich si in wolte geben.

da wider wil ich immer streben,

wände mir in minem herzen 115 wüehse vil gr6;er smerzen

swen man mir min liebe; kint

68 2WSI KAÜFLEUTK

wurde smsehen als ein riut,

da; si uiht edel wa^re.

vernim du miniu msere: 120 min tohter sol nemen man

der ir wol si geu6;san/

si sprach 'sv.a; du wilt da; si getan/ zehant si der rede verjach

der herrc minneclicheu sprach 125 'saelic sistu, liebe; wip,

wan du mit allem dinen lip

mir alle zit bist undertäu.

da. von muo; ich dich immer hän

liep bi; au mtues todes zil: 130 wan diuer zuht der ist sd vil.

wir sulen niht lauger beiten,

wir sulen uns bereiten

da; wir dem dinge kumen zuo:

ich wil; enden morgen fruo/ 135 'vil lieber berre, da; tuo.'

zehant kam des tages lieht.

der herre sich sämde uieht,

er gienc hin ze Giilam.

er sprach *wä ist Bertram? 140 eines diuges sol in zemen,

er sol min tohter z'% nemen:

wan mir uieman, wi;;e krist^

lieber z'einem eidam ist.'

Giilam sprach 'herre, lät stän. 145 wes spottet ir mich armen man?

ich bin iur diener ie gewesen.

ir sult mich bi iu län genesen.

tuet ir da;, sd tuot ir wol:

da; gediene ich euch swä ich sol.* 150 des antwurte im du Gilot

'e; ist min ernest äne spot.

war teete ich die sinne min

sd ich wolte spotten din?

e; mac nieman erwendeu« 155 nach dinem sune solt du senden/

si gelobten; beide mit henden. da; der junge veruam,

KRIT. BBARB. Y. M. HAITPT 69

tU schiere er zuo sim vater kam.

dar nach kam ouch frou Irmengart. 160 dem knappen si gesworen wart

zeim Glichen wibe.

vil nähen sinem übe

drukte er die sclicenen m^^

als mir da; m^ere wart gesagt, 165 diu magct sere weinte.

da mite si bescheinte

ir kiusche und ir wipliche zuht.

e; diuhte ouch noch ein ungenuht

swä man e; vernseme 170 ob ein wip uiht erka^me

dd man si gsebe einem man

den si mit vollen ougen an

nie gesach ze einem male.

Bertrame wart an alle twäle 175 geboten ein sulhiu höchztt

da; weder vordes noch stt

kein schoeniu geschach,

ob e; iht wser als man mir yerjach:

da wider ich wort nie gesprach. 180 nu begunde diu sunne sigen

und der äbentsteme stigen

nach der alten gwonheit.

ob mir ist geseit diu wärheit,

die beide ein bette enphienc. 185 ein vil liep da ergienc

und ein minneclicher umbevanc.

da; mich nu ncetet min gedanc

gar verre, deist mir zorn:

wan leider e; ist gar verlorn. 190 da mite si der rede gedagt.

der knappe und diu vil schcene magt

versüenet wurden an der stunt.

er kustes dan tüsentstunt

an ir rosenroten munt. 195 diu naht mit freuden ende nam.

diu frouwe und min her Bertram

ze banden sich geviengen;

in einen sal si giengen:

70 ZWEI KAUFLBÜTE

da was vou freuden michel schal; 200 der tamb&r gen der videln hal:

da wären onch floiten vil

und aller hande selten spil

und schcBner fiouwen euch genuoc.

dar nach mau tischlacheu truoc. 205 die taveln wurden bereit

und der estertch bespreit

mit bluomen und mit grüenem gras.

swa; h§rschaft fif dem palas wa;,

die heteu wa;;er alle genomeu. 210 dar nach sach man schiere komen

truhsse^en unde schenken.

die getorsten des niht wenken,

si gäben ganze Wirtschaft

und alles des die fiberkraft 215 des man da haben solte.

der wirt niht sparen wolte.

in deheine slahte siu guot.

er hete ein gerehteu muot.

der beste ouch nach dem besten tuet. 220 diu höchzit ergienc,

der jungelinc ze huse vienc

mit im sin vil schoeue'4 wip.

diu was im lieber dan der lip;

also was er ir hin wider 225 weder e noch sider

nie ZUG deheinen stunden

zwei so geliebiu wurden fuuden

sd disiu beidiu wären.

alle; kriegen si verbären: 230 wa? si wolt da; wolte ouch er,

da; im geviel da; was ir ger.

sus muosten si mit ü'öuden leben.

in hete got den wünsch gegeben

und uf erden hie ein paradis. 235 nie kein meister wart sd wis

der envollen möhte getihten

und ze rehte berihten

ir zweier liebe slo;;es baut:

da; ist mir yollecliche erkant:

KRIT. BEABB. V. M. HAUPT 71

240 e; moht nie werden zetrant.

das^ ich nu sage da; ist war.

der herre me dan zehen j&r

het alle wege mit rate

sin hüs fruo unde späte. 245 des volgte im frou Irmengart

in aller wiplicher art.

kein herze groe^er staetekeit

gewan noch ganzer frumekeit,

wan si was der saelden stam. 250 der herre min her Bertram

mit koufe merte sin guot:

wan swer zem dinge niht entuot

und alzit da von nemen wil,

des muo; wesen harte vil 255 e;n werde schiere vertan.

der herre bereiten sich began

üf den järmarkt ze Provis.

er was kundic unde w!s

üf aller hande koufmanschaft. 260 des het er euch die Überkraft;

zendäl würze siden scharlät

und aller bände riebe wät

fiiorte er uf den järmarkt hin.

dar an nam er rtchen gwin. 265 urloup nam er zer froawen sin.

dd er zer frouwen urloup genam,

vil sere ir herze des erkam,

wan ir sagte ir swserer muot,

als er mir ofte selben tuet, 270 da; er ze lange weite sin.

vil hei;e weinte de; frouwelin.

ir herrn si zuo ir gevienc:

manec küssen d5 von in ergienc.

si sprach *mln vil lieber man, 275 wem wilt du mich armen län,

Sit du von mir wilt scheiden?

nun herze mit manegen leiden

ist vil starke überladen;

e; muo; in grd;en sorgen baden. 280 mir ist al min fröude verspart

72 ZWRl KAUir.KrTR

bi;j iia;j geschiht din widervart/ dem lievreii Avurdeii d'ougen r6t. alH im diu grö^^e liebe gebot, er sprach 'vil miuiieclicbe;^ wip,

285 war umbe quelst du dtnen lip und s\va*rest mir min gemüete? der liebe got dich mir behüete. du solt deheinen zwivel hftu ich 81 dir inmier undertan.

290 ich kume her wider iu kurzer zit, ob mir got gesuntheit gtt. din leit bi minem herzen ITt..*

von danno schiet der herre wert, wol zehen tflsent marke wert

295 fuort er ze Provis in die stat. zuo dem besten wiite bat er sich wisen drdte, der mit vollem rate ein gast halten künde.

3()ö gefuort wart er zer stunde ze einem wirte riehen, der schAne und hübschlicheu den vil jungen gast enpfienc. vil znhtecliclie er gen im gienc

305 und hie; in gote wilkomen sin.

er sprach 'got löne iu, herre min. ir sult mir lihen ein gaden da ich an aller slahte schaden min guot müg inne gehalten

31t» und des aleine walten.'

der wirt tet nach siner bete: da; schoenste gaden da; er hete da; wart im schiere dil bereit und al sin guot dar in geleit.

315 des wart her Bertram gemeit. d6 di; alle; wart get&n, man hie; den gast ze tische gän in eine kemenäten wit, diu was alumbe in alle sit

320 gesazt vul rieber koufman. d6 da; e;;en wart getan.

KRIT. BEARB. V. M. HAUPT

der ^virt die geste hie? gedagen

und bat iv iegliclien sagen

von sinem wibe ein miere, 325 wie si geniuot wjere

und wie si lebete in ir hm.

der erste sprach 'j^O susä süs.

diu min ist ein uiisa^lic wip.

si ist ein tivel und niht ein lip; 330 und s(e:^en fif der swellen min

al die tivel die in der helle sin,

ir getorste keiner zuo ir komen/

der ander sprach *wir hSn veniomen

vil wol da:^ du uns kündest. 335 ich waeu da; du dich sündest

an diner hüsfrouwen guot.

diu min mir niht h1s6 tuot.

si ist froelich unde frum.

zehant so ich von ir kum 340 ir ebenkristen erbarmt si sich,

da; dem süe;en gote ist lobelich.

des ziuhe ich zwei goucheltn.'

der dritte sprach 'da; mac wol sin.

diu min ist be;;er denne guot; 345 si hat euch einen ^tseten muot;

da bt s5 kan si einen list

der obe disen beiden ist,

vil dicke si getrinket

da; ir diu zunge hinket. 350 alsus min wip besorgen kan

m!n hüs und alle; da; ich hän/

der wehselnuere se vil getriben.

ir keiner was ald& beliben,

er sluoc stm wibe an ie etwa;: 355 ir selber ^ren truogens ha;.

der junge gast her Bertram

di; alle; in stn herze nam

und lobte got sSre

der vil gr6;en 6re 360 die er im hete getan.

der wirt in guetüchen an

sprach y 'wie tuot ir, herre, sd

78

74 ZWKI KAVFLBUTE

ila:^ ir uns uiht macheut vro

mit etlichem m<erelin 3()5 von iuwer liehen wirtiu?'

der jungelinc sprach 'da;^ sol sin. ich hän da heime ein rcine;^ wip

der vil minnecliclier lip

mich dicke fro machet. Uli) min herze gen ir lachet

swen si sehent min ougen an.

keime wibe nie kein man

lieber wart dan ich ir bin.

si hat wiplichen sin, Mb kiusche und reine gemüete:

mä;e und rohtiu güete

volgent miner trouwen mite,

zuht und witzc und rehter site:

da bi ziuhet si sich schöne. H8() alles lobes ist si ein kröne,

die si ze rehte sol tragen.

niht me kan ich iu gesagen

von miner fiouwen ruome.

si ist aller trouwen bluome :<85 und mines herzen ostertac.

ze ir sich niht geliehen mac.

si ist aller wibe lop,

ir wirde Hinget allen op,

aller tugende sint gen ir grop.' :ilK> der wirt sprach 'ich sihe iuch toben,

da^ ir iuwer wip so ho weit loben/

mein ich' sprach der jungelinc.

* si kan alliu guotiu dinc

herihten unde erkennen. :m.iö swie vil tugende icli uejme,

dannoch ist ir vil mer an ir.'

der wiit sprach Mm volgent mir

und rüemet si niht so serc:

04 nimet iu anders iuwer ere, 100 so ir wallet driin besitzen.

ir enphleget niht guoter witze.

mit iu icl) des wette,

ich ge mit ir ze bette

KBIT. BSABB. V. M. HAUPT 75

in einem halben järe, 405 ob ir getürret zwäre,

umb ^le; da; ich leisten kan,

ob ich des urloup von iu hän^

und ob iuch niht betraget

da; ir da gegen wäget 410 genzlichen al iuwer habe,

ob ir verlieset, da; ir drabe

get mit bl6;er hende.

da gen ich verpfende

alle; da; ich guotes hän. 415 so muo; euch da; dar nach gän.

swer verliust der sol bescheiden

dem andern bi geswornem eide

des guotes des er S pfiac

und da; er die wile gewinnen mac, 420 mit also vester staetekeit,

ob e; ir eime würde leit,

da; er des niht möht abe gän/

diu gelübde ward aldä getan:

ir deheiner wolt des abe gän. 425 der wirt den gast hie; da bestän

und boten senden hin hein

der sagte da; er wsere enein

worden da; er wolte vam

g§n Venedic und da; niht sparn, 430 und da; er seite der wirttn

da; si da; gesinde sin

mit ganzer ere hielte,

wan er si nie geschielte

ü; sines herzen arke. 435 da; brach ir fröude starke

ir di; msere wart geseit.

ir herze wart von jämer breit

und ir fröuden bruch gemeret.

ir wangen wurden gar berdret 440 mit ir lichten ougen regen.

si sprach ^der wäre gotes sogen

alle ztt mir in behfiete.

wie tuet sin mänlich gäete

da; er mir legt niht tröstes anV

7(5 ZWEI KArFLEUTE

145 adi min herzelieber mau,

sol ich dich selion immer me?

mir ist nach diner kfinfte we:

des muo:; ich im vcrziheu mich.'

diu fiouwe doch getroste sich 450 und hielt ir hfis vil lobelich.

als ir da vor habt vemomen

der wirt was ze Virdün kernen,

der vil stolze her Hogier.

er was kundic uiide fier 455 und heiborgt gegen der frouwen tür,

da:j si dar in noch da fi\r

getete nimmer keinen ganc

ern t'ete ir einen gegenswanc

da:; si im ie muoste nfgeu. 460 da von begunde im vaste stigen

sin muot, wan er was harte vrö.

er dähte *ich füege e:{ immer s6

da; mir wirt guot unde wip.

ich wil zieren minen lip, 465 da; ich möge si beide erwerben:

wan ich muo; vil gar verderben

ob da; niht geschehen mac'

beide naht unde tac

begunde er vaste ringen 470 mit gedanken wie er bringen

sin gewerbe möhte z'ende.

er begunde der frouwen senden

kleinotes vil und manegen gruo;.

diu frouwe e; under ir fuo; 475 trat nider wider die erde

mit vil grö;em uuwerde

und hie; im dar zuo mit ernste sagen

si wolte e; ir friunden klagen

so da; er würde wol zerslagen. 480 di; dinc alsus ergienc

da; dirre gewis niht vernenc,

er begunde zem gesinde gän

und in vil riebe gäbe län,

da; si niht verga;;en sin, 485 swft so ge8ae;e ir frouwelin.

KRIT. BEARB. V. M. HAUPT 77

sin wort si da sprÄchen wol

g§n ir: 'da^j diene ich swie ich sol;

und DiUgeut ir mir;; volenden,

ich wil iu da^ verpfenden 490 da; ich iu gibe grö:;eu solt^

da; ir mir immer mer sit holt/

di; also wart getan,

da; gesiade den koufmau

begunde harte sere loben. 495 si spracli ^kinder, ir weit toben.

weit ir verkoufen disen man,

so suochet ander koufman:

ze koufen in stSt niht min muot.

ich wil nemen niht für guot 500 iuwer klafTen habet zesamen,

od ich schicke da; ir benamen

werdent alle wol zetroschen.'

zehaut warn si gar verloschen

und begunden die rede lenken 505 und da; houbet uider senken

als in gesniutzet waere.

si lie;en disiu msere

und geswigen des zehant:

alsus waii; ir gewerp zertrant. 510 d5 her Hogier disiu maere

vernam, diu wären im gar swjere,

und wart aller fröuden laere. dirre gewerp alsus ergienc

da; er nihtes niht vervienc^ 515 er erdähte einen niuwen list.

er dähte 'ich muo; in kurzer frist

doch disem dinge z'ende komen,

e; ge ze schaden oder ze fromen.'

eins morgens do er zer kirchen g^enc 520 der frouwen dierne er gevienc

diu ir aller liebest e was.

er sprach *kein meister nie gelas

sulheu kumber den ich da hän.

ich bin für war ein toter man 525 ob mir niht wirt diu frouwe din.*

diu dierne hie; AmeÜn.

78 ZWEI KAÜFLBüTK

er sprach 'wiltu verdienen guot?'

si sprach 'dar zuo stet wol min miiot/

d5 schoup er ir zer selben stunt

530 in ir buosem wol ein pfunt und b6t ir vil grö^e miete, er spmch ^tuo an bieten diner frouwen luiner habe da; si neme swie vils welle drabe.

535 ich wil g^n ir niht wesen karc; ich wil ir geben hundert marc ob si welle tuon den willen min.* 'da; tuon ich' sprach fron Ameltn, wan si was der miete geil,

540 'alles gelückes heil

mtie;e iu werden undertän. ich wil ze miner frouwen gan und ir tuon dise rede kunt.* si sprach Huo zuo dtnen munt

545 und gedenke des nimmer me, od ich schaffe da; dir wirt we. ich hän guotes haiiie vil: min ere ich niht verkoufen wil.' df) in aber da; niht vervienc,

550 zehant her Hogier zuo gienc, zwei hundert marke er ii* bot. des ahte si niht umbe ein brot. da; m§rt6 im sere sin n6t. stn zil da; nähet starke.

555 ze jungest tüsent marke

begunde er der frouwen bieten,

da; er sich müeste nieten

ir minne wan eine naht.

Amelin sprach 'wes habt ir gedähtV

ö6() weit ir verdienen niht da; guot, m!m herren ir vil übele tuot: wan er vil manic lant ervert, da; im nimmer wirt beschert da; er sulich guot gewinne.

565 liebiu frouwe, dich versinue und samne d!n gemüete ba;, da; du niht gewinnst mins herren ha;.'

KRIT. HEARB. V. M. HAVPT 7^

des autwurt ir frou Innengart

(nie frouwen lip getriuwer wart), 57(.» si sprach Mu solt der rede gedageii.

icli wil e/, miuen friunden klagen,

von den du wirst gar sere geslag(ni.' si sprach 'tuot weder ir weit.

ich wend^j niht mit dem da/, man sclielt 575 von einer halben honen.

da von wiit man in Ionen

da:^ iur laster deste breiter wirt

swenne iu kumet iuwer wirt

swen man die rede im für geleit i)H{) er sprach ir soldet sin bereit

ze tnon da:^ wajr sin wille.

ir möht ev^ lieber stille

tuon deune ey, werde offenl)ar

unde ir al den liuten gar 585 werdet zeinom schalle

als do mit dem balle

tribent kint kintlichen spot.'

si sprach 'da:; verbiete got

da^ ich iht /e schänden werde: iyW wan mir üf der erde

künde leider niht geschehen

ob man mich soltt* in laster sehen

und in houbethaiter sunde;

wan mich des swcyela unde 5i»5 (luidten in der helle gründe.' do disiu rede ein ende nanu

si sprach 'ach lieber Bertram,

Wicr dir disiu rede kunt,

so kceniest du in kurzer stunt CUM» her wider heim ze lande.'

diu frouwe tri vor schände

ze einer ir muomen gienc.

ze reden si alsus gevienc

und jach si wolt:^ ir vater klagen. ü05 si sprach 'des solt du gedagen.

und liefest du den riehen solt,

dir wurde nimmer mcre holt

min herze noch kein Munt diu.

liO ZWBI KALFLBUTP.

e; möhte ein richiu keiserln

610 wol tuou mit ganzer ere. so er nu von dir kßre, sd lä; du dinen Bchilrliz nider: du bist aber danne wider diu selbe diu du ie wsere.*

015 diu rede diu was ir swaere, und k§rte dannen alzehant da si vater und muoter vant. si sprach 'vater guoter unde ouch liebiu muoter,

620 vernemet rehte, ich wil iu sagen und wil iu minen kumber klagen; den helfet mir mit triuwen tragen/

diz ir vater gar vernam, er sprach, 'ach lieber Bertram,

625 und wser min tohter Irmengart wol gesunt uf dirre vart, da:; si da; guot gewänne e denne e; ir entrünue. vernim, liebiu tohter min,

630 du dtn fragen furba; stn und tuo swes man bitte dich, oder du verliusest mich, wirt da; guot alsus verlorn, ich schaffe dir vil großen zorn,

635 ob uns got Beitram sendet: benamen du wirst geblendet/ der frouwen jämer wart vil gr6?, da; wa;;r ir u; den ougen schö;: des twanc si ir kiuschlichiu schäm.

640 zehant gienc si ze hern Gillam unde zuo ir lieben swiger. zuo den zwein gesa; si nider; ir herzen nÖt die klagtes in. der sweher sprach 'tohter vernin:

645 da; dir geraten ist da; tuo.

da wil ich dir ouch helfen zuo

dlm rocke wehset manic slac, ob du da; guot niht erwirbest:

KRIT. BBARB. V. M. HAUPT 81

650 zehant benamen du stirbest,

kumt mir her heim Bertram/

ir fröude diu was worden lam:

dar zuo wuobs ir michel schäm

si dise rede het erhört. G55 ir herze fröuden wart zestört

und YoUeclich zefüeret.

ir herze wart berüeret

mit der senden jämersträle.

si gedähte 'ich wil zemäle 660 dise betalle versuochen

wes ir wille welle geruochen

da; si offenlichen niht

mite welln ze dirrc geschiht/

schiere si e; verante, 665 ir Munde si besaute

in eine schoene kemenäten.

si begundeu alle ritten,

beide wip unde man,

als si beten vor getan 670 (da; ich iu sage da; ist war),

so da; nie umbe ein här

der rät wart verkerct.

da von so wart geseret

ir herze unz üf den grimmen tdt. 675 si lie; si in gr5;er nöt^

beide frouweu unde man.

die giengen zehant von dan.

diu frouwe weinende sa;:

ir diuc in manegen wec si ma; 680 und gedähte wie si über würde

houbetschande und Bünden bürde

und wie si vienge ir dinc an

da; si an ir lieben man

ir triuwe staßte möhte hän. 685 si sprach dicke 'erbarme dich,

ach süe;er got, über mich,

und ouch Maria, reiniu maget:

min kumber der st iu geklaget

und ouch min grö;er ungemach.* 690 got an ir gr6;e triuwe sach

ZKTTSCHR. V. DBUTSCHIi PHII.OL. HD. VII. 6

82 ZWEI KAUFLBUTE

und gap ir einen guoten rät,

wan er nimmer den verlät

der sich mit staete laet an in.

si sprach ze juncfroun Amelin 695 *du hast geraten mir für war

dicke stille und oftenbär

da? ich verdiene ditze guot.

nu sage du mir, stet so dtn muot

da; dich geruochet gezemen 700 da; du hundert marke wellest nemen,

und ligst bi im ein einege naht?'

des het si sich gar schiere bedäht

und sprach 'ich naeme e; halp für guot'

da; erfröutc ir den muot. 705 hem Hogier si gemante

da; er da; guot ir sante,

s5 woltes leisten sine bete,

und da; er heimlich da; tete

und dar ksenie tougenlich. 710 s6 diu naht erhüebe sich

s6 solte er bi dem tore s!n;

d6 warte sin frou Amelin

und lie;e in zuo ir güetlich in. des wart her Hogier harte frö. 715 froun Irmengarten sante er dd

tüsent marke als er ir gehie;.

dar nach ouch er niht enlie;

er kam ouch ze rehter zit.

nu het frou Irmeugart ouch sit 720 ir gewant der meide an geleit

und sich in da; ir gekleit

und saztes an ir bette h5.

des wart frou Amelin frö.

diu frouwe was zer porten komen: 725 vil schiere het si vernomen

da; komen was der koufman.

vil Ilse wart er !n gelän

und von ir schöne enpfangen.

er wände e; waere ergangen 730 vil gar aldä sin wille.

si bat in werben stille:

KBIT. BSABB, V. M. HAUPT 83

ze tuone was er bereit.

er schoup der frouwen in ir kleit

alda zuo der selben stunt 735 m§re denne zehen pfunt.

des dankte si im s§re;

si bat da; got stn ere

bestaeten müeste an ende.

si nam in b! der hende 740 und sprach 'ir sult niht lenger st§n,

mit mir ze miner frouwen g6u

an ir vil schoenc bettestat.'

her Hogier vil Ilse trat,

wan si es in mit fli;e bat. 745 an lieht ditz alle; wart getan:

des wart betrogen dirre man.

frou Amelfn in schöne enphienc.

zno ir an da; bette er gienc.

ein kleine; hemde sldin 750 und einen mantel herm!n

diu frouwe an ir Übe truoc:

si was doch kampfbsere genuoc.

euch truoc diu frouwe ein senftenier

und euch ein sulch hurtbuklier, 755 da; si den sie alsä ervaht.

vil schiere bete er sich bedftht,

den mantl er balde von ir brach,

dem hemde de; selbe geschach.

diu frouwe im da; niht vertruoc, 760 mit einem küssen si in sluoc

da; er den sie het verlorn.

da; begunde im wecken sinen zorn,

wan er was ein sarjant.

diu buckel wart von im zertrant; 765 mit nide hurte er si an,

wan er was ein frevel man,

und begunde vil küsse zem

diu firouwe sich begunde wem,

und er einen het getan 770 muoste er zwön d& gegen hän.

ditz triben si vil lange zit.

der frowen beleip doch der strft,

0*

M-l^

84 ZWBI KAÜFLfitTS

da; er des siges ir verjach.

ein sulich kämpf vou in geschach 775 des ich vil gerne pfls&ge

ob ich bt liebe Isege.

sulch kämpf brichet aim noch bein;

man yellt euch da fif keinen stein

der ieman breche den gebel. 780 herren Hogiere ein nebel

was gemachet vor den engen;

da; ist gar äne lougen.

her Hogier und freu Amele

mit michelme gamele 785 die naht vertriben bi; an den tac:

ich wsene er sit nie ba; gelac.

dar nach der morgensterne äf dranc.

freu Irmengart tet einen ganc

vil wunderlichen dräte 790 zuo ir kemenäte.

si sprach 'wol üf, herr, ir sult varn,

ob ir den Itp wol weit bewarn/

^frou Amelin, da; sol sin/

er sprach ^vil liebiu froawe mtn, 795 ir sult mir ein kleinöt geben,

da; ich die wile ich muo; leben

gedenke an iuwern werden lip.'

4ch hau sin niht* sd sprach da; wtp.

dd zöch er ü; der taschen sin 800 ein vil wol snident me;;erl!n

und sneit ein vingr ir ü; der haut

des wart ir fröude gar zertrant.

er kSrte wider in sin laut, er wider heim kam, 805 er sprach 'herre Bertram,

min ist alle; da; ir hänt/

er sprach 'diso rede länt,

wan e; benamen niht enist.'

er sprach 4uch hilft niht iuwer list^ 810 da; ich e; lä;e scheiden:

wan ich wil niht beiden,

ich wil haben äne tant

swa; ir hie und da heime hftnt.*

XRIT. BEABB. V. M HAUPT 85

wart sin fröude gar zertrant. 815 trüreu in stn herze er bant,

wan er erschrac gar sfire.

er gedähte an sine ere.

'wie hat dirre s6 ganzen bräht?

er hat fQr war ein lügen erdäht, 820 da; er mir gwiune an min guot.

min frowe hat wol so stseten mnot

da; si gewenket niht enhät/

er sprach 'swie e; mir noch gät,

ich wil e; au ein scheiden län, 825 wan ich benamen gewunnen hän/

her Hogier sprach 'des bin ich vrd.*^

si beide mit ein ander

ze Virdün schiere wären komen:

da solte werden gar vernomen

830

her Hogier was gar versnnnen: er sprach 'gebiet ein höchztt: da sulen enden wii* den strft da e; iawer friunde sehen alle.

835 swem da der sie danne gevalle, der frönwe sich der mstrej er sprach 'ob ich des enbaere, bescheiden ich niht enwaere/ min frouwe Irmengart

840 ir mannes kunft inne wart,

vil balde engegen im sie gienc. mit ganzen fröuden sin umbvienc und hie; in willekomen sin. si sprach 'vil lieber herre min,

845 dtn kunft mir fröude bringet; der fröuden liet mir singet mtn herze wan e; ist gar vrö.* der herre dankte ir des dö; ein sdft da; wort understie;,

850 da; er in kfime reden lie;: vil s6re des diu frouwe erkam. der vil trdrege herre Bertram ein grö;e höchzit gebot, er gedfthte 'ich wil nu mta bröt

86 ZWEI KAUFLBUTE

855 mit vollen geben den friunden min: wan 8ol e; al diss mannes sin, sd enwirt es mir niht mer; hat aber gelücke zuo mir ker, da; mir gevellet sin guot,

860 sd hän ich sin unde muot

da; ich; dan aber gerne tuen/ dd wart bereitet manic huon und anders da; man solte haben, diu sorge began sin herze schaben.

865 des wart diu frouwe wol gewar. mit zühten gienc si zuo im dar und sprach 'vU lieber herre, nu sage mir wa; dir werre, als rehte liep als ich dir si:

870 wan alle zit ich dir bi wil in rehten triuwen sin.' er sprach *vil liebe; fröuwelln, min herze treit die jämersuht. diner wiplichen zuht

875 getar ichz gesagen niht:

din ouge e; doch gar schiere siht.' si sprach Wil herzelieber man, du gedenke da; ich undertan dir von kinde g<\wesen bin

880 und da; ich den willen din ze aller zit erfüllet hän. dar umbe s6 seit du mich län ¥d;;en den kumber din. vil minneclicher herre min,

885 ich gibe dir Ithte einen rät

der fürba; dich niht trüreu lät, und dir din dinc ze guote ergät.*

nu dd er ir die wärheit genzlichen hete geseit,

890 si sprach ^nu gehabe dich wol. din herze niht me trfiren sol. in kan gehelfen niht sin list: sin guot alle; unser ist' der herre wart der msere vr6.

895 mit grÖ;en firöuden hielt er dd

mm ^' W' w

KBIT. B£ARB. V. M. HAUPT 87

die höchzit. mau ga:; genuoc

uud man die tische dannen truoc,

her Hogier bat si gedagen

und began diu msere in allen sagen 900 wes si geladen wseren dar.

si wurden alle missevar,

da; man si glich den töten sach.

her Hogier hübschlichen sprach

'der dinge ich alle; hie bewer.' 905 ü; siner taschen zöch er

der dierne vinger unde sprach

da e; vil manic man gesach

^disen vinger ich ir abe sneit

ich ab ir bette schreit: 910 da; sol min Wortzeichen sin.'

si spräclien zuo dem frouwelin

wa; si wolt da gegen sagen.

si sprach 4ch muo; m!n laster klagen.

doch rietent ir mir; alle.* 915 dar nach mit fr enden schalle

lie; si ir bede hende schouwen:

die warn zemäle unverhouwen.

da; was hern Hogiere zorn,

wan er muoste hän verlorn 920 alle; da; er ie gewan.

dar nach kam Ameltn gegän

und klagte ir grö;e; ungemach.

her Bertram mit zühten sprach

'her Hogier, ir sult weren mich.' 925 er sprach 'entriwen, da; tuen ich.

nemet alle; da; ich hän

und lät mich stn iur armxnan.*

dar nach gap er im Amelhi

z'einer glichen wirtin 930 mit hundert maiken die si gwan

da; er ze hubesche wart ir man.

da; ander wolte er selber hän. ditz maere dar umb ist gesagt

da; beide wtp unde magt 935 da bi nemen bilde

da; si ir muot wilde

88 ZWEI KAUFLBUTE

zemeu mit kiuschlichen siten; sd muo; man in heiles biteu und bllbt ir lop unversniten.

040 getihtet bat di:; inaere Ruopreht ein Wirzburgaere und hat e; bräbt bi; an da; oil. nu biten wir des vater wort und die süe^en magt Marien

045 da; si uns geruochen frien vor werltlichen schänden und allen hellebandeu mit ir genüden banden.

Die handschrift^ Von zwciu kaufman. 2. zuo oren 11. zuo, meist für ze. 17. bit ich euch 21. nicht 24. etwa unde leite mine hende. Detm ohne zivcifcl ist eine zeih ausgefallen und diese einlei^ tiing sehloss mit drcifadicm reinie, 27. vol 36. stetig 37. genc- liche 40. andern ist von Grimm hinzugesetzt. in wage 48. alle; 52. enmocht er 54. er must 62. 63. zuo aller 60. here g. het man- gen begin naeh 73 an in gentzlich knift: s. 37. 77. zvfeixmge Benecke: zwo iunge 81. LacJunami zu WaWicr 30, 11 vermutet t»te. aber der begriff der Überlegung ist der angemessenere, in einem Hede in Mones Anzeiger 1836 s. 171 steif t iiuch valscher sinne ra»te, im reime auf baete ui%d taete. allerdings ist dieses lied schlecht gereimt und in später zeit gediditet^ wenn auch vielleicht früher cds zu anfange des fünfzdmten Jahrhunderts, der daticus rute mag sielt aus dem mis- verstandenen geiietivus pluralis iu der rcden.^a)i der riete volgen gehil^

1) Diese erzählung steht anf fol. 75*"' -81^ einer Gothacr papierhandschrift des 15. Jahrhunderts (churt A. ur. 216. C'ypriau ]i. 80. CCXVI), welche zwischen dem landrechte nnd Wirzburgcr diploroen von l'ol. 74 bis fol. 111 eine anzahl deut- scher gedichte enthält. Die haudschrift ist bcsclirioben von Jacobs in ..Beschrei- bnng der deutschen gedichte des mittelalters . welche handschriftlich in der herzog- lichen bibliothek zu Gotha aufbewahrt werden" (Besonders abgedruckt aus dem 4. heft der Beiträge zur älteren litteratur von F. .lacobs und F. A. Ukert) Leip- zig 1837 s. 70 76. Diese erzähl impr ward zuerst herausgegeben von den brfidern Grimm, mit anmerkungen und crläutorungon, in ihren Altdeutschen Wäldern (1813) 1, 35 71, dann widerum duri^li F. H. von tlov Haj,'en in ..Gesanitabenteucr" (1850) nr. LXVIU. 3. 351 382, mit einer litterar^eschichtlichen einleitnng

8. Lxxxm— cxn.

KRIT. BEABB. Y. M. HAUPT 80

det haheii; dass Ituprecht ihn nicht gebraucht haben könne wird sich schioerlich erweisen lassen. 82. e? fehlt. 87. nichts

117. wierde 20. nemen einen man 35. sicherlich vil 38. hi- nen 40. gezemen 41. zur e 4.5. min 50. da 52. wa 58. schier zuo sinen GO. knappe 61. ze einen 63. schone 67. vnd auch ir wiplich 71. dar 77. keiner so schone nie gesach 88. da^ ist 94. an iren

200. der tamburen 1. flautern 18. het einen 27. liebe 47. de- hein 48. nach 53. allezit 55. e; 56. beriten 57. prufis. aii^h in Wolframs Wilh. 437, 11 heisst Provins in der Cham2>agne Provis. 61. würz sydin vn seh. Enenkel im Filrstenbudie s, 95 Meg. d6 kämen die kramaer zehant und gäben im stdin gewant, wilrze undo zendäl brähten sie im über al. 63. liches 69. selber 72. jrn 73. der- gieng 80. allew 82. die äugen 99. ein gaste

304. zuchticlichen 7. verlihen 8. do 10. da; 14. vnd also sin 19. alles 20. gesetzet 27. in Heinrich Wittenweilers Binge^ U. 35* steht so sau so sau so. den ausruf süsä liaben BurkhaH von Hohcnfels MS, 1, 87 ^ bruder Wernher 3IS. 2, 164^ ein lied MSH. 3, 2S9\ 31. alle 40. vber ir 52. si 53. deheiner 55. selbens 64. mere schin 71. swenne sie sehen mine 86. zuo ir ich nicht 88. allen tugenden ob 89. aller wib tugend sint gen ir grob ausge- strichen. 95. vnd vil 96. vnd dennoch 97. nun

401. Witzen 6, geleisten 20. vnd also veste 21. werde 27. in ein 28. wolte balde varn 38. irre 40. irem 48. nun 51. verdun 54. vnd gever 56. nach der für 58. er 70. gedencken 74. 78. iren 79. gar wol 80. dergienk 90. ew darumb gib 95. ich wolt toben 96. Älbcrt im h. Ulrich 43 ich konde sie geloben vil, wan da; ich ir uiht verkoufen wil. Wolfr. Parz. 86, 5 min frowe mac wa?nen da; du tobst, Sit du mich also verlobst, dune mäht min doch verkoufen niht, wan etswer wandel an mir siht.

501. oder bi namen 13. dergienk 22. me 23. do 31. miet- ten 46. oder 58. dann 74. went; 78. wann 80. solt 84. allen den 85. wert 87. triben kindlichen, s. Frühl. s. 281. 90. 94. wenn

6U2. iiTC 4. irm 8 deliein 10. tuen fehlt, 11. nun 12. din schlo; 16. von dann 35. ob vns her heim got 40. zuo her 41. irre 43. jrs 47. etwa sd ich aller beste mac 49. erwürbest 54. diz r. h. derhort 61. wa; 63. mit wollen 64. de; 72. verberet 74. bi; 81. haubt schänden 82. vink 83. irem 94. jungfraw 97. dizz groze guot

IN) ZWEI KAUl^LEUTB KRIT. BBARB. V. M. HAX7VT

703. halbs 9. dann 12. süi daun tVaw 22. satzt sich 28. in 38. must besteten 51. irem 52. kaufbere. Farz. 515, 4 kampfbseriu lide treit ein wip die mau vindet so. 53. senfte wer. Wolfr. Willi. 231, 24 da der lendenierstric cnvant, etlichiu liet ein senftenier, der noch ein sölhe^ gjebe mier, da? naini ich für ein vederspil. 54. hurt bukler 55. also dervaht 57. im 58. da? 65. hurtet 67. küssen 74. kauf von im 77. kauf 80. her hogier 82. an allen laugen 90. irre 97. gedenken

800. sniden 16. derschrak 19. einen lugen gedaht 20. ange- winne min 24. kein 26. da? 29. vil gar 30. diva weder haßte gewunnen 32. gebietet 34. 35. do 19. seuftze 51. dew frawe des 56. als dises 63. man do solt 64. begond 68. 88. 90. nun 97. von danen 99. begund alle

900. war vmb si l. alle gar m. 4. dere dink 7. do 9.. ab minem b. 10. mir worzeichen 12. gen 21. gan 25. mit ruwen 27. ewern 41. wurzburgere 43. nun uaters 45. geruoche 48. ire

In M. Haupts nachlass fanden sich vorarbeiten zu kritischen ausgaben mehrerer mhd. gedichte: Salman und Morolt, Helmbrecht, Wiener Heerfahrt, Amis, Zwei Gesellen (von der Hagen, Gesammt- abenteuer nr. 55). Das vorliegende gedieht von zwei kaufleuten, des- sen bearbeitung druckfertig und druckwert schien, ist dem willen der erben gemäss in dieser Zeitschrift veröffentlicht.

ÜKEIFSAVALÜ. W. WILMANN5*.

B. KÖHLEB, ZUM LBSBINaTBXTB 91

EINE TEXTBERICHTIGÜNG ZU LESSINGS SCHEIFTEN.

In Leasings nachgelassenen beitragen zu einem deutschen glossa- rium (Lessings Leben, nebst seinem noch übrigen litterarischen Nach- lasse. Herausgegeben von K. G. Lessing. III, 142 fgg. = Lachmanns Lessing XI, 617 fgg. = von Maltzahns Lessing XI, 2, 258 fgg.) findet sich bei zwei Wörtern „Ourintz'^ als gewährsmann genant:

(S. 145, Lachmann s. 619, Maltzahn s. 259) Ammeln^ Kinder war- ten. Gurintz.

(S. 150, Lachmann s. 622, Maltzahn s. 262) Eichen, messen. „Eine Eiche ist ein gewisz Maas flüssiger Dinge, gleich einem Eymer." Gurintz.

Es muss aber statt „Gurintz" gelesen werden „Gueintz," d. i. der bekante grammatiker Christian Gueintz (geb. 1592, f 1650), auf des- sen 1645 zu Halle erschienene „Deutsche Eechtschreibung^^ ^ Lessings obige citate sich beziehen. Die betreffenden stellen in der „Deutschen Bechtschreibung*' lauten, wie folgt:

(S. 29) Ammeln ein Zeitwert so alt Deutsch ist, und so viel bedeutet , als kinder warten und auf ziehen : daher kommet der deutsche nähme Ameley. Avent.

(S. 55) Eichen ist das Zeitwert, so viel als messen oder ahmen; eine eiche ist ein gewis mas flüssiger dinge gleich einem eymer.

WEIMAR, SEPTEMBER 1875. REINHOLD KÖHLER.

1) Das seltene buch liegt mir durch die gute des herrn oberbibliothekars dr. Otto von Heinemann in einem der herzoglichen bibliothek zn W^olfenbüttel gehö- rigen exemplar vor, vielleicht also in dem von Lessing benutzten. Der vollstän- dige titel des buches ist:

Die I Deutsche | Rechtschreibung | Auf sonderbares gut befinden | Durch den I Ordnenden I verfasset, | Von der Fruchtbringenden Geselschaft | über- sehen , und zur nachricht an den | tag gegeben. | Gedruckt zu Halle in Sach- sen bey I Christof Salfelden^ | Im Jahre 1645. 8^

Der Ordnende hiess Gueintz als mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft Mit nennung seines wirklichen namens wurde die „Deutsche Rechtschreibung" 1666 „zum andern male an den tag gegeben von des Verfassers söhne." Diese ausgäbe besitzt die Wolfenbütteler bibliothek nicht. Man vgl. über Gueintz und seine „deutsche Sprachlehre" und „deutsche rechtschreibung" £. C. Reichards Versuch einer Historie der deutschen Sprachkunst, Hamburg 1747, s. 83—98.

92 8PRBNGBR

KRn^rSClIE BEMERKUNGEN ZU MITTELHOCHDEUT- SCHEN GEDICHTEN.

In Ulrichs von Zatzikhoven Lanzelet scheint mir nach Bächtolds bemerkun^en noch folgendes zu bessern: y. 77 schreib si liet ir diiic so vollehnüit. vgl. 7815, 16; hinter 624 setze punkt; hinter 625 kolon; 621 sehr, deiz, statt daz, c^; 830 do muostens an ein andere van; 1035 tilge cime; 1040 schreib nu tuo; 1869 mit W. nach wwn- den unde mägmi; 2207 des Ubes für des Ieben$ies; 3021 streich der; 3063 streich in; 3875 schreib die an in sint von erbe Tcomcn ; 4019 ad für oder; 4548 widenvilnnen ist compositum; 6550 schreib a& für afeö; 6786 tilge dö; 7789 schreib Si€er also; 8024, 25 tcan vil munic guot JcneJit dar in durch äventiure reit; 8419 die teile des landes sotten pldegen; 8483 tilge und, vgl. 8515: 8831 schreib weder guot noch den lip. vgl. 9025; 8867 ist doch wol ivtssag7n, weil es die bessere hdschr. W bietet, vorzuziehn,

8075 78 ist Hahns text unverständlich, es ist nach anleitung von W zu schreiben:

er fuoi'te mgande

von Destregäls sim lande

äht hundert ee stiure

mit isnin kovertiure.

Der sinn ist klar: „er brachte von Destregäls, seinem lande, achthun- dert beiden zur Unterstützung/' Dass stiure nicht bloss beisteuer an geld, sondern auch Unterstützung mit Streitkräften bedeutet, beweist Konr. v. Würzburg, Trojanerkr. 30834 ee hdfericl^er stiure begunde er s7ite riiter manen. isnin für tsnifien kann nicht auffaUen. Dass die adjectiva auf -la gern unflectiert gebraucht werden , belegt mit beispie- len Hahn z. Tundalus 56, 26; auch bei Ulrich findet sich 9104: 9nit sidin koveriiuren.

OÖTTINOEN. R. SPRENGER.

Lanzelet 926 lautet in der hs. minfie ist ein vorder wngemucites go*mn (in der Pfälzischen hs. von 1427 vordere). Dazu bemerkt der herausgeber Hahn zwar s. 229: „ein mir ganz unverständlicher vers'*; aber in einem Insbrucker glossar aus dem 11. 1 2. Jahrhundert (Mones anzeiger 1838. 7, 589**), und gleichlautend in den Florentiner Glossen des 13. Jahrhunderts (Haupts ztschr. 15, 359. 1513 15) finden sich die glossen: genitor uatir, genitrix mutir, parem uordir. Ebenso in einem Wiener glossar des 12. Jahrhunderts (Hof&nann, Sumerlaten.

.- ••

KRIT. BBMERK. ZU MHD. GKDD. $)8

Wien 1834. 47, 13): parens fordet'. Desgleichen in den Schlettstädter glossen des 12. Jahrhunderts (Haupts ztschr. 5, 354. 29). Auch in der St. Galler hs. ur. 299 des 10. jh. (Hattemer 1, 303*"): parens fordiro. Daraus folgt, dass neben der üblicheren pluralischen Verwendung vo^- deren, in der bedeutung „voreitern, vorfahren," auch der Singular vor- der, in der bedeutung parens, also doch wol ebenso wie das glossierte lateinische wort, für beiderlei geschlecht, mithin in der bedeutung „vater" oder „mutter" gebraucht werden konte. Dies wird bestätigt durch den prosaischen Wiener Physiologus des 12. Jahrhunderts (cod. theol. DCLIII, bei Hoffuiann, Fundgruben, Breslau 1830. 1, 35), wo CS unter Perdix , rephuon heisst : Phisiologus selUt , da^ diu perdi-x uil uncliustich si. siu nimit einer ander x)erdice ir eier unt hruotet siu. So diu iungen uz beginnent gan, unt der crren muoter stimme geho- retvt, so uerlazent si die unrehtcn, unt uolgent der rehten muoter; so habet diu ander ir arbeite ulof^i. Also tete der unchustige tiufal^ do er dem almahtigen gote die gescaß woUe neman, die got zuo sin selbes pilidc gescaffen hete; do besueich er sumeliehe, die geistliehes gewizzines nie ne heten, ufU bruote sie mit manigen acJiusten. do aue die missetanin gotes lere gelwrtan, do clierten si sich widei'c zuo ir rehten uorderen, ze gote; unt zuo der Imligen christheitej unt umr- den da ewichlichen gemimwt; uon diu haJ)et der tiufal sin &r un arbeite nerlorn. Auch Notker hatte den Psalnienvers 48, 20 (bei Hat- temer 2, 173'): introibit t^que in jyrogeniem patrum suorufn über- setzt durch: er gät hina in die aitun slcJita sinero forderon.

Da nun bei Ulrich von Zatzikhoven veraltete, vulgäre oder min- der übliche ausdrücke nicht eben selten vorkommen, wird die hand- schriftliche Überlieferung wol um so weniger einer änderung bedürfen, sondern der vers wiid zu übersetzen sein: Die liebe ist eine mutter des mismutes für die männer.

Übrigens ist ja bekant, dass zu einem weiblichen subjecte nicht notwendig auch ein weibliches substantivisches prädicat treten muss. Ulrich selber sagt im Lanzelet 8034 fg. : da^ diu vremde tnaget wcere nht€Bre über die hilbsclmt, und der herausgeber Hahn bemerkt dazu, dass die änderung der Wiener hs. rihterin unnötig sei^ da prädicate wie riUxere, tneister, vHunt, geverte u. dgl. unbedenklich neben ein weibliches subject treten. Das entschiedene femininum muoter scheint in der hier erforderten übertragenen bedeutung origo, causa, von wel- cher Grimm, gramm. 4, 723 gehandelt hat, erst gegen ende des 13. Jahrhunderts allmählich in aufnähme zu kommen. So sagt bruder Berthold in der predigt von vier stricken (ed. Pfeiffer, Wien 1862. 1, 481): wan müe^ekeit ist aller sänden muoter, und Konrad von Würz-

d4 BPRSNOBB. OBTRBHTB

bürg im Trojanischen kriege (ed. Ad. v. Keller, Stuttg, 1858) v. 21031 nennt die vrouwe V^nus ein mtioter aller minne/^ und die von Achill heissgeliebte Deidamia v. 15654 ein muoter siner not und y. 15666 ein muoter des hildes und des lebetagen den er dur $i hegunde tragen; nämlich da^ er sich mplidh sclwuwen lie$, dass er frauenkleidung ange- legt hatte.

HALI^E. J. ZACHER.

GETREHTE.

Im mhd. wb. III, 796 und bei Lexer I, 947 findet sich verzeich- net: getreJite, st. n. besitztum. Müller verweist dabei auf gäregede, Lexer stellt das wort als collectivum zu fraht. Es ist nur belegt aus H. V. Krolewiz, vater unser 3539. Die stelle lautet im zusammen- hange: wir nesülen ouch niemans niht gern, des wir zu reJUe suien enperen, sines guotes, ^nes knehteSy siner diemen^ sines getrehtes, noch alles des niht^ der er hat, dan als ez an sinem willen stät. Das beigegebene Wörterbuch erklärt zweifelhaft: jygetrehtey fahrende habe?" Die nähere betrachtung der stelle ergibt aber sofort, dass weder diese noch Müllers ähnliche erklärung richtig sein kann, da wir den begriff besitztum hier schon zweimal ausgedrückt haben durch guot und den satz aUes des, der er hat. Wir haben eine paraphrase des zehnten gebotes vor uns (cf. v. 3494). Dieses lautet nach dem texte der vul- gata Exod. c. XX, 17: non concupisces domum proximi tui; nee desi- derabis uxorein eju^, non servurn^ non ancülam, non hovem, non asinunty nee omnia, quac iUius sunt Auch die reihenfolge in der aufzählung der einzelnen guter ist genau eingehalten, getrehte fasst die werte hos und asinus zusammen, kann also nur die beides zusammen- fassende bedeutung tier haben.

Dazu passt eine zweite stelle, in der sich das wort findet. In Albers Tundalus (bei Hahn , Gedichte des XII. und XIII. jahrh.) 53, 7 heisst es: da:} hcese geträhte, da^ also wirt von in, da^ hat houbet fiu- rtn. In der lateinischen vorläge des gedichts: Yisio Tnugdali ed. Oscar Schade 11, 27 lautet die entsprechende stelle: habebant vero ipse que pariebantur bestie capita ardencia ferrea. Auch hier ergibt sich also geträhte deutlich als ein collectivum in der bedeutung „tier.'^ Die in meiner dissertatiou über Albers Tundalus s. 26 versuchte erklärung des wertes ist demnach aufzugeben.

OÖTTINQEN. tt. SPRENGER.

^.--iT «1

HEINRICH RÜCKERT.

Am 11. September 1875 starb in Breslau Hbinbich RCckbrt, professor d^ deutschen spräche und litteratur an der hiesigen Universität, nach dreissigjährigem reichgesegneten wirken als Schriftsteller und akademischer Ichrer, gleich hoch geach- tet als vei*treter der Wissenschaft wie als trefflicher mensch.

Über sein äusseres leben hat er selbst in das albuni der philosophischen facultät unserer hochschule folgendes eingeschrieben: „Karl Albrecht Heinrich Eückert, geb. zu Koburg am 14. februar 1823, erhielt seine wissenschaftliche Vor- bildung auf den gelehrten schulen zu Koburg und Erlangen bis zum herbst 1840. Von da ab bis in den herbst 1844 studierte derselbe zu Erlangen, Bonn und Ber- lin, auf welcher letzteren Universität er auch nach Verteidigung seiner dissertation „de Ebonis archiep. Remensis vita" die philosophische doctorwürde 1844 erhielt. Im sommer 1845 habilitirte er sicli zu Jena mittelst einer öffentlich verteidigten dissertation „de commercio reguni Francorum cum imperatoribus Orientis.*' Er las von da ab geschichtliche und archäologisch - germanistische collegia, wurde im jähre 1848 zum ausserordentlichen professor in der philosophischen facultät crnant und kam Ostern 1852 als ausserordentlicher professor ft\r das fach der deutschen alter- tnmskunde nach Breslau. Geschrieben am 5. novcmber 1853.*'

Nachzutragen habe ich nur, dass er sich am 2. September 1850 mit fräulcin Marie Stein verheiratete, im jähre 1866 ordentliches mitglied der wissenschaftlichen Prüfungskommission für Schlesien und Posen wurde und ostern 1867 eine ordent- liche Professur erhielt.

Sclion bei seiner übcrsicdeloug nach Breslau klagte Rückert über ein unter- leibsleideu, das er in den ersten jähren seines hiesigen aufenthaltes namentlieh durch köperliche anstrengungcn zu übeiwinden versuchte, das aber allmählich in bedauernswerter weise zunahm und ihm manche böse stunde bereitete, ja ihm end- lich zeitweise jede wissenscliaftlicho tätigkeit unmöglich machte. Mehrfacher län- gerer Urlaub gab dem körper wol neue kraft, war aber nicht im stände das übol zu heben. So wurde er genötigt sich nach und nach aus allem verkehr zurück zu ziehen und sich endlich auf den Umgang mit seinen schülem und den wenigen freunden zu beschränken, die nun um so iieissiger zu dem meist an das zimmer gefesselten verehrten manne kamen, je weniger es diesem verstattet war gleiches mit gleichem zu vergelten.

Im frühling 1874 suchte er, um den folgen eines für ihn recht schlimmen winters vorzubeugen, erholung in der Schweiz, und hier, in Weissbad bei Appen- 7ell, wurde ihm seine geliebte gattin und unermüdlich treue pflegerin nach fast 24 jähriger glücklicher ehe am 10. juni durch einen plötzlichen tod entrissen. Die- ser Verlust hat seine lobenskraft gebrochen. Wol kehrte er im herbste äusserllch ziemlich frisch zu uns zurück, übernahm auch sein lehramt wider und gab sieh mühe durch anhaltende strenge arbeit seinen schmerz zu überwinden, aber sein körper wurde leider zusehends hinfälliger.

Den sommer dieses Jahres brachte er im schlesischen bade Landeck zu; der unaufhörliche regen wirkte aber so ungünstig auf ihn , dass er bereits am 4. Sep- tember wider in Breslau war. Hier wurde er am 11. nach nur zweitägigem kran-

kenlaf^er durch einen ifanftcn Uh[ too t^inen leiiicn erlöst. Kr hintcrii&st nnr ein kind. eine ;seliujäbri|^e tociiUr.

R&ckert war eine reicli&n^elegtc natnr. Seine rege teilnähme an allem mis ihn berührte, itein sicherer blick im In^obachtcn. sein wnnderbar gläcklicbes gedächt- nifl ond sein nie ruhender fleiüs hatten ihn ansgerni<tet mit einer fast unendlichen ffille grfindlichen widsenn, die selbst seine cnj^n freunde oft überraschte. Kaum gab es ein gebiet, auf dem er i«ich nicht wenigstens voräbergehend bemegt hätte. Mit ganzer hingebnng aber lebte er seiner eigentlichen berofswiiiiienschaft , anfangs mehr zur gcschiehtliehen forschnng hingeneigt, später ausschliesslich mit dentscher altertnmsknode im weitesten sinne des Wortes beschäftigt, und nach beiden rich- tnngeu hin hat er aosgezeichnetes geleistet.

Unter seinen historischen werken nimt. ohne den wert der übrigen schma- lem ZQ wollen, die „cultnrgeschichte des deuti^hen Volkes. 1853. 54.'* unstreitig die erste stelle ein. Der m&chtigc zum teil schwer zugängliche und spröde stoflT ist hier mit solcher gründlichkeit durchforscht und so gescliickt verarbeitet, dass die grosse teilnähme, welche das buch bei seinem erscheinen gefunden hat, wol erklärlich wird. Btickcrt hat sich lange mit einer fortsetzung der arbeit getragen, and wir können es nur beklagen, dass es dazu nie gekommen ist; denn er war dazu berufen wie wenige andere, und aus fast allen seinen schriftcn, ganz beson- dere auch aus den vielen kleinen abhandlungen und reconsionen, geht klar hervor, dass (tulturgeschichto das feld ist, welches er am liebsten bebaut bat.

Die ältere deutsche litteratnr ist von Eückert durch eine reihe wertvoller ausgaben bereichert worden. Schon in seinem „Leben des heiligen Ludwig" zeigte er sich als tüchtiger kenner unseri^r spräche, in weit höherem grade aber noch in seinen ansgabon des ».WälAcIion gastes" und des „Marieulebens." Im letzten lebensjahre arbeit4}to er zugleich an einer ausgäbe des Moliand und an einer umfas- senden geschichtc der neuhochdeutschen Schriftsprache. Die erstere ist vollendet worden* die andere nur bi» zum ende des zweiten bandes gediehen, und im nach- lasse haben sich leider nicht genug vorarbeiten gefunden, um etwa einer anderen band den abschluss des vielversjircchcndcn werkes anvertrauen zu können.

Eine dritte seite seiner tätigkeit darf hier um so weniger übergangen wer- den, als er sie von jeher mit besonderer Vorliebe bis zuletzt gepflegt hat. Es sind dies, abgesehen von seinen vielen anzeigen neu erschienener Schriften, die fast unzähligen kleinen abhandlungen über die verschiedenartigsten gegenstände und areignlsse, für welche er die teilnähme weiterer kreise anregen wollte. Sie sind freilich zum grösten teile nur flüchtige erxeugnisse des augenblicks und als solche auch längst abgetan; aber er hat im gründe doch mit ihnen seinen zweck erreicht und auf vieles die aufmerksamkeit gelenkt, was sonst wol unbeachtet geblieben wäre, loh habe am endo dieser seilen eine Zusammenstellung der Schriften Bückerts zu geben versucht, selbstverständlich aber von den kleinen aufsätzen nur das ange- ftlhrt, was auch jetzt vielleicht noch teilnähme erwecken kann; bei weitem das meiste ist weggeblieben.

Als akademischer lehrer gehörte Bückert nicht unter die, welche durch glän- zende Vortragsweise ihre suhörer zn fesseln verstehen. Er sprach zwar immer frei und gewant und hatte alles was er gab sorgsam durchdacht; aber er fühlte sich auf dem kathoder selten oder nie recht heimisch. Um so anziehender aber war er in der Unterhaltung, und die stattliche reihe der tüchtigen schÜler, welche durch ihn herangebildet sind und die ihres geliebten lehrers immer in herzlicher dank- harkeit gedenken werden, hat daa beste von ihm nicht im hörsale, sondern in sei-

41

BBIKB. RÜCKBRT 97

nem zimmer empfangen. Hier verstand cj zu lehren nud anzuregen wie kaum ein anderer, und seinen schnlem und seinen freunden werden die stunden unvcrgcsslich bleiben, die sie im gesprächc mit ihm haben zubringen dürfen.

In ansehung seines Charakters war Rückert einer der edelsten menschen von allen, die mir begegnet sind. Ich habe über 22 jähre mit ihm in ununterbroche- nem persönlichen verkehr gestanden und ihn nie anders erfunden als treu und wahr, mild in der beurteilung anderer und immer bereit zu helfen, wo ers irgend ver- mochte. Die Wissenschaft hat viel mit ihm verloren, seine freunde sicher am mei- sten. Ehre seinem andenken!

Hchriften.

1. Selbständig erschienene.

1844. De Eboniiü archiepiscopi Remensis vita. Diss. inaug. Berolini die

5. m. Aug. (44 selten.)

1845. De commercio regum Francorum cum imperatoribus orientis usque ad mor-

tem Justiniani (565 p. Chr. n.). Jenae d. 3. m. Maji. (24 s.)

1850. Annalen der deutschen geschichte. Abriss der deutschen entwickelungs-

geschichte in chronologischer darstellung. Leipzig. T. 0. Weigel. 3 bde. A. u. d. t. : Das deutsche volk dargestellt in Vergangenheit und gegenwart zur begründung der zukunft. Thle 1-3.

1851. Dos leben des heiligen Ludwig, landgrafen von Thüringen, gemahls der

heiligen Elisabeth. Nach der lat. .Urschrift übers, v. Friedr. Ködiz von Salfeld, zum ersten mal heraung. m. sprachl. und histor. erläuterungen. Leipzig, T. 0. Weigel.

1852. Der wälsche gast des Thomasin von Zirclaria. Zum ersten male hcrausg.

m. sjirachl. und geschichtl. anmcrkuugen. - Als i\0. band der biblio- thek der gesamten deutschen national -littcratur. Qucdliub. n. Leipz., G. Basse. 1853 Bruder Philipj/s des csirtbäusers Marienleben. Zum ersten male herausg. Als 34. bd. der Basseschen bibliothek. Geschichte des mittelalters. Stuttgart, Franckh.

1854. Geschichte der neuzeit. Daselbst.

Die beiden letztgenanten schriftou auch u. d. t. Neue cncyclopjidie der Wissenschaften und künste. Bd. 7 nr. 1 '*• *• Auch als Allgemeine Weltgeschichte von A. Flcgler und H. Rückert. Stuttg. 1801. Franckh.

1853. 54. Culturgeschichte des deutschen Volkes in der zeit des Überganges aus

dem heidenthum in das christenthum. - Leipz., T. 0. Woigol. 2 bde. 1856. 57. Lehrbuch der Weltgeschichte in orgiiuischer darstellung. Leipzig,

T. 0. Weigel. 2 bde. 1858. Lohengrin. Zum ersten male kritisch herausgegeben und mit annierkuiigen

versehen. 36. bd. der Basseschen bibliothek.

1861. Deutsche geschichte. Zweite umgearbeitete aufläge. Leipz., T. 0. Wei- gel. — Vgl oben 1850.

1872. König Rother. Herausg. v. H. R. Als 1. bd. von: Deutsche dichtungen des mittelalters. Mit wort- und Sacherklärungen. Hrsg. v. K. Bartscli. Leipz., Brockhaus.

SBITBOHR. F. DBUTSCUK villLUJ.OUlK. VII. HD. 7

JW PR. PKKIFFEH

IftTfi. Oefirliicht^» «Icr ntnhoclhlontäclioii Krlirift3]»raoho. - Lei]«., T. O. Wei^l. Bd.^ 1. 2.

Hcliand. Als 4. bJ. der «lentsclien dichtüngcn des mittolulters.

2. Abhandlniigcii iu Zeitschriften. Die mit * bezeichneten sind ohne nainen des Verfassers erschienen.

Blätter fflr litterarische Unterhaltung. Für keine Zeitschrift hat Rückert fleissi- ger gearbeitet als für diese; doch scheint nur ein einziger aufsatz noch er^Yäh- nenswert zu sein : * Der litterarische nachlass Friedrich Ruck(-rts. 18GG nr. 50.

Ffirstenbilder, Schlcsische, des inittelalters. Hcrausg. von Hermann Luchs. Breslau 18011, Trcweudt. Der minuesänger Heinrich von Breslau. Nr. 10 s. 32.

Germania herausg. v. Franz Pfeiffer und Karl Bartsch. Die gotischen absoluten

nominativ- und accusativconstructionen. XI, 415. Fragmente einer neuen

handsichrift von Wolframs Willehalm. XIV, 271. Zwei geistliche gcdichte aus Schlesien. XIX, 75.

Grenzboten. Leipzig, Herbig.

* Walther von der Vogel weide als mittelalterlicher und modemer dichter. 1865, IV, 928. •Bayrische landes- und Volkskunde. 1867, I, 130. *Ein schwäbischer diplomat am hofe der königin Elisabeth von England IbiKy. 1867, II, 3. *Der gegenwärtige stand der runenkunde. 1868, III, 81. *Ein fastnachtsscherz. Friedrich Ferdinand graf von Benst von Ebeling. 1870, I, 407. *Der norden und Süden in Deutschland. 1870, II, 417. *Von der ostdeutschen grenzwacht (Oberschlesien) 1872, II, 502. Das deutsche publicum und die altnordische litteratur. 1872, III. * Neues über Friedrich Rückert. 1873, I, 242. Deutsche ehrlichkeit nud deutsche ehrliche arbeit. 1875, III, 476. - Das Glatzer land. 1875, III, 481.

Minerva von Friedrich Bran. Jena.

•Bückblick auf die thätigkeit der deutschen nationalversamlung von der mitte des September 1848 bis ostem 1849. 1848 dezbr. I. II. 1849 jan. I bis apr. II. *Der preussische Verfassungskampf vom 28. mai 1849. 1849 juli. •Der engere bundesstaat und das interim. 1849 sept. •Die gegenwärtige bedeutung der deutschen alterthumskunde. 1850 oct. II. novbr. I. *Friedr. Karl Ferd. von Müffling, sonst Weiss genant. 1851 juli II. aug. I.

* Memoiren des generals Ludw. freiherm von Wolzogen. 1851 aug. II.

* Bussland und die gegenwart. 1851 sept. IL

Museum, Deutsches, von Roh. Prutz.

•Der gegenwärtige zustand des Unterrichts im deutschen und sein verhältniss zur allgemeinen bildung. 1805 nr. 24. 25. Zum andenken an E. W. Weber. 1865, 45. Die ältere deutsche litteratur und das heutige publikum. 1865, 48. •Luthers deutsche Schriften. 1867, 28.

Plutarch, Der neue, herausg. von R. Gottschall. Leipz., Brockhaus. Martin Luther. I, 1—78. (1874).

Taschenbuch, Historisches, herausg. von Fr. v. Raumer.

Deutsches nationalbewustsein und stammesgefülil im mittelalter. 4. folge, 2. Jahrg. (1861) s. 337. Die politische anläge und thätigkeit der verschie- denen deutschen stamme. 4. folge, 6. jahrg. (1865) s. 153.

HEINB. RÜCKBBT

99

Vierteljahrs -Schrift, Deutsche.

Die deutsche Schriftsprache der gegcnwart und die dialekte. 1864 , III, 1

8. 90. Die bedeutung der altdeutschen littcratur und die versuche zu ihrer

widerbelehung. 1866, II s. 174. Zeit, Unsere. Herausg. von R. Gottschall. Neue folge.

Elsass und Lothringen. Ein geschichtlicher und culturgeschichtlicher überblick.

VII, 1 (1871) s. 1 33. 145 174. G. G. GerWnus. VII, 2 s. 1—25.

Zeitschrift f&r deutsche philologie.

Zur Charakteristik der deutschen mundarten in Schlesien. I, 199. IV, 322. V, 125. Bericht über neuere deutsche mundartliche litteratur. III, 161.

Zeitschrift des Vereins für geschichte und alterthum Schlesiens. Herausgegeben von C. Grünhagen. Breslau, Max & Comp. Entwurf einer systematischen darstellung der schlesischen deutschen mundai*t. Vn, 8.1. Vm, 1. 235. IX, 27. 311. XI, 96. 328.

BRESLAU. FBIBDB. PFBIFFEB.

BERICHT ÜBER DIE SITZUNGEN DER DEUTSCH - ROMANISCHEN ABTEILUNG DER XXX. PHILOLOGEN VERSA MLUNG Zu ROSTOCK.

Die abteiluug, welche ihre Sitzungen im hörsaal nr. 8 des universitätsgebäu- des hielt, zählte 43 mitglieder, nämlich die herren:

Hofr. prof. dr. Bartsch -Heidelberg.

O.-l. dr. Bech- Zeitz.

Prof. dr. Bechst ein -Rostock.

Doc. dr. B egem an n -Berlin.

Dr. Böddicker-Stettin.

Dir. Baucrmeister-Ribnitz.

Doc. dr. Edzardi-Anclam.

G. -1. dr. E gg er t- Schwerin.

Cand. Fritzsche -Rostock.

Dir. Giseke -Schwerin.

O.-l. dr. Gerberding-Berlin.

Prof. dr. Imelmann-Berlin.

Dir. dr. Keck- Husum.

Dir. Krause- Rostock.

O.-L dr. Latendorf- Schwerin.

Prof. dr. L au n -Oldenburg.

Doc. g. -I. dr. Lindner -Rostock.

O.-l. dr. Lübben- Oldenburg.

O.-l. dr. Lücking- Berlin.

Prof. dr. Mahn -Steglitz b/Berlin.

O.-l. dr. Meyer- Cottbus.

Stud. Neu mann -Heidelberg.

O.-L dr. Pfundheller- Stettin.

R. -1. Piper- Altena.

G. hofr. bgmstr. Pöble- Schwerin.

O.-l. dr. Rauch -Berlin,

Dr. Rosiger -Altena.

Prof. dr. Sachs -Brandenburg a/lT.

R.-l. dr. Schildt-Schwerin.

Dr. Schirmer- Altona.

G.-l. dr. Schmolling- Stettin.

R.-L Schneider- Segeberg.

Rect. dr. Seitz-Mame.

G.-l. Starck- Schwerin.

Doc. dr. Stimm ing-Kiel.

Dr. Thfimen- Stralsund.

Dr. Theobald- Hamburg.

Doc. dr. Vogt-Greifswald.

Bibl.-s. Walther -Hamburg.

O.-l. Wem er- Schwerin.

Cand. Westphal- Schwerin.

Stud. Wie gand -Rostock.

B.-l. dr. Nerger-Rostock.

In der ersten sitzung (am 28. scpt. 1 uhr nachm.) begrüsste herr prof. dr. Bechstein als Präsident die abteilung and gedachte ehrend zunächst der im letz- ten Jahre durch den Tod von uns geschiedenen fachgenossen, des dr. Hildebrandt

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in Halle and des prof. dr. Rücke rt in Breslau. Dann erw&hntc er dreier erfreu- licher ergebnisse des yorjahros: des widcrerstchcns der Frommann*schen Zeitschrift für erforschung der deutschen mundarten, der bildung eines Vereins für nieder- deutsche Sprachforschung und der förderung des mnd. Wörterbuchs durch die hohe reichsregierung. Es wird fortan ausser der bisherigen beihülfe von 150 thalem für jedes heft von der reichs - hauptkasse auch das gchalt des herm dr. Lübben auf drei jähre gezahlt, wonach diesem ein dreijähriger Urlaub vom 1. april d. j. ab in Oldenbur«,^ bewilligt ist. Nach diesem berichte wurde hcrr prof. Bartsch zum vicepräsidenten erwählt, und zu Schriftführern doc. dr. Lindner-Rostock und referent ernant.

Die zweite Sitzung fand am 29. septbr. niorg. 8 uhr statt und begann mit einem vortrage des hemi dr. Lübben- Oldenburg: ,,Zur Charakteristik der mittelniederdeutschen litteratur." Im Jahre 1294 sei von Albrecht v. Bar- dewik das älteste Lübecker recht verfasst worden und von demselben 1298 die ftltesto Lübecker chronik begonnen. Dies bezeichne uns einerseits den eigentlichen anfangspunkt der mnd. litteratur. Vor jener zeit fänden sich nur einzelne mnd. Urkunden, sonst herschc als spräche des schriftlichen Verkehrs das latein^ welches auch bis 1400 neben dem Mnd. iu Urkunden hergehe. Es klaffe somit zwischen dem Mnd. und dem Altniederd. eine für die Sprachforschung sehr empfindliche lücke. Andrerseits wiesen auch jene werke A. v. Bardewiks charakteristisch auf diejenigen gebiete hin, auf denen das Mnd. seine bedeutendsten leistungen aufzei- gen könne, nämlich prosa-darstellung des rechts und der geschichte. Die poesie sei im Mnd. , verglichen mit dem Mhd. , wenig gepflegt. So fehlt die weltliche lynk, gänzlich die Niederdeutschen dichteten in mhd. spräche und die geistliche lyrik ist eintönig. In der epischen gattuug finden wir wenig originales; doch hat gerade die nachbildung des niederländischen Ueinaert, der Reiueke Yos , das gefeiertste werk seines Zeitalters, die ehre des Mnd. gerettet, ein werk, dessen Wirkung, zum guten teile aut der naiven spräche beruhend, im reflectieronden Hochdeutsch nicht habe erreicht werden können. Im drama steht das Mnd. mit einem Theophiius, Sünden- fall, Redentiner spiel. Verlornen söhn, Soester Daniel u. dgl. dem Mhd. nicht nach, vielleicht voran. Die nmd. prosa erscheint ausgebildeter als die mhd., und sie zeigt sich gleich hol ihrem ersten auftreten in hoher ausbildung auch der formalen Seite. Die ältCAton rechtsstatuten geben ein vollständiges sybtem des civil- und criminalrecLtos; daneben finden siih documcuto hoher politik, wie friedensschlüsse, gcsantschaftsberichte u. dgl. You der reichen kirchl. -theol. littei-atur werden als besontlcrs wichtig der „Seclcntrost von 1407" und das „Lübecker Passional von 1471" hervorgehoben. Die uiedicin bietet zahlreiche arznei- und kräuterbücher. Die Chroniken haben mehr sprachlichen als geschichtlichen wert. Die glanzperiode des Mnd. setzt der herr vortragende mit der des hansabnndes gleichzeitig, also von 1300 1500; die zeit von löOO IGOO erscheine dagegen als zeit des rückgan- ges, und mit 1600 könne man das Neuniederdeutsche beginnen lassen, das von tag zu tag an reinheit verliere.

An diesen höchst interessanten vertrag schloss sich, abgesehen von einem kurzen hinweis des herm Präsidenten auf Berthold von HoUe, eine diseussion nicht an.

Es folgte der vertrag des herm prof. Sachs über das thema: „Wie hat falsche gelehrsamkeit und volksweisheit die spräche beeinflusst." Der herr vortragende hatte es sich zur aufgäbe gemacht, zu zeigen, wie bald die Bueht, bei halb wisserei mit gelehrsamkeit xu prunken, die ergötzlichsten verwech-

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selongeu und Verwirrungen namentlich fremder nameu vcranlasde, bald das bestre- ben, den fremden klang bekantem heimischem anzupassen, seltsame verunstaltaii- gen der fremdwörter herbeiführe, bald religiöses bedenken die angeeigneten oder einheimischen Wörter umforme, bald vermeinte Sprachregelung die rechtschreibung und grammatik vcrschlimbessere , bald der volkswitz mit den wortformen sein spiel treibe. Mit einer überreichen fülle von beispielen aus den verschiedensten wissen- schaftlichen disciplinen, aus den verschiedensten sprachen, aus den verschiedensten Zeiten wurde die» des weiteren belegt. Redner wünschte durch den vertrag zu wei- terer Untersuchung des reichhaltigen gegenständes anzuregen. - An den vertrag knüpfte sich eine kurze debatte. Herr dr. Theobald wante nämlich gegen die anffassung dieser erschcinung als einer „corruption" ein, dass das streben und die kraft, fremde Wörter mittels umdeutung sich anzueignen, ein zeichen des lebens einer spräche sei , und vindicierte dies besonders der niederländischen und deutschen spräche etwa der modernen französischen gegenüber. Herr prof. Sachs hielt daran fest, dass doch in der umdeutung immer ein moment der corruption liege. Die äusserung dr. Theobalds Über das Französische wurde von herrn dr. Lücking zum gegenstände einer weiteren discussion gemacht, die leider abgebrochen werden muste, da die zeit der allgemeinen sitzung herangekommen war.

An dieser nahmen die meisten mitglieder der abteüung teil, um dem inhalts- reichen vortrage des herrn prof. Bartsch, „vom germanischen geist in den romanischen sprachen*' zuzuhören. In demselben wurde durch vergleichung der älteren romanischen sprachen mit dem Ahd. und Mhd. nachgewiesen, wie namentlich in der Wortbildung und auch in s}'ntaktischen beziehungen der latei- nische Stoff jener sprachen vom germanischeu sprachgeiste umgeformt worden sei.

In der dritten sitzung, die am 30. septbr. morg. 8 uhr begann, hielt herr prof. Mahn seinen vertrag „über die keltischen sprachen und ihren einfluss auf die deutsche, englische, französische und die Übrigen romanischen sprachen.'' Daraus, dass die Kelten vor den Germanen und andern eroberern ins mittlere and westliche Europa eingewandert seien, und aus ihrer bei ihrer Überwältigung bereits erstiegenen höheren culturstufe sei es leicht begreiflich, dass aus ihren sprachen viele Wörter in die der nachdringenden Völker aufgenommen worden, und zwar in erster linie orts- und flussnamen, aber nicht minder auch benennungen von dingen, welche jene Völker von den Kelten übernah- men, von kulturgewächsen und geraten. Zahlreiche Wörter wurden nachgewiesen, die aus dem »onstigen bestände der sprachen, in denen sie sich finden, unerklärt bleiben [z. b. apfel , bimel, deren erklärung sich aber aus dem keltischen Wortschätze leicht ergibt; dieselben seien deshalb als lehn Wörter aus dem Keltischen anzu- sehen. — Herr dr. Lücking beanstandete die richtigkeit des beweis Verfahrens, da das fehlen der zugehörigen wurzeln in den bezüglichen sprachen ja ein zufal- liges sein könne. Herr prof. Mahn bemerkte dagegen, dass sein verfahren überall da die gröste Wahrscheinlichkeit für sich habe, wo die Kelten örtlich und zeitlich Vorgänger der nunmehrigen Inhaber jener unerklärbaren Wörter seien.

Die durch die allgemeine sitzung um 9 uhr unterbrochenen arbeiten der abteilung wurden um 11 uhr wieder aufgenommen. Herr prof. Bartsch gab einen nekrolog von prof. H. Rück er t. Er berichtete über das leben und den bildungs- gang des am 11. septbr. d. j. in Breslau verstorbenen, ging auf seine hauptschrif- ten näher ein und gab eine Charakteristik seiner germanistischen tätigkeit Am Schlüsse hob er die liebenswürdige persönlichkeit des dahingeschiedenen hervor , auf

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den er den iSopbokleischen vers anwaute: ,, Nicht mitzabassen . mitznliebeii bin ich da.**

Da in der hauptsitzung Tübingen zum orte der nächsten philologeuver- samlang bestirnt war, so wählte die abttnlung die herren prof. dr. A. v. Keller zu ihrem Präsidenten nnd prof. dr. L. Holland zmn vicepräsidontcn für das nächste jähr.

Daranf berichtete herr dr. Theobald „über den 14. Taal-en Letterkun- dig Co ng res/' der am 24.-26. aug. in Maastricht getagt hatte. Dieser con- gress hat es sich zur aufgäbe gemacht, niederländisches wesen in Nord- nnd Süd- niederland (Holland und Belgien) dnrch fc>rderung alles volkstümlichen in littcra- tnr, geschichte und kunst zu stützen und zu stärken. Von den drei scctionen des congresses war besonders die erste, welche spräche nnd litteratnr zu ihrem gegen- stände hat, für uns wichtig, weil ihi'e bestrobungen mit denen des niederdeutschen Sprachforschungsvereins sich nahe berühren, und weil auch die Niederländer bei aller abneigung gegen politische Vereinigung mit dem deutschen reiche sich dessen wol bewust sind, mit den Niederdeutschen in enger Stammes- und sprachvenvaut- Bchaft zu stehen.

In der vierten Sitzung am 1. octbr. morg. 8 uhr hielt zuerst herr dr. Begemann einen vertrag „über das Annolied." Der fiedncr gibt eine über- sieht der bisherigen meinungen über die abfassungszeit des Annoliedos und sein Verhältnis zur kaiserchronik. Er gedenkt, Lachmanns ansieht mit modificationen wider aufzunehmen. Ist unser Annolied, wie nicht zu bezweifehi, das werk eines (kölnischen) geistlichen, so rückt der so häufig widerkehrende name „sente Anno'* unser lied in die zeit nach der kanonisation Annos (1183), da der kirchliche Sprach- gebrauch das Sanctus unmittelbar vor dem namen nur bei kirchlich aiierkanten heiligen duldete. (Die vita braucht höchstens Sanctus vir Anno.) Hingegen führt die bezeichnung Siegbergs als grab Annos (dar uffc steit iiu sin fjraf') auf eine zeit vor der hebung der gebeine, und auf solche zeit deuten auch manche altertümlichen Wendungen und formen. Diesen Widerspruch vriW redner dadurch lösen, da SS er unser Annolied für Umarbeitung eines älteren gedichtes erklärt, auf welches auch die Kaiserchronik, die sich ja im eingange auf eine ältere chronik beruft, zurückgehe. Ein kürzeres Aunolied habe auch Bonaventum Vulcanius in seiner schrift: De litteris et lingua Qetarum sive Gothorum angeführt. Der redner scheidet nun die teile des Annoliedes aus. die der compilator dem ursprünglichen texte zugefügt. Darnach verbleiben v. 20 bis 92 (vielleicht bis lli>) nnd 575 bis zu ende als einheitliche gestalt des alten Annoliedes.

Nach diesem vortrage, an den sich eine discussion nicht anschlohs, stellten herr dr. Theobald und herr prof. Sachs den antrag, an den herm dr. Han- sen, bibliothekar in Antwerpen, ein hervorragendes mitglied des gestern bespro- chenen congresses eine Zuschrift zu richten, also lautend: ,,Die deutsch -romani- sche abteilung der 30. versamlung deut.<«cher philologen und schnlmänner spricht Ihnen und Ihren freunden ihre lebendige Sympathie aus für Ihr auf anbahnung näherer beziehungen zwischen der niederländischen und der volkstümlich nieder- deutschen litteratnr gerichtetes streben und gibt sich der hoffiiung hin, dass es gelingen werde, die nahe verwantschaft der sprachen durch eine übereinstimmende Schreibweise klarer als bisher ins licht zu stellen.'* Der antrag fand eine allge- meine billigung, nachdem ausdrücklich betont war, dass die zuschiift keinerlei politischen beigeschmack habe. Herr prof. Bechstein übernahm die Übermittelung der Zuschrift.

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Den bericlit, wclchmi äodann der Schreiber dieser zeilen über den verein für niederdeutsche sprachforschniig erstattete, darf er hier Übergehen, da diese zeitscV.rifi ja so eben einen solchen bericht gebracht hat. Anmerkungsweise mbgQ gestattet sein anzugeben, dass am 1. octbr. die mitgliederzahl bis auf 122 gcstiegou war. An den bericht schloss heir prof. Bech stein die frage, wie der verein sich zu Frommanns Zeitschrift stelle? Diese frage wurde dahin beant- wortet, dass die ziele beider eben nur teilweise zusammenträfen; wo dies aber der fall sei, da geschehe es auf einem gebiete, auf dem schleunige, vielseitige und gründliche arbeit not tue.

Der letzte Vortrag der diesmaligen versamlung war der des herm dr. Theo- bald betreffs „Vereinbarung über phonetische Schreibweise für diä- te ktfor sc hung." Die Wichtigkeit einer solchen sei allgemein anerkant, das bedürfhis überall gefühlt. Eedner gab die hauptei-forderuisse einer solchen Schreib- weise an, wies auf die bisher gemachten versuche hin und machte auch einige bezügliche vorschlage. Eine lebhafte discussion entspann sich, die das allseitige Interesse bekundete , und die dazu führte , dass eine commission , bestehend aus den herren dr. Theobald, prof. Sachs, dr. Begemann und dr. Nerger, nieder- gesetzt und derselben der auftrag orteilt wurde, sich mit auctoritäten der phonetik und der dialektforschung ins vernehmen zu setzen und nach dem beirate derselben der deutsch - romanischen abteilung in nächster versamlung bestirnte vorschlage zu machen. (Die commission hat ihre arbeiten inzwischen schon in angriff genommen).

Um 10 uhr ^mrde vom Vorsitzenden mit einem kurzen überblick über die diesjährigen arbeiten der abteilung die sitzung geschlossen.

ROSTOCK, NOV. 1875. K. NEBGBB.

Vulfila oder die gotische bibel. Mit dem entsprechenden griechi- schen text und mit kritischem und erklärendem commentar nebst dem kalendcr, der Skeireius und den gotischen Urkunden heraus- gegeben von Ernst Bernhardt, dr. phil., Oberlehrer am gymnasium zu £rfurt. A. u. d. t. Germanistische handbibliothek herausgege- ben von Julius Zaeher* III. Halle, verlag der buchhandlung des Waisen- hauses. 1875. I^XXII und 654 Seiten. 8. n. 13 mk. 50 pf.

Nachdem Uppströni die uns erhaltenen gotischen handschriften diplomatisch genau hatte abdrucken lassen und so aller zweifei hinsichtlich des überlieferten textes gehoben war, fehlte es noch an einer eingehenden unterBuchung Über das Verhältnis der ultllauischen bibelübersetzung zu den griechischen handsdiriften des neuen testaments und den aus dem original geflossenen lateinischen Versionen. Denn dass Vulfila nach dem griechischen übersetzt habe, war längst allgemein anerkant und ebenso auch, dass der uns vorliegende gotische text bald grössere, bald geringere einflüsse lateinischer vorlagen erfahren habe: sind ja doch die frü- heren herausgeber der gedachten frage nie ganz aus dem wege gegangen. So bemerkt schon Mareshall in seinen der editio princeps des Yulfila beigegebenen observationes die häufige Übereinstimmung des got. evangelientextes mit dem Ale- xandrinns und dem codex des Beza (D); Zahn vergleicht bereits neben den g^e- ehischen auch die lateinischen handschriften, darunter auch den Brixianus, über dessen Verhältnis zum cod. Argenteus er mit Griesbach eine gelehrte controverse führte (vgL die ausgäbe von Zahn, histor. krit. einlcitung p. 34ff.); und auch die Altenbui^er sowie Mass mann haben die Sachlage genaner erörtert und in ihren

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coiniueiitarei) häutig auf «lie griechischen und lateiuischcn haudtjchrifteii rücksicht genommen. Von den hcrausgebcrn dcd neuen testameuts hat die gotische version. obgleich ihre Wichtigkeit für die bibelkritik längst betont war (vgl. Zahn a. a. o. s. 36) erst Tischendorf durchgängig verglichen; freilich nnr, da er der spräche mikundig war, auf Lobes latc'nische Übersetzung sich stützend, wodurch manche irrtümer mit untergelaufen sind. Aber auch hierdurch wurde die Stellung der gotischen version innerhalb der verschiedenen handschriftenklassen noch nicht fixiert: Tischendorf wüste nichts weiter darüber zu nagen, als dass unser text, was bereits Lobe und Mass- mann bckant war, nach der vorhieronymianischcn bibclübersetzung, der sogenanten Itala, an vielen stellen geändert sei. Das verdienst , den wirklichen Sachverhalt klar und unzweifelhaft nachgewiesen zu haben, gebührt dem herausgeber der uns vorliegenden neuen Vulfilaausgabe , welcher bereits vor 11 jähren als das resultat eingehendster Studien das ^rste heft seiner „kritischen Untersuchungen über die gotische bibclübersetzung" herausgab (Mciningeu 1BG4), welchem später i^Elberfeld 18G8) noch ein zweites folgte (vgl. dazu den artikel desselben Verfassers*, die goti- schen handschriften der episteln , Zcitschr. f. deutsche phil. V, 18G 192).

Das ergebnis von Bernhardts forschungen war, dass der gotische text der cvangelien nicht, wie Lobe vermutet hatte, dem codex des Beza (D) am näch- sten stehe, sondern der handschrift A, dem jetzt im British Museum befindlichen Alexandrinus, dass er also wie diese zwischen den wichtigsten handschriften der alexandrinisch - italischen und der asiatischen klasse eine mittelstell ung einnehme, jedoch mit grösserer hinneigung zu der erstercn , da in den fällen , wo A mit der gotischen version nicht übereinstimt , diese mit italischen handschriften zusammen- geht. Dieses italische Clement sei nur zum kleinsten teile durch spätere änderung hineingetragen, obwol es unzweifelhaft sei, dass man den cod. llrix'anus als die quelle zahlreicher interpolationen des gotischen textes zu betrachten habe. Hin- sichtlich der episteln ergab die Untersuchung, daws die gotische version der ita- lischen handschriftenklasse am nächsten stehe, dabei jedoch eine bedeutende hin- neigung zur Milgata verrate. Diese resnltate haben durch die weiteren Unter- suchungen Bernhardts nur insoweit eine änderung erfahren, als derselbe jetzt zu der Vermutung berechtigt zu sein glaubt, dass b<?reits Vulfila, namentlich bei den episteln, eine lateinische Übersetzung mit zu rate zog. di<» italische farbung der gotischen version zum teil al>o schi)n durch diesen umstand verursacht ist. wäh- rend er früher nur annahm . da>s die von dem gutischen bischt>f benutzten griechi- schen handschriften mit der alexandrinisch -italischen resp. italischen klasse in naher verwantschaft gestanden hätten.

Auf diesen vorarbeiten fussi-nd hat nun Bernhardt versucht, in seiner auf Zachers anregung unternommenen und jetzt glikklicli vollendeten ausgäbe, so weit dies möglich war. den der gotischen Übersetzung zu gründe liegenden griechischen text zu reconsti'uieren und so einen langgehegten wünsch der kritiker des neuen testameuts zu erfdllen; und zwar verfuhr Bernhardt hierbei so, dass er aus den älteren griechischen uucialhaudschriften die Icsail. welche mit der gotischen version übereinstimto , in seinen text aufnahm, selbst dann, wenn diese Icsart nur von wenigen, oder auch nur von einer dieser handschriften geboten war, mithin si)ä- tere änderung nach dem lateinischen vermutet werden konte. Teilte dagegen der gotische text nur «lie lesarten jüngerer griechischer handschriften, der lateinischen Versionen oder der citate der kirchenväter , so wurde im griechischen texte die les- art derjenigen uncialbandschriftcn , mit welchen die ultilaniäclie Übersetzung gewöhn- lich übereinstimt. beibelmlten. da hier die annähme höclust wahrscheinlich war.

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das8 die congruenz nur späterer äDdernng oder dem zufall zuzuschreiben sei. In den anmerkungen sind jedoch diese Übereinstimmungen stets angegeben, nament- lich ist jedesmal, wenn die änderung des gotischen teztei^ nach der Itala zweifellos oder wahrscheinlich war, die lesart derselben mitgeteilt. Man ist also durch den griechischen text und die anmerkungen in den stand gesetzt, sich an jeder stelle Über die der gotischen Übersetzung zu gi'undc liegende lesart zu informieren: ein umstand, von dem nicht allein der bibelkritiker vorteil ziehen wird, sondern in ebenso reichem masse der Germanist. Sind doch durch diese fi-ucht beharrlichsten fleisses Untersuchungen über die gotische syntaz, wenn auch nicht zuerst ermög- licht, so doch wesentlich erleichtert worden; erst jetzt ist man im stände über die geschicklichkeit und Selbständigkeit des gotischen Übersetzers ein genau zutreffen- des urteil sich zu bilden. Manche stellen , die bisher faUch oder ungenügend erklärt waren, erhalten jetzt auf die einfachste weise licht: so wird die bereits von Gabe- lentz-Löbe (cod. arg. p. 18) mit recht angegrüfene Uppströmsche erklärung der glosse L. 9, 34 durch aufdeckung des zu gründe liegenden lateinischen textes bin- f&llig; das rätselhafte fizei 1. Tim. 2, 6 A erweist sich als rest einer interpola- tion usw.

Was die äussere einrichtung der neuen ausgäbe betrifft, so enthält dieselbe den gotischen text, nach den UppstrÖmschen lesungen emendiert, (die evangelien nach der Ordnung, die sie ursprünglich im cod. argenteus hatten, mit angäbe der sectioneneinteilung und der parallelstellen); unmittelbar darunter den griechischen text und darauf die anmerkungen; diese sind durch einen horizontalen strich in zwei abteilungen geschieden, von denen die erste die Varianten der verschiedenen goti- schen handschriften , sowie die abweichungcn des von Bernhardt gegebenen textes von der handschriftlichen Überlieferung und den früheren herausgebem (gewöhnlich nur seit Gabelentz-Löbe) angibt^ während die zweite hauptsächlich dazu bestirnt ist, das Verhältnis der gotischen Übersetzung zu den griechischen und lateinischen handschriften klarzulegen; und zwar sind die lesarten der griechischen Codices, soweit sie für den gotischen text in betracht kommen, vollständig angegeben zu Mt. V, Jh. y. VI, L. 1, Mc. I, während dieselben in den übrigen capiteln der evan- gelien nur dann citiert worden , wenn der got. text von A oder in dem teile des Matthäus, wo A nicht vorhanden ist, von K ^/ abweicht, jedoch auch hier mit der einschränkung , dass nur die wichtigsten quellen (Sin BCDL) angeführt werden. In den episteln, wo die anzahl der handschriften geringer ist, sind die abweichun- gcn dagegen vollständig verzeichnet.

In dieser genau durchgefühi'teu nachweisung der dem gotischen texte an jeder einzelnen stelle zu gründe liegenden lesart besteht, wie oben bereits angedeutet, der hauptwert der neuen ausgäbe: eine höchst schätzenswerte zutat sind jedoch auch die zahlreichen sprachlichen und grammatischen bemerkungen, die eingehen- des Studium der gotischen lautgesetze und sorgßlltige beobachtung des Sprach- gebrauches verraten (vgl. z. b. die noten zu R. 11, 33 und 2. Co. 1, 16). Häufig ist auch, des knapp zugemessen eu raumes wegen, zu weiterer belehr ung auf die werke anerkanter autoritäten verwiesen , hauptsächlich natürlich auf Grimms gram- matik und Leo Meyers reichhaltiges buch über die gotische spräche; hier und da ist auch auf kleinere monographien rücksicht genommen und überhaupt die gesamte einschlägige litteratur sorgfältig benutzt. Sehr dankenswert ist es endlich, dass der herr herausgeber auch das sachliche Verständnis durch zahlreiche noten zu för- dern sich bestrebt hat, namentlich in den episteln, wo dem nicht theologisch gebil- deten der oft recht unverständlichen spräche wegen dergleichen helfende fingerzeige

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sehr nötig uiid dicnlicli sind. Es ist zu bewundern ^ mit welcher geschicklichkeit dieser reiche inhalt in so enge form zusammengepresst ist.

Fragen wir nun» welche gestalt der got. tcxt^ in der neuen ausgäbe erhal- ten hat. so ist zunächst hervorzuheben, dass der herr heraus^ebcr conscquenter als 06 bisher geschehen ist, eine einlieitlichc Schreibweise durch zufiihren sich bestrebt hat. Bekantlich finden in den gotischen handschrifteu in der bezoichnuug verschie- dener laute Schwankungen statt, so steht c häufig für ei und umgekehrt ei für e, / für ei und e, au für i*, n fiir an und o usw. Hier i.st von Bernhardt (dem Mass- mann darin meistenteils schon vorangegangen war,'^) mit recht überall der vocal, den die gi'ammatik fordert, hergestellt worden;^ nur in dem vocativ der it-decli- nation, wo häufiger au als u begegnet, ist der Schreibung der luandschriften gefolgt; auch hier hätte wol unbedenklich das ursprüngliche 'U durchgängig eingeführt wer- den können , da die Schreibung -au unzweifelhaft nur auf undeutlicher aussj)rache beruht. ainomeJiun ist auf die autorität Leo Meyors (got. spr. p. 475) hin beibe- halten worden, und 'imschen lanhmuni \xii([ lauhinoui ontscheidung nicht gewagt. Die ebenfalls häufig schwankende Schreibung der consonauti^chen laute hnt der herr heransgeber nicht so streng normalisiert. Hier kamen namentlich vier lalle in betracht: die verschiedenartige widergabo des nasals vor 7t, //. q; das zwischen / und nachfolgendem vocal bald eingefügte , bald verdrängte J ; der Wechsel zwischen media und aspirata (d und J) , h und /') ; und die bald eintretende , bald unterblei- bende assimilation des auslautenden h an den nachfolgenden consonantunlaut. Im allgemeinen hat der herr herausgeber hier die regel beobachtet, falls nur eine handschrift vorlag, der Schreibart derselben zu folgen (nur das im I<uc. häufig vor- kommende ng ist mit recht stets in yg verändert); boten sich jedoch in folge des Vorhandenseins zweier handschrifteu verschiedene Schreibweisen dar, so wurde die einfachere oder gewöhnlichere gewält, also die lesart mit einfachem g (gk, gg)^ ohne J,^ mit aspirata, mit nicht assimiliertem h vorgezogen.

Offenbare Schreibfehler sind natürlich überall berichtigt, wie dies auch in den älteren ausgaben bereits geschehen war. Bernhardt hat jedoch häufig auch an solchen stellen Schreibfehler angenommen , wo die früheren herausgeber die les- art der handschrift zu verteidigen suchen: so schreibt er J. li), 32 da aeinamnuiy wo der cod. arg. gewiss fehlerhaft seina bietet; L. 14, 32 aippait für das sonst unerhörte eipciu; 15, 27 nfetiaip für afsnaip; If), 21) at statt af; Mc. 1, 10 iisluka- )uins für iisluknnns; 15, 28 qipando für qipnno; 15, 44 pana für pan; Eph. 1, 18 Jivileika für hvileika; 2. Tim. 1, 5 LuHidJuiy Airncikai für Laindja, Aiaieika. Col. 3, 15 vermutet Bernhardt für das i<rignjaipa der handschrift, statt dessen Upp- ström Ktigiijai pf(Hf Hevne scignjai pan in sehreiben, scignjai ana, «sodass svi^-

1) In der iittchfolgendon bcsprcchung der Bernhardtschen tcMoonbtituieruug if>i gewöhnlich nur auf diejenigen stellen rück»icht genommen, die von dem Ueyncscheu texte abweichen, da dessen ausgäbe die verbrcitetste ist und sich meist streng an Upp- ström anächlie?8t.

2) Doch steht bei Massmann L. 9. 27 noch das falsche cUiKpaii für daapn^ weil der herausgeber irrtümlicher weise annahm, da.«»8 kamtjan auch mit dem dativ coustruiert wer- den könne, obgleich bereits Grimm (gr. IV, Gl 2) dagegen sich ausgesprochen hatte.

3) Nur auf verschen beruht es wol, da.ss 2. Co. 8, 9 ijabiys neben gahcig» stehen geblieben ist.

4) Nur I.Tim. 6, 11 isi wol nur aus versehen die lesart der handsühritl B frijapca in den text aufgenommen.

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jaip für svifftijai verschrieben und na ausgefallen oder erloschen wäre. L. 14, 31, wo nach Heyne und Leo Meyer statt des handschriftlichen vigä \\ na > vigana zu lesen, also ein nominativ vigans anzusetzen wäre, nimt Berhardt einen doppelten Schreibfehler an: nämlich das compendium für n sei aus versehen über das a statt über das g gesetzt und dann die silbe na irrtümlich in der zweiten zeile noch ein- mal geschrieben worden: es sei also die form vigna (dativ eines neutrums vign) herzustellen. Wenn für diese conjoctur, so ansprechend sie ist, ein zwingender beweis kaum wird erbracht werden können, so erscheint mir dagegen die von Bern- liardt vorgeschlagene änderung von gaunopa (2. Co. 7, 7) in gaunopu um so siche- rer als richtig. Es sprechen hierfür sowol das üvarana der handschrift, als auch die von Bernhardt angezogenen formen aiüijodtis, watodtis.

Zuweilen ist auch Bernhardt gegen Uppström und Heyne zu den von den älteren gelehrten aufgestellten conjecturen zurückgekehrt, namentlich wenn sie durch vergleichung mit dem griechischen original bestätigt wurden; so liest er mit Gabelentz-Löbe Mt. 7, 23. 24 unsibja . sa hvazioh statt des handschriftlichen, von Uppström, Heyne und Leo Meyer beibehaltenen unsibjana . hvazuh; Jh. 11, 18 Jairusaulymim st. Jairusatdymiam; 16, 9 patd st. pata patei; L. 7, 30 ana st. and; 19, 20 galagidana st. galagida ina; Mc. 2, 12 gasehmim st. gasehviin; 2. Co. 12, 16 siai st. sai; Eph. 2, 3 hatizis st. hatüe; 3, 18 gavaurtai st. gavaurh- tai; Col. 3, 25 vüjahalpei st. vÜjahalpein (worin Uppström eine nominativform nach analogie des ahd. managin erblicken wolte); 2. Tim. 1, 18 mais vor vaila anstatt hinter ßu; Esdr. 2, 16 sunjus st. sunaus, Aizaiketins st. Aizatkeiinis ; mit Massmann Mt. 27, 56 Josezis st. Josez, 27, 64 aufto st. des sonst nie vor- kommenden ufto; L. 5, 4 gaandida st. gananpida; 5, 6 manageins st. managein; 5, 11 afletandans st afleipandans; 17, 9 pu st. ptiS; Mc. 6, 11 nih st. ni; R. 9, 3 tishidja (was schon Grimm verlangte) st. ushida; Col. 3, 12 bleipeins st. bleipein; 1. Th. 4, 17 mip im st. mip imma; Tit. 1. 6 ungafairinods st. ungafainnonds ; mit Schulze J. 17, 3 sunjana st. des unerklärlichen sunja. Mitunter ist er auch Upp- ström gegen Heyne gefolgt: Bernhardt schreibt wie jener J. 15, 5 sa bairip für sva bairip f da es ohne zweifei nur ein zufall ist, dass die griech. handschrift M

1) Diese form bat zu den wunderlichsten erklärungeu Veranlassung gegeben. UppstrÖnis Übersetzung : ad movendum (etim) profeeto ist wol durch Gabelentz Lobe (cod. arg. p. 18) definitiv abgetan; auch für die einfalle Massmanns {da velgan ina) und Holtzmanns (der gr. 1 , 4 in >m ein fragewort findet) wird kaum noch jemand eine lauzc brechen wollen. Eine vierte erklärung, die ebenso unhaltbar ist, scheint jedoch noch immer nicht zur ruhe kommen zu wollen: wenigstens hat Jolly (gesch. des inf. p. 154 fgg.) nicht übel lust, seiner theorie zu liebe die alte erklärung von vigamm als dativus infinitivi wider aufzunehmen. Aber abgesehen davon, dass sich im got. eben- sowenig wie im altnord. (das hier wie so oft mit jenem übereinstimt) sonst eine spur von einem flectierten inf. sich vorfindet, wie sollte wol Vulflla, der sonst mit pein- licher gcnauigkeit dem griech. text sich anschliesst, dazu gekommen sein, hier ohne allen grund von demselben abzuweichen? Glaubt man etwa, dass während allen ger- manischen sprachen für den begriff „ArtV^^* mehrere substantiva zur Verfügung standen, die schlachtfrohen Goten allein kein einziges gehabt hätten? Wenn die linguistik ihren wolerworbenen ruf wahren will, so darf sie es nie versäumen, bevor sie ihre erklärungen gibt, auf die in der einzelsprachc obwaltenden factischen Verhältnisse rück- sicht zu nehmen.

lOK r.E&iNG

ebenfalls oitah* für f/vrog gewährt; L. 6, 1 bifuuuitulans für hfUiuandauJi , um deu unmöglichen anlaut bn zu entfernen ; Mc. 3, 7 Gaiilaia st. Giäilaian.

Seltener hat Bernhardt die lesart der hand Schriften den früheren heraus- gebern gegenüber beibehalten: so wird und hier kann ich nicht zustimmen Mc. G, 22 die conjectur Heynes dauhir für dauhtar wider aufgegeben; es wäre das der einzige unzweifelhafte accus, absolutus , der im gotischen begegnet , denn Mt. 6, 2 hält Bernhardt selbst die abhängigkeit des accus, von ritt für möglich. Ungerecht- fertigt erscheint es mir auch, dass Bernhardt Neh. 6, l*! die einleuchtende conjec- tur Lobes ßlalmdedun für prafstidedun , die auch Massmann und Heyne aufgenom- men haben , verwirft. Dass die formen gastopanan , R. 4 , 14 , und gaaitianaidai. 1. Th. 2, 17, welche Uppström und Heyne in gaatopan und (fcutinaidai ändern, während Beiiihardt mit Gabelentz-Löbe, Massmann und Leo Meyer die handschriftliche lesung vei-teidigt, ein recht auf beibehaltung haben, möchte ich gleichfalls bezwei- feln. Die Schreibung Kaurinpaiitm wäre wol ebenf;ills überall mit Kaurinpiutn zu vertauschen gewesen, man vergl. die note zu Col. 4, 13. Ob 1. Co. 7, 16 (janasjU beizubehalten oder mit Heyne in ymiasjaU zu ändern ist, wird, da sich eine völ- lig entsprechende stelle nicht findet, schwer zu entscheiden sein. Für die schützung der lesart praizbytaireia , 1. Tim, A, 14 > wo alle herausgeber jf au^atret lu schrei- ben, hat Bernhardt dagegen stichhaltige gründe beigebracht.

Vielfache änderungen hat der seit Gabelentz-Löbe gangbare text dadurch erfahren, dass Bernhardt durch die bereits in seinen „kritischen Untersuchungen" ausführlich dargelegten, gewichtigen gründe veranlasst , in den epistcln dem Ambro- sianus A deu Vorzug gegeben hat. So lesen wir jetzt 1. Co. 15, 49 hairainMt st. fiva bairaima, das durch keine griechische handschrift belegt ist; 16, 1, dem got gebrauch entsprechend, Galatie für Galatiais; 2. Co. 1, 8 st. skamaidedeima das dem sinne besser entsprechende afsi^aggvidai veseiina; 1, 19 merjada st. raüamer- jada, worin Bernhardt mit recht eine willkürliche ausschmücknng erkent; 2, 10 zweimal fragaf st. fragiba (gr. xf/(<f)iauta); 2, 14 ßairh u/M in allaim atadim st. in allaim stadim ßairh uns^ da alle griech. und lat. hss. die erstere lesart bestä- tigen; 2, 16 ns daußau st. daupaus, das als spätere änderung erwiesen wird; 3,3 .<rikiiußai st. srihunß (gr. tftn'fi*üvufrot); 4, 1 vairßam st. vairßaima (gr. fyxn- xoi\ufr)'f 4, 4 gußs st. gnßs Hvgaaaihvanins, wo sich der spätere zusatz schon durch die falsche form kentlich macht; .'>, 16 ni kunnum st. ni hinnum ina, da die letztere lesart nur durch Hierou. gestützt wird: 5, 20 bidjaiulam st. bidjam (letzteres nachweislich spätere änderung), 6, 3 ni ainhun st. ni ainhun ßannu, da der zusatz in keiner quelle sich findet; 7, 3 mißgasviUan st. gasviltan (gr. awa- no.7«r*ri'); 8, lO taujan ,. vüjan st. der umgekehrten folge, die durch keine griech. oder lat. hs. belegt ist; 9, 14 in ufantssaiiS st. in ufarasaau (gr. J*« ti/v vntifßidlovauv x''tQ*^')'y 12, 9 siitkein st. slukcim (gr. uaüividt); IS , 1 reis sve st. veis (gr. ^utlg de ag); 13, 13 fraiijins st. fraujins unsaris (letzteres zusatz nach lat. quelle); Gal. 6, 17 stakifis lesais st. stakins franjins unsaris lesuis Xri- Staus y da die lesart von B auf späterer Interpolation beruht; Eph. 1, 5 in inu st. in imnia (gr. th aiiov)) 1, 22 uUa st. all (gr. ;r«jT«); 2, 2 fairhvaus st. aivis, da nur das erstere dem gr. xoajuoi entspricht; 2, 4 ßuaiei st. in ßizaiei (gr. ijv); 3, 10 fUnfaifu) st. mamtgfdlßo (gr. 7rolv7toixt).oq)\ Phil. 3, 12 afargagga st. ik afargagga, da letzteres in den quellen keine bestätigung findet; 3, 13 m Mnih st. ni ßan (gr. oVnto): 3, 19 ßizeei st. ßize (gr. wr); Col. 1, 16 himinam st. himitui (gr. ov(}(tvoTg) : 1 , 24 nu st. saei nu (letzteres änderung nach dem lat.) ; 4, 13 Lau- deikia st. Laudeikaia (gr. Auodixitf, Javßixtdi); 4, 14 jah Demos, das die Turiner

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blätter des cod. A und alle quellen bieten, während es in B fehlt: 1. Tim. 5, 4 andanem st. god jah andanem (letzteres spätere interpolation).

An allen diesen stellen war die snperiorität des cod. A dnrch vergleichung der quellen unwiderleglich zu beweisen, natürlich ist iu folge dessen auch da, wo ein solcher beweis nicht erbracht werden konte. die lesart von A vorgezogen, falls nicht B augenscheinlich das richtige bot. Daher schreibt Bernhardt 2. Co 1, 16. 2, 13 Makaidonja für Makidonja, 7, 5 Makaidonjai für Mdkidonjai; 3, 3 svar- tiza ^rsvaiiizJa, eine form, die im gotischen kein genau entsprechendes an&logon hat; 3, 9 andbahtja für andbahti (hier gehn auch die griech. hss. auseinander); 4, 4 liulhadehis für liuhadein; 6, 11 unumtioda für usrufnnoda; 7, 8 unie gasau hva für gasailvoa auk; 7, 10 gatulgida für ga/tuLgidai; 1, 14 Teitaun für Teitau (erster es offenbar die dem griech. nachgebildete form); 9, 2 usvcigida für gavagida; 12, 15 laßaleiko für gabaurjahu ; 12, 21 aglaitja für aglaitein; 13, 6 ßatei kufir neiß ei für ei kunneiß ßatei; Gal. 5, 17 taujiß für taujaiß; 6, 1 andsaihvafids für atsaihvands; 6, 7 pata für ßatuh; Eph. 1, 10 jah ßo für jah; 3, 16 insvinßjan für gasmnßnan; 3, 21 immuh für imma; 4, 28 für ak; Phil. 4, 4 nunu für nuHU nu; Col. 3, 5 vinna für vimwn ; 2. Tim. 4, 3 sußjandana für sußjandans.

Der fall, dass sich in B das ursprünglichere erhalten hat, ist seltener, doch liest Bernhardt mit dieser hs. 2. Co. 5, 12 hairtin st. in hairtin; 8, 18 in aivag- gdjon st. in aivaggeljons (wo die früheren herausgeber, obgleich nur die erstere lesart durch die quellen bestätigt wird, wunderbarer weise dem cod. A den Vorzug gegeben haben); £ph. 2, 11 siynle st. sivüe vesußy wo Heyne, obgleich das vesufi Zusatz nach dem lat. ist, dem cod. A gefolgt ist; femer ist Eph. 3, 12 freijhala, das Heyne ebenfalls iu den text aufgenommen hat, als später eingedrungene glosse in klammem eingeschlossen ; endlich wird auch 2. Tim. 1 , 9 das zweite ims als müssiger zusatz bezeichnet.

Die früheren herausgeber haben an manchen stellen selbständige ergän- Zungen vorgenommen, jedoch hat Bernhardt eine anzahl derselben auf grund sei- ner vergleichung der quellen als falsch erwiesen : so ist Jh. 14 , 3 von Massmann und Heyne jah vor manvja mit unrecht eingeschoben , da das xai auch im Alexan- drinus fehlt; ebenso überflüssig ist das von denselben gelehrten 2. Co. 11, 27 ein- gefügte m vor agJom, sowie das von Heyne Eph. 1, 6 aufgenommene izvara hinter gaimiiul, da die entsprechenden Wörter auch in der mehrzahl der griech. hss. nicht vorhanden sind. Auch das von Massmann und Heyne Phil. 1 , 29 eingescho- bene uhte ist wider zu streichen , weil , wie aus der interpunction des cod. B nach- gewiesen wird, der gotische Übersetzer mit einigen alten auslegera fram gußa mit fragiban ist verband; ebenso 1. Th. 2, 11 das hvaiva , da Yulfila nach Bernhardt durch weglassung des griech. m^t das anakoluth hat beseitigen wollen. Ob das sve, welches Massmann und Heyne 1. Co. 26 vor du invisamina , dem griech. üq ent- sprechend einfügen, mit recht wider gestrichen ist, will ich dahingestellt sein las- sen; ungerechtfei-tigt scheint mir aber die Verbannung des auk 1. Co. 10, 1, wo der Übersetzer durchaus keine veranlassung hatte, das griech. y^Q nnausgedrückt zu lassen. Dagegen hätte das joA, welches mit Alassmann Mc. 1, 19 vor gahraiueiß eingesetzt ist, ohne schaden fortbleiben können, da cod. D die got. lesart teilt und asyndeta bei Vulfila auch sonst ziemlich häufig vorkommen (vgl. meine abhand- lung in dieser zeitschr. V, p. 400).

Wo der griech. text dies forderte^ sind natürlich, auch gegen Uppström und Heyne, ergänzuugen vorgenommen, so fügt Bernhardt Mc. 14, 70 mit Ma«smann Galeilaim is jah vor razda mit recht wider ein; ebenso 1. Th. 5, 12. 13 jah tdlz^

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jandans izvis ei (MassmanD nur jah tidzjßnds iivarans) vor sreraifi. In den grösseren ergänzungeu der früheren herausgeber sind zam teil, jedoch nie ohne triftige gründe, änderungen gemacht: statt garunsaif Mt. 11, 16. das seit Ilirc alle herausgeber beibehielten, schreibt Bernhardt, dem ityoQai^g der wichtigsten griech. hss. entsprechend, garunnm, und ebendaselbst st. anpar anjkiramma, wie Uppström, Massmann und Heyne wollen, anpar anparana, da vopjan gewohnlich den accasativ regiert (ich würde jedoch mit rücksicht auf das genus von harn anpar anpar vorziehn). Grösser sind die abweichnngen in der im cod. fast ganz erloschenen stelle 2. Th. 2,2, wo alle herausgeber mit wenig änderungen dem yon Castiglione aufgestellten text gefolgt sind. Hier liest Bernhardt statt ahin, dem griech. imd roO vo6^ entsprechend, fram ahin; st. drohnan gadrohfian, da, wie schon Gabelentz- Lobe bemerkten, das simplex nie vorkomt; statt vanrda saupa (nach 1. Co. 15, 2); st. patei instand-ai (Ifassmann patei atgaggai) sve patci atsijat {(og 8t t Marrixtv). Um diese letzte änderung zu begründen, bemerkt Bernhardt, dass instandan in der bedeutung „bevorstehen** nicht nachweisbar sei. Dies ist jedoch ebensowenig bei atviaan der fall: es bedeutet, wie das ahd. azunesan (Tat. 76, 2) dasein und übersetzt wol nctQitcfTfjvtti und (ntarffvcu, aber nicht (varij^ vtu. Für das letztere verbum ist dagegen atgaggan belegt (2. Tim. 3, 1), sodass die von Massmann vorgeschlagene lesuDg jedesfalls den Vorzug verdient.

Offenkundige glosseme sind, wie dies bereits von den früheren herausgebern geschehen war, in eckige klammem eingeschlossen; zu bemerken ist hier nur, dass 1. Co. 15, 6 nicht taihun tevjam (nach Massmann und Heyne), sondern mit Gabe- lentz-Löbe fimf hundam als glosse bezeichnet ist, da der letztere ausdruck einer erklärung nicht bedurft hätte.

Von sonstigen textbesserungen ist zu erwähnen , dass Mt. 8 , 14 das jah vor gasahv vor in heitom gerückt ist, wodurch eine grössere Übereinstimmung mit dem griech. text erzielt und das nach dem particip abundierende jah entfernt wird. Ich will die möglichkeit, ja Wahrscheinlichkeit dieser conjectur nicht leugnen, bemerke jedoch , dass der ausdruck ligan in heitom auch Mc. 1 , 30 belegt ist und dass jah oder 'üh nach dem particip auch sonst häufig genug vorkommen (vgl. meine abhandlung in dieser zeitschr. Y, s. 401 note). L. 18, 11 wird das invinda der hs., wofür die früheren herausgeber falsch invindans schrieben, in invindai gebessert R. 7, 2 schreibt Bernhardt, dem vorgange Massmanns folgend, mit recht ufvaira (Cnav^Qog), nicht uf vaira, wie die übrigen herausgeber, da in die- sem falle, wie er richtig bemerkt, der artikel nicht hätte fehlen dürfen. Dagegen trent er Gal. 2, 6 ana insohun, was die bisherigen herausgeber sämtlich als ein wort auffassten , mit hinweisung auf 2. Co. 8 , 7. Von eingreifenderen conjecturen, auch wenn sie nahe lagen, hat sich Bernhardt mit recht femgehalten, so erscheint Mt. 5, 23 noch immer das unerklärliche aibry das Jacob Grimm in ttbr ändern wolte, und Mt. 6, 5 ist plapjo, wofür Gabelentz-Löbe platjo vermuteten, ebenfalls beibehalten: dergleichen ämc^ Uyofxtva müssen natürlich mit besonderer Sorgfalt gewahrt werden.

Auch die Skeireins hat in der neuen ausgäbe eine sehr sorgßUtige behand* lung und mannigfache besserung erfahren. Nach einer einleitung, die über die handschrift, die ausgaben, inhalt und zweck der schrift, den Verfasser* und den

1) Nach Bernhardt ist die Skeireins keine Übersetzung, sondern ein gotisches originalwcrk , bei dessen abfassung jedoch griechische commentare (von Theodorus und

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zustand des textes in ausführlicher weise sich verbreitet, folgt ein kritisch cmen- dierter text mit wortgetreuer lateinischer üoersetzung und reichhaltigen anmerkun- gen , die ober das verliältnis der neuen eniendatio zu der handschrift und den frü- heren ausgaben die nötige auskunft geben und das Verständnis des Werkes erleich- tern sollen. In der constituirung des textes ist Bernhardt sehr oft Vollmer gefolgt, der einigemal unzweifelhaft das rechte getrotfen,^ leider jedoch die gelungoneu con- jecturen unter einer au^ahl höchst gewagter und unnötiger änderungen so ver- steckt hat. dass man bisher auf sein schriftchen wenig rücksicht genommen zu haben scheint. Auch Lobe und Massmnnu sind in gebührender weise herangezogen, und, wo die besserungen dieser Vorgänger nicht zu genügen schienen, ist selb- ständige hilfe nicht geapart: im ganzen finden sich einige 40 abwcichungcn von dem Uppstrimischen texte, welche in der erwähnten cinleitung und in den noten sorgfaltig begründet werden. Interessant ist es, dass Bernhardt eine hauptursache der vielen fehler, die den überlieferten text verunstalten, darin crkant zu haben glaubt^ dass der abschrcibcr, wenn seine vorläge hintereinander eine reihe gleich endender formen darbot ^ gedankenlos auch nahestehende Wörter gleicher ai-t mit dieser eudung versah: hierdurch fänden dann die participia, welche so häufig in auffallendster weise geradezu für das verbum finitum zu stehn scheinen, ihre erklä- iTing. Die herstellung eines lesbaren textes ist Bernhardt unzweifelhaft gelungen, auch kann man im ganzen mit den von ihm vorgenommenen änderungen wol zufrie- den sein: sinncntsprechend sind sie alle: dass der ursprüngliche Wortlaut gefunden sei, ist freilich nicht überall mit gleicher Sicherheit zu erweisen. Zweifelhaft erachoiut es mir z. b., ob der ofTcubar arg verdorbenen stelle III ^'f an welcher schon mancher seine kräfte versucht hat, dadurch allein aufgeholfen ist, dass man das zweite vitoßf wie Bernhardt tut, durch hraincin ersetzt. Namentlich ist es wol unter allen umständen geboten, Vollmers Vorschlag, welcher pizo unfaurvei- sono schreiben will, anzunehmen, denn unfaurreis ist offenbar der gegensatz zu dem in der von Bernhardt citierten stelle aus Ammonius vorkommenden kxov- atogr und bei den vielen auslassungen , die unser text nachweislich erlitten hat, dürfte es nicht zu kühn sein, ein diesem griechischen ausdruck genau entsprechen- des wort bei dem zweiten wissndede zu ergänzen. Dagegen halte ich IV* eine ändcrung überhaupt nicht für nötig, da sich das anakoluth auf eine, wie mir scheint, ungezwungene weise erklären lässt (vgl. meine abhandlung in dieser Zeit- schrift V, s. 312).

Unserer ausgäbe ist, wie den früheren bänden der germanistischen hand- bibliothek, auch eine eiulcitung vorausgeschickt, welche üb<^r alles, was zur ein- führung in das gotische bibelwork notwendig ist, erschöpfende auskunft gibt. Sie behandelt zunächst das leben Vulfilas^ und seine litterarische tätigkeit,^ seine spräche

Cyrillus) vielfach benutzt worden sind. Die entstehung derselben fiele sonach frühestens in die mitte des 5. Jahrhunderts.

1) Für Vollmers conjcctur siojaba st. jabai (I bc), die Bernhardt aufgenommen hat, habe ich mich bereits in dieser zeitschr. V, p. 405 erklärt.

2) Vgl. abd. HuforawUwgity fortnito (Grafl'I, 1098). Die Übersetzung des tdifau- rareü durch imprudeua ist also schw^crlich richtig.

3) Sehr dankenswert ist es, dass hier nicht nur der bericht des Philostorgius in wörtlicher Übersetzung mitgeteilt wird , sondern auch die einschlägigen stellen aus dem von Waitz edierten werke dos Auxentius im Urtext wider abgedruckt sind.

4) Hier kommt T>eriihardt zu dem interessanten ergebnis, dass erst naoh dem

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nnd aasdrncksweiso . sowie das vorhältnis seiner Übersetzung zu dem original; dann folgt die beschreibung der uns erhaltenen handscbriftcn und ihre geschichto. Beson- ders genau wird über die Veränderungen gesprochen , welche der got. text von Vnl- fila bis zur entstehung unserer liandschriften erlitten hat, woran sich dann die darlcgung und rechtfertigung des von Berhardt beobachteten kritischen Verfahrens anschlicsst. Schliesslich werden die früheren ausgaben aufgezählt nnd Über die einrichtung der neuen das nötige mitgeteilt.

Schon oben hat sich mehrfach gelegenheit geboten, abweichende ansichten zur geltung zu bringen; einzelnes, was dort noch nicht zur besprechung gelangt ist, möge hier zum schlnss noch seine stelle finden. Zu Mt. 11, 2 (insandjands &t sipofijam seinaim) sagt der herr herausgeber: „Nach alter, freilich sprachwidri- ger Interpretation sendet Johannes um seiner jünger willen, d. h. zu ihrer aufklä- rung; diese auffassung scheint den gotischen Übersetzer zur wähl des bi (statt fiairh) bestimt zu haben. '* Diese erklärung ist wol unrichtig: Vulfila hat den gricch. text {n(fA\ptts dtä roh' fitcd-riTCiv tcvroC) durchaus nicht misverstanden; der analoge gebrauch der präposition hi findet sich auch im ahd. (Graif III, 10) und

mhd., z. b. Erec 1808:

er santim schanez gvot

bi Hinem boten in sin hüs^

(vgl. mhd. wb. I, 118*). Dieselbe Verbindung ist auch im mnd. belegt (Schiller- Lübben, I, 327^) und findet sich noch im nhd. (d. wb. I, 1351). Nach beispielen aus dem alts. und ags. habe ich mich vergebens umgesehen, doch das beigebrachte wird genügen, den gotischen gebrauch als einen echt germanischen zu erweisen und Vulfila von dem Vorwurf falscher Übersetzung zu reinigen. Zu Jh. 5 , 46 wird erwähnt, dass im got. das object oft vom griech. abweichend vorangestellt wird. Es findet jedoch zuweilen auch der umgekehrte fall statt, z. b. Mt. 5, 25. 6, 24. 1. Co. 8, 13. - Zu L. 5, 7 ist auf Köhler (Bartsch, german. Studien I, 83) verwiesen. Dass ich die erklärung Köhlers^ für falsch halte, habe ich bereits in dieser zeitschr. V, 395 hervorgehoben nnd muss auch jetzt noch bei dieser ansieht beharren. Die Uppströmsche Icsung naiv (Mc. 6, 19) scheint mir trotz der von Leo Meyer aas dem Slavischen beigebrachten parallele noch immer nicht über allem zweifei erhaben zu sein, und der verschlag von Gabelentz-Löbe^ saiwar zn lesen, verdient nach wie vor beachtnng. Zu einer gewisheit werden wir freilich

tode Vulfllas die Übersetzung der blbel zu ende geführt worden sei. Namentlich rüh- ren die uns Überlieferten bruchstücke aus Esdra und Nehemia nicht von Vulfila her.

1) Derselbe verkent den altertümlichen charakter der got. spräche und beurteilt sie zu sehr vom Standpunkt des neuhochdeutschen aus. Dass dem Goten manche con- struction geläufig war, die uns nicht mehr möglich ist, wird immer noch nicht genug anerkant und manches mit unrecht als Gräcismus verschrieen, was ganz gewiss gut gotisch ist. Eine sehr richtige ansieht findet sich in einer kleinen raonographie Wil- helm üppströros (gotiska bidrag med sarskild hänsyn tili de ambrosianska urkuoderna, Uppsala 1868), die ich daher hier mitsuteilen mir erlaube. Uppström sagt (p. 5): I tin öfveriättninff hat XJyUoB med tynnerli^ noggramnhet oeh trohet ätergifvit urtexten; kärvid har /um framfk 99mr€ öfvertääare haß fird$Un att öfv»r$ätta frän ett Ufwmde tpräk, iom /Sr kan&m %jtiif var att 9äga ett andra moderemäl, Dch tili ett epräk, hvare beekaffenhet just mSßiggjorde och nästan fordraäe Ukformighet i ätergi/vandet af den gre* kiska ord/syden.

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schwerlich jemals kommen, wenn uns nicht einmal ein günstiges geschick die ein- zige stelle, wo hix^tv im n. t. noch einmal sich findet, L. 11, 53, in got. Ghcr- sctzong zuführen sollte. Bekantlich steht in der handschrift naisvor, 8, o und r sind nach Uppström von dem Schreiber getilgt. Der herr herausgeber versucht eine crklärung des Schreibfehlers und nimt an , dass ursprünglich vaisvor (wie Massmann lesen will) h&tte geschrieben werden sollen. Der schreiber h&tte statt dessen aus verschen naisvor geschrieben und, als er den fehler bemerkte, für tHiist?or ein syno- nymen, nämlich naiv, substituiert. Ich muss gestehen, dass mir diese erklärung höchst unwahrscheinlich vorkomt Bei der hohen achtung, die die ulUlanischc Übersetzung doch zweifellos genoss, hätte ein schreiber sich kaum eine solche ände- rung seiner vorläge erlaubt; überdies war es ja in jedem falle leichter, einen buch- staben (das falsche n) zu ändern, als drei auszuradieren. In der noto zu Eph. 6, 9 {saina fraujä) bemerkt der herr herausgeber: „Massmann vermutete ohne grund 8a 8ama , vgl. Mc. 10, 8. L. 17, 34." Die Vermutung Massmanns ist jedoch keineswegs ganz grundlos; die beiden angeführten stellen dürften schwerlich bewei- send sein, da dort das 5a»)a, dem griech. ci; entsprechend , dem substantivum folgt Geht 8afna demselben voraus (dies geschieht stets, wenn es griech. d avtdg wider- gibt), 80 hat es immer den artikel bei sich, vgl. Schulze, got. glossar p. 290. Unsere stelle wäre die einzige ausnähme von dieser regel, denn R. 10, 2, wo die früheren ausgaben nur 8awa frauja lasen, ist nach Uppström sa am rande hinzugeschrieben. Bei der vergleichung der hss. ist nur selten etwas über- sehen, ich trage nach, dass Mt. 10, 42 die hs. D, was schon Mareshall bemerkte, xIfvxQoO v6«jog liest; 27, 65 hat D*, was ebenfalls Mareshall bereits constatiert hat, (f^vlaxag (abcfff* cu8iode8)\ Jh. 7, 33 bieten DEG*^ /luxqöv xq^vov. Zu Skeir. U** ist irrtümlich angegeben, dass die handschrift ahvieifw lese; sie hat die richtige starke form ahmein. Seite 583, z. 5 v. u. muss es für ags. wol alts. heissen.

Ich habe es für nötig gehalten, über die neue ausgäbe etwas ausführlicher zu berichten, um den wert derselben gegenüber den früheren allseitig ins licht zu stellen. Die kleinen ausstellungen , die ich geglaubt habe machen zu müssen, kön- nen das gesamturteil nicht erschüttern, dass der Bemhardtschc Vulfila eine ganz vortreffliche leistung ist, die von dem fleisse und Scharfsinne des lierm heraus- gobcrs das rühmlichste zeugnis ablegt. Massmann hat in der vorrede zu seiner ausgäbe mit etwas zu grossem selbstbewustsein geäussert, dass dieselbe dem theo- logen unentbehrlich sein werde. Wenn bei menschlichen dingen überhaupt von nnentbehrlichkeit die rede sein kann , so würde Bernhardts Yulfila mit mehr bercch- tignng ansprach darauf erheben dürfen; wenigstens ist es gewiss, dass dem kriti- ker des neuen testaments und dem deutschen Sprachforscher durch die neue aus- gäbe ein notwendiges hilfsmittel endlich zu teil geworden ist. Mit bedauern ver- misst man nur das registor, das den wert der beiden ersten bände der germanisti- schen handbibliothek so wesentlich erhöht. Um jedoch nicht mit einem desidera- tnm zu schliesson, will ich noch rühmend hervorheben, da.is die ausstattnng des buches eine ganz vorzügliche ist und die anerkante tüchtigkeit der hiesigen waisen- hausbnchdruckcrci wider in erfreulichster weise betätigt.

HALLS, JULI 1875. HUGO GERING.

ZRITSCIIK. F. DKUT8CHB PinLOLOGIR. UD. Vll.

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114 RIBÜEK

Der Hüliaiid and die angelsächsische Genesis. Von Edaard Sierws«

Halle , bei Lippert 1875. 49 s. 1 m. 50 pf.

In dieser arbeit bcgrüssen wir schon jetzt eine fnicht der eindringenden beschäftigung mit dem Heliand, zu der der Verfasser dnrch seine bald zu erwar- tende ausgäbe desselben veranlasst war. Mancher wird dieses columbusei mit Ver- wunderung stehn sehen. Dass die stilverwantschaft der angelsächsischen mit der altsächsischen poesie nirgend so stark wie in einem teile der Genesis hervortritt, konte bei etwas sorgfaltigem lesen schon des Versbaues wegen nicht unbemerkt blei- ben; ebenso wenig dass mindestens v. 246 337 nicht in ihrem ursprünglichen zusammenhange stehn, da sie ausführlich und ohne alle rückbeziehung den stürz der bösen engel, der schon vorher behandelt ist, nochmals erzählen. Holtzmanu hatte sich (Germ. 1 , 474. 11 , 224) ein paar mal verheissen , den beweis f&hren zu wol- len, dass der Heliand aus dem Angel^llchsischen umgeschrieben sei. Ob hiebei der vergleichung zwischen Heliand und Genesis eine rolle zugedacht war? ob wol gar mit hilfe der Versus de poeta der Heliand als ein teil der arbeit des wirklichen Gädmon solle erwiesen werden? In seiner Altd. grammatik, wo Holtzmann die Anglosaxonismen des Cottoniauus auf die herkunft des gedichtes smiückführt, scheint er im übrigen die forschung andern überkssen zu wollen und beschränkt sich auf die Weissagung, es werde sich immer deutlicher herausstellen, dass der Heliand ein angelsächsisches gedieht sei (s. 172). Nun hat Sievers mit erschöpfender genanig- keit den beweis geliefert, dass die verse 235 851 der Genesis im wortvorrat, in der ausdrucksweise und den redowendungen mit dem Heliand mehr gemein haben als so ziemlich die ganze übrige ags. litteratur, dass sie insbesondere hinsichtlich der in christlicher zeit neu und auf beiden gebieten selbständig entwickelten epi- schen formein sich mehr auf die seite des Heliand, als auf die der übrigen ags. dichtung stellen. Das wichtigste hiervon legt er in seiner abhandlung übersicht- lich vor, vollständig ergibt es sich aus den unter den tcxtabdrnck gesetzten ver- gleichungen. Ich verzichte darauf, proben dieser Übereinstimmung hervor zu heben, weil der eindruck nur durch die vereinigte masse hervorgebracht wird. Aber ich wüste nicht wie man der alternative, die der Verfasser stellt, ausweichen könte: entweder ist der Heliand nach einem ags. Vorbild gearbeitet oder B (v. 235 851 der Crenesis) nach einem altsächsischen. Im ersteren falle nun hätte man sich das Vorbild als eine vollkommene Singularität in der ags. litteratur vorzustellen, der im gegensatze zu allen übrigen denkmälern dieser mundart lauter solche merkmale zugekommen wären, die man sonst für unterscheidende züge altsächsischer dichter- sprache halten muss. Das liefe denn auf eine völlig grillenhafte hypothese hinaus, während sich alles einfach und natürlich zurecht legt, sobald man in ß ein stück angelsächsischer bearbeitung eines altsächsischen gedichts erkent, das man alle Ursache hat dem dichter des Heliand zuzuschreiben. Der bearbeiter aber war schwer- lich der dichter der Genesis, der seine aufgäbe in so ganz verschiedenem, soviel trockneren geschmack und mit so viel dürftigerem sinn erfasste; der mindestens nicht unterlassen haben würde, seine lieblingsausdrücke, z. b. das bei ihm häufige, in B unerhörte wort freä für gott, darin anzubringen. Dieser dichter fand viel- mehr, wie Sievers meint, von der bearbeitung ein bruchstück vor, das er seinem werk einverleibte, nicht ohne einzelnes einer zweiten Umarbeitung zu unterziehen, wodurch der kritik vollends die möglichkeit geraubt wird, mit einiger Sicherheit noch den ursprünglich deutschen kern herauszuschälen. Bei diesem hergang bleibt mir nur eines fragwürdig : wenn der dichter sich durch die cinfügung eines älteren brnchRtückcs arboit sj^aren wolt^j denn aus Wertschätzung seiner poetischen

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ÜBBB 8IXVBB8 , HELIAND U. AG8. 0ENB8I8 115

vorztkge wird er es nicht aofgenommen haben warum begründete er gleichwol die schöpfong der weit und des menschen durch eine eigene weitl&uftige darstel- lung der engelrebellion und ihrer folgen, da er doch eine solche in dem bruch- stücke als episode nach der Schöpfungsgeschichte vorfand und so ohne weiteres hatte benutzen können? Vielleicht ist es also wahrscheinlicher, dass erst ein Schreiber das bruchstück eingefßgt hat, dem in diesem falle der entsprechende, natürlich sehr viel kürzere teil der Genesis hätte weichen müssen. Abermalige Überarbeitung mit einfüguug einiger dem Genesisdichter eignen ausdrücke konto sich auch dieser Schreiber erlauben.

Der Verfasser ist nun aber nicht der meinung, dass das bruchstück aus dem verloren gegangenen ersten oder alttestamenÜichen teile zum Heliand herrühre. Er glaubt überhaupt nicht an die Verarbeitung beider testamente zu einem fortlau- fenden ganzen, wie die praefatio und die versus de poeta sie berichten; und er bemerkt im verhalten des bruchstückes zu seinen quellen ausser dem unvermeid- lichen Isidor weist er als solche des Avitus gedieht de origine mundi nach eine grössere freiheit als sie im Heliand herscht, zu der der dichter sich nur habe fort entwickeln, von der er nicht zu einem engherzigem verhalten habe zurückkommen können. Es handelt sich hier hauptsächlich um das bedeutungsvolle vom dichter erfundene motiv, dass der als schlänge verkleidete teufel sich der Eva für einen boten gottes ausgibt und der sündenfall dadurch auf eine täuschung zurückgeführt wird , der die ersten eitern in guter meinung unterlagen. Indes was gab die evan- gelische geschichte viel anlass zur erfindung von motiven? und wo sie ihn gab, bei der Verleugnung Petri, bei der flucht der jünger, hat der dichter ihm beherzt nachgegeben, wie der Verfasser selbst bemerkt: in der gleidien absieht nachgegeben, wie es dort bei dem sünden&ll geschieht, die beiden seiner erzählung in den äugen eines heldenhaft denkenden geschlechtes moralisch zu retten. Auch sehe ich nicht ein, warum derjenige, der den plan eines so umfassenden werkes wie der Heliand ist fassen und ausführen koute, dem gedanken und der ausführung eines werkes über den ganzen erlösungsratschluss, vom sündenfall an, nicht gewachsen sein konte. Aber es gibt einen andern grund, warum man nicht wol annehmen kann, dass der dichter des Heliand vor diesem bereits einen ersten alttestamentlichen teil gedichtet habe. Es ist deijenige , den Wackemagel in dieser Zeitschrift 1 , 293 vor- gebracht hat: die weise , wie der dichter v. SS fgg. von der Schöpfung der weit und den weltaltem spricht, ohne irgend eine anknüpfende hindeutung auf ein deutsches werk, worin davon schon gehandelt worden; es ist die weise, füge ich hinzu, wie er sein werk, statt mit einer epischen recapitulation , ganz ab ovo mit angaben über die litterarische abfassung der geschichte Jesu anhebt. Wackemagel glaubte daher aus der praefatio nur das als sicher entnehmen zu dürfen, dass ihrem Ver- fasser in demselben bände mit dem Heliand eine alttestamentliche dichtuug in säcli- sischer mundart vorgelegen habe,^ deren ursprang er, dem augenschein folgend,

1) Dies halte ich auch dann für sicher, wenn Schulte (diese ztschr. IV, 49 fgg.) recht haben solte, dass die praefatio ein machwerk des 16. Jahrhunderts sei. Ich benutze übrigens diese gelegenheit, um auf einen, so viel ich sehe, bis jetst nicht beachteten untersehied zwischen der erzählung von dem im träum berufenen altsäch- sischen dichter und dem berichte Bedas über Oadmon aufmerksam zu machen. Der letztere wurde aufgefordert, von der schopftmg zu singen, der Altsachse dagegen, wie die praefatio sagt, ut »aerae legii pra$oepta ad eanUUnmn propriae linguae eoapfaref; übereinstimmend damit die erzählung in versen: incipe divinas reeitare ex ordine leget.

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116 BnaxR, tvBSL bibvxbs, hblluid u. aos. asHssid

ohne weiteres auf denselben dichter und den anftrag desselben herschers zorftck- ffthrte, von deren beziehung zu dem Heliand ihm eine nachricht zugekommen war. Nor unter der Voraussetzung, dass diese alttestamentliche dichtung nicht dem Ver- fasser des Heliand y sondern einem andern, älteren dichter angehörte, glaubteer in den im jähre 814 aufgezeichneten vorsen, die unter der auffallenden Überschrift De poeta dem Wessobrunner gebet vorausgehn, den ins hochdeutsche mangelhaft umgeschriebenen anfang derselben zu erkennen. Wenn daher unser Verfasser s. 5 sich folgendermassen auslfisst: „Der abstand zwischen dem Heliand und dem Wes- sobrunner gebet ist zu augenfällig für jeden, der sich in spräche und ausdrucks- weise des ersteren eingelesen hat; auch scheinen mir die chronologischen Schwie- rigkeiten nicht hinreichend erwogen zu sein," so wird durch diese bemerknng Wackemagel nicht getroffen. Vom Standpunkte des Verfassers aber erblicke ich keine Ursache, sich der auch von MüUenhoff und Schercr bekanten Überzeugung zu verschliessen, dass jene verse den anfang eines altsäobsischen gedichtes gebildet haben, das schon vor abfassung des Heliand den stürz der bösen engel, die Schöpfung, den sündenfall und vielleicht noch mehr urafasste. Befremdlich bei dem alter dieses werkes ist der fehlerhafte vers do dar fUwiht ni was | enteo ni wen- teo, in welchem der hauptstab in die letzte hebung fallt: aber ihm hat Grein Genn. 10, 310 die freilich von Wackemagel zurückgewiesene besserung gebracht Der Schreiber , der wie auch MüUenhoff anerkent nicht aus dem ged&chtnis , son- dern nach einer vorläge schrieb, hatte iuuuM vor sich, eine Schreibung, die nicht unberechtigter war als iomnhtf wenn doch einmal eatoiht entstellt wurde; wie denn der Schreiber des Cottonianus im Heliand öfter tu für io setzt, ohne doch an ju ^ jam, ölim denken zu können. Die wenigen verse geben den fühlbaren eindruck eines altertümlich strengen stils, mit dem sich keine Verwilderung der verskunst vertrftgt.

Ich stimme also, wenn auch mittelst eines andern gedankenganges, dem Verfasser auch darin bei, dass man keinen grund habe, bei dem in die Genesis eingefügten bruchstück an die alttestamentliche dichtung der praefatio und der versus zu denken, nicht obgleich, sondern weil mau allen grund hat, dabei an den dichter des Heliand zu denken.

DABMSTAJDT, IM 8BPTKMBBB 1875. M. BUIGBR.

K. HahnB althochdeutsche Grammatik nebst einigen Lesestücken und einem Glossar. Herausgegeben von Adalbert Jeltteles« Vierte wesentlich veränderte und vermehrte Auflage. Prag, Tempsky. 1875. XVI, 152 s. 8«. n. m. 3,00.

Es ist anzuerkennen, dass der herausgeber mit grosser Sorgfalt die neueren forschungen und specialuntorsuchungen auf dorn gebiete der ahd. grammatik für die

Damit kann nichts anderes gemeint toin als die Zehen geböte. Diese abweichang Bchliesst, wie mir scheint, die litterarische abhängigkeit der eriäblung von Beda aas und nötigt an eine wirkliche, auf sächsischem boden gewachsene sage su glauben. Mag diese unter dem einfluss der sage von Gädmon entstanden sein, so muss sie sich doch nn einen altsächsischen säiiger und an ein damals bekantes gedieht, eine versifi- cation der Zehen geböte, geheftet haben. Was dann die versus über das nachmals gciieferto nmfassendc werk desselben dichters berichten braucht nur aus dem inhalt des codex, der auch dem verfasfter iler praefatio vorlag, geschlossen zu sein.

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SSIUBB, ÜBKR HAHN-JEITTEL£8 AHB. ORAMH. 117

neuo auttgabe der Halinschen graiiiniatik verwertet hat; dies ist besonders der laut- lehre zvl gute gekommen, die deshalb in wesentlich veränderter und verbesserter gcstalt erscheint, während manches unnütze, z. b. die ganze erste seite der frühe- ren auflagen, die einige aUgemelne bemerkuugen über den vocalismus enthielt, weggelassen ist. So ist bebpielsweise das e der redaplicierten verba für ia (geng für ffiang) in der neuen aufläge zuerst richtig als altertümliche lauterscheinung bezeichnet, da es noch in der dritten aufläge falschlich für eine provinzielle Ver- dichtung des ia erklärt wurde. Dazugekommen ist z. b. die diphthongisierung des e m ea, ia und anderes. Auch die darstellung des consonantismus ist viel besser als in den früheren auflagen. Nur scheint mir hier der herausgeber die arbeiten Pauls und Braunes über die lautverschiebung nicht hinreichend verwertet zu haben. Sonst würde er z. b. inlautendes got. h nicht für reine media, der ahd. p entspre- chen uiüste, erklärt haben. Sehr angemessen ist es femer, dass an vielen stellen nachweisungeu der ein schläglichen grammatischen litteratur gegeben sind, die sich bisweilen zu formlichen Zusammenstellungen aller über einen gegenständ erschiene- nen scliriften erweitem; so s. 7. 13. 17. Dadurch gewint das buch unstreitig für den fachmann an wert, da er bei jedem punkte, mit dessen litteratur er weniger vertraut ist, sich rasch über die verschiedenen aufgestellten ansichten und die vor- Itaudene litteratur orientieren kann. Überhaupt glaube ich, dass das buch mehr wert hat für den schon etwas weiter fortgeschrittenen, der seine kentnisse aus dem- selben in manchen dingen wird erweitem können , als für den anf&nger. Letzterem mochte ich nicht empfehlen, mit der Hahn -Jeittelesschen grammatik seine althoch- deutschen Studien zu beginnen. Einerseits nämlich muss die fülle beigebrachter Seltenheiten verwirrend auf ihn wirken. Was kann es ihm z. b. nützen, wenn er sich die notiz einprägt , in ganz seltenen fällen sei ü eine Verdichtung von uo, oder ausnahmsweise stehe ai unorganisch für a, oder dass in baierschen quellen der Schreibfehler ao für oa vorkomme? Andrerseits aber ist die ganze anordnung der lautlehre dieselbe geblieben, wie in den früheren auflagen; diese war aber schon von hause aus verfehlt. Das wird jedem anfönger, wenn er es versucht, nach vor- liegender grammatik sich ein bild z. b. des ahd. vocalismus zu machen, schmerz- lich fühlbar werden. £s liegt dies daran, dass die darstellung es versucht, stati- stisch zu sein. Das ist aber bei einer spräche, die sich nicht, wie etwa das latei- nische oder mittelhochdeutsche , in einer klassischen allgemeingiltigen Schriftsprache gesetzt hat, sondem sich fortwährend im flusse befindet und noch dazu die ver- schiedenartigsten dialektischen schattierangen nebeneinander enthält, absolut unmög- lich. Daher dienen denn die statistischen f&cher nur dazu, das historische einzu- legen, wobei natürlich oft eine sprachlich später eingetretene erscheinung früher behandelt wird und umgekehrt. So ist z. b. der sprachliche gang doch der, dass ai durch zu e geworden ist. Wir erfahren aber bereits auf s. 2 , dass i Verdich- tung von ai und erst auf s. 3 , dass ei Verdichtung von ai ist. Die einzig richtige methode für die lautlehre hat bereits Paul angegeben in der recension der altsäch- sischen und altniederfränkischen grammatik von Heyne Germania XIX, s. 220. Man muss ausgehen von der älteren Spracheinheit , aus der sich die jüngere spräche ent- wickelt hat; es wäre dies für das ahd. strenggenommen das urgermanische; doch würde es vollkommen genügt haben, wenn das gotische zu grande gelegt worden wäre. Also mit einer statistischen Zusammenstellung der gotischen laute muste die ahd. lautlehre b<^nn6n und dann von jedem einzelnen nachgewiesen werden, was ihm im Ahd. nach zeitlicher und örtlicher entwiekelung entspricht. Annähernd folgt dieser methode das Franersche buch, welches deshalb für den, der noch nichts

118 SBILKB» ÜBBB HABK -ZSITTBLSS AHD. GRAJfM.

vom Ahd. versteht, auch ssweckmässiger ist Machen wir uns den unterschied der methodeu an einem beispielo klar. Bei Hahn-Jeitteles erfahrt der anfanger anf s. 2: 0 ist 1) alte form fOr t40 got. 6, 2) Verdichtung von au, ou, Mittelstufe zwischen au und 6 ist ao. Nachdem dann mehrere andere vocale und diphthonge behandelt sind, erfährt derselbe s. 3 unten, dass om jüngere form fQr au sei, dass die mittelstufe zwischen diesem au, au und dem vocal 6 die lautgruppe ao sei, aber so, dass in den denkmälem, wo sich diese mittelstufe finde, au fnr ou gebraucht werde. Ausnahmsweise finde sich ao auch geradezu f&r au und als Schreibfehler f&r oa. Weiter wird er s. 5 belehrt: iia, uo ist gleich got ö, was in Uteren quellen auch erhalten ist. Lautfärbung dafür ist oa, Aus dieser art der darstellung wird schwerlich ein anfänger sich zurechtfinden können. Besitzt er den festen willen zu lernen, so wird er sich die Genesis aller dieser vocale und diphthonge durch aufstellung eines Stammbaumes klar zu machen suchen. Aber weit lieber wird er sich zu anderen hilfsmitteln wenden. Wenigstens kenne ich manchen, der am Frauer gelernt hat, nachdem er sich vergebens bemftht hatte, dem Hahn-Jeitteles und seinen verschlungenen pfaden nachzukommen. Wie licht- voll und leichtfasslich ist gegen diesen statistisch -hi8torisch6n Wirrwarr die rein historische darstellung!

Got. au erscheint zunächst auch im Ahd. als au^ dann wandelt sich dies ahd. au teils zu ao, teils zu ou. Weiter wird aus ao d, dagegen bleibt ou stehen.

au

/\

eu> ou

1

0

Die Umwandlung zu oo, d tritt ein vor den lingualen und vor A r n, nur in quellen, die zmu Niederdeutschen neigen, auch vor anderen consonanten, z. b. im Hildebrandslied taoc für touc.

Gotischem ö entspricht in den ältesten ahd. quellen gleichfalls ö; dies wird dann in oa gebrochen, welches sich weiter in ua, dann in %u> wandelt, und endlich zu ue sich abschwächt. Nun kann man noch hinzusetzen, dass dieses tte in wenig fällen zu ü contrahiert worden ist; nötig ist dies aber durchaus nicht

In dieser weise müste in einer ahd. grammatik überall vom Gotischen, als dem ältesten in litteraturdenkraälem vorliegenden deutschen Sprachstande , ausgegan- gen werden. Das wird dem anfönger klarheit und licht verleihen , während er jetzt in dem bunten gewimmel der vocale und ihrer Spielarten Übersicht und mut ver- lieren muss.

Allerdings wäre die grammatik, wenn sie von Jeitteles nach dieser methode bearbeitet wäre, nicht mehr die alte Hahnsche geblieben^ sondern eine ganz neue geworden. Aber besser ein neues kleid weben , als fortwährend flicken auf ein altes setzen! Ich muss mich hierin vollständig dem urteile von Sievers anschlicssen, der in der Jenaer Litteraturzeitung 1875, art. 462 ähnliches ausgesprochen hat.

HALLB. F. 8EILBB.

Lehrbuch der Poetik für höhere lehranstalten, von dr. €hr. Frd« Alb« Sehnster^ director der realschule I. o. zu Hannover. Clausthal, vorlag der Grosseschen buchliandlung. 1874. Xu, 83 s. 8«. l m. 50 pf.

Jedem von uns schulmännem geht das herz auf, wenn wir den namen K. A. J. Hoffinanns hören, des für Wissenschaft und schule zu früh verstorbenen.

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TiilKLK, ÜllKB bCUUSTKa, P0£T1K 110

sei dass wir iliü deutscbcu grauiiiuitikou dos vcroAvigtcii odur »üinc lu^ik oder rlietorik in die iiaiid iiehnicu oder uns der ticfgchaltvolleu sehulrodeu criuiicrn, in düDcn das edle herz Hoflmanns sich so waiin offenbart. Und wer wüste nicht, welch guten klang derselbe uniue als Honierforscher hatV Nach Holiiuanus todc nun hat herr director Schuster in Hannover es übernommen, die neuen auf- lagen der Hoitinannschen lohrbüchcr zu besorgen. Es herscht wol nur eine moi- uuug in der lehrerweit, wie tretflich er sein wort eingelöst hat, das er in der vor- rede zur dritten aufläge der rhctorik verpfändete, jode wesentliche Umgestaltung der iloifmannsclieu bücher zu vermeiden , aber ihnen doch diejenige vei-voUkomnung zu teil werden zu lassen, welche auf grund wissenschaftlicher crkentuis und prak- tischer crfahrung wünschenswert oder erforderlich zu sein scheint. Schuster gieng aber noch weiter. Da bereits im vorwoi'te der ersten aufläge seiner rhetorik (vom jähre 1851)) Hoffmann versprochen hatte, diesem schulbuche eine kui'ze poetik fol- gen XU lassen, aber ein zu früher tod ihn verhindert hat, sein vorhaben auszufüh- ren , so hat nun sein geistiger erbe (wenn es erlaubt ist, diesen ausdruck zu gebrau- chen) das erfüllt, was der verstorbene versprach, dadurch dass er dieses Schulbuch, dessen anzeige uns obliegt, erscheinen Hess. Schuster hat die grundsätze, welche Hoffniann bei der abfassnng seiner lehrbücher leiteten , zu den seinigen gemacht es sind nach der vorrede s. V. beschränkung auf das wesentliche und stetige berück- sichtii^ung des praktischen bedürfnisscs des Schulunterrichtes, gedrängte form der darstellung und übersichtliche Zusammenstellung des lehrstoffes '' , und so ist ca ihm gelungen; ein den trefflichen Hoifmannschen Schriften homogenes werkchen, gleichsam einen abschlnss der reihe der Hoifmannschen Schulbücher, herzustellen. Mit den werten „den trefflichen Hoffmann sehen sehriften homogen" haben wir schon unser gesamturteil über die Schustcrsche poetik ausgesprochen sie ist ein buch, das in jeder hinsieht die Hoffmannschen lehrbücher würdig und obenbi'urtig fortsetzt.

In der voiTede gedenkt der Verfasser der frage, ob es überhaupt ratsam sei, poetik in der schule zu lehren. Mit recht lässt er sich nicht in eine eingehende crörterung der frage ein, sondern verweist auf Laas „Der deutsche Unterricht auf höhereu lehranstalten ," cp. XYI (s. 297—332), mit dem er den wünsch teilt, dass der Unterricht im Deutschen auf den höheren lehranstalten noch eine erhöhtere geltung erlange. Doch wird zugleich mit paedagogischem tacto hinzugefügt, dass ein etwaiger Unterricht in der poetik nicht systematisch sein dürfe, sondern nur aphoristisch und gelegentlich bei der lectüre classischer dichtwerke. Damit aber das gesagte nicht in den wind gesprochen werde, bedürfe es einer Zusammenfas- sung des „gelegentlich erörterten,'' um mit Aristoteles zu reden, erst id-iaiv, dann X^yi^f, und diese Zusammenstellung soll das vorliegende lehrbuch geben. Es soll also in den bänden der schülor sein. Damit ist aber ausgesprochen, welche granzen der im buche gegebene stoff haben , und vrie er verarbeitet sein muss: dem Verständnisse der schülor angemessen, ohne eingehendere kentnisse vorauszusetzen; ferner in allen fragen nur das sicher erkanto nnd allgemein zuge- standene gebend. Legen wir an das bücldein diesen massstab, so fällt unser urteil über dasselbe unbedingt lobend aus. Der schülor wird es nicht leicht vergeblich aufschlagen, wenn er sich über etwas rats erholen will, er wird vielmehr in allen wichtigen fragen einen bei aller compendiösen kürze doch genügenden aufschluss finden. Und dann ist das gebotene fast durchwog zuverlässig. Schuster fusst auf den neuesten forschungen, und ein Yischcr, der altmeistor der ästhetik jetzt, Car- ricre und W. Wackemagel, der feinsiimigc denker und dichter zugleich, sind ihm

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überall stützen gcwchcn. Weniger als er es verdient , ist Gottschall benutzt and hiermit hängt gewiss ein mangol zusaiumeu, an dem Sehasters buch leidet, näm- lich der zeitgenossischen litteratur (wenn wir diese als nachgoutliische zeit zasam- menfassen) nicht voll gerecht geworden za sein. Dem gegenüber hebe ich als ver- zag unseres Werkes hervor, dass es sich bemüht, die schüler wenn irgend tanlich za den (luellen zu leiten, aus denen die betrachtnng schöpft: die anslchten des Stagiriten, sowol in seiner poetik als aach in der rhetorik, dann Horazens in der ars poetica (um diesen gewohnlichen titel zu gebniachen), ferner liossings^ Gootlies und Schillers (namentlich in ihren briefwechseln) sind den schülem durch aus- gedruckte citate zugänglich gemacht worden. Nur liättcn wir gewünscht, dass die stellen aus Aristoteles übersetzt worden wären denn wenn auch ix^ifere schüler (sehr fraglich schon bei realprimanem) auch noch stellen aus Horaz, die aus dem zusammenhange herausgerissen sind, verstehen werden, so ist von ihnen doch nicht zu verlangen, dass sie überall in den oft dunkeln sinn Aristotelischer Weisheit ein- dringen können. Und die primaner der realschulcn?! Man wende nicht ein, dass hier der lehrer nachhelfen müsse, denn seiner ganzen aiüage nach, und wie wir es schon oben betonten, liegt der Schwerpunkt des gebrauches, den der schüler von dem buche zu machen- hat, im hause. Und sollte der lehrer überhaupt eintreten, dann war es andererseits nicht nötig, die stellen auszudrucken kaum das zah- lendtat war nötig, da meist nur ganz bekante stellen herangezogen sind, welche der lehrer des Deutschen in prima, von dem man wol billig ein „sinu gestare" der Aristotelischen poetik erwarten darf, wie den katcchismus kennen wird. Erklärt sie doch ein Lessing in der Hamburgischen draniaturgie als ein werk , das er für ebenso unfehlbar halte als die elemente des Euklid nur immer seien." Lessing selbst scheint mir etwas zu kurz weggekommen zu sein. Auch können wir es wegen der gymnasialprimaner nicht für praktisch halten^ dass die englisclie littera- tur, namentlich Shakespeares stücke englisch citicii; werden denn wenn auch jeder das „nicrchant of Yenice" (s. 61) oder „midsuuimeniights dreani" (s. 78) versteht, 80 ist es doch schon ganz anders mit dem zweiten citate auf s. 78 „As you likc it** Hinsichtlich der masse des Stoffes wie der art, wie er disponiert ist, befinden wir uns mit dem Verfasser im grossen und ganzen im einverständnis , namentlich heben wir die Vorbemerkungen lobend hervor, welche in knapper form, aber doch in genügender fülle sowol die kunst im allgemeinen behandeln als auch die nötigen aosthetischen vorbegriffe lehren. Mit recht ist dagegen von einer besondern Vers- lehre^ welche in extenso gehalten stets ermüdet, abstand genommen, und das nötigste nur bei den einzelnen dichtuugsarten selbst erwälint. Der stoff ist naturgemäss nach den drei grundformen der poesie, epos (roman, novelle und fabel mit eingeschlos- sen), lyrik und drama behandelt. An der einteilung innerlialb der einzolueu dichtgattungen, namentlich innerhalb des epos, wollen wir hier nicht mäkeln es handelt sich da um grundlegende fragen, und jeder ausdrückliche Widerspruch müste billiger weise auch begründet werden , dazu aber würde der räum einer anzeige bei weitem nicht ausreichen. Denselben beifall, den wir der anläge des werkes im ganzen zollen, können wir auch der ausführung unbedenklich zugestehen. Kürze mit deutlichkeit zu vereinigen ist eine kunst, und namentlich will sie in emem compendiuin, das für die schule bestirnt ist, geübt sein. Es ist unserem Verfasser jedoch gelungen, seine regeln in musterhafter kürze abzufassen, ohne dabei dun- kel zu werden oder der spräche irgendwie gewalt anzutun. Lichtvolle klarheit zeich- net seine dcfinitionen mc seine erklärungen aus man vergleiche nur die Para- graphen 28 34! meistens sind sie bis ins einzelne durchgefeilt, so dass mau diese

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oder jene stelle als musterbeispicl auswendig lernen lassen niöclite. Die darstel- lung ist dabei durch eingestreute fragen belebt , welche sich vortrefflich als tbemata för aufsatze oder vortrage der schfiler eignen , namentlich beim drama so § 15, 3; 27, 5. 8—11; 31; 34; 35, 2.

Der druck ist im ganzen correct, druckfehler in störender anzalil haben wir nur im texte der griechischen stellen bemerkt (z. b. s. 6 z. 12 v. o.; s. 11 z. 13 und 14 Y. 0. ; s. 16 z. 18 v. o. ; s. 59 z. 10 v. o. usw.). Blosse versehen sind wol folgende: § 8, 5 muss es im citate „rhetorik»^' nicht Stilistik'* heissen; §1,1 anm. solte nicht ,,ahd. 'S sondern nur „altdeutsch" stehen, da „singen" keine ahd. form ist, ebenso gleich darauf „tichten," welches erst mhd. ist (bei Otfried <Zi/»^oM). Im 12. Paragraph, 2, 1 anm. wäre es symmetrischer gewesen, die portugiesische form 08 Lustiidas zu schreiben , da die lat. , franz. und Italien, titel in fremdsprach- licher form daboistehn am liebsten hätten wir jedoch, unseren obigen Worten fiber englische titel gemäss, sie alle verdeutscht gesehen. Für entschieden falsch halte ich die erklärung von classicität " §4» 7 anm. Das wort „classicus" cf. Pauly realencyclopädie s. v. classisch ist sehr alt, denn es bezeichnet vor- zugsweise die bürger, welche zur ersten Servianischen classe gehörten, daher schon die bürger der zweiten classe „infra dassem" heissen. Diese notiz ist zwar erst bei Gellius (Noci Att. cd. M. Hertz VI, 13) zu finden, Gollius aber beruft sich auf die auctorität Catos. Cicero (quaost acad. II, 23 [philosophi] qui mihi cum illis collati quintae classis, d. h. sehr untergeordnet videntur) und Festus (s. v. classici: classici testes dicebantur, qui signandis tostamentis adhibebantur, also zuver- lässige und treiniche leute) lassen erkennen, dass schon die Römer selbst diesen ursprünglich politischen begriff bereits auf andere Verhältnisse übertrugen ; und end- lich nach dem wideranfleben der Wissenschaften nanto man „classisch'' im engeren sinne die Schriftsteller in der blüteperiode der römischen litteratur, später end- lich alle griechischen und römischen Schriftsteller, da man sich gewöhnte, Griechen und Römer als classische Völker zu bezeichnen.

Zwar sind dies nur einzelheiton , aber es wird den Verfasser sicherlich nicht verstimmen, dass wir sie erwähnen, denn in Schulbüchern ist die peinlichste Sorg- falt von nöten. Andererseits möge er es als unseren wünsch betrachten, dass sein treffliches Schulbuch in künftigen auflagen von diesen kleinen unfortigkeiten frei werde. Unter diesem gosichtspunkte schUessen wir hier noch einzige bemerkun- gen an, welche teils den ausdruck betreffen, teils vorschlage zu einzelnen änderun- gen sein sollen, welche wir den Verfasser bei der nächsten aufläge zu berücksich- tigen bitten, soweit sie ihm genehm scheinen; warmes interesse für sein buch hat sie uns eingegeben. Wir folgen dabei den einzelnen paragraphen der reihe nach.

§ 10, 1, c finden wir es etwas zu kühn, so schlechthin zu behaupten^ dass die sage von der blindheit epischer s&nger andeuten wolle, dass das „ich" des dichters und die gegenwart verschwänden. Das ist zu construiorend die sage „will" gar nichts. Und solche allgemeine und nicht zu erweisende behauptungen müssen unerbittlich aus jedem schulbuche herausgovriesen werden. ^ § 11, 2 anm. zu d. war es zweifelnd auszusprechen, dass der name "OfAtiQos Yon AftoO und i^^ herkomme; der schüler muss bei dieser bestimthelt der behauptung in den wahn ver- fallen, als ob dies eine allgemein anerkante Wahrheit sei. Glaubwürdiger erscheint

1) 86 tmgmt um du bUndm, da^ Stfrü hüm^ wan-e, Tit 24, 255 (8812). ^ Ygl. Wilh. Grimm, deutsche heldensage 8. 377. (2a. 384); Jac. Grimm, kleinere Schrif- ten 1, 200 fgg. 5, 170. Z.

122 THIBLB, ÜBER SCHUSTfiB, POETIK

mir und gewiss ansi>recheii(ler ist die crklärmig vuu Georg Curtiiis (Lectionscatilug von Kiel, sommer 1855: De nomine Homeri), nach der nfiiiQoi die „vereinigten Sänger'* bedeutet, welche sich als ^'(mo; Inwvvfjtog oiuen "Ofjitjitog bildeten. Sclauiicns erklärung steht schon der grammatische grund entgegen, „weil eine solche wurt- form nur passive bedeutnng haben kann " cf. Bergk , Griech. litteraturgcsch. I, s. 446 anm. 11. § 23 anm. a) mnste vor die erklärung von ^liytTttv ein „viel- leicht" eingeschaltet werden, da es noch andere deutungon des wertes gibt, z. b. ßergk, Griech. litteraturgesch« in Ersch und Gruber, allg. encyclop. s. I teil 81 8.339 anm.y welcher elcgos »» xdktifiog },rohr, flöte'* setzt und es einem armeui- schen worte eUgu vergleicht danach wäre elegie ein gesang znr flöte.' §25, 2, 4 würde das historische Verhältnis klarer geworden sein, wenn der vcrEas- ser geschrieben hätte: . . . „das den Italienern angehörige und bald auch, namentlich aber in neuer zeit durch die bemühiingon der romantischou dichter- schule in die deutsche littcratur eingeführte sonctt" In § 30 hat der Verfasser in anerkennenswerter weise versucht, <len schweren bcgriif der ti-agischen katharsis zu erläutern , freilich nicht erschöpfend. Im Interesse des ausdnickcs bemerken wir noch, dass in der anmerkung, am cndci hinter „wobei er freilich'' der deutlich- keit wegen noch etwa folgende worte wünschenswert wären: „da er der Aristoteli- schen deflnition von tugend als der mitte zwischen einem zu viel und zu wenig folgte." Warum fehlt § 33 der technische ausdiuck „amphibolie"? § 39, 4 sind die worte „in dem komischen chore (den parabasen)" leicht miszu verstehen, als ob die komischen chore auch „parabasen" genant würden, während letztere doch nur eine ganz bestirnte chorpartie waren, in welcher der dichter sich gradezu an die Zuschauer wante, zuerst wol in eigener porson mitspielend, später durch den nmnd des chorfithrers. Über den Ursprung der parabase lässt uns bekantlich die Überlieferung etwas im stich, doch komt der namc wol von nKQaßffvai ig zo O^iu- TQov her cf. schol. z. Aristoph. rittorn v. 505. Die Zeitbestimmung bei Aristo- phanes (§40. 3. anm.) „um 427" ist nicht glücklich gewählt, da dieses jähr den aufangspuukt der Aristophanischen bühnentätigkeit bezeichnet, dem aber fast ein halbes Jahrhundert dichterischer tätigkeit folgte. Es war also, wenn auch mit recht bei der Unsicherheit der Überlieferung die erwähnuug des cndjalires vermie- den blieb, doch zu schreiben „seit 427 bis tief in das 4. jahrh. v. Chi*, für die attische bühne tätig."

Was die erklärung einzelner begriffe angeht, so sind wir mit dem veifasKcr fast durchwog einverstanden, nur §22, 1, boi derheroide, ist die angäbe, „daher auch heldonbrief genannt," mangelhaft, well mau in guter zeit darunter nur briefe von frauen verstand. Bernhardy, röm. littgesch. ** s. 545: „die form einer weib- lichen correspondenz in herzeussachen und Widerwärtigkeiten der liebe." Soweit „Herolden" von mäuncm fingiert wurden, sind sie parodische erwidcrungen auf die briefe der unglücklich on frauen und stammen aus späterer zeit.

Die beispiele sind meistenteils gut gewählt, doch nicht überall in ausreichen- der anzahl, besonders ist die littcratur der lozteu fünfzig jähre wol etwas zu spär- lich bedacht worden. Die neuere zeit ist zu schlecht weggekommen.

Schliesslich noch eine bitte. Bei nicht wenigen citaten nämlich ersuchen wir den hcrrn Verfasser, den ort anzugeben, woher er sie entnommen hat: stellen wie § 7, 2 fallen wol auch jedem primaner ein , aber wo bei Vergil die § 7, 5 anm.

1) Vgl. Froehdo in Kuhns scitschr. f. vergl. sprachf. 22, 545. Z.

LOBBSN, 0BBB BODIQBB, ZUMFTBOIiLEN 123

aDgefÜhrte stelle, wo das Herdersche wort, das §21, 2 aDiu. angezogen wird, end- lich wo das §24, 1. d. erwähnte bonmot Napoleons zu finden sei, möchte wol nicht jeder sofort wissen und auch nicht so leicht ermitteln können.

Doch betrifft dies alles ja nnr einzelheiten, die den wert des wirklich guten buches nicht beeinträchtigen, und wir sprechen es zum Schlüsse noch einmal aus, dass wir alle diese bemerkungen nur deshalb hingesezt haben, damit, durch sie ange- regt, der herr Verfasser bei einer neuen aufläge des buches auch solchen gering- fugigen mangeln seine au£merksamkeit und bessernde band zuwende.

WBSBL, IM OCT. 1875. B, THIBLB.

Die ältesten Hamburgischen Zunftrollen und Brüderschaftsstatuten, gesammelt und mit einem Glossar versehen von Dr. Otto Bfldlger. Hamburg, Gräfe 1874. XXXUI, 350 s. M. 6,00. Altere Hamburgische und Hansestädtische Handwerksg-esellendocnmente. Nachtrag zu den ältesten Hamburger Zunftrollen, von Dr. (Hto Bfldiger. Hamburg 1875, Gräfe. VUI, 66 s. (Separatabdruck aus der Zeitschr. f. Hamb. Gesch. B. 6.) M. 1,50.

Nicht bloss für den culturhistoriker von fach sind die zunfbrollen des mittel- alters von grosser bedeutung, sondern auch für den liebhaber und freund der cul- turgeschichte sind sie von nicht geringem Interesse. Man verweilt ^eme, wenn man von dem lesen der ewigen grossen und kleinen fehden ermüdet ist, die uns die geschichte des M.-A. in erschreckender zahl bietet, bei der betrachtnng des lumdwerks- und arbeitslebens , das gerade we^en des gegensatzes zu dem jetzigen so anziehend ist. Während jetzt die ungebundenheit, die freiheit auf diesem felde herscht, und wer heute ein schweineschlächter ist, morgen ein barbier werden kann und übermorgen ein krämer, war früher die gebundenheit so gross, dass selbst innerhalb eines und desselben gewerbes die kleinen Verschiedenheiten gesondert wurden und von verschiedenen personen betrieben worden musten. Diese ängstliche und genaue abgrenzung der einen zunft gegen die andere, die bestimmungen über die enorder- nisse zur au&ahme in eine zunft, über die zahl der meister, die in einem gewerbe sich in einer Stadt setzen durften, über die zahl der gesellen und lehrlinge, die ein jeder meister zu halten berechtigt war, über die arbeitszeit, über Verheiratun- gen, über ihre Zusammenkünfte und festlichkeiten (amptskosten), über ein ehrliches begriibnis und was sich noch weiter anführen liesse, alles das lesen wir in den handwerkerstatuten imd vergleichen es unwillkürlich mit den jetzigen zuständen innerhalb der handwerkerweit, die freilich vielfach besser erscheinen, aber jedes- falls des reizes entbehren, mit dem die geschlossenheit der alten zünfte für den femer und draussen stehenden ausgestattet iat.

Herr dr. Büdiger hat sich deshalb den dank des geschichtsforsohers und geschichtefreundes verdient, dass er die Hamburgischen zunftrollen herausgegeben hat Die samlung umfasst die zeit vom anfange des 14. bis zum anfange des 17. Jahrhunderts und enthält nicht bloss die eigentlichen settingen der ämter, son- dern auch andere bestimmungen, die das gewerbe betreffen. Die Ordnung ist, nach dem vorgange Wehrmanns in den Lübecker zunftrollen , mit recht alphabetisdi und nicht chronologisch, was den vorteil darbietet, dass man alles, was zu demselben gewerbe gehört, auf einem flecke übersichtlich beisammen hat. So enthält nr. 48, um ein beispiel zu wählen, alles das, was das schmiedeamt betrifft. 1) Concession eines Schmiedes von 1359 (lai) 2) du is de setti/nge der smede von 1375. 3) Aus- einandersetzung des amts und der brüderschaft der schmiede zwischen 1375 und 1485. 4) Bestmimung über die meistersöhne 1485. 5) Stücke aus der Ordnung der schmiede von 1560. 6) Ausgleich z?nschen dem schmiede- und dem krämeramte 1491. 7) Vergleich des amts der schmiede mit den eisenkramem 1598. Das ver- dienst des herausgebers besteht einmal in der herausgäbe überhaupt, dann aber auch in der art, wie er das material sammelte. Dieses lag nicht etwa fertig vor im Hamburger Stadtarchiv, wenn letzteres auch die meisten nunmiem geliefert hat

I

124 lObbsn, übkb RODIOKB, ZUNFTBOLLBM I

trotz des branden von 1842, nonderu der lieraasf^eber hat es bei älterleateu und ans den handwcrkerladen zasaroiiicngesuckt, was bei dem inistrauen und der lieimlich- keitskr&merei , die in den handwerkerkreisen gegen gelehrte forscluingcn zu herseben pflegt, keine leichte sache ist. Auch darin pflichten wir dem herausgebcr bei, dass er die rollen, obwol sie vielfach dasselbe enthalten, dennoch unverkürzt gegeben hat ; CS finden sich doch immer nach ort und zeit kleine Verschiedenheiten , die dem forscher interessant sein können. Das glossar ist sorgsam und verstandig gearbei- tet; dass noch viele fragezeichen bei einzelnen Wörtern stehen, ist leicht erklärlich. Denn gerade die technischen ausdrücke bieten oft unüberwindliche Schwierigkeiten, teils weil ganze gewerbe nicht mehr betrieben werden (z. b. das gewerbe der arm- bosterer, der platcnslcger u. a), teils woU die teehnik eine ganz andere geworden ist. Hier inuss man aufklarung von der zeit erwarten; violleicht dass ein glück- licher fund in den handwerkorlaäen anderer stftdte einen erwünschten aufschluss gibt

Zu einigen Wörtern erlaube ich mir bemerkungen zu machen, „emnamen, annehmen, bestimmen. ?<* Das fragezeichen kann getilgt werden. Es heisst „anneh- men," im sinne von „über sich nehmen, versprechen." Die stelle 7, 13 lautet: weUick man schuldich toere in deme amwete detne anderen imde toülecor(de) des ene tyd vor den wercmesteren, toanne lie dat bereden (bezahlen) wcHde, unde en betalede he des nicht, aise Jie dat annauiede, dat scai he wedden usw. Auch zu bescheten kann das fragezeichen fehlen, ene artnborst bescheten, heisst in der tat nichts anders als einschiessen ," durch schiessen (zum gebrauch) erproben, den »» dan, sondern, s. Mnd.Wb. 1, 479; (ladinqe, als „gattung, art" ist zu streichen; es heisst nd. nur, (wie es auch im Gl. weiter heisst) „was einem gef&llt"; erst im neuern Nd., wie bei Neocorus, komt es in der hochd. bedeutung „gattung" vor. umwe Iwf gan bezeichnet nicht den eintritt der priestor in die kirche, son- dern „eine procession halten," s. Mnd. Wb. 11, 310^; hof ist in diesem aus- druck gleichbedeutend mit kirchhof; daher in lateinischen Urkunden cimeterUwi circnire. gelt byUggcu ist wol nie „belegen (zinstragend)," sondern nur „bei Seite legen (deponieren)." huxJiovet ist sicherlich oxhoft (hukes hovet; engl. liogsliead), laiUvcring „der aufs land ziehet, um das handwerk zu üben." Die bedeutung ist zu enge gefasst; lantvering ist überhaupt ein landdurchzieher, landstreicher, hausirer. liste ist das trottoir. mapei «» lat. maptUaj planeta, messliakel. musterd ist schwerlich „senffarbig,'' sondern „gemu- stert" In dorn namen eines zeuges miMterdcvilie , mtuUennlUges (so heisst es gewöhnlich: und vielleicht ist auch s. 285 musterd toügen statt musterd ntügen zu lesen, wenn nicht, was ja möglich ist, eine vertauschung zwischen to und ui eingetreten) mag es vielleicht etwas anderes bedeuten, aber gewiss nicht ,, senffarbig," denn in den ziemlich zahlreichen stellen, die mir zu gebot stehen, ist es immer ein blauer stoff. palle ist kein priesterliches oder bischöfliches gewand, sondern eine altardecke. tömcn ist nicht „lärm machen," sondern entweder (einen vorübergehenden) anlialten," oder „zürnen -^ schelten.*'— Indem michtrage s. 15: solte affd/rögcn „abtragen" heissen? und nicht wie gewöhnlidi: „abtrocknen."? een jeder soll sine darcn, so oft he enen stock komes affdrögen wül, „rein fegen.'' S. 23 will der herausgebcr (so jetnandt angedruncken in »ol- cker thosamen kumpst befunden toorde, de v/ngcnochte, Uneinigkeit, hader edder ufdttst anrichtede, desulvige sduUl usw.) statt ungenodite unpevocJUe (unfog) lesen; die hs. ist ganz richtig: ungenogede, ungenochte, injucttnättcut , ist kein seltenes wort fi)r „Unruhe, belästigung,'' dagegen ungeoocfUe ist mir bis jetzt noch nicht begegnet. S. 30 hardewicJ^t kleit ist höchst wahrscheinlich ein kleid, dessen Stoff aus Harderwyk ist. Bekantlich werden die stoffe (noch bis auf den heutigen tag) häufig nach dem fabrikationsorte benant.

Mit diesen wenigen bemerkungen will ich das werk, das eine wertvolle berei- cbemng der fachlitteratur ist^ allen empfohlen haben, die sich für culturgeschicht« und speciell für Zunftwesen interessieren.

OLDENBimO, IM DEC. 1876. A. LÜBBSN.

H*Ue, Buchdrucker«! des WaUonli*ttM>>

^n

DIE DEUTSCHEN AUF DEN KREUZZÜGEN.

SIN KATALOG BEB WICHTiaSTEN DEUTSCHEN KREXTZF AHBER , WELCHE NACH- WEISLICH 8ICHEB ODER WAHBSCHEINLICH NACH DEM HEILIOBN LANDE

GEZOGEN SIND.

ERSTER THEIL. 1096 1190.

Es gibt wol keine liistorisclie erscheinuug, welche die Signatur ihrer zeit so klar und deutlich an sich trägt, wie die kreuzzüge des mittelalters. Viele hunderte von jähren vorher waren fromme pilger mit Stab und tasche nach dem heiligen grabe gewallt, um dort siche- rer als in Rom, San Jago und Loretto die Vergebung schwerer schuld zu erlangen,^ bis auf einmal von Clermont der ruf zu einer allgemei- nen heerfahrt gegen die Saracenen des Orients in alle länder der Chri- stenheit ausgieng und jene rückläufige völkerbewegung nach osten ein- leitete, welche zwei Jahrhunderte lang Europa in fieberhafter aufregung erhielt und an unzähligen stellen die alten Verhältnisse verschob und umgestaltete. Keine dankbarere aufgäbe möchte es daher auf dem gebiet der culturgeschichte geben, als einen gründlichen nachweis zu fßhren, welche reihen von folgen jene mächtigen bewegungskreise für Occident und Orient zurückgelassen haben, und wie die spätere geschichte der wichtigsten culturformen auf jene zeit zurückgi'eift , aber kein mensch ist bis jetzt im stände bei der beispiellosen breite des materials und dem kläglichen mangel zugänglicher orientalischer berichte^ auch nur annä- hernd jene aufgäbe in befriedigender weise zu lösen. Es kann daher nur das bestreben des historikers sein, durcli möglichst erachöpfende und eingehende behandlung einzelne wichtigere punkte klar zu stellen und dem forscher auf angrenzenden gebieten dadurch fingerzeige für manche sonst nur mühsam entdeckbare beziehungen zu geben.

r

1) R. Röhricht, die Pilgerfahrten vor den kreuzzfigen; in Raumers historischem taschenbnch 1875, herausgegeben von Riehl.

lEITSCHR. F. DBUTSCHR PHILOLOGIE. BD. VII. 9

12<> 11. mOHBICBt

Man hat mit einem gewissen rechte die kreozfahrten eine fran- zösische erfindong genant, weil die Franzosen zuerst jene kriegszüge gegen die muselmänner Syriens unternahmen und am meisten förderten, aber wenn man die stattlichen heerhaufen der deutschen kreuzfahrer fiberschaut, welche namentlich am zweiten und dritten kreuzzuge sich beteiligten, wird man die klagen der Chronisten begreifen, dass durch jene unglücklichen kriege Schwaben und Franken fast alle seine streit- baren männer verloren , und so mag denn das folgende register als leichenstein oder ehrentafel jener deutschen beiden dienen, welche Aircht- los und treu als „milites Christi'^ kämpften oder starben.

Die germanistische Wissenschaft wird jedenfalls mit nutzen und Interesse unseni katalog entgegennehmen, da die kritik und Interpreta- tion vieler gedichte, wie speciell an dem von des landgrafen Ludwigs kreuzfahrt und Wilhelm von Oesterreich weiter unten sich zeigen wird, auf unsere eingehenden nachweise zurückgehen muss. Schwierig ist es, genau abzugrenzen, welche ki*euzfahrer aus Belgien und Lothringen noch füglich als Deutsche aufgezählt werden sollen. Da aus beiden län- dern die meisten unter französischem banner nach dem heiligen lande ziehen, obwol sie zum deutschen reiche äusserlich gehören, und von Seiten französischer und belgischer historiker die darauf bezüglichen nachweise gegeben sind , so scheint eine beschränkung auf die rein deut- schen kreuzpilger gerechtfertigt Für den dritten kreuzzug hatte bereits Riezler zu seiner trefflichen arbeit über die kreuzfahrt des kaisers Frie- drich I (in den Deutschen forschungen 1870, heft 1) ein kreuzfahrer- register gegeben, so dass der Verfasser vieles einfach von dort herüber nehmen konte , allein nicht nur die grössere Vollständigkeit , sondern auch die speciellere berücksichtigang der beiden oben genanten gedichte werden vorliegende arbeit als berechtigt erscheinen lassen. Dass über- all die gewünschte klarheit und Sicherheit gewonnen werden könne, dürfte billigerweise niemand erwarten ; jedenfalls wird aber der einsichtige leser die Überzeugung gewinnen , dass mühe und arbeit genug darauf ver- want wurde, die masse des materials zu bewältigen und geordnet in den dienst historisch - philologischer forschung zu stellen. Die fort- setzung des vorliegenden katalogs wird rasch folgen. Der Verfasser bit- tet aber dringend die herren germanisten durch eventuelle nachtrage und Verbesserungen seine arbeit fördern zu helfen, deren eigentliches ziel eine vollständige „Geschichte der Deutschen im Morgenlande ^* (1096 1309) ist. Daher wird der Verfasser für freundliche Unter- stützung jederzeit dankbar sein; dem historiker entgehen manche punkte und einzelheiten , welche dem germanisten nahe liegen.

DIB DBUTSCHBN AUF DEN KBBUZZÜGKK 1^7

A. Erster kreuzzug.^

1096 1101.

Adalbero, der söhn des grafeu Konrad von Lützelnburg, archidiaco- nus der kathedrale von Metz und vertrauter Heinrichs III., fiel vor Antiochien (Alb. Aquensis III, 46),

Adalbero, ein pilger aus Österreich, starb auf dem ersten kreuzzuge (Fontes rerum Austr. II. abteilung^ 8, s. 19).

Amiens, Peter von, der Urheber des ersten kreuzzugs; über ihn vgl. Compte - rendus de la commission d*histoire, Bruxelles II, 251, 28 fg.; Florent Minor, bei Böhmer, Fontes IV, 618 fg.; Peyr^, Histoire de la premiere croisade I, 47 note und besondei-s Faulet, ßecherches sur Pierre THeremite Bruxelles 1854.

1) De Smet in den Nouveaux memoires de racademie de Bruxelles, tome32, Robert de Jerusalem a la premiere oroisade p. 6 8 neiit als teilnehmer des ersten kreuzzugs 1; Der junge Robert, sein bruder Philipp, Vicomte von Ypem, seine Schwester Gertrud, wittwc des grafen von Löwen, später gemahliu des grafen Die- trich von Flandern und Elsass, ferner sein neffe Karl von Dänemark, welcher spä- ter graf von Flandern wurde. Ausserdem sind zu nennen : die grafen Fulco von Guinea und Arnoul II von Ardres, Vasallen von Flandern, Udelrard von Witsant, Gisbert und Balduin von Gent, söhne des grafen von Alost, Hugo von St. Paul und sein söhn Enguerrand, Gery von Flandern, Raoul von Alost, der castellan des gra- fen Wilhelm von St Omer,^ Gottfried, castellan von Cassel mit seinem söhne Raoul, Johann von Arras, Walter von Douai, Balduin und Albert von Bailleul, Hellin von Wavrin , Walter von Bergues , Folcran , castellan von Bergues , Ingelram von Lilres, Themar von Bourbourg, Hugo von Rouhais, Adelred von Wameton, Her- mann von Aire, Robert von B^thune, Eustache von Törouanne, Robert von Lignes, Anselm von Ribemont, Waleran von Andrehera ^ Gilbodon von Fletereu, Bouchard von Comines, Gerhard und Roger von Lille, Eustach Werner oder Grenier, Wil- helm von Werwicq , Wilhelm Morant von Hondschoote , Wilhelm von Messine , wel- cher später Patriarch von Jerusalem wurde , Raoul von Lederseele, Sohier und Wine- mar von Gent, Steppon, ihr Schwiegervater, Walter und Hugo von St. Omer, bru- der Wilhelms, Walter von Nevele, Johann von Haveskerke, Valnier von Ouden- burg, Gratian von Eedoo, Sohier von Ghistele, Hermann von Somergem, Erem- bold, castellan von Brügge, Walter von Sottegem , Arnoul, castellan von Audenaarde, Stephan von Boulers, Rasse von Gavre, Francon von Herscle, Albon von Rodcn- burg, Reingot von Meulcbeke, Aluis vonFurncs, Salomon vonMaldegem, Lambert von Crombeke, Servais Van Praot, Dietrich von Dixmude, Sohier von Courtray ^ Joseran von Knesselaerc, Arnoul und Conen von Eyne, Adelard Van der Straten, Wilhelm von Langhe, Daniel von Termonde, Antonius von Cadzand, Richard, der Pilger ; (cd. Hippeau), Balduin Lebes oder Cauderon.

1) Kreuzfahrerkatalup^c geben auch Peyr^, La premiere croisado II, 504 520; Michaud ed. Br^hoUes I, 513 517.

2) Vgl. Biblioth&quc de Tvcole des chartcs 1875, p. 91 117.

9*

12Ö B. BÖHBICHT

Arkel, ein ritter von, zog mit Robert von Flandern nach dem heili- gen lande, wo er starb. (Dirks in „De vrije Fries" 11, 147).

Arquenne, Francon d\ aus Brabant Walion, zieht mit seinen beiden söhnen anter Gottfried nach dem heiligen lande; letztere starben daselbst, während er glücklich heimkehrte. (Compte - rendus de la commission dlüstoire, Bruxelles 1845 X, s. 267 fgg.).

Ascha, Heinrich and Gottfried von, (ein belgischer, nicht ein schwä- bischer ritter), befehligte das ftlnfte treffen beim grossen aasfall aus Antiochien gegen Kerbuga (Wilh. Tyr. VI, 17; Stalin, Wirtemb. Gesch. n , 35) ; Beyer, Mittelrhein. Urkandenbach 11, s. CCIX note 1 lässt ihn mit unrecht aus Esch a/Sauer herstammen. Vgl. Alb. Aquens. V, 4.

Bleidenstatt (bei Wiesbaden), frater Gisleberti de, urkundet 1096 als kreuzfahrer. (Will, Monum, Blidenst. 32).

Bogen, Graf Friedrich I. von, starb und ward 1101 begraben in Jeru- salem. (Archiv für Österreich. Geschichtsquellen XXI, s. 372).

Botnia Felke, ein Friese, zog mit Peter von Amiens nach Gonstan- tinopel und kehrte erst 1106 aus dem heiligen lande heim; neben ihm werden noch genant : van Borsselen aus Seeland , Dirk , der söhn des herm von Brederode, Hartmann Epe und Fortemann Tjepke, welche vor Nicaea blieben, Galama Ige, Hermana übbo, welcher in Antiochien zurfickblieb, Hesseis söhn, Lundigaman Jarig, Gottfried Boorda und Sixt Eamminga. (Dirks s. 147 fgg.)

Boto Graf, cognomento fortis germanus Ebonis, kehrte nach der erobe- rung Akkäs glücklich heinx. (Ghron. Ursperg. ed. Argentor. p. CGLYI).

Bouillon, Herzog Gottfried von, stellt als kreuzfahrer 1096 eine Urkunde aus, welche die meisten seiner begleiter mitunterzeichnen (Annales d'arch^ologie Anvers 1849 p. 96; vgl. die bestätigung der- selben durch könig Heinrich bei Wauters I, 602); über ihn handeln alle quellen. Zur Vervollständigung vgl. Ghron. AfQigh. bei Pertz IX, 415; Ghron. Hub. bei Pertz VIII, 615; Laur. Gest. ep. Vird. bei Pertz X, 498; Gislebert 492-501; Henaux, Histoire du pays de Li&ge I^ p. 552; Messager beige 1851, p. 272; Hody, Tombeaux de Godefroy de B. Bruxelles 1855; Ozeray, Histoire de la ville et du duch£ de Bouillon, Bruxelles 1864; S^ances et travaux de Taca- d^mie des sciences. Novemb. 1873 p. 663 fgg. Beyer, De Vita Godofredi Bullionensis , Marburger doctordissertation 1874 und Böh- richt , Quellenbeiträge zur Geschichte der Ereuzzüge (Programm der Louisenstädtischen Realschule). Berlin 1875 note 1. Eine gründliche biographie von unserem beiden ist bis jetzt noch nicht erschienen.

DIB DBUTSCHKN AUF DEM KBBÜZZOOEN 129

Boulogne, Graf Eustach vou, der bruder Gottfrieds von Bouillou, zieht mit diesem nach dem heiligen lande und kehrt 1102 wider heim. (Wauters, Table chronologique II, 117).

Bremen. Aus Bremen sollen viele bürger am ersten kreuzzuge teil genommen haben. Die alte Rennersche chronik gibt folgende namen: Lüder von Verden, Gerhard von der Weyhe, Lüder von Bücken, femer Johann Juckhals und dessen söhn Gerd, Gerd Frese, Detward KingwerdeSy Albert Hilberdingk^ Hermann von Haren, Hinrich Bruse- have. Albert by der Waage, Johann Weltmann, Berend Nackedövel, Gerd van den Have , Hinrich van der Ty verbruggen und Sievert Wil- ders; Gerd Frese und Albert by der Waage starben auf der fahrt, während die übrigen alle 1111 glücklich heimkehrten (vgl. Duntze, Geschichte Bremens I, 270). Interessant ist die falsche Urkunde Heinrichs, welche die Bremenser wegen ihres eifers für die sache der kreuzzuge (15. mal 1111) lobt und belohnt (Bremer ürkunden- bnch 8. 30 31) und die aus oben genanter quelle geflossene erzäh- lung von der teilnähme der Bremer bürger am ersten kreuzzuge, wie sie an der nördlichen wand der oberen rathaushalle zu Bremen in versen zu lesen ist. (Denkmale der Kunst und Geschichte der freien Handelsstadt Bremen, Bremen 1862. Erste Abtheiluug, zweite Lie- ferung s. 31).

Chur, bischof Norbert von, soll am ersten kreuzzuge teilgenommen haben, (v. Hormayr, Gold. Chronik 34).

Cleve, Dietrich von, wird ^schlich als teilnehmer am ersten kreuz- zuge genant von der Chronica comitum Cliviae bei Seibeiiz, Quellen zur westphälischen Geschichte II, s. 159.

ConstanZy Abt Gerhard aus, nahm in Kom das kreuz und zog in begleituug von vielen mönchcn aus Schaffhausen dem hauptheere der kreuzfahrer 1100 nach (Bertoldi Chronic. 1100; Gretser, de cruce I, c. 75), wird dann „custos sancti sepulchri/' als welcher er „crucem domi- nicamsemper lateri regis (Balduini) contiguus praeferebaf' (Ekkeh. bei Pertz VIII, 736) und häufig in Urkunden erscheint z.b. 1110 (Wilh. Tyr. XI, 25), 1123 (Wilh. Tyr. XI, 25; vgl. c. 13) und 1130 (Chron. Danduli bei Muratori XII, p. 275 fg.). Alb. Aquens. VII, 66 macht ihn sogar zum bischofe; vgl. Mone, Quellensamlung zur badischen Gesch. I, 8. 80 und E. Key (Du Cange), Les familles d*outre-mer 839.

Dassel, Graf Keinhold I von, urkundct 1097 als kreuzfahrer (Schaten, AnnaL Paderb. I, 445); er ist heimgekehrt.

Dommedard, Walter de, kämpft im fünften treffen bei dem grossen ausfalle des kreuzheeres aus Antiochien gegen Kerbuga. (Wilh. Tyr. VI, c. 17).

IdO B. k6hbicht

Falkenberg, Hugo von, vom Niederrhein, ein vertrauter Gottfrieds und Balduins I, empfängt Tiberias als leben (Alb. Aquens. VII, 36, 45 ; vgl. Du Gange , Les familles d'outre mer 443).

Flandern, Robert I Graf von, urkundet 1096 als kreuzfahrer (Archi- ves de Rheims lA, 249; Wauters, Table chronologique I, 699); über ihn: Robert de Jerusalem ä la premi^re croisade in den Nou- veaux m^moires de Facad^mie de Bruxelles, band 32 ; Eervyn de Let- tenhove , Historie de Flandre 1 , 305 fgg. und Recueil des m^moires de Gand 1854. Robert kehrte 1102 heim. (Wauters II, 8).

Gislebert, canonicus von St. Marien in Aachen, begleitet Gottfried als vertrauter nach dem heiligen lande. (Alb. Aquens. VI, 36).

Gottschalk, fahrer eines schwarmes von kreuzfahreru , vielleicht bru- der des grafen Liutold? (Berth. Zwifalt. Chron. Pertz X, 121). Über ihn die meisten quellen.

Habenichts^ Walter von, der fährer eines zuges von kreuzfahreru, welcher dem ritterheere des herzogs Gottfried voranzieht und elend umkomt, wird von der Chronica comitum Cliviae bei Seibertz, Quel- len zur westphälischen Geschichte II, p; 159 als Walter Alemaniae sive Sueviae dux genant.

Hamersbach (bei Bergheim a/Niederrhein); Reinhard von, kämpft im fünften treffen beim grossen ausfalle gegen Eerbuga und fällt bei Teil -bischer (Alb. Aquens. IV, 49. V, 4).

Haderwerk landet mit vielen niederrheinischen pilgern am 3. juli 1102 im heiligen lande. (Alb. Aquens. IV, p. 11; vgl. Dirks 152).

Hemmendorf (bei Rottweil), Hugo von, starb auf der heimkehr (vom ersten kreuzzuge?). (Berth. Zwifalt. Chron. bei Pertz X, 121).

Jaersma Wilko, ein Friese und Waffenträger des ritters Lyauckama, soll das itinerar und tagebuch des letzteren niedergeschrieben haben. (Occo Scharlens. Chron. 1106 p. 91).

Ilsenburg (bei Wernigerode), abt Otto von, starb 17. calend. januar. 1100 auf der kreuzfahrt. (Annal. Ros. bei Pertz XVI, 102; vgl. Leibnitz, Scriptores rerum Brunsv. III, 685).

Lantold, ein ministerial des bischofs Ulrich von Eichstädt, hat wahr- scheinlich am ersten kreuzzuge teilgenommen. (Mon. boica XII, 32 nr. 25).

Lein in gen, graf Emicho von, aus dem Nahegau, berüchtigt durch die von ihm in mittelrheinischen Städten angestifteten Judenschläch- tereien. (Beyer , Mittelrhein. Urkundenbuch H , s. CCXHI ; Stalin 11, 35; vgl. die meisten quellen).

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DIE DBUT8CHBN AüP DBN KRBUZZÜ6EN 131

Lothringen, herzog Dietrich I von, wurde 1096 wegen kraukheit sei- nes kreuzgelühdes entbunden. (Begin, Histoire des ducs de la Lor- raine I, p. 26).

Ludwig, archidiaconus von TuU, fiel vor Antiochien. (Alb. Aquens. III, 53).

Lüttich, bischof Friedrich von, gieng um 1100 nach dem heiligen lande. (Vita Priderici bei Pertz XII, s. 504).

Lüttich, Lambert von, (Poöme sur la conquete de J^msal. ed. Hip- peau X V. 3530).

Lyauckama, Eelke und Sikke, zwei neffen aus Friesland, zeichnen sich auf dem ersten kreuzzuge aus. Eelke soll 3000 ritter befehligt haben und zum commandaut<^a von Nicaea ernant worden sein; vor Jerusalem schwer verwundet, empfängt er durch Gottfried später den ritterschlag und kehrt mit seinen übrigen landsleuten 1106 heim, während Sikke bereits vor Nicaea blieb. (Dirks 151).

Lyn den, van, ein ritter aus Geldern, schliesst sich den friesischen kreuzfahrern an. (Dirks 147; vgl. Butkens, Annales g^nealogique de Lynde. Anvers 1625).

Me eil ein, Franco und Sigmar, zeichnen sich bei der belagenmg von Antiochien aus. (Alb. Aquens. IV, 35); Franco fallt vor Arsüf. (Alb. Aquens. VII, 3).

Oesterreichische ritter, und zwar Adelram von Perg, Hademar von Kuffarn, Ulrich von Wolffenstein, überbringen nach der erobe- rung Jerusalems dorthin im auftrage des markgrafen Leopolds des Schönen von östen*eich reiche geldgeschenke. (Keiblinger, Geschichte von Melk I, s. 215).

Okkinga Tzaling, ein edler Friese, zog mit Homma Homminga 1099 nach Syrien und kehrte erst am 13. december 1106 heim, nachdem er sich in allen kämpfen Balduins I ausgezeichnet. (Wiarda, Ostfrie- sische Mannigfaltigkeiten 1786 16. stück s. 126; Dirks s. 151).

Ortolf, der bruder des pfalzgrafen Kapoto, der Stifter von Hohenwart, soll mit seiner Schwester Wiltrude am ersten kreuzzuge teilgenom- men haben. (Hund, Metropol. Sal. II, s. 393).

Regensburg, graf Heinrich II von, zog mit dem erzbischof Thiemo von Salzburg , dem bischof Ulrich von Passau und der mutter des mark- grafen Leopold III von Oesterreich nach dem heiligen lande ; er starb zu Jerusalem um 1102 (von Meiller, Babenberger Regesten s. 11, nr. 208, uote 88; vgl. Abhandlungen der Münchener Akademie 1855, 8. 381; von Meiller, Salzburger Regesten 413, nr. 3 fg.).

Regensburg, hauptmann Diethmar von, zog 1097 nach dem heiligen lande. (Aventin. ed. Mogunt. 1580 p. 358 A).

182 B. BÖHBICHT

Begensburg, pilger aus, landen kurz vor der erobemng von Ma'ar- rat an-N'um&n mit vielen kreuzfahrem aus rheinischen städten (im ganzen 1500 mann) im august im St. Simeonshafen bei Antiochien, kommen aber durch hunger, seuche und elend um. (Alb. Aquens. Y, 23).

Behm, Anton von, aus Augsburg, soll 1096 mit dem kreuzheere an der spitze vieler mitbürger ausgezogen sein; sein sechszehn fuss lan- ger Speer, sein bildnis und Wappenschild werden in Augsburg noch heut gezeigt, (von Seida, Oeschichte Augsburgs I, 96).

Beinhardsbrunn, abt Gislebert von, starb am 1. october 1101 in Jerusalem. (Vita öebhardi bei Pertz XI, p. 41).

Beinhold, der söhn der edelfrau Eunehild^ empf&ngt in einer verdäch- tigen Urkunde vom 10. november 1097 vom kloster Holmarshausen an der Diemel 36 mark als reisegeld f&r seine kreuzfahrt. (Ficker, die Beichskanzler III C, s. 88, nr. 80).

Riettenburg (Riedenberg i/Mittelfranken), Heinrich von, zog mit Gott- fried von Bouillon nach dem heiligen lande. (Aventin ed. Mogunt. 1580 p. 358 A).

Rohes, Arnulf von, aus Belgien, wird Cancellarius ecclesiae Hiero- solymitanae." (Alb. Aquens. VI, 39; vgl. Du -Gange (E. Rey), Les familles d'outre-mer 634).

Salm oder Eirchberg, graf Hermann oder Hartmann TL (aus dem Nahegau oder Schwaben ?) , starb auf dem ersten kreuzzuge vor Nicaea. (Beyer, Mittelrhein, ürkundenbuch II, s. CCXIII und Stalin, Wirtemb. Geschichte II, 35 ; Bernold bei Pertz VII, 466). Alb. Aquensis 11, 30, welchem wir diese nachricht verdanken, schreibt Hartmann.

Salzburg, erzbischof Thiemo von, starb am 28. septbr. 1101 auf dem kreuzzuge. (Vita Altmanni bei Pertz VII, s. 239 ; Passio Thiemon. bei Pertz XI, s. 58; vgl. von Meiller, Regesten der Salzburger Erz- bischöfe s. 412, nr. 2) ; er war mit dem herzog Weif ausgezogen.

Scheyren (bei Pfaffenhofen), graf Otto II von, bruder des grafen Eck- hart, soll auf dem zuge mit dem herzöge Weif 1101 gestorben sein. (Aventin. Annal. Boj. VII, 1 nr. 2; Münchener Neue hi.stor. Abhandl. 1791, s. 173 und 181), während er nach andern erst zwischen 1119 und 1122, sein bruder Otto III erst um 1127 nach dem heiligen lande gezogen sein soll. (Historische Abhandlungen der Münchener Academie 1865, s. 260 und 261; vgl. v. Hormayr, Goldene Chro- nik 34).

Schwangau, Törring, Preysing, Hiltebold und Eonrad von , sollen um die zeit des ersten kreuzzugs das heilige land besucht haben, (v. Hor- mayr, Goldene Chronik 34).

DIX DBÜT8CHBH AUF DSN KBBUZZOOBR 188

Siger, abt aus Gent, starb 1108 auf der heimkehr vom heiligen lande zu Bhodus. (van der Putte, Annal; St. Petri Blandin. Gent 1842, 8. 13).

Sperberseck (im Würtemb. Donaukieise), Bertolfus junior de, brachte vom ersten kreuzzuge eine menge reliquien heim. (Orü. Zwifalt. Chron. bei Pertz X, s. 86 und 89).

Strassburg, bischof Otto von, der bruder des herzogs Friedrich I von Schwaben, starb 1100 3 Non. Aug. nach seiner heimkehr aus dem heiligen lande. (Gallia christiana Y, 796).

Stutzenlinge (im Würtemb. Jaxtkreise), Otto von, wird nach zwei- maliger pUgerfahrt nach dem heiligen grabe, bald nach dem ersten kreuzzage mönch und woltäter des klosters Zwifalten. (Berth. Chron. Zwifalt. bei Pertz X, 116).

Tüll, Raynald von, der söhn des grafen Friedrich von, vetter des bischofs Heinrich von Lüttich, zeichnet sich auf dem ersten kreuz- zuge aus. (Laurent. Gesta ep. Yirdun. bei Pertz X, p. 494, Ordericus Vital. III, 485, 555 und viele andre quellen).

Trier, eine nonne aus, zieht mit dem beere der kreuzfahrer um 1097 nach dem heiligen lande. (Alb. Aquens. II, 37).

Wanges, Wilhelm von, ein niederrheinischer pilger , wird beiderbela- gerung von Tyrus gefangen. (Alb. Aquens. XII, cap. 5).

Weif IV, herzog, starb am 8. oder 9. novbr. 1102 auf Cypem; seine gebeine wurden nach dem kloster Weingarten gebracht (Chron. Ekkeh. bei Pertz VIII , 220 ; vgl. Stalin , Wii-temb. Geschichte II, 254).

Wicker, ein niederrheinischer ritter, urkundet nach 1104 als kreuz- fahrer. (Lersch , Niederrhein. Jahrbuch 1843, s. 90 fg. ; vgl. von Lede- bur. Allgemein. Archiv für Geschichtskunde des preuss. Staates n, s. 150).

Wickher, aus der Utrechter diöcese, fällt „in prima expeditione Dei^^; über seinem grabe erbauen die Christen eine kirche. (Caesar. Heisterb. Dialog. XI, cap. 23).

Wickher, Alemanus, soll nach Albericus (1098) mit Letard de Duris zuerst die mauern Jerusalems erstiegen haben, er zeichnet sich vor Chaifä und Arsüf aus, soll einen Türken wie jener Schwabe unter dem kaiser Friedrich I im kämpfe regelrecht halbiert und einen löwen mit blossen bänden erwürgt haben; er starb in Joppe am fieber. (Alb. Aquens. VII, 1, 24, 70). Ihn nent auch neben Friedrich die Eaiserchronik (ed. Massmann vers 16715).

Winemar, ein pirat, landet mit schiffen aus Antwerpen, Tyla, Fries- land und Flandern im hafen von Laodicaea , erobert diese Stadt , wird aber gefangen und durch GottfHed befreit. (Alb. Aquens. VI, 55).

134 B. BÖHRIOHT

Wiorich^ der mondschenk Gottfrieds, zeichnet sich bei der belagerung von Ghaifä aus. (Alb. Aquens. VII, 24).

Wittern (amGeulbach am Niederrhein), Adelard von, und sein schwe- stersohn Pfiscellus , nahmen am ersten kreuzzage teil. (Alb. Aquens. in, 27; V, 22; vgl. Niederrhein. Jahrb. ed. Lersch 1843, s. 90).

Wolfger, ein edler aus Österreich, leiht 1100 vom abte von Göttweig 30 mark für die fahrt nach dem heiligen lande. (Fontes rerum Austr. II. abteilung, 8, p. 14).

B. Zwischen dem ersten und zweiten kreuzzoge.

1101 1147.

Liutfried, ein mönch aus dem kloster Zwifalten „media aetate de medio Babilonis fugit " (wann ?) Bertholdi Zwif. Chron. bei Pertz X, p. 105.

Burchard schenkt dem kloster Zwifalten einen mansus und stirbt (bald nach dem ersten kreuzzuge) auf dem wege nach Jerusalem. (Ber- tholdi Chron. Zwifalt. bei Pertz X, p. 105).

Friesen, und zwar Eelke und Epe Lyauckama, ferner Gottfried Boorda, Herama Watze und Botnia gehen im juni 1109 über Venedig, wo Boorda krank zurückbleibt, und Greta nach Jaffa, wo am tage der landung Eelke Lyauck. stirbt; er wird in Jerusalem beigesetzt. Bot- nia und Epe Lyauck. kehren nach Venedig zm-ück, wo sie hören, dass Herama und Boorda heimgekehrt seien, worauf auch sie ihre Bückkehr antreten. (Dirks 143 fgg.).

Jaarsma Wilko, ein Friese, zog um 1109 nach dem heiligen lande. (Dirks 155).

Adalbert „Hierosolymitanus," aus Österreich, pilgerte 1110 nach dem heiligen lande. (Fontes rerum Austr. II, bd. 8, s. 59).

Hundsheim, Hermann von, ein österreichischer pilger, zog 1110 nach dem heiligen lande. (Fontes rerum Austr. II, bd. 8, s. 51).

Kermund, „ducis camerarius," urkundet 1110 als pilger. (ürkunden- buch ob der Enns I, 215).

Verdun, bischof Bichard von, pilgerte 1114. (Laur. Gest. ep. Virdan. bei Pertz X, s. 504).

Gorvey, abt Erkenbert von, pilgerte mit vielen Sachsen 1117 nach dem heiligen lande. (Erhard, Beg. Guestph. I, nr. 1430; p. 61 nr. CCLXXVIII; Annal. Saxo 1117); ihm hat der mönch Ekkehard sein Chronicon gewidmet. (Chron. Ekkeh. Pertz VI, praef. s. 10). Wahrscheinlich schloss er sich dem kreuzzuge der Kölner an, wel-

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DIE DEUTSCHEN AUF DEM KBEUZZCGEN 135

eher am 15. mai 1117 abgieng, von dem aber die meisten schon nach 6 monaten wider heimkehrten. (Can. Leod. bei Pertz XII, 416).

Flandern, Karl von, neffe dös grafen Robert II von Flandern, geht 1117 oder 1118 mit den nordischen pilgern nach dem heiligen lande. (Walt. Vita Karoli bei Pertz X, 540); die syrischen magnaten ver- suchen es [vergeblich 1123 während der gefangenschaft Balduins II, ihn zur annähme der kröne zu bewegen. (Passio Karol. bei Pertz XII, 8. 568).

Donauwörth, abt Dietrich aus, pilgert 1118. (Oefele, Scriptores rerum boicarum I, 334).

Friesen, und zwar werden Watze Herman, Homme Homminga, Hes- sel Hermana, Goffe Roorda, Watze van Ockinga und Sikke Eamminga speciell genant , pilgern 1119 über Venedig und dienen unter Balduin ; Watze Hermana und Homme sollen 1120 in einer Schlacht gegen die Muslimen gefallen sein, während Ockinga und Eamminga mit Bal- duin gefangen worden wären , und Roorda mit Hermana schwere y-er- wundungen davongetragen hätten. Indess scheint diese ganze nach- richt unrichtig, da 1120 Waffenstillstand war. (Dirks 153 fg.; vgl. Wilken H, 465).

Bznata, ein böhmischer fürst ^ brach im märz 1123 nach Jerusalem auf und starb nach der heimkehr am 16. october 1122. (Chron. Cosm. bei Pertz IX, s. 125).

Hermann und Lutobor, zwei böhmische edlen, traten am 1. februar 1124 die pilgerfahrt nach Palästina an. (Chron. Cosm. bei Pertz IX,

s. 127).

Hedwig, eine nonne aus dem St. Agneskloster in Schaffhausen, pilgert nach Jerusalem und kehrt 112& mit vielen reliquien wider heim. (Kirchhofer N. G. 3, 7).

Wettin, graf Dedo von, pilgert 1126 „episcoponim consilio et judicio," weil er seine gemahlin Bertha Verstössen^ nach Syrien. (Genealog. Wettin. bei Pertz XXIU, s. 228).

Prag, bischof Meinhardt von, geht 1130 nach Jerusalem. (Annal. Grad, bei Pertz XVII, 649; vgl. Berth. Zwif Chron. bei Pertz X, s. 103).

üdalricus, ein pilger aus Österreich, zog 1130 nach dem heiligen lande. (Fontes rerum Austr. II , bd. 8 , s. 33).

Bertholdt junior, frater Liutfridi, bringt aus dem nachlasse des zu Nazareth verstorbenen abtes Gerhard von Schaffhausen stücke des heiligen kreuzes heim. (Berth. Chron. Zwif. s. 108).

136 E. BÖHBICHT

Joscelinas yillicas pilgert um 1188. (Gesta abbat Trnd. cont III. bei Pertz X, 384).

Bogen, Graf Friedrich U von, starb ^86 in Palästina. (Archiv für Österreich. Geschichtsquellen XXI, s. 373).

Otto, aus Österreich, urkundet f&r G6ttweig um 1137 als pilger. (Fontes rerum Anstr. II, bd. 8, s. 32 und 91).

Olmütz, bischof Heinrich von, pilgerte 1137 und 1143. (Annal. Grad, bei Pertz XYII, s. 650; Gerlaci Ghron. Boem. ed. Yindob. s. 162; Erben, Beg. Bohemiae s. 106).

Holland, graf Dietrich VI von^ zog 1139 über Born nach Jerusalem. (Dirks 156; Wilhelm von Tyrus XV, 6).

Windberg, Werner von, pilgerte 1140 nach Jerusalem. (Mon. boica VI, 8. 89).

Amalrich, propst von Gottesgnaden bei Kalbe, pilgert nach dem hei- ligen lande und wird um 1140 bischof von Sidon. (Fundai moni Gratiae Dei bei Pertz XX, p. 688 ; Du Gange 805).

Lothringen, herzog Simon I von, soll, nachdem er im dienste des königs Fulko 2 jähre lang die festungen Jaffa und Tripolis comman- dirt, 1141 auf der heimreise gestorben sein (??). Calmet, Histoire de Lorraine ed. 2, tome II, s. 408.

Verdun, bischof Albero 11 von, tritt 1143 seine pilgerfahrt nach dem heiligen grabe an, wird aber in Bom durch den papst seines gelüb- des entbunden und heimgeschickt. (Laur. Gesta ep. Virdun. bei Pertz X, s. 515; d'Achery, Spicileg. II, 256; Gallia Christ, ed. Piolin XHI, s. 1203).

Blisso, ein mann aus Köln, pilgert 1145. (Ennen und Eckertz, Quel- len zur Geschichte der Stadt Köln 1 , 522),

„Iringisburch'* (Irnsing in Nieder -Bayern ?), des Otto von I. söhn pil- gert 1145. (Mon. boica VI, 110).

C. Zweiter kreuzzug.

1147 1149.

Adelram, bruder Walchuns von Wachlant in Tirol, urkundet 1147

als kreuzfahrer für Admont. (Wichner, Geschichte des Cistercienser-

klosters Admont s. 217, nr. 18). Arnold, der kanzler Konrads, zog mit diesem aus. (Otto Fris. 385). Arnold, graf (von Greifenstein?) urkundet 1147 als kreuzfahrer. (Hor-

mayr, die Bayern p. 44). Arschot, graf von, fahrt die kölnischen und flandrischen seepilger auf

der fahrt nach Lissabon. (Annal. S. Disibod. bei Pertz XVII, s. 27 f.;

vgl. Stubbs, Itinerarium p. GXLIV— CLXXXII).

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DIB DEUTSCHEN AUF DEN KBBUZZÜOXN 137

Baden, markgraf Hermann II yon^ nahm am zweiten kreuzzuge teil. (Wilhelm Tyr. XVII, 1 nent ihn markgrafen von Verona; vgl. Schöpf- lin, Histor. Badens. I, 293).

Basel, bischof Ortlieb von, zeichnete sich auf dem zweiten kreuzzuge aus, wofür ihn Konrad III bei seiner rückkehr reichlich belohnte. (Böhmer Acta imperii nr. 2280 ; vgl. Ochs , Geschichte von Basel I, 252; Otto Prising. 385).

Baumburg (Oberbayern), Warmund von, urkundet 1147 als kreuzfah- rer. (Mon. boica III, 540).

Berg, graf Adolf IV von, zog mit seinem söhne Adolf V mit Eonrad nach Syrien ; letzterer fiel bei der belagerung von Damaskus , während Adolf IV glücklich wider heimkehrte. (Annal. Colon, maiümi 761).

Biburg, Eonrad von, zog mit dem grafen Gebhard II von Sulzbach nach Syrien und kehrte glücklich heim. (Moritz in den Abhandlungen der Münchener Akademie 1833 s. 184).

Bilstein, graf Konrad von, urkundet 1147 als kreuzfahrer für Admont (von Muchar, Gesch. von Steierm. III, 347).

B(^hmen, herzog Wladislaus von, nahm durch den abt Bernhard bewo- gen 1147 das kreuz und kehrte glücklich wider heim. (Vincent. Prag, bei Pertz XVII, 663).

Bogen, graf Friedrich IV von, starb 1149 in Jerusalem. (Archiv für Österreich. Geschichtsquellen XXI, s. 374; vgl. Neue histor. Abhand- lungen der Münchener Akademie 1781, II, s. 448 und 461, 1791 8. 98 101; Verhandlungen des historischen Vereins fQr Niederbayem, XVm s. 128 130).

Bogen-Natternburg, graf Hartwig von, zog mit seinem vetter, dem grafen Friedrich von Bogen, nach Syrien und kehrte glücklich heim. (Schreiber, Otto der Erlauchte s. 108; Verhandlungen des historischen Vereins für Niederbayern XVIII, s. 128 130).

Bracht (bei Arnsberg) , Wemeri de B. filii übergeben 1148 dem bischof Bernhard von Münster vor antritt der kreuzfahrt ihre besitzungen. (Erhard, Cod. diplom. Guestphal. I, p. 38, nr. CÜLIX).

Brandenberg, Hermann von, (Mon. boica VII, 369), starb auf der kreuzfahrt.

Bnzenberg, Rudolf von, urkundet 1147 als kreuzfahrer für Admont. (von Muchar UI, 347).

Bisibodenberg, abt Cuno von, nahm mit den Kölnern und Flande* rem seinen weg über Lissabon nach Syrien. (Ann. S. Disibodenb. bei Pertz XVII , s. 27 fg.).

138 B. RÖHUCHT

Dunkenstein, Heinrich von, ministerial des markgrafeu Ottokar YIl von Steiermark, urkundet 1147 als kreuzfahrer f&r das kloster Nein, (von Muchar, Geschichte von Steiermark IV, 402; vgl. Diplom. Sty- riae 11, 10 11).

Ebersteiü (Mittelfranken), graf Bertholdt III von, kehrt ende 1148 von der kreuzfahrt zurück und gründet das kloster Herreualb (in folge eines gelübdes). (Krieg von Hochfelden, Geschichte der Grafen von Eberstein s. 15).

Eichstädt, biscbof Gebhard II, starb 17. märz 1149; er hatte am zweiten kreuzzuge teilgenommen. (Lefiflad, Regesten der Bischöfe von Eichstädt s. 23; vgl. Sax, Geschichte von Eichstädt s. 62).

Falkenstein (am Inu), Herrant senior von, „avus comitis Sibotensis (Sigebots I) et sui fratris Herrandi'* urkundet 1147 als kreuzfahrer. (Mon. boica XH, 45).

Flandern, graf Dietrich von, urkundet 1146 als pilger. (Wauters, Table chronol. II, 265). Er ging, wie seine grabschriffc in Gravelin- gen (t 1168) berichtet (Annal. Camerac. bei Pertz XVI, 536), vier- mal nach dem heiligen lande und brachte von da das heilige blut nach Brügge. (Genealog, comit. Flandrens, bei Pertz IX, p. 326). Das erste mal zog er zur see 1147 nach Syrien (Annal. Magdeb. bei Pertz XVI, p. 189), kam 1150 von der zweiten fahrt heim (Sigberti Cont. Aquicinct. 406), gieng 1157 zum dritten male nach Jeru- salem, wo seine gemahlin Sibylla 1159 im Lazaruskloster blieb (Sigb. Cont. Aquic 409 ; Sigb. p. 397) und 1 1 63 zum vierten male (Sigb. Cont. Aquic. 410; vgl. Wauters II, 448).

Freisingen, bischof Otto von, zog mit kaiser Konrad nach Syrien. (Wüh. Tyr. XVH, 1).

Frankenhausen, graf Heinrich von, urkundet um 1150 als kreuzfah- rer. (Hormayr s. 45).

Fridericus junior advocatus (Ratisbon.?) urkundet 1147 als kreuzfah- rer. (Mon. boica XH, 47).

Friedrich, cognomine Moure, urkundet 1147 als kreuzfahrer. (Mon.

boica III , 84). St. Oeorg, Bupert von, urkundet 1147 als kreuzfahrer f&r Admont

(Wichner 215, nr. 14).

Gieche-Plassenburg, graf Poppe I von, urkundet 1147 für Admont als kreuzfahrer (Wichner s. 100) und stirbt auf dem kreuzzuge. (Archiv für Österreich. Geschichtsquellen V, s. 259).

Giseler, ein ministerial von Admont, urkundet 1147 für dieses kloster als kreuzfahrer. (Wichner s. 101).

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DIB DBÜTSOHBN AU9 DEN K&EÜZZÜGEN l39

Gleiss, Siegfried von, urkundet als.kreuzfahrer für Admont. (Wich- ner s. 174).

Görz, graf Engelbert II von, zog 1147 nach dem heiligen lande. (Antonini, 11 Priuli Orientale p. 157; von Czoernig, Das Land Görz, Wien 1873, I, 8. 497).

Harde (S. 0. von München), Gosbert von, ministerial „Friderici advo- cati,^' urkundet 1147 als kreuzfahrer für Ober - Altaich. (Mon. boica Xn, 45).

Heinrich, der söhn Heinrichs von Brunnen. (Mon. boica VI, 108).

Hennenbach, Erchenbert von, starb wahrscheinlich 1148 währenddes kreuzzuges (Moritz 184); er war ministerial des gi*afen von Sulzbach.

Heunberg (Oesterr. ob d. Enns), graf Wilhelm von, hat wahrschein- lich am zweiten kreuzzuge teilgenommen und ist bald nach seiner rückkehr gestorben. (Archiv für Österreich. Geschichtsquellen XIX, s. 74).

Holzhausen, Ulrich von, aus Tirol, urkundet 1147 als kreuzfahrer für Admont. (Wichner s. 101).

Illersdorf, Bertholdt von, urkundet 1147 als kreuzfahrer für Eloster- neuburg. (Fischer, Geschichte des Stiftes Elosterneuburg. Wien 1813 n, s. 50).

Ismannig (bei München), Starkfried von, urkundet 1147 als kreuzfah- rer. (Mon. boica IX, 398).

Jurik, der marschall des herzogs Wladislaus von Böhmen, starb auf dem zweiten kreuzzuge. (Vincent. Prägens. 663).

Kärnthen, markgraf Bernhard von, vogt von St. Paul, ist nach einer Urkunde vom 13. febr. 1147 bei Konrad (Archiv für die vaterlän- dische Geschichte Eärnthens 1866 X, s. 6 fg.), urkundet zuletzt am 20. april 1147 (ibid. s. 92). Er fiel in einem kämpfe mit den Türken (10. Januar oder 25. märz 1148); vgl. Annal. Reichersp. bei Pertz XVII, s. 462. Er hinterliess sein erbe Ottokar VII. (Caesar. Annal. I, 648; vgl Archiv für österr. Geschichtsquellen V, s. 249; Otto Prising. 373).

Kärnthen, Heinrich von, auch graf Sunnenburg genant, starb 1148 auf dem zweiten kreuzzuge. (Weiss, Eärnthens Adel s. 137, vgl. d. Urkunde am 23. mai 1149 in Mon. boica IE, 109; XXXI A, 408).

Kanzler, der, des herzogs Wladislaus, fällt auf dem zweiten kreuzzuge in muslimische gefangenschaft. (Vincent. Prag. 663).

Köln, propst Arnold von, kanzler Konrads HI, zog mit dem kaiser. (Jafifö, Mon. Corbeiens. nr. 223, p. 342; nr. 96, p. 170).

Ladislaus, könig von Böhmen, nimt 1147 das kreuz, bleibt aber zu hause. (Otto Frising. 373; Erben Reg. Bohem. I, p. 143).

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140 B. b5hbicht

Lippe, Hermann von der, soll am zweiten kreuzzuge teilgenommen haben und glücklich heimgekehrt sein. (Zeitschrift fär westphäL Gesch. 1871 (IX) 2. teil s. 115).

Lothringen, herzog Mathieu von, soll nach einigen am zweiten kreuz- zuge teilgenonmien haben , aber Calmet , Histoire de la Lorraine II, p. 409 bestreitet dies.

Ludwig, ein ministerial von Briien, urkundet um 1150 als pilger. (Hormayr s. 45).

Lungau-Dornberg, graf Wolfram von, urkundet 1147 als kreuzfiah- rer. (Juvavia I, 556; vgl. von Meiller, Salzburg. Regesten 57, nr. 6).

Lyndon, Wilhelm von^ ein verwanter des gi*afeu von Aspremont, zog 1147 nach dem heiligen lande. (Galmet, Histoire de la Lorraine lU, p. LXXVII).

Malentin, Walter de, urkundet um 1150 als kreuzfahrer. (Hormayr s. 45).

Marlinghofen, Egilolf von, ministerial des grafen von Lechsgemünd, urkundet 1147 als kreuzfahrer. (Mon. boica IH, 84).

Marburg, graf Bernhard von, urkundet 1147 ffir Admont als kreuz- fahrer. (von Muchar III, 347).

Matrei, graf Eonrad von, urkundet um 1150 als kreuzfahrer. (Hor- mayr s. 45).

Meissau^ Albero von, urkundet als kreuzfahrer 1147. (Fischer, Elo- sterneuburg II, s. 51).

Memmingen, aus^ zweihundert mann, unter denen auch Johannes Thain, ein enkel des starken Rehm, nehmen an dem zweiten kreuz- zuge teil, (von Hormayr, Goldne Chronik 42).

Metz, bischof Stephan von, nahm am zweiten kreuzzuge teil (Wilh. Tyr. XVU, 1); er schloss sich dem könig Ludwig an. (Otto Frising. bei Pertz XX, 375).

Nürnberg, burggraf Gottfried von, nahm wahrscheinlich an dem zwei- ten kreuzzuge teil. (Riedel in den Abhandlungen der Berliner Aca- demie 1854, s. 53).

Oldislebeu (bei Frankenhausen), der abt von, zog mit dem grafen Bernhard von Plötzkau nach dem heiligen lande und starb „man submersus" am 14. märz 1148. (Annal. Pegav. bei Pertz XVI, p. 250; vgl. Jaff<£, Monum. Corb. p. 244).

Olmütz, bischof Heinrich von, der bmder des herzogs Wladislaus von Böhmen, zog mit diesem 1147 nach dem heiligen lande. (Vincent Prag, bei Pertz XVII, 663).

Osterhofen, abt Trumar von, zog mit bischof Beginbert nach Syrien. (Niederbayr. Archiv IV, heft 3 , s. 63) ; er ist heimgekehrt.

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DIB DBUT8CHBM AUF DEM KREUZZOGBN 141

Pas sau, bischof Begiubert von, urkundet 1147 als kreuzfahrer (Mon. boica XXVIII, 2, 227) und starb am 10. november 1148 an der griechischen grenze. (Vita Altm. bei Pertz XII , 243 ; Annal. Beich. bei Pertz XVII, 464; Hormayr, d. Bayern im Morgenl. s. 44).

Peilstein, graf Konrad von, urkundet 1147 als kreuzfahrer. (Wich- ner s. 103).

Petersbrunn („Pettenbrunn" in Oberbayern), Gottschalk von, urkun- det als kreuzfahrer. (Mon. boica IX, p. 404).

Piber, Poppe von, urkundet als kreuzfahrer. (Wichner s. 182). Plötzkau, graf Bernhard von, der letzte seines Stammes, starb am

26. october 1147 auf dem zweiten kreuzzuge. (Ghron. Sampetrin.

1147; vgl. Heinemanu, Albrecht der Bär s. 372, note 93).

Brunnen, Henricus de, urkundet als kreuzfahrer. (Mon. boica

IX, 403). Randerath (bei Köln), Goswin von, nahm am zweiten kreuzzuge teil.

(Lacomblet, Niederrhein. Urkundenbuch I, s. 248, nr. 261).

Begensburg, bischof Heinrich von, nimt 1147 das kreuz. (Otto Fri- sing 373; vgl. Jaff^, Mon. Corbeiens. nr. 217 fg.)

Begensburg, domvogt Friedrich II von, starb am 11. april 1148 in Jerusalem. (Mon. boica XII, 45; Moritz in den Abhandlungen der München. Akademie 1833, s. 169; vgl. Wichner s. 101 fg. und Ver- handlungen des historischen Vereins für Nieder bayern XVIII, heft 1, s. 128 fg.; Meiller, Babenb. Begest. p. 40, note 40; vgl. p. 33, note 16).

Bieger sburg, Hartuid von, urkundet 1147 als pilger. (Wichner s. 216).

Biwin, der Stifter des klosters Eberbach, gieng 1147 mit kaiser Kon- rad nach Syrien, ward in Nicaea krank und kehrte zurück, worauf er nach Jerusalem pilgerte. (Wegele, Monum. Eberac. Noerdling. 1863 8. 17).

Salzburg, ein ministerial von, urkundet 1147 als kreuzfahrer für Admont. (Wichner s. 101).

Schaunburg, graf Heinrich von, nahm 1147 zum zweiten male das kreuz. (Stülz in den Wiener Denkschriften 1862, s. 149, 234 nr. 38).

Schwaben, herzog Friedrich III von, der spätere kaiser Friedrich I, neffe Conrads III, nahm Weihnachten 1146 zum schmerze seines Vaters , welcher auch bald darauf starb , das kreuz und zeichnete sich auf dem zuge aus. (Chron. Ursperg. bei Pertz XXIII, p. 344; Gau- fridi Vita S. Bemardi VI, c. 4; Stalin, Wirtemb. Geschichte II, 73; Wilh. Tyr. XVII, 1).

Sieghart, ein söhn Mutos, gieng 1147 nach Syrien; für sein Seelen- heil urkundet sein vater. (Wichner 215 nr. 13).

fBlTSCHB. F. DSITTBOHB PHILOL. BD. VH. 10

142 R. BÖHBICHT

SpitigneuSy der söhn des herzogs Borivogus 11, nahm 1147 das kreuz. (Vincent. Prag, bei Pertz XVH, 663).

Steiermark, markgraf Ottokar VII von, urkundet 1147 als kreuzfah- rer für das kloster Steiergarten , dessen möncbe er dadurch verpflich- tet, ein jähr lang für die zeit seiner kreuzfahrt für ihn zu beten. (Ludewig, Reliquiae IV, 196 198; vgl. Wilh. Tyr. XVII, 1).

Sulz, During von, urkundet 1147 als kreuzfahrer für Admout (Wich- ner s. 216, nr. 15).

Sulzbach, graf Gebhardü von, nahm 1147 das kreuz und wurde vom kaiser Eonrad nach der rückkehr aus dem heiligen lande zur beloh- nung für wichtige dienste in den markgrafenstand erhoben. (Moritz in den histor. Abhandlungen der Münchener Akademie 1833, s. 181—185). unter einer Regensburger Urkunde Gebhards vom jähre 1147 unter- zeichnen viele kreuzfahrer und als seine ministerialen Konrad v. Bi- burg, Erchenbert v. Hennenbach (siehe beide oben), Walchun von Griesbach, Werner von Memmingen, Bertholdt de Scamm, welche letztere ebenfalls ihn nach dem heiligen lande mögen begleitet haben. (Meichelbeck , Histor. Prising. IB, s. 549). Sax, Geschichte von Eich- städt s. 62 lässt mit dem grafen von Sulzbach auch die herren von Hirschberg, Töging, Greding und Fribertshofen mitziehen, ohne seine quellen anzugeben.

Tannaeren, £zzo de, urkundet 1147 als kreuzfahrer. (Mon. boica XIV, p. 116).

Thüringen, landgraf Ludwig der Eiserne von, nahm am zweiten kreuz- zuge teil (Annal. Erphord. bei Pertz XVI, 20) und starb am 5 non. octobr. 1149, also bald nach seiner rückkehr.

Toul, bischof Heinrich von, zog mit dem könig von Frankreich nach dem heUigen lande. (WUh. Tyr. XVII, l; Otto Frising. bei Pertz XX, p. 375).

Trient, bischof Altmann von, starb bald nach seiner rückkehr von der kreuzfahrt am 27. märz 1149. (Gar. Biblioteca Trentina (Alberti Annales 1860) p. 16).

Truhsen, graf Bernhard II von, starb auf dem zuge. (Wichner, Ge- schichte von Admont s. 103).

Ulrich, der gründer des Cistercienserklosters Wilhering in Steiermark, starb vor 1150 auf der fahrt nach Syrien. (Stülz, Geschichte des Cistercienserklosters Wilhering s. 2).

Yeltmochingen, Rudiger von, urkundet als pilger. (Mon. boica IX, s. 404).

Vohburg, der jüngere markgraf von, starb wahrscheinlich auf dem kreuzzuge. (Moritz s. 184).

DIE DBÜTSCHEN AUF DEN KBBUZZÜOEN 143

Weif VI, herzog, nahm am 23. april 1147 das kreuz; ihm folgen Bernhard von Weilheim und Ulrich von Sandau. (Mon. boica VII, 346 und 348; Hormayr, Goldne Chronik s. 42; Wilh. Tyr. XVII, 1; Otto Frising. 375 ; Chron. ürsperg. bei Pertz XXIII, s. 344).

Werner, der söhn eines minlsterialen Gerwich von Weinsberg. (Mon. boica VI, 89).

Wertheim (bei Speier), graf Wolfram von, stiftete sofort nach seiner glücklichen heimkehr vom zweiten kreuzzuge das kloster Brombach bei Wertheim. (Aschbach , Gesch. der Grafen von Wertheim I, s. 50).

Wildon, Sicher von, urkundet 1147 als kreuzfahrer für Admont. (Wichner s. 216, nr. 16).

Witteisbach, pfalzgraf Otto von, herzog von Bayern, urkundet 1147 als kreuzfahrer für das kloster Ebersberg. (Oefele, Script, rerum Boicarum II, 32; vgl. Abhandlungen der Münchener Academie 1849, s. 18 und 21).

Wolfrathshausen, graf Heinrich von, urkundet um 1150 als kreuz- fahrer. (Hoimayr s. 45).

Zeitz, bischof Udo von, starb auf der lieimkehr vom zweiten kreuz- zuge durch Schiffbruch. (Annal. Pegav. 258 j.*

D. Zwischen dem zweiten und dritten kreuzzuge.

1149 1189.

Luden (Lauterbach oder Laudenau?), Dietmar von, pilgerte 1150.

(Stumpf, Acta Moguntina s. 147, nr. 146; Zeitschrift für das würtem-

berg. Franken VIII, s. 92). Ettendorf (in Tirol), Heinrich von, urkundet als pilger um 1150 für

das kloster Admont. (Wichner, Geschichte des Klosters Admont

s. 144), Haynesberg, Ulrich von, zog 1151 nach Syrien. (Sax, Geschichte

von Eichstädt s. ii'2).

Melk, abt Ercliinfried von, zog das erste mal 1152 nach Palästina und kehrte in demselben jähre wider heim. (Annal. Mellic. bei Pertz IX, s. 504), und ein zweites mal 1161, starb aber am 17. mai 1163 auf dieser reise. (Keiblinger, Geschichte von Melk 1, s. 279 fg., wo auch

1) Eine reihe testamentarischer urkuiiden bayrischer ])ilger aus der /.eit um lloO steht in den Mon. Boic. III, 31 52; vgl. Hormayr s. 44 fg., ohne dass jedooli sich mit sicherhoit schliesseu lässt, dass sie vor dem zweiten kreuzzuge von den urkundeiiden als kreuzfahrern ausgestellt sind , wcnn^leicli die Vermutung dazu nahe liegt. Andere, aber chronologisch nicht bestinibare Vermächtnisse von pilgern siehe in Fontes rerum Austr. II, 4, p. 274 fg.. 314, 324, 396 usw.

10*

144 K. RÖHRICHT

mehrere andere pilger aus Melk geoant sind, deren pilgerfahrt chro* nologisch nicht bestimbar ist).

Groznata, graf von, überbringt dem patriarchen von Jerusalem 1153 die geschenke, welche der bischof Heinrich von Olmütz testamenta- risch jenem vermacht hatte. (Vincent. Prag, bei Pertz XVII, s. 6G4).

Kärnthen, graf Bernhard von, nimt 1154 das kreuz. (Archiv für Österreich. Geschichtsquellen VIII, s. 341).

Henneberg, graf Berthold I von, stirbt 1157 in Jei-usalem. (Werther, Geschichte von Suhl I, Stammtafel).

Brandenburg, markgraf Älbrecht der Bär von, trat 1158 nach dem anfaug des febiniar (von Regensburg aus) mit seiner gemahlin Eleo- nore seine wallfahrt nach Palästina an, ist aber schon am 17. novem- ber desselben jahres bei kaiser Friedrich auf den roncalischen felderu; seine gemahlin starb schon am 7. juli 1160 an den folgen der beschwer- devollen reise, (v. Heinemanu, Markgraf Albrecht der Bär p. 208 f., 277).

Halberstadt, bischof Ulrich von, pilgert mit dem markgrafen Albrecht von Brandenburg 1158. (Ann. Palid. bei Pertz XVI, s. 90; Chrou. mont. sereni bei Pertz XXIII, s. 151 fg.).

Siegfried, mmisterial des grafen Egbert von Puten, urkundet iiaeli 1158 als pilger. (Archiv für Österreich. Geschichtsquellen XXIV, s. 39).

Folcravan, priester aus Brest bei Dixmunde, urkundet 1161 als pil- ger. (Wauters, Table chronol. II, 435; van de Putte, Annal. SL Petri Blandin. s. 132).

Isendike (bei Brügge), Lambert von, urkundet 11C2 als pilger. (van de Putte 133).

HoUain, Odo de, urkundet 1163 als pilger. (Wauters, Table chro- nolog. U, 440).

Uta, die gemahlin Ulrichs III von Tarasp, starb um 1163 auf einer wallfahrt nach dem heiligen lande; neben ihrem grabe errichtet U. eine clause. (Zeitschr. des Ferdinandeums, 1870, heft 16, s. 21).

Magdeburg, erzbischof Wichmann von, zog 1164 nach dem heiligen lande. (Chron. mont. Sereni bei Pertz XXIU, s. 152).

Radulfus, filius Fordinae , urkundet 1164 als pilger. (Van de Putte 147).

Steiermark, markgraf Ottokar von, starb am 31. december 1164 zu Fünfkirchen auf seiner fahrt nach Palästina. (Mon. Beichersp. bei Pertz XVII, s. 471; Meiller, Salzburger Regesten 110); ebenso star- ben von seiner begleitung die grafen Siegfried von Liebenau, Geb- hard von Burghausen, Leutholdt von Piain. (Pez> Scriptt. austr. I, 345; II, 189). Sonst werden noch als mitpilger erwähnt: lieginher

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DIE DEUTSCHEN AUF DEN RBBUZZÜGEN 145

von Tovernich und Heinrich von Trosmatädorf (Wiclmer, Geschichte des Klosters von Admont 148 fg.); v. Muchar, Geschichte von Steier- mark III, 347 nent noch: den patriarcheu von Aquileja, den bischof Eberhard von Bamberg, den herzog Heinrich von Kärnthen.

Weif, herzog, zog mit dem pfalzgrafen Friedrich 1167 nach dem hei- ligen lande. (Hess, Anon. Weing. s. 44; Urstis. I, 559, ad ann. 1168).

Begensburg, burggraf Heinrich III von, zog 1167 mit dem herzog Weif von Baiem nach Jerusalem. (Abhandlungen der Müncheuer Akademie 1855, s. 389 fg.; vgl. Wiener Jahrbücher XL, beilage, s. 123).

Eurem (bei Leyden? Burmania), Douwe von, zog 1167 nach Syrien, wird vom könig Balduin IV zum ritter geschlagen und kehrt erst 1180 wider heim. (Dirks s. 162).

Walter Toira's gattin urkundet 1169 als pilgerin. (Van de Putte 150).

Steier, Wezilo von, urkundet als pilger um 1170. (Urkundenbuch des Landes ob d. Enns I, s. 179).

Verdun, bischof Richard von, pilgerte 1171 (mit ihm der graf von Sancerre und viele andere). (Glouet, Histoire de Verdun zu 1171).

Heinrich der Löwe, herzog, brach von Regensburg, wo er am 2. febr. 1173 eintraf, nach dem heiligen lande auf; liier schlössen sich wahr- scheinlich die seine dort ausgestellte Urkunde mit unterzeichnenden graf Bertholdt von Andechs, Otto major pfalzgraf von Witteisbach, Heinrich von Staufen, Eberhard von Prichendorf an. (Scheid, Orig. Guelf. in, 515). Ausserdem begleitet ihn graf Siegfried von Blan- kenburg, markgraf Otto von Steiennark, markgi'af Friedrich von Sud- bach, graf Siboto von Falkenstein und der bischof Arnold von Lübeck, welcher am l.august 1172 in Tyrus starb, wahrscheinlich auch graf Hoyer HI von Mansfeld (Spangenberg, Mansf. Chronik 281), so wie der SlavenfOrst Pribislav (Meckl. Jahrbücher XIX, s. 342—356), und die äbte Heinrich von Braunschweig und Bertholdt von Lüneburg. Unter einer Urkunde Heinrichs, welche er zu Jerusalem ausstellt, unter- schreiben als begleiter und zeugen: die grafen Guzelin von Schwerin, Siboto von Scartfeld, Helger von Hohenstein, Rudolf von Woltinge- rode, Bernhard von Ratzeburg, der schenk Jordan und sein bruder Jusarius. (Scheid, Orig. Guelf. III, 516; Mecklenb. Urkundenbuch I, 102). Heinrich kehrte ende december 1172 wieder heim, indess lässt Wedekind (Noten III, s. 183) ihn erst im januar 1173 heim- kehren. (Philippsou, Heinrich der Löwe 1, 121; Prutz, Heinrich der Löwe 266 275; vgl. Buchinger, Abhandlung, der Müuch.Aca- demie 1849, V, Abtheil. 3, s. 54).

Werner, ein ritter, pilgert nach dem am 17. november 1175 erfolgten tode des grafen Konrad von Wettin für dessen Seelenheil nach Syrien.

146 B. RÖUBICHT

(Chron. mont. sereni bei Pertz XXIU, s. 156); Kourad selbst hatte, da er in einem turnier tödlich verwundet wurde, sterbend das kreuz genommen und dadurch das recht eines ehrlichen begräbnisses erlangt. (Chron. mont. sereni s. 155).

Brandenberg, Hermann von, geht 1175 nach dem heiligen lande. (Mon. boica VII, 360 fgg.).

Flandern und Elsass, graf Philipp von, urkundet 1177 als pilger. (Wauters, Table chronologique II, 570 fg.; vgl. überhaupt über ihn die arbeit in den Nouveaux mömoires de Tacademie de Bruxelles, band XXI und die sage über sein wappen im Chron. Flandr. ed. de Smet. s. 287).

Gurk, bischof Roman von , urkundet als pilger am 21.julill78. (Archiv für Österreich. Qeschichtsquellen XI, s. 316); er starb 1179 „ob iter Jerosolimitanum infirmatus." (Chron. Gurc. bei Pertz XXIII, s. 10).

Kindesmörderin, eine, wurde 1179 zur strafe auf 7 jähre nach dem heiligen lande geschickt. (Wauters, Table chronol. II, 590).

Steiermark, markgraf Ottokar von, urkundet 1180 als pilger, (ürkundenbuch des Landes ob der Enns I, 187 fg.), hat aber sein gelübde wegen langwieriger krankheit nicht erfüllen können.

Buchsee (Schweiz), Kuno von, gründete 1180 nach seiner glücklichen heimkehr von einer dritten pilgerfahrt nach Jerusalem das spital in Buchsee. (v. Mohr, die Regesten der Archive in der schweizerischen Eidgenossenschaft I, abteilung 8, s. 112, note l).

Dachau, graf Konrad von, brachte um 1180 von einer kreuzfahrt reli- quien mit. (Hormayr, die Bayern im Morgenlande s. 51 fg.).

Beichlingen, graf Reinbot von, ein begleiter Heinrichs des Löwen, starb am 5. mai 1183 in Syrien. (Chron. Sampetrin. ad 1182; Schannat II, 19).

0 esterreich, Herzog Leopold V (VI) von, brach mit dem abt Ulrich IH von Göttweig im Januar oder februar 1182 nach dem heiligen lande auf und landete schon wieder Weihnachten desselben Jahres auf der rückkehr in Apulien; abt Ulrich starb in Palästina, (v. Meiller, Babenberg. Regesten 236, note 262; Contin. Admunt. bei Pertz IX, s. 586; Keiblinger, Geschichte des Cistercienserklosters Melk I, 309).

Wertheim, graf Poppe von, urkundet 1183 als pilger. (Lacomblet, Niederrhein, ürkundenbuch I, s. 349, nr. 489).

Brabant und Lothringen, herzog Gottfried III von, zog 1188 nach Jei-usalem und kehrte wider glücklich heim. (Gesta abbat. Trud. cont. III, s. 389; Wauters, Table chronol. II, 627; Revue historique de Bruxelles 1859, s. 481).

DIE DBÜT8CHBN AUF DEN KBEUZZOOEN 147

01m ütz, bischof Heinrich von, pilgerte 11S4 nach dem heiligen laude. (Chron. Gerlaci ed. Vindob. ad annum).

£• Dritter kreuzzug.

1189 1191.

Aachen, ein bürger aus. (Annal. Colon, max. 797).

Abenberg (bei Eegensburg), graf Friedrich I von, empfilngt in Bran- diz die schwertleite. (Ansb. 16, 20, 49; vgl. v. Meiller, Regesten der Salzburg. Erzbischöfe s. 413; Gedicht vers 1196, 1723).^

Admont^ abt Eisenreich von, starb am 10. aug. 1189 zwischen Nissa und Sofia. (Ansb. 16, 27, 47; vgl. Contin. Admunt. und Garst. 586, 594; ftir ihn urkundet im mal 1189 Friedrich I bei Stumpf, die Reichskanzler III C, s. 240 fg. nr. 176).

Albek (Kärnthen), Poppo von, urkundet 1187 oder 1188 als pilger. (Archiv für Österreich. Geschichtsquellen VI, s. 305 nr. 7).

Altenburg, burggraf Albrecht von, zog nach dem gedichte (vers 978, 1687, 4445) mit dem kaiser nach Syrien, aber ein burggraf von Altenburg gleichen namens ist vor 1212 nicht nachweisbar, da Albrecht I (1212 1228), Albrecbt II (1228 1270), Albrecht III (1270 1280), Albrecht IV (1280-1329) erst im 13. Jahrhundert auftreten. (Erbstein, Numismat. Bnichstücke nr. 3 ; von Braun, Gesch. der Burggrafen von Altenburg, Stammtafel s. 20). Albrecht I erscheint seit 1214 öfter in der Umgebung Friedrichs II (TT. Bröh. I, 300; vgl. 360, 481 fg., 524), und mit ihm die grafen von Beichlingen und Eäfernburg.

Angesizze (Anzing bei München?), Hartwig von, urkundet 1189 als pilger (Mon. boica IV, 85) und ist wahrscheinlich heimgekehrt.

An weil er (Anweiler in der Pfalz), Marquardt von, kehrt heim. (Ans- bert 46, 49; Arnold Lub. 172; Ficker, Reichshofbeamte 27).

Arnsberg (bei Eichstädt), Hadubrand und Gottfried von. (Ansbert 17; Lefflad, Regesten der Eichstädter Bischöfe s. 37).

Arnshaug, ein ritter von^ wird als kreuzfahrer im gedieht (vers 5589) genant. Nach Ed. Schmid , die Lobdaburg bei Jena s. 26 fgg. teilte sich die linie Leuchtenberg erst 1252 in die von Elsterberg (—1394 bestehend) und Arnshaug (— 1289 bestehend); somit kann unser rit- ter nur Otto von Arnshaug (bei Jena) sein, welcher in Urkunden von 1271 1289 erscheint (Zeitschrift des Harzer Geschichts- Vereins 1872, s. 16 u. 17; Wegele, Friedrich der Freidige s. 134).

1) Der kürze halber will ich das gedieht von der kreuzfahrt des landgrafen Lndwig 80 eitleren.

148 B. BÖHUCHT

Arnstadt, Albert von, zieht mit dem landgrafen von Thüringen (6ed. vers 2276 2319) nach Syrien. Wahrscheinlich ist er zu identifi- cieren mit A. von Arnstadt , dem bmder Hermanns und söhne Berin- gers von A. (um 1186); ein zweiter Albert von A. erscheint erst in Urkunden von 1268—1282. (Hesse, Arnstadts Vorzeit s. 42; vgl. Mencken I, 626).

Arn stein, Walter und Albrecht von , aus Thüringen, werden im gedieht von des landgrafen Ludwigs kreuzfahrt ed. Hagen 988, 1692, 2260 und 4339, 4443 als teilnehmer an dem dritten kreuzzuge genant. Ein W. von A. unterschreibt 1162 (Cod. Anh. I, 302) 1192 (Picker, Acta nr. 181 fg.), urkundet 1194 (Leuckfeld, Antiquitt Praem. s. 116), ist zeuge 1196 (Harzer Geschichtsverein, Zeitschr. I s. 283), 1223 mit seinem bruder (Cod. Anh. II, 56) 1226 (Hennes, ürkundenb. des deutschen Ordens I, 77) und wird 1234 als kaiserlicher legat in Italien erwähnt neben A. de Arnstein (H. Br^h. IV, 486 und 489); vgl. Magdeb. Geschichtsblätter VI, 44fgg., 466 fgg.; Moser H, 30.

Aspremont (bei Commercy), Gaubert, f 1192 in Syrien (Itinerar. 93), nach Ansbert (16, 28, 54) in Adrianopel; er zog mit bischof Peter von Toul (Benoit, Histoire de Toul s. 425).

Aue, Hartmann von, soll 1189 in Syrien an den kämpfen gegen Saladin teilgenommen haben. (L. Schmid , Hartmann von Aue s. 53 bis 69).

Avesnes, Jacob von, war der anfuhrer der Friesen (Annales Bein- hardsb. 54, Siegb. contiu. Aquicinct. 425 fgg.; Badnlf. de Diceto 662; Kiaut, Haym. Monach. ed. 1866, s. LXXII fg.); er nimt 1188 das kreuz zu Gisors (Chron. St. Den. 366), landet 1189 (Gisleb. 529, Alberic. 1190) und stirbt im sept. 1191 bei Arsuf (Bened. Peterb. II, 150; vgl Itin. 65, 94, 275 277; Gedicht 3576 fgg. u. oft).

Baden, markgi*af Hermann IV von. (Ansbert 16, 25; Annal. Marbac. 164 fg.; Epistola de morte Friderici; Gedicht 1166, 1748 und oft; V. Hormayr, Werke HI, s. 279).

Basel, bischof Heinrich von, stirbt in Syrien (vgl. A. 15, 25; Annal. Marbac. 164 fg.) Nach Ochs, Geschichte von Basel I, 270 urkundet er noch 1190. (Vgl. Gedicht 1181).

Beichlingen, graf Friedrich von, aus Thüringen, soll nach dem gedieht (vers 1000, 1706, 3435, 4460) am dritten kreuzzuge teilgenommen haben. (Zeitschr. fBr thüring. Geschichte VIII, s. 177 242 über das ganze geschlecht). Übrigens erscheint ein Graf Friedrich von Beich* lingen öfters in Urkunden Friedrichs I.

Bentheim (Geldern), graf Otto E von, bruder des grafen Florens von Hollandy führte im kämpfe vom 4. october 1189 die reserve und

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DIB DBUT8CHBN AUF DBN KBBÜZZÜGEN 149

kehrte zurück. (Ansbert 16; Dirks s. 172; Annal. Egm. bei Pertz XVI, 470; Arn. Lub. 177; Rad. de Diceto 648; Gedicht 1214, 1752 u. o.)

Berg, Friedrich von, untervogt von Melk, starb nach den Annal. Mel- lic. 505 in Antiochien 1191, doch schwankt das genauere datum (15. juIi oder 13. august); (vgl. Eeiblinger, Geschichte von Melk I, 299; Ansbert 16 fg., 26, 42, 49, 56, 60).

Berg, graf Engelbert von, starb am 29. juni 1189 zu Kubin am lin- ken Donauufer. (Ansb. 16, 20; Annal. Colon, max. 797; vgl. Lacom- blet, Niederrhein, ürkundenbnch I, 362).

Bergelin (in Thöringen), Friedrich von (Ghron. ürsperg. ad ann. 1187; Gedicht vers 1199, 1724, 4298); nicht mit dem grafen Friedrich von Bergheim zu verwechseln; vgl. Münch. Sitzungsberichte 1865, 11, 165.

Besannen (Bisanz), erzbischof Theodorich II von, starb vor 'Akkä. (Ann. Marbac. 164 fg.; Bened. Peterb. n, 96; Haym. mon. ed. Biant 8. LXni, LXV, 27, 38).

Biberstein, Günther von, wird im Gedicht 6597 als gewährsmann der geschichte der kämpfe um 'Akkä angeführt, ist aber erst von 1237 bis 1253 urkundlich nachzuweisen (Posern -Elett, Kreuzfahrer aus dem Meissener Lande, im Archiv für königl. Sachs. Geschichte 1866, band 4, s. 45 56); somit wird er wol erst mit Friedrich U nach Syrien gezogen sein.

Blankenburg, ein graf von, wird vers 1766 als kreuzfahrer genant. Ob graf Siegfried, der 1224 bei Friedrich U urkundlich nachweisbar ist? (H. Bröh. 11, 809), oder graf Heinrich, welcher 1186 eine Hal- berstädter Urkunde unterschreibt ? (Zeitschr. des Harzer Geschichts- vereins I, 278).

Blankenstein, Hartmann von, soU nach dem gedieht vers 1101 am dritten kreuzzuge teilgenommen haben. Sein name ist urkundlich nicht nachweisbar; Stalin II, 534 erwähnt ein schwäbisches geschlecht bei Tapfen, v. Meiller, Babenberg. Regesten 95, 58 einen Ortulf de B. um 1206.

Bocksberg, Krafb von, urkundet 1192 am 6. juni als kreuzfahrer. (Wirtemb. ürkundenbuch II, s. 279).

Böhmen, herzog Friedrich von, hatte 1188 das kreuz genommen, starb aber schon am 25. märz 1189. (Dudik, Mährische Geschichte IV, s. 90).

Bogen, ein graf von, soll nach dem gedieh te vers 5051 am dritten kreuzzuge teilgenommen haben wol nur eine Verwechselung mit graf Albrecht III von Bogen, der 1197 nach Syrien gieng.

Bolanden, graf Werner TL von, vogt von Worms, kehrte glücklich vom kreuzzuge wieder heim. (Kölhier, Geschichte der Herrschaft

150 B. BÖHaiCHT

Kirchheim -Boland, Wiesbaden 1854, s. 19; G. Lehmann, Urkund- liche Geschichte der Pfalz IV, s. 44).

Brabant, herzog Heinrich von, hatte in Löwen das kreuz genommen, legte es aber wider ab, sein söhn Albert jedoch nahm das kreuz. (Gislebert 579). Heinrich zog erst 1196 nach dem heiligen lande. (Chron. Andr. bei Bouq. XVIII, 571). Er unterschreibt 1190 am 21. September eine Urkunde des königs Heinrich VI zu Wimpfen. (Stumpf nie, 249 fg.).

Bremen, erzbischof Hartwig II von, wird von Ansbert 17 fälschlich als teilnehmer des dritten kreuzzuges genant, während er 1197 erst nach dem heiligen lande aufbrach (vgl. Ehmck in den Brem. Jahr- büchern 1872, s. 35 fgg. und Röhricht in Sybels Zeitschr. 1875, heft 3, s. 27 note).

Bremen, bfirger aus, gründen vor 'Akkä ein hospital. (Narratio de primordiis ordin. Teuton. in den Script, rerum Prussic. I, 220; vgL Ehmck in den Brem. Jahrbüchern U, s. 156 fgg.)

Brixen, bischof Heinrich vou^ ist am 29. april 1189 beim kaiser in Donauwörth, und wahrscheinlich mit ihm nach Syrien gezogen. (Sin- nacher, Beiträge zur Geschichte der bischöfe von Brixen III, s. 621).

Burgund, pfalzgraf Otto von, soll nach Beussner, Epistel. Turcicae s. 17 nach Syrien gegangen sein, aber dagegen spricht, dass er am 25. märz 1190 urkundet (Lacomblet I, 336); somit liegt eine Ver- wechslung mit dem herzog Hugo III von Burgund vor, in dessen gefolge auch der bischof Manasse von Langres mitzog (Mignard, Histoire de Bourgogne s. 90 fg.). Letzterer segelte mit Philipp von Flandern aus nach Genua (24. aug. 1 1 90 nach Otobon. bei P. XVIH, 8. 104) und starb 1192 zu Askalon. (Sigb. Cont. Aquic. 430; Bened. Peterb. II, 150).

Burkhardt, kämmerer des berzogs Friedrich von Schwaben, leitet das deutsche hospital vor *Akkä. (Scriptt. rerum Prassic. I, 221).

Käfernburg (Thüringen), graf Günther von, wird als kreuzfahrer erwähnt. (Ged. v. 998, 1720, 3128—33; vgl. v. Falckenstein , Thü- ringische Gbronica HB, s. 837 fgg.'; Magdeb. Geschichtsblätter V, 8. 29 fgg.; Annal. Keinh. ed. Wegele s. 81).

Cambray, der erzbischof Roger von, stirbt 1191 vor *Akkä nach Sigb. contin. Aquicinct. bei Pertz VI, 426 (während Ansbert ihn fälschlich daheim bleiben lässt; vgl Gislebert 579 bei Pertz XXI, s. 527, 573 und 579; Gesta episc. Camerac. bei Pertz VII, 510).

Kalden, reichsmarschall Heinrich von, oder Pappenheim aus Ober- schwaben (A. 33), ist heimgekehrt (Döderlein, Histor. Nachrichten von dem malten Hause der Marschallen von Calentin Schwabachl739. 2 thle.)

DIB DEUTSCHEN AUF DBK KBEUZZÜGBN 151

Karl, ein nachkomme Wolholds von Ried, m-kimdet als pilger. (Mon.

boica IX, s. 475). Khuyk, graf Heinrich von. (Ansb. 16).

Kirch her g (in Thüringen), graf Friedrich von, soll am dritten kreuz- zuge teilgenommen haben (Ged. vers 1099); er war seit 1190 dom- herr, seit 1209 bischof von Halberstadt und söhn des grafen Frie- drich I von K. (Avemanu, VoUständ. Beschreib, des Reichsgrafen- gcschlechts v. Kirchberg, Frankf. 1747 II, s. 111; vgl. Hageii; Min- nesinger IV, 8. 55).

Cleve (Ciawien), graf von, bnider des bischof s Radulf von Lüttich; Ansb. 8. 43; er bleibt bis 1192 im heiligen lande. (Chron. Syth. bei Bouq. XVIII , 8. 598).

Köln, bürger aus, fahren zur see nach dem heiligen lande. (Annal. Colon, max. 796).

Königsburg (bei Ensisheim oder Schlettstadt?) Bertholdt von, unter- handelt mit Isaak. (Ansb. 17, 46, 49; über ihn vgl. Scheifer - Boi- chorst, Friedrichs letzter Streit s. 216; Töche, Heinrich VI Index s. 713; Ficker, Forschungen zur Reichs- und Rechtsgesch. H, 193).

Kourad, pries ter des capitels von St. Adalbert in Aachen, ist 1190 als pilger mitgezogen. (Wauters, Table chronolog. II, 693).

Konrad, caplan des herzogs Friedrich von Schwaben, leitet das deut- sche hospital vor 'Akkä. (Scriptt. remm Pruss. I, 221).

Kuenring, Hademar II von, unterschreibt als mitpilger eine Urkunde des herzogs Leopold von Oesterreich am 25. aug. 1190. (Friess, Die Herren von Kuenring, Wien 1874, s. 38).

Kuik, Heinrich von, urkuudet als pilger 1191. (Hermannus, Chartes van Ravestein I, 55).

Kyburg (bei Winterthur), graf Ulrich von. (Ansbert 16).

Dassel (N. 0. von Corvey), giaf Ludolf II von, urkundet 1188 als kreuzfahrer. (Erhard, Codex diplom. Guestphal. II, p. 199, nr. 436; vgl. Zeitschrift für hessische Geschichte, Supplem. 5, 48 fg., nr. 82; Zeitschr, für westphäl. Geschichte VIII, (1845) p. 87, 95, 125).

Dietmar, von, marschall des herzogs Friedlich von Schwaben. (Ans- bert 40; vgl. V. Meiller, Babenberg. Regesten 84, nr. 19).

Dietz, graf Heinrich von, begab sich am 26. mal 1188 als gesanter des kaisers zu Saladin (Ann. Colon, max. 794); ausser ihm zog nach der histor. peregrin. 504 ein jüngerer graf gleichen namens als gesan- ter nach Constantinopel; (vgl. Ansb. 14, 16; Gisleb. 579).

Dillingen, graf Adalbert von, bruder des grafen Ulrich von Kyburg (Ansb. 16) (mit seinem bruder Mangold IV von Dillingen?).

«4*

152 B. BÖHBICHT

Doberilik (Kärnthen), Reginlier von, ist wahrscheinlich mit kaiser Friedrich I nach Syrien gezogen. (Weiss, Kärnthens Adel, Wien 1869, s. 55).

Döben (bei Grimma), burggraf Heinrich von, soll nach dem gedichte 1190 in Syrien gewesen »<ein (5586 605 mid oft), hat jedoch, wie aus seiner Unterschrift unter einer Urkunde Friedrich II vom 10. juni 1229 hervorgeht (Br^hoUes III, s. 153), erst an dessen zuge teilge- nommen. (Posern - Elett s. 53).

Dornberg, grafen Konrad und Friedrich, zwei brflder. (Ansb. 16, 44; Annal, Marbac. 164-, Meiller, Babenberg. Regesten 54, nr. 14; Chron. Ursperg. 1187; Gedicht 1202, 1208, 1714, 6393, 6400).

Douay, presbyter und decan Elbert aus, ermahnt die forsten vor'Akkä 1190 zum kämpfe. (Siegb. contin. Aquic. VI, 426).

Duras (Duracz), graf Kuno von, aus Brabant, hat wahrscheinlich sein gelübde nicht erfallt. (Ansbert 17; Gislebert 579).

Ebeleben, Albert von, bei Arnstadt, soll am dritten kreuzzuge teil- genommen haben (vers 4098), doch reichen die urkundlichen nach- weise seines namens nicht über 1234 zurück. (Guden IV, 877; Hen- nes, Urkundenbuch des deutsch. Ordens I, 103; II, 52). Ambekan- testen ist Alb. v. Ebel.y welcher 1287 das nonnenkloster Marcsuffra bei Arnstadt gründete (Gerber in: Thüringen und der Harz III, s. 259 bis 263; Thuringia sacra s. 590 599; Apfelstedt, Heimathskunde für Schwarzburg -Sondershausen I, s. 124 fg.); letzterer ist vielleicht identisch mit Alb. v. Ebel., welcher 1242 unterschreibt. (MühlhÄu- ser Urkundenbuch nr. 96).

Eberhard, ein kleriker, fuhrt eine gesantschaft an könig Bela aus. (Ansb. 46).

Edermanning (bei Simbach), Leopold von, ministerial des klosters Nieder- A Itaich, wurde von den Muslimen gefangen. (Mon. boica XI, 57).

Falkenberg (im bayrischen Nordgau), Gottfried von, reichsmiuisterial, ist höchst wahrscheinlich nach Syrien gegangen. (Mon. boica XIV, 427).

Falkenstein, graf Kuno von, und Neuburg. (Ansbert 16).

Flandern, graf Philipp von, urkundet 1190 als pilger (Wauters, Table chronol. II, 684), zog mit den königcn von England und Frank- reich zur see nach Syrien (Röhricht in Sybels Zeitschrift 1875, heft3, s. 56 fgg.) und starb am 1. juni 1191 vor ^Akkä. (Ansb. Annal. Aquic. 505; Rog. Hoved. IH, 111: vgl. Nouveaux M^moires de Taca- d^mie deBruxelles, tome XXI, s. 1 38). Philipp urkundet noch bei Heinrich VI am 21. sept. 1190 in Wimpfen. (Stumpf III C, s. 249 fg.).

i>IE DEUTSCHEN AUP DEN KBEUZZÜOEK 1&3

Freiberg, vogt Dietrich von, soll 1190 in Syrien gewesen sein (Ge- dicht V. 5590); er ist erst um 1223 urkundlich zu erweisen. (Posern- Klett s. 54).

Crambach (Oberbayern) „Peringeus'' (peregrinus?). (Ansbert 17).

Gars, Ruodyrin von, ein ministeriale des herzogs Leopold, starb auf dem zuge. (A. 77).

Geldern, graf Günther von. (Vgl. Bentheiin und Gedicht 970, 1146, 1685, 4440).

St. Georg, Bupert von, urkundet 1189 als kreuzfahrer für Admont (von Mucbar, Geschichte Steiermarks III, 347; IV, 540).

Gleichen, graf Lambert II von, nimt 1189 in Mainz das kreuz. (Archiv für Geschichte, Diplomatik und Genealogie, Stuttgart 1847, heft 3, s. 313 fgg.).

Gottfried, ritter, wiid als gesanter nach Constantinopel geschickt. (Ansbert 35).

Grumbach, Adalbert von, aus Thüringen, starb auf dem kreuzzuge. (Annal. Beinh. ed. Wegele 44 und 52).

Grunnebach, Heinrich von, aus dem bairischen Franken. (Ans- bert 17).

Gutenberg-St. Dionys (in Krain), Leutholdt II von, urkundet am 11. mal 1188 „profecturns Jerosolimam'' zuWeiz. (v. Meiller, Salzb. Regesten s. 456, nr. 31).

Habsburg, graf Albrecht III von, zog 1189 mit dem kaiser nach Syrien. (Wurstisen, Basler Chronik II, cap. 16; Tschamser, Chronik von Thann s. 11); er ist heimgekehrt.

Hagen, Heinrich von, aus Franken. (Ansbert 17).

Hagenau (Hanau?), Ainwik von, stirbt am 21. märz 1190 zu Ibrisi am meerbusen von Saros in Bumelien. (Tageno 513).

Hall, ein ritter von, fiel bei einem Überfall in Serbien. (Bpist. Die- poldi 509).

Hallermund, graf Wilbrand und Ludolf U von; ersterer starb wahr- scheinlich den 21. aug. 1189 in Antiochien (Magdeb. Geschichtsblät- ter V, 25; Wilbrand in Laurents, Quattuor peregiin. c. 34, s. 173; Zeitschr. für Geschichte Niedersachsens 1863, § 7 s. 167 172 und 1872 und 1873 ibid.), während letzterer 1191 auf der heimkehr starb und in Loccum beerdigt wurde; mit ihm starb der mannsstamm aus. Eine Urkunde derselben über 60 mark dailehn vom bischof Adelog von Hildesheim (1189) vgl. im Chron. Hildesh. bei Pertz VHI, 857. In Hodenberg, Calenbeig. Urkundenbuch III, 24 bestätigt bischof Thietmar von Minden eine von Lutolf dem kloster Loccum gemachte Schenkung.

154 K. RÖHBICHT

Hausen (bei Mannheim?), Friedrich von, föUt am G. raai 1190 gegen die Seldschukken und wird bei Philomelimn begraben. (Ansb. Gl ; Annal. Colon, max. 799; Historia peregrin. 519; Haupt, Lieder usw. von Hartmann von Aue , s. XVH; MüUenhoff in Haupts Zeitschr. XIV, s. 133 144; Stalin, Wirtemb. Geschichte II, 768; Haupt, Minne- sangs Frühling 237 und 249).

Heldrungen, Heinrich von, (Thüringer), wird als kreuzfahrer genant vom gedichte vers 992, 1673 fgg., 40G5, 44G2; er erscheint in einer Urkunde von 1190. (Zeitschrift für thüring. Gesch. V, s. 239; vgl. Sagittarius, Gesch. der Grafsch. Heldrungen VI, s. 302).

Helfen stein, grafen Ludwig und Gottfried, zwei brüder, von denen letzterer auf der falirt in Palästina starb. (Stalin II, 390).

Heilinus, der truchsess des herzogs Philipp von Flandern, starb vor *Akkä. (Siegb. contin. Aquic. VI, 425 fg.).

Henneberg, graf Poppe VI von, nahm in Mainz das kreuz und starb am 14. septbr. 1190 zuMarkab (Margatuni). (Annal. Beinh. 44 und 49; Hagen, Minnesinger IV, 62. Ged. v. 1712, 3122; Schultes, Geschichte von Henneberg I, 50 und 62; Bechsteiu, Otto von Boten- lauben s. 14. Wegele, Graf Otto von Henneberg -Botenlauben s. 4 und note 7; Gedicht 174, 2044 u. ö.)

Herwik, der marschall des herzogs Ottocar von Böhmen, urkundet 1189 als pilger. (von Muchar IV, 539).

Hiltenburg (bei Würzburg), Adalbert von, nahm in Mainz das kreuz und starb vor *Akkä; er ward mit dem herzog Friedrich in Ein grab gesenkt. (Ansbert 17; Annal. Eeinh. 44 u. 54).

Himmerod, Walter von, ein Cistercienser , wohnte der belagerung von *Akkä bei. (Caes. Heisterbac. Dialog. X, cap. 12, ed. Strange II 8.226). Hirschberg (bei Ansbach), Hermann von. (Ansbert 17).

Hochstaden, graf Dietrich von, trat zwei jähre nach ablegung seines gelübdes die kreuzfahrt an , blieb aber in Italien bei Heinrich VI und kehrte mit ihm heim (Gislebert s. 556) und unterschreibt am 21.octo- ber 1191 eine Urkunde des königs Heinrich VI zu Pisa. (Stumpf, Reichskanzler III C, p. 202; vgl. Toeche, Heinrich 223).

Hohenlohe-Braunek, Graf Albrecht von, nahm am dritten kreuz- zuge teil (von Stillfried, Die Burggrafen von Nürnberg 50, note 12; Haas, der Kaugau, Erlangen 1853, s. 186); er ist heimgekehrt. (Vgl. Stalin II, 541, 550; Arch. für Hess. Gesch. i, 452 fgg).

Holland, Graf Florens III, hatte bereits 1184 das kreuz genommen, zog mit seinem bruder und söhne Wilhelm nach Syrien und starb am 1. august 1190 zu Antiochien. (Ansb. 15, 26, 41, 43; Annal. Colon.

DIB DSVT80HBV AUF DBN KBBDZZÜOBN 155

max. 880; Annal. Egmund. bei Pertz XVI, s. 470; Dirks 170 u. 175; Gedicht 1213, 1751, 2046, 4294).

Holzhausen, Ulrich v., urkundet 1189 als pilger. (v. Muchar IV, 543).

Horbach (bei Landau), Konrad von (Ansb. 17); er ist, wie die Urkun- den bei Meiller, Salzburg. Kegesten 200, 134; 212, 182 usw. bewei- sen, wider heimgekehrt.

Hörn, Albert von (Horneck?), ministerial des herzogs Leopold von Osterreich, starb auf dem zuge. (Ansbert 77).

Hornberg (bei Straubing), ritter Arnold von, kämpft siegreich in einem gefecht gegen die Griechen. (Ansb. 17, 43).

Horstmar, Bernhard von, erwirbt sich in den kämpfen vor 'Akkä selbst die bewnnderung Saladins (Gesta episcop. TrajecL bei Pertz XXIII, p. 414) und kämpfk nachher unter Richards Banner (vgl. Ficker, Bernhard von Horstmar s. 3).

Johannsdorf (bei Mosburg), Albrecht von, Minnesänger. (Ansb. 17; Haupt, Minnesangs Frühling 267).

Jülich, der graf von, hat sein gelübde nicht erfüllt (Ansbert 17).

Lar (Lohra in Thüringen), graf Berengar von, soll nach Ansbert 17 sein gelübde nicht erfüllt haben.

Leiningen, graf Friedrich von, zog mit dem landgrafen Ludwig nach Syrien. (Gedicht 1707, 3134, 4461. Hagen M. S. IV, 60; Germa- nia I, 254. G. Lehmann, Pfalz HI, 21 fgg.). Friedrich ist ofk seit 1214 in der Umgebung Friedrichs U nachweisbar. (H. Br^h. I, 314, 384, 392, 417 fgg.).

Leuchtenberg oder Luggenberg? („Luikinbach"), graf üiepold von, aus Baiern. (Ansb. 17).

Liebenau (bei Gratz), giaf Siegfried H von, starb auf dem dritten kreuzzuge. (Ansbert 16; v. Meiller, Salzburger Begesten 474, nr. 108; vgl Archiv ftlr kärnthische Geschichte X, s. 1 10 ; Pez , Thesaur. anec- dot. IC, col. 165; HIC, col 794).

Limburg, herzog Heinrich III von, hatte mit seinen söhnen Heinrich und Walram das kreuz genommen (Gislebert 556); er selbst kämpft mit Bichard vor Arsuf , doch ist die teilnähme seiner söhne am kreuz- zuge nicht sicher. (Ernst, Histoire de Limburg IH, 169 173; Chron. Syth. 598 note).

Lochhausen (bei München), Gotthold von, hat wahrscheinlich am dritten kreuzzuge teilgenommen. (Mon. boica VI, 146).

Looz (Loon), graf Gerhard von, soll sein gelübde nach Gislebert erst nach fünf Jahren erfüllt haben (vgl. Ansbert 17.), allein er ist nach- weislich 1191 vor 'Akkä gestorben. (Caesar. Heisterb. Dial. ed, Strange II, Addenda s. 45).

156 B. BÖHBICHT

Lübeck, bürger von, errichteD ein spital vor 'Akk&. (Scriptt. ramm Pruss. I, 220).

Lüttich, bischof Baduif von, der bruder des herzogs von Zähringen, nahm in Mainz das krenz (Ansbert 15, 25, 39, 43; Annal. Reinh. 44; Chron. Claroevall 88; Lamb. parv. bei Pertz XVI, 649); er starb auf der heimkehr zu Herdem bei Freiburg im Breisgau an gift (Qest abbat Trudon. bei Pertz X, 390; Gislebert s. 573; Annal. Marbac 165; vgl. Freiburger Diöcesan - Archiv bd. VII, s. 107 133; Gedicht 1177, 7232 fgg.).

Lützeihart, Ulrich von, kämpft mit auszeichnung bei PhUomelium.

(Historia peregrin 519). Lyndon, Florens von, urkundet 1190 als pilgcr (Calmet, Histoire de

la Lorraine III, s. LXXVIII) und ist heimgekehrt.

Machlant, Walchun von, zog 1189 nach Syrien, (von Huchar IV,

543). Mähren, markgraf Otto von, nahm das kreuz 1188, Hess sich aber

seines gelfibdes ledig sprechen und schickte an seiner statt seinen

vetter, den prinzeu Diepold, nach Syrien, welcher dort starb. (Dudik,

Mährische Geschichte IV , s. 88 und 94).

Magdeburg, burggr. Burchard IV u. Gebhard von , (Ansb. 16); ersterer starb in Antiochien und wurde auch dort beerdigt. (Vgl. Böhmer, Acta imperii s. 152; Wilbrand von Oldenburg in Laurent, Quatt. peregrin. s. 173 und Magdeburger Geschichtsblättcr VI, s. 43 fgg.; Zeitschrift des Harz -Vereins V, 1872 s. 2; Gedicht 4589 98 und sehr oft). Neben B. wird auch graf Eonrad als teilnehmer vers 4446 genant.

Mainz, Werner aus, canonicus an St. Victor, wird als gesanter nach Constantinopel geschickt. (Ansbert s. 35).

Maltitz, Ulrich von, vers 5592 als kreuzfahrer erwähnt. Die frühe- sten urkuudlichen belege für diesen namen beginnen erst mit dem jähre 1224 (Beyer, Alt - Celle 304 ; Br6hollesII, 802); am zahlreich- sten sind sie fQr die Jahre 1278 1294 (vgl. Wegele 399, 461; Tittmann IT, 257; vgl. Posern -Klett s. 54). Wahrscheinlich ist er erst 1228 nach Syrien gegangen.

Mant (?), der bruder des grafen von, schliesst sich in Serbien dem beere an. (Ansbert 16).

Märten e, Doeke Doekes, bastard des Friesen Hessel van Martena, diente unter dem kaiser Friedrich in Klein -Asien, wo er wahrschein- lich gestorben ist. (Dirks s. 177).

Massing (Baiem), Poto von, fiel am 16. märz 1190 in Griechenland. (Ansbert 17, 54; vgl. Mon. boica III, 362).

DIB DBUT8CHBN AUF DEN KBBUZZÜOBK 157

Medling, vogt Heinrich von, ministerial des herzogs Leopold, starb auf dem znge. (Ansb. 77 ; vgl. Zeitschr. för thüring. Geschichte V, 8. 210 fg.).

Medlitz, Ludwig von, ein geborener Thüringer, aber in M.^ einer burg in der AUodherschaftEarlsberg, kreis Olmütz, ansässig, erscheint seit 1275 bis nach 1283 urkuncUich. (Wolny, die Markgrafschaft Mähren Y, s. 486; Boczeck, Cod. diplom. Morav. lY, nr. 215 s. 283). Dieser Medlitz ist der gewährsmann unsere dichters-, er hat wol am zuge 1228 teilgenommen.

Meissen, markgraf Dietrich von, erscheint in einer Urkunde des königs Philipp August (juli 1191) zu 'Akkä, durch dessen Vermittlung Phi- lipp mehrere deutsche ritter in sold nimt. (Delisle, Gatalogue des gestes de Philippe s. 650; vgL nr. 341. Im Gedicht heisst er der Meissner 148).

Meissen, bischof Martin von, nimt in Mainz das kreuz, urkundet 1188 als kreuzfahrer. (Meissener Urkundenbuch s. 62 fg., nr. 61) und stirbt im juni 1190 zu Antiochien. (Ansb. 15, 26 fg.; Annal. Beinh. 44 und 49; Annal. Marb. 164; Gedicht 1181, 2896, 5407, 6131).

Melre, Albrecht von, heisst vers 971 976 ein thüringischer kreuz- fahrer; somit ist jener ort nicht mit dem hessischen Merlan, son- dern mit dem heutigen Gross -Mähler bei Yolkenrode zu identificie- ren, nach dem ein gewisser Albrecht sich nent in Urkunden von 1274 (Zeitschr. für thüring. Geschichte VI , s. 330 ; vgl. 342 844) und 1286 (Mühlhäuser Urkundenbuch nr. 327).

Her, Heinrich vom, wird nach dem gedieht vers 5709 15 vor^Akkft schwer verwundet. Mer heisst ein flussbett bei Mainz (Scriba , Rege- sten der Provinz Starkenburg nr. 348) , Mahris oder Marus heisst ein sächsisches geschlecht, von dem Heinrich und Arnold, zwei brüder, 1268 urkundlich nachweisbar sind (Beyer, Alt -Zelle s. 831), endlich heisst Mer ein böhmisches „praedium in Theutonia^' (Chron. Gerlaci ed. Yindob. in Font rer. Austr. s. 145), aber ein Heinrich de Mer ist nicht sicher nachzuweisen. Solte er vielleicht in dem H. de Mere zu finden sein, der 1262 eine Urkunde für das deutsche ordenshaus in St Trond unterschreibt? (Hennes H, 145).

Mer an, herzog Bertholdt von M. und Dalmatien, zeichnet sich als heerführer aus und kehrt glücklich heim. (Ansb, 26, 33 fg., 60, 62; Magn. Reichersperg. 517; Annal. Marb. 164; Gedicht 1162, 1754 und oft).

Metz, bürger aus, schliessen sich in Branditza dem beere an. (Ans- bert 16, 20).

XSITBCHB. F. DBUT8CHB PHILOLOOIE. BD. VIl. 11

158 B. BÖHBXCHU

Mödling (Mähren), Heinrich von, ein ministerial des herzogs Leopold,

stirbt auf dem zage. (Ansbert 77). Morlemetz, Qottschalk von, aus dem Hennegau, tritt, nachdem er

das krenz genonmien, in den hospitaliterorden. (Gislebert 579). Mosebarg, Eonrad von, (bei Schmalkalden), zog nach dem gedieht

(vers 1701, 2082) mit dem landgrafen nach dem heiligen lande. Er

erscheint oft seit 1213 in der begleitang des kaisers Friedrich E;

(vgl. H. Br6h. I, 245, 367, 708). Münster, bischof Hermann U, hatte in Mainz das kreuz genonmien,

wild als kaiserlicher gesanter in Gonstantinopel gefangen gesetzt

und kehrt 1192 heim. (Ansb. 14 16 und oft; Annal. Beinh. 44;

Ann. Marbac. 164; Annal. Colon, max. 797; vgl. Erhard, Codex

diplom. Questph. II, 205 207, 211, 223; Zeitschrift für westphäl.

Geschichte XXV, s. 1 89 ; besonders s, 18 note).

Nassau, graf Bupert von und sein verwanter Walram, wird mit dem bischof von Münster als gesanter in Constantinopel festgehalten und stirbt vor 'Akkä. (Ansbert 14, 16, 26, 31, 50; Annal. Marbac. 1604; Cent. Zwetl. 544; Arn. Lub. 172; Gisleb. 579; vgl. Toeche 164).

Neuburg (im Breisgau), graf Bertholdt von, ein verwanter des her- zogs Bertholdt von Zähringen , daher mit diesem verwechselt , zog mit Friedrich nach Syrien. (A. 16 und 25; vgl. Stalin H, 297. Bened. 11, 148 nennt ihn Berth. von Zähringen).

Neuen bürg. Markward von, kämmerer des kaisers, wird als gesanter nach Constantinopel vorausgeschickt. (Ansbert 14, 21, 31, 46, 49, 55).

Neuenburg (Schweiz), Ulrich von, zog mit dem graf B. von Neuburg und starb 1191 auf dem kreuzzuge. (von Wattenwyl von Diesbach, Geschichte der Stadt und Landschaft Bern I, 219).

Neuss, ein bürger aus, pilgert mit seiner tochter Hildegunda nach Syrien und stirbt in Tyrus; der diener verlässt sie dort, worauf deut- sche pilger sie mit in die heimat zurücknehmen. Zum dritten kreuz- zuge gehörig? (Caes. Heisterbac. DiaL mirac. ed. Strange I, 40).

„Niederl" (Niederleiten?) graf Siegfried von, aus Österreich, ist heim- gekehrt. (Ansb. 76).

Nürnberg, burggraf Konrad III , zieht mit Friedrich, grafen von Aben- berg, nach Syrien. (Haas, Der Bangau s. 186).

Nürtingen (bei Tübingen), Eonrad von, urkundet 1189 als pUger für das St. Dionyskloster in Scheftlarn. (Mon. boica YIII, 446).

Österreich, herzog Leopold VI (VII) von, geht mit seinem bruder Heinrich lU, herzog von Meidlitz (Thöring. Zeitschr. V, s. 211) zur see nach dem heiligen lande. (Ansb. 14, 15 und oft und alle fibri-

DB DSUT8CHBM AUV DXN KBEUZZÜGBN 15^

gen quellen). Er war nach dem 15. august 1190 von Wien auf- gebrochen. (Meiller , Babenberg. Regesten s. 68 nr. 49).

Ottingen (bei Augsburg), graf Konrad von. (Ansbert 16).

Oldenburg, graf Heinrich von, aus Sachsen. (Arn. Lub. 177).

Oldenburg, graf Christian 11 von, zieht mit kaiser Friedrich nach Syrien (Ansb. 16; Annal. Stadens. 352), kämpft vor 'Akkä (Arnold. Lub. 172) und wird auf der heimkehr ermordet. (Hamelmann, Olden- burg. Chronik II, s. 117).

Ortenburg (Tirol), graf Otto II von, urkundet 1192 (?) als pilger. (Archiv fär östeiTeich. Geschichte XII, s. 66).

Osede (bei Osnabrück), Widukind von, zog mit nach Syrien. (Erhard, Cod. diplom. Guestphal. 11, nr. 2212).

Osnabrück, bischof Arnold von, stirbt (Ansb. 15, 25) am 15. decbr. 1191 zu 'Akk& (Erhard, Cod. diplom. Guestphal. 11, 79 nr. 2271; Moser, Osnabr. Geschichte II, 55); er hatte von Waldeck aus die dort sich sammelnden kreuzfahrer dem kaiserlichen beere zugeführt. (Eleinsorge, Westf&l. Kirchengesch. n. teil, bd. 6, p. 86; vgl Gedicht 1194, 6130, 7226 31, wo er identisch ist mit Conrad von Oxeburg 1043).

Osnabrück; propst Leufried von, hat wahrscheinlich den kreuzzug mit- gemacht, (vgl. Erhard, Codex diplom. Guestphal. 11 ^ 203 und 204).

Passau, bischof Diepold von, starb am 3. novbr. 1190 vor ^Akkä. (Annal. M^rbac. 164 fg.). Tageno neut den 3. novbr., Ansbert 74 den 13. november als todestag; (vgl. Gedicht 1182, wo er Albrecht genant wird).

Passauer domherren: Burchard v. Chambe, Ulrich, propst von Ardag- ger (Österreich. Arch. XLVI, 427), Mehinhalm v. P., pfarrer, Mark- ward, propst von St. Andrea (an d. Traisen), starb am 12. sept. 1190 (Osterr. Arch. XIX; 403); Budiger von Aheim; Eonrad prior; Tageno, dekan, starb vor Tripolis, wo er begraben wurde. Diese dom- herren starben vor bischof Diepold. (Chron. magni presbyi 517).

Passau, ein bürger aus, namens Heinrich v. Stein, urkundet 1189 als pilger. (Mon. boica IV, 89).

Peilstein, graf Konrad II von, geht mit Leopold zur see nach'Akkä. (Filz, Geschichte von Michaelbeuren I, 162 fg.).

Pfirt (im Sundgau), graf Ludwig von (Ansb. 17), urkundet im april 1189 als pilger (Castan, Origine de la conmiune de Besannen 165) und zog mit herzog Leopold zur see nach 'Akkä. (Annal. Marbac. 164; Tschamser, Chronik von Thann s. 11).

Pfraundorf, Hadubrand von, zieht mit dem kaiser Friedrich I nach Syrien (Falkenstein, Diplom, et antiquitt. Eyst. s. 38; vgl. Sax,

11*

160 B. BÖHBICUT

Oeschichte von Eichstädt s. 57); ob derselbe wie Hadubraud von Aru- berg bei Eichstädt?

Piain (österr.), graf Leutoldt II, starb am 17. joni 1189 oder 1190 (vor *Akk&?). (Filz, Geschichte von Michaelbeuren I, 228). Walir- scheinlich war auch sein bruder Heinrich I mit ihm ausgezogen ; (vgl. Oedicht 1018 35 und oft); dort werden auch Otto und Konrad sowie Maria als teilnehmer genant.

Poppenburg (bei Hildesheim), graf Adalbert von^ aus Sachsen. (Ar- nold. Lub. 177. Gedicht 984, 1689, 4453).

Pruckbachy Adalbert von, aus Baiem. (Ansbert 17).

Puchberg, Hugo von, ein ministerial des herzogs Leopold, starb auf der kreuzfahrt. (Ansbert s. 77).

St. Quentin, Hugo von, bricht im april 1189 mit dem bischof Theo- derich von Besanfon nach dem heiligen lande auf. (Gastan, Orig. de la conmiune de Besan9on 165).

Babenswalde, Bertholdt graf von, wird als kreuzfahrer 1190 genant vom Gedicht v. 1757. Das geschlecht nante sich nach dem Städt- chen Wie oder Wihe (daher unser B. jedenfalls identisch ist mit dem vers 1005 und 6392 genanten B. von Wie). (Bein, Thuring. sacra I, 86 fg., note 45; Wolff, Chronik von Pforta H, 166). Ein Bertholdt von Babenswalde ist jedoch urkundlich erst spät, 1265, 1267 und 1276 nachweisbar. (Bein I, 153; H, 160, 171).

Radun (= Eattau), einer der brüder von, ministerial des herzogs Leopold, starb auf dem zuge. (Ansbert 77).

Bamsenbach („Bamsperch^^ bei Efilb in Tyrol), Otto von, ist glück- lich wider heimgekehrt. (Ansbert 17).

Begensburg, bischof Eonrad III von, ist wider heimgekehrt (Ansb. 15, 25 u. oft; Magnus Beichersb. 517; Annal. Marbac. 164; Gedicht 1182, 2483).

Begensburg, ein bürger aus. (Ansb. 40).

Beifenberg (Oberfiranken), Beinhold von, starb in Adrianopel. (Ans- bert 54). Nach Biezler ist wahrscheinlich auch sein bruder Eberhard mit gezogen, der 1189 ein gut an das kloster Langheim verkauft. (Lang, Beg. boica I, 345; vgl. Bavaria H, 497).

Rein mar, der alte. (Vgl. Biezler, beilage I, nr. 7).

Bheda (bei Minden), vogt Widukind von. (Am. Lub. 167; Eindlin- ger, Mflnstersche beitrage U^ 263 fg.; Gedicht 980, 1690, 2094, 4435).

Ried, Earl von, aus Bayern, urkundet 1189 als pilger. (Mon. boica IX, 475).

Biedenberg (Franken), Eberhard und Beinhold von. (Ansbert 17).

DIB DBÜT8CHB1I AUF DBN KBBÜZZOOBM 161

Bieneck, graf Gerhard von, starb vor 'Akkft, (Archiv für ünterfran- ken XIX, heft 3 s. 79 und 90; vgl. X, heft 3 s. 1 137).

Bodenkirch, Hermann von, zieht 1189 oder 1190 nach dem heili- gen lande. (Ennen und Eckertz, Quellen zur Oeschichte der Stadt Kölnl, 599).

Boten bürg, graf Bernhard I von, Stifter der hohenbergischen familie der HohenzoUern , ist mit dem kaiser nach Syrien gezogen. (L. Schmid, Hartmann von Aue, Tübing. 1875 s. 57 fg. und dessen Geschichte der Grafen von Zollern - Hohenberg II, s. 6 fg.).

Bukkersbergy Hartnidvon, urkundet als kreuzfahrer für Admont 1189. (v. Muchar IE, 347 und IV, 540).

Bulanty Theoderich von, wird vor'Akkä sterbenskrank, zieht aber auf die künde von einer niederlage des christenheeres in den kämpf, ver- hilit den Christen zum siege und stirbt am dritten tage darauf. (Caesar. Heisterb. Dial X, cap. 12; vgl. XI, cap. 291).

Saarbrücken, graf Heinrich von. (Ansb. 16).

Salm (bei Trier), der graf von, stiess mit dem bischof Peter von Toul, mit welchem er ausgezogen war (Benoit, Histoire de Toul 425), bei Brandiz zum kaiserlichen beere. (A. 16 und 48).

Sayn (bei Coblenz), graf Heinrich von. (Ansb. 16 und 27).

Schauenburg-Holstein, graf Adolf HI, zog mit dem landheere, kehrte aber schon im juni 1190 direct von Tjrus heim. (Ansb. 16; vgl. darüber sehr ausführlich Nordalbing. Studien Y, 248).

Schwaben, herzog Friedrich von, zeichnet sich in allen gefechten aus, übemimt den Oberbefehl nach des kaisers tode und stirbt an der pest vor 'Akkä. Über ihn sprechen alle quellen.

Schwarzenberg (Schwaben), Konrad von. (Ansbert 17). Ist er vielleicht identisch mit dem auf dem vierten kreuzzuge genanten Konrad v. Schwarzenberg? (Guntherus Alemann. ed. Biant s. 32 und 82).

Schwarzburg (Thüringen), graf Günther und Heinrich von, sollen am dritten kreuzzuge teilgenommen haben (Gedicht v. 1761, 2086^ 3126 und 1001, 1764, 2086, 3126). Wahrscheinlich liegt hier eine Ver- wechselung mit dem zage von 1197 vor, an dem der graf von Käfem- burg mit seinen beiden söhnen, den grafen Günther und Heinrich von Schwarzburg (so wie dem grafen von Beichlingen) teilnahmen. (Toeche, Heinrich VI s. 390). Doch ist graf H. v. Schw. auch nachweisbar 1215 zu Andernach bei Friedrich H, wo viele edle das kreuz nah- men. (H. Brdh. I, 384).

Sepperothe, Budolf von , burggraf von Groningen , starb auf der kreuz- fahrt. (Dirks 169).

162 B. BÖHBICHT

Siegebrand, meister, aus einer der nordischen städte, begründet das deutsche hospital vor 'Akkä. (Scriptores rerum Pmss. I, 121).

Siegfried, ein ministerial des elsässischen grafen Albert von Dags- burg, nimt auf dem reichstage zu Strassburg zuerst das kreuz. (Annal. Marbac. 163; vgl. Toeche 91).

Simbach (bei Landau, am Inn oder in Mittelfranken), Heinrich von.

(Ansbert 17). Sininghem, Johannes von, hat am dritten kreuzzuge teilgenommen.

(Wauters, Table chronol. HI, s. 28).

Slivingen, Dietrich von, geht mit dem kaiser Friedrich I nach dem heiligen lande. (Mon. boica IX, s. 475).

Spanheim, die grafen Heinrich und Simon von, brüder, von denen der letztere in Adrianopel starb. (Ansb. 16, 48, 54).

Speier, bischof Otto von, hat (nach Ansbert 17) sein gelübde nicht erfüllt (vgl. Remling, Geschichte der Bischöfe von Speier I, s. 414 416); denn er unterschreibt 1190 am 21. septbr. eine Urkunde des königs Heinrich VI zu Wimpfen. (Stumpf, Reichskanzler UI C, B. 249 fg.).

Spelten, graf Walter von, wird im gedieht sehr häufig erwähnt als templergrossmeister, er ist aber sonst nicht nachzuweisen. Spelten heisst eine Einöde in Baiern (Rudolphs Leiicon), während Ursprung, Topograph. Lexicon des königreichs Baiem s. 563 eine solche gegend nicht kent; ähnliche Ortsnamen sind Speth (bei Achalm, Stalin II, 597), Spedel in hessischen und deutschen Ordensurkunden, aber nirgends ist ein geschlecht oder eine person mit unserem vornamen darnach benant. Wilcke, Geschichte der Tempelherren I, 145 lässt unseren Walter wirklich als grossmeister der templer nach Girards tode (4. oct. 1188) fungieren, wodurch allerdings die sonst empfindliche locke zwischen Girard und dem erst 1191 erwählten Robert de Sabl^ ausgefüllt wird (Du Gange, Los familles d'outre-mer 879 882; L'estoire - d'Eracles s. ISO), doch ist seine geschichtliche existenz höchst problematisch; (vgl. Riezler s. 121).

Steiermark, heimzog Ottocar VI von, urkundet 1188 oder anfang 1189 mit vielen kreuzfahrem als pilger (v. Meiller, Babenberg. Regesten s. 67 nr. 47) ^ jedoch hinderte üin an der ausf&hrung seines gelflbdes die krankheit, welcher er am 9. mai 1192 erlag (v. Meiller, Salz- burger Regesten s. 156 nr. 73).

Steinach (am Neckar), Bligger E von, soll an dem dritten kreuzzuge teilgenommen haben. (Archiv für hessische Geschichte X, s. 63; vgl. Hagen, Miimesänger IV s. 258 fgg.).

DDE DBUT8CHSN ATTF DBN KBBUZZÜOEN 168

Steinfurt (bei Münster), Budolf von, erscheint urkundlich 1189 zu Paderborn , von wo aus er mit einer grossen zahl kreuzfahrer zum beere Friedrichs aufbricht. (Erhard II, 203 fg.).

Strassburgy bischof Heinrich von, predigte auf dem reichstage zu Strassburg (anfang decbr. 1188) das kreuz, nahm es auch zu Mainz auf der „Curia Christi," wird aber sonst nicht mehr als kreuzfahrer erwähnt. (Annal. Marb. 164; Annal. Beinh. 44; vgl. Toeche, Hein- rich VI s. 91).

Sülz (Steiermark), Düring von, urkundet als kreuzfahrer f&r das klo- ster Admont (von Muchar, Oeschichte von Steiermark IE, 347).

Sunnebrunnen, Härtung von^ ministerial von Fulda, zieht mit kai- ser Friedrich I nach Syrien (Dronke, Cod. dipl. Fuldens. nr. 833).

Swiggershausen, Bertholdt von, urkundet 1189 als pilger. (Henne- berg, ürkundenbuch H, 7 nr. 24).

Tarantaise, erzbischof Haymo von, stiess in Branditza zum beere des kaisers. (Ansb. 15, 17 fgg., 26, 26, 39; Chron. Ursperg. 1187).

Teklenburg, graf Simon I, soll nach Ansbert 17 mit herzog Leopold zur See nach Syrien gezogen sein, aber Fr. Müller, Geschichte der Grafen von Teklenburg, Osnabr. 1842 s. 66 fg., stellt dies in abrede.

Thüringen, landgraf Ludwig von, nahm in Mainz das kreuz und lan- dete im September 1189 vor ^Akkä. (Ansb. s. 17j Ann. Beinh. 44; Arnold. Lub. 177. Sagen über seine kreuzfahrt bei Bechstein, Thü- ring. Sagen III, 50 fg. Er urkundet 1188 als pilger bei Stumpf, Acta Moguntina s. 109 nr. 107).

Tisbach (Tainsberg ?) , Hugo von, fiel am 3. februar 1190 in einem kämpfe mit den Griechen. (Ansbert 48).

Tollenstein, graf Gebhard von, kehrte glücklich wider heim (Ansb. 16; vgl. Meiller, Salzburg. Begesten 192 nr. 102); er unterschreibt eine Urkunde Heinrichs VI. am 1. märz zu Pisa. (Stumpf, Beichskanzler IIIC, 8. 257).

Tramne, Wittig von, soll nach dem gedichte vom landgrafen Ludwig teilnehmer am dritten kreuzzuge gewesen sein (vers 4456 59); nach- weise seiner person sind nicht zu erbringen (ob = Tammo? 1218, Beyer, Alt -Zelle 530).

Trasigny bei Namur^ Otto von, nahm in Mens das kreuz. (Gislebert 567).

Trübenbach, abt üdaschalk von, ist mit dem kaiser nach Syrien gezogen. (Yon Muchar, Geschichte von Steiermark IV, 540).

Truhsen (Tirol), Otto von, urkundet 1187 als pilger (Archiv fflr Ge- schichte EärnthensX, s. 111); doch erscheint (sein Bruder Otto H?)

164 B. BÖHBIOHT

ein ritter gleichen namens in Urkunden von 1190 und 1191. (t. Heu- ler, Salzb. Beg. s. 153 nr. 58 und s. 155 nr. 68).

Tu II, bischof Peter I von, traf beim kreuzheere in der Bulgarei ein und starb auf dem zuge. (Aegid. Aur. bist Leod. bei Bouq. XViil, S.640; AnnaLMarb. 164; Itin. Bicardi I, 93; Ansb. 15, 16, 18, 28).

Turgowe, der biderwe von, wird in dem gedichte vom landgrafen vers 5588 und 6132 als kreuzfahrer erwähnt; ein Friedrich von Torgau unterschreibt mit seinem söhne Widego 1215. (Beyer, Alt- Zelle s. 527). Ausser ihm werden noch erwähnt ein Bodo de Tur- gowe 1262 als ministerial des markgrafBu von Meissen (Tittmann, Heinrich der Erlauchte I, 252), 1274 (Wegele, Friedrich der Prei- dige s. 391), 1289 (Meissener Urkundenbuch s. 226 nr. 196), Peter de Turgowe 1275 (Meissener Urkundenbuch nr. 180), und Theode- rich mit seinem söhne Friedrich 1273 1291 (Biedel, Cod. diplom. Brandenb.nA, s. 120).

Ungarn, kreuzfahrer aus, schliessen sich anfangs dem kaiserlichen beere an, bis am 19. nov. 1189 sechs ungarische edelleute sich tren- neuy so dass nur drei zurückbleiben. (Ansb. 25, 39).

Utrecht, Wilhelm, canonicus von, landet 1187 in 'Akkä sofort nach dessen eroberung durch Saladin, vrird durch den muslimischen gou- vemeur nach dem damals noch den Christen gehörigen Jerusalem geleitet. (Caes. Heisterbac. Dialog. lY, c. 15 ed. Strange I, 185 fgg.).

Telburg, graf Otto, zieht 1189 nach Syrien. (Oemeiner, Begensb. Chronik I, 279).

Veringen, graf Heinrich von, aus Schwaben. (Ansb. 16).

Vohburg, markgraf Bertholdt von, aus Baiem (A. 16, 25), ist heim- gekehrt (Annal. Marb. 164; v. Meiller, Salzb. Begesten 157 nr. 79).

Wadelbach (Wadenberg bei Elberfeld?), Lutger von. (Ansb. 16).

Waldeck, Widukind von, urkundet am 5. april 1188 als pilger (Er- hard U, nr. 2235) in gesellschaft mit Budolf von Steinfurt; er heisst bei Ansb. 16 Schwalmseck (Schwalenberg). Er starb vor 'Akkä, ward aber in dem von ihm gestifteten kloster Marienfeld begraben, wo sein denkmal noch heute zu sehen ist. (Zeitschrift ffir westphäL Gesch. 1871, Abtheil. 2, s. 167; Schaten, Annal. Paderbr. I, 863; Preuss und Falkmann, Lippische Begesten I, s. 109 112).

Waidenburg, graf Burchard von und der junge graf Hoyervon, aus Sachsen, von denen nach Wilbrand ed. Laurent s. 173 der letztere in Antiochien begraben liegt. (Ansb. 16). Er ist wahrscheinlich iden- tisch mit dem im gedichte genanten grafen von Mansfeld 1251 1255.

Waldstein (Steiermark), Liutold von. (Ansb. 16).

DO DBÜTBOHIN AÜV JÜMS KBEÜZZÜOXN 165

Walter, Oozzonis filios aus Passau, zog nach STrien 1189. (Mon. boica rV, 44).

Weichselbach (in Eärnthen)^ Adalbert von. (Ansb. 16).

Werd (Donauwerth), Mangold lY von, soll, wie Biezler erklärt, nach einer Donauwörtber tradition dem beere Friedrichs I sich angeschlos- sen haben, was jedoch nach Steichele (Das Bisthum Augsburg, s. 701) unrichtig ist

Werner, ein ritter, ftllt in dem gefecht vom 3. mai 1190. (Ansb. 61).

Wertheim, graf Poppo von, soll unter Leopold vor *Akk& mit gek&mpft haben. (Steiner, Geschichte des Bachgaus I, 330; vgl. Wertheimer ürkundenbuch nr. XIX). Er unterschreibt jedoch am 21. sept 1190 zu Wimpfen eine Urkunde des königs Heinrich, ist also wahrschein- lich nicht in Syrien gewesen. (Stumpf, Beichskanzler niG, s. 249 fg. Im Gedicht heisst er Hugo 1753, 2051, 4297).

Wied, graf Dietrich von. (Ansb. 16, 48).

Wien, bürger Wergand von, urkundet alspilger für das kloster Form- bach. (Vgl. Biezler).

Wiesenbach, Gottfried von, unterhandelt im auftrage Friedrichs mit dem Sultan von Iconium. (Ansb. 51; Annal. Colon, maz. 794, 796, 799).

Wildon, Bicher von, urkundet 1188 als kreuzfahrer ffir Admont. (v. Muchar HI, s. 347).

Wilhelm, der bruder des grafen Balduin von Hunaut, pilgert im februar 1190. (Wauters, Table chronolog. H, 684).

Wilhelm, bruder, kämmerer im kloster Heisterbach bei Bonn. (Cae- sar. Heisterb. Dialog, ed. Strange I, s. 185).

Winkel (in Eämthen oder Steiermark), Ortlieb von, ministerial des herzogs Leopold , soll nach Ansb. 77 auf dem zuge gestorben sein, allein er ist heimgekehrt (vgL Meiller 136 nr. 199), da er 1226 in Urkunden wider erscheint

Wörnhiess („Wurmz'^), Bertholdt von, ein ministerial des herzogs Leopold, starb auf dem zuge. (Ansb. 77).

WoUoltersdorf, Conrad de, starb 1190 auf der kreuzfahri (Mon. boica IX, 665).

Worms, ritter Hngo von, zeichnet sich bei der belagerung vonDimo- tika in Griechenland aus. (Ansb. 40).

Wflrzburg, bischof Gottfried von, nimt in Mainz das kreuz und stirbt am 8. juli 1190 in Antiochien. (Ansb. 12, 14, 16, 26 fg., 48, 73; Annal. Beinh. 44, 49; Annal. Marbac. 164 fg.; Chron. magni presb. 616; vgl. dagegen Colon, max. 799, welche ihn ffllschlich in Grie- chenland sterben lassen; vgl. Gedicht 1174, 2479).

1^ B. BÖHBICHT

Zara» der erzbischof von, verlftsst in Thracien das beer und kebrt zurück. (Ansb. 15 , 39 ; vgl. Biezler s. 52 note 5).

Zähringen, herzog Bertholdt Y von, soll nach Albericus mit Frie- drich nach Syrien gezogen, aber noch in demselben jähre (1189) von Antiochien wider heimgekehrt sein (vgl Guillimann, Habsb. Y, cap. 4), während Stalin, (Wirtemb. Geschichte n, 297) dies bestreitet.

Zemliub (Zemling), Albero von, ministerial des herzogs Leopold, ist nicht heimgekehrt. (A. 77; von Meiller, Babenb. Begesten s. 64 nr. 34).

F. Exenrs. Ble Bentsehen auf dem ersten und zweiten krenz-

znge, naeh der Zimmer sehen ehronik«

Yorliegendes register war bereits vollständig abgeschlossen, als dem Verfasser zufällig eine quelle fQr den ersten und zweiten kreuz- zug in die band fiel, welche noch nirgends als solche genant oder bekant war, aber, da sie auf älteren und wahrscheinlich nicht mehr vorhandenen berichten von augenzeugen beruhet, im höchsten grade interessant ist und viel neues enthält. Die zeit reichte nicht mehr hin, um das folgende register kritisch zu beleuchten, daher möge der geneigte leser sich vorläufig mit nachfolgendem begnügen.

In der Zimmerschen chronik ed. Barack (Bibliothek des literar. Yereins 91—94, 4 bde.) I, s. 79 erzählt der Verfasser, er habe in einem alten buchOy welches in dem Schwarzwaldkloster Alpirsbach lag, eine gescbichte des ersten kreuzzugs gefunden und sagt dann s. 79: „Aber nachdem die iez ernempten historici vnd andere mer nit Hoch- teutschen, sonder Francosen oder Niderlender gewesen, haben sie aller- maist der herrschaften irs landts, die ains tails mitgezogen, sonderlich gedacht, dieselben mit iren namen und geschieh ten ganz fieissig ange- zaigt, aber des hohen teutschen adls, der doch nit weniger leib und leben gewaget, darzu vil loblicher adelicher thaten begangen, haben sie nit anders, dann nu in der gemain und mit denen kürzesten wer- ten meidung gethon. Darumb ist zu wissen, dass in dem closter zu Alpersbach auf dem Schwarzwaldt ain alt geschriben buoch, dessglei- chen ain grosser gewirkter aufschlag gewesen, welche baide von lan- gen unverdechtlichen jarn von der freiherrschaft Zimbem dahin gekom- men und gegeben worden. Der Inhalt des ganzen buchs ist ain beschri- bung des hörzugs, und gfitlich zu glauben, dass sollichs von der frei- herren von Zimbem ainem, deren drei, nämlich herr Friderich, herr Oonradt und herr Albrecht, gebrueder, darbei gewesen, beschriben und aufgezaichnet seye worden. Oleicherweis sein grosse figuren scbeiben- wis in das gemelt tuoch gewürkt, mit lateinischen werten, welcher

DIE DBUT80BBN AUF DEK KBBCZZÜOBK 167

inhalt sich mit dem buch vergleicht/^ Hierauf zählt er als teilnehmer des ersten kreuzzugs aus seiner quelle folgende Deutsche auf (s. 80): der bischof Conradt von Chur , der bischof Otto von Strassburg, erz- bischof Thiemo von Salzburg, herzog Ekkehard von Bayern, ein söhn des grafen Otto von Scheiren, herzog Walter von Teck; femer: graf Heinrich von Schwarzenburg , pfalzgraf Hugo von Tttbingen , graf Budolf und graf Huldreich von Sarwerden, graf Hartmann von Dillingen und Kyburg, graf Thiemo von Eschenloch , graf Heinrich von Helfenstain, graf Adelprecht von Eirchberg, graf Heinrich von Heiligenberg , ein graf vom Panen, herr Arnold freiherr von Busnang, ein fireiherr von Fridow , herr Rudolf freiherr von Brandis , ein freiherr von Westerburg, graf Berthold von Neifen, herr Albrecht freiherr von Stoffeln, ein graf von Salm, ein graf von Viernenberg, ein herr von Bolanden, ein graf Emicho von Leiningen , ein graf von Böttelen und ein graf von Zwei- brncken, die freiherrn Friedrich, Conrad und Albrecht von Zimbern; femer s. : Budolf freiherr von Brandis , ein ritter von Ems und einer von Fridingen; letztere werden bei Nicäa schwer verwundet Ausserdem nent der Chronist s. 85 ebenfalls aus alten Chroniken noch als teilneh- mer am ersten kreuzzuge den pfalzgrafen Adelbero von Witteisbach, graf Ortolf von Thaur, von denen letzterer auf der heimreise gestor- ben ist; sein leichnam ward in Hohenwart beigesetzt. Der freiherr von Zimbern (s. 88) zieht 1106 zum zweiten male nach Syrien, nimt an der belagemng 'Akkäs durch Balduin und die Oenuesen teil, wird hierbei schwer verwundet, aber in Caesarea durch einen deutschen ritter von Hom bis zu seiner genesung gepflegt. Er diente unter kOnig Balduin noch mehrere jähre, bis er starb (s. 89).

Weiter nent die Zimmersche chronik I, s. 111 als teilnehmer am zweiten kreuzzug: Otto von Preiaingen , bischof Heinrich von Regens- burg, bischof Reginbert von Passau, herzog Friedrich von Schwaben, herzog Heinrich von Baiern und Weif, herzog Jabuslaus von Beheim, herzog Bernhard von Kärnthen, herzog von Lothringen, markgraf Leopold von Oesterreich, graf von Flandern, ein graf von Friesland und markgraf Ottokar von Steyer. Wie aus den letztgenanten oben ausführlich historisch belegten und commentierten namen hervorgeht, ist auch auf die glaubwürdigkeit der zum ersten kreuzzuge neu genan- ten namen ein günstiger rückschluss erlaubt Leider gibt der Chronist keine namen von teilnehmern am dritten kreuzzuge, wahrscheinlich, weü seine quelle nicht bis auf jene zeit reichte.

Die reste der Alpirsbacher bibliotbek in Stuttgart enthalten, wie herr oberstudienrat dr. Heyd dem Verfasser gütigst mitteilte , keine spur jener alten quelle.

168 B. RÖHBICHT

Exenrs. Die kreuzfiihrer des dritten krenzznges In des Johannes ron Wftrzbnrg gedlehte Wilhelm ron Österreich.

Einen interessanten beitrag zur geschichte dei kämpfe um ^Akkä mnste nach den proben, welche herr prof. dr. Begel in der Zeitschrift ffir thüringische Geschichte YII, s. 421 436 gegeben hat, auch das gedieht: Wilhelm von Oesterreich von Johannes von Würzburg enthal- ten (vgl. Haupts Zeitschrift I, s. 214 227). Der Verfasser wante sich deshalb an herm prof. dr. Begel, welcher eine kritische ausgäbe dieses gedichtes vorbereitet, und ersuchte ihn um gefällige mitteilung aller namen von kreuzfahrern , worauf dieser denn mit dankenswerter libera- lität nachfolgendes register zusammenstellte , welches hiermit zum ersten male vollständig erscheint Natürlich ist eine kritische controle bei der verhältnismässigen Unsicherheit und Unzulänglichkeit der historischen hilfsmittel äusserst schwierig, in vielen fällen sogar unmöglich, doch lässt sich ohne mühe häufig genug feststellen , dass der Verfasser jenes gedichtes, das ohne zweifei auf schriftlichen quellen und mündlicher Überlieferung beruht , sehr oft die einzelnen kreuzzüge mit einander ver- wechselt, und der vorangehende kreuzfahrerkatalog wird das mass abge- ben können , nach dem man die historische Wahrheit dieses neuen regi- sters misst. Der germanist wird wie der historiker gleiches Interesse und gleichen gewinn daraus ziehen; letzterer wird besonders die ein- zelnen heerhaufen in ihrer Zusammensetzung nicht ohne Interesse betrachten.

Der dichter zählt im ganzen acht heeresabteilungen auf, welche vor 'Akkft kämpfen.

Die erste fährt der herzog Leopold von Österreich (v. 16511 fgg. u. oft), dessen bannerträger der alte „Bilichdorfaere'^ ist (v. 16556 fgg.), neben welchem auch der junge „Bilhtorfaere" (v. 18518 und 18524) erwähnt wird. Als ministerialen Leopolds werden ausserdem noch erwähnt: der von Chunringen v. 18512 (vgl. oben), der von Tel- lisbrunnen, der getriuwe alte v. 18528 und der tugendhafte schrt- baere v. 18536. Ausser diesen kämpfen noch unter Leopold:

der herzog Bechtolt von „Niemann (Namen),^' d. h. Meran,

V. 16565 fgg., der erzbischof von „Trantasi,^^ d. h. Tarantaise (siehe oben),

V. 16569, der fürst von „Blas!'* (der gefurstete abt von St. Blasien?),

V. 16570, die bischöfe von „Monster/^ d. h. Münster (siehe oben), v. 16571, von Leon (??), v. 16572,

DIB DBUTBCHBH AUF SBM KBBUZZOGBM 169

von „Batania^^ oder „B^tanie/^ d. h. Besanfon (siehe oben),

V. 16674, dann „der baier herre" v. 16576, „der herzöge" v. 16587, „Marx, der künc von Ungern" v. 16590, 18067, ^ „die zwei werden gräven von Hünburg und Tirol' v. 16598.

Die zweite schaar der kreuzfahrer steht unter dem befehl des herzogs Friedrich von Schwaben; die reichsfahne (weiss mit schwar- zem kreuz!) trägt der „gräve Tolre von Rötenburc," v. 16647, 17549, 17671, 18019, dessen geschlecht man „von Höhenberc" nent, und dessen erbe der graf Albrecht von Heierloch ist (v. 16654 fgg.; vgl. Stalin II, 400; Haupt I, 221). Ausserdem werden als mitkämpfer genant :

der bischof Heinrich von Gonstanz,' v. 16669, 17720,

der bischof von Basel (siehe oben), v. 16670, 17721,

der abt Bertholdt von St. Gallen,* v. 16673, 17726,

der bischof von Chur,* v. 16676,

der bischof von Speier (siehe oben), v. 17721,

der markgraf von Baden (siehe oben), v. 16678, 17720,

der markgraf von Tübingen,* v. 16680, 17727,

der graf von Kalw,' v. 16682, 17732,

der graf von Neifen,® v. 16683,

1) Vgl. oben: Ungarn; name und factum gehören natürlich in das gebiet der dichtung.

2) Einen grafen (Wilhelm) von Heunberg kann ich nur als teilnehmer am zweiten kreuzzuge nachweisen (Archiv fOr österreichische Geschichtsquellen XDC, 8. 74) und einen grafen (Albrecht III) Ton Tirol nur als kreuzfahrer von 1218 (Zeit- schrift des Ferdinandeums 1869, s. d8fgg.)> ebenso gehört der herzog von Baiem nicht hierher, da ohne zweifei eine Verwechselung mit herzog Ludwig I hier vor- liegt, welcher im frOhjahr 1221 nach Damiette segelte (Böhricht, Beitrage zur (beschichte der Ereuzztkge I, s. 9).

3) Vgl. Neugart, £piscop. Constant. I B, s. 108 fg.

4) Von 1167—1199 war Ulrich abt von St Gallen, Bertholdt I fungierte von 1244—- 1272 (Meyer von Enonau in den St. Gallener Mittheilungen , 1869 Neue Folge I, s. 130 fg.).

5) Der bischof von Chur war von 1182—1201 (?) Heinrich; über ihn ist nichts weiter bekant (Mohr, Archiv für die Geschichte von Graubündten ü, 54 fg.).

6) Wahrscheinlich liegt hier eine Verwechslung mit dem pfalzgrafen Budolf vor, welcher 1215 mit Friedrich II das kreuz nahm. (Schmid, Die Vfahgrsien von Tübingen s. 122).

7) Die damaligen grafen von Kalw hiessen Conrad und Albert (Stfilin IT, 388), wahrscheinlich ist hier der letztere gemeint, welcher 1224 als pilger urkundet fWirtemb. Urkundenb. III, s. 148).

8) Die Neifen nahmen erst am kreuzzuge Friedrichs 11 teil (Böhricht, Bei- trage I, s. 19).

170 B. BÖHIUCHT

der graf von Oettingen (siehe oben), y. 16688, 17732,

ein „Dilingaere'^ (siehe oben), oder wie eine andere handschrift

liest „Halbsburgere" (siehe oben), v. 16689, der bischof von Wirzburg (siehe oben), v. 16704, 17686, dessen

banner einer von „Hohenberc" trägt, v. 16738; ihm folgen die von „Brunecke" und „Hohenlöch" (oben), v. 16747, 17783, die von Wert heim und Bieneck,^ v. 16748. Dann folgt der bischof von Bamberg,* v. 16749, der landgraf von Thüringen (oben), v. 16751, der graf von Henneberg (vgl. oben), v. 16758, 17782, der gefürstete abt Conrad von Fulda, ^ v. 16765, 17695, and als dessen ministerialen : der graf von Ziegenhain,^ v. 16770 und von „Wilnouwe,"* v. 16771, die herren von Liebsberg* und Runkel, v. 16772.' von Valkenstein (siehe oben) und „Hanouwe,"® v. 16773 fg.,

17811.

Die dritte schaar der kreuzfahrer vor 'Akkä führt der „reiche milde könig Bichart von Engellant, zuo dem vil Tiatschen was gewant, wan Engellender wellent sin alle Tiutsch" (v. 16790— 16792).

1) Von Bienecks erscheinen seit 1190 Johannes (Beyer, Mittelrhein. Urkun- denb. II, 149, 289) und Gottfried (Beyer II, 149), seit 1213 Gerhard und Ludwig (Scriba, Hessisches Urkundenb. R. 1230, 1242; Stark. 302; H. Breholles I, 380, 384; in, 430; Zeitschr. ftir Unterfranken XXII. 8.243; vgl. oben).

2) Vielleicht hat der dichter den bischof Egbert hier im sinne, der aber erst 1218 am krenzzuge teil nahm. (Annal. Marb. 174; Annal. Rudb. 780).

3) Abt Conrad ist nicht 1189 mitgezogen, wie seine Urkundenunterschriften 1189 und 1191 in Dentscblaud beweisen (Ficker, Acta imperii s. 162— 164 nr. 176 fg. ; vgl. Schannat, Trad. Fuld. s. 118 nr. 20; Begel in der Zeitschr. für thüring. Gesch. VII, 8. 435 fg.), er hat aber vielleicht 1195 das kreuz genommen (Toeche, Hein- rich VI , s. 390).

4) Von Ziegenhainem sind nachweisbar 1196 Heinrich (Wenk, Urkundenb. 129), Ludwig 1207—1223 (Hennes I, s. 8; Bröholles I, 314, 386, 551; U, 295; m, 394).

5) Ein graf Gebhard v.Wcilnau- Nassau zieht 1218 ins heilige land. (Seibertz, Quell, für westf. Gesch. II, 189).

6) Liebsberge sind nicht vor dem 13. Jahrhundert nachweisbar.

7). Siegfried v. B. ist nachzuweisen 1191 1209 (Beyer II, 158 fg., 283), auch 1227 bei Friedrich II (Br^hoUes ÜI, 11 ; vgl. Scriba Ob. 378, Bhein. 1211). Ein Siegfried von Runkel gieng nach Damiette; vgl. unten s. voce, unter 1217 bis 1221.

8) Vgl. oben Hagen au und Über die Hanauer grafen die Zeitschr. für hess. Landeskunde 1871, s. 114—262 und Breholles HI, 232.

DIB DEUTSOHXir AÜV DSM ICIUBÜZZÜOBN 171

Sein banner trägt der herzog von „Ast/'^ v. 16831, und unter ihm kämpfen

der könig von Dänemark, v. 16810, Schweden und Norwegen,* v. 16813, markgraf von Brandenburg (Waldemar ! !), v. 16838, 17704, der herzog von Sachsen,* v. 16854, 17705,

die werten Braunschweiger herzöge von Lüneburg und „Tan- dernas (Tanderas, Candemas)/** v. 16857 16859.

Die vierte schaar hat zum anfBhrer den herzog Johannes von Brabant (vgl. oben), v. 16781, 17792; ihm schliessen sich an:

der graf von Flandern (siehe oben), v. 16874, Wildekin von Holland (siehe oben), v. 16876, von „Hangau" und Geldern (siehe oben), v. 16879, von Lützelnburg, v. 16881,

die grafen von Jülich, v. 16896,

der graf von der Mark, v. 16899, 17805, Berg (vgl. oben), v. 16900, 17809, Cleve (vgl. oben), v. 16901, 17805, Saarbrücken, den die Kölner kreuzfahrer sich zum feldhauptmann gewählt (vgl. oben und unter 1217 fgg.), v. 16907,

der landgraf von Hessen, v. 16903, graf von Leiningen (vgl. oben), v. 16909, 17808, Zweibrücken,* v. 16910,

die grafen von Sponheim,* v. 16912, 17807,

der graf von Sayn (siehe oben), v. 16913, 17808, Eatzenellenbogen,^ v. 16913, Nassau (vgl. oben), v. 16916, 17810,

die herren von Isenburg,^ v. 16930,

1) Ob ein fürst aus Usk (Röhricht in Sybels Zeitschr. 1875, heft 3, bd. 34 0. 17) oder Graf de Hoste, der Richard begleitete (Chron. Sjth. bei Bouq. XVIII, 8. 598) oder Joh. von Lascy, der Connetable von Chester (Bened. Feterb. II, 184; Mon. Angl. V, 558}?

2) Vgl. Riant, Pölerinages des Scandinaves s. 273.

3) Offenbar eine verwechsliing mit dem herzog Heinrich von Sachsen , der 1196 anizog (Chron. Andr. 571).

4t) Ob Gandersheim? Vgl. Mhd. wb. s. t.

5) Graf Heinrich von Zweibrüeken 1191—1197. (Beyer 11, 158 fg., 201).

6) Vgl. nnten s. voce, nnter 1217—21.

7) Graf Bertholdt I nahm erst 1202 das kreuz (V?^enk , Hess. Landeigesch. I, 8. 2bb)i vgl. auch unseren Catalog ad 1204 und 1217*

8) Vgl. Catalog ad ann. 1217.

172 H. BÖtfUCHT

die herren von Wal deck (vgl. oben), v. 16930, 17811.

Die fünfte heeresabteilung fährt könig Philipp von Frank- reich; bei ihm sind

der junge könig von Aragonien, v. 16963, 18063, und der von Katalonien,^ v. 16964, der bischof von Metz,* v. 16966,

Cambray (vgl. oben), v. 16967,

Paris,* V. 16967,

Bis (Cis),* V. 16968,

Tolet,* V. 16969,

Orense,« v. 16969,

Orlöans,^ v. 16970,

Lüttich (vgl. oben), v. 16971,

graf von der Bretagne,® v. 16989,

„Namer,"* V. 16994,

Bar," V. 16996,

St. Pol," V. 16997,

Saphie,** v. 17000,

1) Vgl. Wilken, Geschichte der KreozzUge VII, 295 fgg.

2) Der bischof Theoderich zog mit 15 klerikem und 32 bürgern 1194 ab. (Gallia chr.XlU, 754).

3) Bischof Peter von Paris zog 1218 nach Damietto, wo er starb. (GaUia christiana VII s. 90) ; sein testament steht bei Br^qaiguy V, s. 92.

4) Adalbert von Biez starb 1189 , ihm folgte Bertrand 1190 (vgl. Gallia christ. ed. Piolin I, 400).

5) Folcravan v. Toulouse ist 1189 nicht ausg^ogen, wol aber 1213 gegen die Albigenser. (Gall. ehr. XIII, 23 fg.).

6) Heinrich v. Orenge ist weder 1189 noch 1197 mitgezogen. (Gallia Christ. Vni, 1456 fg.).

7) Arnulf von Orleans hat nicht teilgenommen am dritten kreuzzuge. (Gal- lia Christ ed. Piol. I, 775).

8) Vgl. Röhricht in Sybeb Zeitschrift XXIV, s. 51.

9) Ob = Peter von Nevers? (Chron. St. Denys bei Bouq. XVII, s. 366).

10) Graf Heinrich von Bar le Duc hatte 1188 das krenz genommen (Gisleb. 579) und starb am 19. oder 20. nov. 1190 vor 'Akkä. (Bened. Peterb. II, 147).

11) Graf Hugo IV von St. Pol gieng mit könig Philipp 1190 nach Syrien, (restoire 147).

12) Graf Hambert von Savoyen, an den man hier zonftchst denken möchte, ist wol 1190 nicht nach Syrien gezogen (vgl. Toeche s. 94), oder ist Andreas deSavigny gemeint? (Chron. Syth. 598). £in graf (Thonuw) von Savoyen wird als teilneh- mer am vierten kreuzzuge erwähnt in dem bei Bouquet XVIII hinten mitgeteil- ten kataloge der kreuzfahrer von 1202.

/ 7* •*• #

DIB BSUTSOHEX AUF DSN KBBVZZÜOKH 178

der graf von Montbeillard,* v. 17001, Schamunt,* v. 17001.

jf jy OSbert von Artaiz (Aspremont oben), welcher das banner des königs trägt, v. 17006, 17919.

In der sechsten schaar unter dem befehl des herzogs von Burgund (siehe oben), v. 17044 fg., 17033, 17941, 18061 kämpfen die grafen von der Champagne, Gaubert und Thiebalt,' v. 17046 fg., der graf von Glermont, welcher das banner trägt ,^ v. 17060, yy Chalons,* v. 17076, Walter von Avesnes,* v. 17080 fg.

Die siebente schaar führt der könig von Gypern,^ v. 17093, 17929; ihm schliessen sich an:

der herzog von „Li per," v. 17094 und „Kakumberlant,*' v. 17095, ferner die Lombarden und Toskaner, letztere unter dem markgra-

fen von Montferrat,® v. 17103, viele herren aus Sicilien, v. 17106, und von „Therlabür, von Kalftver" (Terra di Lavoro, Calabrien)

V. 17107 fg., als bannerträger wird der Marcgräve von Ferrer (Pferrer,

Monpferrer, Montpferrer) genant,^ v. 17129.

1) Vielleicht Walter von Montbeillard (L'estoire 208) oder Odo v. Montb. (Röhricht, Beiträge I, 48)?

2) Graf Wilhelm von Chaumont ist hier gemeint. (Albericas 1187 und 1190).

3) Graf Theobald von Chartres , der söhn des grafen Heinrich von der Cham- pagne, landet 1190 vor *Akk&, (Albericns 1190, L*estoire 194).

4) Graf Radnlf hatte 1188 das kreuz genommen und starb 1190 vor 'Akk&. (Gislebert 555; Chron. 8t. Den. 866; Chron. Syth. 875; Alber. 1190).

5) Er gieng 1190 über Genua nach Syrien. (Otobon. beiPertzXYIII, 8.104; Itin. Bic. 92).

6) Über ihn vgl. oben und L^estoire 826; Annal. Ck>lon. max. 882.

7) Hier liegt eine verwechslang vor; der damalige ,,kaiser" Isaak von Cypem kam als gefangener Richards nach Syrien (Röhricht in Sybels Zeitschr. 1875 bd. 84, heft 8, s. 61 fgg.)t somit kann nur der junge könig Hugo von Cypem gemeint sein, welcher aber erst mit Andreas von Ungarn 1217 nach Syrien kam.

8) Höchst wahrscheinlich ist hier der markgraf Bonifaz von Montf. gemeint, der am vierten kreuzzuge teil nahm. (Riant , Revue des questions historiqaes 1875 s. 104 fgg., doch vgl. Röhricht, Beitr. I, 174 note 64).

9) Es ist hierbei weder an den elsassischen grafen von Pflrt (siehe oben), noch an den englischen grafen de Ferrariis zu denken, der am 21. octbr. 1190 vor 'Akkä starb (Epistel. Cant. 329; vgl. Bened. H, 148; Itinerar. Ricardi 74, 93, 135

SEIT8CHB. r. DXUTSCHS PKILOLOGIS. BD. V2I. 12

174 WOiSTE, BBITBlOX AUS DEM NIBDB&DBUTSCHKK

Die achte schaar fCLbrt könig Ouido yon Jerusalem, v. 17139, 17148 fg., 18024, 18067. Bei ihm befinden sich:

„der prinze von der morlgen (moraygen),'** v. 17155, der prinz von „ült,"* v, 17156, der könig „der riuzzen," v. 17159, „der frte Berlin von Bnlgarie," v. 17164, und als bannerträger „der gräve fr! von Mintissal (Mon- tisag)," V. 17166.

und 261), vielleicht meint der dichter den Verteidiger und besitzer von Tyrus Con- rad V. Montf errat, der auch im christenheere vor *Akka k&mpfte. (Ein graf Guido y. Montfort wird erwähnt vom Chron. Syth. 598).

1) Ob prinz von Morea, oder der „Mohren" (Tarcopulen) ?

2) Ob «» Ubia, der residenz des priesterkönigs Johannes (Albericas 1122)?

(Schlafs folgt.)

BEITRÄGE AUS DEM NIEDERDEUTSCHEN.

Ater lang.

Bei Ludolf v. S. c. 4 steht: aUe de jegene, de me in den koggen aver lant afoget, de m<xck me cdtomale in den galleiden (welche by aver lanh d. h. am ufer hinfahren) hescheddiken sen. Ein temporales über lanc findet sich im mhd. , ein over lang (vor langer zeit) im mnd., vgl. Liliencr. Eist. L. 2, 166, 3; ähnlich over langen iaren, Herv. RB. 18. Aber auch ein locales over lang gibt es im mnd., z. b. bei Staph. l^ 126: schq[>e de varen averlang (in grösserer entfemung) de Schmnge vorby. Ludolfs stelle fordert nach dem beschedeliken (genau, deutlich) sefi eine entsprechende gegensätzliche bestimmung für afoget, was aver lanc (aus der ferne, also undeutlich) sein wird. Aver lant (über land) wäre ein müssiger zusatz. Lanc oder lang ist auch sonst wol in lant verderbt worden, so Chron. d. nda. si Braunschw. 1 , 363**. 364^*; so wahrscheinlich auch in vorla/n£h (Selb. Urk. 213) f&r altndd. f urlang, Z. d. borg. GV. 6, 24 und Registr. Sarr., wofür später vor- ling gesagt wurde. Furlang ist ags. furhlang^ furchenlänge des alten normalmorgens , der 600 Aiss lang und wahrscheinlich 60 fuss breit wai*; daher engl, furlotig = unserem „feldweges'^ (nmd. ackermass veittoeges, Lub. Chron. 1, 480).

ISERLOHN. F. WOESTE.

(Wird fortgesetzt)

175

EIN FEHLER LAOHMANNS

IN SEINER KRITIK UND ERKLÄRUNG VON HARTMANNES IWEIN.

,,Die nachweit, die unser mühselig gewonnenes schon fertig überliefert empfängt, wird, weil sie unsere dürf- tigkeit nicht begreift, nnsem fleiss and unsere geistige anstrengung nicht genug ehren." Lachmann , Iwein s. V

Unfehlbarkeit hat Lachmaun nie beansprucht. Vor solcher albern- heit wahrte ihn sein klarer verstand, seine lautere Wahrhaftigkeit^ seine selbstlose gerechtigkeit. Gleichwol hätte er auf dem ähnlichen anspruch viel höheres und viel besser begründetes anrocht gehabt , als manch einer, der von sich wähnt, dass er dem alten meister mindestens gleich stehe y oder gar ihn Gbertreffe und ihn frisch weg hofmeistern könne. Denn mit der natürlichen begabung eines treffenden blickes und eines durchdiingenden schaifsinnes verband Lachmann die strengste gewissenhaftigkeit und die sorgsamste vorsieht. Nicht glänzen und blenden wollte er, sondern nur die schlichte Wahrheit erforschen, und die erforschte prunklos mitteilen , die durch gewissenhafte prüfung gewonnene eigene Überzeugung auch anderen vorlegen, damit auch sie prüfen und zu eigener Überzeugung gedeihen sollten. Nicht um den beifall der menge buhlte er, sondern die Zustimmung der besten zu gewinnen, das war sein bestreben und sein lohn. Daher liess er nur das drucken, wovon er sich selbst genaue rechenschaft zu geben ver- mochte, und daher sind ihm auch verhältnismässig selten fehler ent- schlüpft. Dainim ist es aber auch nicht eben leicht, wirkliche fehler in seinen arbeiten aufzufinden, und noch weniger leicht sie wirklich zu verbessern. Fast stets aber sind sie so beschaffen, dass sich etwas daraus lernen lässt, und nicht selten so, dass ein vorlauter tadler sich sogar freuen könte, wenn er im stände gewesen wäre, derartige fehler zu machen.

Zu diesen betrachtungen bin ich fast unwilkürlich geführt worden durch eine stelle in Lachmanns ausgäbe von Hartmannes Iwein, in welcher ich ein wirkliches kritisches versehen Lachmanus gefunden zu haben glaube, und durch die selbstzufriedene art, wie man ihn hier und anderwärts geschulmeistert hat, und seine wirklichen oder ver- meinten fehler endgiltig verbessert zu haben wähnt, da mans nun doch in grammatik, metiik, kritik usw. so herlich weit gebracht habe, dass man endlich über seine halb unwissende, halb eigensinnige beschränkt-

12*

176 J. ZACHBK

heit und schruUenhaftigkeit weit hinausgehen könne und müsse, ja das jüngere heranwachsende und lernende geschlecht sogar ausdrücklich warnen müsse vor so übel verfehlten leistungen, wie seine ausgäbe des Iwein und des Nibelungenliedes.

Da schien es mir denn doch nicht überflüssig, an diesem einen kleinen beispiele eingehender zu zeigen, worin und weshalb Lachmann an dieser stelle fehlgegriffen hat , wie also ein wirklicher kritischer fehl- griff Lachmanns beschaffen ist, und wie meines bedünkens sein kriti- sches versehen an dieser stelle zu verbessern sei. Dem urteile der unbefangenen sachkundigen forscher aber gebe ich anheim, zu prüfen, ob es mir gelungen sei das richtige zu treffen.

Der Sachverhalt ist folgender: Zu anfange seines Iwein erzählt Hartmann, könig Artus habe zu pfingsten viele gaste zu einem feste auf sein schloss zu Earidol gela- den, und eben so wie seine gemahlin, die königin, sich beflissen für ihre Unterhaltung aufs beste zu sorgen. Da habe denn nach tische sich jeder gast diejenige art von ergetzung gewählt, die ihm selbst am besten behagte. Dies schildert Hartmann in den versen 59 76 fol- gendermassen:

Artus und diu künegin 60 ir ietwederg under in

sich üf ir aller willen vleiz,

man des pfingestages enbeiz^

mänlich im die vreude nam

der in aller beste gezam. 65 diso sprächen wider diu w%p,

dise hanecten den Up,

di^e tanzten, dise sungen,

dise liefen j dise Sprüngen^

dise schuzeen zuo dem zu, 70 dise horten seitspil,

dise von seneder arbeit^

dise von grözer manheit.

Qawein ahte üf wäfen:

Keit legt sich stufen 75 üf den sal under in:

ze gemache an ire stuont sin sin.

So lauten die verse in Lachmanns zweiter ausgäbe vom jähre 1843 (und in der dritten , nach seinem tode von Haupt besorgten , vom jähre 1868). Zu den versen 69 72 aber bemerkt Lachmann in den bei-

<#>> ^

BIN FBHLBB IK LACHMAHN8 IWSINKBITIK 177

gegebenen kritischen anmerkungen : „69. 70 bc, fehlen A: 70 vor 69 Bdad. 71. dise A: dise redten {retten bc, redeten D) BDabcd. Dieser den vers zerstörende zusatz (denn retefi : stete^i oder retc : ze stete mag Ottokar 30^. 166* anstehen, nicht Hartmann) war notwen- dig, nachdem 69. 70 die von mir hergestellte natürliche anordnung der verschiedenen beschäftignngen zerstört war und hier also nicht mehr horten konte verstanden werden, seilender A. 72. vongrozir Aa, von Bbd, sagten vofh e."

Demnach fehlen die beiden verse 69 und 70 gänzlich in der band- Schrift A, oder grade in derjenigen, von welcher Lachmann (ohne ihre mängel und fehler zu verkennen) urteilte, dass sie mit keiner der übrigen näher verwant sei, erkenbar absichtliche änderungen niemals mit einer der anderen teile, und mithin der ursprünglichen quelle, Hartmanns eigener niderschrift, noch am nächsten stehe. Dagegen ste- hen diese beiden verse in allen sechs übrigen von ihm benuzten hand- schriften; jedoch nur in zwei papierhandschriften von untergeordneter verlässigkeit , b und c, in der von ihm beliebten reihenfolge, während die vier übrigen handschriften sie in der umgekehrten Ordnung (70. 69) darbieten. Betreffs dieser beiden , in der verlässigsten überliefeining ( A) gänzlich fehlenden verse, ist also Lachmann von der im allgemeinen etwas besser beglaubigten Überlieferung (BD ad) abgewichen, und hat ihnen eine reihenfolge gegeben, welche mit der im allgemeinen minder beglaubigten Überlieferung (bc) übereinstimt. Im verse 71 dagegen folgt er widerum der an sich zuverlässigsten handschrift A, welche den vers ohne verbum darbietet (dise von seneder arhelt), obgleich sie hier- mit ganz allein steht, während alle übrigen sechs handschriften ihm ein verbum geben (dise redten von seneder arheit), Über die gründe seines Verfahrens und seines verschiedenen Verhaltens gegen die hand- schriftliche Überlieferung in den verschiedenen verson hat er in der oben mitgeteilten anmerkung nicht verabsäumt rechenschaft zu geben, und wir werden gelegenheit und Veranlassimg haben, diese gründe zu erwägen und zu prüfen.

Zunächst wird man nun nach dem von Hartmann bearbeiteten französischen texte des Grestiens von Troies greifen, um zu erkunden, ob aus ihm sich vielleicht ein sicherer anhält für die beurteilung die- ser Hartmannschen verse gewinnen lasse. Doli; findet sich (in der aus- gäbe von Holland, Hannover 1862 s. 2 fg.) die entsprechende stelle in folgender fassung:

Apres nmngier parfni ces sdles ehevalier ^cUropelercnt 10 la, ou danies les apderent

178 J. ZACHBB

ou dammeles ou pucdes;

K un recontdent noveles,

li autre parlaient cTamors,

des angaisses et des dolors 15 et des grane hienSj qv^orenl sovant

li decipU de son covant,

qui lors estoit molt dolz et huens;

mes or ia molt po des suens,

qu^a hien pres Tont ja tuü lessiee; 20 s^an est amors moU ahessiee;

car ü, qui soloient amer,

se fßisoiewt cortois damer

et preu et large et enorable;

or est amors tomee a fable, 25 por ce que cü, qui rien n^en satUent,

dient y qu^ü aiment, mes ü mantenty

et fable et manconge an font^

qui s'an vantent et droit n'i ont.

Mes or parlons de eee, qui furent, 30 si leissons ceZj qui ancor durent!

Hieraus ist zu ersehen; dass Grestiens die ergetzungen der ritter lediglich darauf beschränkt, dass sie sich nach tische mit den damen unterhalten, und zwar fast ausschliesslich über liebesangelegenheiten; woran er weiter die klage knüpft, dass die zeit sich in dieser bezie- hung leider arg verschlechtert habe, dass echte, begeisternde und erhe* bende liebe gar selten geworden sei. Hartmann hat also seine vorläge hier ganz frei behandelt. Den klagenden zusatz Grestiens hat er vor* weg genommen, und hat ihm in seinen versen 48 58 eine wesent- lich andere, und zwar eine eben so anmutige als geistreiche Wendung gegeben. Die ergetzungen der gaste dagegen hat er vermannigfaltigt, und hat auch hierbei widerum seine sinnige und kunstverständige mei- sterschaft bewiesen, wie weiter unten sich klar herausstellen wird.

Demnach sind wir hier lediglich auf Hartmann selbst angemesen, und müssen aus eigenem urteile eine entscheidung über die teils lücken- hafte, teils schwankende handschriftliche Überlieferung schöpfen.

Nach Lachmann und Benecke hat dr. Fedor Bech den Iwein Hartmanns mit erklärenden anmerkungen herausgegeben,^ sich dabei

1) Hartmann von Aue. Herausgegeben von Fedor Becb. Dritter teil. Iwein. Leipzig 1869. Nur an diese erste ausgäbe Bechs kann ich mich halten, weil

FBHLBB IN LACHMANNS IWBINKRITEE 179

also auch fiber diese stelle anssprechea müsseD. Den text dieser verse bietet er ganz nach Lacbmanns ausgäbe, in den anmerkungen jedoch sagt er: „71 von seneder arbeit , von der pein (not) des senens, d. h. des sich härmenSy des schmachtens, vorzugsweise von der liebesqual, dem Inhalte der minnelieder. (V. 69 72 geben den von Lachmann umge- stalteten text , nach der Überlieferung aber stand v. 70 vor v. 69 ; dar- nach würden die beiden letzten zeilen 71 und 72 sich so auf- fassen lassen: die einen [taten diess, handelten so] aus innerem liebes- weh, die anderen aus grossem tatendrang; diese trieb ihre herzenspein, jene ihr grosser mannesmut.)" Es ligt in dieser bemerkung, wie sich unten herausstellen wird, eine ahnung des richtigen, aber, wie schon aus der beigegebenen noch unvollkommenen Übersetzung und erklärung hervorgeht, eben nur erst eine ahnung. Um so mehr aber gereicht es dem dr. Bech zur ehre, dass er es vorgezogen hat, vorläu- fig noch dem grossen meister sich unterzuordnen, und seine eigene veimutung zunächst nur mit bescheidener Schüchternheit anzudeuten, so lange sie noch nicht von einer blossen ahnung zu einer klaren und bewusten erkentnis sich erhoben und geläutert hatte.

Neuerdings hat professor H. Paul eine lange kritik über Lach- manns Iweinausgabe drucken lassen, unter dem titel: „Über das gegen- seitige Verhältnis der band Schriften von Hartmanns Iwein." ^ Ehe er sich zum einzelnen wendet, verkündigt er vorweg seinen allgemeinen Urteilspruch nicht nur über diese ausgäbe, sondern über Lachmanns kritisches verfahren überhaupt Der leser vernehme die wesentlichen bauptsätze aus diesem urteilspruche :

(S. 288.) „So fruchtbar und woltätig auch die ausgäbe [des Iwein] zunächst gewirkt hat, und soviel sie dazu beigetragen hat, die deutsche philologie aus einer liebhaberei zur strengen Wis- senschaft zu machen, so (s. 289) würde doch, wollten wir die prü- fung versäumen und allen ihren aufstellungen auf immerdar blindlings folgen, der anfangs heilsame einfluss sich in das gegenteil verkehren, viel mehr durch unsere, als durch Lachmanns schuld. Und das ist leider bereits geschehen, so dass jetzt viel weniger die belebende anre- gung zu empfinden ist als die lästige f es sei, die der freien entwicke- lung unserer Wissenschaft auferlegt wird.'*

nur diese mir zur yerfügung steht. Ich weiss also nicht ob er in der oder den späteren ausgaben hier etwas ge&ndert hat.

1) Beiträge zur gcschichte der deutschen spräche und litteratur herausg. von Herrn. Paul und Wilh. Braune. Bd. 1. HaUe 1874. S. 288—401.

180 J. SAOHKB

„Ich stimme mit Pfeiffer darin überein, dass Lachmann „in kei- ner seiner ausgaben der Willkür und gewalttätigkeit so sehr hat die Zügel sehiessen lassen , als gerade im Iwein/^ Freilich muss man dabei noch einen unterschied machen zwischen der ersten und zweiten ausgäbe, welche letztere, von einzelheiten abgesehen, mir eine entschiedene Verschlechterung der ersten scheint, indem hier auf einem allerdings schon in der ersten angebahnten wege weiter gegangen wurde. Die gründe zu dieser verirrung des grossen kri- tikers sind mehrfacher art/*

„Einmal hatte sich Lachmann ein bestirntes System von metri- schen regeln gebildet, wonach er alles construierte mit hintansetzung jeder anderen rücksicht Das bestehen sol- cher regeln wäre aber zuvor zu erweisen gewesen, ehe man nach ihnen die texte gestaltete. Es bedurfte dazu einer allseitigen benutzung des vorhandenen materials , während Lachmann eine verhält- nissmässig kleine anzahl von gedichten nach willkürlicher auswahl zu gründe legte. Es musten ferner erst die texte der werke ^ von denen eine gute und reichliche Überlieferung vorlag, nach den sonst fftr die textkritik gültigen grundsätzen hergestellt sein, ehe man aus ihnen metrische regeln abstrahieren konte. Erst auf solcher grundlage gestützte regeln konten zu änderungen an mangelhaft ^ etwa nur in einer handschrifk überlieferten texten berechtigen und zur entscheidung über den wert verschiedener handschriften beitragen, wenn darüber sonst noch nicht entschieden war. Statt dessen werden die noch nicht auf solche weise gesicherten regeln höher gestellt als die ersten und notwendigsten ^gesetze jeder philologischen me- thode, mit deren auflösung überhaupt eine methodische krltlk unmöglich wird. Es hilft nichts, dass eine regel in den meisten f&llen anwendbar ist. Widerspricht ihr auch nur an einer stelle die wol beglaubigte und kritisch gesichtete Überlieferung, so haben wir daraus nichts anderes zu schliessen, als dass die (s. 290) vorausgesezte regel keine geltung hat **

„Ein zweiter grund, weshalb Lachmann fehlgriff, war die ihm anhaftende verliebe für alles schwierige und abstruse, welche ihn geneigt machte hinter jedem unsinn einen versteckten oder verderbten sinn zu suchen, ein verfahren, worin auch heutzutage leider von mancher seite die einzig richtige methode gesehen wird. Die- ser hang und das bestreben nach durchführung seiner regeln übten auf Lachmann den wesentlichsten einfluss bei tler beurtei- lung des wertes der verschiedenen handschriften.'^

Va FBHLBB DI LlOBlULNNg IWSIÜKBITIK 181

„Endlich aber hat er es versäumt, eine eingehende Unter- suchung über das gegenseitige Verhältnis der handschriften anzustellen, was als notwendige Vorbedingung für die herausgäbe eines in zahlreichen handschriften erhaltenen werkes angesehen werden muss. Vielmehr entscheidet er sich von TOm herein für den Vorzug einer einzelnen haudschrift, deren autorität er fast so hoch und öfter höher schätzt als die aller übrigen zusammengenommen. Es war dies verfahren überhaupt seine art. Am deutlichsten zeigt sich das in seiner ausgäbe der Nibelungen^' ....

In seiner rede zur eröfihung der philologenversamlung in Göttin« gen, am 29. September 1852, anderthalb jähre nach Lachmanns tode, mithin sicherlich nicht etwa mehr zu gnnsten des noch lebenden , sagte K. Fr. Hermann: „Was die emendation der alten texte betrifft, so ist für diese durch Lachmanns methode geradezu ein neuer tag angebrochen, und bei aller anerkennung der genialität der älteren pathologen und therapeuten auf diesem gebiete, kann doch eigentlich jezt erst mit bewuster klarheit von einer kritischen diag;nose die rede sein, ohne welche alles heilungsverfahren mechanisch wird oder im finstern tappf E. Fr. Hermann genoss zwar, und geniesst noch bei den altklassischen philologen ein ganz leidliches ansehen , aber von diesen dingen mag er doch wol nichts rechtes verstanden haben. Oder vielleicht auch wird in der altklassischen philologie die kritik ganz anders gehandhabt als in der deutschen, so dass Lachmann zwar in der kritik griechischer und lateinischer texte erträgliches geleistet, dagegen in der kritik deutscher sich um so übler verirrt hat. E. Fr. Hermann braucht auch so absonderliche ausdrücke: er redet von einer eigentümlichen methode Lachmanns, mit deren hilfe jezt erst, und zwar mit bewuster klarheit eine kritische diagnose gemacht werden könne ! Aber professor Paul versteht das alles sehr viel besser, und spricht sich eben deshalb auch viel einfacher , bestimter und klarer aus. Ein „grosser kritiker'' ist Lachmann zwar, das erlaubt ihm Paul 8. 289 , und die erste Iweinausgabe hat viel dazu beigetragen, die deutsche philologie zur strengen Wissenschaft zu machen,*^ das erlaubt Paul gleichfalls s. 288: aber der grosse kritiker Lachmann hat sich erstens „ein System unerwiesener metrischer regeln gebildet, wo- nach er alles construiert mit hintansetzung jeder anderen rücksicht (s. 289)'' und damit „die ersten und notwendigsten gesetze der philo- logischen methode'' durchbricht und „methodische kritik unmöglich" macht (8.289); derselbe grosse kritiker wird zweitens in „beurtei- lung des wertes der handschriften wesentlich beeinflusst" durch seine

182 J. ZACHBB

,, Vorliebe far alles schwierige und abstruse (8.290)*^; und drittens ^ verabsäumt'^ derselbe grosse kritiker „eine eingehende Untersuchung über das gegenseitige Verhältnis der handschriften anzustellen, viel- mehr entscheidet er sich von vorn herein für den Vorzug einer einzel- nen handschrift (s. 290)/' Diese drei wesentlichen grundtugenden , welche nach Pauls eigensten werten für Laehmanns kritisches verfahren so sehr massgebend gewesen sein sollen , wird der geneigte leser zwar mit dem „grossen kritiker'' und der „strengen wissenschaift" vielleicht eben so wenig zusammenreimen können, ^s ich; aber das ligt wol nur an unser beider schlechten logik, die wahrscheinlich eben so schlecht ist wie Lachmanns metrik. Denn professor Paul sagt es ja , sagt es buch- stäblich, und sagt es alles ernstes, also wird es wol auch so sein müssen.

Der arme Lachmann! er lebte wirklich des guten glaubens, dass er objective kritik nicht bloss üben wolle, sondern wirklich übe, dass er sich möglichst eng an die tatsächlich gegebene handschriftliche Über- lieferung anschliesse, diese sorgsamst nach möglichst objectiven und zuverlässigen kriterien pnife , und nur das in seine kritischen texte auf- nehme, dessen berechtigung er auch wissenschaftlich begründen und verantworten könne! Welch schwerer Irrtum, da er doch schon 1826 bei dem erscheinen seiner ersten Nibelungenausgabe so übel auf dem holzwege war, und, verlockt durch die Irrlichter seiner Schrullen, immer tiefer in den sumpf geriet, bis zu der „verirrung" seiner zweiten Iwein- ausgabe !

und wir armen jungen leute, die wir grade in dem Zeiträume, wo er seine zweiten auflagen der Nibelunge und des Iwein ausarbei- tete, es als ein unschätzbares glück priesen, dass wir durch eine reihe von Jahren uns seiner mündlichen Unterweisung und seines persönlichen Umganges erfreuen durften, dass wir von ihm in der freundlichsten, klarsten und einleuchtendsten weise belehrt wurden, wie man arbeiten solle , dass wir nicht bloss beschränkt waren auf seine fertigen gedruck- ten werke, sondern auch in seiner Werkstatt selbst ihm lauschen, und einen blick in die langjährigen, umfassenden, mühsamen vorarbeiten werfen durften, aus denen seine schöpfiingen wie langsam ausgereifte fruchte emporwuchsen! Wie horchten wir seinen lehren und Weisun- gen! Wie haben wir sie seitdem bewahrt in einem feinen treuen her- zen! Wir lebten ja ebenfalls des guten glaubens, dass der verehrte meister die richtige methode objectiver kritik zuerst gefunden , geübt und gelehrt habe, und dass er noch rüstig auf demselben richtigen wege fortschreite, und hatten ja leider nicht die entfernteste ahnung davon, wie sehr er damals schon sieh verirrt und verschlechtert hatte I Nun

«

EIN FBHLEB IN LACHMANNS IWBINKBITIK 183

erst offenbart uns professor Paul, wie übel wir genarrt worden sind, und dass wir, gleich dem bahne auf der diele, noch immer auf den betörenden kreidestrich starren , den der meister uns über den Schnabel gezogen hat, und nimmer gewagt haben aufzuspringen und der eige- nen beine und flügel zu gebrauchen. Wie beschämend für uns, dass wir nicht nur in der Jugend solche toren gewesen , sondern auch durch Jahrzehnte bis ins alter geblieben sind, und wie bedauerlich, dass wir das erst jetzt erfahren! Indes, weise belehrung komt auch ffir ein ergrauendes haupt nicht zu spät!

Den verwerfenden urteilspruch über Lachmanns Iweinkritik und über sein gesamtes kritisches verfahren hätten wir nun mit geziemen- dem staunen vernommen. Aber es wird doch wol erlaubt sein, dass wir in aller bescheidenheit versuchen ihn ein klein wenig auf seine Stichhaltigkeit zu prüfen an den paar mislichen versen, die uns grade hier beschäftigen. Über diese verse belehrt uns professor Faul (s. 360 fg.): „69. 70 stehen in dieser reihenfolge nur in den beiden verwanten handschriften bc; sie sind wider mit der ersten ausgäbe in umgekehr- ter reihenfolge zu stellen nach BDadrf, (A fehlt). ^ 71 dise A := dise retten BDabcdrfL^;^ wir haben hier nur eine der häufigen auslassun- gen in A, die nur durch die unrechtmässige aufnähme der Umstellung Yon bc einen sinn erhält; Lachmanns behauptung, dass retten ein zusatz sei, welcher notwendig gewesen, nachdem die von ihm hergestellte natür- liche anordnung zerstört gewesen wäre, widerlegt sich schon dadurch, dass es auch in bc steht, die doch seine anordnung haben. 72 von grojser Aaf = van Bbd (sagten von er) : grozer und sagten scheinen zur Verlängerung des verses hinzugefagt."

Die verse 69. 70 sollen also wider in die Ordnung 70. 69 umge- stellt werden. Als grund dafSr wird von Faul die stärker beglaubigte handschriftliche Überlieferung angegeben; denn so, und nicht anders, wird jeder philologe seine formel „nach BDadrf" verstehen und ver- stehen müssen. Diesen grund kann man sich ja auch gefallen lassen^ denn an sich ist er ja nicht unrichtig.' Nur freilich ist er nicht der

1) r und f bezeichnen eine Bostocker und eine Dresdner papierbandschrift, deren dasein Lachmann gekant, die er aber nicht bennzt hat.

2) L> bezeichnet Lachmanns erste Iweinaosgabe. Der gleichheitsstrich (->:^) bedeutet, dass die hinter ihm stehende form nach Panls nrteil in den kritiseh berichtigten text gesetzt werden soll.

3) Die stärker, d. h. zahlreicher beglaubigte handschriftliche ftberlieferong spricht allerdings f&r die umgestellte reihenfolge (also für die Ordnung 70. 69; denn es stehen sechs zeugen (BDadrf) gegen zwei (bo). Für den kritiker ist aber nicht die zahl der zeugen, sondern die glaubwürdigkeit derselben von entscheiden-

184 j.

entscheidende, oder gar der allein entscheidende. Sondern der wirklich entscheidende grund liegt ganz wo anders, wie sich unten klar herausstellen wird.

In y. 71 soll nach professor Pauls Versicherung retteti die echte, durch alle handschriften verbürgte lesart sein, und nur der Schreiber von A soll mit seiner gewohnten nachlässigkeit dies verbum ausgelas- sen haben. In v. 72 dagegen „scheint*^ ihm das adj. gro^ „zur Ver- längerung des verses hinzugefBgt.*' Daraus folgt , dass nach seinem urteile dieses grd^ nur einigen nachlässigen Schreibern (Aaf), aber nicht dem dichter angehört, und dass es folglich auch nicht in den kritisch berichtigten text aufgenommen werden darf. Im kritisch berichtigten texte werden mithin diese beiden verse nach Pauls ent- scheidung zu lauten haben:

dise retten von seneder arbeit, dise von tnanheit

Meint denn aber professor Paul wirklich im ernste, dass der auch in der anmut und Sauberkeit seines Versbaues so ausgezeichnete Hartmann ein so jämmerliches pfuschwerk zu wege gebracht haben könne, wie die verse:

dise ritten von seneder drbSit, dise von mdnhdt!

der bedeatoDg. Fflr ihn handelt es sich also nicht um die stärker, d. h. zahl- reicher, sondern um die besser, d. h. vertrauenswürdiger beglaubigte handschrift- liche Überlieferung. Diese zu ermitteln gibt professor Paul s. 359 fQr die Iwein- kritik folgende schöne Vorschrift: „Jede einseitige bevorzugung einer einzelnen handschrift ist zu verwerfen. Auch die Übereinstimmung von zweien gegen die der übrigen hat keinen wert; denn entweder beruht sie auf einem verwantschaftsverhält* nis der beiden, oder auf zufälligem zusammentreffen in einer änderung, welches für zwei anzunehmen eine viel geringere Schwierigkeit ist als für alle übrigen/* Diesem recepte wird niemand das lob höchster einfachheit versagen können; schade nur, dass es nicht probat ist, wie sich u. a. bei erörterung von v. 71 sonnenklar und evident herausstellen wird. Hier wäre übrigens seine anwendung schon des- halb bedenklich, weil uns ja die aussage eines hauptzeugen (A) ganzlich fehlt, da dieser von den vier auf einander folgenden mit dine beginnenden verspaaren grade das hier in rede stehende vorletzte übersehen und übersprungen hat. Aber zugege- ben, dass hier in BDadrf wirklich die am besten beglaubigte handschriftliche Überlieferung vorliege (und aus inneren gründen wird man das gar wol zugeben dürfen), so wäre damit zwar die erste stufe der kritik, die recensio, erstiegen und erledigt, aber die zweite, die emendatio, stünde immer noch in frage; oder, mit anderen werten, so wäre damit doch immer nur erst die gefeinigte handaehrift« liehe Überlieferung gewonnen, und es folgte daraus allein noch gar nicht ohne weiteres, dass dieselbe versfolge nun auch notwendig in den kri- tisch berichtigten tezt aufgenommen werden raüste.

m0t ««» *.^^»*— '•*■■.» "- .

BIN FBHtSR IN LACHMANNS IWBINKBITIK 185

Meint professor Paul wirklich im ernste, dass der mass volle, feinsin- nige Hai-tmann einen so ungeschlachten riesen und einen so verhütte- ten zvferg zu einem paare zusammengejocht habe? Hat denn profes- sor Paul gar keinen sinn fQr ebenmass und wohllaut? Oder sind wir vielleicht nur so unwissend , dass wir diese herlichen verse nicht rich- tig scandieren können, und in folge solcher Unwissenheit durch unge- schicktes lesen ihre klassische Schönheit verderben?

In seiner Zurückweisung der Lachmannschen kritik verschweigt professor Paul aber auch etwas, und zwar etwas überaus wichtiges, grade die hauptsache. Er verschweigt nämlich den eigentlichen und wahren grund^ durch welchen Lachmann bewogen worden ist, die verbalform redten in v. 71 gänzlich zu streichen. Lachmaim selbst hat in seiner anmerkung diesen grund ausdrücklich angegeben, freilich in seiner knappen art, aber f&r den kenner doch völlig verständlich, aus- reichend, überzeugend und beweisend. Aus Lachmanns formelhaft zu- sammengedrängtem ausdrucke in ausführliche und hoffentlich für jeder- mann einleuchtende darlegung übersetzt würde diese begründung etwa folgendermassen lauten:

Von Hartmann sind über 25000 verse auf uns gekommen. Diese zahl von versen ist beträchtlich genug, dass man aus ihnen, wenn man sie richtig studiert, die eigentümlichkeiten von Hartmanns Sprach- gebrauch und Versbau ausreichend und sicher erkennen kann^ und dadurch in den stand gesetzt wird, fast überall genau und bestimt beurteilen zu können, wie Hartmann sich ausgedrückt haben könne oder nicht haben könne, oder mit anderen werten, was seinem sprachge- brauche und versbaue gemäss oder nicht gemäss ist Nun geht 71 auf einen stumpfen reim aus , und verlangt folglich , eben so me der mit ihm durch den gleichen stumpfen reim gebundene v. 72, notwen- dig vier hebungen. Bei der von BDabcd gebotenen lesart lassen sich diese vier hebungen jedoch nur dann gewinnen, wenn man die verbal- form redten nicht als metrisch zweisilbig, sondern als metrisch einsil- big aufifasst und liest, wenn man ihr also statt doppelter dentale, die sie etymologisch hat und haben muss (redten, retten^ zusammen- gezogen aus redeten)^ nur eine einzige gäbe (reten)^ weil nur unter dieser bedingung die verschleifimg in eine metrische silbe (riten) möglich wäre, so dass dann der vers lauten würde: ^

dise reten von sineder drbüt.

Das ist aber eine arge sprachliche und metrische rohheit, die sich zwar der späte, und im versbau vielfach nachlässige und incorrecte österreichische dichter Ottokar erlaubt , wie durch seine stumpfen, d.h.

186 J. ZACHBK

metrisch einsilbigen reime reten : steten y rite : ze stete (30*". 166*) bezeugt wird, der ähnliches jedoch bei Hartmann nicht vorkomt, für seinen Sprachgebrauch und versbau unmöglich ist. ^ Lachmann hatte Hart- manns Sprachgebrauch und versbau so genau, und bis in die kleinsten einzelheiten studiert, und kritisch studiert (wovon seine anmerkungen zum Iwein fast in jeder zeile vollgilüges zeugnis geben) dass er diese behauptung mit der zweifellosesten Sicherheit aufstellen konte und durfte. Wer die richtigkeit seiner angäbe bezweifelt, dem bleibt eben nichts weiter übrig , als dass er sämtliche verse Hartmanns selber darauf hin durchstudiere; tut er das mit gleicher sachkentnis, gleicher Sorgfalt und genauigkeit, und gleicher gewissenhaftigkeit , so wird er auch ganz zu demselben ergebnisse gelangen. Ist aber ein also gebauter vers bei Hartmann völlig unmöglich , und ist zugleich jedes andere wort in die- sem verse, ausser redten, ganz imentbehrlich , so folgt mit unbedingter logischer notwendigkeit , dass dieses r^d^en dem dichter selbst nicht angehören kann, sondern ein ungehöriger zusatz der Schreiber sein muss, und es ist fQr die kritik ganz gleichgiltig, in wie viel handschriften , in einer, in zweien, oder in mehreren es sich vorfindet; denn selbst wenn es in allen stünde, der kritiker müste es dennoch als einen fehlerhaften , dem dichter nicht angehörenden zusatz erkennen und streichen.

Ist diese beweisfQhrung etwa so gar unerheblich, dass sie keiner anffihrung, etwa so schwach, dass sie keiner Widerlegung bedürfte?

Sehen wir genauer zu, so gewahren wir aber ferner noch, dass Professor Paul für seine beibehaltung der verbalform redten in vers 71 zwei gründe angegeben hat. Der eine grund, und wie es auf den ersten blick scheinen könte der haupt- oder gar der einzige giiind ist entnommen aus der Übereinstimmung sämtlicher handschriften (BDabcdrf) gegenüber der einzigen handschrift A, deren Schreiber hier mit einer seiner „häufigen auslassungen^^ gesündigt haben solL Aber der andere grund steckt in dem urteile, dass diese auslassung „nur durch die unrechtmässige aufnähme der Umstellung von bc einen sinn'* erhalten würde. Und dies ist, wenn wir den Wortlaut seiner anmerkung genau prüfen und erwägen, Pauls eigentlicher und wirklicher hauptgrund. Er vermisst einen sinn in den versen 71 und 72 (wie sie von A dargeboten werden), und um diesen sinn zu

1) Hier hat sich Lachmann mit gntem fuge darauf beschränkt, diese art einer etwaigen scheinbaren rechtfortigung des überladenen verses als für Hart- mans versbau unmöglich zu beweisen. Weiter unten wird sich zeigen, dass er auch noch von einer anderen art an einem anderen orte die gleiche Unmög- lichkeit bewiesen hat.

-»-':,

EIN FEHLBB IN LACHMAMHS I-WEINKBITIK 187

beschaffen bedarf er eines verbnms. Das wird ihm nun in der form redien handschriftlich stark bezeugt dargeboten, und da es zugleich for den sinn von vers 72 ausreicht, kann er in vers 72 das nur durch er bezeugte verbum sagten entbehren. Er befindet sich also genau in derselben mislichen Verlegenheit wie Lachmann, der ebenfalls in vers 71 und 72 einen genügenden sinn vermisste, und zur erzielung dieses sin* nes eines verbums bedurfte. Da ist es denn höchst belehrend y das ver- fahren dieser beiden kritiker zu vergleichen. Lachmann, ein bedäch- tiger kritiker altes Schlages, war ein viel zu gediegener philologe, viel zu gründlich herangebildet in der strengen schule altklassischer Philo- logie, als dass er es hätte über sich gewinnen können, dem feinsinnigen dichter und verskünstler Hartmann einen so fehlerhaft oder doch min- destens so ungeschickt gebauten vers zuzumuten , den harthörige unacht- same Schreiber ihm aufgebürdet hatten, und suchte sich deshalb in anderer, die feine, saubere versform des dichters nicht verletzender weise zu helfen. Professor Paul dagegen, als ein genialer kritiker kühn vorwärtsstürmender gegenwart, weiss sich über dergleichen phi- liströse und pedantische scrupel altfränkischer beschränktheit mit erha- bener leichtigkeit hinwegzusetzen.

Widerholt hatte ich in Lachmanns Iweinausgabe diese verse nebst Lachmanns dazu gehörigen anmerkungen gelesen ohne anstoss zu neh- men, weil ich eben nicht veranlassung hatte, grade bei diesen versen zu verweilen und sie genau zu erwägen. Da geschah es vor geraumer zeit, lange bevor professor Pauls aufsatz in den „Beiträgen" erschien und bevor ich Bechs anmerkungen gesehen hatte, dass ich den Iwein von den studierenden in meinem privatissimum erklären liess. Den Zuhörern lag ob, sich gründlich vorzubereiten, und namentlich auch Beneckes und Lachmanns anmerkungen so achtsam zu studieren, dass sie nicht nur in ihr Verständnis eindrängen, sondern auch rechenschaft geben könten über ihre berechtigung uod ihre richtigkeit. Daraus erwuchs zugleich für mich selbst die notwendigkeit, jede einzelheit genauer zu erwägen. Diesmal gelang es keinem der zehn zuhörer aus eigener kraft ein urteil über die berechtigung oder nichtberechtigung von Lachmanns Umstellung der verse 69. 70 zu gewinnen. Mir aber entsprang aus der eigenen genauen prüfung die meines bedünkens rich- tige erkentnis des Sachverhaltes und die möglichkeit, meine zuhörer zu derselben anzuleiten. Einige jähre später, als wider einmal der Iwein im privatissimum studiert wurde, gelangte von widerum zehn zuhörem doch einer zu einer so starken ahnung des richtigen , dass er das wahre nahezu erreichte.

186 J. SACBXB

Die Bache liegt meines erachtens so überaus einfach ^ dass man sich fast wundem moss, dass selbst ein so scharf und fein blickender forscher wie Windisch das richtige nicht alsbald klar und bestirnt erkant hat.^ Ja ich glaube wol kaum zu irren, wenn ich vermute, dass Lach- mann selbst eben dadurch, dass das richtige so handgreiflich unmittel- bar an der Oberfläche ligt, verlockt worden ist, die erkl&rung einer auf den ersten blick scheinbar schwierigen stelle in gr(^sserer tiefe zu suchen, dass er sich dadurch den harmonischen überblick gestört hat und in folge dessen zu dem von ihm ergriflfenen auskunftsmittel gedrängt worden ist. Man braucht die ganze stelle eben nur richtig zu lesen, und sofort wird nicht nur alles klar, sondern es tritt zugleich auch Hartmanns kunst mit ihrer sauberen Zierlichkeit und gefälligen eben- mässigkeit zu tage. Damit man sie aber richtig lese, will ich das gruppenweise zusammengehörige durch die druckeinrichtung kentlich machen, so dass es gleichsam in den harmonisch abgestuften linien eines architektonischen Ornamentes vor äugen trete.

man des pfingestages enbeiz, mänlich im die vreude nam der in aller beste gezam.

65 Dise sprächen wider diu mp, dise banecten den Up, dise tanzten, dise sungen^

dise liefen, dise sprung'en, dise hörten seitspü, 70 dise schuzzen zuo dem zil:

dise von seneder arbeit, dise von grözer manheit.

Qftwein ahte flf wäfen; Keit legt sich släfen 75 üf den sal under in:

ze gemache an öre stuont sin sin.

Überschaut man diese typographische anordnung, so lehrt der augenschein sofort, dass Hartmann, hier gänzlich abweichend von sei- nem vorbilde Grestiens, die gesamte pfingstgesellschaft, entsprechend der an den deutschen forsten- und edelhöfen damals herschenden zwie- fachen Strömung, in zwei häUten geteilt, zwei männer aber besonders herausgehoben und von der ganzen übrigen menge getrent hat. Die-

1) üntersnchongeii Über den unprnng des relativpronomens in den indogerm. spraohen. In Ge. CnrtiiiB Stadien s. griech. n. lat. gramm. Leipiig 1869. 2, 883.

BIN 9BHLBB IN LACBXANNS IWSINKBmK 189

jenige hälfte, welche der neuen höfischen aus Frankreich gekommenen mode huldigt, was Hartmann durch den höfischen modischen ausdruck senediu arbeit bezeichnet, unterhält sich mit den damen, plaudernd, tanzend, singend, dem saitenspiel lauschend; die andere hälfte dagegen, welche grösseres gefallen findet an der alteinheimischen pflege des waf- fenhandwerkes , was Hartmann durch grdsm ma/nheit ausdrückt, sucht ihr vergnügen in leibesübungen , im laufen, springen und schiessen. Qanz unyerkenbar absichtlich sind in den drei verspaaren 65 70 die Vergnügungen dieser beiden h&lfben einander stichisch gegenübergestellt, und ausserdem noch je zwei gegenüberstehende und durch den reim gebundene verse einander ganz synmietrisch gebaut, so dass die je zwei verse der beiden äusseren paare, 65. 66 und 69. 70 je ein pronomen, ein verbum, ein Substantiv, dagegen die beiden verse des mittleren paares 67. 68 je zwei pronomina und zwei verba haben. Dahinter folgt dann 9 in dem verspaare 71. 72, die angäbe der gründe für die sonderung in zwei hälften, beidemal angezeigt durch die prftposition von, welche damals ganz gewöhnlich zur bezeichnung des grundes gebraucht wurde, während wir in unserem heutigen deutsch dafür die Präposition aus verwenden, und also sagen müsten: aus neigung zum höfischen minnedienste; aus verliebe für das waflenhandwerk. und auch diese zwei verse des paares 71. 72 sind streng symmetrisch gebaut, je ein pronomen, eine präposition, ein Substantiv und ein participisJes oder adjectivisches beiwort enthaltend. Nun wird aber auch vollkommen klai-, dass und warum die beiden verse 71. 72 ein verbum gar nicht haben können; denn das verbum eines jeden würde ja die summe der vier verba der vorangegangenen entsprechenden drei verse enthalten müssen; also: dise sprächen ^ swngeuy tätigten , hor- ten von (= aus, wegen) seneder arbeit; dise banecten, liefen, Sprün- gen, schuzeen von (=aus, wegen) gro^ manheit Auch im jetzigen neuhochdeutsch würden wir diese beiden zeilen ohne verbum wider- geben können : die eine hälfte aus neigung zum minnedienste , die zweite aus verliebe für das waffenhaudwerk. Mit einem verbum würden wir vollständiger, aber auch prosaischer etwa sagen müssen: die eine hälfte tat was sie tat aus neigung zum minnedienste, die andere aus verliebe für das waffenhaudwerk.

Auch in den folgenden vier versen 73 76 , und auch hierin abweichend von Crestiens, hat Hartmann widerum seine meisterschaft bewährt, indem er die beiden ritter Qawein und Eei! aus der gesam- ten übrigen gesellschaft heraushebt, und von vom herein mit wenigen charakteristischen zügen die eigentümliche ausnahmestellung andeutet, die sie am hofe des königes Artus einnehmen. •— Oawein steht in der

EOnOBM. 9. DBUTSOHS PHILOLOOIB. BD. TU. 13

190 i. SACHtt

allgemeinen anerkenniing bereits auf so hoher stofst dass es ihm kaum noch vergnügen gewähren kann, zugleich mit nnd unter den übrigen in $eneder arbeit nm die gunst der damen zu werben. Andrerseits ist er in allen ritterlichen künsten allen übrigen so gewaltig überlegen, dass seine teilnähme an den leibes- und waffenübungen das vergnügen der andern nur vermindert und gestört haben würde , weil er doch über- all Sieger , und so sehr sieger geblieben sein würde , dass sogar die vor- züglichsten leistungen aller übrigen dagegen in schatten getreten wären. Solchergestalt von der teilnähme an den allgemeinen Vergnügungen mit gutem fbge sich ausschliessend, findet er seine Unterhaltung in dem, was ihn als beiden zumeist anziehen muste , in der achtsamen betrach- tung von Waffen^ deren die zusammengeströmten gaste ja viele und mancherlei mitgebracht haben musten, und darunter auch solche, die seiner aufmerksamkeit gar wol würdig erscheinen konten. Eeit dagegen, der zuhüdse, der ungezogene gesell, mag sich gar nicht bemühen, weder um die gunst der damen, noch um das lob der ritter; seine trägheit und bequemlichkeit geht so weit, dass er sich im saale selbst, unter den dort sich unterhaltenden damen und rittern, zum schlafen hinstreckt

Die auffassung der verse 71. 72, wie ich sie hier gegeben habe, ist sprachlich zulässig, und steht auch im einklange mit der anschau- ungsweise der damaligen höfischen litteratur. Wenn Rudolf von Ems in Barlaam 12, 40 fgg. sagt:

Dd vant er ligende einen man, dem was wol herjseriuwe hunt, in häte ein tier so s^re verwunt, dojB im was daa gän verseit von der wunden arbeit

so kann der sinn der letzten beiden Zeilen nur der sein: dem klagen- den von einem tiere schwer verwundeten manne, den Barachias liegen fand, war das gehen unmöglich gemacht, weil er (oder: in folge des- sen dass er) durch die wunde arbeit litt, d. h. weil die wunde ihn schmerzte und hinderte. Dem analog ist es sprachlich zulässig , unsere stelle im Iwein so aufzufassen: die ritter sprächen wider diu toip, unter- hielten sich mit den damen usw. von seneder arbeit, weil sie (oder: in folge dessen, dass sie) senede arbeit litten, oder, wieNithart 11, 32 sich ausdrückt: weil ihnen sende arebeite vil wS taten. Wolte man jedoch senede arbeit durch „pein des sehnens, liebessehnsucht, liebesqual, liebeskummer *' u. dgl. übersetzen, so würde man die sache viel zu erasthaft nehmen. Es ist nichts weiter als ein damals allgemein üblicher

Sni PISHLBB IK ULCH1UKK8 IWBINKBITIK 191

modeansdruck, der schon durch das sehr häufige vorkommen des ver- bums sefien in mancherlei Verbindungen verrät, dass er so tief ernst und gewichtig nicht gemeint war , sondern sich nur auf den seit einigen Jahrzehnten modisch gewordenen ritterlichen und höfischen minnedienst beziehen solte. Solche senedcere gab es damals überall, und zu wel- cher torheit und abgeschmacktheit ihre senediu arbeit sogar steigen konte , ist ja aus dem beispiele Ulrichs von Lichtenstein sattsam bekant. Gottfried von Strassburg empfiehlt dergleichen senecUeren zur linderung ihrer not geeignete immiw^ und namentlich beschäfdgung mit senUchen mceren , mit liebesromanen. Trist. 86 fgg. :

durch daz ist giwt, stoer herzekkbge und senede not ze herzen trage, daz er mit allem ruoche dem libe unmuoze suoche.

ein sendtchez mcere daz trtbe ein senedcere mit herzen und mit munde und senfte so die stunde.

Ganz dem ähnlich lässt hier Hartmanu von den senedceren die gesell- schaft der damen suchen, um bei und mit diesen in gespräch, tanz, gesang und saitenspiel sich zu erquicken und ihr liebesleid zu verges- sen. — Diese Verwendung der präposition von^ zur bezeichnung des grundes oder der Ursache (wofiir das neuhochdeutsche die präpositionen „vor," oder „aus, durch, wegen" gebraucht) war, um auch diesen nach weis nicht zu verabsäumen, dem Hartmanu sehr geläufig. Zur veranschaulichung dessen mögen einige wenige beispiele aus dem Iwein selbst genügen.

done wart vmn her Iwein

vordes nie älsd vro.

von grozen vreuden kuster

siner juncvrouwen munt

hende und äugen tüsentstunt. 7974 fgg.

ir höfscheü unde ir gikete

heswarten ir gemüete,

daz $i von grozer riuwe

und durch ir reine triuwe

vil sere weinen began. 3387 fgg.

13*

Id2 J. ZAOHKB

"her Iwein, niene verdenket michy daz ichz von unstete tuOj daz ich iuwer dlsus vruo gnade gevangen hon. 2300 fgg.

Und endlich, dass mahheit nicht bloss die tapferkeit bedeutet, die jemand durch taten irgendwann und irgendwo bewiesen hat, sondern, ähnlich dem neuhochdeutschen „mannhaftigkeit,^^ auch eine angeborene Charaktereigenschaft bezeichnen kann, bedarf kaum der erwähnung. So schreibt Wolfram dem jungen Parsdval (174, 25) ausdrücklich an gebor- niu manheit zu, welche gleich bei seinem ersten versuche im ritter- lichen Waffenhandwerke sich geltend machte, und in demselben sinne braucht es auch Hartmann selbst im Iwein 4087 fgg.

Ich weiz ir ztvene, und ouch niht me,

an den so voUeclichen sti

diu tugent und diu manheit,

die sich sd starke arbeit

durch mich armen namen an.

Demnach ist es zulässig v. 72 von großer manheit so aufzufassen: weil (oder: in folge dessen dass) die (angebome) Charaktereigenschaft der mannhaftigkeit bei ihnen stark überwog , fühlten sie sich wenig geneigt ihre ergetzung im höfisch -minniglichen verkehr mit den damen zu suchen, sondern gaben dem vergnügen der leibes- und waffenübungen den Vorzug.

In den versen62 64 ist die allgemeine angäbe vorausgesant: mänlich im die vreude nam der in dd aller beste gezam, nach tische wählte sich jeder diejenige ergetzung, welche ihm am meisten gemäss war, am meisten zusagte. In den folgenden versen 65 76 wird dieselbe angäbe in detaillierter ausfllhrung widerholt, mit genauestem anschlusse an die allgemeine fassung, in paralleler und symmetrischer vier&cher gliederung. Es entsprechen also

1) dem mäfdich „jeder*' des allgemeinen satzes die vier gUeder: ab) die beiden hälften der gaste, c) Oawein, d) Eeit;

2) der vreude „ergetzung** des allgemeinen satzes die vier glie- dert a) gespräch mit den damen, tanzen, singen, saitenspiel, b) leibes- übung, laufen, springen, schiessen; c) beschauen der waffen; d) schlafen;

3) dem gezam „passte, zusagte** des allgemeinen satzes die begründungen , wiefern oder warum die ergetzungen den betreffenden gezteme, gemäss, zusagend, waren, und zwar: wegen überwiegender neigung a) zum höfischen minnedienste , b) zu ritterlichen Übungen, d) zur bequerolichkeit und trägheit. Nur hier allein fehlt das begrün-

BOT FBHLBE IN LAGHMASNS IWBDIKBITIK 193

dende dritte glied c; aber grade Gawein, und er alleii), konte eines solchen gar wol entbehren, da ans seiner Sonderstellung, als unbestrit- ten erster alle anderen fiberragender held unter den rittern am hofe des königett Artus , schon von selbst folgte, dass und warum diese und nur diese ergetzung ihm zusagend und geipäss sein konte.

Wenn Hartmann eine solche harmonisch gegliederte parallele gegenfiberstellung wirklich beabsichtigt hat und das dünkt mich nach dem bisher erörterten doch wol kaum zweifelhaft so hat er freilich auch andererseits eigentlich selbst verschuldet, dass sie fiber- sehen werden konte, indem er sich für die verschiedenen entgegen- gesetzten glieder nur auf ein und dasselbe demonstrativpronomen dirre (pl. dise) beschränkt hat, statt die gegensätze durch die Verwendung verschiedener pronomina auch schon äusserlich und formal sprachlich als solche kentlich zu machen, wie er es an einigen anderen stellen des Iwein getan hat: v. 4625 ea rief dirre und rief der, hamasck unde ros her! oder, von zwei kämpfenden gegnern redend: v. 1036 sprtBcheich . .. wie dirre sluoe, wie jener stach (vgl. Qrimm, gramm. 4, 447 fg.). Ähnlicherweise hätte er hier, wenn er sich mit zweifel- loser bestimtheit ausdrücken weite, sagen können: dise sprä<^ien wider diu wip, jene hcmecten den lip, dise tanjsten, dise sungen^ jene liefen^ jene Sprüngen usw. Weil er nun eine solche bestirnte Unter- scheidung durch verschiedene pronomina unterlassen hat, lag die gefahr einer misverständlichen auffassung allerdings so nahe, dass sie kaum vermieden werden konte ; und schon sehr frfih , schon wenige Jahrzehnte^ oder vielleicht gar nur wenige jähre nach der abfassung des gedichtes, muss die irrige auffassung aufgekommen und gangbar geworden sein. Denn nur allein der Schreiber der handschrift A hat sich noch frei von ihr erhalten, während bereits die alte, noch aus dem 13. Jahrhundert stammende Giessener handschrift B ihr verMlen ist, und alle übrigen von Lachmann benuzten handschriften mit B denselben fehler teilen. Dies ist einer von den f&Uen, und ein recht schlagender, auf denen Lachmanns wolbegrfindetes urteil beruht: „die älteste handschrift A ist mit keiner der andern näher verwant: Veränderungen die erken- bar absichtlich sind, hat sie niemals gemein mit einer ande- ren.*' üud er verfuhr nur nach den bewährten grundsätzen einer rich- tigen, bewusten, methodischen kritik, wenn er sie aus diesem durchaus triftigen gründe vor allen anderen bevorzugte, und unter der von ihm selbst angegebenen vorsichtigen beschränkung ihr folgte. Wenn aber jene kaum vermeidliche irrige auffassung schon im 13. jahrhunr derte entsprungen und allgemein gangbar geworden ist, was wunder dann, dass sie bis auf diesen tag fortbestanden hat^ und dass selbst

194 J. SACHSE

Lachmann ihr nicht entgangen ist. Scheint doch si^ar auch professor Paul nicht die leiseste ahnong davon gehaht zu haben, dass in dieser anffassang, und nur in dieser, der fehler liege.

Der absieht des dichters gemäss solte also die gliedemng folgen- dermassen aofgefasst werden: die einen unterhielten sich mit den damen, die anderen trieben leibesfibungen, die einen tanzten oder sangen, die anderen liefen oder sprangen, die einen lauschten dem saitenspiel, die anderen schössen nach dem ziele: die einen aus neigung zum höfischen minnedienste , die anderen aus Vorliebe für ritterliche leibes- und waffenübung. Dann ist an sich Uar, dass die beiden lezten zeilen eines verbums nicht bedfirfen, dass sie ohne ein solches völlig und richtig verstanden werden, und dass eine Unklarheit, härte, oder gar fehlerhafkigkeit der grammatischen construction nicht vorhanden ist. Ward dagegen die harmonische gegenüberstellung auch nur der ersten glieder einmal übersehen und verkant, und hatte man einmal begonnen zu übersetzen: einige unterhielten sich mit den damen, andere trieben leibesübungen , wider andere tanzten, wider andere sangen, so muste man auch in derselben weise fortfahren, muste also sämtliche folgende dise des grundtextes durch wider andere übersetzen, und dann freilich fehlte jedem der beiden verse 71. 72 das ihm nun unentbehrliche verbum. Als ein Schreiber schon des 13. Jahrhunderts auf diese irrige aufifassung geraten war und nun bei vers 71. 72 das nötige verbum vermiste, half er sich sehr ein- fach dadurch, dass er dem 71. verse ein solches f&r beide verse aus- reichendes verbum nach eigenem gutdünken einf&gte. Das von ihm gewählte verbum redeten lag ja nahe genug , und war auch dem sinne nach nicht eben unangemessen, denn von liebesangelegenheiten und kühnen taten kann man ja zur Unterhaltung gar wol erzählen, und hat es in den höfischen kreisen auch oft genug getan. Daher behielten die späteren schreiber dies verbum bei , ja einer derselben gieng sogar noch weiter, und f&gte auch dem 72. verse noch ein besonderes synonymes verbum sagten ein. Verwunderlich ist das ganz und gar nicht, denn sorgsame achtsamkeit auf treue bewahrung der reinheit des versmasses darf man von Schreibern jener zeit eben nicht erwarten.

Auch Lachmann teilte hier diejenige auffassung der pronomina (di$e)j aus welcher die textgestaltung der handschriften BDabcd her- vorgegangen ist, und folglich fehlte auch ihm ein verbum für die bei- den verse 71 und 72. Aber in der beschaffung dieses verbums erwies er sich als echter kritiker. Der echte kritiker schliesst sich zwar möglichst enge an diejenige textüberlieferung, welche er als die am besten überlieferte und glaubwürdigste ermittelt hat , aber er steht doch

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Va FEHLBB Df lAOHUANKS IWSINKBITIK 195

mit bewnstem eigenem urteile über den handschriften , auch über den besten; denn er hat sich nach bestem vermögen auch in den stand gesetzt, ihre wirklichen fehler als solche zu erkennen; und von der- gleichen fehlem sind selbst die vorzüglichsten handschriften nicht gänz- lich frei. Und dass hier in der Überlieferung von BDabcd ein feh- ler vorliegt, das eben hatte Lachmann erkant. Denn nach dieser fas- sung müste der vers entweder gemessen werden:

dise redten von seneder arbeit

das aber ergäbe einen vers von fünf hebungen, und einen solchen wird doch wol auch professor Paul dem Hartmann nicht zumuten wollen. Oder er müste gemessen werden:

dise reten van seneder drheit

das aber ergäbe eine metrische rohheit, von welcher (wie oben bereits gezeigt wurde) Lachmann nachgewiesen hat, dass sie zwar bei dem späten und nachlässigen Österreicher Ottokar vorkommen kann, aber dem sauberen verskünstler Hartmann nicht aufgebürdet werden darf. Oder endlich müste er gemessen werden:

dise retten van sSneder drheit

das aber ergäbe einen vers mit überladener erster hebung und Senkung, und dies wäre nach Lachmanns urteile ebenfalls unzulässig. Professor Paul behauptet freilich s. 362^ in seiner bemerkung zu vers 310, dies sei nur „eine metrische voraassetzung/^ welche also wol auch unter die s. 289 von ihm so heftig angefeindeten angeblich wilkürlichen und noch nicht gesicherten metrischen regeln gehören würde. Allein als beurteiler von Lachmanns Iweinkritik muss er doch wol wissen, dass die Sache sich ganz anders, dass sie sich folgendermassen verhält:

Von sämtlichen über 2&000 versen Hartmanns ist meines wissens nur ein einziger so überliefert, dass emstlicber die frage aufgeworfen werden kann, ob er unter die kategorie der verse mit überladener erster hebung und Senkung zu rechnen sei oder nicht, nämlich Iwein 309 , welcher in den handschriften lautet

die hieben mich mllekamen sin.

Denn von vers 230 des Gregor muss gänzlich abgesehen werden, weil seine Überlieferung so zerrüttet, zerfahren und verderbt ist, dass sich ans ihr das echte nicht mit Sicherheit gewinnen, und sich folglich auch kein metrischer schluss auf ihn bauen lässt. Es konunen nun zwar dergleichen verse mit derart überladenem anfange allerdings schon

Id6 j. B^CHn

einigemal bei OtMed vor, und begegnen auch hie und da in mittel- hochdeatficher zeit, aber doch nur in wenigen gedichten, und selbst in diesen nicht häufig. Sie waren also durchaus nicht aUgeniein üblich, sondern sind nur eine wenig beliebte freiheit, welche nur einzelne dichter sich erlaubten, und welche man eben deshalb einem so sau- beren verskünstler . wie Hartmann erst dann, und nur dann zugestehen dfirfte und mflste, wenn sie in entscheidenden sicher beweisen- den stellen sich tatsächlich bei ihm vorfänden. Prüft man daraufhin die einzige zu einer solchen Voraussetzung anscheinend berechtigende stelle, Iwein 309, so findet man, dass die Überlieferung lautet:

dcbr nach was utUanc WM daf dort her vür spranc 305 des vnirtes samnunge, scheene unde junge junkherren unde hnehte, gedeidet nach ir rehte: die hiezen mich tvittekofnen sin.

Ein gewönlicher kritiker alltägliches Schlages würde hier gar nichts anstössiges oder aufiälliges sehen, denn der plural hiezen stimt ja ganz wol zu den unmittelbar vorhergehenden pluralen junkherren unde kndUe, und die überschüssige silbe in vers 309 würde einem solchen auch wenig sorge machen, da ihm ja die wähl bliebe zu lesen

die hiezen mich wükomen ^n oder die hiezn mich wülekomen stn

oder die hiez6n mich wülekomen s^n.

Das war aber eben eine von jenen hervorragenden tugenden Lachmanns, die ihn zum grossen kritiker befthigte, dass er Unebenheiten, schwächen, mängel und Schwierigkeiten sah, wo andere leute gar nichts gewahrten und achüos vorübergiengen , und dass er sich nicht damit begnügte sie bloss zu sehen, sondern sich auch aufs emstlichste und redlichste bemühte, sie durch strenge, gewissenhafte forschung und auf- bietung eines ungewönlichen Scharfsinnes nach bester möglichkeit zu heben. So hatte er erforscht, dass Hartmann niemals wükomen sagt, sondern stets wiUekomenj und damit kam die möglichkeit, zu lesen:

die hiezen mich untkomen stn

in wegfalL Desgleichen hatte genaue ergründung der spräche und des Versbaues Hartmanns ihm die sichere kentnis und Überzeugung ver- schafft, dass auch die beiden anderen angegebenen weisen den vers zu

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■DT FXHLEB IN LACHMAinfS IWELNIUIITIK 197

lesen dem sonstigen sprach - und versgebrauche Hariananns nicht gerecht seien. Deshalb griff er als echter kritiker nun, auf gnmd also gewonnener erkentnis zu dem allein gerechtfertigten aoskunftsmittel, d. h. er schrieb diu hieß statt die hiejsen, stellte also mit leichtester änderung der Überlieferung die correcte giammatische construction wider her : diu samemmge . . . diu hiee , und zugleich auch den cor- recten vers

diu hiesf mich unUekamen stn.

Er verfuhr dabei allerdings gegen das übereinstimmende zeugnis sämt- licher handschriften. Allein der genau ermittelte sprach- und vers- gebrauch des dichters ist massgebend für die beurteilung der über- Ueferung, zumal in einem falle wie hier, wo es so nahe lag, ja faat unvermeidlich war , dass die Schreiber darauf verfallen musten , das ver- bum mit den unmittelbar vorhergehenden pluralischen Substantiven (funkJierren unde knehte) in Übereinstimmung zu bringen, statt es in Übereinstimmung mit dem entfernteren singularischen wirklichen sub- jecte zu belassen. Eine emendation wie diese, welche mit leisester, kaum merklicher änderung der Überlieferung zugleich satz- und Vers- bau correct macht und mit der sonstigen art des dichters in genaueste fibereinstinmiung bringt, wird kein echter kritiker von der band wei- sen; und wer sinn und begabung für echte kritik hat, wird, weit ent- fernt eine solche emendation zu tadeln , vielmehr ihre meisterhafte ein- fachheit und feinheit bewundem. Ein ganz vereinzelter vers aber, der durch eine so gar nicht gewaltsame und so buchst einfache emendation seine incorrectheit verliert, hört damit zugleich auch auf, ein beweis- kräftiger zeuge zu sein für diese incorrectheit, zumal bei einem dich- ter, der grade durch sauberste correctheit sich auszeichnet

Wenn nun in vers 71 zwar die handschriften BDabcd einen in gleicher weise incorrect gebauten vers darbieten , den man geneigt sein könte zu messen:

dise retten van seneder drbSit

aber grade der älteste und zuverlässigste zeuge, die handschrifb A, dieser incorrectheit sein zustimmendes zeugnis versagt, und einen tadel- los correct gebauten vers gewährt :

dise von sSneder arbeit

so ligt doch auf flacher band, dass es ein schwerer kritischer fehler sein würde, grade den für den correct gebauten vers eintretenden haupt- zeugen zu verwerfen, und statt dessen mit den minder glaubwürdigen

198 J. ZAOHBB

nebenzeugen dem dichter eine incorrectheit aufzabürden^ für deren vor- kommen bei ihm ein zwingender und entscheidender beweis nicht erbracht werden konte.

Keinesweges aber war es eine willkürliche anbewiesene metrische regel, die hier für Lachmann massgebend gewesen ist, sondern eine sorgsam ermittelte, kritisch gesicherte, mid von Lachmann selbst in seiner anmerkung zu vers 309 aufgezeigte und erwiesene tatsache: eben die tatsache, dass das wirkliche vorkommen derartig incorrect gebauter verse bei Hartmann nicht mit einer für den echten kritiker ausreichenden Sicherheit bewiesen werden kann.

Aus all diesem folgt: unter welchem gesichtspunkte auch man den vers 71 betrachten möge, stets führt strenge kritische Untersuchung zu dem ergebnisse, dass Lachmanns kritisches verfahren durchaus gerechtfertigt erscheint , wenn er , in Übereinstimmung mit dem ältesten und glaubwürdigsten hauptzeugen A, die von den nebenzeugen BDabcd dargebotene verbalform redten als einen absichtiich gemachten zusatz erklärt, und deshalb verworfen und gestrichen hat.

Bei seiner auffassung der vorangehenden verse 66 70 konte Lachmann fQr vers 71. 72 eines verbums freilich nicht entbehren. Da er nun das von BDabcd dargebotene verbum redten aus kritischen gründen hatte verwerfen und streichen müssen, gewann er ein anderes verbum dadurch, dass er die beiden nächstvorhergehenden verse 69. 70 umstellte. Zu dieser Umstellung griff er aber nicht deshalb, weil sie schon in den handschrifben bc sich voi-findet, denn die glaubwürdigkeit dieser beiden jungen zeugen ist wegen ihrer beschränkten Zuverlässig- keit schon an sich nur eine bedingte , und wird um so mislicher, wenn, wie hier, andere handschrifben ganz entgegengesetzte angaben darbie- ten. Sondern als echter kritiker suchte und fand er mit eigenem urteile dasjenige auskunftsmittel , welches mit möglichst enger anlehnung an die glaubwürdigste handschriftliche Überlieferung dem wahrgenommenen mangel oder fehler abhilft und allen sonstigen anforderungen entspricht. So gewann er für die beiden verse 71. 72 einen sinn, welcher dem durch die handschrifben BDabcd dargebotenen ziemlich gleich ist. Denn der sinn der beiden verse würde nunmehr sein: wider andere hörten auf erzählungen von liebeshändeln und noch andere endlich auf solche von ritterlichen taten und abenteuern. Dass eine emendation Lachmanns nicht gegen den Sprachgebrauch Verstösse, lässt sich von vornherein erwarten. Die formel hcsren von war freilich damals noch meist beglei- tet von einem Infinitiv sagen oder singen, wie z. b. gleich in der ersten Strophe des Nibelungenliedes: van huener recken striten muget ir nu

EIN FEHLBB IN LACHMANN8 IWBIKKBITIK 199

tvunder hosren sagen, indes begegnet sie ab und zu doch auch ohne solchen infinitiv, wie z. b. Parz. 287, 19:

nu hcerei ouch von jenen beiden^ umb ir komn und unib ir scheiden,

and deshalb dnrfte der kritiker sich wol erlauben^ sie auch dem Hart- mann zuzumuten.

Demnach ist, unter Voraussetzung der von Lachmann eingehal- tenen auffassung der verse 65 72, gegen seine Umstellung der verse 69. 70 ein gegründeter tadel nicht zu erheben, im gegenteile ist sie dann nur zu loben , als das einfachste und zweckmässigste was der kri- tiker überhaupt tun konte.

Noch möge, um nichts zu übergehen, kurz erwogen werden, ob etwa noch zwei andere umstände für die gewönliche auffassung der verse 71. 72 sprechen könten.

Erstens sagt Grestiens in den oben s. 178 ausgehobenen versen des französischen textes, welche von den ergetzungen der damen und ritter nach tische handeln, ausdrücklich

Li un recontoient naveles, U autre parUnent cFamors,

und es könte ja wol die Vermutung zulässig scheinen, dass Hartmann in seinen versen 71. 72 den Inhalt jener beiden verse des Grestiens habe widergeben wollen.

Zweitens könte der fortgang der erzählung Hartmanns, vers 77 fgg., wol auch so aufgefasst werden , als solle er sich unmittelbar an den in jenem sinne (dise horten von manheit) gemeinten und aufgefassten vers 72 anlehnen, gleichsam nur dessen weitere ausführung und natür- liche fortsetzung sein. Denn Hartmann berichtet weiter, dass inner- halb des Saales, neben dem schlafenden Eeii, vier ritter sassen, Dodi- nes, Qawein, Segremors, Iwein, denen Kalogreant ein von ihm bestem- denes abenteuer erzählte , woraus sich dann der weitere verlauf der gan- zen übrigen geschichte entwickelt

Liest man jedoch mit einiger aufinerksamkeit Hartmanns verse und daneben den französischen grundtext, so erkent man bald und sicher, dass beides nicht der fall sein kann. Dann stellt sich nämlich ganz klar heraus , dass Hartmanns verse 65 76 nichts weiter sind als eine ausmalung der verse 62—64, gleichsam ein zierliches miniatur- gemälde, ganz und gar von Hartmanns eigener erfindung, wel-

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ches er, wie schon oben s. 178 bemerkt wurde, unbekümmert um den französischen text und unabhängig von demselben, eingeschaltet hat. und ferner stellt sich eben so klar heraus , dass Hartmann mit vers 77 widerum zu dem französischen texte seiner vorläge zurückkehrt, und zwar zu derjenigen stelle desselben, wo es, fast 25 verse hinter den mit V. 30 schliessenden auf die ergetzungen bezüglichen zeilen, und ohne unmittelbaren Zusammenhang mit denselben heisst:

53. Ä Puis de la chanbre defars fu JDidonez et Sagremars et Kex et mes sire Gauvains et si i fu mes sire Yvains et avaec ax Qualogrenanz, uns Chevaliers n%oU avenatie, qui lor a comancie un conie, tum de s^annoTy mes de sa honte.

Und so genau ist Hartmann in vers 77 und den nächstfolgenden die- sem texte seiner französischen vorläge gefolgt, dass er darüber sein eigenes unmittelbar vorher eingeschobenes miniaturbild ganz vergessen hat, wie recht augenscheinlich daraus zu ersehen ist, dass er so eben erst, in vers 73 seines eingeschalteten miniaturbildes den Gawein aus* drücklich von allen übrigen gasten und genossen abgesondert und ihm das dhten üf wäfen als seine vereinsamte ergetzung überwiesen hatte, während er ihn jetzt, unmittelbar darauf, und ohne jede vermittelnde motivierung, ja überhaupt ohne jeden Zusammenhang mit dem oben zuvor eingeschalteten miniaturbild eben, neben drei anderen rittem und dem schlafenden Eeit sitzen, und dem erzählenden Ealogreant zuhö- ren lässt

Die vorstehende eingehende Untersuchung und prüfung hat zu fol- genden ergebnissen geführt:

Lachmanns beurteilung des kritischen wertes der Iweinhandschrif- ten , und namentlich der handschrift A , hat sich durchaus als richtig und probehaltig erwiesen.

Lachmanns metrik, so weit sie hier in frage kam und kommen konte , hat sich gleicherweise als richtig und probehaltig erwiesen. Was als willkürliche, unbewiesene regel verdächtigt worden war, hat sich als sorgsam ermittelte und kritisch gesicherte tatsache heraus- gestellt

Lachmanns ausmerzung der verbalform redten in vers 71 hat sich ebenfalls als richtig und probehaltig erwiesen. Es hat sich dies redten

BIN 9BHLBB IN LAOHXiJIKS IWBIIIKBITIK 201

als eine sehr alte absichtliche ändernng herausgestellt, von welcher nur allein die handschrift A noch frei geblieben ist.

Ist meine aufifassung richtig, dass die verse 65 72 eine har- monisch gegliederte folge von gegensätzen bilden , und nach der bewus- ten absieht des dichters auch bilden selten: dann, aber auch nur dann ist Lachmanns Umstellung der verse 69. 70 allerdings ein kri- tischer fehler, weil sie den vom dichter beabsichtigten par- allelismus zerstört, und damit zugleich in das letzte dieser verspaare, 71. 72, einen anderen vom dichter nicht beabsich- tigten sinn bringt. Aber freilich ist sie dann auch ein fehler, den ein diesen parallelismus verkennender oder nicht anerkennender kritiker unvermeidlich machen muste, und den nur ein meister der kritik in dieser weise machen konte.

Ist dagegen meine auffassung der verse 65 72 unrichtig, dann gebührt der Lachmannschen emendation unbedingtes lob. Sie zu tadeln wäre dann höchstens der berechtigt, der sie zugleich auch durch eine wirklich bessere ersetzte.

Professor Pauls verunglimpfender tadel Lachmanns hat sich in keinem einzigen der bei diesen versen zur prüfung gelangten punkte als richtig und probehaltig erwiesen. Denn selbst seine forderung, dass die reihenfolge der verse nach massgabe der handschriften BDadrf gestaltet werde ^ so richtig sie an sich ist, verliert doch allen wert und sinn, sobald sie geknöpft wird an die von ihm gleichzeitig ver- langte beibehaltung der verbalform redien in vers 71 , von welcher sich durch erschöpfende Untersuchung herausgestellt hat, dass sie unter allen umständen ein schwerer kritischer fehler sein wflrde. Da nun die verse 71. 72 bei professor Pauls emendation denselben sinn behalten, den sie bei Laohmanns emendation haben, so hat Pauls emen- dation vor derjenigen Lachmanns nur den freilich nicht unerheblichen Vorzug voraus, dass sie einen schweren kritischen fehler hinzu- ffigt, den Lachmaan weislich vermieden hatte.

Wenn dem aber so ist, wie hoch steht dann die oben s. 179 erwähnte schüditeme Vermutung des bescheidenen gymnasiallehrers neben der absprechenden behauptung des hochfahrenden Universitäts- professors i,

Longum iter per praecepta, breve per exempla! Deshalb habe ich es, wie schon eingangs bemerkt, fQr erspriesslich, und gegenfiber hochfahrender Verunglimpfung der leistung^ Lachmanns, gradezu flür

202 J. ZACBSR

pflicht gehalten , dass ich , namentlich zu nutz und frommen jüngerer freunde der deutschen philologie, insonderheit solcher, denen eine gedie- gene methodische Unterweisung und anleituug nicht zu teil worden ist, an einem lehrreichen beispiele eingehend zu zeigen versuchte, wie echte kritik beschafifen ist und geübt werden muss. Um jedermann, auch dem in diesen dingen minder geübten ein völliges Verständnis, und auf grund dessen ein eigenes urteil zu ermöglichen, habe ich in erörterung selbst elementarer dinge lieber zu viel als zu wenig tun wollen. Daher die unvermeidliche ausflihrlichkeit , welche durch diesen zweck auch demjenigen, der ihrer nicht bedarf, und dem sie lästig wird, entschuldigt und gerechtfertigt erscheinen mag.

Professor Paul hat sich viel mühe gegeben ^ eine Statistik aller einzelheiten der handschriftlichen Überlieferung aufzustellen, und hat unmittelbar darauf seine kritik gegründet. Eine solche Statistik hat ja auch ihr gutes und kann eine recht nützliche hilfe bieten, ähnlich wie die Statistik der pulsschläge, der achselhölentemperatur, der respira- tionsersebeinungen , der sto£faafnahmen und -ausscheidungen u. dgL Aber mit einer solchen Variantenstatistik allein kann der kritiker einen kranken text ebensowenig heilen/ als der arzt mit einer blossen sol- chen physiologischen Statistik den kranken menschen. Der kritiker wie der arzt bedarf, neben ausreichender gediegener gelehrsamkeit und neben tüchtiger kentnis und Übung des technischen, vor allem des richtigen blickeSy und grade diesen blick besass Lachmann in der ausgezeich- netsten weise. Sehen , richtig sehen ist eine gar schwere kunst, und der Universitätslehrer kann seinen zuhörern keinen grösseren und wichtigeren dienst leisten, als wenn er sich bemüht, sie sorgfältig und zweckmässig zur erlernung und Übung dieser schweren kunst anzulei- ten. Die anläge dazu muss der studierende freilich mitbringen als eine naturgabe, und ohne solche solte er überhaupt nicht studieren. Aber stärken und ausbilden lässt sich diese wie jede anläge durch belehrung und Übung. Ein guter philologischer lehrmeister wird es dabei auch nicht fehlen lassen an einer richtigen belehrung über grundsätze und methode echter philologischer kritik, und eine solche hat auch Lach- mann uns nicht vorenthalten. Ich habe sie damals, seinem mündlichen vortrage getreulich folgend , ihrem wesentlichen Inhalte nach aufgezeich- net, und diese aufzeichnung ligt vor mir, so dass ich ganz sicher bin, nicht etwa nach Jahrzehnten aus getrübter erinnerung dem meister etwas

1) Über den kritischen wert einer solchen Variantenstatistik zu einem yer- wanten, zu orthographischem zwecke, findet sich eine beherzigenswerte äusserung Lachmaans in seiner vorrede zum Parzival s. VII.

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KDr FEHLAE IN LA.CH1CANN8 IWBIMKBITIK 20S

unterzuschieben, was er nicht, oder was er anders gesagt und gelehrt hätte. Es sind nur wenige Sätze, kurz und bündig, klar und überzeu- gend, in wenigen meisterhaften strichen die grundzüge der gesamten philologischen kritik umfassend ; und als geleite am Schlüsse fehlt ihnen nicht die mahnung und wamung: „die ausübung dieser grund- Sätze ist sehr schwer/* Aber wie himmelweit verschieden ist diese authentische Originalbelehrung aus des meisters eigenem munde von demjenigen , was professor Paul s. 289 fgg. seinen lesem über grund- sätze und methode der kritik Lachmanns auftischt! Ein teil dessen, was professor Paul dort vorbringt, ist gradezu unwahr, und das übrige ist so sehr bis zur fratze verzerrt und verunstaltet, dass die wahren grundzüge der Lachmannschen grundsätze und methode darin gar nicht widerzuerkennen sind. So um nur dies eine herauszuheben entblödet prof. Paul sich nicht s. 289 zu behaupten. Lachmann habe seiner metrik , statt das vorhandene material allseitig zu benutzen , nur eine „verhältnismässig kleine anzahl von gedichten nach wilkürlicher auswahl zu gründe gelegt"! Vor mir ligt in einem stattlichen quart- bände eine von mir aus Lachmanns eigenhändigem originale genom- mene abschrift eines reimiegisters aus dem jähre 1822, in welchem Lachmann bereits damals die reime von neunundzwanzig mittel- hochdeutschen werken ausgeschöpft hatte. Darunter befindet sich nicht nur alles bedeutende, was damals gedruckt zu haben war, son- dern auch wichtige in der handschrift studierte werke von so mäch- tigem umfange wie die Weltchronik des Budolf von Ems und das dritte buch des Passionales, und dass Lachmann nicht diese Studien mit dem jähre 1822 abgeschlossen, sondern dass er unablässig weiter gearbeitet hat, das zeigt ja jede seite seiner gedruckten werke. Die reime aber bildeten einen wesentlichen teil der Vorstudien, auf denen er seine metrik langsam und mühsam aufbaute. Und wie langsam, wie vorsich- tig, wie gewissenhaft Lachmann seine metrik ganz allmählich aus müh- samster forschung gewann, das konte doch selbst professor Paul schon entnehmen aus Lachmanns in Bartschens Germania 17, 115 fgg. abge- drucktem briefe an Benecke, vom 24. november 1822, in welchem er über den damaligen stand seiner metrischen Studien auskunft gibt und am Schlüsse ausdrücklich sagt: „Besonders schlimm ist es auch, dass man ohne zahlreiche handschriften nichts bestimmen kann. Ich traue nirgend , wo ich nicht wenigstens zwei verschiedene gleichlautend finde.^' Wo ist da auch nur die leiseste spur von wilkür? Die Wahrheit ist die: Aus der gesamten alt- und mittelhochdeutschen poesie hat Lachmann durch sorgsamste kritische beobachtung und prüfung seine metrik gezogen, die nichts weiter ist, als eine geordnete zusanunen-

204 J. ZAßBMk

Stellung der in den texten aufgefundenen und kritisch gesicherten and gesichteten metrischen tatsachen. Qesetz und regel ligt in den tat- sachen selbst, und wird von dem historisch und kritisch verfahren- den metriker eben so wenig wilkürlich gemacht, wie der historisch nnd kritisch verfahrende grammatiker die formen und gesetze der spräche macht. Als echter philologe unterschied Lachmann aber auch stu- fen der correctheit, und diejenigen werke, welche er durch feine kritik als die metrisch correctesten erkant hatte, diese setzten ihn in den stand, seine metrik auf das feinste auszuarbeiten; sie gaben also seiner metrik die feine Vollendung, nicht aber, dass er so albern gewesen wäre, die metrische forschung überhaupt nur auf diesen klei- nen und engen kreis zu beschränken. Oder mit anderen werten: Lach- manns metrik überhaupt ist aus der durchforschung der gesamten altdeutschen dichtnng erwachsen , und gilt daher auch fßr diese gesamte dichtung gleicbmässig; aber diejenigen tatsachen, welche feine kritik aus den in metrischer beziehung vollendetsten gedichten gezogen und als deren gesetz erkant hatte, die haben natürlich den klassischen metrischen kiuioii ergeben, und dieser hat als masstab zu die- nen, hinter dessen vollendeter feinheit alle minder sorgsamen dichter mehr oder minder zurückbleiben; es ist das gleichsam das klassische normalparadigma, neben welchem obsolete, vulgäre^ provinzielle usw. formen nebenherlaufen. Zeigen doch auch die anmerknngen zu Lach- manns ausgaben fast auf jeder seite handgreiflich, wie er die metri- schen abweichungen der verschiedenen dichter und werke sehr genau kante und richtig und sicher unterschied , und wir haben ja oben selbst ein solches beispiel gesehen in Lachmanns Unterscheidung eines metri- schen gebfauches Ottokars von dem entsprechenden Hartmanns. Da nun Lachmanns „theorie** der deutschen metrik eben nichts weiter ist^ als die geordnete und gegliederte summe seiner beobachtungen, welche, um aussprechbar und mitteilbar zu werden, natürlich in sätze geüasst werden musten, so hat, wer seine metrik verwirft, zu beweisen, dass er falsch beobachtet, oder nicht vermocht habe, das ergebnis seiner beobachtungen klar und bestimt auszusprechen; und dieser mit vollem rechte schon von Lachmann selbst in der anmerkung zu vers 27 der Klage von seinem gegner verlangte beweis dürfte denn doch nicht ganz so leicht zu f&hren sein, als professor Paul zu wähnen scheint^

1) Prof. Pauls (oben & 181 wörtlich mitgeteilter) kühner behanptong über Lachmanns verhalten zn den handschriften genügt es ganz einfach Lachmanns eigene worte gegenüherzastellen. Lachmann sagt in seiner Auswahl ans den hoch- dentschen dichtem des dreizehnten Jahrhunderts. Berlin 1820 s. YIII: „Gelänge es mir doch .. Sie ... zn überzeugen, dass die g6w5nli<^e (kritik)^ die Eine

iv»

EIN FBHLBB IN LACHHAITHB IWBIIVKBITIK 205

Aus dem von professor Paul gelieferten zerrbilde auch nur eine ent- fernte ahnung von dem wirklichen wesen der Lachmannschen kritik zu gewinnen, ist ganz unmöglich. Wer nicht durch eine gute in Lach- manns sinne und geiste erteilte mündliche belehrung darüber wahr- heitsgetreu unterrichtet wurde, der ist, wenn er verlässige auskunfb sucht, zu verweisen auf „Martin Hertz , E. Lachmann ^ eine Biographie. Berlin 1851/^ Professor Hertz war als tüchtiger altklassischer philo* löge und in folge langen persönlichen Verkehres mit Lachmann in der läge eine richtige und tüchtige auskunft darüber geben zu können y und hat sie auch (s. 188 fgg.) verständig und wahrheitsgetreu gegeben.

Seit einigen jähren mehren sich leider die Verunglimpfungen der leistungen Lachmanns, und professor Paul ist keinesweges der einzige, der sich also versündigt, um so mehr bedaure ich, dass meiner schon seit Jahren gehegten und meinen näheren freunden schon seit jähren bekanten absieht, diese Iweinstelle öffentlich zu besprechen, grade er mit seiner Verurteilung von Lachmanus gesamter Iweinkritik derart über den weg gelaufen ist, dass ich gar nicht vermeiden konte ihm auf das entschiedenste entgegenzutreten. Seine anderweiten bestrebungen und verdienstlichen leistungen zu unterschätzen fällt mir so wenig ein , dass ich vielmehr aufrichtig wünsche, er möchte auch in der textkritik von seiner schönen begabung den richtigen gebrauch machen, lun leistun- gen von bleibendem werte zu schaffen. Auf diesem leider von ihm eingeschlagenen wege mag er wol den lautesten und um berauschenden beifall seiner freunde , ja vielleicht einer nicht geringen zahl der jün- geren genossen finden, aber nach Jahrzehnten, vielleicht erst nach sei- nem tode wird das abgeklärte urteil ganz anders lauten.

Zu jener verunglimpftmg komt aber noch die ebenfalls nicht mehr selten zu vernehmende behauptung , Lachmann habe dies und das nicht

älteste handscbrift zum grande legt, nicht die wahre sei, sondern unsicher und trfiglich.'* S. X: „Ganz offenbar ist, dass aus einer hinlänglichen anzahl yon band- scbriiten, deren verwantschaft und eigentürolichkeiten der kritiker genau erforscht hat, ein tezt sich ergeben muss, der im kleinen und grossen dem ursprünglichen des dichters selbst oder soines Schreibers sehr nahekommen wird«" Jenaer Allgemeine Litteraturzeitung 1822 bd. 1 s. 108: „Man hat nicht treu gehandelt an seinem Schriftsteller, wenn man ihn zum knechte Einer hand* schrift macht, die, mag sie die beste sein, darum nicht notwendig gut sein wird und niemals vollkommen." Diese kritischen grundsate hat Lacfamann schon beim beginn seiner kritischen und schriftstellerischen tätigkeit ausdrücklich aus- gesprochen, und er ist ihnen treu geblieben durch sein ganzes leben und littera- risches wirken. Die Schlussfolgerung hieraus zu ziehen mag billig dem geneig- ten leser selbst überlassen bleiben.

SBITSOHa. F. DBUTBOHB PKULOLOGIX. BD. YII. 14

206 J. ZACHBB

bewiesen. Eine kluge behauptung! denn was nicht bewiesen ist, das braucht man nicht zu widerlegen, man hat also recht bequem für die auskramung der eigenen Weisheit völlig freie band. Eine sehr kluge behauptung! denn was der grosse des gegners abgezwackt wird, das wächst ja von selber der eigenen grosse zu; jener hört auf durch seine überlegene grosse lästig zu sein, man wird ihm nun aufs bequemste gleich, oder überragt ihn auch wol gar um kopfeslänge oder noch darüber. Hätte man aber die wirkliche bedeutung dieser überaus klu- gen behauptung auch nur mit einiger besonnenheit nachdenkend erwo- gen , man würde sich wol gehütet haben sie auszusprechen. Denn wenn irgend wer, so hat Lachmann bewiesen, fast all sein tun und lassen auf dem gebiete deutscher philologie bewiesen , und wirklich und gründ- lich bewiesen, und die beweise ligen offen vor jedermanns äugen in sei- nen gedruckten werken. Wer das dasein dieser beweise läugnet, der bekent damit eben nur, dass er die beweise nicht sehen und verstehen könne ; oder nicht sehen und verstehen wolle, und das zweite ist fast noch schlimmer als das erste. Denn dem nichtkönnen dient zur ent- schiildigung , dass dies sehen und verstehen nicht eben leicht , ja sogar schwer, recht schwer, und fQr den, der eine gute Unterweisung und anleitung nicht erhalten hat, zum teil fast unmöglich ist. Alles ist aufs knappste ausgedrückt, oft nur so wie der mathematiker seine for- mein schreibt, die jeder nichtmathematiker ratlos anstarrt, und die beweise stehen an den betreffenden stellen meist grade eben nur so weit als sie grade eben hier nötig sind. Dem kenner freilich ist oder wird alles verständlich und höchst belehrend und anziehend, obgleich auch ihm die mühe des aufmerksamsten lesens und nachdenkens nicht gespart bleibt. Aber wer lediglich aus eigener kraft in das Verständ- nis sich einarbeiten und den grossen Zusammenhang überblicken soll, der möchte freilich fast verzweifeln, und bedarf langer, ernster und unermüdlicher anstrengung. Ich habe das im beginne meiner Studien- zeit ja selbst erfahren , als ich ohne hilfe guter mündlicher belehrung an Lachmanns anmerkungen zu den Nibelungen mich wagte und in ihnen ein buch mit sieben siegeln fand. Als ich dann aber zu dem meister selber kam, und, zum teile in gemeinschaft mit meinen! leider so jung verstorbenen freunde Emil Sommer , seine mündliche belehrung empfieng, da verlangte diese zwar auch gespante aufmerksamkeit und scharfes eigenes denken, aber wie einfach, wie klar, wie bestimt war sie, und wie ward uns nun auch alles gedruckte, an dem wir zuvor vergebens unsere mühe und unseren witz erschöpft hatten , so verständ- lich, so einleuchtend, so überzeugend! Wie schuppen fiel es uns nun von den äugen , und wenn wir dann zurückblickten auf unser voran-

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BIN FEHLER IN LACHMANNS IWEINKBITIK 207

gegangenes vergebliches bemühen, priesen, wir unser glück, dass es uns vergönnt war, vom meister selbst den Schlüssel zur eröffnung und aus- nutzung der reichen von ihm erworbenen und aufgehäuften schätze zu erhalten.

Eine „lästige fessel" nent professor Paul s. 289 Lachmanns Iwein- ausgabe. Dieser im unmute ihm unbedachisamer weise entschlüpfte ausdruck trifft recht bezeichnend den kern der sache: die ausgäbe geniert ihn! Ja, eine fessel solte sie sein, nach dem willen und wünsche ihres Urhebers, eine fessel ist sie gott sei dank noch, und wir wünschen und hoffen, dass sie noch recht lange eine fessel bleibe und immer mehr werde: aber freilich in ganz anderem sinne als in dem von professor Paul hier gemeinten; nicht um den fortschritt zu hemmen, sondern um ihn auf der rechten bahn zu erhalten und zu fördern. Lachmanns wol bewuste und wol begi*ündete absieht war: es dem leser^ und so auch jedem nach ihm arbeitenden nicht leicht zu machen. Er verlangte durchaus leser und forscher, die gründlich selbst denken, und gründlich und gewissenhaft selbst arbeiten; und er verlangte das mit vollem rechte im wahren interesse der Wissenschaft. Wer nach ihm komt, der soll, wenn anders er etwas von wirk- lichem und bleibendem werte leisten will, genötigt sein, mit glei- cher ausdauer, gleicher gründlichkeit , gleicher Sauberkeit, gleichem Scharfsinn , gleicher gewissenhaftigkeit , gleicher Selbstlosigkeit zu arbei- ten. Wer also arbeitet, dem, aber auch nur dem wird auch nach Lachmann noch manche wertvolle Verbesserung auch des Iweintextes gelingen.

Es gereicht jüngeren germanisten aber warlich weder zum rühme noch zum heile , und auch der Wissenschaft nicht zum sogen , wenn sie die pietät gegen unsere grossen altmeister so gröblich verletzen, und auf dieselben und ihre leistnngen so hochmütig, ja verächtlich herab- blicken, statt bewundeiiid zu ihnen hinaufzuschauen, und bescheiden- lich in treuer, williger, hingebender, unermüdlicher und andauernder arbeit dankbar von ihnen zu lernen; und sie brauchen auch warlich nicht zu befflrchten, dass sie sobald auslernen werden.

HALLE, SEPTEMBER 1875. J. ZACHER.

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GOETHISOHE GEDICHTE

AUS DEN SIEBZIGER UND ACHTZIGER JAHREN

IN ÄLTESTER GESTALT.

Vortrag in -der Berliner gymnasiallehrer-gesellschaft gehalten am 20. october 1875.^

Von älteren gestalten lyrischer gedichte Goethes ist nach and nach in den zahlreichen briefwechseln eine beträchtliche menge zu tage gekommen. Eine übersichtliche Zusammenstellung derselben gibt es bis jetzt nicht und in der einzigen ausgäbe der gedichte, welche einen kritischen apparat enthält, ist ihnen die gebührende berücksichtigung nicht zu teil geworden. Es fehlt bis jetzt auch gänzlich an einer arbeit, welche die resultate einer das volle material umfassenden vergleichung der älteren und jüngeren gestalten überschaulich vortrüge. Aus einer solchen müsten die gesetze erhellen, denen Goethe bei ausgestaltung seiner gedichte zu künstlerisch vollkommener form gefolgt ist ; sie würde femer dem historischen Verständnis und nicht selten auch der wört- lichen kritik des textes von wesentlichstem nutzen sein.

Beiträge zu dieser noch zu leistenden arbeit zu liefern bin ich durch einen ftmd, den ich unter den mir anvertrauten Herder -manu- scripten gemacht habe, in den stand gesetzt Auf sieben blättchen, die zu einem in octav zusanmiengelegten bogen gehören, fanden sich 36 Goe- thische gedichte mit sehr kleiner compresser schrift und nach Herders art mit vielen abkürzungen geschrieben vor. Auf zwei separaten octav- blättern femer 16 epigranmie in antikem mass; 6 gedichte entdeckte ich später vereinzelt in einem poetischen sanmielbuche. Eine genaue durchsieht und vergleichung ergab, dass der abschrift durchgehends eine ältere form, als die durch den dmck bekante, zu gmnde gelegen hat. Indessen nur die kleinere hälfte der aufgefundenen stücke bildet

1) Bald nachdem dieser Vortrag gehalten war, erachien: M. Bernays, Der junge Goethe. Seine Briefe nnd Dichtungen von 1764 76. Leipzig, Hirael 1S75. 3 bde. Die gedichte der vorweimarischen periode nnd die meiBten ans dem ersten jähre des Weimarer lebens findet man in diesem werke anf das sorgf&ltigste in ihrer erstlingsgestalt chronologisch geordnet Mit der heraosgabe dieser muster- haften samlung ist der bedeutendste schritt zur abhilfe des von mir angedeuteten mangels getan. Die vorliegende arbeit liefert mehrere nicht unerhebliche zugaben auch zum „jungen Goethe,'* und die fortsetzung derselben wird sich zunächst an die treffliche publication von Bemays anschliessen. Robert Keils „Festgabe** zum 7. november, „Goethes Tagebuch aus den Jahren 1776 1782.'* Leipzig, VeitlS75 hat einige in anmerkungen gegebene nachtrage veranlasst.

8IJPHAN, OOBTHISCHJfi OBDICHTB IN ALT. OBSTALT 209

einen völlig neuen Zuwachs zu dem bisher vorhandenen. Die andere hälfte fällt mit älteren Veröffentlichungen zusammen; doch führte auch diese bisweilen, indem sie die vergleichung zweier älterer redactionen ermöglichte, zu interessanten entdeckungen. Ich teile im folgenden einige ausgewählte stücke der aufgefundenen samlung mit und versuche an diesen proben zu entwickeln , auf welchen selten die betrachtung ein- zelner gedichte sowol als die einsieht in Goethes art und kunst durch herbeiziehen solcher erstlingsgestalten gewinnen könne.

Ich greife dabei der frage vor, welchen anspruch auf Zuverläs- sigkeit die Herderischen handschriften haben. Es geschieht dies indes- sen in der Zuversicht , dass die vorzulegenden gedichte am besten selbst far ihre Originalität zeugen werden, und in der voraussieht, dass auch die einzelbesprechung manche beweismittel zu tage fördern muss, wel- che der schliessUchen erwägung jener frage auf das vorteilhafteste vor- arbeiten.

„An Schwager Kronos" ist das erste gedieht der samlung.^ Hier hat es noch den zusatz „in der Postchaise *S' und dieser zusatz wird verständlich durch die nachricht , die Riemer aus handschriftlicher quelle gibt, das gedieht sei am 10. october 1774 „in der postchaise^' ent- standen. Der junge Qoethe war nirgend ausgelassener und übermütiger, als auf seinen Wanderungen und fahrten. „Ich schwebe im rauschtau- mel , nicht im wogensturm *' schreibt er in dieser zeit einmal von einer reisestation an Fritz Jacobi; „aber ists nicht eins, welcher uns an stein schleudert?^* und solcher Übermut, welcher sich allen henmis- sen der fahrt zum trotz immer höher hebt, ja gerade bei ihnen inne wird, wie leicht die frohgemute kraft über alle gefährde des lebens sich hinwegschwinge, braust auch in diesem dithyrambischen reise- gesange. Noch höher klingt hie und da dieser ton in der älteren form an. Wie also hat das gedieht in der brieftafel des reisenden gelautet?

Spude dich Eronos!

Fort den rasselnden Trott!

Bergab gleitet der Weg;

Eckles Schwindeln zögert

Mir vor die Stiine dein Haudern!

Frisch! den holpernden

Stock, Wurzeln Steine, den Trott

Basch ins Leben hinein.

1) Im „Jungen Goethe" Uli 159 nach der ausgäbe y. j. 1789.

210 8ÜPHA1I

Im ersten drucke lautet diese strophe:

Spude dich Eronos

Fort den rasselnden Trott

Bergab gleitet der Weg

Eckles Schwindeln zögert

Mir vor die Sürne dein Zaudern!

Frisch, holpert es gleich,

Über Stock und Steine den Trott

Basch ins Leben hinein.

„Stock, wurzeln, steine'' sind in der ersten gestalt stark naturalistisch zwischen den fortgehenden vers geworfen, und durch dies kühne ein- schiebsei gerät die rede selbst in ein straucheln. Diese gewaltsamkeit hat die bearbeitung glücklich beseitigt. Auf das „häudem^^ in der älteren gestalt komme ich nach mitteilung des ganzen gedichtes zurück.

Nun schon wieder? Den erathmenden Schritt Mühsam Berg hinauf. Auf denn ! nicht trSge denn ! Strebend und hoffend an!

Das der Volkssprache oder dem älteren deutsch entnommene „an'' hat nachher dem geläufigeren „hinan" weichen müssen; während das ent- sprechende adverbiale „ab" in der zeile „Ab denn! frischer hinab" von der letzten redaction unangetastet blieb.

Weit hoch herrlich der Blick Bings ins Leben hinein Von Gebürg zu Gebürg; Aber der ewige Geist Ewigen Lebens ahndevoll.

Im drucke lautet diese stelle so:

Weit, hoch herrlich der Blick Bings ins Leben hinein, Vom Gebirg zum Gebirg Schwebet der ewige Geist Ewigen Lebens ahndevoll.

Die letzte redaction ist hier wider darauf ausgegangen, eine sprach- liche härte zu entfernen. In der älteren form steht zweimal hinter- einander ausrufartig ein prädicatloser satz. Dem zweiten wurde nun mit dem eingefügten „schwebet" ein prädicat gegeben; aber damit ist

60BTHZ8CHB OBDICHTB IN IlT. GESTALT 211

zugleich ein gegensatz, den die ältere foim kräftig hervorhob, besei- tigt. Hier waren äuge und seele, äussere und innere weit einander entgegengesetzt, und so war der gedanke, dass über alle irdische schranken der geist mit mächtiger ahnung hinüberschweift, stärker und lebendiger ausgesprochen als in der fliessenderen letzten form.

Die nächste strophe ist bis auf die letzte zeile im wesentlichen unverändert geblieben.

Seitwärts des Überdachs Schatten

Zieht dich an

und der Frischung - verheissende Blick

Auf der Schwelle des Mädchens da.

Labe dich mir auch Mädchen

Diesen schäumenden Trunk

Und den freundlichen Gesündheitsblfck.

Diesen schäumenden Trank Diesen frischen Gesündheitsblick

änderte Goethe nachher und so gewann erst die strophe den passenden rhythmischen abschluss. In der älteren form lautet das gedieht weiter:

Ab denn, frischer hinab Sieh! die Sonne sinkt! Eh sie sinkt, eh mich fasst Greisen im Moore Nebelduft Entzahnte Kiefer schnattern Und das schlockemde Gebein

Die beiden zeilen

tth sie sinkt, &i mich fässt, Greisen im Moore N^beldüft

entsprechen mit ihrem kräftigen tonfall der jugendlichen macht des ausdrucks, dem das stärkste bild das wilkommenste ist, ganz vortreff- lich. Dennoch änderte der dichter daran, bloss wie mir scheint, um für das „fasst ^' einen edleren ausdruck zu setzen:

Eh sie sinkt, eh mich Greisen Ergreift im Moore Nebelduft.

Ab, rascher hinab rollt nun auch das gedieht. Trunkne vermessenheit reisst den schwärmenden dichter dahin:

Trunknen vom letzten Strahl Beiss' mich , ein Feuermeer Mir im schäumenden Aug*,

812 fUPHAK

Mich Geblendeten, Taumelnden In der Hölle n&chüiches Thor.

Töne, Schwager, ins Hom,

Rassle den schallenden Trab,

Dass der Orcus vernehme: wir kommen,

Dass gleich an der Thüre

Der Wirth uns freundlich empfange.

Ich habe diese schlussstrophe zuerst in der durch die ausgaben uns überlieferten form gegeben. Ursprflnglich aber tönte das gedieht an- ders aus.

Töne, Schwager, dein Hom

Rassle den schallenden Trafo,

Dass der Orcus vernehme: ein Fflrst kommt.

Drunten von ihren Sitzen

Sich die Gewaltigen Ififten.

Das erhabene bild, mit dem das gedieht, seine Wirkung bis zu ende steigernd , schloss , hat einem freundlicheren den platz gerflumi Es ist dem dichter darum zu tun gewesen, die aufs höchste gespante saite sanft nachzulassen. Vielleicht liegt ein zweiter grund der änderung in der beschaifenheit des bildes. Es hat etwas unklares. Wer sind die „gewaltigen in der höUe^^? muste der uneingeweihte fragen. So griff denn der dichter zu der Vorstellung von der unterweit als einer gast- lichen stelle. Er stand damit auf dem boden des volkstümlichen; eine solche Vorstellung hatte der hölle bei dem volke den namen Nobiskrug, d. h. das Wirtshaus in abysso verschafft. Wahrscheinlich aber schweb- ten Goethe bei dieser änderung schon die eigenen verse in der Iphige-

nia vor:

Komm mit zu Plutos Thron

Als neue Gäste den Wirth zu grüssen.

Die Vorstellung, mit der das gedieht ursprflnglich schloss: die unter- weit eine bürg, unter deren tor „gewaltige '^ sitzen, die den anköm- ling aufstehend bewilkonmen, mochte ihm selbst, wie ich andeutete, bei der prfiftmg unklar vorkommen. Sie ist ihm aber zu der zeit, als das gedieht entstand, geläufig gewesen, und die altern Zeitgenossen hätten sich sehr wol hineingefunden. Sicherlich die leser des Messias; denn aus diesem wird sie stanmien. Im vierten gesange stösgt Kai- phas unter etlichen Verwünschungen, die er gegen Jesus schleudert, auch die aus: „Fahre zur hölle 1^^ Denn das bedeuten doch aus seiner hohenpriesterlichen spräche übersetzt seine werte

GOBTHI8CHB GSDICHTB DV IlT- GB8TALT 218

daas tief im Thore des Todes, Könige dir vom eisernen Stuhl aufetfinden, die Kronen Niederlegten und bitter und spöttisch Hosannah dir riefen!

Goethe hat die ersten gesänge der Messiade in seiner knabenzeit mit begeisterung gelesen , vieles daraus auswendig gelernt. Doch finden sich wörtliche anklänge in seinen gedichten sonst fast gar nicht, und wo sie sich finden, gehen sie in das parodische. So im Ahasver. Dass aber unser gedieht an so auffälliger stelle klopstockisierte , war nicht blosser zufall. Es ist am 10. october 74 gedichtet. Während der ersten octoberwoche hatte Klopstock als gast im elterlichen hause Goe- thes geweilt y und der junge dichter hatte tagelang mit dem gefeierten manne verkehrt. Dem nach Mannheim weiter reisenden dichter hatte Goethe das geleit gegeben, und auf dem rückwege von dieser ausfahrt ist der gesang An Schwager Kronos entstanden. Dass in diesen tagen die erinnerungen aus jener eifrigen jugendlectäre wider auflebten, ist natflrlich genug.

Eine sprachliche beobachtung habe ich auf das ende der bespre- chung verspart. Den Provinzialismus schleckern '^ hat die letzte redac- tion in schlottern '' verwandelt; und statt „haudern'^ heisst es nun zaudern.^^ Letztere änderung möchte man fast ungeschehen wünschen. Das wort haudern /^ d. h. im lohnfuhrwerk befördern , hat bei Goethe, der es aus der Volkssprache aufnahm, zu folge einer sehr natürlichen ideenassociation die bedeutung „langsam befördern^' angenommen. „Ich lerne jeden tag und haudere mich weiter/^ heisst es in einem briefe an Kestner vom jähre 73.^ Auch im „(Ktz von Berlichingen ^^ finden wir das wort. Metzler fährt die säumigen bauern an: „Ihr Hund! soll ich euch Bein machen! Wie sie haudern und trenteln, die Esell^^ So in der Originalausgabe; aber von der ersten Göschen- schen ausgäbe an liest man zaudern und trenteln. Die änderung rührt^ wie M. Bernays bewiesen hat, nicht von Goethe her. Sie ist durch den zuftUigen umstand herbeigeführt, dass der erste Himburgische nachdruck des Götz als manuscript für die erste gesamtausgabe benuzt wurde. Und ich wünschte, ich könte beweisen, dass auch in dem gedichte, wo das haudern ^^ so wol an seiner stelle wäre, durch einen Zufall, vielleicht durch einen superklugen setzer, das „zaudern'^ ein- geschwärzt wäre.

Ich reihe zunächst das kleine lied „Auf dem See" an, weil es unter seinen eigenheiten auch ein beglaubigungsmerkmal seiner ächt-

1) „Diese FinsterniBs und trttbseelige Zeit dorchhandem." 1773. Der junge Goethe I, 404.

214 BUFHAN

heit aufweist. Widerum hat es eine ausführlichere Überschrift: „Auf dem Zürcher See 1775/^ Auf der fahrt den Züricher see hinauf, die Goethe am 15. juni 1775 mit seinem freunde Passavant unternahm, ist das liedchen entstanden. In der Herderischen abschrifb lautet die erste strophe:

und frische Nahrung, neues Blut

Saug' ich au8 eurer Welt.

Wie ist Natur so hold und gut,

Die mich am Busen hält.

Die Welle wieget unsem Kahn

Im Budertakt hinauf

Und Berge Wolken - angethan

Entgegnen unserm Lauf.

Statt der ,, Berge Wolken -angethan'^ liest man seit dem ersten di-ucke „Berge wolkig himmelan.'^ Aber in Ooethes manuscript, welches erhal- ten ist,^ steht, me Woldemar von Biedermann in seinem schriftchen „Zu Ooethes Gedichten ^^ (s. 17 fg.) angibt, ebenfalls „Wolken - ange- than.^' So wird denn also darin wol auch die zweite zeile wie in Her- ders copie „Saug ich aus eurer Welt^' lauten, während im gedruckten gedichte steht ,, saug' ich aus freier Welt.'' Mit dem originalen eurer Welt" zieht der dichter die reisegesellschaft in das gedieht hinein. Die änderung war, sobald dasselbe einem weiteren kreise mitgeteilt werden solte , notwendig , sie ist so leicht und natürlich , dass niemand, es habe je etwas anderes an der stelle gestanden, vermuten könte.

So bloss skizzirt und nur dem nächststehenden verständlich treten nun öfters beziehungen persönlicher art in den originalgestalten der Goethischen gedichte auf. Der dichter muste darauf ausgehen, sie zu entfernen oder zu verdecken, teils weil mit ihnen dem gedichte etwas zu individuell beschränktes anhaftete, teils weU die persönlichen Verhältnisse, aus denen ein gedieht entsprungen war, mit zarter rücksicht behandelt werden musten. Die Schwierigkeiten, die sich ihm hieraus ergeben, hebt Goethe in seinen briefen aus Italien hervor. „Meine kleinen Gedichte habe ich durchgesehen/' schreibt er am 1. febr. 88 an Herder. „Es ist ein wunderlich Ding, so ein Summa Summarum seines Lebens zu ziehen. Wie wenig Spur bleibt doch

1) Es kann sich nicht, wie ich anfanglich mntmasste, in Salomon Hirzels besitz befinden; denn „Der junge Goethe," der hauptsächlich ans Hirzels faand- schriftenschatz ausgestattet ist, enthalt das gedieht (III, 182) in der fassnng der ausgäbe vom jähre 1789. Von dieser weicht die ältere gestalt noch zwei mal ab. Zeüe 11: „so gold du bist" (1789: „Gold/' wahrscheinlich vom corrcctor herrüh- rend) zeile 15: Liebe Nebel trinken (1789: Weiche Nebel).

G0BTHI8CHB GEDICHTE IN iLT. GB8TALT 215

von einer Existenz zurück/^ ^^Ich hoffe eine Art gefunden zu haben, die allzu individuellen und momentanen Stficke einigermassen geniess- bar zu machen/' (März.) Er schlug also ein verfahren ein, das er ein anderes mal in bezug auf seine „Glaudine von Yillabella*' ein „Herausschwingen der alten Spreu seiner persönlichen Existenz '^ nennt. (3. nov. 87.) Und dieses allzu persönliche zu beseitigen ^ dazu reichten die kleinen mittel, wie das im liede „Auf dem See'' angewante, nur im seltensten falle aus. Manche gedichte giengen durch einen läute*- i*ungsprocess , der die gleichsam zu irdischen demente der zufälligen Situation, des individuellen anlasses gründlichst ausschied; die grund- stimmung, gleichsam die seele des gedichtes blieb unversehrt, sie lebt vielmehr in dem zu dem ideale des allgemein - menschlichen verklärten gedichte schöner fort. Seit in den briefen an frau von Stein die älteste form des liedes „An den Mond" bekant geworden ist, hat man an die- sem gedichte immer ein meisterstück der idealisierenden kunst des dich- ters bewundert. Niemand, der dies lied nur in der form kent, wie es seit 1789 in den gedichten steht, findet eine spur der momentanen umstände darin, welche es hervorgerufen haben. Es war dem briefe Goethes an Charlotte vom 19. januar 78 beigelegt, und, wie dieser brief selbst, dem andenken der unglücklichen Christel von Lasberg , seiner and ihrer freundin, gewidmet. An diese erinnert es auch an einer stelle, die man bisher nicht richtig gelesen und verstanden hat. Die drei ersten Strophen des älteren gedichtes lauten nämlich in Schölls ausgäbe der briefe an firau von Stein:

Füllest wieder *s liebe Thal Still mit Nebelglanz Lösest endlich auch einmal Meine Seele ganz.

Breitest über mein Gefild Lindernd deinen Blick, Wie der Liebsten Auge mild Über mein Geschick.

Das du so beweglich kennst Dieses Herz in Brand, Haltet ihr me ein Gespenst An den Fluss gebannt.

Wer sind nun die, welche das herz des dichters an den fluss gebaut halten? „Der mond und der blick der liebsten," antwortet der her- ausgeber und allerdings wüste man nach seinem texte keine andre auskunft als diese, die SchöU selbst als höchst fragwürdig nur mit

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einem fragezeichen zu geben wagt. Aber der mond und £rau von Stein sind doch ein wunderliches paar und« wenn auch der mond über dem flusse steht , die liebste ist zu hause , und ihr komt es nicht in den sinn, den liebhaber an den fluss zu bannen. Etwas unverständliches dürfen wir dem dichter nicht zutrauen. In meiner handschrift steht das gedieht auch , und da lautet ein wort in der dritten strophe anders. Herders copie aber dürfte dem von Scholl benuzten manuscript gleich- wertig sein : denn nach einer mündlichen mitteilung des verehrten man- neSy die ich richtig behalten zu haben glaube, hat er das gedieht nicht nach dem originalmanuscripte , sondern ebenfalls nach einer copie ver- öffentlicht In der meinigen aber steht deutlich:

Das du so beweglich kennst, Dieses Herz in Brand, Hallet ihr, wie ein Gespenst An den Fluss gebannt^

Das herz hallt, tönt ihr, der unglücklichen freundin: es hat jetzt nur einen ton, den der sehnsüchtigen trauer uro sie. Die worte „wie ein Gespenst*^ verbinde ich nicht mit „hallet,'' sondern mit dem folgenden „an den Fluss gebannt'' zu einer Vorstellung: geisterhaft ist es an den ort hingezaubert , wo jene den tod gefonden hat. Auch in dem begleit- briefe ist etwas von dieser Stimmung. „Schonen Sie sich, und gehen nicht herunter. Diese einladende Trauer hat was gefahrlich anziehen- des wie das Wasser selbst, und der Abglanz der Sterne des Himmels, der aus beiden leuchtet, lockt uns." Der ausdruck „das herz hallt'* hat etwas ungewöhnliches, aber gerade an ihn erinnert noch die ver- edelte letzte form, die sonst alles der älteren eigentümliche abge- streift hat:

„Jeden Nachklang fühlt mein Herz

Froh und trüber Zeit,

Wandle zwischen Freud und Schmerz

In der Einsamkeit."

Das gedieht „Einschränkung/' das in den späteren ausgaben der werke hinter dem liede „An den Mond" steht, hat eine ähnliche Umbil- dung als dieses erfahren. Die ältere form desselben steht in den

1) Sonst weicht Herders copie von dem in den hriefen an fran von Stein (I» 155) gegebenen texte an folgenden steUen ab: Str. 4, 3. 4. und in Frühlingslebenspracht

er nm Knospen qnillt Str. 6, 1. 2. Was den Menschen anbewosst (1789: von Menschen nicht gewnmi)

oder gar veraoht.

00XTBI80HB OBDXCHTB IN ILT. GX8TALT

217

briefen Goethes an Lavater^ und findet sich wider, mit einer eigen- tümlichen abweichong, in der Herderischen handschriÜ

Herden eopie:

Was weiss ich, was mir hier gef&llt, in dieser engen, kleinen Welt mit leisem Zauberband mich halt Mein Freund und ich vergessen hier, wie seltsam nns ein tiefes Schicksal leitet, und ach, ich fühls, im Stillen werden wir zu neuen Scenen Torbereitet. Du hast uns lieb, du gabst uns das Gef&hl, dass ohne dich wir nur vergebens sinnen, durch Ungeduld und glaubenleer Gewflhl ToreiUg da niemals was abgewinnen. Du hast fUr uns das rechte Maas getroffen, In reine Dumpfheit uns gehüllt, Dass wir von Lebenskraft erfüllt In holder Gegenwart der lieben Zukunft

hoffen.

In Goethes gediehten:

Ich weiss nicht, was mir hier gefallt, In dieser engen kleinen Welt Mit holdem Zauberband mich hält. Vergess ich doch, vergess ich gern, Wie seltsam mich das Schicksal leitet, und ach, ich fühle, nah und fem Ist mir noch manches zubereitet.

(Diese zeilen sind ganslich ausgeschieden.)

0 wäre doch das rechte Maass getroffen 1 Was bleibt mir nun, als eingehüllt, Von holder Lebenskraft erfüllt. In stiller Gegenwart die Zukunft zu er-

hoflbn.

Die auffallendste ändening , welche wir an der letzten form beobachten, ist die reduction des Wir auf ein Ich. Sie ist zuvörderst durch eine persönliche rücksicht hervorgebracht. Wer mag der freund sein, den der dichter sich so sinnes- und schicksalsverwant fühlte dass er ffir ihn und sich die gleiche vertrauensvolle bitte an das Schicksal richtet? Seinen namen finden wir offen genant in dem gedichte, das dem fer- neren freunde zugesant wurde:

„Mein Karl und ich vergessen hier/*

heisst es hier in der vierten zeile. Der herzog Karl August also ist esy mit dem Goethe jene tage, w&hrend deren das gedieht entstand, in der „engen kleinen weit'* des Thflringer Waldes verlebte. Schon vor dem Weimarer freunde wurde der vertraulichste ausdruck des Verhält- nisses gemieden. Wie viel weniger aber gebührte dem fernerstehenden ein anteil an dem geheimnisse der zwischen f&rsten und dichter beste- henden bruderschafL Nicht minder aber gebot das kunstgesetz, dem Goethe huldigte, diese änderung. Seite das gedieht zu dem algemein menschlichen ausdruck der ergebung in den willen der waltenden gött- lichen macht sich erheben, so muste ihm das momentane der Situation „mein Freund und ich vergessen,'* und des ortes „vergessen hier** abgestreift werden. Und so wirkten hier beide principien gemeinsam auf einen punkt, von dem die änderung ausgieng. So weit nun auch

1) Der junge Goethe m, 148.

218 SUPHAV

die ältere form künstlerisch zurückbleibt , so muss sie doch denen wert- voll sein, die des dichters leben in seinen gedichten suchen. Sie ist mit ihrem grundgedanken^ der in die spätere Überschrift „Einschrän- kung^' gefasst ist^ eine vorbotin des gedichtes Ilmenau/' das uns ja im eigentlichen wie im ethischen sinne auf den gleichen boden ver- setzt. Nicht in Ilmenau selbst indessen, wie man bis jetzt annahm, ist das ältere gedieht entstanden. Der ort lässt sich mit hilfe der Her- derischen abschrift genau angeben. Sie hat statt der Überschrift die werte: „Stützerbach, 3. August 76, auf dem Schlossberge/' ^

Die reihe der persönlich individuellen gedichte schliesse ich mit einem solchen, dessen ältere gestalt nur von Herder erhalten ist. Diese ältere gestalt reizt widerum dadurch, dass sie einen blick in das leben des dichters gestattet; und wie das vorige ist es in seiner letzten form zu einem ausdruck dessen geworden, „was der ganzen menschheit zuge- teilt ist." „An mein Glück" lautet die Überschrift bei Herder, und so reiht sich dies gedieht an das zuvor besprochene an, welches in Lavaters briefen überschrieben ist: „Dem Schicksaal."

„Schaff, das Tagwerk meiner Hände, Hohes Glück, dass ichs vollende; Sei ein Bild der Garten hier. Pflanzt' ich ahnungsvolle Träume Jetzt noch Stangen, diese Bäume Geben einst noch Schatten mir.

In den gedichten steht es seit 1789 * mit der Überschrift „Hoffnung."

Schaff, das Tagwerk meiner Hände, Hohes Glück, dass ich's vollende! Lass, 0 lass mich nicht ermatten! Nein es sind nicht leere Träume; Jetzt noch Stangen, diese Bäume, Geben einst noch Frucht und Schatten.

1) ,,Ich geh Dach Stützerbach um ffir Dich eine Zeichnung zu endigen," schreibt Goethe am 2. augnst an fran von Stein (vgl. die briefe vom 8. und 10. augnst). Völlige bestätigung liefert Goethes tagebnch (s. 76) : 3. aogust : Früh auf dem Schlossberg gezeichnet Gesang des dumpfen Lebens." Unbedenk- lich darf man also auch eine zweite datierung annehmen , welche die Herderische copie zu einem bisher zeitlich nicht genau bestimtcn gedichte bietet. Das lied „Rastlose Liebe** („Dem Schnee, dem Begen*') hat bei Herder die Unterschrift: ,,Umenau, 6. Mai 1776/* (Nach E. Goedeckes Vermutung am 11. februar 1776 gedichtet.)

2) Nach der ausgäbe von 1789 vridcrgegeben im „Jungen Goethe** IH, 182.

GOBTmSCHB GBDICHTB IN ALT. GB8TALT 219

Offenbar hat die Umformung bei dem ausdrucke „der Garten hier/' eingesetzt Er haftete dem gedichte , wie das keimblatt der noch nicht ausgewachsenen pflanze an. Dem historischen betrachter aber wird gerade um seinetwillen die ältere form lieb. Denn nun ist es klar, dass das gedieht während der ersten anpflanzungen und arbeiten in dem jungst erworbenen garten an der Um entstanden ist. Diesen über- nahm Goethe im april 1776.^ Die ältere form des gedichtes schwebte ihm vor bei dem etliche jähre später gedichteten liedchen „an die Bäume ^*:

Sag' ichs euch, geliebte Bäume,

Die ich ahndevoll gepflanzt.

Als die wunderbarsten Träume

Morgenröthlich mich umtanzt.

Wachset wie aus meinem Herzen,

Treibet in die Luft hinein,

Denn ich grub viel Freud und Schmerzen

Unter eure Wurzeln ein.

Bringet Schatten , traget Früchte,

Neue Freude jeden Tag,

Nur dass ich sie dichte, dichte.

Dicht bei ihr gemessen mag.

Bei dem consequenten ausscheiden des lediglich persönlichen wirkte in der scheu, zartes geheinmis zu verletzen, ein sittliches motiv mit. Ein solches hat sich aber noch weiterhin geltend gemacht. Eine durch- sieht des kleinen bändchens , das die „Vermischten Gedichte*' enthält, hinterlässt den eindrucke dass ein reifer männlicher ernst den dichter bei der auswahl geleitet hat. In späteren jähren ist der meister für das schöne sinnliche günstiger gestimt gewesen, als in jener zeit. Damals aber wante er seinen Wahlspruch „Erlaubt ist, was sich ziemt/' auch auf die kunst, und am strengsten auf die seinige an; und um zu erfahren was sich ziemt, hielt er es selbst so, wie er im Tasso anrät. Mir ist in diesem betracht ein brief Caroline Herders interessant gewe- sen. Sie hatte schon in früheren jähren zu dem cirkel gehört, dem Goethe seine arbeiten zur beurteilung vorzulegen liebte. Das erkent man z. b. aus Goethes brief an die Stein , vom juli 86. Er hat den freunden in Ilmenau den Werther vorgelegt , um zu erfahren , was etwa

1) Goethes Tagebuch, 21. april 1776: „Den Garten in Besitz genommen.'* 1. norember 1776: „Linden gepflanzt."

220 BüPHjüf

in der neuen ausgäbe geändert werden solle. „Herder hat den Wer- ther recht sentirt/* schreibt er, ,,und genau herausgefunden, wo es mit der Composition nicht just ist. Wir hatten eine gute Scene. Seine Frau wollte nichts auf das Buch kommen lassen und vertheidigte es aufs beste/^ Zwei jähre später, als Qoethe aus Italien zurfickgekehrt, der frau von Stein immer ferner rückte, war Caroline Herder, deren mann damals nach Italien gereist war, die freundin, der er am lieb- sten seine neuen dichtungen mitteilte. Er recitierte ihr öfters die neuen scenen des Tasso; er legte ihr auch die druckfertigen gedichte der ersten samlung in der handschrift vor. „Goethe hat mir die erste Abtheilung seiner Gedichte gegeben ,'* schreibt sie nun an ihren mann, Ich habe recht vernünftig mit ihm darüber gesprochen ; er ndrd auch ,yAn Christel '' und „Eäthchen*' auf meine Bitte herauslassen/^ Diese beiden etwas leichtfertigen stücke hat Goethe wirklich von der ersten ausgäbe ausgeschlossen, gewiss nicht aus gefälligkeit gegen die freun- din, sondern in vollem einverständnis mit ihrem feinen tacte. In dem gleichen sinne eines schönen masshaltens ebnete und milderte er den ausdruck selbst an solchen stellen, wo ihn eine naturalistische betrach- tung wol statthaft finden könte. Solch eine stelle scheint mir die in „Jägers Abendlied ^^ zu sein („ Nachtlied ^ hiess die ältere form), ^ wo der Jäger die geliebte fragt,

mein schnell verrauschend Bild

Stellt sich Dirs nicht einmal?

Des Menschen, der in aller Welt Nie findet Buh noch Bast, Dem wie zu Hause, so im Feld Sein Herze schwillt zur Lasi

So dichtete Goethe damals, als ihn, wie er erzählt, die Sehnsucht nach Lili nächtlicher weile auf die landstrasse hinaustrieb. In den gedichten aber findet man seit 1789 die Strophe so:

Des Menschen, der die Welt durchstreift Voll ünmuth und Yerdruss, Nach Osten und nach Westen schweift. Weil er dich lassen muss.

Mir scheint nach Osten und nach Westen schweift '' kein voller ersatz Ar das ältere „in aller Welt Nie findet Buh noch Bast,'' und „das

1) Herders copie stimt an zwei stellen mit dem ältesten drucke (Tentscher Merknr I, 8, vgl. Der junge Goethe m, 198) nicht ttberein. Str. 2, 1. „Du wan- delst jetrt'' (Merkur: „izt'<). Str. 4, 3 „Ein stiller Friede«' (Merkur: „sflsser**).

G0BTHI80RB eiDIOBTB DT ALT. aBtTALT 221

Herze schwillt zur Last" im mimde des Jägers weit schOner als das „voll Unmuth und Verdruss."

Ich breche hier ab, um des dichters streben nach dem schönen masse in einem andern gebiete zu betrachten , wo er in stetigem anstei- gen die schönsten erfolge errungen hat. Ich meine sein ringen nach der meisterschaft in der metrischen form. In den jähren , wo der dich- terische di'ang sich am naturkräftigsten regte ^ liebte er es, sich mit der form des leichtesten abzufinden. Für das lied war die ein£achste form die angemessenste; trug ihn der lyrische schwung zur ode oder zum dithyrambus, so bot sich ihm das sogenante freie silbenmass dar, das von Elopstock eingeführt, von Herder aufs eifrigste befürwortet war, als ein mittel, die poetische spräche in ihre alten rechte wider ein- zusetzen. Auch für das drama hatte es Herder empfohlen, und so gebraucht denn auch Qoethe in seinen älteren dramatischen stücken diese form, wenn er nicht die prosa vorzieht Am meisten aber lässt sein favoritmetrum , das Hans - Sachsische , der veredelte knittelvers, die abneigung des kecken poeten gegen jeglichen formenzwang erkennen. Aber wie in seinem menschlichen bildungsgange die einschränkung der freien seele'* mehr und mehr sein ausgesprochener grundsatz wird, so wendet er sich in seinem dichten inmier entschiedener der streng gesetzmässigen form zu, und im leben nde im dichten rückt er darin mit gleichem schritte vor. Diese wendung entscheidet sich im beginn der 80er jähre. Die italiänische reise verhilft nicht erst zu dem strengeren formsinn, sie erhöht nur den bereits gewonnenen und beglaubigt darin, um einen Ooethischen ausdi-uck zu gebrauchen. Der fortschritt tritt nicht bloss in den grösseren dichtungen zu tage, an die ich wie an Iphigenia nur zu erinnern brauche, sondern auch in den kleineren und kleinsten.

Die beiden künstlichen formen, zu deren beherschung Ooethe in den angegebenen jähren zu gelangen sucht, sind das distichon und die achtzeilige stanze. Die ersten versuche mit dem distichon machte er um die mitte des Jahres 1781, eine grössere anzahl epigramme brachte der Mhling des nächsten Jahres. Unter ihnen sind diejenigen, die in antiker weise für felsen und steine des parkes und des eigenen gartens gedichtet wurden. Wer sie dort auf den alten steinen gelesen hat (die meisten sind renoviert), der weiss, wie sehr diesen ersten versuchen die glätte der antiken form abgeht Das epigramm auf dem felsen hin- ter Goethes gartenhause begint:

Hier gedachte still ein Liebender seiner GtoUebten; Heiter sprach er zu mir: Werde Zeuge, Du Stein«

nnTSCHK. V. OIITTTSOn PVTLOL. BD. TII. 1^

«•. mitf' I.

S22 817PHAH

Eine andere inschrifk in Goethes garten, die in dieser ihrer ältesten form auch bei den Herderischen copien sich findet, lautet so:

Seyd, 0 Qeister des Hains, seyd o ihr Nymphen des Flusses Eurer Entfernten gedenk, und Euren Nahen zur Lust

Der Pentameter des nächsten disticbons :

Wir beschleichen sanft auf ihren Tritten das Qlück. In den gedichten, 1789, steht er verbessert:

Wir beschleichen geheim auf ihren Pfaden das Glfick.

Die Urform des epigranmis „Zeitmass^^ habe ich bei den copien so vor- gefunden :

Eine Sanduhr in jeglicher Hand erblick ich den Amor.

Wie? der leiQhtsinnige Qott doppelt misst er die Zeit? Langsam fiiessen aus einer die Stunden entfernter Geliebten

Und die andere läuft schnell den Anwesenden ab.

In der ausgäbe der gedichte (1789) aber steht dies epigramm so ver- bessert:

Eine Sanduhr in jeglicher Hand erblick ich den Amor;

Wie? der leichtsinnige Gott misst er uns doppelt die Zeit? Langsam rinnen aus einer die Stunden entfernter Geliebten,

Gegenwärtigen fliesst eilig die zweite herab.

Weit geglätteter allerdings als der erste versuch; aber ihre kunstmässige gestalt haben alle diese epigramme erst in weit späterer zeit erreicht. Goethe ist unermüdlich darin gewesen , sie des namens wert zu machen, unter dem sie seit 1806 in den gedichten standen: „Antiker Form sich nähernd.^' In dieser ausgäbe lautet das erste distichon des letztange- fUhrten epigramms:

Eros , wie seh* ich dich hier ! In jeglichem Händchen die Sanduhr ! Wie? Leichtsinniger Gott, missest du doppelt die Zeit?

Aber auf eine vergleichung der späteren ausgaben darf ich mich hier nicht einlassen. Ich verbleibe bei der betrachtung der ältesten gestal- ten , und da ergibt sich ausser der allgemeinen beobachtung ihrer kunst- losigkeit noch die besondere eines sehr auffälligen misverhältnisses zwi- schen den beiden versen. Die hexameter sind nicht schön , doch wenig- stens leidlich. Aber nichts weniger als dies sind manche pentameter. Woraus erklärt sich die mangelhaftigkeit des zweiten verses? Des hexameters war unsre poesie seit Elopstock habhaft, und in dem

00BTH18CHB GEDICHTS IN IlT. OBSTALT 228

geburtsjahre der ersten Goethischen epigramme hielt mit Vossens Odys- see der nach strengerer regel gebante vers seinen einzng. Der penta- meter aber war noch ein seltener gast, und wenige wüsten mit ihm auch nur so umzugehen , wie Nicolaus Götz , dessen im elegischen masse geschriebene „Mädcheninsel'' zu dem wenigen gehörte, das dem grossen Friedrieh ein lob der deutschen poesie entlocken konte. Goethe aber fand sein yorbild in nächster nähe. In den jähren 1780 und 81 beschäf- tigte sich Herder mit Übersetzung der epigramme aus der griechischen Anthologie^ und Goethe erhielt sicherlich wie von den übrigen arbeiten Herders aus jenen jähren, so von diesen „Blumen aus der Grie- chischen Anthologie gesammlet'* sofort kentnis.^ Diese haben ihn dazu angeregt, sich in eignen epigrammen zu versuchen. Vor den hinken- den Pentametern hat sich auch Herder nicht ängstlich gehütet. Den- noch sind seine distichen unter allen, die bis dahin geformt waren, die kunstgerechtesten, sie sind weit fliessender als die von Götz, der in seinen zehn ersten distichen sich den pentameter mit lahmem aus- gange nicht weniger als vier mal gestattet.

Goethe lernte nach ebenem geständnis lieber von den menschen als aus büchem , an beispielen lieber als durch theorien. liess er sich von Herder zum distichen anregen, so ward Wielands Vorgang ihm zum antrieb; sich in der schwersten modernen form zu versuchen. Der Oberen erschien im frühjahr 1780. Goethe schickte dem dichter einen lorbeerkranz , er schrieb zu derselben zeit die werte an Lavater: „So lange Poesie Poesie, Gold Gold und Krystall Ejrystall bleiben wird, wird Oberen als ein Meisterstück poetischer Kunst geliebt und bewun- dert werden." Der lorbeer galt in Goethes sinne gewis auch dem mei- ster der form, die bisher nur unter dem himmel Italiens gediehen war. Mit wie heisser mühe Wieland, der formgewante, um diesen preis gerungen hatte, war ihm nicht unbekant.^ Denn Wieland hielt damit gegen niemand zurück. So klagt er in einem briefe an Merck: „Die Schwierigkeiten, die nur bloss im Mechanismus meiner achtzeiligen

1) An Sophie v. Schardt, die schwftgerin der fran von Stein, sante Herder schon im winter 1780 eine samlong seiner ttbersetzangen ans der Anthologie mit einem briefe, den Düntzer mitteilt. „Zwei Bekehrte" (1874) s. 298.

2) Das erste unmittelbar nach dem anhören des gedichts niedergeschriebene nrteil Goethes über den Oberen besitzen wir nunmehr in seinem tagebuche (s. 194). Die Schwierigkeit der kunstleistung ist darin nachdrücklich betont. „D. 26. (juli 1779) Hess mich versprochener Massen von Mayen mahlen, und bat Wieland mir dabey seinen Oberen zu lesen. Er thats zur H&lfte. Es ist ein schatzbar Werk für Kinder und Kenner, so was macht ihm niemand nach. Es ist grosse Kunst in dem Ganzen, soweit ich*s gehört habe und im Einzelnen. Es setzt eine unsSgliche Übung voraus u. s. w.''

15*

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224 SüPHAir

Strophe liegen, und in der Natur dee Jamben und in der verh&ltniss- m&ssig geringen Anzahl unserer Beime die Schwierigkeit aus einem so spröden Leime gerade das Bild, das ich haben will, herauszufin- gem ist oft unsäglich/' Wie stark also muste das bewustsein von der notwendigkeit dassischer form in dem jüngeren dichter sich ent- wickelt haben, da er für sein grosses allegorisch - episches gedieht „Die Geheimnisse/' das er vier jähre später unternahm, diese stanze wählte. Der plan des gedichtes war nach grossem masstabe entworfen; es hätte wie an tiefe des inhalts so an ausdehnung das romantische epos Wie- lands übertreffen müssen. Doch es blieb bruchstfick. Goethe hebt in der erklärung, die er im jähre 1816 über Inhalt und sinn der Geheim- nisse gab, hervor, „das Gedicht sei auf einmal in kurzer Zeit auf den Punkt gebracht worden , wie man es jetzt kenne/' Dies ist nicht ganz richtig. Goethe begann die Geheimnisse im august 84 , im märz des nächsten jahres war er bei der 40. strophe. Über die 45. ist er nicht hinausgekommen. Doch würde man irren, wenn man das stocken und schliessliche steckenbleiben auf die Schwierigkeit der gewählten form schieben wollte. Diese hat Goethe von vom herein mit unglaublicher leichtigkeit gehandhabt Die Zueignung, welche jetzt den sämtlichen gedichten vorangeht, war bekantlich zunächst sur einleitnng der Geheim- nisse bestimt. Dies gedieht, 14 Strophen lang, ist an einem tage, in einer unvermutet geschenkten müsse , entstanden. Frisch, une es gewor- den war, wurde es an Herders durch ihre Vermittlung an die Stein gesant, mit folgendem billet:

Dingelstedt , Sonntag d. 8. August 84. Abends halb 10 Uhr.

„Zwischen Mühlhausen und hier brach uns heute die Achse des schwer bepackten Wagens. Da wir hier liegen bleiben mussten , machte ich gleich einen Versuch, wie es mit jenem versprochenen G^edichte gehen möchte. Was ich hier schicke, ist zum Eingang bestimmt, statt der hergebrachten Anruftang und was dazu gehört

Es ist noch nicht alles wie es sein soll, ich hatte k^ium Zeit die Verse abzuschreiben.'*

Dank der schreibseligkeit Herders ist das gedieht in dieser älte- sten gestalt erhalten. Dies ist das wertvollste stück meines fundes. Wir erkennen an diesem, wie weit sich dem dichter in glücklichster stunde sein Stoff gestaltete; gewahren, wie er einer zum ersten male ergriffe- nen form herr wurde; wir gewinnen endlich durch vergleichung mit dem veröffentlichten gedichte einen einblick in die wunderbare fthigkeit seines zweiten poetischen Schaffens , seines umdichtens erster formen mit einem geringeren namen darf diese tätigkeit, wie er sie geübt hat, nicht bezeichnet werden. Die neue gestalt erblüht gleichsam aus dem

OOSTBUOHB OXDICHTB IM IlT. OBSTALT 225

innersten kern des gedichts. Wie viel immer die form gewonnen haben mag, der edelste gewinn fällt dem poetischen gehalt zu; inniger und zarter wird der ton der empfindung, anschaulicher und reiner hebt sich das bild hervor. Selbst die scheinbar geringfügigste änderung lässt den Inhalt nicht unberührt; so das feierliche „Sie lächelte, sie sprach'^ im anÜEUige der achten strophe, statt des uisprQnglichen „Sie lächelte und sprach/* Doch mag auf Schönheiten, die jeder empfindet, nur hinge- deutet sein ; meinem zwecke gemäss gehe ich hier nur deigenigen ände- rungen nach, in denen sich die strengere behandlung des metrischen kundgibt^

1) Ausser den in den beiden oben vollst&ndig mitgeteilten atrophen 10. 14 enthaltenen abweichnngen von dem ersten drucke (Göschensche ausgäbe I. 1787) gebe ich hier sämtliche der ältesten handschriftlichen gestalt eigentttmlichen les- arten in der reihenfolge der Strophen.

1, 5. Ich freute mich bei jedem neuen Schritte

2, 1. Und wie ich stieg, erhob vom Fluss der Wiesen

8. ich sah ihn wechselnd weichend mich umfliessen 8, 3 4. hier schien er leise sich hinwegzuschwingen

hier schien er sich zu Theil. zu erhöhn, (verschrieben

statt: „zu Üieilen, zu erhöhn") 4, 6 8. ein Göttliches vor meine Augen hin

und zwischen Kommen, zwischen Eilen blieb sie im Schweben zu verweilen. b, 6. dein oft bethörtes Herz sich fest und fester schloss

6, 6 8. am heissen Tag die Stime leis gekfihlt.

Durch Dich geniess* ich nun der Erde liebste Gaben und was ich haben kann will ich von Dir nur haben.

7, 1^2. Dich nenn ich nicht, ich höre Dich von vielen

gar oft genannt und jeder nennt Dich sein.

8, 1 8. Sie lächelte und sprach: Du siehst wie klug

wie noth es war, euch wenig zu enthüUen. Kaum bist Du sicher für dem gröbsten Trug 6—8« um Deine Pflicht mit Murren zu erfüllen.

An Irrthum nicht, an Maas nur unterschieden bescheide Dich, leb mit der Welt in Frieden.

9, 8. Der gute Wille lebt in meinem Blut

5. In andern wächst für mich das edle Gut

6. ich kann, ich will das Pfund nicht mehr vergraben. 8. wenn ich ihn nicht den andern zeigen soll

10. (S. ob.)

11, 4. sie zog ihn und es war kein Nebel mehr

5. Das Auge Hess ich nach dem Thale schweifen

7 8. Nun sah ich sie den reichen Schleier halten

er schwebt* um sie und schwoll in tausend Falten. 14, 4. Nimm dies* Geschenk, das ich Dir lang bestimmt

(«oder: „Dein'O

226 8UPHAN

Am stärksten amgeschmolzeQ ist die zehnte stropfae. Zuerst gab sie sich dem dichter in folgender gestalt:

Mit einem Blick voll Mitleid, wie ein Wesen

von höhrer Art uns sieht, voll Nachsicht, die uns weist

zurück in uns und unsre Schwäche lesen

und wieder uns mit Muth zu streben heisst,

Sah sie mich an, und ich war schon genesen,

Es sank und stieg von sanftem Druck mein Geiste

Mir wars, ich könnt* mit geistigem Vertrauen

Mich zu ihr nahn und ihre Nähe schauen.

Nach der umdichtung lautet sie:

Und wie sie sprach, sah mich das hohe Wesen Mit einem Blick mitleidger Nachsicht an; Ich konnte mich in ihren Augen lesen, Was ich verfehlt, und was ich recht gethan. Sie lächelte, da war ich schon genesen. Zu neuen Freuden stieg mein Oeist heran; Ich konnte nun mit innigem Vertrauen Mich zu ihr nahn und ihre Nähe schauen.

Nur diese letzte Zeile hat die ursprüngliche gestalt gewahrt Blickt man aber von jener trflben erstiingsform zu der jüngeren, vollendeten, so scheint auf diese selbst der vers des gedichtes anwendbar:

„Im Nebel liess sich eine Klarheit sehn/'

Auch im metrischen bau erscheint die erste form unbeholfen gegen die ebenmässigkeit der letzten. In der zweiten zeile

von höhrer Art uns sieht: voll Nachsicht, die uns weist

legt sich der Alexandriner breit zwischen den regelmässigen vers mit fünf hebungen , und so lockert er noch mehrmals das strophische gefüge. So in der fünften strophe:

Du kennst mich wohl, an die zu ewgem Bunde Dein oft bethörtes Herz sich fest und fester schloss

12, 6—7. der es einmal aas meinen Händen nimmt

Hier Iforgennebel gleich verbrämt mit Sonnenklarheit

13, 4 6. nmhancht ench Würzgemches Dnft

Es schweigen alle bange Erdgef&hle zum Wolkenbette wandelt es die Gruft. li. (S. ob.)

GOJITHISCHB GXDIOBTX IM iLLT. OBflTALT 227

in letzter gestalt

Dein strebend Herz sich fest und fester schloss.

Die folgende strophe schliesst gar mit einem Alexandrinerpaar:

Durch dich geniess ich nun der Erde liebste Gaben, Und was ich haben kann, will ich von dir nur haben.

woffir nun gedruckt steht:

Du schenktest mir der Erde beste Gaben

Und jedes Glück will ich durch dich nur haben.

Strophe 12, 7:

Hier, Morgennebel gleich, verbrämt mit Sonnenklarheit Der Dichtung Schleier aus der Hand der Wahrheit.

geändert :

Aus Morgenduft gewebt und Sonnenklarheit.

Aber das unebenmass geht noch weiter. Zu Vertretung der regelmäs- sigen zeile ist auch eine kurzzeile mit vier hebungen zugelassen. Die vierte strophe schliesst im drucke:

Da schwebte, mit den Wolken hergetragen Ein göttlich Weib vor meinen Augen hin; Kein schöner Bild sah ich in meinem Leben, Sie sah mich an und blieb verweilend schweben.

Ursprünglich aber lauteten die beiden letzten zeilen:

Und zwischen Kommen, zwischen Eilen Blieb sie, im Schweben zu verweilen.

Von der 13. strophe lautet die erste hälfte in der älteren gestalt:

Und wenn es Dir und deinen Freunden schwüle Am Mittag wird, so wirf ihn in die Luft! Sogleich umsäuselt Abendwindes Kühle, Umhaucht euch Würzgeruches Duft

Nachher aber stellte sich weich und schmeichelnd der vers ein:

Umhaucht euch Blumen -Würzgeruch und Duft.

Jene Alexandriner und diese Kurzzeilen gemahnen nun deutlich genug an das vorbild, von dem sich Goethe bei dem ersten versuche noch nicht frei machte :

„Noch einmal sattelt mir den Hippogryphen , ihr Musen, Zum fiitt ins alte romantische Land.'*

288 SDPBAir

Es ist also nicht wahr, was man bisher immer behauptet hat, dass Goethe sogleich die reine stanze gebaut habe, und dass auch hierin sein grosser vorzug vor Wieland beruhe. Die ältere Qoethische stanze ist eine fibergangsform von der absichtlich frei gehaltenen Wielan- dischen zu der classischen strophe der Italiäner. Begelrecht hat sie Goethe erst gebaut , nachdem er aus Italien zurückgekehrt war. So ist denn also auch das bruchstfick des epos selbst wol erst später in die reine form umgeschrieben. Unter dieser annähme wird es erst erklär- lich, wenn Caroline Herder am 12. sept. 1788 ihrem manne schreibt: Goethe habe in Eochberg vor der Stein und ihr „das Gedicht über die Bosenkreuzer ** redtiert Er recitierte es ihnen doch wol nicht in der älteren gestalt, die ihnen längst bekant, und wenigstens der Stein schriftlich mitgeteilt war. Denn für diese und für Herders war das gedieht ganz eigens bestirnt gewesen, und manches, was in diesem kreise gemeinsam durchlebt und durchdacht war, hatte der dichter als ein teures Vermächtnis darin niedergelegt Daran erinnerte schon das begleitende bUlet an Herders , und so auch die Zeilen an frau von Stein vom selben tage: „Das Gedicht, das ich heute für euch gearbeitet habe^ „Das Gedicht,^ nent es dann Goethe wenig wochen später, „das ich so lieb habe, weil ich darin von Dir und von meiner Liebe ZU Dir in tausend Gestalten werde reden können , ohne dass Jemand es versteht als Du allein/' An diese seine liebsten freunde wendet er sich denn auch am Schlüsse der widmung mit herzlich warmen werten, deren persönliche beziehung die Überarbeitung verdunkelt hat. Sie ste- hen in der ersten halbstrophe:

So kommt denn Freunde, wenn auf euren Wegen des Lebens Bürde schwer und schwerer drückt; 0 kommt mit mir und bringt mir euren Segen, mit dem allein mein Leben ihr beglückt Geht froh mit mir dem nächsten Tag entgegen: noch leben wir, noch wandeln wir entzückt, und auch denn soll, wenn Enkel um uns traoren Zu ihrer Lust noch unsre Liebe dauren.

Ich bin, indem ich immer mehr die nahen persönlichen beziehun- gen, die zwischen Goethe und Herder bestanden, in den kreis der besprechung ziehen muste, der frage immer näher gekommen: Wie und zu welcher zeit ist Herder in den besitz so vieler Goethischer gedichte gelangt? Indem ich die anfange von Goethes epigranunen- dichtung berührte, bemerkte ich, dass Goethe meistens Herders arbei-

OOBTHISCHB GBDiaBTB IN iLT. QMBTAUI SS9

ten unmittelbar nach ihrem entstehen in der handschrift mitgeteilt erhalten habe. Von den epigrammen selbst ist dies nicht bezeugt; doch von den Paramythien, den Morgenländisohen Dichtungen, den man- nigfaltigen kleineren prosaschriften der 80er jahre^ wie von den beiden ersten teilen der Ideen. Sogar eine wichtige predigt Herders wanderte einmal zu dem weltlichen freunde und kehrte mit dessen rötelstrichen am rande und brieflichen bemerkungen zurück. Es ist die unter Her- ders handschriften erhaltene rede , welche Herder bei der taufe des erb- prinzen Karl Friedrich gehalten hat. Eben so lebhaft war nun auch Goethes bedür&is, was er geschaffen, dem freunde zur kentnisnahme oder beurteilung anzuvertrauen. So seine wissenschaftliche abhandlung Aber das os intermaxillare des menschen, die ftlr Herders ,Jdeen^ wichtig wurde; nicht weniger auch seine poetischen Schöpfungen. Die Zusendung der Qeheinmisse steht nicht vereinzelt da. In den briefen Goethes an Herder werden solche Sendungen öfters erwähnt. So beglei- tete eine in versen geschriebene epistel die handschrift von dem Sing- spiele „Die Fischerin.^ Am lebhaftesten aber ward solcher austauseh in den letzten drei jähren vor der italiftnischen reise getrieben. Sie bilden den hochsommer und den früchtereichen herbst in der freund*- schaft beider mftnner. „Wir haben in den drei letzten Jahren nur mit ihm gelebt, «an Geist und Herz verbunden,*^ schreibt Herders firau im februar 1787 voll trauer über Goethes femsein an Gleim. Und mit herzlicher Offenheit bekent Goethe in einem briefe an Knebel mitten in dieser epoche : Die Stein und Herder sind mir vom grössten wert und sind beinahe die einzigen hiesigen kapitale, von denen ich zinsen ziehe.*^ Die regsamkeit und Innigkeit, mit der dieser verkehr von beiden selten gepflogen wurde, geben nicht minder Goethes briefe an die Stein als die Herderischen correspondenzen zu erkennen. „Goethe besucht uns oft wie ein Stern in der Nacht'* schreibt Herder. „Mit Goethe leben wir herzlich gut manchen Abend bei ihm/^ setzt die frau hinzu: „Er hat viele Geschäfte seines Amtes, ist aber in seinem innem Geist nicht müssig und theilt uns manchmal davon was Gutes mit.^^ Gegen ende dieser zeit aber war es ja, dass in Goethe der plan, seine Schriften herauszugeben, reifte, und Herder nahm an den zurüstungen den leb- haftesten anteil. Er bildete mit Wieland das freundschaftliche tribunal, dem das urteil über vorzunehmende oder vorgenommene änderui^en anheimgestellt wurde. Sein urteil über den Werther, und wie ihm Goethe beigestimt, habe ich erwähnt. Auch die zeilen sind erhalten, mit denen er das durchgesehene exemplar des Götz von Berlichingen znrücksante. Sie schliessen: „Gott segne Dich, dass Du den Götz gemacht hast, tausendfUtig.*' Herder war es auch, der dem dichter

230 8UPHAH

immer wider lust zu umarbeitang seiner «, alten Sachen *' machte, so oft ihn seine neiguig zu natorstudien dem einmal gefassten voinsiatze untren zu machen drohte. Im Earlsbade, wo sie im august 1786 zu- sanmien verweilten, verhütete er, dass Goethe auf taubem gestein her- umhämmerte, und trieb zur Iphigenia, brachte es auch dahin, dass sie „in verse geschnitten '* wurde, und so schon in die vollkonmienste form hineinwuchs, noch ehe Goethe, wie er es nante, „in die berge gieng."

In den letzten monaten vor der italiänischen reise war Goethe zwar mit der Vorbereitung der vier ersten bände seiner Schriften beschäf- tigt, welche die grösseren arbeiten der 70er jähre enthalten; aber daneben betrieb er auch schon die samlung seiner kleineren gedichte. Der frau von Stein schreibt er am 15. juni: „Die kleinen Gedichte hab* ich unter allgemeine Bubriken gebracht ,^^ und am 4. juli erinnert er sie daran, ihm die Epigranune ,'' welche sie besass, abzuschreiben. Im juni 1786 also frOhestens ist die Herderische samlung der lyrischen gedichte ihrem grössten teile nach angelegt worden. Denn in gleich- massiger Schrift und auf eines bogens lose blätter zusammengedrängt, wie sie dastehen, machen sie ganz den eindruck, dass sie auf ein mal zusammengetragen sind. Die neun gedichte des siebenten blättchens aber sind, wie die verschiedene tinte und der veränderte zug der hand- schrift erkennen lässt, später, doch widerum sämtlich zu einer zeit, aufgeschrieben worden. Die zeit dieses nachtrages lässt sich genau bestinmien. An viertletzter stelle steht die kleine schnurre Der Segen wird gesprochen,^' die Goethe im winter 1787 auf 88 fllr seinen römi- schen hausgenossen und Schützling, den jungen maier Fritz Bury, gedichtet hat. Wir kennen sie aus dem briefe Goethes an Fritz von Stein vom 16. februar 1788. „Ich werde mich freuen,^' heisst es darin, „wenn ich diesen Abendsegen einmal über Dich sprechen kann. Becitire ihn Herders und dem Fräulein von Göchhausen.*' ^ Dieses gedichtchen und die acht übrigen kann Herder nicht direct aus Goethes band erhalten haben, wie es bei der mehrzahl wahrscheinlich ist; am nächsten ligt die Vermutung, dass sie ihm durch frau von Stein, seine freundin und Verehrerin, vermittelt worden sind. Sie besass, wie bekant, die vollständigste samlung der Goethischen Gedichte, von denen des Leipziger liederbuches an. Vielleicht sind auch die opigramme erst in dieser späteren zeit copiert worden. Über die sechs einzelnen

1) Die dritte zeUe lautet in den Briefen an Fritz von Stein" s. 49: „Die V^ölfe sind aasgekrochen." In Herders copie steht: „3. V^ölfe/' übereinstimmend mit der Enebelschen abschrift, ans der v. Loeper diese ohne zweifei bessere lesart in den text der Hempelschen ausgäbe (Gedichte in» 206) aofgenommen hat

G0BTHI8CHB GBDIGHTX DI iLT. aXBTALT 231

gedichte, die „Zueignung'' ausgenommen, lässt sich nichts näheres bestimmen.

Ist auf solche weise die samlung der copien entstanden , und darf man sie dem grade ihrer Zuverlässigkeit nach zunächst hinter Goethes eigene manuscripte stellen, so wird man die drei bisher unbekanten gedichte, welche die samlung der 36 enthält, als Goethische Anekdota begrüssen dürfen. Sie werden, hoffe ich, selbst f&r ihre ächtheit am besten zeugen; entstehungszeit und veranlassung zu bestimmen soll in einigen Schlussbemerkungen versucht werden.

1. Auf der Jagd*

Umschwebst du mich Götterbild acht ich nicht Nord und Frost noch das Schneegestöber das des Tannenwalds stolze Wipfel beugt.

Umschwebst du mich Götterbild

schaut mein kühnerer Blick

von der Felsenhöh

furchtlos hinab

wo der Abgrund droht.

Umschwebst [du mich Götterbild]^

Neben dir Götterbild

ruht sichs sanft im Thal

wenn Mailuft uns weht

wenn balsamischer Duft

Unser Lager bethaut.

Holdere Göttin der Zeit eil* im Blumengewand bald 0 balde herab. Einsam find ich dann oft dich im Buchenhain himmlisches Götterbild.

1) Das „u. f.," welches in der zweiten atrophe hinter ,, umschwebst" steht, fehlt in der dritten. VieUeicht ist bei dieser der refrain irtümlich angedeutet. Anspreeheuder ist es jedenfalls, wenn sie, fünizeilig wie die beiden ersten, begint „Neben dir GötterbUd.'*

282 BUPBAK

2. Sehottisehes Lied.

Mir ist, als müsst* ich dir was sagen als wollte dir mein Herz was klagen mein Innerstes beweget sich, mit jeder Regung lieb* ich dich.

Mir ist, als mfisst' ich zu dir wallen, als Pilger dir zu Füssen fallen von mancher Begung heilen mich und ach nur sehn und lieben dich.

Mein Herz den Banden will enteilen mein Auge möcht an deinem weilen und Herz und Aug* ergiessen sich mit Tielen Thränen lieb ich dich.

3. Als auf eiiieai Laadgat bei KoppenbageB drei Urnen geftmdeo wurden.

In Siegesfneden ruhe

Heldengebein

dreier Edlen, freier Vorzeit Söhne.

Fromme fanden dich, gaben dich wieder

mit Ehrfurcht segnend,

dem kühlen Hügel , der auch ihrer harrt.

unter den drei gedichten trägt das erste das gepräge seiner her- kunft am deutlichsten. An Goethes weise erinnert schon die Über- schrift. Sie enthält die angäbe der Situation, gleich jenen: „Auf dem See,'' „Vom Berge/' „Auf dem Harz: im December^' (wie zuerst die Harzreise im Winter benant war). Ferner hat der bau der Strophen grosse ähnlichkeit mit den anfangsstiophen von Wanderers Sturmlied. Den anfiangsrefrain in strophischen gedichten von freiem silbenmass hat meines wissens nur Goethe gebraucht. Dieser gebrauch hängt mit dem wesen seiner lyrik, die auch in den höheren gattungen das liederartige beizubehalten strebt, zusammen. „Bald o balde'^ in der vierten Stro- phe ist unverkenbar Goethisch, und auch sein beliebtes stimmungswort „hold'' „holdere Göttin der Zeit" fehlt nicht. In der Vorstellung von dem „umschwebendem bilde der geliebten" damals war es noch nicht poetische phrase berührt sich das gedieht mit der anfangs- strophe von Jägers Abendlied:

eOBTHIBOm GB3>ICBTX IN ALT. 6B8TALT 288

Im Walde schleich ich still und wild Oespannt mein Feuerrohr, Da schwebt so licht dein liebes Bild, Dein süsses Bild mir vor.

Es ist Luis bild, das den jäger umschwebt. In dem exemplar der Stella, das der dichter Lili schenkte^ standen die verse:

Im holden Thal, auf schneebedeckten Höhen, War stets Dein Bild mir nah Ich sah*s um mich in lichten Wolken wehen, Im Herzen war mirs da.

Und an Lili ist, glaube ich, auch unser gedieht gerichtet. Es ist wahrscheinlich im winter 1774 auf 75 gedichtet. Älter kann es, wenn es sich auf Lili bezieht, nicht sein. Dieser zeit wird man es besonders auch seiner form wegen zuweisen. Die meisten gedichte im fireien sil- benmasse sind vor dem jähre 1776 entstanden. So auch, wie kfirzlich von Löper bewiesen hat , die ode Edel sei der Mensch /' der man bis- her die Jahreszahl 1780 82 gab. Die gedichte dieser art, die aus späterer zeit stammen, wie die öden „Meine Göttin," „Grenzen der Menschheit^' halten sich strenger an eine metrische grundform.

Das zweite gedieht kfindigt sich , wenn man seine fiberschrifb wört- lich nimt , als eine Übertragung an , und als solche würde es unter den gedichten der siebziger jähre keineswegs vereinzelt stehen. Aus der fireude an den schätzen volkstümlicher poesie, deren herlichkeit Herder in Strassburg dem jungen Goethe erschlossen hatte, entsprang zuerst dessen Sammeleifer, bald auch die lust am übersetzen.^ Die frühesten beweise derselben sind die bruchstücke einer Übersetzung des Hohen Liedes, und die in den Werther aufgenommenen Übersetzungen aus Ossian, in dessen gesängen das junge geschlecht wie in jenen orienta- lischen „Stimmen der Liebe" die höchsten Offenbarungen einer als naturkraft sich äussernden poesie verehrte. Auch nachmals gab die nahe Verbindung mit Herder mannigfachen anlass, wetteifernd mit ihm, dem feinsinnigen Übersetzer , sich im übertragen fremder poesie zu üben. Immer war es die sogenante naturpoesie , die zu solchen ver- suchen lockte. Für Herders volksliedersamlung übertrug Goethe den Morlakischen Gesang von der edeln Frauen des Asan Aga; mit rück- sicht auf sie wol auch die beiden indianischen lieder, das „Todeslied

1) Vgl. Goethes Brief an Herder, Herbst 1771. Aus Herders Naohlass J, 81 fg. Der junge Goethe I, 298 fg.

234 SÜPHAH

eines Gefangenen ^^ nnd „Liebeslied eines amerikanischen Wilden."^ Aus Herders verrat entnahm er die Volkslieder, die er in das Singspiel „Die Fischerin ^* eingeflochten hat; und Herders übei*tragungen waren ihm so wert wie Originalgedichte.' Die schottischen Volkslieder hielt er, wie Herder, ganz besonders hoch. Eine alte schottische ballade macht ihn , da er nicht ganz freien gemüts ist , ,y munterer , als ich seit drei Tagen nit was."^ So liesse es sich denn sehr gut annehmen, das „Schottische Lied^' gehöre als Übersetzung in diese zeit. Das volks- tömliche „was/* das wir darin finden („was sagen,** „was klagen**) kann man aus den gleichzeitigen briefen leicht belegen/

Ist aber das lied eine Übersetzung? Mutet es uns nicht empfin- dungswarm und innig, wie ein unmittelbarer erguss aus des dichters herzen an? Wenigstens die Vermutung, dass es ein solcher ist, sei hier ausgesprochen auf die gefahr hin, durch das original widerlegt zu werden. Auch manches Herderische gedieht, das sich „nach dem Eng- lischen ** und ähnlich benent , ist eine freie Schöpfung , die nur die anre- gung oder etwa einen zug von einem ausländischen originale entlehnt hat. Möglich , dass in dem unsrigen die refrainartige schlusszeile einem schottischen liede nachgebildet ist. Recht im mittelpunkte aber finden wir einen gedanken, der unmöglich von aussen entlehnt ist: den, dass ein leidenschaftlich erregtes gemüt, die „Kegung** („die schmerzlich überspannte Regung** heisst es in dem gedichte Hmenau), von der sitt- lichen kraft einer edeln liebe bezwungen, krankhafte Sehnsucht durch sie geheilt wird. Wer entsint sich nicht in wie viel Variationen sich dies bekentnis durch die briefe Goethes an seine edelste geliebte hin- durchzieht? Voll und ganz erlebt er in sich die katharsis der leiden- schaft, seit er ihr angehört, „die den reinsten seiner Triebe ihm noch reiner widergibt.** Sie ist ihm „Arzt** und Seelenführerin /* sie „heilt alles an ihm, was zu heilen ist** (15. märz 85). Am andächtigsten erklingen diese anrufungen in den früheren jähren, mitten unter den äusserungen leidenschaftlichen begehrens. Mit pilgiims Inbrunst nent er die geliebte seine „Heilige,** eine Madonna (I, 65); er will „einen Tropfen Anodynum aus ihren Augen trinken** (I, 57), „an ihren Augen von mancherlei ausruhen** (I, 94). Und so auch in den poetischen

1) Beide lieder mit Beinhold Köhlers bemerkungen findet man im dritten bände dieser Zeitschrift s. 477 fg. Eine (handschriftlich erhaltene) Übersetzung dos letzteren hat auch Herder versucht.

2) Brief an frau v. Stein vom 11. nov. 1777. 8) An frau v. Stein, april 1776 (I, 22).

4) An frau v. Stein I, 22 („ich weiss was versprech ich ihnen was zu lesen '0* ^ („wieder was zu lachen machte") 154 (,,hat was anziehendes").

GOSTHIBOHB GEDICHTE IN IlT. OBSTALT 235

hnldignngen. Wenn er, nm den unwiderstehlichen zng zur geliebten zu erklären 9 von einem längst vergangenen Zeitalter träumt , in dem er ihr schon einmal innigst zugehört hat

Welche Seeligkeit glich jenen Wonnestunden

Da er dankbar dir zu Füssen lag,

Fühlt sein Herz an Deinem Herzen schwellen,

Fühlte sich in Deinem Auge gut,

Alle seine Sinnen sich erhellen

Und beruhigen sein brausend Blut. (I, 25).

Oder wenn er am Tasso schreibend „sie anbetet^ die sich alles zueig- nen will, was Tasso sagt^^ (11, 65):

Wie den Bezauberten von Bausch und Wahn Der Gottheit Nähe leicht und willig heilt. So war auch ich von aller Phantasie^ Von jeder Sucht, von jedem falschen Triebe- Mit einem Blick in deinen Blick geheilt/'

Das gleiche geständnis versteckt sich in unserm liede nur leicht hinter einer wol nur zum spiel ersonnenen hülle. Darf man das anmutige kleine stück chronologisch auffädeln, so möchte 1776 78 am passend- sten für die entstehungszeit gelten.

Das Urnengedicht wird man nach der eigentümlichkeit seiner form am füglichsten den vorweimarischen gedichten im freien silbenmass beiordnen. TJngesucht , wie oft in den Goethischen gedichten dieser art stellt sich als ersatz strengerer bindung die alliteration ein. Vielleicht ist es möglich, zu noch festerer datierung zu gelangen. Ich schlage dazu einen weg ein , auf den mich ein wink von kundigster band gewie- sen hat Die drei umen sind auf einem landgute bei Kopenhagen gefunden worden. Solch ein fund machte vor hundert jähren, da die altertumswissenschaft sich mit allem eher als mit den denkmälern der vaterländischen vorzeit beschäftigte, je seltener man davon hören mochte^ um so grösseres aufsehen. Mancher junge „barde** hätte wol vom blossen lesen der Zeitungsnachricht sich zu einem sänge im höhern ton begeistert fühlen können. Wer es glauben mag, dass auch Goethes gedieht auf solchen anlass entstanden sei , dem muss es unbenommen bleiben. Auf ihn wirkte sonst nur die lebendige gegen wart ; wol hätte auch eines augenzeugen lebhafter bericht diese zu ersetzen vermocht Zu welcher zeit kann nun eine solche persönliche anregung erfolgt sein ? Aus Kopenhagen kamen die beiden jungen grafen von Stolberg, die im

236 SUPHAN

mai 1776 bei Goethe einkehrten, denen er dann znr reise in die Schweiz sich anschloss. In ihrem unklaren freiheitsdrange, mit ihrer schwärme- rischen Verehrung des vaterländischen altertums, waren sie ja recht geartet dazu, mit freudiger begeisterung zu rühmen von der „freien Vorzeit Söhnen/* deren heldenstärke sie in den gewaltigen Überresten mit staunen verehrt hätten, und so mochte leicht eine gleiche begei- sterung den dichter des Oötz anglühen, und ihm werte der weihe an die entschlafenen helden eingeben , mit denen er gleichsam in den kreis der widerbestattenden eintrat. Auch ihm waren ja damals die edeln helden der vorzeit vertraute gestalten, „starkknochig und starksehnig, das Herz so fest und wild.**

An die Stolberge und ihren möglichen anteil hat mich C. Redlich erinnert, und ihm danke ich auch den folgenden nachweis, aus dem sich wenigstens dies mit Sicherheit ersehen lässt, dass jeuer den vor- fahren geweihte dichterische gräbercultus den Stolbergen eigentümlich gewesen ist Unter den gedichten der brüder^ befindet sich folgendes von Christian :

An die

in mehreren Asehenkriliren , unter srrossen Felsstfleken in einem Hflnenliliird

SreAudenen, und in Einer Urne wieder eingegrabenen Gebeine.

Buht starke Kinder starker Zeit Im Schauer dieser Einsamkeit, Es trennte euch der Zeitgenoss, Nun £asst euch Einer Urne Schooss.

Des Hügels Erde sei euch leicht! Und wart ihr Mann und Frau vielleicht, So schlaft selbander manche Nacht, Bis ihr dereinst vereint erwacht;

Und wart ihr Feinde stolz und kühn. Doch soll Ein Grab euch beiden blühn, Bis ihr, nach langer, schwarzer Nacht, Selbander, und versöhnt erwacht.

Nicht des poetischen Verdienstes wegen , das besonders bei vergleichung mit der gedrungenen Schönheit des Goethischen impromtus gar gering erscheint, habe ich dies gedieht ganz eingenickt, sondern weil es in anbetracht der Situation einen auffallenden pendant zu demselben bil- det. Der unterschied in der darstellung des zu gründe liegenden fac-

1) Geflammelte Werke der Brttder Stolberg (1820) II , 158.

60XTHISCHB GESICHTE IN ALT. GB8TALT 287

tums ist gering; man dürfte, da ein gedieht keine geschieht ist, gänz- lich über ihn hinwegsehen, wenn das Stolbergische gedieht nicht eine Jahreszahl trüge, die einer Vereinbarung durchaus im wege steht Es ist im jähre 1797 gedichtet. Das Qoethische gedieht aber ist sicher- lich, wenn anders es durch eine erzählung der brüder veranlasst ist, im jähre 1775 entstanden, im sommer oder während des kurzen besu- chest den sie auf der rückreise im november des jahres in Weimar abstatteten. In den neunziger jähren lebte graf Christian auf seiner Holsteinischen besitzung, und warum solte er nicht auch dort die auf- deckung eines hünengrabes veranlasst, ihr beigewohnt haben? Hierbei bescheide ich mich, so lockend es ist, durch allerlei Vermutungen beide gedichte in einen engeren Zusammenhang zu bringen.

Den bericht über die älteren gestalten werde ich in einer fort- setzuug dieses aufsatzes vervollständigen und abschliessen. Zu den neu aufgefundenen gedichten habe ich nichts hinzuzufügen. Möge nun, was ich unvollständig gelassen, die Sorgfalt der kenner, wie sie sich im einzelnen falle schon glücklich betätigt hat, ausfallen und verbessern. Das kleeblatt ladet noch zu mancher bemerkung ein.

BERLIN, DEM 7. NOVEMBER 1875. B. SUPHAN.

ÜBER DIE BENUTZUNG AVIANS DURCH BONER

Im sechsten bände dieser Zeitschrift, s. 274 281 sucht herr prof. Schoenbach den beweis zu führen, dass Boner fQr die 22 fabeln, in denen er nach Lessing dem Avian gefolgt ist, die in der ausgäbe des Avian von W. Fröhner, Leipzig 1862, am schluss gedruckte paraphrase Avians, Apologi Aviani genant, benutzt habe, oder wenigstens eine prosaauflösung, die in der Verkürzung noch nicht so weit gegangen war als die vorliegende, jedenfalls nicht den Avian allein. In meiner abhandlung über die quellen zu Boners Edelstein (Programm des Char- lottenburger Gynmasiums Ostern 1875) hatte ich fßr diese fabeln nur auf Lessing verwiesen, im anschluss an Boners werte 68, 2 als man list in dem Ävi&n. Im folgenden soll nun diese frage einer ausfQhr- licheren Untersuchung unterzogen werden, und zwar zunächst für die von Schoenbach behandelten stücke.

Boner 64 = Avian 2. Während es in den Apologi nur heisst: iestudo aquilam mercede conduocit^ und nachher (aquüa) promissa per- pendisset (erwogen hatte) faUacia, beschreibt Boner, wie Av. 3 und 4: protenus e rt^bris conchas proferret ha/renis, quts predum nitido cor-

ZKIT8CHB. r. DXUTBOBB PKILOLOOIB. BD. TH. 16

888 eomomcK

Uee haca daret, das versprochene genauer y, 12 ich iooU iu äne liegen goU und edd gesteine geben. Ebenso heben beide die trenlosigkeit des adlers hervor, Av. v. 8 und 9 experta est (testudo) simüem perfida Ungua fidemj et male mercoHs . . pinnis, Bon. v. 26 ein trieger da den andern trcmg^ nicht so die Apologi. Nur Boner v. 32 do lie^ in vollen der adlar har nider, da^ sin hüs zerbrach entspricht scheinbar mehr den worten der Apologi: eam cadere super rupem permisit, et confracta periit tabeseendo, als denen des Av. occidit infdix aliHs ungue fero. Doch wird hier Boner, ohne sich genau an seine quelle gehalten zu haben , den Vorgang in naturgemässer weise erz&hlt haben : der adler lässt den sneggen fallen, und dessen haus oder schale zer- bricht, dazu braucht er nicht das confraeta vor sich gehabt zu haben. Seine nutzanwendung v. 45 u. fg. bezieht sich nur auf das fliegen und ist von ihm selbständig angefQgt.

Bon. 65 = Avian 3. Av. hat neben Cancer v. 3 genetrix, Apo- logi nur Cancer, Bon. v. 12 ein alter krebz. Aber so eng schliesst sich Boner nicht an seine quellen an, dass er nicht statt des femi- ninums, vielleicht des verses wegen, oder weil der söhn nachher vorkomt, das masculinum setzen könte. Weiter sprechen die Apologi von incedere oUique und recte gradi, dagegen Avian v. 3 facüi pro- cedere gressu und v. 8 pro so tramite siste gradus, wie Boner v. 17, 18, 19 vür dich gongest reckt, du gast nicht siecht, vür dich gän. Auch Avian y,^ si me praecesseris , gibt Boner v. 33 36 wider, wäh- rend die Apologi nichts davon haben. Dass der söhn bei Boner des vaters spottet, entsprechend den Apologi factus est ßio in derisum, wie Schoenbach meint, davon ist bei Boner nichts gesagt^ denn in den bezfiglichen versen v. 41 46 trüt votier min, du sott din strafen lä^en sin. du hast den sdben gang als ich, bdlde gast du hinder dich, so du vür dich söUist gän^ da von lä^ din bestrafen stän, braucht nicht Spott zu liegen.

Boner 66 = Avian 4. Den Jupiter als richter konte Boner auch beim Avian finden , v. 2 heisst in den handschriften iurgia cum magno conseruere Jove^ wenn auch Jove ein fehler f&r ioco ist, nichts weiter besagt das contendere corom Jove der Apologi Übrigens hat Boner auch nichts von der an Wesenheit anderer götter, während bei den beiden lateinern praesentia numma erwähnt werden. Dass Boner 34. 35 besser zu Avian v. 9 stimt, gibt Schoenbach zu, kurz vorher ist sogar eine noch weit grössere übereinstinmiung zwischen beiden , Boner v. 33 der urint was stark^ der regen kalt, Avian 8 et gelidus nimias depluit imber aqtuis, wofBr es in den Apologi allgemein heisst ^n- pestas acrior insurrexit

AVIAN8 BENUTZUNG DURCH BONBB 289

Bei Bon er 68 und 69 sagt Schoenbach, dass Boners und des para- phrasten einfache erzählung zusammenpasse. Doch des paraphrasten eng zusammengedrängte sätze, in denen er in der hauptsache den inhalt der Avianschen fabeln widergibt , werden Boner nicht zum muster gedient haben, der in gefSIliger breite und ausfnhrlichkeit erzählt.

Bei Bouer 68 == Avian 6 entspricht allerdings das distichon der Apologi Boner 33. 34, indess auch Avian hatte dasselbe als y. 13 und 14. Fröhner Iiat es zwar unter die Epimythia interpolata (s. 50 u. fg.) aufgenommen, doch sind diese ebenfalls in den handschriften vorhanden gewesen (Fröhner Praefatio s. X) , haben also Boner ebenso- gut wie die echten disticha vorgelegen. Dies wird besonders aus Avian 10 und 19 deutlich, wovon nachher gehandelt werden soll.

Boner 69 = Avian 7. Boner 3 und 4 sin gehcerde wären nickt gelich den werken, wand er senfleMich gebarte gibt Avian v. 5 wider: mdlia sed pavida^ sübmittens verbera caudae, während die Apologi nur absque lairatu haben. Boner v. 21. 22 da:^ ^n leben verdienet hat bezieht sich auf Avian v. 11 sibi credebat praemia ferri, und Boner V. 24. 25 diu hochvart in in großen kip brächt wider sin gesiechte do auf Avian \. 12 et similein tu/rbam despidebai, wo die Apologi weder von der belohnung reden noch von den übrigen hunden.

Boner 75 = Avian 10. Boner v. 8. 9. 11. 15 eis mäls harn er hin an ein runtavd . . stolzlich reit er über hof . . nu vuor er hin, nu vuor er har entspricht Avian v. 3 ad campum nüidis venit conspectus in armis et facileni frenis flectere coepit equom, wovon die Apologi nichts haben. Ausserdem ist diese fabel für die vorliegende fmge sehr wichtig, denn Boner gibt mit v. 41 und 42 er dunket mich ein wiser man, der also spot zerstoeren kan mit schalle das distichon wider, welches, in den Apologi fehlend, von Fröhner aus dem text in die Epimythia interpolata verwiesen ist (s. 50): Ridiculus cuiquam cum sis, absolvere teinet opposita veri cum raiione stude. Dies ist zwar Schoenbach nicht entgangen (s. 278), doch zieht er den daraus sich ergebenden schluss nicht, dass Boner hier den Avian vor sich gehabt hat.

Boner 77 = Avian 11. Dass Boner hier die wortreiche breite Avians gemieden habe, kann ich nicht zugeben, da er aus 7 distichon 30 seiner verse gemacht hat, die lange nutzanwendung ungerechnet. Bei V. 13 fgg. und wan der irdin lichter was, des weg es gelang im deste ba^, er vuor vor, der erin nach, kann Boner weit besser die Worte Avians vor sich gehabt haben v. 5 und 6 dispar erat fragüi et solidae concordia mUus, incertumque vagus amnis habebat iter (ungleich war die bewegung oder gemeinsamkeit der bewegung bei dem

16*

240 00TT8CHICK

zerbrechlichen and dem festen gef&ss und die unruhige Strömung nafam einen schwankenden lauf) als der apologi einfaches cum testen levior vdodus a gurgite portaretur.

Boner 88 = Avian 22. Weil Boner Jupiter nicht erwähnt, so meint Schoenbach, er würde ihn in seiner quelle nicht gefunden haben, könne deshalb nicht den Avian benutzt haben, sondern nur den para- phrasten, in dem Apollo allein genant wäre. Doch am schluss der Apologi heisst es ja ebenfalls: Tt^nc sartem sapiens hufnanam risit ApoUo invidiaeque nialum reittdit ipse Jovi. Boner nent die beiden götter hier nicht, weil er es fQr das Verständnis und den sinn der fabel ffir überflüssig hielt. Anders ist es in der 25., 66. und 79. Und auch in der 66. setzt er statt der persönlichen götter Boreas und Phoebus den wind und die sonne ein.

Dann sucht Schoenbach zu beweisen, dass Boner eine zwischen dem Avian und den Apologi stehende quelle gehabt habe: so seien bei der 91. fabel beide benutzt. Doch hier weist Boner Y,7doer Sf4s verre sich vergieng auf Avian 29 v. 4 perdita nam prohibet semita ferre gradum, und Boner v. 28 er säst den koph an sfnen munt, auf Avian v. 17 labris coniingere testam, während in den Apologi nichts davon sich findet. Auch Boner v. 26 und gap im trinken keifen wm, entspricht mehr den werten Avians opttdit et calido plenum cratera Lya^y als denen der Apologi et ccdidum parrexit pulmentum. Boner 30. 31 do wart er schier der hite gewar des wines und Uies hold dar an ist in den Apologi ausgedrückt: cuius iUe volens müigare cahrem, iterum crebrius insufftavit, im Avian durch dlgentem russus ab ore iuvat, doch steht in andern handschriften sufflat und deflat u. a., und V. 10 hatte er auch schon das adflare ore gebraucht.

Femer fahrt Schoenbach aus Bon er 83 die Benennung des Win- des aquild an, wofür Avian IG notus, die Apologi ventus haben. Viel- leicht war Boner der in den handschriften nothus geschriebene name weniger geläufig, und ihm schien der nordwind als starker wind hier passender. Sonst lehnt sich auch hier wider einiges an den Avian an. y. 4. 5 under dem berge was ein mos, dur da^ vlö^ ein küeier bachj Avian v. 3 quam tumidis subter decurrens alveus undis suscipU, in den Apologi nichts ähnliches; auch entspricht da^ mos v. 18 besser dem caespes v. 7 des Avian als dem harundinetum der Apologi.

Endlich heisst es Boner 80 v. 4 und 5 von der gans hab ich gelesen^ si Uit altag ein gtddin ei^ während Avian saepe, die Apo- logi singulis sqptimanis singuia haben. Allein abgesehn davon, dass Boner sich noch ganz andere abweichungen von seinen quellen gestat- tet, von denen einiges in dem oben angeführten progranun, 8.3, zu-

AYIANB BBMUTZVNG DUBCH BOKEB 241

sammengestellt ist, (davon für unsere stelle Boner 5, 23 passend, wo Boner »tatt der monate des anonymus jähre hat), so bezieht sich Bouei's tuxh idi gelesen keineswegs nur auf den einen unmittelbar abhängigen satz, sondern auf die ganze fabel. So Bouer 76, l Vo^i einem gräven list liian, da§ er tounderlieher sitten was, wovon in der quelle, Gesta Romanorum oder Disciplina clericalis, nichts steht. Und wenn es Boner 71, l heisst: Wen list ein bischaß^ da^ ein nian dar einen wall gegaihgen kan . da , . ., so soll doch die hUcluift alles folgende umfas- sen. Ganz überzeugend ist Boner 63, 1 ein tvolf eis rnäls hungren hegan, als man list in dem Äviän^ wo weder Avian noch die Apologi etwas vom hungein des wolfes haben, noctivagus sagen die Apologi nur. Aus dieser stelle besonders wird also deutlich, dass sich Boners : hob ich gelesen u. dergl. auf die ganze fabel bezieht, und nicht auf den einzelnen dabeistehenden satz.

Auch die übrigen, von Schoenbach nicht besprochenen fabeln, für die nach Lessing die quelle Avian ist, weisen au einzelnen stellen auf Avian hin, während die Apologi da nichts entsprechendes haben oder sogar abweichen.

Boner 3 = Avian 17. Boner v. 31 34 der jeger scJhO^ da^ tigertier durch sin hein; duo was e^ schier erlernt, da^ e^ küm mochte gän; da:^ e snel was^ da^ muoste stan, Avian 7 et simtd efnissum transegit viscera ferrum, praestrif%xitque citos liasta cruetUa pedes. molliter at fixum traheret cum saucia telum . ,, während die Apo- logi nur iactdo confi-xa sagen und nichts von dem langsamen gang in folge der Verwundung der fasse haben. Ferner schliesst sich Boner V. 43. 44 da^ tier do siufzen began (die red mocht e^ vil kmne JUin), an Avian v. 13 an: illa gemens fractoqae loqui vix murmure coepit (natu solitas voces ira dolorque rapit), wo in den Apologi nur ganens steht.

Boner 42 = Avian 34. Boner v. 25 und 26 diu anhei^ ir hus wd versuch; si zodi sich in an ir gemach mit ir gespilen, weist auf Avian v. 10 hin in laribus propriis humida grana legit; die Apo- logi haben nichts von dem hause. Freilich scheint Boner v. 32 er müest vofi hunger ligen tot und v. 36 icli bin nach hungers tot, mehr den werten der Apologi ^ne fa^ne periret zu entsprechen, doch gibt Avian V. 11 decohr hanc precibus subpleoc alefiienta rogabat einen ähnlichen sinn. Auch ist von hunger ligen tot eine gebräuchliche Wendung.

In Boner 63 (= Avian 1) sehe ich nichts für diese frage ent- scheidendes.

Boner 67 = Avian 5. Boner v. 22 (der esd) störte da^ gemeifie vidi ab siner weide entspricht genau Avian v. 12 turbabat

242 GOTTBCmCK

pavidas per sua rura boves, dagegen in den Apologi nur cetera ter- rebat aninudia. Ebenso Boner v. 40 und sluog in vast einem stabe^ Avian v. 14 conreptum vinclis verberibusque donuä, wo die Apologi nichts von schlagen haben.

Boner 73 = Avian 9. Hier erscheint bei Boner und Avian ein bär, in den Apologi ein löwe; Boner v. 10. 11 vU schier ein ber gegan- gen kan üf der strafe gegen inj passt mehr zu Avian v. 6 in media praeceps convenit ursa via, als die stelle der Apologi per desertum ambulantibus occurrit leo famelicus; dann heisst es Boner v. 42. 43 der ber hat vil gerünet mir, und lert mich sunderliche da^ . . Avian v. 21 magna quidem monuit, tarnen Jmec guoque maxima iussit, wovon die Apologi nichts haben.

Boner 78 = Avian 13. Boner und Avian erzählen überein- stimmend , dass der stier auf seiner flucht vor dem löwen in eine höhle habe fliehen wollen, vor der sich ihm ein bock entgegengestellt habe, die Apologi erw&hnen aber die höhle nicht.

Boner 79 = Avian 14. Bei Boner hält Jupiter auf einer beide hof und gericht vor der ganzen schaar der tiere (v. 38 alr der tieren %er), um zu entscheiden, welches tier das schönste oder beste wäre; auch Avian spricht nur von Jupiter, die Apologi dagegen denken sich alle götter anwesend (totam deorum curiam). Dann ist Boner v. 31 der äffe ungetan eine Übersetzung von Avian v. 9 tunc brevis infor- mem trdheret cum simia natum, was in den Apologi fehlt.

Boner 80 = Avian 33. Boner v. 13 da^ in des bettens gar verdroß entspricht Avian v. 6 non ttdit . . moros genauer als die werte der Apologi tardumque cupiens accelerare thesaurum ; dann Boner V. 22 er wart betrogen hat auch Avian v. 11 ingemuit deceptuSj die Apologi nur suam planxit miseriam.

Boner 81 = Avian 15. Boner v. 3. 4 sin sweif wa^ als ein wanne breit, mit schoer^en spiegeln wd bdUeU, Aviao y.7 et simul erectae drcumdans tegmina caudae sparserat arcatum sursus in astra iübar, Apologi nur stdlcUus et rota superbiens.

Es folgt endlich Boner 84 = Avian 18, die allein schon die frage entscheiden könten. Gemeinsam ist den lateinem der löwe, wof&r Boner einen wolf setzt. Bei Boner entzweit der wolf die vier stiere, die einen freundschaftsbund gegen wilde tiere geschlossen hatten, dadurch, dass er jeden heimlich vor den drei anderen warnt und gegenseitiges mistrauen erregt, sodass sie sich zuletzt trennen, und der wolf sie einzeln überfallen kann. So erzählt auch Avian: im einzelnen passt Boner v. 2 üf ganze triuwe stuont ir muot und y. 21 der odisen vriunt- Schaft diu was gro^, zu Avian v. 2 juvencis fertur amicitiae tanta

AVIANS BENUTZUNG DUBCH BONEB 243

fuisse fides. Was Boner v. 30 52 ausfuhrlich erzählt, hat Avian v. 11 bis 13: protenus adgreditur pravis insisi^re verbis, conlisum cujnens dissociare pecus . sie postquam dictis animos disiunxit acerbis . . Der paraphrast dagegen lässt den löwen alle vier stiere zugleich anre- den und eine ganz andere list anwenden: so starken stieren, wie sie wären, gezieme nicht ein feld zur weide, sondern jedem ein besonde- res, daher sollten sie sich trennen und so ihren rühm überall verbrei- ten. Durch diese schmeichele! erreicht er seinen zweck und tötet einen nach dem andern.

Boner 86 = Avian 19. Hier haben die Apologi nur die verse Avians, aber von den beiden distichen, die von Fröhner als interpoliert bezeichnet sind (s. 52), nur das letzte, während Boner v. 35 38 Nie- nian ze sich rüemen sol sis libes: er ist gebresten vol, und lat den menschen an der not; so er leben sol, so ist er tot, das vorletzte distichon vor sich hatte: Nemo sime ca/mis nimium laetetur honore, ne vilis factus post sua fata gemat. Also auch hier muss Boner dem Avian gefolgt sein.

Dasselbe gilt von der noch fehlenden 90. fabel, wo v. 31 u. fg. ein unser man an selten sol, wer im rät iibel oder wol. wer wol rat und übel tuet , des menschen rät ist selten guot. du solt den schouwen harte wol^ der um din leben raten solj das in den Apologi fehlende distichon (s. 53) widergibt: Ne properes blandis cuiusquam credere dictis y sed si sint fidei, prospice quis monuit, Schoenbach sagt zwar s. 279, aus Fröhners angaben sei es nicht klar, ob es in der paraphrase sei; doch da Fröhner zu Apologi 19 ausdrücklich schreibt : Paraphrastes Aviani versus desoripsit, in fi^ie duos (nämlich interpolierte) addenSj so meint er hier, zu 26, mit versus Aviani nur die echten verse Avians.

Das ergebnis dieser Untersuchung ist also, dass Boner nirgends die sogenanten Apologi Aviani vor sich gehabt zu haben braucht, wol aber den Avian an vielen stellen vor sich gehabt haben muss, und nirgends von ihm so abweicht, dass er ihn nicht überall vor sich gehabt haben könte. Sonach ist kein grund vorhanden, anzunehmen, dass Boner eine paraphrase , deren Vorhandensein unerwiesen ist, benutzt habe, und die meinung Lessings, dass für jene 22 fabeln Boners Avian die quelle sei, bleibt bestehn.

CHARLOTTEKBURG, JULI 1875. REINHOLD GOTTSCHICK.

244 iBDicAinT

LITTEKATÜR

Apelty Bemerkungen Aber den Acc. c. inf. im ahd. nnd mhd. Pro- gramm des Wilh.-£rnBti8chen Gymn. Weimar 1875. 28 8.4.

Die Verbindung eines accnsatiTs and eines infinitivs mit demselben verbam finitom ist in mehreren sprachen des indogermanischen Stammes entwickelt, aber in sehr yerscbiedenem omfange nnd grade der selbst&ndigkeit; im Slawischen ersetzt ihre stelle ein dativ c. inf, and die fälle des acc. c. inf. in übersetzongen entsprin- gen ans naohahmang des griechischen oder lateinischen nach Mikloaich Vgl. Gramm. IV, 894. 619. Dieser tatbestand l&sst es Ton vornherein als notwendig erseheinen, den omfang dieser zusammengesetzten verbindang, deren gel&afiger gebrauch sich immer erst bei fortgeschrittener ausbildang zusammenhängender rede zeigen wird, fttr jede litteratur selbständig zu untersuchen, und das beispiel des slavischen rät von vornherein zur sonderung zwischen originaldenkmälem und flbersetzungen, die Grimm Gramm. IV, 115 IL leider nicht nachdrücklich genug betont hat

Was nun die hochdeutsche litteratur betrifft, so finden wir bei Otfrid abgesehen von den fiUlen, in denen ein inf. einen zu ihm gehörigen objectsacc hat einen acc, und inf. nur bei einer geringen zahl von verben: bei sehan und Hören, einmal kheimenj jedoch nur so, dass wirklich der in der tätigkeit des inf. begrif- fene gegenständ selbst gesehen, gehört, wahrgenommen wird; bei senten, heifon (es anrufen) und ld$an, die auch ebenso einfkchen acc. ohne inf. <und inf. ohne acc) bei sich haben können ; bei bittan und gil%utü, die neben dem acc. sonst auch bestimmenden gen. annehmen; nie aber bei einem sonst nicht mit acc. der person verbundenen verbum oder bei anderen unpersönlichen Verbindungen. Wichtiger als die beschränkung der verba, die ja Zufälligkeiten unterworfen und schwankend sein kann , ist die tatsache , dass der acc. nicht nur ursprttnglich in diesen Verbindungen als object zum verbum finitum gehört, während der inf. daneben als eine weitere bestimmung der aussage hinzugefügt ist, sondern dass das gefühl für diese geltung des acc. durch die erhaltene gleichartigkeit mit den fällen des acc. ohne inf. bei denselben verben auch überall erhalten geblieben ist; und diese gleichartigkeit setzt der ausbreitung der Verbindung eine grenze, die Otfrids spräche ebensowenig überschreitet^ als dies darf doch wol ohne widersprach behauptet werden unsere heutige nhd. lebende spräche. Diese über ein Jahrtausend hinüberreichende Übereinstimmung berechtigt doch wol dazu, die angedeutete grenze als die dem hochdeutschen gebührende zu betrachten, alles aber, was bei ahd., mhd., nhd. Schriftstellern über dieselbe hinausgeht, als zeitweise versuchte erweiterung des ursprünglichen gebrauches zu betrachten, die zum teil vielleicht auf Übertragung aus ähnliehen vorhandenen Wendungen beruht, sonst aber von aussen in das deut- sche hineingetragen ist und keinen dauernden erfolg gehabt hat

Ich eröffiie mit dieser von mir schon an einem anderen orte angedeuteten annähme die besprechung der oben genanten abhandlung, weil ich in ihr durchaus eine bestätigung derselben finde. Der herr Verfasser, der schon in der sehr vor- sichtig geführten Untersuchung über den gotischen acc c inf. Germ. XIX, 280 ff. (wo auch der d at c Inf. s. ^8 f. doch wol endgültig erledigt wird) zu dem resul- tate kam (s. 297), dass der Gote aus übergrosser treue gegen das original nicht selten über das seiner spräche geläufige hinausgegangen sei, stellt hier mit grosser

OBBB APBLT AOC. C. IHV. im AHD. V. MHD. 245

belesenheit und scharfer sondenmg der Terachiedeiieii f&Ue die aoBdehnimg der con- Btmction fftr das ahd. und das mhd. bis ansgang des 14. jahrbonderts fest, wobei sich freilich ein sehr anderes bild eigibt, als es Jelly ^ Cresch. des Inf. s. 260 nach den von Grimm gegebenen belegen ohne weitere kritik entworfen hatte. Die nntersaohnng des ahd. bestätigt (s. 7), ,,das8 der Gebrauch der constmction in der lebenden spräche nicht wesentlich fiber diejenigen grenzen hinaasgegangen sei, innerhalb deren er sich noch bei uns bewegt," nnd dass bei den Utesten über- setscm „der umfang der fftgung in umgekehrtem Verhältnis stehe zur Selbständig- keit ihrer litterarischen production ; *' namentlich der Übersetzer des Isidor sowie WlUiram weichen dem lat acc. c. inf. häufig durch bildung von nebensätzen ans; für die Murbacher hymnen möchte ich zu s. 7 bemerken, dass wenigstens der umschriebene inf. perf. in der interlinearversion nie gebraucht ist, sondern dafür immer ein prädicativisch auf den ersten acc. construiertes part prät. ohne habhi oder wesan steht. Allerdings aber werden schon ahd. versuche gemacht, nach dem muster des lateinischen den acc. c. inf. als selbständige wendung auch in HUlen einzufahren, wo ein acc. bei d**m verbum des hauptsatzes sonst gar nicht oder nicht in derselben bedeutung gebr?,achlich ist; als einen solchen versuch auch ohne lateinische vorläge betrachte ich allerdings den acc. c. inf. bei ffibitUan («> jubere) Dkm. LXXXIII, 51, sowie die zahlreichen stellen bei Notker; dauernden erfolg haben diese versuche für die deutsche schrift- und Umgangssprache nicht gehabt

Denn auch für das mhd. weist Apelt nach, dass sowol die Vorläufer (s. 8.), als auch die eigentlich klassischen dichter der blütezeit sowie die formvollendeten epigonen (s. 17 if.) kein beispiel bieten , in dem der acc. die Zugehörigkeit zum ver- bum flnitum verloren hat; die einzige für Konrad von Würzburg s. 17 angeführte ausnähme Troj. kr. 23438 er bat in aüen werden sMn ist doch wol darauf zurück- zuführen, dass 8cMu werden formelhaft wie ein einfiEM^es verbum gebraucht ist; einfiMher inf. ist aber bei bitten immer im gebrauche gewesen auch ohne acc. der handelnden person.

Die über den gebrauch der ahd. Originaldenkmäler hinausgehenden fälle des acc. c. inf. bei mhd. verben nun, von denen Apelt s. 12 17 dennoch eine stattliche reihe aufzählt, haben ihren eigentlichen sitz in der gelehrten poesie und prosa geschichtlichen und geistlichen Inhalts, kommen aber vereinzelt auch in volkstüm- lichen dichtungen vor. Sie können zum teil mit voller erhaltung der objectsbedeu- tnng des acc. aus erweiterung des im deutschen selbst üblichen gebrauches erklärt werden. Eine solche erweiterung liegt schon vor bei anwendung des der spräche jetzt geläufigen umschriebenen inf. perf. (s. 11): Nib. 914, 4 den man siht gewuHr nen han; sie liegt femer vor bei leeren in vereinzelten fällen (s. 12) , wo nur die künde von einer person, nicht diese selbst gehört wird: Biterolf 5164 te^ harte in wol den ersten s$n (aber Kudr. 635, 4 ich hosr€ wm vremede geste bringen ist der acc. object zum inf.). Ebendahin wird es mit Apelt S. 9 fg. zu rechnen sein, wenn der analogie von sehen und Tueren auch andere verba der sinlichen Wahrnehmung folgen, nemlich kiesen, vernemen (von jeder art der Wahrnehmung), gewar werden, spüren, fOden, finden, ja auch toq^ien, neben dem aber häufig auch ein objects- acc. und ein auf diesen bezogener prädicatsacc. ohne inf. steht; zur erkläruug des bisweilen bei waenen vorkommenden acc. nnd inf. (s. 19) dient ausserdem noch die sehr häufige Verbindung dieses verbums mit einfachem inf. ohne acc., die leicht auch zur Übertragung derselben meinung auf eine andere person führen konte; dahin endlich die nicht bei Otfrid, aber schon im Gotischen (Apelt a. a. o. s. 297) beleg- ten Verbindungen der fiEM^titiven verba (s. 21fg.), bei denen der inf. neben dem

246 TH. MÖBIUS

acc. als eine weitere bestimmang erscheint, ähnlich wie ein pradicatiyer zweiter acc. Die flbrigen HUle aber werden wir mit Apelt allerdings der einwirkung des latei- nischen zuschreiben, der freilich jene einheimischen wcndnngen vorbereitend ent- gegenkamen. S. 20: ,,es unterlagen derselben eben nur solche dichter, die kein reines und sicheres gefBhl ffir die eigent&mlichkeit der deutschen spräche hatten;'' nur ganz vereinzelt bleiben die Wie eines acc. c iuf. bei subjectlosen (unpersön- lichen) Sätzen (s. 16 f.).

In derselben weise werden wir die in der nhd. litteratur zu widerholten malen gemachten versuche zur erweiterung des acc. c. inf. beurteilen müssen, für die Apelt nur gelegentlich (s. 19) ein beispiel modernster zeit anführt. Bekantlich macht nicht nur Luther (s. jetzt Bückert, Gesch. der nhd. Schriftsprache II, 122), nicht nur Opitz und seine genossen, sondern in ausgedehntem masso selbst Les- sing solche versuche (zusammengestellt und besprochen von Lehmann, Forschungen über Lessings Sprache. Braunschweig 1875 s. 166 fgg.); aber das sind nichts ande- res, als auf bewuster oder unbewuster einwirkung des lateinischen beruhende gelehrte «.^vcrimente, die weder (mit Lehmann) direct auf einen (in dieser Ausdeh- nung) rein fingierten .;rgermani8chen acc. c. inf. zurückgeführt werden dürfen , noch sich in der nhd. Umgangs- und Schriftsprache dauernd eingebürgert und dadurch lebenskräftig erwiesen haben.

KÖNIOSBSBO, IM DSCBMBBB 1875. OSKAB BBDMAHN.

Edda Snorra Starlusonar. porleifr Jonsson gaf üt. Eaupmannahöfn (Gyl- dendal) , 1875. XXIV, 327 s. 8«. 4 kr. 50 ere 5 M. 06 Pf.)

Vorliegende ausgäbe der Snorra-Edda wird allen denen sehr willkommen sein, die eine handausgabe derselben wünschten und sich doch um die längst aas dem buchhandel verschwundene von Sveinbjöm Egilsson (Reykjavik 1848) verge- bens bemühten. Der herausgeber ist herr porleifr Jonsson, ein junger Islän- der auf der regenz in Kopenhagen (Gardi i Eaupmannahöfn) , der sich bereits durch seine ausgaben der saga Hrana hrings und des I)attr af p6ri hast usw. (s. E. Mau- rer in Pfeiffers Germania XX , 207 fgg.) betätigt hat. Herrn Jönssons ausgäbe ent- hält die eigentliche Edda, nicht aber die ihr gewöhnlich, auch von Svbj. Egilsson (Bv. 1848) beigefügten grammatischen abhandlangen ; sonach: 1. Gylfaginuing nebst dem prolog, den Bragaroedur und den beiden epilogen (s. 3—77); 2. Skaldskapar- mäl nebst den nafna-I>ulur (s. 78 194); 3. Hättatal (s. 194—235). Diesem texte, dem weitere anmerkungen oder Verweisungen am untern rande fehlen, geht voraus: ein kurzes vorwort (s. V X) und zwei kleine biographieen, des Snorre Sturluson (s. XI— XVII) und des Arne Magnusson (s. XVIII— XXII), darauf eine Stammtafel, die letztern als nachkommen von einer tochter des ersteren erweist (XXIII XXIV) leider keines dieser drei stücke mit den notwendigen belegen. Am ende des buches folgen zwei sehr schätzbare beigaben, deren Svbj. Egilssons ausgäbe erman- gelt: isrklärungen zu den versen (s. 236 313) und namenverzeichnis (s. 314—324); zuletzt: berichtigungen (s. 325—326) und „inhalt" (s. 327).

Die vorrede zählt die frühem ausgaben auf und von den handschriften die membranen und membranfragmente, diese zum teil so eingehend, dass wir z. b. vom God. Worm. hier die bis jetzt vollständigste angäbe seines umfangs und Inhalts

ÜBBB SMOB&A-BDDA JED. JÖNSSON 247

erhalten- Dagegen erfahren wir nichts näheres üher das vom herausgeber bei der Gonstitaierang seines textes befolgte verfahren, sei es den handschriften oder den frühern ausgaben gegenüber; nor am schlösse die ja allerdings äusserst werte mit- teilung, dass er sich des rates und beistandes der herren Jon porkelsson, Jon Sigurdsson, Konr. Gislason zu erfreuen gehabt.

Eine nähere prüfung von Gylfagiunlng usw. in p. Jonssons ausgäbe (s. 3 77) hat uns zu dem ergebnisse geführt, dass es sich hier nicht sowol um einen neuen, aus erneueter prüfung der handschriftlichen Überlieferung herausgearbeiteten text handelt, sondern um don von Svbj. Egilsson constituierten , der aber von p. J6ns- son vielfach dahin geändert ist, dass er seiner Innern (kritischen), wie äussern (sprachlichen) form nach fast durchgängig vor Svbj. Egilssons islandischer ausgäbe (Reykjavik 1848) den Vorzug verdient. Nicht allein, dass eine reihe von lesarten bei SEg. jedweder auctorität entbehrt, dagegen p. Jöussons text mit wenig aus- nahmen — durchgängig beglaubigt ist, sondern namentlich auch deshalb, weil das übergewicht , das SEg. (in edit. Arnamagn. wie in Rv. 48) dem cod. regius und sei- ner les- und Schreibart vor den übrigen handschriften fast ausschliesslich einräumt, von p. Jönsson nicht anorkant wird, dass dieser vielmehr an den stellen, wo SEg. lesarten des Reg. oft sogar im Widerspruch zu sinn und grammatik in den text aufgenommen, den in beiderlei beziehung unanfechtbaren namentlich des Wormia- nus (oder üpsal.) den vorzug gegeben. Auch die Orthographie von Jönssons text, der wir nur mehr consequenz gewünscht, ist jedenfalls im ganzen reiner, bez. alt- nordischer, als SEgilssons, obwol er gleich dem letztgenanten eine anzahl Islandis- men oder orthographische Sonderbarkeiten des cod. Reg. beibehalten, die mit der einmal gewählten lautform wenig übereinstimmen (z. b.: hier und da vier statt vir, wie veri statt van, -ut (^ und tu) statt -uä, fljuffja 43 >^ kaUadu Iß^, fikstSS^'^, ekkr 31 ><^ mit SEg. 14«^ wenn auch nicht tekkr wie SEg. 46^1, sannyndi 76" usw.). Eigentümliches haben wir in p. Jönssons normalisierung nichts gefunden, als etwa die durchgängige Schreibung enn , wie sie von Jon porkelsson für diese Partikel nicht nur in der bedeutung „noch,** sondern auch in der von „aber** und „als (nach comp.)** durch die reime nachgewiesen worden. Die capitelzählung, deren SEg. in Rv. 1848 j^anz entbehrt, ist in p. Jönssons ausgäbe der Gylfaginning von cap. 35 an eine andre als in der edii AM.; p. Jönsson zählt 59, AM. 54 capp. Da p. Jönsson es unterlassen die Seitenzahlen der edit. AM. am rande zu vermer- ken , 80 ist ein auffinden der citate , die heutzutage fast durchgängig auf capitel oder Seite der AM. lauten, in seiner ausgäbe nur mit unnützem Zeitverlust ver- banden.

Nur in einer beziehung findet ein wesentlicher unterschied zwischen p. Jönssons und S. Egilssons text der Gylfaginning usw. statt: während SEg. den prolog und die beiden epiloge aus dem texte entfernt und sie am ende dessel- ben in einem besondem anhange vereinigt, hat p. J. sie an den stellen belas- sen, wo sie in den handschriften stehen, sonach den prolog vor Gylfaginning, den kleineren (1.) epilog am ende derselben, den grösseren (2.) am ende von Braga- nndur; rücksichtlich des letzteren abweichend von Rask und AM., die diesen 2. epilog zwischen vorletztes und letztes capitel von Bragaroedur einschieben und dies schlusscapitcl von Bragarosdur zum anfangscapitel von Skäldsk. machen.

Obwol ref. der ansieht ist, dass der archetypus nnsrer handschriftlichen Überlieferung der SE. nicht Snorres Edda ist, sondern Snorres werk mit den ein- leitenden und begleitenden prologen und epilogen zu einem ganzen vereinigt, sonach auch diese als integrierende bestandteile unsrer Überlieferung zu betrachten sind,

248 TH. m6biü8

ist diese doch eine so wenig orsprünglicbe,^ dass er es wenigstens xni zeit noch nnd im yorliegenden falle einer blossen textesansgabe für angemessener hält, jene offenbaren znsatze ganz so wie es S£g. a. o. getan ansznsondem und an besondrer stelle zu vereinigen. Der Yorteil, der bei p. J. dnrch die handschrift- liche yereinigung des abschnittes: pd malH JEgir: (bis svd ok <U kdUa Beiäartif) mit BragarcBdnr gewonnen, wird dnrch seine trennnng vom Skäldsk., liez. die dazwischenstellnng jenes 2. epilogs, wider anfgehoben; denn bei aller Interpola- tion, die auch an dieser stelle vor sich gegangen sein mag, ist es nicht am natür- lichsten, die Bragaroednr und Skäldskaparmal als ein von haus aus einiges ganze zu betrachten, das seiner äusseren form, bez. mythischen einkleidung nach ein noQäXXriXov zur Gylfaginning bildet, d. h.: wie die in ein gespräch mit Gylfe ein- gekleidete Gylfaginning die ffir (und lediglich hierfür) das Verständnis der dichter- sprache, bez. kenningar vorausgeschickte nordische mythologic zur darstcUung bringt, ebenso die Bragaroednr, eingekleidet in ein gespräch mitBrage, diese dich- tersprache (deshalb: „Skäldskaparmal*'), bez. kenningar selber? Denn dass die dialogische einkleidung in Bragaroddur (Skäldsk.) nicht, wie wol in Gyliagin- ning, bis zu ende festgehalten, dass vielmehr frage und antwort zwischen Brage und Aegir allmählich seltner werden, endlich ganz ausbleiben, wird man nicht Snorre, sondern den bearbeitem zuschreiben müssen, denen es vor allem am stoffe und seiner mehrung, nicht aber an der form gelegen war.

Wir verzeichnen schliesslich noch einige kleine incorrectheiten und druck- fehler, die uns s. 3—77 aufgestossen:

4, 81 lies: pessarra (statt j»«s«afa). 5, 20 1.: dreifzt (st. dreifst), 5, 24 1.: annarra (st. annara). 9, 16: at pd er {at ohne hds. und unnütz). 10» 31 1.: Odins (st Öäinns), 12, 10 1.: sinu (st. sinu), 12, 17 und 19: Salund, doch wol Selund mit Reg. nach den ausführungen S. Bugges in seinem gehaltreichen com- mentar zur Inschrift des Rökbteines (Antiqu. Tidskr. f5r Sverige V, 1. 1874, s. 57 61). Ebendaselbst (8.21 23) wird auch das handschriftliche vdlrauf in Bra- ges Versen gegenüber dem von p. Jönsson 12, 27 aufgenommenen vallrauf Gis- lasons (om Skjald. s. 28) durch das tudraub' des Rökstoines (vgl. ags. valreäf, ahd. walaraupa) geschützt. (Wir möchten bei diesen Bragischcn versen auch auf die sinnreiche Vermutung Gudbr. Yigfüssons verweisen, der rücksichtlich des secs, welcher in Schweden durch das hcrauspflügen der dänischen Insel Selund (See- land) entstand und nach deren ganzer gestalt offenbar nicht der Mälar-sec, sondern derWäner-see war, dessen namen in dem werte vineifjiir („ursprünglich vielleicht: V^Bneris?**) zu finden glaubt; s. Cleasby-Vigfasson, Jcel. -engl. Dict. 719*^). 12, 22 in denselben versen -rauAr/mm mit recht statt S. Egilssons -roknam (AM. und Rv.) nach Gisl. om skjald. 309—310 und Cederschiöld, Geisli s. XV. 13, 21 l.:

1) Wie wenig ursprünglich unsere Überlieferung der S£., sollte, meine ich, schon der umstand erweiien, dass die beiden glosseme gleicb su onfung der Gylfa- ginning (zugleich die beiden einzigen atucke mit skaldi^chcn versen, entlehnt aus Hkr. TnglingBSga und Hkr. Haraldssaga hdrfagra . nicht aber , wie es sUe übrigen in Gylfa- ginning sind, mit eddischen), das eine über die entstehung von Seeland zu Gylfe , das andre betreffend die kenning Schild zu tkJöläuMy diess letztere allen drei membranen: Reg. Worm. Ups., jenes erstere zwar nicht dem Ups. (da dessen sehr intelligenter, obwol vielfach epitomierender schreibe r es eben als ungehöriges glossem wider fort- liess), doch dem Reg. und Worin, gemeinsam ist.

fiBBB SirOBBA-EDDA KD. j6n880N 249

kotiungr (st. honungur, ebenso (eztr 29^ 15 und hendmar 48, 84 st. cuftur nud A^n- dumar), 14, 17 1.: Sviäorr mit Ups., vgl.. S. Bugge zu Grimn. 50, 1 (st. Svi- darr). 15, 21 1.: af (st. at). 16, 6 L: MaU st. Alo^t; ebenso: ^<f(/u«< 23, 4. nuer- 24, 34. 39, 7. 8. 60, 24. 67, 5. 69, 24. fragr 37, 9. aUer 63, 8 st. g<m., fncer-. frotgr, slcer; wie andrerseits 1.: aast 39, 4. 45, 7 and hosgri 49, 19 st. adst nnd hoiffri.) 26, 30—31 1.: eine zeile! 28, 11 und 67, 33 Gimli ob mit G.Vigf. {..^hinüi," Gleasb. Yigf. Dict. 200*) gegen das GtW^ S.Eg's. (AM.nndBv.) nnd sämtlicher hdschr. in beiden Edden? s. S. Bngge, Stern. E. 391 ^ 30, IG 1.: Härh. (st. Harb.) nnd 31, 5: Bilskimir (st. BiUkirnir). 31, 1 L: annarra (st. annarä). 31, 17 1.: Mjöllnir mit ü fast durchgangig in den edd. hdschr. 33, 29 warum hier nicht das idte fruwr des Reg. ? 34, 26 1. : heitir (st. Jieitr). 36, 21 1. : Mtkla (st müdu), 37, 28 1.: vwd mit den hdschr. (st. var). 39, 17 L: Brismga' men (st. -menn). 39, 24 und 26 jedenfalls nicht Var und varar^ wie S. £g. (Ry.) nnd p. J. schreiben, während doch S. Eg. Var nnd Vor mindestens als eine (IX.) Asin numeriert, dagegen AM.: IX. Vor und X. Var, p. J.: IX. Var und X. Vor unterscheiden. 40, 30 1. : hverrar (st. hverjar), 41, 3 gengit (st. gengid, ebenso 1. : horü 60, 6 und rikit 9, 20 st. barid nnd rikid), 43, 16 l.: jörmungrund {stjörm.). 46, 1 1.: tneira mit den hdschr. (st. meiri), 46, 26 1.: vUs (st. visa). 46, 28 und 50, 34 l.: (6) hamarrinn (st. hamarinn; ebenso (6) jötunninn 54, 4. 7 und (6) hi' tninntfifi 64, 14 und {6) nafarrinn 75, 7 st. jötuninn, Amtmnn, nafarinn). 48, 4 1.: {6) fcerr (st /ber). 48, 11 1. : ek spyr (st ek spyrr), 49, 20 1.: settitt (st se<- tiit). 49, 28 1. : (rf») jßor (st. .pörr). 50, 14 1. : greip fd mit den hdschr. (st. greip hann, unnötig). 52, 30 1.: (t^) par (st parr). 54, 7 1: dl' hefda (st ek hcfdx). 54, 27 1. : (6) laues (st. laus). 56, 31 engt ohne hdschr. , 1. : ekki, 58, 9 1. : lysH (st l^stt). 58, 18 1.: h^ettliga (st haetHliga). 59, 1 1.: Fa^Ad'» (st FoU^IQ. 61, 28 1.: Laufeyjarson (st. Lanfeyars.). 62, 31 1.: (ö) j^nAilo««« und 64, 28: oUulauss (st. -toii«). 63, 10 und 12 1.: ragnarökrs und ragnarökr (st roXma- rökkrs und raibnarcf^/ bald mit r, bald mit J2 am anfange, wie dies auch in andern fällen, und unter dieser inconsequenz leidet denn das auch sonst leider nichts weniger als vollständige und genaue namenverzeichnis). 65, 7 1. : (t6v) Odin (st Ödinn). 65, 4 und 14 1.: hvdrr (st hvorr). 67, 12 1.: vSurr (st veur), 68, 31 warum hefdi statt des höfdu der hdschr.? 69, 17 L: (r?/v) ddttwr (st datHr). 69,20 MflrödtU blos im Reg., während alle übrigen hdschr., auch in Ssm. £. (Vafj^r. 47) wol richtiger: ÄlfrödulL 70, 4 warum vdru statt des eru der hdschr.? 71, 9 1.: seyäifin (st seidinn). 72, 23 warum nicht at fötum mit den hdschr., statt af f.? 73, 23 1. : foou (st tvö). 75, 12 1. : hUs (st hUss),

KIEL, JAN. 1876. TH. MÖBIU8.

SM

EfiSTE NOBDISGHE FHIL0L0e£Ny£BSAMLUN6.

Det bar Ixnge vaeret et almindeligt enske meUem ftiolaseme i de nordiske lande, ved regelmässige nieder at virke hen til et större gensidigt kendskab og en nöjere personlig sammenslutning for derved at bidrage til deres videnskabs fremme.

Som indledning til afholdelsen af sädanne regelmaessige meder tillade vi nndertegnede 08 derfor, efter forhandlinger med kolleger i Norge og Sverig, ad indbyde til det ferste nordiske filologmode f Kebenham fra den I8de til den 2lde Jnli 1876.

Der vil dels blive afholdt fsellesmeder, dels meder i 4 saerkilte sektionerf nemlig: 1) en Sektion for klassisk filologi, 2) en Sektion for nordisk-germansk filologi, 3) en Sektion for nyere sprog og 4) en filo- logisk-paedagogisk Sektion. Sknlde et tilstraekkeligt antal deltagere enske det, vil der knnne dannes flere sektioner.

Indtegning til deltagelse i medet sker for Norges og Sverigs ved- kommende hos sekretaereme i de der dannede komiteer, for Danmark hos medets generalsekretaer, dr. Wimmer, FaBlledvej 9 (Nörrebro). Ved indteguingen erlaegges et bidrag af 5 kroner.

I Kristiania bestär komiteen af dhrr. skolebestyrer J. Aars, prof Sophns Bngge, skolebestyrer Fr. Gjertsen (sekretser), prof. Job. Storm; i Lnnd af dhrr. prof. Chr. Cav allin (sekretser), docent Gnst. Cederschiöld, lektor P. J. C. Dnbb, akademiadj. V. £. Lid- forss, prof. A. Th. Lysander; i StoclEholm og Upsala af dhrr. akademiadj. A. Alexanderson (sekretser), rektor G. F. Gilljam, dr. A. Hazelius, prof. F. W. Häggström, lektor N. Linder, aka- demiadj. M. B. Kichert, lektor J. M. Sunden.

Indtegningen af medlemmer vel som anmeldelser af foredrag og disknssjonsaemner til fsellesmederne bedes snarest muligt tilstillede sekretaereme. Det ndferlige program for medet vil senere blive tilsendt deltagerne.

Kebenhavn d. 8de Jannar 1876.

G. Berg, Bichard Christensen, £. Holm, Jean Pio,

rektor. dr. phil. professor. prof., skolebestyrer.

Vilh. Tliomsen, J. L. TTssing, Ludv, P. A. Wimmer,

dr. phil., docent. professor. dr. phil.

mMr^mm

DIE ALTTESTAMENTLIOHEN BRUCHSTÜCKE DER GOTISCHEN BIBELÜBERSETZUNG.

EINE KBITISCHE UNTEBSüCHUNG.

Von dem alten testament der gotischen bibelübersetzung sind uns nur zwei ganz geringe bruchstücke erhalten, nämlich aas dem buche Esra cap. H, 9 42, ein teil eines geschlechtsregisters, daher fast ausschliesslich aus eigennamen und zahlen bestehend, und aus dem buche Nehemia cap. V, 13 18, VI, 14 19, VII, 1 3, geschicht- liche darstellung. Beide stücke gewährt der cod. Ambrosianus D.

Durch den geringen umfang der alttestamentlichen Überreste wird man leicht veranlasst^ über sie hinwegzublicken, sie lediglich als eine Urkunde anzusehen , welche das einstige Vorhandensein des A. T. in got. spräche bestätigt. Dass diese misachtung unberechtigt ist, dass den alttestamentlichen fragmenten ein grösserer wert beiwohnt, als man anzunehmen pflegt, das nachzuweisen und damit den alttestamentlichen bruchstücken das ihnen gebührende recht zu teil werden zu lassen, ist der zweck dieser Untersuchung.

Dieselbe wird zunächst die grundlage der fragmente und damit ihre Wichtigkeit für die textesforschung des A. T. aufdecken, sodann die gestalt des textes einer kritischen betrachtung unterzie- hen und schliesslich auf die erörterung der frage eingehen , ob die Über- tragung der vorliegenden bruchstücke und des A. T. überhaupt dem Vulfila selbst zuzuschreiben sei, oder einem späteren Verfasser.

I. Die grundlage der alttestamentliohen bruohstüoke.

An die Septuaginta pflegte man während der ersten Jahrhunderte der kirche bei der allgemeinen unkentnis der hebräischen spräche sich zu wenden, wenn man das A. T. in eine landessprache übertragen wolte. Denn keine der übrigen griechischen und lateinischen Übersetzun- gen genoss ein so hohes ansehen wie sie^ die älteste von allen, in deren Verehrung man sogar so weit ging, dass man ihr in gleicher weise wie dem hebräischen grundtexte unmittelbare göttliche Inspiration zuerkante. Am grösten aber war ihr ansehen in der griechischen

SBITtCHB. V. DBUT80HB PHILOL. BD. YH. 17

Jb«M

252 OHBLOl'I^

kirche, wo sie als die einzige quelle des alttestamenüicheii schriftwor- tes dastand, während in der römischen neben ihr die Itala und später die Yulgata in gebrauch war.

Demnach kann man von vornherein auch von den Goten voraus- setzen , dass sie bei der Übertragung des A. T. in die heimische spräche weder die Itala noch eine der späteren griechischen Übersetzungen, son- dern die Septuaginta benutzten, man kann es um so mehr, als die gotische landeskirche von der griechischen kirche gegründet war, fort- dauernd eifrige pflege und Unterstützung von ihr erfuhr und noch lange nach Vulfilas tode in der engsten beziehung zu derselben stand.

Von dieser ausreichend begründeten meinung ausgehend hat man nun den gotischen text der alttestamentlichen fragmente mit dem grie- chischen Sept.-text des Yaticanus zusammengestellt. Hier bemerkte man aber eine auffallend grosse zahl von abweichungen des gotischen textes vom griechischen. Man erklärte dieselben als auf freier Übertra- gung beruhend, und Bernhardt, der letzte herausgeber der gotischen denkmäler, gründet auf die abweichende Übersetzungsmethode die Ver- mutung, dass die alttestamentlichen bruchstücke einen anderen Verfas- ser haben als die neutestamentlichen (einleitung s. XXXV).

Diese lösung des rätseis ist jedoch als unrichtig abzuweisen; die auffälligen abweichungen haben einen ganz anderen grund: dieselben beruhen darauf, dass der Qote eine andere recension der Septua- ginta benutzte, als die im Yaticanus und den verwanten handschriften uns vorliegende. Diese behauptung gründet sich nicht auf blosse Ver- mutung, sondern erhält dadurch ihre bestätigung als unbestreitbare tat- sache , dass von deijenigen recension , welche der gotischen Übersetzung zu gründe liegt, sich noch handschriften erhalten haben, mit welchen der text unserer bruchstücke auf das genaueste übereinstimt.

Es ist das die in der Sept. - ausgäbe von Holmes mit 19. 82. 93. 108 bezeichnete handschriften - gruppe , auf welche die Septuagintafor- scher bereits Wellhausen aufmerksam gemacht hat wegen ihres ver- mutlich sehr hohen wertes für die reconstrucüon des ,, wahren textes der Septuaginta.'' (Text der bb. Samuelis s. 221 ff.).

Durch die Übereinstimmung der gotischen fragmente mit diesen handschriften erlangt also nicht nur der germanist die völlig sichere bestätigung des Ursprunges der alttestamentlichen Übersetzung aus den Sept., sondern gewint auch der alttestamentliche texteskritiker einen höchst beachtenswerten Wegweiser in dem dunkel der Sept. - forschung.

Für die bücher Esra und Nehemia stehen jene vier codd. nicht sämt- lich zu geböte, sondern für den Nehemia nur die codd. 93 und 108, für

DIB BBUCHBTÜCKB DBS GOT. ▲. T. 2&S

den Esra die codd. 19. 93. 108 und ausserdem 19», ein dem cod. 19 beigefügtes zweites exemplar vom Esra, von welchem bei Holmes nur einige abweichende lesarten gegeben sind. Cod. 108 ist ein Yaticanas, „scriptus in saecnlo XIV. ut videtnr; continet textom qni in codd. haud videtur fuisse huc usque obvius nempe ipsum fere Gomplutensem/' wie Holmes bemerkt. Cod. 93 befindet sich im Mnseam Britannicom und gehört ebenfalls dem XIV. Jahrhundert an „ut videtur.^' Älter ist cod. 19, ein Chigianus: „scriptus est, sed non accmate, in membrana circa X. saeculum; nullam habet capitum distinctionem, nullam interpunctionem.^^

Von Wellhausen ist an der oben genanten stelle auf eine disser- tation aus Münster^ hingewiesen, welche darzutun sucht, dass der cod. 108 dem text der Itala ganz besonders nahe komme, ausserdem auf eine bemerkung von Vercellone (Var. lect. H. s. 436) , dass die in rede stehenden handschrifben an entscheidenden stellen übereinstimmen mit den randglossen eines Vulgata- codex, welcher früher der domkirche zu Leon angehört hat. Der cod. 108 wird von Wellhausen als „historisch merkwürdig'^ bezeichnet, weil er der Gomplutensis in den geschicht- lichen büchem zu gründe gelegt ist , obwol vielfach wilkürlich verstüm- melt Dadurch erklärt sich denn leicht die häufige Übereinstimmung des Vulfilanischen Stückes aus Nehemia mit der Gomplutensis, welche allen herausgebern aufgefallen ist.

Zum beweise fftr die enge verwantschaft der gotischen Übersetzung mit dieser handschriftenfamilie mögen die hauptsächlichsten Vari- anten dienen, in welchen die Übereinstimmung des gotischen textes mit dem der codd. 19. 93. 108 und seine abweichung von den übrigen giie- chischen handschriften hervortritt. Als Vertreter der letzteren, deren Verschiedenheiten unter sich nur unwesentlicher art sind, citiere ich den cod. Vaticanus, welchen Tischendorf seiner ausgäbe zu gründe gelegt hat

1. Aus dem Nehemia.

V, 13. gatavidedun: inolijoav cod. 108; iftoirjaev Vat., auch cod. 93, Vulg., Hebr. 14. jah fram pamma daga: xaiye dno Ttjg •^fUQog, auch Compl., Vulg.; and fjiniQag Vat. in iudaia: iv rg lovöaif ; iv yy tovda Vat. , Vulg. , Hebr. artarksairksaus piudanis : aQza^iQ^ov xov ßaaiUcjg, auch Vulg.: Artaxerxis regis; ztp OLQzaoaad^a Vat., T^i a(fvaaaad^ä rq) ßaailsl Com^l.^ Hebr. Maiffauramapleis meinis ni fnatidedum: agrov rijg iffefnovlag ^ov ovn itpdyofievj auch Compl., comedimus Vulg. ; ßiav aitwv ovk egHxywYiA. 15. ip fauramapljos

1) Joh. Peter Nickes, de Veteris Testamenti codicam Qraecorum familiis 1853.

17*

254 OHBLOFF

ßaiei veisun faura mis: ol di oifxiovxBg oi ef^Ttgoad'ev fiav; xat rag ßiag rag nqtkag Sg Ttqb ifiov Yat. , daces autem primi qui fuerant ante me Vulg. und Hebr. hauridedun ßo managein: ißdgvyav yJioiov ijti %6v ixtov, auch cod. 121, Gompl. ohne xlöiov^ ebenso Vulg.: gravave- nmt populum, und Hebr.; ißd^ctv in;' dmovg Vat. nemun at im hlaibcMSJah vein: ilaßoaav Ttag' avcüv aQTOvg xal olvov; aqzov cod. 93; iX. n. avT. ev agtoig tuxI h (uv(fi Vat, in pane et vino Vulg. jah nauhpanüh sütibris sikle .m.: nai eaxccrov agyvQiov ainXovg TeaaaQd- icortaf auch cod. 121, oi%kovg auch Compl., siclos Vulg.; saxctrw d^v- Qiov didqayiia TeaaaQaxoyra Vat. jäh skalkos ize fraujinodedun: Tuuye TtaiSd^ta avTtHv ixvQievaav, auch Compl. , Vulg. ; xal ol hcf^" Tivayfiivoi ctvTtav i^ovaidCnvrai Vat \. 16. pizos haurgsvaddjaus : Tov reixovg zovrov, auch cod. 58 und Hebr.; tov reixovg tovtcjv Vat. y. 17. jcth iiidaieis jah pai fauramaffjos : %al oi iovdaioi xal ol ä^ov- Teg, auch Compl., Vulg.^ Hebr.; aal oi lovdaioi Vat. ana liuda meinamma andnumanai veisun: knl %rip xqanetav fiov i^evlCovzo^ so codd. 108. 121, ohne ri/v cod. 93; im rgaTte^dv fiov Vat, Hebr.; in mensa mea erant Vulg. v. 18. aüai pizai ßusnai jah aUai pizai managein: navrl t(^ nXij&ei navti t(^ la(p; xio nkijd-ei Vat hlaif fatMramapleis meinis: agzov zfjg f/ye^oviag fiov, auch Compl. jedoch "ohne tfjg; a^ovg rijg ßiag Vat VI, 17. managai veisun pize reik- Jane iudaie: TtoiXol ijaav zwv ewi^oüv xGxv iovdaiiav; dnb noXkäv irviiLuay lovda Vat Hebr. v. 18. managai auk in iudaia: noXkot ydq iv x^ iovdaitf; Srt Ttolkol iv iovda Vat, Hebr. v. 19. jah rodi- dedtm imma vaüa: xalye xd cvfiipiqovxa aixtp kleyovy ähnlich Vulg.: sed et laudabant eum; xai xovg iAyovg avxöv rjcav liyorxeg Vat spülodedun: i^iq>€QOv; fjoav iiiq>iQovx€g Vat Hebr. VII, 2. baurgs iairusalems: xrjg^ßaQetog leQOvaakrjfi cod. 108; x^g ßdq^ iv iaq. Vat, Vulg., Hebr., auch cod. 93. y. 3. und patei urrinnai sunno: Stog dvaxeiXrj 6 fjhog cod. 108, ^wg av dvax, 6 fjX. cod. 93; ^(og dfia x^ rjliq) Vat, usque ad calorem solis Vulg.

2. Aus dem Esra.

1) Namen, v. 22. naitofapei-s: vexanpad'ei cod. 93; vexunpa Vat V. 29. n(ibav'is: vaßav codd. 93. 108; vaßov Vat v. 31, aüam-is anparis: alXdfi higov codd. 19. 93. 108 {^Xdfz exigov Compl.); i^lafidg Vat. V. 32. eeiram-is: rjiQdfi cod. 19**; i^ldfi Vat v. 33. anO'S: dvd codd. 93. 108; onKo Vat v. 35. ainnai-ns: evvad cod. 19. 108; cevad Vat v. 39. iareim-is: laQßlfi cod. 19, ta^'ju codd. 93. 108; '^Q€fi Vat. v. 40. kaidmeiel-is: Tcedfui^X cod. 93; xad- fUTjl Vat

DIE BBUCH8TÜCKB DBB GOT. A. T. 255

2) Zahlen, v. 28. .s. k. g.: dianoaiot. eiyu>aiTQ€ig codd. 19. 93. 108, auch codd. II. 55 und Compl.; TQtaxoatoi eh. VatT y. 39, pttsundi .i. z.: %iXioi dexa ema cod. 19; %ii., nat d. f. codd. 93. 108 und Compl.; xilioi eTtta Vat. v. 14. tva pusundja j. q. : diaxihot k^T^ovra ?f cod. 19**; SiaX' ^ewrpiovtaii Vat, auch codd. 19. 93. 108. v. 17. .t. l, g.: tQiaxoaioi TQuixovta TQSig cod. 19**; TQiaxoaiot eiycoaizQeig Vat, auch codd. 19. 93. 108.

3) V. 16. niuntehundjah Jl: hvevrfxovta %ai otxia codd. 19. 93. 108; ivv^YixQvxaoYXia Vat. v. 25. jali xafira: Ttat x€q>eiQd codd. 19. 93. 108. x^(f^Q<i Vat. V. 26. vairos ramu: ävögeg ^a(.ia cod. 19 ^ (avÖQeg xrjg ^rjjiia cod. 19); viot T^g ^a/na Vat., auch codd. 93. 108. V. 29. vairos nabavis: avögeg codd. 19. 19** (vaßav cod. 19, vaßai cod. 19*'); viot vaßav codd. 93. 108; vlol vaßov Vat. •— v. 41. sunjus asabis littparjos: viot daä(p ol (^doi codd. 19^ 93; oi (fdoweg vlol aocKp Vat

Für weitere vergleichung verweise ich auf die am Schlüsse bei- gefügte gegeuüberstellung des got und griech. textes und auf die fol- gende besprechung des got textes.

Eingehendere forschungen über die in rede stehende handschrif- ten-familie werden vielleicht anhaltspunkte gewähren für Schlüsse auf ort und zeit der abfassung der got Übersetzung. Was aber den wert der benutzten quelle betrifft, so ist es jedenfalls unzweifelhaft, dass eine unsichere, verderbte handschrift von dem Goten nicht zur grund- lage seiner Übersetzung gemacht wurde, sondern dass er eine solche textesrecension wählte , von welcher seine eigene Überzeugung oder das urteil sachverständiger kirchenlehrer ihm die gewissheit gab, dass sie den text der Sept in der reinsten gestalt darbiete und daher durchaus geeignet sei, seiner wichtigen und mühevollen arbeit als quelle zu die- nen. Dafür bürgt uns die ausserordentlich gewissenhafte und sorgsame behandlung des neutestamentlicheu textes durch die Goten, sowol die treue des Übersetzers in der widergabe des Originals als der in den zahlreichen glossen hervoiiretende eifer um die spätere Verbesserung des textes. Auch gibt ein schreiben des Hieronymus, welches weiter- hin noch beiücksichtigung finden wird, zeugnis von einem so sorgsamen verfahren gerade mit dem alttestamentlichen texte, wie es nur aus der grösten gewissenhaftigkeit im vereine mit der höchsten Verehrung des biblischen wortes hervorgehen konte.

n. Die besohaffenheit des got. textes und sein Verhält- nis zur vorläge.

Das Verhältnis des Sept -cod., auf welchem die got Übersetzung beruht, zu den codd. 19. 93. 108 ist so aufzufassen, dass beide teile

256 OHBLOFF

auf eine gemeinsame quelle zurückgehen. Der text dieses gemeinsamen Originals ist in völlig ungetrübter reinheit in keinem von beiden teilen enthalten, weder in den codd. 19. 93. 108 noch in der vorläge des Goten ; beide waren corruptelen ausgesetzt. Es ist also leicht möglich| dass der griech. cod. des Übersetzers zuweilen dort einen Schreibfeh- ler enthielt, wo die ersteren insgesamt oder zum teil die ursprüng- liche lesart bewahrt haben. Daher darf man den text der codd. 19. 93. 108 nur so zur beurteilung des got. verwenden , dass man im ein- zelnen falle, wo der got text abweicht von dem texte dieser griech. handschriften , die möglichkeit berücksichtigt ^ dass vielleicht der Über- setzer in seiner vorläge eine abweichende lesart hatte. Besonders gilt dieses für das stück aus dem Esra, wo die grössere veranlassung zu Schreibfehlern vielfache abweichimgen der einzelnen handschriften in den namensforroen wie in den zahlen herbeiführte. Dagegen in dem stücke aus Nehemia stimt der got. text genau mit dem texte des eod. 108 üb er ein, während der cod. 93 mehrfach von dem cod. 108 und dem got. texte abweicht , zum teil beeinflusst durch andere griech. handschriften.

Was zunächst den allgemeinen Charakter der alttestamentlichen Übersetzung betrifft, so ist^ nach den erhaltenen Überresten zu ui-teilen, wie im N. T. so auch hier gewissenhafte, möglichst wörtliche widergabe des Originals das leitende princip gewesen. Die hohe ehrfurcht, welche den Goten vor dem biblischen werte beseelte, hat sich auch auf den biblischen Wortlaut erstreckt, welchem er mit mög- lichster treue sich anzuschliessen bemüht gewesen ist. Jedoch hat ihn dieser grundsatz nicht verleitet zu pedantischer ängstlichkeit in der durchfahrung; nicht mechanisch hat er denselben befolgt, sondern mit verstand und geschmack den geist der eigenen spräche berücksichtigt und die Verständlichkeit des sinnes für den leser. Wo die wörtliche widergabe besondere Schwierigkeiten machte, dem texte ein ungefüges oder unverständliches gepräge gegeben hätte, da hat er keinen anstand genonmien, von der herschaft des buchstabens sich zu befreien und sich auf die widergabe des sinnes zu beschränken.

Der enge anschluss an die vorläge erstreckt sich sogar auf die Wortstellung, welche streng gewahrt ist, wie es auch im N. T. geschah.

Im Wechsel von synonymen folgt der Übersetzer stets dem griech. texte: Neh. V, 13. 15. 18 Xaog: managet; V, 17. VI, 16 i'&tog: piuda; V, 18 Ttk^d^og: filttsna, VII, 2 ^gai: haurdins; VE, 3 TcvXai: daurons. V, 13. VE, 2 xvQiog: frauja; V, 15. VI, 16 »sog: gup.

«• ^-

DIB BBUCHBTÜCKB DBS GOT. ▲. T. 257

VI, 14 aw'Tekeiv: us-titdian; VI, 16 reUiovy: us-fuUjan, V, 13 eine: qap. VI, 19 el^yov: rodidedun.

Griecli. verba composita ^bt er beständig durch got. compo- Sita: Neh. VII, 1 in-iarrjoa: ga-satida, eni-axenTead^ai: ga-veison. V, 18 ix-A^xra: ga^valida. V, 16 avv-tp/^uvoi: ga-lisanans. VI, 14 avv-%€XBlv: tis-titihan. VII, 3 äv-oiyvivai: us-lukan, ava-releiv: ur-rinnan. Y, 13. VII, 2 iv^eveildiiirjv, -aro: ana^baup. VI, 19 an^ioTBiXa: in-sandida. VI, 16 in-iTtBaB: at^ draus»

Die beiden einzigen ausnahmen sind: VI, 19 h,-qiiQBLv: spälan, wo man us-spilJon (Luc. 8, 39. 9, 10 für di-^j/eiad-ai) erwartet, und

V, 16 ytat'iaxvoa: svtnpida, worüber unten noch zu sprechen ist.

Für griech. verba simplicia stehen meistens got. simplicia: Neh. V, 15 noulv: taujan. 17 iQxeo&ai: qinian. V, 15. VI, 18 XafH' ßdveiv: niman. VI, 16 a-ÄOieiv: hausjan. V, 13 alvelv: Inusjan.

VI, 16. Vn, 2 q)oߣia»at: ogan, VI, 19 q^oßelv: ogjan, V, 14 ia^i- €tv: matjan. V, 15. 18 ßagvvstv: kaurjan. VI, 14 vov&ereiv: prafst- Jan, V, 15 yxQiBvuv: fraujinmi,

Dass der Übersetzer zuweilen, wo das wesen seiner spräche es ihm angemessen erscheinen liess, von dem streng wörtlichen verfahren abwich und den griech. text in freierer weise widergab, dafQr bieten sich die folgenden beläge: Neh. V, 18 y,al nQog xovtotg aqtov t^ ijy«- fioviag ^ov ovy, iCi^zr^aa^ ort ißagw/jd-t] ro igyov hri zbv laov tovtov: jah ana po alla Uaif fauramapleis mctnis nt sohida in pis et ni kauridedjau po managein in paim vaurstvamj in der Vulg.: insuper et anuonas ducatus mei non quaesivi, valde enim attenuatus erat populus. VI, 17 xal iv talg ij^ieQaig huivaig 7toUx>i -qaav xav hri^uav nov lovdaUoVy wv a\ inioroiMi avrwv enoQ^iovzo ngog rcußiav xai ai tioßla rjgxovro nqog avvovg: jah in dagam jaüiaim managai veisun pize reikjafie iudaie paiei sandidedun aipistulans du toheitn jah tobcias du im, in der Vulg.: sed et in diebus illis mul- tae optimatum Judaeorum epistolae mittebantur ad Tobiam et a Tobia veniebant ad eos. VI, 19 xalye to avfiq>eQovTa atttp ileyov ivwniov ^tav: jah rodidedun imma vaila in andvairpja meinamma, in der Vulg.: sed et laudabant eum coram me.

Hierzu kommen freiheiten mehr geringfügiger ai*t, so im Neh. die wähl got. composita für griech. simplicia: VII, 2 oixodo^teiv: ga- timrjan^ V, 13 noulv: ga-taujan^ V, 16 Yxaad^ai: ga-staldan, VI, 16 zeXeiovv: us-ftiUjan, yiyvtaa-ABLv: uf-kunnan, V, 17 ^epiteiv: and- niman. Für die intensive kraft der partikel gar, welche hier zur wider- gäbe griech. simplicia 3 mal, für griech. composita 4 mal verwendet ist,

258 OHBLOFP

vergleiche man Neb. Y, 13 jah ga-tavidedun pata vaurd „und sie voll- brachten das wort'^ mit Y, Ib ip ik ni tavida sva „aber ich habe nicht so gehandelt^' (vgl. Bernhardt „die partikel gc^ als hilfsmittel bei der got. conjug/' in dieser zeitschr. I, 158 fgg.).

Aus dem Esra führe ich hier an den Wechsel in der widergabe des vioi vor den namen; v. 8 und v. 30 42 ist der nom. plur. st«»- jus, dagegen v. 10 24 der gen. plur. sunive gesetzt, abhängig von dem folgenden zahl wort z. b. v. 9 sunjtis zaxxaiaus p. j,, v. 13 sunive adoneikamis .x. j. q. Der zweck war vielleicht, durch den Wechsel des casus die eintönigkeit etwas zu mildern.

Ich gehe nun zur beschaffenheit des textes über. Derselbe ist an zwei stellen mit unrecht verdächtigt.

Neh. V, 18 sind die werte jah allai pizai filusnai auf grund der vergleichung mit dem texte des Vaticanus von Lobe , Heyne , Bern- hardt durch eckige klammern als glosse bezeichnet, bei Massmann ganz fortgelassen; sie werden aber durch die codd. 93 und 108: navri to7 nhfid^ai navrl t(^ la^) als ursprünglich bestätigt; nur ist jäh ein- gefügt

Ferner erschien Neh. VI, 14 paiei prafstidedun mik gegenüber dem ol Tjaop q^oßeqXpvtig fie des Vaticanus sinlos und als Schreibfehler. Lobe schlug die änderung in plahsidedun vor (Kor. II, 10, 9 für ex - g>o߀iv), welche Massmann und Heyne ausführten, während Bernhardt in der überlieferten lesart eine ,, willkürliche änderung^' sah, „indem der Übersetzer anstoss daran nahm, dass den propheten unheiliges tun zugeschrieben werde." Nun las aber der Übersetzer ivov^itow „sie ermahnten" (Im N. T. häufig z. b. Rom. 15, 14. Kol. 1, 28. Kor. I, 4. 14. Thess. I, 5, 12. 14, dafür taizjan). Ferner hd.i prafstjan nicht bloss die enge bedeutung „trösten," sondern auch die weitere „ermah- nen, vermahnen," so Luc. 3, 18: managuppan jah anpar prafstjands piupspühda managein: TtoXXa fiiv ovv nai h^eQa Ttagoxalaiv evr/yye^ Xi^eto Tov kaov (Vulg.: multa quidem et alia exhortans evangelizabat populum). In diesem sinne ist nun auch hier prafstidedun zu verste- hen und mit dem ivovS^itovv der codd. 93 und 108 sehr wol zu ver- einigen , die änderung in plahsidedun also unberechtigt.

Dagegen scheint der text des Nehemiastückes an mehreren stellen corruptelen erlitten zu haben, an welchen man bisher keinen anstoss genommen.

VI, 16 verlangt der griech. text sv dqt&aXf.ioig avrcov in augona ize statt des überlieferten in ausona ize. Das g ist vielleicht undeut- lich geschrieben und sieht daher dem s ähnlich, für dessen eigentüm-

DIE BBT7CHSTÜCKB DBB GOT. A. T. 259

liehe gestalt im cod. D die Schriftprobe bei Lobe tom. n tab. 2 zu ver- gleichen ist; oder es liegt hier ein Schreibfehler vor.

Grössere Schwierigkeiten macht V, 16: jdh vaustv püos baurgs- vaddjaus ni svinpida. Als unzweifelhafte bedeutung des als simpiex nur hier begegnenden verbum svinpjan ergibt sich aus den compo- siten und Wörtern desselben Stammes svinp-s, svinp-ei^ ga-svinp-jan, in-svinp-jan, ga-svitip-nan „stark, kräftig machen, stärken." So findet man bei Schulze im glossar und im wörierbuch und bei Heyne im glossar; so auch bei Leo Meyer, Gotische spräche s. 324 „stark machen, befestigen/^ Dagegen fügt Massmann im glossar die ganz unvermittelte bedeutung „gewalt antun '^ hinzu im anschluss an Löbe^ welcher angibt „gewalt antun ^ hindern'^ und an unserer stelle übersetzt hat: non prohibui. Lobe hat diese etymologisch unberech- tigte bedeutung jedenfalls nur aus dem gründe aufgestellt, weil er sonst keinen dem Zusammenhang angemessenen sinn in diese stelle zu bringen wüste. Bernhardt gibt die Übersetzung: „die arbeit des baues verstärkte ich nicht,'' stellt dieselbe aber durch ein beigefügtes frage- zeichen als zweifelhaft hin; und das mit recht, denn man kann hier nur übersetzen: „und das werk dieser mauer habe ich nicht stark gemacht.'' Das passt allerdings nicht in den Zusammenhang, welcher gerade das gegenteil verlangt: „und das werk dieser mauer habe ich stark gemacht." Was den anstoss hervorruft^ ist also die negation.

Wie las nun der Übersetzer in seiner vorläge? Die codd. 93 und 108 haben: xai iv eqyip xov reixovg zovvov ovx xaziaxvaay der Vatic. mit den übrigen griech. hss. : xal iv €Qy(fi zov teixovg tovtüjv otm htga- TTjoa, die Compl. ohne negation: xai ev eqyip tov Tsixovg xovtwv ixQ<krjoa, ohne negation auch 1) die Vulg. : quin potius in opere muri aedificavi, 2) die syr. und die arab. Übersetzung und 3) der hebr. grundtext. Die codd. 93 und 108 lesen Ttatiaxvaa; tlotioxvco hat man- cherlei bedeutungen: 1) zu kräften kommen, 2) die kraft haben, ver- mögen c. inf., 3) etwas erzwingen, wollen, sich anstrengen, 4) absoL die Oberhand haben, behalten, obsiegen, überhand nehmen, sich behaup- ten, 5) bezwingen, besiegen, überwältigen, 6) bekräftigen, bestärken (Bost, griech. lex.). In welcher von diesen bedeutungen man nun xoTiaxvoa hier auflassen mag, man erhält mit der negation keinen dem zusammenhange genügenden sinn. Lässt man aber die negation fort, 80 scheint die geeignetste Übersetzung: „und bei dem werke dieser mauer habe ich die oberhand behalten, habe ich obgesiegt," nämlich gegen die feinde, die Samaritaner, welche die wideraufnchtung der mauern von Jerusalem hindern wollten (vgl. Neh. cap. VI). Dieser ent- spricht genau dem hebr. grundtexte:

260 OHBLOFF

„und auch im werke dieser mauer habe ich gesiegt;^' denn pnnn ist ia der bedeutung „stark werden, siegen '' gebraucht Chron. H, 26, 8. Dan. 11, 32, vgl. Gesenius , handwörterbuch der hebr. spr. s. 279, und kann auch hier so verstanden werden, wie es der griech. Übersetzer offenbar getan hat. Es spricht demnach gegen die negation: 1) der hebr. grundtext, 2) die Vulg.^ die syr. und die arab. Version, 8) die sinlosigkeit des textes in den codd. 93 und 108. In die vorläge dieser beiden handschriften mag das o(yA eingedrungen sein aus anderen griech. handschriften , wo es dadurch veranlasst wurde, dass der unmittelbar vorhergehende und der nachfolgende satz die negation ovx enthält; %OLyii ovx Inoirioa o^iog und äyQOv ov% ixtTjadfitpf.

Femer steht an unserer stelle dem compositum Yxtc-laxvca das Simplex svinpida gegenüber; das ist verdächtig, denn wie oben gezeigt wurde, ist die regel befolgt, die griech. composita durch goL composita widerzugeben; häufig sind sogar für griech. simplicia got composita eingetreten.

Ausserdem ist svinfy'an als simplex sonst nirgend gebraucht wor- den, sondern nur die composita ga-svinfy'an und in^svitipjan, sowol für das compositum iv - Swa/tiovvy wie für die simplicia dwa/Liovy und xQoraiovv. Demnach solte man hier eins von diesen beiden compositen erwarten.

Nun sind nach Castiglione im cod. D die feineren striche der buchstaben meistens nicht mehr erkenbar. Man wird also von dem Worte ni im cod. weiter nichts erkennen können, als die drei grund- striche, welche man lesen kann entweder als ni oder als in; tut man das letztere, so erhält man insvinßida und ist damit aus aller Ver- legenheit.

Der Gote hat, wie ich meine, in seiner vorläge das offenbar feh- lerhafte ovx, noch nicht vorgefunden oder durch vergleichung mit der lateinischen Version (vgl. s. 275) die Verderbnis des textes erkant und ovx ausgelassen, das vieldeutige verbum xaziaxvu) nicht aufgefasst als „die Oberhand behalten, siegen/^ sondern wol durch laxvSi l^xvQos u. a. geleitet als „stark machen ^^ und in folge dessen wie h-dwa^ovv über- setzt mit in'Svinpjan^ das griech. compositum durch got. compositum wie gewöhnlich.

Im NeL- texte erregen noch einige namen kritischen anstoss.

y, 14 aartarksairhsaus ; afra^ig^ov codd. 93. 108, die übrigen: aQTaodad'a, die Yulg. Artaxerxis. Eönte man diesen namen als ein- gebürgert bei den Goten ansehen, so wäre eine im volksmunde voll-

DIB BBÜOHSTOOEB DBS GOT. ▲. T. 261

zogene einschiebnng von r wol nicht unmöglich. Dass er aber nicht eingebürgert; sondern dem Übersetzer unbekant war, zeigt die flexion. Denn die populären namen auf -rig haben die lat flexion erhalten, so herodes und herodis nom. und gen., iohannes und iohannts nom. und gen. Hier aber ist die got. form offenbai* erst nach der vorliegenden griech. gebildet , wie lysaniatis nach Ivaaviov Luc. 3,1, mattapiaus nach ficcvuad'lov Luc. 3 , 26 , wovon die nominative kvaaviag, fjuxvca' ^lag lauten. Der gen. auf -ov liess den Übersetzer auf einen nom. -og schliessen und veranlasste daher die got. -u- flexion. Da nun der Über- setzer bei unbekanten namen sich ganz genau an die vorliegende form anschloss, so kann von ihm der zusatz des r nicht herrühren. Einem Schreiber aber mochte es sehr leicht begegnen ^ dass ihm hier, wo in der vorhergehenden silbe rtj in der nachfolgenden rk zu schreiben war, auch in der mittleren ein ric entschlüpfte.

VII, 2 ist für ävaviif zuerst ananitn, dann ananetm geschrieben. Da sämtlichen namen auf ^iag im cod. D für das l ein ei = i zu teil geworden (siehe s. 287 f.) , so Allt die form ananitn dadurch auf, dass sie für / nur i zeigt. Dass hierdurch ftir die beiden völlig gleichen namen, durch welche verschiedene personen bezeichnet werden, eine Unterscheidung bewirkt werden solte, ist nicht glaublich, da auch im griech. texte die Unterscheidung fehlt, welche im hebr. allerdings vor- handen ist und ebenso in der Yulg.: Hanani und Hananiae. Man wird den grund für die Ungleichheit der Schreibung wol nur in der flüchtig- keit eines Schreibers oder in der häufigen vertauschung von et, i und e zu suchen haben, wie Eol. 4, 15 laudeikaia neben lauädcaionj Luc. 9, 8 hdiaSj V. 19 heleia/ny v. 30 helias, v. 33 helijin, v. 54 heleias.

VI, 15 ist der name des monats unleserlich, ebenso die endung von meno-; ,ySub squalore latet^' bemerkt üppström darüber. Er hat zu menops nom. sing.^ nom., acc. plur., menop dai sing., menopum dat. plur. als gen. menopis angesetzt, wonach die flexion dieses wertes auf drei stamme: menop-, menopu", menopa" zurückgienge. Lobe und Massmann haben den gen. menops angenommen, wodurch die flexion auf den dental- und den u- stamm beschränkt wird.

Als monatsname ist aütdis eingesetzt nach dem ilovl des Yatic. und der meisten griech. hss.; cod. 108 hat aXXovay cod. 93 alovX; jenes a ist ofi'enbar ein Schreibfehler für A, welches die hebr. form verlangt. In der gemeinsamen quelle beider handschriflen wird also wol aHovl oder aXovl gestanden haben.

Verdächtig ist auch der flectierte genitiv von iairusalemy welchen man zeimal kurz nach einander antrifft: VII, 2 fa/aramaplja baurgs iairusalems und v. 3 ni t^slukaindau daurons iairusalems. Im

268 OBBLOFF

N. T. ist der name unflectiert gebraucht, als gen. Luc. 6^ 17, als dat. Marc. 11, 1. Luc. 2^ 25. 43. Eor. I, 16, 3 u. ö. Überhaupt sind dort die auf einen consonanten ausser s auslautenden städtenamen durch- gängig unflectiert geblieben, z. b. magdalan gen. Marc. 8, 10; hep- laihaim dat. Job. 7, 42; kafamaum dat Luc. 4, 23; nazaraip dat Marc. 1, 9; hepsfagein dat. Marc. 11, 1. Luc. 19, 29, so auch im Esra die genitive kareiapicujireim v. 25 , beroß v. 25 , fnaJcnidS v. 27 u. a.

Ferner ist die art der hier angewanten genitivbildung nach der analogie von bropr-s, baurg-s, müuk-Sy vatht-s^ ntdit-s, fnan-s durch anfügung des genitiviscben $ an den consonantisch auslautenden stamm bei den fremden eigennamen ungewöhnlich. Sie findet sich nur bei vocalisch auslautenden namen: laiwei^s, maükei-s: levil, fieXmei Luc. 3, 24, naggai'S: vayyal Luc. 3, 25, naitofapeis : veTOHpa-l^el Esr. v. 22 u. a., ausserdem bei zwei männemamen SMt-cov:^ sjfl}mion-s Luc. 3, 20, aha/ron-s Luc. 1, 5, welchen jedoch die genitive saulaumon-is Job. 10, 23, seimon-is Marc. 1, 16. 29. Luc. 4, 38. Job. 6, 71 u. ö. salmon-is, nahasson-is Luc. 3, 32 = atfueiov^ oaqüv^ aolo^wv^ aifidv, oaXfiiiv, vaaaawv gegenüberstehen.

Der umstand, dass hier beide formen übereinstimmen, kann für ihre Integrität nicht gerade schwer ins gewicht fallen; denn eine ent- stellung wie die vorliegende , welche eine scheinbare anomalie , das feh- len des flexivischen 8, beseitigte, zog sehr leicht die spätere änderung der benachbarten form nach sich.

VI, 18 stehen den genitiven saixaineiins und hardkeiins in den codd. 93 und 108 die formen aexeriov und ßagoxiov gegenüber; der nom. dazu lautet aexeviag und ßaQa%iag, In der bildung des genitivs der männlichen eigennamen auf -tag schwanken die handschriften zwi- schen -a und -ov. Hier nun haben die übrigen handschriften die for- men aex^icc und ßaQoxict, welche den got. genitivformen entsprechen, während die formen aex^vlov und ßa^xiov ergeben würden saixaineiaus und barakeiaus. Der Qote wird also in seiner vorläge jene formen auf -a gelesen haben.

üngleichmässig ist ausserdem in der Schreibung beider namen die widergabe des x^ in saixaineiins durch x denn so steht nach üpp- ströms ausdrücklicher angäbe im cod., nicht k^ wie Castiglione, Lobe, Massmann haben , in barakeit^ts durch k. Entweder las der Über- setzer ßaqotnla , denn x und x werden in den hss. sehr häufig veitauscht, oder ein Schreiber trägt die schuld.

1) ammona: AfK&g Luc. 3, 25 scheint mir entstellt ans amos-is; apaullo-ns: änol}.(& gen. Kor. I, 1, 12, nom. AnoUtos gehört nicht hierher.

DIE BRUCHSTÜCKS BBS GOT. A. 'Ü. 263

Ebendasselbe gilt von ioanan in demselben verse. Die codd. 93 und 108 baben Icuvdv = ionan, ebenso die meisten bss. Vielleicht enthielt die vorläge lioavdv, wie auch die Vulg. Johanan hat, welche formen der hebr. näher stehen, oder io-an-an beruht auf ver- schreibung.

In demselben verse lässt sich aieirins nicht mit dem T^igd der codd. 93 und 108 vereinigen, welches eeirins erfordert, wie i^igdfi Esr. V. 32 eeiramis ergab. Die varr. sind: 7]Qa€, Iwgai, in der Compl. '^Qat; keine passt zu der got form. Wie der Übersetzer etwa gelesen haben mag, lässt sich aus derselben nicht mit Sicherheit entnehmen, vielleicht iiQci, jedenfalls nicht hjQl, wie Bernhardt vermutet, denn dieses würde im nom. aierei oder aieirei, im gen. aiereis oder aieireis ergeben haben. Die form wird wol entstellt sein.

Damit ist das in dem Neb.- bruchstück vorkommende erledigt und wir können zu dem stücke aus Esra übergehen.

Dasselbe enthält ausser eigennamen und zahlen nur noch einige appellativa, darunter das vor jedem namen widerkehrende sunive oder sunji4S. Dieser zusatz ist einmal offenbar verschrieben, v. 16 liest man: sunjus ateiris sunjus aizaikeitnis niuntehund j'ah Ji,: vioi a^sQ t^ iZ^yuif cod. 108. Das erste sunaus ist jedenfalls eine verfrühung des zweiten und daher zu ändern in suntve, was die vorhergehenden verse 10 15 und die nachfolgenden 17 24 zeigen, jedoch nicht in sun- jtis, wie Lobe, Massmann, Bernhardt getan haben. Denn obwol die änderung von sunaus in sunjus in formeller hinsieht einfacher ist als die in sunive^ so macht es doch der gebrauch von sunive in der gan- zen versreihe von 10 24 wahrscheinlicher, dass auch v. 16 ursprüng- lich sunive, nicht sunjus gestanden hat.

Die lesung vairos in den vv. 25 29 entspricht in den vv. 27 und 28 dem avögeg des cod. 108 : widerstreitet aber dem vloi desselben in den vv. 25^ 26, 29. Dass jedoch auch hier die vorläge ävÖQeg ent- hielt, bezeugen far die vv. 26 und 29 die codd. 19 und 19^ für v. 25 die syr. version , welche nach der lat. Übersetzung in der polyglotte von Walton cives, nicht filii enthält

In den zahlen weicht der goi text von dem cod. 108 in folgen- den fällen ab:

got. V. 12. 1776, V. 14. 8066, v. 15. 464, v. 17. 888, v. 22. 146,

griech. 2222 2056 664 828 116

V. 24. 168, V. 25. 748, v. 26. 612, v. 27. 122, v. 38. 1247,

128 728 623 22 8247

V. 40. 74, V. 41. 168.

1074 128

264 ouuhovv

Von den abweichungen des got. textes findet der grössere teil unterstfltzung durch andere handschriften.

1) durch den cod. 93 und die übrigen hss. v. 27 die zahl 122,

2) durch den cod. IQ'' die zahlen: 2066 v. 14, 333 v. 17,

3) durch den Yatic. mit den meisten hss. die zahlen: 454 v. 16, 743 V. 26, 1247 v. 38, 74 v. 40.

Es bleiben also ohne unterstfitzung die zahlen:

1776 V. 12, 146 V. 22, 158 v. 24, 158 v. 41, 612 v. 26.

1) V. 12. pusundi .hv. u. q. 2222 codd. 19. 93. 108, 3222 cod. II, 1223 cod. 44, 1222 die äbrigen codd., die Versionen und der hebr. grundtext

2) V. 22. .r. m. q. 116 codd. 19. 93. 108, 56 die übr. codd., yerss., hebr. grdt. Wenn man .m. in .t. ändert, so hat man 116. Auch die namensform naitofapeis stimt in diesem verse zu derjenigen des cod. 93 gegen die flbr. hss.

3) V. 24. .r. n. h. 128 codd. 19. 108, 43 cod. 93 und ein teil der übr. codd., 42 der andere teil, verss., hebr. grdt.

4) V. 41. .r. n. Ä. 128 codd. 19. 93. 108, die meisten übr. codd., verss., hebr. grdt, 122 codd. 44. 106, 148 codd. 19 \ II. 65.

Die zahl 128 würde zu schreiben sein .r. k, h., die zahl 148 r. m. h. Wenn man nun v. 24 die änderung von ,n. in .k. , v. 41 die noch einfachere änderung .n. in .m. vornähme , so würde man dort Über- einstimmung mit den codd. 19. 108, hier mit dem cod. 19'' erreichen.

5) V. 26. .X. i. b. 623 codd. 93. 108. 66, 620 cod. 19, 601 codd. 44. 74. 106. 120. 121. 134. 236, 621 übr. codd., Vulg., arab., armen, vers., hebr. grdt. 623 wäre zu schreiben .o:. k. g.y 620 .x. k, 601 .X. a., 621 ^. k. a.

Ein den zahlen eingefügtes ymi zeigt der cod. 108 v. 10 teoaaQd' xorta xal dvo^ v. 11 eixooc xal z^eigy v. 16 ivvevi^xotrra Tcai oncxw V. 18 Ixorov Tuxt dexadvo, v. 29 Tteyztjxovza xat dvo^ v. 39 x^^oi Tcat dixa hTvsa. Dass dieses xat schon in der vorläge des cod. 108 enthal- ten war, zeigt die beistimmung des cod. 93 in den vv. 10. 11. 16. 29. 39, des cod. 19 in den vv. 16. 18. 29. Das got jcüi entspricht nur V. 16 nitmtehund jaJh Ji,, es fehlt also in den vv. 10. 11. 39 mit beistim- mung des cod. 19, v. 18 mit beistimmung des cod. 93, v. 29 ohne Unterstützung eines cod.

Bei den namen findet sich jah in den vv. 26. 26. 28. 33. 40. 42, und zwar in Übereinstimmung mit allen hss. in den vv. 26. 28. 33. 40; ebenso verhält es sich mit dem zweiten jäh v. 26; das erste jah dieses verses wird nur durch die codd. 19. 93. 108, disiAjah v. 42 durch kei- nen cod. gestützt.

DIB BBUCH8TÜCKE DES GOT. A. T. 265

Es komt jetzt die kritik der namensformen an die reihe. Hier ist zu berücksichtigen, dass in dem IL cap. des Esra eine sehr lange reihe meistens ganz unbekanter namen aus einer fremden spräche auf den abschreiber einstürmte, nicht nur die 44 in den vv. 10 42 , son- dern im ganzen in den vv. 1 61 die zahl von 144 namen. Man darf sich nicht wundern, wenn sich hier die auch sonst in den got. hss. nicht gerade seltenen Schreibfehler gehäuft haben. Bietet doch dieselbe erscheinung das geschlechtsregister im III. cap. des Lucas ^ wo ich unter den 75 namen etwa 20 fehlerhafte formen gefunden habe. Da ferner der cod. D, wie alle got. hss., etwa in die mitte des VI. jh. gesetzt wird, so gehört er jedenfalls nicht zu den ersten abschriften, sondern blickt schon auf eine reihe von vorfahren zurück; je länger diese reihe ist, desto mehr gelegenheit war vorhanden zur entstellung der ursprünglichen formen durch die abschreiber. Dazu komt , dass der cod. D , wie die übrigen got. hss. ausser dem Argenteus und den beiden Urkunden, ein palimpsest ist, dessen lesung nach Castiglione ganz besondere Schwierigkeiten macht: nolo tamen dissimulare pagellam omnem ita esse rescriptam, ut lineae recentioris scripturae Uneis vete- ribus impositae sint, neque illarum ulla pars perspicue appareat (siehe Lobe, vol. I, s. 858), und an anderer stelle: omnium codicum scriptura

spatiosa et crassa est; quamquam in Esdra, Neh pnmarii qui-

dem litterarum ductus pingues admodum sunt, verum alii qui sunt quidem nexus majorum, adeo tenuiter pinguntur, ut nulli jam appareant: itaque complura verba rectis tantum lineis constare videntur, quae res lectori litteras singulas et voces anquirenti negotium multum facessit. Uppström bezeichnet die erste seite 209; welche V. 8 26 enthält, mit diff. leg., die seite 210, v. 27 42, mit fac. leg. Auffällig ist, dass zu dem Esra-stück jede kritische anmerkung bei ihm fehlt, während solche zu dem Nehemia - stück ziemlich zahlreich wie sonst beigegeben sind.

Manche entstellte form beruht vielleicht nicht sowol auf falscher Schreibung als auf falscher lesung durch die herausgeber, indem man bei der entzifferung sehr undeutUcher namen durch die griech. form des Yatic. sich leiten liess und die entsprechende got. form in den Zügen des cod. D widerzufinden glaubte. Nur der erste herausgeber, Castiglione, scheint sich bei der lesung von dem einflusse griech. for- men völlig frei gehalten zu haben.

Die kritische behandlung der namen ist besonders deshalb gebo- ten, weil dieselben für die grammatik von bedeutung sind. Dienen sie ja doch vor allem dazu, die geltung der goi laute festzustellen, wofftr wir kein besseres hilfsmittel besitzen (vgl. Lobe, glossar vorwort s. 7).

266 OHBLOFV

Sind aber die namensformen, aus welchen man Schlüsse zieht, fehler- haft, HO müssen auch die Schlüsse selbst fehlerhaft ausfallen. Es ist daher schon damit etwas erreicht, wenn von einer anzahl namen der nachweis gelingt ^ dass sie fehlerhaft oder wenigstens unsicher sind und daher nur mit vorsieht oder besser gar nicht als material für die beur- teilung der got. laute zu verwenden sind. Die aufstellung der rich- tigen, ursprünglichen form komt hier erst in zweiter linie in betracht; sie lässt sich in den seltensten fällen mit völliger Sicherheit erreichen, da man nicht bestirnt wissen kann, wie die giiech. form in der vorläge des Übersetzers beschaffen war. Correcturen nach den aus den codd. 108. 93. 19. 19^ als ursprünglich erschlossenen formen haben daher vorzugsweise nur den wei-t, dass sie fiir eine erneute lesung des cod. als Wegweiser dienen können statt der bisher allein dazu benutzten for- men des Yaticanus.

Von den got. formen stimmen nun genau mit denen des cod. 108 überein die folgenden: v. 13 adoiieikamis : ädioviTLafi, v. 20 gabairis: yaßeQy v. 23 anapqpis: ava&cod'^ v. 25 herop: ßr]Q(o&y v. 26 rania jah gabda: Tijg ^piä xal yaßad, v. 27 nmhnas: (tiaxiidg, v. 29 nabavis: vaßdv, V. 31 ailamis anpans: aDMfi iilqov^ v. 33 aiws: dvw, v. 34 eiaireikons: UQix^ij v. 35 ainna'ins: ivvaä^ v. 36 icsuis: lr]aoVy v. 39 iareimis: iaQi^, v. 40 iesiiis: Irjoov,

Die griech. formen werden zum teil nur durch den cod. 108 und dessen verwante gewährt: v. 29 vaßav codd. 108. 93, v. 31 alkäf^i erc- gov codd. 108. 93. 19, v. 33 opci codd. 108. 93, v. 35 ewaa codd. 108. 19, V. 39 laQi^i codd. 108. 93 = lagei^ cod. 19.

Die übrigen namen weichen mehr oder weniger von den formen des cod. 108 ab: v. 9 zaxxaiaus: llmxaia^ v. 10 hanau'is: ßavaia, V. 11 babaavis: ßoxxi, v. 12 asgadis: daidd, v. 14 bagams: ßayove, V. 15 addinis: iddiy v. 16 atciris: dteq^ v. 16 aimikei'inis: iKeTua, V. 17 hassaus: ßaaeiy v. 18 iorins: IcüQtji, v. 19 assaumis: dao^, v. 21 hiaaaiplaefn: ßrjd-Xeef^if v. 22 naitofapeis: vt-cnKfati , v, 24 asniopis: dficid-y v. 25 kareiapiaareim: xaQiad-iagi^i , xafira: x€q)€iQd, v. 28 6ai- pilis: ßaidTjk, aai: yal, v. 30 niakebis: ^axßeigy v. 32 eeiramis: rJQdfi, V. 33 lyddoniaeis: Xvddiovaaidy v. 36 aiddums: iaddovd, v. 37 airnntei- rins: i^fii^Q, v. 38 faUasuris: (padddg, v. 40 kaidnmelis: dex/iui^ky V. 41 odtieitns: lodvidy asahis: da(X(pdd^j v, 42 saiUaumis : aeHovfiy ate . .; cctijQ.

Von diesen got formen werden einige unterstützt durch die ver- wanten des cod. 108,

1) durch den cod. 93 : v. 22 naitofapeis: vevoKpa&el, v. 40 kaid- meielis: xedfui^l, odtiei'ins: cidovta^ v. 41 asahis: dadif;

»1

DIE B&UCH8TÜ0KB OS8 QOT. ▲. T. 26?

2) durch den cod. 19: v. 12 asgadis: dayad;

3) durch den cod. 19^: y. 32: eeiramis: rlCqd^,

Hier sind die Schreibfehler im cod. 108 leicht erkenbar; sie waren zum teil schon in der vorläge desselben enthalten, da sie von andern handschriften geteilt werden: v€Ta}q>aTi, denfnijl, aaaq>ad' auch cod. 19, aaiad auch cod. 93; wdvia cod. 108; iodva cod. 19 statt (odovia cod. 93; i}Qa^ cod. 108, iqafA cod. 93 statt rliqa^i cod. 19 ^

Eine reihe von namen stimt zu den lesarten des Vatic. und des- sen verwanten: y. 15 addinis: äddiv, v. 16 ateiris: dv/jQy v. 17 bas- saus: ßaaaov, ?. 18 iorins: liOQdy v. 24 asmopis: daficid' codd. 11. 68. 119, y. 25 xafira: xaq>iqa^ y. 36 aiddmns: eödovd cod. 120, y. 42 cUe , . .: ciTi]^. Diese namen stehen mit ausnähme der beiden letzten auf der schwerer lesbaren seite 209 der hs.

Die lesarten der codd. 108. 93. 19. 19^ sind hier die folgenden:

cod. 108. y. 15 eJit, y. 16 a^fip, y. 17 ßaaei, y. 18 ^cü^i/«, y. 24 afiu)^,

93. addei lüQria a^cjd'

19. eödei ßaaaet lwqu a/ntod' 19 \ aööei

y. 25 x€g>eiQa^ y. 36 uddova^ y. 42 a^tj^.

»1 11 »»

eddojva

Demnach wird die yorlage des cod. 108 enthalten haben : eddi {-ei), cc^Qy ßaauy ia>Qrj€f afuad'j %eq>Biqaj uddova^ c^VQ*

Dem €ddt{'et) tritt gegenüber das addei der codd. 93. 19 \ 119; ßaaei erscheint als fehler nach dem ßaaaei des cod. 19 und ßaaci des cod. 121 , afnod- als solcher nach aCfitad' des cod. 93 und der meisten hss., sowie dem t\rü\y des grundtextes.

Die lesarten der gemeinsamen quelle dieser hss. waren also sehr wahrscheinlich :

adÖBL {edduy -i), cfyq, ßaaoei (-t), ito^, aKficjS-j xeq)€ifa, e^d- dova, aKtjQ.

Diesen griech. formen würden entsprechen die got.:

addei'S (aiddei^s), azair-is, bassei-s, ioreai-s^ azmoP'is, kaifeira, iaidduins, azer-is.

Es sind nun noch zu behandeln die namen:

eaxxaiaus, banauts, babacms, bagtmis, aizaikeimis^ assaumiSy biaaaißlaem, kareid^aareim y baipüis^ aaij makebiSy lyddonuieis^ aimmeirins, falUMuris, saiUaumis,

ZEIT80HB. V. DBUT80HS PHUiOLOOZB. BD. VII. 18

268 OBBIiOFF

Die codd. 108. 93. 19. 19^ haben hier die folgenden lesarten:

cod. 108. V. 9 Caxxorta, v. 10 ßavata, v. 11 ßoxxi, V. 14 ßayove^

99 93. . . ,x€c . . . ovai

99 19. ... aiov . . Via . . .x^€l . . . ovac

99 19\ . . vaiov . . .x«* . . - ovia

V. 16 eCcxifr^ v. 19 aaofiy v. 21 ßrjd-Xeefi, v. 25 uLaQiad-iaQi^^

n w w 99 . . . xe . . o;^ qBi^

V. 28 ßai&fily yai., v. 30 /Äaxßeig, v. 33 kvödtavaeidy

99 ^^?S ycc^ i"«^/^ ai"<J

,9 trjg ytjg yai fiaxß . . . Xodadid

ßed- , . Ivödiffvai

V. 37 sfififjQ, V. 38 qHxödag, v. 42 aeXXovfi.

yy V yy

>? w w

Hieraus ergibt sich fflr die vorläge des cod. 108:

tonLxaiOLy ßavaia, ßoxfx^ ("«0> ßciyove (-at)» ^Cß^^^*» orao/£, ßrj&Xeefi^ xaQiad-iagifi (-^£/u), ßai&rjX, yai (trig yai), fiaxßeig, kvddtovaeid (-valVJ), efifir]Q, (paddag^ aaXkovfi.

Ebenso scheint schon in der gemeinsamen quelle dieser hss. gestan- den zu haben, wo nur vielleicht taxxaiov für Caxxcrta, ßavaiov für ßavaia gelesen wurde.

Die entsprechenden goi formen würden lauten:

zakxaitns oiei zakxatat^s , banaitns oder banaiatis y baükxeis (bauk- Jceis), baguais, aizaikeitns, asaumis^ beflaiaim^ kareiapiareim, baipelis, gai, moMeis, lyddonaeid, aimmeris (aimmeiris), faddas^ saiUumis.

Betrachten wir die formen einzeln: y. 9. zaxxaiaus. Das Kaxxaiov der codd. 19. 121 verlangt ßak- xaiaus. Im N. T. ist geschrieben zdkkaius Luc. 19, 2. 8. »alckaiu V. 5. Griech. x ist stets durch got. k gegeben mit nur einer ausnähme : Tim. II, 4, 10 im cod. A xreskus: xQrig-Ar]g, lat. Crescens (im cod. B krispus)^ griech. x meistens durch got. k, z. b. antiaukiai : avrioxeif Tim. II, 3, 11 ; areistarkus : aQiaragxog Kol. 4, 10, arkippau : a^lnnifi KoL 4, 17, ainokis : iviix Luc. 3, 37, wie auch in den griech. namens- formen das eintreten des yt Sir x g^nz gewöhnlich ist. Femer scheint im cod. D das o; und k zur Verwechselung veranlassung gegeben zu haben, denn fär üppströms xafira v. 25 und saixaineitns Neh. VI, 18 findet man kafairi bei Castiglione und Lobe, kafira bei Massmann und

DIB BBÜOHSTOOXB DBS OOT. A. T. 269

saikaineitns bei allen dreien. Doch bleibt die möglichkeit, dass der Übersetzer in seiner vorläge Kot^xo^ov las, wie die codd. 64. 243 die form ^ccxxcit aufzeigen, oder dass ein abscbreiber statt des kx ein dop- peltes X setzte.

y. 10. banau'is = BjVH^nis nach üppström; Gastiglione las baggauis = B^rr^nts, Massmann hanaü'ns = Bj\H^itHS; welches dem ßccvaia der codd. 98. 108 völlig entspricht; dem ßavaiov des cod. 19^ entspräche banataus = b^h^i^tis. Dass banauis auf einem Schreibfehler der griech. vorläge beruht, ist nicht gut möglich, denn es ist keine griech. form denkbar, welche sich mit der got. decken könte. Das am nächsten kommende ßavoi\ etwa entstellt aus ßavov'i der meisten hss., würde b an au eis verlangen, da das auslautende i stets durch die länge ei gegeben wurde.

V. 11. babaavis Castigl. und üppström, babavis Lobe und Mass- mann. Das der letzteren form entsprechende ßaßccv ist nicht belegt, könte aber wol in der vorläge gestanden haben als Schreibfehler statt des ßaßai der meisten hss., welches bäbaeis erfordern würde. Die codd. 108. 93. 19. 19*" zeugen für ursprüngliches ßoxxi (-et) = bauk- xeis oder bauhkeis.

V. 14. baggeisis Gast., Lobe, baguauis Massm., bagauts XJppstr. Nimt man bei der letzten form irrtümliche Versetzung von u und a an, so erhält man baguais = ßayove (-ort).

V. 16. aigaikei'iais Gasb^ aizaikeünis = ^iz^iKeilNis üppstr. Zieht man einen vom Schreiber in der letzten silbe zuviel gesetzten i- strich ab, so hat man aizaikei'ins = e^exiffy was man bei Lobe und Massm. findet; vgl. barakeims: ßagoxiccy eaixaineims: asxßyia Neh. VI , 18, odueilns : (odovl'a Esr. 40 u. a.

V. 19. assaumis stimt, abgesehen von dem doppelten s, zu aaofi der codd. 93. 108. Das doppel-5 ist ein Schreibfehler, den ent* weder ein got Schreiber begieng oder der schon aus der griech. vorläge stamt; man vergleiche iasson: idoiav Böm. 16, 21. (cod. A).

V. 25. kareiapiaareim. Hier ist das letzte a falsch verdoppelt; Lobe und Massmann haben es daher mit recht gestrichen.

V. 28. baipilis: ßatdnijk föUt auf durch das i der zweiten silbe statt des erwarteten e. Es mag „der Übergang von e in i und die grosse ähnlichkeit beider laute in der gotischen spräche des VI. Jahr- hunderts'* (Bernhardt, krit. unters. II s. 14) einen schieiber zu der vertauschung veranlasst haben. Im N. T. ist die in den namen sehr häufige endung -el : -rjk stets erhalten, z. b. israel, fanud, gabriel. Dagegen begegnet -41 statt -aü in eauraubäbüis : Co^oßdßek Luc. 3, 27

18*

270 OHSLOFF

und in aggiltis , welches wort auch nebenformen mit -el aufweist ; aggdu 6aL 4, 14, aggeljus B5m. 8, 38, aggde Luc. 9, 26. 15, 10.

y. 28. aai entbehrt der entsprechenden griech. form , welche äai (a£) lauten müste. Lobe dachte an falsche Verdoppelung des a, sodass sich ai' ergäbe zu dem at der Compl. : Bernhardt hat so geändert ; at würde aber oei werden, vgl. zu banams. Massmann nahm Versetzung an: aia = aia der meisten codd. Vielleicht ist das erste zeichen kein a, sondern ein g, dann hat man gai = yai cod. 107 (Ttjg yat cod. 93).

V. 30. makebis scheint auf dieselbe weise entstellt zu sein wie V. 14 bagams statt bagaais; stellt man b und e um, so erhält man makbeis = /^mißeig.

V. 33. lyddomaeis. Die form kvddwvaid (-eiS) in der quelle des cod. 108 verlangt lyddonaeid. Entweder ist hier m und n wie so häufig durch die Schreiber vertauscht, dann erhalten wir lyddonaeis = kvdd(üvai; die vorläge des Übersetzers hätte dann denselben Schreib- fehler enthalten wie der cod. 19 ^ die auslassung des scUiessenden d. Oder das auslautende s entstamt falscher Schreibung die vier vor- hergehenden namen gehen auf -is aus , oder falscher lesung, indem sich vielleicht statt des s ein (2 erkennen liesse; dann wäre die form unflectiert geblieben und entspräche dem kvSötavaid (-aid).

V. 37. aimmeirins setzt ein efi/Ärjoa voraus, wie aieirins = ^iQa Neh. VI, 18, araüins =: äfira Eor. I, 11, 22, kusins : xo^^^ Luc. 8, 3 u. a. Zu der endung -ins werden den Schreiber wol die bei- den vorhergehenden namen ainnains, aiddmns verführt haben. Nach tilgung des n stimt aimmeiris völlig zu e^ifujQ.

V. 38. Bei fallasuris hat nur Massmann eine änderung ver- sucht, in fassuris zu dem q>aaaovQ der meisten hss.; wie aber fas- suris zu fallasuris geworden sein sollte, ist schwer begreiflich. Ebensowenig ist mit den varr. g>aaovQ und naaovQ etwas zu machen. Dagegen bietet die lesart der codd. 108. 93. 19 einen anhaltspunkt : qHxddag ist nämlich verstünmielt; statt dessen findet man Neh. YU, 41, wo derselbe name vorkomt, in den codd. 93. 108 q>adaaaovQ, nur mit einem d, und Esr. X, 22 im cod. 93 (paaaaovQ, ohne d, an beiden stellen mit verdoppeltem a. Vergleicht man an unserer stelle die form fallasuris mit dem q)addag der codd. 93. 19. 108 , so komt man zu der Vermutung, dass der Qote in seinem cod. (paddaaovq las, was er mit faddasuris wiedergab, In tpaddaaovQ war also o vereinfacht und d verdoppelt; die endung -ovq ist schon in der vorläge der codd. 19. 93. 108 ausgelassen gewesen. Die beiden l in der got. form mögen

DIE BRUCHSTÜCKE DES GOT. ▲. T. 271

sich vielleicht als dd erkennen lassen, oder ein Schreiber verwechselte die ähnlichen zeichen.

V. 42. saillaumis erfordert ein griech. aaXko^. So mag der Gote vielleicht gelesen haben; oder daß zeichen vor dem u ist kein a, sondern ein zuviel geschriebenes l; dann ergäbe sich saillumis = aeXlov^.

V. 21. biaaaiplaem ist völlig verderbt. L5be, Massmann, Heyne, Bernhardt haben im texte baißlaem; die entsprechende form ße&Xarj^i bietet kein cod. Die codd. 19. 93. 108 haben gleichlautend ßTj&kesfi = beplaiaim, im N. T. beßlaihaim Joh. 7, 42, mit h unter dem einflusse des lat. Bethlehem, und beplahaim Luc. 2, 4. 15. Die van*, sind an dieser stelle ße&lasfi, ßat^Xasfi, ße^lasfi^ ßaQ&aleefi,

Wir sind mit der entstellung der namensformen durch die Schrei- ber noch nicht zu ende. Es fallt auf, dass eine geringe anzahl der namen unflectiert erscheint, während der gröste teil derselben flexion erhalten hat. Flexionslos geblieben sind die folgenden:

V. 21 sunive biaaaiplaem .r, k. g,y v. 25 vairos hareiapiaareim jah xafira jah berop Jiv. m. g., v. 26 vairos rama jah gabaa ,x. i, b., Y. 27 vairos makmas .r, k. K und v. 28 vairos baipilis jah aai ,s. k, g., wo eine flectierte form mit einer unflectierten verbunden ist. Kührt dieser unterschied in der behandlung vom Übersetzer her oder von abschreibern? Die letzteren neigten mehr dazu, hinzuzusetzen als fort- zulassen. Dass sie in den vv. 25 27 die genitivendung beharlich selten abgeschnitten haben, ist daher ganz unwahrscheinlich. Es war der Übersetzer, der diese namen flexionslos liess. Aber aus welchem gründe? Diese namen sind sämtlich Ortsnamen; als solche sind die in den vv. 25 28 enthaltenen schon äusserlich durch das vorgesetzte ovdQsg statt der sonstigen viol gekenzeichnet : „die männer von Bama'^ usw. Daran konte der Übersetzer merken, dass er es hior mit Orts- namen zu tun hatte, wenn ihm dieselben anderswoher als solche nicht bekant waren. Nun ist im N. T. bei der behandlung der städtenamen die regel befolgt:

1) consonantisch auslautende im Griechischen indeclinable Orts- namen bleiben unflectiert: beplailiaim iai, Joh. 7, 42, gaintiesaraip dat. Luc. 5, 1, nazaraip dat. Marc. 1, 9. Luc. 2, 4. 51. 4, 16; magdalan gen. Marc. 8, 10; iainisalem gen. Luc. 6, 17, dat. Marc. 11, 1 u. ö.

2) vocalisch auslautende Ortsnamen behalten die griech. casus- form, wenn sie noch nicht eingebürgert sind : areimapaias: ctQeifiäd'aiag gen. Mat. 27, 57. Marc. 15, 43; afbepanias: and ßij&apiag Joh. 11, 1; in arabia: iv tTj a^aßiif Gal. 4, 25 u. a. Sind sie bereits eingebürgert, so wird ihnen got. flexion zu teü, der gen. -ais^ der dat. -a»; in anti^

272 OHBLOFF

aukiai: iv avtiox^itf Tim. II, d, 11 ; in rumai: ev ^furj Tim. II, 1, 17, in paissalauneikai: iv &€aaakovUf] Phil. 4, 16. Tim« II, 4, 10 u. a.

Dasselbe verfahren hat auch der Übersetzer des Esra befolgt Daher waren ursprünglich höchst wahrscheinlich auch haipüis und näba- vis unflectiert, die sich ebenso wie die vorhergehenden namen durch das vorgesetzte avÖQeg dem Übersetzer als Ortsnamen auswiesen, laute- ten also baipel (baipil) und nahav und erhielten erst durch den irtum der abschreiber die bei den Ortsnamen streng gemiedene männliche flexion der personennamen.

Dagegen ist der häufig vorkommende und dem Übersetzer wol- bekante und geläufige name Jericho flectiert in derselben weise wie im N. T. als femininstamm auf -on: gen. eiaireikons v. 34, dat. iai- reikon Luc. 18, 35, iairikon Marc. 10, 46.

Zweifelhaft erscheint es, ob die beständige Schreibung der zahlen durch die Zahlzeichen ursprünglich ist , oder von abschreiben! hei-stamt. Bei fortlaufender zahlangabe sind in den got. denkmälem auch sonst nicht die Zahlwörter, sondern die aus dem alphabete entlehnten Zahl- zeichen angewendet. So ist es im kalender geschehen, so im Argen- teus zur angäbe der parallelstellen, zur bezeichnung der lagen u. s. w. Dass in solchen fällen die einfachere bezeichnung durch die buchstaben der umständlicheren durch die Zahlwörter vorgezogen wurde , ist ja ganz natürlich. Daher entspricht auch die benutzung der Zahlzeichen in dem umfangreichen geschlechtsregister des Esra durchaus dem allgemein üblichen gebrauche. Jedoch nicht nur hier, sondern auch im Neh., wo die zahlen nur vereinzelt in der erzählung vorkommen, sind dieselben stets durch die Zahlzeichen gegeben, und nicht nur die grund-, son- dern auch die Ordnungszahlen. Bei den ersteren ist dieser gebrauch nicht gerade sehr gewöhnlich , bei den letzteren ganz ungewöhnlich.

Die cardinalia sind nur in 14 stellen der übrigen denkmälor durch buchstaben bezeichnet: Skeir. Vlla. c. d viermal, Joh. 6, 9. 13. 19. 12, 5. Mat. 9, 20. Marc. 4, 8. Kor. H, 12, 2 im cod. A. Gal. 2, 1 im cod. By in der Skeireins also sechs-, im Joh. vier-^ im Mat., Marc, Eor. II (A), Oal. (B) je einmal. In dem kurzen stücke aus dem Neh. aber trifft man diese Schreibung an fünf stellen, überall wo überhaupt cardinalia vorkommen: V, 14 .i, b. jera, V, 15 sUde .m.,

V, 17 .r. jah .n. gumanCy V, 18 stiur .a. lamba goAxdida .j., gaits ,a.,

VI, 15 n. dage jah .6.

Femer sind die ordinalia im texte des N. T. niemals mit Zahl- zeichen geschrieben; hier aber findet man: Y, 14 fr am jera Je, und jer .2. jah anpar: and erovg eliwarov xai i'wg ^ovg zQuacoatov xal

DIB BBÜOHSTOCKE DBS GOT. ▲. T. 278

devrifovy VI, 15 ,e. jah X daga men(op8 ...,): Ttsfirtry wxt eixadi (irp^og aXkova,

Die einzige analogie hierzu bieten die über- und Unterschriften einiger briefe im cod. A.

Die ungleichmässigkeit, dass im Esra, wo man nur die Zahlzeichen erwartet, die zahl 90 zuerst y. 16 durch das zahlwort niuntehund jah X und vier yerse weiter durch das Zahlzeichen gegeben ist, kann man sicher auf rechnung des Schreibers setzen.

Ebenso auch wol den Esr. v. 14 neutral flectierten nom. plur.

ßfisundja neben dem wie gewöhnlich weiblich flectierten nom. plur.

pusundjos y. 35, wobei man sich erinnern möge, dass auch im Ahd.

Msunt in den älteren quellen als femininum, in den jüngeren als neu-

trum behandelt ist.

Bei der vergleichung des got. textes mit dem griech. des cod. 108 entdeckt man im Nehemia eine reihe kleiner für den sinn unwesenir lieber auslassungen und zusätze, welche um so mehr auffallen, je genauer sich die sonstige übereinstinunung der beiden texte erweist.

Man findet Neb. V, 14 für griech. xai ^wg got und, nicht jah Miki, VI, 15 für TtB^mfi xai äxadi, ,e, jaJi Je. daga, VE, 2 f&r ort ctvtog dvrjQ unte sa vas vair. Diese abweichungen erklären sich durch die beilicksichtigung des geistes der got. spräche , welche hier die aus- lassung des jah und die hinzufügung von daga und von vas erforderte.

Ferner V, 13 in aila so managet scheint das alla einem Schrei- ber entschlüpfk zu sein, wol unter einwirkung des vorhergehenden cdla ganuxinps.

Mehrfache ungenauigkeiten bieten sich V, 18 jah vas fra^ qtwian dagis hvüuh stiur .a. laniba gavalida .q. jah gaüs .a. gamanvida vas mis. jah bi A. dagans gaf vein aüai pizai fdus- nai jah allai pizai managein jah ana po aUa Maif fauramc^leis nieinis ni sokida: %al r^v yevofievov eig ^^UQctp (iiäv fiooxog elg xai TtQoßaza ^xAfXTcr V| xat %i^ciqog iyhevo fioi' toxI diä dena fjf^S" Qdiy h naoiv oivov Ttavzi t(p Ttkij^ei Ttavzi t^ Xatißj xai fiQog tov- roig agwov t^g ^yefioviag fiov ovx iCt^rr/aa. Das xai vor TCQoßava ist ausgefallen, nachher vor allai pigai nian, exa jah eingeschoben, iv Ttaatv ausgelassen, an derselben stelle gaf eingesetzt, nachher bei ana po angehängt aUa, vor gaits eingefugt .a. = e\g, wie vorher süwr .a. = fiöaxog eig, fQr iyiveto das vollere gamanvida vas geschrieben. In eben diesem verse steht weiterhin der plur. in paim vatirstvam dem griech. sing, gegenüber. Diese abweichungen alle auf die vorläge zu schieben, geht schon aus dem gründe nicht an, weil die häufung der Varianten gerade in diesem einen verse bei der sonstigen wörtlichen

274 OHBLOFF

übereinstimmnng des cod. 108 mit dem cod. des fibersetzers ganz uner- klärlich wäre. Das fehlen von hf naaiv und die spätere hinzufugong von aUa in ana po aUa könte mit einer Verstellung in der vorläge: xat TtQog rovToig ev naaiv oder daraus : xal nQoq tovtoiq ftäoiv zusam- menhängen. Was sonst hiervon dem Übersetzer, was dem abschreiber zufällt , lässt sich schwerlich ermitteln. Das jedoch scheint mir unzwei- felhaft, dass in dem zusatz gaf und in der wendung gamanvtda vas einwirkung des Yulgata-textes zu tage tritt, welcher hier tribue- bam und parabatur autem mihi enthält. Auch in der auslassung des jah vor laniba gegen den cod. 108 geht der got. text mit der Vulg.

Der einfiuss der Vulg. scheint sich bemerklich zu machen auch in der auslassung 1) von ytlölov Y, 15: eßaqwotv xXoXov ini töv hxov: kauridedun po managein, Vulg. gravaverunt populum, 2) von hcei V, 16: xat 7tdvT€g ol awrfffjiivot ixei ini to e^yor: jäh ällaipai gäU- sanans du pamma vaurstva hiei fehlt in keinem griech. cod. und in keiner übers, ausser in der Vulg. , 3) in dem zusatz jßai^ veisun Yj Ib: Ol de aQxovzeg oi MfinQoad'iv ^ov: ip fauramapljos patei veisun faura mis, Vulg. qui fuerant ante me.

Die bisher aufgeführten berührungen mit der Vulg. bestehen also in dem fehlen von nloiov V, 15, von ixet V, 16, von xal V, 18, in dem zusatz von gaf V, 18 , und den Wendungen paiei veisun V, 16, gatnanvida vas V, 18.

Dazu komt nun noch folgendes.

Neh. V, 15 und 16 liest man im griech. texte Ttaiödgia, beide male dasselbe wort, wie im hebr. grundtexte; im got. wechselt der ausdruck ohne allen erkenbaren grund: v. 15 skaikos, v. 16 pivos. Diesen Wechsel teilt jedoch die Vulg.: v. 15 ministri, v. 16 pueri.

Neh. V, 15 ist hcidrjala durch das nur hier vorkommende gamainps gegeben, dagegen im N. T. ausnahmslos durch aikklesjOj auch da wo es „gemeinde'^ bedeutet wie Eol. 4, 15. Eor. I, 14, 23, im ganzen etwa 40 mal. An unserer stelle ist auch in der Vulg. nicht das im N. T. durchweg nach dem griech. text beibehaltene ecclesia, sondern multitudo geschrieben wol aus dem gründe, weil zur zeit ihrer abfas- sung der begriff ecclesia sich schon als bezeichnung der christlichen kirchengemeinschaft festgesetzt hatte, hier aber von einer jüdischen gemeinde die rede ist Dass nun hier der Gote durch eben diesen gesichtspunkt geleitet selbständig übersetzte , ist mir unwahrscheinlicher als dass die vergleichung der Vulg. ihn zur wähl eines anderen aus- drucks bestimte.

Neh. V, 14 hsTÜhxto fioi elvai eig ä^ovra avtwv: anaibaup mis ei veisjau fauramapleis ize ; im griech. texte ein infinitiv - , im got ein

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coDJunctivsatz, während sonst die regel befolgt ist, dass die constmc- tion des von atkibitidan abhängigen satzes nach der griech. sich rich- tet, also für tva mit dem conj. got. ei mit dem conj., für den griech. inf. der got. inf. (vgl. Schulze, glossar unter anabittdan). Die ein- zigen ausnahmen trifft man hier und Thess. n, 3, 6: TtaqayyiiXofiev vfuv . . . üTekXea&ai v^iag; anäbiudam ißvis . . . et gasJcatdaip izvis. In beiden stellen hat auch die Vulg. einen satz mit ut. Kann man dieses zusammentreffen für zufällig halten?

Stammen nun diese verhältnismässig zahlreichen berührungen mit der Yulg. aus späterer änderung, wie die im N. T. nach der Itala vorgenommenen correcturen oder vom Übersetzer? Im N. T. bestehen die correcturen zum grösten teile in Zusätzen; man vergleiche die beläge bei Bernhardt, krit. unters. I, s. 9fgg.; zum geringeren teile sind es änderungen von werten nach dem lat. texte: Streichungen aber im got. texte sind ängstlich gemieden; man weite den text ver- bessern vorzüglich durch bereicherung. Hier aber sind, wenn das feh- len von Tdölovj hiu, nai wirklich auf der Vulg., nicht auf der vor- läge beruht, kürzungen vorgenommen, was doch die abschreiber aus ehrfurcht vor dem ihnen überlieferten texte vermieden, während der Übersetzer selbst sich wol die auslassung eines wertes, welches ihm der Zusammenhang und die vergleichung mit der lat. Übersetzung als überflüssig oder falsch erscheinen liess, erlauben mochte. Ausserdem sind die Zusätze hier von anderer art als im N. T., dort meistens ganz äusserlich später zu dem vorhandenen hinzugeschrieben, hier mehr in den text hineingearbeitet und machen daher mehr den eindruck der ursprünglichkeit. Denn es ist doch wahrscheinlicher, dass schon von vornherein übersetzt wurde xiinagog iyivero /äoi durch gaits .a. gaman- vida vas mis unter dem einflusse des lat. parabatur mihi, dict dexa ijfdCQiov olvov durch hi ,i, dagans gaf vein nach dem lat. tribuebam, ol Si afxoyreg ol tfjiTtQoad^lv fiov durch fauramapljos paiei veisun faura mis nach dem lai qui fuerant ante me , und nicht erst später zu gaits M, vas mis das gamanviday zu bi .i. dagans vein^ das gaf, zu pai fawramapljos pai faura mis das -ei veisun hinzugesetzt wurde. Zu einer nachträglichen änderung konten diese lesarten des got. textes kaum einen Schreiber veranlassen, da der lat. text nicht mehr enthielt als der got., sondern dasselbe und nur im ausdrucke vollständiger, im Stile abgerundeter war. Wenn man demnach aus dem wenigen material Schlüsse ziehen darf, so ist es wahrscheinlicher, dass schon vom Übersetzer die Vulg. zu rate gezogen wurde.

Wie die ältere lai Übersetzung, die Itala, sich zu unseren bruchstficken verhält, lässt sich nicht bestimmen, da diese stücke aus

276 OHBLOFF

der Itala nicht erhalten sind. Die Übersetzung des Hieronymos wurde in Italien und der römischen kirche als rivalin der Itala zuerst auf das heftigste bekämpft, fand nur ganz allmählich neben derselben duldung und errang erst im YU. Jahrhundert die anerkennung als kirchlich allein berechtigte Übersetzung, als Vulgata. Wenn also der Übersetzer die Yulgata benutzte y nicht die Itala, so spricht das für abfassung der got Übersetzung auf einem boden ausserhalb des bereiches der römischen kirche , wo das ansehen der Itala geringer war.

Das verdient hier noch erwähnung , dass es durch einen brief des Hieronymus an die Ooten Sunja und Fril)ila , welchen ich nachher noch näher zu besprechen habe , ausdrücklich bezeugt ist , dass die lat. psal- menübersetzung des Hieronymus zur berichtigung des Septuagintatex- tes von Seiten gotischer geistlichen benutzt worden ist

m. Der verfosser der älttestamentlichen übersetsimg.

Es scheint wenig geraten, bei einem so geringen bestände an Überresten mit der frage nach dem Verfasser in die Streitfrage einzu- treten, ob die ganze bibelübersetzung der Goten von Yulfila herstamt oder nur ein teil derselben. Trotzdem glaube ich, da sich mir einige anhaltspunkte ergaben, welche zu einer besprechung dieser frage ein- luden, darüber nicht hinweggehen zu sollen.

Dass Yulfila den Goten die heilige schnft übersetzte , erwähnt ein teil der schriftsteiler nur in ganz allgemeinen und unbestimten aus- drücken, während andere ausdrücklich versichern, dass er die ganze bibel alten und neuen testamentes übertrug. Jedoch trotz der einstim- migkeit über die Urheberschaft Yulfilas können die berichte nicht auf unbedingte glaubwürdigkeit in ihrem ganzen umfange anspruch erheben. Denn ebendieselben autoren lassen YuMla auch das got. aiphabet erfun- den haben: yq&^^aca iq)evQ€ yord^ixa, evQhrjg y^afi/naTonf oix£iW, in- venit, adinvenit (die stellen bei Massm. einl. s. L.), eine behauptung, welche man jetzt nach Zachers genauer vergleichung der alten runen- alphabete mit den got. schriftzeichen nur in sehr beschränktem masse für richtig erkent.

Die in diesem punkte erwiesene unzuverlässigkeit der bericht- erstatter erschüttert den glauben an die Sicherheit des übrigen, was ae von Yulfila mitteilen , weckt vor allem mistrauen in bezug auf die volle Wahrheit der nachricht, dass die ganze bibelübersetzung allein des Yulfila werk war. Wie dort ist vielleicht auch hier nur der kern der Überlieferung wahr und dieselbe dahin zu berichtigen, dass man Yulfi- las persönliche betätigung einigermassen einschränkt , etwa soweit , dass

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man ihn als den veranlasser nnd begründer des Übersetzungswerkes ansieht und als den Verfasser von einem grossen teile der Übersetzung, während die Übertragung der übrigen biblischen bücher teils unter sei- ner leitung, teils erst nach seinem tode durch gelehrte geistliche des goi Volkes ausgeführt wurde. Die namen der mitarbeiter fielen der Vergessenheit anheim, verdunkelt durch den alle überstrahlenden rühm des hochgefeierten bischofs, der das werk begründete.

Für eine solche annähme sprechen mancherlei gründe. Davon will ich ganz absehen, dass die Übertragung der ganzen heil. Schrift in eine spräche, welche fttr schriftliche darstellung noch völlig unaus- gebildet war , welcher für die widergabe der orientalischen anschauungs- und ausdrucksweise und nun gar erst f&r die abstracten erörterungen der apostolischen briefe alle Vorbedingungen fehlten, ein werk von ganz ausserordentlicher Schwierigkeit war, zumal in jener zeit litterarische hilfsmittel und vorarbeiten noch gänzlich mangelten; auch davon, dass man es ziemlich unwahrscheinlich finden könte^ dass der eine durch sein hohes mühe- und verantwortungsvolles amt in anspruch genom- mene mann, dem keineswegs ein stilles gelehrtenleben vergönt war, der vielmehr in dem wilden völkergewoge und den erregten kirchlichen Streitigkeiten jener zeit für seines volkes wolfahrt unablässig und mit aller kraft zu wirken bemüht war, jenes werk, welches die angestreng- teste hingäbe eines nicht durch weltliche händel abgezogenen geistes verlangte, allein solte zu stände gebracht und zu ende geführt haben.

Dagegen sind in dieser hinsieht höchst beachtenswert die äusse- rungen der beiden wichtigsten berichterstatter über Yulfilas leben. Erstens erwähnt der um 440 lebende arianer Philostorgius , dass Vul- fila die bücher der könige unübersetzt Hess. Seine wunderliche erklä- rung dieses umstandes ist gleichgültig, nur das ist festzuhalten, dass hier ein ausdrückliches zeugnis dafür vorliegt, dass Yulfila die bibel nicht vollständig übersetzte, wodurch also die nachricht von voll- ständiger Übersetzung des alten und neuen testaments der ungenauigkeit geziehen wird; ein grund zur willkürlichen erdichtung dieser unwesent- lichen Sache durch Philostorgius ist nicht abzusehen. Ebenso urteilt Bernhardt einleit. §5: „Dass dieser teil des A. T. in Yulfilas Über- setzung nicht mit begriffen war, mag man unbedenklich glauben; den beweggrund hat sich Philostorgius wol selbst erdacht, denn die bücher Josua, der Bichter, Samuel enthalten dergleichen erzählungen eben- falls. Wir werden vielmehr anzunehmen haben , dass Yulfila sein werk nicht vollendete; auch der ausdruck des Auxentius scheint leichter erklärlich, wenn die Übersetzung nur einzelne teile umfasste.^^

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Zweitens berichtet nämlich Auxentius, bischof von Dorostoros, Vulfilas Schüler, „die weitaus wichtigste quelle unserer kentnis von Vulfilas leben ^^ (Bernhardt), über seinen lehrer: Qui et ipsis tribus Un- guis — gemeint ist die got., griech., lat spräche plures tractatus et multas interpretationes yolentibus ad utilitatem et ad aedificationem, sibi ad aetemam memoriam et mercedem post se dereliquid. Hierzu bemerkt Bernhardt einleit. s. XXm : Ohne zweifei ist hier die Über- setzung der bibel mit gemeint ; wenn aber auch Auxentius , dem es vor allem auf Vulfilas glaubensbekentnis ankam, keine Veranlassung hatte, auf Vulfilas schriftstellerische tätigkeit näher einzugehen, so bleibt doch die unbestimtheit des ausdrucks auffallend.'^

Sodann lesen wir bei Walafrid Strabo, nicht ein einzelner, sondern eine anzahl von männern aus dem got. volke seien bei der bibelübersetzung tätig gewesen : Gothi eo tempore , quo ad fidem Christi licet non recto itinere perducti sunt in Graecorum provinciis commoran- tes nostrum h. e. Theotiscum sermonem habuerunt et ut historiae testantur postmodum studiosi illius gentis divinos libros in suae locutionis proprietatem transtulerunt, quorum adhuc monumenta apud nonnuUos exstant. Auch Massmann spricht hier die Vermutung aus: „die von Walafrid Stabo gebrauchten werte studiosi .... ti*anstulerunt scheinen die annähme Lobes zu bestätigen , dass mehrere an dem gotischen bibelwerke, wenn auch nur allmählich fort- setzend , geholfen hätten.'' (Einleit. s. LVII).

Für die Übersetzung des A. T. im besonderen scheint der schon oben erwähnte brief des Hieronymus einigen anhält zu gewähren, auf welchen daher näher einzugehen ist. Derselbe ist erwähnt von Casti- glione specim. praef. s. XX, von Lobe proleg. s. XVI, von Massmann Skeir. s. 91 fg.^ eingehender besprochen von Massmann einleit. s. XXVI, jedoch nur unter dem gesichtspunkte der daraus sich ergebenden eif- rigen hingäbe der Goten an das Christentum.

Zwei gotische geistliche „Sunia und Frethela" = Sunja und Fri- l)ila richten ein schreiben an den Hieronymus, die höchste autorität seiner zeit in der hebräischen wie überhaupt der fremden sprachkunde, der seit dem jähre 386 in Bethlehem als abt eines mönchvereins lebte, wissenschaftlichen arbeiten, besonders der Übertragung der heil, schiift in das Lateinische sich widmend; sie bitten ihn, von einer grösseren anzahl von psalmenstellen , wo die Septuaginta und die lateinische Über- setzung des Hieronymus sich widersprechen , ihnen mitzuteilen , was der hebr. grundtext enthalte. Diesem gesuche hat nun der Verfasser der Vulgata durch ein ausserordentlich eingehendes schreiben es ist einer seiner längsten briefe und füllt in der ausgäbe von Adam Ti'ib-

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bechow (1684) 20 spalten in folio, etwa 1400 Zeilen volles genüge getan. Dasselbe fuhrt zu der Vermutung, dass die Goten nichts gerin- geres beabsichtigten als eine Übertragung der psalmen in ihre spräche vorzunehmen.

Nach dem sehr pathetisch gehaltenen eingange: Yere in vobis apostolicus et propheticus sermo completus est: in omnem terram exi- vit sonus et in fines orbis terrae verba eorum. Quis hoc crederet, ut barbara Getarum lingua Hebraicam quaereret veritatem, et dormi- tantibus imo contendentibus Graecis ipsa Germania Spiritus sancti elo- quia scrutaretur etc.; betont Hieronymus zunächst, dass man einen nicht geringen dienst von ihm verlange: Quaeritis a me rem magni operis et majoris invidiae ... ut in opere psalterii juxta distinctionem schedulae vestrae, ubicunque inter Latinos Graecosque contentio est; quid magis Hebraeis conveniat, significem. Sodann setzt er ihnen sehr ausfuhrlich auseinander, an welche griech. codd. sie sich halten selten: In quo breviter illud admoneo, ut sciatiS; aliam esse editionem, quam Eurigenes et Gaesariensis Eusebius omnesque Graeciae tractores Koivrjv i. e. conmiunem appellant atque vulgatam et a plerisque nunc lovxia- vog dicitur, aliam LXX interpretum, quae et in h^aTtldig codicibus reperitur et a nobis in Latinum sermonem fideliter versa est et Hiero- solymae et in orientis ecclesiis decantatur .... xoivi^ autem ista hoc est conmiunis editio ipsa est quae et Septuaginta. Sed hoc interest inter utramque quod twiv^q pro locis et temporibus et pro voluntate scriptorum veterum corrupta editio est Ea autem quae habetur in eSccTcXöig et quam nos vertimus ipsa est quae et in eruditorum libris incorrupta et Immaculata LXX interpretum translatio reservabatur. Quidquid ergo ab hac discrepat, nulli dubium est quin ita et ab Hebraeorum auctoritate discordet. Diese stelle habe ich deshalb voll- ständig angeführt, weil das über die beiden textesrecensionen gesagte anregt zur anwendung auf unsere vorhandenen Septuagintahss. für den Esra und Nehemia. Auf der einen seite standen, wie wir oben sahen; die codd. 108. 93. 19. 19^ auf der andern die übrigen hss. Die scharfe Scheidung zwischen beiden gruppen ist unverkenbar. Die entscheidung, welche von beiden den reinsten text gewährt; fällt nach Wellhausen zu gunsten der ersteren aus. Demnach wäre, wenn man die bezeich- nung des Hieronymus hier anwenden wolte, der text der gruppe 108 etc. ein solcher, der die LXX interpretum translatio darstelt, während die übrigen hss. den text der verderbten xoti^, vulgata, kovxia^og ent- halten.

Auf diese allgemeinen auslassungen folgt die besprechung der ein- zelnen stellen, über welche die Goten auskunft wünschen; die zahl

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derselben beträgt 190; sie beginnen mit ps. 5, 5 und endigen mit ps. 146, erstrecken sich also nber das ganze psalmenbuch. Zum grösten teile sind die vorgelegten abweichungen der iesarten für den sinn der stelle ohne besondere bedeutung und beziehen sich nur auf unwesentliche kleinigkeiten , z. b. ps. 5, 9 ivoimov aov: in conspectu meo; 6, 11 vehe- menter fehlt im griech. text; 16, 3 dgy&aXfnol itiov: oculi tui; 17, 34 wsel fldq)ov: tamquam cervorum; 17, 36 a(o&r^Qiag /ttov: salutis tuae; 17, 47 6 ^vanjg ftiov i^ iyßQtov öwcawv: liberator mens de gentibus inimicis; 63, 8 ßilog vrjTtiajv: sagittae parvulorum; 68, 31 xov d^eov (jiov: dei; 71, 11 navteg oi ßaatleig T^g yrig: omnes reges; 72, 17 xai awcS: intelligam ; 77, 38 xat ov dia(pd'eQ£i: et non disperdet eos ; 89, 2 av el; tu es deus ; 89, 2 mm eig rilog ogyiad^rjaerai : non in perpetuum irasci* tnr. Ausserdem einige definitionen , z. b. vsourpfia („ calendae ^') , cj^ fiog („desertum vel solitudo"), vvxroxoQa^ („noctua").

Eine genügende erklärung einerseits für diese so äusserst sorg- fältige behandlung des psalmentextes durch die beiden Goten, wie für ihr anspruchsvolles und zeitraubendes gesuch an den berühmten Über- setzer und andererseits für die gewissenhafte erfüllung des gesuches durch den letzteren kann man nur finden in der annähme, dass jene die absieht hatten , den psalter in die got. spräche zu übertragen , und dass also der zweck, den sie verfolgten, bedeutend genug war, um so grosse anstrengungen zu verdienen. Dass sie ihre absieht dem Hiero- nymus zur motivierung ihres gesuches in ihrem briefe mitgeteilt hat- ten, scheint gleich im eingange der antwort die erwähnung der bar- bara Qetarum lingua anzudeuten. Unsere Vermutung wird bestätigt durch eine anzahl von bemerkungen, welche hier und da bei der behandlung der einzelnen strellen eingestreut den zweck verfolgen , den bittstellem die grundsätze und die methode klar zu machen, durch welche ein Übersetzer sich leiten lassen müsse, um eine treue und in der form ansprechende Übersetzung zu stände zu bringen. Die hauptsächlichsten der stellen sind diese: zu ps. 5, 5 et sciendum . . . dum interpretationis xorxotij^'ov sequimur, omnem decorem translationis omittimus: hanc esse regulam boni interpretis, ut idioma alterius linguae suae linguae exprimat pro- prietate; ähnlich zu ps. 28, 9, wo die „ad verbum'^ angefertigte Über- setzung als „absurda" bezeichnet wird, zu ps. 43, 15 u. ö.; ferner zu ps. 84, 2 eadem igitur interpretandi sequenda est regula, ut ubi non fit damnum in sensu linguae in qua transferimus , evq^aayia^ proprietas et elegantia conservetur; zu ps. 106, 6 quis non talem fugiat interpretationem, ut verbum pro verbo exprimens dicat ...; zu ps. 49, 20 non debemus putida nos verborum interpretatione tor-

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quere, cum damnum non sit in sensibus, quia unaqnaeque Lingua (ut ante diximus) suis proprietatibus loquatur; zu ps. 30, 4 et ne eadein inculcem, observare debetis, nomen domini et dei saepissime additum, et id vos debere sequi, quod de Hebraico et de Septuaginta emendavimus; zu ps. 67, 23 ergo et vos legite ea quae vera sunt, ne dura additum suscipitis, quod a propbeta scriptum est , relinqua- tis; zu ps. 73, 8 unde si quid pro studio ex latere additum est, non debet poni in corpore , ne priorem translationem pro scribentium volun- tate conturbet Ähnliche bei jeder gelegenheit angebrachte mahnungen allgemeiner art und hinweisungen auf das eigene verfahren finden sich noch vielfach und erscheinen erst dann genügend motiviert und erklär- lich, wenn man sie als eine von dem meister in der Übersetzungskunst den rat und auskunft begehrenden schülem erteilte anweisung zur her- stellung einer nicht nur correcten ^ sondern auch eleganten Übersetzung der psalmen ansieht.

Die annähme, dass die beiden geistlichen wol nur die absieht hatten, eine ihnen vorliegende Übersetzung zu emendieren, reicht zur erklärung nicht aus, manches würde dabei unverständlich bleiben. Warum geschieht denn mit keiner silbe dieser bereits vorhandenen Übersetzung erwähnung? ist doch stets nur die rede von den griech. und latein. lesarten. Aus welchem gründe beschränkten sich die bei- den bibelforscher lediglich auf das psalmenbuch? Ihre emendation erstreckte sich dann doch wol auf das ganze A. T. Was bezweckten in diesem falle die vielfach widerkehrenden auslassungen über die über- setzungsmethode ? In welcher absieht wurde die ausführliche ausein- andersetzung über den verschiedenen wert der beiden vorhandenen Sep- tuagintarecensionen gegeben? Sie solte den Goten doch wol nur den weg weisen zu der reinsten quelle für ihre Übersetzung. Wozu end- lich verlangten die beiden die Worterklärungen von vBopirpfiaj eqvifiog^ wxtoxöqa^? Aus dem got. text konten sie ja leicht ersehen, was die werte bedeuteten. Nach dem allen kann die Voraussetzung, dass eine Übersetzung beabsichtigt war, wol keinem zweifei unterliegen.

Jedoch das zugegeben, wa^ folgt daraus? Dass eine got. psal- menübersetzung überhaupt noch nicht vorhanden, dass also das psal- menbuch von Yulfila noch nicht übertragen war? Eine solche war vielleicht vorhanden, aber jenen beiden nur unbekant geblieben, die künde davon noch nicht zu ihnen gedrungen ; sassen doch die GK>ten in weit zerstreuten- Wohnsitzen, und sogar wenn sie von dem Vorhanden- sein derselben kentnis und sie in bänden hatten, so ist damit noch nicht ausgeschlossen, dass sie selbst eine neue Übersetzung vornehmen

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wolten, weil ihnen jene aus irgend einem gründe nicht genügend erschien, etwa wegen benutzung eines verderbten textes.

Diese einwände sind zwar möglich, haben aber doch nur eine geringe bedeutung. Denn es ist im höchsten grade unwahrscheinlich, dass wenn der psalter schon von Yuliila übertragen vorlag^ derselbe sich nicht mit der Übersetzung der übrigen biblischen bücher sehr bald bei allen gotisch redenden Christen verbreitete, höchst unwahrschein- lich, dass leuten, welche dafür das gröste Interesse haben musten, diese tatsache um das jähr 390 , in welche zeit dieser brief zu setzen sein wird,^ also 9 jähre nach Yulfilas tode noch uubekant war, noch unwahrscheinlicher aber^ dass man an eine neuübersetzung dachte, wenn der psalter schon von einem manne übersetzt war, der in seinem volke ein so hohes ansehen genoss wie Yulfila.

Demnach wird man mir wol zugestehen, dass es im höchsten grade wahrscheinlich ist, dass eine got. psalmenübersetzung noch nicht vorhanden war, wenn jene beiden got. geistlichen eine Übertragung des psalters in die got. spräche beabsichtigten.

Waren aber die psalmen noch nicht übertragen, so wird vom A.T. Überhaupt noch nichts übertragen gewesen sein, ganz gewiss aber noch nicht zwei so unbedeutende bücher wie Esra und Nehemia. Denn der psalter galt schon in jener zeit, wie auch späterhin und noch in unse* ren tagen für eins der wichtigsten und bedeutungsvollsten bücher des A. T.^ ja der ganzen heil schrift.

Mit den bisher vorgebrachten äusseren Zeugnissen vereinigen sich innere gründe, welche für die alttestamentlichen fragmeute auf einen anderen Verfasser schliessen lassen wie für die neutestamentlichen. Man trifft in denselben nämlich mehrfach sprachliche erscheinungen an,

1) Die zeitbestimmang gründet sich hierauf: jene psalmenemendation des Hieronymns, von welcher im briefe die rede ist, kann nur das psalterinm GaUica- nnm sein, da der asteriscus und obelus, die kritischen zeichen desOrigenes, erwähnt werden als in derselben angewendet, mit welchen noch nicht das psalt. Romaniun, sondern erst das psalt. GaUicanum versehen wurde (vgl. Bleek, einl. in das A. T. s. 792). Es muss aber seit der abfassnng, welche bald nach der Übersiedelung nach Bethlehem, also bald nach 384 stattfand, bereits eine geraume zeit verflossen sein, denn der text ist durch abschreiber schon wider vielfach entstelt; auch sagt Hiero- nymus in bezug darauf zu ps. 21, 14 nos emendantes psalteriuni olim. Femer ist seine psalmenübersetzung aus dem Hebräischen noch nicht vorhanden, sonst würde er die Goten einfach auf diese verwiesen haben. Dieselbe mag etwa in das jähr 390 oder 391 &llen, da er 393 den Hieb, vor diesem die bücher Esra und Nehemia, vorher die Salom. Schriften, und endlich vor diesen die psalmen übersetzte. Der brief gehört demnach wol der zeit kurz vor dieser letzten Übersetzung der psal- men an.

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welche einen von der neutestamentlichen Übersetzung abweichenden Sprachgebrauch erkennen lassen.

1. Neh. VI, 16 atdraus agis in augona ize abraba: enimaB q>6ßog h 6q)&aXfioig avcwv aq)6ÖQa, Für hiL-fuJczaiv in gleichem sinne wie hier ist nicht at-driusan, sondern dis-driusan gewählt Luc. 1, 12 agis disdraus ina: q>6ßog hunBahv in aliov^ so über- haupt in gleichem zusammenhange nur verba composita mit dis- , nicht mit at, z. b. dissci aUans cyis: ilaßev öi qioßug anavvag Luc. 7, 16, agisa mihilamma dishabaidai ve$un: cp6ß(i) i^uyakoj avvuxovto Luc. 8, 37.^ Ferner ist at-driusan sonst nur von persoueu gebraucht im sinne von „niederfallen vor jemand" und „hineinfallen, hineingeraten in etwas." Endlich ist ini-TtiTCTeiv tivi oder hil xivi auch im concre- ten sinne „fallen, niederfallen" nicht durch ai-driusan gegeben, son- dern durch das simplex driusan z. b. Marc. 3, 10. Luc. 15, 20. Dem- nach möchte hier eine abweichung wol nicht zu verkennen sein.

2. ogjan mik: (poßTjaal ^is „mich zu schrecken ^ in furcht zu setzen" Neh. YI, 19. Als causalia dieser bedeutung sind im N. T. gebraucht: 1) in - ctg -j an, inagtda ins: kv-eßgifut^x^^f] abtoig Mat. 9, 30,

2) lAS-ag-jan, vesun auk usagidai: €y.'(poßoi yccQ iytvowo Marc. 9, 6,

3) af-ag^jan, ni in vaihtai afagidai: f,n) mvi^o^iavoi ev jurjöevi Phi- lipp. 1, 28. Alle drei composita zeigen den kurzen stanmivocal; ebenso auch die nominalen bildungen: agis^ un-ag-ein dat. =: dcpößiog Luc. 1, 74, un-ag-ands Philipp. 1, 14. Kor. I, 16, 20. Dagegen og-jan, welches nur an dieser stelle vorkomt , hat das kurze a des Stammes in 6 verlängert. Eine analoge bildung hat man in uf-Mdhjan: yilav Luc. 6, 21 neben hlahjan: yeXav Luc. 6, 25 und hi-hlahjan: /.(na-

1) Man vergleiche ausserdem: dis-lvaljim ,,verhüUen" für xttXvnTHv Luc. 8, 16, di3-niman „in beschlag, in besitz nehmen** för xar-fx^iv Kor. 11, 6, 10. Eph, 4, 26, diS'Sigqan „untergehen** f&r ini-^veiv. In allen diesen compositen übt die eine den begriff des verbmn verstärkende kraft ans, es liegt darin ein „völlig, ganz nnd gar.** In dieser übertragenen bedeutnng gelangte dis wol erst später zur Ver- wendung, während es früher nur mit den verben des teilens, trennens und ähn- lichen verbunden wurde, wo es in seiner ursprünglichen bedeutung „auseinander** zur geltung kam. Da nun bei diesen verben, wo die bedeutung der partikel und des verbums harmonierte , durch die anfügung der partikel der begriff des verbums verstärkt wurde, so führte dieses dazu, später die partikel dis- auch mit anderen verben , deren begriff zu dem der partikel in keiner beziehung stand , zu einer mehr unnatürlichen ehe zu verkuppeln, lediglich um eine Verstärkung des verbalbegriffs zu erzielen. Anders fassen Löbe und Dieffenbach das Verhältnis auf, welche dem diS' im zweiten falle die bedeutung des „umfassens** zuweisen (Löbe, gramm. 8. 44, Dieffenbach vergleich, wörterb. der got. spr. II, s. 629). Leo Meyer erwähnt die letztere art des gebranchs von dis- gar nicht , siehe got. spräche s. 108.

ZBITBCHB. F. DBUTBCHB PHXLOLOOIS. BD. Vn. 19

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yelctp Mat. 9. 24. Marc. 5, 40. Luc. 8, 63. Ausserdem sind sok -Jan und stod'-jan zu vergleichen,^ denen jedoch keine schwachen verbamit bewahrtem knrzen Stammes -a znr seite stehen. Ogfon und uf-hlohjan sind also die einzigen in dieser ari Nun ist es aber wenig wahrschein- lich« dass ein so genauer und consequenter Übersetzer wie Yulfila für ein und dasselbe verbum yelctv zuerst das vom praeteritalstamme gebil- dete compositum uf-hloh-jan und vier verse weiter in ganz demsel- ben sinne das vom praesensstamme gebildete simplex JUaJ^an gebrauchte ; dagegen war es nach Bernhardts Untersuchungen eine gewohnheit der abschreiber , gleiche ausdrücke ihres textes zu variieren. So wird jenes uf-Klohjan wol von einem abschreiber stanunen, also erst aus einer späteren zeit und legt daher auch für ogjan die Vermutung nahe, dass dieses wort einer späteren zeit angehört.

3. Für rcX^x^os „menge, Volksmenge ^^ ist Neh. Y, 18 füuma geschrieben, während man im N. T. dafür liest: 1) managei Marc. 3, 7. 8. Luc. 2, 13. öy 6. 19, 37. 2) hiukma Luc. 1, 10: alls hiuhma vas matuigeins beidandans: xai nav %6 nkij&og rjv rov Xaov nQogevxofUvoy, 3) hansa Luc. 6, 17: hansa mUcüa maimgeins: 7clrj&og noXv tov Xaov. Managei ist die regelmässige Vertretung für nk^x^og und auch für laog ; wo aber beide Wörter zusammentreffen, wie eben an unserer stelle: allai püfai filusnai jah aUai pizai managein : mxvxl rtp n^&ei nawi T^ la(it, da hatte Xa6g das Vorrecht auf manctgei und für Ttkrj&og trat ein anderes wort ein, Luc. 1, 10 hiuhma, 6, 17 hansa, hier fUusna, Das hier gebrauchte wort komt im N. T. zweimal vor, ausserdem in der Skeireins dreimal, und zwar in dem sinne von „grosse, fülle ^^ Kor. n, 12, 7. Tim. II, 3, 9. Skeir. YIIc, in dem sinne von „Volks- menge " Skeir. YII b. c. Der gleiche gebrauch des wertes filusna wie an unserer stelle begegnet also nur in der Skeireins^ welche einer späteren zeit angehört (Bernhardt, krit. unters. I, s. 8 und einlei- tung zum Yulf.).

4. Für än^Q ist Neh. Y, 17 guma gesetzt: .r. jah .n. gumane, ein wort, welches man nur noch zweimal antrifft Kor. I, 7, 16 hva nukkannt qino, ei aban ganasjats? aißßau hva kannt guma, paiei qen ßeina ganasjais? Im griech. texte kehren beide male die Wörter dyi^

1) Man vergleiche ausserdem:

ysak: sak'jts, aak-jo, ga-sahtSf tn-saAto, firi-^aohU und Bok-eins^ -^areU, 'Jan u, a.;

yvak: uS'vak'jan, ga^vak-nan, vah'tvo and vok-ains;

"^frap: frap-i, »jis, ga-fraf-jH und frop-M^ frod^ei;

ygi'ab: grab' an , -a und grob^a.

Dn BBÜ0H8TÜGKX DBB GOT. ▲. T. 285

und Yvvii wider, ebenso im lat. vir und mulier, der Gote allein hat vier ausdrücke gebraucht: „was weisst du nun weib, dass du den gatten rettest, oder was weisst du mann^ dass du dein eheweib rettest ?'' Man erkent, dass gtMna den mann bezeichnen soll mit rQck- sicht auf das geschlecht „mannsperson^^ im gegensatz zu qino ^^weibs- person/' Die geschlechtliche bedeutung wird bestätigt durch das adject. gum-eins Marc. 10, 6 und gunia-kunds Luc. 2, 23, Gal. 3, 28 für aQorpf, wo qineins und gincikunds gegenübersteht Ausser dieser stelle steht gima noch Luc. 19, 2 guma namin haüana gakkaius.

Nun ist das griech. avr^Q sonst übersetzt 1) durch vair, so mei- stens, 2) seltener durch manna, im Luc. 7 mal, im Mat. und Marc, je Imal, welches wort f&r av^Qiorcog der gewöhnliche Vertreter ist, 3) durch aba „ehemann.^^ Demnach ist der gebrauch von guma Luc. 19; 2 durchaus ungewöhnlich, man erwartet vair oder matina. Man kann dieselbe erklftrung in ansprach nehmen wie oben bei dem ufMoh- janda Luc. 6, 21 : ein Schreiber setzte für vair oder manna das ihm geläufigere gunia. Nicht minder ungewöhnlich ist der gebrauch von gunia an unserer stelle; .r. jäh .n. gumane bedeutet „hundert und fünfzig personen'^; in solchem sinne ist im N. T. vairos geschrieben, z. b. vairos tvai Luc. 9, 30 , vairos rapjon fimf ßusunc^os Joh. 6, 10, so auch Luc. 9, 14. Skeir. YU; b u. ö. Es ist hier wie Luc. 19, 2 von dem ursprünglich diesem werte eigenen sexuellen begriffe nichts mehr zu spüren, es ist in einer allgemeineren, mehr farblosen bedeutung angewendet, wie sie dem vair und noch mehr dem nianna eigen ist.

5. Für Traiddqia „junge männer, diener" steht Neh. V, 18 shal- kos, V. Ißpivos. Im N. T. ist Ttaiddqia gegeben durch niagida Joh. 6, 9 = Skeir. Ylla, durch piu-tnagus Mat. 8, 6. 8. 18. Luc. 1, 54. 69. 7, 7, durch magus Luc. 2, 43. 48. 9, 42. 15, 26.

Skalks ist stets für dovlog gesetzt, einmal für olxinjg ; Jnus iomt nur noch einmal vor Luc. 16, 13 fTir ohivijg. So selten wie das mas- cuL pinSy so häufig ist das femin. piva fBr doiXij und fiaidiant] anzu- treffen.

6. Für dyQog findet mau Neh. V, 16 das nur hier vorkommende, mit dem späteren ahd. tJwrphy torf gleichbedeutende paurp: jah paurp ni gastaisUdd: xai dynov ov/. r/.Trjadfujv^ „und kaufte keinen acker*' (Luther). l^yQog ist im N.T. gegeben durch akrs „acker, das bestellte feld" Mat. 27, 7. 8. 10. Marc. 15, 21. Luc. 15, 25, durch ?önd „land, landbesitz*' Luc. 14, 18 lund baühta „ich habe ein stück land^ einen landbesitz gekauft," durch veiJisa dörfer •' Luc. 8, 34. 9, 12 , durch Jiainios Marc. 5, 14 , durch hainioplja Marc. 10, 29. 30.

19*

286 OHBLOFF

7. Da88 hauXr^aia^ sonst ohne ausnähme durch aikklesfo wider- gegeben, Neh. y, 13 durch das nur hier vorkommende gamaifips über- tragen ist, wurde schon oben heryorgehoben.

8. Neh. VI, 17 begegnet die form aipistulans; dieser accusativ plur. setzt einen nom. sing. aipisttUa voraus, der sich genau an das lat. epistula anschliesst, ebenso wie das ahd. epistula. Statt dessen trifft man im N. T. nur die ihren Ursprung sehr deutlich zur schau tragenden formen: aipistaule nom. sing. = irciotoh'j Kor. II, 3, 2. 3. 7, 8. Thess. I, 6, 27. Kol. 4, 16. Eph. inscr.; aipistaülein dat Eor. I, 5, 9, acc. = imato^v BOm. 16, 22. Thess. 11, 2, 2, aipi- gtaukfim)? dat. plur. Thess. U, 3, 17 (cod. B.).

Die neutest. formen sind also der griech., die Neh. VI, 17 ange- troffene ist der lat spräche entlehnt. Die letztere wird also wol aus einer zeit stammen, wo der einfluss der griech. spräche auf die got. durch die lat. bereits verdrängt war. Für die spätere abfassung des Neh. filllt diese form allerdings wenig in das gewicht , da sie möglicher- weise von einem Schreiber herrührt

Endlich ist noch eine syntaktische abweichung hervorzuheben. Zweimal ist im Neh. ein eigentümlicher genitiv der zeit angewen- det: 1) y, 18 jah vas fraquman dagis hvizuh stiur .a.: xai ^ yevo- f^eva elg fjfiiQav fiiav xtA. „und es wurde verzehrt an jedem tage/* während eines jeden tages, täglich, 2) VI, 15 jah ustaükana varß so baurgsvaddjus ,e. jah Je. daga inen(qp8 ....) .n. dage jäh J>,: xai avye- TsiJa&r] x6 relxog nef^im^ xal elxadi ^rjvog alXova h fievTYjxovra xat ovo tj^iiQuig „und die mauer ward fertig am fünfundzwanzigsten tage des monats Elul in zweiundfünfzig tagen *^ (Luther). Im ersteren falle ist dg rj^tQQv (.dav gleichbedeutend mit xa^' rjfxiQaVy welches durch den dativ daga hvammeh ausgedrückt ist Marc. 14, 49. Luc. 16, 19. 19, 47. Eor. I, 15, 11, durch den accusativ dag hvanoh Luc. 9, 23, nirgends aber durch den genitiv dagis hvizfdh wie hier; ebenso xot ¥vog durch jera hvammeh Luc. 2, 41. Für den zweiten fall vergleiche man z. b. Marc. 15, 29 jah bi ßrins dagans gatimrjands Po: xat iv TQiaiv ij/LiiQaigy Marc. 14, 58 ik gaiaira alh po handuvaurhta jah bi ßrins dagans anparä unhanduvaurhta gatimrja: xai dcä zqL&v tjfißQwv^ in der Vul- gata dort: in tribus diebus, hier per triduum.

Lobe hat die wenigen fälle, wo ein temporaler genitiv auftritt, zusammengestellt: es ist kein einziger darunter, wo der genitiv unab- hängig von der vorläge gesetzt wurde. Am nächsten scheint dem hier vorliegenden gebrauche zu kommen der genitiv Luc. 2 , 8 tniandans vahtvom fuMs ufaro hairdai seinai und Thess. I, 5, 7 paiei depand

DIE BRUCHSTÜCKS DES GOT. A. T. 287

nalU ^ shjyaiid jaJi ßctiei drugkanai vairpand nahts drugkanai vairpaivd. Jedoch bezeichnet in beiden stellen der gen. naJUs nicht sowol die Zeit- dauer, den zeitumfang iiii^^^'^^^b einer nacht /^ als vielmehr den zeit* punkt: in der nacht wachten die hirten, als der engel des herrn zu ihnen trat, in der nacht werden sie trunken. In der ersteren stelle kann übrigens der gen. auch von vaJvtvom abhängig sein, wie in der Yulgata: custodientes vigilias noctis. Neh. VI, 15 will Lobe den gen. „mehr partitiy^^ auffassen, indem er dann den gen. dage jedenfalls von der durch .n. jdh ,b. bezeichneten zahl abhängig sein lässt, wie z. b. V, 25 neniun . . . süübris sikle ,m. ^ Y, 17 jah iudaieis jdh pai fauro' mapljos .r. jaJi .n. gumane und im Esra sunive anapopis .r, h. h. usw. Eine solche auffassung mag eher angezeigt sein unter den von ihm ffir den temporalen gen. aufgefahrteu belegstellen Luc. 18, 12 fasta tvaim sinpam sdbhaiatis: tov aaß.icaov und Marc. 16, 2 filu air pis dagis nfar sabhate:^ Uav nqtJi. zTit; fuäg accßiidvujv,^ jedoch NeL VI, 15 sicher nicht und ebensowenig V, 18, sondern der gebrauch des gen. in diesen stellen steht einzig da.

Wieviel beweiskraft den beigebrachten lexicalischen eigentfimlich- keiten beizumessen ist datiir, dass die alttest. fi*agm. einen anderen Verfasser haben als die neutest., mag vorläufig noch zweifelhaft erschei- nen. Denn Lobe hat eben denselben grund für die spätere abfassung des Lucas geltend gemacht, Bernhardt aber denselben zurückgewiesen und durch eine reihe von beispielen darzutun gesucht, dass Yulfila selbst schon in den ausdrücken variierte abweichend vom griech. texte und dass die abschreiber dieses bestreben aufnahmen und fortführten (Krit. unters. U, 3. 19 fgg.). Hierüber wäre zunächst erst durch eine genauere Untersuchung des neutest. textes sicheres festzustellen.

Schliesslich werden die bisher vorgebrachten gründe noch unter- stützt durch

eine eigentümlichkeit in der Schreibweise, welche einem späteren Sprachstande anzugehören scheint und wegen ihrer consequen- tcn anwendung nicht den Schreibern, sondern dem Übersetzer selbst zugewiesen werden muss.

Es ist das die auffallende verliebe für die länge ei.

Dieselbe zeigt sich zunächst in den mehrsilbigen formen des praeteritums von visan, wo ausschliesslich ei geschrieben ist: vcisun Neh. Y, 15. 17. YI, 17. 18; veisjau Y, 14.

1) So im cod.

2) Ich trenne afar und säbhate und ergänze aus dagis den accus, dag abhän- gig von afar, also ßu air ßis dagis afar sabbate dag.

3) Var. Tfl fjii^ Ttbv ati,1iiuTü}r.

288 OBBIiOVF

Die Vertretung von e durch ei und umgekehrt, in der hinneigung des e- zn dem i- laute begi*ündet, ist in den got. spraehresten gerade keine seltene erscheinung; sie findet sich in infinitiveu z. b. teikan, jfreitan, leitan, in nominibus z. b. falieip$, qetns, spcidtza, im auslaut von adverbien z. b. hidrei, svarei^ dußei. Doch das e des praeteritoms hat sich von der ausweichung in ei so gut wie ganz frei gehalten; es findet sich nur: 1) saisleip Luc. 8, 23, wo indess das letzte i im cod. nachträglich getilgt ist, 2) ostHeitum Kor. II , 1^ 12 im cod. B (im cod. A usmetum) und 3) veiaeis Job. 11, 32.

Es ist daher im höchsten grade auffällig, dass in allen übrigen handschriften der übertritt des aus a + ^ hervorgegangenen e der prae- teritalformen in ei so verschwindend selten auftritt, hier dagegen in wenigen reihen fünfmal bei demselben praeteritum vorkomt. Darf man danach nicht vermuten, dass die in dem veiseis Joli. 11, 32 ganz ver* einzelt auftauchende Schreibweise hier bereits zur festen regel gewor- den ist?

Anders scheint Bernhardt hierüber zu urteilen, er hat das ei in allen fünf formen in e geändert , nimt also wol vocalvertauschung durch den Schreiber an. Sein verfahren rechtfertigt er in der einleituug s. LI: „Aber so sehr auch vorsieht geboten ist, ein allzu conservatives und ängstliches verfahren ist ebenso nachteilig, es bürdet dem Übersetzer auf, was nur dem abschreiber zur last fällt, und tut dem Verständnis ein trag. Ich glaube viel zahlreichere änderuugen rechtfertigen zu kön- nen als sie selbst Heyne, geschweige üppström und Lobe gewagt hat/*

Die neigung für das lange ei tritt ferner bei der widergabe des griech. i in den namen ganz unverkenbar hervor. Es ist nicht nur gebraucht wie im N. T. für auslautendes i oder et, z. b. naitofaßeis: veTioffdä-ei Es. v. 22, und für inlautendes t oder u und ^ vor conso- nanten z. b. adoneikamis: adcov%iKja(.i (Oj^'^nH) Esr. v. 13, iareimis: lagaifi (-^//O (c^in) Es. v. 32, eeiramis: fjiQciu Esr. v. 32, sondern auch durchgängig für / oder i vor vocalen; aizaikei'ins Esr. v. 16, adfieitns v. 40, harakeüns, saixaineiins Neh. VI, 18, tobeias, toheim VI, 17, VII, 19, ananeitn VII, 2 = r(p iKeyJ(f, tov loSovta, (iaQcexia, aex^vicc, Twftiag, rioßia, t(7p dvayi(fj kaidmeielis: xedfuijl Esr. v. 40, kareiapiareim: xaQta&iaQift.

Der gebrauch von got. % für griech. i beschränkt sich in den kritisch nicht angefochtenen formen auf kareiapiareim, wo man nach der Schreibweise dieser hs. erwartet karciapeiareim ; es mag sich mit diesem i verhalten wie mit dem i in ananiin Neh. VII, 2, wo das i durch die andere form ananeitn als Schreibfehler ausgewiesen wird,

DIE BBUCH8TÜCKX DBS GOT. ▲. T. 289

Das i in addin-is, boiiau-is, bagau-is^^ mdkebis, ooafira kann nicht berücksichtigt werden , da diese formen , wie oben ausgeführt ist, bedenklich erscheinen. Der mit der Schreibweise dieses cod. in Wider- spruch stehende gebrauch von i verstärkt die dort vorgebrachten gründe ffir ihre Verderbnis.

Wie ungewöhnlich die widergabe von t oder / vor vocalen durch ei ist , zeigt die Schreibung im N. T. , wo dafür regelmässig got i eingetreten ist, z. b. abiapara: aßia^aQ, Marc. 2, 26, aifaisium: £9>£- oioi Eph. inscr. gabrid: yaßQirjX Luc. 1, 19. 26, gattis: yaiog Böm. 16, 23; ardbia: aqaßia Gal. 4, 25, asiais: äaia Kor. I, 16, 19, doJ- niatiai: dakfiaria Tim. II, i, 10, eaharias: ^cixagiag Luc. 1, 5. 12. 18 usw.

Sogar für eiy sonst ausnahmslos durch got. et gegeben, ist bei folgendem vocal got. i eingetreten: kaisarias: xaiaaneia Marc. 8, 27, satnarian: oa^uiqua Luc. 17, 4, antiauhiai: ävziox^ia Tim. II, 3, 11; in dem letztgenanten nameu ist sogar später das i zu j verdichtet: atüiokjai Gal. 2, 11.

Die einzigen ausnahmen, wo sich die länge ei vor vocalen findet, sind diese: 1) für griech. i aüeiaizairis j aileiaketmis = iliiCiQ, iha' y.eifi Luc. 3, 29. 30, hai7mameints: ßinafisiv PhiL 3, 5 im cod. B, dagegen im cod. A haimanieinis ; 2) für giiech. / im cod. Argent., im Luc. heleias 9, 54, hdei'im 4, 25. 1, 17, hdeian 9, 19, esaeiim 3, 4, esaeiins 4, 17 = r^aaiag, fjUag, im Joh. esaeias 12, 39. 41. csaeüns 12, 38; im cod. Garol. esaeias Böm. 15, 12. Von diesen beiden letz- teren namen sind aber die formen mit i weit häufiger: lidias MaL 11, 14. 27, 49. Marc. 6, 15. 9, 4. 11, 12. 13. 15, 36. Luc. 4, 26. 9, 8. 30; Jidian Mat. 27, 47. Marc. 8, 28. 15, 35; helijin Marc. 9, 5. Luc. 9, 53; csaias Marc. 7, 6. Böm. 9, 27. 29. 10, 16. 20 (cod. A); esaiin Marc. 1, 2; esaian Marc. 8, 17,

Man trifft also die Schreibung mit ei vor vocalen im N. T. nur 13 mal, und zwar 1) im cod. Arg. 11 mal, davon 8 mal im Luc, 3 mal im Joh., 2) im cod. Carol. imal, 3) im cod. Ambr. B Imal, wo der cod. A ein i enthält. Dagegen in den wenigen versen des cod. D tritt uns diese Schreibung 9 mal entgegen. Was dort nur als seltene aus- nähme auftritt, ist hier als regel befolgt.

Ganz ungewöhnlich ist auch der gebrauch von ei im anlaut; wie er in eiaireiTcons : uQtxio (Vulg. Jericho) Esr. 34 vorliegt. Der anlaut dieses namens hat im N. T. i: iaireikon Luc. 18, 35. 10, 30. 19, 1. iatrikon Marc. 10, 46. Überhaupt findet man anlautendes ei unter den eigennameu nur 1) für griech. i in eikaunion: hovtov Tim. II, 3, 11 (codd. A und B), 2) für griech. ?; in eisaeiins: fiaäi'aa Luc. 4, 17.

290 OBBLOFF

Sonst ist griech. i im anlaute durch got. i gegeben und zwar in den meisten ßllleu, oder statt der Verlängerung zu ei gerade der ganz ent- gegengesetzte Vorgang der Verdichtung zu j eingetreten, z. b. judaius Kor. I, 9, 20, jfidaieis Kor. I, 12, 13, judas Job. 12, 4, jairuptdai Kai. usw., wo überall die älteren formen mit i noch daneben erhalten sind. Käme dieser abweichende gebrauch von ei in den alttest. fragm. nur 80 vereinzelt vor wie in den neutest., so wäre es nicht im minde- sten zweifelhaft, dass ein Schreiber dafür verantwortlich zu machen sei , der die ihm geläufigere form statt der ursprünglich in der vorläge enthaltenen niederschrieb. Aber die consequenz in der Schreibung spricht gegen diese annähme. Dort mischten sich die der zeit des Schreibers angehörigen formen irtümlich hier und da ein, hier müste ein Schrei- ber mit der festen absieht gearbeitet haben, durchgängig die alte Schrei- bung durch die seinige zu ersetzen. Ein solches verfahren, eine so willkürliche behandlung des bibeltextes ist einem got. Schreiber keinen- falls zuzutrauen; den neutest. Schriften gegenüber hat keiner sich das erlaubt; solte man etwa vor dem A. T. geringere achtung gehabt haben? Das möchte doch wol kaum anzunehmen sein. Daher ist es geboten, diese Schreibung wegen ihrer consequenten durchfuhrung auf den Übersetzer selbst zurückzuführen.

Eine jüngere Schreibweise liegt vof auch in fiands Neh. VI, 16. In fijan und ebenso in fijapva vermisst man das j nur selten ; die fälle sind 1) im cod. Arg. fiais fiand ßeinana Mat. 5, 43. fiaip Joh. 12, 25, 2) im cod. A fiandans Böm. 9, 9 , 3) in den codd. A und B fiapvos 6al. 5, 20. Dagegen ist das j gewahrt 1) im cod. Arg. in 25 verbal- formen , 2) im cod. A. in 7 verbalformen , 3) in den codd. A und B nebeneinander in 2 verbal- und 2 nominalformen, 4) in den codd. A und G neben einander in 1 verbalform. Die auswei*fung des j nähert die got. formen dem ah. fien^ ags. fian, an. fia usw.

Auch an die oben dargelegte Wahrscheinlichkeit will ich noch erinnern, dass vom Übersetzer die Yulgata mit benutzt wurde. War das wirklich der fall, so ist damit die abfassung durch Yulfila völlig unvereinbar. Denn Yulfila starb im jähre 381 , die Yulgata aber wurde von Hieronymus im jähre 385 begonnen und vollendet im jahi'e 405.

Nach dem allen ist die Übersetzung der alttest. fragm. durch Yulfila im höchsten grade unwahrscheinlich und wird wol einem der Studiosi illius gentis zuzuweisen sein , von denen Walafrid Strabo berichtet.

DIE BBUCH8TÜCKE DES GOT. ▲. T. 291

DER TEXT. GOTISCH^ UND GKIECfflSCH.

I. Esra n, 8—42.

8 hunda .m. e. .... iwaxooiot T€aaaQa>iovTa7i€VT€,

9. Sonjas zaxxaiaus .hv. j. vloi ^axxcela inTaxoaiot l^fpiovta.

10. sunive banauls .x. m. b. vioi ßavala e^aKoaiot Teaaaqa%oyva

xat dvo,

11. sunive babaavis x k. g. vlol ßoxxi e^cmoaiot eUooi xai

TQeig,

12. sunive asgadis pusund .hv. u. q. tiot daiäd digxllioi dia-Aoaioc elxo-

oiSvo,

13. sunive adoneikamis .x. j. q. vlol adioviKa/n k^axoaioi k^fjxovia

14. sunive bagauls tva pusundja vloi ßayovi dig^ilioi nevTrjxovra ^.

15. sunive addinis .v. n. d. vloi iddi s^anoaioi nevrrpiovTa r/a-

aaqtg,

16. sunaus ateiris sunaus aizai- vloi äCjB(i rrp l^cx/^ evvevfj%ov%a keilnis niuntehund jah .h. xat oxtcJ,

17. sunive bassaus .t 1. g. vloi ßaaii TQiaAoaioi elxoaizQeig.

18. sunive iorins .r. i. b. vloi IwQtji kxardy xai dexadvo.

19. sunive assaumis .s. k. g. vloi aadfi diaytoaioL elxoaiTQeig,

20. sunive gabairis .Ij. e. vloi yaßiq evvevif/.ovia7iii'Te.

9. Citjfjif.] auch 93, Complnt., -xmov 19. 121. -Ccofj^oi;, -x^v, -x^, -/tf, -/«*, {«/-

Xtti, ijuxav. 10. ßttp^ auch 93, -y«a CpL, -vi« 19, -^mov 19^ ßttvov II, -vvov 55, -yofi'übr.

rctftf. luu dv6\ auch 93, Cpl. , t^aattQwtovtadvo 19, übr., cfijxovr« dvo 19**. 11- ßoxX''\ -x^i 93, 19*», -x^H 19. ßaßai II, nßußiig 55, ßnßtü übr.

€ixoai xai tQ€ig\ auch 93, tixocirgtis 19, übr, 12. na.] auch 93, aayaS 19, and. «(yad, ii(iyaS, itiymd; aßday, aßya, aßda,

di^X'li ^^^^ ^^* ^^* TQeisx'^toill, j^iAioi übr. nxoa.l uxoai xm Joi; 93.

14. i*«y.] 80 die meist., -yovai 93. 19. 64. 74, -yovta 19**. ßuyova, -yovi, -yova'id, ßaoyH, yaßov'ia, nkvxf\x. €f| «li^xorT« 6^ 19^

15. ««f«r*] ««fifft 19, addu 93. 19*. 119. addiv übr. «lax.] anch 93, digx^Xioi 19. rcr^ftxocrtot übr.

16. «C] anch 93. 19. cnriQ übr. ry «f.] t^^^ fffxi 19. «w. x«t oxttö\ auch 93. 19, €vif€vrixovTa dvo II, 55, ^yvevi^xovTaoxTat übr.

17. ßaa.] audi 93, ßaoou 19, -i 121. ßacfaov übr. r^incx. cix.] r^coxoi^ff T^tff 19 ^

18. ioi^.] ai^)}e93, toi^» 19. ovquU, KOQUfj, 2iS, cw^ übr. €x. xat dex.] auch 19. ix. dofdexa 44. 248, ix. dexaSvo übr.

19. aao/i] auch 93, oaufA 19. «fff/i 11, aafiif*' 55, aaovfi übr.

20. ya/J.] auch 93, >^af*£^ 19, yaßaiov 19**. T«/J<e II» yaßtQ übr.

1) Grenau nach der lesung von Uppström; nur im Noh. -texte einige mir völ- lig sicher scheinende Änderungen.

292

OHRLOFF

21. sunive biaaait»Iaem .r. k. g.

22. Bunive naitofapeis .r. m. q.

23. sunive ana|K)pis .r. k. h.

24. sunive asmopis x n. h.

25. vairos kareia{>iaareim jah xa- fira jah berop .hv. m. g.

26. vairos rama jah gabaa »x. i. b.

27. vairos makmas .r. k. b.

28. vairos bai{>Uis jah aai .s. k. g.

29. vairos nabavis .n. b.

30. sunjus makebis .r. n. q.

31. sunjus aiiamis anparis pusundi .s. n. d.

32. sunjus eeiramis .t. k.

33. sunjus lyddomaeis jah anos .hv. k. e.

34. sunjus eiaireikons .t. m. e.

vlol ßti&leifi hcoTov elTcooiTQeig. vloi veTOHpavi kxazov dexa Ff. vlol ävadiid' eKccTOv eintoaioytTw, vlol afi(jj& hunov eixoai oKrci. vlol xaQiad-iaulfi xal xsipeiQa xcd

ßfigiü-S- exTcmooioi eixoaiTQeig. vlol T^$ ^juä xal yaßad k^axoaioi

elxoaiTQäig. avd(feg fiaxfiag elxoaidvo, ävÖQeg ßaid^l tuxI yal diaxoinoi

elxoaiTQeig. vlol vaßttv neyrrpLoyta xal ovo. vlol ^axßelg exazov Ttevrqxowa ff. vlol atXafi htaqov xihov diaxoaioi

TtevTfjxowariaaaiieg, vlol rjQa/ii TQiaxooioi eiTcoaiv, vlol kvööwvaeld xal avw imaxo-

oioi eixoatnivxe.

C \ (

vioi UQiXio TQiaxooioi TeaaaQaxoy' randwe.

21. ßri»X.] auch 19. 93. 19^. ßftQ&uXfff* II, 55. ßtti&Xtt€fA, ßi&li(^, /}f ^Ao^/a übr.

22. v(T.'] auch 19. -(paSd 93, -<^fc^ 248 , Cpl. vefpwra III, veywpabb, vutHpa übr. «X. J€x. €f] aueh 93. 19. neirtrixovxai^ übr.

23. avaS^.I auch 19, vttfito& 93. nvadtjfi 134, avadiod- übr.

24. ttfAtßd] auch 19, aC^Md^ 93. oOfAto» U. 58. 119, aotad^ 55. f<{/A«i^ fibr. fx. £fx. oxrai] auch 19, tiO(Sa{KixofvtnxQiig 93 u. and. naottQttxovTndvo ftbr.

25. xa(».] aucb 93. -qh(a 19, Cpl., Alex. . -Qt(A ttbr. xat xc^.] auch 93. 19» xai xetfstttQ 19**. ohne xtti übr. xatpuQa II, x^^VQ'* "^^f Cpl., x^ß'Q^ ^1^> Xn(fii»n übr. ßVQ-] t*f*VQ^^ 1^***

26. viot] itvJQig 19. 19**. trjg Qttfitt] Tiy? Qfif^a 19. Qa/Aa 19*. iixoa.] auch 93. 55, tixoai 19. eixoaiiTg, etxoat ilg übr.

28. jJm*.] fte»iil 19*». yai] trig yai 93, ttig yrig yai 19. äff««« 236, it CpL, «I«' übr. diaxoa."] auch 93. 19. II. 55. Cpl. TSTQoxöaioi Übr. vioi] av^Qig 19. 19^ vttß.] auch 93, -ßav 19, -ßat 19 ^ vaßov, -ßm, -/Jwy, 'ß(o& übr. n€VT. xai dvo\ auch 93. 19. nevrrixovtaävo übr.

30. f^axß.] auch 19, fiaißeig 93, ^ayßitg Cpl. fjtayeßtag II. 85, -/Jiff übr.

31. atL er.] auch 93. 19, Y}X«/i erc^ou Cpl. 4A«fi<^^ übr.

32. fiQ-] aach II. 64. 119. 243. Cpl., t(Ktfi 93, tiXQafi 19 ^ «(»ly«/* 19. «^«i«* ijJUx/i übr. tQiax cix.] r^/ox. ccx. zrfrre 19.

33. Ivd^.] 'vaid 93, -vaC 19^ Ao<f«<fr 19. loSaSi , loda(Mü&, Xvdw, Xv^wv Xo^a&i, Xvädonf dovXtoStt daS, XvSdtav XodaSi, XvSSwv Xo^daStS, XvS^tnf XoSaSti, XvSdunf XoSixddt übr. avm\ auch 93, vrvm 19, ava 19^ ovto 52, oryo»^ 248, vtyiav II. 55, aivo» übr.

DIE BBUCH8TÜCKB DBS GOT. ▲. T.

29B

35. sunjus ainnams .g. pusundjos .X. L

36. jah gadjans sunjus aidduins us gai*da iesuls niun hunda .u. g.

3 7. sunjus aimmeirins |>usundi .n. b.

38. sunjus fallasuris t>u8undi .s. m. z.

39. sunjus iareimis pusundi .i. z.

40. jah laiv veiteis sunjus iesuis jah kaidmeielis us sunum odueims .u. d.

41. sunjus asabis liuparjos .r. n. h.

42. sunjus dauravarde sunjus sail- laumis jah sunjus ate ....

viol ewaa TQigxiXtoi e^axoaioi tQid-

Tcoyva,

\ c c

aal oi UQSig viot Uddova t(p oi,mf

Ifjaov ewaxooioc eßdofitpcopta

TQeig. lioi i^iifiq xLhoi TcevrrpiovTadvo. vioi q>addcu; TQigiiXiot di(xx6ai>oc

TeaaaQoxovra e^rra. viol lagifi xihoi. xai dixa Itttct. xal Ol XeviTai viol lijaöv xai den-

fu^l TOig violg lodvid xlXiOi

kßdofirpiovtaziaaaQeg. viol äaa(pa'9' ol (i)doi hiorov €ixo-

OiOXTii,

viot xäv 7tvXiüQwv vloi aeXXov(.i Viot aijjQ ....

35. 36.

37. 38.

39.

40.

41.

42.

evp.'\ auch 19, atvaa 98. aaava II, o^vaaQ 121, 236, aevaa übr.

xat Ol i(Q. vi-l VIOI leQtig 93, vioi oi di ifQiig 19. i(dd.] aach 93, iSSwva

19. iSdov« 120, novdtt II, tdova 58, ikdova übr. if\aov\ auch 93. 19

u. and. iijaof übr. f/9(f.] ißdo/jnjxovia xai T(f€is 93.

TTSvTfix.] ntvtttxoaioi dvo 19.

ipadS.I ^^^^ 93. 19. (paaovQ, qaaaovQ übr. z^if/i JL] auch 93. 19.

Xtlioi ttbr.

lOQ.] auch 93 , 'Qfi/^ 19. €Q€fj, 58 , riQtfi übr. xai ^txa enra'] auch 93, Cpl.,

dexa enra 19. enra übr.

xat Ol Xtv.] vioi kevitai 93. 19. iriaou] -aovs 19. Sexfi."] aach 19, xid/jur^l

93. x(cJaii;>L 58, xaJfxirjk übr. oxT.] (odva lli, todov'ia 93. lodova 243.

248, aioSovia, aoJtoia, aodovia, cvJoi'V« meist, x'^- ^ß^] auch 93. 19. 121.

ißdofi. Übr.

ao^ aach 19, vioi aaaip oi t^oi 93, oi vi. aaatp oi qtdoi 19**. oi adop-

Tfc VIOI aaatp übr. «ixocr.] ttaifaQaxoinaox:xia 19^. II. 55. eixoaidvo 44.

106, eixogioxTia übr.

«C] auch 93, 19. «r^ij(>, aTijQ übr.

IL Nehemia V, 13 18.

13.

14.

. . . jah qa{> alla gamain|)s amen jah hazidedun iraujan jah ga- tavidedun {>ata vaurd alla so managet

jah fram pamma daga ei ana- baup mis ei veisjau fauramap- leis ize in iudaia fram jera

'Kai eine rtaaa ij sxnhjaia äfirpf, xai yveaav top xvqiov. xai eTtoi" fjaav fo ^rjitta Tövto 6 Xaog.

xaiye cltzo rrig fipiiqag ijg iveteiloTO l-ioi eivai elg a^ovra avribv iv zy iovdai(ff arta etovg eixoarov

294

OaSLOFF

.k. nnd jer .1. jah anpar artaksairksauB ^ piudanis .ib. jera ik jah broprjus meinai hlaif fauramapleis meinis ni matidedom.

15. ip faaramapljoB paiei veisun faora mis kauridedun po mana- gein jah nemon at im hlaibans jah vein jah nauhpanuh silubris sikle .UL jah skalkos ize frau- jinodednn pizai managein ip ik ni tavida sva faura and- yairpja agisis gaps.

16. jah vaurstv pizos baargsvadd- jans insvinpida ' jah paurp ni gastaistald jah {livos meinai jah allai pai galisanans du pamma vaurstva

1 7. jah iudaieis jah pai faoramapl- jo8 .r. jah .n. gumane jah pai qimandans at unsis ns piu- dom paim bisonjane unsis ana biuda meinamma andnumanai veisun

jah vas ii*aquman dagis hvizuh stiur .a. lamba gavalida .q. jah gaits .a. gamanvida vas mis jah bi .i. dagans gaf vein allai pizai filusnai jah allai pizai managein jah ana po alla hlaif fauramapleis meinis ni sokida in pis ei ni kauridedjau po ma- nagein in paim vaurstvam.

18.

Tcai ^o)g erovg tqioxoütov xat dev- TiQOV äqrca^€Q^ov tov ßaaiXiwg diodsxa errj, iyiJ Kai ol adehpoi [lov aqrcov %rig fjf/movlag (.lov ovk iq>ayo^€v.

61 de SoxovTsg ol ^inqoad-iv fiov ißaQwav nkolov int tov Xadv, xal k%aßov jraQ* avvtov aqxovq xai oivoVy xat eaxavov aqyvqiov aixXovg TsaadQOxovTa, xalye TtaidaQia airrfSv ixvQievaav int tov Xaovy iyd 3i ovx inoitjaa ovtwg and nqo$iinov (poßov '9-eov.

xai iv €fy(i} tov Tsixovg tovrov ovx xariaxvaa , xat dyQov ovx ixTtj^ adfitpf xai Tct naiddqia fiov xat ndvTcg ol ovvfjyfievoi exel int to eqyovy

xai ol iovdaioi. xai ol ä^ovTsg exarov xai nevTtjxovra ävögeg, xai ol €Qx6fievoi nqbg fjfiag ajco tcov i&viov Tü)v xvxht) ^fiüiv ini Tr^v TQdnet/dv fiov i^evi^ovro.

xai ^v ysvofieva €lg TjiiUQav fiiav fioaxog clff xai nQoßara exX&nTa €§ xat xltiaqog eyivezo fioc xai did öixa TifAaQÜv iv näaiv olvov nawl T<p nX7]&ei navTt t^ Aa<ji xai TtQog TovTOig Uqftov tfig fjysfio- viag fiov ovx itrjTt^aa ort ißagv- vj^&rj TO eQyov ini tov Xaov tov-

TOV,

VI, 14 19.

14. . . . te paiei prafstidedun mik

15. jah ustauhana varp so baurgs- vaddjus .e. jah .k. daga men- [ops . . . .] .n. dage jah .b.

, . . nQOcpijraig ol ivovd-eTOw /m6.

xai owereXia^ to Teixog nefiTtTg xai eixdöt pirjvog a'KKova iv nevrij- xovra xai ovo rjfiiQaig.

1) cod. artarksairksaus. 2) Uppstr. und die frlih. berausgcber: ni svinßida.

ms BRUCHSTÜCKE DEÜ GOT. A. 1'.

^95

IG. jah varj) sve hausiüeduu fiands unsarai allai jah ohtedun allos |)iudos pos bisuDJane unsis jah atdraus agis in augona^ ize abraba jah afkuQ|)edun patei fram gupa unsaramma var{> usfuUip pata vaurstv.

17. jah in dagam jainaim managai veisun pize reikjaue iudaie paiei sandidedun aipistulans du tobeiin jah tobeias du im.

18. managai auk in iudaia ufaipjai veisun imma unte megs vas saixainei'ins sunaus aieirins jah ioanan sunus is nam dauhtar maisaullamis sunaus barakei- Ins du qenai.

19. jah rodidedun imma vaila in andvairpja meinamma jah vaurda meina spillodedun imma jah aipistulans insandida to- beias ogjan mik.

VII,

1. jah yar|) sve gatimrida varp so baurgsvaddjus jah gasatida haurdins jah gaveisodai vaur- {>uu dauravardos jah liut>arjos jah laivveiteis.

2. jah anabau|) ananiYn bropr -meinamma jah ananeiin fau-

ramaplja baurgs iaiiusalems unte sa vas vair sunjeins jah ogands fraujan ufar managans.

3. jah qa|> im ni uslukaindau daurons iairusalems und patei urrinnai sunno ....

GREIFSWALD.

fjfiiüv Ttdvreg, xat iq'oßi^x^t] navta sd'VTj Tcc xv'/Mi) f]/iudvy yMt ine- 7C€ae q'oßog ev 6q>^aXiitoig avzwv arpodqa 'Kai eyvtoaav ovt naQo. tut xhato {jfudv iyev/jdr] Te?Miüd^rjvai t6 Vqyov Tovro.

xat iv taig ^f^egatg ixeivaig nol- lot fjaav fiov kvcifiiov tüv lovdai- lüv üjv Ofi €7tiOTokal avTCJV iito- gevovvo nqog tioßiav^ xat al tiüßia tiQfjKjovxo nqog avtobg,

TtoXXol yäg iv zy lovdaif ivoqxot ijüav atT^!, ovc yafißQog rjv zov ae%aviov viov ^i'i^a, xai iiavav viog atrvov klaße zipf dvyaziqa fieaoX" läfi viov ßaqa%iov elg ywaiyux.

xaiye za avpiipiQOvza avti^ eleyev ivwTtiöv ^ov, Ttat zovg Jioyovg fiov i§eq>eQov avzip. xai iitiazoXag aTtiazeile zußiag (poß^aai /le.

1 3.

xat iyhezo ijvUa (fiy^odo^irjSif] zo zelxog xal eniaztjaa zag dvqag^ Ttai irrecxirnjoav oi nvhoqot xai oi i^doi %ai oi Xevizai,

xai ivezeiXdfiTjv z(p avavi<f ädeXq^tp f.tov Tuxt Zip avaviff aqf/ovzi zijg ßdfeojg ieQOvaaXij^t, ozi avzog dvtjQ dlrjS'^g xai q>oßoi(.tevog zbv xvqiov v7rFQ TtoXXovg.

xai elTta ccizoig, ovx dvoiyffloyzui ai TTvXai ieqovaaXy^i Sug dvaiBiXjj 6 ijXiog.

OlIRLOFP.

1) cod. ausona.

2% R. BÖHBICBT

DIE DEUTSCHEN AUF DEN KREUZZÜGEN.

(Schluss.)

ZWEITER THEIL. (1191 1309.)

H. Kreuzfahrer ron 1191—1198.^

Arnebarg, graf Albert von, bruder des markgrafen Otto von Bran- denburg, zog 1197 nacli Syrien (Winkelmann, Philipp von Schwaben, 8. 60).

Aspern, Konrad von, nrkundet 1196 als krenzfahrer. (Fischer, Klo- sternenbnrg II, s. 92, nr. 155).

Aue, Hartmann yon, zog 1197 nach Syrien. (Wilmanns in Haupts Zoitschr. XIV, s. 144—155; Stalin, Wirtemb. Geschichte II, 762; L. Schmid , Hartmann yon Aue s. 50 fgg. und Kinzel in dieser Zeit- schr. VI, 486).

Beichlingen, der graf Friedrich von, nahm 1195 das kreuz mit sei- nem bruder, dem grafen von Beilstein. (Toeche, Heinrich VI, 8. 390).

Bremen, erzbischof Hartwich H, hatte schon 1195 zu Worms das kreuz genommen (Cont. Admuni 587) und zog 1197 aus. (Annal. Stadens. bei Pertz XVI, 353).

Brandenburg, markgraf Otto von, welcher 1195 das kreuz genom- men hatte, liess sich absolviren. (Toeche 390 und 460).

Bogen, graf Albrecht III von, zog 1197 nach Syrien und kam glück- lich wider heim. (Münchener Akad. Abhandl. 1781, H, s. 472).

1) Wie bekont, ist die Zählung der kreuzzüge nach 1191 willkürlich; gewöhn- lich wird der zag gegen Constantinopcl als der vierte bezeichnet, während die kreuzzüge der Deutschen unter Heinrich VI, gegen Damiette und unter Frie- drich II nicht weiter gezählt werden. Der Verfasser möchte die letzteren beiden als fünften und sechsten bezeichnen, freilich ohne sich auf irgend einen vorganger berufen zu können. In bczug auf die mitglieder des deutschen ritterordens in unse- rer Periode ist auf das ziemlich vollständige Verzeichnis bei E. Rey, Les familles d*outre-mer 8.897 910 zu verweisen. Ich hielt es für überflüssig, den ganzen historisch und urkundlich nachweisbaren Personalbestand jenes ordens in Syrien aufzuführen; nur diejenigen namen sind nachgewiesen, welche in dem obigen regi- ster fehlen. Eine gründliche goschichte der iuncm Verhältnisse des ordens im hei- ligen lande wäre sehr wünschenswert, ist aber bis jetzt noch rein unmöglich, weil uns alle hilfsmittel fehlen, die namen ihrer nach tausendcn zählenden besitzungcn im Orient geographisch zu fixieren und damit eine übersieht über die territoriale entwickelung zu schaffen.

DDE DSUT8CHSN AUF DEN KREUZZt^OEN 297

B(^hmen, der bischof- herzog Heinrich von, hatte 1196 das kreuz genommen, starb aber am 15. juni 1197 daheim. (Dudik, Mährische Geschichte IV, s. 136; Palacky, Qeschichte Böhmens I^ s. 490).

Baiern, herzog Ludwig I von, (der Kehlheimer), geht 1197 mit dem herzog Leopold von Österreich und bischof Wolfker von Passau nach dem heiligen lande. (Böhmer, Witteisbacher Begesten s. 4).

Ensersdorf, Heinrich von, urkundet 1196 als kreuzfahrer. (Fischer, Klostemeuburg H, 93, nr. 157).

Friedrich, graf, bruder des herzogs Otto VI von Witteisbach, stirbt 1196, ehe er sein kreuzgelübde erfüllen kann. (Münchener Neue histor. Abhandl. 1791, s. 244; vgl. Mon. boica X, 239).

(iförz, graf Meinhard II von, zog 1197 mit dem herzog Leopold nach Syrien, (v. Czoemig, das Land Görz, I, s. 504).

Halberstadt, bischof Gardolf von, pilgert zu lande nach Syrien 1197. (Toeche 460; Gesta episc. Halberst. bei Pertz XXIII, s. 112).

Heunberg, graf Gero von, zog wahrscheinlich 1196 nach dem heiligen lande. (Archiv f[ir österr. Geschichtsquellen XIX, 99).

Hildesheim, bischof Eonrad von, führt einen teil des keuzheeres 1197. (Toeche 459 fgg.).

Schauenburg-Holstein, graf Adolf IH von, zog 1196 nach dem hei- ligen lande. (Nordalbingische Studien V, s. 255).

Hroznata, burggraf von, kehrte 1197, in Rom vom papste absolviert, wider heim. (Erben, Beg. Bohem. I^ nr. 431 und 438).

K&rnthen, herzog Ulrich H von, nahm 1195 in Worms das kreuz, erkrankte auf dem kreuzznge am aussatz und kehrte im märz 1198 heim. (Gontin. Admunt bei Pertz IX , s. 587 ; Archiv für Geschichte Eärnthens X, s. 17).

Ealden, der marschall von, soll (nach Winkelmann s. 60) 1197 in Syrien gewesen sein, allein er urkundet bei Heinrich am 6. juni 1197. (Stumpf, Beichskanzler HIC, 287 292).

Eefernburg, der graf von, nahm 1195 mit seinen beiden söhnen, den grafen Günther und Heinrich von Schwarzburg, das kreuz. (Toeche 390).

Eremsmünster, abt Maugold von, tritt mit den äbten von Werth und Michelbeuren anfang 11 ^^7 die kreuzfahrt an. (Toeche 459).

Landsberg, markgraf Eonrad von, zog 1197 ab. (Winkelmann, Phi- lipp von Schwaben s. 60).

Lauterberg, der graf von, legt 1195 das kreuzgelübde ab. (Toeche 390).

Limburg, herzog Heinrich von, machte 1196 reiche Schenkungen an das kloster von Signy, um seines kreuzgelübdes entbunden zu wer- den. (Wauters, Table chronolog. III, 74).

298 &. BÖHBICHT

Lothringen und Brabant, herzog Heinrich von, urkundet 1197 als

krenzfahrer. (Wauters III, 74). Lübeck^ 400 bürger aus, schlössen sich dem kreuzzuge 1197 an-

(Arnold. Lub. V, 1). Luitharsen, Hildebert, Degenhard und Sigfried, drei brüder aus

Westphalen, leihen sich (wahrscheinlich 1196) geld für eine kreuzfahrL

(Erhard, Cod. diplom. Guestphal. H, s. 251, nr. DLXVI). Magdeburg, domprobst Bukker von, zog am 1. mai 1197 mit den

deutschen kreuzfahrern nach Syrien. (Magdeburger Geschichtsblätter

1869, s. 3). Magdeburg, burggraf Gebhard von, zog 1197 nach Syrien und kehrte

glücklich wider heim. (Magdeburger Geschichtsblätter VI , s. 48 ;

vgl. Toeche 441 fg.). Mainz, erzbischof Konrad von, urkundet am 17. october 1196 als

pilger (Stumpf, Acta Mogunt s. 127, nr. 126) und bricht gegen

december auf. (Toeche s. 459). Mannsfeld, der graf von, nahm 1195 das kreuz. (Toeche s. 390). Meissen, Markgraf Dietrich von, gieng 1197 nach dem heiligen lande

(Zeitschrift für thüring. Geschichte V, s. 89 und 92); er urkundet als

kreuzfahrer am 5. januar 1197. (Mencken II, 449). Meran, der hei7.og von, nahm mit seinem söhne 1195 das kreuz.

(Toeche 390). Oesterreich, herzog Friedrich von, starb am 16. april 1198 auf der

kreuzfahrt (Contin. Admunt. bei Pertz IX, 588; v. Meiller, Baben-

berger Regesten s. 80 fg.). Oettingen, der graf von, nahm 1195 das kreuz. (Toeche 390). Ortenburg, graf Otto H von, starb 1197 auf dem kreuzzuge. (Archiv

für Österreich. Geschichtsquellen XII, 79; XIX, 75; XXX, 273 und

276). Parau, Hugo von, urkundet 1197 als kreuzfahrer. (Fischer, Kloster-

neubui'g H, 92, nr. 153). Passau, bischof Wolfger von, trat im frfihjahr 1197 seine pilgerfalirt

an. (Cont Cremifan. 549). Peggau, Ulrich von, urkundet 1197 als krenzfahrer; er zog mit dem

herzog Leopold nach Syrien, (von Muchar UI, 347). Rab, ein soldat, nimt, um gesund zu werden, 1196 das kreuz und

kehrt gesund wider heim. (Auct. Lamb. bei Pertz IX , 555 fg.). Ramsperch (Romesburg ?) , Otto von, pilgert 1197 nach einer Urkunde

Ottos von Freisingen. (Hormayr s. 48, nr. 31). Regonsburg, bischof Konrad von, brach am 27. april 1197 zum kreuz- zuge auf. (Ana. Ratisp. 583).

•^pp-^« Tir;

BtB DEUTSCHEN AtJF DEN KREUZZCOEK 299

RheiO; pfalzgraf Heinrich I yom, borgt 650 mark laut Urkunde vom 27. juni 1197 von dem grafen von Sponheim (Lehmann, Geschichte von Sponheim s. 20 fg., Beyer, Mittelrh. Urk. II, 211) und baut nach seiner rückkehr an der Mosel sich eine bürg, die er nach der gleichnamigen feste in Syrien Turon nent. (Annal. Petr. Virdun. 501 ; Gesta archiep. Trevir. ed. Wyttenbach I, 290 und note zu cap. 101; Picker, Engelbert s. 69).

Eüdiger, „Sacerdos, cognomento Bawarus/' urkundet als kreuzfahrer 1197, indict. XV. (von Hormayr, die Baiern im Morgenlande 48, nr. 31).

Schöneck (im Pusterthale), Hugo von, urkundet als kreuzfahrer um 1193 für Brixen und starb 1196 bald nach der heimkehr. (Mair- hofer, Pusterthals älteste Adelsgeschlechter, Brixen 1863, s. 23).

Siningham, Johannes von, urkundet „Hierosolymis reversus^^ 1193. (Brequigny IV, 168).

Stransdorf, Budolf von, und sein söhn Marquard Urkunden 1196 als kreuzfahrer. (Fischer, Klosterneuburg II, 92, nr. 156).

Tegernsee, abt Mangold von, nahm 1195 zu Worms das kreuz. (Toeche 390).

Thüringen, landgraf Hermann v., nimt 1195 das kreuz, urkundet 1197 6 kal. April, als pilger. (Zeitschrift für thüring. Geschichte V, s. 237) und zieht um Walpurgis aus; er komt 1198 circa festum S. Jacobi wider heim. (Burch. Biberac. ed. Christmann 106; Langii Chron. Citiz. bei Pist. I, 1166; vgl. Zeitschrift für thüring. Geschichte V, 8. 79 ; vgl. Potthast nr. 20).

Tonna, zwei söhne des grafen von, nehmen 1195 das kreuz. (Toeche 390).

Toul, bischof Odo von, starb 1196 auf der kreuzfahrt (Albericus bei Pertz XXm , s. 867).

Verden, bischof Rudolf von, giengll97 nach Syrien; für ihn urkundet 1198 der Convent von Verden. (Lüneburger ürkundenbuch, Abtheil.

XV, s. 12).

Walram, der söhn des herzogs Heinrich IV von Liraburg, zieht 1197 nach Syrien. (Winkelmann a. 60; vgl. Ernst, Histoire de Limbourg in, 240 244).

Wartenberg und Wertheim, die grafen von, nehmen 1195 das kreuz. (Toeche 390).

Zeitz, bischof Berthold von, zog 1197 nach Syrien. (Winkelmann s. 60).

IBITSCHB. V. DBUTflCKB PHILOL. BD. VU. 20

300 B. BÖaUCRT

I. Kreuzfahrer ron 1197—1205.

a. von 1197 1200.

Lippe, graf Bernhard II von, zog vor 1199 nach dem heiligen lande. (Hechelmann, Hermann II und Bernhard II, Münster 1866, s. 123 126 ; Alb. 1207).

Neuenburg, graf Berthold von, verkauft als kreuzfahrer am 22. juni 1200 alle seine gQter an das Strassburger stift und pilgert mit seinem söhne trans mare perpetuo mansurus. Huius exemplum imitati quam plures nobiliores cum uxoribus et liberis predia sua vendentes per- petuo servicio sancti sepulcri se devoverunt.^ (Annal. Marb. 170; Tschamser, Chronik von Thann s. 22; Abel s. 372; WinkelmanUy Philipp von Schwaben s. 188 uote 1).

Wilhelm, ein Verbrecher, wird bald nach 1200 auf 40 jähre zurbusse nach Jerusalem geschickt (Cod. diplom. Saxon. IIA, s. 65, nr. 66).

b. von 1200 1205. (Vierter kreuzzug.)

Basel, bischof Leutholdt I von, hatte am 3. mal 1200 das kreuz genommen y Urkunde t 1201 als kreuzfahrer und nimt am zuge gegen Constantinopel teil. (Annal. Marbac. s. 170; Ochs, Qeschichte von Basel I, 274 fg.; Qunth. Paris, ed. Riant 69, 73, 88).

Bollanden, Werner III von, kaiserlicher Truchsess, schloss sich 1204 in folge eines bei der belagerung von St Ooar von ihm erlebten Wunders dem kreuzheere an. (Caes. Heisterb. X, 19; Alberic. 1201; Brouwer undMasen, Ann. Trevir. I, LXVy 104 ad ann. 1205; Gunth. Paris, ed. Riant s. 82; Yillehard. ed. du Cange 275 fg.; vgl. KöU- ner; Geschichte der Herrschaft Kirchheim -Bolland, Wiesb. 1854, s. 36). Er ist heimgekehrt

Brederode, Christoph von, trat um 1204 seine kreuzfahrt an. (Mi- raeus, Opera diplom. I, 568).

Dhaun (bei Creuznach), Winrich von, nahm am vierten kreuzzuge teil. (Yillehardouin ed. Du Cange s. 275 fg.)

Dietz, Diether von, nahm am vierten kreuzzuge gegen Constantinopel teil. (Villehard. 275; darüber sehr ausführlich im Archiv für hes- sische Geschichte X, s. 211 fgg.; vgl. YII, s. 147).

Egidiusy ein geborener Böhme , erscheint 1205 als mönch im heiligen lande. (Gunth. Paris, s. 66 , 88).

Halberstadt, bischof Konrad von, nimt am vierten kreuzzuge teiL (Genaueres im Cbron. Halberstad. 117 fgg. und Chron. Montis sereni bei Pertz XXIII, s. 171; vgl. Günther Paris. 86 88; Wjnkelmann, Philipp von Schwaben s. 250 und Erläuterungen XI).

DIB DEUTSCHEN AUF DBK KREUZZÖOEN SOl

Eatzenellenbogen, graf Berthold I von, nahm am vierten kreuzzuge teil (Gimth. Paris. 51, 81; Villeh. 275; vgl. genaueres über ihn im Archiv für hessische Geschichte X, s. 211 214); er ist ohne zwei- fei identisch mit dem Comes Bertholdus oder Theutonicas, welcher 1207 deutsche Ordensurkunden mit unterzeichnet (Strehlke, Tabulae ordin. Teuton. s. 34).

Coblenz, Heinrich Mikelin von, zog mit gegen Gonstantinopel. (Beyer, Mittelrheinisches Urkundenbuch II, s. CCXV).

Leiten, Gruuold von, ein ministerial des herzogs Ludwig von Baiem, urkundet 1202 als kreuzfahrer für das kloster Weihenstephan. (Mon. boica IX, s. 482).

LooSy der abt von, ermutigt am 11. märz 1204 das kreuzheer zum angi-iff auf Gonstantinopel. (Robert de Glari LXXII— LXXIII).

Loos, graf Dietrich von, nimt 1204 den Murzuflus gefangen. (Glari in Hopf, Glironiques greco-rom. s. 82 83; Villehard. ed. Du Gange 275 fg.).

Lyn den, graf Wilhelm von, zog 1204 als kreuzfahrer aus. (Dirks 8. 192).

Martin, abt des klosters Paris bei Golmar, predigt das kreuz für den vierten kreuzzug. (Annal. Herbip. bei Pertz XVI, 9; Ghron. Ursperg. bei Pertz XXIII, s. 369; Annal. Gisterc. ed. Manrique III, 367 fg., 387; vgl. Günther ed. Riant, Genev. 1875).

Mosen, Dietrich von, urkundet „iturus cum duce Bawarie^' 1202 für Weihenstephan, stirbt aber vor antritt seiner fahrt (Mon. boica IX, 482).

Pulst, Rupertus de (in Kärnthen), starb im anfange des XIII. Jahr- hunderts im heiligen lande. (Weiss, Kärnthens Adel, s. 120).

Bieneck, graf Theoderich und Wilhelm von, nahmen am vierten kreuz- zuge teil; Theod. fiel im februar 1206 im kämpfe, während Wilh. in gefangenschaft geriet, aus welcher er jedoch wider befreit wurde. Bald nach seiner rückkehr starb er; er liegt begraben in Herkenrode. (Archiv für ünterfranken XIX, heft 3, s. 91).

Rochillus, castellan von Demmin, verkauft zwischen 1200 und 1220 zwei dörfer, um seine wallfahrt nach Jerusalem antreten zu können. (Pommersches Urkundenbuch I, 146).

Bötelen, Leutholdt von , hatte 1201 das kreuzgelübde getan und nahm am vierten kreuzzuge teil. (Günther Paris. 69, vgl. Winkelmann 8. 208).

Saarbrücken, Eustachius von, wurde vom kaiser Balduin von Gon- stantinopel nach der croberung der stadt zum gouverneur von Adria- nopel ernant. (Villehard. LXI).

20*

d02 B. RÖHRICHT

Schaffhausen, ein pilger aus, kehrt 1202 aus Jerusalem heim. (Schalch, Erinnerungen I, 139).

Schwarzenberg, Konrad von, nimt mit Martin von Paris am vierten kreuzzuge teil. (Gonth. Paris. 32, 82).

Senheim (bei Goblenz), Albero von, starb auf dem vierten kreuzzuge. (Beyer, Mittelrheinisches Urkundenbuch IT, 258).

Ulmen (bei Coblenz), Heinrich von, brachte vom vierten kreuzzuge viele in Constantinopel gestohlene reliquien heim, die er an die kl5- ster Stubenberg, St. Eustach in Trier, Münstermaifeld, Heisterbach, Laach , St. Pantaleon und die burgcapelle von Ulmen schenkte. (Beyer n, s. LXXXIV und 275; Caes. Heisterb. Dialog. VIH, cap. 54; Gesta Trevir. ed. Wyttenbach I, 295 fg.; Brouwer und Masen, Annal. Tre- vir. n , 101). Wahrscheinlich ist der von Villehardouin 275 genante Henris d'Orme identisch mit unserem Heinrich von Ulmen.

Weiler (Pfalz), Alexander von, nahm am vierten kreuzzuge mit teil. (Villehard. ed. Du Gange 275 fg.).

Werner, der Deutsche, ein elsässischer ritter, nimt am vierten kreuz- zuge teil (Gunth. Paris, ed. Eiant s. 64 fg.; vgl. 87 note dazu); siehe unten s. voc. ad 1218.

E. Kreuzfiilirer von 1205-1217.

Bhein, der pfalzgraf Werner junior vom, urkundet 1207 als kreuzfah- rer. (Beyer, Mittelrhein. Urkundenbuch H, 266, nr. 227).

Henneberg-Botenlauben, grafOtto von, der vierte söhn des grafen Poppe VI (XIII), heiratet vor 1208 als pilger in Syrien Beatrix, die tochter des seneschalls von Jerusalem und grafen von Edessa Jos- cellin HI. Seine Urkunde (anfang octbr. 1208), worin er den hospi- talitem die hälfte seiner bürg Markab schenkt, unterschreiben die Deutschen: advocatus de Schwarzenberg, prepositus Alemannus, und Heinrich Alemannus, praeceptor Gerhard, marschall Heinrich, custos Heinrich, fratres Hugo und Berthold. (Paoli, Codice diplomat. I, s. 96, nr. 92; vgl. L. Bechstein , 4)tto v. Botenlauben s. 54 fg.; Histo- risches Archiv far Unterfranken XIX, heft 1, s. 1 170; Wegele, grafOtto von Henneberg -Botenlauben, Würzb. 1875, 34; Strehlke 35).

Oesterreich, herzog Leopold, nahm 1308 zum dank fär die gehurt eines sohnes das kreuz; Innocenz HI übersante ihm das kreuz durcb den karthäuserprior Nicolaus von Seitz. (Fischer, Geschichte des Klosters Klosterneuburg I, 79; vgl. Potth. Reg. Pontif. 3302 fg.).

Istrien, markgraf Heinrich von, zog 1209 aus, kehrte 1310 von sei- ner Pilgerfahrt heim und ward der reichsacht entledigt, (von Hör-

DIE DEUTSC£UCN AUF DEN KBSUZZÜGEN 303

mayr, Geschichte Tirols II, 172; Ders., Die Baiern im Morgen!. 49, nr. 32. Wiukelmaun s. 478 fg.).

Klettenberg, graf Albert von , urkundet 1209 als kreuzfahrer. (ürkun- denbuch von Walkenried nr. 72).

Eonrad, „ecclesiae Hallensis prepositus ,'^ nimt 1311 das kreuz und stirbt in 'Akkä, ebenso Albert, ein Magdeburger decan „et multi alii ejusdem peregrinationis socii obierunt." (Chronic, mont. sereni bei Pertz XXm, s. 179).

Ludolf, canonicus vom heil, kreuz in Hildesheim; urkundet 1311 als pilger. (Schannat, Vindem. I, 189; Origg. Guelf. HI, 643).

Wilbrand, graf Hallennund - Oldenburg , domherr von Hildesheira, pil- gert 1313 durch Palästina ; über seine reisebeschreibung vgl. T. Tob- 1er , Bibliograph, geogr. Palaost. s. 24 und die Zeitschiift des histo- rischen Vereins für Niodersachsen 1869, s. 8 fgg.

Rhein, pfalzgraf Wolfram vom, urkundet 1313 als pilger. (Wenk, ürkundenbuch 130, nr. 93).

Schwarzenberg, die wittwe dos advocati de, (siehe oben zu 1208), urkundet 1315 für den deutscheu rilterorden zu 'Akkä; von Deut- schen unterschreiben : Ludowicus de Horflegowe, niarschall der deutsch- litter, Drabodo de Utingen (Usingen), praeceptor, Haymo de Falco- neis, Härtung de Sulmesse, Heinrich Gyr, Kodenger de Fulcolfsem, Otto de Loseuhcum, Günther de Winrikesleve , Vencardus de Car- lesberch. (Strehlke, Tabulae s. 40).

Thietmar, magister, pilgert 1317 durch Palästina und Syrien; über seine reisebeschreibung vgl. die nötigen angaben in T. Tobler, Bibliogr. geogr. Palaest. s. 24. Er trifft in Damaskus viel deutsche gefangene, darunter einen Schwaben, einen mann aus Wernigerode und einen ritter Johannes aus Quedlinburg. (Thietmari peregrin. ed. Laur. s. 13).

L. Fünfter Kreuzziig 1317 -1331.»

Aachen, Beinhard von, urkundet 1218 als pilger. (Ennen und Eckertz, Quellen zur Gesell, der Stadt Cöln H , s. 74 fg.).

Arnsberg, graf Heinrich, der Schwarze, von, gieng mit graf Adolf von Berg 1217 auf den kreuzzug. (Kleinsorge, Westphäl. Kirchen- geschichte II, 118).

Arnsberg, graf Gottfried II von, hat schon vor 1216 (vielleicht 1215 in Aachen?) das kreuz genommen (Pottbast, Kegesta pont. nr. 25609) und urkundet am 14. mai und 3. juli 1217 als pilger. (Wigand, Westphäl. Archiv VI, s. 83, nr. 203; Seibertz, Quellen zur westphäl.

1) Vgl. Röhricht, Die Belagerung von Damictto in Baumors Uistor. Tascbenb. ed. Kiehl, 1876,

304 B. BÖHBICHT

Gescb. n, 469 fg.; Urkuudeiibuch I, nr. 148); er ist wider heim- gekehrt. (Br^holles II, 806).

Auersperg (Krain), Engelbert von, zieht mit herzog Leopold ab. (Galles, Annal. Austriae II , 201).

Augsburg, bischof Siegfried von^ komt 1220 nach Damiette. (Chron. ürsperg. bei P. XXIII, s. 381).

Avesnes (bei Lüttich), Walther von, geht mit herzog Leopold nach Syrien und beteiligt sich mit ihm am aufbau des pilgerschlosses ; vor seiner heimkehr hinterlässt er so viel geld , um 40 ritter «%af ein jähr „zum nutzen des heiligen landes zu unterhalten.'^ (L'estoire 326; Annal. Colon, max. 832 ; vgl Potthast ^ Regg. nr. 25766 fg. u. ob. s. 173).

Baden; markgraf Hermann V, zog nach dem april 1221, wo er noch mit bischof Ulrich von Passan und herzog Ludwig von Baiern eine kaiserliche Urkunde in Otranto mit unterzeichnet, (Böhmer , Begg. nr. 441) nach Damiette (Oliverius Scholasticus 1427). Am 7. märz 1222 ist er schon wider in Trani. (Böhmer nr. 464). Über ihn han- delt besonders Bader ^ markgraf Hermann Y, Carlsruhe 1851 , s. 29, der aber sehr viel falsches einmengt

Baden, Friedrich von, starb im heiligen lande zwischen 1216 und 1231, wie eine Urkunde seines bruders, des markgraf en Hermann erwähnt (ülmer Urkundonbuch I, s. 51); er wird gewöhnlich mit sei- nem bruder Hermann verwechselt, welcher allerdings schon seit 1215 das kreuz trug (Schoepflin, Histor. Bad. I, 307). Jedenfalls ist er identisch mit dem von L*estoire 322 genanten „Fern de Beto.** (Röhricht in den Deutsclien Forschungen, 1876, s. 143).

Bamberg, bischof Eckbert von, urkundet 1217 als pilger und ist heimgekehrt. (Annal. Marbac. 174; Annal. Budb. 780).

Baiern, herzog Ludwig I von, urkundet schon am 24. Januar 1204 als miles crucis (Monum. Wittelsbac. I, s. 1), schifft sich mit vielen rittern nach dem april 1221 von Otranto nach Damiette ein (Böh- mer, Begg. nr. 441), wo er nach dem abschluss des friedens ein- trifft. (Muffat in den Münchener historischen Abhandl. band YH, 1855, s. 487 fgg.; vgl. Böhmer, Witteisbacher liegesten s. 0 fgg.).

Berchtesgaden, propst Friedrich II von , zieht mit Leopold aus, stirbt aber am 27. aug. 1217 auf der hinreise bei Brindisi. (Annal. Rudb. 781 ; V. Meiller, Salzb. Reg. 531, nr. 88; vgl. Potthast, Regg. 25683).

Berg, graf Adolf V von, urkundet 1217 als pilger. (Lacomblet, ürkun- denbuch H, 36, nr. 66 und 67). Er hatte bereits 1211 mit dem rit- ter Bonifacius sich zur fahrt gerfistet (s. 19, nr. 34) und 1215 zu Aachen mit Friedrich H (Röhricht , Beiträge I, 4) das kreuz genom- men; er starb am 7. august 1218 vor Damiette. (Lacombl. Archiv

DIE DSÜTSCUBM AUF DEN KEEUZZÜGSN 305

m, 43 und 111; vgl. Oliv. Schol. 1403). Die letzte Urkunde vom 15. juni 1218 (Lacombl. Urkundenbuch , s. 39^ ein weuig abweichend bei Hennes II, s. 6 fg., nr. 7) trägt die Unterschrift folgender zeugen: Henricus capellarius et notarius , Hormannus de Elslo (bei Maastricht), Albertus de Herlare (Herl bei Mühlhoim?), Bemboldns de Hurbeke (Hornbeck in Lauenburg?), Albertus de Hürde (Hürden bei Köln), Swederus de Dingede, Hermannus de Alilere (Afferde bei Hameln ?), Theodericus de Goslar (Goslar), Adolfus de Bernsoole (Bernsau bei Mühlheim a/Kh.V), Henricus frater suus, Komboldus de Bernsoole, Wikardus de Linuefe (Lennep?), Adolfus de Stammheim (Nordstem- men bei Hildesheim?), Brano frater suus, Gorhardus de Upladin (Upiaden bei Elten in Westph.), Gyso frater suus, Marsilius de Dur- scheide (Durscheid bei Solingen), Lambertus de Scherve (Scherwede bei Warburg), Suikorus de Lintlo (Littel bei Deventer?), Bruno de Holte (bei Meppen), Bruno Lupus, Henricus de Vilcke (Willighen bei Schoonhoven ?) , Godefridus de Mendorp (Meldorf in Süderdith- marschen), Albertus de Buchese (bei Prüm?), Elger de Mendorp, Bichwin Kusche, Henricus de Schonrode (Schdurath b. Aachen). Bolanden, Werner III von, urkundet 1220 als pilger. (Lehmann,

Urkundliche Geschichte der Pfalz IV, 61). Bogen, graf Albrecht IV und Berthold III von, ziehen 1217 aus: letzterer urkundet 1217 als pilger (Mon. boicaXI, 185) und stirbt vor Damiette am 12. august 1218 (Mon. boicalX, 191; v. Meiller, Salzb. Kegesten 495; vgl. Münchener Neue histor. Abhandlungen 1792, s. 251 254); beide waren mit herzog Leopold in see gegangen. Brabant, herzog Heinrich v., soll (nach Seibortz 11^ 189) 1217 nach dem heilig, lande gezogen sein, (dagegen vgl. Köhricht, Beitr. s.55, note 15). Brixen, erwählter bischof Berthold von, urkundet 1218 als pilger, kehrt aber schon vor der eroberung Damiettes heim. (Sinnacher IV, 129). Brücke (Trier), Friedrich von der, wird um 1220 in einer Urkunde des erzbischofs Theoderich von Trier als pilger erwähnt. (Beyer, Mittel- rhein. Urkundenbuch III, s. 215, ]u*. 2G1). Bussmannshausen (in Schwaben)^ Heinrich von, fallt bei der erstür- muug des kettenturmes von Damiette. (Chron. Ursperg. bei Pertz XXni , s. 380). Bingede (Dingden bei Münster), Sweder von^ urkundet 1218 vor Damiette zu gunsten der deutschritter ; als zeugen unterschreiben: Ernestus de Wulwene (Wulften bei Osnabrück?), Andi-eas de Wer- kune (Werkhoven oder Werken bei Honten i/HolL), Hugo Strumo, Albertus de Batburk (Bedbui-g?), Forastus de Vorst (bei Paderborn), Hermannus de Senden (S. W. von Münster), Gotfriedus Monachus,

906 B. MöBajcta

Beinpoto de Butteberk (Battenbrock bei Stade?). (YgL Sloet, Oor- kondenboek van Gelre en Zotfen I, s. 457, nr. 453; mit einigen Ter- änderangen steht diese nrkiinde auch bei Hennes, Cod. diplooL I, s. 376, nr. 35). Er ist heimgekehrt (Breh. II, 806).

Eichstädt« bischof Gebhard tod, hatte schon 1215 zu Köln das kreuz genommen (Sax, Geschichte Ton Eichstädt s. 71) and soll Tor Damiette mit gewesen sein« (Seibertz, Quellen II, 189; Lefflad, Begesten der Bischöfe von Eichstädt, s. 48).

ElsasSy ein graf Albert vom, hatte das krenz gegen die Saracenen genommen y zieht aber 1217 gegen die Preossen zn felde. (Pottfa. Beg. 5433).

Friedrich 11, sehn des sächssischen grafen Friedrich von Brene, fiiUt als templer am 16. octbr. 1221 in Syrien. (Cohn, Stammtafeln, nr. 59).

Friese, ein, welcher einem priester die monstranz entrissen und zu boden geworfen hatte, wird von Honorius III auf 3 jähre nach dem heiligen laude geschickt und stiibt mit dem priester vor Damiette. (Caes. Heisterb. Dialog, mirac. YII, cap. 3).

Feldern, Gerhard in vou, soll 1217 am kreuzzuge teUgenommen haben. (Seibertz, Quellen II, 189; vgl. Cohu, Stammtafeln, nr. 215).

St. Gereon, domdecliant Hermann von, trat 1218 seine kreuzfahrt an. (Caes. Heisterb. Dialog. Miracul. ed. Strange IX, 13).

Gerhard, ein graf, erscheint beim stürm auf Alcassar als ein hauptan- föhrer der kreuzfahrer. (Deutsche Forsch. 1876, 154).

Gerhard, sehn des Adam Claichin, macht im juni 1218 als pilger sein testament. (Wauters, Table chronologique HI, 494).

Göttweig, abt Wezilo von, soll den kreuzzug mitgemacht haben. (Janitsch, Die Geschichte von Göttweig s. 41).

Grafenberg, Wimt von, bairiscber epiker, soll vor Damiette mit- gekämpft haben. (Beneke, Wigalois, vorrede X und XH; Eonrad V. Wörzb., der werlte 16n, v. 242 fgg.).

Henueberg, graf Poppe YH von, schloss sich Leopold an. (Annal. Marbac. 174; Annal. Rudb. 780).

Hochs taden, graf (Lothar II ?) von, fällt beider erstürmung desket- tenturmes. (Chron. Ursperg. bei Pertz XXIII, s. 380).

Holland, graf Wilhelm U, ist der anfQbrer der Friesenflotte (Annal. Colon, max. 829 fg.; vgl. Potth. 5653); er ist noch vor dem ende des kreuzzugs heimgekehrt (am 19. april 1220 ist er bei Friedrich II).

Isenburg, burggraf Heinrich von, urkundet am 30. jan. 1218 als pil- ger. (Beyer III, s. 78).

Jülich, graf Wilhelm n von, hatte 1215 zu Aachen das kreuz genom- men und starb 1218 vor Damiette (Lacomblet H, 41, nr. 76); unter

DIB DEUTSCHEN AtTF DEN KRBUZZÜGEN 307

einer von ihm vor Damiette ausgestellten Urkunde sind als zeugen und mitpilger unterschrieben: graf Heinrich III von Sayn, Heinrich von Okkenheim (TJexheim in d. Eifel) , Theoderich von Isenbuig (bei Duis- burg), als ministerialen: Arnold von Gimenich (Gimmich bei Köln), Heinrich Bufo, Hermann, vogt von Jülich, Winand von Gurcenich (Gürc. bei Düren), Winemar Vrambalch, Walter von Imrode (Imrod bei Berncastel), Peter von Walde (vorm Walde bei Arnsberg oder Welda bei Arolsen?), Beiner von Botheim (bei Deventer oder Ein- teln?). (Vgl. Hennes, Codex diplom. ordin. Theut. II, s. 7 fg.)

Jülich, Gerhard VI von, soll 1217 nach Syrien gezogen sein. (Sei- bertz, Quellen H, 189). Er war der bruder des grafen Wilhelm H von Jülich. (Vgl. Cohn, Stammtafeln nr. 211).

St Castor (in Coblenz), der abt Johannes von, stirbt auf dem kreuz- zuge vor dem juli 1219. (Potthast, Eegg. nr. 6096).

Katzenellenbogen, graf Diether H , urkundet 1219 als pilger (Wenk, Hessische Landesgeschichte, ürkundenbuch, s. 10), verlässt 1220 das belagerungsheer und wird auf seiner heimkehr durch die corsaren bedroht. (Oliverius 1428; vgl. über ihn genaueres im Archiv für hessische Geschichte X , s. 441 452).

Kirchberg-Mallersdorf (bei Passau), Graf Adeloch VII von , begleitet den herzog Ludwig 1220. (Schreiber, Otto d. Erlauchte, s. 164).

Kleve, graf Arnold II von, starb auf dem kreuzzugo. (Cronica comi- tum Cliviae bei Selber tz, Quellen H, 189).

Köln, erzbischof Engelbert von, hatte mit kaiser Friedrich H schon 1215 zu Aachen das kreuz genommen , Hess sich jedoch durch Honorius IH semes gelübdes ledig sprechen und stellte 1219 für sich eine menge ritter zum kreuzzuge. (Ficker, Engelbert der Heilige, s. 140 u. 250).

Köln, der marschall von, geht mit der pilgerflotte in see. (Annal. Colon, max. 830).

Kölner canonicus Sanct. apost. Heinrich kehrt von Damiette mit einem decanus Habenbergensis (sie!) über Cypern und Venedig heim. (A. Kauf- mann, Gaes. von Heisterbach 183 fg.)

Kremsmünster, abt Budolf von, ist wahrscheinlich auf dem kreuz- zuge gewesen (Keiblinger, Melk I, 309); er ist heimgekehrt.

Kuenring-Weitra (bei Eggenburg), Hademar H von, geht mit her- zog Leopold in see, stirbt aber schon am 21. juli 1217 auf der über- fahrt nach Spalato; er liegt in Zwetl begraben. (Keiblinger, Melk I, 310; Priess, die Herren von Kuenring, Wien 1874, s. 50).

Loos, graf Lud w. II V., hatte 1215 das kreuz genommen, starb aber 1218. (Wauters, Table chronoLIU, 502 fg.; Caes. Heisterb. Dial. ed. Strange, Addenda nr. 45; Potth. Eegg. 5503, 5653, 25874; Breq. V, s. 111).

308 B. BÖHUCHT

Lübeck, ein ritter (Hynricke) von, zeichnet sich vor Damiette aus« (Die olde Freesche Chronike v. 875).

Magdeburg, borggraf' Barchard VI von, kämpft 1218 vor Damiette. (Magdeb. Qeschichtsbl. VII, 18).

Mecheln, Uerthold von, urkundet 1227 (sie!!) am 17. januar vor Damiette für den deutschen orden; als zeugen unterschreiben: Gis- lebert de Sittenheim, Wilh. capell. de Calmunt (Kaimün bei Caesa- rea?), Franco de Arkania mit seinen beiden söhnen F. und W., Ar- noldüs de Kimenam, Egidius und Arnoldus, die söhne des ausstel- lers, Heinricus de Duffle „frater noster,'^ Wilh. „clericus noster de Belmont,'^ Asilius „faniulus noster.'' (Henues II, s. 31, nr. 27). Die Urkunde muss falsch sein; weder 1227, noch 1217 (im januar) lagen die kreuzfahrer vor Damiette.

Melk, abt Hademar von, zieht mit dem Kuenringer und Andreas ab und stirbt am 7. novbr. 1217. (Kciblinger, Melk I, 310).

Meran, herzog Otto II von, urkuodet 1217 alspilger und kehrt 1218 mit dem grafen Albert von Tirol und BerUiold von Eschenlohe wider heim. (Mon. boica VII, 113; VIII, 137).

Merzig (bei Trier), Peter von, als pilger in einer Urkunde des erz- bischofs Theoderich von Trier um 1220 erwähnt (Beyer, Mittelrh. Urkundenbuch III, s. 215, nr. 261).

Montfort (Bregenz), graf Hugo I von, urkundet (nach Hormayr, die Baiern im Morgenlande s. 49) in Ulm als pilger 1217; er scheint jedoch den kreuzzug nicht mitgemacht zu haben. (Kaiser, Geschichte des Füi*stenthums Liechtenstein, Ghur 1847, s. 103).

Münster, bischof Otto, urkundet 1217 als pilger. (Westphäl. Urkun- deub. ni, s. 55, nr. 108) und stirbt nach Oliver. 1400 am 6. märz 1218 in Caesarea ; vgl. Ficker, Die Oeschichtsquellen d. Bisth. Münster I, s. 29.

Namur, Heinrich I von, soll mit nach dem heiligen lande 1217 gezo- gen sein (Seibertz, QueUen II, 189). Ist dies der graf von Namur, an welchen Oliver schreibt (Emo bei Pertz XXIU, 473 f. note 29)? Er ist heimgekehrt: vgl. Gohn, Stammtafeln, nr. 222.

Nassau (Weilnau), graf Gebhard II von, soll 1217 am krenzzuge teil- genonunen haben. (Seibertz, Quellen H, 189; Vogel, Beschreibung des Herzogthums Nassau, s. 207); er ist heimgekehrt

Naumburg-Zeitz, bischof Engelhard von^ mit dem markgrafen Die- trich von Meissen, pilgert erst nach dem 9. october 1217 und ist im frühjahr 1218 schon wider zu hause. (Lepsius, die bischöfe von Naumburg I, 66 fg.: Langii Ghron. Giticense bei Pistor. I, 799).

Neuss, bürger aus, zeichnen sich vor Alcassar aus. (Deutsche Forsch. 1876, 154).

DIB DBUT8CBBN ADV DXH KBSUZZOOBH 30^

Oesterreich, herzog Leopold VI (YII) von, hatte 1198 mit dem abt Hademar von Garsten das kreuz genommen (Meiller, Babenb. Bog. 98 y nr. 68; 112, nr. 113) und bricht, nachdem er 1212 gegen die Mauren gekämpft, mit dem könig Andreas von Ungarn auf; er urkun- det zuletzt für Aquileja am 8. juni 1218, dann am 18. juni 1218 vor Damiette und tritt am 1. mai 1219 die räckkehr an. (Meiller 123, nr. 154).

Oettingen (Baiern), graf Ludwig von, zog 1217 mit Leopold nach Damiette. (Annal. Marb. 174; Annal. Budb. 780).

Oliverius, kreuzprediger, hat den ganzen kreuzzug von 1217 bis 1221 mitgemacht (Junkmann in der Zeitschrift für kathol. Theologie, Münster 1851, s. 99—129).

Pas sau, bischof Ulrich von, segelt mit herzog Ludwig nach Damiette und stirbt 1221 auf der lieimkehr. (Contin. Glaustroneob. II, 623).

(Maria)-Pfarr, Kourad von, ein Salzburger ministeriale, wird als pilger in einer Urkunde des erzbischofs Eberhard II erwähnt. (Meil- ler, Salzb. Keg. s. 213, nr. 188).

Plaien, graf Leuthold IV von, starb am 28. aug. 1219 zu Treviso auf der heimkehr. (Annal. Budb. s. 781; v. Meiller, Salzb. Beg.224, nr. 234 fg.; s. 534, nr. 95; vgl. Filz, Geschichte von Michaelbeuren I, 238 fgg.; II, 757 fgg.)

Pommern^ herzog Casimir II von, urkundet 1219 und ist wahrscheinlich auf dem kreuzzuge gestorben, mit ihm vielleicht auch fürst Bartho- lomaeus. (Pommersches ürkuudenbuch II, s. 138, nr. 190, vgl. s. 148).

Poppeisdorf, Hermann aus, nimt zu Köln das kreuz, lässt sich als blind vom „dispen&ator crucesignatorum '^ in Bom dispensieren, wird darauf aber wirklich blind. (A. Kaufmann , Gaesarius v. Heisterbach 8. 185 fgg.).

Puchberg, Otto und Hugo von, ziehen mit Leopold aus; letzterer urkundet für Klosterneuburg vor antritt der fahrt. (Fischer, Geschichte des Stiftes Klosterneuburg II, s. 93, nr. 158; vgL Keiblinger, Klo- ster Melk I, 309).

Rapperswyl (bei Zürich), graf Budolph von, urkundet 1217 als pil- ger. (Herrgott, Codex probatt. nr. CCLXXU fgg.).

Begensberg (bei Zürich), Leuthold IV von, starb am 16. nov. 1218 als kreuzfahrer zu'Akkä. (Neugart, Episcop. Constant U, 188; vgl Mittheilungen der antiquar. Gesellsch. zu Zürich XIV, s. 44).

Begensburg, domprobst Otto von, urkundet im frühjahr 1221 und zieht wahrscheinlich mit dem herzog Ludwig von Baiern ab. (von Meiller, Salzb. Beg. 535, nr. 97; vgl. 537, nr. 105).

810 B. BÖBBICHT

Bein er s, des abies von Lattich, schwestersohn , nahm teil an der

krenzfahrt (Chron. 58). Benenthal, Neithard von, österreichischer dichter, kämpft mit her- zog Leopold vor Damiette. (Haupt , Neithard von Reuenthal s. 108 ;

Wackern., Minnes&nger lY, 437 ; vgl. Schmolke , Potsdamer Programm

1875, 8. 12). Rheinkassel, Conrad von, ein geistlicher, soll 1218 nach Syrien

gezogen sein. (Caes. Heisterb. Dialog. XII, 9). Rieneck, graf Ludwig II von, starb am 29. juli 1217 vor erfUlung

seines kreuzgelfibdes. (Archiv für die Geschichte ünterfninkens XIX,

heft 3 , s. 92). Rüdenburg (Westphalen) , Hermann H von, urknndet 1217 als pilger.

(Seibertz, Urkundenbuch I, nr. 148); er ist heimgekehrt.

Runkel, Siegfried HI von, urknndet 1219 als pilger. (Lehmann, Geschichte der Dynasten von Westerburg, Wiesb. 1866, s. 10).

Saarbrücken, graf Simon II von, befehligt das kreuzheer vor Damiette bis zum eiutreffeu des königs Johannes von Jerusalem (Oliver s. 1402); er ist heimgekohi-t. (Br^hoUes II, 760).

Salza, Hermann von, Deutschmeister, ist von 1217 1222 im heiligen lande gewesen. (Strehlke 40, 42 46; vgl. Regesten des .... Ge- schlechtes Salza (anon.) Leipzig 1853. Lavisse, H. de Salza, Paris 1875).

Salzburg, burggraf Konrad von, 1217 in einer Urkunde des erzbischofs Eberhard II von Salzbm*g als „iter transmarinum accepturus'^ erwähnt, (von Meiller, Salzburg. Regest, s. 213, nr. 186).

Salzburg, domprobst Albert II von, geht mit herzog Leopold nach dem heiligen lande und stirbt am 10. januar 1219. (v. Meiller, Salzb. Reg. s. 528, m*. 82; vgl. s. 531, nr. 88).

Schwerin, graf Heinrich I von, urknndet zuletzt am 3.mai 1218 (Meck- lenburger Jahrbb. XIII, s. 151 154, 313; XIX, 373; XXVII, 147) und soll als goschenk des cardinals Pelagius 1222 „das in Jaspis eingeschlossene blut unsres herm" mitgebracht haben (vgl. M. Jahrb. HI, 72 fg.); dasselbe soll vorher schon Heinrich der Löwe aus dem morgenlaude mitgebracht und dem kloster Mariengai-ten überwiesen haben. (Mecklenb. Jahrb. XX, 324—326; Zeitschr. für Niedersach- sen 1858, s. 142 fgg.).

Sponheim, graf Gottfried H von, mkundet am 21. juli 1218 als pil- ger. (Beyer, Mittelrheinisches Urkundenbuch III, s. 84, nr. 84; Crollich, Origin. bipont. IIA, s. 57, nr. 1).

Sponheim (bei Coblenz), graf Johann I von, der älteste söhn Gott- frieds n, pilgert 1217, kehrt aber am 25. märz 1218 schon wider

DIR DEUT6CHBK AUF DBK KBECZZCOSK 311

heim. (Lehmann, die Geschichte der Grafschaft und der Grafen von Sponheim 1869 , s. 23 fg.). Staufen, marschall Gottfried von, so wie sein söhn mid bruder (Otto und Werner) Urkunden am 28. aug. 1220 für die Lazaiiten zum dank für ihre glückliche heimkehr vom kreuzzuge Friedrichs II (!). (Mone, Zeitschr. des Oberrheins IX, s. 233). Unächt? Stubenberg (Steiermark), Ulrich von, urkundet am 25. juni 1216 als pilger (Archiv für österr. Geschichtsquellen XXn, s. 342) und unter- schreibt am 18. juli 1218 vor Damiette (v. Meiller, Babenb. Keg. s. 123, nr. 154) noch eine urkundo des herzogs Leopold, mit dem er ausgezogen war. Tecklenburg, graf Otto III von, ein söhn des grafen Balduin von Bentheim, zieht 1217 nach Syrien. (Van Raet von Bögeiskamp, Ge- schichte von Bentheim , s. 59 und 62). Ternberg, During von, zieht 1217 aus und stirbt 1218 im Orient.

(Pritz, Geschichte des Benedictinerklosters Garsten, s. 23). Theobald, kleriker der herzogin Helene von Lüneburg, will vor 1219 nach dem heiligen lande pilgern. (Lübecker Urkundenbuch IB, s. 41). Trient, bischof Friedrich von, starb am 6. novbr. 1218 zu^Akkä und wurde dort im Liebfrauenmünster der deutschen ritter begraben; mit ihm war der domdechant Albert von Bavenstein ausgezogen, welcher sofort nach dessen tode heimkehrte und sein nachfolger wurde. (Bonelli, Mon. eccl. Trid. s. 50; Archiv für die Geschichte Tirols 11, 218). Tübingen, pfalzgraf Rudolf von , soll 1216 oder 1217 nach Syrien gezogen sein (vielleicht sein söhn Hugo III?); vgl. Schmid, Die Ge- schichte der Pfalzgrafen von Tübingen s. 122. Er hatte 1215 mit Friedrich II das kreuz genommen. Tulpeto, Euno de, stirbt auf der reise nach Syrien. (Caes. Heisterb.

Dial. VII, c. 56). Tyrol, graf Albert HI von, urkundet am 25. juli 1217 als pilger ftir das kloster St. Georgensberg (Chronik der Benedictinerabtei St. Geor- gensberg, Innsbr. 1874, s. 242 nr. 19) und vor Damiette für den deutschen orden (Zeitschrift des Perdinandeums 1869, s. 38 fg.). Ulmen (bei Coblenz), Heinrich von, wird vor Damiette mit dem bischof Philipp von Beauvais gefangen. (Oliverius 1412; vgl. Caes. Heisterb. Dial. X, c. 43; sonst auch Barsch zu Schannat. II, 1069 fgg.; Brower und Masen II, 101 104; Würdtwein, Nova subsidia IV, s. 11 und 14; Gelen. Vita Engelb. 335; vgl. Annal. Colon, max. zu 1208). Utrecht, bischof Otto II von, zieht mit dem bistumsverweser Ever- wach (Caes. Heisterb. Dial. XH, 23) und dem herzog Leopold nach Damiette. (Oliverius c. 1).

312 B. BÖHBICHt

Utrecht, domprobst Otto von, zieht 1217 nach dem heiligen lande. (Preuss und Falkmann^ Lippische Regesten I, 126).

Vichtha, Lambertus de, nrkundet 1218 als pilger. (Hollebeke, Ab- baye de Nonnenbosche s. 97).

Vohburg (bei Ingolstadt), markgraf Dietrich von, zieht (nach Chron. Ursperg. bei Pertz XXIII, s. 381) schon 1219, wahrscheinlich aber erst mit dem herzöge Ludwig von Baiem im frfihjahr 1221 nach Damiette. (y. Meiller, Salzb. Regesten 337, nr. 105).

Wartstein, graf Hermann von, urkundet 1224 als „reversus de capti- vitate Saracenica,'^ hat also wol vor Damiette mit gefochten. (Sta- lin, Wirtemb. Geschichte II, s. 366).

Wasserburg, Conrad von, zog mit Hademar von Chuenring und Leo- pold ab. (Friess, die Herren von Euenring s. 42).

Werner, der Deutsche, wird 1217 von dem herzöge Leopold und for- sten Bohemund von Antiochien von'Akkä aus an den könig Andreas geschickt, mit der bitte, sich bald einzuschiffen (L*estoire); über ihn vgl. Röhricht in den deutschen Forschungen 1876, 143. Höchst wahrscheinlich ist dies derselbe Werner (vgl. dagegen Biant, Gunthe- rus s. 87, note 64), welcher 1220 zu 'Akkä eine Urkunde des grafen Otto von Henneberg unterschreibt als W. de Egisheim; neben ihm erscheinen noch als deutsche zeugen Heinrich de Brenne (oder Brienne??), Heinrich von Gebweiler und Heinrich von Ruppach. (Hennes II, s. 18 fg., nr. 17; Strehlke, Tabulae ordinis Teutonici 8. 42 fg.). Er erscheint in Ordensurkunden als baren des königreichs Jerusalem neben Odo von Montbeillard und seinem ncffen Haymo (de Ostehim) sehr oft bis 1246. (Röhricht, Beiträge I, 82, note 253; Strehlke s. 53 fgg.).

Wied, graf Georg von, brudcr des erzbischofs Tlicoderich von Trier, fuhrt mit graf Wilhelm von Holland die pilgerflotte. (Annal. Colon, maximi 829 fg.; Deutsche Forschungen 1876, 148 fgg.).

Wolwega, (Fivelgoo), Hayo von, ein Friese, erstieg als einer der ersten mit einem dreschflegel den ketten türm; mit ihm ein junger ritter aus der gegend von Lüttich. (Oliver 1405. Die olde Freesche Chronike in den Werken uitgegeven door het Friesch Genootschap Leuward. 1853 II, v. 877 fg.). Vgl. Röhricht, die Erobening Damiet- tes (in Raumers Histor. Taschenb. 1876).

M. Kreuzfahrer von 1831 1327.

Malenbach, Daniel de, erscheint 1330 neben Haymo als deutscher ritter in Syrien. (Strehlke s. 45 fg.).

DIB DET7T8CHSN AÜT DER KREÜZZÜOBN 313

Hildesheim, ein edelheiT aus der gegend von, wird vom dortigen bischof Eonrad zwischen 1221 1246 nach Syrien zur busse gesaut, um dort im deutschen orden zu dienen. (Zeitschrift für Niedersach- sen 1868, s. 132).

KalWy gi*af Albert von, urkundet 1234 als kreuzfahrer. (Wirtemb. Urkundenbuch III, s. 148).

Fridericus senior judex kann 1225 sein kreuzgelöbde wegen schwäche nicht ausführen. (Mon. boica III, 306; vgl. Urkundenbuch ob d. Enns I, 271).

Scheiern, abt Konrad von, 1225 „Signum crucis apponens ab archie- piscopo Salisburgensi absolutus est.'' (Annales Schirens, bei Boeh- mer, Fontes III, s. 517; v. Meiller, Salzburger Begesten s. 235, nr. 290).

Eircbberg, graf Gozmar von, der bruder des bischofs Friedrich von Halberstadt, rfistete 1226 sich zum kreuzzuge. (Walkenrieder ur- kundenbuch nr. 154).

N. Sechster krenzzug anter katser Friedrich ü. 1227—1229.

Arnsberg, graf Gottfried 11 von, urkundet 1227 als kreuzfahrer. (Wigand, Westphäl. Archiv VI, s. 85; Niesert, Mönsterische ürkun- densammlung II, nr. 96; vgl. Seibertz, Familiengeschichte der grafen von Werl und Arnsberg lA, s. 141).

Aspremont (bei Commercy), Gaubert i\ zog mit dem kaiser nach Syrien (Röhricht I, s. 19), wo er diesem mit den templern sehr feind-* lieh entgegengetreten sein soll. (Acta SS. 20. aug.: Vita Goberti und Annal. Cisterciens. ed. Manrique III, s. 372 374).

Augsburg, bischof Siegfried von, starb in Brindisi an der pest 1227. (Röhricht, Beiträge I, s. 19).

Biberstein (bei Oppeln), graf Günther von, soll nach dem 15. jan. 1228 nach dem heiligen lande aufgebrochen sein. (Posern -Elett im Archiv für sächsische Geschichte 1865, s. 49).

Bolanden, Werner und Philipp von, zogen mit Friedrich 1228 nach Syrien. (G. Lehmann , urkundliche Geschichte der Pfalz IV, 69 fg. ; Remling, Geschichte von Rheinbaiem 8.346, nr. 27; Remling und Frey, Urkundenbuch des klosters Otterberg s. 38, nr. 50; Röhricht, Beiträge I, 105; EöUner, Gescliichto der Herrschaft Kirchbeim- Boland, Wiesb. 1854, s. 43).

Döben (bei Grimma), markgr. Albrecht von, unterschr. am 10.junil229 eine Urkunde Friedrichs II (bei Br^hoUes III s. 153), woraus Posem- Klett 8. 53 auf seine teilnähme am kreuzzuge des letzteren schliesst

314 B. BÖÜBIOHt

Die „Wiener Heerfahrt'^ (Hagen, Gesainmtabenteuer II, nr. LI) rühmt einen burggrafen Hermann von Döben (um 1270) und schil- dert, eine kreuzfalirt über Brindisi (jedenfalls mit bezug auf die des kaisers Friedrich II).

Dolen, Helmerich von, brach 1227 nach dem heiligen lande auf. (Preuss und Falkmann, Lippische Begesten I, s. 183).

Freiberg, vogt Dietrich von, soll 1228 am kreuzzuge des kaisers Frie- drich II teilgenommen haben. (Posern -Elett s. 54).

Fridank ist wahrscheinl. 1228 mit dem kaiser in Syrien gewesen, ebenso der minnesänger Bruder Wernher. (Röhricht I, p. 64, note lOG).

Friesen segelten am 22. mai 1227 von Borkum ab, um dem kreuz- zuge Friedrichs sich anzuschliessen (Chron. Emon. bei Pertz XXIII, s. 511); sie werden aber nirgends weiter erwähnt.

Oleichen, graf Ernst III von, soll mit dem kaiser 1228 in Syrien gewesen sein, aber er unterschreibt im juli 1228 eine Urkunde in Nürnberg! (Br6h. III, 377). Über die sage von seiner doppelehe vgl. Hellbach, Archiv für Geographie und Gesch. der Grafen von Glei- chen lieft 2, 8. 31 79; Bechsteiii, Thüring. Sagen III, s. 109 fgg., besonders aber die Zeitschrift für thüring. Geschichte 1871 (VIII), s. 245—297, Archiv für Geschichte, Diplomatik, Stuttg. 1847, heft 3, 289 330, Erfurter Mittheilungen 1866, heft 2, s. 1 129 und heft 3, 8.1 145, Archiv für sächs. Geschichte I, 241—289 und Beck, Gothaische Geschichte I, s. 114, note 213.

Henneberg, graf Poppo VII (XIII) von, soll 1228 mit Friedrich nach Syrien gezogen sein (Schultes, Geschichte dos Hennebergischen Hau- ses II, 60), allein dagegen erheben sich gewichtige bedenken. (Zeit- schrift für thüring. Geschichte V, s. 100).

Kastei, Ludwig von, zog 1228 nach Syrien. (Annal. Marb. 175).

Kyburg, graf Wilhelm von, starb 1228 zu *Akkä. (Berner ürkunden- buch ed. Zeerleder nr. 157 und 170, s. 262 fg.).

Lengemos (ob Bot7.en), Bernhard von dem, nahm 1227 das kreuz und soll später deutscher Ordensritter geworden sein. (Hormayr 8. 49).

Lowes, magister Aegidius von, Andreas plebanns von Ninove und Johannes von Oultre reisten Johanuis 1227 ab; Andreas starb in Brindisi an der Pest. (Clirou. Bald. Ninov. ed. de Smet s. 723).

Limburg, herzog Heinrich von, führte 1227 truppen als kaiserlicher befehlshaber nach Syrien , er ist im nächsten jähre wider heimgekehrt, da er schon im septbr. 1228 wider zu hause urkundet (Archiv für Geschichte des Nieden-heins III, s. 49; vgl. Lacomblet, Urkuuden- buch II, 8. 155, Ficker, Engelbert der Heilige s. 275). Mit ihm soll

DIB DBÜT8CHBN AUF DEN KREUZZÜOEN 315

auch sein nmndschenk Sturmo von Füttert nach Syrien gezogen sein. (Montanus, die Vorzeit von Cleve II, s. 290 fg.).

Lüenz, (Kärnthen), der burggraf von, trat 1217 oder 1227 seine kreuz- fahrt an. (M. S. H. I, 211 fg.; IV, 149 fg.).

Lyndon, graf Florens I von, zog kurz vor 1227 zweimal nach Syrien, das erste mal mit Dietrich von Brederode. (Calmet, Histoire de Lor- raine ni, S.LXXVIII).

Haltitz, Ulrich von, soll 1228 mit dem kaiser in Syrien gewesen sein (?). (Posern -Elett s. 54; vgl. Mittheilungen für die Geschichte des Osterlandes VI, 375 fgg.).

Murbach, abt Hugo von, trat 1228 den kreuzzug an. (Röhricht I, s. 65, note 107; vgl. Oesterr. Archiv XXVII, s. 173 fg.).

Orden, rittcr vom deutschen, sind laut Urkundenunterschrift von 1228 in 'Akkä: Ludolf, tunc temporis commendator magnus, Günther, marescalcus, Conrad, trapparius, Henricus, hospitalarius , Henricus de Aneboz, Heinrich v. Goblenz, Conrad v. Nassau, Andreas v. Ho- henlohe, Ulrich v. Durna, Eberhard (Strehlke 53) und 1230 sind als fratres genannt: Conrad Dessohen, castellan, Henricus de Pluiose, Bruno, der zweite praeceptor (Strehlke 60).

Passau, bischof Qebhard von, trat 1227 seine kreuzfahrt an. (Röh- richt I, s. 19).

Baute, dichter Hartwig von, begleitete den kaiser nach Syrien. (M. S. H. IV, 406).

Begensburg, bischof Siegfried von, trat 1227 seine kreuzfahrt an. (Röhricht I, 19).

Bheingrafenstein (bei Creuznach), Wolfram von, urkundet 1227 als pilger. (Beyer, Mittelrh. Urkund. HI, s. 269, nr. 336).

Rubin, herr, soll mit dem kaiser 1228 nach Syrien abgesegelt sein. (Bartsch , Liederdichter , Einleit. s. 50.)

Salza, Hermann von, Deutschmeister, ist der stete begleiter Friedrichs auf seinem kreuzzuge. (Vgl. Röhricht, Beiträge I, 36 fgg.).

Schwaben, aus, schliessen sich der kreuzfahrt an: Heinrich und Albert von Neifen (vgl. Br^. HI, 70, 152 und 154), Eberhard von Iller- eichen, Heinrich von Schwendi, Rüdiger von Stein, Leutfried Hose- lin, Eberhard vonBeuren, Dietrich von Ingersheim, graf Eonrad von Würtemberg, Konrad von Haslach, Kuno und Friedrich von Sum- merau; letzter ist 1229 in ^Akk& gestorben, wie eine Urkunde sei- ner brüder Albert und Heinrich beweist. (Wirtemb. Urkundenbuch III, s. 245; vgl. Stalin U, 175).

Stubenberg, Wülfing von, zog 1228 nach Syrien, (von Muchar, Qechichte von Steiermark III, 347 fg.).

SE1T8CHH. V. DBUT8CDB PHILOLOOIB. BD. Vn. 21

316 B. BÖHBICHT

Ter Duyn, Gerhard von, zog mit dem kaiser 1228 nach Syrien. (L^estoire im Recueil des historiens des croisades s. 363).

Thüringen, landgraf Ludwig lY von, starb am 11. septbr. 1227 za Otranto (über ihn wird ganz ausfuhrlich gehandelt in der Zeitscbrift für thüring. Oeschichte V, 138 144; vgl. Tittmann, Heinrich der Erlauchte II, 167).

Thüringen, aus, zogen mit dem landgrafen: die grafen Ludwig von Wartberg, Borchard von Brandenberg (vgl Zeitschrift für thü- ring. Gesch. U, 353 fgg.), Memhard von Mühlberg, Heinrich von Stolberg, ferner Hartmann von Heldrungen, Ludolf von Berlstedt^ Rudolf von Burgsleben, Rudolf Schenk von Yargila, marschall Hein- rich von Ebersberg, truchsess Hermann von Schlottheim, Friedrich von Treffurt, Heinrich kämmerer von Fahner, Gerhard von Ellende, Dietrich von Seebach , Siegfried Rufus von Spatenberg , Ludwig und Rudolf von Hausen , Heinrich von Meydeburg , Reinhard Yarch , Ber- thold von Mila, Berthold von Heylingen, capellan Gerhard von Naumburg, priester Berthold, Verfasser der Reinhardsbrunner Anna- len, Werner, burgcaplan der Wartburg und Conrad, notar von Würz- burg. (Annal. Reiahardsbr. 203 fg. ; vgl. Rothe , Thür. Chron. 368). Die meisten sind wider heimgekehrt, wie die Urkunde von 1234 bei Guden lY, 877 beweist.

Yogelweide, Walther von der, soll am kreuzzuge des kaisers teil- genommen haben. (Rdhricht, Beiträge I, s. 64, note 106).

Weida, Heinrich lY von, trat 1227 seine kreuzfahrt an. (Röhricht I,

s. 19; vgl. Cohn, Stammtafeln nr. 185). Worms, vierhundert bürger aus, ziehen 1227 aus. (Annal. Wormat

bei Pertz XYH, s. 88; vgl Röhricht I, s. 69, note 109).

0. Kreuzfahrer Ton 1230 1809.

Stolberg, graf Heinrich von, urkundet poenitentia ductus " 1231 für Walkenried als pilger. (Walkenrieder ürkundenbuch nr. 180).

Ealbenberg (Ealbensteinberg in Mittelfranken?), Ulrich von, sein bru- der und seine Schwestern verkaufen die bürg Kalbenberg an den bischof Hermann von Würzburg im februar 1231 , um eine pilgerfahrt antre* ten zu können. (Hormayr s. 49).

Albericus, ein österreichischer ritter, wird in einer Urkunde vom 11. febr. 1233 als pilger erwähnt. (Archiv für österreicL (Jeschichts* quellen XXXII, s. 173).

Bogen, graf Albert lY von, urkundet am 3. jan. 1233 in Nattembei^ als pilger. (Mon. boica XI, 200 und 335; vgl. Ried, Cod. Ratisb.I,

DIB DRÜTSCHEM AUF DEN KBIVIZOOEN 317

8. 373). Er soll bei Venedig gefangen und durch Friedrich II befreit worden sein. (Münchener acad. Abhandlungen 1781, II, s. 485).

Gerhard und Heinrich aus der gegend von Lübeck werden 1284 als pilger erwähnt. (Potthast, Regg. nr. 9804).

Tübingen, pfalzgraf Kudolf II von, soll, 1335 durch Gregor IX zu einem kreuzzuge aufgefordert, einen solchen nach dem heiligen lande angetreten haben (??). (L, Schmid, Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen I, s. 143 fg.).

Greifenstein, Rudolf von, muss zur sühne für den am bischof Bert- hold von Ghur 1233 verübten mord nach Jerusalem pilgern, wie Gregor IX durch bulle an den bischof von Como (23. decbr. 1237) befiehlt. (Cod. diplom. Curräthiens I, s. 326; vgl. Potth. Reg. pont nr. 10490).

Holenburg (in Kärnthen) , S wickers von, vater ist nach einer Urkunde von 1238 im heiligen lande gestorben ; wann , ist unbestimt. (Oester- reich. Archiv XXXII, s. 188).

Moselweiss (bei Coblenz), Heinrich von, wird als pilger erwähnt in einer Urkunde des erzbischofs Theoderich von Trier am 26. Januar 1238. (Beyer, Mittelrhein. Urkundenbuch III, s. 468, nr. 612).

Orden, ritter vom deutschen, sind 1240: Balduin de Pinkeingin (Pic- quigny?), Eberhard, sacerdos, Conrad, capellanus Montis fortis (öst- lich von'Akkil), Petrus, drapparius, Eberhard, thesaurarius (Strehlke 67, 71), und 1243: propst Ludolf aus Münster, Berthold und frater Johannes (ibid. 74).

Altensteig, vogt Marquard von, starb nach 1244 auf einer Pilger- fahrt im heiligen lande. (Schmid, Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen I, s. 138).

Orden, ritter vom deutscheu, sind 1244: der grosspräceptor Conrad von Nassau, der marschall Werner de Mereberc, der commendator aus Apulien Günther, der castellan von Montfort Job. de Nifland, der hospitaliter Conrad, der drappier Ludwig, ferner Heinrich von Dillingen, Simon de Huasi; wahrscheinlich sind auch deutschen Ursprungs die zugleich genanten Balduin v. Pinkin , Stephanus de Sau- van (Schwenden?), Raulus Alemannus und Philipp Balduin. (Strehlke s. 76 und 78).

Mahl borg, Gerhard von, wird kurz vor 1245 magister, 1240 war er marschall des deutschen ordens. (Strehlke s. 70 und 363).

Turego, Judeman de (aus der Constanzer diöcese), wird 1248 als kreuzfahrer erwähnt (Potth. Regg. nr. 12831).

Wasserburg, graf Konrad von, wird 1248 als kreuzfahrer erwähnt. (Potthast, Regg. nr. 12885; vgl. Schreiber, Otto der Erlauchte 8.154).

21*

318 R. BÖHBTCRT

Burkhard wird am 3. non. Martii 1251 vom kreuzgelübde absolviert (Mon. boica VIII, 151).

Oldenburg, graf Heinrich von, „der bogenaere," starb in Syrien um 1263. (Hamelmann , Oldenburg. Chronik s. 68).

Poppo ist 1253 deutscher ordensmeister von Mont- Musard bei 'Akkä. (Strehlke s. 82).

Anno ist 1257 deutscher ordensmeister in Syrien; neben ihm werdeu noch genant: praeceptor Eberhard, thesaurarius Arnold und die fra- tres Ulrich, Winand, Friedrich. (Strehlke s. 94).

Heldrungen, Hartmann von, ist 1261 grosscommendator des deut- schen Ordens in Syrien; neben ihm werden noch genant: Rapolt, hospitalarius , Günther , drapperius und die fratres : Friedrich de Wide (Wied oder Weida?), Peter von Coblenz, Haymo, der commendator von Sidon, Conrad thesaurarius, und Dietrich Testa. (Strehlke s. 113).

Jülich, der graf von, sollte 1266 durch den päpstlichen legaten, den cardinal Simon, 1000 pariser pfimd fQr die zwecke seiner kreuzfahrt erhalten. (Potthast, ßegg. nr. 19780).

Schwanden, ritter Burchard von, schenkt, aus dem heiligen lande heimgekehrt, am 14. aug. 1270 dem deutschen ordenshause Köniz einen zehnten. (Bemer ürkundenbuch ed. Zeerleder nr. 538).

Sleiden, Eonrad von, verpflichtet sich am 12. märz 1271, nach der rück- kehr von seiner Pilgerfahrt lehnsmann des grafen Raynald von Geldern werden zu wollen. (Sloet, Oorkondenboek van Gelre II, 898, nr. 928).

Ordensbrüder, deutsche, sind 1273: Florentius und Heinrich (Strehlke 8. 118).

Budolf I, kaiser von Deutschland, nimt in Lausanne am 20. october 1275 mit seiner gemahlin das kreuz, ebenso die herz<^ge von Lothrin- gen (vgl. Potth. Regg. 21004), Baiern und fünfhundert edle und geist- liche. (Chron. Sampetrin. 1275; Thom. Fusc. bei Pertz XXII, 525; Annal. Basil. bei Pertz XVn, 198; Mart. Chron. bei Pertz XX, 442). Den eid, mit welchem kaiser Budolf dem papste zuschwören muste, nach Syrien zu gehen , siehe in den M^moires de la soci^t^ d'histoire de la Suisse Romane YII, s. 63; vgl. s. 57. Er muss übrigens schon vor dem juni 1274 seinen entschluss, eine kreuzfahrt unternehmen zu wollen, der curie angezeigt haben. (Potthast, Begg. 20857).

Holte, Mechthildes von, söhn, hielt sein pilgergelübde nicht, weshalb seine mutter 1281 den Johanniterorden beschenkt. (Lacomblet, Nie- derrhein, ürkundenbuch II, 447, nr. 757).

Mecklenburg, herzog Heinrich der Pilger " von, ward 1287 auf seiner Pilgerfahrt gefangen, aber wider befreit; darüber handeln sehr aus- führlich die Jahrbuch, für Mecklenb. Gesch. XIY, s. 95 fgg. , 293 fgg.

DIB PEUTSCOBM AUF DEN K&EUZZÜGSN 319

Karls tein, Peltram von, urkundct als pilger am 25. mal und 20. nov. 1287 in*Akka; iu seiner begleitung befanden sich abt Eonrad von Batenhaslach , sein söhn, der Jobanniterbruder Eberhard und Siboto an dem ort, (v. Honnayr , Die Baiern im Morgenlande s. 50, nr. 34).

Priester, zwei, erlialteu durch die ratmänner von Wismar am 1. juli 1290 eine geldsummo des Äbbos von Pol, um sie nach dessen testa- mentarischer verftiguug nach dem heiligen lande zu bringen. (Mecklenb. Urkundenbuch nr. 2074).

Flandern, graf Guido von , wird 1291 als kreuzfahrer erwähnt. (Pott- hast, Kegg. nr. 23763).

Malt seh, Ulrich von, wird durch Clemens V 1308 zur busse für den an dem abte Hermann von Marienberg verübten mord nach dem heiligen lande geschickt, (v. Hormayr, Die Baiem im Morgen- lande 50).

P. Exciirs. Die sagen von dentsehen krenzfahrern.

Nachdem der Verfasser in der vorliegenden arbeit das erreichbare historische material ausgenutzt, erschien es ihm als eine wünschens- werte crgänzung derselben, auch alle jene sagenhaften züge heran- zuziehen, welche von deutschen kTCUzfahrern erzählen. Es konte natür- lich nicht die aufgäbe sein, die grösseren Sagenkreise wie Heinrich der Löwe, herzog Ernst, könig Rother, Ortnit, Orendel, die Wiener Meer- fahrt, Wittich vom Jordan usw. in einem anhange erschöpfend behan- deln zu wollen, sondern das ziel war nur eine möglichst erschöpfende Verwertung der sagen, welche noch heute im munde des volkes klin- gen und die geschichte deutscher kreuzfahrer mit einzelnen Stiftungen, reliquien, sitten und sonstigen historischeu resten verknüpfen. Schon längst ist mit recht bemerkt worden, dass die kreuzzüge im gründe nur französische kriegsfahrten seien (Röhricht bei Riehl note 136 und Guibert ed. Bongars 478); denn in den zwei Jahrhunderten, welche jene wunderbaren züge ausfüllen, sind es vorzugsweise immer nur frän- kische führer und pilgerhaufen gewesen , welche nach dem heiligen grabe zogen, in Syrien sich herschaften gründeten und regierten. Aus Deutsch- land, dem die kriege gegen die Wenden und Preussen, vor allem aber in Italien unendlich viel menschen kosteten, marschierten nur 1147 und 1189 mächtige beere nach dem Osten und. zwar aus den mittleren, nordwestlichen und südlichen gegenden, weshalb auch nur da die sage ans spuren deutscher kreuzfahrer aufweist, und selbst diese noch sind sehr gering und unklar. Gleichwol wäre es ungerecht, sie verachten zu wollen; sie enthalten zum teil wirklich historische züge, sie geben

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darch detailmalerei und schilderang wirklicher oder möglicher Verhält- nisse, wie sie keine historische quölle der darstellung für wert hält, dem inneren verlaufe jener merkwürdigen kriegsfahrten licht und färbe.

Über die wunder, welche als göttliche bestätigung den werten der kreuzprediger folgen, geben die Chroniken in bezug auf den heiligeu Bernhard und die prediger des dritten kreuzzuges (vgl. Böhiicht in Sybels Zeitschrift 1875, heft 3, s. 17) nähere auskuufl; die sage weiss nur von dem ersteren uns zu erzählen. Er soll 1117 im dome von Frankfurt (!) von könig Konrad selbst durch das gedränge des volks getragen worden sein, um dort seine begeisternde kreuzpredigt halten zu können (Enslin, Frankfurter Sagenbuch 13 fg.); zu Haina in Hessen heilte er durch blosses handauflegeu einen kranken (ibid. 11), zu Frei- burg im Breisgau wohnte er im oberen eckhause der Kaiser- und Mün- stergasse; seitdem soll es in jenem hause keine mause mehr geben (Baader, Bad. Sagen s. 35 fg.).

Von der art der ausrAstung und geldbeschaffuug für die kreuz- fahrt hören wir durch die sage nichts, hingegen wird uns vieles über die familien Verhältnisse berichtet, wie sie in folge der ab Wesenheit oder des mutmasslichen todes eines krouzrittcrs für seine kinder und gatün sich gestalteten.

Der erbe des kreuzfahrers Kurt von der Wetter bürg wird von den mönchen zu Volkhardinghausen eingesperrt, damit sie das bcsitz- tum des ritters an sich brächten, bis dieser endlich noch zur rechten stunde erscheint , um seinen söhn und besitz den bänden jener habgie- rigen zu entreissen (Curtze , Wald. Yolksüberlief. s. 256 fg.). Der rit- ter Gerold „im Thurm^' zu Ountram, welcher 1228 mit Friedrich n nach Syrien gezogen war, stirbt dort, in folge dessen seine gemahlin Hedwig von erbschleichem ebenfalls eingesperrt wird und im kerker ihr leben beschliessen muss (Zingerle, Tiroler Sagen s. 391). Walther von Hallwyl, welcher erst nach zwanzigjähriger abwesenheit 1272 wider heimkehrt, findet seines vaters erbe in anderen bänden und gewint erst durch einen Zweikampf und den aufweis der zweiten hälfte des vom vater zerbrochenen ringes sein recht wider (Rochholz, Aargauer Sagen 11, s. 114 fg.).

Häufig genug findet der heimkehrende ritter sein ehebett besu- delt, aber ebenso oft machen sich elende hüben an ihn heran ^ um die tugend seiner gattin zu verdächtigen und ihn zu verbrecherischer tat zu erhitzen. So lässt ein bairischer ritter seine mit unrecht beschul- digte gattin im türm zu Schliersen verhungern (Schöppner, Bair. Sagen- buch n, s. 448), und der Raugraf von Altbaumburg erschlägt in fiberwallender eifersucht seine treue gattin und deren vermeintlichen

DIB BEUTBCHEK AUF DSM KBEUZZOOBN 821

buhlen, aus deren gemeinschaftlichem grabe nachher das zeichen der Unschuld, eine hohe lilie, emporwächst (Schöppner I, 342 346). Em anderer ritter, der gleiches unrecht bcgiui;;'eu, pilgert mit der kette des unschuldig dem hungertode geopferten am halse nach dem heiligen grabe (Zingerle s. 431). Doch Kudot manchmal auch der elende, wel- cher durch deu geraubten ehoring den gattcn von der schuld seiner frau zu überzeugen gedachte, seinen gerechten lohn wie der burgvogt des um 1101 heimkehrenden ritter von Braunsberg im Etschtale (vgl. V. Alpeuburg, Deutsche Alpcnsagen s. 262). Gewöhnlicher ist jedoch der fall, dass der ritter endlich nach sieben jähren als püger grade bei der hoclizeit seiner fniu eintrifft und entweder durch den trauring, oder durch sonst ein zeichen sich als der tot geglaubte rich- tige gemahl ausweist, wie der Möringer (Schöppner II, 32 36; vgl. I, 385 fg.), der ritter von Angeloch bei Heidelberg (Schnezler, Badi- sche Sagen II, 560 562), welcher 1147 bei seiner ausfahrt dem rit- ter Konrad v. Asbach die obhut seiner gemahlin Qbergeben hatte, oder der burggraf von Oberkayl (Schmitz, Eifelsagen s. 82), oder wie Heinrich der Löwe, welcher mit der hilfe des teufeis in Braun- schweig eintriffli (Pröhle, Deutsche Sagen 5-— 14; vgl. aumerk. 3— 22).* Der graf Otto von Stubenberg, welcher 1228 mit Friedrich II nach Palästina zog, komt ebenfalls grade nach hause, als ein anderer mit seiner frau am hochzcitsmahlc sitzt; in schäumender wut einschlägt er den unglücklichen , so dass man noch heut m dem schlösse von Neuen- dorf die Wahrzeichen jener bluthochzeit erkennen soll (Gi'ässe, Säch-> sische Sagen II, 82 84).

Manche frauen halten ihren gatten durch bitten von der erfiülung seines kreuzgelübdes ab, wie die gemahlin des gi-afen Konrad von Wasserburg, welche ihren dank durch die Stiftung der Jakobskirche ausspricht; doch, erzählt die sage, diese kirche wird niemals fertig, wie sie ja auch heute nocli unvollendet ist (Schöppner UI, 262). Andere folgen dem geliebten heimlich übers meer, wie die braut des ritters Konrad Bayer v. Boppard; sie wird aber als ritter verkleidet von ihm im Zweikampfe erschlagen , worauf jener zum heile ihrer seele das kloster Marienburg erbaut (Grässe, Preuss. Sagen II, 150 fg.). Anna- Elz, die treue gattin des ritters Konrad von Tannenberg, folgt diesem als troubadour, befreit ihn ans Saladins gefangenschaft und

1) Winand v. Elsloo, welcher um 1180 in Syrien gewesen sein soll (Publi- cat. de la socict^ histor. de Limbourg 1874 s. 145 159), erreichte nach Caesar. Heisterb. Dialog. X, 2 dnrch göttliche hilfe von Jerusalem aus Lüttich in einer stunde.

322 B. BÖHBICHT

bringt ihn glücklich wider heim (Wolf, Hessische Sagen 147 149; vgl. s. 213 und Kaut, Hessische Sagen 13 18); dasselbe tut die gemahlin des ritters Philipp Hausten von Uelmen (Schmitz s. 88).

Umgekehrt gewinnen einzelne kreuzritter in der gefangenschaft der Saracenen die hand einer priuzessin, so der graf von Gleichen (siehe oben zu 1228 diesen namen) und Oillion von Trasigny (vgl. oben 8. 163 sub voce); letzterer untemimt nach dem tode seiner beiden frauen einen zweiten zug nach dem heiligen lande mit Balduin v* Ha- vrech, Karl y. Jeumont, Bernhard v. Ligue, Gerhard v. Chimay, Gilion V. Chin, Witasse v. Borlaimont und fällt dort (Wolf^ Niederl. Ss^en 206 209). Ebenso bringt der niederrheinische ritter Wittich „vom Jordan " eine sultanstochter mit nach hause (Hagen , Gesamtabenteuer I, nr. 18)^ und der ritter von Tautenberg oder Yarila, welcher 1274 durch Bokndor und dann von den Tataren gefangen wird, heiratet eine tatarische häuptlingstochter , welche 1286 starb und in Reinhardsbrunn begraben liegt (Grässe, Sachs. Sagen I, 224—226). Noch wunderbarer spielt das Schicksal mit dem ritter von Gera, welcher mit Heinrich von Plauen oder Weida (er starb in Syrien; vgl. Böhricht I, s. 19 und 64 note 105), dem grafen von Gleichen und dem landgrafen Ludwig 1228 nach Syrien zog. Während der graf von Gleichennach zwölfjähriger gefangenschaft durch eine sultanstochter befreit wird, kauft diesen ein kaufmann aus Bussland los, er wiid jedoch dort von den Tataren gefangen, gewint die hand einer tatarischen priuzessin, kämpft 1241 als Unterbefehlshaber (Hocrata) beiLiegnitz, entflieht aber und lebt am hofe Friedrichs II, wo er „der Beusse^' (Beuss!) genant wird (Grässe, Sachs. Sagen I, s. 222 fg.). Zuweilen wird auch der kreuzritter aus der gefangenschaft befreit zum danke für rettung des herrn aus grosser lebensgefahr, wie Otto v. Greifenstein, welcher nach 17 jähren glücklich heimkehrt und sich im Ottowalder gründe anbaut (Grässe, Sachs. Sag. I, s. 167), oder durch zufall wie Edel- ruth, welcher endlich nach siebenjähriger gefangenschaft frei wird, aber zu hause seine treue braut tot findet , worauf er zu ihrem gedächt- nis die Minneburg erbaut (Schnezler , bad. Sagen II , 588 590).

Für tapferen kämpf gegen die ungläubigen holte sich mancher ein zeichen ins wappen, so der giaf Ekkehard II von Scheyren (1147) den buntschuh (Schöppner IH, s. 332 fg.) und Kuno von Bap- polstein einen halben Saracenen, da er einen „Schwabenstreich/^ vrie ihn die geschichte des dritten kreuzzugs erzählt (Nicetas ed. Bekker 543; vgl. Sybel, Erster Ereuzzug s. 92), vollfahi-te (Stöber, Elsässische Sagen s. 111), oder graf Philipp von Flandern, welcher 1180 dem feindlichen könig Nobiliter von Abilene seinen schild nahm und seit-

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dem dessen wappen, einen schwarzen kletternden löwen im goldnen felde, flihrte (Wolf, Niederländ. Sagen s. 194—196). Das St. Qeorgs- banner bringt der landgraf Ludwig 1190 von 'Akkä heim nach Tha- rand (Grässe, Sachs. Sagen I, s. 245), ritter Ulrich Lantschad von Steineck bei Heidelberg, welcher 1228 wie der ßappolsteincr einen Saracenen erschlagen haben soll, empfängt davon sein Wappen (Zim- mersche Chronik IV, s. 412) und sehr viele adelsfamilien nehmen in ihr Wappen in folge glücklicher kämpfe das kamel auf (Märkische For- schungen IX, 55 76). Endlich nimt die stadt Eisenberg den köpf eines mohren ins wappen, weil der graf von Eisenberg seinen leib- mohren unschuldig aus eifersucht hatte hinrichten lassen wollen (Eisel, Yoigtländ. Sagen 316; Grässe, Sachs. Sagen II, 317).

Die heimkehrenden pilger wüsten viel neues zu erzählen; im Ätna („Mons Gibol'^), meinte man seit den kreuzzügen, ist ein teil der h5lle oder des fegefeuers; die herkunft der Friesen aus Indien, der Baiera aus Armenien wird jetzt erfunden. Graf Wilbrand von Paderborn (gest. 1233) erzählt, bei Tarsus sei ein glücksberg, wo jeder, welcher sich nüchtern , aber nach vorangegangener beichte und communion ihm nähere, einen glücklichen fund mache, gewönlich aber ein „tischchen deck dich!'' finde (Wolf, Deutsche Mährchen s. 202). Sonst brachte man auch andere andenken an das heilige land mit. So erhält ein pil- ger von Neuwerk aus Constantinopel als geschenk des dortigen Patriar- chen einen goldenen pokal mit , welcher wunder wirkt (Birlinger, Volks- tümliches aus Schwaben I, s. 228); die kreuzbrüder kehren 1291 mit trümmern ihres alten ordenshauses aus 'Akkä heim, die nachher in den grund des hauses in Marienburg versenkt werden (Tettau und Temme, Preuss. Sagen s. 210), Der wertvollste erwerb jedoch war eine reliquie besonders vom heiligen kreuze (Röhricht in Kaumers historisch. Taschen- buche herausgeg. von Riehl 1875, s. 381 383). Philipp von Flandern lässt sich durch das geschenk einer kreuzpartikel , welche heut noch in Gamerage sich befindet, vom kaiser Friedrich bewegen, nicht nachdem heiligen lande zu ziehen (Wolf, Niederländ. Sagen p. 249 fg.). Um 949 kehrt der graf Rath v. Andechs mit kreuzsplittern heim (Schöpp- ner III, 216), ebenso später der ritter von Krön bürg bei Tarrenz (v. Alpenburg 178) und ein graf von Vianden, welcher zu ehren des heiligen kreuzspahns sogar die bürg Sponheim baut (Grässe, Preuss. Sagen n, s. 144 fg.).

Zum danke für glücklichen sieg weiht man daheim monstranzen irgend einer kirche, wie kaiser Balduin die monstranz Loochristi (Wolf, Deutsche Sagen 288), in folge von gelübden für glückliche heimkehr errichtet man kirchen und kapeilen. So erbaut der graf Berthold

824 B. BÖHBICBT

y. Graisbachf welcher auf dem ffinften kreuzzage eine cyprische Prin- zessin geheiratet hatte (1229? vgl Röhricht, Beiträge I, s. 48) seiner bürg Lechsgomünd gegenQber das nouueukloster Niederschönenfeld (Schöppner I, 365), ein elsässischer ritter das kloster Schauenberg (Stober s. 65), Stein v. Wunuen stein die Michaeliskirche zu Heil- bronn (Meier, Schwab. Sagen s. 342), ein Herr von Pyrmont die Schwanenkirche (Schmitz s. 121 fg.), Konrad VIII von Bickenbach 1383 die Michaeliskirche zu Qrubingen (Schöppner II, p. 312 fg.), Arnold v. Pameln (nach 1220?) die Liebfrauenkirche auf demKerse- laerberge (Wolf, Niederländ. Sagen s. 140 fg.), Hamm y. Prüm die kirche zu Weihdingen, wo man noch seine sklavenketten zeigt (Schmitz s. 91) und Johann Brömser von Küdosheim (1390) die dortige Pfarrkirche, auf welcher noch heute ein halbmond als Wetterfahne sich dreht (Grässe, Preuss. Sagen U, 707 fg.); die capelle Maria -Ablass in Cöln wird erbaut durch einen rheinischen kreuzfahrer, den Maria aus dem kerker gerettet hatte (Orässell^ s. 71). Der sächsische kreuz- fahrer Wolf von Lichtenwalde opfert auf dem Marienaltare zu Ebers- dorf ein mit gold gef&Utes Schiffchen (Grässe, Säc)i6. Sagen I, 498), der ritter Hans von Dringenberg schenkt dem Paderboiiier dorne den sternonmantel Marias, den diese ihm im kämpfe als schütz gegen die feindlichen geschosse geschenkt (Seiler s. 65 fg.). In der regel baute man diese votivcapellen nach dem muster der heiligen grabes- kirche in Jerusalem, vrie z. b. Matthäus Dambeck in Perleberg (Temme, Altmärk. Sagen s. 110), ja ein ritter aus Brügge reiste, weil er auf seiner eraten kreuzfahrt am plane der grabeskirche die nägel der haupttfir zu zählen vergessen hatte, noch einmal nach Jeru- salem, wo ihn jedoch bald nach seiner ankunfk der tod überraschte (Wolf, Niederländ. Sagen s. 258). Ebenso wird wol auch die capelle des heiligen blutes in Unterammergau, welches Juditha, die gemahlin Welfs I 1101 vom heiligen lande zurückbrachte, nach dem plane einer kirche Jerusalems ausgeführt worden sein (Schöppner lU, s. 210).^ Ferner benante man ganze gegenden und einzelne orte mit namen aus dem heiligen lande. Der graf von Bünau nante Orlamünde Bethle- hem (Grässe, Sachs. Sagen U, 401), der graf Eadeloch alle berge und Ortschaften des Bauracher gaus mit palästinensischen namen (Bochholz, Aargauer Sagen H, s. 280 fg.), ebenso der graf v. Henne- berg die gegend um Asbach (Wucke, sagen der mittleren Werra s. 31; hierher gehört wol auch der „Eamelbrunnen^' bei Lengefeld; vgl.

1) nud ebenso das „Jenisalemtor^* in Büdingen nach entsprechendem muster, das der ans dem heiligen lande heimkehrende graf Philipp von Isenborg 1487 erbaute (Simon, die Geschichte des Hauses Issenburg »Büdingen I, s. 97).

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DIB DSUTSCHBN AUF DB» KEBUZZÜOBN 825

Bechstein, Frank. Sagen I, 270) und ein 1440 heimkehrender ritter die Umgegend von Ahrweiler (Schmitz, Eifelsagen s. 110; andere bei- spiele bei Röhricht in Kiehls Taschenbuche 1875, s. 379). Auf diese weise sind nachweislich sicher die nanien Turon (a/Mosel; vgl. oben den katalog s. 299) und Montabaur (Mens Tabor, vielleicht auch Thom ans Turon, einer bürg bei 'Akkä?) herzuleiten (ob auch der name der bürg Babilonie bei OsnabrQck aus der zeit der kreuzzüge? Grässe II, 828 fgg.) , jedenfalls auch die vielen biblischen geographischen namen von kleinen orten und dörfern, wie Jericho, Neujerusalem, Calvaiien- berg usw. Endlich weihte man auch dem andenken gestorbener pilger und kreuzfahrer kapeilen und kreuze. So erbauen die söhne der hei- ligen Hidda, welche nach dem tode ihres gemahls, des markgrafen Christian nach Jerusalem pilgerte ^ aber dort von den liebesanti'ägen des königs (!) so belästigt wurde ^ dass sie, nm ihn von sich abzu- schrecken, beschlösse sich, wie später 1188 und 1291 die nennen Jem- sidems und 'Akkä, die nase abzuschneiden, zu Niemitisch zu ihrem gedächtnis eine capelle (Haupt^ Lausitzer Sagen ; vgl. Böhricht bei Biehl 8. 389), und zum andenken an den vor 'Akkä 1190 gefallenen grafen Gerhard von Bieneck (vgl. oben den katalog s. voce) setzt dessen unglückliche braut Giesela v. Thnngen ein steinernes kreuz auf dem Sodenberge (v. Herrlein, Spessartsagen s. 116).

Was sonst sich von sitten und andern historischen resten findet, deren Ursprung die sage aus den kreuzfahrten herleitet ^ ist nur unbedeutend. Es wird erzählt, dass, als die nachricht von der bevor- stehenden heimkehr der Brüsseler kreuzfahrer sich in der stadt ver- breitete, alle frauen derselben ihnen weit entgegenzogen und dann mit ihnen auf dem rücken unter dem geläute aller glocken zurückkehrten. Seitdem ist es sitte, dass abends am 19. januar, als dem datum jener heimkehr, alle glocken klingen, dass der hausvater dann seine frau bewirtet und diese ihn zuletzt auf dem rücken in das schlafgemach ti-ägt (Wolf, Niederländ. Sagen s. 139; vgl. s. 172). Eine andere remi- niscenz an die kreuzzüge ist der drache, dessen bild auf dem Beifried zu Gent noch heut stehen soll. Es hatten nämlich kreuzfahrer aus Gent und Brügge die tochter eines sultans, welche Blanka hiess, gefiEui- gen genommen, nachdem sie den sie beschützenden drachen erachlagen. Die Brügger, welche hauptsächlich hierbei sich ausgezeichnet, gründe- ten zu ehren der prinzessin den ort Blankenburg und schleppten den drachen mit sich fort, sie verloren ihn jedoch in einem zwischen ihnen und den Gentern deshalb ausgebrochenen kriege , seitdem er heute noch in effigie daselbst zu sehen ist (Wolf s. 136 fgg.). Ähnlich führt man die entstehung des Manneken Pis in Brüssel auf die zeit der kreuzzüge

326 B. BÖHBICHT

zarfick. Als nämlich die heimkehrenden kreuzfahrer von klerus und Volk in feierlicher procession eingeholt wurden, war unter den zuschauem auch Gottfried, der söhn eines reichen herrn. In dem moment^ wo der glänzende zng an ihm vorübergieng, fieng er an zu pissen , weshalb ihn für diesen mangel an anstand die göttliche strafe traf, indem er an dieser stelle so lange pissen muste, ohne aufhören zu können, bis er starb (Wolf 8.451; vgl. von Winterfeld , Manneken P..s Berl. 1863). Wie eine in Groitsch (königreich Sachsen) verbreitete sage berichtet, soll die dort schwunghaft betriebene lederfabrikation durch einen aus seiner gefangenschaft heimkehrenden sächsischen kreuzfahrer eingeführt worden sein, nachdem dieser als sklave eines muslimischen corduaners lange genug gelegenheit gehabt, das geheimnis arabischer lederbearbei- tung zu lernen.

Zum schluss ist daran zu erinnern, dass häufig bei diesen from- men Pilgerfahrten in acht mittelalterlicher weise auch der teufel sein spiel haben muss. Ein ritter geht nach dem heiligen lande, um sein bündnis mit dem teufel endgültig zu lösen (Wolf s. 449 451), graf Balduin, der spätere kaiser von Constantinopel , nimmt ebenfalls das kreuz, weil ihm der teufel, freilich in der gestalt seiner eigenen schö- nen gemahlin, auf dem nacken sitzt (Wolf s. 127 135). Mit hilfe des teufeis föhrt nicht nur Heinrich der Löwe glücklich wider heim und Thedel von Walmoden in einer nacht nach Jerusalem (Pröhle, Deut- sche Sagen s. 14 28), sondern auch ganze beere von reisigen (Wolf, Deutsche Sagen s. 242 244), wie die Napoleouischen toten nach den Elysäischen feldern, wie die „geisterkarawane^* der Mekkapilgen

Nachträge und Verbesserungen.

Es wird keinen kundigen befremden, wenn der Verfasser seinem kataloge einzelne nachtrage und Verbesserungen schon jetzt beifügen muss; denn das material ist eben zu weitschichtig und wird durch neu hinzutretende publicationen fortwährend vermehrt. Es ist daher nachzutragen :

S. 135 unten: Prag, dompropst Heinrich (Zdik) von, gieng zweimal nach Jemsalem , zuletzt 1137 und starb 1151 (Frind, Kirchengeschichte Böhmens I, 239). S. 136 G ist zu lesen: Adelram, ministerial Walchuns von Machland in Tirol, urkundet 1147 als kreuzfahrer fürAdmont (Wichner s. 217, nr. 18; vgl. auch Steiermark. Urkundenbucb , herausg. von Zahnl^ 281) und geht mit diesem nach Syrien. S. 136 hinter Arnold ist einzufügen: Arnulf, (ein priester?) aus Flan- dern, berichtet über den zug der seepilger gegen Lissabon an den

DIE DEUTSCHEN AUF DEN KREÜZZOOEN 327

biscliof Milo von Terouaune (Bouquet XIV, 325 327; vgl. Cosack, die Eroberung Lissabons 1147, Hallesche Doctordissertation 1876).

S. 137 ist Bilsteiu, graf Konrad von, mit dem auf seite 141 genan- ten Peilstein zu identiiiciercn und als beleg hinzuzufügen Steierm. Urkundenbuch I, s. 278.

Ibid. für Disibodenberg, abt Cuno von, ist zu lesen: Dodechin, abt von Lahnstein.

Ibid. für Dunkenstein ist nach dem Steierm. ürkmidenbuch I, s. 252 zu lesen Dunkelstein.

S. 138 hinter Eichstädt ist einzuiugen: Eppenstein, Lantfrid von, urkundet 1147 als kreuzfahrer (Steierm. Urkundenbuch I, s. 280).

Ibid. zu Gieche-Plassenburg ist nachzutragen: Steierm. Urkunden- buch 1 , 302 und Archiv für die Geschichte von Oberfranken VIII, 2, s. 41 fgg.

Ibid. zu Giseler: Steierm. Urkundenb. I, 283.

S. 139 hinter Gleiss ist -Tozenbach und am schluss: Steierm. Urkun- denb. I, 273 beizufTigen. Wahrscheinlich zog mit Siegfried auch Ruod- bert von GL (Steierm. Urkundenb. I, 406),

Ibid. hinter dem letzten citat zu Kärnthen ist nachzutragen: Steier- mark. Urkundenb. I, 305.

S. 141 ist nachzutragen zu Fiber: Steierm. Urkundenb. I, 324, zu Regensburg, domvogt Friedrich II von : Steierm. Urk. I, 373 fg., zu Riegersburg: Steierm. Urkundenb. I, 279, zu Sieghart: Steierm. Urkundenb. I, 299 fg.

S. 143 ist hinzuzufügen hinter Toul: Tovernich, Reginher von, urkundet 1147 für Admont als kreuzfahrer (Steierm. Urkundenb. I, 282) und hinter Trient: Trosmarsdorf, Heinrich von, kehrte 1149 vom kreuzzuge heim (Steierm. Urkundenb. I, 345).

S. 143 ist hinzuzufügen hinter Wildon: Winand, ein priester aus Cöln, schreibt einen brief über die fahrt der seepilger an den erzbischof Arnold I (herausgeg. von Dümmler, Wien 1851) und Windeck, graf Conrad von, nahm 1147 am kreuzzuge teil (Montanus, Vorzeit von Kleve I, s. 310).

Ibid. D. ist hinter Luden als name des geschlechts Lauda zu lesen, hinter Ettendorf als beleg für die zeit von 1165 Steierm. Urkun- denb. I, 459 nachzutragen und als kreuzfahrer nicht Heinrich v. Et- tendorf, sondern Berthold, der bruder desselben^ zu notieren.

S. 146 ist vor Steiermark einzuschieben: Montfort (bei Bregenz), Johannes von , starb 1179 auf einer Pilgerfahrt zu Nicosia in Cypern, wo er auch begraben wurde (von Vanotti , Geschichte der grafen von

•^rwa

3S8 B. x6hbigby

MoDtfort und Werdenberg 8.20). Elsloo, Winand Ton, pilgerte 1180 nach dem heiligen lande (Pablications de la soci^t^ d*Arch^ logie de Limbonrg 1865 bd. II s. 145 159, wo auch noch andere hoUändieche pilger genant sind). Pfullendorf, graf Badolf von, starb 1180 auf seiner pilgerfahrt (von Yanotti s. 6).

Ibid. hinter Brabant: Mainz, erzbischof Christian von, kaiserlicher Statthalter in Italien, starb am 25. augnst 1183 nSissnmpta cmce^' (Jaff^ y Monnm. Mognnt. s. 41 2 ; Yarrentrapp , Christian von Mainz 97, nr. 8), and Mnrek, Reinbert von, ein ministerial des herzogs Otto- kar, zog vor 1183 nach dem heiligen lande (Steiermark. Urkanden- buch I, 591).

S. 147 zu Abenberg: über das ganze geschlecht vgl. Yerhandlnngen des historischen Yereins für Niederbaiern lY, s. 1 fgg.

Ibid. zn Admont: auch im Steierm. Urkundenbache I, 683.

S. 148 hinter Basel: Bassenheim, Walpot von, der erste Hochmei- ster des deutschen ritterordens (E. Bey [Du Gange], Les familles d'outre mer 901: vgl. Beyer, ürkundenbuch 11, s. XCII).

Ibid. zu Bentheim vgl. Cohn, Stammtafeln nr. 215 und 218 A.

S. 149 statt Bergelin ist der heutige stadtname Beigern zu setzen.

Ibid. zu Bogen ist zu bemerken: ein graf Albert von Bogen unter- schreibt zu Neapel am 3. jmii 1191 (Neues Archiv fQr die ältere Geschichte Deutschlands (Fortsetzung des Pertzischeu Archivs) I, 157).

S. 150 zu Käfernburg: ein graf Günther v. K. unterschreibt in Neapel

am 3. juni 1191 (Neues Archiv I, 157). S. 151 zu Cleve: vgl. Cohn, Stammtafeln nr. 99. S. 152 zu Döben: genaueres über dieses ausgestorbene geschlocht vgl.

in den Mittheilungeu zur Geschichte des Osterlandes YI, 313 fgg. S. 153 zu Gutenberg: vgl. Steierm. Urkundenb. I, 671 674.

S. 154 idt zu Hausen hinzuzufügen das citat: vgl. Paul und Braune, Beiträge II; heftS, 345 350, und dahinter: Heinrich^ der Böhme, marschall von Steiermark, urkundet 1188 als kreuzfahrer (Steierm. ürkundenbenb. I, 681).

Ibid. zu Hochstaden ist als vorname Lothar zu setzen nach Beyer, Mittelrhein, ürkundenbuch II, s.CCXIYfg.

S. 155 zu Hornberg: über das ganze geschlecht vgl. Zeitschrift für die Geschichte des würtembergisclien Franken I, 301 fgg.

Ibid. zu Liebenau: für ihn urkundet 1191 sein vetter, der graf Conrad von Yalei (Steierm. ürkundenbuch I, 713).

S. 156 zu Lfittich ist als todestag nach Cohn, Stammtafeln nr. 99 der 5. august 1191 einzutragen.

DIB DRUTSCHSM ADV DBN KREUZZCOBN 329

S. 157 ZU Melre ist nachzutragen: vgl. Mittheilungen für die Geschichte

des Osterlandes VI, s. 379, wo übrigens auch eine Urkunde von Alb.

von Melre aus dem jähre 1190 angefühi-t wird. S. 158 zu Moseburg ist die notiz einzutragen, dass ein Konrad von

Mosburg 1190 daheim urkundet (Zeitschrift für die Geschichte von

Niederbaiern XVII, s. 99).

S. 159 ist hinter Passau einzufügen: Peckau, Ulnch von, urkundet 1189 als kreuzfahrer für Admont (Steiermark, ürkundeub. I, G99).

S. 160 zu Kabenswalde ist zu bemerken: vgl. Cohn, Stammtafeln nr. 179 A.

Ibid. zu Bamsenbach ist in die klammer die frage einzufügen: oder Kamsberg in Baden ? vgl. Bader , markgraf Hermann Y von Baden s. 86.

S. 161 zu Schwarzburg vor dem satze: Doch ist graf ... ist als beweis für die richtigkeit der vorhergehenden Vermutung noch anzu- führen: Cohn, Stammtafeln nr. 178.

S. 163 ist für Trübenbach Triebenbach zu lesen und als beweis: Steierm. ürkundenb. I, 682 beizufügen.

S. 164 zu Yelburg ist hinzuzufügen: über das ganze geschlecht vgl. die Zeitschrift für die Geschichte des würtemberg. Franken II, 75 fgg.

S. 167 zu Zeile 4, wo der bischof von Chur Conrad genant wird; ist nachzutragen, dass der zu jener zeit lebende bischof nach Eichhorn, Episcopatus Curiensis I, 71. Guido geheissen. Sämtliche übrigen namen können nicht weiter nachgewiesen werden ; zu den grafen von Eirchberg ist Gerbert, Historia Silvae nigrae I, 426 zu eitleren, wo dargetan wird, dass die beiden brüder Hartmann und Otto (über den ersteren siehe oben s. 132) vom ersten kreuzzuge mit reliquien heim- gekehrt seien. Zur gescbichte des geschlechtes der Zimmern vgL Zeitschr. för das würtemberg. Franken VI, s. 139 159.

S. 170 zu Ziegenhain ist nachzutragen: graf Friedrich von Ziegen- hain (1186 1229) heisst der söhn des landgrafen Ludwig 11 von Thüringen (Magdeburger Geschichtsblätter VI, 82).

S. 318: Bothenbrunnen (Bätien), Budolf von, pilgerte 1289 (von Moor, Geschichte von Gurrätien I, s. 196).

BERI.IK. R. RÖHRICHT.

830 PIBT8CU

DER OBERFRÄNKISCHE LAUTSTAND IM IX. JAHR- HUNDERT.

Unter „oberfränkisch" verstehe ich mit Braune („Zur kentnis des fränkischen" in den „Beiträgen zur geschichte der deutschen spräche und litteratur" herausg. von Paul und Braune bd. I, 1874 s. 3) im gegcnsatz zu mittel - und niedorfränkisch denjenigen teil des fränkischen, welchen Müllenhoif in der einleitung zu den Denkmälern in ostfrk. (oder hochfrk.), rhein- und südfrk. gegliedert hat. Das wesentlichste kenzeichen des oberfrk. gegenüber dem mittelfrk. ist die vollständige Verschiebung des ^, welches das leztere in der endung des neutr. des st. adj. und ausserdem im prt. und prtc. prt. der ersten sw. conj. bewahrt liat , wenn stammauslautendes t mit dem d des prt zusammen- trifft. Die nördliche grSnze des oberfrk. bilden etwa Lahn und Mosel; über die südliche vgl. Weinhold , Alem. gr. 4.

Obgleich bereits Müllenhoff und Braune und ausserdem auch Kelle in der einleitung zu seiner Otfridgrammatik einige der hauptsächlich- sten lautlichen erscbeinuugen der oberfrk. dialekte des IX. jh. betrach- tet haben, so schienen mir dieselben einer näheren zusammenhängen- den Untersuchung doch nicht unwert, zumal alle die drei genanten im wesentlichen nur den consonantismus und hier wider ganz besonders den stand der lautverschiebung ins äuge gefasst habeii. Mit recht hat Müllenhoff auf lezteren seine einteilung in ost-, rhein- und südfrk. gegründet und auch ich habe da, wo ich die denkmälcr einzeln auf- iuliren muste, denselben zur basis für die gruppiernug gemacht.

Um misverständnissen vorzubeugen bemerke ich hier nocli, dass

ich unter der bezeichnung „oberd." nur das alem. und bair. begreife,

während mir dagegen hd. ausser diesen beiden auch das frk. (md.)

umfasst.

Qnelleii.

Ag. = Augsburger gebet MSD. XIV.

Fb. = Puldaer beichte. MSD. LXXIII,

Pgl. == Frankfurter glossen. Massmann: „denkmäler deutscher spräche und litteratur." Heft I, s. 83 90.

frg. == fragment einer interlinearversion in einer Merseburger hs. MSD. s. 262.

Ft. = fränkisches taufgelöbnis. MSD. LH.

gl. A. = glossen zu Aldhelmi „ad virgines sacras." Eckhart: „commentarii de rebus Franciae Orientalis." II, 981, und nach neuer vergleichung der hs. durch Dümmler in Hztschr. XIV, 190 fg.

DEtl OBBBFBÄNX. LAUTSTAND IM IX. JAHBH. 331

gl. c* = glossen zu den canones aus einem Würzburger cod. Eckh. comment. II, 977—978. vgl. Lexer Hztschr. XIV, 498 fg.

gl. c.* = glossen zu den canones ebenfalls aus einem Würzbur- ger cod. Eckh. comment. II. 978 80. vgl. Lexer, Hztschr. XIV, 498 fg. Dieselben sind von mir nicht ganz beuüzt worden, da der lezte teil derselben (von confecta facta kaieritiu s. 979*" an) ein ganz entscliieden oberdeutsches gepräge hat.^

gl Ez. = glossen zum propheten Ezechiel in einem Würzburger cod. Eckh. comment. II, 981.

gl. JD = glossen zu Jesaias und Daniel in einem Würzburger cod. Mitgeteilt von Lexer Hztschr. XIV, 499 500.

gL Ir. = glossen zu den libri regum in einem Würzburger cod. Mitgeteilt von Lexer Hztschr. XIV, 500 501.

Is. = Isidor. Die altdeutschen bruchstücke des tractats des bischofs Isidor v. Sevilla „de fide catholica contra Judaeos'' herausg. von Weinhold. Paderborn 1874. (citate nach den Seiten dieser ausgäbe).

Lb. = Lorschor beichte. MSD«, LXXIP (s. 630—31; fehlt in der ersten aufläge), nochmals abgedruckt Germ. XX, 1 fg. Vgl. auch Hztschr. XVI II, 308.).

Lbs. = Lorscher bienensegen. MSD. XVI.

Lid. = Ludwigslied. MSD. XI. (genauer abdruck der hs. in die- ser Zeitschrift III, 311 fg. nach einer abschrift von Arndt).

LS. = bruchstuck der lex Salica. MSD. LXV.

Mb. = Mainzer beichte. MSD. LXXIV*. Dass diese beichte auch ihrer spräche nach in das X. jh. gehören solte (die hs. gehört der mitte dieses jh. an), dürfte kaum anzunehmen sein. Allerdings aber zeigt der zweite teil der beichte (15 fg.) ein etwas jüngeres gepräge als der erste. Dieses tritt besonders in dem umstände hervor, dass, während in zeile 1 14 Gmal gi, niemals ge- steht, lezteres von z. 15 an aus- schliesslich (12 m.) begegnet. Ich erinnere ferner an gihun 1, dage- gen uuirdon 21 und an heilegan 10/11, minan 11, dagegen anderen 19.

Mgl. = Mainzer glossen. Diut. II, 282 87. Ein fragment der- selben glossen zu dem evangelium des Matthaeus (doch scheint die

1) Bemerkenswert ist, dass in diesem teile der gl., welche nach dem über- einstimmenden nrteil Eckharts und Lexers dem IX. jh. angehören, sich bereits unleugbare spuren des sog. Notkenscben anlautsgesetzes finden. Das präfiz ga^ nämlich erscheint als ü:a- nur dann, wenn ein anderes deutsches wort nicht voraus- geht (kaieritiu, kauuahsti, kahalote, kaspriutan, kazuediot), als ga- dagegen in compositis nach n r (ungarehodo, ungafuori, zoupargiscrib , ungahioro, ungauueri). Weiter kommt dasselbe nicht vor. Vgl. Steinmeyer Hztschr. XVI, 139, der ähnliches an einem teil der Emmeraner gl. bemerkt hat.

2BIT8CHB. F. DBUTSOHB PHILOLOOIB. BD. VII. 22

332 PIET8CH

mundart mehr ostfrk. zu sein, während die von Mgl. rheinfrk. ist) ist von MüUenhoff in Hztschr. XIII , 192 veröffentlicht worden. Auch die Xantener gl. (Mone: quellen und foi*schungen I, 273 fg.) sind mit den Mgl. aus einer quelle geflossen.

0 = Otfrids von Weissenburg evangelienbuch herausg. v. Kelle. Begensburg 1856. bd. II: laut- und flexionslebre der spräche Otfrids. Regensburg 1869. Die Verweisung auf diesen zweiten band bezeichne ich mit K.

Pb. = Pfölzer beichte. MSD. LXXIV.

Pt =r glossen in einem aus St. Peter stammenden Karlsruher cod. Diese glossen sind mit S6 (vgl. unten) nahe verwant, aber in eine stark dem niedd. zuneigende mundaii; umgesezt Ich habe sie daher nur zuweilen vergleichsweise herangezogen. Gedruckt sind die- selben in Diut. n, 168 fg., denen aus SG. gegenüberstehend mit aus- nähme der zu Prudentius, welche II, 311 354 unter der bezeich- nung C aufgef&hrt sind. Ganz fehlen in diesem cod. die pflanzennamen (SG. VI).

Kb. = Reichenauer beichte. MSD. LXXV.

rec. = lat. recept mit deutschen glossen aus demselben Würz- burger cod. wie gl. c*. Eckh. comment. II, 980 981.

SG. = glossen aus dem St. Galler cod. 292 und zwar:

I. glossen zur bibel. Hattemer: „denkmahle des mittelalters^'

I. 246—249. (Diut. II, 168 179).

IT. glossen zu „de viitutibus apostolorum '' und „de Martino.^^ Hattl, 262 264 (Diut. II, 179 183).

IIL glossen zu Priscianus und Donatus. Hatt. I, 307 (Diut

II, 185 186).

IV. glossen zu Prudentius. Hatt. I, 266 270. (Diut. II, 311 354, bezeichnet mit G. 3.)

V. glossen zu Sedulius. Hatt. I, 276-277. (Diut. H, 186 187, wo die ersten 24 fehlen, doch sind dieselben im Sprachschatz aufgeführt).

VI. pflanzen- (und tier-) namen. Hatt. I, 291. (Diut. H, 188).

St = Strassburger eide. MSD. LXVIL

T. = Tatian. herausg. von Sievers. Paderborn 1872. S. bezieht sich auf die einleitung dieser ausgäbe.

Wb. = Würzburger beichte. MSD. LXXVL

Wk. = ViTeissenburger katechisraus. MSD. LVI.

DBB OBBRFBAKK. LAÜTBTAND IM IX. JAHBH. 333

Vooalismus.

Die einfachen vocale.

a.

Da über die Veränderungen, welche a durch umlaut und assimi- lation erfähi-t, und ebenso über die sog. brechung unten im besonderen gehandelt werden soll, so sind hier nur die raodificationen ins äuge zu fassen, welche a durch cons., und ferner diejenigen, welche das a der präfixe, der ableitungs- und der flexionsendungen erfährt.

1) a durch eousonanten beeinflusst«

T. zeigt eine verdumpfnng des a durch w in zesouün 112, 2; tresouue 62, 11 (2); zesuunä 28, 2. 3; zesuuün 112, 2; laluuue 38, 8; muruutii 146, 1. Auch in nuitarvün 78, 7 (2); uuituvvuono (sie) 141, 12 wird im hinblick auf uaitauuä nuitauün 118, 1 yerdumpfang anzunehmen sein (vgl. dagegen 8.31). In uaitna 122, 2 (2) und vielleicht auch in uuitnuä 7, 9 scheint der vocal ganz ausgefaUen zu sein. Eine trübung des a durch w liegt femer vielleicht vor in uuuntalgi- uuittiu (mutatoria) gl. ID. 499»»; gl. c* bieten gizouuün 978 (Gr. V, 713 belegt nur nocli zouuitun VA) ; Wb. : eidsuurt 3. 17 (sonst nur -suarti , -suerti Gr. VI, 895) ; Mgl.: gloouue (hdschr. glopzxf) 283 '^ (vgl. glouui im Salzburger cod. d. gl. Mons. ; glounar Augsbg. gl.); SG.: (c)rouuel 246 ^ crouuil 247^ (Pt. hat an crsterer stelle crauuil) ==■ fascinula; kruuila (vngucs) 269 ^ Bei 0. dagegen scheint w einen ein- fluss auf a nicht auszuüben, vgl. balauue I, 2, 21; balauues IV, 36, 4; zesauui

I, 4, 22; zosauuu IV, 19, 56; uuituä I, 16, 4. Is. hat uuombä 33, 22 (0. T. uuamba), dagegen unbalauuigom 37, 22, zcsuün 9, 26.

Weiter wird a becinflusst durch 1. iio findet sich bei T. uuerolt 15m. beson- ders in «ufif nie in JC) neben häufigerem nueralt; femer noles (f. naUes) Wb. 8; ulozzo Mgl. 286* f. fiazze (atrio; Gr. III, 777); uueroldem uuerolti Wk. 86 und Uttcruldi 107. 108 (bei Gr. I, 935 koin beleg fQr u in diesem worte); SG.: bilorna (gingivae) 266^ f. bilarna vgl. bilorna gl. Emmcr. 0. kent nur unorolt, so

II, 22, 4; 24, 46 usw. und ausserdem einige mal einfolt für einfalt, so III, 22, 45; V, 23, 165. Die oberd. umndartcn haben meist uueralt, Is. stets.

In sabun T. 155, 2; sabon (a. sg.) 0. V, 5, 11, sabon (dt. pl.) V, 5, 14 hat man woi nicht trübung des a durch n anzunehmen ; es liegen hier formen des kon- sonantischen themas vor, vgl. K. 150 fg. Dass jedoch auch eine form sabun neben saban ezistierte, beweist sabuna (sindones) gl. ID. 499*^.

2) a In priflxen.

Da ga-, za-, ant- fast durchweg zu gi-, zi-, int- geworden, so erwälme ich im folgenden nur die abweichungen von dieser regel.

Tatiau.

Cber geleitit gohurta vgl. assimilation. Ausfall des vocals in gloubit 88, 8; glihncssi (3) (gilihncssi (3).) Vor vocalischem anlaut bleibt der vocal erhalten, es steht durchweg gicnton, giörön, giudmnotigön und sogar giirrota -nn 96, 2. 3.

ze- soll nach S. 35 sich 104, 2 finden, doch steht im tezt zi, welches ausser- dem an dieser stelle prap. und nicht prafix ist.

far- erscheint aln for- (198) für- (103). Ausfall des vocals samt r in fliosan 44, 19; fliose 133, 10; flurin 199, 6, sanst zeigt auch dieses verbum durchweg die volle forai. Über uirstantet vgl. assimilation.

22*

334 PIET8CH

ar- wird gewahrt ausser in das nur er- kent. Auch sonst finden sich einige vereinzelte er-, vgl. S. 35.

Otfrid.

ga- findet sich in ungalouba III, 8, 44 V; ungalih V, 12, 42 (P hat beide- mal gi-). Ober ungumacbu vgl. assimilation. Ausfall des i vor vocalischem anlant ist nicht selten. Durchweg steht girren, -on (III, 26, 41; IV, 15,20; 20, 27; 36, 14). In V. findet sich ferner: gäzun III, 6, 43; IV, 11, 1; V, 15, 1; gari HI, 6, 18 (ebenso P.; andre formen dieses verb. sind nicht belegt.); geiscötan

I, 9, 5 (P. gi-); gereta 10,12, 28 (P. gi-); giahtot II, 1, 42 VP. In gieiscota

II, 4, 25 (P. gi-), gionsta III, 22, 29 (P. gj-) ist das i des piäf, in V. übergeschrie- ben. In P. ist ausserdem noch in einer anzahl stellen i interpungiert : gieinOt I, 17,26; III, 15, 2 (sonst noch 4m. bei.); gieiscota II, 4, 25; IV, 3, 20 (sonst noch 2m. bei.); gjougti I, 14, 14; gioreta II, 2, 28 (gihercti IV, 4, 25 V.; gicrGti P.), aber auch vor kurzen vocalen: gionsta s. oben; giangti III, 24, 14 (giangtilll, 15, 51 OP.; gienge V, 23, 249 VP.); giafolön IV, 7, 43; gientotun I, 22, 7. Als auffallend ist gegenüber alle dem das verhalten von gülen zu erwähnen. In findet sich, abgesehen von giiltlo I, 22, 2; gihilit V, 16, 33 und giilti V, 4, 27, wo das erste i erst nachträglich hinzugefügt worden, nur giilen (7); in P., das hier nirgends interpungieites i hat, begegnet jedoch gilen III^ 6, 45; gilti II, 7, 30. Weiter findet sich der ausfall vor r in dregrehti z. b. 1, 4, 17 ; II, 20, 1 ; ferner steht griuno I, 27, 85 VF.; P. hat giriuno, das I, 19, 9 in VP. begegnet.

Über ze- vgl. assimilation.

far- erscheint gewöhnlich als fir-, doch findet sich unfarholan II, 3, 6; 7, 20; IV, 34, 7; V, 25, 55. Über unforholan formonänti vgl. assimilation. Synkope des vocals und des r findet sich nicht.

ar- erscheint fast durchweg als ir-. Statt ir- finden wir 32m. yr- geschrie- ben, was auf ein schwanken in der ausspräche dieses i hindeutet. Vgl. ütfr. ad Liutb. 64 68. Allerdings wechseln ir- und yr- bei denselben werten, doch ist lezteres durchaus nicht so principlos gesczt, wie K. 446 annimt. Von diesen 32 yr- finden sich nämlich 19 am anfang der ersten, 4 am anfang der zweiten lialb- zeile. In den übrigen 9 fiillen enthält das vorhergehende wort 4m. e, 2m. i, Im. u. Im. ö. Im. ou, 80 dass in diesen vocalen die Ursache des yr- nicht gesucht wer- den kann. Was hingegen jene ersteren 23 fälle anlangt, so haben sie vielleicht ihre begründung darin, dass der unbestimte klang, welchen der vokal dieses prä- fizes gehabt zu haben scheint, besonders dann stark hervortrat, wenn ein yocal, der denselben nach einer bestimteu richtung hätte fixieren können, nicht voraus- gieng. Freilich findet sich auch ir- im anfang der halbzeilen, aber selten, im ersten buch 4 m.: I, 2, 32; 3, 34; 13, 8; 23, 24 (an lezteror stelle hat P. yr-). Zu beachten ist auch, dass in V. 7 m. yr- aus ir- er- korrigiert ist (davon 3 m. am anfang der ersten, 2m. am anfang der zweiten halbzeile). Die belege bei K.446. Von diesen yr- sind 16 VP. gemeinsam; 6 finden sich nur in V., 8 nur in P. Ferner findet sich 9 m. in VP. gemeinsam er- (II, 9, 55 steht or- auch in V., wonach Keiles angäbe (s. 446) zu berichtigen ist) , Im. in V. allein. Von diesen stehen 2 am anfang der ersten, eines am anfang der zweiten halbzeile. Den er- im innem des Verses geht 2m. ther. Im. gote voran, es kann also assimilation vorliegen. Übrig bleiben dann noch ioh ervuurbi UI, 24, 99, wo er ohne Schwierigkeit als pron. gefasst werden kann und I, 21, 1, wo thd, III, 23, 30, wo si vorangeht ar- ur- kent nur F. in folge von assimilation.

DBB OBEBFAInK. LAUTSTAND IM IX. JAHBA.

335

1) gi- liorscbt fast unumschränkt (auch. Is. kont nur chi-). ga- zeigen nur: Fgl. (15. 85. 144); Ft. B. durchweg; Wk. (gameinitö 17^; 0. (2). ge-, welches dem gi- gegenüber keineswegs überall als jüngere form anzusehen ist (vgl. Steinmeyer Hztschr. XVI, 136), haben folgende denkmäler (ich übergehe die fälle, in denen wahrscheinlich assi- milation vorliegt): Fgl. (36; 14 gi-); Wb. (ge-8; 21 gi-); Mgl. (11; 15 gi-); Mb. (12; 6 gi- vgl. oben s. 331); Ag. (3); Bb. (gebodan 13; 17 gi-; geroda 10); Lid. (ge- 34. 50. 51; 12 gi-; grgrehtin 59); St durchweg (6); SG. (gewormöt 248 ^ getuuerc 307, ungesträltemo 270 **; 25 gi-). Ausfall des i vor voc. anlaut häufig bei 0., nie bei T. Is. bietet nur chioflfanön (2).

2) ant- ist scbon fast durchweg in int- übergegangen. Bewahrt ist ant- (natürlich abgesehen von den werten, welche dasselbe wegen des darauf ruhenden tones stets erhalten) nur je einmal in Fgl. (ant- heiz 138); gl. (antlaz 979*); Mgl. (antleheön 282); Rb. (antheizo 26). ent- begegnet nur in ensaztän gl. c*, 978 \ Is. kent ant- in antfähan 27, 11; 29, 16 (infähan 4m.); antlnhhan 7, 9; antdhehhan 5, 4; 33, 6.

3) za- ist zi- geworden auch bei Is.; ze- findet sich nur Fgl. (zeuueibit 94); Mgl. (zeuuarf 285^).

4) far-. In der bchandlung dieses präfixes offenbart sich ein bedeutender unterschied zwischen dem ostfrk. einerseits und dem rhein- und südfrk. andrerseits. In ersterer mundart wird das a dieser Vor- silbe, welches Wk. noch durcliweg aufweist, das aber ausserdem nur noch in Ft. B. (farläznessi) ; gl. (farsonit 978'); Lb. (8. 16. 43.); 0. (4) begegnet, zu u oder meistens zu o verdunkelt, in lezteren dage- gen entwickelt es sich zu e, meist zu i.

Es ergibt sich dies aus folgender Übersicht:

for-

T

Fb. (3)

Fgl. durchweg. Ft. A, (4)

Ft. B. (7). LS. durchweg, gl. (4).

St, 29

Lb, 7

fur- T. Fb, 10.

Ft. A. (3). vgl. MSD. za LH, 2.

Wb. (4)

Mgl. (4)

St, 18.

SG, 249»»

fer- gl. ID, 500»»

Wb, 23. Mgl. (3). Mb. (3). Kb, 27. Lb, 16. Lid, 13.

SG, 269»...

fir-

Is. durchweg, [fyr- 23, 20; 25, 13.]

0.

Pb, 8.

SG, 269»» (2).

.Jl mI

836

FISTSCH

Über die gründe , welche far- for- bedingen , wird sich kaam etwas feststellen lassen. Über ihre Verteilung auf die einzelnen Schreiber des T. vgl. S. 16.

5) ar- (von den Wörtern, welche wie arbeit usw. ar- stets bewah- ren , sowie von denen , bei welchen dieses präfix immer als ur- erscheint, z. b. urteil urloub usw. sehe ich ab). Auch hier treffen wir auf einen bedeutenden unterschied zwischen den 3 oberfrk. mundarten, wenn auch die Scheidung nicht so schroff hervortritt, wie bei far>. Die sache stelt sich hier so , dass das ostfrk. , besonders T. (dessen er- auf rech- nung des Schreibers C zu setzen sind) das alte ar- bewahrt, das rhein- frk. meist er- (der ältere Is. hat dagegen noch durchweg ar-), das südfrk. meist ir- eintreten iHsst.

Es erhelt dies aus folgender tabelle:

ar-

T

Fgl. durchweg. LS, 1. gl. c', 978 •. gl. ID. (3). gl. c\ 979^..

Wb, 5

Lid, 10.

Wk. durchweg. >

er-

(T.)

gl. ID (3). gl. (6). Wb, 34. gl. A, 191. Mgl. durchweg. Lb, 30.

SG. (10)

0. (10)

ir-

St. 30 (2). Mb, 11. SG, 247 •. 0.

3) a In ableitungseudttiigen.

Bei der betrachtung des Verhaltens des a in den ableitungssilben ist es nötig die unflectierten formen von den flectierten zu trennen. Die ersteren bewahren meist den urspiUnglichen vokal, abgesehen von den verwantschaftsbezeichnungen , welche Oberhaupt nur sehr selten (muoter

1) Dieses constante ar- erkl&rt sich wol nicht ganz durch das höhere alter des Wk., es ist mir wenigstens nicht gut denkbar, dass in den 40 50 jähren, welche höchstens »wischen dem Wk. und der Vollendung von Otfrids evangelien- buch liegen können , das südfrk. seinem itacistischen zuge mit solcher rapiditat Bolte gefolgt sein, dass dort nur, hier aber nie ar- erscheinen könte. Wenn wir aber in betracht ziehen , dass das rheinfrk. in dieser zeit erst zu er- gelangt war ich fasse dasselbe als mittebtnfe zwischen ar- und ir-, jedenfalls also das alte ar- Iftnger bewahrt hatte als das südfrk., so dürfte dieses ar- des Wk. geeignet sein, die auch durch andere momente zu stützende yermutung zu bestätigen, dass Wk. in einer dem rheinfrk. viel näher als die Otfrids liegenden mnndart geschrie- ben sei. unerklärt bleibt freilich dann immer noch das oonstanto far- gegenüber dem Isidorischen und Otfridischen fir-.

DEB OBEBFRÄSK. LAXJTSTASD IM IX. JAHBH. 337

suester gar nicht) -ar zeigen. Ich setze daher ihr -er immer als selbst- verständlich voraus, ebenso werde ich der werte andar aftai* unsar iuuar nur dann erwfihnuug tun, wenn sie ausnahmsweise -ar bewahrt haben. Über den möglichen grund dieser erschcinung vgl. Braune in den „beitragen" II, 113.

In den flectierten formen der mit diesen endungcn abgeleiteten Wörter treten die mannigfachsten Voränderungen des a zu tage, welche in der assimilierenden kraft des flexionsvocals ihren grund haben oder sich als Schwächungen qualiiiciereu. Obgleicli über die vocalische assi- milation unten im besondern gehandelt werden soll, wird es sich doch nicht umgehen lassen die durch assiniilation hervorgerufeneu Verände- rungen des a der ableitungssilben schon hier zum teil mit in betracht zu ziehen.

Tatian.

1) ünflectierte formen.

a wird gewahrt ausser in ander aftcr, die stets, und unsar iuuar, die meist e zeigen ^in ßyt überwiegt a, in den übrigen abschnitten e). Für -ar ist -ur eingetreten in kcisur 108, 4, das auch in den filetierten formen nur -ur oder -or zeigt.

2) Flectiertü formen.

Auch in den Üeeticrten formen wird a in der grösseren anzahl der fälle vor allen vocalcn gewahrt und zwar nicht bloss da, wo es durch a der Stammsilbe einigermasscn gcschnzt war. Assimilation an den vocal der folgenden silbe findet öfter nur statt, wenn derselbe o ist; ist vor o auch in der ablcitungssilbe c einge- treten, was öfter nur in manegö (7 m. neben weit häutigerem manugö) geschieht, so wird sich meist nicht entscheiden lassen, ob assiniilation oder Schwächung vor- liegt. S. 39 nimt leztoro an, weil ;', welches sonst dio assiniilation sehr liebt, a meist bewahrt, c dagegen, das im allgemeinen der assimilation abhold ist, sich fast durchaus der formen mit e bedient. Für die annähme einer mitwirkung des o spricht jedoch der umstand, dass von dem vocal der folgenden silbe unabhängige Schwächung des a sehr selten begegnet. Den von S. 38 gegebenen (12) belegen, von denen manigiu, manigu wol zu streichen sind, füge ich eigina 104, 5 hinzu, in welchem jedoch vielleicht das ei der Stammsilbe i hervorrief (vgl. 0.). Ein glei- ches köntc man auch in einiges (unigeniti) 111), 11 annehmen, wenn hier nicht etwa Verwechslung mit einig vorliegt, das sonst im T. streng von einag getrent wird. Ziemlich häufig finden wir ausfall des vocals , so besonders andre (etwa 20m.) ; andremo (2); andres 211, 2; ferner stets östrün, Östron; temples, temple (etwa 17 m.) neben 4 maligem tempales, -e; accre (3); altrc (2); bluostrun 102, 1 usw. vgl. S. 33.

Otfrid.

1) Ünflectierte formen, -ar ist gewöhnlich gewahrt, doch steht ausschliesslich ander* after (nur IT, 3, 51 V. findet sich aftar) unser iuuer. Sonst findet sich -er nur in sunter II, 12, 79;

1) Keiles angäbe (s. 436), dass V, 17, 77 andar stehe, beruht auf einem Irrtum. Gemeint ist vielleicht I, 17, 77, wo jedoch andara steht.

jr^i«* ■■.

838 FiBTsca

I, 24, 6 PF. üzer IV, 3, 16 VP. -> Für *ar zeigt stets -or keisor auch in den flectierten formen (vgl. jedoch unter assimilation). -al -ag -an -ah sind stets gewahrt.

2) Flectierte formen.

Meist e zeigen diejenigen worto, welche auch in den unflectierten formen dasselhe vorhersehend oder ausschliesslich aufweisen. Von den fallen abgesehen , in denen assimilation angenommen werden kann, weiss ich als ausnähme nur anda- remo V, 9, 17 anzuführen.

Bei den modificationen , welchen das a dieser ableitungssilben sonst unter- liegt, ist die assimilation in noch weit höherem grade als bei T. der hauptfactor, ja man kann fast sagen, sie ist der einzige.

Aas einer Zusammenstellung von etwa 450 hierher gehörigen formen der schätz derselben dürfte damit wol nahezu erschöpft sein hat sich mir ergeben, dass auch diejenigen Wandlungen des a der in rede stehenden ableitungsendungen, welche a priori als Schwächungen angesehen werden könten, wahrscheinlich zum weitaus grössten teile durch assimilation hervorgerufen sind.

Wenn wir von fater usw. , ander usw. absehen , so begegnet wirkliche Schwä- chung des a der ableitungssilben ich bezeichne mit dem, wie mir scheint, zu- weilen misbrauchten ausdruck „Schwächung** nur diejenigen Wandlungen eines ursprünglichen lautes, welche zum zweck haben, die anstrengung der Sprachorgane zu vermindern; die vocalische assimilation, deren Ursachen doch weniger in dem streben nach bequemlichkeit, als vielmehr in einer gewissen naiven frcude an dem klang gewisser vocale zu liegen scheinen, fällt also nicht unter diesen begriff nur in sehr wenigen fällen. Diese sind: hungiru II, 22, 22; göregun I, 10, 8; manegaz I, 20, 21 VP.; I, 20, 35 P.; manego I, 18, 23 V.; manegun IV, 7, 10; ödegun I, 7, 18; uuurzelün I^ 3, 27; 23, 51. In allen übrigen fällen, in denen für das a der ableitungssilben e i eingetreten ist, werden wir den grund dafür in dem vocal der stamm- oder der flezionssilbe zu suchen haben. Formen, wie ebine III, 3, 22; IV, 29, 6; ebinu IV, 29, 14; finsterun III, 20, 16; bitterö I, 18, 20; zehinu II, 8, 32 erklären sich vielleicht am besten durch die annähme einer vom stamm vocal ausgegangenen, aber nicht vollständig durchgedrungenen assimilation.

Bei einigen anderen Wörtern ist die assimilation von ei ausgegangen, ihr ergebnis ist bald i, bald e, lezteres besonders dann, wenn die endung e enthält. So finden wir heilag zwar einigemal z. b. I, 8, 10 in unfiectierter form, sonst aber nur heileg- und ausserdem •heiligem II, 9, 97 P. (heilogo I, 8, 24 n. Ö.), fenier eigan unflectiert z. b. I, 2, 2; 18, 2, sonst nur eigen- oder eigin-, ausgenommen eiganes I, 21, 6. Von heidan begegnen nur formen mit -in und heidenö V, 6, 26« Bei einag, welches -ag nur einigemal in F., sonst aber von einogo ll, 3, 49; eino- gon II, 12, 72. 85 abgesehen , nur -ig -eg aufweist, könte man an vermenguug mit einig denken, doch spricht die analogie der übrigen fälle dagegen.

Erhalten bleibt a natürlich besonders da, wo es durch ein a der stamm - oder flexionssilbe gewissermassen geschüzt ist. Unter den etwa 200 formen, die a bewahrt haben, sind 113, die a in der Stammsilbe, 49, die a in der flexionssilbe, 16, die a in stamm- und flezionssilbe haben. Die relativ geringe zahl der lezteren dürfte auf zufall beruhen , da formen wie jämaragaz V, 23, 33 ; jämaragemo IV, 34, 24; managaz H , 144 u. ö. ; managan IV, 7, 15 ; mahalta I, 8, 1 usw. zur genüge bewei- sen, dass die spräche vor einer 3, ja 4 maligen widerholnng des a nicht zurück-

DEB OBEBFBllOE. LAÜTSTAHD IM IX. JAHBH. 339

schreckte. Die übrigen formen, in denen a gewahrt ist, obgleich weder stamm- noch flexionssilbe ein a enthält, liefern weiter kein ergebnis, doch scheinen formen wie tbegane L. 42 n. ö.; theganes I, 10, 6; legaro III, 24, 98; uuesales V, 19, 57; sedale S,2; I, 7, 15 darauf hinzudeuten, dass die spräche gegen 3 auf einander folgende kurze e noch eine gewisse abneigung hatte.

Dass den einzelnen endungcn eine grössere oder geringere Widerstandskraft gegen die assimilation (oder Schwächung) innewohne, glanbe ich nicht annehmen zu dürfen; im allgemeinen halten sich die formen mit a nnd die mit einem andern vocal die wage, nnr bei -ar ist ihr Verhältnis wie 1 : 2.

Ober die grossere oder geringere assimilationskraft der einzelnen vocale s. nnter assimilation.

Ausfall des vocals dieser ableitungsendungen findet ziemlich selten statt: metrcs I, 1, 20; andremo II, 5, U; IV, 11, 50; 12, 13; 29, 41; fordröno I, 4, 41; scremo Y, 20, 98 (F: scregerao); wo überall die vollen formen daneben begegnen. Nur synkopierte formen finden sich von dougan (dougna I, 5, 43; gidougno I, 8, 18;

II, 21, 4 ü. 5.; gidongnen II, 14, 91) und louganjan (lougnis lY, 13, 32; lougnit

III, 22, 53 u, 5. ; lougnita Y, 15, 24).

Die kleineren denkmäler.

1) Unflectierte formen.

a wird meist gewahrt, doch finden sich folgende ausnahmen: federaht gl. c^ 977»; uuider- gl. c«, 978»; Wb. 33; über- Wb. 26 (2) (ubar 15, ubar- 16); Lb. 7; ober Mgl. 286*; silber- Mgl. 286»»; wazzer- SG. 263*»; eigen- Ag.; wagen- SG. 276*; labe! SG. 262*; scamel SG. 277^ Der grund der Schwächung ist offenbar meist in der composition mit einem andern werte zu suchen, durch welche die betonung eine finderung erfuhr. ander after weisen nur -er auf, für unser begegnet nnsar in Ag.

2) Flectierte formen.

Die ostfrk. denkmäler stimmen im wesentlichen mit T., indem a meist gewahrt wird, doch begegnet in Wb. heileg- (5) itelen 11 neben italia 12. 21, managiu 34. Ausserdem weiss ich nur noch -uuizegun gl. ID. 500*; uuöcherö gl. c», 978»*, for- derö 979*; uunrzelonne 979*» anznfüliren. In den rheinfrk. denkmälern dagegen ist a nur in der minderzahl der fälle bewahrt. Die Mgl. zeigen in den flectierten for- men nie a: unsüberent 283*, forscelcn, gemahelün 282 usw.; Mb. bietet heileg- (3) (stadalcs, sedales 6, manages 15); Rb. heileg- (4) manegero 6, hungareg^ 19 (durs- dage 19). Dieses verhalten der rheinfrk. denkmäler stimt sehr gut zu Is., welcher in den flectierten formen von manac, heilac, hruomac nur e, in den nnflectierten nur a kent (vgl. auch huuedheru 15, 17 u. 5. uuazsserum 15, 7. 12). Die formen der südfrk. denkmäler liefern weiter kein ergebnis: Wk. hat heilag- heilog- heileg- vgl. assim., ferner thiuuuideru, -o 89. 90; einagon 44, cbaner 88, eigan^m 98; Lb. heilagün 15, manages 35, stadalo 23; sedelo 22; Pb. heileg- (4); stadales, seda- les 5. In SG. dagegen stehen 17 formen mit e (leberun 246*, leiterä 263*, ziegc- lün 307, gioadeger 263* usw.) nur quatala lumbala 246*, malaha 263^ segale 270*, und das singulare peffares 246* (das wort zeigt sonst nur in der nnflectierten form einige wenige mal -ar. Gr. III, 330; lY, 1269) gegenüber.

Übereinstimmend mit T. zeigen die ostfrk. denkmäler ziemlich häufig syn- kope des a: andran Fb. 4; sundrdt Fgl. 9, fordrunga 57, furdrit 41 ;> bluostrum

840

Ft. (2); nnsabrnn Wb. 5; LS. hat durchweg aiidhres» andhran. In den rheinfrk dcnkmälern findet sich imr ansabrondi Mgl. 286*, was wol nur zofall ist, da das liäufige vorkommen der synkopo bei Is. (vgl. Weinh. Gl) zeigt» dass dieselbe im rheinfrk. schon früh verbreitet war. Die sudfrk. dciikroäler liefern: giansnbrida Lb. 34; andbrcmo Wk. 23, hlättm 31, diofies 11; -adrun SG.2(>3^, -ädra 264* (-äderon 276»'), werscüM 267*, gcisla 277^ inorha 291.

Eiue besondere behandluDg erfordert die endung -ari, weil das fränk. im gegensatz zu dem oberdcutsclien dieser zeit (Weinh. agr. 255; bgr. 212) an stelle des a häufig e zeigt. Grimm (gramm. II, 125 fg.) nahm für T. durchweg -ari an, für 0. wolte er einen unterschied zwi- schen den o- und 4 silbigen nomina auf -ari statuieren. Er meinte^ dass -ari den 3 silbigeu mit erster langer und den 4 silbigen mit erster kurzer silbe zukomme, -ari dagegen den 3 silbigen mit erster kurzer und den 4 silbigen mit erster langer silbe. Bei diesen lezteren trete dann zuweilen der umlaut ein ebenso wie bei T. Grimm glaubte also offenbar, dass a durch den tiefton des wertes gedehnt werde. Kelle (0. II, 455) hat das unhaltbare dieser aufstellung nachgewiesen, aber er behauptet, dass in dieser endung überall & angenommen werden müsse und demnach in den formen , welche e zeigen , umlaut des ä vorliege. Sievers (Tat. s. 42) hat für T. schwanken zwischen -ari und -äri angenommen.

Was zunächst die kleineren denkuialer angeht, so bieten dieselben folgende formen mit a: Fgl. uuiari 8, rectbrecharill3; gl. ID. gongalari499*; gl. c^ camara- rim 978*; Wb. carcar(i) 7; Mgl. luginari 282, lichesara, traganarä 283*, nötnnmf- tara 283", bilidaros 286**. (Für sngalara (tibicines) 283" ist suegalara zu lesen); Lid. luginari skachari 17; SG. morsari 247*, huarari 262^, munizari 264*, gouggi- lari 266", phcdcrari 268", mczlari 276", sutari 277". Auch andarl (catarresis, secnn- dum iudiciura) 307 rechne ich hierher , da das wort gewiss nicht mit Gr. I, 377 zu andar zu stellen, sondern als eine bildnng mit -ari zu anado gehören wird. Diesen 21 formen mit a stehen nur 2 mit e gegenüber: siteri (mediator) Fgl. 85, wofür mit Gr. VI, 163 slihteri zu lesen ist; minnerä (amatorcs) gl. Rz. Ausserdem begeg- net -iri in rätiri SG. 2^16", iJÜiri 248", ruihiri 263".

Bei T. stehen 49 formen mit e 47 mit a gegenüber ; bei 0. 13 formen mit e (K. 455 gibt nur 12, es fehlt älteres I, 4, 22) 34 mit a. Übereinstimmend zei- gen e: altari (T. 3 -ar, 3 er; 0. 2 -ar, 2 -er); scahari (T. 2 -er; 0. 3 -er, 2 -ar); karkari (T. 3 -ar, 7 -er; 0. 5 -ar, 1 -er P.); lichizari (T. 5 -ar, 10 -er; 0. 1 -er). Die andern Wörter, welche bei 0. -er zeigen: driagari (1 -ar, 1 -er); huarari (1 -er); kostinzari (1 -er); saltari (2 -er); scephari (1 -er) sind beiT. nicht belegt Folgende, welche bei 0. nur -ar haben, weisen bei T. auch -er auf: buohhari (13 -ar, 6 -er), scribari (1 -ar, 10 -er), gartaii (1 -er), munizzari (1 -er), solari (1 -er), spentari (1 -er).

1) „proneatur." Man wird wol für diese form und für ginurdirit A. (nach Graff) ein verbum furdarjan ansetzen müssen. Entstellung ausfordarön, die Gr. III, 637 für möglich h&lt, dürfte nicht vorliegen.

BSB OBEBFBIkK. LAIJTSTAND DC IX. JAHRE. 841

Übcreinstimmead zeigen bei 0. und T. nur -ar: betalari (0.2; T. 3); fisgari (0. 1; T. 3); uai(au)ari (0. 1; T. 3). Von denen, welche bei 0. asäiniilatlon auf- weisen (spihiri I. 28, 16; Icitiri IV, 16, 23), * ist nur das eine bei T. durch leiten 215. 2 belegt; bei T. findet sich -iri nur in bigcngiri 132, 18; 167, 1. Alle übri- gen hierher gehörigen noiuina sind nur einseitig belegt. £s sind dies bei 0. fol- gende, die nur -ar aufweisen: bredlgari (2), heilari (1), gODgalari (1), luginari (2), mezalari (2), scuuhiri (1), sekilari (2), zabtari (1). Bei T.: nur -er zeigen: asneri (1), boteri (1), biboteri (1), bihalteri (2), bigangeri (-gcngiri (2); gangere 102, 2), hunteri (1), intllheri (1), unantaleri (1); nur -ar dagegen: arnari (2), cen- tenari (4), custari (1), lerari (2), mclduri (1), nötnunipftari (1), rihtari (1), tci- lari (1), toufari (6), trnmbari (1), uuartari (1), uuizinari (1).

Wäluend also bei 0. -er auf 9 wovte beschränkt ist, von denen nur die 4 Mos je einmal belegten kein -ar daneben aufweisen, und denen 18 mit ausschliesslichem -ar gegenüberstehen ^ zeigen im T. von den 33 Wörtern auf -ari 14 ausschliesslich -ar, 14 nur -er, 5 -ar und -er (doch so, dass auch hier -er überwiegt, vgl. oben); von den klei- neren denkm. liefern nur die ostfrk. 2 belege für -er. Ausserdem bie- tet Is. sangheri 9, 30; 13, 17, dem nur altari 33, 7. 12 gegenübersteht Der umstand, ob die endung c resp. i oder einen andern vocal enthält, ist von keinem einfluss. Es findet sich bei 0. vor e i 7m. -er, 27m. -ar (vor andern vocalen 6 -er), bei T. vor folgendem e i 32m. -er, 38 m, -ar (vor andern vocalen 19 -er).

Dass die endung -ari die ilir nach ausweis der verwanten sprachen ursprünglich zukommende länge des a im germ. aufgegeben, zeigt schon das got. -areis statt des sonst zu erwartenden -ereis (Holtzmann gramm. 5 ist jedoch geneigt -äreis anzusetzen, wie mir scheint, ohne zureichenden grund) und das ags. -ere. Für das oberd. der ältesten zeit ist der entscheid schwierig; zwar lässt sich hier wol kein -eri nachweisen, aber bezeichnuug der länge begegnet erst bei Notker, woneben sich auffallend genug auch -eri findet (vgl. gramm. II, 127). Für das oberfrk. aber glaube ich entschieden die kürze des a als das ältere annehmen zu müssen. Wäre hier -äri erst allmälich in der zeit unsrer denkm. au stelle von früherem -äri getreten, so könte diese kürzung nur von dem durch die quantität der Stammsilbe bedingten natürlichen tonverhältnis der betreffenden Wörter abhängig gedacht wer- den und zu solcher annähme bieten die augeführten belege für -eri durchaus keinen anhält.^ Mithin wird anzunehmen sein, dass -ari im

1) Auch färirä IV, 16, 14 VP. (-ara F.) wird hierher zu rechnen sein. Ausser- dem begegnet färari IT, 4, 5.

2) Keiles annähme, dass in dieser endung durchweg ä angenommen werden mdsse und demnach e u miaut von ä sei, widerlegt sich m. e. durch die erwägnng der un Wahrscheinlichkeit, dass der uinlaut hier, in einer ableituugsendung, das ziel schon erreicht haben solte, zu welchem er da, wo er eigentlich an seinerstelle

Si2 PISTSCH

oberfrk. des IX. jahrb. allmälich in -äri überzagehen begiut. Diese Verlängerung aber kann ebenfalls nicbt von dem natärlicben tiefton der Wörter abhängig sein, vielmehr ist der grund derselben zu suchen in dem auch sonst deutlich sichtbaren streben der spräche, vielgebrauchte und ihr lieb gewordene ableitungsendungen in ihrer plastischen deut- lichkeit , d. b. mit dem ursprünglichen vocal zu erhalten (vgl. H. RQckert, geschichte der nhd. Schriftsprache I, 327 fg.). Dies soll hier durch dehnung des vocals erreicht werden und daher komt es^ dass neben den umgelauteten formen so viele mit erhaltenem a stehen: die geistigen und die mechanischen mächte der spräche liegen mit einander im kämpf. Die wenigsten fortschritte hat diese beabsichtigte dehnung des a im ostfrk. gemacht; hier begegnen die meisten -eri und der umstand, dass die mehrzahl der -eri bei Tat. dem jüngsten Schreiber ^ angehört (vgL die von S. 42 gegebene Übersicht über das vorkommen von -aii, -eri), legt die Vermutung nahe, dass auch den älteren Schreibern das a noch vorwiegend als kurz galt, wenn es gleich vom umlaut noch nicht in so weitem umfang ergriffen war. Die wenigen belege, welche die rhein- frk. denkmäler liefern, lassen keine entsclieidung zu^ doch beweist das oben aus Is. angeführte sangheri das frühe eintreten des umlauts. Im südfrk. dagegen hat die Verlängerung offenbar schon weitere fortschritte gemacht: a bleibt daher meist erhalten. Zu beachten ist, dass die -eri zeigenden Wörter bei 0. altüberlieferte zu sein scheinen, während es von mehreren der nur -an aufweisenden, wie bredigari heilari scua- lari und besonders sekilari zuhtari, welche bei 0. zuerst, und leztere beiden sogar nur bei ihm , vorkommen, recht gut denkbar ist, dass sie erst von 0. mit der der Verlängerung zuneigenden endung geprägt wurden.^ Vgl. auch Henning, sanctgallische Sprachdenkmäler, 76 fg.

4) a in flexionsendungren.

1) -a im n. sg. d. sw. m. ist nur noch selten gewahrt. Es bieten T. : furira 38, 1; vurista 94, 3; SG. keuera 268* (ebenso Pt). (Gr. IV, 378 belegt keuero neben gewöhnlichem keuar.) Is. hat hohista 21, 28 , welches Weinhold (Is. s. 81) wol mit unrecht für Schreibfehler hält.

2) -a im n. a. sg. der fem. der a-decl. a. d. st. adj. ist meist gewahrt. T. bietet graobe 84, 7; fuzze 87, 3 nsw., besonders hänfig sie, thie. Alle diese -e in apy vgl. S. 35. Femer findet sich unerimaote (absynthium) gl. c', 977*, mana- birge (cancellos) 977*; mine Kb. 12 (mina 2 m. in derselben zeile); münze SG. 269»»; thie 0. (7).

war, in den Stammsilben, erst so viel später gelangte. Auch die beiO. (und sonst) begegnenden -iri sprechen wol gegen das ä, da assimilation von ganz verschwin- denden und nicht einmal sicheren ausnahmen abgesehen nur kurze vocale trifft.

1) mezalari findet sich, wie oben angeführt, auch in SG.; die ihm von K. 153 gegebene bezeichnnng als nur bei 0. vorkommend, ist also zu streichen.

:DEB OBEBFRÄNK. LAVTSTANI) im Dt. JAHRH. 343

3) -an im acc. sg. m. des st. adj. ist meist i^owahrt. Doch findet sich -eu zuweilen bei T. besonders in y, aber auch in uß, vgl. S. 35. Ausserdem bieten Mgl. urgtiolen 286*' (2 -an); Älb. anderen 19 (2 -an); ÖG. aneherciken (vecordem) 248^; 0. diuren III, 4, 36; mitten HI, 17, 9; IV, 24, 23 vgl. K. 283.

4) -an im prtc. prt. der st. verba ist meist gewalirt^ auch in den flectierten formen. Doch findet sich bei T. z. b. gisehenemo 210, 1 (-ancino 19G, 4); farlä- zenen 19, 2; 118, 4 (-anOn 19, 3; 89, 1) und gisalzen 95, 5 (2), doch ist beidemal e radiert. Ferner bieten gl. ID. blibcnär 500*, habcrhougcn 500** ; gl. c* erfundenan 979**; Wb. gislizzenemo 29; Mgl. erhaben 284'; Mb. ferbrocheneru 9; Wk. ungi- scaifcne nngimezzenO 63; ungimczzener 64; SG. brliabeneru 266'; 0. bidrogenu I, 22, 17 VF.; giscribeno II, 3, 3; giborgcnero II, 20, 6 VF.; gilegcnan IV, 7, 15 VF.; gihaltenera V, 12, 29. Über -en in den flectierten formen des prtc. prt. bei Is. vgl. Weinh. Is, 76 fg.

5) -an des inf. ist bei d. st. vcrben meist gewahrt, bei den sw. verben der I. cj. dagegen und bei denjenigen starken, deren präsensstamm eine Vermeh- rung durch j erfahren hat, ist meist schon -en eingetreten. Im ganzen dasselbe Verhältnis findet sich auch in den sog. fiecticrten formen des inf.

Im T. findet sich -en, -enncs, -enne der st. vcrba nur zuweilen in Kß)% dagegen begegnen nur diese formen in gl. ID. gl. c^, Wb. Ausserdem findet sich in Mgl. 1 -en (1 -an, 1 -aune), in Pb. 2 -enncs (1 -an) und bei 0. nemcn II, 10, 12; uunafen (: ruafan) IV, 18, 39, 4m. findet sich dieses -en im reim auf -en (-en)^ vgl. K. 125. Ein schwanken zwischen -an und -en acheint sich in Fgl. zu offen- baren, wo neben llmaligem -an (rosp. -a) und spane (sollicitare) 122 sich unerda^n 11 forbere'n 15 findet. Is. kent bei den st. verben nur -an, welches auch bei den schw. (abgesehen von bichcnnen 11, 8, archennenne 3, 17) durchsteht.

Die sw. verba I. cj. und die im prs. durch j vermehrten starken zeigen im T. noch etwa 20 -an (besonders in JJ'), gar keine bei 0. Von den ftbrigen denk- mälern bieten Fb. 1 -anne; Fgl. 2 -anne; Mgl. 1 -an; Bb. 1 -an; Wk. 2 -an.

6) In der 1. 2. 3. pl. prs. iud. findet sich nur noch sehr selten das ursprüng- liche a. T. hat faramcs 82, 12; gisehat 82, 11'; ezzant 84, 4; 85, 4, also nur in y; an 3 andern stellen desselben Schreibers ist a in e corrigiert.. Doch ist dieses -a- vielleicht secundfir vgl. S. 37. 41. Ferner findet sich arrOfant Fgl. 114 (3 -ent); muodant bitriogant gl. A.; in Wk. giuötamOs 70 gilaubamcs bijehamds 84, hrua- niames 103 (uuelaquedhcmes 103 , ausserdem 5 m. -cm). Bei 0. ist I, 17, 69 in V. fimemcn aus firneman corrigiert. Bei Is. herscbt in der 3. pl. noch -ant (uuel- lent 25, 24; sitzent 33, 10 ausgenommen), in der 1/2. pl. dagegen -emes -et.

7) In der endung des prtc. prs. -anti ist bei den st. verben a noch öfter erhalten, doch überwiegt auch hier schon -enti, welches die sw. verba fast durch- weg aufweisen. Ähnlich ist das Verhältnis bei Is.

T. kent -anti noch 85m. (davon finden sich 67 in naß, keines in Q bei star- ken und 12m. (nur in uy und in ilanti 114, 1 (J)) bei sw. verben. S. 37. 0. hat neben gewöhnlichem -enti noch 4 m. beranti I, 3, 7 usw. (nur I, 5, 62 steht berenti), femer sprcchanter I, 9, 29 VPF. riazanter III, 24, 63 PF.; in einigen anderen fäl- len scheint a durch assimilation hervorgerufen, vgl. E. 119. Von den übrigen denkmälem bieten Fgl. 2 -anti (5 -enti); gl. c> 2 -anti; gl. A. ginizantemo; MgL üzsihante 286' (sonst -endi); Lb. 2 -andi; Mb. 1 -andi; Wk. geltanti 98 (4 enti); Pb. 3 -anti, 1 -enti und ausserdem släfaenti 6.

Zum schluss erwähne ich noch einige falle, in denen abfall von auslauten- dem -a eingetreten ist.

344 t»IBTSCH

Für fona, welches nar 104, 2. 3 begegnet, erscheint bei T. stets fon. Ausserdem bieten es vor cons. von oatfrk. denkniälcrn LS. (2) und frg. (2). Dage- gen hat Wb. fona (4). 0. soll fon nach K. 420 nur vor vocalischem anlaut haben, doch ist dies ein irrtam, denn von den augeführten stellen weisen nicht weniger als 9 fon vor cons. und nur 2 vor vocalen auf; fona, welches K. als die bei 0. übliche form hinstellt, findet sich nur 3m. Is. kont nur fona, St. 17 aber steht fon. Im T. steht ferner neben oba (in 0 sehr häufig ob, nicht nur vor vocalen, sondern auch vor cons., z. b. ob thü 135, 12. 20; 198, 1. Nicht auffallen kann wegen der kaum noch consonantiachen natur des fränkischen anlautenden h: ob her 135, 15; 150, 3, das auch Lid. 10 begegnet. Auch bei 0. ist ob häufig, aber nur vor vocalen , vgl. K. 426. Ebenso findet sich abfall des a in uuant für uuanta vor vocalen bei T. (174, 3 ; 175, 5 usw.) und 0. (vgl. K. 424). Bei 0. ist femer -a der 1/3. sg. prt. ind. der sw. verba vor folgendem vocal etwa 180 m. abgeworfen, was, so viel ich sehe, bei T. nicht vorkomt.

a.

ä ist, soweit es seine ursprüngliche Quantität noch bewalirt hat, gar keinen modificationen ausgesezt.

thar wird bei T. sehr häufig zu ther, der, de gewandelt, wenn es enklitisch dem pron. relat. folgt. S. 41 liat auch diesem thar die länge des vocals, welche für die ortspartikel durch 4roaliges tliär (7, 9; 129, 3. 4. 7) erwiesen wird, zuge- sprochen, doch wird man wol besser mit Harczyck (Hsstschr. XVII, 77) für dieses enklitische anhängsei kurzen vocal ansetzen. Es ergibt sich dies aus dem um.stande, dass die ortspartikel thar nie in der abgeschwächten gestalt erscheint, das enkli- tische tliar dagegen sich fast ebenso oft als tlier usw., wie als thar findet. 0. kent fast nur thar, doch dürfte auch hier dasselbe in seiner function als cnkli- tikon kurz sein, da sich the L. 75; IV, 3r>, 11; V, 11, 39 findet. Aus den übri- gen denkmälem führe ich noch diude Wb. 13. 21 diud 2 auf.

Was das der cnduiig des gen. sg. der st. f. anlangt, so ist dasselbe bei T. meist noch erhalten, doch findet sich schon zuweilen -u: erdu 57, 3. 5; C7, 7; b61u 90, 5 usw., vgl. Dietrich bist, decliu. 8.24. Harcxyck (Flztschr. XVII, 77) hat die länge dieser, wie überhaupt aller eudungon im Tat., aus dem gründe bezwei- felt, weil die Schreiber, welche a zur bezeichnung der länge verwenden {uuf), die- ses zeichen zwar etwa 500m. richtig auf Stammsilben, niemals aber auf eine endung setzen. Dass er darin zu weit geht, hat Braune (beitr. II, 145) überzeu- gend nachgewiesen. 0. hat meist -ä; -u, -o erscheint nur einige mal, wo reim oder akrostichon dazu ndtigten , vgl. K. 208. ~ Von den übrigen dcnkmälern bie- ten Fgl. die als g. sg. f. nicht anzuzweifelnde form frihhidie (auaritiae) 135; Mg), slahtu 283^; Pb. thiubä manslahdä 7 und splungu 7; Lb. bisprahä G, mauslahta 8, gihoridä 21; Ag. mildo vgl. MSD. zu XIV, 4, wo ein mildia neben mildi angenom- men wird; Mb. bisprächidu5, spiungu, thiubu, manslahdu, fastu8; Wk. crdä43.— Diese gen. auf -u können als ein charakteristisches zeichen des ost- und rheiufrk. angesehen werden, vgl. MSD. s. XIII, wo belege für diese endung aus fuldischen Urkunden beigebracht sind. Im alem. ist sie ziemlich selten, häufiger (G) nur in der Benedictinerregel, dorn bair. ist sie unbckant vgl. Weinh. agr. 393; bgr. 340. Is. kent dieses -u statt seines gowühnlichon in freuuuidhu 5, 27; rehtniasu 27, 9 (Weinhold hat beidemal in den tezt gesezt).

In der endung -erä des gen. sg. f. der st. adj. ist bei T. meiht -o (-u nur in <fC) eingetreten, doch findet sich auch noch häutig -erä (vgl. S. 42), welches bei

DEB OBBBFBANK. LAVTSTAND tU. IX. JARRH. 345

0. durchsteht. Auch Is. kent nur -erd. Die übrigen denkmäler liefern folgende belege: thera Fgl. 135; unsituafteru 58; doro gl. c* 978»*; guoderu Mgl. 283 *'; unrehterä Lb. 21 ; thero, thinero kg. ; rainero Mb. 8, ferbrochencru 9 ; tberä Wk. 93; thero Lid. 38; mlnero Pb. 8.

i.

Warzelhaftes ursprüngliches i unterliegt uur wenigen Veränderun- gen. Über seine in einigen fällen stattfindende Wandlung zu e soll weiter unten bei gelegenheit der brechung gehandelt werden. Es erübrigt hier nur einige nicht dorthin gehörige fälle und das verhal- ten dieses vocals in den endungen zu berühren.

1) Während bei T. und 0., ebenso wie bei Is. i nicht nur in der präp. bi^ sondern auch in dorn präfix bi- feststeht, zeigen einige der andern denkmäler be-, nämlich beteilit gl. c^ 979^ (bi- 9 m.); Mb. be (präp.) 17 (2); Ag. bethurfnn; Pb. be (präp.) 9 (bi 8, bi- 4).

2) Ebenso findet sich bei T. 0. (und Is.) nur ni, dagegen ne in Mb. 10 (2), 11 (2), (ni 8m.); St. (3); Kb. (7), (ni 9m.); Pb. 13, (ni 9m.).»

3) Anlautendes i in in(an), iz ist im T. bei enklitischer anlehnung dieser pron. an vocalisch auslautende worter nicht gelten durch den auslautenden vocal verdrängt worden; sicn 134, 6; santan 134, 8; heiltaz 186, 6 usw. vgl. S. 34. (Dagegen verdrängt das inclinicrte ih ir gewöhnlich den auslautenden vocal, so: trinkih 60, 3; uuantir 175, 5 usw. vgl. S. glossar; nur 205, 7 begegnet quiduh). Unendlich häufiger ist der schwund dieses anlautenden i bei 0.; imo inan büssen ihr i fast ebenso oft nach vocalischem wie nach consonantischem aublaut des vor- hergehenden Wortes ein , vgl. K. 325. 326 fg. Für den dat. pl. in weiss ich nur thiu in I, 15, 22 Y. anzuführen, da zin »» zi in I, 4, 80 u. Ö. nichts entscheiden kann. Auch das i von iz wird häufig durch den auslautenden vocal verdrängt, doch behält es fast ebenso oft die oberhand, vgl. K. 323. Was schliesslich ih angeht, so zeigen die von K. 31. 85 gegebenen belege die Verdrängung des i durcli -u der 1. sg. prs. Ind., besonders dann, wenn der stamm des verbum bereits i enthält, während sonst meist -n weichen muss.

i in endungen«

1) i in der 2/3. sg. prs. ind. ist durchweg gewahrt

2) i im g. sg. der st. m. n. ist in e übergegangen; gibetis T. 141, 12; himi- lis 0. I, 1, 56 erklären sich durch assimilation.

3) i im g. dt. sg. der sw. m. n. ist ebonfEills durchweg schon in e über- gegangen. Nur in Fgl. findet sich aruuertitin (deprauati) 139 neben uuillen 42 zudhen (ambiguitatis) 58. Is. hat abgesehen von chrismcn 7, 3; uochideiliden 13, 12 stets -in.

4) i im suffiz des comparativs und Superlativs ist im T. gewahrt, doch findet sich 12 m. -er (S. 44), im superl. -est nur in uuinestrün 112, 2. Bei 0. dagegen begegnet e etwa bei ^/s aller formen des comp., im superl. herscht auch hier -ist; hdresten (4) , heizesten erklären sich wol durch assim. Auch Wk. hat minneren 11, neben driren 77, minniro 89.

1) Als eine ganz vereinzelte Schwächung des i reihe ich hier noch an: mer T. 167, 2, welche form nicht durch assim. hervorgerufen sein kann (sie steht zwi- schen in und inti).

346 PierscR

5) Wirkliche apokope eines auslautenden i der flexion findet sich bei 0. beson* ders in der 1/3. sg. prt. cj. und im imp. der I. sw. conj. etwa 60 m. Ans T. weiss ich kein beispiel anzuführen.

t.

Da i in stamm-, ableitungs- und flexionssilbeu gewahrt wird, so bietet es zu bemerkungen keinen anlass (vgl. jedoch oben über b!).

e.

Vgl. Umlaut und brechung.

1) Bei T. , aber nur in y, tritt nicht selten a für auslautendes -e ein: danna 87, 5 usw. 4ni.; uuerda (cj.) 82, 11*; arslahanna 101, 2 usw.; meist hat es der corrector in -e gebessert. (S. 41.) Das für diese Vertretung im inlaut von S. ange- führte halzaru 88, 1 erklärt sieh wol am besten durch assimilation an den stammvocal. Aus O. weiss ich für diese Vertretung kein beispiel anzuführen. Von den übrigen denkniälern bieten nur Fgl. arruofa (interpellct) 121; 8entenna69 (in briugannse 1S5 liegt vielleicht eine correctur von a in e vor), und auch missa (deliquerit) 41 wird als 3 SK- prs. cj. anzusehen sein. Is. bietet die dative hantgriffa 17, 19; ali- lenda 39, 12.

2) -e wird bei 0. vor folgendem vocal öfter abgeworfen , besonders in der

3. sg. prs. cj. und im dat. sg. der st. m. n. vgl. K. 86; 89; 135. 160. Auch diese apokope kent T. nicht. In Lid. 57 findet sich Hinduig für Hludnige, abhängig gleich dem folgenden kunige (so Arndt) von uuolar.

Die hauptsächlichste bei e zu tage tretende erscheinung ist seine Vertretung durch ä.

Tat* Wider findet sicli der Übergang des e in ä hauptsächlich in yy doch nicht so ausschliesslich, wie der des -e in -a. Beispiele: habante 22, 2; unsera

4, 18; hiuuarä 82, 11 ; frägäta 84, 8; habä 99, 2. 3; leobar 9], 3; sinan 89, 1 usw. vgl. S. 43. Häufig ist a in 6 corrigicrt Otfr. faram^s (cj.) I, 18, 33; III, 23, 28. 55. 57.' Häufiger vertritt ä das e der sw. verba auf -on: lichän III, 3, 13; sagänne I, 4, 63; II, 9, 73; V, 14, 4: habännc III, 7, 54; sorgänne V, 19, 2; nno- nänti II, 1, 5; firmonänti I, 4, 65; ürmonämes III. 3, 14; ausserdem aber noch in 13 formen des prt. dieser verba und zwar, von zalatnn I, 20, 13 abgesehen, nur der 3 sg. prt. ind. K. 75 will daher assim. an das -a der endung, in zälätun an das der Stammsilbe annehmen. Ich glaube, dass man im hinblick auf die falle, welche die erklärung des ä durch assim. nicht zulassen , auch hier einen in der mundart begrün- deten lautwechsel constatieren muss. Fb. minän 16. C. hat ebenso allan 1. 19 für allen A. Ferner uuahchänti 14 A. neben nuachenti ISA. C. (B. uuahänti); eräta 12 B. ^ Fgl. uuonänt(i) 6; habändi 45; niseän (non adeant> 138; gesceritä 87; giderita 61. ft^. dinan. gl. ID. blibcnär 500»; grimmär 500 ^ gl. c* ensaztan (destitntis) 978*'; ginotitä 978*; mesbrahanta, ursinnigä 978**; gifagä, gili(m)plianta 979»; arteilinta 979»»; saganter 979^. gl. Ez. dina. gl. A, zoranougä (scotomaticos) , bignaganä 191. Wb. unnuzän 3 minän 18/19. 20. 22. 23; inbispartä 7, unmahtigä ungiznmftiga 8. Mb. uuahhändi 18; heilegä 10. Lb. uuahhändi 37. -- Lid. mhiän 23; sinan 53. 59; smä 43.

1) Diese form lässt sich jedoch auch als 1 pl. imp. erklären. Vgl. Seiler in den „Beiträgen*^ I, 452.

DBB OBBBFBANK. LAUTSTAND IM IX. JAHBH. 347

Wie aus den belegen hervorgeht, findet sich dieses ä für e haupt- sächlich in den endungen der sw. verba auf -gn, im n. a. pl. m. und dt. pl. des st. adj., seltner im n. sg. m. des st. adj., nirgends jedoch in Stammsilben. Diese erscheinung, welche auch Is. kent (chifestinodä 13, 28; m!nä 31, 13; dhtnä 35, 3; seztän 23, 7) ist zwar nicht aus- schliesslich frk. , aber den oberd. dialekten in dieser ausdehnung doch fremd. Vgl. Weinh. agr. 34. 120. 362. 365. 424 (nur -& des n. pl. des st adj. findet sich im voc. St. G. ; Reich, gl. ; gl. Jun. ziemlich häufig) ; bgr. 39. 307 fg. 369. Ändrei;seits fehlt dem frk. das ä, welches besonders das alem. zuweilen vor r für 6 eintreten lässt. Vgl. agr. 34. Zu erwähnen ist noch, dass sich nirgends ein beispiel findet, welches den Übergang zweier auf einander folgenden t aufwiese; es findet sich nur habäntS usw., nicht habäntä.

Es sind nun noch einige andre veitretungen von § zu erwähnen.

ei für § finden wir bei 0. in den nicht seltenen formen geit (13), steit (12) für get (gat) , stet (stät) , (vgl. K. 10. 15) und in nueing IV, 30, 9 für uu6ng. Von den übrigen denJcmälern Meten nur Fgl. beihti 143 neben hebt 19. 56. 86 94. Sicher hat man hier nicht den wirklieben diphthongen ei anzunehmen^ sondern ein d mit einem i- nachscblag. Auch in gongeleida SG. 247'' (Pt. gongeleda) scheint ei für § zu stehen , doch ist sonst nur gongalon belegt. (Gr. FV, 134). vgl. Weinh. agr. 356.

i für e findet sich in sinn T. 6m. f. sonstiges senn in uuerbendin (conversantibus) Mgl. 284** (in dem fragment derselben gloss. Hztschr.' XIII , 192 steht nnerbent^n).

ie für ^ findet sich in thien Mb. 14. (Gr. V, 6 belegt die form auch aus den Keich. gl. and Notk.).

n.

Vgl. brechung. Sonst ist über das u der Stammsilben wenig zu bemerken.

i findet sich für u in gihigita T. 188, 6; diriuoarta 186, 4; drihtdin gl. £z.; firspimen für firspnmen 0. I, 2, 15; III, 23, 35 vgl. K. 63 anm. 5. Dass hier blosse assimilation vorliegen solte^ wird durch io für uo (vgl. dort) zweifelhaft gemacht. Als sehr auffallend führe ich an das allerdings handschriftlich nicht sichere stiefson SG. 270* (Diut. II, 349* steht -sun).

u in flexionssilben«

1) -u in der 1. sg. prs. ind. ist meist gewahrt. Bei T. 0. wird es nicht selten vor folgendem vocalisch anlautendem werte abgeworfen. (S. 34; E. 31. 85). Von den übrigen denkmälem bietet nur Rh. gi ih 7. Ziemlich selten ist -o. Es findet sich bigiho Wb. 1. 14; uuirdon Mb. 20 (gihunl); gegango St. 20; üznüzou SG. 248^; girenno umbek^ro 263*; vuiumo 263^; snüzo 277*; (slizzu 249^; gifohtu 263»; herde(mp)hu 263*»). T. kent nur -u, 0. -o nur in F. K. 85.

2) -emu im dt. sg. m. n. des st. adj. ist durchweg in -emo übergegangen, wenn hier nicht vielleicht -o für den älteren laut zu halten ist.

3) -u im instr. sg. ist gewahrt. Nur T. bietet mihhilo 44, 16; 87, 9.

4) -u in den casus der u-dccl. ist gewahrt, soweit nicht übertritt in die i-decl. stattgefunden hat, was bei T. 0. in sun fuoz vollständig der fall ist. Doch bietet Wk. suno 44. 105. 106 neben fridhu 102; SG. mito 277'\ Die hs. hat mitd,

ZBXTBCHK. V. DBUTSCHB PKILOI.. BD. Vn. 23

348 FIBT80H

was wie ein g. sg. aassieht, doch hat der lat. text: medu n. illeü (?). Auch das indeclinahle filu wahrt meist sein -n, doch hegegnet filo T. 108, 6 (2); nilosprahn Wh. 28; uilo Mgl. 286^.

5) n in den pluralendungen des prt. ist meist erhalten, doch weist T, etwa 6 formen mit o auf (zn den von S. 45 aufgeführten 5 tritt noch gilouhton 104 , 1, so dass wir also im st. und sw. prt. je 3 m. o haben) und 0. 9 solche in F. Ausser- dem finde ich noch in Mgl.: eruuarmedon 284^; erfftrton (castraverunt) 285^; geai- nikton 287. Daneben finden sich 5 formen des sw. prt. mit u (284% 285 % 286* 287 (2)), welches im st. prt. durchsteht (8). Es erinnert dieses Verhältnis an Is., bei welchem die pluralformen des st. prt. nur u , die des sw. nur o aufweisen. Diese 0 sind auch sonst grade in alten denkmälem hfiufig und machen später dem u platz. Vgl. Weinh. agr. 346. 367 ; bgr. 292. 315.

6) -um im dt. plur. der st. decl. ist zwar meist schon in -on übergegangen, doch ist nicht ganz selten u noch gewahrt. Dasselbe ist noch herschend in FgL (flöchum (iniuriis) 11; gebürum bismerum 63, spilum scemum 75) und in Wb. (gidancun uuortun 2, uuerchun fluochun 3 usw., im ganzen 12m.). Frg. bietet himilun; LS. m&gun 3; farahum II, 6. Femer findet sich bei T. ausser tuochum 5, 13; 6r 2 in aaßy noch häufig -un (53), doch ist von dem corrector ({) meist -on dafAr gesezt worden, vgl. S. 45. 46. 0. hat -un nur 3m. in F., wo auch -en, das in YP. nur II, 23, 24 (soren) erscheint,^ sich öfter findet. Von den übrigen denkmälem bieten Ft. gotum (2), bluostram (2) (aber gelton geldom); gl. c^ hon- fun (de acervis) 978'' von dem mehr md. st. ro. houf (ags. höp) für gewdhnlidies hüfo vgl. O.n, 1, 22; 11, 15; gl. c* hüsun, gatelingun 979*. Das ostfrk. scheint demnach -un, dem gegenüber -on in unsem denkmälem sicher die jüngere form ist, länger bewahrt zu haben als das rhein- und südfrk., denn Fb., Rh., O. nnd sogar Wk. bieten nur -om -on. Bei Is. herscht dagegen noch durchweg -um. (Der von Weinhold s. 80 als ausnalime angeführte dat psalmom ist zu streichen, da das wort entschieden sw. m. ist, vgl. Qr. III, 370).

7) -un im a. sg., n. a. pl. der sw. m. (subst. nnd adj.) ist meist zu -on geworden. T. bietet nur noch 7 -un, die überdies meist corrigiert sind (8.46); Fgl. uuizagun 38 und den adverbialen acc. hitumum 118 (vgl. gram. III, 96; -m wol nur Schreibfehler für -n); Wb. ung^loubun 14/15, welches sich durch das vor- anstehende minan als zu ungiloubo , nicht zu ungiloubä gehurig ausweist. 0. zeigt in der behandlung dieses -un eine auffallende Verschiedenheit. Während nämlich in den betreifenden casus des sw. subst. durchweg -on eintritt, findet beim sw. adJ. ein gleiches nur im a. sg. statt (doch stellt michilun IV, 8, 23 F.), im n. a. pl. dagegen erscheint -un als regelmässige endung, woneben allerdings auch -on begeg- net und zwar nicht nur im reim (z. b. furiston : roennisgon IV, 9, 27; muadon : Suuun I, 7, 17), sondern auch ausserhalb desselben, 14m. z. b. uuenegon I, 18, 24; selben II, 13, 2 n. ö.; suntigon V, 19, 28, vgl. K. 290 fg. 295.

Vereinzelt findet sich in dieser endung sogar schon -en: selten (laqueum) gl. ID. 500*; uuillen (: irfuUen) 0. I, 1, 45; selben IV, 2, 18; 7, 40.

Braune (beitr. 11, 150) meint, dass in den unter 7) aufgeführten endungen -on die ältere gestalt sei, da sie sich schon in sehr alten

1) V, 7, 25 ist in V. leiden in leiden verbessert; drüten ü, 24, 20 V. (drü- ton PF.) ist wol veranlasst durch das vorhergehende selben und das folgende thin^n.

DER OBBBFRANK. LAUTSTAND IM IX. JAHSH. 849

denkmälem (voc. St. Galli; gl. K.; benedictinerregel) finde. Dass lez- tere -on so aufzufassen seien, wird sich wol nicht bestreiten lassen, doch scheint mir der umstand, dass auch Is. -un (nur 7, 2 steht chi- salbddou) hat, dass feiner die -un bei T. , zwei ausgenommen, den ältesten Schreibern angehören und von dem jüngsten t sämtlich in -on corrigiert wurden, dass schliesslich auch diejenigen frk. denkmäler, welche an das ende des IX. jli. zu setzen sind , nur -on zeigen y die auffassung dieses frk. -on als Schwächung aus -un ausser zweifei zu setzen.

ü.

Da got. ä im ahd. unverändert bleibt, haben wir hier nur das ü in betracht zu ziehen, welches gemeinahd. in der flexion got. d vertritt

1) -iin im n. a. pl. der bw. u. wird gewabrt 0. hat jedoch nrknndon IV, 19, 24 und ougon (: scouuun) III, 21, 6.

2) -ün im g. dt. a. sg.; n. a. pl, der sw. f. ist meist gewahrt T. kent -on nur in dem n. a. pl. Östron, welches 135, 33; 157, 3 ffir gewöhnliches östrün begeg- net, femer in den dat. sg. der sprachennamen: ebreisgon, lätinisgou, criehisgon. 8.47.

Aosaerdom findet sich in Mb. sunnondagä 9; Lid. naston 16 (a. sg.); SG. figon (earica) 264^; 277*>; wahtelon 2G6*; senewon 268^; vainton 270"; > (keuiün 2G6"; solün 267^; figboniin hosün 277"). 0. hat -on öfter im reim und zwar 5 m. im a. sg. und 8 m. im a. pl. der subst. Ausserhalb des reimes erscheint undon III, 8, 13; östoron I, 22, 4; III, 4, 1; IV, 8, 2; 9, 4; 20, G (ostorün findet sich gar nicht) ; figon II, 23, 14 V. vgl. K. 2.53. Beim sw. adj. begegnet -on in sel- bon III, 20, 95 V. ; frönisgon II, 22, 13.

O.

Vgl. brechung. Sonst ist über o nur wenig zu bemerken.

Ffir o ist a eingetreten in thnruhiiahtin 0. 1, 11, 54 VPF. (sonst ist das wort bei 0. nicht belegt), femer in oda III, 19, 8; IV, 16, 29 (IV, 35, 26 ist in V. -a in -o corrigiert) und in brasmün III, 7, 28, F.; bilida (3 sg. prs. cj.) II, 4, 34 P., wo a aus o corrigiert ist.

Auslautendes o ist auffallend abgefallen in aliuahtigem Wb. 1, sinen 14, beide formen unzweifelhaft dat. sg. (minemo 26). Ausserdem findet sich bei T. heilhaftOn (sacerdotnm) 137, 4; Östron (paschae) 137, 1. Vielleicht ebenso beurteilt sich sachum (negotiorum) Fgl. 10 vgl. unter ö.

ö.

Als eine eigentiimlichkeit des frk. des IX. jh. darf es bezeichnet werden, dass für ö in flexions- (und ableitungs-) silben über die gewöhn- liche Sphäre dieser Vertretung hinaus häufig ü eintritt. Im alem. findet

1) Auch berelon (union) 268^ gebort wol hierher. Gr. III , 347 sezt die form als g. pl. des si f. perala an. Man hat aber wol nach dieser und der von Qraff aus den gl. Mens, und Emmer. gl. des XI. jh. (Lc. 2) belegten form peralun (didragma) auch ein sw. f. anzusetzen.

23*

d50 PISTSCH

sich ähnliches nur vereinzelt und ebeoso im bair., doch zeigen die gl. Tegeins. und einige andre denkmäler öfter ü für ö der sw. conj., wenn demselben ein n folgt, vgl. Weinh. bgr. 304.

T. kent diese Vertretung des ö durch ü im wesentlichen nur in aaßy und zwar hauptsachlich im dat. pl. der st. f. und der sw. m. f. n.: önin 4, 4; herziin 7, 8; fastün 7, 9 usw., im ganzen 38m. ^ doch ist meist u in o corrigiert. (S. 46.) Ferner in der 2. sg. des sw. prt. : giloubtüs 2, 9 ; 47, 8 sag^tüs 21, 4 usw. (S. gibt 7 belege), ausserdem in den sw. verben auf -5n: satümes 89, 1; goumümes 97, 5. Die von S. angefEkhrten Fälle scheinen die einzigen zu sein, doch steht d z. b. in santds 177, 5, uuerdöton 193, 6 auf rasur und vielleicht gehört auch frägutun 88, 4; 91, 4 hierher, vgl. S. 43. C weist ü für o ferner auf im gen. pl. der sw. f.: natrüno 141, 28; figüno 146, 1; östrüno 157, 1, wofür 155, 1 sogar dstninu steht Vereinzelt stehen mänüde 3, 1 (mänöd 3. 8 u. ö); ahtü 7, 1. 9; 103, 1 (ahtö 233, 4 usw.), 141, 15. In den meisten auch dieser f&Ue ist u in o gebessert. 0. bietet nur wenige belege für dieses ü: stuntün (: uuurtun) I, 15, 22 V.; (:uuun- tun) V, 10, 31 V.; gahün (: sähun) V, 16, 14; forahtün (: uuorahtun) V, 20, 8, also nur im dat. pl. und nur im reim; drustun III, 24, 3 VF. f. dröstun erklart sich vielleicht durch assimilation. F. bietet noch minnü II, 19, 12 (minnö VF.), hör- tüs V, 9, 23; irquictüs HI, 1, 21.

Die übrigen denkmäler liefern noch folgende belege : Fgl. die dat. pl. frumüm 63.116; hrofungün (uocationibus) 48; cozzüm (byrris) 48, wenn diese form nicht zn coz (Gr. IV, 539) gehört. Femer steht 2 m. sachum und zwar = negotiorum 10 und negotio 20. Erstere form wird wol für sachün d. i. sachon »= sachöno ste- hen (vgl. oben), leztere dürfte dat. pl. sein (d im dt. pl. findet sich nur in dre- uuöm (minis) 34). Die gl. ID. bieten uulzegun (a divinis) 500*; gl c* gizouuün (stipendiis) 978*, (gizauua wird durch 0. I, 2, 28 als st. f. erwiesen); chlüsün 979** (suäslihön (privatis) , suäson (domesticis) 979^). In gl. A. finden wir hrähün (radiis) 191 (räha räia dürfte wol als st. f. anzusetzen sein. Gr. II, 383). Dieselbe form haben auch die gl. zu Aldhelm , welche Steinmeyer in Hztschr. XV, 369 fg. veröf- fentlicht hat. Mgl. bieten gizumfdüst 285^; uuizzüht d. i. uuizzüth Mb. 11; uuiz- züd Rh. 16. SG. mänüd- 264*; suindilüt (vertigo) 264 *", in beiden läUen überein- stimmend mit Fi

Da weder Wk. noch Lb. Pb. eine solche Vertretung des 6 durch ü zeigen, 0. aber dieselbe nur in reimworten aufweist, denen eine volle beweiskraft für das wirklich lebendige Vorhandensein eines lautes in einem bestirnten dialekt nicht beigemessen werden kann, so scheint diese verdumpfung im wesentlichen auf das ost- und teilweis auf das rheinfrk. (Is. bietet dheodüm 11, 12; psalmüm 29, 19. 22^) beschränkt zu sein.

Eine weitere einschränkung erleidet ö dadurch, dass für dasselbe ä eintritt; widerum aber von T. fräno Lid. abgesehen nicht in stanmisilben. Einzelne formen wie kioboräta gl. Jun. , pildäta Bb. aus- genommen, scheint das alem. diese Vertretung erst in späterer zeit

1) Statt dheonündiu 23, 3 hat nach Kölbing (Germ. XX, 379) die hs. dheo- ndndiu.

BEB OBEBFrIITK. LAüTSTAin) IM IX. JAHBH. 351

(Weinh. agr. 356. 424), das bair. sie fast gar nicht zu kennen, (bgr. 303. 314. 369).

T. bat dieses ä für 0 besonders im n. acc. pl. f. der st. adj. and zwar bei fast allen scbreibern: iinsarä 34, 6; iaaara 34, 7; 100, 4; alla 145, 13; 232, 2 usw., ferner bei den verben auf -On, doch nur in y6: gibalatero 90, 5; gisamonate 98, 3; unntraton 104 , 4 usw. Wol kaum ursprünglich , wie S. 44 (ebenso K. 97) annimt, sondern wie die eben erwähnten zu beurteilen, ist a in gigaraunitäs 105, 3; gizumf- tigötästu 109, 3; thuruhfremitastu 117, 4; uuoltäs 238, 4; gilonbtas 233, 8, also nur in J(f. Dieselbe erseheinung wird nicht nur in sosä 217, 6 vorliegen, sondern auch in samasä 217, 3 (2). 4; 223, 5, da die annähme einer durch a auf o aus* geübten assiin. wenig Wahrscheinlichkeit hat (vgl. samosu 14, 1; 92, 6).

Ferner fmdet sich urdancänter gl. 978* (vgl. MSD. zu LXXVI, 6); huorän (fornicari) gl. E'z.; uuisada Wb. 6/7; fnrgoumolosata 20/21. 23. (giuuisota 8; gila- döta 9; und furgouniolosta 7) frano Lid. 46 (vgl. MSD. zu XI, 46); SG. lohdnti (rost) 270** (scabra erngo; vgl. irlohon excavarc Gr. II, 142); und statt gefiröt SG. 266^ und bähungon (untimentis) 268^ hat Pt. gefirat und baungän (Diut. II, 314^; 334^). Während Wk. und Lb. Pb. keine belege für diesen lautübergang bieten, finden sich solche bei 0. Es steht mOrata III, 6, 38 VF.; biforäta IV, 6, 17; bifo- rätin IV, 7, 73; manäta III, 22, 48 D. (K. 66 fg.) Dass in korata II, 3, 60; III, 6, 19; koräti II, 4, 101 V.; gisparatos II, 8, 16. 51, ä Vertreter von 6 und nicht von c sei, scheint mir K. ganz ohne grnnd anzuzweifeln, da sich von choreti

I, 15, 7 abgesehen bei 0. nur koron und in VP. auch nur sparen (sparSta Il| 10, 19 F.) findet. Auch in den c^mparativfonnen liabära II, 22, 20; giuuissära II, 3, 41; sconara, ziarära II, 10, 11 wird trotz dos stets folgenden a im hinblick auf den superl. zeizasto I, 5, 16 P (in V ist o unter a geschrieben) diese Vertretung anzu- nehmen sein. (vgl. oben.) Ausserdem finden sich die acc. pl. f. des st. adj. : gilichä L. 45 und gruza IV, 16, 21, welches Icztere jedoch K. 276 als a. sg. auffasst.

Auch diese erseheinung erweist sich also als am mächtigsten im ostfrk., doch hat sie offenbar weitere ausdehnung als die Wandlung des 6 in ü. Dagegen scheint das rheinfrk. von diesem Übergang weniger berührt, da nur Lid. einen beleg bietet. Doch hat Is. chisamnödä

II, 19 und dheä 29, 4 (neben dheö 29, 13).

Die diphthonge.

ai el.

ai ist im oberfrk. «des IX. jh. bereits gänzlich dem ei (0. 6i) gewichen. Ganz isoliert ist geainikton Mgl. 287; hairra Sg. bem'teilt sich anders (vgl. umlaut). Schon Is. hat kein ai mehr, ein beweis, wie früh sich im frk. die Wandlung der ausspräche vollzog. Im alem. ist ai bekantlich viel länger gewahii: noch in den meisten denkmälem des IX. jh. geht es neben ei einher; vgl. Weinh. agr. 49. Ähnlich steht es im bair. (bgr. 64.)

Zuweilen wird ei zu e zusammengedrängt. So findet sich im T. gihezzan 7, 4; ening 129, 9 usw., etwa 7m. vgl. S. 47. Ferner bieten Fgl.: urteil 6. 8. 60. (urteili 58); artclit 18 (arteilit 17. 53); gemenlicho 59 (gemeinem 48); Fb. B.: h§liga

■*^ ^ ^ M*

352 pixTscH

{2)f belegen 11; hcligon 19 (heiligen 1); Mgl.: odcs 286**; SG.: hcmesgiu (dorne- stica) 269''; 0.: gienot lY, 1, 2 V (I, 17, 26 ist in dorsclben form das zweite i übergeschrieben); gicscota lY, 3, 20 D. Is. hat zuncm 5, 12; cuigan 41, 4. Es ist dies eine dnrcbaus nicht bloss nicderdeatsche lautcrschelnung: auch das alem. kent sie. Vgl. Weinh. agr. 36. 122.

an OH.

au ist in unsern denkmälem scbon fast ganz geschwunden, nur einige der ältesten haben es noch gewahrt Dem Is., wo au noch durch- weg herschend ist, kommen am nächsten Ft. (gilauban (14) und tau- funga 18; kein ou); LS. (baupit (2); haubit (6); kein ou) und Wk., wo sich gilauba gilauban 43. 49. 53. 54. 83. 84. 100. 101 und nur 31 gilouban findet. T. bietet au in dem 6 m. in a (2. 4 ; 5. 8 usw.) beleg- ten araugta, femer in taugle 104, 1; hau 102, 2. Dass au im arche- typus des T. in grösserer menge vorhanden war, ist wahrscheinlich, dass es aber allein herschend war, glaube ich darum nicht annehmea zu dürfen, weil selbst der älteste Schreiber or, welcher sonst seiner vor- läge gewöhnlich am treusten bleibt, au nur in araugta, also in einer form kent, in der die dumpfere ausspräche des diphthongen denn diese soll doch ou offenbar bezeichnen durch voraufgehendes und folgendes a vielleicht etwas gemildert wurde. Auch die mit T. gleich- zeitigen fuldischen Urkunden kennen au nur vereinzelt, vgl. K XX VI. MüUenhoff (MSD. s. XI) hat aus Urkunden nachgewiesen , dass au nur im ersten viertel des IX. jh. noch das übergewicht behauptet; dies wird durch Ft. LS. und Wk. bestätigt , welche ja schon in rücksicht auf die erhaltung des -m (vgl. MSD. s. XIII fg.) in jene zeit gesezt werden müssen.

In den fibrigen denkmälom finden sich noch folgende an: forcaufton Fgl. 36; caufent 145 (geslonfit 134 und scon (habitu) 37); Fb. urhiub 12 (orlonb 12); Lb. gilanpta 20 (giloupda 20, gilouben 20. 21); 0. kauf II, 11, 15 P. (ausserdem in angnstinus, paulus). Zweifelhaft ist das an in slanh (spiris), SG. 268* und XXYIII hat daher an diesen glossen mit recht ganz abgesprochen. Es ist jeden- falls sliih zu lesen.

ou wird einigemale abgesehen nat&rlich von den f&llen, wo dies gemein- ahd. geschieht zu ö yerdichtct. Die belege sind brütlöfti T. 125, 11; gilöbit 82, 10; gilöbtun 131, 12 und vielleicht hurolob Lbs. 4, wenn nicht in lezterem falle, wie vielleicht in urlub Lid. 27 eino art assimilation anzunehmen ist.

Für ao steht oa in gioadeg^^r SG. 263*, vgl. aotac Fa. kaaotagöta Ib. Harczyck (Hztschr. XVII, 79) macht auf uu für ou aufmerksam, welches sich bei T. in guuma 79, 4; cuufot 151, 2; eruugtun 209, 4 findet, aber stets in ou gebes- sert ist.

la lo la le.

Tatian.

iu wird zuweilen zu d zusammengedrängt: scühenti 13, 25; t6ridu 90, 6; gistrftnis 98, 1, in lezterem ist i flbergeschrieben.

BEB OBERFIUinC. LAUTSTAKD IM IX. JAHBH. 353

ni für iu findet sich nur üi dem 8 m. (z. b. 13, 15. 23 (2); 28, 2. 3) neben fiar erscheinenden fair, en für gewöhnliches in begegnet in ou (vobis) 131, 20; trcunua 141, 17.

io findet sich ausser als sog. brechung von in besonders im prt. der ehemals rednplicierenden vorba mit wurzclhaftcm a, die got. im prs. o aufweisen und bei allen mit wurzelhaftem u: uuiof 10, 3 usw.; rief 71, 6 usw.; liof 53, 6 usw. eo begegnet dafür nur in reof (7m. in yd); ie nur in hieuun 116, 4 (hio 53, 5). Fer- ner ist io aus altem So (»»aiv) entwickelt, nur selten findet sich noch eo und zwar 16 m. in yd (neoman 82, 11*; 104, 9; eogilih 84, 7 usw.). Ausserdom begegnet eo, wider fast nur in yS, noch 16 m. z. b. theotöno 21, 12; toof 87, 3 usw. (8. 30.)

Die von S. 30 als „ausnahmsweise ungebrochene^' aufgeführten iu können mit ausnähme von niuman 168, 2 vielleicht durch assimilation an vorangehende oder folgende Wörter (bithiu, unzan, iuuuih) erklärt werden.

ie erscheint hauptsächlich im prt. der ehemals rednplicierenden verba mit wnrzelhaftem a, deren präscnsvocal got. a in position in fähan, hähan) oder d ist, und bei allen mit wurzelhaftem i: hielt 79, 3 usw.; fiong 60, 15 usw.; hiengin 200, 4 usw.; bliesun 43, 1 2; intriet 122, 1 (zu inträtan); hiez 5, 12 usw. Ebenso steht ie mit 2 ausnahmen (vgl. unten) im prt. von gangan , ferner in ficbar durch- weg, in hier (doch 91, 2 hir) und in fienug 117, 5, fierualt 114, 2 (sonst fior).

In y erscheint d für ie iu geng 97, 7; 99, 3; ferner neman 87, 7; ncnuiht 92, 8 (sonst nio-) und vielleicht thcnon 97, 7. (S. 48.) ia findet sich nicht.

Otfrid.

Für iu, das in einer anzahl von Wörtern (vgl. K. 466) übereinstimmend mit T. ausschliesslich erscheint, findet sich n nur in scüra U, 14, 108 VF.

ia als sog. brechung von in findet sich in 50 formen des prs. der ablauten- den verba mit warzclvocal u. K. 12; ferner in driagari hiafo, in briaf I, 11, 6 VP. und gibriafte I, 11, 56 PF. (V. gibriefte).

Besonders aber bcgcguet ia im prt. der ehemals reduplicierendcn verba und zwar ausschliesslich bei denen mit wurzclvocal a, welche got. im prs. a in position oder 6 haben, und bei allen mit wurzelvocal i; zum grösten teil bei denen mit wurzelvocal u und denjenigen mit wurzelvocal a, welche got. im prs. e aufweisen. Von ersteren sind nur ausgenommen das vereinzelte liefun Y, 5, 3 VP. , wol veran- lasst durch das vorhergehende ie (sonst liaf III, 1, 13 usw.) und biruum IV, 4, 59 biruuuis 11, 7, 18 von büan (vgl. K. 30; gram. IV, 821). Von lezteren macht nur rätau, welches im prt. lim. ie (K. 15) neben etwa 18 maligem ia zeigt, und inträ- tan eine ausnähme, von dem I, 13, 15 die form intrietun für gewöhnliches intriat (I, 4, 24 usw.) begegnet. Fenier steht ia durch im prt. von gangan. ia ist schliesslich aus co (aiv) entwickelt und findet sich fast durchweg iu den compositis iamau iamcr iauuiht nebst ihren negationcn. K. 470.

io steht als sog. brechung durchweg in einer reihe von werten, die E. 468 aufzählt. Femer ist io aus eo (aiv) entwickelt und steht ausschliesslich iu io nio erio iogiuuär särio iouuanne uuio; überwiegend in iogilih iogiuuedar (so nach K. 470, doch weiss ich lezteres wort nur durch iagiuuedar IV, 9, 11 zu belegen) und in uaiolih (uuiaUcha U, 4, 70; uuialih U, 1, 44 VF. uuielili P.).

ie findet sich als sog. brechung in 30 formen des prs. der ablautenden verba mit wurzelvocal u (vgl. oben), doch stets nur vor e der flexionsendung. Abgesehen von den gleich zu erwähnenden Wörtern, in welchen sich ie neben io ia findet, begegnet ie nur noch in: biegen V, 25, 61; biete II, 18, 20 (zu biet » mensa);

354 PIBTSCH

liedes IV, 4, 54, von welchen Wörtern weitere formen nicht belegt sind. Für ie steht i in flihenics V, 23, 75 (öfter in P. vgl. K. 458). ei für ie steht io reitnn IV, 28, 0 P.

In einer auzahl von Wörtern weclüselu ia io ie (iu) und zwar: in ia io ic iu liub und iseiucn ublcitungün (doch steht nur liublili und von liubon IV, 35, 22 abgesehen nur liobo), während sich sonst bei diesem worte ahd. selten ia io (T. liobo II, 5; leobar 91, 3) und io erst im XI. jh. findet. Ein ein- flnss des vocals der flexiou lässt sich nicht coustatieron , denn es begegnet z. b. nebeneinander Hubes V, 10, 30; liobes II, 19, 28; V, 23, 230 n. ö.; liabes V, 20, 103 V.; liebes V, 23, 42. 50 u. ö. io ia ie (iu in F.) wechseln in sich; neben irsiache V, 23, 137 VF. (irsieclio P.) steht irsieche V, 23, 250 VP. Dagegen findet sich nur siuchi. ia io wechseln in Höht, thiorna, scioro, diof. io io wechseln in thiot (ie nur vor o der flexion. K. 469). ia ie wechseln in fiar, wo der dipli- thong durch Verschmelzung zweier Silben entstanden , und in hiar miata, fiara, ziari, in welchen er aus urspriinglich einfachem vocal entwickelt ist.

Fb. lioganncs 5. bihielt 9/10, liez 10. 16. inti»hieng 12/13, gihiezi 15. forliezi 16. In A steht dafür biheilt furlciz intphoing gihe'zi forle'zi. FgL n f. iu in lübön 15, luba 49. eu in leunmnt 93. In geuiii- 42 liegt dagegen wol einfacher vocal vor (vgl. gowes LS. I, 3). io in biore (couuiuium) 41; eo in eouuisti (essentia) 14 und anagizcot 50 aus anagizawit. ia ic finden sich nicht, da weder in nuiari bithian niseau, in denen h ausgefallen ist, noch in cundle geantuurtie die annähme von diphthongischen lauten statthaft wäre. Für ie steht e in geuuiprestä 43, gemuten (conducere) 85. LS. deonoste 1,3; feorzug U, 4; eowiht 4; weo I, 3. hwo 5; beer I, 3. gl. IB. arsiochet 5(X)*'. splegal 499^ gl. c.» leohtor 977». gl. c.» liod 979». dienamo 979»». Wh. dio- rerun 29. vier- 17, gien 23. Mgl. ü f. iu in liibi (dilectionem) 284^. io in violic 287, d. i. fihulih ist wol ebenso wenig diphthong wie ia in wiari 287. mieda 283 ^ uierdeling 284% gemiedan 285''; forriet 285% gigienc 285% ausserdem nicht 286*, das sich sonst nur in jüngeren denkmälern findet, vgl. Gr. I, 734. i ist f. ie eingetreten in libor (tolerabilius) 283 ''. Mb. liogannes 5. begienc

10, gihielt 11, niutphioc 12, verliez 14, gehiezi 16, ferliezzi 17. Über thien vgl. 8. 347. Ag. io (= aiv). Kb. hialt 28. siebhero 19. Lb. siohero 17 ; priast 44, hialt 28. 30; priesdä 31; hielt 26 (vgl. jedoch MSD. zu LXXII% 26).— Lbs. fiiuc 1, (so in MSD; das Pfeififersche facsimile hat deutlich fluic) dagegen fluc4. Wk. Bemerkenswert ist niuuuiht 72. 77 (vgl. niunian T. 168, 4). ui ffir iu in fuir 1(X). theonost 37; eomannan 25, eouuihtes 32, eogihuuelih 53. 69. 100, huuco- lih 59. Lid. thionöt 2 , lioth 46 , hio 54. hier 6. 37 ; Hetz 11 , hicz 22. SG. In piuUida 263' (Pt. piuuillida) liegt wol schreibversehen vor. ü für iu in ersp(r)üzzit (subnixus) 266* vgl. inf. kisprüzan Gr. VI, 401. kiol 246% 247*», grioz 248% 268», kio 249% fliod 268*. fliega 263»», ziegelun 307, ferliesa 269% stiefson 270% rietaccher 291* ei für ie in meide (conductus) 269* (so Diut.

11, 180»»; Hatt.: meide). Pb. liagennes 4, gihialt 10, fiang 11, 13.

Ein nicht unbedeutender unterschied zwischen T. und 0. zeigt sich im prt. der ehemals reduplicierenden verben. Während 0. noch fast bei allen den volleren diphthong (in seiner sfidfrk. gestalt ia) bewahrt hat und nur in wenigen formen das charakterlosere ie eintreten lässt, ist lezteres im T. bei 4 klassen dieser verba bereits ganz durchgedrun-

DEB OBEBFBlNX. LAÜTSTAMD IM IX. JAHBH. 355

gen und io, neben welchem auch das ältere ep erscheint, hat sich nur in den 2 weniger zahlreich vertretenen klassen erhalten. Von den kleineren denkmälern stimmen , so weit die wenig zahlieichen belege dies erkennen lassen, mit dem gebrauch in T.: Fb. Wb. Mgl. (riet kent allerdings auch 0.) Lid. Mit 0. nur Lb., wenn man von hielt absieht. Is. bietet nur fienc (6); firleazssi 31, 15; hreofun 19, 2.

Aus got. aiv entwickelt sich eo, eo, io. Nur eo (eo?) kent Is., ihm kommen am nächsten Wk. und LS.; nur noch 16m. finden wir eo bei T. und Im. in Fgl., in südfrk. denkm. nirgends.

Dass ia nicht auf das südfrk. beschränkt war, sondern auch im rheinfrk. sich fand, beweist hialt Bb. und hear firleazssi bei Is. bestä- tigt es.

Die zusammendrängung des iu zu ü, welche T. (3), Fgl. (2); Mgl., Lbs., 0. je Im. aufweisen , ist ebenso wenig wie die des ie zu S, welche T. (5), Fgl. (2), LS. (1), oder zu S, welche T. (hir 91, 2), Mgl. (1), 0. (1) zeigen, eine speciell frk. erscheinung. Bei Is. ist davon keine spur.

Sicherlich liegen nicht blosse Schreibfehler vor in den ei, welche sich für secundäres io finden: Fb. A. (5); SG. (1); 0. P. (1). Daran reiht sich firleizssi Is. 27, 13, vgl. jedoch Scherer in der zeitschr. f. d. östeiT. gynmasien XXIV, s. 295. Ebensowenig in fuir ffir fiur T. (8), Wk. (1), vgl. Scherer a. a. o. s. 287. Freilich darf man in dem Vor- gang keine mechanische Umdrehung oder metathesis ** (vgl. Kuhns ztschr. XVIU, 271) sehen^ sondern es liegt hier eine andre entwick- lung vor, vgl. H.Kückert „könig Kother" s. LXXUI. Dergleichen fin- det sich auch anderwärts, vgl. Weinh. agr. 59. 76. 110; bgr. 79. 111.

. HO ua ue (oa).

Tatian. ^ ^

Für gewöhnliches no nnr noch in norstoton 89, 6; -stuotun 104, 7) steht na sicher nur in taanti 88, 6; nber einige andi'e worte, in denen no anf rasnr steht, vgl. S. 47. Für uo findet sich io in biocherin 189, 1 ; 205, 3; riorta 88, 1. ue scheinbar im cj. tnes (2), -e (1) , sonst tuos -o, ebenso ui in tuis 117, 4, sonst tuos.

Otfrid.

na ist der herschende Vertreter des alten ö. Für na erscheint in Y. ya in gimyato S. 32; III, 6, 26; 22, 37; syazo III, 5, 20, ausserdem in P. 14 m. bei mnat nnd 1 m. bei snaz. vgl. K. 461. An 3 von den 4 stellen in V. ist y übergeschrieben. Dieser nmstand^ verbunden mit der beschränkung des ya anf 2 bestimte worte, lassen mit gröster Wahrscheinlichkeit den gmnd des ya in schwankender nnd nnbe- stimier ausspräche suchen, vgl. oben über yr-. uo findet sich in VP. 9m. (von Keiles belegen (s. 462) ist firhuoröt IV, 5, 17 zu streichen ; im text steht firhuaröt) vor einem o der folgenden silbe. Im. (bluomun I, 3, 27) vor u. ue findet sich ausser in duen, duent, due, duet (K. 116) 17 m. in VP. und zwar nur vor e der folgenden silbe. -- ui findet sich nur in duis, duist (giduas : muas III, 1, 73) duit

366

(luLofiger daat). oa begegnet nur in F. -* Einigemal erscheint ü f&r na: hfte IV, 22, 25; vuü&n HI, 24, 45 V.; blüent V, 23, 167. (blyent HI, 7, 64; V, 23, 273); mnent V, 23, 167; mücn V, 23, 153; blftgo H, 4, 38 VF. (biuogo P.).

Fb. no (5), dafür bat C. yo in gispyoni 4, elimyoson 10. FgL bnobti 4, znosacba 7, duomencs (sie) 53, arraofa 121, auch nuolib 12 ist wol == wnoKh Tgl. nno T. 88, 13 (2) neben vmo. na in mnaza 141. Im flbrigen steht d: öbit 4, flöchnm 11, nnnnistdm 16, s&chent, arsdchenne 38, hrdfnngün 48 usw., im ganzen 13 m. Ft. blnostrom (2). B. hat dafür Im. blnaatnim. I^. mooter II, 4. (tucnt II, 4). gl. ID. no (3), ausserdem ist auch nno 500*^ wol » wno. gl. Ir. gisöh (qnaestio). gl. e.» uo (7). gl. c* no (10). 6 für no in fiir- sönit d78* nnd jedenfalls auch in auöchero 978^, da sonst w immer dnrch nn gege- ben ist (vgl. gizonnnn 978% bitnnnngan 979% -nnnrzelönne 979**). rec nneri- mnota. gl. Es. huorän. io fftr no in giolichi. gl. A. no (2). Wb. no (11). ö für no in nngifores 29, vgl. jedoch MSD. znLXXVI, 29. tfber finoznn 18 vgL M8D. zu LXXVI, 1& Kgl. no (10); ne in vneht(i) 286^ usw.; 6 fnr no in sona 285** (a m der hs.). Zweifelhaft ist hSrdöom (so die hs.) 285 >*, doch ist^ wol für ein ftbergeschriebenes v zn nehmen und hörduom zu lesen, ygl. jedoch Mone „quellen und forschungen'' I, 274. A für uo in zt 286^ blüdes 286^, gestimo (dir) » animiaequior esto 287. Mb. uo (6). St* uo (2). Bb. ua (3). LK uo (8); ue in gisuenen 18. Wk. ua (15); aus oa ist ua corrigiert in gÖat 99 (guat 102 u. 5.). uo begegnet in guodiu 8, fluochöt 22, anthmoft 39, muoter 86. In guodes 22 ist uo aus ue gebessert. Lid. uo (10). stual 6 ist handschriftlich nicht sicher. Arndt liest stuol. SG. ua (25); ffir mualtilin (vestibus) 268'' wird uuättilin, uuatilin zu lesen sein, uo begegnet nur in hüo 248*, hegidmosi 263 \ rnozfaro 267* (ruaz 264% 277^). Nicht selten findet sich ü: ünbrüh 246% hnf&i (clnnes) 246**, höf (femur) 248*, grünontd 269% (gruand 266*"), bimüzzo (ocio), brfih 277*. Vielleicht gehört auch -huun 249* (Pt. -huan) hierher, ö für ua in öchansa 248**, d. i. uochsana (Qr, I, 140) und vielleicht in nohin (canalibus) 246* vgL nuose » rinne Gr. II, 1107. Pb. ua (4), dafür ü in alamüsau 12.

Den Übergang von ö zu den ahd. diphthongen hat man sich wol 80 zu denken, dass ö zu fi verdumpfb wurde und zu diesem dann, um seinen oigenton einigermassen zu erhöhen, ein vocalischer nacbscblag trat, der sich, je nach der neigung des dialekts, als o oder als a dar- stellt Dieser lautwechsel ist in unsern denkmälern fast vollständig durchgedrungen. Nach dem 13 maligen Ö in Fgl. (4 uo, 1 ua); farsö- nit uudchoro gl. c' und mooter LS. (kein uo) köute es scheinen, als ob das ostfrk. das alte ö länger bewahrt habe, als die übrigen oberfrk. dialekte, zumal schon bei Is. d nur noch 9 m. neben 30 uo begegnet, vgl. Weinhold s. 65 fg. Doch spricht dagegen einigermassen der um- stand, dass, wie Mflllenhoff (MSD. s. XI) nachgewiesen, uo in den namen der fuldischen Urkunden bereits im ausgange des YUI. jh. über- wiegt; wenn schon ö auch im IX. jh. noch daneben begegnet

Was nun die beiden formen dos diphthongs: uo und ua anlangt, so ist wol nicht anzunehmen , dass ua im ostfrk. jemals vorhanden war. Die von Müllenhoff a. a. o. aus fuldischen Urkunden nachgewiesenen na

DBB OBBSSnlSK, LAÜT8TAND IM IX. JAHBH; 357

können meiner ansieht nach um so weniger das gegenteil beweisen, als sie schon za Hrabans zeit bei einigen Schreibern gar nicht oder doch sehr selten vorkommen. Wenn wirklich einmal ua im ostfrk. gegolten hätte nach MfiUenhoffs statistischen angaben müste dies etwa in der zeit vor 840 gewesen sein , so würden die ostfrk. denk- mäler sicher mehr sparen davon zeigen als die beiden armseligen na, eins im T. und eins in den Fgl.^ Wenn Müllenhoff (MSD. s. XYII) in der consequenz des ao dem ua gegenüber ein charakteristisches merk- mal der dialekte von dem Mainzer gebiet abwärts sieht, so ist dies sicher im ganzen zutreffend, doch dürfte die begrenzung etwas zu schroff sein. Müllenhoff wird so genötigt, die Rb., deren consonantismus mit dem der rheinfrk. denkmäler stimt, aus dem gebiet des rheinfrk. zu ver- weisen. Ausser Rb. weisen ua auf: Pb. durchweg; Wk. (16 ua, 4 uo); SG. (25 ua, 3uo); 0. mit den erwähnten ausnahmen. Es unterliegt keinem zweifei , dass das südfrk. auch uo neben ua kante ; die otfridische regel, dass uo nur vor folgendem o [u] erscheint, erhält einige bestätigung durch Buozolteshüsa , üödo (neben uadalräta), üoto, Ruodolf in Weis- senburger Urkunden, (vgl. MSD. s. XV; Kelle Otfr. 11, s. XXV), wäh- rend von den 7 uo in Wk. SG. nur fluochöt Wk. zur vergleichung herangezogen werden könte.

Das ergebnis ist also: ostfrk. nur uo; rheinfrk. uo (ua); südfrk. ua (uo).

Die abschwächung aus uo ua: ue, kent T. nii'gends. Von den übrigen denkmälem weisen sie Mgl. (1), Lb. (1), Wk. (guedes), 0.(17) auf. ue in den formen von tuen ist sicher nicht ein dem uo ua entspre- chender diphthong , die formen sind entstanden , indem der vocal der endung den zweiten bestandteil des diphthongen der stammsUbe ver- drängte. Bestätigt wird diese annähme dadurch, dass 0. dieses ue meist nicht accentuiert. Vgl. auch K. 463.

Ganz wie mit ue verhält es sich sicherlich mit ui in tuis T.; dui8(t), duit 0.

Für uo begegnet io: T. (3), gl. Ez. (1); yo: Pb. C. (2); femer ya für ua: O.V. (4), O.P. (15). Damit vergleicht sich auch fluozun Wb. 18. Umlaut liegt wol hier nicht vor, jedenfalls aber deutet die Schreibung auf ein schwanken der ausspräche zwischen u und einem helleren laute. Dass i eine „dumpfe ausspräche" andeuten solle ^ wie S. 29 will, scheint mir wenig glaublich. Auch im alem. begegnet die- ses io, ia^ vgl. Weinh. agr. 62. 66, nicht im bair.

1) bloastrom in der Speirer hs. des Fi fallt dem Schreiber zu.

858 PIBT8CH

fi für uo ist eingetreten in Mgl. (3), Pb. (1), SG. (5), 0. (8). Auch das alem. kent diese Vertretung, doch, wie es scheint, erst in späterer zeit Vgl. Weinh. agr. 48. 93. 126.

Es erübrigt nun noch über die allgemeinen erscheinungen des yocalismus : umlaut , sog. brechuug und assimilation im zusammenhange zu handeln.

I. Umlaut.

Der einfluss, welchen i j auf den vocal der vorhergehenden silbe übt, erstreckt sich in unsern denkmälern durchaus nur auf kurzes a und auch bei diesem ist er noch nicht ganz vollständig durchgedrun- gen. Doch ist das hindernis, welches sonst gewisse consonantenverbiu- dungen entgegenstellen , schon meist überwunden : giskefti T. , krefti O. uueltis giheltit 0. heltit T. ensti 0. gispensti Fb. usw.; nur ht scheint a meist noch zu schützen: T. hat nur mahtig, 0. mahti unmahti, mahttg, doch findet sich auch schon mehti (: krefti) II, 17, 22. Über die einzelnen ausnahmen, welche T. 0. aufweisen, vgl. S. 29. K. 439.

Der ninlaut, welcher bei 0. nicht selten (16 m. in VP. vgl. K. 439) durch ein inkliniertes ih iz (inan hiio) in der Stammsilbe hervürg<crafcn wird, ist bei T. nor durch meg iz 134, 5 zu belegen. Auch die andern dcukmalcr bieten keine belege.

Im wesentlichen ebenfalls auf das frk. beschränkt scheint der umlaut, wel- cher im n. sg. f.; n. a. pl. n. von al auftritt. T. weist 4 elliu und 4 ellu auf (5m. in ß^), sonst steht alliu allu. 0. kent fast nur elliu ellu (allu z. b. I, 26, 10). Ausserdem findet sich elliu Wb. 30. Auch Is. bietet elliu 23, 3; &lliu37, 16 (allin 31, 10; 37, 30). Es ist klar, dass der form ellu ein elliu voraufgegangeu sein muss. Auch Willir. kent die umgelauteten formen z. b. XX, 7. 8; XlilX, 10 (cod. Vrat.).

Schwanken zwischen umgelauteter und unmngelauteter form findet sich ausser bei al nicht häufig. So bietet T. alles (alioquin) 133, 6; 163, 4; dies 56, 7. 8; manigiu 84^ 4 (2); 89, 1. 2; 97, 7 neben menigi durchweg, menigiron 87, 9; 124, 3. Wk. hat mannisginimo 88 neben meunisgi 89. 91 ; 0. baldi IV, 13, 30 neben beldi IV, 21, 14.

Zu erwähnen sind schliesslich einige abweichende bezeichnungen des umge- lauteten a. Hierher gehört vor allem hairra (saccus) SG. 249* = harja; zu haru, flachs (vgl. airin aigi voc. St 6. ailliu Can. 9 usw.)

Auch ei in hardheiuui (ypericum) SG. 291* (vgl. got. havi), wird hierher zu rechnen sein und ebenso wird sich ei in gisceifti 0. I, 2, 26; gisceiftin III, 21, 18 F. (: krefti , kreftin) beurteilen. K. 465 sieht dagegen in demselben einen ^lecunda- ren Vertreter des e. Über einige andre bezeichnungen des umlauts e vgl. S. 44 fg. Hattem. I, 245.

n. Die sog. Inreehung (a-amlant).

Wenn einerseits mit recht ziemlich allgemein anerkant wird , dass es nach den resultaten^ welche die vergleichende Sprachforschung zu tage gefordert hat, unmöglich geworden, die ansieht Jacob Grimms und

DER OBEBFRAKK. LAÜT8TAND Qf IX. JAHRH. 359

Holtzmanns über die sog. brechung in allen ihren teilen aufrecht zu erhalten, so geht man andrerseits m. e. zu weit, wenn man dieselbe mit stumpf und stiel ausrotten und, wie dies besonders Bezzenberger („Über die a-reihe des gotischen." 1874) getan, die erklärung der in rede stehenden erscheinungen des germanischen vocalismus ganz wo anders suchen zu müssen glaubt. Das einzig sichere resultat von Bezzenbergers Schrift scheint mir der ausführliche uachweis , dass sich im geim. über- einstimmend mit den verwanten sprachen aus ursprünglichem a e ent- wickelte und dieses dann wahrscheinlich erst in den einzelsprachen zum teil in i übergieng, ein gleiches aber für das aus a entstandene o^ u sich nur vermuten lässt. Dagegen scheint mir sein erklärungsversuch ganz und gar verfehlt. Wenn man auch die möglichkeit zugeben könte, dass i j resp. u ein vorhergehendes e resp. o zu i resp. u wan- deln — es würde dann eine assimilation vorliegen , dass femer das u-timbre der nasalen o in u umsetze, (obgleich dies die analogie des afries. ags., welche a vor nasal in o wandeln, gar nicht beweist), so ist es doch geradezu mystisch, in wie fern i j ein vorhergehendes o zu u, u ein e zu i, ein nasal mit seiner u-färbung ein e in i umzu- wandeln im Stande gewesen sein sollte. Auch der dem 1 zugeschrie- bene einfluss auf e scheint mir, für das hd. wenigstens, illusorisch.

Obgleich die ganze frage wol noch nicht völlig spruchreif ist, so meine ich doch , dass man die mitwirkung des a bei dem Vorgang nicht wird in abrede stellen dürfen.^ Es scheint mir unzweifelhaft, dass die germ. ginmdsprache vielfach aus a entstandenes e und vielleicht auch o kante. Diese beiden vocale aber hatten wol , wie dies bei lauten , welche producte der Zerstörung älterer sind, nicht wunderbar erscheinen kann, einen wenig energischen klang und als daher das germ. begann, eine bevorzugung der Stammsilbe eintreten zu lassen^ muste sich das bedürf- nis geltend machen , an stelle jener schwankenden laute die spitzen der in dieser richtung liegenden vocale, nämlich i u zu setzen. Dieses streben ist im got. durchgedrungen, es sind hier alle e o durch i u ersezt; im ahd. dagegen ich berücksichtige hier natürlich nur die- ses — herscht schwanken: die neigung e o in i u zu wandeln ist vor- handen — ganz evident ist dieselbe in der behandlung der fremdwörter ; es wird hier weit öfter lat. e o in i u umgesezt als umgekehrt. Belege bei Wackemagel „umdeutschung*^ (kl. sehr. HI, 273 fg.); Bezzenberger s. 19 ; Gr. wtb. V, 844 , aber es wirkt ihr ein andres moment entgegen :

1) Mit dem folgenden stimt, wie ich nachträglich zu meiner frende bemerke, die von Scherer (ztschr. f. d. osterr. gymn. XXIY, 288 fg.) gegebene erklarnng im wesentlichen überein. Vgl. auch H. Rftckert, gesell, der nhd. Schriftsprache I, 247 fg.

360 PUTSCH

die assimilationskraft des a; wo a sich in der folgenden silbe findet, bleibt e erhalten, weil es dem a näher liegt. Mithin ist also nicht die anwe- senheit des i j oder u nach e o der ^'und des i u, sondem die abwe- senheit des a. Den grund dafür, dass i u trotz des folgenden a vor geminiertem oder von einem andern cons. gefolgtem nasal eintritt, finde ich in der auch von Bezzenberger geltend gemachten u-i^rbung der nasale > aber dieselbe veranlasste nicht die Wandlung zu i u, sondern sie gestattete nur dem a nicht, seine retardierende kraft auszuüben, und ebenso war es in iUUeu wie sizzan bittan der dazwischen liegende i- klang des j, welcher die einwirkung des a paralysierte.

Dasselbe streben, sich nach i hin zu entwickeln, bemerken wir bei dem aus au hervorgegangeneu diphthong eu, welcher ahd. in dieser gestalt, von alten eigennamen und einigen vereinzelten spuren im älte- sten oberd. abgesehen, etwas häufiger nur im frk. des YIII./IX. jh. erscheint. Meist finden wir statt dieser eu co: iu io, weil ein etwa folgendes a durch den dazwischen liegenden vocalischen laut , den zwei- ten bestandteil des diphthongen, gehindert wurde, das e als solches zu erhalten.

Wenn wir nun dagegen uräprüngliches i vor a gewahrt finden, so werden wir den grund davon offenbar in dem umstände zu sehen haben, dass hier ein schwanken zwischen i und e, welches a zu gunsten des lezteren hätte entscheiden können, nicht vorhanden war. Dass sich ursprüngliches i einzeln in o gewandelt,^ kann gegenüber der grossen menge gewahrter i nicht in botracht kouunen.

Anders steht es dagegen mit ursprünglichem u, welches sich nicht nur im parte, prt. der verba mit wurzelhaftem u , sondern auch in einer anzahl andrer Wörter vor a zu o wandelt, und mit eu iu, das unter glei- cher bedingung in eo io übergeht. Hier scheint nun doch a eine einwir- kung auf u geübt zu haben , indem es von seinem hOhern eigonton dem u etwas mitteilte und sich dasselbe auf diese weise näher brachte. Der grund dieser abweichung dürfte vielleicht in dem allzu niedrigen eigenton des u und in einer auch sonst licrvortretenden verliebe des deut- schen für 0 (vgl. assim.) zu suchen sein; im prtc. prt. der verba mit wurzelvocal u mag wol auch die analogie der prtc. stolau holfau usw. mitgewirkt haben.

Zu meinem thema zurückkehrend bemerke ich, dass eine erschöpfende darstellung der sog. brechung im oberfrk. des IX. jh. den mir hier vergönten räum ganz ungebührlich in anspruch nehmen würde, zumal

1) Die falle sind zusammengestellt von Schleicher, Eztschr. VIT, 224; XI, 52 und Bezzenberger a. a. o. s. 65. (Ober er «» goi is; erO, crä, emo s. unten.)

DEB OBBBFRInK. LAüTSTAND IX IX. JAHRH. 361

besondere resultate aus derselben nicht zu gewinnen wären. Ich bescheide mich daher, einige Alle h>rirorzuheben , in denen abweichend von den übrigen hd. dialekten der zeit entweder altertümliches gewahrt oder neues entstanden ist.

1) Älteres e (aus a): stemna stenima bei T. durchweg , doch hat er gi- stimmi 97, 6. Sonst ahd. nur i in diesem werte (vgl. as. stemma; ags. stefn.). stredunga T. 113, 2, sonst stridunga (5). Das wort ist nur bei T. belegt. Über das ursprüngl. a Tgl. Fick wtbch. P, 411.^

2) Älteres eu, eo: eu (vobis) T. 131, 20; treuaua 141, 17, leumuntFgl. 93. (Is. hat eu 5, 21; 15, 25; euuuih 11, 5; fleugendem 5, 1). Häufiger ist eo: theo- tdno T.21, 12; teof 87, 3; leoht, leobär 91, 3; seoh- 88, 1. 2; 92, 2; theonön 97, 7 (also nur in (ß) yd), leohtor gl. c.S 977*, deonoste LS. I, 3; theonost Wk. 37. (Is. hatbeodan 19, 14; leogando 33, 2; leohte 9, 23; dheonön 11, 7; 23, 3; dheoda (durchweg); dheoh 31, 3. 20.) Auf secund&rer entwicklung beruht eu, eo (über das prt. der ehemals reduplicierenden verba, sowie über eo aus got. aiv. vgl. unter io) in folgenden fällen: uueo T. 87, 2; ueor T. 89, 3. 5; feorzug LS. II, 4 (feozug Is. 25, 5).

3) Jüngeres i: bita 0. II, 14, 58, sonst auch bei 0. beta; bita nur noch Chr. und Sam. 31. seif bei 0. durchweg, während sonst ahd. fast nur skef begeg- net (ür. VI, 465). nibulnisses 0. V, 19, 27 (sonst nicht belegt). Gr. II, 996 fg. belegt i nur in compositis von nebul. mito (medo) SG. 277**, sonst hat das wort stets e (Gr. II, 658). - manabirge ^1. c«. 977»; beinbirega SG. 247% 277* (wint- berga 276*'). Dieses i ist ziemlich selten. (Gr. III, 174 fg.).

4) Jüngeres u: burolang Lid. 44, sonst immer bora-. vgl. gram. II, 550.

Ich reihe hieran noch einige filUe von auffallenden Zerstörungen eines ursprünglichen i u.

1.

messalihen T. 22, 2; mcssezunft 129, 7 (mis- findet sich bei T. nicht); raes- brahanta gl. c«, 978**, mesbrüchidu 979'*; meszumpht! Wb. 27. Demgemäss ist die angäbe bei S. 29 anm. 2 zu berichtigen. Dieses mos- ist also auf ostfrk. denkmaler beschrankt. uuesta T. durchweg; uuessa 0. durchweg (nur lY, 15, 39, 18, 30 war in V. ursprünglich uuissi resp. uuisti geschrieben); uuessun Mgl. 28GV (Is. hat uuista 3, 14). Wie die belege bei Gr. I, 1094 fg. zeigen ist dieses e auf das frk. beschränkt. giuuesso T. (30m.; nur 104, 1 giuuisso, und 226, 3 ist i in e corrigiert). Sonst begegnet stets nur giuuisso , so bei 0. Is. (Gr. 1, 1108). urre- Bti T. durchweg; Gr. 11, 538 belegt nur noch urrist Ba. gl. K.; urrusti H. 6. erö T. 6, 1 ; erä 0. lY, 31, 85 YPF. ; emo LS. I, 3 aufG&Uende und von dem zwei- maligen erä in dem 2ten Merseburger Spruch abgesehen isolierte formen. Es liegt hier wol kein lautlicher Vorgang, sondern eine Übertragung der entsprechenden endungen des st. adj. vor, wie eine solche auch im n. sg. m. n., g. sg. statthatte.

Q.

trohtin T. (yJJf ; truhtin in ««/?;) throhtin Fb. C. , 22; trohtine Wb. I, 30» drohtln Mgl. 284^ 0. Is.: druhttn. Gr. Y, 517 fg. belegt dieses o öfter nur aus

1) Das e in brengemes frg., welches sonst ahd. nirgends begegnet (Gr. in, 192 fg.), ist wol nicht mit Müllenhoff (MSD. s. XII) als sog. brechungs-e, sondern als Umlauts -e anzusetzen, vgl. as. brengian.

362 PIBTSCH

Willir. u. Notk. Über das ursprüngliche u vgl. Fick II», 777 fg. obar T. 20 m. neben ubar; obar Fgl. 19; ober Mgl. 286*; Gr. I, 83 gibt obar nur noch aus den niedd. glossen Pb. und dem cod. Trevir. des Ruiumar. Henr. üzsoth SG., 2G3': wazzersoht 263''. Gr. VI, 140 fg. gibt nur noch 2 unsichere belege für dieses o. gifohtu (inficio) SG. 263* (zu an. fiuka). Neben huggen, wovon die formen des prs. und das 6m. begegnende prt. hugita gebildet werden, erscheint bogen, von dem sich aber nur präteritale formen finden : hogeta (12) und hogta (4). ^ Von lez- terem ist auch gihogtlicheu V, 23, 73 gebildet. Sonst begegnet dieses o durchweg in den nur bei Notk. und in den gl. Cassell. belegten bildungen hogazjan hogezunga und einigemal vereinzelt. Vgl. Gr. IV, 794. 796 ; K. 448.

Einigemal ist auch ursprüngliches i u abweichend gewahrt. So steht ganz isolirt sineuua Pt. (Diut. II, 342'') fi\r seneuua, welches Icztere auch an der ent- sprechenden stelle in SG. (269') begegnet. u ist auffallend gewahrt in fngalä T. durchweg (4ra. , sonst ist das wort nicht belegt), welche form sieh auch Mgl. 285** findet. Im übrigen begegnet nur fogal. (Gr. III, 435.) Tber das ursprüngl. u vgl. Fick II«, 797.

Es gebt aus diesen belegen hervor, dass das ostfrk. (und teilweis auch das südfrk.) dazu neigt, auch ursprgl. i u nicht unangetastet zu lassen. In einzehien der oben erwähnten ßllle, wie bei trohtin obar, komt es darin mit dem niedd. überein, in anderen scheint es selbstän- dig vorgegangen zu sein, so bei mes- uuesta giuuesso urrestl.

m. Assimilation.

Tatian.*

Am häufigsten wirkt o assim. besonders in yöJ' und zwar wird durch das- selbe a verdrängt besonders in ableitungsendungen (S. 32), aber auch e in -emo -erO, (z. b. selbomo (10) suntigomo (2), einomo, thesomo; seohhorö rehtorO), in fatoron (1), bruodoron (2), aftoro (1) (S. 32); vereinzelt u in murmorötun IUI, 2, sihhoron (3) neben sihhura; i in richosun 95, 5. Progressiv verdrängt o ein a in gotouaebbi (2) neben gotauuebbi (1), gicoronö (1), -onero 122, 3 usw. (S. 31.) Neben IBmaligem offano -On (besonders in C) findet sich 14 m. offono -ön; go- in gohOrta 79, 13 ist durch das vorhergehende thö und den vocal des verbums hervorgerufen. In onseron (f. -en) sträzon 113, 1 scheint eine art reimassim. vorzuliegen.

Am nächsten an Verbreitung komt die durch e gewirkte ^ fast ausschliesslich regressive assim. Obgleich es hier oft unmöglich ist, zwischen assim. und blosser Schwächung zu scheiden , so wird doch das relativ seltene vorkommen unabhängiger Schwächung meist für die annähme einer assim. sprechen. Vgl. s. 337.

Mit Wahrscheinlichkeit ist assim. anzunehmen in formen wie senefes neben senafes; gisehenemo farlazenOn (2); arlesenc usw., da die prtc. prt. der st. verha

1) Dass in dieser form wirklich c durch einen lautlichen Vorgang ausgefallen sei, ist unwahrscheinlich. Dieselbe scheint vielmehr gebildet durch ein Sprach- gefühl, dem die möglich keit eines hogjan vorschwebt, ohne dass dasselbe factisch existiert.

2) Da S. 30 fg. bereits die assim. bei T. behandelt hat, auch das glossar die anffindung der stellen erlcichteH, so gebe ich im folgenden nur ausnahmsweise genaue citate.

DKB OBBBFBINK. LAUTSTAND DC ZX. JAHBH. 363

sonst ihr a bewahren, (vgl. unter a). Progp-essive durch e gewirkte assim. liegt sicher Yor in asesenuä 185, 2; uuerelti 132, 19; gisegenot (4), segenöta (1), regenöta (1) nsw. Das ohject dieser assim. ist meist a, ganz vereinzelt o in getes 190, 3, 1 in geleitit 145, 12, wo ge- für gi- durch das vorhergehende hafte hervorgerufen ist.

Ziemlich häufig ist femer die von i ausgehende assim. , welche ebenfalls vor- zugsweise regressiv ist und besonders a ergreift (S. 31). Doch verdrängt sie auch n, z. b. in gibulihti 13, 13 (gibuluhti 78, 9), üzwurphin inti 44, 29, ferner e in gibetis ir 141, 12. Über diriuuarta, gihigita vgl. s. 347. Progressiv hat i auf a gewirkt z. b. in mittimen (2), mittiligart (11) usw. (S. 31); auf u in uuizzit 215, 4 (für uuizzut); kaum in sibinu 89, 2 (sonst sibun); auf o in ni uirstantet 89, 6 (sonst iny nur for- vgl. S. 16). Progressive und regressive assim. hat stattgefunden in bilidi (durchweg), furnidirit (3), fingirin usw. (S. 31). Auffallend steht heilizinnes 4, 4; es scheint sich hier das jedenfalls durch das j oder vielmehr i der ableitung her- vorgerufene i der ableitnngssilbe (vgl. fluobiren, gisübircn usw. S. 31) so festgesezt zu haben, dass es im stände war sich auch den vocal der endung anzugleichen. Allerdings findet sich auch heilazet (1); heilazungä ^2).

Bedeutend seltner ist die von a ausgehende assim. Begressiv hat dieselbe 1 verdrängt in mihhala 71^ 3; e in naman thaz 164, 1; thiu da salböta 135^ 1 (sonst nur thar, dar, de), thia dar 135, 15 (f. thio d. i. ther). Progressiv hat a e ver- drängt in iuuaramo 96, 4. Auffallend ist nihheinagamo 86, 2 (sonst nihhein!g). Über samasä vgl. unter 6.

Etwas häufiger ist assimilation von u ausgegangen. Regressiv hat dasselbe gewirkt in simbulun (4); uniduru (3), (uuidaru 190, 3, sonst uuidaro uuidoro); nuh nu 173, 1; progressiv in thuruh (thurah 14m.); thiu du 170, 5 (für thiu de); pro- gressiv und regressiv in vvurzulün 13, 15. (uuurzalün (2)).

Die zwischen cons. eingeschobenen hilfsvocale richten sich meist nach dem vorausgehenden oder folgenden vocal; a findet sich in flectierten formen nur zwi- schen e und 0 oder e und e: uorahten 91, 3; berahto 107» 1; ferahes 38, 1 usw.

Otfrid.

Auch bei 0. ist o in ganz hervorragender weise als activer factor bei der assim. beteiligt, die wie bei T. vorwiegend regressiv ist. Beeinflusst wird durch regressive von o gewirkte assim. in erster reihe a. Hervorzuheben sind die verba auf -alon -anön -aron, welche fast durchaus ihr a einbüssen. unter diesen verben weisen in TP. nur diejenigen öfter a in der ableitnngssilbe auf, bei welchen das- selbe durch stammhaftes a einigermassen geschüzt war. So findet sich nur afalön (I, 23, 21; rV, 7, 43 in V.; PF. afolön); samanön (I, 27. 67; HI, 26, 35. 47;

IV, 7, 43; darnach ist Keiles angäbe s. 452 zu berichtigen) und abgesehen von giaforöt IV, 31, 30 nur afaron (1, 3, 10; 9, 12 V.; IV. 26, 20; V, 9, 49). Erhal- tung des a bei verben , deren stamm einen andern vocal enthält, ist ganz selten : giuuidaron I, 1, 60 (sonst uuidorön); bisegandt V, 3, 15 (sonst segonon). Zu erwäh- nen ist ferner das durchstehende holon (T. halön (ebenso LS. 10.); 2 m. holön) und folgende vereinzelte fälle: ruarto thö III. 18, 67. 68; uuanto tho IV, 36, 23; ruarto mo IV, 18, 40; samo sd V, 8, 43 P. Seltner wirkt o regressiv auf e: selbomo I, 4, 39; iuomo III, 22, 40 VF.: seragorao V, 9, 4 P. usw.; bruadoron IV, 13, 20;

V, 7, 59; gouuon I, 13, 4; III, 14, 75 (geuui 11, 14, 2) und in einigen schon 8.338 aufgeführten formen. Auf i hat o regressiv gewirkt in nur wenigen formen: siintolöso III, 21, 4 (suntiloscr HI, 17, 39); formonänti I, 4, 65; unforholan I, 15, 42 (sonst steht stets fir-). Zweifelhaft ist bigonöto vollständig) V, 19 , 12. 20.

ZBITSCHB. F. DBUT8CHB THILOLOaiR. VII. BD. 24

3G4 PIRTSCH

42. 5G. G4, wofUr F. 3m. biglnoto bietet. In nuuanosamo V, 23, 5 (nunniiiaaiii II, 6, 11; V, 23, 20) und fridosamo L. 29 (fridusame II, 16, 25 VP., fride- P.) scheint reimassini. vorzuliegen. Für die von o auf u ausgeübte regressive assim. weiss ich nur mannnonto (molliter) II, 14, 42; III, 19, 20 u. ö. (neben mammunti, mammunti), ferner thusonton III, G, 4. 53 (sonst nur unflectiert: thüsunt) und fado- mon IV, 29, 7 (vgl. unten) anzuführen. o wirkt schliesslich regressiv auf die diphthonge ua ia; fiber uo vgl. s. 355 (bluomun Schreibfehler oder halbe nssim:?). io ist nicht in dem grade durch folgendes o bedingt, es findet sich meist au stellcu, wo von assim. keine rede sein kann. Docli ist leztere wol als sicher anzunehmen in formen wie zioro (10 m.; ziaro I, 2, 41; IV, 28, 8; ziero I, 4, 19) gegenüber ziara I, 21. 13; ziarara II, 10, 11; ferner sdoro (9m.; sciaro II, 11, 49) gegenüber gisciari IV, 12, 44 und miotono V, 19, 57 gegenüber miata III, 14, 100 usw.

Progressiv wirkt o, so viel ich sehe, nur auf a. So in botoscaf II, 13, 7; forosagon I, 5, 19 V.; gotouuebbi V, 19. 46; lobosam III, 26, 13; IV, 1, 39; obo IV, 28, 20; H. 131 usw. In uuorolt, wofür nur V, 1, 2 V. uuoralt sich findet, scheint die assimilationskraft des o und der einfluss des 1 auf a (vgl. oben unter a) zusammengewirkt zu haben.

Progressive und regressive assimilation hat stattgefunden in uuolkono, -onon I, 5, 6; IV, 7, 40; 19, 54; V, 17, 40; offono IE, 20, 12 usw. durchweg (K.373); offouOn III, 15, 23 usw. durchweg (K. 452); Ostoron-Ono III, 6, 13; 7, 5 usw.

Was die von e gewirkte assimilation anlangt , so Ifisst sich auch bei 0. nicht in allen f&llen genau entscheiden, ob nicht ein einfaches herabsinken des vocals zu e vorliegt. Unzweifelhaft scheint mir assim. in formen wie fehes I, 12, 2; 13, 14 u. 5. (fihu I, 11, 57; IV, 5, 3. 7); niuenes (nuper) V, 9, 19 (niuuanes III, 20, 76); offenen >emo III, 21, 33. 35 (sonst ist nur offan, offanaz (2); offonoro (2) offono (7) belogt); kciseres IV, 6, 30; 20, 22; 24, 6 VF. für keisores in P. (vgl. 8.838); mammonteru IV, 11, 25; sorgilechemo IV, 35, 32 V. (sorgilichemo PF.). Durch regressive assim. ist wahrscheinlich auch ze hervorgerufen an folgenden stellen: ze ther I, 6, 2; ze thero I, 11, 62; ze herzen I, 23, 27; ze theru IV, 27, 2. Sonst steht in VP. immer zi. Hervorzuheben ist schliesslich, dass e auch auf die diphtlionge ua ia seine assimilierende kraft ausübt. Wie uo nur vor o, so findet sidi ue (von duent usw. abgesehen vgl. oben) in VP. nur vor folgendem e und auch ie begegnet vorzugsweise vor e, besonders in den formen des praes. der st verba mit wurzelhaftem u.

Ziemlich häufig ist auch von i assim. ausgegangen. Betroffen wird von der- selben vorzugsweise a: zahirin V, 6, 36; ubiri V, 23, 75; armilih III, 14, 120; IV, 16, 24 usw. (armalih IV, 24, 24 u. ö.); göriglicha IV, 26, 8; giuuariltcho H, 5, 4 (giuuaraHcho III, 16, 22 u. ö.); leitiri IV, 16, 23; diufil ir üi, 14, 53 (vgl. E. 163). e ist von i verdrängt in kundinti I, 23, 10; uuis iz I, 9, 36 V. für uues iz PF. 1 hat sich o assimiliert in friuntilih V, 1, 17. 30 usw. durchweg; mannilih I, 3, 40 usw. 13m., nur I, 6, 15; 23, 12 VP.; lU, 20, 39 P. steht man- nolih (vgl. K. 443; gram. If, 569); femer sogar o in namiti I^ 9, 14.

Progressive durch i gewirkte assim. finde ich nur in scinintaz V, 22, 7, vgL jedoch auch s. 338. Progressive und regressive assim. hat stattgefunden in spihiri I, 28, 16; bilidi IV, 15, 35 usw. durchweg; bittiri ü, 11, 47; V, 8, 50; nidiri L. 26; H. 155; nidiri (adj.) III, 3, 19; V, 4. 18, neben denen formen mit -ar nicht begegnen, femer in himilis gi- I^ 1, 56; sibini, -in I, 3, 36; V, 14, 20. 24 (siban IV, 6, 47, sonst sibun; sibino I, 4, 59).

DIR OBEBFRANK. LAÜTSTAND IM IX. JAHRH. 365

Etwas häufiger als bei T. wirkt bei 0. a assim. Dieselbe trifft regressiv e: bruadarscaf V, 23, 119 P. (in V. ist a in e corrigiert); scinantaz I, 17, 65; II, 17, 11; V, 22, 7 P.; fliaxzantaz II, 14, 30 (sonst -enti). Ferner n: santar III, 23, 3 D. und vieUeicht gehört hierher auch fadamä lY, 29, 13 VF. (fadumä P.); das a in fadamon IV, 29, 32 V., welches neben faduiu IV, 29, 41; fadumä IV, 29, 24 und dem bereits oben erwähnten fadomon begegnet, erklärt sich wol am besten durch die annähme eines Schreibfehlers für u, welches PF an dieser stelle bieten.

Progressiv hat a assim. gewirkt in farantemo II, 14, 3; uualtanteru V, 25, 92; uualtantemo V, 25, 91; allan V, 3, 12 (für allon). Regressive und progressive assim. liegt vor in andaraz 11, 22, 30; andara I, 17, 77; 18, 33 (sonst, von anda- remo V, 9, 17 abgesehen, nur ander).

Am seltensten ist assim. von u ausgegangen: thuruh durchweg; nagultun IV, 27, 7; drüstun III, 24, 3; ungumachu III, 7, 18. Vielleicht verdankt auch hugulust n, 11, 64; IV, 37, 38, das nur bei 0. belegt ist, sein zweites u der assim. an die beiden andern u des compositums. (vgl. hugilustin IV, 37, 38 F., bugulistin P., welches leztero wol ft)r hugilustin verschrieben ist.)^

Über die zwischen cons. eingeschobenen hilfsvocale lässt sich wenig mehr sagen, als dass dieselben sich bei weitem nicht so sehr nach den umgebenden voca- len richten wie im T. So hält forahta, forahtcn fast durchweg a fest, welche vocale immer in der endung folgen mögen: forahtun III, 8, 25. 38 usw.; forahten

1, 1, 84 u. ö.; forahtist IV, 31, 7; forahtentc V, 20, 61. Nur I, 4, 27 VPF. steht forihti und V, 4, 37 VP. forehtet. Von ferah findet sich ferahes III, 14, 106, dage- gen ferehes ni, 23, 31; ferehe IV, 33, 27; V, 11, 26. Von bifelhan begegnet bifa- lah IV, 15, 62; 32, 8; bifolahan V, 3, 18; bifiluhu IV, 33, 24; von beraht: berahta rV, 83, 11; berehtera V, 17, 32.

Die kleineren denkmJUer bieten folgende belege flir die assim. : FgL uuidomo 145; bilidi 142 ; muaza 141 ist gegenüber dem 4 maligen uo (sonst ö) vielleicht als durch assim. entstanden anzusehen ; hitumum 118. gl.ID, faliuuisca 499* für falanuisca

2. b. ü. V, 20, 27; fingirin 499»» ; giuuittiu 499»» für giuuätiu. gl. C.» gariuuis 978*. gl. c.« giholut 978'; gefremitiu 978*» (sonst gi-); hazzigirö 979"; btgariuui (fundi- tus) 979 1* d. i. bi garauui; mesbrahantä (abusi) 978". Auch eichene (vindicasse) 978" verdankt sein e wol der assim. an das e der endung (das wort wird nicht mit Gr. I, 127 zu eichOn, sondern mit annähme von bair. ch für g zu eiganjan (eigiue 0. III, 16, 18; eichine Diut III, 68) zu stellen sein). gl. £z. Über drihtdin vgl. 8.347. Wb. alengomo 9; fergoumolos(d)ta 7. 23; itelen 11 (italiu 12. 21); liheme 15, dessen e jedoch nicht sicher ist, vgl. MSD. zu LXXVI, 15; trunchini 26; gilüttiri 32; armaro 6; auch en für in zwischen mez und demo 15 gehört wol hierher. Mgl« dougini 284", ahurborini 285^ Vielleicht gehören auch .forscelOn 282, unsüberent 283* hierher. Mb. uncldigimo 7 (2). In gsesähi 20 ist viel- leicht a (sonst steht gi- ge-) in e corrigiert. Bb. domo 7; so uo für sO ni 9; gilosön 15 ist aus golosOn corrigiert. Lb. ruoholOso 27; gisuenen 18 (gisuonda 18) ; in sedelo 22 , stadalo legero 23 scheint der vocal der ableitungssilbe durch den der Stammsilbe bestimt. Lbs* comonne 2. In hurolob 4 scheinen sich die bei- den 0 gegenseitig zu bedingen. lYk. In heilag richtet sich der vocal der ablei-

1) Dass auch ei bei 0. assim. zu wirken scheint, ist bereits oben unter a erwähnt worden, ebenso dass vielleicht von e 1 eine art halber assim. ausgeht,

24*

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366 PIBTSCH

tnngssilbe im ersten teil des Wk. (1 65) nach dem vocal der endung: heilegemo 45, heilegero 50, beilegen 57. 58, heilogo 59. 60. 61. 62; im lezten teil dagegen wird a gewahrt: heilago 65 (doch scheint hier a aus o corrigiert), 66. 68. 74. 76; beilage 74. vgl. MSD. zu LVI, 65. Femer: gomoheit 55 (gomaheit 56. 69); gimartoröt 94; minneren 77; einezem 69; mannisginimo 88. Für guodes 22 war ursprünglich guedes geschrieben. Lid. holöda 4; yielleicht gehört auch urlub 27 hierher. SG. gewormot (vermiculata) 248'»;» ratiri 246»»; piliri 248 *»; ridirodin 249*^; vulhiri 263^; erhabenem 266^ (sonst ist a im st. prtc. prt. constant); trnn- kini 269*; segesna 277* f. segansa; firiuuizzi 277». Pb. Für ubilero 3 war ursprünglich ubelero geschrieben. Dass in diesen belegen o nicht in dem masse als hauptfactor der assim. hervortritt, wie bei T. 0., bemht wol auf zufall. Betrof- fen wird von der assim. auch hier besonders a. Bei Is. ist die assira. ziemlich beschränkt. Ich begnüge mich mit einem hinweis auf das von Weinh. Is. s. 62. 63 bemerkte, wonach assim. nur von o auf a (und i in gimartorOdan 25, 9 neben gimartiröt 27, 20) ausgeübt wird und füge demselben nur bei, dass auch Is. stets edhili hat, dass famuu 21, 15 vielleicht = faruwu (s. Weinh. 69) und dass heilegim quhidim 23, 31 wol auch auf assim. beruht.

Die vocalische assimilation beherscht den vocalismus des oberfrk. des IX. jh. und besonders den des evangelienbuches in weit grösserer ansdehnnng als den des oberd. derselben zeit Scherer hat in der ztschr. f. d. österr. gymnas. XXIV, 289 fg. eine vorläufige regel fBr das eintreten der assim. aufgestellt, welche durch die obigen belege sich als fQr das oberfrk. im ^gemeinen zutreffend, aber doch als verschie- dener ergänzungen und einschränkungen bedürftig erweist. Scherer sagt : ^der assimilierte vocal gehört der ableituDg, der assimilierende der flerionsendung an: der veränderliche und darum charakteristischere teil des wertes trägt es über den constanten und unveränderlichen davon (und daher von zwei ableitungssilben die neu hinzutretende über die der Wurzel näher verbundene z. b. suntiringon für suntaringon).^* (s. 289.) So ist es allerdings meist, keineswegs aber immer. Nicht nur, dass, wie auch Scherer (s. 290) andeutet, der vocal der wurzel auf den vocal von Vorsilben (gohörta T. unforholan formonänti 0. gefremitiu gl. c* gffisähi? Mb.) und ableitungs- oder iiexionssilben (gicoronS -onerö zese- uuä uuereltl mittimen uuizzit f. uuizzut T. ; obo uuorolt sclnintaz faran- temo ttualtantemo allan f. allen 0. ; thuruh T. 0. ; armaro Wb. ; sedelo legere stadalo Lb. segesna SG.) wirkt, oder dass ferner in compos. zwei Wurzelsilben in streit geraten über die förbung des compositions- vocals (gotouuebbi (gotauuebbi). mittiligart (mittilagarte 25, 1) T.; suntoldso botoscaf forosagon gotouuebbi lobosam armilth (armaUh) giuua-

1) Dass hier älteres o gewahrt sei, glaube ich nicht. Gr. I, 10i4 gibt mit o: tmormo gl. Emmer., geuuormöt Mep., die sich beide durch assim. erklären; ausser- dem aber allerdings auch uuorma aus den gl. in vitas patram (VF.)-

DER OBBBPBÄNK. LAUTSTAND IM IX. JABBH. 367

rillcho (giauaialicho) 0.; faliuuisca gl. ID. (fala- 0.) gomoheit (goma- heit) Wk.), sondern die assimilation breitet sich auch noch viel wei- ter aus. Zuweilen wird sie von dem einen vocal (nur o) einer zwei- silbigen flexionsendung auf den andern derselben (nur e) ausgeübt: selbomo, cinomo, seohhorö rehtord usw. T.; sclbomo, iuomo seragomoO. alengomo Wb.; zuweilen gehören assimilierender und assimilierter vocal einer ableitungsendung an : -iri f. -ari. (Die belege oben unter a.) Fer- ner geht die assimilation einigemal von dem vocal einer ableitungs- endung aus, wodurch der vocal der endung verdrängt wird: iuua- ramo T.; hazzigiro gl. c* uncidigimo Mb. (2); mannisginimo Wk. und auch heilizinues T. niheinagamo T. werden hierher zu ziehen sein. Auch der stamm vocal bleibt nicht unangetastet: io ie bei 0. gehören nur teilweise hierher, wol aber Otfrids uo ue und fälle wie getes T. fehes niuenes sorgilechemo santar drüstun gouuon 0. holdn 0. durch- weg, T. 2 m.; gl. c* Auffallend und vielleicht blosse Schreibfehler oder falsche lesungen sind ginuittiu gl. ID. mesbrahantä gl. c' Damit noch nicht genug , greift die assimilation auch über die grenze des einen Wortes hinaus in benachbarte Wörter: hafte geleitit, üzvvurphin inti, gibetis ir, ni uirstantet, naman thaz, thiu da salböta, thia dar, thiu du T.; ruarto thö, uuanto thö, ruarto mo, samo so, diufll ir, himilis gi-, uuls iz, ze für zi vor ther (3) herzen 0.; s6 no Rb.

Scherer a. a. o. s. 289 sagt weiter ^ der assimilation erleidende vocal sei stets a. Dass er auch e sein kann haben uns die oben angeführten -omo -orö schon gezeigt. Zu diesen treten noch andre, so: fatoron bruodoron aftoro ; naman thaz , thia dar usw. T. bruodoron gouuon 0. domo Bb. comonne Lbs. Ferner kann u object der assimilation sein: sihhoron murmorötun^ gibuliht! T.; fadomon thusonton mammonto 0./ und i : richosön T. ; suntolöso formonänti unforholan fehes 0. ja auch o: getes T. keiseres 0. Die assimilation wirkenden vocale sind nach Scherer: e i o oder u. Zunächst niuss entschieden o vorangestellt wer- den,' schon darum, weil man bezüglich des e meist nicht mit Sicher- heit entscheiden kann, ob dasselbe nicht durch einfaches herabsinken entstanden ist. Hinzuzufügen ist ferner a, wenn es auch in sehr beschränkter sphäre wirksam ist. Wie anders als durch die annähme

1) Wenn bei 0. sibini, -Id (3) neben gewöhnlichem sibnn, einmaligem siban erscheint, 80 kann man vielleicht mit Seh. annehmen, dass hier i nicht n, sondern a verdrängt habe, dagegen ist eine gleiche annähme bezüglich des im T. neben ansschliesslichem sibnn, sibnn! begegnenden sibinn (wol f. sibiniu) kaum zulSssig.

2) In manchen oberd. dcnkm. scheint als activer factor der assim. mehr das i in den Vordergrund zn treten, so z. b. in der Benedictinerregel (vgl. Seiler in PB. beitr. 1 , 430) nnd in den Mnrbacher hymnen (Sievers s. 11).

368 I>IETSCH, DER OBBIIFBImK. LAUTSTANB IM IX. JAHBH.

eiuer assimilation lassen sich formen wie mihhala iuuaramo, naman thaz usw. T. bruadarscaf scfnantaz fliazzantaz santar 0. erklären?

Wenn ein vocal (besonders a) zwischen zwei silben steht, die gleichen vocal haben, so widersteht er nur selten der doppelten bedro- hang seiner integiität. Doch findet sich bei T. offauo -ön öfter als offono -öu, ferner -nidarit (3) neben nidirit. Über thegane sedale, legare usw. bei 0. s. oben unter a.

Dass grade o in so hohem masse sich durch die assimilation aus- breitet, scheint seinen grund in einer auch sonst hervortretenden Vor- liebe des hd. für diesen vocal zu haben. Ich erinnere z. b. an die Übertragung der ondung -dno des g. pl. der sw. f. nicht allein auf die sw. m. n., sondern auch auf die st. f. mit a- stamm ^ an die vielfache Wandlung von ursprgl. u in o durch folgendes a, während ursprgl. i unversehrt bleibt, ferner an die bewahrung der participialendung -öt noch im mhd. , an nhd. dero iro , an ausrufe wie feueijo diebjo , mordjo, feindjo (vgl. auch wafend Parz. 675, 18).

BRESLAU. P. PIETSGH.

(Schlius folgt.)

ZU PILATUS.

(Massmann, deutsche Gedichte des 11. und 12. jrh. I, 145 fgg.)

Vorrede: 34. schreib min st. miY mit Wackernagel; 41. dakomei doch (da^) also ; 50. di ,,. sint min , es ist etwa werc zu ergänzen ; 56. enÜo^en; 74. vühtet; 81. äweffic; 87. unseres viendes (des teufeis)?; 91. guotende. Wackernagel; 118. gib mir (da^) zelone?; 132. stt (ich)^ 151. di sin (er) gez.; 173. gdeit^ st. gelert (: arheit).

9. nigen (alle) an; 14. des st. de^; 33. e (nach) ^nem rehte; 34. dem st. den; 40. ne häe; 57. Tyro; 68. hete : spete; 73. komma st. kolon; 185. und i^ bleibt; 157. hugen : zugefi; 183. im so voU jgoclh = gab ihm so volles mass; 294. Pylatus h.... etwa honete? 299. 300. Payno und Pilato müssen die stelle wechseln; 316. hegunde Paynus; 352. van großer st. an groze; 355. santen in üf; 383. Mit; 390. siner; 439. in fremUiche.

GÖTTINGEN. R. SPRENGER.

OSWALD BERTRAM.

Oswald Bertram war geboren am 15- uctobcr 1S27 in Eriiu leben, einem in der provinz Sachsen uuferu Ballenstcdt gclogcnon Ktädtchen. Nachdem er seinen ▼ater, der daselbst einnehmer war, schon in seinem IVmften lobennjahro verloren hatte, kam er zu ostern 1838 als orphanns in die waiscnanstalt der Franckeschcn Stiftungen zu Hallo. Hier giong er in der lateinischen schule (dem gymnasium) bis prima, und trat dann 18-lG als lehrling in die buchhandlung des Waisenhauses, wo er bereits nach zwei jähren so weit gediehen wai*, dass er die Stellung eines gehilfen auszufAlleu vermochte. Nachdem er darauf noch in einer Berliner und einer Leipziger buchhandlung tätig gewesen war, kaufte er 1852 die Luckhart« sehe sortimeutsbuchhandlnug in Kassel, fand aber dort keinen günstigen boden für seine bestrebungen. Im jähre 1«S58 zu michaelis kehi*te er an den ausgangs- punkt seiner berufstätigkcit, nach Halle, zurück, um die leituug der Waisenhaus- buchhandlung und der mit dieser zusammenhängenden anstalten, der buchdruckerei und der Cansteinschcu bibelunstalt , zu übernehmen, und hiermit hatte er seinen richtigen Wirkungskreis gefunden.

Die buchhandlung des Hallischcn Waisenhauses ist ein altehrwürdiges Insti- tut, fast gleichzeitig mit dem waisenhausc selbst entstanden, ebenso wie dieses aus den kleinsten, bescheidensten anfangen hervorgegangen, und eben so wie dieses schon unter der gesegneten band ihres trcflichen begrüuders zu hoher blute und fruchtbarer Wirksamkeit gediehen. August Hermann Francke, der unvergessliche gründer des Waisenhauses ; hatte in seiner pfarrkirchc in der damaligen Hallischen Vorstadt Glaucba am ersten sonn tage nach Trinitatis 1697 eine predigt gehalten „von der pflicht gegen die armen." Sein schüler und freund Hemrich Julius Elers (geb. 1667» gest. 1728) Hess sie drucken und verkaufte sie auf der Leipziger messe zum besten des Waisenhauses, und der reiche ertrag ward ihm ein wink gottes auf die- ser bahn weiter zu gehen. So gründete er 1007 die buchliandlung und kurz dar- nach auch die buchdruckerci mit so glücklichem erfolge , dass die tüchtigsten kräfte der ebenfalls erst neugegründeten Hallischen Universität und auch namhafte aus- wärtige gelehrte, männer wie Francke, Freylinghausen, Spener, Lange, Michaelis, Porst, Bambach, Stryk, Boehmer, Hcineccius, Stahl u. a. sich ihm vertrauensvoll zuwanten, wodurch die buchhandlung sich binnen wenig Jahrzehnten zu einem der bedeutendsten damaligen verlagsgeschäfto aufschwang. Damit war ihr solider ruf für immer begründet, und wenngleich Elers seine seltene tüchtigkeit und tatkraft nicht auf seine nachfolger vererben kontc, blieb der verlag doch immerhin ein gedie- gener und wertvoller, und ward durch manches wichtige und umföngliche werk vermehrt. In den siebziger jähren nahm er wiederum einen mächtigen aufschwung, als in folge der Verbindung mit Emesti und F. A. Wolf die Hallischcn testaus- gaben griechischer und römischer klassikcr allgemeine Verbreitung bis über Deutsch- lands grenzen hinaus gewannen und durch fast ein halbes Jahrhundert behielten.

Als Bertram 1858 die Verwaltung der buchhandlung, bibelanstalt und drucke- rei übernahm, gewann er damit für die entfaltung seiner tätigkcit den geeignet- sten und fruchtbarsten boden. Denn diese altberühmten Institute harrten' gleich- sam nur eines frühlingshauches, um widerum zu neuem blühenden leben zu erwa-

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chen. Und wie er selbst, in den Franckoschen stiftangen erzogen und herangebil- det, widerum die volle pictät gegen die Stiftungen uiitbracbtc, so fand er auch andrerseits bei ihren leitcrn und angchörigcu da^ vollste vertrauen und freund- lichste entgegenkommen. Aber freilich Avar er auch ganz der mann dazu, diese Institute widerum zu veijungcn und ihnen einen grossartigen aufschwung zu geben.

Bei einem von kind auf nicht kräftigen körpcrbau war er begabt mit einem geweckten geistc, der, unterstflzt von reichen und mannigfaltigen kontnisscn, sich überall leicht zurechtzufinden wüste, mit einem festen, beharrlichen willen, einem auf das edlere gerichtülcn sinne und einem wolwollcudcn gemüte. Dazu kam ein vorzügliches praktisches geschick und gcwantheit des Umganges, gefordert durch eine angenehme äusserliche erscheiuung. Neben seinem eigentlichen berufe, dem buch- handel, hatte er überdies bei seinem freunde Bobardt, dem ebenso unterrichteten als praktisch tüchtigen Vorsteher der buchdruckerei des Waisenhauses, auch die buch- druckerkunst praktisch erlernt, und darnach auch die damals noch übliche prüfung in Merseburg bestanden, und diese praktische kentnis der buchdruckerei kam ihm nun bei seiner Verwaltung aufs treflichste zu statten.

Wie einst Elers so suchte nun auch Bertram namentlich auch anknüpfnng mit der universit&t und fand hier auch widerum das freundlichste entgegenkommen. So entwickelte sich zwischen ihm und mehreren Universitätslehrern freundschaft- licher verkehr und gegenseitige forderung, und bei seinem unternehmenden geiste, seinem leicht fassenden und verarbeitenden köpfe, seiner rastlosen tatigkeit, dehn- ten sich die kreise und spannen sich die faden seiner Wirksamkeit immer weiter und weiter, und von jähr zu jähr wuchs er gleichsam mit seinen zwecken. Als geschäftsmann wüste er zwar den ertrag gangbarer Schulbücher und jugendschrif- ten wol zu schätzen, imd pflegte deshalb nicht nur die im vorläge vorgefundenen brauchbaren unter beständigem sorglichem bedachte auf ihre verbessening (wie z. b. die vielverbreitete Eehtermeyersche Auswahl deutscher gedichte unter seiner Verwal- tung wesentliche Verbesserung erfuhr), sondern er fügte auch nicht wenige andere neu hinzu, auch bei diesen bedacht nur wirklich gutes und nützliches zu gevrin- nen, und die herstellung blosser gehaltloser oder gar schädlicher fabrikwaare ver- schmähend. Aber daneben hatte er sich von vorn herein noch ein höheres und edleres ziel gesteckt, dem er unverwant zustrebte durch Schaffung eines gehaltvol- len wissenschaftlichen Verlages, der sich allmählich immer weiter ausdehnte über verschiedene föchcr, unter natürlicher durch die Verhältnisse gegebener bevorzugung der philologisch -historischen. Der einst so blühende verlag altklassischer littera- tur konte freilich unter gänzlich veränderten Verhältnissen, denen rechtzeitig rasch und rüstig zu entsprechen man verabsäumt hatte, nicht wider gewonnen werden. Als ersatz dafür suchte Bertram andere disciplinen heranzuziehen, und mit rich- tigem blicke besonders solche, die in frischem aufschwunge begriffen sind, wie namentlich deutsche philologie, Sprachwissenschaft und deutsche geschichtliche quellenforschung. Und mit wie günstigem und fruchtbar wachsenden erfolge er seine bestrebungen ausdehnte, bekunden die 1873 und 1875 ausgegebenen verlaga- kataloge. Daher ward es ihm möglich, auch solche wissenschaftliche Unternehmun- gen zu unterstützen und zu fördern, die keinen unmittelbaren geldgewinn eintru- gen, oder auch wol kaum die herstellungskosten erreichten, zumal er mit sicherem praktischem blicke die grenzen des möglichen und der buchhandlung zuträglichen stets fest im äuge behielt. Und so weit er vermochte, tat er solches auch gern, und zwar nicht blos um die ehre und den glänz des altberühmten namens der Verlagshandlung zu wahren und zu erhöhen, sondern auch deshalb, weil ihm die

0. BEBTBAX 371

erkentnis nicht verborgen geblieben war, dass das wahre gedeihen einer grossen würdigen buchhandlnng und des buchhandels überhaupt schliesslich doch auf der pflege eines reichen und gediegenen wissenschaftlichen Verlages beruht» und weil er auch selbst einen auf das höhere und ideale gerichteten sinn besass.

Die Cansteinsche bibclanstalt, deren Verwaltung Bertram 1858 ebenfalls über- nahm, hatte ihr erstes neues testament 1712, ihre erste vollständige bibel 1713 ausgegeben, mit einem von dem candidaten der thcologie Job. Heinr. Grischow besorgten texte. Ihre eigene druckerei war 1734 gegründet worden. Weil aber diese druckorei dem gestiegenen bedürfnisse nicht mehr genügte, kam jezt der bereits angebahnte und vorbereitete plan einer Verschmelzung der Oansteinschen bibeldruckerei mit dem g^östen teile der waiseuhausbuchdruckerei zur ausföhrung, und die also vereinigte druckerei ward unter bedeutendem kostenaufwande mit maschinen und verraten derart ausgestattet, dass sie unter der treflichen leitung ihres kundigen Vorstehers Bobardt allen ansprächen des schwierigsten werk- und auch des kunstdruckes so wie der Stereotypie in eben so gediegener als geschmack- voller ausstattung entsprechen konte. Damit hob sich der j&hrliche durchschnitt- liche absatz an deutschen, polnischen, wendischen und littauischen bibeln und testa- menten auf ungefähr 50,000 exemplare, und die summe der sämtlichen von der Oansteinschen bibelanstalt seit 1712 gedruckten bibeln und testamente erreichte bereits 1872 die stattliche ziffer von 5,7d9,874 exemplaren. Auch der text der deut- schen bibel ward jetzt einer durchgreifenden revision unterzogen. Den theologischen teil dieser aufgäbe besorgte eine von den evangelischen kirchenbehörden Deutsch- lands damit betraute commission namhafter theologen; die eigentliche philologische bearbeitung dagegen führte professor Frommann in Nürnberg aus. Wie gewissen- haft, wie g^ründlich, wie sachkundig, wie geschickt, mit wie richtiger philologischer methode diese bearbeitung ausgeführt ist, das lernt man erst dann vollkommen erkennen und würdigen, wenn man sich die mühe nimt, einen bogen dieser neuen ausgäbe mit dem alten Oansteinschen texte, mit dem texte der Lutherschen Origi- nalausgabe lezter band von 1545 und mit dem grundtexte wort für wort prüfend zu vergleichen. Die vervolkomnete waiseuhausbuchdruckerei lieferte jetzt nament- lich eine betrachtliche reihe schwieriger, und zum teil sehr schwieriger sprachwis- senschaftlicher werke mit musterhafter correctheit und in würdiger und geschmack- voller ausstattung. So vorzügliche leistungen fanden denn auch bald überall die wol verdiente anerkennung, so dass der druckerei selbst aus weiter ferne, aus Lon- don, Edinburgh, Oxford, Paris, Smyma usw. ehrende und lohnende auftrage zugien- gen, und dass sie zeitweilig den andrang des fremden und des gestiegenen eige- nen bedarfes selbst mit höchster anstrengung kaum zu bewältigen vermochte.

Aber mit dieser fruchtbaren tätigkeit für buchhandlnng, bibelanstalt und druckerei war Bertrams tätigkeit noch nicht erschöpft; vielmehr verfolgte er mit lebhaftem eifer das gesamte Interesse des deutschen buchhandels und buchdruckerei- wesens und war eben so emsig als einsichtig um die förderung beider unablässig bemüht. Für all das ward ihm denn auch die ungeteilte anerkennung und Wür- digung seiner berufsgenossen zu teil, die auch darin sich aussprach, dass er schon vor länger als einem Jahrzehnte ausschussmitglied des börsenvereins der deutschen buchhändler, und vor Jahresfrist Vorstandsmitglied desselben ward. Namentlich aber erwarb er sich hohes verdienst um gründung und leitung des deutschen buch- dmckervereins, und war als dessen Vorstandsmitglied und als versitzender des thü- ringischen bezirksvereines ebenso einsichtig als unermüdlich tätig für eine gesunde Organisation und fortentwickelung des druckereiwesens. Die Überstürzungen der

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372 O. BEBT&AM

lezten jähre, die fiberspanten und törichten fordernngen und ansprüche der einen, die teils notgedmogene, teils egoistisch bequeme nachgiebigkeit und gleicbgütig* keit der anderen seite machten ihm zwar manchen schweren verdmss, und konten ihm zuweilen wol gar seinen beraf fast yerleiden , dennoch liess er sich in seinen zugleich verständigen und wohlwollenden, gerochtigkoit und billigkeit vereinenden und vcrsönondcn bcstrebungen nicht irre machen und nicht abschrecken. Wahr- lich nicht seine schuld ist es, wenn yor einigen jähren ein tarif yereinbart wurde, welcher verschiedene bestimmungon cnthftlt, die dem deutschen buchhandd und damit auch dem durch ihn vermittelten edelsten teile des nationabeichtnmes, dem geistigen, zu schwerem schaden gereichen: wol aber wird es zum guten teile sein verdienst sein, wenn eine vernünftige und heilsame reform dieses tarifes gelingt, der er bereits so tOchtig vorgearbeitet hat.

Endlich noch hat Bertram sich auch schriftstellerisch betätigt, teils durch aufsätze in dem auch zeitweilig von ihm redigierten Hallischen tageblatte, in der Magdeburger zeitung und in buclihändlerischen Zeitschriften, teils aber auch durch selbständig erschienene Schriften. Eine 6 bogen starke geschichie der Cansiein- sehen bibelanstalt hat er bereits 1863 veröffentlicht. Eine geschichte der buch- handlung des Waisenhauses hat er begonnen mit einer biographie ihres gründers Elers, aber noch nicht zu ende führen können. Und die jüngsten bewegungen innerhalb des buchdruckereigewerbes mit dem daraus hervorgegangenen buchdrucker- normaltarif haben ihn veranlasst zur abfassung und Veröffentlichung eines 48 sei- ton starken bfichleins unter dem titel: Manuscript und correctur, dessen klare und verständige erörterungen und eingestreute anregende gedanken nicht bloss von Schriftstellern und budihändlem beachtet zu werden verdienen.

Eine so vielseitig angestrengte und andauernde tätigkeit hätte selbst einem kräftigeren körper nachteilig werden können. Um so grössere besorgnis hegten Bertrams freunde schon seit längerer zeit, wenn er, selbst ernstere unpässlichkei- ten nicht achtend, bei jeder Jahreszeit und Witterung nicht nur in seinen geschäfts- räumen tätig war, sondern sogar weite und angreifende reisen im Interesse seiner bcstrebungen fUr buchhandlung und buchdruckerei ausf&hrte. Selbst als im ver- flossenen sommer ärztliches gebot ihm, wegen eines schweren und bedrohlichen lungenleidens, f&r längere zeit den besuch von kur- und erholungsorten und gänz- liche enthaltung von aller geschäftstätigkeit anbefahl, konte er so völlige Untätig- keit sich nicht abgewinnen, sondern besorgte immer noch eine wichtige correspon- denz. Gegen winters anfang kehrte er von ländlichem aufenthalte nach Halle zu- rück, und folgte im beginne des Januar der ehrenden ladung des ihn sehr hodi- schätzenden preussischen Unterrichtsministeriums, als Vertreter des deutschen buch- druckervereines an den beratungen der conferenz für regelung der deutschen recht- schreibung teil zu nehmen. Sehr lebhaft und wirksam beteiligte er sich an den Ver- handlungen, aber schwer angegriffen kehrte er wider heim. Bald darnach sank er aufs krankenlager, von dem er nicht wider erstand. Am 10. april 1876, im noch nicht vollendeten 49. lebensjahre, entriss ihn der tod seiner gattin, die mit ängstlicher sorge und in treuester pflege seit monaten schwer um ihn gebangt hatte, und sei- nen drei kindem. Sein frühes hinscheiden ist ein schwerer, schmerzlicher Ver- lust nicht nur für seine familie und für das Waisenhaus; aber wie er das seine redlich und reichlich getan hat, so wird sein andenken, die erinnerung an das was er als geschäftsmann und als mensch gewirkt hat und gewesen ist, dauernd geseg- net bleiben.

O. BBBTBAK 378

Um den lesern dieser von ihm gegründeten Zeitschrift eine Übersichtliche YorsteUung der förderiing zu geben, welche die deutsche philologie seiner verlags- tätigkeit verdankt, lasse ich in chronologischer reihe die titel der bedeutenderen werke aus dem gebiete deutscher philologie folgen, welche unter seiner Verwaltung der buchhandlung erschienen sind, und füge zur Vervollständigung auch das wich- tigste aus den n&chstverwanten gebieten der litteratur, der Sprachwissenschaft und der deutschen geschichtlichen quellenforschuug hinzu.

1860. Schade, Paradigmen zur deutschon grammatik. (2. a. 1868. 3. a. 1873).

1861. San-Marte (R. R. Schulz), Parzival -Studien. 1 3. 1861—62.

1862. Koberstein, Laut- und flexiouslehre der mhd. und nhd. spräche. (2. a. 1867.

8. a. 1873). Schade, altdeutsches lesebuch.

1866. Schade, altdeutsches Wörterbuch. (2. a. heftl 3. 1873—76).

1867. Heyne, altniederdeutsche eigennamen.

1868. Weinhold, Boie.

Zeitschrift für deutsche philologie , herausg. v. HÖpfner und Zacher. Bd. 1 bis 7, 3. 1868—76. Ergänzungsband 1874.

1869. Germanistische handbibliothek , herausg. von J. Zacher:

1. Walther von der Vogolweide, herausg. von W. Wilmanns 1869.

2. Endrun, herausg. von E. Martin. 1872.

3. Yulfila, herausg. von E. Bernhardt. 1875. Opitz, über die spräche Luthers.

Visio Tnugdali ed. Schade.

Liber de infantia Mariae ed. Schade.

1870. Höfer, altvil im Sachsenspiegel.

Narrationes de vita et conversatione Mariae ed. Schade.

Thomson, einfluss der germanischen sprachen auf die finnisch - lappischen,

übs. von Sievers. Weinhold, die deutschen monatsnamen. Weinhold, die gotische spräche im dienste des kristentums. Wendeler, de praeambuUs. 1.

1871. Taciti Germania ed. Schweizer -Sidler. (2.a. 1874). Wimmer, altnordische grammatik, Übs. von Sievers.

1872. Fridankes bescheidenheit, herausg. von H. £. Bezzenberger. Hansen, Johann Bist

Leo, angelsächsisches glossar. 1. Möbius, über die altnordische spräche.

Hildebrandslied, Merseburger Zaubersprüche, fränkisches taufgelöbnis (mit photographischer abbildung), herausg. von Sievers.

1873. A. Bezzenberger, Untersuchungen über die gotischen adverbien und partikeln. Lehmann, Luthers spräche in seiner Übersetzung des Neuen Testamentes. Wolframs von Eschenbach Wilhelm von Orange, übs. v. San-Marte (B. B. Schulz). Wilmanns, die entwickelung der Kudrundichtung.

1874. Erdmann, Untersuchungen über die syntax der spräche Otfriede. 1. 2.

1874—76. Die Murbacher hymnen, herausg. von Sievers. Sievers, paradigmen zur deutschen grammatik.

1875. Die deutschen mundarten. Zeitschrift, herausg. von K. Frommann. Bd. 7.

(Neue folge bd. 1).

874 O. BEBTBAK

1876. VerhandluDgen der zur herstellnDg grösserer einigung in der deutschen recht- schreibnng berufenen konferenz. Berlin, den 4. 15. Januar 1876. Ver- öffentlicht im auftrage des königl. preussischen Unterrichtsministers.

1864. Stephens, geschichte der w&lschen litteratur vom 12. bis zum 14. Jahrhun- dert, übers, von San-Marte (B. R. Schulz).

1867. Zacher, Pseudokallisthenes. Julii Valerii epitome ed. Zacher.

1868. Pott, Sprachverschiedenheit in Europa.

1869. Guillaume le Clerc, le besaut de dien ed. Martin. Bumpelt, das nat&rliche system der sprachlaut«.

1870. Delbrück und Windisch, syntaktische forschungen. 1. (= Delbrück, der

gebrauch des conjunctivs und optativs im sanskrit und griechischen). Knrschat, Wörterbuch der littauischen spräche. 1. 2. (1870—74).

1871. Boehmer, Romanische Studien. 1. 2. (1871—72).

1872. Ascoli, Glottologie. 1. übers, von Bazzigher und Schweizer -Sidler. Guillaume le Clerc, Fergus ed. Martin.

1873. W. Wackemagel, poetik, rhetorik, Stilistik.

1874. Delbrück, das altindische verbum. Delbrück, vedische Chrestomathie.

1875. Verzeichnis der handschriften der Stiftsbibliothek zu St Gallen.

1870. Geschichtsquellen der provinz Sachsen und angrenzender gebiete:

1. Erfurter denkmäler 1870.

2. Urkundenbuch der stadt Quedlinburg. 1873.

3. Mühlhausen. 1874.

4. des klosters Stötterlingenburg. 1874.

5. Drübeck. 1874.

6. Ilsenburg. 1875.

1873. Richter, annalen des fränkischen reiches im Zeitalter der Merowinger.

1874. Böttger, diöcesan- und gaugrenzen Norddeutschlands. 1—3. 1874—76.

1875. Hansische geschichtsquellen. 1. 2.

1876. Hansisches urkundenbuch, herausg. von Höhlbaum. 1.

Ausserdem noch befinden sich bereits im druck:

Germanistische handbibliothek. 4. Heliand, herausg. ron Sievers.

Delbrück und Windisch, syntaktische forschungen. 2. » Delbrück, gebrauch der

tempora in der ältesten indischen litteratur. Leo, angelsächsisches glossar. 2. (besorgt Yon M. Heyne).

und endlich der erste band der mit kaiserlicher Unterstützung durch B. Suphan bearbeiteten kritischen ausgäbe von Herders sämtlichen Werken. Einige andere in Vorbereitung begriffene werke sind noch nicht bis zur drucklegung gediehen.

HALLB. J. ZACBEB.

Aufruf

znr Errichtung eines Grabdenkmals für Heinrich Rflckert.

Am 11. September vorigen Jahres verschied zn Breslau der ord. Professor der deutschen Sprache und Literatur, Dr. Heinrich Rückert. Mit ihm ist ein gelehrter Forscher auf dem Gebiete der Sprachwissenschaft, ein gedankenreicher Geschichtsschreiber, ein ebenso tiefer, als umfassender Geist, ein patriotischer Charakter von glühender Vaterlandsliebe, ein deutscher Mann im besten Sinne des Wortes von uns geschieden. Sein Andenken lebt unauslöschlich fort im Herzen sei- ner Freunde, wie in der Geschichte seiner Wissenschaft, aber es ist ein Bedürfuiss der Pietät, dieses Andenken auch durch ein äusseres Zeichen der Erinnerung unter uns zu verewigen. In diesem Sinne sind wir heute zusammengetreten, um dem Dahingeschiedenen ein einfaches, aber würdiges Denkmal zu errichten. In die- sem Sinne wenden wir uns an die zahlreichen Freunde, Verehrer und Schüler des- selben mit der herzlichen Bitte, diesem unternehmen ihre werkthätige Unterstützung angedeihen zu lassen. Möchte unser Aufruf von reichem Erfolge begleitet und uns so vergönnt sein, recht bald auf Heinrich Bückerfs letzter Ruhestätte durch Künstlerhand ein Grabdenkmal zu errichten, welches seinen Freunden zur Freude, unserer Stadt und ihrer Hochschule zur Ehre, kommenden Geschlechtem zur Erin- nerung dienen wird.

Breslau, den 25. Februar 1876.

Commercien- und Admiralitätsgerichtsrath Dr. Abegg zu Berlin. Geh. Hofrath Prof. Dr. Karl Bartseh in Heidelberg. Dr. Brachmann, Secretär des evang.- lutherischen OberkirchencoUegiums. Dr. Alois Eisner , ordentl. Lehrer am kathol. Gymnasium. Dr. Karl Frommann, Director des germ. Museums zu Nürnberg. Prof. Dr. Galle 9 z. Z. Bector der Universität. Dr. Gustaf G&rtner. Ministerial- director^ wirkl. Geh. Ober - Regierun gsrath Dr. Gretff zu Berlin. Archivrath Prof. Dr. €• Orttühagen* Karl von Holtet« Provinzial - Schulrath Dr. HQpftaer in Coblenz. Reinhard Juriseh, ordentl. Lehrer an der Bealschule am Zwinger. Privatdocent Dr. Engen K91bing. Rob« Merkelt , ordentl. Lehrer am kathol. Gymnasium. Prediger Meyer« Dr. Möller in Ketting bei Augustenburg (Schleswig -Holstein). Prof. Dr. Carl Kenmann« Petzet, Bedacteur der Schles. Ztg. Dr. Panl Pietseh. Dr. Pfeiffer 9 Professor. Dr. Pobla, ordentl. Lehrer am Magdalenäum. Jnllan Beiehelt, ordentl. Lehrer am Magdalenäum. Dr. AI« Beifferseheid, Docent an der Universität zu Bonn. Prof. Dr. Emil Riehter« Prof. Constantin RQssler zu Berlin. Geh. Bath Prof. Dr. Hermann Sebnlze« Prof. Dr. Spiegel zu Erlangen. Prof. Dr. Stenzler« Schulrath Prof. Dr. Stoy zu Jena. Prof. Dr. Karl Weinhold in Kiel. Prof. Dr. Zaeber in Halle. Prof. Dr. Zupitza in Wien.

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876

LITTERATUR.

G* Andresen ttber deutsche Volksetymologie. Heilbronn, Gebr. Hennin- ger. 1876. VIII. 146 8. 8.

Der berr Verfasser , darch seine orthographischen and namenkundlichen arbei- ten weiteren kreisen bekant, hat sich in diesem büchlein die aufgäbe gcstelt, einem gebildeten Icserkreise jene Veränderungen fremder und Umbildungen verdunkelter deutscher worte zusammenhangend und umfassend vorzulegen, die der sogenanten Volksetymologie zugewiesen werden, deren wesen darin liegt, dass fremdartiges und unverstandenes nach anklang und anschein gedeutet wird. Zwar ist der einschlägige Stoff nicht unbearbeitet; der herr Verfasser konte also das meiste als bereits gefun- den bezeichnen. Allein mit ausnähme einer etwas längeren abhandlung von E. För- stemann, mit welcher die Zeitschrift fttr vergleichende Sprachforschung eröffnet wurde, ist gröstenteils sehr verstreut und an hundert orten ttber diese etymologien gehandelt worden. Es ist ein verdienst des herm prof. Andresen, dass er umsich- tig und übersichtlich diese dinge zusammenstelte. Dabei hat er selbst manchen fund getan und sich den auslegungen andrer gegenfiber besonnen und selbständig verhalten. Wir glauben datier, dass das b&chlein von vielen mit nutzen und ver- gnflgen gelesen werden wird , und wir empfehlen es also den freunden der deutschen spräche. Ein genaues und sorgfältiges register erleichtert die benutzung sehr.

BRBSLAU, MAI 1870. K. WEINHOLD.

PHILOLOGENVERSAMMLUNG IN TÜBINGEN.

Die 31. Versammlung deutscher Philologen und Schul- männer wird vom 25. bis 28. September d. J. lu Tflbiugeu abge- halten werden. Indem das unterzeichnete Präsidium zum Besuche der- selben freundlichst einladet, ersucht es diejenigen Facbgenossen, welche dabei Vorträge zu halten oder Thesen aufzustellen gedenken, ihm hier- von bis zum 31« Juli d. J. Kenntniss zu geben. Yorti-äge oder The- sen für die pädagogische Sektion bitten wir bei Herrn Oberstudien- rath Dr. Schmid in Stuttgart anzumelden. Auf Einzeleinladungen und das Nachsuchen von Eisenbahnvergünstigungen bitten wir nicht zu zählen. Preis der Mitgliedkarte 6 M.

Teufel. Schwabe.

HAMBISMAL.

AUS DXN VO&ABBEITEN ZU BINEB NEUEN AUSGABE DES BOOENANNTEK

B^BfUNDAB EDDA.

L Text des Codex Regius.

hampis mal

Oprvtto atdi tregnar idir gr^ti alfa in gly lla/mo. är (fol. 44**)

vm morgm maNa bjylva fvtir hveriar forg vm qveyqra. Va

30 ra ^ nv ne ig^r pa^ heftr langt li|>it fit>an er fät forua ra freiwr var J)at halfo er hvatti gvdrvn givca borin IT. fina vnga at hefna IVanhildar. Syiter yar yccor f^a / nbildr vm heitin f? er lormvnrecor lom vm traddi hntom oc fvor tom ahervegi gräm gang tvmom gotna hros^om. Epfor er

35 ycr {»rvngit t)iod konung^ hhp eintr er pätta Qttar miNar

ein ilod em ec ordin fem w!p iholb fallin at fr^ndom fem (fol. 45*) fvra at qt;titi yadin at vilia fem ai{>r at larfi {>a er in qtnlb fc^t)a kqmr vm dag varman. hit^ qva{> t)a ham{)»r in hvgom flK^n hti myndtr ^y t>a gvdrvn 1. d. b. er {>. Ckgvrd f. or. v. faztv a 5 bep ON banar hlögo beer voro {>. i. b. b. ofnar vivlondom flf to 1 verf dreyra. Svalt |ya figvrjyr faztv yfer darJ)om glyia pv ne gadir gvNaR t)er 8t;a vildi Atla f)ottiz {>v Itnpa at er pf mordi oc at eitilf morpi aldr lagi ]fat var {>er on v^rra. fva fcyldi hver iv{>rom vena ttZ aldr laga [verpi far beito at ser ne

10 Itnddit. Hitt qväp {)a fsvrli fviNa bafdi bann byoio vilcat ec vid mofwr malom fcipta orz J)icc*r on vant ycro bväro bv^f bil>r J)v nv gvdrvn ^ J)v at grati ne fqrat. Brqpr grat J)V J)fna oc bvn fvafa nit>ia na boma leit)a n^r rögi ocr fcaltv oc gvdrvn grata ba|Mi er her fitiom feigir amarrom. fiam mvnom

15 deyia. Gengo or gardi gorvtr at Qifcra li{>o {>a yftr vngir v / rig fioll nu^rom. hvnlenzcom morpz at hefiia. ]^a qva{) ^ erpr erno üni mQR vm l^c amarf bacrilt er blart>om hal bnvtir koNa ko|>o bar{>an nuoc hornvng vera. Fvndo & ftr^ti ftör bnvgd ottan bve mvn larp fcamr ocr fvltingia S varat>i inn fvndr mqj^n 8t;a qt;az veita mundo fvltmg frön

IBITSGHa. V. DSUT80HB PHILOLOOIB. BD. VIL 25

378 s. BüooB

dom fem fötr s^prom. hvat megi fotr foti veita ne hold gröin hond aNam drögo ^r or rci|)i. rci{)i larn m^kis eaiar at mvw flagdi J)verJ)o ^etr ]^roU fiN at J)nl)ivwgi leto ma^g VDgan tu moldar hniga. Scöko lopa fcalmir festo oc

25 godbornir fmvgo igvdv^fi fram lago br^tir fvndo va ftigo oc fyftt?r fon faran ameipi varg tre vind carld v^ftan bq lar trytti ^ trarno hvöt tltt var at bidia. Glarmr var i b»llo bahr arlreifrr oc tu gota ecci gcrJ)ot b^}^ra al)r halr hvgfvllr ihorn vm pa't. Segia foro lormvnrecci. at

30 fenir voro feoir vndir hialmo9>» r^J)it er vw rdp nktr ero commr fyr matkom hafi|) er ma^Nom mey vm tradda Hlö pa lor mvnr . . . bendi drap akampa beiddiz at brarugo bard va|>iz at vim fcoc hann fcst^ iai*pa fa a fciold bvitan let hann Her ihendi hvarfa ker gvUit. SqU ec pa pQttvmc

35 ef ec fia knetta hampi oc fa^rla i hs^Uo miNi. byn

mvnda ec pa bmda meß boga (trengiom god born givca fefta (fol. 45**) a galga. Hitt qvaj) J)a hropr glarj) fto}) vf hlepow mefingr mcelti vid ms^g I)eNa |>nat pa^ heita at hlypigi myni mega tveir menn eimr X hvndropom gotna bmda epa bcria iborg ini 5 ha. StyR varp a^ raNi ftvcco a^IfcahV ibIot>i bragnar la go comip or bnofti gotua. Hit^ qva^ {>a hamptr in hvgom fton Qflar lormvnrecr occaRar qi;amo brQpra fam mqdra maN borgar piNar. F^tr fer I)ina hondow f6r pv ^imm lorm ynrecr orpit i cid heitan pa hra't vip in regm kvnngi

10 baldr i bryaio fem biorn hryti. Crytip 6v agvmna allz gei rar ne bita eoiar ne larn lonacrs IT. Hit^ qväp pa hamptr IN hvgom A(jrn barl vantv broptr er pv paN belg leyftir opt or t>eim belg barll rap coma. Hvg hefpir pv hampir ef pv hefdtr hygiandi micili er amaN hveni vant er manviz er af yqn nv

15 hdtfvp ef erpr lifdi bropir occan in bard frQcni er vip abrsH vagow vaR m vip frQcni hvottvmc at disir gvmi in gvN hqlgi gorpvmz at vigi. Ecci hyo ec ycr vera vlfa dQmi at vit mynim fialfer vw facaz fem grey norna pr^ er gräpvg ero i ar pn VW alin. Vel hofowt vip vegit ftondow aval gotna ofiin

20 ecmopom fem emir a qvilti gopf hofom tirar fengid pott fcylim nu epa ig^r dseyia queld bf^r madr ecki epttr qvid norna par feil fs^rli at falar gafli cn haml)tr hne at hvf baki. j^tta ero cvUol) hampis mal m forno

HiJIDISMAL

379

Fol. 44\ 27.

28.

« 45% 4.

8.

17.

32.

35.

»»

45^ 3.

5.

7.

11.

12.

hampts mal (rot).

iS in SprvUo gross , grün.

/a^er^, nicht fattv.

morpt durch die punkte als unrichtig bezeichnet.

emo zu eine corrigiert.

durch ein loch des pergaments sind nach iarmvnr die

buchstaben ecr (d. h.: eecr) oder ecr verschwunden. byrt sehr undeutlich; jedoch schien mir eher byri als

bvri geschrieben. Zweifelhaft, ob hetta oder heüa. ai (a sehr undeutlich) zu % corrigiert. In timN ist a mit zweitem n verschlungen. bdd zu bdg corrigiert. ß(irt (d. h. ftqrri) nicht ftan.

n. Hergestellter tezt.

Hamdismäl.

Yara t)at

n^ f gaer, {>at hefir langt

lidit sldan: er hvatti Gudrun

Gjüka borin sonu sfna unga

at hefna Svanhildar:

„eptir er ykkr {»rungit

Ijödkonunga, lifid einir it

pätta settar minnar.

4. Einstoed emk ordin

sem Qsp f holti, fallin at frsendum

sem fiira at kvisti, vadin at vilja

sem vidir at laufi, {>ä er in kvistskoeda

k0mr of dag varman.

5. Systir var ykkur

Svanhildr of heitin, er jQrmunrekkr

jöm of traddi, hi^tum ok svQrtum

ä hervegi, gräm, gangt^mum

Gotna hrossum.

1. Sprutta i tai tregnar Idir,

groeti al& in glfstqmn;

dr of morgin

2, 5 -e.

manna bplva sötir hveijar

sorg of kveykva. er fätt fomara,

fremr var pat halfa.

26*

1

380

s. BüGea

[6K ürdttda it glikir

Gunnari, n6 in heldr hngdir

sem rar HQgni; bennar munduS it

hefha leita, ef it mtfd settid

mfnna broedra/^]

6. Hitt kvad I>ä Hamdir

inn hngumstöri: „litt muudir J)ü |)ä, Gudrun!

leyfa däd HQgna, er t)eir Sigurd VQkdu

svefni <5r, sazta & bed,

en banar hlöga.

7. Boekr väru plnar

inar bl&hyftu rodnar valondum,

flutu i verg dreyra; sTalt {>ä Signrdr,

sazta yfir daadnm, gl:^ja I)ü ne gädir,

Gannarr p^r S7ä vildi.

8. Aüa I)öttisk t)ä strfda

at ErpB mordi ok at Eitils aldrlagi,

^6r var [)at enn Terra; 8vä gkjldi hverr Qdrum

verja til aldrlaga Bverdi särbeitu,

at s4r ne striddit/'

9. Hitt kvad t»4 Sörli,

svinna hafdi bann hyggju: f^Yilkat ek vid mödur mflam skipt«,

5", 9—10. eda hardan hng H^konnnga.

ords {>ykkir enn vant

ykkru bvdra; hvers bidr {>ü, Gudrun!

er t)ä at gr&ti ne ferat?

10. Broedr gr&t t)ä pfna

ok buri syäsa, nidja n4boma,

leidda nsr rögi! okkr skaltu ok, Gudrdn!

gr&ta bida, er h^r sitjum feigir & m^rum,

garri munum deyja.*'

11. Hitt kvad t>& brödrglqd,

stöd of hl^dum, msefingr mselti

vid mQg svinnan: „pvi er t)ar bsetta,

at bl^digi myni: mega tveir menn einir

tfu hundrudum.^^

12. G4nga ör gardi

gQrvir at eiskra [SQrli ok Hamdir

synir Gudrünar]; fondu ä strseti

störbrQgdtfttan : ,,Hv^ mun jarpsk^r

okkr fultingjaP''

13. Svaradi inn sundrmoedri,

svä kvadsk mundu frsendum fiiltingja

sem fötr Qdrum. „Hvat megi fötr

foßti veita ni holdgröin

hqnd annarri?'^

14. i& kvad t)at Erpr

einu sinni.

ß*

381

msürr of 16k

ä mars baki: „lUt er blaudum hal

brauür kenna; ködu bardan mJQk

hornung vera."

15. Drögu J)eir ör skidi

sködgjarnir maikis eggjar

at mun flagdi; pverdu peir l>rött sinn

at I)ridjungi, l^tu lUQg uügan

til moldar hnfga.

16. Sköku loda,

sk&lmir festa, ok gödbornir smugu

f gadvefi; lidu {>ä yfir ungir

ürig QqU mQrum hünlenzkum

mords at hefna.

[16^Land peir Gotaa

ok lidskjüfar djüpa, Bikka greppar stauda

& borg inni hä, sal of sudrtgödum

sleginn sessmeidutn, bundnum rQndtun,

bleikum skJQldum.]

17. Fram lägu brautir,

fandu västfgu ok systur son

sdran & meidi, vargtr^ vindkQld

vestan boejar; tr>Hti se trqnu br&d,

titt varat bida.

18. Glaumr var f bqllu, halir Qlreifir

ok til gota ekki gordut heyra,

ddr halr hugfuUr i hom of {)aat

19. Segja för ärr

jQrmunrekki, at s^nir väru

seggir und hj&lmum: „Roßdid 6t of räd!

rikir *ro komnir, fyr m&tkum hafid 6t niQnnum

mey of tradda.^'

20. Hlö t>4 jQrmunrekkr,

hendi drap & kanpa, beindisk at br^nga,

bQdvadisk at vfni; sktfk haan skqr jarpa,

ä skJQld hvitaii; Ut bann s^r { hendi

hvarfa ker gullit

21. „Saell ek t>ä t^oettamk,

ef ek sjä knsetta Hamdi ok S^rla

i bQllu minni: buri myndak binda

med boga strengjum, göd Ix^rn Qjüka

festa ä gälga.''

22. Styrr vard ( ranni,

stokkn Qlskälir i blöd, er bragnar lägu,

komit ör brjösti Gotna; [mättnd tvä menn eina

tfu handrud]

882

s. Buoei

binda eda beija f borg inni hä.

Hamdir:

23. „^stir, jQrmonrekkr!

okkarrar kr&mu, broßdra sanuncBdra

iiman borgar t>(nnar; ftftam 8^r t>ti {>innm,

h<}ndum s^r pA t)lniun, jQrmnnrekkr! orpit

f eld heitan/'

34. hraat vid

inn reginkunngi baldr i bryiiju,

sem bJQm hryti: „Or^d 6r & gnmna!

alls geirar ne bfta, eggjar n6 jäm,

Jönakrs sonu.'^

SQrli:

25. „BqI yanntu, brödir!

er I)ü t>aaiL belg leystir, opt ör I>eim belg

b^U rid koma; hug hefir I)ü, Hamdir!

ef hefdir hyggjandi; mikilg er & mann hvem vant,

er mannvits er."

28, 1—2: Hitt kva« pi Hamffir inn hiignmstori :

Hamdir:

26. „Af vsri h^ftid,

ef Erpr lifdi, brödir okkarr inn b^dfroekni

er Vit & braat vägom, halr inn hrödr fdsi,

hvQttomk at dlsir gmni inn gmmhelgi,

gordnmk at v(gL

27. Ekki hygg ek okkr vera

ülfa doemi, at Vit mynim själfir of gakask, sem grey noma

t>au er grädug eru f andn of alin.

28. Yel hQfum vit vegit,

stQndnm & val Gotna ofan eggmödnm

sem emir & kvisti; göds hQfam tirar fengit,

I)ött skylim eda i gaer

deyja; kreld lifir madr ekki

eptir kvid noma."

29. j^ar f^U S^rli

at salar gafli, en Hamdir hnö at hüsbaki.

petta era k^llnd Hamdismü im foma.

m. Allgemeine bemerkungen.

Für die texteskritik der Hamdismäl haben wir ausser der auf- Zeichnung dieses gedichts und verwanter lieder im cod. reg. nur wenige Äussere hilfsmittel.

Der Verfasser der Y^lsungasaga hat das gedieht benuzt , jedoch nur in geringem um£uige ; auch ist es ihm bei der erz&hlung von Hamdir

HAMDUMAL 383

uud SQiii nicht die einzige quelle gewesen. In der saga findet sich keine spur von Hamdismäl, str. 1 11 incL; der Wortwechsel mit der mutter ist cap. 41 ausschliesslich nach GuctrüuarhvQt gegeben; bei der erzählung von der reise und dem tode der brüder cap. 42 finden sich mehrere züge, die den Hamdismäl nicht entnommen sind.

Cap. 42 begint: pdt er at segja frei sonum Gudrünar, at hon hafäi svd biiit peira herklceäiy at pd bitu eigi jdrn. Dieser albekante zug braucht den Hamdismäl , wo er nur schwach betont ist (11, 2 hUä- um; 24, 6 8 geirar ne bUa, eggjar jdrn, Jönakrs sonu)^ nicht entnommen zu sein. Die saga sezt fort: ok hon baä pd eigi skeäja grj'öti ne qitrum störum Mutum, ok kvaä peim pat at meini mundu venia, ef eigi geräi peir svd; dem entsprechen die werte: i pvi Jiqfdu peir af brugSit boäi möätir stnnar^ er peir hqfäu grjöti skatt, welche unmittelbar nach der anführung von Hamd. 26, 1 4 folgen. Der nur hier vorkommende dunkle zug scheint mir in Hamdismäl nicht seine quelle zu haben; der Verfasser wird ihn wol aus der volkssage gekaut haben, womit nicht geleugnet werden soll, dass der zug einst in poetischer form behandelt war. Die werte ne qdrum storum hlutum scheinen ein unrichtiger zusatz des Verfassers; dadurch vielleicht tuen die bnlder den steinen einen schaden an {skeäja grjöti)^ dass sie die steine der Strasse mit dem blute Erps besudeln. Ok er peir vdru komnir dleiä, finna peir Erp brödtir sinn ok spyrja, hvat hann mundi veita peim, Hann svarar: „slikt sem hqnd hendi eda fötr foeti}^ peim pötti pat ekki vera, ok drdjpu haun. Dies scheint eine kurze paraphrase von Hamdismäl, str. 12 15; freilich konte der Verfasser leicht so erzählen ohne die Hamdismäl zu benutzen. Den zug, dass die brüder der eine nach dem andern straucheln, fand er nicht in Hamdismäl, sondern wahrscheinlich in der volkssage vor. Foru nw, unz peir komu til Jqrmunreks kmiungs, ok gmgu fyrir hann ok veitiu hdnum pegar tilrcedi mag wider nach Hamdismäl kurz erzählt sein, wiewol dies nicht notwendig ist. Das gedieht sagt nichts davon, dass Hamdir die bände und S^rli die füsse abhaut. Dagegen würde im folgenden bei den werten Hamdis: Af mundi nrf hqfudity ef Erpr lifdi brödir okkarr, er vit vdgum d leidinni, ok sdm vit pat of sid benutzung der Ham- dismäl unzweifelhaft sein, selbst wenn Hamdismäl 26, 1 4 nicht dazu angeführt wäre. Abweichend von den Hamdismäl, allein über- einstimmend mit Snorra-Edda, wird erst nach dieser äusserung Ham- dis das wort gesprochen, das die Steinigung der brüder gebietet. Dies wort spricht in der saga wie bei Saxo Odinn. Auch hier vermute ich in der volkssage, nicht in Hamdismäl, die quelle des Verfassers.

a

884 8. BÜGOS

Denn : itm regihkunngi baldr i hrynju (Hamd. 24 , 2 3) verstehe ich von jQrmnnrek.

In der kurzen darstellung der sage, welche Snorra-Edda (I, 368 370) gibt 9 ist nur bei Hamdis äusserung: afmundt hqf- uäü, ef JSrpr lifäi kentnis einer strophe der Hamdismäl zu bewei- sen. Der Verfasser erzählt sonst teils nach der volkssage, so das strau- cheln Sqrlis , teils nach den von ihm mitgeteilten Strophen der Bagnars- dräpa. Nach dieser berichtet er den lezten kämpf: die brüder überfal- len jQrmunrek während des Schlafes; er erwacht, ruft seine männer und, da waffen sich wirkungslos erweisen^ werden nach dem geböte des königs steine gegen die brüder geschleudert.

Der unsre sage betreffende teil der Ragnarsdräpa (SEI, 370— 374) fängt mit dem erwachen des königs an. Diese dräpa, welche die Verknüpfung der Niflungensage und der J^rmunrekssage vor- aussezt, ruht wahrscheinlich auf mehr volkstümlicher grundlage. Sie scheint ein im fornyrdalag verfasstes lied vorauszusetzen , das , wenn auch wenigstens in einem zuge von unseren Hamdismäl ganz abwei- chend, sich zuweilen mit diesen nahe berührte. Jessens alternativ (Eddalieder, s. 61), dass Kagnarsdräpa in den Hamdismäl benuzt sei, ist mir unwahrscheinlich. Hamd. 22, 1 : Styrr varä % ranni findet sich in dem: Bösta vard i ranni der Ragnarsdräpa wider. Dass die dräpa gleich den Hamdismäl die abgehauenen bände und füsse nent, kann eine specielle verwantschaft nicht begründen. Dagegen findet Svend Grundt- vig wol mit recht in der dräpa benützung von Hamd. 22, 2 4. Nur lese ich jezt nicht mit ihm:

Fm { bim blandinn brunn qlskdlir runna, pat er d Leifa landa lauft fdtt at hqßi.

(blandin le/9, brunninn cod. reg.; aul$kali le/^, (dskacki cod. reg.) denn so ist f^ immerhin bedenklich; auch kann ich at hqfdi nur vom könige, nicht vom Schilde verstehen. Ich lese:

FiU % blödi blandinn brunn qhkdla {runna fai er d Leifa landa lauft fdtt) at haufdi.

Als subject zu feU ist sohnar cUfr (der könig) zu verstehen. Hiermit stimt Saxo s. 415 MV: Jarmericus utroque pede ac manibus spoliatus

HAMDISlCilL 385

truDco inter exanimes corpore rotabatur. Dennoch erinnert der aus- dnick i hUäi Mandinn brunn qlshdla an HamSismäl.

Die in der V<}lsungasaga, von Snom (SE), in der Ragnarsdräpa und von Saxo Grammaidcus mitgeteilten behandlungen derselben sage lassen vermuten^ dass die uns vorliegenden Hamdismäl nicht das ein- zige in volkstümlichem versmaasse verfasste lied war, welches den tod Sqrlis und Hamdis besang. Die aufzeichnung im cod. reg. gibt uns wol nur eine von mehreren unter einander verwanten formen, in denen die dichtung in nordischer mündlicher tradition gekant war. Diese for- men berührten sich gewiss in vielen Strophen mehr oder weniger , wäh- rend sie in manchen von einander abwichen.

GudrünarhvQt und Hamdismäl behandeln zum teil denselben gegenständ. Das Verhältnis dieser lieder hat man richtig so aufgefasst^ dass das lied Hamdismäl ursprünglich allein vorhanden war. Ein spä- terer dichter trente von demselben diejenigen Strophen, welche die auf- reizung der Gudn\n behandelten, um sie als einleitmig eines neuen gedichts zu benutzen. Selbst dichtete er als fortsetzung den monolog der Gudrun hinzu. Damals waren einige Strophen, welche jezt in der aufzeichnung der Hamdismäl weggefallen sind, noch vorhanden, wie dieses namentlich bei Ghv. 3 klar ist; mehrere habe ich in den anmer- kungen genant. Andererseits fehlten mehrere Strophen und zeilen, welche in Hamdismäl später hinzugedichtet wurden, so z. b. Hmd. 1. 8, 5 8. Auch konte der dichter der GudrüuarhvQt mehrere zeilen der Hamdismäl in einer ursprünglicheren gestalt als der uns vorliegen- den benutzen. Jedoch wurden auch die den Hamdismäl entnommenen Strophen in dem neuen liede GudrünarhvQt mehrfach geändert und durch zudichtung erweitert, z. b. Ghv. 1, 1 4. Vielleicht ist, wie Jessen (Eddalieder s. 53) meint, noch aus der zeit des samlers eine erinnerung von dem genanten Verhältnisse beider lieder in dem namen Hdmdisnuil in fomu bewahrt.

Die aufzeichnung im cod. reg. gibt die Hamdismäl in einer stark corrumpierten gestalt. Entstellungen aller art liegen darin vor: werte, Zeilen, ja ganze strophen sind weggefallen. Die namen der redenden sind unrichtig angegeben. Hier ist eme strophe in mehrere bruch- stücke zersprengt, dort verschiedene strophen vermischt. Namentlich ist die richtige reihenfolge der verszeilen und der strophen überaus häufig gestört. Diese fehler sind wahrscheinlich teils durch die nach- lässigkeit des ersten auf Zeichners sowie späterer abschreiber, teils durch die Verdunklung der mündlichen tradition bewirkt. Selbst wo sie wahr- scheinlich schon dem samler vorlagen, habe ich sie, wenn ich sie erkante, entfernt.

386 8. BUOOB

Doch auch wenn wir von allen solchen fehlem absehen, sind wir bei diesem gedichte von seiner ursprünglichen form noch immer weit entfernt. Hier wie in andern liedern der sogenanten Saem. Edda sind mehrere schichten zu erkennen. Die Strophen rühren nicht alle von derselben zeit und von demselben dichter her; ja in einer und dersel- ben Strophe finden sich altertümliche verszeilen neben moderneren. Wie- derholt ist das lied in der mündlichen tradition geändert worden. Jün- gere Skalden haben das alte und einfachere teilweise durch neues ersezt oder sprachlich und metrisch modernisiert, aber daneben auch manches unverändeii beibehalten. Namentlich in der Atlakvida erkenne ich ein nah - verwantes Verhältnis, nur dass erneuemng und verkünstelung hier noch mehr um sich gegriffen hat. Dagegen find' ich die Atlamäl ganz verschiedenartig; dies gedieht scheint mir eine aus einem gusse hervorgegangne spätere behandluug der alten sage.

Anfangs war die darstellungsweise der Hamdismäl gewis mehr episch. In den ursprünglichsten Strophen des gedichts finde ich volks- tümlichen , einfachen und klaren ausdruck und die alte form des kvidu- hättr (zwei hebungen). Altertümlich klingt z. b. die halbe schluss- strophe :

par feil 8(^li

at soiar gafli, en Hamäir hne (U hüsbaki.

Die einfachere behandlung ist in demjenigen abschnitte, welcher von der reise und der begegnung nüt Erpr erzählt, am besten bewahrt, wenn auch mehrere der betreffenden Strophen von einer Überarbeitung berührt sind.

Die gewiss von mehreren dichtem und von verschiednen zelten herrührende Umänderung des gedichts lässt sich zunächst in der her- vorhebung des lyrischen Clements und in der Verstärkung der dialogi- schen Partien erkennen. Die neubearbeitung zeigt sich ferner in der metrischen form: die erweiterung der verszeile zu drei hebungen greift um sich, wenn auch bei einzelnen jungen Zusätzen das alte versmaass bewahrt ist (so in str. 1). In betreif des stils verrät sich die emeue- rung durch wortreiches verweilen bei demselben gegenstände (26, 5—8), durch verkünstelte 9 unklare ausdrücke und constmctionen (1. 22,3—4), überhaupt dmch unnötige oder störende zusätze. Einige der neubear- beiteten Strophen der Hamdismäl (namentlich 8), wie einige der Atla- kvida, haben einen den Atlamäl naheverwanten Charakter. Der unge- nante Grönländer, der die Atlamäl verfasst hat, kann jedoch meines

HAMDI81CAL 387

erachteng anmöglich der eigentliche dichter jener lieder sein, wenn sie auch vielleicht hier und da durch seine hand umgeformt sind.

Die hestinmiung des alters und der heimat der Hamdismäl, wie der meisten gedichte derselben samlung, ist eben darum so schwierig, weil die yerschiednen bestandteile des gedichts nicht gleichzeitig ent- standen sind, weil es sich vielmehr in der mündlichen tradition allmäh- lich erneuert hat. Wie von einem Isländer aufgezeichnet ^ hat es auch darf man voraussetzen auf Island mancherlei neue zusätze erfah- ren, während alte stücke dort vergessen oder herausgedrängt wurden. Wir haben es schon als möglich oder wahrscheinlich angedeutet, dass das lied auch in Grönland bekannt war und dass dort einzelne vers- zeilen oder Strophen neueren gepräges die uns überlieferte form empfan- gen haben.

Das lied war jedoch gewiss nach den norwegischen colonien aus Norwegen hinübergefahrt; in der uns vorliegenden form wird es wol wesentlich ein norwegisches lied sein. Womit weder geleugnet werden soll, dass im übrigen norden volkstümliche lieder, die dieselbe sage in verwanter form behandelten, verbreitet waren, noch auch dass unsre Hamdismäl im wesentlichen den gang der erzählung, die meisten epi- schen motive, ja sogar die form einzelner Strophen aus einem vom Süden her nach Norwegen eingewanderten Rede bewahrt. Der dichter, welcher Gudrun über ihre einsamkeit klagen liess, hatte gewiss, wie von Jessen hervorgehoben, norwegische natur mit kieferwäldern vor äugen; jedoch gehört diese lyrische strophe kaum zu den ältesten des gedichts :

einstcsä enik oräin Sem qsp i hoUi.

Hier konte man für JmU (trotz dem %) vielleicht die bedeutung anneh- men, die dem werte im isländischen, in nördlichen und westlichen nor- wegischen mundarten, endlich in nördlichen schwedischen dialekten ssusteht, nämlich: steiniger hügel - eine bedeutung, die jedoch nicht passend ist in einem andern heroischen liede der Saem. Edda, derV^lund- arkvida 16 : ör holü ferr (obwol widerum passend in H^m. 27 : hoUriäd). In dem östlich - norwegischen Gudbrandsdalen bezeichnet holt speciel einen häufen nadelbäume , und man darf hiernach die verse in Hamdis- mäl auffassen: „ich stehe allein wie eine espe unter nadelbäumen.*' In allen andern liedern kann das wort freilich nicht so verstanden wer- den. — Ferner:

vadin (xt vilja sem viäir ai läufig

888 8. Büoes

pd er in hmstskoeäa kemr of dag varman.

Ist das unbestimte kvistskceda von einem weibe zu verstehen, das den bäum entlaubt? Die werte würden sich dann, wie Gudr. I, 19:

emk svd läil,

sem lauf se (jpt jqUtrum

auf die sitte beziehen , dass man die weidenbäume im sommer entlaubt, um die blätter als futter zu benutzen.

Auch der zug „über die nassen gebirge (jffir ürig fjqU 16, 6)^' ist in einem norwegischen gedichte ebenso natürlich^ als er in einem dänischen aufläUig wäre; der genante ausdruck findet sich in einer Strophe, die wahrscheinlich zu den älteren gehört.

Wenig ist darauf zu bauen , dass sich die werte (25 , 3 4) :

opi ör peim belg bqU rdd koma

mit den werten: apt ör skqrpum belg

shüin ord koma

eines gewiss norwegischen abschnittes der Hävamäl (134 , 9 10) nahe berühren.

Im übrigen f&hrt die betrachtung der sprachformen, des wortror- rates und des poetischen ausdrucks zu wenig bestimten ergebnissen. Nur ist für die lieder der Saem. Edda überhaupt hervorzuheben, dass, wie uns die runeninschriften lehren ; die nordische spräche in der zeit vor den Vikingzügen einen in mehrfacher hinsieht stark abweichenden Charakter hatte.

Die allitteration in 24, l 2: raut (älter wol hraut) regiiv^ hunngt scheint wie ras (statt hrds) rötum Hävam. 151 , ratar (statt hratar) rdd Grfp. 36 in später zeit entstanden , stimt aber nicht mit gewöhnlicher isländischer ausspräche. Die allitteration in 26, 5 6: varr vipfrqcni hvqttvmc scheint nur einem Schreiber zu gehören.

Das lied hat viele alte Wörter, die sonst im altnorwegischen ent- weder überhaupt nicht, oder nicht in dieser bedeutung vorkommen: hiedum, mafingr, Jd^digi^ vdstigir, vargtre (altsächs. waragtreo), branga, bqdvask, gunnhdgiy i g<sr (cras) usw. Daneben fällt strcsti (von ^strdJt = schwed. str&l aus lat. strata) auf, da das^wort in gedichten sonst nicht früher als in der mitte des 12. Jahrhunderts erscheint. Ist es hier aus einem niederdeutschen Ermanrikliede bewahrt? gctar

HAMPTtMAL 889

in 18, 8 scheiut rosse ^^ za bedeuten, goti, ross, ist nach meiner meinnng ans dem namen, den das ross Gannars trägt, zu erklären, sezt also eine lange entwicklung der Niflungen - dichtung voraus. Jedoch komt das wort in einer Strophe auf dem ostgötischen Rök - steine (wahr- scheinlich aus dem 10. Jahrhundert) vor ; siehe meine abhandlung über diese runeninschrifk in Antiqv. Tidskr. f5r Sverige V, 1 (1874), s. 45. Die geschmacklose kenning trqnu brdä (17, 7) ?mrd, wenn richtig, durch eine spätere Überarbeitung eingeführt sein. Str. 27, worin sich grey noma fax wölfe findet^ ist wol, wie Möbius meint, dem gedichte ursprünglich fremd.

Das lied hat die gewiss spätere sagenform, wonach Sigurdr im bette erschlagen wird. Wenn ich unter vergleichung von Gudr. 11, 19 mit recht vermutet habe, dass der dichter sich das land Jonakrs im slavischen osten vorstellt und demnach die ausrüstung der brüder schil- dert, darf ich doch nicht behaupten, dass dies eher auf das 10. Jahr- hundert, als auf eine frühere zeit hinweist. Wenigstens war der keim dieser auffassung ursprünglich in der sage.

Ein äusserer anhaltspunkt fllr die Zeitbestimmung lässt sich fol- gendermassen gewinnen. Atlakvida 14* lautet:

Land sd peir Ätla 6k liäskjdlfar c^jüpa,

Bikka greppar stände d borg inni hd

sai of suärfjoäum sleginn sessmeiäum,

bundnutn rqndum^ Ueikum skjqldwn. Ich glaube erwiesen zu haben (Ssem. E. s. 429 430 und 439), dass diese strophe einem gedichte über die sage von Hamdir und Sqrli entnommen ist (nur dass hier statt Atla ein andrer name, wol Gotna, genant war). Dies erhellt 1) aus Bücka^ das nicht m Atlakvida, son- dern nur in der jQrmunreksage passt; 2) daraus, dass Saxo Gram- maticus die bürg Jarmeriks in ausdrücken beschreibt, welche von der benutzung dieser strophe zeugen. Man braucht bei der genanten folge- rung nicht stehen zu bleiben; man darf annehmen, dass die strophe ursprünglich einer vollständigeren form eben der Hamdismäl gehörte. Der rhythmus und stil derselben scheint mit den Strophen der Hamdfs- mäl, die den auftritt bei J^rmunrek behandeln, gleichmässig , nament- lich mit 19 (5—8), 20, 23; d borg inni hd findet sich in borg inni hd Hamd. 22 , 8 von J^rmunreks bürg wider. Die Atlakvida ist also jünger als HamdismäL

390 8. BUGOB

Nun finde ich f&r Aüakvida eine Zeitbestimmung in dem h&tta- lyldll, der von dem orkneyischen, in Norwegen gebornen jarl B<}gn- valdr Brüsason und dem isländischen dichter Hallr ^örarinsson zwischea 1142 und 1158 verfasst ist. Dies gedieht, von dem ich eine ausgäbe vorbereite, gibt proben der verschiednen versarten, so dass für jedes neue strophenpaar ein verschiednes versmass angewendet ist. Dem inhalte nach preist es nach einem einleitenden strophenpaare erst alte sagenhelden, dann die norwegischen könige, indem jedes strophenpaar einen verschiednen beiden besingt. Der sagenmdssige Inhalt wird in der einleitung durch die äusserung:

forn hvtBäi

Imt ek fram um barin

bezeichnet. Die Verfasser haben offenbar ältere in volkstümlichen vers- massen gedichtete heroische lieder benuzt Wir dürfen voraussetzen, dass diese lieder nicht erst um 1150 gedichtet waren, sondern dass vielmehr die Verfasser des hättalykill sie für alt ansahen. Ich werde in meiner ausgäbe beweisen, dass die Verfasser im 3. und 4. strophen- paar Atlakvida, namentlich die Strophen 19. 22. 26. 27. 31 benutzt haben. Hiernach wird man die entstehung der Atlakvida gewiss nicht ins 12. Jahrhundert setzen dürfen; die benutzung im hättalykül spricht vielmehr (wenn auch nicht entscheidend) dafür, dass Atlakvida nicht viel jünger als 1050 ist (wobei das genante moment uns natürlich nicht darüber belehrt, wie weit zurück wir die entstehung des gedichts setzen dürfen). Wenn dies richtig, müssen die Hamdismäl noch älter sein. Nun trägt die den Hamdismäl entnonmiene strophe

Land sd peir Ätla ök lidskjdlfar djüpa usw.

ein neueres gepräge, als mehrere andre Strophen der Hamdismäl. Ich lege auf grq^ary das in der alten samlung sonst nur Atlakv. 10 vor- komt, nicht gewicht; denn dies wort kann nach Bikka leicht spä- tere änderung statt liäar oder dergl. sein. Dagegen hebe ich den rhythmus: Bikka greppar standa \ scd of suärpjöäum | sleginn sessmeiäum hervor; ferner den ausdruck lidskjdlfar djüpa und die allitteration land lidskjdlfar (ursprünglich: hlidskjdlfar)^ die eine spätere, allein im isländischen nicht gewöhnliche ausspräche zeigt Ich beanstande mit Vigfdsson und Hildebrand Hqll (statt Land) und Mid- sk/dlfar zu schreiben ; denn 1) lidskjdlfar hki findet sich FJQlsv. 34 ; 2) lidskjdlf ist analog mit ratU statt hraut, rds statt hrds, ratar

, r.jf^

HAHDIBMAL 391

statt hratar; 3) ziehe ich land vor, weil die folgende Strophe begint mit: En par draikk AÜi . . . vin i valhQllu,

Nach dem hier entwickelten darf ich die ältesten bestandteile unsrer Hamdismäl nicht für jünger als das 10. Jahrhundert halten.

Für ein noch höheres alter des gedichts führt mau Zeugnisse aus skaldenliedern an. Am meisten gewicht legt man hierbei auf die schon erwähnte Ragnarsdräpa (SE. I, 370 374 und 436 438). Sie besingt, wie sie selber bezeugt, die bilder eines Schildes, den Ragnarr Sigurdarson dem dichter schenkte. Dieser Ragnarr wird von Snorri gewiss mit recht als Ragnarr lodbrök gefasst. Allein mit diesem namen ist, wie Jessen in seinen höchst scharfsinnigen und wichtigen „Under- S0gelser til nordisk oldhistorie '^ (Ebb. 1862) nachgewiesen hat^ „ein blosser sagenkönig, ein typus der vikingszeit bezeichnet, der wol erst im verlaufe des 10. Jahrhunderts aus demjenigen Regner (d. i. : Regin- fridus, in deutschen quellen), nebenkönige eines Harald (Harioldus), hat emporwachsen können, der nach Einhards zuverlässigem berichte im jähre 814, nach zweijähriger bedeutungsloser regierung, in einem bürgerkriege umkam.*^ Jessens kritik hat sich sodann auch gegen Bragi den alten und seine lieder gewendet; er leugnet (Eddalieder s. 21) seine existenz und die authentie seiner gedichte. Gustav Storm (Histor. Tidsskr., Kristiania, III. [1873], 71) hält dagegen die tradition im wesentlichen aufrecht, indem er die dräpa vor dem dänischen könige Reginftid (1814) recitiert sein lässt. Wenn die dräpa, welche gewiss die Hamdismäl voraussetzt, so alt wäre, wäre es ganz müssig, wie im vorhergehenden geschehen, nach späteren anhaltspunkten für die Zeit- bestimmung der Hamdismäl zu suchen. Nun sehe ich freilich keinen grund , die existenz des norwegischen dichters Bragi Boddason zu leug- nen; Storm bemerkt mit recht, dass der name keinen grund zum ver- dachte gibt. Dagegen kann ich ebensowenig als Jessen an die authen- tie der ihm beigelegten gedichte glauben. Die ganze behandlung der spräche und des poetischen ausdrucks scheint sich nicht damit zu ver- tragen, dass die gedichte um 812 oder spätestens um 830 verfasst sein sollen. Dies fällt namentlich bei den verkünstelten kenningar in die äugen. So nent der dichter (SE. I, 350) den „freigebigsten*^: verstan vagta undirktUu Äla rqdd d. i.: den ärgsten feind der stein -sitz - königs - stimme (des goldes); die „halle** wird (SE. I, 372) bezeichnet durch gölßelkvir, von gölf: fussboden, gemach, und Helkvir: name von Hqgnis pferd. Aus dem wortvorrate nenne ich iMng: schiff (SE. II, 134); das durch den reim gesichert ist; obwol ungewis^ ob der betref- fende vers Bragis seiner Ragnarsdräpa angehört Das wort ist vom gaeL ir. long = cymr. llong entlehnt; das celtische wort wider vom

4 ^ K.« ^- «■ &

392 B. Büoos

lateinischen (navis) longa; es findet sich bei dem isländischen dichter Hallfr0dr vandrsectaskäld in einer erfidräpa (1001 1002) auf Öläfr Tryggvason^ und bei späteren dichtem auf Island nnd den schottischen inseln. S. meine bemerkungen aber SE. und Bjarni Kolbeinsson in den Aarb. 1875, s. 228. Bedenkt man, dass die ersten vikingschiffe aus Norwegen nach England im jähre 787 kamen, dass femer die vikingzüge nach Irland und Schottland erst im jähre 794 oder 795 begannen (s. Munch, Det norske folks bist I, 360), so scheint es wenig glaubhaft^ dass ein norwegischer dichter das wort luttg schon um 812 angewendet. Wenn man lieder in Starkads und Ragnars namen dichtete, wird man ohne bedenken die authentie der Bragi- lieder bezweifeln oder geradezu leugnen düifen. Die zeit der Hamdismäl wird also durch den namen Bragis nicht bestimt werden können.

Aus den gedichten namhafter isländischer skalden lassen sich sonst nur Zeugnisse für die sage beibringen. Bei Stein n Herdfsar- son (2. hälfte des 11. Jahrhunderts): Hamäis kUeäi Heimskringl. Öl. s. Tryggv. c. 21.

Bei ^<5rdr Sjäreksson (1. hälfte des 11. Jahrhunderts): koäut Hamäi hjqrleik spara SE. I, 260 fgg.

Bei Hallfredr vandraedaskäld (ende des 10. und anfang des 11. Jahrhunderts): Hamäis shyrtur und Sqrla fqt SE. I, 422.

Bei Einarr skälaglamm (ende des 10. Jahrhunderts): Sqrlarann Heimskr. Ol. s. Tryggv. c. 28.

Bei Tindr Hallkelsson (ende des 10. jahrhundeits) : 8(^la serkr hringofinn Heimskr. Ol. s. Tryggv. c. 43.

Ich sehe keinen grund die authentie der genanten verse zu leug- nen, unzuverlässiger wird ein vers sein, den Egill Skallagrfmsson um 990 gedichtet haben soll und worin Haindis geirr für steinn vor- komt (Egils s. cap. 89).

Besonders hervorzuheben ist, dass Arnörr jarlaskäld (mitte des 11. Jahrhunderts) aUar hlaedi Gjiika sagt, denn dies bezeugt die Ver- knüpfung der Nifluugen- und der Jqrmunrek - sage.

Wir dürfen voraussetzen, dass die sage, wenn sie allbekant war, in einem oder mehreren fornkvsedi behandelt worden; allein, weisen auch die genanten skalden - ausdrücke auf forakvaedi zurück, lässt sich doch deren Verhältnis zu unsern Hamdismäl nicht näher bestimmen. Dass die benennung der brünne nach Hamdir und S^rli nicht speciell auf unser lied hinweist, ist daraus zu vermuten, dass der zug von den verzauberten brünnen in demselben nur wenig deutlich hervortritt.

Als ein zeugnis für die sage schon aus der mitte des 9. Jahr- hunderts hat man Janahrs ^ suna - harmr = steinar im Ynglingatal

"Sl .^ _■ . -• -i»*

HAMDI8MAL 893

(Heimskr. Yngl. c. 39) augeführt. Das gedieht soll um 850 von Jjöd- ölfr von Hviu verfasst sein. Aueh die authentie des Yngliugatal ist von Jessen geleugnet, von Storm verteidigt. Der streit ist noch nicht entschieden; allein jedenfalls scheint es vorsichtiger, auf einen einzelnen ausdruck dieses gedichts nicht fest zu bauen. Denn man wird es nicht erweisen können, dass die verse sich in mündlicher tradition ungefähr 350 jähre wort für wort unverändert erhalten haben. Jedoch scheint mir nichts dagegen, wol aber wenn auch nur indirect viel dafür zu sprechen, dass die Jqrmunreksage schon im 9. Jahrhun- dert in Noi*wegen y ja im ganzen norden bekant war , und gewiss nicht nur in der freieren form der sagenerzähhing , sondern als lied im volks- tümlichen versmasse.

Wo und wann die unursprüugliche, in Deutschland nicht nach- gewiesene Verknüpfung der Niflungen- und J^rmunrek - sage zu stände gebracht worden, lässt sich nach den bekanten quellen nicht bestim- men. Dass sie auch in Sigurdarkvida (in skamma), in Gudrünarhvqt und in den Hyndluljöd vorhanden ist, g^ibt keinen nennenswerten bei- trag zur beantwortung der frage.

Wenn die brüder nach Saxo Grammaticus (s. 414 MV) bei einer Zauberin Guthruna hilfe suchen undüuden, so hat man dies gewöhn- lich so gefasst, dass es die Verknüpfung voraussetze; Jessen hat umgekehrt im namen Gudrun den anlass der norroenen Verknüpfung, die der quelle Saxos fremd wäre, gesehen. Weder das eine noch das andre lässt sich streng beweisen. Mir ist das erstere alternativ wahr- scheinlicher: 1) weil Jordanis und andre nichtnordische daistellungen kein zauberkundiges weih , speciel kein weih des namens Gudrun in die- ser sage nennen; 2) weil Saxos erzählung von Jarmerik zwar nicht durchgängig, jedoch in vielen zügen den isländischen berichten näher liegt als den nichtnordischen; 3) weil Saxo in der beschreibung der bürg Jarmeriks eine strophe benuzt hat, die auch auf Island (wie der name Bikka greppar in Atlakv. 14 zeigt) die bürg jQrmunreks schil- derte. Dies ist nicht das einzige mal, dass eine sagenkette bei Saxo in bruchstücken zersprengt vorliegt. Er hat fQr Jarmerik unzweifel- haft dänische quellen benuzt, und man wird die möglichkeit, dass er seinen tod nicht nur nach dänischer quelle, sondern auch nach einem isländischen gedichte erzähle, nicht wahrscheinlich finden.

Ich fasse die sache hiemach so: die erzählung Saxos bildet ein mittelglied zvrischen den isländischen berichten, denen sie im ganzen näher liegt, und den nichtnordischen. Er hat ein dänisches lied benutzt, das die Verknüpfung mit der Niflungensage schon kannte und das auch in der poetischen behandlung im einzelnen mit isländischen

ZRIT80HR. r. DBUTflCIlB PHILOLOGIE. BD. VII. 26

394 8. BÜG0B

versen über denselben gegenständ berührungspnnkte hatte. Aufftllig genug zeigen sich diese berührungspunkte bei einer strophe, die ein jüngeres gepräge hat als mehiere andre auf Island bewahrte Strophen, die zur J^rmunreks - dichtung gehören. Ich bezweifle nicht, dass die sage in liederform aus Dänemark vielleicht in mehreren Strömun- gen — nach Norwegen und weiter nach Island geföhrt wurde. Allein auch in Dänemark kann diese eigentlich wol gotische dichtung ursprüng- lich nicht einheimisch gewesen sein. Bei den Goten (wenn wir unter diesem namen Ermanriks volk verstehen) haben die Dänen diese dich- tung gewiss nicht kennen gelernt. Denn erst einige zeit nach dem tode Ermanriks kann sich die sage fixiert haben, und damals waren die Goten schon aus den Ostsee - gegenden , wo sie mit skandinavischen Völkern verkehren konten, verdrängt. Die Dänen haben die dichtung wahrscheinlich nicht wenige Jahrhunderte nach dem tode Ermanriks von den Niederdeutschen empfangen.

Man hat diese entlehnung in namen spüren wollen. Hamdir beweist nichts ; denn es ist richtige nordische form statt Hamper; p€r=pewaß in der ältesten nordischen ruuensprache (s. Tidskr. f. philol, VIII (1868— 69), s. 180-181). Jacob Grimm (Hz. III, 156 und GDS. 747) hat in Jönakr eine entstellung aus einer niederdeutschen form von Aufiaharis vermutet, aber nicht erwiesen. Vielmehr wird der name, wenn ger- manisch (vgl. zu str. 16), mit vakr zusammengesetzt sein. Munch (Det norske folks bist. I, 238) vermutet, dass Adaccarus (oder Odo- acn^) in den Annall. Quedlinb. (Pertz, monum. V, 31) eigentlich der name des vaters des Hamide und Sarilo, nicht ihres bruders, war. Ist Jönakr entstellung aus Odakr^ einer deutschen form statt Audvakr? Jedenfalls scheint Jönakr nicht nordischer name. Auch bei Erpr ist die Sache streitig. Man hat gesagt, Erpr sei echt -nordische neben- form zu jarpr, wie herg zu hjarg, feil zu fjcM. Dadurch ist jedoch noch nicht der umstand erklärt, dass der bruder Hamdis und Sqrlis, wie auch der söhn Atlis, immer Erpr^ nie Jarpr heisst, dagegen das adjectivum stets jarpr j niemals erpr. Darum sieht Jessen nach J. Grimm in der namensform Erpr nicht unwahrscheinlich eine spur der entlehnung der Ermanrik - sage , und consequent folgert er, dass diese im norden erst bekant wurde, nachdem sich die „brechung"^a entwickelt hatte (was wohl im 8. Jahrhundert geschah). Möglich bleibt es freilich, dass der vocalunterschied der namensform Erpr, dat Erpi und der adjectivischen form jarpr, A.^i, jqrpum mit der verschiednen bildung des dat. sing. masc. bei subst. und bei adj. in Verbindung steht Denn nebenformen wie herg und Ijarg (bearg) erkläre ich folgender- massen: in der ältesten ruuensprache wurde flectiert nom. und acc.:

HAXDISMAL 895

berga (beraga), gen. hergas, dat. herge; daraus wurde später nom. und acc. hearg, gen. heargs, dat. berge.

IV. Eritisclie und exegetisclie anmerkungen.

1. Das lied fieng ursprünglich mit str. 2 an.

1, 2. idir (nicht iäir); vgl. die actalhcndingar: id und tidum^ Eloengr (SE I, 666), und siäan, Sigvat (Hkr., Ol. h. c. 41), iäir und riäa, ders. (ebd. c. 70), und die skothending: iäir und ]^6d (SE I, 332), wo die erste silbe von iäir nach der Stellung im verse lang sein muss.

1, 3. Hildebrand „Versteilung" s. 618 verwirft mit unrecht die Schrei-

bung groeti. Dies wort lässt sich vom verbum groeta nicht tren- nen; die form grosia wird durch folgendes als richtig erwiesen: 1) gretti Msk. 144 ^ 2) norweg. greta, greteleg. 3) altschw. gröta^ noch in schwed. mundarten gebräuchlich. Das causativum grceta (ursprünglich gröfjan) stimt, in betreff des vocals der Wurzelsilbe, mit dem prseteritum des stammverbum got. gaigröt überein, wie das got. causativ ranr^an mit dem praet rann, Grundtvig ver- mutet (üda (statt dlfd).

1,5. of habe ich überall statt des synonymen um und uf geschrieben.

%y 3. pat von siäan regiert, wie siz V^lnnd. 31, 4 mit accus, verbun- den ist.

3, 5 6 nach Lüning gestrichen.

2, 7 10. Ghv. 1, 5 8 scheint die ursprüngliche form der zweiten

halbstrophe besser bewahrt zu haben ; namentlich scheint grimmum oräum ursprünglicher als QjüJca borin.

3 , 10. systiMT at hefna würde besseren rhythmus geben ; vgl. Ohv. 5, 8

und moräs at hefna Hamd. 16, 8.

3 xmd 4 vor 5 von mir gestellt.

3. Die erstere hälfte scheint mir zu fehlen ; dem Inhalte nach ist diese wahrscheinlich Ghv. 2, 1 4 gleich gewesen : Hvi siüä^ \ hvi sofiä Ufi, \\ hm tregrat ykkr \ teiti at mcela? Ich darf diese zeilen aus Ghv. hier nicht geradezu einsetzen, weil Ghv. 3, 1—8 als ui-sprüng- lichere behandlung der späteren erweiterten behandlung Hamd. 3. 4. 5 zu entsprechen scheinen.

3, 5—6. „Vos rejecti estis post principes, vos viris principibus in- feriores estis, ab its degenerastis.^' SEg.

26*

■•«- m.t .fc/* WÄ.

596 s. BüGOS

3^ 7. it habe ich als den ursprünglicheu ausdruck eingesezt; er ist jedoch nicht Schreibfehler; so ist öfter die plurale form ungenau statt der dualen angewendet. Akv. 3 , 5. Ohv. 2 , 6. Ebenso in der prosaischen spräche.

3, 8. ßdUay das die hds. vor (ßttar hat, ist hier wie in einer vfsa des

Egill Skall. (Egils s. k. 62): snarpdttr Haralds dttar angewendet. Hildebrand (Versteilung ^ s. 138) wendet gegen den gewöhnlichen text ein, dass pdtta, wenn davon attar abhängt, nicht zu anfange des zweiten halbverses ungereimt stehen könne. Die hdss. geben jedoch im kviäubättr öfter das nomen ungereimt vor dem abhän- gigen genetive^ und wir dürfen kaum solche stellen sämtlich ändern : er engl shal \ suna Eyfuru in Hervar. s. 215. 316 (Bgg.); mann Ängan^s \ kominn af Arheimum ebd. 284; tdknar edli \ taidrar skepnu Merl. 11^ 97; vgl. im Ijödahättr: maeran dryhk mjadar Lok. 6. Gleichwol sehe ich jezt nach einem früheren vorschlage Grundtvigs in pdtta einen späteren zusatz, wie die verszeilen im Hamd. öfters erweitert sind. Statt attar war vielleicht ursprünglich hier die genitivform dttar angewendet.

4, 4. hvisti neutr., collectivum von hvistr,

4, 6. vidir so von mir geändert.

5, 3. In Jqnnunrel^ ist rekkr (ags. rinc) volksetymologische ände-

rung von rekr, rikr (got. reiks).

5^ ^ Ghv. 4, von mir hier eingesezt.

5^ 1. Uräuda statt Urpua geändert

6^, 2. Vor Ghtnnari habe ich ßeim gestrichen. Der Zusammenhang fordert hier „Gunnar,^^ nicht: „Gunnar und seine mannen.'^ Dass Gunnari dem rhythmus genügt; wird durch die zeile en Hreidari (Hälfs 8. k. 6) gestüzt , deun en kann hier gewiss nicht eine hebung tragen; peim hat sich vielleicht aus Akv. 14, 13 eingedrängt.

6^ 8. Hiemach habe ich mit Grundtvig eda hafdan hug \ Hünkon-^ unga gestrichen.

6, 1. Hamdir sezt eine ältere form Hamper voraus; siehe zu 11, 2.

6, 3. myndir in B ist seltnere form des indicativs.

6; 5. vqkdu von Munch umgestellt.

6, 7. vgl Vit d bed hsdi sdtum Gudr. hv. 19, 3 4.

7, 3. rodnar vdlundum so in meiner Eddaausgabe geändert.

7, 6. Statt yfir ursprünglich vielleicht: of (uf); vgl. Gudr. H, U, 10.

Hamd. 11 , 2.

8 , 4. per var pat so in meiner Eddaausgabe geändert.

fUXDoauL 397

8^ 5—8 haben Möbius und ich als spätere erweiternng erkant Ursprfing- lieh begann wol die strophe mit Ghv. 5 , 1 4 : Uräu p6r \ballr- rd] I hrceära hefndir \ slidrar 6k sdrar, \ er sonu myrSi/r, Die leztere hälfte dieser strophe scheint im Hamd. 8,1 4 dem aus- drucke nach erweitert.

8^ 6. verja kann so wenig wie got. vasjan und die entsprechenden

Wörter andrer sprachen „schwingen*' bedeuten. Vielleicht hier:

„anwenden," vgl. verja ser oder valdi sinu oder fe sinu oder ähnlich, tu einhvers.

8. 9. Zwischen 8 und 9 müssen mehrere Strophen fehlen, wie dies dartut 10, 7: er her sitjum feigir d mqrum-, die strophe, die erwähnt haben muss dass die brüder auf die rosse steigen, kann nirgends sonst einen platz finden. Doch diese strophe fehlt nicht allein; in einer vorausgehenden strophe müssen die brüder aus- gesprochen haben , dass sie zum zuge bereit sind , und unmittelbar vor str. 9 muss Hamdir das wort gehabt haben. Die fehlenden Strophen sind daher, wie ich glaube, eben Ghv. 5, 5 8. 6. 7. 8 oder eher Variationen derselben:

8* „hfkjettim [cMir]

Jqrmunrekki samhyggjendr

systur hefna. Beriä hnossir fram

Hünkonunga! hefir okkr hvaUa

at hjqrpingi/^

8* HUejandi Gudrun

hvarf tu skemmuj kunibl konunga

CT kerufn valdi, sidar brynjury

ok Sanum fcerdi; hlodusk modgir

d tnara bögu.

H'* pd kvad pat Hamdir inn hugumstdri: yfSvd komumk meir aptr mödur at vitja^

»M-m^ma^tm jma

398 8. BÜOGS

atpü erfi

at qll 08S drekkir, at Svanhüdi

oh sanupina/'

Zwischen 8 ' und 8 * fehlt wahrscheinlich noch eine Strophe , worin Oudrün gefragt hat: „Wann kernt ihr zur mutter wider?** vgl. das dänische lied von Svend Vonved (Danmarks gamle Folkeviser, von Sv. Grundtvig, nr. 18) A str. 6 9.

8', 3 habe ich komumk statt comcuf geschrieben.

nach 8', 4 sind nach einem früheren vorschlage Grundtvigs^ den die- ser später aufgegeben hat, zwei zeilen gestrichen: gevmjqrär hnig- inn I d Ghdfy'ödu. Jedenfalls sind diese zeilen, wie ich glaube, von Hamäir, nicht mit Grundtvig von Sigurär zu verstehen.

8', 5—6. Vielleicht: at pA at qll oss \ erfi drekhir; drekkir habe ich statt drykkir geändert.

8' wird neben 10 wol kaum bedenklich sein ; Sqrli bestätigt die werte HamäiSy dass sie im fernen lande sterben werden.

9, 7 8. „Was verlangst du das du nicht zum weinen bekomst? d. h.:

alles, was du verlangst, wird dir gewährt; du verlangst aber nur dasjenige , was dir selbst schmerzen bringt** Das specielle (in : hvers biär nuy G.) passt nicht zum generellen ausdruck; ich habe es daher gestrichen.

10, 4. IMda Munch.

11, Hierher von mir gestellt. Diese Umstellung wird, wie Möbius mir bemerkt, dadurch gestfizt, dass die YqIs. s. die rede der Gudrun unmittelbar vor dem auffinden Erps hat.

U, 1. hrödrglqä: die ruhmfrohe (Gudrun).

11 , 2. hlMt4m fasse ich als pcp. part. von hl^ja, prses. 3. sing.: JU^r, praet. 3. plur.: Kloßäu, Uiäu; von älteren formen Ideujan^ prara. 2. sing.: hlet^, 3. sing. Ueujip, prset. 3. plur.: Mgioidun. Ebenso flectierte man einst *8fija = got: siujan, praes.: *s$r, prset: *8(BäUy sSäu, pcp. prsßt.: scedr, s^är, Mfy'a heisst: obdach geben, schützen, wärmen; es ist abgeleitet von K14, n. obdach, schütz, grundform: Mgi/oa^ welche sich auf dem goldnen home von Gal- lehus findet. Das verbum wird eben vom schütze der brünne angewendet; so Einarr skälaglamm (SE I, 418):

Ne sigbjarka serhir sommidjungum romu Hdrs vid Hqgna skurir KUSut fast of s6äir.

HAMDI8MAL 399

Hallfredr (SEI, 432):

Oh geirrotu gqtvar

gagls viä strengjar luigli hungreyitundum hatiga

hUäut jdmi seäar.

Beidemal die Varianten: Jdcectut und sosäar. hledir nun bezeich- net liier die brüder, welche durch undurchdringliche brünnen geschüzt sind. VqIs. s. cap. 42 sagt: hon hafdi svd buit peira lierMeeäi, at pd bitu eigi jdrn. Damit stimt SEI, 368. Nach diesen brünnen sind die brüder genant: Hamäir statt Hamper, älter ^Hami'Petvaiij got. Hamipitis, und: Sqrli, urspr. *Sanda.

Grundtvig und Vigfüsson lesen hledum von hleäi. Damit ver- trägt sich weder die bedeutung dieses wertes („tür, welche einem alkoven vorgeschoben wird"), noch die praeposition of, noch die pluralform.

11, 3. auefingr: die zartfingrige (^Griidrun).

11, 4. pemia in der hds. Eine solche anaphorische anwendung die- ses pronomens ist in den mythisch -heroischen gedichten sehr sel- ten : meyjar pessar Herv. (Bgg.) 1 , str. 7 ; sjd mödr konungr Oddr. 15. Hier scheint pcnna unstatthaft, wenn man hledum von den brüdern versteht; daher habe ich es in svinnan geändert Gudi*ün redet hier S^rli an. Weniger wahrscheinlich ist mir: niqgu sina,

11, 5. pvi er par Juetta, so von mir geändert; pvi at: dadurch dass, nur in dem falle dass (vgl. Hävam. 14, 4); par: in dem fer- nen lande; hcetta: gefahr.

11 , 6. hl^digi ist *hl0i, f. schweigen (von hljodr) mit dem negativen gi verbunden. Wenn einer der biüder das stillschweigen unter- bricht, wird der zauber, der sie schüzt, gelöst, vgl. str. 25. myni, conjunctiv, indem ein (unwahrscheinlicher) fall für den äugen- blick angenommen wird.

11, 7 8. 7nega tveir nienn einir \ tiu hundruäum: „zwei männer können allein zehn hunderten widerstehen." mega manni hier = ^nega vid nianniy ebenso in der dichtersprache : vtnna einhverju (z. b. vinna skqpum) == vinna vid einhverju; inega (statt inegu) wie z. b. an lians rdde niega himintunglin echi Alex. s. 55 (hds. um 1300).

11, 8. Goina habe ich entfernt; denn 1) wird dadurch der rhythmus schlecht; 2) streitet es gegen die Symmetrie des ausdrucks, da man nämlich , wenn tveir menn einir nicht näher bezeichnet wird,

iOO 8. BÜQGX

die blosse zahl tiu hundruäum erwartet; str. 22 wird einen dritten grund zur entfernung von Gotrui bringen.

Die versetznng der 11. str. in der hds. ist durch die ähnlich- keit der vei-se 11, 7 8:

mega tveir uicnn einir tiu hundruäum

und der von mir 22, 5 6 vermuteten verse:

tndttuä ivd menn eina tiu hundruä

veranlasst Diese ähnlichkeit führte zur auslassung von 22, 5—6 und zur fehlerhaften Verbindung von:

mit 22, 7 8;

mega tveir menn einir tiu hundruäum Grotna

binda eäa berja i borg inni ha.

Ebenso bewirkte in V^luspä die ähnlichkeit der verspaare:

aUt veit ek^ Öäinn! hvar auga falt

und veit hon Oäins

auga fSlgü

dass das letztere paar ausgelassen wurde und dass zwei verschie- dene Strophen vermischt wurden; siehe meine ausgäbe s. 37.

13 , 3 4 , von mir eingesetzt Die reihenfolge Sqrli 6k Hamäir findet sich z. b. auch SE I, 368 fgg. Die bezeichnung der brüder durch synir Ouärunar ist hier, wo sie dem Erp entgegengesezt werden, am rechten platze. Statt der werte Sqrli ok Hamäir ist jedoch auch ein epitheton zu synir Gruäru^ujvr möglich.

18, 6. storbrqgäottan ist mir zu wenig charakteristisch; ich vermute daher: stjup brqgäöttan. Wenn der ausdruck synir Guärunar unmittelbar vorhergeht, kann Erp als stjüpr nach seinem Verhält- nisse zu Gudrun (nicht als halbbruder) bezeichnet sein.

13, 7. jarpskqr so von Qrundtvig geändert.

13, 8. fuUingja; die Schreibung mit einem ly die sich auch pidr. 279'^ findet, lässt sich durch ags. fuüum stutzen.

13, 2 3. mundu \ frtßndum fultingja so von mir geändert. Die handschriftliche lesart gibt schlechten rhythmus, man teile nun:

HAMDI8MAL 401

svd hoaäsk veita mundu \ ftüting frcendum, oder: svd kvaäsh veita I mundu fidting frcendum. Für meine änderung vgl. z. b. Oddr. 12: sliks dcemi hoadaüu \ sutan mundu \ meyju veräa^ und Oddr. 23 : en mik Atli kvad | eigi myndu \ lyti räda. Erst durch diese änderung wird die antwort mit der frage in betreff des aus- druck symmetrisch. Freilich darf ich die möglichkeit nicht läug- nen , dass der handschriftliche ausdruck von einem manne herrfihre, der sonst durch ganze verszeilen, welche in meinem texte beibehal- ten sind, das lied erweitert hat.

14. Diese strophe ist von mir umgestellt.

14, 7 8. Diese verse fasse ich jezt mit Grundtvig als zur rede Erps gehörig, ködu leitet ein altes Sprichwort ein (= kveäU er, forn- kveäit er)] wegen des prat. koäu vgl. Jcödui Hamdi hjqrleik spara SE I, 262. homung verstehe ich gegen Giamdtvig als: nothus. Vgl. Shakespere, king Lear I, 2; „bankarte sind tapfre leute** Logau.

15, 2. skidijdrn kann gewiss nicht das richtige sein, denn die müssige widerholung von skia ist höchst anstössig. Auch solte man skia" jdrn erwarten, vgl. skiSlauss in Yngl. 30. In fcipitarn vermute ich einen lesefehler statt: fcopgiaim*; dies adj. lese ich Hyndl. 30: var pjassi \ peira frcendi \ sköctgjarn jqtunn, \ lians var Skadi döttir. Hier ist das skantgjarn der Flateyjarbök sinlos, während sködgjam als epitheton für den vater der Skadi treflich passt.

15 , 5—8. Vielleicht 7 8 vor 5 6 ?

16. Man erlaube mir hier eine bemerkung, welche die texteskritik nicht berührt. Es findet eine gewiss nicht zufällige Übereinstim- mung statt zwischen 16, 1—4 und Gudr. II, 19. A.n beiden stel- len werden loäar (vgl. altruss. Inda, das vom altnord. lodi ent- lehnt ist) und skdlmir genant; die in Gudr. II erwähnten männer haben skarar jarpar, wie EiTpr jarpskqr genant wird. Dieselbe Strophe der Gudr. II nent zwei slavische namen Jarizhifr und Jarizsiuirr, Vielleicht darf man daher in der nachgewiesnen Über- einstimmung eine andeutung finden , dass für den dichter der Ham- dismdl wie für Saxo Grammaticus die heimat der brüder im osten der Ostsee neben dem Slavenlande lag. Der name Jmdkr scheint fremdartig. Man darf denselben kaum mit J. Grimm als entstel- lung aus Äumdiaris fassen. Ich habe früher nikr aus vakr erklärt, dabei bleibt mir aber Jan- unverständlich. Später habe ich bei JönaJcr an die entstellung eines slavischen namens gedacht, und der hochverdiente russische historiker Kunik, bei dem ich

402 B. BüOOB

nachfragte, leitet den namen von slav. yumt; „jnng^* ab. Wie ist B^8(ynumorum bei Jordanis cap. 24 zu verstehen?

Möbins vermutet, dass 16, 1—4 unmittelbar vor str. 18: Glaumr usw. stehen solte. Dies ist an sich ansprechend, jedoch kaum notwendig; dabei würden wir zwei Strophenfragmente statt einer vollständigen Strophe erhalten.

16, 5 8 von Qrundtvig umgestelt.

16** von mir nach Atlakv. 14, 1 8 gebildet und nach der anleitung von Saxo Gramm, p. 411— 414 (MV.) hier ergänzt; siehe meine Edda-ausg. s. 429 fgg.

16 ^ 1. Gotna vgl. Gotna landi in Grfmn. 2. Man könte vermuten, dass in Hamd. nach 16** die verse der Atlakv. 14, 10 16 in einer etwas verschiednen form ursprünglich gestanden:

En ßar draJck [Jqrmunrdckr

med drottmqgum sinum\ vin i vaihqllu,

veräir sdtu üti, at varda ßeim [Hamdi],

ef peir hattö vitja kvcenii med geiri gjcdlanda

at veJcja gramhüdi.

vgl. Saxo p. 412: secus undique juges excubias fixü. Allein dies ist kaum wahrscheinlich, denn wesentlich dasselbe wird Hamd. 18 erzählt.

17, 1 6. Vielleicht ist die ursprüngliche reihenfolge der verse:

Fram Idgu hrautir,

fundu vdstigu oh vargtre vindkqld

vestan bcsjoTy systur son

säran d meidi

es scheint natürlich, dass der galgen vor dem gehängten genant wird.

17, 2. Dass stigu in vdstigu langes i hat, wird z. b. durch sUgu ^ vig in SE 1 , 606 erwiesen.

17, 3. systur son versteht man gewöhnlich von Randver. Eine solche bezeichnung scheint aber unnatürlich. Eher ist das ursprüngliche

HAMDIBMAL 408

systur sijtip (vgl. Saxo, p. 413: naverca). In meiner ausgäbe habe ich systur son als schwestersohn jQrmunreks verstanden ; die Har- lunge werden von Saxo s. 413 als schwestersöhne Jarmeriks erwähnt; allein diese auffassung ist bedenklich. Da JqrmunreJckr hier nicht genant ist, versteht man systur am natürlichsten von Svanhildr. Auch wird Bandver eher als ein Harlung hier erwähnt sein, weil das Schicksal Bandves ein glied der in Hamd. behandelten sage bildet. Endlich wäre kaum grund dazu nur den einen der Har- lunge zu erwähnen. In systur habe ich entstellung aus einer bezeichnnng für „des schwestermannes^^ vergebens gesucht.

17, 4. särr ist hier als geiri undaär (Häv. 138, 4) zu verstehen; es wird öfter erwähnt , dass der an den galgen aufgeknüpfte mit einem geer dmchbohrt wurde.

17, 7. hvot ist mir in dieser Verbindung unverständlich ; ich habe daher eine entstellung aus hrop^ d. h. hrdä vermutet, trqnu hrdd wie brdd trqnu hals: serpens, in Fas. I, 259 (wo ich lese: $d ek engum sveini | nema Siguräi einum \ i brünsteinum brüna \ brdd hals trqnu lag da statt lagdann der besten hds.; logda ist entstelt). tr^ta bedeutet in den volksmundarten Norwegens: „schwach oder mit geschlossenem maule brüllen,'^ ebenso nach Vigfüsson in Island: „to growl, murmur.** Allein diese bedeutung passt nicht Thomas s. 360^ (hds. aus dem ende des 14. jahrh.): kerling trptir €6 sem tidast at bera fyrir Thomam . . . pat er hm hefir besst til, ertmar, eplin oh ostana. Hier scheint tr^ta: „hin und her trippeln" zu bedeuten, vgl. neuisl. trita: volutari, gyraii; tritiU: instrumentum quod continuo rotatur ; triUa: gyro vagari (Björn Hai- dorsson); tritla: trippe frem eller omkring (Erik Jonsson). In Hamd. scheint tr^tti das hin- und herkriechen der schlangen zu bezeichnen. Auch nach Aüamäl 22 verzehren die schlangen den am galgen hangenden leichnam.

17, 8. btda so edit. AM. In einer rima komt ein ganz analoger

satz vor.

18, 6. Grundtvig ergänzt die strophe:

pd er tirargjamir i tun ridu,

19, 1. far drr nach meiner Vermutung statt foro; ursprünglich viel- leicht: for OR. Früher vermutete ich foru jarlar; auch an foru odla liesse sich denken.

19, 4. und edit AM.

404 8. BüGcn

19, 5. ro 80 von Ornndtvig und mir geändert.

30, 2. hanpa so von mir geändert. Die schreibang mit np findet sich im cod. reg. der SE I, 540 (cod. Ups. in SE II, 348), in der Stockholmer hds. der Öläfs s. helga von Snorre (Ghra 1853) cap. 244 (s. 229'^), und in mehreren andern hdss. Die form hanpr ist die ursprünglichere. Hier wie regelmässig bei der laat- verbindung np (hanpr, Danparstaäir) ist ein vocal zwischen n and p ausgedrängt: hanpr = altiries. han^, kenep. Nach ka/npr wird auch das fremdwort henpa mit np geschrieben.

20, 3. beindisk so von mir geändert. branga vom verbum brengja (hrengäa) abgeleitet. Dies verbum ist jetzt in Hallingdal (Norw.) gebräuchlich; Aasen erklärt es : „verdrehen, renken (vraonge, vride, bryde paa noget)," und trent es von vrengja, rengja. Ein subst. brengja ist auch gebräuchlich und bedeutet: „1) verkehrte Stel- lung, 2) klemme, Verlegenheit.'' unser branga ist von brengja wie talga von tdgja, sola von sdja, krafa von krefja, hvaää von kvei^'a gebildet; es verhält sich zu brengja, f. ungefilhr wie altn. tdka zu tekja. beindisk at brqngu bedeutet also, wie ich ver- mute: er richtete sich bei verkehrter Stellung, d. h. er zeigte sich vertrauensvoll, obgleich er in der klemme war.

30, 4. bqßvask wie stqßvask gebildet.

^0, 7. hann ist wol hier späteres flickwort; so in Skim. 15, 3 hat B: j6 hetr tiljaräar taka, A: latr hann tu —; in Yspä 19, 7 sUndr BH, stendr hann rW; in Häv. 64, 4: pd hann pat finnr und Fä&. 17, ^: pd ßat finnr. Vgl Hildebrand, Versteilung s. 83.

81, 5. b^in; vgl. byrir in Vsp. II, 60, 8 und byr in V(}lund. 12, 3. Ist hier y nur graphisch? kaum verhält sich byrir zu burir wie z. b. kvaen zu kvdn vom ursprünglichen stamme koani.

31, 6. Die praeposit. med scheint mir hier erst später nach jünge- rem sprachgebrauche eingefügt. Die mythisch - heroischen gedichte bezeichnen regelmässig das Instrument durch den blossen dativ. Daher scheint mir med Helg. Hund. I, 36. Fäfii. 30. Hyndl. 15, wahrscheinlich auch Grfp. 15 unursprünglich. Dagegen Atlam. 59 ist med mit instrumentaler bedeutung ursprünglich. Häv. 52 and 100 ist med nicht einfach instrumental zu nehmen. Für die Ver- änderung des Sprachgebrauches vgl z. b. SE II, 259 : fyJÜig med fjqrvi in der prosa, fyUig fjqrvi im verse. Im Gotischen bezeich- net miß niemals (auch nicht Matth. 26, 72) das Instrument.

31, 8. Die Umstellung d gäiga festa scheint nicht nütig.

J.

BAMDIBMAL 405

22. Ich glaube mit Qinndtvig, dass diese atrophe auf den ausdruck <ler Bagnarsdräpa (SE I, 372), nicht umgekehrt Ragn. auf Hamd. einfluss gehabt hat

SS, 3. Uöä er so von mir geändert; er: worin. Früher lauteten die verse 3 4 wahrscheinlich:

i Uöd of komit ör hfjösü Ootna.

Dies gibt besseren rhythmus und einfachere darstellung. SS, 5 6 von mir ergänzt, tvd und eina nach Grundtvig. Nach hund-

ruä wäre Gotna unstatthaft, da es 22, 4 steht. SS, 7 8 von mir umgestellt; eäa (nicht ne) nach dem negativen

mdttuä, vgl. z. b. eigi skidußeirpar eta eäa (var. ne) drekka Spec.

reg. (Chra) 58*; eru eigi attir iafnskjötir at vexti eäa purdi ebd.

13 14; eigi munu vdpn eäa (ne Ups.) viäir granda Baldri

SE I, 172 «1; vgl. auch ok in H^. 4, 3. S3 , (1 2) Hitt kvaä pd Hamäir \ inn hugumstari von mir gestrichen.

Dass Hamdir diese strophe spricht , ist auch ohne die zeile 1 2

verständlich; denn die werte stimmen nur mit seinem Charakter.

stcerri (mit bezug auf SQrli) lässt sich hier und 6, 2 kaum vertei- digen. S3, 3. (BsHr, nicht oßstir, ist die richtige form.

53, 7. fötum pinum so von mir geändert; pu in der edit. AM. ergänzt Wenn man hier nicht ergänzen wolte , müste man im fol- genden verse streichen; vgl. 23, 3.

54, 1. hraut ist hier wegen der allitteration mit reginkwnngi wol als raut auszusprechen; vgl. z. b. Häv. 151, 3: d rötum rds (= hrds) viäar. (Vgl jedoch auch 26, 5—6). Dass Är;oto, nichirjota (wie im Oxford. Wb.) die ursprüngliche form ist, wird durch ags. hrütan bewiesen. Hierher gehört wahrscheinl. altn. hrütr (vgl. norweg. dial. rüt bei Aasen), vielleicht auch ahd. hroZy rote. Auch im Hättalykill Bögnv. 39, 13 findet sich ratit (statt hraut) blöä.

54, 2. inn reginkunngi verstehe ich von Jqrmunrekkr , nicht von Oäinn.

55. Die Überschrift: Sqrli habe ich statt: Hitt kvaäpd Hamäir \ inn hugumstari eingesezt. Wie Hamäir in dieser strophe erst als brödir^ dann v. 5 durch seinen namen angeredet wird , so wird Beginsmäl 12 Fdfnir erst als bröäir, dann unter seinem namen erwähnt.

S5 , 5. h^r so von mir geändert. Hier haben wir dieselbe elliptische Satzverbindung wie z. b. Härb. 18: Sparkar dttu ver konur^ ef oss at spqkum yräi, siehe Nygaards syntai I, 62; Nj^ s. 192^®:

406 8. BÜOGX, HAlfDISKAL

vSr hqfum cmt moH, ef oss kcemi ßat vd at Juüdi, siehe Lund, oldnord. Ordföjn. § 119, a.

35, 7. Der ausdruck scheint hier später erweitert.

S5, 8. manvü ist ältere form als mannvit, siehe meine Eddaaasgabe s. 341.

86. Die überschrifk Hamäir von mir ergänzt.

36; 5 8. Hierin haben Möbins und ich spätere zudichtung erkant; die ursprüngliche leztere vershSlfte ist verdrängt Vielleicht hat derselbe mann v. 3 inn bqdfrcBkni hinzugedichtet.

36, 5. halr inn hrödrfüsi, so nach meiner Vermutung (vgl. hrödr- fiisa hali Beginsmäl 21, 6) statt: vcm ix viß frqcni; wol kaum hrödrrcßkni (von rcekja) ? Früher vermutete ich ; verr inn vidfrtegi, indem ich das varr der hds. als seltnere und unursprüngliche nebenform von verr betrachtete (vgl. Vermundr und Varmundr bei Langebek Scr. r. D. I, 5; gagn-vart und ^vert, s. Leffler in Nord. Tidsskr. f. philol. NR 11 (1875), 7). Dies kann aber nicht richtig sein, weil verr im sing, nur maritus bedeutet; auch ist die aUitteration von verr und vidfrcegi mit hvqttumk trotz hratU mit regin in 24, 1 2 bedenklich.

37, 38 noch Hamdis werte.

37. Wol, wie Möbius meinte hier uuursprünglich. Hat sich die Stro- phe aus einem andern gedieh te hier eingedrängt? Ist das hand- schriftliche ycr so zu erklären, dass der ausdruck da, wo die Strophe ursprünglich zu hause war, ykhr . . . U myniä lautete?

37, 1. Vielleicht ursprünglich: hyick. okkr die herausgeber.

38, 3. eggmodr von moär: müde, vgl. ags. güäwSrig; nicht mit Vig- flisson von md,

38, 5 8. Vielleicht ursprünglich:

g6ds fengum tirary

ßott shylim % gaer deyja; kvdd Ufira mcidr

eptir kvid norna.

38, 7. i gar: morgen.

39. Hierin veimute ich die 2. halbstrophe; die 1. erzählte vielleicht, dass die brüder gesteinigt wurden.

CHRISTIANIA. SOPHUS BUGQE.

407

DER OBERFRÄNKISCHE LAUTSTAND IM IX. JAHR- HUNDERT.

(Schlnss.)

Consonantismus.

Die dentalen.

d.

Tatiau.

d ist zu t verschoben. Anlautend ist jedoch d gewahrt fast durchweg in den Wörtern diuual (nur 3 t gegenüber etwa 48 d), diuri nebst seinen ablcitungen (7 t, etwa 26 d); häufig femer in dohter (5 d, 7 t), ausserdem aber besonders in C (duon 21m.). In a findet sich nur t. S. 10. Inlautend ist d h&ufiger gewahrt nur in eldiron (9 m. und elthiron 132, 12; auch 44, 14 steht eldiron, nicht eltiron, wie S. angibt), femer einigemal im sw. prt. aber nur in J. Auslautendes d ist gewahrt nur in kind, sculd.

Otfrid.

d ist anlautend gewahrt, einzeln findet sich jedoch t, so besonders in tod und ausserdem in 10 vereinzelten formen. K. 492. In keinem der angeführten falle, ausser terren IV, 26, 52, wo biginnent vorangeht, lässt sich ein grund f&r diese ausnahmen in dem endconsonanten des vorhergehenden Wortes finden. Der annähme eines Schreiberirrtums widerspricht, wie K. a. a. o. hervorhebt, der umstand, dass von einer stelle abgesehen, in V t seine entstehung stets einer correctur aus d verdankt; also absichtlich gesezt sein muss.^

Inlautend ist d zu t verschoben ; gewahrt in den flectierten formen und ablei- tungen von kind, sculd, den flectierten formen von hald. uuald und dem compos. uuuastuueldi; ferner in fremeder, muadi, ödeg, sceidan, jugundi und vielleicht in menden (as. mendjan vgl. jedoch menthenti V, 25, 100 und menthit mendhendi gl. K.) Ausserdem findet sich un verschobenes d 4 m. im prtc. prs und in dem sw. prt ougda I, 1, 5. 6; I, 8, 14 ist uuolta aus uuolda corrigiert. Die sw. prt. bigonda (23) onda (3) konda I, 27, 31 gehören wegen des hier wol zu gmnde lie- genden p nicht hierher. Überhaupt wird, wenn auch Otfr. das suffix des sw. prt. sonst stets durch t bezeichnet, nicht überall die ten. anzunehmen sein. Schliess- lich begegnet d in 12 formen von Wörtern , die sonst t zeigen. E. 495.

1) E. 493 führt als nicht hierher gehörig auf: inträtan (ags. ondraedan) = in furcht setzen , erschrecken , welches durchweg t zeigt. Er erklärt dies durch die annähme, dass Otfr. das wort als int-rätan aufgefasst habe. Es ist mir unerfind- lich, durch welche fäden Otfr. sich die begriffe des erschreckens und des beratens verknüpft gedacht haben solte und ich glaube daher, dass es einfacher ist, hier ebenfalls eine der oben erwähnten ausnahmen zu constatieren. Dass grade bei die- sem Worte allein t durchgeführt ist (nur I, 27, 11 ist in V t aus d corrigiert), kann nicht wunder nehmen, wenn man berücksichtigt, dass es ein relativ selten vorkommendes und wie man vieUeicht aus seiner beschränkten sphäre (es findet sich ausser bei 0. nur noch 3 m. im Tat.) schliessen darf, auch ein nicht mehr recht lebendiges ist.

406 PIBTBCH

Die kleineren denkmäler.

Fb* t ausser in kindisgi 6. F^L anlaut t, doch steht daomenös 53, gede- rita 61; inlaat t ausser in snndrot 0, habandi 45, gisceidan 49, sedale 115; ans- lant t. Ft. anlaut t (2); inlaut t, doch begegnet lud! (3) neben inti, enti (2), geldom B neben gelton 5; auslaut kein bei. LS. anlaut nur tuent II, 4; inlaat t, doch indi II, 2 neben iuti (12); aaslaut t. Arg. diurliches, inti. gL JD. an-, auslaut kein bei.; inlaut t ausser in gisceidida 499'^ ende 499 '^. gl. Ir* inlaut t, sonst kein bei. gl. e.^ anlaut dam 977^; in-, auslaut t. gL c* und rec. an-, in-, auslaut t. gl. Ez. anlaut drihtdin; inlaut uuanda. gl. A. au-, in-, auslaut t, doch steht framhald 191. Wb. anlaut t ausser in dioreran 29; inlaut t ausser in sculdic 23, bigouda 2, uuisada 6/7 (sonst im sw. prt. 12 m. t). -. Mgl. anlaut 11 d; 3 t (truganara 282 ^ tuoches 283*", tragu 284''). Dem- gomäss ist Keiles angäbe (Otfrid II, s. XXVIII) zu berichtigen. Inlaut 33 d, 16 t (Kelle a. a. o.: „inlautend d zu t (d)"!). Besonders überwiegt d im sw. prt und prtc. prs. (19 d, 6 t). Auslaut t ausser in sculd, uuird (hospes) 283 \ Hb. anlaut d (3); inlaut d ausser in släfanti 18 und in 13 formen des sw. prt., denen nur 11 mit d gegenüber stehen: solta (9); solda 9. 11 etc.; auslaut t. -- Ag. anlaut kein bei.; inlaut d; auslaut t. St. anlaut dage 17, duo 19; inlaut haldih 18, indi (3). Rb. an-, inlaut d, auslaut sculd (7), neben ant-2G, vergalt. hialt28. Schwanken zwischen med. und ten. in betdi 22. Lb. anlaut d (11), doch steht -tnmchi 8; inlaut d etwa 40m. im sw. prt., welches t nur in fehOta 17, scolta 21, scolti 32 (sonst stets scolda), erfulta 30, gifrumita 35 aufweist. Ausserdem finden sich 10 d, 52 t (inti (43); indi 13. 14) und td in bitdiu 42. Auslaut t, doch begeg- net kind 12. Wk. anlaut 20 t, 9 d; inlaut 61 t, 59 d (endi indi (40), enti 43 vgl. MSD. zu LVI, 2; sw. prt. nur durch datun 99 (2) belegt); auslaut t. Die Schreibung schwankt auch bei denselben Wörtern : doodeni 49 , sonst toot (4) ; diic 21, duat 22, datun 99 (2^, neben gitau 73. 74, gitätom 98; guodiu 8 neben guates 102. Lid. anlaut d (6) ausser in trnhtin 4. 59; inlaut 18 d, 12 t (sw. prt. 9 d, 6 t); auslaut t (7), nach 1 n jedoch von giuualt 38 abgesehen stets d: kind 3, ingald 20, gund- 27, gisund 40, skild 42. SO. anlaut d (10), doch steht tre- stir 247 N getuuerc 307, -trunkini 209^ inlaut 32 d, 43 t * (sw. prt. 3 d, 2 t). Zu bemerken ist, da.ss von den 32 d 16 nach l n stehen. Auslaut t, doch begegnet d nach n in indOruoga 248» (intoret 248*), gund- 267», 270»' (gunt-2G9"), band- 277* und in hard- 291». Abgefallen ist -d in hau(d)-drüliin (manicis) 269**, hauscuah 277». Pb. anlaut: drinkanti 6, -daga 9; in-, auslaut t.

1) Bezüglich der versclüedenen behandluug des an- und inlauten- den d lässt sich als ergebuis nur feststellen, dass im ostfrk. an- und inlautendes d meist verschoben, im rheinfrk. d im an- und inlaut meist gewahrt; im sudfrk. anlautend meist gewahrt, inlautend meist verscho- ben ist. Durchgeführt ist leztere regel nur in Pb. , einem freilich sehr wenig umf&nglichen denkmale und im grossen und ganzen bei 0. Auffal-

1) Zweifelhaft ist ludihom (lituus, sistrura) 269» (2). Gr. IV, 1037 belegt das wort nur noch aus Pt. ludi- könte zu hlüdjan gehören, das com])08. also „tonendes hörn" bedeuten, vgl. keribescmo, hengilachan usw. gram. II, 681. Oder liegt lat. lituus zu gründe? Zu erwägen wäre vielleicht auch kelt. llugoru *-> kriegshom. fJber andari 307 vgl. oben s. 340.

DSR OBXBFBAMK. LAÜTBTAND DC IX. JAHBH. 409

lend ist die aasnahme, welche Wk. macht (20 t, 9 d im anlaat; 61 t, 59 d im inlaut). Auf dieses factum und auf die bemerkung, dass kei- nes der yei*wanten denkmäler einen solchen unterschied in der behand- lung der an- und inlautenden dentalmedia mache, stözt Braune (bei- trage I, 52) seine annähme (vgl. auch Paul „mhd. Schriftsprache'' s. 26), dass die mit den erwähnten wenigen ausnahmen im anlaut con- stante media des evangelienbuches einer willkürlichen regel Otfrids ihr dasein verdanke, zu welcher ihm die analogie der anlautend gewahrten Spirans th den anlass gab. Braune gelangt zu dem Schlüsse, dass der südfrk. dialekt die flüstermedia besass. Leztere annähme hat viel Wahr- scheinlichkeit angesichts des Schwankens zwischen d und t, doch meine ich , dass dieselbe im anlaut entschieden der media zuneigte und Otfrid aus diesem gründe hier d schrieb, während sie im inlaut der ten. näher lag. Dass 0. in der tat nicht willkürlich verfuhr, zeigen die verwanten denkmäler, in denen der unterschied in der behand- lung des an- und inlautenden ursprünglichen d durchaus nicht fehlt. Dass in Pb. die otfridische regel ganz durchgeführt erscheint^ ist schon oben erwähnt worden. Ferner finden wir in Mb. dranche daga (2) und im inlaut 34 d, 14 t; in Lb. im anlaut 11 d, 1 1, im inlaut 56 t, 48 d (darunter besonders viele im sw. prt.) ; im Lid. anlautend 6 d , l t, inlautend 18 d, 12 t (d wider meist im sw. prt.); in SG. im anlaut 10 d, dt, im inlaut 32 d, 43 t. Wir sehen aus dieser zusammen- steUung, dass im anlaut d überall ganz entschieden überwiegt^ im inlaut dagegen die t immer mindestens eine sehr achtenswerte minorität bilden, wenn sie nicht in der mehrzahl sind. Man wurd demnach wol Braunes resp. Pauls annähme einer willkürlichen regel Otfrids^ dahin zu modi- ficieren haben, dass man sagt, Otfrid habe einen in seiner mundart festbegründeten unterschied der behandlung des an- und inlautenden ursprünglichen d fast ganz consequent durchgeführt. Für den Wk. bleibt dann immerhin noch die annähme eines oberdeutschen Schreibers übrig, der ihn nach einer frk. vorläge kopierte und dabei einiges von seiner eignen mundart hineintrug.

Übrigens bestätigt auch Is. den oben festgestelten unterschied zwi- schen an- und inlautendem d. Während er nämlich im anlaut nur ein einziges t zeigt (chiteda 15, 6 neben chideda 11, 26. 30) begeg- net im inlaut solches durchweg in fater, muoter, ausserdem in muotes

1) Aach Müllonhoff neigt dieser ansieht zu , denn er meint (MSD. s. XX), hinsichtlich der erw&hnten abweichnng des Wk. von OtMds regel, dass derselbe wol in Weissenbnrg geschrieben sei zn einer zeit, als sich die spätere otfridische Orthographie noch nicht festgestelt hatte.

IVXTSOSB. V. DBUTSOHB PHIXiOL. BD. VH. 27

410 PIXTSCB

25 , 23 ; 33 , 5 (sonst sind fonnen dieses wortes mit inlautendem deni nicht belegt), dhräto 9, 6; 17, 29 (drado 39, 24), höhsetli (3).

um schliesslich noch der in urkmiden jener zeit und jener gegend erhaltenen namen zu gedenken , so bestätigen die von Müllenhoff (MSD. s. XV fg.) aufgeführten in ihrer überwiegenden mehrzahl die otfridische regel und die ausnahmen fallen dagegen so wenig ins gewicht, wie die, welche man bei 0. selbst constatieren muss. Kelle (Otfr. 11 , s. XXY) gibt für den anlaut nur talastat.

Von den ausnahmen der für die drei dialekte geltenden regeln hebe ich einiges hervor:

1) anlaut. Das fast durchstehende diuri des T. erhält eine bestä- tigung durch diurliches frg., ebenso das 11 malige duom, duomen durch duomenes (sie) Fgl. Ebenso findet das schwanken zwischen töd und död bei 0. ein analogen im Wk. (vgl. dödes -e T. 84, 2 ; 90, 6) und trenken 0. II, 9, 64. 94 P in tninchl Lb., trunkini SG.

2) Inlaut. Sowol das ostfrk. als das südfrk. (und auch das rhein- frk.) schwanken zwischen d und t im sw. prt., besonders wenn ein I n vorangeht, welche laute auch ausserdem häufig ihre erweichende kraft geltend machen (vgl. besonders SG.)

3) Das auslautende d ist fast überall zu t verschoben ; die ausnah- men sind entweder dieselben wie im hd. dieser zeit überhaupt (kind, sculd usw.) oder erklären sich wie diese aus dem erweichenden einfiuss eines vorhergehenden 1 n (ingald, gund, skild).

4) Ob man berechtigt ist, dem zuweilen altes d vertretenden th (dh)^ jeden phonetischen wert abzusprechen, wage ich nicht zu ent- scheiden. Jedenfalls bleibt die erscheinung, die sich bekantlich auch in oberdeutschen denkmälem findet (vgl. Weinh. a. gr. 170. 173. 176 z. b. chinth gl. Jun.; b. gr. 144 z. b. thrahtOnter gl. Teg. 90.), auffal- lend , zumal sie auf einen bestirnten kreis von Wörtern beschränkt scheint.

t.

t ist mit den gemeinahd. geltenden ausnahmen verschoben. Ganz vereinzelt begegnet unverschobenes t in kurti (: vuurti) 0. 1, 1, 22 und ausserhalb des reimes in kurt 11, 3, 28 YPF; that I, 17, 62 P. Ausser- dem steht in, 18, 37 P suazzat (oder suazzac).

1) T. liefert nur 3 beispiele, vgl. S. 11; 0. dagegen eine ganze anzahl: öfter thräti thräto; thod; sceithist, kinthes, oth, gisceintha I, 20, 33 usw. Die belege bei K. 503 fg. 96. Ans den übrigen denkmälern führe ich an : kinthisg! Fb. A. 6 ; throhtin Fb. C 22; gibennithero (so die hs.), cnicithrahto Lb. 30; sculdhi Wk. 3. 20. Is. bietet cliindh 19, 27; ziidh 23, 10; 25, 4; 33, 2.

DBB OBKRFBlNK. LAüTSTAHD IM DE. JAHBH. 411

Was die bezeichnung des nenen lautes angeht, so wird im anlant fast durch- weg z verwendet, vereinzelt c vor e i bei T. 0. (S. 13; K. 521); in Fb. Rb. Wk. steht c durchweg, in Mb. überwiegt es und in gl. c< hält es dem z die wage. Auffallende Schreibungen sind zurndon Mgl. 285^ (sonst z); magaczogo Lid. 4, czala 8 (neben ce 53). Im inlaut wird nach langem vocal meist z , nach kurzem zz geschrie- ben. (S. 13; K. 500 fg.), doch begegnet ebensowol z nach kurzem, wie zz nach langem; nur z findet sich in Pb. und mit einer ausnähme in Fgl. Ziemlich selten ist c, das in Mgl. vor u begegnet (naficudun 286*). Andre bezeichnungen sind sz (T. Im. vgl. S. 14; Wb. (2)); zs (heizsit Lid. 1); zc (gewizci St 17); tz (Wk. (1); SG. (2)); ztz (gimeztzdt SG. 247*). Im auslaut begegnet z fast durchweg, nur Mgl. weisen daf&r s auf in ezzihfas 286^, vgl. Sievers, „Murbacher hymnen" s. 14. Ausserdem: lietz Lid. 11 (vgl. MSD. zu XI, 21); lazc (amentum^^ SG. 269*; uurc 291 *> (2).

1) Als eine specielfrk. erscheinung ist die erweichung von ursprüng- lichem t zu d anzusehen, welche sich auch schon bei Is. findet: eouuihd 23, 6; unrehd 23, 24; neouuihd 29, 14. Das oberd. kent dies nicht, vgl. Weinh. agr. 180 fg.; bgr. 145 fg., nur in den vielleicht elsässischen gl. Ker. findet sich eine nicht geringe anzahl hd , fd, vgl. MSD. s. XX.

Unsre denkmäler bieten folgende belege: Tat. drisiuuit 105, 3 (zu treso); dünichün 236, 6. gl. ID. unsempdiu 499^, wofür wol unsemphdiu oder unsempf- diu zu lesen sein wird, vgl. Gr. VI, 225 fg. gL £z. drihtdin. Wb. drägo 7, drä- gor 8. MgL slahdu 283^, gizumfdi 285% geznmfdüst 285^, ilohdend6 286 % zuohafdun 287. (ft in numftarä 283^; ht in drohtin 284^). Für sonst constantes t steht d in üzargeden (colligimus) 284^ (ebenso in den gl. Xani). Mb. almah- digen 1. 21. bigihdic 3. 21. unrehdes 3. 4. manslahdu 8 (ht 6m.). •— St. mahd 18 (hs. madh). Rb. bigihdic 1. unrehda 14; dursdagö 19; durfdigo 21. Daneben htd in almahtdig (8). gidähtdin 3. unrehtdes 14; ausserdem td in metdina 12. funtdiviUolä 25; (ft ht nirgends, st in nähiston 23). Lb. gidrdsda 17; bigihdt 6. nnrehdero 22 (2). rehde 36; priesdä 31. hdt in druhdtin 43. (sonst ht, st). SG. abedrunniger 263^. 277*. erdruasnita (defecauerat) 266 *> (aus lat trusare vgl. Weigand wtbch. I>, 347); cUfdra 247*; galsderon (incantare) 262^; esdri (paui- mentum) 263*, ehsdrhi (sie! cementum) 264*; ieda (runcina) 247^ (zu jetan); crida (creta) 277* (nur noch in Pt. belegt). Pb. manslahdä 7; für das bihit- dig der hs. ist wol bigihtdig zu lesen. Ottr* t im anlaut von fremdwörtem ist meist zu d erweicht: drahta, drahton (trahta nur IV, 31, 17 VP.; dreso (nur rV, 35, 13 VP.; m, 7, 85 P. steht treso); dünicha (2) neben tünicha (4). K. 493.— tr im anlaut deutscher worter ist in VP. durchweg zu dr erweicht (tr nur in F.) K. 493.

Im einzelnen stelt sich demnach die sache so, dass das ostfrk. diese erscheinung nur ganz vereinzelt, das rheinfrk. besonders in den inlautenden Verbindungen ht ft (st) , das südfrk. in der anlautenden Ver- bindung tr und im anlaut von fremdwörtem kent. Neben einander finden sich beide arten der erweichung nur in Lb. und SG.

Was die Schreibweise td anlangt, so möchte ich dieselbe nicht mit Müllenhoff (MSD zu LXXV, 1) = tt setzen, sondern darin ein zeichen schwankender ausspräche sehen. Vgl. Holtzmann gram. 290.

27*

412 PIBT8CH

2) Der abfall von auslautendem t besonders nach f h n (r 1), selten nach vocalen (und der ausfall eines inlautenden t) ist im IX. jh. ebenfals nur im frk. nachweisbar. Vgl. Weinh. agr. 177; bgr. 143. Man ist berechtigt darin die ersten aniUnge der im späteren frk. aus- gebildeten lautneigung (vgl. auch bei n, r) zu erblicken, deren Hug von Trimberg gedenkt:

wan T und N und R

sint von den Franken verre

an maneges wertes ende. Renner 22252.

Unsro denkm&ler liefern folgende belege: Tat. S. 11 gibt 8 belege» denen vielleicht noch tatan(t) fecistis 84, 3. 4 hinznzafügen ist, welche form S. (glos- sar) als 3 pl. auffasst, vgl. jedoch Sievers: tabellen bl. 22. Auch wird die annähme eines Schreibfehlers in uQor(t) 170, 2 durch zuouuer(t) 185, 1 einigermassen zwei- felhaft gemacht, vgl. Harczyck Hztschr. XVII, 80. Auch nach vocalen fehlt t zuweilen: ginaenti(t) 136, 3; gibereht5(t) 159, 8. Vgl. gezunf(t) 37; biteli(t) 11; inlautend nach nf: af(t)er- 15 (after 86), nn(t)ar- 11, (untar 62); in gihefit 7 scheint t erst nachgetragen zn sein. LS. eowih 4. gl* TD* bi(s)unihen (decipiant) 499*. gl. c.> en(t)3aztan 978^ Ag. eigenhaf(t). St. geal- nissi 17, t erst übergeschrieben. Pb. infiang 13 (nintfiang 11). Otfkr.: kunf(t) II, 12, 44 P.; ÜI, 24. 5 P. nnthurf(t) ü, 4, 80 V.; n6tthurf(t) U, 14, 100 F.; gei8(t)lichftn IV, 5, 1; 8izzen(t) V, 20, 17 VP.; unizen(t) IV, 26, 16 V. In rihtent IV, 19, 11 ; meinent V, 6, 29 ist t in V. erst vom corrector hinzngefägt In einigen andren f&llen, wo die 3. pl. des t zn entbehren scheint, ist ein modns- wechsel anzunehmen, vgl. E. 35. 87.

Der abfall des t ist also von 0 abgesehen im wesentlichen auf das ostfrk. beschränkt; auch Is. kent ihn nicht

3) Diesem abfall gegenüber steht das unorganische antreten eines t: T. bietet feraht 168, 2 und einige andre, wol auf schreib versehen beruhende falle, welche Harczyck a. a. o. aufführt; gl. c^ federaht 977*; gL e* samant- 978**; 0. thuruht IV, 7, 77 V. Sehr häufig ist dagegen das antreten eines solchen t in der 2 sg. besonders des prs. Ind., doch bieten die kleineren denkmäler nur wenige belege, was erklärlich ist, wenn man bedenkt, dass in den beichten, wo immer eine person von sich spricht, zur anwendung der 2. pers. wenig anlass war.

Ft« forsahhistft (3), gilaubistü (7). Ich schliesse ans der in B. begegnenden form gilanbisthü, dass das pron. an die anf -s ausgehende form angelehnt wurde. Ausserdem darf für das erste drittel des IX. jh. , in welches dieses denkmal zu setzen ist, -st wol noch nicht angenommen werden. gh e«^ mahhös (cj.) 977% gariuuis 978*. MgL gezumfdüst, sihist 285^. Lbs« nindrinnds; nintnuin- n£st. Wk. nimis 106. sizzis 108. Ud* gibiudist 26. Ausserdem begegnet bist (4). Bei T. ist -st sehr häufig; es findet sich in allen conjugationen , tempora und modi vgl. S. 11. Auffallend findet sich bis 8 m. neben häufigerem bist. Die 2. sg. prs. ind. aller st. und der sw. verba auf -jan hat fast immer -st In den beiden andern sw. conj. stehen sich 5 -6s, 3 -dst und 8 -^s, 3 -est gegenlLber.

DXR OBBBFBIMK. LAüTBTAMD DC IX. JAHBH. 418

Id den übrigen tempora ond modi überwiegen die formen auf -b bedeutend. Immer steht bist (bistü).

Ich habe diese erscheinung, welche man vielleicht als in das gebiet der flexionslehre gehörig ansehen könte, hier erwähnt, einmal, weil ich nicht recht glauben kann, dass dieses t wirklich rest des inclinier- ten pron. pers. der 2. person sei, sondern es für eine dem s, lediglich aus phonetischen gründen beigegebene stütze halte; andrerseits aber, weil dieses -t im wesentlichen als ein charakteristisches Zeichen des oberfrk. des IX. jh. gelten darf. Die belege , welche Weinhold in der alem. und bair. gram, für dasselbe beibringt, sind durchweg viel jünger. Eine ausnähme macht nur die form bist, welche schon in sehr frühen oberd. denkmälern (in den Murbacher hymnen z. b. durchweg) erscheint, wonebeu aber „bis'' noch sehr lange fortgeht, vgl. Weinh. agr. 353; bgr. 298.

th.

Tatian.

th ist anlautend gewahrt; verschiebnng zu d findet sich häufiger nnr in y ((} und ist daher wol auf rechnung dieser schreiber zu setzen. Ein schwanken zeigt sich in bitherbi, das nur 28, 2; 185,. 11 init th, 6m. dagegen mit d erschemt. Dagegen findet sich nur bitherbison (2). Ausserdem erscheint das dem relativnm gewissermasseu inclinierte thar, besonders in ^ y 6 ^ (nie in ß) hftufig als dar (der de). Ähnlich beurteilt es sich wol, wenn wir in C du fQr thü finden, sobald es dem relativum nachfolgt: ther du usw. Die vorläge hatte wol durchweg th, ygl. 8. 11. 12. Einzeln begegnet tu ftir thü nach einer auf t auslautenden ver- balform und sehr oft mittiu. Auch in trü6n 227, 2 ; tröSn 282, 2 wird t für th (ygl. ags. prövian) durch das vorhergebende Christ und in temo 88 , 13 ftkr themo durch das vorangehende mit hervorgerufen sein.

Inlautend ist th zu d verschoben. Die 6 ausnahmen s. S. 11.

In einigen formen und ableitungen von findan, stets im prtc. prt. von uuer- dan, quedan (nur 116, 3 giqusedan), snidan, midan findet der sog. grammatische Wechsel statt, indem für d (== got. !>) t eintritt, vgl. S. 13.

Auslautend ist th verschoben; zuweilen ist, abgesehen von den bekanten ver- balendungen (im n. sg. m. n. des prtc praet. der sw. verba ist wol nicht Verhär- tung, sondern angleichung an die übrigen formen dieses prtc. anzunehmen) Verhär- tung zu t eingetreten, besonders häufig in der form fant (vgl. jedoch oben) und in einigen anderen , welche S. 28 aufführt.

Otfrid.

th ist anlautend gewahrt.

K. 502 fg. gibt aus V. 29 und aus P. 6 formen mit d, doch findet sich dih an der angegebenen stelle (IV, 18, 30) nicht und H. 65 steht im text thulta. K. a. a. 0. meint , dass diese media der spräche von VF. fremd zu sein und nur dem schreibvr anzugehören scheine, da der corrector die ihm auffallenden medien stets in th corrigiert habe. Wenn Keiles annähme (s. VIII), dass P. eine verbesserte abttchrift von V. sei, richtig ist, und es spricht in der tat alles dafür ^ so

414 FIBT80H

Iftsst sich die aiuicht, dass diese d nur dem Schreiber angehdren, durch die bemerkuDg bestätigen, dass wir in P. an 20 steUen th finden, in welchen V. d anf- weist,^ dass beide gemeinschaftlich nnr 7m. d haben, nämlich III, 4, 28; IV, 4, 62; 5, 42; 80, 14; V, 7, 34; 12, 50; 17, 13. P. weist selbständig eigentlich nur 1 d auf, nämlich in gidigini Y, 20, 7, da IV, 1, 4, wo P. firdnesben bietet, th in y. erst durch correctnr hergestelt ist. Man sieht, dass der Schreiber von P. dieses d als fehlerhaft erkante und es auszumerzen suchte, in den ersten 3 b&chem ist ihm dies nahezu vollständig gelungen, in den beiden letzten scheint seine auf- merksamkeit einigermasscn erlahmt zu sein.

Inlautend ist th zu d verschoben.

Doch ist zuweilen th gewahrt. K. 494 gibt, abgesehen von dem constanteu ethes- 88 belege aus Y. , 19 aus P. Yon diesen th sind 14 YP. gemeinsam , 19 fin- den sich nur in Y., 3 nur in P. Das Verhältnis ist also ähnlich wie oben, doch scheint dem Schreiber von P. das inlautende th nicht so anstössig gewesen zu sein, wie das anlautende d.

Yon bitherbi (vgl. Tat.) kenne ich bei Otfr. nur eine form und zwar mit d: lY, 26, 51 YP.

Auslautend ist th zu d verschoben.

Yerhärtung von anlautendem d (<» got. th) nur in F.; K. 497.

Grammatischer Wechsel tritt regelmässig ein im prt. und prtc. prt. von uuer- dan , findan , nur Y, 4, 20 YP. steht fnndun. E. 27. Bei quedan tritt t nur in der 2. sg. prt. ind. und der 3. sg. prt. cj. immer ein, dagegen überwiegt in der 1/3. pL prt. ind. in YP. d. Andere formen des praet. sowie das prtc. prt sind, so viel ich sehe, nicht belegt-

Auslautend tritt Verhärtung ein in einer reihe von Wörtern, welche K. 496 aufzählt, ausserdem in den bekanten fledonsendungen des verbums.

Die kleineren denkmäler.

Fb. anlaut th durchweg; inlaut d; auslaut uuizzod 12; frammort 20. Fgl. anlaut: th in tholen 8. 34. bitbi(h)an 8. thiurf (egeat)41. thorp 87. 120. thera 135. thero 145, d in doh 5. dese 11. diu 15. 82. dreuuom 34. fordunsan 35. dencenti 40. deru 57. diccane danne 118. Inlaut d; auslaut: ford 15, cund- 37. uuizzod 69. Grammatischer Wechsel: harmquetdta 8. -snitan 22. 34. Ft. anlaut: thSm 5. thrinisse 14. thuruh 18, daneben den 5 (2); inlaut d; auslaut kein bei. I^. anlaut d durchweg, ebenso im inlaut, doch steht gicunde 1,3 neben urcundeöm 1,3; auslaut: mit, haubit. fk*g« dinero, dinän. gL ID. anlaut d (4), th in thiu 499* und in the . . illa 499^;* inlautend d; auslaut aruuntid (adnuntiate) 500*,* golt 499*. gl.e.^ anlaut k. bei.; inlaut d, doch steht th in eunithessa (lacerta) 978^ wol » altem th, vgl. eithesaBib. 9. as. egithassa Diut. n, 193*; ags. ädexe. gL c«* an- inlaut d; auslaut: zuifalt, mit, liut. Yerhärtung zu t in bituuungan 979*

1) gidigini L. 26 fehlt in P.

2) Man könte zu thehsilla *== ascia (Gr. Y, 124) oder zu theihsilla » temo (Gr. ebend.) ergänzen, wo bleibt aber dann das dabeistehende linteamina?

8) Es ist wol aruundit zu lesen, obgleich das inlautende t nichts auffalliges hätte, vgl. fintit T. 96, 2. 5, uintint 90, 5. Die glosse gibt das lat wort nicht genau wider, denn arfondjan, welches Gr. (in, 539) nicht belegt, kann nach ana- logie von ags. fundian, ahd. fanden (Mcp. Boeth.) und gifundta 0. Y, 8, 45 doch nur „sich auf den weg machen, gehen '* bedeuten.

DBB OBEBFBANK. LAX7T8TAND IM IX. JAHBH. 415

(T.O. tbningen. Gr. Y, 270 fg. belegt anlautendes t noch 3m. vgl. Mgl.); bisenkitu (subversio) 979» (vgl. gram. II, 242; Gr. V, XI). rez. anlant k. bei.; inlant d. Vcrhai-tung vielleicht in tosto (origano). Vgl. Gr. V, 232. gl. Ez. an- inlaut d; anslaut: quat. gl. A. anlaut: durah; inlaut d; auslant unslit (wol zu ags. slid glatt). Wb. an- inlaut d; auslaut quath 16. Mgl. anlaut d; inlaut d ausser in forthora 287'' (forderra 285^); auslaut d (3); th in claflföth (stridor) 284», manothwilino (lunaticus) 284»».» Verhärtung in tuuah (lava) 283» ^Gr. V, 267), tuuingen 285*; riten 283* (vgl. ags. hride), heimortes 285**. Mb. anlaut th in thaz 7. thiubu 8. thui-phtigon 12. thien 14. thcs 15. 16 (2). thir 21 (also nicht lim., wie K. XXVII angibt); d in dir dero 2. gidanco 5. daz 13. 17. gidähti20. Inlaut d; auslaut: uuizzüth 11 (hs. uuizzuht). Ag. anlaut th; inlaut: genäthih; auslaut: genäd. St. anlaut th; inlaut dh; auslaut: mid 19, eid 28; mit 18. Bb. anl. d, ausser in thie 26 (2). thesemo 31; inl. d; ausl.: uuizzüd 16, uuard 26. Lb. anlaut th (36), d in descn 1/2. daz (9). gidähda 3. gidanco 22; inlaut d (doch steht uuithar 35 nach dem abdr. in d. Germ.); ausl.: uuizz6d27. Lbs. an- u. inlaut d; auslaut k. bei. VTk. anlaut th (136), dh in dhir 103; inlaut dh (33), th (7), d in quedem 10. antuuerden 17. erdä 43. inagadl 45. dood^m 49. thiu- unidero 89. thiuuuideru 90. gotchundi 58. gotcundnisse 88 (gotcundhi 91). dh th (d) schwanken auch bei denselben wertem: erthu 2. 12. 14. erdhu 13. 102. erdä 43. usw. Auslaut nur t belegt. Graramat. Wechsel in giquctan 79. - Lid. anlaut th, inlaut d ausser in Icidhor 20. quadhun 30; auslaut th (12, darunter 8m. uuarth); dh in sidh 16, sonst d. SG« anlaut d (14), th in thahinc 247*, thuer- hchfis 247^ thonahti, thona thihsla 266«, thalia 276% (thosto 291*). Inlaut d; auslaut: pestoceth 248''. Verhärtung anlautend in tümo 269* (Schreibfehler? Gr.Y, 140 belegt sonst keine form mit t), auslautend in suindilüt (vertigo) 264^ (Pt. -lud). Pb« anlaut th ausser in dir 2, gidanko 3/4; inlaut d; auslaut k. bei.

1) Mit recht hebt Brauue (beitr. I, s. 54) hervor, dass man die erhaltuDg nur des anlautenden th nicht als ein merkmal des ostfrk. resp. südfrk. dialektes überhaupt anzusehen habe, sondern blos sagen dürfe, dass zur zeit des Tat. und Otfrids, bei welchem lezteren auch hier orthographische regelung anzunehmen , die analogie des ostfrk. ver- biete , anlautendes th noch meist erhalten gewesen sei. Wir finden die- ses anlautende th ausser in T. 0. noch herschend in den ostfrk. denk- mälem Fb. Ft. LS. (3) , in den rheinfrk. Mb. Ag. St Lid. , in den südfrk. Pb. Lb. Wk. (vgl. unter 2). Das gleichgewicht mit d behauptet th noch in Fgl. (10 d, 9 th). In allen übrigen denkmälern hat d bereits die Oberhand und zwar vollständig in frg. gl. c.^ gl. c' gl. A. gl. Ez.

1) d. i. manöth-willno (schw. m.). Das adj. uuilin temporalis findet sich bei T. 75, 2 und im voc. St. G. (Hattl, 13'). Das in gl. Xant. (Mone, queUen und forschuugen I, 276^) stehende manOdiulino fügt sich mit einer leichten änderung dieser crklärung. Ebenso bietet das in SG. 264" sich findende mänöt uuiliger keine Schwierigkeit, wenn schon ein ahd. adj. hwilag oder hwilig nur unsicher aus gl. Jun. zu belegen ist (Gr. IV, 1227). Dagegen ist das in den gl. Xant. neben manod- iulino begegnende manotuldo dunkel. Zu vergleichen ist auch noch das bei Gr. VI, 142 2m. belegte mänotstnntig.

416

Wb. MgL Wir würden mitbin diese denkmäler an das ende des IX. jh. setzen mfissen , doch widerspricht bei gl. c. ^ manches altertomliche , wie die erhaltung des auslautenden -m in der flexion dieser datierung. Wir werden demnach wol eine ältere vorläge annehmen müssen. Isidor weist im anlant ein einziges d auf: drädo 39, 24 (dhräto 9, 6 ; IT, 29). Im oberdentscben dieser zeit ist th dh schon durchaus verschwunden, Tgl. Braune beitr. I, 53 fg. MSD. s. XVIIL

2) Inlautendes th dh (d) ist im oberfrk. des IX. jh. ausser in LS. St Wk. und von vereinzelten ßlllen T. (6). MgL (forthora). Ag. (ge- nftthlh). Lid. (leidhor quädhun). 0. (ethes- und ausserdem 33 m.) abgesehen in d verschoben. Auch bei Is. findet sich schon so häufig d neben dh, dass es ihm an Verbreitung beinahe gleichkomt (vgl. Weinh. s. 70). Dem gegenüber ist es ai^Uig, dass in Wk. neben 33 dh 7 th nur 11 d erscheinen, um so auf&Uiger, als man in dem so nahe an das oberdeutsche grenzenden südfrk. doch eher das gegen- teil erwarten solte. Müllenhoff (MSD. s.Xyin, XX) hat daran keinen anstoss genonunen, und das denkmal besonders in rücksicht auf das schwanken zwischen uo und ua dem südfrk. zugewiesen. Auch Müllen- hoffs hinweis auf die gl. Ker., welche etwa dasselbe Verhältnis zwi- schen inlautendem th dh und d zeigen, kann es wegen des viel höheren alters der lezteren nicht unzweifelhaft machen, dass der dialekt des Wk. wirklich ganz derselbe ist, wie der, dem wir dann bei 0. begegnen. Es gehört Wk. vielleicht, wenn auch noch der südfrk. mundart, so doch einer mehr nördlich an der grenze des rheinfrk. gelegenen abart derselben an. Selbstverständlich kann Wk. deshalb immerhin in Weis- senburg geschrieben sein.

3)- Auslautend ist th nur sehr selten. Es findet sich quath Wb. clafiSth manöth Mgl. uuizzftht Mb. pestöceth SG. und ausserdem 12 th, 1 dh in Lid. Im Is. steht meist dh, aber stets quhad.

4) Was das neben th vorkommende dh anlangt, so bezeichnet dasselbe ofTenbar die Zwischenstufe zwischen th und d. Im Is. ist bekantlich dieses dh überall gebraucht (nur 3, 11 steht ithniuuues), und ebenso zeigt LS. d im an- und inlaut, es lässt sich also hier ein schluss auf die ausspräche nicht ziehen, denn dass sie an allen stellen die gleiche gewesen, wird man wol nicht annehmen dürfen. Dagegen zeigt die Verteilung von th und dh in St. und Wk. (anlautend th , inlau- tend dh), dass die anlautende spirans ihre tonlosigkeit noch gewahrt hat , während die inlautende schon meist tönend geworden , einzeln sogar schon in die media gewandelt ist. Die beispiele des Lid. (dh 2 m. inlautend, Im. auslautend, sonst stets th) scheinen damit nicht zu stimmen, doch ist zu erwägen, dass dieses bedeutend jüngere denkmal

DBB OBSBFBÄNK. LAUT8TAND IM IX. JAHBH. 417

in eine zeit fallt, wo das schriftzeichen dh schon fast ausser gebrauch gekommen war. Vgl. MSD. s. XVin.

5) Die Verhärtung eines anlautenden th resp. d, welche T. Ft. gl. c* rez. Mgl. SG. vereinzelt aufweisen, findet sich auch im ober- deutschen, besonders häufig bei tuingen tuahen, vgl. Weinh. b. gr. 140. agr. 169. Is. kent diese erscheinung nicht.

6) Zuweilen erscheint im inlaut statt der nach dem got. zu erwar- tenden media die tenuis. Dies ist zunächst der fall in gewissen for- men (besondera im prt. und prtc. prt.) der verba findan, uuerdan, que- dan, sntdan, mtdan. Eine meines erachtens befriedigende erklärung dieses sog. „grammatischen wechseis" hat neuerdings Braune (bei- trage I. s. 513 fg.) gegeben. Er nimt an, dass die tonlose spirans der pi'äteritalformen sich zunächst in die tönende wandelte und dann zu d verschoben wurde. Diesen stand zeigt das ags.: weordan wurden; cwedan : cwaedon , wo natürlich das p der übrigen formen erst nach der Verschiebung jenes d des praet. seinerseits zu d erweicht wurde , weil es sonst ebenfalls zu d hätte verschoben werden müssen. Fast ebenso steht es bei Isid. ; es erscheint im praes. meist dh , im prt. d. Im ober- deutschen aber wurde das d des praet. zu t verschoben und so finden wir in den gl. Ker. chuuethandi, quethanni, quhidit, aber kikhuuetan. In unsem denkmälern ist dann auch die spirans der präsensformen in d verschoben; auch muss sich der eben erwähnte Vorgang in den formen des prt. teilweis auf die des prs. erstreckt haben, wie fintu fintis fintit bei T. beweisen. Ein ähnlicher Vorgang muss ferner in einer reihe von nom. stattgehabt haben, wie z. b. bei arbeit, bluot naccot und besonders bei got, welche mit nur ganz vereinzelten ausnahmen (z. b. arapeid gl. K. Ra. ploades gl. K.) in oberdeutschen denkmälern durch- aus die tenuis aufweisen. Ein gleiches ist auch in der mehrzahl der oberfrk. denkmäler der fall, doch findet sich noch häufig genug d in den formen von got. Nur t weisen bei diesem werte auf die ostfrk. denkmäler, ausserdem 0. Lb. d findet sich noch in Wk. (gode 92), Lbs. (2) , Pb. (godes 2 (2) ; gote 1) und fast ausnahmslos in den rhein- fränk. denkmälern. Es bieten Mb. godes 1 (2). 2. 21. 22. gode 1. 21. St. godes 16. Bb. godes 2. 15. gode 1. 7. 10 u. ö. Lid. godes 36. 27. 39. 55. gode 2. 29. 45. Daran reihen sich blüdes Mgl. 286**. arbeidi Ud. lO. Vgl. auch noch K. Verner Kztschr. XXIII, 103 fg.

7) Auslautend begegnet t für d (== {>) ausser in den bekanten endungen des verbums, meist nur bei den Wörtern, die es auch im inlaut haben. Doch findet sich got Mb. 16, Bb. 10. 13. 17 u. ö., Lid. 21 (god 9, 33), in welchen denkmälern, wie oben erwähnt^ godes usw. durchsteht.

418 FIBT8CH

8.

Das entweder schon ursprünglich tönende oder im ahd. tönend gewordene s ist in den flexionsendungen des adj., im comparativ und den betreffenden formen der auf s auslautenden verba wie gewöhnlich in r übergegangen. Eine etwas weitere ausdehnung erhält dieser Über- gang, indem er bei 0. T. im gen. dt. sg. f.^ und gen. pl. von thesSr auch das stammhafte s ergreift, ja bei 0. findet derselbe sogar n. sg. m. durchweg statt und auch T. bietet therSr 111, 3; 117, 1 statt des gewöhnlichen thesSr these. Mgl. bietet d. den dt. demi 286**. Alle diese formen finden sich ausserhalb des fränk. nur noch bei Notk.

Ausgefallen ist s vielleicht in 8eh(s)ta T. 198, 3, vgl. jedoch S. 22, anin. 4 (in ahnnstes Lh. 6 ist das erste s nachträglich eingefügt) und in hi(8)aaihen (te dedpiunt) gl. ID. 499 •. «

Abgefallen ist s in 8eh(8) T. 117, 5 ; aaestd(s) 149, 7.

Eingeschoben ist s bei 0. in gionsta (2), gidorsta (3), konsti. Vgl. £. 108. 508.

8 hat eine sonst nicht belegte (Gr. I, 140) metathesis erlitten in ochansa S6. 248^ f. uohsana (za ahsa).

Ober die beschaffenheit des s ist zu bemerken, dass dasselbe in der weiter unten näher zu betrachtenden Verbindung sg weicher spirant gewesen sein muss^ da es sich sonst mit einer media nicht hätte ver- binden können.

Auf eine änderung in der ausspräche des s scheint die Schreibung sc (sk) zu deuten, welche wir in scläphun Mb. 6; skluog Lid. 52; sclafte (sie) 0. III, 23, 43 D. f. släfit VPF. finden. Es scheint dies eine eigentümlichkeit der rheinischen dialekte zu sein. So haben die Murbacher hymnen ausser den von Sievers s. 17 aufgeführten 4 belegen noch sc(l)af 15, 2, 2; 16, 4, 1 und sclaf 18, 4, 2, vgl. auch Weinh. agr. 190; E. 506. Holtzmann gram. 320. 339 sieht wol mit recht in diesem sei einen Vorläufer des späteren sohl.

Die Schicksale des n beschränken sich im wesentlichen auf aus- resp. abfalL Beide erscheinungen kent auch das oberdeutsche, aber

1) Dass bei T. die im g. sg. f. allein vorkommenden formen therrä -u -o nicht ans *the8rä entstanden sind, beweist d. g. pl. therorö 232, 3 n. d. n. sg. m. therer. (2).

2) Lezer verweist auf Gr. I, 701, will also -uuihen identificieren mit -ane- han in nbamnehan übertreffen. Es liegt wol näher an bisnichen zu denken.

3) Obgleich hier eigentlich nnr der dentale nasal zu betrachten wäre, habe ich doch die fälle, in denen n gutturaler nasal ist, mit aufgeführt, um nicht gleich- artige erscheinungen zu trennen.

DER OBSBF&ÄNK. LAVT8TAND IM IX. J^HBH. 419

wesentlich erst in späterer zeit, vgl. Weinh. agr. 200. 202. 350. 370; bgr. 166. 167. 288. 311. Ausserdem findet sich Vertretung desselben durch 1 in dem bei T. 0. durchstehenden, sonst aber von 2 stellen bei Notk. und einer in den glossen Db. abgesehen nicht belegten sliumo (Gr. VI, 848). Eine metathesis hat n erfahren in segesna (falx) SG. 277' (ebenso Pt.) f. segansa (vgl. Gr. VI, 89).

1) Ausfall des n begegnet vor t (d) g k und darf im wesentlichen als eine frk. erscheinung angesehen werden,^ welche über das ganze oberfrk. gebiet verbreitet gewesen zu sein scheint. Die belege sind folgende :

Tat« jagiron (3) Tgl. Hei. C. 1149; intfiegon, intfagana, gagantan, cunig (3), phennige -on , suntrigon , uorstotun -staotun. Diesen 14 von S. 22 gegebenen bei- spielen sind noch beizufügen: naa(n)tih 205, 3; aaa(n)tum6s 225, 3; Qaere(n)tan 194 y 2; nnerpfe(n)t 167, 5; ausserdem stehen phenninga 109, 2 (2); suntringon, intfieng^ 109, 2 auf rasur. Harczyck Hztschr. XVII , 79 macht auf einige ähnliche falle im lat. text aufmerksam. Mgl. antleheön (mutuari) 282. Mb« nintphiec 12. VHl» arstuat 47 (arstuant 49). Lid« kunige 57, wie nach Arndt zu lesen ist Sonst zeigt das wort st^ts n (nur in unflectierter form belegt). -— SG« 8ci(n)do- lün 249* (nach Gr. VI, 523 steht in der hs. scidelü), ausserdem ist 291* nachHat- temers angäbe grensinc aus grensich corrigiert. Otfr. gistuat (: guat) U, 6, 40 YP.; I, 17, 42 P; gistuatun I, 9, 23 VPF.; I, 20, 5 V. Sonst nur stuant, auch im reim :guat V, 4, 2; :muat V, 4, 62; 12, 11.

2) Abfall des n zeigt sich besonders beim inf. und ist im wesent- lichen auf das ostfrk. beschränkt. Die oberd. mundarten zeigen diesen abfall erst viel später. Vgl. Weinh. agr. 202; bgr. 167. (Vgl. oben unter t nr. 2). Es bieten :

Tat. Die inf. fara, arouge, uoruuerda, uucrde, sihhoro; femer unza thur- stenta, oi, brach!, forstuonti. Ausserdem ist an 3 stellen n nachträglich hinzu- gefügt. An diese von S. 22 gegebenen belege reiht sich noch uuizzu(n)uuir 132, 17. FgL bifinda (repperiri) 58. spaue (sollicitare) 122. Wahrscheinlich auch inf. , wenn gleich der lat. text andre formen hat, sind: geantuurtie (occurrens), cundic (persua- dens), cund'e (monstrantur) 55, zile (curans) 143, möglicherweise auch missa (deli- querit) 41, vgl. jedoch unter e. gl« IB. lachi (vestimentum) 499*. Gr. II, 156 belegt öfter lahhin statt des gewöhnlichen lahhan. gl. e.> uuese 978*, 979* (3); nüidard978^; uuihe, Tito 979*, erspane (sollicitare) 979^und wol auch eichene (vindi- casse), forsnide (amputasse) dlS** und fordorö odu framgifuore (proTchere) 979*, deren auffassnng als imper. das -e in fuore verbietet, -n zeigt der inf. nur in uuihen (exor- cizare) 979*; ausserdem begegnet uuihs 978*, uuese 979*. Wb. fursta 2 uuasge 7. faste 10. gihöre 21 und der dai sg. m. almahtige 31 (vgl. sinen 14 s. unter m). SG. andor (marrubium) 291*. Gr. I, 384 gibt andorn (3), andor (2), doch ist in gl. Trevirens. andor nach Weigand (wtbch. I', 47) falsche lesung f. andorn. Otfr. uuesa S. 6 in V.

1) Wenigstens sind die belege, welche Weinh. a. a. o. gibt, fast durchweg aus jüngeren denkmälem. Vgl. jedoch Sievers „Murbach, hymn.*' s. 19.

420 PIBT8CH

Die labialen.

b.

Die Yerschiebong des b zu p ist bis nach Oberfranken nicht vor- gedrungen. Dennoch aber begegnet zuweilen p und zwar:

1) im anlant. Im T. findet sich dasselbe 5 m. in py: intprennent (sonst in- brennen), bröt prah, habSt perahtnissi doch auch taonti prah; sie pittent, vgl. S. 14. 1^1. pi- 10; gipingit 85. gl. ID. pluomöt 500^. gllr. poUün 501* (wol zu bolla Wasserblase; ein entsprechendes lat. wort steht nicht dabei). gl« e.' heimpmngc 978% pi- 979* (bi- 6 m.). rez. pipöz (artemisia) zn bdzan. Weigand wtbch. I>, 158. ^ Mgl. petürison 282% pni8t283% pe- 284% (2), sonst b (14). - 8G. pestdceth 248^, piollida 263* (d. i. binaiUida) , merispoto 268*.'

2) im inlant (schwanken zwischen bb und pp): Fgl. unsipbi 16. LS. haa- pit II, 1, 2 (haabit (6)). gl. e.* ubpig 979*. rez. sunnenuirpila (solseqnia). Lb. nnsipberon 19; gilonpda (sie) giloupta 20. SG. gotennppe 264* (gotennebbi 268^). Otfr. b ist dfter zn p verhärtet, wo es stammanslantend mit dem t des sw. prt. zasammentrift K. 474 fg.

8) im anslaut: Tat. giscilp (4), arstarp 107, 2 (2); halp-, selp-, lamp-, gap je Im., doch sind ausser bei halp nnd lamp, welche sich sonst nicht finden, daneben die formen mit b viel zahlreicher, vgl. S. 28. Fb. gap 12 (forgib 22). Fgl. naip 16. gl. e.« giscrip 979*. Mgl. selp- 284* (selb- 284*). Bb. lop 15. gap 21. Lb. nuip 11. Wk. lamp 106. SO. scrip. stap 277*. Otfir. bileip : kleip; grap : gap. dreip; leip : g^screip; llphaftes in VP., ansserdem noch 2m. bileip und Im. giscilp in 2,, femer dnmp (2), irstarp (6), lamp (2), selp (1) in yP. nnd halp in P. , vgl. E. 475 fg. , welcher jedoch nur die lezteren falle, in denen p nach m r 1 steht, als der spräche von VP. angemessen, die ersteren aber, abgesehen von den beiden, wo p durch das akrostichon gefordert war, als irrungen des Schreibers erklftrt.

Was die p im anlant anlangt , so erklären sie sich nur zum klein- sten teil durch die annähme einer von dem auslautenden consonanten des vorhergehenden wertes gewirkten Verhärtung, meist wird man eine Willkür des Schreibers annehmen müssen. Ähnlich steht es mit den

1) „vacua anena." Gr. 11, 841 belegt das wort nur ans dieser steUe, er erinnert an das nur bei T. vorkommende beresboto zizania, lolch, schwindel- hafer, welches er unter boto (III, 81) aufffthii Grimm (gram. II, 602) vermutet, dass das wort „baccae nuntius, index** bedeute. Aber diese bezeichnung einer ährentragenden pflanze wäre doch sehr auffallend und wunderlich, merispoto führt Grimm (gram. III, 371) ohne eine erklftrung auf. Dass beresboto mit merispoto etymologisch zusammenfalt, ist wol kaum zweifelhaft, welches aber ist das ursprüng- liche? Nimt man beresboto als solches an, so könte man an got *baris (vgL bari- zeins) denken, welches wort sich in einigen dialekten erhalten hat, vgl. Diefenbach, got. wtbch. I, 287. Sezt man merispoto als ursprünglich an, so hat dies vielleieht die bedeutung „maris index" mit beziehnng auf das vorkommen des riedgrases und ähnlicher pflanzen am meere. Vielleicht entstand die leztere form aus der ersteren durch eine Volksetymologie.

BXB OBKRFBAKK. LAUTSTAHD IM IX. JAHRH. 421

inlautenden p , doch scheint die Schreibung bp pb in der tat ein schwan- ken in der ausspräche der gemination anzudeuten, (pp nur ein mal!) Den in Lb. 0. begegnenden p vor dem t des sw. prt. vergleicht sich hapta Is. 11 y 13. Bei den im auslaut erscheinenden p, die zweifellos als Verhärtungen aufzufassen sind, ist nicht zu übersehen, dass sie auf einen bestirnten kreis von werten beschränkt zu sein scheinen , was noch evidenter wird, wenn wir die bei Is. vorkommenden fälle: chiscrip, chilaupnissa , chalp, halp je Im., selp (4) daneben halten. Auch ph in bileiph 31, 27; 33, 7; screiph 21, 9 von billban, scriban ist wol = p (vgl auch üph).

P-

Tatian.

p anlautend, nur in fremdwörtern , ist zu ph yerschoben, wofftr ohne äusse- ren grund 3ni. pf. in d '5 m. f (4m. in y) gesezt ist. Die Verschiebung war also jedenfalls über die aspirierte tenuis noch nicht fainausgelangt. Ünyerschoben ist anlautendes p in jüngeren fremd Wörtern wie paston , postnl, predigön, piminzä.

Inlautend ist p nach und besonders zwischen yocalen meist schon in die Spi- rans f übergegangen, die, wenn von einem Tocal gefolgt, nach kurzem vocal meist geminiert wird. Nach consonanten dagegen gelangt die Verschiebung meist nur bis zur aspirierten tenuis ph oder zu der af&icata pf. S. 15 (und ihm folgend Braune beitr. I, 8.46) fasst ph ebenfalls als zeichen der affricata; ich glaube jedoch, dass der umstand , dass pf nur bei dem jüngsten Schreiber C überwiegt , bei den übrigen aber, ausser Im. in / gar nicht vorkomt, wol für die auffassung des ph als zei- chen der älteren stufe dieser lautentwicklung sprechen dürfte. In y^S* herscht allerdings f anch nach consonanten, meist r 1, vgl. Braune beitr. I, s. 47. 8. 15. Vielleicht war Schreiber y ein Oberdeutscher, spedel ein Baier, vgl. Harczyck, Hztschr. X\ni, s. 82.

Unverschoben ist inlautendes p nur in crippea (0. krippha), sonst wird p vor ableitendem j gewohnlich in ph pf yerschoben, vgl. unter j.

Auslautend ist p zu f verschoben und zwar nach vocalen immer (nur 133, 11 steht scaph, doch folgt unmittelbar darauf 3m. scaf , das auch sonst durchsteht): couf, scef, släf usw.; nach cons. meist f, doch nicht selten ph pf. So z. b. uuirph 28, 2; 39, 6; 121, 3 (uuirf 98, 3 und öfter uuarf); gilampf 97, 8; 141, 18; 149, 7 (gUamf 99, 4; 103, 5; 138, 3.)

Erweichung von anlautendem p in biminz- (2).

Otfrid.

p ist anlautend unverschoben : päd, pluag, pina, puzzi, pruanta, pending, helliporta, plegan , porzih. K. 476.

p ist inlautend verschoben und zwar nach kurzem vocal zu ph in aphul, gescephen, kuphar ophar opharon, scepheri; zu pf in intslupfen,^ kapfen; zu f in allen übrigen hierher gehörigen werten (E. 477) ; ff findet sich fast durchweg in ofhn offono offonön und ausserdem in giscafföta lY, 29, 31 VP. Nach langem

1) intslnpta Y, 10, 26 ist wol Schreibfehler.

422 piSTScff

Tocal findet sieb nur f, doch steht bislipfit Y, 21, 9 YP. ff soll nach K.478 in nuäffanon I, 20, 3 VP. stehen (neben nuäfonon F.) und nach den werten Kei- les mnss es scheinen als ob ff in diesem werte durchstehe. Aach in dem Ter- zeichnis der flexionsformen gibt K. (157 fg.) stets ff. Es ist dies ein irtaro , denn der text bietet weder an der oben angeführten stelle, noch an irgend einer anderen in VF. uuäffan, sondern stets anäfan Tgl. I, 1, 64. 82; 15, 45; 19, 15; 20, 3; II, 11, 48; rV, 14, 18; 16, 16; 37, 7; V, 1, 16. Nach cons. steht ph in harpha helphant limphan sarphida and in den flectierten formen Ton gelph, sarph durch- weg. Das II, 23, 16; TV, 29, 2 V. sich findende limpit (PF. limphit) ist im hin- blick auf das 4 m. (£. 478) vorkommende gilumplih VPF. wol nicht als Schreibfeh- ler aufzufassen. Schwanken zwischen ph pf f findet statt bei helpha helphan (5 ph, 2 pf , 6 f); uuerfan (uuerpfe III, 10, 34 V; firuuirphit n, 17, 9 P., sonst f); uuelpfa III, 10, 37 V., uuelfa P., uuelpha F.

Auslautend ist p nach vocalen stets zu f yerschoben ; nach consonanten steht meist ph, doch begegnet auch pf (3) f. E. 478.

Bezüglich der behandlung des anlautenden p finden wir einige Verschiedenheit zwischen T. und 0. Während nämlich bei ersterem dasselbe , von neuaufgenommenen fremdwörtern abgesehen , zu ph (f, pf) verschoben ist , finden wir es bei 0. durchweg gewahrt. Dass der gmnd des p nicht etwa in gelehrten velleitäten Otfrids zu suchen ist, sondern in dem verhalten der mundart, beweist auch die Übereinstimmung von SG. Es begegnet hier: peffares 246', putzi ptliri 248^ pruanta 262^ giplfi- mftt (indumenta plumea) 268% panna 277% pedena 246% 247% .pusilin 267% welche alle, mit ausnähme der beiden leztgenanten , sonst vor- wiegend ph pf aufweisen. ^ Die wenigen belege der übrigen denkmäler (prasma Fgl. 12. 135;« pfancuoho gl. c.% 977^; plez Mgl. 283*') lie- fern weiter kein ergebnis.

Im in - und auslaut sehen wir die Verschiebung des p nach voca- len am weitesten gediehen, es ist hier das ziel derselben, die spirans f meist schon erreicht; nach und zum teil auch vor consonanten dagegen ist der process meist erst bis zur afTricata oder tenuis aspirata gelangt. Über ff vgl. gemination und bei j.

1) inlaut. Mit T. stimmen die Fgl. (-staftun 19. forcauften 36. gisloufit 134; o£fan 17. 41 ; helphanne 116) und Wb. (släfe 4. sarphi 6) , mit 0. im allgemei- nen Wk. (giscaffan (5); helphe 19. scepphion 43) und SG. (nach vocal f ff (12) ausserdem seipha 263*, kraphilin (cilindros) 270*; nach cons.: girumpfan 270* und herdehu (sugillo) 264% was zu herde(mp)hu zu ergänzen ist, vgl. erdempfu Pt). Die belege in den übrigen denkmälem lassen wegen ihrer allzu beschrankten zahl keine schlösse fiber die mehr oder minder grosse Übereinstimmung zu, docherwfihne ich noch, dass gl. c.^ nur pf (pff, fpf), gl. C nur ph (3) kennen. Is. hat auf- fallend genug yon hilpit 21, 4; aruuorpanan 27, 3 abgesehen nur f ff.

1) ph haben SG. in pharan (campestria) 246*, phederari 268^.

2) Das wort begegnet nur bei T., welcher phrasamen 151, 8; pfrasamen 149, 7 bietet.

; ^ .*

DER OBBRFRÄNK. LAÜTSTAHI) IM IX. JAHRH. 428

2) aus laut. Hier ist es noch weniger möglich zu einem hestimten resnltat zu kommen, im allgemeinen gelten dieselben regeln wie bei T. 0. Is. hat auch im auslant stets f., doch findet sich pb in dph (2); üf ist nicht belegt.

Schliesslich erwähne ich noch, dass die bei T. sich findende erweichung des p zu b nur in blastar SG. 264^, cbahi, cnbilin 266% berelon 268*^ ein seitenstück findet.

Über einige überladene Schreibweisen bei T. (bph) und 0. (pph) s. S. 15 anm.; K. 478, vgl. napffa gl. c,\ 978 •, cofpfa 978^; scepphion Wk. 43.

f (Y).

Zweierlei f&lt bei dem verhalten des alten f in den oberfrk. mund- arten des IX. jh. ins äuge: seine Vertretung durch u (v) und durch ph pf.

1) Es unterliegt keinem zweifei , dass u (v) für f die weiche spirans bezeichnen soll; dass dieses zeichen nicht consequent gesezt wird, mag seinen grund in der schwankenden ausspräche haben. Da das lat. v sich in der gemeinsam europäischen ausspräche allmählich verhärtete^ so lässt sich nicht ausmachen, ob die ausspräche des durch dieses zei- chen widergegebenen deutschen lautes wirklich so weich war wie die unseres nhd. w. Man darf vielleicht an einen laut denken, der zwi- schen der tönenden und der tonlosen spirans mitten inne liegt, wie das V des heutigen holländischen (vgl. jedoch Rumpelt , system der sprach- laute ^^ s. 61 fg.). Im auslaut findet dieser weiche Spirant keinen platz, sondern nur im an - und inlaut und fast durchaus nur vor vocalen (wo u vor consonanten erscheint, dürfte ihm wol nur graphische bedeutung zukommen).

Bei Is. findet sich dieses v anlautend gar nicht; inlautend nur in zuuiuün 23, 28; hreue 21, 19. 22; arhevit 29, 23, chiuuoruan 37, 22, wie überhaupt die ganze erscheinung mehr auf das ostfrk. beschränkt scheint. Das alem. kent dieses u v häufiger erst seit Notk. (agr. 160 fg.), das bair. nur vereinzelt (bgr. 131 fg.).

T. hat dieses a (= v) im anlaut nicht selten, (nor-) besonders in y^ häufiger jedoch im inlaut, aber stets vor voc: diuual durchweg, nur 152, 6 diufale; stets reues, reue, aber ref; häufig heuen usw. S. 16. 0. kent u im anlaut nur 14m., zuweilen ist es in f corrigiert, gehört also vielleicht dem Schreiber an. Inlautend ist es fest in frauili, frauili, zuiual und den flectierten formen von ref. . Nur lY, 29, 53 steht zuifolö VF, K. 479 fg. Fgl. -uaUan 11 (T.); zuu!ualt44. gl. ID. uellit, aruuntid 500', uer-, inuühtinun 500**. gl. c.« forbreuit (proscribatur) 979* (T. 0.) Wb. uier- 17. uilo 28. uona 32. Mgl. ualcta 282. uierdeling 284 •. giuuore 285*», vueht uilo 286*», violic (d. i. fihulih) 287 und sogar vor cons. in ulozze 286*» (flazzi » tenne Gr. III, 777). Bb. giuiröda 9. uehdda 17. uader 23. uer- 27 ; vor cons. in urouün 1. Lbs. uihu uilu. Mb. uehönti 7, iruultall, uer- 14; vor cons.: giuremidi 3. Lid. anlaut 11 u, 8 f , vor cons.:

424 PIBTBCH

uranko (4), dagegen frönisk usw. SG. weaal uvrt 346% keuera 268* (nie f. Gr. IV, 378); reiniuano 291 •. Pb. giuulta 11.

2) Die vergröbernng der anssprache des f^ welche sich darin zeigt, dass ph (pf) für dasselbe geschrieben wird, seheint sich anf das ostfrk. und rheinfrk. (Is. bietet hepfu 11, 6, nbarhepfendi 5, 6) beschränkt zu haben nnd in den meisten fällen durch ein vorangehendes oder folgendes t veranlasst zu sein. Dieselbe erscheinung kent auch das bair., aber meist erst in späterer zeit (Weinh. bgr. 128. 129); dem alem. ist sie fast fremd (Weinh. agr. 157). Man darf wol Ostfranken fQr den ausgangspunkt ansehen.

Unsre denkmäler liefern folgende belege: ndtnunipfü 141, 19; phigbonm 102, 2 (2), sonst f!g-; inphahan (26), intphähan (9), neben in- intfähan. S. 15/16 sieht in lezterer Schreibweise mit recht eine Vorstufe unseres pf iu empfangen. Fb« intpfieng 13. gl. ID. nnsemp(h)diu oder an8emp(f)diu 499*, (vgl. unter t nr. 1). Wb. -zuraphti 9. 27. Mb« thurphtigon 12.

W.

Tatian.

w wird durch uu gegeben vor voc. (ausser u) im anlaut und zwischen voe. im inlaut. vu findet sich nur in y; häufiger ist vv. Nach k (geschrieben q) erscheint stets u (einzige ausnähme quuat 106, 1), ebenso meist nach andern cons. (uu überwiegt jedoch in y^J'). Vor dem vocal u wird entweder u oder noch öfter vv geschrieben (uu findet sich nur in uuurm öuun, welches leztere ausser an der von S. 23 angegebenen stelle auch 7, 2. 3. 5. 11 begegnet).

Das dem q folgende u des verb. queman verschmilzt mit dem i e der Stamm- silbe häufig zu u 0. In y erscheint jedoch nur cu-. S. 17.

Für ursprüngliches w ist g eingetreten in big! 147, 1, higisgi 147, 8. 10, vgl. got. heiva(frauja).

Ob die wechselnden Schreibungen iuuu ouuu und iuu ouu wirklich nur gra- phische bedeutung haben, wie S. 24 anm. 1 annirot, erscheint mir im hinblick auf das fast durchstehende (nur 243, 2 steht niuunon) niuui, von welchem 77, 5 sogar niwu erscheint, mindestens nicht unanfechtbar.

uu ist ausgefallen in dem instrum. hiu fttr huuiu (26). Ausserdem findet sich 13 m. zusammengezogen ziu ; nur 159, 5 begegnet uuiu.

Otfrid.

w ist im anlaut und nach vocalen durch uu bezeichnet, woftür sich einzeln vu u (uv w) findet K. 481 fg.

Nach cons. erscheint fast durchweg u (nur lim. uu), dessen consonantische natur durch den accent, der, von einigen irtümem abgesehen, stets auf dem fol- genden vocal steht, bewiesen wird.

Vor u na steht meist uu vu (vgl. Otfr. ad Liutb. 62—64), doch findet sich hier häufig einfaches u, oft hat jedoch der corrector über lezteres ein u oder v übergeschrieben. K. 484.

qu ist nirgends mit dem folgenden i e zu ku- ko- verschmolzen, es steht nur queman usw. Geschwunden ist der labialspirant in kunft, künftig.

BSB OBBBniÄNK. LAÜT8TAND IM IX. JAHBH. 42Ö

Bei den verben garaunen, faraunen ist im prt. nach aasfall des i das a mit un zu 0 verschmolzen; garota, farota. (T. kent nur garanuita).

Ausgefallen ist uu in dem 1dm. erscheinenden instrum. hin, wofür sich nur 5m. uniu findet; II, 14, 19. 20. stehen beide formen neben einander. Das von Gr. IV, 1184 aufgeführte zi hin III, 13, 45 ist wol in zi thiu zn bessern. Mit der praep. zi verschmilzt der instrum. immer zu ziu, nur IV, 18, 3 findet sich zi uuiu. K. 366 fg. Dagegen dürfte in formen wie riuag, riuön wol nicht, wie K. 487 annimt, ausfall des uu stattgefunden haben; es sind dies wol einfache schreibversehen,

Auslautend steht uu nirgends, es ist zu o vocalisiert oder ganz verschwun- den. K. 489. In formen wie scöuuer III , 23, 40 usw. ist uu durcli die inclination des pron. inlautend verblieben.

1) Die halbvocalische natur des ahd. w ist durch die Schreibung uu (vu, vv ausser bei T. 0. häufiger nur noch in SG.) ausser zweifel. Aus dieser beschaffenheit des lautes erklärt es sich, dass nach cons. meist nur u geschrieben wird (huu durchweg in Wk., dagegen qu); hier kann eben nur der reine labialspirant ohne vocalischen vor- schlage wie wir ihn im nhd. haben, gesprochen werden. Dass vor dem vocal u sehr häufig w durch einfaches u bezeichnet wird, ist wol nicht mehr als eine graphische tatsache (uu auch vor u zeigen durchweg gl. c.^, vgl. oben s. 356; Lid.). An sich wäre es meines erachtens nicht unmöglich ^ dass uu grade vor u zuerst an seinem voca- lischen (u-) verschlag einbusse erlitten hätte, doch scheint mir nur die scheu vor alzu grosser häufung des Zeichens u veranlassung gewesen zu sein, denn man versucht dieses 3 fache u auch auf andre weise^ nämlich durch die zeichen vv (T.) und vu (0.), die sich grade vor u besonders häufig finden, zu vermeiden. In LS. ist für w durch- gehends das ags. zeichen (p) gebraucht. Isoliert steht uuh in uuhahs- men Mgl. 283 *.

Is. zeigt im wesentlichen dasselbe Verhältnis: fQr gewöhnliches uu steht vor dem voc. u meist u , welches auch sonst einigemal begeg- net. Nach cons. jedoch steht abweichend von der mehrzahl der späte- ren frk. denkmäler ebenfalls uu: suuebul, snueran, zuuSne usw.

2) Die Verschmelzung des dem k folgenden w mit dem folgen- genden i e zu u 0 scheint auf das ostfrk. beschränkt zu sein. Ausser den schon erwähnten fällen im T. weisen noch die Fgl. niuuicumo 15 und niuuicamo 119 auf (das a in lezterer form beruht wol auf einem Schreibfehler). In den rhein- und sfidfrk. denkmälern finden wir nur comonne Lbs., sonst steht immer qu; bei Is. quh, vgl darüber Holtz- mann , gramm. 276. Ausserdem verschmilzt W mit a zu o in garota, farota 0.; in anagizeot (infucatum) Fgl. 50 f[lr -gizauuit ist w mit i zu 0 verschmolzen, dagegen liegt in piullida SG. 263* f. piuuillida wol nur ein seh reib versehen vor.

IVITSOHB. V. 1>«UT8CH« PHILOLOGIE. BD. VII. 28

4«.

* f - * ^

4S^

Das ursprängliche w vor cons. im anbint ist in onsern denkmä- lern Terschwunden. Nnr bei Ig. (unrehban 27, 4) und in gl. ID. (orob- han 499*) begegnen wir noch 2 nachzüglem.

4) Vereinzelt findet sich eine Vertretung des w durch g. Dem erwähnten beispiel aus T. fuge ich (uuerden) haberhougen (praeciden- tnr) gl. ID. 500** bei, (sonst g für w in diesem werte nicht belegt); umgekehrt steht uu für gewöhnliches g, r zur Vermeidung des liiatus in erscriuun Mgl. 284*.

m.

1) Die einzig nennenswerte einschränkung , welche inlautendes m erfährt , ist sein wandel in n vor C. Sievers Tat. s. 20 nent diesen Vor- gang eine Schwächung, was doch nur heissen kann, dass mf der beque- meren ausspräche wegen denn das streben nach dieser ist ja immer der grund der sog. Schwächungen sich in nf gewandelt habe. Es ist nun aber doch vollkommen undenkbar, dass ein wie immer organi- sierter mund sich die ausspraclie dadurch erleichtem solte , dass er für zwei homorgane laute zwei heterorgane eintreten lässt Vielleicht war in der zeit vor unsern denkmälern nach ahd. weise zwischen m und f ein vocal eingetreten und m dann in n übergegangen (vgl. z. b. haran- Lld.), später fiel aber der vocal wider aus und n wurde allmählicJi in m zurQckversezt. Aus dem noch nicht vollständigen durchdringen des lezteren lautüberganges würde sich dann das schwanken der Orthogra- phie erklären. Das alem. dieser zeit bietet trotz seiner ueiguug, stamm- baftes m in n umzusetzen , keine belege (Weinh. agr. 203) , ebenso wenig das bair. (W. bgr. 169).

Dieses nf finden wir bei T. stets in /)'', zuweilen in C; die übrigen Schreiber kennen es nnr in finf. 0 hat durchweg finf» kauft, künftig, ausserdem merke ich noch an: sunftin : ungizunftin V, 23; 110. mf findet sich, so viel ich sehe, nur an stelle von altem mp: lamf V, 9, 45; gilumfllh I, 25, 25 usw. Von den übrigen denk- mälern bieten FgL geznnf 37. gezunft 47 (6 mf); gl. c^ muoterunfter (consobrinus) 977 **; Wb. uotnunfti 27 (3mf). Is. kent nur mf; im rheinfrk. ist vielleicht die alte Verbindung mf immer erhalten geblieben , da auch von den andern rheinfrk. denkm. keines ein nf aufweist.

2) Auslautendes m der flexion ist meist schon in n gewandelt Müllenhoff (MSD. s. XIII fg.) hat diesen lautübergang als höchst wich- tig iur die datiorang der deukmäler nachgewiesen, indem er an der band der Urkunden zeigte, dass derselbe sich im frk. etwa im beginn des zweiten vierteis des IX. jh. vollzieht. Sievers hat darauf gestüzt die abfassung der Tatianübersetzung vor jenen Zeitpunkt gesezt. Im oberd. ist -n schon früher in grosser menge vorhanden. So hat die

DER OBBAFBAUK. LAUTSTAND IM IX. JAHBH. 427

benediktreg. bereits 29 -n, die Murb. Hymn. 21 -n (Siev. 20), Musp. nur -n; gl. Teg. meist -n.

a) -m im dt. pl. ist erhalten in Tat« 18 ni. in a; ausserdem begegnet im 94, 1; simblum 97, 8; simbolura 131, 11. S. 20. Vgl. 19 -m neben forcauftdn 36. hrofungun (vocationibus) 48. Ft. 7 -m, daneben: dßn (2), gelton. LS. nr- cundeoro I. 3; farahum II, 6; mägnn 3; sin6 3. gl. c.^ rotem, linlnem, elffan- tinem, camararim (arcariis) 978*; hloufön (per veredarios) 978*, houfun (de acer- vis) 978 ^ gl.A. heiluuim aicüs) 191, vgl. Gr. IV, 929; -n (4). Wk. -m (22), nur z. 98 stellt lichamön, doch ist hier vielleicht a. pl. anzunehmen, vgl. gram. IV, 707; Gr. II, 660. In allen übrigen denkmälern steht -n durch; Is. hat natürlich durchweg -m.

b) -m in der 1. sg. prs. ind. der sw. verba auf -ön und -6n, von uuesan, gän and stan ist meist zu -n geworden. Doch bietet T. noch etwa 30m. bim, das der corrector aber meist in bin geändert hat. S. 20. Nicht aus ursprünglichem -m entstanden, sondern durch formübertragung hervorgerufen ist -n in gihun Mb. 1. uuirdon 20; üzsnüzon (emungor) SG. 248*», vgl. Scherer z. gesch. s. 176 fg.

c) Im dt. sg. m. n. der st. adj. haben T. 0. noch -mo gewahrt, ebenso auch die andern denkmäler. Nur in Wb. begegnet almahtigem 1 und sogar sinen 14. almahtige 31 , vgl. MSD. zu LXXVI , 14. Damit vergleichen sich pontisgen Wk. 46. thritten 47, doch liegen hier wol sw. formen vor, vgl. gram. FV, 574 fg. Über das 8 malige feste bei 0., in welchem Gr. III, 713 den dt. sg. des adj. sah, vgl. E. 231.

d) Die endung der 1. pl. -mes, welche bei Is. noch uneingeschränkt herscht, besteht auch noch meist bei T. , doch begegnet schon 28m. -n (nie -m), besonders vor dem nachgestelten pron. S. 21. Bei 0. ist -mes auf den Imperativischen conj. des prs. beschränkt, abgesehen von läzemes III, 3, 13; finnonämes lU, 3, 14. Sonst steht -n. Von den übrigen denkmälern hat es Wk. noch 9 m., doch begegnet daneben -m: farläzzem 4. 20. qucdhem 7. 10. bittem 7. 10; -n findet sich in scn- lun 12, das vielleicht nur schreibversehen ist und in uuerdhdn 28. Zu erwähnen sind schliesslich noch die formen auf -nmos bei T., vgl. S. 21, und das ganz iso- lierte duomends (censemus) Fgl. 53, welches trotz der vollen endung n zeigt.

3) Stammhaftes m ist nur selten zu n geworden. Ich weiss nur haran Lid. 14 f. härm; lobduan 0. 1, 2, 17 V (:ruam); girein I, 3, 17 P (: ein) anzuführen.

Ausfall des m oder vielleicht blosse schreibversehen liegen vor in g^zuf- tigönt T. 98, 3; giliphantä gl. c.> 979«' (kurz darauf steht gilimphant); horodnbil (onogratulus) SG. 248», vgl. Gr. V, 427.

-m in clagungom Fgl. 137 ist wol veranlasst durch den auslaut der lat. Worte quaerimoniam iustam," welche das deutsche wort glossiert, vgl. jedoch über ähnliche -m Gr. II, 590. Auch in hitumum 118 für hitamun dürfte -m durch das lat. demum hervorgerufen sein. Doch steht nach Gr. IV, 697 dieselbe form in gl. Juv. 2.

Die gutturalen.

g bleibt durchweg unverschoben , auch in der gemination, doch findet sich zuweilen k im inlaut, veranlasst durch ein folgendes t und

28*

428 PIBTSCB

im aoslaut, wie es scheint besonders nach kurzer silbe, wie denn ja auch nhd. im auslant die wirkliche tenuis nur nach kurzem yocal gesprochen wird, vgl. H. Rfickert Oerm. XVI, 238 fg.

a) inlant: Tat. eroucta 134, 6 (sonst araagta) ; mucgün 141, 18 (sonst gg). Vh. gihancti 4. Vgl. diccanne 118 (vgl.thiggen 0. Y, 23, 49). MgL mnk- kün 286*; nalcta 282 (zn felgjan). geainikton 287. Mb. gihancdi 4. gehancti 19. SO. bisanctSr 264* (zu bisengjan); sekela (vela. carbasa) 269^ {vgl. sege- lath 269«'. segale 270*.) ki- 277*. Femer wird bolcon (bullis) 269" wol zu dem von Gr. lil, 107 aufgeführten bulga gehören und für aneherciken (vecordem, sine corde stultum) 248" ist wol äneherzlnen (so in Pt Diut 11, 176") zu lesen, da *herzig sonst nicht belegt, ineherzin aber sich durch zahlreiche andre bildungen st&tzen lässt, Tgl. Gr. IV, 1046. Ph. gihancti 3. Otfr. gihuct II, 8. 38 P.

b) auslaut: Tat. Verhärtung besonders in C' nuek (4), thinc (2), gienc, berc usw. im ganzen etwa 30m., vgl. S. 28, wo zu gibarc 149, 2 (nicht 145, 2) noch 148, 7 ; 149, 6 hinzuzufügen ist Meist nach kurzem voc. VgL bnrclfchdm 91. gLe.* heimprungk 978*. Wb. sculdic 23. Kb. bigienc 10. nintphiec 12 Bculdic 16. bigihdic 21. (bigihdig 3). Bb. bigihdtc 1. sundic 3. 8 (dag 9). Lb. heilac 26. unbigihtSc 27. unuuirdic 28 (dag 15. 37). Lbs. fliuc flüc. SG. getuuerc 307. grcnsinc 291*. sprincunrc 291". -bürg 307. scereling 291"). Otfr. gank, gifank, sank (2), edilinci Ludouuic uuirdic (2), githic in VP, soweit die betreffenden stellen in beiden hs. überliefert sind. Diesen von E. 518 gegebe- nen stellen ist noch ginathic H. 158 VP beizufügen. Ausserdem steht noch gifank, thrank zigianc in P.

Im Is. ist g ebenfals an- inlautend gewahrt, doch wird es im anlaut vor e i consequent (gerdndi 39, 5, geilin 27, 3 sind wol flüchtigkeiten des Schreibers) durch gh und in dem praefiz gi- durch ch bezeichnet. Im inlaut wechseln vor e i g und gh (ch nur in blüchisöo 9, 17). Von unsem denkmäiem zeigt nur Wk. dieses gh in eittarghebon 38. ghiuuizzinöt 45, vgl. MSD. zu LVI, 45. Holtzmann (gram. 265) und Müllenhoff (MSD., s. XXIi) sind der ansieht, dass dieses gh die ausspräche des g vor e i als j verhüten solle , während Weinhold (Is. 73. 87) , indem er Grimm (gram. I>, 183 anm.) folgt, dasselbe als zeichen einer weichen aspiration ansieht Für die erstere ansieht spricht der umstand, dass gh nur vor e i erscheint, ganz analog der Vertretung des anlautenden j durch g , welche vor denselben vocalen stattfindet, um vocalischer ausspräche vorzubeugen. Im auslaut erscheint bei Is. im gegensatz zu der in den meisten anderen oberfrk. denkm. geltenden regel durchweg c.

2) Die in einigen denkmäiem sich findende aspiration der auslau- tenden media ist eine dem frk. eigentlich fremde erscheinung. Der Vorgang ist im wesentlichen nur dem bair. eigen, vgl. gram. U, 310; Weinh., bgr. 174. 186. 196; Holtzmann, gram. 268.

Die bel^e aus unsem denkmäiem sind folgende: gizumMhlih Fgl. 119. ginathlh Ag. grensich SO. 291* (vgl. unter n nr. 1). sanch 0. lY, 4, 53 P. (sehr häufig in F.). Dazu einlch Is. 38, 7. 9. In Lid. deuten vielleicht die reime Hlud* uig : ih 1. 25 : gellh 50 auf diese ausspräche des auslautenden g. Inlautend scheint diese Vertretung vorzuliegen in eichene (vindicasse) gl. c* 978**, vgL oben 8. 365. Schliesslich reihe ich hier noch einen fall an , in welchem inlautendes g

DBB OBBBVBAUK. LAÜTBTAIO) Df IX. JAHBH. 439

Yor t in h Übergegangen ist: yneht(i) Mgl. 286^ zn fnogjan, ygl. kivoehte Oan. 13. f&chte Diut. m, 110, z. 7 y. unt.

k.

Tatian.

Anlautend ist k gewahrt, inlautend wird es nach yoc. zu hh ch h (vor cons. findet sich nur h) verschoben.* Erhalten bleibt geschärftes und nach cons. stehen- des k. Den von S. 17 gegebenen 6 ausnahmen, von welchen sehhil 138, 3 hervor- zuheben ist, füge ich noch uorsenchit 94, 4 hinzu. Der umstand, dass 5 von die- sen 7 y angehören, dürfte vielleicht wider für den von Harczyck vermuteten bair. Schreiber sprechen. Auslautendes k ist zu h verschoben, ausser nach cons., erwei- chung zu g findet sich in trang 82, 11. Geschwunden ist inlautendes k in sal 197, 6; sulut 156, 2; solta 138, 9 (2), neben den bei weitem überwiegenden formen mit sc. Geschrieben ist im anlaut vor a o u und cons. meist c, vor e i fast durchweg k (2 m. cind); im inlaut findet sich vor a o u und cons. ebenfalls meist c (k öfter nur in den betreffenden formen von trinkan uuirken) , vor e 1 durchweg k. Ebenso findet sich cc nur vor a o u (und cons.). Im auslaut steht durchweg c; k nur in skalk 99, 4; trink 105, 2. Femer wird im anlaut vor a o u r stets sc geschrieben (nur 53, 10 biskrenkit); in afi wird vor e i nur sk (und 3 m. seh) gesezt, in yJ<f C dagegen auch hier sc. Ebenso verteilen sich in a^ sc sk im inlaut, y^^i haben dagegen hier stets sg (sc ausser in discu 85, 4; biscofo 112, 1 auch in öbreiscün 88, 1). Im auslaut steht sc und einigemal sg (ausser in fleisg (7) und himilisg (S. 18) auch in fisg 93, 3; 237, 1. 5).

Otfrid.

Anlautendes k ist gewahrt, doch findet sich 7m. in VF, 4m. in V, Im. in P ch. £. 520. Inlautend ist k zu ch verschoben, wofür h eintritt stets in bouh- nen und wenn die spir. vor fiexivisches t zu stehen komt. Einige vereinzelte h s. K. 522. ünverschoben bleibt geschärftes (meist ist die schärfuDg nicht graphisch bezeichnet, vgl. E. 523 fg.) und nach cons. stehendes k. Von den ersteren finden sich in YP 10 (bemerkenswert sechil III, 14, 91 neben sekil lY, 14, 5), in Y 3, in P4 ausnahmen, vgl. K. 521 fg.; von den lezteren nur 2: archa lY, 7, 51; scal- ches lY, 31, 19. Im auslaut ist k ausser nach cons. zu h verschoben; ch findet sich nicht, da in fällen wie spracher, bracher die spirans tatsächlich in den inlaut getreten ist.

Für inlaatendes k tritt vor flexivischem t zuweilen g ein. K. 523 nent dies eine er weichung, sagt aber nichts darüber, wie er sich diesen scheinbar durch eine tenuis hervorgerufenen, also allen Sprachgesetzen ins gesicht schlagenden Vorgang denkt. Auch Holtzmanns erklärung (gram. 264. 266) ist ganz unbefriedigend schon deshalb, weil sie nur auf den kleineren t^eil der hier in rede stehenden formen passt Es sind dies nach K. 523 folgende: drangta (2)| uuangta (7), thagta (4), uuagta (3), scrigta (1) und sangta im. in P, während in V g in k

1) Aus der von S. 18 au^estelten Übersicht ergibt sich, dass im algemeinen lih überwiegt, dasselbe erscheint ausschliesslich in /S^c, meist in aa\ y6d kennen fast nur ch (1 hh, 7 h); in ( halten sich (neben J8 ch) hh und h, welches bei den andern Schreibern ziemlich selten ist, die wage.

480 PISTBCH

gebessert ist. Daneben stehen mit kt : drankta (2) ; sankta (3) ; uaaulcta thakta uuakta scrikta je einmal, ausserdem biscrankta (1), scankta (4), smakta (1), irquicta (5). Diese formen mit gt für kt begegnen sonst in grösserer anzahl nur noch bei Notk. , vgl. Holtzmann a. a. o. und E. a. a. 0., wo das aus Rb. (Wien. cod. 1815) angeführte gidrangda zu streichen ist; in MSD. steht gidrancda. Am einfachsten könte es schei- nen, diese gt durch die annähme zu erklären, dass der Schreiber von den zahlreichen föUen , wo er etymologisch gt schrieb , diese Schreibung zuweilen aus versehen auch dahin übeiiragen habe, wo er kt setzen muste. Dagegen spricht aber meines erachtens die relativ grosse anzahl dieser gt (18, gegenüber 20 kt). Ich glaube, dass man die formen, in welchen dem gt nasal vorhergeht, von den übrigen trennen muss. Die Schreibungen drangta uuaugta weisen darauf hin, dass die aus- spräche des nkt in diesen werten zusammenfiel mit ngt, z. b. in hangta, wie dies auch in der heutigen mundart jener gegend der fall ist. Die übrigen werden sich anders beurteilen. Ich glaube, dass g hiei' den Spiranten bezeichnen soll und zwar nicht den tonlosen, sondern den tönenden. Das eintreten des lezteren erklärt sich daraus, dass, wie schon oben erwähnt, das ursprüngliche d im südfrk. jener zeit wahr- scheinlich tenuis- media oder flüstermedia war. Da für g + t bei 0. immer gt, (nur in F ein et) geschrieben ist, während dagegen für b + 1 sich neben bt auch häufig pt findet , so liegt die annähme, dass g vor t in die weiche spir. übergegangen war, ziemlich nahe. Auf diese weise würde es dann erklärlich, wie 0. dazu kam auch in den obigen fällen g zum zeichen der weichen spir. zu verwenden.^ Dass übrigens die leztere k vor t noch nicht ganz ersezt hatte, beweist das häufige vorkommen von kt. Keines unsrer denkmäler liefert übri- gens ein analogen zu diesen gt fQr kt, auch wird g + t meist nicht durch gt widergegeben. Bei T. finde ich für k + 1 Im. kt , 7m. et Lez- teres könte möglicherweise die spir., hier allerdings sicher die tonlose bezeichnen (vgl. rect Fgl.), um so mehr als neben uuacta 137, 1. 2 auch uuahtun 52, 4 sich findet. Für g + t finde ich 14m. gt; et nur in oucta 134, 6. Die übrigen denkmäler liefern noch folgende formen, die aber einen bestirnten schluss meines erachtens nicht zulassen: l)für k + 1: gidrancda Rb. 19. ualcta Mgl. 282 skancta Lid. 53; 2) für g + 1: gihancti Fb. 4; Mb. 19; Pb. 3; gihancdi Mb. 4; (bisanctSr SG. 264').

Im auslaut finden wir nach 1 n einige mal g für k, welches E. 524 im hinblick auf häufige correcturen als nur dem dialekt des Schreibers angehörig betrachtet.

1) Übrigens hatte g ja auch anlautend in gener, gihn usw. den wert der tönenden gnttoralspirans, vgl. unter j.

DBB OBBBFBInk. IäAXJTBTAKD dc ee. jahbh. 431

sk ist in- aaslantend, von eiscdn biscof und drei vereinzelten formen (K. 507) abgesehen, stets zu sg ei*weicht.

Geschrieben ist in VP k, vereinzelt c vor a o r; für anlautendes sc begegnet hingegen nur selten sk (K. 506); seh in gischrenke I, 27, 60 V. Für ch findet sich 4 m. kh, om. hh. Über einige überla- dene Schreibungen vgl. K. 526.

Die kleineren denkmäler.

Fb. anlaut: kindisgi 6; cbirichün 9 A (kiri- B. C); inlant ch (4), nach cons. c (4), doch trinchanti 13 A (trinc- C); auslaut: ih. Erweichung in kindisgi 6. Stets c sc geschrieben, doch kindisgi kristanheiti. Fgl. anlant: k (14); inlaut nach voc. ch (hh in frihhidse 135), nach cons. c; anslaut: h. > Erweichung in gla- gön 137 (clagungam 137). Geschrieben c sc auch vor e i: ciricha 87. 91. scem 7. 75 usw. Ft. anlaut: chirichun; inlaut: chirichün; forsahhan (6); auslaut: Quere. LS. anlaut: gicunde cninnges I, 3; urcundeon I, 3 irische Schreibung für ch, vgl. MSD. zu der stelle); auslaut: sih. Stets c (sc), geschrieben auch in cuimit cueme cuenün. ttg. ouh (2). gl. ID. anlaut: gicurcit 500^; inlaut: zwischen voc. h (2), hh (3), ch (2), ausserdem inuühtinün (inrigua) 500^, (Gr. 1II| 446 belegt ein adj. fühtin nicht); auslaut h. g für gewöhnliches k in st(r)igilo (funiculus) 499'*, (r habe ich ergänzt^ ; sg in furifaasgi (praefascia) 500^, ezzisgä (segetes) 500^. gl. Ir. anlaut: kebsa lichcar (llcar); inlaut: banclachin 501%' suuäsprechon 50P;' auslaut: gisdh: lichcar; banc-. gl. e.^ anlant c. (4); inlaut: hh (3), auffallend in sahhil 977% h (4); nach cons.: scencho; auslaut: sih (2). Geschrieben durchweg c sc (scifi- scencho). gl.c.'' anlaut: giclophöt cuzindn; chlüsün 979**; inlaut: zwischen voc: h (4), sahhonu 978^; ch (8); nach cons. k c. Ei*weichung in bisgerit (2), misgentau 979% Geschrieben c sc, vor e i:k (2). ree. anlaut: clenicleta (zu klenan; an. klena «= kleben) , kervola; cholsamo, chrane- uuito; inlaut: steinprehha; auslaut h. gl. Ez. giolichi. gl. A. anlaut: cumin; hantcunni (exenium euloia) 191; inlaut: bleiha 191;^ erquiccento; auslaut: uuerc. Geschrieben durchweg c sc. Wb. anlaut: carcar 7, uricundi 17; chelegiridu 4; chirihtin 10/11; inlaut: h nach langem voc. (6) und in sprehe 22; hh: sahhun 16; sahhunga 33; ch nach cons. (6), ausser in gidancun 2. 34. Erweichung in sgä-

1) llchof 69 wol = lih-hoff nicht «= lic-hof. Der Schreiber war sich über die bestandteile des Wortes wol nicht klar und wendete daher ch an, wie sonst im Inlaut. Vgl. lichamin Hymn. 2, 8, 4; 16, 6, 2; 22, 3, 2; 24, 3, 3; unrachaft

6, 1, 2.

2) „statoria: banclichan.** statoria ist verschrieben für stratoria => strato- riac vestes. Für banclichan wird -lachin (^d. i. -lachan) zu lesen sein, vgl. laehi gl. ID. 499*. Gr. 11, 158 belegt banclahhan stragulum 5 m.

3) Das wort findet sich eingeklammert am rande ohne ein entsprechendes lateinisches. Ist suuäs «= privatus, familiaris, das compositum identisch mit hüs- prehho Gr. IH, 268?

4) stibio (d. i. augenschwärze). bleiha gehört wol mit bleich zu der wz. blic = glänzen (gr. (fXfynv, lat. fulgere). Der bogrifsübergang wäre ähnlich zu denken wie bei dem zur selben wz. gehörigen engl, black, vgl. deutsches wtbch II, 59.

V* .

482

hxiagQ, 5, Bgerne 28, nnasge 7, nncftsj^roo 18 (d. i. uncftsgi in demo). k ist abge- fallen in gien 23. Geschrieben c sc. Mgl. anlant k (5); geebnet 284* (geknet unmittelbar darauf) cbonf 284^, chumin 285**, chophe8 286*; inlant nach 70c. di (14), aber sekkilon 288*", bakkanne 284*, nach cons.: dankes 283*», aber fironischo 283% taschftn 283**, nnegescheid 285*"; anslaut h, viollc 287 ist wol scbreibyersehen, vgl. fiolihc gl. Xant. Geschrieben ist c für k nur vor cons. nnd a o q, ausserdem in forsceUn 282. Mb. an- inlant ch, doch steht neben dranche 7: nuerco gidanco 5; anslaut h. Erweichung in mennisgln (so d. hs.) chindesgl 17. Ausge- stosten ist k durchweg in solta. Ag» keünftn. 8t. anlaut: Karl -e christia- nes; inlant: forbrihchit 29; folches 16; anslaut h. Bb« anlaut: chirichön; Inlaut nach yoc. ch (6), hh in siehhero 19; nach cons. c, doch -drunchidu 5; ans- laut h, dranc 21. Ausgefallen ist k in solda 27. Geschrieben ist c ausser in nner- kon 4. LK anlaut: kind cosso cruci-; inlaut: h nach langem voc. (4) und in gisahan^ 18, hh in uuahhftndi 37; nach cons. c (5), ch in trunch! 8; auslaut h. Lba« kirst comonne; nuirki. Wk« anlaut c ausser in -chundi 58, und 91 hat der text zwar -cundhl, aber in der anm. zu LVI, 58 heisst es; „gotchundi ebenso z. 91"; inlaut nach langem yoc. ch, nach kurzem cch (39. 49) und ch in michila 104; nach cons. c , ausser in giuuurchen 15 ; auslaut h. Geschrieben stets c sc. IJ4. anlaut k; inlaut nach langem yoc. ch, nach kurzem hch (43 (2)); auslaut h. Geschrie- ben meist k sk; c (4); sc in frdnisc 5. SG. anlaut k c,' kh in khirici 263^; inlaut zwischen vocalen nach kurzer silbe: ch (4),* hch (6),' hh (2), h in lohdnti 270^, letaha (lapacium) 291** (aus lapatica),^ cch in acches 268*»; nach langer silbe ch (4), h in flrcouflihdn 269**; yor cons.: h (3). Ausserdem begegnet co in stecco (2), uuicca brocco; kk in heuuiscerkko iukke; ck in iuckenti lockdta 80ck& krucka (2). Auffallend ist daneben steche 277*. Auslaut: meist h, daneben ch in sarch 262^, 8dl!ch263*, duach 264 % blech 269*, carchlih (lichnus) 276** (nur hier Gr. lY, 490). Erweichung in kruagon (aus lat. crocus) 247**, ungfisgida 249**, scinga 262*, gurb& 264* und vielleicht in gufia (bigorriga yestis) 264 **. Zu vergleichen sind auch Schreibungen lai werte wie furcga 264^, bigerriga 264** (2) fAr bigerrica. Femer begegnet sg in nusga 246*, dasga 247*, flasg& 249*, ungüsgida asgfaz 249 % mas- gon musgulon 268*, hSmesgiu 269 % küsgi 270** (inlautendes sc nur in flsciüh (fis- cale) 263**, nusca 269**). k ist abgefallen in melcubilin 266* (so auch Pt) , aus- ge&Uen in intnusta (ezfibulabat) 269** für intnuakita (oder intnustita? vgl. die

1) Gr. II, 817 zweifelt ob k&m. mindil (Inpatnm) 269* (Ft kamindil) = ga- mindil oder kam -mindil. Zweifellos lezteres, darauf deutet schon die trennung in SG. Ausserdem hat SG. nirgends ka-, sondern gi- ge- und schliesslich passt ksm- mindil ganz ausgezeichnet auf ein mit stacheln („wolfszähnen.") beseztes pferde- gebiss (lupatum), mindil begegnet auch sonst z. b. Diui U, 340**.

2) Hierher auch m'chlo (manica) 263*, welches nur eine abkllrzung f&r meni- ohilo ist, womit in Pt. (Diut. n, 335**) manica glossiert ist. Eine sonst nicht belegte -1-ableitnng von menihha (aus lat. manica).

3) rahchinza (baga) 268**. baga bedeutet hier wol ^,ferrum, quo captiva saepe maneipia strictis coUis et manibus aguntur " (vgl. Du Gange unter boia) und tir. n, 443 vergleicht mit recht ags. raccenta « catena.

4) Hierher wol auch spha (sarmentum) 263* nach Hattemer; (hsM, Diut U, 180;

sprsdh. jy, 320 gibt sp. Pt bietet späh. Da sonst nur spahho -a belegt ist, so wird ipaha zn lesen sein.

DER OBEBFBXMK. LAüTSTAin) IM IX. JAHBH. 433

nebenform nnsta Gr. 11 , 1107). Derselbe ansfiEdl von stammanslaatendem k nach s beim antritt des t in kihurista Diut. 11 , 321^, kihnrstaz Pmd. 1; kihurstemBb. von hnrskjan; arlastiu (extincta) Ja; genunnster Notk. Boeth. Geschrieben ist meist k, c nur vor a o a, dagegen von skenko 264*, skibahten 268* abgesehen nur sc: sci- delün 249", sc'nga 262*, seilt 307 nsw. Pb. anlant k (c); inlaut ch nach voc., k nach cons.; aaslaut: h. sc in scolta.

1) k ist im anlaut gewahrt, eine ausnähme machen nm* Ft. Mb. Bb.y welche gar kein k im anlaut aufweisen. Ausserdem findet sich noch vereinzelt ch in Fb. (1) gl. c.« (1). rec. (2). Mgl. (4). St (1). Wk. (1). SG. (1). 0. (13) und 6 in LS. Is. kent im anlaut nur ch und es ist wol kein zweifei, dass sich die meisten der in unseren denkmälern erscheinenden ch ebenso beurteilen, wie das des Is., wel- ches ich mit Holtzmann (gram. 261 fg.) ffir die tenuis halte, während Weinhold (Is. 74. 89) in ihm die wirkliche oberdeutsche fricativa sieht. Er erklärt ihr vorkommen bei Is. durch seine hypothese einer „mecha- nischen mischung" fränkischer und oberdeutscher, speciel bairischer lautverhältnisse. Vgl. Sievers in der Jenaer literaturzeitung 1874 nr. 25.

2) Inlautend ist k nach geschärfter silbe, d. h. wenn k guniert (oder verlängert) ist, und wenn es als zweiter bestandteil einer conso- nantenverbinduug steht, unverschoben erhalten. Einige wenige ausnah- men von ersterer regel finden sich bei T. 0.; hervorzuheben ist: seh- hil T. sechil 0. sahhil gl. c.^ Von lezterer regel macht nur Wb. eine ausnähme, wo nach cons. stets ch eingetreten ist. Die übrigen denk- mäler weisen nur einige vereinzelte ch nach cons. auf. Müllenhoff (MSD. s. XXII) sieht in allen diesen ch nur das Isidorische zeichen für die tenuis ; ob durchaus mit recht , wird mir durch die erwähnten Schrei- bungen sehhil sahhil zweifelhaft.

Im übrigen ist die Verschiebung des inlautenden k durchgedrun- gen und zwar ist dieselbe im T. schon bis zur spirans hh gelangt, in welcher von der gutturalen tenuis nichts mehr vorhanden ist; bei 0. dagegen herscht durchweg ch und ebenso verhält es sich in den mei- sten der übrigen denkmäler. hh und das damit wol auf einer stufe stehende h überwiegen in gl. ID. (3 hh, 2 h, 2 ch) und stehen aus- schliesslich in gl. c.^ Wb. Lb.

3) Im auslaut ist k nach cons. gewahrt ^ nach vocalen zu h ver- schoben, woför nur selten ch begegnet: T. (2). SG. (i).

4) k ist an- und inlautend besonders in fremdwörtem zuweilen zu g erweicht. Diese erscheinung ist nicht ausschliesslich frk., vgl. Weiflh. agr. 211. 212; bgr. 176. Über das otfridische gt für kt vgl. oben.

5) Eine besondere besprechung erfordert die Verbindung sk , wofür sich auch sc sg (seh wol ein Überrest jener alten bei Is. herschonden

4S4

PIBT8CH

bezeichnung der ten. durch ch) finden. Wie sich diese auf die einzel- nen denkm. und innerhalb derselben verteilen, ist bereits oben gezeigt worden; sg, welches in- auslautend bei 0. SG., inlautend in T. yöi^t durchsteht, findet sich bei Is. nirgends und auch von unsern rheinfirk. denkmälern weisen nur Mgl. Mb. je ein sg auf. Da im T. dieses sg nicht kennen ^ so wird man nicht fehlgreifen , wenn man es der vor- läge abspricht, zur zeit der niederschrift von Q aber muss es auch im ostfrk. schon sehr ausgebreitet gewesen sein. Selten ist anlautendes sg, das nur in gl. c* und Wb. je 2m. begegnet, vgl. Holtzmann gram. 335.

Da, wie ei-wähnt, im T. die Schreiber ydÖZ zwar nie c (sondern k), welcher durchweg sc vor e i gebrauchen, so folgert S. 18 daraus, dass sich diese leute der verschiedenen ausspräche des c vor e i bewust waren, und demnach für sc vor e i zur zeit der abfassung von G nicht der vorläge, welche im gegenteil fiberall sk gehabt habe min- destens schon die ausspräche s-ch angenommen werden mfisse. Dies scheint mir doch sehr zweifelhaft, um so mehr als S. dadurch genötigt wird, dem inlautenden sg vor e i dieselbe ausspräche zu vindicieren. Es entsteht da die frage , wie die Schreiber yd&C dazu kommen konten, denselben laut (s-ch), den sie im anlaut durch sc gaben, im inlaut durch sg auszudrücken. Viel einfacher und ungezwungener dftnkt nur die annähme, dass den scbreibem yö^ß f&r die lautverbindung sk nur das zeichen sc geläufig war, und dieses wendeten sie im an- und aus- laut an; im inlaut aber, wo beide laute dieser Verbindung tönend wur- den, schrieben sie sg. Auf diese weise ergibt sich ein Verhältnis, welches dem bei 0. und in SG. bestehenden ganz nahe komt, nur dass bei lez- teren k vorherseht (dass aber Otfrid sowie der Schreiber von SG den unterschied zwischen c vor hellen und c vor dunklen voc. kanten, ergibt sich daraus, dass sie es nur vor lezteren verwendeten) und neben dem vor allen voc. erscheinenden sc sich zuweilen sk findet.

Tatian (yd^C) Otfrid SG.

anlaut: cvoraour k vor allen voc. k vor allen voc.

: k vor e i (dafür zuweilen c vor a o u) (zuweilen c vor a o u)

: sc vor allen voc. sc vor allen voc. sc vor allen voc.

(dafür zuweilen sk) (daneben 2 sk)

inlaut: sg sg sg

Bei Is. steht sc vor a o u r; seh vor e i, welches ich mit Holtzmann = sk setze. Durch versehen findet es sich auch in schameen 21, 10; himilischun 31, 2. 5. Wie das Isidorische seh beurteilen sich auch die wenigen bei T. 0. begegnenden.

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DBB OBBBFBÄinL LAUT8TAKD IM IX. JAHBH. 435

h.

Die hauptsächlichsten bei h zu t£^e tretenden erscbeinungen sind sein schwinden und andrerseits sein unorganisches eintreten. Im anlaut vor cons. verklang h im oberfrk. in der ersten hälfte des IX. jh. (im oberd. besonders im alem. falt dies h schon viel früher dem schwinden anheim. Schon in der benediktinerregel begegnen neben 92 hw hl hr hn, 58 einfache w 1 r (n fehlt). Dieselben verteilen sich allerdings, wie Seiler (beitr. I, 411 fg.) nachgewiesen, sehr ungleichmässig auf die verschiedenen partien, da aber, wie Seiler (s. 479) wol mit recht annimt, die verschiedenen Verfasser nicht nur gleichzeitig sind, sondern auch derselben schule angehörten und denselben bildungsgrad besassen, so ergibt sich daraus , dass dieses anlautende h vor cons. im alem. jener zeit (um 760) stark im schwinden begriffen war. Im anfang des IX. jh. ist, wie die Murb. hymn. zeigen, der abfall des h vollendet.) und ein gleiches scheint vereinzelt auch inlautendem h vor cons. widerfahren zu sein. Ganz anders beurteilt es sich, wenn wir h im anlaut vor voc, im inlaut zwischen voc. (selten im auslaut) zuweilen nicht geschrieben finden. Der grund hiervon ist darin zu suchen , dass das frk. h in die- sen lagen die neigung hatte zu einem blossen Spiritus lenis herabzusin- ken, den dann der Schreiber gelegentlich unbezeichnet Hess. Meist aber behielt man doch h bei und so gewöhnte man sich dasselbe als zeichen f&r diesen sanften hauch anzusehen und es dann auch zum aus- druck der aspirierten ausspräche zu verwenden, welchen die anlauten- den vocale im frk. angenommen hatten. Beide erscbeinungen, beson- ders das antreten des h vor voc. finden sich auch im alem., vgl. Weinh. agr. 230. 231. Sievers Murb. hymn. s. 18, selten im bair.; Weinh. bgr. 190. 191.

1) an(in-)laTitendes h vor cons. Ersteres ist bei T. 0. dnrchaas geschwunden, (über den instrum. hin vgl. unter w), bei Is. haftet es noch überall, 80 dass man wol berechtigt ist, chilothzssom 5, 28; cbinuoioian 37, 22 als schreib- versehen aufzufassen. Ebenso wird sich das Vereinzelte weo LS. 1, 3 beurteilen, da dieses denkmal sonst durchweg hw aufweist (ausserdem hr in hros 8). In Wk. ist dieses h durchweg gewahrt (huu 13 m.; blöttru 31; antbruoft 39. hruaraames 103). Ferner findet sich noch vereinzelt hröfungun Fgl. 48, hrömes 121 (arröftint, arruofa, leumunt, uuolih); -hros, hloufon gl. c.» 978* und anahlin^s (innitaris) 977% wie für das analihenes der hs. zu lesen sein wird. Mit einem bei namen leicht erklärlichen archaismus ist hl gewahrt in Hluduig Lid. Inlautendes h vor cons. (t, s) ist ausgefellen in uuesal Fgl. 21; quatala (coturnix) SG. 246», vgl. Grimm, gesch. d. d. spr. s. 73; uuesales 0. V, 19, 57; knet III, 6, 27; giflat II, 11, 9 P. bratter lY, 17, 1, d. i. brahta er. Hierher sind auch zu ziehen: nä(h)lichdta T. 97, 6; gli(h)ni88i 91, 1. (vgl. auch baununc Is. 15, 16, welches nach Kölbing (Germ. XX, 379) in der hs. abgeteilt ist und dessen u so nahe am rande, dass es firaglich ist, ob h je dagestanden habe.)

436 mTBOH

2) an (in-) lauten des h vor yoc. Es finden sich folgende belege tBa dessen ab- resp. ausfall: T. immine (hymno) 166, 5; scinafÜn 91, 1; höisten 3, 5. 7; hdan 91, 1; gineen gineo (gandio gandimn) 21, 6; gisSntd 121, 1. In fihn 87, 8; g^isihn 87, 5 scheint hu yom corrector fUr n gesezt zn sein. 8. 19. I^L nnsi- toafteni 58; bithian, uofari 8. fia 91. ni sean 138. gL c^ elffa 978\ ~ Wb. inteiz 33; näisten 29. 8t. gealtnissi 17. Bb. In hüs 21 ist h erst überge- schrieben. — Lb. gin 6 (gihn 10m.). 80. agastalt 249«, arfa (fistnlal) 248^ albgfartilla (semizintia d. i. semidnctia) 263^ und eriberdil (castrensis portae) 269^ (Pt. hereherdil), dessen erster bestandteil doch zweifellos her! ezercitus ist; b&unga (fomentum) 26^^ 0. el£ft I, 28, 5 V; rediafto U, 9, 92 P; siuh UI, 20, 116 P für sihu ih; bifilu V, 25, 87 VPP. öfter in P, z. b. bithian I, 7, 27. Im. bie- tet nur späida 5, 3 (spähida 3, 20). Abfall eines auslautenden h finde ich nur in intfaa Ag.; csdri SG. 263*; gisa 0. III, 20, 60 P. (müunerpf gl. c.> 978^ f&r mfth-).

3) unorganisches h im anlaut vor yocalen [und cons.]. Dasselbe findet sich zuweilen auch in lat. Wörtern, z. b. harundo SG. 269*-^. Obgleich auch alem. denkmäler, z. b. die Murbacher hymn. (ygl. Sievers s. 18) und andre (Weinh. agr. 229), ja auch einzelne bair. (W. bgr. 190) ein solches h aufweisen, so wird man diesen Spiritus lenis doch als eine wesentlich frk., ihm zum teil mit dem nd. gemeinsame eigentümlichkeit anzusehen haben. Die h der oberd. denkmMer erklä- ren sich gewiss zum grossen teil am besten durch annähme einer frk. yorlage oder eines frk. Schreibers. Holtzmann , welcher dieses h ebenso wie den erwähnten abfidl eines stammhaften h yor vocal romanischen Schreibern in die schuhe schieben mochte, wird man schon in anbetracht des häufigen yorkommens nicht beistimmen können, ünsre denkmäler liefern folgende belege für h yor yoc: Tat. her begeg- net häufiger als er, ferner findet sich hdht (5), h&htenton, hiuuarä, hiyuuih, hörfin je Im. 8. 19. Fgl. höht 19. 56. 86. 94. 143. huobti (celebratur) 4. Ft. B. heinan 14. LS. her I, 3 sonst er. gl* ID. haberhougen (praecidentur) 500*" d. 1. ab-er-houwen, ygl. gram. II , 930. gl. A.? hantcunni (exenium, euloiaj 191. Mgl. herbarmida 284S hösthalbün 285", her 285^. Lb. heit (iusiuran- dum) 24 (2). Lbs. hüze 1. hurolob 4. Wk. her (10); er 21. 52 (nach thaz). Lid. her (23); er steht nur wo das pron. an das yorhergehende wort incliniert ist: gideilder 7, ind er 15. 18. uuisser uuold er 43. söser 58. Für nam er 42 in MSD. ist nach Arndt nam her zu lesen (so auch in Wackem. lesebuch). Femer hin 32. 34. 35. hin 54 (inan 4. 59. imo 5). hio 54. 58. SG. her- de(mp)hu (sugillo) 264^ herholdth (dolata) 269^ herdmiz (tubaura) 291^ Otfir. her n, 7, 34; hiltun V, 4, 10; gihilit V, 16, 33 V; gihöreti lY, 4, 25 V. Zu yergleichen ist zu der erscheinung MSD. zn XYI, 1, wo an den ausruf des ster- benden Ludwig des frommen: hützl hützl (forasl forasi) und die zahlreichen mit h statt mit yoc. anlautenden namen im cod. Lauresham. erinnert wird. Yor cons. (nur r) begegnet ein solches h in hrect Fgl. 91. hrähün (radüs) gl. A. 191. Es erinnert dies an die yon Weinhold bgr. 160 erwähnte tatsache, dass im heuti- gen bair. anlautendes r mit einem scharfen hauch gesprodien wird. Zu yergleichen ist auch blöd Hei. (M) 2398 (Schm. 73, 18) für löd prt y. Hodau.

4) In (und aus-) lautend scheint h nach kurzem yoc. zuweilen eine gröbere ausspräche angenommen zu haben. Es zeigt sich dies in den Schreibungen hh (oh cch hc g c), welche sich für ursprüngliches h finden. Tat. nihhein (2), nohhein (4), nihein (1), aber stets niheinig (6), noheinlg (1). Fgl. rect 58. 62. 91. 118. 122. 145. gl. 0.^ nohheiua 97 9 ^ gl. A. fluctira (consuta palmaram plecta) 190

DKB OBBBFBInK. LAÜTBTAVD IM IX. JAHBH. 487

ZU flehtaD. Qr. III, 771. 8t. nohheinin 20. nohhein dO; mig 19. Bb. dnruhc 11. Wk. thohheinaz 26. Lid. nicheiD 50. SG. lietaccher 291^ Otfr. nihhein II, 12, 7 7; tbihhein IV, 4, 24 P; iannicht 8. 7 P, vgl. auch nohc, rehcto in F. K. 526. Nach langem voc. begegnet diese bezeichnung nur in bijächi T. 182, 18; firüche S. 47 V, (firliache P). 8. 87 P (in V ist c ansgekrazt, wie noch an einigen andern stellen in diesem werte K. 528). Diese erscheinung ist auch den oberd. mundarten nicht fremd, vgl. Weinh. agr. 206. 222. 225; bgr. 178. 181. 188.

5) 8chliessUch erwfthne ich noch die auch in alem. denkm&lem dieser zeit begegnende (W. agr. 178; MSD. zn XXXIII, C^. 14) Schreibung th für ht: nath Lb. 87; ftzBoth (dissenteria) SQ. 268«, segelath (carbasea) 269 *; lioth O.I, 18, 9 7 und öfter in F, vgl. E. 528.

j.

Tatian.

Anlautendes j wird vor e i in den formen von jehan stets durch g vertreten; fttr iu (iam) erscheint in aaß consequent giu. Inlautend findet sich g für j in frigd 181, 18. 15; 215, 1 (filiu 93, 8; filie- 211, 1). Für j ist uu eingetreten in säuuen durchweg, nur 87, 8 war 2m. sahit geschrieben, doch ist h ausradiert

Das ableitungs-j der sw. verba ist nur in der 1. sg. prs. ind. in /<f(rc> das der neutralen -ja-st&mme im instr. sg., n. a. pl. in ßyÜ^ einigemal erhalten, im ganzen 25 m. Die quantit&t der Stammsilbe scheint nicht von einfluss auf die bewahrung zu sein (lim. nach langer; 4m. nach kurzer auf consonanten Verbindung, 10m. nach kurzer auf einfiachen cons. ausgehender Stammsilbe), wol aber die stamm- auslautenden cons. selbst (nach t d 7m. , nach z 4m., nach n 8m., nach r 1 m s je 2m., nach k uu h je Im.). Ausserdem ist j gewahrt als e 2m. nach t. Im. nach d, 2m. nach p. Die belege bei S. 24. 25.

Im Übrigen ist das ableitende j überall verloren und zwar:^

1) spurlos nach langer oder durch consonantenverbindung geschärfter Stamm- silbe (nur 57, 5 steht hörrenne), ebenso nach den auf Spiranten ausgehenden Stamm- silben.

2) nach kurzer auf ein&ohen cons. (ausser w v s) auslautender Stammsilbe mit zurücklassung einer allerdings nicht überall durchgeführten gemination des schlusscont». Leztere ist nicht belegt bei d (»» got. p), m, r. Gemination des n findet sich nur in den sog. flectierten Infinitiven, hier aber auch durchweg. Dage- gen ist die gemination regel bei g, k, b, p, z, t und 1. Häufig findet sich aber auch besonders k , z (durchweg in den verben auf -azjan und den subst. auf -azunga, aus dem einfachen gründe, weil die vorhergehende silbe, als nicht haupttonsilbe, der schärf ung nicht bedarf) und 1 (z. b. steht stets seien, ausser seilen ne 98, 1) einfach geschrieben. In diesen fällen beweist jedoch häufig das verkürzte pri die eingetretene schärfung der Stammsilbe.

Komt j in den auslaut oder vor cons. zu stehen, so geht es wie überall in i über. Was den ausfall desselben im prt. und prtc. prt. der sw. verba auf -jan angeht, so stelt sich die sache in T. folgendermassen : >

1) Ich folge im wesentlichen der darstellung bei 8. 25 fg.

2) Ich lege dieser darstellung des sachverhältnisses die von Begemann „Das sciiwache Präteritum der germanischen sprachen" 1878, s. 182 fg. gegebene Zusam- menstellung der foniien zu gründe.

M-M^

«■ '^ -mßi.

S '

438 PIBTSCH

Im prt. bewahren die verba, welche zwischen stamm und flexion eine ablei- tangssilbe haben, 1 durchweg mit einziger ausnähme von tongilta 2, II. Dervocal der ableitnngssilbe &lt dagegen meist ans. Die kurzsilbigen verba verlieren i nur dann, wenn der vocal der Stammsilbe a ist,^ and zwar steht ausschliesslich sazta, salta, uuacta (uuahta), thacta, lacta (1) und andrerseits nur legita, thenita, ferita, uuerita, rekita; ein schwanken scheint bei den einzelnen werten nicht statt zu fin- den. Die verba, deren Stammsilbe einen langen vocal oder einen diphthongen ent- hält, werfen das i fast durchgehends aus, es finden sich etwa 260 formen ohne i und nur 20 mit i (aroug^ 14 m; arougita 229, 2); von den verben, deren Stamm- silbe durch consonanten Verbindung resp. alte gemination geschärft ist, begegnen etwa 140 formen mit i^ denen allerdings etwa 122 ohne i gegenüberstehen; doch sind unter lezteren etwa 100 (santa etwa 86 m.), in denen der sog. ruckumlaut ein- getreten ist.

Die unflectierten formen des prtc. prt. der mehrsilbigen und der kurzsilbigen verba bewahren i durchaus, ein gleiches ist meist auch bei den verben mit langer oder durch consonantenverbindung geschärfter Stammsilbe der fall , doch findet sich giuuant (2) neben 7 maligem giuuentit und je Im. giruort (giruorit 7ro.), erduompt (furtuomit 2m.) > giuuorht. S. 27. In den flectierten formen des prtc. prt. zeigen die mehrsilbigen verba 5 m. bewahrtes 1 (Begemann s. 136) und nur in g^mahaltero 3, 1 ; 5, 12 ausfall desselben. Die kurzsilbigen verba haben den ausfall nur in weni- gen formen mit „ruckumlaut": blthäctes (1), gisaztu (2), gisaztcro (1), sonst ist i gewahrt (gisezzitu 2 m.). Bei den verben mit langem vocal oder mit diphthong in der Stammsilbe fiberwiegen wider die formen ohne i bedeutend (33; 17 mit i), dage- gen scheint sich das oben fftr das prt. festgestelte Verhältnis bei den verben mit durch consonantenverbindung geschärfter Stammsilbe umzukf hren , wir finden 23 for- men ohne, 12 mit i. Doch hat dies nicht so viel zu sagen, da von den ersteren 18 auf das verb. füllen (nur 136, 1 : g^^^^^) kommen und unter den übrigen sich 5 mit ruckumlaut'* befinden.

Auffallend scheint (vgl. Begemann s. 136) , dass neben salta namta nur gise- liter, ginemnitdr, neben uuanta und giuuant nur giuuentit^r sich findet, doch kann dies leicht auf zufall beruhen, da giseliter ginemniter nur je Im., giuuentiter nur 2 m. begegfnet und ihnen allen die volle unflectierte form sehr zahlreich zur Seite steht.

Otfrid.

Über stammhaftes j ist nur zu bemerken , dass es in jenSr und vor e i in den formen von jehan stets durch g ersezt ist. Ableitendes -j ist in 30 formen kurzsilbiger auf -r auslautender sw. verba , die K. 45 aufführt , und in suerien IV, 18, 29; firsuerie II, 19, 7 vor e § der flexion gewahrt, nirgends jedoch in der 1. sg. prs. ind. Desgleichen ist j gewahrt in folgenden vereinzelten formen der nomina auf -ja: heries herie (2), brunia redia redion (3), redie vgl. K. 531.

Im übrigen ist auch bei 0. -j verloren und zwar

1) spurlos stets nach langer oder durch consonantenverbindung geschärfter oder auf Spiranten auslautender Silbe. Als ausnähme weiss ich nur uuänne I, 23, 64 VP, IV, 22, 3 P anzuführen.

1) d. h. wenn im prt. der sog. ruckumlaut eintreten kann. Bezüglich der entstehung dieser prät. stimme ich der zuerst von Bopp aufgestelten, neuerdings auch von Begemann vertretenen ansieht bei, dass dieselben durch unmittelbares antreten von -ta an die unumgelautote wz. gebildet wurden.

DBB OBBBFBAMK. LAirT8TA.ND IM DL. JAHBH. 439

2) nach kurzer auf einfachen cons. (ausser den spir.) ausgehender Stammsilbe mit zurücklassung einer fast überall durchgeführten gemination des schlusscons. Die belege für diese Verdopplung mangeln bei d (>^ got. p); mm weiss ich nur in gifrummet IV, 20, ^ zu belegen. Dagegen findet sich nn ausser in dem bereits oben angeführten uuanne und dem sog. iiectierten Infinitiv, durchweg in \iuunna II, 16, 4; m, 9, 15; IV, 3, 24 u. ö.; it in terren I, 4, 27; IV, 26, 52; giburren V, 25, 29; errent 11, 4, 43; gikerre I, 27, 65; uuerren II, 19, 8; III, 1, 42; IV, 14, 16; suerreut II, 19, 8, welche alle bei T., so weit sie dort belegt sind, nur einfaches r aufweisen.

Unbezeichnet bleibt die eingetretene Verschärfung der Stammsilbe nie bei 1, sehr häufig dagegen bei k: gismekSn : intheken 11, 9, 5, reken : gismeken ü, 9, 69; irreke II, 4, 79; gUmekent III, 10, 40; intheket III, 24, 82; thekent IV, 29, 12; irzuken IV, 8, 15; 37, 12; klekent V, 7, 52; usw. Dagegen findet sich gemination in: irquigken I, 23, 48V; (-quicken P) nidarskrikke II, 4, 79; zukke III, 10, 33; irquicM III, 1, 22; irquickit IV, 19, 37.

Tritt dieses j in den auslaut oder vor cons., so geht es natürlich in i über. Im prt der sw. verba Hllit es aus nach langer oder durch consonanten Verbindung resp. alte gemination geschärfter Stammsilbe. Einzige ausnähme dieser regel ist antuuurtita IV, 23, 39. Von den kurzsilbigen verben zeigen auch bei 0. nur die- jenigen den ausfall des i, deren stammvocal a ist und zwar findet sich

1) nur sazta, scafta, gismakta thakta uuakta, quatta, dualta (daneben dua- 16ta 2 m.).

2) zalta (110), qualta (4), salta (3) neben zelita (35); queütl III, 17, 48; firseliti IV, 11, 4.

3) bei allen übrigen nur die volle form.

Auch die verba, welche zwischen stamm und endung eine ableitungssilbe haben, bewahren i, doch sind die belege sehr sparsam: boubnita IV, 12, 31; loug- nita V, 15, 24; angustitun III, 20, 103; 24, 111. Ihnen stehen ohne i gegenüber nur mahalta I, 8, 1 und bilidta IV, 13, 8.^ Die bedingungsweise auch hierher gehö- rigen verba garauuen farauuen bilden garota (8 m. und auffallend IV, 2, 7 gare- tun), farota (1), vgl. E. 58.

Im prtc. prt. behalten die kurzsilbigen verba (zu denen doch auch bithekjan gehört, diüier bithekitaz, vgl. E. 123 unten), mag dasselbe fiectiert oder unfiecüert sein, stets i bei. Eine ausnähme macht Zeilen, dessen prtc. prt, gizelit II, 21, 44 ausgenommen , stets gizalt (4) lautet. Die langsilbigen und mit einer consonanten- verbindnng auslautenden verba dagegen behalten i in der unfiectierten form (aus- genommen biknät (biknät (: rät) II , 6, 47; ginant III, 22, 51), werfen es aber in der flectierten aus (ausgenommen zispreititd III, 26, 36). Von den verben, welche zwischen stamm und endung eine ableitungssilbe haben , ist nur eine flectierte form belegt, welche wie die unfiectierten i gewahrt bat: giuuafhitSn IV, 36, 19.

1) Wie bei T. 0. ist auch in den übrigen denkm. das ableitende j bereits stark im schwinden begriffen, doch findet es sich noch 30m. als i (j?), 6m. als e gewahrt, so dass das gesamte oberfrk. noch etwa 100 solche formen aufweist. Am häufigsten finden wir die erhaltung in LS. (urcundedm I, 3; wirdriün II, 1 (2); drittiün II, 1; diubiu

1) Sonst lautet dies verbum auch bei 0. bilidon.

440 PIBTBCH

n, 5 neben here 6; snnne I, 1, 2; giconde I, 3; menen I, 3 (2)). Wk. (giterian 30. gihörie 31. ellies 32. secchia 39. gilaubiu 43. 49. scepphion 43. hellin 47; uoilleo 2. 13. 15. sandeöno 50 neben gUau- ban 31. gilaube 83. gilaabamgs 84. citeilentö 56. henge 81. son- 107) und Lid. (nnunnidno 8. gendiöt 9. sondidno 12. gisellion 32. ellian 39. 42. uuiUion 39. kunnie 41.) Von den übrigen denkm. bie- ten Fb. buozziu 20; Fgl. geantunrtie cundie 55 (2) : giscerie 18; Ft. nerienton 10. sonteöno 18; gl. A. zurgengidn (dispendiom) 191; Lb. sneriennes 6. bitdiu 42; 8&. keui&n 266*, cräia 267% bmnia 268\ Wenn wir damit die sich bei T. 0. findenden belege vergleichen, so ergibt sich eine bestätigung der von Sievers (Murbacher hymn. s. 21) gemachten beobachtung, dass j resp. i sich am längsten nach dentalen zu halten scheine. Wir finden dasselbe gewahrt am häufigsten nach r (48 m. besonders bei 0.), nach d t 23 m., nach z 5 m., nach n 7 m., nach 8 2 m., nach d 2m.^ dagegen nach labialen nur 10 m., nach gut- turalen nur 4m. Ausserdem, besonders in Wk. Lid., nach 1 lim. In den meisten fällen wird auch da, wo wir i geschrieben finden, schon der Yocalische laut anzunehmen sein (vgl. Braune, beitr. II, 165 anm.), sicher ist dies in den fällen, wo neben i schon die gemination einge- treten ist. Den Übergang zu dem völligen schwinden bilden die for- men mit e. Dass wirklich ein solches, nicht aber eine assim. des j an den vorhergehenden cons. statthatte, wird meines erachtens durch die i e neben der Verdopplung des endcons. zeigenden formen unzweifelhaft gemacht. Die gemination ich gebrauche diesen ausdinick hier nur im hinblick auf die graphische bezeichnung trat ein zum ersatz fHi* die durch vocalisieining des j zu verlust gegangene position, natürlich aber nur dann , wenn der stammauslautende cons. überhaupt verdoppe- lungsfähig war. Die oben angeführten formen^ welche über die voca- lische natur des ableitungslautes keinen zweifei lassen ich meine die, in welchen er als e erscheint zeigen daher die möglichen gemina- tionen schon eingetreten. Gegen die gewöhnliche annähme einer assim. spricht schliesslich auch der umstand, dass die meisten der hier in frage kommenden cons. sonst weit entfernt sind, eine so staike assi- milationskraft zu bewähren, und grade die sonst so häufig assim. aus- übenden cons. m n meist nicht verdoppelt werden.

Betrefs dieser nach dem ausfall eintretenden geminationen stim- men im wesentlichen alle unsre denkmäler überein. Sie findet nie statt, wenn die Stammsilbe auf eine consonantenverbindung ausgeht, ebenso- wenig, von hörrenue T., uuänne 0. abgesehen, wenn sie langen vocal enthält. Natürlich denn ein ersatz für j war hier, wo die silbe das nötige gewicht bereits hatte, überflüssig. Bei kurzsilbigen auf ein-

DBE OBBRFRANK. LAUTSTAKD IM IX. JAHRH. 44l

fachen cons. ausgehenden stammen trat dagegen gemination ein^ die bei 0. fast vollständig, bei T. nur zum teil durchgeführt ist. Die belege der kleineren denkm. liefern weiter kein ergebnis, doch erwähne ich das vielleicht auf blossem schreibversehen beruhende diccane Fgl. 118 (sonst auch hier stets nn in diesen foimen), äuachenes Pb. 4 (lia- gennes 4) und ägenggün SG. 247^. ^

2) Die behandlung des im sw. prt. für j eintretenden i ist bei T. und 0. wesentlich dieselbe bei den mehrsilbigen und den kurzsilbigen Verben: die ersteren wahren das i fast durchgehends , die lezteren lassen es nur ausfallen, wenn der sog. rückumlaut eintreten kann. Während dagegen bei 0. die mit langem vocal in der stamtmsilbe sowol, wie die mit consonantenverbindung nach derselben, i consequent auswerfen, findet ein gleiches bei T. vorwiegend nur bei jenen statt, diese hinge- gen wahren ihr i in der grösseren anzahl der fälle und werfen es meist nur dann aus, wenn der „rückumlaut" statthaben kann. Die formen der übrigen denkmäler liefern kein bestimtes ergebnis, doch finden wir das bei T. bestehende Verhältnis im kleinen wider in Mb. (givremidt 3. 18. geburidi 17. 18. gihancdt 4. 19. besuonda 14. irvulta 11) und Lb. (giunsübrida 34. gifrumita35; leerda 12. 13. 14. märda 15. gidrösda 17. gisuonda 18. giloupta 20 (2)). Schwanken zeigt sich in Fb. (Srita 12. gisuonta 10) und Fgl. (antuuertitin 139. conftt (aestiment) 9).' Is. kent den ausfall ausser im prt. der pri-prs. und in giuuorhta nur in chihördon 13, 7; bichnädi 17, 28; chirista 27, 20, und auch hapta 11, 13 neben hebit ö| 12 (weshalb auch 33, 1 wol nicht habendin, sondern habendin anzusetzen ist) gehört hierher. Die formen sind gesammelt von Begemann a. a. o. s. 131 fg.

3) Die unflectierte form des prtc. prt. bewahrt bei T. 0., abge- sehen von den wenigen oben erwSümten ausnahmen, das i; von den kleineren denkmälern bietet nur FgL gihefit 7. In den fiecüerten for- men der mehrsilbigen und der kurzsilbigen verba finden wir bei T. 0. i gewahrt (ein gleiches ist; von inbispartä Wb. 7. binazztSr SO. 276" abgesehen , in den übrigen denkmälern der fall) , dagegen ist es bei den übrigen im T. meist, bei 0. immer ausgefallen. Die kleineren denkm.

1) ,,laroia8.'* Gr. I, 133 zweifelt, ob zn gangan. Höchst wahrscheinlich, a- ist das präf., welches gegensatz, trennung, böses bezeichnet, ägeDgjo (oder agengjä?) bezeichnet demnach den anheil bringenden schreiter. ÄhnUche compos. mit -gengjo bei Gr. IV, 103 fg., vgl. auch Holtzmann, gram. 274.

2) Massmann yermntete consti, wobei er wol an das 0. III t 16, 7 belegte konsti für kondi dachte. Vielleicht ist jedoch knsti , d. i. kustiti zu lesen, kusljan als simpl. ist zwar nur unsicher za belegen (Gr. IV, 518), doch darf es nach fer- kustjan unbedenklich angesezt werden.

ZRITSCHB. V. DEUTSOHB PHILOLOGIK. BD. VIII. 29

442 VIBTBCfi

bieten ohne i nur: forcauften Fgl. 36. ongesträltemo SG. 270 ^ bisanc-* ter SG. 264'. kibrant§(r) SG. 277'; mit i: galeritß Fgl. 15. gindtita gl. c.*, 978'. errimitiu Wb. 34. gameinito Wk. 17; für arcuinitfi (quae- sti) Fgl. 144 ist wol arcundite zu lesen, gibennithero Lb. 30. Is. kent den ausfall gar nicht, vgl. Begemann a. a. o.

4) Als eine graphische eigentümlichkeit ist die widergabe des an- (in-) lautenden j durch g anzusehen. Es hat diese Vertretung wol lediglich den zweck, die consonantische natur des vom voc. i graphisch nicht unterschiedenen j ausser zweifei zu setzen. Dass man diese bezeichnung nui* vor e i (abgesehen von giu für iu = iam, welches man so von iu = vobis trennen wolte) für nötig hielt , hat seinen grund wol darin, dass vor den anderen (dunklen) voc. halbvocalische aus- spräche, zu welcher das anlautende j jener zeit jedenfals neigte, leich- ter zu ertragen war. An einen Übergang des j in g ist sicher nicht zu denken, ebenso wenig wird man annehmen dürfen, dass anlautendes g in der ausspräche mit j zusammengefallen sei. Es begegnet dieses g ausser bei T. 0. in den betreffenden formen von jehan und den ablei- tungen bigiht, bigihtig in Fb. (2); Wb. (2; 1 j); Mb. (3); Kb. (11); Lb. (14); Wk. (1; 1 j); Pb. (1). Ferner findet sich giu MgL 283*' (hs. gkv), Wk. 79 und SG. 263** gendra (citerior), welches buch- stäblich dem got. jaindre zu entsprechen scheint. Gr. I, 601 belegt es nur noch aus Pi

Ein besonderes zeichen fOr j begegnet sonst nicht , doch liegt viel- leicht in lung Lid. 10, das nicht am anfang einer halbzeile steht ^ wo sonst allein die hs. diemajuskel hat, ein versuch vor, j und i graphisch auseinanderzuhalten. Bei 0. werden ja jo ju von den diphthongen ia io iu dadurch unterschieden, dass erstere ii usw., leztere fa usw. oder i& usw. accentuiert werden. Grade umgekehrt ist der accent in Kb. verwendet, wo stets foh geschrieben ist, vgl. MSD. zu LXXV, 3.

Die liquiden.

1.

Über 1 ist wenig zu bemerken (vgl. jedoch unter assim.).

Zu erwähnen ist nur die metathesis, welche 1 in naldüu T. 106, 4 und in sclud Kb. 10, 13 erlitten hat, vgl. MSD. zu LXXV, 10. Ferner der singulare Über- gang desselben iu r in suiarz (liquamcu) SG. 277 ^ (auch Pt. hat smarz).

r

r zeigt im frank, die neigung zum ab- resp. ausfall, andrerseits aber tritt es auch unorganisch ein.

DSB OBBSFBiKK. LAUTSTAMB IM IX. JAHRH. 443

1) Abfall eines auslautenden r finden wir bei T. im pron. dem. ther, wenn dasselbe als relativum verwendet ist, etwa 10m.; ebenso findet sich etwa 20m. these für theser und für thar erscheint, wenn es nur als Verstärkung dem relati- vum nachfolgt (nie, wenn es ortsadverb ist) nicht nur tlier, sondern auch the, de, besonders in d vgl. S. 41; Harczyck Hztschr. XYU, 77 fg. 0. kent nur ther therer, für thar aber findet sich the L. 75; lY, 35, 11; Y, 11, 39. Is. hat durch- weg jdhese, aber nur dher dhar. Yon den übrigen denkmälern weisen Fgl. dese 11, Wb. diude 13. 21 und sogar diud 2 auf.

T. kennt ferner 6 m., aber nur in y, he für her. Ausserdem findet es sich Lid. 40 für gewöhnliches her; 0. hat nur er, Is. nur ir.

Ausserdem ist -r abgefallen in di mi Wb. 1. 14. 31 ; 20 (dir mir findet sich nicht), wo vielleicht ersatzdehnung anzunehmen ist. Gr. U, 593; Y, 80 gibt keine belege für den abfall des r in diesen Wörtern; bei T. 0. Is. findet er sich nicht.

Auch sonst weisen noch einzelne spuren auf schwache und unvollkommene articulation des auslautenden r hin. Hierher gehören ubatruncani Fb. 7 (C; A: ubar-); arbe'ote(r) (commodans) Fgl. 10. foläzzanne 137 (forläzzanne 120). uuei- d6nd§(r) (pascens), uohalde(r) (peripreceps) Mgl. 283*; kibrante(r) (abustus) SG. 277*; 0. Y, 22, 4 ist hia in hiar corrlgiert, (vgl. auch E. 512). Aus T. weiss ich keine belege beizubringen; Is. bietet feozug 24, 5.

2) Ein , wie ich glaube , nur scheinbarer ausfall von inlautendem r findet sich in den pronom. poss. unsar, iuuuar. T. bietet: unsa 50, 2; unserö (g. pl) 4, 16; 141, 26; unsen 4, 8; iuuarä (g. sg. f) 13, 14. 18; iuuaru 131, 5. 6. 8; iuuueru 134, 8; 145, 7; 194, 3; iuuuerö (g. pl. m.) 141, 27. Bei unsar steht etwa 24m., bei iuuuar etwa 54 m. die volle form gegenüber. 0. zeigt ein entschiedenes überwiegen der verkürzten formen, sie verhalten sich zu den vollen wie 3:1. Bei- spiele sind: unses Y, 23, 114; unsemo Y, 2, 4; unsan (10); unsa lY, 32, 12 usw.; iues S. 12; 15; iuan II, 19, 15; iu (n. pl. n.) III, 16, 85. 41 usw. Yon den übri- gen denkmälern zeigt nur noch Lid. unsa 38. (Is. hat unseru (dt. sg. f.) 7, 30). Hervorzuheben ist, dass 0. gern die volle form beibehält^ wenn die endung ein r enthält, z. b. unsererö (g. pl.) III, 25, 23; H. 118; iuerero Y, 9, 14, T. dagegen grade in diesem falle den ausfall eintreten lässt (von den oben aufgezählten formen steht nur bei unsa und unsdn die volle form 5 m. resp. 4 m. zur seite; es findet sich überhaupt in den casus, welche in der endung r haben, nie die volle form). Zweifeln kann man, ob unsar unser, iuuuar iuuuer, wenn es bei dem n. sg. m. steht, als flectierte kürzere oder als unflectierte volle form oder als gen. des pron. pers. zu fassen sei. Da diese formen jedoch auch sehr häufig beim n. sg. f. n. begegnen, so wird eine der beiden lezteren erklärungen vorzuziehen sein. \'on ober- deutschen denkmälern dieser zeit bieten nur die hymnen unserä (g. sg. f.) 24, 7, 4; 13, 4. Weinh. a. gr. 417 gibt noch einige vereinzelte derartige formen aus späte- terer zeit; im bair. fehlen dieselben ganz, vgL Weinh. bgr. 362. Obgleich es im hinblick auf den gebrauch der kürzeren formen bei T. und auf fälle wie lüttero für lütterero Wb. 30 (vgL auch MSD. zu LIY, 23) scheinen könte, als habe hier in der tat ein ausfall stattgefunden, so wird doch die annähme, dass dieselben orga- nisch aus uns iu gebildet sind, den vorzug verdienen, einmal weil es auffallen müste, dass derselbe ausfall nicht gleich häufig bei anderen adj. auf -ar statt hatte und dann , weil diese formen des pron. poss. von den gleichgebildeten im nd. allein herschenden nicht zu trennen sind. Möglich bleibt es dabei immer, dass das frk., dem vermöge seiner mittelstellung beide formen zu geböte standen, bei der wähl mit einem von dem umstände, ob r in der fiexion folgte oder nicht, nicht ganz unab-

29*

444 ftETBOfi

hängigen eklekticismas verfahr. 0. vermied die kürzeren formen bei folgendem r der endung vielleicht aus rücksicht auf die deatliehkeit, während fQr den Über- setzer des Tat phonetische rttcksichten massgebend waren.

Ausserdem ist inlautendes r ausgefallen in uuidarot (retrorsum) 0. 11, 21 V ; III, 8, 7 P ; an anderen stellen ist zwar uuidarort geschrieben , doch weisen die reime, welche Wilmanns (Hztschr. XYI, 120) zusammengestelt hat (uuidarort: not (4), : gebdt (2) und nur Im. : uuort), deutlich auf das verklingen dieses r hin. Zu vergleichen sind auch die reime imbot : uuort; amon : kom; gab : uuarb; uuort : gisamanot ; scaf : darf.

3) Diesem ab- und ausfall gegenüber steht die unorganische an- resp. ein- schiebung eines r. Erstere weiss ich nur aus Lid. 57 zu belegen, wo wir (u)uolar für uuola finden, um den hiatus mit dem folgenden abur zu vermeiden, vgl. MSD. zu XI, 57. öfter findet sich einschiebung von r: erdo LS. I, 3 (2); H, 1; wirdriün n, 1 (2) und öfter abgekürzt wird (zu uuidar, vgl. Grimm bei Merkel: Lex Salica 8. LXXXY fg.); Order Mb. 20 neben häufigem oder; erdho Wk. 71. 77 (2); s<7imn 0. IV, 24, 14; 26, 7. forderört lU, 18, 41. 42 V. (PF fordorot.)

4) Metathesis des r findet sich in kirst Lbs. 1, welches der erste beleg für die in diesem namen in der späteren mittel- und niederdeutschen Volkssprache gewöhnliche Umstellung ist, vgl. MSD. zu XVI, 1. Femer in ekordo, ekord(i), welche formen sich bei 0. 7m. neben 4 maligem ekrodo(-i) finden, vgl. E. 511. Schliesslich vielleicht auch in heuniscerkko SG. 266 ^ , wenn hier nicht wegen der geminatiou des k Schreibfehler anzunehmen ist.

Hervorzuheben ist, dass es fast durchweg dentalen sind, vor denen inlau- tendes r ausfällt oder unorganisch eintritt. Alle diese erscheinungen sind den ober- deutschen mundarten, so weit sie dieselben überhaupt kennen, in dieser zeit fast noch ganz fremd, vgl. Weinh. agr. 197; bgr. 162.

5) Übergang des r in 1 findet sich in murmnlötun T. 109, 2; 114, 2 neben murmuron (5), murmurunga (1) und in murmulö 0. V, 20, 35; murmulunga III, 15, 39, neben welchen formen mit r nicht begegnen.

Es erübrigt nun noch zwei allgemeine erscheinungen des conso- nantismus zu betrachten, nämlich assimilation und gemination.

L AssimilatioD*

Die assimilation ausQbenden cons. sind: m n 1 s r; die assimila- tion erleidenden : t d n (h f). ^ Über die Verdopplung der einem ablei- tenden j vorangehenden cons., die ich nicht als assimilation fasse, s. oben unter j.

1) m verdrängt n in stemma T. (22), woneben nur 7 m. stemna (6 m. in aa) sich findet. 0. hat 14 m. stimma, 8 m. stimna, da aber in V 5 m. mm in mn cor- rigiert ist, so schliesst E. 491 daraus, dass der spräche Otfrids die anassimilierte form gemäss war. Leztere findet sich auch in gl. c^: gistimnitun 978^.

m verdrängt n ferner in ummaht T. (3 m. in ß), ummahtig (5). Auf&Uend ist, dass die beiden sich findenden unassimilierten formen des adj. (44, 5; 78, 6)

1) Von den allgemein hd. fällen der assimilation, wie merran irran, thorren usw. sehe ich hier ab.

DBA OBBAFKANK. LAÜT8TAND IM IX. JAHBH. 445

grade ß angehören , welches allein die assimilierte form des subst. aufweist. 0. hat nmmaht nmmahtig 13m., ausserdem weist er nmmezlicha IV, 5, 12; lunmez^gaz V, 23, 93 ; ummezze V, 23, 109 auf, vgl. K. 490.

Derselbe assimilationsvorgang liegt Yor in mammnnti (subst. und adj.) und dem ady. mammnnto, die bei 0. sehr häufig sind. (T. Is. kennen das wort nicht). Auch Bb. bietet mammendi 11.

Eine von m gewirkte assimilation will Harczyck (Hztschr. XVn, 80) auch in trohtira mit T. 135, 1 (vgl. quadum fon 195, 2) annehmen, doch sind die beispiele zu wenig zahlreich, als dass sie nicht die annähme von Schreibfehlern nahe legen solten. Überdies ist in beiden fallen m in n gebessert. Zu vergleichen ist jedoch im mitten 0. 1, 22, 36 P.

m hat sich wol das folgende f assimiliert in hammes 0. m, 4, 8 fdr ham- fes (manci).

2) n hat sich, wie die bei 0. 1, 5, 17 begegnende form anluzzes zeigt, nach ausfall des t, 1 angeglichen in dem bei T. (20) und 0. (4) durchstehenden annuz annnzzi.

n hat sich d assimiliert in phenning T. (6) neben phending (4). 0. bietet nur pending, III, 14, 92: aber irstannisse III, 7, 7 VF (irstandnisse P) und in frg. begegnet arstannesses (arstantnessi T. 110, 4).

n hat sich m assimiliert in ginennit, welche form T. 154, 1; 199, 2 neben gewöhnlichem nemncn begegnet. Ausserdem ist einigemal das ursprünglich geschrie- bene mn in nn corrigiert, vgl. S. 27 anm. 2. 0. kent nur nennen.

3) 1 hat t verdrängt in gualltchi, guallichon, guallicho, die bei 0. durch- stehen. T. bietet guollSchi 111, 3 (sonst ist das wort nicht belegt) und ausserdem gl. Ez. gioltchi. Dieselbe assimilation liegt auch vor in amballahchan (mappa) 8G. 277" aus amba(h)tlahchan. Gr. 11, 157 gibt die volle form 4 m. und aus uns- rer stelle ambat-.

4) 1 hat sich r assimiliert in fiUorane 0. 1, 23, 37; fillorinu I, 20, 6.

5) s hat sich t assimiliert in uuessi T. 138, 7; uuessls 87, 3 (sonst uuesta); bei 0. findet sich uuessa (6) neben uuesta (38) , vgl. K. 112. Ausserdem bieten Mgl. uuessun 286", Lid. uuisser 21. Derselbe assimilationsvorgang in missin 0. 11 , 5, 18 (: uuessin) (mista V, 7, 10), femer in cosso Lb. 24 für costo.

Eine von s ausgeübte assimilation liegt auch vor in uuas so für uuaz sd, das sich in VP 9ra. findet (5m. in II, 1) und in uuas siez IV, 30, 22, vgl. E.d67. Ebenso uuas sds Bb. 31.

s hat sich h assimiliert in euuithessa (lacerta) gl. c \ 978'' {j^\* as. egithassa Diutn, 193").

6) r hat sich n assimiliert in dem bei T. 0. durchstehenden sterro (vgl. as. stcrro, ags. steorro; Holtzmann gram. I, (2. abteiig.), 67 hält sterro für die urspr. form =s lat Stella).

Wie die belege zeigen, üben s r nnr progressive (uuessa missin cosso; sterro), 1 nur regressive (guollich! usw., fiUorane, amballahchan) assimilation. ^

Innerhalb der hd. mundarten nur dem frk. eigentümlich ist die in annuzzi sterro auftretende assimilation, vgl. Gr. II, 322; VI, 722. Doch findet sich habandsterre hymn. 14, 2, 1 neben gewönlichem stern.

446 PIBT8CH

Is. zeigt von allen diesen assimilationen keine: er hat guotlih, stimna, antlutti, nemnan, uuista. Doch finde ich bei ihm assimilation in frammert 19, 22; 39, 15 für framuuert^ und in foluuassan 33, 25.

n. Gemination.

Die gemination der cons. ist entweder

1) ursprünglich oder

2) erst im ahd. aufgekommen und zwar ist sie eingetreten:

a) durch assimilation,

b) zur schärfnng einer kurzen stamm-, d. i. tonsilbe, wenn dieselbe

a) mit einfachem cons.,

ß) mit cons. schliesst, dem ein ableitendes j folgt.

c) durch aneinanderrücken zweier cons. nach elision des zwischen- liegenden vocals.

Da über die durch assimilation entstandene, sowie über die nach ausfall eines ableitenden zu i (e) yocalisierten j eingetretene gemination schon oben gehandelt ist, so haben wir uns hier nur noch mit den unter a) und c) genanten fällen zu beschäftigen. Principiell fallen aller- dings a) und ß) zusammen.

Wir wenden uns zunächst zu denjenigen gcminationen, welche in folge der geschärften ausspräche der tonsilbe eingetreten sind oder ein- getreten zu sein scheinen ^ jedenfalls aber an stelle von ursprünglichem einfachen cons. stehen. Man nent diese geminationen (im gegensatz zu den ursprünglichen und den durch assimilation entstandenen, zu wel- chem man dann auch die gg kk 11 usw. für gj kj Ij usw. zu rechneu pflegt), zuweilen „unorganisch" oder „nicht wirklich." Mit lezterem aus- druck kann Kelle, der ihn gebraucht, doch nur sagen wollen, dass die- sen geminationen eine lediglich graphische bedeutung zukomme; erstere bezeichnung scheint darauf abzuzielen, die in rede stehenden Verdopp- lungen als solche hinzustellen, welche einem im wesen der hd. spräche nicht begründeten streben ihr dasein verdanken. Beide ansichten sind entschieden nicht zu billigen. Über die entstehung dieser geminationen kann man allerdings verschiedener ansieht sein , ebenso über ihren pho- netischen wert.

Keinem zweifei dürfte die annähme unterliegen, dass geminatio- nen wie mm in stummer, grimmer, cc in accar, tt in bittar fatter tetta usw. die geschärfte ausspräche der kurzen tonsilbe bezeichnen sollen. Ein gleiches könte man a priori auch für die gen^nationen der

1) Über die bei 0. durchstehenden formen frammort, -es (frammordes St. 17) Tgl. unter gemination.

■V-*

U£B OBBAFR.iNK. LAUT8TAMD IM IX. JAHBH. 447

spüanten: zz ff hh annehmen. Nun hat aber Braune nenerdings (beitr. 1 , 49) eine ansieht über die entstehung dieser Verdopplungen aufgestelt, welche die bezeichnungen „unorganisch'^ und „nicht wirklich '^ ganz und gar ungerechtfertigt erscheinen lässt. Er meint, dass zz ff hh (== goi t p k) durch assimilation aus den affrikaten entstanden seien, welche sich zunächst aus jenen alten lauten entwickelten, dass also ezzan = etzan, släffan = släpfan, sahha = sakcha sei. Auf diese weise würden sich vor allem die geminationen der Spiranten nach lan- gem vocaly die man schon im hinblick auf ihr häufiges vorkommen sicher nicht (vgl. z. b. Holtzmann, gram. 295) als orthographische Schrullen ansehen darf, vortreflich erklären und scheint mir diese annähme überhaupt die einzige erklärungsmöglichkeit zu sein. Ob aber auch für die nach kurzem vocal stehenden spirantengeminaten ein glei- ches anzunehmen sei, oder ob nicht vielmehr hier grade in folge des vorhergehenden kurzen vocals der Übergang von der affrikate zur Spi- rans unmittelbar, d. h. ohne die Zwischenstufe einer durch assimilation entstandenen gemination eifolgte, und erst das bedürfnis, der tonsilbe ein grösseres gewicht zu verleihen, die gemination hervorrief, darüber wage ich keine entscheidung. Für Braunes annähme scheint mir jedoch der umstand zu sprechen, dass sich geminationen von nichtspiranten an stelle von älteren einfachen lauten relativ selten finden. Sind die spirantengeminaten erst secundär zur schärfung der tonsilbe eingetre- ten, so muss es im höchsten grade auffallen, dass die Verdopplung nicht gleich oft eintrat, wenn die silbe auf einen anderen sonst der gemination im hd. sehr wol fähigen consonanten auslautete.*

Was nun ferner die ausspräche der ahd. geminationen anlangt, so darf die annähme einer wirklichen doppelten articulation derselben doch nicht so ohne weiteres von der band gewiesen werden, wie dies Kum- pelt (System der sprachlaute s. 109 fg.) getan; was unserm organ unmöglich oder schwer ist, warum solte das dem in so mancher hin- sieht ich will nicht sagen anders gearteten, aber doch anders gewöhn- ten unserer vorfahren auch unmöglich gewesen sein.^ Für die durch assimilation entstandenen geminationen, zu welchen, Braunes ansieht zugegeben, auch zz ff hh aus got. t p k gehören, scheint mir die annähme doppelter articulation wenigstens für die älteste zeit ganz unabweisbar. Bezüglich unserer oberfrk. denkmäler glaube ich jedoch annehmen zu dürfen, dass an stelle der zweifachen articulation schon die blosse verlängeiomg oder Verschärfung des cons. zu treten begann.

1) Gar nicht findet sich pp, selten dd ss bb gg 11 rr, etwas häufiger kk tt Ulm nu.

448 PIBTSCH

Zunächst mochte man wol nach langem vocal die doppelte articula- tion dass in diesem falle jemals verschärfte ausspräche stattgefun- den habe, scheint mir unwahrscheinlich aufgegeben haben und so ist denn einfacher cons. in diesem falle regel. Der grund liegt nahe: eine langvocalige silbe war eben schon als solche vollkommen zu der hervorragenden rolle geschickt , welche ihr durch den hauptaccent zuer- teilt wurde; es war also eine erhöhung ihres gewichtes durch Verlän- gerung ihrer Zeitdauer nicht weiter nötig. Dass auch nach kurzer silbe schon die blosse Verschärfung des cons. eingetreten war, scheint mir daraus hervorzugehen , dass doch ziemlich häufig anstatt zz ff hh die einfachen zeichen begegnen. Man kann wol eher annehmen, dass die Schreiber die vei*schärfung des cons. unbezeichnet liessen, als dass sie ein gleiches wirklich doppelter ausspräche gegenüber taten.

Ich gebe nun im folgenden ausführlich an, welche geminationen sich bei T. 0. finden, 1 werde aber ans den kleineren denkmälem nur die geminationen nach langem voc. und nach cons., ausserdem die aufführen, welche in irgend einer hin- sieht auffallend sind.

Tatian.

1) nach kurzem voc.

ZK überwiegt bedeutend. S. 13. 14. So finden sich in den kursvocaligen for- men von ezzan etwa 30 zz, 8 z; von uuizzan 41 zz, 19 z, femer meist sizzon, sozzen; nezzi (9), nezi(3); uuazzar (25), uuazar (7); hazze (7), mezze (3), mezzö (1), nie z; phuzzi (2). phuzi (1) usw. Von annuzi (etwa I8m.), woueben sich auch annuci 136, 1. 2 findet, zeigen dagegen nur zwei formen (4, 17; 35, 1) zz.

tt findet sich in bittaro 188| 6 (sonst ist das wort nicht belogt) und auffal- lend in /: betton 87, 5 (2); 101, 1; fatter 97, 6; tetta 100, 3 (2).

ff durchweg in offan und seioen ableituugen; bisgof, scef haben in den flec- tierten formen etwa ebenso oft ff wie f. Oberhaupt ist die gemination regel. S. 15.

mm z. b. in den flectierten formen von stum durchweg (5); auffallend in y nammen 88, 13; neromenna 88, 4; nemmenti 93, 3.

hh steht durch in uuahhcn (10); sihhordn (2); sihhura (1); neben roihhil (28) findet sich mihil (17), miehil (8), in ähnlicher weise wechseln hh h (ch) bei breh- han, lahhan, rahha, sahba, sahhan, sprohhan.

kk (kc cc) ist häufig: ekkorödo eccrödo (6), ckorodo ecrödo (3); accar (21) (acar 167, 1; acre 147, 3; achre 97, 6); naccot (3), nacot (4); accus 13, 15; broc- cöno 80, 6; seckü (3), sekii (1), sefahil (1).

2) nach langem vocal.

zz findet sich nach S. 14 etwa 87m. (z 186 m.), so z. b.: heizzan (9), hei- zan (11); fnozzi 4, 18; 138, 12 usw. neben gewöhnlichem fuozt; s&zzun 138, 14; 141, 1 (sonst säzun usw.); äzzun (5), äzzin 192, 3 (sonst äzun usw.). In f über- wiegt auch hier zz.

1) Ich meine hier natürlich nur die, welche an stelle von älteren einfachen cons. stehen , schliesse aber auch die scheinbar einen cons. mit folgendem j ver- tretenden, weil schon oben besprochen, aus.

DBB OBSBFBANK. LAÜT8TAND IM IX. JAHBH. 449

tt nur in Inttar (2); gileittit 202, 1 scheint auf einem Schreibfehler zu beru- hen (vgl. unten leitta gUeitte).

ff nur in y\ touffari 90, 1; 91, 5; louffanto 92, 6; louffenti 97, 4. bb: äleibbä 231, 2 (äleiba 4 m.).

3) nach cons. In y\ oftto 84, 4; süfttota 86, 1 (urccundöno 98, 2). Ausserdem: altteri 141, 15 (2).

Otfrid.

1) nach kurzem vocal.

KZ steht durch in einigen Wörtern, welche K. 501 aufführt In einigen anderen ündet es sich neben z.

tt in betti bittar bittiri. Auffallend in drettanue 1 , 4, 46 P. Ferner gehört hierher: bratter IV, 17, 1, d. i. brahta er.

ff ist ziemlich beschränkt, doch findet sich dasselbe meist in offan und sei- nen ableitungen (f in YP nur 6 m.) K. 478. Ausserdem führe ich giscafföta IV, 29, 31 VP an.

hh findet sich nicht. Über nihhein thihhein vgl. unter h. Es steht durch- weg ch, jedoch ist gimahcbaz V, 12, 16 VP, sprihchu HI, 18, 45 P, und gimach- chaz IV, 4, 42 F zu bemerken.

kk: quegkaz II, 1, 43 VP; gilockö IV, 37, 18 V.

mm: durchweg in den fiecticrten formen von stum, fcnier in emmiz, cmmizig und frammort(es) , in welchem w mit «dem vocal verschmolzen und mm nicht durch assim. des w an m, sondern zur schärfung der tonsilbe eingetreten zu sein scheint.

nn; binnih I, 25, 5 V; biganncr IV, 2, 30; V, 9, 49 P; kanuinan IV, 5, 10; mannes IT, 3, 22; 11, 24.

SS in thesses (theses nur III, 17, 18; H., 126 V.).

2) nach langem vocal.

zz ziemlich selten: giuucizzit I, 1, 67 PF; heizzit I, 5, 46; ituuizzi IV, 30, 21 ; lazzu II, 4, 85; IV, 15, 45 P; feizzit I, 1, 67 PF; heizzaz IV, 21, 25. Etwas häufiger in F.

tt: eittar U, 12, 65 (eitere III, 1, 16); lütteren II, 9, ^% P; lüteren V (Kitaraz II, 8, 42; lütaran II, 9, 15 auch in P).

ff weiss ich aus VP nicht zu belegen. Dass stets uuafan , nicht , wie K. 478 angibt, uuaffan stehe, ist bereits oben unter p erwtähnt worden, hh: kriahhisgon III, 4, 4. nn: birinne I, 25, 6P. rr: huarrnn III, 17, 8.

3) nach cons.

Ich weiss nur dencken IV, 17, 5 F. auznfllhren.

Die kleineren denkmäler.

1) nach kurzem vocal.

Ich hebe folgendes hervor : bissprächidu Rb. 4. Man wird hier betontes kur- zes präf. anzunehmen haben, vgl. MSD. zu LXXV, 4; gram. II, 718. Ähnlich steht

450 P1ET8CH, DER OBEBFBÄITK. LAUT8TAKD IM IX. JAHBH.

bisaprächida gl. Mons. ; bissvichide MSD. XCI, 146. uaillih Lid. 36. Die gem. ist in folge der inclination des pron. eingetreten (vgl. bei 0.), wie sich ans nnili 37, noil her 38 ergibt. Wol anf einem Schreibfehler beruht das ganz unerhörte tt in sittlöse S6. 264** (so nach Hattemer; Graff Diut. II gibt aus S6. wie aus Pt site- löse). Auffallend ist auch 11 in bigouggellön SG. 270%

2) nach langem vocal.

Es finden sich folgende falle: halsbougga gl. ID. 499^ (gleich darauf folgt bouga); uuuntalgiuuittiu (sie) gl. ID. 499^, d. i. uuantalgiuuätiu (mutatoria); tt ist in giuuäti auch sonst belegt Gr. I, 741; strüzza, houffo gl. ID. 500^, in welchen die gem. ganz singulär ist; scriggent (dicentes) gL Ir.; üzzeer- d. i. üz-ar gl. c* 979"»; lüttero Wb. 30; gilüttiri Wb. 32; foruuazzanör Mgl. 285*; ferliezzi Mb. 17; forlazzem Wk. 20, läzzit 26, lazze 27, giuuizzinöt 45, helleuuizze 95, üzzar (sed) 62. 68 u. ö., eittar 38, hlüttru 31; kyrriclcison Lid. 47; rnzzöt SG.248^, hüffo (strues) 216^, 249^, hüffin (clunes) 246^ fär uo), gouggilari 266'', bigouggellön 270*, üzzcr- 277 «».

3) nach consonanten.

Ich weiss nur elffantin^m, elffa gl c.<, 978^ anzuführen.

Es erübrigt nun noch die nicht allzu zahlreichen f&Ue aufzuzäh- len, in welchen gemination eingetreten ist, nachdem der zwischenlie- gende vocal elidiert worden. Dieselben zeugen davon, dass man die entstehung dieser formen noch sehr wol fühlte. Für die älteste zeit wird auch hier doppelte articulation anzunehmen sein.

Tat.: santta 88, 12; santtnn 203, 4 (an ersterer stelle ist ein t ausradiert; sonst steht immer santa); leitta 16, 4; 128, 9; leittun 132, 7; 185, 10; 200, 4; leit- ten 19, 9 usw., im ganzen zeigt dieses praet. 17m. tt, wozu noch gileittd (ducti) 44, 12 komt, und 4m. t; erbeitti 151, 8 (beitun 228, 2); spreitta 4, 7; 149, 6. 7. (zispreito 176, 3). Ferner steht stets herro, nur 85, 4 herono. MgL herro for- derra 285*». St. honro 29. Wk. gileitto 28. Otfr. Die sw. verba auf -jau, deren stamm auf t mit vorhergehendem voc. ausgeht, haben im prt. fast durchweg tt. Ausgenommen sind nur santa, wofür sich nie santta findet, ferner beitun V, 10, 14; leita leitun I, 16, 7; IV, 27, 3; V, 10, 14, ausserdem leita IV, 16, 12 P (leitta V). Die belege bei K. 56. Das prtc. prt. dieser verba zeigt tt nur in gistättaz I, 5, 47 P. Die auf cons. -|- 1 auslautenden verba haben in diesen formen stets einfaches t, nur in P begegnet uuanttiu II, 8, 37.

Ich gebe zum schluss eine Übersicht aber die Stellung der oberfrk. dialekte des IX. jh. zu einander und zu den oberd, mundarten dersel- ben zeit. (Die angaben über das verhalten der lezteren beruhen vor- wiegend auf Weinholds alem. u. bair. gram.)

BRESLAU. P. PIETSCH.

451

DIE DEUTSCHEN AUF DEN KREUZZÜGEN.

Ergänzungen und berichtigungen.

A. Erster krenzzag.

1096 1101.

Oben 8. 128. Unter dem grafen Friedrich I. von Bogen, welcher nach Aventin (ann. Boi. YII. c. 1) am ersten kreuzzuge teil nahm nnd in Jerusalem starb, ist der domvogt Friedrich I. von Begensburg zu verstehen, der demselben geschlechte wie die grafen von Bogen ange- hörte, selbst aber diesen namen nicht gefuhrt hat« Nach Braunmüller (beitrage zur gesch. des östl. Donaugaues und der grafen von Bogen, progr. des gymn. zu Metten v. 1873, s. 22) müste übrigens Friedrich damals schon über 80 jähre alt gewesen sein. Es ist deshalb kaum glaublich, dass er noch einen so beschwerlichen zug mitmachen konte. Aventin wird ihn mit seinem enkel verwechselt haben, der mit Konrad zog und 1148 wirklich in Palästina starb. Dass die angaben Aven- tins auch sonst nicht ganz zuverlässig sind, darüber vgl. s. 132 unter Scheyren.

Zweiter kreiizzng.^

1147 1149.

S. 187. Graf Friedrich IV. von Bogen ist dieselbe person, wie Fridericus junior advocatus (s. 138) und domvogt Frie- drich II. von Begensburg (s. 141); am richtigsten würde er dom- vogt Friedrich III. v. R. genant (Braunmüller a. a. o. s. 34 fg.). Er ist des ebenerwähnten Friedrichs, der nach Aventin den ersten kreuzzug mitgemacht haben soll, enkel. Sein tod erfolgte 11. apiil 1148 (so richtig s. 141), nicht 1149 (wie s. 137 angegeben wird). Übrigens starb Friedrich wahrscheinlich nicht in Jerusalem, sondern schon in Ptolemais, wo Konrad „in ipsa paschali hebdomada*' landete (ostem fiel gerade auf den 11. april). Otto von Freisingen erzählt (Gesta Friderici Imp. I 58): „Mortuus tunc fuit in comitatu regis vir clarissimus Fridericus Batisponensis ecclesiae advocatus^, ac ad urbem sanctam deportatus et in cimiterio militum Tempil non longo ab anti- quo templo Domini sepultus.'^

1) Der an diesem kreuzzug teilnehmende graf von Berg, welcher s. 137 Adolf IV. genant wird, ist mit Lacomblet richtiger als Adolf IL zu bezeichnen (er war der zweite graf dieses namens). Sein söhn, der vor Damaskus fiel, ist a. a. o. Adolf y. genant: da er aber nicht zur regierung gelangte, so pflegt man seinem namen keine zahl beizufügen.

452 CRBCEUUS

Der auf s. 139 erwähnte Gozbert von Harde gehörte zu den dienstmannen des domvogts Friedrichs III.

8. 140. Nachzutragen ist noch der markgraf (später herzog) Heinrich von Ostreich, gen. Jasomirgott, herzog von Baiern, Stiefbruder Konrads, dessen teilnähme am kreuzzuge sein eigner bruder Otto von Freisingeu (Gesta Friderici Imp. I cap. 40) bezeugt

Zu den kreuzfahrem von 1147 1149 kommen vom Nieder rhein noch folgende zwei hinzu:

1) Heinrich von Easter, ritter. Ihm kauft abt Lambert von Werden 1148 den hof Angern ab (Lac. I 364, s. traditiones Werdinen- S6S in Zeitschr. des Bergischen geschichtsvereins YII s. 26); dass Hein- rich am kreuzzug teilnehmen wolte, geht aus folgenden werten der kaufnrkunde hervor: „curtim quQ dicitur Angera quam contra dominum Heinricum de Eestere emimus XL. marcis examinati argenti. eo sane tempore et anno quo Hierosolimam , [quam]^ expeditionem uniuersitas christianorum maiore principio quam fine reddidit mirabilem, ducenti- bus aut sequentibus tantam mnltitudinem domino Conrado romanomm et domino Ludowico francorum regibus, iturus erat/' Die Übergabe fand statt vor dem schefFengerichte zu Ereuzberg, wo an stelle des pfalzgrafen Hermann der graf Hermann von Hardenberg den Vorsitz führte.

2) Graf Hermann von Hardenberg (schloss Hardenberg, zwei stunden von Elberfeld) , den wir in der obenerwähnten Urkunde als ver- sitzenden finden, nahm 1148 gleichfalls das kreuz; ein kauf des abtes Lambert wird vor demselben gerichte zu Ereuzberg beurkundet (Eremer Akadem. beitr. II s. 220; vgl. zeitschr. des Berg, gesch. v. YII s. 27) mit folgender Unterschrift: „factum est hoc anno dni M. C. XL V 111. Cruceberg in placito comitis Herimanni, presidente uice eins fratre suo Niuulungo de Hardenberg Idem autem Niuilungus uice fra- tris sui Hierosolimam euntis in aduocatiam suscepif Im jähr 1150 finden wir den grafen Hermann wieder in einer Urkunde des abtes Lam- bert (Lac. I 368). Über denselben vgl. meine abhandlung ,, die herren von Hardenberg" in der zeitschr. d. Berg. g. v. VIII s. 194.

L. Fflnfter kreuzzug.

1217 1221.

An dem fünften kreuzzuge nahm graf Adolf III. von Berg teil (er wird von Röhricht s. 304 nach der frQhern zählweise als der Y. bezeichnet). Derselbe starb vor Damiette am 7. august 1218. Von

1) Dies in der nrkande fehlende wort verlangt der znsammenhang.

ttA BBÜTBCHBN AÜV DBN tAVü2ZtQEK 453

der auf s. 305 angeführten nrkuDde Adolfs über die Schenkung des hofes Diderin an den deutschen orden, die den 15« juni 1218 „in obsidione Damiete ^^ ausgestelt wurde , gibt es ein zweites exemplar (s. Lac. urk. - b. n s. 39 fg. unter note 4), in welchem als zeuge und folglich als kreuz- fahrer noch graf Adolf von Dassel (comes Adolfus de Dahsel) vor- komt; ausserdem sind einzelne namen der übrigen zeugen richtiger geschrieben, so Bembodo de Orsbech statt Bembodo de Hurs- beke oder, wie BOhricht a. a. o. wahrscheinlich nach Hennes drucken lässt, Bemboldus de Hurbeke, femer Bernsowe (Bernsau) statt Bernsoyle oder Bernsoole. Die Bernsau gehören zur Bergischen ritterschafty zu derselben oder der benachbarten niederrheinischen über- haupt die meisten der zeugen. Die von Alfter sind Kölnische Vasal- len (ihr Stammsitz Alfter liegt bei Bonn); die von Koslar oder Gos- lar Jülichsche; Wikardus de Linnefe oder Wichardus de Len- nepe (so in der Urkunde Lac. II 71, die vom grafen Adolf in Bens- bure d. h. Bensberg y,cum essem in procinctu versus terram sanctam^ ausgestellt ist) trägt seinen namen von Linnep bei Batingen; Gerardus de TJp laden sass zu Opladen dicht bei dem schloss der grafen von Berg an der Wupper, vgl. Fahne forschungen I s. 12; die vonScherve, von Schonrode und von Stamheim heissen so nach rittersitzen im Bergischen amtePortz (zumDeutzgau gehörend); Svikerus de Lintlo hat den namen von dem hofe Lindlar, früher Lintlo, im Bergischen, welcher bereits vor 1266 in den besitz des Severinstifts zu Köln über- gieng (Lac. n 566); Henricus de Yileke oder Yilcke ist wol nur schreib- oder lesefehler für Henricus Ylecke oder Flecke (diesen namen fahrten ursprünglich mehrere Bergische rittergeschlechter, wie die Stael von Holstein, die Nesselrode usw.); die von Mendorp oder Meindorp wohnten nach Fahne bei Siegburg. Damit sind die unrich- tigen deutungen bei Böhricht s. 305 gröstenteils beseitigt.

Graf Wilhelm von Jülich starb nach einer Urkunde von 1218 (Lac. n 72) „in peregrinatione sancte crucis.'^ Nun ist aber die Urkunde, vermittels deren graf Wilhelm dem deutschen orden das reichslehn Berinstein schenkt, welche nach der bestfttigungsurkunde seines sohnes (Lac. II 132 von 1225) „in partibus transmarinis ^' ausgestellt wurde, noch vorhanden (Lac. II 82) : es ist die nämliche , die Böhricht s. 307 aus Hennes anführt. Sie ist nach Lacomblets angäbe augenscheinlich in Egypten angefertigt und trägt ohne weiteres genaueres datum die Jahreszahl 1219. Die auflösung dieses scheinbaren Widerspruchs beruht auf der Verschiedenheit des Jahresanfangs. Lacomblet bemerkt darüber (a. a. 0. s. 46): „Beide Urkunden, nr. 76 und die vorliegende (nr. 82), sind ohne angäbe des tages ihrer ausfertigung, jene aber ist in unserer

454 C&BCELIUS, DIE DBÜTSCHBK AtJF DBH KBEÜZZÜGEK

pro vinz , diese hingegen in Egypten aufgenommen ; es verschwindet also der scheinbare widersprach , wenn man mit rücksicht auf den damaligen Jahranfang hierselbst annimt^ dass die erstere im märz des nach unse- rer Zählung folgenden Jahres 1219, die vorliegende aber, da die kreuz- fahrer den römischen kalender befolgten^ im januar 1219 geschrieben worden. Graf Wilhelm hat dann auch noch den anfang des jahres 1219 erlebt/^ In der diöcese Köln wurde nämlich das jähr mit ostera begon- nen, eine vor ostern 1219 ausgestellte Urkunde muste demnach noch von 1218 datiert werden, unter den zeugen werden zuerst graf Hein- rich von Sayn, Heinrich von Okkenheim und ,, Theodericus de Ysen- burg^^ genant Der leztere soll nach Röhricht a. a. o. von einem Isen- bürg bei Duisburg seinen namen fuhren. Was dies für eine besitzung sein soll, ist mir unklar. Der erwähnte Dietrich von Isenburg ist der Stifter der jüngsten Grensauischen linie des bekanten dynastengeschlech- tes, welches sich nach der Isenburg bei Neuwied benante. Am zusam- menfluss des Sayn- und des Iserbaches im Sayntale sind ihre reste noch heute zu sehen. Dietrich komt 1218 1253 in Urkunden vor. Die übrigen zeugen^ die in der Schenkungsurkunde des grafen von Jülich vom jähre 1219 aufgeführt werden, sind nach der ausdrücklichen angäbe derselben ,,ministeriales et homines'' des grafen. Demnach sind die beigefügten erklärungen Böhrichts auch hier meist nicht zutreffend, da sie über das Jülichsche territorium hinausführen.

Dietrich von Isenburgs grossvater Bembold II. (1137 1162) hatte einen söhn Salatin. Simon (Geschichte des reichsständischen hauses Tsenburg und Büdingen II, s. 80) vermutet deshalb, Bembold sei auf einem kreuzzuge mit dem sultan Salatin in berührang gekom- men und habe daher den namen dieses seines ältesten sohnes entlehnt. Der leztere starb, wie es scheint, frühe und ohne erben, der name aber erhielt sich in der familie, später in der form Salentin.

ELBERFELD, AUG. 1876. W. CRECELIU8.

HamdlsmäL

Zusätze zu 8. 396—404.

5^ 4. Ursprünglich wol: sem Hqgni vor. 17, 8. Skidarf ma 161, 4: hvergt vor friät ad bida. 21, 8. Ursprünglich gewiss mit Bask: d gdlga festa. sophus bugge.

. •- ••

456

BERICHTIGUNG zu der abhandlang Aber Groethlsche gedielite in ältester gestalt.

(S. 208 237.)

Ehe ich meinen zweiten beitrag über Goethische gedichte aus Herders papieren liefere, sehe ich mich veranlasst auf jene drei, mit denen ich den ersten beitrag beschloss , mit erneuerter prfifung zurück- zukommen. Mein anteil an derselben ist jedoch nur der eines beisitzers ; für mehrere wertvolle bemerkungen bin ich kritischen freunden verpflich- tet, das beste hat G. Kedlich beigesteuert, von dessen beihilfe schon die erste besprechung des kleeblattes '' zeugte. Eine entdeckung, die ihm gelungen ist , hat die lange schwebende Untersuchung zum abschluss gebracht. Von ihr muss ich hier ausgehen.

Das gedieht „Umschwebst du mich, Götterbild'^ steht überarbei- tet und verbessert in Friedrich Hildebrand von Einsiedeis „Neuesten Vermischten Schriften" II s. 45, mit der Überschrift „Auf einer Reise im Winter." Die Einsiedeische samlung ist 1784 erschienen,^ man darf sagen, unter Goethes äugen; irrtümliche oder unrechtmässige auf- nähme eines Goethischen stückes ist also nicht denkbar. Somit besitzen wir an diesem gedichte sicherlich eine mit nicht geringem geschick über ein Goethisches motiv (Harzreise im Winter) in Goethes manier ausgefQhrte nachahmung.

Der fall des Götterbildes '^ ist verhängnisvoll. Der hauptgrund, weswegen Goethes name unter die drei unbekanten gedichte gesezt wer- den solte, war vom fundorte entlehnt. Sie waren einer eng geschlos- senen reihe von bekanten gedichten Goethes einverleibt ^ einer samlung, die von einem kundigen zum grösten teile aus einem vom dichter selbst überwiesenen' vorrate angelegt war: dies gab der annähme, auch sie

1) Dessau und Leipzig, auf Kosten der Verlags -Kasse, und zu finden in der Bachhandlung der Gelehrten. Das exemplar, ans dem Redlich abschrift genommen hat, gebort der Weimariscben bibliothek. Es ergeben sich folgende Varianten: Z. 4. Tannen -Waldes. Z. 8. 9 bilden eine zolle. In der dritten strophe ist, wie ich vermutete, das f^ümschwebst/' womit Herder anfängt, dittographie. Die dritte und vierte stropbe sind stark geändert:

Neben Dir, o Götterbild Holdere Göttin der Zeit,

Ruht' ich einst sanfter im Thal; Eil* im Blnmen- Gewände

Als May-Lnft uns wehte. Bald, ach! balde zurück.

Als rosiger Duft Einsam wandeln wir dann

Unser Lager bethante. Wieder im Buchen -Hajn,

Himmlisches Götter- Bild.

2) Den termin der Überweisung habe ich zn spät angesezt. Er ergibt sich aus folgender stelle in Herders brlef Wechsel mit Goethe, auf welche mich M. Ber-

456 8Ut>HAM

seien kinder des Goeibischen geistes, die hauptsächlichste stütze. Jezt ergibt sich, eines ist von fremdem geblüt; wer will für die beiden andern y die nicht besser legitimiert sind, noch furder einstehen?

Und femer: drängte vormals der durch ort und art der Überlie- ferung geweckte glaube an die ächtheit dazu, dieser auch in einzelnen Zügen sich bewust zu werden, so wird jezt jeder, auch der kleinste zug bedeutsam , an dem ein abfall von Goethes kunst merklich ist Bei der früher berechtigten auffassung durfte man eine schwächere stelle mit in kauf nehmen um ihretwillen mochte das gedieht zurückgehal- ten sein jezt, da der glaube erschüttert ist, wird sie zu einem beweise der unächtheit.

Das zu zweit veröffentlichte „Schottische Lied'* enthält aber eine stelle, die einem Goethe nur in der schwächsten stunde aus der feder geflossen sein könte. So hart und ungelenk, an zweiter stelle überdies dem sinne hinderlich, wie hier z. 7. 8 die objecto „mich'* und „dich'^ in den reim gesezt sind , finden wir sie wol nirgends bei ihm ; selbst in den Singspielen hat er sich diese nachlässigkeit nicht gestattet. Mein glaube war fest genug, um sich von diesen beiden, obzwar harten, steinen des anstosses nicht erschüttern zu lassen. Er geriet ins wanken, und zuerst bei diesem liede, als mir ein musikalischer freund eine compo- siüon desselben von Ludwig Spohr zeigte. Auch das Schottische Lied also kein anekdoton! Ich sah den text mit der composiüon zuerst in dem verbreiteten Liederschatz '* der edition Peters (II, 131 nr. 327). Das lied steht ausserdem bei Erlach , Volkslieder der Deutschen , band 5 8. 495 (1836). Es findet sich doii; unter der übei*schrift „Lied (Musik von Ludwig Spohr)*' in der „Dritten abteilung. Von ungenanten und weniger bekanten dichtem.*' ^ Der brief meines freundes L. Bellermann, der mir diesen nachweis erbrachte, sprach zugleich die stärksten zwei- fei an der ächtheit des liedes aus; er bezeichnete z. 7. 8 und 11 (ergiessen sich) als entschieden ungoetbisch.

Ob der text der Spohrschen composition, oder ein anderer druck Erlach als vorläge gedient hat, liess sich nicht ermitteln. Meine wei- teren nachforschungen , bei denen mir widerum liedlich zu hülfe gekom- men ist, knüpften also an den componisten an. Sie führten bis in Goethes nähe, doch ohne über seine schwelle zu treten.

nays anfmerksarn gemacht hat: „Herder hat von m'^inen gcdichtcii verlangt. Hier ist alles, was ich einmal znsammongcscbrieben ; es fehlen einige, die folgen so11*mi. Lagst sie niemand sehen." Goethe an Herder und d^'ssen gattin, 21. Rept. 1781. Ans Herders Nachlass I, 67.

1) Variante: z. 3 ,yMein tiefstes Herz*' statt ,,Meiu Innerstes/*

HBBICHTiGUNti ZV DBB ABfiAKDLUNG ÜBER G0BTHI8CHB GBDICHTB 457

Der original druck, den Redlich aasßndig gemacht hat, ist beti- telt: Sechs deutsche Lieder mit Begleitung des Pianoforte in Musik gesetzt und der Frau von Heigendorf geb. Jagemann in Weimar hoch- achtungsvoll zugeeignet von L. Spohr. 25. Werk. Hamburg bei J. A. Böhme (o. j.). Folgendes sind die componierten lieder :

Nr. 1. Schottisches Lied (ohne ünterschr.).

Nr. 2. Gretchen. Meine Ruh ist hin (Aus Goethes Faust).

Nr. 3. Lied der Freude. Rauschet ihr Meere und wehet ihr

Winde! (E. Gross). Nr. 4. Wiegenlied. Eya popeya, so leise so lind (E. v. Göch-

hausen). Nr. 5. Zigeunerlied. Im Nebelgeriesel , im tiefen Schnee (Goethe). Nr. 6. Das Schiffermädchen. Schwebe mein tanzender Kahn

(Agnes Gyr von Einsiedlen). ^

Wann hat Spohr diese sechs lieder componiert? Seine Selbst- biographie führt mit Sicherheit auf das jähr 1807. Damals, und damals allein , stand er mit dem vornehmen und litterarischen kreise von Wei- mar in verkehr. Nachdem er in einem „hofconcert'^ grossen beifall gefunden , bot er seine oper Alruna zur aufführung an. Ich reiste selbst dahin, erzählt er, um herrn von Goethe, den Intendanten des theaters, und frau von Heigendorf (die geliebte Karl Augusts) günstig dafür zu stimmen. Ersterem überreichte ich das buch, der lezteren die partitur der oper. . . . Nach etlichen monaten lud mich frau v. H. zur orche- sterprobe ein. . . . Die probe fand im saale der frau v. H. statt. Es hatten sich ausser herrn v. Goethe auch die Weimarer musikfreunde, Wieland u. a. eingefunden. Die oper gefiel algemein. . . . Auch herr V. Goethe sprach sich lobend darüber aus.'' Schliesslich kam dennoch die Alruna, vornehmlich wegen der strengen censur, die Goethe am libretto übte, nicht zur aufführung. Nur in dieser Zwischenzeit von dem anerbieten bis zur Zurückziehung desselben konte der componist sich veranlasst fühlen , der Jagemann , deren einfluss er kante , als einer gönnerin zu huldigen. Leider erwähnt er in seiner biographie nichts von diesen compositionen. Wer ihm die texte der ungedruckten lieder geliefert, bleibt also völlig im unklaren. Wer indessen nach den vor- angehenden formalen erörterungen das Schottische lied noch für Goethisch halten könte, würde es höchst befremdlich finden müssen, dass man es dem componisten als ein herrenloses stück anvertraut hätte.

1) Diese Unterschrift, ein beispiel von der fohlerbaftigkeit des stichs, entzif- fert Redlich als „Agnes Gräfin von Einsiedel.'*

ZB1TS0HB. V. DBUTSCHK PHILOLOGIE. BI>. VII. 30

458 SUPHAN, BERICHTIGUNO ZV DEB ABHANDLDKG ÜBBB GOETUISCHB GEDICHTE

Wessen name in der Urne " verborgen liegt , dies bleibt für jezt eben so im dunkel. Wie sich Goeüies vorstellungsart seinem kreise mitgeteilt hat, das beweisen uns die dilettantischen naturstudien und kunstübungen der herren und damen des Weimarer hofes. In dem V. Einsiedeischen gedichte zeigt sich in überraschender weise, wie auch der dichter damals schule machte. Und Einsiedel ist nicht der einzige, nicht der reichste geist aus jener tafeirunde, die sich an dem reinen feuer der Goethischen poesie entzündete. Wer es für möglich hält^ ein schwächeres product des meisters von einer in des meisters manier gehaltenen schülerarbeit „aus inneren gründen^* zu unterscheiden, der wage den versuch. Ich aber meine, ohne äussere gründe solte das ein kritiker nicht unternehmen. „Denn mit den göttern soll sich nicht messen irgend ein mensch."

Mislingt der versuch, wie diese erörteruugen bewiesen haben, doch auch dem, der beiderlei gründe combiniert. Oar mancher, an dessen Vertrautheit mit Goethe ich längst nicht heranreiche, hat meine gründe hinlänglich gefunden. Ja auch Herder selbst muss, da er die drei gedichte aufnahm, sie für Goethisch gehalten haben oder man müste die erhaltene abschrift der 36 gedichte für ein ungeordnetes gemisch ausgeben. Für meine ansieht ist es von gröster bedeutung, dass die drei gedichte sämtlich auf dem siebenten blättchen stehen, in folgendem zusammenhange: Auf der Vorderseite: (1) Meine Ruh ist hin. (2) Auf der Jagd. (3) Dem Schnee , dem Regen. (4) Schottisches Lied (dieses, wie die lezte strophe von nr. 3 zur ausfüllung des raumes auf der langseite des blattes stehend). (5) Ich armer Teufel, Herr Baron. (6) Der Segen wird gesprochen. (7) Ein junger Mensch, ich weiss nicht wie. (8) Als auf einem Landgute usw. (9) Über allen Gefilden ist Ruh. Gerade diese neun gedichte hat Herder, wie ich s. 230 bewiesen habe^ aus fremder haud bekommen. Sie haben ihm viel- leicht sämtlich in abschrift vorgelegen. So befindet sich noch jezt bei seinen handschriften von einer mir unbekanten frauenhand geschrieben das lied vom köuig in Thule in seiner ältesten form, betitelt „Romanze.*.' Er schrieb sie ab in gutem glauben, Goethische und fremde; so kam ein kleeblatt, das draussen am gartenzaune gewachsen war, in einen kränz von bluten und kräutern iron des dichters eigenem gefilde.

BERLIN, DEN 23. SEPTEMBER 1876. B. SUPHAN.

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K. BACHBB, ÜBER BRAÜIVE, AHD. LEBEBUCH 459

LITTERATUR

Althocbdeutsches Lesebuch. Zusammengestellt und mit glossar ver- sehen von WUhelm Braune« Halle, Niemeyer 1875. VIII. 226 s. 8. 4 M. Für die althochdeutschen Studien an unseren Universitäten mangelte bisher ein lesebuch, das als geeignete grundlage zu akademischen Vorlesungen hätte die- nen können, welches, zu geringem preise käuflich, reichliche auswabl von lese- stücken auch aus den umfangreicheren denkm&lem nebst einem glossar dargeboten hätte. Diesem man gel wird durch das vorliegende, von herrn Braune zusammen- gestellte lesebuch in erwünschter weise abgeholfen. Auf dem geringen räume von 157 Seiten ist vermöge compressen aber deutlichen druckes ein sehr reicher stoff zusammengedrängt, sodass alle wichtigeren kleinen denkmäler vollständig aufge- nommen, die grösseren zum teil durch sehr umfangreiche proben vertreten sind. Die prosaischen denkmäler stehen voran, wie es der didaktische zweck des buches mit sich bringt, darauf folgen die poetischen, in einem anhange sind einige alt- niederdeutsche proben zur vergleichung beigegeben (aus dem Heiland v. 1 191, zwei Segensformeln MSD. IV, 4. 5, das sächs. taufgelöbnis , die sächs. beichtformel MSD. LXXU, und stücke aus den altniederfränk. psalmen). Innerhalb jedes der beiden abschnitte sind die denkmäler im wesentlichen chronologisch geordnet. Mit der auswahl der proben kann man vom grammatischen wie litterarhistorischen Stand- punkt aus in gleicher weise zufrieden sein , nur einzelnes möchte man anders wün- schen. Aus Isidor sind drei volle capitel (3 5), aus den Monseer fragmenten fast alle in leidlicher Vollständigkeit erhaltenen stücke mitgeteilt, aus dem Tatian zu- nächst einige zusammenhangende stücke (I— VI; LXXXVII; CXXXVI IX; CLXIX, CLXX), dann diejenigen stücke aus dem Matthaeusevangelium, welche den vorher aus den Monseer bruchstücken ausgehobenen entsprechen , zur vergleichung mit die- sen. Zu bedauern ist für den gebrauch, dass bei diesen stücken aus dem Tatian die hergebrachte einteilung der capitel in verse weggelassen ist. Reichlich vertre- ten ist die Notkerische litteratur. Die auf s. 67 abgedruckten Sprichwörter hätten aber nicht aus ihrem Zusammenhang gerissen werden sollen, obwol das stück de partibus logicae im übrigen rein lateinisch ist, denn dies und das bei Hatt. III, 541 darauf folgende de syllogismis sind in ihrer mischung von latein und deutsch für die Notkersche schule so charakteristisch , dass sie wol verdient hätten, durch pro- ben vertreten zu sein. Bei den meisten aus Notker mitgeteilten stücken ist auch der lateinische text mit abgedruckt, und meistenteils hängt in der tat der deutsche und lateinische text so zusammen, dass das nicht vermieden werden konnte: wir hätten aber gewünscht, dass auch bei andern denkmälem das lateinische original mit aufgenommen worden wäre. Wir halten dies für nötig, teils um anfängern, namentlich in schwierigeren stücken, wie Isidor und den Monseer homilienfragmen- ten, das Verständnis zu erleichtem, teils um das Verhältnis der Übersetzung zum urtext deutlich hervortreten zu lassen: denn zu diesem zwecke ist es nicht hinrei- chend, dass an einigen stellen, namentlich wo Übersetzungsfehler vorliegen, in einer anmerkung der lateinische text angegeben ist Zum mindesten hätte dies in umfangreicherem masse geschehen sollen , so ist z. b. Tat. 138, 9 (Braune p. 42, 25) der lat. text nicht angegeben , obwol er für das Verständnis der stelle unentbehrlich ist. Denn das ther in z. 26 ist nur verständlich, wenn man weiss, dass vorher im lat. texte steht quis eum plus düiget, woraus der Übersetzer durch ein wunderbares misverständnis gemacht hat üueäaran minmta her mir, Dass aber die vollstän- dige hinznfügung des lateinischen textes zu den stücken aus Isidor und den Monseer

30*

460 K. ZACHEB

bmchstücken , und wenigstens einem teil der aus dem Tat. gegebenen stücke das buch nur um wenige seiten vermehrt haben würde, beweist der geringe räum, den der lat. tezt der stücke XIY. XV (frank, bruchst. der lex Sal. und Trierer capitu- lare) einnimt. Die zweite abteilung enthSlt zun&ehst die allitterierenden gedichte, dann auf nicht weniger als 55 seiten stücke aus Otfnds evangelienbuch; darauf folgen die kleineren gedichte gleicher form aus dem 9. und 10. jahrh.: den schlnsa macht der Merigarto. In einem anhange sind für die einzelnen stücke die wich- tigsten litterarischen nachweisungen gegeben.

In der textbehandlung ist das vorsichtige, conservative verhalten des Verfas- sers zu loben. Von den meisten denkmälem ist der handschriftlich überlieferte tezt nach den besten vorhandenen collationen einfach abgedruckt, und nur kleinigkeiten der Orthographie, oder offenbare Schreibfehler geändert. Zum teil hätte herr Br. hierin weiter gehen können, denn ob formen wie hreuue (Y, 1, 19), leot (XI, 8), fursahu (XU, 1), uuihc, piehc^ uuelihc (XXX, 89, 60, 92), liath (XXXU, 12, 9) solche grammatische bedeutung haben, dass sie verdienen im tezt zu stehen, möchte ich doch bezweifeln. Wo von der lesart der handschrift abgewichen ist, ist dies meistens angegeben, aber nicht immer, und nicht consequent. Fast ganz fehlen diese angaben in stück XV (Trierer capitulare), welches im wesentlichen nach sei- ner Constitution in MSD. gegeben ist. Sonst ist mir von einzelnen Versäumnissen folgendes aufgefallen : als handschriftliche lesart war anzugeben : V , 1 , 6 arcennU A uuir daer. 13 scribero enti enH. VIII, 4 sunt A. 9 deru AB. 85 m | m A. IX, d, 90 m fleiscnisse, gthwielih truhtin unaeran heilantan christes. XI, 11 ehist. XVI, 10, 7 senunu al thisiu. XXXVni, 28 des du tati. In den Notkerschen stücken sind einige fehler in den accenten, so muss gleich auf den beiden ersten Seiten gelesen werden XXm, 1, 7 stüonden. 28 dis, 2, 29 i^ 8, 16 miu. 4, 8 ist. Also auf zwei seiten fünf fehler. Ich würde darauf kein gewicht legen, wenn nicht herr Braune selbst in seinem aufsatz über die quantität der ahd. endsilben (Paul und Br., Beitr. 11, s. 181***) Hattemer schwer getadelt hätte, dass er auf 30 Seiten 40 accentfehler gemacht habe. Auf wessen seite das Verhältnis sich gün- stiger stelle, ist klar. Inconsequenz zeigt sich anch in der anwendung von eursiv- buchstaben im tezt. Bald ist durch dieselben bezeichnet, dass der betr. buchstabe in der hs. undeutlich ist, wie im Muspilli (XXX), bald dass die hs. an der stelle beschädigt ist, wie in den Mens. fir. (V); und im Otfrid sind statt der unterpnngierten vocale der handschrift cursive gesezt. Dies lezte ist wahrscheinlich dem drucker zu liebe geschehen^ doch ist dies auskunftsmittel nicht gerade praktisch, da cur- sive vocale leichter übersehen werden als unterpungierte , und andererseits die leser des buclies durch das vorausgehende an eine andere bedeutung der cursivbuchsta- ben gewöhnt sind. Zu den Monseer fragmenten gibt die litt nachw. an: „Die grösseren ergänzungen der lücken in der hs. sind oursiv gedruckt; bei einzelnen buchstaben, über welche kein zweifei obwalten kann, ist dies unterblieben." Aber in der tat ist es oft auch bei mehreren buchstaben unterblieben, und wo ist die grenze zwischen unzweifelhaften und zweifelhaften ergänzungen? dadurch wird der Willkür zu viel Spielraum gelassen. Das zeigt die vergleichung weniger zeilen mit den fragm. theot. In dem stück fr. th. VIII (Br. V, 2) ist die angäbe der hand-> schriftlichen lücken durch cursivbuchstaben in folgenden Wörtern unterlassen : x. 2 enü ubiltatun, 8 ovan, 4 refttuuisigun , 5 himilo, 7 mendento gefigit, 8 Aopet gacAaufit Aimilo, 9 demo ein, 10 fore^aufta d&r, 11 himilo, 12 gasezsitem aOero, 13 ttfcarth uz Stade siezentun, 14 ubilun, 15 demo galidontin, 16 arscheldant rdit- uuMigom usw. In dieser beziehung würde einer neuen aufläge grössere oonseqnens

V.

ÜBER BRAUNE, AHD. LESEBUCH 461

zn wünsohen sein. Um gleich noch auf einen anderen mehr änsserllchen pimkt zu kommen, so ist herr Braune in der qnantitatsbezeichmmg den grundsätzen gefolgt, die er in seinem schon erwähnten anfsatz über die quant. der ahd. endsilben ent- wickelt hat, und mit denen man ja wol im ganzen einverstanden sein kann. In den nach der handschrift accentuierten texten ist natürlich die quantitatsbezeich- nnng anterblieben , in den donkmälem , welche die länge durch doppelvocal bezeich- nen, sind nur die in der hs. unbezeichnet gebliebenen längen mit einem circumflex versehen. Aufgefallen ist mir nur Is. V, 2, 19 hichndän, Solte das bichnaan der hs. nicht lieber mit Haupt und Weinhold als biehnän zu fassen sein?

Von besserungen anderer sind fast nur die selbstverständlichen, selten und mit vorsieht weitergehende aufgenommen, ein verfahren, das bei dem zwecke des buches nur zu billigen ist. Namentlich ist es erfreulich, das Hildebrandslied und Muspilli von den vielfältigen änderungen, die sie besonders in Müllenhoffis und Scherers denkmälem haben erleiden müssen, frei zu finden. Das Georgslied ist neben seiner handschriftlichen gestalt auch in der von Zamcke gegebenen restitu- tion vertreten. Im einzelnen werden natürlich auch über die von herm Braune auf- genommenen oder nicht aufgenommenen änderungen meinungsverschiedenheiten mög- lich sein. So scheint mir im Hildebrandsl. v. 81. 32 der Wackernagelschen Umstel- lung entschieden die leichte änderung von Grein vorzuziehen: stis ndhsippan man, da in dem ersten halbvers nur neo stark betont sein und den Stabreim tra- gen kann. Entschieden zu tadeln ist aber die aufnähme einiger Schererscher emen- dationen in der predigt des Augustin aus den Monseer fragmenten (V, 10). Daselbst steht nämlich Y, 10, 25 (fr. th. XXXV, 18) in der hs.: Manage at4h forscrenchü fona festin gemein nan dune festnissaj und im entsprechenden latein. texte 3fu^• tos autem inpedit a firmiiate praesumptio infirmitatis. Nach diesem latein. Wortlaut hat zuerst Graff II, 701. 1098 gebessert gameiti nand unfestnissa, indem er gameiti als' adjectiv fasste, und dann Scherer Denkm. LX Graffs tmfestnisaa beibe- halten , aber auch das ntmdunc der hs. , welches er als glossem zu dem subst gameiti fasst. Was zunächst die conjectur unfestnissa betrift, so scheint dieselbe durch das lat. infirmitatis ja allerdings gefordert zu werden. Wenn man aber nicht blos mechanisch wort mit wort vergleicht und übersezt, sondern sinn und Zusammen- hang der stelle ins äuge fasst, da gewint die sache doch ein ganz anderes ansehen. Augustinus spricht von den infirmis ecdesiae. „Neque enim agendum est cum firmis, ut sint infirmi, sed agendum est cum infirmis, ut sint firmi. Multos autem inpe- dit a firmitate praesumptio infirmitatis." Dazu fügt er erläuternd hinzu: „Nemo erit a deo firmus, nisi qui se a se ipso sentit infirroum." Also nur wer sich als infirmus fühlt, wird zur firmitas gelangen, und doch hindert die praesumptio infirmitatis das gelangen zur firmitas? Es ist klar, dass im lateinischen text ein fehler steckt, und zu lesen ist firmitatis.* Das gibt den tref liebsten sinn: Man muss die schwa- chen zu stärken suchen. Viele aber hindert eben die einbildung auf ihre eigne vermeintliche stärke daran, die wahre stärke zu erlangen, denn vor gott ist nur der stark, der sich selbst schwach fühlt. Und so lautet in der tat unsere stelle in der Pariser ausgäbe: „multos autem impedit a firmitate praesumptio firmitatis.*' DaH festnissa des deutschen textes ist also vollkommen richtig und bedarf keiner änderung. Weniger sicheres resultat ergibt die betrachtung von gameiti nandunc. Aus der ursprünglichen bedeutungvon gameit, „gebrechlich, verkrüppelt," die nur

1) was, wie ich jezt sehe, schon M. Haupt vermatete, in seiner reo. der fragm. theot.; Wiener jahrb. 1834, s. 196.

462 K.

im got. gamaids erhalten ist (ob vielleicht davon noch eine spnr in gameiU bei Otfr. y, 25, 30: Si thar thaz ni dohta, so mir gibürren mohta^

zälet thio gameüi minera dnmpheiti

so rechnet diese versehen , mängel , gebrechen meiner nnerfahrenheit zu ?) entwickelt sich zanfichst die bedentung: stoltns , baridas , die im ahd. die allgemein verbreitete ist. Die weitere bedentnngsentwicklang ist: plump, unverschämt, übermütig, und daraus entsteht zulezt die mhd. bedentung von gemeit, fröhlich. Für diese bedeu- tungsübergänge gibt Graff II, 701 folgende belege: contumacem gimeiten 6d. jac- tantlor gimeüoro VA. insolentia eamaithait Pa, kimeitheü Ba. gl. E. Die beden- tung „übermütig*' scheint gameit auch zu haben bei Otfr. HI, 19, 9: dass wir schimpf nicht ruhig als Christen ertragen können,

thaz duat uns uharmwtH, nalas unsu guati, mihiln gdpfheity ioh unser het'za gimeitf wo also herza gimeU als synon. von ttba/rmuaH und gdpfheU gebraucht ist. So konte auch an unsere stelle gameiti in der bedentung „übermütiges vertrauen auf die eigene kraft" gebraucht sein. Weniger gut lässt sich diese bedeutung für na/ndwnc erweisen. Denn aus allen von Graff 11 , 1092 fg. angeführten belegen für nenda/n und seine composita ergibt sich nur die bedeutung; „unternehmen, angreifen, wagen, streben,'* und so finden sich auch die davon abgeleiteten abstracta na/nd zur Übersetzung von temeritas (Notk. Bo. 28* Hatt. certamen cum temeritate stultitiae: %m^ müder dero göudio ndnde) und nendigt für audacia (Notk. ps. 36, 8. 121^ Hatt.: in dSro huozzen sie Wo audaciam (nendigi) unde iro inpndenUam (üneri); audaciam {nindtgi) nUt pudore (scdmo), ifipudenUam (unlrt) mit retterenUa (eräfti)). Allerdings hat in beiden stellen das lat. wort schon die übertragene bedeutung „Unverschämtheit," also könte nandunc wol auch an unserer stelle in diesem sinne gebraucht sein. Indessen war doch gameiti unstrei- tig in dieser bedentung weit bekanter, und somit wäre es wahrscheinlicher, dass fuindwne das ursprüngliche war und durch gameiU erklärt wurde als umge- kehrt. Diese Vermutung gewint an Wahrscheinlichkeit dadurch, dass kurz vor- her praesumere mit nendan übersezt war (XXXY, 26 dcus ih ni mac nef%danto, du truhtin mäht gäbeoianto, quod ego non ualeo praesumendo, tu potes jubendo), woraus man fast sohliessen möchte, dass an unserer stelle mechanisch das- selbe wort im deutschen gebraucht sei, was dort zur bedeutung des lat. wertes passte, hier aber nicht, und dass dann später gameiti als correctur hinzugefügt sei. Andererseits ist bedenklich, dass gameit in den Monseer fragmenten sonst nur in der bedeutung fiatuus, stultus gebraucht wird, und es fragt sich, ob Haupt nicht recht hat, wenn er übersezt: vana opinio (audacia) finnitatis, wobei allerdings gameitiu emendiert werden müste. In demselben bruchstück (fr. th. XXXV, 28fgg., Er. V, 10, 8. 9) hat herr Braune eine andere emendation Scherers aufgenommen, die schwerlich richtig ist. Es heisst: Petrus za uuorte gabeotantemo andres antha- bemes az awtuurtin des gauualtes . . . arsericta in uuazar. Der lat. text ist nicht erhalten: in der Pariser ausgäbe lautet er so: Petrus ad uerbum jubentis, ad prae- sentiam sustentantis, ad praesentiam regentis .... desiluit in aquas. Danach hat Massmann schon gebessert anthabentes, und Scherer, dem Braune folgt: Petrus za uuorte gabeotantemo, az antuurün andres aiUhaibentes usw. Aber es liegt doch wol entweder eine grössere Verderbnis des textes vor, oder der Übersetzer hat einen anderen lat. text vor sich gehabt. Das zeigt der dat gabeotantemo und die Über- setzung von regentis durch gawualtes. Wenn aber ein fehler vorliegt, so muss er in cmdres stecken, das auf keinen fall neben cut antuurtm stehen bleiben kann.

ÜBEB BBAUN£, AHD. LBSBSUCU 463

Nor selteD hat hen* Br. den text selbständig geändert. Sehr einfach, und wol unbestreitbar richtig, ist die emendation lyuzüiin statt des lytmlim der hs. Is. V, 2, 12 y bedenklicher, weil unnötig, die Vermutung chunnit statt chunnH fr. th. XVII, 12 (Br. V, 6, 9: vgl. kunnin Graff ITI, 411), ganz zu misbilligen aber ist die Streichung von ivti an zwei stellen des Tatiau. Es heisst nämlich Tat. LXXXVII, 4, 14. Siev. (XVI, 8, 17 Br.): thö antuurtanti ther lheil(mt in quad iru, respondit Jhesus et dixit ei, und ib. 5, 30 Siev. (8, 24 Br.): AntunHanti daz umb inti qiiad, respondit mulier et dixit. In beiden föUen hat Braune das hUi einge- klammert, und dadurch als zu streichen bezeichnet. Aber in derselben weise findet sich inti nach dem particip den nachsatz einleitend noch öfter bei Tatian, z. b. IX, 3 her thö arstantanti inti nam then Jcneht, qui consurgens acoepit puerum: CII, 2: senu ml sint thriu idr fon thin ih qiiementi suochen uuahsamon in ihe- setno figboume inti m fintn^ ecce anni tres sunt, ox quo venio quaerens fructum in iiculnea hac et non invenio. Dieselbe coustruction findet sich schon im goti- schen, z. b. Marc. VIII, 1 athaitands siponjans qapuJi du im, TTootfxaltadfjievog Tovg fjtnd^rjTttg Xfyfi ni'Torg u. a. m.; sogar an solchen stellen, wo das got. partic. nicht ein partic, sondern ein verbum finitum der vorläge übersezt (was ja auch in drei von den oben angeführten stellen des Tat. der fall ist) : Matth. 27, 53 inat- gaggandmi8 in po reihon haurg jah ataugidedun sik vianageim : etaijK^ov . . . xal iffrtviaS-tjanvy s. Gering in dieser ztschr. V, 401 anm., VII, 110. Es liegt nahe, einen Zusammenhang dieses gebrauchs der copulativen partikel mit dem den nach- satz beginnenden inti anzunehmen, von (3cm Kölbing in dieser ztschr. IV, 347 fgg. gehandelt hat. Doch mochte ich den gebrauch des inti nach dem particip nicht als eine eigentümlich und alt germanische coustruction auffassen, mir scheint es vielmehr, als ob sich in ihr die Verwirrung des Übergangsstadiums vom paratak- tischen zum hypotaktischen Satzgefüge offenbare. Denn da dieses aus jenem sich nicht mit innerer notwendigkeit, sondern in folge eines von aussen an die spräche herantretenden Zwanges entwickelte, so ist es erklärlich, dass bei den versuchen hypo- taktischer fligung sich noch oft genug die partikeln der altgewohnten parataxe ein- drängten , dass die aus dem lateinischen herübergenommenen hypotaktischen fügun- gen, wozu ja namentlich auch die participialconstruction gehörte, nicht ins Sprach- gefühl übcrgiengen , sondern mehr etwas äusserlich angelerntes blieben. Dies scheint sich mir ganz klar aus folgender stelle des Tat. zu ergeben CCV, 2: thie furiva^ renton bismarottoi i7ian, ruortuti irö liotibit inti qnedenti: iiuctfi! Pretereuntes autem blasphemabant cum moventes capita sua etdicentesiva.^ Ob auch der sonstige gebrauch von inti im nachsatz in dieser weise zu erklären ist, ist hier nicht der ort zu untersuchen , doch will ich bei dieser gelegenheit noch zwei stellen aus Istdor als belege für jenen gebrauch anführen. Is. VIII, 2 (s. 31, 27 Weinh.) Saar so dhtu) so uuard chidaan endi bileiph dhiw leididhduom fona Jüdases sdmin endi qiiham der chisendii scölda uuerdhan: St^tim enim, ut hoc factum est et defecit dnx ex semine Judao, advcnit illc qui mittendus erat. IX, 7 (s. 37, 1) Dher dhurdh NatJutnan ntuirdh chiheizsan fona Dävides min ioh auh dfierselbo uiinrdh dhurah Esaian dlien forasagtin chiforabodot: iste est qui per Nathan . . . promittitur, qui etiam . . . pronuntiatur. Fälschlich wird dagegen von Gering in

1) Dass lateinische hypotaxis in der deutschen Übersetzung, wenn dieselbe freier auftreten will, gern durch parataxis widergegeben, und die sätzc mit inti verknüpft werden, beweisen u. a. folgende stellen aus Isidor: Weinli. s. 6, 12; 7, 13. '25; 15, 17; 27, 14; 37, 20; 39, 27 (g.

464 K. EACHIB

dieser zsehr. VI, 2, anm. 2 hierher gezogen Tat. 133, 1 uuer ist iz, trohHn, inH ih ffihuhu in inan, denn hier ist nar ein mittelglied aosgelassen, das ganze aber parataktisch: Wer ist es? zeige mir ihn, und ich werde an ihn glauben (vgl. Tat. 79, 5 2»»^ von mir thoM ihu uuüi, inti ih gibu thir: pete a me quod vis, et dabo tibi) ; eine art der parataktischen constmction mit latenter hypotaxe, die noch hent im gebrauch ist.

Sehr zu loben ist die Sorgfalt, die der heransgeber anf die interpnnction yerwant hat; dadurch ist der sinn mancher stellen in besseres licht gestellt. Mit recht ist z. b. Is. III, 4, 47 nach inu m statt des fragezeichen , welches Weinhold (s. 9, 8) hat, ein punct gesetzt. Denn inu ist an sich kein fragwort und am wenigsten hier; der fragesatz des lateinischen teztes ist hier durch einen negativen mit „denn'' ange- schlossenen satz widergegeben, wie dies ja öfter stattfindet. So darf kein frage- zeichen gesetzt werden in folgenden stellen: Is. IX, 3 (s. 35, 18): Neo nisi H chüaub<mne dhaga fona cUhemu Salomöne sii dlm chiforabodöt : Numquid de iUo Salomone creditur prophetatum? fragm. theot. XXXVI, 7: neo Patdus furi inuuih in eruci gitiagan ni uuard: Numquid Paulus pro uobis crucifixus est? Tat. XL, 6: Odo uuer ist fona iu nMnno, then oba htüt sin sttn hröies, id ni gibU her imo gtein, oba her fiskea Utit, ni gibü her imo thanne natrün: aut quis est . . . quem si petierit filius . . . numquid lapidem porrigit ei, aut si piscem petit, num- quid serpentem porrigit ei? (und so in allen den stellen des Tat, die Graff I, 569 f. als mit einer fragepartikel ja s- nonne versehen aufftkhrt. Sievers hat von ihnen nur 38, 1 und 129, 7 das fragezeichen getilgt). XLI, 3 noh gii ni lesent fon ihormin uuinberu: numquid colligunt de spinis nva? (Vgl. H. Gering, die causal- sitze und ihre partikeln bei den i^d. Übersetzern, s. 36 ff.). Auf andere, zweifelhaf- tere interpunctions&nderungen Braunes einzugehen, verbietet der räum.

Es bleibt noch übrig, einige werte über das angehängte glossar zu sagen, Auch dies entspricht der bestimmung des buches, ein handbuch für Vorlesungen zu sein, es ist knapp, aber im ganzen tfXr die präparation ausreichend. Freilich, eige- nem Studium würde es nicht wol genügen. Und das ist überhaupt der hauptvor- wurf, den wir dem Brauneschen buche machen müssen, dass es zu einseitig jenen zweck ins äuge fasst. „Wer sich ohne lehrer mit diesen studien beschäftigt," sagt herr Br. Vorwort s. V, „der wird doch immer zu den in den nachweisungen angeführten weiteren hülfsmitteln greifen müssen." Er müste es wol eigentlich, aber dann würde dies Studium dem Studenten unverhftltnismässig viel zeit kosten, die er, wenn er nicht germanist von fach ist, zweckmässiger auf andere gegenstände verwendet: eine Vorlesung über althochdeutsch zu hören ist aber nicht zu jeder zeit und nicht überall möglich. Geringe änderungen würden das lesebuch, ohne es für Vorlesungen untauglich zu machen, zu einem auch für privatstudien recht brauchbaren hilfs- mittel gestalten, und zwar erstens die schon oben von mir geforderte hinzufügung des lateinischen teztes wenigstens zu den schwierigeren prosastücken, dann aber eine nicht gerade bedeutende erweiteruiig des glossars. Angelegt ist dasselbe sehr praktisch: dass der lautstand des Tatian zu gründe gelegt ist, ist nur zu billigen, sehr zweckmässig scheint mir auch, was ich hier zum erstenmal angewant sehe, dass die declinationsclasse der subst durch den stammauslaut (a, i, u, n) bezeichnet ist. Zu kurz aber komt meistens die bedeutungsentwicklung, die z. b. bei Schade durchschnittlich besser ist, und wenn auch meistens das entsprechende gotische wort angegeben ist, so würde doch oft für den anf&nger das Verständnis erheblich erleichtert worden sein, wenn bei abgeleiteten Worten öfter als es geschehen ist, das althochdeutsche primitivum angegeben wäre. Dass ausführliche dtate in einem glossar von solcher bestimmung nicht erwartet werden dürfen, ist klar, doch hätte

OBBB BBAÜNB, AHD. LB8SBÜCH 465

auf schwierigere oder grammatiBch wichtige steUen des textes immerhin in etwas grösserem umÜEuig im glossar rücksicht genommen werden können. Im einzelnen ist mir folgendes aufgefallen.

Vermisst habe ich im glossar folgende werte:' anaebanliihlB, (IV, 3, &OBr.). anapringan inferre Murb. h. (YII, 8, 3). githigini Ludwl. (XXXVI, 5). inge' legan cognatns Notk. (XXIII, 7, 13). farcnitan delere Murb. h. (Vn, 1, 3)* increhön increpare Tat. (XVI, 9, 8). chundida indicium Exh. (VI, 1, 3). kaläz dero wego exitus viarum Mens. (V, 3, 13). Jaeeen tardare Tat. (XVI, 3, 30). forlörjan perdere Mens. (V, 3, 10). maginna Otfr. (XXXII, 9, 2). mannoUh Otfr. (XXXII, 9, 15). mihhüöaön magnificare Tat. (XVI, 4, 32). gimanton Otfr. (XXXII, 8, 51). garehtsamön justificare Mons. (V, 1, 12). seid laqueus Psalm 123 (XIII, 15. 16). uhiltäto? Mons. [V, 2, 2. wenigstens muss man glauben, Br. fasse ubütdtun als subst. auf, da er nicht getrent schreibt dea ubü tätun, während er doch sonst falsche trenr.ung oder zusammenschreibuug der werte in der hs. zu beseitigen pflegt. Vgl. 5, 7 ir füllet (hs. irfullet ? vgl. Massm. in HZ I, 571 s. fln.), 8, 22 inMierthUJhho (hs. in utierthlihho)]. ungatoerit non vestitus Mons. (V, 3, 18).

Zu angusten war hinzuzufügen „sich &ngstigen,'' was sogar die haupt- beileutung des wertes ist (Graff I, 343). Bei Braune z. b. IX, 46. bouhnen innuere Tat. (Br. XVI, 3. 32. 5, 47). in thiu. Für die bodeutung: „in der absieht, dass, dass*' ist als beleg angeführt Otfr. I, 7, 12 (Br. 10, 12), aber hier bedeutet in thiu „insofern als, wenn, unter der bedingung dass", wie der lat. text zeigt, Luc. 1, 50 et misericordia eius in progenies et progenies timentibus eum,

thiggcn. Bei angäbe der constr. ist vergessen: acc. der pers. und sache, und ze, thuh vielmehr. Otfr. (XXXII, 8, 57). ernust und ableitungen. Die grund- bedeutung scheint zu sein vigof; Graff I, 429 ff., daher emusthaft strenuus, efficax, fervens Graff I, 431, mit ernustlidien oujon ardentibns oculis Notk. (XXIII, 3, 6).

hant, anan henti Otfr. (z. b. XXXII, 11, 8). giheizzan bürgen, sponsorem ^xistere. Exh. 15. her, heriro senior, fanu herorin a priore Eero, reg. Bened. 63 (Hatt. I, 119). So auch zu fassen im Hildebrl. v. 7. Zu hreo fehlt die bedeu- tung ganz. Durch die bemerkung „hreuue M. 1, 19, s. unter href^^ muss der an- fanger zu der meinung kommen, hrio und href seien identisch. leideg nicht nur „betrübend" sondern auch „betrübt" Notk. (XXIII, 2, 4). mer. diu marnidanne nihilo magis quam Mons. (V, 9, 2\ ougen, augit profert Mons. (V, 1,8). rät ob hiu rät thisJUi Ludwl. 34 ist durch keine der angegebenen bedeutungen erklärt (cf. Otfr. II, 12, 42). biruohhen auch refl. Otfr. (XXXII, 12, 2). sah- han, Mons. 1, 12 wird condemnaberis nicht mit dih gasahhis, sondern mit suHti- gan dih gcisahhis übersetzt «o. eo so sicut Murb. h. 2, 9, 4. 3, 7, 2. 3. 9, 2, 4.

spilöff. Grundbedeutung, sich munter bewegen. So auch Ludwl. 49. sülag (nur vorkommend in dem ostfränk. brachst, der lex Sal. Br. XIV, 21, MSD LXV, II, 2: sohwerso faraih forstilü fon dcMO sülctge der slozhaft ist: si quis porcellum de sude furaverit, quae clavem habet) ist falschlich mit langem u geschrifben (so auch Wackemagel, Schcrer und Schade). Nach dieser Schreibung und der angegebenen bedeutung „saustall" fasst Br. dies wort als compositum von und *Iag von ligan. Aber Ictg komt als zweiter teil eines comp, in dieser bedeutung nie, und überhaupt nur in dem zweifelhaften urlag vor. Dazu komt die glosse solagun volutabris, Graff VI, 186 und die von Wöste in dieser ztschr. V, 78 fg. angeführten niederdeutschen formen solig ttUU, solag tiiht, die er mit recht als „schwcmmenzucht, zucht auf eigener

1) Ich gebe in klammern die zahlen der stücke bei Braune an.

466 SCHÖlfBACH

miste'* erklärt Demnach gehört suicu: zu ahd. und ags. sei, mhd. sol, söl, nhd. BuU, sole voltttabnim, kotlacbe, ahd. bisuljan besudeln, alts. suljan, ags. sflan, selan im schmutze wälzen, nhd. sich siäen, nnd bezeichnet eigentlich den pfähl, in dem die Schweine sich w&lzen. Dass jedoch an der betr. stelle der lex Sal. wenig- stens unter lat. sudea ein bedeckter raom verstanden ist, zeigt L. Sal. tit. 18, 3: si qnis sndem cam porcis . . . incenderit unnan gewähren, zn gefallen tan Notk. (XXIII, 1, 15}. wolago „wolan, anf.'* Dies ist weder die nrsprfingliche, noch die einzige bedentnng des wertes, noch kernt es in dieser bedeatung allein im lese- bnch vor. Allerdings wird meist als erste bedentung angegeben etige, und Wack. führt demnach das wort auf tvela, wola zurück. Aber sehr häufig, und grade in den ältesten denkmälem, bedeutet es nur o! und zwar mit schmerzlichem ton und klagender bedeutung. Beg. Bened. Hatt. 1, 30 hlose, noelago ehind, ansculta, o fili! Rh. p. 633: uuolago uuafane o mucro! Hildebrl. 49: welaga nu waitant got, wetDurt skihit 0 gott! ach gott! Tat. 92, 3: touolago ungitritiui cunni o gencratio infidelis! Otfr. 1, 18, 25 wolfiga elüenti, harte histu herti; in verblassterer bedeutung 1, 8, 67 wcHaga öttnuati! So dient auch toela und toola zu klagendem ausrufe, ebenso wie alts. fvela, toola, z. b. wöla waldandgod Hei. 4434, wola kraftag god 5013, und ags. vä, väld (Gen. 368), vdldvd (Bed. Sem. bOV*), Demnach sind diese interjec- tionen als ursprünglich klagende anzusehen und mit Grimm (gr. III, 292) auf got. wU, ahd. toi zurückzuführen.

HALLB. KONRAD ZACHER.

Altdeutsche predigten und gebete aus handschriften. Gesammelt und zur herausgäbe vorbereitet von Wilhelm Waekemagel. Mit abhandlungen und einem anhang. Basel, Schweighauserische Verlagsbuchhand- lung (Hugo Richter) 1876. XI. 611 selten. 12 mark.

üeber Wackemagels arbeiten waltete nicht immer ein günstiger stern. Das Wörterbuch zu dem Nibelungenliede, die literaturgeschichte, die predigten liefern beweise davon. Seine eigenart, lieber einzelne kleine probleme ins feinste auszu- arbeiten, als Untersuchungen grossen stils zu führen, mag doch wol einen teil der schuld tragen. Mit freude ist wahrzunehmen, dass die berufensten kräfte sich einen, die fallen gelassenen arbeiten Wackernagels aufzunehmen und auszubauen. So ist es der litteraturgeschichte durch Ernst Martin geworden. Die altdeutschen predigten sind von den erben in die hände Maz Riegers gelegt , der mit Weinholds Unterstützung und unter mannigfachen Schwierigkeiten, die aus der beschaffenheit des torso erwuchsen, das mühevolle werk zu ende gebracht hat

Das buch zerfällt in mehrere teile. S. 1 248 enthalten die texte, 249^290 geben auskunft über die benutzten handschriften, eine geschieh te der altdeutschen predigt wird auf den Seiten 291—445 geliefert, 446—516 erörtert Weinhold mit gewohnter Sorgfalt die spräche der predigten, endlich handelt ein anhang 517 611 widerum von den handschriften und bringt wertvolle nachtrage.

Im Vorworte berichtet Max Rieger über die geschichte des buches. Daraus geht hervor, dass nur dessen erste 17 bogen von Wackernagel zum drucke besorgt worden sind, bis seite 264. Doch scheint zn Wackemagels Übersicht der hand- schriften nichts neues hinzngetan und alles hierher gehörige für den von Rieger gearbeiteten anhang verspart worden zu sein.

Von den texten sagt Wackernagel selbst s. 251 f.: „Bei der auswahl der stücke ist auf den saehgehalt derselben und demnächst auf den gewinn, welcher

.. «1

ObBR WACKEBNAOBL, ALTD. PRBDIQTSN 467

daraus fßr grammatik und lezikographie zq schöpfen, vorzüglich aber darauf geachtet worden, dass sie neben dem von Grieshaber, Hof&nann, Kling, Leyser, Massmann, Mone, Pfeiffer, Koth n. a. schon gelieferten stoffe als ein nrknndenbuch znr geschichte der altdeutschen predigt und des altdeutschen gebetes dienen möchten. Darum hier predigten mehr als eines Verfassers, aus mehr als einer handschrift, von charakte- ristischer beschaffenheit und in geschichtlicher anordnung durch eine reihe von vier Jahrhunderten hindurch; und ebenso geböte aus Zeiträumen und richtungen, wo die litteraturgeschichte ihrer bisher noch kaum gedacht hat." Es liess sich erwarten, dass der herausgeber des altdeutschen lesebuches auch in dieser auswahl den dort bewiesenen unübertrefflichen litterarhistorischen takt bew&hren werde. Fast jedes in die sammlang aufgenommene stück dient verschiedene zwecke zu erfüllen, ist nach mehreren richtungen hin bedeutsam und die gesamtheit der texte kann wirk- lich nach Wackernagels ausdruck ein Urkunden buch abgeben. Diess darf allerdings nicht hindern, festzustellen, dass der begriff urkundenbuch ** seit den ersten vier- ziger Jahren, in welchen Wackernagel sammelte, wesentliche Veränderungen erfahren hat. Historiker pflegen heute nicht mehr aus den urkundlichen schätzen des XII. und XIII. Jahrhunderts diess und jenes vorzügliche specimen und sei es nach den trefflichsten gesichtepunkten auszuwählen, diese proben dann zu einer mustersam- lung zu verbinden, sondern sie bestreben sich durch vollständige Zusammenstellung des urkundlichen materials die notwendige grundlage für sicher gehende forschung zu gewähren. Was auf jenem gebiete zur f orderung geworden ist, wird auch in der deutschen philologie begehrt werden müssen. Klar genug bat für die altdeutsche dichtung Steinmeyer unlängst (Zeitschrift für deutsches altertum XX, anzeiger s. 15) die notwendigkeit vollständiger ausgaben hervorgehoben,* wir halten uns für berech- tigt, auch fQr die deutsche prosa bis 1350 erschöpfende publicationen zu wünschen. Damit soll gegen das vorliegende werk des geschiedeneu meisters auch nicht der leiseste tadel erhoben sein, nur das eine soll deutlich werden: fühlte sich heute jemand berufen, ein urkundenbuch der altdeutschen predigt auszuarbeiten, dann würde das werk kaum in form einer auswahl angelegt werden, es bestünde aus einzelnen teilen, in welchen die alten predigtsaromlungen kritisch ediert wären. So hätte die grosse Sammlung, welcher die stücke XLII LH entnommen sind, über deren Wichtigkeit und Verbreitung Wackernagel s. 262 271 ganz vorzüglich handelt und von der Rieger s. 517 544 noch reichliche auskunft erteilt, gewiss in einer eigenen ausgäbe erscheinen müssen.

Die texte sind natürlich mit grosser Sorgfalt hergestelt worden. Dass Wacker- nagel keine interpunctionszeichen beigefügt hat, darf sicher nur der meinung zuge- schrieben werden, welche man, von der heutigen verschieden, 1847 über die auf- gaben eines herausgebers hatte.

In der abhandlung II „die altdeutsche predigt" steckt die hauptarbeit Max Riegers. Zwar fand sich ausser einem dutzend gedruckter blätter noch ein heft vor, nach welchem Wackemagel im Wintersemester 1866/67 Über diesen gegenständ gelesen hatte, allein, wenn ich Rieger's vorwort recht verstehe, so war von dieser arbeit mit ausnähme des abschnittes über Berthold von Regensburg nur weniges in der vorhandenen form verwendbar. Nicht nur musten viele perioden anders gefasst, durch beisatz von anmerkungen den heutigen kentnissen angenähert werden, ganze und zwar nicht kleine abschnitte (z. b. s. 376—439) rühren vollständig von Rieger

1) Was Haupt und Hoflmann in der vorrede zu ihren altdeutschen blättern 8. III sagen, gilt eben so gut noch für uns.

468 BCHÖHBACB

her, das WackemagelBche heft kann kaum viel mehr abgegeben haben als die aus- gangsponkte.

Ob aber wol die zeit, eine geschichte der altdeutschen predigt zn schreiben, schon gekommen ist? Aus dem oben angedeuteten geht hervor, dass wir noch sehr weit davon entfernt sind, zureichendes material gedruckt und damit der forschung zng&nglich zu besitzen. Wir kennen eine bedeutende anzahl kleiner altdeutscher predigtsamlungen, von deren existenz wir wissen, gar nicht näher, wir entbehren noch der grossen predigtbücher, wie des vorhin genannten, wie des von St Paul in Eamtiien (vgl. altdeutsche bl&tter II, 159 f.). Auch glaubt wol niemand ernst- haft, dass was weniges wir von Berthold von Begensburg in Pfeiffers ausgäbe haben, genDge, da wir ja seine lateinischen predigten nicht lesen können, von denen J. Schmidt (Wien 1871) eine interessante probe veröffentlicht hat Genügt ja nicht einmal, wie wir es haben. £s ist ein offenes geheimnis und wird von den berufenen nicht verschwiegen, dass der text der Bertholdschen predigten von Pfeiffer mit einor souverainit&t behandelt worden ist, die mit der vorsieht nicht stimt, an welche die neuere forschung einen herausgeber bindet Wie bescheiden unsere kentnis von Eckard ist, lehrt aufs deutlichste die durch Sievers veranstaltete Publi- kation einer anzahl Eckard^scher predigten im XV. bände der Zeitschrift f&r deut- sches altertum. Ich spreche gar nicht über die anonymen lateinischen homilien des mittelalters. Zum teil sind sie wirklich unbekant, wie das insbesondere für stücke aus dem X. und XI. Jahrhundert gilt, zum teil sind sie vorhanden aber nicht wissenschaftlich verwertet Gibt es ja noch nicht einmal eine umfassende arbeit über Honorius Augustodunensis. Wer also jezt über die altdeutsche predigt schreibt, wird, ich will es nicht l&ngnen, wol die hauptcüge richtig zu erkennen vermögen, aber viele beziehungen werden erst durch neues material klar werden, und zwar nicht nur unwesentliche details.

Freilich, undankbar darf man eine arbeit nicht nennen, welche auf einem wenig von der forschung begünstigten gebiete die wege bahnt, manch unnützes gestrüpp mühsam forträumt und das Unterholz lichtet Es muss für die Wert- schätzung einer wissenschaftlichen arbeit sehr schwer ins gewicht fallen, wenn sie arbeiten vorbereitet, anregt, erleichtert, vielleicht erst ermöglicht, durch welche sie selbst überholt wird. Niemand wird Wattenbachs geschichtsquellen, als sie in erster aufläge erschienen, nachgesagt haben , es sei in ihnen eine undankbare arbeit geliefert und wie wenig doch von dem damals gebotenen hat der autor in der dritten ausgäbe unangetastet gelassen. Nicht immer kann die zahl abgeschlossener resul- tate allein einem werke die achtung der fachgenossen erwerben.

Diess mag entschuldigen, wenn wir für Wackemagel- Biegers abhandlung unsem herzlichen dank aussprechend doch eingestehen müssen, dass im einzelnen schon jezt manches wird nachgetragen werden können, mehreres aus vollständiger herausgäbe der grossen samlungen sich besser ergeben wird.

Der unterzeichnete referent kann für seine person der dankbarkeit, welche ihn gegenüber den resignationsvollen bemühungen Max Biegers um ein ihm ursprüng- lich fremdes werk erfült, nicht besseren ausdruck geben, als wenn er versuch aus den kärglichen mittein, die ihm zu geböte stehen, einiges zur etwaigen förde- rung beizusteuern.

Zu 8. 254. lateinische recepte des XII. Jahrhunderts finden sich ziemlich viele in den handscbriften der Grazer Universitätsbibliothek, meist verknüpft mit sogen und heilkräftigen Zauberformeln. Von deutschen dieser zeit dagegen ist nur wenig vor- handen. So enthalt die hds. 39/62 8<* 170 blätter pergament am obem rande von

v*

i^Bll WACKSENAOSt, ALTD. PllfiDlGVäM 469

blatt 165** folgende woite : Swelhcm toibe ze werre van dem siechhMme der men- struwn der achribe an dise karakteren: j?. x- &• c.p,o. x- a* 9, a. p. a, VI. l. n. Auch der seitenrand ist daroh&ns beschrieben, nur hat der bachbin der vieles wegge- schnitten, aus dem übrig gebliebenen wird der sinn nicht vollkommen klar: du def wiht . . . oM^en Itu , . , ofn eifti mt , , , , vnd stich .... /%ran da ... . er hltiote

.... nütt .... sweih ir » , . , hros fdht .... der einde . , . , an ein a el

oder an ein , , , . ezten also. Es folgen lateinische recepte zar conservatio nteri» contra capitis dolorem, contra fluxnm sanguinis, ad paralisin, ad tussim, ad soln- cionem, am rande von 166* steht: dem der mufit ubd schmecfvt der neme ephich würze mit hanec, cdose %md eze daz; ez vertribet aXlen hosen smach des mmides» Darauf weitere lateinische recepte, folgende trotz der fehlenden stellen deutliche anweisung, von der man nur nicht weiss ob sie therapeutischen oder kosmetischen zwecken dienen soll : daz den vromoen die brüste groz werdent .... eines hosen

.... gen und viuhte die brüste st werdent grozer, und zum schluss ein gar

merkwürdiges recept : mulier si vidt impregnari desiccet testicutos viri

et faciat i'nde puiverem et bibat cum vino post proflusionem menstruum, dum inde eoncumbat cum viro et condpiet. Am biait 1* hat eine band des XY. Jahrhunderts einen kunstgriff gelehrt, um frösche zu fangen: pohingail pint in ein hmben, da geent die fröschh zue. mm auch papdn (mhd. wtb. II», 468**) an einen faden, da geent auch die fröschh zue.

Der sogen für wundwasser, den Wattenbach aus einer Olmützer handsohriffc im archiv der gesellschaft für ftltere deutsche geschichtskunde X. 679 f. veröffentlicht hat, findet in Grazer hdss. des XY. Jahrhunderts sich dreimal: am schluss von 36/8 und zweimal auf dem eingelegten blatt 117 des Grazer miscellancodez 39/28 4^ der auch sonst durch seine bruchstücke von Volksliedern nicht uninteressant ist Nach einer oft vorkommenden formel ist folgender segen 150** derselben handschrift gebildet: für pamwachs. Conswmmatum est sprach unser herre am Jicüigen kreuez, da mit lies er den geist, da mit verswant im sein krafft: also mikestu pamwachs verschwinden und vergen in dem nam des vater und des swns und des heüigen geists ctmen.

Halb segen halb gebet und die spuren älterer nur verdorbener Überlieferung an sich tragend ist das stück in der Grazer handschrift 41/14 49 am vorsetzblatte von einer band des XV. Jahrhunderts eingezeichnet:

Ich püe dich, vrowe sande Mereie, durdi die heüigen minne die unser herre got zuo dir hete, do er dir hiez chunden %md dir einen heüigen enget sande, dcu er von dir wolde gd>om werden, und bite dich durch die vreude da din heüigez herce mit ervollet wart, do du Christ gebere und in dar nadi airist an sehe und dich erchandest daz du muoier und maget were, daz du mir helfest trostes und gnaden über ditze dinch und über aUe mine not amen. Sprich drei pater noster, dreu ave Maria. Der vrid unsere herren sei mir und allen minen veinden. heute segen ich dich durch des christes minne, pit ich dich heute durch des heüigen christes pHuot^ daz du mir seist genedieh ttnd guot ich bite dich hewte durch des heüigen christes pain^ daz du mir nickt sprechest arger warte dechein. ich pit dich heute daz du mir seist in cUso guten gedingen also vrawen sante Mereien was ir traut chind, und daz dir heute eUi mineu wart und eiliu mineu werch* also semphte muzen* wesen aiso miner vrawen sande Mereien was daz hemede da si

1) pb(ote die hdi. 2) Dieses ot stimmt nicht mit der sonstigen lautbeieichnung des Stückes. 8) w'ehen hds. 4) muu hds.

470 8CHÖKBACH

chrisUs inne genas, und miner wawen aande Mereien wm der stoau, do si des heiUgen chrietes genas; * daz mvr heute allez daz diso hoU wnd guot muose toesen, dag deu sunne ubersehtnet sei, daz ich dir heute liep muze sin in deinem hereen und in deinem muote also miner vrotoen sande Mereien was, do si den heiligen ehrist an sach. in christes namen AMEN. Disiu wort sein mir heute also VKur und cAso guat als der heüige pater noster toas den der aJmechtig got sprach, duo er an die martir trat, amen,

Kleinigkeiten wie die 8. 276 %. erwähnten lassen sich ans vielen geistlichen handschriften sp&terer zeit auftreiben. In derselben ordnnng wie bei Wackemagel aber in knittelverse gebracht, zeigen diese stficke sieh in der Grazer handschrift 36/16 4^ des XV. Jahrhunderts f. 12^ fL Nur ein paar rerse der einleitung zur probe:

Sünder,^ du soU püessen in der frist

wenn got den Sündern genädig ist.

hoffnung rew peicht und genuogtung soltir ?Mben

und hinfur nyjner dye sund tragen.

vergib, das dir dein sund werden vergeben

und tue genueg den dye du hast gelaydigt in deinn leben.

woUust spil und dye weit soltu verschmähen,

poseu geselschaff und dy gemain soUu flyehen.

ein haymleichs gd>et got haben lieb

und ein wareu rew ninit ab swnd dir.

Sünder, du solt merken wye du dye sund hast volpracht;

die auch bebain und hab ir hin für nymer acht.

rewent dich die sund so sag seu dem priester gar

und nicht send ain prüefl oder ain poten dar,

w<tr ganez rain sneU stark stät dyemutig sol sy sein

und willig plöz aygen bunstig czaherig lank getreu.

Hier und in der Grazer handschriffc 38/37 4" des XV. Jahrhunderts finden sich gereimte gedächtnisverse über die zehn geböte, welche auch sonst (in Wiener hdss. z. b.) sehr verbreitet waren <> und durch einzelne ausdrücke auf höheres alter zu weisen scheinen. Nach 38/37 4^ lauten sie:

Mensch, gelaub in avnen got,

mit eitler red seins nam nicht spot,

die heiligen tag veir gern,

vater und mueter Aa5 in ern,

an recht den menschen tot nicht,*

zu diebrei hab kain phlicht,

wis nicht unkeusch aus der ee,

valsch zeugnuz nicht pegee,

beger deins nagsten kanweib nicht,

alles fremdez guet sei dir enwicht

1) Der von Müllenhoff, ztschr. f&r deutsches altertum XYII, 4.H0 herausgegebene Bobwertsegen enthält v. 6 ff.: dastu werät alto ueieh als unser vrautoen ttcei$^ do «y ira kind0t gtna*. S) tünd die hdi. 8) Vgl. Hoffmann kirchenl.« 8. 223 ff., ans. f. k. d. d. V. 1874» 8. 856. 4) an recht auch die übrigen fassungen.

Ober wackernagbl, altd. pbbdigten 471

Dieselbe znlezt genante handschrift , die ich noch später erwähnen werde, enthält auch die beste formuliernng von tischgebeten und stossgebetlein , die einer grossen beliebtheit sich erfreuten. Jeitteles hat soeben Germania XX , 443 fg. einige davon veröffentlicht,^ zn welchen ich nachtrage:

82*» Jlerre, in deiner emgkait,

hehuet uns hie vor allem lait, daz wir hie leben sichtrleich und dich dort schawen ewigkleich in deinem fronen himelreich; des Sprech wir amen all geleich,

83* Der den himel hat besessen

der gesegen uns das trinkchen und das essen,

wir danken dir, aUmächtiger got,

aüer deiner guettott

der du Übst und herscht ewigkUichen, Amen,

83» Hilf got, du ewige vjort, dem libe hie der sele dort.

Zn dem stück s. 282 über die wnnder in der geburtsnacht Christi vergleiche man nun aach Zeitschrift für deutsches altertum XIX, s. 185 und anmerknng.

Das on, welches man bei Wackernagel s. 228 und 288 trifft, findet sich auch in einem hagelsegen des XII. Jahrhunderts, ztschr. für deutsches altertum XYIU, 79. Üeber ,,die nutzen des gedenkens an unsers herm marter'S in Biegers nachtragen s. 604 f. handelt ein gedieht: „von dem hauptneigen Christi am kreuze", in der Heidelberger hds. nr. 341 fol. 88^ 90»» und der Wiener hds. nr. 2677 fol. 94»»— 96' enthalten, guter kunstübung angehörig. Ferner die Prager hds. XVI, G. 19 von 1* ab, die auch 38* ff. die bei fiieger s. 605 erwähnten gnaden des frohnleichnam bespricht.

In der abhandlung über die altdeutsche predigt wird s. 336 f. und anmerknng erwähnt die noch im XIII. Jahrhundert vorhandene notwendigkeit, durch kirchliche mittel zur erlemung von pater noster und glauben zu zwingen. Das bestätigt noch für spätere zeit die Grazer hds. 38/37 4^, welche auf blatt 18**» die anführung derer biingt, den gemaynlich goczlichnam ist verboten. Es erscheinen darunter auch: Item aiü dy den pater noster und den glauben nicht chünen und nidU lernen weUen,

Von dem s. 439 besprochenen Johannes Nider enthält die Grazer hds. 33/7 40 41b einen tractat de eruditione confessorum vom jähre 1446.

1) Von den gereimten gebeten des 15. jahrh., die Jeitteles hier gibt, sind die beiden ersten in guter, nnverworrener fassung im liederbach der Hätzlerin enthalten. Haltaas ansg. s. 81 f. Zu dem vierten bringt jetzt H. Palm (die deutschen mund- arten I, 241) eine schlesische fassung XV. jahrh. Das gedieht „von den vier tem- peramenten'* ist (ausser einer erwähnung in Adelungs nachrichten von alttoutsoben gedichton, welche aus der Heidelbergischen bibliothek in die vaticanische gekommen sind) bereits gedruckt im Neuen literarischen anzeiger 1806 sp. SHl 383. Vgl. Docen Miscellaneen U, 143, v. d. Hagen, Grundriss s. 415. Die ersten 14 verse des gedichts sind ans einer hds. von s. Georgen (jetzt Karlsruhe) von Mone gedruckt. Anieig. 1838, s. 398.

iT2 bchonbacii

Wenn ich nichts übersehen habe, so finden sich in der Bieger'schen abhand- lang die predigten des XII. nnd XIII. Jahrhunderts nicht erw&hnt, in welchen lateinisch and deutsch yennengt wird. Es mag sich fragen, ob diese makaronische prosa vor dem volke gesprochen wurde , ob sie nur ad religiöses gerichtet war, oder ob sie überhaupt nur in predigtentwürfen conccpten vorkömt. Ich möchte mich nach den wenigen mir bekannten beispielen für das letztere entscheiden. Das von Leyser in der vorrede zu seiner predigtenausgabe s. XXV f. wieder abgedruckte brnchstück aus dem XII. Jahrhundert, die von J. M. Wagner, Zeitschrift für deut- sches altertum XV, 440 edierten predigtentwürfe gehören hierher. Ich kann ausser diesen noch ein paar beispiele anführen.

Vor allem in der sehr merkwürdigen handschrifb 42/102 4^ der Grazer uni- Tersitätsbibliothek. Dieselbe, 288 bl&tter stark, pergament, im XHI. Jahrhundert zweispaltig geschrieben , enthält nur predigten und zwar lateinische. 242^ 249* ist der bekante dialog Anshelmus de passione Christi eingeschaltet. Im jähre 1692 trug ein Grazer Jesuit ausser der katalogbezeichnung als inhaltsangabe auf dem ersten blatte ein: Asumymi cuiusdam natione gennani sermones varü 9eu poHus theniata aermonum et eahortationwmt ettam ad religiosos. Diese angäbe ist richtig. Alle stücke sind mehr oder minder ausführliche predigtconcepte. Dass ihre yerfssser natione germani waren, lässt sich aus den deutschen werten, die allenthalben ver- streut sich finden, erschliessen. Von 257* ab sind die stücke halb lateinisch halb deutsch. Kach der bl. 209° vorkommenden erwahnung eines sagenhaften rechtes des dux Carintbie dürfte als nähere heimat Xämthen bezeichnet werden, was die Schreibung der deutschen stücke bestätigt Aus Kämthner klöstern, besonders aus Millstatt, sind sehr zahlreiche handschriften in das Grazer coUegium societatis Jesu gelang^. Ein geistlicher des XV. Jahrhunderts hat allerlei bemerkungen auf die ränder des codex geschrieben und dadurch bezeugt, das die samlung noch während dieser zeit in der predigtpraxis verwendet wurde. Diese bemerkungen geben meist den Inhalt der predigt kurz an, erleichtem die disposition, machen auf die haupt- punkte aufmerksam und notieren, ob die bezügliche predigt ein sermo valde utilis ad religiöses oder ad populum (sive popularis sive generalis) sei. Sie treffen mit dem letzteren gewöhnlich richtig die Unterscheidung zwischen gelehrter und volks- tümlicher rede. Die volkstümlichen predigten wiegen allerdings vor und diesem umstände verdankt die samlung ihren hohen culturhistorischen wert. Eine menge sagenhafter züge werden zur illustration den dogmatischen erklärungen beigefügt, für die geschichte des deutschen aberglaubens (z. b. werwolf, Zauberei, finger- namen u. s. f.) findet sich manches wertvolle und insbesondere vertraut scheinen die Prediger mit medicinischen dingen gewesen zu sein, da sie dergleichen mit verliebe zur ezemplification gebrauchen. Die samlung verdient eine Specialbearbeitung (die sich auch mit dem Verhältnis der predigten zu Berthold zu be&ssen hätte) und einer solchen vorgreifend erlaube ich mir die letzte predigt zur probe hier mitzu- teilen. Ich erwähne noch vorher, dass die handschrift dem loser grosse Schwierig- keiten bereitet; nicht etwa weil sie undeutlich geschrieben wäre, auch nicht weil sie in der tat ungewöhnlich starken gebrauch von abkürzungen macht, sondern weil der Schreiber kentnis der compendien nur gering war. Für ganz versehiodene abbreviaturen wird dasselbe compendium angewandt, die endungen -us, -is, -er fallen in ein zeichen zusammen, die pronomina und adverbia, welche mit relativen zasammengesetzt sind, haben zumeist dasselbe zeichen. Kann man sich auch an vielen stellen durch Überlegung des Zusammenhanges helfen, so muss doch manches zweifelhaft bleiben.

ÜBEB WACKBBNAOEL, ALTD. PBEDIGTEM 473

283*^ Parata aedea iua ex tune; a seeido tu es deual^

Swie war das tat, quod ipsa verha scripta in paalmis; quamvia hoc fit verum, quod dixit aUiaaimua onmium prophetarum audirique legit rex David, ao sint ai doch aancti apiritua verha. Stcie cJäur, awie Urntter tat der enget aclhcin, awie haitter, awie Hecht iat der heiligen achein, awie wol nienschleich ain iat genatotcert vnd gewicziget (genaiowert von genaden gotea et eruditua de doctnna hominutn), ao enchunden ai doch nimer erdacht diaeu wort haben noch erfunden, quia iata verha ita aunt alta und hcibent aich alao erawungen, daz aei aenatia humafitia nicJU eratxgen nicht efraichen inach, Diaeu wort aunt ita longa et hahcnt aich alao gezogen in die ven're, daz ier nienian £u ende cJ^omen mach noch umhefahen, Diaeu wort deu aenchent aidi ao tieffe et aunt iata verha ita grünt (284*) loae, quod nemo ea invenire und ergrunten mach. Diaeu wort aunt ita awer^ ita magna, quod ea nemo poteat pon derare tnetiaurare begreiffen erhefen mach an alein apiritua aanclua qi4i ea de oi'c David dixit et aic dixit: parata aedea etc. Herre, dein geatuol dein trone iat geniachet erzeuget heraitet ie und ie von anigenge an anfandh ewicMdche et aine fine immer wid immei*, enneher ala du got hiat. Propter omnipotentefn deum helfet mier zu merchen diaeu gruntlSaen wort que dixit propheta. 8i ipae diceret: aicui tu deua feciati, tunc iata verha eaaent mihi levia, aed ipae dicit: aicut tu ea; propterea dehetia noscere quod nullua eat nee habet esae de ae ipao niai aolus deua, nie eat aelhen in im aelhen,* von im aelhen, mit im selben, bei im aeJben. Tunc tibi nee in ae quum aibi aufficit ipae, die, ubi eaaet cum preter cum nt7u7 eaaet, Tunc übi nee in ae ut aupra , , , et propterea dicit: djo aum qui aum, qui eat, miait ine ad voa et omnia, dicit, preparata aedea aua etc. Et vero hdbent hia in verhia (284**) prepoaitia Virginia glorioae ainguUtritaa, dignUaa, ingenuitaa. Sin-- guUaritaa aublimationia , dignitaa glorificationia , ingenuitaa propagationia aunt con- ditionea. Ingenua aum et expectabilia genere aum deo ad auac^tionem verhi incar^ nandi. aanetitaa, pietaa, congruitaa: aanctitaa convei'aaiionia , pietaa virginalia, congruitaa matemalia. Tu ghria Jeruaalem, tu honor populi tui, tu aunne von Jeruadlem, du vreude der chriatenhait , du er aller der werlde, Maria, muoter et virgo, aic de patre et fÜio et apiritu incipiaa et finiaa ut aequitur . . . die de angelia aanctia et electia. die de honia converaia et peccatoribua» Tu gloria der in dem himel, du er der in terra, tu gaudium der in den weizen. aic de honia et ita de convei'aia et peccatorihua in precedentibua. Tu gloria anime, du wunne pontificum et omnium rehter pf äffen, du gaudium predicatorum et omnium rehter (284°) lerer j tu honor aller der hegchen et omnium aliorum oi'dinum. Tu gloria, du wunne der wiert und aller rehten liousvrowen; aicut die von den witweren et witwen. Tu gau- dium virginum, du er aororum et omnium geiatleicJier chinder. Tu gloria animarum, tu gaudium apiritua, tu Jwnor cordia: tu gloria animarum die aidi nach dier aenent, tu gaudium dea gaistea der aich an dich UUnt, tu honor cordia daz gerne an didi gedenchet. tu gloria oculorum, tu gaudium au/rium, tu honor oria: tu gloria oculorum, qui te libenter inq^unty tu gaudium awrium qui te libenter audiunt, du lionor der munde qui te libenter laudant. tu honor manuum pedum corporis et omnium mem- hrorum que tibi libenter aerviunt. Die mihi, frater N., quare ego aum gloria Jeru- aalem?*' et cetera omnia ttsque ad finem. Domina, Iwc ego volo dibi dicere: (284*') quia in omni gente qua audietur nomen tuum, magia honorabitwr fcuUor tuua, deua ipae; quia in allen reichen, in allen landen, in toto mundo, da man dein geden- chet, da wiert* got von gehohet, geeret vnd gelohet.* Propterea die, domina, quo-

1) Psalm 92, 2. 2) »eben hds. 8) wiret hds. 4) geldot hds.

ZRIT80HB. F. DBUTBOHB PHILOLOOIB. BD. VIU. 81

474 80HÖNBACH

modo in celis letatur, quod dixi in terris. y^Magnificat modo anivia mea, deu höhet got, deu eret got, deu lobet got et spirüus metut der spilt in got." Gaudes, gaudeho in domino etc, letabor et exidtaho^; psaUamnomini tao, tUtissime.* Tertio iam verbi incarnalis benignitus, libercditas, eternitas: bentynitas compassionis, libe- rälitas remtmerationis , eternitas generationis domine, Generatio eins, qiäs eam ennairdbit? Non idcirco piUemas evangelistam prophete esse contrarium, ut quum ipse inpossibile dicit aff'atu, ille narrare incipiat que Jiabet de gener atione divini- tatis et de incarnatume. est dicendum in latino, tarnen p^'imo dico: laudat eam Spiritus sanctus von ier iwJie et de sua singtdantate besunderdieit , quam dominus elegit und hat sei besundeH de toto mmido et exaltavit eam (285*) super angelos et supei' omnem creaturam. Exaltata es, sancta dei genitrix, et facta ad celi regnum. in lati^io tunc. secundo commendatur de eius honore et dignüate die si hat über allez weibes gesieht et super omnes dominas. Iwc est quod dixit angelus: ave etc. dominus tecum. Dominus tccum ante quam mecum. Dominus tecum plus quam mecum. Dominus tecum andres qiuim mecum. Dominus tecum suezleicher quam mecum. Tertio commendatur a progenitorÜms suis et ab eius nobilitate et bene de omni iure laudatur ipsa de suis progenitoribus , quia ipsa habet initium und ist ersprungen von dem aller reinisten, von dem aller heiligisten , von dem edler edeUsten, hohisten, von dem aller tugentreichisten juedisdven gesieht da metisch ie von bechom, tSi ist eräpiungen und Juibet initium von den rainen, von den liei- ligen vatren hern Abraham, Isaach, Jacob, Juda etc. Nativitas gloriose mrginis Marie ex semine etc, in latino tarnen ipsa etc. (285^) et pjstea regali etc. ipsa etc, et postea liber generationis etc. in latino tum: wid daz erscheinet allez an den Worten uhi dicit: parata sedes tua etc, propterea debes noscei'e quis sit ille magister qui ista preparavit, et scire debes quod ille nuiyister uono alter est nisi deus. Quis deus? deus pater, deus ßius, deus spintus sanctus, unus deus in sancta tri- nitate. Swie war daz ist quod pater et fdius, quod Spiritus sanctus possident potentiam,^ eqtuilem sapienlium, equalem pietatem, habent tamen non quod Iwmo hubeaty ul)i caput suum reclinet.* hoc est quod quicunque possit affectum suum an sinen got geleinen muge et super cum requiescere cum sancto Johanne, possit quod vtdjyes etc. usque suum quod vulpes etc. mendaces, deceptores, caviUatores, iwratores, peiieratoi'es , heiedid, ypocrite, die siiechent angelos^ heresis sue wid hol sue int- quitatis, wie sie die gehelen et abscondant, quia omnea heredici sunt ypocrite et omnes (285'') ypocrite die sint schalcheit heier. et volucres celi (hi sunt angeli^ et sancti) habent nidos fetidtatis sue super quos requiescunt; fdius autem hominis (hi sunt humiles Iwmincs) non habent etc. Ucee quod isti humHes Jwus habeant et pos- sint reclinare caput sue affectionis an seinen got geleinen et quod Spiritus JiovUnis ettesleieher hatule weise possit deum suum videre et cognoscere et quod aniuiu hominis an ettesleidiem tail mtige genutzen et possit gustare poculum dulcissivU amoris. propterea haizzet man den vate^' etc. modo pater fecit isiam sedem, hoc est beatam virginem so starch'' und^ so teste quod ^u>n potnit elidi vento ttcinofis et supei'bie, coiTumpi^ humore libidinis et immundide^ comburi igne indignationis et vMlicie. lioc est, daz sei der wint des ubermuotes et supe^'bie nüit erbegen mocM, daz sei diu feucJU der wUugent und uncIieuscJ^e (285**) nicht gefeulen mocht, guod

l) exuUabor hds. 2) Psalui 9, 3. 3) Vor potetitiatn fehlt wol eqtialati,

4) Der sinn ist deutlich, weniger die grammatische verknüprung, welche durch die kürze geschüdigt scheint. 5) winkel. 6) engel. 7) »traeh hds. 8) und am

randc nauhgetragni. 9) eotnipti hds.

ÜBKB WACKKRNAOBL, ALTD. PBEDIGTEN 475

eam ignis vre et malicie niht hesengen mocht noch verbrennen, Ita dico: pater dedü ei die cfvraft und die maht^ die vest und die sterdte^ guod eam ventua der freveL und der ttppicheit, superlne und des uhennuoies ah dein tdl sue patientie, ah der flecke ierer, ouz der nider su^ humilitatis niht gewenden^ mochte, daz an ier geherden, an ier warten, an ier teerchen, in sim vita diu hochfart nie erschein, ie funden wv/rde, daz ie dechain mensch gemerchen mocht. Och waz ier doch ist die der tmnt toet ab detn tal sue patientie und ierer senft, guod urmm verbum, sileo de factis,* non poasunt susiinere. Och quot swnt quos iste ventuB superhie wet ouz der nidei' Jw>militati8, guod ojnni tempore sicJi erswingen^ guffen und rue- ment^ et credunt se esse quod non nisi fuerwnt, hoc est quod dicit sapiens: sedes ducum etc.* quod vero omnis qui se exaltat etc.^ Fecit etiam eam ita fm'tem et festCy daz si nie gevoult twch bechort wart mit cheinem (286*) gedanch. sileo de r)erbis et factis die zu uneheusche gehorten. Och waz euer doch ist under mannen et inter domvnuSj quorum cor, os, m^nus, corpus totum feulet, quoruni cor de malis cogitationibus , von böser gierde, de maio tractaiu, von böser settungCj de mala^ düeetione. Och quot sunt ora etc. Och quot sunt mayius eorum qui foulent de immwndis, von den verschaviten uncheusdhen werchen. hoc est quod dicit propheta: qtMsi iumenta etc.'' tei'tio fecit eam ita fortem et solidam, quod nunquam poiuit cmnburi mit deheinetn fewer invidie, odii, i^igtiationis , ire, maiitie, inimicitiarum, vindicie. Och quot sunt dei' herze in den ammurgen^ immo in caldario invidie et odii waUet und sodiet. och quot^ quo^^m cor brinnet, swent sich, pretet ufid rostet in igne ire et malitiey indignationis et bittercJieitt inimicitiai-um et invidie. Hoc est quod dicit propheta: clamäbo ad te, domine. quare? quia comedit ignis ire et speciosa deserti, quod ignis ire etc.^^ hat besenget et verprant (286^) die guet, die triwe, düectionem et amorem cordis quem habere deberet ad deum et ad homines. Querere est hoc quod super cecidit ignis malitie et excecavit eos et non potuerunt videre sölem lumims celi. BogtUe etc. Modo audi miräbüia, cum filius hoc videt quod pater^^ eam fecerat etc. tunc ipse dedit ei de sua sapientia tnpUcem sapien- tiam, quod nuXli homird nusquam dedit nee dahit. Magna et inaudita sapientia esset, daz ein meister posset parare sedem dominiy que staret super terram et tarnen terram non tangeret^ que se inequali et maiori gefueget, que nulli alteri nisi suo artifici conveniret. Ecce istam triplicem sapientiam fUius matn sue contulit. dedit enim ei talem sapientiam, que in ipsa stetit, ambulavit^ wont in mundo super terram y quod ipsa mundum nee terram mit deheiner untugent per aliquid peccatum nie anngeziehet, nie an gerueret. hoc est quod sancta scripbura de deipara dicit: non e. t. m. s. ^." »o«, quod quedam mulier es morantur super terram, que- dam in terra, quedam intra terram et super (286*^) teiram, quedam super terram,

I) gewm hds. 2) Von tätlichen angriffen zu schweigen. ?») Zweimal con- junctiT, einmal indicativ? 4) Jea. Sir. 10, 17: Sedes ducum supcröorwn desiruxit deus et »edere feeit mitea pro eis. 5) Eine der bekanten sechs evangelieostellen, wahrscheinlich Luc. 14, II oder 18, 14. 6) malo hds. 7) Damit können verschiedene stell'n gemeint sein. 8) "Wol ein compositum von mure, morsch, faul, etwa wie nhd. an- brüchig. 9) quot am rande nachgetragen.

10) Die hier verdorbene stelle lautet Joel 1, 19: Ad te, domine, clamabo; quia ignis eomeäit speeiosa deserti et ßamma succendit omnia ligna regionis.

II) pater am rande nachgetragen.

12) Judith 11, 19: Non est talis midier super terram in aspectu, in pulcJiHtudine et in tensH verborum.

31*

47B scnöMBACfi

qtAedam in aere oh der erde, quedam in celo. Quedam morawtur 8ub terra cmh diabolis, quedam in terra mit den scheren, quedam in terra et super terram mit den zeizelen; quedam super terram cum hominibus, quedam in aere^ cum* volu- cribuSf quedam in celo cum angelis. Quedam , dico, morantur suh terra in der helle dbgrund cum dialmlo, quod modo^ eUs dicibolus immer deheinen sin gewinne, quod ipse de feh-ibus* de igne, de fetore infemi velit exire, ita sunt dlique ver- schamteu versuncJ^eneu weip, quod ipse ouz der finster inC9*edülitatis , extra ignem sue mälitie, extra fehrem sue incastitatis et immundicie mit deheiner becherunge, cum aliqua recta conversione, cum aliqua paHentia^ cum aliquo iusto proposito nimqtmm velint exire; he sunt iUe de quihus dicit propheta: suhmersi s, q, p. in a. veh,^ Si sint ertranchen und versunchen in aqtus sue immunditie et in mari sue bos (286*^) heit. Quedam die wonent in teira et quei'unt angelos in terra et faciunt cumülos et morantur in terra, credentes omnes Tiomines esse ceeos; he sunt hgpökrvte que se ahscondunt a hominibus in incessu, verhis, gestibus, exterius castas et mundas, erber und frum, et tarnen sunt interius in c&rde et vüa incaste et im- munde, quia querunt angelos et loca suspecta infra in domo, infra in aliena, infra apud istam ruffianam ^ ; et que ipse dbcecate sunt an ier eren credunt liomines esse cecos, quos legunt nuntios, quos audiunt. Daz gereun daz si treibent, daz unibe stopfizen,^ daz zu wege gen daz si dem oder dem tuent: hoc dat inteüigere deu toerch deu si heimleidi treibent et iüam immunditiam quam habent in cor de; quod niMl est ita ahsconditum nisi quod veniat ctd lucem.^ Quedam morantur in terra ei super terram, aliquando in terra, aliquando sujyer terram als die zeizel et pHus in terra quam super terram. hoc sunt omnes impudice et inconstantes mtdieres que iam se crswingent ouf die erde, über die erde suorum peecatorum (287*) cum cnnversione, cum prima satisfactione, cum recto proposito und hin wnbe, dar man umbe gesiht. quam didbolus temptaret eas mit seinem gelust anfechtende, deu ><> toerlt unsuocJ^endc wiert, zu hant tunc Herum cadunt sub terram sue immunditie, iniqui- tatis, sue boslheit und treibent die als ee, quod ad tempus credunt et in tempore, Quedam morantur super terram mensMeichen cum hominibus et sicut homines : hoc sunt omnes frumb, erber, piderbe housvrowen die des wUM^^ enperen mugen, si muezen die erde dierre werlde anrueren mit arwait, unmueze, gescitefte, cum ku^ mana societate maHtorum suorum, cum venialibus peccatis, que nie vel nunquam evadere possunt und docfi dabei suum disciplintim, suum honorem, stMtjn opinionem itn servant, quod homines per eas edificaniur et deus laudatur. siait hix etc.^*

1) aeir hds.

2) cwn fehlt. 3)?

4) Zuerst solte wol tenebrit genant werden.

5) So die hds., man erwartet wol ein anderes wort.

6) Kein prophet, sondern exodus 15, 10: auötnerti tunt quasi plwnbum in aqta'a ve/tetnentiöiu(.

7) Darnach die hds. noch einmal: in/r*i apud iatatn.

8) Eine art iterativum von »tupfen, dessen bedeutung hier ganz passt.

9) Wül mehr eine erinnerung an ev. Johannis 3, 20. 21 als an die entsprechenden stellen des alten testamcntes.

10) Vor deu fehlt wahrscheinlich eine conjunction, etwa: und,

11) nieh hds.

12) Unter mehreren stellen der hihel, welche hier beigebracht werden können, ist keine mit »ichrrheit nitierbar.

w m^»

ÜBEB WACKKBNAGBL, ALTD. PSEDIQTEN 477

Hya ro8 virtuose cofduges scaft iz aiso^ quod hominea per vob hedifi (287^) centur, domina nostra per vos letifieeiurf deus exaltetur. Quedam viorantur in aere cum volucribtM: hoc sunt mites, patiefUes, misericardes , scbncte vidue, que se mit eder der senft, der gedult ouf erswungen habent de teira mundane letitie, transitorii honoris, menschleicher geheim, inannes gesellcKchaft, in aerem devotioms, casHtatis et miinditie. Eya ier erber vidue, eya vos begeben domine que volasiis de terra coiidianorum peccatoi-uin in aerem ^ devotioniSf castitatis et mwnditie, uebet euch in bonis opeiibus, quod pigiitia euch niht teile ouz den genaden, ad quam vos per^. duxit, quod qui in suam ad etc. Quedam morantur in celo cum angelis: hoc sunt immaculate, prorsus iyvtaete virgines^ mtitide in ecclesia, spirituales sororeSy gotleich nunnen, que diabolum fugant, mundum spemunt, carnem superant quarum* ammas spirittis sanctus darificavit, der herze diDinus amor ubei'sezzen hat, dej' gemuet sich ouf in cdum, in angehrum choros, in sanctorum agmina, (287^) in soliwn dei ersunmgen hat. Eya matcr domini noatri, eya filia domini nostHy eya ^f>on8a domini nostri, quomodo te deus separavit, besundert, elegit de toto vitMdo, quomodo te cxaltavitf Jwnoravit, decoravit, coronavit, consecravit, reginam eteme glorie fedt; et custodias ie^ quod tu deu totleicheti dinch que tu sprevisti, voluntarie nimmer umbefahest. amen. Fedt etüim eam ita sapientem, quod ipsa Uli conveniebaty cui ipsa simiJis non erat, quod est: dem hohen, Uli viagnOj dem gewaltigen got, quem omnia fwtaricrum scripta etc. Tercio fedt eam per sapientiam suam ita suibtHeMf quod ipsa nulli ita apta fnit pro inire nisi sali fdio, creatori, qui eam fecerat. Dilectns mens m. e. e. «. etcß postquam hoc Spiritus sanctus vidit quod pater per pofentiam suam etc. quod fdius per sapientiam etc. tunc ipse per bomtaie^n suam fedt eam triplidter bouam: fedt eam (287*^) bonam peccatoribus. sie die de iustis et sanctis, quia ipsa recondliat peccatores et invenit eis peccatorum suorum veniam, Ipsa augmentat iustis devotionem et gratiam, ipsa cumuiat sanctis gloiiam, gaudium et honore^n et lioc est quod dixit: In gloria Jerusalem* hier bricht die handschrift ab.

Eine kleine an zahl solcher predigten in mischsprache enthält der anfang des schon öffer erwähnten codex 88/37 4^. Anch hier sind es unzweifelhaft nur pre- digtentwürfe, welche die hanptpnnkte aufgezeichnet bringen, die nähere ausführnng der itnprovisation überlassend. £s sind folgende nnmmern: 1. 1*** predigt an einem Marientago. 2. 2* 8* de assamptionc Mariae. S. 3^ 5^ de nativitate Mariae. 4. 5^ lO* de dedicatione ecclesiae. 5. 10* 15* alius sermo de dedicatione eccle- siae. 6. 15^—17^ predigt an einem Marientage. Nummer 2 hebe ich aus, da dieses stück des rücksichtslos auftretenden dialektes wegen nicht uninteressant ist. Der anfang fehlte zwischen dem ersten und zweiten hlatt ist ein blatt oder sind meh- rere (?) blätter ausgerissen.

et profundite. Que dicerent ntmc:^ 0 du gesegente, wer mag de Ung, de prait, dii kocJ^ und de tieff deiner pannherczikaü dersagen oder genczldch der- grüntten? redit sam er Sprech: nyemant. wen sy ist aU lang, das de wert uncz an den iungisten tag allen den de dich an riieffent; sy ist als wdt, das sy sich spraüet

1) in aeretn fehlt.

8) quarufu zweimal in der hds.

3) Gant. 8, 16: Dtlectui meu$ tnifU et ego üHy qui pnseifur inter lilia donee atpiret die» €t inelinetttur timbrae.

4) Judith 15, 10.

5) Dazu reiglfiche mnu in Rertholds lateinischer predigt die stelle n. 18 f bri Schmidt a. a. o.

478 SCHÖNBACM

in aUe endt der weit; sy ist ah hodi^ das sy sich dringt pUs tu got der nitt ver- cseichen %cül; sy ist als tieff, das dy seil in dem fegfewer da von tröst werden, Seyttenmal dem also ist^ das sy etc. Bei'nardus: Ille solus te invocare eesset, Attgnstinkis: Ah inimico reparationis humane eam invoces qttanta mHii gratia de. Assumpta est. Nondum quod beata virgo assumpta est tripliciter: primo integror- liier cum corpore et anima, icie mit leib und sei als das dy mueter der heiligen crist^nhait ist und ist selicleiclten zu glaiiben, tcie wol das ist das dy JieiUgen lerer nicht offentcar sagen, doch pewerns ettleich saciten. sicut dieit Augustinus, Es wer nit pilleich gewesen quod deiut recepissH animam matris et duxisfet solam sine corpore ad celum und das ir heiliger leichnam derfauit wer von dem faühmden edreich und unrainen würm, Nu ist doch ir leichnam so gar heilig gewesen ^ das er nye vennailigt ist gewesen una minima macula peccati und got selben sein heiligen leichnam von ir nemen und empfahen wolt mit dem er selb am dHtten tag erstanden ist von dem grab und mit leib und mit seil gen himl gevarn isty sicut dixit evangelium. Scholt dan unser heir den heiligen leichnam seiner werden muetter auff ädreich lassen haben , tcann er doch ain ding mit im gewesn ist? Dicit evangelium quod muita corpora sanctoi'um suirexerunt in die etc. que secum duxü in die ascensionis ad celum, Dicit ibi Jeronimns, quod quum Christus mor- tuus fuit, tunc monumenia aperta fuerunt sie, quod corpora videbantur ita iacenUa in sepulchro; nondum adhuc surrexerit etc. sun'exit iuyxc primo unde Bemigius dicü: in puncto dicendum est quod sicut cum Christo surrexeHnt sicut aim Christo etscen- deriitt. Anders wem Feto nit warhafft czewgn gewesn der heiligen urstend unsers herren, schollen sy wider czu aschen und czu edreich sein warden. Also ppi^echent vil Jieilig lerer: si Uli fuerunt üa sancti, quod voluü cos secum ducere cum corpore et anima, unde non immento Christus dehuit secum ducere matrem suam beaiissimam corpore et anima ad celum, wen doch wirdiger, seliger, htÜiger ist noc/h* got wed^r in hinü noch in edreich. Quod ipsa cum corpore et anima assumpta sit, das pewert Tudt ir heiligs grab, dicit Jeronimus, das da heu>t offen stet (2'*) zu geficht allen menschen. Wer ir heiliger leic/tam hiniden peliben, tunc demonsiraretur aliquid de corpore eius. Nu sprechent dy heiligen lerer das ir diener sanctus Johannes ewangelista et apostolus et cum corpore et anima assumptus, quod post eius obitum in sepulchro non inneniebatur, nam inana erat. Si deus sie honoravit discipxdum suum, quare non debuit lionorare matrem suam? Unde Bernardus: Si enim deus preciosa corpo^'a sanctorum etc. Augustinus: putredo et vermis etc. Bernardus : conregnat audacter dico etc. Secundo assumpta est honorabiliter ; presens rex regum et dominus dominantium cum omni milüia celesti in occursu fuü. Unde Ansbertus dicit: Hec est festivitas et sollempwüas omni/um civium superorum, das ist ein hochczeit aller hi^nlischen purger, do gotes pererin von dem erdreich ist über alle himl geseczt warden in das ewig hindisch paradizz. Dariimb schol wir got grüssen und sein mueter rOemen der dy drey person der Jidlign drivaltikaü mit aller gothaü und chrafft und almechtikaü gewal- tideich pegegenten: der sun aller weishait, der heüig geist aller guttikaü, der vater mit allem gwdlt und dy ewig dnvältikaü mit aUer gotleichen czirung; der dy enget und dy chor der cziodfpoten und dy heüign tnartrer, dy zal der jyeteh- tiger und dy samnung der edel magden mit herleichem lob pegegenten. Propterea, inquit Bernardus, comparant Christi ascensionem etc. dieit sie: attölle, inguü, octdos ad assumptvmem virginis et salva etc. Causa que sibi occurü; deus pater

1) post.

ÜBER WACKERNAGBL, ALTD. PREDIGTEN. 479

stiscepit eam htmore als ein lieher vater sein liehe t achter, . et fUius stiscepit eam tamquam dUectam watrem, Unde Alexander: Eya wie gar muetwellideich koset gotes sun mit seiner werden mueter, do er sei fröleich mit allen freuden als heut emphie und sei krefticleich und vesticleich und erleich als heut geaniwurtet und sei empholhen (hat) seinem etmgen rater. Der heilig gcist^ ah sein Jieilige, toirdige waming, apostoli tamqtiam matromnn, em'um matres als ir wechtige helfcrin, deio heiligen junkfratcn und dew selign engl als ir wirdige chünigin. Unde Bernardus: Quis cogitare suffidat ete. tertio assumpta est excellenter. Qnomodo super omnes charos angelarinn, uher alle chor der enget und got seihen an sein rechtew seitn geseczt wardn. Unde Bernardus: Ascendit plane etc. Unde Hugo de sancto Victore: Ir ist verlichn warden in der heiligen drivaltikait das nyemant in die Jieilige dHvaU tikait als tieff gehaust hat noch für pas tuen mach noch got den sy aUain. Unde Bernardus: Incipimus de tnniiaie etc. All heiligen und oigl de hahen gnad, loh, frcwd utid tröst und wünn von ir, aher sy hat von yn allen dinst an widerwerti- kait nie sy wü. Unde Svlomoti: Multe fUic congregaverunt*, vil tächter haben scliecz gesampt, aher du hast sei al uhcrtroffn. Unde Bernardus: In ea relucet (3") clantas angelomm. Et sie lionwc hmorifice locafa est ad dexteiam summt dei, quarc was uns got versagt etc. Bernnnhis: unde tibi Imc est nohüis puella qaedam. 0 nobilis Maria, sancte triniiaiis lucerna. Ame^i,

Damit mögen für diesmal der spcciminn genug sein. Unschwer wird sich aus anderen orten weit wertvolleres nachweisen lassen, was dann zur ansfiihrnng der forsehnngi'n über die altdeutsche predigt dienen kann, für welche den gmnd gele;^ zu haben das untilgbare verdienst der männer ist, die an das vorliegende buch mühevolle arbeit sezten.

GRAZ, IM JANUAR 1876. ANTON SCHÖNBACH.

Schreyer. Untorsuchnngcn über das Loben und die Dichtungen Hart- nianns von Aue. Programm der Landesscliulc Pforta. Naumburg 1874. 56 8. 4.

W. LUngeii. War Hartmann von Auo ein Franke oder ein Schwabe? Dissertation. Jena 1876. 42 s. 8.

Wie schon in dieser ztsclir. VI, 488 erwähnt wurde, hat sich L. Schmid in einem nachtrage zu seinem etwa gleichzeitig erschienenen buche (^Des Minnesängers Hartmann von Aue Stand usw. Tubingen 1874) über die arbeit Schreyers aus- gesprochen. Er erwähnt seine Übereinstimmung in betreif der beurteilung des von Owschen aufsatzes i^Germ. XVIl und in der annähme, dass Hartmann dem dienst- mannenstande angehöre. Doch weiche Schreyer darin von ihm ab, dass er sich für Franken und speciel für die gegend von Botenburg a. d. Tauber, wo sich ein Aub (früher Ouwe) finde, als heimat des dichters entscheide. „Doch vennisst er dabei selbst als wesentlichen Stützpunkt für seine ansieht, dass sich an diesem orte (Aub) oder überhaupt in dieser gegend Frankens das Vorhandensein eines reichsfreien goschlechtes von Ouwe für die zeit unsres dichters nicht constatiercn lasse/*

Den ausführungen Schmids über stand und geschlecht Hartmanns schliesst sich Lungen (s. 29 fg.) an. Er zeigt auch, dass stellen wie MF 211), 29 fg. Gr. 1509

1) Zu ergänzen: auscepit canu

2) Proverb. 31, 29.

480 KINZSL

sehr wol zn einer niederen Stellung dos dichter» passen. Im anfange seiner disser- tation weist er Bcchs ansieht von der unechthcit des liedes Ich vor zurück. Er spricht sich dann (s. 1*3) dagegen ans, dass beide kreuzlieder in dieselbe zeit fallen, ganz wie Schmid (vgl. diese ztschr.VI, 486) und versnobt ,,die möglichkeit nachzu- weisen, dass Hartmann an beiden krenzzftgen teil genommen habe." Zu diesem zwecke wird die frage nach der abfassnngszeit der werke noch einmal erörtert. Es scheint hier wie auch sonst» als kenne der Verfasser nur die ansgaben Bechs and seine anctoritat. Schon in der einleitung macht er eine seltsame Zusammenstellung. Auf Seite 15 teilt er uns mit: „Bech hat schon nachgewiesen, dass der Erec das früheste grössere werk Hartmanns ist, und sich dabei auf die mitunter hervortre- tende unbeholfenheit der spräche, das häufige vorkommen französischer ausdrücke, m&ngel in der dichterischen anläge u. a. gestüzt.'* Neues erfahren wir nicht. Die combination ist einfach: Aus den stellen im Erec (vgl. diese ztschr. VI, 486) gehe hervor, dass er nach einer kreuzfahrt gedichtet sei; unmöglich nach 1197; sonst fiele Hartmanns dichtertfitigkeit in die wenigen jähre 1197 1204. Also muss er den kreuzzug von 1189 auch mitgemacht haben.

Schreyer hat (s. 17 igg,) durch seine sachliche erwägung die Unsicherheit des beweises aus Erec dargetan und dabei an Schiller erinnert, der „dem erz&hlenden freunde die Leuchtenden färben zu verdanken hatte, mit denen er die alpcnwelt im Teil malte." Dem gegenüber stelt Lungen die kühne behauptuog, „dass er des- halb einzig unter unscm neuern deutschen dichtem dasteht." Hat er Freiligrath vergessen, der uns die tropen „mit solcher Wahrheit vor die seele führt, dass man staunen muss, wie er, der die fremde weit nie betreten hat, uns eine so lebendige anschauung davon zu geben weiss?" „Es steht schlimm," sagt Schreyer (s. 18), „mit der these: der Erec Ist nach dem kreuzzuge geschrieben, und darum auch schlimm mit der andern: der kreuzzug ist der von 1189 91." Er tut dar, dass die kreuzlieder in dieser rcihenfolge gedichtet sind (s. 23): 1. Dem krituse zimt frühj. 1196. 2. Min fröude wart sonimer 1196. 3. Ich var herbst 1196. 4. Stodch vrauwe winter 1196/97.

Schreyer beschäftigt sich im folgenden mit der Untersuchung über die rei- henfolge der lieder und ihre nbfas$uiig!<zelt (s. 20 43). Dann folgt eine beson- dere untere ..chung über das zweite büchloin, als deren resultat sich ergibt, dass diese dichtung Hartroann abzusprechen ist Gründe sind der mangel an mäze und triuwe und der untersclüed in der spräche. „Diese ist in dem zweiten büchlein von einer so naturwüchsigen kraft, von einem so sinlichen feuer, von einer solchen rückslchtslosigkeit, wie wir sie in keinem echten werke Hartmanns antreffen" (s.46). Femer das citat MF 214 , 12 vgl. 2. bchl. 121 ig, , wobei auf die worte oueh ich besonders gewicht gelogt wird. Zum Schlüsse wird die Vermutung aufgestelt uud zu stützen versucht, dass der „jugendliche Gottfried von Strassburg'* der Verfas- ser sei.

Der lezte abschnitt des programms ist „Hartmanns lebenscnde. Seine hei- mat" überschrieben. Das erstere sezt der Verfasser um 1210 und spricht sich dafür aus, dass der Iwein 1203, als ihn Wolfram kent, noch nicht vollendet gewesen sei. Die leztere ist ihm Franken. Hier treten wir nun entschieden auf Lüngena Seite. Er schlägt (gleichzeitig mit Martin Anz. f. d. A. 1 , 128 , wo auch der nach- weis geführt wird) eine neue erklärung der stelle MF 218, 18 20 vor: „Unter Vran- ken ist weder die landsehaft noch Deutschland zu verstehen, sondern das gesamte abendland." Über a. Heinr. 1422 ist schon in dieser ztschr. VI, 487 das nötige bemerkt. Auch aus der stelle Gr. 1401 wird nach Schmids Vorgänge für Schwaben

ÜBBB SCHaSYEB UND LÜNGKK, HABTMANN 481

ariipuneniiert, und in der Krone von der Sfcdbe lande ein tihUere verbunden, dabei aber seltsamer weise hinzugefügt, dass «^Wilmanns an diese möglichkeit nicht gedacht zu haben scheine'^ nnd dass dieser auffassung ., durchaus nichts im wege stehe/' Schreyer meint (8.54): „selbst wenn Heinrich von dem Tfirlin sagen will: ein dichter ans der Schwaben land seheukte uns den £rec, selbst dann ist noch nicht Schwaben im gegensatz zu P^ranken als heimat erwiesen." Diese paradoxe ansieht stüzt er darauf, dass mit dem zerfall des herzogtums Franken ein teil in die engste Verbindung mit Schwaben kam, und führt als aualogie den Franken Wolfram an, der sich e'nen Beiern nent. Sehr richtig verlangt Lungen in seiner entgegnung (a. 28) zuuächst „den nach weis, dass Hartmann in dem fr&nkischen teile Schwabens geboren war.*'

Lungen nimt a. Heinr. 303 die lesart der hs. B ein kint von zioelf jdren^ die Grimm empfohlen, wider auf. Das passt dann zu Hartmanns schwäbischer heimat. Denn grade nach dem schwäbischen landrecht war mit zwölf jähren ein mädchen zu seinen jähren gekommen, d.h. mündig geworden (Gr. RA. 414.)" Diese lesart scheint uns freilich passender, „da Heinrich sein gemahele gleich nach sei- ner i-ückkehr von Salemo heiratet.** Aber was kann (kritisch betrachtet) den Schreiber von A bewogen haben, ahte zu schreiben für zicelf? Drum sagt Haupt (Lied. Bchl. s. X): „es schien mir 447 manh{ti'e an sich and wegen der deutlich beabsichtigten widerholung der wortc des arztcs (225^ mit erbare zu vertauschen." B hat 225 rriebere, Bech schreibt hier und 447 h'ibare, lässt aber trotzdem 303 ein kifit von cfhte jären stehen !

Über das sprachliche ist Lungen sehr wenig orientiert. Wie wenig aus der spräche zu schliesscn sei , ersieht er gleich daraus , dass sie sowol für als gegen Schwaben geltend gemacht worden ist, nämlich wie das citat besagt von Bech und Schreyer (s. 40). Ersterer sagt a.a.O. nur, „dass er in Schwaben daheim war, ver- raten die eigentümlichkeiten seiner spräche" und der Verfasser selbst gibt an „ein- zelne unrcgelmässige contractionon, wie er seit, er treitj oder Unterlassung des nmlauts, wie funde Gr. 1037. a. H. 1349. alter Iw. 5737." Das ist oberflächlich. Auch ist es falsch zu behaupten, Schreyer mache die 8))rachlichen eigentümlichkei- ten gegen Schwaben geltend. Sie sind ihm nur zu gering. Er verlangt „andre beweise, als zwei oder drei reime; diese lassen sich aus der nachbarschaft und engen Verbindung Frankens mit Schwaben und aus dem einfluss des hohenstau- fischen hofos hinreichend erklären" (s. 53). Xun, wenn die specifisch schwäbischen reime für Schreyer kein zwingender beweis für die schwäbische hcrkunft des dich- ters sind, so kann man dies verstehen; nicht begreiflich ist es aber und ohne ana- logie, dass einem fränkischen dicliter, der nach reinheit der reime strebt und sie auch erreicht, in folge der ,, engen Verbindung Frankens und Schwabens" schwä- bische reime selten mit untergelaufen sein.

BERLIN, APRIL 1876. KARL KINZEL.

Emil Heiirici, Zur Geschichte der mittelhochdeutschen Lyrik. Berlin, Calvary. 1876. IV, 74 s. 8. Mit einem kärtchen.

Der erste teil der vorliegenden arbeit handelt von der gnomik, ihrer aus- dehnung und ihrem begin um 1100. Als die ältesten Vertreter gelten Denkm. XLDC, 1 4, woran unmittelbar die älteren S]>ervoffellieder, d. h. die des anonymus geschlossen werden. Damit ist das hauptresultat der ersten Untersuchung, in der

482 EINZKL

das gewicht der arbeit berabt, schon angedeutet, nämlich dass diese spräche in die erste hälfte des 12. Jahrhunderts gehören. Es wird zunftchst ans den erzäh- lenden gedichten der zeit nachgewiesen, wie beliebt der gebrauch der gnon^en im 12. Jahrhundert war, dann aber ins besondere, wie grosse fihnlichkcit die Sper- Yogdlschen gcdanken mit denen jener spräche haben. Doch wird dabei vielfach ▼on eigentlichen Sprüchen abgesehen nnd im allgemeinen berührung im reim und ausdruck aufgezeigt. Vielleicht hätte betont werden können, dass es sich nicht um entlehnungen u. a. handelt, sondern einzig um den ideenkrois.

Dies führte den Verfasser auf die Vermutung, die Spervogellieder gehören der ersten hälfte, vielleicht dem ersten viertel des 12. Jahrhunderts an (s. 7). „Hierzu komt als ein unmittelbares zeugnis, dass die kaiserchronik um 1140 diese lieder in der gewönlichen compilatorischen weise benuzt hat." Er geht von Sperv. MF 25, 29—31 im vergleich zu Kehr. 495, 19—21 aus und erhebt den allge- meinen satz zu hoher Wahrscheinlichkeit: „wenn ein liederdichter und ein erzäh- lender denselben ausdruck haben, und die entlehnung sicher ist, so ist der lieder- dichter original" (s. 10). Er zeigt an beispielen^ wie „der rühm, den ein dichter seinem herm verschaüt hat, von späteren auf personen der geschichto und sage übertragen wird.'* Die Übereinstimmung der beiden stellen war bisher unsres Wis- sens unbekant. Man könte Spervogel für den plagiator halten. Aber ist dies schon an s'ch zweifelhaft, da man grade den compilatorischen Charakter der kaiserchro- nik kent, so wird es noch mehr bei der erwägung, dass es „einem armen hofdich- ter wenig gnade und, worauf es doch besonders ankomt, wenig lohn eintragen kann, wenn er seinem herm alte und jedem bekante rcdensarfcn als lobsprücho vorträgt** (s. 10).

Aber MF 25, 21 Walthcr von Hausen, der bis 1173 urkundet? Diesen ein- wand zu entkräften untersucht Henrici die geschichte derer von Hausen, deren Stammsitz er bei Worms nachweist. Walther komt urkundlich zuerst 1124, dann ununterbrochen von 1157 1173 (oder 1175, wie der Verfasser aus Pridericus filius Waltberi de Husen annehmen zu müssen glaubt) vor. Der annähme zweier Wal- tber von Hausen steht also nichts entgegen, und damit der Zeitbestimmung des älteren Spervogel vor 1140 (s. 17). Im folgenden wird der auf eine Vermutung Längs MF z. 25^ 25 gestüzten ansieht vom sitze der Steinberg widersprochen. Sie gehören nicht an die Donau, sondern in den Elscnzgau östlich vom Eraicbgau. Über die gegend orientiert uns eine beigefiigte karte. Damit lässt sich auch die Öttinger erbschaft vereinigen; der Womher von 1165 braucht nicht derselbe zu sein, wie Wemhart von 1128, und in bezug auf Staufen (gegen MF a. a. o.) „ist 08 nötig, dass die gegend festgehalten wird, in der Hausen und Steinberg erwie- sen sind.** So lautet das resultat (s. 21) : Der Spervogel ist ein rheinischer dich- ter, im besondern ein Pfälzer, und seine erhaltenen godichte gehören vor das jähr 1140.**

Die Untersuchung ist scharf und klar. Jeder grund für sich genommen ist zwar ohne zwingende bcweiskraft; alle zusammen aber gestalten sich zu einer wie es scheint unzerrcissbaren kette.

Ein zweiter abschnitt ist „Liebesdichtung** überschrieben und behandelt zuerst die frage nach der entstehung der deutschen lyrik. Es wird aus dem umfang derselben die „niedere volkslyrik** ausgeschieden, die mit den Worten gekenzeichnet wird (8.24): „Sie ist zeit- und beziehungslos, entsteht zu jeder zeit, aber immer in derselben veise, und besteht heute noch, wie sie immer war.** Davon ist die „höhere volkslyrik" unterschieden und zu ihr werden gelegenheitsgedichte

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ÜBER HSNKICI Z. eEBCH. D. MHB. LTBIK 483

wie die anter Bietmar überlieferten atrophen IfF 37, 4 fg. und die Kürenbergs- lieder gerechnet. Diese ,, gehören nicht der knnstpoesie an, wie die lioder des Hnsen, denn es fehlen ihnen die kunstprincipien, und besonders sind es keine min- nelieder, denn vom ritterlichen dienst haben sie keine spur." „Die höhere volks- lyrik sezt einen verkehr zwischen den beiden geschlechtcrn vorans.*^ Er war anfangs gering. Erst seit dem 11. Jahrhundert niint die frau regelmässig an allen Vergnügungen teil. Die Zeugnisse daiür finden sich in geistlichen und weltlichen gedichten dieser vAt und werden zusam mengest elt. In diesem verkehre wurzelt die lyrik der höheren stände. „Für diese war ein umstand wesentlich^ der dem leben des niederen Volkes ziemlich fremd war : der reiz des geheimnisses. taugene miwu soll man betreiben, aber mit triuwen, sich nicht der genossenen gunst rühmen. Dies lehrt MF 3, 12, davon wissen auch die erzählenden gedichto," wie nachge- wiesen wird. (Ein excurs gibt über Alex. 3362 und ülr. Frauenb. 618, 11 aus- kunft. Man vergL QF 12 s. 71).

Bei dieser betrachtung, die der ernsten prüfung wert ist, kann die bisherige auffassung von der entwicklung der mhd. lyrik ^ welche sie in die kurze zeit von 1170 90 zusammendrängte, nicht bestehen.

Im 12. jahrhxmdert trat nun ein Umschwung im Verhältnis des mannes zum weihe ein. Der Verfasser erörtert d^her von s. 34 an die frage: woher stamt das rittortum , das höfische wesen und der mit beiden verknüpfte minnedienst. Er stelt sich darin besonders der von Weinhold, Freytag, Wackcrnagel vertretenen ansieht entgegen^ die alles auf das französische Vorbild zurückführt und verfolgt widerum die spuren des rittertums und höfischen Wesens durch das 11. und 12. Jahrhundert und noch weiter zurück im Roland, Rother, Rudlieb usw. „Dass das sogenanto höfische wesen, sagt er s. 42, erst seit dem 12. Jahrhundert, wie Wackernagel will, oder seit dem 11. nach der sonst gangbaren meinung in Deutschland eingedrungen, kann nur als eine wol bequeme, aber nicht bewiesene theorie betrachtet werden, deren aufgeben für das richtige Verständnis unsrer älteren dichtung notwen- dig ist.'*

Zum Schlüsse gibt der Verfasser seine h3'potheti8che auffassung vom Ursprünge des minnedienstes. Schercr sagt ztschr. 18, 150, „dass der frauen<Uonst etwas verhältnismässig spätes, in das deutsche lebon von aussen eiugodrungenes sei^ ist eine sehr bekante tatsaohe.*' Dem gegenüber ist es interessant zu sehen, in welchen Verhältnissen die möglichkeiten seiner existenz in Deutschland liegen. Dass Henrici den romanischen einfluss und den der krenzziige so ganz herabsezt, darin geht er zu weit (vgl. Scherer QF 12, 87 fg.). Aber immerhin ist auch hier in seinen zusammenhängenden erwägungen manches beachtenswerte.

Die beigefügten excurse (s. 52 74) sind schätzbar. Es werden darin die bisher bekanten und einige neue Urkunden für die von Hausen, Steinberg und Oettingen abgedruckt , die nicht leicht jedermann zugänglich sind. E>rc. I gibt eine neue Interpretation von Sperv. MF 30, 4. Nr. V z. MF 3, 7 handelt von mer, ast und west. Kr. VI Über „das Verhältnis von mann und frau im 12. Jahrhundert" sucht Strophen herzustellen in der gebundenen rede der Tegcrnseer briefstellerin, welche „in zukunft der älteren liederdichtung zugerechnet werden können,'* und gibt noch einige interessante Zusammenstellungen. Nr. VIII handelt vom ritter- tnm, IX vom höfischen wesen und X von franenstrophen.

Nachträglich macht mich hr. Henrici darauf aufmerksam, dass ihm die fol- gende stelle bisher unbekant geblieben sei. Lachmann über den oingang des Par-

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484 KINZBL, ÜBBB HENRICI Z. 6B80H. D. HHD. LTRIK

zival 8. 229 (Kl. Schriften s. 482): ,,Maii hat aach in Handschriften einzelne gereimte Sprflche oder mehrere unzosammenhangende gefanden und der PfaiT Kon- rad in seinem Roland s. 13« [ed. Schilter » 71, 14 ed. W. Grimm» 1956 ed. Bartsch] bezeichnet ein altes Sprichwort als schon aufgezeichnet:

er rörte thaz ait8i>rochene wart

ja ist geschriwe thort

„vnder sc&neme scathe lüzet:

iz ne ist niht aUez galt thaz tha glizzet^*

In mehreren ganz verschiedenen teilen der sogenanten kaiserohronik xind ganze reihen von gereimten Sprüchen, die einen gemeinschaftlichen inhalt tind oft einen fortschritt des gedonkens haben. Diese weise, in der die sprtkche dnrch keine wei- tere betrachtung ausgeführt werden , ist in erzühlenden gcdichten eine beliebte form der belehmng/*

BERLIN, EKDB MAI 1876. KABL KINZBL

Ign« Peten, gotische conjccturon. Progr. y. Leitmeritz. 1876. 10 s. 8.

Dem regen Interesse , das nach wie vor den got. Sprachdenkmälern zngcwant wird, verdanken wir ancli die vorstehend bezeichnete kloine schrift, fftr deren gütige Übersendung ich dem hm. vcrf. hierdurch meinen dank ausspreche.

Hr. Peters hat es unternommen, fftnf gotische ("nn^ fiorjfj^vu zu beseitigen und dafttr neue lesarten einzusetzen. Ich muss gestehen, dass ich kein freund einer derartigen radicalcu kritik bin. Der umstand, dass ein gotisches wort nur einmal vorkonit und sonst in keiner anderen germnn. spräche sich nachweisen lässt, ist doch noch kein grund. einen Schreibfehler anzunehmen. Eine ändening ist nur dann geboten, wenn sich Verstösse gcfrcn die bckanten got. oder germ. lautgesetze nachweisen lassen. Anderen falls ist jede änderung zu vermeiden: die möglichke.t eine richtige conjectur zu machen wiegt den nachteil nicht auf, den dio scbmälerung unseres leider so sehr dürftigen gotischen Wortschatzes mit sich br&chte.

Wie steht -CS nun, von den principiellen bedenken abgesehen, mit den conjec- turen des hm. Peters? Einen hohen grad von Wahrscheinlichkeit hat für mich nur die eine, diejenige, welche er an die spitze seines schriftchens gestelt hat. Luc. 1, 5 will hcrr P. statt afar Ahijuis lesen afaram Ahtjins. Wir gewonnen dadurch ein got. wort, das dem alts. abaro (Hei. 2126: nndnr Israhcles abarcni), ags. eafara genau entspräche. Von den übrigen „besserungen" kann ich keine empfehlen ; dass sie möglich seien, will ich nicht bestreiten. Hinsichtlich der stelle Marc. 6, 19 (wo P. statt des jezt algemein acceptierten «atr vorschlägt naiß zu lesen) muss ich bemerken, dnss ich mich för beibehaltung der conjectur saisrör nicht, wie hcrr P. anzunehmen scheint, deshalb erklärt habe, weil ich Zusammenhang mit dem ags. syrwan angenommen liätte, sondern weil so mit geringer änderung eine form gewon- nen wird, die ein gut gotisches gepräge trägt. Die Zusammenstellung von *8veran mit ags. syrwan, die schon von Junius (nicht erst von Lye, wie hr. P. angibt) vor- genommen ist, verdankt ihren ursprang nur dem umstand, dass in der entsi»rechen- den stelle der ags. evangelicnversion dieses vcrbum steht' {ßd syrtcde Herodias ymbe hine); Gabelentz-Löhe hätten diesen verfehlten vergleich nicht widcrholen sollen.

1) Junius (gl ossär 8.327): «w iniuui Hcrodimtni: wBidt'tthatur tili Kerodia*. Omniito svör ütttd, per Icrhnimn-m litcrae r mvtathcsiu^ rcnpottdet iUi ayrudCf quod hoc in loeo habet versto Avgloaadomci,

HALLE, SEPT. 1876. HUGO OBKIKO.

■v*

I. SACHREGISTER.

Adjectiva, mhd. auf -m uuflectiert 92. althochdeutsch. Vocalc: a für e

346 f. für ö 350 f. ü für 6 349 f.

brechung (a - umlaut) des t a. u 358 ff.

assimilation 366 f. Consonanten:

r statt kt bei Otfr. und Notk. 429 f. vor C011S. abfallend 435. vor vocalen antretend 435. 436. t unorgan. an die 2. sg. angetreten 412 f. t statt d im inlaut für got. p (grammat. Wechsel) 417. gemination 446 ff. Der laut- stand des oberfränk. im IX. jh. 330 368, 407—450. Flexion: gen. sg. der stf. auf -u 344. acc. sg., gen. acc. pl. der swm. auf -un oder -on? 348 f. pron. poss. unsar und uns, imiar und tu 443. pract. n. part. praet. der swv. im oberfränk. 437 ff. 441 f. Wort- bildung: subst. auf äri oder äri? 340 f. Syntax: acc. c. inf. 244 ff. inti im nachsatz nach partic. 463 f. nach and. s&tzen 463. tat. fragesätze durch affirmative mit inu nt, ja tii, nio ni widergegeben 464. s. oberfränk. altnordisch, e und ia wechselnd 394. lautyerbindung np 404. dat. instrum. erst in jung, sprachgebr. mit med 404. deuions&ativpron. anaphorisch gebraucht 399. eigi efla 405. altsächsisch, alts. A. Test.? 115. s.

metrik. angelsächsisch, ausspr. des «c 17 anm.

s. metrik. Annolied, abfassun^zeit u. vorläge 102. Avian durch Boner benuzt 237 ff. beichtformel, Mainzer, ihre spräche 331. Bertram, 0., nekrolog 369 ff. Boethius , angels. , metrisches 32 ff. Boner. quelle : Avian 237 ff. Bragi. authontie seiner lieder 391. brechung s. althoohd. Byrhtnoth , metrisches 32 ff. Chronik, Zimmersche 166. dialekte, 8. oborfränkisch. gedächtnisverse^ geistliche, aus Grazer

has. 470 f. Edda. Atlakvida 386. hat Hamd. be- nuzt 389. entstehungszeit 390. At- lamal 386. - ~ Gudrünarhvot. verh. zu Hamdm. 385. Harn ais mal. abdruck des handschriftl. textes 377 f. hergestelter text 379. kritische hilfs- mittel: y^lsungasaga 382 f. Saxo Gramm. 384. 393. Snorra Edda 384.

Ragnarsdräpa 384. 391. GudninarhvQt

385. ältere und jung, bestandteile; Überarbeitung 385. metrik 386. stil

386. spräche 388 f. 39v>. Uoimat: Nor- wegen 387 f. abfassungszeit 389 ff. Zeugnisse ftbr die sage aus Skaldengedd.

392 f. mutmassl. entwicklung der sage

393 f. kriterieu dafDr in den namen 394. Genesis, angels., verhältn. zum Heiland

114 ff.

glos.sen , althochd. , über spräche und ver- wantschaftsverhh. 331 f.

Goethe, samlung Goetliischer gcdichte unter Herders papieren 206. entetehung der saml. 230 f. Goethes Stellung zu Herder 228 ff. zu Caroline Herder 219 f. Goethische gedd. in älterer gestalt 208 ff. „An Schwager Ejronos** 209 ff. „Auf dem see*' 213 f. „An den mond*< 215 f. „Einschränkung" 216 ff. „An mein glück*« 218 f. „Jä- gers abendlied" 220 f. ältere epi- gramme 221 f. „Geheimnisse" 224. „Zueignung" 224 ff. anecdota in Goe- thescher manier 231 ff. aber nicht von G. verfafst 455 ff. Übersetzungen 2331 metrisches 221 ff.

Gotisch. Zahlzeichen im text 272. laute: ei für e in Esr. n. Neh. 287 ff. für ft vor voc. im NT. 289. j zwischen i und voe. ausfallend 290. flexi on fremder eigennamen 261 f. der Orts- namen 262. 271 f. Wortbildung: abgeleitete verba mit o in der wurzd- silbe 283 f. praefix cUs- 283 anm. sy Utax : genit tempor. 286 f. jah nach

partic. 110. 463. Esra u. Ne-

hemia. text, griech. und got 291 K textgrundlage 252 ff. einwirkung der vulgata 274 ff. Überlieferung des got. textes 258 ff. beschaffenh. des got tex- tes u. sein verhältn. zur vorläge 255 ff. getreue widergabe des orig. in: Wort- stellung 256. synonjrmen 266 f. verb. compos. 257. verb. simpl. 257. ' abwei- chungen vom orig. 257 f. unwesent- liche auslassnngcn nnd zusätze 273 ff. sprachliche abweich ungen vom NT.283ff. eigentümlicbkeiteu d. Schreibweise 287 ff. Verfasser der alttest übers. 276 ff. Yulfilas anteil an der got. bibelübers. 276 ff. brief des Hieronymus an Sunia und Frethela 278 iL Gurintz, Lessing XI, 617 » Gneintz 91.

48G

bachbeoisteb

Güthrana, zauberin 393.

Hamburg s. zunftrollen.

Hartmann v. Aue, stand, geschlecht, hei- mat 479 ff.

Hättalykill 390.

Heiland. Verhältnis zur ags. Genesis 114 ff. die berichte über die beruf ung des Helianddiclitcrs und Cacdmous 115 anm. s. altsächs. und metrik.

Herder. Goethesche gedd. aus Herders papieren 208. 230 f. verhältn. zu Goethe 228 ff.

Herder, Caroline. Verhältnis zu Goethe 219 f.

Hieronymus, brief an Sunia und Frcthola 278 ff.

Johannes v. Würzburg, kreuzfahrerver- zeichn. aus s. Wilh. v. Österreich 168.

Jonakr 394. 401.

Jörmunrekssage, im norden mit d. Nibe- lungensage verknüpft 392 ff.

Isidor, lautstand, s. oberfränk.

Eaiserchronik , hat spruchdifihtung benuzt 482. 484.

katechismus, Weissenburger, dialekt409. 416.

kenningar 391.

kreuzfahrer, Verzeichnis deutscher kr. 127 ff. 296 ff. 451 ff. sagen von deutschen kr. 319 ff.

Metrik, altsächsische und angel- sächsische, versarteu 3f. in sich allitterierende kurzversc 3. Ijödahättr 3 f. Allitteration 41t*. gcsetzo für die reimenden hebungen 4 ff. krit. grundsätze für behandig. der ausnamen

13 f. scheinb. allitteration der Senkung

14 f. fehlen des Stabreims 15 f. qua- lität des stabr. 16 ff. grammatischer stabr. 17. röhrender stabr. 17 f. ver- hältn. der allitt. zu den Wortarten u. d. Wortstellung 18 ff. ausartung der metr. reg. in Bvrhtn., Boeth., psalm. 32 ff. caesur u. versschluss 34 ff. verh. der inetr. pause zur s} ntakt pause 34 ff. 45. vcrh. zu wortarteu u. Wortstellung 35 ff. hebung 46 ff. zwei verschleifte Silben auf einer h. 46. 48 f. zwei h. auf einander stossend 48 ff. nebenton eines znsammengesezten Wortes in zwei- ter hebung 50. tieftonige bildungs- u. beugungssilben in zweiter hebung 51 ff. tiefen zeichen der quantität 53 ff. Fremdwörter 55 f. Senkung 56 ff. halbverse ohne senk, unzulässig 46 ff. mit einer einsilb. senk. 47 ff. auftact 57 ff. Senkungen nach der ersten und

zweiten heb. 59 ff. unterschied zwischen beiden Senkungen 60 f. mehrsilb. senk. 61 ff. altnordische, nomen ungereimt vor d. abhäng, genit. im 2. halbv. des quiduhättr 396. metr. des Hamdism. 386. mittelhoch- deutsche, verse mit überladener erster hebung und senk. 195 ff. neu- hochdeutsche, en twicklung d . metr. kunst bei Goethe 221 ff.

minnedienst; Ursprung des deutschen m. 483.

mittelhochdeutsch, adjectiva auf "in unflectiert 92. acc. c. inf. 244 ff. 8. metrik.

ob er fränkisch, lautstand des oberfir. im IX. jh. : gebiet 330. quellen 330 ff. vocalismus 333 368. consonantismns 407—450.

Otfrid. lautstand s. oberfi-änk. acc.

c. inf. 244. verhältn. der hdss. P und V 413 f.

praeiixe. ihre lautl. form im oberfränk

dos IX. jahrh. 333 ff. predigten, deutsch u. lat. gemengt, aus

d. XII. u. Xm. jh. 472 £ psalm en , angels., metrisches 32 ff. Ragnarr Lodbrok 391 Ragnarsdräpa. verhältn. zu Hamdism. 384.

abfassung.szeit 391.

rccepte u. segen ans Grazer hdss. 468 f.

rittcrwesen und minnedienst, entstehung und heimat 483.

Rftckert, Heinrich, nekrolog 95 ff.

Ruprecht v. Wirzburg, zwei kaufleute, krit. bearb. 65 ff.

Saxo Grammat. , sein verh. zu Hamdism. 393.

segen u. Zauberformeln aus Graz er hdss. 468 f.

Spervogel. zeit der alt. Spervogellieder 482.

Spruchdichtung des XIL iahrh. 482 f.

Syntax, acc. c. inf. im deutschen 244 ff. s. althd., altnord., gotisch.

Tatiau. lautbtand s. oberfränk. spu- ren eines bair. schreib. 429.

vocale. brechung (a-umlaut) des t und n 358 ff. s. althochd., altnord., got., ober- fränk.

V^lsungasaga. verh. zu Ha<i dism. und GudrünarhvQt 382 f.

Vulfilas anteil an d. got. bibelftbers. 27G ff.

Walthcr v. Hüs n, lebeuszeit 482.

Ynglingatal, authentie 393.

Zimmersche chronik 16G.

zunftrollen , die ältesten Hamburger 123 f.

VERZEICHNIS DKB BttSPROCttKNBN STELLEN

4B7

IL VERZEICHNIS DER BESPROCHENEN STELLEN.

Gotisch.

Vulfila. Neh. 5, 13 8. 286. 14 B. 260 f. 16 8. 259 f. 285. ., 17 s. 284 f. 18 S.2Ö8.284.2Ö5. 6, 14 a. 258. 15 8. 261. 286 f. 16 s. 208 f. 283. 17 s. 286. 18 8. 256. 262 f. 19 8. 283 f. 7, 2 8. 261. 3 8. 261 f. Esra 2, 9 s. 268 f.

10 8. 269.

11 8.269.

12 ff. 8. 263 f. 14 8. 269.

16 8. 263. 269. 19 8. 269. 21 8. 271. 25 ff. 8. 263. 25 8. 269. 28 8. 269 f. 30 8. 270. 33 8. 270.

37 8. 270.

38 8. 270 f. 42 8. 271.

Matth. 11, 2 s. 112. Luc. 1, 5 8. 484. 2, 8 8. 286 f. 6, 21 8. 283 f. 14, 31 8. 107. 19, 2 8. 285. Marc. 6, 19 s. 112 f. 484. I. Kor. 17, 16 8. 284 f. Eph. 6, 9 8. 113.

I. Thess. 5, 7 s. 286 f.

II. 2, 2 8. 110.

Althoehdeatsch.

Hildebrandsl. v. 31. 32 s. 461 . Otfrid 1, 20, 3 8. 422. 1, 7, 12 8. 465. Monseerfragmente (Fragm. theot)

XXXV, 18 gameiti nan- dunc festnissa s. 461.

XXXV, 28 Petrus za unorte gabeotantemo usw. 8.462.

XXXVI, 7 neo Paulus . . . ni uuard s. 464.

Tatian 40, 6 s. 464.

87, 4, 14 8. 463. 87, 5, 30 8. 463. 205, 2 s. 463. Isidor III, 4, 47 (s. 9, 8 Wh.) s. 464.

Glossen : (üb. die bezeichuung ygl. s. 330 ff.) Fgl. 9 confti s. 441 a. 2.

69 lichof 8. 431 a. 1. tri. c' 977' anaiihenes s. 435.

978'' eicheue s. 365. gl. Ir. 501* banclichan

s. 431 a. 2. gl. ID J99'^ biuuihcn s. 418. 499" stigilo 8. 431. tbe . . illa 414. uuuntalginult- tiu 450. 500» aruuntid s. 414. Mgl. 283'> sugalarä s. 340. 285*' herdöora 8.356. SG. 292. 247" agenggün441. 263» m'chio s. 432 a. 2.

sphas.432a.4 268^ rahohinza s.

432 a. 3. 269* kam. mindil

432 a. 1. 269 ^ anehercikeu 8.428. bolcon 8. 428. intnusta 8.432. 307 andari s. 340.

Hitteilioehdeutsch.

Alber, Tundalus 53, 7 s. 94. Gottfrid V. Strassb., Tristan

12449 8. 64.

15798 s. 64. Hartmann v. Aue.

a. Heinrich 303 s. 481.

Iwein 59 76 s. 176 ff. 309 8. 195. Heinr. v. Krolewitz, Vater-

uns. 3539 s. 94. Pilatus.

Vorr. 50. 55. 74. 81. 87.

118. 132. 151. 173 8. 368. 9. 14. 33. 34. 57. 68.

73. 135. 157. 183. 294.

299. 316. 352. 355. 383.

390. 439 8. 368.

Ulrich V. Zatzikhofen. Lanzclet v. 77. 621. 624. 625. 830. 1035. 1040. 1869. 2207. 3021. 3063. 3875. 4019. 4548. 6550. 6786. 7789. 8024. 8075 78. 8419. 8483. 8831. 8867 6. 9J V. 926 8. 92 ff.

Altsäehsiseh«

Wessobr. gebet s. 116. Heiland v. 1555 s. 7 f.

2426 8. 10.

2725 8. 7.

3021 8. 9 f.

3069 8. 34.

3692 8. 10.

5512 a. 8.

Niederdeatseh«

Ludolf V. Sueben c. 4 aver- lang 8. 174.

AngeLsüelisiseh«

Andreas 1001 s. 20.

1629 8. 11 f. Beowuif 574 s. 8 f. 758 s. 24.

1174 8. 29.

1537 s. 24.

2062 8. 24.

2929 8. 16. Genesis 370 s. 5. 625 8. 62.

1619 8. 16.

2046 8. 5. Gnom. 101 s. 60. Heil, kreuz 9 s. 11. Reimlied 71 s. 12. Satan 315 s. 18.

Altnordisch«

Edda.

Atlakvida 14 s. 384. 402. Gudronakv. I, 19 s. 388. II, 19 S.401. Hamdismäl 8.377—406. Vfjluspä 28, 7 s. 400.

Ragnarsdräpa :

SEI, 372 f^ll i blödi blan- dinn usw. s. 384.

488

WOBTREOISTRB

m. WORTBEGISTER.

Ootiseli«

afara 484. aipistula 286. atdriusan 283. dis- 283 anm. fian 29a filasna 284. gamainps 286. gama ^S4 f. menops 261. ogjan 283 f. gaina 113. skalks 285. Bveran 484. sTinpjan 259. J>anrp 285. {»ioB 285. {»rafstjan 258. nfhlohjan 259.

2. AlthoehdeutselK

ägenggün 441 a. 1. aneherciken 428. andari 340. arfundjan 414 a. 3. banclicban blanclachin

431 a. 2. uerala 349 a. 1. Wesboto 420 a. 1. piallida 425. bleiba 431 a. 4. bolcon 428. eichene 365. eriberdil 436. ernust 465. fadamä 365. foFdaijan 340 a. 1. gameiti 461 f. gameit 462. hSriro 465. intnusta 432. intratan 407 a. 1 . inu 464. ja 464.

jcammindil 432 a. 1. knstjan 441 a. 2. lichof 431 a. 1. ludihoni 408 a. 1. mänOthwiltno, maDodiiüino,

manctaldo 415 a. 1. menichilo 432 a. 2. merispoto 420. nandunc 461 f. nand 462. nendigi 462. rabchinza 432 a. 3. rät tbunken 465. spaha 432 a 4. spilön 465. sulag 465.

suaäsprechon 431 a. 3. uuela, uDola 466. unolago 466. uunntolgiunittiu st. uaan-

talginuätiu 450.

3. Mittelhochdeutseh.

abte , üzcr a. 64. arebeit, senedlu 190. entsagen 64. von 191 f. vorder 92 f. getrebte 94. boeren von 198 f. manbeit 192. muoter 93 f. on 467.

raete dat. sg. 88. senedin arebeit 190 f. stinre 92.

4t. Nenhocbdeutseh.

claBsiscb 121. bandem 213.

Nlederüeutseb.

affdrögen 124. aunamen 124.

averlang 174. bescbeten 124. furlang 174. gadinge 124. bardewickett 124. bof, onime b. gan 124. buxbovet 124. lantvering 124. Ußte 124. mapel 124. musterd 124. palle 124. törnen 124. ungenocbte 124.

6. Altiiordiseh.

branga 404. byrir 404. Erpr 394. faltingja 400. goti 389. grobta 395. Hamdir 394. bledum 398 f. blydigi 399. blyja 398. bolt 387. hornang 401. bijota 405. hrütr 405. id 395.

Jönakr 394. 401. kvistskoßda 388. Udskjälf 390. long 391.

mega mit dat. 399. ijoük 405. strat 388. tr^ta 403. trytti 403. varr 406. vastigu 402. verga 397.

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